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Tags: zeitschrift rettungsdienst rotes kreuz schweizer magazine schlesische bergwacht magazine
Year: 1977
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Seite WB SCHLESISCHE BERGWACHT Nr. 9 Wer erinnert sich heute noch? Eine Reportage über Gaststätten pp. in Schmiedeberg und Umgebung Eine schöne Erinnerung mit guter Rück blende auf vergangene Tage soll der fol gende Beitrag von unserer alten schlesischen Heimat für den Leser dieser Zeilen sein! Er erhebt nicht den Anspruch etwa auf absolute Richtigkeit, denn es liegen in dem Falle ca. 70 Jahre dazwischen. Seither ist vieles geschehen von 1910 etwa bis jetzt! Ein breit gefächertes Blickfeld damaliger Zeit soll in Erinnerung kommen! Heimatliebe hat die Gedächtnisstütze fundiert und der Rückblick soll in Dankbarkeit der schönen Heimat ge widmet sein! Denn Heimatliebe soll ja speziell bei uns Deutschen zu den unwägbaren Dingen dieser Welt gehören!! Nun zum Thema! - Zum "Kundendienst" meines Vaters Geschäfts (Kürschnerei) und auch zur Anhänglichkeit an die schöne Natur gehörte es, viel Ausflüge in die Gegend mit oder ohne Familie zu machen, auch mit Be kannten oder Verwandten. Da wäre also als erstes das in der Niederstadt befindliche .Feldsdrlößdien ", ein inmitten von Feld und Wald gelegenes Gartenlokal mit "Kaffeegar ten", wo Mutter mit uns Kindern gern weil te! Es lag abseits der Straße und für uns Kinder wie geschaffen! Dann kam direkt an der Straße Hirschberg - Landeshut gelegen das Gasthaus .Zum Schlüssel" am Fuße des gleichnamigen Berges mit einem Steinbruch dahinter. Nun geht es weiter zum "Land häusl". Es lag an einem Feldwege nach Ho henwiese, ein kleines Bierlokal und Vater ging oft, besonders sonntags morgens, dort hin zu einem Frühschoppen, oder auch zu ei nem Skat. Etwas bewußt abschätzend kam mit schöner Regelmäßigkeit eine Bemerkung meiner Mutter: .Jetzt gieht der Voter dohie, wu das Gesangbuch an Henkel hoat! Was aber Vater nicht sonderlich beeinflußte! - Als nächstes geht es zum Kaffee Zeh, Nähe Bahnhof, an der Ecke Eglitz-Brücke, mit Kon ditorei. An der Bahnhofstraße mit großem Kaffeegarten und Saal lag .Schreibers Ho tel"! Im Sommer gab es im Saal Gastspiele auswärtiger Bühnen oder Konzerte, wozu mich Mutter immer mitnahm! Die "Waise aus Loowood" ein Trauerspiel, ist mir noch in Erinnerung, und dabei kam Mutters Taschentuch nicht zur Ruhe! - Weiter geht die Tour zum Gasthaus "Sonne", Inhaber Familie Schatz, also ein in jeder Weise freundliches Lokal, nahe der Einfahrt zum Raabe-Gut, Höppner-Schmiede und Post, für Reisende und Touristen geeignet. Dann lag an der Friedrichstraße der "Preußische Hof", bei dem an der Vorderfront die Firma Milke aus Hirschberg ein Konfektionshaus mit gro ßem Laden einrichtete. Als nächstes Lokal käme dann das sehr exklusive Hotel "Zum goldenen Stern", das heute im .Baedecker" vermutlich mit 3 Sternen bezeichnet stehen würde!! Hier war auch eine Kutscherstube mit Ausgespann angegliedert, wie sich das für ein gutes Lokal gehörte. Inhaber war die Familie Koring zu meiner Zeit, soweit ich mich erinnern kann. Der "Spiritus rector" dieses Betriebes war s. Zt. der Oberkellner, Herr Sommer, den wir, da in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Geschäftes, sehr gut kannten, und den ich in einem früheren 'Artikel schon erwähnte. Herr Erhard Krause hat in Nr. 4/77 der .Bergwacht" dem Lokal einige ehrende Zeilen gewidmet. Die Hono rationen unseres Städtchens, auch andere prominente Gäste kannten den Kellner, so gar Gäste aus dem Ausland. Mit weltmänni scher Sicherheit bewegte er sich als vollen deter "Grande", sozusagen als Vertreter unserer Stadt zwischen seinen Gästen. Mit uns als unmittelbare Nachbarn hatte Herr Sommer auch guten Kontakt. Als Junge hatte ich so etwas wie scheue Hochachtung vor ihm. In der Gartenstraße war da nicht weit von uns die Konditorei Griepentrog, mit Kaffee angegliedert. Da gab es einschlägige Schlek kereien aller Art und Güte. Wenn daheim Besuch war, mußte ich das Passende oder Fehlende, besonders für die Tanten dort holen!! Das süße Geschäft war aber auch in der ganzen Stadt durch gute Ware bekannt!! - Nun geht es weiter zum Markt! Da war das Hotel "Schwarzes Roß" der Familie Baum gart. Angegliedert war die Kutscherstube und das Ausgespann. Beides gehörte mei nem Onkel, dem Fuhrunternehmer August Kallinich mit seiner Frau, der Tante Berta, die bei mir immer einen Stein im Brett hatte, denn es war immer ein Stückla Kucha oder a po ar Pfefferminzkichla fier mich auf Lager, oder Bomborns! Auch zwischen den Gäulen konnte man sich im Stroh schön verstecken, aber das wurde vom Onkel nicht gerne ge sehen und ein Fuhrmannsdonnerwetter des Onkels fuhr dazwischen, denn die "Biester" sein doch monchmool scheu und schloan noch hinga aus! - Am Markt war auch die Destille von Herrn Singer. Der Singer-Sicke, sein ältester Sohn, war eine Weile mein Spielge fährte. Er ging dann auf eine andere Schule, wohl nach "Herschbrich", (Hirschberg!) Ne ben dem Rathaus war die Destille von Hanke, bei der an Wochenenden meist Hochbetrieb war. Gegenüber vom Rathaus war das Gasthaus ,,3 Kronen", bei dem einst das 1. Kino der Stadt in festem Saal im 1. Stock "stattfand", Ausstattung: Holzbänke als billigste Plätze, dann Einzelstühle, sogar Polster, und ein Klavier! - In der Landeshu ter Straße lag die Brauerei, in der ich immer Jungbier holen mußte. Daraus wurde dann im Winter zum Abend Warmbier gekocht, was ausgezeichnet schmeckte! In der Ober stadt lag gegenüber der Schule der "Hirsch", im Hintergebäude befand sich meines Wis sens als 1. Bad ein kleines Holzhaus mit Um kleidezellen und einem "Bassin", etwa 3mal 4 m groß, wo ich und einige wenige andere Jungens die ersten Schwimmstöße machten, denn das schöne Inselbad an den Gebauer teichen war noch nicht akut!! Gut Naß! Aber an die Anstalt im "Hirsch" denke ich immer gern zurück! - Nun war da auch noch der "Stollen", an den ich mich aber nicht mehr recht erinnere, vielmehr lag am Paß an der Straße nach Landeshut die "Viktoria-Höhe", ein viel be suchtes Ausflugslokal, dann auf der Paßhqhe der Paßkretscham, später die Schillerbaude als Neubau, mit Blick auf das Schmiedeber ger und Landeshuter Gebiet. Beides ware.n schöne Ausflugslokale. - - Nun wollen w j r wieder runter ins Städtchen gehen. Da war das Schützenhaus, von der kath. Kirche aus nur einige Minuten weit, da wurde auch spä ter die Höhnestraße gebaut, die also (Ich danke Herrn Vielhauer für den Hinweis!) nach dem Bürgermeister Benno Höhne be nannt ist. Von dort in fast ununterbroche ner Steigung läuft ein Weg durch Wald zur damals sehr beliebten Tannenbaude, Aus flugsziel vieler Spaziergänger. Die Baude war gleichzeitig Sitz eines Revi�rförst�rs und Kaffee- und Bierwirtschaft. Weiter qmq es durch Hochwald, immer mit Steigung bis zu den Forstbauden einige wenige Häuser mit wunderbarem Blick ins Hirschberger Tal. Eine kleine Schule gab es m. W. auch dort oben und einen Lehrer, der sich in Form ei nes kleinen Alpinums, der Pflege der Ge birgsftora verschrieben hatte. Bis zu den Grenzbauden führte der Waldweg weiter, mehrere Baudenkomplexe, die damals schon wegen ihrer hohen Lage gern von Reisenden besucht wurden. Ich erinnere mich noch der Hoferbaude. Nun will ich auf der anderen Seite des Schm. Tales mit der Reise fortfah ren. Da käme zuerst Hohenwiese. Hier lag das Kaffee "Glück. im Winkel" mit Kondito rei für die Mütter und Tanten und Spielplät zen für die Kinder. Die Schleckerei war für uns Kinder aber mit einem Wermutstropfen verbunden. Hier wurde uns, weil es ein "fei nes Lokal" war, der gute Benimm zur Pflicht gemacht!! Der "Grüne Baum" arn gleichen Orte hatte einen großen Garten mit sehr altem Baumbestand. Uber den "Hämrich" ging der Weg zum Kretscham in Oberbuch waid, der so schön abseits lag und von dem aus man die Falkensteine gut sehen konnte. Es war eine Wirtschaft mit Viehhaltung. In Hohenwiese war der Onkel Müller als Ober gärtner und Förster im Genesungsheim tätig. Das Heim gehörte m. W. der LV A in Breslau. Die Nachkommen des Onkels sind jetzt alle im Westen und ich stehe noch in Ver bindung mit ihnen! Der nächste Weg bergan selbstredend, geht zur Buchenbaude. (Siehe ein schönes Foto von ihr, in Nr, 2/77 S. 32, von Herrn S. Raabe aus Rotenburg/W.!) Die herrliche Buche ist bestimmt noch arn Leben? Daß die Baude noch steht, bestätigt das Bild! Und weiter geht die Wanderung zu den Frie sensteinen, obwohl zu meiner Zeit bis dorthin Wald und nichts als Wald zu sehen war. Aber auch viel, viel Blaubeeren! Weiter geht die Wanderung nach Buschvorwerk, an der Stra ße nach Steinseiffen lag die Brauerei, wo im Garten im Sommer die Schulfeste stattfan den! In Steinseiffen gab es neben Onkel Keils Kolonialgeschäft den Kretscham (neben dem Feuerwehrturm) mit einem großen Gast raum und viel, viel altem Holze!! Zum Dorf hinauf geht es weiter zur Kaiser-Friedrich Baude, ein schönes Touristenziel mit großer Glasveranda und Blick zum Kamm! Der Kretscham in Arnsdorf war ein großes stattliches Gebäude und lag gegenüber dem gräflich-Matuschka'schen Schlosse. Zwischen Straße und Schloß ein prächtiger Park mit exklusivem Baumbestand! Von da ab in Rich tung zu einem dicht bei Arnsdorf befind lichem Höhenrücken gelangte man zur Brot baude, wieder in freier Höhe gelegen, mit herrlichem Panorama zum Schmiedeberger und Hirschberger Tal. Nicht weit weg von dort das Gasthaus zum "Eisenhammer" in Birkigt zwischen Arnsdorf und Nieder Krummhübel! - Hier sei auch noch der alten, s. Zt. durch eine Lawine verschütteten Melzergrund Baude, direkt am Fuße des Koppenkegels ge dacht. Sie lag am Wege von Wolfshau zum Melzergrund-Kessel. Jetzt geht es zu einem kleinen Außenseiter. Ich meine das Lust schlößchen in Kaiserswaldau in herrlicher Lage. Es war Besitz eines Onkels von mir, des Dest. Hornig aus Hirschberg, der den Enzian-Likör in Flaschen im Format der En zianblüte einführte. In der Drahtziehergasse in H. besaß er eine gutgehende Brennerei mit Ausschank. Auch erinnere ich mich gern an das Hotel zum Rosengarten am Schloßplatz in Bad Warmbrunn, wo ich die Gärtnerei erlernte. Es war durch seine vortreffliche Küche sehr bekannt und wurde durch unsere Gärtnerei (Bittner, Zackenaue) im Sommer mit frischem Gemüse beliefert. Dort wurde aber nicht nur Essen gekocht, sondern in der Hitze des hochsommerlichen Betriebes flogen in der Küche auch manchmal Bratpfannen, Töpfe und andere Utensilien nach den Stiften (Kochlehrlingen). Schleunigst suchte ich dann mit meiner Gemüsekarre das Weite! Zum Maulaffen-feilhalten schien mir dort nicht die rechte Atmosphäre. Zum Schluß möchte ich noch einen kleinen Ausflugsort erwähnen. Es war der Harte Kretscham bei dem kl. Ort Hartau dicht bei Schmiedeberg. Man ging dorthin durch die Felder durch die Auen am Schlößchen Ruh berg �orbei, wo sich die. Romanze Kais�r Wilhelms des 1. mit der Prinzessin RadzewIlI abspielte, s. auch Art. von Herrn Erhard Krause v. 20. 2. 1977 Nr. 4 in der "Berg wacht" . Der Kretscham besaß einen sehr hübschen, anheimelnden Kaffeegarten, der an einer kleinen Berglehne lag mit Blick zur gesamten Kammlinie. Diese so lange Wanderung will ich nun für heute beschließen, hoffend, beim Lesen die ser Zeilen liebe Erinnerungen an unser schö nes Gebirge wieder geweckt zu haben und verbleibe mit besten Wünsche an alle und schlesischem Gruß W. Opitz, Bad Salzuflen Deulschlandlreffen der Schlesier - Hirschberg trifft sich In Essen in Halle6