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                    WELTLITERATUR FÜR KINDER

WELTLITERATUR FÜR KINDER
Romeo und Julia nach William Shakespeare Neu erzählt von Barbara Kindermann Mit Bildern von Christa Unzner

Der Prinz von Verona war sehr verärgert über diese törichte Feindschaft, denn immer wieder brachte sie große Unruhe in seine Stadt. Als er eines Inges erneut dazustieß, wie zwei Diener der gegnerischen Häuser mitei* nandci kämpften, trieb er die Streithähne auseinander und rief zornig: »Ihr / riedensfeiiule! Hört auf mit diesem sinnlosen Hass! Wer je wieder die Ruhe unserer Stadt stört, wird mit dem Tode bestraft! Lebt endlich in Frieden und Freundschaft!«
Nun begab es sich eines Tages, dass ein junger Edelmann namens Paris beim Grafen Capulet vorsprach und ihn um die Hand seiner schönen Tochter Julia bat. Der Vater schüttelte bedenklich den Kopf und sprach: »Julia ist eigentlich noch zu jung zum Heiraten. Doch soll sie selbst entscheiden. Wenn auch sie es will, werde ich einer Hochzeit gerne zustimmen. Ich gebe heute ein Fest. Kommt dazu, und ich werde Euch mit Julia bekannt machen.« Am Abend wurden im Hause Capulet die Vorbereitungen für das Fest getroffen. Unter den Dienern und Köchen herrschte emsiges Treiben. Julia hatte sich unterdessen mit ihrer Mutter und ihrer Amme in die oberen Gemächer zurückgezogen. Gräfin Capulet nahm die Tochter bei der Hand und fragte ernst: »Julia, was hältst du eigentlich vom Heiraten?« Julia antwortete ganz erschrocken: »Liebe Mutter, um Himmels willen, ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht!« »Dann beginne jetzt damit«, entgegnete die Mutter. »Graf Paris war heute zu Besuch und hat um deine Hand angehalten. Er ist schön, tugendhaft und ein Verwandter des Prinzen von Verona. Julia, einen besseren Mann kannst du nicht finden! Er wird heute Abend zum Fest kommen, sieh ihn dir an, er wird dir bestimmt gefallen.«
Noch bevor Julia antworten konnte, eilte ein Diener herbei und rief: »Die Gäste siml da! Die Gräfin wird gerufen, Julia gesucht, und die Amme sollte längst in der Küche helfen, alles geht drunter und drüber...!« Wenig später war der Ball der Capulets in vollem Gange. Es war ein fröh- liches Durcheinander, und so bemerkte niemand, wie sich drei maskierte Fremdlinge heimlich unter die Gäste mischten. Es waren Romeo und seine beiden besten Freunde Mercutio und Benvolio. Natürlich waren sie nicht eingeladen, denn sie gehörten dem feindlichen Hause Montague an. Aber durch Zufall hatten sie von dem Fest erfahren und in jugendlichem Über- mut sofort beschlossen, unerkannt daran teilzunehmen. Während Graf Capulet den Tanz eröffnete, schauten sich die drei Freunde verstohlen um. Da erblickte Romeo inmitten der Festgesellsöhaft plötzlich Julia. Sofort war er von ihrer Ausstrahlung und Schönheit wie verzaubert.

Vorsichtig schlich er sich immer näher an sie heran. Als er Julia endlich ohne Maske gegenüberstand und sie ansprach, verliebte auch sie sich auf den ersten Blick in diesen hübschen Jüngling, und bald schon waren die beiden in ein inniges Gespräch vertieft. So ahnten sie nicht, dass sie von der anderen Seite des Ballsaales aus scharf beobachtet wurden. i
Julias Cousin Tybalt. ein besonders hitziger Bursche, hatte Romeo erkannt und wollte unverzüglich auf den Eindringling losgehen. Doch Julias Vater, Graf Capulet. fuhr dazwischen: »Was habt Ihr, Neffe? Was soll der Lärm, wozu ?« »Der Kerl dort drüben bei Julia ist ein Montague, der sich maskiert unter die Gäste gemischt hat, um uns zu verspotten!«, rief Tybalt aufgebracht. »Ist dies nicht der junge Romeo?«, fragte Graf Capulet. »Ja. der Schurke Romeo«, erwiderte Tybalt heftig.
Ihn I, ... Vater wat ein viel zu nobler Gastgeber, um jemanden aus sei- nem Ilans werfen zu lassen. So versm hie er. lybalt zu beschwichtigen, und spra< h: »lasst mir. ei soll ein logendsamer Jüngling sein, er kann bleiben!« Ivb.ill musste seinem Onkel gehört heu. innerlii h jedoc h schäumte er vor Will, weil Romeo ohne Sli.de davonk.mi. ja sogar auf dem fest bleiben durfte. »Na w.ii le«, zischte er hasserfüllt, »das wirst du mir noch büßen!« alledem nichts bemerkt. Sie wurden erst ia zu ihrer gnädige Fräulein?« Romeo und Julia hatten von durch die Amme aus ihrem Gespräch gerissen. Diese schickte Jul Mutter, die ihr Graf Paris vorstellen wollte. ' ? »Wer ist denn eigentlich dieses i ‘ t.:::: zzxxt i* r * '**• Toi hier seines ärgsten Feind . i henbl‘>ss: Ausgerechnet in die .»'•ten Feindes halte er sich verlieht!
Als Julia wenig später von ihrer Amme erfuhr, dass Romeo ein Montague sei, war auch sie zutiefst erschüttert. Doch dieses Wissen vermochte an ihren Gefühlen für Romeo nichts zu ändern und leise sagte sie: »O Wunder werk! Ich fühle mich getrieben, den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben.«
in dieser Nacht konnte Romeo nicht schlafen. Von Liebe getrieben schlich er sich in Capulets Garten, um Julia nahe zu sein, und schaute sehnsüchtig zu ihrem Fenster hinauf. Da öffnete sich plötzlich die Balkontüre über ihm und Julia trat hinaus, ohne ihn zu bemerken. »O Romeo«. hörte er sie zum Mond und zu den Sternen sprechen, »warum nur du, ein Montague! Doch was spielt das für eine Rolle: Ob Montague, ob Capulet. das sind nur Namen, und nur dein Name ist mein Feind! Dir jedoch, Liebster, dir schenke ich mein Herz!« Da trat Romeo aus dem Schatten der Oleanderbüsche ins helle Mondlicht und rief ihr zu: »Ich nehme dich beim Wort, geliebte Julia, und schenke dir mein Herz im Tausch dafür!« »Bist du es. Romeo?«, fragte Julia ungläubig. »Mein Name ist unwichtig«, antwortete er, »nenn mich Liebster, so bin ich neu getauft!« Noch lange unterhielten sie sich zärtlich und merkten nicht, wie die Zeit verflog, bis die Stimme der Amme zu ihnen drang, die nach Julia rief. »Ich muss gehen«, sagte Julia hastig, »doch. Romeo, wenn du mich so sehr liebst, dass du mich heiraten möchtest, so sag mir morgen, wann und wo wir getraut werden können. Ich werde dir meine Amme als Botin schicken, um neun Uhr! Vergiss nicht, morgen um Neun, die Amme!«, und damit eilte sie in ihr Zimmer. Romeo schaute traumverloren zum erleuchteten Fenster hinauf und seu zte: »Schlaf wohl. Liebste! Ich werde sofort zu Bruder Lorenzo ins Kloster eilen und ihn um Hilfe bitten. Er muss im® rl >• i 1 somit unser Glück besiegeln!« *'

Es w«ir früh uni Morgen und Bruder Lorenzo, ein I riester, war eben dabei, im Kloslergarten Pflanzen für seine Kräutermedizin zu sammeln, als Romeo hei beieilte. Atemlos erzählte er seinem väterlichen Freund von Julia und ihrei beider großen Liebe: »Sie gab ihr ganzes Herz mir für das meine, darum bitte ich dich, willig? ein. uns noch heute heimlich zu verheiraten!« »O heiliger Sankt Franz!«, rief Lorenzo erstaunt aus. »Du, ein Montague, willst eine Capulet heiraten? Weißt du. welchen Tumult dies unter euren Familien auslösen wird?« Doch dann fügte er nachdenklich hinzu: »Nun, vielleicht aber kann eine solche Heirat den alten Groll beenden, endlich Frieden zwischen den feindlichen Häusern stiften und neue Freundschaft bringen. Ich will es tun!« »O danke, bester Lorenzo!«, rief Romeo überglücklich und stürzte davon, um zur vereinbarten Zeit Julias Amme zu treffen. Durch sie ließ er Julia ausrichten, sie solle am Nachmittag zu Bruder Lorenzo kommen. Dort würden sic alsdann heimlich getraut werden. Als Julia erfuhr, dass sie ihren r tanzte sie vor Freude im Zimmer umher. Am Nachmittag verließ sie wie verabredet das Haus, um Bruder Lorenzo aufzusuchen. Dort wartete Romeo bereits ungeduldig auf sie Als der Priester sah, wie glücklich die beiden waren, schwanden seine Bedenken endgültig und er vollzog die Trauung ohne Zögern: Jetzt waren Romeo und dass eZw rattet' i' LOre”Z° Und der Amme WUSSte>doch niemand. gZxzr eine capuiet in ai,er Hei“‘ -u Romeo noch am selben Tag heiraten sollte,

Ihr Glück sollte jedoch nicht lange währen, denn noch am selben Tag geschah etwas Furchtbares. Tybalt. Julias jähzorniger Vetter, zog durch die Straßen Veronas, uni Romeo zu finden. Er wollte ihn wegen der heimlichen Teilnahme am Ball der Capulets bestrafen. Als er wenig später tatsächlich auf Romeo und seine Freunde Benvolio und Mercutio traf, suchte er sofort Streit. Romeo, der auf keinen Fall gegen einen Verwandten seiner Julia kämpfen wollte, versuchte Tybalt zu beruhi- gen. Dieser jedoch dachte nicht daran, Romeo kampflos ziehen zu lassen, und forderte ihn wütend zum Duell. Schließlich versuchte er. den ver- hassten Montague durch Beleidigungen zu reizen. Da war Romeos Freund Mercutio nicht mehr zu halten. Er zog den Degen und rief: »Kämpfe mit mir, wenn mein Freund sich nicht selbst verteidigen will!« Romeo wollte ihn zurückhalten und rief Benvolio verzweifelt zu: »Auf, geh dazwischen, sie dürfen nicht kämpfen!« Doch zu spät: Schon war Mercutio von Tybalts Degen tödlich getroffen worden. Da vergaß Romeo alle guten Vorsätze und stürzte sich voller Zorn auf Tybalt. Nach einem erbitter- ten Gefecht sank schließlich auch Julias Vetter tödlich getroffen zu Boden. Entsetzt rief Benvolio: »Romeo, du musst fliehen, schnell! Wenn sie dich fassen, wirst du mit dem Tode bestraft!«


Kaum war Romeo verschwunden, traf auch schon der Prinz von Verona mit seinem Gefolge ein. Benvolio berichtete aufgeregt, wie sich alles zuge- tragen hatte. Besonders beteuerte er Romeos Unschuld, der habe schlichten, nicht aber kämpfen wollen. Der Prinz, der ein gerechter Mann war, überlegte lange. Auf beiden Seiten war Blut geflossen. Romeo hatte den Streit zwar nicht begonnen, aber Tybalt getötet, und die Strafe dafür war eigentlich der Tod. Doch der Prinz zeigte sich gnädig: Er verbannte Romeo nur außer Lan- des. Sollte er sich aber je wieder in Verona zeigen, so müsse er sterben. In seiner Verzweiflung hatte Romeo sich zu Bruder Lorenzo geflüchtet. Als er dort vom Urteil des Prinzen erfuhr, klagte er: »Verbannung? Verban- nung aus Verona? Das ist schlimmer als der Tod.1« Lorenzo versuchte ihn zu trösten: »Nur aus Verona bist du verbannt, jedoch die Welt ist groß und weit« »Es gibt keine Welt außerhalb der Mauern von Verona, denn Julia wohnt hier«, gab Romeo zur Antwort. »Und wo Julia lebt, ist der Himmel. Jeder Hund, jede Katze, jede kleine Maus, selbst das schlechteste Geschöpf lebt in Verona im Himmel, denn es darf Julias Schönheit sehen. Doch Romeo darf nicht! Und da sagst du. Verbannung sei nicht der Tod?«

f In diesem Moment stürzte Julias Amme in Lorenzos Kammer. Sie war verzweifelt auf der Suche nach Romeo, um ihm eine Botschaft ihrer Herrin zu überbringen. Sofort warf Romeo sich ihr zu Füßen: »Wie geht es Julia? IVo ist sic? Was sagt sie? Hält sie mich für einen Mörder?« Ach Herr . seufzte die Amme, »sie sagt kein Wort, sie weint und weint. Doch diesen Ring soll ich Euch bringen und ausrichten, die Strickleiter sei bereit. Sie möchte ihren Mann, ihren Romeo, heute Nacht ein letztes Mal vor sei- ner Verbannung sehen.« Da forderte Lorenzo ihn auf: »Hadere nicht länger mit deinem Schicksal, geh hin zu deiner liebsten Frau und tröste sie. Beeile dich, bevor man Wachen aufstellt. Und morgen früh fliehe verkleidet nach Mantua. Dort wird ein Diener dir hin und wieder Nachricht von mir bringen, wie es in Verona stpht «
So traurig Julia auch über den Tod ihres Vetters Tybalt war, so sehr liebte sie ihren Romeo und konnte ihm nicht zürnen. Also schloss sie ihn über- glücklich in die Arme, nachdem er in ihr Zimmer hinauf gelangt war. Die Nacht verging viel zu schnell, und als der Morgen nahte, klammerte sich Julia leidenschaftlich an Romeo und beschwor ihn: «Willst du schon gehen? Dee Tag Ist /« noch lern. Es unedle Nachtigall und nicht die Urche. die wir eben hörten.« »Die Lerche war's. die Tagverkünderin«, antwortete Romeo. »Nur Eile reitet mich. Wenn ich warte, bis cs hell wird, bedeutet das den Tod!« Obwohl Julia ihren Romeo nicht gehen lassen wollte, erkannte sie doch plötzlich, in welcher Gefahr er schweben würde, falls er nicht rechtzeitig bei Dunkelheit aus Verona fliehen könnte. Angsterfüllt rief sie aus: »Nein, du hast Recht, es tagt, es tagt! Aid! Eile! Fort von hier! Es ist die Lerche, die so heiser singt, und nicht die Nachtigall. Es wird heil, wir müssen scheiden!« Sic küssten sich ein letztes Mal, bevor Romeo eilig die Strickleiter hinab- stieg, um nach Mantua zu fliehen. Julia warf sich auf ihr Bett und weinte. Als Gräfin Capulet ihrer Tochter noch am selben Tag mitteilte, dass sie am nächsten Morgen mit Graf Paris verheiratet werden solle, weigerte sie sich aufs Heftigste. Ihr Vater war darüber sehr erzürnt, und auch die Mutter wandte sich enttäuscht von ihr ab. Julia sollte für diesen vornehmen Bräuti- gam dankbar sein! Selbst die Amme, die als Einzige von der Heirat mit Romeo wusste, riet ihr zur Hochzeit mit Paris und sprach: »Diese zweite Hoc hzeit ist der ersten bei weitem vorzuziehen, denn Romeo ist so <mt wie tot. Wenn er auch lebt, so hast du doch nichts mehr von ihm.« In ihrer Verzweiflung flüchtete Julia sich zu Pater Lorenzo. Er war der Einzige, von dem sie sich noch Hilfe erhoffen konnte.

Julia stürzte sich in Pater Lorenzos Arme und rief verzweifelt aus: »Den Tod verlange ich. wenn Ihr mir nicht helfen wollt! Denn eher springe ich von jenem Turm, gehe dorthin, uv Rauher streifen, Schlangen lauern, und kette mich an u ilde Baren fest, als einen anderen zu heiraten als meinen Romeo!« Als der Pater Julias treue Entschlossenheit sah, sagte er mitfühlend: »Wohlan denn, ich will dir helfen, aber du brauchst Mut! Nimm diesen Kräutertrank, er lässt dich 42 Stunden schlafen, als wärst du tot. Kein Atem- zug, keine Wärme wird mehr von Leben zeugen. Nach 42 Stunden wachst du wieder auf. Mein Plan also ist der: Geh heim, sei fröhlich, tu so, als ob du in eine Heirat mit Graf Paris einwilligen würdest. Trink diesen Saft heute Abend, dann wirst du morgen todesähnlich schlafen und statt Hochzeit zu feiern, wird man dich in die Gruft deiner Väter tragen. Romeo will ich in einem Brief von unserem Plan unterrichten. Er wird mit mir zusammen in der Gruft sein, wenn du erwachst, und dich nach Mantua bringen. Wenn du dich also nicht fürchtest, so nimm dieses Gift.« Julia griff entschlossen nach der Flasche und rief: »Gib mir den Trank! Und rede nicht von Furcht'. Ich werde Euren Plan ausführen! Danke, und lebt wohl!«
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v .t.T hin. bat ihn uni Verzeihung für ihren So trat Jl,lia s|(.h sc|winblir einverstanden, den Grafen Paris .‘u'lieiX’’Graf Capulet war sehr erleichtert und ließ die frohe Botschaft ( 5t^dtuX.X* Mutter fürsorglich: »Gute Nacht, mein Kind! Geh nun zu Bett und ruh. Du hast es nötig. denn morgen .st em großer Tag ' »Wie Recht du hast«, erwiderte Julia, und nachdenklich murmelte sie vor sich hin: »Gott weiß. wann wir uns iciwlriwlicti.« Allein in ihrer Kammer überkam Julia plötzlich Angst, dass ihr Plan miss- lingen könnte, und sie überlegte: »Und wenn der Trank zu schwach ist und gar nicht wirkt? Wird man mich dann morgen gegen meinen Willen mit dem Grafen vermählen? Oder er könnte zu stark sein und mich wirklich löten! Vielleicht erwache ich zu früh und ersticke in der Gruft...« Doch letztlich vertraute sie dem Pater, trank den Kelch aus und rief. »Ich komme, Romeo!« Dann legte sie sich auf ihr Bett und wartete darauf einzuschlafen, um 42 Stunden später an Romeos Seite in der Gruft wiedei aufzuwachen. Die ganze Nacht über liefen im Hause Capulet emsig die Hochzeitsvor* kehrungen. Als der Morgen nahte, rief Julias Mutter nach der Amme und befahl: »Geht schnell, weckt Julia auf! Und putzt sie mir schön heraus! Beeilt Euch, der Bräutigam ist schon da!« Die Anime eilte zu Julias Kammer hinauf. Julia lag auf dem Bett und schien noch zu schlafen. Da rief sie: »Fräulein! Mein Fräulein! Pfui, Langschlä- ferin! Mein Schätzchen, sag ich! Der Bräutigam ist da! Wach auf!« Sie schüttelte Julia immer heftiger, doch diese regte sich nicht. Kalt, weiß und leblos lag sie da. Entsetzt schrie die Amme auf: »OGott. zu Hilfe! Zu Hilfe! Sie ist tot!« Was für ein Jammer brach da aus im Hause Capulet! Alle klagten und weinten bitterlich. Als Bruder Lorenzo schließlich eintraf, forderte er die Familie auf. alles vorzubereiten, um Julia in die Gruft ihrer Väter zu geleiten.
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.......................................................... einen Boten zu Romeo nach Mantua unl,..dessen baue Br no.............s a,lgeblic|iem Tod und dem gesattdl. um dun . > • ü|)erbrj,lgel,. noch, o Unglück! Der geplanten ix'• wur<Je nfcht bis |lach Mantua ** ........... Brief an Romeo ungeöffnet zurück- er entsetzt aus: »Welch unseliges M^sgeM! Ich muss sofort zur ö„dr.i...........<....wacht J.....ruf. Sie wird mich verwunschen, wer! Homeo voi, unserem Plan nichts erfahren hat und nicht da .st!« I - ♦ Dafür aber war Balthasar, ein anderer Freund Romeos, bis nach Mantua gelangt. Leider! Zwar hatte er noch von der heimlichen Hochzeit der beiden Liebenden erfahren, wusste aber nichts von Lorenzos neuestem Plan. Als Romeo ihn sah, sprang er freudig auf und rief: »Hu. Neues aus Verona! Sag, nie steht“ s? Bringst du vom Pater Briefe? Was macht meine Julia?« »Oh Herr, verzeiht die schlimme Botschaft«, antwortete Balthasar zutiefst be- kümmert. »Eure Julia ist tot und wird heute in ihrer Väter Gruft bestattet.« »Ist das wahr?«, schluchzte Romeo. »Wenn ja, so will ich heute Nacht noch neben ihr liegen! Bring mir ein Pferd, ich muss sofort zu Julia reiten! Doch zuvor werde ich mir beim Apotheker tödliches Gift besorgen!« So erreichte Romeo an diesem Abend ganz verzweifelt vor Kummer mit emem Gifttrank in der Tasche Julias Gruft. Er brach die Türe auf und eilte Che Sten,stufen hinunter. Da lag seine Julia, wunderschön, doch kalt und blass, wemend umarmte Romeo sie ein letztes Mal. Dann trank er ent- schlossen den Giftkelch aus und sank neben Julia nieder

Als Pater Lorenzo endlich eintraf, war es bereits zu spät, um Romeo zu retten. Traurig betrachtete er den toten Jüngling. In diesem Moment erwachte Julia und erblickte den Pater. Voll Freude rief sie aus: »O. Trostes- banger! Wo ist mein Gemahl? Ich weiß recht gut noch, wo ich erwachen sollte, und da hm ich auch. Aber wo ist mein Romeo?« Sie schaute sich um und sah voller Entsetzen Romeo tot neben sich liegen. Oben am Grufteingang hörte man plötzlich Schritte. Rasch erzählte Pater Lorenzo, wie es zu dem Unglück gekommen war, und ermahnte Julia, sofort zu fliehen: »Geh.gutes Kind, die Wache kommt!« Julia aber beugte sich über den toten Romeo und küsste ihn ein letztes Mal. Sie wollte für immer bei ihm bleiben. Als sie die Wache näher kommen hörte, setzte sie entschlossen den Giftkelch an die Lippen, doch es war kein einziger Tropfen mehr darin. Da ergriff sie in ihrer Verzweiflung Romeos Dolch, stieß ihn sich ins Herz und sank sterbend auf seine Brust.
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Die Kunde vom Tode Romeos und Julias verbreitete sich wie ein Lauf teuer in ganz Verona. Wenig später trafen der Prinz von Verona und sein Gefolge ein. Julias Mutter und Vater kamen. Romeos Eltern, ihre Verwandten, ja. bald waren alle Montagues und alle Capulets vor der Gruft versammelt und weinten und trauerten. Da ergriff Pater Lorenzo das Wort und sprach laut und vernehmlich: «Romeo und Julia waren Mann und Frau, getraut am Tag. als Tybalt starb." Er erzählte die ganze Geschichte. Als er an ihrem unglück- seligen Ende angelangt war. rief er anklagend: »Nur wegen der törichten Feindsc haft zwischen euren Familien konnten Romeo und Julia im Lehen nie ht Zusammenkommen! Die beiden sind unschuldige Opfer eures sinn- losen Hasses und Streits.« Da senkten alle tief beschämt ihr Haupt und b< (i.iiK-rt« n ihre verhängnisvolle und sture Feindschaft!
I Doch sie hatten daraus gelernt: Über dem Grab ihrer toten Kinder reichten sich die Capulets und die Montagues reuevoll die Hände, um von diesem traurigen Tag an endlich in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben. Für immer im Tod vereint jedoch blieben Romeo und Julia.
Anmerkungen William Shakespeare (1564’1616), Englands größter Dramatiker, wurde in Stratford-upon-Avon (Warwickshire) als Sohn eines wohlhabenden Bürgers geboren. 1589 übersiedelte er nach London, schloss sich nach einiger Zeit der Theatertruppe Chamberlain’s Men (später Kings Men) an und wurde schließlich Teilhaber des Glohe-Theatcrs. wo er seine Stücke auf führte. An Geld und I rfolgen reich kehrte er um 1610 nac h Stratford upon Avon zuruck. Romeo und Julia, 1 ragödio in fünf Akten, ist eine der innigsten liebesgesc hic hten d<-i dramatischem Literatur. Das Stuck wurde* vermutlich in London uraufgpführt. Ls spielt Anfang des 15. Jahrhunderts in Verona und Mantua, Italien. Erzählt wild die tragisc he* Gpsc hic htc* der beiden I itelfignrc n, die-aus zwei miüm ander /c-rfein delen Adelsfamilien stammen und dc-ron ideale- liebe- bis in den Jod reicht. Die vorliegende Nacherzählung folgt der Übersetzung von Angus' Wilhelm .on ScbAg*- Edition, Universal Bibliothek Nr. 5, Stuttgart 1990. Sie erhebt keinen Anspr-xl» a ,f em'-n rxer losen Handlungsverlauf im Vergleich zu Shakespeares Werk. fair skh aber irr. Zo .' ' - dessen inhaltlichen Kern, Insbesondere wurde darauf geachtet dass szn Sprarse s -ler klassischen Vorlage noch unverkennbar im Text /Jeder finden.. Zal •-eiche der c er. -.e- setzung entnommene Zitate wurden kursiv gesetzt. webe: Zeicr-ersetztrr g svee Gr.t- j'_e Schreibung aus Gründen der besseren Verständlichkeit dem heutiger. Sjrracz gebrauch ar.gepassi wurden. Der Text folgt den Regeln der neuen Rechtschreibung. Die Erzählerin Barbara Kindermann, geboren 1955 in Zürich, studierte Germanistik. Philosophie und Sprachen in Genf, Dublin, Florenz und Göttingen. Nach Abschluss ihrer Promotion war sie mehrere Jahre als Lektorin tätig und gab 1993 erstmals den 3. Band der Grimmschen Sagen heraus. 1994 gründete sie den Kindermann Verlag in Berlin, den sie seither leitet. Die Illustratorin Christa Unzner, geboren 1958 in Berlin, wuchs in einem kreativen Elternhaus auf und zeichnete schon als Kind bergeweise Papier voll. Nach einer Ausbildung zur Schaufenster- Dekorateurin studierte sie Gebrauchsgrafik an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Seit 1982 arbeitet sie erfolgreich als freischaffende Illustratorin im In- und Ausland und hat eine Vielzahl von Kinderbüchern illustriert.
3 Es war die Nachtigall und nicht die Lerche... »Große Literatur, für Kinder erzählt - und natürlich für alle Erwachsenen, die sich die Geschichte des berühmtesten Liebespaares der Literatur noch mal in wunderbaren Bildern anschauen wollen, die Christa Unzner zum poetischen Text von Barbara Kindermann gezaubert hat. Das schönste Buch der Welt für alle, die verliebt sind." Brigitte »Eine kompakte und ans Herz gehende Geschichte. Kindermanns un- prätentiöser, zugleich klarer Erzählstil, der schon souverän die Untiefen des >Faust< durchmaß, bewährt sich auch hier." Deutsch land funk »Das Drama hat sich in ein poetisches Märchen gewandelt, dessen Inhalt und Sprache von Kindern verstanden wird. Zauberhafte romantische Bilder untermalen die Faszination dieser klassischen Welt." FACTS eare einen schönen Platz im Bilderbuch.« Berliner Zeitung »So findet ^hakesp
Aiiiiierkiiimen William Shakespeare (1361 1616), I uglands größter Dramatiker, winde in Sliatfoid upon Avon (VVarwk kshire) als Sohn eines wohlhabenden Bürgers geboren. 1589 übersiedelte er nach London, s< bloss sich nac h einiger Zeil der I healerl rnppe ( hnniheilains Men (später Kings Men) an und wurde s< hließlu h leilhahei des (ilobe ihedlcis. wo er seine Stücke auf führte. An Geld und Erfolgen reich kehl le ei nm 1610 nach Sl 1 allord tipon Avon zurück. Romeo und Julia, f ragödie in fünf Akten, ist eine der innigsten I iebesgesi hichlen der dramatischen Literatur. Das Stück wurde vermutlich 1595 in London uraulgelührt. Es spielt Anlang des 15. Jahrhunderts in Verona und Mantua. Italien. Erzählt wild die tragische Geschichte der beiden Titelfiguren, die aus zwei miteinander verfein- deten Adelsfamilien stammen und deren ideale Liebe bis in den Tod reicht. Die vorliegende Nacherzählung folgt der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel. Reclam- Edition, Universal Bibliothek Nr. 5, Stuttgart 1990. Sie erhebt keinen Anspruch auf einen lücken- losen Handlungsverlauf im Vergleich zu Shakespeares Werk, hält sich aber im Wesentlichen an dessen inhaltlichen Kern. Insbesondere wurde darauf geachtet, dass sich Sprache und Stil der klassischen Vorlage noch unverkennbar im Text wiederfinden. Zahlreiche, der deutschen Über- setzung entnommene Zitate wurden kursiv gesetzt, wobei Zeichensetzung sowie Groß- und Klein- schreibung aus Gründen der besseren Verständlichkeit dem heutigen Sprachgebrauch angepasst wurden. Der Text folgt den Regeln der neuen Rechtschreibung. Die Erzählerin Barbara Kindermann, geboren 1955 in Zürich, studierte Germanistik. Philosophie und Sprachen in Genf, Dublin. Florenz und Göttingen. Nach Abschluss ihrer Promotion war sie mehrere Jahre als Lektorin tätig und gab 1993 erstmals den 3. Band der Grimmschen Sagen heraus. 1994 gründete sie den Kindermann Verlag in Beilin, den sie seither leitet. Die Illustratorin Christa Unzner, geboren 1958 in Berlin, wuchs in einem kreativen Elternhaus auf und zeichnete schon als Kind bergeweise Papier voll. Nach einer Ausbildung zur Schaufenster- Dekorateurin studierte sie Gebrauchsgrafik an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Seit 1982 arbeitet sie erfolgreich als freischaffende Illustratorin im In- und Ausland und hat eine Vielzahl von Kinderbüchern illustriert.