Author: Kindermann Barbara  

Tags: kinderliteratur   weltliteratur  

ISBN: ‎ 978-3934029354

Year: 2009

Text
                    •	*«?* dfc •
r „ich erlebe es noch, dich einmal
7/	ganz blass vor Liebe zu sehen..."
Der stattliche Graf Claudio und die schöne Hero, Tochter des Gouverneurs
von Messina, lieben sich und einer Hochzeit scheint nichts im Wege zu
stehen, wäre da nicht der hinterhältige Don Juan, der dies mit aller
Macht verhindern will.
Heros Vater plant derweil mit dem angesehenen Prinzen Don Pedro
eine andere List. Sie wollen Heros spitzzüngige Cousine Beatrice mit
dem heiratsunwilligen Signor Benedict verkuppeln. Angesichts der
ständigen Streitereien zwischen den beiden ein aussichtsloses Vorhaben?
»Die Meisterschaft, mit welcher der Kindermann Verlag seit einigen
Jahren Weltliteratur für Kinder in seiner gleichnamigen Reihe verlegt,
sucht ihresgleichen. Beispielhaft gelungen ist das Barbara Kindermann
erneut mit Viel Lärm um nichts. Almud Kunerts tiefsinnige, heitere
Bilder machen Lust, sich in das Stück um Liebe und Betrug, Schein und
Sein hineinziehen zu lassen. Wunderbar!« Die Rh einp falz
»Zauberhafte, eindrucksvolle Bilder und der mit viel Gespür nacherzählte
Text erwecken Shakespeares Verwirrspiel zu neuem Leben.« KIKA

Mil Bildern von Almud Kunert William Shakespeare Neu erzählt von Barbara Kindermann /
WELTLITERATUR FÜR KINDER
WELTLITERATUR FÜR KINDER Viel Lärm um nichts nach William Shakespeare Neu erzählt von Barbara Kindermann Mit Bildern von Almud Kunert
Vor vielen hundert Jahren regierte in Messina, einet Slndt in Italien, ein weiset Gonvei nein namens leonnto. Seine schöne und Iugcndsmne 1<»< hlei I lern wat sein e.m, ei Sink’ doch auch ihre wilde, temperamentvolle Cousine Bealiice, die mit ihnen unlei einem Bach wohnte, Hehle ei wie sein eigenes Kind. Eines Ihges herrschte in leonalos llausgroßei Aiilitihi Hie Itü» kkelu einei Reiteiko lonne wurde erwartet. die einige läge u\ or linier lilhiimo des anveseltenen l’iin. en Hon IVdro u einem l'eld/m» aulgehrochen wai. Aulgeregt stützten allo vor die Haustür, um den heimkehrenden l’rupp . u empfangen, am aufgeregtesten ahoi wai die schön»' llero, die imiuhig von einem lüls auf den ande reu trippelte. Sie konnte es kaum erwarten, bis der Prinz mit seinem Tross endlit h am Horizont auliauchte! Doch es wai nicht Don IVdro, auf den sie so sehnsüchtig wartete, sondern einer seiner Soldaten. Gral Claudio. Veizüikl schlug llero die Augen nieder, als dieser auf sie zu galoppierte. Ihre kratzbürstige Cousine Beatrice hingegen warf einem anderen Edelmann in Don IVdros Gefolge einen gezielten, aber höchst verächtlichen Blick zu: dem Signor Benedict. Schon seit langem verhielten sich die beiden wie Hund und Katze. Wenn sie sich begeg neten. gerieten sie sofort aneinander und zankten aufs Schlimmste. Nur eines halten sie gemeinsam: Sie spotteten beide über die liebe! Als Leonato allen zum Sieg gratuliert hatte, bedankte sich Signor Benedict als Erster für den freundlichen Empfang. Prompt konnte Beatrice ihre scharfe Zunge nicht länger im Zaum halten und stichelte los: ..Dass Ihr immer etwas sagen wollt. Signor Benedict, kein Mensch will Euch hören!" ..Ahhh“. lachte Benedict spöttisch. ..mein liebes I räu/ein Verachtung höhnisch wie immer!“ Ihr zwei Streithähne! Begleitet mich ins Haus. ..Wie könnte ich nicht höhnisch sein, wenn so eine Spottfigur wie Signor Benedict vor mir steht?“, gab Beatrice schnippisch zurück. ..Wie gehässig, liebes Fräulein - ihr tut mir leid. Euch wird nie einer lieben!“ ..Ein wahres Glück!“ erwiderte Beatrice hochnäsig. „Lieber wollt ich meinen Hund eine Knihe anbellen höivn als einen Mann mir sagen, dass er mich hebe.” „Keine Angst“, versetzte Benedict, „das wird nie passieren, nicht eh ein heißer Januar kommt.”

Alle folgten Leonatos Aufforderung nn Cl.-i;d c : sc - neu Freund Benedict am Arme’. zuruck. -Berec..ct ast da Leonatos Tochter Hero gcsehen' ?>.* '. • . h r - - es <=> M. * * Frj’uk'in?" Benedict sei'.rate ihn vc ~M..:de: 1 .m C Doch Claudio schwärmte unbeirrt >ve.:ez -k.i. irgendwo aut dieser Welt genug Geld um em so stück zu Laufen? Sie r.d aas hckÄw Fm-lem ..s .. Benedict schnitt eine Grimasse und meinte v<- kann ntv*i onne Brille sel:-cn unJsehe Zvh i cn *L *r denkt doch wohl nicht ans Heiraten?“ Claudio seufzte -Ich dachte nie daran, doch Here als meine Gattin denke -So also steht es um Tuch?’ Benedict stöhnte- jG.bt es denn auf der ganzen Welt keinen Mann mehr Junggeselle und frei bleiben tvill? Aber seht. Don Pedro. - Edler Prinz. es gibt Neuigkeite ist verliebt, in Hero. Leonatos Tochter.*’ -AVie schön.'“, rief Don Pedro erfreut
Benedict schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht, wie man sie lieben kann.“ „Ach Benedict", meinte der Prinz mit einer wegwerfenden Handbewegung, „du hast Schönheit noch nie gewürdigt! Und die Liebe schon immer verachtet - wie auch die Frauen." „Ich traue keiner", entgegnete Benedict, „und will sicher Junggeselle bleiben!“ Don Pedro lachte: „Ich wette, ich erlebe es noch, dich einmal ganz blass Vorliebe zu sehen!“ „Oh nein!“, widersprach Benedict überheblich, „blass vor Zorn, vor Krankheit oder Hunger, mein Fürst, aber ganz sicher nie blass vor Liebe!“ „Nun. ich bin gewiss, die Zeit wird kommen.“ Don Pedro wandte sich Claudio zu: „Und du, Neuverliebter, sollst die schöne Hero haben. Heute Abend findet in Leonatos Haus ein Maskenball statt. Ich werde in deinem Namen um sie werben, danach spreche ich den Vater an und sie wird dein.“

Einige Stunden später war in Leonatos Haus der rauschende Ball in vollem Gange. Im feierlich geschmückten Festsaal spielte die Musik zum Tanz auf. Die Damen trugen kostbare, reich bestickte Kleider und die Männer ihre stolzen Offiziers-Uniformen und schmuckvoll verzierte Masken. Während Don Pedro der schönen Hero wie besprochen in Claudios Namen den Hof machte, drehte sich Beatrice mit einem besonders stattlichen Herrn im Tanz. Hätte sie geahnt, dass dieser maskierte Tänzer niemand anderer war als ihr erklärter Widersacher Benedict, wäre sie wohl kaum so ausgelassen gewesen! Doch sie erkannte ihn nicht und unterhielt sich angeregt mit ihm. Plötzlich jedoch schien sie erbost, denn ihre Augen be- gannen zornig zu funkeln und ihre Stimme bebte, als sie fragte: „WAS erzählt ihr da? Wer sagte Euch, dass ich, Beatrice, eine Plage und voll Hochmut sei?“ Ihr Kavalier, der unerkannte Benedict, schüttelte den Kopf: „Das kann ich nicht verraten." „Ich weiß es auch so!“, schnaubte sie verärgert. „Das war bestimmt dieser unerträgliche, blasierte Signor Benedict1“ „Wer ist das?“, fragte derselbe mit gespielter Gleichgültigkeit. „Ich bin mir sicher, Ihr kennt ihn. Er ist Don Pedros lächerlicher Hofnarr! Ein sehr plumper Spaßmacher, der nur Beleidigungen erfin- den kann. Ich verabscheue ihn zutiefst und auch sonst mag ihn kei- ner leiden." Ein anderer Kavalier löste jetzt Beatrices Partner ab und sie schwebte tanzend davon. Benedict schaute ihr verdrossen nach. Missmutig sagte er bei sich selber: „Wie hat sie mich genannt? Des Prinzen Hofnarr? Ein plumper Spaßmacher sei ich? Und keiner könne mich leiden?“ Benedict reckte sich empört „Nein, ich kann das Gerede dieser Frau nicht ertragen." Er verließ den Saal, streifte sich die Maske vom Gesicht und trat in den Garten. Dort stieß er auf Don Pedro, der sich in Gesell- schaft von Hero, Claudio und Leonato befand.
Alk' warm beslei laune, (leim Heros Valei Ironalo halle soeben einer Heirat seine« Ibehlei mit Uhiudio zuijesl iiimil. Diesel iiiiiarmle Heio überglücklich: ..Mein In'iuleln, lelc ihr die Meine seid, bin Ich nun der I ine." Healiice. die eben nie; dem Saal zu ihnen gclrelen war, war! Claudio einen spöllisi hen ll||( k zu und seulzle IhealUllisc h: „liebel Goll, überall diese Liebe und dieses I leimten! So kommt alle Well unlei die Haube, nui Ich nicht." Übermütig zwinkerte sie Don IVdrozu: „Aber verzeiht bitte, mein Prinz, ich kann nun mal keinen Mann lieben! Und ach, ich bin wohl dazu geboren, lauter Torheiten und nichts Irnslhalles zu sinechen." Der Prinz lachte amüsiert: „Und das ist gut so! Nie hts kleidet Euch so gut wie Iure Lustigkeit!" Er nahm leonato beiseite und sagte: „Wahrha/ilg, ein angenehmes, munteres Mädchen. Doch kann sie es (»lienbar nicht leiden, wenn man von einem Mann oder gar der I lebe spricht."
L Leonato stimmte seufzend zu: „Um alles in der Welt nicht! Sie spottet all ihre Verehrer aus.“ „Oh", meinte Don Pedro sofort, „dann wäre sie eine vortreffliche Frau für Benedict“ Leonato hob entsetzt die Hände: „Behüte Gott, mein Fürst, wenn die beiden eine Woche verheiratet wären, hätten sie sich gegenseitig in den Wahnsinn gezankt." Don Pedro schwieg nachdenklich, dann sagte er entschlossen: „Ich habe einen Plan! Ich will etwas Unmögliches möglich machen: Signor Benedict und das Fräulein Beatrice sollen sich unsterblich ineinander verlieben." Leonato sah ihn erstaunt an: „Das gelingt nie und nimmer! Die beiden können sich nicht ausstehen, und lieben können sie sich schon gar nicht. Doch Don Pedro ließ sich nicht beirren. „Ich will die beiden als Paar sehen und zweifle nicht, dass es gelingt! Allerdings nur, wenn Ihr mir helft, nach meinen Anweisungen. Wollt ihr ...?“ „Es ist rein unmöglich!", erwiderte Leonato entschieden. „Doch ich will alles tun, was nicht unehrenhaft ist, um Beatrice zu einem guten Mann zu verhelfen.“ Don Pedro freute sich: „So kommt, ich will Euch meinen Plan verraten ...‘

Einen ganz anderen, nämlich ausgesprochen gemeinen Plan schmiedeten zur gleichen Zeit in einer Kammer in Leonatos Haus Don Juan und sein schurkischer Begleiter Borachio. Don Juan war Don Pedros missratener Halbbruder, ein Bösewicht durch und durch, der stets danach trachtete, Unfrieden und Zwietracht unter die Menschen zu streuen. Auch sein Gefährte Borachio war ein übler Bursche, der nichts als Gemein- heiten im Sinn hatte. In trüber Laune saßen die beiden jetzt zusammen und Don Juan murrte missmutig: „Es ist also wahr, Claudio wird Leonatos Tochter Hero heiraten? Dieses Glück macht mich ganz krank, wenn ich diese Hochzeit doch irgendwie verhindern könnte ..." Borachio grinste hinterlistig: „Gnädiger Herr! Ich hätte da eine Idee, wie das gelingen könnte!“ .Jedes Mittel ist mir Recht!", schnaubte Don Juan boshaft, „aber wie willst du das anstellen?" „Nun, nicht auf eine redliche Art, gnädiger Herr, hört meinen Plan: Wir erfinden eine Lügengeschichte über Hero und behaupten, sie sei ihrem zukünftigen Ehemann Claudio untreu - wenn er uns diesen Schwindel abnimmt, wird er die Hochzeit sicher platzen lassen." „Aber wieso sollte er uns glauben, Hero sei untreu?“, fragte Don Juan verständnislos. „Nun. ihr wisst doch, Heros Kammermädchen Margarethe ist in mich verliebt. Sie kommt für mich zu jeder ungewöhnlichen Zeit der Nacht ans Kammerfenster ihres Fräuleins Hero.“ Borachio machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr dann fort „Also, behauptet vor Eurem Bruder Don Pedro und Claudio zu wissen, Hero liebe MICH, Borachio, nicht ihn, Claudio. Die beiden werden entrüstet sein und Euch nicht glauben, dann bietet Beweise an. Führt sie des Nachts vor Heros Kammer, dort sollen sie mich an Heros Fenster sehen - Margarethe wird ihre Rolle übernehmen. In der Dunkelheit wird das niemand bemerken. Sie werden hören, wie ich Margarethe beim falschen Namen rufe und sie liebevoll ,Hero' nenne, und wie Margarethe, von der sie denken, es sei Hero, mich leidenschaftlich .Borachio' ruft und mir ihre Liebe schwört. Wenn der Prinz und Claudio dies alles mit eigenen Augen sehen, werden sie von Heros Treu- losigkeit überzeugt sein und die Hochzeit abblasen.“ Don Juan erhob sich entschlossen: „Mag daraus werden, was will, wir versuchen es. Spiele nur deine Rolle an Heros Fenster gut, tausend Dukaten sollen deine Belohnung sein.“
Niemand außerhalb Don Juans Zimmer ahnte, welch schändlichen Betrug die beiden Schurken planten und was für ein Unglück sich über dem neu verlobten Paar zusammen braute. So hing auch Benedict ganz anderen Gedanken nach, als er am nächsten Morgen in sich versunken durch Leonatos Garten spazierte. Er konnte noch immer nicht begreifen, dass ausgerechnet sein bester Freund Claudio, der sich schon so oft über die läppischen Torheiten eines Verliebten lustig gemacht hatte, nun selbst verliebt war. Benedict setzte sich auf einen Baumstrunk und schüttelte verständnislos den Kopf. „Wie er sich verän- dert hat durch diese Liebe! Ich weiß noch, wie ihm keine Musik recht war als die Trommel, und nun hört er nur noch Flöte. Früher wäre er fünf Stunden gelaufen für eine gute Uniform, und jetzt könnte er fiinf Näch- te ohne Schlaf zubringen für einen edlen Frack, nur um seiner Dame zu gefallen. Einst sprach er in schlichten, einfachen Worten wie ein ehrlicher Junge, und nun ist seine Sprache so blumig wie eine blühende Sommerwiese.“ Er erhob sich entschlossen: „Dieser verliebte Narr! Das wird mir nie geschehen, dass Liebe mich so verwandelt!“ Benedict schreckte durch sich nähernde Schritte aus seinem Nachsinnen auf.
„Da kommen Don Pedro, Leonato und der verliebte Gockel Claudio - sie sollen mich nicht sehen ..." Schnell huschte er in die nahe Gartenlaube und duckte sich. Er glaubte tatsächlich, die drei Herannahenden hätten ihn nicht bemerkt, doch da täuschte er sich gewaltig. Genau das war nämlich der Plan der drei Männer: Sie hatten gehofft, dass Benedict sich verstecken und sie belau- schen würde! Sie wollten ihm ein Märchen auftischen: Er sollte hören und glauben, dass Beatrice ihn, Benedict, aus tiefster Seele liebe. Leise flüsterte Don Pedro den beiden anderen zu: „Es hat geklappt, Benedict hat sich versteckt! Also los: Er soll Jedes Wort unseres Gesprächs verstehen!“ Und laut - so laut, dass Benedict ihn in der Laube hören musste - fragte er mit gespieltem Erstaunen: „Leonato, was erzähltet Ihr mir doch vorhin von Eurer Nichte Beatrice? Sie sei in Signor Benedict verliebt? Ich hätte nie geglaubt, dass das Fräulein einen Mann lieben könnte!“ Leonato stimmte ihm eifrig - und ebenfalls sehr laut - zu: „Ich ebenso wenig. Und das Wunderbarste ist, dass sie gerade für den Mann schwärmt, den sie nach außen hin am meisten verabscheut."
Benedict kauerte sich noch tiefer in die He< kr und liaule seiiK-n Ohr< ii nicht. „Was höre ich da? Ist es möglich? Bwiliirr '.oll mic h lieben?" Leonato hingegen fuhr unbeirrt fort: „Aul mein Woit, i< h weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich dachte immer, ihr Herz sei ganz immnplmd lieh gegen die Liebe, und vor allem gegen Benedic I. Aber sic hehl ihn mit einer rasenden Leidenschaft, es geht über alle Grenzen der Vorstellung" „Vielleicht verstellt sie sich nur", mutmaßte Don l’edro. Doch Leonato widersprach vehement in Ric htung Gartenlaube: „Oh Gott, Verstel- lung? Noch nie habe ich alle Anzeichen von Liebe so eindeutig gesehen wie bei Beatrice. Hero erzählte mir zudem, dass ihre Cousine wohl zwanzigrnal in der Nacht aufstehe und ganze Bögen Papier über ihre Zuneigung an Benedict vollschreibe - und nachher zerreiße sie die Briefe wieder in tausend Stücke, zanke mit sich selbst, sie könne doch nicht jemandem schreiben, von dem sie wisse, er werde sie nur verhöhnen!“ Benedict war unterdessen in seinem Versteck ganz außer sich. „Wenn es nicht der ehrwürdige Herr Leonato wäre, der das sagt, hielte ich es für eine Spitzbübe- rei. Beatrice liebt mich?" Don Pedro fragte weithin hörbar „Hat sie Benedict ihre Liebe denn nicht zu erkennen gegeben?“
..Nein", antwortete Leonato, .sie schwört auch. dies nie zu tun. eher wolle sie * sterben. Er würde doch nur Scherz damit treiben und das arme Fräulein auslachen. Doch lasst uns gehen, Ihr Herren, das Mittagessen ist bereit.“ Als sie sich außerhalb Benedicts Hörweite befanden, freute sich Claudio diebisch: „Er hat uns gehört.1 Er glaubt nun, Beatrice liebe ihn. Wenn er sie jetzt nicht wiederliebt, so will ich einen Besen fressen.“ Benedict war derweil aus der Laube hervorgetreten und sagte fassungslos: ..Das kann keine Schelmerei sein, das Gespräch war zu ernsthaft. Beatrice, in mich verliebt! Oh. das muss erwidert werden! Was sagten sie? Sie würde eher sterben als mir ein Zeichen ihrer Liebe zeigen? Meiner Treu, als ich sagte, ich wolle als Junggeselle sterben, wusste ich noch nichts von Beatrices Liebe zu mir - wenn ich sie nicht wiederliebe, so bin ich ein Schurke! Ich will gleich gehen und mir ein Bild von ihr besorgen ...
Wie wunderbar! Don Pedros Plan war also in Bezug auf B<ne tlit I voll und ganz aufgegangen dieser wai nun von Beatiir«-, l iebe zu ihm überzeugt und dadim li selber in I iebe für sie entflammt. Einzig Bealrit e ahnte von alledem not h nie lils. Daher musste mm st hnellstens der zweite leil ries Plans mngcsctzt werden: Beatrice soll Hero und ihrer Magd belauschen und auf dieselbe Weise wie Benedit L gelaust bl weiden. Margarethe eilte zu Beat fite und flüsterte ihr zu, vor der Laube sei ein Gespräch im Ganges das sie und Benedict betreffe. Die List glückte! Neugierig schilt I) sich Beatrice sofort zur Gartenlaube und versteckte sich. Hero und Ursula waren st hon dort und stellten sich nun dicht neben die lanbe, damit Beatrice auch wirklic h alles mithören konnte*. Laut fragte Ursula: „Ist es denn wahr? Benedit I liebt Beatrit e?" Hero antwortete ebenfalls mit erhobener Stimme: „So sergf der Prinz und audi mein Bräutigam." „Und trugen sie Euch auf, es ihr zu sagen?" ,Ja, sie traten mich, es Beatrice zu verraten. Aber it h keime meine Cousine und ihr stolzes Herz, sie kann nicht liehen! Benedict würde nur Holm und Ver achtung ernten, und so riet ich ihnen ebenfalls, cs ihr niemals zu saven."
„Wie schade“, meinte Ursula gespielt mitleidig, „ich sah noch keinen Mann, der so klug, so tapfer und so stattlich gebaut ist wie Benedict. Und sie beschimpft ihn immer nur." „Sie ist schroff und höhnisch. Deshalb rate ich Benedict, sich lieber innerlich zu verzehren, als ihren Spott ertragen zu müssen. Doch will ich an mein eigenes Glück denken, kommt und sagt mir, welches Hochzeitskleid ich morgen tragen soll.’“ Munter eilten die beiden ins Haus zurück und Ursula freute sich: „Beatrice ist Euch auf den Leim gegangen, das hat gewirkt, ich bin mir sicher.“ Beatrice trat wie benommen aus ihrem Versteck auf den Garten- weg. „Welch Feuer durchströmt mein Ohr!“, rief sie ungläubig. „Ist es wirklich wahr? Benedict liebt mich?“ Sie griff sich ans Herz und sagte ent- schlossen: „Leh wohl denn, Mädchenstolz, auf immerdar! Benedict, ich lege dir mein wildes Herz in deine teure Hand und liebe dich für immer! Sie sagten, du bist’s wert, und ich kann schwören, ich wusst es schon, und eher als vom Hören.“

\l 41 Don Pedro rieb sich zufrieden die Hände, als Hero und Ursula ihm vom Verlauf ihres Gesprächs berichteten. Er war überzeugt, dass Beatrice und Benedict sich nun gegenseitig liebten. Er ahnte nicht, WIE gut sein Plan geklappt hatte, denn der verliebte Benedict stand bereits schmachtend in Leonatos Haus, um Beatrice seine Liebe zu gestehen. Während er auf sie wartete, murmelte er aufgeregt vor sich hin: „Was soll ich ihr nur sagen? Ich bin nun mal kein Poet, ich kann nicht in Feiertagsworten um sie werben, kann nicht reimen oder dichten ..." Als er jedoch Beatrice atemlos in der Tür erscheinen sah, war er so hingeris- sen, dass er sofort losschwärmte: „Schönste Beatrice, kamst du wirklich, weil ich dich rief?“ Ja, Signor“, antwortete sie kokett, „ich will hören, was ihr mir zu sagen habt.“ „Nichts", entfuhr es Benedict unbeholfen. Doch dann trat er forsch einen Schritt vor: „... und demzufolge lass mich dich küssen.“ Beatrice warf stolz den Kopf in den Nacken: „Wenn Ihr mir NICHTS zu sagen habt, will ich ungeküsst wieder gehen.“ Jetzt packte Benedict sie übermütig und zog sie an sich: „Sag mir, geliebte Beatrice, in welche von meinen schlechten Eigenschaften hast du dich zuerst verliebt?“ „In alle auf einmal", entgegnete Beatrice schnippisch, „doch aufgrund welcher meiner guten Eigenschaften musstet Ihr zuerst Liebe für mich empfinden?“ „Müssen! Gut gesagt!", rief Benedict feurig. „Denn wider meinen Willen MUSS ich dich lieben.“ Beatrice lachte: „Und ich liebe Euch meinem armen Herzen zum Trotz! Ach Benedict, wir sind zu stolz, um uns gegenseitig friedlich und aufrichtigt unsere Liebe zu zeigen ..." „Das ist vorbei, denn mein Stolz schmilzt vor deiner Schönheit wie Schnee in der Sonne, darum vergiss auch du deinen Stolz! Bessere dich und liebe mich! Beatrice, ich will noch heute bei deinem Onkel Leonato um deine Hand anhalten ..."
l\"?. l\v:v und Claudio heuten sich immer noch ülx'r ihren gelungenen Stivich. doch ihre fröhliche \usgeiassenheil sollte Ixdd schon iah enden. l\m Juan. IMn IVdvos '.vshatler Halbbruder. waltete nur aut einen passen den Moment, um seinen gemeinen Vlan um uset en und Heio u Unrecht de. Untreue av usvhuld.gen. l'r konnte es kaum ei warten, die Hoch eit niat en u sehen! Jet t lief er aufgelegt aut Pon Pedro und Claudio -u. Vertrau lieh senkte er die Stimme: Meine Herten, ich muss mit euch reden' Graf Claudio, gedeckt .'hrFwch ntonjrn :u ivnnahlen?* •IMs wisst Ihr doch", antwortete Claudio unwirsch. „Ob Ihres noch tun werdet. wenn ich Puch erzählt habe. was ich weiß. ist ungewiss." „Wie meint ihr das '*, f ragte Claudio aufhovehend. „Was wollt ihr damit sagem'" Nun. edler Heu. eine sc hlimme Geschichte. Um >he S.<. he k; •; cu iissen.- P.o ! *aist .'’Vü.es. ' Claudio fuhr auf: „Wer? Hero? Heulos?” l lx'n sic", leg der falsche l\m Juan weiter, „leonatos rechter Hern. Iure l'iaut Heio, und Iknachios Heio ..." Borachios Heio' fragte l\'n IVdvo xeistandnislos.
„Genau, Borachios", bestätigte Don Juan, „Ihr kennt doch meinen Diener? Hero liebt ihn. Und ich kann es Euch beweisen. Geht nur heute Abend mit mir, dann sollt Ihr sehen, wie Borachio Heros Kammerfenster ersteigt und mit ihr Liebes- schwüre austauscht. Wenn Ihr sie dann noch liebt, so heiratet sie morgen.“ Claudio murmelte aufgewühlt- „Wärt möglich? Ich will es nicht glauben." „Ihr werdet es glauben, wenn Ihr es seht", erwiderte Don Juan kalt. Claudio rang um seine Fassung: „Sehe ich diese Nacht irgendetwas, weshalb ich sie morgen nicht heiraten könnte, so will ich sie vor der versammelten Hochzeitsgesell- schaft beschimpfen!" „Wartet mit Eurer Missachtung, bis Ihr meine Zeugen seid“, beschwichtigte ihn Don Juan, doch innerlich frohlockte er. Der erste Schritt war getan, nun musste Borachio nur noch seine Rolle an Heros Fenster gut spielen, dann platzte diese Hochzeit mit Sicherheit. Äußerlich ruhig ordnete er an: „Wir treffen uns um Mitternacht, dann wird es sich zeigen.“

Mitternacht war längst vorbei, als Don Juans Diener Borachio sich bester Laune ins Gesellenhaus schlich und seinen Kumpel Conrad aufweckte: „He, wach auf! Ich hatte dir doch vom Plan meines Herrn Don Juan erzählt und will dir bei ich ten, wie es heute Nacht vor Heros Fenster gelaufen ist." Conrad war sofort hellwach. „Borachio? Genau, erzähl, schnell, was ist passiert?“ Borachio lachte böse auf: „Nun, heute Nacht habe ich tausend Dukaten von Don Juan verdient.“ „Zum Henker!“, rief Conrad ungläubig, „dass eine Schurkerei so teuer bezahlt wird!" „Hör zu“, unterbrach ihn Borachio eifrig, „mein Herr hat heute Nacht mit dem Prinzen und Claudio heimlich mit angesehen, wie ich vor Heros Fenster um Mit- ternacht mit Margarethe, Fräulein Heros Kammermädchen, ein Liebesgespräch führte. Dabei habe ich Margarethe unter falschem Namen zärtlich ,Hero‘ genannt. Und sie hat sich aus ihres Fräuleins Fenster zu mir heruntergeneigt und mir tausendmal gute Nacht gewünscht und mich geküsst und geherzt.“ Conrad fragte einfältig: „Und hielten sie Margarethe tatsächlich für Hero?“ „Was denkst du denn! Der Prinz und Claudio waren davon überzeugt! Nur mein teuflischer Herr wusste wohl, dass es Margarethe und nicht Hero war. Die bei- den anderen wurden getäuscht, teils durch die dunkle Nacht, teils durch die Lügen meines Herrn, vor allem aber durch meine kunstvoll-überzeugende Schau- spielerei. Alles wirkte so echt und glaubwürdig, dass Claudio schließlich wütend davonging und schwor, er wolle Morgen vor der Kirche allen berichten, was er in der Nacht gesehen habe, und Hero schmählich ohne Ehemann nach Hause schicken. Hahaha - das wird ein Spaß!“ Das triumphierende Lachen der beiden Halunken wurde abrupt unterbrochen, denn in diesem Moment flog die Tür auf und ein Wachmann betrat mit zwei Sol- daten die Stube. „Was für eine gemeine Schurkerei mussten wir eben durch Euer offenes Fenster mit anhören!", rief er grimmig, „ihr habt den Prinzen Don Pedro und den Grafen Claudio durch ein falsches Spiel hinters Licht geführt und betro- gen! Dieser Schwindel muss aufgedeckt werden. Los - Ihr seid meine Gefangenen.“ Er wies die beiden Soldaten an, Borachio und Conrad zu ergreifen und sie ohne Umwege auf die Wache zu bringen.
In Heros Umfeld wusste niemand etwas von den Geschehnissen dieser Nacht und auch nichts von dem großen Unglück, das durch Don Juans Betrug unaufhaltsam auf sie zurollte. Alle freuten sich ausgelassen auf die bevorstehende Hochzeit. Vor der Kirche hatte sich schon früh am nächsten Morgen eine große Menschenmenge versammelt die gespannt auf die Braut wartete. Als Hero sich an Leonatos Arm in ihrem prächtigen Hochzeitskleid näherte, brach großer Jubel aus. Der Pater ging würdevoll auf das Brautpaar zu. Feierlich erhob er seine Stimme „Gnädi- ger Herr, Ihr seid hier, um Euch mit diesem Fräulein zu vermählen ...", er wandte sich Hero zu: „Und Ihr, Fräulein, wollt diesen Grafen heiraten?" Ja“, hauchte Hero und warf Claudio einen schmachtenden Blick zu. Der Pater nickte. „Weiß jemand einen Grund, der gegen diese Ehe spricht?" Jetzt ergriff Claudio das Wort und rief ungestüm aus: ,Ja, Pater, ich weiß einen.1 Hier, Leonato, nehmt Eure Tochter wieder zurück! Sie hat keine Ehre, sie scheint nur so rein und unschuldig, wie ihr alle denkt!" Hero starrte ihn entgeistert an, ihr Gesicht lief dunkelrot an. Bitter fuhr Claudio fort „Oh seht nur, wie mädchengleich sie jetzt errötet! Würdet ihr nicht alle schwören, sie sei schuldlos und treu? Doch dieses Erröten ist nicht Sittsamkeit sondern ein Zeichen ihrer Schuld!" Hero rang um ihre Fassung: „Mein Graf, ist Euch nicht wohl, dass Ihr so sprecht? Was meint Ihr?“ „Ich meine, Euch nicht zu heiraten!“, rief Claudio aufgebracht, „weil Ihr treulos seid.“ Leonato versuchte ihn zu beruhigen. „Mein teurer Graf, meine Tochter hat nie ehrlos gehandelt!" „Doch, Leonato! Sie sprach mit einem Mann an ihrem Fenster, gestern Nacht zwischen zwölf und eins. Gebt es zu, mein Fräulein, Don Pedro ist mein Zeuge!“ Hero stammelte, jetzt kreideweiß: „Ich sprach mit keinem Mann zu dieser Stunde.“ Nun mischte sich Don Pedro ein. „Leonato, mich schmerzt, dass Ihr dies hört, bei meiner Ehre! Aber ich selbst, mein Binder und der gekränkte Graf sahen sie und hörten sie zu jener Stunde an ihrem Fenster mit einem Wüstling reden." Das war zu viel für Hero, sie verlor das Bewusstsein und sank zu Boden, der bösartige Don Juan dagegen wandte sich triumphierend an die Menge: „Kommt, gehen wir. Pfui! Ein so schönes Kind und doch so ehrlos!“ Zusammen mit Claudio und Don Pedro ging er davon, und unter lautem Tuscheln löste sich auch nach und nach die Menschenmenge auf.

Hero lag noch immer in ihrem wunderschönen Brautkleid ohnmächtig auf der Erde, Beatrice kniete neben ihr, und auch Benedict und der Pater beugten sich sorgenvoll über sie. Nur Leonato stand wie zur Salzsäule erstarrt da und murmt I te: »Sie war mein Einziges, Liebstes! Und jetzt bringt sie mir nie hts als Sclimai h ... Benedict schüttelte den Kopf. „Herr, seid nicht voreilig, Eure Tochtei ist nie hl treulos.“ Beatrice nickte heftig: „Meine Cousine ist verleumdet worden, ich bin mir sicher! Ich schlief so oft in ihrer Kammer, niemals war ein Mann an ihrem Lenster! „Wie könnten beide Prinzen, Don Pedro und Don Juan, lügen! Oder gar Claudio, der Hero doch so liebte?“, fragte Leonato betrübt. „Die Prinzen schwören keinen falschen Schwur!“ „Hört mich an!“, mischte sich jetzt der Pater ein. „Ich bin sicher, die Wahrheit zu erkennen. Dieses süße Fräulein ist unschuldig!“ Indes kam Hero langsam wieder zu sich und setzte sich benommen auf. Der Mönch fragte sanft: „Fräulein, wer ist der Mann, wegen dem man Euch verklagt hat?“ Hero sah ihn traung an und sagte leise: „Diejenigen, die mich verklagt haben, wissen es. Ich weiß keinen" Sie brach in Tränen aus und stürzte sich vor Leonato nieder: „Vater, ich habe keine Sünde begangen, die zu vergeben wäre. Ich habe gestern Nacht mit keinem Wesen auch nur ein Wort gewechselt!“
Nachdenklich schüttelte der Mönch den Kopf. „Ein seltsamer Irrtum muss die Prinzen täuschen.“ Dann sagte er entschlossen: „Lasst meinen Rat in diesem Fall Euch leiten. Alle verließen diesen Ort und glaubten Hero tot. Lasst sie uns eine Zeitlang verstecken und bekannt machen, sie sei wirklich gestorben.“ Leonato fragte verständnislos: „Und wozu das alles? Was dann weiter?“ „Nun, wenn Claudio hört, dass seine Worte das Fräulein getötet haben, so wird er trauern und seine Anklage bereuen. Zudem haben wir Zeit gewonnen, dem seltsamen Rätsel um diese falsche Anschuldigung nachzuforschen und die Wahr- heit herauszufinden.“ Benedict stimmte voller Überzeugung zu: „Signor Leonato, folgt dem Rat des Mön- chs! Und ihr, Fräulein, sterbt zum Schein. Wir werden die Wahrheit finden. Euer Hochzeitsfest wurde hoffentlich nur vertagt, darum seid geduldig und harrt in Frieden.“
So wurde die Kunde von Heros angeblichem Tod noch zur gleichen ’| Stunde in Messina verbreitet. Die ganze Stadt trauerte, und auch Don Pedro und Claudio begaben sich zu Leonatos Haus, um ihre Anteilnahme zu bekunden. In diesem Moment näherten sich drei Wachleute, die Don Juans Diener Conrad und Borachio gefesselt mit sich führten. Don Pedro eilte aul die Gruppe zu: „Con- rad und Borachio? In Fesseln? Herr Wachmann, welches Vergehen haben sich diese Leute zuschulden kommen lassen?“ Der Wachmann prahlte stolz: „Gnädiger Herr, ich habe sie dabei belauscht, wie sie Unwahrheiten sagten. Es sind lügenhafte Spitzbuben!" Don Pedro wandte sich Borachio und Conrad zu: „Zum Henker, was habt ihr begangen, Leute?“ Borachio seufzte und sagte dann zögernd: „Teuerster Prinz, ich will Euch jetzt die ganze Wahrheit erzählen. Don Juan, Euer Bruder, hat mich angestiftet, Fräulein Hero zu verleumden. Er hat Euch und Graf Claudio in den Garten gelockt, damit ihr mich mit Margarethe seht. Ihr solltet denken, es sei Hero, die den Grafen mit mir betrügt, damit er sie verstößt, statt sie zu heiraten: Das Fräulein wurde zu Unrecht beschuldigt. Und ich wurde reichlich für die Tat belohnt, tausend Dukaten gab mir mein Herr Don Juan, ehe er floh ..." Claudio war kreidebleich geworden und stöhnte: „Wie Gift dringt diese Rede in mich ein. Oh Hero! Süße Hero! Was habe ich dir angetan! Leonato, wählt die schwerste Strafe aus, ich ertrage sie. Doch meine Schuld lag nur im Missverstand, wir alle wurden betrogen!" Don Pedro schüttelte erschüttert den Kopf. „Mein Bruder ist Verrat und Tücke ganz und gar. Und nun ist er geflohen? Und soll für diese Schurkerei nicht bezahlen? Leonato. was können wir tun?“ Leonato erhob seine Stimme: „Befehlen kann ich nicht: Erweckt mein Kind! Das wäre unmög~ lieh. Doch ich bitte Euch beide, verkündet es in unserer Stadt Messina, wie schuldlos meine Tochter gestorben ist. Morgen früh aber lade ich Euch in mein Haus, ich habe eine Überraschung für Euch.“ Claudio küsste Leonatos Hand: .Edler Mann! So übeigroße Güte entlockt mir Tränen! Mit Rührung nehme ich es an. Verfügt in Zukunft über den armen Claudio, wie Ihr wollt!“ „Das werde ich tun“, sagte Leonato. „Wachmann, schaff diese Gefangenen fort. Und für heute gute Nacht, Ihr Herren, bis auf Morgen früh.“
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Leonato war überglücklich. dass die Wahrheit entdeckt und die Unschuld seiner Tochter erwiesen war. Am nächsten Morgen wurde seine Hero ihren Clau- dio heiraten.’ Schor. früh ließ er den Mönch ins Haus bestellen und wies ihn an. die Trauung noch am selben Tag zu vollziehen. Seine Tochter und die anderen Frauen bat er. sich festlich zu kleiden und Masken aufzusetzen. Claudio sollte nicht sogleich erkennen, dass seine Hero noch lebte. Wenig später trafen der Prinz und Claudio mit großem Gefolge ein. Leonato trat zu Claudio und sagte ernst .Mein Graf. Ihr sagtet gestern, dass ich in Zukunft über Euch verfügen könne. Wärt Ihr bereit heute an Heros Stelle eine andere Frau meiner Wahl zur Gemahlin zu nehmen?“ Claudio erschrak innerlich zutiefst doch äußerlich gab er sich ungerührt „Gnä- diger Herr, ich halte Wort und wenn es Euer Wunsch ist heirate ich. wen immer Ihr für mich auswähl t" „Gut", antwortete Leonato. „dann ruft die Frauen, der Priester ist bereit.“ Benedict zupfte Leonato am Ärmel- „Ich habe auch ein Anliegen. Herr Leonato, Eure Nichte sieht mich mit freundlichen Augen. Schenkt mir Euer Einverständnis, sie zu heiraten, würdiger Mann.“
, 1 I । Leonato lachte: „Mein Jawort geb ich gern, doch da kommen die Frauen." / / In prächtigen Kleidern betraten einige Damen den Saal. Ihre Gesichter waren hinter I / schmuckvollen Masken verborgen. Claudio sah Leonato fragend an: „An welche Dame darf f ich hier mich wenden?" Leonato führte ihm die verschleierte Hero zu. „Hier, diese ist's, nehmt sie von meiner Hand." Claudio trat einen Schritt auf sie zu: „So ist sie mein! Wenn Ihr mich wollt, so hin ich Euer Gatte.“ Hero antwortete treuherzig: „Und ich bin Eure Gattin.“ Sie nahm die Maske ab und ein erstauntes Raunen ging durch den Saal. Claudio trat ungläubig zurück: „Hero!?" .Ja, ich lebe, und ich bin rein von Schuld." Claudio umarmte sie fassungslos: „Hero! Meine Hero! Sie lebt!“ Jetzt ergriff Leonato das Wort: „Ich will all die Umstände ihres Todes berichten, sobald die Hochzeit vollbracht ist. Lasst uns zur Kapelle gehen, wir haben zwei glückliche Paare zu vereinen.“ jßggt. So wurden Hero und Claudio wie auch Beatrice und Benedict in aller Schnelle getraut. Als wenig später die Musik zum Tanz aufspielte, stürzte ein Diener in den Saal und iLg berichtete aufgeregt .Mein Prinz, Euer Bruder Don Juan ward im Fliehen gefangen, man l ™ brachte ihn bewacht nach Messina zurück!" Ein Jubel brach aus, doch Benedict packte Beatrice und rief übermütig: „Denkt nicht eher als morgen an diesen Schurken, er wird seiner Strafe nicht entgehen. Heute jedoch lasst uns feiern! Spielt auf, Musikanten!“ Jetzt begann ein rauschendes Fest, das erst am frühen Morgen ausklang mit dem Tanz der glücklichen Paare ...
Anmerkungen 4i>* William Shakespeare (15641616). Englands größter Dramatiker, wurde in Stratford upon Avon (Warwickshire) als Sohn eines wohlhabenden Burgers geboren 1589 übersiedf • -r nach London, schloss sich nach einiger Zeit der Theatertruppe .Chamberlain - *'-• (später „Kings Men") an und wurde schließlich Teilhaber des Globe Th rrc o - —in Stücke aufführte. An Geld und Erfolgen reich kehrte er um 1610 nach St /er jpe t.a n zurück. Viel Lärm um nichts wurde um 1598 in London uraufgefuhrt. In deutsche - Sc - r te das Stück erst über zweihundert Jahre später Premiere. Inspiration für c - H ;r lung um Claudio und Hero fand Shakespeare in Werken von Matteo Bande 3 .X: und Edmund Spenser („Die Feenkönigin 1. Im Gegensatz dazu sind die Motive - 3 laufenden Geschichten vermutlich frei erdacht Eigentlich als Nebenhand ’ui : _rjr r?-.. gilt gerade die turbulente Beziehung zwischen Beatrice und Benedict als reizvollstes Element der Komödie. Lange Zeit wurde das Stück bei Aufführungen sogar aut dieser, einen Handlungsstrang reduziert. Die vorliegende Nacherzählung folgt der Übersetzung von Wolf Heinrich Grat E__c Reclam-Edition, Universal-Bibliothek Nr. 98, Stuttgart 1970. Sie erhebt keinen Anspn;.- auf einen lückenlosen Handlungsverlauf im Vergleich zu Shakespeares Werk hält sich aber im Wesentlichen an dessen inhaltlichen Kem. Insbesondere wurde darauf geachtet dass sich Sprache und Stil der klassischen Vorlage noch unverkennbar im Text wieder- finden. Die der deutschen Übersetzung entnommenen Zitate wurden kursiv gesetzt wobei Zeichensetzung sowie Groß- und Kleinschreibung aus Gründen der besserer Verständlichkeit dem heutigen Sprachgebrauch angepasst wurden. Der Text folgt den Regeln der neuen Rechtschreibung.
Die Erzählerin Barbara Kindermann, geboren 1955 in Zürich, studierte Germanistik, Philosophie und Sprachen in Genf. Dublin, Florenz und Göttingen. Nach Abschluss ihrer Promotion war sie mehrere Jahre als Lektorin tätig und gab 1993 erstmals den 3. Band der Grimmschen Sagen heraus. 1994 gründete sie den Kindermann Verlag in Berlin, in dem sie seither als Autorin und Verlegerin u.a. die Reihe „Weltliteratur für Kinder“ herausgibt. Die Illustratorin Almud Kunert. geboren 1964 in Bayreuth, lebte und lernte zunächst in Paris und studierte anschließend Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seither arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und Illustratorin für verschiedene Verlage und die Werbebranche. Almud Kunert lebt in München.