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©er *SMe gur Qrtne Qlu^legung alUß 0efd)el)en£ t>on gnebrtcf) ^tetjfcfye Tteu au$getoaf)lf unb georbrtef t>on ‘iJHar 33raf)n @5roße ©tnge »erlangen, baß man \>o& )4 . *= ’ tßnen fcfymefgf ober groß rebef: groß," <?> ba$ ßetßt gpnffcß unb mit UnfcfnJJJ, *- X mm QItfreb Ärener Verlagtn Stuttgart
ÜbettegungäiedX oovbef)alteii Eilten bui*d ^itrerfcbe £ofbiict)t>vurfem 0tept)an @fibel & So*
['S)erplan,Dertiefer'Qlnorönung3ugrunDe gelegtu>uröe, lautettn 511e$fd)e£51teDerfd)rift :] £)er Spille gur 57Zad)t ‘Öerfucl) etner Umwertung aller 2J3erte <£vf teä d) ‘Der europälfcfye ??li)t(tesmug 31»e11e8 23ud) Ärtttf Der beengen l)bcf)ften Sterte Dv111e3Sutf) Prtirjip einer neuen ^öertfe^ung 231erte$23ud) 3ud)t unD 3üd)iung entworfen Den 17. 57targ 1ÖÖ7 51t33a UNITED STATES HOLOCAUST V 5.. MEMORIAL MUSEUM LIBRARY
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^ortDort Wegfcpe batte bte 2lbfkf;t, in einem 3 ufammenpängem ben iSerfe bcn ©efamtertrag feiner 2epre bar 3 uflellen. SBopi tnecbfeiten bie Xitel btefed 2öerFed unb bie ©eficptöpunFte ferner Slnorbnnng: aber bie Sbee, feine $>pilofoppie ein= beithcb unb uberficptlicp bar 3 ufWlen, blieb belieben. Sn btefem 2BerFe follte Peine neue ©runbibee flehen. Peine ttncl;tige Sepre toefentlicp Perdnbert merben; ed batte nur beroet|en follen, baß bcr ©ebanFenPretd bed sMilofoppen oom erflen bid 3 um legten ©erFe ber gleiche geblieben i|t. Sie fo oerfcpieben erfcpeinenben Sepren ber eimeinen Sntiwcflungöperioben ftnb nur Variationen bed gleichen Xgemaö; bem aufmerPfam JjMnpcrenben tönt eine ©ruttb* melobte fietö burcp. <*d ift nkgt leicgt, ffe PeraudjuPören, benn Vtegfcped Vetgung, bte gerabe im Vorbergrunbe ftepcnben ©ebanFen, ben petrfcpenben 21ffePt fall gemalt- tarn 3 u betonen, tpm bie oolle Äraft feiner audbrucFd* Pollen, uberwältt'genben ©pracpe 3 u letten, läßt bie Dieben- tone oft bcutltcper oernel;men ald ben ©runbton. Saber roentge SeitPer fo bebäcptt'g gelefen fein moflen, mie ber anfcpemenb |o letcpt eingepenbe fftiegfcpe. . j^H5 c j n r bie jpaupfgebanPen rein peroorpebem beö ©erb patte oolle, letcpt 3u genn'mtenbe dllarpett bringen Ponnen. Sarum i|T cd ein fo trauriger ©ebanFe, baß feine crPranPung bie Vollenbung gerabe btefed ©erFed oerpin- berte, an bem er fecpd Sapre lang gearbeitet, ju bent er fiep ununterbroepen (rin^laufjekpmtngen gemaept unb Stdpofitionen entmorfen pat. ©efentlkpe Xetle btefed ©e; banPenFretfed oereinigte er in feinen legten ©erben be* fonberd tm 21nticprift, ber, in ben legten Monaten oor ber
2?Dtmorf. VI ErFranEung entflanben, in erregterem £on gcfcfjcteben ift unb fiel; baburcf; »on ber rußigen ©titart ber 9h'eberfcf)rtftcn t>öHtg unterfebeibet. ©o blieb »on bem geplanten ©efamtmerF nur eine um enbtieße gölte non einzelnen Dktijen, in einer großen Slnjabt non £eften aufgejeießnet, übrig. ign ben blätterigen 2luös gaben foltte non btefem EiebanFenretcßtum nicf»tö »erloren geßen, unb fo brachten fie atleö unter ben non 9tiei3fcße fetbft angegebenen ©eficßtöpunFten. 3 n ben Jpeften aber befanb fic^ vielerlei, maö bem DenFer bei ©elegenßett ber Otieberfcßrift, ganj jufätttg, ju gleicher 3 eit cinftel, oßne baß eä für baä neue @an 3 e unentbehrlich mar. Eö ift nicht leicht, biefe oft |o locFenben feßönen ©ebanFen megjutaffen ; für eine erfte Stuögabe mar eö barum baö Steckte, fie bem Sefer nicht »orjuentßatten. Docß machen fie eö oft fermer, fiel) in bie teitenben 2rbeen jurücFjuftnben, unb geben bem SSerFe bureß ihre große ;?aßt einen übermäßigen Ums fang. Da mar eö angebraeßt 311 oerfueßen, aus ben SUanufFripten menigf enö bem ©inne naeß baä ju maeßen, maö fttiegfeße fctbft »orgefeßmebt hat : eine Darftettung feiner ©runb; lehre- ^uglekh über bem neugeorbneten Sföerfe eine gorni ju geben, bie eine leichte Uberficßt geftattet unb burch bie $nberung ber äußeren gorm baä Einbringen in bie großen Stnien beö Snßalteö erleichtert. ©0 Eonnte icß baä ßerauös heben, maö ben ©runbgebanFen, ben „2Mlen jur Sttacßt", am heften erElärt. Dann Eam eS barauf an, baS 33orßam bene fo ju »erteilen, baß ein güßrer bureß 9tiei3fcßeö ©runbs lehren entfianb. Da fehlen freilich begriffe atö mefenttieß, bie fonft oft im SSorbergrunb ju fielen feßeinen, mie ber „Übermenfcß"; anbere, mie bie „emige SBteberFeßr", treten nur gelegentlich auf. fließt ein SBechfel ber £eßre liegt aber in biefen gatten »or; ber fpftematifeße Slufbau läßt »iets tneßr baä an früheren ©teilen taut betonte hier nur atä einen Unterteil etneö größeren ©anjen erfeßeinen. ©0 geht ber Übermenfcß unter in ber ©efamtauffaffung beö neuen, großen EDtenfcßen überhaupt, unb bte emige 28iebetFeßr atter
VII 93otmort. Dinge, twn ber es etnfi febetnen Fonnte, ftc jäfsfe ju ben $aupt(ebren, wirb etneö unter ben wrjcfyt'ebenen Mitteln jur C3 ucf)t beS großen IWenfcben, wenn auch eines ber ent= fcbeibetiben. ©erabe in btefer 2(uSgeg(icbenbeit ber SBerte liegt bie grofje 23ebeutung, bie baS 2SerE fetbft a(S unöofl* enbetes t;at. Sn ^nt^ujtra fyatte fJttegfcbe propbetenbaft jur iftacbfofge feiner Sehre aufgerufen ; fein Söunber, bafj ein fo geartetes 28erF, bem Sinbrucf beftimmt, ihn auch im weiteren Greife machte. Der g^rop^et will wirFen, 6 e* einfluffen — baju gehört 2(ffeFt, ber mitretfft, gehört ftarfe Betonung beffen, was ber Prophet in ben ^orbergrunb ftelien will Der „2öi((e jur ättaebt" mitt lehren, Ffarlegen, aus @efcl;icf)te unb fftatur erläutern, wohl gar bewetfen. Jrjner ift ber orbnenbe SnteKeFt an ber Arbeit, ber fpftemas tifcb aufbaut, nicht um jur Xat aufjurufen, ben ^eiligen Ärieg für eine neue Sehre ju »erfünben, fonbern um ju geigen, aus melden ©urjefn bte eigene Se(;re erwad)fen ift, unb wie fie bie ©efamtbeit ber 2Be(t bem wittt'g goO genben ju erflären uermag. Sine SBeltbeutung fann aber aus febr oerfcbiebenen'SSur* je(n erwachen, je nach ber ^erföniicfjFett bes ^büofopben. Die Serfenfung ins 2(0, in bie unmittelbare £iefe ber Dinge Fennjeicbnet ben £tjpuS beS SttetapbbftferS unb SUp; fttFerS. Die ^Bereinigung ber (egten wiffenfcbaft(id)en Sr* gebntffe ben wiffenfcbaftlicbm $)b*Mopben, Das 2(uSgeben uom S)tenfcben als bem ©efebiebte febaffenben unb nur in ber ©efebiebte befannten SEBefen ben Äu(turpbi(ofopb«n, bem ber SDtenfcb baS intereffantefte Problem ijit. ' 23om erfien bis jum (egten feiner SßerFe ift Dttegfcbe ÄutturpbOofopb. 23on ber Äultur ber ©riechen — bem böcbften Kultur' tppuS — fcf)(ug er in feinem StfHingSwerF bie SSritcfe ju Söagner, a(fo jur Kultur ber ©egenwart. Das Sbrtftentum ftanb im Jriintergrunbe ; es brauchte gar nicht genannt ju werben, um boeb ba ju fein. 25om Sbwffontum führt auch ber „ 2öi((e jur SOtacbt" jur ©egenwart, noch mehr jur neu ju febaffenben $eit, 3 U ber ^uCunft, bie bureb ben fiarfen 2Bi((en bes Sttenfcben aus biefer ©egenwart werben foU,
23Dt»0rt. VIII Bon unferec Jett rebet btefcö Buch junächff, titelt pon einer Smtgfett, einem fletö ©leieren, wie bte SOictaphpfifer tun. Stne Jett ift nur auß ben SBerten beftünmbar, an bte ft'c glaubt : benn alleß Jjhanbeltt ifl etn SBerten, j'cbc Bewe- gung will etwaß, alfo wertet ft'e etwaß. Stile SBcrtc orbnett fiel) testen Snbeß einem testen, höchftett, einem Sberwert unter, wie Staoul Stichler in feinem Sh'etjfchebuch außgeführt hat. ttnfere Jett hat feine feften SBerte; „baß Stß, baß unß nocl) trägt, tft fo bünn geworben: wir fügten alle ben warmen, unheimlichen Sltem beß Stauwinbeß." Uns fehlt jeber befiimmte ©lattbc an ben 2Bert ber Singe, ba ber einzige btßhct jufammenhaltenbe ©laube ttn Stiebergang ifl, ber cfmftltche. Sr gab bent 9)icnfci>cn einen abfoluten • 2Sert, ben man genau fannte, gab thm ©Jbftachtung utib bem Übel einen @inn. 2ln fiep felbft hat Stieijfche baß Sa; bmfcftwtnben beß chriftlichcn ©laubenß etttpfunben, er, ber Slbfömtnling »on Theologen biß tnß britte unb inerte ©c; fchlecfjt. Sr fannte bie gein^eiten beß ©laubenß, er wußte, baß ft'c Srbgut in if;m waren, befottberß jener oom ©fünften; tum anerjogene ©laube an bie SÖaljrbaftigfett. ©cfjwiit; bet er bahnt, fo tritt leicht bie SMnung auf, baß eß übet; haupt feinen @inn ber 2Belt gibt, wenn biefer nicht gilt: bte ^teffo ft'öFctt an fiel; wirb ber SÖert, ber Slt'htlißmuß ift ba. 2öte aber fonnte ein folcfjeß le(3teß Jtel verloren gehen, woher muffte bie 2luflefjnung gegen baß ©fwiftentum ent; flehen? Stach Sttetjfche ift bie Slblefjnung beß Shttffentutnß Slbwetfung ber decadence, baß fiei^t ber Sehre ber Sr; fchöpften, ber Schwachen, ber ©egner beß Sebenß, berer, bie nicht baß Söacfjßtum, bie ©töße, bie Schönheit ber Singe ber SBelt wünfefjen. Itnfre bisherige SOtoral tft im ©runbe efjriftltclje ; fie ift aber gleichseitig bie SStoral ber fcfjmacfen SÜtcnge, bte ftef gegen bie gefährlichen Starfen auflehnt, bie aber burci) tf>rc Jafjf, ih« größere Klugheit, feinere ©eiftigfeit ben Sieg über bie Starfen baoonträgt. 3n biefer Srfenntniß ficht er wof;l btc frittfehe ©runblehre fet'neß Spftcmß, auf bte ftd) alleß ff)ofittoe aufjubauen bat.
Vorwort. IX Denn aufbauettb nnlt er fein; alles $rittfcf>e, Skrncü nenbe tft if;nt jutotber, er benuf3 t cs nur als Spittel, fein 33ejaf)enbeö beutlicl; ju machen, als nötig ju enoeifen. Ju Daten toill er bic SOtcnfchheit befähigen, ba er ein ^ful^ foph tft, baS l;ei§t für tfm ein 2Bcrtefel;affer ; unfercr ^cit aber „fehlt ber ^^ilofopf;, ber Sluöbeuter ber Dat, nicht nur ber Umbtchter". Daher auch ber Äcrn btefes SBerFeS nxcf)t tut erften ttnb jmetten 58ttch liegt, btc nur ©cfjutt t»cg; räumen mellen, ehe bas ©cbättbc int britten unb merten 23uch aufgctichtct rotrb: in btefett liegt nach ber 2 lbficl;t OttefefcheS bte Deutung ber ^uFunft. SBorattf eS atfo bei ihm fmtauSläuft, baS tft mit einem Söerte ju fagen: auf eine neue Sltorat. 2öo er OOtoral bc= Fätnpft, ba Für^t er nur baS 2öort; eS muffte ba ftets hetffen: bisherige SOtoral, für beren entmiefeltfte g:orm er bte cf)riftltcf>c anfiebt. 2ÖaS feine 50t oral »ttt ber cftriftltcbcn »erbinbet, baS fagt gattj beutlich feine fcljöne S5eftimmung : „Sei; »erflehe unter SOtoral ein ©pftem »on 2öertfcf)äl3 ungen, melcIteS mit beit gcbenSbebtngitngcn eines SBefenS fiel; be* rührt/' Daher Fantt eS für tfm Feine allgemeine 50to= rat geb-en . ©treng genommen gibt eS nur eine 50?ora( für jct>en ßinjelnen; fafft man bte ßtn^elnett 3 U Dppctt, Sitten jufammett, fo gibt cS 50?oralett für btc ©tarFen unb bic ©chmachen, bic ©efuttben unb bte Ji'ranFcn. Jener berührt fiel; bte geltre mit mobernett ^been, bte, » 01 t tltr unbemujft ober bemüht abhängig ober nicht, bic 50?enfcben nach 2 (n= lagen etntetlen unb »erlangen, baff unfere Gtrjt'ehung tu febent bic Anlage »oll entmicfelt unb nicht »erfucht, aus jebem alles ju machen. 2in ftrenger ©elbfhtnterfuchung, fiel) felbft »erantmortlich, t>at ein jebet feftjuftclleit, ,,t»er bin ich?" unb fein geben fo ju geftaltcn, baff fern Sei) ungebrochen jur (SntttncFlung Eommt, nicf>t nur bie §rem ben feiner Stgenart unb feiner gebensform fudjenb, nein, alle getben gern als notmenbtg nttt auf ftcf> nehmenb. ©treng unb unerbittlich, hart gegen fiel), mte nur je ein 2löFet eS fein Fann, »ielleicljt aber tut ©trome bcs gebenS »tel leibenber, »tel gequälter.
X 95otreort. Sie SDlcral, bie fktcr gelehrt wirb, tfl bie ber ©tarPcn, bte ben SO?ut ju btefem flrengen, Ratten, nur fiel) felbfl »er* antwortiteften geben ffaben. ©er btefe lefwt, wirb notwenbig manefteö angretfenbe, Prtegertfcfte ©ort für bte entgegen; gefegte 2Irt, bte ©cfywadfen, ffaben. 2Tber „möchten wtr eigentlich eine ©eit, in ber bte 9lacf>wirPung ber ©eftwadfen, ihre Reinheit, Siücfftcift, ©etfltgPeit, 23tegfamPett fehlte?" Sie ©oral ber ©eftwadkn wirb twn Ditegfc^e nicht etwa nur gebulbet — ein tittn furchtbare^ ©ort —, ft'e wirb ge; wiinfefft, weil für nötig befunben. 2tber fte foll nt'cbt btc herrfchenbe fein, fte folt nicht ftd) alte „©oral" jufefwetben; fie muff etnfef>en, baff fte genau fo moratifch unb unmora; tifcb, weit genau fo nur auö einer befltmmten ^erfpePtioe ber ©eit fferoorgeftenb tfl wte bie ber ©tarPen. ©te will grffaltung, oft ©ttllflanb : fie laffe ber ©oral beö ©cfyaffenö freie 23al>n, bie baö Sitte oft jerbreeften muff, um neue ©afffläbe attfjuflellen. 9lief}fct)e fah »orauö, bafj eö „bem nächflen Safwfmnbert hier unb ba grünblich iw Set'be ru; moren wirb", baff neue ©erte tn j'eber Jhinftcfft fomttten werben — f>at unfer ®efcf)tecf>t, baö beö größten dftiegeö ber ©eltgefelftclfte, wirftich baö ©efüfft tn fiel), baff eö ben alten ©erten gehorcht ? Dleueö, ©tarPeö Pointnt, weif eö Pommen muff, weil eö ftd) mit unferen gebenöbebt'ngungen berührt, bte nicht meftr bte gleichen fein werben. Sb nicht gar ber tropftet biefer neuen Jett fd)on gelebt l)at ? ©öfter nimmt nun Dltegfcffe biefe neue ©af)rl)eit über bte ©oral; glaubt er atlgemetngülttge ©ät3e aufjuflellen, beren ©egenfag fatfeh fein muff? 9iein, auef) biefe ©af;rf)eit tjl t'hm wie febe anbere nur „eine 2trt oon Sfrümtt, otme welche eine beflimmte Slrt oon lebenbtgen ©efen nicht leben Pönnte. Ser ©ert für baö geben entfefteibet juiegt/ / ^ebet ©ütn, ber tn ben Singen liegt, ifl tftrn nur eine Skjiefmng, bte ftch ber 2D?enfch feftafft, testen Snbeö, um ber Singe Jperr ju werben, um fein ©ad;tgefüf)l über bte Singe ju fleh gern, um feinen unbezähmbaren ©ilten jur ©acl)t auö; juüben. <£ö gibt oielerlet ©afwheiten oon ben Singen, febe 9(rt macht ftd) bte Singe fo jureebt, baff fie feinem geben
23orworf. XI bienen, macht ft cl) bte ihm nüjslichfien ffifttenen oom ©etn unb ©efen ber Dinge. Darin fleht 9lic^fcf>e ber fPhifo 5 fophie feljr nahe, bie neuerbingS unter bent Flamen ber „spfnfofopfne beö 21(6 -Sb" fo grofjcS 2luffehen gemacht bat. SUan fann, menn ntan baS britte 33ucf> btefeS ©erfeS lieft, nicht mehr behaupten, bafj 9itel3fche nur 9)loralphtlofoph fei — non feinen 2lnfcf;auungen über bie (SrfenntntS ifi jiärfjie 2(nregung auf unfere ^eit ausgegangen. St bat, mag er auch Darmin befämpfen, fo bocb aus bent Oetfte ber SntmicflungSlehre (egte golgerungen gezogen. Unb nun oerfolgt er biefe ©runbtbee, bafj es ber ©ille jur Sftacht ifi, ber unfere ©arbeiten fcfjafft burd) alles ©ein fnm burcb, in a((e Dtefen unferer ©eltanfchauung hinein. 2(ber nicht unfer ©rfemten allein — felbfi nur eine ©onberart ber 9latur — ifi ©ille jur Stacht, bie Olatur tji es in ihrem tiefjien .fern. 2llle6 ©ein tji Sieben — alles Sieben SWachtmilie. Äräfte beS ©tllenS, bie immer neue Kräfte anhäufen, bie ihnen innemohnenbe SJiacht fieigern unb orga* ntfteren möchten, finb bie lebten (Jrflärungcn, bie es für alles ©ein gibt. 2l(leö ©efchehen, alle 23eränberung läfjt fich auf beit ©t'lfen jur Sftacht jurücffüfmen, ber nie ruf;t, fiets ju neuen formen größerer 2D r fachv v fich manbeln mt'll — mit biefer ßtnftcfjt, bie felbfi feine abfolute ifi, gemimten mir bie für uns brauchbarer „perfpeftmifche @chä(3 ttng" ber ©eit, SDiacht über fte. „Dtefe ©eit tji ber ©ille jur SDlacht — unb nichts aufjerbem. Unb auch ihr felber feib biefer ©tlle jur SOiadjt — unb nichts aufjerbem." ©oot'el Stacht einer tn fiel; birgt, fo oicl tji er biefer 25e; urtetlungSmetfe mert. ©o entjieht eine Siangorbnung ber SUenfchen nach ihren SDiachtgröfjen. 3fi es mirfltcl) nötig, barauf hinjumetfen, bafj es fich h>rr nicht um jene äufjere Stacht hanbelt, bie mit Kanonen fiel; burchfeljt? Dafj es fiel; babei um eine innere Haltung ber ©eeie hanbelt, bie fiarf iji unb nichts mtll, als ihre .fraft, ihre SDiacht er* mettern, bte fich nicht genug tun fann, ihren SDiut ju er= meifen, bie fo fiarf jirörnt, bafj ft'e mtffentltch t'hre Kräfte perfchmenbet, bte tut $errfd)en über ftch unb anbere ihre
93or»prt. XII Pflicht finbet. ©olcbe SlriftoEratte ift angeboren, tft „©«* bltitöabel". „3cb rebe f>tct nicht »om ©örteren ,»ott‘ unb »om ©otbaifeben -Sialenber: Crtnfcbaltung für Cffel." @o batf man auch benen jurufen, bte baö ©ort bet 9ltef3fcbc »ergröbern, um bagegen ju Fämpfen. Siefe SOfenfcften »oll ©ilten, -Straft, 3}facf)t ftnb bie dt' febaffer beet betten ; fte geben allem neue ©erte, ffe recht* fertigen btc ©eit einfach babureb, baff fte ba finb. Stiebt ihre Sciflttng, t'br @etn iffc baö ©efetitlt'cbe. dß gebt fyiet mit biefer »on 9tt'ef3fcbeö Sehren tote mit anberen: in feiner grattbiofen, überftet'genben (Sprache Ptingen fte oft fo weit* freinb, fo erfunben, fo lebcnöunbrauchbat. Unb boeb brürfen fte nur ©abrhetten auö, bie ft'cb in ber 5Dtenfchh«it ftetö wt'ebcr alö ganj natürliche (frlebntffe erwetfen. jjbat nicht bie Erregung ber -ftrtegö^eit gezeigt, wie fef;r bte Sttenfcben baju neigen, ft'cb $eroen ju febaffen, fübrenbe, ^errfcfjertbe Staturen, benen alle anberen gern, alö ob eö nicht anberö fein fönttte, ft'cb unterwerfen I ©tllt'g folgen fte bem, ber neue ©erte aufftellt unb beweift, baff er einen ftarfen, langen ©tllen bat, ber imftanbe tfl, ft'cb gegen eine ©eit »on ^n'nbcrnt'ffen burcbjufe^cn. Stuf feinen ©tnf tun fte allcö, leiben fte alleö, opfern fte ft'cb bw btö jttm 2luf* geben beö Sebenö. dm ganje Nation erlebt bann plötzlich bie ©abrbett ber Sehre, baff eö auf bt'efe geborenen Rührers natüren anfommt, baff fte bewngejogen werben tnüffen, wenn bte anberen nicht untergeben follen. Sann ft’ebt man auch beutltcb, baff nicht Suff unb Unluft, wenigftcnö nicht bte formen, »on benen öptt'mt'ömuö unb fpeffintiömuö jtt fpreeben pflegen, gtoffeö Jpanbeln beö SUenfcben bejt'mmen. Saö ©lüc? biefer @roffen liegt allein „in bem berrfebenb geworbenen SSewufftfetn ber ©acht unb beö «St'egcö." Sarf man »on ihnen bte SDtorat beö SWt’tlet'bö, Stüdsficbtnabme, Sbttlbe »erlangen — ober wünfebt nicht bte SDtenge fte f)art, unbeugfam, ftarE, ©acht bureb unb burcl;? ©roff follen fte fein unb »otnebm — bte bet'ben Saitptet'genfcbaftcn, bt'e Stt'egfcbe »on „feinen" Sftenfcbcn »erlangt.
33orn>or1. XIII Stefe großen fchaffenben Sftenfcben — ber Stbeonc ober ber l))rartö — greifen mit mächtiger Jpanb in baö 3Ftab beö Safeinö; ft'e brehen feine ©peichen ein ©tücf oorweirtö, inbem fie baö ©efühl in ftch tragen, ber 28elt neue Kräfte gewinnen ju muffen, nicf>t anberö ju fönnen, atö 2öelt ju gehalten, inbem fie’ fiel; felbjl gehalten. ©te fragen nicht nach bem Söerte beö Sebenö, fie fügten bie furchtbaren ©rünbe, auf benen eö ruht, fie Hennen feine Surchtbarfeit unb feine Untiefen — unb gewinnen barauö (Sinficht ttnb .traft, eö neu ju gefialten, ihren ^Bitten jur SWacht baran ju erproben, felbft wie göttliche Äräfte, bart'n ju jerftören, 3 U oernichten, Sllteö ju ^erbrechen, Verbrecher am ©efe£ ju werben, um ÜJteueö, ©rößereö werben ju Haffen. Sie fagen „Sa" jutn ©efamtbafetn unb Hönnen batunt ju feinem Seil „fRein" fagen : benn bie Votwenbigfett oerfchlingt alle Singe untrennbar tnetnanber, baß man alleö ©ein bejahen muß, wenn man ben Hleinften Seil bejaht. Sbre unenblteh flröntenbe .traft freut fiel; beö ©eflaltenö an btefer 2Selt, ber einzigen Aufgabe beö SUenfchen, fetneö Äünfllerberufö. ©ie Hennen feine fetenbe 2öelt, nur eine werbenbe, eine fein follenbe, an ber SDienfcben thr unb ber 2öelt ©efehtef jimmern. 2ln ben SBtberflänben, bie fie ihnen bietet, wach fl ihre .traft; ihr Sötlle jut SDiacht Hann ftch nie genug tun, btefer SEÖelt immer neue ©ejlalten ju geben, non ihrer Sülle, bem ^Reichtum ihrer ©etfleö= unb SBitlenöfräfte in bie Söelt htnüberftrömen ju laffen. ©ie fehen auf biefe 2Bett alö ihr SEÖerf unb wünfehen ftch nur etnö: fletö wieber an ihr ju formen biö tn alle Unenblichfeit, immer t>on neuem wteber, unenblteh oft. ©te bejahen bt'efeö Safet'n urib wütt* fehen, fo wie eö ifl, wie eö burch ft'e unb ihren Sflachtwillen wirb, möchte eö wicberfehren: in gleicher Satrn unenblteh oft in ewiger SSt'eberfehr. Siefe ©efmfucht, ihrem 5)iacht= willen entjlammenb, gibt ihnen .traft — unb biefe neue .traft gibt ihnen neue ©efmfucht. Sie Schwachen aber gehen an bem ©ebanfen jugntnbe, baßatefeö geben um enblicl) oft wicberfehren möge — unb l;trr wte überall
XIV «ßonuorf. trennen ftdj benn bte SDienfcf^en tn tf>rem ©tauben, tfjcent SBtffen, if;rer $unjl, tgretrt J?anbetn unb 2Sünfcf>en nob= roenbtg tn bte ©tarfen unb b(e ©ctwacgen, tuet! btefer Unterfcfueb rufjt auf bem fegten ©runbe beö ©eins: bem ©rabe beö SBtttenö jut 2ftacf>t. 23raf)n.
Sn^alt. ©etfe ^omoort V— XIV @rfteg Sud): Ser curopäifcfye 3ttl)ilfcSmu£ . . . l—45 1. @5efd)t'cf)tc 1 2. 3öefen unt> Urfad)e 14 3. Ärfftö 32 3a>ette$Sud): Ärttif ber^oc^ftenbtö^erfgeti^Derte 46 120 (Qrfnftc^t tn Da3, voa$ Dttrd) fte 3« «nD 23etn fa<gfe.) I. 271 oral: 1. (Sntftefjumj unt) ®te$ 46 2. Dte moraltfcfjen 3t>eafe 71 3. P^tlofop^fe unt) 271orat 99 4. Pbtlofopfjfe unD '5DifTenfc^aft 107 5. $refe $l)tlofopl)fe .. .. 116 II. helfen ort: 1. Qrntftefntng 120 2. (Xfyrtftentum 131 Drittel Sudj : 'ßrmgfp einer neuen 3!ßertfe$ung 156-307 I. Dfe neue Deutung Der 2Delt 156 II. 'Der @5 et ft — etn 2]Iad)tu>t((e: 1. 2Pat)rnef)mtinq 163 2. (Erfenntntt .... 177 a. Qfllgemetneg 177 b. £ogtf tmö 2i7tff enfdjaft 185 c. Urfacfye unt) 2Tb'rfuwj 195 d. 3d) tmb 2(ujjent»elf 204 3. 271etapf)t;ftf . 206 Die „toafyre" ^Delt 206 III. Die 27afttr — etn 271 ad) (tot l (e: 1. Dfe anorgantfcfye 77atur 219 2. Dte organtfd)e 27atur 229 3. Der 2)lenfd) al$ 27aturtpefen ....... 239
XVI 3ni)«ft ©effe IV. ©fe ©efeltfc^oft — ein c mad) twiUe : 1. ©er < 27tenfcf) a\& gefeüigeä SUDefen 253 2 . ©er ©taat _ 266 V. Äunft — etn 2Had)ttDtlle 277 Suclj: 3 ucf)t unb 3ucfjftmg .. .. 308-376 1 . ©te ^angortmung 308 2* ©er 3Ücf)tenfc>e ©efcanfe . . , 347
(Svftetf 33ud). £)er europätfcfye < * r ttfytltömu& 1. ©efd)td)te. t. 2öab icl; etjctble, tft bie ©efcbicbte bet näcbflen jtoei 3abr; bunberte. 3cb betreibe, waö Eomrnt, was ntcf>t metyt am berS Eommen Eann: bt'e JjpetaufEunft beS 9it'btliSmuS. SMefe ©efcfncfjte Eann fe<3t fd)on etjäblt werben: benn bie 9?otwenbigEeit felbft ift ^t'er am SöetEe. £)tefe JuEunft rebet febon in bunbert Reichen, btefeö ©cbtcEfal Eünbtgt überall fiel; an; für btefe SDlufiE bet 3 u ? un ft finb etile öf)ten bereits* ge= fpifjt. Unfete ganje eutopätfebe Kultur bewegt ftcb fett (am gern fcbon mit et'net SEortur bet ©pannung, bt'e non Sabr* jefmt ja Sabr^elmt wäcbft, wie auf eine Äatafitopbe loS: unruhig, gewaltfam, überftiitjt : wie ein @trom, bet ans Snbe will, bet fiel) rn'cbt mebt befinnt, bet ffurebt banor bat, ftcb ju befinnett. 2. — 2)et bw baS Söort nimmt, bat umgeEebtt nickte btS= bet getan als ftcb 3u bef t'nnett: als ein ^btfofopb uttb @t'n* ftebter aus 3 : nftinEt, bet fernen ißortetl t'm SlbfeitS, im 2luffetbalb, tn bet ©ebulb, tn bet ÜBetjogetung, tn bet rücEgebltebenbett fattb; als ein 2öage* unb — äktfueber* getft, bet ftcb febon in jebeS Sabprtntb bet ^uEuitft einmal oetittt bat; als etn Söabtfagenogeböetft, bev jurücEbltcEt, wenn er etjäblt, was Eomnten wirb ; als bet etfte oollEotm mene 9libt(ift Europas, bet aber ben Ott'btltSmuS fetbft febon in ftcb 3« €nbe gelebt bat, — bet tbn bt'ntet ftcb, unter ftcb, außer ftcb beit. 3. Denn man oetgretfe ftcb nicht übet ben @t'nn bes Xitel*?, mit bem bieS ejuEunftSenangetium benannt fern will. „Der 2Mle jut SUacbt. 23etfttcb einet Umwertung aller SSerte" — mit bt'efer gotntel ift eine ©egenbewegttng jutn 2luS= 5fUe$fcf)e, fDn* 2ÖU(e aur 1
2 Der europäifd)e Ulibilibttuib. brucE gebracht in 2lbfkf>t auf ^rtttjtp unb Aufgabe ; eine 23e* wegung, welche tu trgenbet'ner jluEunft jenen »ollEemntenen Dltijtltbmub ablöfen wirb, welcfje tf>n aber oorauöfetjt, lo= gtfeft unb pftjcljologifcf), welcfje fcljlecljterbtngb nur auf tf; n unb aub if>m Eommen Eann. Senn warum tft bt'e herauf« Eunft beb •fttfnfibmub nunmehr notwenbt'g? 2Betl unfre bibljetigen SBerte felbft eb ft'nb, bie t'n i(>m iljre Xe§te golge* rung jieljen, tuet! ber DltfnKbmub bt'e ju @nbe gehackte Sogif unfrer großen SSerte unb Stbeale tft, — »eit wir ben 9ti|t? Itbmub erfl erleben muffen, um bafrlnter ju Eommen, wab eigentlich ber Söert btefer „SSSerte" mar — 2Ötr ftabett, irgenbwann, neue fSerte nötig.... 4. Sie äterbüfterung, bt'e pefft'mtfHfclje gürbuttg fommt nok menbig im ©efolge ber 9lufElärung. ©egen 1770 bemerfte man bereitb bt'e Slbnaljme ber JjöeiterXeit ; grauen backten mit jenem wet'blicfjen 3nj?inEt, ber immer jugunflen ber Xu; genb gartet nimmt, baß bt'e Smmoralität baran febulb fei. ©aliani traf inb ©cfjwarje : er jittert iöoltatres föetb ; Un monstre gai vaut mieux Qu’un sentimental ennuyeux. 2Benn iclj nun oermet'ne, jetgt um ein paar 3af)tf>unberte SSoltatren unb fogar ©alt'ani — ber etwab rn'el St'efereb war — in ber 2lufElärung uoraub ju fein : wie wett mußte kl) alfo gar in ber SSerbüfterung gelangt fein! Sieb tft auefv waftr : unb tefj naljm fettig rntcfj mit einer 2lrt SSebattetn t'n adjt t'or ber beutfcljen unb clrnfflicljen (Tuge unb golgeunrklj= tigEeit ^eb ©cfjopenbauetfcfjen ober gar Seoparbifcfjen ^effk nttbmub unb fucfjte bt'e priniipt'ellften gönnen auf (— Elften — ) . Um aber bt'efeti ejetremen ^effimt'bmub ju en tragen (wie er fjier unb ba aub meiner „©eburt ber Sragö^ bie'"' heraubElingt), ,,of>ne ©ott unb SDforal" allein ju leben, mußte icf) mir et'n ©egenftticE erft'nben. ffiielleicfjt weiß kl) am beften, warum ber Sttenfcl) allein lacht : er allein leibet fo tief, baß er bab Sacfjen erft'nben mußte. Sab unglücE= lidjjfte unb melancljolifcbjte Skr ift, wie billig, bab Ijeiterfte.
1.@efcf)icf)ff. 3 5. 2)te btet Sobi'Mnberte. Sbre »erfcht'ebene ©enfibilttät brücft fich am heften fo auö : Ariflofrattömuö: ©eöcarteö, Jperrfchaft bet- Vet= nunft, jBeugniö »on ber ©ouocränität beö ©illenö; giemintniomuö: £Rouffeau, Jperrfchaft beö ©efühlö, j3eugntö oon ber ©ouoeränität bet (Sinne, »erlogen; Animaltömuö: ©cf)openbauet, Jpertfchaft ber S5e= gierbe, ^eugniö »on ber ©ouncränität ber Animalt« tat, reblicher, aber büfter. £>aö 17. Sabrbunbert tft ariftoEratifcl;, orbnettb, l>ocf)= mutig gegen baö Animaltfche, ftreng gegen baö $etj, „um gemütlich", fogat ohne ©ernüt, „unbeutfd)", bem VutleO; feit unb bem Natürlichen abholb, generalifterenb uttb fou»e= rätt gegen Vergangenheit: benn eö glaubt an fich* Viel Naubtier au fond, »tel affetifche ©emöhnung, um Jpcrt ju bleiben, £)aö millenöftarfe Srahtfnmbert ; auch baö ber ftarfen Setbenfchaft. £>aö 18. Sahrhunbert tft »out SBetbe beherrfcbt, fchtuär« mertfch, geistreich, flach, ober mit einem Pieifte im Sienft ber Söünfchbarfeit, beö ^terjenö, libertin im Pienuffc beö ©etftigffen, alle Autoritäten untertnim'erenb ; beraufcftt, hei- ter, Elar, human, falfch »or ft'eh, »tel .Kanaille au fond, ge= fellfchaftlich .... 2)aö 19. Suhrhunbert tft antmaltfcher, unterirbifcher, häßlicher, realtjltfcher, pöbelhafter, unb ebenbeöhulb „befs (er", „ehrlicher", »or ber „Atirflichfeit" j'eber Art unter* toürfiger, wahrer; aber millenöfchmach, aber traurig unb bunfel;begehrlich, aber fatattftifcj). Söeber »or ber „Ver* nuttft", noch bor bem „Jperjen" in ©cbeu unb opochach* tung; tief überzeugt »on ber Jperrfchaft ber Vegierbe (@cho* petthauer fagte „Söille": aber nichts tft charafteriftifcher für (eine Abtt»f»ph<e/ ulö bafj baS eigentliche Atollen in ihr (ehlt). ©elbft bte SNoral auf einen Srnftinft rebujiert („N?it* leib"). i*
4 ®er tutop5ifcf)e 9?ibi(i6mui. aiugufle Eomte tft gortfegung beb 18. Sabthunbertb (Jg>ertfc^aft Don coeur übet la tete, ©enfualtbmub in bet ErEenntntbtheorie, altruifHfche Schwärmerei).' ©a£j bte SGBiffenfchaft in bcm ©tabe fouöetän geworben tft, bab bewetfi, wte bab 19. Sfahtbuitbert fiel; twn ber ©o? mtnation ber ^beale lobgemacht fyat. Eine gewiffe ,,S3c? bürfniblofigfett" tm SSünfchen ermöglicht unb erft unfere wiffenfcltafttiche Steugierbe unb Strenge — btefe unfere 2lrt £ugcnb.... ©te Stomantif tft StachfclUag beb 18. Sahtlmnbettb ; eine 2lrt aufgetürmteb Verlangen nach beffen Schwärmerei großen ©tilb ( — tatfäcf)ltch ein gut ©tücE ©cfkiufpteletet unb ©elbfübetrügeret : man wollte bte ftarBe Statut, bte gro§eSetbenfd)aftbarftellen). ©ab 19. ^afwhunbert fucht infitnftw nach ©flotten, mit benen eb feine f atalifHfche Unterwerfung unter bab Xatfächliche gerechtfertigt fühlt, ©cbon Regele Erfolg gegen bte „EmpfinbfamEett" unb ben romantifchen Sbealtb? mttb tag im gutatiftifchen feiner ©enfwetfe, in feinem ©tau? ben an bte größere föernunft auf ©eiten beb ©iegreichen, tn feiner Stcchtferttgung beb witElichen „Staateb" (an ©teile oon „SOtenfchfmt"' ufw.) . — Schopenhauer : wir finb etwab ©ttinmeb unb beftenfaltb fogar etwab ©ich?felhj1:;2luf heben? beb. Erfolg beb ©etermtnibmub, ber genealogtfchen 2lblet? tung ber früher alb abfotut geltenben SßerbtnbltchEetten, bte Sehre oom Milieu unb ber Slnpaffttng, bie StebuEtton beb Söiltenb auf Steflepbewegungen, bie Seugnung beb Sßtllenb alb „wt'rEenber Urfache // ; enbltch — eine wtrEltche Umtau? fung: man fieht fo wenig -tötlle, bafs bab 3Bort frei wirb, um etwab anbereb ju bezeichnen. - ©eitere Theorien: bie Sehre »on bet öbjeftibität, „willenlofen" Betrachtung, alb einigem 2Beg jur SBaftrhett ; auch jut Schönheit (— auch ber ©taube an bab „©ente", um ein Stecht auf Un? terwerfung ju hnhen) ; ber SDtechanibmub, bie aubrecben? bare Starrheit beb mechantfchen Bt^effeb; ber angebliche „ Staturalibmub", Elimination beb wählenben, richtenben, interpretierenben SubfeEtb alb ^rtnjt'p —
1. ©efchicbtc. 5 JEant, intt fcmcv „prafttfcben Vernunft"/ tritt fernem ©oral^anatt'önutö ift 3^3 \8. Sabthunbert; nocf> ocllt'g außerhalb ber btjtortfcben 23etoegung_ ; ohne jeben SSticE für bt'e ©irflicbfeit ferner 0 citr 3 um SSetfptel £Heüotut;'on ; unbe* rührt Dort ber griecbtfcben ^^tlofopftte ; spffantaft beö Pflicht« begriffe ; ©enfualift, mit beut öMnterbang ber bogmattfcben ÜBettocbnung — . Die SftücEbetoegung auf Äant in unferem Sabrbunbert ift eine Stücfbetoegung 3 um acf^ebnten Sabrbunbert: man mill fiel) ein Stecht tot'eber auf bt'e alten Sbeale unb bte alte @tf)tt>ärmeret oerfchaffen, — barum eine SrEenntniös tbeorie, toelche „©rensen fegt", baö beißt erlaubt, ein Sen; feitö ber Vernunft nach belieben an 3 ufegen.... Dte DenEtoeife egelö ift oon ber ©oetbefeben nicht febr entfernt: man höre ©oetbe übet ©pt'no^a. SÖilfe jur Sergöttltcbung beö 2 lllö unb beö £eben3, um in feinem 2 (m febauen unb Srgrünben 9tuf>e unb ©lücE 3 U ft'nben; öpegel fuebt Vernunft überall, — not ber 23ernunft barf man ft'd) ergeben unb bef cf; eiben. 93et ©oetbe eine 2lrt oon faft freubigem unb oertrauenbem gatalt'ömuö, ber nt'cbt reooltiert, ber nicht ermattet, bet auö ftch eine Totalität 3U bilben fucht, tm ©lauben, baff erjt in ber Totalität alles ftch erlöjt, alö gut unb gerechtfertigt erfcheint. 6. SSoltaire — Stouffeau. — Der ^uftanb ber Statur ift furchtbar, ber SJienfch ift Staubtt'er; unfere ^ioilifation ift etn unerhörter Drtumpb über btefe Staubtternatur : — fo fchlo^ föoltaire. Sr empfanb bt'e SMberung, bte Stafft* nementö, bt'e get'fit'gen grettben beö 3 totlift'erten ^uftanbeö ; er oerachtete bie Sorniertbeit, auch in ber ber Dm genb; ben Mangel an DeliEateffe auch bet ben SlfEeMt unb SOtönchen. Die moraltfche fßermerflicbfet't bcö SStenfcben fehlen Otouffeau 3 U prcioEEttpteren; man Eann mit ben ©orten „ungerecht", „graufam" am metjten bt'e Snftt'nEte ber Um terbrücEten aufre^en, bt'e ftch fonft unter bem 23ann be£
6 35 ereitr 0 patfd)e 9ltljtliötiiu$. vetitum unb bet* Ungnabe beftnben: fo bafi t'bt ©emtffett t'bnen bte auftübtett'fcben S3egt'erben mt'berrät. Slefe Uman3 tpatoten fiteren öor dient etnö: tbtet Ravtet bte großen Sltjente unb Slttltüben bet f>öl)et en Statut ju geben, 7. Stouffeau: bte Siegel gtünbcnb auf baö ©efübl; bte Sta; tue als Quelle bet Oerec^tfgEet't ; bet Sftenfd) »eroollEomttts net ft'cb in bem S0?-a§e, tn bem et fiel; bet Statur nähert ( — nacl; SBoltatte tn bem SMafje, tn bem er fiel) oon bet Statut entfernt). St'efelben Upocben für ben einen bte beö gortfcbtlttö bet Humanität, für ben anbernjteltenbetlöet; fcf)ltmtnetung oon Ungerechtigkeit unb Ungleichen SSoltaite noch bte umanitä Im ©tnne bet Slenalffance be= gtetfenb, tnögletcben bt'e virtü (alö „hohe Äultut"), er Eämpft füt bte ©acbe bet „honnetes gens“ unb „de la bonne compagnie“, bte ©ad)e beö ©efebmaefö, bet SBtffem febaft, bet .Ränfte, bte ©acbe beö gortfcbrlttö felbft unb bet 3 lölllfation. 25er Jtatnpf gegen 1760 entbrannt: bet ©ettfet 35üt' get unb le seigneur de Ferney. Urft »on ba an wirb SSol= taire bet SJtann felneö Sabrbunbertö, bet ipbftofopb, bet aSertreter bet Xoletanj unb beö Unglaubens (btö babln nur un bei esprit). Set Stetb unb bet Jjitafi auf Stouffeauö Ut* folg trieb tbn ootmärtö, „In bte jpßbe". Pour „la Canaille“ un dieu remunerateur et vengeur — SSoltatre. J’rltlE betber ©tanbpunEte In jplnflcbt auf ben SBett bet ^iotllfatton. Sie fojtalc Urftnbung, bt'e fcbßnfte, blc eö füt SSoltaite gibt: eö gibt fern böbereö %id, alö ft'e ju unterbalten unb ju »etoollEommnen ; eben baö t'ft bt'e honne- tete, bte fojlalen ©ebtäuebe 31 t achten ; Sugenb ein ©ebor= fant gegen gemtffe ttotmenbt'ge „33oturtelle" 3ugunften bet Urbaltung bet „©efellfcbaft". ,51u1 1 ttt=3511ff 10rtär , 9lrk floFrat, Siertrctct bet ftegtekben, b^tfebenben ©tänbe unb tbtet ^Bettungen. 2lbet Slouffeau blt'eb Plebejer, auch alö homme de lettres, baö mat un erb öft; ferne unoerfebämte 35etacbtung alleö beffen, maö nicht er felbft mar.
l. ©efd)td)te. 7 Das ÄranFlfafte an Stouffeau am meinen bewunbert unb nachgeaftmt. (2orb 23pron tf)m »erwanbt ; auch fich ju erhabenen Stttitüben auffdiraubenb, jum ranFünöfen ©roll ; Beteben tec „©emetnbett"; fpäter, burd) SBenebt'g tnS ©letebgewiebt gebraut, begriff er, was mehr erleichtert ttnb wof)ltut, .... l’insoxiciance.) Stouffeau tfi fiolj in .^t'nficht auf baS, was er ift, tvot3 feiner ^erFunft ; aber er gerät auffer fiel), wenn man ihn baran erinnert.... SSet Slouffeau unzweifelhaft bt'e ©eifteSftörung, bei Voltaire eine ungewöhnliche ©efunbbett unb Seichttgfeit. Die StanFiine bcS $ranfen; bt'e feiten feines SrrftnnS auch bie feiner 3)?enfcbenöeracbtung unb feines Stttfftrauenö. Die SSerteibtgung ber ^rooibenj burch Stouffeau (gegen bett spefftmiSmuS JßoltaireS): er brauchte ©ott, um ben gtuch auf bie ©efellfchaft unb bie ^tmltfation werfen ju Fönncn ; alles muffte an fiel) gut fein, ba ©ott eS geraffen ; nur ber SDtenfcf) fmt ben SDJettfchen eerborben. Der „gute SDtenfcf/' alb fJtaturmenfd) war eine reine ^f;antafie; aber mit bem Dogma oon ber 2lutorfcf)aft ©otteS etwas ‘'löahrfeheinlicheS unb SöegriittbeteS. StomanttF ä la Sftouffeau: bie Seibenfehaft („baS fou* oeräne Stecht ber Rafften") ; bie „StatürlicbFeit" ; bie 5a ; fjinatton ber fBerröcftheit (bie Starrheit zur ©röffe gereeh 5 net) ; bie unftnntge (fitelFett beS «Schwachen ; bie spöbel*9taw= Fitnc als Sttehterin („in ber spoltttF bat man feit fmnbert fahren einen ÄranFen als Rührer genommen"). 8. Die betben groffen Dentatioen, bie gemacht worben ftnb, baS t$. Sahrhunbert zu überwinben: Napoleon, tnbem er ben 9)fann, ben «Solbaten unb ben grofjen Äampf um Stacht wteber aufwecFte — ©uropa als politifd)e Einheit Fonjipt’crenb ; ©oethe, tnbem er eine nttopätfehe Äultur tmaginierte, bie bie solle (£rbfd)aft ber fcl)on erreichten Humanität macht.
8 2>er eureptufcbe 9ttf>tltöniuö. 25te beutfcbe Kultur btefeö Stobtbunbertö erwecft Stfj* trauen -~ tn ber SDJuftf fehlt jeneö »olle, erlöfenbe uttb bin* benbe Element ©oetbe — 9. @cbopenb<tuer alö Dtacbfcbtag (Juftanb »or ber 3te* »olutton): — St'tletb, ©ümltcbfett, JCunjl, ©djwäcbe bes Stllenö, Äettbolijtömuö ber getfh'gften 33egterben — baö ift gutes achtzehntes 3af;vf)unbert au fond, ©cbopenbctuerö ©tunbmtfwerfättbntö beö Stiletts (tute als ob 23egtetbe, Srnfh'nEt, £rieb baö Sef entliehe am Stilen fet) tffc tttpifcl): Serterntebrtgung beö Stllenö btö jur SBerfennung. Snögletcben Jpa§ gegen baö Sollen; 23er* fuefj, tn bem 9ltcbt*mebr*wollen, tm „©übjeftfetn olme^tel ttnb 2lbftcbt // (tm „reinen wtllenöfreten ©übjeft") etwas Spöbrteö, j'a baö Rohere, baö Sertuolle ju feben. ©rofjeö ©pmptom ber (ürmübung ober ber (Schwache beö Stl* fenö: benn btefer ift ganz eigentlich baö, waö bte 23egterben alö $err bebanbelt, ihnen Seg ttnb Saß weift.... dO. ^»enrt'E Sbfen ift nur fein' beutltcb geworben, Sit all feinem robuften Sbealtömuö unb „Stilen jur Sabrbett" bat er ftcb nicht uon bem Sotal*3lluftoniömuö frei ju machen gesuagt, welcher „gretbett" fagt unb ftcb nicht etngefteben will, was Freiheit tft ; bte jtueite (Stufe tn ber Setamor* pbofe beS „Sillens jur Sacht" fettenö berer, benen ft'c fehlt. 2luf ber erften »erlangt man ©erecbttgEett »on (Setten berer, welche bte Sacht buben. Stuf ber zweiten fagt man „Freiheit", baö b^t§t, man tutll „loöEommen" uon benen, welche bte Sacht haben. 3luf ber britten fagt man „gleiche öteebte", baö betfit, man will, fo lange man noch ntebt baö Übergewicht b<tt, auch bte Sitbewerber hmbern, tn ber Sacht ju waebfen. tt. Ärttt'E beö mobernen Senfeben: — „ber gute Senfcb", nur uerbotben unb »erführt bureb fcfjlecbte Srt* ftitutionen (Stprannen unb ^rieftet) ; — bte Vernunft alö
1 . ©efd)icf)te. 9 Sfuton'tcit; — bie @efcf>tcf>tc alb Uberwtnbüng oon 2rrts tümcrn ; — btc ^ufunft alb gwtfcfmtt; — bcr cftriftltche ©taat („ber ©ott ber jjjeerfcharen") ; — ber c^rifUic^e ©es fcblechtbbetrieb (ober bte Sfe); — bab 9tetch ber ,,©erechä tigfeit" (ber .ftultub ber „Pfenfchheit") ; — bte „grethett". Die romantifcfje 2fttitübe beb mobernen fÜJenfc^ert : — ber eble Ptenfd; (SSpron, Victor £ugo, ©eorge ©anb) ; — bte eble Sntrüfhtng ; — bte Jpetligung burdj bte Seibern fc^aft (alb wahre „Patur"); — bte Parteinahme für bte Unterbeut! ten unb ©chlechtweggefommenen : Pfotto ber Jen* ftortfer unb Stomanjterb; — bte ©totfer ber Pflicht; — bte „©elbftloftgfett" alb Äunft unb Srfenntnib; — ber Slltruibmub als oerlogenfte gorm beb Sgot'bmub (Utilitaribs nntb), geftihlfamfter Sgot'bmub. Dieb alleb ift adjtjebnteb Sahrhunbert. 2Bab bagegett nicht ftch aub t'hm »ererbt hat: bt'e insouciance, bte Retters fett, bte Sleganj, bte geiftt'ge Jpelltgfett. Dab Dempo beb ©etfteb hat ftch »eränbert; ber ©enufj an ber getftigen geins hett unb Klarheit ift betn ©enufj an ber gatbe, Äarmonte, Pfaffe, Realität ufto. gewichen, ©enfualtbimtb im ©etfti= gen. Zfutj, eb ift bab achtzehnte ^ahrbunbert gfouffcaub. 12. Pfeine greunbe, wtr haben eb hart gehabt, alb wir jung Sparen : wir haben an ber Sugenb felber gelitten wte an einer fchwereti Äranfhett. Dab macht bie ^eit, t'n bte wir geworfen finb — bte ^eit eineb großen inneren Serfalleb unb Sluöetns anberfalleb, welche mit allen ihren Schwächen unb noch mit t'hrer heften ©tärfe bem ©eifte ber Sugenb entgegen^ wirft. Dab Slubetnanberfallen, alfo bte Ungewißheit, ift bt'efer ^eit eigen : nichtb fielet auf feften güßen unb hartem ©lauben an ftd) : man lebt für morgen, beim bab Ubermors gen ift zweifelhaft. Sb ift alleb glatt unb gefährlich auf uns ferer Sahn, unb babei ift bab St'b, bab unb noch trägt, fo bünn geworben : wir fühlen alle ben warmen, unheimlichen Sltern beb Dauwtnbeb — wo wir noch gehen, ba wirb halb niemanb mehr gehen fönnen!
10 ®er eun>pnifd)c 91i(jtlibmub. 13. $ur ©efchtchtc bet mobernen Serbüftcrung. ©ie ©taatbnomaben (23eamte ufw.) : ofme „Jpeimat" ~ ©er Dltebergang bet' Familie. ©er „gute Senfch" alb ©pmptont bet* Srfcfwpfung. ©erechttgEett als Sille jur Sacl;t (jSücbtung). ©etlheit unb 9teurofe. ©er 2Inarcf>ifl:. SUenfchcnöerachtung, Gi'Ecl. ©iefjte Unterfcheibung : ob ber junger ober ber ftberflufi fcl)öpferifch wirb? öfterer erjeugt bie Sbeale ber 9t o= mantiE. — 9lorbij'cbc UnnatürlichEeit. ©ab Sßebürfntb nach Alcoholica: bie Slrbeiter^Olot" . ©er pBtlofopl)ifcf)e 9tth»libmub. 14. ©ab langfame Jperoortretcn unb @mporEommen ber mttO feren unb nteberen ©tänbe (eingerechnet ber nteberen 2lrt ©etft unb 2eib), welcfjeb feffon oor ber franjöfifchen 9teoo= lutton retcl;ltch prälubiert unb ohne Steoolutton ebenfalls feinen Seg oorwärtb gemacht hatte, — t'm ©anjett alfo bab Übergewicht ber Jjperbe über alte JjMrten unb £et'thämmel — bringt mit fiel) 1. SSerbüfterung beb ©eifteb ( — bab 23eietnanber eineb ftoifchen unb frioolen 2tnf ehetnb oon ©IttcE, mie eb oors nehmen Kulturen eigen ift, nimmt ab ; man läfjt otele Sets ben feben unb hören, welche man früher ertrug unb »er* barg); 2. bie moraltfche JpppoErifie (eine 2(rt, fich burch So; rat aubjet'chnen gu wollen, aber burch bte $erben4£ugen= ben: SJJttleib, ^ürforge, 3)iäfjigung, welche nicht aufjer bem £crben=23ermögen erfannt unb gewürbtgt werben) ; 3. eine wirEliche gro§e 9)ienge oon Sitletben unb Stü freube (bab Sohlgefallen im grofjen 23eieinanbet, wie eb
1. @cfd)id)fe. 11 alle Jperbentiere f)aben — „©emeinftnn", „iöaterlanb", alles, roo baö 3nbi»tbuum nicht tn 93etracl;t Eontmt). 15. 2BaS l;eute am tieften angegriffen {ft, baS ift ber 3» ; ftinEt unb ber SBt'lle ber ftrabttton: alle SnfKtuti'onen, bte btefetn Sn^mft t^re JperEunft »erbanEen, gehen bem mobernen ©etfle mtber ben ©efchmac?.... 3m ©runbe benft unb tut man nichts, tuaS nicht ben jhwcf »erfolgte, biefen ©ittn für Überlieferung mit ben SBur^eln h^cutSjuretffen. SDian nimmt bte £rabttton als Fatalität; man ftubtert fie, man erfennt fie an (alö „SrblichEeit" — ), aber man rntll fie nicht. Die 2lnfpannung eine» SötllenS über lange fernen bin, bte ülüSmahl ber jtof^nbe unb SÖertungen, roelcbe es machen, baff man über 3<ü)rf)unbette ber >3uEunft »erfügen Eann — baS gerabe ift im höchften anti= ntobern. SBorattS fieb ergibt, bafj bie be Sorga nt fie r ctt= ben sprinjipten unferent Zeitalter ben ©b^taEter geben. — 16. Die ehemaligen Mittel, gleichartige, bauernbe SBefeit bureb lange ©entflechtet ju erjtelen : unoeräufferlicber ©runb* befig, Verehrung ber älteren (Urfprung beS ©öttet- unb Je>eroem@taubenS als ber Signierten). 3egt gehört bte ^erfplitterung beS ©tunbbeft'geS tn bie entgegengefegte ftenbenj: eine Rettung (an ©teile ber täglichen ©ebetc), ©tfenbagn, Telegraph- jkntralifation einer ungeheuren Stenge »etfegiebener Sntereffen tn einer ©eele : bie baju fehr ftarE unb »emanbtungSfägtg fein muff. 17. Die „SDiobernität" unter bem ©leichnis »on Ernährung unb Sßerbauung. — Die ©enfibtlität unfägltcg retjbarer ( — unter motaltfh's fchem Slufpug: bie SSermegtung beS ttletbS —); bie Sülle bisparater ©inbrücEe größer als je: — ber ÄoSmos politiSmuS ber ©pet'fen, ber Stteraturen, Leitungen, giors men, ©efchmäcEer, felbft Sanbfcgaften. Das £empo btefer
12 Ser cut'opäifdjc 9ttf)tlt$mu$. Einftromung ein ^reftifftmo; bte Einbrüche mifchen ftc^ öuö; man mehrt ficb tnfHnEtm, etmaö hetetnjunebmen, tief m nehmen, etmaö ju „»erbauen"; — ©chmäcbung bei' 23er« bauungöEraft refutttert barauö. Eine 2trt 2tnpaffung an btefe Überhäufung mit Einbrüchen tritt etn: ber Sftenfcb »er; lernt ju agieren; er reagiert nur noch auf Erregungen non äugen her. Er gibt feine Äraft auö teitö itt ber 2lns etgnung, teilö in bet 33ertetbigung, teiiö in ber Entgegs nung. Tiefe ©chmäcbung ber Spontaneität: — ber JptflortEer, ibrittfer, SlnalpttEer, ber Interpret, ber 93eob= achter, ber ©ammter, ber Sefer, — atteö reaEttoe Tatente, — alte ©iffenfcbaft! ^ünfittche 3urechtmachung feiner Statur jutn „@p ic= get"; intereffiert, aber gtetchfam btog cptbermaHnterefftert; eine grunbfäi3ltcbe .fühte, ein ©teichgemicht, eine feftgehat- tene niebere Temperatur btcht unter ber bünnen stäche, auf ber eö ©arme, SSemegung, „©turnt", ©ettenfpiel gibt. ©egenfat} ber äußeren 23emeg!tchEett ju einer gemiffen tiefen ©cbmere unb SStübtgEeit, 18, Sie ^uchttofigfeit bcö mobernen ©eifleS unter alters banb moratifchem 2tufpu§. — Sie sprunfmorte finb: bie Teteranj (für „UnfähtgEett ,;u 3a unb Stein") ; la largeur de Sympathie (— ein Srittet 3nbtfferen£, ein Srittet Stern gtetbe, ein Srittet EranEhafte ErregbarEeit) ; bie „Obj'eftmu tät" (= fanget an ^erfon, fanget an ©i’tte, ItnfähigEeit jur „Siebe") ; bie „Freiheit" gegen bte Sieget (StomantiE) ; bie „©atmfycit" gegen bie gätfcherei unb Sügneret (Status rattsmus) ; bie „©iffenfcbaftttcbEett" (baö „document hu- main“: auf Seutfcb ber jMportageroman unb bie 2fbbttion — ftatt ber Äompofition) ; bie „Seibenfcgaft" an ©tette ber Itnorbnung unb ber UnmägtgEeit; bte „Tiefe" an ©tette ber SSermorrenbeit, beö ©pntbotens©irrmarrö. 19. 9?tan Eennt bte 2trt SStettfcb, metcbe ftch t'n bte ©entenj tont comprendre c’est tout pardonner »erttebt h^t. Eö
1. ©efd)id)fe. 13 finb bte Schwachen, eö ftrtb »or altem bte <£nttäufcf;ten : wenn eö an altem etwaö ju »erjethen gibt, fo gibt eö auch an attem etwaä ju »erachten ! ©ö ift bte fPhitofoptne bet ©nt* täufchung, bie fiel) hier fo human t'n SOiitteiben einwicfett unb füß bticft. S)aö finb StomantiEer, bencn ber ©taube ftöten ging: nun motten fte wentgflenö noch jufehen, wie atteö tauft unb »er* tauft. ©ie nennen’^ l’art pour l’art, „Sbjteftfottctt" ufw. 20. Überarbeitung, Dteugierbe unb Sflitgefüht — unfete mo* bernen Safler. 21. SSofnn gebärt unfre ntoberne Stöett : t 'n bte ©rfchöpfung ober tn ben 2tufgang ? — 3hee Stetheit unb Unruhe bebttigt burcb bte böcbjie gornt beö Sewußtwerbenö, 22. £>t'e £)eutfct;en finb noch nichtö, aber fte werben etwaö; atfo haben fte noch ferne ihuttur, — atfo fönnen fte noch ferne Ä'uttur haben! 25aö tft mein ©ajj: mag ftch baran fioßen, wer eö muß. — ©ie finb noch nichts? : baö heißt, fte finb altertet. ©te werben etwaö: baö heißt, fte bäten eins mal auf, altertet ju fein. ©aö letzte tft tm ©runbe nur ein Höunfcf), faum noch eine Hoffnung; gtücfttcherwetfe ein SSunfch, auf bem man leben Eantt, eine ©ache beö SSitlenö, ber Strbett, ber ber Züchtung fo gut, alö eine ©ad)e beö Unwillens, beö SSertangenö, ber Entbehrung, beö Unbe* hagelte, ja ber ©rbttterung, — Eurj, wir ©eutfehen wollen etwa» »on unö, waö man non unö noch nicht wottte — wir wollen etwa» me br-l £>aß btefem „©eutfehen, wie et noch nicht ift" — etwas Seffereö jufommt, atö bie heutige beutfehe „Sttbung"; baß alte „SSerbenben" ergrimmt fein muffen, wo fie eine ^ufrte- benheit auf btefem Bereiche, ein bretfleö „@tch- 3 ur-?ftuhe- fehen" ober ,,©tcb; fetbft*am'aucbei'!t" wahrnehtnen : baö tft mein jweiter ©ag, über ben ich auch noch nicht umgeternt habe.
14 ®ereuropäifdKNif)iliStutti. 2. 2öcfen unt> Urfadje. 23. 2BaS Gebeutet Nihilismus ? — 25afjb(e oberften 2öerte fiel,) entwerten. SS fehlt bas cS fehlt bte Slntwort auf baS „Sßarum ?" 24. Der rabt'bale Nihilismus ift bte Überzeugung einer ab- foluten Unbaltbarbeit beS DafeinS, wenn es fiel) um bte böcbften Söerte, bi 'e man anerbennt, banbeit ; binjugerecfiuet bte Stnfi'cbt, baf wir nicht baS geringfte Necbt haben, ein SettfeitS ober et'n Slwftcb ber Dinge anjufe^en, baS „goto lieb", baS leibhafte Ntoral fei. Dt'efe ©nftebt ift eine golge ber gropgejogenett „Saht" bafttgf eit" : fomit feibft eine ffolge beS ©laubenS an bie Nieral. • 25. Nihilismus. Sr tft jweibeutig : A. Nihilismus als S^bm ber gefolgerten SNacl;t beS ©eifteS: ber abtioe Nihilismus. B. Nihilismus als Nt eher gang unb Nücbgattg ber NbachtbeS ©eifics : ber paffioe Nihilismus. 26. Der Nihilismus ein normaler Sufianb. Sr Fann ein Seichen son Dtärbe fein, bte Äraft beS ©et'= fteS bann fo angewaebfen fein, bafj tltr bie fe i S h c r tg cnSi^ („Überzeugungen", ©laubenSartibel) unangenteffen finb (— ein ©taube nämlich brüeft t'tn allgemeinen ben Swang oon Srtjlenjbebtngungen aus, eine Unterwerfung unter bie Autorität oon ißerbältniffen, unter benen etn Söcfen ge= beil;t, wächfi, NJacht gewinnt....); anbrerfetts ein S«i ; eben oon nicht genitgenber Dtärbe, um probubtio fiel; nun auch wteber ein Siel, ein Söantm, einen ©tauben zu fetjett. Dein Ntar itnum oon relatioer Ära ft erreicht er als gewalb tätige Äraft ber ^erftörung: als abtioer Nihilismus. Dein ©egenfaf? toäre ber mtibe Nihilismus, ber nicht
2. ÜBefni li u ft Urfadje. 15 mehr angreift: feine berühmtere gottn bet iöubbhibmub : alb pafftr>tfc^>er iftibilibmub, alb ein Reichen bon ©cfjtbäcbe : bie .Kraft beb ©eifteb fann ennübet, erfchöpft fern, fo baff bie btbhetigen j3tele unb SÖerte unangemeffen finb unb feinen ©tauben mehr finben — , baff bte ©pnthefib bet Söerte unb ^iele (auf bet jebe ftarfe Kultur beruht) fich löft, fo baff bie einzelnen Sßerte ftch .Krieg machen: jletfegung — , baff alleb, roab erquicft, heilt, beruhigt, betäubt, in ben ißotbergtunb tritt, unter berfchtebenen äferfletbungcn, re* ligtöb ober moraltfcb, ober politifcf), ober ä)Tf>ctifcf> itftb. 27. Ser fftihilibmub fletlt einen pathologij'chcn ^tvifchenju* ftanb bar (pathologifch ift bie ungeheure föeraltgemeine* rung, ber ©chluff auf gar feinen ©inn): fei eb, ba$ bie probuftiben .Kräfte noch nicht ftarf genug finb, — fei eb, baff bie decadence noch Zögert unb ihre JjMlfbmittel noch nicht erfunben hat. Soraubfehung biefer Jptjpotbefe: — Saff eb feine SBahrheit gibt; baff eb feine abfolute Süfefchaffenheit ber Singe, fein „Sing an fich" öi&t. — Sieb ift felbft nur Oh'hiltbmub, unb jmar ber ejetremffe. <£r legt ben 2Bcrt ber Singe getabe bahmetn, baff biefen SSerten feine Realität entfpricht unb entfpracl;, fonbern bafj fie nur ein ©pmptom bon straft auf ©eiten ber 2Bert*2lnfel)er finb, eine ©implififation junt jftoeef beb Sebettb. 28. Sie Stage beb Dtihilibmub „tvoju ?" geht bon bet bibbert* gen ©emobnung aub, bermöge beten bab bon auffen her geftellt, gegeben, geforbert fehlen — nämlich burch ir* genbeine tibermenfchltche Slutorität. fRacbbem man bet* lernt hat, an bt'efe ju glauben, fucht man hoch nach alter @e* tuöhnung nach einer anberen 2lutorität, toclche unbebingt ju reben muffte unb^iete tmb2lufgaben befehlen fönnte. Sie Autorität beb ©ewt'ffcnb tritt fegt t'n erfter £inte (je mehr emanzipiert bon ber Sheologie, um fo imperatibtfeher wirb bie SO? oral) alb ©ebabenerfat} für eine perfönliche
16 2>et ettropätfche 9lt(jÜtömttg. atutorität» £>ber bte Autorität bet Vernunft. £>ber ber fo* jiale Snfiinft (bte #erbe). £>ber bte Jjötjtorte mit einem immanenten ©eijt, melche ihr jfof in ftc|> hat unb bet man fich übertaffen fann. SDtan möchte hetumfomtneit um ben SBtllen, um baö SSollen eineö ^tefeö, um baö SfttftEo, fiel; felbft ein jtol ju geben; man möchte bte Serantmor; tung abmäljen (— man mürbe ben gataltömuö a? 3 ep= tieten). Grnbltch : ©litcf, unb, mit einiger Sartüfferie, baö ©lücf bet Reiften. 59tan fagt ftcf) t. ein beftimmteö ^tcl tft gat nicht nötig, 2. tft gar nicht möglich tmrherjufehen. ©erabe fegt, mo ber Söille in bet höchften Äraft nötig märe, tft er am fchmäcftften unb ffeinmüttgften. 2tbfo= luteöSföißtrauen gegen bte organtfatorifcbeätraft beö SBtllenö fürö ©an je. 29. Ser Dttbtliömuö tft nicht nur eine 23etracf)tfamfett über baö „Umfonft!" unb nicht nur ber ©taube, baß afleö mert tft, jugrunbe ju gehen : man legt $anb an, man richtet ju= gtunbe.... Saö tft, paenn man mtll, untogtfch: aber ber iftibtltft glaubt nicht an bte Nötigung, logtfch ju fein.... @ö tft ber 3uftanb ftarfet ©elfter unb ^Bitten : unb folchett tft eö nicht möglich, bet bem Olein „beö Urtetlö" ffofmn ju ölet* ben: — baö Olein ber Sat fommt auö ihrer Dlatur. Set 33ermcf)tfung burch baö Urteil fefunbiert bte Serntchtfung burch bte $anb. 30. 0ur ©enefiö beö Dtt'hfltften. — SDtan bat nur fpät ben SOlut ju bem, maö man eigentlich weiß. Saß ich öon ©runb auö bisher Olitjilift gemefen bin, baö (nabe ich mir erft fett furjem eingeftanben : bte Energie, ber 9iabtfalt'ömuö, mit bem ich <*lö Oliftlift uormärtö ging, täufefte mich über btefe ©runbtatfache. SSenn man einem $ule entgegengeht, fo fcheitit eö unmöglich, baß „bte ^iettofigfeit an ftcf;" uttfer ©taubenögrunbfa^ tft.
2. 2Befeit utib Urfacbe. 17 3t. 35er pbtlofopbifcbe Ültbilift ift bet Überzeugung, baff alleö ©efcbeben finnloö unb umfonftig ift; unb eö follte fein finn« tofeö unb umfonftt'geö ©ein geben. Slbet wöbet biefeö: Sö follte nicht? Siber wobet nimmt man biefen „©inn", bte« feö Sttafj? — Der ffttbilift meint im ©tunbe, bet JrjnnbltcE auf ein folcbeö öbeö, nuttfofeö ©ein wirEe auf einen tyfyüot fopben unbeftiebtgenb, öbe, oerjweifett. Sine foicbe Sin« ficht wibetfprtcbt unfeter feineren ©enfibtlität alö fPHMo* pben. Sö läuft auf bie abfutbe SSertung btnauö: bet Sl;a« raEter beö Dafetnö müfjte bem^b^ofopbtn Vergnügen machen, wenn anbetö eö ju Stecht befteben foü.... Stun ift teicbt zu begreifen, baff SSetgnügen unb Unluft innerhalb beö ©efcbebenö nut ben ©tnn »on Mitteln haben Eönnen: eö Hiebe übrig, ju fragen, ob wir ben „©tnn", „^wecf" überhaupt feben Eönnten, ob nicht bie gtage ber ©innlofigEett ober ibteö ©egenteilö für unö unlösbar ift. — 32. Die Sitten ber ©elbftbetäubung. — ^m Snnerften: niefit wiffen, wohinaus ? 2e er e. SSetfucb, mit Staufcl; barüber binwegjufommen: Staufd) als 2D?ufiJ, Staufcb als ©raufatm feit im tragifeben ©enuff beS jtugrunbegebenS beS Sbelften, Staufcb als bltnbe ©cbwärmeret für einzelne SD?enfc^en ober feiten (als Jjbaf! ufw.). — Serfucb, befinnungSloS zu at« beiten, als SBetEzeug ber 2ötffenfcf)aft: baS Sluge offen machen für bie Helen Keinen ©enüffe, zum 23eifpiel auch als SrEennenbet (23efcbeibenbeit gegen ficb) ; bie 23efcbeibung übet ficb zu generalifteren, zu einem $)atboS; bie 2ftpfHE, ber wollüfltge ©enufj ber ewigen Seete; bie $unft „um ihrer felber willen" („le fait“), baS „reine ScEennen" als UtarEofen beö SEelS an ft'cb felber; irgenb welche beftänbtge Slrbett, trgenbetn Eieiner bummer Fanatismus ; baS Durch« et'nanber aller Mittel, ÄranEbett butcb allgemeine Unmäßig« Eeit (bie SluSfcbwetfung tötet baS Vergnügen). t. SBillenöfcbwäcbe als Sftefultat. 2. Srtremer©tolz unb bieDemütigung Eleinltc^er ©c^wac^e tm $ontraft gefühlt. SßieBfcije, £>er §ur 25?aof)t. 2
18 Der europStfefje AtljtltSmuS. 33. Set unoollfiänbige DitbiliSmuS, feine formen: wir leben mitten brin. Sie ißerfuebe, bem 9tibiltSmuS gu entgehen, ol;ne bie bis? betigen Sßerte umguwerten: bringen baS ©egenteil betoor, öetfcfwtfen baS Problem. 34. t. Ser fJiibtltSmuS fiebt »or ber £ttr: woher fommt uns biefer unbetmlicbfie taller ©äfie? — Ausgangspunkt : es ifi ein Srrtum, auf „fogtale Diotfiänbe" ober „pbpfiologifcbe Entartungen" ober gar auf Korruption btnguwetfen als Ur? facbe beS fftibiliSmuS. ES iffc bie bonnettefie, mitfüblenbfie jSeit. «Rot, feeltfcbe, leibliche, intellektuelle 9iot ifi an ficb burebauö nicht oermögenb, fftibiltSmuS (baS beifit, bie tabi? fale Ablehnung i>on Söert, ©inn, SBünfcbbarkeit) beroorgu? bringen. Stefe 9*löte erlauben immer noch gang oerfebtebene Ausbeutungen. ©onbern: in einer gang befitmmten Ausbeutung, in ber cbtifilicb?motalifcben, fieeft ber fftibk ItSmuS. 2. Ser Untergang beS EbttfientumS — an feiner 3)? oral (bie unablösbar ifi — ) , welche ficb gegen ben cbtifiltcben ©ott menbet (ber @tnn ber Sßabrbaftigkeit, bureb baS Ebti? fientum hoch entwickelt, bekommt Ekel oor ber galfcbbeit unb fSerlogenbeit aller cbrifilicben 2öelt? unb ©efcbtcbtSbeu? tung. Sflücffcblag oon ,,©ott ifi bie Sabrbeit" in ben fanatt? feben ©lauben „Alles ifi falfcb". 23ubbf)iömuö betrat...) . 3. ©fepftS an ber SJioral ifi baS Entfcbeibenbe. Ser Unter? gang ber moralifeben SSeltauSlegung, bie feine ©anftion mehr bat/ naebbem fie oerfuebt bat, ficb in eine Senfeitigfeit gu flüchten: enbet in 9iibiliSmuS. „ Alles bat feinen ©inn" (bie Unburcbfübrbarfett einer Söeltauslegung, ber ungeheure Kraft gewtbmet worben ifi — erweckt baS SRifjtrauen, ob nicht alle SöeltauSlegungen falfcb fwtb —). SSubbbifitfcber 3ug, ©ebnfuebt tnS Nichts. (Ser inbtfcbe 23ubbbiSmuS bat nicht eine grunbmoralifebe Entwicklung hinter ficb, beSbalb tfi bei ihm im fftibtliSmuS nur unüberwunbene 3}? oral: Sa? fein als ©träfe, Safein als Irrtum fombiniert, ber Irrtum
2. SBcfen unb Urfadte. 19 dfo alö (Strafe — eine moraltfcbe Söertfcbägung). Ste pbi* lojopbtfcben Vetfucbe, ben „moralifcben ©Ott'' ju übertotn* ben (Jrjtegel, 9><uttbetömuö) ; Ubertoinbitng bet ooIEötüm* liefen Sbeale: ber SSetfe, ber Jpetltge; ber Dichter. 2lnta* gontömuö oon „toabt" unb „febön" unb „gut" 4. ©egen bie „StnnlofigEeit" etnerfeitö, gegen bte mota* ttfeben SGBerturtetle anbererfettö : tnrotefern alle SBiffenfcbaft unb ^tfofopfne biöbet unter moraltfcben Urteilen ftanb? unb ob man nicht bte geinbfebaft ber 2Btffenfcf>aft mit in ben Äauf beEommt? Sber bte &ntttotffenfcfyaft(tcf)Eett? $ri* ttE beö (Sptnojidutuö. Sie cbrtftltcben ©erturteile überall tu ben fojialtftifcben unb pofitiotfitfeben Spftemen rücEjtätt* big. (£ö febit eine $ritiE ber ebrtjilteben Rioral. 5 . Sie tttbütftijcben Äonfequen^en ber jegtgen Ratur* miffenfebaft (nebft ihren Verfugen, tnö ^enfeitige ju ent« feblüpfen). 21uö ihrem betriebe folgt enbltcb eine (Selbft* jerfegung, eine SBenbung gegen ficb, eine 2Cntt'tt)iffenfcbaft= licbEeit. (Seit ÄopetniEud rolit ber SRenfcb auö bem Zentrum tnö x. 6. Sie nt'biitfHfcben iEonfequenjen bet politifeben unb oolEöroirtfcbaftltcben SenEtoetfe, too alle „^ttnjipten" nach* gerabe jur (Scbaufpteletet gehören: bet ^aueb oon Mittel; mäfjtgEet't, (ütrbärmltcbEett, UnaufricbtigEeit ufto. Ser Ratio* naltömuö. Ser Slnarcbtömuö ufto. (Strafe. @ö fehlt ber er* löfenbe (Stanb unb Rienfd), bte Rechtfertiget — 7 . Ste nibiliftifcben Äonfequenjen ber jjjttfiorte unb ber „praEtifcgen jrnftotiEet", baö betfit ber RomantiEer. Ste (Stellung ber Äunfh abfolute Un Originalität ihrer (Stellung in ber mobernen SBelt. 3brt Verbüfterung. ©oetgeö angeb* licgeö Slpmpiertum. 8. Sie .ftunft unb bie Vorbereitung beö Rtbtliömuö : Ro* niantt’E (SSagnetö RibelungemScblug). 35. Ser moberne speffintiöntuö ift etn 31uöbrucE oon ber Rüg* loftgEeit ber mobernen SSelt, — nicht ber 2öelt unb beö Safeinö.
20 ÜDev eut'üpäifd)e 9tif>ilibmub. 36. ©ab allgemeinfte Reichen ber mobernen >Mt: ber ©enfdf) hat tn feinen eigenen Slugen unglaublich an ©ürbe eütgebüft. Sange alb ©ittelpunEt unb ©ragöbtenhelb beb ©afetnb überhaupt; bann wenigftenb bemüht, fich alb »er« wanbt mit ber entfcheibenben unb an fich wert»ollen ©eite beb ©afetnb ju beweifen — wie eb alle ©etaphpfiEer tun, bw bte ©ürbe beb Sttenfchen f efthaften wollen, mit ihrem ©lauben, baff bie moraltfchen ©erte Earbinale ©erte ftnb. ©er ©ott fahren lief, hält um fo ftrenger am ©lauben an bie SUoral feft 37. Urfachen für bie jperaufEunft beb $)efftmtbmub: t. baf bie mächtigften unb jufunftööollflen Triebe beb Sebenb bibher »erleumbet ftnb, fo baff bab Sehen einen g^uch über fich hat; 2. baf bie wachfenbe XapferEett unb SfteblichEeit unb bab Eühnere ©iftrauen beb SJienfchen bte UnablöbbarEeit bie« fer ^ufitnEte »om Sehen begreift unb bem Sehen ftch ent= gegenwenbet ; 3. baf nur bie SWtttelmäf igften, bie jenen iEonfliEt gar nicht fühlen, gebeten, bie fyöfyeu 2frt rntfrät unb alb ©es bilbe ber Entartung gegen ftch etnnimmt, — baf anberers feitb bab ©tttelmäftge, ftch alb >}tel unb ©tnn gebenb, ins btgntert (— baf niemanb etn ©oju? mehr beantworten Eann —); 4. baf bie SSerEletnerung, bte ©chmerjfähtgEett, bie Uns ruhe, bie bpaft, bab ©ewtmmel befEänbtg junimmt, — baf bte Vergegenwärtigung biefeb ganjen Xreibenb, ber fo* genannten „jfwtlifation", immer leichter wirb, baf ber eins jelne angeftchtb btefer ungeheuren Sttafchinerte »erjagt unb fich unterwirft. 3$. ©eiche fBortetle bot bie chriftliche SDioralhppothefe ? 4. ©ie »erlieh bem fOJenfchen einen ab foluten ©ert, tm ©egenfaß ju feiner Kleinheit unb ^ufälligEett tm ©tront beb ©erbenb unb Skrgebenb ;
2. 2ßefen unb Urfacfye. 21 2. fie bieittc ben Slboofaten ©otteö, infofetn fie ber SScft trog £etb unb Übel ben (üharafter ber SßollEommenhett Itefj, — eingerechnet jene Freiheit" — bas Übel erfcfnen sollet @inn; 3. fte fegte ein Sötffen um abfolute SBerte beim SD?e n= fcfyen an unb gab thm formt getabe für baS 2ötc^tigfle abä< quate Gfrfenntniö; 4. fte »erfmtete, bafj ber Sftenfch ftch als üftenfcf) serach* tete, baff er gegen baö Beben gartet nahm, baff er am <£r= fennen oerjmeifelte : fte mar etn ©rhaltungömittel. In summa: SKoral mar baö groffe ©egenmtttel gegen ben prafttfchen unb tbeorettfchen 9tthtltSmuS. 39. Ste >ta't Eomrnt, mo mtt bafür befahlen muffen, jmei Saljrtaufenbe lang €hrtflen gemefen jtt fern: mir serlteren baö ©chmergemt'cht, baö unö leben lieg, — mtr mtffen eine ^ettlang nicht, mo auö noch c ‘ n * flürjen jählings tn bte entgegengefegten Söertungen, mtt bem gleichen fÖtaffe son Energie, baö eben eine folche extreme Übermertung beö Stfenfcffen tm Sftenfchen erzeugt hat. 3egt tft alleö burch unb burch falfch, „2Bort", burchetm anber, fcfjmach ober überfpannt: a) man serfucht eine 2lrt oon trbtfcher Söfung,aber im gleichen @tnne, tn bem beö fchtiefflichen Srtumphö son SBahrhett, Siebe, ©erechttgfeit (ber ©ostaltörnuö: „@leich= heit ber Sperfon") ; b) man serfucht ebenfalls baö SDtoral*3beal feftju* halten (mtt bem SSorrang beö ünegoifttfchen, ber ©etbftoer* leugnung, ber SBillenösernetnung) ; c) man öerfucht felbft baö „Srenfeitö" feftjuhalten : fei eö auch nur als antilogtfcheö x; aber man beutet eö fofort fo auö, baff eine 2lrt metaphhftfcher £roft alten ©ttlö auö ihm gezogen merben Eann ; d) man serfucht bie göttliche Bettung alten ©tilö, bte belohnenbe, befirafenbe, etjiehenbe, jum $8 e f f e r e n fübrenbe Crbnung ber Singe auö bem ©efdjehen herauöjulefen ;
22 ®er ettrop«ifd)c 9ltl)t(tömuö. e) man glaubt nad) tote oor an ©ut unb 23öfe: fo, baff man ben Steg beö ©Uten unb bte 33erntcbtung beö 23öfen alö Slufgabe empfinbet ( — baö tft englifcg, tppifcgct gall bet glacf)fopf 3ofw ©tuart SSÄitl) ; f) bte sjeracfftung bet „•'ftatürlichfeit", bet 23egietbe, beö ego: S3etfuch, felbfl bte böcfffle ©etfHtcbfett unb .Sunjl alö golge einer ©ntperfönlichung unb alö desinteressement ju oerjteben ; g) man erlaubt bet .Streite, ficb immer noch in alte we* (entließen Gütlebntffe unb Jrtauptpunfte beö ©injellebenö etw jubtängen, um timen Sethe, höhnen ©tnn ju geben: toit haben noch immer ben „cftriftlicften Staat", bte „chttfk liebe <£f>e" — 40. 2lber unter ben Kräften, bte bte Sftotal gtofjjog, war bte Sahvhafttgfett: btefe menbet ficb enbltcb gegen bte 9flo; tal, entbedft ihre Xeleologte, ihre trtter ef f terte 58etracb s tung — unb fegt wirbt bte ©tnficlft tn btefe lange etnge= fteifebte SSerlogenhett, bte man oerjwetfelt, oon ficb obju* tun, gerabe alö Stimulanö. 2Btr fonfiatieren fegt 25ebürf* niffe an unö, gepflanjt bureb bte lange äWoral^nterpretas tion, welche unö fegt alö 23ebürfniffe ju m Unwahren ers fegetnen: anbererfeitö finb eö bie, an benen bet Sert ju hängen fefteint, berentwegen wir ju leben auöbalten. Siefet Slntagontömuö — baö, waö wir erfennen, nicht ju fragen unb baö, waö wir unö oorlügen möchten, nicht mehr feftägen ju börfen — ergibt einen Stuflöfungöptojefj. 41. Steö tff c bie Antinomie: (Sofern wir an bte SUoral glauben, oerurteilen wir baö Safein. 42. Sie oberften Sette, in beren Stenfl ber SWenfcg leben füllte, namentlich wenn fie fegt fchwer unb fofifptelig über ihn oerfügten, — biefe f oktalen Serie hat wan jum jlwetf ihrer ftonoerftärfung, wie alö ob fie $ommanboö
2. SBefeit unb Urfctcfte. 23 ©otteS mären, als Realität", als „wahre" SBelt, als H°ff ; nung unb juEünfttge 2BeU über bem SO?enfcf>en aufgebaut. 3e<3t, wo bte meSqutne Jpcrfunft btefer Sßerfe Elar wirb, fchetnt uns baS Stil bamtt entwertet, „ftnnloS" geworben, — über baS tfl nur etn jlwifchenjuftanb. 43. Ur fachen beS 9lthiltSmuS: dt fehlt bte höhere ©pejteS, baS hetfit bte, beren unerfchöpfliche gtuchtbarfett unb SOfacht ben ©tauben an ben SDIenfcften aufrecht erhält. (9)lan benfe, was man Napoleon oerbanft: faft alle höheren Hoffnungen btefeS ^a^rh>un= berts.) 2. Die ntebere ©pejteS („Herbe", „9)laffe", „©efell* fcf)aft") »erlernt bte 23efchetbenhett unb häufest ihre 23ebürf* ntffe $u foSmtfchen unb metapbpftfehen SBerten auf. Daburcf) wirb baS ganje Dafein »ulgartftert : tnfofern nämlich bte 2D?a f f e herrfeftt, tpranniftert fie bte SluSnah* men, fo bafj btefe ben ©lauben an ftch »erlteren unb DSthi* Itfien werben. Sille 83erfuche, höhere £ppen auSjubenfen, mans qutert („StomanttE"; ber ÄünfHer, ber ^h’>lofsph; gegen ©artpleS Sßetfucl), Ihnen bte höchfien SOloralmerte jujulegen). SBiberftanb gegen höhere £ppen als Stefultat. Dttebergang unb Unftcherheit aller höheren Xppen. Der Äarnpf gegen baS ©ente („33olESpoefte" ufw.) . WliU leib mit ben fieberen unb Steibenben als SSftafjftab für bte Höhe ber ©eele. " dt fehlt ber $>fulofoph/ ber SluSbeuter ber £at, nicht nur ber Umbtchter. 44. Dte nthtltfltfche jtonfequenj (ber ©laube an bte SBert* loftgfett) als golge ber moraltfchen 2Bertfchät3ung t — baS ggotfHfrfje tfl uns »erletbet (felbft nach ber (Stnftcht tn bte Unmögltchfett beS Unegotfitfchen) ; — baSDlotwenbtge tfi uns oetletb et (fetbft nach ber ßtnftcht tn bte Unmöglich? Eett eines liberum arbitrium unb einer „intelligiblen §tet?
24 ®er euvop5ifd)e ©tbiltSmuS. bett"). 2öir fe^ctt, bog wir bte (Sphäre, wohin tute mtfere SBerte gelegt haben, rttc^t erreichen — bamtt bot bte anbere ©pbäre, tn bev wir leben, noch fetneSwegS an 2Bert ge* Wonnen: im ©egentett, wir fütb rnübe, weit wir ben $aupt* antrteb »ertöten haben. „Umfonft bisher!" 45. ©tan bot neuerbtngS ntt't einem jufätttgen unb in j'ebem SSetracbt unjutreffenben Sßort »tet 592if brauch getrieben: rebet überall »on „spefft'miSmuS", man farnpft um bie Stage, ouf bie eS Antworten geben muffe, wer recht hohe, ber ^efftmtSmuS ober ber DpttmtStnuS. ©tan bot nicht begriffen, woS boeb mit Jpänben ju gret* fen: bog fPefftmtSmuS fein Problem, fonbem ein ©pmp* tom ift, — bog ber ©ame erfegt werben muffe burd) ,,©t* btltSmuS", — bog bie Stage, ob ©tebtfetn beffer tft atS ©ein, fetbjt febon eine Äranfbeit, ein ©tebergangSanjetcben, eine Sfttofpnfrofie ift. Die mbitifiifcbe Bewegung ift nur ber 2tuSbrucf einer pbh ; fiotogifeben decadence. 46. ©runbeinftebt über boS Sefen ber decadence: wo S man bisher atS beren Urfocben angefeben bot, ftnb beren Sotgeu. Damit »erönbert ftcb bie gonje *)3erfpefti»e ber morolt* feben Probleme. Der ganje ©toratfampf gegen Softer, SujcuS, ©erbrechen, felbffc ^ronfbeit erfebeint als ©awttät, atS überftüfft'g : — eS gibt feine „SSefferung" (gegen bie ©eue). Dte decadence fetbft ift nichts, was 3U befämpfen wäre: ft'e tft abfotut notwenbtg unb j'eber $eit unb febem ©olf eigen. SöaS mit alter Äraft 3 U befämpfen ift, baS tft bte (£tnfct)teppung beS Äontag turnS in bie gefunben Deite beS DrgoniSmuS. ©ut man baS? ©ton tut baS ©eg enteil, ©enau barum bemüht man ftcb fcitenS ber Humanität. — 2Bte »erhalten ficb ju btefer btologt feben ©runbfrage
2. SSefen urtb Utfacbc. 25 He btöfjertgett obecflen SSecte? £>te tpbttofopbte, He Stete gton, bte SDtocat, bie Äunfi ufm. (£)te ,Suc: jurrt 25etfptel bec Sftttttactömub, oon Stapos teon an, bec tn bec ^nntifatton ferne natüeltcbe gernbtn fab.) 47. 3um 23egciff „decadence“. 1. ©te ©Eepftö tjt eine gotge bec decadence: ebenfo mte bte SJtbecttnage beö ©etfteö. 2. Die Äotxuptton bec Bitten tft etne gbtge bec deca- dence (©cbmäcbe beö SBitlenö, gkbücfntö ftacEec Stemmte tet....). 3. £)te .ftucmetfjoben, bte pfpcbotogtfcben unb moealtfcben, oecänbecn nicht ben ©ang bec decadence, fte batten nicht auf, fte ftnb phpftotogifcf) nutt — : ®tnftcf)t tn bte gcofe Stullität btefec anmafjttcben „9te* aEtionen"; eö ftnb fernen bec OtacEottfiecung gegen ge= miffe fatale gotgeeefebetnungen ; fte beingen baö mocbtbe ©ement nicht f;wauö ; fte ftnb oft berotfebe 9Serfucf)e, ben Stfenfcben bec decadence ju annullieren, etn SDitntmum fetnec ©cbäbticbEett buccbjufe^en, 4. £)ec Slibtltömuö tft ferne Ucfacbe, fonbecn nuc bte 2o* gtf bec decadence. 5. Dec „©ute" unb bec „©dfteebte" ftnb nuc jroet £ppen bec decadence: fte batten juetnanbec tn atten ©cunbpbäno; menen. 6. 3)ie fojtate ^cage tffc eine ffotge bec decadence. 7. £)te ÄcanEbeiten, ooc attem bte Stemm unb $opf= EcanEbetten, ftnb Stnjetcben, baff bte SefenftoEcaft bec ftacEen Statue febtt; ebenbafüc fpetebt bte Irritabilität, fo baff Suft unb Untuft bte fBocbecgcunböpcobteme meeben. 48. ülltgemetnfle £ppen bec decadence: 1. $tan mäbtt im ©tauben, Jjeilmittet ju mäbten, baö, was bte (rcfd)öpfung befebteunigt ; — babtn gehört baö @btfe fientum (um ben geölten $atl beö febtgreifenben SnfiinEtö ju nennen) ; — babtn gehört bec „goetfebritt" —
26 Der europcttfcbe 2. 9ftan verliert bte SBtberftanböEraftgegen bte Sieije, — man wirb bebtngt burch bte Zufälle : man vergröbert unb vergrößert bte ßfrlebntffe inö Ungeheure.... eine „(Sntper* fönltcfmng", etne Diögregation beö Söttlenö ; — bahtn ge* hört etne ganje 2lrt äftoral, bte altrutftifche, bte, welche bas Sttitleiben tm SDJunbe führt: an ber baö 2Befentltcf>e bte ©chwäche ber sperfönlichEeit ift, fo baß fie mitElingt unb wie etne Überreste ©aite beftänbtg jittert.... etne ertreme Smtabilität.... 3. Man verwechfelt Urfacbe unb SSHrEung: man verfielet bte decadence nic^t als phpftofogifcf) unb fteht tn ihren folgen bte eigentliche Urfacbe beö @tcf>=fcf>becf>t=6ef irtbenö ; — bahtn gehört bte ganje religiöfe SDloral.... 4. Sftan erfebnt einen ftuftanb, tvo man nicht mehr leibet: baö Sehen wirb tatfächltd) alö ©runb ju Übeln empfunben, — man tariert bt'e bewußtlofen, gefübllofen ftuftänbe (©d)laf, Dfmmacht) unvergleichlich wertvoller, als bte bc= wußten; barauö eine SOJethobiE.... 49. 2Saö ftch vererbt, baö ift nicht bie ÄranEfjeit, fonbern bte ÄranEhaftigEett: bte UnEraft im SEBtberftanbe gegen bte @efahr fchäbltcher Stnwanberungen ufw. ; bie gebrochene QöiberfianböEraft ; moralifch auögebrücEt: bte Siefignation unb Demut vor bem getnbe. Sch bube mich gefragt, ob man nicht alle biefe oberften Söerte ber bisherigen ^h'lofophte, Sftoral unb SÄeligton mit ben SSerten ber ©efcbwäclften, ©etfteöEranEen unb 9leu* rafthentEer vergleichen Eann: fte (teilen in einer mtlberen §orm bief eiben Übel bar.... Der ffiert aller morbiben ^uftänbe ift, baß fte in einem SSergrößerungöglaö gewiffe >?uft<wbe, bte normal, aber alö normal fehlest fiefftbar ftnb, jetgen.... ©efunbhett unb ÄranEfteit ftnb nichts wef entlieh 23er* fthtebeneö, wte eö bie alten SÜJebijtner unb heute nod) einige ^raEtiEer glauben. Man muß nicht biftinEte fprtnftpt’en ober (Entitäten barauö machen, bte ftch um ben tebenben Drga« niömuö ftreiten unb auö ihm ihren Äampfpla^ machen. Daö
2. ®efen unb Urfad)e. 27 ift albernes >$eug unb ©efcbwä<3 , baS ju nichts mehr taugt Datfäcbltcb gibt eS jwifcben btefen betben ülrten beS DafetnS nur ©rabunterfcbiebe : bie Übertreibung, bie Disproportion, bie Sticbtbarmonie ber normalen Phänomene EonfHtuteren ben EranEbaften jtujlanb (Staube Vernarb). @o gut „baS Vöfe" betrachtet werben Eann als Über* tretbung, Disharmonie, Disproportion, fo gut Eann „baS ©ute" eine 0cbui3biät gegen bie ©efabr ber Übertreibung, Disharmonie unb Disproportion fein. Die erbticbe «Schwache, als bominierenbeS ©efüht: Urfache ber oberften SSerte. Nebenbei: 9)?an witt Schwäche: warum?.... meiftenS, weit man notwenbtg fchwach ift. Die Schwächung ats Aufgabe: Schwächung ber Ve* gehrungen, ber £uft 5 unb Untuftgefühte, beS SBitlenS jur Stacht, jum Stoljgefübl, jum $aben< unb 3)tef)r=babem wollen; bie Schwächung ats Demut; bie Schwächung als ©taube; bie Schwächung ats SÖtbermtlle unb Scham an attem 9catürticf;en, als Verneinung beS Sehens, als ÄranS« heit unb habituelle Schwäche.... bie Schwächung als 23er« jtcbtleiften auf Stäche, auf Süiberftanb, auf Seinbfcbaft unb j3orn. Der $ehlgriff tn ber Vebanblung: man will bie Schwäche nicht beEämpfen burch ein Systeme fortifiant, fonbern burch eine 2lrt Stedbtfertigung unb SStoraliftes rung: baS betfit burch eine Auslegung.... Die Verwertung jweier gänzlich oerfchiebener flänbe : jum Veifptel bie Stube ber «StärEe, welche we= fentlich Snthaltung ber SleaEtton ift (ber DppuS ber ©ötter, welche nichts bewegt), — unb bie Stube ber Srfchöpfung, bie «Starrheit, bis jur Slnäfihefte. Sille pbtlofophifch s afEetis fchen ^rojeburen ftreben nach ber jweiten, aber meinen in ber Dat bie erflc. . .. benn fte legen bem erreichten ^ujtanbe bie ^räbtEate bei, wie als ob ein göttlicher ^uftanb erreicht fei. 50. Das gefäbrltcbfte Stttfjoerftänbnis. — €s gibt einen Vegriff, ber anfcheinenb Seine Verwecbflung, Seine gmi*
28 ©er europäifdfye beuttgSett jutäfft: baö tft ber ber (frfchöpfung. Dtefe Samt erworben fein ; fte Bann ererbt fein, — in jebem Jaile »er; änbert fie ben 2lfpeEt ber Dinge, ben Sert ber Dinge.... 3m ©egenfalj ju bem, ber auö ber gülle, welche er bar; ftellt unb fü^tt, unfreiwillig abgibt an bte Dinge, fie »oller, mächtiger, juEunftbreicher fteht, — ber jebenfallb fchenEen Bann —, »erEletnert unb »erhunjt ber (frfchöpfte alle», wab er fteht, — er »e-rarmt ben 2Bert: er ift fchäbltch.... hierüber fei) eint Bein gehlgriff möglich: trogbem enthalt bie @efc^icf>te bie fchauerltche Datfache, baff bie (5rfcf>öpften immer »erwechfelt worben finb mit ben fßollften — unb bie S3ollften mit ben ©chäblichfen. Der 2lrme an geben, ber ©chwache, »erarmt noch bab geben: ber Steiche an geben, ber ©tarEe, bereichert eb.... Der erfte tft beffen ^taraftt : ber jweite ein .#mju;©chenEen; ber,. ... 2Bie tft eine SSerwechflung möglich?.... 2Benn ber dfrfchöpfte mit ber deberbe ber fwchflen 2lEtt; »ität unb Energie auftrat (wenn bie Entartung einen (üt^efj ber getfttgen ober neroöfen (fntlabung bebingte), bann »er; wechfelte man ihn mit bem Steifen. . . Sr erregte gurcht... Der iültub beb Darren tft immer auch ber Äultub beb 2ln; gebemSteichen, beb Mächtigen. Der ganattEer, ber SSefef; fene, ber reltgtöfe (SpileptiEer, alle ßjcjentrifchen finb alb höchfe £ppen ber SDtacht empfunben worben: alb göttlich. Dtefe 2Brt ©iärEe, bie furcht erregt, galt »or altem alb göttlich : »on hier nahm bie Slutorität ihren 2lubgangbpunBt, hier interpretierte, hörte, fuchte man Söeibheit..., Sp ter; aub entwicBelte fich überall beinahe ein Söille jur „23er; göttltchung", bab f>eigt, jur tpptfehen Entartung »on de tft, geib unb 9ter»en: ein S3erfuch, ben 2öeg ju biefer höheren 3lrt ©ein ju finben. ©ich BranB, fich toll machen, bie ©pmp; tome ber Zerrüttung prooojieren — bab fnrfi ftärBer, über; menfchltcher, furchtbarer, weif er werben: — man glaubte bamit fo reich <m Stacht ju werben, bafj man ab geben Eonnte. Überall, wo angebetet worben tft/ fuchte man einen, ber abgeben Bann. $ier war irreführenb bie Erfahrung beb Staufcheb. Die;
2. SBefett uub Utfad>e. 29 fet oermebtt im pc^fien ©tabe bab ©efübl bet SDiacbt, folglich, netto beurteilt, bie SJiacbt. — 2luf ber ^öefj^ett ©tufe ber 3Äad)t mufte ber SSeraufc^tefie fielen, ber Sf; ftattfebe. ( — Sb gibt jnoet 2lubgangbpunfte beb Siaufcbeb : bte übergroße gülle beb Sebenb unb einen jittflanb oon ftanf; haftet Stnäbrung beb ©ebttnb.) 5t. begreifen: — Safj alle 2lrt SSerfall unb Stfranfung fortmabrenb an ben ©efamthBerturteilen mitgearbeitet bat : bafj in ben berrfebenb gemotbenen SBerturteilen bie deca- dence fogat jum Übergemicbt gekommen tft: baff mir nicht nur gegen bie golgejuftänbe alleb gegenwärtigen Slenbb oon Entartung ju Eämpfen haben, fonbern alte bisherige de- cadence rücfftänbig, bab beifft lebenbig geblieben tfl, Sine folcbe ©efamtabtmmg ber äfienfebbeit oon ihren ©tunbtn; fünften, eine folcbe ©efamtsdecadence beb Söerturteilb tfi bab gragejeteben par excellence, bab eigentliche Siätfel, bab bab itier „SJienfcb" bem ^b'iofopb^o aufgibt. — 52. ©cbmäcbc beb SStlfenb: bab t'jl ein ©letebnib, bab irre* führen bann. Senn eb gibt feinen SBilten, unb folglich meber einen ftarfen, noch fcbmacben SBilten. Sie iöielbeit unb Stb; gregatton ber 2(ntrte6e, ber Mangel an ©pftem unter ihnen refulttert alb „fcbmacber ffitlle"; bie Äoorbinatton berfelben unter ber 23orberrfcbaft eineb einzelnen refulttert alb „fiat; fer SBtfle"; — im erfieren g’allc tfi eb bab Sfjillteren unb bet Mangel an ©ebroergewtebt ; im lederen bte ^räjiftott unb Klarheit ber Stiftung. » 53. . ^auptfpmptome beb ^efftmtbmub: — bte diners chez Magny; ber ruffifefte ipefftmtbmub (Xolfiot, So; fioiembfp); ber äftbetifebe ^effimibmub, l’art pour l’art, „description“ (ber romanttfebe unb ber antiromanttfebe fPef; ft'tntbmub); ber erfenntnibtheoretifebe ^efftmtbmub (@d)o; penbauer ; ber 9)bätwmenaltbmub) ; ber anarcbtfttfcbe ^Jefft* mibmub ; bie „fMtgton beb SJittleibb", bubbbtfüfcbe 33on
30 2) er europäifcbe 9tif)Oibmub. bemegung ; bet $ultutsf))efftmibmub ((Sjcotibmub, .Kosmos polittbmub); bet morattfitfc^e ^effimtbmub: ich felbet. 54. €b gibt eine tiefe unb oollEommen unbewußte SßitEung bet decadence felbft auf bie 3beale bet 2Btf fenfcf>aft : unfete gange ©ogtologie tft bet S3eroeiö für biefen ©a<3. 3b* bleibt ootguwetfen, baff fte nur bab SSerfallbgebtlbe bet ©ogies tat aub Erfahrung Eennt unb unöermeibltcb bie eigenen Sets fallöinfiinfte alb 9lorm beb fogiologtfcben Utteilb nimmt. Sab niebetfinEenbe Sehen tm jetzigen €utopa formm liett tn ihnen feine ©efellfcbaftbtbeale : fte feben alle gum Setmecbfeln bem 3beal alter überlebtet Staffen cibm lieb.... Set ^etbentnfitnEt fobann — eine je<5t foubetän ges morbene Sftacbt — tft etwab ©runboetfebtebeneb öom 3n= fttnEt einet ariftoEratifcben ©ogietät: unb eb Eommt auf ben Sert bet dinbeiten an, tuab bt'e (Summe gu bebeuten bat.... Unfte gange ©ogtologie Eennt gar Eetnen anbetn 3ns fitnEt alb ben bet Jpetbe, bab helft bet fummietten Stuts ien, — mo j'ebe Ohtll „gleiche Siechte" bat/ wo eb tugenbs baft ift, Otult gu fein.... Sie Söertung, mit bet beute bie betriebenen formen bet ©ogietät beurteilt sterben, tft gang unb gar etnb mit jenet, welche bem Trieben einen höheren 2Öert guertetlt alb bem -Krieg : aber bieb Urteil tft anttbtologifcb, tft felbft eine Slubgeburt bet decadence beb Sebenb.... Sab Sehen ift eine gbtge beb .Kriegs, bie ©efellfcbaft felbft ein Mittel gtttn .Krieg... . Jg>err Herbert ©pencet tft alb SSiotoge ein decadent, — et tft eb auch alb SDtoralift ( — er ftebt tm ©teg beb 2lltrutbmub etwab SSünfcbenbwerteb ! !!). 55. €ntmicElung beb ^efftmibmub gum Stibilibmub. — Sntnatürlicbung bet SBette. ©cbolafttE bet Söerte. Ste JÖette, lobgelöjt, ibealtftifcb, ftatt bab Sun gu bebertfeben unb gu führen, wenben ftcb oerurtetlenb gegen bab Sun. @egenfät3e eingelegt an ©teile bet natürlichen ©rabe unb
2. 2öefett uni) Ut*fad)e. 31 Swänge. Dag auf bte Stattgorbnung. Die ©egenfäge ftrtb einem pöbelhaften Zeitalter gemäg, meiMetchter faßlich. Die oermorf ene 2Bett, angeficf)tö einer Eünfttid) erbauten „mähten, mertoollen". — Snbticf) : man entbecEt, au» mel* ehern SJtatertat man bte „mähte 2öett" gebaut hat : unb nun hatmannutbteoermorfeneübrigunbtecf)netjenehöchfte gnttäufchung mit ein auf baö Ölonto ihrer 33ermerf= ticf)Eett. Damit tft bet Dtthitiömuö ba: man hat bie richtenben SBette übrig behalten — unb ntchtö metter! JjMer entgeht baö spnobtem bet ©tärEe unb bet ©chmäche: t. bie ©chmachen jetbrechen batan ; 2. bte ©tärEeren jerftören, maö nicht jerbricht ; 3. bte ©tärEften übermtnben bte richtenben SSerte. Das jufammen macht baö tragt fc^e Zeitalter auö. 56. Der ^3efftmtömuö ber XatEräfttgen: baö „2öo? ju?" nach einem furchtbaren Gingen, fetbft ©tegen. Dag trgenb etmaö hunbertmal mtchtiger ift atö bte gtage, ob mir unö mopt ober fehlest beftnben: ©runbinftinEt aller ftarEen Naturen, — unb folglich auch, ob fiel) bte an ber en gut ober fcfüecht beftnben. Ättrj, bag mtr etn 3tel haben, um beffentmitten man nicht jögert, SJtenfchenopfer ju bringen, jebe ©efafm ju taufen, j'ebeö ©chttmme unb ©chttmmfte auf ft'ch ju nehmen: bte groge Setbenfcftaft. 57. Daö „Übergemicht non Setb über Stuft" ober baö Um* geEehrte (ber Debontömuö): btefe betben Sehren ftnb fetbft fchon SBegmetfer jum 9tihittömuö.... Denn hier mirb in betben gälten fern anberet legtet ©inn gefegt, als bte Stuft* ober Untuft^rfcheinung. 2tber fo rebet eine 2trt Shtenfch, bte eö nicht mehr magt, einen ©tlten, eine 2tbficf)t, einen ©t'nn ju fegen: — für jebe gefünbere 2trt SOZenfch tnigt ftch ber üffiert beö Stebenö fchtechterbingö nicht am Silage btefet Siebenfachen. Unb etn
32 ®er eunjpdifd)e Sttbtliömuö. Übergewicht oon Setb wäre möglich unb troijbem ein mächtiger S©itte, ein 3usfngen jum Men; ein 3tötig4aben btefeö Übergewichtö. „Saö Selben lohnt ftch nicht" ; „Siefignatton"; „warum ftnb bte tränen?../' — eine fchwächltche unb fenttmentale SenEwetfe, „Un monstre gai vaut mieux qu’un senti- mental ennuyeux.“ 3. ftnflg 58. 3ch habe baö ©lücf, nach ganjen 3abttaufenbett bet* iöers trtung unb iBerwitrung ben 2Beg wiebergefunben ju falben, ber ju einem 3a unb einem Stein führt. 3ef> lehre baö Stein jtt allem, was fchwach macht, — was etfehöpft. 3<h lehre baö 3a ju allem, was ftärft, waö Äraft auf« Reichert, waö baö ©efüftl ber .Kraft rechtfertigt. SSian hat webet baö eine noch baö anbere biöher gelehrt: man hat Xugenb, ©itfelbftung, SJiitleiben, man hat felhft SSerneinung beö Mens gelehrt. Steö ftnb alleö Sterte ber ©fchöpften. ©n laltgeö Siacftbenfen über bt'e ^hhfwlogie ber ©fcböp= fung jwang mich ju ber Stage, wte weit bte Urteile ©; fchbpfter in bte Söelt ber ffierte etngebrungen feien. SStein ©gebntö war fo überrafchenb wie möglich, felbfl für mich, ber in mancher fremben Sßelt febon ju Jj?aufe war : tch fanb alle oberffen Söerturteile, alle, bte $ett ge« worben finb über bte SStenfchhrit, minbeftenö jahm gewot* bene Sttenfcbheit, jurücffübrbar auf bte Urteile ©fchöpfter. Unter ben hctltgften Stamen jog ich bte jerftörertfehen Xenbenjen heraus ; man hat (Sott genannt, waö fcftwächt, Schwache lehrt, Schwäche infijtert... ich fanb, baft ber „gute SÄenfch" eine Selbftbejabungöform ber decadence tft. 3ene Sttgenb, oon ber noch Schopenhauer gelehrt hat, bufj fie bie oberjte, bie etnjige unb baö gunbament aller genben fei: eben jeneö Sftttletben ernannte ich alö gefäfw* lieber, alö trgenbetn Safter. Sie äluöwahl tn ber ©attung.
3 . Äriftö. 33 ihre Sietntgung oom Slbfall grunbfägltch Eceujcn — baö hiefi biöher £ugenb par excellence .... 9}?an foll baö Sßerhängntö tn Streit Ratten; baö 23et; hängniö, baö jum Schmalen fagt „geh jugrunbe l" . . . Sflan h<»t eö ®ott genannt, bafj man bem iöerhängntö miberftrebte, — ba£ man bte SDienfcbbttt oerbarb unb »er* faulen machte.... $ian foll ben Flamen ©otteö nicht um nütjticf) führen.... Sie Sftaffe ift oetborben — nicht butcf) ihre Siafier, fonbern ihre Sgnoranj: fte tft oerborben, metl ftc bte (frfchöpfung ntcfjt alö Gfrfchöpfung öerftanb: bte phpftologifchen 33ers mechflungen ftnb bte Urfache alleö Übelö.... Die £ugenb tfl unfer grofjeö Sftifmerftänbniö. Problem: mte famen bte ßrfchöpften baju, bte ©efege bet: SÖerte ju machen? 2lnberö gefragt: mte Hamen bte jur Sftacht, bte bte £ei3ten ftnb?.... SSte Harn ber SnftinEt beö £tereö SRenfch auf ben $opf ju fielen?.... 59. ©rmtbfag : eö gibt etmaö oon SSerfalt tn altem, maö ben mobernen SOtenfchen anjetgt: aber bicf>t neben ber $ranfbett flehen Slnjeichen einer unerprobten Äraft unb SftächtigEett ber Seele. Stefelben ©rünbe, melche bte SöerEleine* rttng ber S)tenfct;en heröorbrtngen, treiben bte Stär* Heren unb Seltneren btö hinauf jur ©röfje. 60. ©efamteinficht. — Sntfächltch bringt jebeö grofje Söachötum auch ein ungeheure^ 2lbbröcEetn unb 33er* gehen mit ft'ch : baö Setben, bte Spmptome beö Dltebergangö gehören tn bte fetten ungeheuren 33ormärtögehenö ; j'ebe fruchtbare unb mächtige Bewegung ber SOtenfchhett hat W gleich etne nihtltfltfche 33emegung mitgefchaffen. (£ö märe unter Umftänben baö 2Hnjeichen für etn etnfchnetbenbeö unb allermefentlichfieö SBachötum, für ben Übergang in neue £>afetnöbebtngungen, baff bie eptremfle §orm beö spefft* miömuö, ber eigentliche üiihtltömuö, jurSBelt Häme. £>teö habe ich begriffen. 9Ue$fd>e, £er jtir €Ö?act)t. 3
34 2>er europäifd)e 9HI>t(tämitä 6t. Unjaljltg »tele einzelne höherer 2lrt gehen jeöt jugtunbe: aber wer baoon Eommt, ift jtarE wie bet Teufel. 9l^ntk^ wie jut j3ett bet Sienaiffance. 62. Eö tft bte Seit beö großen Sittagö, ber furchtbaren älufhellung: meine 2lrt oon ^effimibmuö: — großer 2luögangöpunEt, I. ©runbwtberfprucfj in bet jfttnlifatt'on unb ber Erhöhung beö Senfehen, II. Sie moraltfcben äßertfchagungen als eine ©efcfnchte ber Süge unb S3erleumbungöEunjt im Dtenfte eineö äßillenö jur Stacht (beb Jrterbenwiflenö, welcher fich gegen bie ftär= Eeren 2D?enfchen auflehnt). III. Dte 95ebtngungen jeber Erhöhung ber Äultur (bie Ermöglichung einer Sluöwahl auf UnEojten einer Senge) finb bie $8ebtngungen alleö äßacfjötumö. IV. Die SStelbeutigPeit ber Seit alö §rage ber Äraft, welche alle Dinge unter ber spetfpeEttöe thteö Sachö* tum 3 anfieht. Die m o rat i fcf>= cf;r t ftl i cf; e n Serturtetle alö ©Elaoenaufftanb unb ©ElaoenlügenbafttgEett (gegen bie ari= ftofrattfchen Sette ber antiEen Seit). 63. 3cfj fnnb noch feinen ©tunb jur Entmutigung. Ser fich einen ftarfen Stilen bewahrt unb anerjogen hat, jugletch mit einem weiten ©etjte, h<rt günftigere Ehancen alö je. Denn bie DreffierbarEeit ber Senfehen ift tn btefem be= moErattfchen Europa fehr gtofj geworben ; Senfehen, welche feicht fernen, leicht fich fügen, ftnb bie Siegel: baö gerben? tter, fogar fjöchft intelligent, ift präpariert, äßet befehlen Eann, f inbet bte, welche gehorchen muffen: tch benEe jum Söeifpiel an Napoleon unb 23tömarcE. Die ÄottEurrenj mit ftatEen unb untntelltgenten äßillen, welche am meijten hin* bert, tft gering, äßet wirft btefe Herren „Dbj'eEtwen" mit fchwacfjem Sillen, wie SiattEe ober Stenan, nicht um! Der ©ojtalibmuö — alb bte ju Enbe gebachte £j)tannet
35 o/$A/t Aii/i/] 3. jvriftS. 64. ber ©ertngften unb Dümmften, baS ^et§t bet Oberfläch« liehen, Stetbifchen unb ber Drewiertel8i©chaufpiclet — ift t'n ber Xat bte Schlußfolgerung ber „mobernen 3been" unb ihres latenten SlnatchiSmuS : aber in ber tauen Suft eines bemofrattfchen SöohlbefinbenS erfcfflafft baS SSermögen, ju ©clrtüffen ober gar jum Schluß ju fommen. äftan folgt, — aber man folgert nicht mehr. Deshalb tft bet ©oj'aliS: mus im ganjen eine boffmmgsiofe, fäuerlid)e Sache : unb nichts ift luftiger anjufef>en als ber SStberfprucb jroifcfjen ben giftigen unb oerjwetfelten ©eftchtem, welche beute bie ©o? jialtfien machen — unb oon was für erbärmlichen, ge= quetfcbten ©efühlen legt gar tf>t ©til Zeugnis ab ! — unb bem barmlofen Sämmergtücf ihrer Hoffnungen unb Sßünfch* barfeiten, Dabet fann eS bocb an otelen Orten (Europas tbterfeitS ju gelegentlichen Jpanbfiretrf^cn unb Überfällen fommen: bem nächften Sabrbunbert wirb es hier unb ba grünbltcb im Seihe „rumoren", unb bie ^arifer Äommune, welche auch ttt Deutfcf)lanb ihre ©chulstebnet unb gurfprecher hat, war otelleicht nur eine leichtere ünoerbaultchfeit gewefen an bem, was fomint. Xroi3bem wirb es immer ju oiel 58e= fi^enbe geben, als baß ber Sozialismus mehr bebeuten fönnteals einen ÄranfheitSanfall : unb biefe S5efit3enben finb wie Sin Sftann (Eines ©laubenS, „man muß etwas befiijen, um etwas ju fein". Dies aber ift ,ber ältefte unb gefün« befte aller Snftinfte: ich würbe hinjufügen „man muf mehr haben wollen als man b<ü/ um mehr ju werben", ©o nämlich Ringt bie Sehre, welche allem, was lebt, butch baS Sehen felbet geprebt'gt wirb: bie SÄoral ber (Entwich lung. Haben unb mehr hüben wollen, SBachStum mit einem ©ort — baS ift baS Sehen felber. 2rn ber Sehre beS ©ojialtSmuS oerftecft fich fchlecht ein „ffitlle jur SJerneh nung beS Sehens"; es muffen mißratene SJtenfchen ober Staffen fein, welche eine foiche Sehre auSbenfen. 3n ber Dat, ich wünfchte, eS würbe burch einige große SSerfuche be* wtefen, baß in einet fojtaliftifchen ©efellfchaft baS Sehen fich felbet oerneint, ftch felber bie 2Burjeln abfchnetbet. Die
36 ©er europäifche Erbe ift groß genug unb ber Sftenfcfj immer noch uitaubs geköpft genug, alb bafj mir eine berart pmftifcbe Beleb* lehrung unb demonstratio ad absurdum, fetbfi wenn fie mit einem ungeheuren 2(ufmanb öon SOtenfchenleben ge« monnen unb bejafjlt mürbe, nicht münfchenbmert erfreuten müfjte. immerhin, fchon alb unruhiger Sftaulmurf unter bem Boben einer in ber Dummheit rollenben ©efellfchaft mtrb ber ©Dualismus etmab OtügltcS unb J^eiifameö fein Eönnen: er oerjögert ben „^rieben auf Erben" unb bie gänjltche Bergutmütigung beb bemoErattfchen jperbenttereb, er jmingt bie Europäer, ©etft, nämlich Sift unb SSorficht, übrig ju behalten, ben männlichen unb Eriegertfchen Zw genben nicht gänjtich ahjufchmören unb einen 9teft oon ©eift, non Klarheit, BrocEenfmt unb .ftälte bes (üeifles übrig ju behalten, — er fehltet Europa etnftmetlen oor bem ihm bro'hetlben marasmus femininus. 65. Sch freue mich ber mtlttärifcljen EntmtcElung €utopaö, auch ber inneren anarchischen ^vtflänbe : bie c 3eit ber Sftuhe unb beb €htnefentumb, melche ©altant für btes Sahrhun* bert boraubfagte, ift borbei. iperfönliche männliche Büch* tigEett, SeibebtüchtigEeit heEommt mieber SBert, bie @d)ä* jungen merben phpftfeher, bie Ernährungen fleifchlicher. ©chöne Btänner merben mieber möglich. Die blaffe DucE* mäuferei (mit SOtanbarinen an ber @ptge, mte Eornte träumte) ift borbei. Der Barbar ift in jebempop unb bes jaht, auch i>db mtlbe Bier. ©erabe bebhalb rnirb eb mehr merben mit ben (philofophen. — $ant ift eine S3oget= fcheuche, irgenbmann einmal! 66. Die günftigften Hemmungen unb Stemeburen ber 9Äobernität: \. bie allgemeine ffiehtpflicht mit mtrElichen Kriegen, bei benen ber ©paff aufhört; 2. bie nationale Borniertheit (oereinfachenb, Eonjentrie; renb) ;
37 3. Ärift«. 3. bie oerbefferte ©rnäbtung (Stetfcb); 4. bie junebmenbe SteinticbEeit unb ©efunbbett bet SSobnftätten ; 5. btc Storberrfcbaft ber ^J^ftologte über Geologie, SStoratifHE, DEonomte uttb fPolitiE; 6. btc militärtfcbe Strenge in ber gorberung unb Jpanb* babung feiner „ScbutbtgEett" (man tobt nicht mehr....) . 67. SBenn t'rgenb etmaö erreicht tft, fo tft eö ein barmtofereö Stetbalten ju ben Sinnen, eine freubigere, mobtmollenbere, ©oetbefebere Stettung gut SinnttcbEeit; t'nsgleicben eine ftoI= jere ©mpftnbung in betreff beb ©rEennenö: fo baf? ber „reine Dot" mentg ©tauben ftnbet. 68. SÖenn t'rgenb etmaö unfere Skrmenfcblicbung, einen maf>ren, tatfäcbticben gortfebritt bebeutet, fo ift eö, bafj mir Seine erjefftoen ©egenfä^e, überhaupt feine ©egenfäge mehr brauchen.... 2Bit bürfen bie Sinne lieben, mir haben fie in jebem ©rabe oergeifHgt unb artiftifcb gemacht; mir haben ein Stecht auf alte bie Dinge, bie am febtirmm ften biöber oerrufen maren. 69. Dafj man ben SOTenfcben ben SDiut ju ihren Staturtrieben mtebergibt — Dafj man'ibrer Setbftunterfcbät3ung fteuert (nicht ber beö SOtenfcben atö Snbioibuumö, fonbern ber beö SStenfcben alö Statur....) — Dafj man btc ©egenfä^e bstauönimmt auö ben Dingen, naebbem man begreift, bafj mir fie btneingetegt haben — Dafj man bie ©efettfchaftö^biofpnErafie auö bent Dafein überhaupt herausnimmt (Scbutb, Strafe, @erecb ; ttgEett, (JbvticbEeit, gret’bett, Siebe ufm.) — gortfebritt jur „StatürticbEeit": in atten poltttfcben fragen, auch im Sterhättniö oon ^arteten, fetbfl oon tu er? Eantiten ober 2Erbeiter= ober Unternebmerparteien, battbett
38 Der europäifdje VibitiSmuä. es ftcf) um Vtachtfragen — „maS man Eann" unb erft bataufhtn, nxtS man fall. 70. Die UmEehrung ber Stangorbnung. — Die front* men galfchmünjer, bte fPriefter, metben unter uns ju Dfchan* balaS: — fte nehmen bte Stellung ber ^arlatanö, ber DmacEfalber, ber galfchmünget, ber tauberer ein : ttn'r galten fte für SötllenSoerberber, für bte grofjen Vetleumber unb Stachfüchtigen bes Sehens, für bte Empörer unter ben SchlechtmeggeEommenen. 2Btr haben aus ber Dienfiboten* Eafte, ben SttbraS, unfern Vttttelffonb gemacht, unfer „VolE", baS, toas bte polttifche (Sntfchetbung in ben Jjöän* ben hat. Dagegen tft ber Dfcbanbala oon ehemals obenauf : woran bie ©otteSläfierer, bte Smmoraltffen, bte freizügigen jeber 2lrt, bte Slrtifien, bte 3uben, bte Sptelleute, — tm ©ntnbe alle o errufenen SSttenfchenElaffen — . SBtt h^en un$ z u ehrenhaften ©ebanEen emporge* hoben, mehr noch, mir be ft Immen bte (fftre auf @rben, bte „Vornehmheit"..,. 2ötr alle ftnb heute bte fürfprecffer bes Sehens — . 2ötr Smntoraltflen ftnb heute bte ftärE* fte fDtacht: bte großen anbern Mächte brauchen uns.... mtr Eonftruteren bte Vielt nach unferm Vilbe — 28ir haben ben Vegrt'ff „Dfchanbala" auf bte Vrtefter, 3renfettS*Sef>rer unb bte mit ihnen wermachfene d)rift* liehe ©efellfchaft übertragen, hm^ugenommen, maS glet* chen Urfprungö tft, bte fpefftmijlen, Vihiliften, VtttletbS*9to; mantt'Eer, Verbrecher, Safterhaften, — bte gefamte Sphäre, mo ber Vegrtff ,,©ott" als 4)etlanb tmagintert ttnrb.... Sir finb fcolj barattf, Eetne Sügner mehr fein ju müffen, Eetne Verleumber, Eetne Verbäcl)tiger bes Sehens.... 7t. Das Problem beS neunzehnten SrahrbunbertS. Db feine ftarEe unb fcftroache Seite juetnanber gehören? Db es aus ©nem Jpolze gefebntgt ift? £>b bte Verfcfnebenhett feiner Sbeate unb beren Vitbetfprucb tn einem höheren ^ntecE
3. itrifü. 39 bebingt ifi : als etwas Roheres? — Senn es Fonnte bte SorbefHmntung jur ©röffe fctn / in btefewt SKafje tn heftiger Spannung ju warfen. Sie Unjufriebenheit, bet 9lthtliSmuS Fönnte ein gutes $ei(f)tn fetn. 72. Ste Sernatürltchung beS Sftenfchen im 19. 3af>r= hunbert ( — baö 18. 3«|r^unbect tft baö bet (ütleganj, bet Reinheit unb bet sentiments genereux). — 91t cf) t //9iücf= Febr jur 9latut" : benn es gab noch niemals eine natür- liche Sftenfchbett. Sie ScholafttF um unb ro t b c r natürlicher SJBerte ifl !bie Kegel, ift ber Anfang ; jur 9tatur Fommt ber Sftenfch nach langem Kampfe, — er Feljrt nie „jurücF".... Sie 9tatur: baS beift/ eö wagen, unmoraltfch ju fein wie bie 9tatur. SBit finb gröber, bireFter, »oller fronte gegen generöfe ©efüf)fe, felbft wenn mir ihnen unterliegen. Katürltcher tfi unfre erfte ©efellfchaft, bte ber Ketchen, ber Stüfjigen : man macht 3iagb aufetnanber, bie ©efchlechtös liebe ift eine 2lrt Sport, bet bem bte Sh« sin SpinberntS unb einen Ket'j abgtbt; man unterhält ftch unb lebt um beS Sers gnügenS willen; man fchä§t bte Förpetltchen Sotjitge in erfter Sinte, man tft neugierig unb gewagt. Katürltch ift unfere Stellung jur (ftFenntniö: wir haben bie St'bertinage beS ©etfteö tn alter llnfchutb, wir haffen bte pathetifchen unb h>ieratifc^en SKanteren, wir er= gölten uns am Serbotenficn, wtt wüßten Faum noch etn Sntereffe ber grEenntniS, wenn wtr unö auf bem SBege ju thr ju langweilen hätten. ^Natürlicher ift unfere Stellung jur SDiotal. ^rtnjtpten finb lächerlich geworben; ntemanb erlaubt ftch ohne fronte mehr »on feiner „Pflicht" ju reben. 2lbet man fchä<3t eine hilfreiche, wohlwotlenbe ©eftnnung ( — man fteht tm 2rn* fftnFt bte SZoral unb bebatgntett ben Keft. Slufierbem ein paar CfhtenpunFtöbegriffe — ). ^natürlicher tft unfere Stellung in politicis: wtr fehen Probleme ber Stacht, beS Quantums Stacht gegen ein am
40 ®er europSifcbe Ntf)ilt$mttS. bereS Quantum. 28tr glauben ntcfjt an et'n Necht, baS nicht auf bei* Niacfü ruht, fich burchzufefsen: mit empftnben alle Nechte als Eroberungen. Natürlicher tft unfte ©cftägung grofj er Nfenfcfjen unb Singe: mir rechnen bte getbenfchaft als ein Vorrecht, mir finben nichts grofj, mo nicht ein grofjeS Verbrechen etnbe« griffen tft; mir Eonztpteren alles ©tofHetn als ein ©ich« au§erhalb;flellen in bejug auf Ntoral. Natürlicher tft unfere ©tellung gut Natur: mir lieben fie nicht 'mehr um ihrer „Unfcfntlb", „Vernunft", ,,©cf)ßm heit" mitten, mir haben fie hübfch „verteufelt" unb „»er« bummt" 2lber fiatt fie barum ju oerachten, fühlen mir uns feitbem oermanbter unb heimifcher in ihr. ©ie afpiriert nicht jur Sugenb : mir achten fie beShalb. Natürlicher tfi unfere ©tellung zur $unft: mir oerlangen nicht oon ihr bte fchönen ©chetnlügen ufm. ; es h^trfcht ber brutale $)oftttotSmuS, melcher Eonflatiert, ohne fiel) z« er= regen. In summa: es gibt 2lnjeichen bafür, bafj ber Europäer bes 19. SrahrftunbertS fich ment'ger feiner SnfHnEte fchämt; er hat einen guten ©chritt baju gemacht, fich einmal feine unbebtngte Natürltchfeit, baS hei§t feine Unmoralität, ein* jugeftehen, ohne Erbitterung: im ©egenteil, ftarE ge* nug baju, biefen Slnbltcf allein noch auszuhalten. SaS Elingt in gemiffen Qhten, mie als ob bte Äorrups tton fortgefchritten märe: unb gemtfj tft, bafj ber SKenfch fich nicht ber „Natur" angenähert hat, oon ber Nouffeau rebet, fonbern einen ©chritt metter getan hat tn ber fation, melche er perhorrefjierte. SStr höben uns oer* jtärft: mir finb bem 17. Sahrljunbert mt'eber näher ge= Eommen, bem ©efchmadl feines EnbeS namentlich (Sam court, Sefage, Negnarb). 73. gortfcfjritt beS neunzehnten Snh^hnnbertS gegen baS achtzehnte ( — tm ©runbe führen mir guten Europäer einen $rteg gegen baS achtzehnte ^ahvfmnbert —) :
3. 41 1. „fftücFFebr jur ÜJlatur" immer entfcbtebenet im umgc= Festen «Sinne oerfianben, als eö 3touffeau oerjtanb. 2öeg com SbpFF unb ber £>per! 2. immer entfcf>tebener antttbeaFifitfcb, gegenfMnbltcber, furcfjtFofer, urbeitfamer, mafwoller, miftrauifcber gegen pFögltcbe Skränberungen, antireooFutionär; 3. immer entfcfnebener bie grage ber ©efunbbett beö Setbeö ber „ber «Seele" ooranftetFenb : Festere als einen 3uftanb in $olge ber erfierert begreifenb, biefe mtnbeftenS atö bie SSorbebtngung ber ©efunbbeit ber «Seele. 74. Suö 20. SaFjrbunbert. — Ser 2(bbe ©aFtani fagt ein= mal : La prevoyance est la cause des guerres actuelles de l’Europe. Si l’on voulait se donner la peine de ne rien prevoir, tout le monde serait tranquille, et je ne crois pas qu’on serait plus malheureux parce qu’on ne ferait pas la guerre. Sa ich burcbauS nicht bie unFriege; rifeben 2Fnficf)ten meineö oerftorbenen^reunbeö ©attant teile, fo fürchte ich mich ntcF>t baoor, einigem oorberjufagen unb mögltcberweife bamit bie Urfacbe »on Kriegen fKraufjube* fcbmoren. ©ine ungeheure Skfinttung, nach bem fcbrecHicbften Srb* beben: mit neuen fragen. 75. Sttreme fpofttionen werben nicht butd) ermäßigte abge* Föfl, fonbern wieberum burcb extreme, aber umgeEebrte. Unb fo ifi ber ©taube an bie abfoFute SimmoraFität ber 9ta= tur, an bie ßtve& unb «StnnlofigFeit ber pfpcboFogifcf^not* wenbt'ge 2lf f eFt, wenn ber ©Faube an ©ott unb eine effem tieFI moraFtfcbe Srbnung nicht mehr ju baFten ift. Ser biFiömuö erfcbeint fegt, nicht weit bie UnFuft am Safein größer wäre als früher, fonbern wett man überhaupt gegen einen „Sinn" im Übel, fa im Safein mifjtrauifcb geworben ift. Sine Interpretation ging jugrunbe: weil fie aber als bie Interpretation galt, erfcbeint e$, als ob eS gar Feinen «Sinn im Safein gebe, als ob altes umfonft fei.
42 ®eir e«ropntfcf)c 9?t(jtlt$mu$. Safj bteg „Umfonfl!" ber (übataBter unfereg gegenmät? ttgen Ditb'ttsmug tfl r bleibt nacbjumeifen. Sag Sttifjtrauen gegen unfere früheren 2Bertfcbäl$ungen fteigert ftcb btg jur grnge: „ftnb ntcf;t alle ,2Öerte‘ SocBmtttel, mit benen bte $omöbte ftcb tn bte Sänge jtebt, aber burcljaug nicht einer Söfmtg näberBommt ?" Ste Sauer, mit einem „Umfonft" ohne 3iet unb $md, tft ber läbmenbfte ©ebanBe, narnent? lieb noch, trenn man begreift, bafs man gefoppt mirb unb boeb ohne 3}Jacl;t tft, ftcb 'liebt foppen jtt laffen. SenBen mir btefen ©ebanBen in feiner furebtbarfien gönn : bag Safein, fo mte eg ift, ohne ©tnn unb $ki, aber un? »ermeibltcb mteberBebrenb, ohne ein gtnale ing Dticbtg: „bte emtge SSteberBebt". Sa3 ift bte ejetremfte gorm beg Dtibtligmug : bag 9tichtg (bag „©tnnlofe") emtg! Gturopätfcbe gorm beg Subbbigmttg: Energie beg 2Btf? feng unb ber straft jmingt jtt einem folgen ©tauben. Gtg tft bte ttttf fenf ebaf tltcbfte aller möglichen Jpppotbefen. 2Bit leugnen ©cblufijtele : batte bag Safein etng, fo müfjte eg erreicht fein. Sa begreift man, baff b'et etn ©egenfatj jum 9)antbetg? mttg angeftrebt mirb: benn „alleg »ollBommen, göttlich, artig" jmingt ebenfallg ju einem ©lauben an bte „emt? ge SßteberBunft". grnge: tft mit ber JDtoral auch btefe pantbetfttfebe !ga?@tellung ju allen Singen unmöglich 9 e ' macht? 3tn ©runbe ift ja nur ber moraltfcbe ©ott über? munben. Jj}at eg einen ©t’nn, ftcb einen ©ott „jenfettg öon ©ut unb SSöfe" ju benBen? 2Bäre ein fPnntbeigmug in btefem ©tnne möglich? bringen mtr bte JmecBoorftellung aug bem ^rojeffe meg, unb bejahen mtr trogbem ben *pro? jefj ? — Sag märe ber galt, menn etmag innerhalb jeneö sprojeffeg in jebem Momente begfelben erreicht mürbe — unb immer bag ©let'cbe. ©ptnoja gemann eine folcbe be? jabenbe (Stellung, tnfofern jeber Moment eine logifcbe9tot? menbtgBett bat: unb er triumphierte mit feinem logtfeben ©runbinfttnBte über eine folcbe SÖMtbefcbaffenbett.
8. JtrifiS. 43 2lber fern galt tft nur ein ßtnjelfall. 3ebet ©tunb= charaftetäug, ber jebem ©efchehen jugtunbe liegt, ber fich tu jebem ©efchehen auSbrütft, müjjte, wenn er non einem ^nbwtbuum als fein ©runbcbarafterjug empfunben würbe, biefeS Subioibuum baju treiben, trt'umpfnerenb jeben 2lugenbltcf beS allgemeinen Safetns gutjuheifjen. <£s Eäme eben barauf an, baff man biefen ©runbcharafterjug bei fiel) als gut, wertooll, mit guft empfinbet. ©un bat bte ©Joral baS geben oor ber ©etjwetflung unb bem Sprung ins ©icfjtS bei folgen ©tenfeffen unb Stänben gefertigt, welche non ©Jenf eben oergewaittätigt unb nteber* gebrüeft würben: benn bte gegen ©Jettfcffen, nicht bie ©fmwacht gegen bie ©atur, erjeugt bte befperatefte Ser« bttterung gegen baS Safetn. Sie ©total bat bte ©ewalt= habet, bte ©ewalttättgen, bie „fetten" überhaupt als bie geinbe bebanbelt, gegen welche ber gemeine ©tann gefdjügt, baS heifjt junaebit ermutigt, geftärft werben muff. Ste ©total h<*t folglich um ttefflen hoffen unb o erachten gelehrt, was ber ©runbebarafterjug ber Jpertfcbenben tft: ihren Sßtllen jur ©taebt. Siefe ©total abfebaffen, leug« nen, jerfegen: baS wäre ben bejlgebafjten ftrieb mit einer um ge! ehrten Gfmpftnbung unb Söertung anfeben. 2Benn ber getbenbe, Unterbräche ben ©lauben oerlöre, ein Stecht ju feiner ©eraegtung beS SBtllenS jur 2D?acf)t $u haben, fo träte er in baS ©tabium ber hoffnungSlofen Se* fperatton. SteS wäre ber galt, wenn btefet £ug bem geben effenttell wäre, wenn fteg ergäbe, baff felbft tn jenem Söillen jttr ©total nur btefer „SBtlle jur ©Jacht" oerfappt fei, ba§ auch jeneö Raffen unb ©erachten noch ein ©tacgtwitle ift. Ser UnterbrücEte fähe etn, baff er mit bem Unterbrächet auf gleichem ©oben fleht unb baff er fein ©orreegt, feinen höheren Stang oor jenem habe. ©telmegt umgefehrtl (Ss gibt nichts am geben, was ÜBert hat, aufjet bem ©rabe ber SOlacht — gefegt eben, bafi geben felbft ber SBtlle jur ©Jacht ift. Sie ©total behütete bte Schlechtweggefommenen oor ©tgtliSmuS, inbem fte je=
44 ®erettropäifd) e bent einen unenblt'cben SSett, einen metapbhftfcben SBert beimafj unb in eine Dtbnuttg einreibte, bie mit bet bet melt* (tc^en ©taebt unb ©angotbnung nic^t fttmmt : fte lehrte Sr= gebung, Demut ufm. ©efet3t, ba§ bet ©taube an biefe ©total gugrunbe gebt, fo mürben bie ScblecbtmeggeEotm menen tbten Droft nicht mebt haben — unb gugrunbe geben. Daö ^ugmnbegeben präfentiert ftcb al3 ein Sieben* grunbemebten, alö ein injttnEtmeö Sluölefen beffen, maö jerfiöten mufj, Spmptome bt'efer Selbftgerftörung bet ScblecbtmeggeEommenen: bie SelbfhnmfeEtton, bte ©ergif^ tung, Sktaufcbung, ©omantiE, oot allem bie tnfHnEttöe ©ö= tigung gu Jpanblungen, mit benen man bie ©tüchtigen gu itobfetnben macht ( — gletcbfam ficb feine JpenEer felbjl güdftenb), bet SÖtlle gut ^trftötung aih ©Stile etneb noch tieferen SnftinEtö, beä ^nftinftö bet Selbftgerftörung, beö ©Stllenö tn$ ©id>tö. ©tbtliömuö als Spmptom baoon, ba§ bie Sd)lecbtmegge= Eommenen Eeinen Droft mehr ba&en bafi fte getüteten, um getftört gu merben, ba§ fte, oon bet ©total abgelßft, Eeinen ©runb mehr haben, „ftcb 3 U ergeben", — baff fte ficb auf ben 23oben beö entgegengesetzten ©ringtpö fitellen unb auch ibretfeitö ©taebt mollen, tnbem fte bte ©taebttgen gmtns gen, ihre genfer gu fern. Dteö ift bie ettropäifebe gorm beö SSubbbiömuö, baö ©etmtun, nacbbem alleö Dafein feinen „(Sinn" oerloten bat. Die ©ot tfE nicht etma grölet geworben.: im ©egenteil! ,,©ott, ©total, Srgebung" maren Heilmittel auf furchtbar tiefen Stufen beö Slenbö: bet aEttoe ©t'biltömuö tritt bei telatio oiel günfttget geftalteten SSerbältntffen auf. Schon bafs bie ©total alö übermunben empfunben mttb, fegt einen , ziemlichen ©rab geifiiget Kultur »orauö; btefe mieber ein telatioeö ©Soblleben. Sine gemiffe geiftige Srmübung, butcb ben langen .Kampf pbtlofopbtfcbet ©tetnungen bis gut hoff 5 nungölofeften SEepftö gegen ©b^afapb^ gebracht, Eenm geiebnet ebenfalls ben Eeineöwegö nteberen Stanb fettet ©h biltften. ©tan benEe an bte Sage, tn bet 23ubbba auftrat. Die
3. 5?riftö. 4t) gehre ber ewigen SBieberEunft würbe gelehrte SSorauös fefjungen haben (wie bie gehre 23ubbbas foicbe f>atte / jum SSetfptel begriff ber Äaufalität ufw.) . 2Baä. helft je£t „fcftlechtweggeEommen" ? iöor altem phhftoiogifcl): nicht mehr poltttfch* Die ungefunbefte 2frt 9)tenfch in Europa (in allen @tänben) ift ber SSoben btefeö 92ihtltömuö: ftc wirb ben ©tauben an bie ewige SSieberEunft atö einen glucl) empftnben, »on bem getroffen man »ot Seiner Jhanblung mehr jurücEfcheut : nicht pafft» auötöfchen, fonbern alleö auölöfcften machen, waö in btefem ©rabe ftnm unb jtettoö ift: obwohl eö nur ein Ärampf, ein bltnbeö ffiüten ift bei ber Sinficht, baff atteö feit (fwigs Seiten ba war — auch btefer Moment »on Sftihiliömuö unb Berftörungölufi. — Der 2öert einer folctfen Ärtftö tft, baf fte reinigt, baff ftc bie »erwanbten Elemente jufammem brängt unb fiel) anetnanber »erberben macht, bafj fte ben SOlenfchen entgegengefe^ter DenEweifen gemeinfame 2lufs gaben juweift — auch unter ihnen bte fch wacheren, un« fiebreren anO Steht brtngenb unb fo ju einer Sftangorbnung ber Kräfte, »om ©efichtöpunFt ber ©efunbhett, ben 21m ftofi gibt: Söefehtenbc atb 23efef>lenbe erEennenb, ©ehors chenbe atb ©ehorchenbe. Natürlich abfettö »on atten be= fiehenben ©efellfchaftöorbnungen. SBelcfte werben ftch ulö bie ©tärEjlen habet erwetfen? Die Sftäfjtgften, bte, welche Seine ejetremften ©taubenöfä^e nötig fmben, bte, welche einen guten Deit Zufall, Unftntt nicht nur gugeflehen, fonbern lieben, bte, welche »om 9)ie ns fchen mit einer bebeutenben Srmäfigung fetneö Söerteö bem Een Sonnen, ohne baburcf) Stein unb fchwach ju werben : bie Steichften an ©efunbhett, bte ben meiften 9)fatheurö ges wachfen ftnb unb beöhalb ftch »ot ben SMheurö nicht fo fürchten — JDJenfchen, bte ihrer Sttacht ftcf)er ftnb unb bie bie erreichte Äraft beb SWenfchen mit bewufjtem @tolje repräfentieren. SBie beichte etn fotcher tföenfd) an bte ewige Sötebers funft?-
3tt> ett 33ud). Ärtttf ber fyöcfyftert Strengen *Ö3erte (ötnficftt tn baS, toaS övtrcf) fte 3a unb Tlettt fagte). I. 2Hora(. 1. (£ntftef)ung unt> ©teg. 76. 3cf) oerftebe unter „«Wotat" etn ©pflem oon 2öert= fcbä<3ungen, metc^eö mit ben SebenSbebtngungen ei nee 2Öe= fenS fief) berührt. 77. £>aS Problem ber «Wotal f eben unb jetgen — baS febetnt mir bie neue Stufgabe unb £auptfacbe. 3cb Ieugne / bap baS in bet bisherigen «Woratpbtlofopbie gefcf)ef;en tfl. 78. «Wein Problem: SBelcben ©ebaben bat bie «Wenfcbbett bisher oon ber «Worat fotoobt wie oon ihrer «Woratität ge? habt? ©ebaben am ©etfte ufto. 79. «Wetn SSerfucb, bie moralifeben Urteile ats ©pmptome unb ^etcbenfpracben ju »ergeben, in benen ficb Vorgänge beS pbbfiotogtfcben ©ebetbettS ober SWtfitatenS, ebenfo baS ?Öv toufjtfetn oon <£rbattungS* unb SÖacbStumSbebingungen oet= raten, — eine SnterpretationSwetfe oom SBerte ber Stftro* togte, SSoructette, benen Snjlinfte foufftteren (oon Waffen, ©emeinben, oon oerfcbt'ebenen ©tufen, tote Sugenb ober Sßettoelfen ufto.) . Stngetoenbet auf bie fpejiett cf; x* t (Ht cb 'eurt>pä t fcf; e «Worat: unfere morattfeben Urteile finb Stnjeicben oon Serfatt, oon Unglauben an baS Seben, eine SSorberettung beS ^efftmtS^ muS. «Wein Jr>auptfat3: eS gibt feine moratifeben 9)t;ä 5 nomene, fonbern nur eine motaltfcbe Snterpreta?
floral, l. Grntftefjutig uitb @ieg. 47 tt’on btefer ^^ ttomenc * 2)tcfe Interpretation felbfi ifi aufsermoralifcben UrfprungS. 2BaS bebeutet eS, bafj totr einen ®iber fprucb in baS Safetn bttteininterpretiert haben ? — (Sntfcbeibenbe 2ßicbttg= fett: hinter alten anbern 2ßertfcbäi3ungen flehen fommam bterenb jene moralifcben Söertfcfta^ungen. ©efetjt, fie falten fort, wonach rneffen wir bann? Unb welchen Sßert haben bann ßdEenntniö ufw,, ufw. ? ? ? 80. @bemals fagte man üon jebet ÜDioral: „an ihren gritch* ten fotlt tbr fie erEennen". 3cb fage non jeber SOioral : ,, @ie tfi eine grucljt, an ber ich ben 58 oben erEenne, aus bem fie wuchs". 8t. SOietne 2lbficbt, bte abfolute gfwmogeneität t'n allem Oe* fcfteben ju jetgen unb bte Slnwenbung ber moralifcben Untere fcfjetbung nur als peofpeEtioifcf) bebtngt; ju 3 etgen, wte alles baS, voaS motaltfcf) gelobt wirb, wefenSgletcb mit allem Unmoraltfc^en tfi unb nur, rote j'ebe SntwicElung ber SOioral, mit unmoraltfcben Mitteln unb ju unmoraltfdjen ßwecEen ermöglicht worben tfi — ; tote umgeEebrt alles, was als unmoraltfcb in SSerruf tfi, öEonomtfcb betrachtet, baS Jr>ö= bete unb ^rtnsiptellere tfi, unb tote eine ©ntwtcElung nach größerer gülle beS ßebenS nottoenbig auch ben gortfcbritt ber Unmoralttät bebtngt. „Sßabrbeit" ber ©rab, tn bem wir uns bte Crmftcftt in btefe Xatfacbe gefiatten. 82. 2)aS ftnb meine gorberungen an euch — fie mögen eucfj fehlest genug ju £>bren geben — : baff ibt bie moraltfcben Sßertfcbctgungen felbfi einer ürttif untergeben follt. £)afi ibr bem moraltfcben ©efüblStmpttlS, welcher fym Unters toetfung unb nicht ÄrittE »erlangt, mit ber gonge : „ toarum Unterwerfung ? // Jg>alt gebieten follt. 2)aff ihr bieS 23er* langen nach einem „SSarutrt ?", nach einer .ftrittE ber SQ?o= ral, eben als eure jeßige gönn ber SDioralt'tät felbfi am feben follt, als bte fublimfie 2lrt oon Moralität, bte euch
48 Jtrftif ber 06 d)jten bisherigen ©erte. unb eurer $dt ©we macht. Saft eure Sftefclic^J eit, euer Stile, eucf) nicht ju betrügen, ftcf> felbjl auöwetfen muff : „warum nicht ? — SSor welchem gorum ?" — 83. Sie grage nach ber JperEunft unfrerSertfchät3vtngett unb ©ütertafeln fällt ganj unb gar nicht mtt bereit JÜrittE jufammen, wie fo oft geglaubt wirb: fo gewifi auch btc Stn* ficht in trgenbeine pudenda origo für baö ©efüftf eine Sertoerminberung ber fo entjlanbenen ©ache mtt ftch bringt unb gegen biefelbe eine Erittfche ©timmung unb Haltung oorbereitet. Saö ftnb unfere Sertfchätmngen unb moralifchen ©üter* tafeln felber wert? Saö Eommt bet t'hrer Ji>errfchaft herauö? gür wen? in bejug worauf? — Antwort: für baö Sehen. Slber waö tjl Sehen? Jener tut alfo eine neue, bejltmmtere beö SSegttffö „Sehen" not. Seine Formel bafür lautet: Sehen ijl Sille jur Sacht. Saö bebeutet baö Sertfchäi3en felbjl? Setfl eö auf eine anbere, ntetapbhftfche Seit iuxüd ober hinab? (wie noch $ant glaubte, ber oor ber großen hijlorifchen SSewes gung fleht.) Äurj: wo tft eö entjlanben? £>ber tft eö nicht „entjlanben" ? — Slntwort: baö moraltfche Sert= fchäjjett tjl eine Sluölegung, eine Slrt ju interpretieren. Sie Sluölegung felbjl ifl ein ©pmptom beflimmter phh* fiologtfcher ^ujlänbe, ebenfo etneö bejlimmten geijligen oeauö oon herrfchenben Urteilen: Ser legt auö? — Unfre SlffeEte. 84. Seffen Stile jur Sacht tjl bie Soral? — Saö @e« ntetnfame in ber ©efchichte Gfuropaö feit ©oErateö ifl ber fSerfuch, bie moralifchen Serte jur Jrterrfchaft über alle anberen Serte ju bringen : fo bafs fie nicht nur g«bm unb Seichter beö Sebenö fein follen, fonbern auch t. ber (£r* fenntniö, 2. ber Äünfle, 3. ber jlaatltchen unb gefellfcftafts liehen 93ejlrebungen. „SJefferwerben" alö etnjtge Slufgabe, alleö übrige baju Sittel (ober ©törung, Hemmung, ©es
49 ‘30t oral. 1 . ©ntfleljung uttfc @teg. fahr: folglich bis §ur Vernichtung ju beEämpfen....). &ne ähnliche Vemegung tn @hina. (ftne ähnliche Vernes gung tn Snbt’en. 2öaS bebeutet btefer SBtlle jur Viacfjt fet'tenS bet mos raltfchen Sterte, ber tn ben ungeheuren SntmicElungen fid) bisher auf ber @rbe abgefptelt hat ? Slntmort: — bret Viächte ft'nb hinter t’hm oerjlecft: 1. ber 3njiin!t ber Jherbe gegen bte ©tarEen unb Unabs hängigen; 2. ber Sfofh'nEt ber Setbenben unb ©cftlechtmegs geEommenen gegen bte ©lücEltchen; 3. ber SrtfHnEt ber Mittelmäßigen gegen bte Sluönabuten. — Ungeheurer Vorteil biefer Vemegung, mteruel ©raufamEett, $alfch= heit unb Borniertheit auch in ihr mttgeholfen hat (: benn bie ©efchichte oom Äatnpf ber Vioral mit ben ©runb; tnfEinEten beS SebenS ift fetbt bte größte Smraoralität, bie bisher auf @rben bagemefen ift....)* 85. 2>te ganje Vioral Europas h<*t beit Vu£en ber Jperbe auf bem ©runbe: bte Vrübfal aller höhnen, feltneren Viens fd)en liegt barin, baß alles, maS fie auSjetchnet, ihnen mit bem ©efübl ber VerEletnerung unb Verunglimpfung junt Vemußtfein Eommt. £>ie ©tärEen beS jetzigen Vienfchen ftnb bte Urfachen ber p ef fimiffci fcfi e n Verbitterung : bie Vitts telmäßtgen ftnb, mt'e bie Jherbe ifi, ohne »iel $mge unb ©es miffen, — heiter. (Jur Verbitterung ber ©tarEen: $)aSs cat, ©chopenhauer.) 3e gefährlicher eine ßigenfchaft ber $erbe fchetnt, um fo gränblicher mtrb fie in bte 2lcf)t getan. 86. (ych lehre: bie Jpcube fucht einen VppuS aufrecht ju ers halten unb mehrt fid) nach betben ©eiten, ehenfo gegen bte baoon (Sntartenben (Verbrecher ufm.), als gegen bte barüber €mporragenben. Die Venbenj ber 4>erbe tt auf ©tiH'tanb unb Erhaltung gerichtet, es it nichts ©chaffenbeS in ihr. ©te angenehmen ©efüble, bie ber ©ute, Stoblmollenbe, ©erechte uns einflößt (im ©egenfafe ju ber ©pannung, 9Ue$fcf)e, ©er $BfUe jur Sttacfjt. 4
50 Ärtfif bet I>6d)Üett bisherigen SBerte. gurcf)t, reelle ber grofie, neue Senfcf) heeoorbringt), finb unfere perfönltchen Sicherheit, ©letchhettögefühle : baö Jpcvbenttee »ev^ecrltc^t habet bie Jperbennatur unb empftnbet ficJ> felber bann wof>l. Dieö Urteil beö ©ohlbeltagenö maö= Eiert fiel; mit fernen ©orten — fo entftebt „Sorat". — San beobachte aber ben her $erbe gegen ben ©afjr* haftigen. — 87. Denbenj ber SoralentwtcElung. — ^eber wünfeftt, baff feine anbereSeljre unb Schälung ber Dinge jur@ettung fomme aufjer einer folc^en, bei ber er fetbft gut wegfommt. ©runbtenbenj folglich ber Schwachen unb Sittelmä? fügen alter Seite n, bte ©tärferen fchwächer ju machen, fterunteräujteben: $auptmtttei baö moraltfche Ur= teil. Daö Serbatten beö ©tärferen gegen ben Schwächeren wirb gebranbmarft; bie höheren =3ufWnbe beö ©tärferen be= fommen fcf)lecbte Beinamen. Der «ftampf ber Stelen gegen bie ©enigen, ber ©ewöhw liehen gegen bte Seltenen, ber Schwachen gegen bte Starfen — eine feiner feinften Unterbrechungen ift bte, bafj bie 20t gefuchten, feinen, 2tnfpruchö»olleren ftch alö bte Schwachen präfentieren unb bie gröberen Mittel ber Sacht oon (ich weifen — 88. Der heuchlertfche Slnfcbetn, mit bern alle bürgerlichen Dehnungen übertüncht finb, wie alö ob fie 2luögeburten ber Soralität wären — jum Setfptel bte @h e ; bie 2lrbett; ber Seruf ; baö Saterfonb ; bte gnmtlte ; bie Dehnung ; baö Stecht. 2lber ba fie inögefamtauf bte mtttelmäjgigfie 2lrt Senfch hm begrünbet finb, jum Schuf? gegen Ausnahmen unb 2luönahmebebürfntffe, fo ntuf? man eö billig ft'nben, menn hier »iet gelogen wirb. 89. Daf man ftch nicht über ftch fetbft »ergreift! ©enn man in ftch ben moraltfchen Smperatw fo hört, wie ber Ülltrut muö lfm »erfteht, fo gehört man jur .#erbe. Jpat man baö
äRofai. l. @ntfte()uitg utvt» 51 umgeEehrte ©efühl, füf)(t man in feinen uneigennützigen unb fetbfttofen ^»anbtungen feine ©efaht, feine Slbirtung, fo gehört man nicht jut Jpetbe. 90. Sie. brei 33eBauptungen: Sa$ Unternehme ifl bas Rohere (fprotejl beS „gemeinen SJtanneS") ; bas 2Öibecnatiir(icf)e ifl bas Shöbere (fprotefl bet Schlecht* weggeEommenen) ; baö Surchfchniitftche ifl baö Jjjwhete (93rotejl bet Sjerbe, bet „Stttttieren"). Sn ber ®efchtchte ber floral brücEt fiel) alfo ein SBilte jur 9ftacf>t aus, butcfj ben halb bie ©Elanen unb Unter* brücEten, Mb bie SDlifratenen unb 2tn*fich*£eibenben, halb bte Sflittelmcifjigen ben SSerfuch machen, bie ihnen günftig* ften Söerturteile burchjufeßen. Snfofern ifl baö «Phänomen bet SDloral oom ©tanbpunEt ber 23tologie auö höchfl Bebenlltch. Sie SOIoral Bat ftch Bis* Ber entwicEelt auf UnEoften: ber jjterrfchenben unb ihrer fpejififchen SnflinEte, ber Söofffgeratenen unb fchönen 91a= turen, ber Unabhängigen unb «prwilegierten in itgenbetnem ©inne. Sie SOloral tjl alfo eine ©egenbewegung gegen bie 23emü= Bungen berüJtatur, eö ju einemböhetenSppuS ju Bringen. SBve SBitEung ifl: SLftif) trauen gegen bas geben überhaupt (tnfefern beffen Senbenjen als „unmoralifch" empfunben werben), — ©innloftgEeit, SBiberfinn (tnfofern bie ober* ften ffierte als im ©egenfag ju ben oberflen SnflinEten cmp* funben werben), — Entartung unb ©elbfljetflörung ber „BöBeren Naturen", weil gerabe in ihnen ber .ftonflt'Et Be« mufft wirb. 91. „Sie guten Seute finb alte fchwach: fie finb gut, weil fte nicht flarE genug finb, Böfe ju fein"’, fagte ber gatuEahäupt* ling Qiomorto ju SSaEer.
52 . Krifif ber bodtflett bisherigen SBerfe. „Süt fcbroacbe jpetjen gibt eö fettt Ungtücf" — fagt man im Eftuffifdten. 92. gtefcbeiben, ftetfitg, roobtroottenb, mäfjtg: fo roottt tbr ben Sttenfcben? bcn guten 9Äen fetten? 2lbet mtcb bünft baö nur bet tbeate ©flaue, ber ©flaue bet £ufunft. 93. Sie SRetamorpbofen bet ©ftaueret; ihre SSerftet= bung unter reltgtöfe Mäntel; ihre SSerftarung butcb bte 3)?otal. ' 94. Erträgen n>tr y rote teuer ftd) ein foteber moratifeber .Kanon („etn Sbeat") bejabtt macht, (©eine getnbe finb — nun? Sie „(üfgotften".) Ser metanebotifebe ©cbatfftnn ber ©elbftuetffetnerung in Europa (fPaSeat, üatoebefoueäulb), — bte innere ©ebrofc eftung, ©ntmuttgung, ©etbfiamtagung ber 9ttct>t=Serbem ttere, — bte beflänbige Unterfiretcbung ber 9)tittetmäfügEeitSetgens febaften atö ber roertuoltjfen (33efcbeibenbeit, in Steift uub ©tieb, bie ©erfjeugnatur), — bas febteebte ©erotffen eingemifebt in altes © ct6 ff ft e vrt i cf> Sriginate : — bte Untuft atfo: — atfo SSerbüfferung ber ©eit bei- ©tärfergeratenen ! — bas jperbenberoufjtfein in bte ^bÜofopbte unb fKeligton übertragen: auch feine StngjHicbfeit. — Saffett roir bte pfttcbologtfcbe Unmögticbfett einer retn fetbfttofen ^tanbtung aufjet ©ptel! 95. Ser ibeate ©Haue (ber „gute Sftenfcb"). — ©er ftef» nicht als „Broecf" anfegen fann, noch überhaupt uon ftcb auö B^rcfe anfegen fann, ber gibt ber Sflorat ber Sntfelb* ftung bte Sitte — tnfiinftrö. 3u ihr überrebet ihn atteö: feine .Klugheit, feine Erfahrung, feine ©teffett. Unb auch ber ©taube ift eine Sntfetbfhmg.
sföorat. l. @itfftef)ung utib Steg. 53 Ultatubmub: wonneoolleb ©efübl, einmal unbebingt ge; horchen ju fönnen. gletfj, SSefcbetbenbeit, SBohlwoIlen, Sttäffigfeit ftnb ebenfo ’ tnele 33etbinbernngen ber fouoeränen ©eftnnung, ber großen ßrftnbfamfett, ber heroifcben 3ielfef3ung, beb eot; nehmen gur;ftch;fetnb. <£b banbeit ftcb nicht um etn ißotangebett ( — barmt tft man beftenfallb hjMrt, bab T>ei^t oberfter Ototbebarf ber Jperbe), fonbern um ein $ür;ficb;geben;fönnen, um ein 2lnberb;fetti;fönnen. 96. Die getobten ^ujtänbe unb SSegterben : — frtebltcb, bit; ltg, mäfjtg, beleihen, ehrfürchtig/ rücfficbtbooll, tapfer, Eeufch, reblich, treu, gläubig, gerabe, oectcauensooii, bim gebenb, mttleibtg, hilfreich, gemiffenhaft, einfach, tnilb, ge; recht, freigebig, nachfichtig, gehorfam, unetgennüfjtg, neib; lob, gütig, arbettfam — ^u unterfcheiben: inwiefern folche St'genfchaften be; bingt finb alb Slfittel zu einem beftimmten ^Stilen unb j3wec? (oft einem ,,böfen // 3wecf); ober alb natürliche giol; gen eineb bominierenben 2lffeftcb (zum SSeifptel ©eifttg; feit): ober 2tubbru<f einer Oloclage, will fagen: alb <£jct; ft e n jb e b t'ng u n g (zum 23etfpiel Bürger, ©blaue, ffietb ufw.) . Summa: fie ftnb allefamt nicht um ihrer felber wtl; len alb „gut" empfunben, fonbern hereitb unter bem 3)?afsftab ber „©efellfcbaft", „Derbe", alb SDtittel ju beren ^wecfen, alb notwenbtg für beren Slufrechterhaltung unb görberung, alb ^olgc zugleich etneb eigentlichen Jperbentn; ftinfteb im einzelnen: fomit tmDienfte etneb Snfit'nüteb, ber grttnboerfchteben uon btefen Stugenbzuftänben ift. Denn bte Derbe tft nacbaufjen hiu fetnbfeltg, felbftfücl); tig, unbarmherzig, »oller Jperrfchfuc^t, SDttfjtrauen ufw. 3m „Dtrten" fommt ber iäntagontbmub beraub: er muff bte entgegengc festen Stgenfchaften bet Derbe haben. Xobfeinbf^aft ber Jperbe gegen bte Stangorbnung: thr Snfttnft jugunften ber @1 e ich machet (<2f>riftuö). ©egen
54 Ä r 1 1 1 f bet f)5dijtett fciSljertgett SBerte. bte ftarEen Cftnjelnen (les souverains) tjl.fte feinbfeltg, unbillig, mafjloS, unbefche'iben, frech, rüdftchtSloS, feig, bet* logen, falfcf), unbarmherzig, oerftedt, neibifch, racftfüchtig. 97. 3ut .KtttiE bet Jpefbentugenben. — Ste inertia tätig t. im Sertrauen, meil SDtifjtrauen Spannung, 23eob; achtung, 9tacf)benEen nötig macht; — 2. tn bet SSerefmung, mo bet 2lbfianb bet 3)?acf)t gtof; ift unb Unterroetfung not: menbig : um nicht ju fürchten, wirb »erfucht ju liehen, hoch* jufchäfjen unb bte SUachtöetjcf>tebenheit als SSettoetfchtebem heit auöjubeuten : fo bafj baS 23erhältniS nicht me f;t reools tiert; — 3. tut SBabtheitSfinn. 2öaS tffc mäht? 2Öo eine GfrElärung gegeben ift, bte uns baS Minimum oon getfHger $raftanfltengung macht (überbteS tfl Sügen feht anftrem genb) ; — 4. tn bet ©pmpathte. Sich gletchfegen, oetfuchen, gleich 3U empftnben, ein oothanbeneS ©efübl anjttneh' men, ift eine Erleichterung : eS ift etmaS i})afft»eS gegen bas 2lEttöum gehalten, melcheS bte eigenften Rechte bes 2Öert= urteilS ftch mährt unb beftänbig betätigt (letzteres gibt feine Stube) ; — 5. tn bet UnparteilichBeit unb .Rühle bes Urteils : man fcheut bte 2lnftrengung bes 2lffeEtS unb jtelft ftch lieber abfeits, „objeEtm"; — 6. tn bet Stechtfchaffenheit: man gehorcht lieber einem »otbanbenen @efe<3, als ba§ man ftch unb anberen befiehlt: bte gtocht bot bem befehlen — : lieber ftch untermerfen als reagieren; — 7 . tn bet Zok? ranj: bte furcht oor bem 2luöübeit beS 9tecf)tS, bes Sftt'chtenS. 98. SOZoral ber 2öaf>rh<rfttgfett tn ber herbe. „Du fotlft erkennbar fein, betn inneres burch beutltche unb Eonftante Reichen auSbtüden, — fonft bift bu gefährlich : unb menn bu böfe bift, ift bt'e gabtgEett, bich ju oerftellen, baS Schltmmfte für bte Jpetbe. 2ötr oerachten ben heimlichen, UnerEenm baren. — folglich mufft bu bich felbet für erEennbar fyak ten; bu barffi bir nicht »erborgen fern, bu barfft nicht an beinen SBechfel glauben." 2llfo: bte f^orberung ber SÖafm* baftigEett fe<3 t bte f rEennbarEeit unb bte iSehatmltchEeit
SSJtoral. l. ©tifjteljuttg unb @ieg. 55 bet ^etfon öorauö, iEatfachltch ift eö ©act?e bet (Erjiefrong, baö .fperbenmitgtteb ju einem beftimmten ©tauben über baö SBefen beö 9)tenfchen ju bringen: [ie macht er ft biefen ©tauben unb forbert bann barauffnn „SSahrhaftigEeit" . 99. tut gut, „Stecht", „Unrecht" ufro. in einem befttmms ten, engen, bürgerlichen ©tnn ju nehmen, rote „tue Stecht unb fcheue ntemanb": baö h eifit, einem beftimmten, groben ©chema gemäfj, innerhatb beffen etn ©emeinroefen befteht, feine ©chulbigEeit tun. — DenEen rotr nicht gering oon bem, roaö ein paar Sahr* taufenbe SDtorat unferm ©eifte angejüchtct haben! 100. SOtafjftab, roonach bei* SBert ber moratifchen Söertfchägun* gen ju beftimmen ift. Die überfehene ©runbtatfache : SBtberfpruch jrotfchen bem „SStoratifchersroerben" unb ber Erhöhung unb Skrftärs Eung beö Dppuö SDtenfcf). Homo natura. Der „Söttle jur SD?acf)t". 101 . Die SJtoratroerte alö ©cheinroerte, oergtichen mit ben phhftotogtfchen. 102 . Sitte Dugenben phpfiologifche ;3uftänbe: namenttt'ch bie organtfchen jpauptfunEtionen ats notroenbtg, atö gut emp* funben. Sitte Dugenben ftnb eigenttich oerfeinerte Seibern fchaften unb erhöhte ^uftänbe* üStttteib unb Siebe jur SDJenfchheit als SntroicEtung beö ©es fchlechtötriebeö. ©erechttgfett atö Sntrotcftung beö Stach e= trtebeö. Ditgenb atö Suft am SBtberftanbe, Söttle jur SJiacöh <2hre atö SlnerEennung beö Slfmltchen unb ©teicbmächtigen. 103. (Stnftcht: bei alter Söertfchaimng h^nbett eö fich um eine befttmmte ^erfpeEtröe: ©rtpattung beö Snbrötbuumö, einer ©emeinbe, einer Staffe, etneö ©taateö, einer Kirche, etneö
56 Ärifit bet b6d)(ten bis Ijetigeit 2Ö c r t c. ©laubenS, einet Äultür. — Vermöge beö SSetgeffenö, bafj es nur ein petfpefltöifcbeS ©cbägen gibt, wimmelt alles oon wtberfptecbenben ©cbät3ungen unb folglich oon wi* berfprecbenben Slnttteben tn einem SWenfcfjen. Sab tjl bet Sluöbtucf bet gtbtanfung am 2D? e tt f er», im ©e* genfa <3 jutn $£tete, wo alle ootbanbenen Snfltnfte ganj be* fltmmten Aufgaben genügen. Sieb wibetfptucbsoolle ©efeftöpf bat aber an feinem Sßefen eine grofje Sttetbobe bet (üftlenntntb: et füblt siele gür unb SBtbet, et etbebt ficb jut ©ereebttgfeit — jum begreifen j’enfeitb beb ©ut* unb 23öfefcbät3enS. Set roeifefie SÖJcnfcb wäre bet teicbfle an SSiberfptü* eben, bet gletcbfam Xaftorgane für alle Sitten SDJenfcb bat: unb ämifcbentnnen feine großen SlugenbltcfegtanbtofenBu* fammenflangS — berbobe^ufattdueb tn uns! (jineSlrt planetarifcbet Bewegung — 104. SBelcbe SBette bisher obenauf waten. Sföotal alb obetflet SBert in allen ^>bafctt bet ^btlofopbie (felbfl bei ben ©Eepttfetn). Sftefultat: biefeSBelt taugt nichts, es mufj eine „wahre SBelt" geben. SBab befltmmt btet eigentlich ben obetjlen SBert? SBaö fffc eigentlich Sftotal ? Ser SnfHnEt bet decadence, es ftnb bie (Srfcböpften unb Enterbten, bie auf btefe SBetfe 3lacbe nehmen unb bie fetten machen.... jjMflortfcber Slacbwet'S : bie ^bilsfopbm tmmet decadents, immer im Stenft bet ntbilijlifcben Sleligtonen. Ser Snflinft bet decadence, bet alb SBille jut Stacht auftritt. SSorfübtung feines ©pflemb bet Mittel: abfolute Unmoralität bet Mittel. ©efamteinftebt: bie bisherigen obetjlen SBerte ftnb ein ©pegtalfall beS SBiltenS jut Stacht; bie ?D?otal felbfi tjl ein ©pejialfatl bet Unmoralität. SBatttm bie gegnettfeben SBette immer unterlagen. l, SBie mar baS eigentlich möglich? fraget warum unterlag bas Beben, bie phpftologifcbe SBoblgeratenbett übet*
SJtorat. 1. @itfitef)uitg uitb Sieg. 57 all? SÖatum gab eö ferne 9)£ttofopbte beä 3«, feine Sielt* gion beö 3a?.... Sie bifiortfcften Slnjetcben folc^er Bewegungen: bte fmb* ntfcbe Sieligton. Sionpfoö gegen ben „©efreujtgten". Sie Siertaiffance. Ste Äunft. 2. Sie ©tarfen unb bte ©cbwacben: bte ©efunben unb bte $tanfen ; bte Sluönabme unb bte Siegel. <iß tff fein Jtoet* fei, wer bet ©tärfere tft,. . . ©efamtafpeft ber ©efcbicbte: 3ft ber SSlenfcb bamtt eine 2luönaj?me tn bet ©efcbicbte beö Sebent? — @tn* fpracbe gegen ben Sarwtntömuö. Sie SMtel ber ©cbwa* eben, um ftcb eben ju erhalten, ftnb Snftinfte, ftnb „SSienfcb* ltcf>fett /y geworben, ftnb „Snftituttonen' 7 . ... 3 . Siacbroets btefer Jperrfcbaft in unfern polttifdkn 3n* fünften, tn unfern fojtalen SBerturteilen, tn unfern fünften, in unferer SBtffenfcbaft. Sie Sttebergangötnftinfte ftnb Jjbett über bte 2luf* gangöinfitnfte geworben.... Ser SÖtlle jum Sttcbtö tft .fterr geworben über ben Söillen jum Sehen! — 3ft baö wahr? tft nicht otelleicbt eine größere ©atan* tie beö Sebenö, ber ©attung tn btefem ©teg ber ©cbwacben unb Slitttleren? — tft eö welleicbt nur ein SSitttel tn ber ©efamtbewegung beö Sebenö, eine Sempooerjögetung ? eine Slotwebt gegen etwaö nocl) ©cbltmmeteö ? — @efef3 t, bie ©tarfen wären öberr, in allem, unb auch in ben 2öertfcbäi3ungen geworben: jieben wir bte äfonfe* quenj, wie fie über Äranfbeit, Setben, Spfet benfen wür* ben! Stne ©elbftöeracbtung ber ©cbwacben wäre bie f^olge; fte würben fueben, ju oerfebwirtben unb ftcb auöju* löfeben.... Unb wäre bteö »tellcicbt wünfcl; entwert? — unb möchten wir eigentlich fine 2öeft, tn ber bie Slacbwtr* fung ber ©cbwacben, ihre Reinheit, Siücfft’cbt, ©eifügfett, Btegfamfett fehlte?.... 2Btr haben jwei „Stilen jur SÜ?acf)t /y im Kampfe gefeiert (im ©pejialfall: wir hotten ein fprtnjip, bem einen recht ju geben, ber bisher unterlag, unb bem, ber btöher
58 Ärittfber^6cf)flctt l*töftertgcnSBerte. ftegte, unecht ju geben) : tote baten bte „mabre ©eit" als eine „erlogene ©eit" unb bie ©oral als eine gorm ber Unmoralität erfannt. ©ir fagen nicht: „ber ©tärfere bat unrecht". ©tr baten begriffen, maS bisher ben oberften ©ert bes fttmmt bat unb marunt es Jperr gemorben i'ft über bte geg; nertfefte ©ertung — : eS mar numerifcb ftärfer. Steinigen mir fegt bte gegnerifebe ©ertung oon ber Snfeftion unb Jpalbbeit, non ber Entartung, tn ber fie uns ollen befannt tjl. ©teberberjMlung ber Satur: morallnfrei. 105 . 5met £t)pen ber ©oral ftnb nicht $u oermecbfeln: eine ©oral, mit ber fteft ber gefunb gebliebene ^nfitnft gegen bie begtnnenbe decadence mehrt, — unb eine anbere ©oral, mit ber eben blefe decadence fleh formuliert, rechtfertigt unb feit er abmärts führt. Sie erftere pflegt ftotfd), hott/ tprannifcb ju fein (— ber ©toijtSmuS felbft mar eine folcbe Jpemmfcbub s©oral) ; bie anbere tffc febmärmerifeb, fentimental, »oller ©ebeitm niffc, fie bat bie ©eiber unb „frönen ©efüble" für fteb ( — baS etrfte (übrtftentum mar etne folcbe .©oral). 106 . SaS Dtacbbenfen über bas ©Igemetnfte ift immer tücf= fiänbtg : bie legten „©ünfebbarfetten" über ben ©enfeben jum SSeifpiel finb oon ben fPbilofopben eigentlich niemals als Problem genommen morben. Sie ,, Serbe? ferung" beS ©enfeben mirb oon ihnen allen naio angefegt, mte als ob mir bttreb trgenbetne Intuition über baS gragejeteben bin* auSgeboben mären, marum gerate „oerbeffern"? Snmt'e* fern ift eS münfebbar, bafj ber ©enfeb tugenbbafter mirb? ober flüger? ober glücf lieber? ©efegt, baff man nicht fegon baS „©arum ?" beS ©enfeben überhaupt f enitt, fo bat jebe folcbe Slbficftt feinen @inn; unb menn man baS eine mt'll, met meifj ? »ielleicftt barf man bann baS anbere nicht mollen? 3 ft bte Sermebrung ber Xugenbbaftigfeit
sfRötal. 1. @tttf!efjuug uttb Sieg. 59 gleich »erträglich mit einer SSermehrung btt' Klugheit unb (tinftclft? Dubito; ich tt'et’be nur ju tnel ©elegenhett haben, baö ©egenteil ju bewetfen. 3ft bte f£ugenbbafttgfeit alö jftel tut rtgorofen (Sinne nicht tat fachlich btöher tm SÖiberfpruch mtt bem ©lücElt'chwerben gewefen? braucht fte anbeverfeitö nicht baö Unglütf, btc Entbehrung unb (Selbftmifthanblung alö notwenbigeö Spittel? Unb wenn btc fjöcfjftc Einficlft baö wäre, muffte man nicht eben bannt bte «Steigerung beö ©lütfö abtelmen? unb bte ©efaljr, baö Abenteuer, bas üDiifftrauen, bte Skrführung als SSeg jur Einficfft mähten?.. Unb will man ©lütf, nun, fo muff man tnelleicljt ju best „Firmen beö ©eifteö" fiel) gefellen. 107. Eö fehlt baö SÖtffen unb 33ewufftfetn baoon, welche Ums brehungen berettö baö moralifthe Urteil burchgemacht hat unb wie wirEltcl; mehrere 5D?ale fchon tm grünblichften (Sinne „SJbfe" auf „©ui' 7 umgetauft worben tft. Stuf eine btefer Sßerfchtebungen habe td) mit bem ©egenfa^e „(Sittlichkeit ber (Sitte" htngewtefen. Stucf) baö ©ewiffen hat feine (Sphäre »ertaufcht: eö gab einen Jfj>erbens©ewt'ffenöbtfs. aos. Sie SSorh err f df>af t ber moralifchenSÖerte. — folgen biefer S3orherrfchaft: bie SSerberbniö ber ^fpchologte ufw., baö Serhängntö überall, baö an ihr hängt. 2Öaö bebeutet biefe SJorherrfchaft ? SSorauf weift fte hitt ? — Stuf eine gewtffe gröftere Dringlichkeit etneö befttmms ten 3a unb Olein auf btefem ©ebiete. SÄan hat alte Slrten 3mperatioe barauf oerwenbet, um bte moralifchen Berte alö feft etfcfjetnen gu taffen : fte ftnb am längften fommam biert worben: — fte fd)einen tnfttnftw, wie innere $oms memboö. Eö brücken ftch Erbaltungöbebingungen ber (Sojietät barin auö, bafj bte moralifchen Berte alö uns biöEutterbar empfunben werben. Ste ^rayiö : baö will hetfftn, bie 9lüi3lichkett, untereinanber ftch über bie ober* ften -Berte ju »erfteben, hat hier eine Slrt (Sanktion erlangt. Bir fel;en alte Mittel angewenHt, woburch baö Blachs
60 Jtritif b ctr b6d)fteit bisherigen SBerie. benEen unb bie $ttttE auf biefem ©ebiete tabmgetegt wirb: — welche Slttttübe nimmt noch .ftant an ! 9itcbt ju reben oon benen, welche eö als unmorattfeb ablebnen, ^ter ju ,,fot= feiten" — t09. 2öaS tft bas Leiter ium ber unmoratifeben Jpanbtung? 1. t ’bre UnetgennütztgEeit, 2. ihre SlttgemeingüttigEett ufw. 2tber bas tft ©tubenmoraltftiE. San muff bte SölEet ftm bteren unb zufeben, was febeömat baS äürtterium tft unb was ftcb barm auöbrücEt : ein ©taube „ein fotebeö Verhalten gehört zu unferen erften Sriften^bebtngungen". Unmorattfeb betfit „untergang^brtngenb". Utun ftnb alte btefe ©emetm febaften, in benen btefe ©efebe gefunben würben, jugrunbe gegangen: einzelne biefer @äf3e ftnb immer »on neuem um terftricben worben, wett jebe neu ftcb btlbenbe ©emeinfebaft fte wteber nötig batte, jum 23eifpiet „bu fottfi nicht flehten". 3u fetten, wo baS ©emet'ngefübt für bte ©efettfebaft (jum Sktfptel int imperium ßomanum) nicht Oertangt Werben Eonnie, warf ftcb ber Sneb aufs „Jbeit ber ©eete", rctu gtöS gefproeben : ober „baS größte ©lücE", pbitofopbtfcb ge; rebet. Senn auch bie grieebifeben Soratpbitofopben emp* fanben nicht mehr mit t'brer m'j'kiq. uo. Unfre beitigften Überzeugungen, unfer UnwanbetbareS in öbmftcbt auf oberfte Söerte ftnb Urteile unfrer SuSEetn. Ul. J)aff bet SÖert einer Jjbanbtung oon bem abbängen fott, was tbr tut 25ewufttfet’tt oorauSgtng — wie fatfef; tft baS ! — Unb man b<*t bie Soralität banacb bemeffen, fetbft bte Kriminalität»*., Ser SBert einer Jpanblung muff nach ihren folgen be; meffen werben — fagen bte Utilitarier — : fie nach ihrer JperEunft zu meffen, impliziert eine UnmßglicbEet't, nämlich btefe zu wiffen. 2fber weif] man bie folgen ? $ünf Schritt weit oietteiebt. 2Ber Eann fagen, was eine ^anbtung anregt, aufregt, wtbet
5Rotal. l. Grnfftefiuttg ttttb Sieg. 61 ftcfi erregt ? 211s ©timulanS ? 2llö ^ünbfunSe oielleicfit für einen Srplofmftoff ?.... Dte Utilitarier finb natö.... ttnb jule£t ntüffen mir er ft mtffen, maS nüfjltcfi tft: auefi fiiet gefit tfit 581tcS nur fünf ©cfiritt mett.... @ie fiaben Seinen begriff oon ber grofjen ÖSonomie, bie beS Übels ntefit jtt entraten metff. SWan meifj bte SpecEunft ntefit, man metff bte folgen niefit : — fiat folglich eine $anblung überhaupt einen 2Bert ? SSIeifit bie Jfjtanblung felbft: ifire SSeglctterfcfieinungen im SSemufftfein, baS 3a unb baS 9iein, baS tfiret 21uSfüfirung folgt: liegt ber SBert einer ^anblung in ben fubjebtmen 58 e= gleiteifcfietnungen ? ( — baS fitere ben SSert bet SÜtufiS naefi bem Vergnügen ober SOtifmergniigen abnteffen, baS fie uns macfit.... baS fie ifirem Äomponiften macfit....)* ©tefits Itcfi begleiten fie Sßertgefüfile, ein $Jlaci)U, ein Bmattg*, ein SfinmacfitSgefüfil jum $8etfpt'el, bie gtetfieit, bie SeicfitigSeit, — anbetS gefragt: Sonnte man ben SBert einer Jpanblung auf pfipftologtfcfie SBerte rebujieren: ob fie ein SluSbrucS beS oollftänbigen ober gefiemtnten SebenS tft ? — GfS mag fein, bafj fiefi tfit biologifcfier SBert bartn auSbrücSt..., SBenn alfo bie Jpanblung meber naefi ifiret JperSttnft, noefi naefi ifiren folgen, noefi naefi ifiren 58egleiterfcfietnungen ab mettbat tft, fo ifl ifir 2Sert x, unbeSannt.... 112 . CfS ifi eine €ntnatürltcfiung ber SOtoral, baff man bie jpanblung ab trennt »om Sftenfcfien; baff man ben Jpajf ober bte SBeracfitung gegen bie „©ünbe" menbet; bafj man glaubt, es gebe Jpanblitngen, melefie an ft'cfi gut ober fefileefit finb. ©ieberfierftellung ber „Dtatut": eine jpanblung an fiefi tft »ollSommen leer an SÖert: eS Sommt alleö barauf an, mer fie tut. @tn unb basfelbe „SSetbreefien" Sann im einen §;all baS fiöcfifte SSorrecfit, t'm anbevn bas 58ranbmal fein. Xatfäcfilicfi ift es bte ©elbftfucfit ber Urteilenben, melefie eine jpanblung, refpeStme tfiten Skater, auslegt im 58erfiätts ntS jum eigenen 9htf3en ober ©cfiaben ( — ober im SSerfiält; nts jut Ülfinlicfifieit ober 9ticfitoermanbtfcfiaft mit ft'cfi).
62 Äritif ber Mcüften üiö^ePtgett SSerte. 113 . SOtoraf afö SSerfucg, ben ntenfcgficgen ©tofj gerju; ftelfcn. — Die Dgeorte oorn „freien Stffen" ift antirefi; giöö. @ie will bem SDtenfcgen etn 2ftirecgt fcgaffen, ficg für feine Beben ^uftänbe unb jj)anbfungen afo Urfacge benfen ju bürfen: fie ift eine gorm beö wacgfenben ©tofsgefügfO, Der Sföenfcg fügft feine SOtacgt, fein „©fücf", wie man fagt: eö muff „Stffe" fein oor btefem jtuflanb, — fonft ge; gört er igtrt ntcgt an, Die ftugenb ift ber Slerfucg, ein §af; tum een Soffen unb ©ewoffcgaben afö notwenbtgeö 2lnte= jebenj tsor febeö goge unb ftarfe ©fücfögefügf ju fegen : — wenn regelmäßig ber Siffe ju gewiffen #anbfungen im 25e; wufjtfetn »organben tft, fo barf ein SSÄacgtgefügf afö beffen Strfung aufgelegt werben. — Daö tji eine bfoße DptiE ber fpfpcgologte: immer unter ber faffcgenfBorauöfegung, baß unö nicgtö jugegört, waö wir nicgt afö geweift im SSewußt; fein gaben. Die ganje fßerantwortlicgfeitöfegre gängt an bie; fer nat'oen $>fgcgofogte, baß nur ber Siffe Urfacge ift, unb baß man wiffen muß, gewofft ju gaben, um ft cg afs Urfacge glauben ju börfen. — .ftomrnt bic ©egenbewegung: bie ber SQtorafpgifo; fopgen, immer nocg unter bem gfetcgen SSerurteif, baß man nur für etwaö oerantwortficg ift, baö man gewofft gat. Der Sert beö ©tenfcgen, afö morafifcger Sert angefegt: folg; lieg muff feine SDforafität eine causa prima fein; fofglicg muß ein ^rinjtp im fOtenfcgen fein, ein „freier Siffe" afö causa prima. — Jr>ier ift immer bet* Dtntergebanfe : wenn ber SDtenfcg nfegt causa prima tfl afö Stffe, fo ift er um »erantwortfieg, — fofglicg gegört er gar ntcgt oor baö mo; raftfege fforum, — bie Dugenb ober bao Dafier wären auto; matifeg unb maegtnaf., .. In summa: bamit ber SDtenfcg oot fieg Sfcgtung gaben bann, muß er fägtg fein, aueg böfe ju werben. 114 . Die ©egaufpieferei afö ^olgc ber 3)?oraf beö „freien Stffenö". — ift etn ©egritt in ber Cfntwicffung beö
'äftotaf. l. @ttfftebuttfl uttb @teg. 63 sfftacbtgefüblö felbfl, ferne hoben ^uflänbe (ferne SSollEom* menbeit) felber au cf) öerttrfacf>t ju labert, — folglich, fcnfoft man fofort, gewollt ju baten.... (ÄrtttE : Sllleö oollEommene ©un tfl gerabe unbewußt unb nicht mehr gewollt; baö 23ewußtfein brücEt einen unoolfc Eontmenen unb oft EranEbaften iperfonaljuflanb auö. ©te perf önltcbe SSollEontmenbeit alö bebtngt burcf) 2Btl* len, alö 23ewußtfetn, alö Vernunft mit ©taleEttE, tfl eine ÄariEatur, eine 2lrt oon ©elbflwtberfprucb.... ©er ©rab oon Bewußtheit macht ja bte BollEommenbeit unmöglich., gorm ber Scbaufpieleret.) 1X5. . ftrtttE ber fubfeEtioen Söertgefüble. — ©aö ©es wiffen. Sbemals fcf)toß man: baö ©ewtffen oerwirft btefe Jpanblung; folglich ifi btefe ©anblung oerwerflicf). ©atfäcl^ lieb oerwtrft baö ©ewtffen eine Jetanblung, weil biefelBe lange oerworfen worben tfl. 23 fprtcbt 6lo§ nach : eö febafft Eeine Söerte. ©aö, waö ebebem baju befltmmte, gewtffe .ßtanb* lungen ju oerwerfen, war nicht baö ©ewtffen: fonbern bte ©infiebt (ober baö Borurteil) Btnftc^tlt’cb ihrer folgen.... ©te jlufltmmung beö ©ewtffenö, baö ©oblgefübl beö ,,grte= benö mit fiel/' tfl oon gleichem 5lange wte bte Sufi etneö . ftünfllerö an feinem SBerEe, — ft'e bewetfl gar niebtö.... ©te (Selbfläufrtebenbett tfl fo wenig ein Sßertmaß für baö, wo= rauf fie ft'cb behebt, alö ihr Mangel ein ©egenargument gegen ben ®ert einer (Sache. 28ir wiffen bei weitem nicht genug, um ben SSert unfrer Jpanblungen meffen ju Ebnnen: eö fehlt unö ju allebem bte SßlögltcbEett, obfeEtio baju ju flehen: auch wenn wir eine Jjanblung oerwerfen, ftnb wir nicht dichter, fonbern gartet'.... ©te ebten ^Ballungen, alö Begleiter oon Jpanblungen, beweifen nt'cbtö für beren Sßert: etn $ünflter Eann mit bem allerböchflen $atf>oö beö ^ujlan; beö eine SlrmfeltgEeit juc 2Öeft bringen. 2bet follte man fagen, baß btefe ^Ballungen oerfübrertfeft feien: fie locEen unfern BltcE, unfre .ftraft ab oon ber Ärttt'E, oon ber 23or= ficht, oon bem Beobacht, baß wir eine ©ummhett machen., fte machen unö bitmm —
64 Äritif bet bocblten bisherigen ©erte. U6. 2Bir finb bie (ücrben bet ©emif)>nöümifektion unb ©elbfls kreujtgung »on jmet Safntaufenben: barm tft ttnfre langfte Übung, unfre Vtetflerfchaft oietleicht, unfee ^Raffinement in in jebem galt ; mir haben bie natürlichen .(länge mit bem böfen ©emiffen oerfcbmiftert. Sin umgekehrter Verfucf) märe möglich : bie unnatürlichen 4)änge, ich meine bie Steigungen jum Senfeitigen, ©inm mtbrtgen, Senkmtbrtgen, Staturmibrigen, turj bie bisherigen Sbeale, bie allefamt SSBeltoerleumbungSibeale mären, mit bem (flechten ©emiffen ju oerfchmtftern. 117. Sie großen Verbrechen in ber ^fpchotogie: 1. Saß alle Untuft, alles Unglück mit bem Unrecht (ber ©cfmlb) gefälfcht morben ift (man hat bem ©chrnerj bie Uns fchulb genommen); 2. baß alle ft a r f e n Sujtgefüble (Übermut, ©olluft, Triumph, ©tolj, Vermegenheit, Erkenntnis, ©elbjtgemißs heit unb ©tüct an ftch) als fünblich, als Verführung, als oerbächttg gebranbmarft morben finb ; 3. baß bie ©chmächegefüftle, bie innevlichften getgs hetten, ber Vtangel an Vtut ju ffch felbfl mit hetltgenben Stamen belegt unb als münfchenSmert im höchften ©inne ge= lehrt morben finb; 4. baß alles ©roße am SRenfchen umgebeutet morben ift als Entfelbjtung, als ©ichopfern für etmaS anbereS, für anbere; baß felbjt am Srfennenben, felbft am fünfter bie Sntperfönltchung als bie Urfache feines höchften Erkern nenS unb Könnens ocrgefpiegeit morben ift; 5. baß bie Siebe gefälfcht morben ift als Umgebung (unb Altruismus), mährenb fte ein ^injunehmen ift ober ein Ab= geben infolge eines Uberreichtums oon ^erfönlichtejt. Stur bie ganjejten ^erfonen können lieben; bie Sntperfönlich* ten, bie „Sbjektmen" finb bie fchlechtejten Siebhaber ( — man frage bte Söeibchen!). SaS gilt auch son ber Siebe ju ©ott, ober jum „Vaterlanb": man muß fejt auf ftch felber
Moral. l. Ghifftefjutig unb @teg. 65 j%tt. (Ser ©goibmttb alb btc Ver*3cf)lichung, bet 211* trutbmub atiS bte Ver*2lnberuug). 6. Sab geben Slb ©träfe, bab ©Iü<f alb Verfuchung) ; bte getbenfehaften alb teu fitfc^, bab Vertrauen ju fich alb gottlob. Stefe ganje ^fpcfjologte tfi eine spfpchologte bet Verbinberuttg, eine 2lrt Vermauerung aubgurefjt; ein* mal mill fiel ; bte große Menge (bte ©cblechtmeggePommenen unb Mittelmäßigen) bamit mehren gegen bte ©tärferen ( — unb fte in ber ©rttmicflung jerßbren....), anbrerfeitb alle bie Triebe, mit benen fte felbß am beften gebest, fettigen unb allein tn ©bren gehalten miffen. Vergleiche bte jübtßhe ^rießerfebaft. US. Sie Überrede ber Dcaturentmertung burdb Moral* Xranfjenbenj : 2Berf ber ©ntf elbßung, .ftultub beö 2lltruib* mub: ©laube an eine Vergeltung innerhalb beb ©ptelb ber folgen ; ©laube an bte // ©üte // / an bab „©ente" felbß, wie alb ob bab eine mte bab anbere folgen ber ©ntfelb* ßung mären; bte gortbauer ber ftrcf>licf)en ©anftion beb bürgerlichen gebenb ; abfoluteb Mtßöerßehen*mollen ber Jr>t= fiorie (alb ©rjtehungbmerf jur Moraltfterung) ober ^)effi* mibrnub im ülnbltcf ber $tßorte ( — festerer fo gut eine golge ber Vaturentmertung mte jene spfeuborecbtferti* gung, jeneb Vtcl)t*©e[;en*mollen beffen, mab ber ^efftmtß fieht,.. .). \\9. „Ste Moral um ber Moral mtllen" — eine michtige ©tufe tn ihrer ©nfnaturaltfterung : fte erfebetnt felbß alb fester 2Bert. 3n btefer ^hafe h<U fte bte Steligton mit fiel; burcf;brungen : tm Subentutn jum Vetfpiel. Unb ebenjo gibt eb eine ^>^afe y mo fte bte IMtgton mt’eber oon ft ch abtrennt unb mo ihr Pein ©ott „moralifch" genug iß: bann jteh t fie bgb unperfönlicl;e Sibeal oor.... Sab iß: fegt ber ff all. „Sie biunß um ber Jlunß mtllen" — bab iß ein gleichgefährticheb ^rinjt'p : bamit bringt man einen falfchen ©egenfag in bie Singe, — eb läuft auf eine Dfealttätboer* SßUefcbe, 2BiUe jur Öttacijt. 5
66 Ärttif bet ^6d)(len biö&ertgett SSBetfe. teumbung („Sbeattfierung" tnö Jpä^Itc^c) fnnattö. Senn man ein Sbeat abtöft nont SirEttcben, fo flöfjt man baß SirEttche hinab, man nerarmt eö, man nerfcumbet eö. „Daö Schöne um beö ©c^önen willen", „baö Sabre um beö Satiren mitten", „baö ©ute um beö ©uten wtls len" — baö ftnb bret formen beö böfen Slitfö für baö Sirfttcbe. — itunfi, GrrEenntntö, EQJorat finb bittet: flatt bte Stbftcbt auf Steigerung beö Sebenö in irrten ju ernennen, bat man fte ju einem ©egenfag beö Sebenö tn Sejug gebracht, ju ,,©o tt", — gtetcbfam atö Dffenbarungen einet höheren Seit, bie burch btefe hier unb ba binburcbbttcEt.... „Schön unb hägtich", „wahr unb fatfct/', „gut unb böfe" — btefe Scbetbungen nerraten Dafetnös unb Stets gerungöbebtngungen, nicht nom 3)?enfchen überhaupt, fons bern non trgenbwelcben feften unb bauerf;aftcn itomptercn, welche ihre Siberfacber non ftd) abtrennen. Der ütieg, ber bamit gefchaffen wirb, tft baö Sefentltcbe baran: atö Mittel ber 2lbfonberung, bte bie Dotation nerffärEt.... 120 . Dafj man enbtich bte menfchttchen Sette wieber fmbfcb in bie €<fe gurücffege, tn ber fte attetn ein 9tecf)t höben: atö (Menfteberwerte. €ö finb fchon niete Tierarten nerfchwuns ben; gefegt, bafj auch ber Senfcb netfcbwänbe, fo würbe nichtö in ber Sett fehlen. 5)ian mufj ^hitofoph genug fern, um auch bieö Sftichtö gu bewunbern (— Nil admirari —), 121 . Der 3)?enfch, eine Eteitte, überfpannte Sietart, bte — gtücfs ttcherweife — ihre jSeit hat; baö Sehen auf ber (Erbe übers haupt etn 2tugenbtt<f, etn ^wifchenfatt, eine Stuönahme ohne gotge, etwaö, baö für ben ©efamtcbaraEter ber Stbe betangs toö bleibt ; bte Gtrbe fetbfl, wie jebeö ©efttrn, ein Jptatuö gwifcben gwei Ulicbtfen, etn (ütretgntö ohne ^)tan, Vernunft, Sitte, SelbfEbewufjtfetn, bte fcf)limmfte 2lrt beö fttotwen# bigen, bte bumme fftotwenbigEett..,. ©egen btefe Setrach* tung empört fich etwaö in unö ; bte Schlange ßutetEeit rebet
<Btota(. t. @utflff)iuig unb ©ieg. 67 uns ju, „baS atleö muff falfc^ fetrt : benn eö empört.... könnte baS nicht aUeS nur ©chein fein ? Unb ber Sftenfch trof}dflebem, mit .ftant ju teben " 122 . £>et ©teg eines moraltfchen Sibcaiö wirb burch bfefelfeen „uttntoraltfchen" Mittel errungen wie jebet* ©ieg : ©ewait, Süge, 23erfeumbung, UngerechtigEeit. 123 . 23er weift, wie aller 9£ufjm entließt, wirb einen 2Jrg= wohn auch gegen ben Siubm haben, ben bte £ugenb geniest. 124 . 23 om 3beat beS Sftoraltften. — ©tefet £raEtat fjam beit oon ber großen spoittiE ber Xugenb. 2Btr haben ihn benen jum Plufjen befiimmt, weichen baran liegen muff, ju lernen, nicht wie man tugenbhaft wirb, fonbern wte man tugenbhaft macht, — wie man bte£ugcnb jur öi>errfchaf t bringt. Sich will fogar beweifen, baff, um bieö eine ju wol= ien — bte Jherrfchaft bet Xugenb — , man grunbfätUich baS anbere nicht wollen barf; eben bamit öergichtet man bars auf, tugenbhaft ju werben, ©ieö Opfer tfi grofs : aber ein folcfteS ^ici lohnt otelletcht fotcf) ein Opfer. Unb felbft noch größere.... Unb einige non ben berühmten üDJoratiften haben fo otel rtSEtert, 23on btefen nämlich würbe bereits bte SBahr- heit erEannt unb öorweggenommen, welche mit biefem £raEs tat jum erfien SMe gelehrt werben foll: baff man bte 4?errfcf)aft ber Xugenb fchlechterbtngS nur burch bte= f eiben 23?ittet erreichen Eann, mit benen man überhaupt eine öperrfeffaft erreicht, jebenfalls nicht burch bte Satgenb.. Dtefer £raEtat hanbeit, wie gefagt, oon ber spolttt'E ber fEw genb : er fegt ein Sbeal btefer ^olitiE an, er befchretbt fie fo, wie fie fein müffte, wenn etwas auf btefer Cftbe oollEommen fein Eönnte. 9lun wirb Eeitt ^h^afoph barüber in Zweifel fein, was ber XppuS ber 23ollEommenbett in ber ^Joltttf tft ; nämlich ber SFcaechtaoelltSmuS. 2lber ber SftacchtaoelltömuS, pur, sans melange, cru, vert, da ns toute sa. force, dans toute son
68 Äritif ber Ijocbftett bisherigen 2Berfe. äprcte ifF übermenfcbltcb, göttlich, tranfjenbent, et wirb bon Sföenfcbett nie erntest, ^öc^ftenö gefFretft. 2tucb in biefet ew geren 2[rt bon $)JolittF, tn ber ^olittF ber Sugenb, febeint baö Sbeal nie erreicht worben ju fein. Slucb ^>tato bat eö nur ge* jFreift. SUan entbeeft, gefegt, bafj man Slugen für berjFecFte Singe bat, felüft noch an ben unbefangenen unb bewufttejFen SKotaliften (unb baö ift ja ber Staute für folcbe spoltttFer ber Sttoral, für jebe 3lrt SSegtünber neuer SJtoralgewalten) ©puren bauen, bafj auch fte ber menfcblicbett ©cbwäcbe ihren Tribut gejollt haben, ©ie alle afpirierten, jum mim beften in ihrer (jtmübttng, auch für ftd) felbfF jur Sugenb: erfFcr unb Fapitaler gebier etneö SKorattflen, — alö welcher 3ntntoraltjF ber Xat ju fein b<*t. Sag er gerabe baö nicht febeinen batf, tft eine anbere ©acbe. Ober tüetmebr, eö ift nicht eine anbere ©acbe: eö gehört eine fold)e grunb= faßliche ©elbfFberteugnung (motalifcb auögebrücFt, 93erfbef= iung) mit bttietn tn ben Äanon beö Sttotaliften unb feiner etgenfien ^fltcbtenlebre : ohne fte wirb er niemals ju feiner 2ltt23ollFommenbeit gelangen, gretbeit bon betSftoral, auch bon ber SSabvbett, um jeneö3<eleö willen, baö jebeö Opfer aufwiegt: um ber $errfcbaft ber SStorat willen, — fo lautet jener $anon, Sie SOtoraltjFen haben bie Slttitübe ber Xugenb nötig, auch bte Slttitübe ber SBabrbeit; ihr gehler beginnt er ft, wo fie ber £ugenb naebgeben, wo fte bie Jperrfcbaft über bte Sttgenb betlteten, wo fte felbjF mo= raltfcb werben, wabt' werben, Gfin gtofjet SSJotaltjF ifF unter anberem notwenbtg auch etn großer ©cbaufpteler; feine @e= fahr ift, bafj feine SSerftellung unberfehenö Statur wirb, wie eö fein igbeal ift, fein esse unb fein operari auf eine gött* liebe SSBeife auöeinanber ju ballen ; alles, waö er tut, muß er sub specie boni tun, — ein bobeö, fernes, anfpruebö? bolleö Sbeal! @in göttliches 3rbeal! Unb in bet 5£at gebt bie Siebe, baß ber SStoralifF bamit Fein geringeres SSorbtlb naebabmt als @ott felbfi : ©ott, biefen größten Smrnotm liften ber Sat, ben eS gibt, ber aber nicbiSbefFowentger ju bleiben berftebt, was er ifF, ber gute ©ott.,. .
69 ^ftoral. l . Qntfftegung unb ©teg. 125 . ©it bet £ugenb felbft grünbet man ntcgt bte jpertfcgaft ber £ugenb; mit bcr £ugenb felbft oerjtegtet man auf ©acgt, oerltert ben ©tllen jur ©acgt. 126 . SD? tt wetten Mitteln eine £ugenb jut SD?acf>t fommt? — ©enau mit ben Mitteln einer potitifcgen tyav tet: Verleumbung, Verbäcgttgung, Unterminierung ber ent« gegenftrebenben Dugenben, bie fcgon in ber ©acgt ftnb, Um= taufung i^reö Vamcnö, fpfiematifc^se Verfolgung unb Vet* gögnung. Sllfo: butcg lauter „Smmoralitäten". ©aS eine Vegterbe mit fiel; felbet maegt, um jur Zm genb ju werben? — Die Umtaufung; bie prinzipielle Vers leugnung igtet Slbficgten; bie Übung im ©tcg*©ifjoerftegen ; bie ülllianj mit bejlegenben unb anerkannten Dugenben ; bie affigierte geinbfegaft gegen beren ©egnet. ©omögltcg ben ©cgug getligenber ©äegte erkaufen; beraufegen, begeifern; bie £artüf fette beS ^bealtörnuö ; eine gartet gewinnen, bte entweber mit t'gr obenauf kommt ober jugrunbe gegt..,., unbewußt, nato werbe,- ... 127 . Die ©oral in ber ©ertung oon 9laffen unb ©tan« ben. — 3n Slnbetracgt, baff 2If feSte unb ©runbtrtebe bei jebet 9taffe unb bei jebem ©taube etwas oon tgren (üüpi; ftenzbebtngungen auöbtücken ( — jum mmbeften oon ben Vebtngungen, unter benen fie bie längfte ^it fic^ butcg* gefegt gaben), geißt oerlangen, bafj fie „tugenbgaft" finb : baß fie tgren ©garaktet wedgfeln, auö ber ^>aut fagren unb igre Vergangengett auöwtfcgen : getßt, bafi fie aufgören follen, fieg ju unterfegeiben : getßt, baff fie in Vebürfniffen unb Slnfptücgen fieg am ägnlicgen follen, — beutltcger, baff fie jugrunbe gegen... Der ©tlle ju einer ©oral erweiffc fieg fomt't als bte £n= rannet jener Slrt, ber biefe eine ©oral auf ben Selb ge* fegnitten ift, über anbere Sitten : es tji bie Verntcgtung ober bie Uniformierung jugunften bet gettfegenben (fei e$, um
70 JCtiftf bet Hcbtfett bisherigen ©erte. ihr nicht mein - fitcc^t&ac ju fein, fei es, um öon ihr auöge* nugt ju metben). „Aufhebung bet ©Blasetei" — angeblich ein Tribut an bte „Sföenfchenwütbe", in SBagthett eine Stets nt eff tun g einer gtunböerfchtebenen ©pejtes (— Untergra* bung ihrer SÖerte unb ihres ©lücBS —). SBorin etne gegnertfche IRaffe ober ein gegnertfchet ©tanb ferne ©tärBe h<*B/ baS mt'tb ihm als fein SSöfefieS, ©chltmmjleS auSgelegt : benn bamtt fcgabet et uns (— feine „Xugenben" metben oerleumbet unb umgetauft). <£S gilt als Gttnmanb gegen Sftenfch unb StolB, wenn et uns fcffabet: aber uon feinem ©efichtSpunBt aus finb mir ibm ettt)änfcf;t, metl mit folche finb, oon benen man Slugen haben Bann. Dte gotbei'tmg bet „Sktmenfcf)ltcf)ung' / (welche ganj naiu ficb tm SSeftg bet formet „was tjl menfchlich?" glaubt) ift eine Xartüfferie, unter bet fiel; eine ganj beflimmte 2lrt Sttenfcb jut jjpertfcbaft jtt bringen fuc^t : genauer, ein ganj befltmmter SnfitnBt, bet JperbeninftinBt. — „@letchheit bet Sttenfcgen" : was ficg oerbirgt unter bet £enbenj, immer mehr Sflenfchen als Sttenfcgen gleich 3« fegen. ©ie „Sntereffiertgeit" tn jpinficbt auf bte gemeine SJJorat. Gftunftgtiff: bie großen 23egtetben Jperrfchfucht unb Jjpabfucht ju ^roteBtoren bet £ugenb ju machen). inwiefern alte 2trt ©efchäftsmännet unb jpabfüchttge, altes, was Ärebt't geben unb tn 2Infptuch nehmen muff, es nötig hat, auf gleichen @haraBter uttb gleichen SBertbegriff ju bringen: bet 2Bettf>anbel unb sauStaufd) jeber 2lrt erjwingt unb Bauft ftch gletchfam bte £ugenb. SnSgletchen bet ©taat unb jebe 2lrt öherrfchaft in ficht auf Beamte unb ©otbaten ; tnögletchen bte SBiffenfcbaft, um mit Skrtrauen unb ©parfamBeit bet Kräfte ju arbeiten. — 3nSgletchen bte fpriefterfchaft. — $tet wirb alfo bte gemeine Httoral errungen, weil mit iht ein Sotteil errungen wirb ; unb um fie jum ©t’eg ju bringen, wirb Ätteg unb ©ewalt geübt gegen bte Unmoralt* tat — nach welchem „Siechte" ? Slach gar Betnem Rechte:
^Jtorat. 2 . Die ntoraltfcbett 3 b ea I e. 71 fonbern gernöf beut ©el&fterbattungömftinEt. Dtefelben Staffen bebtenen ftcb ber Srnmoratität, wo ftc ihnen nü(3t. 2. £)te ntoraltfdjm 3£>eate. 1.28 . 3ur ÄrtiiE bet Sfbeate. Dtefe fo beginnen, baf man baS 2öort „^beat" ab; fcbafft: ÄritiE ber SSünfcbbarEeiten. 129. ßtn Senfcb, wie et fein folt : bas Eltngt uns fo abge; fcbmacEt tote: „ein Saum, tote et fern folt". 130. (StbiE: ober „^btiofopfue ber SBünfcbbarEett". — „£s fottte anbetS fein", „es folt anbetS werben": bte Unju; frtebenbett wäre atfo ber Äetm bet Stfnf. San Eönnte ftcb retten, erftenS, tnbem man auöwäblt, too man n t cf; t baS ©efübt bat : gweitenS tnbem man bte 2tn* mafung unb 2llbernbeit begreift: benn oertangen, baf et; was anberS tft, als es tft, Iwtft: oertangen, baf altes an; berS ift, — es enthaft eine oerwerfenbe «ftrtttE beS ©anjen. 2tb er Seben ift fetbft ein fotcbes Seetangen! geftftelten, was ift, wie es ift, fcbefnt etwas unfägttdj ^»oberes, (frnftereS atS jebeS „@o fottte eS fein" , weit leg; tereS atS menfcbttcbe ÖVrttiE unb 2tnmafung oon ootnbetetn jur SäcberticbEett oerurteitt erfcbetnt. <Ss brücEt ficb barin ein Sebürfnt’S aus, welches oertangt, baf unferem menfcb 5 lieben SBobtbeftnben bie Sinttcbiung ber SBett entfprtcbt; auch ber Söitte, fo otet als möglich auf biefe Aufgabe bin ju tun. 2tnbrerfettS bat nur biefeS Verlangen „fo fottte es fein" jenes attbre Oertangen, was ift, beroorgerufen. Das SBiffen nämltcb barunt, was ift, ift bereits eine Äonfequenj jenes gragenS „wie ? ift es möglich * warum gerabe fo ?" Die Ser; wunberung über bte Stcbtüberetnftimmung unfrer Söünfcbe unb beS SBelttaufS bat babin geführt, ben SBefttauf Eennen
72 Äritif ber ^ 5 d> (l e ti bisherigen Sffierfe. ju lernen. Vielleicht fteljt eS noch anberS : vielleicht ift jeneö „fo follte eS fein' 7 unfer ©eltüberwältigungSwunfcl), 13"l. Der Vegtiff „verwerfliche J^anblung" macht uns ©cfwie* rigfett. Vichts von aTlebem, was überhaupt geliebt, Eann an fiep verwerflich fein: bettn man bürfte eS nicht weg* haben wollen: benn jegliches ipt jo mit allem verbunben, baff irgenb etwas auSfcpliefsen wollen alles auSfcpliefen hetfjt. ßine verwerfliche äjanblung peilt: eine verworfene ©eit überhaupt.... Unb fclbft bann noch: in einer verworfenen 5Eöelt würbe auch noch baS Verwerfen verwerflich fein.... Unb bie $ow fequenj einer SenEweife, welche alles verwirft, wäre eine sprapiS, bie alles bejaht.... ©enn baS ©erben ein großer 9ting ift, fo ift jegliches gleich wert, ewig, notwenbig. —3n allen Korrelationen von 3a unb Vetn, von Vorjiepen unb Slbweifen, Sieben unb Jpaffett brücEt fiep nur eine ^erfpefs tt've, ein Sntereffe beftimmter Uppen beS SebenS aus: an fiel; rebet alles, was ift, baS 3a. 132. Sie 2D?oral ift gerabe fo „unmoralifcp" wie jebwebeS am bre Sing auf (Erben ; bie Totalität felbft ift eine gorm ber Unmoralität. @ro$e Befreiung, welche btefe ©infiept bringt. Ser ©egenfag ift aus ben Singen entfernt, bie (EinartigEeit in allem ©efepepen ift gerettet 133. $eute, wo uns jebeS „fo unb fo f oll ber ©enfep fein" eine Heine 3ronie in ben ©unb legt, wo wir burchauS baran f erhalten, baf man, trog allem, nur baS wirb, was man ift (trog allem: will fagen (Erjiepung, Unterricht, Milieu, Zufälle unb Unfälle), haben wir in Singen ber ©oral auf eine Euriofe ©eife baS Verhältnis von Urfache unb golge umbrehen gelernt, — nichts unterfepetbet uns vielleicht grünblicher von ben alten ©oralgläubigen, ©ir fagen jum Vetfpiel nicht mehr, „baS Safter ift bie Urfache bavon, baff
floral. 2 . Die moralifd)en Jbeale. 73 ein SDtenfch auch phpftclogifcf) 3ugtunbe geht" ; wtr jagen ebenforcenig „burch bie £ugenb gebetet ent ä)tenfch, ftc bringt langes Men unb ©lücf". Unfte Meinung ift otels mehr, bafj Saftet unb ftugenb Eetnc Utfachen, fonbent nur folgen ftnb. SJtan ttn'rb ein anfiänbiget Stienfcf), weit man ein anftänbtger Sftenfch ift, bas tyetfjt, meil man als $api* talifi guter 3fnjtin?te unb gebeiblichet 33 ethältntffe geboren ift.... $ommt man arm 31m SÖelt, oon ©tern-het, welche in altem nur oerfchmenbet unb nichts gesammelt haben, jo »fl man „unüetbeff erlich", mül jagen reif für 3 ucf>tl;auS unb StrenfjauS.... 2Bir roijjen heute bie moralijcbe 2)egene* reljenj ntcl)t mehr abgetrennt oon bet phpfiologifchen 311 benfen: fie ift ein bloßer ©pmptomenfompler ber leiteten; man iji notmenbt'g fehlest, mie man notmenbig tränt ift.... (Schlecht: baS Söort brücft f;ter gemtffe Unoermögen aus, bie pbpfiologtfch mit bent itppuS ber 2)egenetef3en3 oerbun* bcn jinb : 3um SSeifpief bie @cf)toäcf)e beS Sötlfenö, bie Um ficberbett unb felbft Mehrheit ber „^erfon", bie £>hnmacht, auf irgenbeinen Stet'3 bin bie Sieaftton auS3ufe(3en unb ftd) 3U „beberrfchen", bie Unfreiheit oor jebet Slrt ©uggeftion eines fremben SBillenS. Saftet ift feine Urjacbe ; Saftet ift eine golge.... Saftet ift eine jiemlicb millfürlicbe 23 egtiffS* abgrensung, um gemtffe folgen ber phpftologtfchen (Intat* tung 3ufammen3ufaffen. ©n allgemeiner @a§, mie ihn baS ©jrijtentum lehrte, „ber SDtenfch ift fcbtecbt", mürbe berech* tigt fein, menn es berechtigt märe, bcn itppuS beS IDegene* eierten als DtormaltppuS beS SDtenfchen 3« nehmen. Slber baS ift oielteicht eine Übertreibung, ©emtjj hat ber @ai3 überall bort ein Stecht, mo gerabe baS (Slmiftentum gebeibt unb obenauf ift: benn bamit ift ein morbt'ber S3 oben be* miefen, ein ©ebtet für S)egeneref3en3. t34. iOtan fann nicht genug Sichtung oor bem SKenfchen haben, fobalb man ihn baraufhin anfieht, mie er ftch butchjufchla* gen, auS3uhalten, bie Umftänbe ftch 3umtl3e 3U machen, Sßiberfacher nteber3umerfen oerfleht ; fief>t man bagegen auf
74 Ärtftf ber JjJtfeftett bisherigen SBerte. ben Sftenfchen, fofern er wünfctjt, tft er bie abfurbefte S3e* fite.... <£ö tft gtetchfam, atö ob er einen Summetptaij ber Feigheit, gnuthett, (ScbwäcblichEeit, (SüfjtichEeit, Untertänig* Beit jur Srtwtung für feine ftorfen unb männlichen Sugen* ben brauchte: ftehe bte menfchttchen SSünfchbarEetten, feine „Sbeate". Ser tt>ünfcf>ett5e Sttenfch erholt ficb öon bem @wig*2öertoolten an t'hm, öon feinem Sun: im Sttchtt* gen, Slbfurben, SBertlofen, öbinbtfchen. Sie geifige SIrmut unb frfinbungStoftgEeii ifi bei biefem fo etftnbertfchen unb auöüunftöretcben Ster erfcbrecBticb. Saö „Sbeat" tf gleich* farn bte 33ufje, bie ber Sflenfctj jafett, für ben ungeheuren Slufwanb, ben er in alten wirEtichen unb bänglichen Stuf* gaben ju befreiten bat* Jjbört bte Steatität auf, fo Bommt ber Sraurn, bie (Srmübuttg, bie (Schwäche: „baö 3beal" ift gerabeju eine gotm oon Staunt, @rmübung, «Schwäche.... Ste färEfen unb bte ohnmächttgf en Staturen werben ficb gleich, toenn btefer 3ujtanb über fie Bommt: fie oergött* liehen baö Stufhören ber Slrbett, beö Äampfeö, ber Setben* fetjaften, ber (Spannung, ber ©egenfäije, ber „3?eatität" in summa.... beö Sttngenö um SrBenntntö, ber SDJühe ber (Menntniö. „Unfdjutb": fo betffen fte ben Srbeatjufanb ber SSerbum* mung; „(SeligBet't" : ben Sbealjufanb ber ^authett; „Sie* fee": ben Sbealjufianb beö Jperbentiereö, baö Beinen ffeinb mehr haben will. Samit hot man atteö, waö ben SÄenfchen etniebrtgt unb herunterbrtngt, tnö Sbeat erhoben. 135. Sie 23cgtetbe oergröfjert baö, waö man haben witt; fie wäcbf fetbft burch Stichterfüttung, — bie größten Sbeen ftnb bte, welche bie ^eftigfle unb tängf e SSegterbe geraffen hat. SBir legen ben Singen immer mehr Söert bet, je mehr unfre SSegterbe nach th«on wächft : wenn bie „mora* lifchen SSerte" bie tjächf en Söerte geworben ftnb, fo oer* rät bteö, baff baö morattfehe Sbeat baö unerfülltere ge* wefen tf (— tnfofern eö galt atö ^enfeitö atteö Setbö, atö bittet ber SeligBett). Sie Sflenfchhoit hat mit immer
35toral. 2 . Die moraltfcben S&eale. 75 macbfenber SJrunfF nur SBotFen umarmt: fte bat erblich ihre fBerjmetftung, tbr Unoermögen „©ott" genannt.... 136 . 2Saö tft bie ^atfcbmünjerei an ber Sßtorat? — ©ic gibt eor, etmaö ju mtffen, nämltcf) maö „gut unb böfe" fet. Daö beißt mtffen motten, moju ber 59?enfcb ba tft, fein jtiet, feine SSeftimmung 3 U Fennen. Das bet ßt mtffen motten, baß ber Sftenfcb ein $id, eine 23efttmmung ^abc — 137 . Daß bt'e 9)Jenfct>tmt eine ©efamtaufaabe ju töfen habe, baß fte atö ©anjeö trgenb einem entgegentaufe, btefe fcbr unFtare unb mittFürticbe SSorfteltung tft noch fef>r jung. SSieltetcbt mtrb man fte mteber toö, beoor fte eine „ftre Srbee" mirb.... ©ie tft Fern ©anjeö, btefe Sftenfcbbett: fie ift eine unlösbare ätietbett oon auffleigenben unb nieberfteb genben Sebensprojeffen, — fte bat nicht eine Sfrtgcnb unb barauf eine Steife unb enblicb ein Sitter. - J tämticb bt'e ©Richten liegen burebeittanber unb überetnanber — unb tn einigen ^abrtaufenben Fann es immer noch jüngere ftppen fOtenfcb geben, als mir fte brüte nacbmetfen Fönnen. Die de- cadence anbererfeitö gehört ju alten Epochen ber 9)tenfcb' bett: überall gibt eö Sluömurf* unb iöerfattftoffe, es tft ein SebenSprojeß fetbft, baö ^tnöfebeiben ber Sttebergangö; unb Stbfattögebitbe. Unter ber ©ematt beö cbriftltcben üöorurteitö gab es biefe gfrage gar nicht: ber ©tun tag in ber Errettung ber einjet« nen©eete; baö fOtebr ober Weniger in ber Dauer ber SDZenfcb' beit Farn nicht tn betracht. Dte heften @brtften münfebten, baß es mögttcbft halb etn €nbe habe ; — über bas, mas bem etnjetnen nottue, gab eö Feinen 3tt>cif et.... Die 2luf- gäbe ftettte ft et) jet3 t für jeben einzelnen, mte in trgenb meteber SuFunft für einen ^uFünftigen: ber SBert, ©inn, UmFretS ber SBerte mar fefl, unbebt'ngt, erntg, eins mit ©ott.... Das, mas oon btefern emt'gen Dppuö abmicb, mar fünbltcb, teuflifcb, oerurteitt...«
76 Ärttif bei; f)Sd)ftett bibljertgen 58 erte. iDab Schwergewicht beb SBerteb lag für febe «Seele tn fiel) felbcr: bpetl ober SSetbammnib! £)ab Jg>erl ber ewigen Seele! ©ctremfte gorm ber öerfelbftuttig.... güt jebe Seele gab eb nur ©ne öetoollfommnung ; nur ©n Sbeat; nur ©nen 2Beg jur ©löfung .... ©tremfte gorm ber © l e i cf>- bereebtigung, angefnüpft an eine opttfebe 33ergröfjerung ber eigenen Sötcbtigfeit btb inb Unfinnige.... Sautet unftn* ntg wichtige Seelen, mit entfef3ltcf>ev 2lngft um fiel; felbft ge* brebt.... 9lun glaubt fein Sftenfcb mehr an biefe abfurbe SÖicbttg* tuerei : unb mir höben unfere SSeibbeit butcb ein Sieb ber fßeraebtung gefeibt. £toi3bem bleibt unerfebüttert bie opti* febe ©ewöbnung, einen 2Bert beb 59?enfcl>en in ber Slnnä* berung an einen tbealenSftenfcben ju fucl;en: man hält im ©tunbe fowobl bie ißerfelbftungbperfpefttoe alb bie ©leid)* bereebtigung oor bem 3 beal aufrecht. In summa: man glaubt ju wiffen, wab, in Jptnftcbt auf ben ibealen $ten* feben, bie lebte SBünfcbbarfeit ift.... St’efer ©taube ift aber nur bie golge einer ungeheuren SSermöbnung bureb bab cbriftlicbe gbeal : alb welcbeb man, bei jeber oorfiebttgen Prüfung beb „ibealen 2t;pub // / fofort wtebet beraubjiebt. 9)fan glaubt, erftenb, ju wiffen, baf bie Slnnäberung an einen £ppub wünfebbat ift ; jweitenb, ju wiffen, welche 2lrt btefer ftppub ift; brittenb, baff jebe Slbweicbung non biefent £ppub ein SUicfgang, eine $em* Oiung, ein .firaft* unb fütaebtoertuft beb S9f enfcf>en ift.... puftänbe träumen, wo btefer oollfomntene Sftenfcb bie ungeheure ,3ablenmajorität für ficb b<it : höher höben eb auch unfte Sojtalijlen, felbft bie Herren Utilitarier nicht gebracht. — 25amtt febeint ein 3iel tn bie gntwicflung ber 3)Jen fdj* beit ju fommen: jebenfallb ift ber ©laube an einen gort* fcbrttt jum Sbeal bte einzige gönn, tn ber ettte 2lrt 3<el in ber fOtenfcbbeitbgefcbicbte beute gebucht wirb. In summa: man b<*t bte ülnfunft beb „Stetcbeb ©otteb //f tn bte $u* fitnft oerlegt, auf bie ©be, inb üWenfcbltcbe, — aber man bat im ©rttnbe ben ©tauben an bab alte Sbeal feflgebalten....
77 Storni. 2. ®ie mora(ifd)ett Sbcate. T38. Die ^erüunft des Ideals. Unterfuchung beS VobenS, auf bem eS wächft. A. Von ben äfthetifchen Jufiänben auSgehen, wo bte ©eit ooller, runder, »ollfommener gefeiert wirb — : baS hetbntfche Sbeal: barin bte ©elbftbejahung oorherefcbenb (man gibt ab —) . Der böchfte £ppuS: baS flafftfcfte 3beal — als ©tSbrucf eines ©ohlgeratenfetnS aller Jjaupts tnfttnEte. Darin wieder ber höchfie ©til: ber grofje ©til. SluöbrucE beb „©illenS jur 93iacf)t // felbft. Der am metjlen gefürchtete SnjVinEi wagt ft'ch ju befennen. B. Von Juftänben ausgeben, wo bte ©eit leerer, bläffet*, oerbünnter gef eben wirb, wo bte „Vergetfiigung" unb Un= finnltcbfett ben Stang beS VollEommnett entnimmt, wo am meiften bas brutale, 2ierifcb«DtreEtc, Vächfte oerrnieben wirb (— man rechnet ab, man wählt —): ber „©etfe", „ber (Ingel", prtefierlich — jungfräulich = unwiffenb, phh ; fiologifdje (üharabteriftiE foldjet Sbealiften — : bas anäs mtfche Sbeal. Unter Umftänben l'antt es bas 3beat folcher Staturen fern, welche baS erfie, baS fwibntfcbe barftellen (: fo fieht ©oetbe in ©ptnoja feinen „^eiligen"). C. Von ^uftänben auSgehen, wo wir bie ©eit abfurber, fchlechter, ärmer, täufchenber empfinben, als ba§ wir in ihr noch baS Sbeal oermuten ober wünfchen ( — man negiert, man oerntchtet — ): bte (projeEtionn beS Ideals in baS ©ibernatürliche, ©ibertatfächltche, ©tberlogtfcbe; ber Jus ftanb beffen, ber fo urteilt ( — bte „Verarmung" ber ©eit als golge beS SeibenS: man nimmt, man gibt nicht mehr — ): baS widernatürliche Sbeal. (Das ehr tffcltch e 3ibeal tft ein jBwtfchengebtlbe jwi# fchen bem jwetten unb britten, halb mit btefer, halb mit jener ©eftalt überwiegend.) Dte bret Sbeale: A, Entweder eine VerftärEung des Sehens (— hetbntfch), ober B. eine Verdünnung beS ScbenS (~ anämifch), ober C. eine Verleugnung beS SebenS ( — widernatürlich). Die „Vergöttlichung" ges
78 Ätritif bei: ^ § cf) ft e u tibfjettgen 2ßerte. fühlt: in bec bocfflen güfte, — tn bet; jartefien Slubwafjf, — tn bet: =3etftörung unb Verachtung beb Sebenb. 139 . Der SlffeEt, bte gtofe Vegtetbe, bte Seibenfcbaften bet* SDiacf^t, bet Siebe, bet iftacbe, beö SSefigeb — : bie S97otaft' ftert motlen fie aublöfchen, betaubtetfen, bte (Seele non ihnen „reinigen". Die SogiE ift: bte Vegietben richten oft gtofeb Unbett an, — folglich fittb fte böfe, »etwerfltcb. Der SOZenfcb muf tob non ihnen Eommen: eher Eann er nicht etn guter Vtenfcb fern.... Dab ift biefetbe SogtE tote: „ärgert bich ein ©lieb, fo reife eb aub" . Sn bem befonberen galt, wie eb jene gefährd liehe „Unfchutb »om Sanbe", ber (Stifter beb Shriftentumb, feinen Sängern jur ^rajetb empfahl, int 3;all ber gefebteebt; liehen Srritabilität, folgt letber bieb nicht nur, baf ein ©lieb fehlt, fonbern baf ber @baraEter beb Sflenfcben entmannt tft;... Unb bab ©lekbe gilt non bem fföoraliftenwabnfinn, tpelcher, ftatt ber Vänbigung, bte ©rfttrpation ber Seibern fchaften »erlangt. Sh» - ©cffluf tft immer : erft ber entmannte iSflenfch tft ber gute SUenfch« Die grofen Kraftquellen, jene oft fo gefährlich unb über* mälttgenb bernorftromenben SBilbwaffer ber (Seele, ftattt'hre Stacht tn Dtenft ju nehmen unb ju öEonomtfteren, mtlt bt'efe Eurjftchttgjte unb »erberbltcbfte DenEmeife, bie Vlotal; benEwetfe, oer ft egen machen. 140 . Die Sntoleraitj ber Slcoral tft ein SlubbrucE non ber (Schwäche beb Sftenfchen: er fürchtet fiel)' nor feinet „Um moralttät", er muf feine fiärEfien Dtiebe »ernetnen, weil er fte noch nicht ju benutzen weif. (So liegen bie fruchtbar; ften (Striche ber @tbe am längften unbebaut; — bte $raft fehlt, bte hier $ert werben Eönnte.... 141 . . Überwinbung ber SlffeEte? — 9tetn, wenn eb <Scbwä; cbe unb Vernichtung berf eiben bebeuten foll. (Sonbern tn
äJtoraf. 2 . 3)ie moralifd)CH 3bea!e. 79 Dtenft nehmen: moju gehören mag, fie lange ju tptannt' 5 fieten (nicht et ft als etnjelne, fonbetn als ©emetnbe, Sftaffe ufm.). Snblicf) gibt man ihnen eine oertrauettSoolle greibeit mietet : fte lieben uns tote gute Dienet unb geben ftetmillig bortbin, mo unfer 23efteS bin mill. 142. Die ganje 2luffaffung oom Siange bet £eibenfcbaften: mie als ob baS 9tecf)te unb Normale fet, oon bet 23ernunft geleitet ju mevben, — mäbtenb bte Setbenfcbaften baS Um normale, ©efäbrltcbe, Sbalbtterifcbe feien, übetbieS, ibtent ^iele nach, nichts anbeteS als Suftbegierben.... Die Setbenfcbaft ift entmörbigt 1. mie als ob fte nut um gejtemenbermeife unb nicht notmenbtg unb immer baS mo- bile fei, 2. tnfofern fie etmaS in Slusficbt nimmt, maS feinen hoben ©ert bat, ein Vergnügen.... Die Sterfennung oon Seibenfcbaft unb iöernunft, mie als ob leitete ein ©efen für ftcb fei unb nicht otelmebt ein SBerbältmSjuftanb oerfchtebener Setbenfcbaften unb S8egeb= rungen; unb als ob nicht febe Seibenfcbaft ihr Quantum Söermmft in ftcb hätte.... 143. @S gibt ganj naioe fßötfer unb fDlenfcben, melcbe glauben, ein bejtctnbtg gutes ©etter fet etmaS ©ünfcbbateS: fie glam ben noch heute in rebus moralibus, ber „gute SDfenfd)" allein unb nichts als ber „gute SDlenfcb" fei etmaS ©ünfclt5 bares — unb eben baltin gebe ber ©ang ber menfcblicben Sntmicflung, bafj nur er übrig bleibe (unb allein babtn mfiffe man alte 2lbficf>t richten — ). DaS ifi im böcbften ©tabe unöfonomtfcb gebaut unb, mie gefagt, ber ©ipfel beS fftatoen, nichts als SluSbritcf bet 21 n nehmt ich feit, bie ber „gute Sftenfcb" macht (— et ermecft feine furcht, et erlaubt bte 2luSfpannung, et gibt, maS man nehmen fann). fDlit einem überlegenen 2luge münfcht man gerabe umge= fehrt bie immer größere Jjerrfcbaft beS 25öfen, bte mach 5 fenbe greimerbung beS fOlenfcben oon ber engen unb ängfi; lieben SHorateinfchnürung, baS ©acbstum ber Äraft, um
BO Ätifi’f bet' bfitbffen bt^erigett 2Berte. bte gvö§tcrt Raturgewalten — bte SlffeBte ~ in £>ienft neb« men 3« Bonnen. 144 . 2Öte unter bem £>rucB bet <xffetifd)en ©ntfelbflungP« moral getabe bte SlffeBte ber Siebe, bet ©üte, beP RJitleibP, felbfi ber ©erecbttgBeit, ber ©roßmut, beP JperotPmuP miß * oerftanben werben mußten: ©P ifi ber Retebtum an fperfon, bte Stifte in ftcb, baP Üb er ftr firnen unb Slbgeben, bgP infHnBtwe SBoBtfein urtb 3a« fagen ju ftcb, waP bte großen £>pfer unb bte große Siebe macht : eP tjl bte fiarBe unb göttliche ©elbfttgBett, auP ber biefe SlffePte wacbfen, fo gewiß wte auch baP jpetrwetben« wollen, Übergreifen,, bte innere «Sicherheit, ein Recht auf alleP ju buben. «Die nach gemeiner Sluffaffung entgegen« gefegten ©eftnnungen ftnb »telmebr eine ©eftwtung; unb wenn man nicht feffc unb wacBer in feiner jpaut ftgt, fo bctt man nirfftP abjugeben unb $anb auPjuftrecBen unb ©cbug unb ©tab ut fein..,. SBie bat man biefe SnfHnBte fo umbeuten Bonnen, baß ber SRenfcb alP wertooft empftnbet, waP feinem ©elbft ent« gegengebt? wenn er fein ©clbf* einem anberen ©elbft ptetP« gibt! £> über bte pfpcfjologifcbe (üfrbärmlicbBeit unb Sftgne« rei, welcße btPber in iitrcbe unb Bt'rcblicb angeBvänBelter tytyv lofopb’ie baö große 2Bort geführt bat! SBenn ber Rienfcb fünbf>aft ift burcb unb burcb, fo barf er ftcb nur baffen. 3m ©runbe bürfte er auch feine R?tt« menfcben mit feiner anbern (smpfinbüng bebanbeln wie ftcb felbfi; SRenfcbenliebe bebarf einer Rechtfertigung, — fte liegt bartn, baß ©ott fie befohlen fyaf. — PMerauP folgt, baß alle bte natürlichen Snfh'nBte beP Plenfcben (jut Siebe ufw.) ihm an ftcb unerlaubt fcbetnen unb erft nach ihrer Verleugnung auf ©runb einep ©eborfamP gegen ©ott wiebet ju Recht Bommen.... fPadcal, ber bewunberungP« würbtge SogtBer beP ©briftentump, ging fo weit! man er« wäge fein VerbältniP ju feiner ©cbwefter. „©ich nicht lie« ben machen" feigen ihm chrtfllicl;.
ÜKorat. 2. ®ie moraltfchen 3bea(e. 81 145 . SMe bte £riebe uttb SOZäc^tc, reelle oon bet Sttoral ge* lobt werben, ergeben fiel) mir alö effentiell gleich mit ben oon ihr oerleumbeten unb abgelebten: junt S3etfptel ©es rechttgEeit ßlö 2Bille jur Stacht, 2ötlle jur Söa^r^eit alö 2?tü= tel beö 2Billenö jur Sttacht. .K titiE beö „guten Sttenfchen", beö ^eiligen ufw. 146 . Der „gute Sftenfch". Sber : bte Jpemtplegie ber Dugenb. — §ür jebe ftarEe unb Slatur gebliebene ÜIrt üOZenfc^ gehört Siebe unb Jjafj, DanEbarEett unb 3ia:l)e, ©üte unb *orn, Sa* tun unb Sleimtun ju etnanber. 59tan ift gut um ben freies, baff man auch bbfe ju fern wet§; man ifi böfe, roeil man fonft nicht gut ju fein oerftünbe. 2Bofjet nun jene ©rEran* jung unb tbeologtfche Unnatur, welche btefe Doppelheit ab« lehnt — , roelche alö baö Rohere (ehrt, nur hnlbfeitig tücf>* tig ju fein ? 2Bof)er bte Jjhemtplegie ber Dugenb, bte ©rfin* bung beö guten 9)ienfchen?.... Die gorberung geht bahin, baff ber SOienfch fich an jenen SnfHnEten oerfcfjneibe, mit benen er fetnb fein Eann, fchaben Eann, jürnen lann, Siache hetfehen Eann.... Dtefe Unnatur entfpricht bann jener bua; lifttfchen Äonjeption etneö blofj guten unb eineö bloß böfen 23efenö (©ott, ©etß, SJlenfch), in erfterem alle pofitioen, in legerem alle negatioen Äräfte, 2Ibfichten, ^ujiänbe fum* mterenb. — ©ine folcfje 2Bertungöweife glaubt fich bamtt „ i bealtfh'fch"; ftc jweifelt nicht baran, eine höchfteSBanfch* barEeit tn ber jionjeptton „beö ©uten" angefegt ju hüben, ©eht fie auf ihren ©tpfel, fo benEt fie ftcf> einen Juftanb auö, wo alleö S3öfe annulliert tß unb wo in SBahrhcit nur bte guten 2öefen übrig geblieben ftnb. @ie hält eö alfo nicht einmal für auögemacftt, baff jener ©egenfag oon ©ut unb 23öfe fidf) gegenseitig bebinge; umgeEefwt, legtereö foll »er* fchwtnben unb erfiereö foll übrig bleiben, baö eine hat ein Siecht ju fein, baö anbere follte gar nicht ba fein.... 23 aö Wünfcht ba eigentlich ? 9We$fcfK, £>?r SßUle jur Üftacfjt. 6
82 Äritif bet f)6cf)ftet! 6t$f>engett SBerfe. Rlan b<Jt ftcb ju allen fetten unb fonberlicb ju bett ebrift* liefert ^iten tnel Rlübe gegeben, ben Rlenfcben auf btefe balbfeitige Sücbtigfeit, auf ben ,,©uten" ju rebujieren: noch ^cutc fehlt eö nicht an fircblicb Rerbtlbeten unb ©e= fcbmäcljten, benen biefe Slbftcbt mit her „Rermenfcblicbung" überhaupt ober mit bem „SBitlen ©otteö" ober mit bem „jji>eil ber Seele" jufammenfällt. Jpter wirb als mefentlicbe gorberung gejlellt, baß ber RJenfcb nichts SSöfeö tue, baß er unter feinen Umftänben febabe, febaben wolle. 2llö©eg baju gilt: bie SSerfcbneibung aller Riögltcbfeit jut geinb- febaft, bie 2luöbängung alter 3nfKnfte beö Reffenttmentö, ber „^rieben ber Seele" alö ebrontfebeö Übel. Siefe Senfmeife, mit ber ein befttmmter Sppuö Rtenfcb gezüchtet mirb, gebt »ott einer abfurben Rorauöfegung auö : fie nimmt baö ©ute unb bas SSöfe alö Realitäten, bie mit ftcb im SBtbetfprucb finb (nicht als fomplementäre 5JBert= begriffe, maö bie ©abrbet't märe), fie rät, bie gartet bes ©uten ju nehmen, fie »erlangt, baß ber ©ute bem Stofen btö in bie legte ©urjet entfagt unb mtberffrebt, — fie »er* meint tatfäcblicb bamtt baö Sehen, melcbeö in allen feinen 3nftinften fomobl baö 3a mie bas Rein ^at. Riebt baß fie bt'eö begriffe : fie träumt umgef ehrt bauen, jur ©artj* beit, jur Einheit, jur Stärfe beö Menö jurücfjufebren : fie benft eö ficb alö ;3uflanb ber (frtöfung, menn enbltcb ber eignen innetn älnardjie, ber Unruhe jmifeben jenen entgegen* gefegten ©ertantrieben ein (rnbe gemacht wirb. — Rielleicbt gab e$ biöljer feine gefährlichere 3beologie, feinen größeren Unfug in psychologicis, alö biefett ©illen junt ©uten : man jog ben miberltcbfien £ppuö, ben unfreien Rienfcben, groß, ben Riucfer; man lehrte, eben nur alb Riucfer fei man auf bent rechten ©ege jur ©ottbeit, nur ein Riucferwanbel fei ein göttlicher ©anbei. . Unb felbft hier noch behält bas Men recht, — bas Men, welches baö 3a nicht »om Rein ju trennen weiß — : was hilft eS, mit allen Kräften ben Mteg für böfe ju halten, nicht febaben, nicht Rein tun ju wollen! man führt boeb $rieg ! man fann gar nicht anbetS ! Ser gute Rienfcb, ber
Mortü. 2. ®ie mot«Iifd)ett Jbeate. 83 bem 23öfen entfagt bat, behaftet, rote es tf)m roünfcbbat febetnt, mit jener Jpemiptegie ber £ugenb, f>ört butcbauS nicht auf, $tteg gu führen, getnbe gu haben, 9tet'n gu fagen, • Kein gu tun. Set ©brift gum SSetfpiet ba§t bie „©ünbe"! — unb roaS tft ihm nicht attes „©ünbe"! ©etabe bureb jenen ©tauben an einen Moratgegenfalg eon ©ut unb S3öfe ifi ibm bie 2öett »om Jrjaffenöroerten, oom (£roig*guj25es Eämpfenben überoott geroorben. „Ser ©ute" ftebt ficb roie umringt öom Sööfen unb unter bem beftänbigen Knfhtrm beS S3öfen r er verfeinert fein 2luge, et entbeeft unter att feinem Sichten unb brachten noch baS S5öfe : unb fo enbet er, roie eS folgerichtig tft, bamtt, bie Katur für böfe, ben Mengen für verberbt, baS ©utfetn ats ©nabe (baS beifft ats menfebenunmögtieb) gu oerfteben, In summa: er oer= neint baS Sehen, er begreift, roie baS ©ute ats oberfiet SBert baS Men verurteilt..** Samit feilte feine 3beoto= gte ron ©ut unb 23öfe t'bm ats roibertegt gelten. Stber eine KranEbett roibertegt man nicht. Unb fo Eongipiert er ein an? beteS Sebent. .. . 147. Sie Sanblung eines höheren Menfcben tft unbefcbretbttcb vielfach in ihrer Motivierung : mit t'rgenbeinem foteben SBort rote „Mittetb" tft gar nichts gefagt. Saö SBefent« tiebfte tft baS ©efübt „roer bin teb ? roer tft ber anbere tm Kerbältnis gu mir ?" — SBerturteite fortroäbrenb tätig. 148. 1. Sie pringipt'elte gätfetjung ber ©efebiebte, bamtt fte ben SSeroeiS für bie moratifebe SBertung abgtbt; a) Ktebergang eines iöotEeS unb bie Korruption ; b) 2tuffcbroung eines 33otEeS unb bie £ugenb ; c) jpöbepuntt eines SSolEeS („feine .Kultur") ats gotge ber moratifeben Jrtöbe. 2. Sie pringtptette ^älfcbung ber grojfen Menfcben, ber grofsen ©ebaffenben, bet gtofjen fetten: man roitt, baff ber ©taube baS SluSgetdjnenbe bet ©rofjen tft: aber bie UnbebenElicbEett, bie ©EepfiS, bie „Unmorali* 6*
84 Äritif bet f)6d)ften bisherigen Söetfe. tät", bte ©rlaubniö, ftch eines ©laubcnö entfcf>lagen ju fön* nett, gehört jur ©röfje (@äfar, griebrich ber ©rofje, 9tapo* leon; aber auch Jpomer, Sfctftop^aneö, £ionarbo, ©oetbe). 3)fan unterlägt immer bte Jpauptfache, ihre „Freiheit beö Willens" — 149. — „Ste Äranfbeit macht ben Sttenfchen 6effec // ; bfcfc be* rühmte 23ehauptung, bet man burd) alte Sahrhunberte be* gegnet, unb gmav tm SDJunbe ber SSetfen ebenfo als im 3)Iunb unb Staute beö SSoIfö, gibt ju benfen. üDian möchte ficf), auf ihre ©ült'gfett hin, einmal ertauben ju fragen : gibt es nielleicht ein utfäcgltcheS 23attb jmtfcbcn 9)loral unb $ranf* heit überhaupt? Sie „iöerbefferung beS Sflenfchen" , im großen betrachtet, jum SSetfpiel bte unleugbare Jfötlberung, SJermenfchltchung, iSergutmüttgung beö Europäers innerhalb beö legten Sahrtaufenbö — ift fie »telletcht bte gnlge eines langen, hetmltcb*unheimltchen Setbenö unb Sftifjratenö, ©nt* bebtenS, S3erfümmernö ? Jjhat „bte üranEfmt" ben ©uro* päer „beffer gemacht''? £>bet, anberö gefragt: ift unfte Sftoraliiät — unfre moberne järtltclje üDtoralität in ©uropa, mit ber man bie SDtoralität beö ©hinefen Dergleichen möge, — ber2luöbrucf etneö phpftologifchen Siücfgangö?.,. fSttan möchte nämlich nicht ableugnen fönnen, bafj jebe ©teile ber ©efcgichte, mo „ber SJtenfd)" fich tn befonberer Fracht unb Sftächttgfeit beö £ppuö gejetgt h<*t, fofort einen ptöglichen, gefährlichen, eruptmen ©baraftet annimmt, bei bem bte Sftenfchlichfeit fchitmm fährt ; unb vielleicht hat eö in jenen fallen, mo eö anberö fcheinen nult, eben nur an Sftut ober Reinheit gefehlt, bte ^fpchotogie in bie Stefe ju treiben unb ben allgemeinen @ag auch ba noch herauöjujtehen : „je gefünber, je fiärfer, je reicher, fruchtbarer, unternehmenber ein Sftenfc!) fich fühlt, um fo ,unmoralifcher‘ mtrb er auch." ©in peinlicher ©ebanfe! bem man bttrchauö nicht nacfjhän* gen foft ! ©efegt aber, man läuft mit ihm ein fletneö, für* jeö Slugenbltrfchen normärtö, mie oermunbert bltcft man ba in bte |3ufunft! 2öaö mürbe fich bann auf ©rben teurer be* jahlt machen als gerabe baö, maö mir mit allen Kräften for*
ID?cr«1. 2. "Sie mpratifdmt 3te«le. 85 betn — bte ißermenfchlichung, bie „fBerbefferung", bie wach* fenbc „^wtltfietung" beö Sflenfchen? Dtichtö wäre foftfpie? ltger als £ugenb : benn am (Enbe hätte man mit tfjr bte (Erbe alö Jjjofpttal : unb „Seber jebermanno $ranEenpfleger" wäre bet SSetebett legtet ©chlufj. greiltch : man hätte bann auch jenen oiefbegehrten „grteben auf (Erben"! 2lber auch fo wenig „SSofilgef allen anetnanber"! ©o wenig ©chönheit, Übermut, SBagntö, ©efafw! ©o wenig „Sßerfe", um be? rentwillen eö ftd) lohnte, auf (Erben ju leben ! Sich ! unb ganj unb gar feine „£aten" mehr! 2llle grofjen 2Serfe unb £aten, welche ftehengeblieben ftnb unb oon ben SSellen ber |3eit nicht fortgefpült würben, — waren fie nicht alle im tiefften SSerftanbe grofje Unmoralitäten?.... 150 (Egotömttöl 21ber noch mernanb hat gefragt: waö für etn ego? ©onbern jeber fegt unwillfürltch bas ego jebem ego gleich. ©aö finb bte jfonfequenjen bcr ©flaoentheorie »otn suffrage universel unb ber „@letchheit // * 151. Urfprung ber EDtoralwerte. — ©er (Egotömuö ift fo otel wert, alö ber phpftologifcf) wert ift, ber ihn h<*t« 3ebet etnjelne tfi bte gan^e Stnie ber (Entwicklung noch (unb nicht nur, wte ihn bie SOforal auffafjt, etwas, baö mit bcr ©eburt beginnt), ©teilt er baS Sluffiet'gen ber Stnte SOfenfch bar, fo ift fein SBert tn ber ©at aufjerorbentlicfj ; unb bte ©orge um (Erhaltung unb 23egünfitgung feines SS5achö= tumS barf extrem fein. (<Eö ift bte ©orge um bie in tf)m oerbeifjene ^ufunft, welche bem wohlgeratenen (Einzelnen ein fo aufferorbentlicbeö Siecht auf (Egoismus gibt.) ©teilt er bie ab ft etgenbe Stute bar, ben SSetfalf, bte chrontfche Sr? franfung, fo fommt ihm wenig SBert ju: unb bie erfte Silligfeit tfi, bafj er fo wenig als möglich $üag, $raft unb ©onnenfehein ben 2Sof>lgeratenen wegntmmt. 3n btefem galle h«t bte ©efellfchaft bte Diieberhaltung beS (EgotS? muö (— ber mitunter abfurb, franfhaft, aufrührerifch fich äußert —) jur Aufgabe: hantle eö fich nun um (Einzelne
36 Ätt'fif feer ^ßd'ficn biöljenoeii 9B e t?t c. ober um ganje »erEommenbe, öerfümmetnbe 23oI!öfcbtcbten. ©ne Sehre unb Sleltgton ber „Siebet ber ftieberbaltung ber ©elbftbejabung, beö £>ulbenö, itragenö, Jpelfenö, ber ©egenfeitigfeit in £at unb Wort Eann innerhalb fotdjer ©cbidjten oom ^öc^fictt Werte fern, felbft mit ben 2lugen ber Jperrfcbenben gefeben: benn fte hält bie ©efitble ber 9li* »alität, beö Steffentimentö, beö fiteibeö nieber, bte allju na« türlicben ©efübte ber ©cblecbtweggefommenen, fte oergött* liebt ihnen felbft unter bem 3beal ber Demut unb beö @e= borfamö bas ©Elaoefein, bas SJeberrfcbtwerben, baö 2lrm* fein, baö Äranffein, baö Untenfteben. Jpterauö ergibt ficb, warum bie bertfebenben klaffen (ober Staffen) unb ©njel* nen jeberjeit ben .ftultuö ber ©elbflloftgüeit, baö <2oange* Itum ber fiebrigen, ben „@ott am .Äreuje" aufrecbterbalten haben. Das Übergewicht einer altruiftifcben Wertungöweife ift bie polgc etneö SnfHnEteö für SDiifStatenfein. Das Wert* urteil auf unterftem ©tunbe fagt hier: „ich bin nicht oiel wett": ein blofj pbhfiologtfcbeö Werturteil; noch beutlicber: baö ©efübl ber D bemacht, ber Mangel ber großen, bejahen* ben ©efüfjle ber SOJac^t (in Sftuöfeln, Heroen, 25ewegungö* jentren). Dteö Werturteil überfe^t ficb, je nach ber «ftul* tur biefer ©dachten, in ein moraltfcbeö ober relt'giöfeö Ur* teil ( — bie S3orberrfcbaft religtöfer ober moralifeber Ur* teile ift immer ein Reichen nichtiger JCultur — ): eö fuebt ficb ju begrünben, auö ©pbäten, woher ihnen ber 25egriff „Wert" überhaupt beEannt ift, Die Sluölegung, mit ber ber cbriftlicbe ©ünbet ft'cb ju üerflef>en glaubt, ift ein 23et* fueb, ben SDtangel an fOJac^t unb ©elbftgewifibeit berede tigt ju ft'nben: er will lieber ficb fcbulbig ftnben, alö um* fonft ficb fcblecbt fühlen: an ficb tfl eö ein ©pmptom oon Verfall, Interpretationen biefer 2lrt überhaupt ju brauchen. 3n anbern gälten fuebt ber ©cblecbtweggefommene ben ©ntnb bafür nicht in feiner „©ebutb" (wie ber ßbrtjl), fon* bem in ber ©efellfcbaft: ber ©ojialifl, ber 2lnarcbtfE, ber ÜRibilift, — inbem fie ihr Dafein alö etwaö empfinben, an bem jemanb febulb fein foll, finb fie bamit immer noch bie
'3Jtßr<t(. 2. ®tc moraftfcbcn 3 b e aIc. 87 Siäcbgoerwanbten beS Triften, bet au cf; baS <&tcf;=fcf>Iecf>t= 23efinben unb SDlißraten beffer ju ertragen glaubt, wenn er jemanben gefunben bat, ben er bafür »erantroort tief) ma* eben fann. 25er Snginft ber Stäche unb beS 9ft ef f enti= ntentS erfebeint bter in betben gaffen als Mittel, es auS^u* haften, als SnfHnEt ber ©elbgerbaltung : r ebenfo tote bte 58 e* oorjugung ber altruigifcben Xb»corxe unb gratis. 25er Jpaß gegen ben Egoismus, fei eS gegen ben eignen (töte beim Ebtigctt), f« eö gegen ben ftemben (wie beim ©ojta* Itgen), ergibt ftcb bergegalt afs ein SBerturtetf unter ber ißorberrfebaft ber Stäche ; anbrerfeitS als eine jllugbeit bet (Selbgerbaltung Seibenber burcf; (Steigerung ihrer ©egen* fetttgfeits* unb (SoltbarttätSgefüble.... %üh§t ifi, töte fcfwn angebeutet, auch jene Entlabung beS SleffenttmentS im Sitcb* ten, bewerfen, 23egrafen beS EgotSntuS (beS eignen ober eines fretnben) noch ein ^rtfltnEt ber ©elbgerbaltung bei Schied) tweggefommenen. In summa: ber ÄultuS beSSlltrutS* muS ig eine fpejtfifcbe gorm beS EgotSmuS, bte unter be* gimmten pbbfiologifcben -23orauSfef3ungen regelmäßig auf* tritt. ®enn ber Sojtalig mit einer febönen Entrügung ,,©e* reebtigfett", „Specht", „gleiche Siechte" oerlangt, fo gebt er nur unter bem 25rucf feiner ungenügenben Kultur, welche nicht ju begreifen weiß, warum er leibet: anbrerfeitS macht er ficb ein iöergnügen bamit; — befänbe er ftcb beffer, fo würbe er ftd) hüten, fo ju fernen : er fänbe bann anberS* wo feinSSergnügen. 25aSfelbe gilt oom Ebrtgen : bie „SBelt" wirb oon ihm oerurteilt, oerleumbet, oerflucbt, — er nimmt geh fefbg nicht aus. Slber baS tg fein ©runb, fein ©efebrei erng ju nehmen. 3« beiben gälten finb wir immer noch unter $ranfen, benen es wobltut, ju fetteten, benen bie SSerleumbung eine Erleichterung ig. 152. ES gibt gar feinen Egoismus, ber bei ftcb geben bliebe unb nicht Übergriffe, — eS gibt folglich jenen „erlaubten", „mor alifcb ittbifferenten" Egoismus gar nicht, oon bem tfw rebet.
88 jtriftf bet; bßdvfteit bisherigen 2Berte. „3)lan förbert fein Scg fletö auf Sofien beS anbern"; „Seben lebt immer auf UnEofien aubern Sehens" — wer baS nicht begreift, gat bei füg auch nicht ben erften ©cgritt jur ÜleblicgEeit getan. 153. 33on bet SSerleumbung ber fogenannten böfen Ctigenfcgaften, Egoismus unb fein Problem! Die cgrijtlicge föerbüfte« rung in Sarocgefoucaulb, welcher ign überalt gerauSjog unb bamit ben Söert ber Dinge unb Xugenben öermtnbert glaubte 1 Dem entgegen fucgte t'cg junäcgft ju beweifen, bafl es gar nichts anbereS geben Eönne als Egoismus, — baß ben ättenfcgen, bei benen baS ego fcgwacg unb bünn wirb, auch bie .Kraft ber großen Siebe fcgwacg wirb, — baß bie Siebenbften »or allem eS aus ©tärEe ihres ego ft'nb, — baß Siebe etn SluSbrucE non Egoismus ift ufw. Die falfcge 2Bert« fcgägung jiett in Söagrgeit auf baS Sntereffe 1. berer, benen genügt, geholfen wirb, ber $erbe; 2. enthält fie einen peffimtfKfcgen Slrgwogn gegen ben ©runb bes SebenS; 3. mochte fie bie prachtoollften unb woglgeratenflen 50?en- fchen oerneinen; guvc^t ; 4. roitt fie ben Unterltegenben jum Siechte oerhetfen gegen bie ©teger; 5. bringt fie eine um* öerfate UnegrlicgEett mit ft'ch, unb gerabe bei ben wertooll« ften Sttenfcgen. 154. Sch h<tbe bem bleicgfücgtigen Sheiftenibeate ben .Krieg er« Elärt (famt bem, was igm nahe oerwanbt tfl), nicht in ber Slbficgt, eS ju »erntcgten, fonbern nur, um feiner £grannei ein Gfnbe ju fegen unb ben $>lag fretjubeEommen für neue Sbeale, für robuflere Sbeale... Die gor tb au e r bes cgrift« liegen SbealS gegärt ju ben wünfcgenSwerteften Dingen, bie eS gibt: unb fegon um ber Sbeale willen, bie neben igm unb öielleicgt über igm fieg geltenb maegen wollen, — fie müffen ©egner, ftarEe ©egner gaben, um flar E ju werben. — ©o brauchen wir Stnmoraliften bie Sftacgt ber SDJoral : unfer
9)ioral. 2. 2>ie mora(tfd)en 3 b c « f e. 89 ©elbflcrbaltungötrieb will, bafj unfre ©egner bet Kräften Metten, — e r null tturJperrüberfie werben. — 155. SDtan foU baö Stetcl; ber SDtoralität ©cbrttt für ©cbrttt oet« fleirtern unb etngrenjen : man folt bie kanten für bie eigent« tt'cten hier arbeitenben SnfHnfte anö Sicht jteften unb ju Cfbten bringen, naebbem fte bie längfte $tit unter ^eucf>le- rifeben Stugenbnamen oerfteef t würben ; man fort auö ©ebam oor feiner immer gebieterifeber rebenben „Stebltcbfeit" bie ©ebam »erlernen, welche bie natürlichen SnfHnfte oerleug« nen unb weglügen möchte. (£ö tft ein SDiaff ber Äraft, wie weit man ficb ber ftugenb entfcf)lagen fann; unb eö wäre eine Jpöbe ju benfen, wo ber SSegriff „ftugenb" fo unemp« funben wäre, baff er wie virtü Hänge, Stenaiffancetugenb, moratinfreie Xugenb. Stber einftweiten — wie fern ftnb wir noch »on btefem Sbeate! £>ie ©ebtetöoerfieinerung ber SDJorat: ein Reichen ibreö ffortfebrittö. Überall, wo man noch nicht faufal ju benfen oermoebt b<ü, bachte man morattfeb. 156. SSor atrem, meine Herren Xugenbbaften, habt ihr feinen •ßorrang oor unö: wir wollen euch bie Siefcbetbenbeit bübfcb ju ©entüte führen : eö tffc ein erbärmlicher (*igennui3 unb Klugheit, welche euch eure Xugenb anrät. Unb hättet tbr mehr ^raft unb SDtut im Seihe, würbet ihr euch nicht ber* geftalt ju tugenbhafter Stullität berabbrüefen. 3b* macht auö euch, maö ihr fönnt : teilö waö ihr müfjt — woju euch eure Umftänbe jwtngen — , teilö waö euch Vergnügen macht, teilö waö euch nützlich fcheint. ttber wenn tf>r tut, waö nur euren Steigungen gemäf; tfl ober waö eure Stotwenbigfeit t>on euch milt ober was euch nütjt, fo fotlt ihr euch barin Weber loben bürfen, nodfj loben taffen!.... 50tan ift eine grünbltcb fleine 2lrt SDtenfd^, wenn man nur tu« genbhaft ift : barüber foll nid)tö tn bie 3rrre führen! Sften« fchen, bie trgenbwortn in betracht fommen, waren noch nie« malö folche Xugenbefel: ihr tnnerfiet J3fnj!inft, ber ibreö
90 Äriftt bet fv 6 df> e i J biä^etigen SBerte. Guantumö Sttacbt, fanfe ixtBct nicht ferne Sftecbnung : wäb* renb eure SOtinimatität an SDJac^t ntcfytö weifet erfreuten ta§t atö £ugenb. 2lbet tbr habt bte ^abt für euch: unb tnfofern tbt tpranntftert, wollen wie euch bett Jttteg machen.... 157 . Stn tugenbbafter SDienfcb tft febon beöbalb eine nteb* tigere ©pejieö, weil et feine „spetfon" tft, fonbetn feinen 2öert baburcf; erhält, einem ©cf>ema s JJJenfcf; gemäß ju fein, baö ein für attemat aufgefleltt tft. St bat nicht feinen äEBert a parte: et fann »erglicben werben, et bat fetneögletcben, et f oll nicht einjeln fein,... 2Hed)net bie ©genfebaften beö guten 59ienfcf;en nach, weö- halb tun fie unö wobt ? Söeit wir feinen Ätteg nötig buben, weit et fein Sttifjttauen, feine töorficbt, feine ©ammlung unb «Strenge unb aufertegt: unfte gautbeit, ©utmütigfeit, Seicbtftnnigfeit macht ficb einen guten Stag. Diefeö unfer SBobigefübt ift eö, baö wir auö unö btnuuöptojt# jteten unb bem guten 3)?ettfcben atö Sigenfcbaft, atö 3öet t juteebnen. 158 . Jur öfrtttf beö guten Sftenfcben. — Otechtfcbaffenbeit, SSürbe, ^Pflichtgefühl, ©ereebttgfeit, SDJenfcbltcbfeit, Sbtticb* feit, ©erabbett, guteö ©ewtffen, — ftnb wirflkb mit btefen wobtftingenben SBorten ©genfebaften um ibret felbfr willen bejaht ober gutgebeiffcn ? obet finb \)kx an ficb wetttnbiffe* tente ©genfebaften unb jtoftänbe nur unter itgenbwetcben ©eftebtöpunft getueft, wo fie SBert befommen? Siegt bet SSBert btefer ©genfebaften in ihnen obet in bem 9tui3en, S5ors teil, bet auö ihnen folgt (ju folgen febeint, ju folgen erwart tet wirb)? 3cb meine natürlich nicht einen ©egenfa§ oott ego unb alter in bet ^Beurteilung : bie gtage tft, ob bie folgen eö finb, fei eö für ben Präget btefer ©genfebaften, fet eö für bie Umgebung, ©efettfebaft, „SOtenfcbbett", berentwegen tiefe ©genfdjaften SBert buben f ollen: ober ob fie an ficb felbft SSert haben..,. .
Uiorat. 2. Dieniuta 1 1fd>en übeale. 91 Slnberö gefragt: tfi eS bte fftüglicbEeit, welche bte ent? gegengefegten (Sigenfcfyaften oerurteilen, beEämpfen, oerneis nen betfit ( — UnjuoerläffigEeit, galfcbbett, ißerfcbtobenbeit, ©elbjiungemiffbeit: Urmxenfcf>ltcf>Fett —)? 3ft bas SBefen folget ©genfcfxiften ober nur bte Äonfequenj folget ©gern fd)aften oerurteiit? — SlnbetS gefragt: roäre es toünfcb* bar, bafj 50?enfc^en btefer ^weiten Stgenfcftaften nicht ejrfs fiteren? — Das mtrb jebenfalls geglaubt.... Slbet hier fiecEt ber Irrtum, bte .ftutäftchttgEett, bte fSorniertheit beS SBinEelegoiSmuö. Slnberö auSgebrücft: wäre eS münfchbat, ^ufiänbe ju fcbaffen, t'n betten bet ganje 23orteil auf ©eiten ber 9lecf)ts fd)affenen ifi, — fo ba§ bte entgegengefegten Naturen unb Snfitnfte entmutigt tofttben unb langfam auSjiürben? Dies tfi im ©runbe eine gtage beS ©efcftmacEs unb ber SflfthetiE: märe eS münfcgbar, bafj bie „achtbarfie", baS beifft langroetligfle ©pejteS fDtenfch übrig bliebe ? bte Stecht* totnfltgen, bie ftugenbbaften, bte 23tebermännet, bte 33ra* oen, bte ©etaben, bie „Jpotnochfen"? DenEt man ficb bie ungeheure Überfülle ber „anbeten" toeg : fo bat fogar ber Stechtfchaffene nicht einmal mehr etn Stecht auf Cfjcifienj: er tfi nicht mehr nötig, — unb hier be* greift man, bag nur bie grobe SiüglichEett eine folcbe un* auSjiebltche Dugenb ju @bren gebracht bat. Die SBünfcbbarEett liegt oielletcht gerabe auf ber umge* Eebrten ©eite : ^ufianbe fcbaffen, bet benen ber „rechtfchaf* fene fOienfcb" t'n bte befcgeibene ©tellung eines „nügltcben SBerEjeugS" berabgebrücEt tottb — als baS „ibeale Jperben* tter", bestenfalls ^erbenbirt: Eurj, bet benen er nicht mehr in bie obere Drbnung ju fiebert Eommt: toelcbe anbere Sigenfcbaften oerlangt. 159. Das Patronat bet Xugenb. — Jpabfucht, Jperrfcb 5 fucbt, gaulbett, Stnfalt, gurcgt: alle haben ein Sntereffe an ber ©ache bet Dugenb: barutn jieht fie fo feji.
92 jvrtftf feer f)6d)|ten l'töfjertgrn Sfßerte. 1 t60. 3)?an foll bte £ugenb gegen bie £ugenbprebtger »ertet« btgen: baö ftnb ihre fcbltmmften geiafc^ Senn fie teuren bte £ugenb alö ein Sfbeal für alte; fte nehmen ber Xugenb ihren [ftetj beö Seltenen, beö Unnachahmlichen, beö Stuö* nabmöweifen unb Unburcbfcbnittltcben, — ihren ariftofra* itfeften Räuber. Sttan foll inögletcben f^ront machen gegen bte oerftocEten Sbcatiften, welche etfrtg an alle £öpfe Elop* fen unb ihre ©enugtuung haben, wenn eö bohl Elingt : welche Otawität, ©rofjeö unb ©elteneö juforbern unb ferne 2lb= wefenbeit mtt Sfngrimm unb Sflenfcbenoeracbtung fefou* gellen! — Sö Hegt jum 23etfptel auf ber Jrtanb, bafj eine @be fo ötel wert tft alö bte, welche fte fcbltefjen, baö b^ßt, bafj fte tut großen ganjen etwaö Srbärmlicbeö unb UnfcbtcE^ Itcbeö fern wttb : fein Pfarrer, Eetn 23ürgermetfter Eann et* waö anbereö barauö machen. Sie £ugenb bat alle SnftinEte beö Surcbfcbntttömenfcben gegen ftcb: fte tft unvorteilhaft, unElug, fte ifoltert; fte tft ber Setbenfcbaft verwanbt unb ber SSernunft fehlest jugäng« Itcb; fte verbirbt ben (übaraEter, ben Äopf, ben @tnn, — — immer gemeffen mtt bem 9)Ja§ beö ä/?tttefgutö non üDienfcb ; fte fegt in getnbfcbaft gegen bte Srbnung, gegen bie 2üge, welcf;e tn jeber Srbnung, SnfHtutton, SBtrfltcbfett »erftecEt liegt, — fte tft baö fcbltmmfte Safter, gefegt, bafj man fie nach ber ©cbäblicbEeit ihrer SBtrfung auf bie an bem beurteilt. — Sch erHenne bie £ugenb baran, bafj fie 1. nicht t>er= langt, erEannt ju werben, 2. bafj fte nicht ftugenb überall »orauöfegt, fonbern gerabe etwaö anbereö, 3. bafj fie an ber Slbwefenbett ber Xugenb nicht leibet, fonbern umgeEebrt bieö alö ein Siftan^verbctltniö betrachtet, auf ©runb beffen etwaö an ber ftugenb ju ehren tft; fie teilt ftcb nicht mtt, 4. bafj fte nicht ^ropaganba macht.... 5 . bafj fie nt'emanb erlaubt, ben dichter ju machen, weil fie immer eine Stugenb für fidf) ift, 6. baß fte gerabe alleö baö tut, waö fonft »er* boten tft: Xugenb, wie ich fw »erflehe, ift baö eigentliche
‘Storaf. 2. Sie moraltfcbeti 3 b e a ( e. 93 vetitum innerhalb aller Jperbenlegiötatur, 7. futj, ba§ fte Sugenb tm Stenaiffanceftil ift, virtü, moralinfreie ftugenb.. 161. Ser „gute SDtenfcf)" alö Sptann. — Ste Sftenfchhett hat immer benfelben geiler wteberholt: baf; fte auö einem SDJtitel jum Seben einen fOJa §flab beö Sebenö gemacht ^>at ; baf fte — ftatt in bet fwchflen Steigerung beö Sebenö felbft, im Problem beö SSachötumö unb ber Srfchöpfung, baöSJtaf ju ftnben — bte S0?i ttet ju einem gan 3 befttmmten Seben jum 2luöfcl)lufj aller anbeten gormen beö Sebenö, Eurj jur iCriti? unb SeleEtion beö Sebenö benugt hat. Saö hetft, ber SDJenfcf) liebt enblich bte Mittel um ihrer felbft willen unb »ergifjt fte alö SDJittel: fo baf fte fegt alö £iete ihm tnö 23es wuftfetn treten, alö SOtafftäbe non fielen.... baö fteifjt, eine befitmmte Spejieö SDtenfch behanbelt ihre (Jriftenjs bebtngungen alö gefehlte!) aufjuerlegenbe SSebtngungen, alö „SBahrhett", „©ut", „SSoltEommen": fte tpranniftert... <tö tfi eine gorm beö ©laubenö, beö ^nftinftö, baf eine 2lrt SOtenfch nicht bte 23ebingthett ihrer eignen 2lrt, ihre Sftes latwität im Sßergletc^ ju anberen etnfieht. SBentgfienö fchetnt eö ju ßnbe ju fein mit einer 21 rt SDJenfc^ (S3 olE, Sftaffe), wenn fie tolerant wirb, gleiche Steckte jugefteftt unb nicht mehr baran benft, .£>et*t fein ju wollen — 162. — Saö Saftet mit etwaö entfetteten ^peinlichem fo »er; fniipfen, baf jule^t man öot bem Saftet flieht, um oon bem ioö^uEommen, waö mit ihm oerfnüpft ift. Saö tft ber berühmte galt Sannhäuferö. Xannhäufer, butch Sßagnet* fche SDtufiE um feine ©ebulb gebracht, hält eö felbft bei grau Senuö nicht mehr auö : mit einem fötale gewinnt bie Sugenb Steij ; eine thüringtfehe Jungfrau fteigt im greife ; unb, um baö StärEfte 31 t fagen, er goutiert fogar bie SBeife SBolframö »on ßfchenbach...» 163. Ste Sugenb tft unter Umftänben blof eine ehrwürbtge gorm ber Summheit: wer bürfte thr barum übelwolten?
94 . tritt! ber f> ß cf> fl c n t'iöfj «ritten Sßerte. Unb btefe Art Sugenb tft auch heute noch nicht überlebt Gftne Art oon wacferer Bauerneinfalt, welche aber tn allen ©tänben möglich tft unb ber man nicht anberS als mit 33er* eftrung unb Säckeln ju begegnen hat, glaubt au cf) beute noch, bafj alles tn guten 4>änben tftr nämltd) tn ber „ijjanb ©ot* teö": unb wenn fie btefen ©ai3 mit jener befdjetbenen ©t* cberbett aufrecht erbaffen, wte als ob fte fagten, bajj jwei mal gwet oier tft, fo werben mir anbern uns böten, ju wiber* fpreehen. 2Soju btefe retne Sorbett trüben? Söojtt fte mit unferen ©orgen tn Jjnnftcht auf iWenfcf), Voll, Siel, ßu* funft oerbüftern ? Unb wollten mir es, wtr f onnten es nicht, ©te fptegeln ihre eigne ebrmürbt'ge Dummbett unb ©üte in bte Dtnge hinein (bet ihnen lebt ja ber alte ©oft deus my- ops noch !) ; wir anbern — totr feben etwas anbereS tn bte Dinge hinein: unfre 3tätfelnatur, ttnfre SSiberfprüche, unfre tiefere, fcbmeejltcbere, argwöhnischere SBeisbett 164 . Die Sugenb ftnbet je(3 t feinen ©tauben mehr, ihre An* jt'ebungSfraft ifi bafjin; es müßte ft'e benn einer etwa als eine ungewöhnliche $orm beS Abenteuers unb ber Attsfcbwet* fung oon neuem auf ben Sttarft ju bringen oerftehen, ©te oerlangt 3 U oiel ©rtraoagang unb Borniertheit oon ihren ©laubigen, als baf; fte heute nicht baS ©ewt'ffen gegen ftcl; hätte, freilich, für ©ewiffenlofe unb gänzlich UnbebenBiicbe mag eben baS an tf>r neuer -touber fein: — ft’e ift nunmehr, was ft'e bisher noch niemals gewefen tft, etn Safter. 165 . Die Sugenb bleibt baS foftfpteligfte Safter: fie folt es bleiben! 166 . Suleßt, was hübe ich erreicht ? Verbergen wir uns bteS wunberltchfte Stefultat nicht: tch hübe ber Sugenb einen neuen Stefj erteilt, — ft'e wirft als etwas Verbotenes, ©te hat unfre fet'nfte fJfebltchfett gegen fich, fte tfi etngefaljen in baS „cum grano salis“ beS wiffenfchaftlichen ©ewt'f*
€0? oval. 2 . !Dte moralifcbett 3bea(e. 95 fcnbbtffeb; fte ifi altmobifch tm ©etuch unb antififierenb, fo bafj fie nunmehr enbttc^> bie Raffinierten anlocft unb neu* gtettg macht; — futj, ftc wirft alb Saftet. (Erft nocfjbem wir alteb alb Söge, ©chetn erfannt hoben, ^aüen wir auch bte (Stlaubnib mtebev ju biefet fcfwnften galfc^^ett, bet bet Dugenb, ermatten. (£b gibt feine Snftanj webt, bte unb bte= felbe verbieten bürfte; erft inbem wtt bte Sugenb alb eine gorm bet ^mmoralität aufgejeigt haben, ift fie wieber gerechtfertigt, — fte ift eingeotbnet unb gleicftgeorbnet ttt JMnftcht auf ihre ©runbbebeutung, fte nimmt teil an bet ©runbimmoralttät alleb Dafetnb, — alb eine Sucubfortn etfien Rangeb, bie hocfmäfigfte, teuerfte unb fettenfte §otm beb Saftetb. 2ött haben ft'e entrunjelt unb entfuttet, mit haben fie non bet ^ubringlichfett bet Stelen erlöft, wir haben ihr bte blöbftnntge ©tarrbeit, bab teere 2luge, bte fteife 4>aartour, bte bteratifche Sftubfulatur genommen. 167. £5b ich barmt bet Dugertb gefchabet habe?.... Sbettfo; wenig, atb bie Slnarchtfien ben dürften: etft feitbetn fte am gefcftoffen werben, fi^en fte wiebet feft auf ihrem Xhtott... Denn fo ftanb eb irntnet unb wirb eb flehen: man fantt einet ©acf)e nicht beffet nü£en, atb inbem man fte »erfolgt unb mit alten $unben h«t3t., . . Dieb — höbe ich getan. 168. SBab icb mit alter .traft beutttcf; ju machen wünfche: a) bafj eb feine fchltmtnete Serwechftung gibt, atb wenn man Züchtung mit ^ähntuttg »erwechfelt: wab man ge* tan h<»t.... Dte Züchtung tft, wie ich f>e »erftehe, ein S9tit* tet bet ungeheuren Ätaftauffpeichetung bet üWenfcbhett, fo bafj bte ©efchtechter auf bet Slrbet't ihrer Sorfahren fort- bauen fönnen — nicht nur äußerlich, fonbem innerlich, ot ' gantfch aub ihnen heraubwadfjfenb, tnb ©tarfere.... b) bafj eb eine aufjerorbentliche ©efafw gibt, wenn man glaubt, bafj bie SDtenfchheit alb Öanjeb fortwücftfe unb ftärfer würbe, wenn bie 3'nbtmbuen fcflaff, gleich, buttf;* fchnittlich werben.... SDtenfchhett tfl ein Slbjlraftum: bab
96 . ftritif ber f)6cbften bt^crtgcn 5ßerte. ^iel ber Achtung Bann auch im einjelnften gälte immer nur ber ftärEere SDZenfc^ fein ( — ber ungejüchtete ift fehwaeff, oergeuberifcf), unbefiänbig —) . 169. SEJian muff fe^t unmotalifcb fein, um bureb bie Stat 9Jto.; rat ju machen.... Sie Mittel ber SWoratiften finb bie furcfrtfxtrfien Spittel, bte je gehanbhabt worben finb; wer ben 9)iut nicht gut Unmoralität ber £at f>at r taugt ju allem Übrigen,, er taugt nicf>t jum SDioraliften. . Sie äftoral ij? eine Menagerie ; if>re Sßotauöfegung, baß eiferne ©täbe möglicher fein Bonnen atö gret^eit, felfeffc für benStngefangenen; i^re anbereSöotauöfegung, bafs eö Stier; bänbiget gibt, bie ftch »ot furchtbaren Mitteln nicht fürchten, — bie glühenbeb ßifen gu hanbhaben wtffen. Stefe fcf)tecB; liehe ©pejt'eb, bie ben Äarnpf mit bem toilben Stier auf* nimmt, fich „^rieftet . Ser SDJenfch, eingefperrt in einen eifernen Ä'äftg »on 3rt* tümern, eine ÄariBatur beb SÖJenfchen geworben, BranB, Bümmerltch, gegen ftch felbffc bööwtlltg, »oller .£aft auf bie Antriebe jum Seben, »oller SDiiptrauen gegen alleb, t»ab fchön unb glücl’lich t jt am Men, ein wanbelnbeb Slenb : biefe BünfHtdhe, willBütltche, nachträgliche 9)ii§geburt, welche bie ^rieftet aub ihrem 23oben gejogen haben, ben .„@üm ber'': wie werben wir eb erlangen, biefeb Phänomen trog allebem ju rechtfertigen? Um billig »on ber Sttorat 3U benBen, müffen wir jwei jo; ologtfcge begriffe an ihre ©teile fegen: ^äffwung ber SSeftie unb Züchtung einet beftimmten SÄrt. Sie g3rtcflet gaben ju allen %eitm »or, baff fie „bef; fern" wollen.... 2lber wir anbern lachen, wenn ein Stier; bänbiget »on feinen „gebefferten" Stieren reben wollte. Sie Rahmung ber SSefHe wirb in ben meiften gällen burch eine ©egäbigung ber Söejlie erreicht: auch ber moratifche äflenfeh ift Bein befferer SDJenfch, fonbem nur ein gefchwächter. 2lber er ifl weniger fchäbltch....
Üftoval. 2. ®te mova(ifd)cn 3 b c a I e. 97 170 . Daö gefamte SDJoraltft'eren alö Phänomen ins 2luge be« Pommen. 2lucf> atö Stätfel. Die moraltfchen Phänomene haben mich befchäftigt wie Stätfel. $eute mürbe ich eme Stntmort ju geben mtffen: maö bebeutet eö, baf für mich baö 2öol>t beö Dtächften höheren SBert haben fotl, alö mein eigenes ? baf aber ber Stäche fclbfi ben Söert fernes SSohlö anberS fragen foll als tcf>, nämlich bemfelben gerabe mein 2öofü überorbnen foll? 2Saö bebeutet baö „Du follfl", baö felbfl »on ^)f)tlofop^en als „gegeben''' betrachtet mtrb? Der anfchetnenb oerrücPte ©ebanPe, baf einer bte Jpanb« lung, bte er bem anbern ermetfl, höher galten foll, als bte [ich fetbft etmtefene, ’btefer anbere ebenfo mteber ufm. (baf man nur Jpanbtungen gutheifen foll, metl einer habet nicht ftch fetbft im 2(uge f>ot, fonbern baö SSotjl beö anbern) hot feinen ©um: nämlich als SnfHnPt beö ©emeinftnnö, auf bei: @cf>ä<3ung beruhenb, baf am einzelnen überhaupt mentg gelegen ifl, aber fehr tuet an alten jufammen, oorauögefegt, baf fie eben eine ©emeinfchaft btlben, mit einem ©entern« gefügt unb ©emetngemiffen. 2llfo eine 9lrt Übung in einer befHmmten Dichtung beö 23ltc?ö, üStlle zu einer DptiP, mel« che ftch felbfi ju fehen unmöglich machen mitt. 59letn ©ebanPe: es fehlen bte %\iU, unb biefe müffen (Einzelne fein! 2Btr fehen baö allgemeine Treiben: jeber Einzelne mtrb geopfert unb bient als SBerPjeug. Silan gehe burch bte ©träfe, ob man nicht lauter „©Plaoen" begeg« net. ©ohtn? SSoju? 171 . „tSollen": tfl gleich j5tt>ecf«2öotlen. „^mecP" enthält eine 2öertfchä§ung. 2Bof>er flammen bte 2Bertfchä<3ungen ? 3fl eine fejle Stowt oon „angenehm unb fchmerzhoft" bt'e ©runblage ? 2lber in unzähligen gälten machen mir erfl eine ©acf;e fchmerjhoft, baburch, baf mtr unfere 2Bertfcbäf3 ung hinein« legen. Umfang ber moraltfchen 2Bertfchäf3ungen : fie ftnb fafl in 9^feBfcf)e, £>er2Biücaur 7
98 Äritif bet tjftcblten btb^ettgeti 2Berfc. jebem ©inneSetnbrucf mttfpielenb. Sie 2Belt ift uns ge« färbt babttrcl). 2ötr haben bie ^roecfe unb bie SBettc ^memgelegt : wir haben eine ungeheure latente Äraftmaffe babutch in uns: aber tn ber Bergletchung ber SBerte ergibt ftch, bafi ßnt* gegengefeftfeS als mertsolt galt, baff stete ©ütertafeln ejcfc= fiierten (alfo nichts „an ftch" mertooll). Bei ber 2lnalt>fe ber etnjelnen ©ütertafeln ergab ftch ih** Slufftellung als bie Stufftellung öon ©ijfenjbebtngun* gen befchränfter ©nippen (unb oft irrtümlicher) : jur ©* hattung. Bet ber Betrachtung ber je^tgen Sttenfchen ergab ftch, bafi mit f ehr oerfchtebene 2öerturteile hanbffaben, unb ba§ feine fchöpfertfche Ätaft mehr bartn tjt, — bie ©runb* lajge : „bie Bebingung ber ©tfienj" fehlt bem moraltfchen Urteile jei3t. ©S tfi siet überflüfft'ger, es ift lange nicht fo fchmerähaft. — © mirb mtllf ürlich. ©ItaoS. 2öer fchafft baS $iel, bas über ber Sftenfchheit flehen bleibt unb auch über bem ©njelncn ? ©jemals mollte man mit ber SOforal erhalten: aber niemanb mtll fegt mehr er* hatten, es tft nichts baran ju erhalten. Üllfo eine oetfu* chenbe SÄoral: ftch ein 3iei geben. 172. Snmiefern bie ©elbflserntchtung ber SDtoral noch ein @tücf ihrer eigenen Straft tft. 2ötr Europäer haben baS Blut fotcher in uns, bie für ihren ©tauben geftorben ftnb; mir haben bie 3}?orat furchtbar unb ernft genommen, unb eS ift nichts, maS mir nicht irgenbmie geopfert haben. SlnbrerfettS: unfre geiftt'ge getnhett tft mefentlich burd) ©emtffenSotötfef* tion erreicht morben. 2Btr miffen baS „Söofnn ?" noch nicht, ju bem mir getrieben merben, nacbbem mir uns bergeftalt son unfrem atten Boben abgelöft haben. 3lber btefer Boben felbft hat uns bie Ära ft angejücfttet, bie uns fegt hinaus* treibt tn bie $erne, ins Abenteuer, burch bie mir ins Ufer* tofe, Unerprobte, Unentbecfte htnauSgeftogen merben, — eS bleibt uns feine 2Bght, wir müffen ©oberer fein, nachbem
«ötoraf. 3 . *P(jtlofopbte unb 'SKoral. 99 wir fern £anb mebt haben, wo mit betmtfcf; ftnb, wo wir „erhalten" möchten, Sin oerborgeneb 3ia treibt unb baju, bab ftärfer ift alb ade unfte 3tetnb. Unfte @t<ärEe felbft bulbet unb nicht mehr ttn alten, motfcf>en 23oben : wir was gen unb in bie SBeite, wir wagen unb batan: bie Sßelt ift noch reich unb unentbecEt, unb felbft Bugrunbgehen tft beffer alb halb unb giftig werben. Unfre ©tärEe felbft swingt unb aufb 2£>feer, bortbin, wo alle ©onnen bibber unterge* gangen finb: wir wiffen um eine neue 2Selt.... 173. SOZetrt @d)luf3 fa <3 ift: baß ber w t r J 1 1 cb e SOfenfcl) einen tuet höheren SBert barjWlt alb ber „wünfehbate" SWenfcb tt* genbetneb btbbettgen Sbeatb; baß alle „SBünfchbarEeiten" in ^tnftebt auf ben SSJJenfcben abfurbe unb gefährliche 2lub* febweifungen waren, mit benen eine einzelne 2lrt oon S9?enfch ihre ßrbattungbs unb SBachbtumbbebingungen über ber üDtenfcbbeit alb ©efei3 aufbängen möchte; baff febe jur tt* febaft gebrachte SBünfcbbarEett folcben Urfprungb btb je£t ben 2Bert beb SOfenfcben, feine $raft, feine JuEunftbgewtß* beit betabgebrüeft bat; baß bte SlrmfeltgEeit unb SBtnEel* SntelleEtualität beb Sftenfcben ftcb am metften bloßflellt, auch b^tf noch, wenn er wünfebt; baß bte gäbigfeit beb Sföenfcben, SBerte anjufegen, bisher ju ntebrig entwicEelt war, um bem tatfäcblicben, nicht bloß „wünfebbaren" 2Ber* te beb SO?enfcben gerecht ju werben; baß bab Sbeal btb jel3 t bte eigentlich weit* unb menfcfwerleumbenbe straft, ber ©tftbaueb über ber Btealitcit, bte große SSerfübrung jum 9ttcbtb war... 3. 'ßffffofopljie unb 'JTtorat. 174. Sitrcb moraltfcbe Jpinterabftcbten ift bet @ang ber ^b> ; lofopbit bibber am metften aufgebalten worben. 175. S)tan bat su allen Beiten bie „febönen ©efüble" für 2lt* gumente genommen, ben „gehobenen 23ufen" für ben SSlafe*
100 krittf fcer fj 6 d) ft ni bisherigen ©erfe. batg ber ©otthett, bte Überzeugung als „krtterium ber SBahrheit", baö SZebürfntS beS ©egnerS als gtagejetctyen jur SBeiSheit: biefe galfcbheit, galfchmünzeret geht burd) bte ganze ©efchkhte bet ^^tlofop^te. 2)ie achtbaren, aber nur jpätltcften ©EepttEer abgerechnet,, zeigt ftch nirgenbS ein 2fn= fimEt öon intetteEtuelter £Üecf)tfcE>af fenfiett. , 3ute(3t hat noch kant in aller Unfchulb btefe SenEerEorruptton mit bem begriff „praEttfche SSernunft" zu bermiffenfchaftlichett gefucht: er erfanb eigens eine Vernunft bafür, in meieren gälten man ftcf> nicht um bie föernunft zu Eämmern brauche: nämtich wenn bas 23ebürfntS beö jherzenb, wenn bte Sftorat, menn bte „Pflicht" rebet. 176. fDte ^hüofoph^ fittb eingenommen gegen ben ©djein, ben SBechfel, ben ©cljmerz, ben £ob, bas körperliche, bie ©inne, baö ©chicEfat unb bie Unfreiheit, baS JmecElofe. ©ie glauben 1. an bte abfotute (MenntntS, 2. an bie Sr* Eenntniö um ber ©rEenntntö mitten, 3. an bte Xugenb unb ©tücE tm 33unbe, 4 . an bte ©rEennbarEeit ber menfchlichen Jpanblungen. @te ftnb bon tnfitnEtmen SBertbejUmmungen geleitet, in benen ftch frühere kutturzuftänbe fptegetn (ge; fährttchere). 177. 2)afj nichts sott bem mahr tjl, maö ehemals als maftr galt — maö als unhetltg, berboten, beräcfjtttch, berhängntö* bolt ehemals berachtet mürbe — : alle biefe SSlunten mach ; fen heut am lieblichen ipfabe ber SBahrhett. Dtefe ganze atte Sftoral geht uns nichts mehr an: eö ift ; Eetn 25egrtff bartn, ber noch Sichtung serbiente. 2öit hüben fte übertebt, — mtr finb nicht mehr grob unb naib genug, um tn btefer SBetfe uns belügen taffen zu müffen.... 2tr= tiger gefagt: mir finb zu tugenbbaft bazu.... Unb menn Söahrheit im atten ©inne nur beStjatb „SBahrhett" mar, meit bte atte SDZorat zu ihr ja fagte, ja fagen burfte: fo folgte batauS, baff mir auch feine SBatjrhett bon ehebem mehr nötig haben.... Unfet kritertum ber SBahrheit tft
SERorat. 3 . ^Vfjitofopfjü uttb iO? oral. 101 burcfjauS nicht bte SDioralttat: wir miberlegen eine 25e* ^auptung bamtt, baff mir fie als abhängig t>on bet Sttoral, als infpiriert burd) eble ©efühle bemetfen. 178. Sille btefe SBerte ftnb emptrtfch unb bebtngt. Slber ber, ber an ftc glaubt, ber fte öerehrt, mtll eben btefen @hctraE* ter nicht anerEennen. £)ie ^)b^°f°Pb e n glauben allefamt an btefe SSerte, unb eine §orm ihrer 33erefmmg mar bte 25e= müfmng, aus ihnen a priori-Söahrhetten gu machen, ^alfchenber @h<maEter ber Verehrung.... _ 2)te Verehrung ift bte h°h e fProbe ber tntelleEtuellen Sftechtfchctffenhett; aber es gibt in ber ganzen ©efcf>ichte ber ^hilofophte Eeine intelleEtuelle Stechtfchaffenfteit, — fon= bern bie „Siebe gurn ©uten".... ©er abfolute Mangel an Sftethobe, um ben SÖert btefer SSerte gu prüfen; gmettenS: bte Stbneigung, btefe SSerte gu prüfen, überhaupt fte bebtngt gu nehmen. — 5öet ben Slioralmerten Eamenalle antimtff enfcf>a f1 1 t ch e n Snjltnrte gufammen in betracht, um hier bte SStffenfcfKtft auSgu* fchltefjen.... 179. ©egen bte erEenntniStbeoretifchen ©ognten tief nti§= trautfch, liebte ich «ö, halb aus biefem, halb aus jenem §ett* fter gu blicEen, hütete mich, mich barm feftgu fegen, hielt fie für'fchäblich, — unb gutegt: ift es mahrfchetnltch, baff ein SSerEgeug feine eigene £augltci)Eett Erttifteren Eann?? — SSorauf ich acht gab, mar »telmehr, bafj niemals eine er* EenntntStheoretifche ©EepfiS ober ©egmattE ohne hinter* gebanEen entflanben ifi, — bafj fte einen SBert gmeiten StangeS hat, fobalb man ermägt, maS im ©runbe gu bte* fer ©tellung gmang. ©runbeinftcbt: fomohl Xiant, als Jpegel, als ©chopem hauer — fomohl bte ffeptifcO*epocf)iftifcf)e Haltung, als bte htfiortfierenbe, als bte pefftmiftifche — ftnb moralifcfven UrfprungS. Sei) fah ntemanben, ber eine ÄrtttE ber mo* raltfchen SSertgefühle gemagt hätte: unb ben fpärltchen
102 .ftrittf bet ^6d)fteu bib^ertgen SBevte. Verfucfjen, ju einer (SntfiehungSgefchichte biefer ©efühle ju Fommen (wie bet ben englifchen unb beutfehen Darwtniften) wanbte tef) halb ben StücFen. — ©ie erFlärt ficf> ©ptnojaS ©tellung, feine Verneinung unb SHblehnung ber moralifchen ©erturteile ? (<5s war eine $om feguenj feiner Vbeobicee!) 180 . Die brei grofjen Vaioitäten: CfrFenntniS als Spittel jum ©lücF (als ob....), als Mittel jur Vugenb (als ob....), als VJtttel jur „Verneinung beS Sehens", — infofern fie ein Mittel jur önttäufefiung tft — (als ob....) . 181 . 3,'tn ©ruttbe tft bie Vforat gegen bie ©tffenfehaft f einb= lieb geftnnt: febon ©oFrateS war bteS — unb jwar beShalb, weil bie ©tffenfehaft Dinge ais wichtig nimmt, welche mit „gut" unb „böfe" nichts ju feftaffen haben, folglich bem ©efühl für „gut" unb „böfe" @ewtcf)t nehmen. Die ©o* ral nämlich will, bafj ihr ber ganje Vtenfcfj unb feine ge« famte ätraft ju Dienften fei: fie hält eö für bie Verfchwem bung eines folchen, ber jum Verfchwenben nicht reich ge= nug ift, wenn ber Vienfch ftch ernftltch um fpflanjen unb ©terne Fümmert. Deshalb ging in ©rtechenlanb, als ©o# FrateS bie $ranFhett beö VJoraltfterenö in bie ©tffenfehaft eingefchleppt hatte, eö gefchwinbe mit ber ©iffenfchaftfich* Feit abwärts ; eine Jjpöhe, wie bie in ber ©eftnnung eines DemoFrtt, Jjpt’ppoFrateS unb £fmtbbtbeö, tfl nicht jum jwei* ten Vtale erreicht worben. 182 . Das tft aufjerorbentltcf). ©tr ftnbett »on Anfang ber grie? chifchen ^>^ibofop^te an einen Äarnpf gegen bie ©tffenfehaft, mit ben Mitteln einer SrFenntniStheorte refpeFtwe ©FepftS: unb woju? Smmer jugunften ber VJoral.... (Der #a§ gegen bie sphbfiFer nnb iErjte.) ©oFrateS, 2lrifttpp, bie V?e- gart'Fer, bie -tyniFer, SpiFut, ipprrho — ©eneralanfturm gegen bie (frFenntmS jugunften ber VJoral..,. (Jpafj auch
9Jtov<tl. 3. ^ftitofopftte ttttb $Ror«(. 103 gegen bte DtaleEttE.) bletbt etn Problem: fic nähern ftcb ber ©opbiftiE, um bte ©iffenfcbaft loöjuwerben. 2lnberer= feitb ftnb bte $%ftEer alle fo wett unterjocht, um baö Schema ber SBabrbett, beb wahren ©einö in ihre gunbamente auf« junebmen: jum SScifpiet ba$ 2ltom, bte »ier Elemente (3ups tapofttton beö ©etenben, um bte SSiet^ett unb SSeränbe* rung ju erElären —). SSeracbtung gelehrt gegen bte DbjeEs tiottät beO Sntereffeö: SftöcEfe^u ju bem praEttfcben 5n ; tereffe, jur fj)erfonalnüf}ltcbEett alter ©rEenntntö.... Der jlampf gegen bte fffiiffenfcbaft richtet ftcb gegen 1. beren fpatboö (DbjeEtiüität), 2 . beren Mittel (ba$ betfjt gegen beren 9lüi3licbEett), 3 . beren Stefultate (alö Etnbifcb). @0 ift berfelbe Äampf, ber fpäter wteber oon ©eiten ber Strebe, tm tarnen ber grömmigEett, geführt wirb: fte erbt baO ganje anttEe Slüftjeug jum Kampfe. Dte @rEennts niötbeorie fptelt habet biefelbe Stolle wie bet $ant, wte bet ben Zubern.... SDtan will ftcb nicht barutn ju beEümmern haben: man will freie äbanb behalten für feinen „SSeg". SSogegen wehren fte ftcb eigentlich ? ©egen bte Serbinb* lichEeit, gegen bte ©efeijltcbEett, gegen bie Nötigung Jpanb in Jpanb ju gehen — : tch glaube, man nennt baö greis bett.... Darin brücft ftcb bte decadenee auö : ber SnjtinEt ber ©olibarttät ift fo entartet, baff bie ©olibarität alb Dp raus net entpfunben wirb: fie wollen Seine Slutorttät, Seine ©os Itbaritat, Seine Stnorbnung in Sletb unb ©lieb ju unebler £angfamSett ber Bewegung, ©te buffen baO ©chrtttwetfe, baö Dempo ber Söiffenfchaft, fie buffen bas Sttcbtsanlangens wollen, ben langen 2ltem, bte fperfonultnbtfferenj beö wtf* fenfchaftltchen SRenfchen. 183. Die ©opbtften ftnb nichtö weiter atö Slealtften: fie fors multeren bte allen gang unb gäben SÖerte unb ipruEttEen jum Slang ber Serte, — fte buben ben SOlut, ben alle ffctrEen ©elfter buben, um ihre Unmoralität ju wtffen.... ©laubt man tnelletcbt, buff bte Eletnen grtecbtfcben gret*
104 Äriftf ber 6 6 dh ft e n btbfKrigeit SSerte. fläbte, welche [tc^ oot 2öut unb (gtferfuc^t gern aufgefteffen hätten, non menfcbenfreunblicben unb recf>tfcf>affenen ^priw jipien geleitet mürben? 3)?ad)t man melleicftf bem Zfyufyt bibeb einen 23orwurf aub feiner Siebe, bie er ben athenifchen ©efanbten in ben SJlunb legt, alb fie mit ben Leitern über Untergang ober Unterwerfung oerhanbetn ? inmitten btefer entfegltchen (Spannung oon ftugenb ju reben, mar nur oollenbeten £artüffb möglich — ober 21 b* feitbgefellten, Cnnfieblern, Flüchtlingen unb 2luömam berern aub ber Realität.... 2ltleb Seute, bie negierten, um fefber leben ju Eönnen — Sie (Sophtflen waren ©riechen : alb «Sofrateb unb ^lato bie gartet ber £ugenb unb ©erecbttgfeit nabmen, waren fie 2ruben ober ich weifj nicht wab — . Sie Xafttf ©roteb jut SSertefbigung ber Sophtfien ifi falfcb: er will fie ju Ehrenmännern unb SDloratftanbarten erbeben, — aber ihre Ehre mar, feinen (Sdhwtnbel mit grofjen 2Borten unb Xu« genben ju treiben.... 184 . inwiefern bie Sialeftif unb ber ©laube an bie Vernunft noch auf moralifcben SSorurteilen rubt. 23ei $>lato finb mir alb einfhnaltge 25emobner einer intelltgiblen 2öelt beb ©uten noch im S5eft§ eineb Skrmächtniffeb jener ^ett : bie göttliche Sialeftif, alb aub bem ©uten fiammenb, führt ju allem ©uten ( — alfo gleicbfam „jurudf" —) . 2tucf> Seb* carteb hatte einen 23egrtff baoon, baff tn einer chrtfllich^mo^ raltfcben ©runbbenfmeife, welche an einen guten ©ott alb (Schöpfer ber Singe glaubt, bie SBahrhaftigfeit ©otteb erft unb unfre (Sinneburteile oerbürgt. 2lbfeitb oon einer re^ Itgiöfen (Sanftion unb 23erbürgung unfrer (Sinne unb S5er= nünftigfett — woher füllten mir ein Stecht auf SSertrauen gegen bab Safein haßen! Safi bab Senfest gar ein SDlajf beb Söirflichen fei, — baff, mab nicht gebacht werben fann, nicht t ft, — ift ein plumpeb non plus ultra einer moraln fttfehen 23ertrauenbfeligfett (auf ein effenttelleb -SSahrheitb* prin^ip im ©runb ber Singe), an ficf> eine tolle föehaup*
“33t oral. 3. ^ ^ tfo f dpf>ic mit»331oral. 105 tung, bet unfte (ürfafmung tn jebern Stugenbh'cf miberfpttcht 2Btt tonnen getabe gar nichts benEen, tnmiefern es tft., .. 185. Sie grofje ©ernunft tn alter Srjtefmng jur SOtoral mar immer, ba§ man fyiet bie Sicherheit eines SnftinEtS ju erreichen fucfjte : fo baff meber bte gute 2lbficht noch bte guten Mittel als folc^e erft ins 83emufftfetn traten. ©o mte ber ©olbat eterstert, fo follte ber Sftenfcf) hanbeln lernen. 3n ber Sat gehört btefeS Unbemufftfetn ju jeber 2lrt SMlEotm menheit: felbft noch ber SttaihemattEer hanbhabt feine $oms btnattonen unbewußt. .. . 2öaS bebeutet nun bte OteaEtton beS ©oErateS, meiner bte SialeEtiE als 2Beg jur £ugenb anempfahl unb fielt bar* über luftig machte, menn bie SOZoral ftd) nicht logifch ju rechtfertigen muffte?.... .ülber eben baS Seigere gehört ju ihrer ©üte, — ohne Unbemuffthett taugt fie nichts!.... ©cham erregen mar ein notmenbtgeS Attribut beS SöollEorm menen!.... GÜS bebeutet ejcaEt bte Sluflöfung ber grtechifchen 3n= fünfte, als man bie SJemetSbarEett als SSorauSfe^ung ber perfönlichen StüchttgEeit in ber Xugenb ooranftelite. GtS ftnb felbft £t)pen ber Sluflöfung, alle btefe großen „%u? genbljaften" unb SÖortemacher. In praxi bebeutet eS, bafj bie moralifchen Urteile auS ihrer SSebingtheit, aus ber fie gemachfen ftnb unb in ber allein fie ©tmt höben, aus ihrem griechtfchen unb gttechtfch* polttifchen ©runb unb 25oben auSgertffen merben unb, unter bem 2lnfchetn non ©ublimterung, entnatürltcht met* ben. Sie großen 95egrtffe „gut", „gerecht" merben loSge- macht tton ben SforauSfegungen, ju benen fie gehören, unb als frei gemorbene „Sbeen" ©egenftänbe ber SialeEtiE. 33tan fucht hinter ihnen eine Söaftrlteit, man nimmt fie als Güntttäten ober als Reichen tton Entitäten : man erhieltet eine SBelt, mo fie ju Saufe ftnb, mo fie ItetEommen.... In summa: ber Unfug ift auf feinet ©pt&e bereits bei gjlato .... Unb nun hatte man nötig, auch ben abftraft*
106 . t trifi? ber f)8dhftett bt^^ertfle« Sette. oollEommenen STOenfcben ^tnju ju erftnben: — gut, ge* rec^t, weife, DtaleEtiEer — Eurj, bte Sogelfcbeucbe beb antiEen ^^tlofop^ett: eine spflanje, aub febem SBoben lob* gelöjl; eine SttenfcblicbEett ofme alle befitmmten regulieren* ben ^nfltnftc ; eine Dugenb, bte ftcb mit ©rünben , ,be* weift". Dab oollEomtnen abfurbe „^nbwtbuum" an ficf> I bte Unnatur böcbften Slangeb.... Äurj, bte Güntnatürlicbung ber äftoralwerte batte jut $on* fequenj, einen entartenben itppub beb SUenfcben ju fcfaf* fett, — „ben ©Uten", „ben ©tücElicben", „ben SBeifen". — ©oErateb tft ein Moment ber ttefften fperoerfttät t'n ber ©efcbkbte ber 2öerte. 186, ^biEofopbte alb bte Ämt ft, bte SBabrbett ju »entbecEen : fo nach 2lrtftoteIeö» Dagegen bte ©piEuräer, bte fid) bte fett* fualijttfcbe Stbeorte ber (JrEenntnib beb Sllriftoteleb junu^e machten : gegen bab ©neben ber SBabrbett ganj t'rontfcb unb ablebnenb; „^bttofopbie als eine Hunft beb Sebenb". 187. Jpegel: feine populäre ©eite bie Set>ve oom Ärteg unb ben großen Scannern. Dab Stecht tft bei bem Siegreichen : er fieltt ben gorifebritt ber SJtenfcbbeit bar. SSerfucb, bie ^»errfebaft ber Sftoral aub ber ©efebtebte ju beweifen. $ant : ein Stetcb ber moraltfcben SBerte, unb entjogen, un* ftcbtbar, wirElicb* jpegel: eine naebwetbbare CsntwicElung, ©tebtbarwerbung beb moraltfcben Sietebb. 2öit wollen unb mebet auf bte ätantfebe noch #egelfcbe Kanter betrügen taffen: — mir glauben nicht mehr, tote fie, an bte Sttoral unb haben folglich oud) Eet'ne ipb'lofopbiett ju grünben, bamtt bte Sftoral recht behalte, ©owobl ber • Srttijibmub alb ber ^>iftortjibmub fyat für unb nicht bar in feinen Stetj : — nun, welchen bat er benn ? — 188. SD? oral alb b ö cb fl e 2lbwertung. — gntwebet tft unfre 28elt bab SBerE unb ber SlubbrucE (ber modus) ©otteb : bann
SToraL 4 . 9)f>Üofopf)u uttb ^Btffettfcbaft 107 muß fte böcbft öottFommen fern (©cfjtufj Setbntjenö....) — unb man jweifette nicht, waö jur SMtFommenbett ge; höre, ju wtffen — , bann Fann bas S3öfc r bas Übel nur febeinbar fern (rabiEater bet ©ptnoja bte begriffe ©ut unb 25öfc) ober muß auö bent böebfien %we <£ ©otteö ab; geleitet fein (— etwa als goige einer befonberen @unft= erweifung ©otteö, ber jwtfcben ©ut unb 23öfe ju wählen er; laubt: baö fprwtlegium, fern Automat ju fetn; „^retbett" auf bte ©efabr bin, ftcb ju »ergreifen, falfcb ju wählen.... jttm 23etfpt'el bet ©impltctuö im ibommentar ^u ßpiftet). Sb er unfere 2Öelt tfi unoollFomtnen, baö Übel unb bie ©ebulb ftnb real, ftnb beterminiert, finb abfolut ihrem 2Be; fen inhärent; bann Fann fie nicht bte wahre 2Selt fein: bann tft GrEenntntö eben nur ber 2Beg, fie ju »erneuten, bann tft fie eine SBertrrung, welche alö SSertrrung erfannt werben Sann. Steö tft bte Meinung ©cbopenbauerö auf ©runb ^antifeber i8orauöfe(3ungen. 9tocb befperater ^3aO; cal: er begriff, bafj bann auch bte (Menntntö Eorrupt, ge; fälfebt fein muffe, — baff Offenbarung not tue, um bie 28ett auch nur alö »erneinenöwert $u begreifen.... 189. Sfticbtö tft fettener unter ben ^bttofopben als tntelleE; tuette Stechtfcbaffenbeit: ötelletcbt fagen fie baS ©egen; tet’t, oielletcbt glauben fie eb fetbfi. " 2Iber tbr ganjeö öjanb; wer? bringt es mit ft’cb, baff fie nur gewiffe SÖabrbet'ten ju; taffen ; fie wtffen, waO fie beweifen müffen, fie erfennen ftcb beinahe baran als fpbitofop^en, baß fie über biefe „2öabr; beiten" einig ftnb. Sa ftnb jum 93etfpte( bte moratifeben Söabrbetten. Stber ber ©laube an Sltorat ift noch Fein 25e; weiö oon SOloratität : eö gibt galle — unb ber galt ber <Pbifof°Pben gehört hierher — , wo etn foteber ©taube ein; fach eine Unmoralität tft. 4- "ß fyttofopfne unb ^fffenfdjaft. 190. Sch muß baö febwierigfte 3beat beö ^bttofopben aufftellen. Saö Semen tut’ö nicht! Ser ©elebrte ift baö
108 Jvt'iftf ber bSchftett bisherigen Sßerfe. Jperbentter tm Dietere bet (Menntntö, — welcher forfebt, wett eö tbm befohlen unb oorgemaebt worben ijt. — 19 t. SIbetgiaube übet ben optjert : 23etwecbfiung mit bem wtffenfcbaftlicben 9)?enfcben. 2Uö ob bie SSerte in ben ©tngen flechten unb man fte nur feftjubaiten hätte ! Snrotefetn fte unter bet ©nflüfierung gegebener SBerte ,fors feben (tbt ibafj auf «Schein, Seih ufw.). Schopenhauer tn betreff ber SDiorai (Jg>obn über ben Utitttariömuö). 3ulef$t gebt bie fßetweebfiung fo weit, baff man ben ©atwtntömuö aiö ^J^itofop^te betrachtet : unb fegt ift bte Jperrfcbaft bet ben totffenfcbaftlicben äftenfegen. Slucb bte gtanjofen wte %atne ftteben ober meinen ju fuegen, ohne bie SSertmaffe febon ju haben. ©te Dltebermerfung »or ben „gacten", eine 2trt jfuituö. Xatfacgitcb oetmegten fte bte beftebenben Söertfcgägungen. (ErElärung btefeö fWtfwetficinbniffeö. ©et 25efebtenbe entftegt feiten; er mifibeutet ftcb feiber. SOian will buregs auö bte 2lutoritat non ftcb ctbiebnen unb tn bte Umftänbe fegen. — 3n ©eutfegianb gehört bte Scgägung beö Iritis ferö tn bte ©efebiegte ber erwaegenben 2)iännh'cbfett. 2ef= fing ufw. (Dlapoleon über ©oetge). Xatf acht ich tfi btefe 25 e= wegung bureb bte beutfebe OfomanttE wiebet rückgängig ges macht: unb ber 3iuf ber betttfeben ^btofopb^ Sejiebt ftcb auf fte, aiö ob mit tbt bte ©efagr ber SEepfiö befettigt fei unb ber ©taube bemtefen werben Eönne. 2© Jrtegei kulminieren betbe ftenbenjen: im ©runbe oeraügemetnert er bte Xatfacge ber beutfegen Jkrittk unb bte £atfacge ber beutfeben SfomantiE, — eine 2lrt »on btaiefttfegem gata= Itömuö, aber ju (fgren beö ©etfieö, tatfaegiteg mit Unters werfung beö ^gtiofopgen unter bte äBttkUcgkett. ©er ÖÜris tiker bereitet oor: nicht mehr! ©itt Schopenhauer hämmerte bte Aufgabe beö spgtiofos pben: baff eö ftcb um eine 23efh'mmung beö SSerteö banbie : immer noch unter ber Jrtettfcgaft beö Qätbämoniös muö. ©aö fybeai beö 9)efftmtömuö.
SJtoral. 4. ' Pfjtlofopljte unb SSifftnfdjaff. 109 192. Problem beö ^^tlofoppert unb beö wt'ffenfcbaft* liehen SDtcnfchen. — ©nflufj beö Sllterö; bepreffioe ©es wohnhetten (StubenfwcEen ä la Äant; Überarbeitung ; um juretcbenbe Ernährung beö ©ehttnö; Sefen). ©efentltcher: ob nicht etn decadence-Spmptom fcbon in ber Stiftung auf folcbe 2lllgemeinhett gegeben ift; SbfeEttöttät alö •Jötllenöbiögregation ( — fo fern bleiben Eönnen....) . Steö fegt eine grofje Slbtaphorte gegen bie ftarEen Srtebe »orauö : eine 2trt Sfolation, Sfuönahmeflellung, SBtberftanb gegen bie Stormaltrtebe. Sppuö: bie 2oölöfung non bet Jjhetmat; in immer weu tere Greife ; ber waciffenbe @;ottömuö ; baö Stummwetbett ber alten Smperatwe ; gar biefeö beftanbige Stagen „wohin?" („©lücE") ift ein ^tkfym ber jrterauölöfung auö Srgantfattonöformen, Jrtetauöbruch. Problem: ob ber mtf f enf c^af tltcf>e 9)tenfch eher noch ein decadence-Spmptom ift, alö ber ^h>i°f 0 Ph • — er ift alö ©anjeö nicht loögelöft, nur etn Keil oon thm ift ab= fotut bet GfrEenntniö geweiht, breffiert für eine CfcEe unb Opti? — , er hat hier alte Sugenben einer ftarEen Staffe unb ©efunbhett nötig, grofje Strenge, 3MnnltchEett, $lug; heit. (Er tft mehr etn Spmptom fwhrr ©ielfachhett ber Kultur, alö oon beten SftübtgEeit. Ser decadence-©elehrte ift etn fchlechter ©etehrter. Söährenb ber decadence-^h«' lofoph, btöher wenigftenö, alö ber tppifche iphtfofoph galt. 193. Ste pfpchologtfchen ©erwechftungen: — baö ©em langen nach ©lauben — oerwechfett mit bem „Söilten jut Söahrheit" (jum Söeifpiel bet (Earlple). 2lber ebenfo tfi baö ©erlangen nach Unglauben oerwechfelt worben mit bem „SBitlen jur SBahrhcit" ( — ein ©ebürfnt'ö, loöjuEorm men oon einem ©lauben, auö fmtibert ©rünben : Stecht ju befommen gegen irgenb welche „©laubigen"). 2Baö im fpiriert bte SEeptiEer? Ser Jpafj gegen bte Sogma; tiEer — ober etn Stuhebebürfniö, eine SttübigEeit, wie bet ^)t)rrho.
HO Ävitif ber Ijöcbfteti 6t Stetigen Söerte. Die Vorteile, welche man oon bet* 2öabrbett «wartete, waren bte Vorteile beS ©laubenS an ftc : — an ficb nämttcf) fönnte ja bte SQafirfteit burcfwuö peinlich, fcbäbltcb, öer= bängntSöoll fein — . Sftan bat bte „2Baf>rf)ett // aud) nur tutebet' beüämpft, als man Vorteile ftcf> uont ©iege »et* fptacb, — jum S3etfptel gxetbett öon ben f>errfcf)enbert ©es malten. Die SDJetbobt? ber SSabrbett tfl nicht aus Sttotmen ber Söabrbett gefttnben morben, fonbern aus SDJotiuen ber SUacbt, beS ÜbetlegensfetnsmollenS. 2'ßomtt b c tu e t ft ftcb bte SÖabrbett ? SDiit bem ©efübl ber erbebten Sttacbt — mit ber 9Wtglicb?eit, — mit ber Um entbebrltcbfett, — furj, mit SSorteilen (namltcb ffiorauS; fegungen, meldet 2lrt bte SBabrbett befcbaffen fern feilte, um son uns anerfannt ju merben). 216er baS tjl etn 23 or* urteil: etn Beiden, baff es ftcb gar rttebt um ©ab^bett banbeit.... 2BaS bebeutet jum SSetfptel ber „Sötlle jut Sßabrbett" bet ben ©oncourts? bet ben 9laturalifien? — ÄrttiF ber „Dbi’eftwitcit". SBatutn erlernten : matum ntcbt lieber ftcb taufeben'?,... 2öaS man mollte, mar immer ber ©laube, — unb ntcbt bte ©abrbett.... Der ©laube mirb bureb entgegengefegte Mittel gefcl>affen als bte Sttetbobtf bet gorfebung — : er fehltest legiere fetbft aus — 194. Das Problem beS ©ofrateS. — Die betben ©egen# fäge: btetragtfcbe ©efinmtng, bie fofrattfebe ©efinnurtg, — - gemeffen an bem ©efeg beS SebenS. Snmtefern bie fofratifege ©eftnnung etn Phänomen ber deeadence tfh inwiefern aber noch eine ftarfe ©efunbbeit unb Äraft tm ganjen JpabituS, in ber Dialefti? unb £ücb# tigfett, ©traffbeit beS miffenfcbaftltcben SD?ettfcf>en fiel; jetgt ( — bte ©efunbbeit beS Plebejers ; beffen Bosheit, esprit frondeur, beffen ©ebarffinn, beffen Äanatlle au fond, tm Baum gebalten bureb bte Älugbett; „bäfltcf/O-
3)toral. 4. ^(jtlofop&ü uitb SBiffenfcfiaff. Hl 33erhäfjlichung: 2)te ©elbfberhöbmmg, bte btaleEttfche £)ütre, bte Klugheit als Xptann gegen ben „Xptannen" (ben SnftinEt). SS ift dies übertrieben, erjentrifch, Start* Eatur an ©oErates, ein buffo mit ben SnftinEten SSoltaireS im £etbe. (£t entbecEt eine neue 2Ert 2lgon; er tfE ber erfte gecbtmetfier in ben »ornebmen Greifen SlthenS ; er vertritt nichts als bte bö^fte Klugheit: er nennt fie „£ugenb" (— er erriet fie otö Rettung: es ftattb ibm nicht frei, Elug ju fein, er mar es de rigueur); [ich tn ©emalt haben, um mit ©rünben unb nicht mit Ülffecten in ben Äampf ju treten (— bte £ i ft beb ©pt'noja, — baS 2lufbröfeln ber 2lff eEt* irrtümer) ; — entbecEen, bafj ber 2lffeEt unlcgifch projebiert; Übung in bet ©elbffoerfpottung, um baS WanEünegefühl in ber Söurjel ju fchäbtgen. ^ch fuche ju begreifen, aus melchen partiellen unb tbt'ofpn* Eraftfchen ^uftänben bas foErattfche Problem ableitbar tft: feine @(etchfei3ung »on Vernunft = Xugenb = ©lücE. SWit biefem Slbfutbum oon SbentitätSlehre bat er bejaubert: bte antiEe ^h^fophie Eam nicht mtebet baöon los.... Slbfoluter Mangel an objeEtioem Sntereffe: Spaf; gegen bie SStffenfchaft: SbtofpnErafte, fich felbft als Problem ju fühlen. SlEufitfche Jpallujinationen bet ©oErateS : motbtbeS ©ement. SWtt SWoral fich abgeben, miberfieht am meiften, mo ber ©etfi reich unb unabhängig tft. 2öte Eommt eS, baff ©oErates SW otal*SWonoman tft ? — 2llle „praEtifthe'^hi* lofophie tritt in Wotlagen fofort tn ben S3orbergrunb. SWotal unb Religion als Spauptintereffen ftnb WotftanbSjeichen. E95. — 2)te Klugheit, Spelle, Jpärte unb Sogtjttät als SBaffe miber bte SBilbhett ber Triebe. geltere müffen gefähr* lieh unb untergangbrohenb fein: fonffc hat eS Seinen ©tnn, bte Klugheit bis ju btefet Xprannet auSjubtlben. 2luS bet Klugheit einen Xprannen machen: — aber baju müffen bte Triebe £prannen fein. Dies baS Problem. — (SS mar fehr jettgemäi bamals. Vernunft mürbe = Xugenb = ©lücE.
112 Äritif ber I)6diften btöberigeu 2Bme. 2öfung: Die grtecbifd)en ptniofophen fielen auf bet gleichen ©runbtatfache pret inneren Erfahrungen träte ©o= Erateö : fünf ©chritt weit oom Qcrje§, non ber Anarchie, oon ber Sluöfchtoeifung, — aUeö decadence-Ptenfchen. ©ie empftnben ihn als ülrjt: SogtE atö SBifie jur Ptacfft, jur ©eibfibetrfebaft, jnm „©iücf". Die 2Bi(bf)ett unb 9(natcf)te ber SnfHnBte bet ©ofrateö tffc etn decadence-©t)mptom. Die ©uperfötatton ber SogiC unb ber SSernunfthefligEeit tnö= gleichen. 23eibe ftnb Slbnormttäten, betbe gehören juetn? anber. Ärittf. Die decadence oerrät fich in btefet ptäoEEtts pation beö „©iücfs" (baö ^ei§t beö „Detiö ber ©eele", baö hetfjt, feinen fjuftanb alö ©efaffr empftnben). SheSnna* ttörnuö beö Sntereffeö für „©iücE" jetgt bie Pathologie beö Untergrunbeö : eö toar ein Sebenöintereffe. 3Sernünftig fein ober jugtunbe gehen toar bie Sllternattoe, oor ber fie alle jtanben. DerPtoraliömuö ber gttecbtfcben Phüofophen jetgt, bafi fie [ich in ©efahr fühlten.... 196 . Die eigentlichen Phifofophen bet ©riechen ftnb bie oor ©ofrateö (— mit ©oHrateö oeränbert fich ettoaö). Das ftnb atfeö oornehme perfonnagen, abfeitö fich ftellenb oon 5BoIE unb ©itte, gereift, ernft bis jur DüfterEeit, mit lang: famem 2tuge, ben ©taatögefebäften unb ber Diplomatie nicht fremb. ©ie nehmen ben SBeifen aüe gtofjen .Äonjep= tionen ber Dtnge oortoeg: fie ftellen fie felbet bar, fie bringen fich in ©pftem. Pichtö gibt einen höheren begriff oom griechtfchen ©eifi, aiö btefe plögltche gruchtbarfett an Dppen, alö btefe ungewollte SMlftänbigEett in ber 2lufjW* lung ber großen PtöglichEetten beö phiiofophifchen Sbealö. — Sch fehe nur noch eine originale gt'gur in bem kommen« ben: einen ©pätüng, aber notmenbtg ben legten, — ben Pihiliften Pprrho: — er hat ben Snflinft gegen atleö baö, toaö tnjwtfchen obenauf geEommen war, bie ©ofrattfer, ptato, ben 9Irttftenoptimiömuö ^»eraflitö. (pprrho greift über protagoraö- ju DemoErit jurücE....)
fNorat. 4 . spOilofopijtc uitb SBiffenfcbaff. U3 Sie meife sRübigfett: ipgrrbo. Unter ben fiebrigen te? ben, niebrig. Äetn ©tolj. 2Xuf bte gemeine 2trt leben ; ehren unb glauben, maö alte glauben. Stuf, ber Jput gegen SiSiffen? fc^aft unb ©eift, auch alleö, maö bläht.... Einfach: unbe? fcbretbltcb gebulbtg, unbefümmert, mtlb. änä&eia, mehr noch iTQctvTijg. ©in 23ubbf)ijl für ©rtecbenlanb, jmtfcbett bem Äurnult ber ©cfrnlen aufgemacbfen ; fpät gefommen ; ermübet; ber ^Jrotefl beö Rtüben gegen ben Sifer ber Dia? leftifer; ber Unglaube beö Rtüben an bte SEBidfjttgfeit aller Dinge. @r fyat Slleranber gefeben, er l;at bie inbtfcben SSüfjer gefeben. Stuf folcbe ©päte unb Raffinierte mtrft alleö Rtebttge, alleö 9Irme, alles ^biotifcbe felbfl t>erfübre= rtfcb. Daö narfotifiert: baö macht auöjlrecfen CPaöcal). ©te empfinbett anbrerfettö, mitten im ©emtmmel unb »er« mecbfelt mit febermann, ein ment'g ffiärnte: fic bähen fJöärme nötig, btefe SDJüben. . .. Den Sötberfptucb über? mtnben ; fein ©ettfampf, fein ©ille jur Sluöjetcbnung : bie grtecbifcben Snffinfte »erneuten. (fpprrbo lebte mit feiner ©cbmeflet jufammen, bie Hebamme mar.) Die 3öeidf;ctt »erfletben, baff fie nicht mehr auöjeicbnet; if>r einen Riantel »on ülrmut unb Sumpen geben ; bie niebrt'gften SSerricbtun? gen tun: auf ben Sßarft geben unb 93ltlcbfcbmetne »er? laufen,... ©üfjigfet't; Jpelle ; ©leicbgültigfeit ; feine Äugen? ben, bie ©ebärben brauchen : ftcb auch in ber Äugenb gleich^ fegen: legte ©elb|lübermtnbung, legte ©leicbgültigfeit. ... ^prrbo, gleich ßptfur, jmei formen ber grtecbifcben de- cadence: »ermanbt, im .fbafj gegen bte Dialeftif unb gegen alle fcbaufptelerifcbenÄugenben — betbeö jufammen bieff batnalö ^3f)ilofopf)ie — ; abftcbtltcb baö, maö fie lieben, nteb? rtg acbtenb ; bie gemöbnltcben, felbft »erachteten Rauten ba= für mctblenb; einen ^uflattb barftellenb, mo man meber franf, noch gefunb, noch lebenbtg, noch tot tft.... Cptfitt ttaioer, tbplltfcber, banfbarer; ^prvbo gereifter, »erlebter, ntbiltfHfcber .... ©ein Sehen mar ein ^rotefi gegen bie gröjfe Sbentitätölebre (@ I ti <f = Äugenb == Srfenntntö). Daö rechte Sehen förbert man nicht burcl; ©iffenfcbaft: ®illt )«t 8
114 . ftritit feer fiflcfiflett feiäfjerigen Sßerfe. Sßeiöbeit macht nicht „weife".... Sas reefite Sehen will nicht ©lücE, fte^t ab oon ©lücE.... 197 . SÖiffenfcbaftlicbEeit: alsSreffut ober alöSnfiinEt. — 95ei ben grt'ecfiifcften ^f;tfo|opf;en fef>e ich einen Fiebers gang ber SnjitnEte: fonft Ratten fte nicht betmaffen fehl* greifen Eönnen, ben bewußten ^ufiattb alo ben wertöols leren anjufegen. Sie ^ntenfität beS aSewufStfeinöfiebt im umgef ehrten ffietfiältms jur SeicbtigEeit unb ©cfmelltg; feit ber getebralen Übermittlung. Sott regierte bie urnge* Eebtte Meinung über ben SnjitnEt: mnö immer baö ^< 5 eben gefcb wacht er SinfiinEte ifi. 2Bir muffen in ber Sfcat baö »ollEommene Sehen bort fueben, mo eö um wenigfien mehr bewufjt wirb (baö b>et^t, feine SogtE, feine ©rünbe, feine bittet unb Abftcfiten, feine ttüfjlicbEett ftcb »erführt). Sie StücEEebr jur Xatfadfje beö bon sens, beö bon homme, ber // E(einen Seute" aller Art. Cftnmagajt'nierte Siecbtfcbaffenbeit unb Klugheit feit ©efcblecbtern, bie ftcb nicmatö ihrer ^rinjtpten bewußt wirb unb fetbft einen Eieinen ©ebaubet »or ^rinjipien bat. Saö Wertungen nach einer rafonnierenben Sugenb tji nicht räfonnabet.... @in ^btlofopb tji mit einem folcben 23er= langen Eompromitttert. 198 . £artüffette ber SöiffenfcbaftltcbEeit. — 9)tan muff nicht SBiffenfcbaftlicbEett affeEtteren, wo es noch nicht $eit ifi, miffenfebafttteb ju fein; aber auch ber wirEltcbe Sorfcijer bat bie ©telEeit »on ftcb 3« tun, eine Art »on 50iet|obe ju affeEtieren, welche im ©tunbe noch nicht an bet $eit ifi. Sbenfo Singe unb ©ebanEen, auf bie er anberö geEommen ifi, nicht mit einem falfcben Arrangement »on SebuEtton unb SialeEtiE ju „falfcben". ©o fälfcbt Äant tn feiner ,,$)?otal" feinen tnwenbtgen pfpcbologifcben #ang ; ein neuere Itcbeö SSetfpiel ifi Jperbcrt ©pencetö (StbtE. — 2Wan foll bie 5£atfacbe, wie uns unfre ©ebanEen geEommen ft'nb, nicht »erbebten unb »erberben. Sie tief jien unb unerfeböpf*
9Roral. 4 . q)Hlofop&i* uttb iffettfd>«ff. 115 teften 58ücf;er werten wofit immer etwaö oon bem aphoriftts fchett unb pfögftchen €fjaraEter oon ^aöcafö Pensees haben. £)ie treibenben Kräfte unb ©ertfeftägungen ftnb fange unter ber Oberfläche ; waö ^eroorfommt, ij} ©itEung. 3 cf; Wehre mtef; gegen affe Xartüfferte »on faffcf;er ©tf* fenfcöaftficbfeit: X. tn bejug auf bie Sarfegung, wenn ftc nicht ber ©e* neftö ber ©ebanEen entfprtcf>t; 2. tn ben Ulnfprüchen auf SWetfwben, welche oieffetebt ju einer befttmmten Seit ber ©iffenfehaft noch gar nicht möglich ftnb; 3. tn ben Slnfptücfjen auf Sbj'eEtioität, auf Falte Um perfönftchEett, wo, wie bet affen ©ertfehätsungen, wir mit jwet ©orten oon unö unb unfren inneren ßrfebniffen erjäh 5 fen. (Ss gibt lächerliche Sitten oon GüitefEeit, jutn 23etfpic( ©at'nt=58euüeö, bet [ich jettlebenö geärgert hat, htet unb ba wtrEftch ©arme unb Seibenfchaft im „gut" unb „©tber" gehabt ju haben, unb eö gern auö feinem Men weggefogen batte. 199. ©entt burch Übung in einer ganjen Steihe oon ©efebfeef;* tern bte Sffioraf gfetchfam einmagajintert worben ift — affo bte getnhett, bie SSorftcftt, bie XapferEeit, bte 2?ifligEet't — , fo firahft bte ©efamtEraft biefer aufgehäuften Xugenb felbfi noch tn bie ©phäte auö, wo bie Sfiecbtfcbaffenheit am felten= ften, in bie getftige ©phäre. Sn alfem 23ewuf?twerben brüdEt ftch ein Unbehagen beö Srgant'ömuö auö ; eö foff et« waö Steueö oerfucfit werben, eö ift nicfitö genügenb jurecht bafür, eö gibt SWühfaf, ©pannung, Uberretj, — baö affeö tft eben SSewuftwerben.... Daö ©enie fitst tm SnfttnEt; bie ©üte ebenfallö. 2)fan hunbeft nur oollEommen, fofern man inftinEtiö hanbelt. Sfucf; morafifcb betrachtet ift affeö £>enEen, baö bewufjt »erläuft, eine bfofje Xentatioe, jutneift baö ©t'berfpief ber SOToraf. Die wiffenfebaftfiebe Stecfttfcbaf* fenhett ift immer auögeftängt, wenn ber DenEet anfängt ju räfonttieren: man mache bte $)robe, man fege bie ©etfefien auf bie ©ofbwage, t'nbem man ft’e Sftoraf reben macht....
116 „Krittf ber fjöcbften biSftevigeu SBerte. SaS läfjt ftcb bcmetfcn, bafj alles Senken, baS 6 erou^t »erläuft, aucf) einen »iel ntebrtgeren @rab »on NIoralttät barfiellen mtrb als bas SenEen besfelbett, fofern es »on feinen Snftinften geführt mirb. 200 . Ser ^ttofop^ gegen bte Zinnien, jum Söetfptel gegen bt'e SBtffenfcbaft: ba mtrb er ©EeptiEer; ba begatt er ficb eine gorm ber CürEenntntS »or, bte er bem miffenfcbaft* lieben -Nienfcben abfirettet; ba gebt er mit bem ^riefter Jpanb tn Jpanb, um nicht ben SSerbacbt beS SltbeiSmuS, 3)?a* tertalt'SmuS ju erregen; er betrachtet einen Angriff auf fich als einen Angriff auf bie NJoral, bte Sugenb, bte Religion, bte Srbnung, — er metf; feine ©egner als „Verführer" unb „Unterminierer" in SSerruf ju bringen : ba gebt er mit ber tDiacbt Jpanb in Jpanb. _ JDer ^bilofopb t'm -Kampf mit anbern ^bilofopben : — er fucbt ft'e babtn ju brängen, als 2lnarcbtfien, Ungläubige, ©egner ber Autorität ju erfcbeinen. In summa: fotoeit er Eämpft, Eämpft er ganj mie etn ^rtefter, rote eine *prie* fterfcbaft. 5. ^rete pt)t(ofopf)te. 201 . SOtan fucbt bas 23ilb ber 2Bett in ber ^btlofopbte, bet ber eS uns am freieren jumute mtrb; baS bet§t, bet ber unfer mäcbtigfler Stieb fiel; frei füblt ju feiner Sätigfeit. ©o wirb es auch bet mtr fteben ! 202 . Nietne erfte Söfung: bie bt'onpft’fcbe Sßetsbett. Sufi an ber Nernicbtung beS <£belften unb am SlnbltcE, mie er febrtttmeife tnS Serberben gerät: als Sufi am .Kommen* ben, ^uEunftigett/ melcbeS triumphiert über bas »orban* bene noch fo @ute. Stonpftfcb : jeitmeiltge Sbentiftfation mit bem ^>rtn 3 tp beS SebenS (Söolluft beS SÜärtprerS et'nbe* griffen). Nietne Neuerungen. — SeiterentmtcElung beS $)efft* mtSmuS: ber ^effimtSmuS beS 3ntelleFtS; bte ntoralt'fcbe
oral. 5. ftrete <D(jttofopl)te. 117 JFrlttF, 2luflöfung beö legten XrofteS. SrFenntntö ber j?ets eben beö löerfnltö : umfcbletert burcb Sahn jebeö ffrtrFe ^anbefn ; bte Äultur Ifollert, tfi ungerecht unb baburcb ftarF. 1. Stfetn 21 nffcreBen gegen ben SSecfafl unb bte juneb* menbe ©cbwäcbe ber ^erfönlicbFett. Sch fucgte etn neueö Zentrum. 2. UnmßgllcbFelt blefeö ©trebenö ernannt 3. Darauf ging tcb Wetter tn ber 23af>n ber 2luf* löfung, — barln fanb tcb für (innjelne neue Äraft« quellen. 2Btt muffen ftörer fein! 3cf> er* Fanttte, bafj ber jlufFanb ber Sluflßfung, tn ber etnjelne ffiefen ftcb uoltenben Fönnen tute nie — :etn Slbbtlb unb ßtnjelfall beö allgemeinen DafetnS tjl. ©egen bte lab* menbe Srftttbung ber allgemeinen Slttflöfung unb Unoolb enbung ^telt tcb bt' e ewige SöteberFunft. 203. SKelne SSorberetter : ©cbopettbauer : Snwlefern leb ben ^efftmlömuö uerltefle unb burcb Srft'nbung fetne$ bödjf^n @egenfai3eö erft ganj mtr jutrt ©efübl brachte. ©obann : bte Ibealett ÄünfHer, jener DFacfwucfts ber 9t a= poleotttfcben Bewegung. ©obann: ble Oberen Europäer, Vorläufer ber großen 9>oIltlF. ©obann : ble ©riechen unb Ihre <£ntflef>ung. 204. Dte 33ebeufttng ber beutfd)ett 93l)tlofopble (Jjöegel): einen ^antbetömuö auSjubenFen, bet bem baö SSöfe, ber 3rr* tum unb baö Selb nicht alö Argumente gegen ©öttltcbFett empfunbett werben. Dtefe granbt'ofe Snltlattoe IjFmt^ braucht worben oon ben oorbanbenen 9)f ächten (©taat ufw.), alö fei bantlt ble 23ernünfttgFett beö gerabe ^errfebenben fanFtlontert. ©cfwpenbauer erscheint bagegen als bartnäcft'ger DJlorab menfeb, welcher enbltcb, um mit feiner ntotaltfcben ©cf;ät= jung recht ju behalten, jum SBeltuernelner wtrb. Snb# Heb Sunt „9)?t>fKFet"
118 Ärtttf b er f)6d)|tett fciöljertgen SSJ e r t e. 3cf) felb ft habe eine äftfettfcf e Rechtfertigung öerfucbt: tute ift bie Jöä§Iichfeit bet Seit möglich? — 3cb nahm ben Stilen jut Schönheit, jurn Sferbatten in gleichen formen, alö ein jettwetligeö (Stbaltungö* unb Jpettmittet : funbamens tat aber festen mit baö ewig=Scbaffenbe alö baö e n? t g ^ 3etftöten*9Mffenbe gebunben an ben Scbmetj. Saö jpäfjltcbe ift bie 23ettacbtungöfotm bet Singe untet bem Stilen, einen Sinn, einen neuen Sinn in baö Smnloö=ges worbene ju legen : bie angebäufte Ätaf t, welche ben Schaß fenben jwt'ngt, baö S3iöberige alö unhaltbar, mifjraten, oet* netnungöwürbtg, alö höflich ju fühlen ! — 205. Sch nannte meine unbewuften Sltbeiter unb föorbereiter. So abet bütfte ich mit einiget Hoffnung nach meinet 2(rt tum ^>b^öfophen felbet, junt minbeften nach meinem 58 es bütfniö neuer 5j)btlofopbett fueben? Sott allein, too eine »ornebme SenEwetfe bettfebt, eine folcbe, welche an SElaoetei unb an »tele ©tabe bet JrwttgEett alö an bie SSot* ouöfegung j'eber höheren Äultut glaubt; too eine feböpfe? tifebe SenEweife bettfebt, welche nicht bet Seit baö ©lücE bet Stube, ben „Sabbat aller Sabbate" alö ^tel fegt unb felber im gtteben baö Mittel ju neuen Kriegen ehrt; eine bet ^ufurtft ©efege oorfebtetbenbe SenEweife, welche um bet £uEunft willen fiel; felber unb alleö Gegenwärtige hart unb tt)tamüfcb bebanbelt; eine unbebenElicbe, „u nmor atf fdje" SenEweife, welche bie guten unb bie fcblimtnen ßigeiu febaften beö SDtenfcben gleichermaßen inö ©tofe juchten will, weil ft'e ficb bie straft jutraut, beibe an bie rechte Stelle ju fegen, — an bie Stelle, wo fie beibe einanbet noch nottun. 216er wer alfo beute nach fPbiiofopben fitcbt, welche 21uöficf>t bat er, ju finben, waö et fuebt? 3 ft eö nicht wabtfcbetm lieb, baff et, mit bet heften Stogeneö^aterne fuebenb, utn= fonft tagö unb naebtö übet betumlauft? Saö,3eitaltet bat bie umgeEebrten SnfitnEte: eö will oot allem unb jueeft aSeguemltcbEeit; eö will ju jweit SffcntlicfiEeit unb jenen qtofen Scbaufpielerlarm, jeneö gtofe SSitmbum, welcbcö
9Koral. 5 . 5tete H9 feinem SahrmarEtSgefchmacEe entflicht; es will ju brftt, baff feber mit tteffler Untertäntgfeit oor ber größten alter ?ügen — btefe £üge hei§t „©leichbett ber SÖtenfcben" — auf beut Stauche liegt, uttb ehrt auSfcbliefjltcb bie gleicf)s macbenben, gteicbfietlenben £ugenben. Samit aber ift eö ber Cfntfie’bung beS ipbtlofopben, tote ich ihn oerfiebe, oon ©ruttb aus entgegengeriefftet, ob eS fd)on tn aller Uns fcf;u(b ftcb ifnn förb erlief) glaubt. Sn ber Z«t, alte 2Belt jammert beute barüber, wie febtimm eS früher bie foppen gehabt hätten, eingeElemmt jwifeben Scheiterhaufen, fchlechteS ©etoiffen unb anmafsltcbe jlircbenoäterweiSbeit : bie SBahrheit ift aber, bafi eben barin immer noch günfti* gere SSebingungen jur Sr^iehung einer mächtigen, umfängs liehen, oerfchlagenen unb oertoegemtoagenben ©eifttgEeit ge* geben waren, als in ben 23ebtngungen beS heutigen Sehens, jpeute hat eine anbere 2trt oon ©etf, nämlich ber Detnas gogengeift, ber Scbaufpielergeift, oielleicfft auch ber S3tbers unb 2lmeifengeift beS ©eiehrten für feine (Sntftefmng gün* fltge 25ebingungen. 2lber um fo fchltmmer fleht eS fd)on mit ben höheren Zünftlern : gehen jte benn nicht faft alte an innerer jSucbtlofigEett jugrunbe ? Sie werben nicht mehr oon äugen her, burch bie abfoluten SSerttafeln einer Kirche ober eines JpofeS, tpranntfiert: fo lernen fie auch mehr ihren „ inneren Scannen" grofeiehen, ihren Söillen. Unb mas oon ben Zünftlern gilt, gilt in einem höheren unb oethäng* niSöolleren Sinne oon ben ^lulofopben. 2Öo finb benn heute freie ©eifter ? SOcan jeige mir hoch heute einen freien ©eifll — 206 . Sch oerftehe unter „Freiheit beS ©eiftes" etwas fehr SSefttmmteS : hunbertmal ben ^fnlofopheu unb anbern Sün= gern ber „2öahrhett" burch Strenge gegen ft'ch überlegen fein, burch Sauterfeit unb Wlut, burch ben unbebingten 2Bil= ien, nein ju fagen, wo bas 9t ein gefährlich ift, — td) be* hanble bie bisherigen ^h>tofophen als oerächtliche über- tins unter ber Äapuje beS 2ÖetbeS „Sßabrbeit",
120 jtritif ber B6d)f!en bibbertgett SfSerte. 207 . 2fcb will ntemanben jur ^^ilofop^te überreben : eb tfl not* mcnbtg, eb tffc oietleicbt auch wünfcbenbwert, bag ber tyfyi* lofopb eine feltene spftanje ift. O'ltc^tö tft mir wiberlicber alb bie lehrhafte 2lnpretfung bcr ipfntofopfne, tüte Bet ©e^ neea ober gar Cicero. iphtlofophie Bat wenig mit Sugenb ju tun. Cb fei mir ertaubt, ju fagen, baß aucB ber wiffem fcBaftltcBe SSenfcB etwab Citunboerfcbtebeneb oom ^fuiofo; pben ift. — 2öab tcB wünfcbe, ift: baß ber ecBte 23egriff beb ^BifofopBbn in Seutfcblanb nicht ganj unb gar ju* grunbe gebe. Cb gibt fo »tele halbe SSefen alter 2lrt in Seutfcblanb, welche ibr SDIißratcnfein gern unter einem fo »ornebtnen tarnen oerfiecfen möchten. II. SReltgton. 1. €ntffef)ung. 208 . 2111 btc ©cbönbeit unb Crbabenbett, bte wir ben wirtlichen unb etngebilbeten Singen geliehen haben, will ich jurüct* forbern alb Cigentum unb Crjeugntb beb SRenfcben: alb feine fc^önfte Slpologte. 25er üDienfcb alb Sichter, alb Sem Eer, alb @ott, alb Siebe, alb Stacht — o über feine Söntg; liehe gtftgebigfeit, mit ber er bie Singe befchenlt hat, um ftch ju berarmen unb fich etenb jrt fühlen! Sab war bib« her feine größte ©elbfllofigtett, baß er bewunberte unb am betete unb fich ju oerbergen wußte, baß er eb war, bcr bab gefchaffen hat, wab er bewunberte. — 209 . Sie Moralen unb ^Religionen fittb bie ^auptnüttcl, mit benen man aub bem SJtenfchen geflattert Eanny wab einem beliebt: ooraubgefeijt, baß man einen Itberfclmß oon fchaffenben Kräften hat unb feinen SBillen über lange räume burchfegen Eann.
121 ^Religion. 1 . ©ttttfcfjung. 2t0. 8?om Urfpruttg ber Steligton. — Sn berfelben SBetfe, tn ber jef3 t noch ber ungebilbete SDtenfd) baran glaubt, ber 3orn fet bie Urfacfje bauen, wenn er jürnt, ber ©etft baoon, baff er benEt, bie ©eele bauen, bajj er füfjlt, Eur 3, fo tute auch jef3t noch unbebenEltch eine SD?affe uon pfpchologtfchen Entitäten angefei3t wirb, welche Urfacfjen fern feilen: fo bat ber SOtenfd) auf einer noch natoeren ©tufe eben bte* felben (Srfcheinungen mit Jptlfe uon pftjc^ologtfdPten ^erfo« nalentitäten erElärt. Sie ^uftänbe, bte ihm fremb, f)tn= retfjenb, überwälttgenb fchtenen, legte er ftd) alß Sbfeffton unb jBerjauberung unter ber S)tacf)t einer Werfen jurecf)t. @o führt ber €hrtfl, bie heute am meiften naiue unb JU* rücfgebilbete 2lrt Sftenfd), bie Hoffnung, bie Stube, baß ©efühl ber „(frlöfung" auf ein pfpchologifcheß Snfpirieren ©otteß jurücE: bei t'hm, alß einem wefentlich leibenben unb beunruhigten £t)puß, erfcfjeinen billigerweife bie ©lücEß«, grgebungßs unb Stubegefühle alß baß girembe, alß baß ber (frflärung SJebürfttge. Unter fingen, ftarEen unb lebenßs uellen Staffen erregt am meiften ber (fptleptifche bie ftber* jeugung, bafj hier eine frembe 2D2 a ch t im (Spiele ifl ; aber auch jebe uertuanbte Unfreiheit, jum Sktfpiel bie beß 23e* geiferten, beß Stcljterß, beß großen $erbred)erß, bec (paf* fionen wie Siebe unb Stäche bient jur (frftnbung uon aufjer* mettfchlichen Mächten. Sftatt EonEreßjtert einen ^uftanb in eine Werfen: unb behauptet, bt'efer ^uftanb, wenn er an unß auftritt, fet bte SBtrEung jener Werfen. SMit anberett 'Ißortett : in ber pfpchologtfchen ©ottbtlbung wirb ein j3u; ftanb, um SöirEuttg ju fein, alß Urfacfje perfonifijtert. Sie pfpcfjologifclje Sogt’E ifl bte: baß ©efüfjl ber Stacht, wenn eß plötzlich unb überwälttgenb bett üDtenfcljen überjt'eht — unb baß ifl tn allen grofjen SEffeEten ber ffall — , erregt thnt einen Zweifel an feiner Werfen: er wagt fiel; nicht alß Urfache btefeß erflaurtlichcn ©efüfjlß ju benEen — unb fo feftf er eine ftärEere ^)erfon, eine ©ottbett, für bt'efen §aH an. In summa: ber Urfprung ber Steligt'on liegt in ben ertres men ©efiihlen ber Sttacbt, welche, alß fremb, ben SDJenfchen
122 Jtrttif ber (t d elften H^ettgett SEBerte. übettafchen : unb bem .Ktanfen gleich, bet ein ©lieb ju febwet unb feltfam fühlt unb jutu Schluffe Eommt, ba§ ein anberet Sttenfch übet tfmt liege, legt fiel) bet nawe homo re- ligiosus tn tn entere fPetfonen auoetnanber. £>te Stelts gton ift ein §atl bet „alteration de la personnalite“. Sitte litt guteftü uttb SchtecBgefübl uot fidf) felbft.... Slbet ebenfo ein auferorbentlicheö ©tücBös unb^öhengefühl... Unter Äranfen genügt baö ©efunbbettögefübt, um an ©ott, <tn bie -Kälte ©otteö ju glauben. 211 » Sftubimentäre fPfhchologte beb religtöfen SDiens [eben: — Sille äktänberungett finb SöttBungen; alle 2öit= futtgett finb SBtltenöwitEungen (— bet SSegtiff „Statur", „ s Jtaturgefei3" fehlt); ju allen ffitrfungen gehört ein Xäter. «Rubimentäre ^ftjchologie : man ift felber nur in betn galle Urfache, wo man weif?, baf man gewollt hat. golge : bie ^uftänbe bet 2}iacf)t imputteren bem SQJenfchen baö ©efübt, nicht bie Utfache jtt fein, unoetantwottlid) bafüt ju fein — : fte Eomnten, ohne gewollt ju fein: folg« lieh finb wir nicht bie Urheber — : 'bet unfreie Sßtlle (bas heift baö Skwuftfetn einer SSeränbetung mit unö, ohne baf wtt fte gewollt haben) bebatf eineö ftemben SSillenö. Äonfeguenj: bet SD?enfch hat alte feine fiatfen unb et« fiauntichen Momente nicht gewagt, f ich jujuteefmen, — et hat fie alö „paff io", afö „erlitten", atö Überwältigungen Bonjipiert — : bie Steligton ift eine Sluögeburt etneö 3«»ei= f elö an bet Stnbett bet ^ktfon, eine alteration bet ^erföm itchfeit — : infofern alteö ©rofje unb Starte oont SDicnfcften alö übermenfchtich, als fremb Eonjtpt'ert würbe, oet* Eleinerte fich ber SRenfch, — er legte bie jwei ©eiten, eine febt erbärmliche unb fchwache unb eine fehr ftarBe unb erftaum liehe, in jwet (Sphären auöeinattbet, htef bie erfte „SRenfch", bie jwette ,,©ott" Sr hat baö immer fortgefegt ; er hat tn ber S^ertobe ber moraltfdhen Sbtofhnfrafte feine hoben uttb fubltmen SRoraljuftänbe nicht atö „gewollt", alö „SÖerE" ber ^erfon
^Religion, 1. @ntftef>ung, 123 aufgelegt. 2lucb ber legt feine fperfon in ettte rneö« gutne unb febwaebe gtBtton, btc et Sftenfd) nennt, unb eine anbete, bte er ©ott(©löfer, jpetlanb) nennt, auöetnanbet — Die Dieltgton bat ben 23egrtff „fDJenfcb" erniebrtgt ; ihre extreme .Sonfeguenj ifl, baff alleö ©ute, ©tofie, SSabte übertnenfcbltcb tft nnb nur burd) eine ©nabe gefeftenft.... 21.2 . c 3ut ^fpcbologte beö spauluö. — SaogaEtunt tft ber£ob 3efu. Sieö bleibt auöjulegett.... Safj eö eine SÖabtbeit unb einen Irrtum in bet 2luölegung gibt, ift folgen Leuten gar ntcf)t in ben @inn geBommen : etneö £ageö fietgt tlmeit eine fubtime SDiöglicbBett in ben Äopf, „eö Eönnte btefer £ob baö unb baö bebeuten" — unb fofort ift er baö! ©ne Jpppotbefe bewetfl ftcb bureb ben fttblinten (Schwung, wel= eben fte ihrem Urbeber gibt.... „Ser 23ewetö ber .Stuft": baö etti ©ebanEe wirb butcb feine SÖtrEung bewtefen, — („an feinen flüchten", wie bte 95ibel natb fagt) ; waö begeijlert, ntu§ waltt fein, — wofür man fein 23lut läfjt, tnufj wahr fein — $ter wirb überall baö plögltcbe Sföacbtgefübl, baö ein ©es banEe tn feinem Urbeber erregt, btefem ©ebanEett alö 2Öert jugereebnet: — unb ba man einen ©ebanEen gar nicht am betö ju ehren wetfj, alö inbetn man tf;n alö wahr bezeichnet, fo ift baö erfte ^3räbtfat, baö er ju feiner ©jre beBontmt, er fei wahr.... SBte Eönnte er fonft wirBett? © wirb oon einer 2D?acbt imagtmert : gefegt, fte wäre nicht real, fo Eönnte fie nicht wttEen.... © wirb alö infpirtert auf? gefafjt: bte Söt'rEung, bte er auöübt, bat etwaö oon ber Ubergewalt etneö bämonifeben ©nfluffeö — ©n ©ebanfe, bem etn folcbcr decadent nicht 3öiberftanb ju letften oermag, bem er oollenbö oerfällt, tft alö wahr „bewiefen"!!! 2llle biefe heiligen SptlepttEer unb ©eftcf)tefeber befaßen nicht etn SEaufenbftel oon jener Üiechtfchaffenheit bet «Seibfb ErttiE, mit ber heute ein Philologe einen £ert lieft ober ein hiftorifcheö ©eigntö auf feine Söafjtbeit prüft.... © ft'nb, im Vergleich ju unö, moralifche .Sretinö,..,
124 jtritif ber ^ 6 cf> (T c n bis^crtgcn ®erte. 213 . ©n anbrer 2Beg, ben SD'JcnJc^cn auß feiner ßrntebrtgung ju sieben, welche ber Slbgang ber fjotjen unb ftarEen $u; fiänbe, wie als frentber ^uflänbe, mit ficb brachte, war bie Serwanbtfcbaftßtbeorie. Stefe hoben unb ftarEen ^uftcinbe Eonnten wentgftenß alß (gtnwirEungen unfrer Verfahren aufgelegt werben, wir gebürten jueittanber, foltbatifcb, wir wacbfen in unfern eignen 2lugen, inbem wir nach unß be- Eannter Dior nt banbeln. Serfucb uornebmer gamilten, bie Steligton mit ihrem ©elbftgefübl ausjugletcben. — Saßfelbe tun bie Siebter unb ©eher; fte f übten ficb ftolj, gewürbigt unb außer; wäbtt ju fein ju folgern 23erEebre, — fte legen SÖert bar; auf, alß Srnbiotbuum gar nicht in betracht ju Eommen, b(of,c SRunbftücEe ju fein (isomer). ©ebrittwetfeß SSeftgergreifen oon feinen hoben unb ftoljen 3uftänben, 23eftgergretfen oon feinen jpanblungen unb 2Ber; Een. Cübebem glaubte matt fiel; ju ebren, wenn man für bie böcbflen Singe, bie man tat, ficb nicht üerantwortltcf; wufjte, fonbern — ©ott. Sie Unfreiheit bes SBtllenß galt alö baß, waß einer Sattblung einen böbeten SBert oerlteb t bamafß war ein ©ott ju ihrem Urheber gemacht., . . 214. Sbebem bat man jene ^uftänbe unb folgen ber pbbfio; logifcben (üfrfcbppfung, weil fte reich an ^Möglichem, ©cbrecfltcbetn, UnerElctrltcbent unb Unberechenbarem ftnb, für wichtiger genommen alß bie gefunben ^uftänbe unb berett folgen. Wlan fürchtete ftcb: man fegte hier eine b»; bere 3öelt an. $ian bat ben ©djlaf unb Sraum, man bat bett ©chatten, bie Otacbt, ben DtaturfcbrecEen oerantwortlicb gemacht für baß ßntfteben jweter Gelten : oor allem folltc man bie ©pntptome ber pbbftologifcben ©rfcböpfung barattf; bin betrachten. Sie alten Steligt'onen btßjtpltnteren ganj eigentlich ben frommen ju einem ^uftanbe ber (Srfcböpfung, wo er folcbe Singe erleben muff..., 9Jfan glaubte in eine höhere örbnung eingetreten ju fern, wo alleß aufbört, he* Fattnt ju fern. — Ser ©cl; ein einer böbenert flacht....
^Religion. 1 . ©nfftcjjuttg. 125 215. Der ©d)faf als golge jeber Gjtfcböpfuitg, bte Gftfcbßpfung «iS golge jebet übetmäfjtgen Oletjung.... DaS 25ebürfntS nach ©cblaf, bie Bergöttlidjung unb 2lbo* ratton bes Begriffes „©c-blaf" tn allen pefftmtfKfcben Oie* ltgtonen unb fpfntofopfnen — Die Stfcfwpfung tffc tn bi'efem gall eine fftaffenetfcböp* fung ; bet ©cljlaf, pfijcbologtfcb genommen, nur etn ©leid)* ntS et'neS ot'el tieferen unb längeren fRubenmüffenS.... In praxi ift es ber Dob, ber hier unter bem SStlbe feines SSruberS, beS «Schlafes, fo oetfübtertfcb wirft... 216. ÄrttiE ber heiligen 2üge. — Dafj ju frommen ;3wecfen bie £üge erlaubt ift, baS gehört jut X^eorte alter ^riefterfcbaften, — wie wett es ju ihrer gratis gebärt, fott ber ©egenftanb bt'efer Unterfucbung fein. 2lber auct; bie ipbifofopben, fobatb fte mit prteftetlicben JjMnterabficbten bie Leitung beS JOlenfcben in bie Jpanb ju nehmen beabficbtigen, haben fofort auch ftcb ein 9tecf)t jur Säge juteefjt gemacht: spiato üoran. 2lm grofjartigften ift bte hoppelte burcb bie tpptfcfpartfcben ^bifofopben beS $8e* bänta entwickelte: jwet ©tjfiemc, in allen ^auptpunften totberfprücblicb, aber aus SrjtebungSjmccfen ftcb ablöfenb, ausfüllenb, ergänjenb. Die Söge bes einen foll einen $u* ftanb fcbaffen, in bem bie fJBabtbett beS anbern überhaupt hörbar wirb.... SBte weit gebt bie fromme Süge ber ^rieflet unb bet ^bilofophen ? — $lan muff hier fragen, welche fßotauS* fegungen jur (ütjteljung fie haben, welche Dogmen fte er* finben muffen, um btefen föotauSfegungen genug jtt tun? SrflenS: fte muffen bie 2Äacbt, bie Autorität, bte utt* bebingte ©laubwürbigfett auf ihrer ©eite haben. Zweitens: fte muffen beit ganzen iftaturoerlauf in apätt* ben haben, fo baff alles, was beit ©njelnen trifft, als be* btngt büret; ihr ©efeg erfchetnt. Drittens : fie müffen auch einen weiter retchenbett SJfacht*
126 Äriftf fcev fjfrcftften fc i ^^crigeu 2Berfe. bereich Baben, bef fett Kontrolle fiel; ben Söucf ett ihrer Untere roorfenen entsteht: baö Strafmaß für bub Senfettö, bab „ StachsbetmXobe" , — rote billig auch bte Spittel, jur Sc= ligfeit ben 2öeg ju rotffen. Sie b^ben ben begriff beö natürlichen Söerlaufö ju ent* fernen: ba fte aber Eluge unb nachbenfltche Seute ftnb, fo Sonnen fte eine 3)?c nge SöirEttngen »erfprechen, natür* lieh als bebtngt burcf; ©ebete ober burch jlrtEte Befolgung threO ©efegeö. — Sie Sonnen ungleichen eine Sftenge Singe oerorbnen, bte abfolut oernünftig finb, — nur baß fte nicht bie Erfahrung, bie ©mptrte alö Quelle btefer 2öets; heit nennen bürfett, fonbern eine Offenbarung ober bie $olge „härterer SSußübungett". Sie fmlige Süge bejtebt fiel) alfo prinzipiell: auf ben ^roeef ber $anblung (— ber Statur jroeef, bte Vernunft rotrb unfichtbar gemacht: ein SOioraljroecE, eine ©efel3e0* erfüllung, eine ©otteObienfHtchEeit erfcheint a(0 ^roecE —) : auf bie ^oTge ber Jpanblung ( — bte natürliche fjolge rotrb alb übernatürliche aufgelegt, unb, um ftchrer ju rotrfen, eO roerben unEontrollterbare anbere, übernatürliche folgen in Sluöficht geftellt). Sluf biefe SBetfe rotrb ein begriff oon ©ut unb äSßfc ge= fchaffen, ber ganj unb gar loögelöfl oon bem Staturbegrtff „nüfüch", „fchäblt'ch", „ lebenförbernb" , „lebenoermiro bernb" erfcheint, — er Eann, tnfofern ein anbereö Sehen erbacht ißt, fogar bireft feinbfeiig bem Staturbegriff oott ©ut unb 25öfe roerben. 91uf biefe SBetfe rotrb enbltch baö berühmte „©erotffen" gefchaffen: eine innere Stimme, roelche bei jeber $anblung nicht ben SBert ber ^anblung an ihren folgen mißt, fon« bem in 4?inficf)t auf bte Stbficht unb Konformität btefer Slbftcht mit bem „©efeg". Ste heilige Süge hat alfo 1. einen ftrafenben unb be* lofjnenben ©ott erfunben, ber etaEt baö ©efe^buch ber ^rtefter anerfennt unb epaEt fie alö feine SflunbftücEe unb S3eooIlmächtigten in bie SBeit fchicEt; — 2 . ein Srenfetto beb Sebent, in bem bie große Strafmafcfnne erft roirP=
gteligioii. i . ©iitfteljuiig. 127 fatn gebucht wirb, — jtt btefeiit (IwecFe bte U u ft e c £> It cf> = fett ber Seele; — 3 . baS ©ewtffen tm ©enfeben, als baS 23ewujjtfeitt bnnon, bnfj ©ut unb SSöfc feftftebt, — baff ©ott feffeffc hier rebet, wenn es bt'e Konformität mit bee prie* flerltcben SSotfc^rtft anrät; — 4 . bte ©oral als geug* nung dies natürftef en Verlaufs, als SftebuFtton alles ©es fcbebenS auf etn moralifcbbebtngteS ©efebeben, bte 9)iotals wirfung (baS beifit bte Straf* unb gobntbee) als bte ©eit burcbbttngenb, als einjtge ©ewalt, als creator non allem ©ecbfcl; — 5. bte ©a^cl;ett als gegeben, als geoffew hart, als jufaututenfallertb mit bee £ef>re bee ^riefter : als iSebtngttng alles JpeifS unb ©IttcfS t'n bte fern unb jenem geben. In summa: womit ift bte moraltfcbe iöefferung bejabtt? — 2luSbängung bee SJernunft, SlebuFtt'on aller 5)iottne auf $uvcl)t unb Hoffnung (Strafe unb 2ofm); 2lbbängig* Fett oon einer prtejierltcben SSornutnbfcbaft, non einer giors maliengenauigfett, welche ben Slnfptucb macht, einen gött* lieben ©illen auSjubrübfen ; bte ©npflanjung eines ,,©e* wiffenS", welches etn falfcbeS ©tffen an Stelle ber tytiU fung unb beS SkrfucbS fegt: wie als ob es bereits fefi* jiünbe, was ju tun unb was ju taffen wäre, — eine 2lrt Kafiratton beS fuebenben unb norwärtSfirebenben ©eifies ; — in summa: bte ärgfle SSerfiümmelung beS SOienfcbett, bie man ficb norfteilen fann, angeblich als ber „gute ©enfeb". In praxi tfi bie ganje SSernunft, bie ganje ©rbfebaft non Klugheit, Reinheit, iöorficbt, welche bie SSorauSfegung beS prteferlicben Kanons tfi, wtllFürlt’cb binterbretn auf eine blofje SfJecbantf rebujtert: bte Konformität mit beut ©e= feg gilt bereits als %id, als oberfteS ;$tel, — baS geben bat Feine Probleme mehr; — bte ganje ©eltFonjeptton Iji befeftmugt mit ber Straf ibee ; — baS geben felbfi tfi, mit 4>tnficbt barauf, baS prtefierltcbe geben als baS non plus ultra ber SMIFommenbett barjufiellen, t 'n eine 23et= leumbung unb 23efcbmugung beS gebenS umgebaebt; — ber SBegrtff ,,©ott" fiellt eine SlbFebr nom geben, eine Kri*
128 Jtritif ber bMtfen big^crtgen 2Derte. tif, eine aSeracftimg fetbfi beS Sebenö bar; — bte Söahrheit ifi umgebacht als bte prtefierltche £üge, baö (Streben nach SBahrheit als ©tubiurn bcr ©chrtft, als Mittel, log ju werben.... 217 . Die fprtejier finb bte ©chaufpteler »on t'rgenb etwas Über« menfchltchem, bern fte ©tnnfälligEeit ju geben haben, fei eS non Sbealen, fet es t>on ©Ottern ober non Jpeilanben: bartn finben fte ihren 23eruf, bafür haben fte ihre SnfiinEte; um es fo glaubwürbtg tote möglich ju machen, muffen fte in ber 2lnäfwKcbung fo wett wte möglich gehen ; ihre ©chatu fpielerflugheit muff »or allem baS gute ©ewtffen bei ihnen erzielen, mit $tlfe beffen erjt wahrhaft äberrebet werben fann. 218 . ©er ^rieftet will burchfegen, bafj er als höchfier Stppus beS SUenfchen gilt, bafj er berrfcfit, — auch noch über bte, welche bte 9)iacht in ben Jpänben haben, baff er unoerleg= lieh iffc, unangreifbar —, bafj er bte fiarEjie EDJacht tn ber ©emetnbe tffc, abfolut nicht ju erfe^en unb ju unterfchägen. Mittel: er allein tffc ber Sötffenbe; er allein ifi ber Dugenbhafte; er allein hat bte höchfie jperrfchaft über fid); er allein ifi in einem gewiffen ©tnne ©ott unb geht jurücE in bte ©ottftett; er allein tji bie gwtfchenperfon jwi= jeffen ©ott unb ben anbern; bte ©ottfmt (traft j'eben 9iach' teil, jeben ©ebanfen, wtber einen ^)rtejier gerichtet. Mittel: bie SÖahrh^tt etifitert. SS gibt nur eine gornt, fte ju erlangen, ^rieftet* werben. 2llleS, was gut ifi, in ber Dehnung, in ber fJlatur, in bem JperEommen, geht auf bte Weisheit ber fPriejier jttrücE. DaS heilige 58uch ifi t'fjr 2Berf. Dte ganje 9latur tji nur eine SluSführung ber ©at= jungen bartn. @S gibt Eet'ne anbere Duelle beS ©utett, als ben fprtefier. Sille anbere 2lrt oon Sortrefflt'chfeit tji rang= oerfchieben sott ber beS fjJrt’efierS, jutn 35etfptel bte beS . Äriegers. Äonfeguenj: wenn ber fPrtejier ber höchfie DppuS fein foll, fo tmtfj bie ©rabatt'on ju feinen ftugenben bie
Steltgion. 1 . @ntftc^uuß. 129 Sertgrabation ber Sftenfcben auömacben. Daö Stubtum, bie (üfntftnnlicbung, baö -Dticbtabtioe, baö Smpaffible, Stffeftlofe, baö feierliche; — ©egenfag: bie tiefte ©attimg SDlertfc^. Der ^rieftet bat (£tne 2lrt S)toral gelehrt: um fctbft alö böcbfter £t>puö etnpfunben ju werben. €r Eonjtptert einen ©egenfagtgpuö : ben Dfcbatibala. Diefen mit allen Spit- teln »etacl/tltch ju machen, gibt bie gölte ab für bie Haftern orbnung. — Die eptreme 2lngft beö $>riefterö oor ber .Sinn* liebfett iffc jugleicb bebtngt butcb bie Stnficbt, baff bi« bie .ftaftenorbnung (baö h^fit bie Drbnung überhaupt) am fcblimmften bebrobt ift.... Sebe „freiere Xenbenj''’ in puncto puncti wirft bie @btgefti3 gebung über ben $au* fen — 219. 3ur ibrittf beö 9)tanu*©efegbucbeö. — Daö gattje 58ucb rut;t auf ber ^eiligen £üge. 3 ft es baö 2Öof>l ber SDtenfcbbtit/ welcbeö biefeö ganje ©pftem infpiriert bat? Diefe 2lrt SDtenfcb, wel,cf)e an bie Sntereffiertbett jeber jpanblung glaubt, war fie intereffiert ober nicht, biefeö St)* ftem but.cb 3 ufegen ? Die fWenfcbbet’t 3 U oerbeffern — wo* l;et ift biefe Ölbficbt infpiriert? SBpber ift ber begriff beö 23effern genommen? 2öir ftnben eine Slrt SKenfcb, bie ptteftetltcbe, bie ficb alö 9?orm, alö Sptge, alö hüpften Sluöbruc? beö ftppuö SPenfcb fühlt: t>on ftcb auö nimmt fie ben begriff beö „SBefferen". Sie glaubt an ihre Überlegenheit, fie will fie auch in ber Stat: bie Urfacbe bet heiligen £üge ifl ber SBille 3 ur SDtacbt...., Slufricbtung ber Jperrfcbaft : 3 U biefem ^weefe bie $ett* febaft oon SSegriffen, welche in ber ^ciefterfcbaft ein non plus ultra oon SDtacft anfegen. Die S0?acl)t butd) bie Süge — in finfiebt barüber, ba| man fie nicht phpfifcb, mtli* tärifcb beftgt.... Die £üge alö Supplement ber 9)ta<|>t, — ein neuer begriff ber „Söabrbeit". SPan irrt ftcb, wenn man hier unbewußte unb naioe Sntwicflung oorauöfegt, eine 2lrt Selbftbetrug.,., Die ga* 9tf* Bfcf) e, $>er jur Üttacftf. 9
130 Ättfif bet Haften bißfjengen ©ette. natifer fütb nicht bie Stftnbet folget burchbachten Spjteme ber Unterbrücfung.... jjjuer hat bte faltbtüttg^c üöefonnen? nenljeit gearbeitet; btefelbe 2lrt 23efonnenhett, tüte fte ein fpiato hatte, aiß er fiep feinen „Staat" außbaebte. — „SDtan mufj bte Mittel wollen, wenn man baß $\d will" — über bt'efe ^olitifereinficbt waren ade ©efei3gebet bei fiel) Elar. 2ötr haben baß flafftfcbe dufter aiß fpejififch arifcb: wir bürfen alfo bte beftaußgefiattete unb befonnenfte 2lrt SDtenfch üerantwortftcb machen für bte grunbfätdtchfle 2üge, bte je gemalt worben tft.... SDtan pat baß nachgemacht, überad beinahe: ber arifche Gfinfluf! hat ade 2Belt üer? borben.... 220 . Ser ^hitofoph aiß SBeiterentwicftung beß prtefter? ficken ftppuß: — hat beffen derbfepaft tm Serbe; — tft, felbft noch aiß Sltüal, genötigt, um baßfelbe mit benf eiben Mitteln ju ringen wie ber ^)rieflec feiner 3eit; — er afpt? rtert jur höcpften Slutorität. 2Baß gibt Autorität, wenn man nicht bte phpfifche^tacpt tn ben Jjoanben hat (feine Jpeere, feine SBaffen über? pattpt....)? 2Öte gewinnt man namentlich bte Slutorttat über bte, weiche bt'e pppfifepe ©ewalt unb bte 2Tutorttät heftigen ? (Ste fonfurrieren mit bet (Sprfurcpt üot bem gür? ften, üor bem ftegretepen Eroberer, bem weifen Staatß? mann.) 9tur tnbem fte ben ©tauben etweefen, eine höhere, flär? fere ©ewalt in ben Jpänben ju haben, — ©ott — . @ß tft ntcptß ftarf genug: man hat bte Vermittlung unb bte Stenfie ber ^rieftet nötig. Sie jteden ft'ch aiß unentbehrlich ba? jwt'fchen: — fie haben aiß Srtftenjbebtngung nötig, l.bafj an bie abfoiute Überlegenheit {preß ©otteß, bafj an ihren ©ott geglaubt wirb, 2. bafs eß feine anbetn, feine bireften Zugänge ju ©ott gibt. Sie jwette gorberung allein fchafft ben SSegriff ber „J^eterobojcte"; bte er fte ben beß „Ungläu? btgen" (baß peißt, ber an einen anbern ©ott glaubt —).
Steligion. 2 . Sftriftenf um. 131 2. ßljriftrntum. 221 . — Die jftrche tft cjeaft baS, wogegen ScfuS geptebigt hat — unb wogegen er feine Srttnger Fämpfen lehrte — 222 . Whn fott bas Cfbrifteittum ais f> i ft o t i f cf> c Stealität nicht mit jener einen Söurjel oerwechfeln, an welche cs mit feinem Flamen erinnert: bie anbern SSurjeln, aus betten eS gewacfjfen tft, finb bet weitem mächtiger gewefen. @S tft ein SOTtfbraucf) ohnegleichen, wenn feicbe SßerfaltSgebilbe unb SDtifjformen, bie „cjjriftltche .Kirche", „cbtiftiicbet ©laube" unb „chrtfllicljeS Seben" bciffen, ftch mit jenem ^etltgen tarnen abjetchnen. 2BaS hat €hrijtuS öerneint? — 2JlleS, was bcttte chriftlich bciffr 223. Die ganje chriftltcfte Sehre oon bent, was geglaubt werben folt, bie ganje cftrifiliche „SBaljtbeit" tft eitet Sug unb £rug: unb genau baS ©egenftücf oon betn, was ben 2tn= fang ber chriftfichen Bewegung gegeben hat. Das gerabe, was im F treulichen Sinn baS Shrtftltche ifl, tft baS 3lnttchrtftltche öon oornheretn: lauter Sachen unb fperfonen ftatt ber Stjmbole, lauter „fuftovie ftatt ber ewigen ftatfacJjen, lauter Formeln, Seiten, Dogmen ftatt einer fPrajn'S beS SebettS. @htiflltch ift bie oottFommenc ©leichgültigFeit gegen Dogmen, Kultus, ^rieftet, Kirche, Xheologte. Die gratis beS ShrijtentumS ift Feine fjJlKwtafterei, fo wenig bie gratis beS 23ubbhiSmuS fie ift : fie ift ein Mittel, glticFlich ju fein.... 224. SefuS geht biteFt auf ben >$uflanb los, baS „Rimmels reich" im ^erjen, unb ft'nbet bie SOitttel nicht in ber £>b= feroanj ber jubt'fchen .Kirche — ; er rechnet felbfi bie 9tea* litcit beS SubentutnS (feine Nötigung, ftch ju erhalten) für nichts; er ifl rein innerlich. — s»
132 Äriftf b er ^ 6 df) ft c n bisherigen Sßerte. (Ebenfo macht er ftch nichts guS ben famtlichen groben Formeln int SSerPef^r mit ©ott: er wehrt fiel) gegen bie ganje Vufs= unb VerföhnungSlehre; er jetgt, rote man leben muff, um fiel; als „sergöttlicht" ju fühlen — unb rote man nicht mit Vufje unb C3erfmrfchung über feine Sünben baju fommt: „es liegt nichts anSünbe"ijt fern Hnupturteil. Süttbe, 35ufje, Vergebung, — baS gehört alles nicht hkf* her.... baS i|l ein emgenttfchtes Subentum, ober es ift hetbnifch. 225. $DaS Himmelreich ift etn jjujtanb beS Httjtnö (— »on ben Ätnbern rotrb gefügt, „beim ihrer tft bas Hnnntel* reich"), nichts, was „über ber (Erbe" tft. 2>aS Sletd) ©otteS „fommt" nicht cbtonologifch ; hiftortfch, nicht nach bem $a* lenber, etwas, bas eines 2ageS ba roäre unb tags oorher nicht : fonbern es ift eine „StnneSänberung im (Emjelrten", etroaS, baS jeberjett fommt unb jeberjett noch nicht ba tft... 226. Ser Schacher amÄreuj: — roenn ber Verbrecher felbft, ber einen fchmerjhaften £ob leibet, urteilt: „fo rote btefer SefuS, ohne Steoolte, ohne geinbfchaft, gütig, ergeben, leibet unb fttrbt, fo allein tft es baS Stecfte", hat er baS (Eoanges Itum bejaht: unb bamtt tft er im parabtefe.... 227. SefuS jtellte etn rotrfltcheS Sehen, ein Sehen in ber Stöabrs heit jenem göttlichen Sehen gegenüber: nichts liegt ihm fer« ner, als ber plumpe Unjtnn eines „oereroigten Petrus", einer erotgen perfonalfortbauer. 2BaS er befämpft, baS ift bie 2ötcf>tigtuerei ber „perfon": rote fann er gerabe bie oen erotgen wollen? (Er befämpft tnSgletchen bie Hierarchie innerhalb ber ©es metnbe: er »erfpricht nicht trgenbeine Proportion t>on Sohn je nach öer Seijtung: rote fann er Strafe unb Sol;n im Sem feitS gemeint haben!
i3a Religion. 2. Sfjnftettfunt. 228 . 2Tuf eine ganj aßfutbe SBet'fe tft t>ie Sot;n* unb ©traftebre bt'netngemengt: ed iffc atled bamtt oerborben. 3ndgleicben tft bte $)ra;cid bet erfteit ecclesia mili- tans, bed 2lpojMd $paulud unb fein Skripten auf eine ganj öeufätfc^enbc SBetfe ald geboten, ald eoraud feft* gefegt bargefteltt.... Die nachträgliche öetfjetrticfmng bed tcitfäcf>txcf>en Sehend unb Sebrend bet etfien €brtften: wie ald ob alted fo öor* gefcfjtteben.... blojj befolgt wate.... 9hm gat bte (Srfüllung bet SBet'dfagungen: wad ifl ba alled gefcilfcbt unb juteegt gemacht worben ! 229 . ©n ©ott für unfete ©ünben geftorben; eine ©löfung butcb ben ©tauben; eine Söt'eberauferftebung nach bem Dobe — bad ftnb alted ^alfcbmünjeteten bed eigentlichen €bttftentumd, füt bte man jenen unfjeitoolten üuerfopf (^autud) oerantwörtlicb machen mufj, Dad oorbtlblt'cbe Sehen beftebt in bet Siebe unb De* ntut; in bet J^etjendfütte, welche auch ben Oh'ebrigften nicht audfcbltefjt; in bet förmlichen Skrjicbtletfhtng auf bad Siecht* behattenwollen, auf Skrteibigung, auf ©teg im ©inne bed petfönltcheit Dtütmpbed ; im ©tauben an bt' e ©eligüeit hier, auf ©ben, trol3 9tot, SBtberftanb unb Dob ; in bet SSerföhn* liebfeit, in bet 2lbwefeubeit bed jfrttted, bet SSetachtung; nicht belohnt werben wollen; nientanbem [ich oerbunben haben: bte geiftlich*geiftigfte ^errenlofigfeit; ein febr ftoljed Sehen unter bem SBillett jum armen unb bienenbett Sehen. Stachbem bte Strebe bt'e ganje cbrtfHtche ^rapid fiel; batte nehmen taffen unb ganj eigentlich bad Sehen im ©taate, jene 2lrt Sehen, wetched 3efud befämpft unb oerurtetlt batte, [anftiontert butte, mujjte fte ben ©tnn bed €hrtfientumd irgenbwo anberd bt’nlegen: t'n ben ©tauben an unglaub* würbige Dinge, t'n bad Zeremoniell oon ©ebeten, Anbetung, heften ufw. Der begriff „©ünbe", „Vergebung", ,,©tra* fe", „Belohnung /y alted ganj unbeträchtlich unb fafi
134 Äritif ber Pc^jlett biSbertgeu SBerte. ausgefcbloffett »om erften €f;ttflentum — Fommt je|t tu ben ätorbergrunb. * (ritt fcf)aitbcrf;aftcc »on grtecf>tfcf)et' ^fntofos pbie unb Subentum; ber Slffettömuö j baS beflänbtge 9ttcb s ten unb äkrurtetlen, bte Stangorbnung ufm. 230. 2>aS €brtfientum bat uon öomberetn bas ©’ijmboltfcbe m .ftrubttäten umgefel3t: 1. ber ©egenfaß „mabreS Mm" unb „falfcfies" Men: rntfmerftanben ats „Men btesfetts" unb „Men jenfetts"; 2. ber begriff „emtgeS Men" trn ©egenfa<3 jum ^erfo* natteben ber SSergängltcbFett als „fPerfonalunflerbltcbFett"; 3. bte Skrbrüberung burcb gemetnfamen ©enup oon ©petfe unb £tanF nach bebrätfc^arabtfcfter ©emobnbett als „SBunbet ber XranSfubftantiation" ; 4. bte „2luferflebung — " als Eintritt tn baS „mabte geben", als „mtebergeboren"; baraus : etne btflorifcbe (?oem tualttät, bte trgenbmann nach bem £obe emtritt ; 5. bte Sebre oom SJlenfcbenfobn als bem „©ofm ©ottes", baS MenSeerbältntS jmifcben Sftenfctj unb ©ott; barauS: bte y/jmette fperfon ber ©ottbett" — gerabe baS megge« fdjafft: baS @obnöerbältmS jebeS SCUenfcbett jtt ©ott, auch beS ntebrtgjlen ; 6. bte (trlöfung burcb ben ©tauben (nämlich, bafj es Femen attberen SBeg jur ©ofmfcba'ft ©otteS gibt als bte »on GEmftuS gelehrte $)rajcts beS Sehens) umgeFebrt tn ben ©tauben, bap man an trgenbetne munberbate 2(fe jab 5 lung ber @ünbe ju glauben habe, toelcbe ntcbt burcb ben Sftenfcben, fonbern burcb bte SEat €brtfit bemerFfWltgt tjt ; Samit mupte „€brtfluS am Äreuje" neu gebeutet mer* ben. £>tefer £ob mar an ftcb burcbauS ntcbt bte $aupfc= [acfte.... er mar nur ein 3etcf>en mehr, mte man ftcb gegen bte SbrtgEett unb ©efege ber Söett ju »erhalten habe — ntcbt ftcb mebten.... Sarin lag baS Sorbtlb. 231. Sie ©laubigen ftnb ftcb bemüht, bem Sbrtflentunt Un= enbltcbeS ju »erbanFen, unb fcbltepen folglich, bap beffen Ur«
Religion. 2. SftufTenfum. 135 bebet eine SJJetfonnage erjten Ranges fet.... Siefer Scbluf? tji falfd), aber er tffc ber tppifcbe Scblufj ber 33erebrenben. £>bfeftit> angefeben, märe möglich, erjtenS, bafj fte ficb irrten über ben 2Öert beffen, maS fte bem (Sbriftentum oet* banfen: Überzeugungen bemeifen nichts für baS, mooon man überzeugt ift, bei Religionen begrünben fte eher noch einen 33erbacbt bagegett.... ©S märe jrtJcitcnö möglich, baf, maS bent Sbriftentum oerbanft mtrb, nicht feinem Ur« beber zugefcbrteben merben bürfte, fonbern eben bem fer- tigen ©ebtlbe, bem ©anzen, ber Ätrcbe ufm. Der SSegriff „Urheber" ift fo tnelbeuttg, bafj er felbjl bte blofje ©es legenbettöurfacbe für eine Semegung bebeuten Bann: man hat bie ©eftalt beö ©rünbetS in bem SRafje oetgröfj ert, als bie Strebe mudm ; aber eben biefe £)pttf ber SSerebtung er= laubt ben Scblufj, ba$ ttgenbmann biefer ©rünber etmas febr Unfreieres! unb UnfeftgejtellteS mar, — am 2lnfang... $Jan benüe, mit melcber Freiheit SPuuluS baS fPetfonak Problem 3efuS bebanbelt, beinahe eSfamottert — fernanb, ber geftorben {ft, ben man nach feinem Stöbe mtebetgefebett bat, femanb, ber oon ben Sruben zum Stöbe überantmortet mürbe.... ©tn blofjeS „SRotm": bie SRuft? macht er bann bazu ...» 232 . ©tn ReligtonSfiifter Eann unbebeutenb fein, — ein Streichholz, nichts mehr! 233 . 2öte eine 3a*fagenbe arifebe Religion, bie 2luSgeburt ber berrfebenben klaffe, auSfiebt: baS ©efe^bueb SRanuS. (Sie SSergöttlicbung beö SRacbtgefüblö tm iörabmanen : im tereffant, bafj es in ber $riegerfafte entftanben unb erft übergegangen ift auf bie geriefter.) 2Öie eine Sasfagenbe femittfebe Religion, bie Ausgeburt ber berrfebenben klaffe, auöfiebt: baö ©efegbueb 3)tm bammebö, baö alte Steftament tn ben älteren Steilen. (Ser SJtubammebaniömuö, als eine Religion für SOtänner, bat eine tiefe Seracbtung für bie Sentimentalität unb 83er-
136 Jttifif bet ^6d)(lcn bisherigen SSerte. logenbeit beö@b*ifietttumö... einer SBetbeireligtott, als welche er fte fühlt—.) SBt'e eine 9letnsf<tgenbe femttifebe Steltgion, bie 2lußge* burt ber unter brächten Älaffe, auöfie^t : bas Steue Xe« jtament (— nach mbtfcf)s<mfcf)en Gegriffen: eine £fcban* bala*9teltgion). 2Bie etne 9tein*fagenbe artfebe Steligion auSftebt, ge* waebfen unter ben fjerrfcfyenben ©tan ben: ber 23ubbbiS* rttuc. @S tffc oollfommen in örbnung, bafj wir feine Steltgion unter brächtet* nrifcfjer Staffen haben: benn baS tft ein ©tberfprucb : eine #errenraffe ifl obenauf ober gebt p= grunbe, 234 . ^eibntfd) — cbriflttd). — Jj^eibnifcb tfi baß 3afagen pm Statürlicben, baS UnfcbulbSgefübl tm Staatlichen, „bie Statürlicbfeit". SbrifHt'db tfi baS Stetnfagen junt Statur* lieben, baS UnwürbtgfeitSgefübl im Statürltcben, bie 28tber* natürtiebfeit. „Unfcbulbtg" ift pm 33etfpiel ^)etrontuö : ein Sbctft bat im SSergleicb mit biefem ©lücfltcben ein für allemal bie litt* febulb »etloren. 25a aber ple§t auch ber cbrifiltcbe Status blofj ein Staturpftanb fein muff, ftcb aber nicht als folgen begreifen barf, fo bebeutet „cbttfllt'cb" eine pm ^tinjip erhobene galfcbmünjerei ber pfpcbologifcben 3nter* pretation,,.. 235 . 25er cbrifllicbe ^ttefiet ift tiott Anfang an ber Xobfeinb ber ©tnnltcbf eit : man fann ftcb feinen größeren ©egenfa| benfen, als bie unfcbulbig*abnuttgSöolle unb feierliche Jpal* tung, mit ber pm SSeifptel in ben ebrwürbtgften grauen* fulten 2ltbenS bie ©egenwart ber gefcblecbtltcben ©pmbole empfunben würbe. Set 2lft ber Beugung tfl baS ©ebeim* ntS an ftcb in allen nicbt*affetifcben Steligtonen : eine 2lrt ©pntbol ber SMlenbung unb ber gebeimntsoollen Slbfic^t ber ^ufunft: ber SBtebergeburt, Unfferblicbfeit.
WtJigiott. 2 . €(>n(tentum. 137 236 . 23ubbha gegen ben „©efteujigtett". — 3nnetbal6 bet nibtltfitfcben ^Religionen barf man immer noch bte chrifts licf)e unb bte bubblnfttfche fcftatf augetnanberbalten. £>te bubbhtfit'fcbe brücft einen frönen 2lbenb aug, eine »0(1= enbete ©üjftgfeit unb SOJitbe^ — eg ift SanfbarEeit gegen alleg, mag f;inten liegt ; mtteingerechnet, mag feE>ft : bie SBtt= terfeit, bte Gfnttäufchung, bte S^anEüne ; julettf: bte hob* geifttge Siebe;- bag ^Raffinement beg pbilofophifchen SStbet* fprucfjg ift hinter ihm, auch batmn ruht eg aug: aber »on btefem bat eg noch feine getftige ©(orte unb ©onnenunter* ganggglut. ( — #erFunft aug ben oberften Mafien — .) 2)te cbrtftliche 23emegung ift eine Segenetefjenjbemes gung aug Slbfaligs unb 2fugfcbu§etementen alter 2lrt: fte brücft nicht ben fRtebergang einet fRaffe aug, fte ift oon 2lm fang an eine 2(ggtegatbtlbuttg aug fiel) jufammeubtängem ben unb ficb fuebenben Äranfbeitggebtlben.... ©te ift beg« halb nicht national, nicht raffebebtngt: fte menbet ficb ettt bie Enterbten oon überall; fie I>at bte SRanEüne auf bern ©tunbe gegen alleg SBoblgeratenc unb jpetrfcbenbe : fte braucht ein ©pmbol, melcbeg ben §lttcb auf bte SSBobl* geratenen unb aperrfchenben barftcllt.... ©ie fleht tm ©e^ genfafj auch ju aller getfitgen 23emegung, ju aller fopbte: fie nimmt bie gartet ber 3bioten unb fpricfjt einen gluch gegen ben ©eift aug. 9tanfüne gegen bte begabten, ©elebrten, ©etfttg;Unabbängigen : fie errät in ihnen bag äöoblgeratene, bag Jperrfchaftltche. 237 . 3m 23ubbbtgmug übermtegt btefer ©ebanEe: „2l(le 23es gierbett, alleg, magSlffeft, mag23lut macht, jiebt juJjjanfc lungen fort" — nur infofern mttb gemarnt oor bem 25 fc fen. 25emt $anbeln — bag pat feinen ©t'nn, $anbeln ^<*tt ttn ©afeitt fefh alleg Dafetn aber hat feinen ©t'nn. ©te fehen tm SSöfett ben Slntrteb ju etmag Unlogifchem: jut Bejahung oott Mitteln, beten 3mecE man oernet'nt. ©te fuchen nach einem 2Bege jurn fRt'chtfein, unb beghalb per?
138 Äritit bet ^ ß tf> ft ctt HSljettgett 2B ertt. fjorreSjieren fte alle Antriebe fettenS ber 2XffePte. 3um 83ei= fptcl ja nicfit fiel) rächen! ja nicht feinb fern! — Set jrjebos ntSmuS ber Stäben gibt liier bie ^öc^flen 2öertmafje ab. Nichts tffc bem SSubbfnften ferner als ber jübtfcfie ganatiös rnuS eines i)3auluö: 9ttd)tS mürbe mefit feinem ^nflmEt miberftreben als biefe ©pannung, flamme, Unruhe beS res ligicfen Sföenfcfien, bot allem jene gorm ber ©innlicliPeit, welche baS ©iriftentum mit bem tarnen bet „Siebe" ge* Zeitigt tjat. 3« allebem ftnb eö bte gebiibeten unb fogar übers getftigten ©tänbe, bie im iSubbbiömuS tf>te Stecfmung firt= ben: eine Siaffe, butcf) einen Safjrbunberte langen $f)ilos fopfienfampf abgefotten unb mtibe gemacht, rticf>t aber uns terlialb alter Äultut tute bie ©cliicfitett, aus benen baS (üffjriftentum entftefit.... 3m Sbeal beS 23ubbf)tömuS er« fcfjeint baS SosPommen aucfj von ©ut unb S3öfe mefentliclj : eS wirb ba eine raffinierte 3enfeitigPett ber fDioral auSges badjt, bie mit bem Sßefen ber SSollPommenfieit gufammens fällt, unter ber SorauSfegung, baff man attcf) bie guten jpanblungen blofj jeitmetlig nötig fiat, blofj als Mittel, — nämliclj, um US« allem Raubein loSjuPommen. 238 . €ine mfjtlt'ftifcfje Religion tute baS ßfiriftentum, einem greifettfjaftsjäfien, alle ftarfen 3nflt'nEte überlebt fjabenben iöolPe entfprungen unb gemäß — ©cfmtt für ©cljtitt tn anbre 9MeuS übertragen, enbltclj tn bie jungen, n o cf) gar nicljt gelebt fjabenben fBölfet etntretenb — feilt fett* fam! Sine ©cfjfufjs, jptrtens, SlbenbglücffeltgPeit Barbaren, ©ermatten geprebigt! SBt'e muffte baS alles er ft germanis fiert, barbarifiert merben! ©steten, bie ein Söalfjall ges träumt Ratten — : bie alles ©lücP im Kriege fanben! — ©ne übernationale Religion in ein ©jaoS Ijütemgeprebigt, ivo noefj nicljt einmal Nationen ba tvaren — . 239. Siefe nifjiliftifcfie Steligion fuefit fiel) bte decadence- (flemente unb StermanbteS im Slltertum jufammen; näm* lief);
fJteltgioit. 2 . (Jfjrtftenfunt. 139 a) feie gattet ber ©cproad^en unb Sfttfjratenen (bett Stöfcbufj ber antiEen Seit: iDaö, maö fte am Eräftigflen »on ftcb ftteg —) ; b) bte gartet ber ‘öermoraitfterten unb 2Ctttt^etb= ntfcben; c) bte spartet ber spolttifcb^tmübeten unb Sttbtffe* renten (blafierte Stömer....) , ber (Sntnattonaltfterten, benen eine Seere geblieben mar; d) bte gartet berer, bte ftcf) fatt haben, — bte gern an einer untertrbtfcben Söerfcfwörung mttarbetten — 240. A. 3n bem xOtafje, in bem ^eute baö Sprifientum noch nötig erfcbetnt, ifl ber Sttenfcb nod) nutfl unb »erbängntö* »oll.... B. 3« anberem 25etrac^t tft eö nicpt nötig, fonbern tp trem fcbäbltcb, mirft aber anjiebertb unb »erfübrenb, metl eö bem ntorbtben SbaraEter ganjec Schichten, ganjer £t); pen ber feigen Sflenfcbbett entfprtcpt.... fie geben ihrem $ange na cf), inbem fie cbriflftcb afpirieren — bte decadents aller 2lrt — 9)?an bat bte» jnufcbett A unb B fiteng ju fcbeiben. 3nt Jall A tft (Sbvtflentum ein öpeilmittel, mtnbeflenö ein SSäm btgungömtttel ( — eö bient unter Umflcinben, EtanE ju machen: maö nüf3 licf> fein Eann, um bte Süjlbett unb 3iob= bett ju brecpen). 3m 3; all B ifl eö etn Spmptom ber ÄranEbeit felbfl, »ermebrt bie decadence; hier mtrEt es einem Eortobotterenben Spflem ber Sebanblung ent* gegen, btee ifb eö ber ^ranEeninftinEt gegen baö, waö t’bm beilfam ifl — 24t. £)aö cbtiflltdHübtfcbe Sehen: b&t übermog nicht baö Oleffenttment. @rft bte großen SSetfoIgungen mögen bie Seibenfcbaft bergeflalt berauögetrieben haben — fomobl bie ©lut ber Siebe, alö bte beö ^»affeö. Senn man für feinen ©lauben feine Siebften geopfert fiebt, bann ttnrb man aggreffi»; man »erbanEt ben Steg beö ©brtfientumö feinen Verfolgern,
140 Jtritif bet Hoffen bi$fjerigeti ®erte. 2Me 2Tf f ettf im (Ebrtflentum ift nicht fpejtfifch : baS f>at Schopenhauer mifjoer jtanben : fte roäc^fl nur ttt baS ftentum hinein : überall boct / mo es auch otjne @hriftentum StfBetiB gibt £aS bppochonbrifche €briftentum, btc ©emiffenStiers guäterei unb sfolterung tft tnSgleichen nur einem gemiffen 23oben jugebötig, auf bem cbtifllicbe ©erte ©urjel ges febtagen haben: es ift nicht baS dbrtftentum felbft. Das @fm ftentum bat «He Slrt jfranBheiten morbtbet Sööben in ficb aufgenommen: man könnte ihm einjig jum SSormutf machen, bafj es ficb gegen Beine StnfiecBung ju mehren mufjte. Sfbet eben baS ift fein ©efen: Glmftentiun ift ein JtypuS bet decadence. 242 . 2>ie ^Realität, auf ber bas ßbtiftentum ftef; aufbauen Bonnte, mar bie Bletne jübtfehe Familie ber 3)t'afpora, mit ihrer ©arme unb ^artlichBett, mit ihrer im ganzen törni* fcfjen Steicbe unerhörten unb vielleicht unvetfianbenen S3e? reitfebaft jum Reifen, Sinfteben füreinanber, mit ihrem verborgenen unb in 2)emut verBleibeten Stolj ber „SlitS* ermäblten", mit ihrem innerlich ften Steinfagen ohne Dtetb ju altem, was obenauf ift unb maS ©lanj unb Stacht für ficb hat. £)aS als Stacht erBannt ju haben, biefen \e> ligen >$uftanb als mitteitfam, vetfühtetifch, anftecBenb auch für Jpetben erBannt ju haben — ift baS ©enie beS Paulus : ben Schaf? oon latenter Energie, oon Blugem ©litcB auSju« nü^en ju einer „jübtfehen Kirche freieren SSeBenntniffeS", bie ganje jübtfehe Erfahrung unb ©eiflerfchaft bet @c= meinbefetbflerbaltung unter ber grembherrfchaft, auch bie jübtfehe ^ropaganba — baS erriet er als feine Stufgabe. ©aS er votfanb, baS mar eben jene abfotut unpolitifebe unb abfeits gesellte Slrt Bl einer Seute: ihre Äunft, fiel) ju be= baupten unb burcbjufejjen, in einet Stngabl $£ugenben an* gejüchtet, metche ben einzigen Sinn oon £ugenb auSbrücB* ten („©ittel ber Erhaltung unb Steigerung einer befitmtm ten Strt ©enfeb").
Steltgion. 2 . (Jbriftentunt. 141 2luö ber Keinen jübtfcben ©emeinbe fommt baö 9)riniip ber Siebe ^er: eö tft eine letbenfcbaftlicbere ©eele, bic hier unter ber 2lfc^c twn Semut unb Slrmfeligfeit glüht: fo trat eö weber griedjtfcb, noch inbifcb, noch gar getmantfcb. 2)aö Sieb ju Sf^ren ber Siebe, welcljeö 9)auluö gebietet bat, tft ntcbtö Sbriftltcbeö, fonbern ein j’übifcbeö Sluflobern ber ewigen flamme, bie femitifcb tft. 2Benn baö (Iftriftentum etwaö SBefentlicbeö in pfncf)otogifcf;er J)in)tcbt getan bat, fo tft eö eine ©rböbung ber Temperatur ber ©eele bei jenen Edfteren ttnb oornebmeten Waffen, bie bantalö oben* auf waren ; eö war bie (Jntbecfung, ba§ baö elenbefte Sehen reich unb unfehlbar werben fann burcb eine Temperatur* ertwbung.... @ö »ergebt ficb, bafj eine folcbe Übertragung nicht ftatt* finben fonnte in Jptnficbt auf bie berrfcbenben ©tänbe : bie Suben unb €brtjlcn butten bie fcljlecbten Sanieren gegen ficb, — unb waö ©tärfe unb Setbenfcbaft ber ©eele bei fcblecbten Sanieren ifi, baö wirft abjiofjenb unb beinahe efelerregenb ( — icb febe bt'efe fcblecbten SDtanteren, wenn icb baö 9teue Teftament lefe). SWan muffte burcb fiebrig* feit unb 9tot mit bem biee rebenben Tppuö beö niebeten füolfeö perwanbt fern, um baö Slnjtebenbe ju empftnben... <£ö ift eine $>tobe baöon, ob man etwaö flafftfcbett ©e* fcbmacf im Sethe b<*t, wie man jtttn freuen Teftatnent ftebt (oergletcbe Tacitus) ; wer baoott ntcbt reooltiert ift, wer babei ntcbt ehrlich unb gtünblicb etwaö üon foeda su- perstitio empfinbet, etwaö, wooon man bie Jbanb jurücf* jtebt, wie um nicht ficb ju befcbmußen: ber weiß ntcbt, waö ftafftfcb tft. SDtan muff baö „Äreuj" empfinben wie ©oetlje — 243 . SKeaftton ber fletnen Seute: — 2)aö böcbüe ©efübl ber SJtacbt gibt bie Siebe, ^tt begreifen, inwiefern hier nicht ber Sttenfcb überhaupt, fonbern eine 2lrt Sttenfcb rebet. „2Bit finb göttlich tn ber Siebe, wir werben „ftt'nber ©ot* teö‘, ©ott liebt unö unb will gar ntcbtö oon unö alö Siebe" ; baö betfit: alle 3)?oral, alteö ©eborcben unb Tun bringt nicht
142 Äritit ber ^ 6 c() ft e « bisherigen QBerte. jenes Öefüf?I non SÜJac^t unb gtethett ^croov, mie eS bic Siebe hertmrbrtngt; — aus Stehe tut man nic^tö ©cbltmtneS, man tut tuet mehr, als man aus ©eborfam unb Bttgenb täte. «fMer ift bas JperbenglücF, baS ©emeinfchaftSgefühl im ©ropen unb deinen, baS lebeitbtge SmS*@efübt als @.um* me beS SebenSgefüfilS empfunben. BaS Reifen unb glorgen unb Stufen erregt fortmährenb baS ©efüf)l ber fftgcht; ber ficbtbare Erfolg, ber AuSbrucF ber$reube unter* ftreicfit baS ©efüljl ber üDlacht ; ber ©tot} fehlt nicht, als ©e* meittbe, als Söolmftätte ©otteS, als „AuSermählte". Xatfäcblicb bat ber Sttenfcf) nochmals eine Alteration ber ^erfonltcbfett erlebt: bteSmal nannte er fein Siebes* gefäbl ©ott. 9)?an mup ein gemachen eines folcben ©efüblS fich beitFen, eine Art gnt}ücFen, eine frembe Siebe, ein „goangelium", — biefe Sleuheit mar es, metcbe ihm nicht erlaubte, ftch bte Siebe }u}urechnen — : er meinte, bap ©ott oor ihm manble unb in ihm lebenbig gemorben fei. — „©ott Fommt ju ben ÜDI enfchen", ber „Slächfte" mirb tranS* figuriert, tn einen ©ott (tnfofern an ihm baS ©efühl ber Siebe fich auSlöfi). 5 e f u S ift ber Stäcbfte, fo mte biefer }ur ©ottheit, }ur 9)1 acfftge fühl erregenben Urfache um* gebacht mürbe. 244. BaS ©oangeltum : bte Nachricht, bap ben fiebrigen unb Armen ein Zugang }um ©lücf offen fleht, — bap man nichts }u tun hat, als fich öon ber Snfiitution, ber £rabi* tion, ber 25eöormunbung ber oberen ©tänbe loS}ttmachen : tnfofern tfl bie heraufFunft beS ©hrtflentumS nichts meiter, als bie tppifche @o}taltflenlehre. Eigentum, grmerb, Saterlanb, ©tanb unb Slang, £ri* bunale, $olt}ei, ©taat, Kirche, Unterricht, Äunft, Militär* mefen: alles ebenfo oiele SSerhtnberungen beS ©lücFS, Srr* tümer, 33erftricFungcn, BeufelSmerFe, benen baS goange* lium baS ©ertcht anFünbtgt.... Alles tpptfch für bie ©o* jialiftenlehre. 3m Jptntergruttbe ber Aufruhr, bie gjtplofton eines auf*
Religion. 2 . üfjriftentum. 143 gebauten SStberwillenö gegen bt'e „fetten", bet SnfftnEt bafüt, wie siel (Sfücf na cf) fo langem StucEe fegon im greHtch'fühlen liegen Eönnte.... (Rieiftenö ein Spmptom bason, baß bie unteren Schichten ju menfchenfteuttblich be= banbeit worben ft’nb, baß ft'e ein ihnen serboteneö ©lücE be; ret'tö auf bev £unge fchmecEen.... Sticht bet junger er* jeugt Resolutionen, fonbetn baß baö SSolC en mangeant Slppett't beEommen hat....) 245 . Wogegen ich protefttere? Saß man nicht btefe Elet’ne friebltche sRtttelmäßt’gEett, biefeö ©letc-hgewtcht einer Seele, welche nicht bie großen Slntrtebe ber gtofjen Äraftgäufungen Eennt, als etwas SoofteS nimmt, womöglich gar als Sftaß beS SDtenfchen. 23acon sott SSerutam fagt: Infimarum virtutum apud vulgus laus est, mediarum admiratio, supremarum sen- sus nullus. Saö (ffjrifientum aber gehört, als Religion, jum vulgus; eS h nt für bie höchfte ©attung virtus Eeinen Sinn. 246 . Sch liebe eS butcgauS nicht an jenem SefuS son Stajaretg ober an feinem tlpoftel Paulus, baß ft'e ben Eieinen 2eu? ten fo siel in ben $opf gefegt hüben, als ob es etwas auf fich habe mit ihren befchetbenen Xugenben. SÄan hat eS ju teuer bejahen muffen: benn fte hoben bie wertsolleren Qualitäten son £ugenb unb Rienfcg in 33erruf gebracht, fte haben baS fchlechte ©ewtffen unb baS Selbftgefühl ber sot* nehmen Seele gegenetnanber gefegt, fte haben bie tapf ern, großmütigen, setwegenett, erjefft'sen Steigungen ber ftarEen Seele irregeleitet, bis jur Selbfijerftörung.... 247 . Dte Suben machen ben 23erfueh, ft'ch burchjufegen, nach* bem ihnen jwet Mafien, bie ber Stieget unb bt’e ber SlcEet; bauet, serloren gegangen finb ; ft'e finb t'n btefem Sinne bie „Rerfchnittenen": fie haben ben ^rieftet — unb bann fofort ben Xfcganbala....
144 Ärifif ber böcbftett Höljertgett ffierfe. 2Öie billig !ommt e$ bei litten ju einem 25rucb, ju einem Stufflranb beö Xfcbanbala: ber Urfprung beö (übriften* tumö. £>amit, baff fic ben Krieger nur als ihren Jperrn Eanm ten, brachten fie in ihre SHeligton bie geinbfebaft gegen ben SSornebmen, gegen ben @blen, ©toljen, gegen bie Sflacbt, gegen bteberrfcbenben@tänbe — fie fmbdntrüftungö* peffimiften.... jDamit febufen fie eine «richtige neue ^Sofition: ber ^rie* fier an ber @pif3e ber Xfcbanbalaö, — gegen bie «orneb* men ©tänbe.... ©aö Sbrifjtentum jog bie legte ^onfeguenj bt'efer fernes gung : auch tm fübifebe« ^rtejtertum empfanb eö noch bie $afte, ben sprfoilegiertett, ben SSornebmen — eö ftricb ben sprtefler auö — Sbttft ift ber Stfcbanbala, ber ben ^riefter abfebnt.... ber £fcbanbala, ber ficb felbft ertöfi . . . . Deshalb ift bie ftanjöfifcbe 3te«olutt'on bie Mochtet unb gortfefjerin beö @btiftentumö.... fie bat ben SnftinEt gegen bie üafte, gegen bie föornebmen, gegen bie legten ^ri* »ilegten 248. £)t'e tiefe Seracbtung, mit ber ber Q>brtjl in ber «or* nebm gebliebenen antiEen 2Öelt bebau beit mürbe, gehört ebenbabin, mobin beute noch bie ^nfünftabneigung gegen ben Suben gehört: eö ift ber Jpaff ber freien unb felbftbe* mußten ©tänbe gegen bie, m eiche ftcb burebbrüefen unb febüebterne, linfifebe ©ebärben mit einem unfinntgen ©elbft* gefügt »erbinben. £>aö neue Steftament ift baö Soangeltum einer gänzlich unternehmen 3lrt STJenfd) ; ihr 3lnjprucb, mehr 2Bert ju haben, ja allen 2öert ju haben, bat tn ber £at etmaö €nv pörenbeö, — auef; baute nach* 249. 2)ad urfprünglicbe (Ebriftentum ift älbolttion beö©taa* teö: eö «erbietet ben fib, ben Äriegdbienft, bie ©eriebtö«
9te(igion. 2. @f>vtff ettf um. 145 fjöfe, bte ©elbffoertetbtgung unb Vertetbigung irgenbeineb ©anjen, ben Unterfchteb ^»tfchen VoIEbgenoffen unb gtetm ben; inbgletchen bte ©tänbeorbnung. 35ab Vothtfb €^ttftt: et »iberfireht nicht benen, bte fhm Übleb tun; er öerteibigt ftch nicht; et tut mehr: et „ reicht bte ttnfe ©ange" (auf bte grage bu @ htiftub ?" antmortet et, „unb »on nun an »erbet if» fehen beb VJen* [eben ©ohn ftgen jut Steckten bet Äraft unb Eommen in ben SBotfen beb .jrnmmelb"). St »erbietet, bafj ferne 3üm ger ihn »erteibigen ; et macht aufmetf fam, ba§ et Jhtlfe ha* ben fönnte, aber nicht »tll. Sab Shrtflentum ift auch Slbolttton bet ©efellfchaft: eb beuorjugt alleb oon ihr ©ettnggefchälüe, eb »äcbft f»t ; aub aub ben Verrufenen unb Verurteilten, ben 2lubfät3igen jeber Vitt, ben „©ünbetn", ben „Zöllnern", ben ^rofbituier; ten, bem bümmften VotE (ben „gifchern") ; eb »erfchmäbt bte Speichen, bte ©eiehrten, bie Vornehmen, bte itugenb* haften, bte „Äorreften".... 250 . ^ur ©efchichte beb (üfmftentutnö. — gort»ähtenbe Vetänbetung beb VJtlteub : bte chtiftlicbe Sehre »eränbert ba= mit fottmährenb ihr ©ch»erge»tcht.... Sie VegünfHs gung bet Vteberen unb fletnen Seute.... Sie SntmicE« lung bet caritas.... Ser Xppub „Shtift" nimmt fchtttt* »etfe alleb »teber an, »ab et urfprüngltch negierte (in bef= fen Vegatt'on et befianb —). 35er Shrtft »ttb Vütger, ©otbat, ©erichtbpetfon, 2trbeiter, Jpanbelbmann, ©elef>rter, Xheolog, ^tieftet, ^Pfntofopft, Sanbmirt, Zünftler, Patriot, ^)otttiEet, „gtirfl".... er nimmt alle £attg fetten »ieber auf, bie er abgefefmtoten hat (— bie ©elbftoerteibtgung, bab ©erichthalten, bab ©trafen, bab @ch»ören, bab Unterfchei* ben jtthfehen Volf unb VoIE, bab ©ertngfchciijen, bab %üv* nen....). Sab ganje Sehen beb ©hriften tft enbltch genau bab Sehen, öon bem (üfmftuö bte Soblöfung prebigte... Sie ihtrehe gehört fo gut jum Vriumph beb 2Intichrift= liehen, »te bet tnoberne ©taat, bet mobetne Vattonaltb; 9Zie^fcl) e r !£er 28iUe $ur CD?acf)t. 10
146 Ärtftf bev f)6d)ftcti tuSljerigett 2Berfe. muS.... Sie Strebe tfi bie 23arbattfterung beS Triften? turnd. 25t. SaS Gbriftentum ift möglich als prtoatefie SafeinS* form; eS fegt eine enge, abgewogene, oollEomnten unpoli* ttfebe ©efellfcbaft oorauS, — es gehört tnS ÄonoenttEel. ©in „cbrifiltcber Staat", eine „ebrtjiltebe ^otiti!" bagegen tfi eine ScbatnlofigEett, etne £üge, etwa tote etne ebrtjiltebe j^eerfübrung, welche jutegt ben ,,©ott ber Jfjteerfcbaren" als ©eneralfiabScbef bebanbelt. Stucb baS fPapfitum tfi niemals imfianbe getoefen, ebrtfiliebe fPolitiE ju machen....; «nb toenn Reformatoren spolttiE treiben, tote Sutber, fo weifj man, baff fte eben folcbe Anhänger SRaccbiaoellS finb tote trgenb toelcbe ^tnmoraltjien ober Stttannen. 252. SBann auch bte „fetten" ©haften toerben Eönnen. — SS liegt t'n bem ^ttfitnEt einer ©emeinfebaft (Stamm, ©efcbleebt, Jperbe, ©emetnbe), bte jtofiänbe unb 93egeb s rungen, benen fte ihre Erhaltung oerbanEt, als an ftcb toertooll wu empfinben, jum SSeifptel ©eborfam, ©egem feitigEet't, RücE ficht, SftäfngEett, SRitleib, — fomit alles, toaS benfelben ttn 2Bege fleht ober wtberfpricbt, berabjws brücEen. ©S liegt ütSgleicben in bem (ynfiinEt ber Jrterrfcbenben (feien es ©injelne, feien eS Stänbe), bt'e Xugenbett, auf toelcbe bin bte Unterworfenen bunbltcb unb ergeben ftnb, ju patrontfteren unb auSwujeicbnen (— ^ufinnbe unb 9lfs feEte, bte ben eignen fo fremb tote möglich fein Eönnen). Ser JrterbeninfitnFt unb ber SnfiinEt ber Jperrfcben* ben Eommen tm Soben einer getotffen 2lnwabt oon ©igew febaften unb ^ufiänben überein, — aber aus oerfebtebenen ©rünben: ber erfle aus unmittelbarem ©gotSmuS, ber jtoette aus mittelbarem ©gotSmuS. Ste Unterwerfung ber Jpertenraffen unter baS ©bri* fientum ifi wefentltcb bte gblge ber ©tnfiebt, ba§ baS ©bri- fientum eine Jcterbettreltgion tfi, bafj eS ©eborfam lehrt:
Religion. 2. (ä brijtenf um. 147 Eurj, baff man ß^rtfien leidster bef;ect'j'cf>t als 9ltcf)tcf)riften. 5D?tt biefem StnE empfiehlt noch beute ber ^apj! bem Äaifer oon <2f;trta bte c^riflltc^c ^)ropagatiba. <£ö Eommt biuju, baff bte SJerfübrungöEraft beö cbrtfl* lieben Srbealö am ftärfften otclletcbt auf folcfte Naturen mtrEt, welche bte ©efabr, baö Abenteuer unb baö ©egenfagltcbe lieben, welche alleö lieben, wobet fie fiel) ttöEteren, wo« bet aber ein non plus ultra oon 9)tacbtgefübl erreicht wer= ben Eantt. tD?an benEe ft cf) bte betltge ftberefa, inmitten ber beroifeften Snfiinfte ihrer SSröber : — baö (Sbrtftentum er= febetnt ba alö eine gönn ber Stllenöauöfcbweifung, ber SillenöffärEe, alö eine Donquiroterie beö öperoiömttö..,. 253. £>aö „@btiflentum" tfl etwaö ©runboerfebtebeneö oon bem geworben, waö fein Stifter tat unb wollte. @ö tffc bie grofje antibetbntfcbe Bewegung beö Slltertumö, formu« liert mit 23enui3ung »on Seben, 2ebre unb „Sorten" beö Sttfterö beö Gfbriftentumö, aber in einer abfolut willEür« lieben Interpretation nach bem Schema grunboerfebtebe* ner 93ebürfntffe: überfegt in bte Sprache aller febon be* ftebenben untertrbtfcben Oteltgtonen — (£ö tfl bte J)eraufEunft beö fpeffimtömuö ( — wäboettb Sefuö ben ^rieben unb baö ©lücf ber £ämmer bringen wollte): unb jwar beö 9Mf‘ouömuö ber Schwachen, ber Unterlegenen, ber Setbenben, ber Unterbrücften. 3br Xobfetnb tfl l. bie flacht tn SbnraEter, ©etft unb ©efcbmacE; bte „SeltltcbEett"; 2. baö Elafftfcbe „@lücE", bte oornebme 2eicbtferttgEett unb SEepftö, ber b«rte Stolj, bte ejejentrifebe 2luöfcbweifung unb bie Eüble Selbftgenüg* famEeit beö Seifen, baö grieebifebe Siaffinement in ©ebeirbe. Sott unb porrn, 3fw Xobfetnb tfl ber Sfönter ebenfofebr alö ber ©rieche. Serfucb beö Slntibetbentumö, ficb pbtlofopbifcb ju be* grünben unb möglich ju machen: Sttterung für bte jwet= heutigen gt'guren ber alten Äultur, oor allem für ^lato, bte* fen Slnttbellenen unb Semiten oon 3’nfHnEt.... ^nögletcfien io*
148 Äritif ber (jßcöfteu bisherigen 2Berfe. für ben ©totjtömuö, bet mefentltcb baö ©erf »on ©emiten ifl ( — bte „Söürbe" alö ©trenge, ©efeij, bte Sugenb alö ©röfje, ©elbfloerantmortung, Autorität, alö f)öcf)fte nalfouoeränität — baö tfl femtttfcf;. 'Set ©toifer tfl eitt atafctfcfjet ©cbeicb in gvtecbtfcbe ©tnbeln unb begriffe ges mtcfeit). 254 . ©enn matt auch noch fo beleihen tn feinem Slnfptucb auf intelleftuelle ©auberfett tfl, man fann nicht »etbinbern, bei bet ^Berührung mit bem Dleuen Seflament etmaö mie ein unauöfptecblicbeö Sttifibebagen ju empfinben: benn bte jügellofe ^vecf)f>ctt beö SOfitrebenmollenö Unbetufenflet übet bte großen Probleme, ja t'bt Sinfprucb auf 9ticbtertum tn folcben Singen überfleigt febeö SEUafj. Sie unoerfcbämte Setcbtferttgfeit, mit bet ^tcr »on ben unjugängltcbflen $ro* blemen (Seben, ©eit, ©ott, 3mecf beö Sebenö) gerebet mttb, tute alö ob fte feine Probleme mären, fonbern einfach ©a« eben, bte biefe fletnen SOiudfetmtffen! 255 . Sieö mar bt’e »etbängniöüollffe 2lrt ©röffenmabn, bte btö* bet auf Gftben bagemefen tfl: — menn biefe »erlogenen fletnen Sftifjgeburten oon SJJucfern anfangen, bie ©orte „ ©ott", „ füngfleö ©eriebt", „©abtbeit", „Siebe" , , ,©etö= bett", „heiliger ©etfl" für ficb in Slnfptucb ju nehmen unb ficb bamtt gegen „bie ©eit" abjugtenjett, menn biefe 2trt EDlenfcb anfängt, bte ©erte nach ftcb umjubteben, mie alö ob fie bet ©inn, baö ©als, baö EDlafi unb ©emiebt »om ganzen Sief! mären: fo fotlte man ihnen Srrenbäufet bauen unb ntcbtö meiter tun. Saff man fte »erfolgte, baö mar eine antt'fe Summbeit großen ©tilö : bamtt nahm man fie ju ernfl, bamtt machte man auö ihnen einen Srnfl. Saö ganje SSetbängtttö mar babureb ermöglicht, baff fd)on eine »ermanbte 3lrt »on ©röfjenmabn in ber ©eit mar, ber jübifebe ( — naebbem einmal bte Äluft jmifeben ben Suben unb ben @imf^m3uben aufgetiffen, mufjfen bie Sbrtjlen^uben bie ^rojebur bet ©elbflerbaltung, melcbe
Religion. 2. (J Driften fum. 149 bcr jübtfche SnftinEt etfunben ^atte r nochmals unb in einet 1 legten (Steigerung ju ihrer ©elbfterhaltung anwenben —) ; anbererfetts babutch, baff bie gttecfnfche ^gttofop^ie bet Storni altes getan hatte, um einen üBioralfanattSmuS felbfi unter ©riechen unb Römern sorjubereiten unb fchmacfs Ijaft 3U machen.... 9Mato, bte gtofje ^wifc^enbtürfe bet SSerbetbniS, bet juetfi bte Ratur in bet RJoral nicht net« fielen wollte, bet bereits bte gtiecfnfcgen diötter mit feinem 23egrtff „gut" entwertet hatte, bet bereits jübifch*anges mutfett war ( — in %ppten?). 256. 28aS ift bcnn baS, btefer Äampf beS ©griften „wtbet bte Ratur"? 2Btr werben uns ja burch feine SSorte unb 2luSs tegungen nicht täufcfjen taffen! 2S tfl Ratur wibet etwas, baS aucf> Ratur tft. grtrcht bet Stelen, (EEel bet manchen, eine gewtffe ©etfltgEett bet anberen, bte Siebe ju einem Sbeal ohne $leifcf) unb S3egterbe, ju einem „SluSjug bet Ratur" bet ben $öcljfien — bt'efe wollen es ihrem Sbeale gleid)tun. CtS serffeht ftch, bafj Semüttgung an ©teile beS ©elbftgefühlS, ängftltcge Rorftcfjt sot ben 23egtetben, bte SoStrennung son ben gewöhnlichen Pflichten (woburch wie« bet etn höheres Ranggefühl gefchaffen wirb), bte Aufregung eines beftänbtgen Kampfes um ungeheure Singe, bte ©es wohnljett bet ©efüfylSeffufion — altes einen ftppuS ju= fammenfegt: tn ihm übetwiegt bte RetjbarEett eines Sets Eümmernben SeibeS, aber bte Rersofität unb ihre Snfpttas tton wirb anbetS interpretiert. Ser ©efcftmacf btefer 2lrt Naturen geht einmal t. auf baS ©ptgftnbtge, 2. auf baS blumige, 3. auf bie ertremen ©efühle. — Ste natürlichen Jpänge befrtebtgen ftch hoch, aber unter einer neuen $orm ber Snterpretation, jum S3eifptel als „Rechtfertigung sor ©ott", „grlöfungSgefüfjl tn ber ©nabe" (— jebeS unabs wetsbare ÜÜBohlgefühl wirb interpretiert! —) , ber ©totj, bie SBollufl ufw. — 2lllgemetneS Problem : was wirb aus bem SDienfchen, ber ftch baS Ratürltche serläfiert unb praEs tifch serleugnet unb serEümmert? £atfacf)ltch erwetfi ftch
150 . t tritif bet- (> 6 rf) ft c n bisherigen SBerte. bet (S^trtffc als eine übertretbenbe gotnt ber ©elbfibei herrfcfmng: um ferne Begierben ju bänbt'gen, fcfjemt er nötig ju laben, fie ju oerntcbten ober ju freudigen. 257 . @ott fcf)uf ben Sttenfcffen glücfltch, mö§tg r unfchulbig unb unfierbltch: unfer wirfliches Sehen tjl etn falfches, abge= falienes, fünbhafteS Safein, eine ©trafejtflenj.... SaS Serben, ber .Kampf, bie Arbeit, ber Sob werben als Sin* wänbe unb gtagejetchen gegen bas Seben a 6 gefcf)ä|3 t, als etwas Unnatürliches, etwas, bas nicht bauern foll; gegen baS matt Heilmittel braucht — unb hat!.... Sie SKenfchhett h^t »on Slbant an bis jetjt ftch in einent unnormalen ^uflanbe befunben: @ott felbft hat feinen ©ofm für bie ©chulb 2lbamS hergegeben, um btefetn unnormalen Suflanbe ein Sttbe ju machen : ber natürliche Sharafter bes SebenS tfi ein ^luch; Gffwiftoö gibt bem, ber an ihn glaubt, ben Olormafjuftanb jurttcf : er macht i|n glücfltcf), müßig unb unfchulbig. — Slber bte Srbe hat nicht angefangen, fruchtbar ju fein ohne Slrbett; bte S&etber gebären nicht ohne ©chmerjen .lltnber, bte .Kranfljeit hat nicht aufgehört; bte ©läubigjlen beftnben ftch hier fo fehlest wie bie Ungläu# btgften. 9lur baß ber Stfenfch oom Sobe unb oon ber ©ünbe befreit ift — Behauptungen, bte feine Kontrolle julaffen — , bas hat bte .ftfeefte um fo befHmmter behauptet. „Sr ijt frei oon ©ünbe" — nicht burch fein £un, nidht burch einen rtgorofen .Kampf fetnerfetts, fonbern burcf; bte Sat ber Srlöfung fretgefauft — folglich oollfommett, unfchulbig, parabtefifch.... SaS wahre Seben nur ein ©laube (baS heißt etn ©elbft* betrug, ein ^rrfinn). SaS ganje rtngenbe, fämpfenbe, wirfltche Safein soll ©lanj unb gtnßerntS nur etn fchlech ; teS, falfcheS Safein: oon ihm erlöft werben tft bte 2luf? gäbe. „Ser Sttenfch unfchulbig, müßig, unfterblich, glücflich" — biefe Äonjeptton ber „höchfien Sßünfchbarfett" ifl oor allem ju frittfteren. Söarurn tfi bte ©chulb, bte Arbeit, ber
JHeftgtoii. 2. @brt(tentum. 151 Xofc», baö Setben (unb, ebriftltcb gerebet, bte (Srfennt? ntö....) wiber bte böcbfte Sßünfcbbatf ett ? — - Die faulen cJmftttcfyen SSegctffe „©eligfeit" , „Unfcbulb", „Unfterbltcb* fett" 25 $. Ätteg gegen baö cbriftlicbe Sbeal, gegen bte Sehre »ott ber „©eltgfett" unb bem „Jjbetl" alö 3tel beö Sebenö, gegen bte «Suprematie ber ©nfältigen, ber reinen Jjerjen, ber Set* benben unb SDttfjglücften. SBann unb wo bat je etn fDtenfcb, ber in S5etracf;,t fommt, jenem djrifHtcfyen Sbeat ähnlich gefebcn? Sßenig* fienö für folcbe Slugen, wie fie etn ^ftjcfjolog unb stieren; prüfet haben muff ! — man blättere alle Jjelben fpiutarcbö burcf;. 259 . Ser höhere Sftenfcb unterfcbeibet ftcb »on bem nteberett in Jpinftcbt auf bte ^utcbtlofigfeit unb bte jperausforberung beö Unglücfö : eö ift etn Rieben »on Siücfgang, wenn eubämonifttfcbe Söertmafje alb oberfle ju gelten anfangen (— pbpftologtfcbe ©mübung, Sßtllenöoetarmung — ) . Sas dbtiftentum mit feiner ^)erfpefttoe auf „Seltgfett" ift eine tppifcbe Senfwetfe für eine tetbenbe unb »erarmte ©attung SOJenfcb. ©ne »olle Äraft will fcljaffen, leiben, untergeben : ihr tft baö ebriftltcbe SUucferbetl eine fcblecbte fDtufif unb bierattfcbe ©ebärben etn SSerbrufj. 260 . Unfer Vorrang: wtr leben im Raiter ber fSetglet* cbung, wir fönnen nacbrecbnen, wie nte nacbgerecbnet wor* ben ift : wtr ftnb baö Selbfbewufjtfetn ber öpifiotte über« bnupt. 2Btr genießen anberö, wtr leiben anberö : bte 83er* gleit^ung eine» unerhört Stelfacljen ift unfre inftinftiüffe £ätigfett. 2Btr »erfteben alles, wtr leben alles, wir haben fein fetnbfeligeS ©efübl mehr in uns. £>b wir felbft habet fehlest wegfommen, unfre entgegenfommenbe unb beinahe itebeoolle Oteugterbe gebt ungefcbeut auf bte gefäbrlicbften Singe los....
152 jtritif bei- l)6d)(!en bisherigen SBevte. „Sille ö tft gut' 7 — eö Eojtet unö Sttühe, ju berneinen. SBir leiben, wenn wir einmal fo unintelligent werben, tyav tei gegen etwaö ju nehmen.... 3m ©runbe erfüllen wir ©elehrten heute am beflen bie £efjre (EfwifK 26t. 2D?an gibt [ich nicht genug 9tecf)enfc6aft barüber, in web eher Barbarei ber begriffe wir Europäer noch leben. Sajj man h<*t glauben Eönnen, baö „Jjpeil ber ©eele" hänge an einem SSuc^e !.... Unb man fagt mir, man glaube baö beute noch. SBaö hilft alte wtffenfchaftltcbe Cfrjiefntng, alle ÄritiE unb Jpermeneutif, wenn ein folcher SBiberftnn bon 23tbelauö* legung, wie ibn bie $ird)e aufrecht erhält, noch nicht bie «Schamröte jur Seibfatbe gemacht bat ? 262. Ser Jjmmor ber europäifchen Kultur: man hält baö für- wahr, aber tut jeneö. 3utn 23eifptel waö hilft alte Äunfi beö Sefenö unb ber .ftritif, wenn bie Eirchltche ^Interpretation ber 58tbel, bie proteflanttfche fo gut wie bie Eatholtfche, nach wie t'or aufrecht erhalten wirb ! 263. DtachäubenEen: inwiefern immer noch ber uerhängniö= bolle ©taube an bie göttliche $)robibenj — biefer für öjhanb unb Vernunft lähmenbfte ©laube, ben eö gegeben hat — fortbefleht; inwiefern unter ben Formeln „fftatur", „gortfcfwitt", „SeroollEommnung", „Sarwiniönruö", um ter bem Stbergtauben einer gewiffen 3ufammengef)ötigEeit bon ©lücE unb Sugenb, bon UngtücE unb Scfjulb immer- noch bie chriftliche S3orauöfel3ung unb Interpretation ihr 9tacl)leben hat. Seneö abfurbe Vertrauen junt ©ang ber Singe, jum „Sehen", jum „SnfKnEt beö Sebenö", jene htc= bermänntfche Sleftgnatton, bie beö ©taubenö tft, j[eber= mann hübe nur feine Pflicht ju tun, bamtt alteö gut gehe — begleichen hat nur Sinn unter ber Sinnahme einer Seitung ber Singe sub specie boni. Selbft noch ber ^ataltömuö.
SHeltflioit. 2 . @f>rtttenf um. 153 unfre j'egtge gorm bet pt)üofopt)ifct>en ©enfibitität, tfi eine gotge jenes tängflen ©taubenS an göttliche gügung, eine unbewußte gotge: nämtief) atö ob eS eben nid)t auf uns an; Eomme, mte atlcö gefit (— atS ob tust es laufen taffen bürf; ten, wte eö lauft: jeber (üft’njetne fetbft nur ein 9)iobuö bev abfolttten Realität —) . 264. 9it’cf)tS märe nüfütcfiet unb metjr ju fötbetn, ats ein Eon; fequenter Dtifittiömuö ber Stat. — ©o mte ict) alte bte spfiänomene beö ©fmiftentumö, beö spefftmiömuö oerftefje, (o brüefen fte auö: „mtr ftnb reif, niefit ju fern; für unö ijt es oernünfttg, ntctjt ju fein' 7 . 2)tefe ©pracfie ber „33er; nunft" märe in btefem galle auef) bte ©praetje ber f ctef ; ttoen fftatur. 2öaö über alte Söegrtffe bagegen ju oerurtetlen ift, baö tjt bte smetbeuttge unb feige «halbfett einer Religion, mte bte beö dfmfientumS: beutttcfiet, ber .fttrcfje: metetje, ftatt jurn Stöbe unb jur ©etbffoernictjtung ju ermutigen, altes SDJtfjratene unb $ranEe fctwgt unb fief) fetbft fortpftanjen madjt — Problem : mit maS für Mitteln mürbe eine fitenge gorm beS großen Eontagiöfen DttfnttSmuS erjtett merben: eine foteffe, metebe mit mtffenfcfiaftttcfjer ©emiffenlfafttgEett ben freimütigen Stob tefirt unb übt (— unb niefit baS fcfjmäcf»; itcfie gortoegetieren mit äMnftcbt auf eine falfcfje ^oftert'; ftenj —)? 9)ian Eann baS ©fitiftentum ntc^t genug oerurtetten, mett es ben 3Öert einer folgen r einig enben großen DtifnltSmuS; bemegung, mte fte bielteidjt tm ©ange mar, burcf) ben ©e; banEen ber unfterbtietjen ^tmatperfon entmertet fiat: tnS; gtetc^en burcf) bie Hoffnung auf Sluferftefjung : Eutj, immer burcf) etn 2lbf)atten üon ber Stat beS DttfuliSmuS, bem ©efbfhrtotb... @S fubftituterte ben langfamen ©elbfimotb; attmäfüicf) ein EteineS, armes, aber bauerfjafteS Seben; alt* mäfüicf) ein ganj gemöfmltcfteS, Bürgerliche^, mittelmäßiges Seben ufm.
154 . Jtrittf bei - h6cf)ften bisherigen 2S3ertc. 265. San foll cs bent €f)rtflentum nie »ergeben, bafj es folcfte Senfeben n>te (Pascal jugtunbe gerietet bat. San foll nie aufböten, eben bieS am Sbcijlentum ju beEämpfen, baf es ben Sillen baju bat, getabe bte (iätfften unb oornebm'flen (Seelen ju jetbteebett. San fall fieb nie geteben geben, fo= lange bteS Sine noch nicht in ©runb unb SSoben jerftört ijt : baS Sbeal »out Senfeben, melcbeS »om Gfmflentum erfun« ben motben ift, feine Fotberungen an ben Senfeben, fein 9lein unb fein 5a in JMnftcbt auf ben Senfeben, ©er ganje abfurbe 9teft »on cbtt|llicber Fabel, 23egttffs«@pinnemeberet unb Xbeologie gebt uns nichts an ; er Eönnte noch taufend mal abfurber fein, unb mir mürben nicht einen ginger gegen ihn aufbeben. 2lber jenes Sbeal beEämpfen mir, baS mit feinet EranEbaften (Schönheit unb Setbsoetfübrung, mit feiner heimlichen aSerleumberberebfamfett allen Feigheiten unb Sttelfeiten mübgemorbener (Seelen jutebet — unb bie (StärEjten haben mübe Stunben —, mte als ob alles baS, maS in folgen ,3uftänben am nütjltcbflen unb münfehbarften febeinen mag, Vertrauen, Slrgloftgfeit, 2lnfprucbSlofigfeit, ©ebulb, Siebe ju feineSgleicben, Ergebung, Eingebung an ©ott, eine 2lrt Slbfcbtrrung unb Slbbanfung feines ganjen ScbS, auch an ftcb baS 9tüt3ltcbffe unb Sttnfcbharjbe fei; mte als ob bie Eieine befcljeibene Sifjgeburt »on (Seele, baS tugenbbafte ©urebfebnittstter unb .fxrbenfcbaf Senfcb nicht nur ben Vorrang »ot ber flärEeren, böferen, begehrlicheren, trotzigeren, »erfebmenbertfebeten unb barum bunbertfacb ge« fäbtbeteren 2lrt Senfcb habe, fonbern gerabeju für ben Senfeben überhaupt baS Sbeal, baS ^tcl, baS Safj, bie boebfie SünfcbbarEet’t abgebe, ©iefe Slufricbtung eines SbeatS mar bisher bte unheimlich fte ffierfucljung, melcber ber Senfcb auSgefe(3t mar: benn mit ihm brobte ben ftarEer ge« ratenen 21uSnahmen unb ©lücEsfätlen oon Senfcb, in benen ber Sille jut Sacht unb jum Sacbstum beS ganjen ©ppus Senfcfj einen «Schritt »ormartS tut, ber Untergang; mit feinen Serien follte baS Sacbstum jener Sebr«Senfcben an ber Surjel angegraben merben, melcbe um ihrer höheren
SHdtgiou. 2 . @f>n|tcnfum. 155 2lnfptüd)e unb 'Aufgaben rnfffcn freiwillig auch ein gefähr; Itchereb geben (öEonomifch aubgebrücE t : Steigerung ber Un= ternehmerEoften ebenfofehr wie ber UnwahtfcbeinltcbEeit beb ©elingenb) in ben Äauf nehmen. ©ab wir am (ühriftentum beEämpfen? Safj eb bie StarEen jerbrec^en will, baff eb ihren Sflut entmutigen, ihre [flechten Stunben unb SDJm bigfetten aubnü^en, ihre ft olje Sicherheit in Unruhe unb ©es wtffenbnot oetEehten will, ba§ eb bie oornehmen SnfttnEte giftig unb EranE ju machen oerfteh t, hib fid> ihre ätraft, if>r ©ille jttr Stacht rücEwärtb Eehrt, gegen ft'ch felber Eef;rt, — bib bie StarEen an ben ülubfchweifungen ber Selbftöerach* tung unb ber Selbftmifjhanblung jugrunbe gehen: jene fchauerltche 2lrt beb jtogrunbegehenb, beren berühmtefteb SSeifptel ipabcal abgibt. 266 . Sab (Shrijlentum tft [eben 2lugenblicE noch möglich, @b ift an Eet'neb ber unöerfchämten Sogmen gebunben, welche fich mit feinem Flamen gefchmücEt haben : eb braucht webet bie Sehre »om perfönlichen ©ott, noch »on ber Sünbe, noch bon bet UnfterblichEeit, noch bon ber Grtlöfung, noch öom ©tauben; eb hat fchlechterbingb Eet'ne SDüetaphh 5 ftE nötig, noch weniger ben SlfEetibmub, noch weniger eine chriftliche „fftaturwiffenfchaft".... Sab @hriftentum ift eine ^rarib, Eeine ©lauhenblehre. (Eb fagt unb, wie wir harn beln, nicht, wab wir glauben follen. ©er jei}t fagte, „ich will nicht Solbat fein", „ich Eüm= mere mich nicht um bie ©erichte", „bie Sienfte ber ^oltjet werben non mir nicht in Slnfptuch genommen", „ich will nichtb tun, wab ben Jmben {n feibfl ftört ; un ^ jt>cnn ich batan leiben mufj, nichtb wirb mir ben ^rieben erhalten alb Serben" — ber wäre (Ehrtft. 267 . fronte gegen bie, welche bab @hriftentum burch bie mos bernen Olaturwiffenfchaften überwunben glauben. Sie cbrifts liehen ©erturteiie ftnb bamtt abfolut nicht überwunben. „Shriftub am Äreuje" ift bab erhabenfte Spmbol — immer noch. —
^Dvttte^ 93 u<$. Prirtgtp etner neuen ^Dertfe^ung. I. ©te neue Deutung ber &Mt. 268. Söa^r^ett t fl bie 2(rt oon Irrtum, ohne weiche eine befHmmte 2Irt oon iebenbtgen Sefen nicht leben fönnte. Der Sert für bab £eben entfebeibet $uiet3t. 269. Dab Ärtterium ber ©abrbett liegt in ber (Steigerung beb 3)iacf)tgefüf>lö. 270. Der ©taube „fo unb fo ift eb" ju oerwanbein in ben Stilen „fo unb fo f oll eb werben". 27t. Die $rage ber Serte tfi funbamentaler aib bie grage ber ©ewtfibeit: letztere erlangt ihren Srnfl erfl unter ber SSoraubfetjung, ba| bie Sertfrage beantwortet ift. ©ein unb Schein, pfpcbologifcb naebgereefmet, ergibt Jein „(Sem an ft'cb", feine Kriterien für „Realität", fonbern nur für ©rabe ber (Scbeinbarfett gemeffen an ber (Stärfe beb Sintetlb, ben wir einem (Schein geben. 9itcbt ein $ampf um Sjtftenj wirb jwifd)en ben 2?orfteb tungen unb Sabrnebmungen gefämpft, fonbern um Jetere* febaft: — oerniebtet wirb bie überwunbene 23orfWlung nicht, nur jurüefgebreingt ober fuborbiniert. Sb gibt im ©einigen feine USernicbtung.... 272. Dte Sertfcbäijung, „ ich glaube, baf} bab unb bab fo ifi" aib Sefen ber „Sabtbe it". 3n ben Sertfcbäfnmgen brüefen ficb Srbaitungb* unb Sacbbtumbbebtngungen aub. Sitte unfre Srfenntniborgane unb (Sinne ftnb nur entwiefeit in Jpinficbt auf Srbaltungb* unb Sacbbtumbbe* bingungen. Dab Vertrauen jut Sernunft unb ihren «Rate*
®ie neue “Seit tun g bet 533 elf. 157 gortcn, jur Staleftif, atfo bie Sßettfchägung ber gogtf, be* wetfi nur bte burd) Erfahrung bewiefene 9tüglichfeit ber* felben für bas geben: n i cf) t beren „SBahrheit". Safj eine JDtenge ©lauben ba fern muff; baff geurteilt werben barf; ba§ ber in Jg>tnfrc^t auf alte wefent* lieben SBerte fehlt: — baS ift StorauSfegung alles geben* bigen unb feines gebenS. Sllfo baff etwas für wahr gehalten werben muff, ift notwenbt'g, — nicht, baff etwas wahr tft. „Sie wahre unb bie fchetnbareSBelt" — btefer ©egen* fa<3 wirb oon mir jurüefgeführt auf Söertoerhältniffe. 2Bir haben unfere (frhaltungSbebtngungen probiert als spräbifate beS SetnS überhaupt. £>aff wir in unferm ©lauben ftabtl fein müffen, um ju gebeten, barauS haben wir gemacht, baff bie „wahre" Söelt feine wanbelbare unb werbenbe, fonbern eine feienbe ift. 273. „ SBahrheit": baS bezeichnet innerhalb meiner ©enfwetfe nicht notwenbt'g einen ©egenfag jutn Irrtum, fonbern in ben grunbfägltchften fallen nur eine Stellung oerfefnebener ^rrtümer juetnanber: etwa, baff ber eine alter, tiefer als ber anbre ift, vielleicht fogar unausrottbar, infofern etn or* ganifcheS Söefen unferer 3lrt nicht ohne ihn leben fönnte; wäbrenb anbere Srrtümer uns nicht bergeftalt als gebenS* bebtngungen tpranntfteren, otelmehr, gemeffen an folchen „£t)rannen", befettt'gt unb „wiberlegt" werben fönnen. (Stne Sinnahme, bte unwiderlegbar ift, — warum follte fie beShalb fchon „wahr" fern? 2)tefer Sag empört viel* leicht bie gogtfer, welche ihre ©renjen als ©renjen ber Singe anfegen: aber btefem gogiferoptimtSmuS habe ich fchon lange ben Ärteg erflärt. 274. SaS ^eftftelten jtotfehen „wahr" unb „unwahr", baS Sejtft eilen überhaupt oon Xatbefianben tfi grunboerfchie* ben oon bem feböpfertfeben Segen, oom 25tlben, ©efialten, Überwältigen, SBollen, wie eS im SBefen ber ^hitofophie liegt, (ürt'nen Sinn binetnlegen — biefe Slufgabe bleibt
158 ^rinjtp einer neuen 2Bevtfe£unfl. unbedingt immer noch übrig, gefegt, baff Sein ©tnn ba« rtn liegt ©o fleht eS mit Stirnen, aber au cf) mit S5oIfö= flhicEfalen: fte finb ber öerfcf)tebenflen SluSbeutung unb Stich« tung ju oerfchtebenen ßteten fähig. Die noch Zögere ©tufe ift ein jüel fegen unb bataufhttt baS S£atfächltcf)e einformen: alfo bte Ausbeutung ber Dat, unb triebt blofj bic begriffliche Umbtchtung. 275 . £ö gibt Weber „©etfl", noch Vernunft, noch DenEen, noch Bewufjtfein, noch ©eele, noch SBtlle, noch Söahrfjeit : alles giftwnen, tue unbrauchbar finb. ©S hunbelt ftch nicht um „©ubj'eEt unb DbjeEt" , fonbern um eine beftimmte Tierart, welche nur unter einer gewtffen relattoen Süchtig« Eeit, »or allem StegelmäfjigEeit ihrer SBahrnehmungen (fo bafi fte Erfahrung Eapttalifieren Eann) gebetht.... Die (MenntniS arbeitet als SöerEjeug ber Stacht. @o liegt eS auf ber #anb, baff fie wächfl mit jebem Sftehr öon SUacht.... ©inn ber „SrEenntntS" : ffle* ifl, wie bet „gut" ober „ fchön", ber begriff flteng unb eng anthropojentrtflh unb btologtfch ju nehmen. Damit eine beftimmte 2lrt ftch er« hält unb wächfl tn ihrer SKacbt, muff fte t'n ihrer Äonjeptioit ber Stealttät fo oiel Berechenbares unb ©letchbletbenbeS er« faffen, baff baraufhtn ein ©chema threS Verhaltens Eon« flruiert werben Eann. Die SlügltchEett ber Gtrlmltung — nicht trgenbetn abflraEt«theoretifcheS BebürfntS, nicht betrogen ju werben — fleht als Vtotw hinter ber fntwt'cE« lung ber (ütrEenntntSorgane...., fie entwicEeln fich f°/ ütfs ihre Beobachtung genügt, uns ju erhalten. AnberS: baS SÄaft beS SrEennenwollenS h«ngt ab oon bem Sttafj beS SBachfenS beS SötllenS jur Stacht ber 2lrt: eine 2lrt er« greift fo siel Stealttät, um über fte $err jtt werben, um fte tn Dtenfl ju nehmen. 276 . ©egen ben fPofttitnSmuS, welcher bet bett ^Phänomenen flehen bleibt, „es gibt nur Xatfachen", würbe ich fagen:
©te neue ©eutuitg ber 2Belf. 159 nein, getabe Satfacgen gibt eö niegt, nur ^nterpretatio! nen. 28ir fönnen Jctrt gaftum „an ftc^> /y feftjteiien: öteh feiert tft eö etn Unftnn, fo etwaö ju wollen. „(Sö tfl alfeö fubjeftio", fagt igt: aber fegon baö ift Auölegung. Daö „©ubjeft" ift nt'cgtö ©egebeneö, fonbem etwaö Jptnjuerbtcgteteö, Dagtntergejtecfteö. — 3ft eö ju* (egt nötig, ben Interpreten noeg hinter bie Interpretation ju fegen? ©egon baö tfi Dicgtung, Jptjpotgefe. ©oweit überhaupt baö 2öort „(Menntniö" ©tnn hat, tft bie 2Se(t etfennbat: aber fte tfl anberö beutbar, fie hat feinen ©inn hinter fteg, fonbem unjägtige ©inne. — ,,^er« fpeftwiömuö". Unfere 33ebürfniffe ftnb eö, bie bie 2öe(t auögtgen; unfere Triebe unb beren gut unb SBtber. 3ebet Stfeb tft eine Art Jigerrfcgfucgt, jeher hat feine ^erfpeftioe, welche er a(ö fftottn allen übrigen Stieben attfjwt'ngen möchte. 277 . Daö Verlangen nach „feften Satfacgen" — (Jrfenntniö* tgeorte: wie ote( ^effimiömuö tft barin! 278 . „3wecf unb Mittel'* „Urfache unb SÖirfung" „©ubj'eft unb Dhjeft" „Sun unb ?etben" „Ding an fieg unb Stfcgeü nung" alö Ausbeutungen (niegt a(ö Satbeflanb) unb inwiefern öiefleiegt notwenbige Auö; beutungen ? (alö „ ergaltem be") — alte im ©inne eines SBilfenö jur SJJacgt. 279 . <£ö tft unwagtfcgeinlicg, bafj unfer „Qirfennen" Wetter reichen fo((te, a(ö eö Bnapp jur €tga(tung beö Sebettö auö* reicht. Die ättorpgotogie jetgt unö, wie bie ©inne unb bie fernen fowie baö ©egten fteg entwtcfeln im Sergäftniö jut ©cgwierigfeit ber Ernährung. 280 . Die Cfrfenntniö wirb bei gögerer Art oon 2Befen aueg neue gormen gaben, wetege fegt noeg niegt nötig ftnb.
1 160 ^rtnjip einer neuen Sfßertfelsung. 281 . Der 93Jenfch ftnbet juleijt tn ben Dingen tticbtß mteber, alß maß er felbfl tn fie ^tnetngeftecft hat: — baß 2Biet>ers finben ^»ei^t fiel) Söiffenfchaft, baß JjMnetnjlecfen — Äunfl, Oteligton, Siebe, ©tolj. 3n beibem, wenn eß felbfl Äinber; fptel [ein follte, follte man fortfahren unb guten Sftut ju beibem haben — bte einen jum SBteberftnben, bie anbern — mir anbern! — jum Jptnetnflecfen ! 282 . „Der @inn für Söaftrbeit" muff, menn bie Totalität beß „Du follfl nicht lügen" abgemiefen ift, fich oor einem an= bern gorum legitimieren : — alß Mittel ber Erhaltung ßon Sttenfch, alß SÄaehtmille. (Ebenfo ttnfre Siebe jutn ©chönen: tfl ebenfalls ber ge; flaltenbe SÖtlle. 23etbe ©tnne flehen betetnanber; ber ©inn für baß ©trHliche ift baß Mittel, bte SDtacht tn bte $anb ju bekommen, um bie Dtnge nach unferem 23elteben ju geflatten. Die Sufi am ©eflatten unb Umgeflalten — eine Urlufl! 2Sir Eönnen nur eine 2Belt begreifen, bte mir feiber gemacht haben. 283 . Die Sßelt „oermenfchltchen", baß heißt immer mehr uns in ihr alß Herren fühlen — 284 . Unfre SBerte ftnb tn bie Dinge hineininterpretiert. @ibt eß bentt einen ©inn im Ümftch ! ? Sjl nicht notmenbig ©inn eben SSeätehungßftnn unb 9>erfpc5tt»e ? 2111er ©inn ift Söille jur SKachl (alle jöejiehungsft'nne taffen ftch tn t'hm auflöfen). 285 . Söettn baß innerfle 2Öefen beß ©einß SBille jur Stacht tfl, menn Sufi alleß 2Bacf)ßtum ber Sttacht, ttnlufl alleß @e; fühl, nicht miberflehen, nicht Jpert* merben ju Eönnen, tfl: bürfen mir bann nicht Sufi unb Unlufl alß Äarbinattat* fachen anfetjen? Sfl Sötlle möglich ohne biefe betben Dß=
Die neue Deutung bet Söelf. 161 jtllationen beS unb beS 9lein? — Slber wer fühlt Sufi?.... 216er wer will Macht?.... 2T6furbe grage l wenn bas Sefen fetSft Macfttwille unb folglich Sufis unb Unlufls füllen {ft! Strohern: es bebarf ber ©egenfälje, ber Siber* flänbe, alfo, relatw, ber übergreifenben (Einheiten.... 286. t. Ste organtfehen JunEttonen jurücEüberfefjt in ben ©runbwillen, ben Sillen jur Macht, — unb aus ibm ab« gefpaltet. 2. Ser Stile jur Macht ftch fpejialifterenb als Stile jut Nahrung, nach (Eigentum, nachSerEjeugen, nach Stenern (©ehorchern) unb jjetrfchetn : ber Setb als SSetfptel. — Ser flärEere Stile birtgiert ben fchwächeren. SS gibt gar Eetne anbere Äaufalttät als bte »on Stile ju Sille. Mechantfltfch nicht erElärt. 3. SenEen, fühlen, Sollen tn allem Sebenbtgen. SaS tfl eine Sufi anbereS als : eine 9letjung bcS Machtgefühls burcf; ein jjemmntS (noch flärEet burch rhhthmifche Hemmungen unb Stberflänbe) — fo baff es baburch anfchwtllt. Sllfo in aller Sufi tfl ©chmerj inbegriffen. — Senn bie Sufi fehr groff werben foll, muffen bie ©chmerjen fehr lange unb bte ©pannung beS Rogens ungeheuer werben. 4. Sie geiflt'gen gunEtionen. Sille jur ©eflaltung, jur Slnähnltchung ufw. 287. Ser Sille jur Stacht Eann ftch nur an Stberflänbeit äußern; er fucht alfo nach bent, was ihm wiberjleht, — bieS bte urfprüngliche Stettbenj beS (Protoplasmas, wenn es spfeubopobten auSflrecEt unb um ftch taflet. Ste Slnetgnung unb (Einverleibung tfl »or allem ein Überwälttgenwollen, etn formen, 2lm unb Umbtlben, btS enblich baS Überwältigte ganj in ben Machtbereich beS SlngretferS übergegangen tfl unb benfetben »ermehrt hat. — ©eltngt btefe (Einverleibung nicht, fo verfällt wohl baS ©ebilbe; unb bte 3roct6ett er= fchetnt als ^olge beS Sillens jur Macht: um nicht fahren ju laffen, was erobert tfl, tritt ber Sille jur Macht tn jwei S^tcBf d) e, ©er "löiUe jur Sttadit. 11
162 ^rinjip einer neuen SSBertfe^ung. SBtllen auSetnanber (unter Umftänben ohne ferne Vetbtn; bung untereinanber »ölltg aufjugeben). „junger" ift nur eine engere 3lnpaffung, naebbetn ber ©runbtrteb nach SOTacbt getftigere ©eftalt gewonnen l)at. 288 . 9Jtan fann baS, was bte Urfacbe bafür ift, baff eS über; baupt ©ntwicflung gibt, nicht felbfl wteber auf bent SBege ber §orfd>ung über (Entwicklung finben; man foll eS nicht aB „wetbenb" »ergeben wollen, noch weniger als gewor; ben.... £>er „SBille jur Sftacbt" Eann nicht geworben fein. 289 . 3llleS ©efebeben aus Slbficbten tft tebujierbar auf bte 31 b; ficht ber SJtebrung oon Vtacbt. 290 . 2öaS tft „paffis"? — ©ebemmt fein in ber oorwärtS; greif enben Bewegung : alfo ein Jjöanbeln beS SöiberftanbeS unb ber Sfieaftion. 2öaS tft „aftiö"? — nach 93?acbt attSgteifenb. „(Ernährung" — ift nur abgeleitet; baS Utfprüngltcbe tft : alles in ftcb etnfci)lte§en wollen. „Beugung" — nur abgeleitet; urfprüngltcb : wo etn Sille nicht auSret'cbt, baS gefamte Ungeeignete ju organtfteren, tritt ein ©egenwille in $raft, ber bie SoSlöfung oornimmt, ein neues OrganifationSjentrum, nach einem Kampfe mit bem urfprüngltcben Stilen. „Suft" — als Sacbtgefübl (bte Unluft oorauSfe^enb). 291 . Sft „Sille jur Sacht" eine 3(rt „Stile" ober ibentifcb mit bem begriff „Sille"? Reifst eS fo oiet als begehren? ober Fommanbteren? 3ft es bet „Sille", so n bem @cbo; penbaucr meint, er fei bas „3ln ftcb bet £)tnge"? Sein @a§ ift: baff Sille ber bisherigen ipfpcbologte eine ungerechtfertigte Verallgemeinerung tft, baff eS biefen Sil; len gar nicht gibt, baff, ftatt bie 3luSgeftattung eines be; fttmmten StllenS in Stele formen ju f affen, man ben ©barafter beS StllenS weggeftrtc^en b<*t, tnbem man ben
©eijt — ' «in $Rad)ttt>il(e. l. 2Baf>vne()muug. 163 Inhalt, bab Wohin? fKrauefubtrabiert hat — ; bas tfl im hochflen ©rabe bet (Schopenhauer ber gall: bab tfl ein btofjeb teereö Wort, wab er „Wille" nennt Sb banbett fich noch weniger um einen „Witten ^um geben": benn bab geben tfl btof} ein Stnjelfall beb Wittenb jur Sttacht; — eb tfl ganj willfürltch, ju behaupten, bafj altes banacb ftrebe, in biefe gorm beb Wiltenb jur Stacht «berjutreten. II. ©er 0etft - ein ^acfytaulle. 1. ^öaf)rnrt>mung. 292. Sb gibt vielerlei 2lugen. 2tucl) bte (Sphtnr bat Stugen — : unb folglich gibt eb meiertet „Wahrheiten", unb folglich gibt eb feine 2Öaf>rf>eit. 293. Unfere Wahrnehmungen, wie wir fie berflehen: bab tfl bte (Summe aller ber Wahrnehmungen, beren 23ewuf;t? werben unb unb bem ganzen organtfct)en ^rojeffe bor unb nüfcltch unb wefentlicb war: atfo nicht alte Wahrnehmungen überhaupt (jum 23eifpiel nicht bte eleftrifchen) ; bab h^t§t: wir haben (Sinne nur für eine 2tubwat>l bon Wahrnehmun? gen — folcher, an bencn unb gelegen fein muff, um unb ju erhalten. föewufjtfetn tfl fo wett ba, alb SSewugtfein nützlich tfl. Sb tfl Bein ^weifet, baff alte Sinnebwahrnef)' mungen gänjtich burchfetjt ftnb mit Werturteilen (nüglich unb fchäbtich — folglich angenehm ober unangenehm). Sie einzelne garbe briicft jugtetd) einen Wert für unb aub (ob? wohl wir eb unb feiten ober erfl nach langem, aubfchltefj? Itchem Stnwirfen berfelben Sarbe eingeflehen, jum 23eifpiel ©efangcne im ©efängntb ober 3rre). Sebhalb reagieren ^nfeften auf betriebene Farben anberb : einige lieben biefe, anbere jene, jum föetfptel Wneifen. 294. Siefe perfpefttbifche Wett, btefe Welt für bab Sluge, ©e? tafl unb Dhr tfl fehr fatfch, bergtichen fchon für einen fefjr n*
164 s Pnnjt|> einer neuen SBerffe^itng. oiet feineren Stnnenapparat. at£>er ihre SerftänblichEeit, ÜberficbtltcbEeit, tf>re ^raEtiEabilität, ihre Schönheit beginnt aufjuhören, wenn tote unfre Sinne oerfetnern: ebenfo hört bte Schönheit auf beim SurchbenEen oon Vorgängen bet ©efchtchte; bte Srbnung beö |3mecEö tfi fcgon eine 3Uu? fton. ©enug, je oberflächlicher «nb gröber jufammenfaf? fenb, um fo mertooller, befiimmter, fchöner, bebeutungö? »oller er fch et n t bie 2Belt. 3« tiefer man hmetnfieht, um fo mehr »erfcfmnnbet unfere SBertfchägung, — bte Sebeu? tungöloftgEeit naht ftd)! 2öit h«ben bte SBelt, melche SÖert hat/ gefctfaffen ! Steö etEennenb, erEennen mir auch, bafj bte Verehrung ber SBahrheit fchon bie golge einer 31? lufion ift — unb baf? man mehr alö fte bte btlbenbe, oer? etnfachenbe, geftaltenbe, erbtchtenbe Äraft ju fchägen hat. „Met ift falfch ! 2llleö ift ertaubt l" Erft bei einer getoiffen Stumpfheit beö SltcEeö, einem Sßtllen gar Einfachheit flellt (ich baö Schöne, baö „SSert? »olle" ein: an fiel; ift eö, ich meif; nicht maö. 295 . Erft Silber — ju erElären, tote Silber im ©eifte ent? flehen. Sann SSorte, angemenbet auf Silber. Enblt'ch Se? griffe, erft möglich, menn eö SBorte gibt — etn j&fmm menfaffen »teler Silber unter etmaö 9ttcht?2lnfchaulicheö, fonbern Jjjtörbareö (SBort). Saö Eieine bischen Emotion, mctcheö beim „2öort" entgeht, alfo beim 2lnfd)auett ahn? liehet Silber, für bte ein Söort ba ift — biefe fcgtoache Emo? tton ift bas? ©emeinfame, bie ©runblage beö Segrtffeö. Safj fchtoache Empfinbungen alö gleich ««gefegt toerben, atö bie? f eiben empfunbett merben, tft bie ©runbtatfache. 2tlfo bie Scrtoechflung gmeier ganj benachbarten Empfinbungen in ber .ftonftatierung bt'efer Empfinbungen; — mer aber Eonftattert? Saö ©tauben tfl baö UranfängltcJ)e fcf>on tn febem Sinneöet'nbrucE: eine 2lrt 3« 5 f«ge« «tft« intetteEtuelte KatigEeit ! Etn „3ur?mahr?halten" im Anfänge ! 211 fo ju er? Eiären : tote etn „§ür?maht?halten" entjtanben ift ! ffiaö liegt für eine Senfatton hinter „wahr" ?
m @ct(T — ctti ?Rachf rotf le. 1. SBafjtttebmuitfl. 165 296 . ffiiberfpruch gegen bie angeblichen „lilatfacben beö Be* wufftfetnö". Sie Beobachtung ift taufenbfad) fchwieriger, ber Srrtum oielfetcht Bebingung ber Beobachtung übers hauot. 297 . Ärittf ber neuen ^hüofopb^: fehlerhafter Sluögangö* punft, alö ob eö „Datfacffen beö Bewufjtfetnö" gäbe — unb feinen ^hänomenaltömuö in ber ©elbftbeobachtung. 298 . „Bewufjtfetn" — inwiefern bie oorgeftellte Borftellung, ber oorgeftellte Sötlle, baö oorgeftellte ©efüffl (baö unö allein befannte) ganj oberflächlich ift! „Crfcheinung" auch unfre innere 3Be(t! 299 . Der ^hänomenaltömuö ber „inneren 2Belt". Die chronotogt'fche Umbrefmng, fo baff bie Urfache fpäter ins Bewufftfein tritt alö bie äßirfung. — 2ött haben ge= lernt, baff ber ©dbmerj an eine ©teile beö Setbeö profitiert wirb, ol)ne bort feinen ©tg ju haben — : wir haben ge* lernt, baff bie ©tnneöempfinbung, welche man naio alö be* bingt burch bie 2lufjenwelt anfegt, oielmegr burch bie 3m nenwelt bebtngt ift: bafj bie eigentliche Slftion ber Puffern weit immer unbewußt oerläuft..... Daö ©tücf 2lu§em weit, baö unö bewußt wirb, ift nachgeboren nach ber SBtts fung, bie oon aufjen auf unö geübt ift, ift nachträglich pro* filtert alö beren „Urfache".... 3n bem ^hänomenaltömuö ber „tnnern 3Belt" fehren wir bie Chronologie oon Urfache unb SStrfung um. Die ©runbtatfaege ber „inneren (Erfahrung" tfl, baff bie Urs fache tmagtntert wirb, nachbem bie SBirfung erfolgt ift.... Daöfelbe gilt auch oon ber Slbfolge ber ©ebanfen: — wir fuchen ben ©runb ju einem ©ebanfen, beoor er unö noch bewußt ift: unb bann tritt juerft ber ©runb unb bann beffen golge inö Bewufjtfein.... Unfer ganjeö Dräumen ift bie 3luölegung oon ©efamtgefühlen auf mögliche Urs
166 tynttjtp einer neuen SBevffe^ung. fachen: unb zwar fo, baff ein ^uflanb erfl bewußt totrb, t»enn bte baju erfunbene ^aufalitätöfettc tnß Sknmfjtfein getreten tfl. Sie ganze „innere Erfahrung" beruht barattf, baf? ju einer Erregung ber Neroenzentren eine Urfac^c gcfuc^t unb »orgeflellt rotrb — unb baff erfl bte gefunbene Urfache tnß 33et»ufjtfein tritt: biefe Urfac^e ijl fchlechterbingß ntc^t aba« quat ber toirElichen Urfache, — eß ijl ein Mafien auf ©runb bet ehemaligen „inneren Erfahrungen"', bas f>eif3t beß ©e« bachtntffeß. Saß ©ebächtniß erhält aber auch bie ©etoohn« heit ber alten Interpretationen, baß heift ber irrtümlichen ÜrfächttchEett, — fo baff bie „innere Erfahrung" in ftd) noch bie folgen aller ehemaligen falfchen ^aufalftftionen ju tra« gen h<*t» Unfere „Slufjemuelt", toie wir fie jteben Eugens blttf projizieren, tfl unauflöslich gebunben an ben alten Irrtum »om ©runbe: totr legen fie auß mit bent Schema« itßmuß beß „Singß" uft». Ste „innere Erfahrung" tritt unß inß 23et»ufjtfein erfl nachbem fie eine Sprache gefunben hat, bie baß jjnbtoibuum »erfleht — baß hetflt eine Überfel3ung eineß Jujlanbeß in thnt befanntere ^ujlänbe — : „»erflehen" baß heigt nat» blo0 : ettuaß Neueß außbrütf en Eönnen tn ber Sprache »on ettuaß 2lltem, 23e?anntem. 3um SSetfptel „ich beftnbe mich fchlecht" — ein folcheß Urteil fegt eine gtofie unb fpäte Neutralität beß SSeobachtenben »otauß — : ber nat»e Ntenfch fagt immer : baß unb baß macht, baff ich mich fchlecht beftnbe, — er mtrb über fein Schlechtbeftnben erfl flar, t»enn er einen ©runb fteh t, fich fchlecht zu beftnben.... Saß nenne ich ben Mangel an ^hüoiogie; einen £ejct alß 5£ept ablefen fönnen, ohne eine Interpretation baztui« fchen zu mengen, tfl bte fpätefle gornt ber „inneren Erfaft* tung", — »ielleicht eine faum mögliche.... 300. Saß 23et»u§tfetn, — ganz äußerlich begtnnenb, alß $o« orbinatton unb 23ei»ufjti»erben ber „Einbrüche" — anfäng« lieh am meiteflen entfernt »om btologifchen Zentrum beß
@(t(T — ei« ^«cbtiütdc. l. 2Baf?ntef>muttg. 167 3nbt»tbuumS; ober etn sptojefj, ber ftd) »ertteft, »ert’mters liebt, jenem Zentrum beflänbtg annäbert. 30t. Urfprüngltlb ©baoS bet 33orflellungen. Sie löorflelfuns gen, bte fiel) mitetnanber »ertrugen, blieben übrig, bie größte ^abt ging jugrunbe — ttnb gebt jugrunbe. 302. iRolle beS „23et»ufjtfeinS // . — ©S tfl mefentlidj, ba§ man ftcb über bie Stolle beS „aSewufjtfeinS"’ nicf>t »ergreift : es ififc unfere Sielatton mit ber „ülufjentuelt", melcbe eS entwicE eit bat. Sagegen bie SireEtion, refpeEttoe bie öbbut unb 33orfotgltcb?ett in Jjinftcbt auf baS Sufammem fptel ber leiblichen gunEtionen tritt uns nicht ins SSenmfjt« (ein; ebenfowentg als b' . e geifltge Cnnmagajtnierung: bafj eS bafür eine oberfle Snftanj gibt, barf man ntebt beweis fein: eine 2lrt leitenbeS Komitee, wo bie »ergebenen Spauptbegterben ihre Stimme unb SStacbt geltenb machen. „Sufi", „Untufl" finb SStnEe aus biefer Sphäre her: ber 2ötllenSaEt inSgleicben: bie Sfbeen tnögleicben. In summa: SaS, waS beroufjt wirb, fleht unter Eau= falen SSejtebungen, bte uns ganj unb gar »orentbalten finb, — bte Slufetnanberfolge »on ©ebanEen, ©efüblen, Sbeen im SSewufjtfetn brücEt nichts batübet auS, bafj btefe Jolge eine Eaufale golge ifi: eS ifl aber f che inbar fo, ttn bßcbflen ©rabe. 2luf biefe ScbetnbarEett bin haben wtr unfere ganje 58orflellung »on ©eifl, Vernunft, SogtE uft». ge= grünbet ( — baS gibt eS alles nicht: eS finb fingierte Spm tbefen unb ©tnbetten) unb biefe wteber in bte Stnge, bfa s ter bte Singe profitiert! - ©ewöbnltd) nimmt man bas 35ewufjtfetn felbfl als ©es famtfenforium unb oberfle Snflanj; t'nbeffen, es ifl nur ein Mittel ber SDlttteilbarEeit: eS ifl im 58erEebr ent= wicEelt, unb in Jjmftcbt auf JBerEebrStntereffen.... „SSers Echt" hier »erflanben auch »on ben ©tnwirEungen ber 2lu§em weit unb ben unfererfeits habet nötigen SteaEtt'onen; ebenfo
168 tyrinjip etiter lmteu 2Betffe$utt<j. mie öon unferen SBtrEungen nach auffen. ES ift nicht bie geitung, fonbern ein £>rgan ber Rettung. 303. £)te SinneSmabrnebmuttgen nach r/ ctugert /y profitiert: „innen" unb „aufjen" — ba Eommanbt’ert ber 2etb — ? Siefelbe gleicbmacbenbe unb orbnenbe Äraft, welche im SbtoplaSma maltet, maltet auch beim Einoerleiben ber üufjenmeft: unfere StnneSmabrnebmungen finb bereits baS 0? efuttat btefer ünäbnlicbung unb ©letcbfegung in be* jug auf alle Bergangenbett in uns ; fte folgen nicht fofort auf ben „Etnbrucf" — 304. 3n betreff bes ©ebäcbtntffeS tnufj man umlernen: hier ffcecPt bie Jfjauptoerfübrung, eine „Seele" anjunebmen, melcbe jeitios reprobujiert, miebererfennt ufm. über baS Erlebte lebt fort „im ©ebäcbtntS"; bafj es „Eommt", ba= für Eann id) nichts, ber 2Mle ift bafür untätig, mie beim kommen jebeS ©ebanEenS. ES gefefttebt etmaS, beffen ich mir bemufit merbe: jct3 t Eommt etmaS ÜbnltcbeS — mer ruftes?mecEtes? 305. ülleS SenEen, Urteilen, SÖabrnebmen als Bergletcben bat als BorauSfegung ein „©leicb fegen", noch früher ein „©letcb machen". SaS ©letcbmacben ift baSfelbe, maS bie Eümerletbung ber angeetgneten Sttatette in bie ümöbe ift. „Erinnerung" fpät, infof ern hier ber gleicbmacbenbe Srieb bereits gebänbtgt erfebeint : bie Stfferenj mtrb bemabrt. Erinnern als ein Etnrubrijteten unb Etnfcbacbteln ; aEtio — mer? 306. 25er ©laube an ben Selb ift funbamentaler als ber ©taube an bie Seele: letzterer ift entftanben aus ber unmiffenfebaft- lieben Betrachtung ber ügonten beS üetbeS (etmaS, baS ihn perläfjt. ©laube an bie Saht b fit bes Traumes —) .
Pr ©ei|t — ein '"DTucbf nnlle. l. SfSafirit ermutig. 169 307 . XluSgangSpunÜt öomXetbe unb bet ^t)[totogie : warum ? — Sit gewinnen bie richtige Sorfteltung oon ber 2trt unfret SubjeEteinbeit, nämlich als Siegenten an bet Sptf3e eines ©emeinroefenS (nicht als „Seelen" ober „XebensEeäfte"), tnSgleicben non ber XlbbängigEeit btefer Regenten oon ben ^Regierten unb ben 25ebtngungen ber Stangorbnung unb 2tr= bettSteilung als (Ermöglichung jugtetef) ber (Einzelnen unb beS ©anjen. ßbenfo rote fortroäßrenb bie lebenbtgen (Ein* betten entfielen unb fterben unb rote jum „SubfeEt" nicht (EroigEeit gehört; ebenfo bafj ber Äarnpf auch in ©eboreben unb 23efeblen ftcb auSbrücEt unb ein flteffenbeS Sttacbtgren* jen*23eftimmen jum Xeben gehört. 2)ie geroiffe Unrotffen* beit, in ber ber Stegent gebalten wirb über bie einjetnen Verrichtungen unb felbft «Störungen beS ©emeinroefenS, gehört mit ju ben 23ebtngungen, unter benen regiert roerben Eann. äturj, wir gewinnen eine Schalung auch für baS Sitcbtroiffen, baS 3m*©tofjen*unb*@tobett*Seben, baS SSeretnfacben unb gälfcben, bas ^erfpeEtroifcbe. 2)aS 2Bicf)= ttgfle ift aber: ba§ rotr ben 33eberrfcber unb feine Unter* tanen als gleicher 2t rt oerfteben, alle füftlenb, rootlenb, benEenb — unb baff rotr überall, roo rotr Bewegung im Serbe [eben ober erraten, auf ein jugebörtgeS fubj'eftroeö, un* ficbtbareS Xeben binjufebtiefjen lernen. Bewegung ift eine SpmboliE für baS 2luge ; fie beutet \)\x\, baß etroaS gefühlt, gewollt, gebucht worben ift. £>aS btreEte SSefragen beS SubfeEtS über baS SubfeEt unb alle Selbjtbefpiegelung beS ©eifteö bat bartn feine ©e* fahren, ba§ eS für feine ftätigEeit nützlich unb wichtig fein Eönnte, ficb f alf cb ju interpretieren, deshalb fragen wir ben Xetb unb lehnen baS Zeugnis bet oerfebärften Sinne ab: wenn man will, rotr feben ju, ob nicht bie Untergebenen fei* ber mit uns in 33etEefjt treten Eönnen. 308 . Stiles, was einfach ift, ift blofj imaginär, ift nicht „wahr". SßaS aber roirflich, was wahr ift, ift roeber eins, noch aucf> nur rebujterbar auf eins.
170 spnttjip einer neuen ©ertfeöung. 309. 3 : cb fxstte bie fPhänomenalttat auch bet inneren ©eit feft : Sllleö, waö unö bewußt wirb, tji butch unb burch etfi jurechtgemucht, »ereinfacht, fc^ematiftert, ausgelegt, — bet wtrEltche Vorgang bet inneren „©ahtnehmung", bie Äaufaloeretnigung jwifchen ©ebanEen, ©efühlen, Bes gedrungen, jwtfchen ©ubjeft unb SbfeEt tji unö abfolut verborgen — unb otelleicht eine reine ©tnbilbung. Siefe „fchetnbate innere ©eit" tji mit ganj benfelben formen unb fjJrojeburen beljanbelt, wie bie „äußere" ©eit. ©ir fioßen nie auf „Satfacfjen": Sufi unb Unlufi ftnb fpäte unb abgeleitete SrntelleEtphänomene .... Sie „UrfäcfjlichEeit" entfcfüüpft uns ; jwtfchen ©ebanEen ein unmittelbares, utfächltcheö Banb anjunehmen, tute eö bie SogtE tut — baö ifi golge bet alletgtöbjien unb plumps ften Beobachtung. d^ctt jwet ©ebanEen fptelen noch alle möglichen SlffeEte ihr @ptel: aber bie Bewegungen ftnb ju rafch, beöhulb öerEennen wir fte, leugnen wir fte.. „SenEen", wie eö bie grEenntniStheorettEer anfejsett, Eommt gar nicht öot: bas tfi eine ganj wt'UEörliche giEtion, erreicht burch 4>etauöhebung etneö Elementes aus bem tytot jeß unb ©ubtraEtton aller übrigen, eine Eünftt'ge Anrechts machung jum ^wccBe ber Berftänblichung.... Ser „©etfi", etwas, baS benEt: womöglich 9 «r „ber ©eifi abfolut, rein, pur" — bt'efe -Konzeption ift eine ab* geleitete jweite golge ber falfchen «Selbfibeobachtung, welche an „SenEen" glaubt: hier ift etfi ein 21Et tmaginiert, ber gar nicht oorEommt, „baS SenEen", unb zweitens ein ©ubjeEtfubfirat tmaginiert, tn bem jeber 2lEt biefes Sem EenS unb fonjt nichts anbereS feinen Urfprung hat: baS heißt, fowoftl baS Sun, als ber Säter ftnb fingiert. 3t0. Nichts ifi fehlerhafter, als aus pfpcfnfchen unb phpftfchen Phänomenen bie zwei ©efichter, bie jwei Offenbarungen einer unb berfelben ©ubfianj ju machen. Sutmt erElärt man nichts: ber Begriff „©ubfianj" ifi »ollEommen unbrauch*
®ei(t—ein 'SKaebfttuHe. 1. SBaf>nteI)mutig. 171 tat, menn man erElären mtll. £)ab 23emußtfetn, tu jmetter Rolle, fafl tnbifferent, überf(üfftg / beftimmt tnelleicf)t, ju oerfebrotnben unb einem oollfommenen Slutomattbmub ©ag jtt machen — ©enn mir nur bie inneren Phänomene beobachten, fo ftnb mir oergleid)bar ben Xaubjlummen, bie aub ber 58e= megung ber Sippen bie ©orte erraten, bie fie nicht hören, ©tr fcglteßen aub ben ©fchetnungen beb inneren ©ütnb auf unfiegtbare unb anbere Phänomene, metche mir mahrnehmen mürben, menn unfere 23eobachtungbmittel juretchenb mären, unb melcße man ben Reroenftrom nennt. gur biefe innere ©eit gehen unb alte feineren örgane ab, fo baß mir eine taufenbfache Äomplerität noch alb ©m heit empfinben, fo baß mir eine Äaufalität hmeinerftnben, mo feber ©runb ber iöemegung unb föeränberung unb um fichtbar bleibt, — bie Slufetnanberfolge oon ©ebanEen, non ©efüglen tft ja nur bab ©iegtbarmerben berfelben im 95e= mußtfein. 2)aß biefe Reihenfolge irgenb etmab mit einer Äaufaloerfettung ju tun hübe, tft oöllig unglaubmürbig : bab 23emußtfetn liefert unb nie ein 93eifpiel oon Urfache unb ©irfung. 311. ©leb, mab alb „©nhett" inb Skroußtfein tritt, tft bereitb ungeheuer Jompligiert : mir haben immer nur einen 21m fchein oon Einheit ®ab Phänomen beb Setbeb tft bab reichere, heutigere, faßbarere Phänomen: metbobifeg ooranjufiellen, ohne et; mab aubjumaegen über feine legte iöebeutung. 312. ©o eb eine gemiffe ©ngeit in ber ©ruppiermtg gibt, hat man immer ben ©etfi alb Urfache biefer Äoorbinatton ge; fegt: moju feber ©runb fehlt, ©arum follte bie 3bee etneb Eomplepen ffaEtumb eine ber 23ebtngungen btefeb gaftumb fein? ober marum müßte einem Eompleren fjaEtum bie SSorftellung alb Urfache baoon präjebteren? — ©tr merben unb hüten, bie ^mecEmäßigEeit bureg ben
172 tyrtnjtp einer neuen Sßertfeiutnß. ©eifi ju erflären : es fehlt jebec ©runb, bent ©etfi bte ©gentümlicbfeit, ju otganifteren unb ju fpfiemattfieren, 3 m jufcf)tetben. SaS Dietoenfpjient t>at ein »tel auSgebefmteteS 9ietcf>: bte SSewufftfetnSwelt tfi ^tnjugefügt. 3m ©efamt* ptojeft bet Abaptation ttttb Spfiematifation fpielt baS 35e* wufftfetn feine Stolle. 313. Sie spfjpftotogen wie bte ^3 i)tIofopf;en glauben, baS 33e= wufjtfein, im SOtaffe es an Jpelitgfeit juntmmt, waebfe tm 2Berte: baS ^ctiffce Siewufjtfein, baS logifcbfie, Eältefie Senfen fei etfien StangeS. Snbeffen — wonach tfi biefet 2öert befitmmt? — 3n Jrnnficbt auf AuSlßfung beS SSil* lenS tfi bas obetfläcblicbfie, »eretnfaebtefie Senfen baS am metfien nützliche, — es fönnte besbalb baS — ufw. (weit es wenig äßotwe übrig lafjt). Sie fpräjifton beS JjanbelnS fiebt tm Antagonismus mit bet weitblicfenben unb oft ungewiß utteitenben SSor* forgltcbfett: leitete butcb ben tieferen 3ttfitnft geführt. 314. Jpauptirrtum bet $>ft)cbologen: fte nehmen bie un= beutlicbe fßotfiellung als eine nichtigere Art ber SSorfietlung gegen bte belle gerechnet: aber was aus unferm 23ewufftfein ficb entfernt unb besbalb bunfel wirb, fann besbalb an ficb »ollfommen flat fein. SaS Suttfelwetben tfi Sache ber ä3ewuf?tfetnSperfpefttöe. 315. Sie ungeheuren gehlgriffe : 1. bte unftnntge ftberfcbägung beS SkwufjtfetnS, aus tbm eine (Einheit, ein 2öefen gemacht: „ber ©etji", „bie Seele", etwas, baS fühlt, benft, will — 2 . bet ,©etji als Urfache, namentlich überall, wo jftneef* mäfjtgfeit, Spfiem, «ßoorbination erfreuten; 3. baS SSewuftfetn als hoch fte erreichbare gotrn, als oberfie Art Sein, als „@ott"; 4 . ber 28tlle überall eingetragen, wo es SBtrfung gibt;
@et|t — ein SOT ad) trottle. 1 . 2Baf>tttef)muttg. 173 5 . bte „wahre 2öelt" alö getjltge SÖelt, alö jugänglich butdf) bie Bewußtfeinötatfachen; 6. bte SrEenntntö abfolut alö gä^igEeit beö S3crou^t= fetnö, wo überhaupt eö (JrEenntniö gibt. Folgerungen: jeber Fortfchritt liegt irt bem gortfchritt jurn Bewußt= werben; jeber SftücEfchrttt im Unbewußtwerben ; ( — baö Unbewußtwerben galt alö iöetfallenfetn an bic Begtetben unb ©inne, — alö Bertierung....) man nähert ftd) ber Sftealität, bem „wahren ©ein" burch SialeEtiE; man entfernt ficf> oon ihm burch SnflinEte, ©tnne, Sflecbaniömuö.... ben Sttenfchen in (Uetft auflöfen, hit§r ihn ju ©ott machen : ©etff, 2öitle r ©üte — ©nö ; alleö ©ute mufj auö ber ©etftigEett (lammen, muß Be* wußtfeinötatfache fein; ber gortfchritt jutn Befferen fann nur ein gwrtfcbtitt im Bewußt werben fein. 316 . Übet bte JperEunft unfrer SBertfchäfjungen. 2ötr Eönnen unö unfern Seih räumlich auöetnanberlegen, unb bann erhalten wir ganj biefelbe Borfiellung baoon wie oom ©ternenfpflem, unb ber Unterfcfneb bon organifch unb unorganifch fällt nicht mehr in bte 2lugen. ©bemalö er= flärte man bte ©ternbewegungen alö SBitEungen äwecEbe* wußtet Söefen: man braucht baö nicht mehr, unb auch in betreff beö leiblichen Bewegenö unb ©ichoetänbemö glaubt man lange nicht mehr mit bem jwecEfefjenben Bewußtfein auöjuEommen. Sie allergrößte Sftenge ber Bewegungen hat gar ntchtö mit Bewußtfein ju tun: auch nicht mit (£mp= ftnbung. ©ie Smpftnbungen unb ©ebanEen ftnb etwaö ättßerft ©ertngeö unb ©elteneö im Berhältniö ju bem jahllofen ©efchehen in jebetn 2lugenbltcE. UmgeEehrt nehmen wir wahr, baß eine ^wecEmäßigEett im Eletnflen ©efcßehen brrrfcßt, ber unfer befteö Söiffen nicht gewachfen tft : eine BorforglichEet't, eine Sluöwahl, ein
174 $Dtinjij> einer neuen 2Serffe0ung. ^ufammenbringen, ©iebergutmachen ufw. $utj, wir firn £>en eine Zätig(eit oor, bie einem ungeheuer ütel höheren uni> überfchauenben SntelleEt jujufchreiben wäre, alö ber unö bewußte tft» ©tr lernen non allem Sewußten g es ringer benEen: wir oerlernen, unö für unfer @elbß oer* antwortlich ju machen, ba wir alb bewußte, jwecEfefjenbe ©efen nur ber Eieinfie £etl baoon finb. 33on ben jaht* reichen CftnwtrEungen in jebem SlugenbticE, jum Seifpiel Suft, ©eEtrijität, empftnben wir faß nichts : eö Eönnte ge= nug Kräfte geben, welche, obfcßon fte unö nie jut (ürrnp* ftnbung Eommen, unö fortwährenb beeinfluffen. 2uß unb ©chmerj finb ganj feltene unb f parliere Srfchetnungen gegenüber ben jabllofen Oleijen, bie eine $efte, ein £)rgan auf eine anbre 3elle, etn atibreS £>rgan ausübt. iß bie ^>hafe ber Sefcheibenbett beö gewußt* feinö. Julegt oerßehen wir baö bewußte 2rcf) felber nur als ein ©erEjeug im Dienße jenes höheren, überfchauenben SntelleEtö: unb ba Eönnen wir fragen, ob nicht alles 6e= wußte ©ollen, alle bewußten SwecEe, alle ©ertfcf>at* jungen otelletcht nur Mittel finb, mit benen etwas we* fentltch SerfcfjtebeneS erreicht werben foll, als es im nerfjalb beS SewußtfeinS fcheint. ©ir meinen: es* h<*nble fich um unfre 2uß unb Unluß aber 2uß unb Untuß Eönnten Mittel fein, oermöge beren wir etwas ju leißen hätten, was außerhalb unfereS SewußtfetnS liegt @S iß ju jeigen, wie febr alles Gewußte auf ber öberflacße bleibt: wie Jj)anblung unb Silb ber Jpanblung oetfchieben iß, wie wenig man oon bem weiß, was einer jjanblung oorhergeht: wie phantaßtßh unfere ©efüfße „Freiheit bes ©tllenS", „Urfacfje unb ©t'rEung"’ finb : wie ©ebanEen unb Silber, wie ©orte nur ^etdßen oon ©es banEen finb: bie Unergrünblicf>Eeit jeher Jjanbtung: bie SberflachlichEett alteö SobenS unb £abelnS: wie wefent* lieh (frftnbung unb (üünbilbung iß, worin wir bewußt leben: wie wir in allen unfern ©orten oon (üfrftnbungen reben (2lffeEte auch), unb wie bie Serbtnbung ber Sttenfchhctt auf einem Überleiten unb gortbiclßen biefer <üf r*
©etfl — ein < 3ftad)tnHÜe. l. SÖafjntefjmung. 175 ftnbungen beruht: wägrenb im ©tunbe bte wtrElicge 35etbtm bung (burcg 3 eu 9un S) tgten unbeEannten 2Beg gegt. 35 et* änbert witEltcg btefer ©laube an btc gemeinfamen Cttftns bungen btc SO?enfcf>ert ? £>bet ift baö ganje Stbeem unb SSertfcgägungöwefen nur ein SluöbtucE felbet oon unbe* Eannten 35etänberungen ? ©ibt eö bcnn SBtllen, jtoecEe, ©ebanEen, 3Berte witEltcg ? 3ft otelletcgt baö ganje bewußte Seben nur etn ©ptegelbtlb? Unb aueg wenn bt'e SBert? fegägung einen SOienfcgen ju befitmmen fdf>etnt, gefc^te^t tm ©runbe etwaö ganj anbereö ! Äurj : gefegt, eö gelänge, baö jlwecEmäfjige tm SBtrEen ber -Statut ju etEläten ogne bte Slnnagme etneö jwecEefegenben 3?cgö: Eönnte julegt t>tel= letegt aueg unfer ^wecEefegen, unfer 3BoUen ufw. nur eine 3etcgenfpracge fein für etwaö 2Öefentltcgs2lnbereö, näm* lieg Sticgt^SBollenbeö unb Unbewufjteö ? nur ber fetnfieSln« fegetn jener natitrltcgen BwecEmäfjigEett beö Otgantfcgeti, aber ntcgtö 35erfcgtebeneö baoon? Unb Eurj gefagt: eö ganbelt fteg otelletcgt bet ber ganjett GfntwicElung beö ©etfleö um ben 2eib: eö tfl bte f üglbar werbenbe ©efegtegte baoon, bafj etn gögeret Setb fteg btlbet. Daö £>rgantfcge fietgt noeg auf gögere ©tufen. Unfere ©ter naeg ßrfenntniö ber Statur ift etn SDtittel, wo* bureg ber Setb fteg oeroollEommnen will. £>bet oielmegt: eö werben Jfjutnberttaufenbe oon Ctjcpcrtmenten gemaegt, bte (tfrnägrung, SBognart, Sebenöwetfe beö Seibeö ju öerän* bern: baö 33ewufjtfetn unb bte SSertfcgägungen in tgnt, alle Sitten oon Sufi unb Unluft finb Slnjetcgen btefer 35et= änberungen unb @cpertmente. ^ulc^t ganbelt eö fteg gar niegt um ben Sttenfcgen: er foll überwunben wer* ben. 357. SBarum alle XätigEeit, aueg bte et'neö ©tmteö, mit Suft oerEnüpft tfl ? 2Beil oorger eine Jpemmung, ein ©tucE be* ftanb ? ©bet oielmegr, weil alleö Xun ein Uberwtnben, ein Jrjerrwetben ift unb 33ermegrung beö SStacgtgefüglö gibt? — £)te Sufi tm DenEen. — julegt tfl eö niegt nur baö ©efügl ber Sftacgt, fonbern bte Sufi an bem ©egaffetj
176 ^3rttt 5 i p einer neuen QSertfe^ung. unb am ©efcbaffenen: benn alle XatigFeit Fommt unb tnb 25ewufjtfein alb SÖewufftfetn etneb „SBerFb". 318. „Unluft" unb „Suft" finb bte benFbat bümmften Slub* brucFbmtttel non Urteilen: womit natürlich nicht gejagt tft, baff bte Urteile, welche hier auf biefe Slrt lauten werben, bumm fein mufften. Dab Söeglaffen aller SSegrünbung unb Sogtjttät, etn 3a ober Stein in ber StebuFtion auf ein letbew fchaftlicbeb jrtabenwollen ober SÖegftojfen, eine tmperatwtfcbe SlbFürjung, beren StüglicbFeit unoerFennbat ift : bas ift Suft unb Unluft. 3bt Urfprung ift in ber ^tntralfpbäre beb 3m telleFtb ; ibte SSotausfegung ift etn unenbltcf) befcf>leumgteb SBabrnebmen, £>rbnen, ©ubfummteren, 9tacbrecf;nen, gol* gern : Sufi unb Unluft ftnb immer ©cfylufi Phänomene, Feine „Urfacben". Die Entfcbetbung barüber, was Unlujt unb Sufi erregen folt, ift oom ©rabe ber Sttacbt abhängig: babfelbe, wab tn J^inficbt auf ein geringem Quantum Stacht alb ©efagt unb Nötigung ju fcbnellfter Slbwefr erfcbetnt, Fann bei einem 33ewujftfeitt größerer SD?acf>tfülle eine wollüftige Stets jung, ein Sujtgefübl alb golge fwben. Sille Sufi* unb Unluftgef üble fegen bereitb ein Steffen nach ©efamtnüglicbFeit, ©efamtfcbäblicbFett ooraub: alfo eine Sphäre, wo bab SBollen eineb 3ielb (Suftanbeb) unb ein Slubwäblen ber Mittel baju ftattfinbet. Sufi unb Unluft finb ntemalb „urfprüngltcbe Xatfacben". Suft« unb Unlujtgefüble finb SöillenbreaFtionen (Slfs feFte), tn benen bab intelleFtuelle Zentrum ben Söert ge* wtffer etngetretener SSeränberungen junt ©efamtwert fixiert, jugletcb alb Einleitung oon ©egenaFtionen. 319. SSie weit unfer 3tttelleFt eine §otge oon Epiftenjbebim gungen ift — : wtr hätten ibn nicht, wenn wir ihn nicht ttö* tig bitten, unb hätten tbn nicht fo, wenn wir ihn nicht fo nötig hätten, wenn wtr auch anberb leben Fönnten.
®er Seift — ein ^RacfyfuHHe. 2. Srfentttnib. 177 2. (grfenntmö. a. ^lllgemetne^. 320. SRan müfjte toiffen, toab Sein tjt, um ju entfchetben, ob bieb unb jeneb real tfl (jum SSetfptet „bie Satfachen beb Setoufjtfeinb'O ; ebenfo toab ©etotff fyeit tfl, toab SrEennt* mb tfl unb begleichen. — Sa mir bab aber nicht toiffen, fo tfl eine Öt'ritiE beb SrEenntniboermögenb unfinntg: tote follte bab -EBerE^eug ftch felbfl Ertttfteren Eönnen, wenn eb eben nur ftch jur iÜritiE gebrauchen Eantt? Sb Eann nicht ein* mal fiel; felbfl bef interen I 32t. 2öab Eann allein SrEenntnib [ein? — „ S lubleguttg", Stnnfnneinlegen, — nicht „SrElätung" (in ben meiften fallen eine neue Auslegung über eine alte unoetflänbltch geworbene 9lublegung, bie fegt felbfl nur Reichen tfl). Sb gibt Eetnen Satbeflanb ; alleb tfl ftüffig, unfaßbar,, jutücE* meichenb; bas Sauerhaftefle finb noch unfre Meinungen. 322. Sie SSoraubfegung, bafj eb im ©tunbe ber Singe fo moratifch jugeht, baf? bie menfchltche SSernunft recht behält, — tfl eine SSreuherjigBeit unb 33tebetmannbooti aubfegung, bie SJlachwtrEung beb ©laubenb an bie göttliche SöahrhaftigEett — ©ott alb Schöpfer ber Singe gebacht. — Sie Söegrtffe eine Srbfcf)aft aub einet jenfettigen S3orexi= flenj 323. Stfler Sag. Sie leichtere SenEweife fiegt über bie fchmiertgere ; — alb Sogma: simplex sigillum veri. — Dico: baff bie SeutltchEeit etmab für SBabrheit aubweifen foll, tfl eine oollEommene Äinberet.... ^weiter Sag. Sie Sehre oom Sein, oom Sing, oon lauter feflen Sinhetten tfl fmnbettmal leichter alb bte Sehre oom Söerben, oon ber SntwtcElung.... 9^feB1"ct>e/ £)er2BiUejur C9?act)t. 12
178 ^ritijip eitifr neuen 28 ertfe 0 u« 0 . dritter Saf3. Sie Sogif war alb Erleichterung ge* meint: alb 2(ubbrucfbmittel, — nicht alb Sahrhett.... (Später wtrfte fte alb Sahrhett..., 324. 2B ab ift SBahrhett? — Inertia; bie öjppothefe, hei welcher iSefttebtgung entfielet: gcrtngftcr SSerhraueh »ott geifttger -ftraft ufw. 325. Eine Sotal, eine burch lange Erfahrung unb Prüfung erprobte, bewiefene Sebenbwetfe fomrnt juletjt alb ©efe|3 jum 23ewufitfein, alb bominierenb.... Unb bamit tritt bie ganje ©tuppe oerwanbter SBerte unb 03uftänbe in fie hinein : fie wirb ehrwürbig, unangreif bar, heilig, wahrhaft ; eb gehört ju ihrer Entwtcflung, baff ihre Jperfunft oet; geffen wirb.... Eb ift ein Reiche»/ baff fie Jpetr gewor= ben ift.... ©anj babfelbe fönnte gefchehen fein mit ben ätatego* rien ber Vernunft: btefelben fönnten, unter oielem Saften unb Jpctumgreifen, fiel ; bewährt haben burch relatwe klüglich* fett.... Eb fam ein ^unft, wo man ftch jufammenfafjte, fich alb ©anjeb jum 58ewu|tfetn brachte — unb wo man fie befahl, bab heifjt, wo fte wirften alb befehlenb.... 8$on fegt ab galten fte alb a priori, alb jenfettb ber Erfafj* rung, alb unabwetbbar. Unb hoch brttefen fie vielleicht ntchtb aub, alb eine beftimmte Raffens unb ©attungbjwecf= mäfitgfeit, — blofj ihre 9tüt3lichfeit ift ihre „Sahrheit" — 326. Sa§ ber Sert ber Seit in unferer Interpretation liegt ( — baß vielleicht irgenbwo noch nnbre Sfnterpretattonen möglich ftnb, alb bloß menfehliche — ), baß bie bibhertgen Interpretationen perfpcftioifche Schälungen finb, oermöge beren wir unb im Sehen, bab beifilt im Stilen jur Stacht, jum Sachbtum ber Sacht, erhalten, bafj jebe Erhöhung beb Senfehen bie Übcrwt'nbung engerer Interpretationen mit fich bringt, baß j'ebe erreichte Serjlärfung unb Sacht 5 erweiterung neue ^erfpefttoen auftut unb an neue Jpori*
3)er©eift— ei»3Kad)tmiIIe. 2. @tfen»fni$. 17§ 3onte glauben beifit — baS geht butch meine (Schriften. Die Nett, bie uns etwas angebt, tfl falfch, baS beifit, tjl fern Batbeftanb, fonbern eine 2luSbtcbtung unb Slunbung über einer mageren (Summe non Beobachtungen ; fte Ijt „tm gluffe", als etwas NerbenbeS, als eine fich immer neu oerjefnebenbe galfcbbeit, bte ficf) niemals ber Nabrbeit nä* l;ert: benn — eS gibt feine „Nabrbeit". 327. Die beftgeglaubten apriotifcben „Nabrbeiten" ftnb für mich — Slnnabmen bis auf weiteres, junt Betfptet baS ©efe§ ber Äaufalität, feffr gut eingeübte ©ewöbnungen bes ©laubenS, fo etnoerletbt, ba§ nicht baran glauben baS ©efchlecht jugrunbe richten würbe. 2lber finb es beSwegen Nabrbeiten? Nelcber (Schluß! 2llS ob bie Nabrbeit ba* mit bewiefen würbe, bajj ber Bienfcb beftehen bleibt! 328. Dte Berittung ber ^>^t!ofophtc ruht barauf, bafj man, flatt in ber Sogtf unb ben Bernunftfategorien Stttttel ju fehen 3um ^utecbtmacben ber Nett 31t BühltchfeitS3Wecfen (alfo „prin3ipiell // 3U einer nüljltchen gälfchung), man in ihnen baS Kriterium ber Nabrbeit, refpeftioe ber Realität 3u hoben glaubte. DaS „Kriterium ber Nabrbeit" war in ber Bat blofj bie biologifche Bügltchfeit eines folgen (SpftemS prin3ipt'eller gälfchung: unb ba eine ©attung Bier nichts Nichtigeres fennt, als fich 3U erhalten, fo bürfte man in ber Bat hier oon „Nabrbeit" reben. Die Bawität war nur bie, bie anthtopo3entrifche Sbiofpnfrafie als Bfajj ber Dinge, als Sticbtfcbnur über „real" unb „unreal" 3U nehmen: fur3, eine Bebingtbeit 31t oerabfolutt'fieren. Unb fiehe ba, fegt fiel mit einem Blal bie Nelt auSeütanber in eine „wahre" Nett unb eine „fchetnbare": unb genau bie Nett, in bet ber BJenfd) 3U wohnen unb fiel; einjurichten feine Bernunft erfunben hatte, genau biefetbe würbe ihm bisfrebitiert. (Statt bie formen als Jpanbhabe 3U bemt(3en, fich bie Nelt banblt'cb unb berechenbar 3U machen, Farn ber Nahnfinn bet 9)h<Mophen bafunter, baff in btefen .Rate* 12*
ISO iPrinjip einer neuen 2Bertfe£ung. gorien ber 23egrtff jener ©eft gegeben ift, bem bie anbere ©eit, bte, fn ber man lebt, niegt entfprtcgt.... Sie ©ittel mürben mtfmerjlanben als ©ertmafj, felbftais 33erurteiiung ber üibftcgt.... ©te Slbficgt mar, fteg auf eine nügitege ©eife ju täufegen: bie Mittel baju bte ©rftnbung non gormein unb Riegen, mit beren Spftfe man bie oermtrrenbe lötel^ett auf ein jmecfmäfügeS unb ganbücgeS ©egema rebujterte. 2iber mege! fegt brachte man eine ©oratfategorie tnS ©ptei: fein ©efen mttt fieg täufegen, fern Söefen barf tarn fegen, — foigücg gibt es nur einen ©iüen jur ©agrgeit. ©aS ift „©agrgeit"? ©er ©ag oom ©iberfprueg gab baS ©egema: bie magre ©eit, ju ber man ben ©eg fuegt, fann ntegt mit fieg in ©tberfprucg fein, fann ntegt meegfeitt, fann niegt merben, gat feinen Urfprung unb fein Snbe. ©aS ijf ber größte Irrtum, ber begangen morben ift, baS etgentitege fSergängntS beS SrrtumS auf (Srben: man glaubte ein Kriterium ber Realität in ben SJernunftformen ju gaben, — mägreub man fte gatte, um Sperr ju merben über bie Sfteatität, um auf eine ftuge ©eife bie Sleatitat mißjuoerftegen.... Unb ftege ba: fegt m.urbe bie ©eit fatfeg, unb epaft ber ©tgenfegaften megen, bie igre Realität auSmacgen, ©eegfei, ©erben, ißieigett, ©egenfag, ©tberfprucg, .Krieg. Unb nun mar baS ganje SSergängntS ba: \ . ©te fommt man ioS ron ber falfcgen, ber blofj fegeim baren ©eit ? (— es mar bte mtrfltege, bte etnjtge) ; 2. mte mirb man feibft mögltegft ber ©egertfag ju bem (ügarafter ber fegetnbaren ffiett? (begriff beS ooilfom« menen ©efenö als eines ©egenfageS ju febem realen ©efen, beuttteger, als ©iberfprueg jum Seben....) ©te ganje Sftcgtung ber ©erte mar auf SSerieumbung beS SebenS artS; man feguf eine fßermeegfiung beS SbeaU bogmattSmuS mit ber ©rfenntm'S übergaupt: fo baff bie ©egenpartei immer nun aueg bie ©iffenfegaft pergor* reSjterte.
Der ©eift — ein ÜKadttroine. 2. @rf entiftttt. 181 Der 28eg jur SStffenfcbaft tvat bergejialt boppett ver* fperrt : einmal bureb ben ©lauten an bte „tvabte" SBelt, unb bann butcb bte ©egnet btefeö ©laubent. Die 9iaiut= tviffenfebaft, ^3fpc^oIogte mar 1. t'n ihren DbjeFten vetut* teilt, 2 . um tltte Unfcfmlb gebracht.... 3n ber tvitFlicben SEelt, tvo fcblecbterbingt allet ve v- Fettet unb bebtngt tft, fyeifyt irgenb ettvat verurteilen unb tvegbenFen, alleö tvegbenFen unb verurteilen. Dat SSort „bat feilte nicht fein", „bat f;ätte nicht fein f ollen" tfl eine gatce.... DenFt man bie Äonfequenjen aut, fo ruinierte man ben Cluell bet Sebent, tvenn man bat abfeftaffen rvollte, tvat in ttgenbetnem ©tnne fcbäbltcb, jerfbörertfeb ift. Die fpbbfiologte bemonfirtert et ja beffer! — 2Bit feben, tvie bie SÄoral a) bte ganje SSeltauffap fung vergiftet, b) ben 2Beg jur GürFenntntt, jur SBiffen; febaft abfebneibet, c) alle tvirFltcben SnftinFte auflöfi unb untergräbt (inbem fie beren 2Burjeln alt unmoralifcb empftnben lebrt). 2Btr feben ein furebtbaret SBerFjeug ber decadence vor unt arbeiten, bat ficb mit ben betligfien tarnen unb ©es bärben aufrecht hält. 329. >3ur „logifeben ©djeinbarFeit". — Der 25egrtff „Sn« btvtbuum" unb „©attung" gleichermaßen falfcf> unb bloß augenfcbetnltcb. „©attung" brücFt nur bie Datfadje aut, baß eine grille ähnlicher SBefen ju gleicher ^eit fwtortreten, unb baß bat £empo im SBettertvacbfen unb ©iebveränbern eine lange 3ett verlangfamt tft : fo baß bte tatfäcblicben Fletnen gortfetjungen unb ^utvacbfe nicht febr tn SSetracbt Fommen ( — eine GünttvicElungtpbafe, bei ber bat ©tcbenP tvidieln nicht in bie ©icbtbarFeit tritt, fo baß etn ©letcb- gereicht erreicht [ehe int, unb bie falfcfte Sorftellung er* mögltcbt retrb, hier fet etn 3i«f erreicht — unb et habe ein in bet ©ntretcFlung gegeben....). Die §orm gilt alt ettvat Dauernbet unb betbalb 2Bert* votieret; aber bie gvrm ifi bloß von unt erfunben; unb tvenn noch fo oft „btefelbe gorrn erreicht wirb", fo be*
182 sgrinjtp einer neuen SSertfefcung. beutet baS niegt, bafi es btefelbe gornt ift, — fonbern eS erfegetnt immer etwas OteueS — unb nur tute, bie wir oergletcgen, rechnen baS ffteue, infofern es 3lltem gleicht, jufammen in bie (Jingett bet „gorm". 2Uö ob ein £t)puS erteilt werben follte unb glcicgfam ber SStlbung oorfegwebe unb innetoobne. 2)te §orm, bie ©attung, bas ©efeg, btc 3bee, ber j3wecf — gier wirb überall ber gleiche gebier gemacht, ba§ einer giftton eine fatfege Stealität untergefegoben wirb : wie als ob baS ©efegegen irgenbwelcgen ©egorfam in fteg trage, — eine fünfiltcge ©egetbung im ©efebeben mirb ba gemacht jwtfcgen bem, maS tut, unb bem, wonach baS Xun ficb richtet (aber baS maS unb baS wonach ftnb nur angefegt aus einem ©eborfam gegen unfre metapggfifcg;logtfcge Sog; mattf: fein „Xatbeftanb")* SUan foll biefe Nötigung, begriffe, ©attungen, gor; men, ^eefe, ©efege ju btlben („eine 2Bclt ber ibentt; fegen gälle") niegt fo oerftegen, als ob wir bamtt bie wagte SBelt ju filteren tmjlanbe wären; fonbern als Nötigung, uns eine 2Belt jureegt ju maegen, bei ber unfre (Sptftenj ermöglicht wirb: — wir fegaffen bamit eine ffielt, bie berechenbar, oereinfaegt, oerftänbltcg ufw. für uns tfl. Stefe felbe Nötigung beftegt in ber ©innenaftiöität, welcge ber Serfianb unterftügt — bureg ©ereinfaegen, SSer; grobem, Unterftretcgen unb Sluöbicgten, auf bem alles „2Bte; betetfennen", alles ©icgwerftänbltcgmtacgemfönnen be; rügt. Unfre S3ebürf nt f f e gaben unfre ©ütne fo präjifiert, baff bie „gletcge (ürfcgeinungSwelt" immer wieberfegrt unb babureg ben 21nfcgein ber SBirfltcgfeit befommen gat. Unfre fubjeftwe Nötigung, an bie Sogtf $u glauben, brüeft nur aus, bafj wir, läng ft, beoor uns bie Sogif felbet jutn SJewufftfetn fam, nicgtS getan gaben als igre ^oftulate in baS ©efegegen gineinlegen: fegt ftnben wir fie in bem ©efegegen oor — , wir fönnen ntegt megr anberS — unb oermeinen nun, btefe Nötigung oerbürge etwas über bie „Söagrgeit". 2ött ftnb eS, bie baS „£>tng", baS „gletcge Sing", baS ©ubjeft, baS fgräbifat, baS £un, baS £>bjeft.
Der ©ei|t — eilt ad)troiUe. 2. ©rfenntnib. 183 bte ©ubftanj, £>ic gorrn gefchaffen haben, nachdem wir bab ©letchmachen, bab ©rot»; unb ©t'nfacb machen am längflen getrieben haben. ©te 2Belt erfcheint unb logtfch, meil mir fte erft logtfiert haben. 330. ©ie fortmäfjrenben Übergänge ertauben nicht, oon „3m btotbuum" ufm. ju reben; bte „Saht" ber Söefen tft fetber im gtu§. 2Bir mürben ntcljib oon $eit unb nichts oon 23e* megung miffen, menn mir nicht, in grober SBetfe, ,,3tuhen= beb" neben 23emegtem ju fehen glaubten, ©benfomenig oon Urfache unb SStrEung, unb ohne bie irrtümliche Äonjep; fron beb „teeren Sftaunteb" mären mir gar nicht jur $om jeption beb Staumb gefommen. ©er ©afj oon ber 3bem tität ha* als Jrnntergrunb ben „Slugenfchetn", baff eb gleiche ©tnge gibt, ©ine merbenbe Söelt Eonnte im ftrengen ©intte nicht „begriffen'''', nicht „erEannt" merben ; nur im fofern ber „begreif enbe" unb „erEennenbe" 3ntelleEt eine fchon gefchaffene grobe 2Belt »orftnbet, gewimmert aub tarn ter ©cheinbarEetten, aber feffc gemorben, infofern biefe 2lrt ©chetn bab geben erhalten hat — nur tnfofern gibt eb cd mab mte „©tEenninib": bab fjeijft ein Neffen ber früheren unb ber jüngeren Srrtümer anetnanber. 33t. 3n einer 2Belt, bte mefentlicf) falfch tft, märe SSabthaf* tigEeit eine «übernatürliche ©enbenj: eine foldje Eonnte nur ©tnn haben alb SDtittel ju einer befonberen höheren $)otenj oon galfchheit. ©amit eine Söelt beb SfBahren, ©etenben fingiert merben Eonnte, muffte juerjt ber SSabr* haftige gefchaffen fein (eingerechnet, baff ein folcher fielt „mahrhafttg" glaubt). ©infach, burchfichtig, mit ftch nicht tm SBtberfpruch, bauere haft, ftch gletchbletbenb, ohne gälte, iöolte, Vorhang, gönn : ein SJienfch berart Eonjiptert eine 2Belt beb ©einb alb „©lOtt" nach feinem SSilbc. ©amtt SBahrhaftigEett möglich tft, muff bie ganje ©phäre beb SDtenfchen fehr fauber, “lein unb achtbar fern: eb muff
184 ^tinjip einer neuen 2ßertfe£uttg. bet Vorteil ttt jebem ©imte auf ©eitert beö SÖabthaftigen fein. — £üge, £ücfe, SSerftellung tnöffett ©ftaunen ers regen.,». 332 . Söenn bet ShataEtet beö Safetnö fatfet) fern foltte — bas weite nämlich möglich — , waö wate bann bte 2Bahr* hei t, alte unfere Söaljtbeit?...' ©ne gewtffentofe Urnfäls fcfmng beä Salden? ©ne höhere 9Jotenj beö ^aifefien ? . . . . 333 . 33on bet 23telartigEett bet ©Eenntntö. ©eine Slcta* tion ju »telem anberen fpüren (ober bte Relation bet 2trt) — wie fottte baö '„©Eenntniö" beö anbetn fein! Dte 2lrt ju Eennen unb ju erEennen tft fetBer fcfwn untet ben ©t= ftenpebtngungen : habet tft bet ©chlufj, ba§ eö Eetne aw beten Anteile Etatten geben Eönne (für unö fetber) alö bte, welche unö ereilt, eine Übereilung: btefe tatfächlicfte ©t= ftenjbebingung tft ötelleicht nur jufällt'g unb ötelleicht Eei= neöwegö notwenbtg. Unfet ©Eenntniöapparat nicht auf „©Eentttttiö" etnge; richtet. 334 . Überfcbriften übet einem mobetnen Dtatrenbauö. „SenEnotwenbtgEeiten ftnb SttotalnotwenbigEetten." Herbert ©pencet. „25er te^te ^rüfftetn für bie SBabtbett eineö ©ai3eö ifi bte UnbegreiflicbEett ihrer SSetnetnung. " Jperbert ©peneer. 335 . (Iß Eönnte feb einen; als ob ich bet gtage nach bet „©es wtpett" auögewicben fei. 25aö ©egenteil tft wahr: aber im bem ich nach bem Ärttettum ber ©ewipett fragte, prüfte icb, nach welchem Schwergewichte überhaupt biper gewogen worben tft — unb baff bte Stage nach ber ©eroipeit felbft fchon eine abhängige Stage fei, eine Seage jw'eiten Otangeö.
Der ©etft — ein ad>tn>tlle. 2. <£rf enntntö. 185 b. £ogtf unb 3fHffenf<$«ft. 336 . Saö 23egietbenetbreicf>, auö bem bte SogtP ftetattSge* macfjfen tfi : JperbentnfitnPt tm Jpintergrunbe. Sie 2tn; nannte bet gleichen gutte fegt bte „gleiche ©eete" »orauö. 3um ^wecf ber SSerftänbigung unb Jperrfcftaft. 337 . ^ur (2ntj!ef)ung bet SogiP. Der funbamentale Jpang, gleicftjufeijen, gletc^juf e^ert mtrb mobtfijiert, im 3aum gehalten bittd) Stufen unb ©cftaben, bttrc^ ben Erfolg: eS btlbet fiel) eine Slnpaffung aus, ein mtlbeter ©tab, tn bem et ficf> beliebigen Pann, ofme jugteic^ baS Sehen ju net; neinen unb tn ©efafjt ju bringen, liefet ganje sptojefi tjT ganj entfprecftenb jenem äufjeten, mecf>antfcl)en (bet fein ©pmbot tfi), baff baö $)taöma fortmätjrenb, maö eö ficf) aneignet, fiel) gleich ntacftt unb in feine formen unb Steiften einotbnet. 338 . Sie Slnnaftme bes ©et'enben tffc nötig, um benPen unb fd)lte§en ju Pönnen: bte SogtP fjanbfjabt nur gormeln für ©teicftbtetbenbeö. Seöftatb märe biefe Slnnaftme noch ofme 25emeiöPraft für bie Stealität: „bas ©etenbe" gehört ju unftet £>pttP. Saö „Scft" atö fetenb (— burcft Serben unb SntmicPIung ntcfjt berührt). Sie fingierte Seit non ©ubjePt, ©ubflanj, „Vernunft" ufm. tfi nötig — : eine orbnenbe, »etetnfacftenbe, fälfcften; be, fünfHicfmrentienbe SDiacfjt ift in uns. „ Safnfteit" ifi Sitte, öjitetr ju merbcn übet baS 23ieterfei ber ©enfationen : — bte flftänomene aufretfien auf befiimmte Kategorien. Jpierbei geften mtr oom ©tauben an baS ,,2Pn=ftc^>''' ber Singe auö (mir nehmen bte fpftänotnene atö mttPttcfj). Ser ©ftaraPter ber merbenben Seit als unfortnulter; bar, als „fatfdj", als , / ftcb=mtbetfprecf)enb // . ©rPenntntö unb Serben fcftttefjen ficf> auö. gmlgttcf) muff „(frPennts ntö" etmaö anbereö fern : eö muff ein Sitte jum Stfennbat;
186 spnnjip einer neuen 2Berffepung. maegen »orangegett, eine 21rt ©erben fclbft mufj bie £äu= fegung beö ©etenben [Raffen. 339 . @n* uttb baöfelbc ju bejahen unb ju »erneinen mtfjlingt unö : baö ift ein fubjeftioer Gtrfagrungöfag, bann brüdft ftcf> feine „Dtotwenbigfeit" aüö, fonbern nur etn Dlicgtoers mögen. ©enn, nad) 2lrifloteleö, ber ©ag »om ©iberfprueg ber gewiffefte aller ©runbfäge tft, wenn er ber legte unb unterfte ift, auf ben alle SSeweiöfügrungen jurüefgegen, wenn tn igm baö ^ttnjtp aller anberen ©ctome liegt: um fo ftrenger follte man erwägen, waö er im ©runbe fegon an SSegaup; tungen »orauöfegt. ßntweber wirb mit timt etwaö tn betreff beö ©trfitegen, ©etenben behauptet, tute atö ob man eö anbetöwoger bereite fennte ; nämlich, bafj ihm nicht ent= gegengefegte ^räbifate jugefproegen toerben fönnen. £>ber ber ©ag will fagen: bafj tgm entgegengefegte ^räbtfafc niegt jugefproegen werben f ollen. Dann wäre £ogtf ein ^mperattö, nicht jur (frfenntntö beö ©agren, fonbern $ur ©egung unb ^m^gtmaegung einer ©eit, bie uns wagt geitlen f oll* Äurj, bie grage ftegt offen: finb bie logifegen Slrtömc bem ©trfitegen abäejuat, ober finb fie SOJa^ftäbe unb Mittel, um ©ttfltcgeö, ben begriff „©ttfitegfett", für unö erft ju fegaffen?.... Um bau (rrfte bej'agen ju fönnen, müßte man aber, wie gefagt, baö ©etenbe bereite fennen; waö fcglecgterbingö niegt bec gall tft. Der ©ag enthält alfo fein Ärttertum ber ©agrgeit, fonbern einen Smperatto über baö, waö alö wage gelten f oll. ©efegt, eö gäbe ein folcgeö ficg=felbfldbentifcgeö A gar nt'cgt, wie eö jebet ©ag ber £ogtf (auch ber üOIatgematif) »orauöfegt, baö A wäre bereite eine ©egeinbarfeit, fo gälte bie Sogtf eine bloß fegetnbare ©eit jur SSotauö; fegung. 3n ber £at glauben wir an jenen ©ag unter bem ßinbruef ber unenbltcgen Smpirt'e, welche tgn fortwägrenb ju betätigen fegetnt. Daö „Ding" — baö tft baö eigend liege ©ubftrat ju A; unfet ©laube an Dtnge tjf bie SSors
®er ©eift — ein 9Jtad)fn>Ü(e. 2. © rffnntui6 187 auöfegung für ben ©tauben an bte £ogtE. ©aö A bet Sogtf tfi mie baö ültont eine DlachEonfiruEtion beö „©tngeö".... 3nbem mtr baö nicht begreifen unb auö bet Sogtf etn Ärt; tetium beö wahren ©et'nö machen, ftnb mir bereite auf bem ©ege, alle jene gppofiafen : ©ubfiang, ^räbtEat, ©b; feft, ©ubjeEt, 2(Etton ufm. alö Stealitäten gu fef3en : baö h«tf)t eine metaphpftfehe ©eit gu Pongtpteren, baö hetfjt eine „maf> ; re ©eit 7'' ( — biefe tfi aber bte fchetnbare ©eft noch einmal....). ©te urfprünglichfien ©cnEaPte, baö S3ejal;en unb 58er; netnen, baö gür;mahr;halten unb baö 9itcht;für;mahr;halten, ftnb, infofern fie nicht nur eine ©emofmheit, fonbern ein 3tecf>t oorauöfe(3en, überhaupt für mahr gu galten ober für unwahr gu galten, bereits oon einem ©tauben beherrfdft, bafj eö für unö ©rPenntniö gibt, ba§ Urteilen mtrf; lieh bte ©afjrfmt treffen Eönne: — Purg, bte 2ogiP gmeifett nicht, etmaö oom 2ln;ftcg©ahren auöfagen gu Eön; nen (nämlich, bafj ihm nicht entgegengefegte ^räbt'Eate gtt; Pommen Eönnen). .gier regiert baö fenfualifttfefte grobe Vorurteil, bafj bte ©mpfinbungen unö ©af;rf)etten über bte ©inge lehren, — bafj ich ntcf>t gu gleicher j3ett oon etn unb bemfetben ©ing fagen Pann, eö tfi Itart unb eö tfi meid), (©er tnfitnEtme 23emeiö, „tch Pann niegt gmet entgegengefegte Sntpfinbungen gugletcf) Igaben 77 — gang grob unb f alf cg.) ©aö begriffliche ©tberfprucftööerbot geht non bem ©tau; ben auö, bafj mir begriffe btlben Eönnen, bafj etn SSegriff baö ©efen eineö ©ingeö nicht nur begeiclmet, fonbern fafjt.. ©atfächltch gilt bie SogtE (mte bie ©eometrie unb 2lrtth= metiE) nur oon fingierten ©efengettert, bte mir ge; fchaffen haben. £ogtP tfi ber 58erfud), nach einem oon unö gefegten ©etnöfefjema bte mirEltche ©eit gu be= greifen, richtiger: unö formulterbar, berechenbar gu machen.... 340. ©leichhett unb ©mltchPeit. 1. ©aö gröbere Organ fteht tn'el fchetnbare ©leichhett;
188 sprinjtp einer neuen 2Bertfe£ung. 2. bet ©etfi tttH ©teteggeit, baö geifjt einen ©{nennet«? brucE fubfummteren unter eine ootganbene Steife: ebenfo »te bet Körper UnorgantfcgeS fiel) afftmitiert. 3um ißerjiänbntö bet Sogt'E: bet Sitte jut ©teieggett t'ji bet Sitte jut SJiacgt — bet* ©taube, bafj et»aö fo unb fo fei (baö Sefen beö Urs teils), ifi bie gotge eineö SattenO, eö fott fo triel alö mög? tief) gleich fein. 341. Die Sogtf tfl geEnüpft an bie SSebtngung: gefegt, eö gibt ibentifct>e gälte. >£atfäcgltcg, bamt't togtfeg gebaegt unb gefegtoffen »erbe, muff btefe 25ebingung etfi at3 er? füttt fingiert »erben. Daö geifjt: bet SEBilte jut togifegen Sagrgeit Eann erg fteg üottjtegen, naegbem eine grunbfäg? liege gälfegung atteö ©efegegenä angenommen ifL Sotauö fieg ergibt, baff gier ein Drteb »attet, bet beibet fDZtttei fägig ifi, juetji bet gätfegung unb bann ber Durcgfügtung feineö ©eftcgtäpunEteö: bie Sogtf flammt ntegt auö bem Sitten jur Sagrgeit. 342. Die togifege 23ejiimmtgeit, Durcgficgtigfeit als Kriterium bet Sagrgeit („omne illud verum est, quod clare et di-: stincte percipitur“ Deöcatteö): bamtt tfi bie mecgant'fege Settgppotgefe etmünfegt unb gtaubtieg. 2lbet ba$ tfi eine grobe ?8et»ecgflung : »ie simplex sigil- lum veri. Söget »eifj man baö, bafj bie »agte 25efcgaffen? gett bet Dinge tn biefem iBergättniö ju unfetm Sntelteft fiegt ? — Säte eö ntegt anberö ? bafi bie tgm am metfien baö ©efügl oon SWaegt unb ©iegergett gebenbe äpppotgefe am meiflen oon igm beootjugt, gefegägt unb fotgtieg alö »agr bejeiegnet »ttb? — Det StttelteEt fegt fein freie? fteö unb fiätEfieö Vermögen unb können atö Kriterium bet Sertootljien, fotgtieg Sagten.... „Sagt": oon fetten beö ©efügtö auö — : »aö ba$ ©e? fügt am jiärEfien erregt („3 cg") ;
®er © ei fl — ein 5Racb(rotlle. 2 . Srf ettttttttS. 189 oon fetten beö SenEenö auö — : maö bem SenEen baö größte ©cftiftl oon .ftraft gibt; non fetten beö Saftens, ©ehenö, jpötcns auö — : mobei am ftärEften Sibcrftanb ju letften ift. 2lifo bie höchften ©rabe in ber Seift ung ermecEett für baö DbjeEt ben ©tauben an beffen „Sabtheit", baö tjetflt SötrEItcfjEett. Saö ©efübt ber Äraft, beö Äampfeö, beö Siberftanbeö übcrrebct baju, baß eö etmaö gibt, bem hier mtberfüanben mirb. 343. Sas Urteil — baö ift ber ©taube: „bt'eö unb bteö ift fo." 2llfo ftecEt im Urteit baS- ©eflänbntö, einem „ibentifcben gall" begegnet ju fein: eö fegt atfo Sergtcicgung oorauö, mit Jptlfe beö ©ebächtniffeö. Sab Urteit fcgafft cö nicht, baf ein ibentifcfter galt ba ju fein fcgeint. Söietmebr cö gtaubt einen folgen mahtjunehmeit ; eö arbeitet unter ber 33orauöfegung, baf eö überhaupt tbenttfd)e gatte gibt. Sie ffeift nun jene gunEtion, bte tatet älter, früher arbettenb fein muß, metche an ftd) ungleiche gälte auögteicht unb oeräbm licht? 2Bte heißt jene jmet'te, melche auf ©runb biefer erftcit ufm. „Saö gleiche Smpfinbttngen erregt, ift gleich": mie aber heift baö, maö Smpftnbungen gleich macht, atö gleich „nimmt" ? — So Eönnte gar Eeitte Urteile geben, menn nicht erft innerhalb ber Smpftnbungen eine 2lrt Sluögletchung ge* übt märe : ©ebächtniö tfi nur möglich mit einem beftänbtgen Unterftreichen beö fchon ©emohnten, (gelebten. — Beoor geurteilt mirb, mu§ ber ^rojeß ber Slffimtlation fchon getan fetn: atfo liegt auch hier eine intelteEtuelle SätigEeit oor, bte nicht tnö Bemußtfein fällt, mte beim ©chmerj im folge einer Bermunbung. Sahrfchetnltch entfprtcftt allen or= ganifchen gunEtionen etn inneres ©efcftelten, atfo etn Sffftmi- lieren, SluSfcfteiben, Sachfen ufm. Sefentltcg: oom Setb auSgehen unb ihn als Seitfaben 31t benugen. Sr tft baö oiel reifere Phänomen, melcgeö beitt= liefere Beobachtung juläft. Ser ©taube an ben Seih ift beffer feftgejMlt, als ber ©taube an ben ©eift. „Sine ©ache mag noch fo ftarE geglaubt merben : barin
190 fDrittjip einer neuen 2ß ertfe^ung. liegt fern Kriterium her ©ahtbett." 21 6 ec was ift ©afjr* hett? 23telletcht eine 2lrt ©taube, welche jut Se6ens6cbin= gung geworben ift? Dann freilich wäre bie StärPe ein Kriterium, jurn SSeifpiet in betreff ber Kaufalität. 344 . ©ruttblöfung. — 2Bir glauben an bie iöernunft: btefe aber ift bie ^)lnfofopbie ber grauen begriffe. Die Sprache ift auf bie allernaioften SSorurtetle bin gebaut. 9hm lefen wir Disharmonien unb Probleme in bie Dinge hinein, weil wir nur in ber fprachltchen §orm ben Pen, — fomit bie „ewige ©abrhett" ber „Vernunft''' glauben (jum SSeifpiel SubjePt, ^)räbtPat ufw.). ©tr hören auf ju benPen, wenn wir eS nicht in bem fprachltchen Zwange tun wollen, wir langen gerabe noch bei bem J^etfel an, btet eine ©tenje als ©tenje ju fehen. Das oernünftigeDenPen ift einSnterpretierennach einem Schema, welches wir nichtabwerfen Pönnen. 345 . Der ganje ©rPenntniSapparat ift ein 2lbjtraPtionSs unb SimpliftPationSapparat — nicht auf SrPenntniS gerichtet, fonbern auf 23emächttgung ber Dinge: ,„3wecf" unb „Mittel" finb fo fern oom 2Befen wie bie „begriffe". 9)?it „3wecP" unb „Mittel" bemächtigt man fiel) beS ^rojeffeS ( — man erfinbet einen ^rojeff, bet fafjbar ift), mit „23e= griffen" aber ber „Dinge", welche ben 9Ko3efj machen. 346 . Dte erfinberifche Kraft, welche Kategorien erbtcl)tet fyat, arbeitete im Dienft beS SöebürfntffeS, nämlich oon Sicher* heit, oon fchneller iöerftänbltchPett auf ©tunb oon Reichen unb Klängen, oon 2(bEür5ungSmttteln : — eS hobelt fiel; nicht um metaphpfifche ©af>rhetten bei „Subftanj", „Sub* j'eft", „DbjePt", „Sein", „©erben". — Dte Mächtigen finb eS, welche bie Planten ber Dinge jum @efei3 gemacht haben, unb unter ben Prächtigen finb eS bie geäfften 2lbftraP* tionSEünftler, bie bie Kategorien gefchaffen haben.
®er @ei(t — ein -Stacht tutlle. 2. (jrf euatiiiä. 191 347. Sticht „ernennen", fonbern fchentattfieten, — bent €^aoö fo ölet Stegularitöt unb formen auflegen, alö eö unferm praEtifchen iöebütfnt'ö genugtut. 2üt ber SSxtbung ber Vernunft, ber Sogtf, bet Kategorien tft baö iöebürfniö maßgebenb gewefen: baö SSebütfntö, nicht ju „etEennen", fonbern ju fubfumntteren, ju fchemas tifieren, jum ^wec! ber 33etftänbigung, ber iöetechnung.... (Das> ^urechtmachen, baö 3luobicf)ten jum ^ähnlichen, ©lets elfen, — berfelbe ^tojeß, ben feber ©t'nneöetnbtucE burcf^ macht, ift bie QtntwicElurtg ber Vernunft!) ,£t'et f>at nicht eine präejrtftente „Sbee" gearbeitet : fonbern bie StüfjlichEeit, baß nur, menn mir grob unb gletcffgemacht bie Dtnge fefjctt, fte für uns berechenbar unb bartblich werben.... Dt'e ginas tität in ber Vernunft ift eine ütöirfung, Heine Urfacf;e: bei jebcr anbeten 21rt 33ernunft, ju ber eb fortwälfrenb 2lnfä(3e gibt, mißrät baö Sehen, — eb wirb unüberfichtlich — , ju uns gleich — Die Kategorien ft'nb „Söahtbeiten" nur in bent ©tntte, alö fte lebenbebingenb für unb ft'nb: wie ber CruEltbt'fcbe Staunt eine folche bebingte „2Bahrheit // ift. (9ln ftch ges rebet : ba niemanb bie StotwenbigEett, baß eö gerabe 9)tens fd;en gibt, aufrecht erhalten wirb, ift bie Vernunft, fo wie ber (Juflibifche Staunt, eine bloße SbtofhnEtaft'e befltmntter Tierarten, unb eine neben oielen anbeten....) Die fubjeütwe Stöttgung, hier nicht wiberfprecben ju Eon« nen, ift eine btologifche Nötigung: ber SnfttnEt bet Stüfjs lichEett, fo ju fchlteßen wie wir fchließett, ftecEt unö im Seibe, wir ft'nb beinahe bt'efet SnftinEt.... SBelche Staivität aber, barauO einen 23ewet'ö ju jtehen, baß wir bamit eine „SSahrs heit an ftch" befaßen!.... DaO SticbtswtberfprccbensEönnen beweift etn Unvermögen, nicht eine „SÖabrbet't". 348. _ „CfrEennen" t'fl ein ^urütfbejiehen: feinem SBefen nach etn regressus in infinitum. 2Baö J?>alt macht (bet einer ans geblichen causa prima, bet einem Unbebtngten ufw.) tft bt'e Saulbeit, bie (jrmübung
192 r i u ä i p einer neuen ÜBertfetntng. 349 . Söiffenfchaft — Ummanblung ber 9tatur ttt begriffe jurn 3mecE bet 25efjertfcfmng bet Statut — baö gehört tn bte SlubrtE „Mittel". 2lbet bet jSmecE unb SKttlc beö Sftenfchen tnufi ebenfo machfen, bte 2lbftcht in Jpinficht auf baö ©anje. 350 . Ste üBtffenfcfjaft — baö mar btöfmt bte Söefetttgung ber »ollEommenen ä3ermorrenbett ber Singe burcf» Jpppothefen, melcf>e alles „etEläten", — alfo auö bem Sötbermtllen beö SntelleEtö an bem £f;aoö. — Siefet felbe SStbermtlle et* greift mich bet ber 23etrachtung meiner felber: bte innere 2Belt möchte ich auch burcf; ein ©chcma mtr btlblich oot- flellen unb über bte intelleEtuelle Sermorrenheit fnnauöEotm men. Sie SDIoral mar eine folche Setetnfachung: fie lehrte ben SDienfchen alö erEattnt, alö beEannt. — 9tun haben mir bte SOtoral »ernichtet — mir felber finb unö mteber oölltg bunEet gemorben! 3 eh metfj, baff ich öon mir nichts metfj. Sie ^hflfib ergibt ftch alö eine Söohltat für baö ©emüt: bte ©iffenfcftaft (alö ber 2Beg jur Jienntniö) be* Eommt einen neuen Räuber nach ber 23efeitigung ber 3)fotal — unb meit mtr hier allein Äonfeguenj finben, fo müffett mir unfer Sehen barauf einrichten, fie unö ^u erhalten. Sieö ergibt eine 2lrt praEtifcbenDtachbenEenö über unfre (irjriftenjbebingungen alö SrEennenben. 354 . Sßir ft'nben alö baö ©tarEfte unb fortmährenb ©eübte auf allen ©tufen beö Sebenö baö Sen Een, — tn j'ebetn ^erjis pteren unb fchetnbaren €rletben auch noch! Offenbar mtrb eö baburch am mächtigften unb anfpruchöoollften, unb auf bte Sauer tpranntfiert eö alle anberett Kräfte. @ö mt'rb ettbltch bie „Setbenfchaft an fiel)". 352 . €ö ifl nicht genug, bafj bu einfie^fi, in melcher Unmiffem heit Sftenfcf) unb Siet lebt: bu mufft auch noch ben SBillen jur Unmiffenhett haben unb htn 3 «l«nen. €ö i|l bir nötig,
®ev — ein ‘äRacbfwille. 2. ©rfeittiftiiö. 193 ju begreifen, bafj ogne biefe ülrt Unmiffengeit baö Seben felber unmöglich märe, bafj fte eine Skbtngung ift, unter melcger baö Sebenbtge allein fiel) erhält unb gebeizt: eine grofje, fegte ©lotfe oon Unmiffengeit mufj um bieg flehen. 353 . SSir miffen, bafj bie ^erftörung einer SUuftott noeg feine SBagrgeit ergibt, fonbern nur ein ©tücf Unmiffengeit megr, eine ^Weiterung unfereö „leeren Sftaumes", einen ^umaegö unferer „£>be" — 354 . Sie (Snfmtcflung ber 2öiffenfcf>aft föjt baS „SSefannte" immer megr in ein Unbefannteö auf: — fte will aber ge= rabe baö Umgefegrte unb gegt non bem Snftinft auö, baö Unbefannte auf baö SSefannte jurücfjufügren. In summa bereitet bie SBiffenfcgaft eine f ouoeräne Un= mtffengett oor, ein <5iefüf>l, bafj „(Erfennen" gar ntegt oor= fommt, bafj es eine 2lrt Socgtnut mar, baoott ju träumen, megr noeg, bafj mir niegt ben geringsten begriff übrig be= galten, um au cf) nur „Cfrfennen" als eine 59? öglic^Eeit gel* ten ju laffen, — bafj „Stfennen" felbft eine miberfpruef)^ solle SSorfiellung ift. 2Bir üb er fegen eine uralte SJtptgo* logie unb (Jitelfett beö SDtenfcgen in bie garte Satfacge: fo menig „Sing an ft cg", fo menig ift „(Srfenntniö an fteg" noeg erlaubt als begriff. Sie iöerfügrung burcg„3agl unb Bogif", bie S3erfügrung bureg bie „©efege". „SBetögeit" als SSerfucg, über bie perfpeftioifegen ©egägungen (baö getfjt über ben „Sötllen jur Sftacgt") gin= meg ju fommen: ein lebenöfetnbltcgeö unb auflöfenbeö ^rinjtp, ©pmptom mt'e bei ben Snbern ufm. , ©egmäegung ber 2lnetgnungöfraft. 355 . Saö 9tecgt auf ben grofjen Ülffeft — für ben (Jtfennen* ben mieber jurüefjugeminnen ! naegbem bte (ürntfelbflung unb ber Kultus beö „Sbjeftmen" eine falfcge fÄangorbnung aueg in biefer ©pgäte gefegaffen gaben. Ser Irrtum fatn auf bie ©ptge, alö ©egopengauer legrte: eben im Soöforn* Wi fßfctiE, m £0?ad>t. 18
194 Srinjtp einer neuen ®ertfe>ung. men oom 2lf f cEt, oom Sötllen liege ber etnjige Zugang jum „©ähren", jur SrEenntntS ; ber willenSfteie SntelleEt Eönne gar nicht anberS, als baS wahre, eigentliche ©efen ber Stnge fehen. Serfelbe Irrtum in arte: als ob alles f cf) ön wäre, fobalb es ohne ©tllen angefchaut wirb. 356 . $etne „moralifcfte grjtehung" beS VJenfdjengefcblechtö : fonbern bie ^roangSfchule ber wiffenfchaftltchen 3rr* tumer tft nötig, weil bie „©ahrheit"’ begoutiert unb bas geben oerletbet, — oorauSgefegt, baff ber 3Jtenfcf) nicht fci)on unentrinnbar in feine Vafjn geflogen tft unb feine «bliche @inftcht mit einem tragtfchen Stolje auf fiel) nimmt. 357 . Sie wertoollften ©nftchten toerben am fpätejEen gefun; ben: aber bie mertöotlften (Einfichten finb bte VJethoben. 2llle Vtetljoben, alte VorauSfefjungen unfrer jetzigen ©if; fenfcftaft haben jaljrtaufenbelang bie tteffte Verachtung ge; gen fiel) gehabt: auf fie hin ijt man aus bem VerEehr mit honetten VJenfchen auSgefdjloffen worben, — man galt als „getnb ©otteö", als Verächter beS höchflen 3bealS, als „Vefeffener". ©tr haben baS ganje Pathos ber Vtenfchh^t gegen uns gehabt, — unfer Vegttff oon bem, was bie „©ahrheit" fein foll, was ber Sienft ber ©ahrheit fein foll, unfre Sb; jeEtioität, unfre Vietfwbe, unfre ftiiie, oorficfjttge, mifj= trautfche 2lrt war oollEomtnen oerächtlid).... 3m ©runbe war es ein äfthetifcher ©efdjmacE, was bte Vtenfchheit am längften gehtnbert h^t : fte glaubte an ben ptttoreSEen (EffeEt ber ©afjrfjett, fie oerlangte oom (ErEennenben, bafi er ftarE auf bie ^>h<ttitaftc wtrEe. SaS ftehtauS, als ob etn©egenfaf3 erreicht, einSprung gemacht worben fei : tn ©ahrheit hnt jene Schulung burcij bte Vtoralhhperbeln Schritt für Schritt jenes fpatfws mil; berer 2lrt oorbereitet, baS als wiffenfcbaftltcher dbaraEter leibhaft würbe....
®er@ei|K—ein5K«cf)ftt>iüe. 2. @rf enttftttb. 195 £)te Octt>tff cn^afttgf ctt im Steinen, bte SetbftEom trotte beb teltgiöfen Sttenfchen war eine SSorfcf>uIe jum fenfc^aftttc^en S^>arafter : oot altem bte ©efimtung, welche Probleme ernfi nimmt, noch abgefehen baoon, mab per* föttlicfj habet für einen hetaubfommt..,. 358. Glicht bet Steg' bet Sötffenfchaft ifi bab, mab unfet 19. Sahthunbert aubzeichnet, fonbern bet Steg bet miffem fchaftlichen Sftethobe übet bte üSiffenfchaft. c, Urfache unb Slütrfung. 359. • fttitif beb SSegtiffb ,/Urfache". — 2Bit hüben ab; folut ferne Erfahrung über eine Ur fac^e ; pfpchotogifcf) nacl>; gerechnet, fommt unb bet ganze SSegtiff aub bet fubjefttoen Überzeugung, bafs mir Urfache finb, nämlich, ba§ bet 2Irm ftch bemegt.... 2lber bab ifl etn Strtum. SSit untere fchetben unb, bte Xäter, oom £un, unb oon biejem Schema machen mit überall (Gebrauch, — mir fuchen nach einem Xäter zu jebem ©efchehen. 2öab haben mit gemacht? 2Biv haben ein ©efübt oon Ätaft, 2tnfpannung, SSiberfianb, ein SJJubfelgefühl, bab jehon bet beginn bet ijanblung tjl, alb Utfache*mif|oerftanben, ober ben Sötllen, bab unb bab Zu tun, metl auf ihn bie Slftt'on folgt, alb Utfache oerftanben. „Urfache" fommt gar nicht oot: oon einigen gälten, mo fie unb gegeben festen, unb mo mit aub unb fie projiziert haben zum jBerftänbntb beb ©efchefjenb, ’ tfl bte Selbes täufchung nachgemtefen. Unfet „Serftänbnib etneb ©efche; henb" befianb batin, ba§ mit ein Subjeft erfanben, metcheb oetantmortlich mutbe bafür, baff etmab gefchah, unb mte eb gefthah. 2ötr haben unfet Sßtllenbgefühl, unfet „greiheitb"; gefühl, unfet SSetantmottlichEeitbgefühl unb unfte 2lbftcf)t ZU einem £un in ben SSegrtff „Urfache" zufammengefafjt: causa efficiens unb causa finalis ift in bet ©runbEonjep; tton einb. äött meinten, eine Söirftmg fei erflärt, menn etn ^uftanb 48*
196 sflrttijip einer neuen SSevtfefcung. aufge^eigt würbe, bem fte bereits moiriert. Xatfächlich er« finben wir alle Urfachen nach bem Schema ber SBirEung: festere tft uns beEannt.... Umgebest ftnb wtt aufjerftanbe, öon irgenbeütem Singe oorauSjufagen, was eS „wtrEt". SaS Stng, baS SubjeEt, bei SBille, bte 2l£>ftc^t — alles im bäriert ber fEonjeptton „Urfache". 2ötr fuchen nach Singen, um ju erElären, weshalb ftch etwas eeränbert hat. Selbfi noch baS 21tom tft ein folcheS htnjugebachteS „Stng" unb „UrfubjeEt".,.. ßnblicb begreifen wir, bafj Singe — folglich auch 2ltome — nichts wirEen: weil jie gar nicht ba ftnb, — bafj ber begriff .Äaufalität öollEommen unbrauchbar tft. — 2luS einer notwendigen Speisenfolge oon Juflänben folgt nicht beren Äaufaloerbältntö (— baS htefje beren wirEenbe 33er« mögen oon eins auf jwei, auf brei, auf oier, auf fünf fprin= gen machen). SS gibt weber Urfachen noch SßtrEungen. Sprachlich wtffen wir baoon nicht loSjuEommen. 21ber ba« ran liegt nichts. 2Senn idS ben SftuSEel oon feinen ,,2Btr« Eungen" getrennt benEe, fo habe ich tim negiert.... In summa: ein ©efcheften tft Weber bewtrEt, nochbe« wirEenb. Causa ifi ein Vermögen ju wtrEen, hittju er; fttnben jum ©efchehen.... Sie idaufalitätSinterpretation eine Xctufcfjung..., Stn „Stng" ifi bte Summe feiner SSirEungen, fpntbetifcf) gebunben burcl; einen SSegtiff, SSilb. Satfachltcf) hat bie SBiffenfchaft ben begriff itaufalttcit feines Inhalts entleert unb ihn übrig behalten §u einer ©letchnisformel, bei ber es im ©runbe gleichgültig geworben tft, auf welcher Seite Ur« fache ober SßirEung. SS wirb behauptet, bafj tn jwet .ftomplej^uftänben (ifraftEonflellattonen) bie Quanten Straft gleich blieben. Sie SerechenbarEett eines ©efcftehenS liegt nicht ba« rin, bafj eine SPegel befolgt würbe, ober einer DEotwenbigEett gehorcht würbe, ober ein @efe<3 oon Äaufalität twn uns in jebeö ©efchefjen profitiert würbe — : fte liegt tn ber 2Bte« berEehr „ibenttfefjer gälle" . Sö gibt nicht, wie Äant meint, einen ÄaufalitätSfinn.
$er ©eift — ein < 33lad)tn»ille. 2. ©rfetnittuö. 197 Btan rounbert fiel), man iß beunruhigt, man mitt etwaö Be* Eannteö, woran man ftd) galten Eann.... Sobalb im Beuen unö etwaö 2tlteö aufgejeigt wirb, ftrtb wir beruhigt- Der angebliche ÄaufatitätöinftinEt ift nur bie furcht »ot bem Ungewohnten unb ber Berfttcf), in ihm etwaö BeEannteö ju entbeefen, — ein Suchen nicht nach Urfachen, fonbern nach BeEanntem. 360 . 2fn j'ebem Urteile ftecEt ber ganje, »olle, tiefe ©laube an SubjeEt unb fPräbtEat ober an Urfache unb SBtrEung (näm; lieh alö bie Behauptung, baß jebe SÖtrEung DätigEeit fei unb baß jebe DätigEeit einen Däter »orauöfet3e) ; unb btefer teö= tere ©laube iffc fogar nur ein (ütnjelfall beö erfteren, fo baß alö ©runbglaube ber ©taube übrig bleibt : eö gibt SubfeEte ; alleö, waö gefchteht, »erhält ft<h präbtEati» ju irgenb welchem SubfeEte. 3üh bemerEe etwaö unb fuche nach einem ©runb bafür: baö heißt urfprüngtich : ich fucf>e nach einer 21 b f i ch t bartn, unb »or allem nach einem, ber 2lb ficht hat, nach einem Sub* jeEt, einem Däter: atleö ©efchehen ein Dun, — ehemalö fah man in allem ©efchehen Slbficlften, bteö tft unfere äl= tejfe ©ewohnhett. $at baö Dt'er fie auch? ;3fft eö, atö 2e* benbtgeö, nicht auch auf bie Interpretation nach f ich ange* wiefen? Die Stage „warum?' 7 tft immer bie Stage nach ber causa finalis, nach einem „SBoju ?" Bon einem „Sinn ber causa efficiens“ haken wir nichtö: hie» hat ühttme recht, bie ©ewohnhett (aber nicht nur bie beö 3fnbt»h buumö !) läßt unö erwarten, baß ein gewtffer, oft beobacl^ teter Borgang auf ben anbern folgt: weiter nichtö! SSaö unö bte außerordentliche SefttgEett beö ©laubenö an .flau fas lität gibt, tft nicht bie große ©ewohnhett beö JjMntereins anberö »on Borgängen, fonbern unfre Unfähigkeit, ein ©efchehen anberö interpretieren ju'Eönnen benn alö ein ©efchehen auö Ülbftchten. ©ö tft ber ©taube an baö 2e* bertbtge unb DenEenbe alö an baö einzig SötrEenbe — an ben ^Bitten, bte 2lbftcbt — , eö 'tft ber ©taube, baß alteö ©e* flehen ein Dutt fei, baß atleö Dun einen Däter »orauöfelje,
198 ^ttnjip einer neuen 2Bertfe£ung. es iß ber ©taube an baS „©ubj'eEt". (Sollte biefer ©lattbe an ben (SubfeEt* unb 95räbiEatbegrtff ntcf>t eine große Dummheit fein? fraget iß bie 2lbficf)t Urfacf)e eines ©eßhehenS? Dber iß auch bas Sllufion? 3ß fte nicht baS ©eßhehen felbß? 361 . 3ut Sefämpfung beS SetermintSmuS unb bet £e* (eologie. — SatauS, baß etmaS regelmäßig erfolgt unb be* reeßenbar erfolgt, ergibt fiel) nicht, baß eS notmenbig er* folgt. Saß ein Datantum .traft fiel) in jebem beßimmten galle auf eine einzige 21rt unb SBetfe beßtmmt unb benimmt, macht eS nicht jurn „unfreien SMIen". Sie „meeßanifefje SlotmenbigEett" iß fein Satbeßanb : mir erß höben fie in baS ©eßhehen ßtnetninterpretiert. 2öir ßaben bie formulier* barEett beS ©eßhehenS auSgebeutet als golge einer über bent ©eßhehen maltenben Slejeffttät. 2tber barauS, baß ich etmaS SSeßimmteS tue, folgt Eet'neSmegS, baß td> eS ge* jmungen tue. Ser ^nmng iß ttt ben Singen gar nicht nach 5 meisbar : bie Siegel bemeiß nur, baß ein unb baSfelbe ©e* febeßett nicht auch ein anbereS ©eßhehen iß. <£rß baburch, baß mir (SubfeEte, „Xäter" in bie Singe ^inemgebeutet haben, entßeht ber Slnßhetn, baß alles ©eßhehen bie golge »on einem auf ©ubjefte auSgeübten ^ronnge iß, — a uSge* übt bon mem ? mieberum »on einem „£äter". Urfache unb SßtrEung — ein gefährlicher begriff, folange man ein £t* maS benft, baS »erurfacht, unb ein €tmaS, auf baS ge* mtrEt mirb. a) Sie Slotmenbigfett iß fein Xatbeßanb, fonbern eine Interpretation. b) jpat man begriffen, baß baS „©ubjeft" nichts iß, maS mtrEt, fonbern nur eine giftion, fo folgt vielerlei. 2Sir höben nur nach bem ißorbifbe beS «Subfefts bie SinglichEeit erfunben unb tn ben (Senfationenmtrtmarr hineintnterpretiert. ©lauben mir nicht mehr an baS mir* Eenbe ©itbjeEt, fo fällt auch ber ©laube an mirfenbe
®er ©cift — ettt 'üJt a d)t tri Ue. 2. @tf enntniö. 199 Singe, cm ÜBecbfelmttEung, Urfact)c unb üBtrEung jmtfcben jenen ^pnomenen, bte mir Singe nennen. 2s fallt bamit natürlich aucf) bte 2Beit ber mirEenbett ültome: beren Ülnnabme immer unter bet SSorauöfegung gemacht ift, baf man ©ubjeEte braucht. 2ö fällt enbltcb auch baö „Sing an ftd)": metl baö im ©runbe bte Äonseptton etneö „©ubjeEtö an ficb" ift. ülber mir begriffen, bafj baö ©ubjeEt fingiert ift. Ser ©egenfag „Sing an ftch" unb „(ftfcbetnung" ift unhaltbar ; bamtt aber fällt auch ber SSegriff „(Srfcbetnung" babin. c) ©eben mir baö mttEenbe ©ubjeEt auf, fo aud) baö SbjeEt, auf baö gemirEt mtrb. Sie Sauer, bie ©leicbbett mit ftcf» felbfi, baö ©ein inbäriert meber bem, maö ©ub* jeEt, noch bem, maö SbjeEt genannt mtrb : eö ftnb Äomplepe beö ©efdjebenö, in äSinficbt auf anbere $omple;ce fcbeinbar bauerbaft, — atfo jurn SSeifptef burcb eine SJerfcbtebenbeit tm £empo beö ©efcbebenö (Stube — 33emegung, feft — locfet: aiteö ©egenfäge, bte nicht an ftcb epiftieren unb mit benen tatfäcblicb nur ©taböerfebtebenbetten auögebrücEt merben, bie für ein gemtffeö SStag oon SpttE ficb alö ©egen* fäi3e auönebmen. 2ö gibt Eetne ©egenfä^e: nur oon benen bet SogtE ber haben mtr ben SSegriff beö ©egenfageö — unb oon ba auö fälfcbltcb in bte Singe übertragen). d) ©eben mir ben SSegriff „©ubjeEt" unb „SbjeEt" auf, bann auch ben SSegriff „©ubfianj" — unb folglich auch beffen »ergebene SJtobiftEationen, jum SSetfptel „Materie", „©eifl" unb anbere bppotbetifebe üöefen, „2migEett unb UnoeränberlicbEett beö ©toffö" ufm. üött ftnb bie Stoff* HcbEeit loö. äftotaltfcb auögebrücEt, tft bie ÜÖelt falfcb. ülber tnfo* fern bie SDtoral felbfi ein ©tücf biefer ÜBelt tft, fo tft bie SDtoral falfcb. Set üötlle jur üöabrbeit ifi ein ^ejlmacben, etn ÜBabr*, Sauerbaftmgcben, etn 2luö=bem=Üluge*fcbaffen jeneö fal* ftben 2baraftcrö, eine Umbeutung beöfelben tnö ©etenbe. „ÜÖabtbeit" tft fomit nicht etmaö, baö ba märe unb baö auf*
200 r i tt ^ t p einer neuen SBertfe^ung. jufmbert, 31t entbeefen wäre, — fonbew etwas, baS ju f c^affcn tft unb baS ben Flamen für einen 9>rojef! ab* gibt, me^r noch für einen Sillen ber Überwältigung, ber an fidj fein ßnbe bat: Sabrbett bineinlegen, als etn pro- cessus in infinitum, ein aftiöeS 33efttmmctt, — nicht ein 33ewußtwerben oon etwas, baS an ftcb feft unb beftimmt wäre. ßs ift ein Sott für ben „Sillen jur Sltacbt". SaS geben ift auf bt'e ißorauSfe^ung eines ©laubenS an SauernbeS unb 9tegulär;SteberfebrenbeS gegrünbet; je mächtiger baS geben, um fo breiter muß bie erratbare, gleich* fam feienb gemalte Seit fein, gogiftetung, Otationali* fierung, ©pftematifterung als Hilfsmittel beS gebenS. Ser SOJenfcb profitiert feinen Stieb 3m Sabrbett, fein „ 3 tel" in einem gewiffen ©in ne außer ficb als fetenbe Seit, als metapbttftfcbe Seit, als „Sing an ficb", als be= reits öorbanbene Seit, ©ein 58ebürfnis als ©djaffenbet erbtebtet bereits bie Seit, an ber er arbeitet, nimmt fie »or* weg; biefe SSorwegnabme (bt'e fer „©laube" an bie Saft; beit) ift feine ©tüf3 e, SllleS ©efefeben, alle Bewegung, alles Serben als ein geftftellen »on ©rate unb Äraftüerbältniffen, als ein .Satnpf.... ©obalb wir uns jemanben tmaginieren, ber oerantwort« lieb tft bafür, baß wir fo unb fo finb ufw.' (©ott, Statur), ihm alfo unfre ßriftenj, unfer ©lücf unb Slenb als 2lb* ficht sulegen, oerberben wir uns bie Uttfdjulb beS Ser* benS. Sir haben bann jemanben, bet bureb uns unb mit uns etwas erreichen will. SaS „Sohl beS Snbwtbuums" ift ebenfo imaginär als baS „Soft ber ©attung": baS erftere wirb nicht bem letzteren geopfert, ©attung ift, aus ber g'etne betrachtet, etwas ebenfo glüffigeS wie Snbtoibuum. „Erhaltung ber ©attung" ift nur eine $otge beS SacbStumS ber ©attung, baS beifit ber Überwinbung ber ©attung auf bem Segc 3U einet ftärferen 2lrt.
Der @eift — ein 5Rrtd)fi»tllc. 2. @tf c tttt t ttiö. 201 ^efcn. — Dafj bte anfcheinenbe „SwccEmäfjigEett" („bte aller menfcblichen Äunft unertbltcb überlegene mäfügEett") blofi bte golge jcneö in allem ©efcheften fic^ abfptelenben Sßtllenb jur 2Kacht tft — : baff bab Stärs Eerwerben Drbnungen mit fiel) bringt, bte einem JroecEs mäfftgEeitbentttmrf ähnlich [eben — : baff bte anfcbetnenben c 3ti?ecEe nicht beabftci)tigt finb, aber, fobalb bie Übermacht über eine geringere Stacht erreicht tft unb legtere alb gernE* tion ber größeren arbeitet, eine Drbnung beb Stangeb, ber Drganifatton ben Slnfchetn einer Drbnung eon Mittel unb 3mecE emecEett muff. ©egen bte anfcheinenbe „DtotmenbigEctt": — biefe nur ein Slubbrucf bafür, baff eine Äraft nicht auch etwab anberes ift. ©egen bie anfcheinenbe ,,3wecEmäffigEett // : — legtere nur ein SlubbrucE für eine Drbnung »cm ‘ ’ D tachtfphären unb beren ^ufammenfpiel. 362 . „£b muffte tn ber Slubbilbung beb DenEenb ber ^unEt etntreten, mo eb ^um 23en?ufftfetn Eatn, baff bab, rnab man alb Stgenfchaften ber Dtnge begegnete, Gfmpftnbungen beb empfinbenben SitbjeEtb feien : bamtt hörten bte (Stgem fchaften auf, bem Dtnge anjugehören." <£b blieb „bab Ding an füg" übrig. Die Unterfcgetbung junfcgen Ding an ftch unb beb Dtngeb für unb baftert auf ber älteren, nattten SBahtnegmung, bie bem Dtnge Energie beilegte: aber bte 'tlnalgfe ergab, baff auch bte $raft btneingebicgtct worben tft, unb ebenfo — bie Subftanj. „Dab Dtng affijtert ein SubjeEt" ? SBurjel ber Subflan^oorftcllung in ber Sprache, nicht im 2lu§er=unb=@etenben! Dab Ding an fich ift gar fein Problem ! Dab Setenbe ttnrb alb (fmpftnbung ju benEen fein, weis eher ntcgtb Gfmpftnbungblofeb mehr jugrunbe liegt. 3n ber Bewegung ift Eein neuer Inhalt ber (fmpftnbung gegeben. Dab Setenbe Eann nicht inhaltliche Bewegung fern : alfo gorm beb Setnb.
202 eiltet tmten ©ertfefcunjj. • Nebenbei: £)te (ürflärung beS ©efchegenS fann oerfucfrt werben einmal: burcg Sorfietlung oon Silbern beS ©efcfjes henS, bie ihm oorantaufen (Jwecfe); gwettenS: burcg SorjMung oon Silbern, bie igm nach* laufen (bie mathematifchsphpfifalifche (frflärung). Setbe foll man nicht butcfjeinanberwerfen. 2Clf o : bie pbp j ; fifcge (ücrftarung, welche bie Serbilbticgung ber ©eit ift aus €mpfinbung unb £)enfen, fann nicht felber wteber baS €mps finben unb 2)enfen ableiten unb entfielen machen: oielmefr muß bie fpgpf iE auch bie empftnbenbe ©eit fonfeguent als ohne €mpfinbung unb j3wecf fonftruteren — bis hinauf jum ^öcf)ficn ©enfcgen. Unb bie teleologifcge ift nur eine ©efchicfjte ber ;3wecfe unb nie phpftfalifd)! 363» 2>te Stuölegung eines ©efcgehens als entweber Zun ober Selben (— alfo jebeS £un ein Seiben) fagt: jebe SSeränbe* : rung, jebeS SlnberS werben fe§t einen Urheber oorauS unb einen, an bem „oeränbert" wirb 364. Unfre Unart, ein (tfrinnerungSgeichen, eine abfürgenbe gor? mel als ©efen gu nehmen, fcgließlich als Urfache, gurn Seifptel oom Sltg gu fagen: „er leuchtet". Ober gar baS ©Örtchen „ich". ©tte Slot oon ^erfpeftioe im ©egen wteber als Urfache beS @egenS felbjf gu fegen: baS war baS Äunftftücf in ber (Srftnbung beS „©ubjefts", beS „Scbs"! 365. Sch glaube an ben abfoluten Staunt, als ©ubftrat ber »Kraft : biefe begrenzt unb geftaltet. Dte Jett ewig. Slbetan fich gibt es nicht Staunt, noch 3 e *it. „Seranberungen" finb nur Srfcheinungen (ober ©tmteööorgange für uns); wenn wir gwifcgen biefen noch f° regelmäßige ©tcberfegr anfegen, fo ift bamtt nichts begrünbet als eben biefe ftatfacge, baß es immer fo gefcgegen ift. £>aS ©efügl, baß baS post hoc etn propter hoc tfi, ift leicht als ©ißoerftänbm'S abguletten ; es ift begreiflich- 2lber (Srfcgeinungen fönnen nicht „Urs fncgen" fein!
®er Seift — ein 9)1 ach trottle. 2. ©rf entttitiS. 203 366. „ 2SiIle jur Sftacht" unb $aufafiömuS. — fpfpchotos gifcb nachgerechnet, tfi bet 23egriff „Urfache" unfer Stacht* gefügt oorn fogenamtten SBoüen, — unfer SSegriff „SStr* fung" bet Aberglaube, baff bteS S)?acbtgefä^l bte ^acfft fetbfl fet, welche bewegt.... ©n jfuftanb, ber ein ©efcffehen begleitet unb fcffon eine SBirEung beö ©efcheftenö ift, wirb profitiert als „juretchen; ber ©runb" beSfefben; — baö ©pannungööerhättniö unfreö fOlachtgefühfö (bie Sufi: als ©efüffl ber Sftacht), bes über; wunbenen Sßiberfianbeö — finb baö Stflufionen? — Überfegen wir ben begriff „Urfache" wteber jurücf in bie unö einzig befannte ©pffäre, woraus wir itm genommen haben: fo tfi unö feine SSeränberung oorflellbar, bei ber es nicht einen SStften jur SQJacpt gibt. Sßtr wiffen eine 23er« änberung nicht abjufetten, wenn nicht ein Übergreifen son Stacht über anbere SD?acf>t flatthat. Die Sttedfanif geigt uns nur folgen, unb baju noch «rt SStlbe (Bewegung tfi eine 33übertebe). Die ©raoitation fetbfl hat feine mechanifche Urfad)e, ba fie ber ©runb erjl für me* chanifche folgen tfi. Der ÜBtfte jur Affumutation »on $raft tfi fpejififd) für baö Phänomen beö Sehens, für ©näftrung, Beugung, SSererbttng, — für ©efellfcffaft, ©taat, ©itte, Autorität, ©oltten wir biefen SBiüen nicht atö bewegenbe Urfache auch in ber ©tetnie annehmen bürfen ? — unb in ber foömifchen Drbnung ? Glicht Hoff jtonflanj ber ©tergie: fonbern SDIaptmalöEos nomte beö Verbrauchs : fo baff baö©tärferwerbenwotten oon febem Äraftjentrum auö bie einzige Realität tfi, — nicht ©elbflbewaf>tung, fonbern Aneignem, Jperrwerbew, SDJehrwerbem, ©tärferwerbenwoüen. Dafj SBtffenfchaft möglich tfi/ bas foü uns ein Äaufatt« tätöpeingip bewetfen? „Auö gleichen ürfachen gleiche 2Btt= Eungen" — ,,©n permanentes ©efeg ber Dinge" — „Sine inoariabte Drbnung" ? — SfBetf etwas berechenbar tfi, tfi es beShalb fchon notwenbig?
204 ^rinjtp einer neuen SÜBertfe^ung. 2Benn etwas fo unb nicht anberS gefchiebt, fo tfl bartn fetrt „Eprtnjip", fein ,,©efei3", feine „Dtbnung", fonbettt es wirfen Äraftquanta, beten SSefen bartn befielt, auf alle anbeten .ftraftquanta Macht auSjuüben. können wir ein ©treben nach Macht annehmen, ohne eine 2uft= unb Unluftempfinbung, bas t>ei§t ohne ein ©efühl »on bet Steigerung unb Skratinbetung bet Macht ? Ser Mechanismus tfl nur eine 3etcf)enfprache für bie interne Satfachenwelt fämpfenber unb überwtnbenbet SBtllenSquan; ta ? 2lXIe 3}orauSfef3ungen beS Mechanismus, ©toff, 2ltom, Schwere, Srucf unb ©tofj finb nicht „Xatfacften an [ich", fonbern Interpretationen mit Jjhtlfe p f t? cf) t f ch e c gfftionen. SaS 2 eben als bie uns befanntefte beS ©eins tfl fpejififch ein SEBtllc jut Ülffumulatton bet Äraft — : alle ^rojeffe beS SebenS haben hier ihren Rebelt nichts will fiel; erhalten, alles fotl fummtert unb affumultert werben. SaS 2eben als ein Stn^elfall (J^ppothefe oon ba aus auf ben ©efamtcharafter beS SafeinS —) flrebt nach einem Maptmalgefühl »on Macht; tfl effentiell ein ©treben nach Mehr non Macht; ©treben tfl nichts anbcreS als ©treben nach Macht; baS Unterfie unb Snnerfte bleibt biefer Söille. (Mechanif tft eine blofie ©emiotif ber folgen.) d. 3d) unb Außenwelt. 367 . Ser ©ubftanjbegriff eine §olge beS ©ubjeftbegriffS: nicht umgefehrt! ©eben wir bte ©eele, „bas ©ubjeft", preis, fo fehlt bie SSorauSfegung für eine „Subfianj" über; haupt. Man befommt ©rabe beS ©eienben, man »er; liert baS ©etenbe. Ärttif ber „2Bi rfltchfett": worauf führt bie „Mehr; ober;2öeniger;2Birflichfeit // , bie ©rabaiton beS ©eins, an bie wir glauben? — Unfer ©rab oon Sehens* unb Machtgefühl (Sogif unb ^ufammenhang beS Stiebten) gibt uns baS Ma§ »on „©ein", „Realität", „ OtichbSchein".
®er ®ei|t — ein üKacbtiöilte. 2 . @rf etitttntb. 205 ©ubjeft: bab tfi bte Sermütologie unfreb ©laubenb an eine (Stnfm't unter alten ben oerfcbtebenen Momenten hoch* ften Slealitätbgefüblb : nur »ergehen biefen ©lauten alb SötrEung (riner Urfache, — mit glauben an unseren ©latt= ben fo weit, bafj mir um feinetmillen bte „SSabrheit", „28trEltcbEett", „ ©ubftanjialität" überhaupt imaginieren. — „©itbjeEt" ift bie gtEtton, alb ob oiele gleiche ^uftänbe an unb bie SStrEung etneb ©ubftratb mären: aber mir haben erft bie „©leichheit" biefer |3uftänbe geschaffen; bab ©teichfegen unb ^urechtmachen berfelben ift ber Satte* ftanb, nicht bie ©letchfmt (— biefe tft »telmehr ju leug* nen —). 368 . ^fpchologtfche ©efchichte beb begrifft „©ubfeEt". Ser Seih, bab Stng, bab t>om 2luge Eonjiruterte „©anje" ermecEt bte Unterfcheibung öon einem Sun unb einem Suenben ; ber Suenbe, bte Urfache beb Sunb, immer feiner gefafit, hat julegt bab „©ubjeEt" übrig gelaffen. 369 . „<SubjeEt", „SbjeEt", „^räbiEat" — btefe Srennungen finb gemacht unb merben fegt mte (Schemata übergeftülpt über alte anfcgetnenben Satfachen. Sie falfcge ©runbbeob* achtung tft, baff tcg glaube, irf> btn’b, ber etmab tut, etmab leibet, ber etmab „hat", ber eine (figenfcbaft „hat". 370 . „(£b mtrb gebacht: folglich gibt eb SenEettbeb": barauf läuft bie 2lrgumentation beb (fartefiub fnnaub. 3lber bab heift unfern ©lauten an ben (SttbjEanjbegriff fchon alb „malm a priori“ anfegen: — bafj, menn gebacgt mtrb, eb etmab geben muff, „bab benEt", ifb einfach «ine ^ormulte* rung unferer grammatifchen ©emötmung, metche ju einem Sun einen Sater fegt, ähttrj, eb mtrb hier bereitb ein lo; gifch'metaphpfifcheb ^oftulat gemacht — unb nicht nur Eonftatiert.... 2luf bem SSfege beb ©arteft'ub Eommt man nicht ju etmab abfotut ©emtffem, fonbern nur jtt einem gaEtum etneb fegt ffarEen ©laubenb.
206 ^rinjtp einer neuen ÜBertfeöung. Sftcbujxcrt man ben @af3 auf „eö wirb gebaut, folglich gibt eö ©ebanEen", fo f>at man eine blope Tautologie : unb gerabe baö, waö in gtage fletjt, bie „SÄ calität beö ©e; banEenö" , ift nicpt berührt, — nämltcl) in btefet giotm ift bie „©cljeinbarEett" beö ©ebanEenö ntcpt abjuweifen. 2Baö aber Sartefiuö wollte, ift, bafj ber ©ebanEe ntept nur eine fcpeinbare Realität f>at, fonbern eine an fiep. 37 t. Sajj jwifcpen ©ubjeEt unb Objeft eine 2lrt abäquater Relation ftattfinbe ; bafs baö Objeft etwaö fei, baö non innen gefepen ©ubjeEt wäre, ift eine gutmütige Stfim bung, bie, wie icp benEe, tpte £eit gehabt pat. Saö 9)taf beffen, waö unö überhaupt bewufjt wirb, ift ja ganj unb gar abhängig non ber groben 9iüi3ticpEeit beö SSewufjtwer* benö : wie erlaubte unö biefe äBinfetperjpeEtine beö SSewufjt* fetnö trgenbwie über „©ubjeEt" unb „Objett" 2luöfagen, mit benen bie ^Realität berührt würbe ! — 372. ‘patmenibeö pat gejagt, „man bentt baö ntcpt, waö ntcpt ift"; — wir finb am anbern Snbe unb jagen, „waö gebaut werben Famt, muf? ficpetltcp eine giftion jein." 373. Sin ipptlojopp erholt fiel; anberö mit anberem : er erholt fiep sum 23etfptel im fRipiliöntuö. Set ©taube, bafj eö gar feine ©aprljett gibt, ber jRiptliftcnglaube, ift etn gtofeö ©lieberftreifen für einen, ber atö Äriegömann ber SrEennt* ntö unabläffig mit lauter päfjltcpen SBaprpetten im Kampfe liegt. Senn bie SSaprpett ift päfjlicp. 3. ^etopfipfiP. S)te „wapre" ^33 eit. 374. Tiefe Slbneigung, in irgenbeiner ©efamtbetraeptung ber Seit ein für altemal auöjurupen. j3auber ber entgegenges
®ev @eift — ein 93tad)t»il(e. 3. Stetapfjpfif. 207 fegten SenE»etfe: ftcg ben Ülntetj beb cinigmattfcgen (Sga* raEterö niegt nehmen taffen. 375 . Unfere iöorausfegungen : fern ©ott: Eet'n 3tt>ecE : enbltcge Äraft. SStr »ollen unö güten, ben ffttebrtgen bte ignen nötige SenE»etfe auöjubenfen unb »otjufcgretben ! ! 376 . Unenbltcge SlusbeutbarEeit ber 2üelt : jebe Ausbeutung ein Spiüptom beö SßacgStumö ober beb UntergegenS. Die Cnngeit (ber SKontSmuö) ein 23ebürfntS ber inertia ; bte SOtegrgeit ber Deutung Riegen ber .Kraft. Ser SSelt igren geunrugigenben unb cinigmattfcgen €garaEter niegt abjlretten »ollen! 377 . ©egen bas 35erfögnen»olten unb bte griebferttgEeit, Sa= ju gegört aueg jeber SSerfucg »on SKontömuö. 378 . Sie „©t’nnlofigEeit beö ©efegegenö": ber ©laube baran ift bte golge einer Sinficgt in bte galfcggett ber btögerigen Interpretationen, eine iBerallgemetnetung ber SttutlofigEeit unb <Scg»äcge, — Eetn not»enbtger ©lattbe. Unbefcgetbengeit beb 59?enfcgen — : »o et ben ©t'nn niegt ftegt, ign ju leugnen! 379 . Sfi ntan fpgtlofopg, »te man immer ^gtlofopg »ar, fo gat man Eetn Auge für baS, »ab »ar, unb baS, »ab »irb : — man ftegt nur baS ©et'enbe. Sa eb aber niegtb ©eten- beb gibt, fo blt'eb betn ^gtlofopgen nur baS Sntttginäre aufgefpart, alb feine „23elt". 380 . Sie „»agre Söelt", »te immer aueg man fte bibget fon= jipiert gat, — fte »ar immer bte fcget'nbare ABelt noeg ein- mal.
208 ^riiijtp einer neuen SSerffe^nng. 381 . Sie „roahre 77 unb bie „fchet'nbare ©eit77 . A. Die SSerführungen, bie »on btefem begriff aubgehen, fittb breterlet 2lrt: a) eine unbekannte ©eit: — wir ftnb Slbenteurer, neu; gierig, — bab bekannte fcheint unb rnttbe ju machen ( — bie ©efabr beb 23egriffb liegt bartn, unb „bt'efe 77 ©eit alb beEannt ju infinuteren....); b) eine anbre ©eit, tue eb anberb ift: — eb rechnet eiroab tn unb nac^ unfte fülle (Ergebung, unfer ©ebroeigen »er; fteren habet ihren ffiert, — öielleicht roirb atteb gut, rote haben nicht umfonft gehofft.... Sie ©eit, roo eb anberb, roo roir felbft — roer roetfj? — anberb ftnb.... c) eine roabre ©eit: — bab ift ber rounberltcbfie ©trete!) unb Angriff, ber auf unb gemacht roirb; eb ift fo tneleb an bab ©ort „roabr 77 ankruftiert, unwillkürlich machen rotr’b auch ber „wahren ©eit 77 jum ©efchenk: bte roabre ©eit muff auch eine wahrhaftige fein, eine folche, bte unb nicht betrügt, nicht 311 Starren hat: an fte glauben ift beinahe glatt; ben muffen ( — aub Slnjkanb, rote eb unter jutrauenbroür; btgen ©efen gefchieht —). 2)er begriff „bte unbekannte ©eit 77 inftnuiert unb biefe ©eit alb „bekannt 77 (alb langweilig —); ber S3egrtff „bte anbre ©eit 77 inftnuiert, alb ob bie ©eit anber b f ein könnte, — hebt bte 9totroenbigkeit unb bab Ja; tum auf ( — unnüg, ftch 3 tt ergeben, fiel; anjupaffen—); ber SSegriff „bie roahre ©eit 77 inftnuiert biefe ©eit alb eine unroahrhafttge, betrügerifebe, unrebltche, unechte, un; roefentliche, — unb folglich auch nicht unferm 9ltt^en ju; getane ©eit (— unratfam, ftch % entjupaffen; beffer: ihr totber fiteben). ©ir entstehen unb alfo tn breierlei ©etfe „biefer 77 ©eit: a) mit unfrer fftettgterbe, — rote alb ob ber intereffan; tere £etl roo anberb roäre ;
2>er @ei|t — ein Slacgfrotlle. 3 . *30^ cfapfjpftf. 209 b) mit unfter Ergebung, — tüte als ob es fließt nötig fei, fieg ju ergeben, — mte als ob tiefe 2Belt feine SJiotmenbtgs feit legten OlangeS fei; c) mit trnfrer ©gmpatgie unb 2lcgtung, — mte als ob btefe 2öelt fie niegt üerbtente, als unlauter, als gegen uns niegt rebltcO — Tn summa: mir ftnb auf eine bretfaege SEBeife reüolttert: mir gaben ein x jur Ärttlf ber „befannten ü£Belt" gemacht. B. Cftfier ©egritt ber 23efonnengett: ju begreifen, im tütefern mtt ü erführt ftnb, — nämltcg es fönnte an fieg ejraft umgefegrt fein: a") bte unbefannte Söelt fönnte berartt'g befegaffen fern, um unö Sufi ju machen ju „btefer" 2öelt, — als eine ütel* leicgt jiuptbe unb geringere gorm bes Safetns ; b) bte anbere SBelt, gefcgmet'ge, baff fie unfern Sßünfcgen, bte frier feinen SluStrag fättben, fRecgnung trüge, fönnte mit unter ber Sttaffe beffen fein, maS uns tiefe SSelt möglich ntaegt: fie fennen lernen märe ein Mittel, uns jüfrteben ju machen ; c) bte magre SBelt: aber mer fagt uns eigentlich, baff bte fegetnbate Söelt mentger mert fein muff, als bte magre? Söiberfpricgt nicht unfer Snfiinft tiefem Urteile? ©egafft fieg nicht emtg bet 59?enfcg eine fingierte SBelt, met'l et eine beffere SEBelt gaben mtil als bte ^Realität? S3or altem: mte fommen mir barauf, baff ntegt unfre SÖelt bte magre tfi?.... junäcgfi fönnte boeg bie anbre SEÖelt bte „fegetm bare" fein (in ber £at gaben fteg bte ©tteegen jum S3etfpiel ein Schattenreich, eine ©egeinepifienj neben ber mag« ren (gptfienj gebaegt —). Unb entlieh : maS gibt uns ein Slecgt, gletcgfam ©rate ber ^Realität anjufegen? Das ifi etmaS anbereS als eine unbefannte SEÖelt, — baS tfi bereits (ftmaSsmiffemmoIlen üon ber unbefannten. Sie „am bete", bie „unbefannte" SBelt — gut! aber fagen „magre SBelt", baS geifft „etmaS mtffen üon igr", — baS tfi bet ©egenfag jur Slnnagme einer xsSßcIt.... 9Ric$fd)e, 2>er $ßüfe jur üftacfyt. 44
210 ^vtttjip einer neuen 2Bertfe(?uug. In summa: £>tc 28elt x lönnte tn jebem Sinne langmeili* ger, unmenfchltcher unb unmürbtger fern alö biefe 2Belt. (Sö ftänbc anberö, wenn behauptet mürbe, eö gebe x 2Belten, baö ^ct^t jebe mögliche 28elt noch aufjer biefer. 216er baö tfl nie behauptet morben..,. C. Problem: matum bte Sorflellung »on ber anbern 28 eit immer jum Olachteil, refpefttoe jur ölrttil „biefer" 2Belt attögefallen ifl, — morauf baö meifl ? — Olämlicfj : ein Soll, baö auf fiel) flolj tjl:, baö tm 2luf= gange beö Sebenö ifl, benft baö 2lnberöfetn immer alö Dtiebriger*, 2Bertloferfeüt ; eö betrachtet bte frembe, bte un- hefannte 2Belt alö feinen Metnb, alö feinen ©egenfat?, eö fühlt ftch ohne Oleugterbe, in tmllcr Slblehnung gegen baö Mrembe., . . @tn 2M1 mürbe nicht jugehen, baff ein anbereö Soll baö „mahre Soll" märe.... Schon, bafi ein folcheö Unterfcheiben möglich ifl, — bafs man btefe 2Belt für bie „fcfjettthare" unb jene für bte „mahre" nimmt, ifl fpmptomatifch. Die (Sntflefjungöherbe ber Sorflellung „anbre 2Belt": ber iphtlofoph, ber eine Sernunftmelt erfinbet, mo bie Sernunft unb bte logtfehen Munitionen abäquat ft'nb: — baher flammt bie „mahre" 28 eit ; ber reltgtöfe SUenfch, ber eine „göttliche 2Be(t" erfinbet : — baher flammt bte „entnatürlichte, mibernatürliche" 2Belt ; ber moralifche 9)?ettfcf), ber eine ^„frete 2Belt" fingiert : — baher flammt bie „gute, oolllommette, gerechte, heilige" 28 eit. Saö ©emetnfatne ber bret Sntflehungöherbe : ber pft)= chologtfche Mef>lgrtff, bte phpftologtfchen Sermechflungen. Sie „anbre 2Belt", mt'e fte tatsächlich tn ber ©efcfncfUe erfcheint, mit melchen ^räbifaten ahgejetcfmet ? 2)1 it ben Sttgmaten beö phtlofophtfchen, beö religiöfen, beö moralh fchen Sorurtetlö. Ste „anbre 2Belt", mt'e fte auö btefen SEatfachen erhellt, alö etn Spnonpm beö Olt'chtfeinö, beö Olt'chtlehenö, beö 9lichtlehenmollenö....
®cv©eifl— ein*3)1«d>ttoi l (e. 3 . SSRetapbofif. 211 ©efamteinficht: ber ^ynfltnft bet; Sebenömübigfeit, unb nicht bet beö Sebenö, h«t bte „anbre 2öelt" geraffen. Äottfequenj: ^tlofopDte, fReltgion unb Storni ftrtb ©pmptome ber decadence. 382. ^ur $5ft)chologte ber SRetaphhftf. — Stefe 2Belt tfl fchetnbar: folglich gibt eö etne mahre 28elt; — btefe 2Beit ifl bebingt: folglich gibt eö etne unbebingte 2öelt; — biefe Sßelt ifl mt'berfpruchöooll : folglich gibt eö eine mtbet* fpntchölofe SBelt; — btefe 2öelt tfl merbenb: folglich gibt eö eine fetenbe 2öelt: — lauter falfcpe ©chlüffe (blinbeö Vertrauen tn bie Vernunft: wenn A tfl, fo muff auch fetrt @egenfai3begriff B fein). 3 U liefert ©chlüffen tnfptriert baö £eiben : im ©runbe ftnb eö SBünfclje, eö möchte etne folcl;e 2ßelt geben; ebenfallö btücft fiel» ber $aff gegen eine 2Belt, bte leiben macht, bann auö, baff etne anbere tmagt* niert mt'rb, eine mertoollere: baö fReffentiment ber 9Res taphhfifer gegen baö SBtrfltche tfl hi« fcf;öpferifcf>. sfmeite SReihe non gragen: rnoju Selben?.... unb hier ergibt ftch ein ©cljluff auf baö föerhältniö ber mähren 2öelt ju unfrer fcfjetnbaren, manbelbaren, leibenben, mtberfpruchö* »ollen : l . Seiben alö golge beö 3rrtumö: mie tfl Irrtum möglich ? 2. Setben alö golge oon ©chulb : mie tffc ©chulb möglich ? ( — lauter Erfahrungen auö ber ÜRaturfpbäre ober ber ©efellfchaft unmerfaliert unb inö „ülmfich" projiziert). SBenn aber bte bebingte 2Belt urfächltcf) öon ber unbebtngten bebingt tjl, fo muff bte Freiheit jum Srrtum unb zur ©chulb mit oon ihr bebingt fein: unb mteber fragt man mozu?.... Sie 2Bclt beö ©cheinö, beö SBerbenö, beö 2Bi= berfpruchö, beö Setbenö ifl alfo gemollt: mozu? Ser gehler btefet ©chlüffe: zw« gegenfäl3ltche begriffe finb gebtlbet, — meil bem einen »on ihnen eine ^Realität entfpricht, „m uff" auch bem anbern etne ^Realität ent; fprechen. „2öof;er follte man fonjl beffen ©egenbegrtff haben?" — Vernunft fomt't alö etne Sffenbarungöquelle über 2lmfichs ©eienbeö. 14
212 *Drhijtp einer neuen SBertfe^ung. Aber bie JperEunft jener ©egenfäge braucht nicht not* wenbtg auf eine übernatürliche Quelle ber Bernunft jurücfs jugeben: es genügt, bie wahre ©enefis ber begriffe bas gegettjuflellen : — btefe flammt aus ber praEtifcben Sphäre, aus ber S^üglic^JettSfp^äre, unb bat eben baber ihren flars Een ©lauben (man gebt baran jttgrunbe, wenn man nicht gemäfj btefer Vernunft fehltest: aber bamit tjl bas nicht „bewtefen", was fie behauptet). Sie fPräoEEupatton burcf; baS Setben bei ben 2D?eta= phpfiEern: tfl ganj natö. „(Swige Seligfeit": pfpcljologifcber Unftmt. Sapfere unb feböpfetifebe Sttenfcben faffen 2uft unb Seib nie als legte SBertfragen, — es finb Beglettjuflänbe : man muff beibeS wollen, wenn man etwas erreichen will — barin brücEt fich etwas SDJübeS unb ÄranEeS an ben SUe* taphpftEern unb Sleltgtöfen aus, baff fie Sufis unb Setbpro; bleme im Borbergrunbe [eben. Auch bte 3)lotal fyat nur beSpalb für fie folct)e SBichtigEeit, weil fie als wefentliche Bebingung in Jpinficht auf Abfcbaffung beS SetbenS gilt. SnSgleichen bte ^räoEEupation burch Schein unb Irrtum: Urfache oon Seiten, Aberglaube, baff baS ©lücE mit ber SSahrheit oetbunben fei (Berwecbflung : baS ©lücf in ber „©ewiffbeit"/ im „©lauben"). 383 . ÄrtttE beS Begriffes „wahre unb fchetnbare 2Belt". — Bon btefen tjl bte erfle eine blofje giftion, aus lauter firn gierten Singen gebilbet. Sie „ScbeinbarEeit" gehört fetbfl jur Slealität: fie tfl eine gorm ihres Seins ; baS hrtgt tn einer SSelt, wo es Eein Sein gibt, mujj burc^ ben Schein erfi eine gewiffe bes rechenbare Söelt ibenttfeber Sälle geraffen werben: ein Sempo, in bem Beobachtung unb Sßergletchung möglich ifl, ufw. : „Scheinbarfett" ifl eine jurechtgemachte unb oeretns fachte SBelt, an ber unfre praEtifchen SnfltnEte gearbeitet haben: fie tfl für uns oollEommen wahr: nämlich wt'r le« ben, wir Eönnen tn tbr leben: Beweis ihrer SBahrhet't für
<9ei|J — ein DtacblnMÜe. 3 . 3Jtefaplji)ftf, 213 : bte ©eit, abgefeben oon unfrer 23ebtngung, tn tbr ju (eben, bte ©eit, bte toir nicht auf unfer ©etn, unfre 2ogtF uttb pfycf>o(ogtfd)en SSorurtetle rebujt'ert haben, ejnftiert nicht alö SEBelt „an ftcf>^ ; fte ift effentiell Stelationöwelt : fte f)at unter Urnftanben oon jebem ^unFt auö tbr oerfebtebeneö ©eftefjt: tbr ©etn tfi effenttell an jebem fünfte anberö: fte brücFt auf jeben 9JunFt, eö toiberfiebt ihr jeber ^)unft — ttnb bt'efe ©ummterungen ftnb tn jebem $alle ganjlid) in* Fongruent. Saö ©aß oon SDiac^t befHmntt, toelcbeö ©efen baö anbre ©aß oon ©acht ^>at : unter melcfjer ^rm, ©etoalt, Nötigung eö rotrFt ober toiberfiebt. Unfer (ftnjelfall tft tntereffant genug: totr haben eine Jtonjeptton gemacht, um in einer ©eit leben ju Fönnen, um gerabe genug ju perjtpt'eren, bafj totr noch eö auö* halten.... 384. Sie febetnbate ©eit, baö betßt eine ©eit, ttacb ©erten angefeben; georbnet, auögetoaljlt nach ©erten, baö beißt tn btefem gälte nach bem 9tüi3ltcbEeitögeftcbtöpunFt tn Jjpin* ficht auf bte Erhaltung unb ©acbtfteigerung einer befh'mm* ten ©attung oon 2lntmal. Saö $>erfpeFtioifcbe alfo gibt ben (übaraFter ber „©cbeinbarFett" ab! 2llö ob eine ©eit noch übrig bliebe, toenn man baö ^trfpeFttotfcbe abreebnet ! Satnit batte man ja bte 9t elatiöität abgerechnet! Sebeö Jtraftjentrum bat für ben ganzen 9teft feine 9) er* fpeFtioe, baö beißt feine ganj befKmmte ©ertung, feine SlFttonöart, feine ©tberfianböart. Sie „febeinbare ©eft // rebujtert ft'cb alfo auf eine fpejiftfcbe 2lrt oon SIFtion auf bie ©eit, auögebenb oon einem Zentrum. 9tur. gibt eö gar Feine anbre 2lrt SIFtion : unb bte „©eit" ifi nur etn ©ort für baö ©efamtfpt'el biefer 2lFtionen. Sie Stealität beftebt ejraFt tn biefer ^arttFularaFtton unb *9te* aFtion jebeö Stnjelnen gegen baö ©anje.... ' (£ö bleibt Fein ©chatten oon 9t echt mehr übrig, bter oon ©djem ju teben....
214 ^t-iiijip einer neuen 2Berffe0ung. Ste fpc^tf tfc^c 2lrt ju reagieren tft bte einige 3lrt beö EKeagterenö: wir wtffen nicht, wie niete unb waö für Sitten eö alleö gibt. Slbet eö gibt fein „anbetcö", fein „waltteö", fein we* fentltcbeö ©ein, — bamtt würbe eine ©eit offne Slftton unb EReaftton auögebrücft fein.... Ser ©egenfa<3 ber fcbet'nbaten ©eit unb ber wahren ©eit rebujiert fiel; auf ben @egenfa| ,,©elt" unb „9ltcf)tö" — 385. A. Set; feite mit Gfrftaunen, baß bte ©iffenfeftaft fielt beute reftgntert, auf bte febeinbare ©eit angewtefen ju fern : eine wahre ©eit — fie mag fern, wie fie will —, gewtfj hoben wir fein Organ ber ßrfenntnt'ö für fie. Jjtiet bürfen wir nun febon fragen: mit welchem Organ ber Gfrfenntniö fei3t man auch btefen ©egenfat} nur an?.... Samtt, baff eine ©eit, bte unfern Organen jugänglicb ift, auch atö abhängig non btefen Organen oerftanben wirb, bamt't, baff wir eine ©eit atö fubfeftw bebtngt oerfteften, bamtt ift nicht auögebrücft, ba§ eine obfeftwe ©eit über* ftaupt möglich tfh ©er jwingt unö, ju benfen, baf) bie ©ubjeftioität real, effenttell tft ? Saö „2ln fielt" tft fogar eine wtberftnntge Äonjeptton: eine „ESefcftaffenbeit an ftcb" ift Unftnn: wir hoben ben S5egutff ,,©etn" , „Sing" immer nur alö ERelatt’onöbe= griff.... Saö ©cblt’mme ift, baf mit bent alten ©egenfai} „fcftetm har" unb „wahr" fich baö forrelattoe ©erturtetl fortge= pflanjt hot: „gering an ©ert" unb „abfolut wertooll". Ste febeinbare ©ett gilt unö nicht alö eine „wertvolle" ©eit; ber ©effetn foll eine Snftanj gegen ben oberften ©ert fein, ©ertooll an fich fann nur eine „wahre" ©eit fein.... SSorurteil ber Eßorurteile! Srftenö wäre an fich mög* lieb, bafj bie wahre ESefcbaffenftett ber Stnge betmajjen ben EBorauöfefntngen beö Sebenö febäbtieb wäre, entgegengefegt wäre, baff eben ber ©egein not täte, um leben ju fönnen....
Dev ©cift — ein ^Hadbfnnlle. 3. SKetapÖpfif. 215 Sieö tfl ja bet galt in fo oielen Sagen: jum SSetfptel in bet She. Unfre entptrtfche Seit wäre auö ben Snftinf ten ber©elbfts erljaltung auch tn ihren Srfemttntögrenjen bebtngt : wir htels ten für wahr, für gut, für wertooll, waö bet Srhaltung bet ©attung frommt.... a) Sir haben feine Kategorien, nach benen wir eine wahre unb eine fchetnbare Seit fchetben bürften. (So fönnte eben blofj eine fchetnbare Seit geben, aber nicht nur uns fere fchetnbare Seit....) b) Sie wahre Seit angenommen, fo fönnte fte immer noch bte geringere an Sert für unö fein: gerabe baö Quantum Sllufion möchte, tn feinem Srhaltungöwert für unö, höheren tRangeö fern. (SO fei benn, baff ber ©chein an ftch ein äSerwerfungöurtett begrünbete ?) c) Safj eine Korrelation begehe jwtfchen ben ©raben ber Serte unb ben ©raben ber fRealttät (fo baff bie oberften Serte auch bie oberfte ^Realität hätten), ifl etn me* tapbhftfcheö ^>oflutat, oon ber ißorauöfegung auOgehenb, baff wir bie Sftangorbnung ber Serte f ennen: nämlich, baf btefc fRangorbmtng eine moraltfche tfi.... Stur in btefer SSorauöfegung tfi bte Sabrljeit notwenbig für bte Sefts nition aileO Jgwchfiwertigen. B. So tfi oon farbtnaler Stchtigfeit, baff man bte wahre Seit abfehafft. ©ie tfi bie groge Slnjwetflerin unb Sert; oermtnberung ber SB eit, bie wtr finb: fie war btOber unfer gefäbrltchfteö Sittentat auf baO geben. Krieg gegen alle 23orau0fe|ungen, auf welche Inn man eine wahre Seit fingiert hat. 3« btefen 23 orauöfet3 ungen ge; hört, baff bie moraltfchcn Serie bte oberften feien. _ Sie moralifche Sertung alo oberfie wäre wiberlegt, wenn fie bewiefen werben fönnte alö bte golge einer unmora; itfehen Sertung: alö ein ©pejtalfall ber realen Unmora; lität: fte rebujierte ftch bamtt felbfi auf einen Slnfchein, unb alo Slnfchein hätte fte, oon ftch auö, fein 9tecf)t mehr, ben ©chetn ju oerurtetlen.
216 sprinjip einer neuen SBcrtfeßung, C. Ser „Stile jur Sabrbeit" wäre fobann pfpcbologifcb ju unterfucben: er ift feine moraltfcbe ©ewalt, fonbern eine gorm bes Sillenß jur 3)facf)t. Sieß wäre bamtt ju bettreifen, bafi er ficb oller unmotalifcben SDtittel bebient: bie 9)?eto# pbpfifcr »oran — Sir finb 5»cutc »or bie Prüfung ber 25ebauptung ge# ftellt, bafj bie moraltfcben Serie bie oberffen Serie feien. Sie SOTelbobt'f ber fjorfcfmng ift erft erreicht, wenn olle morolifcben SSorurleile überwunben finb: — fie ftetlte einen Sieg über bie Sftoral bar..., 386. Sie größte pöbelet ifi bie »on ber €rfenntniß. Sflan möchte wtffen, wie bie Singe on ftch befcboffen finb : ober fiebe ba, eß gibt feine Singe on ficb! ©efegtaber fogar, eß gäbe ein 21n#ficb, ein ltnbebingteß, fo fönnte eß eben borum nicht erfonnt werben! Grtwaß Unbebingteß fonn nicht erfonnt werben: fonft wäre eß eben nicht unbebtngt! <£t# fennen ijf ober immer „ftch irgenbwoju in 23ebingung fegen" ; ein folcb Srfennenber will, baff baß, waß er erfennen will, ihn nicbtß ongebt, unb bo§ boßfelbe (üctwaß überhaupt niemonben nicbtß ongebt: wobei erftlicb etn Si# berfprucb gegeben ift, im ßrfennenwollen unb bem 35er# langen, bo§ eß tbn nicbtß angeben foll (woju bocb bann (Sr# fennen?), unb jweitenß, weil etwoß, boß niemonben nicbtß ongebt, gor nicht {ft, alfo auch gor nicht erfonnt werben fonn. — (Srfennen beifit „ftcb 33ebingung fegen ju et# waß": ftcb bttrch etwoß bebingt fühlen unb ebenfo eß felbfl unfrerfeitß bebtngen eß ift olfo unter ollen Umftänben ein geffftellen, fSejei ehrten, 33ewufjtmocben »on25e# bt'ngungen (nicht ein (trgrünben »on Sefen, Singen, „ 3ln#ficbß")* 387 Sie ßigenfeboften eineß Singeß finb Siefungen ouf onbre „Singe":
X>ev@ei|t— ein SO?ad)ftt>111c. 3. ‘iRefapbpftf. 217 benft man anbre „Singe" meg, fo Jjat etn Sing feine ©genfebaften, baö beifjt, eö gibt f etn Sing ohne anbre Singe, bas beifjt, eö gibt fein „Sing an ftcb" 388. Saö „Sing an fiel)" miberfinntg. Söenn ich alle Relatto* nen, alle „©genfebaften", alle „Sättgfeiten" etneö Singeö megbenfe, fo bleibt nicht bab Sing übrig : weil Singbett erffc »on unö binjuftngiert iß, auö logtfeben Sebürfntffen, alfo jum 3^ecf ber Sejetcbnung, ber SSerftänbigung (jur Stnbung jener Sielbeit »on Relationen, ©genfebaften, gä* tigfeiten). 389. „Singe, bie eine Sefcbaffenbet't an f t cb haben" — eine bogmatifebe Sorftellung, mit ber man abfolut brechen muff. 390. Sajj bie Singe eine Sefdbaffenbett an ficb Ratten, ganj abgefeben oon ber Interpretation unb ©ubjeftmitat, ift eine ganj müfjtge ^ppotbefe: eö mürbe »orauöfetjen, baff baö interpretieren unb ©ubjeftfein nicht mefent* ltdf> fei, bafj etn Sing, auö allen Relationen gelöft, noch Sing fei. Umgefebrt: ber anfebetnenbe objefttoe @barafter ber Singe: tonnte er nicht blofj auf eine ©rabbtfferenj innere halb beö ©ubjeftmen binauölaufen ? — bafj etma baö Sang* fam*2Öecbfelnbe unö alö „objeftm" bauernb, fet'enb, „an ftcb" fieb berauöfkllte, — bafj baö Sbjeftioe nur ein fal= [eher Slrtbegrtff unb ©egenfai? märe innerhalb beö @ub* jeftmen ? 39t. Sin „Stng an ftcb" ebenfo oerfebrt mie etn „@tnn an ftcb", eine „Sebeutung an ftcb". gibt feinen „Satbe* ftanb an ftd)"; fonbern ein @inn muff immer erft bin* eingelegt merben, bamtt eö einen Satbeftanb geben fann.
218 ^fiitjtp fituv neuen SBerffeftung. Saö „waö ift baö?" tft eine ©tnnfegung »on etwaö anberetn auö gefehen. Sie „Sffens", bie „üSefenfteit" ift etwaö ^erfpeftitnfdfeö unb fegt eine Vielheit fegon not« auö. ^ugrunbe liegt immer „waö ift baö für mich?" (für unö, für alteö, waö lebt ufw.) . @n Stop wäre bezeichnet, wenn cm tf>m erfl alle SBefen ibr „waö ift baö?" gefragt unb beantwortet bitten, ©es fegt, ein etnjtgeO SBefen, mit feinen eignen Relationen unb i})erfpefttoen ju allen Singen, fehlte, fo tft baö Sing immer noch nicht „beftntert". Äurz: baö SSefen eineö Stngö ift auch nur eine Meinung über baö „Stng". Sber »telmehr: baö „eö gilt''' ift baö eigentliche „eö ift", baö einzige „baö ift". ättan barf nicht fragen: „wer interpretiert benn?" fom bern baö ^interpretieren felbft, alö eine gorm beö SSillenö jur Vlacfit, hat Safein (aber nicht alö ein „©ein", fonbern alö etn sprogefi, ein 2B erben) alö ein 2lffeft. Ste ©itfiehung ber „Stnge" tft ganz unb gar baö 38erf ber Vorfteilenbett, Senfenben, SBollenben, ©npfinbenben. Ser SSegrtff „Sing" fetbft ebenfo alö alle ©genfehaften. — ©elbft „baö ©ubjeft" ift etn folcheö ©efdgaffeneö, ein „Sing" wie alle anbern: eine Vereinfachung, um bte jhaft, welche fegt, erfinbet, benft, alö folcge zu bezeich* nen, im Unterfcgtebe oon allem einzelnen ©egen, ©finben, Senfen felbft. Sllfo baö Vermögen im Unterfcgt'ebe oon allem ©nzelnen bezeichnet: tm ©runbe baö Sun in #tns ficht auf alleö noch ju erwartenbe Sun (Sun unb bte SBagrs fcheinltchfeit ähnlichen Sunö) zufammengefafjt. 392 . Ser faule glecf beö .fiantfegen Ärttijiömuö tft atlmäg# lieh auch ben gröberen 2luqen ficgtbac geworben: ^ant hatte fein Recht mehr ju feiner Unterfcgetbung „©rfegeinung" unb „Sing an fiel)", — er hatte füg felbft baö Recht ab* gefefmitten, noch fernerhin tn btefer alten üblichen Söetfe ju unterfcheiben, infofern er ben ©cgluf) oon ber ©fegeinung auf eine Ur fache ber ©fegeinung alö unerlaubt ablehnte —
Die 9l«fut — etit ad) frei Ke. l . QJitotgan. 9tafuv. 219 gemäß ferner Raffung beS ÄaufalitätSbegriffS unb beffen retn tntrapbänomenalet ©ülttgEett: metc^e Raffung an; bterfettS jene Untetfcbetbung fdjon oorwegntmmt, wie als ob bas „Stng an ftcb" nic^t nur erhoffen, fonbetn gege; ben fei. 393. ßs liegt auf bet Jjjanb, bafj webet Singe an ftcb mit* etnanbet tm SSerßältntffe oon Utfacbe unb SBitEung flehen Eönnen, noch €rfcf)etnung mit (Etfcbetnung : womit ftcb et; gibt, baff ber SSegciff „Utfacbe unb SSitEung" innerhalb einet ^b<i°f°Pb' c / bie an Singe an ftcb unb an (Erfcbetnungen glaubt, nicht anwenbbar ifl. Sie Reblet $ants — .... Xatfäcbltcb flammt bet 23egttff „Utfacbe unb SBtrEung", pftjcbologifcb naebgeteebnet, nut aus einer SenEwetfe, bie immer unb überall Sßille auf SBtlle wtrEenb glaubt, — bie nur an SebenbtgeS glaubt unb im ©tunbe nur an „<Seelen" (unb ntebt an Singe). innerhalb ber meebantfeben SÖelt; bettaebtung (welche SogtE ifl unb beten Slnwenbung auf SRaum unb 3*it) rebujtert ftcb jener SScgrtff auf bie matbe« matbtfcb« §ormel — mit bet, wie man immer wiebet unter; flretcben muff, niemals etwas begriffen, wot;l aber etwas bezeichnet, oetjeiebnet wirb. 394. ©egen ben 28ert beS (fwtg;@leicbbtetbenben (oon @pi; nojaS 9laioität, SeScarteS’ ebenfalls) ben SBert beS Äütje; jlen unb $8ergängltcbflen, bas oerfübtettfebe ©olbaufbltgen am SBaucb bet ©cblange vita — III. ©te Statur — etn 93tö<fyttmKe. 1. £)te anorgantfdje Tlatur. 395. Sie Qualitäten ftnb unfere unüberjleigltcben ScbtanEen; wir Eönnen burclj nichts oerbtnbetn, Blofje QuantttätS* btfferenjen als etwas oon Quantität ©tunboerfcbiebeneS ju empftnben, nämlich «1$ Qualitäten, bie nicht mehr auf*
220 ^rinjtp einet* neuen SBcrffefcung. eirtanbet rebujierbar finb. Aber alles, wofür nur bas SBort > „SrEenntniö" Sinti {tat, bejiefjt ftd) auf baS Sleich, wo ge* jäblt, gewogen, gemeffen werben Eann, auf bte Quantität: währenb umgefefrt alte unfre SÖertempfinbungen (baS hetgt eben unfre (ücmpftnbungen) gerabe an ben Qualitäten haften, baS hetgt an unfren, nur uns allein jugebörtgen perfpeEti* »tfcf)en „SBahrhetten", bie fcf)lecf)tetbingS nicht „erEannt" werben Eönnen. ßö liegt auf ber #anb, bafj jebeS »on uns oerfchtebene Söefen anbere Qualitäten empftnbet unb folg* lieh in einer anbeten 28elt, als wir leben, lebt. Sie Quält* täten finb unfre eigentliche menfehliche SbtofpnErafte: ju »erlangen, baff biefe unfre menfchlichen Auslegungen unb Sßerte allgemeine unb ötelletcfjt Eonflttutioe SÖerte finb, ge* hört ^u ben erblichen SöerrücEtheiten beS menfchlichen Stoljeö. 396. Unfer „(Mennen" befchränEt fich barauf, Quantitäten feftjuftelten ; aber wir Eönnen burd) nichts f)inbern, biefe QuantitätSbifferenjen als Qualitäten ju empfinben. Sie Qualität ift eine perfpeEtiotfche SBabthett für unS; Eetn „An fkh". Itnfere Sinne haben etn beftimmteS Quantum als SOJitte, innerhalb beten fte funEttonieren, baS hetgt, wir empfinben grog unb Eletn im S3erhältniS ju ben SSebingungen unfrer Srijlenj. 2Benn wir unfre ©tnne um baS Zehnfache »er* fchärften ober »erflumpften, würben wir jugrunbe gehen : — baS heigt, wir empfinben auch ©rögenoerhältntffe in bejug auf unfre (Sjdflenjetmögltchung als Qualitäten. 397. SSon ben SBeltauSlegungen, welche bisher oerfucht wor* ben finb, fchetnt heutjutage bie mechaniftifche fiegtetef) im SSorbetgtunb ju flehen, (frftchtltch h<ü fte baS gute ©emtffen auf ihrer «Seite; unb Eetne Söiffenfchaft glaubt bei fich felber an einen gortfehritt unb Erfolg, es fei benn, wenn er mit Jptlfe mechanifltf^er ^rojeburen errungen tfi. Seber* mann Eennt biefe ^rojeburen: man lägt bte „SSernunft" unb bie „^wecEe", fo gut es gehen will, aus bem Spiele,
®te9lafut: — ein 9Jtad)tmlle. 1. 5liiorgau. Dtafur. 221 man jetgt, baß bet gehöriger ^eitbauer alleö auö allem wer* ben Eann ; man »erbirgt ein fc^abenfco^eö ©cfjmunjeln nicht, wenn wteber einmal bie „anfcbeinenbe SlbficbtticbEeit im ©cbicffale" einer ipftanje ober eineö ©botterö auf DrucE unb ©toß jurücfgefübrt tfi : furj, man bulbigt öon ganzem Jjberi jen, wenn in einer fo ernften Angelegenheit ein fcberaböfter 2tusbtucE erlaubt ifi, bern ^rtnjtp ber größtmöglichen Dummbett. Snjwifcben gibt fiel; gerabe bei ben auögefucbten ©eiflern, welche in btefer Schiebung (leben, ein Siorgefübl, eine 23eängfltgung ju ernennen, wie alö ob bte Dbeorte ein 2ocb b«be, welches über furj ober lang ju ibrent leisten Socbe werben Eönne: tcb meine ju jenem, auf betn man pfeift, wenn man in h^cbflen Diäten ijl. SDJan Eann DrucE ttnb ©toß felber nicht „erElciren", man wirb bte actio in distans nicht los : — man bat ben ©tauben an baö GjrEläremEönnen felber oerlorett unb gibt mit fauertöpfifcber SDltene ju, baß 25efcbreiben unb nicht SrElären möglich ifl, baß bie bpna* mtfcbe Söeltauälegung, mit ihrer Seugnung beö „leeren Rau; mes", ben Älümpcbenatomen, in furjem über bie ^Jbbfi^t ©ewalt hoben wirb : wobet matt freilich 3 ur Stjnamt'ö noch eine innere Qualität — 398. Der mechanijlifche 23egrtff ber , Bewegung" tjl bereite eine Überfegung beö Drtgtnaloorgangö in bte pichen; fprache oon Auge unb ©etajl. Der begriff „Sltom", bie Unterfcheibung jwtfchen einem ,,©tf3 ber treibenben Äraft unb ihr felber", tjl eine chenfprache aus unfrer logifch^pfpchtfchen SSBelt bet. @S fleht nicht in unferem SSelteben, unfer 2luSbtucESmittel ju oeränbern: eS tfl möglich 3U begreifen, inwiefern eS bloße ©emtotiE tfl. Dte gPrberung einer abaquaten 2luSbrucES; wetfe ifl unftnntg: eS liegt t'm SBefen einer ©pracbe, eines SluSbrucESmittelS, eine bloße Relation auSjubrücEen.... Der 93egriff „SÖahrheit" ijl wt’berftnntg. Das ganje SRcidh oon „wahr — falfcf)" begeht fich nur auf Relationen jwtfch.en SBefen, nicht auf baS „21n fich".... gibt fein
222 spvttijip einer neuen 2ß erffetsung. „äöefen an fielt" (bte Relationen fonjtttuteten erft 2Öefen — ), fo wenig es eine „(ütrfenntnis an fich" geben fann. 399. Stucf unb Stoff etwas unfägltch Spätes, 2t6geleiteteö / UnutfptünglicheS. €S fe(3 t ja fcf;on etwas ootauS, baS ju* fammenhält unb btücfen unb ftofjen fann! 2lber woher hielte es jufammen? 400. ©egen baS phpftfalifch.e Sltotn. — Um bte SSelt ju be* greifen, muffen wir fie berechnen fönnen; um fie berechnen ju fönnen, muffen wir fonftante Urfachen haben ; weil wir in ber Sßirfltchfeit feine folgen fonftanten Urfachen finben, erbichten wir uns welche — bte Sltome. SteS ift bte Jper* funft ber Sltomifttf. Sie S3erechenbarfeit ber 2Belt, bie SluSbrücfbarfeit alles ©efchehenS in Formeln — iftbaS wirflich ein „begreifen"? 2SaS wäre wohl an einer SJiuftf begriffen, wenn altes, was an ihr berechenbar ift unb in Formeln abgefürjt werben fann, berechnet wäre? — Sobann bie „fonftanten Ur* facljen", Singe, Subftanjen, etwas „UnbebingteS" alfo; erbichtet — was h«t man erreicht?. 40t. „ ü lnjiehen" unb „Slbftofjen" in rein mectjanifchem Sinne ift eine oollftänbige giftton: etn Söort. SBtr fönnen uns ohne eine 21b f tcht ein Slnjtehen nicht benfen. — Sen 2Bil= len, ftch einer Sache ju bemächtigen ober gegen ihre Sftacbt fich 31t wehren unb fie jurücfjuftofjen — baS „oerftehen" wir : baS wäre eine Interpretation, bie wir brauchen fönnten. $utj: bte pfpchotogifche Nötigung ju einem ©tauben an Äaufalität liegt in ber Unoorftettbarfeit eines ©es fchehenS ohne 2lbftchten: womit natürlich über SBahrheit ober Unwahrheit (SSerechtt'gung eines folgen ©laubenS) nichts gefagt ift! Set ©laube an causae fällt mit bem ©tauben an tHrj (gegen Spinoza unb beffen ihaufalt'SmuS).
®ie 9?atur— ein *30? « di t n> i ( t e . l. Qlnorgati. 9}atur. 223 402. Sötr f;aben „Einheiten" nötig, um rechnen ju Eömtett: beöftalb tft ntc^t anjunehmen, baf; eö (olc^c Einheiten gibt. 2ött traben ben 33egrtff bet Einheit entlehnt non unferm „3cb //:: 25egrtff, — unfetm älteren ©laubenöarttfel. Siöenn toit unö nicht für Einheiten halten, hätten mit nie ben 25e* griff „Sing" gebtlbet. 3ei3t, jietnltch fpät, ftnb tott reich 5 lieb baöon überzeugt, baf unfte Äonjeption beö 3ch=23egttffö ntcbtö füt eine reale Einheit oerbürgt. 2Bir haben atfo, um bie mechaniftifche 2öett tfteorettfeh aufrecht ju erhalten, im* mer bie Älaufel JU machen, inwiefern mir ft'e mit jtoei gif* tionen burchführen: bem begriff ber 23eroegung (auö unfrer ©tnnenfptache genommen) unb bem begriff beö Sltomö (= Einheit, auö unfrer pfpehifeften „Erfahrung'' herftammenb) : — ft'e hat etn ©innenoorurteil unb ein pfpct;ologtfdheö Vorurteil ju ihrer fßorauöfe^ung. Ste Sttechanif formuliert ^ölgcerfchetnungen, noch ba^u femiotifch, in ftnnlichen unb pfpchologtfchen 2luöbrucfömtfc: teln (ba§ alle Söttfung 23etoegungifl; bafj, too SSetoegung ifl, ettoaö bewegt wirb) : fte berührt bie utfächltche iiraft nicht. Sie m echantffci f che 2öelt tfi fo tmaginiert, tote baö 3luge unb baö ©etafl fich allein eine SEÖelt oorflelten (atö „be^ roegt"), — fo, bafj fte berechnet toerben Bann, — bafj utfächltche Einheiten fingiert ftnb, „Singe" (2ltome), beten Sßtrfung. fonftant bleibt (— Übertragung beö fallen ©ub= jeftöbegrtffö auf ben 2ltombegriff). Phänomenal ift alfo: bie Etnmt'fchung beö ^ahlbegriffö, beö Stngbegriffö (©ubjeftbegriffö), beö ftätigfeitöbegriffö (Trennung oon Urfachefetn unb SöttEen), beö SSetoegungös begriffö (2luge unb ©etafl): tott haben unfer 2luge, unfre Pfpchologie immer noch bart'n . Eliminieren toir btefe Zutaten, fo bleiben feine Singe übrig, fonbern bpnamifefte Quanta, in einem ©pannungö; oerhältniö ju allen anbern bpnamifchen Quanten: bereit Söefen in ihrem föerhältniö ju alten anbern Quanten be= fleht, in ihrem „SBttfen" auf biefetben. Ser 3Bille jur
224 ^tiitäip einer neuen 2Bertfe&ung. ©Jacht nicht ein ©etn, nicht ein SSetben, fonbetn etn $)as tftob — tft bte elementarge ©atfacfte, aub bet fich erft etn Sßerben, etn SSirPen ergibt.... 403 . . Der fiegtet'cfte ©egttff „.ftraft", mit bem unfete ftPer @ott unb bte Söelt gefcfjaffen hoben, bebarf noch einet €rgänjung : eb muß ihm ein innerer SÖille jugefprocben werben, welchen ich bezeichne alb „Sötllen gut Stacht", bab heißt alb unerfättlicheb ©erlangen nach ©ejeigttng bet ©Jacht; ober ©etwenbung, ülttbübung ber ©Jacht, alb fchöp* ferifd^en ©tteb ufw. Die ^hpitfer werben bte „SSirPung tn bte gerne" aub ihren ^rtt^ipicn nicht lob ; ebenfowentg eine abfiofjenbe $raft (ober at^ichenbe). ßrb hilft ntchtb: man muß alle ©ewegungen, alle „(rrfchetnungen", alte „©efefje" nur alb ©pmptome et'ncb innerlichen ©efche* henb faffen unb ftch bet Ülnalogt'e beb ©Jenfct;cn ^u biefem (fnbe bebtenen. Situ ©ter tft eb möglich, ottb bem SStilen jur ©Jacht alle feine ©riebe ab^uletten; ebenfo alte gunPtto; nen beb organtfchen Sebenb aub bt'efer einen Quelle. 404 . Unfre (JttPenntntb tft tn bem ©Jaße wtffenfchaftlich ge= worben, alb fte 3of)i unb ©Jafj anwenben Patin. Der ©et= fuch wäre ju machen, ob nicht eine wtffenfcbaftttcbe £>tb= nung bet SBerte einfach auf einer ^ah^ unb ©fafjfPata ber Äraft aufjubauen wäre.... Sille fonfttgen „SÖerte" ftnb ©orurtetle, ©awitäten, ©Jtfjöerftänbniffe. — ©ie ftnb überall rebujierbar auf jene 3a hb unb ©JafjfPala bet Äraft. Dab Slufwärtb in biefer ©Pala bebeutet jebeb Söachfen an SBert: bab Slbwärtb in biefer ©Pala bebeutet ©erminberung beb SBerteb. Jener hot man ben ©chetn unb bab ©orurtetl wiber ftch. (Die ©Joratwerte ftnb ja nur ©cfteinwerte, oergltchen mit ben phpftologifcften.) 405 . „Die Jüraftempf tnbung Pattn nicht aus ©ewegung bet* oorgehen: ßmpftnbung überhaupt Pann nicht aub ©ewe* gung heroorgeljen. "
®ic9latuv — citt 3Jtad)tmüe. l. 2ltiorgan. Batitr. 225 „2luch baftir fpricljt nur eine fchetnbare Srfahtung: ttt einet ©ubflanj (©ehitn) wirb burch übertragene Bewegung (Stege) Smpftnbung erzeugt. 2lbet erzeugt ? 2öäte benn bewtefen, baß bte Smpfinbung bort noch gar nicht epißtert? fo baß ihr Auftreten als ©chöpfungSaft ber eingetretenen Bewegung aufgefaßt werben müßte? £)et empftnbungSs lofe jtußanb btefer ©ubßanj iß nur eine £ppotf>efe ! feine Srfahtung ! — Smpfinbung atfo Sigenfchaft bet ©ttbs ftanj : eS gibt empfinbenbe ©ubßanzen." „Stfafwen wir oon gewtffen ©ubßanjen, baß fte Smps finbung nicht haben? Stein, wir erfahren nur nicht, baß fte welche haben. SS iß unmöglich bte Smpftnbung aus ber nicht etnpftnbenben ©ubßanj abzuletten." — £) ber Übers etlung! 406 . 2sß jemals fdjon eine Äraft fonftatiert ? Stein, fonbern SSttfungen, überfegt in eine oöflig frembe ©prache. 35aS Stegeimäßige im fhtntetetnanbet hat uttS aber fo yerwöfjnt, baß wir uns übet baS Sßunbetltcfje baratt nicht wun* betn. 407 . Sine ftraft, bt'e wir uns nicht oorßellen föttnett, ift ein leeres SBort uttb barf fein Bürgerrecht in ber Söiffenfcbaft haben: wie bie fogenannte tetn meebantfehe 2lnjtef;ungSs unb 2lbßoßungSfraft, welche uns bie 2Belt porßellbar machen will, nichts weiter! 408 . SKufion, baß etwas erfannt fei, wo wir eine ntathetnas ttfelje Formel für baS ©efchehene haben : eS iß nur bejeic^s net, betrieben: nichts mehr! 409 . SBenn tef; ein regelmäßiges ©efebehen ttt eine formet bringe, fo gäbe t'cfi mtr bt'e Bezeichnung bcS gattjen s })bäno= mens erleichtert, abgefütß ufw. ülbet tch habe fetn „©es fefe" fonftatiert, fonbern bie Stage aufgeßeltt, woher eS fommt, baß fyn etwas ftch wteberfwlt : eS iß eine Berntus üit, $>er 2BW* jur SD?act)t. 15
226 ^rtiijip einer neuen 235er(fepuug. tung, baff ber gönnet ein Äompler oon gunäcfjfi unbeEannten Kräften unb ÄraftauSlöfungen entfprict)t: es ift SKptfwto* gie, ju benEen, baff fnet Grafte einem ©efei3 geborenen, fo baff infolge ibreS ©eborfamS wir jebeSmat baS gleiche iiomen b«ben. 410. Die unabänberttcbe 2lufeinanberfotge gewiffer (rtfcbeinum gen beweift fein „@efef3", fonbern ein üÖtacbtoerbältniS jwi* fcfyen jwet ober mehreren Kräften. 3U fagen, //aber gerabe bteS äSerbältniS btetbt ficb gleich!" betfft nichts anbereS atS: „ein unb btefefbe $raft Eann nicht auch eine anbere $raft fein." — (fS twnbett ftcb nicht um ein Dtacbetnanber, — fonbern um ein Sneinanbet, einen 5>rojeff, in bem bie einzelnen ficb fotgenben Momente nicht als Urfacben unb SBirEungen ficb bebingen.... Die Trennung beS „XunS" oom „Xuenben", beS ©e* fcbebenS oon einem, ber gegeben macht, beS ^rojeffes oon einem etwas, bäs nicht ^rojeff, fonbern bauernb, @ub* ftang, Ding, Körper, ©eete ufw. ift, — ber föerfucb, baS ©efcbeben ju begreifen als eine 2trt Sterfcbiebung unb @tel* tungSwecbfet oon „©etenbem", oon SSteibenbem: biefe alte Sftptbofogie f;at ben ©tauben an „Urfacf;e unb SÖirEung" fejtgefiellt, nacbbem er in ben’ fprac^lict^grammatifc^en gunEtionen eine fefte gorm gefunben batte. 411. Äritt'E beS SDtec^aniSmuS. — (Entfernen wir hier bie jwei populären begriffe „- ftotwenbigEett" unb „©efei3": baS erfte legt einen falfcften $wang, baS jweite eine fatfc^e gretbeit in bie SBett. „Die Dinge' 7 betragen ftcb nicht reget* mäffig, nicht nach einer 9? eget: es gibt Eeine Dinge ( — baS ift unfre gtEtton) ; fie betragen fiel) ebenfowenig unter einem 3wang oon DtotwenbigEeit. .fMet wirb nicht gehorcht: benn baff etwas fo ifl, wie es ift, fo jlarE, fo febwaeb, baS ifl nicht bie gotge eines ©eborcbenS ober einer Siegel ober eines Zwanges.... Der ©tab oon SStberffanb unb ber ©rab oon Übermacht
®ie Vatur — ein 9Rarf)tmtle. 1 . Qlttorgan. Vafur. 227 — ba rum banbeit es ficg bet altem ©ergeben: wenn wtt, ju unferm jpanbgebtaucb ber Verecgnung, baS tn gormeln unb „©efegen" auSjubrücfen wtffen, um fo beffer für uttS ! 2lber nur haben barntt ferne „Vtoralität"’ tn bte 28 eit gelegt, bafj mir fte als geborfam fingieren — @S gibt fein ©efeg : jebe SDfac^t jfef)t tn jebem Slugen* bltcf ihre legte ^onfequenj. ©erabe, baß eS fein 2lnberS* fönnen gibt, barauf beruht bte Verecgenbarfett. ©in SDfachtquantum ift burch bte 2Öirfung, bte es übt, unb bte, ber eS wiberftegt, bezeichnet. ©S fehlt bte Slbiapgo* rte: bte an ftch benfbar wäre. ©S tji effentiell ein Sßilfe jut Vergewaltigung unb fich gegen Vergewaltigung 31t wehren. Dltcht ©elbftergaltung : jebeS 2ltom wirft in baS ganje ©etn hinaus, — eS ift weggebacht, wenn man btefe ©traglung sott VJachtwtllen wegbenft. deshalb nenne tcb eS etn Quantum „Söitle jur Vtacgt": bamit ift ber ©ga; rafter auSgebrücft, ber aus ber mecbantfcben Qrbnttng nicht weggebacht werben fann, ohne fte felbft we^jubenfett. Sine Überfegung btefer 2Selt »on Sötrfung in eine ficht* bare 2Belt — eine ffielt fürs Sluge — tft ber Vegrtff „Vewegung". Jgtier ift immer fubintelltgiert, baß etwas bewegt wirb, — herbei wirb, fei eS nun in ber gnftion eines .ftlümpcbenatomö ober felbft 00 n beffen 2lbftraftion, bem bpnamifcgen 2ltom, immer noch eir> Sing gebacht, welches wirft, — baS heifit, totr ftnb aus ber ©ewognbett nicht hctauSgetreten, 3U ber uns ©inne unb ©pracge oer* letten, ©ubfeft, Qbjeft, etn Xätcr jum Xun, baS $£un unb baS, was eS tut, gefonbert: »etgeffen wtr nicht, 'baß bieS eine bloße ©emtottf unb nichts StealeS begegnet. 2)te Vte* cganif als eine Sehre ber Bewegung ift bereits eine Uber* fegung in bte ©innenfpracge beS Vtenfcgen. 412. Sie „Stegefmäßtgfett" ber Slufeinanberfolge ift nur ein bilbltcget SluSbrucf, wie als ob fyin «ine Stegel befolgt werbe, fein Xatbeftanb. ©benfo „©efegmäßigfett". -2ötr ftnben eine Formel, um eine immer wteberfegtenbe 2lrt ber 15*
228 q>rtn$tp einer neuen 2Bertfet>ititg. gofge auSjubtücBen : bamit gaben wir Bern „©efeg" ent* bectt, nocg weniger eine «kraft, weiche bte Urfacge jur SöieberEegr oon folgen ift. Safj etwas immer fo unb fo gefcgtegt, wirb gier interpretiert, als ob ein 2öefen infolge eines ©egotfamS gegen ein ©efeg ober einen ©efeggebet immer fo unb fo ganbelte: wägtenb es, abgefegen oom „©efeg", ^rei^ett gatte, anberS ju Raubein. 2lber gerabe jenes ©omnbmicgtsanberS Bönnte aus bem SSBefen felbjt flammen, baS nicgt in «fMnftcgt erft auf ein ©efeg ftcf; fo unb fo »erhielte, fonbern a(S fo unb fo befcgaffen. Is geifjt nur: etwas Bann nicgt aucg etwas anbereS fein, Bann nicgt batb bteS, halb anbereS tun, ift webet frei nocg unfrei, fon= bem eben fo unb fo. Ser Regler flecB't in ber #tnetn« bicgtung eines ©ubjeEtS. 413 . pwei aufetnanberfolgenbe ^uftänbe, ber eine „Urfacge", bet anbete „SBirEung" — : ift faifcg. Ser erfle ,3nftanb gat nichts ju bewirBen, ben jweiten gat nichts bewtrEt. ©S ganbelt ftcg um einen «ftarnpf jweter an SWac^t um gleichen ©femente : es wirb ein Dteuarrangement ber Kräfte erreicht, je nacg bem SJtafj oon SJiacgt eines jeben. Set jtpette 3uftanb ift etwas ©tunboetfcgtebeneS oom erften (nicgt beffen SBt'rBung): baS Sßefentiicge ift, baff bic im «kämpf beftnbftcgen gaBtoren mit anberen SJtacgtquanten gerausEomtnen. 414 . 3cg güte micg, oon cgemifcgen „©efegen" ju fprecgen: baS gat einen motalifcgen Setgefcgmacf. ©S ganbelt fiel; otelmegt um eine abfolute geftfteltum^ oon 9Äacgtüergält« ntffen: baS ©tärBere wirb über baS ©cgwäcgete Jpetr, fo« weit bieS eben feinen ©rab oon ©elbflänbigEett nicgt butcg« fegen Bann, — gier gibt eS Bein Erbarmen, Beine ©cgonung, nocg weniger eine Sfcgtung oot „©efegen"! 415 . ©S gibt nicgts UnoetänberlicgeS in ber ©getnie: baö ift nur ©cgetn, ein blofjeS ©cguloorurteil. SÖir gaben baS
®tc 9lafur — ein ‘SJtaföfrotde. 2. Organ. 9lafur. 229 Unöeränberltche eingefchleppt, immer noch auö bet SDteta* phpfiF, meine Jperren ^)^p(tEer. Eö tft ganj nam oon ber Oberfläche aSgctefen, ju behaupten, ba§ ber Siamant, ber ©raphit unb bie .Ü'oftle ibenttfef) ftrtb- SBarurn ? 23lo§ metl man Feinen ©ubfianjoerlufl burd) bie 2Öage Fonftatieren Fann ! 9tun gut, bamit haben [ie noch etmaö gemein ; aber bie SttoleFülarbeit bei ber 23ermanblung, bie mir nicht [elfen unb mögen Fönnen, macht eben auö bem einen ©tqff etmaö anbreö, — mit fpejtftfc^ anberen Etgenfchaften. 4t6» Saö „©ein'' — mir f>aben Feine anbere iöorfWfung ba* t>on alö „leben". — 2öie Fann atfo etmaö £oteö „fein"? 2. “Sie orgamfcfye Ttatur. 417. (Eine SSiel^ett oon Kräften, oerbunben burcf) einen gemeins [amen Ernährungöoorgang, Reißen mir „gebend $u bie« fern Ernährungöoorgang, alö Mittel [einer Ermöglichung, gehört alleö fogenannte gühiw, SSorjlellen, DenFen, baö hetfjt 1. ein SStberftreben gegen alle anberen Äräfte; 2. ein ^urechtmachen ber[elben nach ©eftalt unb 9th9thutuö ; 3. ein 2lbfcf)ät3en in bejug auf Etnoerleibung ober 2lbfcl)eibung. 418. Sie 23erbtnbung beö Unorganifchen unb Organtfchen mu§ in ber abftofjenben $raft liegen, melche jebeö itaftatom auööbt. „geben" märe ju befinteren alö eine bauernbe gwnt »on ^rojeffen ber Äraftfeftflellungen, mo bie oer* [chiebenen Äämpfenben threrfeitö ungleich mach[en. Snmtes fern auch im ©ehorclfen ein SBibetfireben liegt; eö ift bie Eigenmacht burchauö nicht aufgegeben. Ebenfo ift im 23e* fehlen ein Jugejtehen, baff bie abfolttte Sttacht beö ©egnerö nicht beftegt tjt, nicht einoerleibt, aufgelöft. „©ehoreffen" unb „befehlen" finb formen beö Äampffpietq,
230 <ßritijtp citict neuen Sffiertfe^ung. 419 . Bei ber Güntftebung ber £>rganiömen benft ftc^ bet Btenfcb jugegen: waö tft bet biefem Borgange mtt Slugen utib ©etafi wabrjunebnten gewefen ? 2öaö ift in 3ablen ju brtn= gen ? SSelcbe Siegeln jetgen ftc^t in ben Bewegungen ? 2ttfo : bet Btenfcb will alleö ©efdfjeben ftcb alö ein ©ef cl)ef>en für Sluge unb ©etnft jurecfjtlegen, folglich alö Bewegungen: et will gormeln ftnben, bte ungeheure SOlaffc btefer €rfab= rungen ju oeretnfacben. StebuEtion alleö ©efebebenö auf ben ©innenmenfeben unb BtatbematiEer. 2ö banbeit ftcb um ein Snocntartum bet menfcbltcben (-erfabtungen: gefetjt, baff bet Btenfcb, ober otelmebr baö menfcblicbe 2luge unb Begrifföoermögen, bet ewige geuge aller £>tnge gewesen fet. 420 . (£ö gehört jum Begriff beö Sebenbtgen, baff eö waebfen muff, — baff eö feine ?0?atbt erweitern unb folglich ftembe Kräfte in ftcb binetnnebmen muff. Btan rebet, unter ber Benebelung bureb bte BtoralnarEofe oon einem Stecht beö Snbtoibuumö, ftcb 3U oertet'bigen; tut gleichen ©tnne bürfte man auch oon feinem Stecbte anjugtetfen reben: benn beibeö — unb baö jftoette noch mehr alö baö Qrrfie — finb Stejeffttäten für febeö Sebenbtge : — ber aggreffioe unb ber befenfioe (ürgotömuö ftnb nicht ©acbe ber SBabl ober gar beö „freien Sötllenö", fonbern bie Fatalität beö 2e= benö felbft. hierbei gilt eö gleich, ob man ein Snbiot'buum ober einen lebenbigen Körper, eine aufweirtöfirebenbe „©efellfcftaft" tnö 2Iuge fafft. £)aö Stecht jur ©träfe (ober bte gefellfcbaft* liebe ©elbftoerteibtgung) ijl tm ©runbe nur burch einen SDtiffbraucb jum SSorte „Stecht" gelangt: etn Stecht wirb burch Verträge erworben, — aber baö ©umwehten unb ©tcb s Oerteibigen ruht nicht auf ber Bafiö eineö Bertragö. SBentgftenö bürfte ein Bol? mit ebenfootel gutetn ©tnn fein @roberungöbebürfntö, fein Btacbtgelüft, fet eö mtt äßaffen, fet eö burch $<Mtbel, BerEebr unb jfolont'fatton, atö Stecht bejetchnen, — SBacbötumörecht etwa. Sine ©efeltfcbaft, bte.
T>tc 9?afttv — ein 'Süad)tin11(e. 2. Organ. 91afur. 231 enbgültig unb ihrem 3n ft in Et nach, bctt Ärieg unb bte Gct* oberung abwetft, tft int 9tteibergahg : ftc tft reif für ©etno= fratte unb iträmerregiment.... 3« ben metften fällen frei* lief) fmb btc gttebenSserftcberungen blofje ^Betäubungsmittel. 42t. ©te ^f;t)ftologen füllten ftcf) beftnnen, ben „SrhaltungS; trieb" als einen Earbtnalen ©tteb etrtcö organtfehen SBefenS anjufe|cn. $or allem und etwas SebettbigeS ferne Äraft auSlaffen: bte „Schaltung" tft nur eine ber Äonfequew jen bason. — S3orftcf)t twr überflüfftgen teleologifchen ^rinjtpien! Unb bahtn gehört ber ganje SSegriff „Srhal= tungStrteb". 422. „©er üffiert beS SebenS." — ©aS Seben tft etn Stnjel; fall; man mufj alles ©afein rechtfertigen unb ntch.t nur baS Sehen, — baS rechtfertigenbe ^rtnjtp tft ein folcheS, aus bem fiel; baS Sehen erElärt. ©aS Sehen tft nur SDJtttel ju etwas: es tft ber SluSbrucE »on -ffiachStumSformen ber SDtacht. 423. 5Dian Eann bte unterfte unb urfprüngltchfte ©ätigEeit im ^Protoplasma nicht aus einem üEBtllen gur ©elbfterhaltung abletten, benn es nimmt auf eine unfütntge 3lrt mehr in fich hinein, als bte Erhaltung bebtngen würbe: unb üor allem, eS „erhält ftch" bamtt nicht, fonbern jerfällt.... ©er ©rieb, ber hkt waltet, bat gerabe btefeS ©tch=ntcht=er= haltenjwollen ju erEtären: „Jöunger" tft fchon eine 2luS= beutung nach ungleich Eompltjt’erteren Organismen (— Jpunger tft eine fpejtaltfierte unb fpätere §ortn beS ©rie= beS, ein SluSbrucE ber SlrbettSteilung, im ©tenft eines bar« über waltenben fwbeten ©rtebeS). > 424. _ ©ie ©eilung eines Protoplasmas tn pttet tritt ein, wenn bte stacht nicht mehr auSreicht, ben angeeigneten 23eftt$ ju bewältigen : Rügung ift golge einer ©huntaebt.
232 ^rtttjip einet neuen ®ertfei5itng. 2Bo bte SOJännchen aua junger bie Söetbchen auffucften unb tn timen aufgehen, tffc Beugung bte golge einea $ungera. 425. ©pott über ben fallen „illlttuiamua" bet bett $8to* logen: bte gortpflanjung bet ben Slntöben etfcfjeint ata 2lbmerfen beö 23allafiea, ala purer föortetl. Die 2luafto= fjung ber unbrauchbaren ©toffe. 426. „Klüglich" tm ©tn ne ber batmtnifHfchen 23tologte — baa heifit: tm .Sampf mit anberen ftch ala begönfitgenb crmet* fenb. 2lber mtr fcheint fc^on baa Sftehrgefüht, baa ©e^ fühl bea ©tärfermerbena, ganj abgefe^en uom ' 9ht(3 en tm .Sampf, ber eigentliche gortfchrttt: aua btefem ©e* fühle entfprtngt erft ber SBtlle jum .Sumpf, — 427. „ 9lttt3lich" tn bejug auf bte 25efchleuntgung bea Sempoa ber @:ntmicflung ift etn anberea ,,9lü%licf)" ata baa tn bejug auf mßgltchffe geftftellung unb Dauerbafttgfett bea Qrnt* mtcfelten. 428. ©egen ben Darmtniamita. — Der -Jlutjen etnea £)rs gana erflärt nicht feine Gfntftehung, tm ©egenteil ! Die (gngfte j3ett, mährenb beren eine Sigenfchaft ftch bitbet, er* hält fte baa 3nbiotbuum nicht unb nütjt thm nicht, am me* ntgften im .Sampf mit äufjeren Umflänben unb gtinben. 2Baa ift juletjt „nützlich"? fDfan mufj fragen „tn bejug toorauf nützlich ?" 3«*« SSetfptel maa ber Dauer bea 3m bttnbuttma nüi3 t, fönnte feiner ©tärfe unb Fracht ungün* ftig fein; maa baa Snbtoibuum erhält, fönnte ea jugleich ferhalten unb ftillft eilen in ber (Entmtcflung. Slnbererfetta fann etn fanget, eine Entartung oorn höchften klugen fern, infofern fte ala ©timulana anberer Drgane mtrft. €benfo fann eine Notlage Sriftenjbebingung fern, infofertt fte ein Snbtotbuum auf baa Sttafj fwunterfchrau&t, bei bem ea jufammenhält unb ftch nicht uergeubet. — Daa 3nbi* oibuum fetbjl: ala Äarnpf ber Sette (um Nahrung, Sflaum
2> i (9? a tuv— ein^adhtroiIIe. 2. Organ.9? a tur. 233 ufw,) : ferne GfntwtcElung geEnüpft an ein ©tegen, S3ot» bert fehen einjelner Steile, an etn 33erEümmern, ,,£>ts ganwerben" anbetet Steile. Der Cütnflufi bet „äufjeten Utnftänbe" ift bet Darwin inb Unftnnt'ge überfcfiägt: baö SBefentliche am 2ebenöproje§ ift gerabe bte ungeheure gejlaltenbe, non innen her formen* febaffenbe ©ewalt, welche bte , pufferen Umftänbe" auö* nügt, auöbeutet.... Dte oon innen her gebilbeten neuen formen ftnb nicht auf einen >3wecE ^trt geformt; aber im Äampf ber Steile wirb eine neue ^orm nicht lange ohne 33e* jtehung ju einem partiellen 9lugen flehen unb bann, bem (Gebrauche nach, (ich immer oollEommener aubgeftalten. 429. 2lntt*Darwtn. — Söab mich beim Übetbltcf über bie großen ©chtcEfale beb Sttenfcffen am meiflen überrafcht, ift, immer bab ©egenteil öot Singen ju fehen oon bem, wab heute Darwin mit feiner Schule fteljt ober fehen will: bte SeleEtton jugunflen ber StärEeren, SöeffetweggeEommenen, ben gortfehrttt ber ©attung. ©erabe bab ©egenteil greift ftch mit Jpänben : bab Durchftretchen ber ©lücEbfälle, bie Unnügltcf>Eett ber fyöfyet geratenen Stppen, bab unoetmetb* liehe Jhettwetben ber mittleren, felbfl ber unter*mitt* leren Stppen. ©efegt, bafj man unb nicht ben ©runb auf* jetgt, warum ber SKenfcf) bie Slubnahme unter ben Ärea* tuten ift, neige ich jurn Vorurteil, ba§ bie Schule Datwinb fich überall getäufcht hat. Sener SÖille jur Stacht, in bem ich ben legten ©runb unb ©buraEter aller Sßetänbetung wie« betetEenne, gibt unb bab SDJtttel an bie Jpanb, warum ge* rabe bie SeleEtton jugunften ber Slubnaftmen unb ©lüefö- fälle nicht ftatthat : bie StärEfien unb ©lücfltchftcn finb fchwacl), wenn fte organisierte JperbeninfKnEte, wenn fie bte gurchtfamEeit ber Schwachen, bte Überzahl gegen ftch haben. SOZein ©efamtafpeEt ber Sßelt ber SBerte jetgt, bafj in ben oberften SBerten, bie über ber SDienfchhett heute aufs gehängt ftnb, nicht bte ©lücEbfälle, bie SeleEtionbtppen, bte Dberhanb hüben: otelmehr bte Stppen ber decadence, —
234 tprinjip einer neuen üßertfefcitng. melletcbt gibt eö ntcbtö Sntereffantereö in ber Seit alö bie= feö unermünfcbte ©cbaufptel.... @o feltfam es Elingt: man bat bte ©tarEett immer jit bemeifen gegen bte ©cftmacfjen; bte ©lücflicben gegen bic SttifiglücEten ; bte ©efunben gegen bte BerEommenben unb <£rblicb=Belafteten. Stil man bte Realität jur Slioral for* mutieren, fo lautet btefe SDIorat: bte Mittleren fmb mehr mert alö bte 2tuönabmen ; bte decadence-©ebtlbe mehr alö bte Mittleren ; ber Stile gum 9Itcf)t$ bat bte Dberbanb über ben Stilen jum Sehen — unb baö ©efamtjtel tft, nun, cbriftlicb, bubbbtftifcb, febopenbauerifeb auögebrücft: „beffer nicht fern, als fern". ©egen bte Formulierung ber Realität jur Sfloral empöre ich mich: beöbalb perborrefjtere ich baö (Sbrtftentum mit einem töbltcften öpaf), metl eö bte fubltmen Sorte unb ©e= bärben jefmf, um einer fefiauberfiaften SirElicbEett ben SDtam tel beö 9lecbtö, ber Dugenb, ber ©öttlicbEeit ju geben.... 3rcb febe alle ^b^ofopben, ich fe^e bte Stffenfc^aft auf ben .Unten oor ber Realität oom umgeEebrien Äampf umö Dafein, alö thn bie ©cbule Darmtnö lebrt, — nämlich ich febe überall bte obenauf, bte übrtgbletbenb, bie baö Sehen, ben Sert beö Sebenö Eompromittieren. — Der Irrtum ber ©cbule Darmtnö mürbe mtr jum Problem: mte Eann man bltnb fern, um gerabe fiter falfcb ju feben? Dafj bte ©attungen einen Fatdfcbritt barftellen, tft bte unoernünftigfte Behauptung t>on ber Seit : etnjlmeilen ftcl* len fie ein 9ttoeau bar. Dafj bte höheren Drgantömen auö ben nteberen ft'cb entmicfelt hätten, tft bureb Eet'nen Fall biö= her bezeugt. 3fcb febe, bafj bie nteberen bureb bte Sttenge, bureb bie Klugheit, bureb bte Stft tm Übergemtcbt finb, — ich febe nicht, mie eine jufällige Beränberung einen Borteil abgtbt, jum minbefien nicht für eine fo lange $eit: btefe märe mieber etn neues SDtott», ju etEIären, marum eine 3m fällige Beränberung berartig ftarE gemorben tft. Sch finbe bte „©raufamEett ber Dtatur"’, »on ber matt fo tue! rebet, an einer anbern ©teile: fie iffc graufam gegen
®ic Olatur -V ein 'SRacbfrotüe. 2 . £v<tait. Statur. 235 t^rc ©lücEöEinbet, fie fchont unb fertigt urtb liebt les humbles. In summa: baö SBachötum bet SDZac^t einer ©attung ift burcl) bte ^räponberanj ihrer ©lücEöEinber, ihrer ©tarEen metletcht weniger garantiert als burch bie ^räponberanj ber mittleren unb nieberen £ppen.... Sn leiteten ift bie grofje gruchtbarEeit, bie Sauer; mit erfteren wächft bie ©es fahr, bie rafche 33erwüftung, bie fclmelte ^ahlüerminberung. 430. SlntisSarwtn. — Sie SomefliEatton beö 9)iens f eh e n : welchen befinitwen Söert bann fie höben? ober hat überhaupt eine SomefHEation einen befinitwen Söert? — SDJan hat ©rünbe, bieö testete ju leugnen. Sie ©cfmle Sarwinö macht jwar grofje Slnftrengung, unö jum ©egenteil ju Überreben: fie will, baff bie SBirEung ber SomeftiEatton tief, ja funbamentat werben Eann. dinfts wetten hatten wir am Sitten feft: eö hat fich nichtö biöher bes wiefen, atö eine ganj oberflächliche Söirfung burch Someftis fation — ober aber bie Segenerefjenj. Unb atteö, waö ber tnenfehttchen Jjjxtnb unb Züchtung entfdjlüpft, Eelwt faft fo= fort wieber in feinen Dtatutjufianb jurücE. Ser Stjpuö bleibt Eonftant : man Eann nicht „denaturer la nature“. SKan rechnet auf ben Äampf um bie ßrtjlenj, ben Sob ber fchwächtichen SÖefen unb baö Überleben ber ERobufteften unb SSeftbegafcten ; folglich tmagtniert man ein befiänbigeö Söachbtum ber EßollEommenbeit für bie ffiefen, 2Bir haben unb umgeEehrt oerftchert, bafj, in bem Äatnpf um baö Seben, ber Zufall ben ©erwachen fo gut bient wie ben ©tat* Een; bafj bte 2ift bie Äraft oft mit Vorteil fich fuppliert ; bafj bie gruchtbarEett ber ©attungen in einem merEwtirs bigen ERapport ju ben Chancen ber ^erftörung fleht.... S9?an teilt ber natürlichen ©eteEtion jugletch längs fame unb unenbltche SDJetamorphofen ju: man will glau= ben, bafj jeber SSorteil fich vererbt unb fich in abfolgenben ©efchlechtern immer ftärEer ausbrüeft (wäfwenb bie Stbs lichEett fo Eaprijiöö ift....); man betrachtet bie glücElt'chen Slnpaffungett gewtffer ©efen an fehr befonbere gebenöbebim
236 9)rtnjip einet neuen 2Berffetutng. gungett, unb matt erFlärt, baf? fie burch bett @tnflu§ beS Milieus erlangt feien. Sftan finbet aber SSetfptele ber unbenutzten ©eleFtion titrgenbömo (ganz unb gar nicht). Sie btSparateften 3nbt= uibuen einigen fiel), bie extremen mtfehen ftcf> in bie SDJaffe. 2WeS FonEurriert, feinen Stppuö auf recbtjuerbalten ; ©efen, bie äußere 3ctcb>cn haben, bie fie gegen gemtffe ©efatmen fcf)üt3en, »erlieren bief eiben nicht, wenn fte unter Umflänbe Fomttten, mo fie ohne ©efaljr leben.... 3Benn fie £)rte be= mahnen, mo baS ^teib aufhört, fte ju »erbergen, nähern fie ftch FeineSmegS bem üDiilieu an. SWan hot bie 2luötefe ber ©chönften in einer ©eife übertrieben, mie fte meit über ben ©cbönbettötrieb unfrer eignen Staffe binauögebt! Xatfaeftlicf; paart ftch baS ©cf>ön= fie mit fehr enterbten Kreaturen, baS ©röfjte mit bem $leim ften. §ofi immer fehen mir SEliänntben unb ©eibeben oon jeber zufälligen Begegnung profitieren unb ftch gonz unb gar nicht mählertfch zeigen. — 59?obiftFatton burch $ltma ttnb Nahrung: — aber tn ©abrbett abfolut gleichgültig, (SS gibt Feine Übergangsformen. — 3)?an behauptet bie machfenbe (JntmtcFlung ber ©efen. CfS fehlt febeS günbament. Seber StppuS hat feine ©renze : über biefe hinaus gibt es Feine ©ntmtcFlung. 23iS bahin ab folute 9iegelmäftgFett, SDietne ©efamtanfiebt. — ßfrfter ©af3: ber SJJettfch als ©attung ifi nicht im gortfebritt. Rohere Stppen mer* ben mohl erreicht, aber fie hatten ftch nicht. SaS 9tmeau ber ©attung mirb nicht gehoben. ^metter ©af3t ber SDienfch als ©attung ftellt Feinen gortfebritt im Söergleicb z u irgenbeinem anbern Stier bar. Sie gefamte Stiers unb spflanzenmelt entmicfelt ftch nicht oom Stöberen znnt Roheren.... ©onbern altes zugleich unb überet'nanber unb burchetnanbet unb gegeneinanber. Sie reichflen unb Fomplejceflen formen — benn mehr bes fagt baS ©ort „höherer StppuS" nicht — gehen leichter zu* grunbe: nur bie niebrigften holten eine febetnbare Unser*
£>ie Statur — eilt ‘9Jtad)ftütfIe. 2. Organ. Statur. 237 gcmgltchfett feft, (gtftere »erben feiten erreicht unb galten ftch mit Stot oben: teuere buben eine fompromittierenbe grucbtbarfeit für fiel). — Stucf) in ber 3)ienfcf)f)ett geben unter roecbfelnbet ©unft unb Ungunft bie höheren Sippen, bte ©lücfbfällc ber Gfnttoiöflung, am leichteren jugrunbe. Ste ftnb jebet 2lrt oon decadence auögefegt: fie ftnb ep ttent, unb bömit fei 6 ft beinahe fchon decadents.... Sie furje Sauer ber (Schönheit, beö ©enieö, beö @äfat tfi sui generis: bergleichen oererbt fiep nicht. Ser Sppuö oererbt fith; ein Sppuö ift nichtö Cfjctremeö, fein „©lucföfaH".... Saö liegt an feinem befonberen ißerhängntö unb „böfen SMlen" ber Statut, fonbern einfach am SSegriff „höherer Sppuö": ber höhere Sppuö ftellt eine unoergleicplich größere «ftomplejcttcit, — eine größere (Summe foorbtm'erter <£te= mente bar: bamtt ioirb auch bie Siögregatton unoergletcf>= lief; roahrfcheinltcher. Sab „©ente" ift bie fubtimfte SÄa* fepine, bte eö gibt, — folglich bie jetbrecplicpfte. Srttter Sag: bie Someftifation (bie „Kultur) beO 5Dienfchen geht nicht tief.... 2öo fte tief geht, ift fie fofort bie Segenetefjenj (Xppuö: ber €hrtft).Ser ,,toilbe // 3)?enfch (ober, moraltfch auögebrücft: ber böfe SD?enfch) ift eine StücfFepv jur Statur — unb, in getoiffem Sinne, feine 2öie= berperftellung, feine Reifung oott ber „Kultur".... 43t. ©runbirrtümer ber biö^ertgen Biologen: eö banbeit ftch niept utn bte ©attung, fonbern um ftärfer auöjutoit* fettbe ^nbiotbuen. (Sie oielen finb nur Mittel.) 'Saö Sehen ift nicht Slnpaffung innerer 23ebinguttgett an auf ere, fonbern SStlle jur Stacht, ber oon innen her immer mehr „Ülufeteö" ftch unterwirft unb einoerleibt. Stefe SStologen fegen bie motaltfcpen SÖertfcpägungen fort ( — ber „an ftch höhere SBert beö Slltrutömuö", bie ^eiubfcpaft gegen bie Jpertfcbfucpt, gegen ben Ätteg, gegen bte Unnüglicpfeit, gegen bte Stang* unb Stänbeorbmmg). 432. Ste Snbioibuation, oom Stanbpunft bet Slbflam* mungötheorie beurteilt, geigt baö beftänbige Verfallen oon
238 ^rittjtp einer neuen SBertfepung. «ins in gmet unb bab ebenfo beßcinbige SSetgegen bet Snbi; oibuen auf ben ©ewtnn oon wenig Sinbtotbuen, bte bte Sntwtcflung fortfegen: bte übergroße Sttaffe fttrbt jebebtnal ab („bet Setb"). Sab ©runbpgättomen : ttnjäglige Snbiotbuen ge; opfert um weniger willen: alb beren Stmöglkgung. — SÄan muß ftcg nicgt täufcgen taffen: ganj fo ßegt eb mit ben SSölfettt unb Staffen: fte Silben ben „SetS" jur Sr; jeugung oon etnjelnen wertoollen ^nbiotbuen, bte bett großen ^rojeß fortfegen. 433. EOttt ber motalifcgen Jperabwürbtgung beb ego gegt aucg nocg, in bet Slaturwiffenfcgaft, eine ÜSetfcgägung ber @at= tung Jpanb in Jpanb. 2tber bie ©attung iß etwab ebenfo Sllufortfcgeb wie bab ego : man gat eine falfcge Stßtnftion gemacht. Sab ego tß gunbertmal m egt alb bloß eine Sin; geit in ber Äette oon ©liebem; eb iß bie Äette felSß, ganj unb gar; unb bte ©attung iß eine bloße Slbßraftion aub ber SStelgett btefer betten unb beren partieller Slgnltcg; feit. Saß, wie fo oft begauptet worben iß, bas Snbtotbuum ber ©attung geopfert wirb, tß butcgaub fein Xatbeßanb: oieltnegt nur bab SOtußer einer feglergaften Snterpretation. 434. ©egen bte Sgeorie, baß bab einzelne Snbtotbuum ben Slot; teil ber ©attung, feiner Stacgfommenfcgaft im 2luge gat, auf ttnfoßen beb eigenen 23orteilb: bab iß nur ©cget'n. Sie ungegeure SBwgtigfeit, mit ber bab Snbwtbuum ben gefeglecgtlicgen Snßtnft nimmt, iß nicgt eine golge oon beffen SSkgtigfeit für bte ©attung, fonbern bab ^mgen iß bie eigentltcge Setßuttg beb ^nbtotbuumb unb fein göcgßeb Sfntereffe folgltcg, feine göcgße fßtacgtäußerung (natür; lieg nicgt oom SJewußtfein aub geurteilt, fonbern oon bem Zentrum ber ganzen Snbiot'buation). 435. Set ©eficgtbpunft beb „2Öertb // iß ber ©eficgtbpunft oon Srgattungb;, ©teigerungbSebingungen in Jpinftcgt
2>ie9tatur — ein 5Jiad)tiutl(e. 3 . 'SJtenfd) af$9tafun». 239 auf fomplejcc ©ebilbe oon relattoer Dauer beö Sebenö inner* halb beö ©etbettö. <iß gibt ferne bauerf;aften fegten Einheiten, feine Sltome, feine Vtonaben : auch gier ift „baö Seienbe" erft oon unö btneingelegt (auö praftifchen, nüglidfen, perfpeftiotfchen ©rünben). „Jpetrfchaftögebilbe"; bie Sphäre beö Vehetrfchenbcn fottioäf>tenb toachfenb ober unter ber ©unfl unb Ungunft ber Umjtänbe (ber Grtnährung —) petiobtfch abnebmenb, junefmtenb. ,,©ert" ift toefentlict) ber ©eftcbtöpunft für baö £u* nehmen ober älbnehmen btefet ^errfcgaftticfien Zentren („Vielheiten" jebenfallö ; aber bie „Einheit" ift in ber 9ta* tur beö ©erbenö gar nicht oothanben). Die 2luöbrucfömtttel ber Sprache finb unbrauchbar um baö „©erben" auöjubtücf en : eö gehört ju unferm unab* löblichen SSebürf nt ö ber Erhaltung, beftänbig eine grö* bere ©eit oon Vleibenbem, oon „Dingen" ufio. ju fegen. Dtelatio bürf en mir oon Sttomen unb Vlonabett reben : unb getoi§ ift, baff bie fleinfle ©eit an Dauer bie bauet* bciftefte ift.... (fö gibt feinen ©tllen: eö gibt ©illenö* punftattonen, bie beftänbig ihre ÜJtacbt mehren ober oer* iieren. 3. ‘Ser < 37lenfrf> a(3 53aturu?efen. 436 . Der Vtenfcfj. 2Itn Seitfaben beö Seihe ö. — ©efegt, ba§ bie „Seele" ein anjtehenber unb geheimnisoollet ©ebanfewat, oon bem fich bie iphilofophen mtt 9techt nur miberftrebenb getrennt haben — oielleicfft ift baö,toaö fie nunmehr ba* gegen einjutaufchen lernen, noch anjiehenbet, noch geheim* niöoollet. Der menfchliche Seih, an bem bie ganje fernfte unb nächfte Vergangenheit alleö otganifchen ©etbenö wie* ber lebenbig unb leibhaft toitb, butch ben btnbutch, übet bett hinweg unb h<nauö ein ungeheurer, unhörbarer Strom ju
240 9)rinjtp einet neuen SBertfefcung. fliefjen fcheint: ber 2eib ift ein erftaunlicherer ©ebanfe als bte alte „‘Beck", (iS ift ju dien fetten beffet an ben Selb als an unferen etgentlichflen 23efi<3, unfer gerotffefteS ©ein, futj, unfer ego geglaubt rootben als an ben ©etft (ober bte „Seele" ober baS ©ubjeft, rote bte ©chulfpradje jef3t flatt (Seele fagt). 9ltemanb fam je auf ben (itnfalt, feinen SJtagen als einen ftemben, etroa einen göttlichen SWagen ju oer; flehen : aber feine ©ebanfen als „eingegeben", feine 2Bert= fcftäfjungen als „oon einem diott eingeblafen", feine 3m fünfte als Xättgfett im Kammern ju faffen — für biefen Jpang unb ©efebmaef beS Sttenfcften gibt eS aus allen Slltern bet SOtenfchhüt 3 £ «sntffe. ie§t ift/ namentlich «der Äünfllern, eine 2lrt iöerrounberung unb ehrerbtetigeö 2luS* hangen ber ©ntfeftetbung reichlich oorjufinben, roenn fich ihnen bte l^ragc notlegt, rooburch ihnen ber bejle SBurf ge* lungen unb auö welcher SBelt ihnen ber fehöpfettfehe ©e; banfe gekommen ift: fie h«ben, roenn 'fie bergcfialt fragen, etroaö rote Unfchulb unb Hirtbliche (Scham habet, fie tragen eS fautn ju fagen, „baS fam non mir, bas roar meine Jjhanb, bie bie SBürfel roatf". — Itmgefehrt haben felbft jene fpim lofophen unb SHeligiöfen, roelche ben jroingenbften ©rttnb in ihrer Sogtf unb grömmtgfett hatten, ihr leibliches als £ctu= feftung (unb jroar als überrounbene unb abgetane £ciufchung) ju nehmen, nicht umhin gefonnt, bte bumme i&ttfächltch* fett anjuetfennen, baff bet Seih nicht baoon gegangen ift: roorüber bie feltfamften ^ettgrttffc teils bei fPauluS, teils in ber 33ebättta4>hifofophie 3« ftnben ftnb. 3lber roaS be* beutet Julei# ©tärfe beS ©laubenS? Deshalb fönnte es immer noch etn feht bummer ©taube fein! — JjMer tft nacf)= jubenfen: — Unb jutef3t, roenn ber ©taube an ben £etb nur bie golge eines ©chluffeS ift: gefegt, es roäre etn falfcher ©cftlul, roie bie Sbealtjlen behaupten, ift eS nicht ein ^ragejetchen an ber ©laubroürbtgfeit beS ©eifteS felber, bafj er ber= geftalt bte Urfache falfcher ©chlüffe tft? ©efe|t, bie Vielheit unb Staunt unb 3ctt unb Söeroegttng (unb roaS alles bie SSorauSfetjungen eines ©laubenS an Seiblichfeit fein mögen)
®te 3tatur — ein stacht trifte. 8. -äJtenfcbafS Saturn). 241 träten Sertürner — tretcbeS ISJitfftrauen würbe bteS gegen ben ©eift erregen, bet uns ju folgert SSorauöfeijungen rer= anta§t bat ? ©enug, ber ©taube an ben 2eib ift emfiroetlen immer noch ein ftärferer ©taube atS ber ©taube an ben ©ctffc ; unb mer iftn untergraben Witt, untergräbt eben ba? mit am gtünbticbfien auch ben ©tauben an bie Autorität beS ©eifteS! 437. Ser Setb atS jrterrfcbaftSgebitbe. Sie Artftoftatte im £eibe, bie 9)?ebrbeit ber #errfct)en* ben (Äampf ber Betten unb ©etrebe). Sie ©Raserei unb bie Arbeitsteilung : ber ^ö^tere SppuS nur möglich burcf; jperunterbrücfung eines niebeten auf eine gunftton. Suft unb ©cbmerj fein ©egenfafs, SaS ©efübt bet ättaebt. „©tnäbtung" nur eine Äonfequenj ber unerfättticben Am eignung, beS SöittenSjur SOfact^t. Sie „Beugung", ber 3erfatt, eintretenb bei ber Sbnmacftt ber berrfebenben Betten, baS Angeeignete ju organtfieten. Sie geftaltenbe $raft tft es, bie immer neuen „©toff" (noch mehr „Äraft") sorrätig haben will. Saö Sftetfterftücf beö Aufbauö eines StgantSmuö aus bem (£t. „SWecbanifttfcbe Auffaffung": tritt ntct;tS atS Quantität ten : aber bie Äraft fteeft in ber Qualität. Sie SDtecbaniftif fann atfo nur Vorgänge befebreiben, nicht erklären. Ser „Bwecf". Aitsjugeben son ber „©agajität' 7 ber 9)ftanjen. begriff ber „SSeröoltfommnung" : nicht nur größere ^omptijiertbeit, fonbern größere stacht (— braucht nicht nur größere SOJaffe ju fein — ). ©eblug auf bie ßnttrieftung ber 9)?enfcbbett : bie Sßers sotlfommnung begeht in ber ^eroorbrtngung ber mäcbttgs ften Snbtsibuen, ju beten Söerfjeug bie größte fDienge ge= macht tnt'tb (unb jtrat atS intctligentefteö unb betneglicbffeS Söetfjeug). 9ßie$fcf)e, S)cr ^öiUe jur 0J?aet)t. 46
242 Slrittjip einer neue« SBettfebung. 438 . 2rn ber ungeheuren Stetheit beö ©efchefKnö innerhalb cineö Qrganiömuö tg ber unö bewugt roerbenbe Seit ein btogeö Mittel: unb baö bigehen „Sugenb", „Selbgtofigj fett" unb ähnliche gifttonen werben auf eine »ottfommen rabifale SBetfe t»om übrigen ©efamtgefchehen auö Sögen gegraft. SSir tun gut, unferen Qrganiömuö in feiner öoll* fommenett Unmoratität ju gubieren.... Dte antmatifchen gunftionen ftnb ja prinzipiell mittio= nenfach wichtiger als alte fchönen jSugättbe unb SSewugts fetnöhöhen: teuere finb ein Überfctmg, foweit fie nicht SSerfjeuge fein müffen für jene antmatifchen gunftionen. £)aö ganze bewußte Sehen, ber @eig famt ber Seele, famt bem J(?erjen, famt ber ©üte, famt ber Sugenb : in weffen £>teng arbeitet eö benn ? 3a bem mögltchger Seroottfomrm nung ber Mittel (©nährungö;, Stetgerungömittel) ber ant= maltfchett ©runbfunftionen : oor altem ber Sebenögetge* rung. liegt fo unfäglicfj tuet mehr an bem, waö man „Seih" unb „gtetfeh" nannte: ber Sieg tg etn ftetneö Zubehör. Sie Stufgabe, bie ganze Äette beö Sebenö fortjufpinnert, unb fo, bag ber gaben immer mächtiger wirb — baö tg bie Stufgabe. Slber nun fehe man, wie äherz, Seele, Sugenb, ©etg förmlich geh öerfegwören, btefe prinzipielle Stufgabe ju oer* f ehren: wie atö ob fie bte $kh wären!.... Ste Ürttars tung beö Sebenö tg wefentlich bebütgt burct; bte augeror* bentlt'che Stwtumöfähigfeit beö Sewugtfetnö: eö wirb am wentggen burch Sngtnfte in Jaum gehalten unb oer= greift fief) beöhalb am tänggen unb grünbltchgen. 9iach ben angenehmen unb unangenehmen @efüh J len btefeö SSewugtfeinö abnteffen, ob baö Däfern Söert hat : fann man geh eine tollere Sluöfchwet'fung ber ©telfeit benf en ? <iß ig ja nur ein Siittel : — unb angenehme ober unangenehme ©efüfjte ftnb ja auch nur Glittet! Söoran trugt ftch obj'eftio ber SBert? Sittein an bem Quantum gegetgerter unb organifterter SSiacht....
®teV<tfur — ein ^acbfutiUe. S .ÜRettfcbalö Vaftmu. 243 439. Sie normale Unbeftiebtgung unfrer Artete, jutn 35et= fptcl beö fjungerö, beö GJefcf)Xecf)tstrte6s, beö Vewegitngö* triebö, enthält in fiel; burchauö noch nichts .fterabftimmen* beö; fte wirft tnelmefn agazierenb auf baö Se6enögefüX>t, wie j'eber 9if)t)tf)miW oon Steinen^ fcfymerjfxxften Sfteigen eö fiärf t, waö auch bie ^effimiflen unö oorreben mögen. Stefe Unbefrtebtgung, ftatt baö Men ju oerletben, tfl baö grofie Stimulanö beö Sebenö. (VJan fönnte tnelletcht bie Sufi überhaupt bezeichnen alö einen Sthpthmuö Heiner Unlufireije.) 440. Ser (Scbmerj tft etwaö anbcreö alö bie Sufi, — ich wi(( fagen, er tft nicht beren ©egentetl. SBenn baö ffiefen ber /.,Sufb // zutreffenb bezeichnet wor* ben ift alö ein fpiuögefühl »on Vtacftt (foniit alö ein Sifferenzgefüfl, baö bie Vergleichung öorauöfe^t), fo tft bamtt baö 2Befen ber „Unlujt" noch nicht bef entert. Sie falfcl;en ©egenfä^e, an bie baö Volf unb folglich bie Sprache glaubt, finb immer gefährliche gufffeffetn für beit ©ang ber 2öahrf)ett gewefen. <£ö gibt fogar gälte, wo eine 2lrt Suff bebtngt tffc burch eine gewiffe rhpthmifche 2lb* folge Heiner Unluftreize: bamtt wirb etn feltr fchnelleö 2lrt* wachfett beö Vtacljtgefühlö, beö Suftgefühtö erreicht. Steö ift ber galt zum SSetfptel beim $if$et, auch beim gefchlechtlichen Äii3 et tm 2lft beö ©ot'tuö : wir [eben bergeftalt bie Uniuft alö Sngrebtenö ber 2ufi tätig. @ö fchetnt, eine Heine Hemmung, bie übetwunben wirb unb ber fofort wteber eine Heine .fitem* ntung folgt, bie wieber überwunben wirb — biefeö (Spiel »on SBtberftanb unb Sieg regt jeneö ©efamtgefühl oon überfchtiff i g er, überflüfftger SOTacht am ftarfflen an, baö baö SBefen ber Sufi auömacht. Sie Umfehrung, eine Vermehrung ber Schmcrzctnpftn* bung burch Heine etngefcf)obene Suftretze, fehlt: £uft unb Schmerz ftnb eben ntchtö Umgefehrteö. Ser Schmerz ift ein tntellef tueller Vorgang, in beut 16*
244 einer neuen üBerffejntng. entfefneben ein Urteil laut wirb, — baö Urteil „fcbäblicb", in betrt fiel) lange Erfahrung auffummtert bat. 2ln [icf> gibt eö feinen ©cfnnerj. iffc nicht bie SSetmunbung, bte inet) tut; es tft bie Erfahrung, non melcben (Stimmen folgen eine Sßermunbung für ben ©efamtorganiömuS fein Hann, melcbe in ©eftalt jener tiefen grfcfmtterung rebet, bie Um tuft betfjt (bei fcfjäbtgenben ©nfiüffen, melcbe ber älteren 3)?enfct)tjeit unbefannt geblieben ftnb, zum 83etfpiel non feiten neu fombinierter giftiger Qibemifalien, fehlt auch bie 3luSs fage bes ©ctjmerjeö, — unb »tt finb oerloren). Sm ©cbmerz tft baö eigentlich ©peztfifcbe immer bie lange ßrfcljütterung, baö Dlacfj,jittern etneö fcbrecfenerregem ben ©bofS im zerebralen Jperbe beS 9teroenfhfiemö : — man Setbet eigentlich nicht an ber Urfadje beS ©cbmerzeö (trgenb* einer Verlegung jum 23eifptel), fonbern an ber langen ©leicbgemtcbtöficrung, melche infolge jenes Sbofö eintritt. Ser ©cljmerj ift eine älranfbett ber zerebralen Dteroenberbe, bie Suft ift burebauö feine «ftranfbett. Safj ber ©cbmerz bie Urfacbe ift ju ©egenbemegungen bat zmat ben 2lugenfcbetn unb fogar baS ipbtfofopbwmoturtetl für ftcb ; aber in plöftfteben fällen fommt, wenn man genau beobachtet, bie ©egenbemegung erftcbtlicb früher als bie ©cbmetzempftnbung. ©S jtünbe febtimm um mich, wenn ich bei einem Fehltritt zu märten hätte, bis baö gaftum an bie ©locfe beS S3emufjtfeinö febfüge unb ein 2ötnf, maö Zu tun ift, zurücftelegrapbiert mürbe. Stelmebr unterfebeibe ich fo beutltcb als möglich, baff erft bie ©egenbemegung beö ^ttfieS, um ben gall Z u oerbüten, folgt unb bann in einer meßbaren ^et'tbifianj eine 2lrt febmerzbafter SBelle plöf3ltcb im oorbern Äopf fühlbar mirb. 50?an reagiert atfo nicht auf ben ©cbmerz. Ser ©cbmerz mirb nachher projiziert in bie oermunbete ©teile : — aber baö Söefen biefeö Sofalfcbmerzeö ift trotjbem nicht ber Sluöbrttcf ber Strt ber Maloermum bung; er ift ein bloßes Srtözeicben, beffen ©tärfe unb Som art ber Sermunbung gemäfj ift, melcbe bte Efteroenzentren baoon empfangen buhen. Safj infolge jenes €bofö bte S9fuö= felfraft beS Srgant'SmttS mefjbar beruntergebt, gibt burtfjs
©ie9?atur—etu3RaA)tmtHe. 3.3K c rtfcf)a[ i Statunt». 245 auö noch feinen Slnbalt bafüe, baö SBefen beö ©chmer^cö in einet SSetminberung beö SOtachtgefühlö ;$u fuctfen. 2>Jan reagiert, nochmalö gefagt, nicht auf ben ©chmer^: bie Unluft ift feine „Urfache" oon Jpanbtungen. Der ©c^merj fetbft ift eine Efteaftion, bie ©egenbewegung ifl eine anbte unb frühere Steaftton, — betbe nehmen oon oerfcf;ies benen ©teilen ihren Sluögangöpunft.... 44t. 9)?an hat bie Untufl üerwechfelt mit einer Slrt bet Um tufl, mit bet bet Gftfchöpfung ; leitete ftellt in bet Dat eine tiefe SSetminbetung unb jperabftimmung beö SBtttenö jut fOfac^t, eine meßbare ©nbuffe an Äraft bar. 25ab will fagen : eö gibt a) Untuft alö ^eijmittel jut 23er jlätfung bet SDtactft, unb b) Unluft nach einet 23ergeubung oon ID?acf;t ; im etfleten gatle ein Stimulus, im letztem bie golge einer übermäßigen Steigung.... 2)ie Unfähigfett jum SSibetfianb ifl bet testeten Untuft $u eigen: bie öperauöfotberung beö SBt'berftehenben gehört jut etfleten.... Die 2uft, welche tut ^uftanb bet (Etfchöpfung allein noch empfunben wirb, ift baö ©nfchlafen; bie £uft im anbern gälte ift bet ©teg.... Die große SSertoechffung bet $)ft;cf)otogen befianb batin, baß fie biefe beiben Suflatten — bie beö ©infchtafenö unb bie beö ©iegeö — nicht auöetnanbethielten. . Die Cfrs fchöpften wollen Stufte, ©lieberauöfttecfen, gtteben, ©title, — eö ifl baö ©tücf bet nihitifttfchen Stetigionen unb tofophien; bie Steichen unb Sebenbigen wollen ©teg, übers wunbene ©egnet, Ubetfirömen beö Sttachtgefühlö übet weis tere Bereiche atö btöher. Sitte gefunken gunftioncn beö Drs ganiömuö haben bieö 23ebürfniö, — unb bet ganje Dtgas niömuö ift ein folget nach Söachötum oon Sttachtgefühten tingenbet Komplet oon ©pftemen — 442. Sntelteftuatität beö ©chmetjeö: et bezeichnet nicht an fich, waö augenbticftich gefcftäbtgt ifl, fonbern welchen SÖert bie ©ctfäbigung hat in Jju’n ficht auf baö allgemeine ^nbtois buum.
246 ^tittjip einer neuen SBcrtfeputtg. Sb es ©chmetjen gibt, tn benen r/ btc ©attung" unb nicht baS Snbtttbuum leibet — ? Jm* A- ' 443. „Ste (Summe bet Unluft «betsrotegt bie ©usnme bet Sufi : folgltcl) ttsäte baS Slichtfein bet 2Öelt beffet als beten ©ein" — „Sie 2Selt ifl etnsaS, baS tetnünfttgetstetfe nicht state, steil fie besn empftnbenben ©rtbjeft mehr Unluft als Sufi terurfacfst" — berglctchen ©efcf)ttät3 b«f3* ftch heute fPeffn mtSmuS ! Sufi unb Unlufl ftnb siebenfachen, ferne Utfaclfen; es ftnb SBerturteile jsroeiten SftangeS, bte ftch etfl ableiten ton einem tegterenben 2Bert, — ein in giottn beS ©efüfslS te* benbeS „nü|ltch", „fchäbltch", unb folglich abfolut flüchtig unb abhängig. Denn bei jebem „nüfjlich", „fcfjäblich" ftnb immer stoch hunbert terfchtebene üffioju ? ju fragen. Sch »erachte btefen ^efftmtSmuS bet ©enftbtlttät: er ift felbfl ein ^etebert tiefer SSetatmung am Sehen. 444. SBie Eomtnt es, baff bte ©tunbglaubenSarttfet in bet fpfpchologte allefamt bte ätgflen Setbrehungen unb ffalfch* «mieteten ftnb? „Set SÖtenfch fit ebt nach @lücf" jum 23etfptel — stab ifl baran wahr? Um ju tetflehen, ttaö „Sehen'' ifl, ttelche 2lrt ©treben unb Spannung Sehen ifl, muff bte formet fo gut ton SSaum unb fPflange alb tönt $£tet gelten. „SBonach flieht bte fPflanje?" — aber hi« haben mit bereite eine falfche (Einheit erbichtet, bte es nicht gibt: bie £atfacf)e eines millionenfachen SBachStumS mit eigenen unb leibeigenen Snitiattten ifl terflecft unb ter* leugnet, menn wir eine plumpe Einheit „^flanje" totam ftellen. Saff bte lebten Eletnjlen „Snbttibuen" nicht in bem ©inn eines „metaphpfifchen SnbtttbuumS" unb SltomS tet* flänblich ftnb, baff tf> te SUachtfphäte fortstähtenb ftch tet* fchiebt — baS ifl ju alletetjl ftchtbat: aber flrebt etn jebeS ton ihnen, wenn es ftch bergeflalt tetänbert, nach ©lüdE ? — 2lber alles ©ichauSbretten, (Eintetleiben, SÖachfen ifl etn Slnflteben gegen 2ötbetflef>enbeS ; 23et»egung ifl effentiell
©ieSRatur — ein ÜJtacbtioiüe. 3.9Jtettfd)aI$ 9lafttrtt>. 247 etwaö mit Unluftjuflänben Serbunbeneö : eö muß baö, waö pter treibt, jebettfallö etwaö anbereö wollen, wenn eö bers gefialt bte Unlufl will unb fortwäprenb auffucpt. — ©orum Sämpfen bte Säume eineö Urwalbeö mttetnanber ? Um „ ©lüeE" ? — Um ©acpt!.... Ser ©enfcp, Jg»err über bte ^aturgewalten geworben, 4>err über feine eigene ©ilbpeit unb ^ügelloftgEeit (bte Se* gterbcn pabcn folgen, fjaben nüjjltcp fein gelernt) — ber ©enfcp, im Sergletcp ju einem Sormenfcpen, fteUt ein utt= gepeureö Quantum Sftacpt bar, — nicpt ein ^luö oon „ @tüc£ /y ! ©ie Eann man behaupten, baß er nad) ©lücf geftrebt pabe?.... 445. Ser ©laube an „2lf f eEte /y . — 2lffeEte ft’nb eine .Horn flruEtton beö SntelleEtö, eine Cfrbtcptung oon Urfacpen, bte eö ntcpt gibt. 2llle förperltcpen ©emetttgefüple, bte wir nicpt oerftepen, werben tntelleEtuell auögebeutet, baö petßt ein ©runb gefugt, um ftcp fo ober fo ju füllen, tn ^erfonen, (grlebntffen ufw. 2ltfo etwaö 9tacpteiltgeö, ©e; fäprltcpeö, ^rembeö wirb gefegt, aiö wäre eö bte Urfacpe unferer Serftimmung ; tatfäcpltcp wirb eö ju ber Serftitm mung pittjugefucpt, um ber SenEbarEeit unfereö *&= ftanbeö willen. — Jpäufige Slutjuftrömungen jutn ©epirn mit bem ©efüpl beö Gtrfh'cEenö werben alö „^orn" intern pretiert: bte ^erfonen unb ©acpen, bte unö junt ^orn reijen, ftnb Sluölöfungen für ben pppfiologtfcpen jSuftanb. — • Kacpträgltcp, tn langer ©ewöpnung, ftnb gewtffe Vorgänge unb ©emet'ngefüple fiep fo regelmäßig oerbunben, baß ber SlnbltcE gewtffer Seegänge jenen j3ufEanb beö ©emetnge; füplö peroorbrtngt unb fpejiell irgenb jene Slutftauung, ©a= menerjeugung ufw. mit fiel) bringt: alfo burep bte 9lacps barfepaft. „Ser 2IffeEt wirb erregt", fagen wir bann. 3n „Sufi" unb „Unluft" ftecEen berettö Urteile: bie 9tei$e werben unterfepteben, ob fte bem ©acptgefitpl för= berlicp ftnb ober nicpt. Ser ©laube an baö ©ollen. (üfö ift ©unbergtaube, einen ©ebanEen alö Urfacpe einer meepantfepen Sewegung
248 ^nttjip einer neuen ÜBertfe^ung, ju fegen. 2)te Äonfeguenj ber äßtffenfcfjoft Betlangt, : bafi, nacgbem wtt bte SBelt tn SStlbern uns benf bat gemacht haben, wir auch bte Stffefte, 23egehrungen, SSitlen ufw, uns benfbar machen, baS heifft fte leugnen unb als Str'tümer beS SntelleftS behanbeltt. 446. SSenn wtt etwas tun, fo entsteht ein Äraftgefügl, oft fchon Bot bem £un, bet bet SSorfiellung beS ju Xuenben (tote beim Ülnblicf eines ^etnbeö, eines JpemmntffeS, bem wtr uns gewachfen glauben): immer begleitenb. 2ßtt meinen infttnfttB, bieS jfraftgefühl fei Utfache bet £anb* lung, eS fei „bte $raft". Unfet ©laube an Äaufalttät ift bet ©taube an Ätaft unb beten SBitfttng ; eine Übertragung unfteS CütlebntffeS : wobei wtt Äraft unb ^raftgefühl tbew tifijteten. — 9iitgenbS aber bewegt bie Äraft bte ©tnge; bte empf unbene jfraft „fegt nicht bie SftuSfeln in 23ewe= gung". „2Ött haben Bon einem fofchen ^tojefs feine ?8ot* flellung, feine Erfahrung/' „2Bit erfahren ebenfowenig wie bie $raft als 23ewegenbes bie otwenbt'gfett einet SSewegung." £>te Ätaft foll baS ^wtngenbe fern ! „3 5tr et= fahren nur, bafj eins auf baS anbte folgt, — webet $wang erfahren wir, noch Sötllfüt, baf; eins auf baS anbte folgt/'’ 2)te ^aüfalttät wttb erft butch bie ^ineinbenfung beS 3wam geS tn ben golgensotgang gefchaffen. Sin gewtffeS „S3e; greifen" entfielt baburch, baS h wtt haben uns ben Vorgang angemenfchltcht, „befannter" gemacht: baS 23e? fannte ift baS ©ewohnheitsbefannte beS mit Äraftgefuhl Berbunbenen menfcblicbeu (SrjwtngenS, 447. Sch habe bie Slbftcht, meinen 2lrm auSjuff reifen ; anges nommen, ich wetf; fo wenig Bon ^hgfiologte beS menfch ; liehen £etbeS unb Bott ben mechanifchen ©efegen feiner S5e? wegung als ein 9)tann aus bem 23olfe, was gibt eS etgenb lieh SSagereS, SSlaffereö, UngewtffereS als bt'efe ülbftcgt im iBergletch ju bem, was barauf gefchteh t? Unb gefegt, tch fei ber fcharffinntgfte S9?eehantfet unb fpejiell über bie gor«
©ie^titur — etitSRflcfifmtKc. S .IJtenfcbal^aturn). 249 mein unterrichtet,, bte hierbei angewenbet werben, fo würbe ich um feinen Deut beffer ober fcblechtec meinen 2lrm aus* ftrecfen. Unfer „Sßiffcn" itnb unfer „Dun" in biefem $alle liegen Ealt auset’nanber : als in jwet »erfc^tebenen Reichen. — SlnbererfettS : Napoleon führt ben ^>lan eines gelbjuges burdh ~ was heift baS? öMer iffc alles gewußt, was jur Durchführung beS planes gehört, weil alles befohlen werben mufi : aber auch hier finb Untergebene oorauögefetU, welche baS 2lllgemetne auSlegen, anpaffen an bte 0tot beS Slugem blt'cfö, ®taf5 ber Ära ft ufw. 448. Die ÜÜÖtffenfchaft fragt nicht, was uns jum SBollen trieb: fie leugnet melmefw, baff gewollt worben iffc, unb meint, bafj etwas gan^ anbereS gegeben fei — furj, baff ber ©laube an „SStlle" unb „jSwecf" eine Sllufton fet. Sie fragt nicht nach ben SOfottoen ber J^anblung, als ob biefe ünS oor ber ^anblung im 23ewufj tfein gewefen wären: fon= bern fte jerlegt erft bte Jpanblung in eine mechanifche ©ruppe oon ©rfchetnungen unb fucht bie SSorgefchtchte btefcr mechantfchen Bewegung — aber nicht im fühlen, ©mps ftnben, Denfett. Daher Eattn fte nie bte ©rflärung geben: bte Smpftnbung tjfc ja eben ihr SOtaterial, baS erf lärt wer* ben f oll. — Sht Problem iffc eben: bie SBelt ju erffären, ohne ju ©mpftnbungen als Ur fache ju greifen: benn bas fjtefje ja: als Urfache ber ©mpfinbungen bie ©mpftn* bungen attfehen. Shre Aufgabe iffc fchlechterbmgö nicht gelöfl. Sllfo: entweber fein SBtlle — bte Jpppothefe ber Sötffen« fchaft —, ober freier SBtlle. Segtere 2lnnahme baS herr* fchenbe ©efühl, oon bem wir uns nicht loömadjett Eönnen, auch wenn bte ^ppothefe bewtefen wäre. Der populäre ©laube an Urfache unb -ZBtrfung tjfc auf bie SfcorauSfetmng gebaut, baff ber freie SBtlle Urfache fei öon jeber SSirfung: erft baher haben wir baS ©efühl ber Jfcatts falität. Sllfo bartn liegt auch baS ©efühl, bafj jebe Urfache nicht Sßtrfung iffc, fonbern immer erft Urfache wenn ber
250 eiticv ttcitcn 2Bertfe$ung. ©ille bte Utfacf;e tfh „Unfre ©illenöaEte ftnb ntdOt not= wenbtg" — baö It'cgt im begriff „©ille". Olotwenbtg tfl bic ©irEung nach ber ttrfache — fo fugten wir. £ö tfl eine öpppotbefc, baff auch unfer ©ölten in jebem galle ein Söffen fei. 449. Unfreiheit ober grethelt beö ©illenö? — €ö gibt Seinen „©illen": baö tfl nur eine üeretnfachenbe .Konzeption beö SBerftanbeö, tote „Sliaterie". Sille Jöanblungen ntüffen er fl mecbanifcf) als mög= lieh oorberettet fetn, beoot f te gewollt werben. Ober: ber „jfwecE" tritt im @ef)irn jumetft erjl auf, wenn altes oorbereitet tfl ju feiner SluSführung. Ser ein „tnne* rer" „9teiz" — nicht mehr. 450. ©tr h^ett oon alterö bet ben ©ert einer Jjhanblung, etneö (SbaraEterö, etneö Safetnö in bte 21 b ficht gelegt, in ben £wecE, um beffentwtllen getan, gehanbett, gelebt wots ben tfl : btefe uralte SbtofpnErafte beS ©efcbmacEö nimmt enbltch eine gefährliche ©enbung, — gefegt nämlich, baff bte 2lbficf)tö* unb |3wecElofigEett beö ©efchehetts immer mehr in ben 2}orbergrunb beö SSewujftfeinö tritt. Sannt fchetnt eine allgemeine Entwertung fiel) oor^ubereiten: ,,Stiles hat Eetnen @tnn", — btefe melancholtfche ©entert} ‘heißt „aller Sinn liegt tn ber Slbftcht, unb gefegt, baff bte 21 b ficht ganj unb gar fehlt, fo fehlt auch gonj unb gar ber ©inn". 2)?an war jener ©cbäijung gemäfj genötigt gewefen, ben ©ert beS 2e^ benS tn etn „geben nach bem £obe" ju oerlegen, ober in bte fortfehrettenbe SntwtcElung ber Sbeen ober ber SUenfcb* heit ober beS 23olEeö ober über ben SDlenfcgen weg; aber barmt war man in ben JwecE — progressus in infinitum geEommen : man hatte enbltch nötig, fiel) einen $)tal5 in bem „©eltpro}efj"auö}umacben (mit ber boSbämont[H[chen iper* fpeEttoe vielleicht, baff eS ber frojefj tnö Nichts fei). Sem gegenüber bebarf ber „jBwecE" einer ftrengeren ÄrttiE: man muff etnfehen, baff eine Jpanblung niemals
®tc9?afur — ein 9)?ad)ftt>iüf. 3 . SPtettfd) afd 9Uturro. 251 oerurfacgt wirb burcg einen £wecE; bafj $wecE unb Mittel 2ludlegungen ftnb r wobei gewiffe fünfte etned ©e^ [gebend unterftricgen unb ^ctauögeroä^ft werben, auf Un= Eoften anberer, unb jwar ber meinen ; bag febedmal, wenn etwad auf einen JwecE bi« getan wirb, etwad @tunboetfcbte= bened unb anbred gefcgiegt; bag in bezug auf jebe 3wccf; ganblung ed fo fiebt, wie mit ber angeblichen JwccEmägigEeit ber JjMge, welche bie (Sonne audflraglt: bie übergroße 50?affe ifl oerfcgwenbet ; ein Eaum in Rechnung Eommenber £eil bat „3wecE", bat „Sinn" — ; bafj ein „JwecE" mit feinen „ Mitteln" eine unbefcbreiblicb unbefttmmte Ebnung tft, welche ald SSorfcbrtft, ald „Söille" jwar Eommanbieren Eann, aber ein Spftern oon geborcbenben unb eingefcgitlten SöerEjeugen ooraudfegt, welche an Stelle bed UnbefHmmten lauter fefie ©rügen fegen (bad wir tmagtnieren ein Spftem oon jwecE^ unb rnittelfegenben Elügeren, aber engeren ^ntelleften, um unferm einzig beEannten „3wed" bie Stolle ber „Urfacbe einer ganblung" jumeffen ju Eöm nen, wozu wir eigentlich fein Stecht haben : ed biege, um ein Problem ju löfen, bie Söfung bed fproblemd in eine unferer Beobachtung unzugängliche ©eit bineinftellen — ). 3ulegt: warum Eönnte nicht „ein ^wecE" eine 83eglcits erfcheinttng fern, in ber Steige oon SSeränberungen wir* Eenber Kräfte, welche bie jwecEmägt'ge Jpanblung beroor* rufen — ein in bad 23ewugtfein ooraudgewoffened blaffed ^eicgenbilb, bad und jur Orientierung bient beffen, wad gefchteht, ald ein Symptom felbft oom ©efegegen, nicht ald beffen Urfacbe ? — 2(ber bamit haben wir ben ©tllen felbft Erttifiert: tft ed nicht eine Sllufton, bad, wad im SBewugt* fein ald ©tllendaEt auftaucht, ald Urfacbe ju nehmen ? Stnb nicht alle 25ewugtfeinderfcbeinungcn nur Snberfchetnungen, legte ©lieber einer Äette, aber fegeinbar in ihrem Hinterem* anber innerhalb einer Bewugtfeindfläcbe fiel; bebtngenb? Sied Eönnte eine 3llufton fein. — 451. Sie nächfle iSorgefcgicgte einer Jpanblung bezieht fteg auf biefe: aber weiter juröcE liegt eine SSorgefcgicgte, bie
252 ^ritijtp einer neuen SS ertfcßung. weiter t;tnauö beutet: bte einzelne Jjanbtung tft jugteicb ein ©lieb einer tnel umfänglicheren fpäteren S£atfache. Sie Fütteren unb bte längeren fprojeffc ftnb nicht ge= trennt — 452. Theorie beß Auf etil ß. 3Dk @eele ein außlefenbeß unb fich nätwenbeß SSefen äuferft Flug unb feböpfertfeh fortwäf) 5 renb (biefe fchaffenbe JFraft gewöhnlich überfehen! nur alß „paffto" begriffen). 3ch erFannte bie aFttoe Äraf t, baß ©chaffenbe inmitten beß Anfälligen: — Zufall ijl felber nur baß 2lufetnanber= ftojfen ber fchaffenben ^mpulfe. 453. Die überfchüfftge iüraft tn ber ©eiftig Fett, fich f elbft neue Akte fteltenb; burchauß nicht blop alß befehlenb unb führenb für bie niebere SBelt ober für bie Erhaltung beß Dr* gantomuß, beß „^nöwtbuumß". Sir ftnb mehr alß baß Snbioibuum: wir finb bie ganje Äette noch, mit beit 2lufgaben aller AuFünfte ber Äette. 454. Der bißherige Sflenfct; — gletchfam ein ßmbrpo beß 5D?ew fcl)en ber AuFunft; — alle geftaltenben Kräfte, bie auf bie; fen bmjietett, ftnb in ihm: unb weil fte Ungeheuer ftnb, fo entfielt für baß jefuge ^nbiotbuitm, je mehr eß ju* Futtftßbeftimmenb tft, Selben. Dteß ift bie tieffte 2luf* faffutig beß Seibenß: bie geftaltenben Kräfte fiopen ftcl). — Die Skreinjelung beß Snbtotbuumß barf nicht täufeften — itt 2öahrheit fließt etwaß fort unter ben Sttbtotbuen. Dafj eß fich einzeln fühlt, tffc ber mäcbttgfte @tad)el tm 2)rojeffc felber nach ferttfien Akten h>n: fein @ud)en für fein ©lücF tft baß Spittel, weldjeß bte geftaltenben Kräfte anbrerfeitß jufammenhält unb mäßigt, baff fte ftcl; nicht felber jerftören.
©efeüfrbaft. l. ®et Sötenich alS gefelltgeS 2Befnt. 253 IV. £)te 0efe((f^aft - ein < 5Bact)tPi((e. 1. ©er ^enfcf) al3 gefel(tge$ Gefeit. 455 . SaS „Sch" unterjocht unb tötet: eö arbeitet tote eine organtfclje ^elle: es raubt unb tft gewalttätig. SS will fiel; regenerieren — ©chwangerfchaft. SS will feinen ©oft ge« baren unb alte SDtenfchheit gu §ü§en fefjen. 456 . SaS Snbioibuutn tft etwas ganj ffteueS unb ffteufcljaf* f enbeö, etwas SlbfoluteS, at(e Jjjanblungen ganj fein eigen. Sie SBerte für feine Jpanblungen entnimmt ber Sinjelne julefet hoch fiel) fetber: weif er auch bte überlieferten Sorte fich ganj tnbiotbuell beuten muff. Ste Auslegung ber formet tft mtnbeftenS perfönlich, wenn er auch ferne formet fchafft: als 2luSleger tft er immer noch fch«ffent>. 457 . SebeS Sebenbtge greift fo weit um fielt mit feiner .traft, als es fann unb unterwirft fielt baS (Schwächere : fo hat cS feinen ©enufj an fiel;. Sie junebmettbe „SSermenfch* Itchung" in btefer Senbenj befteht barin, baff immer fet* net empfunbett wirb, wte fchwer ber anbere wttfltcft eüt= juoetlet'ben tft : wie bte grobe (Scltäbigung jwar unfre fOtacht über ihn geigt, jugleicfj aber feinen SStllen uns noch mehr entfrembet, — alfo thn weniger unterwerfbar macht. 453 . Ser SnbioibuafiSmttS tft eine befeftetbene unb noch unbewußte 2lrt beS „Sillens jur Sltacbt"; b ter fcheint eS bem Stnjelnett fchon genug, ftetjufontmen oon einer Übermacht ber ©efellfchaft (fei es beS (Staates ober ber -ttrcfje). St fegt ftch nicht als ^etfon tit ©egenfag, fom bem blofj als Stnjelnet ; er oertritt alle Stnjelnen gegen bte ©efamtheit. SaS beifit: er fegt ftch mftinFtiö gleich «tt
254 K'riujip einer neuen SBertfejsttug. mtt jcbem ©tnjelnen; waö er erfämpft, baö erfämpft er nicht fiel) alö fPerfon, fonbern fiel) alö Vertreter €injelner gegen bte ©efamthett. £)er ©oätaltömuö ift bloß ein iJlgitationörnittel beö 3nbtt>tbualtömuö: er begreift, baß man fiel), um etwaö ju erreichen, ju einer ©efamtaftton organtfteten muß, ju einet „SDlacht". 2lber waö er will, tfl nicht bte ©ojtetät alö ^wecf beö Stnjetnen, fonbern bte ©ojtetät alö Spittel jur Ermöglichung steter ßingelnen: — baö ifl ber 3m fttnft ber ©ojtaltßen, über ben fte ftch häufig betrügen ( — abgefehen, baß fte, um ftch burchjufegcn, häufig betrügen müffen). £te altrutfHfd)e 2D2oraIprebtgt im Sienfie beö 3n: biötbttalegotömuö : eine ber gewöhnltchften galfcpheiten beö neunzehnten 3ohtf>unbertö. £)er Slnarchtömuö tft wteberum bloß ein Slgitationö* mittel beö ©ojiatiömuö; mit ihm erregt er furcht, mtt ber furcht beginnt er ju fafjinieren unb jtt terrortfieren: »or allem — er zieht bte Mutigen, bte (Gewagten auf feine ©eite, felbft noch im ©eiftigften. £rog aliebem: ber Snbistbualtömuö ift bie b e f ch e i = benfte ©tufe beö ©tllenö jur Stacht. ^»at man eine gewtffe Unabhängtgfett erreicht, fo will man mehr : eö tritt bte ©onberung hetouö nach bem ©rabe ber .Kraft: ber Einzelne fegt ftch nicht ohne wettereö mehr gleich, fonbern er fucfjt nach fet'neögletchen, — er hebt anbere sott ftch ob. 2luf ben Snbtütbualtömuö folgt bte Oltebers unb Organbtlbung: bte oerwanbten Xenbenjen fich zufammenftellenb unb ftcb alö Sßiacht betättgenb: z«n= feiten btefett Shlachtjentren Sletbung, .Krieg, (ürfenntniö bet's betfeitiger Kräfte, Sluögleichung, Slttnäherung, geftfegung oon Sluötaufch ber Stiftungen. 2lm ©cf;luß: eine 9lang= orbnung. ÜRefapttuIatton : 4. Die Snbwtbuen machen ftch ftet'; 2. fie treten in .Kampf, fte fommen über „©leichheit ber Rechte" überein (— „©erechtigfeit" alö ^tel —) ;
©efellfcfjaff. i. ©er -Steiifd) «U gefelltgeb 2Befeit. 255 3 . tft baö erreicht, fo treten bie tatfächltcfjen Ungleich- heiten ber .Kraft in eine oergrößerte StrEung (weit im großen ganzen ber griebe htrfcf>t unb otele Heine Krufts quanta fcf;on ©ifferenjen aubmacljen, folche, bie früher faft gleich nult waren). Siegt organifiereit fich bie ©njelnen ju ©ruppen; bie ©ruppen ftreben nach Vorrechten unb nach Übergewicht. De r .Kampf, in milbercr gorrn, tobt oon neuem. 9)tan will Freiheit, fotange man noch nicht bie VJacgt hat. Jg>at man fte, will man Übermacht; erringt man fie nicht (ift man noch 31t fchwach ,311 ihr), will man ,,© er e ct)= tigEeit" , baö heifit gleiche Vtacgt. 459 . Selcher ©rab oon Siberftanb beftänbig übetwunben wer* ben muß, um obenauf ju bleiben, baö ift baö S)?aß ber Freiheit, fei eö für ©injelne, fei eb für ©efellfcfjaften : Freiheit nämlich ßl$ pofitioe 9)tacf)t, alb Sille jur 2D?acf)t an* gefegt. Die höchfte gorm ber Snbioibualfreiheit, ber @om ocränitat wücfjfe bcmnach mit großer Sahrfcheinlicbfeit nicht fünf (Schritt weit oon ihrem ©egenfagc auf, bort wo bie ©cfagr ber Sflaoerct gleich hunbert DamoElebfchwertcrn über betn Dafein hängt. SUan gehe baraufgtn burch bie ©efchichte: bie fetten, wo bab „Snbioibuum" biö ju jener Vollkommenheit reif, bab h*if?t ftet wirb, wo ber Elaffifche Dppub beb fouoerätten SOtenfchen erreicht ift: 0 nein! bab waren niemalb humane Jetten! 9)tan muß feine Safjl hüben : entweber obenauf — ober unten, wie ein Surm, oerhöhnt, vernichtet, vertreten. 3)tan muß Vtjrannen gegen fich hüben, um Xprann, bab h «ißt frei 311 werben, @b ift fein Eieiner Vorteil, hunbert Damofleb* fcfjwerter über fich 3u haben : bamt't lernt man tattjen, ba* mit fommt man 31« „Freiheit ber Vcwegung". 460 . Unfre neue ,, Freiheit". — Selcfjeb greiheitbgefühl liegt barin, 3U empfinben, wie wir befreiten ©eifier empftnben, baß wir nicht in ein ©pftem oon „Jwecfen" eingefpannt
256 ^Pfinjtp einet neuen SöerffeSung. finb! SttSgleichen, ba§ bet Söcgrtff „Sotm" unb „©träfe" nicht tm Söefen beS DafetnS feinen ©tg hat! SnSgteichen, baff bte gute unb bte böfe jpartbtung nicht an ficf>, fonbern nur in bet ^erfpcftme bet (fthattungStenbenjen gemiffet Sitten t>on menfchticben ©emeinfcbaften aus gut unb böfe ju nennen ift ! SnSgleictjen, baff unfre Slbtechnungen übet Sufi unb ©chmetj feine EoSmtfche, gefchmetge benn eine metaphpftfche 23ebeutung haben! ( — jener spefftmtSmuS, ber 93efftmtSmuS beS $ertn bon ^»attmann, bet £uft unb Untuft beS DafeinS fetbft auf bte Söagfchate ju fegen fiel) anfjeifchtg macht, mit feinet mittfürtichen ©nfperatng in bas botfopernifanifcbe ©efängntS unb ©eftchtsfetb, mürbe ct= maS SiücfftänbtgeS unb OiücffätttgeS fein, fatts et nicht nur ein fchtechter 2Stg eines SSetttnetS ift.) 46t. Die „macfjfenbe Slutonomie beS SttbtötbuumS": babon teben biefe ^Jartfet iphitsfsphctt/ mte §ouiit6 e: fie feilten bech nut bte race moutonniere anfehen, bte fie fetbet ftnb!.... SOIacht hoch bie Slugen auf, iht fetten ^ufunftös fojtologen! DaS Snbtötbuum tft fiatf gemotben unter ums gefehlten SSebtngungen : tf>r befchretbt bie äufSetfie ©chmäs ehung unb S3erfümmerung beS SWenfdjen, tht mellt fie fetbfl unb braucht ben ganjen Sügenapparat beS alten Sb es als baju! ihr fetb betatt, baff tht eure Jpetbentt'erbebürfs niffe mitfüch als Sbeal empf inbet 1 Der bolifemmene 3)?angel an pfpchoiogtfchet Stecfjtfchafs fenhett! 462. ©cheinbat entgegengefegt bte jmei ;$ 0 c, melche bie ntos betnen Europäer fennjetchncn : baS Snbibtbualifltfche unb bie gstbetung gleichet 9f echte: baS netftebe icb enbltch. 9Iäm(tch, baS Snbtötbuum ift eine äufjerft eets munbbate ©tetfeit : — biefe fetbert, bei ihrem 23emufjtfetn, mt'c fcbnett fie tetbet, baff jebet anbete ihm gtetchgejWlt gelte, baff et nut inter pares fei. Damit ift eine gefeit* fchaftticfje SKaffe charafterifiert, tn metcher tatfachlich bte iöe*
©cfcllfdjaff. l. 2>ei 93letifd) aU gefedigeä SSefen. 25 7 gabungen unb .Kräfte ntcf>t erheblich auöetnanbetgehen. Der ©tofj, welcher ©nfamEeit unb wenige ©cftaget will, tfl ganj aufjet SSerflänbntö ; bte ganj „großen" Erfolge gibt eö nut* burdfj Waffen, ja man begreift eö Saum noch, ba§ ein SD2af^ fenerfofg immer eigentlich ein EI einer Erfolg ifi: weif pul- (' chrum est paucorum hominum. äffte SJjorafen wtffen nichts oon „SRangotbnung" bet 3)?enfcf)en; bte EKechtölehrer nichts oom ©emeinbegewiffen, DaS Snbtotbualprinjip lehnt bte ganj gt offen Sftenfchen ab unb oerlangt unter ungefähr gleichen baö feinjie Sluge unb bte fchnelljie JpetauSetEennung eines DalenteS; unb weif j'eber etwas oon Dafenten hat, tn fofchen fpäten unb ji* öilifierten Kulturen — affo erwarten Eann, fein Detl Gffwe jurücfjubefommen —, besfjafb finbet heute ein $etauS= flreichen ber Keinen Betbtenjie fiatt wte niemals noch: es gibt bem Zeitalter einen äfnftricf; oon grenjenfofer 33il* ligEeit. ©eine UnbilligEeit befiehl tn einer 2Öut ohne ©ten= jen ntcf>t gegen bie Dprannen unb SSofEöfchmetchfer, auch in ben Äünjien, fonbern gegen bie oom eh men SUenfdjen, welche baS 2ob ber Bielen oerachten. Die gorberung gleicher ERechte (jutrt Betfptel über alles unb jeben ju ©ericht figen ju bürfen) ifi antiariftoEratifd). ©benfo fremb ifi thm bas oerfchwunbene Snbtoibuum, baS Untertauchen in einen großen DtjpuS, baS 5itcht ;^erfom fetmwoffen: worin bte äluSjeicltnung unb ber Stfer oieler hohen E9ienfcf>en früher befianb (bie 'größten Dichter bars unter); ober „©tabtsfein" wie in ©tiecfjenlanb ; SefuttiS* tnuS, pteufjifd)eS DfftjterEorpö unb Beamtentum; ober ©cfjülersfetn unb gortfeger gtofser EÜietfiet: woju ungefell* fchaftfiche ^ufiänbe unb ber Mangel ber Eletnen (fttelfeit nötig ifi. 463. EOiorphofogte ber ©elbjigefüftle. Stfiet ©eftchtSpunEt: inwiefern bte SRitgefühlS* unb ©emeinfchaftSgefühle bte nichtigere, bie ootbereh tenbe ©tufe ftnb, gut 3ett, wo bas ^etfonalfelbfigefüftl, bte SßfeBfcfje, 0er 28ille jur SD?acf)t. J7
258 ^riiiäip einet neuen SSJerffefcung. Snittatme bet Sertfegung im einzelnen noch gar nicht mög* ifl ^wettet ©eftebtöpunft: tnmtefern bte $öbe bes Äot* leEtiofetbftgefübtö, bet ©totj auf bte Diftanj beö ©tanö, baö ©tc^ungfet'cf^füMen, bte Abneigung gegen Vermittlung,, ©teiebbereebttgung, Verfötmung eine ©ebute beö Snbiois buatfetbfigefüblö iffc: namentlich tnfofern fte ben Sim jeinen jtningt, ben ©totj beö ©anjen ju repräfentteren: — er muff teben unb banbetn mit einet extremen Achtung »or ftcb, tnfofern er bie ©emeinfebaft in $>erfon barfteiit. ^nögteteben : mm baö ^nbmibuum ftcb als Serfjeug unb ©praebrobr bet ©ottbett föblt. Dritter ©eftebtöpunft: inwiefern biefe formen ber Crntfelbfhtng tatsächlich ber ^Jerfon eine ungeheure Söicb- ttgfeit geben: tnfofern höhere ©ematten ftcb bebtenen: reltgtöfe ©eben »or ftcb fctbfb Buftanb bes Propheten, Dich* terö. Vierter ©eftcbtöpunEt: inmtefern bte Verantmortltcb* feit für baö ©anje bem ©injetnen einen metten Vltcf, eine flrenge unb furchtbare Jpanb, eine Vefonnenbeit unb itätte, eine ©rofiartigfett ber Gattung unb ©ebärbe anerjiebt unb ertaubt, metebe er nicht um feiner fetbffc mitten ficb jugefteben mürbe. In summa: bte ÄolteEtiöfelbftgefüble ftnb bie gtofje Vors febute ber sperfonalfouöeränttät. Der »ornebme ©taub tft ber, meteber bte ©rbfebaft btefer Übung macht. 464. Die maöfierten Sitten beö SBtttenö jut SDiacbt: 1. Vertangen nach Freiheit, Unabhängigkeit, auch nach ©teiebgemiebt, groben, Äoorbtnatton. 2fucb ber ©infieb= ter, bte „©eiftesfreibeit". 3« niebrtgfler gotrn: Sitte überhaupt, bajufetn, „©etbfiet'battungötrieb". 2. Dte ©inorbnung, um im größeren ©anjett beffen Sitten jur SDtacbt ju beliebigen: bie üntermerfung, baö ©icbsunentbebrlicb ; macben, mügticb=macben bet bem, ber bie
©efellfdjaft. 1 . Der ÜRenfcf) all g e felltgeS SBefen. 259 ©ewatt bat; bie Siebe, atö ein ©cbleicbweg jum ^etjen be$ Sfläcbtigeren, — um über tbu ju bettfcben. 3. Das ^Pflichtgefühl, baS ©ewiffen, ber imaginäre £roft, ju einem höheren 9tang ju gehören atö bie tatfäcblicb ©e* waltbabenben ; bie 2tnerfennung einer Stangorbnung, bte baS Stickten erlaubt, aud; über bie üDtäcfüigeren ; bie ©elbfh uerurteilung ; bie ©rfinbung neuer Söerttafeln (Suben : ftaffifcbeö SSeifptel). 465. 0um „SWaccbiaeelttömuö" ber 9)tacbt. Ser SBille jut Sftacbt erfcbeint a) bei ben Unterbrächen, bei ©Flauen jebet 2Irt alö SStlle jut „Stetheit": blo§ baö SoöFontmen fcbetnt baS 3iet (moralifc^jreltgiöö : „nur feinem eignen ©etutffen ber; antwortlich" ; „ euangelifcbe Freiheit" ufw.) ; b) bei einer flärEeren unb jur 5D?ad;t bevanwacbfenben 2trt alö SSSilte jur Übermacht; wenn junäcbft erfofgtoö, bann fid) etnfdwanfenb auf ben Söillen jur „©erecbtigs Feit", baS ^ei§t ju bem gleichen Sftaf; non 9^ echten, wie bie berrfd)enbe 2lrt fte bat; c) bei ben ©tärffien, 9tetcbften, Unabhängigen, SDtutig= ften alö „Siebe jur SDtenfcbbeit", jum ,,33olF", jum @uan= gelium, jut Söabrbett, ©ott ; als SDiitletb; ©elbftopfe* rung" ufw.; alö Überwältigen, 50tit=fi(b=fortrei§en, 3ns feinemSienftmebmen, alö inftinFtiueö ©td)nm(?ms=recbnen mit einem gtofjen Quantum SDtacbt, bem man Stiftung ju geben eermag: ber Jrtetb, ber Prophet, ber (üäfat, ber ^ettanb, ber Jrnrt; (— auch bie ©efcblecbtstiebe gehört bierber: fie rotll bie Überwältigung, baö 5n=23efii3mebmen, unb fie erfcbeint atö ©icb-btttgeben. 2rm©runbe ift eö nur bie Siebe ju feinem „SöetFjeug", ju feinem „ipfetb", — feine Übetjeugung bauen, bafj ihm baö unb baö jugebört, atö einem, bet imflanbe ift, es ju benu^en). „greibett", „©erecbtigFeit" unb „Siebe"!!! — 17*
260 ^Ptinjtp ettm neuen 2B ert fepung. 466 . Berichtigung beb Begrtffb „Sgoibmub". — Jpat man Begriffen^ tnmtefern „Sttbmibuum" ein Irrtum ifi, fon* bern jebeö (Sinjeimefen eben ber ganje 9)rojefj in gerabet Sinie tft (nicht biofj „oererbt", fonbero er felbft —), fo bat bab ©njelmefen eine ungeheuer grofie Bebeutung. Ser SnfltnEt rebet bartn ganj richtig. 2Bo biefer SnfltnEt nach* läf?t, — wo bab Snbiotbuum ftch einen SBert erfi im Sienfi für anbere fucht, Eann man ftcher auf Srmübung unb Snt* artung fchüefjen. Ser SUtrutbmub ber ©eftnnung, gtünb* lieh unb ohne Sartüfferie, ifi ein SnfHnEt bafür, fief) mentg* fienb einen jmeiten ffiert ju fchaffen, im Stenjie anberer Sgotbmen. Vteifienb aber tft er nur fcheinbar: ein Um* weg jur SrhaOung beb eigenen Sebenbgefühib, 2Bert* gefühtb. — 467 . Sic üunfigttffe, um Jjanblungen, f9?a§regeln, Slffcfte ju ermöglichen, mefche, inbitnbueU gemeffen, nicht mehr „ftatthaft", — auch nicht mehr „febmaefhaft" ft'nb: bie .Run ft „macht fie unb fchmacfhaft", bie unb in folche „entfrembete" SSelten eintreten täfjt; ber JpiftoriEer jetgt ihre 2lrt Stecht unb Vernunft; bie Steifen; ber (£jcotibmub ; bie 9)fpchoiogie;@trafrecht; Seren* l)aub; Verbrecher; (Soziologie ; bie „UnperfönlichEeit" (fo bafj mir alb Vtebta eineb ÄolleEtiomefenb unb biefe 2lffeEte unb ^»anbiungen gefiatten — StichterEollegien, Surp, Bürger, (Solbat, SDtinifter, gürft, ©ojietät, „Krittler" — ) gibt unb bab ©efübf, alb ob mir ein Spfer brächten.... 468 . Sem böfen Vtenfchen bab gute ©emtffen jurücf* geben — ifi bab mein unmillEürlicheb Bemühen gemefen? unb jmar bem böfen SDtenfchen, infofern er ber fiarEe Vtenfch ifi? (Sab Urteil SofiotcmbEpb über bie Ver* Brecher ber ©efängniffe tft hierbei an§ufüf>ren.)
©efellfd)«ft. 1 . ®er SDtenfcb «1$ geftlligeS 2Befen. 261 469 . SBtt lernen in unfret giotlifterten 2öelt faft nur ben oet* Eümmerten Verbrechet Eennen, erbrächt unter bem glucf> unb ber Verachtung ber ©efellfchaft, fiel) felbfi mifjtrauenb, oftmals feine £at oerhleinernb unb oerleumbenb, einen mijfglüchten XppuS non Verbrecher; unb wir tt>iber= fiteben ber Vorftcllung, baff alle großen SSflenfchen Ver* brechet waren (nur im großen Stile unb nicht im er* bärmlichen), bafj baS Verbrechen jut ©röfje gebärt (— fo nämlich gerebet aus bem Vewufftfetn ber CJtterenprüfer unb aller berer, bie am tteffien in gtoffe Seelen hinunter* gefttegen ftnb —) . Sie „Vogelfreibett" oon bem Ser* Eommen, bem ©ewtffen, ber Pflicht — jeber grojfe Sttenfch Eennt btefe feine ©efafw. Ülber er will fie auch: er will bas grojfe ^ief unb batum auch beffen Mittel. 470 . SaS Verbrechen gehört unter ben SSegriff „Sluffianb wiber bie gefellfchaftliche Srbnung". 3)?an „bejiraft" einen Slufftänbtfchen nicht: man unterbrächt ihn. ©n Slufftän* btfcher Eann ein erbärmlicher unb oetächtlid)et Vtenfch fein: an fich tft an einem 2lufftanbe nichts ju oerachten, — unb in Stnft'cht auf unfere 2lrt ©efellfchaft auffiänbtfch $u fein, erniebrtgt an fich noch nicht ben Söert eines SCtfenfchen. ßs gibtplle, wo man einen folgen 21uffiänbifchen barum felbft ju ehren hätte, weil er an unfrer ©efellfchaft etwas emp* finbet, gegen baS bet Ärieg not tut : wo er uns aus bem ©chlummer wecft. Samit, bafj ber Verbrecher etwas ©ttjelneS tut an einem Sinjelnen, tft nicht wtberlegt, baff fein ganzer Snfttnhi gegen bie ganje Srbnung im ÄrtegSjuftanb ift : bie Zat als bloßes Spmptom. Sftan fort ben Vegrtff „Strafe" rebujieren auf ben Ve* griff: -Vieberwerfung eines Slufftanbes, SicherljeitSmafj* rege! gegen ben Dtiebergeworfenen (ganje ober halbe ©e* fangenfchaft). 31ber man foll nicht Verachtung burch bie Strafe auSbrächen: ein Verbrecher ift {ebenfalls ein 3}?enfcb,
262 ^ttitjip einer neuen SS3 ertfeftung. ber fern Sebett, feine (Sine, ferne greifjett rtöfiert, — ein SNann beö Niutö. Nian folt inögteic^cn bie ©träfe ntd^t alö Vufje nehmen ; ober alö eine atbja^Iurtg, tote alö ob eö etn Xaufcfjöerbältniö gebe jwtfcben ©cfmlb unb ©träfe, — bie ©träfe reinigt nicht, benn baö Verbrechen befchmutzt nicht. Nian folt bem SBerbrcc^er bie Niöglichfett nicht abfchließen, feinen grteben mit bet ©efellfchaft $u machen: gefegt, baff er nicht jut Naffe beö Verbrechertumö gehört. 2>n leh 5 terem gatte folt man ihm ben «ftrteg machen, noch beoor er etwaö getnbfeltgeö getan hat (erfte Operation, fobatb man ihn t'n ber ©ewalt hat: ihn Eaflrteren). Nian fott bem Verbrecher nicht feine fchlecfjten Sanieren noch ben niebrtgen ©tanb feiner ^ntelligenj jum Nachteil anrechnen. Nicfttö ift gewöhnlicher, alö baff er ftch felbfl miffoerfteftf (namentlich ift fein revoltierter SnfttnEt, bie Nanfüne beö declasse oft nicht ftch jutn Vewufftfein ge= langt, faute de lecture), baff er unter bem (Stnbtucf ber gurefjt, beö SNtff erfotgö ferne Xat oerlenmbet unb oerunehrt : öon jenen galten noch ganj abgefehen, wo, pftjchologtfch nachgerechnet, ber Verbrecher einem unoerftanbnen Triebe nachgibt unb feiner Vat burch eine Nebenffanblung ein fab fcheö NJott'o unterfchiebt (etwa burch c < ne Veraubung, wäf>* renb eö ihm am Vlute lag). Nlan foll fich höten^ ben SBert eineö Nienfchen nach einer einzelnen Stat ju behanbetn. Daoor hat Napoleon ge? warnt. Namentlich finb bie Jpautrelieftaten ganj befonberö tnftgnififant. 2Benn unferetner fein Verbrechen, jum Veb fpiet feinen NIorb, auf bem ©ewiffen hat — woran liegt eö? Daß unö ein paar begünfttgenbe Umftänbe bafür ge* fehlt haben. Unb täten wir eö, waö wäre bamit an unfernt Vierte bezeichnet ? 2ln ftch würbe man unö oerachten, wenn man unö nicht bie $raft jutraute, unter Umftänben einen SOtenfchen ju töten, gaft tn allen Verbrechen brüefen ftch jugletch ßigenfehaften auö, welche an einem Spanne nicht fehlen folten. Nicht mit Unrecht hat Doftoiewöfp oen ben ^tifaffen jener fibirtfefjen 3ucf)thäufer gefagt, fie btb beten ben ftärfften unb wertoollften Veftanbteil beö ruffb
@efellfd}aff. 1. © er iOtcnfd) <tl$ gefelltgeS SEefcit. 263 feiert VolfeS. 2Scnn bet uns bet Verbrecher eine fc^tec^t ernährte unb verHimtnerte spflanje ift, fo gereicht bteS unfe* ren gefellfchaftltchen Verhältntffen jur Unehre; in ber Seit ber Eftenatffance gebteh ber Verbrecher unb erwarb fiel) feine eigne 2Irt von Xugenb, — Vugenb im fRenatffancefitle freu lieh, virtü, moralinfreie S£ugenb. Vtan vermag nur folche Vtenfchen in bie Jg>öhe ju bringen, bie man nicht mit Verachtung behanbelt; bie moraltfche Ver* aebtung tfl eine größere Entwitrbtgung unb ©chäbigung als t'rgenbetn Verbrechen. 471. SaS Vefcfnntpfenbe tft erffc fo in bte ©träfe gekommen, bafj gewtffe Vujfen an verächtliche Vtenfchen (©Hauen jum Vetfptel) gefnüpft würben. Sie, welche am meiften beftraft würben, waren verächtliche Vtenfchen, unb fchliefjltd) lag ttn ©trafen etwas VefchtmpfenbeS. 472. 3m alten ©trafred)t war ein r eltgtö f er Vegriff mäch* tig : ber ber füfmenben .Kraft ber ©träfe. Sie ©träfe reis nigt: in ber mobernen SSelt beflecft fie. Sie ©träfe ifi eine 2lbjahlung: man tft wtrHtch bas los, für was man fo viel hat leiben wollen, ©efetjt, bafj an btefe .Kraft ber ©träfe geglaubt wirb, fo gibt es fnnterbrein eine Erleichterung unb etn Slufatmen, baS wtrHtch einer neuen ©efunbheit, einer SÖteberherftellung nahefommt. Vtan h«t nicht nur feinen ^rieben wieber mit ber ©efellfchaft gemacht, man tft vor fich felbft auch wieber acfjtungSwürbtg geworben, — „rein // .... apeute tfoliert bie ©träfe noch wehr als baS Ver* gehen; baS Verhängnis hinter einem Vergehen tft berge* ftalt gewachfen, baff es unheilbar geworben ifi. Vtan Eommt als getnb ber ©ejellfchaft aus ber ©träfe heraus.... Von je(3t ab gibt eS einen geinb mehr. SaS jus talionis Eann biHiert fein burch ben ©eift ber Vergeltung (baS hetfft burch eine 2lrt SOiäfjtgung beS StacheinfitnHeS) ; aber bei Vtanu jum Vetfptel ift es baS
264 'Ptinjip einer neuen 2Bertfetumg. SBebürfntö, etn Slquiöalent ju haben, um ju föhnen, um religiös wieber „frei" jit fein. 473. $?etn leiblich rabtfaleö gragejetchen bei allen neueren ©trafgefeggebungen tjl bsefeö : baff bie ©trafen proportio^ nal wehe tun Jollen gemäfj ber ©röfje beö S3erbrechenö — unb fo wollt ihr’ö ja alle tut ©runbe! — nun, fo müßten fte j'ebem S5er6recf>er proportional feiner SrnpfinbltcMeit für ©chmetj jugemeffen werben: — baö fyei$t, eö bürfte eine öorherige 23efttmmung ber ©träfe für ein Vergeben, eö bürfte einen ©trafEobe; gar nicht geben? Slber in Slnbe* tracht, baj? eö nicht leicht gelingen möchte, bei einem 33ers brec^er bte ©rabfEala feiner Sufi: unb Unluft feftjuftellen, fo würbe man in praxi wohl auf baö ©trafen »erdichten müffen? 2Belcf>e ©nbu§e! Sticht wahr? golglich 474. 3a bte ^büofopbte beö £ßecf)tö! 2)aö ifi eine SBtffew fdfjaft, welche, wie alle moraltfche -©iffenfehaft, noch nicht einmal in ber ffitnbel liegt! SDJan oerfennt jum 23etfpiel immer noch, auch unter frei fich bünEenben Suriften, bte ältefie unb wertöolljte 25ebeu* tung ber ©träfe — man Eennt fte gar nicht: unb folange bie 3tecf)töwiffenfchaft fiel) nicht auf einen neuen S5oben ftellt, nämlich auf bte ähiftoriens unb bie SMEeruergletchung, wirb eö bei bem unnügen Kampfe öon grunbfalfchen ülb= ftraEttonen verbleiben, welche heute fich alö ,,^>h>iIofoph>te beö Stechteö" oorftellen, unb bte fämtltch oom gegenwärtigen SOJenfchen abgewogen ftnb. liefet gegenwärtige Sftenfch ift aber ein fo oerwicfelteö ©eflecht, auch in bejug auf feine rechtlichen 2Öertfchäf3ungen, bafj er bie oerfchiebenfien 2luö' beutungen erlaubt. 475. Sin alter Shinefe fagte, er habe gehört, wenn Reiche ju- grunbe gehen follen, fo hätten fte viele ©efege.
(äefellfdjflff. 1 . ®er ©lettfcf) «IS gefelltgeS SSBefen. 265 476. „gogtt unb Strafe". — SaS lebt miteinanber, bas »er* fällt miteinanber, Jjjteute mill man nicgt belohnt fern, man mtlf m'emanben atterEennen, ber ffcraft — S)tan gat ben ÄrtegSfufj gergeflellt: man mill etmaS, matt gat ©egner habet, man erreicht es »telleicgt am »ernünftigflen, mettn man ftd> »erträgt, — wenn man einen Vertrag maegt. ©ne moberne ©efellfcgaft, bet ber j'eber ©njelne feinen „Vertrag" gemacht gat: — ber 5Berbrec^er ifl ein s $er; tragSbrüegtger.... SaS märe ein Elarer begriff. Slber bann Eomtte man niegt 3lnarcgijlen unb prinzipielle ©eg; ner einer ©efellfcgaftsform ittttergalb bcrfclbcn bulbcn.... 477. Sic ©egenfeittgEcit, bte jjunterabfiegt auf 23ezaglt; merbemmolten : eine ber »erfängltcgjlen formen ber 2Bert; erniebrtgung beS SStenfcgen. Sie bringt jene „©leicggeit" mit fiel), melcge bte Äluft ber Stjlanz als unmoralifeg abmertet.... 478. Sie fetten, mo man mit gogn unb Strafe ben Site«; fegen tenEt, gaben eine nt'ebere, noeg prtmitioe 2(rt Sftenfcg- im Sluge: baS tfl tute bet $tnbern.... inmitten unfrer fpäten Kultur ifl bte Fatalität unb bte Segenerefzenj etmaS, baS »ollEommen ben Sinn »on gogn unb Strafe aufgebt.... ß:S fegt junge, flarEe, Eräfttge Waffen »otauS, biefeS mtrEltcge SSejltmmen ber .jpanblung buteg gogn; unb Strafaus fiegt. 3n alten Staffen ftnb bte Smpulfe fo unmtberflegltcg, baf eine blofje Sorflelluttg ganj ognmäcgttg ifl ; — ntegt Sßtberflanb letjlen Eönnen, mo ein Steiz gegeben ifl, fonbern tgnt folgen müffen: biefe ertreme Irritabilität ber decadents maegt fclcbc Straf; unb 5öeffetungSft)fleme »ollEommen ftnnloS. Ser begriff „25efferung" rügt auf ber SSorauSfegung eines normalen unb jlarEen fOtenfcgen, beffen ©nzelganb; hing irgenbmie mtebet auSgegltegen merben foll, um tgn
266 S-'tinjip einer neuen SfBertfe^ung. nicht für bie ©emeinbe ju oerlieren, um i£>n nicht als §einb ju haben. 2. ‘Der ©taat. 479 . ©runbfat} : nur ©njelne füllen fiel; öerantwortlicb. Sie Sielbeiten ftnb erfunben, um Singe ju tun, ju benen bet ©njelne nicht ben Stut bat. @ben besbalb ftnb alle ©emeinwefen, ©efellfcbaften bunbertmal aufrichtiger unb belebtenbet über baS SBefen beS Stenfcben als baS 3nbt= otbuum, welches ju febwaeb tf, um ben Stut ju feinen Söcgterbert ju haben.... Ser ganje „SlltrutSmuS" ergibt fiel) als sprioatmann; flugbeit: bie ©efellfcbaften ftnb nicht „altruifHfcb" gegen einanbet.... SaS ©cbot ber D^ächflenltehe ift noch niemals ju einem ©ebot ber Sacbbarliebe erweitert worben. Siels mehr gilt ba noch, was bei Stanu fleht: „Sille uns angtem jenben Sieicbe, ebenfo beten Serbünbete, müffen wir als uns feinblicb benfen. 2luS bemfelben ©tunbe binwteberum müffen uns beten Sacbbarn als uns fteunbltcb gefinnt gelten." SaS ©tubtum ber ©efellfcbaft ift besbalb fo unfdbäfjbar, weil ber Stenfcb als ©efellfcbaft tnel na io et ift als ber SDfenfch als „Einheit". Sie „©efellfcbaft" bat bie Xugenb nie anberS gefeben, benn als Stittel ber ©tärfe, ber Stacht, bet Stbnung. 2Öie einfältig unb würbtg fagt es Stanu: „2luS eigner Äraft würbe bie Sitgenb fiel; fcbwerltcb behaupten fönnen. 3m ©runbe ift es nur bte gurebt oor ©träfe, was bie Stern feben in ©ebranfen hält «nb jeben im ruhigen Sefil3 bes ©einen läfft. " 480 . 3bt habt alle nicht ben Stut, einen Stenfcben ju töten ober auch nur ju peitfeben ober auch nur ju —, aber bte um geheute Stafcf)ine oon ©taat überwältigt ben ©njeltten, fo baff er bie Setantwortltcbfeit für baS, was er tut, ab; lehnt (©eborfam, €ib ufw.) .
©efdlfdiflft. 2 . Der 267 — 2llleö, was ein SJtenfc!) tut Dtenftc beS ©taateS tut, gellt wtber feine Statur. — inSgletcbett altes, was er in Jpinficbt auf bett juEürtf= tigen Dienfi im ©taate lernt, gebt wtber feine Statur. Das wirb erreicht burcf) bte SlrbettSteilung (fo baff niemanb bte ganje SSerantwortlicbfeit mehr t)at) : ber @efe§geber — unb ber, ber baS @efe(3 auSfü^rt ; bet* Dtfjipltnlebrer — unb bte, welche in ber Difjtpltn 'hart unb fireng geworben finb. 481 . Der ©taat ober bic organtfterte Unmoratität, — im wcnbtg: als fPoltjet, ©trafreeftt, ©tänbe, Danbet, gattm tie ; auswenbig: als SBtlle jur 3?tacl;t, jtttn Kriege, jur Eroberung, jur Stäche. 3öie wirb es erreicht, ba§ er eine grofjc Stenge Dinge tut, ju benen ber ©injelnc fiel) nie oerfteben würbe? — Durch Verteilung her VerantwortlicbEett, beS VefeblenS unb ber Ausführung. Durch ^ttufcb enlegung ber Stugenben beS (SehorfamS, ber Pflicht, ber VaterlanbS* unb gürten# liebe. Durch Slufrechterhaltung beS ©toljeS, ber ©trengc, ber ©tärEe, beS paffes, ber Stäche, — Eurj aller tppifeben jlüge, welche bent .^crbentppitS wtberfprechen. 482 . Vetfud) meinerfeitS, bte abfolute VernünfttgEett beS gefellfchaftlichen UrtetlenS unb SßertfchägenS ju begreifen (natürlich frei oon bem Söillen, bähet moralifche Stefultate berauSjurecbnen). : ben @rab oon pfpcbologtfcbcr galfcbbett unb Um burcbficbtigEeit, um bt'e jur Erhaltung unb SÄacbtftetgerung wefentlichen SlffeEte ju heiligen (um ftch für fte baS gute (Sewiffen ju fchaffen). : ben @rab oon Dummheit, batnt’t ein« gemetnfame Ste* gulterung unb üffiertung möglich bleibt (baju (frjtebung, Überwachung ber VilbungSelemente, Dreffur). : ben @rab oon Snquifttion, SJtifjtrauen unb Um bulbfamEeit, um bte Ausnahmen als Verbrecher ju bc*
268 ^tinjip einer neuen 2Ber(fetuuig. banbeln unb ju unterbrücEen, — um ihnen fetbffc baS fcblecbte ©ewiffen ju geben, fo baß btefe innerlich an ihrer StuSnabmebaftigEeit EranE finb. 483 . Damit etwas begehen füll, bas länger ift als ein <£tn* jelner, bamtt alfo ein -2ßerE hefteten bleibt, baS üielfetcf)t ein ©njelnet gefebaffen bot- baju muß bem Stnjelnen alle mögliche 2lrt »on S5efd;ränEung, non ©nfeittgEeit ufw. auf- erlegt werben. Sltit welchem Mittel ? Die Siebe, SSerebrung, DanEbarEett gegen bie «petfon, bte baS SßerE febuf, ift eine ßrletcbterung : ober baß unfete fßotfabren es erEämpft haben: ober baß meine StacbEommen nur fo garantiert ftnb, wenn ich jenes 2ßetE (jum föetfpiel bie nofag) garantiere. Sit oral ift wefentltcb baS SÄittel, über bie ©ngelnen hinweg, ober »ielmebr bureb eine 23erfEla»ung ber ©njelnen etwas jur Dauer ju bringen. Ss »erfleht ficb, baß bie perfpeEttoe »on unten nach oben ganj anbere SluSbrücfe geben wirb als bie »on oben nach unten. Sin SDtacbtEomplejc : wie wirb er erholten? Daburcb, baß »tele ©efdjlecbter ficb ib*n opfern. 484 . Das Äonttnuum: „Sb*/ Eigentum, «Sprache, Draht* tion, Stamm, Familie, SSolE, Staat"' ftnb itonttnuen nie* berer unb höherer Drbnung, Die DEonomtE berfelben befielt in bem Überfcbuffe ber Vorteile ber ununterbrochenen Slrbett, fowte ber föerotelfacbung über bie Stadtteile: bie größeren Soften ber SluSwecbflung bet Deite ober ber Dauerbarmacbung berfelben. (fBerüielfältigung bet wttEen* ben Detle, welche boef) otelfacb unbefebäftigt bleiben, alfo größere SlnfcbaffungSEojten unb nicht unbebeutenbe Soften ber Erhaltung.) Der SSortetl beftebt bartn, baff bie Unter* breebungen »ermteben unb bie aus ihnen entfprtngenben SBerlufte gefpart werben. Stifts ift Eoflfpteltger als etn 2(nfang. //3s größer bie DafeinS»orteite, befto größer auch bte Ur* baltungS* unb SebaffungsEoften (Stabrung unb gortpflan*
©efellfcbaft. 2. Der @faat. 269 jung) ; bejlo größer auch bte ©efahten unb bie SBahtfchein* licf)Eett, oor bet erreichten $öhe jugrttnbe ju gehen." 485. ÄritiE ber „©erechtigEett" unb ,,©letch|)ett t>or bem ©es fej$": was eigentlich bamtt weggefchafft werben foll? 2)fe «Spannung, bte gtinbfchaft, ber Jrtafj. — 2lber ein Irrtum iji eS, bafj bergeftatt „baö ©Eitel" gemehrt wirb: bte Äorfen jum Sßetfptel genießen mehr ©lücE als bte Äom ttnentalen. 486. Sie verfaulten hetrfchertben (Stänbe hrrbert baS 23ilb beö Jpettfchenben oetbotben. £)er „(Staat", als ©ertcht ühettb, tft eine Feigheit, weil bet grofje SDtenfeh fehlt, an bem ge= meffen werben Eann. jMei3t wirb bie Unficherhett fo gtofj, bafs bie SKenfchen oor jeber SöillensEraft, bte befiehlt, in ben (Staub fallen. 487. 9)Jan 'h<U Jein Siecht, webet auf £)afetn, noch auf 2lrbeit, noch gar auf „©lücf": eö fteht mit bem einzelnen SOlenfchen nicht anberS als mit bem niebrigfien Söurm. 488. „Sie grlöfung oon aller (Schulb." 3)lan fpricht oon ber „tiefen Ungerechtigfett" beS fojtalen 9>aftö : wie als ob bte ftatfache, bafj btefer unter günftigen, jener unter ungünfitgen SSerhältniffen geboren wirb, oon vornherein eine Ungerecf>tigEett fei; ober gar fdjon, ba§ biefer mit biefen ©genfehaften, jener mit jenen geboren wirb. £3on feiten ber Ülufrichtigfien unter biefen ©egnern ber ©efellfdjaft wirb beErettert: „2Bir fetber ftnb mit allen unferen fcftlechten, EranEhaften, oerbrechertfchen ©tgenfehafs ten, bie wtr etngefiehen, nur bte unoermetbltchen folgen einer feEufären UnterbrücEung ber Schwachen burch bie StarEen"; fte fchieben ihren (EfxttaEter' ben herrfchenben (Stäuben tnS ©ewtffen. Unb man broht, man jürnt, man verflucht; man wirb tugenbfjaft oor ©ntrüfiung — , man
270 9)rtttjip einet* neuen SBertfefiung. null nicht umfonft etn fchled)ter Vicnfch, eine .Kanaille ge; morben fern» ©tefe älttt'tübe, eine (frfinbung unfrer testen Sahrjehnte, beifit ftch, jo tue! tefj höre, auch ipefftmiSmuö, unb 3 mar Snt= rüfhtngSpefftmtömuS. ^>ter mtrb ber Stnfprucb gemacht, bie ©efcfytcfjte ju richten, fte ihrer Fatalität ju entfletben, eine VerantmortlicbEett £>tntet tbr, ©cfntlbige in ihr 311 ftnben. 2)enn barnm f>mrbelt es ftei^ : man braucht ©dful; bige. Dte ©cblecbtmeggeEommenen, bte decadents jeber 2lrt, finb in Steoolte über ftch «nb brauchen £>pfer, um nicht an ftch felbft ihren VeenicbtungSburjl: ju löfeben ( — maS an ftch vielleicht bte Vernunft für ftch hätte). ©aju hüben fte einen ©ehern »on Siecht nötig, baS bet§t eine Xheorie, auf m eiefte hin ft'e bie Vatfacbe ihrer <2jciftenj, ihres ©omnb; fo;fetnS auf irgenbetnen ©ünbenbocE abmäljen Eömten. ©iefer ©ünbenbocE Eann ©ott fein — es fehlt in Slufjlanb nicht an folgen Sltheiflen aus Oteffenttment — , ober bte gefelifchafttiche £)rbnung, ober bte Ziehung unb ber Unter; rieht, ober bie Suben, ober bte Vornehmen, ober überhaupt ©utmeggeEommene trgenbmelcber 2lrt. „<£S tffc ein SSer= brechen, unter günftigen Vebtttgungen geboren ju merben: benn bamtt hat man bte anbern enterbt, betfette gebrücEt, jum Safter, fefbft jur 2lrbeit oerbammt.... ffiaS bann tch bafür, mtferabel ju fein! 2lber trgenbmer muff etmaS bafür Eönnen, fonft märe es nicht auSjuhaiten!".... Äurj, ber @ntrüfhtngöpeffimtömuö erf inbet Verantmort; itchEeiten, um ftch etn angenehmes ©efüftl 31t fchaffen — bie Stäche.... „©üffer als Jponig" nennt fte fchon ber alte Jammer. — Saff eine folche Theorie nicht mehr VerjMnbntö, mill fagen Verachtung, finbet, baS macht baS ©tücE Gbriften; tum, baS uns allen noch int Vlute fiecEt: fo baf; mir tolerant gegen jDtnge finb, blofj rneit fte oon fern etmaS chriftlich riechen.... 2)ie ©ojtaliften appellieren an bie chnftltcbett ^nfltnfte; baS tfi noch ihre feinfte Klugheit.... Vom €h«; fientum her finb mir an ben abergläubtfeben Vegriff ber ,,©eele //’ gemöhnt, an bte „unterbliebe ©eele", an bie
©efetlfdx» ff. 2. 2>er Staat. 271 Seeten;2)tonabe, bie eigentlich ganj wo anberS ju Spaufe ifi unb nur jufättig tn btefe ober jene Umftänbe / ins „Stbtfche" gteichfam hinetngcfalten tft, „ S teifet/' geworben ift: hoch ohne bafj ihr Söefen baburcf) berührt, gefcfjweige benn be= bingt wäre. Die gefettfchaftlichen, öerwanbtfchaftticf>en, hi* ftorifcfjen 55ert)ättntffe fütb für bie Seele nur Gelegenheiten, SSerlegenheiten öietletcht; jebenfattS ift fte nicht beren 2öerP. S0?it btefer fBorfteltung ift baS Snbwibuum tranfjenbent ge; macht; es barf auf fte hin ftch eine unfinnige SBtchtigPeit beitegen. Sn ber Dat hat erft baS @btiftcntum baS Snbwibuum herauSgeforbert, ftch jum dichter über atteS unb febeS auf; juwerfen; ber ©röfcnwafm tft ibm beinahe jur Pflicht ge; macht: es hat ja ewige Stectjtc gegen altes Zeitliche unb SSebingte gettenb ju machen! 2öaS Staat! 2öaS Gefell; fdjaft! 2öaS hiftortfehe Gefege ! - 2BaS ^hhfiotogte ! jpier rebet ein SenfeitS beS SÖerbenS, etn UnmanbetbareS in alter £tftorte, h ist rebet etwas UnfterbticheS, etwas ©öttlicheS: eine Seele! 6tn anberer chriftttcher, nicht weniger »errüefter begriff hat ftch noch wett tiefer ins Stetfeh ber üDtobernttät »ererbt : ber begriff »on ber „Gleichheit ber Seelen oor ©ott". Sn thm ifi baS ^>rotott>p alter Xheorten ber gleichen 9t echte gegeben : man hot bie 3ttenfcf>heit ben Sa§ »on ber ©teief;; heit erft religiös Rammeln gelehrt, man hat ihr fpäter eine Sttoral batauS gemacht: was fEBunber, bafj ber üOtenfct) ba; mit enbet, ihn ernft ju nehmen, ihn praPttfct) ju nehmen! — will fagen politifch, bemoPrattfcl), fojialiftifch, ent; rüftungSpeffimiftifch. lötberatt, wo SSerantworttichPeiten gefucht worben ftnb, ift es ber SnfttnPt ber Stäche gewefert, ber ba fuchte. Diefer SnfttnPt ber Stäche würbe tn Sahrtaufenben ber; mafien über bie SStenfcfheit Jfjerr, bafj bte ganje SJtetaphhfiP, spfpefjotogie, ©efcfichtsoorftetlung, oor altem aber bte SSt o; rat mit thm abgejetdjnet ift. Soweit auch nur ber SDZenfch gebaut hat, fo wett hat er ben StajittuS ber Stäche in bie
272 einet- neuen Ößettfe^nng. ©hige gefcbleppt. (£r bat ©ott fetbft bamtt EranE gemalt, er f>at bab ©afet’n überhaupt um ferne Unfdjulb ges bracht: nämitcb baburcb, baff er jebeb @o=unb=fo=fetn auf Sillen, auf 2lbftcbten, auf 2lEte ber fBerantmortlicbEeit jus riicffübrte. ©te ganje Sehre oom Sillen, biefe »erbängntbs »olljle gmtfcbung tu ber btbbertgen ipfpcbologte, mürbe mef entlieh erfunben jum pmecf ber ©träfe. < 2b mar bte ge= fellfcbaftltcbe 9'lüt3 ltcf)Eett ber ©träfe, bte btefem SSegrtff ferne Sürbe, ferne SSJfacftt, ferne Sabrbeit oerbürgte. ©te Urbeber jener ^fpcbologte — ber Sillenbpfpcbologte — bat man tn ben ©tänben 31t fueben, melcbe bas ©trafreebttn ben Jpänben butten, oorun tn bem ber $5rtefter an ber ©ptge ber ättefien ©emetnmefen: btefe mollten ftcb ein 9tec|t febaffen, 9lacbe ju nehmen, — fte mollten ©ott ein Siecht jur Slacbe febaffen. pu btefem pmecEe mürbe ber Senfcf; „frei" gebaebt ; ju btefem pmeäe muffte jebe J^unbtung alb gemoltt, muffte ber Urfprung jeber Jpanblung alb im 23emufjtfein Itegenb gebaebt merben. Ülber mit btefen ©ä|en ift bte alte fpfpcbologie mtberlegt, Jpeute, mo Europa in bte umgeEebrte 33emegung eins getreten febeint, mo mir öpalEponter jutnal mit aller Äraft ben ©ebutbbegriff unb ©trufbegrtff aub ber Seit mies ber jurücEjujieben, betuubjunebmen, aubjulöfeben fueben, mo unfer größter ©nft barauf aub tji, bte spfpcbologie, bte SDioral, bte ©efebtebte, bte Statur, bte gef etlfdf>aftltcben 3m flituttonen unb ©anEtionen, ©ott felbfi oon btefem ©cbmu| ju reinigen, — tn mem muffen mir unfere nutürltcbfien Slntagontfien feben? @ben tn jenen 2lpofieln ber Siacbe unb beb Steffenttmentb, tn jenen <£ntrüfiungbpefftmiften par excellence, melcbe eine üSitffton baraub machen, ihren ©ebrnui? unter bem Stamen „ßntrüftung" ju heiligen.... Str anbern, bie mir bem Serben feine Unfcbulb jurüefs jugemtnnen münfeben, möchten bte Sflifftonare etneb retm lieberen ©ebanEenb fein : baff niemanb bem SJlenfcben feine ©genfebaften gegeben bat, meber ©ott, noch bte ©efellfcbaft, noch feine ©tern unb Vorfahren, noch er felbfl, — bap nies munb febulb an ihm tfi.,.. €b fehlt ein Sefen, bub Dafür
©efel(fd)aft. 2 . ®er Staat. 273 oerantwortltcl) gemacht werben Sonnte, baß jemanb übers haupt ba ift, baß jemanb fo unb fo tfi, baß jemanb unter btefen Umfiänben, in biefet Umgebung geboren tfi. — (£ö tfi etn großeö Sabfal, baß folch etn SSefen fehlt....;. SBtr ftnb nicht baö Siefultat einer ewigen 2lbftcf)t, etneö Sßillenö, eineö Sßunfcheö: mit unö wirb nicht ber jßerfuch gemacht, ein „Sbeat oon 33ollEommenheit" ober ein „Sbeal oon ©lücE" ober ein „Sbeal oon £ugenb" ju erreichen, — wir ftnb ebenfowentg ber gchlgvtff ©otteö, oor bem ihm felber angfl werben müßte (mit welchem ©ebanEen bes Janntlich baö 2llte 5£efiament beginnt). <2ö fehlt jeber £>rt, jeber ;StoecE, jeber ©tnn, wohin wtr unfer ©ein, unfer @o; unbsfosfein abwäljen Eönnten. SSor allem: nt'emanb Eönnte eö: man Eann baö ©anje nicht richten, meffen, oergleichen ober gar oerneinen ! SBarum nicht ? — 2luö fünf ©rünben, allefamt felbfi befchetbenen Sntelltgenjen zugänglich : jutn SSeifptel, weil eö ntcljtö gibt außer bem ©anjen.... Unb nochmals gefagt, baö tfi etn großeö Sabfal, barin liegt bte Unfchulb alleö Safetnö. 489. Sßte mtr bte ©ojialtfien lächerlich finb mit ihrem albernen Spttmtömuö öom „guten SOJenfcfjen'', ber hinter bem 33ufif)e wartet, wenn man nur erfi bie biöhertge „Drbnung" ab* gefchafft hat unb alle „natürlichen £rtebe" loöläßt. Unb bie ©egenpartet ifi ebenfo lächerlich, weil fie bte ©ewalttat in bem ©efei}, bte öpärte unb ben (fgotömuö tn jeber 2lrt Autorität nicht jugefleht. „,Sch unb meine 2lrt‘ will hterrfc^crt unb übrigbletben : wer entartet, wirb auö* gejioßen ober vernichtet" — tfi ©runbgefühl jeber alten @efet?gebung. 3)ian haßt bie 3Sorfiellung einer höhnten 2lrt Sflenfchen mehr alö bte Monarchen. SlntiarifioEratifch.: baö nimmt ben SDionarchenhaß nur alö SDiaöEe — 490. Sch btn abgeneigt 1. bem ©ojtaltömuö, weil er ganj nato oom „©uten, SBahren, «Schönen" unb oon „gleichen Siech* Sftfes $>er 2ÖUie jur 18
274 ^titiätp einer neuen 2Bertfe$ung. ten" träumt (— auch ber SlnarcfjtSmuS will, nur auf bru= tatere Söeife, baS gleiche Sbeal) ; 2. bem Parlamentarismus unb >3eitungSmefen, meil baS bie bittet finb, moburcfj bas jperbentier ftcf) jum Jperrn macht. 49t. ©ie europätfcffe ©emoEratie ifl jum Eleinflen £eit eine Sntfeffelung »on Kräften. Sor allem tft fte eine (Entfeffe* lung non Faulheiten, oon SübtgEetten, non Schmähen. 492. „©er SSille jur Sacht" wirb tn bemoEratifchen altern bermafjen gehabt, baff beren ganze pfpchotogie auf feine SetEleinerung unb Serleumbung gerichtet fcfjetnt. ©er £ppuS beS großen (Ehrgeizigen: bas foll Stapoleon fein! Unb (Eäfar! Unb üllepanber! — 2llS ob bas nicht gerabe bie größten Gerächter ber (Ehre mären!.... Unb jjrfoettuS entmicEelt uns, ba§ man nach Sacht ftrebt, um bie ©enüffe ju haben, melche bem Sättigen ju ©ebote flehen : — er »erfleht btefeS Streben nach Sacht als • JB tllen zum ©enufj ! als JpebontSmuS ! 493. ©er moberne Sozialismus milt bie weltliche Nebenform beS SefuitiSmuS fchaffen: Sieber abfoluteS SBerfjeug. Slber ber %m&, baS Söoju ? ifl nicht aufgefunben bisher. 494. 3>e nachbem ein SolE fühlt: „bei ben Wenigen ifl baS Siecht, bie (Einficht, bie ©abe ber Rührung ufw." ober „bei ben Sielen'' — gibt eS ein oltgarchifcheS Regiment ober ein bemofratifcheS. ©aS Königtum repräfentiert ben ©tauben an einen ganz Überlegenen, einen Führer, SHetter, Halbgott. ©ie 2lrifloEratie repräfentiert ben ©tauben an eine ©ite=Senfchheit unb höhere Äafle. ©ie ©emoEratie repräfentiert ben Unglauben an grofje Senfehen unb an (Elite*©efeltfchaft: „Sieber ifl jebem
'fytywff* (//' ©cfellfcf) aff. 2. Staat. 275 gleich" „3m ©runbe ftnb wir allefamt eigennütziges Sieh unb $öbet." 495. 2luö bet j5 u ?nnft 2ltbettetS. — Arbeiter füllten wie ©otbaten empftnben lernen. ©in jjjwnotat, ein ©e= halt, aber feine SSeja^tung ! $etn SSerbältntö jwtfchen 2lb 3ahlung unb Seiftung ! ©on= bern baS 3nbt»tbuum, je nach feinet 3lrt, fo ftellen, baf? eö baö Jpöchfle letflen fann, waö in feinem 23eretch liegt. 496. y Die Arbeiter follen einmal leben wie je§t bie SSütget ; — aber übet ihnen, ftch butch 23ebürfniöloftgfeit auö; jeichnenb, bie höbet e $ajle: alfo ärmer unb einfacher, hoch im 23efi§ bet SftacfU. §ür bie niebeten 502enfc^en gelten bie umgefebrten Serb= fcbäl^ungen ; eö fommt batauf an, in fie bie „Stugenben" ju pflanzen. Die abfoluten S3efehle; furchtbare -Swing* metjiet; fie bem leichten Sehen entreißen. Die übrigen bür; fen gehorchen: unb ihre ©itelfett »erlangt, baff fie nicht abhängig »on großen SOienfcfjen, fonbern »on „^»inji* pien" erfcheinen. 497. Seine „^ufunft": — eine ftramme ^olptecfjntferbil* bung. Silitärbtenft : fo ba§ burchfchntttltch jeber Sann ber höheren ©tänbe Dfftjier ift, er fei fonfi, wer er fei. 498. ©in wenig reine Suft! Dtefer abfurbe ^ufianb ©uropaö foll nicht mehr lange bauern! ©ibt eö irgenbetnen ©e* banfen hinter btefetn JoornoiehSationaliömuö ? Selchen Sert fönnte eö haben, jet3 t, wo alleö auf größere unb ge* tneinfame 3ntereffen htnweifi, biefe ruppigen ©elbftgefüble aufjuftacheln ' ? Unb baö in einem Jnfianbe, wo bie gei* ftige Unfelbftänbigfett unb ©ntnationalifterung in bie Slugen fpringt unb in einem gegenfettigen ©tchbetfchmeljen unb befruchten ber eigentliche Sert unb ©tnn ber jetzigen Kultur liegt!.... Unb baö „neue Sieich", wiebet auf ben 18*
276 ^Drtnjip einet neue« SBerife^uttg. »erbtaucbtejkn unb beftoerachteten ©ebanEen gegrünbet: bte ©leichbett bet S^cc^tc unb bet Stimmen. Saö Vtngen um einen Vorrang innerhalb eines 3ufton ; beö, bet nichts taugt; btefe Äultut bet ©rofffiäbte, bet Rettungen, beö gtebetö unb bet „jftuecEloftgEeit''' — ! Sie mittfchaftliche Einigung Europas Eornrnt mit 9tot? roenbtgEett — unb ebenfo, als VeaEtton, bt'e gtt'ebenö* partei.... ©ne Partei beö Stie&enö, ofme Sentimentalität, meiere ftch unb ihren Äinbetn »erbietet, Ätieg ju führen; »er« bietet, fich bet ©erichte ju bebienen; welche ben $ampf, ben Söiberfpruch, bte Verfolgung gegen ftch ^craufbefd^tpört ; eine Partei bet UnterbrücEten, wentgfienö für eine alöbalb bte gtofj e Partei, ©egnettfeh gegen bie Stach? unb Vachgefühle. ©ne $tiegöpattet, mit bet gleichen @runbfäi3ltcbEeit unb Strenge gegen ftch, in umgeEebtter Dichtung »or? gehenb — 499. Sie 2lufrechterhaltung beö Vtilitätftaateö ifl baö allerle^te Mittel, bie grofj e Stabttion fei eS aufjunehmen, fei eö fefljuhalten hinfichtltch beö oberjten Sppuö Vtenfch, beö fiatEen Sppuö. Unb alle Vegrtffe, bte bte geinb? fchaft unb Vangbtjlanj bet Staaten »eterotgen, bürfen bat? aufhtn fanEtiontert etfeh einen (jum SSetfpiel Vattonaliömuö, Schugjoll). 500. Vtoral mefentlich als SBeht, alö Verteibigungömittel ; in? fofern ein pichen beö unauögenxtehfenen SOtenfchen (»et? panjett; fiotfeh). Ser auögemachfene Vtenfch b<*t »ot altem Söaff en: er ift angteifenb. ÜrtegörcetE^euge ju gttebenöwetEjeugen umgewanbelt (aus Schuppen unb glatten gebem unb Saate). 50t. ©tunbfeblet: bie $iek in bte Jrjetbe unb nicht tn ein? jetne ^nbimbuen ju legen! Sie Serbe ifi Mittel, nicht
.ft tut fl — etn IKa dt trottle. 277 mef)t! 2lbet fei3t öerfucpt matt, bte Jperbe alb 3nbit»ti buurn ju öcrfte^er» uttb tpr einen t)öf>eren 9tang alb bem ßinjefnen jujufcpretben, — tteffieb SSfltfmerftänbnib ! ! ! 3nb* gleichen bab, mab herbenpaft macht, bte Sftitgefühle, alb bte roertüollere ©et te unfrer Dtatur ju cparafterifietettl V. $urtff - etn $7ladjttml(e. 502 . „©cpöttpeit" tfi bebhalb für bett .Äünftler etmab aufet aller 9tangorbnung, rnetl tn ber ©cbönpett ©egenfäl3e ge= bänbigt ftnb, bab ^öc^fte Reichen öon SOiacpt, nämlich über gntgegengefegteb; aufjerbem opne Spannung: — ba§ ferne ©emalt mehr not tut, bafj alteb fo leicht folgt, geperlt, unb jum ©eporfam bte tiebenbmürbigfte SDJtene macht — bab ergöfjt ben STJacbtintlten beb jt'ünftierb. 503. ©te $unft tn ber „©eburt ber Stragöbie" . I. ©te Äonjeptton beb SBerfeb, auf welche man tn bem Jptntergrunbe btefeb Sucpeb flögt, tft abfonberltcp büfter unb unangenehm: unter ben btbfter befannt gemotbnen Sippen beb spefftmtbmub fepeint ferner btefen ©rab oon S3öbartxg= fett erreicht gu haben. Jpter fehlt ber ©egenfai3 einer mähren unb einer fepeinbaren 2öelt: eb gibt nur eine SBelt, unb biefe tft falfcp, graufam, miberfprüchlich, oerführertfeh, ohne ©tnn.... (Eine fo befepaffene ffielt tft bte mapre SBelt. 2Btr haben 2üge nötig, um über biefe 9?ealttät, biefe „Sßaprpett" jum ©teg ju fommen, bab petf*/ um 5« leben.... ©afj bte £üge nötig tfi, um ju leben, bab ge= hört felbft noch mit ju btefem furchtbaren unb fragmürbtgen €parafter beb ©afeinb. ©ie 2)ietaphpftf, bte SDJoral, bte 9teltgion, bte Söiffem fchaft — fte merben tn biefem Suche nur alb ttetfeptebne formen ber 2üge in Setracpt gezogen: mit tprer Jptlfe mirb anb Men geglaubt, „©ab Sehen f oll 33ertrauen
278 spmijip einer neuen 2öerffefcung. etnflöfsen": bte Aufgabe, fo geftefft, tft ungeheuer. Um ftc ju löfen, muff bet Vtenfch fdjon öon Vatur Sügnet fein, er muff mehr afs alles anbete Äünftfer fern. Unb et ift es auch: SMapbbftE, Sdefigton, SDZorat, Söiffenfcbaft — atteö nur 2fuSgebuttett feines SÖtffenS jur Äunjl, jut Söge, jut Rfucfjt not bet „fSabtbett", jut Verneinung bet „SSafjrs heit". SaS Vermögen fefbjt, banE bem et bte Realität bureb bte Süge oergemafttgt, biefeS $ünjtfer»ermögen beS SOienfcften par excellence — et bat eS noch mit allem, maS ift, gemein. St fefbjt tft ja ein ©tücE SBttEftcbfett, 2Babr= beit, Vatur : mte foltte et nicf)t au cf) ein ©tücf ©ent e bet Söge fein! Safj bet SftataEfet beS SafetnS öerEannt merbe — tieffte unb fjöcbfie ©efjetmabficbt hinter allem, maS Jtugenb, SBiffenfcbaft, RtömmigEeit, Äünftfettum tft. VtefeS nte= rnafs fefjen, otefeS falfd) fefjen, otefeS btnjufeben: o mte Efug man noch ift, in ^uftänben, wo man am fernften bas non tft, ficb füt Efug ju galten! Sie Siebe, bte 33egetfte= tung, „©oft" — tautet Reinheiten beS festen ©efbjlbettugS, lautet Verführungen jum Sehen, fauter ©faube an bas geben! 3rn SlugenbficEen, mo bet Vfenfcf; jum Vettognen warb, mo er ftdj übetftjlet bat, mo et ans geben glaubt: o mte fdjmifft es ba tn ihm auf ! SSefcbeS SntjucEen ! SMcbeS ©efübl oon Vtacfjt ! SBieotef Äünfhfectttumpb tm ©efüfü bet SD^ac^t ! — Set Sftenfcl) matb miebet einmal $etr übet ben „(Stoff", — Jpett übet bte SSafjrfjett !.... Unb mann immer bet VJenfdj ft'cb freut, et tft immer bet gleiche in feinet Rteube: et freut ftcb afS Äünftfer, et geniest ficb afs Vtacfjt, er geniefjt bie Söge als feine Stacht.... n. Sie $unjt unb nichts afs bie $unjl ! @te tft bte grofje Stmögftchetin beS Sehens, bte grofje Verführerin junt Sehen, ' baS grofje ©ttmufanS beS SebenS. Sie Äunft afs etnjt’g überlegene ©egenEtaft gegen allen SBtffen jut Verneinung beS Sehens, afs baS äfntichnftltcbe, Slntibubbhtftifch.e, Sfntinthifijtifche par excellence.
279 Ä u n fl — ein SKacfytroiüe. Die Äunft als bte (ürlöfung bes ©rBennenben, — beffett, ber ben furchtbaren unb fragwürbtgen €barafter bes SafetnS fiept, [eben will, beS £ragifcb s <i£tBennenben. Sie Äunfl: als bte ütrlöfung beS Jjtanbelnben, — beffett, ber ben furchtbaren unb fragwürbtgen €haraBter bes SafetnS nicht nur ficht, fonbern lebt, leben will, bes tragifch=Eriegerifchen SWenfchen, bes gelben. Sie Äunft als bte Qftlöfung beS Setbenben, — als ©eg jtt ^ufiänben, wo baS Selben gewollt, oerBlärt, »ergötz licht wirb, wo baS Setben eine §orm bet großen ßnt« jücBung tfi. in. 9)tan fiept, baff t'n biefem SSucpe ber spefftmiSmuö, fagen mir beutlicher ber fftibtltSmuS, als bte „©abrbeit" gilt. Slber bie ©ahrpett gilt nicht alb oberfteS ©ertmaft, noch weniger als oberfte Stacht. Ser ©ille jum ©cpem, jur jjllufton, jur Xäufcpung, junt ©erben unb ©echfeln (jur objeBtioterten SCäufcbung) gilt fykt als tiefer, urfprüng« lieber, „ metapbhfifeber" «tS ber ©tlle jur ©ahrpett, jut ©irBltcpBeit, jum ©cpem : — letzterer ijt felbft blofj eine gbrm bes ©tllenS jur Sllufton. (Sbenfo gilt bte Suft als urfprünglicper als ber ©ebtnerj : ber ©cpmerj erft als be= bingt, als eine golgeetfcbet'nung beS ©tllenS jut Sufi (beS ©tllenS jum ©erben, ©aepfen, ©eftalten, bas ftetpt jum ©(paffen: tm ©epaffen tjl aber baS 3erffcörert etngerech ; net). €S wirb etn böepfter ^uftanb öon Bejahung beS Sa* feinS Üonsipiert, aus bem auch ber höchfte ©chmerj nicht ab; gerechnet werben Bann: ber tragifeb^bionpfifebe ^upanb. IV. SteS 95uch tjl bergeftalt fogar antipeffimtflifch: nämltch in bem ©tnne, baff es etwas lebet, bas ftarEer ift als ber ^effimtSmuS, baS „göttlicher" ift als bte ©ahrhett: bte Äunft. Dtiemanb würbe, wte es fcheint, einer rabtBalen 33ernetnung beS Sehens, einem wirBltcpen ffteintun noch mehr als einem ffteinfagen jum Seben ernftlicher baS ©ort reben als ber SSerfaffer btefeS SöucheS. 9tur wetfj er — er
' 280 tPvittjtp einer neuen 2B evffe^uttg. bat es erlebt, er bat üielleicbt ntc^tö anbereS erlebt ! — baß* bte $unft mehr mert ift als bte SBabrbeit. 3« ber 23orrebe bereits, mit ber Oltcbarb Sßagner tüte ju einem ^mtegefptäcbe eingelaben wirb, erfebemt bteS ©lau# benöbefenntnis, bieö Slrtifteneüangelium : „bie Äunft als bte eigentlicbe Aufgabe beS Sehens, bte Äunft als beffen metapbbftfcbe ftättgEett...." 504. DaS Phänomen „Äünfller" tfl noch am letcbteften bureb# ftcbttg: — üon ba aus binjubltcfen auf bte ©runbtn# fltnfteberSDiacbt uftü.I SCucb ber Oleltgton unb SDZoral ! „Das ©ptel", baS Unnütüicbe — als Sbeai beS mit Äraft Überhäuften, als „Etnbltcb". Die „Ätnblicbfett" ©otteS, notig nai^cov- 505. Unfre fMtgion, SDJoral unb ^büofopbte finb decadence- gormen bes SDlenfcben. — Die ©egenbetuegung: bte Äunft. 506. S« ber Jpauptfacbe gebe icb ben Äünftlern mehr recht als allen spbtlofopben bisher: fte üerloren bte große ©pur nicht, auf ber baS Sehen gebt, fte liebten bte Dtnge „biefer fßelt", — fte liebten ihre ©tnne. „©ntfinnlicbung" ju erflreben: baS febetnt mtr ein SfJtßüerfänbniS ober eine ^ranfbett ober eine ifur, mo fte nicht eine bloße Heuchelei ober ©elbftbetrügeret {ft. 3fcb münfebe mir felber unb allen benen, melcbe ohne bte Slngfte eines $)nrttanergemtffenS leben — leben b tiefen, eine immer größere SSergetfigung unb fßerüielfältigung ihrer ©tnne; ja mir toollen ben ©tn# nen banfbar fein für ihre Reinheit, ^itlie unb Äraft unb ihnen baS 23efte üon ©eift, toaS mir haben, bagegen bieten. 2BaS geben uns bte priefietficben unb metapbpftfeben 83er# Eegerungen ber ©tnne an! SBtr haben biefe 23erEe§erung nicht mehr nötig : es tfi etn fDJerfmal ber Söoblgeratenbetr, menn einer gleich ©oetbe mit immer größerer Suft unb
Äuttfl — ein Dtacgtroille. 281 JijjerjlicgEeit an „ben Singen ber Sßelt" gängt: — bergeftalt nämlic^ galt er bie grofe 2luffaffung beö Sftenfcgen feft, baff ber SJtenfcg ber S3 er Elärer beö Safeinö wirb, wenn er fiel; felbft »etEIären lernt 507. 25tologtfcger 2Bert beö «Schönen unb beö #äfj liegen. — 2Baö unö infKnlttü rotberfte^t, äftgetifeg, tfl auö allere längfter Grtfagrung bem fDtenfcgen alö fefjabtte^, gefägrltcg, SDlif trauen oerbtenenb berotefert : ber plöglicg rebenbe äftge* itfe^e Snjltnft (tm <SEel jum S5et[picl) enthält ein Urteil. 3nfofern fitest baö (Schöne tnnergalb ber allgemeinen ,fta= tegorie ber btologtfcgen SBerte beö -ftüglicgen, SESogltätigen, 2eben*ftetgernben : boeg fo, baff eine SDienge Steige, bie gang üon fern an nüglicge Singe unb ^uftänbe erinnern unb am Enüpfen, unö baö ©efügl beö ©cgönen, baö geift ber Ser* megrung »on EDtacgtgefügl, geben (— niegt alfo blofj Stnge, fonbern aueg bie 25egleitempfinbungen folcger Singe ober i^re ©pmbole). hiermit ifl baö ©cgöne unb Jpäfjlicge alö bebingt er* Eannt; nämlicg in Jjjinficgt auf unfre unterften @rgal= tungöwerte. Saoon abgefegen ein ©cgöneö unb ein 4>ä§* liegeö anfegen wollen, tft finnloö. Saö ©cgöne ejeifiiert fo wenig alö baö @ute, baö 2Bagre. 3m (Singeinen fjanbelt eö fug wieber um bie ©rgaltungöbebtngungen einer be* ftimmten 2lrt oon Sttenfcg: fo wirb ber öperbenmenfeg bei anberen Singen baö Sßertgefügl beö ©cgönen gaben, alö berStuönagmes unb ftbermenfeg. @ö ifi bie tßorbergrunböoptiE, welcge nur bie näcgs fien folgen in SSetracgt gtegt, auö ber ber -2Bert beö ©egonen Tauch beö ©Uten, aueg beö SBagren) flammt 2llle SnftinEturteile finb Eurgftcgtig in Jpinftcgt auf bie Äette ber folgen: fte raten an, waö gunäcgft gutun ift. Ser SSerftanb ift wefentlicg ein Jpemmungöapparat gegen baö ©ofortSteagieren auf baö SnftinEturteil : er galt auf, er überlegt weiter, er ftegt bie golgenEette ferner unb länger. Sie ©cgöngeitö* unb JpäfjlicgEeitöurtetle finb Eurgs fiegttg (— fie gaben immer ben Serflanb gegen fteg —):
282 ^rtttjtp einer neuen SBerffc^ung. abet im böcfjflen ©tabe übertebenb; fie appellieren an ttnfre 3nflinEte, bort, wo fte am fcfmellflen ftcf> entfeftetben unb igt 3a unb 9tetn fagen, beoor noefj bet 23erjlanb ju SSBorte Eommt. Sie gewohnteren @cbönf)etts6ej'af;ungen regen f tef) gegenfeittg auf unb an; wenn bet äjiftettfcfje £tteb eins mal in 2ltbett tfi, Frtftalttftert ficb um „baS etnjelneScböne" noch «tue ganje plle anbetet unb anbetswohet flammenbet SSollfommenbeiten. @S tft nicht möglich obfefttö ju blet= ben, tefpeftwe bte interptettetenbe, finjugebenbe, auSfüls lenbe, bieftenbe $raft auSjuhängen (— leitete tfi jene 33ets fettung bet ©cfjönheitSbejabungen felbet). Ser 2fnbltcf eines „fcfwnen SBeibeS".... 2C(fo t, baS ©cbönbettSurteil ifl futjftcbttg, es ftefjt nur bte näcbflen folgen; 2. es üb ersäuf t ben ©egenflanb, bet es erregt, mit einem Sauber, bet buteft bte 2lffojtation tjetfcfjtebener <S<3f>önb»citöurtciIc bebingt tfi, — betabet bem SBefett jenes ©egenflanbeS ganj f remb tfi. ßün Sing als fcfjött emps finben betfit: es notwenbtg fatfef empftnben — (weshalb, beiläufig gefagt, bte Stebesfeitat bie gefellfcbaftlicb unoets nünftigfte lütt bet Beirat ifl). 508. Set tragt fc^e ,ltünfllet. — (£s tfi bie ^tage bet .Straft (eines ßinjetnen ober eines SSotfeS), ob unb wo baS Urteil „fcfjön" angefegt wirb. SaS ©efüljl bet Sülle, bet auf= geflauten .Straft (aus bem eS erlaubt tfi, öteleS mutig unb wohlgemut entgegenjunefmen, not bem bet ©cfwäcf); ltng fsfaubert) — baS SUacftgefügl fptieft baS Urteil „fcfwn" noch übet Singe unb ^uflänbe aus, welche bet 3nflt'n?t bet Sbnmacft nur als fjaffenSwert, als ,,bäfjs lieb'' abfefägen Eann. Ste SBttterung baffir, womit wtr uns gefäfr fertig werben würben, wenn es leibhaft entgegen träte als ©efafft, Problem, SSetfucfjung, — biefe SÖitte; rung befltmmt auch noch unfet äftbetifcbeS 3a. („Sas tfi fegon" tjl eine Bejahung).
jtunft — ein fOtachtmUe. 283 Darauö ergibt ft’db , inö ©tofse gerechnet, ba§ bie Vor; tiebe für fragwütbtge unb furchtbare Dinge ein (Symptom für ©tärEe tfl : wäbrenb ber ©efebmaef am jpübfcfKn unb ^tcrltc^cn ben ©cbwacben, ben DeltEaten jugebört. Die Suft an ber Stragöbie fennjetebnet flarEe Zeitalter unb SbaraEtere : ibr non plus ultra tft srielletcbt bie divina commedia. @6 finb bte betotfeben ©etfter, welche ju ficb felbft in ber tragifeben ©raufamfeit Sa fagen: fie finb hart genug, um baö Seiben alö Suff ju empftnben. ©efef3t bagegen, bafj bte ©cbwacben oon einer $unft ©e; nufj begebren, welche für fie nicht erbaebt ift, wa3 werben fie tun, um bie £ragöbie ftcb fcbmacfbafl zu machen? ©ie werben ihre eignen Söertgefüble in fie hinein inter- pretieren : jurn Söetfptel ben „Triumph ber ftttlicben 28 eit; orbnung" ober bie Sehre oom „Unwert beö Dafetnö" ober bie Slufforberung jur „Stefignatton" (— ober auch f^atb mebijinifebe, halb moraltfcbe Slffeftauölabungen ä la 2triflo= teleö). Snblicb: bie Äunft beö furchtbaren, tnfofern fie bie Veroen aufregt. Bann atö ©ttmulans bet ben © cf) wa= eben unb ßrfcböpften in Schätzung fommen : baö tft beute junt Veifpiel ber ©runb für bte Schätzung ber SBagner; feben $unft. (Sö ift ein Reichen oon SBobl* unb Vtacbt; gefübl, wie weit einer ben Dingen ihren furchtbaren unb fragwürbtgen @baraEter zugefteben barf; unb ob er über; baupt „Söfungen" am ©ebluf braucht. Diefe 2lrt Äünftlerpeffimiömuö tft genau baö ©egen; fiücB jum moralifcb;reltgiöfen ^efftmiömuö, welcher an ber „Verberbniö" beö Vtenfcben, am Stätfel beö Da; fetnö letbet: btefer will burd)auö eine Söfung, wentgftens eine Hoffnung auf Söfung. Dte Setbenben, Verzweifelten, Ülmficb^iftrauifcben, bte .ÄranBen mit einem Söort, haben ju allen feiten bie entjütfenben Vtftonen nötig gehabt, um eö ausjubalten (ber SScgttff „SeltgBeit" tft btefeö Ur; fprungö). (£tn oerwanbter $all: bie Äünftler ber deca- dence, welche tm ©runbe nibitiftifcb zum Sehen flehen, flüchten in bte Schönheit ber gorrn, — tn bte auöge; wählten Dinge, wo bie 9tatur oollfommen warb, wo fie
284 ^nttjtp einet neuen 2Berffe$ung. inbifferent gtofj unb fcljön ifl.... ( — Ste „Siebe jum ©ebenen" !ann fomtt etwas anbereS als baS Vermögen fern, ein ©cfwneS ju f e^cn, baS ©ebene ju febaf f ett: fie bann gtrabe bet 2luSbtucE oon Unoermögen baju fern.) Sie überwälttgenben Äünjlter, welche einen iEonfonanj« ton aus jebem ÄonfliEte etfltngen laffen, ftnb bie, welche ihre eigene SDiächttgEeit unb ©elbjletlöfung noch ben Gingen jugute Eommen (affen: fie fptechen ihre innetfle Erfahrung in ber ©pmbolif jebeS JüunflwerEeS aus, — ihr ©ebaffen ifl SanEbarEett für ihr ©ein. Sie £tefe beS tragtfehen JlünfllerS liegt batin, baff fein äftbetifeber SnflinEt bie ferneren folgen überfteht, ba§ er nicht Eurjfichttg beim fftächflen flehen bleibt, baff er bie SEonomte im großen bejaht, welche baS furchtbare, 23öfe, fragwürbige rechtfertigt, unb nicht nur — recht« fertigt. 509. ffientt meine Sefer barübet jur (genüge etngewetht ftnb, baff auch „ber ©ute" im großen ©efamtfchaufptel beS 2e= benS eine form ber Srfchöpfung barjlellt: fo werben fie ber $onfequenj beS ShrtjlentumS bie &)te geben, welche ben ©uten als ben Jpäfjlicfjen Eonjtpterte. SaS @htiflen« tum ha tte bamtt recht. 2ln einem ^bilofopben tfl es eine OlichtSwürbigEett, ju fagen, „ baS ©ute unb baS ©chöne ftnb eins" ; fügt er gar noch binju, „auch baS Söabte", fo foll man ihn prügeln. Sie Wahrheit ifl böfjltch. 2ötr hoben bie $unfl, bamit wir nicht an ber ffiahr« heit jugrunbe gehen. 510. 28aS ifl tragtfeh? — Sch höbe ju wieberholten SDlalen Den finget auf baS grofje üDiipoerflänbniS be s 2lrtfloteleS gelegt, als er tn jwet beprimterenben 2lffeEten, im ©chrecEen unb im äftitleiben, bie tragifchen SlffeEte ju er« Eennen glaubte. Jpätte er recht, fo wäre bie £ragöbie eine lebensgefährliche Äunjl : man müjjte oor ihr wie »or etwas
Jtunft — ein 9)tacbtmUe. 285 ©emetnfchäblichem unb 2Inriicf)igem warnen. £)te Äunft, fonfi baö gro§e Stimulanö beö gebenö, ein Sftaufc^ am geben, etn Söille jum geben, würbe hier, im Stenfie einer Slbwärtöbewegung, gletchfam alö (Dienerin beö spefftmiömuö gefunbheitöfchäblich ( — benn bafj man burch Erregung btefer 3lffeEte fiel) non ihnen „purgiert", wie gtriftoteleö ju glauben fcfjetnt, ift einfach nicht wahr). Stwaö, baö habituell ScljrecEen ober SDtttleib erregt, beöorgantfiert, fchwächt, entmutigt: — unb gefegt, (Schopenhauer bedielte recht, ba§ man ber Xragöbie bte gftefignation ju entnehmen habe (baö hetfit eine fanfte SSerjtchtleiftung auf ©lücE, auf Hoffnung, auf Söillen jum geben), fo wäre hiermit eine jiunft fonjipiert, in ber bte Äunft ftch felbft oernetnt. flta; göbte bebeutete bann einen gtuflöfungöprojefj : ber ^nfitnEt beö gebenö [ich im SnfHnEt ber Äunft fetbffc jerfiörenb. @hrtfientum, fftthiltömuö, tragifche ÄunfE, phhftologtfche d6 cadence: baö hielte fich an ben Jpänben, baö Eärne jur felben Stunbe jum Übergewtdjt, baö triebe ftch gegenfettig oorwärtö — abwärtö.... £ragöbte wäre ein Symptom beö 33erfallö. 5)ian Eann btefe Theorie in ber faltblütigften SSJeife wiber? legen: nämltch, inbem man oermöge beö Dynamometers bte SBtrEung einer tragtfehen Emotion mifjt. Unb man be* Eommt alö Srgebntö, waö julegt nur bie abfolute Verlogen* heit etneö SpftematiEerö oerEennen Eann : — bafj bte SDra* göbte ein tonicum ift. 2Benn (Schopenhauer hier nicht be= greifen wollte, wenn er bte ©efamtbepreffton alö tragtfehen ^uftanb anfegt, wenn er ben ©riechen ( — bie ju feinem Skrbrufj nicht „refignierten"....) ju oerftehen gab, fte hatten fich nicht auf ber J)ö he ber SBeltanfchauung befun= ben: fo ift baö parti pris, gogtE beö Spjlemö, galfchmün* 3 erei beö (SpftematiEerö : eine jener fchltmmen galfchmüm jereten, welche Sdjopenhauern (Schritt für Schritt feine ganje spftjchologte oerborben hat (: er, ber baö ©enie, bte Äunft felbjt, bie 9)iorat, bie heibnifche Religion, bte Schorn heit, bte ©rEenntniö unb ungefähr alleö willEürlich=gewalt= fam mijoerftanben hat)»
286 ^Jriitjip einer neuen SBertfe^ung. 511 . Das .ftunjtwerE, wo eS ohne Äünfilet erfcheint, jum SSeifpiel als Seih, als Drganifatton (pteußifcheS Dffijter* Eorps, Sefuttenorben). Snwtefern ber .ftünfiler nur eine 23orftufe tfl. Die 2Belt als ein ftch felBft gebärenbeS ÄunjtwerE 512 . Der DlthiliSmuS bet Slrtifien. — Die Dtatur grau* fam butrf) ihre JpeiterEeit; jpnifcf) mit ihren ©onnenauf* gangen. 2ßtr finb fetnbfeltg gegen 9lühtungen. 28tt flüchten bortbin, wo bie Dtatur unfte ©tnne unb unfte <£tn* bilbungSEraft bewegt; wo wir nichts ju lieben haben, wo wir nicht an bie motaltfchen ©cheinbarEetten unb DeltEa* teffen btefer notbtfchen Statur erinnert werben; — unb fo auch in ben fünften. 2öt'r jtehen »ot, was nicht mehr uns an ,,©ut unb 25öfe" erinnert. Unfte moraliftifche 9ieij* barfeit unb ©chmetjfäbigEett tfl wie erlöft in einer furcht* baren unb glücElichen Statut, im Fatalismus ber ©tnne unb ber Kräfte. Das geben ohne ©üte. Die Sßohltat befielt im Slnbltcf ber großartigen Snbtffe* renj ber Statut gegen ©ut unb 23öfe. Jl'etne ©erechttgEeit in ber ©efcfnchte, Eetne ©üte in ber Statut: beShalb geht ber ^effimifl, falls er Slrtift ift, bort* hin in historicis, wo bie Slbfenj ber ©erecf)tigfeit felber noch mit großartiger Stai»ität ftch jetgt, wo gerabe bie 23 oll* fommenheit jum 2luSbrucE Eommt — , unb insgleichen in ber Statur borthtn, wo ber böfe unb inbifferente @ha* raEter fiel; nicht »erhehlt, wo fie ben ©haraEter ber 23 oll* Eommenheit barffcellt . . . . Der nihiliftifche ÄünfKct »er* rät fich im SBolten unb 93e»otjugen ber 3 1 )n i fcf)en ©e* fchichte, ber jtjnif chen Statur. 513 . Sch fe§e hier eine Steifte pfpchologifchet 3uftänbe als Reichen »ollen unb blühenben Sehens hin, welche man heute gewohnt ift, als EranEhaft ju beurteilen. Stun haben wir
Ä'unft — etn IJtadtttutUe. 287 injmtfchen »erlernt, jmtfchen gefunb unb EranE »on einem ©egenfafse 3U reben : eö hanbelt fich um ©tabe, — meine Behauptung in btefetn gatte tfi, baff, maö f>eute „gefunb" genannt mtrb, ein ntebttgereö 9ti»eau »on bem barfiettt, maö unter günfitgen SBerhältniffen gefunb märe — , baf; mir relatt» EranE finb — Ser füngier gehört ju einer noch ftärEeren Slaffe. 2öaS uns fcf)on fchäbltch, maö bei unö EranEbaft märe, tfi bei ihm Stotur 2lber man menbet unö etn, baff gerabe bte SSerarmung ber Stofchtne bie eytraoagante SSerjiänbntöEraft über jebmebe Suggeftton er; mögliche: Zeugnis unfre ^rjftetetfc^en Sßeiblein. Sie Überfülle an Säften unb Kräften Eann fo gut Spmptome ber partiellen Unfreiheit, »on Stnneöhallujtna; tionen, »on Suggefiionörafftnementö mit fich bringen mte eine Verarmung an Sehen —, ber Stetj ift anberö bebtngt, bie SStrEung bleibt ftch gleich.... S3or allem ift bie 9tacf)mtt= Eung nicht btefelbe; bie extreme Erschlaffung aller mot; biben Naturen nach tf>ren Ctteroenerjentrijitäten hat nicht» mit ben j3ufiänben beö Äünftlerö gemein: ber feine guten feiten nicht abjubüfjen hat.... St tfi reich genug baju: er Eann »etfchmenben, ohne arm ju merben. 9Bte man beute „©ente" alö eine gorm ber Sleurofe be= urteilen bürfte, fo »ielleicht auch bie Eünfilerifche Suggefit»; Eraft, — unb unfre Slrttfien finb in ber Sat ben bhfie* rtfc^cn SBetblein nur ju »ermanbt ! ! ! Saö aber Spricht gegen „heute", unb nicht gegen bte „Zünftler". Ste unEünfilertfchen £uftänbe: bte ber SbfeEtiottät, ber Spiegelung, beö auögeftängten SBtllenö.... (baö fEanbalöfe SDliffoerftänbttiö Schopenhauer», ber bie Äunfialö BrücEe jur Bernetnung beö Sehens nimmt).... Ste unEünfileci; fchen 3ufiänbe : ber Berarmenben, Slbjtebenben, Slbblaffem ben, unter beren 23ltcE baö Sehen leibet: — ber Shttfi. 5U. Ser moberne Zünftler, in feiner ^Jhpfiologie bem Jpp; fiertömuö nächfioermanbt, tfi auch alö SharaEter auf biefe ÄranEhaftigEeit hin abgejeichnet. Ser JppfieriEet ifi falfch.
288 ein er neuen QBerffefcnng. — er lügt auS Sufi an ber Süge, er tfi bewunberungSwürbt'g tn jeber $unji ber SSerfiellung — , eS fet benn, ba§ ferne franf^afte ©telEeit ihm einen ©tretet fpielt. Dtefe gttels fett tfi ein fortwährenbeS gteber, welches SSetciubungSmittel nötig hat unb »or feinem ©elbjibetrug, »or feiner garce rücffchrecft, bte eine augenblicfticbe Stnberuttg öerfpricf>t. (Unfäbtgfett jum ©totj unb befiänbig Stacke für eine tief etngentjiete ©elbjioerachtung nötig ju haben — baS tfi beinahe bte Definition biefer 2lrt »on ßitelfeit.) Dte abfurbe ßrregbarfeit feines ©pfiemS, bte aus allen @rlebniffen Ärifen macht unb baS „Dramatifche" in bie getingfien Zufälle beS SebenS einfehteppt, nimmt ihm alles 23etechenbare : er tji feine ^erfon mehr, höchfienS ein 3ien= bejoouö »on ^etfonen, »on benen halb btefe, halb jene mit! unoerfchämter ©icherheit berausfefuefjt. (Eben barum tji er grofj als ©cftaufpieler: alte biefe armen Sßillenlofen, welche bie $rjte in ber 9iahe fiubteren, fegen tn Srfiaunen burcf> ihre SSirtuofität ber SSttimiE, ber XranSfiguration, beS ©in= tretenS tn fafi feben »erlangten ^haraPter, 515. $ünfiler ftnb nicht bte SDtenfcfjen oer großen Seibern fchaft, was fte uns unb fich auch »orreben mögen. Unb baS aus jwet ©rünben: eS fehlt ihnen bie ©cham »or fich fei* ber (fte fehen fich ?u, inbem fte leben; fie lauern fich auf, fte finb ju neugierig), unb es fehlt ihnen auch bie ©cham »or ber grofjen Setbenfchaft (fie beuten fie als Slrtifien auS). ^rceiieuö aber ihr Sßamppr, ihr Xatent, mißgönnt ihnen meifi folche S5erfcf)wenbung »on Äraft, welche Seibern fchaft hetfit. — Stttt einem Talent ifi man auch baS Opfer feines Talents : man lebt unter bem ißamppriSmuS feines Talents, S)ian wirb nicht baburch mit feiner Setbenfchaft fertig, ba§ man fte barfiellt: »telmehr, man tfi mit ihr fertig, wenn man fie barfiellt. (©oethe lehrt eS anberS; aber eS fcheint, bafj er hier fieh felbji mijioetjiehen wollte, — aus delicatezza,)
i?unff — ein9K«d)t.miUe. 289 516 . 33etgltcben mit bem Äünftler, tft baö ©rfebctnen beö roiffenfcbaftlicben 2D?enfcf>cn in ber Xat ein ^tcbeit einer gewiffen ßinbämmung unb Stioeauerniebrigung beö Sebcnö (— aber aud) einer SSerftärEung, ©trenge, Jpärte, gßillenöEraft). 2rnmiefem bie gnlfcbbtit, bte ©lekbgüttigfeit gegen 2Babr unb •KüfUitb beim itünftler Reichen oon Sugenb, non „Ätnberei" fein mögen.... habituelle 2lrt, ihre Um oernünftigEeit, ihre Sgnoranj über ftcb, ihre ©tetcbgülttgEeit gegen „ewige Sßerte", ibr @rnft im „©ptele", — ibr SStam gel an SBürbe; Jrtanöwurfi unb ©ott benachbart; ber Sp& tige unb bte Äanaitle.... Daö Stacbmacben alö SnfKnEt, Eommanbterenb. — 2lufgangöEünfiler — Stieber* gangöEünftler: ob fte nicht allen ipbafen jugeböten?..., 3a! 517 . SSürbe trgenbetn Sting tn ber ganjen $ette tton $unft unb Sötffenfcbaft fehlen, wenn baö ffieib, wenn baö 23etE beö Sßetbeö bartn fehlte? ©eben mir bte Sluönabme ju — fte bewetft bte Siegel — baö ffietb bringt eö in altem jut 33olts Eommenbeit, waö nicht etn 2öerf ift, in 23rief, in Süe« motren, felbft in ber betiEateften Jpanbarbett, bie eö gibt, für}, tn allem, waö nicht ein Spetter ift, genau beöbalb, weil eö bartn ftd) felbfi ooltenbet, weil eö batntt feinem einzigen. Äunftantrieb gehorcht, ben eö befigt, — eö null gefallen... Slber waö bat baö Söeib mit ber leibenfebaftiteben Snbiffe* renj beö echten Zünftlers ju febaffen, ber einem Älang, einem Jpaucb, einem öpopfafa mehr SSicbtigfeit jugeflebt alö ftcb felbfi ? ber mit allen fünf Ringern nach feinem ©es beimften unb Sunerfien greift? ber feinem Dinge einen SBert jugeftebt, eö fei benn, bafj eö §orm ju werben wet'fj (— baff eö fieb pretögtbt, bafj eö ficb öffentlich ntaebt —). Dte $unfi, fo wie ber Äünjller fte übt — begreift ibr’ö benn nicht, waö fte tft: etn Attentat auf alle pudeurs?.... grft mit biefem 3ab rbunbert bat baö SSeib jene ©cbwenEung jur Üttacftf. 19
290 9>rinjip einer neuen SBerife^nng. jur Sttemtuv gewagt ( — vers la canaiile plumiere 6cri- vassiere, mit bem alten Stttrabeau ju reben): eb fd)tift* ftellert, eb FünjHert, eb berliert an SnfitnFt. 2öoju bo<h? wenn man f tagen batf? 518 . Wtan xff c um ben 9)reib Ä'ünftler, bafj man bab, was alte 9tichtFünjtfer „gorrn" nennen, als Inhalt, als „bie Sache felbft" empfinbet. Samit gehört man freilich in eine bet« Eefttte 2Belt: benn nunmehr wirb einem bet Inhalt ju etwas blofj formalem, — unfer Men eingerechnet. 519 . s$ut €bataFtecifttF beb nationalen ©entub in Jptnfi^t auf grembeb unb Sntlehnteb. — Ser englifclje ©eniub bergröbert unb bernatürlicht alleb, wab er empfängt; ber ftanjöftfche berbünnt, beretnfacht, logifiert, pugt auf; ber beutfehe bemtifcht, bermittelt, berwtcfelt, bermora* lifiert; ber italtenifche bat bei weitem ben freieren unb feinfien ©eb rauet) bom Entlehnten gemacht unb hmtbertmal mehr binetngefieeft alb heraubgejogen : alb ber reich fie ©entub, bet am meinen ju berfchenfen hatte. 520 . Söentt man unter ©ente eineb Äünftlerb bte höchfte ^rei= heit unter bem ©efel3, bie göttliche Seichtigfeit, leichtfertig* Fett im fchwerften berfteht, fo hat Sffenbacf; noch mehr 2ln* recht auf ben tarnen „©enie" alb SBagner. SBagner ift fchwer, fchwerfälltg : ntchtb ift ihm frember alb 2lugenbltcFe übermüttgfler sßollFommenhett, wie fie biefer Jpanbwurft £>ffenbacf) fünf*, fecftbrnal faft in jebet feiner bouffonneries erreicht. 2lber bielleicht barf man unter ©enie etwab an* bereb betjiehen. — 521 . ^effimibmub in ber Äunft? — Ser Äünftler liebt allmählich bie Mittel um ihrer felber willen, in benen ftch ber
jtuuft — ein SDtad)fiüiIle. 291 Dtaufchjufianb ju erEemten gibt : bie extreme Reinheit unb gjrac^t bet gatbe, bie SeutlichEett ber Sinie, bte Dluance beö ftonö: baö StfHnEte, wo fonft, im 9tormalen, alle StffinEtton fehlt. Sille bifttnlten (Sachen, alle Nuancen, im fofetn fte an bte externen Äraftfletgerungen erinnern, welche ber fRaufch erzeugt, wecEen rücEwärtö btefeö ©efübl beö SEaufc^eö ; — bte SötrEung ber ^unflwerEe tfE bte (St* regung beö Eunflfchaffenben j3uflanbö, beö Siaufcheö. Saö SBefentltche an ber ÄunfE bleibt ihre 2)afetnöooll= enbung, ihr Jperootbringen ber fßollEommenhett unb Sülle ; . ftunft tfi wefentlich 23ejahung, (Segnung, 3Sergött= Hebung beö Safeinö.... 2Saö bebeutet eine pef fimi= fUfclje Äunjl? 3ft baö nicht eine contradictio ? — 3a. — (Schopenhauer irrt, wenn er gewtffe SBerEe ber $unft: In ben Siertft beö ipeffimtömuö ftellt. Sie Xragöbte lehrt nicht „Olefignation".... Sie furchtbaren unb fragwürbigen Stnge barftellen, tfi felbfi fepon ein 3nfitnEt bet SD?acf)t unb JjhettltchEett am Äünfller: et fürchtet fie nicht.... @ö gibt Eetne peffimijltfche Äunft.... Sie Äunff bejaht. Jfjiob bejaht. — Slber ^ola ? Slber bte ©oncourtö ? — Sie Singe finb häfittch, bte fte jetgen: aber baff fte biefelben jetgett, ift auö Sufi an btefem Jg)ä^ltchen.... Jg>ilft nichtö! ihr betrügt euch, wenn thr’ö anberö behauptet. — 28ie erlöfenb ift SoftoiewöEp ! 522 . @ö finb bie Sluönahmejuflänbe, bie ben Zünftler be; hingen: alte, bte mit EranEhaften Stfchetnungen tief oer= wanbt unb oerwachfen finb : fo bafj eö nicht möglich fcheint, ÄünfHer ju fein unb nicht EranE ju fein. Ste phpfiotogifchen ^nfiänbe, welche im Äünfller gleich- fam jut „^Jerfon" gejücfStet finb unb bte an fiel) in irgenb* welchem @tabe bem üWenfchen überhaupt anhaften : t. ber kaufet): baö erhöhte Sftachtgefühl ; bie innere Nötigung, auö ben Singen einen Sleflejc ber eignen Sülle unb S3ollEommenhett ju machen ; 2. bie ertreme «Schärfe gewtffer Sinne: fo bafj fie eine
292 ‘ i'ritiätp einer neuen SBerffefcung. ganj anbre ^etcf)en|ptacf)e »erflehen — unb [Raffen, — btefelbe, bte mit manchen 9ler»enEtanFb eiten »er6uttben et* fcfjemt — ; bte ertreme BeroegltcbEett, auö ber eine eptreme ^tttetlfamfett wirb; baö 3tebent»ollen alleö beffen, tuaö ^etc^ett ju geben roetf — ; ein Bebürfntö, ficf) gletcbfam foöjuroerben butcb 3 e < c b e n unb ©ebätben; gubtgEett, »on ftc^ butcb buttbett Spracbmittel ju reben, — etn e;plofi»er ^uflanb. 2)lart muf? ficb btefen ^ujtartb jurtäcbfi alö unb Srang benEen, burcl; alle 21 vt S02us£elar6eit unb 23 e* roegttcbfeit bte Sjtubetanj bet - inneren Spannung loöju* tuerben: fobann alö unfreiwillige iboorbination bi ef er Bewegung ju ben inneren Borgängen (Bilbetn, ©eban* Een, Begterben), — als eine 2lrt 2lutomattömuö beb ganjen SDiuöEelfpftemö unter bem Smpulö »on innen witEenbet flatEet 9ietje — ; UnfäbigEett, bie 9leaEtion $u » er bin« betn; bet J^emmungsapparat gletcbfam auögebartgt.S'ebe innere Bewegung (©efübl, ©ebanEe, 2lffeEt) tft begleitet »on BaSEularoeränbetungen unb folglich »on Beränbe* rungen betgutbe, ber Temperatur, ber Sefretton. Sie fug* geftt»e .ftraft ber SOIufiE, ihre „Suggestion mentale“; — 3. baS Bacbmacben*müffen: eine ertreme Strttabili* tat, bet bet ficb ein gegebenes Botbtlb EontagiöS mitteilt, — etn ^uftanb wirb nach %e\d)m fcbon erraten unb bärge* flellt.... Sin Btib, innerlich auftaucbenb, mit Et fcbon atö 23etoeguttg ber ©lieber — , eine gewtffe SBitlensauSbän* gurtg.... (Schopenhauer ! !! !) Stne 2lrt Taubfein, Bltnb* fern nach aufen bin, — baS Sfteicb ber jugelaffenen Ofeye ift fcbarf umgrenjt. Sieb unterfcbeibet ben Zünftler oom Säten (bem Eünft* lettfcb Smpfänglicben) : leistetet bat im Slufnebmen feinen ^»öbepunEt »on SfteijbarEeit; erfterer im ©eben, — berge* flalt, baff ein Antagonismus biefer betben Begabungen nicht nur natürlich, fonbern wünfcbenSwert tft. Seber biefer ^u* flänbe bat eine umgeEebrte £>pttE, — oom Jtünftler »er* langen, baff er ficb bte £>pttE beS Zuhörers (drittlet — ) einübe, b«ipt »erlangen, bafj er ficb unb feine fcböpferifcbe $raft »etatme,... SS ijl fytx wie bei ber Stfferenj ber
Äunff— ein 9Jlad)frotlle. 293 ©efchlechter : man foll »om ÄünfHer, ber gibt, nicht »er* langen, bap er ©etb mtrb, — bap er „empfängt". Unfere SfthettE mar in’fofern bisher eine ©eibSäfthetiE, als nur bte Empfänglichen für Äunft ihre Erfahrungen „maS tft fcpön?" formuliert haben. 5n ber ganjen tyfyto* fophte bis heute fehlt ber Äürtftler.... Sas ift, mte baS Vorhergehenbe anbeutete, ein notmenbiger gehler : benn ber Äünftter, ber anfinge, ftcf> ju begreifen, mürbe ftch bamit »ergreifen, — er hat nicht jurücEjufehen, er hat über; haupt nicht jtt feiten, er hat ju geben. — Es ehrt einen .künftler, ber ÄrttiE unfähig ju fein, — anbernfallS »fl er halb unb halb, ift er „mobern". 523. SaS Staufchgefühl, tatfäcftltch einem ©eft »on .Kraft entfprechenb : am ftärfflen in ber ipaarungSjeit ber ©es fchlechter: neue Srgane, neue gerttgEetten, gatben, gormen; — bte „Verfcpönerung" tft eine golge ber erhöhten .Kraft. Verfcpönerung als SluSbrutf eines fiegreicpen ©illenS, einer gefieigerten .Koorbination, einer ^»armonifterung aller ftarEen Vegeprungen, eines unfehlbar perpenbtfulären ©chmergemt^tS. Sie logtfcpe unb geometrtfcpe SSereim facpung ift eine golge ber .Krafterpöpung : umgeEehrt er* höht mteber baS ©ahrnehmen folcper Vereinfachung baS Jtraftgefüpl.... ©ptl3e ber EntmicElung: ber gtofje ©til. Sie JrtäpltchEett bebeutet decadence eines VppuS, ©tberfprucp unb mangelnbe Äoorbinatton ber inneren Ve* gelungen, — bebeutet einen Stiebergang an organifie* renber .Kraft, an „©tllen", pfpcpologtfcp gerebet. Ser ©ftjujtanb, ben man Stauf ch nennt, ift eraft ein hohes ©acptgefüpl.... Sie Staunt* unb ^ettempftnbungen ftnb »eränbert: ungeheure gernen merben überfchaut unb gletcpfam erft mahrnehmbar; bie 2IuSbepnung beSVltcES über größere ©engen unb ©eiten; bie Verfeinerung beS SrganS für bte ©ahmehmung »teleS .Kleinften unb glüch 5 ttgfien; bie Sioination, bie .Kraft beS VerftehenS auf bie leifefte Jpilfe hin, auf jebe ©uggeftton hin: bie „intelligente"
294 spttttjtp einer neuen 2Berffe$utig. ©tnnltcbEett — ; bie ©tärEe alö Jr>errfcbaftögefübl tn ben SDiuöEeln, alö ©efcbmeibtgEett unb Sufi an bet 23etue; gung, alö £anj, alö SetcbttgEett unb ^refto ; btc ©tärEe alö Sufi am 33etoeiö bet ©tärEe, alö 23rat>ourftü<f, Slbenteuer, gurcbtlofigEeit, ©leicbgülttgEeit gegen Seien unb £ob.... Sille btefe ^oienmomente beö Sebenö regen ftcb gegenfeittg an ; bie S3i(ber= unb 93orfteltungswelt beö einen genügt alö ©uggeftion für ben anbern : — bergeftalt ftnb fcbltefjltcb ftänbe tnetnanber tsewacbfen, bte »tellctc^t ©runb hatten, ficb fremb ju bletben. 3um 23eifptel : baö reltgtöfe Staufcb* gefügt unb bte ©efc^Tcc^töerregurtg ( — jwet tiefe ©efüble, nadfgerabe faft oeTOunbetltcb Eoorbtniert. 28as gefällt allen frommen grauen, alten? jungen? Slntwort: ein ^eiliger mit fd)önen 23etnen, noch jung, nod) Sbtot). Sie ©raufarn* Eett t'n ber Sragöbte unb baö SUttletb (— ebenfalls normal Eoorbtntert....)* Srü^ttrtg, £anj, SttuftE: — alleö SBett» bemetb ber Oefc^lee^ter, — unb auch nocf) jene gaufHfdje „UnenbltcbEett tm Büfett". Ste Zünftler, wenn fte etwas taugen, ftnb (auch leiblich) ftarE angelegt, überfc^üfftg, Äraftttere, fenfuell; ohne eine gewiffe Überbeizung beö gefcf)lecf>tttc^cn ©pjtemö tft Eetn Staffact ju benEen.... SDtuftC machen tft auch noch eine 2lrt Ätnbermacfjen ; $eufcbbett tft bloß bte ÖEonomte eineö Äünftlerö, — unb jebenfatlö hört auch bet Zünftlern bte grucbtbarEett mtt ber 3eugungöEtaft auf.... Ste Äünftler follen nt'cljtö fo feben, wie eö tft, fonbern oolter, fonbern etm facber, fonbern ftärEer: baju muff ihnen eine ülrt Sugenb unb grübltng, eine 2lrt habitueller Staufcb tm Seien eigen fern. 524. Sie ^uftänbe, t'n benen mtt eine SSerElärung unb gülle in bie Singe legen unb an t'bnen biebten, bt'ö fie unfre eigne gülle unb Sebenölujt jutücEfpt'egeln: ber ©efcblecbtötrleb ; ber Sftaufcb; bte SDJabljett; ber grttbltng; ber ©ieg über ben getnb, ber J?>obn; 23rat>ourftücE ; bie ©raufamEett; bte SEfiafe beö reltgtöfen ©efüblö. Stet Elemente »or* nebmltcb: ber ©efcblecbtötrteb, ber 9taufcb, bie ©rau*
Äunft — ein 5fiad)ft»t((e. 295 famEeit, — alle jur älteften geftfreube beS SDZettfd^ctt geljßtenb, alle insgtetcfjen im anfänglichen „Zünftler" übers wtegenb. UmgeEehrt: treten uns ©tnge entgegen, welche btefe $ers Elärung unb $ülle jetgen, fo antwortet baS antmaltfche Sa* fein mit einer Erregung jener «Sphären, wo alle jene Sufljuftänbe ihren ©itj höben: — unb eine SWifcfiung btc= fer fehr jarten Nuancen »on antmalifchen SBohlgeftthlw unb SSegterben tfl ber äfthctrfchc 3uf1:anb, Sefsterer tritt nur bei folchen Naturen ein, welche jener abgebenben unb überftrömenben $ülle beS leiblichen vigor überhaupt fähig finb; in ihm tfl immer baS primum mobile, ©er 9lüch= terne, ber SWübe, ber Erfcfjöpfte, ber 2?ertrocEnenbe (jitm SSetfpiel ein ©elefwter) Eann abfolut nichts »on ber $unjl empfangen, weil er bie Eünfllettfche UrEraft, bie Nötigung beS StetchtumS nicht hat: wer nicht geben Eann, empfängt auch nichts. „SSollEommenheit": — in jenen ^wflänben (bei ber ©efchlechtsliebe infonberhett) oerrät ftch nato, was ber tieffie SnjltnEt als bas Rohere, SSünfchbarere, Söertbollere übers haupt anerEennt, bie 2lufwärtSbewegung feines £ppuS; tnSs gleichen nach welchem «Status et eigentlich flrebt. ©te SollEommenhett: baS tfl bie aufferorbentliche Erweiterung feines SDtachtgefüfjlS, ber Reichtum, baS notwenbtge ftbets fdhäumen über alle Dtänber.... 525. ©t'e ©innltchEeit in ihren SSerEletbungcn : t . als Sbeas tiSmuS („ipiato"), ber Sugenb eigen, btefelbe 2lrt Pon fptegelbtlb fcfjaffenb, wie bie ©eltebte im fpejiellen erfchetnt, eine SrnEruflatton, 33ergröfierung, SerElärung, UnenblichEett um jebeS ©ing legenb — : 2. t'n ber Religion ber Siebe : „ein fchöner, junger SDJann, ein fcfwneS 2öetb", trgenbwte götts lieh, ein Bräutigam, eine 23raut ber «Seele — : 3. in ber Äunjl, als „fcfmtücfenbe" ©ewalt: wte ber Sltann baS 23etb fieht, tnbem er t'hr glet'chfam alles jum ijöräfent macht, was es eon SSotjügen gibt, fo legt bie ©innlicfifett beS
296 ^rinjtp einer neuen 5ßerf fe^ttttg. Äünftterö tn ctrt £)bjeFt, waö er fonft ttoc^» ehrt urtb fjoef); hält — bergeflatt »ottenbet er etn DbjeFt („ibeatifiert" eö). Daö SBeib, unter bem 33ewufjtfein, waö ber SOtann tn bejug auf baö 2öeib empfinbet, Fommt beffen 25e; tnü^en nach S^caltfterung entgegen, tnbem eö fiefj fd)mücFt, fcfwn gebt, tanjt, jarte GebanFen äufjert: inö= gleichen übt f te ©cham, ^urüefhattung, Diftanj — mtt bem SnfttnFt bafür, bafj bamtt baö tbeattfterenbe Sßermögen beö Sftanneö wäd)U. ( — 23et ber ungeheuren getnhett beö weiblichen SufttnFtö btetbt bie ©cham Fetneöwegö bewufjte heuchelet: fie errät, ba§ gerabe bte nattte wtrFIicf)e ©chamhaftigFett ben SÄann am metften oerfütjrt unb jur Überfettung brängt. Darum tft baö Söetb naiö — auö getnheit beö SnftinFtö, welcher if>r bte DZügftc^fett beö Um fcfjulbtgfetnö anrät. (fin wttlentticheö btesStugensüber* ftdf)=gef c^Iof f en-^altert».» . Überatt, wo bte Sßerfteltung jiärFet wirft, wenn fte unbewußt tft, wirb fte unbewufjt.) 526. 2öaö ber Staufcff afteö oetmag, ber „Stebe" hetff, mb ber noch etwaö anbereö tft atö Stehe ! — Doch barüber b<*t jebetmann feine 2Biffenfcf>aft. Dte üDJuöFelFraft etneö SJtäb* ehenö wächft, fobatb nur etn 3)tann tn ferne 9tähe Fommt; eö gibt Snftrumente, bteö ju meffen. SSet einer noch näheren 23ejtehung ber Gerechter, wie fte jum SSeifpiet ber £anj unb anbere gefellfchafttiche Gepflogenheiten mit ftch brim gen, nimmt biefe $raft bergeftatt ju, um ju wirFtichen ÄraftftücFen ju befähigen : man traut enbfich feinen Stugen nicht — unb feiner Uhr! Jjjner tft allerbtngö etnjurechnen, bafj ber f£anj an ftcf> fcfwn, gleich jeber fehr gefchrotnben Bewegung, eine 2lrt 9tauf<h für baö gefamte Gefäfp, 5ter= oem unb iOtusfetfpftem mtt ftch bringt. SJtan hat in btefem gatte mtt ben Fombinterten SBirFungen etneö hoppelten Stau* fd)eö ju rechnen. — Unb wie weife eö mitunter tft, einen Ftetnen ©tict) ju hüben!.... (£ö gibt SUeatitäten, bie man nie ftch eingeftehen barf; bafür tft man Söeib, bafür hat man alte weiblichen pudeurs.... Diefe jungen Gefchopfe,
Äuttft — ein '5}iad)ttuiUe. 297 bte bort tanken, ftnb erfichttidj jenfettö alter Sdealität: ftc tanjen nur mit tauter hanbgretfltchen Sbeaten; fic fehen fo* gar, waö rnefjr ift, noch Sbeate um ftch ftgen: bie 3}?üt* ter!.... ©etegenheit, gauft ju jitteren...« ©te fetten um »ergtetchlicfj beffer auö, wenn fie bergeftalt ihren ftetnen ©tief) haben, btefe hübfeften Kreaturen, — o wie gut fte baö auch tt)tffen! fie werben fogar Itebenöwütbig, weit fie baö wtffen! — 3 ute^t tnfptrtert fie auch noch if>t spug; ihr $ug ift ihr britter Heiner Staufd) : fie glauben an ihren ©ctjnetber, wte fie an ihren ©ott glauben : — unb wer wiber* riete ihnen btefen ©tauben! Sief er ©taube macht fetig! Unb bte ©etbftbewunberung ift gefunb! — ©etbftbewunbe* rung fcftügt »or ©rfättung. Jhat fich je ein hübfcfteö 2Betb erfättet, baö ftcf> gut befteibet wufjte? 9tun unb nimmer mehr! Sch fege fetbft ben gatt, baff eö faum befteibet war. 527 . SQtft man ben erftaunltchften 25ewetö bafur, wie weit bte Sranöfigurationöf raft beö Staufcheö geht ? — Sie „Stehe" ift btefer SSewetö: Saö, waö Stehe heifjt in allen ©praeften unb ©tummhetten ber SBett. Ser Staufct) wirb tmt mit ber Steatität in einer Söetfe fertig, baff im 23ewufitfetn beö Siebenben bte Urfache auögetöfcht unb etwaö anbereö ftch an ihrer ©teile ju ftnben fchetnt, — ein Rittern unb Stufgtänjen alter ^aufeerfpiegel ber ©tree.... inet macht SDtenfch unb £ter feinen Unterfcftteb; noch weniger ©etfi, ©üte, Stecht* fchaffenhett. Sütan wirb fern genarrt, wenn man fern tft; man wtrb grob genarrt, wenn man grob ift: aber bte Siebe, unb fetbft bte Siebe ju ©ott, bte Jpetltgenltebe „erlöfter „©eeten", btetbt in ber SBurjet etnö : ein lieber, baö ©rünbe hat, ftch ju tranöftgurteren, etn Staufch, ber gut tut, über fich lügen.... Unb febenfattö lügt man gut, wenn man liebt, »or ftch unb über ftch ntan fchetnt ftch tranöftguriert, ftärfer, reicher, »ottfommener, man ift »ottfommener.... SEÖir ftnben hier bte $unft atö organtfefte gamftion: wir finben fie eingelegt in ben engelhafteren Snjtinft „Siebe" : wir ftnben fie atö gtöfj teö ©timutanö beö Sebenö, — $unft
298 spritt^ip eitler neuen 2Bertfe£ung. fomtt als fubltm jwecFmäjug auch noch bann, bafj ftc lügt.... ülber wir würben irren, bet ihrer $raft, ju lügen, flebenjubletben : fte tut mehr als blofj tmagtnieren: fie oer* fchtebt felbft bte Söerte. Unb nicht nur, baff fte baS ©e^ fühl ber SBerte oerfcfucbt: ber Stebenbe tft rnebr wert, ift flärFer. 95et ben £teten treibt btefer ^uftanb neue Sßaffen, Pigmente, Farben unb formen heraus : oor altem neue 23e= wegungen, neue Sfthpthmen, neue Socftöne unb SSerfüh 5 rungen. 95etm fOZenfcfjett tft es nicht anberS. ©ein ©e= famthauShalt tft reicher als je, mächtiger, ganjer als im Dtichtltebenben. feer Stebenbe wirb 23erfd)wenber: er ift reich genug baju. Et wagt je<3 t, wirb Slbenteurer, wirb ein Efel an ©roffmut unb Unfcfmlb ; er glaubt wieber an ©ott, er glaubt an bte Xugenb, weil er an bte Siebe glaubt : unb am bererfetts warfen bt'efem Srbioten beS ©lücFS Flügel unb . neue gafngfeiten, unb felbft jur Äunft tut fich thm bte £üt auf. Rechnen wir aus ber SptiF tn Z&n unb SBort bte ©ug* gejtton jenes inteftinalen gieberS ab: was bleibt non ber SpttF unb SEUuft'F übrig?.... L’art pour l’art oielletcht: bas öirtuofe ©equaf Faltgeftellter^röfche, bt' e tn ihrem ©umpfe bewerteten.... ©en ganzen Steft fdfmf bie Stehe.... 528. 2We .ftunft wirft als ©uggeftion auf bte SDZuSFeln unb ©tnne, welche urfptüngltch 6 eim naiöen Fünftlerifchen 59?em fchen tätig finb : fte rebet immer nur ju Zünftlern, — fie rebet 3U biefer Slrt »on feiner 23eweglicf)Feit beS SeibeS. ©er begriff „Saie" ift ein Fehlgriff, ©er ©aube ift Feine ©pejt'eS beS ©uthört’gen. Sille Äunfi wtrFt tonifch, mehrt bte $taft, entjünbet bie Sufi (baS ImfJt baS ©efüht ber Äraft), regt alle bte feineren Erinnerungen beS StaufcheS an, — es gibt etn eigenes ©e= bächtnis, baS tn folche Suftänbe hinunterFommt: eine ferne unb flüchtige SBelt non ©enfattonen Fehrt ba jurücF. ©aS Jpäfltche, baS hetf t ber SBtberfpruch jur ^unft, baS, was auSgefchtoffen wirb oon ber jfunft, t'ht 9tein: — jebeSmal, wenn ber Stiebergang, bie Verarmung an Sehen,
JTunfl — ein ^acMwtlle. 299 bie S^timacf)^ bie Sluflöfung, btc Sßerwefung öoti fern nur angeregt wirb, reagiert ber äftbettfebe SD?enfct> mit feinem 9tetn. Das Späfclitye wt'rBt bepreffio: es tft ber 2tusbrucB einer Depreffion. 2s nimmt Grafit, es oerarmt, es brüeft.. DaS Jpägtic^e fuggeriert JpafjltcbeS; man Bann an feinen ©efunbbeitSjuftänben erproben, wte unterfcbteblicb bas ©cblecbtbefirtben auch bie gäbigBeit ber gj^antafie beS Jpäfj* lieben fiet'gert Die 2luSwabl wirb anbers, »on ©acljen, 3n* tereffen, fragen. SS gibt einen bem Jjbäfjltcben naebftner* wanbten ^ujfanb auch im Sogifcben : — ©cbwere, Dumpf* bett. SDtecbanifcb fehlt habet bas ©letebgewiebt : baS Jpäfj* liebe binBt, baS Jpäfltcbe ftolpert: — ©egenfai? einer gött* lieben SeicbtferttgBeit beS Danjenben. Der äftbettfebe '^uftanb b^t «inen ÜSerretcbtum »on ?D?tt* tetlungSmttteln jugletcb mit einer eptremen Empfang* licbBett für Süeije unb Reichen. Sr tft ber JpöbepunBt ber SDBitteilfamBeit unb ÜbertragbarBeit jwifeben lebenben -2öe* fen, — er tft bie Quelle ber ©pracben. Die ©pracben buben hier ihren SntftebungSberb : bie £onfpracben fo gut als bie ©ebärben* unb S3Itc£fprac^en. Das oollere «Phänomen t’ft immer ber Anfang: unfere Vermögen finb fubtilifiert aus polieren Vermögen. 2Iber auch beute hört man noch mit ben SDtuSBeln, man lieft felbft noch mit ben SföuSBeln. Sebe reife Äunft bat eine gftlle Äonoentton jur ©runb* läge : infoferrr fie ©pracbe tft. Die $onoentton tft bie Be* btngung ber gtofjen $unft, nicht beren Berbinberung.... Siebe Srböbung beS Sehens ftetgert bte 9)titteilungSBraft, ins* gleichen bie BerftänbnisBraft beS Btenfcben. Das ©ich* bineinleben in anbere ©eelen tft urfprüngltcb nichts SJtoraltfcbeS, fonbern eine pbpftologtfcbe SteijbarBeit ber ©uggejlfon: bte ,,©pmpatbt'e // ober was man „Slltruis* ntus" nennt, finb blofje SluSgeftaltungen jenes jur ©eifitg* Beit gerechneten pft)cf>o*motorifcbett Rapports (induction psycho-motrice meint Sb* fjere). üOTan teilt ftcb nie Sie* banBen mit: man teilt ficb Bewegungen mit, mimt'fcbe Reichen, welche »on uns auf ©ebanBen bin jurüefgetefen werben.
300 ^Drin^ip einer neuen SBertfefiung. 529. Die jfunft erinnert unö an Buftänbe be$ animalifeften vigor; fie tft einmal ein ttberfcfm§ unb Üluöfitßmen ßon blübenber Seibltcbfeit ttt bie 2öett ber Vtlber unb Söünfcfje ; anbrerfeitö eine Slnretjung ber animalifeben gunftionen butd) Vtlber unb SBünfcbe beö gefietgerten Sebenö ; — eine Erhöhung beö Sebenögefüblö, etn ©timulanö beöfelben. inwiefern fann auch baö Jpäfiliebe noch biefe ©ewalt baten? Snfofern eö noch üon ber ftegreicf>en Energie beö .k ünjllerö etwas mtttetlt, ber über bt'eö J£>äpltcbe unb gurcf)t= bare öperr geworben tft ; ober infofern eö bie Sufi ber ©tarn famfeit tn unö leife anregt (unter Umjtänben feiöfi bie Sufi, unö roebe ju tun, bie ©elbfloergewalttgung : unb bamit baö ©efübl ber Vtacbt über unö). 530. Bur ©eneftö ber $unft. — Sreneö Vollfommens macben, Vollfommenfeben, welches bem mit gefcblecbfc lieben Kräften übetlabenen jerebralen ©pftem ju eigen tft (ber Ülbenb jufammen mit ber ©eltebten, bie fletnfien Bw f älligf eiten oerf lart, bas Sehen eine 2lbf olge fubltmer Dinge, „baö Unglücf bes Ungtücfttcf)=Siebenben mehr wert ais ir= genb etwas") : anbrerfetts wirft jebeS Votlfommene unb ©cböne als unbewußte Erinnerung jenes »erltebten Bufiaw beö unb feiner 2lrt, ju feben — jebe Vollfommenbett,bie ganje ©cbönbett ber Dinge erweeft bureb contiguity bie ap^robtftfc^c ©eligfett wiebet. (fPbpftologifcb: ber fcbaf= fenbe Snfltnft bes ÄünfilerS unb bie Verteilung beS semen inS Vlut....) Daß Verlangen nach Äunjt unb ©cböm b eit tft etn tnbtrefteS Verlangen nach ben Etttjücfungen bes ©efebleebtStriebeö, welche er bem Betebrum mitteilt. Die oollfommen geworbne SBelt, bureb „Siebe" .. .. 531. Die Vermoraltfterung ber fünfte. — Äunfi als Freiheit oon ber moraltfcben Verengung unb SSinfeloptif ; ober als ©pott über fie. Die glucftt ttt bie Vatur, wo tbre
. KutifT — ein 9Jtad)frotlle. 301 ©chönhett mit ber gurchtbarfett ftc^ paart. .Konzeption beS großen VJenfchen. — Zerbrechliche, unnütze SuruSfeelen, toelche ein Jpaucfy fc^ort trübe macht, „bte fchönen ©eelen". — Die »erblichenen 3beale auftoecfen in ihrer fd)o: nungSlofen Jrtärte unb Brutalität, als bie pracf)tooll|len Un* geheuer, bie fte finb. — Sin ftohlocfenber ©enufj an ber pfpchologifchen Stm ficht in bte ©inuofität unb ©cJftaufpteleret roibet SStffen bei allen »ermoralifterten Zünftlern. — Die galfchh fit ber Runft, — ihre Smmoralttät ans Sicht ziehen. — Die „ibealtftetenben ©runbmächte" (©innlicbfeit, Otaufcp, überreiche Slnimalität) ans Sicht stehen. 532 . 3m bionpfifchen Staufclje ift bie @efchlechtlich?ett unb bie Söolluft ; fte fehlt nicht im apolltntfchen. SS muff noch eine Dempooerfchiebenhett in beiben Zuftänben geben.... Die ertreme Sft uhe getoiffet Otaufchempftnbungen (ftrem ger : bte Vetlangfamung beS Zeit* unb Raumgefühls) fpte= gelt ftch gern in ber Jöifton bet ruhigfien ©ebätben unb ©ee* lenarten. Der Elafftfcf>e ©til ftellt roefentlich biefe Stufte, Vereinfachung, Slbfürjung, Konzentration bat, — baS höchste ©efüljl ber Vtacht ift fonjentriert im Elaffifcften DppuS. ©cfttoer reagieren: ein grofjeS Betouptfein: fein ©efüftl »on Kampf. 533. 2lpollinif cf> — btonpftfch. — SS gibt ztoei Zuftänbe, in benen bte Kunjt felbjt tote eine Staturgeroalt im Vtenfcften auftritt, über tf>n oerfügenb, ob er null ober nicht: einmal als ^roang j U r Vtfton, anbrerfettS als Stoattg zum £>tgtaS= muS. S3eibe Zuftänbe finb auch im normalen Sehen »or= gefpiegelt, nur fchtoächer: im Draum unb im Staufcfj. 2tber berfelbe ©egenfag befteht noch jtoifchen £raunt unb Staufcft: betbe entfeffeln in uns fünftlerifcfte ©etoalten, febe aber oerfchjeben: ber Xraum bie bes ©ebenS, VetfnüpfenS,
302 *Prinjip einer neuen 2Berffe£itug. ©icbtenö ; bet Siaufcb bte ber ©ebätbe, ber Seibenfcbaft, beö ©efangö, beö ©anjeö. 534 . ©er ©tnn unb bte Suj1 an ber Nuance (— bie eigene liebe SWobernttät), an bem, waö nicht generell ift, läuft bem £rtebe entgegen, welcher feine Sufi unb .Kraft tm Sr* faffen beö ©pptfcben bat: gleich bem grtecfnfcf)en @e= fcbmacE ber heften $«tt. ©tn Überwältigen ber gälte beö Sebenbigen tfl bartn, baö 2>taß wirb Jijtett, jene SRube ber flarfen ©eele liegt jugtunbe, welche fiel) tangfam bewegt unb einen SBtberwillen oot bem Slltjulebenbigen f>at. ©er allge= meine galt, baö ©efeij wirb oerebtt unb berauögeboben; bte Sluönabme wirb umgeEebrt beifeite geftellt, bte Nuance weggewtfcfyt. ©ab gejle, Mächtige, ©olibe, baö Sehen, baö breit unb gewaltig ruf)t unb feine .Kraft birgt — baö „ge; fällt": baö b«tßt, baö Eorrefponbiert mit bem, waö man non fief) bätt. 535 . „jOtufiE" — unb ber grofje ©ttl. — ©te ©röße eitteö .Künftlerö bemißt ficb nicht nach ben „febönen ©efüblen", bte er erregt: baö mögen bte Söeiblein glauben, ©onbent nach bem ©tabe, tn bem er ficb bem großen ©tile näbert, in bem er fähig tft beö großen ©ttlö. ©tefet ©til bat baö mit ber großen Seibertfcf>aft gemein, baß er eö »erfebmäbt, ju gefallen ; baß er eö oergißt, ju überreben ; baß er befiehlt ; baß er will.... Über baö ©baoö Jj?ett werben, baö man ijt; fein ©baoö jwtngen, gorm ju werben: logifcb, einfach, unjwetbeutig, SRatbemattE, ©efei} werben — baö tfi fyin bte große Slmbttion. — S0?it ihr flößt man jutücE; niebtö reijt mehr bie Siebe ju foteben ©ewaltmenfcben, — eine ©inöbe legt ficb um ft«/ ein ©cbweigen, eine gurebt wte oot einem großen greoet.... Sille fünfte Eennen folcbe 2lm= bittöfe beö großen ©tilö: warum fehlen fte tn ber SftufiE? 9tocb ntemalö bat ein S)iuftEer gebaut wie jener 23aumeijEer, bet ben $>alajjo $>itti fcfmf.... Jpiet liegt ein Problem, ©ebört bte SttufiE oielleicbt tn jene Kultur, wo baö Sketch aller 2lrt ©ewaltmenfcben fcf;on ju ©nbe ging? Sötbet;
jtunft — ein SRacbfroille. 303 fpräcfje zulegt bet SSegrtff großer ©ttl fc^ott bet ©eel'e bet sfoufiE, — bem „Söetbe" in unfrer 3)tufiE?.... Sch berühre hier eine Äarbinalfrage : mohtn gehört unfre ganze SttuftE ? Sie Zeitalter beS Elafjifchen ©efcgmacES Eem nen nichts ihr Vergleichbares : fie ift aufgeblüht, als bie Slenaiffancemelt ihren Stbcnb erreichte, als bie „Stetheit" aus ben ©itten unb fetbft aus ben SSJJenfchen baoon mar : — gehört es su ihrem SharaEter, ©egentenatffance ju fein? Sft fie bie ©chmefiet beS VatocEfttlS, ba fie jebenfalls feine ^eitgenofftn ift? Sft VtufiE, moberne SOhtftE nicht fchon decadence?.... Sch habe fchon früher einmal ben Singet auf biefe Senge gelegt: ob unfre 3)tuftE nicht ein ©tücE ©egentenaiffance in bet $unft ift? ob fie nicht bie 9lächft»ermanbte beS 23a* rocffitlS tfl? ob fie nicht im Sötberfpruch ju allem Elaffi= fchen ©efcbntacE gemachten ift, fo bap ftd) in ihr j'ebe 2lm= bition ber Älafftjttät oon fetbfi »erböte? 2luf biefe Söertfrage etfien langes mürbe bie Slntmort nicht zweifelhaft fein bütfen, menn bie Satfache richtig ab= gefragt morben märe, baff bie SDtuftE ihre höchst Steife unb Sülle als 9tomantiE erlangt — , noch einmal als $eaE= tionSbemegung gegen bie Älaffijität. SJtojart — eine zärtliche unb oerliebte ©eele, aber ganz achtzehntes Snhefmnbert, auch noch in feinem (Zrnfte.... Veetfwoen ber erfte gtope SlomantiEer im ©inne beS ftan= jofifchen SSegriffS StoinantiE, mie Söagner ber legte grope StomantiEer tS<... beibeS infiinEtioe SBiberfacher beS Etaffi= fchen ©efehmaefs, beS jtrengen ©tils, — um oom „gropen" hier nicht ju teben. 536 . Sie SlomantiE: eine jmetbeuttge Senge, mie alles Sftos berne. Sie äfthetifchen ^uflänbe zwiefach- Sie Sollen unb ©chenEenben im ©egenfag 311 ben ©uchenben, Vegeheenben.
304 *Prtn$tp einer neuen 2Berf fe^ung. 537 . (Sin SfomantiEet tft etn Äünftlet, ben bad gtofje SDttfjs öetgnügen an ftc^ fcböpferifcb macht — bet tmn ftc^ unb feinet Sttttmelt megfetteft, jutücfblicft. 538 . Sft bie Äunfl eine f^otge bed Ungenügend am 2öitf' tilgen? ©bet ein Sludbtucf bet ©anEbatEeit über ge* noffened ©lücf ? 3m etfien gatle SftomantiE, im jmeiten ©tortenfebetn unb ©ttbtjtambud (Eurj 2lpotbeofenEunfl): auef) 0taffael gehört Serbin, nur bafj et jene ga(fcf)beit batte, ben 2t n f cb ein bet cbtiftltcben Söeltaudlegung ju oetgöttetn. @t mar banfbar für bad ©afetn, mo ed nicht fpejififcb cbttjUtcb fieb geigte. SDttt bet motaltfcben Snterpretation tffc bie 2öett um erträglich. ©ad (^btifientum mar bet 23etfucb, bie SLÖett bamit ju „übetmtnben": bad beifjt ju »etneinen. In praxi tief etn folcbed Attentat bed SBabnfinnd — einet mahn* finnigen ©elbftübetbebung bed Sflenfcben angefiebtd bet Sßelt — auf SSetbüfterung, SetEleinltcbung, SSetatmung bed SOtenfcben bitmud : bie mittelmäfjigfte unb unfcbäbltcbfte 2trt, bie betbenbafte 2lrt Sftenfcb, fanb altem babei ihre 9tecbnung, ihre götbetung, menn man mitl. föntet ald 2t^otbeofenEünfHet; auch Otubend. ©te SEftufiE b«t noch fernen gehabt. ©te Sbealtfterung bed grofjen gteuletd (bet ©tnn für feine ©röfje) tft gtiecbt'fcb; bad ©eruntetmütbigen, SSer= leumben, äjetäcbtltcbmacben bed ©ünbetd tfi jübifcb/cb#* lieb. 539 . 2öad tffc SftomantiE? — 3n JMnficbt auf alte äflbetm feben 2Bette bebtene teb mich jei3t biefer ©runbunterfebet* bung: ich frage in jebem einjetnen §alle, „tft b^t bet junger ober bet Überfluß fcböpfettfcb gemotben?" 23on uotnberein möchte fieb eine anbre Unterfcbeibung beffet ju empfehlen febetnen — fte tft bet met'tem augenfcbetnltcber — nämlich bie Unterfcbeibung, ob bad Verlangen nach ©tarr*
Ä'tttifl — ein SRacbfroille. 305 werben, ßwtgwetben, nach „©ein" bie Utfacfye beS ©d)af; fenS tft, ober aber baS Verlangen nach ^ftbrung, nach SBec^fel, nach ©erben. 2lbet beibe Sitten beS Verlangens etwetfen ft'cb, tiefer angefeben, noch als sweibeutig, unb jwar beutbar eben nach jenem oorangeftellten unb mit Siecht, wie mtef; bünft, oorgejogenen ©cbema. SaS Verlangen nach ^erftörung, ©edjfel, ©erben bann bet SluSbrucf ber übervollen, jufunftSfcbwangctn Äraft fein (mein SetminuS bafür ijl, wie man wetjj, baS ©ort „ biomjftfcb") ; eS bann aber auch ber Jj?afj ber iDiifjtatnen, dntbebtenben, ©cblecbtweggefommenen fein, ber jerftört, getjböten muff, weil ihn baS Vefteljenbe, ja alles Vefteben, alles ©etn felbft empört unb aufretjt. „Verewigen" anbrerfetts bann einmal aus Sanfbarfett unb Siebe bommen: — eine Äunft btefeS UtfprungS wirb immer eine Slpotbeofenfunit fein, b 11 f>p ra m b t fct> oielleicbt mit OtubenS, feltg mit JpaftS, b«U unb gütig mit ©oetbe, unb einen botnertfeben ©lotienfcbetn über alle Singe bret= tenb; — eS bann aber auch jener ttjrannifcbe ©ille eines ©cbwerletbenben fein, welcher baS ^erfönlicbfle, ßinjelnfie, (Jngfte, bte eigentliche Sbioftjnbrafie feines SeibenS noclj gum üerbinblicben ©efe<3 unb $wang flempetn möchte, unb ber an allen Singen gletcbfam Slacbe nimmt, babureb, bafj er ihnen fein Vilb, baS Vilb feiner Xortur aufbrüebt, ein; jweingt, einbrennt. SetjtereS ifl romantifeber 9)effimiSmuS in ber auSbtwf Svollften ^orm : fei eS als ©ebopenbauetfebe ©illenSpbilofopbie, fei eS als ©agnerfebe ViuftE. 540. Sb nicht hinter bem ©egenfa<3 von -ftlafftfcb unb 9io; mantifcb ber ©egenfafj beS Slftiven unb Sieaftt’ven ver; borgen liegt? — 54t. Um Jllaffiber ju fein, mufj man alle ftatben, anfebei; nenb wibetfptucbsvollen ©aben unb Vegtetben hoben: aber fo, bafj fie miteinanber unter einem Socbe geben, gut red)* ten jjeit kommen, um ein ©enuS von Literatur ober $unfi $>er jur CD^actjt. 20
306 ^vinjip einet neuen SßertfefMtng. ober ipoltttE auf ferne Jgwbe unb @pige ju bringen (: nicht nachbem bteb fcfwn gefaben tjt....): einen ©efamtju* ftanb (fei eb etneb Voifeb, fei eb einer .Kultur) in feiner ttefjten unb tnnerfien @eele wiberfptegeln ju einer Jett/ wo er noch behebt unb noch nicht überfärbt tjt non ber 9tach= abmung beb gretnben (ober noch abhängig tft....) ; fein reaEttöer, fonbern ein fchltefjenber unb oorwärtb führen* ber ©eifl fein, 3 a fagenb in allen fällen, felbft mit feinem #»&• „Sb gehört baäu nicht ber höchfie perfönltche 2Bert?" ... SStelteicht ju erwägen, ob bte moraltfchen Vorurteile fyiev nicht tfw @piel fptelen, unb ob grofje moralifch'e öj?öhe nicht otelleicht an fich ein Sötberfpruch gegen bab Älaffifctye tft?.... Sb nicl;t bte moraltfchen SJtonftra notwenbtg 9to* mantifer fern muffen in SSort unb £at?.... Sin folcheb Übergewicht einer £ugenb über bte anbern (wie beim tnora* lifchen SJtonftrum) jteht eben ber ftaffifchen Stacht im ©leichgewicht feinblich entgegen: gefegt, man hätte btefe jpöhe unb wäre trogbem Älafftfer, fo bürfte breift ge« fcftloffen werben, man hefige auch bie Srntmoralität auf gleicher J?öf)e: bteb otelleicht ber @h<*Mpeate (ö e f e §t, bafj eb wtrflich Sorb Vacon ift). 542 . ^ufünfttgeb. — ©egen bte Otomantif ber grofjen „^affton". — 3« begreifen, wie ju jebem „Elafftfchen" ©efchmacf ein Quantum .Kälte, Sujibität, Jpärte hinjuge* hört: Sogtf oor allem, ©lücf in ber ©eiftigfeit, „bret Sin? betten", .Konjentration, Jpafj gegen ©efüftl, ©emüt, esprit, Jpaff gegen bab Vielfache, Unsichere, ©cgwetfenbe, 2lhnenbe fo gut alb gegen bab JCutje, @ptge, Jpübfche, ©üttge. 5Wan folt nicht mit fünftlertfchen gormeltt fpielen: man folt bab Sehen umfchäffen, baff eb ftch nachher formulieren muff. Sb tft eine 'heitere Äomöbte, über bie erft fegt wir lachen lernen, bie wtt fegt erft fehen: baff bie ^eitgenoffen Jgter* berb, SStncfelmannb, ©oetfjeb unb Jöegelb tn Slnfpruch naf> s men, bab flaffifche 3beal wieber entbecft ju haben..
jtunft — ein ‘äKvicfjtroille. 307 unb ju gleicher 3eit@fwEefP e are! — Unb babfelbe ©efcblecbt batte ftd) uon bet Ekifftfcf)en Schule bec granjofen auf fcbnöbe 2lrt lobgefagt! alb ob nicht bab Söefentlicbe fo gut bters tute borget batte gelernt tuerben Eötrnen!.... 2tber man tocllte bte „Dtatur", bte „iftatürltcbfett": o Stumpf? ftnn! 5Wan glaubte, bte $laffijttät fei eine 3lrt Otatürlicb? fett! £)^ne Vorurteil unb 2öetd)(tcf>Eett ju (£nbe bcnfen, auf welchem 23oben ein flaffifcber ©efcftmasf machen Ectttn. SSer? Härtung, S3eretnfacf;ttng, IBetfiatEung, ißerböferung beb 5Ken|'cf)en: fo gehört eb jufammen. Sie logtfcb?pfpcbologi; fcbe Sfereinfacftung. Ste Sferac^tung beb Setaifb, beb $om? piepen, beb Ungetotffen. Sie SlomanttEer tn Seutfcblanb proteftierten nicht gegen ben Älafftjtbmub, fonbern gegen Vernunft, 2lufElärung, ©efcfjmacf, acbtjebnteb ^ya^r^unbett. Ste Senfibilität ber romanttfcf>;28agnerfcf>en 3)Iufif: @egenfai3 ber Elafftfdjen Senftbitttät. Ser iBtlle jur Gnnfmt (weil bte Stnftet't tprannifiert: näm? Itd) bte Oberer, ^uftbauer), aber bte Unfähigkeit, ftcb in ber Sauptfadfe ju tprannifieren: nämitcb in Jpt'nfid^t auf bab ©er? felbft (auf SSerjicbtleiften, .Kürzen, klären, 25er= einfachen). Sie Überwältigung burcb Waffen (Sßagner, SSictor $ugo, Xatne). 543. Ser $itnjHerpbtlof 0 Pb* ^oberer begriff ber Äunfi. Sb ber 3)ienfcb ftcb fo fern fiellen fann oon best anbern SOJenfcften, um an ihnen ju gefialten? (— SSorübungen: 1. ber @icb?felbfl:?@eflattenbe, ber ßtnfiebler; 2. ber 6 tb= bertge Äünjller alb ber f lerne SMlenber an einem Stoffe.) 20*
33udj. 3ucf)t unD 3üd)tung. 1. Sfortgorbnung. 544 . Sei; Bin bagu gebrängt, im Zeitalter beß suffrage uni- versel, baß heißt, wo feber über jebcn unb jebeö gu ©ericht ft£en barf, bie Stangorbnung mieberhergujtellen. 545 . Sch lehre : baß eß höbet* unb ntebere fOJenfc^en gibt, unb baß etn Singelnet gangen Sabetaufenben unter Umftänben ihre Sjrijteng rechtfertigen Eann — baß beißt ein wollet, reicher, großer, ganger SDtenfcf) in .p in ficht auf gabllofe uns wollftänbige 23tucbflücfs9Kenfcben. 546 . Sch unterfcheibe einen £ppuß beß aufjteigenben £ebenß unb einen anbern beß föetfallß, ber ^erfe^ung, ber ©cbmäcbe. ©ollte man glauben, baff bie Sfangfrage gmtfcben beiben £ppen überhaupt noch gu ftellen ift?.... 547 . £)ie 3tangorbnung ber SOfenfcbenmerte. — a) 9)tan foll einen Sttenfcben nicht nach einzelnen SSetEen abfcbä(3en. Sptberntalbanblungen. Otichtß ift feltener alß eine ^erfonalhanblung. Sin ©tanb, ein 3tang, eine fMEßraffe, eine Umgebung, etn Zufall — alleß brücft fich eher noch in einem SSerfe ober £un auß alß eine „iperfon". b) 3)tan foll überhaupt nicht ooraußfe^en, baß rn'ele SOfern fchen „9)etfonen" finb. Unb bann finb manche auch ntebs rere spetfonen, bie metften finb Feine. Überall, wo bie bu r cf) fcf> n'i 1 1 1 icf) e n Sigenfcbaften übermiegen, auf bie eß ans Eommt, baß ein £ppnß fortbeftebt, märe *perfons@etn eine föergeubung, ein Suruß, hätte eß gar Feinen ©inn, nach einer „iperfon" gu verlangen. Sß finb Präger, Xranßmifs fionßmerEgeuge.
l. 3tattgorbnung. 309 c) ©te „spcrfon" ein relatto tfolterteß ^ciFtum; tn Spin* auf btc wett größere SBtchtigfeit beß ^ortffuffeö unb ber ©urchfchnittlichfeit, fomit beinahe etwaß SBtbernatürs licheß. 3 ut @ntftehung ber Werfern gehört eine jeitt'ge 3fos lierung, ein Jwang ju einer 2Bef)ts unb SSaffencriflens, ets waß wie Gfinmauerung, eine größere Jiraft beß 2lbfchluffeß ; unb oor allem etne otel geringere ^mprefftonabtlis tat, alß fie ber mittlere SDtenfcf), beffen SftenfchlichJett t ons tagiöß ift, hat. Srfte grage in betreff ber Slangotbnung: wie folt* tär ober wie herbenfmft jemanb ift. (3rnt ledern $alle liegt fein 2Bert in ben (Sigcnfchaften, bie ben Beflanb feiner ©erbe, feineß £tjpuß fiebern ; im anbern $alle tn bem, waß t|n abhebt, tfoliert, ocrtetbt'gt unb folitär ermöglicht.) Folgerung: man foll ben folitären SEtjpuß nicht ab* fchä^en nach bem hünenhaften, unb ben herbenhaften nicht nach bem folitären. 2luß ber ©öhe betrachtet, ftnb beibe notwenbig; faß* gleichen tft ihr 2lntngontßmuß notwenbig, — unb ntcfjtß ift mehr ju oerbannen älß jene „SStinfcbbarEeit", eß möchte fich etwaß ©rttteß auß beiben cntwicfeln („£ugcnb" alß ©ennaphrobitißmuß). ©aß ift fo wenig „wünfehbar" alß bie 2lnnäherung unb Ülußföhnung ber ©efchledfjter. ©aß ©pptfcfje fortentwicfcln, bie Äluft immer tiefer aufs reißen.... begriff ber Entartung in beiben fällen: wenn bie ©erbe ben Sigenfchaften ber folitären Sßefett fich nähert unb biefe ben St'gcnfchaftcn ber ©erbe, — Furj, wenn fie fich an ; nähern, ©iefer Begriff ber Entartung ift abfeitß oon ber ntoralifchcn Beurteilung. 548 . Born Slange. ©ie fcbrecülkhe ^onfeguenj ber „©leicfjs beit" — fcf>Iießftch glaubt j'eber baß Siecht ju haben ju jebem Problem. @ß ift alle Siangorbnung oerlorengegangen. 549. Vorteil etneß 2lb ffitß oon feiner 3cit. — 2lbfcttß geftellt gegen bie beiben Bewegungen, bie inbioibualtftifche unb bie
310 3ud)t uitb 3fid)tung. Eolleftiutftifcbe ©oral, — benn auch bte elfte Eennt bte Slangorbnung nicht unb will bem einen bte gleiche gret^ett geben tute allem SDictne ©ebanEen breben ficb nicht um ben ©rab öon greibeit, bet bem einen ober bem anbern ober allen ju gönnen ift, fonbem um ben ©rab uon ©acht, ben einer ober ber anbere über anbere ober alle üben foll, rcfpeEtiue inwiefern eine Opferung uon greibett, eine 23er* fElaöung felbft, jur Jperoorbringung eines höheren $£t)puS bte 33aftS gibt. 3n gröbfter gotm gebacbt: tute Eönitte man bte GfntwicElung ber SStenfcbbeit opfern, um einer höheren ütrt r als ber SDtenfcb tft, jum Oafetn ju helfen ? — 550. Slangbefttmmenb, tangabbebenb ftnb allein SSlacbtquantt* i täten : unb nichts fonfi. 55t. Über ben Slang entfcbeibet bas Quantum flacht, baS bu bt’ft; ber Sleft ifi Feigheit. 552* Oer ©tlle jur ©acht. — 2Bie bte Stlenfoben befcbaffen fein müfjten, melcbe biefe Umwertung an ficb oornebmen. Oie Slangorbnung als SDtacbtorbnung : Ärteg unb ©efabr bte 23orauSfel3ung, ba§ ein Slang feine SSebtngungen feftbält. OaS granbiofe 23orbilb : ber ©enfcb tn ber Statur — baS fcbwäcbfte, Elügfie SBefen ftcb junt 4?errn macbenb, bie büm* meren ©ewalten ftcb unterjochend 553. Steue Slangorbnung ber ©elfter: nicht mehr bie tragifcben Staturen »otan. ' 554. Oen 2B ert eines SSlenfcben banacb abfebäf3en, was er ben SJlenfcben nü|t ober Eofiet ober fcbabet: baS bebeutet ebenfooiel unb ebettfotuenig als etn .funftwerE abfcbä^en je nach ben 2Btr Jungen, bie es tut. Slber barntt tjl ber ©ert beS SDtenfcben tm 23ergletcb mit anberen SSten* fcben gar nicht berührt. Oie „moralifcbe ©ertfcbäi^ung",
l. 9?angotbnutig. 311 foweit fie emc fojtale »fl, mifft butchaub bett SÜienfchen nach feinen SöirEungen. (fin SKenfch mit feinem eigenen ©efc^macf auf ber 3 un9 e / umfchloffen unb »erflecEt butch feine (ürinfamEeit, unmitteilbar, unmitteilfam, — ein uns aubgerecfmeter fDienfch, alfo ein SOlenfch einet höheren, l'ebenfallb anbeten ©pejieb: wte wollt ihr ben abwerten Eönnen, ba ibt if>n nicht Eennen Eönnt, nicht oergleichen Eönnt? ©ie motalifche Slbwertung bat bie größte Urteile ftumpfhett im befolge gehabt: ber Sßert eineb Sfjenfchen an fich ifl unterfchägt, fafl übetfeben, fajl geleugnet. 9tefl ber natoen Teleologie : ber Söert beb SOJenfchen nur in J^tnftcht auf bie Slienfchen. 555 . ©te SÄeöolution ermöglichte Napoleon: bab ifl ihre Rechts fertigung. Um einen ähnlichen iptetb würbe man ben anarchischen (ünfturj unfrer ganzen -tfoilifatiott wünfcben muffen. Napoleon ermöglichte ben 9tationalibmub : bab tfl beffen (fntfcbulbigung. ©er SBert eineb Sföenfcben (abgefeben, mie billig, oon SDioralttät unb Unmoralität: benn mit biefen Gegriffen wirb ber 3öert eineb Sftenfcben noch nicht einmal berührt) liegt nicht in feiner DlüglichEett : benn er beflünbe fort, felbjt wenn eb ntemanbett gäbe, bem er ju nüijen wüfjte. Unb warum Eönnte nicht gerabe ber üDienfcf), oon bem bie oer? berblichflen SBtrEungen aubgingen, bie @pii3e bet ganjen ©pejteb SUenfch fein: fo hoch, fo überlegen, bafj an tbm alleb twr flleib jugrunbe ginge? 556 . 3)ii§oerflänbnivb beb (Jgot'bmub: oon feiten ber ge? meinen Naturen, welche gar nt'chtb »on ber Sroberungb? lufl unb UnerfättlichEeit ber großen Siebe wtffen, ebenfo oon ben aubflrömenben Äraftgefühlen, welche überwältigen, ju fich swingen, ftd) anb Jperj legen wollen, — ber Strteb beb ^ünftlerb nach feinem üDiatertal. ©ft auch nur fucht bet XätigEettbfinn nach einem Terrain. — 3m gewöhn?
312 Sud\t unb Sücbtung. liehen „Egoismus" will getabe baS ,/Dltchbego", baS tiefe DurchfchntttSwefen, ber ©attungSmenfd) ferne Erhalt tung — baS empört, falls es t>on ben Seltneren, feineren unb weniger £)urchfcf)mttlichen wahrgenommen wirb. £>enn btefe urteilen: „mir finb bte Eblcrcn! Es liegt mehr an unferer Erhaltung als an ber jenes :8iehS!" 557. ©egen Sohn Stuart SD?tIL — S<h pethortefjt'ere feine ©ememfjett, meiere fagt, „was bem einen cect)t tfl, tfl bem anbetn billig" ; „was bu nicht wtllfl ufw., bas füg’ auch Feinem anbetn ju"; welche ben ganjen menfcbiicf)en 35et= Eeht auf ©egenfeittgFeit ber Setflung begrünben will, fo baff jebe Jpanblung als eine 2lrt SIbjahlung erfcljetttt für etwas, baS uns erwiefen tfl. .öt'er tfl bie $orauSfei3; ung un= öotnehm im unterflen (Sinne: hier wirb bie iHguinas lenj ber ffierte non Jjanblungen öorauSgefegt bet mir unb bir; hier ifl ber petfönlichfle UBert einer Jpanblung einfach annulliert (baS, was burcf) nichts ausgeglichen unb bejahlt werben Fann — ). Sie „©egenfeittgFeit" ifl eine grofje ©emeinhett; gerabe baff etwas, baS ich tue, nicht non einem anbetn getan werben bürfte unb Fönnte, baff es Feinen SlttSgletch geben barf (— auffer in ber auSge= wählteflen (Sphäre ber „meinesgleichen", inter pares — ), bafs man in einem tieferen (Sinne nie jurücFgtbt, weil man etwas Einmaliges tfl unb nur Einmaliges tut, — btefe ©runbübcrjeugung enthält bie Urfaclje ber arifto; Fratifchen 3lbfonberung non ber Stenge, weil bie Stenge an ,,©leicf)^eit" unb folglich SluögletchbarFeit unb „©egenfeittgFeit" glaubt. 558. SRanbbentetFung ju einer niaiserie anglaise. — „2Baö bu nicht wtllfl, baS bir bie Seute tun, baS tue t'httcn auch nicht." £)aS gilt als äBetSfjett; baS gilt als Älugs heit; baS gilt als ©runb ber SDlotal, — als „gütbener (Spruch". Sohn (Stuart SM (unb wer nicht unter Eng= länbern?) glaubt baran!.... 2lbcr ber Spruch hält nicht
i. 9tangorbtutng. 313 ben (eicf)te(len Eingriff aus. Ser Äalful : „tue nicfitö, maö btt fetber nicht angetan roetben foll" verbietet Jpanblungen um ihrer fcbäblicben folgen mitten: ber Jpintetgebanfe ift, bafj eine Jrtanblung immer »ergolten mtrb. 2Bie nun, menn jemanb, mit bem „Principe“ in ber Jpanb, fagtet „getabe f eiche Jöanblungen muff man tun, barmt anbere unö nicht juöorfommcn, bamit mir anbere auffer ©tanb fe§en, fie unö anjutun"? — 9lnbrerfeitö: benfen mir unö einen Äotfett, bem feine (firne bie vendetta gebietet. 9lud) er münfe^t feine gltntenfugel in ben 2etb: aber bie 2luö* fid^t auf eine fotebe, bie 9Saf>rfcf>etnticf)Eeit einer Äuget hält ihn nicht ab, feiner ©me 3 « genügen.... Unb ftnb mir nicht in atten anfiänbtgen Jpanblungen eben abftcbtlicb gleicfm gültig gegen baö, maö barauö für unö Eommt ? ©ne 4>anb* tung ju oermetben, bie fchäbliche folgen für unö hätte, — baö märe ein Verbot für anftänbtge Äanbtungen überhaupt. Sagegen tjl ber ©prud) mertooll, meit er einen Sppuö SWenfcb »errät: eö ift ber Snjltnft ber Jperbe, ber ftch mit tbm formuliert, — man tft gleich, man nimmt ftcb gleich: mte ich bt'r, fo bu mir. — Jpter mirb mirfltch an eine Slqutoatenj ber ^»anblungen geglaubt, bie, in allen realen Vcrhältniffcn, einfach nicht »orfommt. (fö Eann nicht i ebe J^anblung jurüefgegeben merben: jmtfehen mirf; liehen „Snbioibuen" gibt eö feine gleichen jjanblun= gen, folglich auch feine „Vergeltung".... 2öenn ich ctmaö tue, fo liegt mir ber ©ebanfe oollfommen fern, baff über? baupt bergletcben irgenbeinem SVenfchen möglich fei : eö gehört mir.... SOfan Eann mir nichtö jutücfjahlen, man mürbe immer eine „anbere" Äanblung gegen mich be* gehen. — 559 . Sch jeige auf ctmaö Veueö hin : gemiff, für etn folcheö be* mofrattfeheö 9Öefen gibt eö bie ©efahr beö Varbaren, aber man fucht fie nur in ber Stefe. <fö gibt auch eine anbere 2trt Varbaren, bie fommen auö bet J^öhe: etne 2Trt »on erobernben unb heerfchenben Valuten, metche nach einem
314 3ud)t utife 3üd)tuitg. ©toffe fuchen, bcrt fte gehalten Eönnen. ^rometheuö war ein folget 23arbar. 560. £>te tpptfeben ©elbftgejtaltungcn. Ober: bte acht Hauptfragen. 1. Ob man fich »ielfacher haben will ober einfacher? 2. Ob man glücEltcher werben will ober gleichgültiger gegen ©lücE unb UnglücE? 3. Ob man jufrtebener mit ftch werben will ober am fpruchöooller unb unerbittlicher? 4. Ob man weicher, nachgebenber, menfchlicher werben will ober „unmenfchlicher"? 5. Ob man Elüger werben will ober rücEftcf>tölofer ? 6. Ob man ein' %kl erreichen will ober allen ^ieEcn auS= weichen (wie eö jum Söetfptel ber ^hilofoph tut, ber in l'ebem >3iel eine ©renje, einen SStnEel, ein ©efängniö, eine ©ummheit riecht)? 7. Ob man geachteter werben will ober gefürchteter ? Ober »erachteter? 8. Ob man Xprann ober Verführet ober Hirt ober Her* bentier werben will? 56t. 2)te Siechte, bte ein SDlenfch fich nimmt, flehen im 2)et= haltntö ju ben Pflichten, bte er fich flellt, ju ben Ülufgaben, benen er fich gewaeftfen fühlt, £>te allermetfien SHenfchen ftnb ohne Siecht jum Oafein, fonbern ein UnglücE für bte höheren. 562. ©te Kajlerhaften unb ^ügellofen: ihr beprimterenber (ftnflufi auf ben 2Bert ber 25 egt erben. ßö tfl bte fd)auers liehe Barbarei ber ©itte, welche, im iDlittelalter oornebmltch, ju einem wahren ,,25unb ber ©ugenb" jwingt — nebfl ebenfo fchauerltchen Übertreibungen über baö, waö ben 2Sert beö SUenfchen auömacht. ©te Eämpfenbe „^iotlifa^ tion" (Rahmung) braucht alle 3lrt ©fen unb Tortur, um fich gegen bte gurchtbarfett unb Slaubtiematur aufrechtem erhalten.
1. 9tangort>ttung. 315 Jrjter tfb eine $8erwechflung ganj natürlich, obwohl »ottt fchlimmfben Stnfluß: Daö, waö 3)?enfchen her Sttacht unb beö ©tllenö non fich »erlangen fömten, gibt etn ©aß auch für baö, waö fte fiel) jugefhehen bürfen. ©olcfie 9la* turen finb ber @egenfa<3 ber Safberßaften unb ^ügellofen: obwohl fte unter Umfbänbett Dinge tun, beretwegen ein ge' rtngerer ©enfcb beö Safterö unb ber Unmäßigfeit überführt wäre. Jpter fcffabet ber Söegriff ber „©leicßwertigfett ber ©enfclfen »or @ott" außerorbentltch; man »erbot $ano= lungen unb ©eftnnungen, welche an fich ju ben ^väro. gattoen ber ©tarfgeratcnen gehören, — wte alö ob fi» an ftch beö ©enfcffen unwürbtg wären. ©an brachte bte ganje Xenbenj ber flarSen SOJenfchen tn SSerruf, inbem man bte @chu(3 mtttel ber ©cbwächften (auch gegen ftch ©chwächften) alö ©ertnornt aufflellte. Dte aSerwechflung geht fo weit, baß man gerabeju bte großen ÜBirtuofen beö Sebenö (bereit ©clbfthcrrltchfeit ben fchärfften ©egenfag jum Safberhaften uno yügellofen ab; gibt) mit ben fchtmpflichfben Dbamen branbma'ffe. 9boch fegt glaubt man einen Sefare SSorgia mißbilligen ju mitf; fett ; baö ifb einfach jum Sachen. Die Kirche frat beutfehe Äatfer auf ©runb ihrer Safber tn Ü8ann getan: alö ob ein ©önch ober $>rtefber über baö mttreben bürftc, waö ein griebrtch ber Zweite »on ftch fotbern barf. Sin Don 3ua» wirb in bie jpölle gefebüft: baö tfb fehr nai». Dat man bemerkt, baß im Jpimmel alle intereffanten ©enfehen feh ; len?.... 9iur ein ©in? für bie ©ciblein, wo fte ihr $eil am befben ftnben. — Den?t man etn wenig fonfeguent unb außerbem mit einer »ertieften Sinftcht in baö, waö ein „großer ©enfeb" tfb, fo unterliegt eö feinem baß bie Ätrche alle „großen ©etlichen" in bte JpöIIc fehieft — , fie fämpft gegen alle „Slröße beö ©enfehen". 563. Dte mächtigfben unb gefährlichfben Setbenfehaften beö ©enfehen, an benen er am letchtefben jugrunbe geht, ftnb fo
316 3ud)tunbBud)tu«g. grüttbltch tn Sicht getan, baß bamt't bte mächtigften Sftenfchen fclbcr unmöglich geworben ftnb ober ftch als böfe, als „fchäblich unb unerlaubt 7 ' fühlen mußten. Stefe ©nbuße tfl groß, aber notwcnbtg bisher gewefen: jetzt, wo eine SÖfcnge (Begcnfräfte großge^ücfjtet fmb burch zeitweilige Um tetbrücfung jener Setbcnfchaften (»on äpcrrfcbfucbt, Sufi an ber SSerwanblung unb Stäufcbung), ift beren ©ttfeffelung wieber möglich: fte werben nicht mehr bie alte SBilbbeit haben. 2Ötr erlauben uns bte zahme Barbarei: man fehe unfre .ftünftler unb (Staatsmänner an. 564 . Sch fehe burchauS nicht ab, wte einer eS wieber gut machen Eann, ber »erfäumt hat, jur rechten Seit tn eine gute @d)ule ju gehen. ©n folcfter fennt fiel) nicht; er geht burcf)S Sehen, ohne gehen gelernt ju haben ; ber fchlaffe SSftuSfel »errät ftch bet jebem @cf)rttt noch. Mitunter ift baS Sehen fo barmherzig, btefe harte Schule nachzuholen: jahrelanges (Siechtum »telletcht, bas bie äußerfte SöillenS; fraft unb SelbftgenugfamEett herausforbect; ober eine plötj; !vch hereinbrechenbe Notlage, zugleich noch fut 2Beib unb fttnb, welche eine £ättgfett erzwingt, bie ben erfchlafften $afetn wieber Energie gibt unb bem Sötllen zum Sehen bte ^ähigfeit zurüdgewinnt. (Das SBünfchenSwerteftc bleibt unter allen Untflänben eine harte Sifziplin zue rechten 3 eit, baS heißt in jenem Sllter noch, mo eS ftolj macht, »iel »ott ftch »erlangt zu fehen. 'Denn bics unterfcf)etbet bte harte ©d)ule als gute (Schule »on jeber anberen: baß »iel »erlangt wirb; baß ftreng »erlangt wtrb; baß baS (Bute, baS Sluögezetchnete feibft als normal »erlangt wirb ; baß baS Sob feiten ift; baß bte Snbulgenz fehlt; baß ber fCabel fcharf, fachlich, ohne 3Rüc!ftcht auf Talent unb .^erfunft laut wtrb. ©ne folche (Schule hat man in jebem SSetracht nötig: bas gilt »om Setblichften wie »om (Bet'ftigften : es wäre »er; hängniöooll, hier trennen zu wollen! -Die gleiche £>ifztplin macht ben SOltlitär unb ben (Belehrten tüchtig: unb, näher befehen, es gibt feinen tüchtigen (Belehrten, ber nicht bte
l. 9t<tngorbttütig. 317 ^nflinfte eines tücfjttgen SOZitttärS im Setbe hat. ^Befehlen fönnen unb wieber auf eine flolje Söetfe ge^jorc^en ; in Sfieth unb ©lieb flehen, aber fähig jeberjett, auch ju führen ; bte ©efahr bem behagen norgiehen ; baö Erlaubte unb Uners laubte nicht in einer Krämerwage wiegen ; bem SDieöquinen, Schlauen, tparafttifchen mehr feinb fein alö bem 23öfen. — ÜBaö lernt man in einer harten Schule? ©eljorcben unb befehlen. 565. Saö SSerbienjl leugnen: aber baö tun, waö über allem Soben, ja über allem SSerflehen tfl. 566. Dlüglicf; finb bte Slffefte allefamt, bte einen btreft, bte anbern inbtreft; in ^»inftcht auf ben klugen ifl eö fchlecf>= terbingS unmöglich, irgenbetne Söertabfolge fejljufegen, — fo gewtfj, öfonomtfeh gemeffen, bie Kräfte in ber 9latur allefamt gut, baö heif3t nützlich finb, fo otel furchtbares unb unwtberruflicheö Skrhängntö auch oon ihnen auögeht. Jpöcf)s flenö fönnte man fagen, baff bte mächtigflen Slffefte bie wertoolljlen finb: infofern eö feine größeren Kraftquellen gibt. 567. SBteoiel 93 orteil opfert ber SDZenfch, tote wenig „eigens nügig" ifl er ! Sille feine Slff efte unb Setbenfehaften wollen ihr SÄccht haben — unb wte fern oom Hingen 9iui3ett beS @tgennul3eö ift ber Slffeft! fWa n will nicht fein „@lücf"; man muff (fnglänber fein, um glauben ju fönnen, bafj ber SOZenfdf) immer feinen S5ors teil fucht. Unfre 23egterben wollen fich in tanger Seibern fchaft an ben Singen oergreifen — , ihre aufgeflaute Kraft fucht bte SSiberflänbe. 568. Ste Srjiehung ju jenen Jperrfchertugenben, welche auch »bet fern Söohltoollen unb SOZitletben Sperr werben : bie grofjen 3üct;tertugenben („feinen geinben oergeben" tfl bas gegen Spielerei), ben Slffeft beö Schaffenben auf bie
318 3 u cf) t unb Süd)tung. Jjpöhe bringen — nicht mehr SDkrmor bebauen! — Die Stuönahmes unb Sftachtftettung jener 28efen (oerglichen mit ber ber biöhertgen dürften) : ber römifche Qiäfar mit GtmfH @eete. 569 . Der b>ö^erc SÄenfct; unb ber Jjöerbenmenfcf). 23enn bie grofjen 9)?enfcben fehlen, fo macht man auö ben oer= gangenen grofjen üüttenfchen Halbgötter ober ganje ©ötter: baö 2luöbrechen oon sKefigion beroeift, ba§ ber Sftenfd) nict)t mehr am Süenfchen 2uft hat ( — „unb am SBeibe auch nicht" mit Jpamtet). £>ber: man bringt niete SDJenfc^en auf einen Raufen atö ^artamente unb münfcht, bafj fie gleich tprannifch roirfen. Daö „Dpranntfterenbe" ift bie £atfache großer 2)ien* fchen: fie machen ben ©ertngeren bumm. 570 . Der Jjöammcr. 2öie muffen Sftenfchen befcljaffen fein, bie umgekehrt toertfchägen? — Sftenfchen, bie alle ßtgem fchaften ber mobernen ©eete haben, aber ftarf genug ftnb, fie in lauter ©efunbheit umjuroanbetn ? — 3hr bittet ju ihrer Aufgabe. 571 . Der ftarfe SWenfch, mächtig t'n ben ^nfHnften einer ftar= Een ©efunbheit, oerbaut feine £aten ganj ebenfo, tote er bie Sflahtjetten oerbaut; er toirb mit fcfnoerer Äoff fetbft fertig: in ber Jpauptfacfje aber führt ihn ein unüerfetjrter unb firenger SnfHnEt, bafj er ntchtö tut, toaö ihm toiberfteht, fo toentg, atö er ettoaö ifjt, baö ihm nicht fcftmecEt. 572 . Die toobttooltenben, hilfreichen, gütigen ©efütnungen ftnb fchtechterbtngö nicht um beö 9lttt3enö mitten, ber oon ihnen auögefjt, ju ßbren geEomtrten: fonbern toeil fie ;3uftänbe retcf;er @eeten ftnb, metche abgeben Eönnen unb ihren Söert atö güttegefüht beö £ebenö tragen. 3)?an fehe bie 2tugen beö SBohttäterö an! Daö ijf baö ©egenfiücE ber
1. 5t«ngort nung. 319 ©elbfioetneinung, beb $affeb auf bab moi, beb „ipabcaltb; mub". 573. £u ben berrfcbaftlicbcn Sppen. — Ser „Jpirt" im ©egen; fag jum ,,. £>errn" ( — erfterer Mittel jur Spaltung ber $erbe; tegterer ;3tDecE, mebhatb bie Jpetbe ba ift). 574. JjpauptgeficbtbpunEt: ba£ man nicht bie Aufgabe ber höheren ©pejieb in ber Leitung bet nieberen fief)t (wie eb jum SSetfptcl Gfomte macht —), fonbern bte ntebere alb S3afib, auf ber eine höhere ©pejteb ihrer eigenen Slufgabe lebt, — auf ber fie erft flehen Eann. Sie SSebingungen, unter benen eine ftarEe unb uor; nehme ©pejieb fiel; erhält (in Jjnnficht auf getfttge 3ucht), finb bie umgeEehrten Don benen, unter meieren bie „inbu; ftriellen Sftaffen", bie Krämer ä la ©pencer flehen. Sab, mab nur ben ftärEften unb fruchtbarften 9ta; turen freifleht jur ©rmöglicfwng ihrer Srijitenj — Sftufje, Abenteuer, Unglaube, Slubfchwetfung felbft —, bab mürbe, wenn eb ben mittleren Stationen fteifiünbe, biefe not; wenbig jugrunbe richten — unb tut eb auch. Jpier tft bte SlrbeitfamEeit, bie Siegel, bie SttäfjtgEeit, bie fefle „Uber; jeugung" am $1age, — Eurj bie „Serbentugenben": unter ihnen wirb biefe mittlere 2lrt SCUenfch oollEommen. 575. Safi man fein Sehen, feine ©efunbheit, feine aufb <©ptel fegt, bab ift bie golge beb Übermuteb unb etneb über; flrömenben, oerfchwenbertfchen SBtllenb: nicht aub 9ften- fchenliebe, fonbern tuet! jebe grofje ©efafw unfre Dleugterbe in beaug auf bab Staff unfrer straft, unfreb Stuteb beraub; forbert. 576. „©ein. Sehen taffen für eine @ad)e" — großer ©ffeEt. ülber man läfjt für oieleb fein Sehen: bie SlffeEte famt unb fonberb wollen ihre 25efrtebtgung. Sb eb bab Stttleib ifb
320 3ucgt ititb Sttcgfuttg. ober ber ober bie Dtacge — bafj baS Seben baran ge« fegt wirb, oeränbert niegts am 2Berte. SSie oiele gaben tgr Mett für bte gübfegen Söeiblein geopfert — unb felbft, mas fegltmmet tfl, tgre ©efunbgeit! SBentt man bas £em* perament gat, fo mäglt man inftinftio bie gefägrlicgen Singe: gttm SSeifptel bte Abenteuer ber ©pefulation, menn man spgilofopg, ober ber Smmoralttät, wenn man tugenb* gaft tft. Ste eine 2lrt fOienfcg mill ntegts risfteren, bte anbre miil rtSfieten. ©tnb mir anberen Seräcgter beS SebenS? 3m ©egenteil, mir fuegen inflinftm ein potenziertes 2e= ben, baS Seben in ber ©efagt,... Damit, nocgmals gefagt, mollen mir ntegt tugenbgafter fein als bte anberen. Pascal jum Sbetfptel mollte niegts risfteren unb blteb ©grtfi: baS mar oiellet'cgt tugenbgaft. — SDfan opfert immer. 577 . „©einem ©efügle folgen?" — - Sap man, einem generöfen ©efügle naeggebenb, fein geben in ©efagr bringt, unb unter bem Stupuls eines SlugenbltcfS : baS ift mentg mert unb egarafteriftert ntegt einmal. 3n ber gagig* fett baju ft'nb fteg alle gleicg — unb tn ber (Jntfcgloffcngeit baju übertrifft ber 33erbrecger, Sbanbtt unb iüorfe einen gonetten SUenfcgen gemtp. Sie gögete ©tufe iß, aueg biefen Slnbrang bei fieg zu überminben unb bte gerotfege Zat niegt auf Smpuife gin ZU tun, — fonbern falt, raisonnable, ogne baS ffürtntfcge Übermalten oon Suftgefüglen habet.... SaSfelbe gilt oom 2D2itleib : eS mufi erft gabituell bureg bie raison buregge^ ftebt fein; im anberen gatte tff eS fo gefägrlicg mie irgenb« ein 2lffeft. Sie bltttbe Olacggiebtgfeit gegen einen 2lffeft, fegr gleicggültig, ob eS ein getteröfer unb mitletbiger ober feinb- feltget ift, tft bte Urfacge ber größten Übel. Sie ©röpe beS QtgarafterS befiegt ntegt bartn, bafj man biefe Slffcfte ntegt befif3t, — im ©egenteil, man gat fte im furegtbarften ©rabe: aber bap man fte am pügcl fügrt.... unb aueg baS noeg ogne £uft an biefer 83änbtgung, fonbern btop, met'l....
321 mr l. Kangorbtutng. 578 . ®o man bte flärEeren Naturen ju fuclten hat. — Das ^ugrunbegehen unb Entarten bet fotitären ©pejieö ift ot'el größer unb furchtbarer: ftc haben bte SnftmEte ber J)erbc, bte Drabittoit ber SSertc gegen ftch; ihre SSerEjeuge 3 ur SSerteibtgung, tltre ©chufunjrinEte finb oon tmrnherein nicht ftarE, nicht fieser genug, — eö gehört oiel ©unft beö ^rtfallö baju, baff fie geheilten ( — fie gebeiben in ben niebrtgften unb gefellfchaftlicf; preiögegebenften Elementen am häuftgffen; menn man nach $)erfon fucht, bort f inbet man fie um mieotel ftcherer als in ben mittleren Älaffen !). Der ©teinbe* unb ÄtaffenEampf, ber auf „©leichheit ber Rechte" abjtelt, — ift er ungefähr erlebigt, fo geht ber $ampf loö gegen bie ©olitärpcrfon. (3fn einem ge= miffett ©imte Eann btefelbe ftch am letchteften tn einer bemoEratifchen ©efcllfchaft erhalten unb entmiE* Fein : bann, mettn bie gröberen Söcrteibigungömittel nicht mehr nötig ftnb unb eine gemiffe ©emölmung an Dehnung, KebltchEeit, ©erechttgEeit, Vertrauen ju ben DurdtfchnittS; bebittgungen gehört.) Die ©tärEften muffen am feffceften gebunben, beauf* fieftttgt, tn Äetten gelegt unb Übermacht merben : fo null eö ber SnjütnEt ber $erbe. Für fie ein Kegtme ber ©elbftüber* mältigung, beö afEetifchen Kbfetts ober ber „Pflicht" in ab= nüßenber Slrbett, bei ber man nicht mehr ju ft'ch felber Eommt. 579 . SBogegen ich Eämpfe: baft eine Sluönahmeart ber Kegel ben Öfttcg macht, — fiatt zu begreifen, baff bte gortepifienj ber Kegel bte ffiorauöfeßung für ben SBcrt ber 21uönaf>me tft. 3wn Söeifptel bte Frauenzimmer, mclche, fiatt bie 31uö; Zeichnung ihrer abnormen SSebürfniffe jur ©elehrfamEeit ju empftnben, bie ©tellung beö Söetbeö überhaupt »errücEen möchten. 580 . Der Jfftaff gegen bte Kütttelmaffigfeit tft eitteö ^J^ilofop^ert unmürbig: eö tfl faft ein Fragezeichen an feinem „Kecl/t 3ßiefcfd)e, £>er sur £ß?ad)i. 21
322 Sucht unb 3ücbtung. auf ^flfofopfjte". ©erabe beöbolb, weil er bt'e Sluönabme iji, bat er bie Sieget in ©cbu<3 ju nehmen, hat er altem SÖJittteren ben guten SDtut ju ft'c^> fetter ju ermatten. 581. 2Bte bürfte man ben SSttttelmäßigen ihre SStittelmcißig? fett oerteiben! 3cb tue, man ftefjt eö, baö ©egenteit: jeher ©cfmtt meg oott if)t führt — fo lebte ich — tnö Unmoja? ttfebe, 582. Sie SSerfletnerung beö S)tenfcben muß tange alö ein? jigeö Jtet gelten : weit er ft ein bretteö gunbament ju fct;aff en ift, bamit eine fiat f er e 2lrt SOJenfct) barauf fielen fann. (: Snmtefem btöf;er jebe »erjiärfte 2lrt SJJenfcfy auf einem Stioeau ber nichtigeren ftanb ) 583. jjeitweiligeö Ubetmiegen ber fojtaten 2öertgefüf;te begreif? lieb unb nüfjttcf) : eö banbett ftef) um bte jperftettung eineö Unterbaut, auf bem enbtict) eine jtärfere ©attung mög? lieb wirb. — SDtaßjlnb bet ©tärfe : unter ben umgef elften Söertfcbägungen leben fönnen unb fie emtg mtebet motten, ©taat unb ©efellfcbaft alö Unterbau: meltmirtfct;afttict;er ©eficbtöpunft, ©rjt'ebung atö Züchtung. 584. Ser $ampf gegen bie großen SDtenfcben, auö öfonomi? feben ©rünben gerechtfertigt. Stefetben finb gefährlich, 3 US falle, 2luönabmen, Unwetter, ftarf genug, um Sangfam? ©ebauteö unb ?©egränbeteö in gtage ju ffetten. Saö @jc? ptoftoe nicht nur unfcbäbltcb enttaben, fonbern womöglich feiner Günttabung ootbeugen: ©runbtnfttnft' alter jioiti? fterten ©efeltfcbaft. 585. 25tö 3 U welchem ©rabe bie Unfähigkeit eineö pöbelhaften Slgttatorö ber 50lengc gebt, ficb ben SSegrtff „höhere Statur '7 ftarjumachen, bafüt gibt SSucfte baö hefte SJetfptel ab. Sie Meinung, welche er fo teibenfchafttich befämpft —
l. Jflattgorbtiung. 323 t»a§ „grofje SDIänner", ©tnjelne, dürften, Staatsmänner, ©enteö, gelbherren bte $ebel unb Urfachen aller großen Bewegungen finb — wirb oon ihm mfiinfttt» bahtn mtfjs oerftanben, als ob mit if>c behauptet würbe, baß SBefentltcbe unb SßerWotle an einem folgen „höheren ’Dtenfcben" liege eben in ber gäbtgFeit, Staffen in Bewegung ju fegen: Furj, in ihrer SßirFung.... 2tber bte ,,f>ö^crc 9tatur" beö großen SÜianneö liegt im 2lnbcröfetn, in ber UnmttteilbarEeit, in ber Siangbiftanj, — nicht in trgenbwelchen SBirEungen: unb ob er auch ben ©rbbalt erfchütterte. — 536 . Slbfurbe unb »erächttidje 2lrt beö ^bcaliötnuö, welche bie 5)?ebtoFrttät nicht mebtoFer haben will unb, ftatt an einem Üluönahmefetn einen Xrtumph ju fühlen, entrüflet ift über Feigheit, galfchheit, Kleinheit unb SDtiferabilität, 9)lan fofl baö nicht anberö wollen! unb bte üluft größer aufs reifen! — 3)jan foll bte höhere 3lrt jwtngen, fiel; ab* jufcheiben burch bte £>pfer, bie fie ihrem Sein ju brtn* gen hat. JpauptgeftchtöpunFt: Stflanjen aufretfett, aber Feine ©egenfäge fchaffen. 2)t'e SÖJittelg ebilbe ablöfen unb im (Etnfluf oerrtngern : Jpauptmtttcl, um Stfianjen ju erhalten. 587 . 2Btr neuen ^hi^föphen aber, wir beginnen nicht nur mit ber ©arjMung ber tatfädjlichen Üiangorbnung unb 2Bert= oerfchiebenheit ber SOienfcljen, fonbern wir wollen auch ge* rabe baö ©egenteil einer 2lnähnltchung, einer 2luögletd)ung : wir lehren bte ©ntfrembung in jebem Sinne, wtt reifen Klüfte auf, wie eö noch Feine gegeben hat, wir wollen, baf ber SÄenfch böfer werbe, atö er je war. Sinjlweilen leben wir noch fetber einanbet fretnb unb »erborgen, ©ö wirb unö auö »ielen ©rünben nötig fein, ©tnftebler ju fein unb felbft 5WaöFen oorjunehmen, — wir werben folg; lieh fchlecht jum «Suchen oon unfreöglet'cfjen taugen. 2ötr werben allein leben unb wahrfchetnltch bie Martern aller
324 3ud)t unb Sücbfuug. fieben Einfamfeiten fennen. Saufen nur unö aber über ben 2Beg burch einen Zufall, fo tft barauf ju wetten, baß wir unö verfemten ober wechfelfeitig betrügen. 588. Ser höhere pf>tfofopbifcf)e äftenfcft, ber um fiel) Einfam* feit T;at, nicht weit er allein fein will, fonbern weil er etwas »ft, baö nicht fetneögletchen finbet: welche ©efahten unb neuen Setben fütb ihm gerabe heute aufgefpart, wo man ben ©tauben an bie Stangorbnung »erlernt hat unb folg? lieh biefe Etnfamfett nicht ju ehren unb nicht ju oerftehen weiß! Ehemals hettigte ftd) ber SSetfe beinahe burch ein folcheö S5eifeitegehen für baö ©ewiffen ber SDienge, — |>cutc fieht fich ber Einfteblet wie mit einer SSolfe trüber ^tvetfel unb SSerbächttgungen umringt. Unb nicht etwa nur von feiten ber -Jtetbtfcben unb Erbärmlichen : er mufj Serfem nung, föetnachläfft'gung unb Oberflächlichkeit noch an jebem Söohtwollen hetauöcmpftnben, baö er erfährt, er fennt jene Jpeimtücfe beö befchränften SDtitleibenö, welchem fich fetber gut unb hei% fühlt, wenn eö ihn, etwa burch bequemere Sagen, burch georbnetere, juvetläfftgere ©efellfchaft, vor ftch felbet ju „retten" fucht, — ja er wirb ben unbewußten ^erftörungötrieb ju bewunbern haben, mit bem alte Mittel* mäßigen beö ©etfteö gegen ihn tätig ftnb, unb jwar im beften ©lauben an ihr 3facl)t baju! Eö tfi für S&enfchen btefer unoerftänblichen föeretnfamung nötig, ftch tüchtig unb herzhaft auch tn ben Hantel ber äußeren, ber räumlichen Einfamfeit ju wtcfeln : baö gehört ju ihrer Klugheit, ©elbft Stfi unb fßerfletbung werben heute not tun, bamtt ein fotdf>er SDJertfcf) fich felber erhalte, fich felber oben erhalte, inmitten ber nteberjiehenben gefährlichen ©tromfchnellen ber ^ett. Sieber SSetfucf), eö in bet ©egenwart, mit ber ©egenwarr auöjutjalten, jebe Annäherung an biefe üDtenfcfjen unb ^iele von heute muß er wie feine eigentliche @ünbc abbüßen: unb er mag bie verborgene Söeiöheit feiner Utatur anfaunen, welche ihn bet allen folgen SSerfuchen fofort burch $ranf= hett unb fchtimme Unfälle wtebet ju ftch felber jurücfjiebt.
l. 91angdrbuung. 325 i 589. (?ö ift mir ein Troft, ju rotffett, baff über bcm Dampf uitb©chmug ber menfchltchen 9tt'ebcrungen eö eine ^öficrc, hellere ©enfchhcit gibt, bte ber 3aht nach e ‘ ne fe^ r Heine fern rotrb (— beim alles*, roaö, hcroorragt, ift feinem SBefq# na cf) feiten): man gehört ju ihr, nicht weil man be* gabter ober tugenbl)after ober fieroifcfier ober liebeoollet märe alö bte ©ettfchen ba unten, fonbern — meil man f älter, geller, roettftcfjtiger, einfamer ift, rocil man bic CSinfamfett erträgt, oorjteljt, forbert alö ©lücf, 33or* recf)t, ja 23ebingung "beö Dafetnö, meil man unter ©offen itnb 23ltt3en rote unter fcincögletcfjen lebt, aber ebenfo unter ©onnen^rafilen, Tautropfen, ©cfmeeflocfen unb allem, roaö notroenbig auö ber Jrtöfro fommt unb, roenn es* fiel* beroegt, fiep eroig nur in ber 9ticf)tung oon oben naef) unten be* roegt. Die Slfptrationen nach ber Sjö l)e ftnb nicht bte unfri; gen. — Die Jpelben, ©ärtprer, ©enieö unb 35egctftcrtcn finb unö niefjt ftill, gebulbtg, fein, Falt, langfam genug. 590. Die fchroierigfte unb höchfte ©eftalt beö ©enfcl;en roirb am feltenflen gelingen: fo jeigt bte ©efcfncfjte ber ^hilo* foppte eine Überfülle oon ©ifjratencn, öott Unglücföfällen unb ein äufjerft langfameö ©chretten; ganje Saljrtaufenbe fallen bajroifel)en unb erbrüefen, roaö erreicht roar; ber 3u ; fammenhang frort immer roieber auf. Daö ift eine fefjauen liefje ©efefnehte — bte ©efefjichte beö fjöchften Sbtenfchen, beö ©etfen. — Slnt metften gefefjäbigt ift gerabe baö ©e= bächtntö ber ©rofj en, benn bie Jpalbgeratenen unb ©ifjrate* nen oerfennen fie unb beftegen fte burcf) „Erfolge". 3ebeö= mal, roo „bte ©trfung" fiel) jetgt, tritt eine SDJaffe *pöbel auf ben ©cbaupla<3; baö ©itreben ber kleinen unb ber Sinnen im ©etfie ifl eine fürchterliche S>hccrimartcr für ben, ber mit ©cljauber roeift, ba§ baö ©cfjicf fal ber SD? e n f rf> = heit atn ©eratett t'hreö böchftcn Tppuö liegt. — Sich habe oon ätinbeöbeinen an über bte ©jriftcnjbebtngungen beö ©etfen nachgebacht unb rotll meine frohe Überzeugung nicht
326 3ud>t uitb 3ud)tung. oerfchwetgen, bafj er je§t in Europa wiebet möglich wirb — oielleicht nur für Eurje 3eit- 59t. Sfangorbnung : Der btc SBerte befKmmt unb ben 2Bil« len oon Safittaufenben lenEt, baburch, ba$ er bie fwchfien Naturen lenEt, tft ber höchfle 59Jenfch. 592. Senfeitö ber Jperrfchenben, loögetöfl oon alten 23anben, leben bie höchflen üDienfchen: unb in ben Jperrfchenben hoben fie ihre SSerEjettge. 593. Slbfolute Überzeugung: ba§ bie SBertgefühle oben unb unten oetfehieben finb; bafj ja^ltofe Erfahrungen ben Unteren fehlen, bafj oon unten nach ohen baö SKifjoerftänbs niö notwenbig tft. 594. Der SDienfch h<>t, im ©egenfafj zum Ster, eine gülle gegenfä^licher Srtebe unb jympulfe tn fich grofj gejü^ tet: oermöge biefer ©pnthcftä tft er ber öpetr ber Erbe. — 3)?oralen finb ber SluöbrucE loEal befchränEter Slangorb; nungen in biefer oielfachen SSelt ber Triebe: fo bafj an ihren SSiberfprüchen ber Stienfcf) nicht jugrunbe geht. 2tlfo ein Stieb alö öperr, fein ©egentrieb gefcf>wächt, oet; feinert, atö Smpulö, ber ben Steiz für bie SätigEeit beö jjtaupttrtebeö abgibt. Der höchfte SDlenfcf) mürbe bie gröfjte SSielheit ber Stiebe haben, unb auch tn ber relatio gröfjten ©tarle, bie fich noch ertragen täfjt. So ber Sat: mo bie Pflanze SJlenfch ficb ftarE jeigt, f inbet man bie mächtig gegenetnanber treibenben SnfHnEte (zum 23etfpiel @h<*Eefpeare), aber ge; bänbigt. 595. Ein gtofjer SUenfch, — ein Sftettfch, welchen bie Statur in großem ©ttle aufgebaut unb erfunben hot — woö tft baö? Erflenö: er hot tn feinem gefamten Sun eine lange
l. Olangorbnung. 327 SogiF, bie ihrer Sänge wegen fd)wer überfchaubar, folglich irreführenb ift, eine gähigfett, über grofje flächen feines Sehens bin feinen SBillen auSjufpannen unb alles Fleine ^eug an ftch ju oerachten ttnb wegjuwerfen, feien barunter auch bie fünften, „göttlichften" Dinge oon ber Söelt. pweitcnS: er tfl Falter, härter, unbebenFlicher unb ohne furcht oor ber „Meinung"; es fehlen ihm bie Du; genben, welche mit ber „Sichtung" unb bem ©eacfitetwetben jufammenhängen, überhaupt alleö, was jur „Dugenb ber äjperbe" gehört. Äann er nicht führen, fo geht er allein; es Fommt bann oor, baff er manches, was ihm auf bem SSege begegnet, angrunjt. Drittens: et will Fein „teil* nebmenbeö" öperj, fonbern Diener, SBerFjeuge; et ift im SSerfehr mit Vtenfchen immer barauf aus, etwas aus ihnen gu machen. & weifj fich unmitteilbar : er ftnbet es ge; fcj)macFloS, wenn er oertraulich wirb ; unb er ift es gewöhn; lieh nicht, wenn man ihn bafür hält. Söenn er nicht ju fich rebet, hat er feine SWaöFe. (Er lügt lieber, als ba§ er bie Wahrheit rebet: es Foftet mehr ©eift unb SBiHen. (Es ift eine (EinfamFeit in ihm, als welche etwas Unerreichbares tfi für Sob unb Dabei, eine eigene ©erichtSbarFeit, welche Feine 3nftan;$ über fich bat. 596 . DbjcFtto, hart, fejt, ftreng bleiben im Durchfegen eines ©ebanFenS — baS bringen bie Äünfller noch am heften jw ftanbe: wenn einer aber Vtenfchen baju nötig hat (wie Sehrer, ©taatSmönner ufw.), ba geht bie Sftuhe unb .Kälte unb Jpärte fchnell baoon. 59?an Fann bei Staturen wie (Eäfar unb Stapoleon etwas ahnen oon einem „tntereffelofen" 2Ir= beiten an ihrem Sftarmor, mag habet oon SStenfchen geopfert werben, was nur möglich. Sluf biefer Sahn liegt bie £u; Funft ber böchfien SDlenfchen: bie größte Verantwort; lichFeit tragen unb nicht baran ^erbrechen. — StSher waren faft immer Snfpirationstäufchungen nötig, um felbfi ben ©lauben an fein Stecht unb feine Jpanb nicht ju oerlteren.
328 3ud)f ttttb 3üd)tuitg. 597 . 2)t'e Steoolutt'on, Bewirtung urtb SRot bet Bötfer tft baß ©ettngete in meiner Betrachtung, gegen bie Bot ber großen Sinjetnen tn ihrer ßnWtcftung. Bian muß fich nicht täufeben taffen: bie oielen Böte alter btefer Älei= nen bilben jufamtnen ferne (Summe, außer im ©efüble oon mächtigen SOZenfchett. — Sin fich benfen, tn Slugem blicfett großer ©efabr: feinen Luisen jiehett auß bem Bach* teile nietet: — baß fann hei einem fcf)r h^h^n ©rabe oon Slbtoetcbung etn Reichen großen (Sbarafterß fein, ber üher feine mitteibigen unb gerechten Smpfinbttngen 4>ett wirb. 598 . 3m großen SO? e n f ch e rt finb bie fpejififchen (ütgenfebaften beß Scbenß — Unrecht, Süge, Slußbeütung — am größten. Snfofern fie aber überroättigenb gewieft h«6en, tft ihr SfÖefen am heften mtßoerffattben unb inß ©ttte interpretiert toorben. Bppuß €atlple atß Interpret. 599 . Ob man nicht ein Bccftt hat, alte großen SO?enfcf>en unter bie böfett ju rechnen? 3nt einzelnen iji eß nicht tetn auf- gujetgen. Oft tft ihnen ein meifterhafteß Berftecfenfpielen möglich gewefen, fo baß fie bte ©ebärben unb 3tußertich= feiten großer Bugenben annahmen. Oft oerehrten fte bie Bugenben ernfthaft unb mit einer teibenfchafttichen Jpärte gegen fich fclfcer, aber attß ©raufamfeit, — bergletcben täufcht, auß ber gerne gefehen. Manche oerßanben fich fetber fatfeh ; nicht fetten forbert eine große Stufgabe große Qualitäten herauß, jum Betfptel bie ©ereebtigfeit. 2)aß Sßefenttiche tft : bie ©roßten b^en oietteicht auch große Bugenben, aber gerabe bann noch beren ©egenfäf3e. 3ch glaube, baß auß bem Botbanbenfetn ber ©egenfäge unb auß beren ©efüht gerabe ber große SBenfcb, ber Bogen mit ber großen (Spannung, entfteht. 600 . Btenfdjen, bie (Scfn'cffale ftnb, bte, inbern fie fich tragen, Schicffate tragen, bte ganje Strt ber herotfehen Saßträger :
l. Stangorbtiitttg. 329 o tüte gern möchten ftc einmal' öon fiel; fclbet au^ruf>cn ! mte bürften fte nach ftarfen Jeterjen unb tftaefen, um für ©timben wenigftenö loöjuwerben, waö fte brüeft ! Unb tute umfonft bürften ftc!.... @tc warten ; fte felgen ftch allcö an, waö »orübergebt: niemanb fommt ihnen auch nur mit bem Xaufenbftel Setben unb Sctbenfchaft entgegen, niemanb errät, in tutefern fic warten.... Snbltch, enbltdj lernen fte ihre erfte Sebenöftugheit — nieftt mehr ju warten; unb bann alöbalb auch ihre jweite: leutfelig ju fein, befebetbett ju fein, üon nun an febermann ju ertragen, jeberiet ju er« tragen — fttrj, noch ein wenig mehr ju ertragen, atö fte biö^ec febon getragen haben. 601 . ©eelengröße nicht ju trennen »cm getjltger @röße. £>cnit fte tnuoloicrt tlnabhängigfeit; aber ohne geiftige ©röße foll biefc nicht ertaubt fein, fie richtet Unfug an, felbft noch burch ©ohttunwollen unb ,,©erecbttgfctt / 'ttben. £>ie ge« ringen ©eifiter haben ju gehorchen, — formen alfo nicht ©röße haben. 602 . £>te ©otwenbigfeit ju erwetfen, baß ju einem immer öfonomtfeheren ©erbrauch oon SJienfcb unb ©tenfebheit, ju einer immer fejter tnetnanber uerfchlungenen ,,50?afchtnerte /'' ber Sintcreffen unb Seiftungen eine ©egenbewegung ge« hört. 3cf> bezeichne bt'efelbe atö Sluöfchetbung elneö Su« ruöüberfcfntffeö ber Sflenfcblwit** tn ihr foll eine ftär« f cre 2lrt, ein höherer £t)puö anö Steht treten, ber anbte 6nt« ftetjungö« unb anbre ©rbaltungöbebtngungen hat atö ber £>urchfcbnittömenfcb. 59?ein ©egrtff, mein ©letebniö für btefen £ppuö tft, wie man weiß, baö 3öort „Übermenfch". 3luf jenem evften SBege, ber uollfommen fegt überfchau« bar ißt, entfteht bie Stnpaffung, bie Slbflacburtg, baö fyöfyetx ©hwefentum, bie Snftinftbefcheibenbeit, bte ;3ufrtebenbett in ber ©erfletnerung beö Sßtenfchen, — eine 2lrt @ttll« ftanböniucau beö SUettfehen. .Stäben wir erft jene un« permeiblich beuorftehenbe SivtfchaftögefamtPcrwaltung ber
330 3ucf)t ttttb 3üd)fung. (£rbe, bann fann bic SJtenfchhett als Sftafchinerie tn beten Stengen ihren beßen ©tun ftnbett: — als etn ungeheures StäberwerE non immer Efemeren, immer feiner „anjupaffem ben" Stabern; als ein immer toachfenbeS Überflüfftgwerben aller bominterenben unb Eontmanbierenben Elemente; als ein 0an§eS non ungeheurer Äraft, beffen etnjelne gaEtoren SÄintmalfräfte, Sftinimalwerte barßellen. 3m ©egenfag ju biefer S3etEletnerung unb Anpaffung ber SOtenfcgen an eine fpejialifiertere OtüglichEett bebarf es ber umgeEebrten Bewegung, — ber Srjeugung beS ft) ns thettfchen, beS fummterettben, beS recf)tferttgenben ältenfchen, für ben jene SDtacfnnatifierung ber Sftenfchhett eine DafetnSborauSbebtngung iß, als ein Untergeßell, auf beut er feine höhere ^orrn, ju fein, ftch erfinben Eann. (jr braucht bte ©egnerfdjaft ber SDtenge, ber „Sttoels Ketten", baS Dißanjgefühl tm SSergleicf) ju ihnen ; er ßefß auf ihnen, er lebt non ihnen. Diefe höhere gornt beS Arißos EratiSmuS ift bte ber c3ttEunft. — SÄoralifch gerebet, ßellt jene ©efamtmafchtnerete, bte ©olibarttät aller Staber, ein Stfaptmum tn ber Ausbeutung beö 2)tenfchen bar: aber fte fegt folche öotauS, beretwegen biefe Ausbeutung ©tnn hat. 3m anberen gatte märe fie tatfächltcg bloß bte ©es famtnerringerung, SBertnerringerung beS £ppuS Sftenfcf)/ — ein StücEgangSphänomen im größten ©tile. — 9)?an fteht, maS t'c h beEämpfe, tß ber öEonomifche Optimismus: tote als ob mit ben machfenben UnEoßen aller auch ber Shtgen aller notwenbig roacgfen müßte. Das ©egen* teil fcgeint mit ber gall : bte UnEofien aller fummieren ftch ju einem ©efamtöerluß: ber SÄenfch ttn’rb gertm ger: — fo baß man nicht mehr weiß, moju überhaupt biefer ungeheure ^rojeß gebient hat. Stn.fffioju? ein neues 2öoju? — baS ift es, maS bte SDtenfchhett nötig hat. 603. 3ur Stangorbnung. — 2öaS iß am tppifchen 9)tenfchen mittelmäßig? Daß er nicht bte Äehrfeite ber Dinge als notmenbtg berßef>t: baß er bie Übelßänbe beEämpft,
1. Dtangorfcnung. 331 mie alö ob man ihrer entraten F önnc ; baff er baö eine nicht mit bem anbern bmnebmen mit!, — baff er ben tppifeben GbaraFter etneö Dtngeö, etneö Juftanbeö, einer ßett, einer $)erfon oermtfeben unb auölöfcbeu möchte, tnbem er nur einen £eil ihrer ©genfebaften gutbeijft unb bie anbern ab* febaffen möchte. Dte „SBünfcbbarFeit" ber 5D?ttteImäjftgen tfi baö, maö oon unö anbern beFämpft wirb : baö Sibeal, ge; fafft alö etmaö, an bem ntcbtö ©cbäbltcbeö, 23öfeö, ©efäftt; licbeö, gtagmürbigeö, SBernicbtenbeö übrtgbleiben folf. Um fere ©nfidtt ift bte umgeFebrte : baff mit j'ebem SBacbötum beö SWenfcben aud) feine Äebrfette maebfen muff, baff ber böcbfhe SDIenfcb, gefegt, baff etn folcbet SSegrtff erlaubt ift, ber 5D?enfcb märe, meiner ben ©egenfat3cbaraFter beö Dafetnö am ftärFfien barftellte, alö beffen ©lorte unb ein; jtge Rechtfertigung.... Die gemöbnlicben S9?enfcben bürfen nur ein ganj Fletneö ©Fcben unb SBtnFelcben biefeö Ratur; cbaraFterö barftellen: fie geben alöbalb jugrunbe, menn bte SStelfacbb^it ber ©emente unb bie (Spannung ber ©egenfä&e mäcbfh, baö fyeifjt bte fBorbebtngung für bie ©röfte beö SD? enfeben. Daff ber SD?enfcb beffer unb böfer merben muf, baö ift meine gormel für biefe UnöerutetbltcbFett.... Die met'ften {teilen ben SD?enfcben alö ©tücFe unb ©njel; betten bar: erjt menn man fie gufammenreebnet, {o Fommt etn SD?enfcb b^rauö. ©anje fetten, ganje SSölFer haben tn btefem ©tmte etmaö S3rucbftücF bafteö ; eö gehört otelletcbt jur DFonomie ber SDJenfcbenentmicFIung, baff ber SD?enfcb ftd) fiücFmetfe entmtcFelt. Deöbalb foll man bttrebauö nicht oer; Fennen, baff eö ftcb trogbem nur um baö BuftanbeFommen beö fpntbetifcben SÜ?enfcben banbeit: baff bte ntebrtgen SD?en; febert, bte ungeheure SRehrjabl, bloff SSorfptele unb Sin; Übungen ftnb, auö bereu >5ufammenfptel ^tec unb ba ber ganje SDfenfcb entfielt, ber SReilenfteinmenfcb, melcber an; jeigt, mie mett btöfter bte SD?enfcbbeit oormärtö geFommen. @te gebt nicht in einem ©triebe oormärtö ; oft gebt ber febon erreichte ftppuö mteber oerloren (— mir haben jum 23eifpiel mit aller ülnfpannung oon bret Sabrbunberten noch nicht ben ’SDJenfcben ber Renatffance mteber erreicht, unb btnmte;
332 3itcf)t u n b 3üd)fuitg. beut tu fclt'eb ber Menfch ber Stenaiffance hinter bent anttf cn Menfdjen gitrücf). 604. ©ie „Steinigung beö ©efchntacfö" fann nur bie geige einer SScrftärEung beö £ppuö fein. Unfre ©efellfchaft non heute repräsentiert nur bie 23tlbung; ber ©ebilbete fehlt, ©er grofjc fpnthetifche SO? enfc^> fehlt: in bem bie neu jcpiebenen Äräfte gu einem Jtele unbebenflicf) inö 3ocf) ge* Spannt finb. 2Öaö mir haben, ift ber otelfache SO?enfc^, baö intereSSantefie @hao3, baö eö melleicht btöfjer gegeben hat: aber nicht baö @haoc> not ber (Schöpfung ber SSelt, Sonbern hinter ihr: — ©oethe alö fc^önfler 2luöbrucf beö £ppuö (— gang unb gar fein ©fpmpierl). 605. Jpänbel, Setbnig, ©oethe, SStömarcf — für bie beut feite ftarfe 2lrt charaftcrtfiifch. Unbebenflicf) gwifcljen ©egem fallen Icbenb, not! jener gefcfnnetbt'gen ©tärfe, welche Sief) »er Übcrgcugitngcn unb ©ofttinen leitet, t'nbcm fie eine gegen bie anbere benulgt unb fiel) felber gteiltcit neu behält. 606. (Kevue des deux mondes, 15. gebruar 1887. Xaine über 9tapoteon:) „^löblich entfaltet fiel; bie faculte mal- tresse: ber Äünftlcr, et'ngefchloffen inben^olitifer, fommt Ijerauö de sa gaine ; er feftafft dans l’ideal et l’impossible. Man erfennt ihn wteber alö baö, waö er ift: ber poftfjumc 2?ruber beö ©ante unb beö Michelangelo : unb in SBahrhett, in Jrtinficljt auf bie feften Konturen feiner 33ifion, bie Sintern fttät, Äoftäreng unb innere Sogif feineö ©raumö, bie £iefe feiner Mebttation, bie übermenfcl)licf)e ©röffe feiner $ongep= tton, tft er ihnen gleich et leur egal: son genie a la meine taille et la meme structure; il estun des trois sprits sou- verains de la renaissance italienne.“ Stotabene ©ante, Michelangelo, Siapoleon. 607. (Ein ficht, welche ben „freien ©elftem" fehlt: biefelbe ©ifgtplin, welche eine ftarfe Statut noch »erjtärft unb gu
1. giangorbnittig. 333 großen Unternehmungen befähigt, jetbricht unb oetfüm; mert bie mittelmäßigen: — ber ^weifet/ — la largeur de coeur, — baS Epperitnent. 608. Eine »olle unb mächtige ©eele wirb nicht nur mit fchwterj; haften, fefbft furchtbaren Verlufien, Entbehrungen, Berau; bungen, Verachtungen fertig : fie Eommt aus folcben Zöllen mit größerer gülle unb Vtächtigfeit heraus: unb, um baS Sefentltchfle ju fagen, mit einem neuen SachStum in ber ©eltgfeit ber Siebe. 3>cl) glaube, ber, welcher etwas oon ben unterften Bebingungen jebeS SacfjStumS in bet Siebe erraten hat, wirb Dante, als er über bie Pforte feines 3m ferno fchrieb : „auch nttch fcfwf bie ewige Siebe", oerftehen. 609. 3ut ©töfie gehört bie gurcf>tbarEeit : man taffe fich nichts »otmachen. 610. Die ^riegertfehen unb bie grieblichen. — S5ift bu ein Vienfeh, ber bie Snfiinfte beS ÄrtegerS im Serbe hat? Unb in bt’efem gatte Hiebe noch «ine 3 tt)ette grage : 93ifi bu ein 2tngriffSfrieger ober ein SiberftanbSfrieger oon Snftinft? Der 9tefi oon Vtenfchen, atfeS, was nicht Eriegertfch »on Snfttnft ift, will grteben, will Eintracht, wiU „greibeit", will „gteicbe Stecbte" — : baS finb nur Planten unb ©tuf en für ein unb baSfelbe. Dorthin gehen, wo man nicht nötig hat, fich ju wehren, — folche Vienfcften werben unjufrteben mit fich, wenn fie genötigt finb, SBiberftanb ju leiften : fie wollen ^ufiänbe fefjaffen, wo es überhaupt feinen $rteg mehr gibt. ©chlimmfienfallS fich unterwerfen, gelwrchen, einorbnen: immer noch beffer als Ärteg führen, — ’fo rät es jum Beifptel bem Ehrifien fein Snftinft. Bei ben ge; horenen Äriegern gibt es etwas wie Bewaffnung in Ef>a; rafter, in 2öaH ber ^uflänbe, in ber 2luSbtlbung feber Eigenschaft: bie „Saffe" ift im erften DppuS, bie Sehr im jwetten am heften entwicfelt.
334 3itd)( unb 3üdvtung. Sie Unbewaffneten, bte Unbewegten : welche $itf$mittel unb Sttgenbett fte nötig f>a&cn, um eö auSjubatten, — unt fetbft objufiegen. 6tt. Sßaö wirb auö bent SOienfcbett, ber feine ©rüttbe mehr bat, ficb ju webten unb anjugreifen ? 2Baö btetbt non feinen Slffeften übrig, wenn bte tbmabbanben fornmen, in benen er feine Jöebr unb feine SBaffe bat ? 612 . Wlan mufj non ben Kriegen bet ternen: 1. ben Sob in bie Stabe bet Srntereffen ju bringen, für bie man fämpft — baö mad)t unö ebtwütbtg; 2. man muff lernen, ütete junt Opfer bringen unb feine ©acbe wicbtig genug nehmen, um bie Sftenfcbett nicht ju fcbonen ; 3. bie ftarce Sifjtpttn, unb irrt Äeieg ©ewatt unb £ift ficb jugejlebem 613. „Sas ^atabieö ift unter bem ©chatten bet ©cbwerter" — auch ein ©pmbolon unb .fterbbotjwort, an bem ficb ©eeten »ornebmer unb friegertfcber Slbfunft »erraten unb erraten. 614 . / Stiebt „baö ©tücf folgt ber Sntgenb", — fottbern ber SDZäcbttgerc befh'mmt feinen gtücfttcben ^ujtanb erff atö Sugenb. Ste böfen Jpanbtungen gehören ju ben Mächtigen ttnb Xugenbbaften : bte fcblecbten, niebrigen ju ben Unterwor* fenen. Ser mäcbtigfie aOtenfcb, ber ©cbaffenbe, müfjte ber böfeftc fein, infofern er fein $beat an alten SOtenfcben burcbfei?t gegen alte ihre Sbeate unb fte jit feinem SBilbc umfcbufft. iööfe betfit hier : hart, fcbmerjbaft, aufgejwungen. ©etcbe SStenfcben wie Stapoteon muffen immer wiebet« fornmen unb ben ©tauben an bie ©etbjtbrrrticbfeit bed ©njetnen befeftigen: er fetber aber war burcb bte Mittel, bie er attwcnben muffte, forrumptert worben unb batte.
l. matt gor b innig. 335 bie 9tobteffe beö ©fjaraEterö »ertöten. Unter einet anbern 2trt SDtenfcljen ft'cf) buretjfelgenb, fjätte et anbete SJttttel am wenben Eönnen; unb jo wäre eS niefyt notwenbig, baß cm €äfat fcfUeetjt werben müßte. 615. Ser große üOtenfcf) ift notwenbtg ©EeptiEer (womit ntctjt gejagt tft, baß et eö fetjemen müßte), »orauögejegt, baß bt'eö bte ©röße auömactjt: etwa» ©toßeö wollen unb bte Mittel bagu. Sie greif>ett oon jeber 2trt Überzeugung gehört gut ©tärEe feine» ÜBttlen». ©o tft e» jenem „aufge* Etärtcn Sefpoti»mu»" gemäß, ben jebe große 2etbenfcf;aft auöübt. Sine fotefje nimmt ben SntetteEt tn ifjren Stenft; jte f)at ben fOtut auef) gu unftettigen Sttittetn ; jte maeftt uw bebenEttctj; jte gönnt ftcfj Übergeugungen, jte braucht jte fetbft, aber jte unterwirft fief) i|nen nicljt. Sa» SSebütfntö nacl) ©tauben, nactj trgenb etwa» Unbebingtem tn 3« unb 9tein ift ein 25ewei» ber ©cfjwäcfye ; alte ©cftwäefje ift SStts tensjcf)Wäcf)e. Ser SQtenfcf) bes ©tauben», ber ©täubt'ge ift notwenbig eine Eteine 3trt 3)?enfcf>. Jpietauö ergibt fiel), baß „greifjeit beö ©eifteö", baö tyeißt Unglaube at» SnftinEt, sßerbebtngung ber ©röße tfl. 616. (£ö ift nur eine ©aefje ber ötra ft : alte EranEftaften 3ügc beö Safjrtjunbertö faben, aber auögtetefjen tn einer übers reichen, pfajtifctjen, wieberfterftettenben ötraft. Ser jtarEe 2)?enfcl). 617. Ser 95egriff „jiarEer unb fef>wact)er Sttenfcf)" rebu= giert ft cf) barauf, baß tm erften gatte riet ötraft »ererbt ift — er tft eine ©utnme: tat anbern nocf> wenig — (— ungureietjenbe Vererbung, ^erfptitterung be» ©rerbten). Ste ©efwäctje Eann etn 2lnfang»pfjänomen fein: „noefj wenig''; ober ein ©nbpfjänonten: „riicfjt rnefit". Ser SlnfaigpunEt ift ber, wo große Äraft.tfl, wo $raft auögugeben tft. Sie S9?aj je, at» bie ©umme bet ©cfywa*
336 3 u cli t uni) Sichtung. eben, reagiert fangfam; wehrt ficb gegen öieleö, für baö fie ju febwaeb ijt, — twn bem fie Feinen 9tuf3en buben Fann; fc^afft nicht, gebt nicht öoran. Sieö gegen bie X^eorie, welche baö ftarFe Snbwibuum leugnet unb meint, „bte Piaffe tut’ö". Sö tft bie Stffe; tenj wie jwifeben getrennten ©efebfeebtern : eö Fönnen wer, fünf ©enerationen jwtfcben 'bem tätigen unb ber 9)taffe liegen — eine ebronofogifebe Differenz Sie SBerte ber Schwachen finb obenan, meif bie ©tat; Fen fie übernommen haben, um bannt ju feiten. 618 . ©efunbbeit unb .ftranEbaftigFeit: man fei »orfidjtig! Ser SDtafiftab bfeibt bte ßffforefjenj beö Setbeö, bte ©prung; traft, SÄut unb SuftigFett beö ©etfleö — aber natürlich auch, wteoiel »on ÄranFbaftem er auf ftcf> neunten unb überwinben Fann, — gefunb machen Fann. Saö, woran bte jarteren SOtenfcben jugrunbe geben mürben, ge; bört ju ben ©timufanömittefn ber großen ©efunbbeit. 619 . Sie £ebre /.ajösp äyav menbet ficb an SKenfcben mit über; firömenber .flraft, — nicht an bte spfittefmäffigen. Sie iyaffdrsia unb aoxrjßig tft nur eine ©tufe ber Jpöbe: böber (lebt bte „golbene Statur". „Su f off ft" — unbebingter ©eborfam bei ©toiFern, in ben Srben beö €brijtentumö unb ber Araber, in ber tyfyW' fopbte Äantö (eö tft gleichgültig, ob einem Oberen ober einem SSegriff). öööber als „btt folljt" ftebt: „3cb will" (bte Jperocn); böber als „teb will" ftebt: „3<b bin" (bte ©öfter ber ©riechen). Sir barbartfeben '©ötter brücFen nichts »on ber 2ujt am SOtafj auö, — ftnb meber einfach, noch leicht, noch majwoll. 620 . 2Ste ficb bte ariftoFrattfcbc ’SBelt immer mehr fclber febröpft unb febmaeb macht ! ißertnöge ihrer noblen 3nftinFte
1. Ötangorbttüng. 337 wirft fte ihre Vorrechte weg, unb vermöge ihrer verfeinerten Überfultur tntereffiert fte fiel) für baS 23olf, bie ©erwachen, bie Sinnen, bie ^loefie beS kleinen ufw. 62t. SS gibt nur ©eburtsabel, nur ©eblütöabel. (3<fj rebe hier nicht oom ©Örtchen „oon" unb bem ©othatfehen lenber: Sinfchaltung für Sfel.) 2öo non „Strifltofraten beS ©effteS" gerebet wirb, ba febtt eS jumeift nicht an ©rün= ben, etwas ju nerhetmttchen ; eö ift befanntermapen ein Seibwott unter ehrgeizigen iyuben. (Sjeifit allein nämlich öbelt nicht; »ietmehr bebarf es erfl etwas, baS ben ©etjl abelt. — Söeffen bebarf es benn ba 3 u? SeS ©eblüts. 622. Sine ^riegSerftärung ber ^ö^eren Sfteitfchen an bie SDJaffe ift nötig ! Überall geht baS SKtttelmäfjtge jufammen, um fich jum Jperrn ju machen! Silles, was oerweichltcht, fanft macht, baS „SSolE" jur ©eltung bringt ober baö „SBeibltche", wirft jugunften beS suffrage universel, baS heißt ber jperrfcha'ft ber niebeten SDJenfchen. Slbet wir wollen Stepreffalien üben unb biefe ganje SStrtfchaft (bie in Suropa mit bem Shrif^ntum anhebt) ans Steht unb öorS ©ericht bringen. 623. Ser neue ^hüofoph fann nur in SSerbtnbung mit einer herrfcheriben Äafte entftehen als beren höchfte S3ergeifHgung. Sie große ^)olitiE, Srbregierung in ber 9Sähe; ooltftänbiger Mangel an Prinzipien bafür. 624. Set eigentlich fönigtiche S5eruf beS ^hÜofophen (nach bem SluSbtucf Sllfuinö beS Slngetfachfen) : prava corrigere, et recta corroborare, et sancta sublimare. 625. Les philosophes ne sont pas faits pour s’aimer. Les aigles ne volent point en compagnie. II faut laisser cela «ieefdlf, ®et aBiUe j«r SBladjt. 22
338 Sucht unb 3ücf)tung. aux perdrix, aux etourneaux Planer au-dessus et avoir des griffes, voilä le lot des grands genies. Galiani. 626. 3cf> bergajf ju fagen, bafj fold)e fPbilofopben fetter fütb, unb baff fie gern in bem Slbgrunb eines bolllomnien gelten SpimmelS fttjen: — ftc haben anbere Mittel nötig, baS Men ju ertragen, als anbere Sftenfcben; benn fte leiben anberS (nämlich ebenfofebr an ber Xt'efe ihrer SDlenfcbem berad)tung als an ihrer SOlenfcbenltebe). — £)aS leibenbfte £iet auf Cfrben erfanb ficb — baS Sachen. 627. SöeSbalb ber spbtlofopb feiten gerät. 3« feinen 58ebin* gungen geboren ©genfebaften, bie gewöhnlich einen S0?em feben jugrunbe riebten: t. eine ungeheure SMelbeit bon Sigenfcbaften ; er muff eine Slbbrebiatur beS SJtenfcben fein, aller feiner hoben unb niebern Söegierben : ©efabr ber ©egenfäge, auch beS CffelS an ficb ; 2. er muff neugierig nach ben berfcbt'ebenften «Seiten fein: ©efabr ber ^erfplitterung ; 3. er mufj gerecht unb billig im böcbften Sinne fein, aber tief auch in Stehe, Jpaf (unb Ungerecbttgfett) ; 4. er muff nicht nur ^ufebauer, fonbern ©efefjgeber fein: dichter unb berichteter (infofern er eine Slbbreotatur ber SEBelt tjV); 5. äujfetji: bielartig, unb boeb feft unb hart, ©efebmetbig. 628. &t)puS: 2)ie wahre ©üte, 33ornebmbett, ©röffe ber Seele, bte aus bem Steicbtum heraus: welche nicht gibt, um ju nehmen, — welche ficb nicht bannt erbeben will, baff fie gütig ift; — bte Sßetfcbwenbung als £t;puS ber wahren ©üte, ber iRcicötum an ^erfon als SlorauSfefjung. 629. 2BaS ift oornebm? — £>te Sorgfalt im Ülufierltcbfien, tnfofern btefe Sorg; falt abgrenjt, fernbält, bor fBerwecbflung fcb'üljt.
I l. 91anflori>innig. 339 — 25er frwole 2(nfcbein in 2öort, Reibung, Jpaltung, mit bem eine flotfcfye jjärte unb ©elbftbejwingung fiel; »or aller unbefebeibenen -fteugierbe febügt. — £>ie langfame ©ebärbe, auch bet langfame SSlicE. (£» gibt nicht ju »tel wertoolle 2)tnge: unb btefe fommen unb wollen »on fetbjt ju bem -2Bert»o(len. 2Bir bewunbern fd)wer. — 25aö Ertragen ber Slrmut unb ber 25ürftigEett, and; ber ÄranEbeit. — Da» 2lu»wetcben »or fletnen Sbren, unb 9)liptrauen gegen jeben, welcher leicbt lobt: benn ber Sobenbe glaubt batan, bap er »erjtebe, waö er lobe : »erflehen aber — S3al= jac bat eö »erraten, biefer tppifcb Sbrgetjtge — comprendre c’est egaler. — Unfet 3n?etfel an ber SttitteilbarEeit be» J^etjen» gebt in bie £tefe; bie GfinfamEeit nicht al» gewählt, fonbern als gegeben. — Die ftberjeugung, bap man nur gegen feineögleicben Pflichten bat, gegen bie anbern ftcb nach ©utbünEen »er= halt: bap nur inter pares auf ©erecf)tigEeit ju fpoffen (leibet noch lange nicht ju rechnen) ift. — Die fronte gegen bie „begabten", ber ©laube an ben ©eburtsabel auch im ©ittlicben. — Smmer [ich al» ben fühlen, ber @bren ju »ergeben bat: wäbrenb nicht häufig [ich jemanb ftnbet, ber ihn ehren bürfte. — Smmer »erEleibet: je böb^er 2lrt, um fo mehr bebarf ber Sttenfeb be» SnEogntto». ©ott, wenn e» einen gäbe, bürfte febon au» 2lnftanb»grünbcn ft'cb nur al» SUenfcb in ber SSelt bejeigem — Die gäbigfeit jum otium, ber unbebtngten Überjem gung, bap ein |»anbwerf in jebetn ©inne jwat nicht febäm bet, aber ficberltcb entabelt. Dlt'cbt „Sletp" im bürgerlichen ©inne, wie hoch wir ihn auch ju ehren unb ju ©ettung ju bringen wiffen, ober wie jene unerfättlicb gacEernben Äitnfl; ler, bie eö wie bie »bühnet machen, gacEetn unb €ier legen unb wiebet gacEerru 22*
340 Sucht itnb Bwdjfung. — SSÖtt 6efcf;ü^cn bte 3lünfHer unb ©testet* unb wer tt* genb worin Stfetfier tft : aber als Sßefen, bic höherer 2lrt ftnb als btefc, welche nur etwas fönnen, als bte t>to§ „probuftiven SRenfc^cn", verwechfetn wtr unö nicf>t mit ihnen. — Sie Sufi an ben formen; baö Sn-Schugmehmen alles förmlichen, bte ilberjeugung, bafj Jrjöftic^Eett eine bet großen Sugenben tfi; baö 9)itf3ttauen gegen alte Sitten beö Stch;gehen4affenö, eingerechnet alle tprefj* unb Senf freiheit, weil unter ihnen ber ©etfi bequem unb tölpelhaft wirb unb bte ©lieber fireeft. — Saö SGBohlöefallctt an ben grauen, alö an einer vielleicht Heineren, aber feineren unb leichteren Stet von Söefen. ©elclteS ©lücf, SBefen ju begegnen, bte immer Sanj uni> Sorbett unb tj)u§ int Äopfe haben! Sie ftnb baö Entjücfen aller fehr gefpannten unb tiefen Slannöfeelen ge* tvefett, beren Seben mit großer 33erantwortltci,'feit be= fchtvert tfi. — Saö SBohlgefallen an ben f ütfien unb fptiejiern, tveil fte ben ©tauben an eine Serfchtebenheit ber menfchltchen SBerte felbfi noch in ber Slbfchäfjung ber Sergangenheit jum ntinbefien fpmbolifcf) unb im ganzen unb gtofjen fogar tat* fachlich aufrechterhalten. — Saö Schwetgen^fönnen : aber batüber fern 2ßort vor Hörern. — Saö Ertragen langer f etnbfchaften : ber Mangel an ber leichten SSerföhnlichfett. — Ser Efel am Setnagogtfchen, an ber „Slufflätung", an ber „©emütlichfett" , an ber pöbelhaften Sßertraultchfett. — Sas Sammeln fofibarer Stnge, bie Sebürfntffe einer hohen unb tvählertfchen Seele ; nichts gemein haben tvollen. Seine Sucher, feine Sanbfch'aften. — SBir lehnen unö gegen fchitmme unb gute Erfahrungen auf unb verallgemeinern nicht fo fch’nelf. Ser einjeltte fall • wie ironifch ftnb tvtr gegen ben einzelnen fall, wenn er bett fchlechten ©efehmaef hat, ftch als Siegel ju gebärben!
l. Statigorbttung. 341 — 28it lieben baö ÜJtatoe unb bie Slawen, aber atö 3u= flauer unb SÖefen ; wir ftnbett gauft ebenfo naio alö fern ©retten. — 2Bir fefjägen bte ©Uten gering, alö Herbentiere: rotr roiffen, rote unter ben fcblimmften, bööartigften, härteren Sftenfcben oft ein unfehlbarer ©olbtropfen oon ©üte ftd) oerborgen hält, roefc^er alle blofje ©utarttgFett bet SD?tfcf)= feelen überrotegt. — Sßt'r beiten einen SÖIenfcben unferer 2lrt nicht rotber- legt bureb feine Hafter, noch bureb feine Xorbetten. 3öt'r rotffen, bajj rotr febroer etFennbat finb, unb ba§ roit alle ©rünbe buben, unö SSorbergtänbe ju geben. 630 . £)em SBoblgeratenen, ber meinem Hetzen roobltut, auö einem Jpolj gefcb.ni^t, roelcbeö hart, jetrt unb wobt* rtecbenb ift —an bem felbft bte 9tafe noch tbre gteube bat — , fei bt'eö SSucb geroeibt. Sbtn febmeef t, roas tbm juträglt'cb ift ; fein ©efallen an etroaö hört auf, roo baö 9ftaf! beö fraglichen überfebritten rotrb; er errät bte Heilmittel gegen partielle ©cbäbtgungen ; er bat .ftranEbeiten alb gtofje Stimulantia fetneö Sebenö; er oerftebt feine fcbltmmen Zufälle auöjunügen; er rotrb ftärfer bureb bte UngiücEöfälle, bte ihn ju oet* niebten broben; er fammelt inftinFtio auö allem, roaö er fiebt, hört, er; lebt, jugunften feiner Hauptfacbe, — er folgt einem auö* roäblenben ^rinjtp, — er läfjt oiel burcbfallen; er reagiert mit einer SangfamFett, roelcbe eine lange 33or= fiebt unb ein geroollter ©tolj angejücbtet haben, — er prüft ben Stetj, roober er Fommt, roobin ec rotll, er unterwirft ftcb ntebt; er ift immer tn feiner ©efellfcb'aft, ob et mit SSöcbern, JUenfcben ober £anbfcbaften oerFebrt; er ebrt, inbem er roäblt, inbem er juFSft, inbem er oertraut.
342 3ud)t ii«b 3ud)tu«9. 63 :. ©aö tft öotnehm? — Sag man ft'ch beftänbig ju reptä* fentteren hat. Sag man Sagen fucft, mo man beftättbtg ©ebärben nötig hat. Sag man baö ©tüd bet großen 3al;l übertägt: ©tüd alö gtteben ber ©eele, £ugenb, ^oms fort, engtifcf>=engelf>afteö Ärämertum ä la ©pencet. Sag man infttnftm für ficf> fermere Serantmortungen fueftt. Sag man ftd; überalt getnbe ju fcf>af f eti metg, fchlimmftenfallö noch auö ftch fetbft. Sag man ber gtogen j?ahl tttd^t burcf) ©orte, fonbern bureb .^anblungen beftänbt'g mtberfprtcht. 632. Äetn Sob haben motten: man tut, maö einem nüfjttch ift ober maö einem Vergnügen macht aber maö man tun mug. 633. ©ab ift .tleufchheit am 3)2amt ? Sag fern ©efchtechtös gefchmad »otnehnt geblieben tft; bag er in eroticis meber baö brutale, noch baö «KranEhaftc, noch baö Ätuge mag. 634. Ser „Shtbegrt'ff": beruhenb auf bem ©tauben an „gute ©efellfchaft", an ritterliche fjtauptqualttciten, an bt’e Sterpftichtung, ft'ch fortmährenb jtt repräfentieren. ©efent* lieh : bag man fein Sehen nicht wichtig nimmt; bag man unbebmgt auf refpeftoottfie Sanieren hält fet’tenö alter, mit benen man ft'ch berührt (jum minbeften fomeit fte nicht ju „und" gehören); bag man meber »ertraultch, noch gutmütig, noch luftig, noch befch'et'ben tft, auger inter pares; bag man ft'ch tntrnet repräfentt'ert. 635. Ser ©t'tm unfrer ©arten unb ^atäfle (unb fnfofern auch ber ©inn alteö 23egehrenö nach Steichtümern) tft: bte Uit* orbnung unb ©emetnhett auö bem 2tuge ft'ch 3« fchaffett unb bem 2tbet ber ©eete eine Jpetmat ju bauen. Sie meinen freilich glauben, ft'e merben höh crc tuten, menn jene fchönen, ruhigen ©egenftänbe auf "fte
l. 9laitgori>niuig. 343 etngewtrft haben : baber bie Sagb nacf; Italien unb Steifen ufw., alles Sefen unb ^eaterbefucben. @te wollen ftcb formen laffen — baS tffc bet (Sinn ihrer Kulturarbeit! 2lber bte ©tarfen, Mächtigen wollen formen unb nichts grembeS mehr um ftcb buben! @o geben auch bte 3ftenfcb : en t'n bie gtofje Statur, nicht, um ftcb ju finben, fonbern um ftcb in ibr ju oerlieren unb ju oergeffen. SaS ,,21 u § e r = ftcf> = fei n /y als SBunfcb aller ©cbwacben unb SDÜt^ftc^Unjufriebenen. 636. „©erabeju flogen bie 2lbler." — Sie 33ornebmbett bet ©eele tft nicht am wentgften an ber pracbtoollen unb ftoljen Summbett ju erfennen, mit ber fie angreift, — „gerabeju". 637. Krieg gegen bie weichliche 2luffaffung ber „Bornebm? beit" ! — ein Quantum Brutalität mehr tft nicht ju er? laffen: fo wenig alö eine Stacbbarfcbäft jum ©erbrechen. Slucb bie „©elbfljufrtebenbett" ift nicht bartn; man muf! abenteuerlich auch ju ftcb flehen, ncrfucliertfcb, oerbetbertfeb, — nichts oon ©cbönfeelenfalbabetet — . 3rcb will einem robufteren Sbeale 2uft machen. 638. St'e jwet SBege. — (?S fommt ein c3eitpunJt, wo ber fOtenfcb Kraft im Überfluß ju Stenften bat: bte SBiffen? febaft ift barauf aus, btefe ©flaoeret ber Statur herbei? jufübren. Sann beJommt ber SStenfcb ©tuffe: ftcb felbfl auSjtt? bt'lben ju etwas Steuern, ^oberem. Steue Slrtflofratie. Sann werben eine Stenge iSugenben überlebt, bie je<3t ßrtftenjbebingungen waren. — ©genfebaften nicht mehr nötig haben, folglich fie oerlieren. 28tr haben bie Sugen? ben nicht mehr nötig: folglich oerlteren wir fie ( — fo? wohl bie 5$ oral oom ,,€tnS ift not", oom Jpetl ber ©eele, wie ber Unterblieb Jett: fie waren Mittel, um bent üDtenfcben
344 3ucf)f unb3ücf)tung." eine ungeheure ©etbftbejttnngung ju ermöglichen, burd) ben 2lffeft einer ungeheuren furcht : : :). Die oerfchtebenen Slrten 9tot, burct; beren 3ucf)t bet Sftenfcf) geformt iffc : 9tot lehrt arbeiten, benEen, [ich äugeln. Die phhftotogifche Reinigung unb SSerflatEung. Die neue ütriftoEratie fyat einen ©egenfaf3 nötig, gegen ben fic anfämpft : fte muh eine furchtbare DringlichEett haben, (ich jw erhalten. Dte jmet ;3uEünfte ber Sttenfchheit: t. bie Äonfe= quenj ber S3ermittetmä§igung ; 2. baS bemühte Slbbeben, ©ich j ©eftalten. Sine Sehre, bte eine .Stuft fchafft: fte erhalt bie oberfie unb bie niebrigfte 2Irt (fte jerfiört bie mittlere). Die bisherigen SlrtftoEraten, geiftltche unb weltliche, be= weifen nichts gegen bie DtotwenbigEeit einer neuen STrifto- Eratie. 639. Der Slnblt'cE beS fettigen Europäers gibt mir »iele Jjhoff* nung: es bitbet ft'ch ba eine »erwegene herrfchenbe Staffe, auf ber 93rette einer äufierfl intettigenten ,£erbenmaffe. SS fleht not ber Kür, bah bie SSewegungen jur 23ilbung ber lederen nicht mehr allein im Söorbergrunb flehen. 640. ©efamtanbltcf beS juEünfttgen Suropäerö: berfelbe als baS intettigentefte ©Etaoentier, fehr arbettfam, im ©ruttbe fehr befchet'ben, bis jum Sjcjeh neugierig, tnelfacp, oetjärs tett, mittensfeinoaeb, — ein EoSmopolitifcheS SlffeEt* unb SntettigenjenchaoS. 2öte möchte ftch aus ihm eine flärfere 2trt herausheben? Sine foldje mit Elafftfchem ©efchmacE? Der Etaffifche ©efcfmtacE: bas ifi ber Söitte jut iöerctm fachung, SSerftärEung, jur ©tchtbarEeit beS ©lücES, jur gnrcfttbarEeit, ber SHut jur pfpchotogifchen 9ta<fth eit (— bie aSeretnfachung tft eine Äonfeguenj beS SEÖittenS jut 2kt* flärEung ; bas ©ichtbar^werbewlaffen beS ©lücES, tnSgfet* chen ber OtacEtheit, eine Äonfequenj beS SBillenS jur furcht« barEett.., .) . Um [ich aus jenem ShaoS ju biefer ©eftat*
l. 9Jait gor btt tut g. 345 tung entporjufämpfen — baju bebarf cö einer Nötigung: man mu§ bte 2Öaf)l hoben, entweber jugrunbe ju gehen ober fich burchjufegen. ©ne fKtrfcl;aftliche Otaffe fann nur auö furchtbaren unb gewaltfanten Anfängen entporwachfen. Problem : wo ft'nb bie SSarbaten beö jwanjtgften Sahr« hunbertö ? öffenbar werben fie erft nach ungeheuren fojta« lifHfchen Ärifen ftchtbar werben unb [ich fonfolibieren, — eö werben bie ©emente fein, bie ber größten Jihätte gegen fich felber fähig ft'nb unb beit längften Sötllen garan« tieren fönnen. ^ 64"l. © naht fich, unabweiöltch, jögernb, furchtbar wie baö Schtcffal, bie groffe Aufgabe unb grage : wie foll bte ©be alö ©anjeö oerwaltet werben? Unb woju folt „ber Sttenfch" alö ©anjeö — unb nicht mehr ein SSoIH, eine Obaffe — ge« jogen unb gezüchtet werben ? Sie gefeggebettfehen Boraten ft'nb baö Jpauptmittel, mit benen man auö bem Sftenfchen gehalten fann, waö einem fehöpfertfehen unb tiefen Sßtllen beliebt: »orauögefegt, baff ein folcher .ftünftlerwille ftöcftflen Otongeö bie ©ewalt in ben $änben hat unb feinen fchaffenben SBillen über lange ^ett« räume burchfegen fann in ©efialt oon ©efeggebungen, 9ie« ligtonen unb Sitten. Solchen 9)ienfchen beö grofien Schaf« fenö, ben eigentlich großen fDienfchen, wie tch eö »erflehe, wirb man heute unb wahrfcheinltch für lange noch umfonfl nachgehen: fie fehlen; btö man ettbltch, nach vieler (fnt« täufegung, ju begreifen anfangen ntuff, warum fie fehlen, unb baff ihrer (fntftehung unb Qrntwtcflung für fegt unb für lange nicht» feinbfeliger im Söege fteftt alö baö, waö man fegt in Europa gerabewegö „bie Sftoral" nennt: wie alö ob eö feine aitbere gäbe unb geben bürfte, — feite eothm bejetchnete Jjhetbenttetmoral, bie mit allen «Kräften baö all« gemeine grüne SBeibeglücf auf ©ben erftrebt, nämlich Sicherheit, Ungefährlichfett, 23ehagen, Setchtigfeit beö Sebenö unb ju guterlegt, „wenn alle» gut geht", fich auch noch aller 2lrt Wirten unb Seithämmel ju entfchlagen hofft. 3rhte beiben am reichlichflen geprebigten Sehren heifsen : „©ietch*
346 Sticht unb Sucbtuttg. bett bet Rechte" unb „Sttitgefübt für atteS Seibenbe" — vtnb baS Setben fetber mttb son ihnen als etmaS genommen bas wo tt fcf)lecf)terbtngö a b f cf> affett muf. Sag fotcf>e „Sbeen" immer noch mobetn fein Eönnen, gibt einen übten begriff »on biefet SDtobernität. Ser aber gtünbltcb barüber naebgebaebt fyat, mo unb mie bte ^ftanje $lenfcb bisher am fräftigfien emporgemaebfen ift, mug sermetnen, bag bteS unter bett umgeEebrten 23ebtngungen gefebeben ift: bag baju bte ©efäbrlicbEeit feiner Sage tnS Ungebeure maebfen, feine SrfinbungSä unbSSerfiettungSEraft unter langem SrucE unb Jmattg ftcb empotEämpfen, fein SebenSmtlle bis ju einem unbebingten Sitten jut SDtacbt unb jut Übermalt gefteigert merben mug, unb bag ©efabr, Satte, ©emalts famEett, ©efabr auf ber ©affe mte ttn Jpetjen, Ungleich' beit ber Stecbte, SSerborgenbett, ©totjiSmuS, SkrfucbetEunfi, Seufelei jeber 2lrt, Eurj, ber ©egenfaf} alter ^terbenmünftf^ barEeiten jur grbobung beS £ppus Sftenfcb notmenbtg tjf. Sine SJIorat mit foteben umgeEebrten Slbft'cbten, melcbe ben S)?enfcben tnS Jpobe, fiatt tnS iöequeme unb Mittlere jücb ; ten mtll, eine iÖJotat mit ber Slbficbt, eine regierenbe Äafte ju jücbten — bte juEünfttgen Herren ber Srbe — mug, um gelehrt merben ju Eönnen, ftcb ln StEnüpfung an bas befiebenbe ©tttengefeg unb unter beffen Sotten unb 2tm febeine etnfübren. Sag baju aber »tele Übergangs* unb Sau* fcbungSmittet ju erftnben ft'nb, unb bag, meit bte SebenSbauer eines Sftenfcben beinahe nichts bebeutet in Stnftcbt auf bie Surcbfübrung fo fangmiert'ger Stufgaben unb Slbftcbten, oor altem erfl eine neue 21 tt angejücbtet merben mug, tn ber bem nämlichen Sitten, bem nämlichen SnfHnfte Sauet bureb siete ©efebteebter eerbürgt mttb — eine neue Herren* art unb =3taffce — bteS begreift ftcb ebenfogut atS baS lange unb nicht leicht ausfptecbbare Unb*fo*metter bt'efeS ©eban* EenS. ©ttte UmEebtung ber Serte für eine befh'mmte ftarEe 2lrt öon SDtenfcben böebfier ©eifttgEett unb Sillens* Eraft sorjubereiten unb ju btefem 3roecf bei ihnen eine Stenge in 3<tum gehaltener unb serleumbeter SnftinEte tangfam unb mit SSorficbt ju entfeffetn : mer barüber nacbbenEt, ge?
2. ®er jucbfettbe ©ebanfe. 347 hört ju unö, bcti freien ©eiftern — freilich wohl ju einer neueren 2lrt oon „freien ©etftern" alö bte btöbettgen: benn btefe wünfebten ungefähr bas (Jntgegengefegte. Jptetbet ge; hören, mte mir febetnt, oor altem bte ipefftmtften ©uropaö, bte Sichter unb «DenEer etneö empörten ^bealtötnuö, tnfos fern ifjre Unjufriebenbeit mit bem gefamten «Dafein fte auch gur Unjufrtebenbett mit ben gegenwärtigen Sltenfcben mtn? beftenö logtfcf) nötigt; insgfeicben gewt'ffe unerfättltc^efir; getjtge Zünftler, welche unbebenEltcb unb unbebtngt für bte Sonberrecbte fiö^erer 2)tenfcben unb gegen baö „Jpetbem tter" Eämpfen unb mit ben iöerfübrungömitteln ber .liunfi bet auögefucbteren ©etftern alle Jperbem'nftinfte unb Örter* bemtorfidjtten et'nfdSläfern ; ju britt enbltct) alle jene ÄrttiEer unb $tftoriEet, non benen bte glücEltcb begonnene ©ntbecEung ber alten ©eit — eö tft baö ©erE beö neuen ölolumbuö, beö beutfeben ©eifteö — mutig fortgefegt wirb (— benn wir ffceften immer noch tn ben Slnfängen btefer Eroberung). 3n ber alten ©eit nämlich f>evrfcf)te tn ber Stat eine anbere, eine ^errfc^aftttc^erc SÄoral alö ^eute ; unb ber anttEe ättenfeft, unter bem erjtebenben S3anne feiner SDiotal, war etn ftärEerer unb tieferer SDtenfcb alö ber SOIenfcb tton beute, — er war btöber allein „bet wohlgeratene Sttenfcb". 2)te aSerfübtung aber, welche oom Slltertum bet auf woblgera* tene, baö betfjt auf ftarEe unb unternebmenbe «Seelen auö* geübt wirb, tft auch beut* noch bie feinfte unb wt'rEfamfle aller anttbemoEratifcben unb anttcbrtfilicben : wie fte eö febon jur Jett ber Sienatffance war. 2. £)er äücfjtenbe ©ebartfe. 642. Sine grage Eomrnt unö immer wieber, eine ttetfueberifebe unb fcblt'mme Stage tüelleicbt: fte fei benen inö Sb* gefagt, welche etn Siecht auf folcbe fragwürbtge fragen haben, ben flärEften «Seelen tton brüte, welche ft'cb felbft auch am beften in ber ©cwalt haben: wäre eö nicht an ber Jett, je mehr ber &bpuö „öjerbentier" fegt tn Europa entwtcEelt wttb, mit
348 3ud)f unb 3üchtung. einer grunbfäijlichen fünfHtc^ctt uttb bemufjten Züchtung beö entgegengefefjten £tjpuö uttb feiner £ugcnben ben 23er; fucf) ju machen? Unb märe eö für bte bemoErattfche 23e; megung nicht felbet erfi eine 2lrt $id, (tfrföfung unb 9tecf)t; ferttgttng, wenn jetnattb Eäme, bet ficf) iftter bebtente — babutcf), baß enbftcf) ft'cfj ju ihrer neuen unb fublt'men 2luö; geftaltung ber ©EfaPetet ( — baö mufj bt' e eutopätfclje De; moEratie um (£nbe fein) jene höhere 2Trt fjerrfchaftficher unb cäfattfcher ©eijüet btnjufänbe, mefcf)e ft'cfj auf fie ftcffte, ftcf) an t'fjr hielte, ftcf) butch fie emporhübe ? ,3u neuen, btö; ftcr unmöglichen, ju t'hten gemachten? £u t'hten 2fuf; gaben? 643. 3cb glaube, tcf> babc einiges) auö ber ©eele beö böcbjlen SDJenfcben erraten; — Ptelletcht gebt j'eber jugrunbe, ber ihn errät: aber wer t'bn gefeben b^t, muff helfen, t'bn ju er; möglichen. ©runbgebanfe : mir mtiffen bt'e JuEunftalö maffgebenb nehmen für affe unfere 2Bertfcbäf3ung — unb nicht hinter unö bte ©efefje unfereö öpanbelnö fuchen! 644. .Könnten mir bte günfttgften 95ebt'ngungen potauö; fehen, unter benen SBefen entfielen pon fjöchffem SBerte! Sö tft taufenbmal ju Eomplt'jt'ert unb bte SBahrfcheinltchEeit beö Stttfjratenö feht groß: fo begeifert eö nicht, banach ju ftrcben ! — ©Eepftö. — Dagegen : 9)2ut, <5fnficf>t, jjärte, Unabhängt'gEet't, @efüf)f ber SSerantmortfichEeit Eönnen mir ftetgern, bt'e Reinheit ber SBage oerfeinern unb ermatten, baß günfitge Zufälle ju Jpt'lfe Eommen. — 645. Dtefelben SSebingungen, melche bt'e (fntmt'cElung beö Jjjet; benttereö pormärtötretben, treiben auch bt'e CrntmtcEfung beö gührertt’erö. 646. ©o Ptel habe ich begriffen: menn man baö Sntjfehen großer unb feftener SUenfchen abhängig gemacht hätte pon
2. ®er }ücf)teitbe ©ebattfe. 349 bet ^uftt'mmung ber Stelen (einbegriffen, bafj bt'efe wüfj* ten, welche ©igenfchaften jur ©röjje gehören unb ins* gleichen, auf weffen UnEoften alle ©röfje fiel) entwicEelt) — nun, eö hatte nie einen hebeutenben 9ttenfchen gegeben ! — Safj ber ©ang ber Singe unabhängig oon ber 3ufiiw ; mung ber allermetften feinen 2öeg nimmt: baran liegt eö, bafj einiges ©rftaunltche fich auf ber ©rbe eingefchlichen hat. 647. fttcfyt bte SDitenfchen „beffer" machen, nicht ju ihnen auf irgenbetne 2lrt SDZorat reben, als ob „Moralität anftef/' ober eine t'beale 2lrt S0?enfch 'überhaupt gegeben fei : fon* bern ^uftänbe fchaffen, unter benen ftärEere SDtem fchen nötig finb, welche ihrerfettö eine SJioral (beutltcher: eine leibtich=get^ige Stfjtpltn), welche ftarf macht, brauchen unb folglich b^cn werben! ©ich nicht burch blaue Slugen ober gefchwellte 23ufen oer* führen laffen: bte ©röfje ber ©eele hat nichts 9totnan= ttfcheS an fich. Unb leiber gar nichts gtebenöwürbt'geö ! 648. SBer barüber nachbenEt, auf welche SBeife ber Stjpuö SÜienfch ju feiner größten Fracht unb SJfäcbttgEett geftei; gert werben Eann, ber wirb ju allererfi begreifen, bafj er fich außerhalb ber 9ftoraf ftellen mufj : benn bte Sttoral war tni wefentlt'chen auf baS ©ntgegengefegte aus, jene prach^ solle ©ntwicElung, wo ft'e im 0uge war, ju hemmen ober ju oerntchten. Senn in ber Xat Eonfumtert eine berartige ßntwicElung eine folche ungeheure Quantität oon Sttenfchen in ihrem Stenft, bafj eine umgeEehrte Bewegung nur ju natürlich tft : bt'e fcf;wäcf)eren, jarteren, mittleren Triften- jen haben nötig, Partei 3 U machen gegen jene ©forte oon geben unb Äraft, unb baju tnüffen fte oon ft'ch eine neue ©cljä^ung beEommen, oermöge bereu ft' e baö geben in btefer böchfien gülle oerurteilen unb womöglich jerftören. ©ine lebenSfetnbltche Senbettj tft batjer ber SQ?oral ju eigen, m= fofetn fte bie Stjpen beS gebenS überwältigen will.
350 Sucht unb Süd)tung. 649 . Sttetn SlugenmerF barauf, an welchen fünften ber @e; fehlte bte großen SDtenfchen btroorfprmgen. Die 23ebeu; tung langer befpotifcher Moralen: fte fpannen ben 33o= gen, wenn fte tfm nicht verbrechen. 650 . Die Urtoalbüegetation „3)2 en fit" erfcbeint immer, wo ber Äampf um bte Vtacht am tängjten geführt worben tft. Dte großen Sttenfcfjen. Urwatbtiere bte Stömer. 654 . 2lud ber Ärt'egdfchule ber Seele. (Den Xapfern, ben frohgemuten, ben Cfnthaltfamen geweiht.) Sch mochte bte liebendwürbigen Dugenben nicht unter; fchäßen; aber bt'e ©röße ber Seele oerträgt ftcf> nicht mit ihnen. 2luch in ben fünften fehltest ber große Stil bad ©efälltge aud. Sn fetten fchmerjhafter «Spannung unb SSerwunbbar; Fett wähle ben ilrt'eg : er hättet ah, er macht SDtudFel. Dte tief Berwunbeten haben bad olpmptfche Sachen ; man hat nur, wad man nötig hat. (Sd bauert jehn Saht« fchon: Fern Saut mehr erreicht mich — ein Sanb ohne Stegen. S)tan muß oiel SStenfchltch; Feit ührt'g haben, um in ber Dürre nicht ju oerfchmacfjten. 652 . (ftfaß ber SDForat burch ben SBtllen ju vtnferem ^t'ele, : unb folglich ju beffen Mitteln. 653 . @d bebarf einer Sehre, ftarF genug, um jüchtenb gu wtrFen : flärFenb für bte StarEen, lähmenb unb jerbrechenb für bte Söeltmüben. Die SSernt'chtung ber oetfallenben Staffen. Verfall (Euro; pad. — Dte Vernichtung ber fFlaoenhaften SSertfchäijungen. — Dte Derrfcfiaft über bte (Erbe ald Vttttel jur (Erzeugung
8. Serjucf)tenbe©ebattfr. 351 einet höheren £t)put. — Die SSemtc^tvmg bet Xartuffcrxe, welche „SOToral" heißt (bat ©hriftentum alt eine fjpflertfcfje 9lrt ton S^rltc^Fett hierin: Sfuguftin. — Die 23et= ntcbtung bet suffrage universel: bat Jjetj-St bet @t)* ftemt, termöge beffen bte niebtigften Staturen ficb aft @e* fei3 ben froheren totfcbretben. — Die 23etntcbtung bet SStte telmäßigEeit unb ihrer ©eltung. (Die ©nfeittgen, ©tnjefne — 33ölEer; gölte bet Statut ju erftreben butcf) Paarung ton ©egenfägen: Staffenmifcbungen baju.) — Der neue SDtut — feine apttortfchen SBabrbetten (f otc^e fucfjten bte an ©tauben ©eroöfmten !), fonbern freie Untetotbnung unter einen berrfcbenbett ©ebanfen, bet feine 3ett bat, jum S5et= fptel ,3ett afo ©genfcbaft bet Stauntet ufro, 654 . — Unb rote tiefe neue ©öttet ftnb noch möglich! SStir fefber, in bem bet religtöfe, bat b^ßt gottbilbenbe, flt'nft mitunter jur Unjeit febenbig rot'rb: rote anbett, rote terfcfnebett bat ftcb mt'r jebetmaf bat ©öttftcbe offenbart!... @o tiefet ©eltfame ging fcbon an mt't torübet in jenen jeitfofen 2lugenblt'cFen, bte int Sebett frot^tn rote aut bem SDfonbe faffen, roo man fcbfecbterbingt nicht mehr roetß, rote alt man fcbon tft unb rote jung man noch fein roirb,... 3cb roürbe nicht jroetfefn, baß et tiefe Sitten ©öfter gibt.... ©t fehlt nicht an fofchen, aut benen man einen gerotffen ^>afft)onttmut unb 2etcf)tftnn nicht htnroegbenlen barf.... Die leichten Süße gehören tt'elfetcht felbfi jum 33egrtff „©ott". ... Sft et nötig, autjüfübren, baff et'n ©ott fiel) mit SSorftebe jenfeitt affet 23iebetmänntfcben unb Sfernunft* gemäßen ju galten roetß? jenfeitt auch, unter unt gefagt, ton ©ut unb 23öfe? ©r frot bte 2lutftcf>t frei, — mit ©oetbe ju teben. — Unb um für btefen gaff bte nicht genug ju fcbäfjenbe Slutorität ^aratfmftrat anjurufen : j3aratbuftra geht fo roeit, ton ftcb 3« bejeugen, „ich würbe nur an einen ©ott glauben, bet ju tanjen terftünbe".... Sfochmaft gefagt: rote tiefe neue ©öfter ftnb noch mög= lieh 1 — ^aratbuftra felbft freilich tft bloß et'n aftet Sltbeift :
352 Sucht unb 3 Ächtung. bet glaubt webet an alte noch neue ©ötter. ^atatbufita fagt, et würbe — ; abet 3aratf)ufbta wirb nicht.... 9)ian »etftebe t'bn tecbt. ftppuö ©otteö nach bem Supuo bet fchöpfetifcbeit ©etfter, bet „groffen Sttenfcben". 655 . Unb wie »tele neue 3beale ftnb im ©runbe noch möglich! — JjMet ein fteineö 3beal, baö icb alte fünf 9Bocben einmal auf einem wilben unb einfamen ©pajtetgang erf>afcf>e, im ajutnen Slugenblicf etneö frevelhaften @lüc?ö. ©ein Seben jwtfcben jarten unb abfutben Singen »erbringen; bet 9iea; lität ftemb ; f)alb ^ünjiler, halb SSogel unb Sftetapbbftfuö ; ohne 3a unb 9tein füt bt'e Realität, eö fei benn, baff man fie ab unb ju in bet 2frt et'neö guten £änjerö mit ben guff« fpifjen anerkennt ; immer »on ttgenbetnem ©onnenffrabt beö ©lücfö gefielt ; auögelaffen unb ermutigt felbft butcb Stüh? fal — benn Strübfal erhält ben ©lücfltcben — ; einen Keinen ©cbwanj »on ^offe auch noch bem Jjpet'ligflen am bängenb: — btes, wie ficb »on felbjf »erfleht, baö 3beal eineö ferneren, jentnerfcbweren ©eifteö, et'neö ©eifteö bet ©cbwere. 656 . Set gtofje SOtenfcb fühlt feine SDiacbt übet ein SSolf, fein jeitweiligeö Bufammenfallen mit einem SSolE ober einem Sabttaufenb: — biefe 23etgtöjfetung tm ©efübl »on ft' c b alö causa unb voluntas wirb mt'fs »erftanben alö „211; ttuiömuö" — : eö brängt ihn nach Mitteln bet bittet’; lung: alle grofjen Sftenfcben ftnb erftnbettfcb tn folgen Mitteln. ©t'e wollen ficb btnemgejlalten in gtofje ©emein; ben, fie wollen eine §otm bem SJielartigen, Ungeorbneten geben, eö tetjt fie, baö ©baoö ju feben. SJiifwerftänbniö bet Siebe. gibt eine ff!la»tfcbe Siebe, welche ficb unterwirft unb weggibt: welche tbealtftert unb ficb täufcbt, — eö gibt eine göttliche Siebe, welche »er; achtet unb liebt unb baö ©eltebte umfcbafft, hinauf; trägt.
2. ®evjüd)1enbe& e baufe. 353 Sene ungeheure Energie ber @töpe ju gewinnen, unt butd) r3ücf^tun3 unb anbrerfettd butd) 33ertticl)tung oon Sltif; Honen SDttpratener ben jufünftigen 93ienjcf)e« ju gehalten unb nicht jugrunbe ju gehen an bem Setb, bad man fcftafft unb beffengletchen noch nte ba war! — 657 . ©ne ^etiobe, wo bi'e alte SKadferabe unb Sftoralauf; putsung ber 2lffefte S&tberwtllen macht: bte nacfte 9ta; tur; wo bte Sttachtquantitäten ald entfchet'benb ein; fad) jugejtanben werben (ald rangbeftimmenb); wo ber gtope @tif wieber auftritt ald §olge ber großen Seiben; fcfjaft 658 . Ste Sufi tritt auf, wo ©efüftl ber Sftacht. Sad ®lücf: in bem f;errfcf;etib geworbnen 23emuptfein bet SDtacht unb bed ©tegö. Ser Sortfchritt: bie 23erftärfung bed Xtjpud, bte Saftig; feit $um gtofjen SBollen: alfed anbere tft sjfifwerftänbnid, @efat;r. 659 . Sei; wollte, man finge bamit an, fiel; felbfi ju achten: alled anbere folgt baraud. gcetltch ftört man eben bamit für bie anbern auf: benn bad gerabe »etjetften fic am lebten. „28te? ßtn SDJcnfcf», ber fiel) felbft achtet %" — Sad ift etwad anbered ald ber blinbe Stteb, ftch felbft ju lieben: mcf)tö tfl gewöhnlicher in ber Siebe ber ©efchlechter wie tn ber ^naci^cit, welche „Sch" genannt wirb, ald 33 er; achtung gegen bad, wad man liebt: — bet S<rtalidmud in ber Siebe. 660 . SWeitt neuer 3Beg jum „Sa". — ^>f)tlofopt)ie, wie tch fie bt'dher oerftanben unb gelebt habe, ift bad freiwillige 2luf; fueften autf? ber oerabfeheuten unb öetrueftten ©etten bed Safeittd. 2lud bet langen Erfahrung, welche mir eine folche 2Banberung burch ©d unb SBüfle gab, lernte ich alled, wad btdher phtlofopfjiect i)at, anbetd anfehen: — bte »erbot* 5)rr 2ÖlUe *ur 2ftact)t. £8
354 3ud)t mtb Sttcbfung. ge ne ©efcfjtcfjte bet ^fulofophie, bte ipfpchologte ihrer großen tarnen Fant für mich ans Sicht. „Söteotel 2öaf>tf)ett et? tragt, roteotel SSahrheit wagt ein ©eifl?" — bies würbe für mich ber eigentliche Söertmeffer. Ser Irrtum tft eine Feigheit.... jebe ©rungenfehaft ber (frFenntntö folgt aus bem Ntut, aus ber Jg>ärte gegen [ich, aus ber ©auberFeit gegen fiel).... ©ne folche (stjcpertmentalphilofophie, wie ich ft« lebe, nimmt öetfuchsweife fclbft bte 2D?ögltc^feit beS grunbfätjltcbcn Nihilismus ootweg : ohne ba§ bamtt gefagt wäre, baff fie bei einer Negation, beim Nein, bei einem äötllen jutn Nein flehen bliebe, ©te will vielmehr bis jum Umgefehrten hittburch — btS ju einem bionpftfehen Sn* fagen jur SSelt, wie fie tft, ohne 2lbjug, SluSnahnte unb Auswahl — , fie will ben ewigen Kreislauf: — btefelben Singe, biefelbe SogiF unb UnlogiF ber NerFttotung. Äöchfler »Juftanb, ben ein ^htlofopb erreichen Fann: bionpftfeh jum Safein flehen — : meine Formel bafär tft amor fati. 4>ierju gehört, bte bisher oernetnten ©eiten beS Sa* fetnS nicht nur als notwenbig ju begreifen, fonbern als wünfchenSwert : unb nicht nur als wünfehenöwert tn Situ ficht auf bte bisher bejahten ©eiten (etwa als bereit .ft’ottu ptemente ober Norbebmgungett), fonbern um ihrer felber willen, als ber mächtigeren, fruchtbareren, wahreren ©ei= ten beS SafetnS, in betten ftch fein Jöille beutlicher attS= fpricht. Snögleichett gehört htetju, bte bisher allein bejahte ©eite beS SafetnS abjufchäjjen ; ju begreifen, woher btefe 2öer= tung flammt unb wie wenig fie oerbtnblich für eine btonp* ftfehe Söertabmeffung beS SafetnS tft: ich jog heraus unb begriff, was hier eigentlich Sa fagt (ber SnjltnFt ber get' benben einmal, ber SnftütFt ber Serbe anbrerfeits, unb jener britte, ber SnjltnFt bet meiflen gegen bie SluSnah* tnen —). Sch erriet bannt, inwiefern eine jlätFete 3lrt Nlenfcl; not- wettbtg nach einer anberen ©eite hin ftch bte Erhöhung unb ©teigerung beS Nlenfcften auSbenFen müfjte: höhere 2Be* fett, jenfetts oon ©ut unb 35öfe, jenfeits oon jenen SBerten,
2. ®et jud)feiib« ©ebattfe. 355 bie ben Urfprung aus bev Sphäre beö Seibenö, bet J£>etbe unb bet meiften nicht oetleugnen fönnen, — ich Juckte nach ben 2lnfä|en btefet umgefehrten Sbealbtlbung in bet ©e« fcf;tc^te (bte SSegrtffe „heibnifch", „Elaffifch", „ootnehm" neu entbecft unb hütgefWlt —) . 661. Set menfcf>fiche Jhorijont. — Sttatt fann bte foppen auffaffen alö folche, ©eiche bie äufjetfie Slnftrengung machen, ju erproben, ©ie ©ett fich bet SDienfch erbeben fönne, — befonberö ^lato: ©ie toett feine .kraft reicht. 2lbet fie tun eö alö Snbtotbuen ; tnelletcht war bet SnfHnft bet ©äfaren, bet ©taatengrünber uf©. grölet, ©eld)e batnn benfen, tute wett bet SKenfcf; getrieben ©erben fönne in bet fSnttoicflung unb untet „günfttgen Urnftänben". 2lbet fie begriffen nicht genug, ©aö günfitge Umjfänbe finb. ©tofje gtage : ©o btöber bie ipflanje „fOienfch" am ptacl;t« oollften gemachfen ift. Saju ift baö öergleichenbe ©tubtum bet JjMftorte nötig. 662. ©tunbgebanfe : bie neuen SSBerte muffen erft gefc^affen ©erben — baö bieibt unö nicht etfpart! Ser $>h»lofoph muff unö ein ©efe|gebet fein. - Jteue 2lrten. (©ie biöber bie höchffen 2lrten [jum 23eifptel ©riechen] gezüchtet ©urben: biefe Slrt „Zufall" bemufjt ©otten.) 663. ©efe|gebet bet Jufunft. — Dtachbem ich lange unb umfonft mit betn ©orte „^h'fofoph" einen befiimmten begriff ju oerbinbeit fucl;te — benn icf; fanb oiele entgegen« gefegte Sttetfmale — , erfannte ich enbltch, baff eo j©ei ttnteffchiebliche Sitten oon ^hüofophen gibt: 1. folche, ©eiche trgenbeinen großen Xatbefianb oon ©ert« fchä|ungen (logifch ober moraltfch) fejtjMlen ©ollen; 2. folche, ©eiche ©efe|geber folget ©ertfchä|ungen finb. Sie (irrften fucf;en fich ber oothanbenen ober oergangenen ©eit ju bemächtigen, tnbem fie baö mannigfach ©efchehenbe 28*
356 Sudjt unb 3ud)tung. burcb Reichen jufatnrnenfaffen unb abEürjen : ihnen liegt barem, bab btbhertge ©efebeben überftcbfltcb/ übetbenEbar, faßbar, banbltcb ju machen, — fie bienen ber Aufgabe beb SKenfcben, alle «ergangenen Singe jum 9iugen feiner Eunft ju oerwenben. Sie ^wetten aber ftnb 23efeblenbe; fte fagen: ,,©o fott eb fein!" ©te bejbtntmen erjb bab „©ofnn" unb „©oju", ben 9htf3en, wab klugen ber ©enfeben tfi; fte oerfügen über bie Sorarbeit ber wtffenfcbaftitcben SUerifcben, unb aKeb SBtffen tft ihnen nur ein Mittel jutn ©Raffen. Stefe zweite 2Tvt oon ^b*fbf«ph^ gerät feiten; unb tn ber £at tfi ihre Sage unb ©efabr ungeheuer. 2öte oft haben fte ftcb abfid^t= lieb bie 2lugen jugebunben, um nur ben fcbmalen Sffaum nicht feben ju muffen, ber fte oorn ülbgrunb unb Slbjiurj trennt: jutn S3etfpiel ©ato, alb er ftcb überrebete, bab ,,©ute", mie er eb wollte, fei nicht bab ©ute ^latob, fon= bern bab „@ute an ftcb", ber ewige ©ebafj, ben nur trgenfc ein äftenfcfj namenb fpiato auf feinem ©ege gefunben habe ! 2cn oiel gröberen formen waltet btefer felbe ©tlle jur Mnb= beit bet ben Dfeligionbfitftern : t 'bt „bu foltfi" barf bureb- aub ihren £>bten nicht Elt'ngen wie „teb will", — nur alb bent S3efebt eineb ©otteb wagen fte ihrer Aufgabe ttacbgm Eommen, nur alb „Umgebung" iji ihre ©efefjgebung ber SBerte eine tragbare SSürbe, unter ber t'br ©ewtffen nicht ^erbricht. ©obalb nun jene jwet Srofimtttel, bab iplatob unb bab 9)iobatnmebb, babtngefallen ftnb unb Eetn SenEer mehr an ber ^ttjpotbefe eineb „©otteb" ober „ewiger Söertc" fein ©ewtffen erleichtern Eann, erbebt ftcb ber SInfprucb beb ©es feggeberb neuer ©erte ju einer neuen unb noch nicht ers reichten gurcbtbarEeit, Oiunmebr werben jene SIuberEornen, oor benen bie Slbnung einer folgen Pflicht aufjubämmern beginnt, ben föerfueb machen, ob fte ihr wte alb ihrer größten ©efabr nicht noch „jur rechten ^ett" burcb trgenbetnen ©et’s tenfprung entfehlüpfen möchten : jutn SSetfptel, tnbem fte ftcb einreben, bie Aufgabe fei fdjon gelöfi, ober fte fei um löbbar, ober fte batten Eettte ©chultern für foMje Saften, ober
2. £>er}üd)fetibe©ebflttfe. 357 fte feien fd)on mit anbctn, näheren Aufgaben überlaben, ober felbj? biefe neue ferne ^fließt fet eine Slerfüftrung unb SSecs fucfmng, eine 2lbfül>rung oon alten ^fltcfjten, eine ÄtanFs ijeit, eine 2lrt SÖafmfinn. SDiancftetn mag eö in bet £at getingen, auöjutoetcfjen : eö gef>t burcf) bie ganje ©efcfnctjfe tjinburcf) bte ©pur folcftet 2luömetcl)enben unb iftreö fcf>tecf>- ten ©ewtffenö. ^umeift aber folc^en SEtJenfc^en beö S3etf>ängniffeö jene erlöfenbe ©tunbe, jene Jrxrbftfiunbe bet Steife, »o fic mußten, voaö fte ntcljt einmal „mollten": — unb bte 5£at, oot bet fte ft'clj am metften ootßet gefürefj* tet Ratten, ft'et tf)nen teteßt unb ungewollt üom SSaume atö eine £at ofme SBillfür, faft alö ©efcljenF. — 664. ©efegt, man benEt ftcfj einen ^)l)itofopf)en alö großen St* jtel)er, mächtig genug, um üon einfamet Spöfye fterab lange Ketten oon ©efcftleefüetn ju fiel) ftetaufjujte^en : fo muß man iftm auefj bte un^etmlicften SSorrecljte beö großen <£r= jteftetö 3 ugeftef>en. Stn Srjtefjer fagt nie, toaö et fetbet benFt : fonbetn immer nur, toaö er t'm ißerftältniö jutn Dluijen beffen, ben et erließt, über eine ©aclte benFt. 3n biefet töerfiettung barf et rn'cftt erraten werben; eö gehört ju feiner Sfeifler'jcbaft, baß man unfeine StjrltcfjFeit gtaubt. St muß alter Spittel ber Jucfjt unb ^ücfjtigung fäfrig fein: manefte Naturen bringt et nur bureß fpettfcfjenfcfüäge beö Jjbofmeö oorwärtö, anbete, ü£räge, Unfcfßüfftge, ^etge, Sitte, otelletcfjt mit übertreibenbem 2obe. Sin folcfjet Stjiefter ijl jenfeitö oon @ut unb SSöfe ; aber ntentattb barf eö miffen. 665. Sine peffimifHfcfje SenFwetfe unb Seßre, etn eFfiatifcfier JHfnlt'ömuö Eann unter Umftänben gerabe bem *pf)ilofopf>ert unentbehrlich fein: atö ein mächtiger ©ruef unb Jammer, mit bem er entartenbe unb abfierbenbe Sfaffen jerbricljt unb auö bem 2Bege fcfyafft, um für eine neue ötbnung beö Sebenö 35af>n ju machen ober um bem, waö entartet unb abjlerben will, baö Verlangen ^um Snbe et'njugeben.
358 3ud>t uitb 3üd)fung. 666 . ©er größte $ampf : baju braucht es et'ner neuen SBaf fe. ©er Jammer: eine furchtbare Sntfcbeibung ^ct*auf&c= febwören, Europa »or ble Äonfeqitenj flelten, ob fern SBille jutn Untergang „wttt" . Verhütung ber Vermittetmäfjtgung. Sieber noch Unters gung! 667 . SBie fontmen SJienfcben ju einer großen .Kraft unb $u einer großen Stufgabe? Sitte £ugenb unb ©üebtigfett am Seib unb an ber Seele ift mübfam unb im Keinen erworben worben bureb riet gletfj, Selbflbejwingung, Vefcbränfung auf wenigeö, bureb »iel jähe, treue SBiebcrbolung ber gleis eben Slrbetten, ber gteicben (fntfagungen : aber eS gibt Vien* feben, welche bie ßrben unb Herren btefeS tangfam ers worbenen »telfacben 9tetcbtumS an Xugenben unb ©üebtigs feiten finb — weit auf ©runb glüeftieber unb oernünftiger €ben unb auch glücflicber Zufälle bie erworbenen unb ges häuften Kräfte oieler ©efcblecbter nicht oerfcbleubert unb oerfptittert, fonbern bureb einen feften 91mg unb SSttlen jufammengebunben finb. Slm (£nbe nämlich erfebeint ein SOletifcb, ein Ungeheuer oon .Kraft, welches nach einem Um geheuer oon Slufgabe »erlangt, ©enn unfere .Kraft ift es, welche über uns oerfügt: unb baS erbärmliche geifh'ge ©pt'el oon fielen unb Slbficbten unb Veweggrünbcn nur ein Vor; bergrunb — mögen fcbwad)e Stugen auch ^term bie Sache felber feben. 668 . 3nt attgemeinen ift jebeS ©ing fo oiet wert, als man bafür bejablt b^t. ©ieS gilt freilich nicht, wenn man baS Sttbioibuum ifotiert nimmt; bie großen Fähigkeiten beS ©tnjelnen flehen aufser allem Verhältnis ju bem, was er felbft bafür getan, geopfert, gelitten b»t. Slber fieht man feine ©efcblecbtSoorgefcfncbte an, fo entbeeft man ba bie ©efchichte einer ungeheuren Sluffparung unb Kapitals fammlung oon .Kraft bureb alle Slrt Verjicbtleiflen, 9tim
2. $>er $öd)feitbe ©ebattfe. 359 gen, Sltbetten, @tch=Surchfet3 en. SSet't ber grope Vtenfcf) foötet geEoftet h<*t unb nicht, weit er wie etn SBunber als @abe bes Jpimntetö unb „j3ufatlö" baftefjt, würbe er grop: — „Vererbung" etn fatfcfter Vegriff. §m* baö, wa$ einer tjl, haben feine Vorfahren bt'e Sofien bejaht. 669. Sie VJtttef, vermöge bereu eine ftärFere 2trt f tcf > erhält. ©ich ein 9tecf)t auf Sluönahmehanbtungen jugefteften ; atö Verfucf) ber ©elbftüberwtnbung unb ber grethett. ©ich tn ^uftänbe begeben, wo eö nicht ertaubt tft, nicht Varbar ju fein. @tcfj burct) jebc 2lrt öon SlfEefe eine Übermacht unb @e* wtphet't in jhtnftcht auf feine SSBillenöflärEe »erfd)affen. ©ich nicht mitteiten ; bas ©chwet'gen ; bt'e Verficht öor ber 2tnmut, ©ehorcfjen ternen tn ber SBetfe, bap eö eine ^robe für bt'e ©elbftellufrechterhaltung abgibt. ^afuifttE bes ©wenpunE* teö tnö fetnfte getrieben. Dtie fchltepen, „wa$ einem recht tft, tft bem anbern Bit* ltg", — fonbern umge’Eehrt ! Sie Vergeltung, baö j3urücfgebenbürfen atö Vorrecht be= hanbettt, atö Sluöjeicfmung jugefteften. Sie itugenb ber anbcren nicht ambittont'eren. 670. Sie Vermehrung ber straft, tro| bcö jet'tweiligen Stt'ebergehenö beö 3nbiöibuumö: ©n neueö ith'öeau begrünben. ©ne SDtet'hobiF ber ©atnmtung non Kräften, jur Cfrf>at= tung Etetner Seiftungen tm ©cgenfaö ju ttnöEonomtfcher Ver- fchwenbuttg. Ste jerftörenbe 9tatur einftweiten unterjocht jum 28erE= 3 e u g btefer ^uEunftööEonomtE. Sie Erhaltung ber (Schwachen, wett eine ungeheure Vtaffe Etetner Arbeit getan werben mufj.
360 3ud)t unb Stteftfung. Sie Haltung einet ©efttmung, bet bet ©cbwacben utib Setbenben bte <£rtpen3 noch möglich ip. Sie ©alt bar ttät atö SttfHnft 3» pftanjen gegen ben 2m- pinPt bet furcht unb bet ©ertnlität. 3Dct .ft'atnpf mit'bem 3uf-atf, auch mit bem Zufall beö „greifen Hftenfcben". 67t. SSarum bte ©cbwacben fiegen. In summa: bte Ätuw Pen unb ©cf;macfjen buben mehr SEttttgefüfO, fmb „rnenfcb 3 lieber" — : bte Uranien unb ©cbwacben buben mebt ©et'P, ftnb mecbfelnber, tnetfacf>er, unterbaltenber, — boshafter: bte Uranien allem buben bte SSoö^ett etfunben. (@ne PranPbafte frühreife häufig bet SK^ucbtttfcben, ©fropbulofen unb XubetFulofen —) Esprit: Eigentum fpater Waffen: Suben, gtunjofen, <2f;trtefen. (Sie Slntifemiten »ergeben eö ben Subcu nicht, baf bte Suben ,,©etP" buben — unb ©elb. Sie Slntifemiten — ein 9tame bet „©cblecbtwegges ; Fommenen") Ste Ärunfen unb ©cbmucben buben bte ^aöjination füt ftcb gebubt: fte ftnb tnteteffantet als bte ©efunben: ber 9tatt unb bet ^eilige — bte jmet intereffantepen 9frten SOJertfcb. in enget SBerwanbtfcbaft bas „©ente". Sie großen „2lbenteuret unb Verbrechet" unb alte SDIenfcben, bte gefünbepen »otan, ftnb gewtffe feiten ihres Sehens FtanF: — bte gtofen ©emütsbewegungen, bt'e Seibenfcbaft bet SJJacbt, bte Siebe, bie £Üacf;e ftnb »on tiefen ©törungen begleitet. Unb was bie decadence betrifft, fo pellt fte j'eber VJenfcb, bet nicht ju früh fh'rbt, in iebem ©t'nne bei- nahe bat : — et Pennt alfo auch bte SnfitnPte, welche ju ihr geböten, aus Erfahrung: — für bt'e Hälfte fap jebeS SDienfcbenlebenS ip bet SUenfcb decadent. Snblt'cb: baS SBeibl Sie eine J^ätfte ber SÄenfcb* bett ip febtuaeb, tppifcb'FtanP, wecbfelnb, unbepättbtg, — baS SBetb braucht bte ©tat fe, um ft'cb an fte 31t Plammetn, unb eine Sleltgton bet ©cbwäcbe, welche eSalS göttlich »et? berrlicbt, febwaeb 3U fein, 3U lieben, bemütig 3U fein — : ] ober beffet, eö macht bie ©tatfen febwaeb, — eö berrfebt,
8. ®er $ftd)tettb« ©ebattfe. 361 menn es gelingt, btc Starben ju überwältigen. Das 2Betb Bat immer mit bett £ppett bet decadenee, ben ^H'teftern, 3m famntett bonfptriert gegen bic „fNäcbttgen" , btc „Stars ben", bie Niännet — . Das 2öetb Bringt bte Ktnber bei; feite für ben KüttuS ber Pietät, beS fNitleibS, ber Siebe: — bie Butter repräfenttert ben SlltruiSmuS über jeugen b. Snbltcb : bte junebmenbe ^tötfifation, bie ^gleich not; wenbtg auch bie Zunahme ber morbiben Elemente, beS 91 eu; rotifcb^fpcbtatrifcben unb beS Krtmtnaltfh'fchen mit ficb bringt. <2t'ne ^tDtfc^enfpcji'eö entfielt/ bet Slrtffl, oon ber Kriminalität ber Dat burcf) Sßtllensfchwäche unb fojtate gurcbtfamFett abgetrennt, insgletchen nod) nicht reif für bas Irrenhaus, aber mit feinen Fühlhörnern in betbe Sphären neugierig fn'netngretfenb : biefe fpejtftfcf>e Kultur; pflanje, ber mobetne Ulrttfi, Niater, NJufiber, oor allem Nomanjter, ber für feine 2lrt ju fein, baS febr unet'gentliche 2Sort „Naturalismus" hcmbhabt.... Dte 3frren, bte 93er; Brecher unb bte „Naturalien" nehmen ju: Reichen einer tuachfenben unb jäh »orwärtS etlenben Kultur, — baS heifjt, ber Slusfchufj, ber Slbfall, bte NuSwurffteffe gettntv nen ^mportanj, — baS NbwärtS halt Schritt.... ©nblicf): ber fojtale NJt'fchmafch, gül9 e ber Neoofu; tion, bie Joerftetlung gleicher Necftte, beS SlberglaubenS an „gleiche Nlenfchen". Dabet mtfchen ftd) bie Dräger ber Nte; bergangSinfh'nbte (beS NeffentimentS, ber Unjufrtebenhett, beS JerfiörertricbeS, beS NnarchtSmuS unb Nihilismus), eingerechnet ber SblaoeninfHnbte, ber geighet'tS;, Schlau; heitS; unb KanailleninfHnbte ber lange unten gehaltenen Schichten in alles 23lut alter Stänbe funetn : jwet, beet ©e; fchlechter barauf ift bte Naffc nicht mehr ju erbernten, — alles ift oerpöbelt. JcuetnuS refultiert etn ©efamttnfHnbt gegen bte NuSwahl, gegen baS $)rtöi'legiutn jeber 2lrt, sott einer NJacht unb Sicherheit, Jpärte, ©raufambeit ber gratis, baff tn ber Zat ft'ch alsbatb felbfl bte ^rtöt'le; gierten utitermerfen : — was noch SNactft feflhalten will, fchmeichelt betn ^öbel, arbeitet mit bem ^öbel, mu§ ben ^öbet auf feiner Seite haben, — bte „@em'e$" öotan : fte
362 3ucgt unb 3ucgtntig. werben Jperolbe ber Gefügte, mit bencn man Staffen bc* getflert, — btc 9tote beö SDJttletbö, ber Sgrfurcgt feibfl »or allem, waö leibenb, nicbrtg, »erachtet, »erfolgt gelebt gat, Ftingt über alle anbern 9toten meg (£t)pen: 33tctor $ugo imb SRtcgarb ffiagner). — ©te herauf Fitnft beö spöbelö bes beutet noeg einmal bie JperattfFunft ber alten SBerte.... 25et einer folgen ejrtremen Bewegung in Jptnficgt auf £empo unb Mittel, mt'e fte unfre ^tötltfatton barfiellt, »er« legt fiel) baö ©egwergewtegt ber Sflenfcgen : ber Sftenfcgett, auf bte eö am meiften anFotnmt, bte eö gletcgfam auf fteg gaben, bte ganje grojfe Gefagt einer folgen FranFgaften S5e= megung 31t Fompenfieren; — eö werben bie 23erjögetet par excellence, bie Sangfamsälufnegmenben, bte ©cgwersSoös laffenben, bte 9telatt»s©auergaften inmitten btefeö unges teuren SSecgfelnö unb 9)ttfcgenö »on Elementen fein. ©aö ©cgwcrgcwicgt fällt unter folcgen Umfiänben notwenbtg ben SWebtoFrcn ju : gegen bte Jperrfcgaft beö ^öbelö unb ber Spjentrtfcgen (betbe meift »erbünbet) Fonfoltbtcrt fteg bie SOtebtoFrt'tät, alö bte 23ürgfcgaft unb bie Trägerin ber ^uFunft. ©atauö erwäcgft für bte 2luönagmemenfcgen ein neuer Gegner — ober aber eine neue 33erf ügrung. ©es fegt, baff ft'e fiel; ntegt bem fpöbel anpaffen unb bem SttfftnFt ber „Snterbten" ju Gefallen Siebet fingen, werben fte nö= ttg gaben, „mtttelmäfng'' unb „gebt'egen" jtt fern. @te wtffen : bte mediocritas tft aueg aurea, — fte allein fogar »erfügt über Gelb unb Gotb (— über allcö, waö glänjt.,)* Unb ttoeg einmal gewinnt bte alte Xugenb, unb überhaupt btc ganje »erlebte Seit b'eö Sbealö eine begabte ^ür; fpreegerfegaft.... Seefultat: bte SftebioFrität beFommt Getft, SBtg, Genie, — fte wirb untergaltenb, fte »erfügrt.... Slefultat. — Sitte goge Kultur Fann nur ftegen auf einem breiten SSoben, auf einer ftarF unb gefunb Fonfoltbters ten SftittelmäfjigFeit. 3n igretrt ©teufte unb »on igr bebtent arbeitet bte SBiffenfcgaft — unb felbft bte Ättnfh ©te Söiffenfcgaft Fann eö fieg ntegt beffer wünfegen: fte gegört alö folcge 31t einer mittleren 2lrt SJtenfcg, — fte ijl bepla; Stert unter Slitönagmen, — fte gat niegtö SlrtftoFratifcgeö
2. Der jticbtenbe ©ebanfe. 363 unb noch weniger etwaö 91n a r c^> i fl i fcf)e ö in ihren SnflinF; ten. — Ste ber SDtttc wirb fobann aufrechtgehatten burd) ben Jpanbel, öor altem ben (h’elbhanbet : bet SnjlinFt ber ©roßftnanjjietö geljt gegen alles Extreme, — bie 3’uben ftnb beöhalb etnfltDetfen bie Fonfertuctenbfle SDaciftt in unferm fo bebrohten unb unftcf)eren Europa. Sie Fönnen Weber Deootutionen brauchen noch Sozialismus noch 9Mt; tariömuö : wenn 'fie SDlac^t haben wollen unb brauchen, auef) über bie reoolutionäre Partei, fo ijl bieö nur eine ^otge beö fBorljergefagten unb nicht tm SBtberfpruch baju. Sie haben nötig, gegen anbere extreme Dichtungen gelegentlich furcht ju erregen — baburch, baß fie geigen, waö alfeö in ihrer ü?anb fleht. Slber ihr SnflinFt feibfl ifl unwanbelbar Fon; feroatio — unb „mittelmäßig".... Sie wiffen überall, wo eö SDacht gibt, mächtig ju fein : aber bie Sluönü^ung ihrer Stacht geht immer tn einer Dichtung. Saö Ehrenwort für mittelmäßig ifl beFanntlich baö 2öort „liberal. S3eftnnung. ; — Eö ijl unfinnig, öorauöjufegen, baß biefer ganje Steg ber SBerte antibt'ologtfch fei: man muß fuchen, ihn ju erFIären aus einem fjntereffe beö Sehens, jur Stufrechterhaltung beö £t)puö „SDenjch" fetbfl burch btefe SDethobt'F ber Ctberherrfchaft ber Schwachen unb ScblechtweggeFommenen — f im anbern 3;al(e ettjltertc ber SWenfch nicht mehr? — Problem Ste «Steigerung beö £ppuö perhängniööoll für bie (fr ; hattung ber Slrt? SBarum? — (?ö zeigen bie Erfahrungen ber ©efefnehte : bie ftarFen Daffen bejtmieten ftch gegerif et'ttg : burch Ärieg, Stacht; begierbe, ütbenteuer; bie flarFen 2tf fette : bie SSergeubung — (eö wirb Ära ft nicht mehr Fapitaltftert, eö entfielt bie geiflige Störung burd) bie übertriebene Spannung) ; ihre Ejiflenj ifl Foflfpt'etig, Furz — fie reiben ftd) untereinan; frrr au / fPertoben tiefer Slbfpattnung unb Schlaffheit ein: alte großen 3eiten werben bezahlt.... Sie StarFcn ftnb F>tnterbrein fdjw’ächer, wittentofer, abfurber atö bie burchfchnittlich Schwachen.
364 Sud)t ttttb Sudjtung. ßß ftttb oerfcbmenberffcbe Waffen, Sie „Sau er" <tn f tcf) hätte ja feinen ©ert: man mochte mobt eine fürjere, aber mertr eifere (fpifienj bet ©attung »otjteben. — (£ß bliebe übrig, ju bemetfen, bafj fctbfi fo ein reicherer 3Bevt= ertrag erlieft mürbe atß im galt ber fütteren Gfrtflenj; baß bet'fjt, ber SOtcnfd) atß 2tuffummierung uon .Kraft gemtnnt ein oiet böbereß Quantum uon Jperrfcbaft über bte Singe, menn eß fo gebt, mie eß gebt.... ©tt ftet;en oot einem Problem ber Sfonomte 672. Sie (Starfett ber 3ufunft. — ©aß teitß bie Slot, tet'lß ber ^ufalt hier unb ba erreicht f>at, bie SSebtngungen jur öbetoorbtingung einer ftärferen 2lrt: baß fönnen mir fet# begreifen unb mtffentltcf) motten: mir fönnen bie 23ebim gungen fc^affen, unter betten eine fotcfte ©rftö^ung mög« tief) tfi. 25tß fegt fjatte bie „(frjtebung" ben 9tuf;en ber ©efett* febaft im 3tuge: nicht ben möglicbften Shtfjeit ber 3ufunft, fonbern ben Stufen ber gerabe beftebenben ©efettfebaft. „©erfjeuge" für fie mottte man. ©efe(3t, ber 9tetcf>tum an straft märe größer, fo tiefje ficb ein 2fbjug non .Kräf- ten benfen, beffen 3iel nicht bent Stufen ber ©efettfebaft gälte, fonbern einem jufünftigen Stufen. ©ne fotebe Stufgabe märe ju ftelten, je mehr man bei griffe, inmtefern bte gegenmärtige gorrn ber ©efettfebaft in einer ftatfen ?8ermanbtung märe, um irgenbmann einmal nicht mehr um t'brer felber mitten epiftt'eren ju’föm, nen: fonbern nur noch atß Mittel in ben $änben einer ftärferen 'Staffe. Sie junebmenbe Berfteinerung beß Sflenfcben ift gerabe bie treibenbe .Kraft, um an bie Züchtung einer ftärferen Staff e ju benfen : metebe gerabe ihren Überfcbuff barin hätte, morin bie »erftetnerte (Spejteß febmacb unb fcbmäcber mürbe <©ittc, iöerantmorttiebfeit, ©etbjfgemifjbeit, 3iete=ficb=fe!}cns fönnen). Sie bittet mären bie, metebe bte ©efebiebte lebet: bte
2 . £>er jüd)teufce ©ebatife. 365 Sfolation burch umgefeljrte ©rhaltungöintereffen, als bie burchfchm'ttlichen heute ftnb ; bte ©tnübung tn umgefehrten SBevtfcp^ungen ; bte Stflanj als ^athoS; baö freie @e* toiffen t'm heute Unterfcl)äi3teften «ttb ißerbotenjlen. Sie 2luSgletchung beS eutopäifchen SDienfchen ifl bev große fjJrojeß, ber nicht ju hemmen tfl: man foltte ihn noch befchleuntgen. Ste RotweribigEeit für eine .51 tu f tau f = reißung, St'jlanj, Rangorbnung ifl bamt't gegeben: nicht bte RotwenbigEett, jenen iprojeß ju »erlangfamen. Siefe ausgeglichene ©pejteS bebarf, fobaib fie erreicht tfl, einer Rechtfertigung: fie liegt im Stenfle einer ßö= heren fouoeränen 2lrt, welche auf thr fleht unb etfl auf ihr (ich ju ihrer Aufgabe erheben Eann. Rieht nur eine ^errem raffe, beren Aufgabe ftch bamt't erfcfjöpfte, ju regieren: fonbern eine Raffe mit eigener SebenSfphäre, mit einem Überfluß non Äraft für (Schönheit, japferEeit, Äultur, Rianier bis tnS ©etfltgfle; eine bej'ahenbe Raffe, welche ftch feben großen 2u;cuS gönnen barf — , flarE genug, um bte ftprannet beS £ugenbs3mperatwö nicht nötig ju haben, reich genug, um bte ©parfamEeit unb Rebanterie nicht nötig ju haben, jenfeits »ott @ut unb 23öfe; ein £tetbhauö für fonberbare unb auSgefuchte ipflanjen. 673. Summa: bte Jperrfchaft über bte Setbenfchaften, nicht beren (Schwächung ober Ausrottung ! — 3« größer bie ^>er= renfraft beS Söillenö tfl, um fotn'el mehr greiheit barf ben Xetbenfchaften gegeben werben. Ser „große Rlenfch" ifl groß burch ben gretheitöfptek raum feiner SSegt'erbcn unb burch bte noch größere Rlacht, welche btefe prachtoollen Untiere in Stenfl ju nehmen weiß. Ser „gute Rtenfcft" tfl auf jfeber ©tufe ber ^iöiltfation ber Ungefährlich? unb Rüfjlt'che jugleich: eine 2lrt Rlitte; ber SluSbrucE tm gemeinen S5ewußtfein baoon, oor wem man ftch nicht ju fürchten hot, unb wen man trofjbem nicht »erachten barf. Srjtehung: wefentlich bas Ritttel, bte Ausnahme ju ruü
366 3ncf>f uni>3fid>funa. nieten jugunften bet Siegel* Jötfbung : wefentltcff bol SKte tel, ben ©efchmacf gegen bte Sluönahme ju richten 3 m gunfien beb SOltttleeen* @effc wenn eine 3Mtur über einen Überfcfmff non Graften 3 U gebieten bat, fann fte auch ein %retbhauö für ben Suruö* futtu» ber Olttsnahme, bes äjetfucfw, ber ©efabr, ber üftm ance fein: — jebe ariftofratifche Kultur tenbiert babin. 674. Sin Heiner tüchtiger SÖurfcb wirb ttonifch bltefert, wenn man if;n fragt: „SMlft bu tugendhaft werben?" — aber er macht bte Singen auf, wenn man ihn fragt: „SBitlft bu ftärfer werben alb betne äbametaben ?" Söie wirb man ftärfer ? — ©ich langfatn entfebeiben, unb jähe fefthalten an bent, waö man entfliehen h<*t. Silles anbere folgt. Die ^löblichen unb bie Sktänberlt'che-n: bie beiben Sitten bet (Schwachen, ©ich nicht mit ihnen verweebfetn; bie Dtflans fühlen — bereiten ! Ißorficht »ot ben ©utmütigen! Der Umgang mit ihnen erfchlafft. 3ebet Umgang ift gut, bet bem bie SBehr unb Söaffen, bte man in ben Snftinften hat, geübt werben. Die ganje Srfinbfamfet't barttt, feine SBtllensfraft auf bte $)robe 31t ftellen.... JjMet baö Unterfchetbenbe fehen, nicht im SBtffen, ©charffinn, 2Sti3. Sftan muff befehlen lernen, beizeiten, — ebenfogut als gehorchen, Sftan rnuf SSefcheibenhett, £aEt in ber Sefcheh benheit lernen: nämlich auöjetchnen, ehren, wo man be= fcheibett ift; ebenfo mit Vertrauen — auöjet'chnen, ehren. SBaö bufft man am fchltmmfien ? ©eine S3efchet'benheit; feinen eigenften SSebürfniffen fern Oehör gefchenft 3 U b« J ben; fich oerwechfeln; fich nt'ebrt'g nehmen; bie Reinheit beö Dheö für feine Snfftnfte et'nbüffen; — bie jer Mangel an Sbeerbtetung gegen fiel; rächt fich burch jebe Slrt oon Sinbujfe: ©efunbfjeit, gteunbfcffaft, SSofflgefübl, ©tolj, ä)eiterfeit, Freiheit, geftigfeit, SSÄut. STtan »ergibt fich fpäter
2. 35er j«cf)feiibe ©ebaufe. 367 btefeit Mangel an extern SgotSmuS nie: man nimmt ihn als @inwanb, als Zweifel an einem w'irElichen ego. 675. & wirb non nun an günftige ißorbebingungen für um* fänglt'cfkte JjerrfchaftSgebilbe geben, begleichen es noch nicht gegeben bat. Unb bteS tft noch nicht baS SSichtigfle ; eS ift bie (gntftefnmg non internationeten ©efchlechtsnerbän« ben möglich gemacht,, welche ft'ch bie Aufgabe fegen, eine .fjerrenraffe beraufsujücbten, bie juEünftigen „Herren ber ßrbe"; — eine neue, ungeheure, auf ber härteften ©elbft« ©efeggebung aufgebaute SlriftoEratie, in ber bem -Kh'tlen pfw lofophifcher ©ewaltmenfchen unb Äünftlertprannen Sauer über Sahrtaufenbe gegeben wirb: — eine höhere 2lrt SDtem fchen, bie fiel), baut ihrem Übergewicht non ©ollen, Stötffen, Reichtum unb ©nfluff, beö bemofrattfeben furopaS bebt'enen alb ihren gefügtgften unb beweglichen SöerEjeugS, um bie ©chtcEfale ber ßrbe in bie j?anb ju befommen, um am „SOtenichen" felbft als .ftünftler ju gehalten, ©enug, bie 3ett Eomrnt, wo man über ^olitif umlernen wirb. 676. äöir wenigen ober nieten, bie wir wieber in einer ent« tnoralifierten Söelt ju leben wagen, wir Reiben bem ©lauben nach: wir ft'nb wahrfcheinltch auch bie erften, bie eS begreifen, was ein heibnifcher ©taube tft: — fiel; höhere Söefen, als ber SJtenfch ifi, norftetlen muffen, aber biefe fenfeits non ©ut unb S3öfe ; alles Jr>öber=fe(n auch als Unmoraltfch=fein abfebafjen müffen. 2öir glauben an ben Slpmp — unb nicht an ben „©eEreujigten". 677. Sie Säufchung SlpolfoS: bie GfwigEeit ber fchonen gotmj bie ariftofratifche ©efeögebung „fo folt eS immer fein!" StonpfoS: ©innlichfeit unb ©raufamEeit. Sie Hergang« licbEeit Eönnte auSgelegt werben als ©enu£ ber jeugenben unb jerftörenben $raft, als beftänbt'ge ©clföpfung.
368 3ud)t unb Sücptuug. 67$. £>te jwei £ppen: Siionpfob unb ber ©eEreujtgtt* — Seftjuftelten : ob ber tppifcbe teligtöfe SDJenfcf) eine decadence-gotm tft (bie großen Steuerer finb fumt unb fott= berb ErunEbaft unb epileptifcb) ; aber luffen wir nicht ba einen £ppub beb reltgiöfen Sllenfcben uub, ben b et'bm'= f eben ? 3ft ber beibntfebe Äult nfebt eine §orm ber £)unE= jugung unb ber 23ejubung beb gebenb? Stufte nicht fein böcbfter Steprüfentunt eine 2lpologie unb S3ergöttltcbung oeb gebenb fein ? £ppub eineb wobigeratenen unb entjücEtmbet* ftrömenben ©eijteb! £ppub etneb bte SBtbetfprücbc unb grugwürbigEeiten beb Sufetnb in ficb bineinnebmenbeit unb etlöfenben ©etfteb! hierher ftette icb ben Sionpfob ber ©riechen: bte reib gtöfe S3ejabung beb gebenb, beb gunjen, nicht verieugneten unb halbierten gebenb; (tppifd) — buff ber ©efcblecbtbuEt £iefe, ©ebetmntb, (übtfurebt erwecEt). St'onpfob gegen ben „©eEreujigten": bu ^a6t ihr ben ©egenfug. Sb ift nicht eine ©ifferenj biaficbtltcb beb 9)iur= tpriumb, — nur bat babfelbe einen unberen ©t'nn. £>ub geben felbft, feine ewige grucbtburEcit unb SSieberEebr bes bingt bte £tuul, bte jferftörung, ben SBtllen jur föernt'cbtung. 3m unbetn gaiie gilt bub geiben, ber „©eEreujigte uib ber Unfcbulbige", utb Stmoanb gegen biefeb geben, uib gotnael feiner SSerurteiiung. — SÜun errät: bub Problem ift bub oom ©t'nn beb geibenb : ob ein cbrtjtitcber ©intt, ob ein tru* gifeber ©t'nn. 3m erften gutle foü eb ber 2Seg fein ju einem bctltgett ©ein; im legieren gutlc güt bub ©etn uib heilig genug, um etn Ungebeureb oon getb noch ju recht- ^ fertigen. 2)et trugtfebe SJienfd) bejubt noch bub bevbffce geu ben: er ift fturE, ooll, oergöttlicbenb genug buju; ber cbrtfb liebe oernetnt noch bub glücEltcbfie gob uuf Srben : er ift febwueb, arm, enterbt genug, um in jebet gönn noch am geben ^u leiben, ©er ©ott um «itreuj ift ein glucf; auf bub geben, ein gingetjetg, ficb 6on ihm ju erlöfett; — ber in ©tücte gefebnittene £>ionpfob ift eine ißerbeiffung beb ge- :
2. ®er }ttd)fettbe ©ebanfc. 369 benS : es wirb cttn'g wt’ebergeboren unb aus ber ^erfldmtng leimfommen. 679 . SJiet'ne ^^tlofop^te bringt ben ftegret'cben ©ebanEen, an welchem julel3t jebe anbcre SenEroetfe jugrunbe gebt. ©S tji ber große, jüc^tenbc ©ebanEe: bie Staffen, welche ihn nicht ertragen, ftnb »erurtetlt: bte, welche tbn als größte SBobltat empfinben, ftnb jur Jperrftfjaft auSerfeben. 680 . Sei; will ben ©ebanEen teuren, welcher Stelen baS Stecht gibt, fic^ burebjufireteben, — ben großen jücbtenben ©es banEen. 68t. Sener Jfatfer fielt fiel; beftänbtg bte SSergängtic^Eeit aller Singe sor, um fie nicht ju wichtig ju nehmen unb jwtfcben timen ruhig ju bleiben. SJit't fd)eint umgeEebrt altes siel ju oiet wert ju fein, als baß es fo flüchtig fein bürfte: icb fuebe nach: einer ©sigEeit für jegliches : bürfte man bte Eoft; barfien ©alben unb ©eine ins Stteer gießen? — Sftetn Xrojt ift, baß alles, was war, ewig tfh — bas fOfeer fpült es wteber her. 682 . Sie betben ertremfien SenEwetfen — bte meebantfttfebe unb bie ptatonifebe — Eommen überetn tn ber ewigen 2Bie,s berEunft: beibe als Sbeale. 683 . t. Ser ©ebanEe ber ewigen Söt'eberEunft: feine 58orauS« fe^ungen, welche wahr fein müßten, wenn er wahr tfi. 2ÖaS aus tbm folgt. 2. 211s ber febwerfte ©ebanEe: feine mutmaßliche Sött* Eung, falls nicht sorgebeugt wirb, baS beißt, falls nicht alle Sßerte umgewertet werben. 3 . Mittel, ihn ju ertragen: bte Umwertung aller SBerte. 9ticbt mehr bie Sufi an ber ©ewißbett, fonbern an ber Um gewißbeit; nicht mehr „Urfac^e unb SSt'rEung", fonbern: Otteefdie, ©er ©iUe jut 3Rad)t. 24
370 Sucht uitb Sichtung. baö beftänbtg ©cböpfertfcbe ; nicht mehr ©tile bet Gütfjak tung, fonbern bet 5Diacf)t; nicht mehr bte bemüttge ©en« bung, „eö tf aüeö nur fubfeEtt»", fonbetn „eö ift auch unfet ©erE ! — feien »ir ftolj barauf!" 684. Die neue ©eltEonjeptton. — ©te ©eit befielt; fte tft ntcbtö, »aö »irb, nichts, »aö bergest. Ober »telmebr: fte »irb, fte »ergebt, aber fte bat nte angefangen ju »erben unb nie aufgebört ju »ergeben, — fte erhält ftcb tn bet« bem.... @te lebt »on ftcb felb>er : i bte ©rEremente ftnb ihre Otabrung. ©te J£>t)potbefe einer gefcbaffenen ©eit folt unö nt'cbt einen SlugenbltcE beEümmern. ©er begriff „fcbaffen" ift beute »ollEommen unbefinterbar, unüolljtebbar ; bloß etn ©ort noch, rubimentär aus feiten beö Aberglaubens ; mit einem ©ort erflärt man nichts. ©er legte jöerfud), eine ©eit, bie anfängt, ju Eonjipteren, ift neuerbingö mehr* facb mit 4j>iife einer logtfeben ^rojebur gemacht tuorben — jumeift, tote ju erraten ift, auö einer tb eologtfeben Jptnter= abftebt. 3)tan bat neuerbtngö mehrfach bem SSegrtff „Jeitunenb; itebfeit ber ©ett nach hinten" (regressus in infinitum) einen ©iberfprueb ftnben »ollen: man bat ihn feibft ge= funben, um ben 93reiö freilich, habet ben $opf mit bem ©ebtuanj ju »ermeebfein. Dttcbtö Eann mich binhern, »on biefem AugenbitcE an rücf»ärtö reebnenb ju fagen, „ich »erbe nte habet' an etn (üfnbe Eotnmen"; »te ich »om gleichen AugenbitcE »or»ärtö rechnen Eann, tnö Unenbit'cbe b»auö. ®rf »enn ich ben Rebler machen »ollte — teb »erbe mich hüten, eö ju tun —, biefen EorreEten Söegriff eines regres- sus in infinitum gteicbjufegen mit einem gar nicht »olfs jiebbaren 23egrt'ff etneö enblicben progressus btö fegt, erft »enn ich bte Dichtung ’(»or»ärtS ober rückwärts) als los gtfcb inbifferent fegte, »ürbe teb ben Äopf — btefen Auge» bltcE — als ©cb»anj ju faffen beEommen.... Sch bin auf btefen ©ebanEen bet früheren ©enEetn ge#
2. ®er jucf)tcnbc ©ebattfe. 371 flogen: febeSmal war er burch ctnbere JMntetgebanEen be* jttmmt ( — meiflenS theologtfche, jugunften beS creator spiritus). SSenn bte Sföelt überhaupt erftarren, oertrocEnen, abfterben, nichts werben Eönnte, ober wenn fte einen ©leid)* gewichtSjuftanb erreichen Eönnte, ober wenn fte überhaupt irgenbet'n >3iet hätte, baS bte Dauer, bte UnoeränberlichEeit, baS @n*für*allesi!)ial tn ftch fcf>Iöffe (Eurj, metapbhftfch ge* rebet: wenn baS SBeroen tn baS ©etn ober tnS DttchtS müns ben Eönnte), fo muffte btefer ^uflanb erreicht fein. 2tber er ift nicht erreicht: woraus folgt.... Das tfl unfre ein* jige ©ewigbett, bie wir tn ben $änben halten, um als Kor* reEtto gegen eine groffe Stenge an ftch möglicher SBeltbppo« thefen ju bienen. .Hann jum iSetfpiel ber Mechanismus ber Konfequenj euteS ginaljuftanbeS nicht entgehen, welche 2öil= Itarn Dhomfon t'hm gezogen hat, fo iffc bamtt ber SDIecbantS* muS wt'berlegt. SBenn bie ffielt als befh'mmte ©röge non Kraft unb als befh'mmte jSafü »an Kraftjentren gebacht werben barf — unb j'ebe anbre Sorflellung bleibt unbejlimmt unb folglich unbrauchbar — , fo folgt barauS, bag fte eine beteuern bare jktfjl oon Kombinationen im grogen SBürfelfptel ihres DafeinS burchjumachen hat. 3n einer unenbltchen jW* würbe j’ebe mögliche Kombination t'rgenbwann einmal er* reicht fein; mehr noch: fte würbe unenbliche Sftale erreicht fein. Unb ba jwtfchen jeber Kombination unb ihrer nach* ften ©ieberEehr alle überhaupt noch möglichen Kombtna* tionen abgelaufen fein mügten, unb jebe btefer Kombtna* ttonen bie ganje golge ber Kombinationen tn betreiben Sftefbe bebingt, fo wäre bamtt etn Kreislauf oon abfolut tbenttfchen Leihen bewt'efen: bie SBelt als Kreislauf, ber ftch unenbltch oft bereits wteberftolt hat unb ber fern ©ptel in infinitum fpielt. — Dtefe Konjeptt'on tft nicht ohne weiteres eine me* chanifHfche : benn wäre fte baS, fo würbe fte nicht eine un* enbltche SBteberEehr tbentifcher gälte bebtngen, fonbern einen ginaljuftanb. 28 eil bie 2Belt tim nicht erreicht hat, imig ber Mechanismus uns als unöollEommene unb nur oor* läufige 4>ppothefe gelten. 24*
372 Bucht uni» Büdhtung. 685 . $ätte bie ©ett cm 3tel, fo müfjte es erreicht fern. ©äbe eö für fie einen unbeabftchtigten Gtnbjujlanb, fo müfjte ec ebenfalls erreicht fein. ©äte fte überhaupt eines Seebär* cenS unb ©tarrwerbenS, eines „©eins" fähig, hätte fie tn allem ihren ©erben nur einen Slugenbltcf btefe gäfngfeit beS „©eins", fo wäre es wtebetum mit allem ©erben langft ju ßnbe, alfo auch tnit allem Dettfen, mit allem „©eifte" . Dte ftatfaclfe beS „©eifteS" als eines ©er* benS bewetft, bafj bie ©eit fein £tel, feinen ©nbjuftanb hat unb beS ©eins unfähig tfh — Sie alte ©ewofmhett aber, bei allem ©efchehen an ßtele unb bei ber ©eit an einen lenfenben, fchöpferifchen ©ott ju benfen, tfi fo mächtig, bafj ber Genfer Stühe hat, fkb felber bie 3telloftgEett ber ©eit nicht rotebet als 2lbficl)t ju benfen. 2fuf bt'efen @n* fall — bafj alfo bie ©eit abftclttltch einem 3t'e( aus» eiche unb fogar bas jptnetngeraten in einen Kreislauf fünftlich ju oerhüten wtffe — müffen alle bie oerfallen, »eiche ber ©eit baS Setmögen jur ewigen Seuftett aufbefretieren möchten, baS hetgt einer enbltchen, befitmmten, unoeränber* lieh gletcbgtogett Äraft, wie es „bie ©ett" tft, bie ©unber* fähigfeit jut unenblichen Seugeftaltung ihrer formen unb Sagen. Die ©eit, wenn auch Ecut ©ott mehr, foll hoch ber göttlichen ©dhöpferfraft, ber unenblichen SerwanblungS* fraft fähig fein; fte foll es ftch willfürltch oerwehren, in eine ihrer alten formen jurüefjugeraten; fte foll nicht nur bte 2lbft'cf>t, fonbern auch bie Siittet hüben, ftch fcf&er oor feber ©ieberholung ju bewahren; fte foll fomt't in febem 2lugenbltcf jebe ihrer Sewegungen auf bte Sermetbung oon fielen, ßnbjujtänben, ©teberholungen hin fontrollteren — unb was altes bte folgen einer fotchen unoetjethltchwet* rücften Denf* unb ©unfehweife fein mögen. Das ijt immer noch bte alte reltgtöfe Denf* unb ©unfehweife, eine 2lrt ©ehnfucht, ju glauben, baff trgenbwortn hoch bte ©ett bem alten, geliebten, unenblichen, unbegrenjt*fchöpferi* fchen ©otte gleich — bag ttgenbwottn hoch „ber alte ©ott noch lebe" — , jene ©ehnfucht ©ptnojaS, bte ftch tu
2. ® er jud)f ettbe © ebatif c. 373 üern ©orte „deus sive natura“ (er empfanb fogar „natura sive deus“ — ) aubbrüeft. ©elcheb tfl benn aber ber @ag mtb ©taube, mit welchem ftc^ bie entfdf>etbenbe ©enbung, bab fegt erreichte Übergewicht beb wiffenfchaftlicben ©eijteb über ben teligtöfen, götter*erbicljtenben ©eiß, am befttmm* teflen formuliert ? 4>etßt er nicht : bie ©ett alb «kraft barf nicht unbegrenjt gebucht werben, benn fie fann nicht fo ge* bacht werben, — wir öerbt'eten unb ben Begriff einer un* enblichen «kraft alb mit bem begriff „«kraft" un* »erträglich Sllfo — fe^lt ber ©eit auch bab Betmögen jur ewigen Beuheit. 686 . Saß eine ©teichgewichtblage nie erreicht ift, beweifl, baß fie nicht möglich iß. 2lber in einem unbeflimmten Eftaum müfjte fie erreicht fein. €benfattb in einem fugeiförmigen ERaum. Sie ©eftalt beb ERaumeb muß bie Urfact;e ber ewigen Bewegung fein, unb julegt alter „Un»ollfommen* heit". Saß „.kraft" unb „ERuh.e", „ Sichgleichbletben" fiel) wiberßreiten. Sab Btaß ber «kraft (alb ©töße) feft, ißt ©efen aber ftüffig. , Beittob" ab^uwetfen. 2?n einem beftimmten 2lugenblicf ber «kraft ift bie abfotute Bebingtheit einet neuen Ber* teilung alter ihrer Kräfte gegeben: fie fann nicht fiiltfiehen. „Beränberung" gehört inb ©efen hinein, alfo aucf> bie $ciU liebfeit: womit aber nur bie Botwenbigfeit ber Beränbe* rung noch einmal begrifflich gefegt wirb. 687. Ser @ag »om Beftehen ber ©nergt'e forbert bie ewige ©iebetfehr. 688 . Um ben ©ebanfen ber ©ieberfunft ju ertragen, tfl nötig: Freiheit »on ber EBorat; — neue EBittel gegen bie Statfache beb ©cbmetjeb (©cbmerj begreifen alb ©erf* jeug, alb Batet ber Sufi ; eb gibt fein fummterenbeb Be* wußtfetn ber Unluft) ; — ber ©enuß an alter 2lrt Ungewiß*
374 Sucht unb 3üd)futtg. hett, SJerfuchhaftigfett, als ©egengemtcht gegen jenen er* trauen gntaltSmuö; — 23efettigung beö 9lotmenbtgfeitSj Begriffs; — SSefeitigung beS „©illenS"; — 23efettigung 5er „(SrfenntniS an fiel/'. ©röfjte Cfrböhung beö .Kraftbemufjtfeinö beö üföen* fd)en als beffen, ber ben Übermenfchen frijafft. 689. Dte betben größten (non Deutfchen gefunbenen) philo* fopfjtfchen ©efichtöpunfte : a) ber beö ©etbenö, ber (Sntmicflung; b) ber nad) bem ©erte beS Dafetnö (aber bte erbarm* ttc^e gcrnt beö beutfdjen ipefftmtömuö erfl ju Übermut* ben!) — betbe non mir in entfctjetbenber SÖeife jufammenge* bracht. Sllleö mtrb unb Eelmt ewig mteber, — entf cf> tupfen tfl nicht möglich! — ©efe^t, mir Eönnten ben ©ert beur* teilen, maö folgt barauö ? Der ©ebanfe ber ©teberfunft als auömählenbeö ^rt'njip im Dienjfe ber .Kraft (unb 23ar* barei ! !). Steife ber ©enfehhett für btefen ©ebanfen. 690. €ö tfl ganj unb gar nicht bte erjfe $rage, ob mir mit uns jufrieben finb, fonbern ob mir überhaupt trgenb momtt ju* frieben finb. @efe£t, mir fagen ja ju einem einzigen 2lugen* Mief, fo haben mtr bamtt nicht nur ju uns felbjl, fonbern ju altem Dafein ja gefagt. Denn es fleht nichts für ftch, meber tn uns felbjl noch tn ben Dingen: unb menn nur etn einziges SDial unfre @ee(e mte eine ©atte oor ©lücf gejtttert unb getont hat, fo maren alle ßmigfetten nötig, um bteö eine ©efchehen ju bebt'ngen — unb alle ©otgfett mar tn btefent einzigen Slugenblüf unfereS SafagenS gutgehetpen, erlöjl, gerechtfertigt unb bejaht. 691. €S mufs folche geben, bte alte Verrichtungen heiligen, nicht nur €ffen unb Drtnfen: — unb nicht nur tnt ©ebächt*
2. 3)er judjfenbe ©ebattfe. 375 nt'S cm ftc ober im @tnS=wetben mit ihnen, [onbern immer oon neuem unb auf neue SBetfe foll bt'efe 2Belt oerElärt werben. 692. Ser Süflenfcf) tffc baS Untier unb Ubertt'er; ber f;öfjere üDienfch tfi ber Unmenfch unb Ubermenfch: fo gehört eS ju= fammen. SDZtt jebem SSachStum beS SDJenfc^en tn bte ©töfje unb Spöfyt wächft er auch tn baS £tefe unb furchtbare : man foll bas et'ne nicht wollen ohne bas anbere, — ober otelmehr : je grünblicher man baß eine will, um fo grünblicher erreicht man gerabe baS anbere. 693. „fDienfchhett", fonbern Ubermenfch tfi baS 3tel ! 694. Come l’uom s’eterna.... Inf. XV, 85. 695. Sen ganzen UmÜtet'S ber mobernen (Seele umlaufen, tn jebem ihrer SötnEel gefeffen ju haben — mein Sbrgetj, meine Sotfur unb mein ©lücr. Söirfltch ben ipefftmtSmuS überwinben — ; ein ©oethe* fdj.et SSlicf oolt Siebe unb gutem SSillen als Sief ultat. 696. Unb wifit t'br auch, was mir „bte 2Belt" ift ? Soll ich f te euch tn meinem Spiegel jet'gen? Ste 2öelt: ein Ungeheuer oon Äraft, ohne 2lnfang, ohne Snbe, eine fefte, eherne ©röfje oon Ära ft, welche nicht gröfjer, nicht deiner wirb, bt'e fich nicht oerbraucht, fonbern nur oerwanbelt, als ©anjes unoeränberltch groff, ein ^»auöhalt ohne 2luSgaben unb ©iw buffen, aber ebenfo ohne Zuwachs, ohne Einnahmen, oom „Sltchtö" umfchloffen alb oon feiner ©renje, nichts föet* fchwtmmenbeS, ißerfebwenbetes, nichts Unenbltch ;2luSge* behnteS, fonbern als bejlimmte Äraft einem befttmmten Kaum eingelegt, unb nicht einem Kaume, ber trgenbwo „leer" wäre, otelmehr als Äraft überall, als Spiel oon
376 3ucf)t unb 3üd)tung. Kräften unb Äraftwetlen jugteich einö unb oteleö, liier fiel) häufenb unb zugleich bort fiel) minbernb, etn ©eer tn fiel) fetfeev fiümtenbet unb flutenbet Äräfte, ewig fiel; wanbelnb, enn'g jutücElaufenb mit ungeheuren Satiren bet ©tebetEeht, mit einer (rbbe unb $tut feiner ©edaltungen, aitö ben ein« fnchfien in bie nietfcittigjlen htnauötreibenb, auö bem ©tili* ften, ©tarrden, Äälteften hinauö in baö ©lühenbde, ©il* bejle, ©ich'felber^tberfprecfienbjle, unb bann wieber auö ber glitte ImmEehrenb jum Einfachen, auö bem ©pt'el ber ©tbetfptüche jutücE bis jut Sufi beö ©inElangö, ftd) feb ber bejahenb noch in bt'efer ©letchheit feiner SSatmen unb Sah»1 «/ fich fetber fegnenb atö bas, waö ewig wtebetEomtnen muff, alö ein ©erben, baö Eetn ©attwerben, Eeinen Über« bruff, Feine ©übigEett Eennt — : btefe meine bionpfifcfK 3Belt beö €wtgiftcb ! felbeti©chaffenö, beö ©wigdtcfdfelhets 3erfEörenö / biefe ©ebeimniöwelt ber hoppelten ©ollüde, bieö mein „Senfeitö oon @ut unb Vöfe" ohne diel, wenn nicht im ©lücE beö H'retfeö etn 3iet liegt ohne ©illen, wenn nicht ein Sting ju fich fetber guten ©itten hat, — woltt ihr einen tarnen für biefe ©eit? ’Stne Söfung für alle ihre Sftatfel? (Jin Sicht auch für euch, ihr Verborgenden, ©tärE; flen, UnerfcfirocEenden, ©tlternächtltchden ? — j)tefe ©elf td her ©Ille jur ©acht — unb nichtö aufjetbem! Unb auch ihr felbet fetb biefet ©tlle jur ©acht — unb nichtö aufjetbem!
UNITED STATES HOLOCAUST MEMORIAL MUSEUM