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Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Send, Armenischen, Griechischen. Lateinischen, Litauischen, Altslawischen, Gothischen und Deutschen FRANZ BOPP. Zweite gänzlich umgearbeitele Ausgabe. Erster Band. (Autor und Verleger behalten (ich da« Recht der Cberaetaung in fremde Sprachen vor.) Berlin Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung. Paris: Friedrich Klincksieck, rue de Lille 11, 1857w 30!. & • /A8.

Vorrede zur ersten Ausgabe. Ich beabsichtige in diesem Buche eine vergleichende, alles Verwandte zusammenfassende Beschreibung des Organismus der auf dem Titel genannten Sprachen, eine Erforschung ihrer physischen und mechanischen Gesetze und des Ursprungs der die grammatischen Verhältnisse bezeichnenden Formen. Nur das Geheimnifs der’Wurzeln oder des Benennungs- grundes der Ur begriffe Jassen-* wiri Unangetastet; wir unter- suchen nicht, warum i*. B. die Wurtel Z gehen und nicht stehen, oder warum die Laul-Gruppirung ST HA oder STA stehen und nicht gehen bedeute. Aufserdem aber ver- suchen wir, die Sprache gleichsam im Werden und in ihrem Entwickelungsgange zu verfolgen, aber auf eine Weise, dafs diejenigen, welche das von ihnen für unerklärbar Gehaltene nicht erklärt wissen wollen, vielleicht weniger Anstofs in diesem Buche finden werden, als sie von der hier ausge- sprochenen Tendenz erwarten könnten. In den meisten Fällen ergibt sich die Urbedeutung und somit der Ursprung der grammatischen Formen von selbst, durch die Erweiterung unseres sprachlichen Gesichtskreises und durch die Confron- tirung der seit Jahrtausenden von einander getrennten, aber noch unverkennbare Familienzüge an sich tragenden Stamm- schwestern. In der Behandlung unserer europäischen Spra- chen mufste in der That eine neue Epoche eintreten durch die Entdeckung eines neuen sprachlichen Welttheils, nämlich ae
IV Forrede tur ersten Ausgabe. des Sanskrit*), von dem es sich erwiesen hat, dafs es in seiner grammatischen Einrichtung in der innigsten Beziehung zum Griechischen, Lateinischen, Germanischen etc. steht, so dafs es erst dem Begreifen des grammatischen Verbandes der beiden klassisch genannten Sprachen unter sich, wie auch des Verhältnisses derselben zum Germanischen, Li- tauischen, Slavischen eine feste Grundlage gegeben hat. Wer hätte vor einem halben Jahrhundert es sich träumen lassen, dafs uns aus dem fernsten Orient eine Sprache würde zugeführt werden, die das Griechische in allen seinen ihm alsEigenthum zugetrauten Form-Vollkommenheiten begleitet, zuweilen überbietet, und überall dazu geeignet ist, den im Griechischen bestehenden Dialekten-Kampf zu schlichten, indem sie uns sagt, wo ein jeder derselben das Äcbteste, Älteste aufbewahrt hat. Die Beziehungen der Alt-Indischen Sprache zu ihren europäischen Schwestern sind zum Theil so handgreiflich, dafs sie von jedem, der jener Sprache auch nur aus der Ferne seinen Blick zuwendet, wahrgenommen werden müs- sen; zum Theil aber auch so versteckt, so tief in die ge- heimsten Gänge des Sprachorganismus eingreifend, dafs man jede einzelne ihr zu vergleichende Sprache, wie auch sie selber, von neuen Gesichtspunkten aus betrachten, und alle Strenge grammatischer Wissenschaft und Methode anwenden mufs, um die verschiedenen Grammatiken als ursprünglich Eine zu erkennen und darzustellen. Die Semitischen Spra- chen sind von einer derberen Natur, und, das Lexicalische und Syntaktische abgerechnet, von einer höchst sparsamen Einrichtung; sie hatten wenig zu verlieren und mufsten das, was ihnen vom Anbeginn mitgegeben war, allen zukünftigen ♦) Saftskrta (§. i) bedeutet geschmückt, vollendet, vollkom- men, in Bezug auf Sprache soviel als klassisch, und ist also geeignet den ganzen Stamm zu bezeichnen. Es besteht aus den Elementen sam mit und kjrta (Nom. krtas, kj-td, kptam) ge- rn acht, mit eingeschobenem euphonischem s (§§. 18, 96).
Vorrede zur ersten Ausgabe, V Zeiten überliefern. Die wurzelhafte Consonanten-Dreiheit (§. 107), welche diesen Stamm vor anderen auszeichnet, war allein schon hinreichend, jedes ihm angehörende Individuum kenntlich zu machen. Das Familienband hingegen, welches den indisch-europäischen Sprachstamm umschlingt, ist zwar nicht weniger allgemein, aber in den meisten Richtungen von unendlich feinerer Beschaffenheit. Die Glieder dieses Stammes brachten aus ihrer ersten Jugendperiode eine über- aus reichhaltige Ausstattung, und in einer unbeschränkten Gompositions- und Agglutinations-Fähigkeit (§. 108) auch die Mittel dazu mit. Sie konnten, weil sie vieles hatten, auch vieles einbüfsen und dennoch sprachliches Leben tra- gen; und durch vielfache Verluste, vielfache Veränderungen, Laut-Unterdrückungen, Umwandlungen und Verschiebungen sind die alten Stamnischwestern einander fast unkenntlich geworden. Wenigstens ist es Thatsache, dafs das noch am meisten am Tage liegende Verhältnifs des Lateinischen zum Griechischen zwar niemals ganz übersehen, aber doch bis auf unsere Zeit gröblich verkannt worden ist, und dafs die in grammatischer Beziehung nur mit sich selbst, oder mit solchem, was ihres Stammes ist, vermischte Römersprache auch jetzt noch als Mischsprache angesehen zu werden pflegt, weil sie in der That vieles hat, was zum Griechischen ge- halten sehr heterogen klingt, obwohl die Elemente, woraus solche Formen entsprungen, dem Griechischen und anderen Schwestersprachen nicht fremd sind, wie ich dies zum Theil schon in meinem Conjugations-System’) zu zeigen versucht habe. *) Frankfurt a. M. 1816. Eine Übersetzung meiner englischen Umarbeitung dieser Schrift (Analytical Comparison of the Sanscrit, Greek, Latin and Teutonic Languages, in den Annals of Oriental Literature, Land. Ib2ü), von Dr. Pacht, findet sich im zweiten und dritten Helle des 2. Jahrg. von Seebodes neuem Archiv für Phil, und Pädagogik. Grimms meisterhafte deutsche Grammatik war mir leider bei Abfassung der englischen Umarbeitung noch nicht bekannt geworden, und ich konnte damals für die altgermanischen Dialekte nur Hick es und Fulda benutzen. i
VI Vorrede zur ersten Ausgabe. Die enge Verwandtschaft der klassischen mit den ger- manischen Sprachen ist — zahlreiche Wortvergleichungen ohne Prineip und Kritik abgerechnet — vor Erscheinung des asiatischen Vermittelungsgliedes fast ganz übersehen worden, obwohl der Umgang mit dem Gothischen schon anderthalb Jahrhunderte zählt, das Gothische aber in seiner Grammatik so vollkommen und in seinen Verhältnissen so klar ist, dafs, wenn es früher eine streng systematische Sprachvergleichung und Sprach-Anatomie gegeben hätte, die durchgreifende Be- ziehung desselben—und somit des Gcsammt-Germanischen — zur Griechen- und Römer-Sprache längst enthüllt, nach allen Richtungen verfolgt, und gegenwärtig von jedem Philologen verstanden und anerkannt sein müfste. Denn was ist wich- tiger und kann dringender von den Bearbeitern der klassi- schen Sprachen verlangt werden, als die Ausgleichung derselben mit unserer Muttersprache in ihrer ältesten, voll- kommensten Gestalt? Seitdem das Sanskrit an unserem sprachlichen Horizont aufgegangen ist, läfst sich auch dieses von tiefer eingehenden grammatischen Untersuchungen in irgend einem ihm verwandten Sprachgebiete nicht mehr ausschliefsen, was auch den bewährtesten und umsichtigsten Forschern in diesem Fache nicht in den Sinn kommt.*) Man •) Wir verweisen auf W. v. Humboldts höchst gewichtvolles Urtheil über die Unentbehrlichkeit des Sanskrit in der Spracbkunde und derjenigen Art Geschichte, die damit zusammenhängt (Indische Bibi. I. IM). Auch aus Grimms Vorrede zur zweiten Ausgabe seiner trefflichen Grammatik mögen einige zu beherzigende Worte hier an ihrem Platze stehen (I. VI): „So wenig der erbabenere Stand des Lat. und Griechischen für alle Fälle der deutschen Gram- matik ausreicht, in welcher noch einzelne Saiten reiner und tiefer anschlagen, eben so wird, nach A. W. Schlegels treffender Be- merkung, die weit vollendetere indische Grammatik wiederum jenen zum Correctiv dienen. Der Dialect, den uns die Geschichte als den ältesten, unverdorbensten weist, mufs zuletzt auch für die allgemeine Darstellung des Stamms die tiefste Regel darbieten und dann bisher entdeckte Gesetz» der späteren Mundarten reformieren, ohne sie sämmtlich aufzuheben.”
Porrede tur eriten Autgabe, VH furchte nicht, dafs die praktische Gründlichkeit in der utra- que lingua, worauf es dem Philologen am meisten ankommt, durch Verbreitung über zu vielerlei Sprachen beeinträchtigt werde; denn das Vielartige verschwindet, wenn es als ein- artig erkannt und dargestellt, und das falsche Licht, welches ihm die Farbe des Vielartigcn auftrug, beseitigt ist. Ein anderes ist es auch eine Sprache lernen, ein anderes sie lehren, d. h. ihren Organismus und Mechanismus beschreiben; der Lernende mag sich in der engsten Gränze halten und über die zu erlernende Sprache nicht hinaussehen; des Leh- renden Blick aber mufs über die engen Schranken eines oder zweier Individuen einer Sprachfamilie hinausreichen, er mufs die Zeugnisse der sämmtlichen Stammgenossen um sich versammeln, um dadurch Leben, Ordnung und orga- nischen Zusammenhang in das auszubreitende Sprachinaterial der zunächst vorliegenden Sprache zu bringen. Solches zu erstreben scheint mir wenigstens die gerechteste Anforderung unserer Zeit, welche seit einigen Jahrzehnden uns die Mittel dazu an die Hand gegeben hat. Die Zend-Grammatik konnte einzig auf dem Wege einer strengen, geregelten Etymologie, welche Unbekanntes auf Bekanntes, Vieles auf Weniges zurückzufuhren hat, wieder gewonnen werden; denn diese merkwürdige, in vielen Punkten über das Sanskrit hinausreichende und dieses verbessernde, in seiner Theorie begreiflicher machende Sprache, scheint den Bekennem von Zoroasters Schriften nicht mehr ver- ständlich zu sein; denn Rask, der Gelegenheit hatte sich davon zu überzeugen, sagt ausdrücklich (bei v.d. Hagen p. 33), dafs ihre verlorene Kunde erst wieder entdeckt wer- den müsse. Auch glauben wir beweisen zu können, dafs der Pehlvi-Übersetzer des von Anquetil (T. II, p. 433 ff.) edirten Zend-Vocabulars die grammatische Geltung der von ihm übertragenen Zend-Wörter häufig höchst mangelhaft erkannt hat. Es zeigen sich darin die sonderbarsten Ver- stöfse, und das schiefe Verhältnifs von Anquetils französi- scher Übersetzung zu den Zend-Ausdrücken ist meistens dem
VIII AWrcdEe zur crtim Auzgube. MifsverfaältmMe der PeLlvi - ErkläroBgen zum Zendiseben Original berzumessen. Fast alle obliquen Casus kommen darin nach und naeb zur Ehre als Nominative zu gelten: aueb die Numeri sind zuweilen verkannt: dann findet man Casus-Formen vom Pehlvi- Übersetzer als Verbal-Personen ausgegeben, auch diese unter sieh verwechselt. oder durch abstrakte Nomina übersetzt. Einige in der Note gegebene Belege mögen dies beurkunden*). Anquetil bemerkt, so *) Ich gebe die Zend-Ausdrücke nach der io §. JO ff. ausein- andergeielzten Schreibart, mit Beifügung der Original-Schrift, welche in diesem Buche zum er»tenmal im Druck erscheint und vor kurzem im Auftrage der K. Akademie der Wissenschaften von llrn. Gotzig.nacb dem Vorbilde des von Hrn. Burnouf lithographisch edirten Codex verfertigt worden. Die Pehlvi-Wörter gebe ich genau nach Anquetil (II. 415 fT.): ahmAke m P. rouman (vgL p. 502 roman nos), A. je, mni; ahubjra bonis (mit dualer Endung §. 21.5), P. aoaeh, A. bnn, txcelltnt; adid hi, ii, P. v arm an is, A. lui; arfhtm ich war oder auch ich bin, P. djanounad er ist, A. il eit; anheut mundi, P. akhi, A. le monde; avahafim horum, P. varmoui chan ii, A. eu.t; baraiti fert, P. dadrounetchnd das Tra- gen (uchnl bildet im Pehlvi abstracte Substantive), A. il pnrte, il e.r deute, parier; btt zweimal, P.dou zwei, K.deux; ein pluraler Dativ-Ablativ), P. dadrounetchnd das Tragen, A. porter; // tui, P. tou tu, K.toi; tAca eaque (neut. §.231), P. zakedj, A. ce; \^M^g at6 der geschla- gene (vgl. Skr. halat von han), P. maitouned er schlägt, A. il frappe; ganat er schlug, P. maitnunesehne das Schlagen, A. frapper; zaAthra per genitorem, P. zarhounad gignit, A. il engendre; itrt femina, P. vakad, K. femelle; strlm feminam, P. vakad, A. femelle; etdraiim stellarum, P. setaran, A. lei dtoilee; fra-dAtdi dem gegebenen oder vorzüglich gegebenen, P. feraz deheichne (nom. actionis), A. donner abondamment; gaAthanaAm mundo rum, P. guehan (vgl. qL^s»), A. le monde;
» - I forredt zur ersten Ausgabe. IX viel ich weifs, nirgends etwas über das Alter des gedachten Vocabulars, während er das Alter eines anderen, worin gdtümca locumque, P. gah, A. Heu; nars des Men- schen, P. guebna hamat advak, A. un homme; nara zwei Menschen, P. guebna hamat dou, K. deux hommes; ndirikanadm feminarum, P. nairik hamat st, A. trqis (ou plus ieursf femmes; thrjrahm tri um, P. sevin, A. trnisieme; vahmeinca praeclarumq n e P. neaeschnl adoratio, A. je fais neaesch; vahmdi praeclaro, P. ndaesch konam adorationem facio, A. je benis et fais ndaesch. Ich bestehe nicht auf der Übersetzung des Adjectivs vahma durch praeclarus, aber dessen bin ich gewiCs, dafs vahmem und vahmdi nichts anders als Accus. und Dativ des Stammes vahma sind, und dafs an eine Möglichkeit, dafs vahmdi die erste Pers, eines Verbums sein könnte, gar nicht zu denken ist Anquetil gibt aber auch — in der von ihm versuchten Interlinear-Version des Anfangs des V. S. — zwei an- dere einleuchtende, mit der Partikel ca und verbundene Dative als erste Pers.sg.Praes.,nämlich csnaothrdi- ca, f ras as tayad-da (s. §. 164) durch „placere cupio, vota facio”. Man sieht also aus den hier gegebenen Beispielen, die ich leicht um vieles vermehren könnte, dafs der Pehlvi- Übersetzer des betreffenden Vocabulars eben so wenig als Anquetil eine grammatische Kenntnifs der Zend-Sprache batte, und dafs beide dieselbe mehr im Geiste eines flexions-armen Idioms auftafsten, so dafs, wie im Pehlvi und Neupersischen, die grammatische Geltung der Glieder eines Satzes mehr aus ihrer Stellung als aus ihren Endnngen erkannt werden müfste. Auch sagt Anquetil (II. 425) ausdrücklich: La construction dans la langue Zende, semblable en cela aux aut res ididmes de l9 Orient, est astreinte ä peu de rdgles (!). La formation des tems des Kerbet y est ä-peu-prds la mime que dans le Persan, plus trainante cepandant, parce qu’elle est accompagnde de toutes les voyelles (!). Wie mag es sich nun mit der vor mehr als drei Jahrhunderten aus dem Pehlvi geflossenen Sanskrit-Übersetzung des Izescbne verhalten? Diese Frage wird uns gewifs recht bald Hr. E. Burnouf beantworten, der bereits in einem höchst interessanten Auszug seines Commcnt« über den V. S. (Nouv. journ. Asiat. T. 3. p. 321 ff.) zwei Stellen 1
X Furrede zur ersten AutffaAe. Peblvi durch Persisch erläutert wird, auf vier Jahrhunderte angibt. Es wird also auch das in Rede stehende keiner sehr späten Zeit angeboren, vielmehr mufste das Bedürfnifs zu Zend-Erklärungen viel früher gefühlt werden als zu sol- chen der Pehlvi-Spracbe, welche den Parsen viel länger als Zend geläufig geblieben. Es war also eine schöne Aufgabe unserer europäischen Sanskrit-Philologie, eine in Indien so zu sagen unter den Augen des Sanskrit nicht mehr ver- standene, gleichsam verschüttete Stammgenossin wiederum an das Licht zu ziehen; eine Aufgabe, die noch nicht ganz gelöst ist, aber ohne Zweifel es werden wird. Was Rask in seiner im Jahre 1826 erschienenen und durch v. d. Hagens Übersetzung allgemeiner zugänglich gemachten Schrift „Über das Alter und die Echtheit der Zendsprache und des Zend- Avesta” zuerst Zuverlässiges über diese Sprache mitgetbeilt hat, mufs als erster Versuch hoch in Ehren gehalten werden. Durch Berichtigung der Geltung der Buchstaben verdankt diesem geistreichen Forscher, dessen frühzeitigen Tod wir davon milgetheilt und trefflich erläutert hat. Sie sind aber zu kurz, um darauf zu kühne Folgerungen von dem Ganzen zu gründen; auch ist ihr Inhalt von der Art; dafs die fleiions-arme Pchlvi-Sprache dem Zendischeo Original ziemlich von Wort zu Wort folgen konnte. Die eine Stelle bedeutet: „Ich rufe an, ich verherrliche den vortreff- lichen reinen Segen und den vortrefflichen Menschen, den reinen, und den strengen, starken DAmi-ähnlichen (? vgl. Skr. upamdna Ähnlichkeit und V. S. p. 423 ddmdis drugd) Izet.” Höchst auffallend und von schlechter Vorbedeutung ist es aber, dafs Ne- ri osengh oder sein Pehlvi-Vorgänger den weiblichen Genit. dahmajrdo als pluralen Gen. auffafst, da dieser Ausdruck doch offenbar, wie Burnouf sehr richtig bemerkt hat, nur ein Epitbet von dfrtldi* ist. Ich enthalte mich über die mifslichen Ansdrücke ddmdiz upamanahl zu reden, und begnüge mich, die Möglich- keit einer anderen Auffassung angedeutet zu haben, als die von Burnouf sehr gründlich besprochene und auf Neriosengh sich stützende. Die zweite Stelle bedeutet: Ich rufe an, ich verherrliche die Sterne, den Mond, die Sonne, die anfangslosen Lichter, die sclbstgeschaffenen. -
Vorrede zur ersten Ausgabe. XI tief beklagen, die Zend-Sprache ein natürlicheres Ansehen. Von drei Wörtern aus verschiedenen Declinationen gibt er die Singular-Beugung, wenngleich noch mit empfindlichen Lücken, gerade an solchen Stellen, wo die Zend-Formen von höchstem Interesse sind, und unter anderen dieser Sprache diejenige Unabhängigkeit von dem Sanskrit geben, welche Rask, vielleicht in zu hohem Grade, für das Zend in Anspruch nimmt, welches wir ebenfalls nicht als blofsen Dialekt des Sanskrit aufgefafst wissen wollen, sondern'dem wir eine ähnliche sprachliche Selbstständigkeit zugestehen müssen, wie etwa dem Lateinischen gegenüber dem Grie- chischen, oder dem Alt-Nordischen in Beziehung zum Go- thiscben. Im Übrigen verweise ich auf meine Recension über Rasks und v. Bohlens Zendschriften in den Jahrb. für wissenschaftliche Kritik (Dec. 1831), so wie auf eine frühere (März 1831) über E. Burnoufs verdienstvolle Lei- stungen in diesem neu eröffneten Felde. Meine dort nieder- gelegten, aus den von Burnouf in Paris und von Ols- hausen in Hamburg edirten Original-Texten geschöpften Beobachtungen erstrecken sich bereits über alle Theile der Zend-Grammatik, und es blieb mir daher hier nur übrig, dieselben weiter zu begründen, zu ergänzen, einiges zu be- richtigen und auf eine Weise anzuordnen, dafs der Leser an der Hand der ihm bekannten Sprachen auf die leichteste Art mit dieser wiedergefundenen Schwestersprache bekannt gemacht würde. Um nicht den Zugang zum Zend und Sanskrit durch die für viele abschreckende und für jeden verdriefsliche Arbeit neu zu erlernender Schriften zu er- schweren, habe ich den Originalschriften jedesmal die Aus- sprache nach einem consequenten Systeme beigefügt; oder wo, zur Raum-Ersparung, nur eine Schrift gegeben worden, ist es die Römische. Vielleicht ist aber der so eingeschla- gene Weg auch der bequemste, um den Leser nach und nach in die Kenntnifs der Urschriften einzuführen. Da in diesem Buche die Sprachen, worüber es sich verbreitet, ihrer selbst willen, d. h. als Gegenstand und nicht i
XII ('»mit tur eritrn Atu/alt. als Mittel der Erkenntnifs behandelt werden, und mehr eine Physik oder Physiologie derselben zu geben versucht wird, als eine Anleitung sie praktisch zu handhaben: so konnten manche Einzelnheiten, die zur Cbaracleristik des Ganzen nichts Wesentliches beitragen, ausgelassen, und dadurch fiir die Erörterung des Wichtigeren, tiefer in das Sprach-Leben Eingreifenden mehr Raum gewonnen werden; und hierdurch, wie durch eine strenge, alles zu einander Gehörige und sich wechselseitig Aufklärende, unter Einen Gesichtspunkt brin- gende Methode, ist es mir, wie ich mir schmeichle, gelungen, auf verhältnifsmärsig engem Raum die Haupt-Ereignisse vieler reichbegabter Sprachen oder grofsartiger Dialekte einer untergegangener Stamm-Sprache zu einem Ganzen zu ver- einigen. Auf das Germanische ist hierbei ganz vorzügliche Sorgfalt verwendet worden, und es mufste dies geschehen, wenn nach Grimms vortrefflichem Werke noch Erweiterun- gen und Berichigungen in der theoretischen Auffassung seiner Verhältnift-Formen gegeben werden, neue Verwandtschafts- Beziehungen aufgedeckt, oder bereits erkannte schärfer begränzt, und bei jedem Schritte der Grammatik die Rath- gebende Stimme der asiatischen wie der europäischen Stamm- schwestern so genau wie möglich beachtet werden sollte. Was die in der Behandlung der germanischen Grammatik befolgte Methode anbelangt, so ist es die, dafs ich überall vom Gothischen als dem wahren Leitstern deutscher Gram- matik ausging, und dieses gleichzeitig mit den älteren Spra- chen und dein Litauischen auseinander setzte. Am Schlüsse einer jeden Casus-Lehre werden tabellarische Überblicke der gewonnenen Resultate gegeben, wobei natürlich alles auf die genaueste Absonderung der Endungen vom Stamme an- kommt, die nicht, wie gewöhnlich geschieht, nach Willkühr durfte vorgenommen werden, so dafs ein Stück des Stammes in das Gebiet der Flexion gezogen wird, wodurch die Ab- theihing nicht nur unnütz, sondern sogar schädlich, Irrthum an den Tag gelegt oder veranlafst wird. Wo keine Endung ist, darf auch keine dem Scheine nach hingestellt werden;
Vorrede zur ersten Ausgabe. XIII wir geben also S. 175 die Nominative terra, giba etc. als flexionslos (§. 137); die Theilung gib-a verführt zur Annahme, als wäre a die Endung, während es nur die Ver- kürzung des d (aus altem d §. 69) des Thema’s ist *). In gewissen Fällen ist es bei Sprachen, die sich selber nicht mehr recht verstehen, aufserordentlich schwierig, die richtige Abtheilung zu treffen und die Schein-Endungen von den wirklichen zu unterscheiden. Ich habe solche Schwierig- keiten dein Leser niemals verborgen, sondern vielmehr überall recht hervorzuheben gesucht. Berlin, im März 1833. Der Verfasser. ♦) Der einfache, schon anderwärts von mir ausgesprochene und nur aus dem Sanskrit genau erkennbare Satz, dafs das Gothische d die Länge des a ist, und somit, wo es verkürzt wird, nur a, dieses aber im Verlängerungsfalle nur 6 werden kann, erstreckt seinen Ein- Aufs auf die ganze Grammatik und Wortbildung, und erklärt z. B. wie von dags Tag (Thema DAGA), ohne Ablaut das Adjecliv -ddgs (DOGAJ -tägig entspringen kann; denn es ist diese Ableitung genau von derselben Art als wenn im Sanskrit rdgata argenteus von rag ata argen tum kommt, wovon mehr in der Folge. Über- haupt ist das reine, von consonantischen und anderen umgestaltenden Einflüssen, mit seltenen Ausnahmen, unabhängige Indische Vocal- system aufserordentlich aufklärend für die Germanische Grammatik, und es stützt sich darauf hauptsächlich meine von Grimm sehr we- sentlich abweichende Theorie des Ablauts, den ich nach mechanischen Gesetzen erkläre, mit einigen Modificationen meiner früheren Be- stimmungen (Beri. Jabrb. Febr. 1827), während er bei Grimm eine dynamische Bedeutung bat. Die Vergleichung mit dem Griechischen und Lat. Voealtsmus, ohne steten Hinterhalt des Sanskritischen, ist fiir das Germanische, wie uur scheint, in vielen Fällen mehr trübend als aufklärend, da das Gothiscbe in seinem Vocalsystem meistens ur- sprünglicher, wenigstens consequenter ist als das Griechische und Lateinische, welches letztere sein ganzes Vocal-Reich aufbietet, wenngleich nicht ohne durchblickende Gesetze, um dem Einen Indischen a zu antworten (septimus für saptainas, quatuor fiir f'atvdr-as, riwrao-tt).
Vorrede zur zweiten Ausgabe. Zu den in der ersten Ausgabe behandelten Sprachen habe ich in der vorliegenden noch das Armenische gezogen; doch bin ich erst bei Betrachtung des Singular-Ablativs, dessen armenische Form schon in der ersten Ausgabe (p. 1272) mit der sendischen vermittelt worden, zu dem Entschlüsse gelangt, die genannte Sprache nunmehr in ihrem ganzen Organismus zu durchforschen und ihre zum Theil sehr ver- borgen liegenden Beziehungen zum Sanskrit, Send und deren europäischen Schwestersprachen an das Licht zu ziehen, so weit dies nicht schon durch andere geschehen war. Der Ausgangspunkt meiner erneuerten Untersuchung über das Armenische war der letzte Buchstabe unseres A.lphabets, nämlich das z, dessen Laut in der armenischen Schrill durch 3 (cs ü) bezeichnet wird, welches ich jedoch, um Verwechs- lungen mit dem französischen z vorzubeugen, durch z um- schreibe (p. 370). Nachdem sich das griechische abgesehen von den Fällen wo es als Umstellung von ad steht (z. B. in ’AS'qya^), als Entartung des Lautes unseres j9 des sanskritischen y erwiesen hatte (§. 19), Jag es nahe, die Frage aufzuwerfen, ob nicht von den verschiedenen arme- nischen Buchstaben, welche der Aussprache nach einen f-Laut mit einem nachklingenden Zischlaut in sich vereini- gen, einer oder der andere entweder durchgreifend oder gelegentlich als Entartung des Halbvocals j zu fassen sei,
Vorrede zur ^veilen Ausgabe». XV und ob nicht auf diese Weise mehrere bisher dunkel ge- bliebene Stellen im armenischen Sprachbau ihre Aufklärung linden würden. Bei Untersuchung dieser Frage hat sich mir das 3 z, welches eine grofse Rolle in der armenischen Grammatik spielt, überall, wo es in Flexionen erscheint, oder für sich allein als Flexionsbuchstabe steht, als Spröfsling eines sanskritischem q^ y, d. h. des Lautes des deutschen und lateinischen j9 des consonantischen eng- lischen y, ergeben. Es hat sich auf diese Weise unter anderen berausgestellt, dafs das armenische Futurum seiner Bildung nach dem sanskritischen Precativ, d. b. dem Optativ des griechischen Aorists, entspricht, in derselben Weise wie längst das lateinische Futurum der beiden letzten Conjuga- tionen sich als identisch mit dem skr. Potentialis, d. h. mit dem Praesens des griech. Optativs und germanischen Gon- junctivs, erwiesen hat*). Wir haben also einerseits im Lateinischen Formen wie feres, feret gegenüber dem griech. 4^/34>e^oi5 goth. bairai-8, bairai, althochd. bere-8, bere, skr. bdre-t, tidre-t; andererseits im Armenischen Formen wie ta~ze~8> ta-ze {dabis, dabit), aus ta-ye-8, ta-ye, gegenüber dem skr. de-ya-8, de-ya-t (aus dd-yd'-s, dd-yd'-t} und griech. dcnj, aus (p. 373). Auf das Praesens des griechischen Optativs, d. h. auf den sanskritischen Potentialis, stützt sich das armenische Praesens des Conjunctivs, wieder mit 3 z für skr. q^ y, griech. 1; doch kann ich dem Armenischen nur einen ein- zigen einfachen Conjunctiv zugestehen, nämlich; den des Verb. subsL, mit welchem sich die attributiven Verba im Conjunctiv verbinden (p. 371 f.). — In der Casusbildung ent- spricht 3 2 als Endung des Dat., Abi., Gen. pl. dem q^ y der skr. Endung byas (p. 425) und dagegen £, gleichsam die Media des 3 z, im Singulardativ tn-£ „mir” dem y der skr. Endung hyam (p. 421 ff.). Im Allgemeinen kam es mir bei der Untersuchung des Declinationssystems im Armenischen, *) S. Conjugalionssystem. Frankf. a. M. 1816. p. 98.
XVI Forrtde zur zweiten Ausgabe. wie früher im Gothischen, Litauischen und Slavischen, hauptsächlich darauf an, die wahren Endbuchstaben der Wortstämme zu ermitteln, besonders bei der vocalischen Declination. Das wichtigste Ergebnifs war, dafs das sans- kritische a am Ende männlicher Wortstämme im Armeni- schen sich in drei Formen gespalten und somit drei ver- schiedene Declinationen erzeugt hat, eine a-, eine o- und eine u-Declination (p. 366 f.), wovon die eine gleichsam in gothischer Gestalt erscheint (vulf~8 aus tml/a-«), die zweite in griechisch-lateinisch-sla vischer, und die dritte dem Ver- hältnisse gleicht, in welchem die althoebdeutscben Plural- Dative wie wolfu-m zu gothisehen wie vvlfa-ni stehen. Das Armenische zeigt uns Plural-Dative wie vara$u-i, als des- sen Stamm, wie die Abtheilung zeigt, ich twapu (Eber) ansehe und in dessen u ich eine Schwächung des schlie- fsenden a des skr. Schwesterwortes varahd erkenne, wel- chem ich cs p. 499 fE als Muster der u-Fraction der ur- sprünglichen a-Declination gegenübergestellt habe. Stellt man auf diese Weise das wahre Thema der armenischen Wörter fest, ohne die i-Stämme zu übersehen (p. 359), so gewinnen auch die Wortvergleiehungen, die man bisher zwischen dem Armenischen und dem Sanskrit oder anderen indo-europäischen Sprachen angestellt hat, eine festere Be- gründung und ein gröfseres Interesse, weil die Ähnlichkeiten schärfer hervortreten durch die treue Erhaltung oder nur geringe Entstellung des Endbuchstaben des Stammes. Man vergleiche also z. B. das armenische tap Hitze, in Berücksichtigung, dafs tapo sein Thema ist, lieber mit dem sanskritischen gleichbedeutenden Stamme iapa als mit dessen Wurzel tap brennen, und mit dem skr. Stamme advaka ♦) Man hüte sich in dem armenischen ni. u einen langen Vocal zu erkennen, wozu die Schrift veranlassen könnte. Er ist kurz, wie auch Petermann annimmt (Gramm, p. 39), und entspricht, wo er nicht als Schwächung von a erscheint, in vergleichbaren Wörtern dem skr. u, z. B. in dustr (nom. acc. voc.) = skr. du- hitdr (thema), altslav. duster (ebenfalls thema, s. p. 516).
Vorrede zur zweiten Ausgabe, XVII pullvt, catulus (Wz. ivi wachsen, zusammengezogen iu) lieber den armen. Stamm $avaka Kind, als dessen verstümmelten Nominativ favat *); 'mit ähi Schlange (gr. ex4) lieber den armen. Stamm 6’Qi als den Nom. (zugleich Acc.) o£, der zu seinem Stamm sich gerade so verhält, wie z. B. der ahd. Nom. Acc. gast zu seinem Stamme gasti. Was den Charakter des Armenischen im Allgemeinen anbelangt, so gehört dasselbe, nämlich das alte oder gelehrte Armenische, zu den am vollständigsten erhaltenen Idiomen unseres grofsen Stammes; es hat zwar die Fähigkeit die Geschlechter zu unterscheiden verloren und behandelt alle Wörter wie Masculina (p. 367); es hat auch den Dual ein- gebüfst, der heute noch im Slovenischen und Böhmischen in voller Blüte steht; allein es flectirt seine Substantive und Adjective noch ganz nach altem Princip; es hat im Singular eben so viel Casus (die blofsen Umschreibungen nicht mit- gerechnet) als das Lateinische, und entbehrt im Plural blofs eine besondere Form für den Genitiv, den es in den meisten Wortklassen durch den Dativ-Ablativ ersetzt. In der Ab- wandlung der Verba wetteifert es noch vorteilhafter mit dem Lateinischen, als in der Beugung der Nomina; es be- zeichnet die Personen mit den uralten Endungen und hat namentlich das m der ersten Person im Praesens nirgends untergeben lassen (auch nicht in der heutigen Vulgär-Spra- che); es gleicht in dieser Beziehung dem Slovenischen und Serbischen, und unter den keltischen Sprachen dem Irlän- dischen; dagegen hat es in der 3. Pluralperson hinter dem Ausdruck der Mehrheit (n) den der Person verloren, wie das Neuhochdeutsche; es setzt daher beren sie tragen dem skr. Bdranti, dor. lat. ferunt, goth. bairand, ♦) Die beiden Wörter sind, meines Wissens, bis jetzt noch nicht mit einander verglichen worden; man würde sich aber, wenn es gesehen wäre, damit begnügt haben, den armen. Nominativ dem skr. Thema gegenüberzustellen, da a eben so wenig als o, u und i ab Endlaut armenischer Wortstämme erkannt war. 1. b
XVIII Forrede zur zweiten Ausgabe. althochd. berant, mhd. berent, neuhochd. baren (gebären) ge- genüber. In Ansehung der Tempora steht das Armenische mit dem Lateinischen insofern auf gleichem Fufse als es wie dieses, abgesehen von den periphrastischen Temporen, Perfect und Plusquainperfcct, zwei Praeterita besitzt, und, wie oben bemerkt, ein Futurum von modalem Ursprung. Die Vergangenheitstempora sind das Imperfect — worin ich bei attributiven Verben, wie im Lateinischen, ein angewachsenes Hülfsverbum erkenne — und ein Aorist, den ich wie das lateinische Perfect mit dem skr. vielformigen Praeterilum (der Form nach = griech. Aorist) vermittele (p. 373 IE). Da das Armenische dein iranischen Zweige unserer Sprachfamilie angehört, so war es mir wichtig wahrzunch- men, dafs es sich, wie das Ossetische, in manchen Einzelhei- ten seines Lautsystems und seiner Grammatik auf ältere Sprachzustände stützt, als diejenigen sind, die uns die Sprache der Achämenidcn und das Send darbieten (p. 430 £). Die erstgenannte Sprache ist erst nach dem Beginn der früheren Ausgabe dieses Buches aus dem Reiche des Verborgenen wieder in das des Bekannten eingetreten; die Verkündigungen des Darius Hystaspis sind, hauptsächlich durch Rawlinson’s grofsartige Leistungen, wieder verständlich geworden. Vor dem Send behauptet diese Sprache den Vorlheil, dafs ihre Existenz, ihre lleimath und Lebenszeit durch untrügliche Monumente verbürgt sind, so dafs niemand daran zweifeln kann, dafs diese Sprache wirklich gesprochen wurde, und zwar im Wesentlichen so, wie wir sie jetzt lesen, während die Echtheit der Sendsprache nur eine innere Gewähr an sich trägt und auf dem Umstande beruht, dafs sie uns Formen zeigt, wie sie von der Theorie der vergleichenden Grammatik des ganzen Sprachstamms verlangt werden, nicht aber erfunden sein können. Die im Sanskrit scheinbar ent- schlafenen Ablative (p. 178) wären im Send schwerlich un- ter der Hand eines Sprachbildners gleichsam in oskischer und altlateinischer Form wieder auferweckt worden, und den sanskritischen Imperativen auf hi würden keine sendischcn
Vorrede zur zweiten Ausgabe. XIX auf di oder di — mehr im Einklang mit den griechischen auf Sri — gegenübertreten. Mediale Formen auf maide würden uns ebenfalls nicht geboten worden sein, denn sie gleichen durch ihr d mehr den griechischen auf als den sanskritischen auf mähe. — Merk würdig ist es, dafs die iranischen Sprachen, das Armenische mitbegriffen, in man* eben Laut-Entartungen, die sic erfahren haben, den slavischen und lettischen Sprachen begegnen (p. 126). Ich erwähne hier nur die auffallende Übereinstimmung des sendischen aicni ich, und des armenischen es mit dem litauischen äs', allslav. a?ü *), gegenüber dem skr. aham (= a(Jam, §.23), griccli. lat. e/cJ, ego, goth. ik. Auf solche Begegnungen darf man aber nicht die Vermuthung gründen, dafs die lettischen und slavischen Sprachen den iranischen näher stehen, als dem streng indischen Zweig; sie beruhen vielmehr auf der den Gutturalen aller Sprachen inwohnenden Neigung sich gelegentlich zu Zischlauten abzuschwächen. Darin können sich wohl zufällig in einem und demselben Worte zwei Spra- chen oder Sprachgruppen einander begegnen. Anders ver- hält es sich mit solchen Laut-Entstellungen, die dem Sanskrit mit den iranischen Sprachen gemein sind, namentlich mit der Entstehung des palatalen s (aus ursprünglichem £), wel- chem die lettischen und slavischen Sprachen in den meisten vergleichbaren Wörtern ebenfalls einen Zischlaut gegenüber stellen und woraus ich, wie aus manchen grammatischen Entstellungen, welche die letto-slavischen und indo-iranischen Sprachen mit einander theilen, die Folgerung gezogen habe, dafs die erstgenannten Idiome später als alle übrigen euro- päischen Glieder unserer grofsen Sprachfamilie von der asiatischen Stammspracbe sich getrennt haben**). Ich kann darum auch zwischen den germanischen Sprachen einerseits und den lettischen und slavischen andererseits, abgesehen •) Aus Versehen steht p. 127 A3 as (nach Dobrowsky) für A3Z. a/u. ••) S. §§. 2 1“, 145, 211, 214, 26.5 und vgl. Kuhn in Weber’« indischen Studien I, p. 324. b*
XX Vorrede zur zweiten Ausgabe. von Wort-Entlehnungen, kein specielles Verwand tschafts- verhältnifs annehmen, d. h. kein anderes, als dasjenige, wel- ches auf ihrer gemeinschaftlichen ursprünglichen Identität mit den asiatischen Schwestersprachen beruht, während die lettischen und slavischen Sprachen unter sich von einem engeren Bande umschlungen sind *). Obwohl ich zugebe, dafs die germanischen Sprachen den slavischen und lettischen in ihrem grammatischen Bau mehr gleichen als den klassi- schen, und viel mehr als den keltischen, so finde ich doch im Gothischen, dem ältesten und am treuesten erhaltenen Gliede der germanischen Sprachgruppe, nichts, was dazu nöthigen könnte, es mit den slavischen oder lettischen Sprachen in ein engeres, gleichsam europäisches Familienband zu brin- gen; man müfste denn ein zu grofses Gewicht auf den Umstand legen, dafs die gothischen Plural-Dative wie tunu-m filiis den litauischen wie sünu-mua (die ältere Form) und altslavischen wie 8üno-mü mehr gleichen als den lateinischen wie portu-bu8. Der Weg des Übergangs einer Media in den organgemäfsen Nasal ist aber so leicht gefunden, dafs zwei Sprachen darin in einem besonderen Falle sich wohl zufäl- lig begegnen können. Diese Begegnung ist nicht so über- raschend, wie die, wodurch das Lateinische und $end zu einem Zabladverbium bü zweimal und zu einem Ausdruck der Zahl zwei durch bi (am Anfänge von Gompos.) gelangt sind, indem sie gemeinschaftlich, aber unabhängig von ein- ander, von dem sanskritischen dvis, dvi das d aufgegeben und zum Ersatz das v zu b erhärtet haben, während das Griechische, dem doch das Lateinische viel näher steht als dem Send, in anderer Weise aus dota, doi sich bequemere Formen (di;5 öt) bereitet hat. — In den meisten Fällen, wo die germanischen und slavischen oder lettischen Sprachen eine recht schlagende Ähnlichkeit mit einander darbieten, und vom Griechischen und Lateinischen verlassen scheinen, steht •) Anderer Meinung sind J. Grimm (Geschichte der D. Spr. 184s p. 1030) und Schleicher (Formenlehre der kircheosl. Sprache p. 10 f. und Beiträge etc. von Kuhn und Schleicher p. 11 ff.)
Vorrede zur zweiten Ausgabe, XXI jenen das Sanskrit oder Send als Vermittler zur Seite. Wenn ich Recht habe, den slavischen Imperativ als ursprünglich identisch mit unserem Conjunctiv und dem skr. Potentialis aufzufassen, so gibt es gewifs keine schlagendere Überein- stimmung als die zwischen slovenischen Formen wie delaj-va (wir beide sollen arbeiten) und gothischen wie bairai-va (wir beide mögen tragen), obgleich die genannten Verba der beiden Sprachen gerade nicht zu einer und derselben Conjugationsklasse gehören. Die gothische Form entspricht dem sanskritischen gleichbedeutenden 6are-va (aus barai-va, §.2 Anm.) und dem sendischen baraiva (p. 60). Um auch einen merkwürdigen Fall aus dem Declinations- system anzufubren, so sind die gothischen Genitive wie 8unau-8 (Thema sunu) hinsichtlich der Flexion ganz identisch mit litauischen wie das gleichbedeutende 8ünaü-8; allein die entsprechenden sanskritischen Genitive wie 8Ünd'-8, eine Zusammenziehung von 8Ünau-8 (p. 7), machen auch hier die Vermittelung zwischen den beiden europäischen Schwe- steridiomen und überheben uns der Nothwendigkeit, auf den Grund der so auffallenden Übereinstimmungen, wie die eben gezeigten, eine ganz specielle Verwandtschaft der betreffen- den Volksstämme anzunehmen. In der ersten Ausgabe dieses Buches bin ich in Bezug auf das Altslavische hauptsächlich auf die Grammatik von Dobrowsky beschränkt gewesen, welche viele Formen dar- bietet, die eher russisch als altslavisch genannt werden könn- ten. Da s (s. p. 138) im Russischen keine phonetische Gel- tung mehr hat, so läfst es Dobrowsky in den zahlreichen Endungen, worin es im Altslavischen vorkommt, ganz weg und gibt uns z. B. rab als Muster des Nom. Acc. sg. einer Wortklasse, die ich schon in der ersten Ausgabe (§. 257) mit den sanskritischen Masculinstämmen auf a und mit Grimm’s erster männlicher Declination starker Form ver- mittelt habe, welche letztere ebenfalls im Nom. Acc. sg. den Endvocal des Stammes, und im Accusativ (im Hochdeutschen schon im Nom.) auch das Gasuszeichen eingebüfst hat. Es
XXII Vorrede zur zweiten Ausgabe. würde also rab (scrvus, scrvum), wenn dies die richtige Aussprache von pAB& wäre, auch mit dem Armenischen auf gleichem Fufse stehen, da dieses bei allen seinen voealisclien Stämmen den Endlaut im Nom. Acc. sg. unterdrückt. Das schlicfsende h (Z) läfst Dobrowsky ebenfalls überall weg, wo es im Russischen dem Laute nach verschwunden, aber graphisch durch das im Russischen lautlose 'b vertreten ist. Er gibt daher der 3. Pers. sg. Praes. die Endung T ’) für russisch ui'b = t und nur den wenigen Verben, welche in der ersten P. sg. die Endung Mk nü haben, gibt er in der 3. Person die Endung Th ti. Die Ungenauigkeilen und gra- phischen Entstellungen, wie die eben erwähnten, waren aber für die vergleichende Grammatik insofern wenig störend, als man auch in Formen wie nov (d. h. nocu) novus, no- vum, die Verwandtschaft mit griechischen wie yhv, la- teinischen wie novu-8, nocu-m ( = skr. ndva-s, ndva-m) nicht verkennen konnte, sobald man novo als das wahre Thema des betreffenden Wortes und die Noth Wendigkeit der Unterdrückung der consonantischen Casus-Endungen erkannt hatte. Formen wie BE3ET erfährt (nach Dobrowsky’s Schreibung) liefscn sich mit derselben Sicherheit mit sans- kritischen wie vdh-a-ti vergleichen, wie solche auf Th ti. So lange man aber nach Dobro wskv vexet sprach, und in der ersten Pluralperson ve$eni, im Aorist ve$och, ve$ochoni (für vepockü, ve$ochomü), mufste das in §. 92. m erwähnte Lautgesetz so gefafst werden, wie es in den lebenden sla- vischen Sprachen gilt, dafs nämlich die ursprünglichen End- consonanten abfallen mufsten, die jetzt am Ende stehenden aber ursprünglich sämmtlich einen Vocal hinter sich hatten. Insofern haben mir die slavischen Sprachen durch dieses Gesetz ihren Beistand in Bezug auf die germanischen geleistet, *) Ich habe in der 4. Abtheilung der ersten Ausg. dieses Buches nach Kopilar (Glagolila) die von Dobrowsky anfgegebenen h wieder hergestellt und h durch / übertragen. In der vorliegenden Ausg. folge ich in Bezug auf das altslavisdie Spraclimaterial überall den treniichen Schriften von Miklosich.
Vorrede zur zweiten Ausgabe. XXIII als dasselbe mich veranlafst hat zu untersuchen, ob nicht die vocalischen Ausgänge vieler gothischen Formen, gegen- über consonantischen der am treuesten erhaltenen Schvvester- sprachen, auf einem allgemeinen Gesetz beruhen, und ob die schliefsenden t-Laute, die wir in vielen germanischen Endungen treffen, nicht alle ursprünglich einen Vocal hinter sich hatten. Meine Vermuthung hat sich in dieser Beziehung bestätigt, und ich habe das Gesetz der Unterdrückung schlie- fsender t- Laute schon in der 2. Abthcilung der ersten Aus- gabe (1835) p. 399 dargelegt*). •) Die sehr interessanten Formen tiuhaith, bairaith und svignjaith, worauf zuerst v. Gabelentz und Lobe in ihrer Ausgabe des Ul- filas (I. p. 315) aufmerksam gemacht haben, waren mir damals nicht bekannt.* Sie würden dem in Rede stehenden Gesetze widersprechen, wenn sie wirklich dem Activ angehörten und somit bairaith auf das skr.bärit er möge tragen sich stützte. Ich fasse sie jedoch als Medialformcn und stelle daher bairaith dem sendischen baraita, skr. bärila, griech. (pEQGLTO gegenüber. Ich nehme an, dafs für bairaith früher bairaida stand (vgl. das Pracs. pass, bair- -a-da = skr. bär-a-ti, gr. (pEg-E-Tai. Nach Verlust des schliefsen- den a mußte die Media in die dem Worl-Ende besser zusagende Aspirata übergehen (§. 91. ’i). Also wie vom Neutralstamme haubida (Gen. haubidi j) der Nomin. Acc. haubith kommt, so von dem als organisch vorauszusetzenden bairai-da das bestehende bairaith. E& haben sich also die gothischen Passiva, die sämmtlich ihrem Ursprünge nach dem sanskritischen, sendischen und altpersischen Medium ent- sprechen, in der 3. Singularperson in zwei Formen gespalten, die eine, vorherrschende, hat dem als Urform vorauszusetzenden bairai- da = send. barai-ta ein u beigefiigt, also bairai-dau (vgl. Sanskrit- formen wie dadAu er setzte gegenüber dem send. dada)\ die andere hat, wie eben bemerkt, wie die sämmllichen Singular-Accusa- salive männlicher und neutraler «-Stämme, das schließende a unter- drückt und dem /-Laut die Gestalt gegeben, die dem Wort-Ende am besten zusagt. Ich erinnere hierbei an die doppelte Form, welche die sanskritischen Pronominal-Neutra auf t im Gothischen gewonnen haben, indem entweder der scbliefsende /-Laut nach dem in Rede stehenden Gesetz unterdrückt worden, oder demselben, zu seiner Bettung, ein unorganisches a beigefiigt wurde (p. 155 Anin. *).
XXIV Vorrede zur zweiten Ausgabe. Ich nenne den Sprachstamm, dessen wichtigste Glieder in diesem Buche zu einem Ganzen vereinigt werden, den indo-europäischen, wozu der Umstand berechtigt, dafs mit Ausnahme des finnischen Sprachzweiges, so wie des ganz vereinzelt stehenden Baskischen und des von den Arabern uns hinterlassenen semitischen Idioms der Insel Maltha alle übrigen europäischen Sprachen, die klassischen, allitalischen, germanischen, slavischen, keltischen und das Albanesische, ihm angehören« Die häufig gebrauchte Benennung „indo- germanisch” kann ich nicht billigen, weil ich keinen Grund kenne, warum in dem Namen des umfassendsten Sprach- stamms gerade die Germanen als Vertreter der übrigen ur- verwandten Völker unseres Erdtheils, sowohl der Vorzeit als der Gegenwart, hervorzuheben seien. Ich würde die Benennung „indo-klassisch” vorziehen, weil das Griechische und Lateinische, besonders das erstere, den Grundtypus un- serer Sprachfamilie treues als irgend ein anderes europäisches Idiom bewahrt haben. Darum meidet wohl auch Wilhelm von Humboldt die Benennung indo-germanisch, zu deren Gebrauch er oft Veranlassung gehabt hätte in seinem grofsen Werke „Über die Kawi-Sprache”, dessen geistvolle Einleitung „ Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues” dem sprachlichen Universum gewidmet ist. Er nennt unseren Stamm den sanskritischen, und diese Be- nennung ist darum sehr passend, weil sie keine Nationalität, sondern eine Eigenschaft hervorhebt, woran alle Glieder des vollkommensten Sprachstamms mehr oder weniger Theil nehmen; diese Benennung dürfte darum vielleicht, auch we- gen ihrer Kürze, in der Folge über alle anderen den Sieg davon tragen. Für jetzt ziehe ich aber noch, des allgemei- neren Verständnisses wegen, die Benennung indo-eubo- pXisch (oder indisch-europXisch) vor, die auch bereits, sowie die entsprechende im Englischen und Französischen, eine grofse Verbreitung gewonnen hat. Berlin, iin August 1857. Der Verfasser.
Schrift- und Laut-System. 1. JLlie sanskritischen einfachen Vocale sind: erstens, die drei, allen Sprachen gemeinschaftlichen Urvocale Jgf a, t, 3* u und ihre entsprechenden langen, welche ich beim Gebrauche der lateinischen Schrift mit einem Circumflex (A) bezeichne; zweitens, die dem Sanskrit eigentümlichen Vocale r (fj) und l ($p, welchen die indischen Grammatiker auch entsprechende lange zur Seite stellen, obwohl langer r-Vocal in der Aussprache von dem Consonanten r in Verbindung mit langem i sich nicht unterscheiden läfst, und langer tVocal in der Sprache selber gar nicht vorkommt, sondern nur in grammatischen Kunstausdrücken. Auch J ist äufserst selten und erscheint nur in der einzigen Wurzel kalp9 in dem Falle, wo sie sich durch Ausstofsung des a zu klp zusammenzieht, namentlich in dem Part. pass. klptd-8 gemacht, und in dem Abstractum Die einheimischen Grammatiker halten jedoch klp Ihr die wahre Wurzelgestalt und kalp für eine Erweiterung durch Guna, wovon später. Auch bei denjenigen Wurzeln, bei welchen ar mit r wechselt, geben sie die verstümmelte Ferm als die ursprüngliche, und die mit ar als die ver- stärkte. Ich fasse dagegen r, welches wie r und ein kaum hörbares i ausgesprochen werden soll *), überall als ♦) Ungeföbr wie in dem englischen Worte merrilj. Der Z-Vocal verhält sich zum Consonanten l wie r zu r. Mehr hierüber in meinem vergleichenden Accentuationssystem Anm. 3. L 1
2 Schrift- und LautSjcttem. §. 1. Folge der Unterdrüekung eines Vocals, vor oder hinter dem Consonanten r. In den meisten Fällen erweist es sich durch die mit dem Sanskrit verwandten europäischen und asiati- schen Sprachen als Verstümmelung von ar, wofür im Grie- chischen nach §. 3. ep, cp oder ap, und analoge Formen im Lateinischen zu erwarten sind. Man vergleiche z. B. $Epro-s (nur erhalten in afapros) mit brta-8 getragen, dspxro-; (von adcpxTo-;) mit drrtd-s, aus darkta-8 gesehen, arop-rö-p* mit 8tr-no-mi ich streue aus, ßporo* für ppo- t6$ aus popro^ mit mrtd-8 gestorben, apxro; mit pktd-8 Bär, fyrap (fiir iprapr) mit yakrt Leber, lat/ecur, yrarpan (umstellt aus mrapffi) mit pitr-8u (loc. pl. des Stammes pitdr); Jto-&8 mit bibrfd ihr traget, 8temo mit 8trna-mi ich streue aus, vermü (aus querrnu) mit krmi-8 Wurm, cord mit hrd Herz, mor-fcuus mit mr-ia-a gestorben, tnordeo mit mrd zermalmen. Ich kenne keine zuver- lässige lateinische Beispiele mit ar für skr. r; vielleicht aber steht ara, them. art, fiir carti-8, und entspricht dem skr. kr-ti-8 das Machen, Handlung (vgl. krtrima^a künstlich). Mit Umstellung und Verlängerung des a steht atra-tua, fiir atar-tea, gegenüber dem skr. atr-tda ausge- streut und sendischen starfta (fra-starfta, auch fra^ 8'ttrtta). Das eben erwähnte Beispiel führt zu der Be- merkung, dafs auch dem Send der r-Vocal fremd ist. Am gewöhnlichsten findet man dafiir in der genannten Sprache £?£ dr/, welches aber nicht, wie Burnouf annimmt*), aus dem skr. r entsprungen ist, sondern aus ar durch Schwä- chung des a zu € und durch Anfügung eines £ hinter dem r, weil das Send die unmittelbare Verbindung eines r mit einem folgenden Consonanten, 8 ausgenommen, nicht ver- trägt, es sei denn, dafs dem r ein h vorgeschoben werde» •) S. dessen Recension der ersten Ausgabe dieses Buches im Journal des Savans, in dem besonderen Abdruck („Observations” etc.) p. 40 fF.) und Ya^na, Noles pp. 50, 61,97 und meinen Vocalismus p. 183 iE und überhaupt über das skr. r un(l t „Vocalismus” p. 157-193.
Schrift- und Laut-Spltm, §. 1. 3 indem z. B. das skr. vfka (aus vdrka) Wolf im Send so- wohl in der Gestalt vfhrka (auch vahrka) als in der von tfrfka erscheint. In den Fällen, wo dem sendischen r ein •t) 9 folgt, hat sich das vorangehende a, wie es scheint, durch den Schutz, den ihm die Vereinigung von drei fol- genden Consonanten gewährt, stets unverändert behauptet; daher z. B. karsta gepflügt, karsti das Pflügen, par9ta gefragt, gegenüber den skr. Formen kr9fd3 k^ti, Pfstd. Auch das Altpersische kennt den r-Vocal nicht, und zeigt z. B. karta gemacht statt der verstümmelten Sanskrit- form krta; so barta (pard-barta) für brtd» Wenn in Formen wie a/cunautt' er machte ein s die Stelle des skr. r einnimmt (vedisch dkrnöt), so gilt mir hier das u als Schwächung des ursprünglichen a (s. §.7), wie in den skr. Formen wie Awr-mda wir machen ge- genüber dem Singular karö'mi. Das r ist also im vorlie- genden Falle dem Altpersischen entwichen; so auch häufig dem Pdli und Präkrit, welche ebenfalls keinen r-Vocal be- sitzen, und in dieser Beziehung auf einen älteren Sprach- zustand sich stützen, als derjenige ist, den wir im klas- sischen Sanskrit und im Veda-Dialekt vor uns haben. loh möchte wenigstens nicht mit Burnouf und Lassen *) in dem a des pdli’schen ka9i das r des skr. kr'9'i das Pflügen, oder in dem u von 9unötu er höre das 5Jr von njufrg trnotu erkennen, sondern ich erkläre unbedenklich ka9i aus dem im Sanskrit als ältere Form vorauszusetzenden idrö, und 9un6ti aus 9'run&tu> wie die Wurzel /rs regelmäfsig in der 3ten P. des Imperat. bilden sollte. Das v von utu Jahrszeit gilt mir als Schwächung des a des im Sanskrit als Urform für rtu vorauszusetzenden artü, und so ist das i von tina Gras (skr. trnd) die Schwä- chung des a der verlorenen Urform tarna, wofür im Go- thischen mit etwas geänderter Bedeutung (Dorn) und mit *) Essai m le Pali p. 82 f. 1
4 Schrift und Laut^Sjjtem. 1. Schwächung des mittleren 'wie des schliefsenden a zu u: thaurnu-t9 euphonisch für thurnus (§. 82). Wie tina zu dem vorauszusetzenden tarna sich verhält, so im Präkrit z. B. hidaya Herz zu dem im Sanskrit als Urform für hrdaya vorauszusetzenden hdrdaya, womit man, abge- sehen vom neutralen Geschlecht des skr. Wortes, das griech. xapdui vergleichen möge. Gelegentlich zeigt das Präkrit auch die Sylbe ff statt des skr. r (s. Vararuci ecL Cowell p. 6); z. B. in f^Tlf rinan für skr. rnd-m Schuld (debi- tum). Wäre ri die gewöhnlichste oder gar die einzige Vertretung des skr. r im Präkrit, so könnte man annehmen, es sei das kaum hörbare t, welches im skr. r enthalten sein soll*), im Präkrit hörbarer geworden. Da dem aber nicht SO ist, und vielmehr rs fast die seltenste Vertretung des skr. f ist, so nehme ich an, dafs das i des erwähnten ffTtf rnan nichts als eine Schwächung und zugleich Umstellung des a des im Sanskrit als Urform für rnd-m vorauszusetzen- den arna-m sei. Solche Umstellungen und zugleich Schwä- chungen von ar zu ff gibt es auch im Sanskrit; unter andern im Passiv (derjenigen Wurzeln auf or, welche eine Zusammenziehung dieser Sylbe zu r zulassen), im Fall nieht dem r oder seinem Vorgänger ar zwei Consonan- ten vorangehen; daher z. B. fiffETFf kriyate er wird ge- macht, von der Wurzel kar, kr. Unter dem Schutze zweier vorangehenden Consonantjen behauptet sich die ursprüngliche Form ar, daher z. B. smaryatS von tmar, 9tnr sich er- innern. Betrachten wir nun die selteneren Entstehungsarten des «kr. r, so erscheint dasselbe als Verstümmelung der Sylbe *) Man beachte, dab man r leichter als irgend einen andern Con- sonanten ohne vorangehenden oder nachfolgenden Vocal aussprechen kann, wie denn auch im Gothischen Formen wie brdthri (Bruders), brdthr (fratri) vorkommen, deren r man fast mit demselben Recht wie das skr. r von A’rd/f-fratribus als Vocal auflassen konnte.
Schrift und Laut-Sjrjtem. §. 1. 5 dr in gewissen, später näher zu bestimmenden Casus der durch das Suffix tdr gebildeten Nomina agentis, und der Verwandtschaftswörter ndptdrNeffe und svdaar Schwe* ster9 daher z. B. datf-fiyaSy tvasr-fiy as gegenüber den entsprechenden lateinischen Formen dator-i-bua, sordr- -i-bua. Im Locativ plur. erscheinen Formen wie ddtf-jfa gegenüber den bildungsverwandten griech. Dativen wie donjp-«. Es gibt auch eine Verbalwurzel, bei "welcher dr in derselben Weise mit r wechselt, wie hei sehr vielen an- deren ar mit r. Ich meine die Wurzel geschwächt mry, wovon z. B. wir trocknen, gegenüber dem Singular wie bibrmda wir tragen gegen bißdrmi ich trage. Den indischen Grammatikern gilt bei jenem Verbum mrg als Wurzel. Für ra erscheint r z. B. in pri'dti er fragt, pfffd-i gefragt, von prai\ welches auch von den indischen Gram- matikern als Wurzel des betreffenden anomalen Verbums anerkannt wird, und womit unter andern die goth. Wurzel . froh (prass./ratAa, euphen. für friha^ praet. frah) verwandt ist. Die Zusammenziehung von ra zu r ist analog den in. der skr. Grammatik öfter vorkommenden Verstümmelungen der Sylben ya und ra zu i und u, welche Verstümmlungen, wie auch die von ra zu r, nur in solchen Formen der Gram- matik vorkommen, wo die Sprache überhaupt schwache Formen den starken vorzieht, z. B. in den Passivparticipien wie iatd-a geopfert, ukta-8 gesprochen, prafa-8 ge- fragt, gegenüber den Infinitiven ydatum, vaktum, pras*. Um. Als Beispiel einer Form mit f für ra erwähne ich noch das Adjectiv prfu-s breit, aus pratu-a (Wz. pr&t ausgebreitet werden), wofür im Griech. ttXatiIs, int Litauischen plata-a, im Altpersischen fr diu in dem Com- positum u-frdfu (für hv-fratu) Euphrat, eigentlich der sehr breite, wovon nur der weibliche Locativ ufrdtaid verkommt, wo das dem * zukommende f (fff*) wegen des folgenden a zu t werden mufste. Das sendische p£- ritu, aus partfa für parfu, beruht auf Umstellung, was
6 Schrift und Laut^jfiUm. §. 2. nicht befremden kann, da kein Consonant leichter als r seine ursprüngliche Stelle wechselt. So unter andern im latein. tertiut fiir tri-tiu-t (vgl. §. 6) gegenüber dem sendi- schen thri-tya. Das Sanskrit zieht dagegen in diesem ein- zigen Worte die Sylbe ri zu r zusammen und zeigt tr-ttya-8 als Ordnungszahl von tri drei. Für tu erscheint r im Präsens und den ihm analogen Formen der Wurzel tru hören (vgl. S. 3), daher z. B. ajr-no'-ts er hört, er soll hören; ferner in dem Compositum brkuti-8 oder ßrkuti* aus dem eben- falls gebräuchlichen brukuti-8, Srukuti, wo das u der ersten Sylbe die Kürzung des ü von brü Augenbraue ist. 2. Es gibt zwei Arten von Diphthongen im Sanskrit; in der einen zerfliefst ein kurzes a mit einem folgenden i oder f zu und mit u oder uzu^f o, so dafs von den beiden vereinigten Elementen keines gehört wird, sondern beide zu einem dritten Laut verschmolzen sind, wie in dem französischen cd, au. In der zweiten Art wird langes d mit einem folgenden s oder i zu di und mit w oder u zu Sfr au9 wo die beiden zu einem Diphthong vereinigten Vo- eale gehört werden, und zwar mit dem Nachdruck auf dem a. Dafs in dem e und sfr 6 ein kurzes, in und sfr aber ein langes a enthalten sei, erhellt daraus, dafs, wo zur Ver- meidung des Hiatus, das letzte Element eines Diphthongs in seinen entsprechenden Halbvocal sich verwandelt, aus ( und Sfr d Laute 5RL oy, SlcL av (m*fc kurzem a), aus di und sfr du aber SIRL äy, 5TTÖL at? hervorgehen« Wenn nach den Regeln der Zusammenziehung ein schlie- fstades d mit einem t, i, oder u, u des folgenden Wortes, gleich dem kurzen a, zu i und d, nicht aber zu di und Sfr du wird, so ist dies, meiner Ansicht nach, so zu erklären, dafs das lange d vor seiner Vereinigung mit dem Anfangs- ▼ocal des folgenden Wortes sich verkürzt. Dies kann um so weniger auffallen, als d vor einem unähnlichen Vocal antretender Flexionen oder Suffixe ganz wegföllt, und z. B. dddd mit w weder daddut, noch dadot*
Schrift- und Laut-Sjrstem» §• 2. 7 sondern dadüs (dederunt) bildet. Meine schon anderwärts über diesen Gegenstand ausgesprochene Ansicht*), habe ieh seitdem auch durch das Send bestätigt gefunden, wo immer di statt des skr. und do oder >**> du für steht. Anmerkung. Ich glaube nicht, dafs der im Sanskrit durch ausgedriickte und jetzt als d gesprochene Diphthong schon in der ältesten Zeit, in der vor der Sprachtrennung, eine Aussprache gehabt habe, in der weder das a, noch das i vernommen wird; sondern höchst wahrscheinlich wurden beide vereinigte Elemente gebprt und wie ai gesprochen, welches ai von dem stärkeren Diphthong di dadurch sich unterschieden haben wird, dafs dem a-Laut nicht die Breite der Aussprache gegeben wurde, die er in di hat. Ähnlich mufste es sich mit dem 35fr d verhal- ten ; es wurde wie «u, und 3g|j wie du gesprochen. Denn wäre, nm bei dem^d stehen zu bleiben, dieser Diphthong schon in der Urperiode der Sprache als d vernommen worden, so wurde schwerlich der in diesem Ganzen gleichsam begrabene i-Laut nach der Sprachtrennung in einzelnen Gliedern des Stammes wieder zum Leben erwacht sein, und das Ganze im Griechischen bald als ac, bald als El oder 01 auftreten (s. Vocalismus S. 193 ff.); im Send bald als ai (s. §.33), bald als di, bald als d; im Litaui- schen bald als oZ, bald als d; im Lettischen bald als ai, bald als d oder re; im Lateinischen bald als ae, als nächste Folge von ai, bald als d erscheinen. Hatte aber der Diphthong vor der Tren- nung der Sprachen noch seine rechtmäßige Aussprache, so konnte jedes einzelne Glied der aus der Spaltung bervorgegangenen Sprachklasse jenes aus dem Stammlande mitgebrachte ai entwe- der überall oder gelegentlich zu d vereinigen; und da es natür- lich ist, d aus ai hervorgehen zu lassen, so begegnen sich viele der Schwestersprachen in diesem Verschmelzungsprocesse. Während aber das Sanskrit nach der uns überkommenen Aus- sprache in der Stellung vor Consonanten den Diphthong ai ohne Ausnahme als d vernehmen läßt, zeigt das Griechische das ent- gegengesetzte Extrem und fuhrt uns, wie gesagt, den skr. Diph- thong als ai, ei oder 01 vor. *) Granunatica critica linguae Seit. §. 33 annot
8 Schrift- und Laut-System. §. 2« Ich habe mich in obigem Sinne zuerst in der 4ten Abth. der ersten Ausgabe dieses Buches (1842 p. 943 f.) ausgesprochen und bin in dieser Ansicht seitdem auch durch das Altpersische unter- stützt worden, wo der skr. Diphthong Z überall durch ai, und d durch au vertreten ist. Diese beiden Diphthonge werden aber m der altpersischen Keilschrift im Innern und am Ende der Wörter, wie zuerst Rawlinson scharfsinnig erkannt bat, so ge- schrieben, dafs dem o, welches in dem vorhergehenden Conso- nanten enthalten ist, ein i oder u zur Seite gestellt wird, je nach- dem ai oder au darzustellen ist Einem schliefsenden i und u, sowie den mit diesen Vocalen endenden Diphthongen, wird aber in Folge eines dem Altpersischen eigentbümlichen Lautgesetzes noch der entsprechende Halbvocal zur Seite gestellt, nämlich y (unser» dem i, und v (unser w) dem u\ daherz. B. astiy er ist für skr. ds/i, maiy meiner, mir für skr. md; pdluv erscbütze fürskr.pdtu\ bdbirauv in Babylon. Hinter h (aus/) erscheint statt iy ein blofses /, daher z. B. ahy du bist fiir skr. Am Anfänge der Wörter, wo yyy sowohl für kur- zes als fiir langes a gilt, sind die Diphthonge «4 ou und di, du durch die Schrift nicht unterschieden, daher z. B. aita dieses fiir skr. dtat nnd fff‘ff di/a er kam fiir skr. dicat er ging. Man vergleiche das componirte T^Potijr-di/a sie kamensu (fie- len zu) für skr. praty-dis an, wo die Länge des a-Lauts des Diphthongs di unzweifelhaft ist, weil kurzes a hinter Con- sonanten in der altpersiscben Keilschrift ebenso wie im Sanskrit gar nicht durch einen besonderen Buchstaben ausgedruckt wird. Der Diphthong du hat auf den bis jetzt bekannten altpers. Keil- Inschriften keine Gelegenheit gehabt, sich am Wort-Anfänge in Formen von zuverlässigem Ursprung zu zeigen, würde aber ge- wiß von der Bezeichnung des au «uru- majdd (aus ahuramafdd) nicht unterschieden sein. Aus der Form, in welcher uns die Griechen den Namen des höch- sten Wesens der zoroastrischen Religion überliefert haben möchte ich nicht mit Oppert („das Lautsystem des Altpers.’' p. 23) die Folgerung ziehen, daß in diesem Worte, oder überhaupt, das altpers. au wie d zu sprechen sei, denn man könnte ja sonst aus dieser griechischen Schreibweise auch noch weitere Schlüsse ziehen, nämlich die, daß das altpers. o, oder der
Schrift- und Laut-Syctm^ §. 3. 9 den Consonanten inhärirende Vocal, ein kurzes©, das lange 4 aber wie >| und die Consonantengruppe (oder *4 * als weiches *) wie ds au sprechen sei. 3. Unter den einfachen Vocalen fehlt es dem altindi- schen Alphabet an einer Bezeichnung des griechischen s und o, deren Laute, im Fall sie im Sanskrit zur Zeit seiner Lebensperiode vorkamen, doch erst nach der Festsetzung der Schrift sich aus dem kurzen a entwickelt haben kön- nen, weil ein die feinsten Abstufungen des Lautes darstel- lendes Alphabet gewifs auch die Unterschiede zwischen /und 9 nicht vernachlässigt haben würde, wenn sie vor- handen gewesen wären. *) Hierbei ist es wichtig zu berück- sichtigen, dafs auch in dem ältesten germanischen Dialekt« nämlich dem Gothischen, die Laute und Buchstaben des kurzen e und o fehlen. Im Send ist das skr. 5T a meistens a geblieben, oder hat sich nach bestimmten Gesetzen in £ / umgewandelt. So steht z. B. vor einem schliefsenden m standhaft £ man vergleiche den Accus. puthre-m filium mit qpFL und dagegen den Genitiv puthra-he mit putfrd-syo. Im Griechischen sind s und o die gewöhnlichsten Ver- treter des ursprünglichen a; seltener erscheint das unver- änderte cl Über die gelegentliche Entartung des kurzen «-Lauts zu t oder v s. § 6 und 7. Im Lateinischen ist eben- so wie im Griechischen / die vorherrschende Entartung des ursprünglichena; /aber weniger zahlreich als im Griechischen. Ich setze einige Beispiele mit lateinischem 9 für skr. a her: Lateinisch Sanskrit Lateinisch Sanskrit. octo aa'taü aocer asd/ura-s wem ndvan oocrus dvd/rd-s MOSS-* nava-t oorör-cm soasdr-am •) VgL Grimm (Gramm. L S.594), dem ich in dieser Beziehung vollkommen beistimme, indem ich eine entgegengesetzte, im Jahre 1820 in den Annals of oriental lit ausgesprochene Meinung längst abgegeben habe.
10 Schrift^ md LcuUSjgtem. §. 4» Launisch Saaskrit Latmuch Saatkrit Sopor svap schlafen OVW dvi-S coctum paktum potirS pdti-s Herr *) loquor lap sprechen nsctsm ndkt-am bei Nacht soüms sdrva-sjeder wmo vam-a-mi sono svan tönen voco vdc-mt ich spreche pont pdnfan Weg prüca pra? fragen tonitru stan donnern marior mar, mr sterben. 4. So wie das kurze skr. a im Griechischen häufiger durch s oder o als durch kurzes a vertreten ist, so steht auch dem Jff ä häufiger i] oder w als langes a gegenüber; und wenn auch im Dorischen das lange a sich oft behauptet hat, an Stellen, wo der gewöhnliche Dialekt q zeigt, so hat sich doch für u> kein Überrest des alten ä erhalten. ddddmi ich setze ist t&tjju, <^|fq dadämi ich gebe geworden; der Dual-Endung tarn entspricht njy, und nur im Imperativ tuv; dagegen steht der pluralen Ge- nitiv-Endung überall uv gegenüber. — Im Latei- nischen sind 6 und kurzes a die gewöhnlichsten Vertreter des skr. a; daher z. B. sopio für svapdyami ich mache schlafen, schläfere ein, datörem für ddtdram, sorßrm für svasdram, pö-tum für pa-tum trinken, nö-tum für na-tum kennen. Erhalten hat sich das lange a z.B. in mdteryfrater für skr. mätä, Br ata (them. mdtdr, Brdtdr)\ in den weiblichen Plural-Accusativen wie noras, equas = skr. ndvas, ds'vas und analog den griech. Formen wie v£ä$, Mou- Niemals stehen tj oder w für die indischen, aus ♦ und 3 u durch vorstehendes JT a erwachsenen Diph- thonge e und sondern für ersteren zeigt das Grie- chische entweder ei, oder oi, oder au — weil 35T a durch a, e oder o vertreten wird — und für letzteren sv, oder ou, oder au. So ist emi ich gehe = st/uu, Bares du mögest tragen = Edrate (med.) = •) Wz. erhalten, schützen, herrschen; vgl. gr.ttoo’k, aus 1FQTW.
Schrift- und Laut-Sjrslem. §. 5, 11 ^/psrcu, Xf^barante (plur.) = $wai; yfr gö masc. Ochs, fern. Kuh = ßov. Über 5fr 6 = sv s. §.26, Ein Beispiel mit 3fr 6 fiir griech. av liefert die Wurzel 5TT?L 6$ glän- zen (wovon ogas Glanz), welcher das griech. avy von avyif u. a. entspricht. Dagegen ist das griech. av von rov ein Vertreter des skr. Diphthongs jfr «w, denn yav$ entspricht dem skr. ndu-«, und dafs auch das griech. a in diesem Worte schon an und für sich lang sei, erhellt aus seinen obliquen Casus im Dorischen (ydo$ etc. aus vdvos = äkr. ndvat) und aus dem jonischen rj von njo; etc. — Dadurch, dafs von den skr. Diphthongen e und 6 das letzte Element — i oder u — untergegangen, kann es sich treffen, dafs a, r« oder 0 einem skr. e oder ö gegenübersteht. So ist ikatard-8 einer voa zweien zu fxarepo$, devdr, devr Schwager, (Nomin. deva) zu 6alp (aus bärlp9 tauF&p) geworden und das 0 in ßoo$ ßdt steht für cv (ßov-d$ ßov-i), dessen v in v hätte übergehen müssen, und ursprünglich gewifs auch übergegangen ist; wie dies das lat. bovü, bovi, und das skr. Jrfef gdvi (Locativ), aus go-i für gaü-i9 be- zeugen. 5. Das lateinische e ist von doppeltem Ursprünge. Es ist entweder wie das griechische rj und gothische e die Ent- artung eines langen d — wie z.B. in «ernt- = rf/xi- gegen- über dem skr. und althochdeutschen samt-; in ries = (aus gegen skr. syäs, in re-s, re-bus für skr. ra-Cyas — oder es ist, wie das skr. und althochdeutsche e die Zusammenziehung eines a- und t-Lautes (s. §. 2.), eine Zusammenziehung, die jedoch nicht mehr im Bewufstsein der Sprache liegt und welche das Sanskrit, Lateinische und Althochdeutsche unabhängig von einander haben eintreten lassen, so dafs die Begegnung, welche z. B. zwischen dem lat. ste-s, ste-mus, ste-tis und dem skr. tiste-s^ tiste-ma9 tisfe-ta, und dem althochd. stes, ste-mes, ste-t stattfindet, zum Theil zufällig ist *)• Zufällig ist auch in dieser Be- •) Die erwähnten althochd. Formen sind bei Graff nicht belegt,
IS Sdu^l- md §. 5. Ziehung die Begegnung des lat. fair (fiir Jomncs aus dai~ vinu) mit dem skr. devara-8 aus daivara-8, wobei man auch die Zusammenziehung, welche in dem verwandten litauischen ditoerü eingetreten ist, berücksichtigen möge. Der griechische Stamm bälp stützt sich auf den skr. Stamm dfodr (geschwächt devr\ nom. deca) und bat den Verlust des Schlufstheils des Diphthongs durch Verlängerung des ersten Tbeils ersetzt. Auch das angelsächs. tocarr, tacor hat das t-Element unseres Diphthongs verloren und zeugt durch sein a fiir die Richtigkeit des oben ausgesprochenen Satzes, dafs das skr. i erst nach der Spracbtrennung aus ai entstanden sei. Aufser e findet sich im Lateinischen am häufigsten ae als Zusammenziehung von ai und zwar mei- stens an Stellen, wo die Sprache sich der Zusammenziehung noch klar bewufst ist, wie denn auch in der älteren Sprache die Schreibart ai noch wirklich vorwaltet (s. Schneider I, p. 50 ff.). Veranlassung zur Vergleichung mit dem Sanskrit gibt quaero (aus quaüo, vgl. quaister)* worin ich die skr. Wurzel ceif (aus kaist) streben*) zu erkennen glaube. Man vergleiche auch das wallisische cai* contentio, labor.— So wie im Griechischen das ursprüngliche a des skr. Diph- thongs e « ai sich häufig zu o entartet hat, so erscheint auch im Lateinischen oe (aus oi), wenn gleich sehr selten, als Entartung von at, namentlich in foedut, von der Wurzel ihre theoretische Richtigkeit aber erhellt aus den analogen, von der Wurzel gd (=skr. gd gehen) entspringenden Formen gd-t, gd-mti, gd-t. Über analoge Formen im Albanesischen, wo z. B. kt-m habeam, kt-t habest, ki-mi habeamus, ki-n§ ba- beant den Indicativformen ka-m, kd, ke-mi (für Ara-mi), kd-n§ gcgenfiberstehen, s. meine Abhandlung „Über das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen” (Berlin, bei J. A. Stargardt) p. 12 ff. •) Eine andere Wurzel, welche im Skr. streben bedeutet, hat im Griechischen die Bedeutung suchen angenommen, nämlich ya 6 auf deren Causalform ydtäydmi sich das griecL cu stutzt Über { •• §•
Schrift» und Laut-Sjtlem, §. 6. 13 fid, welche, wie das entsprechende griech. jnS’, ursprünglich binden bedeutet, wie schon von Ernesti aus reur-pa richtig gefolgert worden. Auch ist sie von Pott, gewifs mit Recht, mit der skr. Wz. band vermittelt worden. Hinsichtlich der Schwächung des alten a zu i gleichen thS, fid dem germa- nischen Präsensstamm bind *), während das Präteritum (band) sowohl bei diesem Verbum, wie bei allen anderen der be- treffenden Conjugationsklasse in den einsylbigen Singular- formen den alten Wurzelvocal gerettet hat. Von der Wur- zel fid (vgl. fides im Gegensätze zu fido) sollte durch Guna (s. §. 2f>) faid kommen, woraus foed (in foedus) für foid = griech. tto# von TTEzroL^a. 6. Was das Gewicht der drei Grundvocale anbelangt, so ist a der schwerste, i der leichteste Vocal, und u hält die Mitte zwischen a und i. Dafs die Sprachen mehr oder weniger für diese zum Theil für unser Gehör kaum be- merkbaren Gravitäts-Unterschiede empfänglich sind, ist eine früher unbeachtet gebliebene Thatsache, deren Entdeckung mich zu einer neuen, und, wie mir scheint, sehr einfachen Theorie des in der Grammatik der germanischen Sprachen eine so grofse Rolle spielenden Vocalwechsels („Ablaut”) geführt hat.**) Das Sanskrit war der Ausgangspunkt mei- ner Beobachtungen, indem es hier eine Klasse von Verben gibt, welche langes d in langes t umwandeln, und zwar an solchen Stellen, wo andere Klassen von Verben andere Schwächungen erfahren. So läuft z. B. das vocalische Ver- bältnifs von yu-na-mi ich binde zu yu-ni-mds wir binden parallel mit dem von emi = aimi ich gehe zu imds wir gehen, sowie mit dem des griech. dpt zu i/xsy. •) In der Form bind glaube ich die betreffende Wurzel auch im Albanesischen erkannt zu haben; s. die oben (p. 12) erwähnte Schrift (p.56). *•) Ich habe meine Beobachtungen über diesen Gegenstand in möglichster Kürze in meinem Vocalismus p. 214 —p. 224 und p« 227 bis 231 Anm. 16,17 zusammengestellt.
14 «W f—tf tyrta» §. 6. Von der Ursache des vocalischen Unterschiedes zwischen dem Sing. act. einerseits und den beiden Mehrzahlen und dem ganzen Medium in der skr. 2ten Haupt-Conjugation und der griechischen auf p andererseits wird später die Rede sein. — Das Lateinische bewahrt seine Empfindlichkeit für den Unterschied des Gewichts zwischen a und ♦ unter andern dadurch, dafs es ein ursprüngliches a in den Fällen, wo Belastung durch Composition oder durch Reduplication ein- tritt, bei den meisten Wurzeln, und zwar bei redaplicirten Formen ohne Ausnahme, in offenen Sylben mit ♦ vertauscht; daher z. B. abjicio^ perficio* abripioy cecüri* tetigi, iniinicut, intipidue, contiguut, für abjacio^ perfacio etc. In geschlosse- nen Sylben, <Lh. vor zwei Consonanten und in Endsylben auch vor Einem, tritt meistens e fiir ♦ ein — ebenfalls in Folge des Schwächungsprincips — daher z. B. abjectue, per- fectut, Hiermit, expert, tubicen (gegen tMcimt)\ oder es bleibt das ursprüngliche a, wie z. B. in contocfctf, exactae. In den germanischen Sprachen, als deren Repräsentant uns in diesem Buche vorzüglich das Gothische gilt, zeigt sich eine auf das Streben nach Gewiehtscrleichterung sich grün- dende Schwächung von a zu i am deutlichsten in den Ver- ben von Grimms lOter, 11 ter und 12ter Conjugation, welche., im Singular des Praeteritums, wegen seiner Einsylbigkeit, ein wurzelhaftes a geschützt haben, während das Präsens und die sich daran anschliefsenden Formen wegen der grö- fseren Sylbenzahl die Schwächung des a zu i haben ein- treten lassen. Es steht daher z. B. at ich afs zu ita ich esse in einem ähnlichen Verhältnifs wie z. B. im Lateini- schen cano zu cecini, capio zu accipio. Das Sanskrit be- stätigt bei allen vergleichbaren Verben, dafs in den erwähn- : ten gothischen Conjugationsklassen der Singular des Praet. den wahren Wurzelvocal enthält, und stellt den Präteriten at ich afs (zugleich 3te Pers.) tat ich safs, rat ich blieb, ich war, vrak ich verfolgte, ga-vag ich be- wegte, froh ich fragte, qvam ich kam, bar ich trug, ga-tar ich zerrifs, zerstörte, band ich band die Wut-
Schrift- und Laut-Sjutem. 6» 15 zeln ad, sad, cas (wohnen), vrag (gehen), coä (fahren), prac, gam (gehen), Bar (geschwächt Br)> dar (darami ich spalte), band gegenüber. Es hört somit für die histo- rische Grammatik das a der erwähnten gotbischen Praete- rita und aller ähnlichen auf, als Ablaut des i des Präsens zum Ausdruck der Vergangenheit zu gelten, wenn uns auch die Sache vom ganz speciellen Gesichtspunkt der germani- schen Sprachen aus so erscheinen mag, zumal der wirkliche Ausdruck des Zeitverhältnisses, nämlich die Reduplication in den betreffenden Präteriten entweder wirklich verschwun- den, oder in Formen wie etum wir afsen, setum wir safsen durch Zusammenziehung unbemerkbar geworden ist. Hiervon später mehr. Das Griechische ist weniger empfind- lich für das Vocalgewicht als das Sanskrit, Lateinische und Germanische, und zeigt keinen regelmäßigen, leicht in die • Augen springenden Wechsel zwischen a- und s-Lauten; doch fehlt es ihm nicht ganz an Formen, deren t für ursprüng- liches a auf dem Streben nach Gewichts-Erleichterung be- ruht, namentlich bei Reduplicationssylben von Verben wie tätopi, gegenüber den skr. Schwesterformen dddami, dddämi. Bei tis'fdmi ich stehe und gifrdmi ich rieche setzt auch das Sanskrit das leichte ♦ für a, wie mir scheint, zur Vermeidung des schwersten Vocalgewichts in einer durch Position langen Sylbe; ebenso bei Desiderativformen, wo die Wurzel durch einen angefügten Zischlaut belastet ist, daher z. B. pipaku zu kochen wünschen gegen büBuks' zu essen wünschen. Von vereinzelt stehenden griech. Formen mit t für ursprüngliches a erwähne ich das home- rische iriavpt^ dessen i gleich dem des gotbischen fidvör dem sanskritischen und lat. a von datvaras^ quatuor gegen- über steht; ferner Äxyros, dessen verdunkelte Wurzel, wie die des lat. lignum (Holz als Brennstoff oder zu verbren- nendes) der sanskritischen dah und irländischen dagh von ^|fu ddhami, daghaim ich brenne entspricht; und umog aus ixxo; für ocfo;, gegenüber dem skr. d/ca-a aus dioa-s Pfer$ litau. atwa Stute.
16 §. 7. 7. Dafs das Gewicht des ts vom Sanskrit, Lateinischen und Germanischen leichter getragen wird, als das des o, beweisen diese Sprachen dadurch, dafs sie a gelegentlich, bei Veranlassung zur Schwächung, in * umwandeln. Das Sanskrit z. B. bei der Wurzel iar (geschwächt Ir), wovon karffmi ich mache, aber iurmda wir machen, wegen der schweren Endung; ferner bei den dualen Personal-En- dungen fas, fas, welche bei dem, dem griech. Perfect ent- sprechenden Tempus zu fee, tus werden, offenbar wegen der Belastung durch die Reduplication, welche auch Ver- anlassung zur Ausstofsung des n in der 3ten P. plur. praea. der 3ten Conjugationsklasse ist, in Formen wie bibrati sie tragen fiir bibranti. Es fehlt in der Sanskrit-Grammatik auch nicht an sonstigen Erscheinungen, welche beweisen, dafs u leichter sei als a. Wir wenden uns aber für jetzt zum Lateinischen, dessen Formen wie conculco, inndnit, für concalco, inaalsut, auf demselben Princip beruhen, nach welchem wir oben Formen wie abjicio, immicut, inermü aus abjacio etc. haben hervorgehen sehen. Die Liquidae begünstigen das u, doch würde die Sprache gewifs die Bei- behaltung des ursprünglichen a von cofco, sabue seiner Umwandlung in u vorgezogen haben, wenn nicht • leichter wäre als a. Audi die Labialen sind dem •» ge- neigt und wählen es gelegentlich in Zusammensetzungen, in Vorzug vor £, daher occupo, aucnpo, nuncupo, contubtr- nium, wofür man occipo etc. zu erwarten hätte. *) — Das Germanische schwächt wurzelbaftes a zu u in den mehrsylbigen Formen des Praeter, von Grimms 12ter Con- jugation, welche nur solche Wurzeln enthällt, welche ent- weder mit zwei Liquiden schliefsen, oder, und zwar gröfs- tentbeils, mit einer Liquida und nachfolgender Muta oder •) Im Sanskrit üben die Labiale öfter einen Einflub auf den hinter ihnen stehenden Vocal aus, und wandeln denselben in uum; daher z. B. püpüri zu füllen wünschen (von der Wz. per, pp)9 im Gegensätze zu zu machen wftnschen, von kor, kp*
Schrift- und Zaut-Sj/iem, §. 7. 17 Sibilans, so dafs also auch hier die Liquida ihren Einflufs auf die «-Erzeugung übt, die aber gewifs nicht Hofs in mehrsylbigen Formen eintreten würde, wenn nicht « ein leichterer Vocal als a wäre. Das Verhältnifs althoch- deutscher Formen wie bant (oderpant) ich band, er band za bunti du bandst, buntume* wir banden etc. *), bunti ich bände, er bände, ist ähnlich dem des latein. colco xu conculco, salsus zu insultut. Das Passivparticipium «ter gebundener) nimmt an der Schwächung des wurzel- haften a zu u Theil, und zeigt dieselbe auch bei solchen Wurzeln, welche, wie quam kommen (= JTR. ff am gehen) auf eine einfache Liquida ausgehen (Grimms Ute Conjug.) und im Indicativ und Conjunctiv des Praet. keine Schwä- chung von a zu u erfahren, weil sie an den Stellen, wo diese eintreten könnte, eine durch Zusammenziehung ver- hüllte Reduplication haben (qudmi du kamst, quamu- nes wir kamen, goth. qvemum). Im Griechischen, welches, dialektische Ausnahmen im Bootischen mit kurzem w abgerechnet, den Laut des alten s in v mb ü verwandelt hat, gibt es nur wenig vereinzelt stehende Wörter, welche, und zwar ohne gesetzmäfsige Ver- anlassung, die Schwächung eines alten a zu u haben ein- treten lassen. Man vergleiche vv%, vvxr-a mit dem skr. ndkt-am bei Nacht, litau. nakti-8 Nacht, goth. naht-t (them. aaää); o-wg, them. o-n% mit skr. na£d-s, litau. nd^a-s; yunj mit dem skr. gani-8 Gattin (Wz. gan zeugen, ge- bären), altpreufs.ganna-n Frau (accus.), goth. qven-8 (them. pmt, aus qyani)\ aw mit skr. tarn mit. *) Ich war eine Zeit lang der Meinung, dafs das u gothischer formen wie hulpum (aus halpurn) durch assimilirenden Einflufs des der Endung erzeugt sei (Berlin. Jahrbücher Febr. 1827 p. 270). Diese Erklärung verträgt sich aber nicht mit Passiv-Participien wie hdpanj und Conjunctiven wie hulpjau, und sie ist auch schon in mei- aem Vocalismus (Anm. 16 u. 17) surackgenommen worden. L 2
1 Schrift- und Laut-Sptim. §• 8. Wir kehren zum Lateinischen zurück, um daraul merksam zu machen, dafs die Verstümmelungen, weid Diphthonge ac(a»at) und au erfahren, wenn die A worin sie vorkommen, durch Cömporition belastet werde demselben Princip beruhen, aus welchem wir oben (§§ die Schwächungen von a zu i oder u (accipio, occupo) I entstehen sehen. Die Diphthonge ae und au verzichte Erleichterung ihres Gewichtes auf ihr Anfangsglied, v gern aber zur Entschädigung ihren Schlufstheil, inden für leichter gelten als ai und au; daher z. B. acquiro, c cotttdo, conclüdo, accfao (von causa), für acquaero etc. des au von faux, fauces tritt dagegen ein 6 ein (eu welches ich nicht als Zusammenziehung von au erl möchte — nach sanskritischem Princip — sondern ich i hier lieber die Unterdrückung des Schlufstheils des thongs und Entschädigung für diesen Verlust durch längerung des ersten Theils an, aber so, dafs das d du ersetzt ist, wie z. B. in söpio = skr. Bvdpdyämi (s. ( 8. Was das Gravitätsverhältnifs des u zu i anbe so versteht es sich ziemlich von selbst, dafs ersteres s< rer wiege als letzteres. Das Sanskrit beweist dies dac dafs es ein wurzelhaftes u in Aoristen wie aünd-v (Wz. und), wo die wiederholte Wurzel an der 2ten die äufserste Schwächung verlangt *), ein wurzelbaf in i umwandelt, so dafs in dem erwähnten Beispiele d id-am für äünd-und-am steht, indem durch Aussto des n die Positionslänge vermieden wird. Das Lateii verwandelt, zur Gewichts-Erleichterung, in der Compo in der Regel ein stammhaftes schliefsendes u des < Gliedes zu i, daher z. B. fructi-fer, mani-pulut, für fi fer, manu-pulut. — Es bleibt noch das Gewichtsverhi der unorganischen Vocale (£ e, Ö, 6, e, t}, o, w) zu ein und zu den organischen Vocalen zu besprechen übrig. *) S. Kritische Grammatik der Sanskritsprache in kn Fassung §§.387. 388.
1 . T Sdpifl-. Laui-Sjilem. §. 9. 19 das kurz® e betrl&i so lä^Bt die Aussprache dieses Vocals mancherlei Abstufungen zu* so flafs man nicht von einer Sprache auf die andere schließen kann. Im Lateinischen erweist sich wurzelbaftes e als schwerer denn i durch For- men wie lego9 rego, ttdeo im Gegensätze zu componirten Formen wie colligo9 erifa amdeo. Dagegen scheint s c h 1 i e- fsendes e im Lateinischen ein schwächerer Laut zu sein ah i indem letzteres am Wort-Ende, wofern es nicht ganz unterdrückt worden (wie durchgreifend in den Personal- Eadongen), sich in s verwandelt hat, namentlich in den fle ionslosen Casus der Neutralstämme auf t; daher z. B. oute gegenüber dem männlichen und weiblichen miti-9 und griechischen Neutren wie üpi9 sanskritischen wie s'üci. Dem Griechischen scheint e in jeder Stelle des Wortes für leich- ter zu gelten als <, daher die Entartung des letzteren zu e beim Wacbsthum des Wortes, in Formen wie z-oXe-g Dafs o im Lateinischen leichter sei als u, erhellt aus dem Verbältnifs von Formen wie co/porß, jecorü, zu solchen wie corpus, jecur. 9. Zwei schliefsende Nasallaute, Anusvära und Anunä- sika, und ein schliefsender Hauchlaut, genannt Visarga, gel- ten den indischen Grammatikern nicht als besondere Buch- staben, sondern nur als Nachklänge hinter einem vorher- gehenden Vocal, da sie nicht, wie die eigentlichen Conso- nanten, in voller Kraft erhalten sind und auch keine Sylbe beginnen können. Anusvära (—), d. h. Nacblaut, ist ein nasaler Nachlaut, dessen Aussprache wahrscheinlich der des französischen n am Ende eines Wortes, oder in der Mitte ▼or Consonanten gleichkommt. Ich umschreibe ihn durch ri. In etymologischer Beziehung vertritt dieser Laut am Wort- Ende immer ein ursprüngliches m, welches vor einem an- hngenden Zischlaut, sowie vor g h und den Halbvocalen IL y* tfL A cL ® nothwendig in Anusvära verwandelt wird; daher z. B. ff tfari suntim diesen Sohn, Ä tori vfkam diesen Wolf, für tarn sunüm9 tarn vfkam. Im Präkrit und Päli erscheint Anusvära vor 2*
20 Schrift" und Laul-Sjittm. §. 10. allen Anfangsconsonanten statt eines ursprünglichen m. Auch hat sich in diesen verweichlichten Sprachen das schließende n in Anusvära verwandelt; daher z. B. im Präkrit HUof Baavan für skr. Bagavan und Bdgavdn, ersteres Vocativ, letzteres Nominativ vom Stamme ßagavant Herr, Ehr- würdiger (eigentlich glückbegabter); im Päli gunavan tugendbegabter! tugendhafter! für skr. JJUTcl*L gunavan. Im Innern der Wörter erscheint im Sanskrit der Anusvära blofs vor Zischlauten, als Entartung eines ursprünglichen n; so ist z. B. hansa (masc.) verwandt mit unserem Gans, lat. anser (für hanser) und griech. x1?; foFTRL wir zerstofsen (sing, pi- ndsmi) mit dem lat. pins-i-mus*, von hdn-mi ich tödte lautet die 2te Person hari-si, weil das ursprüngliche n not s nicht stehen kann. — Der Anunäsika * ü (auch Anunäsiya genannt) erscheint fast nur als euphonische Um- wandlung eines n vor einem folgenden Zischlaut; im Veda-Dialekt auch vor r, an Stellen, wo dieses aus ursprüng- lichem s hervorgegangen ist, wovon später mehr. Wo -n am Wort-Ende im Veda-Dialekt hinter langem d erscheint, ist anzunehmen, dafs hinter dem • n früher noch ein r stand. Aus der Lautgruppe nr, womit man das französische nr, l. B. von genre, vergleichen mag, erhellt, wie mir scheint, dafs die Aussprache des Anunäsika schwächer sein müsse, als die des Anusvära, indem vor r der Laut eines n sich viel weniger hörbar machen kann, als vor s, welches ein volltönendes n vor sich verträgt. Für die Schwäche des ä-Lautes zeugt auch seine Stellung vor Z, in den Fällen, wo ein schliefsendes n not einem anfangenden l in fil umge- wandelt wird, eine Umwandlung, die jedoch nicht noth- wendig ist, sondern nur von den Grammatikern als mög- lich zugelassen wird. Es dürfte aber kaum möglich sein, hinter einem Nasallaut ein doppeltes Z, eines als Endlaut und eines als Anfangslaut, wirklich hören zu lassen. 10. Im Litauischen gab es einen Nasallaut, der jetzt, nach Kurschat, nicht mehr ausgesprochen wird, aber doch
Schrift- und Lnul-Sjstem, §. 11. 21 durch besondere Zeichen an den Vocalen, denen er nach- folgte, angedeutet wird, namentlich im Accusativ sing., wo er die Stelle des skr. und lateinischen w, des griech. v, und, was besonders wichtig ist zu beachten, des altpreufsischen n vertritt. Mit dem skr. Anusvära (ri) stimmt dieser litauische Nasalton, den ich ebenfalls durch ri bezeichne, darin über- ein, dafs er im Innern des Wortes die Stelle eines ursprüng- lichen gewöhnlichen n einnimmt. So wie ‘z. B. im Sanskrit das n von man (med.) denken vor dem 8 des Futurums zu ri wird (mari-aye ich werde denken), so z. B. das n des litauischen laupsinu im Futur, laupsinsiu ich werde loben, wofür jetzt laupsisiu gesprochen wird. Mit demsel- ben Rechte aber, womit man hier das Nasalzeichen an dem i in der litauischen Schrift beibehält, obwohl es nur noch einen etymologischen Werth hat, mit demselben Rechte glaube ich auch das ri als Vertreter jenes Zeichens beibe- balten zu dürfen. Mit ri schreibe ich auch den Nasallaut, der in einigen altslaviscben Buchstaben enthalten ist, die der Aussprache nach aus einem Vocal und einem nachklingen- den Nasal bestehen, worüber das Nähere später. Hier er- innere ich nur an die Übereinstimmung des altslaviscben Neutrums NACO man so mit dem skr. HRJVL mdrisa-m Fleisch, wobei ich jedoch annehme, dafs die beiden Spra- chen unabhängig von einander das volle n in den getrübten Nasallaut des Anusvära verwandelt haben. 11. Der von den indischen Grammatikern „Visarga” (d.h. Verfassung, Entlassung) genannteschliefsendeHauchlaut ist immer die euphonische Umwandlung eines 8 oder r. Diese beiden Buchstaben sind am Ende der Wörter sehr veränderlich und werden vor einer Pause, sowie vor £, p, p, in Visarga (•) verwandelt, dessen Laut ich durch K ausdrücke. Das Sanskrit steht in Bezug auf die Entartun- gen, welchen 8 und r am Wort-Ende unterworfen sind, im Nachtheil gegen alle seine europäischen Schwestersprachen, mit Ausnahme der slavischen; denn während z. B deväs Gott, agnis Feuer, 8unu8 Sohn nur vor einem anfan-
22 Schrift- und Laul-Sptem. §. 12. genden t oder f unverändert bleiben (nach Willkür auch vor s), behalten die entsprechenden litauischen Formen diewtw, vgnü, 9unu9 ihr 9 in jeder Stellung im Satze unver- ändert bei, und das Litauische steht also in dieser Beziehung auf einem älteren Standpunkte als das Sanskrit in seiner ältesten uns erhaltenen Gestalt. Es verdient besonders Be- achtung, dafs selbst das Altpersische und Send, sowie auch das Päli und Präkrit, den Laut des Visarga nicht kennen. In der erstgenannten Sprache wird das ursprünglich schlie- fsende 9 des Sanskrit hinter a und ä regelmäfsig unter- drückt, hinter anderen Vocalen aber in der Gestalt von 9 ohne Rücksicht auf das folgende Wort unverändert beibehalten. So im Send z. B. das **0 9 von Thier (lat.jwt/$). Für schliefsendes r setzt das Send (s. §. 30), behält aber diese Sylbe unverändert, z. B. in dem Vocativ dätar# Schöpfer! gegenüber dem skr. welches vor 1c, p, p und einer Pause zu %n?T: dTatali^ vor f, f zu d?ata,9 wird, und nur vor Vocalen, Halbvocalen, Medien und ihren Aspiraten un- verändert bleibt. 12. Die eigentlichen Consonanten sind im Sanskrit- Alphabet uach den Organen geordnet, womit * sie ausge- sprochen werden, und bilden in dieser Beziehung fünf Klas- sen. Eine sechste bilden die Halbvocale und eine siebente die Zischlaute nebst dem g A. In den fünf ersten Conso- nanten-Reihen sind die einzelnen Buchstaben so geordnet, dafs zuerst die dumpfen (s. §.25), d. h. die Tenuis und ihre entsprechende Aspirata stehen, dann die tönenden, d. b. die Media nebst ihrer Aspirata. Den Beschlufs macht der eu je einer Klasse gehörende Nasal. Die Aspiraten, welche ich in lateinischer Schrift durch P, </ etc. umschreibe, werden ausgesprochen wie die entsprechenden Nicht-Aspiraten mit deutlich vernehmbarem Ä, also z. B. nicht etwa wie /, sondern nach Colebrooke wie ph in dem englischen Com- positum haphazard, und ¥L B wie bh in abhorr. Was den allmäligen Ursprung der sanskritischen Aspiratae anbelangt,
Schrift- und Laut-S/Jtem, §. 12. 23 so halte ich die aspirirten Mediae für die älteren, und die aspirirten Tenues für die jüngeren, welche erst nach der Trennung der europäischen Sprachen vom Sanskrit, jedoch noch während dessen Vereinigung mit den iranischen Spra- chen entstanden sind. Diese Ansicht gründet sich unter andern darauf, dafs den sanskritischen tönenden Aspiraten auch im Griechischen, und meistens auch im Lateinischen, Aspiratae gegenüberstehen. Diese griechischen und lateini- schen Aspiratae haben aber eine Verschiebung erfahren, ähnlich derjenigen, wornach durch das germanische Conso- Dantenverscbiebungsgesetz die ursprünglichen Mediae gröfsten- theils za Tenues geworden sind; daher z. B. lat. /wnw, für skr. dtmd-a Rauch, wie im Gothischen z. B. ämt&u-a Zahn für skr. dänta-8. Dagegen stehen den skr. aspirirten Tenues in den klassischen Sprachen fast durch- greifend reine Tenues gegenüber, namentlich findet man für das skr. f, die gebräuchlichste unter den harten Aspiraten, im Griechischen und Lateinischen regelmäfsig r, t Man vergleiche z. B. das griech. ?rXaTv$, lat. latus mit dem skr. prfu-s und sendischen p^refu-8 breit; das lat. rota mit dem skr. und send. Stamm rata (masc.) Wagen, das griech. oo-teov und albanesische ds'tg (fern.) mit dem skr. Neutralstamme dafs, die plurale Personal-Endung te, tü mit dem skr. und $end. fa des Praesens und Futurums. Die Begegnung der griech. Endung Sa in Formen wie curja mit dem skr. fa des reduplicirten Praeter, halte ich insofern für zufällig, als das griech. £ an dieser Stelle höchst wahrscheinlich durch den euphonischen Einflufs des vorher- gehenden <r aus t erzeugt ist. Denn das Griechische lieht hinter a ein 3* in Vorzug vor t (ohne jedoch das t in die- ser Verbindung ganz zu meiden), und hat daher auch im Medium und Passiv das r der activen Personal-Endungen durch den Einflufs des, als Exponent des Reflexivverhält- nisses vorgeschobenen ?, in £ verwandelt. *) ♦) Etwas ausführlicher habe ich mich über die verhältnilsmälsige Jugend der Aspiratae in den meisten europäischen Sprachen, nament-
24 Sc&rift- IX IX Die erste Klasse der sanskritischen Coniomntfn ist die gutturale. Sie begreift & Buchstaben i, *L /» ? *- ®CT ^asa^ dieses Organs, den ich durch < »drücke, wird wie das deutsche n vor Gutturalem z.B» in adtien, Espe ausgesprochen. Er erscheint ins Innern der Wörter nur vor den Mntis seiner Klasse und ersetzt am Ende das m vor einem anfangenden Guttural. Wenn einige unregdmäfsige Composita, deren Stamm auf ii ausgeht, wie z. B. rjj^ praAc östlich (aus der Präp. pra und ade gehen) im Nomin. und Vocativ sg-, nach Unterdrückung des Endeonsonanten, den palatalen Nasal in den gutturalen um wandeln, so erkläre ich dies dadurch, dafs prdAc nach j. 14, die Entartung von prdAk ist und zu dieser Form im flexionslosen Nomin. und Vocativ xurückkehren wurde, wenn zwei Consonanten am Ende wirklich gebrauchter Wort- formen stehen könnten. Die Form prdn ist also aus jsrdäi, und nicht aus prdAc entsprungen, und hat blofs nach einem allgemeinen Lautgesetze den letzten von zwei Consonanten aufgegeben. — Die gutturalen Aspiratae, so- wohl li als y, sind von verhältnifsmafsig seltenem Gebrauchet. Die verbreitetsten Wörter, worin sie Vorkom- men, sind saia-j Nagel, yarmd-s Wärme und leicht. Zu ersterem stimmt sehr schön das litauische nap<w, welches jedoch, wie das russische nogoty, im Sanskrit naya-a voraussetzt, von dessen / das griech. x ^es Stam- mes orux die regelmäfsige Verschiebung wäre. Zu Wärme stimmt das griech. Stp-pf, mit Vertauschung des gutturalen Organs mit dem lingualen, wie bei der Tennis in 715 wer? gegenüber dem vedischen iw, lat. yuw; in o^rn, wovon später, und bei der Media, in Aijppjp für rTifjujrrp, Zur Wurzel ^ar, /r von stimmt bes- ser als das griech. Stp, jedoch mit Verzichtleistung auf die Aspiration, das irländische gar von garaim ich wärme, und lieh auch in den keltischen, in meinem vergleichenden Accentuations- system Anm. 16 und 18 ausgesprochen.
Schrift- und Laut-SjiUm, §. 14. 25 das rassische gor von gorju ich brenne (uro). Zu larfu-t leicht stimmt, mit etwas veränderter Bedeutung und voca- lischem Vorschlag, das griech. iAaxv's und unter andern das litauische Ungwa-s leicht (aus lengu-a-s), dessen Thema sich durch den Zusatz eines a erweitert hat. *) Einen Nasal zeigt auch die skr. Wurzel von lacfu-s, nämlich lafitf sprin- gen. — Einem skr. k'9 aufser dem des oben (p. 24) er- wähnten naka-8, begegnet das griech. x auch in xo/xq =» /artÄfd-s Muschel (aus AanATa-s), woraus ich jedoch keine Folgerung hinsichtlich des Alters dieser harten Aspirata ziehen möchte, da das Sanskrit leicht erst nach der Sprachtrennung in diesem Worte ein älteres / zu k' erhärtet haben könnte.? Das lat. concha ist offenbar ein griech. Lehnwort. 14. Die zweite Consonanten - Klasse ist die palatale. Sie enthält die Laute tsch und dsch, nebst ihren ent- sprechenden Aspiraten und Nasal, d. h., abgesehen von den Aspiraten und Nasal, die Laute des italiänischen c und g vor e und ♦. Wir drücken in lateinischer Schrift die Te- nnis (xL) durch d, die Media (Jjj durch g, den Nasal durch n aus; also x^ d, g^ /, n. Diese Klasse ist, wenigstens ihre Tennis und Media, aus der gutturalen ent- sprungen, und als Erweichung derselben anzusehen. Sie kann nur vor Vocalen und schwachen Consonanten (Halb- vocalen und Nasalen) stehen und tritt vor starken Conso- nanten und am Ende der Wörter meistens in die Klasse zurück, woraus sie hervorgegangen. So bilden z. B. die Wortstämme Rede, Stimme (lat. v6c) und Krankheit im flexionslosen Nomin. väk, ruk> im In- strumentalis und Lopativ plur. rüg-Bis, üöA-äu, rui-ÄU. In den verwandten Sprachen hat man erstens Gut- turale an der Stelle der Buchstaben dieser Klasse zu er- warten; zweitens Labiale, weil diese öfter als Entartungen *) Über andere Vergleichungspunkte s. Glossarium Scr. a. 1847 p. 296.
26 Schrift- und Laut-Sjctem, §. 15. von Gutturalen erscheinen, z. B. im äolischen 7ricrvpc$, homer. Triavptg, goth. fidvör vier, gegenüber dem lat. quatuor und lit. keturi (nom. pl.); drittens t- Laute, ebenfalls als Entar- tungen der ursprünglichen Gutturale (s. §.13), doch nur im Griechischen, z. B. in aus xfo-aaps;, und dieses aus x/rFapE$, gegenüber dem skr. iatvdra8\ in idm aus ?r/yx£, äol. th/jttf, für skr. pdnia (them. pdnian) aus pafika. In den Sprachen, welche unabhängig vom Sanskrit ebenfalls Palatal-Laute erzeugt haben, darf man natürlich auch diese den sanskritischen gegenüber erwarten. Man vergleiche z. B. das altslavische UEHETh peietj er kocht mit dem skr. paiati. Das slav. H 6 ist hier durch den rückwirken- den Einflufs des E aus K erzeugt, welches in der ersten P. HEKAi pekun und in der 3ten P. pl. HEKÄTh pekuntj in Vorzug vor dem skr. pdd-d-mt, pai-a-nti sich behauptet hat. — Die aspirirte Tenuis dieser Klasse, nämlich erweist sich durch die verwandten europäischen Sprachen überall als Entartung der Lautgruppe sk, sc. Man ver- gleiche z. B. die Wurzel t'id spalten mit der lat. seid, griech. axid (axidnj/xi) und, mit Verschiebung des k zu X, wovon (aus cr/td/w), o’X1^? ferner mit dem goth. skaid von skaida ich scheide, mit bleibender Gu- nirung des i zu ai (s. §. 26). Über die sendische Vertre- tung des <T s. §.37. 15. Die dritte Klasse wird die cerebrale oder linguale genannt *) und begreift eine besondere Klasse von ^-Lauten, die nicht ursprünglich ist, sondern aus der gewöhnlichen t- Klasse sich entwickelt hat. Wir bezeichnen sie mit einem untergesetzten Punkt, also £ f. £ f. £ d, d\ UL n. Im Präkrit bat diese Klasse sehr überhand genommen und ist *) leb ziehe jetzt die erste Benennung vor, weil sie besser zur indiseben Benennung mürdany ä (d. h. capitalis, von mür- danlkapi) stimmt, und weil die Consonanten - Reibe, welche in den europäischen Schwestersprachen als die linguale bezeichnet wird., den sanskritischen dentalen /-Lauten (s. §. 16) entspricht.
Schrft- und Laui~Sy*ltm. §. 16. 27 häufig an die Stelle der gewöhnlichen t-Laute getreten. Sie wird ausgesprochen, indem man die Zunge weit zurück- gebogen und an den Gaumen angesetzt hat, wodurch ein hohler Ton, gleichsam aus dem Kopfe, hervorgebracht wird. Auf diese Aussprache gründet sich die skr. Benennung mür&anyh (capitalis). Am Wort-Anfänge kom- men die Mutae dieser Klasse sehr selten und der Nasal der- selben gar nicht vor. *) Die gebräuchlichste Wurzel mit anfangender Muta dieses Organs ist 3^ di fliegen. — Be- achtung verdient, dafs die dentalen Laute hinter 9 in cerebrale verwandelt werden; daher z. B. dve8~fi er hafst, dvis-fa ihr hasset, für dves-ti, dvis'-fiL Diese Lautregel gründet sich darauf, dafs man die Zunge,' bei der Aussprache von 8r (sch) in der Lage hat, von wel- cher aus, wie oben bemerkt worden, die cerebralen Laute ausgesprochen werden. 16. Die vierte Klasse begreift die gewöhnlichen tf-Laute nebst dem gewöhnlichen n aller Sprachen, also Z n. Von der verhältnifsmäfsigen Jugend des f und von der Verschiebung des zu £ ist bereits geban* delt worden (s. §.12). Das Lateinische, dem die Aspirata dieses Organs entschwunden ist, ersetzt dieselbe gelegent- lich durch die Aspirata der Labialklasse, daher z. B. Jümus gegenüber dem skr. dumd-8 (Rauch) und griech. Süpo';. In infra^ inferiory infamis erkenne ich Verwandte des skr. atfds unten, unter ddara-s der untere, ad'amd-t der unterste“). So im Oskischen mefiai (viai meßen in via ♦) Die indischen Grammatiker schreiben jedoch diejenigen Wur- zeln, welche ein anfangendes dentales n n) nach bestimmten Lautgesetzen in n umwandeln — z. B. inpra-nai-jati er geht zu Grund, durch den Einflufs des r der Präp. — von Haus aus mit n und stellen daher eine Wurzel nat auf, obwohl das einfache Ver- bum dieser Wurzel, wozu das lat nec (neu, necu) und griech. von v&c-VG stimmen, überall n zeigt. ♦•) S. meine Abhandlung über du Demonstrativum und den Ur-
28 Schrift- und Laul-Sjjtem. §. 16. media), dessen Thema und Nomin. mefia dem skr. madfyd entspricht, während das lateinische Schwesterwort der Aspi- ration verlustig gegangen ist, ein Verlust, den das Latei- nische überhaupt, auch bei solchen Organen, denen eine Aspirata zu Gebote steht, im Innern des Wortes sehr ge- wöhnlich erfahren hat; daher unter andern auch Ztn^o, gegenüber den skr. Wurzeln mt’Ä, Kä, griech. o-px» Xix» tibi für skr. tübyam\ bu8 als Endung des Dat. und Ablat. pl. für skr. Sya8. — Dem Griechischen ist es eigen- tümlich, dafs es am Wort-Anfänge zuweilen t- Laute an Mutae anderer Organe als unorganische Zusätze anfügt, und zwar t, 3* oder je nachdem das Wort mit einer Tenuis Aspirata oder Media beginnt. Man vergleiche z. B. tttoIjuc» mit puri (aus pari) Stadt, irriaaw mit pid zerstofsen, zermalmen, lat. pinso; xdopai mit dem albanesischen ka-m ich habe; mit Kl. 10 (banffdyami) sprechen (noch unbelegt); x^S mit hya9 gestern (lat. Äcrt, hes-temus), ydowrfw mit dem altpersischen gaub-a~tay er nennt sich, wird genannt, neupers. qÄäS' guf-ten sprechen.*) — Zu- weilen auch ist im Griechischen der hinter Gutturalen er- scheinende l-Laut die Entartung eines ursprünglichen Zisch- lauts; namentlich in xteuw, exravov, gegenüber der skr. Wur- zel ufüL verwunden, tödten; in apere; = skr. rksa~8 aus arks'd-a, lat. ur8u8\ in x^M^Xo^ (verstümmelt xaM°^ Xo;, vgl. XaMa^ XaiJLC^ey9 gegenüber dem skr. h'ama Erde. Sprung der Casus, in den Abbandl. der philos.-histor. Klasse der Akad. der Wiss. aus dem J. 1826 p. 90. ♦) Die entsprechende skr. Wz. gup ist in der Bedeutung spre- chen noch unbelegt. Das griech. ^outtscü fasse ich als Ver- stümmelungen von y&ovTreu), so dafs nur der unorganische Zusatz übrig geblieben, ungefähr wie im latein. vermis (aus qvermü) und goth. vaurnu gegenüber dem skr.krmi-s aus kär-mis, alban. krüm (gegisch), und in unserem wtr gegenüber dem goth. hva-sy skr. ko-/.
Schrift- und Laut-Sjstem. §. 17 a. b. 529 17a). Bekannt ist der Wechsel zwischen d und Z, haupt- sächlich durch das Verhällnifs von lacrima zu daxpv, daxpv/x«. Auch im Sanskrit steht öfter ein, wahrscheinlich ursprüng- liches, d dem l verwandter europäischer Sprachen gegen- über, z. B. in deha-8 Körper, wofür im Gothischen leih neuL (thema leika) Fleisch, Körper. Zu dah brennen zieht Pott das laL lignum als Brennstoff, und ich glaube auch das griech. Xiyw'g, als vom Brennen benannt, zu dieser Wurzel ziehen zu dürfen, deren ursprüngliches d sich in daitt erhalten hat. Das d des Zahlwortes das'an (aus ddkan) erkenne ich in /-Gestalt in unserem eilf zwölf goth. ain-lif toarlif und in dem litauischen lika von wteno- Uka 11, dwylika 12, trylika 13 etc. Hiervon später mehr. Auch r für d kommt vor, namentlich im latein. meridies aus medidies. Hier mag noch daran erinnert werden, dafs auch in den malayisch - polynesischen Sprachen die Schwä- chung des d zu r oder l sehr gewöhnlich ist; so entspricht dem skr. Stamme dva zwei zwar im Malayischen und Neu- seeländischen düa, und im Bugis duva; im Tahitischen aber rua, und im Hawaiischen, dem das r fehlt, lua. Das Taga- lische liefert uns die reduplicirten Formen dalua und dalava, welche in der ersten Sylbe den ursprünglichen Laut ge- schützt und dagegen in der zweiten die Schwächung des d zu l haben eintreten lassen.*) 17*’. Das skr. dentale n von grammatischen En- dungen, Klassensylben der Verba, Wortbildungssufhxen, so* wie auch das zur Vermeidung des Hiatus gelegentlich ein- zufugende n geht, wenn es einen Vocal oder Halbvocal nach sich hat, durch den assimilirenden Einflufs der cerebralen Buchstaben ?£ r, r, r, 8 in ein cerebrales U|^ über, im Fall einer der genannten Buchstaben in dem Radical- theile des Wortes vorhergeht. Gutturale, Labiale und die •) S. „Über die Verwandtschaft der malayisch-p oly- nesischen Sprachen mit den indisch-europäischen.” p. 11, 12.
30 Schrift- und Luul-Sjslcm, §. 18. Ilalbvocale y und können einzeln oder auch mehrere in den vorangehenden Sylben dazwischen stehen, ohne die Einwirkung des r etc. auf das n zu hemmen. Beispiele sind: dvea'dni ich soll hassen, arnffmi ich höre, arnvanti sie hören, runadmi ich hemme, prtndmi ich liebe, pürna-a angefüllt, hra'yamana-a sich freuend, vdri-it-as des Wassers; für dvea'dni) arnömi etc. 18. Es folgt nun die labiale Klasse, nämlich 6, ff, m. Die dumpfe Aspirata dieses Organs (<Kp) gehört zu den selteneren Buchstaben. Die gebräuchlichsten Wörter, worin sie vorkommt, sind pena-a Schaum (slav. II'bHA pjena fern.) pald-m Frucht und andere von der Wurzel pal (platzen, zerspringen, aufbrechen, sich spalten, Frucht bringen) entsprungene Formen. Die tönende Aspirata b gehört mit df zu den gebräuch- lichsten Aspiraten, wofür im Griechischen und im Latei- nischen am Wort-Anfange f und in der Mitte, wie bereits bemerkt worden (§. 17), meistens b. Das S der Wurzel lab nehmen hat im Griechischen die Aspiration abgelegt (hapßctvü), eXaßov), wenn nicht umgekehrt das skr. lab eine Entartung von lab ist. Der Nasal dieses Organs richtet sich irn Sanskrit am Wort-Ende nach dem Organ des fol- genden Anfangsbuchstaben (z. B. tan dantam hunc dentem für tarn dantam,) und geht vor Halbvocalen, Zischlauten und g h nothwendig in Anusvära über; daher z. B. ff tan ainham hunc leonem für tarn ainkam. Im Griechischen hat sich das schliefsende /i* überall zu y geschwächt, daher z. B. im Accus. sing, voaiv für skr. pati-m, im Genit. pl. irobwv für skr. pad-am, im Imperfect fyepoy für skr. dffa- ram, fylpmv für a'baratam ihr beide trüget. So im Altpreufsischen z. B. deiwa-n deum für skr. devd-m. Im Gotbischen findet man zwar schliefsende ?n, aber nur solche, denen ursprünglich noch ein Vocal, oder ein Vocal mit nachfolgendem Consonanten zur Seite stand, wie z. B. in wi ich bin für skr. asmit bairam wir tragen für skr»
Schrift- und Laut-Sjstkm. §.19. 31 tdramas, qvam ich kam, er kam fiir skr, gagä'ma ich ging, er ging- Die ursprünglich schliefsenden wi sind entweder verschwunden, wie im Genitiv plur., wo z. B. somn-d dem skr. ndmn-dm und lat. nomin-vm gegenüber- stehl; oder sie haben sich zu n geschwächt, dem aber im Accus. sing, der Pronominaldeclin. noch ein a zur Seite ge- treten ist, wie z.B. in hva-na wen für skr. Ära-m, altpreufs. hwB; oder sie haben sich vocalisirt zu ü (vgl griech. For- men wie 4»^oucri aus <f>£powi für Qspovri), Wie z. B. in etjau ich äfse, welches, abgesehen vom Tempus-Ausdrucke, zum skr. ad-yd-m ich möge essen stimmt. Das Lateinische hat im schönsten Einklang mit dem Sanskrit das schliefsende m überall unverändert gelassen. 19. Es folgen die Halbvocale, nämlieh y, r, 5^ 2, □L v. Wir bezeichnen durch y den Laut unseres j und des englischen y in Wörtern wie year (send, yärf Jahr). So wie das latein. j im Englischen den Laut dsch ange- nommen hat, so ist das skr. y im Präkrit am Wort- Anfänge und im Innern zwischen zwei Vocalen meistens za <j (der Aussprache nach = dsch) geworden. Im Grie- chischen kommt £ (= da), der Aussprache nach, dem skr. = dsr so nahe wie möglich, da der Laut 8r (sch) dem Griechischen fremd ist. Sein £ steht aber, wie ich jetzt glaube behaupten zu dürfen, überall als Entartung eines ursprünglichen Am deutlichsten zeigt sich dieser Über- gang in dem Verhältnifs der Wurzel zum skr. yug (verbinden) und lat. jung. In den Verben auf er- kenne ich die skr. Verbalklasse auf aya-Tnt, z. B. in das skr. dam-ayd-ms ich bändige und gothische tam-ja ich zähme. In Verben auf wie <f>pd?cu, ofyu, *pt^w9 ßpßu>9 *kdl&9 xpd&)9 fasse ich das £ mit dem ihm folgenden Vocal als identisch mit der Klassensylbe g ya der skr. Verba der 4ten Klasse *) und nehme Wegfall des Endconsonanten der Wurzel (d oder y) vor dem Klassencharakter an; denn •) S. §. 109 -) 2) und vergleichendes Accentuations-Syitem p. 225 f.
32 Schrift- und Laut-System. §. 19. wenn es auch nahe zu liegen scheint, in dem £ « do- von Verben wie <rxtC>w das £ der Wurzel mit Beimischung eines Zischlauts zu erkennen, so hat doch die Annahme einer Unterdrückung des d vor dem aus j zu erklärenden £ den Vortheil, dafs in dieser Weise die Verba wie e-£(ö> e-£o-/zcu, mit denen wie xpt-^w, ßpi-gu) (aus xpiy-^o, ßpfy-jw) auf gleichen Fufs gestellt werden. Auch ist der Wegfall eines t-Lauts vor dem mit £ anfangenden Klassencharakter*) ebensowenig befremdend, als die Unterdrückung desselben vor dem <r des Aorists und Futurums, wodurch z. B. gegen seine skr. Schwesterform i'et-sydf-mi (lautgesetzlich für d-sy a-mi, von cid spalten) im Nachtheil steht. — Es ist wichtig zu beachten, dafs es auch einige vocalisch endigende Wurzeln gibt, welche in der Isten Tempusreihe eine mit ? = y beginnende Klassensylbe anfügen können, wie neben ßXv-cu, ßv-£u) neben ßv-w. Diese Verba verscheuchen den Verdacht, dafs das £ von solchen wie xpi£tu nur eine Modification des Endconsonanten der Wurzel, £ oder y, sei. — Das £ der Substantive wie (fjv-£a erkläre ich aus dem y des skr. Suffixes ya, fern. Zff ya, dessen Halbvocal sich im Griechischen, wie überhaupt das f9 am gewöhnlichsten zu i vocalisirt hat Es hat sich aber auch das j zur Zeit, wo es im Griechischen noch vor- handen war, öfter dem vorhergehenden Consonanten assi- milirt. Ich erwähne hier vorläufig nur das Wort, an wel- chem ich diese Erscheinung zuerst entdeckt habe**), näm- •) Dieser kommt nur der ersten Tempus-Reibe zu, welche den skr. Specialtempp. entspricht, ist aber misbräuchlich gelegentlich auch weiter gedrungen, wobei ich vorläufig an ähnliche Erscheinun- gen im Präkrit erinnere. **) S. meine Abhandlung „Über einige Demonstrativ- stämme und ihren Zusammenhang mit verschiedenen Präpositionen und Conjunctionen (1830 p.20). Die Be- stätigung durch das Präkrit, welches mir erst durch die in demselben J. erschienene Ausgabe der Sakuntalä von Chezy zugänglich ge- worden ist, war mir damals noch nicht bekannt
Schrift- und Laut^Splem. §. 19l 33 lieh aXXc;, welches ich aus aX/05 erkläre und mit dem skr. <*nyd-8 vermittele, dessen Halbvocal in dem gothi- schen Stamme alja (s, §. 20) unverändert geblieben ist, wäh- rend er sich in dem präkritischen JftJT anna ebenso wie im Griechischen dem vorhergehenden Conson. assimilirt hat. Im Latein, hat sich, wie in der Regel hinter Consonanten, das j vocalisirt, daher alius für aljus. Es könnte aber zu- gleich Ule hierher gezogen werden, da jener ebenso wie der andere einen Gegensatz zum Demonstrativum der Nähe bildet, und die Spaltung einer Form in verschiedene, mit gröfserem oder geringerem Unterschied in der Bedeu- tung, in der Sprachgeschichte nichts Seltenes ist. Ullu8 ist von demselben Ursprung und steht wie ul-tra> ul-teriar, U-timu8 hinsichtlich seines Vocals der Urform etwas näher. Am Wort-Anfange hat sich der Halbvocal j im Grie- chischen öfter in den Spiritus asper verwandelt. Man ver-* gleiche z. B. 0$ mit ya~8 welcher; (aus ijjrapr-G$) mit ydkrt (aus ydkart) Leber, lat. fecur; vpd% für aus vapdis, mit dem skr. Pluralstamme yusma'; (aus ay-Jtt)» mit yag verehren, yäg-yä-8 ver- ehrungswürdig; ypepo$ mit 31^ yam bändigen, wozu auch gehört Durch v bezeichnen wir den Laut unseres w, das skr. ö[. Hinter Consonanten soll dieser Buchstabe im Sanskrit wie das englische w ausgesprochen werden. — So wie so ist auch dem Griechischen, in der gewöhnlichen Sprach^ wenigstens, der Halbvocal v entwichen. Er hat sich hinter Consonanten gelegentlich in seinen entsprechenden Vocal umgewandelt; z. B. in au, dorisch tu, für skr. tvam du; in uctg; für skr. 8va'pna-8 Traum (Wz. svap schlafen), altnord. svefn (them. svefnd) Schlaf; in xvwv für skr. s'van (them.). In der Regel aber ist das dem skr. entspre- chende Digamma hinter Anfangsconsonanten, den aus 8 ent- standenen Spir. asper mitbegriffen, völlig verschwunden; daher z. B. txupo$ für skr. aoaaura-a (aus 8va'kura-8) Schwiegervater, althochd. twehur (them. weÄura). Sapfv L 3
34 Schrift- und Laul-Sjslem. §. 19. führt zur skr. Wz. svar, svr tönen, wozu auch das lat. ser-mo gehört; dagegen gehören ö’up, mpog, <rtipio$9 Etipufy oAag, cteX^ (X fur p s. §. 20) zu mr> der Urform von sur glänzen. Die unverstümmelte Wurzel zeigt svär Himmel als glänzender, worauf das sendische hvart Sonne sich stützt, welches letztere hvar zu seinem eigentlichen Thema hat (s. §. 30), in den obliquen Casus aber zu hur sich zusammenzieht. — Hinter anfangendem er ist zuweilen _auch <f> aus ursprünglichem f, skr. cL v, her- vorgegangen, z. B. in a<|>o-g sein für skr. «va-«, lat suu-8. Wo f einem mittleren Consonanten zur Seite stand, hat sich dasselbe, wie in gleicher Stellung das j, öfter dem vor- hergehenden Consonanten assimilirt, eine Erscheinung, zu deren Wahrnehmung mich zuerst das Verhältnifs des griech. rfovapsg, organischer r^rrapsg, zum skr. iatvaras geführt hat *), wofür im Präkrit und Päli, ebenfalls durch regressive Assimilation, iattaro. Überhaupt haben diese beiden Idiome bei Consonantenverbindungen in der Regel den schwächeren Laut dem stärkeren assimilirt, es mag der stärkere voran- gehen oder nachfolgen. Aus dem Griechischen erwähne ich noch das Verhältnifs von nnrog (aus txxog und dieses aus ixFog) zum skr. am-« (aus dkva-8, s. §. 21Ä).), lat. equus und litau. diwa (= skr. atvd) Stute. Zwischen zwei Voca- len ist der v-Laut im Griechischen, einige vereinzelt stehende Dialektformen abgerechnet **), spurlos untergegangen; daher n. B. Tchlu) für tfX/fgu (Wz. ttXv, gunirt ttXev, s. §. 26. 2.) für skr. plavami (Wz. plu schwimmen, schiffen etc.), oig für *) S. meine Abhandl. über die Zahlwörter in den Abh. der philos.- histor. Klasse der Akad. der Wiss. aus dem J. 1833, p. 166. **) Darunter welches formell zum sanskr. LocaL div£ (im Himmel) stimmt. Häufiger erscheint ß in der Mitte, wie auch sehr häufig am Anfänge, als Vertreter des F; wahrscheinlich bloß als eine graphische, und nitht als eine phonetische Abweichung. Im ent- gcgengesetzten Falle wäre daran zu erinnern, dafs im Bengalischen das skr. v der Aussprache nach regelmäßig an b geworden ist.
Schrift- und LauiSjstem, §. 20. 35 skr. avi-8 Schaf, lit. awi-8, lat. ovi& — Eine Erwähnung verdient hier noch die zuweilen eingetretene Erhärtung des v zu einem Guttural, z. B. im lat« tno-at (viai), vic-tum von der Wz. vw (skr. leben). In dem c von facto erkenne ich das v des skr. Causale Bavdydmi ich mache sein, bringe zum Dasein, von der Wz. Ju sein (lat./u). Dem skr. v von devara-8, le vir (s. p. 12) entspricht das angel- sächsische c von tacor und althochd. h von zeihur (them. zeihura = devara). Dem t? des lat. navw und skr. ndv (letzteres vor vocalisch anfangenden Endungen der obliquen Casus) entspricht das angels. c und althochd. ch von noco, nacho Nachen; dem v des goth. Stammes qvwa, (nom. jrtu-j, skr. giva-8 lebendig) entspricht das althochd.k von yurib, them. queka. 20. Die verschiedenen Halbvocale und Liquidae wer- den wegen ihrer geschmeidigen, flüssigen Natur leicht unter einander verwechselt. Am gewöhnlichsten ist der Wechsel zwischen r und I; so steht z. B. dem r der skr. Wurzel ruc (aus ruk) glänzen in allen europäischen Schwester- sprachen ein l gegenüber. Man vergleiche das lat. lux, luceo, das griech. Xevxo;, Xv/vog, das goth. liuhath Licht, lauhmoni Blitz, das slav. AOJTHA luia Lichtstrahl, das irländische logha glänzend. Zu nd (aus rik) verlassen gehört das lat. linquo, griech. Xtwrw, eXittov, goth. af-lifnan relinqui, altpreufs. po-linka es bleibt. L für n findet Sich im griech. aXXo$, lat. alius, goth. alja (them.), gael. eile und ana- logen Formen gegenüber dem skr. anyd-8 und slav. UHX tng, them. ino anderer; l für o z. B. im lat. Suffix lent von Formen wie opulent (griech. svt für fsvt) gegenüber dem skr. Suffix vant (in den starken Casus), z. B. von d'dna- -vant mit Reichthum begabt (von ddna Reichthum); im goth. slepa ich schlafe, althochd. slafu, gegen skr. itdp-s-ms; im litauischen saldu-8 süfs, slav. CAA^&KX dadxfaL id. gegen skr. 8vddu-8, engl. sweet, althochd. suazi (<L h. 8wazift> r für v z. B. im lat. cras gegen skr. svas (aus kvas) morgen, in cresco, cre-vi gegen skr. Wz. 8fvi (aus 3*
36 Schrift- und Laut-Sjilem. §. 20. ivt) wachsen, wovon aray-rf-wii ich wachse; in plöro gegen skr. plavayami ich mache fliefsen (Wz.plu, lat flu für plu, vgl. pluü), im cretischen rpl dich (s. Ahrens de dial. Dor. p. 51) für skr. tvam, tvd; in der goth. Wz. drus fallen (driusa, draus, drusum) für skr. (frans9); im althochd. bir-u-mss, pir-u-mes, wir sind, gegen skr. ba'v- -d-mas, dessen Singular ffav-a-ms (Wz. 6u) sich im Ahd. zu bim, pim zusammengezogen hat; so in scrir-u-mes wir schreien aus scriw-u-mes (skr. s'rav-a'y d-mas wir machen hören, send, s'rdvayemi ich spreche), dessen w sich in der 3ten P. pl. scriw-un (er-scriu-un, Graff VI, 566) und im Mittelhochd. auch in der ersten P. und im Part. pass. schriuwen, geschriuwen (statt schriwen, s. Grimm p. 936) be- hauptet hak Im irländischen Dialekt des Gaelischen heifst arasaim ich wohne, worin ich das skr. d-vasami zu er- kennen glaube (Wz. ras, präp. a), wozu sich auch das goth. raj-n Haus als bewohntes (them. ra$-na, s. §. 86. 5) zie- hen läfst, wenngleich die skr. Wz. vas wohnen sich im Gothischen auch in der unveränderten Form vas behauptet hat, wovon visa ich bleibe, ras ich war), wie z. B. im Althochd. neben slafu ich schlafe auch eine Form be- steht, die den alten w-Laut unverändert gelasssen hat, näm- lich in-svoepiu (geschrieben insuepiu) ich schläfere ein, welches wie das lat. sßpio auf das skr. Causale sich stützt. Vielleicht ist auch das r des goth. ra$~da Rede eine Ent- artung von o, so dafs dieses Wort ein Überrest der skr. Wz. vad sprechen wäre, wozu ich anderwärts auch das irländische raidim „I say, relate” gezogen habe. **) Für vad wäre im Goth, nach §. 87 vat zu erwarten, worauf das althochd. far-wdzu maledico sich stützt. Das t von vat mufste im Goth, nach §. 102 vor einem l-Laut zu einem Zischlaut werden, und zwar zu einem weichen, weil hartes *) An der Erzeugung des goth. u aus a mag der ihm zur Seite gestandene Nasal seinen Antbeil haben. S. Gloss. Scr. a. 1847 p. 307.
Schrift- und Laul-Sjfstem. §1 20. 37 9 zu d nicht stimmt. Ibh fasse das Suffix von raf-da als das des Part, pasr., wovon später mehr.*) Im Slavischen glaube ich ein anfangendes o durch r ersetzt zu sehen in pEKÄ rekun ich sage (lit. prd-raia-s Prophet, rslriu ich rufe, schreie), sofern dieses zur weitverbreiteten skr. Wz. o|x|^vac (aus vak) sprechen gehört, und nicht, wie Schlei- cher vermuthet („Die Formenlehre der kirchenslav. Sprache” p. 131), zuttfq^tap, wozu offenbar das lat. loquor zu zie- hen ist, da das Lateinische die Umwandlung von Labialen in Gutturale liebt, die es unter andern auch in coquo zeigt, gegenüber dem skr. patdmi (aus pdk^) griech. Tdatrw, «erb. pedem id., altslav. pekun. Im Altpreufsischen besteht die unveränderte Wz. wack in Verbindung mit der Präpos. at, wovon z. B. en-wackemai invocamus. Im Serbischen heifst vik-a-ti schreien, vuS-e-?n ich schreie. Zu lap dürfte die altpreufs. Wurzel lpip befehlen (laipinna ich befahl) sowie das litau. lepju ich befehle, at-si-lepju ich antworte zu ziehen sein.— MitöfJ^t^ vahis heraus liefse sich durch Annahme des Übergangs des v in r das slav. p&3 ra$ (vor Tenues und y ras) aus, auseinander, dis-99) vermitteln, da 3 der gewöhnlichste Vertreter des skr- g h ist. Ich erwähne noch das altslavische pH3A ri$a Kleid als muthmafslichen Spröfsling der skr. Wz. vas kleiden (goth. vasja ich kleide. Ein in seiner Art ein- ziges Beispiel mit l für ursprüngliches j (Q^y) ist unser Leber, althochd. lebara, libera u. a., wenn Graff (s. v.) Recht hat, dieses zum skr. ydkrt (aus ydkart) zu ziehen. Es wäre also, wie im griechischen fyrap (s. p. 33), der alte Guttural zum Labial geworden. Der Umstand aber, dafs es vielleicht sonst in den europäischen Schwestersprachen *) Sollte das r von ra/da ursprünglich sein, so würde sich die skr. Wz. reu tönen zur Vermittelung darbieten. ’*) Am Anfang von Compositen, z. B. im russischen rafbirdju ich nehme auseinander, ra$vlekäju ich ziehe auseinander, rtupadäju-jj ich falle auseinander. 'S.
38 Schrift- und Laut-Sjrstem. §. 21a). des Sanskrit kein l fiir ursprüngliches j gibt, darf uns nicht abhalten9 den Übergang anzuerkennen, sowohl auf den Grund des erwiesenen Satzes, dafs Liquidae oder Halbvocale überhaupt leicht mit einander wechseln, als .auch in Berück- sichtigung des Armenischen, welches in seiner Benennung der Leber, [fruipq. Ijeard (fr ursprünglich = e), dieselbe Um- wandlung hat eintreten lassen (s. Petermann, gramm. linguae Armen, p. 29). L für m zeigt sich im lat. fla gegenüber der skr. Wz. dhnd blasen (/ für <T nach §. 16), in balbut gegenüber dem griech. ßapßcuvw; m für v z. B. in marey them. man, und verwandten Wörtern anderer europäischer Sprachen gegen skr. vari (neutr. Wasser, *) in cldmo gegen skr. drävayami ich mache hören (Wz. dru aus irs), in dplptJD gegen skr. drdvami ich laufe (Wz. dru); v für m z. B. im slav. drsty, them. <5rgtn, Wurm gegen skr. irmt-e, lit kirmini-8. 21‘>. Die letzte Consonanten-KIasse begreift die Zisch- laute und j? h. Der Zischlaute sind drei, nämlich 3^ d und 8. Der erste wird wie ein 8 mit einer gelin- den Aspiration ausgesprochen, und ich habe ihn früher durch 8* umschrieben. Er gehört zur palatalen Klasse und ver- bindet sich daher als harter Zischlaut mit den harten Pala- talen c, c"), daher z. B. 8Ünüd-6a filiusque. Seiner Abstammung nach ist d fast durchgreifend die Entartung eines ursprünglichen £, und es steht ihm daher in den europäischen Schwestersprachen in der Regel ein Guttural gegenüber; man vergleiche z. B. mit dem Stamme /van, in den schwachen Casus (wovon später) /un, das griech. xvwy, lat. cani-s und gothische Äund-s (letzteres von dem erweiterten Stamme Äunda); mit der Wz. dahd bei- fsen das griech. Jaxro, lat. lacero, goth. tah-ja ich zer- reifse und wallisische danhezu beifsen; mit dddan zehn (nom. acc. da da} das griech. cte'xa, lat. decem, goth. taxhun und armorische dek, irländische deagh, deich. Die lettischen *) S. vergleichendes Accentaationssystem» Anm. 24.
Schriß- und Laut-System. §. 21 39 und slavischen Sprachen, welche länger als die klassischen, germanischen und keltischen mU dem Sanskrit vereinigt ge- blieben sind, haben dessen palatales /, wenn auch nicht ganz in derselben Aussprache, doch als Zischlaut mit her- über nach Europa gebracht; und so zeigt sich im Litauischen für das skr. 8 und sendische 4J 8 in der Regel 8* (ge- schrieben 8z) und im Slavischen C a. Man vergleiche z. B. mit dem skr. dasan das litau. des'imtis und slav. AECATk desantj, *) mit 8ata-m hundert das lit. 8rimta-8 und slav. *) Ich habe schon im J. 1835 in der 2ten Abtheilung der ersten Ausgabe dieses Buches (p. 446) bei Besprechung des Ausdrucks der Zahl zehn auf die Möglichkeit hingedeutet, daß die specielle Überein- stimmung des Litauischen und Slavischen mit dem Sanskrit und Send, in Ansehung des Zischlauts, als Folge einer späteren Absonderung der genannten europäischen Idiome von ihren asiatischen Schwestern sich ansehen liefse, indem ich einem andern Erklärungsversuch die Worte beifugte: „Will man aber die specielle Begegnung mit dem Skr. und Send in vorliegendem und manchen anderen Fallen auf historische Überlieferung gründen, so mufste man dies durch die Annahme vermitteln, dafs die lettischen und slavischen Volksstämme zu einer Zeit aus dem asiatischen Ursitz ausgewandert seien, wo schon Verweichlichungen in der Sprache eingetreten waren, welche zur Zeit, wo die Griechen und Römer (auch die Germanen, Kelten und Albanesen) die asiatische Ursprache nach Europa verpflanzten, noch nicht bestanden.” Später habe ich mich in der 6ten Abtbeilung die- ses Buches (p. 1255 ff.) und in meiner Abhandlung über die Sprache der alten Preufsen (p. 4 ff.) und im Besonderen über das s (p. 6 ff.) ausführlicher und in festerer Überzeugung in diesem Sinne ausgesprochen. Jedenfalls ist es sehr wichtig zu beachten, dafs uns in der Entstehung mancher secundärer Laute gleichsam ein chronolo- gischer Mafsstab vorliegt, wonach wir die verhältnißmäßig frühere oder spätere Trennung europäischer Völker von der asiatischen Ur- beimath ermessen und auch die Überzeugung gewinnen können, daß alle europäischen Glieder unserer großen Sprachfamilie, namentlich auch die lettischen und slavßchen, sich früher als die iranischen oder medo>persischen Sprachen vom Sanskrit abgesondert haben. Es er- hellt dies besonders daraus, daß das Send und Altpersische nicht bloß
40 Sehrifi- und Läui-Syeietn, §. 21*). CTO (neutr.), mit dem skr. /van (nom. /va, gen. e'unae) das lit. /wo, gen. aus-«, und russ. eobaka für sbaka, welches ein skr. s'vaka voraussetzt, womit man das medisehe mxo, bei Herodot, vergleichen möge. Bei einigen wenigen Wör- tern, in welchen die lettischen und slavischen Sprachen den alten Guttural in Vorzug vor dem Sanskrit bewahrt haben, wie z. B. in akmuo (them. ahnen) Stein, altslav. KAMX1 kdmü (them. kamen) gegenüber dem skr. Stamme asm an (nom. d/ma), scheint der skr. Zischlaut erst nach der Absonderung der lettischen und slavischen Sprachen vom Sanskrit aus k entstanden zu sein. Auch gibt es einige Wör- ter mit anfangendem 3^ 8 im Sanskrit, bei welchen dieser Zischlaut offenbar aus dem gewöhnlichen 8 entstanden ist; so namentlich in eueka-e trocken, wofür im Send hueka (thema) und im Lateinischen eiccus; denn wenn das skr. e dieses Wortes nicht aus dem gewöhnlichen 8 hervorgegan- gen wäre, sondern aus k> so hätte man dafür im Send eben- falls / (ar), im Lateinischen aber c zu erwarten. Aus 8 xnufs auch das anfangende / von 8va8ura-8 Schwieger- vater entstanden sein; dies beweist das lat. 8 von socer, das goth. von evaihra (them. zvaihran), das griech. r von sxvpo;, sowie der Umstand, dafs in der ersten Sylbc dieses Wortes höchst wahrscheinlich der Reflexivstamm (skr. sva enthalten ist; ebenso in 3T3J3EL /va/ru-s Schwieger- mutter, lat. 80CTU8, 21*>. Der zweite Zischlaut, welcher zur cerebralen Klasse gehört, wird wie unser sch> engl. 8h, slav. Ul aus- gesprochen. Er tritt nach bestimmten Gesetzen an die Stelle des 8. So kann hinter k und r kein q^ s, son- dern nur 8* stehen; daher z. B. vdk-si du sprichst, an dem palatalen Zischlaut, sondern auch an den palatalen Mutis q^c und f einen so durchgreifenden Antheil nehmen, dals man daraus folgern mufs, dals sie diese Buchstaben nicht selbständig geschaffen haben, wie etwa das Slawische sein 4c, sondern gleichsam als ein vom Sanskrit überliefertes Erbgut besitzen«
Schrift- uüd Laui-Syitem< §. 22. 41 Jiffdr-sV du trägst (/er*), fiir t?dÄ:-*f, dtTdr-st; ddke'i- na-8 gegenüber dem griech. tegufa lat. dexter, goth. taihevö (them. taihevon) die rechte Hand. Auch hinter Vocalen, o, a ausgenommen, ist nicht beliebt und geht »daher in grammatischen Endungen durch den Einflufs eines vorherge- henden i, f, u, «, r, e, 6 und du in 8 über; daher z. B. dvis'u in den Schafen, sunu-eu in den Sühnen, ndusu in den Schiffen, /-*> du gehst, srnö'-s'i du hörst, fiir dvi-8u9 sünü-su etc. Als Anfangsbuchstabe ist 8* äufserst selten*); das gebräuchlichste Wort mit anfangendem sr ist ea8r sechs nebst seinen Abkömmlingen. Ich halte diesen Ausdruck fiir eine Verstümmelung von Jc8rasr — wofür im Send k'evas — so dafs das skr. 8e hier höchst wahrscheinlich durch den Einflufs des ursprünglich vorher- gegangenen k aus s erzeugt ist. Am Ende eines Wortes, und im Innern vor anderen Consonanten als kommt 8r im wirklichen Sprachgebrauch nicht vor, sondern geht bei Wurzeln und Wortstämmen, welche damit enden, entweder in k, ff, oder in t, d über. Das oben erwähnte Zahlwort lautet im Nom. e'at; vor tönenden Buchstaben (s. §.25) 8 ad; im Instrument. s'adBis, im Loc. s'at-sü. 22. Der dritte Zischlaut ist das gewöhnliche 8 aller Sprachen, welches aber im Sanskrit, wie bereits bemerkt worden (s. §. 11) am Ende der Wörter eine sehr unsichere Stellung hat und nach bestimmten Gesetzen der Umwand- lung in Visarga (! Ä), *', 8r, r und u unterworfen ist. Doch ist der Übergang eines schliefsenden 8 in u (enthalten in dem Diphthong 6, s. §. 2) hinter einem vorangehenden a — im Fall das folgende Wärt mit a oder einem tönenden Con- sonanten anfangt — schwerlich unmittelbar eingetreten, *) Die indischen Grammatiker schreiben aber die mit # beginnen- den Wurzeln, sofern sie dieses* durch den Einflufs eines anderen Vocais als o, d einer vortretenden Präpos. oder Reduplicationssylbe in# umwandeln — wie z. B. ni-sfdati er setzt sich nieder gegen stdati, prastdati — von Haus aus mit #.
42 Schrift- und laut-Sjitem. §. 23. sondern so, dafs das 8 zunächst in r und von da in u über- ging, wobei zu berücksichtigen, dafs Liquidae überhaupt auch in anderen Sprachen sich leicht zu u (griech. v) voca- lisiren, daher im Französischen häufig au aus al, im Gothi- schen au aus am, im Griechischen ov aus ov. Umwandlungen von 8 in r kommen auch im Griechi- schen, Lateinischen und mehreren germanischen Sprachen vor; im Griechischen jedoch nur dialektisch, namentlich im Laconischen, wo z. B. ImytXarrdp, axncdp, 7rurcp, yo\ctp, rlp, vlxvp, fyuywvtp Ipydrcu) für Em/EXaffTifc, curxo$, yovdfr y£cv$) (s. Ahrens II. 71 ££). Das Lateinische liebt r für 8 besonders zwischen zwei Vocalen, daher z. B. eram, ero für esam, eso; quorum, quarum für skr. kesäm (aus kesam, wegen des vorhergehenden e), ka8am\ goth. kvi$e, hvi$6. Auch schliefsend erscheinen im Lateinischen viele r für ursprüngliche s, z. B. in Comparativen und in Substan- tiven wie amor, odor, dolor, wovon später. Das Hoch- deutsche zeigt sowohl in der Mitte zwischen zwei Vocalen, als am Ende sehr häufig r für ursprüngliches s. Ich erinnere vorläufig an die plurale Genitiv-Endung ro der Pronominal- declination für skr. 8dm, 8fam, goth. $e, $ö, an die Com- parative auf ro (nom. masc.) für goth. $a und an die No- minative sg. masc. auf r, wie z. B. ir er für goth. is. 23. g ist eine weiche Aspirata und wird von den indischen Grammatikern zu den tönenden Buchstaben (§. 25) gerechnet Auch veranlafst es wie andere tönende Buch- staben als Anfangsbuchstabe den Übergang einer Tenuis des vorhergehenden Wortes in ihre entsprechende Media. In einigen Wurzeln wechselt g h mit aus dem es sich entwickelt zu haben scheint Es kann daher diese Aspirata beim Leben der Sanskritsprache nicht wie ein englisches h, d. h. wie ein hartes h ausgesprochen worden sein, — wie die englischen Verfasser sanskritischer Grammatiken lehren — obgleich es, wie es scheint, im Bengalischen so ausgespro- chen wird. Ich gebe es jetzt in lateinischer Schrift durch h und betrachte es gleichsam als weiches x* la etymolo-
Schrjfi- und Laut-System. §. 24. 43 gischer Beziehung entspricht ihm in der Regel das grie- chische x» tat. oder mediales g (s. p. 28) und das germanische g, was nach §.87 i. nicht befremden kann. Man vergleiche z. B. mit Aansd-s Gans das griech. X^v und unser Gans, teit hima-m Schnee, haimantä-m Winter das griech. Xtu,v> X£*Ma> tat. hiems; mit vahami ich fahre, trage, das lat. veho, griech. lx°9 °X°$> die goth. Wz. vag bewegen (m^a, vag^ vegum)\ mit lehmi (Wz. lih) ich lecke das griech. Xaxw, lat. lingo, goth. laigö, letzteres formell = Caus. lehdyamu In hrd (aus hard) Herz scheint das h die Stelle einer älteren Tenuis einzunehmen, welche vom lat. cord, cord-4s und griech. x/ap, xijp, xapdid behauptet worden, und worauf das goth. hairto (them. hairtan) und unser Herz hindeuten. — Zuweilen erscheint g A als Ver- stümmelung anderer Aspiratae, von denen blofs> die Aspira- tion zurückgeblieben, z. B. in han tödten (vgl. ni-d'ana-8 Tod) für cfan, griech. S’ay, Ö’ayoy; in der Imperativ-Endung bi für dV, welches letztere im gewöhnlichen Sanskrit sich nur hinter Gonsonanten behauptet hat; in grab nehmen, wofür im Veda-Dialekt grab, im Slavischen grablju ich nehme, im Albanesischen grabit ich raube;*) in der En- dung hyam, lat. hi, nqo. mähyam mir, mi-hi, gegenüber dem volleren bydm, lat. bi (s. p. 28) von tüßyam dit, tibi. — Am Wort-Ende und im Innern vor starken Consonanten kann h eben so wenig als andere Aspiratae unverändert bleiben; sondern es geht in diesen Stellungen nach bestimmten Laut- gesetzen entweder in i, d, oder in k, g über. 24. Wir geben hier einen Überblick der skr. Buchsta- ben im Original mit ihrer stellvertretenden Bezeichnung: V o c a 1 e. ST ST r> ?’ <S»; är 0, 5IT au. *) Über den Verlust der alten Aspiratae im Albanesischen s. die oben (p. 12) erwähnte Schrift p. 56 Anm. 7-, 84 Anm. 61»
44 Schrift- und Laul-Sjslem. §. 24. Anusvära, Anunäsika und Visarga. • n, • J A. Consonanten. Gutturale........ cfi 4, I5T k\ JT 3f n; Palatale......... xf c\ Jf g9 tjf g\ of n; Cerebrale........ t9 yf, 3" rf, ujn; Dentale.......... ff q t\ \ d, VJ d\ Ff n; Labiale.......... Q p, Cfi/, 8T ft, H ZT Halbvocale....... E(.y, f r, fcf Z, q[ e; Zischlaute und h 5f s\ Q /, H K k. Die angegebeneuVocalbuchstaben werden nur gebraucht, wenn sie für sich allein eine Sylbe bilden, was im Sanskrit fast nur am Anfänge der Wörter, im Präkrit aber auch sehr häufig in der Mitte und am Ende der Fall ist. Bei Sylben, welche mit einem oder mehreren Consonanten an- fangen und mit einem Vocal schliefsen, wird das kurze a gar nicht geschrieben, sondern es ist in jedem Consonanten enthalten, der nicht mit einem untergesetzten Ruhezeichen («s) versehen, oder irgend einen Vocal, der Aussprache nach, hinter sich hat, oder graphisch mit einem oder mehreren Consonanten verbunden ist. wird also ka gelesen, und das blofse k durch qj ausgedrückt; für wird blofs [ gesetzt, z. B. ka. i, und t werden durch f? bezeichnet, und ersteres wird seinem Consonanten vorge- setzt; z. B. ki, qft kl. Für S’ w, 3? w, r, r, fij l werden die Zeichen c, t, m ihrem Consonanten untergesetzt; z. B. ku, ku, kr, kf, kl. Für e und di werden*' und** ihrem Consonanten übergesetzt, z.B. ke9 kdi. 6 und 3^1 werden mit Weglassung des 35T geschrieben, z. B. kd9 kau. — Die vocallosen Consonanten werden gewöhnlich, anstatt in ihrer ganzen Form und mit dem Ruhezeichen aufzutreten, so geschrieben, dafs ihr wesentlicherer Theil mit dem folgenden Consonan- ten verbunden wird; z.B. für f^, 2^» wird ge- setzt, und so z. B. ZTc^T (matsya) nicht geschrie-
Schrift- und Laut-Sjsiem. §. 25. 26. 1* 45 ben. Für 5^+3^ wird und fiir wird ge- schrieben. 25. Die sanskritischen Buchstaben werden in dumpfe und tönende eingetheilt. Dumpf sind alle Tenues mit ihren entsprechenden Aspiraten, und zwar in obiger Anord- nung die beiden ersten Buchstaben der fünf ersten Reihen; ferner die drei Zischlaut^. Tönend sind die Mediae mit ihren Aspiraten, das g Ä, die Nasale, Halbvocale und alle Vocale. Zweckmäfsig scheint uns noch eine Eintheilung der Consonanten in starke und schwache, so dafs unter den schwachen Consonanten die Nasale und Halbvocale zu begreifen. sind, unter den starken alle übrigen Consonan- ten. Die schwachen Consonanten und Vocale üben als Anfangsbuchstaben von Flexionen und Wortbildungs-Suffixen keinen Einflufs auf die Endbuchstaben einer Wurzel aus, während dieselben einem folgenden starken Consonanten sich anbequemen müssen. 26. 1) In Betreff der Vocale ist es wichtig, auf zwei in der sanskritischen Form-Entwickelung häufig eintretende Vocal-Steigerungen aufmerksam zu machen, wovon die eine jpjj Guna (d. h. unter andern Tugend), die andere Priddhi*) (d. h. Wachsthum oder Vermehrung) ge- nannt wird. Die Sanskrit-Grammatiken meiner Vorgänger geben keine Auskunft über das Wesen, sondern stellen nur die Wirkung dieser Vocal-Veränderungen dar; und ich bin erst bei Ausarbeitung meiner Kritik über Grimms Deutsche Grammatik **) der wahren Natur und Unterscheidung dieser Steigerungen, sowie dem Gesetze, wodurch Guna meistens bedingt oder veranlafst wird, und zugleich seinem früher unbemerkten Vorhandensein im Griechischen und Germani- schen — am sichtbarsten im Gothischen — auf die Spur *) Ich behalte bei diesem Worte, wo es als grammatischer Kunst- ausdruck steht, die Schreibart Priddhi (fiir P^dii nach §§. 1, 12) bei, wie ich auch Sanskrit und nicht SaAskrt) schreibe. **) Berliner Jahrbücher 1827 Seite 254 ff.; Vocalismus p. 6 ff.
46 Sdirifh und Laut-Sjstem. §. 26. 1. gekommen. Guna besteht in der Vorschiebung eines kur- zen a, und Friddhi in der eines langen; in beiden Steige- rungen verschmilzt aber der vortretende a-Laut mit dem Grundvocal nach bestimmten euphonischen Gesetzen zu einem Diphthong. Nämlich i und i zerfliefsen mit dem im Guna vortretenden a zu e; J v und ^u zu jfr o. Diese Diphthonge lösen sich aber vor Vocalen wieder in 5RJL aV und SToL au£ ar den fischen Gram- matikern als Guna und ar als Friddhi von r und in der That aber zeigen die Wurzeln, bei welchen ar mit r wechselt, in der ar-Form die vollständige, und in der r-Form eine verstümmelte Gestalt der Wurzel; denn es ist natürlich, dafs Formen, welche eine Verstärkung lieben, der Wurzelsylbe keine Zusammenziehung gestatten, sondern diese nur an solchen Stellen eintreten lassen, wo gunafÜAgp Wurzeln sich dieser Steigerung enthalten. Es beruht daher z. B. das Verhältnifs von bibarmi ich trage zu bißrmdi wir tragen im Wesentlichen auf demselben Princip, worauf das von vedmi (aus vaidmi) ich weifs zu vidmas wir wissen beruht. Der Unterschied ist blofs der, dafs bei letzterem Verbum der Singular eine gesteigerte, der Plural die reine Form hat, während bei ersterem der Singular die volle, aber ursprüngliche, zum gothischen bar und griechi- schen stimmende Form der Wurzel enthält, der Plural bibrmat aber die verstümmelte, welche den wahren Wurzcl- vocal unterdrückt und das r vocalisirt hat. Auf demselben Princip beruht unter andern auch das Verhältnifs des ano- malen vds'mi ich will zu seinem Plural umu, welches letztere ebenso wie bibrmds des wahren Wurzelvocals ver- lustig gegangen ist, und die Vocalisirung eines Halbvocals erfahren hat. Von dem Gesetze, worauf, meiner Meinung nach, bei gewissen Klassen von Verben die Vertheilung zwischen gunirten und ^runalosen, oder zwischen vollständig erhaltenen und verstümmelten Wurzelformen beruht, wird später gehandelt werden.
Schrift- und Laut-SjMtem. §. 26. 2. 47 2) Im Griechischen hat sich der China-Vocal bei den- jenigen Wurzeln, bei welchen gunirte Formen mit reinen wechseln, entweder zu e oder zu o entartet, wie dies nach §. 3 überhaupt die gewöhnlichsten Vertreter des a sind. Es steht daher ei/uu zu fay in demselben Verhältnifs wie im Sanskrit emi (aus aimi) ich gehe zu imds; Kelttw (aus Xeixw) ver- hält sich zu seinem Aorist üwroy wie das Praesens des ent- sprechenden skr. Verbumsrtcdrni raikami) zu aridam. Die oi-Fown erscheint im Perfect als Gwasteigerung des i, daher XeXoito == skr. rireda, Eine bleibende Gunirung mit dem ursprünglichen a als Steigerungsvocal enthält aöxu, welches zur skr. Wz. ind' an zünden*) gehört, wozu auch t^apo; und iSalyw (woraus laivw) geboren, deren Ver- wandtschaft mit aöw vom griech. Standpunkte aus nicht mehr gefühlt wird. — Vor v erscheint bei steigerungsfähigen Verben blofs e als Gunavocal, so dafs die Steigerung des v zu ev mit der sanskritischen von u zu 6 = au parallel läuft; namentlich verhält sich ztevS’o/jiöu (von der Wz. th#, skr. wissen) zu seinem Perfect 7n7njqmai wie im Sans- krit bodJe (med., aus häufte) zu bubufte. Das Verhältnifs von 4>ev/w zu Ityvyoy gleicht dem der skr. Praesentia wie hoftdmi zu Aoristen wie abu ft am. Eine gleichsam ver- gessene und bleibende Gunirung, mit dem ursprünglichen a vor enthält avu> ich trockene, sofern dieses Verbum/ wie es sehr wahrscheinlich ist, ein mittleres <r verloren hat, und mit dem skr. ö'sdmi, aus autämi, ich brenne (von der Wz. u« aus us, lat. wo, urtuwi) verwandt ist. Dem griech. avw gilt das ganze au als wurzelhaft, weil die unge- steigerte Wz. nirgends vorhanden ist, während das lat. aurum (Gold als glänzendes) eine Guno-Form von wo, seines Zusammenhangs mit diesem Verbum und somit auch seiner Gunirung hauptsächlich darum sich nicht mehr be- wufst ist, weil die gunirten Formen im Lateinischen über- *) Eigentlich das n ist Klassencharakter und erstreckt sich nur misbräuchlich über die Specialtempora hinaus (s. §. 409Ä\ 3).
48 Schrift- und Laut-Sjrstem. §• 26. 3. haupt ganz vereinzelt dastehen, und überdies dem betreffen- den lateinischen Verbum auch die Bedeutung glänzen ab- geht*), die aber auch durch die ebenfalls gunirte Benen- nung der Morgenröthe, auröra, vertreten ist, wozu unter andern das gleichbedeutende, ebenfalls gunirte litauische auera wurzelhaft stimmt, -Eine vereinzelt stehende Gunirung des i zeigt das Lateinische in foedus (aus foidwt), welches der Wurzel fid in der Bedeutung binden (s. p. 13) ent- sprossen ist, und zu den skr. Neutralstämmen wie tegae aus taigas Glanz (Wz. tig) stimmt. z 3) Eine grofse Rolle spielt die Guna-Steigerung in den germanischen Sprachen, sowohl in der Conjugation als in der Declination. Man mufs aber, was die Günirung der Verba anbelangt, auf die gewöhnliche Ansicht verzichten, dafs der eigentliche Wurzelvocal überall im Praesens liege, und dafs die vom Vocal des Praesens sich unterscheidenden Vocale „Ablaute’9 seien, also z.B. das ai des goth. bait (and- bait) und das ei des althochd. beiz ichbifs, erbifs, ein Ablaut des goth. ei (= i §• 70) und des althochd. i des Praes. beita (and-beita), bizu sei. Ich erkenne dagegen den gleichsam unverfälschten Wurzelvocal bei diesem Verbum und bei allen von Grimm’s 8ter Conjugation starker Form im Plural (im Goth, zugleich im Dual) des Praet. indic., sowie im ganzen Conjunctiv des Praet. und im Part, pass., also in vorliegendem Falle z.B. in bit-um, ahd. biz-umee wir bissen, bit-jau, ahd. biz-i ich bisse. Der wahre Ausdruck des Zeitverhältnisses, nämlich die Reduplication, ist ver- schwunden. Man vergleiche bi tum, bizumes mit dem skr. bibid-i-md, wir spalteten; und dagegen bait, beif ich bifs, er bifs mit dem skr. biße da (aus bibaidd) ich spaltete, er sp. So zeigt sich auch, nach meiner Auf- fassung, in Grimm’s 9ter Conjug. der reine Wurzelvocal an derselben Stelle, wo ibn die 8te hat; dort ist es aber ein tf, *) Die Begriffe des Glänzens, Leuchtens und Brennens liegen im Sanskrit öfter in einer und derselben Wurzel beisammen.
Schrift- und Laut-System. §. 26. 4. 5. 49 während hier ein t. Das u^ z. B. des goth. bug-u-m wir bogen stimmt zum skr. u von buBug-i-ma, und die gu- nirtc Singularform baug ich bog, er bog stimmt zum skr. 6 von bußoga, nur dafs das goth. baug eben so wie baü insofern auf einer älteren Stufe als die skr. Schwesterform steht, als es die Zusammenziehung von au zu d, wie letz- teres die von ai zu e, unterlassen hat; eine Zusammen- ziehung, die jedoch das Altsächsische durchgreifend hat ein- treten lassen. Es steht daher z. B., wegen dieser Entartung, das altsächs. bet ich bifs, er b. dem skr. bibeda näher als dem goth. bait> und kos ich wählte, er w., dem skr. gugoea ich liebte, er liebte (Wz. gut' aus gue) näher als dem goth. kau*. 4) In der Declination zeigt das Gotbische Gunirungen mit a, 1) in Genitiven wie 8unau-8 Sohnes für skr. tuno-t; 2) in Dativen wie eunau (ohne Casus-Endung) für skr. tvndr-e; 3) in Vocativen wie eunau für skr. 8un6. So bei weiblichen s-Stämmen in Genitiven wie ga-mundai~8 des Gedächtnisses und in Dativen wie gamundai, gegenüber den skr. Genitiven und Dativen wie ma$dy-£, vom Stamme rn>a,ti, Verstand, Meinung, von der Wz. man denken. 5) Auch dem Litauischen fehlt es nicht ganz an Guna- steigerungen ; sie haben aber, wo sie in der Conjugation .Vor- kommen, meistens den Grundvocal ganz verdrängt, oder es stehen, mit seltenen Ausnahmen, die gunirten Formen mit denen mit reinem Wurzelvocal nicht mehr in einem klar gefühlten Zusammenhang. Als Gunirung von i finden wir d oder ai\ ersteres z. B. in evnd ich gehe = skr. emi (aus a&m) griech. Etjrn, aber auch im Plur. at-me, gegen skr. wnds, gr. Die skr. Wz. vid wissen (vielleicht ur- sprünglich auch sehen), wovon vSdmi ich weifs, plur. vtd-mds, hat zwar in dem litau. Substantiv pd-uizd-ü Vor- bild den reinen Vocal bewahrt, das Verbum aber zeigt durchgreifend die gunirte Form weizd (weizd/mi ich sehe); so auch das neben pd-vrizdit bestehende gleichbedeutende L 4
50 Schrift» und Laut-Sjstem. §. 26. 6. pd~weizdi8. Das organische ai gewährt uz-waizdas Aufseher; so auch das Causale waidino-a ich lasse mich sehen, mit dessen Wurzelgestaltung man das gothische vait ich weifs (plur. vitum) vergleichen möge. In dem litau. Cau- sale pa-klaidinii ich verleite steht ai als Gunirung des wurzelhaften y (lit. y= i) von pa-klys-tu (s fiir d nach §.102) ich verirre mich. Eben so verhält es sich mit dem ai von at-gaiwinii ich erquicke (eigentlich ich mache leben; vgl. skr. tftvämi ich lebe) im Gegensätze zu dem y (= ty von gywa-a lebendig, gywenu ich lebe.*) — Au als Gunirung des u erscheint in dem in seiner Art einzigen Causale grdu-ju ich breche ab (eigentlich mache ein- fallen, ein Haus) von gruw-ü ich falle ein**); ferner in allen Genitiven und Vocativen sg. der Stämme auf u, im Einklang mit den entsprechenden skr. und gothischen For- men; z. B. in sunaü-s Sohnes, sunau Sohn! = skr. iiino-i, suno, goth. aimatw, sunau. 6) Der Umwandlung der skr. Guna- Steigerung 6 (aus au) in ae, vor Vocalen, entspricht das altslav. OB oo, z. B. von CK1HOBH 9ünov-i dem Sohne gegenüber dem skr. aünav-e. Dagegen entspricht das gleichbedeutende CSIHOy sünu hinsichtlich der Entbehrung der Casus-Endung dem goth. sunau. Hiervon später mehr. — Der Umwandlung der skr. Guna-Steigerung e (aus ai) in ay, vor Vocalen — z. B. in dem Stamme Bay-d Furcht von der Wz. Bi — ent- spricht das altslav. oj von BOEATH CA boja-tisan sich fürch- ten. Ob das j des litau. bijaü ich fürchte sich aus dem wurzelhaften i entwickelt habe — ungefähr wie das skr. y (=/) von Formen wie 6iy-am timorem, Biy-da timo- ris, vom Stamme Bi — oder ob das i von bij-au eine Schwä- *) Ji-gijü „ich erhole mich, werde lebendig” und gjju ich werde gesund haben offenbar ein w verloren, wie das sendische <7von hu-glti bonam vitam habens. **) dw euphonisch für d, ungefähr wie im skr. diüv-am ich war (aor.), lit taw-nu, von Ws. lit bu sein.
Schrift- und Laut-SysteiQ. §. 27» 51 drang des Guna-Vocals a sei, und somit y dem slav. oj und skr. ay entspreche, ist schwer zu entscheiden; doch ist mir letzteres wahrscheinlicher, weil auch in bdi-mi Furcht, bai-daü ich schrecke und baj-us schreck- lich der alte Gu^a-Vocal sich noch deutlich, und zwar in seiner Urgestalt, behauptet hat, ohne dafs sich jedoch die Sprache noch bewufst wäre, dafs bi die eigentliche Wurzel sei. 27. Den germanischen Sprachen mufs ich ganz ent- schieden aufser dem vorhin besprochenen a auch ials Guna^ Vocal zuerkennen, indem ich eine Schwächung des ursprüng- lichen Steigerungsvocals a zu i nach demselben Princip an- nehme, wornach das wurzelhafte a so häufig zu i geworden ist So wie z. B. das a der skr. Wurzel band? binden im entsprechenden goth. Verbum sich nur in den einsylbi- gen Formen des Praeter, behauptet, in dem durchaus mehr- silbigen Praesens aber zu i geschwächt hat — also bin da ich binde gegen band ich band — so steht auch dem gunirenden a, z. B. von baug ich bog, im Praesens biuga ein i gegenüber*), in ähnlicher Weise wie das goth. a von mnuns filio im althochdeutschen mu durch i ersetzt wor- den. So steht auch schon in der gothischen Declination der «-Stämme dem gunirenden a des skr. Nom. plur. ein i ge- genüber, welches jedoch wegen des folgenden Vocals aus euphonischer Rücksicht zu j geworden. In dieser Weise *) Die in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik (t827 p. 261 £, „Vocalismus” p. 20) aasgesprochene Vermutbung, dafs du in 2 Personen des Singulars und in einer des Plurals erscheinende i der Endungen einen usimilirenden Einfluß auf die Wurzelsylbe aus- geübt habe, ist schon an obiger Stelle der ersten Ausgabe dieses Boches zurückgenommen worden, wie überhaupt das Gothische von jedem assimilirenden Einfluß der Endungen auf die Wurzel oder oder Stammsylbe, meiner Überzeugung nach, freizusprechen ist Eben so du Lateinische (nach §. 6), dessen Formen wie perennir aus perarm* ich früher in Übereinstimmung mit Grimm (I. p.80) dem Einflüsse des i der Endsylben zngeschrieben habe (Jahrb. 1827 p. 275, nVocalismus* p. 38). 4
52 Schrift- und LautS/stem. §. 28. erklärt sich, meiner Meinung nach sehr befriedigend, das Verhältnifs des gothischen eunju von 9unju-9 Söhne zum skr. 9Ünav von aundc-aa. Auch das i der gothischen Ge- nitive wie eunwä (aus sunav-e) filiorum ist ein blofser Gwta-Vocal, obgleich das Sanskrit in diesem Casus den Endvocal des Stammes nicht gunirt, sondern verlängert und ein euphonisches n zwischen Stamm und Endung ein- fügt («unu-n-am). Bei Verben mit wurzelhaftem i und bei Nominalstäm- men mit schliefsendem i zerfliefst im Germanischen das gu- nirende i mit dem Hauptvocal i zu einem langen t, welches im Gothischen durch ei ausgedrückt wird (s. §. 70); daher z. B. von der goth. Wurzel bit> ahd. biz, das Praesens beita, btzu ich beifse gegenüber dem Praet. bait, beiz (plur. bizumee) und sanskritischen Präsenßfbrmen wie tvet- -a-mi (aus tvaie'-a-mi) ich glänze, von der Wz. tvzY; so goth. gaetei-e gtutt-e, aus gaetii-9, für Rostow) Gäste als Analogon sanskritischer Formen wie avay-ae Schafe (lat. ove-9 aus oeaw). Hierbei ist es, was die Verba anbe- langt, wichtig zu beachten, dafs diejenigen germanischen Verba, deren eigentlicher Wurzelvocal nach meiner Theorie ein u oder i ist, — wie überhaupt, mit sehr wenigen Aus- nahmen, die sämtlichen germanischen Verba starker Form — auf eine sanskritische Conjugationsklasse sich stützen, welche wurzelhaftes u und i (im Fall ihnen nicht zwei Consonanten folgen) «in den Specialtempp. durchgreifend guniren, und dafs namentlich das goth. biuda ich biete (Wz. bud) dem skr. bffddmi ich weifs (aus baüdami, Caus. böd'dydmi ich mache wissen) entspricht, während das Praet. bauth (euphonisch für baud) z.u bub o da stimmt, und der Plural des Praet. budum zu bubud-i-ma. 28. ZurUnterstützung meiner Guna-Theorie, soweit die germanischen Sprachen dabei betheiligt sind, dient auch die Erscheinung, dafs diejenigen Substantive und Adjective, welche mit vocalwechselnden Verben im Zusammenhang stehen, zum Theil in ihrer Stammsilbe denjenigen Vocal zeigen,
Schrift- und Laut-Sjutem. §. 28. 53 den ich im Vorhergehenden als den wahren Wurzelvocal dargestellt habe; während das Praesens des verwandten Verbums einen durch i gunirten, oder auch einen von a zu i geschwächten Vocal hat. So stehen z. B. den Verben driusa ich falle (praet. draus, phir. drusum), fra-liusa ich verliere (-Zaus, -Zusum), ur-reisa (==ur-risa aus ur-msa) ich stehe auf (ur-rau, iZr-rwum)v vrika ich verfolge (vrak, vrekum) 9) die Substantive drus Fall, fra-lus-ts Ver- lust, ur-ris-t* **) Auferstehung, vrakja Verfolgung zur Seite, welche man unmöglich vom Praeteritum — und zwar die drei ersten vom Plural des Praet. und das letzte vom Singular desselben — ableiten kann; wie man auch solche Substantive und Adjective, welche entweder durch a gunirt sind, oder auch eine Schwächung von a zu u zeigen, nicht aus einer auf gleiche Weise gestärkten oder geschwäch- ten Form des Praeteritums ableiten kann; also z. B. laus (them. lausa) nicht von dem, im einfachen Zustande unbelegbaren Sing, laus; staiga Steig nicht von staig ich stieg, all- bruns-ts Brandopfer, oXoxavrw/jia, nicht etwa von 6run- num wir brannten oder brunnjau ich brännte. Ebenso wenig kann man im Sanskrit etwa beda-s Spaltung von bibeda ich oder er spaltete; krod'a-s (aus kraud^a-s) Zorn von tukro&a ich zürnte, er z., und dagegen 6ida Spaltung von bibid-i-mä wir spalteten (praes. bi- nddmi^ plur. bindmas) und krudta Zorn von iukru- d-i-md wir zürnten (praes. kr&d'-a-mi) ableiten. Im Griechischen ist z. B. Xoinos in derselben Weise gunirt wie Mkoura, was keinen Grund gibt, es davon abzuleiten; zu srctxos fehlt eine analoge Form des primitiven Verbums; es stimmt aber binsiehtlich seiner Wurzel und Gunirung zum eben erwähnten goth. staiga (Wz. stig}. Die entspre- chende skr. Wurzel ist sticf ascendere, welche auch im Litauischen, Slavischen und Keltischen ihre Spröfslinge hat*) *) Skr. vrag gehen. **) S. hierüber mein Glossarium Sanscritum (a. 1847) p. 385.
54 Schrift- und Laul-Syilem, §. 29. 30. 29. Die sanskritische FriddAZ-Steigerung (s. §. 26) er- zeugt rft, vor Vocalen 39RL ®y, aus *> V (aUÄ «0; du, vor Vocalen STTcL» aus u, 4» 6 (= ani^ und är aus r, oder vielmehr aus dessen Urform ar; eben so $(T d aus einfachem o. Diese Steigerung ist, abgesehen von gewissen Klassen abgeleiteter Substantive und Adjective, welche den Vocal der Anfangssylbe des Stamm Wortes vriddhiren — z. B. yduvand-m Jugend von yüvan jung (them.), hai- md-a golden von &emd-m, aus Äatmd-m Gold; rd</a- ta-9 silbern aus rajata-m Silber — auf vocalisch endigende Wurzeln beschränkt. Diese steigern, unter an- dern im Causale, den Wurzelvocal durch Priddhi, daher z. B. trän-aya-mi (euphonisch für ardu-dya-mt) ich mache hören, von s'ru; ndy-dyd-mt ich mache führen, vonnä Die europäischen Schwestersprachen nehmen an dieser Art von Steigerung sehr wenig Antheil. Doch stützt sich auf das eben erwähnte a'rdv-aydmt höchst wahrscheinlich das lat. clamo, aus clavo (s. §.20 p.38) und das griech. xXaco wei- nen als hören machen, welches letztere sich unter andern durch das Fut. xXawo/xai als Verstümmelung von xkÄFw erweist, wie oben (p. 11) väd$ = skr. ndeaa, als solche von Das i der Form xäouu läfst sich mit dem skr. y von a'rd- va'yämi vermitteln und das Ganze als Verstümmelung von kXävju) fassen. Vom Litauischen gehört slowiju (—^*>) ich rühme (vgl. xÄvrd$, skr. e/-arw-ta-a berühmt) hierher, vom Altslavischen unter andern tlava Ruhm, wobei zu bemerken, dafs slavisches a, wenngleich kurz, gewöhnlich auf ein skr. langes d sich stützt. 30. Wir gehen nun zur Darlegung der Send-Schrift über, welche, wie die Semitische, von der Rechten zur Lin- ken sich bewegt, und deren Verständnifs durch Rask sehr schätzbare Berichtigungen erhalten hat, die der Sprache ein natürlicheres und mit dem Sanskrit in genauerem Einklang stehendes Ansehen geben; während nach Anquetil’s Aus- sprache, besonders bei den Vocalen, viel Heterogenes mit einander vermengt ist. Wir folgen der Ordnung des skr.
Schrift- und Lbut-Systcm. §«31. 55 Alphabets, indem wir angeben, wie jeder Buchstabe dessel- ben im Send vertreten ist. — Das skr. kurze 5J a ist dop- pelt vertreten: erstens durch welches Anquetil wie a oder e, Rask aber, gewifs mit Recht, blofs wie a ausspre- chen läfst. Zweitens durch g, welches Rask wie ein kur- zes dänisches er, oder wie das kurze deutsche ä — z. B. in Hände — und wie das französische e in apre9 auszuspre- chen lehrt. Ich halte dieses g für den kürzesten Vocal, und gebe es durch £ Man findet es oft eingeschoben zwischen zwei im Sanskrit verbundene Consonanten, z. B. «AWg^v^J^ dadarf4a (Praet. redupl.) für das-skr. daddria er oder ich sah, ^e^gg^^ dad&maht (V.S. p. 102) wir geben für die Veda-Form dadmdsi. Auch einem ursprüng- lich schliefsenden r wird immer dieses kürzeste r beigefugt; so stehen z.B. antar# zwischen, g7*vfo<w^ ddtarf Schöpfer, gAv»e>* Acar/Sonne fiir die ent- sprechenden Sanskrit-Formen antar, ddttar^ svär Himmel. Bemerkt zu werden verdient noch, dafs vor einem schlie- fsenden G w und I n immer, und häufig auch vor einem mittleren vocallosen n, das alte 5J a zu g wird. Man vergleiche z. B. gg?ö>^ puthrf-m filium mit pu- tra-m9 JgUJ'J*' anA-/n sie waren mit GttygtW hfnt-fm den seienden mit ^FcFL sdnt-am, prae-Bentern, ab-zentern. — Das lange a (d) wird ge- schrieben. 31. Anquetil führt in seinem Alphabet einen in der Schrift von dem eben besprochenen g / nur wenig abwei- chenden, aber doch im Gebrauch regelmäfsig von demselben unterschiedenen Buchstaben gar nicht auf, nämlich wel- chem Rask die Aussprache eines langen dänischen ce gibt. Im PArsi bezeichnet es in der Regel das lange e*), und wir dürfen ihm unbedenklich auch im Send diese Aussprache zuschreiben. Ich übertrage es jedoch durch e ohne diakriti- sches Zeichen, um es hierdurch sowohl vom g e als vom 4 *) S. Spiegel, Grammatik der PAni-Sprache p. 22 f.
56 Schrift- vnd Laut-System» §. 31. za unterscheiden. Wir finden diesen Vocal am häufigsten in dem Dipthong >f eu, einem der Vertreter des skr.^fr 6 (aus au), namentlich vor schliefsendem a, z. B. in Geni- tiven wie paieus = skr. QjtRL Pa^°8 vom Stamme XJS^paiu Thier; gelegentlich auch vor schliefsen- dem d im Ablativ der u-Stämme. Dies hindert uns jedoch nicht anzunehmen, dafs auch in dieser Verbindung das fein lan- ges e vertrete, da auch das Anfangs-Element des skr. Diphthongs e es ai im Send häufig durch einen entschieden langen Vocal vertreten ist, nämlich durch \ 6. Aufserdem erscheint f häufig in weiblichen Dativen von Stämmen auf s, wo ich den Ausgang ee als Zusammenziehung von aye fasse, so dafs in dem f das a von ayi nebst dem folgenden Halb- vocal, vocalisirt zu t, enthalten sei. *) — In denjenigen Thei- len des Yasna, welche einem, auch durch andere Eigenthüm- lichkeiten vom gewöhnlichen Send sich auszeichnenden Dia- lekt angehören, findet man auch f als Vertreter des skr. a, und es mag in diesem Gebrauche mit dem griech. r\ und dem lat e, wo dieses für ursprüngliches a steht (s. §. 5), verglichen werden. Dieses a-vertretende f findet man na- mentlich vor einem schliefsenden Nasal (n u. m) im Poten- tialis des Verb, subst., wo qyem dem skr. sydm ich sei (s. p. 63), griech. enjv (aus £0i7]y), lat. siem (für aiem» bei Plautus), und q'yen sie seien dem skr. syut (aus syant) gegenübersteht, während in qyad er sei, qyämd wir seien, qyatd ihr seiet das alte skr. d von spat, syama, tyata sich behauptet hat. — Wo f vor den mit b anfangenden Casus-Endungen der Stämme auf ai für skr. ST 6 steht, — z. B. in manebis (instr. pl.) für skr. mdnöbis — kann es so erklärt werden, dafs das a *) Ich habe mich schon in der ersten Ausgabe (p. 305 Anm.**) in Abweichung von einer früheren Erklärung (p. 196) in obigem Sinne ausgesprochen und dabei an ähnliche Zusammenziehungen in präkritischen Formen wiecintiml ich denke fürskr. iintdyAmi erinnert
Schrift- und Laut^Sysitm, 57 des Diphthongs au (der Urform vo» d), zum Ersatz' des unterdrückten u, in e-Gestalt verlängert, sei*), während in dem oben (p. 56) erwähnten Diphthong eu ein langes e das skr. kurze a vertritt. Auf demselben Princip wie das f e von Formen wie maneStu, beruht auch das gelegentlich, doch nur bei einsylbigen Wörtern, am Wort-Ende erschei- nende f s, namentlich in welcher, ke wer? und in den plursden Nebenformen des Genit. und Dat. der Pronomina der ersten und zweiten Person (1. P. ff ne^ 2. P. c^ve) statt der gewöhnlichen Formen yd etc. aus yas (s. §.56). Man vergleiche mit diesem Formen auf f e das im Mägadha-Dialekt des Präkrit im Nom. sg. der männlichen Stämme auf a erscheinende d, statt des gewöhnlichen 51 o -) 32. Kurzes und langes i sind, wie kurzes und langes ic, durch besondere Buchstaben — 3 t, t, > w, y — ver- treten. Anquetil gibt jedoch dem die Aussprache s, und dem > u die von o, während nach R a s k nur wie kurzes o ausgesprochen wgpden soll. Im Pärsi hat o mit einem der Aussprache nach vorangehenden a (^>*v) die Bestimung, den Diphthong au auszudrflcken (Spiegel 1. c. p. 25), z. B. in nautar. Da nun das send. abgesehen von fehlerhaften Schreibarten, ***) nur in *) Ich war früher anderer Meinung (erste Ausg. p. 315), indem ich annahm, dafs das skr. 6 als Ganzes zu f e geworden sei. Der Umstand aber, dafs, was ich damals nicht berücksichtigte, die Zusam- manziehnng von au zu d im Sanskrit verhällnifimäfsig jnng ist (s. §. 3. Anm.) veranlaßt mich jetzt, der obigen Auffassung den Vor- zug zu geben, obwohl noch eine dritte Erklärung möglich ist, näm- lich die, dals das u des Diphthongs au sich zu i geschwächt habe, und dieses mit dem a zu f e zusammengeflossen sei. **) S. Lassen, Inst. 1. Präcr. p. 394 u. Hoefer De Präkr. dial. p. 122. ***) Im lithographirten Codex des Vendidad Sadd sind die Ver- wechslungen zwischen o und d aufserordentlich häufig.
58 Scfurifh und Laut-System. §. 32. Verbindung mit einem vorhergehenden vorkommt, und da auch im Altpeqpschen, d. h. in der Sprache der Achä- meniden, dem sanskritischen, aus au zusammengezogenen Diphthong 6 überall das ursprüngliche au gegenübersteht, (s. p. 8), so kann ich jetzt nicht mehr mit Burnduf anneh- men, dafs sowohl o als \ 6 etymologisch dem skr. 6 entspreche, sondern ich glaube, dafs das Send am Anfänge und im Innern der Wörter die ursprüngliche Aussprache des Diphthongs 6 bewahrt, und nur am Ende die Zu- sammenziehung zu 6 (^) erfahren habe, doch so, dafs statt vor einem schliefsenden 9 meistens, und zuweilen auch vor einem schliefsenden Q d der oben (§. 31) bespro- chene Diphthong eu steht, der eben so wie das griech. tu aus der Zeit stammt, wo das skr. 6 noch wie au ge- sprochen wurde. Es sind demnach z. B. Stärke (ob skr. d'^aa, vor tönenden Buchstaben d^d), er machte ved. akrnot), er sprach (skr. dbravit für dördf, Wz. bru) wie aupd, kfrfnaud, mraud auszusprechen. Mit kfrfnaud ver- gleiche man hinsichtlich seiner Endung das altpersiche ak'unaut'. *) Dagegen erscheint zuweilen in der Mitte eines *) Sollte ich Unrecht haben, dem send, die Aussprache au zu geben, so glaube ich doch ganz entschieden daran festhalten zu müssen, dafs <ju und in dieser Verbindung nyr Eine Sylbe, also einen Diph- thong bilden, und dab nicht, wie früher angenommen wurde, hier das «v a ein dem skr. Diphthong d vorgeschobener Vocal, und 1? o etwa die Kürzung des gedachten d ) sei; sondern jedenfalls ist jenes a identisch mit dem im skr. Diphthong d (aus au) enthalte- nen Vocal a, und das 1? o seinem Ursprung nach identisch mit dem Scblubtheile des altpers. Diphthongs au, und mit dem etymologisch io dem skr. d enthaltenen u. Man bat also, meiner Überzeugung nach, nur die Wahl, entweder anzunehmen, dab der ursprüngliche Diph- thong au im Send am Anfänge und im Innern der Wörter sich ganz unverändert behauptet habe, oder dab er sein schliebendes u zu o habe entarten lassen, ungefähr wie im Althochdeutschen das einfache gothische u sehr häufig zu o geworden ist. Gewib ist, dab ao als
Schrift- und Laui-Sjsiem. §. 33. 59 Wortes 6 als euphonische Umwandlung eines a durch den Einflufs eines vorhergehenden v oder b9 namentlich in v6hu (auch nach §. 56*)) gut, trefflich^ als Subst. neut Reichthum (aus dem skr. odew), und in uböyö amborum, aus uffdyds. Auch das von >?>^Vpduru ist vielleicht durch den Einflufs des voran- gehenden Labials aus a erzeugt. Über das dem r vorge- schobene u s. §. 46. Die entsprechende skr. Form ist pisrti, aus partL — Der skr. FrüLdhi-Diphthong du ist mei- stens durch do vertreten; zuweilen aber auch durch >*» du* namentlich in dem sehr häufig vorkommenden No- minat. k*ü>***^ gduo Kuh = skr. 33. Dem sanskritischen Diphthong e entspricht das saudische ?ü, Wofür, besonders am Ende der Wörter, auch geschrieben wird. Wir übertragen es wie das skr. durch e. Dieser Diphthong kommt aber im Send für sich allein nur am Ende der Wörter vor, wo jedoch auch 3^ 6i> Wel- ches besonders hinter einem vorhergehenden y beliebt ist, Diphthong gesprochen, von au der Aussprache nach sehr wenig unterschieden ist. Wenn in der Schrift d von 1? o nur durch ein untergesetztes Zeichen sich unterscheidet, wodurch gewöhnlich die Vocallänge angedeutet wird, — namentlich bei >1 t undy d gegen- über dem kurzen 3 i und > u — so kann daraus nicht mit Sicherheit gefolgert werden, dals nothwendig nur die Kurze des sein müsse; denn man könnte auch bei der Feststellung der Schrift zum Ausdrucke des Lautes d sich so geholfen haben, dafs man einem für den «-Laut bestimmten Buchstaben ein diakritisches Zeichen, welches sonst die Länge ausdruckt, untergesetzt habe. Wie wenig man aus dem Entwickelungsgang der Schrift überall sichere Folgerungen in Betreff der Aussprache ziehen kann, sieht man unter andern daraus, dals die skr. Ddvanägari-Schrift den Diphthong di durch zwei d-Zei- eben ausdruckt, und zwar am Anfang einer Sylbe durch und am Ende durch Diese Schreibung rührt offenbar von der Zeit her, wo und noch wie ai ausgesprochen worden, so dafs man also durch aiai denjenigen Diphthong ausdruckte, in welchem ein langes 4 mit i sich zu ei nein Laut vereinigt hat
60 Schrift- und Laut-System. §. 33. als etymologischer Vertreter des skr. l?e erscheint; daher z. B. welche (pl. masc.) für skr. q* ye, maid'yöi in der Mitte für skr.mädye. — Vorschliefsendem 8 und y_ d steht regelmäfsig 3^ für skr. e; daher z. B. baröid für skr. batet er trage; patöis domfhi für. skr. patee (am Ende von Compp.). Man vergleiche mit patöis hinsichtlich der Länge des ersten Gliedes des Diphthongs die altpersischen Genitive auf die9 von Stämmen auf i*). In dem oben (p. 56) erwähnten Dialekt findet man auch ohne die Veranlassung eines vorhergehenden y oder schliefsenden 8 oder d, bi für skr. e, z. B. in mdt, toi des Genitiv- Dativ der Pronomina der Isten und 2ten P. für skr. me, te\ in hoi ejus, ei (etymologisch sui, eibi) für das im Sanskrit vorauszusetzende, im Präkrit wirklich bestehende ee (aus ^5|). — Am Anfänge und im Innern der Wörter steht regelmäfsig für skr. e. Ich verzichte jedoch auf die früher in Übereinstimmung mit Burnouf gehegte Ansicht, dafs das a dieses ein dem skr. e vorgeschobener Vocal sei, sondern ich erkenne darin jetzt das a des ursprüng- lichen Diphthongs ai, in derselben Weise, wie nach §. 32 in dem a von das a des ursprünglichen Diphthongs au enthalten ist. Das ganze betrachte ich als Ausdruck des Diphthongs at, welcher auch, was wichtig ist zu beach- ten, im Pärsi regelmäfsig geschrieben wird (Spiegel p. 24), während in der Devanägari-Schrift des Sanskrit, woran oben erinnert worden (p. 59 Note), der t-Laut des Friddhi-Y)iphthongs di durchs (d. h. e ursprünglich ai) und das ganze di durch doppeltes e (^, **) bezeichnet wird. Fassen wir nun im Send als Bezeichnung des Diph- thongs ai, so verschwinden aus dieser Sprache die sehr bar- barisch klingenden Formen wie aetaee'anm ho rum für skr. eteedrn (ursprünglich aitaie9am)\ denn wir lesen jetzt wie aitaie9anm und fassen den De- monstrativstamm phonetisch und etymologisch als *) S. Monatsbericht der Ak. d. Wiss. März 1848 p. 136«
Schrift- und Laut-Sjutem, §. 34. (jl identisch mit dem altpersischen aita, wofür im Sanskrit nach der jetzt üblichen Aussprache etd Auch am Ende der Wörter hat sich im. Send der in Rede stehende Diphthong in seiner ursprünglichen Aussprache ai Qo<>v) behauptet, wenn demselben die enklitische Partikel 6 a und zur Seite tritt; daher z. B. rat'waica dominoque im Gegensätze zu dem einfachen rathwe. Hierbei ist zu be- achten, dafs das angehängte 6a auch in manchen anderen Beziehungen die ursprüngliche Endung des vorhergehenden Wortes in Schutz nimmt und sowohl die in §. 31 erwähnte Zusammenziehung von aye zu ee bindert, als auch die Entartung von ai zu 6 (s. §. 56). — Wenn nun der uralte Diphthong ai nach unserer Auffassung im Send ein doppeltes Schicksal erfahren hat, indem er am Anfänge und in der Mitte sich behauptet, am Wort-Ende aber zu e sich zusammengezogen hat, so darf man daran um so we- niger Anstofs nehmen, als eine] analoge Erscheinung im Althochdeutschen stattfindet, wo das gothische ai in den Wurzelsylben sich in der Form ei zeigt, während in den auf die Wurzel folgenden Sylben das alte ai sich zu e zu- sammengezogen hat, welches sich aber als Endbuchstabe, wenigstens bei mehrsylbigen Wörtern, gekürzt hat. 34. Betrachten wir nun die sendischen Gonsonanten, und zwar zuerst, um der sanskritischen Ordnung zu folgen, die Gutturale. Diese sind: 5 £, q\ 0? Sh Di® Tennis 5 k erscheint blofs vor Vocalen und dem Halbvocal t?; in anderen Stellungen ist durch den Einflufs des folgen- den Buchstaben eine Aspirata aus der ursprünglichen, im entsprechenden Sanskritwort sich findenden Tenuis erzeugt worden. Hiervon später mehr. — Den 2ten Buchstaben dieser Klasse (G?K) habe ich früher als eine Modification der Tenuis aufgefafst und durch c übertragen; wobei ich jedoch in §. 34 der Isten Ausgabe auch mehrere Gründe angegeben habe, die zu Gunsten der Ansicht sprechen, dafs G? eine Aspirata sei, wofür es auch von Anquetil und Burnouf
62 Schrat- und LntlSysta*. §• 35. gehalten wird.*) In «v7*vGTfara Esel und 3<Kvex kaki Freund entspricht es wirklich dem skr. der gleichbe- deutenden Stämme 13^ Fdra, Hfe sdF£ Wo das send. <äT vor Liquiden oder Zischlauten einem skr. qjjfc gegenüber- steht, da verdankt es seinen Ursprung dem rückwirkenden aspirireuden Einflufs der genannten Buchstaben, z. B. in 4»?^ lernt schreien, Kai herrschen, nKtan Ochs, für skr. nkadn. — Wenn das skr. k vor den mit t anfangenden Suffixen im Send zu geworden ist — Z.B. in hiKti Be- giefsung für skr. fHlch tikti — so stimmt dies zu der Erscheinung, dafs im Neupersischen vor & t nur Aspiratae für ursprüngliche Tenues vorkommen, z. B. in pukh- -ttn kochen, von der skr. Wz. q^pai, &u&pak; tdf-ten an zünd en, von fPL *aP brennen; khuf- -ten schlafen, von 8vaP* Von einer ähnlichen Er- scheinung in den germanischen Sprachen später. 35. In t” erkenne ich mit Anquetil und Rask eine gutturale Aspirata,**) wofür ich jetzt in lateinischer Schrift g (früher kh) setze, zur Unterscheidung von dem organischen (XTK skr. k'. Wie sich der Aussprache nach die Buch- staben <ÄT und unterschieden haben, ist nicht möglich genau zu bestimmen. Dafs aber wirklich eine Aspirata sei, wird unter andern schon dadurch wahrscheinlich, wenn nicht gewifs, dafs es in allen vergleichbaren Formen im Neupersischen durch £ oder vertreten ist, wobei jedoch das 3 in der Aussprache übersprungen wird, was nicht hin- dert anzunehmen, dafs es ursprünglich auch phonetische Gel- tung hatte, wie auch vielleicht das sendische ursprünglich vorherrschend wie Xfo gesprochen worden ist, da es in ety- mologischer Beziehung fast überall der sanskritischen Laut- *) Rask gibt <XTdurch q. **) Bum ouf umschreibt gv durch q und ist geneigt, darin eine Verstümmelung, oder ursprünglich einen wirklichen Ausdruck von kv zu erkennen (Yagna Alphabet Zcnd p. 73).
Schrift» und Laut-Sjutem, §. 35. 63 gruppe 3=0^ <9 gegenübersteht, obwohl eigentlich äo die ge- setzmäfsige Vertretung des skr. sv ist (s. §. 53). Es ver- halt sich also g* qr zu hv (abgesehen von dem v, dessen das q verlustig gegangen ist) ungefähr wie unser deut- sches ch zu A, für welche beiden Laute das Gothische nur einen Buchstaben, nämlich & hat, der z. B. in noÄte^Nacht dem ch unseres Nacht gegenüber steht. Jedenfalls berechtigt die Verwandtschaft des send. mit hv die An- nahme, dafs g* ein aspirirter Consonant sei. Ein häufig verkommendes Wort, in welchem dieser Buchstabe etymo- logisch das skr. sv vertritt, ist q a, erstens als Reflexiv- stamsn in dem Compos. qa-ddta durch sich selbst ge-* schaffen*), zweitens als Possessivum (tuns), wofür auch hca vorkommt. Andere Beispiele mit fth* skr. so sind: qanha Schwester, acc. qanharfm = skr. 8vdsd9 ava- taram, pers.j?l>> khahcr; qafna Schlaf «= sknsodjpna Traum (vgl. pers. khdb Schlaf). — Auch vor y findet man fc” q als Entartung des skr. $**), doch nur an Stellen« welche einem besonderen Dialekte angehören (s. p. 56). Beispiele sind: qyem, ich sei für skr. sydm; dpfntaqya sancti, mit qyd als Genitiv- Endung für die skr. Endung sya. Diese und analoge For- men sind mir darum wichtig, weil y zu den Buchstaben gehört, welche einen aspirirenden Einflufs auf eine folgende Muta üben (s. §. 47), so dafs die Erscheinung des vor y beweist, dafs es eine Aspirata sei, und somit unpassend durch blofses q dargestellt wird. Auch finden sich graphische Verwechslungen zwischen. und wie denn das eben erwähnte dpfntaqyd nach Burnouf (Ya^na Notes p. 89) in allen Handschriften, mit Ausnahme des lithographirten Codex, ein g für q zeigt« Die ge- wöhnliche Vertretung der skr. Genitiv-Endung cya ist hi. *) Hierauf stutzt sich das persische khudd Go tt Im Sans« krit ist cvajam-td (wörtlich durch sich selbst seiend) ein Beiname Viscbnu’s. **) S. Burnouf Yagna, Motes p. 84 ff.
64 SMß- und Laut-System. §. 36. 37. 36. Der gutturalen Media (X[J und ihrer Aspirata (qj entsprechen (p ff und /. Das skr. <j hat aber im Send zuweilen die Aspiration abgelegt, wenigstens entspricht ^arZms Hitze dem skr. Ejrf /arma; dagegen entspricht in vtrifragna sieg- reich.dem skr. gna am Ende von Compositen, z. B. in satru-gna Fcind-Tödtcr. Das send. vtritrag'na bedeutet gleich dem in demselben Sinne eben so häufig gebrauchten v&rtira-gan eigent- lich Vritra-Tödter, und beweist einen Zusammenhang der sendischen und indischen Mythologie, der aber, wegen der tim Send verdunkelten Bedeutung der genannten Wörter und wegen der Vergessenheit der alten Mythen, nur noch sprach- lich fortbestehu Vritra-Tödter ist einer der gewöhnlich- sten Ehrentitel des Fürsten der unteren Götter Indra, der von seiner Erlegung des Dämonen Vritra, vom Geschlechte der Dänava’s, diesen Namen führt. — Von den Nasalen werden wir im besonderen handeln (§. 60 ff.). 37. Von den sanskritischen Palatalen besitzt das Send nur die Tenuis, (üc = ^, und die Media, g = 5^. Die Aspiratae fehlen, was hinsichtlich des /, welches auch im Sanskrit von höchst seltenem Gebrauch ist, nicht be- fremden kann. Für aus sk (s. p. 26) zeigt das Send meistens i, so dafs von der Lautgruppe sk nur der Zisch- laut sich behauptet hat, daher z. B. p&rti fragen für pracf, gaiaiti er geht für gdcati. Man beachte in letzterem Beispiele, sowie in der Wz. gehen für skr. yam, die Entartung des ursprünglichen Gutturals zu g, was nicht befremden kann, da auch das skr. überall aus einem ursprünglichen g hervorgegangen ist (s. §. 14). Ein anderes Beispiel von send, g für skr. liefert die Wz.j*v^ gad sprechen für skr. X|^ gad. Für skr. 9 findet man im Send auch J f und eb /, ersteres Z.B. in der Wurzel $an erzeu- gen für skr. letzteres in >/gtb $'tnu Knie für skr. y<fnw, und in der Wz. /na wissen fiir skr.
Schrift- und Laut-Spltm. 37. 65 HI gnd. Diese Erscheinung ist so zu fassen, dafs sich von der Lautgruppe ds oder d*\ welche der Aussprache nach in g enthalten ist, in den erwähnten Sendforrrien nur der Zischlaut erhalten hat, entweder als j 9 oder als eb /. — Wir kehren zum skr. c zurück, um zu bemerken, dafs dieser aus sk entsprungene Laut im Send gelegentlich auch die ursprüngliche Lautgruppe vollständig erhalten hat, na- mentlich in dem Abstractum wenn Bur- nouf („Etudes” p. 420), wie icli kaum zweifle, Recht hat, diesen Ausdruck, welchen Neriosengh an der betreffenden Stelle des Yasna durch banga Bruch, Brechung über- setzt, mit der skr. Wurzel i'id spalten (s. §.14) zu vermitteln. Ich lese darum mit den Handschriften und « dem lithographirten Codex iktnda (nicht mit Burnout ikanda), da man vom ursprünglichen i leichter zu / als zu a gelangt.*) Ein anderes Wort, worin wahrscheinlich sendisches ik einem skr. Sj c gegenübersteht, ist yaika (nach Anquetil „desir”), welches Burnouf (I. c. p. 332) aus der skr. Wz. tV wünschen erklärt, ohne sich über das Vcrhältnifs von ya zu i auszusprechen. Man kann eine umstellte Gunirung annehmen (also yaika aus aiikd) wenn nicht umgekehrt das skr. is und die Nebenform (aus itk und dieses aus ük) eine Zusammenziehung von ya zu i erfahren haben, in derselben Weise wie z.B. von yatj opfern das Part. perf. pass, istd kommt. Wie dem aber auch sei, so glaube ich bei der in Rede stehenden Wurzel die Nebenform ü' insofern als die Hauptform ansehen *) Die Bedeutung „Spaltung” pafst an der betreffenden Stelle sehr gut (kerenüidi tkendefh mand spalte sein Herz, wörtlich mache Spaltung sein (ejus) Herz, nach Neriosengh, dessen Übersetzung an dieser Stelle vortreffliche Dienste leistet, tangaii tasya manasah kuru d.h. Bruch von dessen Her- zen mache. Was den Nasal des send. Abstractums an belangt, so gehört er dem skr. und lat Specialthema /ind (scind) an. Hinsicht- lich des £ für skr. 1 vorn erinnere ich an das Verhältnis von hendu Indien fiir skr. sinJu.
66 Schrift- und Laui-Sjstem. §. 37. zu dürfen, als uns ihr c zu der Lautgruppe tk hinleitet, die auch in dem althochd. eiscön fordern etc. (s. Graff L p. 493) enthalten ist, welches Pott passend mit t<? vermit- telt hat (Et. Forsch. I. p. 269), und wozu auch das altnord. av£/a, angels. ascjan, engl. to a*ky das Utau. jefkoju ich suche, russ. iskatj suchen und keltische (gaelische) aük „a requttt9 petition” gehören. Da es aber den germanischen Sprachen an einem entsprechenden starken Verbum fehlt, woraus man erkennen könnte, was ihnen bei dieser Wort- familie streng genommen als Wurzel gilt, so, könnte man auch das ahd. eüco ich fordere als Denominativum von duca Heischung, angels. cesca frage fassen und dasSuffix dieser Substantive, abgesehen vom Geschlecht, mit dem des send, yaika vermitteln, wenn man in dem letzteren mit Burnouf wirklich ein Suffix ka erkennen will. Ich theile aber lieber yaik-a, weil wir über das k, wenn wir das ik mit dem skr. <? von tc, aus ük9 vermitteln, nicht in Verle- genheit sind, und weil a im Sanskrit ein ganz gewöhnliches Suffix abstrakter Substantive mit Guna des Wurzelvocals ist (z.B. Beda-s Spaltung), während ka bei dieser Wort- klasse als Bildungs-Element gar nicht vorkommt. Aus die- sem Grunde ziehe ich auch hinsichtlich des ahd. eüca und angels. mca die TheiluOg ewc-a, asc-a, der von eü-ia, ces-ca vor.*) *) Diese Abtheilung wird such vom gotbischen aihtrön. betteln unterstützt, welches L. Diefenbach (Vergl. Wörterb. p. 12) mit Recht zu dieser Wortfamilie zieht. Aihtrd ichbettele (euphon. für ifcrd, s. §. 82), hat von der Lautgruppe sk — wobei das ursprüngliche *k durch das vorangehende j geschützt ist, nur den Guttural bewahrt, beweist aber deutlich, dals derselbe zur Wurzel gehört, denn das Verbum aihtrö setzt ein verlorenes Abstractum aih-tr (them. aih-tra) und dieses eine Wurzel aih (fiir ih) voraus, die sich zur sanskritischen Wurzel nf, aus ük9 verhält, wie froh fragen zum skr. praf, aus pratk. Zum goth. aih aus ih stimmt schön das griech. ix von Z’^o- -ix-Tt^, welches ebenfalls fiir die Wurzelhaftigkeit des send, k von jas ka zeugt.
Schrift- und Laut-System* §. 38. 39. 67 38. Die dem Sanskrit eigenthümliche, in der dritten Consonanten-Reihe enthaltene Modification von ^-Lauten fehlt im Send; wir gehen daher zu den gewöhnlichen t-Lauten, den Dentalen über. Diese sind: fo t (f^), f (qj, & (<£), (HJi nebst einem dem Send eigentümlichen d ßgj, wovon weiter unten. Hinsichtlich der harten Aspiratä dieses Organs ist zu bemerken, dafs dieselbe von der Ver- bindung mit einem vorhergehenden Zischlaut ausgeschlossen ist, und dafs das skr. EL t und <£ f hinter Zischlauten im Send durch fO vertreten sind; daher lautet z. B. die skr. Wurzel ^ETT sfd stehen im Sepd std, und. das Saperlativsuffiz iiia lautet hier *vfo**ü3 üta. Da ich das skr. i für einen verbältnifsmäfsig jungen Buchstaben ansehe (s. p. 23), und £ t nur eine Entartung des EL t ist, so erkläre ich diese Erscheinung so, dafs ich annehme, dafs im Send die harten Zischlaute die ihnen nachfolgende den-* tale Tenuis vor der Verschiebung zur Aspirata geschützt haben, in derselben Weise wie in den germanischen Spra- chen a nebst den Aspiraten / und h (ch) eine folgende Te- nuis vor der gewöhnlichen Verschiebung zur entsprechenden Tenuis bewahrt haben (s. §. 91), daher stimmt z. B. das goth. Verbum etanda ich stehe hinsichtlich seines t zum entsprechenden Verbum des Send, Griechischen, Lateinischen und anderer europäischer Sprachen, und ebenso stimmt das goth. Superlativsuffiz üta zum gleichlautenden sendischen und zum griechischen wto. 39. ist das gewöhnliche d (E£), und (2^, nach Rask’s richtiger Bemerkung, dessen Aspirata (cf). Diese vertritt das skr. z.B. in maidya Mitte (skr. mddya) und in der Imperativ-Endung bQ^di welche jedoch hinter J ? die Aspiration abgelegt hat, wie überhaupt J p sich nur mit d, niemals mit cf verbindet; daher z. B. da^di gib — wo 9 euphonisch für d — gegen däitfi id. Am Anfänge der Wörter hat dieser Buchstabe seine Aspiration abgelegt, daher z.B. da setzen, legen, schaffen, für skr. cfd, gr. Stj; de trinken für skr. de. 5*
68 Schrift- und Laul-Splem, §. 39. Dagegen wird das skr. <2 zwischen zwei Vocalen im Send häufig durch seine Aspirata ersetzt; daher z. B. pada Fufs für pdda\ OSJMU-’C yeidi wenn für yädi\ nivaidayimi ich rufe an, von der vid wissen (im Caus. mit praef. m). Was das anbelangt, welches ich früher mit Burnouf durch t umschrieben habe *), so halte ich es jetzt mit An- quetil für eine Media. Als solche erscheint es auch im Pärsi, wo dieser Buchstabe am Wort-Ende in der Regel, besonders hinter Vocalen, das neupersische vertritt (Spiegel p.28); z.B. in dad er gab = In etymologi- scher Beziehung entspricht (2 meistens dem skr. t, welches im Send am Wort-Ende und vor den mit_J b an- fangenden Casus-Endungen regelmäfsig zu wird, wie im Sanskrit selber t vor B in d übergeht. Also wie im Sanskrit z. B. marüd-Byam, marüd-6ii, marüd-Byaa, vom Stamme marüt; so im Send z. B. am#r#tadbya (für -tddbya) vom Stamme amfrftdt. Für ursprüngliches derscheint Tgjl in der Wurzel ^p^J^dbis hassen (für skr. dvit), wo- von Hafs = skr. dvZsa. Anstofs erregt dagegen ein Wort, in welchem ein anfangendes vor einer Tenuis steht; es lautet dkais'a (nomin. (ZÄatso), welches sich nicht mit dem Sanskrit vermitteln läfst. Anquetil übersetzt es durch „loi, examen, juge" und Burnouf (Ya^na p. 9) durch „instruction, pre- cepte”, und vermittelt es mit dem neupersischen kei. Vielleicht ist das d hier eine verstümmelte Präposition, etwa wiedas skr. ad in ddButa wunderbar, Wunder, welches ich aus atiButa (über das Seiende hinausgehend) erkläre. Ist in dkaita wirklich eine Präposition enthalten, so möchte ich darin das skr. ddt über, zu, erkennen. Was den Umstand anbelangt, dafs das ursprüngliche t am Wort- Ende im Send durch vertreten ist, so mag dies so er- *) Rask kält fär ein aspirirtes / und gibt es durch th.
Schrift- und Laut-Sy item. §. 40. 69 Härt werden, dafs in dieser Sprache die Media oder eine Modification der Media, der Dentalklasse besser zusagt als die Tennis, wobei daran zu erinnern ist, dafs auch im La- teinischen schliefsende Mediae für ursprüngliche Tenues vor- kommen , namentlich bei pronominalen Neutren» wie z. B. sd, quod. Letzteres entspricht dem send, kad was? wofür im Veda-Dialekt ^as von entspricht der skr. und griech. Tenuis von dpa, tbro. 40. Die labiale Klasse begreift die Buchstaben Vp, /, J, und den Nasal dieses Organs (gm), wovon wei- ter unten. V p entspricht dem skr. q^p, und geht durch die rückwirkende Aspirationskraft eines folgenden 7 r, s und jn in ^/ über, daher lautet z. B. die Präposition Cf pra (pro, irpo) im Send fra> und die Wortstämme ap Wasser, kfrtp Körper bilden im Nomiu. d/s, k#r#ft\ dagegen im Acc. gjCMM dp/m, id'rdpdm oder kthrptm. In Ansehung der auf das p wirkenden aspirirenden Kraft eines s vergleiche man tafnu brennend, mit dem von derselben Wz. stammenden £fO3;o^«veMVf0*v atdpayeiti er bescheint (V. S. p.333), und ^^^mqafna Schlaf mit dem skr. svdpna Traum. Auf einem anderen Princip beruht das / des Genitivs naftd'rö vom Stamme naptar (acc. naptarfm) Neffe und Nabel”). Ich glaube, dafs dieser Form eine ältere naftfrö vorangegangen sei, so dafs das / auf der dem Send mit dem Griechischen gemein- schaftlichen Neigung zur Verbindung zweier Aspiratae be- ruht und das vorausgesetzte nafrfrö mit griech. Formen wie TLxfjWs, zu vergleichen ist, nur dafs im sendi- schen na/drd auch das nicht ursprünglich, sondern die Verschiebung eines t ist, wie das von dvtjdfd Tochter « skr. duhit£. Nach Einführung des in naf-f-rfrö enthal- tenen Bindevocals, ist der aus der früheren unmittelbaren Verbindung des Labials mit dem Dental herrührende Laut- S. Burnouf» Yagna p. 24t ft*.
70 Schrift- und Laut-System. §. 41. zu&tand ungestört geblieben, in welcher Beziehung ich an Formen wie kai-f-teanm wer dich? aus kas-twanm erinnere (s. §. 47). Auch der weibliche Plural-Accusativ huftdris (V. S. p. 19), welchen Anquetil, wie die voran- gehenden Accusative pl., als Singular fafst, und durch „heu- reuse” übersetzt (vgl. skr. suBadra sehr glücklich, oder sehr vortrefflich) scheint mir eine Form zu sein, worin das f unmittelbar mit dem folgenden d verbunden war, also hufdris aus hubadrts^ und aus hufdrts durch spätere Einfügung des sehr häufig als Bindevocal gebrauch- ten £ e, hufedrii. Da es den sendischen Labialen an einer tönenden Aspirata fehlt, so wird diese, wo eine solche zu erwarten wäre, durch die dumpfe (/) ersetzt, während in dem vorhin erwähnten du cf da zwei tönende Aspiratae mit einander verbunden sind. Doch findet man auch, trotz des Bestehens eines /, die Verbindung Udy unter andern in puJcda der fünfte.*) 41. Wir kommen zu den Halbvocalen und müssen, um in der Ordnung des sanskritischen Alphabets fortzu- schreiten, zunächst des y erwähnen, wodurch wir, wie im Sanskrit, den Laut unseres und des italiänischen j aus- drücken. Dieser Halbvocal wird am Anfänge eines Wortes durch Zü oder und in der Mitte durch 33, d. h. durch die Verdoppelung des Vocals 3 geschrieben, wie im Althoch- deutschen w durch doppeltes u geschrieben wird. Durch die Assimilationskraft des y, im Fall ihm ein einfacher Con- sonant vorhergebt, wird dem Vocal der vorhergehenden Sylbe ein i beigefügt. Denselben euphonischen Einflufs auf dio vorhergehende Sylbe üben die Vocale 3 t, t und schlie- fsendes e. Die Vocale, welche durch dieses Assimilations- gesetz den Zusatz eines i erhalten, sind <z, > u, p u, e, ai (s. p. 60), au (s. §. 32), wobei noch zu bemerken, dafs > u im Falle eines ihm beitretenden 3 t, mei- *) Aus Versehen steht in der isten Ausg. p. 45g pugd6 (nom.) mit Media.
Schrift- -und Laut-System. §. 41. 71 stens verlängert wird. Beispiele sind: bav'aiti er ist fiir bavati, v&rPidi Wacbstbum, Vermehrung fiir v^'rd'dt aus vardt (s. p. 2), naire dem Menschen fiir nari, dadaiti er gibt für daddtif skr. dddati (s. p. 68), ata- payeiti er bescheint für .dtapayeti (dieses für atäpa- yati nach §.42), aiibis durch diese (plur.) för at6it< »kr. *), k(rg- nauiti für k&rtriauti (vedisch krnoti aus krnauti), ituidi preise für itudi (Wz. itu, skr^ sfu), ktir&nwiti er macht (med.) für kört!- nute, vedisch krnutS\ $föj> uiti so, von einem Demon- strativstamme u, wie im Sanskrit iti so von t; maidya Mitte <für skr. ma'dya, ydirya jährlich von ydr# {euphonisch für ydr s. §.30), tüirya der vierte für skr. turya. Durch zwei verbundene Conso- nanten, mit willkürlicher Ausnahme von isf, wird die euphonische Rückwirkung des t, i, e9 und y auf die vorher- gehende Sylbe gehemmt; daher z. B. aiti er ist, nicht aiiti9, yeinya venerandus, nicht yeiinya. Dagegen nach Willkür bavainti oder bavanti sie sind für skr. Bavanti. Einige Consonanten, namentlich die Gut- turale, CH h mitbegriffen, die Palatale, Zischlaute, sowie m und v hemmen auch einzeln die Rückwirkung. Dagegen gestattet n den Einflufs auf ein vorangehendes kurzes a*) und hemmt den auf ein langes; daher z.B. atm', aine im Locativ und Dativ der Stämme auf an, und ainl im Nom. Acc. Voc. du- des Neutrums (daher iasmain-t die beiden Augen, von casman); aber ani als Endung der ersten P. sg. act. des Imperativs, und dne als entsprechende En- dung des Mediums. Auch in Bezug auf^J b gilt kein ganz durchgreifendes Gesetz, doch wirkt es meistens hemmend, *) anya anderer (tbema), wie im Skr., macht eine Ausnahme. Dafs jedoch auch demy hinter n die Einwirkung auf ein vorhergehen- des a gestattet ist, beweist mainyu, welches formell dem skr. manyü, von man denken entspricht.
Schrift- und Lnut-Syttem. §• 42. najnentlich bleiben vor den Casus-Endungen btt und byd alle Vocale, selbst a, unafficirt *), nur dafs aü an die Stelle des ÄS**' ai tritt, welches man bei Stämmen auf a, ohne Rückwirkung des y der Endung 6yd, im Dativ- Ablat pl. statt des skr. e zu erwarten hätte. Man. findet aber z. B. yaiibyd quibus gegenüber dem skr. yebyas. — Die skr. Präposition jjfif bat im Send dem schliefsenden i seinen assimilirenden Einflufs gestattet, daher aibi\ dagegen ist JffQ dpi durch die hemmende Ge- genwirkung des p unverändert geblieben api). 42. Der Halbvocal y äufsert auch auf ein ihm nach- folgendes a oder d einen euphonischen Einflufs, und wan- delt diese Vocale in e um, doch nur in dem Falle, wo in der folgenden Sylbe ein i, t oder d steht; daher z.B. avaitfayemi **) ich rufe an für skr. dveddyami) dagegen im Plural dvaitfayamaht, ayeii ich preise (med.), dage- gen in der 2ten P. des Imperat. dya- ianuha ***). Vom Stamme maskya lautet der Genitiv des Singulars maskyebe (für ibatkyahe), der des Plurals aber masky dnanrn* Am Wort-Ende haben sich die sanskriti- schen Sylben Zf ya und 2JT ya im Send öfter in 6 ver- wandelt, z.B. in der Genitiv-Endung hi für skr. syo, in aem dieser, vaem wir für skr. ayam, *) Daher z. B. ddmaby 6 {nicht ddmaibyä) ’fom Stamme diman, **) Man beachte, dafs die Endung mi an und fiir sich keinen eupho- nischen Einflufs auf die vorhergehende Sylbe äufsern würde, weil m nach §. 41 Schlufs, ein hemmender Buchstabe ist ***) Ich betrachte als die entsprechende skr. Wurzel, die jedoch nur ydsai Ruhm zurückgelassen hat, des ent- sprechenden; Verbums aber, welches im Send den Wurzelvocal ver- längert bat, verlustig gegangen ist. j-) Ich fasse dieses nicht wie das in §. 33. besprochene als Diphthong, und übertrage es daher nicht durch a, weil das Ganze
Schrift- und Laut-Sjfstemi §. 43. 73 raydrn, in kcdne Mädchen für skr. kanya. Diese Er- scheinung* * fasse ich jetzt in Übereinstimmung mit Burnouf so, dafs ich eine Umstellung der Buchstaben annehme, wobei der Halbvocal y, vocalisirt zu % sich hinter den o-Laut ge- stellt hat, und mit diesem nach skr. Princip zy e zusammen- geflossen ist, also he aus hai für hpy, als Umstellung von Äya. *) — Vor einem scfeliefsenden m hat sich im Send die skr. Sylbe ya in der Regel zu i zusammengezogen, und in derselben Weise öf va zu y; so dafs nach Unterdrückung des a der vorhergehende Halbvocal in seinen entsprechenden Vocal übergegangen ist, der aber nach §. 64 lang sein mufs; daher z.B. tüirim quartum vom Stamme tüirya, und trifüm tertiam partem von trisva. 43. Im Sanskrit steht zuweilen y als euphonische Ein- schiebung zwischen zwei Vocalen (s. kl. Sanskrit-Gr. §. 49‘>), ohne dafs jedoch diese Erscheinung unter ähnlichen Um- standen überall wiederkehrt. Im Send findet man jedoch fast überall, wo Veranlassung dazu da ist, ein eingefiigtes y zwischen u oder u und einem schliefsenden e\ z. B. fra- -itu-y-e ich preise, **) mrü-y-e ich sage für skr. (euphonisch für brü-e)> d'u-y-e zwei (dual neutr.) # für skr. dvi, mit Vocalisirung des v zu u; tanu-y-e dem Körper, von tanu fern.; dagegen rafa-e dem Herrn, von dem männlichen Stamme ratu. nicht für sl^^ (aus ai) steht, sondern zwei geschiedene sanskritische Sylben vertritt *) Nach demselben Princip erkläre ich ähnliche Erscheinungen imPräkrit, wo z. ß. den sanskritischen Genitiven auf (von weiblichen Stämmen auf d) Formen auf dd gegenübersteben, indem schließendes s im Präkrit unterdrückt wird, daher z. B. 141^1 mdidd fiir skr. mdldjrds) vom Stamme mdld. Für ^3^ ddvfd = skr. ddvjr-d 4 hat man demnach eine Form ddvt- und für = skr. vadv-ds eineForm'öaÄd-j-d, mit eingeschobenem euphonischem vorauszusetzen. **) Frai tujrd wurde im Skr. prasiuv-i lauten, wenn Hu im Medium gebräuchlich wäre (s. §.53 meiner kl. Sanskrit-Gr.)»
74 Schrift- und Laut-Sjrtlem, §. 44. 44. Ip Ansehung des ? r ist schon in §. 30. Bemerkt worden, dafs ihm am Ende immer ein £ Z beigefügt wird. In der Mitte der Wörter wird, wo nicht nach §. 48. ein ex ä zugezogen wird, die Verbindung des 7 r mit einem folgenden Consonanten meistens vermieden, und zwar so, dafs entweder dem ursprünglich vocallosen ? r ein £ beige- fügt wird— daher z.B. dadartia aus dadaria vidi, vidit — oder das 3 r umstellt wird, auf ähnliche Weise wie dies im Sanskrit zur Vermeidung der Verbindung des r mit zwei folgenden Consonanten ge- wöhnlich ist (kl. Skr. Gr^§. 34*h), daher z.B. athrava Priester (Nomin.}, Accus. g£ dira- von dem Thema dfarvan, welches sich in den schwachen Casus (s. §.129.) zu atau- run (§. 46.) zusammenziebt. •) — Zugelassen werden die Verbindungen 33? ry, »?> urv, bei folgendem Vocal, und ars am Wort-Ende, und in der Mitte vor fo t\ z.B. *v33?3^fo tüirya der vierte, urvan Seele, haurva ganz, atars Feuer (nomin.), nars des Menschen, karsta gepflügt; aber iairus viermal für iaturs, weil hier dem rs kein a vorhergebt. *) Ich fasse in Abweichung von Burnouf (Yagna p. 112) di ar- van (nicht ataroan) als das wahre Thema« inden^‘tch annehme, dafs dieses sein anfangendes d in den schwachen Carfus kurze, der Zusammenziehung der Endsylbe van des Stammes zu un. In letz- terer Beziehung vergleiche man die Zusammenziehung des skr. Stam- mes jrüvan jung zujrdn (aus jru-un) in den schwächsten Casus. Der Nomin. und Accus. dei betreffenden Send-Stammes (dthrava, dthraoanem) haben, abgesehen von der regelrechten Unter- drückung des n im Nomin., keine Verstümmelung, sondern nur eine Umstellung von ar zu ra erfahren, wofür eine Entschädigung in der vorangehenden Sylbe nicht zu erwarten ist. Darin habe ich mich aber in der ersten Ausgabe geirrt, dais ich die Anfangssylbe dieses Wortes auch in den schwachen Casus mit langem d schrieb.
Schrift- und Läut-Sjstem. §. 45. 75 45. Merkwürdig ist es, dafs dem Send das Z, wie dem Chinesischen das r abgeht, während doch im Neuperäischfen das l nicht fehlt und in Wörtern vorkommt, die nicht se- mitischen Ursprungs sind. — Für das skr. v bat das Send drei Buchstaben, nämlich » und Die beiden ersten sind im Gebrauche so von einander unterschieden, dafs nur am Anfänge, und » nur in der Mitte, dem skr. cL v gegenübersteht; z. B. GA)*^ vaem wir = aaydrn, tava (tui) = rjof täva. Dieser Unter- schied ist, wie Rask mit Recht annimmt, nur graphisch. — welches ich mit Burnouf durch w gebe, findet man am häufigsten nach th, so dafs niemals » einem vorher- gehenden f zur Seite steht. Hinter ÖLcT findet man so- wohl v als w, doch ersteres häufiger. Nach anderen Consonanten als <Tt und scheint w nicht vorzukommen, sondern nur» v zulässig; dagegen hat to zwischen zwei s-Lauten oder zwischen 3 i und 3> y eine beliebte Stellung, in welcher »o unerlaubt scheint. Beispiele sind **0306?^ driwis Bettler daiwis Betrüger (s. Brockhaus, Gloss. s. v.), aiwyö aquis. Letzteres erkläre ich aus dem Wortstamme ap so, dafs nach Unterdrückung des p *) die skr. Endung bya8y die sonst im Send nur als byo vorkommt, sich zu wyo erweicht und nach §. 41. ein 3 i in den Stamm eingeführt habe. Es bleibt nur noch Eine Stellung zu erwähnen übrig, in welcher uns der Halbvocal w vorgekommen ist, nämlich vor 7 r, in welcher Verbindung auch das weichere w geeigneter ist, als das härtere » v. Der einzige Beleg für diesen Fall ist das Femininum wwrd Schwert, Dolch, worin ich das skr. iußrd9 fern, dudrd glänzend» erkenne. **) — *) Man vergleiche in dieser Beziehung jfy a$rä Wolke för ab-tira wassert ragend, und im Send ä-be- reta (nomin.) Wasserträger. **) Der Accus. G^C^CM*>43 suwraAm findet sich bei Olshaa- sen p. 13 mit der Variante GX*^®^ sufraAm (vergl. §. 40.).
76 Schrifl- und Laut^Sptem, §. 46. Was die Aussprache des w anbelangt, so glaube ich, was auch Burnouf anzunehmen scheint, dafs sie mit der des englischen w übereinstimmt, die awch dem skr. 9 nach Consonanten beigelegt wird. Rask gibt jedoch umgekehrt dem die Aussprache des englischen v, und den Buch- staben und » die des w. 46. Durch den euphonischen Einflufs des » v und des ihm entsprechenden Vocals u wird, im Fall ihnen ein r vorhergeht, dem Vocal der vorhergehenden Sylbe ein u zur Seite gestellt, womit das nach §. 41 eingefugte i zu ver- gleichen ist. Beispiele sind haurva ganz, aus harva für skr. sdrva; aurvant laufend (them.), nom.pl. m. aurvantö, für arvant, arvantö (skr. arvant, arvat Pferd) pauurva der erste, für paurva*), ^>2><jupo tauruna jung, für skr. tdruipa, afaurunö des Priesters, vom Stamme at'ar- van (s. p. 74), wofür, wenn dieses Thema als Wortform wirklich vorkäme, nach dem in Rede stehenden Lautgesetze dt'aurvan gesagt werden müfstc. **) Dann finden wir mehrmals den Instrumentalis juwrja, wofür aber suvraja gelesen werden mufs, wenn nicht tuwrja von einem Thema sua>r! herzuleiten ist, nach Analogie von sundari aus jundara. *) Skr. päroa. Der send. Ausdruck stutzt sich auf eine im Sanskrit vorauszusetzende gunirte Form pörva aus paurva (vgl. purdt vor). **) Beachtung verdient, dals die durch den rückwirkenden Ein- flufs der folgenden Sylbe erzeugten, verbal tnifsmäfsig jungen Diph- thonge und ><v anders und gewissermaßen deutlicher geschrieben werden, als die oben (pp. 60. 58) besprochenen uralten Diphthonge /QvV, Der Grund liegt entweder in der verhältnifsmafsigen Jugend der unorganischen Diphthonge ><u, oder darin, dafs diese Lautgruppen keine wirkliche Diphthonge sind, sondern zweisylbig gesprochen wurden; also z. B. Herr wie paTti, nicht wie paiti\ und analogz.B. «ju^>2>*upo wieta-u-runa und nicht drei- sylbig tauruna. Wie dem aber auch sei, so können mich die durch
Schrift- und Laul-Sjtlem, §. 47« 77 47. Die Halbvocale y, w (nicht » v), die Nasale m, n Q) und die Zischlaute üben einen äspirirenden Einflufs auf eine vorangehende Tenuis und die gutturale Media, und veranlassen den Übergang derselben in ihre entsprechende Aspirata, nämlich des $ k in k\ des fO t in f, des V p in i/, und des (p g in £u den bereits in §§. 34. 40. erwähnten Beispielen fuge ich noch ufra schrecklich für skr. ugra^ taJcma schnell, stark, *) gafjrnufi fiir skr. gagmüsl die gegangen seiende (Wz. TjTL gam\ pafni Herrin für skr. pdtnl (gr. tfotviä), mör&thyu Tod für skr. mrtyü aus martyu. Wenn bitya der zweite und thritya der dritte eine Tenuis statt der zu erwar- tenden Aspirata vor dem y zeigen, so mag der Grund darin liegen, dafs hier die Verbindung des l-Lauts mit y keinö alte und gesetzliche ist, denn die entsprechenden Sanskrit- formen lauten [dvitiya^ trti'ya. Überhaupt mufs man bei den sendischen Lautverhältnissen zuweilen den frü- heren Sprachzustand berücksichtigen, z. .bei kaUtwanm wer dich? (für skr. kas tvdm) ist es nicht das d; welches den vorhergehenden Zischlaut geschützt hat, sondern das fol- gende f. Man sagte früher offenbar kai-twanm, und der eingeschobCne Bindevocal konnte das einmal geschützte as, wofür man ohne die Einwirkung des folgenden £-Lauts 6 zu erwarten hätte, nicht verdrängen. — ch mufs hier noch auf eine interessante, wenngleich nicht auf die Stamm- verwandtschaft sich gründende Begegnung aufmerksam machen, die zwischen dem Neuhochdeutschen und Send darin stattfindet, dafs dieselben Laute, welche im Send einen Attraktionskraft einer nachfolgenden Sylbe in die vorhergehende ein- geführten Vocale i und u und ihre graphische Darstellung nicht ab- balten, die sendischen initialen und medialen Vertreter der sanskriti- schen und altpersischen Guna-Diphthonge, nämlich einsyl- big wie ai, au zu lesen. •) Vgl. skr. i ank und tanc gehen (laufen?), litau. teku ich laufe, ältslav. tekuA id., gr. ra%uV> letzteres mit unorganischer Aspirata.
78 Schrift - uud laul-Splem, §. 48. aspirirenden Einflufs auf eine vorangehende Muta üben, im Neuhochdeutschen die Umwandlung eines vorangehenden s in seine Aspirata sch (= skr. slav. 1U s) veranlassen. Es kommt hierzu noch das dem Send fehlende /; so dafs also die Liquidae, nebst dem Halbvocal w, sch aus älterem s erzeugen. Man vergleiche, daher z. B. schwitzen (althochd. swizan, •) skr. Wz. seid) mit Sendformen wie twdnm dich (nom. tum, gen. iara), Schmerz (althochd. smerzd), mit dem oben erwähnten taEma für takma; Schnur (skr. snus'a Schwiegertochter, althochd. snura, altslav. snocha) mit tafnu-s brennend für tapnu-s (§. 40.). Die Verbindung ar kommt in den älteren germanischen Sprachen nicht vor, während dem Sanskrit die Lautgruppe fehlt; dagegen-scheint Al in einigen Wurzeln aus sr entstanden zu sein, z. B. in auch frank, gehen, wovon höchst wahrscheinlich die germanische Be- nennung der Schlange (althochd. slango, them. slangon masc.) stammt, wobei ich darauf aufmerksam mache,' dafs das skr. frank von Vöpadeva durch das Abstractum einer Wurzel erklärt wird, aus welcher die skr. und lat. Benennung der Schlange entsprossen sind, nämlich durch sarpe. **) Da das skr. JL f ein aspirirtes s ist (s. §. 49) und auch in Forsters bengalischem Wörterbuch überall durch sh um- schrieben wird, so begegnet also dieses aspirirte f (j|J unserem sch in einer und derselben Wurzel, wenn ich Recht habe, die germanische Benennung der Schlange auf die erwähnte skr. Wurzel zurückzuführen, welcher wahrscheinlich auch das ahd» slinga und altnord. slanga, Schleuder, als in Bewegung setzende, angehören. 48. Im Zusammenhang mit dem im vorhergehenden Paragraphen besprochenen Lautgesetz steht auch die Er- *) Geschrieben suizan, indem der Laut w hinter an fangenden Conson. durch u ausgedruckt wird. ’*) Locativ des Stammes sarpa, als Abstractum Gang, Bewe- gung, als Appellativum Schlange.
Schrift* und Laut-System. §. 49. 79 seheinung, dafs dem 2 r, wo es einen Cpnsonanten, mit Ausnahme der Zischlaute, nach sich hat, gewöhnlich ein cx h vorgesetzt wird; z.B. mahrka Tod von der Wurzel mar (skr. mar, mr) sterben, k/hrpfm oder kfrfpem den Körper (nom. kir&fs), vthrka .oder vfrfka Wolf (skr. vfka aus varkd). 49. Wir kommen zu den Zischlauten. Dem ersten oder palatalen, im Skr. mit einer gelinden Aspiration zu sprechenden * (^)» welches wir durch i ausdrücken, ent- spricht «Jö, welches wir ebenfalls i schreiben. Ob es genau dieselbe Aussprache hatte, ist kaum zu ermitteln. Anquetil gibt ihm die des gewöhnlichen s. Es findet sich meistens an denselben Stellen, wo das Sanskrit in entsprechenden Wörtern sein 3X|^ i hat; so sind z. B. dai a z e li n, 8 a t a> hundert, paiu Thier, den beiden Sprachen gemein- schaftlich. Darin aber hat das i im Send weiter um sich gegriffen, als im Sanskrit, dafs es vor mehreren Con- sonanten, namentlich vor fO $ k und / n, sowohl am An- fänge als in der Mitte der Wörter — in letzterer Stellung jedoch nur nach *v a, a, y an — dem skr. dentalen oder gewöhnlichen 8 (^L) gegenübersteht. Man vergleiche itaro die Sterne mit (im Veda- DiaL), aflsvpodJ itavmi ich preise mit staümi, aiti er ist mit üfeff d,8ti, ^na reinigen mit w 8nd baden. — Man könnte aus dieser Erschei- nung scbliefsen, dafs 4J i wie ein reines 8 ausgesprochen werde; doch kann sie auch von einer dialektischen Vorliebe zum Laute 8ch herrühren, wie sie sich beim deutschen 8 in der schwäbischen Mundart, und am Anfänge der Wörter vor t und p ziemlich allgemein zeigt Noch ist zu bemer- ken, dafs i auch am Ende der Wörter nach y an vor- kommt; die Veranlassung hierzu findet sich im Nomin. sing, masc. der Stämme auf nt. — Uber 4* i für skr. CT <f s. §.37.
80 Schrift- und LautSptem, §. 50. 51. 50. Der Halbvocal » erhärtet nach 4* i regelmäfsig zu vp, daher z. B. ipd Hund, Acc. ipanfm, viipa, all, aipa Pferd, gegenüber dem skr. 5JT rfra, Äüa>nam» föRT 5RT drfoa. Zu ipfnta heilig fehlt es an einem skr. ivanta, was ursprünglich mufs im Gebrauch gewesen sein, und worauf auch das litauische swenta-s heilig und altslav. tvantl id. hindeuten. 5t. Für den sanskritischen cerebralen. Zischlaut (q^ /) hat das Send zwei Buchstaben, nämlich und Der erste wird nach Rask wie ein gewöhnliches «, also wie das skr. dentale s (qj ausgesprochen, während 1^0 die Aus- sprache des q^ s (= sch) hat, und dieses auch durch einen Aspirationszug zu erkennen gibt. Wir umschreiben es daher durch s. Rask bemerkt, dafs diese beiden Buchstaben in den Handschriften häufig mit einander verwechselt werden, welches er dem Umstande zuschreibt, dafs im Pehlwi fiir sch gebraucht werde, die parsischen Abschreiber aber lange Zeit mehr mit dem Pehlwi als mit dem Send bekannt gewesen seien. Auch finden wir in dem lithograpbirten Codex des V. S. fast überall 8 dem skr. q^ / gegenüber; aus dem von Olshausen edirten Texte eines Theiles des Vendidad und den beigegebenen Varianten erkennt man aber, dafs zwar in etymologischer Beziehung sowohl als 1*0 meistens dem skr. q^ 9 entspreche, dafs jedoch haupt- sächlich auf die Stellung vor starken Consonanten (§. 25.) und auf das Ende der Wörter beschränkt ist. In letzterer Stellung entspricht es zwar dem skr. q^ s, aber doch nur Aach solchen Buchstaben, die in der Mitte eines Wortes nach §. 101a> meiner Sanskritgrammatik ein ursprüngliches q^ 9 in q^ 8 umwandeln würden; nämlich nach anderen Vocalen als a, <?, und nach den Consonanten GT K und 2 r; daher z. B. die Nominative paitis Herr, paiu9 Thier, atars Feuer; **oGkw^ väüt Rede. Dagegen fsuyani düngend, vom
Schrift- und Laui-Sjstem. §. 52. 81 Stamme fsuyant *). In dem Worte ^*v»^o(Sr fsoas sechs steht zwar das schliefsende *^0 8 nach *v a; allein es vertritt auch hier kein skr. ^L s, sondern das ur- sprüngliche EL5* von E[EL s'as'. Zum Belege des Gebrauchs des 8 für EL 8' vor starken Consonanten diene das sehr häufig vorkommende Superlativ-Suffix ista (vgl. gegenüber dem skr. is'fa. Andere Beispiele sind asta acht fiir Jl’gf aa/d, karsta ge- pflügt für ^pg krs'td. — In dem Worte Lager, welches an den Stellen, wo dieser Ausdruck vor- kommt, mit einem vorangehenden Worte auf 6 ein Com- positum bildet, ist das **0 8 höchst wahrscheinlich durch den euphonischen Einflufs dieses 6 aus 43 A erzeugt (vgl. §§. 22*> und 55), denn dafs an und für sich die skr. Wur- zel At liegen, schlafen auch im Send das palatale A hat, beweist die 3teP. praes. ZüfOXMUJ Aaite erliegt, er schläft (X7. S. p. 454) =s skr. Aete, gr. xarcu. — In dem weiblichen Zahlwort ^7*v**03po tisaro drei (Olsh. p. 26.) könnte das Anstofs geben, denn die skr. Form ist frf^FL tisras^ und tL 8 wird nach §. 53. zu V* h. Allein das qj steht hier in einer Stellung (nach t), wo das Sanskrit die Umwandlung des a in EL Z liebt, und hierauf stützt sich die Sendform tisarö. Dafs aber nicht tis'arö steht, wie §. 52. könnte erwarten lassen, ist gewifs nur dem nicht ursprünglichen Dasein des a zuzuschreiben, denn Av**0dfO tisaro steht für ^?**03fO tisro. 52. t^0 8r steht für das skr. EL vor Vocalen und den Halbvocalen y und » t>; man Vergleiche aüaisra^m und aitaüva tnit ^EJITL iäm horum und et&8u in his; masya Mensch mit ma(nu)8'yh99). Doch verbindet sich ^0 8 *) Ich behalte hier das ursprüngliche /, weil das Thema des Wortes im Gebrauch nicht vor kommt; sonst müfste daspo/ in übergehen. ** ) Man schreibt auch «JUJdJ^OVG maskya, und aufserdem findet man noch in einigen andern Wörtern^j^ü vor 33* welches erstere Anquetil für sch nimmt, während es nach Rask die Verbindung I. 6
82 Schrift- und Laut-Sptem. §. 53. nicht mit einem vorhergehenden sondern für das skr. t=^ k* * finden wir in Olshausen’s Text, und zwar ohne Varianten, fast überall Ai*); daher z. B. k'sathra König, skr. xJT5I ksatrd ein Mann der Krie- ger- oder königlichen Kaste. Bemerkt zu werden ver- dient noch, dafs das skr. x^ As in mehreren Send Wörtern den Guttural abgelegt hat, und dann als 1*0 8 erscheint; z. B. daktina dexter ist zu *vp^0o/^ da8ina (litau. deiint die rechte Hand), und aks'i Auge zu d^0*v asi gewor- den, welches letztere aber nur am Ende possessiver Com- posita vorzukommen scheint. 53. V9 h entspricht in etymologischer Beziehung nie- mals dem skr. g Ä, sondern stets dem reinen oder dentalen Zischlaut s; dieser ist nämlich vor Vocalen, Halbvocalen und m im Send überall zu V9 h geworden — es sei denn, dafs w nach §. 35. als q erscheine — während man ihn vor solchen Consonanten, deren Verbindung mit einem vorhergehenden h unmöglich ist (s. §. 49.) in der Gestalt von dJ i zu erwarten hat. Man vergleiche z.B. Send hä diese, jene, sie (nom. sg. f.) hapta sieben hak&rftj, einmal ahi du bist ahmäi diesem Sanskrit HI 9d *aptd (ved. accent.) sakft jyRd dsi aamdi von **0 * und 5 k ist, und auch durch die Schrift in den ältesten Handschriften als solche sich deutlich zu erkennen geben soll. *) Im litbographirten Codex des V. S. findet man zwar häufig / hinter <aTdoch ist auch hier «*v<aT die bei weitem vorherr- schende Schreibart, s. Brockhaus Index p. 250 f. gegen p. 249 Schluls. Man erwäge auch die Unbequemlichkeit der Aussprache bei Vereini- gung des Lautes unseres ch (die öF£ wahrscheinlich batte) mit der unseres sch. Auch hinter f scheint nur * zulässig zu sein, und das im V. S. nur selten erscheinende ^0^ // fehlerhaft (s. Brock- haus p. 288 f.)
Schrift- und Laut-System. §. 54. 55. 83 Send Sanskrit hvar# Sonne svär Himmel *v»€F hva sein (suus) ^q]* sva Eine Erwähnung verdient noch das Wort hi&va Zunge, aus ($j^| gihvd\ indem hier das zischende Element des Lautes g (dach) als 8 aufgefafst und durch V9 h ver- treten worden, während der d-Laut unterdrückt ist (vgl. §.58.). 54. Die Verbindung hr für skr. ar erscheint selten im Send, und wo sie vorkommt, wird dem hi bei vorangehen- dem a, ein J n vorangestellt (vgl. §. 56a)), daher haianhra tausend für skr. sahaara9); bos- haft, grausam. Letzteres hat Benfey (Gloss. z. S. V. p. 88), wie mir scheint ganz passend, mit dem vedischen daard Zerstörer, Vernichter vermittelt. Es ist also ein anfangendes d weggefallen, wie höchst wahrscheinlich in dem skr. dhanTag und airu Thräne. Ersteres habe ich längst aus der Wz. dah brennen (leuchten) erklärt, und mit der germanischen Benennung des Tages vermittelt; letzteres aus dani beifsen (gr. dax), so dafs es sich unter andern dem griech. daxpv als Bildungsgenosse zur Seite stellt. 55. Der nominative Pronominalstamm 3E3J aya steht im Veda-Dialekt unter dem Einflüsse des vorhergehen- den Wortes, und wird z. B. nach der Partikel 3 u zu t'ya, in Analogie mit §. 101a). meiner Sanskrit-Grammatik Eine ähnliche Erscheinung habe ich an sendischen Prono- minen wahrgenommen, denn so kommt W he ejus, ei — welches sich auf ein im Sanskrit verlorenes se (vgl. me mei, mihi und ff te tui, tibi) stützt — nach yezi „wenn” unter der Gestalt von WV ae (wohl besser ae) vor, z.B. bei Olshausen S. 37./während auf derselben Seite ye^ica he „und wenn *) Im lithographirten Coder des V. S. ist das a)9 vor dem r gewöhnlich aasgelassen hasanra), und die ebenfalls verkommende Form mit erhaltenem h war mir früher entgangen (s. Brockhaus, Index p. 328). Auch von dem oben erwähnten onhra läfst der lilh. C. fast durchgreifend das h aus. 6
84 Schrift- und Laut-Sjctcm. §. 56-\ 56*>. ihm” stebt. Auf der folgenden Seite finden wir eine ähn- liche Erscheinung, wenn anders, wie ich kaum zweifle, dort sdo (so lese ich mit der Variante) dem skr. asaü (ille, illa) entspricht: gjuuj’ *«(00?**^*^ noid $i im zdo 9 do yd (Text yao) dartg'a akarsta (Text adarsta) saite9) „denn nicht diese Erde, die, welche lange ungepflügt liegt.” 56*K Einem zwischen a oder mju d und einem fol- genden Vocale stehenden v» h wird gewöhnlich ein guttu- raler Nasal (j n) vorgesetzt, und diese Einfügung scheint nothwendig, in Fällen, wo der auf v» h folgende Vocal eben- falls «v a, mju oder g ist. Man sagt z. B. uia^ayanha da wurdest geboren, während im Activ die Personal-Endung hi des Praes. keinen Nasal zuläfst, und z. B. £a>*«ju ahi du bist, balcsahi du gibst, nicht anhi^ b alcsanhi ge- sagt wird. 56*>. Die Endung as9 welche im Sanskrit nur vor tönenden Consonanten (§. 25.) und 5T a ihr s in 3* u um- wandelt, und dieses mit dem vorhergehenden 3gf a zu sfr d zusammenzieht, tritt im Send, wie im Präkrit und Päli, stets in der Gestalt von 6 auf. Dagegen hat die Endung <&, die im Sanskrit vor allen tönenden Buchstaben das < ganz aufgibt, im Send den schliefsenden Zischlaut nie ganz untergehen lassen, sondern seine Verschmelzung in der Ge- stalt von o für u (Jjuu « do s. p. 59) [überall bewahrt, und ich sehe mich hierdurch kräftig unterstützt in einer vor meiner Bekanntschaft mit dem Send ausgesprochenen Vcr- muthung**), dafs im Sanskrit der Unterdrückung eines scblie- *) So lese ich fiir Olshausens «vfOSü'MD saita, indem ich aus der sonst fehlerhaften Variante /af/Z das schließende X) / entlehne; denn offenbar haben wir hier das skr. ////, was im Send nichts anderes als saitä geben kann. 99 ) Anm. zu §. 78 der lateinischen Ausgabe meiner Sanskrit-Gramm.
Schrift- und Laut-System. §. 57. 85 [senden 8, nach rf, die Vocalisirung dieses 8 zu u vorange- gangen sei. Merkwürdig ist es, dafs, wo im Send dem, aus dem s der Sylbe di entspringenden, Ä nach §. 56a\ ein j n vorgesetzt wird, oder wo vor der enklitischen Partikel «jupi ca das genannte 8 zu i wird, zugleich mit diesen körper- licheren, consonantischen Vertretern des 8, auch noch dessen vocalische Vertretung beibehalten wird, und der Zischlaut also in doppelter Gestalt, gleichsam erstarrt und fliefsend, erscheint. Um dies durch einige Beispiele zu erläutern, so erhält das skr. mds luna — ein flexionsloser Nominativ, denn das 8 gehört zum Stamm — im Send die Form S^G mao, indem hier o das skr. ^8 vertritt; aber RRJ wiad-da lunaque gibt maosia, und lunam gibt GS^^S^G mdonhtm, so dafs in den beiden letzten Beispielen der skr. Zischlaut zugleich consönantisch und vocalisch vertreten ist. Nach Analogie von mdonhfm lunam gehen alle ähnlichen Fälle, und es ent- springt z. B. aonha aus 3JTCT a'9a fuit, und aonhanm aus jyIHdsam earum *) 57. Es bleiben noch zwei Zischlaute zu erwähnen übrig, nämlich J und Cb, wovon der >erstere wie ein fran- zösisches z ausgesprochen werden soll, und darum gewöhn- lich durch z ausgedrückt wird. Ich ziehe aber jetzt vor, ihn durch f zu umschreiben **), da z ein zweideutiger Buch- *) Burnouf ist anderer Meinung über den hier erörterten Gegenstand, denn indem er im Nouveau Journ. Asiat. T. III. S. 342 über das Verhaltnils von mAonhd zu ma~ nanhd sich ausspricht, ohne zugleich die analogen, hei jeder Veran- lassung wiederkehrenden Fälle wie mdos-da lunaque, uroardos-ca arboresque in Erwägung zu ziehen, sagt er: „Dane md onghd (mAonhd) il y a peut-dtre cette difference, que le ngh (unser nh) ne remplace pas le s sanscrit, car cetle lettre est de ja devenue o par suite d’un changement trds-frequent et que noue avons indique tout-ä-Fheure.” **) Klaproth schreibt ibn mit s ohne diakritisches Zeichen (Asia polyglotta p. 63 ffi)
86 Schrift- und Laut-Sptem. §. 58. stabe ist und bei uns auch in fremden Sprachen gewöhn- lich wie te ausgesprochen wird, so dafs wir selbst den Namen der Sprache, wovon hier die Rede ist, gewöhnlich Tsend aussprechen. Ich habe schon früher auch das weiche s des Georgischen, basischen und Armenischen durch & und seine Aspirata durch / ausgedrückt. ’) — Etymologisch ent- spricht das send. J f am häufigsten dem skr. g ä, welchem niemals das sendische V9 h gegenübersteht. Man ver- gleiche z. B. Sanskrit ich ^ff hasta Hand sahdsra tausend tfihvci Zunge ol^Id vahati er fährt RT hi denn Send uspoAMsf $aita *m)v9$m$*mv9 ha$anhra hifva vafaiti AS 58. Zuweilen erscheint J 8 auch an der Stelle des skr. so dafs der zischende Theil dieses, wie dsch auszu- sprechenden Buchstaben allein vertreten, der d-Laut aber unterdrückt ist (vgl. §. 53). So entspricht z. B. ya$ anbeten dem skr. $au8a Gefallen stammt von der skr. Wurzel gut lieben, ehren. — Drittens findet sich das sendische J $ auch an der Stelle des skr. y, was sich aus dem Umstande erklärt, dafs Guttu- rale überhaupt leicht zu Zischlauten entarten, worauf auch die Entstehung des J £ aus skr. g h (= ^) beruht. Ein Beispiel mit J p für g ist $do Erde (nomin.) fiir skr. gdus, welches als Fern, sowohl Kuh als Erde bedeutet und im Accus. unregelmäfsig gdm bildet, worauf das send. $anm sich stützt (s. §.61), während der Nomin. $ao im Sanskrit nach §.56*) gas erwarten *) S. „Die kaukasischen Glieder des indo-europäischen Sprach- stammes” Anm. 2.
Schrift- und Laut-Sjrstem. §. 59. 87 licfse, welches dem Acc. gäm analog wäre. In der Bedeu- tung Ochs, Kuh hat das Send bei diesem Worte den ur- sprünglichen Guttural bewahrt, der aber auch der Benen- nung der Erde nicht ganz abgeht, wenn Burnouf (Yagna, Notes p. 55) Recht hat, den Accus. gaum terram hierher zu ziehen.*) 59. eb ist von seltenerem Gebrauch, und soll wie ein französisches j ausgesprochen werden; ich übertrage es durch f (früher durch sch). Merkwürdig ist es, dafs, wie das französische j in vielen Wörtern dem lateinischen Halbvocal j gegenübersteht, und aus demselben sich entwickelt hat, ebenso auch zuweilen das send, eb / aus dem skr. Halb- vocal entsprungen ist. So ist z. B. yüydm ihr (vos) zu ggeb^ü yüftm geworden. Zuweilen auch ist eb / aus dem Laut des englischen j (dsch) hervorgegangen, und steht so dem skr. 5^ g gegenüber, z. B. in >/£eb fenu für ganu Knie. Endlich steht es als Endbuchstabe in einigen Präfixen, vor tönenden Consonanten, an der Stelle des skr. dentalen s nach i und u; so in 30O3<v?sVjeb3^ nif-baraiti er trägt heraus, GJfO<*5^eb>^ duf-ültt#m Schlecht-gesagtes, dagegen dus-mat&m Schlecht-gedachtes (V. S. p. 336.). Das Sanskrit, dem es an weichen Zischlauten gebricht, setzt nach bestimmten Lautgesetzen r für s zur Verbindung mit weichen Conso- nanten, und zeigt daher nir-barati für das eben erwähnte *) In diesem Falle muhte man sich zur Erklärung von gAum an die im Skr. vorauszusetzende Form gAvam wenden, da g6 die starken Casus aus gAu bildet, daher Nomin. sg. gAus, plur. gA o-as — und die Accusative gAm, plur. gAs offenbar Zusammenziehungen von <dp-am, gav-a* sind. Es könnte aber auch der send. Acc. gAum einem Tbem. gava angehören, welches mit der Bedeutung Rind am Anfänge von Compositen vorkommt, wie das skr. gava^ z.B. in eava-rAgan Stier (wörtlich Rinder-König). In diesem Falle wäre das lange A von gAum eine Entschädigung für die Zusammen- ziehung von va zu u am Schlüsse des Wortes.
88 Schrift- und Laut-System, §• 60. send« ni$baraiti*9 da nts, welches die Urform des betreffenden Präfixes, zur Verbindung mit b nicht geeignet ist. So auch erscheint das dem griech. du; entsprechende Präfix 3^ du 8 vor tönenden Buchstaben (s. §. 25) stets in der Form dur. — Von der Entstehung sendischer Zischlaute (dj 49 eb /) aus t-Lauten vor einem folgenden t-Laut wird später die Rede sein (s. §. 102Ä)). 60. Wir haben noch die Nasale zu erklären, was wir bis jetzt verschieben mufsten, weil hierzu die Kenntnifs des übrigen Lautsystems unentbehrlich ist. Vor allem müssen wir auf den wesentlichen Unterschied vom Sanskrit auf- merksam machen, dafs im Send nicht jedes Organ seinen eigenthümlichen Nasal hat, sondern, dafs hier in Ansehung des n im Wesentlichen zwei Haupt-Unterschiede sich gel- tend machen, indem es nämlich hauptsächlich darauf an- kommt, ob n einem starken Consonanten oder einem Vocal vorangehe. Auf diese Weise stehen sich | und^j einander so gegenüber, dafs ersteres vorzüglich vor Vocalen und den Halbvocalen y9 v9 aber auch am Ende der Wörter erscheint; dagegen nur in der Mitte vor starken Consonanten. Man schreibt z. B. hankarayemi ich verherrliche, panta fünf, hfnti sie sind; dagegen na (nomin.) Mann, ndid nicht, baraytn sie inögen tragen, anyö der andere, kfrfnvd du machtest Was den Unterschied der Aussprache zwischen / und^gj n anbelangt, welche beiden Buchstaben wir in lateinischer Schrift nicht zu unterscheiden brauchen, so mag wohlig,, weil es stets durch einen folgenden starken Consonanten eingeengt etscheint, eine trübere, gedämpftere Aussprache haben, als das ungestörte, sich frei bewegende f; und wegen dieser Schwächung und Unentschiedenheit seiner Aussprache auch zu jedem Organ des folgenden Buchstaben stimmend erscheinen.*) *) Ich sehe keinen Grund, mit Burnouf diesen Nasal als den palatalen zu bezeichnen; da, abgesehen von den Gutturalen, die Den-
Schrift und Laut-System. §.61. 62. 89 61. Noch schwächer und unentschiedener als viel- leicht ganz der indische Anusvära, mag der Nasal sein, wel- cher stets mit einem a verschlungen ist (y), und der Form nach die Verbindung von a und / n zu sein scheint. Man findet dieses welches wir an schreiben, erstens, vor Zischlauten, h (gleich dem Anusvära) und den Aspiraten th und & /; z.B. Je gay ah A regnans, Accus. Ictayanttm; zanhya- mana (Part. fut. pass, der Wurzel $an erzeugen) qui nascetur; manthra Rede, von der Wurzel man; ganfnu Mund, wahrscheinlich von der skr. Wurzel gap beten (s. §.40) mit eingefügtem Nasal. Zweitens, vor einem schliefsenden $ m und / n, z. B. p di an ahm pedum für skr. pa- ddnam, barann ferant •) für bar an, was man nach Analogie der übrigen Personen zu erwarten hätte. Drittens, am Wort-Ende, im Accus. pl. der männ- lichen Stämme auf a, wo ich den Ausgang y ah als Ver- stümmelüng der vollständigen EndungOJ^* * anA ansehe, welche sich vor der Anhänge-Partikel ca und behauptet hat.**) 62. Für den Nasal, welcher nach §. 56‘> als eupho- nische Zugabe dem aus s entsprungenen V9 h vorgesetzt wird, hat das Send zwei Buchstaben, nämlich 3 und welchen beiden Anquetil die Aussprache von ng gibt. ***) Wir schreiben dafür n, um nicht diesem gutturalen, das folgende h vorbereitenden Nasallaut den Anschein eines g mit vorhergehendem gutturalen n zu geben. Was den Un- Ule gewifs ebensoviel Anspruch darauf haben, und die Palatale an die Dentale sich insofern anschliefsen, als sie ihrer Aussprache nach mit einem /-Laut beginnen (tf = ts und g = ds). *) Conjunctiv des Imperfecta mit gegenwärtiger Bedeutung, ».§.714. **) S. §. 239 und vgl. die v£discht Endung An für Anr aus d/Lr. ***) Auch schreibt Burnouf den ersteh dieser Buchstaben durch ng; in meinen Recensionen in den Jahrb. für wissensch. Krit. setzte ich ebenfalls ng.
90 Schrift- und Laul-Sjslem, §; 62. terschied in dem Gebrauch dieser beiden Buchstaben anbe- langt, so findet sich 3 stets nach a und ao, dagegen nur nach 3 i und M e, wozu sich selten Veranlassung zeigt; z. B. in dem relativen Pluralnominativ yenhe (qui), und in weiblichen Pronominal-Genitiven wie ainhdo hujus, welches häufig vorkommt, aber eben so häufig ohne 3 i und mit 3 n, anhao. Welcher phonetische Unterschied zwischen 3 und ***" statt- finde, wagen wir nicht zu bestimmen; Anquetil gibt, wie bemerkt worden, beiden gleiche Aussprache, während Rask das mit dem skr. palatalen n (öjJ verglichen, und durch das spanische und portugisische n ausgedrückt wissen will. — In Bezug auf den Gebrauch des 3 n ist noch zu bemerken, dafs dasselbe auch häufig vor u vorkommt, wobei jedoch die Sylbe >3 nu niemals ursprünglich ist, sondern auf Um- stellung beruht. Es wird nämlich die Lautgruppe nhva, wo sie vorkommen sollte, immer so umstellt oder entstellt, dafs das v, vocalisirt zu u, dem h vorantritt, das 3 n aber wird beibehalten, obwohl es eigentlich dazu bestimmt ist, nur dem h voranzugehen. Veranlassung zu dieser Umstel- lung geben besonders die skr. Imperative auf a-ava (2teP. sg. med.), woraus im Send *v^M>3*v anuha für anhva ge- worden, indem nämlich ursprünglich auch dem vor o ste- henden h ein Nasal vorgeschoben wurde, der aber in Folge des hier aufgestellten Gesetzes seine Stellung vor u erhalten hat. Beispiele von Imperativen auf i^uha für nhva finden sich in §. 721. — Eine andere Veranlassung zu der Laut- gruppe nuha für nhva findet sich bei den im Sanskrit aus Primitivstämmen auf as durch ;das Suffix vant (in den schwachen Casus vat) gebildeten Wörtern. Diese erscheinen im Send in den starken Casus (s. §. 129) in der Form auf anuhant (nom. anuhao aus aquhdt), in den schwachen in der auf anuhat. *) Hiervon später mehr. *) In dieser Weise habe ich schon in der Sten Ausgabe des Nalus (1832, p. 202) mit dem skr. Genitiv vioas - vatas^ des A'rpajpa/, das sendische vwar^uhatd vermittelt.
Schrift- und Laui-Sjrslem. §• 63. 64. 65» 91 63. Der labiale Nasal G m ist von dem skr. m nicht unterschieden; bemerkt zu werden verdient aber, dafs er zuweilen an die Stelle des b getreten ist. Wenigstens lautet die Wurzel brü sprechen iix^ Send mrü9 wovon z.B. mraud er sprach, gegenüber dem skr. un- regelmäfsigen abravit9 welches regelmäfsig abrot (aus ab raut) lauten würde. Das Griechische zeigt vor p die umgekehrte Verwandlung, nämlich die eines ursprünglichen p in die organgemäfse Media; daher ßporo$9 ßpabv$9 für pporog (= skr. mrta-8 aus martd-s), ppadv$. Für letzteres zeigt das Sanskrit mrdü-8 (sanft und langsam), zu dessen Super- lativ mradisfa-s vortrefflich das gr. ßpdj$urro-$ stimmt. 64. Ein schliefsendes gm wirkt auf doppelte Weise auf einen vorhergehenden Vocal. Es schwächt nach §. 30. das a zu g dj und verlängert dagegen die Vocale 3 i und >u; daher z. B. G^f03*v^ paittm den Herrn, tanüm den Körper, von den Stämmen dfOd'A’e; paiti9 >l^fQO tanu. Im Widerspruch mit dieser Regel scheint der sehr häufig vorkommende Vocativ atdum Rei- ner! zu stehen. Hier aber ist das u nicht primitiv, sondern um die Zusammenziehung der Sylbe van des Stammes as'avan, wobei die Verlängerung des zweiten a eine Ent- schädigung für die Unterdrückung des dritten ist. Auffal- lend aber, und in ihrer Art einzig, ist die Verwandlung des schliefsenden n in m, während die umgekehrte Veränderung, nämlich die eines schliefsenden m in n, in mehreren Glie- dern unseres Sprachstamms zum Gesetz geworden ist (S. §• 97). 65. Wir geben hier einen vollständigen Überblick der sendischen Buchstaben: Einfache Vocale: a, g d9 f e; 3 s, t; > p ü. Diphthonge: e, ai (s. §. 33), ai (s. §. 41. und 46 Anm. **), 3^ 6i; 3**« di; d, au (s. §. 32), >*v au (s. §. 46), eu; do, >*“ du. Gutturale: 9 k9 Gfk'9 Q? g9
92 Schrift- und Laut-System. §. 66. 67. Palatale: (0 c, ^g. Dentale: fO fd, d, Labiale: Vp, 6. Halbvocale: Zü, Od y (die beiden ersten anfangend, das letzte in der Mitte), r (letzteres nur nach ^Z), » v (ersteres anfangend, letzteres in der Mitte), w. Zischlaute und A: rf, ^0 /, **0 s, J ?, eb /, V9 A. Nasale: / n (vor Vocalen, y> v und am Ende), ££ n (vor starken Consonanten), an (vor Zischlauten, V9 A, <Tth, V» g m und I n), J n (zwischen *v a oder 8*m do und V9 A), n (zwischen 3 i oder ?ü e und V9 A), g m. Man merke noch die Zusammensetzungen «XP für ah und (W für fO**0 8t. 66. Wir enthalten uns, vom Lautsystem des Griechi- schen und Lateinischen im Besonderen zu handeln, da wir diese beiden Sprachen bei Erörterung des sanskritischen Lautsystems in allen wesentlichen Punkten bereits berück- sichtigt haben und auch später noch von den Gesetzen der Laut-Umwandlung aller Sprachen, die uns hier beschäftigen, gehandelt werden wird. Wir wenden uns für jetzt zur Be- sprechung der einzelnen Laute des Gotbischen und Hoch- deutschen. — Dem skr. a entspricht ganz das gothische o, und die Laute des griech. e und o fehlen, als spätere Ent- artungen des a, dem Gothischen wie dem Sanskrit. Nicht überall aber hat sich im Gothischen das alte a unverändert behauptet, sondern es hat sich sehr häufig, sowohl in den Wurzelsylben als in den Endungen, zu t, seltener zu u ge- schwächt; auch ist es in den Endsylben nicht selten ganz unterdrückt worden. 67. Wir glauben als Gesetz erkannt zu haben, dafs a, wo es in mehrsylbigen Wörtern vor einem schliefsen- den 8 stand, im Gothischen entweder zu i geschwächt oder ganz unterdrückt werden mufste; daher z. B. Wol-
Schrift- und Laut-Sjrstem. §. 68. 69. 1. 93 fes (vom Stamme vulfa) für skr. v/ka-sya, bair-i-8 du trägst für skr. ffdra-at, vulf-8 lupus für skr. ur%a-s, auhsin-8 bovis für skr. uksan-as, auhsan-s boves (nom. u. acc.) für skr. üksdn-as (nom. pl.), ukßan^as (acc. pl.). Auch vor einem schliefsenden th begünstigt das Gothische die Schwächung des a zu t, ohne jedoch den Ausgang ath ganz zu meiden. Erfindet sich z.B. in liuhath Licht (nom. acc. neut.), in magath Mädchen (acc. fern.), und in dem Adv. aljath anderswohin; dagegen steht in allen Verben der gothischen starken Conjugation in der 3ten P. sg. und 2ten P. pl. i-th gegenüber dem skr. a-ti, a-^a; z. B. bair-i-th, fert und fertis für skr. ffdr-a-fa; im Ge- gensätze zu bair-a-m für bar-d-mas ferimus, dmr-a-nd für Bdr-a-nti ferunt, Jair-a-te für ffdr-a-faa ^peroy; bair-a-$a (s. §. 86. 5)) fereris, bair-a-da fertur, bair- -a-nda feruntur für die skr. Medialformen bdr-a-se^ Sdr-a-te, bar-a-nte, aus ffar-d-aas etc. 68. Im Althochdeutschen hat sich das goth. a entweder behauptet, oder zu u — dafür auch o — geschwächt. U für goth. a findet sich z. B. in der Isten P. sg. praes. der star- ken Verba (lüu für goth. lüa ich lese), im Dativ pl. der Stamme auf a (wolfu-m für goth. vulfa-m), im Accus. sg. und Nom. Acc. pl. der Stämme auf an (hanun oder hanon für goth. hanan, hanant), und im Dat. sg. der Pronominal- declination (imu für goth. imma). 69. 1) Für das skr. lange d steht im Gothischen, wel- chem das lange d gänzlich fehlt, entweder d oder e, und zwar ersteres am gewöhnlichsten, während im Griechischen umgekehrt q viel häufiger als u> die Stelle eines langen <L vertritt. Im Verkürzungsfalle kehrt das goth. 6 zur «-Qua- lität zurück und wird zum kurzen a, daher enden die weib- lichen o-Stämme im Nom. Acc. sg. auf a, z. B. airtha terra, terram (ohne Casus-Endung) im Gegensätze zum Gen. sg. und Nom. pl. airthd-8, wo die ursprüngliche Länge unter dem Schutze des folgenden Consonanten sich behauptet hat. Überhaupt hat sich das ursprüngliche d am Wort-Ende im
94 Schrift- und Laut-System. §. 69. 2. Gothischen, bei mehrsylbigen Wörtern, zu a gekürzt, und wo 6 ein mehrsylbiges Wort schliefst, ist ein ursprüng- lich nachstehender Conson. weggefallen, z. B. in weiblichen Plural-Genitiven wie airth-ö terrarum, wo 6 die skr. En- dung dm und griech. wv vertritt. In Formen wie kvathr6 woher? tha-thrö von da ist ein l-Laut gewichen. — Im Ver- längerungsfalle wird goth. a zu 6; daher -dög-8 (für -d6gars), in dem Compositum fidur-dög-8 viertägig, vom Stamme daga, Nom. dag-8 Tag. Durch das Zusammenfliefsen zweier a, oder auch eines ö (= d) mit a, entsteht d, z. B. in Plural- Nominativen wie dagös Tage aus daga-a8, hairdös die He er den aus hairdö-as (them. hairdö, nom. sg. hairda), wie im Skr. z. B. tutcit 1. Söhne, aus sutd-as; 2. Töchter, aus sutd-as. — Im Althochdeutschen ist das goth. 6 ent- weder 6 geblieben, z. B. im Genitiv pl.; oder es bat sich, nach Verschiedenheit der Quellen, zu uo, ua oder oa ge- spalten, wofür im Mittelhochd. blofs t/o, während im Neu- hochd. die beiden getheilten kurzen Vocale sich wieder zu einer gleichartigen Länge vereinigt haben; daher z. B. Bru- der für goth. brothar, ahd. bruoder, bruader, mhd. bruoder, skr. bratar, lat. frdter. — In den Endungen kommt im Althochd. auch d und u (letzteres wohl nur vor n) für goth. ö vor. Hiervon später mehr. 2) Der zweite, aber verhältnifsmäfsig seltene Vertreter des ursprünglichen d im Gothischen, nämlich e, kann als dialektische Auszeichnuug des Gothischen angesehen werden, wodurch dasselbe, den meisten übrigen germanischen Spra- chen gegenüber, gleichsam im jonischen Gewände erscheint. Nur das Altfriesische nimmt in den meisten Fällen an dem dialektischen goth. e Theil. Die wichtigsten Stellen der Grammatik, wo dieses e erscheint, sind: erstens, die mehr- sylbigen Formen des Praet. von Grimms lOter und llter Conjugation, wo z. B. im Goth. nemum, im Altfries, nemon (wir nahmen) dem althochd. namumes gegenübersteht; zwei- tens, die Ate und 6te Conjugation, wo goth. slepa ich schlafe, Ifta ich lasse, reda (garrida ich bedenke, undrreda ich
Schrift- und Laut-System. §. 70. 95 besorge, verschaffe), altfries. slepe. lete, rede*)' fiir alt- hochd. elafU' läzu, ratu stehen; drittens, die gothischen Plural- genitive der Masculina und Neutra, sowie der Femininstämme auf i und v, während das Althochdeutsche in allen Geschlech- tern die Endung 6 dem skr. dm und griech. wv gegenüber- stellt. Man vergleiche z. B. mit dem skr. üksan-dm bovum das goth. auhen-e (für auhsan-e) und ahd. oheön-6. Von ver- einzelt stehenden Wörtern mit goth. und altfries. e für d er- wähne ich hier nur jer (them. jera neut.) Jahr für ahd. jar, send. ydrf. Letzteres ist ebenfalls Neutrum und steht nach §. 30 fiir ydr\ doch halte ich das r in diesem Worte für eine Verstümmelung des Suffixes ra und leite das Ganze von der skr. Wz. ya gehen ab, da überhaupt die Zeitbenennun- gen meistens von Wurzeln der Bewegung stammen** ***)). Schwe- rer scheint es mir, yard mit Lassen, welchem Burnouf (Ya^nap. 328) beistimmt, auf die skr. Wz. ir gehen zurück- zufuhren, noch schwerer die germanischen Ausdrücke des Jahres, und das griech. wpa, welches in Wurzel und Suffix mit unserer Jahresbenennung zusammenhängt (über ' für/ p.33), aus ir statt aus EfT yd zu erklären, was doch ebenfalls geschehen müfste, wenn das send, yard der Wz. ir ent- sprossen wäre. 70. Für 3" i und hat das Gothische i und ei. Ich halte nämlich das letztere für den graphischen Ausdruck des langen t"*); denn es entspricht in etymologischer Beziehung *) Ich halte rdti machen, vollbringen fiir die entsprechende skr. Wz., wofür formell im Goth, nur rdd oder r/d erwartet wer- den kann. **) Unter andern auch das goth. aws, them. awa, welches ich jetzt mit Graff (I. 505 £) und Kuhn (Zeitschr. II. p. 235) nebst dem lat. aemm und griech. aitov zur Wz. i gehen ziehe, also mit Guna, und, mit Ausnahme des Griech., mit einem zum skr. t>a stimmenden Suffix. Dagegen beharre ich iii Bezug auf den skr. Demonstrativstamm (accus. adv. dod-m so) und das send. Zahlwort aiva bei meiner früheren Ansicht (§.. 381). ***) Ich war im Irrthum, als ich in §. 70 der ersten Ausg. be- merkte, dafs auch J. Grimm dieser Ansicht sei.
96 Schrift- und Laut-System. §. 70. nicht nur dem t der übrigen germanischen Sprachen — das Neuhochdeutsche ausgenommen — sondern auch dem skr. £, namentlich am Ende weiblicher Participial- und Comparativ- stämme, welche jedoch dem skr. i noch ein n beigefügt haben, wie auch sehr häufig das skr. weibliche a (goth. ö) in den germanischen Sprachen den Zusatz eines n erhalten hat; z.B. im goth. viduvön (nom. -rd, s. §. 142) = skr. vidfavd Wittwe (them. und nom.). So z.B. auch bairandein (nom. -dei) für skr. Bdrantl die tragende, juhi$ein (nom. für skr. yäviyasi die jüngere. Beachtung verdient auch, dafs Ulfilas bei Übertragung von Personen- und Orts- namen, überhaupt von Fremdwörtern aus dem grjech. Text, sehr häufig ei für t setzt, und zwar ohne Rücksicht auf die Quantität. Er schreibt z. B. feitu* für Tvro$, Teibairiue für Ttßepw;, Thaiaufeüus für 0£o</>iXo;, Seidon für Zidcuy, rabbei für paßßt. Wenn er aber auch gr. u durch ei überträgt, z. B. durch Samareites, so erklärt sich dies leicht daraus, dafs im 4ten Jahrhundert das gr. et wahrscheinlich schon wie im Neugriech. die Geltung eines langen • gehabt hat. Ulfilas mochte überhaupt durch dieses a = I dazu veranlafst worden sein, auch in echt gothischen Wörtern den t-Laut durch ei auszudrücken. — Wo goth. ei einem skr. e = ai begegnet, ist entweder der schwächere Guna- Vocal i mit dem Wurzelvocal t» oder mit dem schliefsenden seines Wortstammes, in Eins zusammengeflossen, also C i + i nach §. 27; oder es ist in vereinzelt stehenden Wör- tern von dem ursprünglichen Diphthong ai das erste Ele- ment unterdrückt, und zum Ersatz das letzte verlängert wor- den (vgl. im Lat. z. B. acquiro aus acquairo, §. 7. p. 18). In dieser Weise fasse ich z. B. das Verhältnifs des goth. Neu- tralstammes leika(nom. acc.leih') Leib, Leichnam, Fleisch, zum skr. dtka> m. u. n. Körper (s. §. 17-)), und das von veihea (nom. n. veihe) Flecken, Landstadt, zum skr. Mas- culinstamme vfia (aus vaika) Haus (vgl. lat. tncua). Zur Unterstützung der Ansicht, dafs ei der Aussprache nach = > seif kann noch besonders der Umstand geltend gemacht wer-
Schrift- und Laut-System. §. 71. 97 den, dafs dieser Vocal öfter durch Zusammenziehung aus ji entsteht, indem z.B. der Stamm hairdja Hirt, weil dem ja eine lange Sylbe vorhergeht, im Nom. und Gen. sg. die Form hairdei-s zeigt, während vom Stamme harja die bei- den genannten Casus haiji-s (für harja-s nach §. 67) lauten. Nach demselben Princip kommt von sökja ich suche (zu- gleich das Thema des ganzen Praesens) die '2te P. sökei-s (= sdK-s), sökei-th, während von nasja ich rette diese beiden Personen nas/w, nasji-th lauten. Gewifs ist, dafs die Zu- sammenziehung von ji zu t viel natürlicher ist als die zu ei, als Diphthong gefafst, und es ist daran zu erinnern, dafs auch im Sanskrit der Halbvocal (== j) gelegentlich nach Ausstofsung des Vocals, mit dem er eine Sylbe bildete, zu einem langen t wurde; so zieht sich namentlich die Sylbe ya, als Ausdruck des Potential-Verhältnisses, im Medium, wegen dessen gewichtvolleren Endungen, zu i zusammen; daher z. B. dvis'-i-'td er möge hassen, gegenüber dem Activ dvis'-ya-t. — Im Neuhochdeutschen ist die Spaltung des langen i zu ii, die im Gothischen nur scheinbar (d. h. graphisch) ist, wirklich eingetreten, und ebenso die Spaltung des langen u zu au, daher z. B. im Genitiv der Isten und 2ten P. mein, dein, für alt-, und mhd. mtn, din, und goth. meina, theina = mtna, thina, So in Grimms 8ter Conju- gation Verba wie scheine, greife, beifee, gegenüber den alt- hochd. ectnu, grifu, btzu, mhd. schtne, grfe, bize, goth. skeina (= sAina), greipa, and-beita. In dieser Weise ist der Guna- Vocal, der in den alten. Dialecten mit dem Wurzelvocal i in Eins zerflossen ist, gewissermafsen wieder zu seiner Selbständigkeit zurückgekehrt, und unser scheine gleicht so dem alt- und mhd. scein, schein (ich schien) und den griechischem gunirten Praesensformen wie Xe6tw. 71. Wo i in der Urperiode unseres Sprachstammes am Wort-Ende stand, ist es sowohl im Gothischen, als in den übrigen germanischen Sprachen bei mehrsylbigen Wörtern unterdrückt worden; eine Erscheinung, die sich leicht daraus erklärt, dafs i, als leichtester der Grundvocale, L 7
98 Schrift- und Laut-Sjstem. §. 72. keine andere Störung als völlige Unterdrückung erfahren konnte, zumal im Gothischen, welches noch keine Entartung von t zu € (ahd. e) erfahren hat. Man sagt daher z. B. im Goth, wn (ich bin), w, w-f, s-tnd, für skr. d-$t, as-ti, 9-anti', vfar über für skr. upa'rt; bairis^ bairith, bairand, ahd. biris^ birit, berant, für skr. 5arasi fers, bdrati fert, bdranti ferunt. Erhalten ist das schliefsende i in der einsylbigen Praepos. bi um, auf, zu, bei etc. (ahd. mit verlängertem i, bl, unser öes), worin ich das skr. abi (an, zu, hinzu), wovon abi-tas herbei, mit Verlust des An- fangsvocals erkenne*). 72. Wo ein schliefsendes i in mehrsylbigen goth. Wör- tern vorkommt, ist es immer eine Verstümmelung von j mit nachfolgendem Vocal, so dafs dasy nach Unterdrückung dieses Vocals sich selber vocalisiren mufste. So ist der flexionslose goth. Accusat. hari exercitum eine Verstümme- lung von haija **). Das Sanskrit würde karya-m fordern, und das Send, nach §. 42. dem Germanischen auf halbem Weg entgegenkommend, kari-m. — Auch vor einem schliefsen- den 9 ist i im Gothischen gewöhnlich unterdrückt wor- den, und die Schlufssylbe is ist nach §. 67. gröfstentheils eine Schwächung von as. — Im Ahd., und noch mehr im Mittel- und Nhd., hat sich das alte goth. i häufig zu 9 entartet, welches, wo es in der Tonsylbe steht, von Grimm im Alt- und Mhd. durch e gegeben wird. Wir behalten diese Auszeichnung bei. — Vom Gothischen ist noch zu bemerken, dafs in der Urschrift; das i am Anfänge *) Die Ansicht, dafs auch das althochd. umbi, wozu das Goth, kein Analogon besitzt, zum skr. ab'l gehöre, erregt mir jetzt wegen des schliefsenden i Bedenken. Sollte aber die neben wnbi vorkom- mende Form umba die legitime sein, so liefse sich das i von umbi leicht als Schwächung des a erklären. Ich enthalte mich für jetzt, diesen Gegenstand, weiter zu verfolgen. **) Wurzeihaft stimmt dieser Stamm zum altpers. kdra Heer als bandelndes (skr. kardmi ich mache).
Schrift- und Laut-System* §. 73. 74. 75. 99 einer Sylbe, sowohl am Wort-Anfänge als in der Mitte, durch zwei übergesetzte Punkte ausgezeichnet wird, die auch Grimm beibehält (p. 37.). 73. Wie im Send nach §. 41. durch die Attractions- kraft des s, i oder y (=»/) ein i in die vorhergehende Sylbe eingeluhrt wird, so haben auch im Ahd. die entsprechenden Laute Assimilationskraft gewonnen", und häufig ein a der vorhergehenden Sylbe in e umgewandelt, ohne dafs irgend ein Consonant oder doppelte Consonanz vorzugsweise schützende Kraft hätte. So lautet z.B. von ast ramus der Plural esti, von ernst gratia der Genitiv, Dativ sg. und Nom. Ace. pl. ensti^ nqtl fallu cado ist die zweite und dritte Person feUis, fellit. Dem goth. nasja ich rette ent- spricht das ahd. nerju. Vollkommen ist jedoch im Althoch- deutschen das Gesetz noch nicht durchgedrungen; man findet z.B. zahari lacrimae für zaheri* 74. Im Mittelhochdeutschen bat i und das aus ihm hervorgegangene e die überkommene Annäherungs- oder Umlautskraft behalten, und weiter ausgedehnt, indem mit wenigen Beschränkungen (Grimm p. 332.) nicht nur alle a durch solche Rückwirkung zu e werden, sondern auch d, u, d, o, d, wo, ou in angegebener Ordnung zu <r, ü, tw, ö, o?, «€, öu. Beispiele sind geste Gäste von gast, jceric jährig von ydr, teste Thaten von tat, brüste von brüst, miuse Mäuse von raus, koche von koch, leene von Ion, stuele Stühle von stuol, betäuben betäuben von toup (für toub nach §. 93a)). Dagegen haben diejenigen e, welche schon im Althochdeutschen als entartet aus i oder a stehen, keine Umlautskraft gewonnen; und man sagt z. B. im Genit. sing. gaste-s, weil das Althochdeutsche schon in der Declination der männlichen i- Stämme das dem Stamme zukommende t im Genit. sing, zu e getrübt hat, und gastes dem goth. gasti-s gegenüberstellt. 75. Das im Alt- und Mittelhochdeutschen durch Um- laut ans a erzeugte e ist im Neuhochdeutschen e geblieben, in Fällen, wo die Erinnerung an den Urvocal entweder erloschen 7*
100 Schrift- und Laul-Sjslem. §. 76. ist, oder nur schwach gefühlt wird; z. B. Entfe, Engel, eetzen, netzen, nennen, brennen', für goth. andi, angüue, eatjan, natfan, namnjan, brannjan. Wo aber dem Umlaut der Urvocal noch klar gegenübersteht, setzen wir d’, kurz oder lang, aus kurzem oder langem a, und in demselben Verhältnifs ü aus v, ö aus o, äu aus au; z.B. Brände, Pfäle, Dünete, Flüge, Köche, Töne, Bäume; von Brand, Pf dl etc. 76. Kurzes und langes u läfst die gothische Urschrift ununterschieden. Wir können daher die Länge dieses Vocals nur durch Rückschlüsse aus dem Althochdeutschen folgern, wo die Handschriften zum Theil die Länge der Vocale bezeichnen, entweder durch Verdoppelung oder durch Cir- cutnflectirung. Dafs es aber im Gothischen gar kein langes u gebe, wie Grimm in der 3ten Ausg. seiner Grammatik (p. 61) annimmt, ist mir nicht wahrscheinlich« Ich glaube, dafs z. B. die Benennung der Maus, ahd. mue (them. muei), auch im Gothischen, wo dieses Wort nicht zu belegen ist, ein langes u hat; denn die Vocallänge ist bei diesem Worte gerechtfertigt, nicht nur durch das lat. mue, murie, dessen auch Grimm 1. c. gedenkt, sondern auch durch das skr. mdsa-s masc., rnüe'd, müe't fern. Auch nehmen die indi- schen Grammatiker neben mue stehlen, wovon die Maus benannt ist, eine Wz. mue' an. Die übrigen ahd. Wörter mit langem d lassen keine Vergleichung mit entsprechenden Ausdrücken urverwandter Sprachen zu, wenigstens nicht mit Wörtern, welche ebenfalls ein langes & darbieten. Die Länge des u von blut (them. AZuta) laut halte ich für un- organisch, denn dieses Wort ist offenbar seinem Ursprünge nach ein Passivparticiphun, und entspricht dem skr. iru-ta-e gehört (aus Aniftfs), gr. xXvro^ lat. clütue. Das wurzelhaft verwandte goth. AZiu-ma (them. -man) Ohr, als hörendes, hat den geschwächten Guna- Vocal i fiir a (s. §. 27.). Ein- leuchtend ist auch, dafs das ü von eüfu ich saufe aus w entstanden ist, da der betreffenden Conjugation im Praesens die Gunirung durch i zukommt (s. §. 109**. 1)). Man ver- gleiche hinsichtlich des Ersatzes der Gunirung durch Vocal-
Schrift- und Laut-Sjrrtem. §. 77. 101 Verlängerung das Verhältnifs des lat. duco (von der Wz. cfäc, vgl. dux, dürft) zum goth. tiuha und abd. ziuhu. Die entsprechende skr. Wz. duh melken, (wohl ursprünglich ziehen) würde als Verbum der ersten Klasse (3. §. 109^. 1) im Praesens doh~a-mi = daüh-a-mi bilden. Es besitzt aber auch das Sanskrit einige Wurzeln, worunter guh bedecken*), welche das stammhafte u verlängern, statt es zu guniren, daher guh-d-mi ich bedecke gegenüber dem gr. xavSxu. — Im Griechischen tritt Vocalverlängerung statt Gunirung ein bei Verben wie rrcp-riJ-jui,. wofür im Skr. str-nd'-ms (aus «tar-nau-mt), plur. ttr-nü-mat für gr. Ein Ersatz der Gunirung durch Verlängerung eines u findet sich auch in dem althochd. buan wohnen, für goth. bauan, von der skr. Wz. Sü sein, im Causale tdv-dyd-mi. Hiervon später mehr. Dürfte man von sanskritischer Vocallänge überall mit Sicherheit auf die vön * verwandten gothischen Wörtern schliefsen, so müfste man dem goth. suntw Sohn (skr. rtinti-s, von au, auch su, gebä- ren), ein langes u in der Wurzelsylbe zuschreiben. Es kann sich aber die ursprüngliche Länge im Gothischen seit der Spracbtrennung gekürzt haben, wenn nicht die Kürzung erst im Laufe der 4 Jahrhunderte, die zwischen Ulfilas und den ältesten Sprachquellen des Althochdeutschen liegen, ein- getreten ist, in welcher Zeit überhaupt viele VocalSchwä- chungen stattgefunden haben« Über die Spaltung des tl zu aa im Neuhochd. s. §.70 Schlufs. Beispiele sind: Haut, Raum, Maut, Sau\ für alt- und mhd. hüt, rum, müt, su. 77. Aus gothischem kurzen w, sowohl aus ursprüng- lichem, als aus dem aus a enstandenen, ist in den jüngeren germanischen Dialekten sehr oft 0 geworden. So haben die Verba von Grimm’s 9ter Conjug. im Alt- und Mhd. zwar in den mehrsylbigen Föhnen des Praet. das wurzelhafte u bewahrt, im Passiv-Participium aber in 0 verwandelt. Man vergleiche z. B. mit dem goth. bugum wir bogen (skr. *) Aus gud (s. p. 43), gr. aus 7U&.
102 Schrift und Laui-^yitem. §. 78. buBugima), bugaiu gebogener (skr. Bugnä-s) das ahd. bugumes, boganer *) und mhd. Audren, bogener. Das durch Schwächung aus wurzelhaftem a entstandene goth. u der Passivparticipia von Grimm’s 11 ter Conjug. erfährt im Alt- und Mhd. dieselbe Entartung zu o; daher z. B. ahd. nomaner genommener, mhd. nomener, für. goth. numans. 78. Der gothischen Diphthonge ai und ou, als Vertreter der im Skr. durch Zusammenziehung aus ai und au ent- standenen e und o, ist bereits gedacht worden (s. §. 26. 3)). Im Alu und Mhd. hat sich in den Wurzelsylben das a des goth. ai zu e und das von au zu o geschwächt, oder es hat sich vor t-Lauten, sowie vor s, A, cä, r und n, das ganze au zu o zusammengezogen; daher z.B. ahd. heizu ich heifse, mhd. heize, für goth. Aatto; ahd. steig ich stieg, mhd. steic (c für g nach §. 93a).), für goth. staig (Wz. stig = skr. stig' steigen); ahd. boug ich bog, mhd. bouc, für goth. baug, skr. buBS^a aus buBaüga. Dagegen alt- und mhd. böt * ich bot, er bot, für goth. bauth (plur. budum), skr. bubtid'a aus bubaücBa (Wz. bucT wissen); alt- und mhd. kos ich erkor, für goth. kaue, skr. gug&s'a aus fiugaus'a (Wz. §us' lieben); ahd. zöh ich zog, mhd.zöch, für goth. tauA, skr. duddha aus dudauha (Wz. duh melken). Dem goth. ausö Ohr entspricht das ahd. öra, mhd. öre; dem goth. laun Lohn das alt- und mhd. Ion, Dem Nhd. ist an manchen Stellen der goth. Dipthong au, nachdem daraus im Alt- und Mhd. ou geworden, zurückgekehrt; z» B. in laufen für ahd. hloufan, mhd. laufen, goth. hlaupan, Diese Er- scheinung ist vielleicht so zu erklären, dafs aus ou zuerst und hieraus im Sinne von §. 76 au geworden ist. So ist uns in Grimm’s 8ter Conjug. von dem Diphthong ei blofs der t-Laut geblieben, entweder kurz oder lang (ie = i), nach Mafsgabe des folgenden Cons.,. und ohne Unterscheidung *) Ich behalte bei Schwankungen in der Consonantenverschie- bung im Althochd. die älteren und zugleich zum Mittel- und Nhd. stimmenden Laute bei.
Schrift- und Laul^Sjttem. §♦ 79. 80. 81. 103 der einsylbigen und mehrsylbigen Formen; z.B. griff, griffen, rieb, rieben, für mhd. greif, griffen, reip, riben. 79. In den Endungen, oder aufserhalb der Wurzelsylbe, bat sich das gotb. ai im Althochd. zu l zusammengezogen, und dieses i begegnet im Conjunctiv und in der Pronominal- declination dem sanskr. I, aus ai. Man vergleiche z. B. beres feras, beremit feramus, berlt feratis mit dem skr. bare*, Barlina, Bdreta, gegenüber dem in dieser Bezie- hung treuer erhaltenen goth. bairaie, bairaima, bairaith. Dem goth. ai als Character der 3ten schwachen Conjugation (für skr. aya, präkr. und lat. e, s. §. 109a). 6) entspricht im Ahd. I, daher z. B. hdb-l-t du.hast, hab-l-ta ich hatte* für goth. hab-ai-9, hab-ai-da. — Dem skr. tyl diese, jene (pl. m. vom Stamme tya) entspricht das ahd. die, während das gotb. thai treuer erhalten ist als seine skr. Schwester- form te (dor. rot), vom Stamme ta, gotb. tha, gr. ro. 80. Auch im Innern der Wurzeln und Wörter kommt im Alt- u. Mhd. £als Zusammenziehung von ai vor, und zwar unter dem rückwirkenden Einflufs eines h, (ch), r und w, auch wo letzteres zu o (aus u) vocalisirt, oder, im MhdM ganz unter- drückt worden. Daher z. B. im Ahd. zeh ich zieh für gotb. ga-taih ich zeigte an (Wz. tih, skr. dii aus dik zeigen, lat. die, gr. dsix), Uru ich lehre für goth. laieja*, ewig ewig gegenüber dem goth. awe (Zeit, Ewigkeit), eneo (them. «newa, gen. snewee) Schnee für goth. snaive. Im Mhd. zieh, Ure, ewic, ene (gen. snewei). 81. Am Ende mehrsylbiger Wörter hat sich im Ahd. das nach §. 79 durch Zusammenziehung aus ai entstandene l gekürzt *), daher z. B. in der Isten und 3ten P. sg. des Conjunctivs bere feram, feraV, gegenüber dem vom fol- *) Graff (I. p. 22) ist unsicher, ob dieses / kurz oder lang sei, halt aber die Kürze Cur wahrscheinlicher, die früher auch Grimm (L p. 856) angesetzt hat (anders IV. 75). Ich behaupte die Kürze, so lange sich nicht die Länge aus Handschriften durch Circumflectirung oder Verdoppelung beweisen läfst.
104 Schrei- und ^Laut-System. §.82. genden Conson. geschützten i von Jeres feras, berlt tere- tis, beten ferant. Nach demselben Grundsätze hat sich im Conjunet. des Praet. der lange Modusvocal t schliefsend gekürzt; daher bunti ich bände, er bände gegen bunti*, bunttmes etc., wie auch im Goth, schon bundi als 3te P. sg. Überhaupt sind die Endvocale am meisten der Kürzung unterworfen und es gibt vielleicht im Ahd., mit Ausnahme der Endung 6 im Gen. pl., keinen einzigen langen Endvocal mehrsylbiger Wörter, dem nicht früher, und zwar noch auf germanischem Boden, ein Consonant zur Seite ge- standen hätte, wie z. B. in Plural-Nominativen wie tagd, geb 6, für goth. dagds, gibös. Im Mhd. haben sich, wie im Nhd., alle Vocale in den Endungen mehrsylbiger Wör- ter zu e entartet; daher z. B. gebe Gabe, tage Tage, gibe ich gebe, gibest du gibst*), habe ich habe, ealbe ich salbe, für ahd. geba, tagd, gibu, gibie, habem, salbdm. — Eine Ausnahme macht im Mhd. der Ausgang tu im Nom. sg. fern, und Nom. Acc. pl. neuL der Pronominal-Declination, die starken Adjective mitbegriffen, z. B. in dieiu diese, blindiu blinde, als Nom. sg. fern, und Nom. Acc. pl. des Neutrums. 82. Es ist eine auf das Gothische beschränkte dia- lektische Eigenthümlichkeit, dafs die genannte Sprache vor h und r kein reines t oder u verträgt, sondern diesen Vo- calen regelmäfsig ein a vorschiebt. Auf diese Weise be- stehen aufser den in §. 78 besprochenen uralten Diphthongen at, au zwei unorganische, vom Gothischen selbständig er- zeugte ai, au, welche Grimm mit.ai, au bezeichnet, indem er annimmt, dafs bei ihrer Aussprache der Nachdruck auf dem i, bei den alten Diphthongen aber, die er di, du schreibt, *) leb halte das schon im Ahd. häufig dem / der 2ten P. sg. »ge- fügte t für eine Verstümmelung des Pron. der 2ten Person, welches wegen des vorangehenden / die alte Tenuis bewahrt hat, und im Ahd. auch häufig in der vollen Form tu dem vorangehenden Verbum ange- hängt wird; z. B. bis tu, fahistu, mahtw, S. Graff V. p. 80.
Schrift und Laut-System. §. 82. 105 auf dem liege. Es ist aber auch bei diesen alten Diph- thongen das s und u der Häupt-Vocal, und a blofs das Verstärkungs- oder Guno-Element, und wenn dteskr. duhi- tdr Toehter von duh melken stammt, so unterscheidet sich das goth. tauh ich zog (== duddha) von dauhtar in seiner Wurzelsylbe blofs dadurch, dafs das a von tauh eine alte Begründung hat, das von dauhtar aber, sowie das von taukum wir zogen (skr. duduh-i-mä) blofs durch* das auf das wurzelhafte u folgende h hervorgerufen wurde. So ver- hält es sich unter andern mit dem au des goth. Stammes auhaan Ochs gegenüber dem reinen u des skr. Schwester- wortes uka'an. Beispiele mit au für u vor r sind dawr (them. daura) Thür, Thor, faur vor (skr. purds). Das Verhältnifs von daura zum skr. Neutralstamme dvara ist so zu fassen, dafs nach Unterdrückung des d der vorher- gehende Halbvocal sich zu u vocalisirt hat (vgl. gr. ävpa), dem dann, nach dem in Rede stehenden Gesetze, noch ein a vorgeschoben werden mufste. — In den meisten Fällen, wo gothisches au euphonisch für u steht, ist nach dem oben (§. 7) aufgestellten Grundsätze das u die Schwächung eines wurzelbaften a, namentlich in den mehrsylbigen Formen des Praet. von Grimm’s 12ter Conjugation, wo au dem ahd. u und dem a des, die näckte Wurzel darstellenden Singulars gegenübersteht; z. B. in thauraum wir trockneten, gegenüber dem Singular thara für skr. tatdra'a, von der Wz. tara\ tra dursten *). Das u von kaur-a schwer könnte man für primitiv, und somit den Diphthong au hier für ur- sprünglich, nicht durch das r veranlafst halten, wenn man dieses goth. Adjectiv mit dem skr. gurvr* so vermitteln wollte, dafs man das erste u der skr. Form als ursprünglich fafste. Es ist aber, wie bereits bemerkt worden, eine Schwächung des *) Ursprünglich offenbar trocknen, vgl. gr. j££<r-0-juai. Das goth. thaursja ich trockne, euphonisch fiir thursja (und dieses fiir /äar^/a), stutzt sich wie das lat torreo (aus Zor/eo) auf die skr. Gau- salform iars äyd m i.
105 und Laut-Sjrstem. §. 83. im Comparativ und Superlativ gartyan (nom.), garis'fa-8, sowie im griech. ßapv-g (s. §. 14) und lat. gravi-8 (umstellt aus garu-is) bewahrten a, welches im Goth., unabhängig vom Sanskrit, zu u sich entartet hat, dem dann lautgesetzlich, wegen des folgenden r, ein a vorgeschoben werden mufste. Dagegen ist in gaurs traurig, tbem. gaura, wenn es mit dem skr. (föra-8 (aus <faurd-i) schrecklich verwandt ist*), der goth. Diphthong wirklich von Alters her begründet, und sein a nicht dem r zu Liebe vorgeschoben. Hierfür spricht auch das lange 6 (ausau) des ahd. gör, da dem unorgani- schen goth. au im Ahd. nur u oder ein daraus entstandenes kurzes o gegenübersteht. — Verletzt ist das in Rede ste- hende Gesetz in uhtvö Morgendämmerung und inAuAnu Hunger, wofür man auhtcö, hauhrut zu erwarten hätte, wenn nicht etwa das u in diesen Wörtern lang ist. 83. Unter den gothischen Formen, wo ai aus i durch den Einflufs eines folgenden h oder r erzeugt ist, stimmt ga-taihum wir erzählten zu skr. didiiima wir zeigten (Wz. dii aus dik)\ aih-trö ich bettele zu aus ük (s. p. 66), wünschen, und wahrscheinlich maihs-tu-8 Mist zur skr. Wz. mih mingere. Gewöhnlich aber ist in ver- gleichbaren Formen dieser Art das gotb. i die Schwächung eines ursprünglichen a. Man vergleiche z. B.: Gothisch saih* sechs taihun zehn taihsvö die rechte Hand faihu Vieh fraihna ich frage (praet. froh) baira ich trage (praet. bar) dit-taira ich zerreifse (praet.-tar) dar-i-tum spalten, zerreifsen ved. stdr vard-i. Sanskrit tat ddian daksind die rechte paiü-8 Thier prac' fragen bdrami «totmo Stern wir (them. votra) Mann ) Skr. g lädst im Goth, nur g erwarten.
Schrift- und Laut-Splem, §. 8^ 85. 107 84. Mit dem im Gothischen durch den Rückwirkenden Einflufs eines r oder h aus i erzeugten ai" kann man die Erscheinung vergleichen, dafs auch im Lateinischen das r einen euphonischen Einflufs auf den vorhergehenden Vocal übt und das schwerere e dem leichteren i vorzieht; daher peperi, nicht pepiri, wie man nach p. 14 erwarten könnte. In Folge dieses rückwirkenden Einflusses des r wird auch der Klassenvocal i (aus skr. a, s. §. 109a>. 1.) der 3ten Con- jugation vor r zu e, daher z. B. veA-«-ns, t?eA-e-rem, veA-e-re, im Gegensätze zu Formen wie veA-i-s, veA-s-f, t^A-t-tar, wA-i-mus, wA-t-mur. Es unterbleibt auch bei Wurzeln auf r die Schwächung eines vorangehenden e zu i bei Belastung durch Composition, daher z. B. qffero, confero^ nicht affiro, confiro, wie man nach Analogie von Formen wie attideo, consideo, colligo erwarten könnte. — Auch A hat im Latei- nischen wie im Gothischen einen stärkenden Einflufs auf den vorhergehenden Vocal, der jedoch viel seltener Gelegen- heit hat sich zu zeigen als der des r, weil A in der eigent- lichen Grammatik, d. h. als Bestandtheil von Flexionen nicht vorkommt. Als Endconsonant der Wurzel veh und trab schützt jedoch das Ä den vorhergehenden. Vocal vor der Schwächung zu i bei componirten Formen; daher z. B. attraho, adveho\ nicht attnAo, adviho. 85. Der im Gothischen durch Schwächung des a zu i aus ursprünglichem au entstandene Diphthong iu (s. §. 27) hat sich im Alt- und Mhd. behauptet, ist aber im Nhd. mei- stens zu ie geworden, namentlich im Praes. und den sich daran anschliefsenden Formen von Grimm’s 9ter Conjuga- tion. Dieses ie ist zwar der Aussprache nach =3 i, wird aber wohl ursprünglich so gesprochen worden sein, dafs so- wohl das i als das e gehört wurde *), welches letztere so- mit als Entartung von u zu fassen ist. Es kommt aber *) Vgl. das bairische ie bei Schifceller, „Die Mundarten Bayerns” p. 15. Über den verschiedenartigen Ursprung unseres ie s. Grimm, 3te Ausg. p. 227.
108 Schrift- und Laut-Sjfjtem. §. 86. 1. auch in der genannten Conjugation ü fiir das ältere tu vor, Dämlich in lüge9 betrüge wo also das ü nicht wie gewöhn- lich durch rückwirkenden Einflufs des Vocah der folgenden Sylbe steht (s. §.74); sondern wie das griech. v und sla- visehe » ü eine blofse Schwächung des u ist» So in dem Plural müeeen9 gegenüber dem einsylbigen Singular muft (mhd. muezen gegen muoz). So auch in dürfen^ gegen darf9 wo die blofse Schwächung von a zu u in den mehrsylbigen Formen genügen sollte. — Wir haben auch eu für alt- und mhd. tu9 z. B. in Äeute, Aeuer, für ahd. Atufu, Awru, mhd. hiute9 hiure\ in euch für mhd. iuch\ in fleugt9 geufat^ für das gewöhnliche fliegt, giejat9 ahd. fliugit9 giuzit\ in neun, neune, für ahd» niun (them. u. nom. pl. nium); in neu für ahd. ntwt, ntuwt, goth. nwjw, them. niuja9 skr. ndvya-s, lit. nau- ya-s; in Leute für ahd. liuti (goth. Wz. lud wachsen, skr. ruh aus rudt id., rd'dra-s Baum), in leuchten für ahd. Kuhtjan (skr. ru6 glänzen, vgl. gr. Xevxo's). 86. 1) Betrachten wir nun die Consonanten, mit Bei- behaltung der indischen Anordnung; also erstens die Guttu- rale. Diese sind im Gothischen: k9 A, jr. Ulfilas setzt letz- teres auch, in Nachahmung des Griechischen, als Nasal vor Gutturalen. Ich ziehe aber jetzt vor, im Gothischen wie in den übrigen germanischen Sprachen den gutturalen Nasal durch die Schrift von dem gewöhnlichen n nicht zu unter- scheiden, da er nur im Innern des Wortes vor Gutturalen vorkommt und niemals, wie gelegentlich das skr. n, am Wort-Ende (s. §. 13). Ich schreibe also jetzt z. B. jungt jung, drinkan trinken, tungö Zunge, statt des entstellen- den jugga9 drigkan, tuggö. — Für die Verbindung Ao (= lat qu) hat die Urschrift einen besonderen Buchstaben, den ich mit Grimm durch qv ausdrücke (Fulda schreibt qw)9 ob- wohl q sonst nicht vorkommt, und v auch mit g sich ver- bindet, so dafs qv (= kv) zu gv sich offenbar so verhält, wie k zu g. Man vergleiche ainqvan sinken mit eingwnt singen, vorlesen. Auch mit h verbindet sich im Gothi- schen gerne ein v, welches im Althochdeutschen durch
Schrift- und Laut-System. §. 86. 1. 109 v = w geschrieben wird. Man vergleiche huer wer mit dem goth. hvas, skr. und lit. kat* angels. hva, altnord. hver. Ulfilas hat auch für diese Laut Verbindung einen einfachen Buchstaben (formell das gr. 0), den ich nicht mit v. Ga- belentz und Löhe (Gram. p. 45) durch ein blofses w aus- drücken möchte, weil fast überall, wo jener Buchstabe vor- kommt, das h der Grundlaut, das o aber nur eine eupho- nische Zugabe ist Eine alte Begründung hat das goth. hv nur in dem Stamme hveito weifs (nom. hveit-8, altnord. kcit-r, angels. hmt)> wofür im Skr. dveta, aus koaitd; viel- leicht auch in hwaitei, lit kwediei (plur. masc.) Weizen, so- fern dieser nach der weifsen Farbe benannt ist. — Die Nei- gung zur Anfügung eines euphonischen v an einen voran- gehenden Guttural theilt das Germanische mit dem Lateini- schen, welches z. B. quü dem Ved. kü, und quod dem ved. kai9 send, kad und goth. hvata gegenüberstellt; so quatuor dem sanskritischen iatvä^ras aus katvaras, litauischen heturi; quinque dem sanskritischen panda und litauischen penki; coquo dem sanskritischenpdcdmi} s\^v.pekun\ loquor dem skr. lapdmi; tequor dem skr. sdcami (aus sdkdmi) und lit. teku. — Hinter g erscheint im Lat. ein angefügtes v in angtris für skr. ahi-8 (ved. dÄw), gr. in unguü für gr. ovu£, skr. naAfd-s, lit. na^a-s. Zuweilen ist, im La- teinischen sowohl als im Germanischen, der Guttural ver- schwunden und nur der Halbvocal übrig geblieben. So in unserem wer für goth. Aww, ahd. hwer (auch schon wer); im lat. rermw aus guermw, goth. oaurm-s, ahd. wurm, them. wurmt, für skr. krdmi-8 und krmi-8 *), lit. kirminü^ irländ. *) leb betrachte jetzt in Abweichung von einer früheren Vermu- thung und in Übereinstimmung mit dem UnAdi-Buche kram gehen als die Wz. dieses Wortes, wobei daran zu erinnern, dafs auch meh- rere Benennungen der Schlange von Wurzeln der Bewegung stam- men (s. p. 78). Es wäre demnaeh krimi eine Schwächung von krämi (▼gl. osset lealm Wurm und Schlange), wozu man sich, da r leicht umstellt wird, eine Nebenform karmi ab Ausgangspunkt fiir
110 Schrift- und Laui-Sjftcm. §. 86. 1. cruimh, albanes. krüm, krimb. — Unserem warm und dem goth. varmjan wärmen stellt das Sanskrit/ar-md-s Wärme gegenüber, wofür man im Goth. gvarm(a)s zu erwarten hätte. Gv kommt aber im German, überhaupt am Wort-Anfänge nicht vor, wie auch im Lat. kein $ru; doch ist vivo aus einem vorausgegangenen guivo zu erklären und mit der skr. Wz. gtv leben zu vermitteln, wozu unter andern auch der goth. Stamm qviva lebendig, nom. quius gehört. — In Bezug auf das goth. h ist noch zu bemerken, dafs es sowohl unser h als ch vertritt, und daher wahrscheinlich nicht in allen Stellungen gleiche Aussprache hatte. Vor z. B. in nahtt Nacht, ahtau acht, mahts Macht; sowie vor s, z. B. in vahsja ich wachse (skr. vdAs'dmt), und am Wort-Ende, wo unser h unhörbar geworden ist, wird es wohl wie cä, dagegen vor Vocalen wie unser anfangendes h gelautet haben. — Auch das Alt- und Mittelhochdeutsche setzen für unser ch ein blofses h in der Verbindung mit t und s [naht, aht, wahsu, wahse). Am Wort-Ende erscheint im Mhd. cA unter andern in den einsylbigen Formen des Praet. von Grimm’s 8ter, 9ter und lOter Gonj., z. B. in lech ich lieh, zöch ich zog, saöh ich sah, gegenüber dem Praes. Wu, ziuhe, sihe\ doch kommt bei der 9ten Conjug., und in den ältesten Handschriften überhaupt, auch h vor (s. Grimm p. 431, 7). Das Ahd. meidet dagegen in den meisten Quel- len ch (oder dafür doppeltes hh) am Wort-Ende, und setzt in dieser Stellung A, auch da, wo die Aspirata die Verschie- bung einer altgermanischen Tenuis ist, z. B. im Accus. der geschlechtlosen Pronomina, wo miA, d£A, sih für goth. mti, thuh, sik, mhd. und nhd. mich, dich, sich steht. Im Innern des Wortes zeigt das Ahd., ausgenommen vor t, in den meisten Quellen ch, oder statt dessen hh, für goth. k, sofern dies überhaupt eine Verschiebung zur Aspirata erfahren hat das lat vermis und goth. vaurm-s (für vurnu nach §. 82) und osset kalm denken mag, während das irländ. und alban. cruimh, crüm die alte Stellung des r unrerrückt gelassen haben.
Schrift- und Laut-Sjfstem. §. 86. 1. 111 (s. §. 87), daher z.B. suochu oder suohhu ich suche (goth. so^a), praet. euohta-, mhd. euoche, suchte (goth. sökida). — Die gutturale Tenuis wird, abgesehen von qu = kw im Alt- und Mhd. sowohl durch k als durch c ausgedrückt, deren Gebrauch Grimm im Mhd. so unterscheidet, dafs erc nur als Endbuchstaben und in der Mitte vor t setzt, und die Gemination des k durch ck ausdrückt (Gramm. I. p. 422 ff.) — Die Verbindung kw wird im Alt- und Mhd. wie im Nhd. durch qu ausgedrückt, doch ist sie, aufser im Ahd., nur sparsam erhalten, indem am Anfänge meistens, und am Ende regelmäfsig, der w-Laut gewichen ist, im Falle nicht am An- fänge das w im Vorzug vor dem Guttural sich behauptet hat — analog dem oben erwähnten wer für hwer wie dies namentlich in weinen *) für goth. qvainön, altnord. qyeina und «ma, schwed. Atnna, angels. cvanian und vornan, der Fall ist. Ich erwähne hier, das Mhd. übergehend, nur die Formen, wo das goth. qv sich im Nhd. in der Schreibung qu be- hauptet hat. Diese sind: quick für goth. quiu-s **) (also auch erquicken)*, queck (in Quecksilber) und quem (in bequem), ge- genüber der goth. Wz. qcam kommen (qvima, qvam, qve~ *tum); dagegen einfach komme, kam, Kunft (Ankunft), letzteres für goth. qvumts (them. qvumti). Das o von komme halte ich für die Entartung von u (vgl. chumu ich komme bei Notker, alts. cumu), und dieses für die Vocalisirung des w (qu=kw) von quimu, so dafs also der wahre Wurzelvocal (imPraes. i für ursprüngliches a) unterdrückt ist, ungefähr wie in skr. Formen wie uimas wir wollen, aus vaimas (s. p.46). So schon im Ahd. tu oder cu für qu (=kw), z. B. in cum (yeni!) für quim = kwim, kunft, bei Notk. mit Aspirata für Tenuis, chumft***). Das Lateinische bietet ähnliche Erscheinungen dar, *) Schon das Ahd. hat bei diesem Verbum (y>ein6n) den Guttural spurlos untergehen lassen. *‘) Them. gviva-, über die Erhärtung des «v zum Guttural s. p. 35. **•) Grimm druckt sich über diese Erscheinung nicht ganz deutlich aus, oder er fallt sie anders, indem er vom Mhd. (p. 442)
112 Schrift- uud Laut-Sjstcm. §. 86. 2. a* indem z. B. quatio (d. b. qvatio) bei Belastung durch Comp. seinen Vocal von sich stöfst und das v vocalisirt (concuüo)^ und so auch den Stammvocal des Interrogativs im Genit und Dat. cujus, cui (aus älterem quojus, quoi) unterdrückt. In ubi und uter ist, sebr merkwürdig, von dem alten Interrogativstamme (skr. ia, goth. hva) gar nichts übrig geblieben, sondern nur der euphonische Zusatz v in vocali- scher Auflösung. — In den streng ahd. Quellen besteht auch ein aspirirtes qu, als Verschiebung der älteren Tenuis; es wird durch quh, oder, was natürlicher ist, durch qhu aus- gedrückt, oder auch durch chu; z. B. quhidit er spricht (bei b), qhuidit bei Kerc, für goth. qvithith-, chuementemu kommendem in den ahd. Hymnen. — Besondere Be- achtung verdient die Erscheinung, dafs qu oder chu auch als Entartung von zu = zw vorkommt (Grimm p. 196), wobei der Übergang des Linguals in einen Guttural an den umgekehrten Wechsel im Griechischen erinnert, we , wir oben (§. 14) r als Entartung von k gesehen haben. Also wie z. B. tl$ für ved. Ks, lat. quis, so umgekehrt bei Kero gelegentlich quei zwei (acc. n.), qutfalon zweifeln, quifalt zweifältig, quiro zweimal, quüki zweifach, quiohti frondosa; für zutfalön etc. f ) a. Die gothischen Dentale sind Für th hat das gothische Alphabet einen besonderen Buchstaben. Im Hochdeutschen vertritt z(« te) die Stelle der Aspiration des t, so dafs der Hauch durch einen Zischlaut ersetzt ist sagt: „Zuweilen mischt sich u (von qu = kw) mit dem folgenden Vocal und zeugt ein kurzes o in kom für quam, kone für guene, komm (inf.) für quemen.” Von Mischung des u (d. h. «v) mit dem folgen- den Vocal kann keine Rede sein, wenn dieser, wie ich annehme, in Analogie mit ähnlichen Erscheinungen im Skr. und Lat vollkommen unterdrückt ist. In den Fällen, wo dem goth. yp«, z. B. von qoumft-t, im Hochd. u gegenüber steht (ahd. chumft, kunft), kann man zwei- felhaft sein, ob dieses u, wie ich vermuthe, wirklich die Vocalisirung des goth. v sei, wie unfehlbar in cum veni! oder ob jenes v unter- drückt, der folgende Vocal aber erhalten sei, wie in unserem kam.
Schrift- und Laut-System, §. 86. 2, b. 113 Neben diesem z besteht aber im Althochdeutschen auch noch das alte gothische th fort*). — Es gibt zwei Arten von z, welche im Mhd. nicht auf einander reimen; in der einen hat das t das Übergewicht, in der andern das s, und diese letztere wird von Isidor zj\ und ihre Verdoppelung durch zff geschrieben, während er die Verdoppelung der ersten Art durch tz gibt. Im Nhd. bat die zweite Art den blofsen Zischlaut bewahrt, wird aber durch die Schrift noch, wenn * gleich nicht überall, von dem eigentlichen 8 unterschieden. Etymologisch fallen beide Arten des alt- und mhd. z zu- sammen, und stehen gothischem t gegenüber. 2) b. Als ausnahmsloses Gesetz ergibt sich aus der Vergleichung des Germanischen mit den urverwandten Spra- chen die Vertilgung derjenigen t-Laute, welche in der Zeit der Sprach-Einheit des indo-europäischen Stammes am Wort-Ende standen**), es sei denn, dafs dem ursprüng- lichen Endconsonanten noch ein schützender Vocal zur Seite getreten sei, wie dies bei Pronominal-Neutris wie thata » skr. tat, send, tod, gr. to, lat. b-tud der Fall ist. Dage- gen thathrö von da, aljathrd anderswoher, und ähnliche Adverbia, gegenüber den sanskritischen Ablativen auf <£-£, von Stämmen auf a (adva-t equo, von adva)\ bairai er trage für skr. bdre-t aus bdrai-t, send, bardi-d, gr. fylpou Die t-Laute aber, welche im erhaltenen Sprachzustande des Germanischen am Ende stehen, hatten ursprünglich sämmt- lich noch einen Vocal, oder einen Vocal mit nachfolgendem Consonanten zur Seite. Man vergleiche bairith er trägt *) Unser neuhochdeutsches..^ ist nach Grimm (S. 525) unor- ganisch und verwerflich. „Es ist weder in Aussprache noch Abkunft eigentlich aspirirt, sondern nichts als haare Tenuis.” ** ) Ich bin in der früheren Ausgabe erst bei Behandlung der goth. Adverbia auf thrd, tard und der Personal* Endungen (2te Abtheilung 1855 p.399) zur Wahrnehmung des oben ausgesprochenen Gesetzes gelangt, nachdem ich vorher in den slavischen Sprachen ein allge- meines Vertilgungsgesetz der ursprünglichen Endconsonanten entdeckt hatte (1. c. p. 339). L 8
114 Schrift- und Laul-Syslem. §. 86. 3. mit skr. Barati, bairand sie tragen mit Baranti,vait ich weifs mit gaigröt ich weinte mit Ja- krända. Veranlassung zu schliefsenden^-Lauten gebendem Gothischen die Substantivstämme auf a und s, welche diese Vocale sammt der Casus-Endung im Acc. sg. (bei Neutral- stämmen auf a auch im Nom.) unterdrückt haben, daher z. B. fath dominum (them./adi, nur am Ende von Compp.) für skr. pdti-m. — In Übereinstimmung mit den germani- schen Sprachen haben auch das Altpersische und Griechische die schliefsenden l-Laute abgelegt, daher im Altpers. z. B. dbara er trug, griech. efapE, für skr. dBarat, send, abara^ oder bar ad. Das Neupersische zeigt zwar t- Laute am Wort-Ende, aber, wie das Germanische, nur solche, die nicht von Haus aus am Ende standen; so steht namentlich dem oben erwähnten goth. bairith, bairand im Neupers. bered, berend gegenüber. 3) Die Labiale sind im Gothischen: p, /, 6, mit ihrem Nasal m. Das Hochdeutsche hat bei diesem Organ, wie das Sanskrit bei den sämmtlichen, eine doppelte Aspiration, eine dumpfe (/) und eine tönende (vgl. §. 25.), welche v geschrie- ben wird, und dem skr. B näher steht. Im Nhd. fühlen wir keinen phonetischen Unterschied zwischen f und t>; allein im Mhd. zeigt sich dadurch als weicher denn /, dafs es 1. am Ende der Wörter in f umgewandelt wird, nach dem- selben Grundsätze, wornach in dieser Stellung die Mediae in Tenues übergehen; daher z. B. wolf, nicht wolc, aber Genit. woZves; 2. dafs es in der Mitte vor dumpfen Conso- nanten in / übergeht, daher z. B. zwelve, aber zweifle*, fnve, aber fünfte, funfzic. — Am Anfänge der Wörter scheinen f und v im Mhd. gleichbedeutend, und ihr Gebrauch ist in den Handschriften schwankend, doch v vorherrschend (Grimm p. 399, 400). Ebenso im Althochdeutschen, doch gebraucht Notker / als den ursprünglichen, von Haus aus *) Ein Perfect mit unterdrückter Reduplication und gegenwär- tiger Bedeutung, vgl. gr. oi(Ja.
Schrift- und Laut-System. §. 86-3. 115 stehenden Hauchlaut, und« als die weichere oder tönende Aspiration, und setzt daher letztere vorzugsweise in dem Falle, wo das vorhergehende Wort mit einem der Buch- staben schliefst, die nach §. 93A). eine Media der Tenuis vorziehen (Grimm pp. 135, 136), z. B. demo vater, den vater, aber des feder *). — Viele ahd. Quellen enthalten sich gänz- lich des anfangenden v (namentlich Kero, Otfrid, Tatian) und schreiben beständig f dafür. — Die Aspiratityp des p wird im Ahd. zuweilen auch durch ph ausgedrückt, am Anfänge meistens nur in fremden Wörtern, wie phorta, phenning, in der Mitte und am Ende gelegentlich auch in echt deutschen Formen, wie voHrphan, warph, wurphumee, bei Tatian; limphan bei Otfrid und Tatian. Nach Grimm hat ph in vielen Fällen ganz wie f gelautet. „In Denkmälern aber, die gewöhnlich f gebrauchen, hat das ph mancher Wörter unleugbar die Aussprache des pf, z. B. wenn Ot£ kuphar (cuprum), scepheri (creator) schreibt, ist doch nicht anzunehmen,' dafs noch kufar, eceferi gespro- chen werden dürfe” (p. 132). — Im Mhd. ist das ahd. an- fangende ph fremder Wörter in pf übergegangen (Grimm p. 326). In der Mitte und am Ende steht hier pf erstens, stets nach m, z. B. kampf (pugna), tampf (vapor), krem- pfen (contrahere). In diesem Falle ist p eine euphonische Zugabe zum f um die Verbindung mit dem m bequemer zu machen. Zweitens, in Zusammensetzungen mit der un- trennbaren Präposition ent, die vor der labialen Aspirata ihr t ablegt; daher 2. B. enpfinden, später und wohllautender empfinden, für ent-finden. Drittens, nach kurzen Vocalen wird der labialen Aspirata gerne ihre Tenuis vorgesetzt, in Formen wie köpf, kröpf, tropfe, klopfen, kripfen, köpfen (Grimm p. 398). .„Daneben findet in denselben Wörtern auch wohl ff statt, als kaffen, echuffen.” Hier hat sich also *) Vgl. Graff IH. p. 373, wo nur zwei Belege fdr anfangendes v hinter einem harten Cons. (x) angeführt sind, dagegen viele mit f hinter Vocalen und Liquiden» 8*
116 Schrift- und Laut-System. §. 86. 4. 5. das p dein folgenden f assimilirt,, denn /, obgleich die Aspiration des jp, wird doch nicht wie das skr. /, d. h. wie p mit deutlich vernehmbarem Ä, ausgesprochen, sondern die Laute p und h sind zu einem« dritten, zwischen p und h liegenden, gleichsam einfachen Laute vereinigt, welcher daher der Verdoppelung fähig ist, wie sich im Griechischen $ mit £ verbindet, während die Verbindung von ph-t-th unmöglich wäre. 4) Den skr. Halbvocalen entsprechen im Gothischen y, r, Z, v; eben so im Hochdeutschen; nur dafs in ahd. Handschriften der Laut des indisch-gothischen v, unseres w, meistens durch uu, in mhd. durch w; j in beiden durch i geschrieben wird. Wir setzen mit Grimm fiir alle Perio- den des Hochdeutschen w. Nach einem anfangenden Con- sonanten wird im Ahd. der Halbvocal w in den meisten Quellen durch u ausgedrückt, z. B. zuelif zwölf, goth. tvalif. — Wie im Sanskrit und Send die Halbvocale und o oft, zur Vermeidung des Hiatus, aus den entsprechen- den Vocalen i und u entspringen, so auch im Germanischen, z. B. goth. zunw-e filiorum vom Stamme 9unu9 mit gunir- tem u (tu §. 27). Gewöhnlicher aber findet sich im Germa- nischen der umgekehrte Fall, dafs nämlich j und v am Ende und vor Consonanten sich vocalisirt haben (vgl. §. 72), und nur vor vocalisch anfangenden Endungen geblieben sind; denn wenn z. B. thiu* Knecht im Genitiv thivis bildet, so ist geschichtlich nicht dieses o aus dem u des Nominativs hervorgegangen, sondern thiu* ist eine Verstümmelung von thwaz (s. §. 135), so dafs nach Ausfall des a der vorherge- hende Halbvocal sich vocalisirt hat. 5) In Vorzug vor anderen germanischen Sprachen hat das Gothische aufser dem zum skr. 9 stimmenden harten 9 auch einen weichen Zischlaut, welchen Ulfilas durch einen formell zum gr. Z stimmenden Buchstaben ausdrückt, dessen er sich auch bei Übertragung von Eigennamen be- dient, in welchen £ vorkommt. Ich kann aber daraus nicht mit Grimm die Folgerung ziehen, dafs dieser goth. Zisch-
Schrift und Laut-Sjitam. §. 864 5. 117 laut gleich dem altgriech. £ die Aussprache ds gehabt habe, und dafs er also nicht sowohl ein schwächeres 8 als ein durch die vorschlagende Media gehemmtes 0, und somit ein zusammengesetzter Buchstabe sei. Ich vermuthe vielmehr, dafs das gr. £ im vierten Jahrhundert schon die Aussprache des neugr. £, d. h. die eines weichens hatte, weshalb Ulfi- las diesen Buchstaben geeignet finden konnte, den&aut des gelinden 8 seiner Sprache darzustellen. Ich bezeichne ihn jetzt in lateinischer Schrift, wie den entsprechenden Laut des sendischen J (§. 57) und slavischen 3 (§. 92.L) durch In etymologischer Beziehung erscheint dieses welches, ab- gesehen von fremden Eigennamen, am Wort-Anfange nicht vorkommt, überall als Umwandlung des harten s, und zwar im Innern des Wortes entweder zwischen zwei Vocalen, oder zwischen Vocal oder Liquida,, und Halbvocal oder Li- quida oder Media, namentlich vor v, Z, n, g, d*). Beispiele sind tAs-pds, thi~$ai für skr. ta'-syda, ta-8yai (hujus, huic fern.), thi-$ö für skr. td-sdm (horum, ha rum), Wr-a-pa du wirst getragen für skr. ffdr-a-se (med.), juhifan-8 die jüngeren für skr. ydvlydn8-a8y tal$-jan belehren, i§va") für skr.yusma, 8ai$lep ich schlief für skr. 8U8rudpa (s. §. 21Ä).), mim$a (them. neut.) Fleisch für skr. mdntd (nom. acc. mansa-m), fair^na Ferse für ahd. fertna, ra^ny them. ra^na, Haus (s. §. 20), a$go Asche für altnord. aska, angels. asca. Schliefsendes ? kommt nur sel- ten, und zwar vorzüglich aus Rücksicht für einen folgenden Anfangpvocal vor (s. Grimm p.65); so findet sich der oben erwähnte Stamm mim$a nur im Accus. in der Form mim# (Cor. L 8.13) vor aw, und vom Neutralstamm riqm#a Fin- sternifs (skr. rdgadj findet sich der Nomin. riqvifa Math. VI. 23, vor 4t Doch auch daselbst vor Avon wie? Dafs *) Zur Verbindung eines Zischlauts mit folgendem b gibt die goth. Grammatik und Wortbildung keine Veranlassung. ”*) Thema der obliquenCasus plur. des Pronom. der 2ten Person, ».§.167.
118 Schrift- und Laut-SjiUm, §. 87.1. aber der harte Zischlaut am Wort-Ende dem Gothischen besser zusagt als der weiche, erhellt unter andern daraus, dafs das skr. 9 des Comparativsuffixes iyäns (in den schwa- chen Casus ty&9) in gothischen Adverbien wie mass mehr ein hartes 9 zeigt, in der Declination aber ein weiches, daher maüa major, gen. maifin-9. — In der Wahl zwischen 9 und f aäheint jedoch auch der Wort-Umfang mafsgebend zu sein, so dafs der schwächere Laut dem stärkeren in um- fangreicheren Formen vorgezogen wird, und hieraus erklärt es sich, dafs schliefsendes 9 vor den Anbängepartikeln a und uh in f übergeht, in Formen wie cujus, thantfi quos, vüeifuh willst du? im Gegensätze zu thw hujus (skr. tdsya), thaiu hos, vUeü du willst. Auf diesem Princip beruht auch das Verhältnifs der durch Redu- plication belasteten Form 9ai$lep ich, er schlief, zu 9lepa ich schlafe, und das des Genitivs zum No- minativ M6999. Mit diesem Lautschwäcbungspriuoip steht, wie ich glaube, auch die Erscheinung im Zusammenhang, dafs das Althochdeutsche, welches den ihm fehlenden wei- chen Zischlaut meistens durch r ersetzt — z. B. in Com- parativen und in der Pronominaldeclination — bei gewissen auf 9 ausgehenden Wurzeln, diesen Zischlaut im Praeter. Dur in den einsylbigen Formen beibehält (d. h. in der ersten und 3ten P. sg.), in den mehrsylbigen aber in t umwandelt; daher z. B. von der Wz. Iu9 verlieren (praes. Uu9Ü) zwar lös ich, er verlor, aber luri du ver- lorst, lurumes wir verloren. e 87. 1) Aus der Vergleichung germanischer Wurzeln und Wörter mit entsprechenden der urverwandten Sprachen ergibt sich ein merkwürdiges Consonanten-Verschiebungs- gesetz, wornach, abgesehen vom Hochdeutschen, welches eine zweite Umwälzung in seinem Consonantismus erfahren hat (s. u. 2.), die alten Tenues zu Aspiraten, die Aspiratae zu Medien und diese zu Tenues geworden sind; daher z. B. goth. fötu-9 Fufs für &T.pada-9, tunthu-8 Zahn für skr.
Schrift- und Laul-Sjiiem, §. 87. 1. 119 ddnta-8, bröthar Bruder fiir skr. Bratar *). In der Ver- schiebung der Tenues zu Aspiraten zeigt das Ossetische eine beachtungswerthe Übereinstimmung mit unserem Lautver- schiebungsgesetz, doch nur am Wort-Anfänge, wo die ur- sprünglichen p regelmäfsig zu /, so die k zu ¥ und die t zu f geworden sind, während in der Mitte und am Ende die alten Tenues meistens zu Medien sich erweicht haben**). Man vergleiche z.B. (das Ossetische nach G. Rosen): *) Es war mir bei meiner früheren Behandlung dieses Gegen- standes (erste Ausg. p. 78 ff.) entgangen, dafs schon Rask in seiner Preisschrift „Undersögelse om del gamle Nordiske eller Islandske Sprogs Oprindclsc” (Kopenhagen 1818),wovon Vater io seinem „Ver- gleichungstafeln der europäischen Stammsprachen” betitelten Werke eine Übersetzung des interessantesten Theiles gegeben hat, das obige, in der That unübersehbare Gesetz klar und bündig ausgesprochen bat, jedoch nur mit Berücksichtigung des Verhältnisses der nordi- schen Sprachen zu den klassiscben,und ohne der zuerst von J. Grimm bewiesenen zweiten Lautverschiebung des Hochdeutschen zu geden- ken. Er bemerkt nämlich (nach Vater p. 12): „Von den stummen Mitläufern wurden besonders häufig: ir zu f als: fadir. T zu th als: Tj9£?$, thrir\ lego^ eg thek\ TV, tu, thu. X zu Ä: X^eag, hrce (todter Körper); cornu, hom; cutis, hud, ß wird oft behalten: ßXaTTavu) (sprosse), blad; ßgvw (wälze fort), brunnr (Wasserquelle); bullare, at bulla. b zu /: baymo, tamr (zahm). y zu k: *yuvi*|, kona\ yevos, kjn oder kin\ gena, kinn\ aygOG, akr. zu ö: dänisch bög (Buche); fiber, bifr\ tßegü), fero, eg ber. & zu d: S’U^, djrr. % zu g: %VW, dänisch gyder (giefse), &XJUV, cga; %VTga, grjta-, **) Ich habe auf diese Erscheinung bereits in meiner Abhand- lung über die kaukasischen Glieder der indo-europäischen Sprachen p. 76 f. Anm. 31. aufmerksam gemacht.
120 Schrift- und Laut-Syelem. §• 87. 1. Sanskrit Oiietisch Gothisch pitdr Vater fid fadar pdnia fünf fonz prttämi (Wz.praS) far 8 in fraihna ieh frage pdnftt* **) Weg fandag ahd. pfad, fad pdriva-8 Seite f ar 8 paiü-8 Thier fo8 Heerde faihu Vieh ia-e wer? k'a hoa-8 kaemin in wem? Kami wo kaddf wann? Kad kaemdt von wem? Jcamei woher?*) ......... kart, krt spalten Kard mähen ") tanü-8 dünn tasnag (Sjögren) altnord. thunn~r trdeydmi ich zittere far ein ich fürchte tap brennen iaft Hitze Die skr. aspirirten Mediae, wenigstens die dentalen, sind im Ossetischen, wie in den lettischen, slavischen und ger- manischen Sprachen (abgesehen vom Hochdeutschen) zu rei- nen Medien geworden, daher z.B. dalag unterer für skr. ddaras ***), wozu, meiner Meinung nach, auch die goth. Adverbia dala-thrö von unten, dala-th hinab, dala-tha untenf) gehören, sowie das Substantiv dal (them. dala) Thal. Dimin rauchen stimmt zum skr. dumd-8 Rauch, *) Schließendes i als Ersatz eines t oder / findet sich öfter im Ossetischen; darum erkenne ich in den Ablativen auf ei (e-i) die sanskritischen auf d-t von Stämmen auf a. **) Über die verwandten Formen der europ. Schwestersprachen s. Gloss. Scr. a. 1847. p. 8t. ***) Die Ersetzung des skr. r durch Z ist im Osset. eben so ge- wöhnlich als in den europ. Schwestersprachen. f) Das Suflix stimmt zum skr. tae (mit Verlust des e)9 z. B. von yätae woher, wo, und wohin (relaL).
Schrift- und Laul-Sjitem. §. 87. 1. 121 slav. dümx, lit. dumai *), nom. pl. vom Stamme duma. Ardag halb stimmt zum skr. arda; müd Honig zu mddu, gr. plSv, angels. medu, medo, slav. med%; midce innerer zu mddya-9 mittlerer, goth. rnidja (them.). Für skr. B zeigt das Ossetische v oder /, doch gibt es nur wenig ver- gleichbare Wörter, worunter arvade Bruder für der. Br ata (nom.), mit vorgeschobenem Hülfsvocal und Umstellung des r, wie in art'a drei, aus tra (skr. trdycte, nom. m.), arfug Augenbraue für frwj, skr. Jrw-a, gr. o-<|>/5v-$. Vielleicht hat in dem osset. Worte das r einen Einflufs auf die Er- Zeugung der Aspirata geübt, wie in firf Sohn für skr. pu^ra-i. — Die aspirirte Media der Gutturalklasse ist dem Osset. verblieben, z. B. in far warm (skr. farmd Wärme), vollständiger erhalten in farm-Kanin wärmen, warm machen; in fo9 Ohr (skr. fös'dyami ich verkünde, ursprünglich mache hören) send, und altpers. gaus'a Ohr; mijf Wolke für skr. mefa-s. — Hinsichtlich der Verschiebung der alten Mediae zu Tenues gleicht das Neu- Armenische dem Germanischen, indem es den 2ten, 3ten und 4ten Buchstaben des Alphabets (für gr. 0, 7, d) die Aussprache p, k% t gegeben hat (s. Peter mann, grämm. linguae Arm. p. 24). Ich behalte aber bei gelegentlicher Darstellung armenischer Wörter durch latein. Schrift die frühere Aussprache bei, und schreibe daher z. B. die Benen- nung der Zahl 10 (7.»^) nicht taan, nach Analogie des goth. taihun, sondern daan, in genauerem Einklang mit dem skr. ddian aus dakan. — Auch im Griechischen gibt es einige Verschiebungen alter Mediae zu Tenues, doch nur, wie zu- erst Ag. Benary gezeigt hat**), zur Herstellung des Gleich- gewichts, in Formen, welche am Ende der Wurzel eine ursprünglich weiche- Aspirata durch eine dem Griechischen *) Nom. pl. m. vom Stamme ddma (Raue b), das so genau wie möglich zum skr. d dm d stimmt. **) Römische Lautlehre p. 194 ff-, wo auch von ähnlichen Erschei- nungen im Lat die Rede ist
122 Schrift- und LauiSyttem. §. 87. 2, allein zur Verfügung stehende barte ersetzt haben, die dann die Erhärtung der anfangenden Media zur Tenuis ver- anlafst hat*). Man beachte das Verbältnifs von m3 zur skr. Wz. band? binden (s. p. 13), von m3 zu bud? wissen, von mi3 zu bad? quälen, von mqxy-s zu bdhü-s Arm, von mxys zu bahü-8 viel, von xuS’ zu gud? bedecken, von rpix Haar als wachsendes** ***)) zu drh wachsen (aus drah oder darb). Das Lateinische, welchem die Aspiration des t fehlt, zeigt puto und patior gegenüber den griech. Wur- zeln m3y 7tc3, und ftd mit zurückgetretener Aspira- tion für m3. 2) Im Hochdeutschen ist nach der ersten, allen german. Sprachen gemeinschaftlichen Consonantenverschiebung noch eine zweite, ihm allein eigenthümliche eingetreten, die ganz dieselbe Richtung genommen hat, wie die erste, indem sie ebenfalls von der Tenuis zur Aspirata, von dieser zur Media herabsteigt, und die Mediae zu Tenues binaufzieht. Diese zweite Lautverschiebung, worauf zuerst Grimm aufmerksaB gemacht bat, ist am durchgreifendsten bei den t-Lauten eia- getreten, wobei, wie bereits bemerkt worden, z e U die Stelle der Aspirata vertritt. Man vergleiche z. B. Sanskrit ddnta-8 Zahn damdydmi ich bändige pada-8 Fufs ddmi ich esse tvam du tandmi ich dehne aus bratar Bruder d?d setzen, legen, machen Gothisch Althochdeutsch tunthui zand tamja zamom fötu* fuoz ita izu, izzu thu du thanja denju brothar 9 bruoder de-di That ***) tucm ich thue *) S. vergleichendes Accentuationssystem. Anm. 19. **) Über den Grund des 3 von S’qtfZ, s. §. 104. ***) Thema in den Compp. ga-didi, missa-didi, vaila-dddi.
Schrift- und Laut-Sjstem. 87. 2. 123 Sanskrit dars', cfrs wagen rucTtra-m Blut **) Gothrsch ga-dars ich wage*) alts. rod roth Althochdeutsch ge-tar, 2. P. ge-tars-t. rot Die Gutturale und Labiale sind, abgesehen von denje- nigen Sprachquellen, welche Grimm die „strengalthochdeut- schen” neiint, am Wort-Anfange von der 2ten Lautverschie- bung wenig berührt worden. Unser Ä, y,/, b von Wör- tern wie £mn, goth. ta'nntw, kann, g. kan, Hund, g. hunds, Herz, g. hairto, gast, g. gaste, gebe, g. giba, fange, g. faha, Vieh (= FieK) g. faihu, Bruder, g. bröthar, binde, g. binda, biege, g. biuga, haben sich von der Stufe, worauf sie in den entsprechenden goth. Wörtern stehen, nicht verdrängen lassen. Dagegen haben ziemlich viele Endbuchstaben von Wurzeln mit gutturalem oder labialem Ausgang die 2te Verschiebung erfahren. Man vergleiche z. B. breche, flehe, frage, hange, lecke, schldfe, laufe, b-leibe, mit den verwandten goth. For- men brika, fleka, fraihna, haha, laig6, slepa, hlaupa, af-lifnan übrig bleiben. Ein Beispiel mit anfangendem p als Ver- schiebung eines goth. oder gemeingermanischen b für skr. J, gr- 4*» lat- /> liefert unser Pracht (ursprünglich Glanz), welches wurzelhaft mit dem goth. bairhts klar, offenbar, angels. beorht, Cngl. bright, sowie mit dem skr. Brat} glän- zen, gr. lat. flagro, fulgeo, zusammenhängt. — Da in der hochdeutschen zweiten Lautverschiebung die Ersetzung der Aspirata des t durch z = ts als eine besondere Merk- würdigkeit hervortritt (s. Grimm I. p. 592), so darf ich nicht unterlassen hier zu erwähnen, dafs ich in einer, dem Hochdeutschen ziemlich fern liegenden, jedoch, meiner Mei- *) Praet mit Praesens-Bedeutung; vgl. lit. drasüs kühn, griech. ^aO’U$, keltisch (irland.) dasachd „fiereeness, boldness”-, s. Gloss. Scr. a. 1847, p. 186* ”) Ursprünglich rothes, vgl. r6hita-s aus rddit a-s und unter andern das gr. SQV&dqg, lit. raudä rot he Farbe, raudöna-s roth.
124 Schrift- und Laul-Sjilem, §. 87. 2. nung nach, urverwandten Sprache, dieselbe Verschiebung von t zu te, und zwar als Ersatz der fehlenden Aspiration des t, wahrgenommen habe; ich meine das Madagassische*). Dieses Idiom liebt wie die germanischen Sprachen die Ver- schiebung von i zu i, und vonp zu /, setzt aber, wie das Hochdeutsche, U (unser s) für aspirirtes daher steht z. B. futei weife (vgl. skr. pütd rein) zum malayischen p&tik und javanischen puti^ hinsichtlich des te für t, in demselben Verhältnifs wie z.B. das ahd. fuoz Fufs zum goth. fötvi, und hinsichtlich seines/ fürp in dem Verhältnifs des gothisch- hochdeutschen fötue, fuoz, zum skr. griech. lat. pada-t, pes. So zeigt unter anderen auch hulitt Haut gegen- über dem mal. kulit eine doppelte Veränderung im Geiste des hochdeutschen Verschiebungsgesetzes, ungefähr wie unser Herz mit z für goth. t (hairto) und Ä für lat. c, gr. x, von cor, xSJp, xapöia**); so fehi Band für skr.paia-8 Strick, (aus pdlas, von pai binden); mi-feha binden. So durchgreifend ist jedoch im Madag. die Umwandlung des t in U ***) nicht eingetreten, wie die von k in Ä und von p in /, und man findet auch häufig das reine t bewahrt; z. B. in ftu sieben gegenüber dem tagal. pito *f-); in hita sehen für neuseel. kitea, tagal. quita (= kita), welche Formen trefflich zur skr. Wz. kit (clketmi ich sehe) stimmen (1. c. p. 56). Wegen der ursprünglichen Identität des skr. i und k darf auch die skr. Wurzel cit oder iint denken, wovon cetat *) S. „Über die Ve rwandtschaft der malayisch-poly- nesischen Sprachen mit den indisch-europäischen.” p. 133 ff. Anm. 13. **) Das skr. h von hfd (aus hard) scheint erst nach der Sprach- trennung aus k entstanden zu sein, wofür sowohl die klassischen als die german. Sprachen zeugen. ***) Dafür auch // oder nach französischer Schreibart tch. f) Ich glaube darin das skr. saptd zu erkennen, mit Verlust der Anfangssylbe und eingesebobenem Vocal zur Erleichterung der Aus- sprache, wie z.B. im tahitischen toru drei fiir skr. träjas (1. c. p. 12 f.).
Schrift- und Laut-System. §. 88. 135 Geist als denkender, hierher gezogen, und somit eine frühere Vermuthung, dafs iit nur eine Erweiterung von ci sammeln (nii-ti entschliefsen) sei, beseitigt werden *). 88. Die lettischen und slavischen Sprachen stimmen mit den germanischen in Bezug auf Consonantenverschie- bung nur darin überein, dafs sie die sanskritischen aspirir- ten Mediae in reine Mediae umgewandelt haben. Man ver- gleiche z. B. Sanskrit Litauisch Altslav. Gothisch Bu scyn bu-ti (inf.) bii-ti baua") Brdtar Bruder bröli^s bratrz bröthar Bru-& Augenbraue bruwi-8 br%$j brahv n. *6au beide abbü oba bcri (plur.) IvBydmi ich lübju ljubii -lubö wünsche Liebe Liebe** ***) Aansa-s Gans za8i-8 russ. gu# engl. goo8t lag'u-s leicht lengwa-8 leiht-8 *) Ich erinnere daran, dafs auch der skr. Wz. vid wissen, die muthmafsliche Grundbedeutung sehen entschwunden ist, welche das griech. Fi5 mit der des Wissens vereinigt, und das lat. vid allein be- wahrt bat; ferner, dafs die Wz. bud wissen ursprünglich ebenfalls sehen bedeutet haben mufs, welche Bedeutung durch das send, bud allein vertreten ist. Ich vermuthe auch einen Zusammenhang der skr. Wz. tark denken mit dar /, aus dar Ar, sehen (Jejxw); also mit Verschiebung der anfangenden Media zur Tenuis (so z. B. tpfih neben ^wachsen). Auf tark aber stützt sich vielleicht das madagassische tsereq Gedanke (1. c. p. 135). **) Ich wohne, mit gunirtem u = skr. w von datf-d-mi ich bin. ***) In dem Comp. brdthra-lubd Bruderliebe. Über die Media im laL lubet s. §. 17« j*) AhrSKZ enthalt ein angetretenes Suftix und liefse im Skr. lagu-ka-s erwarten. Das goth. leiht-s, them. leihta^ ist seiner Form nach ein Passivpart., wie mah-t-s^ them. mahta, von der Wz. mag i
126 Sehrifl- und Laut-Sjrstem, §• 88. Sanskrit Litauisch Altslav. Gothisch ddra-i-tum wagen drys-ti dr%$-a-ti ga-dars ich w'age mdcfu Honig medu-8 medi ags. nißdo vidava Wittwe vidova vidwo Beachtung verdient, dafs in den lettischen und slavi- schen Sprachen die ursprünglichen weichen Gutturale, so- wohl reine als aspirirte Mediae (skr. h = weichem x ra^“ begriffen) sehr häufig zu weichen Zischlauten geworden sind, im Litauischen zu z (= franz, j} und im Slav. zu 3 s oder 3K so z. B. in dem oben erwähnten lit. za* *i* Gans. Andere Beispiele dieser Art sind: zadas Rede, zödis Wort (skr. gad sprechen); zinaii ichweifs, slav. 3HATH ?na-ti wissen, skr. Wz. gna (aus gna); ziema Winter, slav. 3HMA skr. hima-m Schnee; wezu ich fahre, slav. BE3& skr. vdhami; laizau ich lecke, slav. ob- -lif-a-ti (inf.), skr. leh-mi^ caus. lehayami9 goth. Iaig6; mezu mingo, skr. mehämi (Wz. mih). — Das slav. ist von späterem Ursprung als 3 ?, und, wie es scheint, erst nach der Trennung der slav. Sprachen von den lettischen erzeugt, die ihm bei vergleichbaren Formen in der Regel ein g gegenüberstellen. Man vergleiche z. B. 2KHBÄ ich lebe (skr. gtv-ä-mi aus gw.) mit dem altpreufs. gtw-a-si du lebst (skr. gfy-a-ti) und dem lit.gywa-t (y ast) lebendig, gywenu ich lebe *); JKEHA /ena Frau mit dem altpr. genna-n (acc.), send, güia^ föna, skr. ydnw, gani; jKpKHOBK /rznovs Mühlstein mit dem lit. gima (Mühl- stein in der Handmühle), goth. qvairnu-s, skr. gar(gf) aus gar zermalmen. — Da das send. J § und eb $ ebenso können (slav. moguii ich kann) = skr. mafih wachsen. Es steht also auch das h von leihts wegen des folgenden t für welches man fiir das skr. g zu erwarten hätte. Über das skr. h als weiches % ..§.23). *) Jedoch zyn'ijo~s ich erhalte mich= g iväjrAmi ich mache leben.
Schrift- und Laut-System. §. 88, 127 wie das slav. 3 9 und % i ihren Ursprung einem weichen Guttural, h mitbegriffen, s. §.23, oder einem aus ff ent- sprungenen ff verdanken, so darf hier nicht unerwähnt blei- ben , dafs die slavisch-litauischen und sendischen wei- chen Zischlaute sich zuweilen in einem und demselben Worte einander begegnen. Man vergleiche das send. *^6^ iima Winter (= skr. himd Schnee) mit dem eben er- wähnten lit. und slav. ziema, 3HMA ?ima; $bayemi ich rufe an (skr. hvdydmi ich rufe) mit 3BATH $va-ti rufen; /na wissen mit zinau ich weifs, 3HATH $na~ti wissen; vasdmi ich fahre mit wezu, BE3& vesun\ maißdmi mingo mit myz'ir, -gf fi9) leben (skr. fftv) mit der treuer erhaltenen slav. Wurzel /KHB /tt>; a$fm ich (skr. oAdm) mit A3 a$9 lit. ai *) Auch <7, für /Zv, g'fv. Von jZ belegt Burnouf (Yagna, Notes p. 38) den Imper. med. sa/ad(a>em lebet. Eine andere Ver- stnmmelungsart der skr. Wz. gfw, im Send, ist su, oder gu9 wobei der Vocal übersprungen ist und v sich vocalisirt hat. Von g u kommtgva lebend und von /u : guvana id. In letzterem kann ich aber nicht mit Burnouf (Y. Notes p. 88 Anm. 8.) ein Part, praes. med. erkennen, sondern nur eine Bildung, die den sanskriti- schen Adjectiven auf an a entspricht, wiez. B. g val-and-e glän- zend. — Die in der ersten Ausg. dieses Buches (p. 128) ausgesprochene Vermuthung, dafs auch das gr. £aci/ zur skr. Wz. g tv gehöre (wo- von nach Unterdrückung des v gay Ami kommen würde), nehme ich zurück, weil, meiner jetzigen Überzeugung nach, das gr. £ blofs fiir skr. niemals für g oder g steht. Ich glaube daher jetzt die gr. Wz. mit der sanskritischen qj yd gehen, wovon yd-trd Lebens- mittel, identificiren zu müssen, und mache darauf aufmerksam, dafs auch im Ossetischen eine im Skr. gehen bedeutende Wurzel, näm- lich car, die Bedeutung leben angenommen hat— Zum skr.^/oa-/ Leben stimmt das gr. ßiQC aus ßfoo$9 fiir ytfos (s. vergleichendes Accentuationssystem p. 217). ”) Das Litauische scheint weiche Zischlaute am Wort-Ende nicht zu gestatten, daher as\ nicht <iz, gegenüber dem slav. A3.
128 Schrift- und Laui-Sjttem, §. 89. 90. 89. Verletzungen des germanischen Consonantenver- schiebungsgesetzes durch Verharrung auf der alten Stufe oder durch unregelmäßige Verschiebungen finden im Gothischen nicht selten im Innern des Wortes, noch viel häufiger a^er am Ende statt. D für das nach §. 87 zu erwartende th zeigen tl. B. fadar Vater und fidvör, fidur vier. Für ersteres ge- währt das Althochd. fatar, so dafs also in Folge der 2ten Consonanten-Verschtebung das ursprüngliche t des skr. pitd (them. pitar), gr. Trarrfp, lat. pater zurückgekehrt ist. B für f zeigen z. B. sibun sieben (angels. seofori) und laiba Über- bleibsel, gegen af-lif-nan übrig bleiben, skr. ri6 (aus rik) verlassen, lat. Zw, gr. Xi?r. Unverschobenes g zeigt z. B. biuga ich biege (skr. Wz. Bug' biegen). Unver- schobenes d zeigen ekaida ich scheide und tkadu* Schat- ten, sofern ersteres, wie kaum zu bezweifeln, zur skr. Wz. cid aus skid (s. p. 26), und letzteres zu t'ad (aus ekad) be- decken gehört. Unverschobenes p zeigt elepa ich schlafe für skr. 8vap-i-mi (s. §. 20). 90. Auch am Wort-Anfange findet man unverschobene Mediae im Einklänge mit entsprechenden Sanskrit-Formen. Man vergleiche: Sanskrit band binden bud wissen gard\ grd begehren gdu-8 Erde grab nehmen duhitdr (them.) Tochter Gothisch band ich band budum wir boten gredus Hunger*) gavi Gegend (them. gtnga) grip greifen dauhtar *) D. h. Verlangen nach Speise. Hungrja ich hungere ul huhruj Hunger ziehe ich zur skr. Wz. k&nks wünschen. Zu gard, grd, wovon gr dn ü-j gierig, gehören höchst wahrscheinlich auch das goth. gairnja ich begehre, das engl. greedjr * keltische (irländische) gradh „lope, charity”, graidheag „a Moped ft male” (s. Gloss. Scr. a. 1847 p. 107).
Schrift- und Laut-System. §. 91.1. 129 Sanskrit dvara-m Thür dala-m Theil *) Gothisch daur (them. daura) daü-8 In Folge einer unregelmäfsigen Verschiebung erscheint g für skr. k in grefa ich weine, praet. gaigrot = skr. krandämi, iakrdnda. Eine unverschobene Tenuis zeigt Ilka ich berühre, gegenüber dem lat. tango^ wofür sich im Skr. kein zuverlässiger Anhaltspunkt findet. 91. 1) Als durchgreifendes Gesetz gilt im Gothischen, und mit wenigen Ausnahmen auch in den übrigen germa- nischen Mundarten**), die Unverschiebbarkeit der alten Te- Dues hinter 8 und den Aspiraten h (ch) und /. Die genann- ten Buchstaben gewähren nämlich einer ihnen nachfolgenden Tenuis einen sicheren Schutz, obwohl man glauben könnte, dafs besonders 8th keine unbequeme Verbindung wäre, wie auch im Griechischen £- hinter 0* wirklich öfter* die Stelle eines ursprünglichen r einnimmt ***), während r hinter Aspi- raten gar nicht vorkommt und dagegen die Verbindungen <^5* beliebt sind. Man vergleiche dagegen hinsichtlich* der Fortdauer alter Tenues, unter den angegebenen Bedin- gungen, im Gothischen skaida ich scheide mit sdndo, <rxtö- nyu, skr. Sinddmi (s. p. 26); fisk-t (them. fiskd) mit pisci-8\ spewa (Wz. qpw9 praet. spaiv) mit spuo\ stairno Stern mit skr. stdr (ved.); 8teiga ich steige (Wz. stig) mit skr. sticfnö'mi id., gr. crsixw; standa ich stehe mit lat. sto, gr. urrq/u, send. hi8tdmiJ[)\ is-t er ist mit skr. naht-8 *) Die Wz. dal bedeutet aufbrechen, bersten und das Cau- sale (ddldydmi oder däl.) th eilen. ImSlavischen heifst^feAHTH djeliti theilen. Über andere Vergleichungspunkte s. Gloss. Scr. a. 1847 p. 165. **) Über das schon im Ahd. vorkommende sch fiir sk s. Grimm L 173 und Graff VI. 402 ff. ***) Über ff'S’ fiir (FT s. p. 23. •f) Über den Schntz, den auch im Send die Zischlaute einem fol- genden t gewähren, s. §. 38. L 9
130 Schrift- und Laut-Sjrstcm. §. 91« Ä. Nacht mit skr. nakt-am bei Nacht; dauhtar Tochter mit duhitdr (them.); ahtau acht mit dsfdu (ved. ai'tdü^ t* • gr. oxtw. 2) In Folge des in Rede stehenden Lautgesetzes hat auch das skr. Suffix *», weiches vorherrschend weibliche Abstracta bildet, hinter den unter 1) angegebenen Buch- staben in allen germanischen Dialekten seine alte Tenuis bewahrt, während dieselbe hinter Voealen im Gothischen, ebenfalls in Abweichung von dem gewöhnlichen Verscbie- bungsgesetze, zur Media statt zur Aspirata geworden ist; daher z.B. die Stämme fra-lue-ti Verlust, mdh-ti Macht, Kraft (Wz. mag können, skr. manh wachsen), Schöpfung (Wz. ekap)% im Gegensätze zu den Stämmen wie di-di That, si-di Saat (beide nur am Ende von Composs.), *ta-di m. (Wz. ata « skr. ata stehen) Stelle, Ort, fardim. Herr (skr. pd-ti für pdf-ti, Wz.pd herr- schen). Nach Liquiden erscheint dieses Suffix sowohl in der Form thi (im Einklang mit dem aDgemeinen Verschie- bungsgesetze), als in der von di; daher z. B. die weiblichen Stämme ga-baur-thi Geburt, garfaur-di Versammlung, ga-kun-thi Achtung, g&-mun-di Gedäcbtnifs *), ga-qpum- -thi Zusammenkunft. Eine Form auf m-di ist nicht zu belegen, auch kaum zu erwarten; im Ganzen aber stimmt das hier besprochene Lautgesetz auffallend zu einer ähn- lichen Erscheinung im Neupersischen, wo ein ursprüngliches t grammatischer Endungen und Suffixe nur hinter harten Zischlauten und Aspiraten (J/, £ ch) sich behauptet hat, hinter Vocalen und Liquiden aber in d umgewandelt wird; daher z. B. bea-ten binden, däa'-ten haben, tdf-ten an- zünden, puch-len kochen; dagegen dd-den geben, ber-den tragen, dm-den kommen, man-den bleiben. — Das Hochdeutsche hat in Folge der 2ten Lautverschiebung die Media des goth. di wieder zur ursprünglichen Tenuis zurück- *) In Wz. und Suffix identisch mit dem skr. ma-ti Verstand, Einsicht, Meinung; Wz. man denken.
Schrift- und Laui-Sjiltm. §. 9L 3. A 131 geführt, während hinter s, & (cA), f die Tenuis der Urperiode geblieben ist; daher z. B. die Stämme sd-ti Saat, &***» That, bur-ti, gi-bur-ti Geburt, fer-ti Fahrt, in scheinbar rem Einklang mit dem unverschobenen ti von Stämmen wie aa-s-fti Gnade, mah-ti Macht, hlouf-ti Lauf. Es fehlt aber auch dem Hochdeutschen nicht an Formen mit di hin- ter einer Liquida, in Analogie mit dem Gothischen. So wenigstens der Stamm scul-di Schuld (Wz. scal sollen). 3) Am Wort-Ende liebt das Gothische die Ersetzung von Medien durch Aspiratae, ebenso vor scbliefsendem s. In Folge dieser Neigung lautet z. B. von dem oben er- wähnten Stamme fadi der Nom./atAs, und es wäre Unrecht, dieses th nach §. 87.1. aus dem ursprünglichen t des skr. Stammes pdti zu erklären. Die sanskritischen Passivparti- tipia auf to, deren t im Goth, hinter Vocalen (seine ge- wöhnliche Stellung) zu d sich erweicht hat, enden im Nom. sg. masc. regelmäßig auf ths (für do-s), und im Acc. auf tk\ z. B. sßkithr* qusesitus, acc. aölcith. Dafs aber sökida das wahre Thema sei, folgere ich unter andern aus den Ploralformen a6kidai^ sökida-m, sökida-nt', sowie aus dem Femininstamm s6kid6f nom. aökida. — In Folge der Neigung zu schliefsenden Aspiraten — im Fall ein Vocal vorangeht — für Mediae, findet man in den endungslosen Formen der Isten und 3ten P. sg. des Praet. starker Verba Formen wie faartk, von der Wz. bud bieten, gaf von ^aAgeben (praes. giba). Doch geht g nicht in h über, sondern bleibt unver- ändert, wie z. B. in staig ich stieg, nicht ataih. 4) Auch das schliefsende tA der Personal-Endungen er- kläre ich nicht nach §. 87.1. als Verschiebung einer ursprüng- lichen Tenuis, sondern im Sinne von nr. 3) als Folge der Neigung zu schliefsenden Aspiraten statt zu erwartender Mediae. Ich fasse also z. B. das tA von bairüh nicht als Verschiebung des t des skr. bdr-a-ti und lat. fert, sondern ich nehme an, dafs die Personal-Endung ti (ebenso wie das Suffix ti hinter Vocalen) im Germanischen di geworden sei, und von dä im Gothischen, nach Ahschleifung des s zu A. 9*
132 Sehr iß- und Laul-Splem. §. 91. 4. Also wie fath dominum, vom Stamme fadi, ,zum skr. pati-m sich verhält, so bair-i-th (für bair-a-th) zu Bar-a-ti. Als Beweis dient das Passiv bair-a-da fiir bair-a-dai, gegen- über dem skr. medialen bdr-orti (aus -tot) und gr. ^p-e-Tcu; wo also der Umstand, dafs dem Personalconsonanten noch ein Vocal folgt, die Media geschützt hat, die im Altsächsi- sehen, welches von Ersetzung schliefsender Mediae durch Aspiratae nichts weifs, auch am Wort-Ende geblieben ist (Jir-t-d für goth. bair-i-th), während das Angelsächsische die Media zur atpirirten Media verschoben hat (6er-*-d%). Das Hochdeutsche hat in Folge der ihm eigenthümlichen zwei- ten Lautverschiebung (§. 87.2.) das im Gothischen su ft gewordene d der 3ten Singularperson regelrecht zur Teaiftb. verschoben, und ist so auf einem Umwege wieder zur tr* sprünglichen Form zurückgekehrt *); also bir-i-t für altsäcbs. dtr-t-d, goth. bawi-th, skr. Bar-a-ti. — In der 3ten P. pL zeigt das Gothische, anstatt des ursprünglichen t, aus. Rück- sicht für das vorangehende n, ein d, durch dessen gesetz- mäfsige Verschiebung (nach §. 87« 2.) im Alt- und Mhd. das ursprüngliche t wiederhergestellt worden, so dafs z. B. das ahd. berant, mhd. berent, in dieser Beziehung besser zum skr. baranti, gr. (jtfyom, lat. ferunt stimmen, als zum goth. bairand und altnord. berand. — In der zweiten Plural- person mufs die skr. Endung ia nach §< 12 als. Entstel- lung von to (gr. re, lit. to, slav. Tf) gefafst werden, wofür im Goth., wegen des vorangehenden Vocals, da zu erwarten wäre (s. nr.2), woraus, nach Abfall des Endvocals, th (s. nr.3) geworden ist, während das Altsächsische die Media bewahrt hat und z. B. ber-a-d dem goth. bair-i-th (i nach §• 67) und skr. bdr-a-ta gegenüberstellt; während das Angels, und Altnordische die Media aspirirt haben, wodurch ber-a-dh (in den beiden Dialekten) dem skr. medialen 6dr-a-dW *) Eine unrichtige Erklärung des goth. th und ahd. t der 3ten P. sg. in der isten Ausg. §. 90 ist bereits daselbst bei Besprechung der Personal «Endungen (p. 662 §. 457) in obigem Sinne berichtigt worden«
Schrift- und Laul-Sptem, §. 92. «. 133 ihr traget sehr nahe kommt. Doch haben die germani- schen aspirirten Mediae mit den sanskritischen nichts ge- mein, da sie eben so wie die aspirirten Tenues, nur viel später, aus den entsprechenden Nicht - Aspiraten sich ent- wickelt haben, während die skr. weichen Aspiratae älter sind als die harten, wenigstens <T älter als f (s. §. 12). — Auch einige ahd. Spraehquellen, namentlich die Übersetzung des Isidor und die Glossae jun. besitzen aspirirte Mediae, nämlich dh und gh, die aber in ihrem Ursprung wesentlich unterschieden sind; denn dh ist überall die Erweichung einer barten Aspirata (tAJ, z. B. in dhu du, dhri drei, widhar wider, werdKan werden, toardA, fiir goth. thu, threü, vtihra, vartft; dagegen ist gh die Entartung einer Mediä durch den rückwirkenden Einflufs eines folgenden weichen Vocals (t, i, e, e, e, et), daher z. B. ghexst Geist, ghibu ich gebe, gkibi* du gibst, gheban geben, gegen gab ich gab; daghe Tage (dat.) gegen dagd nom. acc. pl.' (Grimm pp. 161 £, 182 £). 92. Wir wenden uns nun zür näheren Betrachtung des altslavischen Schrift- und Lautsystems, mit gelegene lieber Berücksichtigung des Litauischen, Lettischen und Alt- preufsischen, wobei es uns hauptsächlich darauf ankommt, die Verhältnisse der altslavischen Laute zu denen der älteren Schwestersprachen anzugeben, von welchen sie entweder die treuen Überlieferungen, oder mehr oder weniger entstel- lende Entartungen sind. a. Das alte skr. % a hat insoweit im Slavischen ein ganz gleiches Schicksal erfahren wie im Griechischen, als es am häufigsten durch e oder o ({, o), die immer kurz sind, vertreten wird, am seltensten a (a) geblieben ist. Auch wechseln, wie im Griechischen, e und o im Innern der Wur- zeln, und wie z. B. Xoyo; zu X/yw sich verhält, so im Altslav. BOßK vosä Wagen zu eesun ich fahre. Und wie im Griechischen der Vocativ Xoys zum Thema Xoyo sich ver- hält, so im Altslav. rabe serve! zu rabo, nom. rabi ser- vus. Das o gilt für gewichtiger als c, aber a für schwerer
134 Schrift- und Laut-Sjrjtem. §. 92. 4. als o; und a steht daher am häufigsten einem skr.langend gegenüber, namentlich antworten den weiblichen Stämmen auf 33T d im Altslav. stets Formen auf a (vgl. ‘etdoea Wittwe mit föJVJcn vtdavd), welches im Vocativ eben so zu o geschwächt wird (vtdovo!), wie oben o zu >. Auch als Endbuchstabe des ersten Gliedes eines Compos. schwächt sich a zu o, z. B. eodo-nosx Wasserkrug (wörtlich Wasserträger) für voda-; gerade wie im Griech. Mowo- und ähnliche Compp., die das weibliche a oder 17 zu o geschwächt haben. Wenn daher auch a im Altslav. ein kurzer Vocal ist, so gilt es doch in etymolo* gischer Beziehung meistens als die Länge des o, so dafs hierin das Altslav. im umgekehrten Verhähnifs zum Goth»- sehen steht, wo sich uns a als die Kürze des 6 erwiesen hat, und 6 im Verkürzungsfalle ebenso zu a wird, wie das altslav. a zu o. — Das Litauische entbehrt, wie das Go- thische, des kurzen o, denn sein o ist stets lang, und ent- spricht etymologisch dem langen d der urverwandten Spra- chen. Ich bezeichne es, wo es nicht mit einem Accent- zeichen versehen ist, durch ö und schreibe daher z. B. Weib (ursprünglich Mutter), plur. möterft, fiföakr. mdtd> mätar-as; von rankä Hand kommt der Genit. rankö-t, wie im Goth. z. B. gibö-t von giba; d. h. in den beiden Sprachen hat sich vor dem Casuszeichen die ursprüngliche Länge des Endvocals des Stammes (skr. d) behauptet, wäh- rend der ungeschützte Nomin. den Vocal gekürzt, aber die ursprüngliche a-Qualität bewahrt hat. Langes a scheint im Litauischen blofs durch den Accent, aus ursprünglicher Kürze, erzeugt zu sein, indem kurzes a, im Fall es den Ton er- hält (ausgenommen vor Liquiden mit folgendem Consonan- ten) verlängert wird *), daher z. B. Nagel, unguis, plur.nagcH (1. c. p. 50), fiir skr. tioÄfd-s, nai'ds; sdpna-8 Traum, pl. sapnai, für skr. svdpna-s, sodpnds. — Zu- weilen ist im Litauischen das skr. oder ursprüngliche lange *) S. Kurschat, Beiträge zur Kunde der litau. Sprache^ II.p. 21f.
Schrift» und Laut»Sjtiem, §. 92. a. 135 d auch durch & « uo (einsylbig) vertreten, z. B. in d&mi ich gebe für skr. dadami, akmb Stein, gen. obnen-s, für skr. dirnd, dtman-at (s. p*40), ses9Ü Schwester, gen. seaser-s, für skr. tvatd, svdsur. Man vergleiche mit die- sem lit. 4 « uo *) das althochd. uo für goth. 6 und skr. a, z«B. in bruoder für goth. bröthar, skr. Brd'tar. — Über langes e (d) aus ursprünglichem d s. unter e. — Wir keh- ren zum Altslavischen zurück, um zu bemerken, dafs das- selbe das skr. kurze a in Verbindung mit einem folgenden Nasal. unverändert behauptet bat, wenn ich Recht habe, den vocalischen Bestandteil des A5 worin, wie in ft, zuerst Vostokov einen nasalirten Vocal erkannt bat, als a zu fassen. Zu Gunsten dieser Ansicht spricht schon der Umstand, dafs die Form des a offenbar auf das griech. A sich stützt, wie es denn auch früher wie ja gelesen wurde, d. E wie In der Regel das russische n, welches ihm auch bei entspre- chenden Wörtern gewöhnlich gegenübersteht. Man ver- gleiche z.B. MACO manso Fleisch (skr. mwa-m) init dem russ.MHCO m/dso, und HMA »manName (skr.ndmas, them.) mit dem russ. HMH tm/a. Wenn aber im Altslav. A auch hlufig für e der lebenden slavischen Sprachen, und auch als Vertreter des e von Lehnwörtern vorkommt, z. B. in CEJFTAKph teptanbri September, nATHKOCTH (nrnftomj), so mag der rückwirkende Einflufs des Nasals die' Mndification der Aussprache bewirkt haben, wie im Französischen, wo zwar septemfre, Pentecöte geschrieben, aber a für e gesprochen wird. — Den Buchstaben A, wel- cher früher wie u gelesen wurde, übertrage ich durch tm, vor Labialen durch um; z. B. 4ATM dunti wehen (vgL AOyHJOTH id. und das skr. dw-nd'-mi ich bewege), rOAÄ&h goluihbi Taube (cohmöa). Doch fehlt es auch *) Dies ist nach Kurse hat (1. c. pp. 2, 34) die frühere oder ur- sprüngliche Aussprache des#; die jetzige ist fast wie ö. Schleicher (Litaanica p. 5) gibt ihm die Aussprache o mit nachklingendem a. Jedenfalls beruht die Schreibart & auf der Aussprache uo, wobei daran zu erinnern, dafs für das ahd. uo dialektisch auch oa vorkommt.
136 und 99.9» nicht an Gründen, das vocalische Element des ä als o zu fassen ’). In etymologischer Beziehung führt dasselbe mei- stens zu einem ursprünglichen a-Laut mit nachfolgendem Nasal; man vergleiche z.B. nÄTh punti Weg, russ. nymb putj\ mit skr. pant'an (starkes thema); JKHBä ich lebe, russ. JKHBy /wu, mit skr. XHBÄTk * **)«- vunti sie leben, russ. jKHBynTB Swt*^ mit skr. jfvantiy Bk^OBAt vidovun viduam, russ. odoest, mit skr. vicfavdm. Für skr. u steht & in bundun ich werde sein (infin. U1TH lit. russ. tadu, gegenüber der skr. Wz. M 5. i und t erscheinen im Altslaviscben beide als H i, und der Unterschied der Quantität ist aufgehoben, we- nigstens finde ich nicht, dafs ein langes oder überhaupt lange Vocale, dem Altslaviscben irgendwo nachgewiesen seien*’). Man vergleiche 3KHB& fivun ich lebe mit skr. ^sWms, und dagegen BH#bTH vidjcti sehen mit der skr. Wz. vid wissen, an deren Guna-Form väd (yfd-mi ich weifs) das altsl. BdbMk vjemi ich weifs (für tpsdmi), inf. vfa-ti, sich anschliefst, so dafs vid und vjed vom slavi- schen Standpunkte aus als zwei verschiedene Wurzeln er- scheinen. Das kurze i hat sich im Slavischen auch häufig zu kurzem e (e) entartet, wie im Griechischen und Althochd. (s. §. 72); namentlich zeigen die s- Stämme in mehreren Casus, und gelegentlich auch am Anfänge von CompMiten, E für H; daher z. B. rOCTE^X goste-chu in den Gästen, vom Stamme rotTH gosti, lUKTEBOTK^k punte-vojdi, fiir punti-. — Auch k vertritt nicht selten im In- nern der Wörter die Stelle eines skr. kurzen t, und es wird wohl die Aussprache eines ganz kurzen i gehabt haben *) S. Miklosich, Vergleichende Lautlehre der slavischen Spra- chen p. 43 ff. **) S. Miklos. Lc. p. 163. Im Slovenischen veranlagt der Accent die Verlängerung ursprünglich kurzer Vocale, wobei an eine ähnliche Erscheinung im Litauischen zu erinnern (s. p. 134), sowie an die Vocalverlängerung, welche im Nhd. der Accent verursacht.
Schiel* md Laut-System. §. 92. c. 137 (s. MikL vergl. LautL p. 71). Ich übertrage es jetzt durch t* **)). Beispiele sind Bb^OBA vidova Wittwe, russ. vdova, für skr. vidfavd; Bbtb eist jeder (russ. BCCb vesj\ fern. vtja, neutr. ose) für skr. viiva (them.), lit. wisso-e ganz; KCTb/eeW er ist, c&Tb sunti sie sind, für skr. atü, sdnti c. 3* u und 3^ d sind im Altslavischen in den am treuesten erhaltenen Formen beide zu xi geworden9*); auf *) In der ersten Ausgabe, und gelegentlich auch noch in dem Vorhergehenden, setzte ich j für das altsl. h, dessen Vertreter im Russischen (b) von Gretsch als halbes i dargestellt, und von seinem Übersetzer Reiff (p. 47) mit den moullirten Tönen im Französi- schen, in Wörtern wie travail, cicogne^ verglichen wird. Jm Slove- uischen wird dieser Buchstabe, wo er sich überhaupt erhalten hat, wirklich durch j ausgedrückt. Dies ist jedoch, wie es scheint, nuf an Wort-Ende hinter einem vorhergehenden n oder l der Fall; ob? wohl auch in dieser Stellung das altslav. h sich nicht durchgreifend als j behauptet hat Man vergleiche z. B. o g inj F eu e r mit OTIJb o<mw, kanj Pferd mit KOHh koni, prijatelj Freund mit üßHIATEAb prijatcli \ dagegen dan Tag mit ^bNb dini (vgl. den gleichbedeutenden skr. Stamm dina masc. neuL). Ich halte das a des slov. dan für eine bloße Einfügung, die durch die Unter- drückung des Endvocals nothwendig geworden ist; so das e von v es jeder, fern, v/a, neut vse, gegenüber dem altsl. Bbtb visi*, BbCHI wss/ä, BbCE vise. Sollte im Altslavischen die Aussprache des schliefsenden b der dep mittleren nicht völlig gleich gewesen sein, so müßte man jenem die Aussprache unseres j geben und nur dem mittleren die eines kurzen i. Soviel scheint gewiß, daß das schließende b mit dem vorhergehenden Cönsonanten keine Sylbe bildete, und daß z.B. Bbtb vZsZ jeder, vom Stamme ins jo (s. u.A.), kein zweisylbiges, sondern ein einsylbiges Wort war, welches man also in lateinischer Schrift durch visj oder visj umschreiben könnte, wenn es nicht gerathen schiene, einem und demselben Buchstaben der Urschrift überall dieselbe Vertretung zu geben. Für das Russuche behalte ich die Umschreibung des b durch j bei. **) Wir drücken diesen zusammengesetzten Buchstaben durch ü aus. Seine Aussprache ist im Russischen, nach Reiff (bei Gretsch
138 Schrift- uud Laui~Sytiem. §. 92. e. diese Weise stimmt z. B. Mi 6ü (Infin. RK1<TH büti, lit. büti) zur skr. Wz. 64 sein; MXlllik müs'i Maus zu msiä-i, CZ1HS sünd Sohn zu sdftd-s, 4UMX dümü Rauch zu (Tdmd-s; HETQpHK ietürije vier zu iatur (schwaches thema). Die Beispiele, wo Xi ü fiir sc steht, sind jedoch seltener als die, wo Xi ü dem langen 4 ent- spricht denn kurzes u ist, wie oft im Ahd. (§. 77), so gelegent- lich auch im Slavischen, zu 0 geworden; daher z. B. (Hoya snocha Schwiegermutter für skr. snscsTT. Viel häufi- ger aber steht an der Stelle des skr. kurzen u im Altsla- vischen X, d. h. der Grundlaut von xi. Dieser Buchstabe, der im Russischen keine phonetische Geltung mehr hat, mufi im Altslavischen noch als deutlich vernehmbares u gespro- chen worden sein (s. Miklos. 1. c. p. 71); ich gebe ihn von nun an in lateinischer Schrift, zur Unterscheidung von oy u, durch tT). Beispiele, wo dieses X im Innern des Wortes einem skr. u entspricht, sind: 4SUITH düiti Tochter russ. 4OHb doiy für skr. duhitd, lit. bad- jeti wachen, lit. bundii ich wnche, budrus wachsam, skr. Wz. bud wissen, med. aufwachen; cinATH adp- -a-ti schlafen, skr. suptd-s schlafend (aus soaptds), tutupima wir schliefen; CA rudjrii sm rubes- cere, skr. rudira-m Blut (alsrothes), lit. raudä rothe Farbe; AkTXKX ligüka leicht, skr. lag'ü-s. Das g von £XBA duva zwei für skr. dvdu dient zur Erleichterung der Aussprache, indem dem Halbvocal b o noch sein ent- sprechender Halbvocal vorgeschoben wurde, wie im Sanskrit bei einsylbigen Stämmen auf d, z. B. in fuc-as terrae IL p- 666), wie im Französischen ouf, sehr kurz und einsylbig ausge- sprochen; nach Heym ungefähr wie ü in Verbindung mit einem sehr kurzen i. Doch bleibt sie sich nicht in allen Umgebungen dieses Buchstaben gleich (Reiff L c.) und lautet nach anderen Consonanten als Labialen wie ein dumpfes, getrübtes i (^i söurd ou ^oufff). *) In dem Vorhergehenden habe ich den Originalbuchstaben bei- behalten, und in dar früheren Ausgabe dafür ein Apostroph gesetzt
Schrift- und Laut-Sjstem. §. 92. d. 139 (gen.) vom Stamme bu% im Gegensätze au Formen wie vadv-d*a (feminae) von vadu'. Fiir skr. langes ü er*» scheint x in KpXBk brüvi Augenbraue «=» skr. ffru-s. — Da a in allen indo-europäischen Sprachen der Schwächung zu as unterworfen ist, so darf es nicht befremden, dafs uns im Altslavischen auch häufig x u für $kr. a oder d begegnet; so z. B. in KpXBK krüvi fern. Blut, russ.krwj, worin ich das sltr. hrdvya-m Fleisch zu erkennen glaube *), dessen Halbvocal im lit. krauja-t sich zu u vocalisirt hat; — in der Präp. CX 9Ü mit, lit. au, gr. ow, für skr. asm; in der Endung yx des Gen. pl. der Pronominal-Declipation für skr. «dm, lat. rum, altpreufs. son (s. unter $l), und in der all- gemeinen pluralen Dativ-Endung Mxmtf für skr. 5yas, lat. iw, lit. mw. d. So wie X d, so erscheint auch xi ü gelegentlich als Schwächung eines ursprünglichen o, oder d. Für skr. a steht xi ü in der ersten P. pl., wo jftxi mü dem skr. mas und lat. mw entspricht; z. B. BE3EMXI fiir skr. vdÄ-d-mas, lat. ttA-wm Im Accus. plur. der weiblichen Stämme auf a a betrachte ich das scbliefsende xi ü als Ent- artung dieses A a oder skr. und latein. d, so dafs eine wirk- liche Casus-Endung in Formen wie nk^onui vidovü gar nicht vorhanden ist, da die ursprüngliche Endung, nämlich 9 des skr. tudavd-s, lat. tndud-s, nach dem unter m. auf- gestellten Gesetze wegfallen mufste. Es werden sich später, bei näherer Betrachtung der Declination, noch andere xi U als scheinbare Casus-Endungen ergeben, während sie in der That nur Entartungen des Endvocals des Stammes sind. *) Ich habe auf die hockst wahrscheinliche Verwandtschaft der slavischen Benennung des Blutes mit einer sanskritischen dts Flei-« sches schon in der ersten Ausg. dieses Buches (p. 347 Anm. *) und später in dem im J. 1840 erschienenen ersten Hefte der neuen Aus- gabe meines Glossarium Scr. (p. 88) aufmerksam gemacht und an letzterem Orte unter andern auch das keltische (gaelische) crw, eben- falls Blut (wallis. crau), hierher gezogen.
140 Schrift- und Laut-Sjfftcm. §• 92. r. e. Dem skr. Diphthong e aus ai entspricht in ver- gleichbaren Formen in der Regel t je. Man vergleiche z. B. vjemi ich weifs mit skr. irfcHA pjena Schaum mit f>ena-9 id., CB'fe'TX svjehJ Licht mit ivttd (them.) weifs5 ursprünglich glänzend. Die wichtigsten Stellen in der Grammatik, mit * fiir skr. sind: der Locat. sg. der Stämme auf o skr. a (s. u. <*.), z. B. HOB* novje in novo fiir skr. ndvS; der Nom. Acc. Voc. du der weiblichen Stämme auf A a und der neutralen auf o = skr. o, z. B. otdotj’e zwei Wittwcn «= skr.oiifcac^ MAC* manaje (vöm Neutralstamme manto Fleisch) «skr. mdriee; der Dual und Plural des Imperativs, worin ich den skr. Potentialis erkenne; z. B. in 2KHB’b*TE lebet das skr. giv-e-ta ihr möget leben. — Das in dem db der Aussprache nach enthaltene j fasse ich jetzt als einen den slavischen Vocalen sehr beliebten Vorschlag *), der z. B. in KCMk jetmi ich bin « skr. a«mt, in I2LMK jami ich esse os -gpy ddms, auch graphisch (durch i) vertreten ist. Der Grundlaut des dfe, nämlich das e, mufs ursprünglich lang gewesen sein (s. Mikl. 1. c. p. 92 ff.), und ich betrachte dieses e, ebenso wie das lateinische und ahd. e (s. §§. 5. 79.), als eine vom Sanskrit (dessen e nach p. 7 verhältnifsmäfsig jung ist) unabhängig eingetretene Zusammenziehung von a und £ Ich berufe mich, zum Beweise der Richtigkeit dieser Ansicht, auf die Erscheinung, dafs in den nahe verwandten letti- schen Sprachen nicht selten noch das organische ai, oder dafür es, dem slav. -fc je gegenübersteht; z. B. im altpreufs. Nom. pl. masc. der Proriominaldeclination finden wir stai diese (hi) für skr. te> altslav. TH ti> welches letztere, wie der Singular des Imperativs (jkhbH Mvt lebe « du mögest leben) von dem ursprünglichen Diph- *) Über eine ähnliche Erscheinung im Albanesiscben s. die oben (p. 12) erwähnte Abhandlung p. 2. Ich erinnere hier nur an das. Ver- hält™ Ci von jam ich bin zu der dieses Vorschlags entbehrenden 3.P. is t£, oder es t§ (1. c. p. 1!).
Schrift- und Laut-Sjslem. §. 92. e.. 141 thong ai nur den Schlufstheil bewahrt hat, während das Altpreufsische Formen bietet wie dais gib (lat. des), daiti gebet, tmass nimm (goth. nimais du nehmest), idaiti, auch ideiri, esset*). Ei für skr. e zeigt unter andern auch das altpr. driwa-s Gott für skr. devd-s, ursprünglich glänzend (Wz. die glänzen), worauf sich das slav. djeva Jungfrau, als glänzende stützt (Mikl. Radices p. 27). Das Litauische gewährt, wie bereits gezeigt worden (§. 26.50, für das skr. e, oder dessen Urform at, sowohl. ei als at, aufserdem aber die zusammengezogene Form #”); letztere z. B. in deuteri» . für skr. d&ard-s, lat. levir. So- wie das lat. e nach §. 5 nicht blofs von diphthongischer Herkunft, sondern auch gelegentlich wie das gr. ?? die Ent-* artUDg eines ursprünglichen d ist,. so auch das slav. 'Jb und lit €. Diese stehen fiir d z. B. in dje-ti machen, lit de-ms ich lege, deren Wz«, wie das gr. Stj (rify/ju, tyruj) auf die skr Wz. dd setzen, ot-d*d machen sich stutzen; in MtßA Mafs, lit. märä (mürä), von der skr. Wz. ma messen; in BdbTpX vje-trü Wind***), lit. wZjae, von vd wehen, goth. (vawd ich, er wehte); in dem Suffix dje9 neben dem gewöhnlichen fljh, da *= skr. dd der pronominalen Zeit-Adverbia, namentlich in kugdje wann? für das gewöhnliche kugda (Mikl. vgl. Lautl. p. 14), lit £adä, skr. badd. Dagegen stimmt das locative Suffix 4E (von KS^E bade wo? HHh^E tnufe anderswo), wel- *) Gotbisch itaith) e. „Über die Sprache der alten Preußen” p. 29. **) Geschrieben 2 oder Ze, dessen f nicht gehört wird (s. Kor- sch at Beitrage IL p. 6 f.) oder /. Die anderwärts ausgesprochene Vermuthung (Altpreufs. Anm. 15), daß das lit fe, z. B. von diewo-s, und die Endung ie des Nom. pl. masc. der Pronominaldeclin., als Um- stellung yon ei gefaßt werden könne, nehme ich zurück Doch be- harre ich bei der Ansicht, dals das lit tie diese (hi) auf das skr. //, und nicht auf tjt sich stütze. ***) Das Suffix stimmt zum skr. tra (gr.Tgo, lat, tro) und ist ver- wandt mit rdr, tr von nom. vd-td Luft, Wind.
142 Schrift- und Laut-Sjfitem, §. 92. ft ehes ich früher übersehen habe *), zum send. Suffix da, skr. ha (aus fa), z. B. von send, s-da, skr. i-hd hier. /. Dem skr. 6 aus au entspricht das slav. oy u, wel- ches, worauf die Schrift hindeutet, ursprünglich wie oü wird gelautet haben, obgleich es in den lebenden Sprachen durch ein kurzes u (russ. y) vertreten ist. Vor Vocalen erscheint ob fiir oy, wie im Sanskrit ao für 6 ** ***) au (s. §. 26.6.); daher z.B. üAOBft plovun ich schiffe, schwimme für skr. pla- tt dmi") (Wz.plu), gegenüber dem Infin. nAOyTH pluti » skr. pld-tum aus plautum^ abgesehen von der Ver- schiedenheit der Suffixe. Zir CAOB& slattun ich höre würde im Sanskrit irdvami stimmen, wenn iru hören, Infin. ird-tum (slav. tAOyTH) zur ersten Conjugationsklasse gehörte. Zum skr. Causale bödayitum wissen machen, wecken, stimmt das altslav. noy^HTM bud-i-ti wecken, während das primitive BXA'h'TH büdjsti wachen in seinem g ü dem skr. u der Wz. bud begegnet. — la den Causa« tbren royBHTH gubiti zerstören erscheint oy als Guni- rung des n ü (s. u. c.) von rglBH&TH gübnunti zu Grunde gehen. Im Genitiv dual, stimmt die slav. En- dung oy u zum skr. da ( aus) mit nothwendiger Unter- drückung des s (s. u. m.), z. B. ^gBOfO duvo-yu (k> » joy) duorum fiir skr. dvdy-ds. Man vergleiche noch oyCTA usta (plur. neut.) Mund, ustina Lippe, mit dem skr. tfs'fa Lippe; turü Stier mit lat. tourua, griech. raüpoj, skr. siurd-s •**), goth. stiur-s (them. stiura); 1OHB yund jung, yunakü Jüngling, yunosti Jugend, mit dem lit jaunikkdtis Jüngling, yaunysti Jugend, jatm-memu das neue Mondlicht, skr. yuvan (them.) jung; coyyg suchd trocken mit lit. adusa-a, gr. skr. iuska-s. Es *) Es hätte in §. 420 der ersten Ausg. erwähnt werden sollen. **) Ich setze das Activum, obwohl die Wz. plu vorzüglich nur im Medium gebräuchlich ist, also pldvt. ***) Im V£da-Dialekt, s. Weber, indische Stadien, I. 339. Anm. Im Send entspricht staura Lastthier.
Schrift- und Laut-System. §. 92. $. 143 erhellt aus , einigen dieser Beispiele, dafs das slav. oy auch in Formen vorkommt, wo das Skr. den reinen Vocal v, entweder kurz, oder, und zwar vorherrschend, lang; das Litauische aber cm zeigt, so dafs man die Umwandlung des ursprünglichen u in oy (ursprünglich ou), lit. au, mit derje- nigen vergleichen könnte, welche das althochdeutsche ü im Neuhochdeutschen regelmäfsig erfahren hat, z. B. in für ahd. Aus (s. §.76 Schlufs)., Es mag daher das oben erwähnte WHX junu, lit. jaun (von yaun-menu), mit der skr. zusammengezogenenForm yun der schwachen Casus (s. §. 109) vermittelt werden. — Altslavisches oy für skr. d, oder K> (»/oy) für q^yd, findet sich*unter andern noch in £Oy- HÄH'H wehen, gegenüber der skr. Wz. bewegen, (dd-nd'-mi ich bewege) und jucha Brühe (lit. jekka Blutsuppe) gegenüber dem skr. yusa-s masc., yd- fd-m neut *), lat. yds, fdrü, aus jfaü (s. §. 22). -r- Für oy in Verbindung mit vorangehendem j setzt das cyrillische Alphabet, wie bereits gezeigt worden, io, obwohl diese Verbindung eigentlich . ^ie Sylbe jö darstellen sollte. Es | kommt aber diese Lautverbindung aus später anzugebendem Grunde (s. u. k.) im Slavischen gar nicht vor. y. Die Consonanten sind, abgesehen von dem in a und A enthaltenen Nasallaut, folgende: (hitturale: x, y (cä), r. Palatal: h (d). Dentale: t, 4, IJ (* = &)• Labiale: n, X (b). Liquidae: a, m, H, p. Halbvocale: j, B (•). Zischlaute: c (<), Ul (*); 3 (|), 9K (/). *) Nach Wilson „peaee ioup, pecue porridge, the water in Mch pulse cf varicus kindt hat been boiled.” Über für skr. > oder s s. u. r*
144 Schrift- und Laut-System. §. 92« <• In Bezug auf das ist es wichtig zu beachten, dafs diese Aspirata in den slavischen Sprachen verhältnifsmäfsig jung, und erst nach der Trennung der lettischen Sprachen von den streng slavischen aus einem früheren Zischlaut ent- standen ist *). Durch die Wahrnehmung dieser Erscheinung sind mir manche, früher räthselhafte Formen der slavischen Grammatik klar geworden, namentlich die Verwandtschaft der bereits oben (p. 139) erwähnten Endung mit den sanskritischen Endungen 9 dm und sw, und die der Praete- rita auf worin man früher Verwandte der griechi- schen Perfecten auf xa zu erkennen glaubte **), mit den sanskritischen und griechischen Aoristen auf «am (/am), <ra. Das Litauische zeigt k für ursprünglichen Zischlaut in dem oben (p. 143) erwähnten jukka und in den Imperativen auf ki> 2te P. pl. ki-te9 worin ich den skr. Precativ, d. L den Aorist des Potentialis (gr. Optat.) nach der im Medium üblichen Bildung erkenne, weshalb ich z. B. das k von dfi- ki-te gebet für identisch halte mit dem slav. von 4Ayi dachü ich gab, aa^omk dachomü wir gaben, und mit dem skr. s von d<f-si-d*vam ihr möget geben. Hier- von später mehr. *) Der umgekehrte Übergang, nämlich der von Gutturalen ia Zischlaute, durch den rückwirkenden Einfluls eines folgenden wei- chen Vocals, ist in den slavischen Sprachen an und für sich klar (s. Dobrowsky p. 39-41), denn es beruht darauf z. B. das Verhältnib der Vocative ^OytllE dus*e, &O3KE böse zu ihrem Stamme A^^p ducho „TTveü/xa, spiritus*9 KOrO bogo Gott. Die Entstehung des Y aus ursprünglichen Zischlauten, wodurch manche grammatische Formen ein ganz originelles Ansehen gewonnen haben, konnte da- gegen nur aus der Vergleichung mit urverwandten Sprachen, vorzüg- lich mit dem Skr. und Send erkannt werden, obwohl auch schon die litauischen Locative pl. auf se oder sa zu der Vermuthung hatten führen können, dafs das der altslav. Locativ-Endung aus s ent- standen sei. **) S. Grimm, Gramm. I. p. 1059,y), Dobrowsky (Gramm.! Cap. H. §. 19. Cap. VII. §. 90.) fabt das als Personal-Endung.
Schrift- und Laui-Sjciem, §. 92. A* 4 k. 145 A. Was den Ursprung des slav. u i und seine gele- gentliche, jedoch zufällige Begegnung mit dem« gleichlauten- den Buchstaben im Sanskrit und Send anbelangt, so ver- weise ich auf §• 14 (p> 26). Von anderem Ursprung ist in der Regel das litauische d*); dieses entspringt im Innern des Wortes aus 4 durch den rückwirkenden Einflufs eines nach- folgenden, jetzt kaum mehr hörbaren ♦, im Fall diesem i ein anderer Vocal nachfolgt; daher z. B. deganciöt (gen. sg.) gegenüber dem Nomin. deganti die brennende (skr. da- kantf). — Die palatale Media g) fehlt dem Slavischeri, nicht aber dem Litauischen, wo da dtr Aussprache nach die Stelle des skr. = dich vertritt, wofür man daher passend g schreiben würde. Am Anfänge des Wortes erscheint die- ser Laut in echt litauischen Wörtern sehr selten (s. Nessel- mann’i Wörterb. p. 167); in der Mitte entspringt er unter denselben Verhältnissen aus d, unter welchen 6 für t ein- tritt; daher z. B. zödziö des Wortes, zödziui dem Worte, iödzei die Wörter, gegenüber dem Nom, sg. iödü. Per Stamm ist eigentlich tödia, wofür jedoch, nach der angege- benen Lautregel, zödüa oder zödaie (s. u. k.) müfste gespro- chen werden. 4 y z wird, gleich unserem z, wie ts gesprochen, ist aber in etymologischer Beziehung ebenso wie u i eine Entartung von A, und erscheint unter gewissen Umständen durch den rückwirkenden Einflufs von h i und * je als euphonischer Vertreter des k (Dobrowsky p. 41); daher z.B. üEIJH pezi koche, nEij*bTE pezjete kochet, von der Wz. avx (skr. pai aus pak), praes. pekun^ 2. P. ped-e-ss (skr. pdd-a-ss), infin. pef-ti. - £. Für j fehlt dem Cyrillischen Alphabet ein selbst- ständiger Buchstabe, da derselbe, in einer auf das griech. t sieh stützenden Form, mit dem folgenden ’ einfachen oder nasalirten Vocal durch eine Verbindungslinie zu einem Gan- *) Dies ist die ältere Schreibart fiir den Laut tsch; die gewöhn- lichere ist er, die mir weniger passend scheint.
146 Sthrifl- und Laui-Sjrttem. §. 92. k. zen vereinigt wird. So gewinnen wir die als besondere Buch- staben geltenden Ligaturen ia yo, ia jan, HfOju (s. u./.), jun. Die Verbindung eines j mit kurzem o kommt im altslavischen Lautsystem nicht vor, und zwar darum nicht, weil j durch seine Assimilationskraft ein folgendes 0 zu e umgewandelt bat *); daher z. B. KpAKMX krajemü (dat. pl.) für krajomH, vom Stamme krajo (Rand), dessen Endvocal im Nom. und Acc. sg. unterdrückt wird, wornach der Halb- vocal sich zu« vocalisirt, daher KpAH krai margq, mar- ginem, für krajü. Man vergleiche in dieser Beziehung die litauischen Nominativ^ und Accusative der Masculinstämme auf ia, wie jaunikkü (Bräutigam), jaunikjgi^ für jaMnik- kia-8, jaunikkia-n (gen. jaunikkiö) und die gothiscben wie hairdei-t ( = hairdi-8, s. §. 70), Äatrds, vom Stamme hairdja. Zuweilen ist im Altslavischen von dem zu erwartenden K nur das E geblieben, dafs j aber unterdrückt worden; so z. B. im Nom. Acc. der Neutralstämme auf jo, z. B. MOpE inare, für MOpK, vom Stamme morjo. Hinter Zischlauten, q 6 und ij r, welche der Aussprache nach auf einen Zisch- laut ausgehen, mitbegriffen, wird überhaupt das j unter- drückt; daher z. B. ^oyuiA dutia Seele (lit. dutiä) für dusja, aus duchja-, M&#KEMk mun^ml (instrum.) für muh$jemi, aus mun^jomi, vom Stamme mun$jo (Mann, vgl. skr. manusyä Mensch), Nom. Acc. MAwKk munji (Mikl. Formenlehre p. 7). — Analog der Umwandlung des slav. 0 in E, durch den Einflufs eines vorhergehenden y, ist die Erscheinung, dafs im Litauischen die männlichen Stämme auf ia (mit Nominativen auf ü) ihr a durch den assimili- renden Einflufs des vorhergehenden i in mehreren Casus in e umwandeln, namentlich im Dativ dual, und im Nom. Voc. Dat. und Instr. plur.; so dafs in dieser Wortklasse über- haupt ia fast ebenso unerhört ist, als im Slavischen *) Man vergleiche den in §.42 beschriebenen Einflufs des sendi- schen./, welches jedoch noch derBeibülfe eines i, f oder 4 der folgen- den Sylbe bedarf.
Schrift^ und Laut-System, §. 92. k. 147 jo *). Man vergleiche jaunikJciln, jaunikkiei, jaumkkienM^ jau- mkkieü9 vom Stamme jaunikkia, mit den entsprechenden For- men pöncm^ pönai, pönams, pönaio, vom Stamme pöna, Nom. pöiuu Herr. — Durch den assimilirenden Einflufs eines i erkläre ich auch den Unterschied, der zwischen Mielcke’s (oder' Ruhig’s) 3ter und 2ter Dechnation stattfindet. Ihr Nominativ sollte auf ia und ihr Gen. sg. und Nom. pl. auf ausgehen; dafür aber steht o, e-8, indem nämlich das nachdem durch seinen Einflufs das folgende a zu e, und ö zu 8 (= ö) umgewandelt war, selber weggefallen, wie wir oben (p. 146) slavische Formen auf e für K gesehen haben. » Dafs die litauischen Feminina wie zwake Licht, giesme Lied (Mielcke p. 33) ihr e aus ia oder ja, und ihr e (e) aus iö oder jö erzeugt haben, folgere ich besonders aus dem Ge- nitiv des Duals und Plurals, wo das i oder j wegen des folgenden ü sich behauptet hat, daher zwafciü, giesmjü **). — Durch die Palatallaute d, dz (= ^^) wird die Umwand- lung eines nachfolgenden $a, iö in o, Z gehemmt, daher z. B- K tmscia Weinberg, Gen. winiciöoi Dat. winiciai9, pradzia I Anfang (pra-dÄmich fange an), pradziös.pradziai-, nicht L tctnice, pradze etc. Es mufs daher auch in dem unten er- F wähnten Masc. oweiiao die Unterlassung der Zusammenzie- : hung und der Umwandlung von a in e dem Einflüsse des vorhergehenden c zugeschrieben werden. — Ich mache hier noeh darauf aufmerksam, dafs das e der lateinischen 5ten *) Ganz vereinzelt steht, wie es scheint, der Stamm sivecia Gast (Mielcke p. 26), der aus spater anzugebendem Grunde im Nom. sg. die Zusammenziehung zu i, und in den oben genannten obliquen Casus die Umwandlung in ie unterläfst; also swtcia^s, swecia-m (dat. du.) etc. **) Letzteres nur im Gen. pl., (Mielcke p. 33), dagegenswakiü sowohl im Dual als im Plural; es leidet aber kaum einen Zweifel, dah för giesmü der zwei Lieder, wenn diese Form überhaupt richtig ist, früher giesmjü gesagt wurde. Ruhig setzt auch im Gen. pl. giesmüy für giesmjü.
148 Schrift- und Laut-System. §. 92. £• Declination, die ich für ursprünglich-identisch mit der Isten halte, sich ebenfalls durch den euphonischen Einflufs des ihm mit wenigen Ausnahmen, vorangehenden i erklären läfst Das Gesetz ist aber im Lateinischen weniger durchgedrun- gen als im Litauischen, da den meisten Wörtern auf se-a auch solche auf ia zur Seite stehen; z. B. effigia^ pauperia, canitia, planitia, neben pauperie-e^ canitie~s, plami- tie^s. — Im Send findet man weibliche Singular-Nominative auf ^33 ye für ya (aus ya), deren £ ohne Zweifel durch die Assimilationskraft des y zu erklären ist, in geringer Ab- weichung von dem oben (§. 42) aufgestellten Gesetze, wor- nach zur Erzeugung eines £ aus a oder d aufser dem vor- angehenden y auch noch ein nachfolgendes t oder £ der folgenden Sylbe mitwirken. Beispiele sendischer Nominative auf]/« sind: brdturye cousine, von bratar (bratar# nach §.44) Bruder, tuirye eine Verwandte im vierten Grade (V. S. p. 380). In kaine Mädchen *) ist der «-erzeugende Laut weggefallen, wie in den litauischen Formen wie zwake, giesme^ dagegen steht in ^35^33^ nydke Grofsmutter und r#ne plena, welches letztere sehr oft in Beziehung auf jwf $do Erde vorkommt, das £ ohne besondere Veran- lassung für a, aus a, gegenüber den männlichen Nominati- ven nydko Grofsvater (V. S. pp. 378, 379) p#r#n6 ple- nus, von den Stämmen nyaka (von dunkelem Ursprung), p#r#na **). Uber den Singular-Nominativ hinaus erstreckt sich aber im Send das weibliche £ nicht, und wir finden von kaine den Accus. kanyanm cs skr. kanydm (V. S. p. 420). Von braturye^ nyake und pfrfne weife ich keine obliquen Casus zu belegen. *) Für skr. kanyd, von «der Wz. kan glänzen, wie oben (p.l41) im Slavischen djeoa Jungfrau von f^gj^ dio glänzen. **) Skr. pArqd von der Wz. par wovon piparmi ich fülle. Für das sCndische perena hat man ein skr. parrya voraus- zusetzen.
Schrift- und Laul-Sjittm, §. 92. Z. 149 l. Von den oben (unter g) aufgestellten Zischlauten entspricht der erste (c s) in etymologischer Beziehung sowohl dem skr. dentalen s (<qj, als dem aus k entsprungenen pala- talen i (J^), während, was wichtig ist zu beachten, das Litauische die beiden Buchstaben unterscheidet, und in der Regel s fiir skr. Sp und dagegen xr * **) ***)) fiir 3^ i zeigt. Man vergleiche in dieser Beziehung z. B. Sanskrit ia mit •*) itdpna-s Traum ivddü-s süfs ivdaa Schwester iatd-m hundert daia zehn iälca Ast hit weifs sein *’*) ,, „ 4 ana Stute diru Thräne aitan achtf*f) (thenc Litauisch ia tapna-t ialdus (§. 20) eesru simta-t de'simti-8 eakä iwediü ich leuchte dswa asara as'tüni Slavisch 8Ü iüpaniji Schlaf iladü-kü 868tra 8to de eanti russ. 8uK svjetü Licht f) otmi *) So schreibe ich ftir xx, welches offenbar als einfacher Zischlaut angesehen werden mufs, mit der Aussprache des skr. q^x, slav. Ul und unseres ich, welches letztere in den in §. 47 erwähnten Fällen aus dem gewöhnlichen x hervorgegangen ist, sonst aber die Entartung von xk ist. **) Am Anfänge von Compositen. ***) Ursprünglich glänzen; v£d. xpZ//4 Morgen röt he, als glänzende. f) ClrfW-A-TH glanzen. Das slav. 1» und lit e gründen sich auf die skr. Gunaform x pZ/ , s. unter e. ff) V£dische Accentuätion; vgl. gr. OKTtJ. Das xc dieses Zahl- wertes ist die euphonische Umwandlung eines palatalen x (vgl. atfti achtzig), wegen des folgenden /-Lautes, wie z. B. in dax / d gebissen, von der Wz. dartx, aus dank, gr. 3aK.
150 Sehr»- und LautSjrstem. §. 92.e L Es fehlt dem Litauischen auch nicht an Formen mit reinem 8 für skr. i. Ein Beispiel ist wsssa-s jeder für skr. viiva-8. — Das slavische ui entspricht zwar laut- lich dem skr. Z, ist aber ebenso wie dieses und unser 8ch, wo letzteres für alt- und mhd. s steht (s. §. 47), selbständig aus dem reinen 8 erzeugt. So entspricht z. B. in der 2ten P. sg. praes. in der Regel WH 8i der skr. Endung st, und zwar ohne Rücksicht auf den vorhergehenden Buchstaben (vgl. §.2P>.); daher z.B. 3KHBEU1H fivesi (skr. ^tv-a-st) du lebst, HMAU1H imas'i du hast, trotz des in.letzterem Beispiel dem Zischlaut vorangehenden a, welches im Skr. die Umwandlung eines ursprünglichen 8 in s nicht gestattet; dagegen hat sich in kch Je8i du bist, » skr. d-st für asst; B'hcil vjesi du weifst, = skr. o^-st aus re'd-st; QCH jasi du issest, = skr. a^-st für a'd-si; 4A-CH dass du gibst = skr. dädd-si, das reine s behauptet. Mir scheint im Slavischen hinsichtlich der Erhaltung des ursprüng- lichen dentalen Zischlauts der betreffenden Personal-En- dung der Wort-Umfang mafsgebend *zu sein, so dafs nur e i n s y 1 b i g e Verbalstämme das alte s geschützt haben, während mehrsylbige dessen Schwächung zu s' veranlafst haben; daher der Gegensatz zwischen imas'i einerseits, und jasi, da8i andererseits; obwohl HMAMk imami ich habe hinsichtlich seiner treueren Erhaltung des Ausdrucks der ersten Person mit jesml ich bin, jami ich esse und dami ich gebe auf gleicher Stufe steht, während alle an- deren Verba die Endung ml in den schwachen Nasallaut • umgewandelt haben, welcher in & enthalten ist und oben (§. 10) mit dem skr. Anusvära verglichen worden. Man darf in Folge des Gesagten überall, wo im'Slavischen ein 111 8 für zu erwartendes c 8 erscheint, ersteres für eine blofse Schwächung des letzteren halten *), wobei zu berücksichtigen, dafs man in allen Sprachen für gewisse Laut- und Form- schwächungen keinen anderen Grund angeben kann, als den, dafs alle sprachlichen Formen der Schwächung und Zer- *) leb halte / fiir einen schwächeren Laut ab das reine x.
Schrift- und Laut-System.' $.92/4 15t Störung unterworfen sind. So entspricht der skr. Wurzel iiv nähen die altslavische nv, wovon 8rivun ich nähe, dessen lit. Schwesterform suwu das skr. dentale 8 bewahrt hat. Auch uioyH iui link, them. sujo, zeigt 8 für skr. reines s des Stammes 8avyd. Dagegen begegnet zufällig das slav. 8 von MZillik muss Maus, them. müsjo, dem skr. 8 von musd-s, von der Wz. mus stehlen, die nach §. 21*>. ihr 8 für 8 dem euphonischen Einflufs des vorher- gehenden u verdankt. Zufällig ist wahrscheinlich auch die Begegnung des anfangenden 8 von 8 88ti sechs und des lit. s'eiini mit dem anfangenden 8 des skr. aas (s. §. 21Ä).). — Was die weichen Zischlaute 3 9 und HC lit. z. z anbelangt, so übertrage ich sie, wie die entsprechenden Buchstaben, im Send (j, eb« §§• 57, 59), durch 9, 9' (früher durch £, 8ch). In etymologischer Beziehung sind diese Laute fast durch- greifend die Entartungen ursprünglicher Gutturale, und sie begegnen gelegentlich den skr. und sendischen Palatalen, weil diese ebenfalls von gutturaler Herkunft sind (s. §. 88. p. 126 f.) Im Litauischen hat z die Aussprache des slav. 3 und z die des HC, doch ist ihm z weniger beliebt als dein Slavischen sein 3, und es zeigt, sofern es nicht den ursprüng- lichen Guttural behauptet hat, in der Regel z' gegenüber dem slavischen 3, (s. p. 126 f.). Ein Beispiel mit z für slav. 3 9 ist zwdna-t Glocke und das damit zusammenhän- gende zwaniju ich läute, gegenüber dem slav. 3BOHZ 9vonü Schelle, 3BhH't>TH 8vinjeti tönen. Miklosich (Radi- ces p. 31) zieht diese Ausdrücke zur skr. Wz. du an. Ich vermittele sie aber lieber mit der skr. Wz. tvan tönen*), lat 8on (s. p. 10); denn wenn auch das slav. 3 9 in der Regel die Entartung eines weichen Gutturals ist, so kann doch eine gelegentliche Entartung eines ursprünglichen barten Zischlauts in einen weichen keinenAnstofsgeben, und Miklo- sich führt wähl nicht mit Unrecht 38*^34^ tvjetda Stern *) Ich dachte früher auch an das seltenere kvan, wobei jedoch die Tenuis Bedenken erregt.
152 Schrift- und Laut-Syriern, §• 92. L zur skr. Wz. ivid leuchten (eigentlichbind), ferner 3p*fe*rH trjeti reifen zu sjj ird kochen, — wqvon unregel- mäfsig irtd-9 gekocht — 3XI&ATH fübati agitare zu k9uV (Causale As'ff ff dy dm ich erschüttere), mit Verlust des Gutturals, welcher die Veranlassung zum skr. 9 für e ist. Ich lege kein Gewicht darauf, dafs in den beiden ersten Formen das slav. 3 f einem sanskritischen ^palatalen, von k stammenden Zischlaut gegenübersteht, da das Slavische so- wohl für s als fiir i ein c s verlangt, und die Ent- stehung des skr. palatalen i aus k gleichsam schon vor der Gebart der slavischen und lettischen Sprachen eingetreten war (s. §. 21-).), so dafs wir es also hier im Slavischen nur mit der Umwandlung eines harten 9 in ein weiches zu thun haben. Ein solcher Übergang zeigt sich auch in dem oben (p. 37) erwähnten pH3& rifa Kleid (skr. va9 kleiden, lat. ves-tis) und den damit zusammenhängenden Wörtern, wenn ich Recht habe, in ihrem r die Entartung eines o zu erkennen. — Erwähnung verdient hier noch ein slavisches Lautgesetz, wornach dem 4 durch den rückwirkenden Ein- flufs eines folgenden j, oder eines aus j mit nachfolgendem Vocal entstandenen kt, ein sk vorgeschoben wird, und unter denselben Bedingungen dem T ein tu s'; daher z. B. GüR^k ja$di ifs, oder er soll essen, für skr. adyas edas, adyat edat; /JA^K^K dafdi gib, er soll geben, für skr. dadyas des, dadyat det; BtoR^k tyWd» wisse, er soll wissen, für skr. vidydfa scias, vidydt sciat; BOXt^k 00/di Führer, vom Stamme vo$djo (Wz. j?ed, vod füh- ren). Das ] selber fallt weg, im Fall der Vocal, dem es voranging, erhalten bleibt; daher z. B. rOtnOXt^A gospofida Herrin, ßhrgo9podja; po?K4& rof'dun ich erzeuge, Im- perf. pOHt^AA^X rojdaa##, für ro/djun, rofdj aachü; M&UlTft mung'tun ich trübe für muns^/wn; im Ge- gensätze zu laHC^k jafdi etc., wofür man ja$dj9 (= skr. adya9t adyat) erwarten könnte, wenn das skr. lange d nqtl Formen wie ady&9 sich zu 0 geschwächt hätte (s. unter £.); oder iahc^ia jaidja^ im Fall einer blofsen
Schrift- •und Laut-System. §. 93. 4 153 Kürzung des langen d. Es ist aber der Vocal des skr. Moduscharakters yd in <jen wenigen slavischen Verben, welehe auf die skr. 2te Hauptconjugation sieh stützen — es sind deren nur drei — ganz unterdrückt worden, und der Halbvoeal bat sich vor Consonanten zu H i vocaHsirt (daher quk^HTE ja$d-i-te esset = skr. ad-ya-ta) und schliefsend zu k t, also CüK^k ]a$di für skr. ad-yd'-e edas, ad-yd-t edat. — Ich fasse die in Rede stehenden Lautgruppen ?'d und IUT z*i in Übereinstimmung mit Miklos ich (vergl. Lautlehre p. 184 ff.) als Umstellungen von d$9 tzf (wie dor. ad für £ =» da), ohne jedoch mit dem genannten Gelehrten den Zischlaut als „eine Veränderung des Lautes ]” zu betrachten. Gegen diese Annahme spre- chen, meiner Überzeugung nach, die oben erwähnten Formen jafdt, da$di' vjefdi^ wo das k t, wie gezeigt worden, die Verstümmelung einer mit j anfangenden Sylbe ist; eben- so in Formen wie BOJK^k vo/di Führer, vom Stamme vöz'djo. Es wäre also, wenn man das /, z. B. von dafdi als Umwandlung von j fafste; das skr. y und griech. t (von dido-iS]) in Formen dieser Art doppelt vertreten, einmal durch k i und dann durch /. Erklärt man jedoch dafdi aus dad^i^ dieses aber als euphonische Umwandlung von dadt, so treffen wir mit dem oben (unter A.) erwähnten litauischen Lautgesetze zusammen, wornach z. B. z'ödziö für dödiö gesagt wird, und wo das dz (= slav. d$) seine Entstehung aus d dem rückwirkenden Einflüsse des ihm zur Seite stehenden i nebst nachfolgendem Vocal ver- dankt, in derselben Weise, wie 6 = TUI in gleicher Umge- bung aus t entspringt. Wir stellen also auch in den oben erwähnten Formen wie münz tun ich trübe das slavische it (als Umstellung von tz' oder t =» tz*) den litauischen Formen wie deganüö (aus degantiö) gegenüber, und ver- gleichen z. B. mit wedenciö (=ai0zzentz'iö) des fahrenden den ihm entsprechenden slav. Genitiv BECAU1TA vtfanz'ta (für e^aanuiTja und dieses fM& vezahtzjcfy. Auf den Zu- satz so, slav. 70, den im Litauischen Und Slavischen das
154 Schrift - und Laut-Sjttem. §• 92. m. skr. Suffix nZ in den obliquen Casus erhalten hat, werden wir später zurückkommen. Hier erinnere ich noch daran, dafs im Ossetischen die ,3te P. plur. praes. das ursprüngliche t der Endung durch den Einflurs des ihm früher zur Seite gestandenen t in c = ti umgewandelt worden, daher z. B. ca- rinc sie leben (G. Rosens Ossetische Sprachlehre p. 18). Der Fall ist um so beachtenswerther, als im Sanskrit das Part, praes. durch sein Suffix nt in einer äufserlichen Analogie zur 3ten Pluralperson auf nti steht, und als aus der Form der letzteren immer auch die des Part, praes. erschlossen werden kann; z. B. aus dem unregelmärsigcn uianti sie wollen (Wz. vai, s. p. 46) ein Participialstamm uidnt (in den starken Casus). m. Von grofsem, aber zerstörendem Einflufs auf die Grammatik der slavischen Sprachen ist das schon oben (p. 113 Anm. **) erwähnte Gesetz, wornach, abgesehen von dem in A und & enthaltenen schwachen Nasallaut (s. p. 135), alle ursprünglichen Endconsonanten unterdrückt werden xnufsten *), so dafs in den lebenden slavischen Sprachen nur *) Ich glaubte früher (erste Ausg. §. 255. Z.) das Gesetz der Un- terdrückung ursprünglicher Endconsonanten auf die meh rsy I big en Wörter beschränken zu müssen, und im Genitiv und Locativ pl. der ersten und zweiten Person, HACX, BACK, wofür Dobrowsky HAC nas, BAC vat schreibt, die sanskritischen Nebenformen zu erkennen (1. c. §.338). Ich habe aber diese Ansicht später dahin berichtigt, dafs der Zischlaut der genannten Formen im Genitiv auf die skr. Endung /dm, altpreufs. xon, und im Locativ auf dieskr. Endung su sich stütze (1. c. p. 1078 Anm.*), obwohl ich da- mals noch na- va-s fiir na-auv, va-su las. Gibt man dem X die Aussprache«*, so hört auch der Singular-Nominativ AßK ich, wo- für Dobrowsky unrichtig Aß a; schreibt, auf, als einsylbiges Wort zu erscheinen, und es ist hier vom skr. aham und sendiscben af em nur das schliefsende m weggefallen, während das gothischeifc, wie die lebenden slavischen Dialakte, z. B. das slovenische/aß, auch den vorletzten Vocal verloren hat. Im Altslavischen gibt es nur äufserst wenige einsylbige Wörter, während sie in den jüngeren
Schrift- und Laul-Spltm. §. 92. m. 155 solche Consonanten am Wort-Ende Vorkommen, denen ur- sprünglich noch ein Vocäl zur Seite stand, wie z. B. im slovenischen delam ich arbeite, 2. P. delas\ aus de- lami, delaei, dagegen im Imperativ delaj in deij 3 Per- sonen des Singulars, weil hier jn dem entsprechenden skr. Potentialis die Personal-Consonanten m, a, t das Wort scblie- fsen* *). Auch im Altslavischen haben viele Endungen erst durch Dialekten hauptsächlich durch Unterdrückung oder Verstummung des X, ferner durch die häufige Unterdrückung eines schliefsenden k i aufs erst zahlreich geworden sind. *) Im Altslavischen gibt es überhaupt gar keine Endconsonanten, denn wo bei Do brows ky, dem ich in der ersten Ausg. dieses Bu- ches gefolgt bin, consonantisch schliefsende Formen erscheinen, ist entweder ein k iw, oder einX u (s. unter c.-), welches Dobrowsky für lautlos hielt, weggetassen. Er schreibt z. B. HICIT fiir HECETk neseti (er trägt) und HECEM fiir HECEJIX nesemu (wir tra- gen). Für die Erforschung der grammatischen Beziehungen des Slavischen tum Sanskrit waren solche Unrichtigkeiten nicht sehr störend, denn man konnte auch in neset, netem nicht verkennen, dafs ersteres auf sanskritische Formen wie vdh-a-ti er fährt, letz- teres auf solche wie vdh-d-mas wir fahr en sich stütze, wie z. B. das goth. bair-i-th auf Udr-a-ti (sl p. 113) und bair-a-m auf ^dr-d-mas (s- §• 18)- Das auch wenn man ihm mit Miklosich die Aussprache u gibt, hätte man, ohne Berücksichti- gung der urverwandten Sprachen, fiir einen euphonischen Zusatz-zur Vermeidung consonantischer Endlaute halten können, wie z. B. das a gothischer Neutra wie thata fiir skr. tat (s. p. 113) und männlicher Singular-Accusative wie tha-na fiir skr. Za-m, gr. 70-v, oder wie das italiänische o in dritten Pluralpersonen wie amsno, aus amant^ wo die Unterdrückung des t nothwendig war, aber auch das n ohne Anfügung eines Hülfsvocals nicht hätte erhalten werden können, was den Übelstand völliger Gleichheit des Singulars und Plurals würde veranlagt haben, wie im Gothischen fiir bairaina ferant, ohne das dem Pluralzeichen n angefugte unorganische a, wahrscheinlich bairai, also dem Singular gleichlautend, wurde gesagt worden sein. Das Althochdeutsche ist durch spätere Unterdrückung des unorganischen a wieder zu einer dem Urtypus unseres Sprachstammes näher stehenden Form zurückgekehrt, und stellt bcrto dem goth. bairaina gegenüber.
156 Schrift- und Laut-System. §. 92. m. die Entdeckung dieses Gesetzes ihre Rechtfertigung und die Möglichkeit ihrer Vermittelung mit gleichbedeutenden Bil- dungen der urverwandten Sprachen gewonnen. Formen wie nedes-e coeli, nebes-ü coeiorum, sünov-e filii (p'lur.) dürfen nun den sanskritischen wie nabas-as^ ndbat-am, sundv-a*, den griechischen wie y/<^s(a)-o^ vt$d(ff)-wv9 ßorpv-tfr als ebenbürtig gegenübergestellt werden, und zwar mit dem- selben Rechte, womit wir oben (p. 113) das gothische bai- rai und griech. <p(poi dem skr. Bdret und send. baröid zur Seite gestellt haben. In der Declination der weiblichen Stämme auf a a erscheint Xl ü sowohl im Genitiv sg., als im Nominat. plur.; es entspricht an beiden Stellen der litaui- schen Form auf (für d-s). Man vergleiche pÄKXl runkü. (Xupo$> in’t dem gleichbedeutenden lit. ranAd-s, und vidovü viduae (nom. pl.) mit dem skr. Pluralnominativ vtdavas. Im Instrumentalis pL erklärt sich die Abweichung der Formen auf XI ü, aus Stämmen auf o (für skr. und lit. a), von den Instrumentalen auf mi anderer Wortklassen dadurch, dafs die Stämme auf a im Sanskrit den Instr. pl. auf dw, im Litauischen auf aü bilden, während alle anderen Wortklassen im Sanskrit den genannten Casus durch die Endung dss, im Litauischen durch mit (aus bis) bilden. Es stimmt daher z. B. zum litauischen wxlkais (vom Stamme wilka = skr. vr'ka aus varka Wolf) und skr. v/idw das slav. BAXKX1 vlükü, dagegen zum lit. rankö-mü das slav. runka-mi, und zum skr. viefava-bia das slav. vido- va~mi. Wenn aber dem skr. 8Ünu-bis und lit. sunu-mü im Altslav. nicht 8ünü-mi oder sünd-mt, sondern sünii gegen- übersteht, so kommt dies daher, dafs im Altslavischen die Stämme auf o (aus a) und die aufw in ihrem Declinationstypus sich mit einander vermischt haben. Hiervon später mehr. — Das Litauische behauptet in Bezug auf das Endlautgesetz vor den slavischen Sprachen nur den einzigen Vorzug, dafs ihm das uralte schliefsende * an verschiedenen Stellen der Grammatik noch verblieben ist, nicht aber überall; es zeigt z. B. sufiau-e für skr. 8Ünd-8 (aus sunaü-s) Sohnes,
Schrift- und LautSjslem. §« 92. m. 157 aawdr equae (nom. pl.) ausaswäsa skr. divds (nom. und acc. pl.); aber bei den Personal-Endungen ist das schlie- fsende a ebenso durchgreifend verloren gegangen, als es bei Casus-Enduhgen (mit der einzigen Ausnahme des Genit. du., wo auch das Send den schliefsenden Zischlaut eingebüfst hat) überall, wo sich Gelegenheit dazu bietet, erhalten ist. Daher z.B. 9ek-a-wa wir beide folgen für skr. Jdd-d-eas, iek-a-ta ihr beide folget für sd.d-0-las; 9ek-a-me wir folgen für 9di-d-m,a9. Zu einem schliefsenden t würde unter andern die 3te Person des Imperativs «= skr. Potent., wo sie sich behauptet hat, Veranlassung bieten; es ist aber unterdrückt worden, daher eiie er sei (te etie dafs er sei) für STJFrV (verstümmelt aus a8yd>t\ altlat. gr- en); dudie (te dudie) er gebe für dadyd?t> slav. da$dl (s. p. 152)« gr. Auch die germanischen Sprachen haben von allen ursprünglichen Endconso^ nanten fast nur das 9 — wofür im Gothischen auch p — am Wort-Ende geschützt, und aufserdem das r in Wörtern wie goth. brothar Bruder = skr. Sratar (them. und Voc.). Doch sind schon dem Althochdeutschen sel^r viele schlie- fsende 9 grammatischer Endungen entschwunden, die das Gothische noch bewahrt hat. Man vergleiche z. B. Gotbisch Wlf9 lupUS vulffa lupi (pl.) ifO9 ejus (fern.) anttoü gratiae (gen.) aruteü (nom. pl.) Althochdeutsch Wolf tüolfa * **)) gebö ird 9n9ti eiuti Aufser 9 und r erscheinen in den germanischen Spra- chen nur solche Consonanten am Ende, die in einem frü- heren Sprachzustande entweder einen blofsen Voeal oder *) Zugleich Accusativ. **) Gen. sg. und Nom. Acc. pl. vom Stamme
158 Schrift’ und Laui-Sjutem. §. 93*\ einen Vocal mit nachfolgendem Consonanten hinter sich hatten, wie dies in Ansehung der £-Laute und des m bereits bemerkt worden *). Es erscheinen aber in Folge solcher Verstümmelungen auch Gutturale, Labiale, sowie die Liquidae Z, m, n (r ist ohnehin geduldet) am Wort-Ende; z.B. baatg ich bog, er bog, für skr. bvbtya\ sai^lep ich schlief, er schlief, für skr. susecfya; ou^lupum für skr. vr'ia-m, lit. wükan\ etal ich stahl, er stahl, mit unterdrücktem a; mel Zeit (them. meld); adhsan bovem, für skr. uksän-am (ved. bindan binden für skr. bdncfana-m das Binden. Eine besondere Bewandtnifs hat es mit dem Ausgang un der 3ten P. pl. des Praeterilums. Hier stand offenbar dem n früher ein d und noch früher die Sylbe di zur Seite (vgl. dar. rmtftavri); es verhält sich also z. B. eai$lepun sie schliefen zu saiflepund aus eai^lepundi^ wie unser echldfen (ne echldfen) zum goth. elepand = skr. sva- panti 93*>. Wir wenden uns wieder zum Sanskrit, um in Ansehung der wesentlichsten Lautgesetze dasjenige anzuge- ben, was nicht schon bei der Lehre der einzelnen Buch- staben vorgetragen, wo namentlich von vielen Consonanten gesagt wurde, dafs sie weder am Ende, noch vor starken Consonanten in der Mitte geduldet, und wie sie in dieser Lage ersetzt werden. Aufserdem ist zu bemerken, dafs eigentlich nur Tenues das sanskritische Wort schliefsen kön- nen, Mediae aber nur vor tönenden Buchstaben (§. 25.) ent- weder erhalten werden, wenn sie ursprünglich einen Wort- stamm schliefsen, oder an die Stelle einer Tenuis oder Aspi- rata treten, wenn diese im Satze vor tönende Laute zu stehen kommen. Als Beispiele wählen wir harit grün (vgl. triridie), veda-vid Vida-kundig, dana-ldb Reich- thum-erlangend, Diese Wörter sind nach §. 94. ohne Nominativ-Zeichen; man sagt also z.B. aeti (er ist) harit, äeti veda-vit, asti Jana-lap^ hingegen harid aeti, **) Über schließende /-Laute s. p. 113 und über m §. 18.
Schrift- und LautS/stem. §• 93*>. 159 teda-vid asti, dana-ldb asti\ auch harid Savati etc. Mit diesem sanskritischen Lautgesetze trifft das Mittelhoch- deutsche sehr nahe zusammen, welches zwar in Abweichung vom Sanskrit Aspifate am Ende duldet — nur mit Um- wandlung des tönenden v in. das dumpfe /, s. §. 86. 3. — aber gleich dem Sanskrit, und unabhängig von dem §. 87 erläuterten Verschiebungsgesetze, die Mediae sm Wort-Ende regelmäfsig durch Tenues ersetzt*); daher z.B. den Geni- tiven tages, eidee, wibes, in dem, der Flexion und des End- vocals des Stammes (§. 116) beraubten Nom. ünd AccUs. sg. die Formen tacr «X wip gegenüberstehen. So beim Ver- bum; z. B. die Wurzeln trag, lad, grab bilden in der fle- xionslosen 1. und 3. Pers. sing. Praet. truoc, luot, gruop, Plural: truogen, luoden, gruoben. Wo hingegen die Tenuis oder Aspirata (e ausgenommen) radical ist, da findet keine Lautveränderung in der Declinat. und Gonj. statt; z. B. wort, Gen. Wortes, xnchtwordes, wie im Skr. dadat der gebende, Gen. dddatae, nicht dadadas*, aber vit wissend, Gen. vidae, vom Stamme vid. Im Ahd. sind die verschiedenen Denkmäler in Vollziehung dieses Gesetzes nicht einstimmig. Im Einklang damit steht Isidor darin, dafs er d am Ende in t, und g in c um wandelt; z. B. wort, wordes; dac, dages. — Das Gothische schliefst nur die labiale Media vom Wort- Ende aus, setzt aber dafür nicht die Tenuis, sondern die Aspirata; daher z.B. gqf ich gab im Gegensätze zu gebum, und die Accusative hlaif, lauf, thiuf gegenüber den Nomi- nativen hlcribs, laubs, thiubs, Gen. hlaibie etc. Die gutturale und dentale Media (g, d) werden vom Gothischen am Ende geduldet, doch zeigt sich in einzelnen Fällen auch bei die- sen Organen eine Vorliebe für die schliefsende Aspirata; man vergleiche bauth ich l^ot mit budum wir boten. *) Auf eine ähnliche Erscheinung im Albanesiscben habe ich in der oben (p. 12) erwähnten Abhandlung p. 52 Note aufmerksam gemacht
160 Schrift und Lavt-SjOat. §. 93^. von der Wurzel bud*, aH ich habe, mit aigvm wir haben*). *) Es kann auffallen, dab im Sanskrit die Anfangsbuchstaben der Wörter gewissermaben strengere Anforderungen an den Endconso- nanten eines vorangehenden Wortes machen, ab die Anfangsbuch- staben der grammatischen Endungen und Wortbildungssuffixe an den vorangehenden Consonanten einer Wurzel oder eines Wortstammes; indem nämlich die mit einem Vocal, Halbvocal oder Nasal anfan- genden Endungen und Suffixe keine Umwandlung irgend eines vor- angehenden Consonanten veranlassen. Man sagt z.B.yud-äs des Kampfes, yud-y d-tl es wird gekämpft, harit-ai des grfinen, pät-a-ti er fällt, im Gegensätze zu W^fT Z“ fl/Zi oder harid aati. Den Grund dieser Erscheinung erkenne ich, in Übereinstimmung mit Boehtlingk (Bull. hist. phil. der St. Petersburger Akad. T. VIIL No. 11), darin, dab die Verbindung der inneren Theile eines Wortes unter einander eine engere ist, als die zwischen End- und Anfangslaut zweier zu- sammenstobender Wörter. Es ist nämlich z. B. die Verbindung zwischen dem d des Stammes yud Kampf oder der Wurzel yud kämpfen mit der Genitiv-Endung a* von yud-da (lautlich zu zu theilen yu-dds) und dem Passiv-Characterya von yudydtl (—yu-dyat#)) oder die Verbindung der Wurzel dak können mit dem Klassencbaracter nu von / aknumda (aa-knumdt) wir können, eine ebenso innige, als am Wort-Anfange z. B. die Ver- bindung des d mita in ddna-m Reichthum, oder des d und ydi der Wurzel dydidenken, oder die Verbindung des k und na der Wz. knai verletzen; d.b. der Endconsonant der W urzeln und Wortstämme scbliebt sich der folgenden Sylbe an und bildet einen Be- standtbeil derselben, während die Endconsonanten derWörter ganz dem Worte angehören, dessen Ausgangsie sind, jedoch aus Wohllautsruck- sichten sich dem folgenden Anfangsbuchstaben insofern assimiliren, ab die Tenuis, die dem Wort-Ende zukommt, vor tönenden Buchstaben in einen tönenden Buchstaben ihres Organs, und zwar in die reine Media Obergebt. Auf dieselbe Weise fafst im Wesentlichen auch W. v. Humboldt diese Erscheinung, indem er („Über die Kavi- Sprache” Einleitungp. 153)den Unterschied zwbchen der lautge- setzlichen Behandlung der Endconsonanten und der mittleren daraus erklärt, dab der Anfangsvocal eines Wortes immer von einem gelinden,
Schrift- und LautSplem, §; 93*). 161 93*). Auch im entgegengesetzten Sinne des eben er- wähnten sanskritischen Lautgesetzes findet im Althochdeut- Hauch begleitet sei und sich nicht in d e m Verstände an den End- consonanten des vorhergehenden Wortes anschlielse, in welchem das Sanskrit den Consonanten mit dem in derselben Sylbe auf ihn folgenden Vocal als unlösbar Eins betrachtet. — Wenn aber nicht alle Consonahten-Verbindungen, welche im Innern des Wortes sich zeigen, auch am Anfänge vorkommen oder möglich sind, und z. B. gegenüberden Formen wie baddd geb un den d erlangt (euphonisch für band-td, la£-td) sich keine Wörter oder Wurzeln finden, welche mit dd oder bd an fangen, sq nöthigt uns dies, an dem Princip, dals im Innern des Wortes der Endconsonant einer Wurzel, der Ansprache nach, zur folgenden Sylbe zu ziehen sei, nicht mit zu grober Strenge festzubalten. Eine mit bd anfangende Wurzel wäre zwar möglich, da im Griechischen /-Laute hinter anfangenden Motis anderer Organe wirklich vorkommen; es ist aber unmöglich, zwei Mutae desselben Organs am Aqfange einer Sylbe, sei es am Wort-Anfänge oder in der Mitte, hintereinander hören zu lassen, und ich glaube daher, dals wir genötbigt sind, baddd in der Aussprache so zu theilen, dafs wir die reine Media der ersten Sylbe, und die aspi- rirte der 2ten zukommen lassen, also bad-dd sprechen, und es scheint auch natürlicher, wenigstens leichter, lab-dd als la-bda zu sprechen. — Wenn Aspiratae am sanskritischen Wort-Ende ebenso wenig geduldet werden als in der Mitte vor einer folgenden Muta, so liegt der Grund in der den skr. Aspiraten eigenthümlichen Aussprache (s. §. 12). Auf bh und dh nach sanskritischer Aussprache kann die Stimme nicht ruhen; wenn aber das Sanskrit die Endconsonanten it dem Anfangsbuchstaben des folgenden Wortes verbände, und uns nicht die Endconsonanten als Ruhepunkte anwiese, so wäre kein Grund, Begegnungen wie yüd utii (pugna est) zu vermeiden and statt dessenyüd atti zu sprechen, weil die Stimme viel leichter auf einer Media ruht, als auf einer Aspirata von sanskritischer Art. Die Sprache gibt uns also dqrch ihre Endlautgesetze eine Mahnung zur Worttrennung, und wenn man das sogenannte Viräma oder Ruhezeicben nicht geeignet findet, um in der Dävanägari-Schrift ein consonantisch endigendes Wort vom folgenden zu trennen, so möge man statt dessen ein anderes Zeichen erfinden, oder den Gebrauch der Dlvanägari- Schrift in unseren Drucken ganz aufgeben. Was L il
162 Schrift- und Laut-Sjstem, §. 93*t sehen, wie zuerst J. Grimm erkannt hat (I. 138, 158, 181), ein Verbältnifs zwischen End* und Anfangsbuchstaben zweier zusammentreffender Wörter statt, jedoch nur bei Notker. Dieser zieht am Anfänge der Wörter die Tenues den Medien vor, und bewahrt die letzteren, wo sie an und für sich ein Wort beginnen*), nur hinter Vocalen und Liquiden, ver- wandelt aber dieselbe am Anfänge eines Satzes, sowie hinter Mutis (A, ch als Aspirata des k mitbegriffen) und s, in die entsprechende Tenuis, also b in p, g in k und d in 8; daher z. B. ihpin ich bin; aber ih ne bin non sum, helphentpein Elfenbein, aber miniu beine meine Beine; abkot Abgott, aber minan got meinen Gott; lehre mih kan lehre mich gehen, aber wir giengen wir gingen, laz in gan lafs ihn gehen; ih tahta ich dachte, arges tahton sie arges dach- ten sie, aber so dahta ih. Beginnt aber ein Wort in Folge der zweiten Consonantenverschiebung (§.87.2.) schon an und für sich mit einer Tenuis, so richtet sich diese, wie ich jetzt glaube, in Abweichung von Grimm und meiner frü- heren Fassung dieses Gesetzes (erste Ausg. p. 90), behaup- ten zu dürfen, nicht nach dem vorhergehenden Endlaut, son- dern bleibt auch hinter Vocalen und Halbvocalen in der Regel unverändert. Veranlassung zu solchen, vom hoch- mich betrifft, so nehme ich keinen Anstand, Sf^fT zu schreiben, damit man nicht wie ju-rfa-jspreche. In gewissen Fal- len ist jedoch die Zusammenziehung zweier Wörter oder die phone- tische Aufhebung der Individualität zweier zusammentreftender Wör- ter notbwendig; man kann z.B, dSvy atti des est und vacfv atti fernina est nicht anders ausspreeben, als so, dafs man den aus tund d lautgesetzlich hervorgegangenen Consonanten (jr = /) mit dem Vocal des folgenden Wortes zu einer Sylbe vereinigt; was uns jedoch nicht bindert, in der Schrift die Worttrennung zu bewahren, da der Gedanke sie sich nicht nehmen läfst *) D. h. wo im Mittel- und Neuhochdeutschen und in einem Theile der althochdeutschen Quellen die gothische oder urdeutsche Media fortbestebt, oder wo nach §.87.~2. eine Media für ältere Aspirata eingetreten ist
Schrift- und Laut-System. §. 93*h 163 deutschen Standpunkte aus, primitiven Anfangs-Tenues geben jedoch fast nur die Dentale, während bei Gutturalen und Labialen in den meisten Quellen des Althochd., sowie im Mittel- und Neuhochdeutschen, die gothischen Mediae gröfs- tentheils unverändert geblieben sind *). Ich verweise zur Bestätigung der Unveränderlichkeit anfangender Tenues, namentlich des ff, unter andern auf die von Graff unter tag Tag, tuon tbun, tat That, teil Theil und toufen taufen, ohne Rücksicht auf das in Rede stehende Gesetz **), *) S. p. 123. Auch die Wurzel, wovon unser Pracht stammt, ist bei No tk e r noch als eigentlich mit b anfangend aufzufassen; eben so die Notkerische Form für unser Pein und das davon abstammende Verbum. Der Labial dieser Wörter erscheint daher bei Notker nur am Anfänge eines Satzes und hinter nicht-liquiden Consonanten als Tenuis. — Auf Fremdwörter lege ich kein besonderes Gewicht, doch verdient es Beachtung, dafs parady± und porta ihr p hinter Vocalen und Liquiden unverändert lassen (Jone paradyse Ps.35,13 u. 108,15; diu porta 113,1; dine porta 147, 2). Hätte Graff seine zahlreichen Belegstellen bei Wörtern mit anfangendem t zur schärferen Bestimmung des Notkerischen Gesetzes umfassend benutzt', so wurde er schwerlich im 5ten Bande seines Sprachschatzes (p. 2) in Bezug auf den Gebrauch des anfangenden d und / gesagt haben, dafs bei Notker t nach anderem Auslaut als Vocal und Liquida, oder am Anfänge des Satzes stehe, dafs aber auch öfter der organische althochd. Anlaut unangetastet bleibe, z. B. in demo tagedinge^ allero tugedo. Gewifs ist, dafs — wenn man im Notkerischen Sprachgebrauch die Wörter, welche auch im Mittel- und Neuhochdeutschen mit z, als Verschiebung eines gothischen d, be- ginnen, von denjenigen unterscheidet, welche mit d als Verschiebung eines goth. th anfangen — Formen wie tagedinge und tugedo hinter Vocalen als vollkommen gesetzmäfsig und durchaus nicht als Ver- letzungen einer Lautregel erscheinen, und dafs man es im Gegentheil m den Ausnahmen seltener Art rechnen mufste, wenn man demo da- (dinge und allero dugedo^ statt demo tagedinge, allero tugedo fände. Kne Form duged für tuged (Tugend), oder auch ein d in dem ent- sprechenden Verbum, lafst sich unter den Belegstellen bei Graff und vielleicht in allen Notkerischen Schriften überhaupt nicht blicken, 11 •
164 Schrift- und Luut-Sfstem. §• 93*h gegebenen Belegstellen, Wovon ich einige Beispiele hersetze: der tag chumet, in dien tagen, über eie tagee, alle taga, in tage, be tage, fore tage, fone tage ze tage, an demo jungeetin tage, jartaga, wechetag, frontag, hungartag; do liez ih eie tuon, eo tuondo, daz eolt du tuon, ze tuonne, daz eie mir tuon, ge- tan habet; menniechen tat, getat Handlung, ubiltat Übel- that, ubiltatig übelthätig, wolatate Wohlthaten, meintate Übelthaten, mieeetat; fone demo nideren teile, geteilo par- ticeps, zenteilig zehntheilig; getaufet getauft.— Höchst selten zeigt Notker für das aus goth. d entstandene und ihm als ursprünglich geltende t ein d; so z. B. in dem ganz vereinzelt stehenden undat Unthat, dessen d ich lieber als Erhaltung der älteren gotbischen Media ansehen möchte, denn als eine dem vorhergehenden n zu Liebe eingetretene Umwandlung des t. Auch für das hinter Vocalen und Liqui- den überaus zahlreich zu belegende tag findet man gelegent- lich dag, was Verdacht gegen die Richtigkeit der Lesart er- regt; so Ps. 55, 2 allen dag, aber gleich darauf allen tag. Dagegen gibt es unter den bei Notker, wie im Mittel- und Neuhochdeutschen, mit d (für goth. tA) anfangenden Wörtern einige, welche nur sehr selten die hinter nicht-liquiden Con- sonanten, oder am Satz-Anfange, zu erwartende Umwandlung in t erfahren. Unter diesen macht sich besonders das Pro- nomen der 2ten Person sg. bemerklich; Z.B. Ps. 10.6.2: daz eolt du tuon das sollst du tbun; 19,5: daz du; 27,1: ne eiet du; 43, 19: gechertoet du; 2, 8: eo gibo ih dir. Bei- spiele von du am Anfänge des Satzes sind; du biet (3, 4), du trübten (4, 7); du gebute (7, 8). Auch der Artikel be- hält hinter nicht-liquiden Consonanten und am Satz-Anfange gerne sein d bei, daher z. B. Ps. 1, 1: der man iet ealig, der; 3: daz rinnenta wazzer; ten weg dero rehton. Abge- sehen von solchen Anomalien und einigen verdächtigen Les- arten, glaube ich nun das Notkerische Gesetz auf den Grund obwohl dem anfangenden t dieser Wörter meistens ein Vocal oder eine Liquida vorbergebt
Schrift- und Luui-Sjslem. §. 94.95. 165 des Gesagten so formulirenzu dürfen: 1) Anfangende Mediae gehen am Anfänge eines Satzes und hinter nicht-liquiden Consonanten in ihre entsprechende Tenuis über, bleiben aber hinter Vocalen und Liquiden unverändert. 2) Anfangende Tenues und Aspiratae bleiben in allen Stellungen unverän- dert. Die Bestimmung 2) könnte jedoch wegbleiben, da sie sich von selbst versteht, wenn kein Gesetz die Umwandlung »fangender Tenues und Aspiratae unter gewissen Umstän- den vorschreibt. 94. Zwei Consonanten werden im Sanskrit im erhal- tenen Zustande der Sprache, am Ende eines Wortes nicht mehr geduldet, sondern der letzte wird abgeworfen. Diese Verweichlichung, die erst nach der Sprachspaltung eingetreten sein kann, da -dies Gesetz weder vom Send noch von den europäischen Schwestersprachen anerkannt wird, hat in manchen Punkten nachtheilig auf die Grammatik gewirkt, und mehrere alte, von der Theorie geforderte Formen, ver- stümmelt. Im Hochdeutschen könnte man etwa mit dieser Erscheinung den Umstand in Verbindung setzen, dafs Wur- zeln auf doppelte Liquida (U, mm, nn, rr) in flexionslosen Formen, und vor Consonanten der Flexionen, die letzte ab- werfen. Auch -von doppeltem h und t wird schliefsend das letzte abgelegt, daher z. B. von atihhu (pungo), ar-prittu (stringo), das Praet. 1. und 3. Pers. stoA, arprat. Im Mhd. wird aufserdem auch in der Declination von ck und ff am Wort-Ende das letzte abgeworfen; z. B. boc, Gen.bocken grifi grffea\ von tz mufs das t weichen, z.B. achaz^ achatzea. 95. Zwischen ein sehliefsendes n und einen dum- pfen Consonanten der dentalen, cerebralen und palatalen Klasse*) wird im Sanskrit ein Zischlaut vom Organ der fol- genden Muta dfogescboben, und das n durch den Einflufs dieses Zischlauts in Anusvära oder Anunäsika (n, n) umge- wandelt; daher z. B. abavanatdtra oder abavanatdtra *) Man berücksichtige, da£i die Palatale ihrer Aussprache nach nit einem /-Laut beginnen (c = //).
166 Schrift- und Laut-System. §. 96. sie waren dort, fiir aBavan tdtra\ asmtnsiarane oder asmifiiidrani an diesem Fufse, fiir am« carane. Hierzu stimmt die Erscheinung, dafs im Hochdeutschen in gewissen Fällen zwischen ein radicales n und das t einer Endung oder eines Suffixes ein < eingeschoben wird; z. B. von der Wurzel ann begünstigen kommt im Ahd. an-s-t du begünstigst, on-s-ta oder onda ich begünstigte, an-s-t Gunst; von braun kommt brun-s-t Brunst; von chan stammt chun-s-t Kenntnifs, Wissenschaft, unser Kunst, worin sich, wie in Brunst und Gunst, das euphoni- sche s noch erhalten hat. Das Gothjscbe zeigt diese Er- scheinung vielleicht nur in ofi-s-te und allbrun-s-ts (holo- caus tum). Im Lateinischen zeigen manstutor (qui manu tuetur) und mons-trum (von monso) ein euphonisches s die- ser Art. 96. Weiteren Umfang hat das euphonische Vefmitte- lungs-s im Sanskrit hauptsächlich nur noch bei präfigirten Präpositionen gewonnen, die überhaupt gerne die innigste und bequemste Verbindung mit der .folgenden Wurzel ein- gehen. Auf diese Weise kommt das euphonische s zwischen den Präpositionen sam, ava, pari, prati, und gewissen mit k anfangenden Wörtern vor. Hierzu stimmt merkwürdig das im Lateinischen an ab und ob vor c, q und p antre- tende s *), was der Präposition ab auch im isolirten Zustande vor den genannten Buchstaben gelassen wird. Hierher ist auch zu ziehen das von Festus erwähnte cosmütere für committere (s. Schneider p.475), wenn nicht etwa ein ursprüng- liches smitte für mitte in dieser Zusammensetzung erhalten ist. Im Griechischen zeigt <r eine Neigung sich mit t, S* und p zu verbinden, und kommt vor diesen Buchstaben als euphonisches Bindemittel, besonders nach kurzen Vocalen vor, in Fällen, die hier keiner besonderen Aufzählung be- dürfen. In Compositen wie a-axsaTrdkog rechne ich das <r, ) Dals wir mit Vossius ob-toktco theilen, und nicht mit Schneider ($• 571) obs-otesco, bedarf kaum einer Vertheidigung.
Schrift- und Laut-System. §. 97. 167 gegen die gewöhnliche Ansicht, zum Stamme des ersten Gliedes (§. 128). — Es bleibt noch übrig, hier der Ein- schiebung eines euphonischen Labials zu gedenken, welche dem Altlateinischen mit dem Germanischen gemeinschaftlich ist, und dazu dient, die Verbindung des labialen Nasals mit einem Dental-Laut zu erleichtern. Das Lateinische setzt p zwischen m und ein folgendes t oder s; das Gothiscbe und Ahd. setzen / zwischen m und t. So z. B. sumpro, prompt dempri, sumptus9 promptus, demptus-, gothisch andanvm-f-te Annehmung; ahd. chum-f-t Ankunft. — Im Griechischen findet sich noch die Einschiebung eines euphonischen ß nach p, und eines d nach y, um die Verbindung von p9 v mit p zu erleichtern (piaripßpia^ pipßtercu, drfpd$9 s. Buttm. Aus- fuhr!. Gr. Spracht. .§. 19. Anm. 2.), während das Neupersische ein euphonisches d zwischen den Vocal einer präfigirten Präposition und den des folgenden Wortes cinsetzt, wie be-d-ö ihm. 97. Am Ende der Wörter bietet das Griechische — Dialekt-Eigenheiten wie p für ; ausgenommen, s. §.22 — wenig Veränderliches dar. Die Veränderung des y, in alten Inschriften, beim Artikel und dem präfigirten crvv, ev und ffoXxy, stimmen zu den Veränderungen, welche im Sanskrit nach §. 18 das schliefsende £Lm a^er Wörter nach Mafs- gabe des Organs des folgenden Buchstaben erleidet. Auch ist das schliefsende v im Griechischen meistens aus p her- vorgegangen, und steht diesem Buchstaben, den das Grie- chische am Ende nicht duldet, in entsprechenden sanskriti- schen, sendischen und lateinischen Formen gegenüber. Oft ist y auch aus einem schliefsenden $ hervorgegangen; so entspricht z. B. pw (dorisch pe$) und im Dual tov den skr. Personal-Epdungen mas, ias, tas. Diese schon anderwärts von mir gegebene Erklärung des y aus $ fand ich seitdem auch durch das Präkrit unterstützt, wo auf ähnliche Weise das schliefsende s der Instrumental-Endung plur. fvRL Bis in das trübe ri (Anusvära §. 9) übergegangen ist, und hin fiir gesagt wird. — In Ansehung der Vocale ver-
168 Schrift und Laul-SpUm, §. 98« «dient noch bemerkt zu werden, dafs im Sanskrit — aber nicht im Send — auch bei dem Zusammentreffen vocali- ecber Ausgänge und Anfänge dem Hiatus vorgebeugt wird, ' .entweder durch Zuaammenfliefsung der sich begegnenden Vocale, oder dadurch, dafs Vocale, denen ein verwandter Halbvocal zu Gebote steht, in diesen übergeben, wenn ein Unähnlicher Vocal darauf folgt. Man sagt z. B. HErffäjL dtliddm est hoc, und o,ydm est hic. Der Deutlichkeit wegen, und weil das Zusammentreffen < zweier Vocale allzuoft zweien oder mehreren Wörtern das Ansehen eines einzigen geben würde, schreibe ich in meinen neuesten Text-Ausgaben 5TE?ft XR’ um durch unser Apo- stroph, welches ich im Sinne eines Zusammenfliefsungs- zeichens gebrauche, anzudeuten, dafs der bei dam feh- lende Vocal schon in dem Endvocal des vorhergehenden Wortes enthalten ist. Man würde vielleicht noch besser 35FEcHl <\R schreiben, um gleich beim ersten Worte anzu- deuten, dafs sein End-Vocal durch Contraction entstanden ist, und das folgende Wort daran Theil hat *). 98. Betrachten wir nun die Veränderungen in der Mitte der Wörter, d. h. die der End-Buchstaben der Wur- zeln und Nominalstämme vor grammatischen Endungen, so zeigt sich in dieser Beziehung am meisten Leben, Kraft und Bewufstsein im Sanskrit; und diese Sprache steht insoweit noch auf dem ältesten Standpunkt, als in ihr die Bedeutung jedes einzelnen Radicaltheiles noch so stark gefühlt wird, dafs derselbe zur Vermeidung zu grofser Härte wohl mäfsige Umänderungen erleiden, aber, einige Vocal-Elisionen ausge- *) Nach den Original-Handschriften können wir uns in dieser Be- ziehung nicht richten, da diese gar keine Worttrennung zeigen, und ganze Verse ohne Unterbrechung susammenschreiben, gleichsam als hätten sie blofs sinnlose Sylben, und keine bedeutsamen, in jeder Stel- lung selbständig bleibenden Wörter darzustellen. Da man also notb- wendigerweise von den indischen Gewohnheiten abgehen mufs, so ist gewift die vollständigste Trennung auch die vernünftigste.
Schrift- und Laut-Sjstem. §. 99. 169 nommen, nicht ganz aufgehoben, oder durch zu grofse Nach*/, giebigkeit und zu kühne Übergänge ganz unkenntlich ge- macht werden kann. Doch bietet das Sanskrit mehr als irgend eine andere der verwandten Sprachen Veranlassung « xum Kampfe unverträglicher Consonanten dar, der aber mei- stens ehrbar und kräftig geführt wird. Vocale und schwache Consonanten (§. 25) grammatischer Endungen und Suffixe äufsern keinen Einflufs auf den vorhergehenden Consonan- ten; stärkere Consonanten fordern aber, wenn sie dumpf sind (§. 25), eine Tenuis, und sind sie tönend, eine Media vor sich; z. B. t und f dulden nur A, nicht ÄT, g, nur nicht f, d, etc. Dagegen duldet <T nur g, nicht A, y; nur d, nicht t, f, <T; nur 6, nicht p, p, B vor sich. Nach diesem Gesetze haben sich die Endbuchstaben der Wurzeln und Nominalstämme zu richten, und es bietet sich dazu häufige Veranlassung dar, weil, im Verhältnifs zu den verwandten Sprachen, ungleich mehr Verba als in diesen die Personal-Endungen unmittelbar mit der Wurzel verbin- den; und auch unter den Casus-Endungen sind viele, welche mit Consonanten anfangen (VUTTL Bydm, ffyas, Q au). Um Beispiele zu erwähnen, so bildet die Wurzel ad essen zwar ddmi ich'esse, aber nicht dd-si, dd-ti, ad-t'd, sondern d£-ss, dt-£i, at-*fd\ dagegen im Imperativ jrfij-dd-dV ifs. — Der Wortstamm q<£ pad Fufs bildet im Locativ plur. Qc^pat-sd, nässt pad-su; dagegen bildet grofs im Instrum. pL maAdd-fw, nicht mahat-Bit. 99. Das Griechische und Lateinische sind im erhalte- nen Zustande der Sprache dem erwähnten Consonanten- kampf entweder ganz aus dem Wege gegangen, oder zeigen, in Ansehung des ersten der sich berührenden Consonanten, m grofse Nachgiebigkeit oder Unempfindlichkeit für seinen Beitrag zur Bedeutung des Wortes, indem sie denselben entweder ganz aufgeben, oder zu stark verändern, d. h. ihn aus den Grenzen seines Organs herausführen. Weniger Veranlassung zu schweren Consonanten - Verbindungen als
170 Schrift und Laut-Sjstem. §• 99. das Sanskrit zeigen die genannten Sprachen hauptsächlich dadurch, dafs aufser 1$ und cd im Griechischen, und et,/er, re/ im Lateinischen — in der älteren Sprache auch cd — keine consonantisch schliefsende Wurzel die Personal-En- dungen, oder einige derselben, ohne Hülfe eines Bindevocals anknüpft (icr-rt, ir-pty, if-r/, fö-jiey, Zr-re, eei, ee-£w, fer-t, tis9 vul-t, vul-tü). Das griechische Perfect, pass, macht eine Ausnahme, und fordert euphonische Veränderungen, die zum Theil innerhalb der vom Sanskrit beobachteten natürlichen Grenzen liegen, zum Theil dieselben überschreiten. Die Gutturale und Labiale bleiben auf der alten Stufe und beobachten vor a und r das in §. 98 erwähnte skr. Laut- gesetz, wornach x-a (g), x-r, zr-; (ip), tt-t bei Wurzeln mit schliefsendem x, /, x oder n-, ß, <ß, gesetzt wird, weil das dumpfe <r oder t weder Mediae noch Aspiratae vor sich duldet; daher T/rpwr-ffeu, von -rpiß; TErux-aai, t/tux- Tctt, von tux. Darin entfernt sich aber das Griechische vom Sanskrit, dafs /x den vorhergehenden Gonsonanten nicht un- verändert läfst, sondern Labiale sich assimilirt, und die gut- turale Tenuis und Aspirata in die Media umwandelt. Für T/ru/üt-|bwu, rlrpip-pcu, Tiruy-pcu würde nach sanskri- tischem Princip (§. 98) TEru7r-/xcu, TtTpiß-paL) rirvx. jxat gesagt werden. Die t-Laute gehen in ihrer Nachgiebig- keit zu weit, und verlassen das bei den Gutturalen befolgte sanskritische oder ursprüngliche Princip, indem d und statt vor a und r in t überzugehen, vor er ausfallen, vor t und aber in a übergehen zr^TEi-acu, 7rE7TEW-/xcu; für 7TE TTELT-TCU , ^TOT-acU, 7rE7T£4^-/XCU oder 7r6nEld-/Liai). Die Declination bietet nur durch das $ des Nominativs und der Endung <rt des Dativ plur. Gelegenheit zur Consonanten- Veränderung dar, und es gelten hier dieselben Grundsätze wie beim Verbum und in der Wortbildung; kh und g wer- den wie im Sanskrit zu k (g = x-$), und b und ph zu p. Die 6-Laute hingegen fallen, abweichend vom Sanskrit, und dem in dieser Beziehung verweichlichten Zustande des Grie- chischen gemäfs, ganz aus; man sagt ttgv-s für 7ror-$,
Schrift- und Laut~Sj*tem. §«100. 171 für normal was ursprünglich und naturgemäss für Trot-^ jrod-ax wird gesagt worden sein. 100. Im Lateinischen zeigt sich Veranlassung zur Con- sonanten-Veränderung hauptsächlich vor dem s des Perfects und dem t des Supinums oder anderer mit t anfangender Verbal-Substantive oder Adjective (Participien); und es ist im Einklang mit dem in §. 98 erwähnten sanskr. Gesetze, und dem Urzustände der Sprache gemäfs, dafs der tönende Guttural vor s und t in c, der tönende Labial in p über- geht, wie in rec-ri (reai), von scrip-ri, scrip-tum, von tcrib. Auch ist es im Einklang mit dem Sanskrit, dafs Ä, als Aspiräta, keine Verbindungen mit starken Conso- nanten (s. §. 25) eingeht. Obwohl das skr. g h eine tönende, dh. weiche Aspirata ist (s. §. 23), das latein. h aber eine dumpfe oder harte, so stimmen doch die beiden Sprachen darin mit einander überein, dafs sie ihr A, A vor s in die gutturale Tenuis umwandeln, daher z.B. im Lateinischen vec-tü (pexit) für oaA-sä, wie im Skr. dväkstt, von fahren, und wie im Griech. z.B. Xsuc-aw (Xagw) von der Wz. Xix* analog dem skr. lek-syami Ungarn von Uh. Vor t und f folgt das skr. h speciellen Lautgesetzen, auf die ich hier nicht näher eingehen will; ich erwähne nur, dafs z. B. von dah brennen der Infinitiv dag-drum (für da h-tum) kommt, indem sich das t des Suffixes nach dem vorange- henden Endbuchstaben der Wurzel richtet und dessen As- piration übernimmt, während die lateinischen Formen wie trac-tum dem Grundsätze getreu bleiben, worauf die Perfecta vec-si, trac-si beruhen. — Wenn im Lateinischen von zwei End-Consonanten einer Wurzel der letzte vor dem s des Perfects abfallt, (mul-si von mulc und mulg, sparsi von ipary), so stimmt dies zu dem sanskritischen Lautgesetze, durch welches von zwei End-Consonanten eines Nominal- Stammes der letzte vor Consonanten der Casus-Endungen abfallt.— D sollte vor s in t übergehen, dann würde etwa eine theoretisch zu bildende Form claut-sit von claud über- einstimmen mit skr. Bildungen wie d-taut-iit er stiefs
172 Schrift • und Laut-Syetem. §• 101. von tud. Statt dessen läfst sich aber das d entweder ganz verdrängen (vgl. ipsv-aw, nu-o-w), so jedoch, dafs zum Ersatz ein kurzer Wurzelvocal verlängert wird, z. B. dt-tn-st; oder, was seltener geschieht, es assimilirt sich das d dem folgenden s, wie z. B. in cet-ti von ced. Bei Wurzeln auf t, die seltener sind, tritt gewöhnlich Assimilation ein, wie z. B. in con-cus-ti von cut\ dagegen mi-ai, nicht für mti-at, von mit oder mitt. — Auch 6, m und r liefern Bei- spiele zur Assimilation durch yuwt pres-n, get-ii *). 101. Die Wortbildungssuffixe, welche mit t anfangen, als deren Repräsentant das des Supinums gelten möge, verdienen noch eine besondere Betrachtung, in Ansehung der durch den Conflict des t mit dem vorhergehenden Consonanten erzeugten Lautverhältnisse. Nach dem ursprünglichen, vom Sanskrit beobachteten Gesetze, sollte ein wurzelhaftes t vor tum unverändert bleiben, und d in t übergehen, wie z. B. in V^V^Bet-tum spalten von Bid. Nach dem ent- arteten griechischen Lautverhältnifs sollte ein wurzelhaftes d *) Die Wz. ger bietet keinen zuverlässigen Vergleichungspunkt mit dem Sanskrit und anderen Schwestersprachen dar, und es könnte daher auch / als der ursprüngliche Endbuchstabe der Wz. angesehen werden, wie dies offenbar bei uro9 us-ei9 us-tum (skr. uJ brennen) der Fall ist. Dürfte man gelegentlich am Wort-Anfange, wie häufig in der Mitte, das lat. g als Vertreter eines skr. h fassen, so würde ich gero am liebsten auf die skr. Wz. har9 hr nehmen zurückfähren, worauf wahrscheinlich das gr. Hand als nehmende sich stützt Ist aber die lat. Media ursprünglich, so dürfte wohl Benfey (gr. Wurzelt II. p. l4o) Recht haben, gero mit skr. grah (ved. $rai) nehmen zu vermitteln, wozu ich in meinem Glossar (erstes Heft, 1840, p. 111) auch grd -tue gezogen habe, so dafs es, wie acceptus, eigentlich angenommen bedeutet. Ist aber das r von gero ur- sprünglich, so beruht sein Übergang in j vor j und t auf demselben Grundsätze, wornach im Sanskrit ein schließendes r vor einem an- fangenden /, i und e zu e (vor e nach Willkür auch zu A) wird, da- her z. B. brdtae tdräjra Bruder rette! Itrdtae edca Bru- der folge!
Sehr iß- und Laul-Syttem. §. 101. 173 oder t vor t in 8 übergehen. Von dieser zweiten Stufe fin- det man noch einen Überrest in comes-tus, comes-tura, claus- trum (analog mit 88-t, es-tis), von edo, claudo; es gibt aber kein comtt-tum, come^-tor^ sondern dafür comesum, comesor. Man könnte fragen, ob in comesum das 8 der Wurzel oder dem Suffix angehöre, ob -das d von ed oder das t von tum in 8 fibergegangen sei? Die Form com-es-tes könnte für die Wurzelhaftigkeit des 8 zeugen; allein schwerlich ist die Sprache von 88tu8 sogleich zu ^8U8 übergesprungen, sondern zwischen beiden stand wahrscheinlich ein imim, analog mit cet-awn, fa-sum, qua8-8um etc., indem das t von tum, tu* etc. dem vorhergehenden 8 sich assimilirte. Aus 888um ist e*um entstanden durch Verdrängung des einen 8, wahrscheinlich des ersten; denn wenn von doppelter Consonanz die eine aulgehoben wird, so ist es in der Regel die erste (up aus Tro-ffi aus 7rod-ai). — Nachdem die Sprache durch For- men wie e-8um, ca-8um, divisum, fi*-8um, quas-sum an ein 9 bei den eigentlich mit t anfangenden Suffixen sich gewöhnt hatte, konnte 8 leicht auch in Formen eindringen, wo es nicht der Assimilation seinen Ursprung verdankt. C8 (a) ist eine beliebte Verbindung, daher fic-8um, nec-sum etc. für ßc-tum, nec-tum. Auch die Liquidfee, m ausgenommen, zei- gen sich einem folgenden 8 besonders geneigt, am meisten das r; daher z.B. ter-8um, mer-sum, cur~8um, par-sum, ver- nrm; im Gegensätze zu par-tum, tor-tum. S-t für r-t zeigt fss-tem, wenn ger wirklich die Urgestalt der Wurzel ist (p. 172 Anm.); dagegen ateht to8-tum für tors-tum, und torreo durch Assimilation für torseo *). Unverändertes r vor t zei- $tnfer-tu8,fer-tilü, wie im Skr. Bar-tum tragen, im Gegen-* satze zu dem am Wort-Ende nöthigen Übergang des r in vor anfangendem t (bratas tdraya, vgl. p.172 Anm.). — £ zeigt im Lateinischen, die Formen fal-8um,pul-8umi vul-*um ) ^g^ Sr* Te^rofJiai, skr. /ar/, //•/ dursten (ursprünglich trocken sein), goth. ja-thairsan verdorren (Wz. Marx), fAaurju-s trocken, ihaurtja ich durste.
174 Schrift* und Laul-Sjstm, §. 102. im Gegensätze zu euZ-tom. Am Wort-Ende scheint jedoch dem Lateinischen Zs, 4a hier die beiden Consonanten in einer und derselben Sylbe vereinigt wären, unerträglich, wie daraus erhellt, dafs die Stämme auf l auf das Nominativzeichen s ver- zichten; daher z. B. saZ für saZ-s gegen gr. aX-;; 8ol für soZ-s; consul für coaauZ-a. Daher bildet auch wohl volo in der 2ten P. nicht vuZ-s, nach Analogie von vuZ-t, vuZ-t£s, sondern vw. — N zeigt ten-tam, can-tum gegen man-aum. Die übri- gen Formen auf n-aum haben, aufser cen-aum, ein wurzel- haftes d eingebüfst, wie ton-sum, pen-sum. 102. In den germanischen Sprachen zeigt einzig das t Veranlassung zu euphonischer Umwandlung eines vorherge- henden wurzelhaften Consonanten; z. B. in der zweiten Sin- gular-Person des starken Praeteritums, wo jedoch das t im Althochdeutschen nur bei einer kleinen Anzahl von Zeit- wörtern erhalten ist, die mit der Form eines Praeteritums gegenwärtige Bedeutung verbinden. Auch bei den aus die- sen Verben entspringenden schwachen Praeteriten erzeugt das t des angefügten Hülfsverbums dieselben euphonischen Verhältnisse. Wir finden in diesen Formen das Germanische auf gleicher Stufe mit dem Griechischen darin, dafs es ra- dicale Z-Laute (Z, thy d und im Alt- und Mhd. auch z) vor einem antretenden t in s umwandelU Daher z. B. im Go- thischen and-haihaü-t (confessus es) für and-haihaU*^ qvas-t (dixisti) für qvath-t, ana-baut-t (praecepisti) für ana-baud-t. Im Alt- und Mhd. steht weü-t du weifst für toriz-Z. Darin, dafs das Gothische aus der Wurzel vü im schwachen Praeteritum vis-sa (ich wufste) bildet — für vw-to aus vä-ta — gleicht es, in Ansehung der Assimilation, den in §. 101 erwähnten lateinischen Formen wie fwas-sus» fiir quas-tum aus quat-tum, Das Althochdeutsche aber, wel- ches zwar ebenfalls wü*ta setzt, aber von mtoz nicht womo, sondern muo-sa, entspricht in letzterem Falle den lateinischen Bildungen wie cd-sum, clau-cum. Anders verhält es sich im Althochdeutschen mit denjenigen Verben der ersten schwa- chen Conjugation, welche langsylbig, meistens durch zwei
Schrift- und Laut-Sjstem. §. 102. 175 End-Consonanten, im Praet das t des Hülfsverbums un- mittelbar an die Wurzel ansetzen. Hier findet ein Über- gang von (-Lauten in 8 nicht statt *), sondern (, z und selbst d bleiben unverändert; und nur, wenn ihnen ein anderer Consonant vorbergeht, werden ty d abgeworfen, z hingegen beibehalten; z. B. leit-ta duxi, gi-neiz-ta afflixi, ar-öd-ta vastavi, walz-ta volvi, liuh-ta luxi für liuht-ta, hul-ta placavi fiir huld-ta. Von geminirten Consonanten wird nur Einer, und von ch oder cch nur h behalten; andere Consonanten-Verbindungen aber hleiben ungestört; z. B. ran-ta cucurri für rann-ta, wanh-ta vacillavi für wanch-ta, dah-ta texi für dacch-ta. Das Mhd. folgt im Wesentlichen denselben Grundsätzen, nur weicht ein einfaches wurzel- baftes t vor dem Hülfsverbum, und steht daher z.B. lei-te dem ahd. leit-ta gegenüber; dagegen kann bei Wurzeln auf Id und rd das d behauptet, und das t des Hülfsverbums auf- gegeben werden — z.B. dulde toleravi — wenn nicht etwa did-de zu theilen, und die Erweichung des auxiliären t zu d anzunehmen ist. Naturgemäfs ist der, jedoch nicht überall eintretende, Übergang von g in c (vgl. §. 98); z. B. anc-te arctavi fiir ang-te; aber gegen dieses Gesetz bleibt b un- verändert. Vor den mit t anfangenden Wortbildungssuf- fixen ••) werden sowohl im Goth, als im Hochdeutschen gutturale 'und labiale Tenues und Mediae in ihre Aspirata umgewandelt, obwohl die Tenuis selber zu einem folgenden (stimmt. So z. B. im Gotb. vah-tvö Wache von vak, Krankheit von suk, mah-tffy Macht von mag, gartkqf-tfift Schöpfung von ekap, fragif-tfya Verlobung *) Ich schreibe diese Vernachlässigung des Wohllautsprincips , den Umstande zu, dafs erst in verbältnifsmäfcig später Zeit das zwi- seien der Wz. und dem angehängten Hulfsverbum gestandene i aus- | gestoben wurde (fi-neu-/a aus gi-neu-i-ta). । **) Mit Ausnahme des hochdeutschen passiv-Participiums schwa- । der Form, welches, in der Verknüpfung seines t mit der Wurzel, [ der Analogie des eben beschriebenen Präeteritums folgt.
176 Schrift- und Laut-Sjrslem. §• 102. von gib, geschwächt aus gab; ahd. suM mäht, giaikqft Ge- schöpf, gift Gabe* **)). Die Dental« ersetzen die Aspirata th durch den Zischlaut (s), wie dies im Gothischen vor dem Personal-Charakter t des Praet. der Fall ist, da th mit t zu verbinden unmöglich ist. Die Wortbildung gewährt je- doch nur wenige Beispiele dieser Art; hierher gehört unser Mast, verwandt mit dem gothischen mat8 Speise und maS- jan essen. Im Goth, entspringt das s von blöstreis Ver- ehrer, Anbeter, aus dem t von blötan verehren, beut Sauerteig kommt wahrscheinlich von der Wz. bit beifsen (s. p.52 und Grimm II. S.208). — Das Send stimmt in dieser Beziehung zum Germanischen, noch mehr aber zum Grie- chischen, indem es nicht nur vor fo t, sondern auch vor g m seine J-Laute in oder wi um wandelt; z.B. irista gestorben vop der Wz. srsf; baita ge- bunden von bandf, mit ausgestofsenem Nasal (wie im Neupers. ***4 besteh von ^*4 bend); aiima Holz für skr. JJYJJ id'ma. Die Wahl des Zisch- lauts i oder 8 vor t) hängt von dem vorhergehenden Vocal ab, so dafs AJ i hinter a-Lauten steht, und 8 hin- ter anderen Vocalen (vgl. §.51); also baita gegen irista"). Vor d, womit ein harter Zischlaut un- verträglich wäre, erscheinen weiche Zischlaute als eupho- nische Vertreter des J-Lauts, und zwar Jf hinter a-Lauten und eü f hinter anderen Vocalen; daher z. B. dafdi gib für dad-di (wofür man im Skr. daddfi zu er- warten hätte), rusta er wuchs (aor. med.) für rudfta. Es mag hier noch daran erinnert werden, dafs im Send gelegentlich auch am Wort-Ende J-Laute zu Zisch- lauten geworden sind, wie im Griechischen z. B. in to$ aus *) Über ähnliche Erscheinungen im Send und Neupersischen s. §. 34. p. 62. **) Im lithographirten Codex des V. S. steht auch häufig in'x/a, wie ich auch in der ersten Ausgabe (p. 102) geschrieben habe. Ich halte aber jetzt diese Lesart fiir fehlerhaft.
Schrift- und Laut-Sjrstem. §. 102. 177 öoS fiir toSi, npo$ aus npar fiir itpovi. In gleichem Verhält* nifs wie irpo$ zu nport steht das sendische sehr — wenn ich Recht habe, darin die skr. Praeposition dti über, in Verbindung mit Substantiven und Adjectiven viel, übermäfsig, sehr, zu erkennen — zur treuer erhaltenen Form aiti (nach §. 41 für ati). Sowie im Sanskrit .z. B. atiyaia* viel Ruhm, oder übermäfsigen Ruhm habend, atitundara sehr schön, überipäfsig schön; so im Send as-q'arfnao der sehr glänzende, oder viel Glanz habende, as-q'arftfmaübyo den sehr fressen- den (eigentlich sehr fressendsten, Super!.), as-augai viel Stärke habend, nach Neriosengh mahäbala, <L h. grofse Stärke habend. — Anerkannt ist die Ent- stehung des « der Praeposition ui auf, aufwärts, aus dem t des entsprechenden skr. ut. — Im Altpersiscben haben schliefsende 1- und Zischlaute insofern gleiches Schicksal erfahren, als sie beide hinter a und d unterdrückt worden; hinter anderen Vocalen aber ist i als Vertreter des skr. geblieben und t in 8r übergegangen; daher aüunaui er machte, fiir skr. akrn6t (vedisch), und es leidet keinen Zweifel, dafs ak'unaus' im Altpersischen zugleich als 2te P. galt und als solche dem vedischen dkrnos gegenüberzustellen ist, wie auch in der Declination i sowohl als Nominativ- und Genitiv-Endung vorkommt (k'uru-8 Cyrus, k'urau-8 Cyri =s skr. Auru-a, iurd-s), als auch als Ablativ- *) Die Lesarten schwanken zwischen oj und at. Spiegel, in seiner Erklärung des 19ten Fargard des Vendidad (in dein besonderen Abdruck p. 92), gibt der letzteren Form auf den Grund, dals sie in den besten Handschriften sich finde, den Vorzug. Ich halte die, wie es scheint,, gar nicht vorkommende Form at für die richtige, und zwar wegen des dem Zischlaut vorhergehenden a. Das a aber, welches gelegentlich noch hinter dem Zischlaut erscheint, fase ich als Bindevocal, wie dasjenige, welches man zuweilen zwi- schen die Praeposition u j auf und das folgende Verbum eingeschoben findet, z. B. in ut-a-hitiaia stehet auf (V. S. p. 456). Mit dem weiblichen Substantiv atd Reinheit (nom. ata) hat die Praep. oder at nichts zu thun. L 12
178 Schrift- und Laui-Syclem. §. 102« Endung gegenüber dem sendischen d (aus t s. p. 68), nämlich in bäbir'u-9 *) aus Babylon. — Das Sanskrit, welches schliefsendes t hinter allen Vocalen verträgt, zeigt doch gelegentlich ebenfalls am Wort-Ende ein 8 für ein zu erwartendes t9 z. B. in add< jenes (nom. und acc.), wel- ches, wie ich nicht zweifle, eine Entartung von addt ist, in welcher Gestalt es zu andern Pronominal-Neutren, wie z. B. tat dieses, jenes, anyat anderes, stimmen wurde. In der 3ten P. pl. des reduplicirten Praet. steht u8 höchst wahrscheinlich für anti9 z. B. tutupÜ8 für tutupanti (» dor. Tmtpam) und im Potentialis für dnt oder ant9 also vidyüs sciant für vidydnt9 6dre-y-u8 ferant für bare-y-ant9 send. barayfn9 gr. jtlpoitv. Aus der Nei- gung zur Schwächung eines schliefsenden t zu s erkläre ich jetzt auch die Erscheinung, daf$ in den meisten Wortklassen der Ablativ sg. Sem Genitiv gleichlautet. Man darf z. B. aus sendischen Ablativen auf 6i-d und (g^sv), von Stämmen aufs undu, sanskritische wie a£*Z-t(igne) 8unff-t (filio) folgern; dafür aber steht agnf-8, wie im Genitiv, durch dessen Beispiel gleichsam verführt, der Ab- lativ seih schliefsendes t in 8 umgewandelt hat, was aber nicht bei denjenigen Wortklassen eingetreten ist, die im Ge- nitiv auf sya ausgehen, oder wie mdma mei, tdva tui ganz vereinzelt dastehen. Diese haben das alte t des Abla- tivs bewahrt und stellen z. B. «Uvd-f equo dem Genitiv d^va-sya, und ma-t, tva-t den Genitiven mdma, tdva gegenüber, indem hier eine Nachahmung des Genitive durch blofse Umwandlung eines schliefsenden t in 8 nicht möglich war. Wäre aber im Sanskrit der Ablativ in den meisten Wortklassen wirklich durch den Genitiv ersetzt, so wäre *) In der Inschrift von Behistun II. 65; wahrscheinlich fehlerhaft für b£birau-s\ so dafs in der Urschrift statt (r’), welches ner vor u verkommt, (r), welches ein a in sich enthalten kann, stehen sollte, wie schon anderwärts (Monatsbericht, Marz 1848 p. 144) be- merkt worden.
Schrift- und Laut-Sjrstem. §. 103. 179 es unerklärlich, dafs nicht auch die Stämme auf a und der Demonstrativstamm amu (gen. amu-sy a nach §. 21*>. ablat. amu-sma-t), ferner die Pronomina der ersten und zweiten Person ihre Genitive in den Ablativ übertragen haben, und warum nicht auch im Dual und Plural eine gemeinschaft- liche Form fiir Genitiv und Ablativ besteht. — Ein enges Verhältnifs zwischen t und a erweist sich im Sanskrit auch durch den umgekehrten Übergang von a in t. Dieser findet statt, erstens bei dem Zusammentreffen eines wurzelhaften a mit dem a des Auxiliarfuturums und Aorists, daher z. B. sat-aya'mi habitabo, dvdtsam hahitavi, von der Wz. va a; zweitens im Nom. Acc. Voc. sg. neut. und vor den mit 6 oder a anfangenden Casus-Endungen des Suffixes erfria (starke Form) und der Wurzeln arada und dvans fallen, wenn sie am Ende von Compositen im Sinne des Part, praes. erscheinen. 103. Die slavischen und lettischen Sprachen stellen sich in der Behandlung der t-Laute den klassischen, germani- schen und dem Send zur Seite, und stimmen besonders zum Griechischen darin, dafs sie die schliefsenden t-Laute der Wurzeln nicht nur vor einem folgenden t in a umwände!^ sondern auch vor a unterdrücken; daher im Altslavischen* Yon jami ich esse (fiir jadmi, skr. ddmi) die 3te P. ;aa-ti, fiir skr. at-ti aus und im Litauischen von Id-mi ich fresse die 3te P. es-ti gegenüber dem altlat. o-t; so auch im Altslav. das-ti er gibt und im Lit. düs-ti mL für dad-ti9 düd-ti> skr. dadä-ti, dor. Zum skr. er weifs, fiir stimmt das altslav. BliCTK ysa-tf, aus vjed-ti. Besonders häufige Veranlassung zur Umwandlung von t-Lauten in a geben im Litauischen und Slavischen die Infinitive auf ts; so kommt z. B. im Lit. von der Wz. wed führen, und im Altslavischen von der in Laut und Bedeutung entsprechenden Wz. BE^, der Infinitiv vots, BECTH. Veranlassung zur Unterdrückung eines t-Lauts Yor einem folgenden a gibt dem Litauischen das Futurum; so kommt z. B. von der Wz. Id das Futurum 12*
180 Schrift- und Laut-Sjrstem. §. 103. e-Mti*) für skr. at-8yamiy aus ad-8yami, wofür man im Griech. e-cw (wie ipru(^)“ö’GÜ? mi(S)-ffw) zu erwarten hätte; von skut schaben kommt das Fut. sku-siu für tkut-tiu. Dem Altslavischen gibt die unmittelbare Anknüpfung der Personal-Endung ti an einige, schon mehrmals erwähnte Wurzeln auf d, und an den reduplicirten Praesensstamm dad Veranlassung zur Unterdrückung eines d; daher z. B. SACH ja-8i du issest für jad-tiy skr. at-8i. Eine andere Veranlassung zeigt sich in einigen, erst spät an das Licht gezogenen Aoristen, welche statt des oben (§. 92. ff.) erwähn- ten y das ursprüngliche c bewahrt haben, daher z. B. sacx ja-8ü ich afs für jad-8Üy analog den griechischen Aoristen wie fysy-ra für Hpevd-aa, und gegenüber den sanskritischen wie at aut-8 am ich stiefs von der Wz. tud. Das Sla- vische gestattet überhaupt nicht die Verbindung einer Muta mit s, daher auch po-grt-tan sie begruben (Wz. ffrtb) für -greb-8an oder -grep-8an. Dagegen verbindet das Litauische sowohl Labiale als Gutturale mit 8 und t, ohne jedoch, wie man erwarten sollte, b und ff in ihre Tenuis umzuwandeln; daher z. B. dirbtiu^ degsiu (fut), dirbtiy degti (infin.), von dirbau ich arbeite, degh ich brenne (intrans.). Beachtung verdient noch, dafs das Altslavische vor 8t die Erhaltung eines vorangehenden Labials gestattet, dabei aber 6 inj) umwandelt, daher norpEIKTH po-grep- -8-ti begraben. Das 8 ist hier eine euphonische Ein- fügung, ungefähr wie in gothischen Stämmen wie an-a-fc* Gnade (Wz. an, s. §. 95). Für po-grep-8-ti kommt jedoch auch po-gre-8-ti nqt, und ohne euphonisches s, po-gre-ti (s. Miklosich, Radices p. 19). Ersteres mag, hinsichtlich der Erhaltung der euphonischen Zugabe in Vorzug vor dem wesentlichen Gonsonanten, mit lateinischen Formen wie *) Dafs der Isten P. sg. des Fut. ein i zukommt, und dafs dieses i wirklich heute noch deutlich vernommen wird, erfahren wir durch Schleicher („Briefe über die Erfolge einer wissenschaftlichen Reise nach Litauen” p. 4).
Schrat- und Laut^System, §. 104A 181 o-8-tendo für ob-8-tendo, a-8-porto für ab-s-porto verglichen werden. 104-). Wenn im Sanskrit nach §. 98 die Aspiration einer Media unterdrückt werden mufs, so geht dieselbe, unter gewissen Bedingungen und nach besonderen Gesetzen, entweder auf den Anfangs-Consonant en der Wurzel zurück, doch nur auf eine Media, oder rückt vor auf den Anfangs-Con- sonanten des folgenden Suffixes. Man sagt z.B. Bot-syami ich werde wissen für veda-Büt Veda- kundig für -Jtld', bud-da wissend für budf-ta, d'ök- iyami ich werde melken für döh-syami, dug-dd gemolken für duh-ta. Im Griechischen findet Sich ein merkwürdiger Überrest von dem ersten Theile dieser Aspi- rations-Verschiebung *), indem bei einigen mit r anfangenden und mit einer Aspirata schliefsenden Wurzeln die Aspiration, wo sie vor <r3 r und p. unterdrückt werden mufs — weil eine Aspirata mit keinem dieser Buchstaben sich vereinigen läfst — auf den Anfangs-Buchstaben zurückgeworfen, und r darum in 3* umgewandelt wird. Daher rpEtpa), Sphr-a-w fy&r-Tijp, racp/jy Sutt-tcu, ercu/njv, TÖ’ap-/xai; rpv(po$9 Spwr-Tw, Erpv'(pr]v, $pvp-pa; Tp^u), Spt^opai; Spt& tärawv. Im Geiste dieser Aspirations-Ersetzung bekommt auch Ix den Spirit, asp., Wenn x In seine Tenuis übertreten mufs ^xto^, °). — Auch das Lateinische zeigt einige *) Vgl. J. L. Burnouf im Journ. Asiat. III. 368. und Butt- mann S. 77, 78. '*) Man pflegt diese Erscheinungen lieber so zu erklären, dafs man annimmt, die genannten Formen enthielten wurzelhaft zwei Aspirationen, wovon aber, weil ein euphonisches Gesetz die Aufein- anderfolge zweier aspirirter Sylben nicht duldet, überall nur Eine sich zeigen dürfte. Dies wäre dann vorzugsweise die letzte gewesen, and die erste käme nur dann zum Vorschein, wenn die letzte durch den folgenden Consonanten in ihre Tenuis überzugehen genöthigt l wird. Dieser Auffassung steht aber im Wege, dafs, wegen der Unbe- । Üebtbcit zweier zu dicht auf einandergehäufter Aspirationen, die Sprache schon in der ursprünglichen Einrichtung der Wurzeln einem
182 Schrift- und Laut-System, §. 104*k Beispiele mit zurückgetretener Aspiration* am deutlichsten hei fido (s. p. 12 f.) und den damit zusammenhängenden Wörtern* deren Verhältnifs zur griechischen Wurzel m3 so zu erklären ist* dafs die dem Lateinischen fehlende Aspira- tion der Dentalklasse durch Aspirirung des Anfangsconso- nanten ersetzt ist. Was das Verhältnifs des griech. m(3t* zur skr. Wurzel band' binden anbelangt* so beruht die anfangende griech. Tenuis für sanskritische Media auf einem ziemlich durchgreifenden Gesetze* worauf zuerst Ag. Benary aufmerksam gemacht hat (Die Römische Lautlehre p. 195 ff.). Es besteht darin* dafs die Erhärtung einer sanskritischen, oder ursprünglichen, weichen Aspirata zu einer harten* am Ende einer Wurzel, in der Regel auch, zur Wiederherstel- lung der Symmetrie, die Umwandlung einer anfangenden Media in die organgemäfse Tenuis veranlafst; also m3 für gegenüber der skr. Wz. band. Man vergleiche auch das Verhältnifs von m>3 zu bud wissen, von^aS* zu bad solchen Übelstande vorgebeugt* und niemals zugleich zum Anfangs- und Endlaut einer Wurzel einen aspirirten Consonanten gewählt haben wird. Im Sanskrit* dessen Wurzeln vollständig gesammelt sind* gibt es keine mit anfangender Aspirata gegenüber einer schlie- ßenden. Anstofsig sind aber im Griechischen die Formen eSacfrSw, Tt&aQ&ai, TsSdcpSto) T&ouparai, TtSqdcp&ai, Vielleicht sind sie Verirrungen des Sprachgebrauchs* der* einmal ge- wohnt an die anfangende Aspiration durch die sehr häufigen Falle* wo sie die schliefsende zu ersetzen hat* dieselbe als wurzelhaft zu fiihlen anfing* und weiter um sich greifen liefs* als gesetzlich war. Auch könnte man sagen* dafs* weil (p-S“ (wie X'S’) im Griechischen eine so beliebte Verbindung ist* daß sie auch für ir$ und ge- setzt wird — während nach §• 98 ein ursprüngliches ^>3 in ttS über- gehen müfste — aus diesem Grunde die Aspirationslust der Wurzel durch etc. noch nicht befriedigt war* sondern* als stünde das (p nur aus Rücksicht fiir das <&* die ursprüngliche Schluß-Aspira- tion auf den Anfangsbuchstaben der Wurzel zurücktreten mußte. Es bliebe bei dieser mir richtiger erscheinenden Erklärung nur noch TS&acpaTai zu verantworten.
Schrift» und Laut-System. §. 183 quälen, von zu JaAti-s Arm, von mxM 1U bahü-9 viel*). Von xuS zu gud? bedecken, von rp<x (Haar als wachsendes) zu* skr. drfc (aus drafc oder dar#) wach- sen. Eine Verletzung des Gesetzes zeigt z. B. ßaSus, wenn es, wie ich mit Benfey vermüthe, aus yaSu-; zu erklären ist**) und zum skr. gab aus yd<T submergi gehört, welche Wurzel in meinem Glossar (fase. 1, 1840, p. 2), auch als möglicher Ausgangspunkt dec skr. aydda-s sehr tief be- zeichnet worden***). Die sanskritischen Accente. 104*>. Das Sanskrit hat zur Bezeichnung der eigent- lichen Tonsylbe zwei Accente, genannt uddtta (d. h. ge- hoben) und tvarita9 d. h. tonbegabt (von svara Ton, Accent). Der Udätta entspricht dem griechischen Acutus» durch dessen Zeichen wir ihn auch bei Anwendung der latei- nischen Schrift ausdrücken •{•). Er kann ai|f jeder Sylbe des Wortes stehen, so lang dasselbe auch sein möge, und findet sich z.B. auf der ersten Sylbe von dbuhdd'iaämahi wir wünschen zu wissen (med.), auf der zweiten von ta- nomi ich dehne aus und auf der letzten von babandCima wir banden. Der Svarita ist von viel seltnerem Gebrauch und bezeichnet die Tonsylbe bei einzelnen Wörtern an und für sich, d. h. aufser dem Zusammenhang der Rede, nur *) S. vergleich. Accentuationssystem1 p. 224 Anm. * *•) T fiir Z3, wie z. B. in ßagvs, ßovc, ßios, fiir skr. gigdmi, gurü-s (aus gdrü-s)\gdu-s,gt'oa-s (aus gtva-s). ***) So seitdem auch in Benfey’s Gr. Wurzelt. II. p. 66. Es konnte zu dieser Wurzel auch gddd-s vadosus, nonpro Fundus, gezogen, und somit agd/a-s als die Negation von gdJä-s gefafst werden. f) Bei langen Vocalen setze ich das Accentzeichen dem dieL'änge Wrackenden * zur Seite.
184 und §. 104*). hinter den Halbvocalen y und v, im Fall diesen ein Con- sonant vorhergebt; doch ist auch in solcher Stellung der Acutus entschieden vorherrschend und findet sich z. B. ohne Ausnahme in Futuren wie daaydti er wird geben, in Passiven wie tudydte er wird gestofsen, in Intensiven wie beßidydti spaltet, in Denominativen wie nam&a- ydti er verehrt (von ndmaa Verehrung), in Potentialen wie adyam ich möge essen, in Imperativen med. wie yunksva verbinde. Beispiele mit dem Svarita, den ich in Übereinstimmung mit Benfey durch das Zeichen des Gravis ausdrücke, sind: manuayh-a Mensch, manuayi* 6yaa den Menschen, Bär-y<£ Gattin, vdkyä-m Rede, nadyäa Flüsse, avär Himmel, kvä wo? vacTväa Frauen. Wahrscheinlich hatten y und v in den svaritirten Formen eine mehr vocalische als consonantische Aussprache, ohne jedoch mit dem folgenden Vocal zwei Sylben zu bil- den *), was nur des Metrums wegen zuweilen in den Veda- Hymnen geschieht, ohne dafs jedoch in einem solchen Falle ein Acutus in den Svarita umgewandelt wird; so ist z. B. im Rigv. I. 1. 6 fr dm du der Aussprache nach zweisylbig, wahrscheinlich mit dem Ton auf dem a (tu-am). Wo aber eine svaritirte Sylbe des Metrums wegen sich in zwei zer- tbeilt und z. B. dütyhm = düüam (zweisylbig) zu einem drei- *) Vgl. Böhtlingk („Ein erster Versuch über den Accent im Sanskrit” St. Petersburg 1843 p. 4), von dem ich in der obigen Er- klärung nur darin abweiche, dafs ich das aus y und v wiederherzu- stellende i und u mit dem folgenden Vocal zu einer Sylbe ver- einige, ohne darum zu bestreiten, dals z. B. kanyi To chte r, wo- für ich kanid (zweisylbig) lese, in einer früheren Sprachperiode (ich möchte sagen, vor der Entstehung des Svarita) dreisylbig war und den Acut auf dem i hatte, wie z. B. im Griechischen croffna. Wollte ich mir erlauben, bei svaritirten Formen ein i für y und u für v zu setzen, so würde ich vorziehen, den Svarita, statt durch den Gravis, durch das Zeichen des griech. Circumflexes auszudrücken und dieses auf das i und u zu setzen, oder in die Mitte zwischen das i oder u und den folgenden Vocal.
Schrift- und Laut~Syslem+ §. ijfß» sylbigen Worte wird, mufs der Accent, weil die Veranlas- sung zum Svarita wegfällt, als Acutus ^erscheinen, also diiH-am, wie auch Böhtlingk (ChrajfomätUe p. 263) aecentuirt *). Fafst man i und u (für y, o) mit dem folgen- den Vocal als Diphthong — der darum keine lange Sylbe au bilden braucht — so kann man ua, z. Bo^on süar Him- mel (geschrieben aoAr), mit dem althochdeutschen Diphthong me, z.B» von/uasFufs (einsylbig, neben fuot) vergleichen, und ta, z.B. von nadla* (zweisylbig, gdfj^hrieben nadyäa) mit dem althochd. Diphthong so, z. B&Mrnn hi alt ich hielt**). — Man beachte auch die Ax^et^Mtion griechischer Formen wie ttoXews, die atif dem UmstandSlteruht, dafs über das e hier so schnell hinweggegangen wird, dafs die beiden Vocale auf den Ton nur den Einflufs Einer Sylbe haben (s. Buttmann §.11. 8. Anm. 6). Aus dem Umstande, dafs der Svarita sich überall über zwei Vocale zugleich erstreckt (s. auch §• 104c\), mufs die Folgerung gezogen werden, dafis derselbe ein schwächerer Accent sei als der IJdätta oder Acutus, der sein ganzes Gewicht auf einen einzigen;Punkt lallen läfst, während die Kraft des Svarita dadurch gebro- chen wird, dafs er über zwei Vocale sich hinzieht, die zwar der Aussprache nach zu Einer Sylbe verschmolzen sind, aber doch beide gehört ‘ werden, und auch nicht so entschieden eine phonetische Einheit darstellen,' wie etwa im Griechi- schen die Diphthonge cu5 es, ot3 au, w, und im Deutschen die Diphthonge ai, ei, au, eu, wo die beiden Elemente sich inni- ger durchdrungen haben, als ua, ia in den obfen erwähnten althochdeutschen Formen. Es kann aüffallen, dafs im Sanskrit oxytonirte Stämme wie nadt Flufs, varfu Frau, in ihrer *) S. vergleichendes Accentuationssystem Anm. 30. zur Berichti- gung von 1. c. p. 13, wo die Auflösung der Halbvocale y und v sva- ritirter Sylben, wozu sich nur selten Veranlassung findet, geleugnet wurde. **) Nach Grimm’s scharfsinnigerErklarung aushihalt für goth. haihald.
IM 4^* und Laut-Syjiem* §. 104*1. Declination hinsichtlich des Accents so behandelt werden* dafs in den FgUen* wo der Ton auf die Casus-Endung herabsinkt, die Starken Casus (s. §. 129) den schwächeren Accent (aoartta), die schwachen aber den stärkeren (ocvta^ erhalten, also z. B. nadyhs (nadiat) Flüsse, nadydfc (na dl du) zWeißflüsse, vadvä« (vaduas) Frauen, ea<T- vdü fyadüau) zwei Frauen* im Gegensätze zu nadyda des Flusses, dat. nadydi etc., vadvds der Frau (gen.), dat.. vadv di. Ber Grund kann* meines Erachtens, nur darin liegen, dellt in den starken Casus dem Stamme eine gröfsere FormfÜfia zukommt (vgl. 6drantat jdpoyrsf mit Edratat fytpavrofö als in den schwachen; lautreicher aber erscheinen na di und vadu in den starken Casus dadurch^ dafs sie vor vocalisch anfangender Endung die vocalisehe Natur ihrer End - Buchstaben nicht ganz aufgeben, indem nadlas, nadiau, vadüas, vadüau, wenn gleich zwei- sylbig, doch in der Aussprache ein längeres Verweilen bei dem Stammle erfordern* als Formen wie nadyas, vad* vd's9 ppp y und v von ganz entschieden consonantischer Natur sind. 104c). Im Zusammenhang der Rede tritt der Svarita an die Stelle des Acutus, 1) nothwendig* wenn hinter einem schliefsenden betonten e (/) oder 6 (6r) ein anfangendes ton- loses a elidirt wird, z.B. kd ’ss wer bist du? aus kff asi, fiir kat aai\ ti 'van tu diese mögen schützen (für tl a van tu). Wahrscheinlich rührt auch diese Accentuation aus einer Zeit her, wo das a hinter dem t und 6 noch ge- hört wurde, ohne jedoch eine volle Sylbe zu bilden *). Hierbei ist daran zu erinnern, dafs in den Vida’s das an- fangende a hinter einem schliefsenden 6 öfter vollständig erhalten ist, z. B. Rigv. I. 84. 16.: k& adyd. 2) willkür- lich* wenn ein betonter Endvocal mit einem tonlosen An- fangsvocal zusammengezogen wird; doch ist in diesem Fall *) Ich erinnere an die althochdeutschen Diphthonge ea, oa, ob- wohl hier der erste Theil des Diphthongs an und fiir sich kurz ist
Sthrift- und Laut-System. 187 im Rig-Veda der Acutus entschieden vorherrschend und der Svarita, wie es scheint, auf das Zusammentreffen eines schliefsenden betonten i mit einem an^tt|^nden unbetonten beschränl*, wie z. B. I. 22. 20, wo divi im Himmel mit dem tonlosen iva wie zu divtva zusammengezogen er- scheint *). 104^. Wenn ein betonter Endvocäl vor einem voca- lisch anfangenden Worte in seinen entsprechenden Halb- vocal übergeht, so fällt der Ton, und zwar als Svarita, auf das folgende Wort, im Fall dessen AnQmgsvocal tonlos ist, z.B. prtivy äti du bist die Erda (aus pytivi asi), arv äntariksam die weite Luft '(aus 'urü antarik- tarn). Ist aber der Anfangsvocal des zweiten Wortes be- tont, so kann auf diesen der Ton des vorhergehenden Wor- tes nicht übergehen, und geht also verloren, z.B. nady ätra der Flufs hier, für nadf dtra; svädv dtra das Süfse hier, für svddü dtra. Wenn betonte Diphthonge sieh in ay, ay, ar,, dv auflösen, so behält natürlich das a oder d den dem Diphthong zukommenden Ton, z. B. tdv a'yatam kommt beide her, fur tau ayatam (Rigv. I. 2. 5). Dasselbe geschieht vor grammatischen Endungen, z. B. sunde-as filii vom Stamme sind mit Guiuz, d. h. mit vorgeschobenem a, agnay-at ignes, von agni mit Guna, ndfv-as naves, von nau. Wenn oxytonirte Stämme auf i oder u, ü ihren Endvocäl vor vocalisch anfangen- den Casus-Endungen in ihren entsprechenden Halbvocal (y, r) umwandeln, so fällt der Ton auf die Casus-Endung, und zwar meistens als Acutus, und in einzelnen Fällen, nach *) Das S?at apatha-Brdhmana des Yag ur-Wda gebraucht mit seltenen Ausnahmen den Svarita in allen Fällen, wo ein acuirter Endvocäl mit einem tonlosen Anfangsvocal zusammenflielst(s. Weber, V.S. IL p.p £). Wo ein mit dem Svarita betonter Endvocäl mit einem tonlosen Anfangsvocal zusammenflielst, behält der zusammen- gezogene Vocal den Svarita auch im Rig-V£da, z. B. L 35.7: AoZ- däntm, aus kvä wo? und iddntm nun.
188 Schrift- und Laut-Spiem, §. 104*>. näherer Bestimmung der Grammatik, als Svarita (vgl. §. 104*\ Schlufs). 104*\ Das Zeichen des Svarita steht in der Original- schrift auch zur Bezeichnung des Nachtons, d. h. der Sylbe, welche unmittelbar auf die eigentliche Tonsylbe folgt und mehr Ton hat als die weiter davon abliegenden *). Dage- gen hat die der Tonsylbe vorangehende Sylbe weniger Ton als die übrigen tonlosen Sylben und heifst in der Kunst- sprache anuddttatara tonloser (Comparativ von anu~ dätta nicht gehoben, d. h. unbetont), oder tannata- tara gesenkter. Diese Sylbe wird durch eine darunter- gesetzte wagerechte Linie bezeichnet. Die eigentliche Tonsylbe aber bleibt unbezeichnet und wird blofs aus den urtigebenden Sylben, entweder desselben Wortes oder der angrenzenden Wörter, erkannt. Anmerkung 1. Man darf wohl annehmen, dafs auch in den oben (§. 104r).) erwähnten Zusammenziehungen wie divtva aus diel iva der Gebrauch des Svarita sich darauf gründe, dafs zwar das / einsylbig, aber doch so gesprochen wurde, dafs man zwei innig verschmolzene ein betontes und ein unbetontes vernahm, wie *) Man könnte mit diesem secundären oder „enklitischen Svarita”, wie Roth ihn nennt (Yäska p. LX1V), den Ton des Eten Gliedes unserer Composita wie Fufsgänger vergleichen; denn hier hat zwar Fufs den Hauptton und der 2te Theil des Compositums ist dem tsten hinsichtlich der Betonung untergeordnet; es bat aber demunge- acbtet die Tonsylbe des Eten Gliedes der Zusammensetzung fast eben so viel Ton, als wenn es allein stünde. Eben so in Wörtern wie Müfsiggä nger, wo, in Abweichung von dem skr. secundären Svarita, die Tonsylbe des 2ten Gliedes des Compos. nicht unmittelbar an die nachdrucksvollereTonsylbe des istenTheiles angrenzt. Jeden- falls verdient es Beachtung, dafs in unseren deutschen Compositen die Individualität der einzelnen Glieder der Zusammensetzung nicht in derselben Weise aufgehoben wird, wie in den Sprachen, welche nicht dem logischen Betonungsprincip huldigen, indem z. B. in dem Compositum Oberbürgermeister zwar das erste Glied am stärksten betont ist, aber auch das 2te und 3te ihren Ton behalten.
Schrift- und I^yi-Sjslem, §. 104*\ 189 nach den griechischen Grammatikern der Circumflex den Acut und Gravis in sich vereinigt; was nur so verstanden werden kann, dals ein circumflectirter Vocal in der Aussprache in einen betonten und unbetonten Theil zerfallt, da der Gravis, wo er nicht auf Endsylben als gemilderter Acut erscheint, wie der skr. Anudätta (§. W4*\) die Negation oder Abwesenheit des Accents bedeutet Es muls also wohl im Griechischen z. B. TToiaii/ gegenüber dem skr. Oxytonon pad&m entweder wie tto^oov gesprochen worden sein (jedoch zweisylbig), oder so, dafs hinter einem langen o noch ein ganz kurzes, keine Sylbe bildendes, nachtönte. Jedenfalls stört dieses Ineinandergreifen zweier Vo- cale den Nachdruck des Accents, und der Acut, der in tfo&uv als = Tro^cor oder TFO&üOV, und im skr. divlva = dioi ioa (dreisylbig) enthalten ist, kann nicht so kräftig sein, als der von padäm pedum. Für die Vergleichung des skr. Svarita mit dem griech. Circumflex passen Fälle wie dio/po, wofür man mit griechischer Schrift schreiben könnte, darum am besten, weil hier der in Rede stehende Accent auf einem durch Zusammenziehung entstandenen langen Vocal ruht, wie in grie- chischen Formen wie TifJLU), tfoiw, TTOiaijUSv, abgesehen davon, dafs an dem skr. ? von divivA zwei Wörter Theil haben, und dafs in einem und demselben Worte das Sanskrit niemals durch Zusammenziehung zum Gebrauch des Svarita veranlagt wird, wenn man nicht die p* 186 erwähnten Fälle wie nadjrds Flüsse, vaJoäc Frauen = nadlas, vaduas^^>) hier- herziehen wiy* die jedoch dadurch, dafs die beiden, durch den Svarita vereinigten Vocale nur eine kurze Sylbe bilden, sich von griechischen circumflectirten Sylben wesentlich unterscheiden. Überhaupt gehen die beiden Sprachen in ihrer Anwendung des in Rede stehenden Accents einander so aus dem Weg, difs in dem ganzen Umfang der Grammatik und des Wortschatzes der- selben keine Formen vorkommen, in welchen der skr. Svarita einem griechischen Circumflex gegenüberstünde, und wir müssen uns bei Vergleichung des griechischen Accentuationssystems mit dem sanskritischen damit begnügen, dafs wir z. B. den griechi- schen Formen wie vsiv (dor. väuiv)9 ^suktoiTi, &OT?|gs<;, vas? gleichbedeutende und bildungsver- wandte Formen gegenüberstellen können, welche den Accent, wenngleich den Acutus, in derselben Sylbe zeigen, wo ihn die
190 Schrift» un4 LautSfriem. §. 104«X erwähnten griechischen ab Circumflex ‘haben. Man vergleiche also damit padAm, nAvA'm9 yukthu (ans yuktal-s u)* yuktAsu*)9 dAtAras, nAvas. Es erhellt hierads, dafs die beiden Sprachen den Circumflex, wenn wir auch den skr. Svarita mit Boehtlingk so nennen wollen, unabhängig von einander erst nach ihrer Trennung erzeugt haben, und dafs er in beiden auf formeller Entartung beruht. Es ist z. B. eine Entartung des Sanskrit, dafs es bei gewissen Wortklassen nicht alle Casus aus dem vollen, ursprünglichen Thema bilden, und dafs z. B. bar anfas = gr. von einem anderen Stamme ent- springt, als z. B. der Genit sg. £Arafat = gr. ^enovTOC, und ebenso ist es eine Entartung, dafs Stamme wie nadt Flufs (fern.) und vadä Frau ihr schließendes 7 und d in den starken Casus (s. §. 129) anders behandeln als in den schwachen, wenn- gleich die letztere Form Verschiedenheit durch die Schrift nicht bemerklich wird, indem der Halbvocal, der z.B. im Gen. sg. nadyAs, oTyi^L vadtAt steht, auch imNom.pl. nadyas, vat^gal erscheint, obgleich, wie oben bemerkt worden, die beiden letzten Formen höchst wahr- scheinlich so gesprochen wurden, dafs ta, üa (aber nur eine und zwar kurze Sylbe darstellend) gehört wurde, und dafs das rasche Aufeinanderfolgen zweier Vocale in einer Sylbe zu einer verschiedenen Betonnngsart Anlaß gab (nadlas, vadüat gegen nadyAs, vadoAs). Dagegen ist es z. B. eine dem Sans- krit fremde Entartung im Griechischen, dafs lange Vocale vor einer kurzen Endsylbe, im Fall sie den Ton haben, anders betont, und gewiß auch anders gesprochen wurden, ab an anderen Stellen des Wortes, also Äbnjgsc gegenüber dem sanskritischen paroxy- tonirten dAfAras. — Ich muß hier noch darauf aufmerksam machen, dafs auch in den lettischen Sprachen außer dem Acu- tus, womit sich jede Sprache begnügen sollte, ein Accent besteht, welcher eine grofse Ähnlichkeit mit dem griechischen Circum- fiex darbietet, obwohl die damit betonten Vocale ihre unaccen- tnirte Hälfte voranstellen, und die accentuirte folgen lassen. Ich meine den sogenannten geschliffenen Ton, der im litauischen Sprachbau eine viel größere Rolle spielt ab im sanskritischen *) Ich setze nach §• 250. diese beiden Locative den griech. Dati« ven gegenüber.
Schrift- und Laut-Sjfftm. §. 104*>. 191 der Svarita oder im griechischen der Circumfiex, und in seiner Erzeugung von beiden unabhängig ist. Kurse hat, dem wir eine genauere Kenntnifs des litauischen Accentuationssystems verdanken, beschreibt deh geschliffenen Ton (II. p. 39) so: „Die Eigenthnmlicbkeit der geschliffenen Vqcale besteht darin, dafs bei der Aussprache derselben derTon Anfangs äüf einer niedern Stufe schwebt und sich sodann mit einem Sprunge zu einer böbern Stufe erhebt; so dafs ein solcher Vocal gleichsam aus zwei Vocalen zusammengesetzt erscheint, von denen der erste tonlos, der andere dagegen betont ist.” Manche Wörter von gleicher Form und gleicher Vocalquantität unterscheiden sich in ihrer Bedeutung, je nachdem ihr Accent der „gestofsene” oder der „geschliffene” ist; so heifst z.B. pajüdinti*) reiten lassen, aber pajujdinti anschwärzen, richten, aber tovditi salzen, dovmaA den Sinn, aber dovmaA den Rauch**), isdrJjks er wird ausreifsen, aber itdrqkt mit blofsem Hemd, prim^Asiu ich werde erinnern (skr. man denken, lat. memini), aber primfÄsiu „ich werde antreten”. Kurscbat bezeichnet den geschliffenen Ton bei langen Vocalen, auf denen er vorherrschend seinen Sitz hat, durch *, ausgenommen. bei dem langen bellen e, wel- ches er, wo ihm der geschliffene Ton zukommt, mit einem umge- kehrten Circumfiex bezeichnet, z. B. gerat. Bei kurzen Voca- len, die ebenfalls den geschliffenen Ton haben können, bezeich- net der genannte Gelehrte sowohl den gestofsenen als den geschliffenen Ton durch das Zeichen des Gravis, unterscheidet aber den geschliffenen Ton, welcher bei kurzen Vocalen nur vor Liquiden vorkommt, vom gestofsenen durch ein Zeichen an der Liquida selber, und zwar bei m, n, r durch einen darüber gesetzten horizontalen Strich, und bei l durch Durchstreichung *) Ich wähle hier, um zu gleicher Zeit die Quantität und die Be- tonung anschaulich hervorzubeben, für die betonten Vocale grie- chische Buchstaben, obwohl dies beim o-Laut, der im Lit. immer lang ist, streng genommen nicht nothwendig wäre. **) Etymologisch sind die beiden letztgenannten Wörter insofern identisch,als sie beide mit dem skr. Ätima-t Rauch und gr. verwandt sind.
192 Schrift- und Laui-Sjtlem» §. 104*\ desselben, z.B. mlrti sterben, glrdiii tranken; ersteres mit geschliffenem, letzteres mit gestofsenem Ton des kurzen i. Ich würde es fiir zweckmäfsiger halten, den gestofsenen Ton, so- wohl der kurzen als der langen Vocale, durch den Acutus zu bezeichnen, dem er wirklich entspricht, und dagegen den ge- schliffenen Ton kurzer Sylben durch den Gravis, also glrditi, ersteres mit gestofsenem, letzteres mit geschliffenem Ton des kurzen i. Zur Andeutung der Länge müfste man 'sich dann auf andere Weise zu helfen suchen*), während nach Ku rs cba t’s Schreibart das Zeichen des Acutus sowohl den gestofsenen Ton ah die Länge des Vocals andeutet. Anmerkung 2. Das Princip. der sanskritischen Accentuation glaube ich darin zu erkennen, dafs die weiteste Zurückziehung des Accents, also die Betonung der ersten Sylbe des Wortes, für die würdigste und kraftvollste Accentuation gilt, und ich glaube dasselbe Princip auch für das Griechische in Anspruch nehmen zu dürfen, nur dafs hier, in Folge einer erst nach der Sprachtrennung eingetretenen Verweichlichung, der Ton nicht * höher als auf der drittletzten Sylbe stehen kann, und dafs eine lange Endsylbe den Ton auf die vorletzte Sylbe herabziebt, so dafs z. B. in der 3ten P. du. des Imperat praes. (ps^ETWv fiir das unmögliche dem skr. £dratdm (die bei den sollen tragen) und im Comparativ i&wv für vßiwv dem skr. jpd- dfjrdn der süfsere (vom Positivstamme svddü = gr. gegenübersteht, während im Superlativ die Betonung von der des skr. jpd dis / as vollkommen entspricht, weil hier dem Griechischen keine Veranlassung gegeben ist, von der alten Betonung abzuweicben, deren Absicht in vorliegendem Falle dabin geht, die Begrifissteigerung auch durch die höchste Steigerung der Betonung zu versinnlichen. Einen recht schla- genden Beweis für die Würde und Tbatkraft der Betonung der anfangenden Worttheile und zugleich eine sehr merkwürdige Übereinstimmung der sanskritischen und griechischen Accen- tuation bietet die Erscheinung dar, dafs beide Sprachen bei der *) In meinem vergleichenden Accentuationssystem p. 87 ff. habe ich den Gravis (') als Zeichen des geschliffenen Tons neben * als Zeichen der Länge gesetzt, z.B. toll Gans.
Schrift- und Laut-System. 104*>. 193 Declination einsilbiger Wörter in den starken Casus (s. §. 129)9 die auch hinsichtlich der Accentuation vom Sprachgeist gleichsam als die vornehmsten ausgezeichnet wer- den, den Accent auf den Stamm legen, in den schwachen aber denselben auf die Casus-Endung berabsinken lassen; daher z. B. im Sanskrit und Griechischen der Gegensatz zwischen dem Geni- tiv pad&s, 7roibc und dem Accus. p&dam, iro&a. Andere Beweise fiir die Gültigkeit des Satzes, dab in den beiden Spra- chen die weiteste Zurückschiebung des Accents — die im Sans- krit keine Grenze kennt, im Griechischen aber bedingt ist — als die würdigste Betonung gilt, werden sich im Verlauf dieses Bnches von selbst ergeben *). *) Eine Zusammenstellung der unter diesen Gesichtspunkt fallen- ien Erscheinungen gibt mein vergleichendes Accentuationssystem p-16 — p. 23. L 13
Von den Wurzeln 105. Es gibt im Sanskrit und den mit ihm verwandten Sprachen zwei Klassen von Wurzeln; aus der einen, bei weitem zahlreichsten, entspringen Verba, und Nomina (sub- stantive und adjective), welche mit Verben in brüderlichem, nicht in einem Abstammungs-Verhältnisse stehen, nicht von ihnen erzeugt, sondern mit ihnen aus demselben Schoolse entsprungen sind. Wir nennen sie jedoch, der Unterschei- dung wegen, und der herrschenden Gewohnheit nach, „Verbal- Wurzeln”; auch steht das Verbum mit ihnen in näherem formellen Zusammenhang, weil aus vielen Wurzeln durch blofse Anschliefsung der nöthigen Personal-Endung jede Person des Praesens gebildet wird. Aus der zweiten Klasse entspringen Pronomina, alle Urpraepositionen, Conjunctionen und Partikeln; wir nennen diese „Pronominalwurzeln”, weil sie sämmtlich einen Pronominalbegriff ausdrücken, der in den Praepositionen, Conjunctionen und Partikeln mehr oder weniger versteckt liegt. Alle einfachen Pronomina sind weder ihrer Bedeutung noch der Form nach auf etwas all- gemeineres zurückzuführen, sondern ihr Declinations-Tbema ist zugleich ihre Wurzel. Die indischen Grammatiker leiten indessen alle Wörter, auch die Pronomina, von Verbal- wurzeln ab, obwohl die meisten Pronominalstämme auch in formeller Beziehung einer solchen Herleitung widerstreben, weil sie gröfstentheils mit a enden, einer sogar aus blofsem a besteht; unter den Verbal-Wurzeln aber gibt es keine einzige auf d, obwohl langes a und alle anderen Vocale, du ausgenommen, unter den Endbuchstaben der Verbal-
Fon den Wurzeln. §. 106« 107. 195 wurzeln vorkommen. Zufällige äufsere Identität zwischen Verbal- und Pronominal wurzeln findet statt, z. B. i be- deutet als Verbalwurzel gehen, als Pronominalstamm dieser. 106. Die Verbalwurzeln sind wie die Pronominalwurzeln einsylbig, und die von den Grammatikern als Wurzeln aufgestellten mehrsylbigen Formen enthalten entweder eine Reduplicationssylbe, wie gägar^ gdgr wachen, oder eine mit der Wurzel verwachsene Praeposition, wie aoa-dtr ▼erachten, oder sind äus einem Nomen entsprungen, wie lumdr spielen, welches ich von kumdrd Knabe ab- leite. — Aufser dem Gesetze der Einsylbigkeit sind die sanskri- tischen Verbalwurzeln keiner weiteren Beschränkung unter- worfen, und die Einsylbigkeit kann unter allen möglichen Gestalten, in der kürzesten und ausgedehntesten, sowie in den in der Mitte liegenden Stufen hervortreten. Dieser freie Spielraum war auch nothwendig, wenn die Sprache inner- halb der Grenze der Einsylbigkeit das ganze Reich von Grundbegriffen umfassen sollte. Die einfachen Vocale und Consonanten genügten nicht; es mufsten auch Wurzeln ge- schaffen werden, wo mehrere Consonanten, zu einer un- trennbaren Einheit verbunden, gleichsam als einfache Laute gelten; z. B., stfä stehen, eine Wurzel, in welcher das Alter des Beisammenseins des 9 und f durch das einstim- mige Zeugnifs aller Glieder unseres Sprachstamms unter- stützt wird; so ist in skand steigen (lat. scand*o) die alte Consonanten-Verbindung an den beiden Grenzen der Wurzel durch die Begegnung des Lateinischen mit dem Sanskrit gesichert. Der Satz, dafs schon in der ältesten Periode der Sprache ein blofser Vocal hinreicht, um einen Verbalbegriff darzustellen, wird durch die merkwürdige Übereinstimmung bewiesen, mit welcher fast alle Individuen der indo-europäischen Sprach-Familie den Begriff gehen durch die Wurzel i ausdrücken. 107. Die Natur und Eigentümlichkeit der sanskriti- schen Verbal-Wurzeln läfst sich noch mehr verdeutlichen durch Vergleichung mit denen der semitischen Sprachen« 13*
196 Fon den f'T'urzeln, §. 107. Diese fordern, so weit wir in das Alterthum zurückgehen können, drei Consonanten, welche, wie i6h schon anderwärts gezeigt habe*), für sich allein, ohne Hülfe der Vocale, den Grundbegriff ausdrücken, und wohl momentan zu einer Sylbe zusammengezwängt werden können, wobei aber die Verbindung des mittleren Radicals mit dem ersten oder letz- ten nicht als ursprünglich und wurzelhaft anerkannt werden kann, weil sie nur vorübergehend ist, und meistens von der Mechanik des Wortbaues abhängt.* So zieht sich z. B. im Hebräischen kätul getödtet im Femin., wegen des Zusat- zes dA, zu ktul zusammen (ktulah), während kotel tödtend, vor demselben Zusatze, sich auf die entgegengesetzte Weise zusammendrängt, und kötläh bildet Man kann also weder kM noch kod als Wurzel ansehen; und eben so wenig kann man die Wurzel suchen in ktol, als Status constructus des Infinitivs, denn dies ist nur eine Verkürzung der abso- luten Form kdt6ly hervorgebracht durch die ganz natürliche Eile zu dem vom Infinitiv regierten Wort, welches gleich- sam an ihn angewachsen ist Im Imperativ kt6l ist die Ver- kürzung nicht äufserlich, mechanisch bedingt, sondern mehr dynamisch, und veranlafst durch die Schnelligkeit, womit ein Befehl gewöhnlich kundgegeben wird. Die Vocale ge- hören im Semitischen, im strengsten Gegensatz zu den indo- europäischen Sprachen, nicht der Wurzel, sondern der gram- matischen Bewegung, den Nebenbegriffen und dem Mecha- nismus des Wortbaues an; durch sie unterscheidet sich z.B. im Arabischen katala er tödtete von kutUa er wurde getödtet, und im Hebräischen k6tel tödtend von katäl getödtet. Eine semitische Wurzel ist unaussprechbar, weil man, indem man ihr Vocale gibt, sich schon zu einer spe- ciellen grammatischen Form hinneigt, und nicht mehr blofses Eigenthum der über alle Grammatik erhabenen Wurzel vor sich hat. Im mdo - europäischen Sprachstamm aber, wenn *) Abhandl. der hist. phil. Kl. der K. Ak. der Wiss. aus dem J. 1824. S. 126 ff
Kon den VPuntfn, §. 108. 197 man seinen ältesten Zustand in den am reinsten erhaltenen Sprachen zu Rathe zieht, erscheint die Wurzel als ein fast unveränderlicher geschlossener Kern, der sich mit fremden Sylben umgibt, deren Ursprung wir erforschen müssen, und deren Bestimmung es ist, die grammatischen Nebenbegriffe auszudrücken, welche die Wurzel an sieh selber nicht aus- drücken kann. Der Vocal gehört hier mit dem oder den Consonanten, und .zuweilen ohne irgend einen Consonanten, der Grundbedeutung an; er kann höchstens verlängert oder durch Quito, oder Kriddhi gesteigert werden; und diese Ver- längerung oder Steigerung, und später (im Germanischen) die Erhaltung, eines ursprünglichen a, gegenüber seiner Schwächung zu i oder u (§§. 6, 7.), gehört nicht zur Be- zeichnung grammatischer Verhältnisse, die klarer angedeutet sein wollen, sondern, wie ich glaube beweisen zu können, nur der Mechanik, der Symmetrie des Formenbaues an. 108. Da die semitischen Wurzeln vermöge ihres Baues die auffallendsten Anlagen haben zur Andeutung gramma- tischer Nebenbegriffe durch blofse innere Gestaltung der Wurzel, wovon sie auch umfassenden Gebrauch machen, während die indo-europäischen bei der ersten grammatischen Bewegung zu Zusätzen von aufsen genöthigt sind: so mufs es befremden, dafs Fr. v. Schlegel *) — indem er die Sprachen im allgemeinen in zwei Hauptgattungen eintheilt, wovon die eine die Nebenbestimmungen der Bedeutung durch innere Veränderung des Wurzellauts, durch Flexion, anzeige, die andre jedesmal durch ein zugefiigtes Wort, was schon an und für sich Mehrheit, Vergangenheit, ein zukünftiges Sollen oder andere Verhältnifsbegriffe der Art bedeute — gerade das Sanskrit und seine Schwestern der ersten, das Semitische aber der zweiten Hauptgattung beizählt. „Zwar „kann (heifst es S. 48) ein Schein von Flexion entstehen, „wenn die angefügten Partikeln endlich bis zum Unkennt- „lichen mit dem Haüptwort zusammenschmelzen; wo aber *) In seinem Werke ober Sprache und Weisheit der Indier.
198 Fan den ffuruln. §. 108. „in einer Sprache, wie in der arabischen und in allen, die „ihr verwandt sind, die ersten und wesentlichsten Verhält- nisse, wie die der Person an Zeitwörtern, durch Anfügung „von fiir sich schon einzeln bedeutenden Partikeln bezeich- net werden, und der Hang zu dergleichen Suffixen sich „tief in der Sprache begründet zeigt, da kann man sieber „annehmen, dafs das gleiche auch in andern Stellen Statt „gefunden habe, wo sich jetzt die Anfügung der fremdarti- „gen Partikel nicht mehr so deutlich unterscheiden läfst; „kann wenigstens sicher annehmen, dafs die Sprache im „Ganzen zu dieser Hauptgattung gehöre, wenn sie gleich „im Einzelnen durch Mischung oder kunstreiche Ausbildung „zum Theil schon einen andern und höheren Cbaracter au- sgenommen hätte.** Wir müssen hier vorläufig daran erin- nern, dafs im Sanskrit und den mit ihm verwandten Spra- chen die Personal-Endungen der Zeitwörter mindestens eben 10 grofse Ähnlichkeit mit isolirten Pronominen zeigen, als im Arabischen. Wie sollte auch irgend eine Sprache, welche die Pronominalbeziehungen der Zeitwörter durch hinten oder vorn anzufügende Sy Iben ausdrückt, in der Wahl dieser Sylben diejenigen vermeiden, und nicht vielmehr suchen, die auch im isolirten Zustande die entsprechenden Prono- minalbegriffe ausdrücken? — Unter Flexion versteht Fr. v. Schlegel die innere Veränderung des Wurzellauts, oder (S. 35) die innere Modification der Wurzel, die er S. 48 der Anfügung von aufsen entgegenstellt. Was sind aber, wenn von da> oder io im Griechischen didu>-|üu, da>-aw, do-S^cro/utsS-a kommt, die Formen ja, crcu, anders als offenbare Zusätze von aufsen, an die im Innern gar nicht, oder nur in der Quantität des Vocals veränderte Wurzel? Wenn also unter Flexion eine innere Modification der Wurzel verstanden sein soll, so hat das Sanskrit und Grie- chische etc. aufser der Reduplication, die aus den Mitteln der Wurzel selbst genommen wird, kaum irgend eine Flexion aufzuweisen. Wenn aber SytropsS'd eine innere Modification der Wurzel do ist, blofs weil es damit verbunden wird,
fon den JTurxeln. §. 108. 199 daran angrenzt, damit ein Ganzes darstellt; so könnte man auch den Inbegriff von Meer und Festland als eine innere Modification. des Meeres darstellen, oder umgekehrt. — S. 50 bemerkt Fr. v. Schlegek „In der indischen oder griechi- schen Sprache ist jede Wurzel, wahrhaft das, was der Name „sagt, und wie ein lebendiger Keim; denn weil die Ver- JxältnifsbegrifTe durch innere Veränderung bezeichnet wer- den, so ist der Entfaltung freier Spielraum gegeben, die „Fülle der Entwicklung kann ins Unbestimmbare sich aus- „breiten und ist oftmals in der That bewundernswürdig „reich. Alles aber, was auf diese Weise aus der einfachen „Wurzel hervorgeht, behält noch das Gepräge seiner Ver- „wandtschaft, hängt zusammen, und so trägt und erhält „sichs gegenseitig.” Ich finde aber die Folgerung nicht be- gründet, denn wie kann aus der Fähigkeit, die Verhältnifs- begriffe durch innere Veränderung der Wurzel auszu- drücken, die Fähigkeit gefolgert werden, die (innerlich unveränderte) Wurzel ihs Unbestimmbare mit von aufsen antretenden fremden Sylben zu umgeben? Was ist für ein Gepräge von Verwandtschaft zwischen /xi, o-w, und den Wurzeln, woran diese bedeutsamen Zysätze sich an- schliefsen? Erkennen wir also in den Flexionen des indo- europäischen Sprachstamms keine inneren Umbiegungen der Wurzel, sondern für sich bedeutsame Elemente, deren Ur- sprung nachzuweisen die Aufgabe der wissenschaftlichen Grammatik ist. Wenn sich aber auch der Ursprung keiner einzigen dieser Flexionen mit Sicherheit erkennen liefse, so wäre das Princip der Bildung der Grammatik durch An- fügung von aufsen darum nicht minder gesichert, weil man den Flexionen gröfstentheils schon beim ersten Blick wenigstens soviel ansieht', dafs sie nicht der Wurzel ange- boren, sondern von aufsen angetreten sind. Auch gibt A. W. v. Schlegel, der im Wesentlichen der erwähnten Sprach-Eintheilung beistimmt *), in Ansehung der sogenann- *) Er stellt jedoch in seinem Werke „Obxeroaiioru sur la langue
200 Fon dm Ifuruln. §. 108. ten Flexionen zu verstehen, dafs sie keine Modification« der Wurzel, sondern fremde Zusätze seien, deren Charakti ristisches darin liege, dafs sie für sich betrachtet keine Bi deutung haben. Dies haben aber auch im Semitischen d grammatischen Anhängesylben oder Flexionen wenigstens ii soweit nicht, als sie, wie im Sanskrit, isolirt in vollkommt gleichem Zustande nicht Vorkommen. Man sagt z. B. ii Arabischen antum und nicht tum fiir ihr; und im Skr. sii ma, ta und nicht mi, ti die declinirbaren Stämme der erste und dritten Person, und at-TI er ifst verhält sich zu TA* ihn wie im Gothischen IT-a ich esse zum einsylbigen A ich afs. Der Grund zur Schwächung des Stammhaften zu i ist wahrscheinlich in den verschiedenen Fällen der be den Schwestersprachen derselbe; nämlich der gröfsere Un e/ la IHllroture prooengalex” S. 14 ff. drei Klassen auf, naa lieh: Lex languet xanx aucune xtructure grammaticalelex lat fuet qui emploient det affixet, et lex languet ä inflexioru. Von d letzteren sagt er: Je penxe, cependant, qufilfautattigner lepremi rang auxlanguet ä inflexioru. On pourroit lex appeler lex lanpt organiquex^ parce qu’ellex renferment un principe vivant de ddoety pement et d’accroixxement, et qiPellex ont xeulex, xi je puix m*exprim ainxi, une vdgdtation abondante et feconde. Le merveilleux artifi de cex langues ext, de former une immenxe varitä de motx, et < marquer la liaixon dex iddex que cex motx ddxignent, mojrennant s axxex petit nombre de qrllabex qui, conxiddrdex xdpardment, nfoi point de xignifleation, maix qui ddterminent avec prdeixion le xenx < mot auquel ellex xont joint ex. En modifiant lex lettrex radicalex, en ajoutant aux racinex dex xyllabex ddrivativex, on forme dex mo ddrivdx de diverxex expdcex, et' dex ddrivdx dex ddrivdx. On compo. du motx de pluxieurx racinex pour exprimer lex iddex complexex. K luite on ddcline lex xubxtantifx, lex adjectifx et lex pronomx, par gei rtt, par nombrex et par cax; on conjugue lex verhex par voix, pt tnadu, par tempx, par nombrex et par perxonnex, en emplojrant < inAm dex ddxinencex et quelquefoix dex augmenx qui, xdpardment, i ilgnifimt rien. Cette mdthode procure Vavantage d^dnoncer en un xe mot Vidde principale, xouvent ddjä trlx-mödifide et trdx-complex aoec tout eon cortdge dPiddex accexxoirex et de relationx variablex.
Fon den JTuneln, §. 108. 20t lang der Wortform mit i (vgl. §. 6.). — Wenn nun also Fr. v. Schlegel’s Sprach-Emtbeilung. ihrem Bestimmungs- gninde nach unhaltbar ist, so Hegt doch «in dem Gedanken an eine naturhistorische Classificirung der Sprachen viel Sinnreiches. Wir wollen aber lieber mit A. W. v. Schle- gel (L c.) drei Klassen aufstellen, dieselben jedoch so unter- scheiden: Erstens, Sprachen ohne eigentUche Wurzeln und ohne Fähigkeit zur Zusammensetzung und daher ohne Or- ganismus, ohne Grammatik. Hierher gehört das Chinesische, wo alles, dem Anscheine nach, noch nackte Wurzel ist *) *) Ich sage „dem Anscheine nach”, dehn wirkliche Wurzeln kann man dem Chinesischen, wie ich jetzt glaube, in Abweichung von meiner früheren Darstellung (erste Ausgabe p. 112), nicht zugestehen, da eine Wurzel immer eine Wortfamilie voraussetzt, deren Mittel- und Ausgangspunkt sie ist, und wozu man gelangt, wenn man von allen Wortformen, die einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt und einen gemeinschaftlichen Grundbegriff haben, alles ablöst, was nicht zur Darstellung dieses Grundbegriffes gehört und in allen Individuen derselben* Wortfamilie, abgesehen von lautgesetzlichen oder eupho- nischen Umwandlungen (aus Rücksicht für die umgebenden Laute), vorhanden ist, im Fall nicht im Laufe der Zeit Verstümmelungen'ein- getreten sind, wie diejenigen, deren wir bei der Lautlehre gedacht haben. Die Composita, wovon die chinesischen Grammatiken spre- chen, sind keine wirklichen Composita, sondern nur neben einander gesetzte Wörter, wovon das letztere oft nur dazu dient, die Bedeutung des ersteren näher zu bestimmen; z. B. in dem Wort-Paar ta6 lü (s.Endlicher, Anfangsgründe der chin. Gramm, p. 170) sind zwei Wörter zusammengestellt, welche beide unter andern Weg bedeuten und gemeinschaftlich nichts anders als Weg bedeuten können. Die von Endlicher (p. 171 ff.) erklärten Ausdrucksweisen sind sprach- lich eben so wenig Composita, als etwa im Französischen Umschrta- bangen wie komme d'affairee, homme de lettres. Sie ersetzen aber die Composita solcher Sprachen, die zur Bildung wirklicher Wortver- bindungen, mit einem gemeinschaftlichen Accent, fähig sind, und stellen eine begriffliche Einheit dar, wobei man nicht mehr an die Bedeutung der einzelnen Wörter denkt, sondern an das, was sie zu- sammen ausdrücken, zumal der Sprachgebrauch über solche Wort-
202 Fon den VFursein. §• 108. und die grammatischen Kategorien und Nebenverhlltnisse der Hauptsache nach pur aus der Stellung der Wörter im Satze erkannt werden können *). Zweitens* Sprachen mit Vereine mit einer grofsen Willkür verfugt, indem z. B. die Ausdrucke für Wasser (shüT) und Hand (sheü) also (shä) theü) zusam- men Steuermann bedeuten, und die Benennung der Sonne (gi) und des Sohnes (/rd) den Tag bezeichnen, der nämlich als Er- zeugnis der Sonne gt rsd genannt wird. — Ein Wurzelhaftes An- sehen haben aber die chinesischen Wörter darum, weil sie alle einsylbig sind; doch gestatten die wirklichen Wurzeln der indo- europäischen Sprachen eine gröfsere Mannigfaltigkeit in der Form "als die chinesischen Wörter. Diese beginnen sämmtlich mit einem Consonanten und schliefsen (das Südchinesische ausgenommen) ent- weder mit einem Vocal, Diphthonge und Triptbonge mitbegriffeu, oder mit einem Nasal (n, ng) und vorangehendem Vocal. Nur Z macht eine Ausnahme und erscheint als Ausgang hinter eü in eul und, eül zwei und eul Ohr. Ich setze als Beispiele des sehr beschränkten chinesischen Wortbaues die Zahlwörter von 1 — 10, nebst den Benennungen von 100 und 1000, nach Endlicheres Schreibart her: V 1, eül 2, ean 3, jsI 4, ’u 5, lu 6, tsi 7, pa S, kieü 9, ehi 10, pe 100, tsian 1000. Man sieht, dafs hier ein jedes Zahlwort eine Schöpfung für sich ist, und dals keine Möglichkeit vorhanden ist, ein höheres Zahlwort aus einem niedrigeren durch An- nahme einer versteckten Zusammensetzung zu erklären. Am meisten gleicht die Einrichtung der chinesischen Wörter der der indo-euro- päischen Pronominal-Wurzeln oder Pronominalstämme, indem diese, wie oben (§. 105) bemerkt worden, sammtlrcb einen vocalischen Aus- gang haben. Von diesem Gesichtspunkte aus könnte man etwa pa, lu, shi* mit den skr. Interrogativstämmen ka» ku, ki verglei- chen. Auch könnten einige sanskritische Substantivstämme ver- glichen werden, welche ihrer Form nach nackte Wurzeln sind, indem sie der Wurzel, welcher sie angehören, kein Bildungssuffix angefugt haben; wie z. B. 5*4 Glanz, Furcht, hrt Scham. ) Vortrefflich finden wir den Standpunkt des Chinesischen er- läutert in W. v. Humboldt’s geistreicher Schrift „Lettre äM.Abd- ßlmusat, sur la nature des farmes grarrfmaticales en general» et sur le gdnie de la langue Ckinoise en particulier”
Fon 4m Ifurxeh. §. 109*>. 903 emsylbigen Wurzeln, die der Zusammensetzung ftbig sind, und fast einzig auf diesem Wege ihren Organismus, ihre Grammatik gewinnen. Das Hauptprincip der Wortschöpfung, in dieser Klasse, scheint mir in der Verbindung von Verbat- und Pronominal-Wurz ein zu liegen, die zusammen gleichsam Seele und Leib darstellen (vgl. §. 105.). Zu dieser Klasse gehört die indo-europäische Sprachfamilie, und aufserdem alle übrigen Sprachen, sofern sie nicht unter 1/ oder 3. be- griffen sind, und in einem Zustande sich erhalten haben, der eine Zuruckführung der Wortformen auf ihre einfach- sten Elemente möglich macht. Drittens, Sprachen mit zwei- silbigen Verbalwurzeln und drei nothwendigen Consonanten als einzigen Trägern 'der Grundbedeutung. Diese Klasse begreift blofs die semitischen Sprachen, und erzeugt ihre grammatischen Formen nicht blofs durch Zusammensetzung, wie die zweite, sondern auch durch blofse innere Modifi- eation der Wurzeln. Einen grofsen Vorzug der indo-euro- päischen vor der semitischen Sprachfamilie räumen wir zwar gerne ein, finden ihn aber nicht in dem Gebrauche von Flexionen ab für sich bedeutungslosen Sylben, sondern in der Reichhaltigkeit dieser' grammatischen, wahrhaft bedeute tarnen und mit isolirt gebrauchten Wörtern verwandten Anfügungen; in der besonnenen, sinnreichen Wahl und Ver- wendung derselben, und der hierdurch möglich werdenden genauen und scharfen Bestimmung der mannigfaltigsten Ver- hältnisse; endlich in der schönen Verknüpfung dieser An- fügungen zu einem harmonischen, das Ansehen eines orga- nischen * Körpers tragenden* Ganzen. 109*\ Die indischen Grammatiker theilen die Wurzeln nach Eigenheiten, die sich nur auf die Tempora, welche ich die Special-Tempora nenne *), und auf das Part. *) Im Griechischen entspricht ihnen das Praesens (Indic. Im per. and Optat.; die Form des gr. Conjunct. fehlt dem gewöhnlichen Sanskrit) und Im perfect., über welche hinaus sich hier ebenfalls ge- wisse Conjugations> Merkmale nicht erstrecken. Im Germanischen entspricht das Praes. jedes Modus.
204 Fon den IVuritln. §. 109*\ 1. praes. erstrecken, in zehn Klassen ein, die wir sämmtlich auch im Send wiedergefunden haben, und im folgenden §. durch Beispiele belegen werden. Hier wollen wir zunächst die Charakteristik der sanskritischen Klassen geben, und ihnen das Entsprechende der europäischen Sehwestersprachen gegenüberstellen. 1) Die erste und sechste Klasse setzen JT a an die Wurzel, und wir behalten uns vor, über den Ursprung dieses und anderer Conjugationszusätze bei der Lehre vom Verbum uns auszusprechen. Der Unterschied der ersten Klasse, von ungefähr 1000 Wurzeln — fast die Hälfte der Gesammtzahl — von der sechsten Klasse — welche unge- fähr 150 Wurzeln enthält — liegt darin, dafs sie den Wurzel- vocal durch Guna (§. 26.) steigert und ihn betont, während die sechste ihn rein erhält und den Ton auf die Klassen- sylbe sinken läfst; daher bö'dati er weifs von bu(T 1 gegen tvddti er stöfst von tud 6. Da JT a kein Guna hat, so kann bei diesem Vocal keine formelle Unterscheidung zwischen Klasse 1. und 6. stattfinden, sondern nur durch die Betonung, wodurch sich z.B. magg-d-ti submergitur zur 6ten Klasse bekennt. Gröfstentheils gehören aber die Verba mit wurzelhaftem a zur ersten Klasse. — Einige Verba der sechsten schieben einen Nasal ein, der sich nach dem Organ des Endconsonanten der Wurzel richtet, z. B. Zump- • d-ti von lup spalten, brechen, vind-a-ti von vid finden. — Im Griechischen entspricht e (vor Nasalen o, §.3.) dem Zusatze SJT a, und XEur-o-psv*), von A1H, 4>TF (eXittcv, ecpvyov) gehören zur ersten Klasse, weil sie Guna haben (§. 26.); während z. B. der sechsten Klasse anheimfallt **). Vom Lateinischen erkennen wir in der drit- *) Wir setzen den Plural, weil der Singular wegen Verstümme- lung die Sache weniger deutlich macht **) Skr. lange Vocale lassen nur am Ende der Wurzel die Guni- rung zu, bleiben aber anfangend und in der Mitte ohne Beimischung des a; eben so kurze Vocale vor doppelter Consonanz. Die so be-
Fon den Wurzeln, §. 109*\ 1. 205 ten Conjugation, die ich zur ersten erheben würde, die Ver- wandten der skr. ersten und sechsten Klasse, indem wir nämlich den Zusatz i als eine Schwächung des alten a an- sehen (§. 6.); auch verhält sich z. B. leg-i-mus zu Ä/y-o-psr wie im Genit ped-iß zu wo das Skr. ebenfalls a hat (pad-ds). In leg-u-nt aus leg-a-nti ist das alte a durch den Einflufs der Liquida zu u geworden (vgl. §. 7.). — Zu den nasalirten Formen der skr, 6ten Klasse stimmen analoge lateinische; namentlich begegnet rump-i-t dem oben er- wähnten lump-d-ti. Mit vind-d-ti vergleiche man, hin- sichtlich des eingesehobenen n, find-i* *t, scind-i-t, tun- d-i-t. — Im Germanisehen stehen, mit Ausnahme der unter 2) und ä) erwähnten Verben und des Verb, subst., alle star- ken Verba in einem einleuchtenden Zusammenhang mit der skr, ersten Klasse, der hier zum erstenmal in seinem ganzen Umfang dargelegt wird *). Das der Wurzel beitretende 5f a ist im Gothischen **) vor einigen Personal-Endungen unverändert geblieben, vor anderen, wie im Lateinischen, zu i geschwächt worden (nach §• 67); so hait-a (ich heifse), Aoä-w, hait-i-th; 2. Pers. du. Aattf-a-fe; Pl. hait-i-th, haü-a-nd, — Die Wurzel-Vocale i und u erhalten den fona- Zusatz, wie im Skr., nur dafs sich das guiiirende a hier zu i geschwächt bat (§.27.), welches mit einem radicalen i zu einem langen i (geschrieben ei, s. §. 70.) zusammengezogen sebaflenen Wurzeln gehören zur ersten Klasse, z.B. krt$-a-ti er spielt. *) Die VernraAung, dafs das a von Formen wie baita, haitam, haüaima etc. nicht zur Personal-Endung gehöre, sondern identisch sei mit dem a der skr. 1. und 6. Klasse, habe ich schon in meiner Reeens. von Gi'imm’s Gramm, ausgesprochen, allein die Gunirung ün Praes., bei allen Wurzeln mit Guno-fähigen Vocalen, war mir da- mals noch nicht klar geworden (s. Jahrb. fiir wissensch. Krit. Febr. 1827 p. 282; Vocalismus p. 48). **) Wir erwähnen häufig nur das Gethische als den wahren Aus- gangs- und Lichtpunkt der deutschen Grammatik. Die Anwen- dung auf das Hochdeutsche ergibt sich leicht von selbst
206 ^on /Turuln, §. 109*\ 1. wird; daher z. B. keina ( ktna ausiusia) ich keime von kin, biuga ich biege von bug9 skr. bug, wovon Bugnd gebogen*). Der skr. Wurzelvocal a hat im Gothischen *) Die gotb. Ws. luk s chliefsen verlängert ihr u statt es durch izuguniren, daher z. B. us-läk-i^th er schliefst auffurua- -liuk-i-th. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dals es auch im Sanskrit ein vereinzelt stehendes Verbum der ersten Klasse gibt, welches statt der Gunirung ein wurzelhaftes u verlängert, daher fdA-a-ti er bedeckt (fiir gäh-a-ti) von der Wz. guh aus gui (gr. XU& s. p. 183). So im Lateinischen ddc-s-Z von duc (dux9 ducis) nnd'mit analoger Verlängerung des i, dtco,ftdo (vgl. judex9 jüdicis, causidicus, fides). Hierher gehören-auch diejenigen griechischen Verba, welche ein kurzes V und i der Wz- im Praesens verlängern, wie z. B. Tqtßw (krqtßw, T^iß^TapM^ T^ißjd^ JfZ- j3svc), &htßw9 (/•S'Aißijv), cpqvyu) (fy£vy>)v)* — Da die gothiscbe Urschrifl kurzes und langes u nicht unterscheidet (s. §. 76), so könnte man auch annehmen, dafs das oben erwähnteut-luk-i-th ein kurzes u habe; ich zweifle jedoch nicht daran, dals Grimm Recht hatte, in der 2ten Ausgabe seiner Grammatik (p. 842) ga-läka zn schreiben, da alle starken Verba mit wurzelhaftem u diesen Vocal im Praesens guniren, und eine Ersetzung der fttmo-Steigerung durch Verlänge- rung viel wahrscheinlicher ist, als eine Aufhebung des Guna ohne alle Entschädigung. Wenn aber das Gotbische, was oben (§.76.) bestritten worden, überhaupt kein langes u hätte, so würde dieser Umstand gewiß die Form liuka geschützt haben, weil dann eine Ent- schädigung für die Ausstoßung des i durch Verlängerung des Grund- vocals unmöglich gewesen wäre. — Das u von truda ich trete steht, wie die verwandten Dialekte zeigen, für s, und gilt mir als Schwächung des wurzelhaften o, welches sich in Lesern Verbum, in Abweichung von allen übrigen von Grimm’s 10 ter Conjugation, an- statt in i, in das weniger leichte und somit dem a näher stehende u umgewaridelt hat (s. §. 7), und sich also zn Formen wie giba ver- hält wie im Lateinischen coneulco zu Zusammensetzungen wie con- tingo, nur daß hier das Z einen Einfluß auf die Wahl des u in Vorzug vor i geübt hat. Daß das unbelegbare Praeteritum von truda nicht anders lautet als trath9 plur. tridum, wie Grimm (L p. 842) ansetzt, scheint mir kaum einem Zweifel unteiworfen, obwohl Grimm sel- ber in Bezug anf den Plural seine Ansicht geändert hat (Geschichte
Kon den Wurzeln. §. 109«). 8. 207 ein dreifaches Schicksal erfahren. Entweder ist er in den Special-Temporen unverändert geblieben, z. B. in far-i-th er wandert fiir skr. idr-a-ti (§.14.)-; oder das altea bat sich in den Special-Tempp. zu i geschwächt, daher z. B. gym-i-th er kommt gegen qvam ich kam, er kam (skr. Wz. gern gehen, s. p. 14£); oder drittens, es ist das alte a völlig untergegangen und das daraus durch Schwächung entstandene i gilt als wirklicher Wurzelvocal, welcher wie das organische, schon im Sanskrit stehende i behandelt wird, d. i. in den Special-Tempp. durch i und im Praet. sg. durch a gunirt wird, im Praet. pl. aber sich rein erhält. Hierher gehört das oben erwähnte hin keimen; Praes. keinem Praet. sg. imn, pl. £in-um. Die entsprechende skr. Wurzel ist nämlich (jan erzeugen, geboren werden (s. $. 87.1); so auch verhält sich greipa, graip, gripwn, von grip ergrei- fen, zu (Veda-Form) nehmen* *); dagegen hat z.B. bit beifsen **) (beüa, bait bitum} ein ursprüngliches, schon im Skr. stehendes i (vgl. bid spalten). 9) Die vierte Klasse sanskritischer Wurzeln fügt den- selben die Sylbe ya bei und stimmt hierin mit den Special- tempp. des Passivs überein; auch sind die hierher gehören« d. d. Sprache p. 846 f.), und nun trAdum setzt für trAdum. Zu Gun- sten der letzteren Form spricht das Althochdeutsche durch Formen wie dr&ti (Conjunct.) und fur-trdti (2. P. sg. indic.). Wenn es aber einen goth. Plur. praet trAdum gegeben hätte, so würde Atas wahrscheinlich im Singular trAth gegenüber stehen, nach Analogie von fAr, fArurn, praes. fara, so dab dann das Praes. truda zu Gr i mm’s 7ter Conjugation zu ziehen wäre, und zu den übrigen Specialformen derselben hinsichtlich des Wurzelvocals in dem Verhältnifs von For- aen wie bundum wir banden zu ihren einsilbigenSingularformen wie band (Conjug. XIE) stünde. *) Das goth. p steht unregelmafsig für b statt des skr. 6 (s. §. 88); vgL lit grtbjn ichnehme, altslav. grablju i c h ra ub e. **) Kommt nur mit der Präp. and und mit der Bedeutung schel- ten vor, entspricht aber der ahd. Wurzel bü b eifsen.
208 Fon den Wurzeln. §. 109*\ 2. den Verba gröfstentheils Intransitivs, wie z. B. ndi-ya-ti er geht zu Grund, hfi-ya-ti erfreut sich, rcT-ya-ti er wächst, küp-ya-ti er zürnt, tras-ya-ti er zit- tert. Der Wurzelvocal bleibt in der Regel unverändert, und erhält, wie die erwähnten Beispiele zeigen, den Ton *), während das Passiv denselben auf die angehängte Sylbe herabsinken läfst Man vergleiche z.B. nah-ya~te er wird gebunden mit dem Medium nah~ya~te (act. ndh-ya-ti) er bindet. Zu dieser Klasse, welche ungefähr 130 Wur- zeln enthält, ziehe ich diejenigen gothischen Verba auf ja, welche wie z. B. vahs-ja ich wachse, bid-ja ich bitte diesen Zusatz im Praeteritum aufgeben (od&a ich wuchs, bath ich bat, plur. bedum). Sie haben in den Special- tempp. nur eine zufällige Ähnlichkeit mit Grimm’s erster schwacher Conjugation (nas-ja ich rette), deren ja aus anderer Quelle fliefst, und, wie später gezeigt wird, eine Verstümmelung von aja (skr. aya, s. unter nr. 6.) ist. Die zum goth. vaht stimmende skr. Wz. vakt' gehört zur ersten Klasse (also vaks'-a-ti crescit), allein die entsprechende Send-Wurzel, welche vorherrschend in der zusammengezo- genen Form *u<a7> uÄfs**) erscheint, gehört zur vierten; daher in einer von Burnouf (Ya$na, Notes p. 17) citirten Stelle uf-uk'syanti sie wachsen hervor, gegenüber dem go- thischen oa&s-ja-nd. Ich mache noch darauf aufmerksam, dafs, wenn die gothischen Verba wie vahya eine Mischung der starken und schwachen Conjug. enthielten, man dann kein bidja^ sondern dafür bad-ja zu erwarten hätte, wie z. B. tat-ja ich setze (mache sitzen) von der Wz. tat *) Ausgenommen in den angmentirten Praeteriten, welche auch bei der ersten und sechsten Klasse, wie in allen übrigen, durchgrei- fend das Augment betonen. **) Über £s, wie ich fiir &'/ schreibe, s. §. 52. Auch im Vida- Dialekt kommt bei dieser Wurzel die Zusammenziehung von va zu u vor. Im Irländischen heilstfataim^ für skr. väke Ami, ich wachse. Über andere Verwandte dieser Wz. s. Gloss. scr. p. 304.
Von den Wurzeln. §. 109®>. 2. 209 (rita, nasja ich rette, von na* (ga-nüa ich genese, praet. ga-na&). Bei vocalisch endigenden Wurzeln auf 6 (= d s. §.69.1.) kürzt sich das 6 in den Specialtempp, zu a, und das/, vocalisirt zu t, vereinigt sich mit diesem a zu einem Diphthong; daher z.B. vaia ich wehe für va-ja und dieses für von der Wz. ed (praet. raiud) für skr. cd (perf. vavdu),. wovon die 3te P. praes. nach der 4ten Klasse va-ya-ti lauten würde. So wie vaia, so ziehe ich auch die beiden anderen Verba von Grimm’s 5ter Conjugation hierher, nämlich laia ich schmähe und saia ich säe, von den Wurzeln Zd, so. Die Form saijith (Marc. IV. 14) er sät steht euphonisch für saiith, weil i hinter ai nicht be- liebt scheint, während vor a kein aij für ai vorkommt (taiada, saian, saiands, saians, s. Grimm I. p. 845). Das Sanskrit bietet ebenfalls in dieser Verbalklasse Kürzungen ▼on ä zu a dar, wenn man mit Boehtlingk (Sanskrit- Chrestomathie p. 279 f.) Formen wie d'd-ya-ti er trinkt hierherzieht, unter Berücksichtigung, dafs alle Wurzeln, welche nach den indischen Grammatikern auf d, dz, d aus- gehen, in den allgemeinen Temporen sich den Wurzeln auf d gleichstellen *) — indem z. B. da-syami ich werde trinken nicht von sondern von d'ä (vgl. gr. kommt — so dafs man allen Grund bat, anzunebmen, dafs es keine Wurzeln mit diphthongischem Ausgang gebe, son- dern dafs die Wurzeln, welchen die Grammatiker einen solchen Ausgang zuschreiben, mit Ausnahme von gyo (eigent- lich gyv) sämmtlich der vierten Conjugationsklasse anheim- fallen, und mit Bezug auf ihre Gestaltung in den Special- ’) Dafs die Wurzeln, welche nach den indischen Grammatikern auf einen Diphthong ausgehen, mit Ausnahme von eigentlich mit4 schliefsen, ist schon in der ersten Ausgabe meiner kleineren Sanskritgramm. (1832 §.354) bemerkt worden. Ich habe aber damals, am die betreffenden Verba in der ihnen von den indischen Gramma- tikern angewiesenen Conjugationsklasse zu lassen, das j in anderer Weise zu erklären versucht; ebenso in der 2ten Ausg. (1845 p.211). L 14
210 Fon den Wurzeln. §. 109*\ 2. tempp. in 3 Klassen zerfallen: 1) Verba, welche das schlie- fsende d der Wurzel vor dem Klassencharakter ya unver- ändert lassen, z.B. gd?-ya-ti er singt von ga *); 2) solche, welche wie das oben erwähnte da-ya-ti das d kürzen, während die indischen Grammatiker day-a~ti theilen und dieses, wie alle ähnlichen Verba, zur ersten Klasse ziehen; 3) Verba, welche vor dem Charakter ya den Wurzclvocal d ab werfen, wornach der Ton natürlich zur Klassensylbe überwandern mufs. Es gibt deren nur 4, worunter d-ya-ti abscindit, dessen Wurzel dd sich klar in dd-td-8 abge- schnitten und dä-tra-m Sichel herausstellt. Hinsicht- lich der Unterdrückung des Wurzelvocals in den Special- tempp. vergleiche man den Verlust des d von dd geben und dfd setzen im Potentialis dad-ya-m, dad-yam^ fiir dada-yam, dad'a-yam, gr. didonp, ndwp« Wir kehren zum Germanischen zurück, um zu bemerken, dafs im Alt- hochdeutschen das j des Klassencharakters sich häufig dem vorhergehenden Gonsonanten der Wurzel assimilirt, daher z.B. hef-fu ich hebe fiir hef-ju, gegenüber dem goth. hqfäa, praet h6f; pittu ich bitte fürpi^/u, goth. bidrja. Dies fuhrt uns zu griech. Verben wie ßaXXco, zraXXu;, aXXo/uu (aus ßaX- etc., s. p.32 f.), die ich ebenfalls zur skr. vierten Klasse ziehe, da die Gonsonantenverdoppelung sich nur auf die Special- tempora beschränkt. Den Formen wie irpdecrw) (fipwraw, Xurcro- peu liegt eine doppelte Consonanten-Entstellung zum Grunde, einmal die Entartung eines Gutturals oder Dentals zu einem Zischlaut, und dann; in Folge einer regressiven Assimilation, die Umwandlung des früher im Griechischen vorhandenen/ in a; also z.B. 7rpaa-crw aus 7rpay-/w, cppir-cru) aus (ppuc-jat, ktr-tro-ycu aus Xrr-/b-pcu. In derselben Weise erkläre ich Gomparative mit doppeltem <r; wie z. B. yXuiröw aus yXw- jw (yXwcfwv), xpzicrcrwy aus xpuqwv. Auch bin ich in der frü- *) Nach den Grammatikern $di, so dals zu theilen, und du Verbum zur ersten Kluse zu ziehen wäre.
Von den Wurzeln. §. 109*). 2. 211 heren Ausgabe *) erst durch Comparative dieser Art zu der Entdeckung des Zusammenhangs griechischer Verba auf aow (attisch rrw) und XÄ.u> mit sanskritischen der vierten Klasse gelangt. Es stützen sich jedoch nicht alle griechischen Verba auf auf die skr. vierte Klasse, sondern ein Theil (liefst aus anderer Quelle, jedoch ebenfalls mit einer re- gressiven Assimilation eines ursprünglichen j (skr. y). Hiervon später mehr. — Dafs das skr. y der 4ten Klasse in entsprechenden griech. Verben auch als £ vorkommt, in Formen wie ßu-^w, ßXv-£u), aus ßv-jw, ßXi^w, und in solchen wie oxi-^w aus ox®^*» ist bereits oben (p. 32) bemerkt worden. Ich erwähne hier noch aus als Schwesterform des skr. pi-ye (med.) ich trinke, welches im Activ pi-ydmi lauten würde. Der Übergang der pri-> mitiven Bedeutung in die causak (trinken, tränken), ohne formelle Begründung, ist nicht befremdend und findet sich z. B. auch in umj/u und lat. süto gegenüber dem skr. send, histami ich stehe. — Bei Verben mit liquiden Endconsonanten der Wurzel kommen auch Ver- setzungen des zu i aufgelösten Halbvocals in die vorange- hende Sylbe vor; also wie die Comparative dpuvwv, xeLpuy, für dp&nuov, xtp^i aus o/xe^wv, x4^v? 80 z.B. xafPtt> aus für skr. hrt-pa-mi, aus hart-yd-mi **), /xan'-E-Tcu aus /jwfr-ys-rai fiir skr. mdn-ya-te (Wz. den- ken). — Zu den oben (p. 209) erwähnten gothischen For- men wie vaia ich wehe (aus va-ja), saia ich säe, aus so^a, stimmen zum Theil die griechischen Verba auf cuu>9 na- mentlich iatu) ich theile, aus da-^a>, welches seine skr. Schwesterform d-ya-mi abscindo (p. 210) durch Be- wahrung des Wurzelvocals überbietet, und sich in dieser Beziehung dazu verhält wie didowjv, tlSeltp zum skr. do- dytim, dadfyam. Darin, dafs das i von dcua> in einigen *) Dritte Abtheilung (1837 §. 501) und 2te Abth. p. 413 f. **) Das a aller Klassensylben wird vor m und v verlängert, sofern ein Vocal darauf folgt, was bei v überall der Fall ist. 14 •
212 Fon den Wurzeln. §. 109Ä\ 2. Nominalbildungen, wie dat«;, tfafnj, iauTpos, sowie in dem Verbum 6aiVu/xi mit der Wurzel verwachsen ist, stimmt das Griechische zu einigen ähnlichen Erscheinungen im Sanskrit, welches den Verben va-ya-ti er webt, da-ya-ti er trinkt die Substantivstämme o/-man (aus vai-man) Weberstuhl und cTe-nti Milchkuh gegenüberstellt, welche Formen uns nicht veranlassen dürfen, mit den in- dischen Grammatikern ve und de als wirkliche Wurzeln anzuerkennen. Es könnten jedoch auch v/-»ian, de-ni als Entartungen von va-man, da-nü gefafst werden, da Schwächungen von d zu l« ai auch sonst vorkommen, z. B. in Vocativen weiblicher Stämme auf a, wie eutl Tochter! von und in Dualen des Mediums wie abo- detdm die beiden wufsten aus abod-a-dtam. — In Bezug auf daiio ich brenne, zünde an habe ich in mei- nem Glossar die Vermuthung ausgesprochen, dafs es zum skr. Causale ddh-ayd-mi ich mache brennen, zünde an gehöre; doch bestreite ich nicht, dafs es sich auch formell auf das intransitive dah-yä-mi ardeo stützen könne*); in diesem Falle wäre die Unterdrückung des i in Formen wie e^ao/x^y, d'a^rax, ganz in der Ordnung. Von Verben auf ew haben, wie G. Curtius bemerkt **), dieje- nigen, bei welchen der Klassencharakter sich nicht über die Specialtempora hinaus erstreckt, Anspruch darauf, den skr. Verben der vierten Klasse zur Seite gestellt zu werden, so dafs das e als Entartung von i aus j gelten müfste (s. §. 656), während ich es in der grofsen Mehrheit der Verba auf ew als Entartung eines skr. a fasse (s. unter 6); also z.B. u&e'w, aus wfy'w. In ya/x&o, aus ya/x-^w, möchte ich aber, trotz dem, dafs die allgemeinen Tempora unmittelbar aus ya/x entsprin- gen, ein Denominativum erkennen und somit einen Ver- wandten des im Sanskrit sehr isolirt dastehenden ff am (aus ff am) Gattin — m dem Compositum ffam-pati Gattin *) S. G. Curtius, Beiträge, p. 95 f. ") 1. c. p. 94 f.
Fon den ^Furzeln. §. 109tfX 3. 213 und Gatte — wobei daran zu erinnern ist, dafs die skr. Denominativstämme auf ya diese ganze Sylbe in den all- gemeinen Tempp. ablegen können, und dafs im Griechischen auch die auf Assimilation beruhenden Denominativa wie ay/sXXu?, thxxiXXuj, xopvao-w (aus dyy^X-yX ttgixiX-^ou, xoptÖ’-^w) in den allgemeinen Temporen sich des Zusatzes entledigen und dieselben aus ayysX, ttoiziX, xopuS* bilden, daher z.B. ayysXuf, ^yyeXoy, TrotxiXw, xexopvS’/iuu. — Das Lateinische zeigt Überreste der sanskritischen 4ten Klasse in Formen der 3ten Conjugation auf w, wie cupio, capio, sapio. Ersteres stimmt zum skr. küp-yä-mi ich zürne, die beiden letzten zum althochdeutschen hef-fu (goth. haf-ja ich hebe) sef-fu (in- uffu intelligo). Vom Litauischen gehören hierher Verba wie gnybiu ich kneife, praet. gnybau^ fut. gnybsiu\ grüdz'u ich stampfe (euphonisch für grudiu^ s. §. 92.4.) praet. grüdau, fut. grü-siu (s. §. 103). Die Verba, welche vom Altslaviscben hierher gezogen werden können, haben sämtlich eine vocalisch endigende Wurzel, weshalb vielleicht anzunehmen, dafs ihr/, z.B. von üHlft pi-jun ich trinke, HHKU1H pi-jes'i du trinkst nur eine euphonische Ein- schiebung ztir Vermeidung des Hiatus sei (vgl. Miklos ich Formenlehre p. 49), obgleich im Sanskrit die Wurzel pt trinke* (eine Schwächung von pa) wie das analoge gr. ni-fy) (s. p. 211) wirklich zur 4ten Klasse gehört, so dafs, wenn man im Slavischen ps-ye-Zi, pi-je-tl etc. theilt, diese Formen vortrefflich zum skr. pt-ya-se, pi-ya-te (abge- sehen von den Medial-Endungen) stimmen würden. 3) Die zweite, dritte und siebente Klasse setzen die Personal-Endungen unmittelbar an die Wurzel, sind aber in den verwandten europ. Sprachen, zur Erleichterung der Conjugation, gröfstentheils in die erste Klasse übergetreten; z. B. nicht ed-mus (als Überrest des alten Baues es-£, es-tü); goth. Ä-a-wi; ahd. ez-a-mes, nicht cz-mes, gegen- über dem skr. ad-mas. Die zweite Klasse, wozu ad ge- hört, läfst die Wurzel ohne charakteristischen Zusatz, mit Gunirung der Gwno-fahigen Vocale vor leichten Endungen
214 Von den iTurubi. §. 109*>. 3. die später erklärt werden sollen*); daher z.B. imt gegen tmds, von i gehen, wie im Griechischen ei/u gegen 4xa'- Sie begreift nicht mehr als etwa 70 Wurzeln, theils consonan- tischen, theils vocalischen Ausgangs. Das Griechische zeigt in dieser und der dritten Klasse fast nur vocalisch endigende Wurzeln, wie i, <f>ä5 ßct, dw, orä, Sij. Den Consonanten ist die unmittelbare Verbindung mit den Consonanten der En- dungen zu beschwerlich geworden, und nur £5 (weil 071, or bequem) ist in der skr. zweiten Klasse geblieben ** ***)), wie die entsprechende Wurzel ins. Lat., Lit., Slavischen und Germa- nischen; daher aati, lit. eati, goth. und hoebd. iat, slav. KCTk jeatl. Vom Slavischen gehören noch die Wur- zeln jad essen und vjed wissen hierher, welchen in allen Personen des Praesens die Endungen sich unmittelbar an- schliefsen; so das litauische 3. P. &-t; plur. dd-me «= skr. ad-ma's, ea-te = a£-fa'. In Bezug auf einige andere litauische Verba, welche mehr oder weniger dem Princip der *skr. 2ten Klasse folgen, verweise ich auf Mielcke p. 135. Vom Lateinischen fallen noch die Wurzeln t, da, ata, fd (fa-tur), fla, qua (in-quam 9") der skr. 2ten Klasse anheim. Fer und vel (yuty haben einige Formdh vom alten Baue bewahrt. Vom Althochdeutschen gehören noch hier- her, erstens die Wurzelnd gehen, wovon gan (filf^a-m), jrd-s, gd-t, gd-mea, ge-t (für ga-t), gd-nt (s. Graff IV. 65), gegenüber dem sanskritischen g'dgdmi, g'dgäai etc. *) S. §. 480 ff., wo auch von dem Einflüsse des Gewichtes der En- dungen auf die Verschiebung des Accents die Rede sein wird. S. auch vergleichendes Accentuationssystem p. 92 ff. **) Auch ijT-rai gehört hierher, doch ist nur in dieser 3ten P. = skr. As-t4 ersitzt und im Impert 9)CF-T0 = skr. As-ta der ursprüngliche Endlaut der Wz. gerettet ***) Vgl. skr. ßyJ-mi (ich sage) IcyA'-ei, Ich möchte jetzt das i von in-qui-s etc., anstatt darin die Vocalisirung des skr. / zu erkennen, lieber als Schwächung des A fassen, wie das i von tüii-t etc.
Kon den Wurzln. §. 109Ä\ 3. 215 (ved. auch gigami etc.), mit Verlust der Reduplication, wodurch das ahd. Verbum, wie z. B. das lat. do, aus der 3ten Klasse zur zweiten versetzt worden; zweitens sta stehen, wovon std-n, 8td-*t (bei Notker für s£d-s), 8ta-t\ sta-mes (ar-etd-mee surgimus), ste-t (ihr stehet fiir std-t), rtd-nt (s. Graff VI. 588 ff.); drittens tuo thun, (auch td aus td, nach §. 69. 1); (altsäcbsisch dd), wovon tfuo-n, tu-os, fu-otf; tuo-nt*)\ altsächs. dd-m, do-s, dd-d; plur. do-d ihr thuet, zugleich wir thun, ihr thut. Die entspre- chende skr. Wurzel dd setzen, mit Praep. vi (vid'a) machen**), gehört zur dritten Klasse. Diese enthält un- gefähr 20 Wurzeln und unterscheidet sich von der zweiten durch eine Reduplicationssylbe, in welcher Gestalt sie sich auch im Griechischen, Lateinischen, Litauischen und Slavi- schen erhalten bat, am zahlreichsten im Griechischen. Man vergleiche dtdw/jti mit skr. dddämi ich gebe, lit. dudu oder dümi (aus dudmt), slav. da-mi aus dad-mi; 3. P. skr. dd- ddlt, dor. didurrt, lit. düda oder dus-&', dfie-t, aus düd-ti (s. §. 103), slav. da»-ti aus dad-ti. Zum skr. dddami ich setze, lege, 3. P. ddddti stimmt das griech. rßhflui, tÖtjti; lit. dedu (oder demi aus dednu), deda oder dee-t (aus ded-t). Im Lateinischen ist das i von otrti-s, süti-t etc. eine Schwächung des wurzelhaften d von s$d, so das i von Iribi-t eine Schwächung des skr. d der Wz. pd, wo- für po (nach §. 4) in pd-tam, pd-tor, po-tio, po-culum^ griech. nw in nw-pa, gekürzt zu no in TTtnopah broSr^ TTorog u. a. ***).; Zu bibo stimmt das vediscbe pibdmi, *) Die erste und zweite P. pl. sind nicht belegt. **) Im Send bedeutet dd (fiir d'd nach §. 39) auch einfach machen, schaffen. ***) Man betrachtet gewöhnlich bei gr. Wurzeln, in welchen Kürze und Länge wechseln, den kurzen Vocal als den ursprünglichen. Die Vergleichung mit dem Sanskrit beweist aber das Gegentbeil; hier steht z.B. für dd geben, dd setzen, legen nirgends ^a, da, sondern die Sprache läfst eher in anomalen Formen die völlige Un-
216 Von den WuriNn. §. 109< 3. welches in der Wiederholungssylbe die alte Tenuis bewahrt und nur am Stamme dieselbe zur Media verschoben hat, während in der gewöhnlichen Sprache das b sich wei- ter zu v erweicht hat *). Die indischen Grammatiker fassen jedoch pib (oder pw) als ein Substitut, und das a, z. B. von pibati, worin ich nur die Kürzung des wurzelhaften ä erkennen kann, als Charakter der ersten Klasse. Sie theilen also pib-a-ti für piba-ti, weil der Vocal dieser Wurzel und einiger anderen, wovon später (s. §. 508), in der Conjugation der Analogie des angefugten a der ersten Klasse folgt, und die Aecentuation dadurch, dafs dem Ge- wichte der Endungen kein Einflufs auf die Verschiebung des Tons gestattet ist, einigermafsen dazu berechtigt, die betreffenden Verba zur ersten Klasse zu ziehen. In der Wiederholungssylbe stimmt pibdmi^ durch Schwächung des Wurzelvocals zu t, zu griechischen Formen wie ebenso die im Veda-Dialekt neben gdgdmi ich gehe vorkommende Form fiigämi = gr. ßißrjfu. So sisakti sequitur für sasakti. Dies sind jedoch nur zufällige Begegnungen der beiden Sprachen in einer erst nach der Spracbtrennung ein- getretenen Entartung, in welche auch das lat. bibo, sisto und gigno mit einstimmen. Letzteres und das griechische yiyvo-pcu entfernen sich von dem Princip der skr. dritten Klasse (wozu auch gdganmi gehört) dadurch, dafs der Wurzel noch ein Klassenvocal angefügt ist, wenn nicht terdrückung des Wurzelvocals zu, und setzt z.B. dad-mäs, für daddmds, dem gr. jiSb-ptev gegenüber. Auch kommen unregel- mässige Schwächungen von d zu t vor, z. B. bei der Wz. hä ver- lassen (gr. in wovon gahtmäs wir ver- lassen, gegenüber dem Sing, g dhd - mi. Der Grund dieser Schwächungen oder Unterdrückungen des Wurzelvocals wird später gezeigt werden (s. §. 480 ff.). Für die Wurzel p d bestand schon vor der Sprachtrennung eine Nebenwurzel p t, wozu unter andern die bereits erwähnten griechischen und slavischen Verba gehören. Die Vocallänge hat sich in ttJSi erhalten. *) Wenigstens ist v die gewöhnliche Schreibart der Handschriften.
Kon den fPuHrin. §. 109*). 3. 217 etwa anzunehmen ist, dafs die Wurzel gen, yev der beiden klassischen Sprachen in den Specialtempp. ihren Wurzel- vocal durch Umstellung aus der Mitte an das Ende ver- setzt haben, so dafs also yfyvo-pai, für yfyov-pai, yfyve-rcu für yiygy-Tcu *), und im Lateinischen gignia für gigin-a oder gigen-a (skr. gagan-ai), gignimua für gigin-mua oder gigen-mua (skr. gagan-maa) stehen würde, ungefähr wie im Griechischen üpaxov für edapxov, Trarpaai für TrcLTap-ai, (skr. Stamm pitar, geschwächt p itf) steht. So könnte im Griechischen auch TTürro) (skr. Wz. pat fallen, fliegen) auf Umstellung be- ruhen. Gewifs ist, wenigstens zweifle ich nicht daran, dafs das tu von 7r6rrwxa und das ij von TrsTrnjw;, ntTrrqvia nichts als der ümstellte und verlängerte Wurzelvocal sind. So das u) von Trrw/jtot, zrdxri; und unter andern das (für a) von Sv^-crxGu, rÖv?]-xa5 das ä von das e von teSve-oj;; so ßsßX^xa für ßeßaXr-xa etc. Ich erinnere noch an die von G. Curtius („De nominum Graecorum formatione” p. 17) zu einem anderen Zwecke erwähnten Stämme aßXif-r, 4>vXo- orpcü-r (Wz. orop, skr. atar, atr), döprf-T (Wz. dap, skr. Jam), ax/xij-T (Wz. xctp, skr. iam aus iam), övr/nj-r; so- wie an ßporo aus poprd (skr. Wz. mar, mr sterben). Das Sanskrit zeigt eine, mit Verlängerung verbundene, Umstel- lung in der von den indischen Grammatikern als Wurzel aufgestellten Form mna gedenken, aussprechen, prei- sen (vgl. gr. punfrxw, pvrjpa. u. a.), wovon gelehrt wird, dafs sie in den Specialtempp. durch man ersetzt werde, während offenbar umgekehrt bei dem betreffenden Verbum die Wur- zel man in den allgemeinen Formen zu mna umstellt, und verlängert worden. — Dafs aber wirklich reduplicirte For- men auch gerne ihren Wurzelvocal überspringen, an Stellen, wo Schwächungen überhaupt beliebt sind, zeigt das Sanskrit durch Formen wie fragmüa sie gingen gegenüber dem Singular gagarna^ von yam. *) Das skr. gäganti er erzeugt wurde im Medium, wenn es darin gebräuchlich wäre, gagantd lauten.
218 Kon den FFurÜbi. §. 109*>. 3. Der sanskritischen dritten Klasse haben wir noch ein lateinisches Verbum einzureihen, in welchem die Redupli- cation der Specialtempp. * **)) etwas versteckt liegt, doch zweifle ich nicht daran, dafs Pott (E. F. 1. p. 216) Recht bat, das r von aero, als Entartung eines s (s. p. 42), und das Ganze als reduplicirte Form darzustellen. Was die Reduplications- sylbe anbelangt, so ist offenbar das folgende r die Veran- lassung, dafs dieselbe nicht wie bibo, aüto und gigno ein t, sondern dafür ein e hat (s. §. 84). Ist aber aero eine re- duplicirte Form, so ist das i von aers-s, aeri-t nicht die Klassensylbe der dritten Conjugation, sondern die Schwä- chung des wurzelhaften a von aa-tum, also aeri-a, aeri-t für aera-a, aera-t; wie bibi-t, aiati-a9 aiatirt für bibara etc. Die skr. siebente Klasse, welche nur 25 Wurzeln mit consonantiscbem Ausgang enthält, schiebt vor leichten En- dungen die Sylbe na in die Wurzel ein, vor schweren aber einen blofsen Nasal vom Organ des Endconsonanten. Die Sylbe na erhält den Ton, daher z.B. yunagmi ich ver- binde, binddmi ich spalte, i'inddmi id., von yug, tiid, 6rid, Das Lateinische hat die hierher gehörenden For- men, durch Anfügung eines Vocals, der oben (p. 204 f.) er- wähnten nasalirenden Abtheilung der sechsten Klasse gleich- gestellt, womit auch eine nicht unbedeutende Anzahl litaui- scher Verba mit Nasal-Einfügung in den Specialtemporen übereinstimmt. Es steht daher im Lateinischen z. B. jung-i-t, findri-t, acind-i-t, jung-i-mua, find-i-mua, acind-i-mua gegenüber dem skr. junakti, Binatti, findtti, yungmd^ b'ind- maa, cind-maa. Im Litauischen verhält sich limp-ii ich klebe an (intrans.), plur. limp-a-me, zu seinem Praet. lipaü, lip-ö-me, wie im Skr. limp-d-mi ich schmiere, plur. Ztmp-a-maa, zum Aorist dlip-a-m, alip-d-ma“). *) Dazu gehört im Lat. auch das Futurum der 3ten und 4ten Conjug., weil dieses, wie später gezeigt werden wird (s. §. 693 C), nichts anders als ein Conjunctiv des Praesens ist. **) Unter den übrigen, von Schleicher (Lituanica p. 51 f.) zu-
Kon den KKurteln, §. 109*). 4. 219 Im Griechischen vereinigen Verba wie Xa/ußavw, XijUTrayw, fjLay^uwo zwei Klassen-Charaktere mit einander, durch deren ersten Xipnavu dem auch wurzelhaft verwandten lateinischen Unquo und skr. rinaimi* *), plur. rinimda begegnet. Im Gothischen hat das ganz vereinzelt stehende atanda ich stehe einen Nasal aufgenommen, der sich nicht über die Specialformen hinaus erstreckt (praet. atöth, plur. stothum für stödum; altsächs. atandu, atöd, atödun), so dafs man ein Recht hat, dieses Verbum den nasalirten Formen der lat. 3ten Conjug. und skr. sechsten Klasse beizugesellen. Das d der goth. Wz. atad ist jedoch nicht ursprünglich, sondern nur eine mit der Wurzel verwachsene Anfügung, wie das t von mat messen (mita, mat, metum) gegenüber dem skr. md messen, und das a der Wz. lua lösen gegen skr. Itl ab- schneiden, gr. Xu, Xv. 4) Die fünfte Klasse von ungefähr 30 Wurzeln, hat nu zum charakteristischen Zusatz, dessen u vor leichten Endungen gunirt und betont wird. Die schweren En- dungen veranlassen die Aufhebung der Gunasteigerung und ziehen den Ton auf sich. Im Griechischen entsprechen Formen wie orop-nJ-jm, orop-yv-pEg = skr. atr-nÖ-mi **) (ich streue aus), pl. atr-nu-maa. In orop-^-wü-/« kann das e nur als ein Hülfsvocal zur Erleichterung der Aus- sprache gefafst, und das doppelte v aus der bekannten Nei- gung zur Verdoppelung der Liquidae hinter Vocalen erklärt werden, eine Erscheinung, welche bei der in Rede stehenden Verbalklasse durchgreifend ist; daher auch tlwuju, p'ouvyupi, aTponw/u, xpwyyüfjLi ***). Dagegen beruht das sammengestellten litauischen Verben dieser Art finden sich keine wurzelhaften Begegnungen mit analogen sanskritischen. *) Wz. rid (aus rik) trennen. Übern för n s. §- **) Aus e tdr-nd-mi; über n fiir n s. §. 17^- Das lat u von etruo erkläre ich durch Umstellung und Schwächung des ursprüng- lichen a der Wurzel et ar; so im Goth, etrau-ja aus etaur-ja9 im Griech. (TTf w-vvv-pu. ***) Im Sanskrit wird schliefsendes n hinter kurzen Vocalen
220 Aon den Wurzeln. §. 109*\ 5. erste v von evwpu, auf Assimilation (aus sr-w-jui, skr. Wz. vas anziehen). — In TTET-a-yvu-pi und o-xEd-a-yyv-/x steht a als Bindevocal. Die skr. achte Klasse, welche nur 10 Wurzeln enthält, unterscheidet sich von der fünften blofs da- durch, dafs sie statt nu ein blofses u der Wurzel anfiigt; man vergleiche z.B. tan-Ö-mi ich dehne aus, pl. tan- -u-mae, mit dem oben erwähnten str-iio'-mi, ttr-nu-mds. So wie tan, so enden auch, mit Ausnahme von kar, kr machen, alle übrigen Wurzeln der 8ten Kl. mit einem Nasal (n oder n) und man hat daher allen Grund, anzu- nehmen, dafs der Endnasal der Wurzel die Veranlassung ist, dafs die Klassensylbe einen Nasal aufgegeben hat, zumal die einzige, nicht nasalisch endigende, Wurzel der achten Klasse im Veda-Dialekt, sowie im Send und Altpersischen, zur 5ten Klasse gehört; daher vedisch kr-nS-mi ich mache, send. k&r€naumi, altpers. ak'unavam ich machte, gegenüber dem im klassischen Sanskrit be- stehenden kar-o-mi, dkar-av-am. Zum oben erwähnten tan-o-mi, med. tan-v-e (verstümmelt aus tan-u-me) stimmt das griecb. Tay-u-/zcu, und zur 3ten P. tan-u-te das griech. tcu-v-toi. Hierher gehören noch ay-u-jxi und yay-i>-|Luu; dagegen steht oXXv/ju offenbar durch regressive Assimilation für oX-yu-|uu, ungefähr wie im Präkrit anna anderer aus dem skr. anya (s. p.33). 5) Die neunte Klasse setzt na vor leichten und nt (s. §.6.) vor schweren Endungen an die Wurzel. Die Accentuation stimmt zu der 5ten Klasse; daher z. B. yu- -na-mi ich binde, mrd-na-mi (aus mard, vgl. mordeo) ich zermalme; plur. yu-nt-mas, mrd-nt-mdi Im Griechischen entsprechen Verba auf vrrfu (aus welche vor schweren Endungen den Urvocal ä in seine Kürze verdoppelt, wenn das folgende Wort mit irgend einem Vocal anfangt; z.B. djann dtra sie waren hier, dsann ddäu. sie waren am Anfänge.
Von den Wurzeln. §. 109*). 5. 221 umwandeln, daher z. B. dap-y^-pL im Gegensätze zu d'a^-va- -uev. Auch im Sanskrit findet man gelegentlich in alt-epi- schen Formen statt der Schwächung von nä zu nt die Kür- zung zu nd, z.B. maf-na-dvdm (2.P. pl. med.) von mant' erschüttern, prdty-agrh-na-ta (n nach §. 17Ä).) von prati-grah nehmen, umfassen (s. kleinere Sanskrit-Gr. §. 345').). Letzteres stimmt als 3te P. imperf. med. zu grie- chischen Formen wie &ap-va-ro. Nasale vor schliefsender Muta im Innern der Wurzel werden ausgestofsen, daher obenmat'-na-dvam für man^-na-dWm; so bad'-nd'-mi ich binde, grat'-na-mi id., von band\ granf. Anletz- teres reiht Kuhn (Zeitscbr. IV, 320) unter andern das griech. xXci&w, mit Berufung auf das oben (p. 182) erwähnte Gesetz. Ich zweifle nicht an dieser Verwandtschaft, da ich das gleich- bedeutende Aranf (aus krant'), wovon rfraf-nd'-ms, fiir ursprünglich identisch mit granf halte *), so dafs die Er- klärung von xXotecu aus Arant (= kranf) oder grant' auf Eins hinausläuft. Bedenken könnte eher das gr. 3* für skr. f erregen, da EL nach §. 12. im Griechischen t erwarten läfst, 3* aber in der Regel einem skr. d' begegnet. Darum könnte man annehmen, dafs in den in Rede stehenden skr. Wurzeln die dumpfe Aspirata die Verschiebung einer tönenden sei, wie dies oben (§. 13) von naAa-s Nagel, gegenüber dem litauischen naga-8 und russ. nogotj, ver- muthet worden. Ich erinnere hier noch an die im Sanskrit neben gud' (guh) bedecken bestehende Wurzel gunf, wovon die erstere, nicht die letztere, dem griech. xv3* (s. p. 183) gegenüber zu stellen ist. In Bezug auf die Wz. Arant* verdient noch Beachtung, dafs darauf das latein. cre von cre-do = skr. Arad-dad'dmi ich glaube (wörtlich ich setze Glauben oder thue glauben) sich stützt, wenn Weber, wie ich nicht zweifle. Recht bat, das *) S. Gloss. Scr. 1847, p. 355 und p. 110 s. v. 2. tranig woraus ich das lat. glüt-en. Leim als Bindemittel zu erklären ver- sucht habe.
222 Von den Wurzeln. §. 109*h 5. in dem erwähnten skr. Compositum enthaltene Substantiv von der Wz. irant' oder iraf binden abzuleiten, wobei noch daran zu erinnern ist, dafs auch das gr. ttuttu; von einer Wz. stammt, deren primitive Bedeutung „binden” ist*). — Aus Formen wie da/jt-va-/xEv, ödp-va-TE sind durch Schwächung des Vocals der Klassensylbe zu o oder e Formen entstanden wie dax-vo-/xsv, dax-H-re, wozu sich die 1. p. «g. dax - vw (aus dax-vc-/uu) verhält wie z. B. Xe6t-w, aus Xept-o-ju, zu XEur-o-jutEv, Xeltt-e-te. Hieran reiben sich latei- nische Formen wie ster-no, ster-nw, ster-ni-f, ster-m-mw, gegenüber dem skr. str-na'-mi, str-na-si, ttr-na-ti, str-qi-md*, wobei aber der lat. kurze s-Laut nichts mit dem sanskritischen langen i zu tbun bat, sondern die Schwä- chung eines ursprünglichen a ist, wie das von Formen wie oeÄ-w, wÄ-f-t «= skr. vdA-a-st, vah-a-ti. Ebenso verhält es sich mit dem einzigen hierher gehörenden gothischen Verbum fraih-na (ich frage), fraih-ni-8, fraih-ni~th (aus fraih-na-z, fraih-na-th nach §. 67), praet. frah. Vom Litauischen ziehen wir zu dieser Conjugationsklasse Verba wie ^au-nu ich bekomme, dual, gau-na-wa^ plur. gau-na-me\ praet. gaw-au, fut. gau-riu etc. Das Altslavische bat den Vocal der Klassen- sylbe vor n der ersten P. sg. und 3ten P. pl. praes. zu st (Ik = un s. p. 135). sonst aber zu c geschwächt; daher z.B. ABHrHft dvig-nu-n ich bewege, 2. P. dvig-ne-8% 3. dvig-nc-tr, du. dvig-ne-vje (b!>), dvig-ne-ta, dvig- ne-ta\ plur.dot^-ne-me, dvig-ne-te, dvig-nu-nti. Darin aber entfernt sich das Slaviscbe von den übrigen Gliedern *) S. p. 13 und über das componirte s rad-daJdmi §. 632. An und fiir sich kann man diesem Compositum nicht ansehen, ob der voranstebende Substantivstamm mit t9t, d oder et endet, da in allen Fallen wegen des folgenden d der vorangehende /-Laut nur als d er- scheinen könnte (s. §. 93a)). Da es aber keine Wz. /rat, s'rad, eraJ oder srant etc. gibt, so bleibt nur s ran i öfters rat bin- den übrig, um der, aus dem einfachen Gebrauch verschwundenen, Benennung des Glaubens zur Erklärung zu dienen.
Kon den Wurzeln, §. 10fH. S. 223 unserer Sprachfamilie, dafs es die Klassensylbe nicht auf die Specialformen beschränkt, sondern auch in die allge- meinen Formen, die von der Wz. selber ausgehen sollten, hinüberzieht; und zwar mit Zufügung eines n vor Conso- nanten und am Wort-Ende, und eines v vor Vocalen*); daher'z. B. Aorist: dvig-nun-chü, 2te und 3te P. dvig- -nuA; plur. dvig-nun-ch-o-mü9 dvig-mtn-s-te, dvig- nun-san. Es können aber auch, was wichtig ist zu be- achten, bei consonantisch endigenden Wurzeln der Aorist, die Participia praet. act. und die Participia praes. und praet. pass, auf die Klassensylbe verzichten, und so dem Princip des Sanskrit und anderer Schwestersprachen treu bleiben (s.Miklo- sich Formenlehre p.54 ff.). Wenn der genannte Gelehrte (l.c.) Recht hätte, im Praes. dvignun als Verstümmelung von dvig- nvun oder dvignown zu erklären, und somit auch dvig- -ne-s'i, dvig-ne-ti für dvig-nve-fi, dvig-nve-ti oder dvig-nove-s'i, dvig-nove-ti stünden, so würde man diese Klasse von Verben zur sanskritischen fünften ziehen und das in der Ableitungssylbe vorwaltende e (als Entartung von a) mit dem im Send gelegentlich dem Charakter ns sich noch anschliefsenden a vermitteln müssen, wodurch z. B. kfrf-nvö du machtest (für kfrf-nva-i) aus k#r#-nau-8 entspringt, wie im Griechischen eine unorganische Form &ixyuo> neben dsucrojus vorkommt. Ich bezweifle jedoch, dafs es im Slavischen jemals Formen wie dvig-nvun, dvig-nvesi, oder solche wie dvig-novu-n, dvig-nove-si etc. gegeben habe, und es scheinen mir die Participia pass, wie dvignov-e-nü für sich allein nicht hinreichend, der ganzen in Rede stehenden Conjugationsklasse eine andere Erklärung zu geben, als die- jenige, wodurch sich -ne-mu, -ne~te, -nu-ntt, ne-ta dem griechischen fo-/jlev, -xe-te, -vo-m, -ve-tov, von Formen wie doK-yo-/zEy etc., und dem litauischen -na-me-, -na-te, *) Vor v, wie auch vor dem m des Suffixes des Part, praes. pass, erscheint der Vocal der Klassensylbe als o.
224 Kon den Wurteln, §. 109*\ 5. -na-wa, -na-ta von gau-na-me etc. gegenüberstellen (s. §. 496), Sollte aber das Part, praet. pass., z. B. dvig-nov-e-nü nicht für sich allein als einer, sonst im Slavischen, wie auch im Litauischen, unvertretenen Conjugationsklasse angehörend gefafst werden, so mufs man ihr v als eine euphonische Anfügung oder Einfügung ansehen. Ich beharre jedenfalls dabei, die in Rede stehende slav. Conjugationsklasse trotz des scheinbar widerstrebenden Passivparticipiums zur sanskri- tischen 9ten Klasse zu ziehen, und mache noch darauf auf- merksam, dafs auch im Send der Charakter nd gelegentlich gekürzt und dann wie das a der ersten und 6ten Klasse behandelt wird; z.B. it&rfnaita er streue aus (med.), st&rtnayfn sie mögen ausstreuen (act), analog den Formen wie baraita (cpfyorro), barayen (<|)£pouy), und im besonderen Einklang mit griechischen wie ddxyoiro, ddxyouv, wozu auch altpreufsiscbe wie en-gau-nai er empfange (wie ddx-voi, noch mehr wie goth. fraih-nai er frage) stimmen. — Die consonantischendigenden Wurzeln der skr. 9ten Klasse zeigen in der 2ten P. sg. imperat. act. den Ausgang dna statt des zu erwartenden nihi, z.B. kliidnd quäle gegen yu-nt-hi (aus yu-nt-dV) verbinde. Soll dieses dna nicht aufser allem Zusammenhang stehen mit dem ursprünglichen Charakter der 9ten Klasse, d. h. mit der Sylbe nd von klii-na-mi ich quäle, so mufs man dn als Umstellung von nd fassen*), wie z.B. draktyd'mi (ich werde sehen) als Umstellung von darktyd'mi (und wie im Griech. edpaxoy für edapxov), oder wie die umgekehrte Umstellung im griech. für S-av-rc's (skr. Aa-ld-s ge- tödtet für han-tds aus dan-td-s). Dem umstellten dn wäre dann noch der Charakter a der Isten und 6ten Klasse beigetreten, wie sich im Griech. z.B. aus Trep-wj-pi die Formen dapvetw, Trepya-tu entwickelt haben, und analog dux-nku aus daxw-pi. Vielleicht standen in einer früheren Sprachperiode die Imperative wie kliidqa nicht isolirt, *) Vgl. Lassen, indische Biblioth. III. p. 90.
Fon den IFurieln. §. 109tf). 6. 225 sondern im Gefolge von untergegangenen Praesensformen wie klis'and-mi, kUAa-na-si. An solche Formen liefsen sich griechische wie avgdyw, ßXourrdyw, und mit eingeschobenem Nasal, also mit Vereinigung zweier Klassencharaktere, solche wie tywrdyw, payädvtv anreihen *). Es stünden also die griech. Imperative wie avg-avs, Xa/iß-aye in schönem Einklang mit den sanskritischen wie kliiana. Sollte aber diese Ähnlich- keit nur eine scheinbare sein, so müfste man im Griechi- schen avg-a-yE, Xd/uß-a-ye theilen, und den Vocal vor v als eingeschobenen Bindevocal fassen, wie in Verben wie rcop- £-yyu-/xi, Trer-a-yyv-jn (s. unter 4.). Jedenfalls hangen die Verba auf ayu) in irgend einer Weise mit der skr. 9ten Klasse zusammen. 6) Die zehnte Klasse setzt dya an die Wurzel und ist identisch mit der Causalform; so dafs nur der Umstand, dafs es viele Verba gibt, welche ihrer Form nach Causalia sind, aber keine causale Bedeutung haben (wie z. B. kam- -aya-ti er liebt) den indischen Grammatikern Veranlassung zur Aufstellung dieser lOten Klasse gegeben haben kann, obwohl sie sich von allen übrigen dadurch unterscheidet, dafs ihr Charakter, jedoch mit Unterdrückung des schlie- fsenden a von aya, auf die meisten allgemeinen Tempora sich erstreckt, und auch in die Wortbildung eingreift. Meh- rere Verba, welche von den indischen Grammatikern zu dieser Klasse gezogen werden, sind meiner Meinung nach Denominative; z. B. kumar-aya-ti er spielt, von kumdrd Knabe (s. §. 106), A ab d-aya-ti ertönt, von Aabdd Ton, Lärm. Auch tragen, wie später gezeigt wird, viele aner- kannte Denominativ-Verba die Form dieser Klasse. — Guna- fähige Vocale erhalten in derselben vor einfacher Consonanz die Guna- und als Endvocale, die Priddhi- Steigerung, ein mittleres a wird vor einfacher Consonanz meistens verlän- gert; daher z. B. Aör-aya-ti er stiehlt, von 6ur, ydv- -aya-ti er hält ab, von yu; gras-aya-ti er verschlingt, *) VgL L assen, indische Biblioth. III. p. 90. L 15
226 'Pnn den IVurzeln. §. 109*). 6. von gras. Aus den europäischen Gliedern unserer Sprach- familie ziehe ich zu dieser Conjugationsklasse: erstens, die drei Conjugationen der germanischen schwachen Verba; zweitens, die Iste, 2te und 4te Conjugation des Lateinischen; drittens, die griechischen Verba auf (= aja», s. §. 19), cuu, ew, ow (aus ajw etc.); viertens einen grofsen Theil der litauischen und slavischen Verba, wovon später. — In Grimm’s erster Conjugation schwacher Form hat das skr. aya seinen Anfangsvocal verloren; sie hat hierdurch, wie bereits bemerkt (s. unter nr. 2) eine äufserlicbe Überein- stimmung mit der skr. 4ten Klasse gewonnen, die mich auch früher getäuscht hat, so dafs ich tamja ich zähme dem skr. dam-yd-mi ich bändige (Wz. dam cl. 4.) gegenüber- stellen zu dürfen glaubte*). Es gehört aber in der Tbat tamja zum skr. Causale dam-aya-mi (ebenfalls ich bän- dige); auch ist jenes selber das Causale der goth. Wz. tarn, wovon ga-timith es geziemt, ga-tam es geziemte; so unter andern lag-ja ich lege das Causale von lag liegen (A^o, lag, legum). — Im Lateinischen haben die Verba der 4ten Conjugation eine ähnliche Verstümmelung erfahren, wie im Gothischen die der ersten schwachen; daher -w, ie-ns, z.B. von aud-ib, aud-iu-nt, aud-ie-ns, analog dem go- thischen tamja, tamja-nd, tamja-nd*, gegenüber dem skr. dam-aya-mi, dam-aya-nti, dam-dya-n. Im Futurum (seinem Ursprünge nach ein Conjunct.) stimmt aud-ta-s, aud-t7-mua, aud-te-tta, aus aud-iai-8 etc. (s. §. 5), zum goth. tam-jai-s, tamjai-ma, tamjai-th, skr. dam-dye-8, dam-dye-ma, dam-aye-ta. Wo zwei «Zusammentreffen sollten, ist Zusammenziehung zu i eingetreten, welches laut- gesetzlich, wie überhaupt die langen Vocale, vor schliefsen- den Consonanten, s ausgenommen, gekürzt wird; daher aud-2-a, aud-i-t, aud-i-mu*y aud-i-tis, aud-t-rey aud-i-rem, für aud-ii-8 etc. Zu einer ähnlichen Zusammenziehung ist das Gothische aus anderer Veranlassung gelangt (vgl. §. 135), *) Jahrb. für wissensch. Krit. Febr. 1827. p.283. Vocaliimui p.50.
Von den Wurzeln. §. 109a\ 6. 227 in Formen wie sök-ei-8 du suchst (= 8Ök-i-8 fiir 8Ök-ji-8 aus 8Ök-ja-8, nach §. 67). Man kann aber auch das lange i der latein. 4ten Conjugation so fassen, dafs darin das erste a des skr. aya, geschwächt zu t, mit dem folgenden Halb- vocal (vocalisirt zu i) zu langem i zusammengezogen sei, woraus dann vor Vocalen und schliefsendem t ein kurzes i entstehen mufste. Jedenfalls hängt auf eine oder die andere Weise der Charakter der latein. 4ten Conjug. mit dem der sanskritischen lOten zusammen. — In Grimm’s 3ter Con- jugation schwacher Form fasse ich den Charakter ai (ahd. s) so, dafs ich Unterdrückung des schliefsenden a des skr. aya annehme, wornach der Halbvocal, vocalisirt zu t, mit dem vorhergehenden a zu einem Diphthong sich vereinigen mufste; daher in der 2ten P. praes. der 3 Zahlen ÄaJ-aw, Äai-ai-te, hab-ai-th. Vor Nasalen, wirklich vorhandenen oder dage- wesenen, ist das i des Diphthongs unterdrückt worden; daher haba ich habe, plur. hab~a-m, 3.P. hab~a-nd> gegen- über dem treuer erhaltenen althochdeutschen hab-e-m, hab-e- -me8, hab-e-nt (oder hapern etc.). Zu diesem goth. ai und ahd. e stimmt das latein. e der zweiten Conjugation; daher z. B. hab-e-8, vollkommen identisch mit der gleichbedeutenden althochdeutschen Form. Die lautgesetzlichen Kürzungen des latein. e, wodurch z. B. hab-e-t im Nachtheil gegen das ahd. hab-e-t und goth. hab-ai-th steht, bedürfen kaum einer Erwähnung. In der Isten P. sg. vertritt das ö von habeo das skr. schliefsende a des Charakters aya, welches in der ersten P. verlängert wird (cdr-a'ya-mi, s. p. 211. Anm.**). Besondere Beachtung verdient, dafs das Präkrit, in Analogie mit der lat. 2ten Conjugation und der germanischen 3ten schwachen, vom skr. Charakter aya in der Regel das letzte a abgeworfen, und demnach den vorangehenden Theil zu e zusammengezogen hat; daher steht z. B. Hnt-e~mi (ich denke), dtnf-e-si, 6int-e-di, 6int-$-mha*\ cint-e-<fa, *) Diese Form enthält das Verbum subst., wobei mha durch Umstellung für hma fiir skr. smat steht. 15
228 A'bn den Wurstln. §. 109*\ 6. cint-e-nti — für skr. 6int-ay a-mi, -aya-si, -dya-ti, ^aya-mae, -äya-tay -aya-nti — hinsichtlich der Endun- gen im schönsten Einklang mit dem althochdeutschen hab-e-m, hab-e-8, hab-e-t, hab-e-mes, hab-e-t, hab-e-nt, und im Wesent- lichen auch mit den analogen lateinischen Formen. In Grimm’s 2ter Conjugation schwacher Form und in der lateinischen ersten hat der skr. Charakter aya seinen Halbvocal verloren und die beiden durch ibn getrennten kurzen Laute haben sich zu ihrer entsprechenden Länge vereinigt, im Lateinischen zu ä (wofür in der 1. P. sg. ö) und im Gothischen nach §. 69. 1. zu d; daher z. B. laig-6 (ich lecke) laig-6-8, laig-6-th, laig-6-m, laig-6-th, laig- -6-nd gegenüber dem skr. Causale leh-dya-mi (aus laih} leh-aya-ei, leh-ay a-ti, leh-dya-mae, leh-dya-t'a, leh-dya-nti, von der Wz. lih lecken, an deren Guni- rung im Gausale das goth. schwache Verbum, welches zur primitiven Bedeutung zurückgekehrt ist, Theil nimmt. Man vergleiche hiermit lateinische Formen wie am-a-s, am-a- mus, am-d-tie, wahrscheinlich aus cam.-d-e etc. = skr. kam-aya-ei du liebst*). Das Präkrit kann ebenfalls den Halbvocal des Charakters 5RJ aya ausstofsen, unterläfst aber in diesem Falle die Zusammenziehung und stellt z.B. ganaadi er zählt dem skr. ganayati gegen- über. — Im Griechischen ist a?o, c£e, aus ajo, ajt (s. §. 19) die treueste Überlieferung des skr. Klassencharakters aya. Man vergleiche dajjt-a?£-TE mit dem skr. dam-aya-fa ihr bändiget. Im Litauischen und Slavischen hat sich der Typus der sanskritischen Verbalstämme auf aya am treue- sten in denjenigen Verben erhalten, welche in der ersten P. sg. praes. öju, ajun dem sanskritischen aydmi und griech. gegenüberstellen **). So wie das oben er- *) S. Gloss. Scr. a. 1847 p. 65. *’) Es hat sich also in den litauischen Bildungen dieser Art das ersteadesskr. Charakters verlängert, denn litauisches ö entspricht nach §. 92. p. 134. einem skr. d9 worauf sich auch in der Regel das slav. a stützt (l. c.). Ich erinnere daher vorläufig an die sanskritischen
Kon den Wurzeln. §. 109a). 6. 229 wähnte gothische laigö ich lecke auf das skr. Causale leh-ayd-mi sich stützt, so stimmt z.B. das lit.raudöju ich wehklage und das gleichbedeutende slav. pXl^AlÄ rüda- jun zum skr. röd-aya-mi (aus raud.) ich mache wei- nen, von der Wz. rud (ahd. ruz, wovon riuzu ich weine, praet. rouz, pl. ruzumes). Ich setze das Praesens der drei Sprachen zur Vergleichung her: Singular. Sanskrit. Altslav. Litauisch. röd-aya-mi rüd-aju-n raud-dju röd-aya-ei riid-aje-si raud-öji r öd-aya-ti rüd-aje-ti Dual. raud-öja rod-aya-vat riid-aje-vje raud-öja-wa röd-aya-fat riid-aje-ta raud-dja-ta röd-aya-ta* riid-aj e-ta Plural. raud-öja röd-aya-mas rüd-aje-mü raud-öja-me röd-aya-t'a rüd-aje-te raud-öj a-te röd-aya-nti rüd-aju-nti raud-öja. Denominativ-Verba auf d/d, deren a jedoch nur die Verlängerung des schliefsenden a des Nominalstammes ist. Hierzu stimmen auch, selbst in der Accentuation, die v&lischen Formen wie grb-äjä-ti er nimmt, die sich von den gewöhnlichen Verben der loten Klasse auch dadurch unterscheiden, dafs die Wz. keine Steigerung erhält, sondern in dem angeführten Beispiele sogar eine Schwächung erfahren bat (gplfAjrät i fiir gratfdjrd ti. vgl. B e n f ey, vollst. Gramm. §. 803. III. und Kuhn, Zeitschr. II. p. 394 ff.). Ich zweifle kaum daran, dafs auch diese Verba ihrem Ursprünge nach Denominativa sind, so dals man z. B. zu g?l>dydti ein Adjectiv gr^a vorauszusetzen hat, wie auch neben sußdjdtt er glänzt wirklich ein Adjectiv subd glänzend und neben priydydti er liebt ein Adjectiv priyd liebend und geliebt besteht, wovon unter andern auch das goth. fria-thva fern. Liebe (them.-thvö) stammt, sowie frij-6 ich liebe, 2. P. frij-6-s, welches als Denominativum gefafst zu For- men wie/fxA-d ich fische (vom Stamme fieka) stimmt.
230 Fon den Wurzeln, §. 109*). 1. 109* **)’. Um nun einzelne Beispiele des verschiedenartigen Baues der Wurzeln anzufuhren, beobachten wir die Ord- nung der Endbuchstaben, wählen aber nur solche Beispiele, die dem Sanskrit mit verschiedenen Schwestersprachen ge- meinschaftlich sind, ohne jedoch, was zu weit führen würde, die angeführten sanskritischen Wurzeln durch alle ihre Ver- wandtschaften im Send und den übrigen hier behandelten Sprachen verfolgen zu wollen. Ich werde dagegen gele- gentlich auch keltische Formen mit in die Vergleichung ziehen. 1) Vocalisch endigende Wurzeln. Es gibt im Sanskrit, wie bereits bemerkt worden (§. 105), keine Wurzeln auf a; dagegen sind die auf d ziemlich zahlreich, und es gehören dazu auch die nach den indischen Grammatikern auf /, di und 6 endigenden Wurzeln (s. p. 209 f.). Beispiele sind jn gd 3. geben, ahd. gdn ich gehe (p. 214 f.), lettisch gaju id., gr. ßy: ßißwi. — m (Td 3. setzen, legen, vi-da machen, send, da (s. §. 39); da danm ich schuf (V. S. p. 116), altsächs. dö-m ich thue (p. 215), griech. dddd-mi\ lit d$-mi, dedii ich lege, slav.^'fcTH dje-ti machen, dje-ja-ti machen, legen, dje-lo Werk, irländ. deanaim ich thue, danWerk*),— gi gnd wissen, gr. yvw: lat. gna-rue, nosco, nd-vi, aus gnosco, gnd-vi, send. pid, slav. 3HA ?na, infin. $na-ti kennen (s.p.!26f.), ahd. And; ir-kna-ta er erkannte, bi-kna-t, them. bi-knd-ti Bekenntnifs (vgl. gr. yvÄ-tn-s); irländ. gnia „knowledge'\ gnic id., gno „ingenioud'. — o[T t?d wehen, goth. vtfM), slav. BttaTH vje-ja-ti wehen, vje-trü Wind. *) Über das Vorhandensein dieser Wz. im Lateinischen s. §.632. **) S. p. 209. Diese Wurzel, sowie sd säen und Id verlachen, verspotten, zeigt nirgends einen consonantischen Zusatz, und ich sehe keinen hinlänglichen Grund, anzunehmen, dafs es im Germani- schen blofs scheinbar mit langem Vocal ausgehende Wurzeln gebe, und dafs diese sämmtlich einen Consonanten abgeworfen hätten (▼gl. Grimm II. p. 1). Dagegen zeigt sich eine Tendenz in den
Kon den Wurzeln. §. 109&\ 1. 231 5FEJT sfa stehen, (s. §. 16), send. ^(043 itä*. histaiti er steht; lat. ttd, ahd. sta (s. p. 215), gr. <rny, slav. 8ta: 8ta-ti stehen, sta-nu-n ich stehe; lit. 8tö, 8ta: stduoju ich stehe, s$d-na-s Stand, sta-tö-s wider- spenstig. — Beispiele von Wurzeln auf i, i sind: i 2. gehen, send, i: upaiti er nahet (praef. upa), griech. i, slav. t: infin. t-ti; lat. t, lit. es: eimi ich gehe, infin. ei-ti. Vom Gothischen glaube ich das unregelmäfsige Praet. i-ddja ich ging, plur. v-ddjedum hierher ziehen zu dürfen, so dafs irddja für t-da, i-ddjedum für i-dedum stünde. Dagegen möchte ich jetzt den componirten Imperativ Air-t komm germanischen Sprachen, den vocalisch endigenden Wurzeln noch einen Consonanten, entweder, und zwar vorzugsweise, ä, oderx, oder einen / * Laut beizufugen. Hierbei aber zeigt sich h im Althoch- deutschen mehr als eine euphonische Einfügung zwischen zwei Voca- len, denn als einen wirklichen Zuwachs der W urzel; daher von knd kennen beiTatian zwar incnAhu ich erkenne, incnähun sie erkennen, aber nicht in-cndh-tun sie erkannten, sondern in- cnA-tun. Doch ist nicht durchgreifend bei diesem Verbum im Ahd. zwischen zwei Vocalen ein h eingeschoben, es findet sich z. B. bei Otfrid ir-knait er erkennt (für ir-knahif^ ir-knaent sie er- kennen; bei Notker be-chnaet er erkennt. Ähnlich verhält es sich mit den zu den gothischen Wurzeln v6 und s6 gehörenden althochdeutschen Formen (s. Graff I. 62 t. VI. 54). Dagegen hat das h von lahan. lachen einen entschieden wurzelhaften Charakter, der sich auch im Neubochd. lache, lachte bewahrt. Es mag daher das goth. Id wirklich einen Consonanten verloren haben. Sollte Graff Recht haben, diese Wurzel mit dem skr. lagg sich schä- men zu vermitteln, so hätte dieselbe im German, causale Bedeutung gewonnen und wäre von der Bedeutung sich schämen machen, zu der des Verlachens, Verspottens ubergegangen, und von hier zu der des Lachens. — Wo x oder ein /-Laut an germanische Wurzeln aogetreten ist, sind dieselben fest mit der Wurzel verwach- sen, so namentlich das s von lus verlieren (goth. liusa, laus, lusum) das t von mal messen (mita, mal, mdtum), fiir skr. ZU, \ und das x des abd.yfox fliefsen (fliu&u, flöt, flueumis) = skr. plu.
232 Kon den Wurzeln. §. 109*>. 1. her, du. hir-ja-te, plur. hir-ji~th*), lieber zur skr. Wz, yd als zu i ziehen. Nimmt man eine Kürzung von ?n y«» wofür man jo zu erwarten hätte, zu ja an, wie im La- teinischen 3J da sich zu da gekürzt hat, so mufs ja in seiner Conjugation der Analogie des Klassencharakters ja, sowohl der starken (p. 208), wie der schwachen Conjuga- tion (p. 226) folgen; also hir-ja-te kommt beide her, wie vahe-ja-te, nae-ja-te-, hir-ji-th, (nach §.67) kommt her, wie vahe-ji-th, nas-ji-th. Der Singular hir-i zeigt ein kurzes i statt des langen ei (=*) von vaAs-ei, nas-eu Diese Abwei- chung mufs man sich auch gefallen lassen, wenn man die auf hir folgende Sylbe als Charakter der ersten schwachen Conjugation und hir als Verbalwurzel fafst (vgl. Grimm p. 846). — fgf svi 1. wachsen. Das lat cre von cre-vi> cre-tum (s. §. 20) kann als Gunirung von cri gefafst werden (s. §. 5); Verlängerung statt Gunirung zeigt sich dagegen in crt-nü Haar als wachsendes**). Das griech. xvu (▼gl- Benfey, gr. Wurzell. II. 164 ff.) und lat. cu-mulue stützen sich auf die zusammengezogene Form iu9 wozu unter an- dern auch höchst wahrscheinlich das goth. hau-hs hoch (Suff, ha skr. ka) gehört. — RTJ emi 1. lachen, slav. CMi emje, infin. smje-ja-ti, wobei das je dem e der gunirten Form entspricht, wovon emdy-a-ti er lacht; irländ. emigeadh ***) „asmifc”; (olfeq et-amt stau- nen, lat. mt-rue [yvitpü-rM von reinigen), hiervon mi-rd-ri. — Jltprf erfreuen,,,lieben, send./rt-na-ms (a-fri-na-mi ich segne), goth. frijo ich liebe (s. p. 229 Anm.), faihu-fri-ke geldliebend, geldgierig, $i\dpyvpo$\ slav. UpHiaTH pri-ja-ti Sorge tragen, pri~ja-tell *) Über hi-r vom Demonstrativstamm hi s. §. 396. **) Vgl. gr. gegenüber dem skr. drh wachsen (p. 183); man vergleiche auch das skr. rd-man L eibhaar für rd h-man9 von ruh wachsen, und sird-ruha Haupthaar als kopfwacb- sendes. ***) g als Erhärtung von j.
Kon den VKureeln. §. 109 1. 233 Freund, als Liebender (s. Mikl. radd. p. 67), gr. «JuX, um- stellt aus 4>Äx, vielleicht lat. pius aus prius = fnSFLprty-d-s liebend, geliebt. — sfr it 2. liegen, schlafen mit un- regelmäfsiger Gunirung: iete er liegt, schläft, send. iaite, gr. xerrai; lat. quie\ quie-vi, quie-tum; goth. hei-va (thema) Haus, (als Ort des Liegens, sich Auf- haltens, in dem Gomp. heiva-frauja Hausherr), Aai-w, them. Aai-mo, Dorf, Flecken; slav. po-fcoi Ruhe, po- -6i-ti ruhen (MikL radd. p. 36); lit. pa-kaju-8 Ruhe. — Beispiele von Wurzeln auf w, u sind: 5 dru 1. laufen:* drdv-d-mi ich laufe, gr. APEM2, edpapoy, didpopa, aus fywü) etc.*) — g iru (aus £ru) 5. hören, gr. xXv, lat. du, goth. hliu-ma, them. hliu-man Ohr, als hörendes, mit ge- schwächtem Guna (§. 27); ahd. ÄZu-l, them. hlü~ta laut (gehört), hlü-ti Laut; irländ. cluas Ohr. Zum Causale irav-ayd-mi ich mache hören, send, irav-dye-mi ich spreche, sage her, gehört unter andern das lat. cldmo aus cldvo, das lit. slöwiju ich lobe, preise, das slav. dav-i-ti preisen. — g plu schwimmep, fliefsen, lat. plu9flu*. plu-i-t) gr. ttXv: aus ttXefgu = skr. pldv-a-mi', TrXsv^ropau; ttXv-vw, <j>Xvcu, ßXuw; slav. nAOyTH pluti schiffen; lit. plüd*. plüs-tu (aus plüd-tu) „ich schwimme über dem Wasser*’, praet. plüd-au; altnord. flut, ahd. fluz fliefsen (s. p. 231 Anm.). Im Send, dem das l fehlt (s. §. 45), hat sich diese Wz. zu fru um- gestaltet, und ist in dieser Form zuerst von Spiegel erkannt *) S. §. 20. Die indischen Grammatiker stellen auch eine Wz. dram auf, wovon aber, aufser in dem grammatischen Gedicht ifafti- k&vja, ein primitives Verbum bis jetzt noch nicht belegt wor- den. Jedenfalls scheinen dram und drav (letzteres Gtmaform von dru vor Vocalen) unter sich verwandt, und wenn dem so ist, so kann dram nur als eine Erhärtung von drav gefafst werden, wie im Dual der 2ten P. die Nebenform väm — gegenüber dem ndu der Isten P. — eine Erhärtung von vAv aus vAu ist, wofür im Send vAo (s. §. 383).
234 Fon den iYurieln, §. 109*). 2, worden, doch nur im Causale* **) ***)), in Verbindung mit der Praep. fra “). — (J^pu reinigen, pu-na-mi mit ge- kürztem u (s. kleinere Sanskritgr. §. 345tf)., lat. pw-rwa, pu- tare. — spalten, abschneiden, gr. Xu, Xu, lat. ao-foo, so-lü-tum <= aan-Zu, goth. lus (s. p. 231 Anm.), .fra~liusa ich verliere (praet. pl. -Zua-u-m). Zum Cau- sale (lav-aya-mi) gehört wahrscheinlich das lit. lau-ju ich höre auf, praet. low-jau,'fut. ldusiu\ das slav. pKBATH rüv-a-ti ausreifsen, und mit zugetretenem Zischlaut, poyillHTH rus'-i-ti „Xu«y, evertsre” (Mikl. radd. p. 75). — Bü 1. sein, werden, send, bu: bav-ai-ti er ist (§. 41), lit büi bu-ti sein, slav. Ml bii: bü-ti\ lat. fu> gr. <|HJ, <f>u, goth. bau-a ich wohne = fdt>-a-ms ich bin, 3.P. bau-i-th =* Bav-a-ti*9*); ahd. W-m (oder pim) ich bin, aus ba~m für skr. Bav-a-mi, ungefähr wie im Lateinischen malo aus mavolo für magis volo; bir-u-mes wir sind, aus bwumfs, wie z. B. scrir-u-mes aus acrw-u-mes = skr. rfrao- -ayd-mas (s. §.20). 2) Wurzeln mit consonantischem Ausgang. Wir geben nur wenige Beispiele, wobei wir die Wurzeln mit gleichem Vocal zusammenstellen, und in der Ordnung: a, t, u fort- *) S. Lassen „Fendidadi capita quinque priora” p. 62. **) Z. B. f ra-f rdvajrdhi fac ut fluat, 2te P. des Conjunc- tivs. Auch die Iste P. fra frdvaydmi scheint dem Conjunctiv anzugebören. Im Indic. würde ich nach §. 42. fra frdvajimi erwarten; der Conjunctiv (£#.) scheint aber an dem ihm charakteri- stischen d festzuhalten und die euphonische Umwandlung des d in / nicht zu gestatten. Auch ohne fra erscheint das Causale mehrmals im Vendidad (s. Brockhaus, index p. 288. frdoaytiti (3.P.praes.), frdoaydid, potent.). ***) S. Grimm, 3te Ausg. p. 101, wo aus der Form bau-i-th ge- wifs mit Recht gefolgert wird, dafs dieses Verbum zur starken Con- jugation (also, nach meiner Theorie, zur skr. ersten Klasse) gehört Zur skr. Causalform gehört dagegen das Substantiv bau-ai-ns (them. bau-ai-ni) Wohnung. Zu einer skr. Wurzel, welche wohnen bedeutet, gehört das goth. vor ich war, praes. vüa ich bleibe«
Kon den tfurieln. §. 109*\ 2. 235 schreiten. Die Vocale r lassen wir nach §. 1. nicht als wurzelhaft gelten *). Lange Wurzelvocale vor schlie- fsender Consonanz sind ziemlich selten und mögen gröfsten- theils nicht ursprünglich sein. Am zahlreichsten sind con- sonantisch endigende Wurzeln mit 5fa. Beispiele sind: ad 2. essen, goth. at (ita, at, etuiri), slav. IM jad (s. p. 140), gr. 2d, lat. ed, lit. ed (Sdmi = skr. ddmi). — an 2. wehen**); goth. u^-an-an aushauchen, sterben, ahd. tm-a-t, them. un-s-ti Sturm, gr. av-£-/xo-$ ***), lat. an-ww, an-wna. — 5FL a9 2. sein, send. ai (ai-ti er ist), altpreufs. as*p), lit. es, slav. Kl jes, gr. 2$, lat. es, goth. is (w-g = skr. as-ti). — 1. med. (ved. auch 3. act. nut • fiir a in der Wiederholungssylbe) folgen, lit. sek, lat. sec, gr. br. Zum Causale sdc-dya-mt glaube ich das goth. *) Burnouf scheint das oben gesagte, schon in der ersten Ausg. (p. 126) enthaltene, übersehen zu haben, da er mir in seiner früher (p.2 Ahm.) erwähnten Recension (p. 39) den Vorwurf macht, dafs ich eine ganze Klasse sendischer Wurzeln, nämlich diejenige, welche im Sanskrit ein anfangendes, mittleres oder schliefsendes enthalte, übergangen habe. Da ich das sendische ere (s. p.2) nicht als Vertreter des skr. r, sondern als Vertreter der Sylbe ar, und das skr. r in den meisten Fällen als Zusammenziehung der Sylbe ar dargestellt habe, so konnte ich natürlich keine Veranlassung finden, ( im Besonderen von sendischen Wurzeln zu handeln, in welchen erc für skr. r steht. **) Diese und einige anderen Wurzeln der 2tcn Klasse schieben in den Specialtempp. einen Bindevocal i zwischen die Wurzel und consonantisch anfangende Endungen ein; daher z.B. än-i-mi ich wehe. ***) In Erwägung, dafs die Verba der Bewegung grolsentheils auch Handlung ausdrücken — z.B. skr. dar gehen und machen, vollbringen — darf man unbedenklich mit Pott auch das gr. av- V-/LU (s. p. 220) hierherziehen. f) as-mai ich bin, s. „Über die Sprache der alten Preufsen”; p. 9.
236 Fon den Wuruln. 109*). 2. sokja ich suche *) ziehen zu dürfen, indem ich an- nehme, dafs die ursprüngliche Tenuis, wie in ilepa ich schlafe (s. §. 89), unverschoben geblieben sei. — band?9. binden, send, band 10. id., goth. band (binda, band, bundum), slav. BA3 van?, inf. van$-a-ti, gr. lat. fid (s. p. 182). — krand 6. weinen, goth. gret id.**), irländ. grith „a shout, outcry". — Beispiele von sanskritischen Wurzeln mit d vor schliefsender Consonanz sind VKQjtrdg glänzen, griech. lat. flam-ma, durch Assimilation aus flag-ma\ flag-ro von einem verlorenen Adjectiv flag-rut, wie z. B. pu-ru8, von skr. pu reinigen; fulgeo durch Umstel- lung aus flugeo, goth. bairh-tei Licht***), engl. brigh-t. — rag 1. glänzen, herrschen (jragan König, als herrschender), send.J^w? rd$ 10. (s. §.58), lat. rego, goth. rag-inö (ein Denominativum) ich herrsche, ohne Laut- verschiebung (s. §.89); reik-8, them. reika (= rtka) Fürst; irländ. ruigheanas „brihtness?' — Beispiele mit i, i vor schliefsender Consonanz sind 5. steigen, goth. ttig (ßteiga, staig, stigum), gr. rrix (mxor), Ht. ttaigiö-t ich eile, slav. CTI13A sti$a Pfad, russ. ttignu und ttigu ich hole ein, erreiche; irländ. 8taighre „a step, rtair". — aus dik zeigen, send. 03^ dii 10., gr. dsix mit Guna, lat. die, gotb. ga-tih anzeigen, verkündi- gen (ga-teiha, -taih, -taihum). — iks 1. med. sehen, scheint mir eine Entartung von ake zu sein, wovon aksa, aksi Auge (ersteres am Ende von Gompp.), gr. ott aus ox, lat. oc-u-lut; das goth. saAv sehen (saikva, saAv, teAvum; über das angefügte o s. p. 109) enthält vielleicht eine mit der *) Ich mache darauf aufmerksam, dals das skr. anv-is suchen, etymologisch nachgeben bedeutet. **) grtta, gaigrdt. Der Ausfall des Nasals ist durch Vocal- verlängerung ersetzt (/ = 4i. §.69.2.), wie in tika ich berühre, fUka ich klage gegenüber dem lat. tango, plango. ***) h wegen des folgenden t (s. §. 91.2.), das verlorene starke Verbum wird im Praes. bairga gelautet haben.
Fon den Wurzeln. §. 109*>. 2. 237 Wurzel verwachsene Praeposition (vgLskr. tam-iks sehen), so dafs ahv (nach §. 87.1) für akv) die Wahre Wurzel wäre. — 1. leben, altpreufs. givo-a-si du lebst = ’shoira yiu-a-st, lit. gywa-8 lebendig (y « s), goth. qviu-8, them. qviva id.; lat. vivo aus gutvo(s. p. 110), gfr. ßto$ aus yto$ für yiFc; *). Das Send hat von dieser Wz. meistens entweder den Vocal oder das v abgelegt, daher gva lebend, nom. gv6> V. S. p. 189, hu-gi-ti-8 gutes Leben habend, pl. hugitayö 1. c. p.222. Auch J $ für g kommt bei dieser Wz. vor, namentlich in fayadwfm lebet (med.) und in dem Adjectiv savana lebend, letz- teres von fu (aus $iv) mit Guna und ana als Suffix (s. p. 127); vollständig erhalten ist die Wz. in dem Adjectiv givya be- lebend (wahrscheinlich von einem verlorenen Substantiv giva Leben). Den ursprünglichen Guttural zeigt gaya Leben in Gemeinschaft mit den zu dieser Wz. gehö- renden altpreufsiscben und litauischen Formen. — Beispiele consonantisch endigender Wurzeln mit u, ü sind: lieben, goth. ku8 wählen (kiu8a> kaus, ku8um), irländ. gut „a derire, inclination”, send. sauta Gefallen, lat. yus-tus, gr. ysw. — rud 2. weinen, ahd. ruz (riuzu, röz, ruzumes); Caus. röddyami (s. p. 229). — ruh aus 1. wachsen**), send. ru<l (2.P. praes. med. raudr-a-Äe), goth. lud (liuda, lauth, ludum), altkelt. rhodora eine Pflanze (bei Plin.), irländ. rod „awood, aforesf, roid„arace\ ruaidhneach Jiair”. Vom Lateinischen gehört wahrschein- lich sowohl das Substantiv rudü Stab als gewachsener, (vgl. ahd. ruota Ruthe, altsächs. ruoda, als das Adject. rudis (gleichsam naturwüchsig) hierher. Vielleicht ist auch rw«, rur-ts vom Wachsen benannt und r die *) Über £au> = skr. jd-mi ich gehe s. p. 127. Anm. **) Von der ursprünglichen Form rud kommt r6 d-ra-s, Name eines Baumes. Im Übrigen wird das Sanskrit bei dieser Wz. sowohl vom Send wie von den europäischen Gliedern unseres Sprach- stamms durch treuere Bewahrung des Endcons. übertroffen.
238 Fon den Jfurteln. §. 109*>. 2. Schwächung eines ursprünglichen d (s. §. 17a).). Auf das skr. Causale röh-dyä-mi stützt sich das slav. rod-i-ti er. zeugen, dessen o jedoch auf den reinen Wurzelvocal u sich stützt (s. §. 92. <?.). Von der primitiven Wz. aber stammt wahrscheinlich na-rodü Volk. Das litauische liu- dinu ich erzeuge ist, wenigstens seiner Bedeutung nach, ein Causale und stimmt durch seinen geschwächten Guna- Vocal zum goth. liuda ich wachse. Auch rudü Herbst, them. rud-m, gehört wahrscheinlich zu der in Rede stehen- den Wz., und bedeutet, wie mir scheint, ursprünglich so- viel als Ernährer oder Vermehrer*). — bis 1. u. 10. schmücken. Man vergleiche mit ffus-dyd-mt cl. 10. das irländ. beosaighim „l Ornament, deck out, beautify”, mit Berücksichtigung, dafs die irländischen Verba auf aighi-m überhaupt in ihrer Ableitung auf das skr. aya sich stützen. Es könnte aber auch beos auf die skr. Wz. bas glänzen (eine Erweiterung von bd) sich stützen, zumal das Adjectiv beaeach „bright, glittering'' bedeutet. Selbst das skr. büs könnte als Entartung von bde, d. h. ihr u als Schwächung von d gefafst werden, wie oft neben Wurzeln mit kurzem a auch solche mit kurzem u bestehen, z. B. neben mad sich freuen eine Wz. mud, neben band binden eine Wur- zel bund cl. 10. (nach Popadevd). Mit busana Schmuck könnte das lat. omare vermittelt werden, wobei uns die Form oenamentum (bei Varro) zu Hülfe käme. Wäre das r von omare ursprünglich, so könnte man sich auch zur Erklärung dieses Verbums an einen anderen skr. Aus- druck des Schmuckes, nämlich an dbarana~m (von bar, br tragen, praep. d) wenden. — Als Beispiel einer skr. Wurzel mit einem Diphthong in der Mitte erwähne ich hier blofs 1. ehren, verehren, dienen, be- dienen etc., griech. csß (alß-s-Tcu = eev-a-te), dessen s das in e (aus ai) enthaltene a vertritt. *) Vgl. lat. auctumnus. Über andere Verwandte der skr. Ws. ruhi. Gloss. Ser. a. 1847 p. 292.
Von den Wurzeln. §. 109*>. 2. 239 Anmerkung. Unter den im vorhergehenden §. zusammengestell- ten Wurzeln findet sich kein sendisches Beispiel der 7ten Klasse; überhaupt fehlt es in derselben an gemeinschaftlichen Ver- ben des Send und Sanskrit. Dagegen besitzt das Send ein Verbum der 7ten KL, wozu uns das Sanskrit zwar die Wur- zel, aber nicht die entsprechende Conjugationsform lie- fert. Burnouf (Ya^na p. 471 f.) erklärt cij-n’, wel- ches Anquetil überall durch science übersetzt, aus der Wurzel cit (nach §. 102. p. 176.) und vermittelt diese, wie ich glaube, mit Recht, mit der sanskrit. wahrnehmen, kennen, denken. Das entsprechende send. Verbum zeigt im Sing, praes. als3teund Iste P. die Formen cinasti, cinahmi (äj j wegen des vorhergehenden a) und in der ersten P. pl. act. und med. die Formen ctsmahi, cfsmaid'd*). In den beiden letzten Formen ist der blofse Nasal, welcher vor den schweren Endungen nach sanskritischem Princip stehen sollte, ausgestofsen, und durch Verlängerung des vorhergehenden Vocals ersetzt, ungefähr wie in griechischen Formen wie jzeÄäs, für /XfÄavs etc. — Einen Beleg der sendischen Stea Klasse, die ebenfalls in §. 109**. nicht vertreten ist, gewährt die von Burnouf, Ya^na p.432 n.289 besprochene Form ainauiti**) (paiti ainauiti „il censure”), wobei sowohl der Vocal der Wurzel (in), als der derKlassensylbe gunirt ist, was an das skr. kar-6-ti er macht erinnert, welches mit der star- ken, nach den indischen Grammatikern, gunirte n Form der Wurzel (s. p. 46) die Gunirung der Klassensylbe verbindet. Im Vgda-Dialekt entspricht in-6-ti mit reinem Wurzelvocal. — Hinsichtlich der sechsten Klasse ist hier noch zu bemerken, dafs diese im Send in ihren beiden Abstufungen vertreten ist, sowohl in der reinen als in derjenigen, welche einen Nasal einfugt. Bei- spiele sindptres -a-hi du fragst ***), v ind-e-nti sie fin- den, für skr. prc -ä-zi, vind-d-nii (s. p. 204). *) Über die Belegstellen s. Brockhaus, Index zum Vend. Sade. **) Im lithographirten Codex fehlerhaft ainditi (s. §.*41. p. 71.). ***) Das irländische fiafruighim „I inquire, ask”, und was damit zusammenhängt, scheint eine Reduplicationssylbe zu enthalten. S. Gloss. Ser. a. 1847 p. 225.
' 240 ^on ^en Wurieln. §. 110. 110. Aus den einsylbigen Wurzeln gehen Nomina hervor, substantive und adjective, durch Anfügung von Sylben, die wir nicht, ohne’ sie untersucht zu haben, als für sich bedeutungslos, gleichsam als Übernatürliche mystische Wesen ansehen dürfen, und denen wir nicht mit einem todten Glauben an ihre unerkennbare Natur entgegentreten wollen. Natürlicher ist es, dafs sie Bedeutung haben oder hatten, und dafs der Sprachorganismus Bedeutsames mit Bedeutsamem verbinde. Warum sollte die Sprache accesso- rische Begriffe nicht auch durch accessorische, an die Wur- zel herangezogene Wörter bezeichnen? Alles wird versinn- licht, verkörpert durch die sinnliche, körperliche Sprache. Die Nomina beabsichtigen Personen oder Sachen darzustellen, an welchen das was die abstracte Wurzel ausdrückt, haftet; und am naturgemäfsesten hat man daher in den Wortbil- dungselementen Pronomina zu erwarten, als Träger der Eigenschaften, Handlungen, Zustände, welche die Wurzel in abstracto ausdrückt. Auch zeigt sich in der That, wie wir dies in dem Kapitel von der Wortbildung zeigen wer- den*), eine vollkommene Identität zwischen den wichtig- sten Wortbildungselementen und manchen Pronominalstäm- men, die noch im isolirten Zustande declinirt werden. Wenn aber mehrere der Wortbildungselemente aus dem Reiche der selbständig erhaltenen Wörter sich nicht mehr mit Sicherheit erklären lassen, so ist dies nicht befremdend, denn diese Anfügungen stammen aus der dunkelsten Vor- zeit der Sprache, und diese ist sich in späterer Periode selber nicht mehr bewufst, woher sie dieselben genommen hat, weshalb* auch das angehängte Suffix nicht immer gleichen Schritt hält mit den Veränderungen, welche mit dem ent- sprechenden isolirten Worte im Laufe der Zeit vorgehen; oder sich verändert, während jenes unverändert bleibt. *) Vorläufig verweise ich auf meine Abhandlung „Über den Einflufs der Pronomina auf die Wortbildung” (Berlin 1832, bei F. Dümmler).
Von den Wurzeln, §. 111. 24L Doch kann man, in einzelnen Fällen, die bewunderungswür- dige Treue, womit die angefügten grammatischen Sylben Jahrtausende hindurch in unveränderter Gestalt sich erhalten haben, aus dem vollkommenen Einklang kennen lernen, der zwischen verschiedenen Individuen der indo- europäischen Sprachfamilie stattfindet, obwohl diese schon seit undenk- licher Zeit einander aus den Augen gerückt sind, und jede Schwestersprache seitdem ihren eigenen Schicksalen und Erfahrungen überlassen ist. 111. Es gibt auch reine Wurzelwörter, d. h. solche, deren Thema, ohne Ableitungs- oder Persönlichkeits-Suffix, die nackte Wurzel darstellt, die dann in der Declination mit den die Gasusverbältnisse bezeichnenden Sylben verbun- den werden. Aufser am Ende von Compositen sind solche Wurzelwörter im Sanskrit von geringer Anzahl, und sämmt- lich weibliche Abstracta, wie Hf 6 t Furcht, yu^ Kampf, mud Freude. Im Griechischen und Latei- nischen ist die reine Wurzel ebenfalls die seltenste Wort- gestalt; doch erscheint sie nicht immer als abstractes Sub- stantiv. Hierher gehören z. B. <j>Xoy (4>Xox-;), ott vu}> (hSt-;), leg (lecs), pac (pac-s), duc (duc-8), pel-lic (pel-lecs). Im Germanischen gibt es, schon im Gothischen, keine rei- nen Wurzelwörter, obwohl cs wegen der Verstümmelung des Wortstamms im Singular das Ansehen hat, deren viele zu geben; denn durch die im Laufe der Zeit immer weiter um sich greifende Verstümmelung der Wortstämme schei- nen gerade die jüngsten Dialekte am meisten nackte Wur- zeln als Nomina darzubieten (vgl. §. 116.). L 16
Bildung der Casus 112. Die indischen Grammatiker fassen das declinir- bare Wort in seiner Grundform, d. h. in seinem von jeder Casus-Endung entblöfsten Zustande auf, und diese nackte Wortgestalt wird auch im Wörterbuche gegeben; wir fol- gen darin ihrem Beispiele, und wo wir sanskritische und sendiscbe Nomina aufführen, stehen sie, wo anderes nicht ausdrücklich bemerkt, oder das Casuszeichen vom Wort- stamme getrennt ist, in ihrer Grundform. Die indischen Grammatiker gelangten aber zu ihren Grundformen nicht auf dem Wege selbständiger Forschung, gleichsam durch eine anatomische Zerlegung oder chemische Zersetzung des Sprachkörpers, sondern wurden von dem praktischen Ge- brauch der Sprache selbst geleitet, der am Anfänge der Composita — und die Kunst zu componiren ist im Sanskrit eben so nothwendig als die zu conjugiren oder zu decliniren — die reine Grundform verlangt; natürlich mit Vorbehalt der durch die euphonischen Gesetze zuweilen nöthig werdenden kleinen Veränderungen der sich berührenden Grenzlaute. Da die Grundform am Anfänge der Composita jedes Casus- Verhältnifs vertreten kann, so ist sie gleichsam der Casus generalis oder der Generalissimus der Casus, der bei dem unbeschränkten Gebrauch der Composita häußger als irgend ein anderer Casus vorkommt. Überall bleibt jedoch die Sanskrit-Sprache dem bei der Composition gewöhnlich befolgten strengen und logischen Princip nicht getreu, und, als wollte sie die Grammatiker necken und ihre Logik auf die Probe stellen, setzt sie bei den Pronominen der ersten
Bildung der Casiu. §. 113. 243 und zweiten Person den Ablativ plur-, und bei denen der dritten den Nom. Accus. sing, des Neutrums, anstatt der wahren Grundform, als erstes Glied der Composita. Die indischen Grammatiker sind nun in dieser Beziehung in die von der Sprache ihnen gelegte Falle gegangen, und nehmen z. B. das angeschwollene asmät oder asmdd „von uns” yusmat oder yuimäd „von euch” als Ausgangspunkt in der Declination, oder als Grundform an, obwohl in beiden Pronominalformen nur a und yu dem Stamme angehört, der aber nicht auf den Singular sich erstreckt. Dafs jedoch ungeachtet dieses Fehlgriffs die indischen Grammatiker auch die Pronomina zu decliniren verstehen, und dafs es ihnen an äufs erlich en Regeln hierzu nicht gebreche, versteht sich von selbst. Dafs das Interrogativum in seiner Declination den Stämmen auf a gleicht, kann auch demjenigen nicht entgehen, welcher das Neutrum ffetfVL kim für die ursprüng- liche, flexionslose Gestalt des Wortes hält. Pdnini wird hierbei mit einer ganz lakonischen Regel fertig, indem er sagt(VII.2.103): f^TTZ kimaK kak, d. h. dem kim wird substituirt ka9). Wollte man im Lateinischen diese sonderbare Methode nachahmen, und das Neutrum quid ebenfalls als Thema ansehen, so müfste man, um z. B. den Dativ cu-i (nach Analogie von fructui) zu vermitteln, etwa sagen „quidi* cus'\ oder „quidi cus”. An einer anderen Stelle (VI. 3. 90.) bil- det Pänini aus idam dies (was ebenfalls die Ehre hat als Wortstamm zu gelten) und kim was? ein copulatives Compositum, nnd durch 4idankimör tikt lehrt der Grammatiker, dafs die vermeintlichen Stämme in den Bildungen, wovon 1. c. die Rede ist, statt sich selber, die Formen t und ki setzen. 113. Das Sanskrit und diejenigen der mit ihm ver- wandten Sprachen, welche sich in dieser Beziehung noch *) Er bildet nämlich aus kim, als Wortstamm betrachtet, einen in der Wirklichkeit nicht vorkommenden Genitiv kim-as, der hier lautgesetzlich zu kimah geworden ist 16
244 Bildung der Casus. §. 114. auf der alten Stufe behauptet haben, unterscheiden aufser den beiden natürlichen Geschlechtern noch ein Neutrum, welches die indischen Grammatiker kltva^ d. h. Eunuch, nennen; und welches ein Eigenthum der indo - europäischen oder vollkommensten Sprachfamilie zu sein scheint. Es hat seiner Urbestimmung gemäfs die leblose Natur zu vertreten, doch hält sich die Sprache nicht überall in dieser alten Grenze; sie belebt was leblos ist, und schwächt auch anderer- seits (nach ihrer jedesmaligen Anschauungsweise) die Per- sönlichkeit des natürlich Lebendigen. — Das Femininum liebt im Sanskrit, sowohl am Stamme wie in den Casus- Endungen, eine üppige Fülle der Form, und wo es am Stamm oder in der Endung von den andern Geschlechtern unterschieden ist, zeichnet es sich durch breitere, tönendere Vocale aus. Das Neutrum hingegen liebt die gröfste Kürze, unterscheidet sich aber vom Masculinum nicht am Stamme, sondern nur in den hervorstechendsten Casus, im Nominativ und seinem vollkommenen Gegensätze, dem Accusativ, auch im Vocativ, wo dieser dem Nominativ gleicht. 114. Der Numerus wird im Sanskrit und seinen Schwestersprachen nicht durch eine besondere, die Zahl be- zeichnende Anfügung, sondern durch die Wahl oder Modi- fication der Casus-Sylbe unterschieden, so dafs aus dem Casus-Suffix zugleich der Numerus erkannt wird; z. B. Byam, Byam und Byas sind verwandte Sy Iben und drücken unter andern das dative Verhältnifs aus, die erste im Singular (nur des Pron. der 2ten Pers, und im Plural der beiden ersten Personen), die zweite im Dual, die dritte im Plural. Der Dual geht wie das Neutrum im Laufe der Zeit mit der Schwächung der Lebendigkeit sinnlicher Auffassung am ersten verloren, oder wird in seinem Gebrauch immer mehr ver- kümmert, und dann durch den abstracten, die unendliche Vielheit umfassenden Plural ersetzt. Das Sanskrit besitzt ihn sowohl beim Nomen wie beim Verbum am vollständig- sten, und setzt ihn überall, wo er zu erwarten ist. In dem ihm sonst so nahe stehenden Send findet man ihn selten
Bildung der Casus. §. llo. 245 • beim Verbum, viel häufiger beim Nomen; das Päli hat da- von nur noch soviel als das Lateinische, nämlich einen Überrest in zwei Wörtern, welche zwei und beide be- deuten; dem Präkrit fehlt er ganz. Von den germanischen Sprachen hat ihn nur der älteste, gothische Dialekt, aber eigentlich blofs am Verbum*), während er umgekehrt, um auch der semitischen Sprachen hier zu gedenken, im He- bräischen nur am Nomen festhielt, im Nachtheil gegen das auch in vielen anderen Beziehungen vollständigere Arabische, das ihn beim Verbum gleich vollständig zeigt, während er im Syrischen auch beim Nomen bis auf wenige Spuren aus- gestorben ist **). 115. Die Casus-Endungen drücken die wechselseitigen, vorzüglich und ursprünglich einzig räumlichen, vom Raume auch auf Zeit und Ursache übertragenen, Verhältnisse der Nomina, d. h. der Personen der Sprachwelt, zu einander aus. Ihrem' Ursprünge nach sind sie, wenigstens gröfsten- theils, Pronomina, wie in der Folge näher entwickelt wer- den soll. Woher hätten auch die mit den Worts^immen zu einem Ganzen verwachsenen Exponenten der räumlichen Verhältnisse besser genommen werden können, als von den- jenigen Wörtern, welche Persönlichkeit ausdrücken, mit dem ihr inhärirenden Nebenbegriff des* Raumes, des näheren oder entfernteren, diesseitigen oder jenseitigen? So wie bei Zeit- wörtern die Personal-Endungen, d. h. die Pronominal Suffixe — wenn sie im Laufe der Zeit nicht mehr als das erkannt und gefühlt werden, was sie ihrem erweislichen Ursprünge nach sind und bedeuten — durch die dem Verbum voran- *) Über den unorganischen Dual der Pronomina der beiden ersten Personen s. §. 169. **) Über das Wesen, die natürliche Begründung und die feineren Abstufungen im Gebrauche des Duals und seine Verbreitung in den verschiedenen, Sprachgebieten besitzen wir eine geistvolle Unter- suchung von W. v. Humboldt in den Abhandlungen der Akad. vom J. 1827; auch einzeln bei F. Dümmler erschienen.
246 Bildung der Casus. §. 116» 117. • gestellten isolirten Pronomina ersetzt, oder so zu sagen commentirt werden; so werden im gesunkeneren, bewufsb* loseren Zustande der Sprache die geistig todten* Casus-En- dungen in ihrer räumlichen Geltung durch Praepositionen, und in ihrer persönlichen durch den Artikel ersetzt, unter- stützt oder erklärt. 116. Ehe wir die Bildung der Casus beschreiben, in ' ' der Ordnung, wie die Sanskrit-Grammatiken sie aufstellen, scheint es zweckmäfsig, die verschiedenen Endlaute der Wortstämme, womit die Casus -Suffixe sich verbinden, an- zugeben, sowie die Art zu bezeichnen, wie die verwandten Sprachen in dieser Beziehung sich zu einander verhalten. Die drei Grundvocale (a, t, u) kommen im Sanskrit sowohl kurz als lang am Ende von Nominalstämmen vor, also a, i, st; d, i, ü. Dem kurzen, immer männlichen, oder neutralen, niemals weiblichen a gegenüber steht im Send und Litaui- schen ebenfalls a; ebenso im Germanischen, wo.es jedoch, selbst im Gothischen (in Grimm’s erster starker Declination), besonders bei Substantiven, nur sparsam erhalten, in jün- geren Dialekten aber noch mehr durch ein jüngeres u oder e verdrängt worden ist. Im Griechischen entspricht das o der zweiten Declination (z. B. in Xoy°~S> ddupo-v), welches im Lateinischen in älterer Zeit ebenfalls o war, und auch in der klassischen Zeit in einigen Casus noch o geblieben ist» im Nom. und Accus. sing, aber mit u (der zweiten Deel.) vertauscht wurde*). 117. Dem kurzen«, welches in den drei Geschlechtern vorkommt, entspricht in den verwandten Sprachen derselbe Vocal. Im Germanischen hat man ihn in Grimm’s vierter starker Declination zu suchen, wo er aber von der Zerstö- rung und Veränderung der Zeit fast eben so hart als das a der ersten Declination mitgenommen wurde. Im Lateinischen wechselt i mit e, daher z. B. facile für facili, mare für mari, *) Von der altslawischen Casus-Bildung wird später im Besonde- ren gehandelt werden.
Bildung der Casus. §. 118. 247 skr. offf? vari Wasser. Im Griechischen schwächt sich das i vor Vocalen meistens zu dem unorganischen t: — Auch das kurze u zeigt sich im Sanskrit in den drei Ge- schlechtern, wie im Griechischen v, und u im Gothischen, wo es sich vor a und i dadurch auszeichnet, dafs es so- wohl vor dem 9 des Nominativs wie im flexionslosen Accu- sativ sich erhalten hat. Im Lateinischen entspricht das v der vierten Declination; so auch im Litauischen da* u von Miele ke’s vierter Substantiv-Declination. Sie enthält blofs Masculina; z.B. 9ünü-9 Sohn = skr. ewnu-e. Unter den lit. Adjectivstämmen auf u entspricht z. B. saldii süfs, Nom. m. saZdü-s, neut. saZdA, dem skr. svddu-s, neuL seadu, gr. Vom lit Fern. saZdi, gegenüber dem skr. reddet', später. 118. Die langen Vocale (d, 1, u) gehören im Sanskrit vorzüglich dem Femininum an (s. §. 113), stehen niemals im Neutrum, und im Masculinum höchst selten. Im Send hat sich das lange schliefsende d, bei mehrsylbigen Wörtern^ in der Regel gekürzt; ebenso im Gothischen, wo den san- skritischen weiblichen Stämmen auf d Stämme auf 6 gegen- überstehen (§. 69), deren 6 im flexionslosen Nom. und Accus. sing, sich zu a verkürzt, mit Ausnahme der einsylbigen For- men sd die, diese » skr. sd, send. Ad; hvö welche? = skr. und send. kd. Auch das Lateinische hat das alte weibliche lange d im flexionslosen Nom. und Voc. verkürzt, ebenso das Litauische (s. p. 134), und häufig auch das Grie- chische, und zwar fast durchgreifend hinter Zischlauten (0* und die einen Zischlaut enthaltenden Doppelconsonanten), die je- doch auch als Vertreter des ä nicht ganz verschmähen. Da- gegen haben dieMutae, die kräftigsten unter den Consonanten, in der Regel die ursprüngliche Länge geschützt, und zwar in der gewöhnlichen Sprache als 77, im Dorischen als ä. Auf andere, weniger durchgreifende Gesetze, hinsichtlich der Wahl des a, ä oder 7] für das eine skr. d, kann hier nicht ein- gegangen werden. In Bezug auf die lateinischen Masculina auf a und griechischen auf ä-$, 17-$ verweise ich auf die Wort-
243 Bildung der Casus, §. 119. Bildung (§§. 914. 910). Das lateinische e der fünften De- clination, die in ihrem Ursprung identisch ist mit der ersten, ist; wie die analogen Formen im Send und Litauischen, be- reits besprochen worden (s. p. 147 f.). 119. Langes i erscheint im Sanskrit am häufigsten als charakteristischer Zusatz zur Bildung weiblicher Stämme; so entspringt z. B. der weibliche Stamm mahati (magna) aus mahat. Für das Send gilt dasselbe. Im Griechischen und Lateinischen ist dieses weibliche lange t für die Decli- nation unfähig geworden, und wo es noch Spuren zurück- gelassen hat, da ist ein späterer, unorganischer Zusatz zum Träger der Ca£u$- Endungen geworden. Dieser Zusatz ist im Griechischen entweder a oder im Lateinischen c. So entspricht z.B. ijthia dem skr. scade-f', von svadu süfs; -rpia, -Tpi69 z. B. in opxfcrpM, \r}<rTpt$9 kyrrpü-og, dem san- skritischen tri, z.B. von ganitri' Erzeugerin, dem das lateinische genitri-c-8, genitrl-c-iz entspricht, während im Griechischen yivmipa und in ähnlichen Bildungen das alte weib- liche i um eine Sylbe zurückgewichen ist. Dieser Analogie folgen /xe'Xcuva, taXcuva, -f^eiya, und substantive Ableitungen wie TEKTfiuvo, Aaxom. Bei S’epaTrcuya, Xe'axva ist der Stamm des Primitivs, wie im Nom. masc., um ein t verstümmelt Bei Xuzaiva hat man entweder anzunehmen, dafs das eigentliche Primitiv auf v oder vt verloren gegangen, oder dafs, was ich für das richtige halte, dies Bildungen anderer Art seien, und zu sanskritischen wie indrdni (die Ge- mahlin Indra’s) stimmen (s. §. 837). In Formen auf E<nra von männlich-neutralen Stämmen auf ept (für fevt skr. vant) erkläre ich jetzt das 2te a durch regressive Assimilation aus /, und dieses als Erhärtung des Feminincharakters t, also z. B. ^oXo-eova aus doXo-Ecpa für ^oXo-et/a, wie oben (p. 210) xpwrawv aus xptiijwV) "kiaaopcu aus Xiiyopcu. Es ist also das v des Primitivstammes , auf evt unterdrückt, wie in entspre- chenden sanskritischen Femininen wie dana-oatf, von dana-vant reich, in den schwachen Casus (s. §. 129) dana-vat Dagegen gibt es auch Bildungen auf <nra, bei
Bildung der Casus. §• 119» 249 welchen, meiner Meinung nach, das zweite a zwar eben- falls durch Assimilation aus j hervorgegangen ist, dieses j aber mit dem folgenden a auf das sanskritische Suffix ya (vom männlich-neutraten yd} sich stützt; so /z/Xw-aa Biene als die mit dem Honig in Beziehung stehende, ihn hervor- bringende, aus fjitlaT-jaL, vom Stamme /i&rr, wie im Sanskrit z. B. div-yd die himmlische, von div Himmel. Ba?(- Xicr-cra und $vkdxur-<ra, sind höchst wahrscheinlich, obgleich ohne Veränderung der Bedeutung ihres Stammwortes, aus ßacrikid, <|yuXaxfö entsprungen und stehen also für ßcuriXid-jci, faXdxtö-ja; die Sylbe id von <j>vXaxtö aber, vom männlich- weiblichen Stamme cJnlXax, entspricht, wie oben in Xijo'-rpi-d, dem skr. Feminincharakter der sich im Griechischen vor dem zugetretenen a immer, und vor d meistens gekürzt hat**). — Wo griechisches a bei Participialstämmen auf vt fiir sich allein als Feminincharakter auftritt, gilt mir dasselbe als Verstümmelung von iaf so dafs der wahre Ausdruck des Feminincharakters vor dem unorganischen Zusatz a unterdrückt worden, nachdem durch seinen rückwirkenden Einflufs ein vorangehendes t zu er sich umgewandelt hatte; daher z. B. tylpc/w-a, iaTa-tra, aus 4>EpovT-wt, iarayr-ia, gegenüber dem skr. b'arant-i die tragende, tis't'ant-i die ste- hende. In S’epaTrovT-Ä * **) ***)•*), eine in ihrer Art einzige Form, hat sich der wahre Feminincharakter mit dem beliebten Zu- satz d und der gewöhnlichen Kürzung der ursprünglichen Länge behauptet *) S. vergleichendes Accentuationssystem Anm. 253» **) Ein Beispiel, in welchem sich die Länge behauptet hat, ist tpTjtpfd, von dem ebenfalls weiblichen Stamme wobei daran zn erinnern, dafs auch im Sanskrit o, dem das gr. o entspricht, vor dem zutretenden Feminincharakter t wegfällt, daher z. B. kumAr'-l Mädchen von kum&rä Knabe; so im Griech. unter andern <rujtz/za%’-Ä als Fern, von (Tti/z/xa^o. ***) Seiner Bildung nach ein weibliches Part, praes., entsprungen aus dem männlichen Stamme «SipaTrovT.
250 Bildung der Casus. §. 120. 120. 1) Das Gothische hat die ursprüngliche Länge des skr. Feminincharakters im Femininum des Part, praes. und des Comparativs behauptet, dem ei (= i nach §. 70) aber ebenfalls einen unorganischen Zusatz, nämlich ein n beige- fügt, welches im Nom. sg. nach §. 142 unterdrückt wird; daher bairand-ein, juhi$~ein, Nom. bairand-ei, juhiQ-et, gegen- über dem skr. ßarant-i die tragende, die jüngere (zugleich Thema und Nominativ). Zu sanskritischen Substantivstämmen auf t, wie devt Göttin, von devd Gott, Iwmdri Mädchen von kumdra Knabe stimmen im Gothischen aithein Mutter, gaitein Ziege, denen jedoch keine entsprechenden Masculina gegenüberstehen, denn wenn auch aithein mit attan Vater (nom. atta) wahrscheinlich verwandt ist, so kann es doch nicht als regelmäfsiger Ab- kömmling desselben angesehen werden. 2) Durch den Zusatz von 6 (aus d nach §.69.1.) ist aus dem skr. Feminincharakter t im Gothischen j6 geworden, indem der t-Laut zur Vermeidung des Hiatus in seinen entsprechenden Halbvocal überging, nach demselben Princip, wornacb z.B. im Sanskrit von nadi Flufs der Genit nady-ae für nadt-de kommt. Zu dieser Art gothischer Feminina gehören jedoch nur drei Stämme, nämlich frijönd- -jö (nom. frijönd-i) Freundin, vom männlichen Stamme frijond (nom.'frijönd-e) Freund als liebender, thw-jd Magd, Dienerin, von thiva (nom. thiu-e) Knecht*), und mau-jo") Jungfrau, von magu (nom. magus) Knabe. In *) Hinsichtlich der Unterdrückung des a des männlichen Primitiv» Stamms beachte man das Verhältnifs der oben erwähnten Stämme ddvf Göttin, kumArt Mädchen zu ihren männlichen Stamm- wörtern, so‘wie auch das Gesetz, wornach im Sanskrit überhaupt die Endvocale der Stammwörter (u und die Diphthonge 6 (au) und du ausgenommen) vor Vocalen und dem Halbvocal abgeworfen werden. °) Verstümmelt aus magu-jd, ungefähr wie der latein. Comparativ major aus magior. Das skr. matih wachsen ist die gemeinschaft- liche Wurzel der gothischen und latein. Form.
Bildung der Casus. §. 121. 251 allen übrigen Wörtern von Grimm’s 2ter starker Feminin- declination stützt sich der Ausgang jo auf sanskritisches gj yo. Im flexionslosen Nominativ, Accus., Vocativ unterdrückt das Gothisfche den Endvocal, im Fall dem j eine lange Sylbe (Positionslänge mitbegriffen) oder mehr als eine Sylbe vorhergeht; daher von den eben erwähnten Stämmen fri- joadrjo, thiu*jö, mau-jö die Formen frijönd-i, thiv-i, mav-i, die durch diese Verstümmelung ihren sanskritischen Vorbildern wie iumdri wieder näher gerückt sind. 121. Im Litauischen hat sich der skr. Feminincharakter i ohne Zusatz, jedoch gekürzt, im Nomin. und dem ihm gleichlautenden Vocativ aller Activparticipia erhalten. Man vergleiche degant-i die brennende, degu8-i die gebrannt habende und degsentri die brennen werdende mit den entsprechenden Sanskritformen ddhant-i, dehüt'-i, dakeydnt-i. In allen übrigen Casus sind aber diese lit. Par- ticipia durch einen ähnlichen Zusatz, wie ihn die oben er- wähnten gothischen Stämme frijondjo^ thiuj6, maujö und die griechischen wie opxfcTpui9 ipaXTpia erfahren haben, in ein anderes Dechnationsgebiet übergegangen; und so stim- men namentlich die Genitive degandid-8 (über d für t s. p. 145), degu8w-8> degsencio-s zu den gothischen wie fri- jöndjö-s und griechischen wie oder, was näher liegt, zu dem Genitiv wynitid-8 des oben (p. 147) erwähnten wyniÜa (nom.) Weinberg. In Bezug auf die Casus, in- welchen bei den erwähnten Participien e für ia steht, z.B. im Dat. degancei etc. (für degandiat), ist Mielcke’s dritte Declination zu beachten, deren z. B. des Nom. giesme Lied, Dat. giezmei^ durch den Einflufs des weggefallenen i erzeugt ist, während in wynidiai, deganiiai der Palatal-, und so gewifs auch in degu&iai der Zischlaut diesen Einflufs ge- bindert hat (vgl. pp. 146, 147). Man könnte in Folge des Gesagten vermuthen, dafs der unorganische Zusatz, den die weiblichen Participia in den obliquen Casus erhalten haben, früher auch im Nominativ gestanden habe, und dafs also z. B. auf litauischem Boden der Nominativ deganti, der in
252 Bildung der Casus. §. 122. dieser Gestalt dem skr. ddhanti erstaunlich ähnlich sieht, früher degancia, nach Analogie von wynicia gelautet habe, wobei man sich darauf berufen könnte, dafs alle männlichen Adjectivstämme auf ia (nom. is für vx-ä, s. §. 134) im Nom. fern, i oder e (aus ia) zeigen, z.B. didi oder dide magna gegenüber dem männlichen Stamme didia, Nom. didi*. Hier- gegen aber ist einzuwenden, dafs in sämmtlichen Activ- participien auch der Nom. sg. m a s c. und der ihm gleichlau- tende Vocativ dem Urtypus unseres Sprachstamms, wie später gezeigt wird, treuer geblieben sind als die übrigen Casus, und sich in der ursprünglichen Grenze des Wortstammes behauptet haben; ferner, dafs auch die männlich-neutralen Adjectivstämme auf u im Nom. fern, ein i an fügen, indem z. B. Saldi die süfse dem masc. saldu-s und Neut. saldu gegenübersteht; endlich, dafs es auch, wie später gezeigt wird, noch manche andere Wortklassen im Litauischen gibt, deren Nomin. sg. nichts mit dem unorganisch erweiterten Thema der obliquen Casus zu thun hat. 122. Das lange u erscheint im Sanskrit ziemlich selten am Ende der Grundformen, und ist meistens weiblich. Die gebräuchlichsten Wörter sind vadu Frau, Bü Erde, rfoo- irü Schwiegermutter (socrus), Bru Augenbraue. Letz- terem entspricht ctypvs, ebenfalls mit langem v, dessen De- clination aber vom kurzen v nicht abweicht, während im Sanskrit das lange von dem kurzen weiblichen a auf die- selbe Weise wie t von i unterschieden wird. — Mit Diph- thongen enden im Sanskrit nur wenige einsylbige Grund- formen, mit e jedoch gar keine; mit di nur*| räi masc. Reichthum, welches die Casus, deren Endung consonan- tisch anfangt, aus rd bildet, worauf das lat. rö sich stützt (s. §.5). Auch Stämme auf $fT 6 sind selten. Die gebräuchlich- sten sind dy6 Himmel und g6\ ersteres ist weiblich und eigentlich entstanden aus dtv (ein Wurzelwort, von RjöL glänzen) durch die Vocalisirung des v, wornach der Vocal i zu seinem Halbvocal ?\y werden mufste. Die starken Casus (s. §. 129) der Stämme auf 6 entspringen aus
Bildung der Casus, §. 122. 253 einem erweiterten Stamme auf du\ daher Nom. sg. dyau-8, plur. dyav-as. Im Acc. sg. hat sich das zu er- wartende dv-am zu a-m zusammengezogen, daher gdm fiir gav-am*]. Zu dyau-8 stimmt das griech. Zsv$, jedoch mit Verdünnung des ersten Theils des Diphthongs. Das Z entspricht dem skr. 7\^y und das £ ist unterdrückt (s. §.19)« während die äolische Form Aev$ die Muta in Vorzug vor dem Halbvocal bewahrt hat. Zu Zev$ aus Jtv$ stimmt hin- sichtlich des Verlusts der anfangenden Media das lat. Jov-is, Jov-i etc., wovon letzteres auf den skr. Dat. dyäv-e sich stützt, den man nach Analogie von gdv-e voraussetzen dar£ Der veraltete Nominativ Jovi-8 bat eine ähnliche Stamm- Erweiterung erfahren wie navi-8 gegenüber dem skr. und griech. nau-s, yau-$. In Jü-pitery eigentlich Himmels- Vater oder Himmelherr **), vertritt Ju den skr. Stamm dyö, aus dyau, und zwar so^, dafs die Unterdrückung des ersten Theils des Diphthongs durch Verlängerung des zwei- ten ersetzt wurde, wie z. B. in conclüdo für conclaudo (s. §. 7. p. 18). Um wieder zum Griechischen zurückzukehren, so stammen die obliquen Casus von Zev$ sämmtlich vom skr. Stamm div Himmel, also Aio; aus Aifo; = skr. div-a8% Aifi (s. p. 34), Au = Loc. div-i. Erwähnung verdient hier noch eine lateinische Himmelsbenennung, die nur im Ablativ erhalten ist (sub dtvo) und einen Nominativ dtvu-m oder divu-8 voraussetzt. Sie stützt sich auf den skr. Stamm deva (aus daiva) glänzend (als Subst. Gott als glän- zender) und hat die skr. Gunirung durch Verlängerung des Grundvocals ersetzt. *) Der Acc. von dyd ist nicht im gewöhnlichen Gebrauch, findet sich jedoch im Veda-Dialekt. **) Das skr. pit&r (für patär) könnte seinem Ursprünge nach (aus pd erhalten, herrschen) eben so gut Herrscher als Vater bedeuten. Die Schwächung des lat. pater zu piter, in obi- gem Compositum, erklärt sich nach §. 6 als Folge der Belastung durch die Zusammensetzung.
254 Bildung der Casus. §. 123. 123. Der zweite der oben erwähnten skr. Stamme auf 5fr ö bedeutet vorherrschend als Masc. Stier und als Fern. Kuh. lin Send entspricht yaw*) — vor voca- lisch anfangenden Endungen wie im Sanskrit gav — im Griechischen ßov, welches vor Vocalen ursprünglich ßoF ge- lautet haben mufs, wie auch im Lateinischen wirklich bov steht. Der Nominativ bö-8 ersetzt die Unterdrückung des letzten Tbeils des Diphthongs durch Verlängerung des ersten (vgl. §. 7. Schlufs). In Bezug auf die Ersetzung der ur- sprünglichen gutturalen Media durch eine labiale steht das griechische ßov; und lat. bö-8 zum skr. gdu-8 (s. p. 252 f.) in demselben Verbältnifs wie z. B. ßiß^fu zum sanskrit. gä- gtimi (ved. auch gigdmi). Doch ist es wichtig zu beach- ten, dafs die griech. Kuhbenennung den ursprünglichen Gut- tural nicht ganz hat untergehen lassen. Ich glaube wenig- stens behaupten zu dürfen, dafs die erste Sylbe von yaXa die Kuh, und das Ganze also eigentlich Kuhmilch be- deutet. Der letzte Theil dieses Gompos. (them. Xaxr) stimmt buchstäblich zum lat. Stamme lact; darum ist es auf- fallend, dafs man die zusammengesetzte Natur dieses inter- essanten Wortes früher übersehen hat, was vielleicht der verstümmelten Form des Nominativs zuzuschreiben ist. In den Compositen wie yXaxro^ayo; ist die Kuh so bescheiden, sich blofs durch ein y vertreten zu lassen; doch glaubte Benfey (Gr. Wurzel!. L p. 490), auf den Grund dieser Composita, in yXaxr die Urform der Milchbenennung zu er- kennen, indem er diese Sylbe mit einer hypothetischen Sanskritwurzel glak8r vermittelte, dieses glaks' aber mit einer ebenfalls hypothetischen Wurzel mlaks', woraus die verwandten Sprachen ihre Milchbenennungen geschöpft haben sollten.**) — Das skr. g6 bedeutet als Femin. unter andern •) Vgl. gau-mat milchbegabt, Milch tragend. **) Im 2ten Bande, 1842 p.358 gibt Benfey eine andere Er«? klärung, wornach yAa*y als Wurzel angenommen, diese aber als = /xÄay und letzteres als Metbatbesis von jueÄy dargestellt
Bildung der Casus, §. 123. 255 auch Erde und fuhrt uns mit dieser Bedeutung zum griech. ycua, welches sich aber nicht unmittelbar auf gö, sondern auf ein davon abgeleitetes Adjectiv gavya, fern, gdvyd stützt, welches zwar seiner Bedeutung nach (bovinus) zu gö Rind gehört, was uns aber nicht hindert, anzunehmen, dafs auch von gö Erde ein Adjectiv oder Substantiv gdvya, ausgegangen sei. Es erweist sich also ycua als eine Ver- stümmelung von yctFia oder yaYjz. Auf das skr. gdvya, und zwar auf dessen Neutrum, stützt sich unter andern auch der goth. Neutralstamm gauja, Nom. Acc. gavi Land, Ge- gend (mit bewahrter Media, s. §.90), unser Gau, welches schon Döderlein mit dem gr. yaia verglichen hat. In der Benennung der Kuh haben die germanischen Sprachen die lautgesetzliche Verschiebung der alten Media zur Tenuis ein- treten lassen, und so, abgesehen vom Geschlecht, Kuh und wird. Dagegen unterstützt Grimm (Geschichte d. d. Spr. p. 999 ff.) die obige, schon im ersten Hefte der neuen Ausgabe meines Glossars (1840 p. 108) gegebene Erklärung von ya-ÄaKT als Kuhmilch durch analoge keltische Benennungen der Milch, welche ebenfalls wörtlich Kuhmilch bedeuten, wie z.B. das irländische b-lcachd fiir bo-leachd (ha Kuh), und Weber hat darauf aufmerksam gemacht (Indische Studien I. p. 34o Anm.), dals selbst das Sanskrit unter sei- nen Milcbbenennungen ein Compositum besitzt, dessen erstes Glied die Kuh bedeutet, nämlich g6-rasa, wörtlich Kubsaft. Im Send bedeutet gau schon fiir sich allein auch Milch. Was aber die eigent- liche Benennung der Milch im Lateinischen und Griech., nämlich die Sylbe lad, -Äaicr anbelangt, so habe ich 1. c. an die Möglichkeit einer Verwandtschaft mit der skr. Wz. duft (/ Tür d nach §. 17a>.) erinnert, wovon dug-iä gemolken, wofür man, ohne ein specifisch sanskri- tisches Lautgesetz, auch duktä erwarten könnte, wie z. B. tyaktd verlassen, von tyag. Ist diese Verwandtschaft gegründet, so müfste man das a von lad, -Mkt als Guna- Vocal ansehen, und Wegfall des Grundvocals annehmen, also lad aus laukt. So ist auch die Sylbe ya von yaAaxr eine Verstümmelung von yau = skr. gd (aus gau) und send. gau. Hierbei ist zu beachten, dafs auch das Send gelegentlich Gunirung der Passivparticipia auf ta zeigt, z. B. in auliia gesagt, für skr. uktä.
256 Bildung der Casus. §. 123. Gau einander entfremdet. Die Kuh-Benennung stützt sich aber, wie mir scheint, ebenfalls auf das skr. Derivatum gdvya, mit Unterdrückung von dessen Endvocal und Voca- lisirung des Halbvocals Der Stamm und zugleich der Nom., der keine Endung hat, lautet bei Notker chuoe (aus chuoi), wobei das uo ein gothisches o und dieses ein sanskr. d repräsentirt (s. §. 60. 1.), so dafs also vom skr. yaryo, oder vielmehr von seinem Fern. gdvya, das v unterdrückt, und zum Ersatz der vorhergehende Vocal verlängert ist. Eine andere ahd. Sprachquelle zeigt chuai (ua für goth. 6 sss a) als Accusativ pl., der aber formell identisch ist mit dem Nominativ. Die Formen chua, chuo im Nom. sg., be- ruhen auf der Erscheinung, dafs dieser Casus, wie auch der Accusativ, überhaupt, schon im Gothischen, den End- vocal der Stämme auf i verloren hat — Was den Ursprung des skr. Stammes gd anbelangt, so wird er im ETnadt-Buche von der Wz. gam gehen abgeleitet, die also ihren Ausgang am durch d ersetzt hätte; hierbei wäre also Vocalisirung des m zu u anzunehmen, wie im Griechischen häufig y zu v geworden ist (tv/ttoucti TU/Trcvcra) und im Gothischen die Sylbe jau, z.B. von etjau ich äfse, dem skr. ydm von adyd'm entspricht (§. 675). Ich erkläre jedoch lieber gd aus der Wurzel 5TT gd, ebenfalls geben. Im Veda- Dialekt stammt aber von gam eine Erdbenennung gmd, und wenn das im Send nur in obliquen Casus erscheinende Erdc (J $ für g nach §.58) sein m nicht der Er- härtung eines t> verdankt — so dafs z. B. der Dativ und der Locat. $&mi dem skr. gdv-e, gdvi entsprächen und mit ihrem Nomin. und Accus. $ao terra, $anm terram, fiir skr. gaus, gam, im Zusammenhang stünden — so könnte man auch diese Erdebenennung aus der skr. Wurzel gam erklären. Sind aber Benennungen der Erde und des Rindes nach der Bewegung benannt, so gilt mir doch die Bewegung der Erde nur als eine passive. Ich deute nämlich die Erde als die betretene, wie auch der Weg in diesem Sinne im Sanskrit unter andern vart-man (von oart, vrt gehen) heifst
Bildung der Casus, §. 124. 257 Aas einer skr. Wurzel der Bewegung läfst sich auch das goth. airtha (unser Erde) erklären, nämlich aus ar, r gehen (womit anderwärts auch das goth. afr-u-s Bote vermittelt worden), so dafs asr-^a, aus ir-tha (nach §. 82), als Schwä- chung von ar-tfta, ein Passivparticipium wäre, mit der ge- setzlichen Lautverschiebung, während sonst die alte Tenuis dieses Park im Gothischen zu d geworden ist *). 124. Auf du ausgehend kenne ich im Sanskrit nur zwei Wörter: ndu f. Schiff und gldu m. Mond. Ersteres ist sehr weit auf dem Ocean unseres grofsen Sprach- gebiets umhergeschwommen, ohne jedoch im Sanskrit zu einein sicheren etymologischen Hafen gelangt zu sein. Ich glaube, dafs ndu eine Verstümmelung sei von endu^ wende mich aber jetzt zu dessen Erklärung lieber an die Wurzel enu fliefsen (vielleicht auch schwimmen, schiffen) als an end baden, wobei ich daran erinnere, dafs eine andere Benennung des Schiffes, nämlich plav-a-8, von einer Wurzel stammt (jpZu), worauf unter andern unser fliefsen und das lat. fluo sich stützen. Mit enu mag jedoch end baden verwandt sein. In jedem Falle ist ndu eines an- fangenden Zischlauts verlustig gegangen, wie dem mit en u offenbar verwandten griech. (aus v£fw) schwimmen, fut vewropai, das e der entsprechenden skr. Wz. entschwun^ den ist. Das skr. Verbum gehört zur 2ten Klasse und er- hält bei unmittelbarer Anschliefsung der leichten En- dungen (s. §. 480 ff.) an die Wurzel die Priddhi- statt der Gtepasteigerung, so dafs wir durch die Form enaü-mi ich fliefse gewissermafsen schon zu dem Friddhi-Diphthong von ndu Schiff vorbereitet werden. Dafs auch das a des griech. Diphthongs von rctv-; schon an und für sich lang sei, ist bereits bemerkt worden (§.4. p. 11). Das lat. nav-t-s, euphonisch für ndu-i-e, zeugt ebenfalls für die ursprüngliche *) S. §. 91. 3. Da ar, r auch er heb e n bedeutet (s. das Petersb. Wörterbuch), so kann auch das lat al-tus als ein Passivpart dieser Wz. gefalst werden, mit l fiir r (s. §• 20.). L 17
258 Bildung der Casus. §. 124. Länge des a. Des unorganischen Zusatzes i enthält sich das Comp. naufragus nebst seinen Abkömmlingen; ebenso nauta, welches man nicht als Zusammenziehung von ndvita anzusehen braucht Im Gothischen ist die genau zu stimmende, in ihrer Art einzige Wurzel snu (es gibt hier keine andere auf u) zu einem allgemeinen Ausdruck der Bewegung ge- worden und bedeutet gehen, fortgehen, zuvorkommen, und es kommt davon auch das Adverbium sniu-mundo eilig. Man könnte aber auch vom gothischen Standpunkt aus snav als Wurzel annehmen, welches sich auf die Form stützt, in welcher die skr. Wz. snu mit Guna vor Vocalen erscheint, z. B. in dem Abstractum snav-a-s dasFliefsen, Tröpfeln. Aus snav entspringt wirklich der nur einmal vorkommende Plural praet snevum (ga-sne-vum Phlpp. 3.16), während die ebenfalls nur einmal vorkommende Form snivun (Marc. 6. 53: du-at-snivun sie landeten) sich mit einer Wz. snav nicht verträgt, aber aus snu sich ungefähr so erklären läfst, wie bei u-Stämmen die Genitive plur., z.B. suniv-e filiorum, von sunu, d. h. durch die schwächere Gunirung des u (§. 27) und Umwandlung des Diphthongs iu in w, wegen des folgenden Vocals. Die Formen snu-un oder snv-un, die man erwarten könnte, scheinen ver- mieden zu sein, und zwar erstere wegen des Hiatus und des Übellauts zweier aufeinander folgender u, letztere wegen derim Gothischen unbeliebten Verbindung eines v mit einem vorherge- henden Consonanten, Gutturale ausgenommen (s.p. 108 f.). Aus demselben Grunde vermeidet das Gothische wahrscheinlich auch im Genitiv plur. Formen wie sunu-e oder sunv-e, und setzt dafür suniv-e gegenüber den sendischen Pluralgenitiven wie paivanm (vom Stamme paiu Thier), den lateinischen wie fructu-um^ und den griechischen wie ßorpv-ow. Ich erinnere noch daran, dafs auch das Sanskrit im reduplicirten Prae* teritum, womit das germanische Praeteritum zusammen- hängt, die Umwandlung des u oder u in blofses v am Ende der Wurzeln nicht zuläfst, sondern die genannten Vocale vor vocalisch anfangenden Endungen, in gunalosen Formen,
Bildung der Casus. §• 125. 259 in wo verwandelt; daher z. B. nunue-us sie priesen, von na, 8U8rnuv-Ü8 sie flössen, gegenüber dem gothischen intü-un. 125. Wir gehen zu den Consonanten über; von die- sen erscheinen im Sanskrit n, t, 8 und r §. 1) am häu- figsten am Ende der Grundform; alle übrigen Consonanten nur an Wurzelwörtern, die selten sind, und an eini- gen Wortstämmen von unsicherem Ursprung. Wir betrach- ten zunächst die selteneren oder wurzelhaften Consonanten. Von Gutturalen finden wir keinen am Schlüsse geläufiger Wortstämme; im Griech. und Lat. hingegen sind sie häufig; c ist jm Lateinischen sowohl wurzelhaft als ableitend, g nur wurzelhaft. Beispiele sind: duc, vorac, edac; leg, conjug. Im Griechischen erscheinen x, x und y nur wurzelhaft oder an Wörtern unbekannten Ursprungs, wie <f>pix, xojöax, ovux (skr. naia), <f>koy. Von den Palatalen erscheinen im Sanskrit t und g am häufigsten in ndi f. Rede, Stimme (v5c, ott), ruc f. Glanz (lat. Zue), rag m. König (nur am Ende von Compositen), ru^f. Krankheit. Vom Send gehört hierher vdi i. Rede, drutj £, als Name eines bösen Dämons, wahrscheinlich von der skr. Wurzel druh hassen. Von den beiden Klassen der t-Laute ist die erste oder cerebrale (5 t etc.) am Ende von Wortstämmen nicht ge- bräuchlich; um so mehr die zweite, dentale oder gewöhn- liche t- Klasse. Doch kommen d, nur an Wurzel- wörtern, und daher selten, EL vielleicht nur in paf, als Neben-Thema von pafln Weg vor. Beispiele von Stäm- men auf d und d sind ad essend, am Ende von Gompo- siten, yud £ Kampf, ke'ud £ Hunger. Sehr häufig ist da mehrere der gebräuchlichsten Suffixe damit enden; wie z. B. das Part, praes. auf ont, schwach at, griech. und lat. nt. Das Griechische zeigt aufser t auch # und 5* am Ende unwurzelhafter Grundformen; doch scheint mir ein Compositum zu sein und die Wurzel mit abgeleg- tem Vocal als letztes Glied zu enthalten, und demnach eigentlich zu bedeuten, was auf den Kopf gesetzt 17 •
260 Bildung der Casus. §. 125. wird. — Über den späteren Ursprung des # in weiblichen Stämmen auf ist in §. 119 Rechenschaft gegeben, nament- lich kann man die Patronymica auf i#' mit sanskritischen auf t, z.B. Caimi die Tochter Bhima’s vergleichen. Wahrscheinlich ist auch das £ in weiblichen Patronymen auf ati ein späterer Nachtrag; sie entspringen, wie die auf t£, nicht aus ihren Masculinen, sondern unmittelbar aus dem Grundworte des Masculinums, und stehen meines Erachtens in schwesterlichem, nicht in töchterlichem Verhältnifs zu demselben. — Im Lateinischen zeigt sich d als jüngerer Beisatz in dem Stamme pecud, den das Sanskrit, Send und Gothische mit u schliefsen (skr. send, pasu, goth. faihu). — ' Im Gothischen beschränken sich die Grundformen mit schlie- fsendem t-Laut im Wesentlichen auf das Partie, praes., wo das alte t in d umgewandelt erscheint, das jedoch nur da, wo die Form substantivisch steht, ohne fremden Zusatz bleibt; sonst aber, mit Ausnahme des Nominativs, durch den Zusatz an in ein geläufigeres Declinationsgebiet eingeführt wird. Die jüngeren germanischen Dialekte lassen den alten t-Laut unter keiner Bedingung ohne einen dem Wortstartfln beigemischten fremden Zusatz. Im Litauischen steht das Participialsuffix ant, in Ansehung des Nominativs sing, ans für ante, auf der lateinisch-sendischen, über das Sanskrit hinausreichenden Stufe; allein in den übrigen Casus weifs auch das Litauische keine Consonanten mehr zu decliniren, d. h. mit den reinen Casus-Endungen zu verbinden; sondern es führt dieselben durch einen jüngeren Zusatz in eine Vocal- Declination hinüber, und zwar wird dem Participialsuffix ant die Sylbe ia beigefügt, durch deren Einflufs das t die euphonische Umwandlung in i erfahrt. — Der Nasal dieser dentalen Klasse, nämlich das eigentliche n, gehört zu den am häufigsten am Ende von Wortstämmen vorkommenden Gonsonanten. Vom Germanischen gehören hierher alle Wör- ter von Grimm’s schwacher Declination, die im Nominativ, gleich dem Sanskrit und den Masc. und Fern, im Lateini- schen , das n des Stammes ab werfen, und daher vocalischen
Bildung der Casus. §. 126. 261 Ausgang haben. Das Litauische bietet dieselbe Erscheinung dar, im Nominativ, setzt aber in den obliquen Casus seinen Stämmen auf n bald sa, bald ein blofses i bei. 126. Grundformen mit schliefsendem Labial, den Nasal (m) dieses Organs mitgerechnet, erscheinen im Sanskrit fast nur an nackten Wurzeln, als letztes Glied von Compositen, und auch hier nur selten. Im isolirten Gebrauch haben wir jedoch ap f. Wasser und kakub' f. Himmelsgegend, beide von unsicherem Ursprung, doch höchst wahrscheinlich mit einem wurzelhaften Endconsonanten. aP’ ’n ^en starken Casus (s. §. 129) ap, ist nur im Plural gebräuch- lich, das entsprechende Sendwort auch im Singular (nom. a/a, s. §. 47, acc. dpfm, abl. apad). Auch im Griech. und Lat. sind Stämme auf p, 6, <f> entweder einleuchtend wurzelhaft, oder von unbekanntem Ursprung, mit wahr- scheinlichen Wurzelbuchstaben am Ende, oder sie enden im Lateinischen nur scheinbar mit einem Labial und haben im Nomin. ein i unterdrückt, wie z. B. plebs für plebi-89 Gen. pL plebi-um. Man vergleiche hiermit, abgesehen vom Ge- schlecht, die gothischen Nominative wie hlaibs Brod, laubs Laub, Gen. hlaibi~8, laubi-8, vom Thema hlaibi, laubi. Ohne Zuziehung der verwandten Sprachen kann man im Lateini- schen die wahrhaften und ursprünglichen von den schein- bar consonantisch endigenden Stämmen schwer unterscheiden; denn die Declination auf i hat offenbar auf die consönan- tische eingewirkt, und ein i an verschiedene Stellen einge- fiihrt, in denen es ursprünglich unmöglich stehen konnte. Im Dativ, Ablativ plur. läfst sich das i von Formen wie crmantibu83 vocibus als Bindevocal, zur Erleichterung der Anschliefsung der Casus-Endung erklären; doch ist es, wie mir scheint, richtiger zu sagen, dafs die Stämme edc, amant etc., weil sie sich mit bus nicht verbinden können, sich in dem erhaltenen Zustand der lateinischen Sprache zu voci, amanti erweitert haben, so dafs vbci-bu8, anuznti-bus zu theilen wäre. Diese Auffassung von Formen wie aman- ti-bus erweist sich dadurch als die bessere, dafs auch im
262 Bildung der Ctuiu. §. 127. Gen. pl. vor um, wie vor a der Neutra, häufig ein i er- scheint, ohne dafs man sagen könnte, dafs in amanti-wn, amanti-a das t zur Erleichterung der Anschliefsung der En- dung nöthig wäre. Dagegen wird z.B. proenw, com-s ge- sagt, während die Genitive can-um, juven-wn an ältere Stämme auf n erinnern, wie denn im Skr. ivan Hund (verkürzt dun) und yüvan jung (verkürzt yun), im Griech. xwy, verkürzt xw, ihr Thema wirklich mit n schliefsen. Dafs auch die Nominative pl. wie pede-s, vdce-s, amante-8 von Stämmen auf i ausgegangen sind, wird später gezeigt werden. Das Germanische gleicht darin dem Lateinischen, dafs es mehreren Zahlwörtern, deren Thema ursprünglich mit einem Consonanten schlofs, zur Bequemlichkeit der De- clination ein i beigefiigt hat; so kommt im Gothischen von ficteöri (skr. datür, in den starken Casus cat- var) der Dativ fidvöri-m. Die Themata sieben, ^ofr^ndvan neun, dadan zehn gestal- ten sich im Ahd. durch ein zutretendes i zu ribum, niuni, zehani, welche Formen zugleich als männliche Nominative und Accusative gelten, da diese Casus im Ahd. das Casus- suffix verloren haben. * Die entsprechenden gothischen No- minative, wenn sie vorkämen, würden lauten: rifanew, muniw, taihunei-8. 127. Von den Halbvocalen (y, r, l, t>) sind mir im Sanskrit y und l niemals am Ende von Wortstämmen vorgekommen, und nur in dem früher erwähnten dw, welches in mehreren Casus sich zu dyo und dyu zu- sammenzieht. Dagegen ist r sehr häufig, besonders an Wörtern, welche durch die Suffixe tar und tar *) gebildet *) Die Stamme auftar, tdr und einige anderen ziehen in meh- reren Casus, und auch am Anfänge von Compositen in der Grund- form, ihr r mit dem vorangehenden Vocal zu jjjr zusammen, und dieses /* wird von den Grammatikern als ihr eigentlicher Endlaut an- gesehen (§. 1). Ein Beispiel eines Stammes auf 4r, welcher keine Zusammenziehung zu r zuläfst, ist dvdr Thür.
Bildung der Casus. §• 127. 263 sind, welchen in den verwandten Sprachen ebenfalls Stämme auf r gegenüberstehen. Aufserdem erscheint r im Lateini- schen häufig als Veränderung eines ursprünglichen s, wie z. B. beim Comparativsuffix wr (skr. ^ZFEL tyas, stark tyane). Im Griechischen erscheint aÄ. als einziger Wortstamm auf X; er reiht sich an die skr. Wurzel sal sich bewegen, wo- von sal-i-la neuL Wasser. Im Lateinischen entspricht sal; dagegen stützt sich der Stamm 8ol auf den sanskriti- schen Stamm 8vär indecl. Himmel, welcher gewifs nicht zur Wz. svar, svr tönen gehört (s. Wilson s. v.), son- dern zu der von den indischen Grammatikern aufgestellten Wz. sur 6. glänzen, die ich für eine Zusammenziehung von aoar halte, worauf das sendische qarönat Glanz (gen. qartnanhö s. §. 35 u. 56d).) sich stützt, wofür im Skr. s var^as, gen. svarnasas zu erwarten wäre. Da aber sanskritisches w im Send auch als hü erscheint, so kann es nicht befremden, dafs 8vär Himmel als glänzen- der im Send durch hvar (euphonisch hvar# nach §.30) Sonne vertreten ist, welches vor dem skr. Schwesterwort den Vorzug der Declinationsfahigkeit behauptet.* Im Genitiv, und wahrscheinlich überhaupt in den schwächsten Casus (§. 130), zieht sich hvar zu hur zusammen, daher hvr-6 aus hur-as (nach §. 56*>.) gegenüber dem lat. soZ-is *). Eine ähnliche Zusammenziehung wie das eben erwähnte hur-ö haben die skr. Stämme 8Ü'ra und 8urya Sonne er- fahren. Ersteres kommt unmittelbar von der Wz. 8var glänzen, letzteres wahrscheinlich von 8vär Himmel. Zu einer vorauszusetzenden Form svarya, nom. svarya-s, würde sich das griech. (X für p) im Wesentlichen so verhalten wie zu svadü-s. Dafs t[Xio mit eXq (wofür im Skr. 8vard stehen würde) verwandt sei, leidet keinen *) Ich habe schon in den Jahrb. f. wiss. Krit. (März 1831 p. 367) das sendische Adrd, welches Burnouf früher mit dem skr. sürya Sonne zu vermitteln suchte, in obiger Weise aus svar Himmel erklärt. So seitdem auch Burnouf selber (Ya^na p. 370).
264 Bildung der Ceuui §• 128. Zweifel, dafs es aber davon abstamme, ist sehr unwahr- scheinlich, weil kein Grund zur VocalVerlängerung vorhan- den wäre. Das Verhältnifs von ?Xi) zu dem eben voraus- gesetzten skr. tvard gleicht dem von bcupo$ zum skr. ivdr iura-8 (fiir tvdiura-s); so steht auch das e von oAa;’) und crtkryT} für f&; also oX für skr. svar. Es liefse sich diese Wz. noch weiter im Griechischen und Lateinischen verfolgen. 128. Von den skr. Zischlauten erscheinen die beiden ersten nur an Wurzelwörtern und daher selten; hingegen schliefst einige sehr gebräuchliche Wortbil- dungssufQxe, wie welches vorzüglich Neutra bildet, z.B. Glanz, Kraft, von JcßL*) **9 schärfen. Dem Griechischen scheint es an Stämmen auf ; zu fehlen; dies kommt jedoch daher, dafs dieser Zischlaut zwischen zwei Vocalen — besonders in der letzten Sylbe — gewöhn- lich ausgestofsen wird; daher bilden Neutra wie im Genitiv pivEO$, für /xfrec-o;, ygyEvo$ **). Das $ des Nomin. aber gehört, wie ich schon anderwärts bemerkt habe***), dem Stamme, und nicht der Casusbezeichnung an, da Neutren kein $ im Nominativ zukommt. Im Dativ plur. hat sich jedoch in der altepischen Sprache das 2, weil es nicht zwischen zwei Vocalen stand, noch erhalten, daher *) Im Suffix wie in der Wz. verwandt mit dem früher erwähnten sendischenqarenae Glanz, dessen n kein wesentlicher Bestand- teil des Suffixes ist (s. §. 93t. B,), **) Das o (— skr. a) ist in seinem Ursprung identisch mit dem I der obliquen Caans, nach welchen man juevsc, als Thema anzu- setzen hat. Die Vocalverschiedenheit beruht darauf dals bei der Belastung des Stammes durch die antretende Casus-Endung das leich- tere s der Sprache besser zusagt als das schwerere o. Nach demselben Princip schwächt das Lateinische in dieser Wortklasse das u, z.B. von opu*) beim Wachsthum der Form zu e (o^er-fr). ***) „Über einige Demonstrativstamme” (gelesen in der Akad. der Wissensch. am 7. Jan. 1830) p. 4 ff.
Bildung der Cauu. §. 129. 265 Tsuxco’-ai, opw-at; eben so in Compositen wie aax£$-7raXo$, Tskf$-4>opo$, bei denen man mit Unrecht die Anfügung eines $ an den Vocal des Stammes annahm. Bei yypa$, y^pa-os, für YTtfMff-oi stimmt, nach Wiederherstellung des <r des Stam- mes, die Grundform zum skr. Alter, obwohl die indische Form nicht neutral, sondern weiblich ist. — Im Lateinischen hat sich in dieser Wortklasse das ursprüngliche s zwischen zwei Vocalen in r verwandelt, in den flexions- losen Casus aber meistens unverändert behauptet; daher genug, gener-ie = gr. 7^05, opug, oper-ig = skr. (ved.) dpag (Handlung, Werk) apas-ag *). — Der ve- dische, ziemlich vereinzelt stehende Femininstamm ue'ag Morgenröthe, von der Wz. u/(hier glänzen, gewöhnlich brennen), kann das a in allen starken Casus verlängern, daher ug'agam, Dual nom. acc. uedgd (ved. d für du), pl. usas-as. Dem Accusativ ue'ag am entspricht im Send ug'do&h£mt so im Nom. ue'ao (nach §. 56*>.) für skr. usVfs. Den sanskritischen Neutralstämmen auf ae entsprechen sendische wie manai Geist, vaiae Rede. Zum sanskritischen TJRL was m« Mond und Monat (them. u. nom., von der Wz. mag messen) stimmt nach §. 56*>. der send. Nominativ mao Mond, Accus. GgO'jSu’g mdonhtm = skr. ma'eam (p. 85). Im Litauischen entspricht der Stamm menee, wie im Sanskrit sowohl Mond als Monat, s. §. 147. 129. Das Sanskrit und Send haben acht Casus, näm- lich aufser den im Lateinischen bestehenden, einen Instru- mentalis und Locativ. Diese beiden Casus hat auch das Litauische; Ruhig nennt ersteren den Ablatftrus Instrumen- talis, letzteren Ahl. localis; es fehlt aber dem Litauischen der eigentliche, im Sanskrit das Verhältnifs woher aus- drückende Ablativ. — In Ansehung der, im Sanskrit nicht *) Über andere Gestaltungen des skr. Suffixes ae im Lateinischen 1. §. 932.
266 Bildung der C<uue. 129. bei allen Wörtern und Wortbildungssuffixen durch alle Casus sich gleich bleibenden, Grundform ist fiir diese Sprache •ine Eintheilung der Casus in starke und schwache zweckmäfsig. Stark sind der Nominativ und VocaL der drei Zahlen und der Accus. des Singulars und Duals; dagegen gehört der Acc. plur., wie alle übrigen Casus der drei Zahlen, zu den schwachen Casus. Diese Einthei- lung gilt jedoch nur für das Masc. und Femininum; beim Neutrum sind dagegen nur der Nominativ, Acc. und Voc. des Plurals stark, und alle übrigen Casus der drei Zahlen schwach. Wo eine doppelte oder dreifache Gestaltung der Grundform stattfindet, da zeigen, mit einer bewunderungs- würdigen Consequenz, die als stark bezeichneten Casus immer die vollste, durch die Sprachvergleichung meistens als die ursprüngliche sich erweisende Gestalt des Tbema’s; die übrigen Casus aber eine Schwächung desselben, die auch am Anfänge der Composita im flexionslosen Zustand er- scheint, und daher von den einheimischen Grammatikern nach §.112 als eigentliche Grundform aufgestellt wird. Als Beispiel diene das Participium praes., welches die starken Casus aus dem Suffix ant bildet, in den schwachen aber, und am Anfänge von Compositen, das von den verwandten europäischen Sprachen, wie auch meistens vom Send, durch alle Casus beibehaltene n ausstöfst; so dafs at im Vorzug vor ant als Suffix dieses Participiums ange- geben wird*). Die Wurzel ffr Kl. 1. tragen z. B. zeigt im genannten Partie, die Form Sdrant als star- kes, ursprüngliches (vgl. <f>EpovT, fer ent), und Särat als schwaches Tirana; daher declinirt sich das Masculinum wie folgt: *) Das dem t oder n vorangehende a gehört eigentlich nicht mm Participialsuffix, s. §• 782.
Bildung der Casus. §• 130. 267 Singular: Nom. Voc. Acc. Instr. Dat. Abi. Gen. Loc. Dual: Nom. Acc. Voc. Instr. Dat. Abi. Gen. Loc. Plural: Noin. Voc. Acc. Instr. Dat. Abi. Gen. Loc« Starke Casus Schwache Casus Saran ............. Sdrantam .......... ......... Sar ata ......... SdratS ......... Sarataa ......... Saratas ......... Sarati Särantdü .......... .......... SdradBydm ......... Sdratöa Sdrantag ......... ......... Sarataa ........ SdradSi* ........ SdradSyaa ......... Sdratdm ......... Saratau 130. Wo drei Gestaltungen der Grundform die De- clination eines Wortes oder Suffixes durchziehen, da zeigt sich die schwächste Gestalt des Thema’s in denjenigen schwachen Casus, deren Endungen vocalisch anfangen; die mittlere vor den mit Consonanten anfangenden Casus-Suf- fixen. Diese Regel macht eine Eintheilung der Casus in starke, schwächere oder mittlere, und schwächste zweck- mäfsig. Als Beispiel diene das Participium act. des redu- plicirten Praet. (griech. Perfect). Dieses bildet die starken Casus des Masc. undNeutr. aus dem Suffix earis, die schwäch- sten aus ui (fiir us, s. §• 21*).) und die mittleren aus vat (fiir vas); daher zeigt z. B. die Wurzel rud weinen im Nom. und Acc. sg. masc. und plur. neutr. die Formen rurud- can*), rurudvantam, rurudva'nsi (s. §.786), im Gen. sg. du. und plur. masc. und neut. rurudüt'as, rurudü- 908, rurudusam; und im Loc. pl. m. n. rurudvat-8u. *) Mit Verlust des x nach §. 94.
268 Bildung der Casus. §• 131. DerNom. Acc. sg. neut. lautet rurudvat, der Voc.rürudvat. Der Vocativ sg. masc. zeigt nicht überall die volle Form des starken Thema’s, sondern liebt kurze Vocale; daher rürudvan gegenüber dem Nominativ rurudv afn. Uber die Betonung des Vocativs s. §. 204. 131. Das Send folgt sowohl bei Wortbildungssuffixen, sowie auch bei manchen vereinzelt stehenden Wörtern, deren Stamm sich im Sanskrit in verschiedene Gestalten gespalten hat, im Wesentlichen dem sanskritischen Princip; doch hat es beim Participium praes. in Vorzug vor dem Sanskrit gewöhnlich auch in den schwachen Casus den Nasal beibehalten. So findet man z.B. von dem Participialstamm fzuyant düngend, welcher sich als ge- wöhnliches Epithet des Ackerbauers am zahlreichsten bele- gen läfst, den Dativ /suyan^e, Gen. fsuyanto, Acc. pl. fsuyantd; von iaucant glänzend den Abi. iaucanta# und den G$n. pl. iauifntanm. Dafs aber auch die schwachen Formen des Part, praes. dem Send nicht fehlen, beweisen die vom Stamme btrfyant grofs, hoch (eigentlich wachsend skr. vrhant, ved. brhant) vorkommenden schwachen Casus, namentlich der Dativ bert- $aite und der Genitiv bfrfgatd, gegenüber dem Acc. bt- rfyanttfm. Sonstige Belege von Stammschwächungen in den schwachen Casus gewährt z. B. das Suffix vant, wel- ches vor den vocalisch anfangenden Endungen der schwa- chen Casus, d. h. in den schwächsten Casus, das n ausstöfst, daher q'arfnanuhatö (für q'arfnanhvatö, s. §. 62) des glanzbegabten, gegenüber dem Acc. q'ar fnanuhantem. Das Suffix van zieht sich in den schwächsten Casus zu un zusammen, dessen u mit einem vorangehenden a sich zu dem Diphthong Ims au (s. §.32) vereinigt; daher z.B. von asavan rein, mit Reinheit begabt, der Dativ at'aunl (^*v) gegenüber dem Nom. Acc. Voc. des Plur. asavand *), und *) Man sieht hieraus, dafs der Acc. pl. im Send auch in formeller Beziehung (im Sauskr. aber nur in Bezug auf den Accent, s. p. 271 f.) zu den starken Casus gehört
Bildung der Casus. §. 131. 269 des Duals asauana, während diese drei Casus im Dual neutr. wie im Sanskrit zu den schwächsten Casus gehören; daher atauni * **) ***)). — Es gestattet aber auch der Stamm aman in den schwächsten Casus den breiteren Diphthong du für 1ms au; daher im Dativ und Genitiv die For- men as'dune, asauno, neben aiaune, as'aunö; im Gen. pl. asaunanm neben ataunanm"). — Zu der sendischen Zusammenziehung von at'avan zu asaun oder asdun stimmt diejenige, welche im Sanskrit der Stamm ma/d- van (ein Beiname Indra’s) in den schwächsten Casus erfahrt, indem nämlich auch hier die Sylbe va ihr a ablegt und das v vocalisirt, das so entstehende u aber mit dem vorhergehenden a zu 6 = au zusammenzieht, daher im Gen. ma/on-a«, Dat. gegenüber dem starken Acc. ma/dodn-am. Aus g6f?L ent- steht in den schwächsten Casus die Form yun (Gen. yv- s-ds gegenüber dem Acc. j/uuan-aw); indem nämlich, nach Zusammenziehung der Sylbe va oder vd zu u, dieser Vocal mit dem vorhergehenden u zu w zusammenfliefsen mufs. — Aus dem zusammengezogenen Stamm yün entspringt auch durch Anfügung des Feminincharakter i (s. §. 119) der weib- liche Stamm yuni; hierzu stimmt merkwürdig der durch ein angefügtes c erweiterte lateinische Stamm junt-c999) nix, jüntcis), der sich zu seinem skr. Vorbild verhält, wie die weiblichen Nomina agentis wie datri-c, genitri-c zu ihren sanskritischen Schwesterformen datr-t Geberin, ganitr-t Erzeugerin (s. §. 119). Überhaupt fugt sich im Skr. der Feminincharakter i bei Wörtern, welche im Masc. *) aiauni für asaunt, s. §.212. **) S. die Belegstellen in Brockhaus’s Index p. 230. ***) Man braucht im Lateinischen bei Aufstellung eines Tbema’s auf ein Lautgesetz, wornach die Endconsonanten (s ausgenommen) eine vorangehende Vocallänge kürzen, keine Bücksicht zu nehmen. Wäre jüntc und nicht jänt-c das Thema, so könnten die obliquen Casus kein langes / haben.
270 Bildung der Casus. §. 132«. 1. und Neutrum Stammschwächungen zulassen, in der Regel an den geschwächten Stamm der letzteren, daher z.B. auch iüni Hündin, vom Stamme der schwächsten Casus des Masc. (Gen. 4un-as, send. iün-6). Ich erinnere bei- läufig noch an das albanesische x^y-E Hündin (von x/fy Hund), in dessen e ich, wie in analogen Formen, den weit verbreiteten skr. Feminineharacter i erkenne * **)). 132. 1) Das oben erwähnte skr. Jvan Hund gehört zu den Wörtern mit dreifacher Stamm-Abstufung, ist aber sel- ber nur das Thema der mittleren Casus (s. §.130), daher z.B. ivd-Bya*99) canibus. Die starken Casus ent- springen, mit Ausnahme des Vocativs inan, aus ivan, daher Acc. dvan-am (send, span-^n nach §. 50). Auf diesen starken Stamm stützt sich das gr. xuwy, dessen oblique Casus sämmtlich dem skr. Thema der schwächsten Casus sich an- schliefsen; daher stimmt zwar der Genit. xuvo$ zum skr. iün-as (aus Aun-as), aber der Acc. xwa nicht zu ivanam. Es fehlt aber dem Griechischen auch nicht an Wörtern, die bei ihrer Declination genauer an der skr. Spaltung in starke und schwache Casus festhalten; es geht namentlich das e der Stämme Trarsp, p?T£P’ Svytmp nur in solchen Casus verloren, die im Sanskrit zu den schwachen gehören, behauptet sich aber unverändert, oder verlängert sich, in den starken. Man vergleiche von diesem Gesichtspunkte aus TraTvjp, TraTEp, 7rar^p-a, jraz/p-E, ttät^pe; mit dem skr. pita, pitar (Voc.), pstar-am, pitdr-duy pitdr-as, und dage- gen den Genit. und Dativ 7rarp-oz;, mrp-i mit den Form- Schwächungen, welche der skr. Genitiv und Locativ («= gr. Dativ) bei unregelmäßigen Wörtern erfahren, z.B. in s'un-as, *) S. die oben (p. 12 Anm.) erwähnte Schrift p. 33. **) Im Sanskrit wird n vor consonantisch anfangenden Casus- Endungen, wie im Griechischen v, unterdrückt, daher auch im Loc. pL svd-su gegenüber dem gr. Dat xu-cri. Auch am Anfänge von Compositen geht skr. n, nicht nur vor Consonanten, sondern auch vor Vocalen, verloren.
Bildung der Casus. §. 132. 1« 271 s'un-t, für dvan-as, ivdn-i. Die skr. Verwandtscbafts- wörter können aber hier nicht in Betracht gezogen werden, weil ihr Genitiv völlig unregelmäf&ig ist und die Casus- Endung verloren hat, der Locativ aber sich der Verstüm- melung enthält, welche in der Regel bei stammschwächen- den Wörtern dieser Casus erfahrt; daher pitdri^ nicht pitri nach Analogie des griech. Trarpu Im Dual und Plural hat das Griechische, im Vorzug vor dem Sanskrit, die Thema- schwächungen nicht aufkommen lassen. — Man darf mit Zu- versicht annehmen, dafs in der Zeit der Sprach-Einheit unseres Stammes die Spaltung in starke und schwache Casus erst in ihrem Beginnen war, und. dafs sie z. B. noch nicht auf die Participia des Praesens sich erstreckte, weil hier keine der europäischen Schwestersprachen, und selbst das Send nur in geringem Grade, dann Theil nimmt. Am frü- hesten mag dagegen die Spaltung in starke und schwache Casus in Bezug auf die Accentuation eingetreten sein, denn es ist gewifs kein Zufall, dafs in dieser Beziehung das Sanskrit und Griechische in wahrhaft bewunderungswürdiger Weise mit einander übereinstimmen. Es betonen nämlich die beiden Sprachen bei Wörtern mit einsylbigem Stamm — ab- gesehen von einigen vereinzelt stehenden Ausnahmen — in scheinbar launenhafter Willkür, in den drei Zahlen bald die Endung, bald den Stamm, wobei sich jedoch als Gesetz herausstellt, dafs diejenigen Casus, die ich in formeller Be- ziehung als die starken bezeichnet habe*), sich auch in der Betonung insofern als stark bewähren, als sie den Ton auf der Stammsylbe festhalten, während ihn die schwachen auf derselben nicht behaupten können, sondern ihn auf die Endung herabsinken lassen; daher z. B. der Genitiv vdiag sermonis im Gegensätze zu dem gleichlautenden Plural- Nominativ vaias. Der Accusativ plur., welcher in Bezug auf die Betonung zu den starken Casus gehört, lautet eben- *) Zuerst in der lateinischen Ausgabe meiner Sanskrit-Grammatik (Grammatica critica etc. 1832 §• 185).
m Bildung der Casus. §. 132. 2. falls vaias^ und es leidet kaum einen Zweifel, dafs auch in formeller Beziehung dieser Casus früher zu den starken gehörte, so dafs er gegen den Accusativ sing, und du. nicht zurückstand. Ich stelle hier, zur Erleichterung des Über- blicks, der vollständigen Declination von vdi £ Rede, Stimme, die des ziemlich entstellten griechischen Schwester- wortes o7T (aus fox) gegenüber: Starke Casus Schwache Casus Sanskrit Griechisch Sanskrit Griechisch Singular: Nom. Voc. t)dk on--; • • • • Acc. vd'6-am ott—ä • • • • Instr. • • • • ed<5-d/ • • • • Dativ • ••••• .... ©<£<$-/ 8. Loc. Ablat. • • • • vdc'-ds • • a • Gen. • ••••• • • • • vdi-as 9 / ojt-o; Loc. gr. D. ...... vd^-i > / OTT-l Dual: Nom. Acc. Voc. va'c-du * OTT-f • « • • Ipstr. Ahl. • • • • vdg-Bydfa • • • • Dat. •) • • • • vdg-Byam 9 omw Gen. Loc. • ••••• vai-ot • • • • Plural: Nom. Voc. vcic-as o?r-e$ * • • • • Acc. vcic-as O7r-a; • • « • Instr. • • • • vdg-Big • • • • Dat. AbL ...... • • • • vdg-Bya* a. Loc. Gen. ... • • • • • vdc-am > «M OTT-Ott Loc. gr. Dat. •••••• • • • • vdk-tü > r O7T-TI 2) Bei einer kleinen Anzahl einsylbiger Sanskritwörter stellt sich der Acc. plur., wie in formeller Beziehung, auch hinsichtlich der Accentuation auf die Seite der schwachen Casus, d. h. er läfst den Ton auf die Endung herabsinken. Hierzu gehören unter andern rdi Reichthum, nii (aus nik) Nacht, pad Fufs, wovon der Plural-Accusativ *) Gr. DaL Gen. s. §.221.
Bildung der Casus. §. 132. 2. 273 ray-Js, ntrf-ds*), pad-ds; letzteres im Nachtheil gegen das gr. *roda;. Es gibt dagegen im Sanskrit auch einige einsyl- bige Wörter, welche sich von der Herabsinkung des Accents ganz frei gehalten haben. Hierzu gehören unter andern /van Hund und yd Stier, Kuh etc., deren griechische Schwesterformen dem einmal angebahnten Wege weiter ge- folgt sind, und also z. B. xvvd$9 xw(, ßo(r)t9 xwwv9 ßo(r)(jXv9 xwt, ßovai dem sanskritischen rfdn-as, rftin-s, ydo-t, ^un-dm, *) Da das «r von naus * entstanden ist, so darf man einen wurzelhaftenZusammenhang zwischen nis und näktam (bei Nacht) annehmen. Letzteres ist der Nachlaß eines Stammes nakt\ ersteres, wie ich jetzt glaube, die Schwächung von nas. Ich ver- muthe nämlich, in Abweichung von einer früheren Erklärung von nis und nis d aus //schlafen praef. ni (Gloss. scr. S. 198), dafs beide Nacbtbenennungen von der Wurzel nas (aus nak) ausgegangen sind, einer Wurzel, die wohl auch in einer anderen Conjugationsklasse als der 4ten (nds-ya-ti er geht zu Grunde) schaden oder ver- nichten bedeutet haben mag, wie das lat. nocea, welches ebenso wie nex, necare, zur skr. Wz. nas gehört und sich auf dereif Causal- form nds »djrd-mi (^jso ndceo fiir ndceo) stützt. Es würde dem- nach die Nacht eigentlich als die verderbende, schadende oder feindliche erscheinen, und das lat. noc-t, noc-tu, nec~s, noc-eo* nebst der Nacbtbenennung des Griech., German., Liu, Slavischen und Albanesischen (yarg) einer gemeinschaftlichen „schaden” be- deutenden Wurzel angehören, eiper Wurzel, die sich im skr. nis und nisd (letzteres ebenfalls Nacht) selber geschadet hat, durch die Vocalschwäcbung von a zu i, wie in Formen wie kir-d-ti er streut aus, von der Wz.kar kf)9 und in gothischen wie bind» -i-th von band binden. Vielleicht ist auch das i des griech. wmij eine Schwächung von u, und somit der Sieg als Tödtung (der Feinde) so genannt. Zur skr. Wz. nas gehören bekanntlich auch das gr. vexw und vtocqcs, die auf griech. Boden ebenso wie vixif (wovon vwaw, dor. vnc^i) als verwaiste Formen erscheinen. Ab ursprünglich schädlich oder verderblich bedeutend erweisen sich noch zwei andere skr. Nachtbenennungen, nämlich sarvart9 von derWz. sar (JSKtf) zerbrechen, zerstören, und satsart, von <r ad zu Grunde geben. L 18
274 Bildung der Ccuut. §. 132. 3. jrav-am, iva-iu^ gff-tu gegenüberstellen. Gewifs aber ist, dafs die sanskritischen Formen in Bezog auf die Accentua- tion auf älterer Stufe stehen als die griechischen, und Über- reste einer Sprachperiode sind, in welcher die Spaltung in starke und schwache Casus noch nicht eingetreten war. Auf dieser älteren Stufe haben sich auch in Gemein- schaft mit dem Griechischen die einsylbigen Pronominalstämme, wegen der Energie ihrer Persönlichkeit, nebst dem skr. Ausdruck der Zahl zwei, eigentlich ein Pronomen, behauptet; daher z.B. tes'u in diesen, fern, ta-su (nicht h'/u, tasü), wie im Griechischen die epischen Dative Toiai, raun; dva- byam im Gegensätze zum griech. dvoiy*); dagegen tri-tu in tribus, tri-n-am trium (vedisch), mit gesunkenem Ac- cent, wie im Griech. t/h-o-i', rpt-wv, im Gegensätze zum star- ken Nom. Acc. neut. rpta (skr. tri-n-i). 3) Auch im Litauischen gibt die Accentuation Veran- lassung zu einer Eintheilung in starke und schwache Casus, indem hier alle oxytonirten zweisylbigen Substantive im Accus. und Dativ sing, und im Nom. Voc. plur., also mit Ausnahme des Dat. sg. nur in solchen Casus, die im Sanskrit und Griechischen zu den starken gehören, den Ton auf die Anfangssylbe zurückziehen** ***)); daher z.B. Nom. sg. Acc. sg. Dat. sg. Nom. V. pl. tünii-8 Sohn sunu-n «unu-t auntZ-a •niergh Mädchen merga-n merga-i mergö-t akmu Stein akmeni-n dkmeniu-i äkmen-s'") dukti Tochter diikteri-n du k ter ei dükter-s9*9) Bei oxytonirten Adjectiven auf« unterbleibt die Zurückzie- hung des Tons im Dativ. — Man kann diese Zurückziehung *) Gegenüber dem starken Nom. Acc. Suo oder üvu); s. vergleich. Accentuationssystem §. 25. **) S. vergleich. Accentuationssystem §. 62 fF. und über ähnliche Erscheinungen im Russischen §. 65. ***) Nach Schleicher, dessen eben erschienene litauische Gram- matik ich hier zum erstenmal benutzen kann.
Bildung der Caeue. §. 132. 4. 133. 275 des Tons mit derjenigen vergleichen, die das Sanskrit im Vocativ der drei Zahlen, das Griechische in einigen des Sin- gulars, und die beiden Sprachen in ihren Superlativen auf irta-a, urro-s und den entsprechenden Comparativen ein- treten lassen. 4) Das Gothische zeigt eine formelle Übereinstim- mung mit der sanskritischen Spaltung in starke und schwache Casus, erstens darin, dafs es das a seiner Stämme auf ar in den schwachen Casus des Singulars ausstöfst, und nur in den starken, d. h. im Nöm. Acc. Voc. beibehält; zweitens darin, dafs es bei Stämmen auf an das schwere a nur in den eben genannten Casus unverändert läfst, im Genitiv und Dativ aber zu i schwächt, während das Sanskrit bei Stäm- men auf an das a, im Fall ihm nur ein Consonant vorher- geht, in den schwächsten Casus ganz ausstöfst. Man ver- gleiche das goth. bröthar Bruder als Nom. Acc. Voc. mit dem skr. brctta (s. §.144), Brataram, bratar, und da- gegen den Dativ bröthr (ohne Casus-Endung) mit tiratr-e. Der goth. Genitiv bröthr-8 stimmt zum sen- dischen brdthr-6 (s. §.191) und griechischen Formen wie n-arp-c;. Vom gothischen Stamme ahan stimmt der Nom. aÄa, Acc. ahan, Voc. aha zu sanskritischen Formen wie rd'gd (König), ragan-am, ragan, und dagegen der Gen. aAtn-a, Dat. ahin hinsichtlich der Stammschwächung zu sanskriti- schen Formen wie rayn-as, ragn-e, mit unterdrücktem Vocal der Endsylbe des Stammes. 133. Was die Art der Verknüpfung der Endvocale der Grundformen mit vocalisch anfangenden Casus-Suffixen anbelangt, so müssen wir zuvörderst auf eine fast auf das Sanskrit und die ihm am nächsten stehenden Dialekte (Päli, Prdkrit) beschränkte Erscheinung aufmerksam machen, ver- möge welcher, zur Vermeidung des Hiatus neben Rein-Er- haltung der Vocale des Stammes und der Endung, ein eupho- nisches n eingeschoben wird. Dieses Wohllautsmittel kann, in dem Umfang, wie es im Sanskrit besteht, nicht dem Ur- zustände des Sprachstamms, den wir hier betrachten, ange- 18*
276 Bildung der Casus. §• 134. hören; sonst würde es in den verwandten europäischen Sprachen, und sogar im Send, nicht fast gänzlich vermifst werden. Wir betrachten es daher als eine Eigenthümlich- keit des Dialektes, der nach der Zeit der Sprachspaltung in Indien herrschend geworden, und sich zur allgemeinen Schrift- sprache daselbst erhoben hat. Dabei ist es nöthig zu be- merken, dafs die V&da-Sprache zieh des euphonischen n nicht in der Allgemeinheit wie das gewöhnliche Sanskrit bedient. Am häufigsten wird dasselbe vom Neutrum gebraucht, sel- tener vom Masc. und am seltensten vom Femininum. Letz- teres beschränkt dasselbe auf den Genitiv plur., in welchem auch das Send, wenngleich weniger durchgreifend, sich die- ser Einfügung bedient. Hierbei ist es merkwürdig, dafs gerade an dieser Stelle auch die altgermanischen Sprachen, mit Ausnahme des Gothischen und Altnordischen, ein eupho- nisches n zwischen den Vocal des Stammes und den der Casus-Endung einschieben, doch nur in einer einzigen Declination, nämlich in deijenigen, welche im Sanskrit und Send durch die weiblichen Stämme auf d vertreten ist. Aufser dem Gebrauch des euphonischen n ist im Sanskrit und Send noch die Gunirung des Stammvocals in gewissen Casus zu bemerken, wozu auch das Gothische, Litauische und Alt- slavische Analoga darbieten (§• 26. 4. ft. 6.). Singular. Nominativ. 134. Vocalisch endigende Stämme männlichen und weiblichen Geschlechts haben im indo-europäischen Sprach- stamm, unter gewissen Beschränkungen, 9 als Nominativ- Suffiv, welches im Send nach einem vorhergehenden a zu u zerfliefst, und dann mit dem a zu 6 zusammengezogen wird (§.2.); wie dies im Sanskrit nur vor tönenden Buch- staben (§. 25.) geschieht *). Beispiele gibt §. 148. Den Ur- *) Z. B. ZfTT sut6 mdma filius mei, sutd-s irfpafilius tui (§. 22).
Nominativ jg, §. 135. 277 sprang dieser Gasusbezeichnung finde ich in dem Pronominal- stamm sa (er, dieser, jener, weiblich so) und einen schlagenden Beweis für diese Behauptung darin, dafs das genannte Pron. in der gewöhnlichen Sprache sich über die Grenze des Nomin. masc. und fern, nicht hinaus erstreckt, sondern im Nomin. neutr. und in den obliquen Casus des Masc. und Fern, durch ff ta, weiblich rft la, ersetzt wird, worüber mehr in der Folge. 135. Das Gothische unterdrückt a und i vor dem Casussuffix s, ausgenommen bei einsylbigen Stämmen, wo diese Unterdrückung unmöglich ist Man sagt hva-8 wer, w er, aber z.B. vulf-8 Wolf, gast-s Fremdling, Gast, fiir eu^a-s, ga8ti-8 (vgl. ho8ti-8). Bei männlichen substantiven Stämmen auf ja erhält sich jedoch der Endvocal, nur ge- schwächt zu i (§. 67); z. B. harji-8 Heer. Geht aber, was meistens der Fall ist, der Schlufssylbe eine Länge, oder mehr als e ine Sylbe voran, so zieht sich ji zu ei (=5 i, §.70) zu- sammen; z.B. anders Ende, raginei-8 Rath, für and/w, raginji-8. Diese Zusammenziehung erstreckt sich auch auf den ebenfalls durch e bezeichneten Genitiv. — Den gothi- schen Nominativen auf ji-8 entsprechen litauische wie Jtpirk- töji-8 Erlöser, deren i ebenfalls aus einem älteren a her- vorgegangen ist*); dies folgere ich aus den obliquen Casus, die meistens mit denen der a-Stämme übereinstimmen. Wo aber der Schlufssylbe ja im Litauischen ein Consonant vorhergeht, was der gewöhnlichere Fall ist, da vocalisirt sich das j zu s, und das folgende, aus a entsprungene t, wird unterdrückt; daher z.B. l6bi-8 Reichthum für I6bjir8 aus l6bja-8. — Die gothischen Adjectivstämme auf/a zeigen im Nom. sg. masc. vier verschiedene Formen, wofür v.Gabe- lentz u. Loebe (Gramm, p. 74), die jedoch mit Unrecht i als den Ausgang des Stammes annehmen, sults, hrains niujis, viltheis als Muster aufstellen. Die vollständigste Form ji-8, für das nach §.67 unmögliche ja-s, findet statt, *) Durch den Einflufs des 7.
278 Bildung der Casut. §. 135. wenn der Sylbe ja des Stammes ein Vocal oder ein ein- facher Consonant mit vorangehendem kurzen Vocal vorher- geht, daher niu-ji-8 neu, sak-ji-8 zänkisch. Es kann daher auch vom Stamme midja der unbelegbare Nomin. masc. nur midjis (= skr. madya-s, lat. medius) lauten. — Geht der Sylbe ja gothischer Adjectivstämme eine lange, consonantisch endigende Sylbe voran, so zieht ja sich im Nom. masc. entweder zu ei zusammen, wie bei ähnlich beschaffenen Substantivstämmen, oder zu t, oder wird, was der gewöhn- lichste Fall scheint, ganz unterdrückt. Den ersten Fall be- legen Formen wie althei-8 alt, vUthei-8 wild; den 2ten: euti-8 süfs, mild, und airkni-8 heilig; den 3ten: hrain-8 rein, gamain-8 gemein, gafaur-8 nüchtern, brvk-8 brauchbar, bleith-8 gütig, andanem-8 angenehm« Hieran reibt sich alja-kun-8 aMoyeyifc, wofür man, wegen der un- zweifelhaften Kürze des u, aljakunji-t erwarten könnte; es scheint aber die Belastung des Wortes durch die Zusam- mensetzung, oder überhaupt der Umstand, dafs dem Suffixe ya*) in dem Wort-Ganzen mehr als eine Sylbe vorher- geht, die Unterdrückung des Suffixes im Nom. veranlafst zu haben. Die obliquen Casus zeigen überall deutlich, dafs ia der wahre Ausgang des Stammes ist. Anmerkung 1. Die gothischen Stämme auf ra und ri unter- drücken, im Fall dem r ein Vocal vorhergeht, das Casuszeichen /, nicht aber bei vorangehender Consonanz; daher vair Mann, stiur Kalb, junger Stier, anthar der andere, hvathar wervon beiden? von den Stämmen vaira, st iura etc.; fruma- baur erstgeborener, von -bauri-, dagegen z. B. akr-s Acker, fingr-s Finger, baitr-s bitter, fagr-s $ chön, von akra etc. Zu den Formen, in welchen das Casuszeichen sammt dem Endvocal des Stammes unterdrückt ist, stimmen lateinische wie vir, puer, socer, le vir, alter, pulcer, So von Stämmen auf ri Formen wie celer, celeber, puter. Doch schützen ein dem r vorangehendes a, u und o, sowie / und /, die volle Endung; da- her vtrus, sevtrus, slrtu, mfrus, virus, -parus^ (ovipariu), cärus, *) = skr. Qfa, s. §. 897 und hinsichtlich des Litauischen §.898.
Nominativ sg.. §. 135. 279 nurus, pdrus, -vorus (carnivorus). Auch kurzes e bat die En- dung us nicht überall untergeben lassen (merus, ferus). — Im Gothischen haben auch Stämme auf ja und.fi, zur Vermeidung zweier schliefsender s, das Casuszeichen schwinden lassen; da- her laus los, leer, vom Stamme lausa; drus Fall*). In us- stass Auferstehung, vom weiblichen Stamme us-stassi **), würden ohne Unterdrückung des Casuszeicbens sogar drei schlie- ßende s Zusammentreffen. Anmerkung 2, Die gothischen Stämme auf va vocalisiren den Halbvocal, wenn ihm ein kurzer Vocal vorhergebt, vordem Casus- zeichen, so wie auch schliefseud im flexionslosen Acc. und Vo- cativ der Substantive, zu u; daher thiu-s Knecht vom Stamme thiva, Kcc.thiu; qviu-s lebendig (lit. gjnva-s, skr. gfvd-s'), von qoiva. So vom Neutralstamm kniva Knie der Nom. Acc« kniu. Geht aber ein langer Vocal dem v voran (es findet sich in dieser Stellung bloß ai), so bleibt das v unverändert; daher saiv-s See, snaiv-s Schnee, aiv-s Zeit. Im Althochdeut- schen hat sich dieses goth. v vocalisirt, und zwar höchst wahr- scheinlich zuerst zu u, woraus, in Folge der in §.77 angegebe- nen Entartung, o; daher sto See, sndo Schnee, Gen. sndwe-s, gegenüber dem goth. saiv-s, saivi-s, snaiv-s, snaivi-s. So auch deo (Knecht), Gen. dewe-s, für goth. thiu-s, thiwi-s. Anmerkung 3. Im Send haben die männlichen Stämme auf a den Zischlaut des Nominativs vor der enklitischen Partikel da be- wahrt, statt as (fiir skr. g^aj) nach §. 56A) in d umzu- wandeln; daher z.B. zwar vehrkd Wolf fiir skr. vpka-^ litauisch wilka-s^ goth. vulf-s; aber«MpS4>JU^2e>'g^ vehrkas da 1 upusq ue = skr. yjrkas da. Der Interrogativstamm ka wer? hat auch in Verbindung mit nd Mann (Nom. des Stammes nar) und mit dem angehängten Pronom. der zweiten P. sg. den Zischlaut bewahrt, daher kasnd wer? (wörtlich welcher Mann?), kastd wer dir? Zwischen käs' und den Acc. thwahm wird in solchen Fällen ein Bindevocal eingeschoben, wobei die Handschriften schwanken zwischen g e und £ e; die ältesten aber zeigen nach Burnouf (Ya$na, Notes p. 135) g, wel- *) Ungewiß, ob von drusa oder drüsig s. Gri mm I. 598. Anm. 1. **) Aus us-stas-ti und dieses aus us-stad-ti (nach §. 102), ungefähr wie vissa ich wufste aus vis-ta für vit-ta.
280 Bildung der Casus. §. 136.137. ches auch offenbar dem f vorzuziehen ist (vgl. §. 30), da f als langer Vocal (s. §• 3i) sieb weniger als g e zum Bindevocal eignet. Gewiß aber ist, dafs auch das g e in kas ethaaiim (w e r d i c b ?) sich in verhältnißmäßig später Zeit eingedrängt bat, denn die Bewahrung des 41 * kann nur durch die unmittelbare Verbindung mit dem /-Laut veranlaßt sein. In Bezug auf die enklitische Partikel 6a ist noch zu bemerken, daß dieselbe auch allen anderen Endungen, welche im Sanskrit auf ae ausgehen, den Zischlaut geschützt, und auch das vorhergehende Wort vor anderen Entstellungen, wie vgr Kürzungen ursprünglich langer Vocale, und vor Zusammenziehung der Endung ayt zu /öf e/ bewahrt hat 136. Das Hochdeutsche hat bis auf unsere Zeit das alte Nominativzeichen in der Umwandlung in r bewahrt, jedoch schon im Althochdeutschen nur bei Pronominen, und bei starken Adjectiven, welche sich später als zusammengesetzt mit einem angehängten Pronomen ergeben werden (s.§. 287ff.). Man vergleiche mit dem gothischen w er und dem lat. w das ahd. t-r. — Bei Substantiven hat sich das Nominativ- zeichen in den germanischen Sprachen aufser dem Gothi- schen nur noch im Altnordischen behauptet, und zwar als r, doch nur bei Masculinen; daher z.B. Aoa-r oder harr wer? fiir goth. foo-s, ülf-r Wolf*) für goth. vulf-9 aus tn^a-s, aon-r Sohn für goth. suav-a, skr. und lit. mu-a, sönü-a. Die Feminina haben dagegen im Altnordischen das Casus- Zeichen eingebüfst, daher z. B. AöndHand für goth. Aandtw, dddh That, vom Stamme dddhi (N. Acc. pl. dddhirr)^ für goth. ded-9 aus dedi-9. 137. Die weiblichen sanskritischen Stämme auf a, und mit sehr wenigen Ausnahmen die mehrsylbigen auf t, nebst .9 tri Frau, haben, wie die entsprechenden Formen der ver- wandten Sprachen, das alte Nominativzeichen verloren (mit Ausnahme der lateinischen ^-Stämme), und geben den rei- nen Stamm; die verwandten Sprachen auch den durch Ver- *) Auch varg-r heißt Wolf, welches dem im Skr. aß Urform für vpka-s vorauszusetzenden vdrka-s sehr nahe steht.
Nominativ tg. §. 137. 281 kürzung des Endvocals geschwächten Stamm. Über die Kür- zungen des d s. §. 118. Auch t verkürzt sich im Send, sogar an dem einsylbigen itri Frau, s. V. S. p. 136, bei Olshausen S.28, wo itri-ia feminaque steht, während sonst das angehängte ia die ursprüng- liche Länge der Vocale schützt. — Was das 8 der lateini- schen fünften Declination anbelangt, welche oben (p. 147 f.) als ursprünglich identisch mit der ersten dargestellt worden, so kann ich darin nicht mehr einen Überrest aus der Ur- periode unseres Sprachstammes erkennen, wodurch das La- teinische das Sanskrit, Send, Altpersische, Griechische, Litaui- sche und Germanische überbieten würde, sondern ich erkenne darin nur eine Wiederherstellung der, in dieser Wortklasse höchst wahrscheinlich schon vor der Sprachtrennung weg- gefallenen, Casus-Endung. Hinsichtlich dieser Wieder -Er- langung einer verlorenen Casus-Endung mag man das Genitiv- zeichen s unseres deutschen Herzens vergleichen, während alle Stämme auf n im Althochdeutschen, in den 3 Geschlech- tern, des nur vom Gothischen noch bewahrten Genitivzei- chens 8 verlustig gegangen sind. Zu den Nominativformen auf es (für e) der fünften Declination mag das Lateinische durch die Analogie der Nominative dritter Declination auf £*8 (wie caedes) verfuhrt worden sein. Hier aber macht das e des Nominativs Schwierigkeit, denn, nimmt man caedi als das echte, ursprüngliche Thema an, so hätte man im Nominativ nichts anders als caedü zu erwarten, wie auch im Sanskrit, Send, Griechischen und Litauischen alle t-Stämme, sofern sie nicht Neutra sind, im Nominativ sg. wirklich nie- mals eine andere Form als s-8 zeigen. Unter den lateini- schen Substantiven auf e-8, Gen. w, finden sich zwei, denen im Sanskrit Stämme auf ae gegenüberstehen, nämlich nubee und eedee; ersteres ist offenbar verwandt mit dem skr. Stamme naSas Luft, Himmel, dem slav. nebee (nom. acc. nein, gen. nebess) und griech. v£<p£$ (gen. (s.§.128). Im Sanskrit und Slavischen ist dieses Wort, wie im Grie- chischen, Neutrum; wäre es aber männlich oder weiblich,
282 Bildung der Casus. §. 137. so würde der Nom. im Sanskrit nab äs und im Griech. ye^yj; lauten. So kommt im Sanskrit vom weiblichen Stamme us'ds Morgenröthc der Nominat. us'rfa, von tavas stark der männliche Nominativ tavas (ved.), von dürmanas schlechtgeistig (mdnas neut. Geist), der Nom. m. £ dürmanas, neut. (vielleichtungebräuchlich) dürmanas, und im Griech. von den Neutralstämmen auf e;, wenn sie am Ende von Compositen erscheinen, der männliche und weib- liche Nominativ auf tj;; also dur/menf;, neut. -puds, gegen- über dem eben erwähnten skr. dürmanas, •nas. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dafs das Lateinische die grie- chischen Composita dieser Art, sofern sie ihm als Eigen- namen überliefert sind, so flectirt wie caedes, nubes, so dafs zwar im Nom. Socrates zu Xcuxpanj; stimmt, die obliquen Casus aber aus Stämmen aufs entspringen, also Gen. Socrati-s, während man aus dem unverstümmelten Stamm Socrater-ü (wie gener-is = y/y£(cr)-o$) zu erwarten hätte. — Das zweite lateinische Wort auf e-s, w, welches einem sanskritischen Neutralstamme auf as und einem griechischen auf es ent- spricht, ist sedes, gegenüber dem skr. sddas Sitz, Gen. sddas-as, gr. e£c$, tds(a)-o$. Man vergleiche also sedes mit dem Schlufstheile des gr. tvpvibr^. Das i der obliquen Ca- sus von nubi-s, caedi-s, sedis etc. läfst sich als Schwächung des ursprünglichen a der sanskritischen Stämme wie dpat Werk, mdnas Geist fassen, während das e von qper-w, gener-is durch den rückwirkenden Einflufs des r aus i er- zeugt ist (s. §. 84). Wäre das ursprüngliche s geblieben, so würde für qperi-s, gener-is wahrscheinlich opis-is, genis-i» stehen. Ich erwähne noch ein merkwürdiges, aber in seiner Etymologie, vom lateinischen Standpunkt aus, dunkeles Fe- mininum auf es, welches in den obliquen Casus sich un- verstümmelt behauptet hat, nämlich Ceres, Cerer-is. Wenn Pott (Etym. F. S. 1. 197. II. 224 f.) Recht hat, den Namen dieser Göttin, der Erfinderin des Ackerbaues, von einer Wurzel abzuleiten, die im Sanskrit p flügen bedeutet, woraus wir oben (p. 3) das sendische kars-ti (skr. krs'-ti das
Nominativ §. 137. 283 Pflügen) haben entspringen sehen, so würde Cere-s (vom Stamme Cer er, ursprünglich Ceres) etymologisch die Pflü- gerin oder pflügende bedeuten, wiedas skr. us'as (Mor- genröthe) die leuchtende oder glänzende. Die latein. verdunkelte Wurzel hätte also einen Zischlaut hinter dem r verloren, ungefähr wie im Griechischen xaP (x^/M ge?cn* über der skr. Wurzel hars\ hrs' sich freuen, wozu wahr- scheinlich auch das lat. hil-aris gehört. — Der Umstand, dafs in der lat. 3ten Declination zuweilen Nominative auf es und ts in einem und demselben Worte vorkommen — wie z. B. canes neben canis — kann meiner Meinung nach keine Veranlassung geben, die beiden Ausgänge als ursprüng- lich aus gleicher Quelle' fliefsend aufzufassen; denn es ist nicht befremdend — da Wörter wie caedes, nubes, sedes, oder, um auch ein Masc. zu erwähnen, verres, in ihren ob- liquen Casus denen der organischen Stämme auf i gleich geworden sind — dafs auch gelegentlich die Form auf e-a durch den Strom der Analogie in den Nominativ solcher Stämme eingedrungen ist, denen im Nominativ nur w zu- kommt. Es ist daher für jeden einzelnen Fall zu unter- suchen, ob die Form auf t-a oder die auf e-s organischer sei. Das Wort canis, wofür auch canes, hätte sich mit dem i begnügen sollen, denn es ist, wie das von juvenil, nur eine Anfügung an den ursprünglichen Stamm auf n (s. p. 287). Zuweilen mag auch das es der fünften Declina- tion, deren s vorhin aus dem s der 3ten erklärt worden, ihrerseits auf die 3te zurückgewirkt und diese mit Nomina- tiven auf es für a (aus a) versehen haben. So scheint mir das Suffix von /a-W-a”) in seinem Ursprung identisch mit dem von J&wn-ma, fä-ma u. a., griech. pq von , o~ny- pj u. a. Fame-licus weist deutlich auf einen Primitivstamm *) Hunger als Efslust, oder zum Essen veranlassender, sofern es in seiner Wz. zum gr. (pay und skr. tiaks essen gehört und also fiir fa^mh steht (s. Ag. Benary, Röm. Lautlehre
284 Bildung der Casus. §. 138. fame. — Uber die sendischen Nominative auf ?ü t s. p. 148 und über die litauischen auf e (aus ia) p. 147. 138. Die consonantisch ausgehenden Stämme männli- chen und weiblichen Geschlechts verlieren im Sanskrit nach §. 94 das Nominativzeichen s; und wenn zwei Consonanten den Stamm schliefsen, so gebt nach demselben Gesetze auch noch von diesen der letzte verloren. Daher z. B. bitirat für bibrat-s der tragende, tuddn für tudant-s der stofsende, väk (von vdi f.) für vak-s' Rede. Das Send, Griechische und Lateinische stehen durch die Bewahrung des Nominativzeichens, nach Consonanten, auf einer älteren Stufe als das Sanskrit; z.B. im Send af-s (für dp-s §.40) Wasser, ktrtfs Körper (fiirkfrfp-s), ★vGhdj drulc-s (vom Stamme drug) ein Dämon, dtar-s Feuer. Das Lateinische und Griechische geben, wo der Endconsonant des Stammes mit dem Nominativzeichen e sich nicht vereinigen will, lieber einen Theil des Stammes als das Casuszeichen auf, daher z. B. X°W für x*PT& w- tue für virtüts. Darin stimmen das Lateinische, Aeolische und Litauische merkwürdig zum Send, dafs nt in der Ver- bindung mit s die Form ns, ns gibt; so entsprechen amans, tcS’/vj, lit. degans der brennende dem send. fsuyani der düngende. — Da das litauische n (s. §. 10) nicht mehr gesprochen wird, so erinnere ich noch an die treuer erhaltenen altpreufsischen Participialnominative wie sidans sitzend. Die gothischen Formen wie bairand-s tra- gend und analoge Substantive wie frqönd-8 Freund als liebender, fijand~s Feind als hassender übertreffen alle verwandten Sprachen dadurch, dafs sie auch den End- cons. des Stammes vor dem Casuszeichen bewahrt haben. Hinsichtlich des Send ist hier noch zu bemerken, dafs die mit dem Suffix vant (schwach vat) schliefsenden Stämme ihre Nominative auf zweierlei Weise bilden, indem sie ent- weder der Analogie des Part praes. und der lateinischen Bildungen auf lens, aus vens (wie z. B. opulens von opu- lent) folgen, oder gleich den griechischen Formen wie
Nominatw sg, §. 139. 1. 285 Lrra-; von larayr, Xucrä-$ von Xvcravr, das nt unterdrücken und zum Ersatz das vorhergehende a verlängern. Der ersten Bildungsart folgen thwdvan» der dir ähnliche, und 6vani (für cs-vana s. §. 410) wieviel?; letzte- rer die übrigen belegbaren Nominative von Stämmen auf vant oder mant, wobei jedoch zu beachten, dafs aus d-i lautgesetzlich do werden mufs, so dafs die Analogie mit griechischen Formen auf ä; für avr-; ziemlich entstellt ist. Hierher gehört z.B. avao solcher vom Stamme avant, aus dem Primitivstamme a dieser; vivanhdo (für Jwao) n. pr. für skr. vivasvan, vom Stamme fofoREcItL vivasvant. — Erwähnung verdient noch ein im Sanskrit vereinzelt stehendes Wort, welches zu dem vom Griechi- schen und Lateinischen in Formen wie virtus befolg- ten Princip insofern stimmt, als es im Nom. das Casuszei- chen in Vorzug vor dem Endconsonanten des Stammes schützt, nämlich avaydg (im Veda-Dialekt Opfer- antheil), dessen Nominativ (für aoa- ydk) lautet. 139. J) Die sanskritischen Stämme auf n werfen im Nominativ masc., bei Neutren auch im Acc. und nach Willkür im Vocativ, den schliefsenden Nasal ab und verlängern im Masc. einen vorhergehenden kurzen Vocal; daher z.B. eTanC' reich von tfanin. Die Suffixe an, man, van und das Wur- zelwort han tödtend (am Ende von Compp.), nebst ivan Hund und einigen anderen Wörtern auf an von unsicherem Ursprung, verlängern das a in allen star- ken Casus, mit Ausnahme des Voc. sg.; daher z.B. rägd König als herrschender, acc. rdtgdn-am. Das Send folgt in der Regel demselben Princip, nur dafs es, wie bereits bemerkt worden?, langes d am Ende mehrsylbiger Wörter gewöhnlich kürzt; daher zwar ipd Hund, aber aaava (vom Stamme aaavan) rein. Das Wurzelwort tödtend (=skr. han) in dem Compos.vfrfthra-gan sieg- reich (wörtlichÄ'Vr^Ara-tödtend =skr. vrtra-han) bildet dagegen den Nominativ vfrfthratjdo, aus
286 Bildung der Casus. §. 139. 2. vfrfthraga-i, gegenüber dem skr. Nom. vrtraha. Die starken Formen der obliquen Casus behalten wie das skr. -han das kurze a der Wurzel*), darum fasse ich das in dem Diphthong do (für a-s) enthaltene lange d als Ersatz des unterdrückten n, wie in analogen griechischen Formen wie p&ä-s, raXä-;, für /x&av-s, rdXav-g. Auch im Sanskrit gibt es einige Stämme auf n, welche im Nominativ das Casus- zeichen beibehalten, das n aber unterdrücken; es sind deren nur drei, worunter pdnt'a-8 Weg und mdnt'd-8 Rühr- stab (s. kleinere Sanskritgramm. §.198), Accus. pdnt'än-am, mdntan-am. Da die starken Casus derselben überhaupt ein langes d haben, so kann das des Nomin. nicht wie das griechische und sendische d der erwähnten Formen als Ent- schädigung für das weggefallene n gelten, obwohl es wahr- scheinlich ist, dafs, wenn die obliquen starken Casus von jpdnfa-s, manfa-s kein langes d hätten, ein solches doch im Nominativ stehen würde. 2) Das Lateinische unterdrückt ein stammhaftes n nebst dem Casuszeichen 8 nur hinter 6 = skr. d; namentlich ent- sprechen Nominative wie edö, bibö, errö, sermo (Rede als gesprochene, von der skr. Wz. svar, m tönen) in ihrem Bildungssuffix on, män dem skr. an, man der star- ken Casus von Wörtern wie ra$d König als herrschen- der, acc. rdtgdnam, dtmd m. Seele als sich bewe- gende (Wz. aQ, Acc. dtmdn-am. Die Femininstämme wie actiön sind wahrscheinlich Erweiterungen von älteren Stäm- men auf ti =s skr. ti abstracter Substantive; denn weib- liche Stämme aufn sind im Skr. höchst selten; auch gibt es in dieser Sprache kein Suffix tyan oder tyan, womit man das lat. tidn vermitteln könnte. — Was das latein. i der obliquen Stämme auf in gegenüber den Nominativen auf 6 anbelangt, wie z. B. in homin, arundin, hirundin, origin, imagin, und in Abstracten auf tudin, so ist dasselbe, wie ich jetzt glaube, überall eine Schwächung des 6 des Nomi- ) Accus. verethrdganem fiir skr. vrtra-hanam.
Nominativ sg. §. 139. 2. 287 nativs, und also z. B. homin-is eine Entartung von homonis* **) wie auch in der älteren Sprache bei diesem Worte das 6 in den obliquen Casus wirklich vorkommt (Anndnm, honw- nem). Bei Stämmen aber, welche nicht auf ön ausgehen oder ursprünglich ausgingen, findet keine Unterdrückung des n zugleich mit der des Casuszeichens statt, sondern es hat sich entweder das Casuszeichen oder das n behauptet, daher «angruw, 8anguin-em (wie oben päntd-8, pant'a- n-am) im Gegensätze zu Wörtern wie pecten, flamen m., •cen (tubi-cen, fidi~cen, os-cen)9 lien neben lienü. Letzte- res könnte aufklärend auf die drei ersten einwirken, und zur Vermuthung führen, wie ich in der That vermuthe, dafs die männlichen Nominative auf en Verstümmlungen von Formen auf nw seien, in derselben Weise wie wir oben aus Stämmen auf ri Nominative auf er (z. B. celer fiir ceterirt) haben entstehen sehen (s. p. 278). Die vorauszusetzenden Formen auf m-s für n mögen aber ihr i als unorganische Anfügung gewonnen, und später wieder abgelegt haben, während es an juveni-8 und cam-s, gegenüber den skr. No- minativen yüva, Aoa (acc. yüvan-am9 foan-am) haften ge- blieben ist. Pect-en stützt sich in seinem Suffix eben so wie ön von eddn9 bibön u. a. auf skr. an, jedoch auf die mittleren Casus desselben, und ebenso men von fla-men auf man. — Im Neutrum zeigt jedoch das Latein, in Ab- weichung vom Sanskrit, Send und Germanischen nirgends die Abwertung des Stammhaften n, und es steht daher z. B. nomen im Widerspruch gegen den skr. Nom. Acc. nama9)9 send, ndma9*) und goth. namö. Wäre die Abwertung des n im Neutrum auf die beiden asiatischen Schwestersprachen be- schränkt, so würde ich unbedenklich annehmen, dafs sie *) Voc. nAman oder nAma. **) Ich bilde diese unbelegbare Form nach Analogie von bares- ma und dAma, von den Neutralstämmen baresman ein Bündel von Baumzweigen, Anquetil’s „Barsom”, eigentlich Ge- wächs, von beres wachsen) und ddman Schöpfung, Volk.
288 Bildung dtr Casus §. 140. lii- erst nach der Sprachtrennung eingetreten sei. Da aber die germanischen Sprachen daran Theil nehmen, so wird ea hierdurch wahrscheinlicher, dafs das »Lateinische in seinen Neutralstämmen auf n diesen Nasal im Nom. und Acc^ nach früherer Unterdrückung, wieder zurückgeluhrt habe (vgl. §. 143). 140. Die germanischen Sprachen stehen in den älteren Dialekten insofern im genausten Einverständnifs mit dem Sanskrit und Send, als sie, ohne eine einzige Ausnahme im Gothischen, ein schliefsendes n des Wortstammes in allen Geschlechtern im Nominativ, beim Neutrum auch im Accu- sativ, unterdrücken. Daher z. B. im Gothischen vom männ- lichen Stamme ahman Geist, als denkender, der Nom. o&ma, Acc. ahman (ohne Casus-Endung), wie im Sanskrit z. B. dtmd\ Acc. dtmdfn-am, vom Stamme atman (Seele), mit dessen Bildungssuflix das des gothischen Wortes ur- sprünglich identisch ist (s. §. 799). Auch das Litauische unterdrückt bei Stämmen auf n (sie sind sämmtlich männ- lich) diesen Nasal im Nominativ, wobei der vorhergehende Vocal — gewöhnlich e — zu u wird, worin ich das skr. d erkenne (s. p. 135), während das e der übrigen Casus auf das skr. a der schwachen Casus sich stützt. Im Fall aber alle Casus dieser Wortklasse im Sanskrit ursprünglich dn langes d hatten, so mufs sich dieses im Litauischen zuerst zu a gekürzt und von da zu e geschwächt haben. Man vergleiche den Nom. akmit Stein mit dem skr. dimd (aus dhmd) und den Genitiv akmin-9 mit diman-a9, Den Nominativ 9u Hund fasse ich als Verstümmelung von iwi skr. ivd, ungefähr wie 9dpna~9 Traum furskr.sodp- na-9. Das u von ius-i Hundes und aller anderen Casus stützt sich dagegen, wie das gr. v von etc., auf die Zusammenziehung der skr. schwächsten Casus. 141. Neutrale Stämme auf an verlängern im Gothi- schen, nach Abwertung des n, das vorhergehende a zu 6; sowohl im Nomin. als im gleichlautenden Accus. und Voc., so dafs in diesen Casus das goth. Neutrum sich zum Princip
Nominalw sg, §. 141. 289 der starken Casus bekennt, wie dies im Sanskrit nur in Plural der Fall ist*), wo die gothischen neutralen Stämme auf an ebenfalls die Verlängerung des a zu 6 erfahren; daher z.B. hairt6n-a die Herzen, auson-a die Ohren, augön-a die Augen, gajukön-a die Genossen, von den Stämmen Wrton, auaan, augan, gajukan-, wie im Sanskrit z. B. man-i nomina von na'man, vartman-i viae, vias, von vdrtman. Es hat sich aber im Gothischen die Vocalver- längerung, wie der Vocal selber, nur in dem Falle behaup- tet, wo die vorhergehende Sylbe von Natur oder durch Po- sition lang ist, oder wo mehr als eine Sylbe vorhergeht; geht aber nur eine und zwar kurze Sylbe vorher, wie in den Stämmen naman Name, vatan Wasser, so wird das a vor n nicht nur nicht verlängert, sondern wie in den sanskritischen schwächsten Casus ganz unterdrückt; daher namn-a n omina (für namdn-a**)), wie im Sanskrit z.B. namn-as nominis fiir ndman-as. — Man kann den Schutz, welchen im Gothischen das 6 von hairton-a etc. durch die vorangehende lange Sylbe erfährt, mit der Er- scheinung vergleichen, dafs im Lateinischen die Länge des & der skr. Wz. sfd stehen unter dem Schutze der vorange- henden Doppelconsonanz fast durchgreifend sich behauptet hat std-tü, 8ta-tum u. s. w.), während das d von da ge- ben in entsprechenden lat. Formen sich gekürzt hat; ebenso mit der Erscheinung, dafs im Skr. die Imperativ-Endung hi an Verben der 5ten Klasse sich nur in dem Falle behauptet hat, wo dem u der Klassensylbe aufser dem ihr angehö- renden n noch ein anderer Conson. vorhergeht; daher z. B. *) S.§. 129; daher oben (§. 130) rurudvAlns-i analog dem männlichen rurudodAs-as; so auch unter andern catvAr-i (rercra^a) gegenüber dem schwachen Acc. masc. catür-at **) Vom Stamme vatan kommt der N. Acc. V. pl. nicht vor; man darf aber aus dem Dat. vatn-a-m schliessen, dals dieselben nicht anders als vatn-a lauten.
290 Bildung der Caius. §, 142. zwar iak-nu-hi von iak können, aber nicht (!i-nu-Är, sondern von ii sammeln. — Will man Rückschlüsse vom Gothischen auf das Sanskrit machen, so könnte man aus Formen wie hairto, pl. hairtön-a, die Folgerung ziehen« dafs auch das sanskritische Neutrum bei Wörtern mit ver- schiedenen Thema-Abstufungen nicht nur im Nom. Acc. Voc. plur., sondern auch in denselben Casus des Singulars« und des im Gothischen verschwundenen Duals, dem Princip der starken Casus gefolgt sei, dafs also nicht nur namdn-i n omina, sondern auch im Sing, namd fiir namd und im Dual ndhndn-i für gesagt worden sei. 142. Bei der weiblichen Declination kann ich dem Ger- manischen keine ursprünglichen Stämme auf n zugestehen, sondern ich halte hier das n überall, sowohl bei Substanti- ven als bei Adjectiven, für einen unorganischen Zusatz. Die gothischen weiblichen Substantivstämme auf n zeigen vor diesem Consonanten entweder ein d (= 35JT <2 §. 69) oder ei ({ §.70); dies sind echt weibliche Schlufsvocale, denen erst in späterer Zeit der Beitritt eines n kann zu Theil ge- worden sein, wodurch sich z. B. viduvön (nom. viduvd) von dem entsprechenden sanskritischen, lateinischen und slavi- schen Stamm (zugleich Nomin.) tndava, vidua, etäova, und waihrin Schwiegermutter (nom. -rd) vom griech. Ixvpa unterscheidet Im Sanskrit hätte man von ivd- iura Schwiegervater ein Femin. ivaiurd zu erwarten, welches jedoch durch das, wie mir scheint, auf Umstellung beruhende ivairü (lat eocru) aufser Gebrauch gesetzt wurde*). Was die gothischen Femininstämme auf em an- belangt so sind sie bereits zum Theil mit sanskritischen auf *) Das männliche svdsura hat nämlich sein schließendes a ab- gelegt und ur zu rd umstellt und verlängert Was die Verlängerung anbelangt so ist zu beachten, daß auch Adjectivstämme auf u zum Theil diesen Vocal im Fern, verlängern können, so dals z.B. von unüm. n. dünn der Femininstamm entweder ebenso lautet oder zu fand verlängert wird.
Nominativ sg. §. 143. 1.. 291 e vermittelt worden (§. 120.1.). In den Abstractstämmen wie unkilein Gröfse, managein Menge, hauheinHöhe, welche von den Adjcctivstämmcn mtfa'Za, managra, hauha stammen, halte ich jetzt das ei für eine Zusammenziehung des skr. secundären Feminin-Suffixes zjf yrf, worüber später mehr (§.896). Jedenfalls ist in dieser Wortklasse das n nur ein unorganischer Zusatz. Bei Adjectiven von Grimm’s schwa- cher Declination sind meiner Überzeugung nach die Feminin- stämme auf 6n oder jön nicht, wie man erwarten könnte, Ableitungen von ihren entsprechenden Masculin- und Neutral- stämmen auf an, /an, sondern sie sind aus den ihnen ent- sprechenden starken Femininstämmen auf d, jo durch ein angefügtes n entsprungen. Ich erkenne also z. B. in den gothischen weiblichen Stämmen qvivön viva, nü^dn nova, midjon media (nom. qvivö, mujö, midjö), ebenso wie in den entsprechenden starken Femininstämmen, die gleich- bedeutenden sanskritischen Stämme ffivd\ ndvyd, madya. So ist auch der weibliche Substantivstamm dawra-vardon Thürhüterin nur die Erweiterung des gleichbedeutenden engeren Stammes daura^vardo (nom. -da) und verhält sich zu demselben im Wesentlichen wie oben der Stamm mdo- tm zum skr. vid'avd. Erwähnung verdient noch, dafs Ul- filas auch den Stamm des gr. hocXijata durch den Zusatz eines n erweitert hat, und aus aückleejon den Genit. aikkli- tyfart bildet, während man eher einen Nominativ aückleeja und Genitiv aMlesjö-e hätte erwarten sollen. 143. 1) Wenn einige Glieder einer grofsen Sprach- familie an einer und derselben Stelle einen Verlust erlitten haben, so mag dies Zufall, und aus dem allgemeinen Grande zu erklären sein, dafs alle Laute in allen Sprachen, beson- ders am Ende, der Abschleifung unterworfen sind; aber das Begegnen so vieler Sprachen in dem Verlust an einer und derselben Stelle deutet auf Verwandtschaft oder auf das hohe Alter eines solchen Verlusts, und versetzt in vor- liegendem Falle die Ablegung eines Stammhaften n, im No- minativ, in die Zeit vor der Sprachwanderung, und in den
292 Bildung der Casus. 143.1. Raum des Ursitzes der später getrennten Volksstamme. Darum ist es auffallend, dafs das Griechische in dieser Be- ziehung wenig Gemeinschaft mit seinen Schwestern zeigt, und bei seinen »-Stämmen, nach Mafsgabe des vorhergehen- den Vocals, meistens entweder blofs das Nominativzeichen oder blofs das », selten beide zugleich aufgibt. Es fragt sich, ob dies ein Überrest aus der ältesten Sprachperiode sei, oder ob die »-Stämme, vom Strome der Analogie der übrigen Conso- nanten-Declination, und von dem Beispiele ihrer eignen obli- quen Casus fortgerissen, wieder in die gewöhnliche und älteste Bahn einlenkten, nachdem sie früher einen ähnlichen Verlust wie das Sanskrit, Send u. 8. w. erlitten hatten, wodurch man zu Nominativ-Formen wie Evdaqxw, Evdcu/Lio, rip^, rips geführt würde? Ich glaube das letztere und mache zur Unterstützung dieser Ansicht darauf aufmerksam, dafs auch im Germani- schen das vom Gothischen im Nom. stets unterdrückte n in jüngeren Dialekten bei vielen Wörtern aus den obliquen Casus wieder in den Nomin. eingedrungen ist. Schon im Althochdeutschen tritt dieser Fall ein, und zwar bei den weiblichen Stämmen auf in (goth. ein §.70), die im Nom. dem gothischen ei den vollen Stamm auf in entgegen- stellen; z.B. guoüihhin Ruhm. In unserem Neuhochdeut- schen ist die Erscheinung bemerkenswerth, dafs viele ur- sprüngliche n-Stämme männlichen Geschlechts, durch eine Verirrung des Sprachgebrauchs, im Singular so behandelt werden als gingen sie ursprünglich auf na aus, d.h. als gehörten sie Grimm’s erster starker Declination an. Dass erscheint daher im Nominativ, und der Genitiv gewinnt die Bezeichnung e wieder, die zwar im Gothischen den n-Stam- men nicht fehlt, ihnen aber im Hochdeutschen vor mehr als einem Jahrtausend schon entzogen war. Man sagt z. B. Brunnen, Brunnens statt des althochdeutschen brunno, brun- nin, und des gothisehen brunna, brunnins. Bei einigen Wör- tern kommt im Nom. neben dem wieder eingefiihrten n auch die antike Form mit unterdrücktem n vor, wie Backe oder Backen, Same oder Samen; allein der Genitiv hat auch bei
Nominaliv sg, §. 143. 2. 293 diesen Wörtern das s der starken Declination eingefübrt. Von den Neutren verdient das Wort Herz eine Beachtung. Der Wortstamm ist im Althochdeutschen herzan^ im Mhd. herzen; die Nominative sind her za y herze; das Neudeutsche unterdrückt von seinem Stamme Herzen neben dem n auch noch den Vocal, wie dies auch viele männliche n-Stämme thun, wie z. B. Bär für Bäre. Da dies kein Übertritt in die starke Declination, sondern vielmehr eine gröfsere Schwä- chung des schwachen Nominativs ist, so ist im Genitiv die Form Herzens für ein flexionsloses Herzen auffallend. 2) Nur an Femininstämmen auf ov oder wv zeigt das Griechische, jedoch nicht durchgreifend, im Nom. die Unter- drückung des schliefsenden v. Wo aber w und uv nebenein- ander vorkommen, ist meistens w die bei den älteren Schrift- stellern gebräuchliche Form. So Fop/cJ, MoppoJ*), IIvS'w, neben Fopytuv, Mop/icJv, IIuSw. Letzteres declinirt Pin dar ge- wissermafsen ganz nach sanskritischem Princip, nur dafs das Sanskrit von weiblichen Femininstämmen auf n wenig Ge- brauch macht und im erhaltenen Zustand, auch im Veda- Dialekt, vorzieht, den männlich-neutralen Stämmen auf n im Femin. den Charakter i beizufügen. Femininstämme auf n scheinen nur am Ende von Composs. vorzukommen, und auch hier nur höchst selten**). Man vergleiche daher die *) Hinsichtlich seiner verdunkelten Wurzel kann dieses Wort ' mit dem skr. smar, sm? sich erinnern vermittelt werden, die auch in dem lat. reduplicirten memor ihres j verlustig gegangen ist, und worauf anderwärts („Vocalismus” p. t64) unser Schmer-z, ahd. zmer-zo, them. smer-zon zurückgefährt worden. Die skr. Benennung des Schmerzes (ytdand vom Causale der Wz. vid wissen) bedeutet etymologisch die Wissen machende. als Schreckbild wurde also ursprünglich „was zur Besinnung bringt” bedeuten. Das Suffix stimmt zum skr. man, stark mdn, welches im Griechischen durch die Formen /zov, /zwv, JZ£V und pÄv vertreten ist (§. 797 f.). **) Von -han tödtend, findet sich im Yagurvdda (V. 23) -hanam als weiblicher Accusativ, gleichlautend mit dem männ- lichen.
294 Bildung der Casus. §. 143. bei Pindar* **)) mit der Dedination des Stammes IIvSw i des skr. männlichen dtman: Nom. IluS’ctf Acc. üvSwy-a Dat. skr. Loc. DuSwy-i Gen. IIvSwy-o$ dtmd' atman-am dtmdn-i atm an-a*. In Bezug auf die Derivata IIvS-ws, üu^guos und auf die Composita wie IIliS’oxXt);, IIvS’oöwpo; mag daran erinnert werden, dafs auch im Sanskrit ein schliefsendes n nebst dem ihm vorangehenden Vocal vor vocaliseh oder mit an- langenden Ableitungssuffixen in der Regel unterdrückt wird, daher z. B. rd(jya~m Königreich von raff an König; ferner, dafs ein schliefsendes n am Anfänge von Compositen stets abfällt. Was die gewöhnliche Ausstofsung des y in dieser Wortklasse und die dann eintretende Zusammenzie- hung anbelangt, so erinnert Buttmann (L p.214) passend an die analoge Erscheinung in der Dedination der Compa- rative auf wy. — Anstofs können aber bei dieser weiblichen Wortklasse mit Nominativen auf w die Vocative auf oi er- regen, besonders wenn man darin Analoga mit sanskritischen auf e von Stämmen auf d — wie tute Tochter! von aufcf — zu erkennen glaubt (s. §.205); auch scheint Ahrens hauptsächlich durch diese Vocative und durch die auf In- schriften im C. I. ziemlich zahlreich vorkommenden Nomi- native auf <p, wie Apre/xif, Atowaw, (I. c. p. 82) ver- anlafst worden zu sein, für alle Wörter mit Nominativen auf w, Stämme auf oi anzunehmen**). Im Vocativ könnte *) S. Ahrens in Kuhn’s Zeitschr. III. 105. **) Er sucht diese Ansicht durch die verwandten Sprachen, na- mentlich durch das Sanskrit zu rechtfertigen, wo z. B. dem Stamme und Nomin. darA' (Erde) der Genitiv-Ablativ darAy-As, der Dativ darAy-Ai, derLoc. darAy-Am und der Instrum. dardy-d gegenübersteht Ich habe zur Erklärung dieser Formen schon in mei- nem ausführlichen Lehrgebäude (l 827 §§. 125.127 u.a.) die Umwand- lung des Stammhaften A in ay, Ay angenommen, nicht aber die Ein- schiebung eines euphonischen y zwischen den Stamm und die wirk-
Nominativ sg. §. 143. 295 man aber bei entschiedenen v-Stämmen das c, z. B. von FopyoT, drfiotj als Vocalisirung des v fassen, die sonst freilich nur in der Mitte vor <r vorkommt, in Formen wie t&ei's, xrn$, aus und in äolischen wie pikant TAkai^ aus pikrnfy Taka*;, im jonischen /xei$ für prp. Es würde sich demnach Fopyoi aus Fopydv zum Nom. Fopyw im Wesent- lichen verhalten wie im Sanskrit der Vocativ rälgan zürn Nom. rdgd. Was die überwiegende Mehrheit mythologi- scher und sonstiger weiblicher Namen auf w und einiger anderen Wörter dieses Ausgangs, z. B. Abstracta wie äsiS’cu, psAAui, (pEtöw anbelangt, so ist es schwer, darüber zu ent- scheiden, ob sie ein früher dagewesenes v in der Declination spurlos haben untergehen lassen *), oder ob sie nie ein solches gehabt haben. Jedenfalls stehen diese Wörter hinsichtlich liebe Casus-Endung. Will man jedoch aus Formen wie dfardj-4, daräy-äs etc. die Folgerung ziehen, dals das Thema überhaupt auf/ (= ai) oder di ausgehe, und dafs somit der Nom. darä eine Ver- stümmelung von dar/ oder dar di sei, so hatte man auch ebensoviel Grund, das kurze a der männlichen und neutralen Stämme, welchen die griechischen und lateinischen der 2ten Declination entsprechen (s. §. 116), als Verstümmelung von / zu fassen, und z. B. den Nomin. äsoa-s (equus) und den Acc. djpa-m, aus äsvt-s, dsoi-m (= äs vai-s, äsvai-m) zu erklären, denn von äs vt kommt wirk- lich der Instr. äsvl-n-a^ der Genit Loc. dual, äs vajr-ds, der Dat. AbL plur. ds vt-dyas, der Locat äsol-s u, und von Pronominal- stämmen aufa (masc. und neut.) Pluralgenitive wie //-/Am ho rum, während die weiblichen Stämme wie darä im Plural kei- nen einzigen Casus aus einem erweiterten Stamme bilden, sondern die sämmtlicben aus dem reinen ä {daräs, dard'-s, darä -dis, darä-dyas, darä'-n-äm, darä-su), so dals z. B. äs vä-dyas equabus dem männlichen äsvt-dyas equis gegenübersteht, und so im Locat äsvä-s u dem männlichen äs -s u9 und im Gen. ph der Pronominaldeclin. td-säm har um dem männlichen und neu- tralen td-sdm horum. *) Man könnte in diesem Falle das Altnordische vergleichen, wel- ches das goth. n von männlichen Stämmen auf n nur noch im Gen. pL gerettet hat
296 Bildung der Casus. §. 143. 2. ihres Bildungsprincips mit sanskritischen Femininstämmen auf & in Verbindung, und man darf /xeääxJ, ebenso wie z.B. (ftopa, (föopa, <fnjp]9 fayfy ropij und die gothischen Abstractstämme wie vrakö Verfolgung, bido Bitte (nom. vraka, bida s. §.921) den sanskritischen wie ka'ipa das Werfen, bida, cida das Spalten zur Seite stellen. Wahrscheinlich sind auch mehrere mythologische und andere Namen, besonders solche, welche ein blofses « an die Wurzel angefügt haben, nichts als personificirte Ab- stracta, also z.B. KXoidw eigentlich das Spinnen — wie auch seiner Bildung nach ein Abstractum ist — KXew die Verkündigung, Nixw = hxtj der Sieg (vgl. Victoria als Göttin des Sieges). KoXXotw und ’Apurrw sind ein- leuchtende Superlative und erinnern durch ihr tu für skr. d (z.B. in anädxa'td die süfseste) an die gothischen weib- lichen Superlativstämme wie batiate die beste, juhiatß die jüngste. Haben nun, wie ich kaum zweifle, die erwähn- ten und andere griech. Namen dieser Art, so wie die Ab- stracts auf cu, in früherer Zeit ein y zu ihrem Stamme heran- gezogen, so gleichen sie in dieser Beziehung dem oben (§. 142) erwähnten gothischen viduvö Wittwe, vom Stamme tnJurJn, und den Femininen der schwachen Adjectiv-Declination, wie blinde comi vom Stamme blinden, batiato optima von batiatön, gen. batiaton-8. So wie batiaten9 blinden (o = d §. 69) zu den starken Masculinstämmen batista, blinda, so wür- den nun die griechischen Stämme wie ’ApwroJy, Asow zu den entsprechenden Masculinstämmen apurro, buvo sich verhalten. Zu Gunsten dieser Auffassung kann man vorzugsweise die auf alten Inschriften vorkommenden Nominative auf gel- tend machen, sofern man in ihrem i die Vocalisirung eines y erkennen, und somit z. B. das Verhältnifs von ’AprEjxy, aus ’AprEpJy, zum Voc. ’Aprquto? so auffassen darf, wie im Sanskrit das des starken Stammes dtman Seele (nom. -ma) zu dem mit dem schwachen Thema formell identischen Vocativ atm an. Auch die übrigen Casus des Singulars des Musterbeispieles ifaw erklären sich am besten durch die Vor-
Nominal w sg. §. 144. 297 Aussetzung eines unterdrückten Cohsonanten, der hier nur ein v gewesen sein kann, während nach §. 128 in der Decli- nation von der Ausfall eines <r anzunehmen ist, was aber in der Dedination zwischen rp^pijj und tjxcu, abgesehen vom Nom. (s. §. 146), keinen Unterschied macht Im Plural sind die Feminina auf tu in der Regel zur 2ten Dedination übergewandert, doch sind die Belege sparsam (s. Ahrens 1. c. p. 95) und es ist wichtig zu beachten, dafs auch der ur- sprüngliche, auf ein dagewesenes v deutende Declinations- typus nicht ganz fehlt. Der Nominativ KXcuS'dfcs würde nach Wiederherstellung des v zu sanskritischen, jedoch männlichen, wie dtmanas stimmen. 144. Die Stämme auf ar, dr (fjr §§. 1. 127) werfen im Sanskrit das r im Nominativ ab und verlängern, gleich den Stämmen auf^n, den vorhergehenden Vocal; z.B. von pitar Vater, Bratar Bruder, matar Mutter, <iu- hitdr Tochter kommt pitd', ßrata^ mdta\ duhita. Von tvasar Schwester, naptdr Enkel, datd!r Geber (s. §. 810) kommt svasa, ndptä, data. Die Verlängerung des a der Stämme auf ar dient, wie ich glaube, zum Er- sätze des abgeworfenen r. Das Send folgt der Analogie des Sanskrit, sowohl in der Abwerfung des r im Nominativ, als auch in der Länge des vorhergehenden a der Nomina agentis, an denselben Stellen wie im Sanskrit, mit Ausnahme des Nom. sing., wo das lange a, wie immer am Ende mehrsylbi- ger Wörter, verkürzt wird; z. B.^fO^vTj brdta Bruder, *v(O**v^ data Geber, Schöpfer; Acc. bratar-fm, dd- tdr-em. Auch im Litauischen gibt es einige interessante Überreste, jedoch nur weiblicher Stämme auf r, die im Nomin. diesen Buchstaben ablegen, in den meisten obliquen Casus aber den alten r-Stamm durch ein später angetre- tenes i erweitern. So stimmen möte Weib, dukte Toch- ter zu obigem MIHI mdta^ duhita^ und im Plural mdter-s, dukter-8 zu TJTrlTH. mätdr-a8, duhitd- r-a9. Im Genitiv sg. halte ich die Form möter-8) dukter-9 für die ältere, echtere, und möterfa, dukteriü für die entartete,
298 Bildung der Catus, §. 145. den v-Stämmen angehörende. Im Gen. pl. hat sich der Stamm von diesem unorganischen i rein erhalten, daher möter-d, d*k- ter-ä, nicht möteri^ä, dukteri-ii. — Aufser den eben genann- ten Wörtern gehört noch der Stamm seter Schwester hier- her; er stimmt zum skr. avdadr, Nom. sodsa, entfernt sich aber im Nom. von möti und duktd dadurch, dafs das e nach Analogie der en-Stämme in u übergeht, also sesu. 145. Die germanischen Sprachen stimmen in ihren r-Stämrüen, wozu nur einige Verwandtschafts-Wörter gehö- ren, darin mit dem Griech. und Lateitrischen überein, dafs sie, gegen die eben beschriebene Erscheinung, das r im No- minativ beibehalten. Wie Svyanjp, /roter, aoror; so im Gothischen fadar, bröthar, svütor, dauhtar\ im Ahl fatar, bruodar, euestar, tohtar. Es fragt sich, ob dieses r im Nominativ ein Überrest der Ursprache sei, oder, nach älte- rer Unterdrückung, in dem erhaltenen Zustand der Sprache aus den obliquen Casus wieder in den Nominativ einge- drungen sei? Ich glaube jetzt, in Abweichung von meiner früheren Auffassung (erste Ausg. p. 170), das erstere, indem ich die Übereinstimmung des Litauischen und Altslavischen*) mit dem Sanskrit und Send dem Umstande zuschreibe, dafs, wie wir aus phonetischen Gründen erkannt haben, die letti- schen und slavischen Sprachen sich später als die klassischen, germanischen und keltischen von ihren asiatischen Schwestern getrennt haben. Ich mufs daher darauf aufmerksam machen, dafs die keltischen Sprachen, namentlich die gadhelischen, zwar die Unterdrückung eines Stammhaften n im Nominativ sg. zulassen **), das schliefsende r aber durchgreifend be- *) Über das Altslavische, wo z.B. mati Mutter dem Genit mater-e gegenübersteht, später. **) Daher z.B. im Irländischen comharsa Nachbarin, Genit comharsain-e, vom Stamme comharsan; naoidhe Kind, Gen. nam- dhin, von naoidhean; guala f. Schulter, Gen. gualann, Nom.pl. guaüne\ cu Jagdhund (von cun, skr. s un als schwächstes Thema), Gen. con oder cuin; Nom. pl. con oder cuin oder cona.
Nominativ sg. §. 145. 299 wahrt haben. Beispiele im Irländischen sind: athair Vater (fiir pathair)^ brathair Bruder, ma^atr Mutter, piuthair*) *) Für spiuthair mit Erhärtung des v zu/? wie in speur Himmel für skr. svär (s. P i c t e t „De l'afönitl des langues celtiques avec le Sanscrit p. 74). Das Sanskrit, Send, Lat. und Litauische haben offen- bar in ihrer Schwesterbenennung einen /-Laut verloren, den die ger- manischen, slavischen (altslav. sestrd) und ein Theil der keltischen Sprachen bewahrt haben. Stellt man diesen im Sanskrit wieder her, so erhält man svast Ar als Thema der starken Casus, in dessen Scblufstheil ich mit Pott (Etym. Forsch. II p. 554) einen Verwandten von strf Frau (als Gebärerin von sä, also strf fiir sA-trf) erkenne und in seinem ersten das Possessivum sva suus (wie in svagana Verwandter eigentlich angehöriger Mann), also sedsdr fiir sva-stAr aus sva-sütAr eigentlich angehörige Frau. Hinsichtlich der Verzichtleistung auf den in s trf enthaltenen Feminincbarakter / berücksichtige man, dafs derselbe auch in mAtdr M utter, duhitdr To chter, und, woran Pott 1. c. erinnert, im lat. uxor und auctor (Urheberin) fehlt duhitdr, von der Wz. duh melken, erklärt Lassen (Anthol. Scr. s. v.) durch „quae mulgendi officium habuit in vetusta familiae institutione”. Melkerin kann allerdings duhitar bedeuten; mir ist es aber nicht wahrscheinlich, dafs die Tochter aus der Zeit des Hirtenlebens als die Melkerin benannt sei. Lieber würde ich duhitdr als weibli- chen Säugling fassen, unter der Voraussetzung, dafs dieses Wort, nachdem seine Herkunft nicht mehr klar gefühlt oder berücksichtigt worden, geeignet war, nicht nur das Töchterchen an der Mutter Brust, sondern auch die herangewachsene Tochter zu bezeichnen. Möglich ist es auch, und es ist mir dies am wahrscheinlichsten, dafs die Wz. duh in der Tochterbenennung causale Bedeutung habe, also säugen bedeute und demnach duhitdr ursprünglich weibliche Person im allgemeinen, und somit auch Mädchen bedeute. So hat die skr. Wz. dV trinken (dd s. p.209) in dem oben (1. c.) erwähn- ten d£-nü Milchkuh causale Bedeutung, so auch die entspre- chende gr. Wz. <&a, in ihrem Abkömmling weiblich (gegen saugen, melken), welches in den Compp. SijAuyovoc, «&>)Aü*yona weibliches Kind, oder das Junge weiblichen Geschlechts bedeutet. Im Send bedeutet das mit S’ijAu^ wurzel- haft verwandte daina Weibchen von Thieren.
300 Bildung der Catuj, §. 145. Schwester, dear Tochter, genteoir Erzeuger (geinim ich erzeuge) = skr. tfanita, lat. genitor, gr. ysw-njp. Dafs dem Gothischen und Lateinischen bei dieser Wortklasse das Casuszeichen des Nominativs fehlt, kann nach p. 278 nicht befremden; im Griechischen könnte man Formen wie narrfo pijrifc für jrar^p-g, erwarten, so dafs das Casuszeichen in Vorzug vor dem Endcons. des Stammes gerettet, und der Wegfall des letzteren durch Verlängerung des vorher- gehenden Vocals ersetzt wäre. Die Nomina agentis auf wie do-nj-g, yo-£-T7j-g sind in ihrem Ursprünge wahrschein- lich identisch mit denen auf Typ, welchen sie öfter zur Seite stehen (£onjp, ysv-s-njp); sie haben also das Nominativzeichen in Vorzug vor dem Endconsonanten des Stammes geschützt, aber auch in den obliquen Casus, gleichsam verfuhrt durch den Nominativ, das p aufgegeben, so dafs sie völlig in die erste Dedination übergewandert sind; also dorov, dory etc. fiir donjpog, Borypi, oder Borspog, öorepi9). Die beiden letzteren Formen würden hinsichtlich ihres kurzen Vocals vor dem p zu Formen wie axrop-og, axrcp-i stimmen, deren Suffix Top ebenso wie r^p auf das skr. tdr, schwach tr, tr, sich stützt Vereinzelt steht pap-rv-g, äolisch pLap-rup, dessen Suffix offen- bar, mit tyjp und rop in seinem Ursprung identisch ist. Es ist also das v die Schwächung eines ursprünglichen a (s. p. 17). In der verdunkelten Wurzel erkennt Pott, wie ich glaube, mit Recht, das skr. «mar, smr sich erinnern (vgL p. 293 Anm.), so dafs der Zeuge eigentlich als Er innerer oder sich erinnernder (memor) erscheint. Im Übrigen begün- stigt das Griechische auch bei solchen Wörtern, die nicht *) So nehmen im Lettischen und Altpreufsischen an dem Verlust des r, den das Litauische und Altslavische im Einklang mit dem Skr. und Send nur im Nomin. erfahren, auch die obliquen Casus Theil, daher im Altpreufc. von mdti Mutter der Accus. mütin (altslav. nom. mail acc. malere), wie im Griech. von boTY^-Q der Acc. böTY\-v. Im Lettischen setzt mäte (mähte) Mutter den Gen. mätee y Dat. mdte^ Acc. mäti dem lit. möldrs, moterei, moterih gegenüber.
Nominativ sg. §. 146. 301 za den hier in Rede stehenden Wortklassen gehören, bei allen Stämmen auf p diesen Halbvocal in Vorzug vor dem Casuszeichen, daher stimmen z. B. ^p9 xyp, x^P zu sanskri- tischen Nominativen wie dvär f. Thür, gtr f. Stimme*), darf. Deichsel, welche das Casuszeichen lautgesetzlich aufgeben mufsten (§. 94). Die Vereinigung des Casuszei- chens mit dem schliefsenden r des Stammes zeigt im indo- europäischen Sprachstamm blofs das sendische dlars Feuer; denn lateinische Wörter wie pars, ars, tners, con- cor8 gehören insofern nicht hierher, als ihr Thema nicht auf blofses r, sondern auf r£, rd endet, und der Sprachgeist ge- wissermafsen nicht wagte, den Ausdruck des Casus Verhält- nisses zugleich mit einem Theile des Stammes aufzugeben. Dieser Umstand hat auch dem vereinzelt stehenden puZ(0-s» trotz der Abneigung gegen ls am Wort-Ende, das Casus- zeichen geschützt (s. §. 101 Schlufs). 146. Männliche und weibliche Stämme auf as ver- längern im Skr. das a im Nomin. sg. Sie sind, abgesehen vom Veda-Dialekt, meistens zusammengesetzt und enthalten als letztes Glied ein neutrales Substantiv auf as, wie z.B. dur-manas schlechtgeistig (aus du89 vor tönenden Buchstaben dur, und mdnas Geist), wovon der Nom. masc. und fern. durmands, neutr. dürmanas. Eine merkwür- dige Übereinstimmung zeigt hier das gr. o, rj, gegen- über dem to öwpevfy. Das von durmands gehört aber anerkannt zum Stamme, und der Nominativ-Charakter fehlt nach §. 94. Im Griechischen hingegen hat das $ von ivtrpLsvifc das Ansehen einer Flexion, weil der Gen. etc. nicht duops- yfo-o;, gleich dem skr. durmanas-as, sondern dur/m£os lau- tet. Nimmt man aber an, was §. 128 gelehrt worden, dafs das $ von zum Stamme gehöre und aus verstümmelt sei, so mufs auch dem zusammengesetzten durpenfe und allen ähnlichen Adjectiven der Anspruch auf ein stammhaftes 2 zuerkannt werden und dem Genitiv dw- ’) Für gir, so dür für iur nach §. 73a) meiner kl. Sanskritgr.
302 Büdung der Casus. §. 146. psyfo; die Form $wpsy&ro; zum Grunde liegen. Im Nomin. ist also das ; entweder Stammhaft, und dann wäre die Über- einstimmung mit dürmanas vollständig; oder das stamm- hafte $ ist vor dem Casuszeichen ; ausgefallen, nach dem- selben Princip, wornach schliefsende t-Laute, weil sie sich mit dem Casuszeichen nicht vereinigen lassen, unterdrückt werden (gpu>-$, xopv-;, ncu-g). Letzteres ist mir jetzt, in Ab- weichung von der, in der ersten Ausgabe ausgesprochenen Ansicht, das wahrscheinlichste, weil das Griechische, in Ab- weichung vom Sanskrit, bei Masculinen und Femininen den Zischlaut des Nominativs, wo irgend möglich, zu bewahren strebt. Im Neutrum aber, dem ein solcher nicht zukommt, ist das $ von dvcrptyis ebenso entschieden Stammhaft als das von p&o; (s. §.128). Wir dürfen also vom griechischen Standpunkte aus die Vocalverlängerung in dem männlichen und weiblichen Nominativ dvfffuvfa als Entschädigung für den unterdrückten Endconsonanten des Stammes anseben, wie in p/Xa-;, raXa-$, von p&ay, raXay; so die des w in cudw-g, von den Stämmen ai&6$9 Letzteres hat offenbar ein ff zwischen der verdunkelten Wurzel und dem Suffix verloren (vgL wo«; aus ytxro;, lat. nurus, skr. snus'a) und er- weist sich durch die äolische Form avu^, in deren au man leicht,* wie in dem au des lat. aurora und des gleichbedeu- tenden litauischen ausra (vid. 3^1 usra Morgenlicht, Helle) die Gunirung des skr. u erkennt, als identisch mit dem vidischen, ebenfalls weiblichen Stamme Mor- *) S. §•128 p. 265 und §. 26.2) p. 47 f. Da u*ds etymo- logisch die glänzende, leuchtende bedeutet, so ist das griech Schwesterwort auch wohl dazu geeignet, den Tag zu bezeichnen (s. Ahrens Diall. I. 36 und in Kuhn’s Zeitschr. III. p. 142). DaGi dem Stamme des griechischen Wortes ein £ zukommt, dafs also der Genit. wirklich für qocroc = skr. us'dsas steht, beweist das Compos. (vgl. §. 128); wo man freilich das (T auch aus T erklären könnte (wie in ^>wo*(po£oc). Hiergegen sträubt sich aber die unabweisbare Verwandtschaft mit dem Sanskritstamme us ds, wo- von zwar der Instr. pl. us ddb*is, wo jedoch nur wegen des folgen-
Nominativ sg, §. 147. 1. 303 genröthe. Mit der vediscben Zusammenziehung des Acc« ig. usatatn zu utam und des Accus.pl. usasas zu w/ai kann man die äolischen Formen wie dw/x&ijy für e= hMjLio&ra^) skr. dürmanasam vergleichen (Ahrens diall. L p. 113). Zu Eupvyfyriv mag in dieser Beziehung das lat. tubem gestellt werden, wenn meine oben (p. 281 E) ge- gebene Erklärung dieser Wortklasse gegründet ist. — In einem gewissen Einklang mit der Dedination von cuiw$ und. ijus steht die des männlichen sein Stamm endet aber nicht auf 5, sondern auf v, welches im Syrakusischen sich behauptet hat (ripwva$9 ypuSyecm, s. Ahrens diall. IL 241). Es stimmt also ijpw-$, wie aXou-$5 racJ-g, Tv<pw-$9 in seiner No- minativbildung zu raXä-5, (p. 286), nur dafs bei den erstgenannten Formen der Vocal der Endsylbe des Stam- mes schon an und für sich lang ist. 147. 1) Da das Lateinische im Nom. masc. und fern, ebenso wie das Griechische das Casuszeichen in Vorzug vor dem Endconsonanten des Stammes schützt, so ist auch das r von Formen wie mds, flös, ro8 (skr. rchas Saft, gr. dpo- mos, arbfa, mfa, teUfa* Penu8, lepus, Cere8 (s. p. 282 f.), nsü (s. §. 935) höchst wahrscheinlich der Ausdruck des Casusverhältnisses, vor welchem der Endcons. des Stammes, welcher in den obliquen Casus als r (meistens, wo nicht überall, für ursprüngliches s) erscheint, unterdrückt ist. Dagegen ist bei Neutren wie Ö8 (skr. asyä-m Mund), peeus9a/b^dus, genus (= ylvc^ y^(o)-o$), gravius (skr. gärtya89 them. der schwachen Casus und nom. acc. neutr.), maju8 [skr. mahiya8) entschieden Stammhaft und identisch mit dem in den obliquen Casus aus 8 hervorgegangenen r, da dem Neutrum kein 8 als Casuszeichen zukommt (s. §.152), Man darf also, wenn man nicht auch das 8 der erwähnten Masculin- und Feminin-Nominative mit dem r ihrer obliquen Casus identificiren will, die Vergleichung von tttw, so wie die des griech. pv$ (gen. pv-o$ aus /xiw-o$), mit dem althochd. len & der Zischlaut in d umgewandelt erscheint, wie bei dem Suffix >at (stark vdri j), wovon später (s. §• 786).
304 Bildung der Casus. §. 147. 1. mu9 (them. m&ei s. §. 76) nicht so weit treiben, dafs man den schließenden Zischlaut des lateinischen und griech. No- minativs dem entschieden Stammhaften 9 der germanischen Formen zur Seite stelle. Dagegen hat sich in den lat Compp. mu9~cipula, mus-cerda und in dem Derivat mus- -culue, wie in flos-culuz, ma9-culu9, das stammhafte 9 unter dem Schutze des folgenden c unverändert behauptet — Bei einem grofsen Theile lateinischer Wortstämme auf r für ursprüngliches 9 ist jene Liquida, obwohl eigentlich hervor- gerufen durch ihre Stellung zwischen zwei Vocalen in den obliquen Casus, von hier aus durch die Macht der Analogie auch in den Nominativ eingedrungen, der dann, wie bei den echten n-Stämmen (pater, dator p. 145) auf das Casus- zeichen verzichtet Hierher gehören namentlich die Abstracts wie pudor, amor (s. §. 932), bei denen jedoch die Form mit erhaltenem Nominativzeichen nicht ganz untergegangen ist; indem z.B. neben labor auch labd-9 besteht, welchem man, abgesehen vom Geschlecht, das griech. gegenüber- stellen mag; so neben clamor das veraltete clamä-s. — Sollte in irgend einem der oben erwähnten Wörter das r der obliquen Casus organisch, und nicht aus 9 entstanden sein, so hätte vielleicht mö-9, mor-ü am meisten Anspruch auf ein ursprüngliches r, und ich habe es früher, in der Voraus- setzung, dafs sein r primitiv und wurzelhaft sei, mit der skr. Wurzel «mar, smr sich erinnern zu vermitteln ge- sucht. Ich ziehe aber jetzt vor — weil ich keine ande- ren Wörter mit entschieden primitivem r und mit 9 als Nominativzeichen kenne — das r von mor-w etc. aus 9 zu erklären und das Ganze von der skr. Wz. md messen ab- zuleiten, wovon auch, mit Voealkürzung, mÖ-dus. Begrifflich stimmt W-s als Gesetz, Vorschrift, Regel, zum altpers. fra-mand9 nach Rawlinson Gesetz, besonders göttli- ches (skr. pra-mana-m Autorität). Es stützt sich darauf das neupers. ferman Befehl (fermdjem ich befehle) und auch im Altpers. wird wohl die Wz. md in Verbindung mit der Praep./ra befehlen bedeutet haben, wie dies aus dem nom. agentis/ramdtar Befehlshaber, Herrscher erhellt.
Nominativ sg, §. 147. 1. 305 Unter den lateinischen Adjectiven könnte das schliefsende 8 von vetu8y wenigstens im Neutrum, darüber Zweifel erregen, ob es dem ursprünglich mit 9 schliefsenden Stamme ange- höre (yeter-ü aus vetisis^ e wegen des r), oder ob es als Casus- zeichen misbräuchlich vom Masc. und Fern, auch in das Neutrum eingedrungen sei? Gewifs ist, dafs vetus in sei- nem Ursprünge identisch ist mit eto;, fe'to$, f^te(o*)-o$, und somit ursprünglich Jahr bedeutet *). Man könnte also vetus im Masc. und Fern, den griechischen Formen wie rpimf-; gegenüberstellen und im Neutrum solchen wie rpisrig. — Es mag passend sein, hier noch daran zu erinnern, dafs im La- teinischen auch die Conjugation eine Form mit schliefsendem 9 darbietet, hei welcher es zweifelhaft scheinen könnte, ob dasselbe dem Thema oder der Flexion angehört; ich meine die Form es du bist, von der gleichlautenden Wurzel, wo- von es-tf, es-fw, er-am, e¥*o (aus es-o), ziemlich ähn- lich der Erscheinung, wornach z. B. Cerer-is, gegenüber dem Nom. Cera-s, (für Ceres~e) steht, nur dafs Ceres eine vocalische Entschädigung für den unterdrückten Conson. erlangt hat. Dafs das 9 von es du bist der Personbezeichnung und nicht" der Wurzel angehört, darf um so mehr mit Zuversicht an- genommen werden, als das Lateinische ein wahres Bedürf- nifs fühlt, die 2te P. sg. — den Imperat ausgenommen — nicht unbezeichnet zu lassen. So ist auch das s des goth. w du bist Personzeichen, und nicht wie das der 3ten Person (&-£) radical, weil auch das Gothische im wirklichen Praesens — Praeterita mit gegenwärtiger Bedeutung nicht mitgerechnet — sich den Personcharakter s niemals entziehen läfst. Es mufs also die Erklärung von ü aus is-8 so ge- fafst werden, dafs das erste, nicht das zweite 8 unterdrückt worden, wie auch das Sanskrit in dsi du bist (für ds-si *) Im Albanesischen heißt vjer und vjsär Jahr, und v/srcra^ jährig. Letzteres stimmt zum skr. vatsara-s Jahr, die beiden ersten zu vatsd-s id. (s. die oben p. 12 erwähnte Schrift p. 2 f. und p. 83 Anm. 56). L 20
306 Bildung der Casus. §. 147. 2. 148. dor. von den beiden zu erwartenden 9 gewifs das erste, nicht das 2te aufgegeben hat 3) Wir wenden uns zum Litauisches, um zu bemerken, dafs der Stamm mtnes Mond und Monat*) im Nom sg. das 9 unterdrückt und den vorhergehenden Vocal zu u er- weitert; daher m&nü nach Analogie von Formen wie ahn* Stein (von atmen, s. §. 140) und sesu Schwester von seaer (§.144). In den obliquen Casus erweitert sich der Stamm mfne9 meistens durch den Zusatz von ia (einsylbig), daher Genit. mtneeiö, oder durch ein blofses t, namentlich im Instru- mentalis sg. mÄteswm. 148. Bei Neutren ist im ganzen indo - europäischen Sprachstamm der Nominativ identisch mit dem Accusativ, wovon §. 152 ff. gehandelt wird. Wir geben hier einen Überblick der Nominativ-Bildung, und wählen für die ver- schiedenen Ausgänge und Geschlechter der Stämme, sowohl fiir diesen, als, soweit es zweckmäfsig ist, für alle übrigen Casus, folgende Beispiele. Sanskrit: ^pg diva m. Pferd, ka m. wer?, da na n. Gabe, ft tan. dieses, JRJT divd f. Stute, 3fiT £ welche?, qrfft pdti m. Herr, Gatte, ntfft priti f. Liebe, Freude, onfj’tfd'rsn. Was- ser, HcFftt Bavanti f. die seiende, 9Ünu m. Sohn, hanu f. Kinnbacken, ftVJ madu n. Honig, Wein, f. Frau, 5TT 9° m. f. Stier, Kuh, nau f. Schiff, öl^L va6 f. Rede, m., in der ge- schwächten Form (§• 129) tragend, er- haltend, von Bar, Br, cl. 1., drfman m. Stein **), rnn^ndmann. Name, %j[ft^Bratar m. Bru- der, JRTft^dttÄita'r £ Tochter, 3JftLf ddtarm. Geber *) = skr. mA 3 woraus wahrscheinlich im Lit. zuerst mens und hieraus, durch ein eingefägtes e, menes geworden; vgl. lat mensis, gr. pjv für iM}vg (gen. p^v-og Hir pw^r-og. •*) Im V&la-Dialekt auch Blitz und Wolke. Hierauf stützt sich höchst wahrscheinlich das sendische as man Himmel und pers. asm An id.
Nominativ sg. 148. 307 (s. §. 127), o|-cj^ vdias n. Rede. Send: aipa m. Pferd (§. 50), ka m. wer?, *vpo^Ay data n. datum, «wpo ta n. dieses, hisva f. Zunge, kd £ welche?, paitim. (s. §.41) Herr, dfrlti f. Seegen, vairi n. Wasser, ba- vainti f. die seiende, paiu m. zahmes Thier, >|<vfö tanu £ Körper, matfu n. Wein, (i. §. 123) m. £ Stier, Kuh, uadf. Rede, barant oder barfnt, geschwächt barat m. tragend, aiman m. Himmel, jujguAjj ndman n. Name, brdtar m. Bruder, dugr- dar £ Tochter, datar m. Geber, Schöpfer, vaiad9) n. Wort Die griechischen und lateini- *) Obwohl skr. as im Send nach §-56a). am Wort-Ende zu d wird, so glaube ich doch jetzt im Thema den Zischlaut und den vor- hergehenden Vocal beibehalten zu müssen, indem man von einem! Stamme vacd nicht zu Formen wie vacanha, vadanhd der ob- r liquen Casus gelangen könnte, wohl aber nach §. 56a\ von vacas, da hinter a im Send dj s der regelmäßige Vertreter des skr. s ist. Man beachte, dafs auch im Sanskrit kein Thema vacas auf- gestellt werden könnte, wenn man bei Wortstämmen das Lautgesetz beobachten wollte, daß schliefsendes s nur vor einem anfangenden /, t unverändert bleibt, vor einer Pause aber zu Visarga (Z h) wird, ein Gesetz, welches wir auch bei Aufstellung der Wurzeln und gram- matischen Endungen unberücksichtigt lassen. Brockhaus laßt in seinem Glossar die im Sanskrit mit as schliefsenden Stämme im Send auf h mit vorangehendem Nasal ausgeben, was mir darum unpassend scheint, weil die Umwandlung von j in nh nur zwßcben zwei Vocalen, nicht aber am Wort-Ende eintreten kann, auch nicht, im Fall der folgende Vocal ein i-Laut ist, so daß der Locat. vacahi nicht von einem Stamme vacanh entspringen kftnn (s. §.56). Es hat also v acas am meisten Anspruch als Thema zu gelten, und man gelangt von hier aus nach bestimmten Lautgesetzen sowohl zu der flexions- losen Form vacd, als auch zu vacahi, vacanha etc. und vacas selber erscheint in den flexionslosen Casus unter dem Schutze der enklitischen Partikel ca, wobei jedoch nicht der Palatal-Laut die Veranlassung zum AJ j , in Vorzug vor anderen Zischlauten ist, son- 20*
308 Bildung der Casus, 148. sehen Beispiele bedürfen hier keiner Erwähnung; vom Litaui- schen und Gothischen wählen wir die Stämme: 1. pdna m. Herr, g. vulfa m. Wolf, 1. ka, %.hvam. wer?, 1. gdra n. gut, ta n. dieses, g. doura n. Thor (skr. dvcira n.), tha n. das, dieses, 1. dswa f. Stute, g. gib6 £ Gabe (§.69), hv6 f. welche?, L genti m. Verwandter, g. gadti m. Fremder, i m. er, n. es, 1. awi f. Schaf (skr. dvi m. Schaf, f. Schafmutter, vgl. ovü, oi$)9 g. ansti £ Gnade, 1. sünii m. Sohn, g. sunu id., handu £ Hand, 1. plath n. breit (skr. prfu, gr. arkaru), g. faihu n. Vermögen, L dugant* *) m. wachsend, g. fijand m. Feind, 1. ahmen m. Stein, g. ahman m. Geist, naman n. Name, brothar m. Bruder, 1. dokter, g. dauhtar £ Tochter. Sanskrit §end Griech. Lat Lit Gothisch m. diva-8 aip6 ’) mro-5 equu-8 pdnarB vulf-t SEI. ka-8 k6 f) ka-e hva-i n. dana-m datf-m dwpo-v dönu^m gdra daur' n. ta-t ta-d TO ü-tu-d ta-d tha-ta £ divd hi?va *) equa Aiwa giba £ kd ka • • • • • hu6 m. pdti-8 paiti-9 äoti-; h09ti-8 genÜ-8 gaet-9 m. w £ priti-8 dfriti-8 TTopn-; turri-8 awi-8 anst-8 n. v4tri vairi idpi mare D. i-d irta m. Sdvanti bavainti3) s.§.121 dem vielmehr das vorhergehende a; denn vacas würde auch vor den oben (p. 279) erwähnten, dentalisch anfangenden enklitischen tl und thwd erscheinen, wenn dieselben Veranlassung hätten mit va4as in Verbindung zu treten. *) Diesen und andere consonantisch endigenden Stämme geben wir nur in denjenigen Casus, welche sich von späteren voealiseben Zusätzen rein erhalten haben. 1) Mit<fa: aspas4a, s. §. 135 Anm.3. 8) Mit 4a: hifedca L C. 3) Mit 4a: bavainti4a 1. c.
Accusaliv sg. §. 149. 309 Sanskrit Send Griech. Lat. Lit Gothisch m. sunti-s paiu-9 yc'xv-; pecu-9 9ünh-9 9unu^9 £ hanu-9 tanu-8 ysni-5 80CTU-9 handu-9 n. macTu macTu /ue'Su pecu platu faihu f. vadTu-9 • • • • • • • • • • m. £ gau-9 * *) gdu-s 5) M-8 £ nau-9 vaü-; £ vak 07T-; m. Saran baran-i ^pu>v feren-9 augän-9 fijcmd-9 m. dsmd aima6) &aipwv 9ermo akmu ahma n. nama nama ToXav nömen • • • • • namo ra. Srdtta brata 7) TTOLT^p frdter brotkar £ duhita dug'JTa •) STjyanjp mäter dukti dauhtar m. data data ’) SoTljp dator n. vdia9 vaco ,0) E7T0$ genu9 Accusativ. 149. Der Charakter des Accusativs ist m im Sanskrit, Send und Lateinischen; im Griechischen und Altpreufsisehen v, • (s. §. 18). Im Litauischen steht das im gegenwärtigen Sprachzustande verstummte Nasalzeichen, welches wir nach §.20. durch n umschreiben; daher ddwa-n deum = dfooa gegenüber dem altpreufs. deiwa-n, skr. devd-m *). Im Gothi- *) S. §. 122. ®) S. §. 123. 6) Mit 6a: asmdia S. §»135 Anm. 3 Schlufs. 7) Mit 6a: brdtdda 1. c. ®) Mit ca: dug- dd6a L c. 9) Mit 6a: ddtdca 1. c. 1 °) Mit 6a: va6a*6a 1.c. *) Ich verzichte jetzt, und zwar schon von S.274 an, auf die Unterscheidung des litauischen geschliffenen und gestobenen Tons, und bezeichne ohne Rücksicht auf diesen Unterschied, in Überein- stimmung mit Schleicher (Gramm, p. 11), den Ton der langen Vocale durch z, und den der kurzen durch \ obwohl ich diese Be- zeichnungsart nicht ganz billige; denn nimmt man mit Schleicher an, dafs es nur einen Accent im Litauischen gebe, so wäre es auch passend, denselben überall durch den Acutus auszudrücken und
310 Bildung der Casus. §. 149. sehen ist die Accusativ-Endung an Substantiven spurlos unter- gegangen, bei Pronominen der 3ten Person aber, den Artikel die Länge besonders, entweder durch das prosodische Längezeicben, oder durch * zu bezeichnen, also dea>a-s oder dlfra-s (gegen- über dem skr. oxytonirten dtvd-s Gott) und dagegen z.B. spilka-s Wolf (?), gruda-s ei n Korn (u), fürtvilka-s^ gruda-s; es gründet sich jedoch die Betonung kurzer Vocale durch den Gravis auf eine alte Gewohnheit (s. Ruhig bei Mielcke p. 11 f.), von der ich mich für jetzt nicht entfernen will. Wenn ich aber den geschliffenen Ton in diesem Buche von dem gestofsenen oder Acutus nicht unterscheide, so möchte ich doch die Existenz des ersteren nicht leugnen, und mache darauf aufmerksam, dafs auch das dem Li- tauischen zunächst verwandle Lettische swei Accente hat, den „ge- stoßenen” und „gehaltenen” oder „gezogenen”, deren Verwechse- lung nach Rosenberger (Formenlehre der Lettischen Sprache §.15) eia lettisches Ohr noch mehr verletzt und auch größere Misverständ- nisse veranlassen kann, als die unrichtige Aussprache einzelner Buch- staben. Der gezogene Ton kann auf kurzen wie auf langen Vocalen ruhten und es unterscheiden sich zuweilen zwei im Übrigen völlig gleichlautende Wörter sehr wesentlich in $krer Bedeutung, öderes gestalten sich dieselben Ittmtgruppen zu zwei ganz verschiedenen Wörtern, je nachdem sie mit gestobenem ödes gezogenem Tcj^e- sprochen werden: so heibt arels mit gdKoßenem Ton „er wird wälzen” und mit gezogenem „Teufel”; mit (mihi) mit gesto- ßenem Ton „tauschen”, mit gezogenem „treten”; deZs (dehli) mit gestoßenem Ton „Söhne”, mit gezogenem „Brett”. Es er- innert dies an das Verfahren, wornach das Chinesische durch seine verschiedenen Betonungsarten aus einer und derselben einsylbigen Lautgruppe sehr verschiedene Wörter macht, die unter sich nichts gemein haben. Es kommen aber auch nicht selten im Lettischen die beiden Betonungsarten in einer und derselben Wurzel vor; es hat z. B. mir sterben (= skr. mar, mj-, lat mor) im Infinitiv mir-t den gezogenen oder gehaltenen Ton, und im Praesens mir-rtu den ge- stoßenen (Rosenb. p. 19). Über die Art, wie der gezogene oder gehaltene Ton von dem gestoßenen oder Acutus sich unterscheidet, bemerkt Rosenberger (p. 17 Anm.) bloß, dafs er ungefähr so aus- gesprochen werde, wie man in Kurland die Familiennamen: Behr, Bär, Hahn ausspreche. Auch ohne zu wissen, wie die Kurländer
Accusativ sg, §. 149. 311 mitbegriffen, so wie bei starken, d. h. mit einem Pron. verbundenen Adjectiven (s. §. 287 f.) hat sich dieselbe, ebenso wie im Hochdeutschen (bis heute) behauptet, doch nur an Masculinen, während das Femininum auch in diesen Wort- klassen auf die Casusbezeichnung verzichtet hat. Das ur- sprüngliche m hat sich in n verwandelt, und diesem ist, gleichsam zu seinem Schutze (s. §. 18) ein a zur Seite ge- treten; daher goth. tha-na den, diesen = skr. ta-m, alt- preufs. sta-n, sto-n, lit. ta-ri =* ta, griech. to-v, lat ü-fo-m; dagegen im Fern, thß fiir skr. td-rn., dor. ra-v, altpreufs. sta-n, sto-n, lit. to-n «= ta, lat. is-ta-m. Das Hochdeutsche i bat den vocalischen Zusatz der goth. Accusativ-Endung wie- der fallen lassen; dafs es ihn aber früher gehabt habe, ist kaum zu bezweifeln, weil sonst der schliefsende Nasal, wie die deutschen Familiennamen aussprechen, kann man doch aus dieser Vergleichung soviel entnehmen, dafs der gezogene Ton des Letti- schen nicht blofs wie der Acutus die Bestimmung hat, die Tonsylbe mehrsylbiger Wörter hervorzuheben und einsylbige selbständige Wörter von tonlosen Encliticis zu unterscheiden, sondern auch, wie die chinesischen Tonarten, eine besondere Modulation der Stimme ansudeuten. — Um aber wieder zum Litauischen zurückzukeh- ren, so habe ich noch su bemerken, dafs ich die Qualität der e-Laute, — Kurschafs helles und dumpfes e — nicht unterscheide, sondern nur die Länge und den Accent berücksichtige, indem ich e, sowohl für helles als für dumpfes e, wo es tonlos ist, schreibe, und dagegen 2 fiir jedes betonte kurze, und e oder e für helles und dum- pfes langes e setze, je nachdem es betont ist oder nicht. Etymolo- gisch kann e sowohl sanskritisches 2 (= ai), als d vertreten. So lange es aber noch an einem die Quantität und die Tonsylbe genau bezeichnenden Wörterbucbe fehlt, können dieselben auch bei Wort- vergleichungen, sowohl bei den e-Lauten als bei andern Vocalen, nicht überall angegeben werden. So habe ich früher dem skr. das litauische sunü-s gegenübergestellt, aber erst durch Kurscbat’s Beiträge (Königsberg 1849) H, p. 106 erfahren, dafs das erste u lang ist (sunu-s), und dafs somit das Ganze dem skr. Schwe- sterwort sowohl im Laut als in der Betonung auf das genaueste ent- spricht.
312 Bildung dtp Casus. §. 149. im Gen. pl. und in der Isten P. sg. des Conjunct. höchst wahrscheinlich unterdrückt worden wäre (vgl. §. 18 und 92 p. 157 f.) Man vergleiche das ahd. wi ihn mit dem goth. i-na und altlat. i-m. Darin behauptet das Hochdeutsche einen Vorzug vor dem Gothischen, dafs es den Accusativ- Charakter auch an Substantiven nicht ganz hat untergehen lassen, sondern ihn im Alt- und Mhd. an männlichen Eigen- namen noch standhaft geschützt hat; z. B. ahd. hluodo- wiga-n, hartmuota-n, petruea-n\ mhd. swnde-n, parzifdle-n, jöhannese-n. Selbst im Nhd. sind Aeeusative wie Wilhelme^ Ludwige-n noch gestattet; wenngleich veraltet (s. Grimm p.767, 770, 773). Aufser bei Eigennamen hat sich im Ahd. •auch das Casuszeichen n noch an den Substantiven kot Gott» truhtin Herr, fater Vater und man Mensch, Mann be- hauptet, daher kota-n, truhtina-n, truhtine-n, fatera-n *), man- na-n, wobei zu beachten, dafs dies mit Ausnahme von manna-n sämmtlich Wörter sind, die mit Ehrfurcht ge- sprochen werden, woraus sich das längere Beharren an der alten Form erklären läfst. Hinsichtlich der Form manna-n ist zu berücksichtigen, dafs das Gothische sowohl einen Stamm mona, als einen erweiterten Stamm mannan besitzt, letzteres zugleich Accusativ, womit man das ahd. mannan identificiren könnte, so dafs also das schließende n hier Stammhaft wäre. Wie dem aber auch sei, so möchte ich nicht sagen, dafs die Aeeusative auf n der Eigennamen und der Benennungen von Gott, Herr und Vater eigentlich der Adjectiv-Declination angehören, da von ältester Zeit her in unserem Sprachstamm den Substantiven ebenso wie den Pronominen und Adjectiven ein Nasal im Accus. masc. und fern, (bei a-Stämmen auch im Neutrum) zukommt, so dafs es nicht befremden kann, wenn einige gleichsam priviligirte *) Ich theile faitra-n^ nicht fater-an analog dem skr. pitdr-am, weil anzunebmen, dals dieses Wort im Ahd. in den meisten Casus durch einen vocalischen Zusatz zur ersten starken Declination über- gegangen sei.
Accusativ sg. §• 150. 151. 313 Wörter, und eine ganze Wortklasse (die Eigennamen) die alte Erbschaft bewahrt haben. — Erwähnung verdient hier noch, dafs im Send die Stämme auf ya und eo, wie bereits bemerkt worden (§. 42 p. 73), diese Sylben vor dem Accu- sativcharakter m zu i und u zusammenziehen. Ziemlich ähn- lich verfährt das Gothische bei Substantivstämmen aufyo, ra, indem es z.B. aus den Stämmen harja Heer, hairdja Hirt, thiva Knecht, die Accusative hari, hairdi, thiu (gegen law (p. 279) bildet; dagegen schützt dasselbe vor der er- haltenen Casus-Endung na das schliefsende a des Stammes, daher midja-na medium (adj.), qviva-na vivum, wie im Skr. mdd'ya-m, ytva-m. 150. Consonantisch endigende Stämme setzen im Sans- krit, Send und Lateinischen dem Casuszeichen m einen Binde- vocal vor, nämlich a im Sanskrit, im Send und Latei- nischen; daher z.B. skr. 6rdtar-a-m, send. lat. frätr-e-m. Das Griechische hat hinter dem als Binde- vocal angefügten a den wirklichen Casus-Charakter aufge- geben, daher z.B. (ftpoyr-a gegen skr. Birant-a-m, send. barant-&-m, lat. ferent-e-m. 151. Einsylbige Wörter auf i, 4 und du, setzen im Sanskrit, gleich den consonantiscben Stämmen, am statt des blofsen m als Accusativ-Endung, wahrscheinlich um auf diesem Wege zur Mehrsylbigkeit zu gelangen. So bilden Et Furcht und ndu Schiff nicht ndu-m — wie das Griechische vav-y erwarten liefse — sondern Biy-am, nav-am. Hierzu stimmen die griechischen Stämme auf ru, indem diese E-a, aus ef-ä, fiir ev-v setzen; z. B. ßowiX£(F)a für ßfiuriXfv-v. Es ist aber Unrecht, wenn man im Lateinischen em als die wahre, ursprünglich einzige Accusativ-Endung ansehen will, und für lupu-m, hora-m, fructu-m, die-m ein älteres lupo-em, hora-em, fructu-em, diesem verlangt. Dafs der blofse Nasal zur Bezeichnung des Accusativs hinreichte, und ein vorlau- fender Vocal nur aus Noth beigegeben wurde, dies beweist die Geschichte unseres ganzen Sprachstammes, und würde sich ohne Sanskrit und Send durch das Griechische, Litauische,
314 Bildung der Casus. §. 152. Altpreufsische und Gothische schon hinlänglich begründen lassen. Das lateinische em im Acc. 3. Ded. ist von doppelter Art, einmal gehört das e zum Stamme und steht wie in unzähligen Fällen für i, und e-m von igne-m (skr. agni-m) steht dann dem indischen t-m, sendischen t-m, griechischen i-y, altpreufs. i-n (aeti-n rem), lit. £-n, gothischen i-na (von ina ihn) gegenüber. Ausnahmsweise hat sich, doch in echt lateinischen Wörtern nur bei Femininen, denen der s-Laut besonders zusagt * **)), das stammbafte i unverändert behauptet, in Formen wie 8iti~m, tuui-m, Tiberi-m, Albi-m, Hiepali^m. Im Accus. consonantisch endigender Stämme entspricht das e von e-m dem indischen a, daher ped-em = skr. pdd-am, gr. 7rcd-a(y); so auch in den in ihrer Art einzigen Formen grünem, su-em (von gru, su), welche schön zu sanskritischen Accusativen wie Buv-am (euphonisch für Bv-am) von 6u, nom. Eü-8 terra, stimmen. So auch im Genitiv gru-ü, 8u~ü gegenüber den sanskritischen Genitiven wie Buv-ds. Offenbar ist im Lateinischen die Einsilbigkeit der Stämme yru, 8U *’) Veranlassung, dafs sie nicht der vierten Deel, folgen, wie im Sanskrit der Declinations - Unterschied der Stämme wie ffd, Bi von solchen wie vad'u, nadt auf der Sylbenzahl beruht. 152. Die sanskritischen und sendischen Ncutralstämme auf a und ihre Verwandten im Griech., Lateinischen und Altpreufsisehen, setzen wie die beiden natürlichen Geschlech- ter einen Nasal zum Zeichen des Accusativs, und fuhren dieses weniger persönliche, weniger lebendige, und daher zu dem Accusativ wie für das Neutrum schon zum Nominativ geeignete Zeichen, auch in den Nominativ ein; daher z. B. skr. eayana-m, send. iayanf-m Lager; so im Lateini- schen und Griechischen domt-m, äwpe-v, im Prcufs. kawyda-n *) S. §§.11$. 131. p;269. **) Vgl.gr. (TU-£> u-$, ahd. sü Sau, skr. am Ende von Coinpp. die gebärende. Im Acc. stimmt su-em zu süv-am, im Gen. su-is zu suv-äs.
dccusatiü tg. §. 152. 315 was? billito-n gesagtes (s. „Über die Sprache der alten Preufsen” p. 25). — Alle anderen Substantiv- und Adjectiy- stämme bleiben, mit wenigen Ausnahmen im Lateinischen, im Nomin. und Accusativ ohne Casuscharakter, und setzen den nackten Stamm, der aber im Lateinischen ein schlie- fsendes t durch das verwandte e ersetzt; so entspricht more für mari dem skr. vd'ri Wasser. Das Griechische läfst gleich dem Sanskrit, Send und Altpreufs. das i unverändert — äpt-S, Ä/w, wie im Sanskrit iuii-8^ iu6i rein, im Altpreufs. artow, arm wahr. Beispiele neutraler u-Stämme, die zu- gleich die Stelle des Nom. und Accus. vertreten, sind im Skr. mä&u Honig, Wein, diru Thräne, svadi süfs; im Send vohu Reichthum (skr. vdsu); im Gr. p&u, daxpv, ^5; im Lat. jpccd, genü, im Gothischen faihu Vermögen (ursprünglich Vieh), hardu hartes; im Lit. 8aldii süfses; im Altpreufs. pecku Vieh- Die Länge des u im Latei- nischen ist unorganisch und wahrscheinlich aus den obli- quen Casus, wo die Länge aus den unterdrückten Casus- Endungen sich erklärt, in den Nom. Acc. Voc. übergegangen. Wenn schliefsendes u im Lateinischen immer lang ist, so ist wohl auch immer ein Grund zu dieser Länge vorhanden; beim Ablativ z. B. erklärt sich die Länge des ursprünglich kurzen u als Ersatz des weggefallenen Casuszeichens d, wo- durch auch das 6 der 2. Deel, lang wird. Die ursprüng- liche Kürze des u der vierten Declination erkennt man übri- gens aus dem Dativ pl. ü-bu8. — Das $ in gr. Wörtern wie ist bereits in §. 128 als dem Stamme an- gehörend erklärt worden; so verhält es sich mit dem latei- nischen s in Neutris wie genus, corpus, gravius; es ist die ältere Gestalt des r der obliquen Casus wie gener-ü^ corpo- r-ig) gravi6r-i8 (s. §. 127). — Auch das ; neutraler Stämme auf t, z. B. in tetxx|)o;5 sehe ich nicht als Casuszeichen, sondern als Verwechslung mit r an, welches am Ende nicht geduldet, sondern entweder abgeworfen Trpaypa) oder mit dem verwandten g* vertauscht wird, wie z. B. in ?rpo$
316 Bildung der Caeus. §. 152. aus Trpori, skr. prdti9). — Im Lateinischen ist es als eine Verirrung des Sprachgeistes anzusehen, dafs die meisten mit *) Za dieser Ansicht, welche ich schon in meiner Abhandlung „Über einige Demonstrativstämme und ihren Zusammenhang mit verschiede- nen Praeposilionen und Conjunctionen” (Berlin 1830 bei Dümmler) p.4-6 entwickelt habe, stimmt im Wesentlichen, was seitdem Har- tung in seinem schätzbaren Werke „Über die Casus” S. 152 ff. über diesen Gegenstand gesagt hat, wo auch das p von aus T erklärt wird. Das Sanskrit scheint aber dem p von fyraq einen anderen Ur- sprung nachzuweisen, denn zu t (aus ydkart) Leber (ebenfalb Neutrum) stimmt sowohl jecur wie qirag — durch den gewöhnlichen Wechsel zwischen k und p — und beide verdanken ihm ihr r, wie v\iraT-o$ sein T. H^rar-os sollte sprapr-o? lauten» für skr. ydkrt-as ausydkart-as. — Ein Nebenthema von ydkft ist ydkan^ woraus die schwachen Casus gebildet werden können, z. B. der Genit ydkn-a* neben jdA,r/-4M. — Analog mitjdAr/ gebt im Sanskrit nur noch sakpt Mist, Gen. j akrtas oder jaknai, dessen Wurzel (mit verlorenem Verbum) jfjqj /ak, aus kak, zu sein scheint, womit man das lat. caco, gr. xaxxaw, lit eiku „caco”, Irland, cac „animal excrements”, cneocib „dirty, filthy”, cachaim „I go to stool”, seachraith ,,filtb, dirt” ver- gleichen möge. Der Zischlaut der letztgenannten Form scheint wie der von akrt, jedoch unabhängig vom Sanskrit, aus k ent- standen zu sein. Wenn aber ^7r«p Tür >)7raT, und vjTraroc für ^7rapro$ steht, so soll daraus nicht gefolgert werden, dafs bei allen analogen Formen, unter andern z. B. bei (ppeap, (ppear- o$, siSktp, sföaro-$ (s. Kuhn, Zeitschr. II. 143) in den flexionslosen Casus ein schliefsen- des T und in den übrigen ein p vor dem r verloren gegangen set Wenn aber das p, z. B. von <j>QEaq in seinem Ursprung identisch ist mit dem r von so erklärt es sich, wie mir scheint, am besten als Entartung eines wie in den oben (p. 42) erwähnten Dialekt- formen, also ipgeag aus (ßqeag für ^pear, wie xepa? aus x/par; TTSipap aus dem wirklich vorhandenen Treipa? (neben Trepas). In einzelnen Fällen mag auch das r der obliquen Casus aus einem älte- ren (T entstanden sein, wofür der Umstand spricht, dafs die Formen auf ap, ar-oc zum Theil Abstracta sind und somit als ursprünglich identisch mit denen auf o^, e((7)-oc für skr. as, as-as (s. §. 128) be- trachtet werden können; also &ap, aus Äeajos, woraus
Accusaliv sg, §. 153. 317 einem Contonanten endigenden Adjectivstämme das Nomi- nativzeichen 8 der beiden natürlichen Geschlechter im Neu- trum beibehalten, und, als gehörte es zum Stamme in die- sem Genus auch auf den Accusativ ausdehnen, wie capac-8, feUc-8, 8oter(t)-a, aman(t)-8. Überhaupt ist im Lateinischen bei consonantischen Stämmen das Gefühl für die Geschlechts- Unterscheidung sehr abgestumpft, da auch das Femin. vom Mascul., gegen das vom Sanskrit, Send, Griechischen und Gothischen befolgte Princip, nicht mehr unterschieden wird. 153. Den gothischen Substantiven fehlt bei Neutren wie bei Masculinen das Casuszeichen m, und die Neutral- stlmme auf a stehen daher auf gleicher Stufe mit den t- und consonantischen Stämmen der verwandten Sprachen, dadurch, dafs sie im Nomin. und Accus. ohne alle Fle- xion sind. Man vergleiche in Ansehung der Gestalt dieser Casus daur(a) mit dem gleichbedeutenden skr. dvara-m. Neutrale Substantive auf i gibt es im Gothischen nicht, mit Ausnahme des Numeralstammes thri (s. §.310) und Prono- minalstammes i (§. 362). Dagegen gewinnen die substantiven Stämme auf ja durch Unterdrückung des a im Nom. und Accus. sing. (vgl. §. 135) in diesen Casus das Ansehen von »-Stämmen, z. B. vom Stamme reikja Reich (skr. rtfjya ebenfalls Neutrum) kommt in den genannten Casus reiü, gegenüber dem skr. ragya-m. Das Fehlen neutraler »-Stämme bei germanischen Substantiven und Adjectiven ist um so weniger befremdend, als auch in dem verwandten Sanskrit, Send und Griechischen der entsprechende Ausgang im Neu- tram nicht sehr häufig ist. — Im Litauischen ist das Neutrum bei Substantiven ganz ausgestorben und hat nur bei Pro- nominen und Adjectiven, wo letztere auf Pronomina bezo- gen werden, eine Spur zurückgelassen. Adjectiv-Stämme Such Äeos, (&£(a,)-o?). Dagegen gehört das in seiner Art einzige Femininum SagtaQTOG offenbar einem Stamme bdjaxigT an, wozu sich bagLag ungefähr so verhält wie im Lateini- schen cor zum Stamme cord = skr. h?d aus hard.
318 Bildung der Casus. §. 154. auf u haben in diesem Falle den Nom. und Ade. sing., im Einklang mit den verwandten Sprachen, ohne Catuszeichdn; z.B. darkä häfslich steht als Nom. utid Acc. neut. dem männlichen Nom. darku-8, Acc. ddrku-n gegenüber. Dieser Analogie folgen aber im Litauischen auch die Adjeetiv-Stämme auf a, und so steht z.B. gira gutes als Nom. und Ace. gegenüber den männlichen, mit Casuszeichen versehenen Formen, y^ra-s, gira-n. 154. Es fragt sich ob das m als Zeichen des Nom. und Acc. der Neutra (vom Vocativ ist es im Skr. und Send ausgeschlossen) ursprünglich nicht blofs auf die a-Stämme beschränkt war, sondern auch den t- und «-Stämmen sich anfugte, so dafs man im Skr. für t>art ursprünglich odrs-m, für mddw madu-m gesagt hätte? Ich möchte das ursprüng- liche Vorhandensein solcher Formen nicht leugnen; denn warum sollten die a-Stämme allein das Bedürfnifs gefÜHt haben, den Nomin. und Accus. der Neutra nicht ohne ein Verhältnifs- oder Persönlichkeits-Zeichen zu lassen? Wahr- scheinlicher ist es, dafs die a-Stämme nur fester an der einmal angenommenen Endung hafteten, weil sie bei weitem die zahlreichsten sind, und somit der Zerstörung der Zeit durch eine gröfsere Macht der Analogie stärkeren Wider- stand leisten konnten, auf dieselbe Weise, wie das Verbum subst., ebenfalls wegen seines häufigen Gebrauchs, die Ur- flexion weniger in Vergessenheit gerathen liefs, und im Ger- manischen manche Erzeugnisse der ältesten Periode unseres Sprachstammes bis auf unsere Zeit überliefert hat; z. B. den Nasal zur Bezeichnung der ersten Person in ahd. skr. ffavd-mt. Im Sanskrit fehlt es nicht an einem, wenn gleich ganz vereinzelt dastehenden Beispiel eines m als Nominativzeichen eines t-Stammes; und zwar kommt diese Form in der Pronominal-Declination vor, die überall am längsten den Überlieferungen der Vorzeit getreu bleibt. Ich meine die Interrogativform ki-m was? vom Stamme At, der wohl auch ein ki-t im Sanskrit gezeugt haben mag, das im lateinischen qui-d erhalten ist, und welches ich auch
Acciuativ sg. §. 155. 156. 319 in dem skr. Eöcliticum cit, erweicht aus ki-t, wieder erkenne. Sonst kommen im Skr. i- oder u-Stämme von Pronominen im Nom. Acc. neut. nicht vor, denn amu jener substitqirt adds9 und i dieser verbindet sich mit dam (idam dieses). Uber das ursprüngliche Verfahren der consonantischen Stämme, im Nom. Accus. der Neutra, gibt die Pronominal- Declination keinen Aufschlufs, da alle Grundformen der Pro- nomina auf Vocale, und «war meistens auf a ausgehen. 155. Pronominalstämme auf a setzen im Sanskrit im Send EL d als Flexion des Nom. und Acc. neut. Das Gothische setzt, wie im Accus. masc. na für m oder n, so hier ta für blofses tf, und überträgt diese wie andere Eigen- heiten der Pronomina!-Declination, gleich den übrigen ger- manischen Dialekten, auch auf die ^adjectiven a-Stämme, x.B. blindata coecum, midja-ta medium*). Das 'Hoch- deutsche setzt in der älteren Periode z statt des gothischen f (§. 87), in der neuesten s. Der Pronominalstamm i (spä- ter e) folgt im Germanischen, wie im Lateinischen, der Ana- logie der alten a-Stämme, und das Lateinische setzt, wie im alten Ablativ, d statt t. Das Griechische mufste alle t-Laute am Ende aufgeben (§.86.2)); der Unterschied der pronominalen von der gewöhnlichen o-Declination besteht also in dieser Beziehung blofs in der Abwesenheit aller Fle- xion; aus diesem Unterschiede und dem Zeugnifs der ver- wandten Sprachen erkennt man aber auch, dafs z. B. to ur- sprünglich tgt oder rod gelautet habe, denn ein tov wäre wie im männlichen Accus. unverändert geblieben. Vielleicht haben wir einen Überrest einer Neutral-Flexion t in orn, so dafs ot-ti zu theilen wäre, und also das doppelte r in die- ser Form, eben so wenig als das doppelte er in Formen wie opEa-tri (§.128) einen blofs metrischen Grund hätte (Butt- mann p. 85). 156. Den Ursprung des neutralen Casuszeichens t fin- den wir in dem Pronominalstamm ff ta er, dieser (gr. to, *) Über den Grund dieser Erscheinung s. §. 287 f.
320 BiUttng der Casus. §. 157. goth. 4a eU.), und einen, überzeugenden Beweis für die Richtigkeit dieser Erklärung darin» dafs cTcl_ ta-t es, die- ses mit H er» dieser, und HT *d sie« diese, in dem- selben Gegensätze in Ansehung des Stammes stebt, wie t als neutrales Casuszeichen mit dem nominativen 9 männ- licher und weiblicher Nomina (§. 134). Auch das m des Accusativs, welches die Neutra schon im Nominat. setzen, ist, wie ich nicht zweifle, von pronominalem Ursprung; und es ist merkwürdig, dafs die zusammengesetzten Pronominal- stämme t-md dieser, dieses und a-mti jener, jenes (fern, ima, amu) eben so wenig als ta, td im Nom. masc. und fern, vorkommen, sondern das Sanskrit substituirt dem Stamme amu im Nom. masc. und fern. sg. die Form asdu, deren a also zum m vpn amii-m illum, amu-sya illius und andern obliquen Casus in demselben Verhältnisse steht, wie unter den Casusendungen das Zeichen des männlich-weiblichen Nominativs zum m des Accusativs und neutralen Nominativs. Auch heilst im Send imad dieses (Nom. Acc.), aber nicht imö dieser, sondern aem (aus 3937^ aydm, s. p. 72 Anm.*|-) und im (aus iyam) diese. Vom Griech. berücksichtige man den nur im Accus. vorkommenden Pronominalstamm pi, welcher sieh in Ansehung seines Vocals zu H ma (in dem zusammengesetzten Stamm t-md) ver- hält, wie T3TH. ki-m was? zu ka-8 wer? Die gothische neutrale Endung ta stimmt in Ansehung der Lautverschiebung (§. 86) zum lateinischen d (id, istud)\ dieses lat d aber scheint mir eine Herabsinkung vom älteren t, wie z. B. das b von ab aus dem p des verwandten Jiq dpa, ino hervorgegan- gen ist, und das d der altlateinischen Ablative (§. 181) auf das skr. t sich stützt. 157. Dem oben erwähnten skr. ta-t, send, ta-d, goth. tha-ta. gr. to steht im Litauischen tai (dieses) gegen- über, und ich glaube jetzt, in Abweichung von meiner frühe- ren Ansicht (erste Ausg. p. 185) in dessen t-Laut die Ver- schmelzung eines t- Lauts zu erkennen, in derselben Weise, wie wir im Ossetischen den Vocal i als Vertreter von t und 9
Acciuath 9g. §. 187. 321 erkannt haben (s. p. 120). Auch fehlt es dem Litauischen nicht an Formen, wo i die Stelle eines ursprünglichen 9 einnimmt; sie finden sich in der 2ten P. sg. des Aorists, wo a dem skr. a-s gegenübersteht, z. B. in tukdi du drehtest als Analogon sanskritischer Aoriste wie die*das du wufs* test. Hiervon später mehr; hier aber erinnere ich noch an eine ähnliche Erscheinung1 in einer nicht zum indo-europäi- schen Stamme gehörenden Sprache, nämlich im Tibetanischen, wo z.B., worauf Böhtlingk aufmerksam macht*), zwar lat geschrieben wird, dieses aber wie lai gesprochen wird. — Das Altpreufsische hat bei den Pronominal-Neutren den schliefsenden l-Laut ganz schwinden lassen, daher ata das, dieses, ka was?; letzteres = v4d. send, kad. Die im §. 148 erwähnten Wörter bilden im Accusativ: Sanskrit Send Griech. Lat Lit Goth. m. ddoa-m aipt-m Ttttto-v equu-m p6na-n m. £a-m ki-m ..... ka-n Äoa-na n. dana-m dätf-m iiSpo-v ddnu-m gdra daur' n. ta-t ta-d f TO ü-tu-d tard tha-ta £ ddva-m hifva-nm equa-m ddwarn giba £ id-m ka-Am • • • • • W) m. pati-m paiti-m 7roat-y horte-m genä-n gart m. •••••• irm ..... i*na £ priti-m afriti-m Tropri-y turri-m duoirn ant£ n. vari vairi tipi mare n. i-d i-ta *) Beiträge sur russischen Grammatik, Bull, hist-philol. der St Petersburger Akad. T. VIIL ’) Man sollte ho6-na^ oder, mit Verkürzung des Stammes, hoa~na erwarten, was dem Masc. gleich wäre. In Ansehung der verlorenen Casusendung berücksichtige man, dafs überhaupt die Feminina weni- ger standhaft in Überlieferung der alten Flexionen sind (vgl. §. 136). Was schon das Sanskrit im Nominativ sich sn Schulden kommen lälst, indem es kd fiir kA-s setzt (§. 137), thut das Gothische, auf die- sem Wege der Zerstörung weiter gehend, auch im Accusativ. L 21
322 Bildung der Casue. §• 158. Sanskrit Snd Griech. Lat UL Geth. £ Bdvanti-m bavainti-i* ••••• •••• m. padü-m vixv-v JMCU-fl» admc-s mmms £ ^dnts-m tanü-m ytw-v tocnMn Aandn n. madu madu fdäv ptcd platd Jaak* £ oaduz-m xnX jd-m f) jra-iim ßov-v 9 bov-n* £ ftde-am MV-* • e ’e e • • •••• ••••• £ vd^-am ...... 4F oir-a odo-em m. bdrant-am bardnt-dm (pfyorr-a, /eren^em m. ddmdn-am adman-dm 8ermö*-ei* aftmcM n. Mdma nama raXav ndmoi •.... «amd m. Jrcftar-an» brät ar-im wrtp-a, frdtr-em brbdwr £ du^itdr-am du^ear-An^v)xaip-amdtr-«m ..... dnddor m. dat ar-am ddtdr-fm iorf[p-a datdr-m....... n. vdcat va66’) sttos genut ............. Instrumentalis. 158. Der Instrumentalis wird im Sanskrit durch d be- zeichnet, und diese Flexion ist, wie ich glaube, eine Ver- längerung des Pronominalstamms a und identisch mit der aus diesem Pronomen entsprungenen Praeposition d an, hin, bis. Im Send erscheint das Casuszeicben in der Regel verkürzt (s. §. 118), selbst da, wo diese Endung mit einem vorhergehenden «v a des Stammes in Eins zerflossen ist, so dafs in diesem Falle die Grundform und der Instrumentalis völlig gleich sind; z.B. fauda mit Willen, a$auda ohne Willen (V. S. p.12), slcyautna actione, kommt oft vor; ana durch die- sen, paiti-bdrdta allevato. Nur bei einsilbigen Stämmen auf a zeigt sich im Instr. ein lan- ges d; so «Mt” q'd proprio (V.S.p.46) von dem Stamme ja (skr. Cof eva §. 35). Im Sanskrit wird den mit kurzen Vocalen endigenden Stämmen gen. masc. und fern. *) Aus f s. §. 122. 9) Mit cf«; v«cf«/cfa.
Imlrumenlalu ig. §. 159. 323 ein euphonisches n beigefiigt, ein schliefsendes a aber, wie in mehreren anderen Casus, in $ umgewandelt, und, wie ich glaube, durch den Einflufs dieser Stammbescbwerung das d des Casussuffixes verkürzt; daher z. B. agni-n-d, vctri-n-d (s. §. 17**.), sdnti-n-d, mddu-n-d; von diva etc. Die Vida’s zeigen aber noeh Überreste von Bildungen ohne euphonisches n, wie z. B. mahitvd' aus mahitva-d von mahitvd Gröfse, mahitvand! von ?na- hitvand id., ersatecf von vrs'atvd Regen, 8vdpnay-d (aus 8vapne-dy s. p.295) von svdpna Schlaf, uru-y-d fiir urti-n-d von urti grofs, mit euphonischem Qjj (§. 43), prabahav-a von prabdhu aus 6aAuArm mitderPraep. pra, madv-a von mdcfo n. Honig. Zur Veda-Form tvapnayd liefert die gewöhnliche Sprache Analoga durch mdyd durch mich und tvdyd durch dich, von den Stämmen ma und deren a in diesem Casus wie im Locat. in 4 übergeht. Auch aus pati m. Herr, und saJti m. Freund bildet die gewöhnliche Sprache Instrumentale ohne eingesebobenes n, nämlich paty-a, 8aKy-d9>). Feminina lassen niemals ein euphonisches n zu, allein d geht wie vor einigen anderen vocalischen Endungen in e über, d. h. es mischt sich ein i bei, und d verkürzt sich zu $T a (s. p. 295); daher divay-d (aus divi+d). Das Send folgt hierin der Analogie des Sanskrit. 159. Da i im Goth, nach §. 69.2) eben so wie 6 die Stelle des d vertritt, so entsprechen die von Grimm (p, 790 und 798) als Instrumentale aufgefafsten Formen the, Äw, von dem Demonstrativstamm tha und dem interrogativen foo, sehr merkwürdig den sendischen Instrumentalen wie qd vom Stamme qa und dem vedischen tvd durch dich. Wir müssen aber auch noch svi in das Ge- biet der am treusten erhaltenen Instrumentalformen ziehen; *) Am Ende von Compositen folgt pdH in allen Casus der regelmäßigen Declin., gelegentlich auch im einfachenZustande, daher pdti-n-d (Nal. 17. 4l).
324 Bildung dtr Casus. §. 160. dabei ist aus sva, auch in Ansehung des Stammes mit q a, aus ja, verwandt *). Die Bedeutung von wi ist „wie” (as), und das im Hochdeutschen aus wa oder wt her- vorgegangene s6 (auch auo =»= wo) bedeutet sowohl wie als so etc. Die Casusverhältnisse die durch wie und so aus- gedrückt werden sind aber echt instrumentalisch ** ***)). — Die angelsächsische Form für sve ist wd9 wobei das Colorit des sendischen q'd am treuesten erhalten ist. Das gothische sva so ist« seiner Form nach, blofs die Verkürzung von 9t>$, da a die Kürze sowohl von i als von 6 ist; durch diese Verkürzung ist aber sva identisch mit seinem Thema geworden, eben so wie z.B. ana im Send nach §.158 von seinem Thema nicht unterschieden ist. 160. Dem gothischen the und M entsprechen, abge- sehen vom Stamme, im Althochdeutschen die Formen dis, Awus *•’). Auch hat sich von einem Demonstrativ-Stamme hi die Form Atw in der Composition hiutu für hiu-tagu (an diesem Tage, heute, s. Grimm S.794) erhalten, obwohl die Bedeutung hier eigentlich locativ ist. Das Gothische bat dafür den Dativ himma-daga (s. §. 396). — Auch an Sub- stantiv- und Adjectivstämmen masc. neutr. auf a und i hat diese Endung u sich behauptet, wenngleich nur in spar- samem Gebrauch, vorzüglich nach der Praep. mit, z. B. md *) S. §. 35. Grimms Vermuthungeu über die Formen spa und sv£ (UI. 43) scheinen mir unhaltbar, auch ist eine Erklärung dieser Formen ohne die Vermittelung des Sanskrit und Send unmöglich Mehr hierüber bei den Pronominen. **) Wenn man wie als „durch welches Mittel, auf welche Art oder Weise”, und „so” als „durch dieses Mittel, auf diese Art” auffabt In jedem Falle gibt es unter den acht Casus der Sanskritsprache kei- nen, der geeigneter wäre an dem Relativ und Demonstrativ die Be- deutungen wie und so auszudräcken. ***) Vielleicht dju, hspju zu sprechen (s. §.86.4.). Der Stamm des ersteren entspricht dem skr. tjra (§. 355), wovon man nach v&disch-sepdischem Prinzip einen Instrument / jd zu erwarten hätte. Über den Stamm von hwiu (huiu) s. §. 388.
Instrumentalis tg. §. 160. 325 Mu mit Eid, mit wortu mit Wort, mit cuatu mit gu- tem, mit katt-u mit Gast; von den Stämmen eidd, worta, cuota, kasti (mit Umlaut ke*t%). Hierbei ist es wichtig zu bemerken, dafs der Instr. im Skr. sehr häufig, und zwar meistens für sich allein, gelegentlich aber auch-in Gemein- schaft mit der Praep. 8 aha mit, das sociative Verhältnifs ausdrückt. — Was das formelle Verhältnifs der althoch- deutschen Formen wie kast-u (für kasti-u oder kesti-u) zu solchen wie wortu anbelangt, so ist zu beachten, dafs in ersteren das u ganz der Casusbezeichnung angehört, und dem skr. d und sendischen, aus a gekürzten, a von t|r£H pdty-a (aus pdti-d), patay-a, aus pdti, paiti Herr, entspricht. Das schliefsende i des Stammes wird im Althochd. unterdrückt, wie nach Willkür im Genitiv pL, wo nach Verschiedenheit der Quellen sowohl kesti-o — oder mit e für s, keste-o —als kest-o vorkommt, wobei jedoch der Umlaut der letztgenannten Form auf das frühere Dasein eines i oder j hinweist. Merkwürdig ist die Form hiu (von Ans -tu heute, an diesem Tage), wo, wie mir scheint, die Einsilbigkeit des Stammes hi dazu beigetragen hat, dafs sein Vocal vor der Instrumental-Endung sich nicht hat ver- drängen lassen. — Das u der Formen wie eidu, wortu, awortu (jnit swertu mit Schwert, vom Stamme swerta) fasse ich als Vereinigung des Endvocals des Stammes aufa und des a der Casus-Endung; d. b. das Jü d (aus a-f-d) vediscber Formen wie 41^roll mahitvd! aus mahitva~d, hat sich zuerst wie im Send gekürzt und von da zu u ge- schwächt*). *) Für lang kann ich,.gegen Grimms Meinung, das instrumen- tale «, auch abgesehen von seiner Entstehung aus kurzem a, nicht gelten lassen; denn erstens erscheint es bei Notker an den Prono- minalformen diu etc. nicht circumflectirt (andere Instrumentale der Art kommen bei ihm nicht vor); zweitens wird es, wie andere kurze a, mit o vertauscht (§. 77), daher z. B. Mo, weo (neben Mu), Mo-Hb; drittens kann die Länge dieses u aus den gothischen Formen M,
326 Bildung der Cutu*. §• 161. 162. 161. Das Litauische stimmt im Instrumentalis seiner männlichen o-Stamme insofern zum Althochdeutschen, als es ebenfalls ein kurzes u statt des, aus der Vereinigung des Stammhaften a und des ursprünglichen a-Lauts der Endung, zu erwartenden langen d zeigt; daher z. B. deuA gegenüber dem vedischen deva* *) und sendischen daiva. Die litauischen weiblichen Stämme auf a (ursprünglich d §. 118) zeigen keinen vocalischen Unterschied zwischen Nom. und Instr.; man darf aber annehmen, dafe das stammhafte s das der Casus-Endung verschluckt habe, und somit Z.B. meryA Magd (nom) im gleichlautenden Instr« aus meryo-s zusammengeflossen sei. Formen dieser Art kommen bei Femininstämmen auf d auch in vedischen Instrumentales vor; z.B. dara aus ddrd-d fiir das gewöhnliche daray<i (s. Bcn£ S. V. Gloss. s. v.). In allen übrigen Wortklassen zeigt das Litauische md als singuhm Instrumental-Endung **), welche offenbar mit der Endung mü (« skr. Big9 send, bü oder big desselben Casus im Plural zusammenhängt (s. §.216). Man vergleiche atod-mi durch das Schaf, eünu-mi durch den Sohn mit den entsprechenden Plural-Casus awd-mh, Mtou-mia und mit den skr. Schwesterformen dod-0da durch die Schafe, siinti-^w durch die Söhne. 162. Wir kehren zum Send zurück, um zu bemerken, dafs durch den euphonischen Einflufs eines vorhergehenden, aus u entstandenen o, das a der Instrumental-Endung zu 6 wä nicht gefolgert werden, weil diese, aller Wahrscheinlichkeit nach, die Erhaltung des langen Vocals ihrer Einsylbigkeit verdanken (vgL §. 137). *) Theoretisch gebildet nach Formen wie mahitod etc. (§. 15S). Über den wandernden Accent in einem grolsen Theile der litaui- schen Masculinstamme auf a s. Kurschat (Beitrage IL 47.ff.) und Schleicher p. 176 ff **) Formen wie dkü (neben M-m>) gehören einem erweiterten Stamme auf ia (euphonisch s. p. 147) an. a
Irulrumtnlalü sg, §. 162. 327 werden kann. *) So finden wir im 3ten Fargard des Vend. mehrmals bd$v6 mit entschieden instrumentaler Bedeutung**). Mit unverändertem a steht dagegen bd$v-a brachio im 18ten Farg., bei Westergaard p. 466 mit der Variante bafava, deren mittleres a ich jetzt lieber als euphonische Einschiebung oder Bindevocal fasse, denn als Guna-Vocal gleich dem des oben (§. 158) erwähnten v£di- schen prabdhava ***). Als euphonische Einschiebung fasse ich jetzt auch das dem y vorstehende a des Instrument. hak'ay-a fiir skr. sdFy-a, von sdk'iFreund, welches in seiner Deel, an den Eigentümlichkeiten von Qfrf päti theilnimmt. Femininstämme auf i unterdrücken die Casus- Endung und zeigen das nackte Thema, daher frairuiti (V. S. p.43), welches von Neriosengh durch den Instr. svarena (mit Laut) übersetzt wird •{-). Der VAda- Dialekt gestattet ähnliche Unterdrückungen der Instrumental-Endung an weiblichen t-Stämmen, verlängert aber zum Ersatz den Endvocal des Stammes, daher mat{\ dßtf' von matt etc. Ich erinnere vorläufig *) S. §. 32 Schluff wo der vorliegende, das schliefsende a betreffende Fall, übersehen worden. **) dasina bdfvd mit dem rechten Arm, havdjra bdfod mit dem linken Arm. ***) Als ein zwischen zwei Consonanten eingeschobener Binde- vocal erscheint unter andern auch a öfter fn dem Possess. hava sein neben hoa für skr. ipo, und 6 für a wegen eines vorhergehenden p inAard/a link (ftir skr. *a?/d), wovon oben der gleichlautende Instrumentalis, — Zu dd/e-e stimmen vMische Instrumentale wie pa^e-d von jra/ü Vieh. j-) S. Burnouf „£tudes sur Ia langue et sur les textes Zende” p. 220. Etymologisch entspricht der skr. Stamm prat ruti (Wz. x ru hören). Was die Länge des d des send. Ausdrucks anbelangt, so kann ich nicht mit Burnouf dem Accent, den wir nicht kennen, einen Einflufs auf ihre Erzeugung zugestehen — „la voyelle u est aHongfe, plutöt par l’influence de l’accent, que par suite de l’inattention des copistes” — sondern ich berufe mich in dieser Beziehung auf §. 4 t.
328 Bildung der Ctuiu, §. 163. an eine ähnliche Erscheinung im Dual der s- und u-Stämme masc. und fern, des klassischen Sanskrit (§. 210). 163. Die in §. 148 aulgestellten Stämme und einige andere bilden im Instrumentalis: Sanskrit Send Liu Ahd. m. dive-n-a *) aipa pfau ridn D. mahitvd ddta • • • • • wortu £ divay-a Kifvay-a • • • • £ Hara *) Aiwa .... m. pdty-d patay-a genhiHmi kaif-u £ prity-a dfriti 3) • • • • £ Bavanty-d bavainty-a ..... • • • • m. tünü-n-d padv-a *) • • e • £ kanv-a tanv-a eene £ varfv-a • • e • m.£ gav-a gav-a • • • • £ nav-a • • • • £ idi-if • • • • m. Bdrat-a bardnt-a . • • • • • • • • m. diman-d adman-a ..... • • • • n. namn-d ndman-a • • • • • . . . • m. Br<ftr*d bratkr-a e a * a *) Ich kenne im V^da-Dialekt keine Masculinstämme auf a mit Instrumentalen aufA fär/-n-a, wenn man nicht t»A durch dich hierher riehen will, dessenNom.pl.yu/m/ (vdd.), Acc.yu/mdn der Form nach männlich sind. Für Neutra halte ich auch die schon in der isten Ausg. meiner kleineren Sanskritgramm. (1834 p. 319, 2. Ausg. p. 328) als Instrumentale nach sendischem Princip gefaxten Adverbia des klassischen Sanskrit daktipA südlich (eigentlich rechts) und uttarA nördlich, so das vddische saoyA links (Benf.’s vollst. Gramm, p. 297). Man vergleiche also hiermit die althochdeutsches Adjectiv-Instrumentale wie cuatu (mit cuatu mit Gutem). *) S. §• 161. 9) VgL vdd.matt, ♦) vdd.paevd * s. p. 285. Anm. ••*).
Dali» fg, §. 164. 329 Sanskrit Send Lit Ahd. f. duhitr-a dugder-a e • • • m, ddtr-d dathr-a • • • • • • ♦ • • n. vddat-a vacanh-a •. •. • Dativ. - \ 164. Im Sanskrit und Send ist e (bei Femin. auch di) die Bezeichnung des Dativs, welche ihrem Ursprünge nach wahr- scheinlich dem Demonstrativ-Stamme e anheimfUllt — wovon der Nomin. ayam (aus dieser — der aber selbst, wie es scheint, nur eine Erweiterung des Stammes a ist, woraus dje meisten Casus dieses Pron. entspringen (a-mat, a-tmin etc.), und wobei zu berücksichtigen ist, dafs auch die gewöhnlichen a-Stämme im Skr. in vielen Casus diesen Vocal durch Beimischung eines i zu e erweitern. — Einfache Femininstämme auf (z- B. fd Glanz, tut# Tochter) und die mehrsylbigen auf und 4 er- weitern die Dativ-Endung 6 stets zu di\ während die ein- sylbigen Femininstämme auf i und u (ausgenommen nackte Wurzeln am Ende von Compp. im Sinne des Part, praes.) und die Femininstämme auf i und u (sämmtlich mehrsylbig), nach Willkür die Endung e oder di annehmen können. Ein schliefsendes d erweitert sich vor der Endung di zu dy (aus di s. p. 295), daher aJvdy-di von ddvd. Stämme auf i und u. erhalten im Masc.. regelmäfsig, im Femin. aber nur vor nicht vor der gewichtvolleren weiblichen Endung di> die Guna-Steigerung; Neutralstämme mit vocalischem Aus- gang fügen ein euphonisches n (nach §. 17^. n) ein; daher z. B. agnay-e, tündv-e von agni m. Feuer, sünü m. Sohn, prftay-e oder prity-ai, denav-e oder (Tino-dl*, von prftif. Freude, Mni £ Milchkuh; odrt-^-e, ma- du-n-e von odrt n. Wasser, md<Tu n. Honig, Wein. Im Send haben weibliche a- und (-Stämme, gleich dem Skrn di zur Endung; man sagt aber nicht sondern hi$vay-di (=» skr. gifcvdy-di) vom Stamme
330 Bildung der Caeue. §. 165.166. Ät^ed, indem lange Vocale in der vorletzten Sylbe bei mehrsylbigen Stämmen sehr häufig verkürzt werden. Die Stämme auf 3 i haben in Verbindung mit der Partikel ia am treusten die skr. Form bewahrt, und zeigen in die- sem Falle die Form *vpw*^33*v ay-ai~ia (s. §.33 p. 60), z. B. *vp>Ä>*v33*wceX5^*wy karstayaiia und des Pflügens wegen, um zu pflügen (V.S. p. 198) von kareti £ Ohne ia aber findet man fast einzig die Form ei §.31), z. B. q'arftei um zu essen, von 3fog?<**t*' q'arfti £ das Essen. Die Stämme auf > u können so- wohl Guna annehmen — wie z. B. vanhav-t von vanhu rein — als auch nicht, z. B. rafo-t von ratu grofs, Herr. Die gunalose Form ist die gewöhnlichere. Man findet auch ein euphonisches 33 y zwischen Stamm und Endung eingeschoben (§. 43), z. B. ä>33>/^00 tanu-y-e von ianu £ Körper, kommt oft vor. 165. Die skr. Stämme auf a fugen dem Casuszeichen i noch ein a bei; aus e aber (ob a-f-t) und a wird aya; und dieses gibt mit dem a des Stammes aya, also divdya equo. Hieraus könnte das sendische 3*mcmxv aepdi durch Unterdrückung des schliefsenden a entstanden sein, wornach der vorhergehende Halbvocal zu seiner Vocal-Natur zurück- kehren mufste. Man kann aber auch, was ich lieber thue, annehmen, dafs das Send dem dativen i niemals ein a bei- gefugt habe, und dafs dies im Sanskrit eine spätere, nach der Spracbtrennung eingetretene Erscheinung sei, denn aus a + e wird ganz regelrecht di. Auch bildet das Skr. aus dem, den Pronominen dritter Person beitretenden Anhänge- pronomen sma den Dativ emdi (aus ma-e), und so stimmt z. B. kaemdi wem? zum sendischen kahmdi. 166. Das im vorhergehenden §. erwähnte Anbänge- pronomen welches nicht nur im Singular, sondern auch, und zwar bei den Pronom. der beiden ersten Personen, im Plural zwischen Stamm und Endung sieh eind^ängt, gibt, wenn man es nicht von beiden absondert — wie ich dies
Dativ jg, §. 166. 331 zuerst in meinem ausführlichen Lehrgebäude (1827 §. 266) versucht habe — der Pronominal-Declination das Ansehen einer gröfseren Eigentümlichkeit, als sie in der That hat. Da diese Partikel auch, in den verwandten europäischen Sprachen sich wiederfindet, und dort, wie ich zum Theil schon anderwärts gezeigt habe, manche Deelinations-Räthsel auflöst, so wollen wir sie hier sogleich bei ihrem ersten Auftreten, so weit es uns möglich ist, durch alle ihre Ver- richtungen und Entstellungen verfolgen. Im Send hat sich ima nach §. 53 zu hma ungestaltet, und auch im Präkrit und Päli ist im Plural der beiden ersten Personen das s zu g A (s. §. 23) geworden, und aufserdem hat sich, durch Umstellung der beiden Consonanten, die Sylbe hma zu mha verdreht; z. B. Präkrit: atßhi wir (d^tps;), Päli: amhakäm, S. ahmdhfm ifaäv. Vom präkrit-pälisehen mha gelangen wir zum gothischen tua in u-nso-ra ijpdw, twwi-«* **)) nobis, nos. Dadurch, dafs das Gothische den Zischlaut unverändert gelassen; steht es auf einer älteren Stufe als Päli und Präkrit, hingegen durch die Umwandlung des m in n — zur bequemeren Verbindung mit dem folgenden s — auf einer späteren. Wir können daher nicht mehr, wie wir früher in Übereinstimmung mit Grimm*’) gethan haben, das ns von um nos als gewöhn- liche Accusativ-Endung annehmen — vgL vulfarM9 gasti-M, tunu-nt — und von da, als wäre es Eigentum des Stam- mes geworden, in einige andere Casus eintreten und mit neuen Casus-Endungen verknüpfen lassen. Hiergegen sträubt sich auch die zweite Person, wo ifvü im Accus. steht, und doch sind im Wesentlichen die beiden ersten Personen in ihrer Declination identisch; um nobis, nos steht also fiir tmsw (aus wnaa-s), und dieses hat a »zum *) Mit Verwandlung des a in i nach §. 67« **) I. 813. „uruara scheint aus dem Accusativ uns abgeleitet, nicht anders der Dativ unsis, welcher nebst wU dem Dativ sing, parallel auslauteL” Vgl. L 813. 34.
332 Bildung der Casus. §. 167. 168. Casus-Suffix, und u-nsa (geschwächt v*ngi) als zusammen- gesetzten Stamm. Auch können wir das u von wua-ra nostri etc. nicht mehr als das vocalisirte o von eess wir ansehen, obwohl dass von ifvara vestri etc. nichts anders als das vocalisirte / von jug ihr sein hann; denn auch im Sanskrit geht die Sylbe g yu (nom. yAy dm ihr, s. §. 43) durch alle obliquen Casus, während bei der ersten Person das-oC* von vayam wir auf den Nominativ be- schränkt ist, die obliquen Casus aber einen Stamm a mit dem Anhängepronomen gma verbinden. Dieses a ist nun im Gothischen durch den Einflufs der folgenden Liquida zu u geworden; daher tmsa-ra etc. für oneo-ra (§.66). 167. So wie im Send das sanskritische Possessivum gva unter verschiedenen Umgebungen in sehr verschie- denen Gestalten sich zeigt*), so glaube ich das Anhänge- pronomen JETT ma im Gothischen unter sechs Gestalten nach weisen zu können; nämlich als nso, nka, nqva, mma und e. Die erste ist bereits erörtert worden; die zweite — sva, und in geschwächter Form gvi — findet sich bei dem Pronomen der zweiten Person an derselben Stelle, wo das der ersten nsa (ngi) hat, und während in den verwandten asiatischen Sprachen (Sanskrit, Send, Päli, Präkrit), sowie im Griech. und Litauischen, die beiden Pronomina im Plural vollkommen parallel laufen, indem sie das Anbängepronomen entweder in seiner Urgestalt, oder auf gleiche Weise ver- ändert zeigen, ist im Gothischen dadurch ein Zwiespalt zwi- schen den beiden ersten Personen eingetreten, dafs bei ihnen die Sylbe gma auf doppelte Weise sich umgestaltet hat. Die Form fva (aus gma) beruht erstens auf der nicht be- fremdenden Erweichung des g zu ? (§.86.5), zweitens auf dem sehr gewöhnlichen Wechsel zwischen m und < **). 168. Vom Gothischen abwärts hat sich die Partikel gma in den germanischen Dialekten beim Pronomen der *) S. Jahrb. fiir wissensch. Kritik. März 1831. S. 376 ff. *•) S. §.20 Schlafs und vergleich. Accentuationssystem Anm. 24.
Dativ fff, §• 168. 333 zweiten Person noch mehr entstellt durch die Ausscheidung des Zischlauts. Das althochdeutsche i-wo-r verhält sich zum gothischen i-fva-ra ungefähr wie der Homerische Genitiv Toib zu dem überhomerischen sanskritischen tdeya. Ver- gliche man, ohne Vermittelung des Gothischen, das althoch- deutsche wm-t, ws, i-wv-Ä, mit dem skr. yu-afnd-Aam, yu-iW-n, und mit dem litauischen yd-aw, ju-mua, jü-e: so würde man es als ausgemacht ansehen, dafs das w oder u dem Stamme angehöre, nicht aber der ent- stellte Überrest eines weitverbreiteten Anhängepronomens sei, und man würde unrichtig tw-or, tw-tX, tu, fiir i-wa-r etc. theilen. Auch hegte ich früher jene Ansicht; eine wieder- holte Untersuchung und der seitdem durch das Send, Präkrit und Päli erweiterte Gesichtskreis gewährt mir aber die feste Überzeugung, dafs die gothische Zwischensylbe ?ra im Hoch- deutschen nicht untergegangen, sondern dafs ein Theil da- von bis auf unsere Zeiten sich erhalten habe (e-sce-r aus t-fva-ra); dagegen ist das u des Stammes ju Qj yu\ wie im Gothischen, so auch schon in der ältesten Gestalt des Hoch- deutschen in den obliquen Casus verschollen, sowohl im Plural als im Dual *), und das goth. s-pua-ra, ahd. woo-r etc. stehen für yu-fro-ra, yu-wa-r. Das Altsächsische und Angel- sächsische zeigen sich indessen, gleich dem Litauischen, in Ansehung der Stammbewahrung vollständiger als das Go- thische, und fuhren das w, welches im Ags. o geworden, durch alle obliquen Casus durch: su-we-r, eo-w-r vestri etc. Stellte man blofs die beiden historischen Endpunkte der hier behandelten Formen, die sanskritische und neudeutsche Gestalt einander gegenüber, so müfste die Behauptung sehr paradox erscheinen, dafs euer und mit einander verwandt seien, und zwar so, dafs das u von *) Um so merkwürdiger ist das in der nordfriesischen Volks- sprache noch erhaltene u (Grimm 814. d))9 wo z.B.ju-nke-r, ju^t in Ansehung des Stammes vor dem gothischen i-nqoa-rat i-nqvi-f sich Toriheilhaft auszeichnet«
334 Bildung der Casus. §• 169. euer nichts mit dem u von yu gemein habe, sondern in dem m der Sylbe 9ma seinen Ursprung finde. 169. Die Unterscheidung des Duals und Plurals, in den obliquen Casus der beiden ersten Personen, ist im Germa- nischen nicht organisch; denn die beiden Mehrzahlen unter- scheiden sich ursprünglich nur durch die Casus-Endungen. Diese sind aber bei unseren Pronominen im Gothischen die- selben, und der Unterschied zwischen den beiden Mehrzahlen scheint im Stamme zu liegen — wtkarra wRV, wuarra ij/aw, iuqearea a&oü, ijva-ra vfiär. — Allein aus einer genaueren Analyse der Formen in beiden Mehrzahlen, und aus der Aufklärung, die uns die verwandten asiatischen Sprachen darbieten, ergibt sich, dafs auch der eigentliche Stamm in beiden Mehrzahlen identisch sei, und nur das damit verbun- dene Anhängepronomen sma auf doppelte Weise sich ent- stellt habe, wornach dann die eine Form im Dual, die andere im Plural sich festgesetzt hat. Die erstere kommt der Präkrit- Päli-Form mha am nächsten, indem sie wie diese, doch unabhängig von derselben, das alte s in einen Guttural ver- wandelt bat, was auch das Sanskrit in einem andern, ia seiner Art einzigen Falle getban hat, nämlich in der isten Pi sg. med. des Verbum subst., wo $ Äc fiir sc, dieses aber fiir or-me steht (3. P. s-tä fiir ai-tä). — Die zweite Person setzt im Gothischen qv (« kc) fiir £, während die übrigen Dialekte dem Guttural m beiden Personen dieselbe Gestalt lassen: ahd. u-ncÄa-r, i-ncAa-r; alts. u-nJh-r, i-nic-r; angels. w-nce-r, wice-r. Es wäre demnach erwiesen, dafs Dual und Plural der beiden ersten Personen nicht organisch oder ur- sprünglich verschieden sind, sondern, als verschiedenartige Verdrehungen und Verstümmelungen, einer und derselben Urform angehören, und dafs somit diese beiden Pronomina eben so wenig als die übrigen und alle substantiven De- clinationen den alten Dual behauptet haben. — Was das v in dem gothischen i-nqva (= i-nkva fiir yw-nfea) anbelangt, so beruht dasselbe auf der oben (p. 109) erwähnten Neigung zur Verbindung eines euphonischen v mit einem vorherge-
Datib tf. §• <70. 171. 172. 335 henden Guttural, dessen sieb jedoch das Anhängepronomen in der ersten Person enthalten bat, und hierauf gründet sieh der ganze Unterschied zwischen nqva von i-nqva und nka von u-nia. k 170. Die fünfte Form in welcher ima in der gothi- schen Declination auftritt, ist diejenige, welche mir zuerst bemerkbar geworden, und die ich bereits in den Annah of Oriental Literatur* (1820 p. 16) bervorgehoben habe. Das dort gesagte, wornach der Dativ sg. thamma (dem, diesem) durch Assimilation aus tha-8ma entstanden, fand ich durch die seitdem von Vater herausgegebene Grammatik der Sprache der alten Preufsen insofern unterstützt, als hier im Singular« Dativ der Pronominal-Declination das 8 des in Bede ste~ henden Anhängepronomens unverändert geblieben ist, so dafs z. B. ka-emu wem? dem skr. Ad-smdt und goth. foa-mma gegenüber steht. 171. Auch das Umbriscbe hat, wie Aufrecht und Kirchhof gezeigt haben (Die Umbrischen Sprachdenkmäler pt 133 £ u. p. 137) im Dativ der Pronominaldeclination die Kfrbindung em unseres Anhängepronomens unverändert be- hauptet, namentlich in e-smei odere-ame diesem undpu-eme wem? und welchem (relat). Letzteres, mitp für ursprüng- liches k> stimmt zum skr. Ad-stnas, altpreufs. io-ww und goth. Avo-mzia; ersteres ist hinsichtlich seiner Stammsylbe insofern zweideutig, als a sowohl ein skr. a (wie z.B. in as-t er ist ds-ri), als ein vertreten kann. Steht es, wie ich am liebsten annehme, für a, so entspricht e-ame^ a-szta dem skr. a-emäi diesem (§.366); steht es aber fiir ij wie die genannten Gelehrten annehmen, so hat man sich dafür im Sanskrit ein verlorenes s-arz»dt (euphonisch für i-szidt) zu denken, worauf der goth. Dativ ahd. wns, unser Um sich stützen (s. §. 362). Von lateinischen und griechischen Überresten des skr. Anhängepronomens szia wird später die Rede sein. 172. Die sechste gothische Form für das skr. Anhänge- pronomen sma bat von diesem nur das 8 übrig behalten
336 Bildung der Ctuut, §. 172. und erscheint unter andern in den Dativen mw mihi, Au-t tibi, ti-e si-bi, wobei zu berücksichtigen, dafs auch im Send und Präkrit das betreffende Anhängepronomen in den Singular der beiden ersten Personen eingedrungen ist, wo sich das Sanskrit davon fern gehalten hat. Belegen läfst sich jedoch im Send nur der Loeaüv der 3ten P. fwa-äm’-i in dir (aus/wa-smi) für skr. tody-s, und ich folgere daraus bei der ersten P. ma-hm'-L Das Präkrit zeigt ts-ma-im-4 in dir, und mit Assimilation ts-ma- •mm’-i, auch tu-mi (aus Su-ma), und ta'i (aus tval ™ skr. tody-t, und bei der ersten P. ma-ma-m’-t oder -mm’-i neben ma-e (wahrscheinlich aus ma-me = ma-ma-i) und mal. Mehrere dieser Formen zeigen das Anhänge- pronomen doppelt, wenigstens zweifle ich nieht daran, dafi z.B. ma-ma-ams fha-ma-mai Verstümmelungen sind von etc. Doppelt er- scheint das Anhängepronomen auch in gothischen Formen wie u-nai-a nobis, i-fvi-t vobis und den analogen Dust formen, «denn das letzte a entspricht offenbar dem der Sin- gularformen mt-a, Au-a und ist nur dem Anscheine naA eine Casus-Endung. Auch das a von vew wir und/w ihr gilt mir seinem Ursprünge nach nicht als Ausdruck des Casusverhältnisses, sondern als Verstümmelung des Anhänge- pronomens ima, wovon im Veda-Dialekt der Plural» Nomin. im« (tmi nach §. 21) in a-W wir, yw-amf ihr. Von letzterem hat auch das Send, gleichsam um einen Commentar zur Etymologie der germanischen und litauischen Schwesterform zu liefern, den Ausgang me abgelegt und dabei den vorhergehenden «»-Laut verlängert, so dafs y da *) im buchstäblichen Einklang mit dem lit./0a steht, wäh- rend das u des goth. yw-a wahrscheinlich kurz ist, also gleich dem des vedischen yu-am/ und des Thema’s der obliquen Casus des klassischen' Sanskrit. Die Vocalverlängerung des ) S. Burnouf, Ya$na Notes p. 75.5. und 121.1.
Datii) sg. §. 173. 337 «nd. yus ist wahrscheinlich nur ein Ersatz fiir die Ver- rtümmelung des Anhängepronomens. 173. Im Litauischen ist das Anhängepronomen sma mit Verlust des anfangenden s — wie in der Mitte der oben erwähnten präkritischen Formen wie temo-mms und in alt- bochd. Dativen wie i-mu ihm — auch in die Declination der Adjective eingedrungen und zeigt sich hier in Dativen ‘ wie gerd-mui (verstümmelt gerä^m) gutem und in Locativen wie gera-mb verstümmelt gera-m. Non hier aus hat sich m Lettischen das weit verbreitete m unseres Anhängepro- somens auch den männlichen Substantiven mitgetheilt» welche lämmtlich m als scheinbaren Ausdruck des Dativverhältnisses teigen, daher weja-m (geschrieben wehja-m) vento, lätu-m leetu-m) pluviae, gegenüber den Feminindativen wie akkai puteo (nom. akkd), uppei rivo (nom. uppe aus uppio, vgL p. 147), sirdi*) cordi (Thema ebenso, nom. sirds fiir sirdi-s3 wie im Goth, ansts fiir ansti-s). Das Päli und Präkrit übertragen ebenfalls unser Anhänge- pronomen, sowohl auf Substantive wie auf Adjective (mit taeschlufs der Feminina), und zwar die erstgenannte Sprache im Ablat. und Locativ **), sofern der Stamm vocalisch endet »der einen Endconsonanten in den betreffenden Casus ab- wirft- Dies fuhrt uns zu den auf umbrischen Sprachdenk- mälern zahlreich vorkommenden Substantiv-Locativen auf w, worin ich mit Lassen ***) den Verlust eines s annehme, *) Ich bezeichne im Lettischen das harte s (gewöhnlich durchsto- chene f) durch s und das gelinde wie im Slavischen (s. p. 151) durch F, und so auch das harte aspirirte j durch / und das gelinde durch /. **) Der Dativ wird durch den Genitiv ersetzt. ***) Beitrage zur Deutung der Eugubinischen Tafeln (Bonn, 1833) p. 38 ff. Wenn aber der genannte Gelehrte (p. 4o), welcher bei dieser Gelegenheit auch des gothischen Dativs thamma gedenkt, die erste Wahrnehmung, dafs thamma aus thasma zu erklären sei und auf das skr. /drmdisich stütze, J. Grimm zuschreibt, so hat er übersehen, dals dieser selber an der citirten Stelle (Gramm. 2. Ausg. L 22
338 Bildung der Casus, §. 174. 174. Im Femininum sollte das skr. Anhängepronomen sma entweder sma oder smi lauten (vgl. §.119); zur An- nahme eines Stammes tmd gibt jedoch die Pronominal- declination im Sanskrit keine Veranlassung; nimmt man aber mi als weiblichen Stamm an, so erklären sich Dative wie td-8y-ai, Genitiv-Ablative wie tä-ty-äs und Locative wie ta-sy-dm als Verstümmelungen von -smy-as, -tmy- -ds9 -tmy-dm, nach Analogie von nady-ad, nady-d^na- dy-dfai9 vom weiblichen Stamme nadi. Dafs es Formen wie ta-tmy-di etc., denen im Laufe der Zeit die Häufung dreier Consonanten an einem Encliticum zu beschwerlich gefallen sein mag, in einer früheren Sprachperiode wirklich gegeben habe, folgere ich aus dem Send, welches, wie schon in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik (März 1831 p.380) bewiesen worden, die volle Form hmi (aus amt) nicht ganz hat untergeben lassen; denn wir finden hier For- men wie yahmya (zu thcilen ya-Amy-a) als weibliche Locative und zugleich als Instrumentale. Im erstgenannten Casus zeigt das Send regelmäfsig a für skr. dm (s. §. 201), und somit setzt ya-hmy-a eine skr. Form ys- tmy-dm statt des wirklich bestehenden, aber verstümmel- ten yd-ty-dm voraus, welches letztere einem Thema yati für yasmi angehört. Als Instrumentalis hat das sendische ya-Amy-a im Sanskrit keinen Anhaltspunkt, weil in diesem Casus die skr. Pronomina der gewöhnlichen Dedination fol- gen, d.h. sich des Anhängepronomens enthalten, also m. n., ydy-d f., nicht ya-m^-n-a, ya-s(m)y-d. Für a-Amy-a durch diese zeigt der Veda-Dialekt die einfache Form ay-d' nach Analogie von advay-d, und im Masc. Neut. e-n-a, auch e-n-a', während im klassischen Skr. der Stamm a und sein Fern, d den Instr. ganz verloren haben. I. p. 826) auf die Annals of Oriental Literatur* verweist, wo ick bei Erklärung des dor. tft/M ans skr. dsmi9 darauf aufmerksam ge- macht habe, dals nach demselben Princip das skr. tdsmdi im Goth, zu thamma geworden sei.
Dativ sg. §.175. 339 Im Loc. fern, steht a-8yd'-m (aus a-smyd'-m) dem send« a-hmy-a gegenüber. Im Dativ, Gen. und Ablativ hat auch das Send das weibliche Anhängepronomen nicht in seiner vollen Gestalt bewahrt, sondern hat hier, im Nachtheil gegen das Skr., nicht nur das m, sondern auch den Feminincharak- ter t, d. h. seinen euphonischen Vertreter y, schwinden lassen, daher anhao (§. 56Ä>.) hujus f. (kommt oft vor) für a-kmy-do. Statt anhdo = skr. a-sy-ds findet man auch ainhdo, wo das dagewesene y gewisser- mafsen in der vorhergehenden Sylbe seinen Reflex zurück- gelassen hat (§. 41). Von einem anderen Demonstrativ- stamme finden wir den weiblichen Dativ avan- kdi für ava-hmy-ai, und den Ablativ avan- hdd fiir ava-hmy-dd. 175. Mit den oben erwähnten Sendformen steht das Gothische insofern in Einklang, als es ebenfalls von dem vorauszusetzenden weiblichen Stamme smi nur den Anfangs- cons. bewahrt hat, und zwar als $ (s §.86.5)), daher z.B. Ms- ?-as dat«, thi-f-68 gen., gegenüber dem skr. ta-sy-ai, td-8y-a8. Von letzterer Form später; in ersterer und ana- logen Formen der gothischen Pronominaldeclination entspricht as der sanskritischen und sendischen weiblichen Dativ-Endung di9). Ob aber auch in den Dativen der weiblichen Sub- stantivstämme auf 6 (=» d §. 69) das ganze at, z. B. von gibai dono, der Casus-Endung zuzuschreiben sei, oder nur das t, als Überrest der Endung di\ ob gib-ai oder giba-i mol theilen sei, ist schwer zu entscheiden. In letzterem Falle würde giba-i mit den lateinischen Formen wie equae = equa-i^ und litauischen wie äs'wai (ds'wa-i) auf gleichem Fufse stehen. Man könnte auch Formen wie gibai so fassen, *) Die in der ersten Ausg. §. 160 fF. versuchte Vermittelung des gennao. Dativs mit dem skr. und send. Instr., wozu besonders die Dative der männlichen i-Stämme Veranlassung gaben (gasta von gasti), ist bereits in der 3. Abth. (p. 511 ff.) zurückgenommen, und dort der germ.Dat. wie früher als wirklicher Dativ dargestellt worden.
340 Bildung der Casus. §. 175. dafs der Endvocal des Stammes zur Zeit, wo er noch nicht zu 6 entartet war und als a erschien, mit dem a-Laut der Endung ai sich vereinigte, wie im Sanskrit aus d+e (=ai) und aus d-t-y di nach den Contractionsregeln nur di wer- den kann. — Bei allen männlichen und neutralen Stämmen und auch bei den weiblichen auf i u, n und r hat das Ger- manische, schon im Gothischen, die Dativ-Endung ganz ver- loren. Bei consonantisch endigenden Stämmen und bei denen auf t* liegt dies ganz klar am Tag; man vergleiche brötkr, dauhtr mit den entsprechenden skr. Dativen hrdttr-e, du- hitr-e; namin mit effit nd'mn-e und dem lat. wmww; sunau filio und analoge weibliche Formen, z. B. genae, mit skr. sundv-e, hdnav-e. So wie aber das as von sunau, kinnau nur die Gunirung des stammhaften u ist, so kann ich auch in dem ai von anstai nur das ay (aus e ss ai) sanskritischer weiblicher Dative wie pritay-e er- kennen. Dagegen ist hinter dem gunirenden a männlicher Dative wie gasta, vom Stamme gasti, das thematische i weg- gefallen, also gasta für gastai, wie bei Passiv-Formen wie bairada fiir bairadai = gr. (ftpmu, skr. med. baratä (aus bdratai) das letzte Element des Diphthongs ai verschwun- den ist. Von dem a der Formen wie gasta unterscheidet sich das a derjenigen wie vulfa lupo, dawra portae (in Grimm’s erster starker Deel.) dadurch, dafs es kein Guna-Vocal, sondern Stammhaft ist; es mufs aber auch hin- ter diesem a früher ein i gestanden haben, und zwar als Dativcharakter, der auch dem oben mit (TErf tdsmai ver- mittelten thamma und analogen Formen, sowie den alt- preufsischen wie kasmu = skr. k asm di entwichen ist. Da- gegen zeigen die altpreufsisehen weiblichen Pronominaldative, n den am treuesten erhaltenen Formen, si-ei, nach kurzen Vocalen ssi-ei*), gegenüber dem skr. -sy-ai und goth. -s-m; daher z.B. stei-si-ei oder ste-ssi-ei für skr. td-sy-ai, goth. thi-$-ai. *) S. Über die Sprache der alten Preufsen p. 10.
Dalii) sg, §. 176. 177. 341 176< Die litauischen Substantive haben i oder ei als Dativ-Endung; letztere findet sich jedoch nur an weiblichen t-Stämmen*), und man kann sie daher mit dem eben er- wähnten altpreufsischen ei der weiblichen Pronominal-Decli- nation vermitteln (stei-s£-ei). Es wäre also dwi-ei (zweisyl- big) ovi sowohl hinsichtlich des Stammes als der Endung identisch mit dem sanskritischen dvy-as, euphonisch für avi-äi9 von avi f. Mutterschaf, wovon auch, wie vom männlichen avi9 avay-e, wofür das Gothische im Fern. avai und im Masc. ana (s. §. 340) zeigen würde, wenn das Stammwort von anietr (them. avietra Schafstall) sich er- halten hätte oder zu belegen wäre, und den beiden Ge- schlechtern angehörte. Der litauische Dativcharakter i der vom skr. Diphthong e = ai nur den Schlufstheil bewahrt hat, kommt an consonantisch endigenden Stämmen nicht vor, da diese im Dativ, wie überhaupt in den meisten Casus, sich durch den Zusatz von • oder ia erweitern**); mit schliefsenden Vocalen vereinigt sich derselbe zu einem Diphthong, wobei das männliche a sich zu u schwächt, also wllkui lupo vom Stamme wilka9 wie ednui von 8ünU. Das weibliche, ursprüng- lich lange, a bleibt unverändert, also dewai equae. Zu Formen wie wllkui stimmen merkwürdig die zu derselben Declination, d. h. zu den sanskritischen männlich-neutralen a-Stämmen, gehörenden oskischen Dative wie Maniüi9 Abel- lanui9 Nuvlanüi (s. Mommsens Oskische Studien p. 32). Übereinstimmungen dieser Art sind natürlich immer zum Theil zufällig, da urverwandte Sprachen leicht auf dem Wege der Entartung einander begegnen können. 177. Die griechischen Dative stimmen im Singular wie im Plural zu den sanskritischen und sendischen Locativen *) Die männlichen Stämme auf i bilden den Dativ aus einem er- weiterten Stamme auf ia, daher genciui (zweisylbig wie pn nui, s. Kurschat II. p. 267). **) Über altslavische Dative consonantisch endigender Stämme s. §. 267.
342 Bildung der Casus. §. 177. (s. §§. 195. 250 f.), dagegen fasse ich jetzt, in Übereinstimmung mit Ag. Benary, das lange i des lat. Dativs als Vertreter des skr. Dativcharakters e aus aü Es hat sich also der Schlufstheil des ursprünglichen Diphthongs zur Entschädi- gung für den weggefallenen ersten Theil verlängert, wie ia Pluralnominativen wie isti, Wt, Ivpi ($.§.228). Dagegen ist kurzes t, wo es ursprünglich am Wort-En de stand, im La- teinischen entweder wie im Goth, unterdrückt *), oder zu / geworden (s. §. 8 p. 19); in keinem zuverlässigen Falle aber zu i. Auch ist zu berücksichtigen, dafs im Plural der lateinische Dativ-Ablativ auf den entsprechenden Casus des Sanskrit und Send, und nicht wie der griech. Dativ auf des Locativ sich stützt (§.244); ferner dafs ms'-As, it-M, ihrem Ursprünge nach entschieden dem Dativ angeboren (§. 215), dessen Endung in s-M, u-6t, ali-bt. aH-eu-bt, utmM locative Bedeutung angenommen hat. Beachtung verdient auch bei Entscheidung in der vorliegenden Frage, dafs das Oskische und Umbriscbe neben dem Dativ einen wirklichen Locativ besitzen, und dafs im Umbuschen wirklich i * skr. i als Dativ-Endung bei consonantiscben Stämmen vorkommt **), *) Z. B. sum, es, est wie goth. im, is, ist, gegen gr. fOTi, skr. ds-mi, d-si, ds-ti, lit. es-mi, es-i, es-ti. *’) Die umbrische Schrift unterscheidet zwar nicht zwischen kur- zem und langem e, ich zweifle aber nicht daran, dafs es an den von A u fr e c h t und Kirchhof (p. 41) angegebenen Stellen lang sei; auch steht ihm im Oskischen öfter ei gegenüber. Man vergleiche das diphthongische t im Latein, und Althochdeutschen (§.2 Anm. u. §.5). Das Oskische setzt im Dativ consonantisch endigender Stämme ei als Casus-Endung, welches sich zum umbrischen und sanskritisch-sendi- schen / = verhält, wie das gr.ei, z.B.von st/LU, zum skr.l von tmi ich gehe. Beispiele:quaistur-ei quaestori, medikei magistratui. Das altlat ei als Ausdruck des langen t kann hier nicht in Betracht kommen, wenngleich das lange t selber in den meisten Fällen nur der Überrest eines Diphthongs ist und entweder für ai, ei oder oi steht Zuweilen aber ist die Verlängerung des i die Entschädigung für eine k
Dativ 3g. §. 178. 343 z. B. in nomn-e für skr. ntfmn-e, send. ndmain-e, lat. no^ min-i; patr-e für skr. pitr-S (aus patr-e). — Betrachten wir aber den lat. Dativ seinem Ursprunge nach als echten Dativ, so dürfen wir z. B. ped-t nicht mit dem gr. nob-i = skr. Loc. pad-i, sondern nur mit dem skr. pad-/ (aus pad-ai) zusammenstellen; ferenfi-t nicht mit dem gr. <^oxr-4, send. Loc. barfnt-i (skr. ßarat-i), sondern mit dem send. Dativ bartnt-i) bar£ntai-ca (jo^u p. 60) feren- tique — skr. 6arat-e. In der 4ten Declin. entspricht fructe-i, abgesehen von der Sylbenzahl und der Quantität des v-Lauts, den litauischen Dativen wie g&nui (zweisylbig) für skr. sünav-e. Die o-Declination hat in der klassischen Latinität den Casuscharakter verloren und zum Ersatz das stammhafte ö verlängert; doch bietet die alte Sprache For- men dar wie populoi Romanoi, die wir also den oskischen wie Maniui und litauischen wie p6nui dem Herrn gegen- überstellen. In der Pronominal-Declination hat sich das Casuszeichen in Vorzug vor dem Endvocäl des Stammes be- hauptet, daher üt'-i für i»toi oder ütd\ so im Fern. für ittai oder istae. Die altlateinischen Dative wie familiai und die oskischen wie toutai populo stimmen zu litauischen wie iswai equae. Das Umbrische hat hier nach sanskritischem Princip ai zu e zusammengezogen später tote). Bei lateinischen t-Stämmen fliefst das i des Stammes mit dem i der Casus-Endung zusammen, also hostf aus hoeti-i. 178. Zum Überblick der Dativ-Bildung diene folgende Zusammenstellung (s. §. 148), von welcher ich die vocalisch endigenden Neutralstämme ausschliefse. Sanskrit Send Lat. Lit Gothisch aivaya aipdi equ6 pinui ka-emdi ka-hmdi cu-i 1) ka-m g) hva-mma unterdrückte nachfolgende Sylbe, s. B. in der Endung b t (ur skr. Äjram (von züA/om tibi), wofür man im Lat. bium zu erwarten hatte. f) S. §. 389. *) Altpr. ka-smu.
344 Bildung der Casus. §. 179. Sanskrit Send Lat. Liu Gothisch divdy-ai hi$vay-ai equari dgward gibai3) patay-e * *) pate-e? *) hotti ‘) gtuta pritay-e 7) afrite-e *) turrl dioirgi aautai Bavanty-di bavainty-ai ..... .. •. • td-sy-ai aita-nh-ai 9) ..... tki^ai 8Ünav-e padv-e pecu-i ’°) annoa hänav-e 1 f) tanu-y-e tocru-i ..... Icbma» vade-dt gav-e gav-e bov-d nav-e ...... ..... vdc-e va6-e 6arat-e bar#nt-e feren^t • • • • • diman-e aimain-e aermon^t • • • • • akmi* na'mn-e namain-e nominri • • • • • nomin Brdttr-ö brdthr-e fratr-i • • • •. brothr duhitr-e dug'd'tr-e lg) ..... ..... dauhtr ddtr-e dat'r-e datör-t vdcas-e vacaqh-e gtner-i Ablativ. 179. Der Ablativ hat im Skr. t zu seinem Charakter, über dessen Ursprung, sobald man den Einflufs der Prono- mina auf die Casusbildung erkannt hat, man nicht im Un- 3) S. §. 175. ♦) Ich setze die regelmäßige, d. h. gunirte Fora, welche am Ende von Compp. sich behauptet hat, s. p. 323. ft) In Verbindung mit ca Vend. S. p. 473 paiijraita = skr. s. §§>41, 47. 6) S. §. 176. 7) oder prlty-AL •) Mit da Af rliajrai-ca. 9) S. §§. 174. 349. 10) zweisylbig. 11) oder hdnv-äi. tf) Das g e von dugdert und des Instrum. dugdera steht bloß als Bindevocal zur Vermeidung der unbequemen Verbin- dung von 3 Consonanten. Ich folgere diese Formen aus dem beleg- baren Plural-Genitiv gy>7g^o_Lg^>dugderanm, Vend. S. p.472, wo dug d eraiim für dugderaHm zu lesen.
Ablativ sg, §. 180. 345 gewissen bleiben kann, da man sogleich auf den Demon- strativstamm ta geführt wird, der schon im neutralen Nomin. und Accus. die Natur eines Casuszeichens angenommen hat, und den wir auch später beim Verbum die Function einer Personal-Endung werden übernehmen sehen. Dieser Ablativ- Charakter hat sich jedoch im Skr. nur bei den Stämmen auf a behauptet, welches vor demselben verlängert wird, was den indischen Grammatikern, denen die Englischen ge- folgt sind, Anlafs gab, als Ablativ-Endung aufzu- stellen. Man hätte demnach anzunehmen, dafs in divdt das a des Stammes mit dem d der Endung verschmol- zen sei*). 180. Im Send hat zuerst £. Burnouf**) den Ablativ- Charakter an einer Wortklasse nachgewiesen, die ihn im Sanskrit verloren hat, und woraus schon hinlänglich hervor- geht, dafs im Skr. ein blofses t und nicht dt die wahre Ablativ-Bezeichnung sei. Wir meinen die Declination auf > u, wovon später ***). Was die Stämme auf a anbelangt, *) Auf das Willkürliche und Unbegründete dieser Annahme habe ich schon in meinem ausführlichen Lehrgebäude (i 827 §• 158 Anm. und §. 264) aufmerksam gemacht, und aus den Ablativen der Pronom. der beiden ersten Personen (mat, toat) gefolgert, dafs entweder a/ mit kurzem a, oder richtiger ein blofses t als Ablativ - Endung ange- sehen werden müsste. Diese Ansicht unterstützte ich in der lateini- schen Ausgabe meiner Gramm, dadurch, dafs auch im Altlateinischen ein blofses d als Suffix des Ablativs erscheint. Noch nachdrücklicher aber wurde seitdem die Richtigkeit meiner Auffassung des skr. Abla- tivs durch das Send bekräftigt, weil dasselbe in einem engeren und einleuchtenderen Verhältnifs zum Sanskrit steht als das Lateinische. **) Nouveau joumalAsiatüjue 1829. T. III. 311. ***) Den meisten übrigen sendischen Wortklassen, namentlich den Stämmen auf 4, i und denen mit consonantischem Ausgang, habe ich zuerst eine vom Genitiv abweichende Form des Abi. sg. nachge- wiesen , in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, März 1831 p. 381 und in der lateinischen Ausgabe meiner Sanskrit-Gramm. (1832) p. 324 f.
346 Bildung der Casus. 180. welche im Skr. allein den Ablativ bewahrt haben, so wird auch im Send der kurze Vocal verlängert, und so stimmt vtkrkd-d lupo zu (p. 68)» Stämme auf 3 i haben im Ablativ 6i-d< woraus man auf skr. Ablative wie pate-t, priti-t scbliefseu kann (§.33), welche durch Gunirung des Endvocals mit den Genitiven auf e-8 übereinstimmen würden. Der Send-Avcsta bietet jedoch nur wenige Belege fiir solche Ablativ-Formen auf eA dt-d; ihre erste Wahrnehmung verdanke ich dem Worte dfrttaid benedietione in einer anderwärts erklärten und mehrmals wiederkehrenden Stelle des Vendidad (gramm. crit. p. 325). Beispiele von mäna* liehen Stämmen sind vielleicht rafföid faratuströid „institutione saratustrica” (V.S. p. 86), wenn anders ragi, was mir sonst nicht vor- gekommen, ein Mascul. ist; der Adjectivstamm faratuitri aber gehört den drei Geschlechtern an. — Die Stämme auf * haben im Ablativ au-(/, jo>c eu-d, S*w>> v-ad und E*v»*v av-ad, und an keiner Wortklasse, der auf a aus- genommen, läfst sich der Ablativ zahlreicher belegen, wenn- gleich nur an einer kleinen Anzahl von Wörtern, deren ablativer Gebrauch sehr häufig ist; z.B. glsvepjv anÄau-d mundo; von anÄu, tanau-d oder tanv-ad, oder g*v»*vj*vfO tanav-ad, corpore, von >/*vfO fanu. Den Ablativ auf eu-d belegt Bur- nouf (Ya^na Notes p. 8) durch die Form E^pjp^g main- peu-dy von mainyu Geist*). — Die mit Consonanten *) Da B urnouf l. c. auf die erste Ausgabe dieses Buches p. 200ff. (soll heifeen 210) verweist, sö hätte ich nicht nöthig darauf aufmerk- sam zu machen, dals die erste Abtheilung der ersten Ausgabe meiner vergl. Gramm. (§• 1 — §. 250) früher erschienen ist als Burnouf’s „Commentaire eur le Ya^na", obwohl die früher ausgegebene Vor- rede des eben genannten Werkes die Unterschrift vom 15. Februar 1833 trägt, die meinige aber die vom März desselben Jahres. Diesen Umstand scheint Hr. Prof. Spiegel nicht in Erwägung gezogen zu haben, als er mir an einer schon in der 6tcn Abth. der l. Ausg.
Ablativ sg. §. 180. 347 endigenden Stämme können das ablative d eben so wenig als das aeeusative m unmittelbar anschliefsen, und haben ad als Endung, die sich vielfach belegen läfst; z. B. jogww ap-ad aquä, äthr-ad igne, das- man-ad oculo, näonhan-ad naso, 8$*^^ drug-ad daemone, vtA-ad loco (vgl. meus nach §. 21). Wegen der leichten Verwechslung des a mit n, dieses Buches (p. 1469) besprochenen Stelle das unverdiente Lob zu Theil werden liefs, die Sendformen, wie sie sich vornehmlich aus Burnouf’s Forschungen ergeben haben sollen, in meiner verglei- chenden Grammatik grofsentheils zusammengestellt zu haben. Was aber nicht vorhanden war, konnte auch nicht zusammengestellt wer- den; übrigens hat auch Burnouf in seinem vortrefflichen Commen- tar, welcher leider unvollendet geblieben ist, nur da, wo sich bei Er- klärung von Texlstellen Veranlassung dazu darbot, grammatische Sendformen besprochen, und ich hätte, wenn ich blofc auf die von ihm zuerst an das Licht gezogenen Formen beschränkt gewesen wäre, an den meisten Stellen dieses vergleichenden Sprachwerkes das Send ganz unberührt lassen müssen, während ich mit Hülfe eigener Beob- achtungen in demselben den ersten Grundrifs einer Sendgrammatik, verflochten mit der Beschreibung des Organismus der wichtigsten übrigen Glieder unseres grofsen Sprachstamms, glaube niedergelegt zu haben. Mit den von Burnouf gelegentlich angestellten Ver- gleichungen sendischer Formen mit denen der europäischen Schwe- stersprachen bin ich nicht überall einverstanden, unter andern damit nicht, dafs er in der oben (p. 2) erwähnten Recension einige Bil- dungen des sendischen Potentialis mit ähnlichen Erscheinungen des griech. Conjunctivs identificirt hat, indem er z.B. (in dem besonderen Abdruck p. 41) dem sendischen baratta (ich lese jetzt baraita, s. p.60) und dem skr. b'dr/ta das griech. (pegwai statt jpegorro (s. §. 699) gegenüberstellt. Dem skr. tidrtta gleicht aller- dings aufserlich in der vorletzten Sylbe die gr. Conjunctivform rcu mehr als die optative «ßegorro, was aber nicht hindert, dafs o< (neben £i und ai) der wahre Vertreter des skr. 4 und send. jö £ oder ai ist, und dafs mit dem sanskritischen und sendischen sogenann- ten Potentialis kein anderer griechischer Modus als der Optativ in einem wirklichen historischen Zusammenhang steht.
348 Bildung der Catuj, §. 181. findet man zuweilen auch fehlerhaft dd für g*v ad; so V.S. p. 338. iaucant-ad für -Immj sauiant-ad lucente. — Die weiblichen Stämme auf d und & i haben dagegen rechtmäfeig die Endung dd als Analogon zu der skr. weiblichen Ge- nitiv-Endung de (woraus im Send 8*^ do); z. B. g**Od*v£**^ dahmay~ad praeclarä von dahmd, urvaray-ad arbore von *mjAv»?> ur- vard, bar£t'ry-ad genitrice von bartfrt *). — Wenn nun gleich der Ablativ dem Send für alle Declinationen genügend nachgewiesen ist, und auch das ablative Verhältnifs meistens durch den wirklichen Ablativ bezeichnet wird, so findet man doch nicht selten auch den Genitiv an der Stelle des Ablativs, und sogar Adjective im Genitiv, in Beziehung auf Substantive im Ablativ. So lesen wir V. S. pag. 479 haca avanhdd”) vtiad yad mdt- dayasnois „ex hac terra quidem masdayasnica”. 181. Zum Send stimmt in Ansehung der Ablativ-Be- zeichnung das Alt-Römische, und auf der Columna roefraia und dem S. C. de Bacchanalibus enden alle Ablative, mit Ausnahme der hierdurch verdächtigen Unterschrift des S.C. in ayro Teurano und des offenbar verstümmelten praeeente der C, R, ***), mit d, so dafs es zu bewundern ist, dafs man *) Vendidad Sade pag. 463: ya/a vehrkd cathware-gangrd ni/dar edair- yAd bar et ry Ad haca putrem „wie ein Wolf, ein vier- füfsiger, losreifst von der Gebärerin das Kind”. Dieser Satz ist auch als Belegstelle für die Intensiv-Form von Wichtigkeit (vgl. kleinere Sanskritgr. §. 501). Der Codex theilt aber unrichtig nie dare dairyAd* **) Ober diese Form s. §. 174 Schlufs. ***) S.dasFacsimile bei Ritsch 1 ^Inscriptin quae fertur Columtiac Rostratrae Duellianae”t wo praesente am Schlüsse des erhaltenen
Ablativ sg. §. 181. 349 die Ablativkraft dieses Buchstaben übersehen, und mit dem leeren Namen eines paragogischen d sich begnügen konnte. Die consonantischen Stämme setzen ed oder id als Ablativ- Suffix, wie sie im Acc. em statt eines blofsen m haben. Formen wie dictator-ed, covention-id stimmen daher zu sen- dischen wie iaucant-ad dthr-ad (lucente igne), wäh- rend naoale-d * *) praeda-d, in alto-d mari-d wie die oben er- wähnten Sendformen ragöi-d institutione, tan au-d corpore etc., und im Skr. divd-t equo einen blofsen l-Laut zur Ablativbezeichnung haben. Auch das Oskische zeigt das Ablativzeichen d in allen De- clinationen, und zwar bei Substantiven und Adjectiven ohne eine einzige Ausnahme auf den erhaltenen Denkmälern; daher z.B. touta-d populo, eitiuva-d pecunid, suva-d sua, prei- vatu-d privato, dolu-d mallu-d dolo malo, elaagi^d fine, praeeent-id praesente, ccmvention-id conventione, lig~ud lege. Die Pronomina unterdrücken aber vor dem enkliti- schen k (vgl. lat. Ao-c, Aa-c) den Ablativcharakter, da dk am Wort-Ende unerträglich wäre; daher z.B. iu-A eo**), eua-k Theiles der 9ten Zeile. In die Lucke fallt das d der Endung und sumod nebst dem an fangenden d von dictatored. *) Hier gehört das c dem zwischen e und i wechselnden Stamme. **) Man kann diese Form, sowie den Acc. ion-k und diejenigen Formen des lat. i-st ea, i-d, welche zur 2ten und isten Deel, gehören, zum skr. Relativstammeja, fern.yA ziehen, welcher im Litauischen und Slavischen die Bedeutung er, sie übernommen hat. Es wäre demnach im Lat. z. B. eu-m aus iu-m (von i kommt >-m), und dieses aus ju-rn = skr. a-m, lit. ji-A (euphon. fiir /o-ri, dat. ja-m = skr. yä-smAi) entstanden. Hiergegen läfst sich freilich einwenden, dals das skr. y =7 am Wort-Anfange im Lat. als Halbvocal sich be- hauptet hat (z. B. jecur, jungo, juvenü). Dies hindert aber nicht, der Vermuthung Raum zu geben, dals die Vocalisirung, welche der alte Halbvocal im Lat hinter Consonanten, im Innern des Wortes, regel- mäfsig erfahren hat, in einem besonderen Falle auch am Anfänge ein- getreten sei. Wenn dem so ist, so stützt sich >7auf = yai9 wie qut auf eff ke = kait e6-rum (aus i6-rum) auf dm, wie qud-rum auf Ar/-/ Am etc.
350 Bildung der Catus. §• 182.183*\ 1. eä. Letzteres vergleiche man in Ansehung des Stammes mit dem skr. esd dieser, iedf diese, obgleich diese Stimme auf den gleichlautenden Nominativ beschränkt sind. Hier- von später mehr. 182. In der klassischen Latinität scheint eine Art von versteinerter Ablativ-Form in dem Anhängepronomen mri enthalten zu sein, welches von der ersten Person auch auf die übrigen übertragen sein mag und zum Sanskrit-Ablativ mat von mir stimmt. Es könnte aber auch met ein anfan- gendes s abgelegt haben, und für «met stehen, und so dem in §. 165 ff. erklärten Anhängepronomen sma anheim- fallen, und mit dessen Ablativ emdt verglichen werden, zu dem es in einem ähnlichen Verhältnifs steht wie memor (für emeemor) zu «mar, mr sich erinnern. Die Verbindung dieser Sylbe mit den Pronominen der drei Personen bedürfte dann keiner Entschuldigung, da auch 37T sma, wie gezeigt worden, an alle Personen sich anschliefst, obwohl es selber als ein Pronomen der dritten Person aufgefafst werden mufs. Auch die Conjunction sed ist gewifs nichts anders als der Ablativ des Reflexivs; auch kommt sed zweimal im 5*. C. de Bacch. als einleuchtendes Pronomen, und zwar von inter regiert vor, wobei man annehmen mag, dafs inter mit dem Ablat. construirt werden konnte, oder dafs auch in der alten Sprache der Accus. mit dem Ablat. bei den geschlechtlosen Pronominen gleichlautete; für letzteres spricht der aeeusative Gebrauch von ted und med bei Plautus. 183-). ]) Im Sanskrit drückt der Ablativ die Entfernung von einem Orte, das Verhältnifs woher aus, und dies ist die wahre, ursprüngliche Bestimmung dieses Casus, welcher das Lateinische noch bei Städte-Namen treu geblieben ist Vom Verhältnisse woher wird aber der Ablativ im Sans- krit auch auf das ursächliche Verhältnifs übertragen, indem das, warum etwas geschieht, als Ort aufgefafst wird, von dem eine Handlung ausgeht. Auf diese Weise berühren sich die Gebiete des Ablativs und Instrumentalis, und tZna (§.158) und tasmdt können beide deshalb
Ablativ sg. §. 183fl\ 1- 351 ausdrücken. In adverbialbchem Gebrauch greift der Ablativ aoch weiter um sich, und bezeichnet an einigen Wörtern Verhältnisse, die sonst dem Ablativ fremd sind. Im Grie- chischen mögen die Adverbia auf tug als Schwesterformen des skr. Ablativs angesehen werden, so dafs «>-g von Stäm- men auf o zum skr. d-t von Stämmen auf« sich verhielte, wie z. B. didcu-o-t zu däda-ti. So mag denn z. B. 6/iu>-g dem skr. tama-t „aus ähnlichem” sowohl in der Endung wie im Stamme verwandt sein. Am Ende eines Wortes war im Griech. der Übergang von t-Lauten in $ nothwendig, wenn sie nicht ganz unterdrückt werden sollten* *), und wir haben in §. 152 neutrale Stämme auf r ihren Endbuchstaben in den flexionslosen Casus durch die Umwandlung in $ vor gänzlichem Untergang retten sehen. Wir erklären daher Adverbia wie o/xw-g, ourcu-g, w-g aus o/xw-t, outw-t, c£-t, oder opdUd etc., und dies ist der einzige Weg, diese Bildungen mit den verwandten Sprachen zu vermitteln, und es ist nicht glaub- lich, dafs das Griech. für dieses adverbiale Verhältnifs eine ganz eigenthümliche Form geschaffen haben sollte, eben so wenig als man andere, dem Griech. allein eigenthümliche Casus- Endungen aufweisen kann. Das Verhältnifs in den Adver- bien auf a>g ist dasselbe wie das von lateinischen Ablativ- Formen wie hoc modo, quo modo, raro, perpetuo. — Bei con- sonantischen Stämmen sollte man, im Einklänge mit sendi- schen Ablativen wie casman-ad oculo, og, für or als Endung erwarten; allein dann wäre die ablative Adverbial-Endung mit der des Genitive identisch; dieses und die überwiegende Analogie der Adverbia aus o-Stämmen mag Formen wie va^pov-wg herbeigeführt haben, die in An- sehung ihrer Endung sich mit den sendischen weiblichen 1 • *) Wie z.B. in outw neben outw-$, w&e, a(pvw, und in Adver- bien von Praepositionen — avw, Karo) etc. — Hierbei ist es zweckmäßig, daran zu erinnern, daß auch im Skr. die Ablativ-Endung an Adverbien von Praepositionen vor kommt, wie z. B. in addstdt unten, purdstdt vorn etc.
352 Bildung der Cetut. §• 183flh 2. Ablativen wie bar£thry-dd vergleichen lassen. Auch müssen wir, in Ansehung der ungesetzlichen Länge dieser Adverbial-Endung, an den attischen Genitiv auf für o$ erinnern. — Als Ablative, mit verlorenem t-Laut, können auch die dorischen Pronominal-Adverbia zw, tcvtw, avT(v9 TTpw gefafst werden (Ahrens DialL IL 374), zumal sie wirkliche Ablativ - Bedeutung haben und die Stelle der Adverbia auf = skr. tos, lat. tos (§. 421) vertreten, also z. B. 7rw aus Kur, dem Sinne nach = ttöSw, skr. kütas wo- her?. In T7jyw3’£y, t^vwS’e wäre demnach eine Überladung des Ablativ-Ausdrucks, wie wenn im Sanskrit an die Ablative mat von mir, tvat von dir, noch das Suffix las, wek ches für sich allein die Stelle des Ablativcharakters vertre- ten kann, angefügt wird (mal-tos, toal-tos). 2) Da das Gothische, wie gezeigt worden, in Folge eines durchgreifenden Lautgesetzes alle t-Laute am ur- sprünglichen Wort-Ende aufgegeben hat (s. §. 86.2. 6.), so kann hier der sanskritische Ausgang a-t nicht genauer als durch 6 vertreten sein (s. §.69.1.); ich fasse daher die das echt ablative Verhältnifs woher? ausdrückenden, von Pronominen oder Praepositionen entsprungenen Adverbia wie thathrö von da, hvathrö woher?, aljathrö anders- woher, dalathrö von unten, als Ablative, welchen ein Thema auf thra zum Grunde liegt, welches Suffix offenbar mit dem später zu besprechenden thara zusammenhftngt (s. §. 292) und also eines Vocals vor dem r verlustig gegan- gen ist, wie das Lateinische in Formen wie ttfrius, utrt, eo4rd (gegen extera), con-tra. Es hängt daher Äco-rtrd mit hoathar (them. hvathara) wer von zweien? zusammen (mit Aufhe- bung der Beschränkung auf die Zahl zwei), und thathrö mit dem sanskritischen, noch unbelegten ta-tara dieser oder jener von zweien, aljathrö mit anyatard einer von zweien, dalathro von unten (vgL dal, them. dala Thal als unteres) mit Hara der untere, dessen Com- parativ ad'aratara lauten würde; es enthält aber, meiner Meinung nach, selber schon ein Comparativsuffix (cTara fiir
Ablativ §. 183«). 2. 353 /ara). Die übrigen gothischen Ablativ-Adverbia dieser Art sind: aUathrß von allen Seiten, jainthrö von dort, von jenem Orte, fabrrafM von fern, wpatfrd von oben, stat&rd von aufsen« — Viele andere gothische Adverbia auf d, wie z.B. sinternd immer (vom Adjectivstamme rinr tema continuus, sempiternus), galeikö similiter (them. gaUika similis), tniumundö eilends, o7raudaiw$, sprantd subito, andaugj6 palam (vgL skr. tdktat angesichts aus sa mit und akta Auge im AbL), dürfen nun, obwohl ihnen die ablative Bedeutung abgeht, wie vielen lateinischen Adverbien mit ablativer Form (raro, papetao, cwtinuo etc.), ebenfalls als Ablative, theils von verlorenen, theils von er- haltenen Adjectivstämmen auf a, Ja, angesehen werden, da die schwachen Adjeetive, mit Stämmen auf an, mit deren neutralen Accusativen die Adverbia auf d sich identificiren liefsen (s. Grimm III. p. 101), verhältnifsmäfsig junge Er- zeugnisse sind, aus einer Zeit, wo die Adverbia wie sprantd, mtwnundd, andaugjö, als Schwesterformen lateinischer wie aoMtd und griechischer wie oirovfiaws, sanskritischer wie idkt'dt schon geschaffen waren. Aus thata andaneÜhß im Gegentheil, eigentlich das Entgegengesetzte, con/ra- mm, als Übersetzung oder Nachahmung des griech. towof- tw», 2. Cor. II. 7, wo andaneithö entschieden der Nomin. Asanaut. des Stammes andantühan ist, möchte ich keine Folgerung ziehen in Bezug auf die entschiedenen Adverbia auf d ohne vorangehenden Artikel; eben so wenig aus thridjd9), welches an den beiden Stellen, wo es vorkommt (2. Cor. XIL 14; XIII. 1.), das Demonstr. thata nach sich hat, also thridft thata zum dritten Mal, wörtlich dieses dritte, gegen- über dem griech. rpirw und Tpfrov tcvto. Hier ist also thridfö entschiedenes Neutrum des Ordnungszahlwortes mit der *) Ich habe diese Form in der ersten Ausg. mit Unrecht aus ihrem vorauszusetzenden Primitivstamm thridja = skr. /;*///a zu erklären and mit dem Ablat. /j-z/jd-/, lat. tertio zu vermitteln gesucht. I. 23
354 Bildung der Casus. §. 183->. 3. nach §. 140 im Nom. Acc. nöthigen Unterdrückung des Stammhaften n und Verlängerung des a zu 6. 3) Das Altpersische, welches schliefsende T- und Zischlaute hinter einem vorhergehenden a oder d regel- mäfsig unterdrückt, kann den sanskritischen Ablativen auf d-t undsendischen auf d-d, von Stämmen auf a, nichts anders als Formen auf d gegenüberstellen, wodurch der Ablativ dem Instrumentalis äufserlich gleich geworden ist, was uns aber nicht abhalten darf, kabu^iyä Cambyse (Beh. 1 40), pärtd Persiä (N.R.18) und andere analoge Bildungen auf d, welche von der Prae- position haid von, aus, aufserhalb, regiert werden, als echte Ablative anzuerkennen *), obgleich dieser Casus häufiger durch das Suffix ta fiir skr. tat, wie im Präkrit durch das daraus entstandene dd ausgedrückt wird. Jenen altpersischen Ablativen auf d stehen als Schwester- formen mit gleicher Verstümmelung nach ähnlichem, aber all- gemeinerem Lautgesetze (s. §. 86 2. 6.) die gothischen auf d»d, wie Äea&rd woher? gegenüber. Es mag hier sogleich be- merkt werden, dafs, meiner Überzeugung nach, auch das Altslavische noch Überreste der Ablativ-Bildung hat, natür- lich ebenfalls mit der nach §. 92. m. unvermeidlichen Unter- drückung des schliefsenden t-Lauts, wodurch sie den erwähn- ten altpersischen und gothischen Ablativen parallel laufen. Sie finden sich in der Pronominaldeclination und gelten als Adverbia, haben aber, wenigstens zwei derselben, die ablative Bedeutung mit der locativen vertauscht, während das dritte „wohin?” bedeutet, wie im Lateinischen die Ablative quß, ed'iUÖ adverbialisch auch wohin, dabin, dorthin bedeu- ten und im Sanskrit das Suffix las, welches dazu bestimmt ist, die Entfernung von einem Orte, also das ablative Ver- *) leb habe mich schon im Monatsbericht d. Ak. der W. vom J. 1848 p. 33 in obigem Sinne gegen Benfey ausgesprochen, wel- cher die betreffenden Formen als Instrumentale fafst, und die Praep. haeä sowohl den Abi. als den Instr. regieren läfst
Ablatio j£. §. 183a>. 3. 355 hältnifs auszudrücken, an Pronominalformen auch mit loca- tiver Bedeutung, und zugleich mit accusativer, die Richtung nach einem Orte ausdrückend, vorkommt * **)). Es kann daher keinen Anstofs erregen, wenn ich die altslavischen Formen tamo dort, jamo wo (relat.) und kamo wohin? ihrem Ursprünge nach als Ablative auffasse. Sie enthalten das oben (§. 167. ff.) besprochene Anhängepronomen mit Verlust des s, wie im Litauischen und Hochdeutschen. Da nun der Dativ TOMOy tomu diesem zum skr. tasmai, altpr. stes-amu, lit. to-m, goth. tha-mma stimmt, und der Locativ TOMh tomi in diesem zum skr. ta-smin, send. ta-hmi"), so kann tamo dort nut dem skr. Abi. tasmat anheim- fallen; denn über den Dativ, Locativ und Ablativ hinaus er- streckt sich von uralter Zeit her das Anhängepronomen nicht. Es hat sich also das lange A des skr. -ma-J wahr- scheinlich zuerst gekürzt, und das kurze a ist wie überall am Ende der altslavischen Wortstämme zu o geworden (s. §. 92. a. und §. 257). Das mediale kurze a des skr. td-imd-t hat sich aber in der slav. Schwesterform behaup- tet, während es in to-wiu, und to-mi, der überwiegenden Nei- gung zur Schwächung zu o gefolgt ist, was gewifs nicht hindert, in to-mu, to-ml, ta-mo einen gemeinschaftlichen Stamm = skr. lit. ta, goth. tha, gr. to zu erkennen. So wie tamo der Neigung zur Schwächung des a zu o widerstanden, so hat sich l&MO jamo wo (relat.) = skr. yd-imd-t (von welchem, aus welchem, weshalb) von dem euphonischen Einflüsse des Halbvocals frei gehalten und ist auch darum be- achtungswertb, weil es die Relativbedeutung des skr. Stammes ya bewahrt hat, welcher sonst in den lettischen und slavi- schen Sprachen die Bedeutung „er” übernommen hat; z. B. *) So in einer Stelle des Mahdbhdrata (Des Brahmanen Weh- klage I. 20. p. 53): yatah kslman tat 6 gant um (euphonisch für fatas, tatas) wo Glück, dahin (ist) zu gehen. **) Nicht zu belegen, steht aber theoretisch fest (s. §. 201). 23*
356 Bildung der Casus, §. 183-). 4. lit. ja-m, altsl. KMOy je-mu ihm; Loc. lit. jorme^ slav. KMb jemi9). — Ka~mo wohin? (slovenisch ko-mo) gehört zum skr. ka-mä-t und hat sich von der Zusammensetzung frei gehalten 9 die wir sonst an den slav. Interrog. wahrnehmeo (s. §. 388). 4) Der ossetischen Ablative auf ei fiir e-t ist bereife gedacht worden **), wir wenden uns daher jetzt zum Arme* **) ***) nischen, dessen Ablativ Fr. Windischmann, in seinei Abhandlung „Die Grundlage des Armenischen im arisches Sprachstamme ••*) noch eine r&thselhafte Erscheinung nennt (p. 28). Ich glaube aber, dafs man zu berücksichtigen hat dafs auch dieses, zum iranischen Zweig unseres Sprach* Stammes gehörende Idiom, die Laute vom ursprüng* liehen Wort-Ende verdrängt hat, daher z.B. in der 3tenP. praes. ber-e f), er trägt, gegenüber der ersten P. öer-tr* *) Sollte das mit jamo gleichbedeutende amo nicht eine Ver- stümmelung von jamo sein, sondern umgekehrt jamo aus amo durd den beliebten Vorschlag eines j entstanden sein, so würde a-mo zum skr. Demonstrativstamm a gehören und das Ganse zum Abi. a-smA-t, **) S. p. 120, wozu hier noch zu bemerken, dals Icamei, weichet nicht nur woher?, sondern auch von wem? und durch wen? be- deutet, wie überhaupt die ossetischen Ablative sg. und pl. in dem vea G. R o s e n behandelten südossetischen Dialekt zugleich Ablativ wi Instrumentalis ist Dals aber die Endung ei auf den sanskritisches und send. Ablativ und nicht auf den Instrumentalis sich stutzt, sieht man aus dem Anhängepronomen, wodurch Farnes (Ar'a-me-i) ab = skr. kd-send. Ara-hmA-j sich darstellt; so u-m« (u-me-i) vonihm, durch ihn als = skr. a-smA-t, send. a~hmA-<j voi diesem, während im Instr. nicht ia-mti, sondern tei =sead M, skr. ki-n-a zu erwarten wäre. ***) Abhandlungen der L Bayer. Akad. <L Wiss. i. CL Abth. II Bd. IV. f) Da die Endungen m, s der ersten und zweiten P. das i da skr. Endungen mi, si abgelegt haben, so braucht man auch das i da Endung ti im Armenischen nicht mitzurechnen, sondern wir dür- fen ber-£ aus vorangegangenem ber-e-t erklären.
Ablativ 9g. §. 183a). 4. 357 und der zweiten 6er-e-a, wobei der Klassenvoeal b e « skr. und send, a, wie mir scheint, zur Entschädigung fiir den unterdrückten l-Laut zu t e sich verlängert hat. Ich fasse daher auch das t e der Ablative wie himan-e (them. himan Grundlage) als Verstümmelung von et und stelle himan-e den sendischen Ablativen wie das oben erwähnte caeman-ad und den altlatein. wie coemäidn-id, dictator-ed gegenüber*). *) Peter mann (Gramm, p. 108 ff.) fafst/nal« die ursprüngliche Endung des Ablativs sg. und erkennt darin eine verstümmelte Praepo- sitionpbq. end „in, cum, per, propter, sub” 1. c.p.255). Er be- ruft sieb dabei auf die Pronomina der beiden ersten Personen (AblaL Mn, qtn) und der Demonstrativa, indem er den Ausgang nl im Abi. der letzteren (nm an 2, ainmanl) als Umstellung von In be- | trachtet. Ich würde aber, wenn ni wirklich eine Umstellung von In wäre, in dem / dieser Sylbe die wahre Ablativ-Endung erkennen, und somit auch dieses / als Verstümmelung von et fassen und in dem - Holsen n ein pronominales Encliticum erkennen, etwa wie in dem c ; des lat. hd-c oder in der Sylbe nam von quienam etc., oder in dem r cä unserer Accusative mi- eh, di-ch, si-ch (goth. mi-k, thu - k, ei-k <• §. 326*\). Aber auch, wenn, was ich fiir das Richtige halte, n£ die Urform des Ausgangs der betreffenden Ablative ist und somit in£-n, ql-n Verstümmelungen von qt-ni sind, erkenne ich in diesem Zusatz eine angetretene Partikel, die sich als solche haupt- sächlich dadurch bewährt, daß sie auch im Plural-Ablativ hinter der eigentlichen Casus-Endung vorkommt no-ia-n/ von die- sen, wo so, wie ich nicht zweifle, eine vollständigere Form der in der Regel aus einem bloßen $ i bestehenden Casus - Endung ist, woran in der gewöhnlichen Dedination zugleich der Dativ und Ge- nitiv pl. theilnehmen (s. §. 215). Ich sehe aber keinen Grund, anzu- nehmen, daß in einer früheren Sprachperiode auch die übrigen Pro- nomina und die sämmtlichen Substantive und Adjective an diesem enclitischen oder n Theil genommen haben. Sollte dies aber der Fall gewesen sein, und ist n/ oder n wirklich der Überrest einer ver- dunkelten Praeposition, so müfste doch der von ihr regierte Ablativ ursprünglich auch eine Casus-Endung gehabt haben, in welcher man die Verstümmelung der sanskritischen Ablativ-Endung t erkennen dürfte. Ich erinnere an das altpers. ma von mir = skr. ma/, mit lautgesetzlicher Unterdrückung des schließenden /.
358 Bildung der Casus. §. 183*L 4. Io der Declination der o-Stämme * **)) stimmt t e zum skr. d-t» send. altpers. und päli’schen a, z. B. stau/*9), vom StammeilanaLand, zum skr. 9fd?nd-t9send.itdnd-d, pAL fdnd (gegen ui^uiLt akan-e ab oculo vom Stamme ’akan =» skr. afcs'an); denn das armenische t $ stützt sich meistens auf das skr. d. In der PronominaldeelinatioD, die, wie Windischmann gezeigt hat, auch im Armenischen das oben (§. 167 ff.) besprochene Anhängepronomen <ma, mit dem so gewöhnlichen Verlust des s, gerettet hat, finden wir Ablative auf W gegenüber den sanskritischen auf tmd-t, sendischen auf hma-d und pAl. auf imd oder hmd. Denn, wenn man Pronominal - Ablative auf me mit den Dativen aufwi — z. B. or-me (mit Praep. K-or-me) qud (relat) mit oru-m cui — vergleicht, so bleibt nichts anderes übrig, als me mit skr. -imd-t, und das dative m (vollständiger w bei Demonstrativen, z.B. n-md) mit skr. smdi zu vermiß teln. Es hat also die armenische Pronominal-Declihation im Dativ genau dieselbe 'Verstümmelung erfahren, wie die litauische und neuhochdeutsche. Man vergleiche daher das m von oru-m cui (nach heutiger Aussprache woru-m) mit dem der litauischen Formen wie ka-m wem? (fiir altpreufs. ka-smu, skr. kd-smdi) und neuhochdeutschen wie toe-m, de-m. Aus der Pronominal-Declination ist im Armenischen das An- *) Den wahren Endbuchstaben der vocalisch endigenden Wort* stamme erkennt man im Singular am besten aus dem Instrumentalis, dessen v, hinter Consonanten 6, F r. Windischmann (L c. p. 26 C) scharfsinnig aus dem f verwandter sanskritischer Casus-Endungen erklärt (s. §.215 ff.). Es mag daher hier auf eine merkwürdige, wenn- gleich zufällige, Begegnung des Armenischen mit den lettischen und slavischen Sprachen aufmerksam gemacht werden, in welchen die sin- gulare Instrumental-Endung (litauisch ml) ebenfalls mit der plnralen (lit. mu = skr. bis) zusammenhängt **) Ich lasse absichtlich die Praeposition weg, die vor Consonanten als >, vor Vocalen als K (aus» erscheint, und in letzterem Falle gra- phisch mit dem regierten Worte verbunden wird.
Ablativ sg, §. 183< 4. 359 bängepronomen, wie im Päli und Präkrit und Lettischen, auch in die substantivische eingedrungen, jedoch mit Be- schränkung auf die Stämme auf o (Deel. IV.), welches vor dem in Rede stehenden m in nt. u übergeht, daher z. B. mardu~m homini neben mardoi (spr. mardö). Wenn aber auch bei Ablativen dieser Wortklasse das Anhänge- pronomen vorkommt (Petermann p. 109), nur mit unter- drücktem Endvocäl des Stammes (a^-me, dat. a^u-m), so kann dies nicht befremden, da dem Ablativ wie dem Dativ in der Pronominaldeclination das Anhängepronomen zukommt. Ich sehe daher in solchen Ablativen durchaus keinen Grund, sie vom Dativ abzuleiten, oder überhaupt im Armenischen den Ablativ aus dem Dativ entspringen zu lassen. — Bei Stämmen auf i *) fasse ich die Ablativ-Endung z. B. von u/ipmt eirte corde, als Gunirung des stamm- baften i, so dafs also die Ablative dieser armenischen De- clination den sanskritischen Genitiv-Ablativen auf e-e (im Ablat. aus e-t, s. p. 178) und den sendischen Ablativen auf öi-d) von Stämmen auf 3 i gegenüberzustellen sind. Man vergleiche also eirte mit skr. Ablativen wie agnÜ-B igne, aus agne-t^ vom Stamme agni. Einige Beispiele mit armen. ti gegenüber dem skr. Diphthong e aus ai sind: gee-q *) Petermann’s 3te Declination. Sie ist wie der genannte Gelehrte (p. 136) bemerkt, von allen die zahlreichste. Der sogenannte Charakter ist aber offenbar nichts anders, als der Endvocäl des Stam- mes, den das Armenische im Nom. Acc. Voc. unterdrückt, und zwar bei a- und i-Stammen in Übereinstimmung mit dem Gothischen; also wie hier gattet, gatt, gatt!, vom Stamme gatti, so im Armen, z. B. tirt Herz in den 3 Casus (abgesehen von der im Acc. vortretenden Praeposition), dagegen im Instrum. tirti-v, im Gen. Dat. Abi. plur. tirti-i, im Instr. pl. tirti-oq. Der ent- sprechende skr. und lateinische Stamm endet zwar mit d (skr. hrd aus hard, lat. cord), allein das Armen, bat ihn wie das litauische t ir- di-t zur Bequemlichkeit der Declin. durch den Zusatz eines i erwei- tert. Man mag daher im Instr. sg. das armen, tirti-v (aus tirdi-b) dem lit. t irdi-mi (aus /irdi-bi^ s. §• 161) gegenüberstellen.
360 Bildung der Casus. §. 183*^ k. Haar voto skr. Stamme k^ia^ meg Nebel, vom skr. Stamme mätfd Wolke, teg Lanze von der skr. Wurzel tij schärfen (aus tig), gunirt tig9 daher dii^L tejas Schärfe, Glanz * **)). In Bezug auf den doppelten Ursprung des armen, e « skr. d und e vergleiche man den des latein. e (§.5). Zum Überblick der Ablativbildung mögen folgende Zu- sammenstellungen dienen: Skr. divd-t9 s. aipd-d, lat. alto-d, osk. prewatu-d, gr. (= skr. aam<f-0, altpers. kabutfiyd, armen, stani (= skr. tfiind-t neut.), osset. arm (= skr. r'kta-t urso aus drksdi). Skr. id-md-J, ka-hmd-d, oss. Äfa-met, arm. or-m^w), slav. ka-mo. Send, urvaraya-d, skr. urvardy-dt ***), lat.praeda-d, osk. touta-d. Send. dfrttoi-d9 skr. pri^-a, lat. osk. tlaagi-d* armen, tirde. *) S. Bötticher in Zeitschr. d. D. M. Ges. IV. p.363. n. 264 u. über mdg = mdgä nr. 169. **) Die Vergleichung gilt hier natürlich, wie überhaupt bei diesen Zusammenstellungen nur der Bildung und nicht dem Stamme, da es nicht möglich ist, in den verschiedenen Wortklassen nur Wörter von gleichem Stamme einander gegenüber zu stellen. ***) S. p. 178. Das send, uroard bedeutet Bann, das sh. uroärd Fruchtfeld. •f) Man könnte aueh navali-d nach Analogie von mari-d erwarten. Sollte das e zu einer Zeit, wo schliefsende Consonanten noch keinen kürzenden Einflufs auf den vorhergehenden Vocal batten, lang ge- wesen sein, so könnte hier das / als Gunirung des i und somit ab regelrechter Vertreter des skr. 4 (s. §. 5) gefafst werden. Es wäre also naoall-d hinsichtlich des vorauszusetzenden l dem wirklich be- stehenden des Plurals häpoZAs (s. §. 230) gleichzustellen. In Bezug auf mcri-d könnte bemerkt werden, dafs im Sanskrit die Neutral- stämme auf i und u die Gunirung weniger lieben, als die Masc. und Feminina, daher im Vocat. für vdrd, mddtd auch vdri, mddfu*
Ablativ eg. §• 183*>. 1. 361 Send, bar#t'ry-dd> skr. bartry-at. Send, anhau-d (Iw §.32), mainyeu-d, skr. suntf'-s, lat. maffütratu-d. Send, tanau-d, tanv-ad, Bkr.tano-s, tanv-ae, altp. babiraut' (? s. p. 178 Anm.). Send, vti-ad, skr. vii-ds9). Send, iauiant-ad splendente, skr. i&cat-a* (ved.), id. lat. praetent-ed, osk. praetent-id. Send. (!aman-ad, skr. vartman-as (tnd), lat coven- tibn-id** ***)), arm. hintan-e. Send. ddfr-adw*), lat dictatör-ed, arm. duster-e. 183*). 1) Das Armenische, dessen Ablativ, nach einer früheren gelegentlichen Andeutung (l.Ausg. p.1272), hier zum ersten Mal ausführlicher als Bildungsgenosse desselben Casus anderer indo-europäischer Sprachen besprochen worden, unterscheidet in der consonantischen Declination (abgesehen von Fremdwörtern wie z. B. Adem) in Übereinstimmung mit den germanischen Sprachen hauptsächlich zwei Klassen von Wörtern, nämlich Stämme auf n und solche auf r. Die Declination der ersteren ist, wie unsere sogenannte schwache Declination, sehr zahlreich, und läfst, wie überhaupt die con- sonantische Declin., den Genitiv und Dativ ohne Casuszei- *) Das send, v// f. bedeutet Ort, das skr. via als Fern. Ein- gang, als Masc. ein Mann der 3ten Kaste. **) Da das Geschleckt in diesem Casus keinen Unterschied in der Flexion begründet, so mag hier auch ein Femininum in der Gesell- schaft von Neutren erscheinen. Das Armenische unterscheidet über- haupt keine Geschlechter. ***) Ich folgere diese Form aus dem Genit. ddtr-6, sowie aus dem belegbaren dir-atf igne vom Stamme ätar. Vondugdar Tochter kann der Abi. nicht wohl anders alsdugder-aj (eupho- nisch fürdug'dr-a#, vgL p. 344) lauten, womit das arm. duater-d zu vergleichen, welches wie das altslav. ^KUITH du ati (nom.), Gen. duater-e, den ursprünglichen Guttural wegen des folgenden t in einen Zischlaut verwandelt hat.
362 Bildung der Casus. §. 183*>. 1. chen, daher akan oculi, oculo, wie im Althochd. so duster filiae, als Gen. und Dat, in merkwürdigem Ein- klang mit dem althochdeutschen tohter, gegenüber dem goth. dauhtr-s, dauhtr. Zu der Verstümmelung, welche die beiden letztgenannten Formen, so wie die analogen Masculina wie bröthr-s, bröthr (gegenüber dem Nom. Acc. bröthar, dauhtar) .erfahren haben, stimmen im Armenischen die Nominative*) akn oculus, dustr filia und ähnliche Formen. Man darf also bei der Betrachtung der armenischen Declination nicht, wie gewöhnlich geschieht, vom Nominativ sg. ausgehen und annehmen, dafs ein Theil der obliquen Casus bei Wörtern auf n und r einen Vocal zwischen diese Buchstaben und den vorhergehenden Cons. einschieben, oder sich im Innern erweitern (Windischm. 1. c. p. 26), sondern man mufs um- gekehrt dem Nominativ eine Neigung zur Zusammenziehung oder Verkürzung, die oft grofse Härten hervorbringt, zuge- stehen. Während vocalisch endigende Stämme gröfstentheils ihren Endvocal im Nom. unterdrücken, stofsen die consonan- tischen den vorangehenden Vocal aus. Gewifs ist, dafs akn- oculus nicht zum skr. Stamme dies gehört, sondern zu- dem Nebenstamme abaan, woraus die schwächsten Casus dieses unregelmäfsigen Wortes entspringen (kl. Sanskritgr« §. 169), in welchen das vorletzte a wie im armenischen Nom. Acc. Voc. ausgestofsen wird. Man darf also «ufb akn hin- sichtlich des verstümmelten Stammes dem skr. Dat. und Gen. aks'n-e, aksn-as gegenüberstellen, und umgekehrt, den armen. Dat. und Gen. akan **) dem skr. vollen Stamme aks'an, wovon im Locativ (der an dem starken Thema theilnehmen kann) aksran-i (über n s. §. 17*>) oder aks'n-i So wie nun akan als Dat. und Gen. formell identisch ist jnit dem skr. Stamme aks'an, goth. augan, so ist duster als Dat *) Zugleich Vocative und Accusative, nur dafs letzteren überall die Praeposition / präfigirt wird. **) Im Pluralnom. akun-q hat sich das alte a, wie sehr häufig, zu u geschwächt, ungefähr wie in althochdeutschen Plural- dativen wie tagu-m gegenüber den gothischen wie daga-m.
Ablativ sg, §. 183Ä>. 1. 363 und Gen. identisch mit dem skr. Stamme du hitar, gr. 3-uyaTsp, goth. dauhtar, während der Nom. dustr zum skr. duhitr (vor Consonanten duhitr) zum griech. S^yarp, goth. dauhtr der schwachen Casus stimmt, z.B. zum Dat. duhitr-#, Svyarp-t (letzteres eigentlich ein Loc.), goth. dauhthr. Hinsichtlich des Wortbildungssuffixes stimmt das oben erwähnte hrrnan-e zu dem skr. Suffix man, welches auch in der german. schwachen Dedination eine wichtige Rolle spielt (s. §. 799). Vielleicht ist tytRub himan Grundlage, Nom. himn, identisch mit dem skr. si'man Grenze (Wz. si binden), mit der in den iranischen Sprachen gesetzmäfsigen Umwandlung des 8 in h. At-a-man Zahn, nom. atamn gilt mir als essender, von der skr. Wz. ad, goth. at, lit. ed fressen, wovon ed-mene f. (aus -menjd) Maul. Das armenische Verbum der betreffen- den Wurzel hat den alten a-Laut zu u geschwächt (ncsnttT utem ich esse), während die Zahnbenennung den Grund- vocal bewahrt; und einen Hülfsvocal zwischen die Conso- nanten der Wurzel und des Suffixes eingeschoben hat, wie z. B. der althochdeutsche bildungsverwandte Stamm uoahs-a- mon (nom. wahs-a-mo) Frucht als wachsende, wofür man im Goth, vahs-man, Nom. -ma zu erwarten hätte (s. §. 140). Von den hierher gehörenden armen. Wörtern erwähne ich noch den Stamm san Hund (« skr. inan), dessen Nom. 8un auf die skr. zusammengezogene Form der schwächsten Casus (iun, gr. xw) sich stützt. — Es fehltunter den arme- nischen n-Stämmen, welche in Job. J. Schröder’s Thesau- rus linguae Armenicae die drei ersten Declinationen begreifen, auch nicht an Formen, welche im Nominativ, nach uraltem Princip (s. §.139 ff.), den Nasal ab werfen; da aber zugleich, wie vor dem erhaltenen n, der Vocal der Endsylbe unter- drückt wird, so gewinnen wir auf diese Weise Formen, die mit unseren neuhochdeutschen Formen wie Bär, Ochs, Mensch, Nachbar, von den Stämmen Bären, Ochsen9) (skr. üks'an, *) Der armen. Stamm htfulb ejan, nom. e/n (skr. üks an, nom. üksd) hat den Guttural aufgegeben und gleicht in dieser Beziehung
364 Bildung der Cauuu. §. 183**. 1. nom. uktä) Nachbarn, auf gleichem Falze stehen. Beispiele dieser Art im Armenischen sind: gnpuM galutt Ankunft, pahutt Schutz, Auing. tnund Er- ziehung, Genitiv: galuetean, pahvttean, enundean (i. Schröder’s 2te Deel.). — Aufser den Stimmen auf n und r (p r od. r) gibt es in der consonantischen Decli- nation nur noch Stimme auf g_(J (Schröder’s 4te Deck). Da aber dieser Buchstabe bekanntlich mit l verwandt ist und auch im Alphabet die Stelle des griech- X einnimmt * *), da ferner die Liquidae r und l fast identisch sind (s. §. 20), so darf man auch eine Urverwandtschaft zwischen und r annehmen und Ersetzungen des ursprünglichen r durch armen. qjj erwarten. Eine solche findet sich z.B. in der Be- nennung des Bruders, hq&yp ecjbair, welches ich mit dem Verhältnis des send, aui Aage zam skr. dkui. Hinsichtlich der Schwächung des a zu i io der Endsilbe des Stammes stimmt der Genitiv und Dativ egin sehr schon zum althochd. ohu in derselben Casus, und zum goth. auhuin-u, autuin. So wie der goth. Stamm auhuan und alle analogen Bildungen, so schwankt auch das armenische Schwesterwort und alle übrigen von Schröder’s 3ter Declin. zwi- schen a und i in den Endsilben. Es lautet z. B. der Instr. egamb (lautgesetzlich töroon-5), und im Plural steht IryAg eganz als Dat. Abi. Gen. (s. §. 2! 5) dem Nominativ egin-q gegenüber. Über- haupt ist die Bewahrung des ursprünglichen a-Lauts in dieser armen. Declin. vorherrschend, und der geschwächte Vocal i erscheint im Plural nur im Nominativ — der überhaupt, wie der singularische, Stammschwächungen liebt— und in den auf ihn sich stützenden Casus, und im Singular blofs im Gen. Dativ, während der Abi. gleich dem Nom. den Vocal ganz aufgibt (c/n-/) und in dieser Beziehung den skr. Formen wie n&mn-as gleicht *) Die dem Griechischen fehlenden Buchstaben sind im armen. Alphabet zwischen die auch im Griechischen vorhandenen Lautzeichen eingeseboben; q_ p aber nimmt wie ein echtes l wirklich die Stelle des griech. Ä ein und reiht sich an k (|) mittelst der dem Gr. fehlen- den Buchstaben h und i £. Die Stelle des gr. £ nimmt f_g ein, woraus erhellt, dafs zur Zeit der Anordnung des armen. Alphabets ? als gelindes / galt
Ablativ sg. §. 183*\ 1. 365 Diefenbach*) aus brair erkläre, mit der im Armenischen beliebten Umstellung der Liquida und einem vorgeschobenen Hülfsvocal. In beiden Beziehungen gleicht also die armen. Bruderbenennung der oben (p. 121) erwähnten ossetischen (aroade). In ucjt Karneel, eine grofse Entstellung des skr. tiZfra, ist ebenfalls das alte r von seiner ursprüng- lichen Stelle weiter zurückgetreten; ich erkenne nämlich hier in dem / nicht etwa das skr. /, sondern die Umwand- lung des r. In Schröder’s 4ter Declination, deren Stämme sämmtlich auf ausgehen, das dem vorangehende e aber im Nom. und den ihm gleichlautenden Casus unter- drücken, finden wir unter andern die Benennung des Ster- nes in der Form tutMak^aste^ (them.), Nom. ast/, worin man, das / als « r gefafst, leicht das vidische stdr, ttr9 send, itdr (itdrt §. 30) und griech. wrrrip erkennt. Zu letzterem stimmt der armenische Ausdruck auch durch den vorgetretenen Hülfsvocal, ohne welchen der Nomin. (st/) unaussprechbar wäre. Durch diesen Hülfsvocal gewinnt der betreffende armen. Ausdruck fast das Ansehen eines griechischen Lehnworts, wenn man unbeachtet läfst, dafs das Armenische ebenso wie das Griechische und Ossetische solche vocalische Vorschläge liebt. Wir haben einen sol- chen bereits oben in e-tfbair erkannt, und ich erwähne hier noch, zum Belege dieser Erscheinung, die Entstellung des sanskritischen ndman (thema) Name in der armeni- schen Form a-nun, wo ai. u die Schwächung des skr. d, goth. a (them. naman) ist, und die Sylbe mm nur ihren Nasal zurückgelassen hat. Hinsichtlich des vocaliscben Vor- schlags begegnet das Armenische hier wieder dem Griechi- schen (o-yopa). — Unter den armenischen Stämmen auf e/ finden sich auch mehrere Composita auf £A«A^ keteg\ Nom. ketg\ z. B. qarketg Steinhaufen. Dieses ketetj erinnert an das skr. ks'ftra Feld, Platz, dessen Endsylbe sich leicht zu tar umstellt und aus diesem zu te/ entartet *) Jahrb. fiir wiss. Krit. Sept 1843, p. 447.
366 Bildung der Caeue. §. 183*>. 1.. haben konnte, da £r e im Armenischen der gewöhnlichste Vertreter des skr. a ist. Auch n o und m. u erscheinen sehr häufig für sanskritisches a, weshalb sich die sanskri- tische Wortklasse auf a, welcher die griechische und latei- nische 2te und die gothische iste (starke) Dedination ent- sprechen, im Armenischen in drei Dedinationen gespalten hat *)• Die erste begreift Stämme auf w a, die zweite Stämme auf n, die dritte solche auf u, welche im Instrum. in respectiver Ordnung auf a-o, o-o und u (letzteres ohne Casus-Endung) ausgehen (s. Schröders 6te, 9te und lOte Dedination). Ein Beispiel der a-Dcdination ist bereits oben (p.358) durch tona, nom. tan (« skr. flrfna-m Ort), Instr. lana-o, gegeben worden; ein Bdspid der o-Dedina- tion ist Jiupqjt mar do Mensch, nom. mard, gen. mardoi (spr. mardo), instr. mardo-v. Die etymologische Bedeutung von mardo ist sterblicher, obwohl es sich wahrscheinlich auf den skr. Stamm mrtd gestorben, oder vielmehr auf dessen Urform marta stützt, wie das griech. ßporo, aus pporo, und dieses umstellt aus popro. Es ist demnach das o des armenischen Stammes identisch mit dem Endvocal des griech. Scbwesterwortes. Zu derselben Wurzel, wozu mord gehört, ziehe ich auch marmin „Körper als sterblicher, ver- gänglich er**)’* (them. marmno, auch marmni nach S chro- ders 7. Deel.) und erkenne darin das skr. Suffix mana, send. mana oder mna, griech. pw, in derselben Gestalt, die es im lat. mnö von aZ-u-mntf, gewonnen hat. Zum griech. Stamme ddu-po stimmt in Wz. und Suffix der gleich- bedeutende armenische mni^n turo, Nom. tur, von der skr. Wz. dd, deren d sich im Armen, wahrscheinlich zuerst ge- kürzt und von da zu u geschwächt hat. Im Stamme <ftö (für dwo), nom. di „deus fictus, idolum", gen. dioi (spr. diö) erkenne ich das skr. devd mit Verstümmelung des Diphthongs ai (zusammengezogen £) zu *) fr e fehlt als Ausgang der Wortstämme. ’*) Das skr»/nür-/i Körper gehört zu derselben Wurzel.
I Abtaiio sj. §. 183*), 2. 367 ihem. ar^afo, stützt sich auf das skr. ragata-m Silber als glänzendes, mit Umstellung von ra zu ar, wie im lat. argentum und dem zu derselben skr. Wz. rag (aus rdy) gehörenden griech. apyvpo$. In dem Suffix uno, Nom. us, von Formen wie gdtun „sciens, conscius” erkenne ich das skr. Suffix ana, gr. avo (s. §. 930). Beispiele von Stämmen auf u (Schröder’s lOte Deel.) für skr. a sind hen u S c h a a r, ni.qmnt. ug'tu K a m e e 1 (s. p. 365) kowu Kuh, Nominativ: hen, ug't, kow. Ersteres stimmt zum skr. 8 end fern. Heer*), wozu wir uns einen männ- lichen Stamm se’na zu denken haben, da das Armenische, welches keine Geschlechter unterscheidet, eigentlich nur Mas- culina hat, wie im Skr. die geschlechtlosen Pronomina der beiden ersten Personen durch die Aeeusative pl. asma'n, yusmetn sich als Masculina erweisen. So ist denn auch der armen. Stamm kowu Kuh, Nom. ^m[_kow, formell ein Masculinum und stützt sich auf den sanskritischen Stamm yava Rind, welches nur in Compositen vorkommt und mit puh für puh8 (in den starken Casus p um an 8) Mann tu pungava-8 Stier, eigentlich männliches Rind, sich bereinigt. Man kann aber auch den armenischen Stamm iowu vom skr. g6 (aus gau) so ableiten, dafs man dem Diphthong 6 (oder vielmehr seinem Vorfahr au), den das Armenische nicht zu decliniren versteht, ein u als Schwä- chung eines älteren a beifügte; so entstände* kowu, und hier- aus durch Apokope der Nomin. kow **). So hat auch der kr. Stamm ndu Schiff sich zu navu erweitert, vovon der Nom. nav, während der lat. Stamm navi den Ansatz eines i erhalten hat. 2) Da wir uns in der Folge noch öfter mit dem Ar- nenischen werden zu beschäftigen haben, so scheint es pas- *) Von binden, also eigentlich das Zus am meng efügte, Verbundene; man vergleiche in dieser Beziehung unser Bande. ’*) Das mediale n o entspricht als Entartung eines ursprünglichen z dem gr. o von etc., sowie dem lat o von bovis etc.
368 Bildung der Casus. §. 183*). send, um das bisher Versäumte in möglichster Kürze nach- zuholen, hier das armenische Alphabet vollständig herzu- setzen und den verschiedenen Buchstaben ihre Vertreter in europäischer Schrift, mit den als zweckmäfsig erachteten^, diakritischen Zeichen, gegenüberzustellen: 1. u» a f * **) ***)•) f 9 4. q. d 5. fr e") 6. 9 (weiches #). 7. I- e 8. 9. gf 10. d- $ (franz, /, slav. >k). 11. ft i 12. L l 13. juH 14. < (d?) •••) *) Ober die jetzige Geltung der sämmtlicben Mutae s. p. 1*1, wobei jedoch zu bemerken, dafs die jetzige Aussprache öfter nach früherer Verschiebung wieder zum Uriaut zurückgekehrt ist, indem z. B. die Media der skr. Wurzel dd früher in Übereinstimmung mit dem germanischen Consonantenverschiebungsgesetz zu« = z geworden ist (munTtam ich gebe), m aber in der heutigen Aup spräche die Geltung des d gewonnen hat; so dals also jetzt wieder dam dem skr. ddddmi, und das du gibst der gleichlautenden lat. Schwesterform gegenübersteht. **) wird jetzt, wie das slav. 4, mit vorschlagendem j ausgespro- chen, s. §.92. e. und über ähnliche Erscheinungen im Albanesischeo die oben (p. 12 Anm.) erwähnte Schrift. ***) Nach Schröder, der diesen Buchstaben durch dz um- schreibt, ist in demselben ein weicher Zischlaut enthalten, in 4 (nr. 17) aber ein harter, weshalb Schröder den letzteren durch ds dar- stelit. Ich schreibe beide mit griech. £, dem ich, wo es die Ver- bindung eines d mit gelindem s (.;) darstellen soll, einen Punkt
Ablatio sg. §. 483». * 369 15. i k 16. <; h 17. 4 $ (ds) 18. qj) (aus l oder r s. p. 364) 19. O (<*0 20. iTm 21. j K (anfangendes sanftes A), i *) Etymologisch sind die beiden armenischen Laute inso- ch, als sie beide in Wörtern, welche mit sanskritischen nd, öfter die palatale Media vertreten (^ g = ds* s. §. 14) nfiger als 4 Man vergleiche ÜbiuLlr^ inansl zeu- r skr. Ws. gan id.; 4-Ap ier alt mit gdrant (schwach >, gr.ye^ovT; tupktufk ariai Silber mit ragala\ ftAl atz mit gangd Schatzkammer. Sowie aber die en Palatale selber nur Entartungen von Gutturalen sind, das Armenische sein 4- £ und 4 i nicht selten selbständig aus erzeugt, namentlich aus A = weichem % (s. §. 23); z. B. in ilange = skr. ahi-s (v4d. dÄi-x, gr. £%!-$), lee, skr. himä-m (Wz. hi), ii Pferd, skr. hayd-s ih-nit iern Hand (them. ieran, gen. dat. ierin) iner Wurzel zum tkr.härana-m Hand als nehmende, 5x zu an (§• 924). Ein Beispiel mit £ £ fär skr. h ist ;rofs (them. me£a, instr. me^a-p) = v4d. mdha-s. anfangende j h' (nach der jetzigen Aussprache) ist seinem nach überall die Entartung des Lautes unseres j, des skr« in juHgh[_Ka$el opfern von der skr. Wz. 3^/aff' den Eigennamen wie H'akobus t H*udat, H*os*p etc. e, und in einigen einsilbigen Wörtern auch am Ende, biL irangehendem mi a und n o die Diphthonge ai und ta, in- dieser Verbindung wie u gesprochen wird (Petermann ir z. B. fy[_ail alius = skr. anjrd-s, luis lux = m. ruk. Am Wort-Ende, einige einsylbige Wörter aus- wird dasj i dieser Diphthonge nicht mehr ausgesprochen, e ich es bei Übertragung in lat Schrift, in Übereinstim- Vindischmann (welcher y durch ayt ojr darstellt) lag dieses verstummte i mit dem’luirasubscr. vergleichen; gehende Vocal wird lang, z. B. Jis^qjy mardoi ^smardfp. 24
370 Bildung der Casus. §. 183*>. 2. 22. I n 23. lb 24. n 0 *) 25. L i (M) 26. p L9&} 28. r (hartes r) 29. u 8 30. £ w 31. » t 32. p r (weiches r) 33. g i deutsches z) 34. «. v (unserw) vorVocalen; «vorConso- nanten und gelegentlich schlief send**). 35. 35* 4. J* (wie fend. q’ häufig fiir skr. tt, s. §.35). 37. o 6 38. %f. Da die armenische Schrift, wie die vorstehende Liste zeigt, einen grofsen Reichthum an Buchstaben besitzt, welche wie unser a = to, das griech. £ « und englische j « dt\ einen J-Laut mit einem Zischlaut in sich vereinigen, so dür- fen wir nicht unterlassen, die Frage aufzuwerfen, ob nicht einer oder mehrere dieser Buchstaben gelegentlich oder regd- mäfsig aus dem Laute unseres j hervorgegangen seien, wie *) Wird jetzt am Anfänge der Wörter mit einem vorscblagendes w ausgesprochen (wo); mitj bildet es den Diphthong ui, der vielleicht früher oi gesprochen wurde. Dafs das einfache « etymologisch, wie das griech. O fuxqov und slav. 0, dem skr. a entspricht, ist bereits be- merkt worden (s. p. 366). Schröder gibt dem n in jeder Stelledci Wortes die Aussprache ui oder uo. **) In Verbindung mit vorangehendem n o druckt i. den Vocal * (kurz) aus, daher z.B. ipnututp dustr Tochter (them. duster) für skr. duhitA (them. duhitdr) 9 slav. dusti9 gen. duster-c.
Ablativ sg. 183*>. 2. 371 dies oben (§. 19) hinsichtlich des griech. £ gezeigt worden? Ich habe von diesem Gesichtspunkte aus den armenischen Sprachbau untersucht, und glaube entdeckt zu haben, dafs g z = fe, welches in der armenischen Grammatik, sowohl in der Dedination der Nomina und Pronomina, als in der Conjugation der Verba eine sehr wichtige Rolle spielt, über- all, wo es als Flexionsbuchstabe vorkommt, sich aus dem Laute unseres /, des skr. y, erklären läfst, und dafs, wenn man ihm diesen Ursprung zuschreibt, die betreffenden For- men sich mit analogen sanskritischen, welche y darbieten, vermitteln lassen. Von den Casus-Endungen, die ein g i enthalten, wird in Kurzem die Rede sein *); hier aber scheint es mir zweckmäfsig, im Voraus einen Blick auf die Conju- gation zu werfen, weil diese und die Dedination der Sub- stantive und Pronomina sich wechselseitig einander aufklä- ren. Ich beginne mit dem Conjunctiv des Praesens. Hier steht beim Verbum substantivum izem dem skr. Poten- tialis sydm gegenüber. Letzteres steht für aay^m, wie a-ntaa wir sind für aamda, dor. lit. aa-tna. Das Armen, hat wie das Griech. den Wurzelvocal behauptet, und zwar mit der sehr gewöhnlichen Schwächung des a zu i, wie im griech. Imper. Der Zischlaut ist dem armen. Verbum subst. durchgreifend entschwunden, wenn er nicht, wie ich vermuthe, in der 3ten P. sg. des Irnperf. zu r ge- worden ist, daher tp ir (erat) = ved. tfa, send, di, dor. (s. §. 532); dagegen entspricht in der 2ten P. typ $ir (® skr* <Tata) das r für a dem Personalzeichen. Das t i, für A a des Praesens am ich bin, ist wahrscheinlich Folge des Aug- ments. Fassen wir nun im Conjunctiv das g z als Vertreter des /, welches wir hier wie im Skr. durch y schreiben wol- len, so stimmen iyem, iyes, iye schön zum gr. «ijy, (aus etc. für lajrp) und zum skr. (a)aydm, (a)ayda, (a)ay<ft Die attributiven Verba verbinden sich, wie mir scheint, im Praes. Conjunct. mit dem Verbum subst«, daher *) $.§§.215.244. 24*
372 Bildung der Caius. §. 183*). *• str-siem amem aus ssr-tyem, ungefähr wie altlat.fac-tw^ welches, wenigstens formell, nichts anders als die Verbindung der Wz. mit dem Conjunct. von rum ist. In der 2ten armen. Conjugation bildet das t von iiem mit dem vorangehenden a den Diphthong at, daher a/atiem molam aus aya-syem. Hinter dem m. « der 3ten Conjug. fallt das i des Hülfsverbums ab, daher von toy-u-m sino der Conjunct. fhugni^nLir foguzum, Coguius, fog'uiuy aus foyuyuws, ~yut, yu. Das u der Endungen, statt des s der beiden ersten Conjugationen, erklärt sich durch den assimilirenden Einflufs des u der vorhergehenden Sylbe aus dem ursprüng- lichen d. Sollte aber im Conjunctiv praes. der 3ten Con- jugation das Verbum subst. nicht enthalten sein, so mufs man Formen wie ^oy-u-ium mit sanskritischen Potentialen der 8ten Klasse (s. p. 220), z. B. mit tan-is-yd'-m (exten- dam), -yd*-a, ytf-t vermitteln; aber auch bei dieser Auf- fassung das u der 3ten Sylbe der Assimilationskraft des u der 2ten zuschreiben. — Das armen. Futurum halte ich, seinem Ursprünge nach, für den Conjunctiv des Aorists, wie das lateinische Futurum der 3ten und 4ten Conjug. längst als Con- junct. des Praesens dargestellt worden (s. §. 692), wobei daran zu erinnern, dafs auch im Vida-Dialekt die Modi des Aorists hinsichtlich ihrer Bedeutung denen des Praes. gleich stehen, und dafs im klassischen Sanskrit der sogenannte Pre- cativ nichts ist als der Potentialis oder Optativ des Aorists. Man vergleiche fd-ytT-t er möge sein mitdffu-t er war. Ist nun aber das armen. Futurum identisch mit dem skr. Precativ, oder griech. Optativ des Aorists, so darf man darin auch eine Vertretung des skr. Modal-Ausdrucks qy yd und des griech. wj (aus jr^ z. B. von do-ny-y, do~6j-$, do-nj (aus do^/y-y etc.) erwarten. Diese Vertretung finde ich in der Sylbe yA ie oder iw, beide für ia (nach meiner Theorie aus ye, yu), und in dem blofsen y i der 1. P. sg., z. B. von «uv-y Sa-i dabo, ta-ie-9 dabis, ta-ii dabit, ta-iw-y' (für ta-iu-my) dabimus, Sa-ie-s dabunt. In der 2len P. pl., wo das alte d der Sylbe ER yd sich zu i geschwächt
Ablativ sg. §. 183*\ 2. 373 wird durch den Einflufs dieses i das g i zu ^_g (mds), er «uufAg tagiq dabitis. Wir gerathen also hier ge- sermafsen in das Gebiet des Präkrit, wo das skr. y • gewöhnlich zu geworden, d. h. von der Aussprache deutschen und italiänischen j zu der des englischen Über- ingen ist. Stellen wir nun sowohl für g i als für g ursprünglichen /-Laut mit der graphischen Bezeich- g durch y wieder her, so stimmt das armen. Futurum fern genauer zum griechischen Optat. des Aorists, als i sanskritischen Precativ, als letzterer in den meisten Ionen, nach Analogie des griech. äonjcav, das Verbum it. der Hauptwurzel anschliefst. Die genaueste Übeirein- imung findet in der 2ten P. sg. der drei Sprachen statt, i vergleiche: Sanskrit Griechisch Armenisch de-ya-tam *) do-wj-y ta-y de-ya-8 do-nj-s ta-ye-t de-ya-t do-wj ta-ye de-yd'-sma ta-yu-q di-ya-sta do-nj-rs ta-yi-q de-yd'-su* w) do-u-y ta-ye-n Im Aorist des Indicativs hat das in Rede stehende ar- lische Verbum das wurzelhafte a zu u geschwächt — Schwächung die im Arm. sehr häufig eintritt — in der l p. «g. aber ganz abgeworfen; daher e-tw, e-^u-r (aus s-s), gegenüber dem skr. d-dd-m, d-dd-s, d-dd-t, t-dtu-y, e-^cd. In der 3. P. pL stimmt e-tfu-n, abge- >n von der Vocal-Entartung in den beiden Sprachen, schön i dorischen und epischen e-Jof gegen skr. d-du-a für »dingliches a-dd-nt — Diejenigen armenischen Aoriste welche in der 1. P. sg. auf gfc ii ausgeben, erkläre aus der skr. lOten Klasse, worauf die germanische ) Für dd-jd'-'Tam, s. §. 705. ') Aus dt-jfd'-sant.
374 Bildung der Casus. §. 183*>. 2. schwache Conjug. sich stützt, und ich erkläre demnach das H z, z. B. von igjt lii ich füllte an (l als Verstümmelung von pl) aus dem skr. y, z. B. vonpär-dyämi ich fülle (Wz.par, pf cl. 10), womit das betreffende armen. Verbum verwandt ist. Diese Klasse von Verben entbehrt im Sans- krit des Aorists und ersetzt ihn durch reduplicirte Formen wie z.B. acücuram ich stahl, welches mit dem Charak- ter aya (in den allgemeinen Tempp. ay) nichts zu thun hat und mit dem Praes. cör-dyä-mi und Imperf. acdr-aya-m nur wurzelhaft, nicht bildungsverwandt ist. Das Armenische aber, welches im Imperfect das Verb, subst. an das Verbalthema des Hauptverbums anfügt, benutzt bei dieser Klasse von Verben die Form des skr. Imperfects zu seinem Aorist*). .Wenn aber die Aoriste der regelmäfsigen Verba der armen Isten und 2ten Conjug. in ihren Formen auf Ayfi ezi, azi auf den Ausgang ay der skr. lOten Kl. sich stützest so braucht daraus nicht nothwendig gefolgert zu werden, dafs auch die Specialtempora dieser Verba zur skr. lOten Klasse gehören, denn es könnten ja die Specialtempora zur starken, die allgemeinen aber zur schwachen Conjugation gehören (wenn man Grimm’s Terminologie auch auf das Armenische übertragen will), ungefähr wie im Latein, z. B. 8tro (aus 8880 s. p. 218) und 8trepo zur starken, se-ts, 8trep-vi, aber, wegen des angetretenen Hülfsverbums, zur schwachen Conjugation gehören, und umgekehrt spondto zur schwachen, 8popondi zur starken. Es könnten aber auch im Armenischen ssr-e-m ich liebe und ay-a-s» ich mahle (die Musterverba bei Petermann) in ihrem Klassenvocal eine Kürzung oder Verstümmelung erfahren *) Mao vergleiche in dieser Beziehung die litauischen Aoriste wie jes kojau (Ruhig’s 4te Conjug.), welches deutlicher als sein Prae- sens jeskau (ich suche) den Charakter der skr. toten Klasse an sich trägt (vgl. p. 229) und sich eben so wenig als die armenischen Aoriste auf ii = ji darum kümmert, dafs das Skr. in dieser Conju- galionsklasse den Aorist indic. hat verloren gehen lassen.
Ablativ sg. §. 183*1 2. 375 haben, so dafs sir-e-m für und ay-a-m für ay-as-m stünde; e-m wäre dann wie das präkritische e~mi und althochd. e-m von Grimm’s 3ter schwacher Conjug. eine Zusammenziehung von ayd-mi (s. p. 227/.); ebenso ai des vorausgesetzten ag'-ai-m. Das Futurum, d. h. der die Stelle des Fut. vertretende Conjunct. (skr. Potent.), setzt an den indicativen Aoriststamm auf g z den oben bespro- chenen, mit g z a skr. Q^y beginnenden Modus-Exponen- ten, und zwar in der ersten P. sg., welche keinen Personal- Ausdruck hat, mittelst eines Bindevocals i 8ir ez-i-i^ "TTStll ag'az-i~z), in den übrigen Personen aber unmittelbar, und es geht dann das y z des Aoriststammes vor dem des Futur- oder vielmehr Moduscharakters in s über (s. Peter- mann p.207/.), in welcher Beziehung ich an den in §. 102 £ besprochenen Übergang von ^-Lauten — das alt- und mittel- hochd. z « arm. j z mitbegriffen — vor andern t-Lauten in 8 erinnern; also stres-ie-s amabis, a/as-ie-s moles, aus strsi-ce-s, a/ai-ie-s, wie im Alt- und Mhd. uzis-t du weifst, für weiz-t. In sanskritische Lautverhältnisse umgesetzt ergäbe sich aus a/asies, d. h. aus seinem Aus- gangspunkt agazzzs (abgesehen vom g aus r oder l) die Form agay~yä-8. Das Sanskrit wirft aber bei seinen Preeativen (d. h. Potentialen des Aorists) der lOten Klasse und Causalform den Klassencharakter ay (der allgemei- nen Tempp.) ab, daher ddr-ya'-s du mögest stehlen, *ed-yä-8 du mögest wissen maehen, für ddray-yd^ veday-yd-8. Ich glaube die beiden letzten Formen als die organischen voraussetzen zu müssen und mache darauf auf- merksam, dafs auch vor dem Gerundialsuffix ya der Klassen- oder Causalcharakter ay in der Regel verschwindet (rf-v/d- -ya für <f-eed-ay-ya), hier jedoch nicht ganz spurlos untergegangen ist, sondern in dem Falle sich behauptet hat, wo ein wurzelhaftes a unverlängert bleibt; daher vs-yafi- ay-ya im Gegensätze zu Formen wie ni-pat-ya (von ni-pdt-ay niederfallen machen), wo die Causalform auch nach Unterdrückung ihres Charakters ay durch die
376 Bildung der Casus. 183*h 2. Verlängerung des Wurzelvocals sich hinlänglich bemerklich macht. So erkennt man in böd-ya-9 du mögest wissen machen (für das voraüszusetzende ffdcf-ay-yas) das Cau- sale an der Guna-Steigerung, welche diese Form hinlänglich von bud-ya-8 du mögest wissen unterscheidet. Ich mache noch darauf aufmerksam, dafs das Sanskrit aus Ab- neigung gegen die Verbindung zweier die es nur im äussersten Nothfall gestattet (wie oben in osya^ay-ya) auch vor dem Passiv-Charakter ya den Causalcharakter unterdrückt; daher z.B. mdr-yd-te er wird getödtet (sterben gemacht), wofür eigentlich mdray-ya-te stehen sollte. Ich darf nicht unterlauen, dem armenischen yi als Abkömmling eines y (j) auch Analoga im Send nach- zuweisen, indem hier die skr. Wurzel mar, mr sterben im Causale das skr. y in d, der Aussprache nach = umgewandelt hat, daher mdWd, und mit vorgeschobenem Nasal, mtrtni *), tödten, d. h. sterben machen (® skr. mdray), wovon der Imper. med. mfrfnianuha tödte ( skr« mdrayasva s. §.721) und das Nom. agentis (mit v Verwandlung des i mGslc, wegen des folgenden t) m/r/i- tdr Mörder, ferner das Desiderat, med. mimar (2. P. imper. med.), mimarfksditt (3. P. conjunct.). Ich glaube aber nicht mit Burnouf, dafs auch das Substantiv mahrka Tod von diesem Causale stamme, da der Tod nicht vom Tödten, sondern vom Sterben benannt ist. Ich erkenne vielmehr in mahr-ka das gewöhnliche Bildung^ Suffix ka> skr. qj ko, mit dessen Fern, wahrscheinlich unsere Abstracta auf wny, ahd. unya, Zusammenhängen (s. §. 950). — Es gibt noch einen andern Fall im Send, wo der skr. Halb- vocal B^y aller Wahrscheinlichkeit nach zu t t* ge- worden ist, von hier aber, wegen der unmittelbaren Verbin- dung mit einem folgenden Zischlaut, in GT if überging; ich *) S. Burnouf in der oben (p. 2) erwähnten Recension p. 37, wo jedoch des mir unzweifelhaft scheinenden Zusammenhangs dieser Form mit dem skr« Causale nicht gedacht worden«
Geniiw eg, §. 184. 377 meine die Form lesmad (über s. §. 52) fiir skr. yusrndt (Pron. 2. P. pl.). Das V ^er Anfangssylbe gyu, welche das Send in Formen wie yusmad9 yusmdkfm, abgesehen von der Quantität, unverändert gelassen hat, ist in der Form k'sma#*) schwerlich mit einem Sprung zum Guttural geworden, sondern ich glaube, dafs aus yu zu- nächst 6u oder <5u, und hieraus, nach Unterdrückung des Vocals, CuP geworden sei; denn die Verbindung ds oder ci wäre dem Send eben so unerträglich, als dem Sanskrit die Verbindung cs oder daher z. B. vdki-ü von vdi Rede. — Ich erwähne nun noch ein im Armenischen vereinzelt stehendes Wort, in welchem ein sanskritisches wie oben (p. 373) in der zweiten Pluralpers. des Fu- turums, zu ]_<} = ds' geworden ist; nämlich eTt]_ Mitte, welches offenbar dem skr. madya entspricht, womit es auch Peter mann p. 26 vermittelt hat; ich glaube aber nicht, dafs in dem arm. £ g » di das skr. <T sammt dem y vertreten sei, so dafs das, der Aussprache nach, in j ent- haltene d das skr. <T, und der Zischlaut das y ver- trete, sondern ich nehme Wegfall des und Entschädi- gung für dasselbe durch die Verlängerung des vorhergehen- den Vocals (e=» d) an, so dafs das ganze f_g nichts als die Entartung des skr. Z^y sei, wie oben (p, 32) das gr. £ von aus dem/ des vorauszusetzenden axii-ja,, erklärt worden. Genitiv. 184. In keinem Casus stehen die verschiedenen Glieder des indo-europäischen Sprachstamms in einem so vollstän- digen Einklang als im Genitiv sg., nur dafs im Lateinischen die beiden ersten Declinationen, nebst der fünften, so wie die beiden ersten Personen der Pronomina, die alte Endung verloren und durch die des alten Locativs ersetzt haben. *) Hieraus durch Einschiebung eines Bindevocals fesamatf, k'eamdkem etc. (s. Brockhaus, Index p. 250).
378 Bildung der Casus, §. 185, 186. Die Sanskrit-Endungen des Genitivs sind a, as, *ya und as. Die beiden ersten sind den drei Geschlechtern gemein- schaftlich, doch ist a& im klassischen Skr. hauptsächlich auf die consonantischen Stämme beschränkt *), und verhält sich daher zu a, wie im Accus. am zu m, und im sendischen Ablativ ad zu d, 185. Vor dem Genitivzeichen 8 erhalten die Vocale i und u Guna, und an dieser Steigerung nimmt das Send, und in beschränkterem Grade auch das Litauische und Go- thische Theil. Alle u-Stämme setzen nämlich im Litauischen und Gothischen ihrem Endvocal ein a vor, daher entspricht 1. sünau-8 und g. aunau-a dem skr. 8Üno-8 (filii) aus 8Ünau-8. Bei den i-Stämmen beschränkt sich die Gunirung im Gothischen auf die Feminina; so stimmt anatoi-a gratiae zu JnFTELprt'tfe-a. Übcr litauische Genitive der t-Stämme s. §. 193. Das Hochdeutsche hat bei allen Femininen das Genitivzeichen, schon in der ältesten Periode, aufgegeben; bei consonantischen Stämmen (§§. 125, 127) fehlt ihm auch in den übrigen Geschlechtern die Genitivbezeichnung. 186. Die Form, welche die sanskritische Genitiv-En- dung nach Consonanten gleichsam notbgedrungen annimmt (§. 94), nämlich 08 für a, ist im Griechischen, in der Gestalt o;, auch auf die Vocale t und v und die mit v schliefsenden Diphthonge übergegangen, und Genitive wie Troffst-;, yexsv-;, die §. 185 gemäfs wären, sind unerhört, sondern Trofft-o$, yexv-o; stimmen wie Trod-o'; zu sanskritischen Genitiven der Consonanten-Stämme, wie pad-d* pedis, odc-aa vocis. Das Lateinische hingegen stimmt mehr zu den übrigen Schwestersprachen, doch ohne Guna; so ist Äortw gleich dem goth. Gen. gasti-8. Bei den u-Stämmen (4. Deck) mag *) Außerdem findet sie sich nur noch bei einsylbigen Stämmen auf d (am Ende von Compp.), /, d, di und du irva-ds^ ndif-ds) und bei Neutris auf i und u, die durch Annahme eines euphonischen n in den meisten Casus der Consonanten-Dedination gleichkommen.
Genitw sg. §. 187. 379 die Verlängerung des u den Guna ersetzen, oder richtiger, diese Wortklasse folgte dem griechischen oder consonanti- schen Princip, und der vor s abgefallene Vocal wurde durch die Verlängerung des u ersetzt. Das <9. C, de Bacch. liefert den Gen. senatu-os im griechischen Gewand. Sonst erklärt sich die Endung ü der consonantischen Stämme besser aus dem skr. as als* aus dem gr. og, weil das alte skr. a auch an vielen anderen Stellen im Lat. sich zu i geschwächt hat, wie häufig im Gothischen (§§. 66, 67). Es kommt aber im Altlateinischen auch us als Vertreter der skr. Genitiv-Endung as vor, z. B. nöminus fiir nßminis = skr. n amn-as im S. C. de Bacchanalibus. Andere Inschriften belegen die Genitive Fenerus, Castorus, Cererus, exercituus (s. Hartung „Über die Casus” p. 161). 187. In Ansehung des eben erwähnten senatu-os ist et wichtig zu bemerken, dafs im Send die u-Stämme, anstatt im Genitiv ein blofses s anzusetzen, wie matn- yeu-s Geistes von mainyu, auch nach Art der Conso- nanten-Stämme 6 (aus as) anfügen können (vgl. S. 316); daher z. B. danhv-6 oder danhav-6 f&r danheu-s loci von danhu. Im Vida-Diaiekt können sowohl die Stämme auf i als die auf u im Genitiv die Endung as annehmen, mit Unterlassung der Gunirung, daher stimmen z.B. ary-ds, paiv-ds (von ari Feind, paiü Thier) zu griechischen Genitiven wie jroac-og, Aus as ist durch Schwächung des a zu u die Endung us entsprungen; diese. findet sich im klassischen Sanskrit an den Stämmen pdti Herr, Gatte und sdEi Freund, v^o- von paty-us, sdEy-us\ für ersteres steht jedoch am Ende von Compp. regelmäfsig pate-s. Die Endung us gestattet auch noch eine seltene Klasse von Adjectiven auf ti (oder ni) und Ei (s. kL Skr. Gramm. §. 162). Man vergleiche mit diesen Genitiven auf us die oben erwähnten altlateinischen wie nomsn-us, deren Endung wir jedoch als ein selbststän- diges Erzeugnifs aus dem ursprünglichen as ansehen, ebenso die etruskische Genitiv-Endung us, an consonantischen Stäm-
380 Bildung der Casus. §• 188. men, in Formen wie JrnthiaL-ue, Tanchfil-M (s. O, Müller, „Die Etrusker” p. 63). 188. Die Stämme auf a und die Pronomina der dritten Person, wovon jedoch nur ami mit einem andern Vocal als a endet, haben im Skr. im Masc. und Neutr. die vollere Genitivbezeichnung eya; daher z.B. vrka-sya lupi, td-aya hujus etc., amw-sya illius (§. 2P>.). Im Send erscheint diese Endung meistens in der Gestalt von he (§.42); daher *.B. vihrkahe lupi, tüirye- •hi quarti für tüirya-hi. Zwei andere Formen, wo- durch die skr. Endung eya im Send vertreten ist, sind hyd und qyd (s. p. 63). Sie finden sich beide in dem oben (p. 56) erwähnten Dialekt, in welchem, wie im Altpersischen und gelegentlich, doch nur in gewissen Endun- gen, auch im Veda-Dialekt das skr. kurze a am Wort-Ende verlängert wird. Auch begegnet die sendische Dialektform hyd wirklich der gleichlautenden altpersischen Genitiv-Endung Aya*), z.B. von martiya-hyd hominis. Beispiel eines sendischen Genitivs auf hyd ist ata-hyd puri, welches Neriosengh an der von Burnouf (Ya^na, Notes p. 139) mitgetheilten Stelle durch punyaeya übersetzt; Ein Beispiel auf qyd ist das schon oben (p. 63) erwähnte ipto- taq'ya sancti. Die Endung hyd findet sich auch an dem Pronomen der 2ten Person in Verbindung mit dem Stamme fwa, daher twa-hyd tui, wofür man im Sanskrit tva-tya xu erwarten hätte. Dafs es eine solche Form gegeben habe und wahrscheinlich auch bei der ersten Person eine Form «na-sya, glaube ich nicht nur aus der erwähnten Sendform, sondern auch daraus folgern zu dürfen, dafs das Altpreu- *) Über die Veranlassung zur Kürzung des 4 der altpers. Genitiv- Endung bei Monatsnamen, welche mit dem darauf folgenden allge- meinen Ausdruck des Monats eine Art Compositum bilden, habe ich mich bereits im Monatsbericht der Akad. der Wiss. März 184s p. 135 ausgesprochen. Ein Beispiel ist v ijra le nahjra mdhjrd des V'iyak'na-Monats.
Genitiv sg. ' §• 188. 381 fsische seine Genitiv-Endung se oder sei (hinter kurzen Voca- len ssei), worin man leicht das skr. sya wiedererkennt, nicht nur bei den Pronominen der 3ten Person, sondern auch bei denen der beiden ersten zeigt, so dafs twai-se tui dem send, fwa-hyä (aus twa-syd) gegenübersteht, während die erste Person die Form mai-eei zeigt, wofür der in Rede stehende sendische Dialekt ein unbelegbares ma-hya er- warten läfst. —- Ob das r der Endung ra oder r im Genit. der armenischen Pronomina, z. B. von no-ra illius (nom. na, also o eine Schwächung von a) in irgend einer Weise mit der skr. Endung sya zusammenhängt, ist schwer zu sagen. Da s in den iranischen Sprachen vor Vocalen und Halbvocalen gewöhnlich zu ^'geworden oder ganz verschwun- den ist, so kann man Bedenken tragen, in dem r der gedach- ten Endungen den Anfangsconsonanten des skr. sya oder altpers. und send, hyd zu erkennen, und vielleicht vorziehen, das r der betreffenden armen. Endung als den Vertreter des y von sya, hyd anzusehen, da dieser Halbvocal im Armen, öfter zu l geworden ist*), l und r aber fast als identisch zu betrachten sind. Da jedoch r auch im Genitiv plur. der beiden ersten Personen vorkommt, wo eine Ver- mittelung dieser Liquida mit einem skr. 2^ y unmöglich ist, so fasse ich die, ein r enthaltenden armenischen Genitive sing, und plur. am liebsten als Possessiva, und erinnere in dieser Beziehung an das Hindostanische (s. die Anmerkung zu §. 340); die skr. Genitiv-Endung sya aber, d. h. ihren Halbvocal mit Verlust seiner Umgebung, erkenne ich in demj der armenischen Genitive auf y und in dem fr i von Schröder’s 6ter Dedination, welche ihr stammhaftes a vor der Casus-Endung unterdrückt, wenn nicht vielleicht anzu- nehmen ist, dafs das a des Stammes sich im Genitiv und Dativ zu i geschwächt habe, dafs also z. B. das i von stani des Landes identisch sei mit dem a des Stammes (Instr. *) Aufser der oben ( p. 38) erwähnten Benennung der Leber zeu- gen auch [n^ lu^ Joc h, i^lr^l^el verbinden (skr. / ug jüngere für die Verwandtschaft des Z mit y (Windischm ann p. 17).
382 Bildung der Casus, §. 188. ^ana-c), während es, wenn man 8tan-i theilt, dem y des skr. und send. sfd'na-sya, itdna-hya entspricht. Daran aber zweifle ich kaum, dafs das j von ifapqnj mardo-i hominis (Petermann’s 4. Deel.) — obgleich es nicht mehr gesprochen wird, sondern seinen Ersatz in der Verlängerung des vorhergehenden Vocals findet (s. p. 369) — dem skr. y von mrta-sya (aus marta-gya) entspricht, und so unter andern auch das j von npnj oro-i (spr. or6) cujus (relat.) dem y des skr. yd-zya, dessen stammhaftes Armen, zu r geworden ist, dem dann ein im Armenischen beliebter Vorschlagsvocal voran getreten ist. Will man diese Erkü- rung des Relativs nicht zugeben, so mufs man doch oro ab sein Thema gelten lassen und im Nom. or die Unterdrückung seines Endvocals annehmen. Man vergleiche noch, da aü anderer (them. ailo) ein anerkannter Verwandter des skr. Stammes anyd (gr. akXo) ist, den Genitiv ailo-i (spr. ail6) mit dem sanskritischen anya-sya und gr. aÄAcw (s. §. 189). Hinter u (als Entartung von 33 a) ist das armenische Genitivzeichen auch graphisch verschwunden, was auf eine sehr frühzeitige Unterdrückung des j in dieser Stellung hindeutet; man vergleiche uytu cameli mit dem skr. üs tra-sya, (s. p. 367). So steht auch im Instr. ug'tu ohne Casuszeichen, oder, mit Bewahrung des ursprüng- lichen a: uy'ta-v. Von /am Stunde (Schröder’s Mus- terbeispiel) lautet der Gen. /amu, der Instr. eben so oder /ama-v*). Bei Stämmen auf/» i läfst es sich nicht unterscheiden, ob der Vocal, z.B. von srti cordis, cordi (s. p. 359) dem *) Ick glaube in diesem Worte den skr. Stamm y A m a („the eighth pari of a day, a watch of three hours”) zu erkennen, mit dem Über- gang des Lautes unseres j (= skr. Q~y) in den des französischen/, wobei daran zu erinnern, dafs auch im Send gelegentlich fcb / fiir »kr y vorkommt. Ein Beispiel ist yüsem ihr gegenüber dem sanskritischen ydydm. Ich kenne jedoch im Send kein anderes Wort, in welchem Cb / die Stelle eines skr./ einnimmt, und auch im Armen, kenne ich bis jetzt kein anderes Beispiel mit <A s ab muth- mafslichem Vertreter eines skr. /.
Genitiv sg, §. 189. 383 Stamme angehört, wie z. B. im althochd. ensti (nom. acc. aast), oder der Casusbezeichnung. — Genitive auf fin- den sich« wie es scheint, fast nur in fremden Eigennamen, die eine ähnliche Stamm-Erweiterung erfahren, wie im Alt- hochdeutschen, wo z. B. von petrut der Accus. petruaa-n kommt (s. p. 312 und Grimm p. 767). — Es bleibt noch die Frage zu beantworten übrig, ob diejenigen armenischen Dative, welche in ihrer Flexion vom Genitiv nicht unter- schieden sind, auch in ihrem Ursprung mit demselben iden- tisch sind? Ich mufs diese Frage verneinen, denn wenn, wie dies im Präkrit der Fall ist, der Genitiv auch im Armen, zugleich das Dativ-Verhältnifs ausdrückte, so würde wahr- scheinlich in beiden Zahlen, oder im Singular in allen Wort- klassen, der Genitiv zugleich den Dativ vertreten; es würde lB. der Genitiv ailoi (= aild) des anderen zugleich dem andern bedeuten. Es endet aber der Dativ in der Declination der Pronomina (die der beiden ersten Personen Ausgenommen) auf m oder ma, und so steht namentlich ailu-m dem sanskritischen Dativ anyd-smdi gegenüber, während in der Substantivdeclination das verstummte •*, z. B. von mardoi homini mit dem der sendischen Dative wie aipdi überein- stimmt. Der Aussprache nach stimmt mardoi = mardö zu lateinischen Dativen wie ktpd aus lupoi. Diejenigen armeni- schen Dative, welche, wie z. B. ttani (=> send, alandt) vom Stamme uwhIhu stana den Endvocal des Stammes vor dem Casuszeichen unterdrückt haben, stehen in dieser Beziehung mit den lateinischen Dativen der Pronominaldeclination auf gleichem Fufse, wo z. B. illi, ipst aus *Uos\ ipsoi verstüm- melt sind. 189. Dem Griechischen haben wir schon anderwärts ünen Überrest der Genitiv-Endung JRJ tya nachgewiesen *), und zwar gerade an Stellen, wo sie zuerst erwartet werden *) „Über das Demonstrativum und den Ursprung der Casus” in len Abhandlungen der historisch-philol. Kl. der Akad. der Wiss. aus iem J. 1826, p. 100.
384 Bildung der €aeue. §. 189. darf. Da die Stämme auf ST a den griechischen auf a ent- sprechen, a aber im Griechischen am äufsersten der Wörter zwischen zwei Vocalen gewöhnlich verdrängt wurde, so hege ich nicht den geringsten Zweifel, dafs die altepische Genitiv-Endung auf io eine Verstümmelung sei von aio, und dafs z. B. in roto => td-sya (nach bengalischer Aus- sprache tosyo) das erste o dem Stamme, und nur io der Casusbezeichnung angehöre. Was aber den Verlust des r in roto anbelangt, so bietet uns die gr. Grammatik noch ein anderes oio dar, dem ein 0* abgeht, dessen Nothwendigkeit und ursprüngliches Vorhandensein aber Niemand bezweifeln kann; itäcxro und die uralte Stellung des S in der zweiten Person zeugen für diöouro statt didoib, wie für b&ytav statt iX/yov, eben so wie das indische td-sya für to-oic statt roib. In der gewöhnlichen Sprache ist nach dem c auch das 1 ausgefallen, und das übrigbleibende 0 der Endung mit dem des Stammes zu ou zusammengezogen, daher tou aus to-o. Die Homerische Form oo (Bop&to, kiwlao) gehört eben- falls hierher, und steht für a-10, und dieses für a-oio. Dis Lateinische hat, wie es scheint, unser sya zu jw um- stellt, mit der beliebten Umwandlung des alten a vor schlie- fsendem s zu u9 wie z. B. in ovi-6ia, ed-wnus, gegen- über den gleichbedeutenden sanskritischen Formen dloa-e, i dvt-fyas, ad-mas. Es gibt aber noch eine andere Art, die lat. Endung jus mit dem Skr. zu vermitteln, worauf । ebenfalls schon in der ersten Ausgabe dieses Buches (p.497) aufmerksam gemacht worden, wonach jw eine Verstümme- lung von sjus wäre und auf die oben (p. 175) erwähnten sanskritischen weiblichen Pronominal-Genitive auf syds sich stützte. Es wäre demnach cu-jus «=» skr. kd-sydi, goth. foi-pds, und wäre, vom Femininum aus, mifsbräuchlich in die beiden anderen Geschlechter eingedrungen; ein Verfah- ren, welches weniger auffallend wäre, als dafs im Altsäch- sischen der Ausdruck der 2ten Person plur. praes. zu- gleich als Ausdruck der ersten und dritten Person gilt Jedenfalls findet in der lateinischen Pronominaldedination
Genitiv sg* §. 189. 385 emo Geschlechtsverwirrung hinsichtlich der Genitiv-Endung statt; denn wenn z.B. cujus (in der älteren Sprache guows) auf das skr. £a-sya masc. neutr. sich stützt, so pafst diese Form nicht fiir das Femininum, da die Endung sya und ihre Analoga im Send, Altpersischen, Altpreufsisehen und Alt- slavischen (s. §. 269) auf das Masculinum und Neutrum be- schränkt sind. Es bleibt uns also die Wahl, cujus — wel- ches uns als Musterform der Singular-Genitive in der latei- nischen Pronominaldeclination gelten mag — da es in den drei Geschlechtern steht, entweder aus dem männlich-neu- tralen skr. kd-sya, oder aus dem weiblichen kd-syäs zu erklären, und in letzterem Falle den Ausfall eines 8 vor dem j anzunehmen und den Übergang eines langen d zu u, wahrscheinlich durch die Mittelstufe eines kurzen a, wobei unter andern an das Verhältnifs der pluralen Genitiv-Endung rum zur sanskritischen zu erinnern wäre. Die Unterdrückung eines mittleren 8 wäre auch eingetreten, wenn Corssen*) Recht hat, jus aus ju für skr. sya durch Antretung einer neuen Genitiv-Endung an die alte zu erklä- ren, in derselben Weise, wie offenbar in den äolisch - dori- schen Formen wie e/xev$ (für lyoio) zwei Genitiv- Endungen vereinigt sind. Mit dieser Erklärung liefse sich anch die Ansicht verbinden, dafs die so entstandene Endung jus nur dem MascuL und Neutrum zukomme, dafs aber das weibliche -jus auf das skr. syas (aus smy-as) sich stütze, wozu unter andern auch das altslav. jan von TOIA to-jan hujus (fern.) gegenüber dem männlich-neutralen to-go gehört (§. 271). Ist aber das lat. -jus im Masc. und Neut. eine Umstellung von juy so könnte die Umstellung in dem Gefühle erzeugt oder begünstigt worden sein, dafs dem Genitiv ein schlie- fsendes 8 zukomme. Umstellungen, besonders von Halb- vocalen und Liquiden, kommen übrigens in unserem Sprach- stamme häufig vor, und was namentlich das Lateinische an- belangt, so erwähne ich hier nur tertius aus tretius für trir *) Neue Jahrbücher der Phil. u. Paed. Bd. 68. 1853. p. 237. L 25
386 Bildung der Casus. §. 189. ttue9 ter aus trey skr. trw, gr. rpf;, creo ans eero, skr. Wx. kar, kr machen, argentum aus ra^nUwm, skr. ra^atd-* **) (p. 367), pulmo aus plumo, gr. xyrupuw. — Fafst man mit Aufrecht und Kirchhoff (Unibr. Sprachd. p. 118) die oskische Endung eU im Genitiv der 2ten Declination so, dafi das e eine Schwächung des u oder o des Stammes sei, und also blofs ü der Casusbezeichnung zukomme, so darf man auch in diesem ü eine Umstellung annehmen, also z.B. JbeUaneig aus AbeBane-ei, und so auch eüe4e hujus am eiee-9i *), denn der zweiten Declination, wozu auch die mei- sten Pronomina gehören, kommt im Masc. und Neut. nur eine vocalisch schliefsende und mit 9 beginnende Endung su; erklärt man also hier ü aus et, so ergibt sich eine klare Analogie mit der skr. Endung aya, welche nach Abfall des a zu n werden mufste. In den Genitiven der oskischen Stämme auf i fasse ich das ei9 z. B. von Herentatei-e, m 1 Übereinstimmung mit den genannten Gelehrten (p. 122), als Gunirung des stammhaften s, so dafs also hier nach sanskri- tischem Princip blofs 9 die Casus-Endung, und ei dem skr. £ z.B. von agnf-e (aus agnai-e) des Feuers entspricht"). Die consonantisch endigenden Stämme erweitern, wie die lateinischen im Nominativ plur. (s. §. 226), den Stamm durch ein beigefiigtes i und guniren dasselbe, ebenfalls wie die lat Pluralnominative. Wir haben also im Oskischen nirgends *) Im Skr. hätte man vom Pronominalstamm isä dieser, der auf den Nomin. beschränkt ist, einen Genitiv esä-sya zu erwarten. **) Dem Dativ der oskischen i-Stämme, z. B. Herentateiy kann ich eine Casus-Endung nicht zugestehen. Ich erkenne nämlich in dem ei das skr. ay aus as, z. B. von agndy-t igni, woraus, nach Unterdrückung der Casus-Endung, agni (aus älterem agnai) wer- den mufste. Hierzu stimmt das oskische Herentatel (mit e fiir a) so- wie die gothischen Dative wie anstai (p. 340). Im Umbrächen hat auch die 4te Declin., welche im Oskischen sich mit der 2ten vereinigt hat, den Dativ-Charakter verloren; also manu wie im Gothischen han- dau, nur ohne Gana.
Geniiw eg, §. 190. 387 eine organische Genitiv-Endung auf ü, die man dem skr. 09 von pad-as und dem gr. o; von 7rc£-o$ und lat. is von psd-is oder altlateinischen us von nomin-us, Fener-us (s.*p. 186) gegenüberstellen könnte, und wir werden hierdurch um so mehr berechtigt, das oskische t's, welches in der 2ten Decli- nation und in jener der Pronomina dem skr. sya, altpreufs. se und griech. io (o-io) gegenübersteht, als Umstellung von 9i zu fassen. — Während das lat. ju9 von cu-jus etc., wenn os auf die skr. männlich-neutrale Endung sya von kd-sya sich stützt, misbräuchlich auch in das Femininum eingedrun- gen ist, haben sich die altitalischen Dialekte im Genitiv sg. der Pronomina in der rechten Schranke gehalten, indem sie die vollere Endung w (aus st) vom Femininum ausschliefsen; wenigstens zeigt das Umbrische den Genitiv era*r illius (aus era-s), woraus hervorgeht, dafs das Oskische, in wel- chem uns keine weiblichen Pronominal-Genitive erhalten sind, dem oben erwähnten männlichen eise-is ein weibliches etsa-s gegenübergestellt haben wird, nach dessen Analogie man im Lateinischen, in einem früheren Sprachzust^nd, weibliche Pronominalgenitive wie yua-s, Äa-s, ea-s, tZZa-s, tpsa-s, ts^a-s zu erwarten hätte. Im Stamme könnte das oben erwähnte Umbrische Pronomen, dessen männlicher Genitiv erer (aus ereü) lautet, mit dem des skr. ada-s jenes (aus odo-t) Zu- sammentreffen (s. §. 350) und somit sein r aus d erzeugt haben, wie das lateinische meridies (s. §. 17a). 190. Im Litauischen bezeichnen die Masculinstämme auf a den Genitiv durch #, daher d£wÖ dei, kö cujus. In diesem ö erkenne ich blofs die Verlängerung des Endvocals des Stammes (s. p. 134) zum Ersatz der unterdrückten Casus-Endung, die dem Altpreufsischen, welches deiwa-s dem lit. d&oö und skr. deva-sya gegenüberstellt, verblieben ist. Das Lettische hat wie das Slavische den ursprünglichen a-Laut des Stammes im Genitiv bewahrt, das Casuszeichen aber ebenfalls aufgegeben, daher deewa (däwa) *). In Abwei- *) Ich habe mich in obigem Sinne zuerst in meiner Abhandl. über 25*
388 Bildung der Cujus, §. 190. chung von dieser Auffassung erklärt Schlei eher (Beiträge etc. von Kuhn u. Schleicher p. 115 u. 119) das lit. ö im Genitiv der männlichen a-Stämme als Zusammenziehung von aja aus agja. Es hätten sich also nach Ausfall des j die beiden kurzen a zu der entsprechenden Länge vereinigt. Ich wurde mich, wenn ich diese Ansicht über die Entstehung des lit Genitivs däwö theilte, auf eine ähnliche Entstehung des goth. 6 aus skr. aya berufen, in Formen wie laig-6-g, laig-6-tk aa leh-dya-gi, leh-aya-ti9). Eine nachdrückliche Unter- stützung würde diese Erklärung dadurch gewinnen, wenn man unbedingt mit Schleicher annehmen könnte, dafs schliefsendes g im Litauischen nicht abfalle. Ich erinnere dagegen an den Verlust des scbliefsenden g in den Dual- Endungen der ersten und zweiten Person praes. auf wo, ta für skr. vas, t'ag und goth. 6g (aus a-eas), tg (aus tag). Den Verlust eines scbliefsenden g zeigt das Litauische auch im Genitiv du. in Übereinstimmung mit dem Send, welches hier 6 dem skr. 6 g gegenüberstellt (s. §. 225). Wie dem aber auch sei, so mufs den altpreufsisehen Genitiven wie deiwa-g, wenn auch keine entscheidende, doch eine wohl za berücksichtigende Stimme bei Erklärung der litauischen Schwesterform dtwö eingeräumt werden. Es mögen aber die altpreufsisehen Genitive auf <w selber aus a-gja « skr. die Sprache der alten Preufsen ausgesprochen, während ich früher (erste Ausg. §. 190) an eine Entstehung des lit. ö aus as nach saudi- schem Princip dachte. *) S. p. 228. In dem litauischen ö von je j k-o-me (wir suchen), worauf sich S ch 1 e i c h e r (l. c. p. 119) beruft, erkenne ich blofs das erste a des skr. Klassencharakters aya, welches in der betreffenden lit. Conjugation eine unorganische Verlängerung erfahren hat. Dafür zeugt das Praet. jes kojau, pl. jeskojö-me, sowie auchdiePrae- sensformen wie raudoju = skr. r6d-dy&-mi (s. p. 229). Über- haupt geht das Litauische etwas verschwenderisch mit seinem stets lan- gen o nm, und zeigt im Du. und Pl. des Aorists auch für das s chlie- fs e n d e a von aya ein o", daher jesk-ojd~wa, jesk-ojo- - ta, jesk-o jö-me, je s k-ojo-te.
Genitiv sg, §. 191. 389 asya durch Wegfall der Sylbje q ya entstanden sein, so dafs also die Sylbe 5=q sya sich in doppelter Weise entstellt hätte, einmal durch blofse Verdrängung des Halb- ▼ocals, wodurch 88 für sje, und dann durch Unterdrückung des Vocals dieser Sylbe, ungefähr wie im Griechischen die Endung cri der 2. P. praes. (das dor. la-cri ausgenommen) zu $ verstümmelt worden, so dafs z. B. dem skr. dadäsi gegenübersteht. Vor der verstümmelteren Endung 8 hat das Altpreufsische den schweren a-Laut des Stammes bewahrt, während es ihn vor der volleren Endung se in e oder et verwandelt hat. Man könnte auch das i des letzteren durch Zurücktretung aus der Endung in die vorhergehende Sylbe erklären, so dafs z. B. 8tei-88 aus 8te-8ie entstanden wäre, und bei den Pronominen der beiden ersten Personen (die das alte a im Stamme bewahren) mai-8e aus twai-8e aus twa-sie, ungefähr wie in der griech. 2ten P. praes. und fut. aus 4>e/c-e-oi = skr. ffdr-a-s», o-Ei-s aus doc-o-E-cn = skr. dä-sya-si. 191. Das Gothiscbe hat eben so wenig als das Litauische und Lettische einen Überrest der volleren Genitiv-Endung gya bewahrt, und die gothischen a-Stämme sind in diesem Casus den t-Stämmen gleich, weil a vor schliefseridem 8 nach §. 67 zu i sich geschwächt hat; also vulfi-8 für vulfa-8, wie denn auch im Altsächsischen die entsprechende Deel, noch a-8 neben e-s, wenn gleich seltener, darbietet; also daga-8 des Tages gegenüber dem gothischen dagi-8. Die consonantischen Stämme, die auf nd ausgenommen, haben im Gothischen ebenfalls ein blofses 8 zum Casuszeichen; daher ahmin-8, bröthr-8 (§. 132). Die Parti cipialsubstantiv- stämme auf nd (p. 260) enden im Genitiv auf u; diese Form belegt Mafsmann (Skeireins p. 153) durch nasjandis sal- vätoris. Vielleicht nöthigte hier der Umstand zu einer ab- weichenden Form, dafs ein Genitiv nasjand-8 vom Nom. sg. und Nomin. Acc. pl. nicht unterschieden wäre, während den Genitiven wie aAwuw, brSthr-8^ dauhfr~8 kein gleich- lautender Casus gegenübersteht. Übrigens konnten auch
390 Bildung der Casus. §. 191. Genitive wie vulfi-B, gaBtirB, von den Stämmen vulfa, garti, auf das Sprachgefühl, dem das wahre Thema der verschie- denen Wortklassen nicht mehr klar vorschwebte, leicht den Eindruck machen, dafs ü die wahre Genitiv-Endung sei, und dafs also auch tntjf-w, gaBt-iB zu theilen sei, und dem- gemäfs auch naBjandris. Obwohl das w der letztgenannten Form sich leicht aus der skr. Genitiv-Endung ob der con- sonantisch endigenden Stämme erklären liefse, so glaube ich doch nicht, dafs die nd-Stämme in Vorzug vor r- und ^-Stäm- men eine vollere Genitiv-Endung bewahrt haben, und ich nehme lieber eine Thema-Erweiterung an, wodurch der Stamm auf nd cs skr. lat. gr. ni, ft, entweder in die t- oder a-De- clinat. eingeführt worden. Ich theile also nasyandt-s. Sollten sich Plural-Dative wie naqjanda-m, welches v. Ga- belentz und Lobe in ihr Schema dieser Dedination auf- nehmen, wirklich belegen lassen, oder gäbe es wirklich im Gothischen Formen auf nda, von Participial-Substantiven, als Anfangsglieder zusammengesetzter Wörter, so wäre natür- lich nasjanda als unorganische Erweiterung des Primitiv- stammes nasjand anzunehmen. — Zu den gothischen Geni- tiven wie bröthr-8 stimmt das sendische nar-B viri, hominis. Sonst aber ist im Send d, aus ursprünglichem ob (nach §. 56*), die Genitiv-Endung der Stämme auf r, im Einklang mit den Genitiven anderer Stämme mit consonantischem Ausgang, jedoch mit Unterdrückung des, dem r vorangehenden Vocals, nach dem Princip der schwächsten Casus (§. 130) und analog den griech. Formen wie 7rarp-o$, /xijrp-o$, und latei- nischen wie patr-ü, matr-is. Man vergleiche hiermit die von Burnouf (Ya^na p. 363 Anm. und p. 241 ff.) nachge- wiesenen Genitive ddtr-6 datoris oder creatoris, und na/^dr-d nepötis, letzteres euphonisch für naptr-ö (§.40). Von dtar Feuer kommt der Genit. öfter in Verbindung mit ia vor (at'rai-ia ignisque). Es erhellt hieraus, dafs n ar die ihm eigenthümliche, dem Gothischen sich nähernde Form nar-B blofs seiner Einsylbigkeit zu verdanken hat. — Das Sanskrit zeigt bei allen mit r wechselnden Stämmen
Genitiv eg» §. 192. 391 auf ar oder dr (§.127) im Genitiv und dem ihm gleichlau- tenden Ablativ, ur ohne Casus-Endung, daher z.B* bratur fratris, mdtür matris, ddtur datoris. Das u ist offen- bar eine Schwächung von a, also z. B. ddtur aus ddtary wahrscheinlich als Umstellung von ddtra* mit Verlust des Casuszeichens, durch dessen Wiederherstellung die Form datr-a8 dem erwähnten sendischen datr-o analog wäi> 192. Die Feminina haben im Sanskrit bei vocalisch .endigenden Stämmen eine vollere Genitiv-Endung, nämlich für blofses e (s. p. 244), und zwar so, dafs die kurzendi- genden Stämme auf i und u nach Willkür entweder blofses g oder ds gebrauchen können, und statt prite-g, hdnd-8 auch prity-dS) hanv-ds gesagt wird. Die langen Vöcale d, i, il haben jedesmal 35TFEL da*), daher dlcdy-da, bavan- ty-ds, vadv-a8. Diese Endung ds lautet im Send nach .$.56*). do, daher 8^^*v>^e^’Äspoay-do, bavainty-ao. Bei Stämmen auf o i und > u ist mir diese Endung nicht vorgekommen; neben q/ritds-a, eansu-s oder |»>*v/*vfO$anao-d, kein d/rify-do, tanv-ao. Die verwandten europäischen Sprachen zeigen im Fern, keine stärkere Endung als im Masc. und Neut.; das Gothische zeigt jedoch eine Neigung zu gröfserer Fülle im weiblichen Genitiv dadurch, dafs die d-Stämme diesen Vocal im Gegen- satz zum Nom. und Accus. bewahren, die t-Stämme aber, wie oben gezeigt worden, diesen Vocal guniren, während «Masculina ihm keine Verstärkung geben. Man vergleiche yibo-g mit dem flexionslosen und stamnwerkürzten Nom. und Accus. gibcit und an8tai-8 mit gazti-8. Uber pronominale Ge- nitive wie thi-$ö-8 s. §. 172. Auch das Griech. schützt in seinen Fern. 1. Deel, die ursprüngliche Vocal-Länge bei Wörtern, welche den Nom. und Accus. geschwächt haben; *) Nur die wenigen einsilbigen Wörter auf / und d machen eine Ausnahme (s. kl. Sanskritgr. §. 130).
392 Bildung der Casus, §. 193. daher a<|ropÄ$, Mouaij; gegen a<föp&9 a^nSpav, Mouaa, Motkray*). Audi steht im Lateinischen as, mit der ursprünglichen Länge der Stammes (familid-s, eacd-s, terräs) im Gegensätze zu fesrndii^ famüid-m etc. Von einer Entlehnung dieser Genitivformen aus dem Griechischen kann nicht die Rede sein; sie und gerade so, wie man sie als Eigenthum einer Sprache, die s zum Genitiv-Charakter hat, erwarten kann. Dafs aber diese, ursprünglich gewifs über alle d- Stämme verbreitete Form nach und nach bis auf wenige Überreste ausgestorben ist, und dafs die Sprache sich dann anders beholfen bat (s. 200), ist dem gewöhnlichen Schicksale der Sprachen gemäfs, die von ihrem alten Stammgut immer mehr einbüfsen. — Im Oskischen enden alle Genitive der ersten Deel, auf (d-e), ebenso im Umbrischen, nur dafs hier die jüngeren Denk- mäler r für 9 zeigen, wodurch sie den Genitiven der ent- sprechenden Wortklasse im Altnordischen gleichen, wo z.B. giöfa-r dem goth. gibd-s gegenübersteht. Oskische Beispiele sind: extuas familiae, pecuniae, scrifta-s scriptae, mos- maximae, molta-e mulctae. Umbrische: /ameruw Pwnperias familiae Pompiliae, Nonia-r Noniae. Auch dem Etruskischen sind Genitive auf aa oder es von weib- lichen Eigennamen auf a, ta nachgewiesen (O. Müller Le. p. 63); so Marckas, Senties, von Marche^ Sentia **). 193. Das Litauische gleicht in seinem Genitiv dawd-s, für dawd-a, dem Gothischen, und ersetzt auch in einigen anderen Casns das weibliche ä durch ö. Die gröfstentheils weiblichen Stämme auf i haben Guna wie im Gothischen, jedoch mit Zusammenziehung von a£ zu d, wie im Sanskrit; *) Die attische Endung w ist vielleicht eine vollständige Über- lieferung des sanskritischen 4«r, so dafs Formen wie tfoäs-w? zu prity-ds stimmen. Wenngleich das gr. WQ nicht auf das Fern, be- schränkt ist, so ist es doch vom Neutrum ausgeschlossen (aj’TSO^), und die überwiegende Anzahl der s-Stämme ist weiblich. **) In derForm auf es mag das vorangehende i einen assimiliren- den Einflufs auf den folgenden Vocal geübt haben (vgl. p. 147 £).
Genitiv sg. §. 194. 393 daher aw/-a ovis •) gegenüber dem skr. aW-a (von 5flä[ at?i Mutterschaf) und den gothischen Genitiven wie an- atai-8. Auch bei Masculinstämmen hat das Litauische, und zwar in Vorzug vor dem Gothischen, die Gunirung bewahrt; daher gentd-8. Das Altpersisehe setzt die Vriddhi-Steige- rung (s. p. 46) statt der Gunirung, d. h. d statt a, daher bitpai-s als Genitiv des Stammes iispi (Teispes, Beh. I, 6) iiiik'rdi-t' des Ciiik'ri (1. c. II. 9), wo also das d dem send. 6 der Genitive auf öis entspricht (§.33). Wo aber, bei Monatsnamen, aü für aü steht, ist dies schon ander- wärts demselben Grunde zugeschrieben worden, woraus oben (§. 188) Genitive auf hya für das gewöhnliche hyd erklärt worden. Es steht nämlich auch den Genitiven auf ata immer mahyd des Monats, womit sie ein unechtes Compositum bilden, zur Seite; z.B. bdgayadaif mdhyd des Bäga- yadi-Monats (1. c. I. 55). 194. Was den Ursprung der Form anbelangt, wodurch im Genitiv der bezeichnete Gegenstand personificirt wird, mit dem Nebenbegriff des räumlichen Verhältnisses, so kehrt * die Sprache in diesem Casus wieder zu demselben Prono- men zurück, woraus in §.134 der Nominativ erklärt worden. Auch für die vollere Endung gibt es ein Pronomen, näm- lich aya, welches nur in den Veda’s vorkommt (vgl. §. 55) und dessen a in den obliquen Casus, wie im Neutrum, ebenfalls durch t ersetzt wird (s. §. 353), so dafs aya zu tya-m' und tya-t in demselben Verhältnifs steht, wie aa zu ta-m, ta-t. Offenbar sind daher in aya, tya die *) Die Schreibart a wits scheint ein blofser graphischer Misbrauch zu sein, da i vor langem e nach Kurschat nicht ausgesprochen wird, und auch nirgends in dieser Stellung eine etymologische Begründung bat, weshalb ich es jetzt in Übereinstimmung mit Schleicher weg- lasse. Dazu rechtfertigt auch, was die Genitive der <-Stämme an- belangt, das Altpreufsische, welches sich der Gunirung enthält, daher z. B. pergfrnni-s, präigimni-s, von den Stämmen pergimni G e - b ur t, prbigimni Ar t.
394 Bildung der Casus. §. 194. Stämme sa, ta enthalten, mit unterdrücktem Vocal und ver- bunden mit dem Relativstamme Ef ya. — Das Albanesische, welches der alten Casus-Endungen gröfstentheils verlustig gegangen ist, hat sich, was wichtig ist zu beachten, für den Genitiv eine neue Endung im alten Geiste unseres Sprach- stammes geschaffen, wenn ich Recht habe, in dem u und i der unbestimmten Genitive Pronomina der 3ten Person zu erkennen*). Es ist gewifs kein Zufall, dafs nur diejeni- gen albanesischen Substantive, welche in der bestimmten Declination u als hinten angehängten Artikel gebrauchen, im Genitiv der unbestimmten Declination mit u schliefsen, und dagegen diejenigen, welche i als Artikel anfugen, auch im Genitiv der unartikulirten Declin. auf l ausgehen. Man vergleiche z. B., in v. Hahn’s 2ter Declination, x?£y-ixvMo$ (nom. acc. xj&) mit dem gleichlautenden artikuljrten Nomin. o xvuzv, und in v. Hahn’s 3ter Declination: puc-u 4>iXov (eine zufällige Begegnung mit der gr. Genitiv-Endung ov) mit dem artikulirten Nominativ p(x-u 6 4>(ko§. Die bestimmte De- clination setzt im Genitiv (zugleich Dativ) hinter die Genitiv- Endungen i, u ein t als Artikel**), wenigstens glaube ich Formen wie rovxvyo«;, /xixur rov <)>lXgv so zergliedern zu müssen, dafs der dem t vorangehende Vocal die Genitiv- Endung sei, so dafs kfinr, ytxur buchstäblich xwo$-tgv, (fjtkcv- tov bedeuten. Der Ursprung des suffigirten Artikels t und der gleichlautenden Genitiv-Endung Gndet sich entweder in dem skr. Demonstrativstamm t, oder, was mir jetzt wahr- scheinlicher ist, in dem Relativstamme Ef ya, der im Litaui- schen „er” bedeutet (vgl. L c. Anm. 9). Den Ursprung des u von jluxu Freundes und der Freund erkenne ich in dem o des skr. Reflexivstammes soa, der sich auch in man- chen anderen Functionen im Alban, zu u zusammengezogen *) S. die oben (p. 12 Anm.) erwähnte Schrift p. 7 und p.6oAnm.l3, und über die pronominale Herkunft der weiblichen Genitiv-Endungs, z. B. von At-e (aryos) 1. c. p. 62 Anm. 17. ”) Dieses T ist verwandt mit dem skr. Demonstralivstamm ta (s. §. 349), dem goth. tha (nach 87) und griech. TO.
Genitiv sg. §. 194. 395 hat (vgl. 1. c. p. 22 ff.). Gehört aber t zum skr. Relativ- stamm, der einen Bestandtbeil der Demonstrativstämme 8-ya und t-ya ausmacht, so ergibt sich hieraus die ursprüng- liche Identität der Genitiv-Endung von x?£v-t Hundes und des i der griechischen Genitive wie ro-ib und des verstumm- ten armenischen j i der Genitive wie diuprf-nj mar do i = ßporoio (s. p. 381). Es folgt hier der Überblick der Genitivbildung: Sanskrit Send Griech. LaU Lit. Goth. m. aiva-8ya aipa-he I7T7TO-IO pdnö vulfi-8 m. ka-sya ka-he • • • • • CU-ju8 kö hm-8 £ divay-ds hi?vay-ao X^Pä-j terrä-8 dsrwÖ-8 gibö^8 m. pate-8 9 patöi-8 hö8ti-8 genti-8 gasti-8 ary-da wo<n-o$ £ prite-8 dfritöi-8 • •. • turri-8 awe-8 an8tair8 prity-a8 • • • • • (|>UO-£-W$ ..... • •••• ••••• £ Bavanty-ai i bavainty-ao • • • • • • • •. • • • • • • ••••• in. 8Üno-8 paieu-8 pecu-8 i rünaiz-a aunau-a paiv-ds paAv-6 *) yEXV-05 8enatu-08 ••••• £ hdnö-8 taneu-8 • • • • • 80CTU-8 kinnau-8 hanv-as tanv-ö *) ••••• ••••• £ rado-da ••••• ..«•• m.£^o-a geu-8 ßo(F)-O$ iov-ta ••••• ••••• £ ndv-da •.... yä(F)-os £ odc-da va6-6 *) > / O7T-O$ vdc-ta m. barat-as bar£nt-6 ’) ^povr-o$ Jetenteis xn. diman-a8 aiman-61 2 3) aermd- afcmen-8 ahmin-8 n-is n. namn-as ndman-ö *) raXav-ot; nomin-is namin-8 m. bra'tur brdt'r-ö *) 7ra,Tp-6$ frätr-is bröthr-8 £ duhitür dug'd^r-o*) &vya.Tp-o$ mdtr-is duktcr-8dauhtr-8 m. ddtur ddt'r-62) datdr^ü ••••• ••••• n. odJaa-aa vacanh-ö2) 1 E7rs(o-)-o$ gener-iz • • • • . • • • • 1) Am Ende von Compp.; einfach paty-us s. §. 187. 2) s. §. 1 <5 Anm. 3. 3) Auch 6aratd mag vorkommen, s. §.131.
396 Bildung der Casus. §. 195. 196. 197. Locativ. 195. Dieser Casus hat im Sanskrit und Send i zu sei- nem Charakter, und hat im Griechischen das Geschäft des Dativs übernommen, aber auch die locative Bedeutung nicht untergehen lassen, daher z. B. AuxJdm, MapoSxun, XaXajuun, aypas oixci, xafscu; und übertragen auf Zeit: rff äuttJ ifadptt, wxn. So im Sanskrit f^cIH dinase am Tage, frTTSJ niii in der Nacht. 196. Mit einem vorhergehenden a des Stammes geht das locative i in e über (§.2), eben so im Send; doch steht hier auch 6i für M e (§. 33), so dafs das Send hierdurch den griechischen Dativen wie oixoi, poi und aoi sehr nahe kommt, in denen das t noch nicht zum subscriptum herab- gesunken und durch die Erweiterung des Stammvocals ersetzt worden ist. Zu den genannten Formen stimmt maicTyoi in der Mitte, womit das griech. fiuraoi (durch Assimilation aus juea/oi, s. p.32f.) zu vergleichen ist. Man hüte sich aber, diese und ähnliche Erscheinungen als Folge einer specielleren Verwandtschaft zwischen dem Griechischen und Send anzusehen. 197. Sehr merkwürdig stimmen im Litauischen, dem ein eigentlicher Locativ zu Gebote steht, die Stämme auf a in diesem Casus zum Sanskrit und Send, indem sie dieses a mit dem alten locativen t, welches nirgends mehr rein er- scheint, zu e zusammenziehen; daher stimmt z. B. däwe in Gott, vom Stamme dtwa, zu dec/, daivi. Der Umstand, dafs das lit. e im Locativ der a-Stämme kurz ist (s. Kurschat II. p. 47), darf uns nicht hindern, es sei- ner Entstehung nach als Diphthong zu fassen, da die zu- sammengezogenen Diphthonge der Kürzung unterworfen sind, in welcher Beziehung ich an das althochdeutsche e in Conjunctiven wie bere feram, ferat, im Gegensätze zu Jere-s, bcremet, beret erinnere (s. §. 81) sowie an das lat. e von amem, amet gegen ames, amemus, ametü. Auch zeugt das slavische rbje, im Locat der entsprechenden Wortklasse
Localis sg, §. 198. 397 (s. §. 268), für die ursprüngliche Länge des litauischen e, da i in der Regel dem skr. e begegnet (s. §. 92. e.). Das Lettische hat den t-Laut des Locativcharakters unterdrückt und zum Ersatz den vorhergehenden a-Laut verlängert, daher z.B. rata im Rade gegenüber dem lit. rate id. und skr. rdt'e im Wagen. Diese Form spricht deutlich für die verhältnifsmäfsig späte Zusammenziehung von ai zu e im lit. Locativ der betreffenden Wortklasse. Hierbei ist es auch wichtig zu beachten, dafs das Lettische in den Pronor minallocativen den Schlufstheil des Diphthongs ai, und zwar in gedehnter Form, bewahrt hat; daher toi in dem, in diesem, wofür im Lit., mit Anfügung des oben (§. 165 ff.) besprochenen Anhängepronomens, to-me. Das Sanskrit würde, wenn -ma in diesem Casus der regelmäfsigen Declination folgte, tdsme zeigen. 198. Die männlichen Stämme auf i und 3* u, und nach Willkür auch die weiblichen, haben eine abweichende Locativ-Endung im Sanskrit, nämlich du, wovor i und u abfallen, ausgenommen bei pdti Herr und tdlci Freund, welche ihr s in seiner euphonischen Umwandlung zu y beibehalten; daher paty-du, aaJcy-äu, — Erwägt man die in §. 56^. gezeigte Vocalisirung des 8 zu u, und dafs aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Dual jfr du aus hervorgegangen ist (§. 206), ferner den Umstand, dafs im Send die Masculinstämme auf i und u ebenfalls Genitiv-En- dungen mit locativer Bedeutung setzen, so wird man sehr geneigt, in diesem du, aus $TRL ds, eine Art attischer, d. h. erweiterter Genitiv-Endung zu erkennen. Wären aber die Locative auf du blofs auf die u-Stämme beschränkt, so läge nichts näher, als in ihrem du, eine blofse Seigerung des Endvocals des Stammes zu erkennen ’), wie oben (p. 340) in den goth. Dativen wie sunau, kinnatu, denen wir nun auf diese Weise die sanskritischen Locative sundu, hanau gegenüberstellen müfsten. Es pafst aber diese Erklärung *) Vgl. Benfey, vollst. Gramm, p.302.
398 Bildung der Caiut. §. 199. nicht zu Locativen wie agndü von agni Feuer, denn da u schwerer als i ist, und die vocalischen Entartungen am gewöhnlichsten in Schwächungen bestehen, eine Umwandlung von i in das schwerere u aber im Sanskrit nirgends ver- kommt, so kann man nicht wohl annehmen, dafs z. B. agni Feuer, avi Schaf, deren i sich durch die verwandtet Sprachen als uralt erweist, ihren Locativ aus einem Neben- stamme agnu, avu gebildet haben, und dafs ein ähnliches Verfahren bei allen anderen männlichen «-Stämmen (und nach Willkür auch bei weiblichen) eingetreten sei, ausge- nommen bei den oben erwähnten Locativen paty-du, sa- Hy-du, bei welchen sich du deutlich als Casus-Endung, das y aber als regelmäfsige Umwandlung des stammhaflen i za erkennen gibt. 199. Das Send setzt bei den u-Stämmen statt des Lo- cativs gewöhnlich die Genitiv-Endung V d (aus 5RL <w), wäh- rend bei genitiver Bedeutung die Form eu-s gebräuch- licher ist; so lesen wir z. B. im V. S. p. 337 aitahmi anhvö yad ait- vainti in hoc mundo quidem existente. Diese sen- dische Endung 6 (aus a-f-u) verhält sich nun zur sanskriti- schen du, wie kurzes zu langem a, und die beiden Locativ- Endungen unterscheiden sich nur durch die Quantität des ersten Gliedes des Diphthongs. Dagegen finden wir an dem weiblichen Stamme tanu Körper sehr häufig die echte Locativ-Form tanv-i — Analoge Formen auf o-t, oder mit Guna ao-t, zeigt auch der Veda-Dialekt, namentlich lanv-l (von tanu fern. Körper), gleichsam als Vorbild der gleichlautenden Sendform, und dagegen mit Guna foIWnfci ossnao-s, von dem männlichen Stamme vitnu (s. Benf. Gloss. zum Sämaveda). Von sünü Sohn erwähnt Benf. (Vollst. Gramm, p. 302) den Locativ stinde-t, wozu trefflich das altslavische sünoo-i (Loc. und Dat) stimmt — Bei Stämmen auf i setzt das Send die gewöhnliche Genitiv- Endung öi-8 mit locativer Bedeutung; so z. B. im V. S. p. 234. Ejvrü ahmi
Locativ sg. §. 200. 399 namane yad mdsday as'ndis „in hac terra quidem masdayas'nica”. 200. Durch das Send sind 'wir nun bereits genöthigt, ein Bündnifs zwischen Genitiv und Locativ anzuerkennen, und, wie wir den Locativ durch den Genitiv haben ersetzen sehen, so werden wir im Lateinischen ein Ersetzen des Ge- nitivs durch den Locativ anerkennen müssen. Durch die formelle Übereinstimmung der betreffenden lateinischen und sanskritischen Endung und durch den Umstand, dafs nur bei den beiden ersten Declinationen der Genitiv mit locativer Bedeutung verkommt (Romae, Corinthi, humz), nicht bei der dritten, oder im Plural (rurs, nicht ruris), ist zuerst Fr. Rosen veranlafst worden, den lateinischen Genitiv der bei- den ersten Declinationen als entlehnt vom alten Locativ zu bezeichnen; eine Ansicht, die ich längst auch zur meinigen gemacht habe, und die ich jetzt auch durch das Oskische und Umbrische unterstützt sehe. Diese beiden Dialekte setzen ihren Genitiv, der überall seine eigentliche Endung bewahrt hat, niemals mit locativer Bedeutung, und sie be- sitzen, wenigstens das Umbrische, einen wirklichen, vom Genitiv unterschiedenen Locativ, welcher im Oskischen, in der ersten Dedination, gleich dem Dativ auf ai ausgeht, in der zweiten aber vom Dativ auf ui sich durch den Ausgang W unterscheidet*). Beispiele sind: esai viai mefiai „in ea via media”; nMnikei terei „in terra communi” (terum ist Neutrum). In dem Diphthong ei vertritt das e den End- vocal des Stammes, in welcher Beziehung man den lat. Vocativ der 2. Deel, vergleichen mag (s. §. 204), und das Ganze mit dem sanskritischen, aus ai zusammengezogenen Diphthong S von dM in equo. Was den umbrischen Locativ anbelangt, so sehe ich mich jetzt nach wiederhol- ter Untersuchung genöthigt, die oben (p. 337) und schon früher in meinem vergleichenden Accentuationssystem des Sanskrit und Griechischen (p. 55) in Übereinstimmung mit *) S. Mommsen, Oskische Studien p. 26 £ und p.31 t
400 Bildung der Casus. §. 200. Lassen gegebene Erklärung zurückzunehmen. Ich kann aber auch nicht mit Aufrecht und Kirchhoff (L c. p. 111) die vollständigere Form der Endsylbe, mit der skr. Dativ- Endung Sy am ($.§.215) vermitteln, obwohl ich ebenfalls auf diese Endung, schon in der ersten Ausg., die Sylbe bi der latein. Locativ-Adverbia ibi, ubi etc. zurückgeführt habe, und auch an dem Übergang des skr. B in den organgemäfsen Nasal keinen grofsen Anstofs nehmen würde (vgL §. 215). Es ist aber wichtig zu beachten, dafs in der ersten Declina- tion die Formen auf mem, men, me oder blofses m, wo sie das echt locative Verhältnifs andeuten, statt des a des Stammes ein e zeigen. Käme dieses e auch da vor, wo die be- treffenden Formen die Richtung nach einem Orte ausdrücken, welches Verhältnifs im Sanskrit in der Regel durch den Accusativ ausgedrückt wird, so könnte man in jenem e eine durch das Gewicht der hinzutretenden Sylbe veranlagte Schwächung des Stammhaften a erkennen. Dies ist aber nicht der Fall, sondern das a des Stammes bleibt, wo der Zielort gemeint ist, unverändert, also tota-ms in die Stadt (welches jedoch selber nicht vorkommt) gegen tote-im in der Stadt, wie im Lateinischen gesagt wird in urbem^ und dagegen mit locativer Bedeutung in urbey und analog im Deutschen in die Stadt gegen in der Stadt 9 nur dafs wir den Dativ zur Umschreibung des Ruheorts setzen. Ist nun im umbrischen tote-me (in der Stadt) eine wirkliche Lo- cativ-Endung enthalten, so steckt sie in dem e der 2ten Sylbe, welches höchst wahrscheinlich lang und eine Zusam- menziehung von ai ist. Nothwendig ist es aber nicht, in tote-mc eine Locativ-Endung zu erkennen, denn da tote (tot% der Dativ von tota ist, so steht der Annahme nichts im Wege, dafs der Dativ in Verbindung mit mem, me etc. und *) Sie kommt nur 2mal vor, und dafür dreimal men (L c. §. 24, 3 und 4 l>); sehr zahlreich belegt aber ist me, wofür gelegentlich auch ein bloßes m.
Locativ sg. §. 200. 401 gelegentlich auch fiir sich allein*) das locative Verhältnifs ausdrücke, dafs aber die Richtung wohin, oder der Ziel- ort, durch den Accusativ in Verbindung mit den genannten Sylben ausgedrückt werde. Da aber die Verdoppelung eines Consonanten in der umbrischen Schrift, wie in der altlateinischen, nicht bezeichnet wird (s. Au fr. u. Kirchh. §. 13), so haben die Singular-Accusative in Verbindung mit dem mit m anfangenden Encliticum — welches ich fiir eine Postposition halte — nicht die Fähigkeit, sich durch die graphische Darstellung bemerklich zu machen. Wir dürfen also z. B. Akeruniamem^ arvamen, rubiname als = Akeruniam- mem etc. auftassen, oder wir müssen annehmen, dafs der Accusativ vor dem folgenden m der angehängten Postposi- tion sein m verliere, zumal er auch im einfachen Zustande öfter ohne m erscheint (1. c. p. 110), weshalb es nicht be- fremden kann, dafs der Zielort gelegentlich durch Formen auf a ohne angefügtes Verhältnifswort vorkommt, da kein Casus mehr als der Accusativ dazu geeignet ist, fiir sich allein die Richtung nach einem Orte auszudrücken, wie dies, abgesehen vom Sanskrit, im Lateinischen bei Städte- namen der Fall ist. In der 2ten umbrischen Dedination findet eine Unterscheidung des Ruheortes vom Zielorte nicht statt, d. h. die angehängte Postposition kommt hier blofs in Verbindung mit dem Accusativ, oder dieser allein mit ab- gelegtem Casuszeichen vor; z. B. vuku-men, eeunu-men, eeunu-me, anglo-me, perto-me9 car80-iM9 somo (1. c. p. 118), wofür man auch vukum-men etc. sprechen könnte. Bei den t-Stämmen stimmen locative Formen auf t-men, i-me, i-m, e-me, e-m, e zu den Accusativen auf im, em, e. In von dem consonantischen Stamme ncs, ist das e wahrschein- lich Bindevocal (1. c. p. 128) und das flexionslose rus der neutrale Accusativ. Als Bindevocal mag auch das e der Plural-Locative auf em gelten, wenn nicht etwa hier em *) Aufrecht und Ki rchb off (p. 113) erwähnen rupmie, säte, Akerunie, lovine, tote rubine, sahate als den Ruheort bezeichnend. I. 26
402 Bildung der Casus. §. 201. eine blofse Umstellung von me ist, zur Erleichterung der Verbindung mit dem vorangehenden /, worin ich die ge- wöhnliche pluralische Accusativ-Endung erkenne (s. §.215, 2.), wobei es wichtig ist zu beachten dafs die Formen auf f-em niemals eigentliche Locative sind, sondern blofs den Zielort bezeichnen (1. c. p. 114), was um so mehr berechtigt, sie als Accusative mit einer angefÜgten Postposition zu erklären. Der Neigung zur Abwertung eines scbliefsenden m folgt das Umbrische auch bei* diesen Bildungen, so dals die angehängte Postposition im Plural meistens aus einem blofsen e besteht, oder ganz verschwunden wäre, im Fall dieses e ein blofser Bindevocal ist. Man könnte in dieser Beziehung die griechischen Accusative wie ojr-a gegenüber den sanskritischen wie oa'd-a-m vergleichen. Zur Unter- stützung der Ansicht, dafs die scheinbare Casus-Endung der umbrischen Locative nichts als eine zur Postposition gewor- dene Praeposition sei, mufs noch daran erinnert werden, dafs das Umbrische überhaupt die Varhältnifswörter gerne hinten anfägt (I. c. p. 153 ff.). So erscheint die dem Umbri- schen eigenthümliche Praeposition tu oder ta aus, von, nur im Verein mit den von ihr regierten Ablativen. Auch ar ob lat. ad wird dem von ihm regierten Substantive stets angehängt, kommt aber auch ds Praefix vor Verbalwurzeln vor. Wir kehren zum Lateinischen zurück, um zu bemer- ken, dafs sich die Adverbia auf e der 2ten Declination als Locative fassen lassen, während die auf 6 Ablative sind; es wäre also z. B. nove skr. navi (im neuen), von dessen Diphthong e « oi der Genitiv novi nur das Schlufs- Element bewahrt hat. 201. Die Pronomina dritter Person haben im Sanskrit in statt i im Locativ, und das a des Anhängeprono- mens rma wird elidirt (s. .§. 165), daher z. B. tdsm’sn in ihm, kdsm'in in wem? Dieses n erstreckt sich nicht auf die beiden ersten Personen — deren Locativ may-i, tody-i lautet — und fehlt im Send auch bei denen der dritten; daher z. B. ahmi in diesem. — Was den Ursprung
Locatw tg. §. 202. 403 des auf den Ort oder die Zeit des Verharrens hindeuten- den t anbelangt, so ist er leicht gefunden, sobald man i als Wurzel eines Demonstrativums erkannt hat, die aber den indischen Grammatikern, wie die wahre Gestalt aller ande- ren Pronominalwurzehft, entgangen ist. 202. Die mit langen einfachen Vocalen endigenden weiblichen Stämme haben im Sanskrit eine eigenthümliche Locativ-Endung, nämlich dm, woran naeh Willkür auch die Feminina auf kurzes i und u Theil nehmen können, wäh- rend die einsylbigen weiblichen Stämme auf langes i und 4 für dm auch das gewöhnliche 3" i zulassen; daher z.B. Biy-d'm oder Biy-i in Furcht, von 6t. — Im Send hat sich diese Endung dm zu a verstümmelt (vgl. §. 215), da- her z.B. yaAmy-a in welcher von >*£^7*0 ya&mf (vgl §. 172). Diese Endung scheint aber im Send weniger Ausbreitung zu haben als im Sanskrit, und auf die Femininstämme auf i und u nicht anwendbar zu sein. — Das Litauische hat wie das Send von der Endung dm den Nasal verloren und zeigt bei seinen weiblichen Stäm- men auf a im Locativ öj-e gegenüber dem skr. dy-dm, also Agwöj-e (= skr. dsody-dm), wobei das y einen assi- milirenden Einflufs auf den folgenden Vocal geübt haben mag (vgl. p. 146 f.). Bei Stämmen aufs gesellt sich zu die- sem i noch der entsprechende Halbvocal /, das i selber aber verlängert sich zu y («t), daher awyj-t gegenüber dem skr. doy-dm (euphonisch für aus-dm) von dos Mutterschaf*). Die Casus-Endung kann im Litauischen bei Stämmen auf i auch wegfallen, daher awy (awi). Da •) Es mag bei dieser Gelegenheit bemerkt werden, dals im Pili regelmäßig das schliefsende i der Wortstamme vor vocaliscb anfan- gender Casus-Endung zu ly (= lit. ij) wird, daher z. B. von ratti fern. Nacht der Locativyf^f ra/Hy-art, oder ra/Hy-d, letzteres mit unterdrücktem Nasal, wodurch diese Form, abgesehen von der bewahrten Länge des Vocals, den Endungen der litauischen Formen wie sehr nahe kommt« 26
404 Bildung der Casus. §. 203. aber die »-Stämme in der genannten Sprache gröfstentheils weiblich sind, so mag ihre Analogie auch auf die Mascu- linstämme auf i eingewirkt haben, so dafs diese ebenfalls im Locativ ij-e zeigen, also^ents/-/ in dem Verwand- ten. Befremdender ist es, dafs auch die u-Stämme, ob- wohl sie sämmtlich männlich sind, an der Endung j-e tbeilnehmen, also rönu^’), wofür jedoch, nach Schlei- cher (p. 190), auch sünüt, welches sich vom Dativ Mfana (s. §. 176) blofs durch die Accentuation unterscheidet. Wenn aber die locative Form sönut, welche Ruhig und Mielcke nicht kennen, eine alte Begründung hat, und nicht eine Zu- sammenziehung von günuje ist, so stimmt sie schön zu dem oben erwähnten sendischen und vediscben tanv-i (vom weiblichen Stamme tanu) und unterscheidet sich von dem- selben blofs durch die Beibehaltung des Vocals u, der im Sanskrit und Send lautgesetdich zu v werden mufste. Man vergleiche auch die gunirte männliche Vedaform sundo-t und das analoge slav. sünoe-£ 803. Wir geben hier einen Überblick des sanskriti- schen, sendischen und litauischen Locativs und des bildungs- verwandten griechischen Dativs. Sanskrit Send. Litauisch. Griechisch. m. äive ’) aipe pöni unnp m. n. id-sm’-tn ka-hm'-i £o-md f. divdy-dm hifvay-a? m. pdty-äu 5) ♦) Trdaw f. prW-du*) prity-äm awyj-e 7TOpTl-4 *) Vielleicht besser jtTnn-/-dzu thaiton, wie in Pdli-Locativen von weiblichen Stammen auf u, z. B. jrdgu-j-ah oder ydgu-y-d (▼gl- §• 43) im Opfer. f) Vgl. lat. Corinth^ aus equoi etc^ und dagegen nov! (ausno oa!) mitn d i m neuen (§. 200 Schlots), f) Vgl. lat. equae, Romae, alt equai, Romai (p. 12). ’) S. §. 198. *) Nach Analogie der Feminina.
Locativ sg. §. 203. 405 Sanskrit. Send. Litauisch. Griechisch. n. . • £ ßavanty-dm bavainty-a? m. 8Ün-aü 3) ..... sunav-i 4) • • • . tünui £ han-au ..... tanv-i ’) tanv-i ysw-t D. macfu-n-t . . . . /ut£3nj-c f. • • m. f. gdv-i gav-i? ß0(F)-r £ ndv-i £ vdi-i oad-s . . • • • • » / on’-i m. Bdrat-i barfnt-i m. diman-i aimain-i dai/aov-t n. namn-i 6) ndmain-i • • • • • rakap-t m. bratar-i 7) brafr-i? 8) 7ra.Tp-t £ duhitdr-i 7) du(jitr-i 9) • • • • • m. dätdr-i 7) drffr-t? 8) • • • • • dorfa-i n. rddas-t vadaA-i •) Vgdisch s. §. 199» •) Oder nA man-i , s. kl. Sanskrit- Gr. §. 191. T) Die Stämme, in deren Endsjlbe ar oder Ar mit r wechselt, zeigen sämmtlich im Locat. ar-i, während die allgemeine Theorie der schwächsten Casus die Unterdrückung des, dem thematischen r vor- angehenden Vocals erwarten liefse, also z. B. pitr-l für pit&r-i^ gegenüber dem gr. Dativ irar£-<, s. p. 271« 8) Die Ausstofsung des, dem r im Stamme vorangehenden, Vocals, nach dem Princip der übrigen schwächsten Casus, ist mir wahrschein- licher als die Beibehaltung desselben, also irAtri, dAtri, wie z. B. im Gen. ftrdZr-d, ddZr-d, und im Gen. pl. äVdZr-arim, dAtr- aiim. Dagegen behält das Send bei Stämmen auf an den Vocal, auch wenn ihm nur e i n Consonant vorhergeht, in allen schwachen Casus in der Regel bei; daher oben ndmain-i für skr. ndmn-i oder nAman-i; im Dativ und Gen.ndmain^, ndmanA für skr. n4mn-/, nAmn-as \ s. in Brockhaus’s Index die aus dAman und nAman entspringenden Casus. 9) Für dug'dr-i s. p. 344. Anm. 12. Man könnte aber auch
406 Bildung der Casue. §. 204. V o c a t i v. 204. Im Vocativ der drei Zahlen zieht das Sanskrit den Ton auf die erste Sylbe des Stammes zurück, im Fall er nicht von Haus aus auf derselben ruht* *), daher z. B. pitar Vater, di'var Schwager (Bruder des Man- nes), matar Mutter, dühitar Tochter, rag'aputra Königssohn, gegenüber den Accusativen pst a'r-am, devdr- am, mataram, duhitdr am, rägaputram. Das Griechi- sche hat einige Überreste dieser Betonungsart bewahrt, namentlich stehen die Vocative Trarsp, dasp, p^rsp, Svyarrp**) zu ihren Accusativen Trar/pa, da£pa, Svyarfpa in demselben Ton-Verhältnifs wie die erwähnten sanskritischen Vocative zu den ihrigen. Dagegen mufs bei zusammengesetzten Wör- dugJeiri und analog im Dativ dug Jeird erwarten (s. §. 41. p. 71). *) In Bezug .auf die Lehre der indischen Grammatiker, dals Voca- tive und Verba, wenn letzteren nicht durch gewisse accentschutzende Wörter der Ton bewahrt wird, nur am Anfänge des Satzes betont werden, verweise ich auf mein vergleichendes Accentnationssystem Anm. 37. Hier nur soviel, dals es unmöglich ist, dals Vocative wie rdgaputra oder Verbalformen wie alfaviej&mahi wir wären (med.) an irgend einer Stelle des Satzes ganz tonlos sein können. **) Der Nominativ der beiden letzten Formen mufs ursprünglich gleich dem skr. m&t&, duhitd! oxytonirt gewesen sein; denn dals der Ton der Endsylbe des Stammes zukommt, erhellt aus der ganzen Declination dieser Wörter. Eine eigenthümliche Bewandtnils hat es, in Betreff der Betonung, mit der Declination von Hierist das a nur ein unorganischer Vorschlag, der sich aber mit Ausnahme des Nom« sg. in allen starken Casus (s. §. 129) den Ton aneignet, also nicht nur = skr. nar, sondern auch av^a, avdjsac, gegenüber dem skr. ndram, ndr&u. ndrae (nom. voc. pL). In den schwachen Casus sinkt dagegen nach dem Princip der einsylbigen Wörter der Ton auf die Endung, daher z. B. gegenüber dem skr. Locat nar-l (vgl. p. 272). Der Dat pl. macht, weil er dreisyl- big ist, eine Ausnahme; daher dyd^a-(7< aus dvag-(Ti (s. §. 254) für skr. Loc. np-e ü aus nor-x ü.
focalw 4g. §. 205. 407 lern im griechischen Vocativ sg. die Betonung des Wort- Anfangs dem Umstande zugeschrieben werden, dafs die griech. Composita in der Regel die möglichst weite Zurück- ziehung des Accents verlangen, so dafs also der Vocat. tS&aifjLov die dem Wortstamme zukommende Betonung hat, während im Nomin. wicu/uw der Ton aus bekanntem Grunde von sei- nem Stammsitze herabsinken mufste. — Was die Form des Vocativs sg. im indo-europäischen Sprachstamm anbelangt, so hat derselbe entweder gar kein Casuszeicben, oder ist identisch mit dem Nominativ; ersteres ist das Princip, letz- teres die praktische Entartung und beschränkt sich im Skr. auf einsylbige Stämme mit vocalischem Ausgang, daher z. B. Furcht! wie xt-$; und so auch yuu-s, nau-s im Gegensätze zum gr. ßou, yau. Ein schliefsendes a der Wortstämme bleibt im Skr. und Send unverändert; im Litauischen wird es zu e geschwächt *); und auch das Grie- chische und Lateinische ziehen in dem flexionslosen Vocativ der entsprechenden Declination ein kurzes e dem o oder u vor, welche unter dem Schutze von Endungen als End- buchstaben des Stammes erscheinen. Man hüte sich also in urarr, equ# Casus-Endungen zu erkennen; diese Formen ver- halten sich zu dina wie tt/vte, quinque zu pdnJa, und das alte a, welches in als o, in equus als ü erscheint, hat endungslos die Gestalt angenommen. — Die consonanti- schen Stämme behalten im Send, wenn sie 9 im Nominativ haben, dasselbe auch im Vocativ bei; so haben wir mehrmals beim Partie, praes. die Gestalt des Nomin. im Sinne des Voc. gefunden. 205. Die Stämme auf i und u haben im Skr. Guna, die Neutra jedoch auch den reinen Vocal; dagegen verkür- *) Das Altpreufsische kann bei seinen männlichen Stammen auf a diesen Vocal unverändert lassen, oder dafür e setzen, oder die Form des Nominativs gebrauchen; daher deiwa Gott! (= skr. d/pa), oder dtfippe (= lit. d/eve), oder, wie im Nominativ, deicvx (Nomi- nativ auch äeicvaj). Das Lettische setzt durchgreifend den Nomi- nativ statt des verlorenen Vocativs.
408 Bildung der Ccuus. §. 205. zen die mehrsylbigen Feminina auf i und ü diese Endvocale, während ein schliefsendes d zu e wird; d. h. es schwächt sich die letzte Hälfte des d, = a + a, iu i, welches mit der ersten Hälfte zu e zusammengezogen wird. Die Sprache aber beabsichtigt, sowohl bei Erweiterung wie bei Verkür- zung des Endvocals, offenbar ein und dasselbe Ziel, nur auf entgegengesetztem Wege, und zwar einen gewissen Nachdruck bei der Anrede. — Zur Guna-Fonn Sfr 5, aus a 4- u, stimmen merkwürdig das Gothische und Litaui- sche durch Formen wie stmou, sünau, gleich dem skr. Gothische Feminin-Stämme auf i sind bei Ulfilas im Vocat. nicht belegbar; da sie aber in anderen Beziehun- gen den u-Stämmen parallel laufen, und wie diese im Gen. und Dativ Guna haben, so zweiQe ich kaum an Vocativen wie anstat. — Die weiblichen u-Stämme sind im Vocativ ebenfalls nicht zu belegen, da sie aber in allen belegbaren Casus der Analogie der männlichen u-Stämme folgen, so darf man wohl Vocative wie handau“) ohne Beden- ken dem männlichen sunau, magau gegenüberstellen. Männ- *) Das Send kann ein schliefsendes > u nach Willkür entweder guniren oder nicht, und man findet sowohl mainjrd ab >3dp* **)ug mainju als Vocativ von >3dp*vg mainjru Geist, Da- gegen habe ich ein schliefsendes i nur ohne Guna gefunden, und zwar öfter W&MVpaitiHerr!; so V.S. p.456. usihis ia namdnd -paiti „stehe auf, Orts-Herr!* **) V. Gabelentz und Loebe (p. 64) setzen handu, aber auch sunu, letzteres offenbar aus Versehen, denn die Form sunau ist von Grimm schon in der ersten Ausgabe seiner Grammatik dreimal be- legt, und magau einmal. Wir dürfen uns also die schöne Analogie, welche solche Vocative mit dem Sanskrit und Litauischen darbieten, nicht entziehen lassen. Da sich aber der Vocativ von allen Casus am schwersten belegen läfst, weil leblose Gegenstände nicht leicht angeredet werden, so dürfte man bei diesem Casus nicht unterlassen, für die Formen, die man ansetzt, Belegstellen aus der betreffenden Wortklasse zu geben. So bin ich auch jetzt darüber zweifelhaft, ob die Stämme auf n (die schwache Declin.) gleich dem Sanskrit das
Focatfo sg, §. 205. 409 liehe Stämme auf i haben im Gothischen, gleich den männ- lich-neutralen n-Stämmen, ihren Endvocal im Vocat., eben so wie im Accus. und Nominat., verloren; daher vulf\ daur\ ffasf. Dagegen gunirt das Litauische in den beiden Geschlechtern ein schliefsendes i eben so wie u, daher gentd Verwandter! awi Schaf! wie im Skr. pate, dve. — Die Adjective sind im Germanischen in Ansehung des Vocativs von der alten Bahn abgewichen, und behalten das Casus- zeichen des Nominativs bei; daher z. B. goth. blind-8 blin- der! Diesem ungesetzlichen Gebrauch des Nominativzeichens folgen im Alt-Nordischen auch die Substantive. — Das Grie- chische hat seine Vocative noch ziemlich zahlreich vom No- minativzeichen rein erhalten, und setzt in manchen Wort- klassen den nackten Stamm, oder diejenige Verstümmelung desselben, welche Wohllautsgesetze oder Verweichlichung nothwendig machten; daher z. B. ra'Xay gegen raXa$, xapltv fiir xwwt gegen für gegen Bei Gut- tural- und Labialstämmen ist, weil x; und (g, ip) sehr beliebte Verbindungen sind, denen auch die Schrift durch besondere Buchstaben gehuldigt hat, die Sprache das Zeichen des Nomin. im Vocativ nicht wieder los geworden. Doch ist der Vocativ aya neben ava£ merkwürdig, und lautet so, wie ihn ein Thema avoxr, dem im flexionslosen Zustande weder xr, noch auch füglich das x gelassen werden konnte, erwarten läfst. „Übrigens ist leicht zu denken (sagt Butt- mann S. 180), dafs besonders diejenigen Gegenstände, wel- che nicht gewöhnlich angeredet werden, wenn einmal der Fall eintritt, lieber die Form des Nom. behalten, wie 2 7rov$”e). — Das Lateinische hat den vom Griech. vorbereite- Thema als Vocativ gebrauchen, oder den Nominativ, ob also der Stamm hanan im Vocat eben so lautet, oder hana. *) Diesem Umstand mag auch das Neutrum der o-Stamme die Wiedereinführung des Casuszeichens v verdanken, während das Skr. den nackten Stamm setzt. Aufserdem mag auch der Umstand ge- wirkt haben, dafs der Grieche sich von der nackten Grundform im
410 Bildung der Caeue. §. 205. ten Weg der Entartung des Vocativs weiter verfolgt, und setzt statt dessen, mit Ausnahme des Masc. 2. Deck, über- all den Nominativ. — Die in §• 148. genannten Substantiv- Stämme bilden im Vocativ: Sanskrit. Send. Griech. Latein. Lit Gothisch. m. aiva aipa rrzre 4 — k/ eque pdne vulf' n. dana data i&po-v donu-m , daur' f. dive hifva * *) X^ipS equa äiwa giba m. pdti paiti Trdai h08Ü-8 g8nit gatt f. pritl afriti ndpn turri-8 awi cuutai? n. vari vairi tipi mare f. Bavanti bavainti vixv m. 8und paiu pgcu-8 8ünau sunau f. hanB tanu ylvv 80CTU-8 , Unnau n. madu madu pdSv pecA f. vddu m.f. gdu-8 gdu-8 ßov b6-t £ ndu-8 vaS • • • • « f. vdk vaK-8? ott-$ VOC-8 m. Baran bar an-8 tyipwv feren-8 dugän-8 fijand! m. aiman aiman baupov 8ermo akmu aAma? n. naman naman rdkav n6men namd? m. Brd'tar bratarf*) TTCLTEp frdter brdtbar f. duhitar du (/darf *) Swycmp mdter dukU daubtar m. dat ar ddtart*) torqp dator • •. • • n. vaias vaiö two$ ’) genu8 • • • • • Voc. leichter entwöhnte, weil sie am Anfänge von Compositen viel seltener als im Sanskrit in ihrer ganzen Reinheit erscheint (s. §.112). *) So drvdepa als Vocativ von drodspd, Name eines weibli- chen Genius (wörtlich beständige Pferde habend), aus dreo, = skr. drucä, undaipa (s. Burnouf, Ya^na p. 428 f.). Auch der V^da-Dialekt zeigt Vocative dieser Art, d. h. Kürzung eines langen weiblichen 4 statt dessen Umwandlung in /• Im klassischen Sanskrit folgen dieser Analogie drei Wörter, welche Mutter bedeuten, näm- lich akkd, ambd, alld\ Voc. dkka etc.; vdd. auch dmbd fiir dmbu. f) S. §. 44. •) S. §. 128.
Nominativ, Acciualiv, Yocativ dual. §. 206. 207. 411 Dual. Nominativ, Accusativ, Vocativ. 206. Diese drei Casus haben im Sanskrit bei Masc. und Fern, die Endung du, welche wahrscheinlich aus da durch Vocalisirung des i entstanden (vgl. §. 56 und 198), und somit nur eine Verstärkung der Plural-Endung as ist. Der Dual liebt, weil ihm eine klarere Anschauung zum Grunde liegt als der unbestimmten Vielheit, zu stärkerem Nach- druck und lebendigerer Personificirung, die breitesten En- dungen, sowohl in den genannten Casus als in den übrigen. Man vergleiche auch beim Neutrum das lange i des Duals mit dem kurzen des Plurals, z.B. diruni mit STATUT airuyi, von diru Thräne (s. §. 17*;)» 207. Während das Präkrit und Päli den Dual einge- büfst haben, hat ihn das Send noch bewahrt, doch so, dafs man statt desselben auch häufig den Plural findet, und z. B. im V. S. p. 203. d ffnubyaiiid, bis zu denKnieen, mit pluraler Endung steht. Beim Verbum ist der Dual noch seltener, doch ist er auch hier nicht ganz unterge- gangen und durch mehrere Stellen des V. S. belegbar*). Die skr. Endung du findet sich an den entsprechenden Stellen im Send in der Gestalt von do, welches nach §. 56*> zugleich für die skr. Endung di steht, und einen nachdrück- lichen Beweis abgibt, dafs die skr. Dual-Endung du nichts anders als eine Entartung von di sei, und zwar eine gele- gentliche, nur einmal oder zweimal (s. §. 198) in der Gram- matik sich zeigende, während das hierdurch vom Skr. ge- gebene Beispiel vom Send zum allgemeinen Princip erhoben worden. Diese Ansicht wird fast zur unumstöfslichen That- sache, dadurch, dafs das Send sogar im Dual den Zischlaut 7 Vgl. Gramm, crit add. ad r. 137.
412 Bildung der Casus. §. 207. vor der Partikel ia wirklich bewahrt hat, und aoi-ca sagt, nicht ao-da, wie zu erwarten wäre, wenn im Skr. die Dual-Endung du die ursprüngliche Gestalt und nicht eine Entartung von ds wäre. So lesen wir im V. S. p. 225 hurvdoi-id ... am&r&tat-doi-cd9).— Was Anquetil in seinem Vo- cabular (p. 456) naerekeiao schreibt und durch „deut femmes” übersetzt, kann nichts anderes als näirikay-do sein, vomStamme^^^ nairikd. Die Form nairikaydo ist aber offenbar echter *) Vgl. AnquetilII, 175. Die beiden Genien, welche A nquetil ^Khordad'1 und „ Amerdad” schreibt, erscheinen sehr häufig im Dual, auch mit der Endung bya (§. 215), obwohl jeder fiir sich im singu- lären Verhältnifs steht; also mit dem im Texte L c. vorangehenden /di ubd (so zu lesen für ?Ü^J> ubai) diese beid en (Genien) Haur- vat und A m ertat Es erklärt sich diese Erscheinung, wie schon in der ersten Ausgabe (p. 246) vermuthet worden, nach dem Princip der vddischen copulati ven Compositen, wie pitar A-m At ar 4Vaterund Mutter, wörtlich 7raT£££-/x>jTf££, wo jedes der verbundenen Wörter die Summe des Ganzen ausdrückt (s. §.972). — Für huroAo* cA ist hauroAos c A zu lesen (s. Westergaard’s Zendavesta p.66.11.), mit >*v au fiir a nach §. 46. Die vollständige Form des Namens die- ses Genius lautet im Stamme hauroatdt (d.h. Ganzheit), woraus zunächst haurvat (wovon der Instr. Dat. Abi. du. haurvafbya) und hieraus, mitAblegung des ganzen Suffixes, Aaur ca=skr. xdrva. Der Stamm amer etdt^ etymologisch Unsterblichkeit, verkürzt häufig das a seiner Endsylbe, daher oben ameretatdos -cd und analog im Instr. Dat. Abi. ame re tadbjra. Dagegen zeigt der Acc. sg. die unverstümmelte Form ameretAtem. In ihrem Ab- leitungssuffix stimmen die Namen dieser beiden weiblichen Genien zum lat tAt und griech. Ttyr. Man vergleiche, abgesehen vom Pri- mitivum, ameretAtem mit dem lat. immortalitAtem. Das Pri- mitivum des send. Ausdrucks kommt im V. S. nicht vor, es stützt sieb aber wahrscheinlich auf das skr. amdra unsterblich; wo nicht, so mufs man ein sanskritisches am ar voraussetzen, dessen r nach §. 44 den Zusatz eines e nicht entbehren könnte.
Nominativ, Accusativ, Vocatio duaL §. 208. 209. 413 alt nairiker wie nach sanskritischem Princip (§. 213) von einem weiblichen Stamme nairikd müfste gebildet werden.— Von ba?u Arm führt Ras k die Form bd$vao Arme an, ohne zu bemerken, dafs es ein Dual sei; es gehört aber offenbar zu diesem Nume- rus, der bei den Armen wohl zu erwarten ist; auch bildet bdßu im Nom. plur. ^>>f***J bd?vö öder bd?avö. 208. Im Veda-Dialekt findet man die Endung häufig zu d verstümmelt, so dafs das letzte Element des Diphthongs unterdrückt ist; daher z.B. aivin-d die bei- den Aswinen, von aivin\ uba devd! die beiden Göt- ter, von ubd devd; rägdnd die beiden Könige, von r£<jan. Im Send ist die aus do verstümmelte Endung ebenfalls gebräuchlich, und zwar häufiger als die vollsten-, digere; namentlich freut es uns, das genannte indische, durch seine jugendliche Schönheit berühmte Zwillingspaar auch am Himmel des Ormusd glänzen zu sehen. Wir lesen nämlich im 42. Ha des Yas'na aipina-ia yavanö ya^amaidt „Asvinosque juvenes veneramur”, was Anquetil übersetzt durch fais Izesckni ä l'excellent toujours (sub- ristant)”. Das sanskritische aivind kann nämlich im Send nichts anderes als aipind oder aipina geben (§.50); be- merkenswerth aber ist an dieser Stelle der Plural yavan-6 (aus yavanas) in Bezug auf den Dual cftpina; er liefert einen neuen Beweis, dafs in dem erhaltenen Zustande des Send der Dual schon seinem Untergang nahe war; wie denn auch das auf nominale Dual-Formen sich beziehende Ver- bum meistens im Plural gefunden wird. 209. Von der Veda-Endung d und dem im Send dafür stehenden kurzen a *) gelangt man leicht zum griechischen *) So z. B. V. S. p. 23. haur- vata ameretdta die beiden Haurvat’s und Amertat’s;
414 Bildung der Coeur, §• 209. dualen e, da dieser Vocal am Ende sehr gern das alte d vertritt; und wie oben im Voeativ (§. 204) wäre für adoa, aipa stand, so entspricht nun auch hier avdp-v (mit euphonischem 4) dem vedischen ndr-d und sendischen nar-a. Wenngleich auch w nach §• 4 sehr häufig für ST d steht, so hüte man sich doch, etwa prau als Analogon von aivd au betrachten (s. §. 211). Dafs aber das litaui- sche duale u der männlichen Stämme auf a mit der ge- dachten vAdischcn und sendischen Dual-Endung Zusammen- hänge, d. h. aus d hervorgegangen sei, kann ich um so weniger bezweifeln, als auch bei den übrigen Declinationen der litauische Dual in diesem Casus auf das genaueste mit dem Skr. übereinstimmt, und das litauische u auch an manchen anderen Stellen der Vertreter eines alten d ist (s. §. 161); man vergleiche also z. B. dfwü zwei Götter mit dem vidiseben divä und sendischen daiva. Die Pronomina der 3ten Person zeigen & (s. p. 135) für «, verbinden sich aber mit dem Zahlworte du zwei, (Schlei- cher p. 195), daher z. B. tü'du diese beiden, anudu jene beiden, judu sie beide. Im Accusativ du. fügt man ge- wöhnlich in allen Declinationen dem Endvocal, nach Ana- logie des Acc. sg., das Nasalzeichen bei, welches aber im Dual keine etymologische Begründung hat, und da es über- haupt nicht mehr ausgesprochen wird (s. §.10), hier füg- lich weggelassen werden kann, wie es auch Schleicher wirklich gethan hat *). Ich schreibe demnach d€wb so- dem Sinne nach: Haurvat und Amertat, die b e i d e n (acc.); p. 136 und öder dva nara zwei Menschen. Oberhaupt scheint langes d der betreffenden Dual-Endung nur in dem oben (p. 56) er- wähnten Dialekt vorzukommen, der nach Analogie des Altpersiscbea auch die ursprünglich kurzen a am Wort-Ende verlängert, daher oben aepind~£A für .. da. Es können alsosendische Duale aufd, sofern sie in den zu dem abweichenden Dialekt gehörenden Kapitels des Yasna erscheinen, für die Theorie der Casusbildung keinen Werth haben. *) Ich habe mich schon in meinem vergleichenden Accentuations-
Nominativ, Accusativ, Vocativ dual. §• 210. 211» 415 wohl im Accus. als im Nom. und Vocativ, und in letzterem Casus gegenüber dem vedischen devd, mit zurückgezogenem Accent (nach §. 204). 210. Männliche und weibliche Stämme auf i und u unterdrücken im Sanskrit die duale Casus-Endung, und ver- längern zum Ersatz den Endvocäl des Stammes in dieser flexionslosen Form; also pdti von pdti, sündf von sdftd. Vor diesen verstümmelten Formen zeichnet sieh vortheilhaft das in §. 207 erwähnte send. bd?v-do Arme (von bdfu) aus. Es fehlt aber auch dem Send nicht an der verstümmelten Form, die sogar die im V. S. allein beleg- bare ist. Von mainyu Geist finden wir häufig den Dual mainyu, dagegen für zwei Finger die verkürzte und daher mit dem Thema identische Form frffu (V. S. p. 318: dva trtfu). 211. Das Litauische stützt sich bei seinen i - und u- Stämmen auf das erwähnte sanskritische Princip der Unter- drückung der Endung, doch unterläfst es die Verlängerung des Stamm vocals, oder vielmehr, es hat das ursprünglich verlängerte € und u im Laufe der Zeit wieder in seine Kürze zurücktreten lassen; daher awi zwei Schafe, sfiah zwei Söhne für skr. dvi (nom. acc. voc.), sAnu (nom. acc.), 9Anu Vocativ. Jedenfalls ist die Übereinstimmung der litaui- schen und sanskritischen Formen in den betreffenden Wort* klassen so grofs, dafs man sie kaum für zufällig halten kann. Gründen sich aber die litauischen Formen, und die analogen altslavischen wie kotti zwei Knochen, auf Über- lieferung aus der Zeit der Identität der lettischen und slavi- sehen Sprachen mit dem Sanskrit, so erkenne ich in dieser Begegnung einen neuen Beweis der verhältnifsmäfsig späten Absonderung der lettischen und slavischen Idiome von ihren •ystem (1854. Anm. 151) gegen den Gebrauch des lautlosen NasaL Zeichens im Acc. du. ausgesprochen und I. c. p. 88 sünu die beiden Söhne im Acc. wie im Nom. dem skr. iHnA gegenubergestellu
416 Bildung der Casus. §. 215. asiatischen Schweetersprachen, (vergl. §. 21*) p. 39), während griechische Formen wie ttoch-f, zdp7****» y&v-f, y&u-t auf eine Zeit sich stützen, wo im Sanskrit die männlichen und weib- lichen Stämme auf i und • in den in Rede stehenden Dual- Casuonoch Endungen hatten. Dagegen hat das Griechische in Formen wie Zrvw, Mouad die Casus-Endung aufgegeben, und dieselbe nach dem Princip der sanskritischen Formen wie des adssT — aber unabhängig vom Sanskrit — durch Verlängerung des Stammvocals ersetzt, der zwar in der griech. ersten De- clination, seinem Urspennge nach, überall ein langes a ist, aber doch im Singular nicht überall seine Länge und die alte «-Qualität bewahrt bat, also Du. Moura gegen Sg. Mourd, xs^oXa gegen xe^aXif, aus x£<f>aXä. 212. Die Neutra haben im sanskritischen Dual der be- treffenden Casus nicht &u sondern t zur Endung, wie sie im Plural nicht aa, sondern kurzes i haben. Ein schliefsen- des a des Stammes „geht mit diesem t in e über (§. 2), da- her s. B. iat€> zwei hundert aus iata-i. Andere Vocale setzen ein euphonisches n ein, daher z. B. SiFJdt ya'ns-n-i die beidenKniee. Im Send folgen die mit a oder einemCon- Sonanten endigenden Stämme dem Princip des Sanskrit, da- her (kommt oft vor) für skr. iate (§. 41), duyl haganhre zwei tausend (§. 54) für dvt tahasre9). Beispiel eines sendischen Duals von consonantiscbem Stamm ist caimaint die beiden Augen (s. Burnouf, Yas'na p. 497), welches abgesehen von dem nach §. 41 eingefugten euphonischen i genau zu skr. Formen wie vartmani z wei Wege stimmt Man findet aber auch das >> t der Casus-Endung gekürzt, z. B« in dent oben (p. 269) erwähnten asauas; so in vanuhi, umstellt aus vaiihvi, von vaqhu gut. Diese Kürzung ist, wie es scheint, als Regel anzusehen, denn auf die Vocallänge in dem obigen iasmaiti ist, meiner Meinung nach, darum kein Gewicht zu legen, ) Über das Verhältnifs von dujd zum skr. del s. §. 43.
Nominativ, Acciuativ, Vocativ dual, §• 213. 417 weil das Kapitel des Yasna, worin dieser Ausdruck vag* kommt, dem oben (§. 188) erwähnten Dialekt angehört,,aer die Verlängerung kurzer Endvocale liebt. — Die entspre- chende skr. Form für das erwähnte vanuh-i ist ©dsu-fs-C, mit euphonischem n, woran das Send keinen Antheil nimmt (s. §• 133). 213. Das Griechische verzichtet in den in Rsde stehen- den Casus auf eine das Neutrum von den beiden natürli- chen Geschlechtern unterscheidende Endung; das Sanskrit aber hat scheinbar das oben erwähnte neutrale i auch auf die weiblichep d-Stämme ausgedehnt Allein die Begeg- nung der weiblichen Formen wie asve zwei Stuten mit dem neutralen dane zwei Gaben ist, wie das Send uns belehrt, nur äufserlich, und die beiden Formen kommen auf ganz verschiedenen Wegen sich entgegen, und verhalten sich zu einander so, dafs in ddne (aus ddna -f-t) wirklich eine Dual-Endung, und zwar die gewöhnliche der Neutra enthalten ist, in dive aber die männlich-weibliche Endung du (aus da §. 206) vermifst wird, jedoch aus der in §• 207 . erwähnten Sendform nairikay-do, zwei Frauen, wieder hergestellt werden kann. Ich glaube näm- lich, dafs 5F3’ aive aus aivay-du so entsprungen oder verstümmelt sei, dafs, nach Abfall der Endung, der vorher- gehende Halbvocal zu seiner Vocal-Natur zurückgekehrt ist und mit dem d des Stammes sich diphthongirt hat (s. §• 2 und vgl. p. 227f.). Der Dual dive hätte also nur eine Schein-Endung, d. h. eine Erweiterung des Stammes, welche ursprünglich die wirkliche Casus-Endung begleitete. Im Send kommt jedoch die verstümmelte weibliche Dual- form auf e ebenfalls vor, und ist sogar die vorherr- schende*); allein es ist merkwürdig und fiir meine Behaup- *) Ich weift Formen wie nAirikajAo im V. S. als Dual nicht zu belegen, denn im löten Fargard des Vendidad, wo dieser Ausdruck mehrmals vorkommt, ist es der Genitiv sing, und es gründet sich hier der Ausgang A o auf die skr. weibliche Genitiv - Endung A j. Sollte L 27
418 Bildung der Ctuus. §. 213. tung eine schöne Unterstützung, dafs auch diese verstüm- melte Form auf ä) e, wo die Anhängepartikel ia ihr zur Seite steht, das Casuszeichen i bewahrt bat; und wie oben amtrttat-doi-id „die beiden Amertat’s”, so finden wir V. S. p. 58 amtsii-ia ipinte „und die beiden Am- schaspant’s” („non-conniventesque Sanctus”, vgl. amisa und Nalus V. 25, 26 u. s. §. 50) * *). Die Form 4W $i~ ist aus dem aus §. 207 zu erwartenden vollständi- gen ay-doi- so zu erklären, dafs nach Ausfall des do das vorhergehende ay zu i zusammengezogen werden mufste, gerade wie p. 227 im PrAkrit emi aus skr. aydmi durch Ausstofsung des d geworden. — Die Entste- hung von 5RT divi aus divay-du können wir auch noch dadurch unterstützen, dafs im Veda-Dialekt auch die weib- lichen i-Stämme der Dual-Endung du verlustig gehen können, und dann den nackten Stamm zeigen; so in den Scholien zu Pänini vd'rdhi updnahdu „Eber- lederne Schuhe” für vd'rdhydu; so yahot die bei- den grofsen fiir yahvydü (Rigv. m. VI. h. 17, 7). Eine analoge Sendform ist teviti die beiden star- ken (vom gleichlautenden weiblichen Stamme), welches öfter als Epitheton der beiden Genien Khordad und Amertat vor- kommt**). aber die in Anquetil’* Glossar als Dual gegebene und durch „deux femmes” übersetzte Form auf einem Misverständnift beruhen, so würde mich dies nicht abhalten, die skr. weibliche Dual - Endung auf / als Verstümmelung von ay-A u zu erklären, und wie bei den Dua- len auf / und A die Unterdrückung der Casus-Endung anzunehmen. *) Der lithographirte Codex hat hier allein c findet sich häufig, aber wie es scheint fehlerhaft, an der Stelle des vgl. 1. c. S. 88. amest ipente und S. §.31. **) Vgl. das vAdische taois d stark und tdois i Stärke,Kraft. Auch das send, teols t kommt als abstraktes Substantivum vor, und wird
Nominativ, Accusativ, Vocativ dual, §. 214» 419 214. Zu den sanskritischen und sendischen weiblichen Dual-Formen auf e stimmen litauische auf s, also dswi zwei Stuten = skr, aive. Es ist also dem Litauischen von dem Diphthong e = ai nur das Schlufs-Element verblie- ben, während das altslavische sein 'Jt Qe), dessen ursprüng- licher Laut offenbar e gewesen ist (s. p. 140), dem skr. i gegenüberstellt, also Bh^OBt vidovje zwei Wittwen =» skr. vidave. Da ich die, der wahren Casus-Endung beraub- ten weiblichen Duale auf e im Sanskrit und Send als Folge einer erst nach der frühesten Sprachtrennung eingetretenen Entartung ansehe, so betrachte ich diese Begegnung mit dem Litauischen und Altslaviscben als einen neuen Beweis der späteren Trennung der letztgenannten Idiome von ihren asia- tischen Schwestersprachen. — Das Lateinische hat nur bei duo und ambo einen zum Griechischen stimmenden Überrest des Duals bewahrt, der aber in den obliquen Casus durch Plu- ral-Endungen ersetzt wird. Es folgt hier ein Überblick der Bildung des Nomina- tivs und Accusativs dual., welche, unter Berücksichtigung des sanskritischen Accentgesetzes (§. 204), zugleich die Stelle des Voeativs vertreten. Sanskrit Send Griechisch Litauisch m. aivdu aipao Mit 1* w V SW divd aipa 17T7TW pönit n. dd'nt ddtc üwpw f. aive hi$ve X”P* dswi m. pdti paiti? 7roai-£ ’) £ priti dfriti? TTOpTl-E awl n. txf'rs-^-s . tdpt-s von B u r n ou f (Ya$na, Notes p. 149 Anm. 27) durch „Ine rgi e” über- setzt. Die Wz. ist /u, welche im Skr. wachsen, im$end können bedeutet. Man vergleiche unter andern das wallisische tjro-u wach- sen. — Auch utajräitl kommt als weiblicher Dual öfter in Bezug auf die genannten Genien vor. Was es bedeutet, weifs ich nicht, allein sein Thema schliefst höchst wahrscheinlich ebenfalls mit langem 7. 1) Aus erweitertem Stamme auf ia. 27
420 Bildung der Casus, §. 215. Sanskrit Send Griechisch Litanisch £ Bavanty-du bavainty-do B av anti b av ainti m. sünu padu y&u-E Säftu £ hanü tanu ylFU-f . . m. mdcfu-n-f madv-i pdSv-e m.£ gav-au gdv-ao gdn-d gav-a? ß<%F)-‘ £ fido-dtt ndv-d •••••••••«••• »«(O-* £ vdb-du vdd-do vdi-d vdd-a OTT^E m. Barant-du barant-ao B avant- d b arant-a d>^30yT«€ m* ddmdn-au aiman*do ddmdn-d adman-a icupov-t •••• ••••• n. ndmn-t nam ain-i TcfXfilV-S m. 6rdtar-du bratar-do Brdtar-d br atar- a Trarip^s £ . duhitar-du du^dar-do duhitar-d ducfcTar-a ävyarlp^ m. datdr-du ddtdr-do ddtüT-d datar-a doTWD-E ....... . • n. rddas-i vv» ••••••••• E7n(o*)-E Instrumentalis, Dativ, Ablativ. 215. 1. Diese drei Casus haben im sanskritischen und sendischen Dual eine gemeinschaftliche Endung, während im Griechischen der Genitiv sich an den Dativ angeschlossen, und seine Endung von da entlehnt hat Sie lautet im Skr. yZOTH. welches sich im Send meistens zu bya verstümmelt hat, während die vollständige Endung fiyarim die man nach §. 61 in dieser Gestalt zu erwarten hat, nur in einem einzigen Worte erscheint, welches Augenbraue bedeutet und wurzelhaft mit dem skr. b'ru verwandt ist.
Irutrumentalis, Dativ, Ablativ dual. §. 215. 1. 421 aber in keinem anderen Casus als den in Rede stehenden vorkommt *). Verwandt mit der Endung Byam sind im Sanskrit die Endungen Byam, byam, Byas und Bis, wo- von die erste nur im Dativ pl. der beiden ersten Personen (asma-b'ydm, yus'ma-Byam) und in tu-Byam tibi er- scheint, während die erste Person im Dativ sg. hyam für Byam zeigt, in Folge einer Verstümmelung, welche öfter vorkommt (s. p. 43) und wodurch sich ma-hyam zu ti- Byam verhält wie im Lateinischen mi-hi zu ti-bi, si-bi, i-bi, u-bi, ali-bi, utru-bi*, aus ti-fi etc. Ich glaube aber jetzt, dafs das Lateinische sein hi von mi-hi nicht aus seinem asiatischen Stammsitze mitgebracht, sondern selbständig aus fi erzeugt hat, wie im Spanischen ein anfangendes f meistens zu h ge- worden, im Lateinischen selber hordus aus fordus entstan- den und somit hinsichtlich seines h zum skr. B von Bardmi ich trage in demselben Verhältnisse steht, wie die Endung hi zur sanskritischen Byam von tuByam. Das Armenische zeigt beim Pronomen der Isten P. £, und bei dem der 2ten f als Casus-Endung, daher mir, qe-f dir. *) Sein Thema ist broat, wovon broadbjradm nach §.39 (p. 68). Der lithographirte Codex des V. S. trennt jedoch überall bei diesem Worte die Endung vom Stamme und zeigt p. 269 zweimal brvad bjraAm und dafür p. 321 und 322 barvad byadm, wo das a hinter dem 6, wenn die Lesart eine Begründung hat, als Hülfsvocal zur Vermeidung der Härte der unbequemen Consonantenhäufung am Wortanfange anzusehen ist Was die verstümmelte Form bja an- belangt, welche Burnouf früher als Plural-Endung gefafst und dem skr. fjras gegenübergestellt hat (vgl. Ya$na p. 158 ff.), so habe ich dieselbe schon in den Jahrb. für wiss. Kritik (März 1831 p. 380) als Verstümmelung der skr. Dual-Endung ifjäm dargestellt; denn darin ist das Send sehr standhaft, dafs es dem skr. Ausgang as immer d oder, unter dem Schutze eines antretenden Encliticums, a s ge- genüberstellt Auf die Endung byd für bya, worauf Burnouf 1. c. p. 159 aufmerksam macht, kann ich darum kein Gewicht legen, weil sie sich höchst wahrscheinlich einzig und allein in dem Nebendialekt findet, der überall am Wort-Ende das kurze a verlängert
422 Büdung der Casus, §. 215. 1. Ich erkenne sowohl in dem 4 £ als in dem f die Entar- tung des skr. der Endung Byam oder hyam, und erinnere vorläufig, was den Verlust des Anfangs - Consonanten der Endung anbelangt, an die griech. Dual-Endung w (unro-o, Movaa^y) für skr. Byam (§. 221), und an das dorische ü von te-o» dir (=» gvzjZL tu-Sy am), ip-tv mir. Man sage nicht, dafs man besser thue, da * £ oft dem skr. A begeg- net (s. p. 369), die Dativ-Endung von in-£ mir, die bis jetzt unerklärt geblieben ist, mit dem Anfangsbuchstaben der skr. Endung hyam zu identificiren. Ich thue dies darum nicht, weil diejenigen g A, welche wir oben (p. 43) aus d (dh) und B (bh) durch Verlust des Grundlautes haben entstehen sehen, sich durch die iranischen Sprachen gröfstentheils als verhältnifsmäfsig späte Erzeugnisse aus- weisen, so dafs z.B. dem skr. ha von s-Äd hier (aus s-da), sa-Ad mit (aus sa-da) im Send s-da, Aa-da und viele ähn- liche Bildungen gegenüberstehen. Für mähe aus madi = gr. y&a in der 1. P. pl. med. zeigt das Send maide oder maidA für hita gesetzt, aus dsta, liefert es data oder, mit der Praep. nt, nidata niedergelegt. Nur die Wz. fan geschlagen, stützt sich in ihrem Anfangsbuch- staben auf ein im Skr. han) aus d hervorgegangenes A, dem also eine ältere Existenz als den übrigen h dieser Art zugestanden werden mufs. Dagegen bleiben die aus 6 hervorgegangenen g A im Send ohne alle Unterstützung, indem das h von grah nehmen (ved. graB) im Send als 6,/ oder w erscheint; für m^byam mir aber findet sich in dem besonderen Dialekt, welcher die kurzen Endvocale ver- längert, die Form maibya (mit dd: maibydid) mit Unterdrü- ckung des schliefsenden m, wie in der Dual-Endung 6ya*).— Erklärt man nun aber das armenische 4 £.des Dativs tn-£ mir *) Benfey, welcher in seiner Schrill „Einige Beitrage sur Er- klärung des Zend” (aus den Gotting, gelehrten Ans. vom Jahre 1850) p. 10 zuerst auf diese sehr interessante Form aufmerksam ge- macht und maibjrä cd durch „und mir” übersetzt hat, nimmt jedoch
hutrumentalü, Dativ, Ablativ dual. §. 215. 2. 423 aus dem y des skr. hyam und sendischen byd, so ist zu berücksichtigen, das y z (der gewöhnliche Vertreter des y sanskritischer Flexionen) hinter Liquiden gerne zu £ oder £ £ wird (Petermann p. 63, 205, 233). Hinsichtlich des p von^£_je-p dir ist zu bemerken, dafs auch dieser Buch- stabe mit dem sanskritischen y verwandt ist*), zu dem er sich ungefähr so verhält, wie der Aussprache nach das französische j (weiches i) zum lateinischen j, oder wie das send. $ (eb) von yü$fm ihr zumy des skr. yuydm (§. 59). 2) Der dritte Verwandte der oben erwähnten skr. Dual- Endung byäm, nämlich byas, erscheint als regelmässiger Aus- druck des Dat. und Ablat. plur. Ihm entspricht im Send byö, mit ca und: byai-da (§. 135 Anm. 3), im Lateinischen bus (wofür man bius erwartet sollte), und wahrscheinlich auch an dem langen d von maibyA Anstofs, weil er nicht berücksichtigt bat, dafs die betreffende Stelle (V. S. p. 168), so wie die beiden ande- ren, wo maiby AcA^ oder maibyA allein vorkommt, zu dem, die End- vocale verlängernden Dialekte gehören; er läfst daher die Möglichkeit zu, dals maibyd eine Dualform sein könne, obwohl es sich viel schwe- rer mit dem skr. AvAb'ydm uns beiden als mit mdhyam mir vermitteln läfst, wenn man letzteres, wie ich es schon in der lat. Ausg. meiner Gramm. (1832 §. 104) getban habe, als Verstümmelung von mä-iyam fafst — Die Form maibyA^ worin Spiegel (Weber’s Indische Studien I. p. 307) das skr. mahyam zu erkennen glaubt, fasse ich dagegen als pluralen Dativ, indem ich annehme, dals die skr. Endung byam von a<fmAbyam durch die ge- wöhnliche Dativ-Endung ersetzt, der Stamm asmd aber der Sylbe as verlustig gegangen sei, wie im neupersischen mA wir, welches ich in formeller Beziehung eben so wenig als den Plural von men ich (= skr. mAm mich) anerkennen kann, als/um4 ihr als den von tA du, da e um A offenbar auf den Schlufstheil des skr. Stammes yu-emd, mit Einfügung eines Hülfe vocals, sich stutzt (s. §. 334 und vgl. Benfey 1. c. p. 11 f.). •) Bötticher 1. c. p. 358 vergleicht diupt^mare Grenze mit dem skr. maryd id. und Petermann macht auf die gelegentlich im Innern des Wortes zwischen zwei Vocalen eintretende Erweichung des g l in aufmerksam.
424 Bildung der Cautu. §• 215. 2. bi» von so-Mr, vo-Ms, wenn diese Formen nicht ihrem Ur- sprünge nach einem anderen Casus angehören (s. §. 216), so dafs bi» auf die skr. Endung dis sich stützen wurde. Stammt aber das lat. bi» eben so wie bu» von der skr. Endung Bya», so verhält es sich zu der vorauszusetzenden Form Mus, wie der adverbiale Comparativ magi» zu seiner hypothetischen Urform magius (woraus mcgu» durch Aus- stofsung des g), während umgekehrt die gewöhnliche Form bu» ein lautliches Analogon in dem Comparativ mtnus, aus mutans, findet. Im Litauischen ist mus die ältere und voll- ständigere Form der pluralen Dativ-Endung (s. Schleicher p. 175), welche Ruhig und Mielcke nur den-Pronominen der beiden ersten Personen zugestehen. Aus mü-mus nobis und jh-mut vobis konnte jedoch leicht die Folgerung ge- zogen werden, dafs, wie ich auch in der ersten Ausgabe angenommen habe, die Endung mue, wofür jetzt ms, in früherer Zeit sich über alle Plural-Dative erstreckt haben müsse. Das Altpreufsische hat den alten a-Laut der skr. Endung Bya» bewahrt, hat aber dem s einen unorganischen Nasal vorgeschoben, daher maus für mas. Hinsichtlich des eingeschobenen n erinnere ich an das Verhältnifs des laU ensi-e, msnsi-s zum skr. as/-s Schwert, mdsa-s Monat Von der verstümmelten litauischen Endung ms, für mus, ge- langen wir durch eine weitere Verstümmelung zum goth. m, z. B. von sunu-m gegenüber dem lit. süfid-mus, sßnä-ms, skr. sdnu-ffyas und lateinischen Formen wie portuöws*). *) In Bezug auf die Vertauschung der labialen Media mit den organgemälsen Nasal vergleiche man das Verbältnils der sendischen Wurzel mrd zu der skr. brü sprechen (§. 63). Als Beweis eines speeiellen Verwandtschaftsverhältnisses zwischen den germanischen Sprachen einerseits und den lettischen und slavischen andererseits möchte ich die Erscheinung nicht gelten lassen, dals die beiden Sprachgruppen im Dativ pl. einen Nasal statt eines zu erwartenden b zeigen, während in einem anderen Falle die lettischen und slavi- schen Sprachen, das Altpreufsische ausgenommen, eine Media statt n
Instrumentalis, Dativ, Ablativ dual. §. 215. 2. 425 So wie das Germanische, so hat auch das Umbrische von der in Rede stehenden Endung nur den Anfangs-Consonan- ten erhalten und zwar in Gestalt von /, jedoch mit miß- bräuchlicher Übertragung m den Accusativ, d. h. z. B. fri-f (rpiag) = skr. tri-byds, lat. tri-bw, lit. goth. thri-m* *). Dem Armenischen, welches die in Rede stehende Casus - Endung vom Dativ-Ablativ auch in den Genitiv übertragen hat, ist von dem skr. Byat ebenfalls nur Ein Consonant verblieben, jedoch nicht der erste, sondern der zweite, näm- lich das y in Gestalt von y zy wobei ich wieder vor Allem an das griech. £ — gleichsam die Media des armen. y z — z. B. von ^a/xa^E-TE fiir skr. damaya-ta erinnern (§. 19) und auf das verweisen mufs,' was oben (p. 371 ff.) über das y z gesagt worden, welches in den interessantesten Formen der armenischen Conjugation als Vertreter des skr. y vorkommt. Es unterstützen sich also in dieser Bezie- hung Casus- Tempus-und Modus-Bildung einander wech- selseitig, und ich trage nicht im Geringsten Bedenken, den sanskritischen Formen wie z. B. dhi-byaz den und von den Schlangen (ved. Accent) nicht nur das sendische afi-by6, lat. angui-biu und litau. sondern auch das arme- nische ^fry als stamm - und bildungsverwandt gegen- überzustellen, so sonderbar es auch scheinen müfste, wenn man ohne Hülfe des Sanskrit, welches soviel Sprachräthsel des indo-europäischen Stammes zu lösen im Stande ist, die armenische Endung y z mit dem lateinischen bus und lit. mst oder ww zu vermitteln suchte, es sei denn, dafs man irrthümlich das armen, z mit dem Endbuchstaben der lat. zeigen, die germanischen Sprachen aber dem alten System treu ge- blieben sind; ich meine die Benennung der Zahl 9 (s. §. 317). Ein spedelles Verwandtschaftsverhältnils der germanischen Sprachen mit den letto-slavischen kann ich, abgesehen von Wort-Entlehnungen, überhaupt nicht anerkennen. *) Ist zwar nicht zu belegen, darf aber mit Sicherheit aus dem Nom. threi-s upd dem althocb. Dat. dri-m gefolgert werden.
426 Bildung der Ctuiu. §. 215. X und litauischen Endung identificiren wollte, was sieh darum nicht rechtfertigen liefse, weil schliefsendes s im Armen, zwar gelegentlich zu q (s. §. 216), nirgends aber zu j z geworden ist, während zu Gunsten der Annahme, dafs g i in den be- treffenden Endungen aus q^ y (“/) entsprungen sei, der Um- stand spricht, dafs wir oben(p. 421 £) in (mir) ein 4 ; — welches sich zu g z verhält wie eine Media zur organge- mäfsen Tenuis — dem skr. q^ y der Endung Äyam haben gegenübertreten sehen, und dafs im Ablativ pL der beiden ersten Personen ein £ g das g z der gewöhnlichen Decli- nation vertritt (s* a nobis, i &n~<j a vobis), in der- selben Weise, wie wir oben (p. 372 £) im Futurum, in einer besonderen Stellung, nämlich vor t ein L g statt g z als Vertreter des q^ y des skr. Precativ-Charakters yd gefun- den haben, und wie das Ossetische, welches, als ein iranisches Idiom, mancherlei merkwürdige Begegnungen mit dem Arme- nischen darbietet, in seinem Futurum dem q^ y des skr. tya regelmäfsig ein ( da), d. h. den Laut des armeni- schen f__ gegenüberstellt *). Wollte man aber die Entstehung *) Sollte das ossetische Futurum vor dem g, z. B. von dar-gi-sfam wir werden leben (G. Rosen p. 2(>) nicht ein r (oder h für #)ver- loren haben, so würde ich dieses Fut eben so wie das armenische auf den skr. Precativ, d. b. Aorist des Potentialis, zuruckfuhren. In den Sylben r/om, efui, /// des Plur. erkennt man leicht das Verb, subst, d.h. die skr. Wz. j/d stehen, auch sein, also car-g i-s tarn. soviel als leben werdend sind wir. Räthselhaft schien mir lange das n der Singularformen wie 6ar-g i-nan ich werde leben. Ich fasse es jetzt so, dafs ich einen Übergang der Media von dan ich bin in den organgemälsen Nasal an nehme, also analog dem Über- gang des b in m in den litauischen und gothischen Casus-Endungen muz, ms, m. Das d von dan fasse ich als Erweichung des skr. t oder send. / von s/d, s rd, welches nach Verlust des s leicht zur Me- dia berabsinken konnte. In der 2. Pers. sg. hat die zusammengesetzte Form, in Vorzug vor der einfachen, den Personal-Ausdruck bewahrt, also: car-g i-na-s leben werdend bist du, gegen da „du bist.”
Instrumentalis, Dativ, Ablativ dual, §. 215. 2, 427 des armen. 3 z aus y = j in der in Rede stehenden Casus- Endung und den oben (p. 371 ff.) erwähnten Verbalformen darum bestreiten, weil man keine Wurzeln nachweisen kann, welche ein anfangendes oder schliefsendes 3 z für. sans- kritisches y zeigen, so müfste man aus ähnlichem Grunde auch leugnen, dafs das oben (p. 42) besprochene dialec- tische p in griechischen Endungen die Entartung eines $ sei, oder, wie auch Rask*) und Grimm (L p. 828) annehmen, das m in litauischen und gothischen Pluraldativen aus der organgemäfsen Media (5) sich erweicht habe, weil aufser in Casus-Endungen, man sonst in den lettischen und germani- schen Sprachen kein m (oder n) für älteres b nachweisen kann, während im Send das m vpn mrü sprechen für skr. b von brü als ein in seiner Art einziges Phänomen dasteht. — Bei Stämmen auf a behauptet das Armenische diesen Endvocal wie das Litauische und Gothische vor der in Rede stehenden Casus-Endung unverändert, während das Sanskrit dem a ein s beimischt (woraus e « ai), so dafs z. B. metfe'-Syas vom Stamme Wolke, keie-byat vom Stamme ke'ia Haar, dem armenischen miya-i, gisa-z gegenüberstehen, welche beiden Formen hinsichtlich der Reinerhaltung ihres Stammhaften a besser zu litauischen und gothischen Dativen wie wilka^muz (wilka-ms), vulfa-m lupis, als zu den eben erwähnten sanskritischen stimmen. Das i von mtya-r, yt^a-i ist der Schlufstheil des sanskriti- schen Dipthongs e a ai im Innern des Wortes, dagegen haben die des Endvocals des Stammes beraubten, und also ein- sylbigen Formen, wie z. B. der Nom. sg. Wy, yes, plur. y&-j, den alten Diphthong ai in der Zusammenzie- hung zu e bewahrt. In den Daemon = skr. deva-8 Gott hat sich der Dipthong t e zu e gekürzt, welches jedoch in den mehrsylbigen Casus ebenfalls durch i ersetzt wird, *) In der oben (p. 119 Anm.*) erwähnten Schrift (bei Vater p. l4), wo die litauischen Endungen ms (mus) und mis von tri-ms, tri-mis mit dem lat. bus von tri-bus verglichen worden.
428 Bildung der Casus. §. 215. 2. daher Dativ, Ablativ, Gen. pl. dwa-z gegenüber dem lit dAoa-mw und skr. deve-byaz. Auf demselben Princip, wo- rauf im Armenischen bei vielen Wörtern der vocalische Un- terschied zwischen dem Nom. und den ihm analogen Casus einerseits, und denjenigen, welche den Endvocal des Stam- mes wieder herstellen oder wenigstens eine Sylbe mehr haben als der Nominativ, andererseits beruht, gründet sich auch die Erscheinung, dafs viele Wörter in der zweiten Casus- reihe einen Vocal im Innern des Thema’s überspringen; da- her steht z. B. gegenüber dem Nominativ sg. baguk Arm, vom Stamme baguka « skr. bdhuka9), der Dat, AbL, Gen. pL ba^kori^ und vom Stamme gubo Grube (mit o für skr. a des Stammes kupa id., s. p. 366 f.) der Nom. gub gegenüber dem Gen. Dat. sg. gb-i, Instr. gbo-v, Dat AbL Gen. pL gbo-z. Der Stamm duzter Tochter («= skr. duhitdr)* wel- cher im Nom. duztr des e der Endsylbe verlustig gegangen ist, unterdrückt in den Casus, welche dieses e bewahrt haben, den Vocal der ersten Sylbe, daher im Dat AbL Gen. pl dster-r für skr. duhitr-byäz*, von rirti Herz lautet der Nom. sg. zirt, der in Rede stehende Plural-Casus aber zrti-z, trotz der grofsen Härte eines mit zrt anfangen- den Wortes**). Bequemer als der Stamm sirti ist der oben erwähnte Stamm Schlange = skr. dhi (p. 369), und unter andern auch der Stamm ^anöfi „coitnow- zant, connu, ami” (nom. £andf), weil diese Wörter die Wurzelsylbe überall unverstümmelt lassen; daher bildet letzteres in dem in Rede stehenden Casus fyazMi* xs jnd'ti-Byaz (them. finati Verwandter, eigentlich Bekannter). Das skr. Suffix ti, welches uns hier im Armenischen in der Gestalt fi entgegentritt, findet sich in der genannten Sprache auch in der Gestalt tt, z. B. in dem Stamme zazti, (Nom. zazt, Dat AbL Gen. pl. zazti-fy *) Von bdhü Arm, jedoch mit veränderter Bedeutung. **) Aus Versehen steht oben (p. 359) sirrt, sirti-e, sirti-s* sirti-eq, fiir srrt etc., und p. 361 dujlerl fiir djter-l.
Instrumentalis, Dativ, Ablativ dual. §. 216. 429 vorausgesetzt, dafs dieses Wort, wie ich nicht zweifle, zum skr. Stamme ias-ti gehört *). Es beweist also auch die Wortbildungslehre, dafs die volle Gestalt der Bildungs- suffixe, welche das Armenische mit dem Sanskrit und ande- ren Schwestersprachen gemein hat, nicht im Nominativ zu suchen ist, wo man sie fast nirgends findet, sondern in der 2ten Casusreihe, und vorzugsweise im Dativ, Abi., Genit pl., dessen Endung g 2 sich immer dem wahren Endbuchstaben des Stammes anschliefst, und zwar bei Stämmen auf n in Vorzug vor dem Sanskrit und Send, welche das schliefsende n vor den mit b'y, 33J by anfangenden Casus-Endun- gen ab werfen, ebenso das Gothische vor m für 6, so dafs z. B. der gothische Stamm augan Auge = armen. akan den Pluraldativ auga-m (für augan-m) dem armeni- schen akan-2 und den skr. Formen wie dima-byas lapi- dibus, nama-byas nominibus (für diman-byas, nd'- man-Syas) gegenüberstellt. 216. Der vierte Verwandte der skr. Dual-Endung byam ist bis als Bezeichnung des pluralen Instrumentalis. Das Send zeigt dafür bis (im Nebendialekt bis), das Litauische mis (vergl. §. 161) und das Armenische fig bq oder <4» «?**)• Die der skr. Form bis und send, bis genauer entsprechende Form bqr hat sich, wie das b im Singular (p. 358) nur hinter Consonanten behauptet, wobei n durch Verwandelung in m sich der labialen Media anbequetm. Man vergleiche mit dem skr. ahi-bis durch die Schlan- gen, dem send, a$i~bis und litauischen angi-mis das armen. 6£i-vq'; und mit skr. Formen wie aima-bis (für asman-bis), sendischen wie aima-bis, für aiman-bis, *) Die Wz. sds bedeutet im Skr. befehlen, beherrschen, lehren, strafen, und das armen, säst, them. sasti, nach Aucher „reprimende, correction, chdtiment” etc. **) Für > v auch i/_vp, was dem Laute nach identisch ist mit t, wo dieses consonantische Geltung hat Hinter n o steht weil n«. den Laut u ausdrückt, s. P e ter m a n n p. 55f. Dasselbe gilt für den Instr.sg.
430 Bildung der Catui, §. 216. armenische wie akam-bq, vom Stamme akan. Dem skr. duhitf-bit durch die Töchter entspricht das armen. dtter-bq, zusammengezogen aus <ku8ter~bq (s. p. 428). Die Entstehung des armen. q aus ursprünglichem 9 in der vorliegenden Endung kann keinem Zweifel unter- worfen sein, obwohl der Übergang eines skr. 9 in armen. qf — eben so wie der von 2^ y in j £ — nur in gram- matischen Endungen sich wahrnehmen läfst (vergl. p. 427), hier aber auch an Stellen, wo man ihn am wenigsten erwar- ten sollte, nämlich in Formen, wo dem schliefsenden 9 des Sanskrit ein a oder d vorangebt, in welcher Stellung das schliefsende 9 im Altpersischen schon zur Zeit des Darius Hystaspis spurlos verschwunden war, und auch im Send nicht ungestört geblieben ist (s. §. 56^). Das Armenische zeigt im Nomin. pl. Formen wie gk-q' Haare (für skr. kfid9) und in der ersten Pers. pl. solche wie ber-g-mq' für skr. ffdr-rf-mas, ved. 5ar-a-ma«i, send, bar-d-mahi, altpers. bar-d-mahy *). Im Plural - Nomativ hat zu- erst Petermann (p. 115) das armen. q' als Entartung von 8 gefafst; dafs aber auch das schliefsende*, wo es hin- ter langem d stand, im Armenischen sich gelegentlich un- verändert behauptet hat, ist oben gezeigt worden an Formen wie •Hw-ydr-* ta-ze-8 dabis fiir skr. de-ya-s, gr. do-fy-g (s. p. 372), wofür im Send da-yao^ im Altpers. dd-yd zu erwarten wäre. In Formen wie öer-e-s du trägst entspricht das arm. 8 dem skr. 8% (Bar-a-si), dem sendi- schen hi (bar-a-hi) und altpers. hy (bar-a-hy). Das Ar- menische steht also, und ich glaube hinzufügen zu dürfen, auch das Ossetische, in Bezug auf das 8 auf einer älteren Stufe als das Altpersische und Send; jene beiden Idiome deuten auf eine Sprachperiode hin, wo im iranischen Zweig unseres grofsen Sprachstammes die Umwandlung des 8 in' ä, oder die Unterdrückung oder Vocalisirung des schlie- *) Ist nur theoretisch gebildet nach Analogie wirklich vorkom- mender Formen.
IrutrumentaHs, Dativ, Ablativ dual» §. 217. 43* fsenden 9 noch nicht zu dem Grade gediehen war, der uns im Altpersischen und Send vorliegt, da im Armen, und Ossetischen ein 9 der skr. Personal-Endung 91 gegenüber* steht; z. B. im ossetischen Azr-w du lebst für skr. cdr-a*9i, send. 6ar-a~hi du gehst. Man kann nicht sagen, dafs hier das i von iar-i-9 und analogen Formen die Veranlassung der Bewahrung des 9 sei, da die- ses i erst in verhältnifsmäfsig später Zeit aus a (durch den assimilirenden Einflufs des verschwundenen s der Personal- Endung) erzeugt ist, und das h des sendischen dar-a-Äs, wenn es jemals im Ossetischen bestanden hätte, nach Um- wandlung des vorhergehenden a in i nicht wieder in seine Ur- form 9 hätte zurückkehren können. Übrigens zeigt das Osse- tische im Futurum auch den Personal - Charakter 9 hinter a, z.B. in dem oben erwähnten iar-gi-na-9 du wirst leben. 217. Dafs die griechischen Endungen <|>i mit denjenigen verwandt sind, welche im Sanskrit mit B anfan- gen, liegt am Tage. Es fragt sich aber, ob sowohl im Singular als im Plural auf eine und dieselbe sanskritische Endung sich stützen, oder ob sie im Singular, gleich dem latein. Bi von h‘-W, 9i-bi und den locativen Adverbien irbi u-bi etc., und wie das umbrische fe von irfe dort, auf die sanskritische singulare Dativ-Endung von tu-6 y am dir sich stützen, im Plur. aber entweder auf die skr. Instru- mental-Endung B19 (woraus im Präkrit Atri), oder auf die Dativ-Ablativ-Endung Bya9\ in beiden Fällen mit dem nicht befremdenden Übergang von 9 in v (s. §. 97)? Eine zuverläfsige Entscheidung dieser Frage ist nicht mög- lich; ich gebe aber jetzt, in Abweichung von meinen frühe- ren Erklärungsversuchen, der Vermittelung der pluralischen Endung <j>t mit der skr. Dativ-Ablativ-Endung 6ya9 den Vorzug, so dafs also, hinsichtlich der Zusammenziehung von ya zu i, das gr. <J>tv im Plural dem lat. bü von nobü, vobi9 (s. p. 423 f.) entsprechen würde, während im Singular <f>i oder 4>tv9 l. B. von ßtirfu, xE<|)aXfj<|)iy, QpTfrpipjHv, TraXapTfyty eben so wie das lat. Bi von ti-Bi, 91-bi, i-bi etc.
432 Bildung der Cmm, §. 217. mit dem skr. Byam von tu-6yam za identificiren wäre. Die skr. Endungen b'yam und Byae, wovon erstere blofs den Dativ, letztere zugleich den Ablativ ausdrückt, passen für alle Verhältnisse, welche man in der homerischen Spra- che durch <fxy oder <|a (wovon letzteres wahrscheinlich nur eine Verstümmelung des ersteren) ausgedrückt findet, da der griechische Dativ, wie der lateinische Ablativ, auch das locative und instrumentale Verhältnifs zu bezeichnen im Stande ist. Doch steht, wo das locative Verhältnifs ausge- drückt wird, den in Rede stehenden Formen häufig eine Praeposition voran, wie z. B. in br’ aurotfa, mp aumifa, da- selbst, br ixpio^ auf dem Verdeck, ?cap ox*a<bi beim Wagen; aber ohne Praeposition: 7raXap$ay in der Hand, SupTtf* draufsen, eigentlich an der Thüre oder vor der Thüre. xE0aXij<|ay (Xaßuy) beim Kopf, opso<|>i auf den Ber- gen. Beispiele mit Instrumentalbedeutung sind: (ka^icrS’cu) mit der anderen (Hand), xpanpifa, durch gewaltige Kraft, «ja mit Macht, als einziger Überrest des Stammes l (vgl. lat. vw). Als Ablativ erscheint die Form auf fast nur mit Praepositionen, die in der gewöhnlichen Sprache den Genitiv regieren, denen aber der, die Entfernung von einem Orte ausdrückende Ablativ bes- ser zukommt als der fiir dieses Verhältnifs wenig geeignete Genitiv; daher z. B. a?ro vaityiy, bc S’Eo^iy, wofür man im Sanskrit den blofsen Ablativ nduByde, deve-5yae ( = devai-Byas) setzen würde. Als Ausdruck des echt dati- ven Verhältnisses erscheint die Endung <|ay in tu; <t>pifrpil (ppifepTfiiy aptfyi]; p^rrwp {ztoXolyto^, Streng genitiven Gebrauch kann man der Form auf <|ay, <|a ganz absprechen, obwohl er nicht befremdend wäre, da Genitiv und Dativ in ihrer Bedeutung sich nahe berühren, wie denn auch im griech. Dual der Genitiv an der Endung des Dativs durchgrei- fend Theil nimmt, und im armenischen Plural der Dativ und Ablativ ihre Endung auch auf den Genitiv übertragen haben (p.^5). Zu den Genitiv-Formen auf <|ay, <|a ohne vorher- gehende Praep. rechnet man ’IÄxo^ay (xÄvra teix«*), welches
Instrumentalis, Dativ, Ablativ dual. §. 218. 433 sich jedoch an der betreffenden Stelle sehr gut ah Locativ fassen läfst, „zu Ilios”; ferner daxpuo<|>iv (Ärae 7r(/z7rXayro), wo das Verhältnifs ein echt instrumentales ist, und der Umstand^ dafs die gewöhnliche Sprache das betreffende Ver- bum mit dem zu ihm nicht passenden Genitiv construirt, nicht dazu berechtigt, — welches man an dieser Stelle ins Sanskrit durch den Instrument. dirutiit überse- tzen müfste — ah Genitiv zu fassen. In oacre daxpvo<|w ripaavro „die Augen wurden trocken von Thränen”, ist das durch baxpvo^iv ausgedrückte Verhältnifs ein abla- tives, und man würde hier im Sanskrit airußyas setzen. — Dem Accusativ ist die Endung <PCV ebenfalls fremd, auch erscheint sie nicht im Gefolge von Praepositionen, die sonst mit dem Accus. vorkommen, mit der einzigen Ausnahme von 1$ Im/jn bei Hesiod (vgl. Buttmann p. 205). Was die Meinung der alten Grammatiker, dafs </>i, 4>iv auch im No- minativ und Vocativ stehen könne, und die Unzweckmäfsig- keit des i subscr. vor dieser Endung im Dativ sing, erster Deel, anbelangt, so verweisen wir auf das, was Buttmann (S. 205) mit Recht dagegen eingewendet hat. 218. Von consonantisch endigenden Stämmen kommen fast nur die in §. 128 gedachten Neutra auf $ in Verbindung mit <f)t, (piv vor, in Formen wie oxw-Qh opsa-<fa rnföw-tl™, die man misverstanden hat, weil das vor vocalischen En- dungen ausfallende a nicht ah Eigenthum des Stammes erkannt war. Von anderen Consonanten ist v der einzige, und unter den y-Stämmen xoTuXißov der einzige, welcher in Verbindung mit vorkommt, und, weil v mit </> schwerer ah sich verbindet, einen Hülfsvocal o annimmt — xoTvXij£ov-o-<j)iy — nach Analogie zusammengesetzter Wörter wie Kw-o-^aprif;. Diesem Beispiele folgt ohne Noth auch üdxpv — öaxpvocpLy für skr. diru-Syas — während yav-ejny» abgesehen von der Betonung, ganz dem skr. nau-Sydt gleichsteht, wie denn der Stamm vav auch in Zusammenset- zungen des Bindevocals o sich enthält, weshalb man z.B. yaurra^pey mit sanskritischen Compos. wie nau-tfa im L 28
434 Bildung der Casui. §. 219« Schiffe stehend (seiend) vergleichen mag. — Das Sans- krit wandelt bei den durch das Suffix at « griech. 8$, c$ gebildeten Wortstämmen das genannte Suffix vor den mit B anfangenden Casus-Endungen in 6 (« au aus ar) um, eine Umwandlung, die sonst nur am Ende der Wörter vor- kämmt (s. §. 22); es stehen daher Formen wie vdcö-Byat im Nacbtheil gegen griechische wie oxe0’-$iv»— Will man im Griechischen die Endung $tr, ^überall, wo sie verkommt, mit der skr. Endung Byam vermitteln, so hat man für For- men wie Seo-fpiv, Baxpw-ty, yav-cjxv, im Sanskrit keinen anderen Vergleicbungspunkt als die Dative der beiden ersten Personen (atmdByam nöbis, yufmdByam vobis), die aber, wie die Ablative asmdt a nobis, yug'mdt a vobis, ihrer Form nach Singulare sind^ wobei es wichtig ist su beachten, dafs nicht einmal das Send an der misbräuch- lichen Versetzung der Endung Byam in den Plural Theil nimmt, sondern in dem oben (p. 423) erwähnten mas- by6 nobis eine echte Plural-Endung zeigt, woraus man folgern kann, dafs die skr. Formen asmd^ysm, yusmd- Byam verhältnifsmäfsig jung sind, und dafs man zur Zeit der Identität des Sanskrit und Send asme-fyae, yuamA dyas, oder vielmehr agmaibyat, yutmaiByas gesagt hat Zu den pluralen Ablativen aamdl, ^uemdl, mit singulärer Form, bietet das Send ebenfalls keine Analoga dar, sondern das oben erwähnte maibyö wurde, wenn Gelegenheit dazu vorhanden wäre, höchst wahrscheinlich auch im Sinne des Ablativs auftreten. 219. Um aber zur skr. Dual-Endung Byam zurückzukehren, so ist noch su bemerken, dafs schliefsendes a vor derselben verlängert wird; daher agvdßydm für dgvaByam. Es leidet kaum einen Zweifel, dafs diese Ver- längerung sich auch auf die verwandte Plural-Endung Bit erstreckte, und dafs daher von aiva auch divd-big gebil- det wurde. Die gewöhnliche Sprache hat aber diese Form zu divdig verstümmelt, was sich leicht aus aivaBig durch Ausstofsung des B erklärt, denn di ist nach §. 2 «==
Imlrumenlalis, Dativ, Ablativ dual, §. 219. 435 Diese Ansicht, die ich schon früher ausgesprochen habe*), kann ich nun durch'neue Beweisgründe unterstützen. Erstens bilden, was mir damals bei dieser Erörterung nicht vor- schwebte, die Pronomina der beiden ersten Personen ans ihrem Anhängepronomen «rna wirklich ama-ffis, daher aamOts, yusmatis, welche Formen mit dem von mir angenommenen ddvd-Bis in demselben Verhältnisse stehen, wie die Aeeusative asmdn, yusman zu äs van equos. Zweitens hat sich meine theoretisch gewonnene Ansicht seit- dem durch den Veda-Dialekt in soweit factisch bestätigt; als hier aus einem schliefsenden a zwar nicht aber doch e-Bis gebildet wird, nach Analogie der Dativ-Abla- tive wie daher z.B. adve-Bis per equos von ddva. Zu dieser Vedä-Form stimmt in der gewöhnlichen Sprache die Pronominalform e-Bi& per hos, die man nun füglich von dem Pronominalstamm 3g[ a ableiten mufs, der überhaupt in der Declin. von idam die Hauptrolle spielt. Wenn nun einerseits vom Pronomen a die Form e-Bis* andererseits von asmd und yuimd die Formen asm/ffte, yus'mdBis entspringen, und wenn an erstere Form der Veda - Dialekt in seinen Substantiv - und Adjectivstämmen auf a sich anschliefst, so geht daraus keineswegs die Noth- wendigkeit hervor, dafs dem verstümmelten dis ein t-Bis zum Grunde liege, was niemals zu dis führen könnte**). Wohl aber konnte dBis zu eBis werden, nach Analogie der Dativ-Ablative auf e-Byas und anderer Formen, in welchen i als Entartung von d steht, z. B. in medialen Dualformen wie Bdrite aus Bar-a-äte ***). *) Abhandl. der historisch - philol. Klasse der Akad. d. Wiss. aus dem J. 1826. p. 79« ”) Aus itiis würde nach Ausstofsung des l> nicht sondern ayi* entstehen, denn £ = a 4- i kann mit einem folgenden i nicht m einem Diphthong, oder, da es selbst schon ein Diphthong ist, zu einem Triphthong vereinigt werden. ***) Das vädische nadjdis fiirnadt-iis sehe ich nicht als eine Verstümmelung von nadt-tiis an — denn nach Ausstoß
436 Bildung der Casus. 220. 220. Das Präkrit hat den vom Veda-Dialekt ange- fangenen Weg vollends zurückgelegt, und auch das d von agma-Big, yugma^Sig^ sowie im Locativ plur. das von aamd-au, yuma^u zu e umgestaltet, daher amhe- hin, tu mA e-hin, amhe-gu, tumhe-su. Aufserdem schliefsen im Präkrit alle anderen a-Stämme, sowohl Pronomina als Substantive und Adjective, den Instrum. plur. mit e-Ats, und so stimmt z.B. kugume-hin floribus (von kuiuma) zum vedischen kugüme-big. Ehe aber die Formen auf e-ttiS) e-hin durch Umwandlung des d in e aus db'ig ent- standen waren, mufste schon aus dieser ältesten Form, auf dem Wege der Ausstossung und Zusammenziehung, dig entstanden sein. Diese Form besteht auch schon in den Veda’s neben der auf ebig\ z. B. yagnaig, arkaig. Im Send ist die zusammengezogene Form dig die einzige be- legbare, und zwar aufserordentlich häufig. Auch im Litaui- schen haben die männlichen Stämme auf a, in Abweichung von allen übrigen, den Anfangsconsonanten der Casus-En- dung verloren; daher z.B. diwaig durch die Götter, in merkwürdigem Einklang init dem skr. devaig und sendi- schen daiväis. Die litauischen Masculin- stämme auf ia (= /a), Nom. z-s, zeigen eig für iaig (s. p. 146), daher z. B. wälgeü vom Stamme wälgia* * **) nom. wälgi-8, Speise als zu essende*). Das Altpersische stimmt in seinen Instrumentalen der a-Stämme zu den vedischen Formen auf e-tiig, jedoch mit Bewahrung des ursprüng- lichen Diphthongs ai (p. 8), daher bagai-big von baga Gott. Instrumentale dieser Art sind zahlreich zu belegen; dagegen erkläre ich das oft vorkommende rauca-bie") Esting des b würde na dis aus nadt -f- is werden — sondern für einen ganz gewöhnlichen Instrument, wozu eine Erweiterung des Stammes nadliu nadja anzunehmen ist. *) Wälgau i c h e s s e. Vgl. skr. Participia fut pass, auf ja (§• 898). **) Na c h Tagen, immer mit vorangehendem Zahlzeichen; wo- bei daran zu erinnern, dafs auch im Sanskrit der Instr. häufig das Ver- hältnils nach ausdriickU
In^rumenla/is, Datin, Ablativ dual, §. 221« 437 aus einem Stamme auf n, welches nach sanskrit-sendischem Prinzip vor consonantisch anfangenden Casus-Endungen unterdrückt wird *). 221. Vor der Dual-Endung bya entfernt sich das Send bei seinen a-Stämmen auf ähnliche Weise vom Sanskrit, wie die vedischen und präkritischen Instrumentale aufe-fts, i-hih von den ursprünglichen auf d-bi&(a8m<£- 5is9 yus'md'-bit); es setzt nämlich ai (s. p. 60) fiir d; aus aipai-bya wird aber nach §.41 aipaii-bya. So im Vendidad hvaiibya padhaiibya suis pedibus = skr. 8vdbyd,m pd’dd- byam; taitaiibya (skr. hdstdbydm) manibus. Man findet aber auch in diesem Casus den skr. Diphthong e durch send, di vertreten (§. 33), z. B. in ubßibya ambobus (V. S. p. 305). Stellt man in dieser Form den verlorenen Nasal wieder her, und nimmt man an, dafs, was ich nicht bezweifle, die griechische Dual- Endung iv eine Verstümmelung des sanskritischen Byam sei **), so kann man mit dem erwähnten uböi- bya die Homerischen Formen wie vergleichen, wo demnach das erste i auf die Seite des Stammes, den es er- weitert, das andere auf die der Endung fallen mufs. Die. dritte Dedination könnte durch ihre Formen wie zur Vermuthung Anlafs geben, dafs oiv und nicht iy die wahre Endung sei; die letztere ergibt sich aber aus den beiden ersten Declinationen, wo sich iv und nicht oiv an den Endvocal des Stammes anschliefst (Motxra-ty, Xoyo-iv)i bei der dritten erklären wir daher das o vor iv auf dieselbe Weise, *) Raucan erweist sich als Neutrum durch den Acc. sg. räuca, Beb. 1.20: £Japa-vä raue a-pati-vd entweder bei Nacht oder bei Tag, wo auch lesapa als neutraler Acc. von einem Stamme auf an zu fassen ist, der zum send, ktapan, Dat. tisafn-^ stimmt. Als Acc. sg. erscheint rauca auch Beh. HI. 8, wo i. rauca „den ersten Tag” bedeutet. **) Durch Herausstofsung des Labials, wie in äsvdis aus ätvdiiS) und durch Zusammenziehung von zu xv*
438 Bildung der Casus. §• 222. wie §. 218 vor <f*y d. h. als Bindevocal, der von den Stämmen, die ihn nothwendig hatten, d. h. von den consonantischen, in die, welche ihn entbehren konnten — in die Stämme auf i und u — eingedrungen ist, wie über- haupt bei der dritten Declin. die consonantischen Stämme den Ton angegeben, und den Vocalen i und v ihren Weg vorgezeichnet haben. Nothwendig dürfte aber auch der Bindevocal o zwischen Consonanten und der Endung u nicht erscheinen, da man sehr bequem dcupoy-iy sagen könnte, allein das o von Beupoyoiv stammt offenbar von einer Zeit her, wo dem tv noch der Consonant vorstand, den die ent- sprechende Sanskrit-Endung Byam erwarten läfst; aller Wahrscheinlichkeit nach ein </>, also &upozy-o-iy aus dai/xo»-c- <fxy *). Wir hätten also hier ein' anderes <Jm.v als das, wel- ches wir §. 217 aus Byam, Byas zu erklären versuchten; der Nasal steht im dualischen 0>)iy ganz legitim fiir seinen Vorfahr m, wie in der Regel am Ende der Wörter. Um uns noch mehr zu vergegenwärtigen» wie ganz gleiche For- men als Entartungen von verschiedenartigen Vorgängern in der Sprache sich festsetzen, so erwäge man die Form etvtttov als erste Person sing, und dritte plur., einmal aus dann aus sru^rovr. 222. Das Litauische zeigt m in der Endung des dualen Instrumentalis und Dativs, z. B. in dewa-m gegenüber dem skr. deva-6ydm. Dieses m hat aber nichts mit dem schlie- fsenden m der verwandten sanskritischen Endung oder mit *) Der Bindevocal c vor der Dual-Endung bat also eine gaox gleiche Veranlassung mit dem des possessiven Suffixes evr, welches schon anderwärts mit dem skr. vant verglichen worden. Evt muhte also ursprünglich F£V7 lauten, und der Bindevocal, den das Digamoa nach consonantischen Stämmen nothwendig oder wünschenswert machte, und der von da über die gesammte dritte Declination sich verbreitet hat, ist auch nach dem Abfall des Digamma geblieben, und so stimmt %v£-o-si$ zu ttu^oZu aus 7ru£-0-i’y; dagegen Tüoo-s# zu tu£ civ (aus Tugo-i’y).
Instrumentalis, Dativ, Ablatio dual §. 223. 439 dem griech. v von Formen wie S’ioft zu thun, sondern es entspricht; wie das m der Endungen mis und mut (oder ms) dem'Anfangsconsonanten der verwandten skr. Endung (s. p. 424). Dafür zeugt die entsprechende Endung im Alt- slavischen, welches von der skr. Endung Sy dm auch den Vocal gerettet hat und z. B. novo-ma (m. n.), nova-ma (fern.) dem skr. ndvd-bydm (them. m. n. ndva neu, f. ndvd) gegenüberstellt. Aber auch abgesehen vom Slavischen, wäre es doch unmöglich, die litauische Endung m mit dem End- laut des skr. bydm zu vermitteln, weil schliefsendes m im Litauischen sich sonst nirgends behauptet hat, sondern ent- weder unterdrückt .worden — auch in den Fällen wo die Schrift noch sein früheres Dasein beurkundet (s. §. 10) — oder zu u geworden ist, z. B. in der 1. P. sg. des Aorists, wo überall au dem skr. am gegenübersteht, wie im goth. Gonjunct. praet. jau dem skr. ydm entspricht (s. >§. 18. p. 31). 223. Was den Ursprung der mit by (aus ffi) an- fangenden skr. Gasussuffixe ffi-s, Sy-am, by-dm und Sy-a8 anbelangt, so müssen wir zuvörderst auf ihre Verwandt- schaft mit der Praeposition abi an, hin, gegen (wo*» von ab'i-ta* herbei) aufmerksam machen. In abi selbst ist aber bi offenbar ebenfalls Endung, und das demonstrative a das Thema, so dafs diese Praeposition in Ansehung ihres Aus- gangs als verwandt mit dem lateinischen ti-bi, ri-bi, i-bi etc. anzusehen ist, gerade wie eine andere, vom Prono- minalstamme a entsprungene Praeposition, nämlich d-rfi über, in den griechischen locativen Adverbien wie aXXo-Sij oupayc'-Si ihre Analoga findet (§. 16). Ver- wandt mit dem Suffix JYf dt’ ist Aa, eine Entartung von da (p. 43), welches sich im Send in einigen locativen Pronominal-Adverbien, und in der Praeposition ha-da mit, (fiir skr. sa-Ad, s. §. 420) erhalten hat. Vom Griechischen ver- gleiche man 3a von lv3a, brav3a, gegen S’sv von evS’sy, e/isS-Ey etc. aus ^as HH. ia8 *n 5H4H. a~^^8 unter, unten. Das $ *n diesen Bildungen steht nämlich als
440 Bildung der Casus. §. 224. Verschiebung des t, und kommt auf diese Weise noch in einigen anderen Bildungen vor *). Es erklärt sich daher do, di aus dem Demonstrativstamm ff ta-, aber dem Bi von aVi (gr. o|x<|h) ist es schwerer seinen Ursprung nachzuwei- sen. Ich vermuthe den Abfall eines anfangenden Conso- nanten. Wie im Griechischen auch für oxjny gebraucht wird, und wie kn Skr. vinidti zwanzig einleuchtend eine Verstümmelung von dviniati ist, und im Send bü zweimal, bitya der zweite gesagt wird fiir dvii dvitya, (skr. dvitiya), so mag fn Bi mit dem Pronominalstamm 8t>a oder 8t>i identisch sein (wovon das gr. 4>iy etc.), und zwar so, dafs nach Abfall des s der folgende Halbvocal sich in ähnlicher Weise verstärkt oder erhärtet hätte, wie in dem sendischen «uJdCOdJ bitya und dem lat. bi [bi-pti, s. §. 309). 224. Zum Überblick der behandelten Dual-Endung, im Skr., Send, Griech. und Litauischen, diene: Sanskrit Send Griechisch Litauisch m. diva-ßydm aipaii-bya unro-iy pdaa-m f) f. divd-Byam hitvd-bya /cupa-ty dswö-m ’) m. pati-byäm paiti-bya H’OO'L-O-lV yenti-m ') m. sünu-byam paiu-bya ysxv-G-iy 8ünu-m *) f. hanu-byam tanu-bya yeyu-o-iy f. vdg-byam ? 07T-G-LV m. b'a rad-bydm baran-bya 8) (^Epovr-o-iv *) Unter andern in der zweiten Pluralperson medii, wo did und bcfTL dvam für tvam (vgl. tvam du). 0 §• 222. *) oder bare nby a\ so V. S. p. 9 6e retenbjra; jedoch auch, nach einer anderen Les- art, b eresanbjra (s. Bnrnouf YaCna p. 352). Ich habe mit Un- recht dieses Participium in der 1. Ausg. durch glänzend übersetzt und von $rAg glänzen abgeleitet. Da aber Neriosengh in der von B u r n o u f (L c. p. 34s) mitgetheilten skr. Übersetzung diesen Ausdruck durch mahat tara (sehr grofs) überträgt, so fuhrt uns diese Übersetzung zum skr. vrhdnt (schwach vrhdt grofs,
Genitiv, Locatio dual. §. 225. 411 Sanskrit Send Griechisch Litauisch m. aima-bydm 3) aima-bya3) dcu/zov-o-iv .................... m. b'ratr-byam brdtar-£-bya TrarEp-o-ty .................... n. vacö-Syam *) vace-bya 4) &r£(a)-o-iy .......... Genitiv, Locativ. 225. Diese beiden Casus haben im Skr. die gemein- schaftliche Endung jds, welche mit der singulären Genitiv- Endung verwandt sein mag. Beispiele sind: aivay-ös (von aiva und arfoo)*), pdty-ds, Adnv-ds, vad-d's, frair-o«, vddas-ds. Das Send hat den Zischlaut dieser Endung auf- gegeben, und zeigt 6 für ds, namentlich in den zuerst von Burnouf (Yagna, Notes p. 122) als Dual-Loca- tive gefafsten Formen uböyö anht>6 in den beiden Welten (nach Anquetil „dans ce monde”), deren erste dem skr. utidy-ös entspricht (über das d nach b s. p. 58 f.), und die zweite den sanskritischen Formen wie sunv-ds, Ädno-ds, von sunu, hänu. Einen dritten Beleg dieses Casus erkenne ich in der Form $aitay-6 (= skr. hastay-ö* vom Stamme hdsta m. Hand), V. S. p. 354: kafd addi drug&m dyanm $aitayo, d.h. wie mag ich dem Reinen die Drug' geben in die Hände (in die Gewalt)? Anquetil übersetzt: „Comment moi pur, eigentlich wachsend, womit auch Burnouf das betreffende Send- Wort vermittelt — Man beachte in dem in Rede stehenden Casus des Part, praes., sowie auch in dem oder vorkommenden Dat. Ablat. pl., den sonst nur schliefsend und vor Vocalen und den Halbvocalen 33 y und » v erscheinenden Nasal ]. Es ist also die in §. 60 aufgestellte Regel so zu berichtigen, dafs J nicht nur am Ende und vo&.den Halb- vocalen 33 y und » v9 sondern auch vor b, vielleicht wegen des- sen naher Verwandtschaft mit v, dem^v vorgezogen wird, so dafs also die Stamme auf wenn sie, wie dies beim Part, praes. der Fall ist, vor den mit b anfangenden Casus-Endungen den Nasal in Vorzug vor dem /-Laut beibehalten, ihr^v in j umwandeln müssen. *) S. p. 429. *) S. p. 434. *) S. §. 31, p. 56. *) S. p. 294 f. Anm. **).
442 Bildung der Casus. §. 225. meltrai-je la main sur le Daroudj?” — Dem Litauischen glaubte ich früher (erste Ausg; §.225) eine duale Genitiv- Endung absprechen zu müssen, indem ich annabm, dafs die Genitiv-Endung ü des Duals mit der gleichlautenden des Plurals in ihrem Ursprung identisch sei *). Da aber das Altslavische eine eigene Form für den Genitiv du. hat **), dessen Endung Oy u, in den 3 Geschlechtern, schon in der 2ten Abth. der früheren Ausg. (§. 273) mit dem skr. ds vermittelt worden, wobei ich OBOfO oboj-u (am ho rum, ambarum) dem ebenfalls für die 3 Geschlechter geltenden skr. ulidy-os *") gegenübergestellt habe, so glaube ich jetzt, dafs auch das lit. dwty-ü duorum, diiarum in seinem Ur- sprünge identisch sei mit dem skr. Genitiv-Loc. deay-da (in den 3 Geschlechtern), wofür man im Send dray-d oder dv6y-ö zu erwarten hat. Gehört aber das £ von dwdj-ü zur skr.-sendischen Dual-Endung: STFFL ds, d, so darf man auch das 0 anderer Dual-Genitive für eine wirkliche Dual- Endung halten, und z.B. aws-d der beiden Schafe, trotx seiner lautlichen Übereinstimmung mit am*A ovium mit dem skr. Genit.-Locativ du. o'vy-da identificiren. Die Substantiv- und Adjectivstfimme auf a, 6 (nom. aa, a). welche den sanskriti- schen auf a (m.n.), d (fern.) entsprechen, lassen im Litauischen, wie die entsprechenden Wortklassen im Altslavischen, ihren Endvocal des Stammes in dem der Endung untergehen, und zwar in den beiden Zahlen; daher z. B. im Litauischen der beiden Götter, auch der Götter, im Dual v skr. drudy-da, im Plural « deod-n-dm; so daw-ü der beiden Stuten und der Stuten = skr. daoay-da und pl. dard-n-dm. *) Der Locativ fehlt dem Litauischen im Dual. *•) Sie ist wie die entsprechende Endung Jll^ d* im Sanskrit dem Genitiv und Locativ gemeinschaftlich. Dem Litauischen fehlt dagegen der Locativ im DuaL *”) Im Masc. Neut vom Stamme uiä, im Fern, von vid .
Nominativ, Focativ pl. §. 226. 443 Plural. Nominativ, Vocativ. • 226. Masculina und Feminina haben im Skr. as als En- dung desNom.pl., womit, abgesehen vom skr. Accent (§.204), in allen Gliedern unseres Sprachstammes der Vocativ identisch ist. Die Endung as betrachte ich als eine Erweiterung des sin- gulären Nominativzeichens s9 so dafs in dieser Erweiterung des Casussufiixes eine symbolische Andeutung der Mehrheit liege; auch fehlt, wie im Sing, und Dual, so auch im Plu- ral dem Neutrum das fiir dasselbe zu persönliche s. Im Send ist as nach §. 56*; zu d geworden, oder zu ai vor den Anhänge-Partikeln ca und iid; das Griech. zeigt sg, unter Beschränkung von §. 228das Lateinische, Litaui- sche, und meistens auch das Gothische, haben von der En- dung as den Vocal verloren. Das e lateinischer Formen wie vdce-s, fratre-s ziehe ich ebenso wie das von ove-s (= skr. avay-as, gr. ot-sg) und wie das lit. y (spr. <) von dwy-s und das goth. ei (=s £) von gastei-s zum Stamme, indem ich annehme, dafs den ursprünglichen Endconsonanten, im Latei- nischen, in diesem Casus ein i beigetreten sei, welches wie das legitime s, z. B. des Stammes oin, gunirt wird*). Man vergleiche gothische Formen wie ahman-s, litauische wie dJcmen-s Steine, dukter-s Töchter**) mit sanskritischen *) Ich habe diese Ansicht zuerst in meinem Vocalismus (1836 p. 20 3) und spater in der 5ten Abthl. der ersten Ausgabe dieses Buches, p.1111, ausgesprochen. **) leb gebe die Formen akmen-t9 dükter-t nacb Schlei- cher (p. 192f.), welcher bemerkt, dals die Form akmeny-t in Grammatiken und Büchern nichts tauge. Sie kann jedoch nicht rein erfunden sein, sondern gehört, wie die meisten Casus der Stämme auf n zu einem durfti i erweiterten Thema. Ich habe darum, da ich die Form akmen-s nicht kannte, in der ersten Ausgabe (p. 272) die Stelle, welche akmeny-s in den Grammatiken einnimmt, leer ge-
444 BÜdung der Ctuia. §• 226» wie dtmdn-as, duhitar-aß> sendischen wie asman-o, aßman-aß-ca, ducjütT-o^ du(f<t£r-ai-ca, griechischen wie öat/uiov-E;, £rvyars'/o - e§. Das Armenische bat, wie bereits be- merkt worden (s. p. 430) den Zischlaut der skr. Endung as in .g q verwandelt, und den Vocal gleich dem Gothischen, Litauischen und Lateinischen aufgegeben; daher stimmt z- B. dßter-q Töchter zum litauischen dukter-8, und akun-q oculi zu gothischen und litauischen Formen wie ahman-8, dkmen-ß. Was den Umstand anbelangt, dafs auch Wörter, die wie akn Auge ihrem Ursprunge nach Neutra sind, das Casus- zeichen q zeigen, so ist zu berücksichtigen, dafs, wie bereits bemerkt worden, im Armenischen die drei Geschlechter in dem Masculinum Zusammentreffen * *). Das u von akun-q^ ist schon oben als Schwächung des a des Stammes akan (skr. akßari) erklärt worden; es verhält sich zu diesem a wie das althochd. u von hanun (mit verlorenem Casus- zeichen) zum gotbischen hanan-8. Diejenigen Stämme auf an, welche ihr a im Genitiv und Dativ sg. zu i schwächen (Schröders 3te, Aucher's 8te Declin.), behalten diese Schwä- chung auch im Nom. pl., daher gleicht kqjib^ esin-q boves (vom Stamme i$an, gen. dat. sg. m’n) mehr dem goth. Gen. sg. auhßin-ß als dem Nom. pl. auhßan-ß. Die Analogie, in welcher bei dieser armen. Declinat. der Nom. pl. hinsichtlich der Vocalschwächung mit dem Genitiv-Dativ sg. steht, darf uns aber eben so wenig veranlassen, den in Rede stehenden Plural-Casus bei einem Theile der n-Stämme vom Genitiv oder Dativ sg. abzuleiten, als man bei den vocalisch endigen- lassen. Die Form dukt er welche sich bei R uhig und M ielcke fiir Schleicher^ dükter-s findet, scheint mir jetzt noch verdäch- tiger als akmeny-s, denn von dem durch i erweiterten Stamme, dem die meisten Casus der ursprünglichen Stämme auf r angeboren, sollte mandukter^-s erwarten. *) S. p. 367 und über ein ähnliches Verfahren in den iberischen Sprachen „Die kaukasischen Glieder des indo-europäischen Sprach- stammes ” p. 5 ff.
Nominativ, Poeatw pl. §. 226. 445 den Stämmen den Plural-Nomin. aus dem des Singulars darujra entspringen lassen darf, weil er ebenso wie dieser den End- vocal des Thema’s unterdrückt. Durch diese Unterdrückung gleichen die armenischen Pluralnominative, wenn man zu- gibt dafs ihr q eine Entstellung des ursprünglichen 9 sei *), den goth. Nominativen des Singulars von Stämmen auf a und >; wie also z. B. vulf-t, gatte, von den Stämmen *) Darin, dafs diese Entartung von j zu q nur in Endungen ver- kommt, nicht aber an Wurzeln und Wortstammen, steht das arme- nische q auf gleichem Fube mit g welches ebenfalls nur in Endun- gen als Entartung eines Buchstaben vorkommt, mit dessen Laut (/ = skr. j) er eben so wenig ÄhnUchkeit bat als .g g mit s. Auf das Ver- hältnifs des q' von qun Schlaf, them. quno, verstümmelt q no (mit o fiirskr. o, s. p. 366f.)un<lquir Schwester zu den s der skr. Stamme ivdpna Traum, joäsdr Schwester, dürfen wir uns nicht berufen, da die Lautgruppe jp in allen iranischen Sprachen regelmäfsig zu einem Guttural geworden ist (s. §. 35) und man da- her auch annehmen konnte, dafs dieser Guttural, z. B. der erwähnten armenischen Wörter und ihrer sendischen Schwesterformen q afna, qanhar (euphonisch ganhare) die Erhärtung des v sei, wie auch, was wichtig ist zu beachten, das v des skr. fvätura (aus^^ so.) Schwiegervater in dem armen. sketur (them. /Are- jura, verstümmelt skesra, instr. .rArerra-p) Schwieger mutter sich gutturalisirt hat, und auch, was ich jetzt glaube annehmen zu müssen, das.g q der obliquen Singular-Casus des Pronom. der 2ten P. nichts ab die Erhärtung des v des skr. Stammes /pa ist, dessen a in dem flexions- losen Genitiv q o zu o (vgl. p. 366 f.) und in anderen obliquen Casus zu A c geschwächt worden, während das / des Ablativs ql-n eine Ver- längerung im Sinne von p. 358 erfahren bat. — In Bezug auf das vor- hin erwähnte qun Schlaf mufs ich noch bemerken, dafs ich Fh sei- nem u nichts ab die Schwächung des a des skr. und send. Schwester- wortes (tväpna, qafna) erkenne, und dafs meiner Überzeugung nach Bötticher (1. c. p. 363) Unrecht hat, wenn er ans dem skr. soapna die Folgerung ziehen will, dafs qun ursprünglich chovn müsse gesprochen worden sein (op wäre dann eine Umstellung von vo) ; denn jedenfalls ist das p q des armenischen Wortes eben so wie das gu q des sendischen der etymologische Vertreter der sanskriti- schen Lautgruppe
446 Bildung der Casus. §. 227. 228*h vulfa, gasti9 so z. B. im Armen. g^s-q Haare, d^-q* Schlangen, von den Stämmen gesa (geschwächt gisd) » skr. ke'ia9 = skr. a'As, gr. e/i. 227. Mit einem vorhergehenden a des Stammes zer- fliefst im Skr. das a der Endung as zu d; so entspricht vfkds (Wölfe), atis varka 4- as, dem gothischen vuljös aus vulfa-as (§. 69). Nur in dieser Verwachsung mit dem Stammvocal hat jedoch das Gothische die vollstän- dige Endung geschützt; sonst aber ist, sowohl an vocali- schen wie an consonantischen Stämmen, vom alten as blofs s geblieben, wie überhaupt der Ausgang as in gothischen mehrsylbigen Formen überall entweder zu ig oder g geschwächt worden ist (vgl. §§. 135. 191); daher z. B. swnyu-s, ahman-s für aunw-aa, aAman-aa. — Auch d wird im Skr. mit der Endung as zu ds zusammengezogen; daher 35FSTFEL aivas (equae) aus asva-as. Dem gothischen gibös vom Stamme gibo kann aber, wegen des eben Gesagten, nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, ob es ein blofses a, oder as (mit dem Stammvocal zu o = d verwachsen) zur Casusbezeichnung habe. — Analog dem gothischen gibds sind litauische Formen wie dswds, welches man, vom rein litauischen Standpunkte aus, dswö-s theilen müfste (wie im Gen. sg. §. 193); dann wäre es analog den Plural-Nominativen dwy-s Schafe, sunü-s Söhne, dukter-s Töchter, Akmen-s Steine. Fafst man aber dswös als ungeschmälerte Überlieferung aus der Zeit der Einheit unse- res Sprachstammes, so zerfallt es in die Elemente aswä-as oder dswö-as (ö = ä p. 134). 228 a\ Die männlichen Pronominal-Stämme auf a ent- halten sich im Sanskrit, Send und Gothischen der vollen No- minal! vbezeichnung, und erweitern statt dessen den Stamm durch ein beitretendes t, welches im Skr. nach §. 2 mit dem Stammhaften a zu i wird *), wofür im Send i oder *) Da a in vielen anderen Casus sich zu erweitert, und hiermit erst die Casus-Endungen verbunden werden, so hat man
Nominativ^ focaliv pl. 228**. 447 3^ di steht; daher z. B. skr. ff te, send. jgpo g°^. thai diese« gegenüber den weiblichen Formen cH^L £*^0° tdo (§. 56*}), thös. Jenem entspricht im Griechischen rol (dorisch für oi); es ist aber im Griech. und Lateinischen dieses« die Endung as (s$, s) praktisch ersetzende t nicht bei den männlichen Pronominalstämmen auf o, ö (= Jf a §. 116) stehen geblieben, sondern alle anderen Stämme der zweiten wie der ersten Deel, haben im Griech» und Lat. daran ein Beispiel genommen; daher iWoi, xwpcu ß*r equi (aus equoi), equae (aus equai). Die lat. fünfte Deel., obwohl sie ihrem Ursprünge nach mit der ersten identisch ist (p. 147 f.), hat das s der Casus-Endung geschützt, daher re-s wie im Skr. aivas aus divä-as. Das Litaui- sche hat dem Misbrauch der in Rede stehenden Pronomi- nalflexion, oder richtiger Flexionslosigkeit, engere Grenzen gesetzt als das Griech. und Lat.; es sagt zwar z. B. ddwai (= S'cof, du, dlvt), aber nicht ds'wai, sondern &toäs, gegen- über dem lat. equae. 228*>. Wenn das Altlateinische im Nom. pl. der zwei- ten Deel, neben Formen auf i (ei) auch Formen auf ew, es guten Grand anzunehmen, dafs in ^f // und ähnlichen Formen gar keine Casusbezeichnung enthalten sei, und dafs die Pronomina als reine Persönlichkeitswörter in diesem Casus sich durch sich selbst schon hinlänglich personificirt finden, wie im Singular sa für /oj ge- sagt wird, im Skr. wie im Gothischen, und im Gr. o Tür 6?, während im Lateinischen neben is-te auch ipse und Ute des Nominativzeichens beraubt sind. Diese Ansicht unterstützt sich noch ganz besonders dadurch, dafs amt ilIi durch die meisten obliquen Casus, wie amt -b yas illis, amt - s & m illorum, offenbar als nacktes Thema sich ausweist. Die im Send-Avesta vorkommende Form vtspes -ca omnesque (V. S. p. 49, 554, 555), als Zusammenziehung von vfs pay-as -ca aufgefafst (vgl. p. 418), läfst ▼ermuthen, dafs an tl und ähnliche flexionslose Formen auch die Endung as sich anschliefsen konnte, also tay-as. Im Send steht die Pronominal-Form auf / meistens auch im Accus. plur., und so steht auch das genanntevfaptt -ca 1. c. wirklich als Accusativ.
448 Bildung der Casus, §. 228*h und ü zeigt, — wie z. B. vireü, gnateie, facteis^ populeie^ lei- bereis, (conecrjiptee, duomvires, magietree, münetrie9) — so kann daraus, meines Erachtens, nicht gefolgert werden, dafs die Formen auf t oder ei nur Verstümmelungen der Formen auf eis seien; denn der nahe Zusammenhang des Lateini- schen mit dem Griechischen, dessen Pluralnominative auf oi, ai in den lateinischen auf ei9 t, as, ae sich abspiegeln, bürgt für das Alter und gewissermafsen für die in die Zeit der Identität des Lateinischen und Griechischen hinaufrei- chende Begründung der vocalisch endigenden Pluralnomina- tive der 2ten Dedination, die auch im Genitiv plur., ebenso wie die Iste und 5te, eine im Sanskrit, Send, Germanischen, Altpreufsischen und Slavischen auf die Pronomina beschränkte Endung aufgenommen hat. Dies hindert aber nicht anzu- nehmen, dafs das Altlateinische im Pluralnominativ der 2ten Declin., neben den, auf altem Übergriff der Pronominaldec- lination in die gewöhnliche, beruhenden Formen auf ri, auch organische Formen mit bewahrtem Casuszeichen 9 be- sitze, die jedoch, auch in der ältesten Sprachperiode, gegen die überwiegende Menge der nach der Pronominaldeclina- tion gebildeten Nominative sehr in der Minorität sich befin- den, während umgekehrt auch in der Pronominal-Dedina- tion Formen wie ques für qui (im S. C. de Bacchan.), hiscs , für hice *) **), eis für ü, erscheinen, wenn man diese nicht, was ich vorziehe, von Stämmen auf i ableiten will, wie que-m, qui-bus und den ahlat. Acc. i-m = goth. tn-a; also que-8 (que-s) nach dem Princip von ove-9, skr. dva^-as. Stehen aber substantive und adjective Pluralnominative auf eis = 19 (virei-9, leiberei-s) mit den vorherrschenden auf ri, t in einem solchen Zusammenhang, dafs sie entweder die Erzeugten oder die Erzeuger der letzteren sind, so trage ich kein Bedenken, in Übereinstimmung mit Pott, das Erstere *) S. Ritschi, Monuments epigrapbica tria p. 18F. **) Über die mutbmafsliche Verwandtschaft von hi-c mit qui s. §. 394.
Nominativ, Vocativ pl. §. 228 449 anzunehmen, dafs also an die Plurale auf ei noch eine aeue Nominativ-Endung nach dem Princip der 3ten Deel, ingetreten sei, wobei an die Häufung von Casus-Endungen n den oben (p. 385) besprochenen Singular-Genitiven wie zu erinnern wäre, und zugleich an die vedischen Plu- ralnominative wie degds-a« (s. §. 229). — Im Oskischen ind Umbrischen enthalten sich sowohl die Substantive und kdjective als die Pronomina selber der weit verbreiteten duralen Nominativform auf i, und es finden sich in der 2ten Declin. des erstgenannten Dialekts männliche Plural- Nominative auf u-s, wovon zuerst Peter (Haitische Litera- urzeitung Mai 1842 p. 47) Belege .nachgewiesen hat, durch Nwlanue Nolani und Abellanuz Abellani*)\ so in der Pro- lominaldeclin. pue qui. Als Pluralnominativ der Isten Declin. irweist sich durch Aufrecht’s und Kirchhoff’s Untersu- chung die Form ecriftas scriptae und analogpas quae**). Das Umbrisehe zeigt in der älteren Periode männliche Plural- aominative auf os (2. Declin.) und weibliche auf a-s, und in ler späteren dafür o-r, a-r; doch sind in diesem Dialekt »ronominale Pluralnominative nicht zu belegen. Um aber srieder zu den altlatein. Pluralnominativen auf eis oder es ;urückzukehren, so lassen sie sich weder mit den oskischen Muralen auf u-s, noch mit den umbrischen auf o-s oder o-r vermitteln, oder doch nur hinsichtlich des Casuszeichens s; st aber dieses 8 nicht, wie oben angedeutet, an den, nach ler Pronominaldeclination gebildeten Pluralnominativ als Pleonasmus angetreten, so halte ich die Form auf es (es) tir die ältere, und erkläre vires 3 duomvires nach der t- declination, also aus den Stämmen viri, duomviri, mit Guna §. 230), wie ove-8 = ovaw aus ovi. Von der Form auf es = ais gelangt man dann zu der auf eis (wahrscheinlich der *) Vgl. Aufrecht und Kirchhoff, Umbr. Sprachd. p. 163ff. **) L. c. p. 113 wird eine Stelle der tab. Bant, (25): pas ex aiscen igis scriftas set durch „quae ex hisce legibus scriptae sunt” ibersetzt. L 29
450 Bildung der Cnsut. §. Aussprache nach = ?-s), wie im DaL sg., wo in dem i (z. B. von ped~l = skr. pade) der Schlufstheil des Diphthongs at, mit Verlängerung, enthalten ist (s. §. 176). Ist nun aber, was ich für sehr wahrscheinlich halte, in den in Rede ste- henden Pluralnominativen die lat. o-Declination zur s-Dedi- nat. übergewandert, so ist dies eine ähnliche Erscheinung, wie wenn z. B. die Stämme anno, jugÖ in der Composition sich zu enni (s. §. 6), jugi schwächen (Mennw, byngw), und daher im Nom. pl. m. enne-s, juge-s für oam, Jogi zei- gen. — Hinsichtlich des Verlustes des Endvocals des Stam- mes, welchen die gewöhnlichen Pluralnominative auf i er- fahren haben, in Formen wie egtet, Ult (für equoi etc.), mufs darauf aufmerksam gemacht werden, dafs im Litaui- schen, welches hei männlichen Stämmen auf a « lat. d an Substantiven den vollen Diphthong bewahrt hat — also wilkai Wölfe — bei analogen Adjectivstämmen nur der Schlufstheil des zu erwartenden Diphthongs übrig geblieben ist, daher z. B. geri boni (für gerat), vom Stamme gm. Das Slavische dehnt die Verstümmelung des Diphthongs , auch auf die Substantive und Pronomina aus, daher B«VbKH vZdXt lupi für vlüktri vom Stamme vMio, so TH ti hi, OHH oni illi, von den Stämmen ft>, omo. Dagegen zieht das Litau., gleich dem Sanskrit, in der Pronominal- declin. den Diphthong ai zu € (gewöhnlich ie geschrieben) zusammen; daher f/bi » skr. te (goth. Aai> dor. toi). Diese Begegnung mit dem Skr. betrachte ich nach p. 7 als zu- fällig; auch nimmt das Altpreufsische daran keinen Anthei], sondern zeigt bei prominalen, wie bei substantiven und selbst bei adjectiven Masculinstämmen auf a den Diphthong ai, oder gelegentlich dafür ei und oi, letzteres gleichsam im griechi- schen Gewände: daher z. B. 9tai *), quai und qaoi qui *) Die Pronomina, den Artikel mitbegriffen, gebrauchen im Plu- ral aller Casus die Masculinformen zugleich als Feminina, so dals nicht nur ei sondern auch ai, und stans (vgl. goth. tharu) nicht nur rctic, sondern auch ra> bedeutet. Von ian-j er (them. Sanfte) fin- den wir den Pluralnom. tannei.
Nominativ, Vocativ pl. §. 229. 451 (interrog. und relat.), tawai patres, swintai sancti; von den Stämmen eta, ka, tawa, swinta. — Das Althochdeutsche hat nach §. 79 in den in Rede stehenden Pluralnominativen den goth. Diphthong ai zu e zusammengezogen, im Fall nicht anzunehmen, dafs dieses e als schutzloser Endvocal in den erhaltenen Sprachquellen überall kurz sei (s. §. 81). Jeden- falls war es usrprünglich lang, und so dürfen wir beim Arti- kel die oder die dem vedischen työ, vom Stamme tya^ gegenüberstellen (s. §. 355). 229. Im Veda-Dialekt finden sich Pluralnominative auf deae von männlichen Stämmen auf a und weiblichen auf d, z. B. dSvasas von devd Gott, dumaeas von düma Rauch, pdvakd'sas von pdvakd pur«*). Hierauf stützen sich im Send Formen auf ^*£>38^ donhö (nach §. 56Ä>), die jedoch hier misbräuchlich auch in den Accus. ein- gedrungen sind, z. B. t)#hrkdonh6 lupi, lupos (V.S. p. 468 als Acc.). So auch 1. c. Jcsvaiw donhö, als Epithet von afyß Schlangen, ebenfalls als Accusativ; so maeyaonhö im 30. Ha des Yasna, wo es, von dadad er gab regiert, die Stelle des Dativs vertritt und von Neriosengh durch manueyeßyaK (hominibus) übersetzt wird (s. Burnouf, Ya$na Notes p. 83). Die meisten übrigen belegbaren For- men dieser Art, wie ya^atdonhö^ von ya$ata, eigentlich verehrungswürdig, dann die Genien dieses Namens, stehen jedoch als Nominative männlicher a-Stämme **); es fehlt aber, wie es scheint, im Send ganz an weiblichen *) Die weiblichen Formen auf Asas waren mir früher entgangen, i. hierüber Böhtlingk, Cbrest. p. 377. Der Ursprung dieser Formen erklärt sich meines Erachtens dadurch, dafs an den schon gebildeten Plural-Nominativ, dessen Endung in ihrer Verschmelzung mit dem a oder A des Stammes weniger fühlbar ist, noch einmal die Endung as hinzutrat, also ÄAmAsas aus + as. Dieser schon frü- her gegebenen Erklärung stimmt auch Burnouf bei (Yagna, Notes p. 74). . ”) S. Burnouf, Ya$na Notes p. 73ff. 29
452 Bildung der Casus. §. 230. Plural formen auf aonho. — Im Altpersiscben ist aus dem skr. Ausgang dsas männlicher Pluralnominative regelrecht aha geworden, daher bagdha Götter, vom Stamme baga. Es gilt aber die Endung aha insofern für veraltet, als sie sich nur in der Benennung Gottes behauptet hat, in welcher Beziehung ich in Erinnerung bringe, was oben (p. 312) über die Aeeusative sg. auf n in den althochd. Ausdrücken für Gott, Herr und Vater gesagt worden. Die übrigen Mascu- linformen auf a, deren Pluralnominativ auf altpersischen In- schriften vorkommt, zeigen d für skr. ds mit der nach §. 11 p. 22 hinter a und d nöthigen Unterdrückung des Zischlautes; es gleichen daher Plural - Nominative wie martiyd Menschen (eigentlich mortales) vom Stamme martiya (ved. martya) den althochdeutschen wie uolfd Wölfe. Es hat nämlich das Hochdeutsche schon in der ältesten Periode im Nachtheil gegen das Gothische das s des Pluralnominativs aller Substantivdeclinationen verloren (vgl. p. 157). 230. Stämme auf i und u haben im Skr. Guna, da- her pdtay-as, sunav-as für paty-as, 8unv-as. Diesen Guna hat auch das Gothische bewahrt, jedoch in seiner ge- schwächten Gestalt t (§. 27), welches vor u zu j wird; da- her aun/u-s Söhne (für suniu~8 aus sunau-s), eine Form, welche ohne die dem Germanischen nachgewiesene Guna- Theorie unbegreiflich wäre. Bei den t-Stämmen zerfliefst das Guna-t mit dem des Stammes zu langem i (geschrieben ei §. 70), daher gasteis, anstei-s von den Stämmen garti, ansti (vergl. S. 205). Das Send setzt bei u-Stämmen nach Willkür Guna oder nicht, daher padv-6 oder padav-6; dagegen scheinen die i-Stämme nur gestei- gerte Formen zu gestatten, während sie im Accusativ pL vor der gleichlautenden Endung sowohl gumdose als gu- nirte Formen zeigen; daher z. B. vay-ö von vi Vogel, farafus tray-ö als Vocativ, von farafustri soroastri- cus; fravasay-ö von fravasi fern. (s. Broekhaus, Glossar). — Das Litauische verlängert schliefsendes i und
Nominativ, Pocaliv pl. §. 230. 453 u, daher dwy~8 Schafe für skr. avay-as, sdnü-8 Söhne*) für skr. 8Ünav-a8. Das Lateinische ersetzt bei seinen u- Stämmen (4. Deel.) die Gunirung durch Verlängerung, also fructü-8 gegenüber dem Singular fructü-8\ es gunirt aber ein schliefsendes t, mit Zusammenziehung von ai zu e (s. §.5), daher ove-8 für skr. dvay-as. Zur Unterstützung der oben (§. 226) ausgesprochenen Ansicht, dafs consonantisch endigende Stämme, im Lateinischen, in den in Rede stehen- den Casus ein unorganisches i anfügen, und dafs daher z. B. voce-8, ferente-8 nicht von voc, fer ent, Bondern von voci, ferenti kommen, mag hier noch daran erinnert werden, dafs man- che consonantisch schliefsende Wörter und Wortklassen, unter anderen die Participialstämme auf nt, auch vor der Neutral-Endung a und Genitiv-Endung m den Stamm durch i erweitern, und dafs die skr. Stämme yuvan jung und ivan Hund im Lat. sogar im Nom. sg. den Zusatz eines t erhalten haben (juveni-8, cani-8), während sie im Gen. pl. davon frei geblieben sind; ferner dafs t, weil es der leich- teste der Grundvocale ist, auch in anderen Gliedern unseres Sprachstammes gerne den consonantisch endigenden Stäm- men beitritt, so dafs z. B. im Litauischen und Altslaviscben die Stämme auf n und r nur wenige Casus aus dem ur- sprünglichen Stamme bilden, die meisten aber aus Stämmen auf m, ri. Im Altpreufsischen bilden die Participialstämme auf nt nur den Nom. sg. masc. aus dem ursprünglichen Stamme, die übrigen Casus aber aus einem erweiterten Thema auf nti\ im Althochdeutschen, anderer germani- scher Dialekte nicht zu gedenken, bilden diejenigen Zahlwör- ter, deren Stamm im Skr. auf n endet, ihre Casus aus einem Stamme auf m, daher Nom. m. eibuni, niuni, zehani, neut. sibuni-u, niuni-u, zeeni-u. Im Armenischen hat die Be- nennung der Zahl zehn (nom. sg. muidk tasn, them. tasan = skr. ddian, instr. tasam-b) im einfachen Zustande kei- *) S. Schleicher p. 190. — Kurschat p. 105 setzt kurzes u und läfst bei Stämmen auf i sowohl Kürze als Länge zu.
454 Bildung der Casus. §. 230. Den Zusatz, allein die zusammengesetzten Zahlwörter von 20 — 90 haben das Thema durch den Zusatz eines i erweitert, daher z. B. von ^uiub q-san zwanzig der Instr. sg. q-8a- ni-v9), der Dat. Abi. Gen. pl. q-8ani-z. — Eine schöne Unterstützung findet auch meine Erklärung der lateinischen Pluralnominative wie vöce-s, ferente-8, fratre-8 aus erweiter- ten Stämmen auf i durch das Oskische. In diesem Dialekt lassen sich zwar Pluralnominative consonantisch endigender Stämme nicht belegen, allein er erweitert dieselben schon im Genitiv sg. durch den Zusatz eines i (s. p. 386 £), und man darf mit gutem Grund erwarten, dafs diese Stammerwei- terung nicht auf den genannten Casus beschränkt war, son- dern dafs auch das i des Accus. medicim dem erweiterten Stamme angehört, und nicht auf das skr. a und griech. « *) In den übrigen Zusammensetzungen dieser Art hat sich das a der Zahl zehn zu u geschwächt (eresun 3<>, qarasun 4o etc.), in welcher Beziehung man das goth. taihun z e h n, them. taihuni, ver- gleichen mag. In dem q von g-san zwanzig erkenne ich mit Windischmann (1. e. p. 32) die Erhärtung eines v (vgl. p. 445); es ist also, wenn diese Auffassung richtig ist, nur der Mittelpunkt des skr. Stammes dpa, geschwächt dpi; doch möchte ich nicht q-san von dem skr. viAsdti ableiten; sondern ich lasse die in Rede ste- henden Zahlcomposita auf armenischen} Boden erwachsen, d. h^ ich erkenne in ihrem Schlufstheile das armen, tasan zehn mit Verlust der Anfangssylbe und thematischem Zusatz eines i. Man vergleiche in Bezug auf diese Neubildungen unter anderen unsere deutschen Composita wie zwanzig, dreifsig (s. die Anm. zu §. 320). Erkennt man aber in dem q von q -san zwanzig das v der uralten Zahlbenennung, so darf man auch, wie mir scheint, in dem £ k des sehr rätbselbaft scheinenden erku-q zwei eine im Armenischen beliebte Gutturalisirung eines ursprünglichen v erkennen. Stellt man dieses wieder her, und faist man das r als Schwächung von d, wie im tahiti- schen rua zwei gegenüber dem malayischen und neuseeländischen dda, und im lat. meridies (s. §. 17^), so gewinnt man den Stamm edpu, mit e als vocalischem Vorschlag (vgl. p. 364 f.). In dem u des Stammes erku aus edvu erkenne ich die Schwächung des skr. a von dea (vgl. p. 367), worauf auch der goth. Stamm tva (§. 309) sich stutzt
Nominativ, Pncativ pl. 231. 455 von Formen wie Barant-am^ ^dpcvT-a. sich stützt. Auch das i des Ablat. praeeentid möchte ich jetzt, in Abweichung von p. 361, der Endung entziehen (also praeaenti-d) und nur das ü von ligüd, lege mit dem a sendischer Ablative wie ap-ad vermitteln. Der Dativ (medikei) läfst sich sowohl aus medik erklären (nach p. 342), als mit Aufrecht und Kirchhoff (Umbrische Sprachd. p. 127) aus mediki, da die entschiedenen i-Stämme im Dativ auf ei ausgehen. — Zum Sanskrit zurückkehrend mufs ich noch bemerken, dafs im Veda-Dialekt die Stämme auf i und u diese Vocale im Nom. Voc. pl. in Analogie mit dem $end auch ungunirt lassen kön- nen, daher z.B. ary-äs, mumukev-äe, pdrayienv-äs, von ari, mumuisu, pdrayienü (s. Benfey, vollst. Gr. p. 305). Zu Formen dieser Art stimmen, abgesehen von der im Skr. eintretenden euphonischen Umwandlung des t, u in den entsprechenden Halbvocal, am besten die griechischen wie TroiTi-Eg, v/xu-e;. Hinsichtlich des Send ist noch zu bemerken, dafs statt der Gunirung des u auch die Vriddhisteigerung, d. h. av für av eintreten kann. So in dainhavo provinciae, neben dainhvd (von das^Äu); auch danhdvd und daqhvd id., von danhu (s. Brockhaus, Glossar p. 367). Vriddhi- statt Guna-Steige- ruDg des i zeigt frdyo von tri drei. 231. Die Neutra haben im Send, wie in den verwand- ten europäischen Sprachen, ein kurzes a zur Endung*); *) So einfach diese Sache scheint, so schwer ist es mir gewesen, hierüber eine feste Oberzeugung zu gewinnen, obwohl ich gleich von Anfang an meine Aufmerksamkeit darauf gerichtet habe. Von den a- Stämmen hatte bereits Burnouf (iVbup. Journ. Asiat. IH. 309, 310) die plurale Neutralform gegeben, und treffende Vergleichungen mit dem Goth, und Griech. etc. angestellt. Allein aus Formen wie Au- mala bene-co gi tata, hilkta bene-dicta kann man nicht er- kennen, was eigentlich die neutrale Plural - Endung ist; weil man, vom Skr. ausgehend, anzunebmen versucht wird, dafs die wahre En- dung in diesen Formen abgefallen, und entweder durch Verlänge- rung des Endvocals ersetzt sei oder nicht. Man mufste also
456 Bildung der Casus. §. 231« vielleicht der Überrest des vollständigen, den natürlichen Geschlechtern gehörenden as, nach Ablegung des für das seine Aufmerksamkeit auf Stamme mit anderem Ausgang ab a richten, vorzüglich auf solche, welche mit einem Consonanten schliessen. Die Untersuchung über diesen Gegenstand wird aber sehr erschwert, dadurch, dafs das Send* was man nicht erwarten konnte, ohne Rücksicht auf das Geschlecht des Singulars, jedes No* men im Plural gerne zum Neutrum macht, eine Neigung, die so weit geht, dafs die zahlreichen a-Stämme hierdurch den männlichen Nomi- nativ, abgesehen von den oben (§. 229) besprochenen Formen anf 1 dort Ad, ganz verloren haben, den männlichen Accus. aber nur noch sparsam zeigen. Wenn z. B. m a sya Mensch im Plural-Nom. eben- falls mas ya lautet (mit ca*.masjA-ca\ so ist es jetzt meine Über- zeugung, dafs dieses plurale masya oder masyd nicht etwa eine Verstümmelung von masydo sei, aus mas'yds (§. 56* >) — da an keiner anderen Stelle der Send-Grammatik a oder mm d für 35TPEL ds steht — sondern dafs diese Form dem Neutrum angehöre. Es beruht aber die Ersetzung der Plural-Masculina durch Neutra auf einem tiefen Sprachgefühl, denn in der Mehrheit tritt Geschlecht und Persönlichkeit offenbar sehr in den Hintergrund. Die Persönlichkeit des Einzelnen geht unter in der abstracten endlosen todten Vielheit, und wir können insofern das Send fiir seine Geschlechts-Schene, im Plural, nur rühmen. Tadeln müssen wir es aber darum, dafs es die Adjective oder Pronomina nicht überall in Einklang bringt mit den Substantiven, worauf sie sich beziehen, und dals es in dieser Hinsicht eine wahre Geschlechtsverwirrung und Zerrüttung zeigt, was auch die Untersuchung über diesen Gegenstand sehr erschwert hat. So finden wir im Vendidad öfter iisard (fern.) sata drei hundert und catwdrd (masc.) s ata vier hundert, als Accusative, obwohl sata (nom. sg. s atem) einleuchtend ein Neutrum ist; dagegen fin- den wir V. S. p. 237 td nar-a yd „jene Menschen, welche" (sämmtlichNeutra). — Ich theile nar-a, obwohl die Form auch einem Thema nara(=skr. J^nard) angehören könnte, welches ebenfalls vorkommt, aber viel seltener als nar (= skr. nar, ny)9 wovon auch der männliche Plural nar-as-ca hominesque (V. S. p. 197, 19S). Jedenfalls ist unser nara, man mag es vom gleichlautenden Stamme oder von nar ableiten, sehr wichtig zur Begründung des eben auf- gestellten Satzes, dals ein Wort, welches im Singular Masculinum ist, im Plural zum Neutrum werden kann, denn als Neutrum erweist
Nominativ, Pocativ pl, §. 231. 457 todte sprachliche Geschlecht zu persönlichen s. Dieses a bleibt dann im Accus., wie auch die Masc. und Fern, in sich nara an der betreffenden Stelle durch seine Umgebung td und jrd, wofür, wenn das Substantiv männlich wäre, und // oder ydi stehen mufste. Ich kann daher B ur n o u f’s Ansicht nicht theilen, wel- cher (Ya$na, Notes p. 33) diejenigen Plural-Nominative auf a, wel- che zu gleichlautenden Stämmen gehören, welche im Singular männ- lich sind, als identisch mit dem Thema darstellt. Äufserlich wäre allerdings nara, wenn man es vom gleichlautenden Stamme ableitet, identisch mit dem Thema, wie auch das oben erwähnte matja homines von seinem Thema nicht unterschieden ist; allein diese Identität erklärt sich aus der durchgreifenden Neigung des Send, lan- ges a am Ende mehrsylbiger Wörter zu kürzen (s. §. HS). An consonantischen Neutralstämmen zeigt sich a deutlich als Casus- Endung. Von voc Wort kommt sehr häufig vac-a ab Plural- Accusativ vor (s. die Belegstellen in B r o c k h a u s’s Index p. 310). Ich erwähne nur aita vaca p. 60) diese Worte (V. S. p. 79), wo sich vaca durch das vorangehende Pron. deutlich als Neutrum ausweist. Zweimal finden wir vd6a fiir vaca (V. S. pp. 24, 34), pb fehlerhaft, oder ob auch neben dem weiblichen Stamme vdc ein neutraler anzunehmen ist, mag dahingestellt bleiben. Von asavan rein findet sich sehr häufig der neutrale Plural as avan-a. Es er- hellt aus dieser Form, wenn sie wirklich vom Stamme auf n und nicht vom unorganischen, äufserst seltenen Stamme asaoa na kommt, dafs die drei gleichen Casus des Plurals des Neutrums im Send wie im Sanskrit zu den starken Casus gehören, denn der Stamm asaoan erfahrt in den schwächsten die Zusammenziehung zu a/- aun oder pMAhya/ asdun (s. §. 131). Diese Theorie bestätigt sich auch durch eine sehr interessante Form, welche Burnouf (Yag.na p. 449) aus dem Yast- Sade anfuhrt, ohne jedoch mit ihrer Etymo- logie und ihrer Casus - Endung sich zu beschäftigen. Er übersetzt 1.c.p. 450 urvanta dadvdonha durch „des amis genereux” (Anquetil durch „mes amis”). Den 2ten Ausdruck könnte man, um die Bedeutung Freund zu begründen, mit der sanskri- tischen Wurzel dS lieben, sehützen (eigentlich dd s. p. 209), vermitteln. Er ist seiner Bildung nach offenbar ein Participium des reduplicirten Praet. (s. §. 787), welches im VAda-Dialekt auch häufig mit gegenwärtiger Bedeutung vorkommt; dagegen ist ur- oant-a „genereux” höchst wahrscheinlich das Part, praes. der
4oS der Cw. §.231. diesem Guns grofseatheiis ebeafaOs as (send. V d, «vfW«v as-ca) haben- Beispiele and asanaa-a para, 6/r/^aut-a magna, alta (eigentlich Crescentia): tac-a verba, nar-a hö- rn in es. Bei Wortstämmen auf a zerfliefst die Endung mit dem Stammvocal: das so erwachsene d hat sich aber im erhaltenen Zustande der Sprache, nach oft erwähntem Prin- cip, wieder verkürzt, und nur an einsylbigen Stämmen und vor angehängten Partikeln sich behauptet. Das Gothische und Send stehen in dieser Beziehung sehr merkwürdig auf einer und derselben Stufe, denn man sagt thö ha ec (fiir thd §. 69) aus TH da, kcd quae fiir tiF/ta, aber daara von DAURd, wie im Send td haec, y® quae, gegen a/a peecata vom Stamme a/a. Man Wz. urt (wahrscheinlich sich bewegen), wovon auch ure-an Seele (als sich bewegende, s. Gloss. scr. a. is47 it. urv und are). Es stimmt also «rpan/-« zn griechischen Formen wie ^££0vr-a«— Man könnte auch« rv an ta dadvAonh-a^ wenn wirk- lich einer der beiden Ausdrucke, wie Anqueti Ps traditionelle Über- setzung will „Freunde” bedeutet, und das andere nach Burnouf pgenereux”, in urvanta das Substantiv und in dad vAonha das Adjectiv erkennen, so dafs letzteres eigentlich gebend (von dd geben), sodann fr ei geb i g bedeuten würde. Es ist aber schwer, aus dem Stamme urvant den Freund herauszubringen. Wie dem aber auch sei, mir kommt es hier hauptsächlich nur darauf an, dafs, was nicht bestritten werden kann, dadvAonha der neutrale Plural- nominativ eines Wortes ist, welches seiner Bildung nach dem skr. Part, des reduplicirten Praet. entspricht, welches in den starken Casus auf tMrij, und daher nach §. 2i4, im Nom. Acc« Voc. pl. neut. auf vdns-i ausgeht; ferner dafs uroanta einem Stamme auf nt ange- hört, und wahrscheinlich seiner Bildung nach ein Part, praes« ist Wenn es wurzelhaft mit urva verwandt ist, welches Neriosengh durch ut & fdfa tar a, d. h. sehr hoch (in dieHöhe gezogen) sehr vorzüglich, und Burnouf (£tudes, 150) durch „glorieux” übersetzt, so raufe auch dieser Ausdruck, welchen Bur- nouf mit 3^ urü grofs (verstümmelt aus varu) zu vermitteln sucht, von einer Wurzel urv (mit a als Suftix) abgeleitet werden.
Nominativ, Vocativ pl. §. 232. 459 wird daher vom Gotbischen nicht sagen dürfen, dafs das a des Stammes vor dem der Endung abgefallen sei, denn es konnte nicht abfallen, weil Stammvocal und Endung von jeher mit einander verwachsen waren. Die alte Länge konnte aber gekürzt werden; dies ist das Schicksal der langen Vocale, besonders am Ende der Wörter. Man wird also auch vom griech. ra und vom latein. dona nicht sagen dürfen, dafs das a ganz der Endung angehöre. Die- ses a ist ein altes Erbgut aus ältester Vorzeit, aus der Zeit, wo die zweite Declination, um mich so auszudrücken, ihre Stämme mit ä endete. Dieses ä ist seitdem im Griech. zu o oder e (§. 204), im Lat. zu u, o oder e geworden, und nur im pluralen Neutrum hat sich die alte Qualität behaup- tet, und das aus d 4- ä erwachsene ä hat sich verkürzt. Dieses ä aber, seinen Söhnen d, £ ü gegenüber, mag immer noch für einen gewichtigeren, Stamm und Endung vereini- genden Ausgang gelten, als wenn etwa dwpo oder dcvpE, dond, don# als plurales Neutrum stünde. 232. Stämme auf u zeigen im Send vor der Neutral- Endung a entweder Gunasteigerung oder blofse Umwand- lung des u in v. Eine gunirte Form ist ydtav-a (von ydtu Zauberei), welches im ersten Fargard des Vendidad (V. S. p. 120, bei Olsbausen p.7) als Accus. erscheint: a/a ydtava die Sünden Zaubereien*). Beispiel einer nicht gunirten Pluralform ist p#8Ö-tanv-a, von pfiö-tanu, wörtlich der hintere Körper, dann Schlag auf den hinteren Körper. In letzterem Sinne kommt der Plu- ral pedotanva sechsmal am Anfänge des löten Fargard des Vendidad vor **). Unterdrückung der neutralen Plural- *) Nach Anquetil „la Magie trfes-mauvaise”, vgl. Bcnfey S. V. Gloss. s. v. y &tu-d& na „böser Geist”. **) Die betreffende Stelle lautet: ainhatf, haca skjaul- ndvareja ata bavainti p e s d-tanvaf d. h. „hac pro facti peractione tum sunt verbera posteriori corpori inflicta”. So schon in der Islen Ausgabe (§. 242 p. 280); dagegen übersetzt Spie-
460 Bildung der Cojus, §. 232. Endung a mit Ersatz durch die Verlängerung eines vorher- gehenden u zeigt sich in dem oft vorkommenden vöhü Reicbthümer, vom Stamme v6hu,— Was die Neutral- stämme auf i anbelangt, so glaubte ich früher in gara (V. S. p. 46), welches Anquetil durch montagnes übersetzt, eine neutralisirte Form des sonst als Fern, gebrauchten gairi zu erkennen *). Die Lesart hat sich aber durch die Vergleichung der Handschriften und durch die von Bur- gei nach der traditionellen Pehlwi-Übersetzung „Dadurch wird er zum Sünder und Peshötanus", Treuer Anquetil: „Celui qui commet cette action, sera coupable du Tanafour”. Gewifc ist, dafs an dieser Stelle pesd-tanva kein Singular-Nominativ sein kann, und dafs, wenn man es durch P es'dtanus wieder- gibt, dann von einem Sünder keine Rede sein kann, denn dieser mufste durch pes d vertreten sein, wenn Spiegel oder die traditio- nelle Pehlwi-Übersetzung Recht hätte, an anderen Stellen den Aus- druck pes 6 (Nom. anstatt des Thema’s pesa) im Sinne von sünd- lich zu fassen. So z. B. im 4ten Farg. des Vend. (V. S. p. 155): aitahi paiti pes 6-tanvi dujrd saitd upä/anananm upäfditf, d. h. wörtlich: diesem auf den hinteren Körper zweihundert Schläge schlage man (schlage er). Spie- gel aber übersetzt (A vesta p. 95 nr. 69): „Man schlage diesem sündlichen Körper zwei hundert Schläge”, bemerkt je- doch in einer Note, dafs dieser häufig wiederkehrende Salz nur eine Schwierigkeit habe, nämlich die Übersetzung von pes d-tanus. Ich zweifle aber nicht im Geringsten daran, dafr der Stamm pesa mit dem skr.pasc&t (Ablativ eines verlorenen Adject. pasca) hin- ten, hernach, zusammenhängt, welches hinsichtlich seiner End- sylbe mit ca von uc6a hoch und ntda niedrig (aus ut auf und ni nieder) Zusammenhängen mag, und womit anderwärts auch das pers. pes, post, dein de, das lit. par bei, paskui hernach, das lat. post, posterus und das albanesische pas nach (räumlich und zeit- lich) vermittelt worden (s. die oben p. 12 Anm. erwähnte Schrill p. 5). *) Die Abwesenheit des inneren i vor dem r könnte nicht befrem- den, da gairi euphonisch fiir gari (§. 41) steht, und daher sein inneres i in den Fällen, wo auf das r kein i oder y folgt, aufgeben mufs, wie z. B. im Gen. sg. gar di s.
Nominativ, Vocativ pl. §. 233. 461 nouf (Etudesp. 394) mitgetheilte Übersetzung Neriosengh’s als falsch erwiesen. Auch die Erklärung von kya oder kaya quae als Nom. plur. des Neutralstammes ki ist mir jetzt etwas verdächtig geworden, und zwar dadurch, dafs im Veda-Dialekt ein defectiver Interrogativstamm kaya vorkommt, der jedoch nur einen Singular-Genitiv kdyasya gezeugt oder hinterlassen hat, welcher in Verbindung mit (käyasyacit) cujuscunque bedeutet (Rigv. 1.27. 8). Es könnte aber von einem wendischen neutralen Interro- gativ ki, wovon im Skr. ki-m was?, ein Plural-Nominativ kay-a (mit Guna) keineswegs befremden. Die Lesart kya erregt dagegen Anstofs wegen der Verletzung einer Lautregel (§. 47), wornach man kya zu erwarten hätte. Kommt aber kaya als gunirte Form wirklich vom Stamme ki, wie oben §.232) yatav-a von yatu, so darf man es, abgesehen von der Gunirung, den griechischen Formen wie rpi-a, den lateinischen wie tria, mari-a, dem gothischen thrij-a (euphonisch für t&rs-a) von thrija-hunda dreihundert, und ij-a vom Stamme i er gegenüberstellen. Das Althochdeut- sche hat die uralte Neutral-Endung a zu u geschwächt, und gewährt bei den Numeralstämmen auf i die sehr interessan- ten Neutral-Formen dri-u 3, fieri-u 4, finfi-u (finui-u = yfmn-u) 5, seh&i-u 6, sibuni-u 7, niuni-u 9, zeni-u 10. In allen übrigen Wortklassen hat das Althochdeutsche die neu- trale Plural-Endung u verloren; es zeigt z.B. herzun cor da für gothisch hairton-a (s. §. 141). Bei Substantivstämmen auf a hat es auch den Stammvocal eingebüfst, daher wort für goth. vaurd-a aus vaurda-a. Über Formen wie huriru Häuser s. §• 242. 233. Hinsichtlich der sendischen Neutra mit consonan- tischem Ausgang des Thema’s mufs hier noch bemerkt wer- den, dafs Stämme auf ai (= skr. as), die nach §. 231 unter Berücksichtigung von §. 56a) im Nomin., Accus., Vo- cat. pl. auf anh-a ausgehen sollten, statt dessen den Ausgang 8*^ do zeigen, daher raue do Lich- ter, vacao Worte, von den Stämmen rauiai.
462 Bildung der Casus. §. 234. vaiai. Diesen Formen auf ao, die zuerst von Burnouf als Plurale neutraler Stämme auf ai (oder anA, s. p. 307 Anm.) dargestellt worden •), kann ich jedoch eine wirkliche Casus-Endung nicht zugestehen, sondern ich nehme an, dafs die eigentliche Casus-Endung a weggefallen sei, das Thema aber die VocalVerlängerung beibehalten habe, die den Neu- tren auf a i in den drei starken Casus des Plurals zukommt (s. p. 266). Von 6FEFL kommt im Skr. der Plural (nom. acc. voc.) vatdns-i (mit eingeschobenem Nasal nach §. 234), wofür man im Send vacdonh-a zu erwarten hätte, wofür nach unterdrückter Casus-Endung vat do. Dieses vaido verhält sich zu der vorausgesetzten Urform vaiaonha ungefähr so, wie oben (§. 56*>) der endungslose Singular-Nominativ mdo Mond (aus mdi) zu seinem Instrum. mdon-ia. Noch näher grenzt an unseren Fall die Erscheinung, dafs der männliche Stamm vanhu-dai Gutes gebend (euphonisch ~dao) im Nom. plur. sowohl endungslos erscheint, — also in der Form vaithuddo, gleich dem ebenfalls flexionslosen Nom. sg. **) — als auch mit der Endung d oe skr. ae in der Form vanhu-däonhö (V. S. p. 72). 234. Das Sanskrit setzt dem sendisch-europäischen a des Nom. Acc. Voc. pl. neut. ein i entgegen, welches ich fiir die Entartung eines älteren a halte, wie unter andern das von pitar Vater (them.) gegenüber dem a des lat pater, gr. zranfp, goth. fadar, und gegenüber dem d der Wz. QT pa erhalten, herrschen, wovon auch die indi- schen Grammatiker die Vaterbenennung ableiten. — Kurze End vocale werden vor der Casus-Endung 3* 1 verlängert, *) Ich habe sie in der ersten Ausgabe irrthümlieh von weiblichen Stammen auf c abgeleitet, indem ich eine Erweiterung der skr. Endung as zu As (wie im Dual) annahm; aus As aber hätte im Send Ao wer- den müssen. **) So in einer von Burnouf, Ya^na Notes p. 74, besprochenen Stelle des Yas'na. *
Nominativ, Focativ pl. §. 234. 463 und ein euphonisches n (oder n nach §. 17^) wird zwischen Stamm und Casus-Endung eingeschoben, daher dand-n-i, vari-n-i, madü-n-i, von dana9 vdri9 madu. Im Veda- Dialekt findet man für a-n-t auch häufig a, z. B. viivd omnia für viiva-n-i. Eine analoge Verstümmelung findet sich bei den Stämmen tri drei und puru viel, wovon in den Veda’s sowohl die regelmäfsigen Plurale tri'-n-i9purü'- n-i, als auch die Formen tri und puru vorkommen. Vielleicht aber sind die letzteren Formen nebst viivd und analogen Bildungen nicht aus den Formen auf ni durqh Ablegung dieser Sylbe entstanden, sondern stammen aus einer Zeit, wo noch im Sanskrit wie in den klassischen Sprachen, und im Gothischen, Altslavischen und Send, a die Endung der in Rede stehenden Casus war, so dafs das d von viiva und analogen Formen die regelmäfsige Zusammenziehung von a-a wäre (visvd aus vidva-a), während tri und puru zum Ersatz der weggefallenen En- dung a den Endvocäl des Stammes verlängert hätten, in welcher Beziehung die dualen Masculin- und Femininformen auf f, ü, von Stämmen auf i, «, zu vergleichen wären (§. 210). — Consonantisch endigende Neutralstämme, mit Ausnahme derjenigen, welche auf eine Liquida oder einen Nasal ausgeben, verstärken im Sanskrit das Thema in den drei starken Plural-Casus auf i durch einen eingefügten Nasal, der sich nach dem Endconsonanten des Stammes richtet; aufserdem verlängern die mit den Suffixen as, us und is schliefsenden Wörter den Vocal dieser Suffixe. Da- her z. B. hrnd-i von hrd Herz, danalamßi von dana- laS Reichthum erlangend, mdnansi von mdnas Geist, Herz (Wz. man denken), idksunsi von iaks'us Auge (Wz. 6aks sagen, im Veda-DiaL sehen). Dagegen catvd'r-i von catvar vier (schwach iatur), naman-* von nd'man (stark naman) Namen. Man vergleiche mit namdn-i, aus na'mdn-a, das send, naman-a*), lat. *) Kommt zwar nicht vor, kann aber mit Sicherheit aus anderen
464 Bildung der Casus. §. 235. ndmtn-a, goth. namn-a * *), altslav. tmen-a (aiu stwim-a) und griech. Formen wie raXay-a. 235. Wir geben hier einen Überblick der Bildung des Pluralnominativs und des damit identischen Vocativs und neutralen Accusativs, wobei jedoch hinsichtlich der Beto- nung des skr. Vocativs das in §. 204 erwähnte Gesetz zu berücksichtigen ist. Sansk. Send Griech. Latein. Lit Goth, m. divas f) ...............................vulfög atvagag *) aipdonho 2)...................................... m. te te rot ig-ti ti thai m. n. ddnd-n^i 4 ) data dwpa döna . dawra £ divae hifodo S. §.228'hS. §.228'\ dtw6s gibot £ tag täo S. §. 228'». S. §. 228“’. t6» thos m. pdtay-ag patay-6 5) ttcü-i-e; hoete-s*^yenty-g yagtei-g £ pritay-ae dfrttay-6 5) ^cprt-e; turre-g6)dwy-g anateis n. vart-n-i var-a? idpi-ct mari-a . thrij-a1] £ bdvanty-as bavainty-6*) m. gundv-ae pasav-ö8) pecu-8 neutralen Plural-Casus consonantisch endigender Stamme gefolgert werden, besonders aus a s avan-a (p. 457), woraus auch erhellt, dab die Stämme auf an das a ihrer Endsylbe in den starken Casus nicht ver- längern, zumal das Send die langen Vocale in Penultima der Formen von mehr als zwei Sylben nicht liebt, und ursprüngliche Langen an dieser Stelle meistens gekürzt hat; so dafs ndmdn-a, welches ur- sprünglich bestanden haben mag, nach diesem Grundsätze zu nd- mana werden mufcte. *) Im Gegensätze zu Formen wie hairtdn-a,augln-a^ g&ju‘ kdn-a (nach §. 141), welche durch die VocalVerlängerung (goth. d=d §. 69. 1) besser als namn-a, aus namdn-a, zum skr. nd- mAn-i, aus ndmdn-a, stimmen. 9 S. p. 456. f) S. §.229. 3) S. §. 22SÄ). Über altlat. Formen auf ew, es s. §. 22S^; über litauische Adjectivformen wie geri boni p. 4.50. ♦) Vedischdä'nA s. p. 463. 5) S. §. 135 Anm. 3. 6) S. §. 226. 7) S. p. 461. ®) oder/?«/ o-d, s. §• 230 und über analoge
Aceutalw pl, §. 236. 465 Sansk. Send. Griech. Lat Lit. Gotb. £ Adnau-as tanac-d *) socru-s Äan<^u-s n. marfu-n-i wtarfv-a<0) pecu^a f. vadv-te m. f. geu-s ") ßo(F)^s$ ’*) f. nrfv-as . . va(F)-E$ f. vac-cu vdc~o 5) n) m. Saranf-as bar#nt-ö 5) .3) fyand-t m. admdn-as aämm-6 *) daf/utov-s; «) dkmen-8 ahnan-* n. lufman-i ndman^a<4' ) raXay-a ndmtn-a namn-a1*) m. Brdftar-at < brdtar-ö 5) 7rar^>£$ <3) “) • f. duhitdr-as dutfdar-6*) $vya.T£p-t$ <3) dükter-s lf) m. ddtar-as datar-6 6) dorijp-s; ,3) ............ n. va^&U-t vaido16) exe(cr)-a gener-a................... Accusativ. 236. Die mit einem kurzen Vocal endigenden Mascu- linstämme setzen im Skr. n an und verlängern den End- vocal des Stammes, daher äivd-n, pdti-n, 8Ünd'~n etc. Man könnte an eine Verwandtschaft dieses n mit dem m des Singular-Accusativs denken, wie beim Verbum die En- dung dni (1. Pers» sg. Imperat.) offenbar aus dmi hervorgegangen ist. Die verwandten Dialekte sprechen aber zu Gunsten von Grimm’s scharfsinniger Vermuthung, dafs das skr. n im Acc. pl. masc. eine Verstümmelung von ns sei« welches dem Goth, vollständig — ou^a-ns, ^arä-ns« Vdda-Formen p. 455. 9) oder /anp-4. 10) oder matfav-a, 1t) Man sollte faM9gav-as -da bovesque» oder £dp-d9< dp- ax erwarten; allein geut lesen wir im V. S. p. 253, Z. 9 in Verbindung mit den Pronominalneutren td illa, yd quae9 was nach §. 231 Anm. nicht befremden kann. ft) Bovd-s kommt von dem erweiterten Stamme bovi, s. §. 226. 13) S. p. 453 IE. M) S. §. 231. n) Die Stamme auf ar bilden den Plnral9 mit Ausnahme des Gen.9 aus Stämmen aus ru9 daher br6thrju-t1 dauhtrju-i^ wie sunju-s. In der Sylbe ru erkenne ich eine blolse Umstellung von a r, mit Schwächung des a zu u, **) S. §• 233. L 30
466 Bildung der Ccuui. §. 236. sunu-n* — den meisten übrigen Schwesterspracben aber getheilt geblieben ist, indem das Skr. nach §. 94 den letz- ten der beiden Gonsonanten aufgegeben, und den Endvocal des Stammes verlängert hat, während das griech, «nrou; den Zischlaut geschützt hat, das r aber zu v sieh hat verflüchti- gen lassen. Es verhält sich in der That lttttovs zu iinrcv$ wie TVTTouai zu ruTTTovffi aus Tü7rTovTi. Dem Gesagten (schon in der ersten Ausgabe §. 236) kann ich nun noch beifügen, dafs sieh im Griechischen die theoretisch erschlossenen Aeeusativformen wie «nro»; dialektisch (im Kretischen und Archiviscben) wirklich erhalten haben, obwohl sie bis jetzt nur sparsam belegt sind (s. Ahrens Diall. II. §. 14, O Das 1. c. erwähnte tov$ stimmt trefflich zum goth. tko-fiz Das Altpreufsiscbe, welches ebenfalls, in schönem Vorzug vor dem Litauischen, im Acc. plur. das diesem Casus zu- kommende n sammt dem 8 bewahrt hat, zeigt z. B. deswa-as deos gegenüber dem litauischen dAcw-s und skr. dlvd7-*, und es verhält sich dieses detwo-nc zum lit. ungefähr wie das oben erwähnte rov-$ zum gewöhnlichen tou$. Aus dem von Ahrens 1. c. erwähnten kretischen irpegytums möchte ieh jedoch nicht die Folgerung ziehen, dafs auch den Femininen der Isten Declin. Accusative auf zu- kommen, da Masculina und Feminina der ersten Declina- tion im Griechischen ihrem Ursprünge nach weiter ans ein- ander liegen als im Lateinischen, und man allen Grund hätte, aus der griech. isten Deelinat. nach Verschiedenheit des Geschlechtes zwei zu machen. Gewifs ist, dafs den Accusativen pl. der griech. Femininstämme der ersten Deel weder im Sanskrit Accusative auf n, noch im Goth, solche auf n8 gegenüberstehen, sondern in beiden Sprachen Formen mit blofsem 8 als Casus-Endung*). Was die äolischen For- *) Im Altpreufiischen ist der Plural der Masculina in allen Caras auch in den der entsprechenden Feminina eingedrungen, so dals Z.B. gennai feminae und genna-ne feminas der Form nach Masculina sind und zu deiwai dii, de iwa-ns deos stimmen.
Accusativ pl. §. 236. 467 men wie jusyaXat;, rstjucu;, n^au; anbelangt (Hartung Casus p. 263; Ahrens Diall. I. p. 71 f.), so kann man annebmen, dafs sie der Analogie der Masculina wie rot;, rrparayoi;, fo'/ülois (aus top; etc.) gefolgt sind, ohne dafs man genötbigt ist, aus den weiblichen Formen auf cu; ältere auf ay; zu folgern. Ich berufe mich m dieser Beziehung vorläufig auf die weib- lichen Dative auf ai$, älter ai-<n, gegenüber den männlichen auf ot$, owi, obwohl das i nur beim Masc. eine alte Begrün- dung hat, wo oi auf das skr. e » ai sich stützt (s. §. 251). Sollten aber die äolischen weiblichen Accusative auf cu; wirklich aus vorangegangenem ay; entstanden sein, in ähn- licher Weise, wie z. B. das dor. piKcug aus ju&ay;, nfycu$ aus rdipayg, so überragt das Griechische in solchen Formen das Sanskrit und Gothische, da ersteres in weiblichen Accusa- tiven nirgends n, und letzteres zwar weibliche Accusative wie afuh-fw, handu-ns zeigt, aber doch, worauf es hier vor- züglich ankäme, keine Formen wie yiW-ns, sondern dafür gib6-s. Dies hindert uns freilich nicht anzunehmen, dafs in der Urperiode unseres Sprachstamms ns der Ausgang aller männlichen und weiblichen Plural-Accusative gewesen sei, und ich fasse bei diesem ns das blofse s als das wahre Casus - oder Persönlichkeitszeichen (wie im Nom. sg. und plur.), und nehme an, dafs, wie in der 3ten Pluralperson der Verba, die Mehrheit symbolisch durch eine Form-Er- weiterung, nämlich durch Einfügung eines Nasals, was fast einer blofsen Vocalverlängerung gleichkommt, angedeutet sei. Man vergleiche also griechische Accusative wie wnrou$, aus pnrov;, mit Formen wie (fdpovai aus c^povai, und dieses aus (pipcyri = skr. Sdranti, gegenüber dem singulären Sar-a-ti. In die ursprüngliche Form ns hat sich das Sanskrit, in der gewöhnlichen Sprache, so getheilt, dafs bei vocalisch endigenden Stämmen (die einsylbigen ausgenom- men) den Masculinen blofs das h, den Femininen blofs das < verblieben ist; daher aivd-n equos (von ddva) gegen divd-s equas (von divd)9 pdtl-n dominos (vonpdti) gegenprt- K-a gaudia (von priti), sünu-n filios (von sünü) gegen 30*
468 Bildung der Casut. §. 236. hanü-8 maxillas (von hanu). Man siebt aus diesen Bei- spielen, dafs kurze Vocale vor der in Rede stehenden Casus- Endung verlängert werden, eine Verlängerung, die zugleich mit dem Nasal der vollständigen Form ns zur symbolischen Andeutung der Mehrheit durch Form-Erweiterung beiträgt; denn dafs diese Verlängerung bei Formen wie adva-n, pati-n, tunu-n nicht, wie ich früher annahm (erste Ausg. erste Abth. 1833 p. 273) eine Entschädigung ist für die Verstümmelung der Casus-Endung, erhellt aus den, seit- dem * **)) an das Licht getretenen vediscben Plural-Accusativen auf Ur von männlichen Stämmen auf i und v, in Formen wie ^iri'-Är, Wu'-Ar von giri Berg, rtu Jah- reszeit; denn dafs das r dieser Formen aus s entstanden ist, und girt'ns^ rtuns, als Analoga gothischer Accusative wie gazti-ns, sunu-ns9 die vorauszusetzenden Urformen sind, erhellt daraus, dafs die Formen auf nr in Veda-Texten nur vor Vocalen, gelegentlich auch vor y, cL v und g Ä erscheinen, also überhaupt nur vor Buchstaben, welche die euphonische Umwandlung eines schliefsenden s in r ver- langen *’). — Das Lateinische zeigt bei seinen männlichen Stämmen auf ö im Accus. pl. d-$ gegenüber dem griech. aus wir dürfen also in der Verlängerung des o einen Ersatz des weggefallenen n erkennen, und equo-s aus equon-s den dorischen Formen wie ru»$ vdpwg — aus tos *) Durch Fr. Rosen’s Ausgabe des isten Buches des Rigvtda (London 1842). **) Das Rigväda-Prätis'äk'ya fafst das r v£discher Formen wie die oben erwähnten als Umwandlung des n der gewöhnlichen Sprache; es wäre demnach das n von g ir f n, r t ü n in den entsprechenden VAda- Formen doppelt vertreten, einmal durch r, und dann durch den ihm vorangehenden Nasal (s. Roth „Zur Litt, und Geschichte des Weda” p. 72 und Regnier, Jour. Asiat. Sept. Oct. 1856 p. 268 f.). Die Richtigkeit der obigen Auffassung erhellt dagegen, auch abgesehen von den verwandten europäischen Sprachen, aus dem, was in §. 239 über die entsprechenden Sendformen (schon in der Isten Ausgabe) bemerkt wird.
^ccusah\> pl. 236. 469 vo/jtoy;, nicht aus rov; yo/xov; — gegenüberstclleu. In der ersten Declination stimmt equd-8 zum skr. dsaa-s, griechi- schen Formen wie gothischen wie gibö-8 (aus ffibd-s), litauischen wie d/wa-s; doch Ist das litauische a kurz, und zwar, wie ich glaube, aus dem Grunde, weil es nicht wie das ö = a des Nominativs dswÖ8 auf sanskritisches d -f- a von aivd8 (aus divd^as) sich stützt, sondern auf das Nofse d von divd-8 „equas”. So steht bei den litaui- schen «-Stämmen, sowohl in weiblichen als männlichen, im Accus. pl. w gegenüber dem skr. i-s fern., i-n masc., z. B. awi-s für skr. dtu-s, von avi fern. Mutterschaf, und dagegen im Nom. S-s (geschrieben y-s) für skr. ny-as, z.B. dicy-s, d. b. dwf-s, für skr. dvay-as. So auch bei den, sämmtlich männlichen, tc-Stämmen im Acc. pl. u-8 für skr. d-fi aus u-ns, im Nom. aber ü-8 für skr. av-as; daher Mlfiä-s =s skr. sunu-n(s) filios, gegen sdnä-s = skr. sundo-as filii. Die männlichen Stämme auf a haben im Litauischen diesen Vocal vor dem Accusativ-Charakter 8 zu u geschwächt, daher dtwii-8 für skr. deo<f-n(s) und altpreufs. dttwa-ns. Um aber wieder zum Lateinischen zurückzukeh- ren, so ist es schwer zu entscheiden, ob bei den «-Stämmen, und, was dasselbe ist, bei den durch t erweiterten conso- nantiscb endigenden Stämmen, ferner bei u-Stämmen (der 4ten Deel.), die äufserliche Identität des Accus. und Nom. pl. darauf beruhe, dafs der Nomin. zugleich als Accus. ge- braucht werde, oder ob im Accus. die Verstümmelung von w zu blofsem 8 eine Entschädigung durch Erweiterung des Stammes veranlafst habe, und zwar so, dafs das unter- drückte n bei den Stämmen auf i durch Gunirung dieses Vocals, — wodurch e = ai — und bei Stämmen auf u durch Verlängerung ersetzt sei, also fructu-8 für fructu-n8t uiigefkbr wie im Griech. im Nom. sg. für vom Stamme #«xvuvt, oder /ukä-; für p£\av-$. Ich ziehe die letztere Auffassung vor, weil ich das Latein, in Betreff des Acc. pl. nicht ohne Noth tiefer stellen möchte als das heu- tige Litauische.
470 Bildung der C<uiu. §»237. 237. 1) Consonantisch endigende Stämme und ein- sylbige mit vocalischem Ausgang, setzen im Sanskrit as als plurale Accusativ-Endung, daher z. B. pad-at, nae-as gegenüber dem griechischen 7rod-a$, ya(p)a$ (dor.). Das a ist hier höchst wahrscheinlich, wie im Singular (pad-a-m, san-ö-m) nur ein Bindevocal, welcher bei con- sooantisch endigenden Stämmen unentbehrlich war, zumal in einer Zeit, wo der Endung noch der ihr zukommende Nasal voranging; denn pad-n* wäre eben so unmöglich als man in der 3tenP.pl. vid-nti statt vid-a-nti (sie wis- sen) sagen könnte, was der 1. P. 2. P. vit-td analog wäre. Einsylbige Wörter mit langem Endvocal des Thema’s folgen aber im Sanskrit in vielen Punkten der consonantischen Declination, und im Griech. überhaupt die Stämme auf i, u, tu, ou, au; darum können im Skr. Plural- Accusative wie 5ruc-a-s, Biy-a-8* von Brü Augenbraue, Bi Furcht, eben so wenig auflallen, als im Griechischen sol- che wie 7roffi-a-5, iropTk-a-^ vaci^a,^ yivu-n-s, zumal bei Weg- lassung des Bindevocals der Acc. pl. dem Nom. sg. gleich- lauten würde, wie denn auch im Sanskrit bei mehrsylbigen Femininstämmen auf u, deren es jedoch nur wenige gibt, die beiden Casus wirklich gleichlauten, indem z. B. vadu-s sowohl femina als feminas bedeutet, während bei mehrsylbigen Femininstämmen auf i der Plural-Accusativ, z.B. ndri‘8 feminas, vom Nom. sg. (ndrt) nur zufällig dadurch unterschieden ist, dafs letzterer seines Casuszei- chens verlustig gegangen ist (s. §. 137). Ursprünglich aber mufste der Nom. sg. nar 1-8 lauten und der Plural-Accus. ndri-ris, oder vielmehr mit volltönendem n, statt Anus- vära, närl-ns. 2) Das Gothische hat bei seinen consonantisch endi- genden Stämmen den Bindevocal a des Accus. pL aufgege- ben (vgl. §. 67), ebenso das der Endung zukommende n, daher fijand-8^ ahman~8 (von fijand Feind, als hassender, ahman Geist), gegenüber griechischen Formen wie ^orr-
^ccujatiu pl. §. 237. 471 a-$, dai/uor-a-;, sanskritischen wie Ädra£-a-s (für ffa'raftt- a* **)s nach §. 129), dman-a-«. 3) Das Armenische zeigt in allen Wortklassen ein . blofses s als Casus-Endung des Acc. pk, wobei zu beach- ten, dafs in dieser Sprache, welche keine Geschlechter un- terscheidet, alle declinirbaren Wörter eigentlich Masculina sind. Wir dürfen daher z. B. ml^nCbu ajcun-*'} oculos vom Stamme akan, obwohl das skr. Schwesterwort Neutrum ist, den gothischen Formen wie aAman-s gegenüberstellen; Vom Stamme Af/b Ochs (Nom. Acc. sg. geschwächt aus e^an, kommt e?in-s, gegenüber dem goth. auhsan-8 und skr. wAsun-a-s. Vocaliseh endigende Stämme unterdrückenden Endvocal wie in anderen Formen der ersten Tempusreihe"), daher z.B. wnasdkars noxios, eigentlich noxam facien- tes, für skr. vind&a-kard~n(8), gegenüber gothischen Formen wie vulfa^ns und litauischen wie dAou-e. Von dem oben (p. 425) erwähnten Stamme Schlange kommt 6^8 für skr. dAi-n(s) (ved. Accent), lit. ongd-s, gr. ex*-«S» und gegenüber gothischen Formen wie gasti-itf, ansti-iu. Jedenfalls bestätigt auch das Armenische den Satz, dafs den skr. männlichen Plural - Accusativen auf n ältere For- *) Mit.« fiir a in der Endsylbe wie im Nominativ (p. 444). **) Es scheint zweckmäfsig, die armenischen Casas in zwei Klassen .einzutbeilen; zur ersten rechne ich den Nom. Acc. Voc. der zwei Zahlen, zur zweiten alle übrigen Casus. Die erste Casusreibe unter- drückt bei Stämmen, welche auf einen Vocal ausgehen, diesen Vocal, während im Gothischen die Stämme auf a und i nur in den drei ge- nannten Casus des Singulars den Endvocal aufgegeben haben. — Die zweite armenische Casusreihe unterdrückt bei vielen Wörtern, ohne dafs sich dafür ein bestimmtes Gesetz aufstellen liefse, einen Vocal im Innern des Wortes. Den bereits oben angeführten Beispielen will ich hier noch den Stamm mfco Fleisch beifägen, dessen schlie- ßendes o dem skr. a von mdiijd entspricht, aber in der ersten Casus- reike aufgegeben wird, während in der zweiten mso als Thema steht, wovon z.B. der Dat. Abi. Gen.pl. mxo-: , trotz der höchst unbequemen Lautgruppe mj am Wort-Anfange.
472 Bildung der Caeue. §• 237. men auf ns oder ns vorangegangen sein mufsten. Wenn aber das skr. s des Pluralnominativs im Armenischen in der Regel zu q geworden (p. 430), das s des Accus. aber geblieben ist, so mag der Grund in dem n liegen, welches wohl auch im Armenischen in einer älteren Sprachperiode dem s des Acc. pl. wird vorangegangen sein, und dasselbe vor der Umwandlung in q wird geschützt haben. — Was das anbelangt, welches den armenischen Accusativen sowohl im Singular als im Plural vorgesetzt wird, so halte ich es für einen auf den Accusativ beschränkten Artikel, d. h. für ein Pronomen, obwohl es den Pronominen selber, sowohl den bestimmten als den unbestimmten vorgesetzt wird, und man z. B. mich, dich nicht anders ausdrücken kann als durch 9-q'e& d. h., wie ich glaube, wörtlich den mich, den dich, wobei daran zu erinnern, dafs man im Sanskrit, des Nachdrucks wegen, sagen kann s6 kam, d.h. wörtlich dieser ich, öd’ iyw. Mit Ausnahme der Pronomina wird aber das in Rede stehende. ? nur den Accusativen der bestimmten Declination vorgesetzt (Petermann p. 101), die sich jedoch von der unbestimmten nur im Accusativ unterscheidet Man drückt z. B. B r o d (panem) durch haz aus, aber das Brod (rov iprov) durch während der Nominativ haz sowohl apro$ als d apro; bedeutet, und der Genitiv hazi sowohl Bro des als des Brodes. Es scheint mir daher nicht ganz passend, dafs man in den Paradigmen der armenischen Grammati- ken den Accusativen der beiden Zahlen stets ein $ prae- figirt, als wäre dieser Buchstabe der Ausdruck des Accusa- tivverhältnisses, während in der That in den armenischen Accusativen ein Casusverhältnifs eben so wenig formell aus- gedrückt ist, als in den gothischen wie vu{f lupum, gast hospitem, sunu filium. Die Lehre von dem Gebrauche des armen. Präfixes ? gehört, streng genommen, in die Syntax. Was aber den Ursprung dieses praefigirten Arti- kels anbelangt, so ist es schwer, darüber etwas Zuverlässi- ges zu sagen. An den skr. Stamm sa er, dieser, jener,
Accusalii» ph §. 237. ' 473 worauf der 'goth. und griech. Artikel im Nominativ sich stützt, darf man sich behufs seiner Erklärung nicht wen- den, da man bis jetzt keine Beispiele nachweisen konnte, in welchen ein armenisches 9 dem skr. harten « gegen- über stünde. Da aber ? als Entartung des skr. y vorkommt, und wir dasselbe oben (p. 422 f.) als Vertreter der sanskritischen Dativ-Endung Sy am von tu-Sy am wahrge- nommen haben, so scheint es mir nicht Unwahrscheinlich*, dafs der armenische praefigirte Artikel den mittleren Buch- staben des sanskritischen Demonstrativstammes tya> (nom. sya) enthalte, der auch im Hochdeutschen und Altsäch» sisehen die Stelle des Artikels übernommen hat, und selbst im Altpersischen in solchen Constructionen vorkommt, wo er, meiner Meinung nach, am besten als Artikel gefafst wird. Man findet ihn erstens vor Substantiven,« wel- che als Apposition einem anderen Substantiv zur Seite ste- hen; daher z. B. gaumdta hya magus' Gaumäta der Magier (kommt öfter vor), Acc. gaumdtam tyam ma- gum Gaum, den Magier (ebenfalls mehrmals); zweitens, vor Adjectiven, welche auf ein vorangehendes Substantiv sich beziehen; z. B. kdra hya bdbiruviya har'uva populus d Babilonicus totus (Beh. I. 79); kdra hya hami- triya populus d inimicus, Beh. II. 31; weiter unten: avam kdram tyam hamitriyam illum populum tov inimicum; drittens, zuweilen vor Genitiven, welchen das Substantiv, wovon sie regiert werden, nachfolgt; z. B. hyd (fern.) am a Kam taumd unser Stamm, wörtlich tq tffiwv (Beh. I. 8); hya Kur aus* putra 0 Kvpou vlo'$ (I. 39, 53; HL 25; IV. 9, 27); viertens, sehr häufig, als nachgesetzten Artikel hinter substantiven Singular-Nominativen und Accu- sativen, auf welche ein von ihnen regierter Genitiv, oder auch ein Locativ als Vertreter des Genitivs folgt, z. B. kdra hya naditabirahyd exercitus 6 Naditabiri (Beh. I. 85); avam kdram tyam naditabirahyd illum exercitum tov Naditabiri (I. 88. 89); avam kdram tyam bdbirauv (loc.) illum populum rov Babilone
474 Bildtmg der Ca^tu, §. 237. (III. 84, 85). Steht aber das Substantiv, worauf der ihm nachfolgende Genitiv (oder Loeathr) sieh bezieht, in einem anderen Casus als im Nominativ oder Aceusativ, so wird ihm kein Artikel nachgesetzt, so dafs in dieser Beziehung das Altpersische dem Armenischen sehr nahe kommt, da letzteres seinen praefigirten Artikel auf den Aceusativ der beiden Zahlen beschränkt. Dagegen hat im Neupersisehen das sogenannte i ifdfet, welches den Substantiven, worauf ein Genitiv oder ein Adjectiv folgt, angehängt wird, und worin zuerst Lassen*) ein Pronomen erkannt bat, einen umfas- senderen Gebrauch als der altpersische naebgesetzte Artikel Aya, tyam. Da aber das Pehlevi, Pärsi und Neupersische der Sprache der Achämeniden näher stehen als dem Send, so scheint es mir passender, jenes i mit tya oder hya zu vermitteln, als mit dem sendischen ya, welches ebenfalls die Stelle eines nachgesetzten Artikels vertreten kann, ent- weder deelinirt, oder in der neutralen Nominativ-Accusativ- Form yad, welche als Indeclinabiie die Stelle der obliquen Casus vertreten kann; daher z. B. ahmi nmdne yad md> dayainoi* in diesem Hause dem masdayas'nischen (V. S. p. 192), haca avanhad tanvad yad daivo- gataydo aus diesem Körper dem Daiva-geschlage- nen (Burnouf, Ya?na Notes p. 6, 7); ratavo as'ahe yad vahistahe domini puritatis sanctissimae (s. Brock hau s,^Glossar p. 386). Statt des Accusativs ist die Form yad in Beziehung auf Masculina und Feminina weni- ger beliebt, sondern es erscheint, wenn das Substantiv, wo- rauf der Artikel sich bezieht, im Accus. steht, der Artikel meistens im Accus. des betreffenden Geschlechtes, also bei Masculinen in der Form yim, und bei Femininen in der von yanm; daher z. B. im 9ten Kapitel des Ya^na (s. Burnouf, Etudes p. 188ff.): y6 ?anad a?im travarfm yim axpö-garem n^r^-garem yim vis'avant&m §airi- t&m (letzteres = skr. hdritam) „welcher tödtete (die) *) Zeitschrift für die Kunde des Morgenl. Bd. 6. p. 548.
Accujaiiv pl. §. 237. 475 Schlange (die) schnelle, die Pferde - verschlin- gende, Mens eben - verschlingende, die giftige, grüne*’. Wollte man an dieser und ähnlichen Stellen yim als Relativ fassen, wie es Neriosengh buchstäblich, aber ganz unpassend, durch das skr. yam überträgt*), so müfste man annehmen, dafs das Relativ in Folge einer Attraction in Constructionen dieser Art in den Casus gesetzt werde, in welchem das Substantiv steht, auf welches es sich be- zieht, und dafs dann das Adjectiv, welches hinter einem wirklichen, das nominative Verhältnifs ausdrückenden Rela- tiv im Nominativ stehen müfste, ebenfalls in den Casus seines Substantivs gesetzt werde, so dafs unsere Stelle eigentlich zu übersetzen wäre: „welcher tödtete die schnelle Schlange, welche Pferde-verschlingend, Menschen-verschlingend, welche giftig, grün9*. In dieser Weise könnte man sich auch in Betreff des Alt- persischen helfen, da hier der Stamm tya (nom. hya), der im Skr. blofs Demonstrativum ist, auch als entschiede- nes Relativum gebraucht wird, indem das skr. Relativum ZJ ya dem Altpersischen ganz fehlt. Die Constructionen werden aber sehr matt und unbeholfen, wenn man z. B. den Darius sagen läfst: „Gaumäta, welcher (ein) Ma- gier’* statt „Gaumäta der Magier**, und „Volk, wel- ches babilonisches”, statt „Volk das babilonische”. *) Vgl. Lassen(l.c.), welcher gAum yim tugtli-sayanem wörtlich durch „regionem quam Qugdbae situm” übersetzt. Gewi Ts aber ist, dafs, wenn das Lateinische einen Artikel hätte, derselbe hier zur Übersetzung von yim an seinem Platze wäre. Ich übersetze, indem ich mich des griech. Artikels bediene und das Compositum s ugd&-9 ayana als den Namen des Landes fasse: „regionem Sugd'ö-sayanam (creavi)”. Das sendische gaoa Land (acc. gAum aus gavem) ist männlich, daheryim Tov. Burnouf, Ya^na Notes p. 55 übersetzt die betreffende Stelle des ersten Kapitels des Vend. durch „secundum locorumque provinciarumque excellen- tissimum ordinavi ego qui (sum) Ahura multiscius, terram in qua £ugdha jacel”.
476 BUdüng der Casus. §. 238. Ich fasse im Gegentheil lieber aueh im Send den Nomina- tiv yö, fern, yef, an den Stellen, wo er sich auf den Singu- lar-Nominativ einet Substantivs oder Pronomens bezieht, im Falle das folgende Substantiv nur als Apposition des vorangehenden Wortes erscheint, ebenfalls als Artikel, und übersetze daher z. B. a$£m y6 ahurd-ma$ddo, tum y6 ahurd-ma^däoy hd drutcs yd naius lieber durch „ich der Abura-Masdäs, du der Abura-Masdäs, jene Drug' die Nas'u”, als durch „ich welcher Ah., du welcher Ah., jene Drug' welche Nas'u”. Viel- leicht stammt auch das sendische yo, wo es die Stelle des Artikels vertritt, nicht vom skr. Relativstamme, sondern von dem zusammengesetzten fZf tya (aus fa-yd) und im Nominativ von sya (aus sa-ya, s. §. 353). In Bezug auf den Verlust des anfangenden Consonanten wäre dann daran zu erinnern, dafs aus dem skr. dvis zweimal und dvi- tt'ya der zweite im Send dts, bitya (für tus, vsfya) geworden ist. Wie dem aber auch sei, so ist es wichtig zu beachten, dafs das Altpersiscbe und Send wenigstens einen Anfang zum Gebrauch des Artikels gemacht haben; dafs der altpersische Artikel identisch ist mit dem hoch- deutschen und altsächsiscben; dafs das Armenische seinen Artikel nur im Accusativ gebraucht, und dafs das Neuper- sische den Genitiven und Accusativen stets ein i als Artikel voranstellt, der jedoch graphisch mit dem vorangehenden Substantiv verbunden wird *); daher z. B. peder-i £u, wörtlich 7raT7jp o aoü, ptl~i busurk (der) Elephant der grofse, plur. pllan-i bu$urk (die) Elephanten die grofsen. 238. Das Send stellt dem skr. as im Acc. pL masc. und fern, bei consonantisch endigenden Stämmen regelrecht d, mit 6a (und) ai-6a gegenüber; es dehnt diese Endung aber auch, nach Analogie des Griechischen, auf Stämme auf *) Im Pehlevi und Pärsi findet man ihn auch noch getrennt als selbständiges Wort.
Accusativ pl. §• 239. 477 t und u aus, und zwar nach Willkür, mit Guqa oder ohne Guna; daher von gairi Berg (euphonisch für gari s. §. 42) sowohl garay-6 als gairy-6, von tri drei sowohl fray-ai-ca (tresque) als fry-ai~6a *), wovon letzteres dem griech. rpui$ sehr nahe kommt; von ratu Herr sowohl rafwd (V. S. p. 25) als, und zwar sehr oft, ratavö. Bei weiblichen, Stämmen auf i und u findet man zuweilen auch die dem Skr. entsprechenden Formen auf t-s, ü-8, z. B. gairi-8 montes (V. S. p. 313), /r/etf-a pontes **). Weibliche Stämme auf t fügen blofs 8 an; da- her z. B. as'auni-s puras. 239. Die männlichen Stämme auf a, wo sie nicht durch das Neutrum ersetzt werden (p. 456 Anm.), haben im Acc« an (vgl. §. 61), z.B. iman hos, kommt oft vor, ma^istan maximos (V. S. p. 65). Vor der Partikel 6 a bleibt der Zischlaut erhalten, und diese Formen sind viel zahlreicher zu belegen, z. B. am/aantf-da non-conni ventesque, man» thrani-ca sermonesque, aiimani-6a lignaque, vditryani»6a agricolas- quc***). Merkwürdig ist die Form athau» *) Auch in den V^da’s gibt es vereinzelt stehende Accusative auf o/ aus Stämmen auf i und u und sogar aus mehrsylbigen Stämmen auf/, wie nadj-ät für nadl-t von nadf Flufs. S. Benfey, vollst. Gramm, p. 307. **) Die Begegnung mit griech. Formen wie TOjTf?, yerüc halte ich fär zufällig, sowohl darum, weil griechische Formen dieser Art nicht auf das Fern, und auch nicht auf den Acc. beschränkt sind, als auch darum, weil ich die aus einem blofsen # bestehenden Accusativ- Endungen sanskritischer und sendischer Feminina fär verhältnift- maisig junge Erscheinungen halte; fär jünger als die gothischen For- men wie an/Z-i/w, handu-ns. ***) Ich glaubte früher (Jahrbücher fär wiss. Kritik, März 1831, p. 375) durch solche Formen die Einschiebung eines euphonischen / im Send belegen zu können, nach Analogie von §.95. Allein, wenn diese Einschiebung nicht durch Fälle bewiesen werden kann, in wel-
478 Bildung der Cojuj. §. 239. run-ans-ca presbyterosque (V. S. p. 65), weil man sonst keinen Grund hat ein Thema athauruna anzuneh- mcn, und diese Form demnach beweisen würde, dafs auch eonsonantische Stimme die Flexion na, jedoch mit einem unvermeidlichen Hülfsvocal, annehmen konnten; wenn sie nicht etwa so aufzufassen ist, dafs sie bei misleitetem Sprachgefühl, durch die überwiegende Analogie der a- Stämme herbeigezogen sei. Wichtiger als dieses ->*väv •vpNöyp? athaurunaniia sind daher die Aeeusative naraua homines, und itrtus Stel- las, die sehr oft vorkommen, während wir von Atar Feuer nicht dfr-awa, sondern Atr-6 gefunden haben, wobei zu bemerken ist, dafs Atar von anderen Wörtern auf r auch darin sieh entfernt, dafs es im Nominativ sg. nicht Ata, sondern Atari bildet. — Wie erklärt sich aber die Endung ewa? Ich glaqbe nicht anders denn aus ani durch Vocali- sirung des n (wie in kdyon$), worauf nach §. 31 das a zu f a wurde; der Zischlaut aber, der nach *v a und y an ein i ist, mufs nach > u als a erscheinen. Auch finden wir V. S. p. 311 wirklich nfr-ani, im Sinne eines Dativs: däidi at nfrani masda ahurä ag'auno etc. „da quidem hominibus, magne Ahure! puris”. Anmerkung. Zum sendischen ner-a-As stimmt das vödisebe j und, mit Visarga für j, nfnH. Beide Formen kom- chen kein Grund zur Annahme eines ursprünglichen, durch die Par- tikel ca blofs geschützten Zischlauts vorhanden ist (vgl. §. <35 Anm. 3), so sind die obigen Beispiele viel wichtiger, um einen neuen Beweis für den Satz abzugeben, dafs tu die ursprüngliche Bezeich- nung männlicher Plural-Aeeusative von voealiseb ausgehenden The- men sei. Der Superlativ Gg7verei ra^aAs- tema, wovon später, kann als Ableitung von einem Participial- Norainativ angesehen werden. Andere Falle, die Anlafs geben könn- ten, im Send ein euphonisches# nach A anzunehmen, sind mir nir- gends vorgekommen.
Accusativ pl, §. 240. 479 men jedoch nur vor anfangendem p vor, und dagegen nf»r vor Vocalen *). Da t der Aussprache nach = ri ist, so fasse ich diese Formen, wie auch die der gewöhnlichen Sprache, wie z. B. nfn =nr^n viros, pitf -n = pitri-n TTClTEgttG) dd- t f-n — ddtrf-n ScTViq-ac so, dals ich bei den mit ,r wechseln- den Stämmen auf ar, oder dr für den Acc. und Gen. pl. Stämme auf ri, als Umstellung von ar, dr, mit Schwächung des a, d za i annehme, also pitrf-n von pitri für pitra auspitar, unge- fähr wie im Gothischen fadru-ns von fadru, für fadra aus fadar. Diese schon anderwärts (Kl. Sanskrit-Gramm. 2. Ausg. 1846 §. 12 Anm. **) gegebene Erklärung sehe ich nun durch eine, mir damals unbekannte, in ihrer Art einzige Form unterstützt, worauf zuerst Benfey (Vollst. Skr. Gr. p. 307) aufmerksam ge- macht hat. Es findet sich nämlich im Mabä-Bhärata III. SL 12924 pitärat (vor /aZd), welches vortrefflich zum griech. Trptrejac stimmt. Vollkommener aber ist das erwähnte sendische nZrartj, wofür man im Skr. nar-o-rij, und demnach für pit&r-a-s pitar-a-As, und im Griechischen 7FaTS£-a-v$ zu erwarten hatte. Zu den Sendformen wie ma/i- j/an maximos stimmen v€dische auf An für dn, welche in denselben Stellungen vorkommen, wo Stämme auf «und utnr dnr fiir Zn, dn (aus Zn j, dnj) zeigen und durch ihr n beweisen, dafs hinter demselben ein Buchstabe gestanden hat, der die Um- wandlung des vollen n in einen geschwächten Nasal nöthig machte, wie auch die sendischen Formen auf aA ihr A gewiß nur dem Umstande verdanken, dafs hinter dem Nasal ein 49 * stand, welches keinen anderen Nasal als A vor sich verträgt (s. §• 6l), während fiir skr. schließendes n im Send nur | n zu er- warten ist. Auf dasselbe Princip, worauf die v&d. Plural-Accusa- tive auf dn beruhen, stützen sich auch vdd. Singular-Nominative wie mahd # ma gnus (vor Vocalen); diese'zeugen für ein dagewesenes Nominativzeichen in Gestalt eines r ftir j (vgl. §. 138). 240. Da a im Skr. unter allen Buchstaben am häu- figsten als Ausgang männlicher Stämme vorkommt, und die Neigung in der Geschichte unseres Sprachstamms nicht zu verkennen ist, im gesunkeneren Zustande einer Sprache die *) Vgl. p. 46s und s. Regnier 1. c. p. 269 nr. 30, 34.
480 Bildung der Caeue, §. 240. unbequemere consonantische Dedination durch einen unor- ganischen Zusatz in die vocalisehe einzuführen, so scheint es mir keinem Zweifel unterworfen zu sein, <lafs die neu- persische Plural-Endung an, die auf die Benennung leben- der Geschöpfe beschränkt ist, identisch sei mit dem skr. an im männlichen Plural-Accusativ; so stimmt z. B. ^smerddn homines zu mirtan id. *). Im Alt- persischen wird n am Wort-Ende, und in der Mitte vor Consonanten, nicht geschrieben, während m zwar schliefsend, nicht aber im Inneren des Wortes, im Fall ein Consonant darauf folgt, durch die Schrift vertreten ist, so dafs wir oben (p. 354) den Namen Cambyses durch kabufiiya vertreten gesehen haben, und der Name Indiens (send, h^ndn) in der Keilschrift durch hi du (zu lesen hindu) ausgedruckt wird**). Wollte man aber annehmen, dafs in» Altpers. die nicht geschriebenen Nasale, wo sie hingehören, auch nicht gesprochen wurden, so würde die Sprache des Darius Hys- taspis gegen das heutige Persische in dieser Beziehung im Nachtbeil stehen, und man müfste z. B. dem neupers. berend sie tragen (für skr. bdranti, send, bartnti, goth. bai- rand) ein altpersiscbes baratiy gegenüberstellen, was zwar der Schrift, aber gewifs nicht der Aussprache gemäfs wäre (vgl. Oppert „Das Lautsystem des Altp.” p. 33). Man dürfte dann auch die neupersischen Plurale wie merddn nicht mit skr. Accusativen auf an und sendischen auf as, ahd (nfrani) vermitteln, sondern man müfste an eher mit Spiegel (Höfer’s Zeitschrift I. p. 220) von skr. Plu- ralgenitiven auf a-n-<£ m, send. a-n-anm herleiten, was mir wenig zusagt, da der Genitiv viel weniger als der Accusa- tiv dazu geeignet ist, über einen ganzen Numerus sich zu er- strecken, wie dies unter anderen bei den spanischen Pluralen *) So hat im Spanischen der ganze Plural die Endung des lateini- schen Accusativs. **) Über mutbmabliche Plural-Accusative auf fAe (ohne graphi- schen Ausdruck des Anusvära) s. Monatsbericht der Ak. d. Wiss. 1848 p. 136 f.
Aceusativ pl, §. 241. 481 auf of und und bei den französischen Possessiven sowohl im Singular als im Plural der Fall ist, da mon, ton, aon offenbar auf iuum, tuum, ouwn, und dagegen mes, tea, aaa im Masc. auf meos, toos, auos, und im Fern, auf meaa etc. sich stützen. Was das persische iadn sie (auroi) anbelangt, welches Spiegel 1. c. p. 222 auf das send, aia'anm, skr. ia'dm hör um zurückfährt, so erkläre ich es aus dem Stamme esa dieser, der, wenn er vollständige Decli- nation hätte, die er im Oskischen und Umbrischen gewon- nen hat (obwohl nicht durchgreifend belegbar), im skr. Acc. pl. eaan zeigen würde. Zur Erklärung von er men ich bedürfen wir ebenfalls nicht eines Genitivs (altpers. mana, send, mana), sondern es genügt uns der dem Skr..und Alt- pers. gemeinschaftliche Accus. mam, wozu sich men unge- fähr so verhält, wie das franz. Possessiv mon zum latein. Accus. meum, oder wie die griechischen und altpreufs. Accu- sative auf n zu den ursprünglichen auf m. * 241. Wenn nun die Endung q) dn der Lebendigen an ein lebendes Geschlecht der alten Sprachen sich an- schliefst, so wird das todte Neutrum dazu geeignet sein, uns Auskunft über diejenige neupersische Plural-Endung zu geben, die den Benennungen lebloser Gegenstände ange- hängt wird. Ein dem Neutrum vorzüglich eigenthümliches Wortbildungssuffix ist aa (§. 128), welches im Send, im Verhältnifs zu dem geringen Umfang seiner uns erhalte- nen Litteratur, noch zahlreicher ist als im Sanskrit. Im No- minativ, Aceusativ, Vocativ mufsten diese Neutra ursprüng- lich auf anha, oder, nach dem Princip der starken Casus, auf aonha ausgehen (vgl. p. 457), wofür jedoch, mit Unter- drückung der Casus-Endung, do (s. §. 233). Im Altpersi- schen, wo sich Plural-Neutra der in Rede stehenden Wort- klasse nicht belegen lassen, hätte man, gegenüber den vor- ausgesetzten sendischen Bildungen, Formen auf ahd oder ahd zu erwarten, da scbliefsendes a, wo es von Haus aus am Wort-Ende stand, im Altpersischen verlängert wird. Dafs im Hochdeutschen ein grofser Theil der Neutra im L 31
482 Bildung der Cujus. §. 242. Plural ihren Stamm durch dasselbe Suffix erweitern, woraus ich das h persischer Plurale wie rdghd9) Tage (ursprünglich zu theilen rugh-a) erkläre, ist bereits be- merkt worden (s. p. 461). Durch den Übergang des alten g in r gleichen aber die althochdeutschen Plurale wie kArir Häuser, chelbir Kälber mehr den lateinischen Formen wie gener-a, oper-a, als den persischen auf Ä-d, oder den sanskritischen auf ant-i aus dns-a (§. 234). Vgl. Grimm p. 622 u. 631. 242. E» folgt hier ein Überblick der Accusativ-Bil- dang"): Sanskrit Send Griech. Lat. Lit Goth. m. ddod-n aipa-n equ6-t pöfd^g vajfgHU f. ddvd-s higvd-o equa~t Üwa^g gibd-i f. ta-o ra-$ ü-td-a tit-t m. pati-n paify-6 ‘) 7rdcri^a^ hotti-s genA-a f. pritl-8 dfrtty-6 * **)) KopTi-au; turri-t atoi-a ami^iu f. bdvanti~8 bavainti-g m. günu-n padv-ö ’) vixu-a$ ptcA~t aOnb-a atutiMU f. hdnü-g tonv-d *) y£vv-a$ 80CTU-8 haadiHU £ vacTA- 9 m. £ ffd» *) gäu-t ‘) ßo(F)-®S 7) *) Vgl. den sendischen Stamm rau das' Licht, Nom. Acc. Voc. pl. rauddo für rauddonha, oder raudanha, euphonisch ftr rauddha) raudaha (s. §. 56^). **) Über das Armenische s. p. 47l ff. und über die NeutraLAccusa- tive den gleichlautenden Nominativ p. 464 f.. f) Oder patay~6) mit da*. paitjr-as -da, pataj-as-cu. •) Oder dfrttaj-6) oderdfrltt-s\ mit ca*. dfr ft jr~ae-cutte. 9) Oder pas ao-6\ mit da: pai cas-da^ pas auas -da, *) Oder /anap-d, od. tand-s, mit da*, lanvas -da etc. •) Aus gdv-as^ wie im Siog. gdm aus gdo-am3 s. p. 253. 6) Aus dem skr. gds hätte man gdo zu erwarten (s.§.56f>; die Form gdu-s aber, welche sehr oft vorkommt, entspringt aus den skr. starken Thema gdu3 durch Anfügung eines blofsen < ab Cs- suszeichen, nach Analogie der Formen wie aeaunt-e von asuuni s. §. 238. 7) Bood-s aus dem erweiterten Stamme boei^ s. §. i&
Instrumentalis pl. §. 243, 483 Sanskrit Send Griech. Lat f. sufo-os f. otfd-os vdd-d 8 9 * *) ’) m. Bärat-a* bar#nt-6 8) <f>dpovr-a; ’) m. dtfman-as adman-d ®) daijuwy-a; •) m. ffr<f<r-n,°) trdÄ'-eus?,,) 7rarfp-a$ *) f. duhitr-1'*) dwf&r-eu»? Siiyardp-a; ’) m. datf-n ,(>) dafr-eus?11) darijp-a; ’) Lit Goth. ......aAman-s Instrumentalis. 243. Die Bildung dieses Casus und was damit zu- sammenhängt, ist bereits in §. 215-224 auseinandergesetzt worden; hier genügt daher eine den Überblick erleichternde Zusammenstellung der im Sanskrit, Send und Litauischen sich entsprechenden Formen*). Sanskrit Send Litauisch m. aiva-it aipd~is j?dno-wf) f. divd-Bis hifvd-bis ff) m. pdti-Bi* paiti-bis gentwmu ®) Mit ca: -asca\ s. §. 135. Anm. 3. ’) S. p. 469. io) S. p. 479. k) S. p. 478. <t) = duhitrf-s von einem vorausznsetzenden Stamme duhitri, umstellt und geschwächt aus duhitar, vgl. p. 479. *) Über das Armenische s. p. 471 ff. +) s.§. 220. ff) Die Formen auf bts scheinen auf den beson- deren Dialekt beschränkt zu sein (s. p. 56), der sich vorzüglich durch Verlängerung kurzer Endvocale zu erkennen gibt In den zu die- sem Dialekt gehörenden Kapiteln des Yas'na ist aber der Instr. pL viel zahlreicher als im gewöhnlichen Dialekt zu belegen. Hierher gehören gand-b fs^ gau-bts (il*v), vtdaivad-bts 00<v), mane-bts (s. p.56), rauce-bts^ (s. die Belegstellen in Brockhaus’s Indez). Zum gewöhnlichen Dialekt gehören aftfanAiti-bis (im 9. Kapitel des Yas'na), vom Stamme a$ff and itf nicht gebärend,, und aibis durch diese = skr. vom Stamme a, nach dem Princip der jüdischen Instrumentale wie äs adb is. Im lithographirten Codex des V. S. (p.45) ist die Form afff anditibis 31*
484 BiUmg dtr §. 244. Sanskrit Sead Islams A c döt-fis •hH’) d/rtti-bi8 <nm mis £ Aaoan ti-Ata büfainti-bit m. adnv-Ats pai*-bi8 rUnn-mis £ go-ßi8 gau-bit ••••••• m. a89ta-bt8 n. ndma-bi8 n. vdii-Bi8 vaie-bis Dativ, Ablativ. 244. Des Suffixes dieser beiden Casus, wovon jedoch das Gothische und Litauische nur den ersten besitzen, ist bereits in §. 215. 2 gedacht worden, sowie auch des Um- standes, dafs im Armenischen auch der Genitiv plur. an der im Sanskrit, Send und Latein, nur für den Dativ und Ab- lativ bestimmten Endung Theil nimmt. Dem latein. ist in der ersten, zweiten, und (nach Nonins) gelegentlich auch in der vierten Deel, nur das 8 geblieben, denn du t von hipt-a, torri-8, speci-* (für 8peci-bu8 aus speow-öus) mufs dem Stamme gelassen werden. Lupi-8 steht für Zupd-Aw, da- für zeugen omAd-fas, duö-bu*. Von d-öus gelangte die Sprache — durch gleiche Erleichterung des Endvocals des Stammes, wie sie am Anfänge von Compositen stattfindet (muäüptar für multu-plex oder multö-plex wovon später) — zu >-6t&r (pom* bu8, amici-bus, dii~bu8> vgl. Hartung p. 262). In der ersten Deck hat sich d-bua ziemlich zahlreich erhalten, es fehlt aber an der Mittelstufe i-bu8; doch ist die Sprache schwer- lich von d-bus sogleich zu i-8 übergesprungen, sondern d-bv8 schwächte das stammbafte d zu t, welches sich zum sonderbar zerspalten in drei Wörter: fdnditi 6«r, die ich schon in der ersten Ausg. (p. 195) zu einem Ganzen vereinigt bähe, dessen dritte Sylbe jedoch kurz sein mufs (s. Burnouf, £tndesp 280 ff.). Anstöfsig ist aber der Diphthong 4a in der 4ten Sylbe» wo man ai su erwarten bat, was aber keine der von Berneaf verglichenen Handschriften darbietet, Von 4pi Mutter- schaf.
Datw, Ablativ ph §. 244. 485 Ersatz fiir das ausgefallene bu verlängerte, also terrt-9 aus ttrri-but für terra-bus wie malo aus mavolo. — Man ver- gleiche : Sanskrit Send Lat m. afae-Syasa£paii-byd f) equl-8 f. diva-Syas hi$vä-by6 equd-bue m.pati-byas paiti~byö hosti-bue f. priti-fryas afrtti-byö turri-bvs m. bäoantl-byas bavainti~byd........ Lit Goth. ptina-mus* 3 * *) vulfa-m') dswö-mus gibfan3) genÜ-mus gasti-m awl-mus ansti-m m. sünü-byas £ vdg-byda m. bdrad-Byas m. dimarbya» m. finf tr-bya8 n. vadö-byas pasu-byö pecu-bwi *) 8unu~m ...........vöc-i-bus ........................ bar&n-byö b) ferent-i-bus ................... adma-byö sermon-i-bus................ahma-m bratar-f-byö frdtr^i-bus .................... t>aM>y66) gener-i-bus ....................... Anmerkung. Das Oskische zeigt in der 2ten Declination plu- rale Dativ-Ablative auf üü oder oij, z. B. likolois^ nesimou* ligatüu Nuvlanüis (Mommsen, Osk. Stud. p. 39). In der ersten Deel, bat man ais zu erwarten, was sich im Umbrischen regelrecht zu Ai zusammengezogen hat (Aufr. u. Kirch h. p. 114, H). Es bliebe also fr als wirkliche Casus-Endung, welche Au fr. u. Kirch h. I. c. mit der skr. Instrumental - Endung t>is vermitteln. Ich wende mich aber, im Fall das ganze is der Ca- sus-Endung zukommt, lieber an die Dativ-Ablativ-Endung und erkenne in is eine Zusammenziehung von joj, wie in der griech. Dual-Endung w fätTro-iv, %wga-iv) eine Zusam- menziehung von der vollständigen Endung VZTTTL (§. 221). Ich erinnere auch noch an das latein. bis von no-5i>, t/o-iü, welches oben (p.424) aus bius fiir skr. äjaj erklärt wor- den. Sollte die Sylbe ts im Dat Abi. der lat tsten und Sten Declination mit den erwähnten oskischen und Umbrüchen For- 9 S. p. 295 Anm. •) s. §§• 4l, 135 Anm. 3. 3) S. p. 434. ♦) Ich habe den nur in wenigen Casus belegbaren männlichen Stamm pecu wegen seiner Verwandtschaft mit pa tu gewählt und durch alle Casus durchgefuhrt, und glaube daher auch hier das ursprüngliche u-bus fiir das entartete i-bus setzen zu dürfen. ®) S. p. 440. Anm. 2. 6) S. §. 31. 1
486 Bildung der Catut. §. 244. men in Zusammenhang gebracht werden, so hätte es keine Schwierigkeit, die Sylbe U in der ersten Dedin. aus <nr und in der zweiten aus oit zu erklären, und die Verlängerung des i als Entschädigung für den weggefallenen ersten Theil des Diph- thongs zu fassen, wie im Nom. pl. eguf aus equoi = gr. szzw (p.447) und im Dat. sg. der Pronominal-Dedination aU/aus üloi (p. 343). Ich ziehe aber vor, um die lateinischen Dative wie merufc nicht aus dem Zusammenhang mit den vollständige- ren Formen wie dud-öur, ambd-bus, parci-bue^ amid-btu} duA- but) ambä-btu, equA-bus herauszureifsen, sie aus Formen die- ner Art, in oben (p. 4s4) angegebener Weise, hervorgetan za lassen. Auch ist zu berücksichtigen, dafs im Lateinischen, abge- sehen von zusammengesetzten Formen wie acqutro (s. p. 18), der Diphthong ai sonst nirgends zu t geworden ist, sondern ent- weder zu / (hieraus e durch den Einflufs schliefsender Conso- nanten), oder zu ae, oder zu 4; letzteres im Fall die Conjunctiv- formen wie /enlr, fer Amu* eben so wie die Futurformen wie ferl-t, ferlmm auf sanskritische Potentiale, griechische Opta- tive und gothische Conjunctive wie öairaw, bairai-ma sieb stützen. Was die Entstehung von t aus oi und die Möglichkeit anbelangt, Dativ-Ablative wie lupts mit oskischen auf oi* zu ver- mitteln, so dürfen wir das ganz vereinzelt stehende, von Fest» überlieferte ollou (ab ollou dicebant pro ab illü) nicht uner- wähnt lassen, wo oe offenbar, wie überall, als = oi zu fassen ist Hierbei aber ist zu berücksichtigen, dab die Pronominal-Dedioa- tion überhaupt manche Abweichungen von der gewöhnlichen dar- bietet, und dals auch im Goth, die Pronominalstämme auf o in Dativ pL den Diphthong ai dem skr. / (aus ai) gegenüberstdta, daher thai-m gegenüber dem skr. männlich-neutralen rZ-Zr«* aus /ai-Zyas, gegen vulfa-m lupis für skr. vpkl-ijat. Es könnte demnach auch das erwähnte altlat.olloet in olloe-* =soOoi* zerlegt werden, so dafs hier von der skr. Casus-Endung fjra*wtt das schliefsende * übrig geblieben wäre. Nach dieser Auflassuag könnten aber auch die oskischen Formen auf oi* oder üi* so zerlegt werden, dals nur das / der Casus-Endung anheim fiele, dab ata tikoloi-* etc. zu theilen wäre. Bei den weiblichen Formen «f aw, wenn sich solche belegen lieben, wäre dann das i misbmcb- lich aus der männlich-neutralen Dedination eingedrangen, wie auch im Gothischen thai-m nicht nur dem skr. ti-£jas ms
Genitiv pl. §. 245. 487 tai-b ya* gegenübersteht, sondern auch, statt des zu erwarten- den /Ad-m, dem weiblichen ld-£ya*9 und wie im Griechischen das i in weiblichen Dativen (ursprünglich Loca- tiven) auf ai-07, ein Misbrauch ist (s. §. 251). Wir könn- ten noch weiter gehen, und auch das i der altlateiniscben For- men wie amici-buj) parvi-buty dii-bue als den Schlufstheil des Diphthongs oi erklären und demnach diibu*, aus dioi-bus^ dem skr. ddvd^ya* aus ddvai-lfyas gegenüberstellen. Das 6 von dud-bu*^ ambd-bu* liefse sich dagegen durch die Verlän- gerung rechtfertigen, welche im Sanskrit das kurze a vor der Dual-Endung Sy dm erfährt (§. 219), obgleich die duale Casus- Endung im Latein, durch eine plurale ersetzt ist, also dud- bue9 ambd-bu* für skr. dvd-bydm, ubd-Öy&m. Genitiv. 245. Der Genitiv pl. hat im Skr. bei Substantiven und Adjectiven die Endung am, im Send anm nach §. 61. Das griech. ow verhält sich zur Urform der Endung wie idÖuw zu ddadäm (§§. 4. 18); das latein. hat wie immer den labialen End-Nasal in seiner Urgestalt be- wahrt, durch seinen Einflufs aber den vorhergehenden Vo- cal verkürzt, daher ped-um ( = skr. pad-am), dessen u die Stelle eines kurzen a vertritt, wie in equum =» 5I5RL ddoa-m, imo-v. Das Germanische hat den schliefsenden Nasal aufgegeben (s. §. 18); im Gothischen zeigt sich aber das nun übrigbleibende Jff d in zwei Gestalten, und da- durch ist ein unorganischer Unterschied zwischen der weib- lichen Genitiv-Endung und der männlich-neutralen eingetre- ten, indem das vollere 6 nur den weiblichen d- und n- Stimmen geblieben ist. Das Litauische zeigt fl für JHR. daher z. B. akmen-ä lapidum gegenüber dem sanskritischen ridnsan-dm. Das Altpreufsiscbe.bat dagegen den Nasal in Gestalt eines n bewahrt (§. 18) und den Vocal aufgegeben; daher z. B. swuUo-n sanctorum (wie im Acc. sg.), mdru- wwgirn incredulorum. Letzteres vergleiche man mit lateinischen Formen wie Aosfli-um, tri-wn.
488 Bildung der Cauu. §. 246. 247. 248. 246. Vocaliseh endigende Stämme, mit theils noth- wendiger, theils willkürlicher Ausnahme der einsylbigen, setzen im Skr. ein euphonisches n (oder n naeh §. 17**) zwi- schen Endung und Stamm, dessen Endvocäl, wenn er kurz ist, verlängert wird. Diese Einschiebung scheint uralt za sein, weil das Send, wenn gleich in beschränkterem Grade, daran Theil nimmt, namentlich bei allen Stämmen auf «v a und mju o, daher aipa-n-anm, hijva-n-anm. Zu letzterem stimmen sehr merkwürdig die im Althochdeutschen, Altsäcbs. und Angelsächs. in der entsprechenden Wortklasse vorkommenden Genitive auf d-n-d, e-n-a, daher ahd. und altsächs. ^e'6d-n-d, ags. S. §. 133. 247. Die Stämme auf kurzes und langes i finden wir im Send, wenn sie mebrsylbig sind, ebenfalls nur mit eupho* nischem n; dagegen setzen die einsylbigen t-Stämme die Endung unmittelbar an, entweder mit gunirtem oder rei- nem Endvocäl; so fry-arim oder fray-anm trium voa tri; vay^anm avium von vi. Die Stämme auf >« lassen sowohl die unmittelbare Anschliefsung, als die Einschiebung des euphonischen n zu; doch finde ich von dem männlichen paiu nur paw-anm, dagegen habe ich von weib- lichen Stämmen wie tanu Körper, Leiche (vgl. nach §. 21) funden. 248. Die Pronomina der HHL 9^m STR. und früher allgemeine Gestalt des dm eigentlich nur die Endung der Endung wäre, das mH dem Gen. sg. zusammenhängende s aber die Hauptsache. Wenn dem so ist, so mufs jedoch die Verstümmelung die- ner Endung an Substantiven und Adjectiven als uralt an- erkannt werden, denn das Gothische, welches sich im Plu- ral-Nominativ so genau in der alten Grenze hielt (§. 228), läfst auch dem Zischlaut im Genitiv keinen weiteren Um- fang, nur dafs die starken Adjective, weil sie, wenigstens nai* bis jetzt nur w-n-aiia ge- 3ten Person haben im Skr. dies mag die ursprüngliche, Casussuffixes sein, so dafs
Genitiv pl, §. 248. 489 in den meisten Casus, ein Pronomen angefügt haben (s. 287 f.), auch an dieser pronominalen Genitiv-Endung Theil nehmen; daher thi-$i (§. 86. ft) skr. te-8rdm9) herum, illorum, thi*$6 « skr. td'-sdm harum, illarum; Wtnd* ai$e caecorum, blindaitö caecarum, Das Sanskrit erwei- tert, wie aus dem angeführten Beispiele erhellt, das a männ- licher und neutraler Stämme zu e (s. p. 296), wofür im Send at, daher z. B. aitaisanm horum m. n. fiir skr. etesam, dagegen im Femin. aitaonhanm für skr. dtdfidm (nach §. 66*)). Es mag dahingestellt bleiben, ob das i gothischer Formen wie th£-$4 nur die Schwächung des Stammhaften a ist (also thi-$e für t&a-^s), oder der SchlufstheH des Diphthongs j.« ai. Jedenfalls aber sollte im Femininum dem skr. td'^sdm gegenüber- stehen; es hat aber, wie es scheint, das Beispiel des Masc. und Neutr. verführerisch auf das Femininum eingewirkt, was um so leichter geschehen konnte, als das Fern, durch seine Endung so sich hinlänglich vom Masc. und Neutrum unterscheidet. Das Altslavische, in dessen Endung chü wir die skr. Endung 8 dm erkannt haben (s. p. 144), hat die männlich-neutrale Form ebenfalls auch auf das Fern, übertragen und zeigt z. B. rFb^S tp-chü nicht nur im Masc. und Neutrum für skr. te'-sdm, sondern auch im Fern, fiir skr. ta-8am (über * für skr. e s. §. 92. e.). Das Alt- preufsische zeigt die in Rede stehende plurale Genitiv-En- dung in der Gestalt son (über n für m s. §. 18) und be- schränkt diese Endung eben so wie das Gothische sein s/, und das Altslav. sein chü, auf die Pronominaldedina- tion, wo sie jedoch auch in der ersten und zweiten P. sich findet; also nicht nur steison horum, harum, sondern auch nouson iou-8on upSy. Diese Formen sind ihrer Endung nach organischer als die sanskritischen Formen aima-iam, yuema-kam (s. §. 340), wofür man asme- tam, yus'me-sdm zu erwarten hätte, deren ursprüngliche ) / fiir e nach §. 2t*).
490 BiUun{ der Ceuut, §. 248. Existenz aus dem vedischen Nominativ aisu', ytu'su' (wie ti hi, illi) gefolgert werden kann. Audi das Alulavi- adie zeigt die in Rede stehende pronominale Genitiv-Endung an den Pronominen der beiden ersten Personen, und zwar in der treuer erhaltenen Form CZ sü, daher ijpuhr, txwü vpwr (s. p. 154 Anm.). Ich glaube jetzt, dafs man auch die litauischen Plural-Genitive der beiden ersten Personen, mdm, in «nd-aa, jd-aa zerlegen mufs; hierzu nöthigt, besonders bei der 2ten Pers., das altpreufs. w-am, wofür das Sanskrit, wenn es aus dem ersten Theile des zusam- mengesetzten Stammes ys-ima einen Genitiv gebildet hätte, ys-iam (vgL SJJSfDL illarum) zeigen würde. — Das Hochdeutsche hat in der in Rede stehenden Casus-Endung den alten Zischlaut in r verwandelt, daher z. B. im Althochdeutschen de-rd (in den 3 Geschlechtern), von dessen Endung dem Neuhochdeutschen nur das r ver- blieben ist. Dem Lateinischen ziemt nm für anm (§. 22), daher z. B. wtdnm, wtanm *)• *) Dieses rum ist, wie die Eigentümlichkeit des Plural-Nom. (§.228), von der Pronominal-Decl. auch in die ganze zweite, erste, und die mit letzterer ursprünglich identische fünfte Declin. (s. p. i47f.) eingedrungen, oder dahin zurückgekebrt. Diese Fortpflanzung der rum-Endung auf die genannten Declinationen war um so leichter, als alle Pronomina, im Gen. pl., der zweiten und ersten Deck ange- hören. Erhalten sind aber auch, besonders in der alten Sprache, Formen, die dafür zeugen, dafs nicht zu aller Zeit die Sprache der Zurückfuhrung der Endung rum gleich günstig war (de'-wm, j-oef-um, amphor^-um^ agricoP-um etc.). Dagegen scheint aber auch die En- dung rum einen Versuch gemacht zu haben, sich in der 3ten Declina- tion festzusetzen, in den von Varro und Charisius überlieferten Formen wie bove-rum* Jooe-rum^ lapide-rum^ rege-rum^ nuce-rum, die ich jetzt am liebsten so erkläre, dafs ich eine Erweiterung des Stammes durch den beliebten Zusatzeines i annehme, wie in den Plu- ralnominativen wie reg£-s, von den erweiterten Stammen bori, regi (§. 226), deren i vor r nach §. 84 zu e werden mufste, also Aoo?- rum, rege-rum fiir boei-rum^ regi-rum, wofür nach dem gewöhnlichen Princip der /-Stämme booi-um, regi-um stehen müfste. Das lat. rum
Genitiv pl, §• 249. 491 249. Wir geben hier einen Überblick der Bildung dec Plural-Genitivs: und skr« eAm läfst gr. erwarten; dies fehlt aber sogar bei den Pronom., so daß das Griech. in dieser Beziehung im strengsten Ge- gensätze zum Lat. steht Die Formen auf a-uw, s-wr (z. B. aura-ouv, avre-ccr, ayoja-wr, ayo^s-wr) deuten jedoch auf einen ausgefalle- nen Consonanten. Die Annahme des Ausfalls eines o* (vgl. §. 128) rechtfertigen außer dem Lateinischen auch das Umbrische und Oski- sche, wobei es wichtig ist zu beachten, daß die letztgenannten Dia- lekte nur bei der ersten Declination, der erstere rum, der letztere zum zeigt, bei der zweiten aber beide um oder om, vor welcher Endung der Endvocäl des Stammes, wie in latein. Formen wie xoci'-um, abfallt; daher z. B. im Umbrischen AbeUan?-um^ Nuvlan’-um^ zicoF-om (die- rum), im Gegensätze zu eüa-zun-k egma-zum „illarum rerum” (nach Kirchhoff). Das oskische z ist,.wie Aufrecht u. Kirch- hoff (Umbr. Sprachd. p. 107 f. Anm.***) gezeigt haben, ein weiches 4, wenigstens in der Mitte der Wörter, und es stimmt insofern merk- würdig zum goth. x (welches ich nach §. 86. 5 durch / aus drücke), daß es bei Veranlassung zur Lautschwächung aus hartem x hervor- gebt, daher iz-ic dieser ans ü mit dem enklitischen ic, wie im Gothi- schen iz-ei (q-ei) welcher aus ü er mit der relativen Partikel es (1. c. p. 10S). Ich möchte aber auch dem anfangenden z von xico- Zux, welches zuerst von Peter (Le. p. 511) im Sinne von Tag gefaßt worden, keine andere Geltung geben aß die eines gelinden x, auch wenn es, wie Au fr. u. Kirchh. annehmen, mit dem lat. diecula Zusammenhängen sollte. Ich fasse es aber lieber, in Übereinstim- mung mit Peter und Lange, aß wurzelhaft und bildungsverwandt mit seculum. Man braucht jedoch die beiden Wörter, das lateinische und oskbehe, nicht von secare abzuleiten, sondern man kann sich, da Zeitbenennungen häufig von W urzeln stammen, welche Bewegung ausdrücken, an die Wurzel eec (skr. eac ans zak gehen, folgen) wenden. Ich erinnere beiläufig daran, daß im Skr. die Zeit im All- gemeinen unter andern durch amfaa (von am gehen) ausgedruckt wird, auf dessen Wurzel (am gehen) ich in meiner Abhandlung über die Celtischen Sprachen, p. 5, das bt annue (aus amnuz) zu- zuckgefuhrt habe. Hiervon stammt im Skr. auch amd/i-x eben- falß Zeit, womit 1. c. das lit. omss-x (them. amzia, gen. amzio) verglichen worden. P i c tet („De l’affinit^ ” etc. p. 9) sieht zum skr.
492 Bildung der Catut, §. 249. Sank Send Griech. Latein. Lit Goth. m. adud-ft- -dm napd-n- •anm im’-wv epio-rum pdn-i mdf•€ m.n . tf'-sdm aitai- ianm t-w> irtd-rnm f-Ä Airfi £ a&d-n- -dm hifva-n- •anm 'Xwpd-wf equd-rum isw’-ä ffeb6^o*) £ td'-sdm aonhanm *) rd-wv ista-rum f-fl thi-qo m.n -dm5) try- •anm rpt-wv triram try-ü thry-e £ pritd-n- •dm dfriti-nr -anm nopri^n tnrrirum * ) afut’-i m. rinu-n- •dm pah- anm rsxTMO pecn-nm «An ’-w sunit^d5) amAsa, d. h. sur Ws. desselben, des trländtscbe cm, das walliscbe omaerund niederbretannische omxer, sammtlich „Zeit” bedeutend. Um aber wieder zum lat, Pluralgenitiv zurückzukehren, so möchte ich jetzt die Verlängerung des stimmhaften o in Formen wie eyadrann, quö-rum (letzteres = skr.ki-t dm aus kai- /dm, vom Interrogativ* stamme ka) als Entschädigung für ein weggefallenes i erklären, wie im Dat. sg. (p. 343). Überhaupt hat die Länge des 6 in der lateini- schen 2ten Declinat. überall eine Veranlassung. Nur im Gen. pl. würde sie ohne Veranlassung sein, wenn man nicht auf das skr. B und sendische ai surückgeben wollte. Bei den entsprechenden Femininstämmen ist der Endvocal des Stammes von Haus aus lang, daher steht bier guA-rum passend dem skr. kd - j A m gegenüber. ’) Althochdeutsch, s. §. 246; goth. fi&'-d. ®) Kommt oft vor und entspricht dem skr. *-*dm harum, earum (§. 56*’); von Mjupo tA wäre tAonhadm zu erwarten, was ich nicht belegen kann. Die zusammengesetzten (mehrsylbigen) Pronominalstämme verkürzen die vorletzte Sylbe, daher gy ai-tanhai\m^ nicht aitAonhaAm) wie man aus 4 tA •a Afn erwarten könnte. 9) V^disch; in der gewöhnlichen Sprache trajrA-n-4m, von dem auf diesen Casus beschränkten erweiterten Stamme traja. *) Zweisylbig. 5) S. p. 258.
Genüw pl. §. 249. 493 Sansk. Send Griech. Latein. Lit. Goth. F. kdnu-n- -dm tanu-ii- ysro-wy socru-um -ahm handiv-e* m. £ gdv-am gav-ahmßo(v)-wy bov-um F. nav-am yä(F)-ufv F. vdi-a'm vd6-anmo7r-ufy vdc-um m.n. Barat- dm bar^nt- fapdyr-wv s. p. 453. anm *) fijand-e aiman- dm aiman- dat/xdv-tw termdn-um akmen-d ahman-e anm m. ndr-am ') brafr- irarlp-tov frdhr-um ahm brdthr-e C. tv<ur- ams) ducfö&r- 2rvya,Tip-u)vmdtr-um ahm dukter-d dauhtr-e n. ’) dafr- ionqp-tjDv datdr-um anmi0) i. vacat- dm vacanh- £^(a)-wv gener-um anm 6) Oder auch gyj barantaAm wie im V. S. p. 131. saucantaüm lucentium, dagegen auch häu- ig j auc cntadm. 7) V&liscb (vom Stamme nar, np Mann) = «end. nar-artm^ welches letztere im Gegensätze zu Formen wie brät r-aAm, Atr- (ignium), wegen seiner Einsylbigkeit den Stammvdcal beibe- lält. Die gewöhnlichen Sanskrit-Genitive von Stämmen auf ar, r, nrie z.B. dcrd//>n-dm, duhitf-n-dm, gehören wie die analogen hccusative eigentlich zur i-Declination (s. p. 479). •) VMisch (Rigv. I. 65, 4), vom Stamme j&djdr, sodjr Schwester; es stimmt also, abgesehen von der Unterdrückung des Foeals der Sten Sylbe des Stammes, zum lat. xordr-um, wofür man m Skr. s'edsär-dm zu erwarten hätte. *) ddtfr-n-äm ss stammt von ddiri, s. p. 479» <o) Ich folgere diese Form aus anderen schwachen Casus der be- reffenden Wortklasse, so wie aus dem belegbaren brätr-arim.
494 Bildung der Casus. §• 250. 251. Locativ. 250. Der Charakter des Plural-Locativs ist im Sans- krit g 8uy welches der Verwandlung in sw unterworfen ist (§. 21), wofür im Send tu steht (§. 52), während aus sw nach §. 53 >CF hu geworden ist. Die gewöhn- lichere Form für su und hu (wofür auch sr4, A4) ist jedoch sva, Ava, was auf ein skr. soa führt. Dies scheint mir die Urgestalt der Endung, denn nichts ist gewöhnlicher im Skr. als dafs die Sylben va und ya sich ihres Vocals entledigen und dann den Halbvocal vocalisiren, wie z. B. 3?TT uktd gesagt für vakta. Somit ist die An- nahme der indischen Verstümmelung der Endung viel wahr- scheinlicher als die einer sendischen Erweiterung derselben durch ein später zugetretenes a, zumal da sich in keinem anderen Falle ein ähnlicher Nachwuchs begründen läfrt Ist aber sva die Urgestalt der Endung, so ist sie iden- tisch mit dem Reflexiv-Possessiv-Stamme sea, wovon mehr in der Folge.— Im Griechischen entspricht die Dativ- Endung tri (mit v ephelk. <nv), deren i ich jetzt nicht mehr als Entartung des u der skr. Endung au, sondern als Schwächung des a der vollständigen Form sva auffasse, wie ich auch schon in der ersten Ausg. (§. 228) das i des lat. SH# (für sus-5t) aus dem a des skr. Stammes sca er- klärt habe, und ebenso das t des griechischen Stammes *4* (§. 341). 251. Die Stämme auf a fügen diesem Vocal, wie in vielen anderen Casus, ein i bei; aus a + i aber wird JF 4, dem das griech. oi entspricht, daher unroi-tn « skr. divf-tu, send. aipaiiva. Von hier ist das i im Griech. auch auf die a- ij-Stämme übergegangen, während im Skr. und Send d rein bleibt; daher SR0R3 dled-au, wozu am besten die Locative von Städte-Namen stimmen, wie nkarauwo, ’Okvp- (Buttmann §. 116. Anm. 6.)*). *) Die gewöhnliche Endung 01$, W (o«-V, ai-c), ds Verstände-
Localiv pl. §. 252. 495 252. Dafs in altepischen, äolischen und dorischen Dativen wie TEvx&rri, Spscm das erste <r dem Stamme an- gehört, ist bereits bemerkt worden (s. §. 128). Sie ent- sprechen den sanskritischen Locativen wie oddas-ste (nach §. 251 aus oddas-sva), welchem das griechische (aus FEXfcr-cri) entspricht. Die in der ersten Ausg. p. 292 ausge- sprochene Vermuthung, dafs Formen wie xuveo-o-i, ysxvE^ai, yuyaLXfo-cri, framo-crt aus erweiterten Stämmen auf e; entsprun- gen seien, und dafs das beigetretene Suffix mit dem der althochdeutschen Plurale wie Äustr, chelbir verwandt sei (§. 241), ist mir jetzt weniger zusagend als eine seitdem von Aufrecht (Zeitschrift I. p. 118) gegebene Erklärung, wornach in Formen dieser Art <r<n für ofi stünde, so dafs also dieselbe regressive Assimilation eingetreten wäre, die ich oben (p. 34) bei der Erklärung von rlacrap^g aus i&rrA- pe$ für skr. iatvaras angenommen habe. Es mufs also in Formen wie xw-e-ovi, wie wir jetzt tbeilen, das s als Binde- vocal aufgefafst werden, wofür im Dorischen der Tafeln von Herakles (s. Ahrens II. 230) a erscheint (^pcuro-dw- a-aai, vnapxovr-a-tra-iv, TtoioyT-ci-craL* *). Auch die Stämme auf <5 gestatten aufser der unmittelbaren Anfügung der Enduqg den Bindevocal, vor welchem dann, wie vor den Vocalen der Casus-Endungen, das er ausfällt, also (aus hww -E-ereri) neben tTM-tri. Da die vocalisch endigenden Stämme der 3ten Dedination im Genitiv sg. (§. 185) und im Gen. Dativ du. (§. 221) dem Princip der consonantischen Decli- lung von oi-or«, ax-Ti aufgefafst, und so mit der dritten Dedin. in Ein- klang gebracht, verliert hierdurch ihre scheinbare Verwandtschaft mit der sanskritischen verstümmelten Instrumental-Eudung dis (§. 219), woran ich früher gedacht batte, weil der griech. Dativ auch als In- strum. gebraucht wird (Abhandl. der bist, philol. KL der K. Akad. der Wiss. aus dem J. 1826. p. 80). *) Das a oder e von di^aa’O’w oder dvtytrrw kann man als thematisch fassen, da der auf das skr. nar sich stützende griech. Stamm eigentlich dvej, aus dva£, lautet; s. p. 498. Anm. 3.
496 Bildung der Coeur. §. 253. nation folgen, so kann es nicht befremden, dafs sie auch vor der pluralen Dativ-Endung den Bindevocal s gestatten, in Formen wie (neben rlxv-aai}, IxSv-s-m, jrokw- ffn (neben jrakp-s-ox), dcoÄww-oTn, ßofrJ-E-ffa* **). Mit den beiden letzteren vergleiche man das skr. staat-sv, send. yau-m(?). Auf progressiver Assimilation beruhen wahrscheinlich die Formen ycuvcur-tri und dtu/iar«, aus youmr-oi, twfurr-ei, vielleicht auch aroa-ai aus iraä-m, vgl. skr. jpai-su, lautgesetzlich für pad-aü 253. Das Litauische zeigt im Loc. pl. die Endungen so, mi oder es, oder, und zwar am gewöhnlichsten, wie das Let- tische, ein blofsesaals Endung*). Schleicher hält tu für die ursprüngliche Form und bemerkt (p. 172), dafs ältere Schriften bald sa bald se, die ältesten aber meist au zeigen. Wenn aber, was schwerlich der Fall ist, die Form aa nicht ganz von den ältesten Schriften ausgeschlossen ist, so be- harre ich bei der schon in der ersten Ausgabe ausgespro- chenen Ansicht, dafs sa die ursprüngliche Form, und ihr a identisch sei mit dem Vocal der oben vorausgesetzten skr. Endung ava und der im Send wirklich bestehenden Endun- gen ava, iva”); denn von aa gelangt man leicht durch *) Dafs Ruhig und MieIcke, deren Autorität ich früher in die- ser Beziehung gefolgt bin, die Endung ro als eine blofs weibliche, und dagegen re als nur dem Masc. zukommend dargestellt haben, beruht, wie Schleicher gezeigt hat, auf einem Irrtbum, der mich jedoch nicht veranlassen konnte, die beiden Endungen ihrem Ur- sprünge nach als verschieden darzustellen, sondern ich habe sie schon in der ersten Ausg. beide von dem vorausgesetzten skr. reo abge- leitet, und dabei an das gothische Sprachverfahren erinnert, wonach im Gen. pL die Endung d blofs an Femininen, die Endung d aber in den drei Geschlechten vorkommt, obwohl sie beide aus gleicher Quelle fliefsen (s. §. 245). **) Das Altpersische zeigt su o4, u p4, mit regelrechter Verlänge- rung des schliefsenden a; die Endung uv4 ist eine Verstummelang von hu od und ihr u wie das von /u vd eine euphonische Einfügung, indem das Altpersische die unmittelbare Verbindung der Halbvocale
Locatw pl, §• 254. 497 anz gewöhnliche Vocalschwächungen zu äw und se; be- feindend aber wäre der Übergang von u zu a. In Bezug uf den Verlust des Halbvocals der skr. Lautgruppe eo, im Litauischen, erinnere ich noch an das Verhältnifs es lit. sdpnas Traum und 8esu Schwester zum gleich- edeutenden skr. svdpna-s, svasd. Bei sdwas, sawä suus, ua für skr. roa-a, svä ist der unbeliebten Verbindung von w durch Einfügung eines Bindevocals vorgebeugt, der im lascul. wegen seiner Betonung lang ist. 254. Es folgt hier ein Überblick des sanskritischen, endischen, litauischen Plural-Locativs und des ihm entspre- henden griechischen Dativs: Sanskrit Send Lit Griech. x d^ve-av aipai-s'va pdnu-88 iinroi-ffi dlnd-au hi$va-hva dswö-ee ’OXv/xÄut-ai, x^a*”01 pri'$t-su dfriti-iva ')awi-8e TTopri-öi o. iwntww pa&u-8va stimme v6cv-ai n.fpd'-au gau-8va? . ßov-cn , ndu-au . vav-rt • vdA-su ndAT-soa? . davsY n.n.5drat-su . (fj/pov-at o. dlma-au aima-hva f) und/* mit einem vorangehenden Consonanten (h vor y ausgenom- sen) nicht liebt, und daher den v und y den entsprechenden Vocal ersetzt. In Folge dieses Gesetzes lautet auch der sanskritische »ronominalstamm soa (wovon wie gesagt, die plurale Locativ- Endung abstamxnt) im Altpersischen hupa, und fiir /pom du steht vpam, 1) Ich habe keine Belege fiir den Locat. sendischer i- Stamme; er ann aber nur analog dem der u- Stamme sein, welcher öfter vor- ommt «) So im Vend. Sade p. 500 d&mahva von d&man, L 32
498 Bildung der Casuj. §. 254. Sanskrit Send Lit Griech. m. Brd'tr-tu br atar-fsva .................narpa-ai 3) n. vdca9-9u vacö-hva *) ..........sTrsa-ai 9) Das a in dieser Form ist nicht, wie man gewöhnlich annimmt, ein Bindevocal, sondern beruht auf einer Umstellung, wie styaxov für E^aßxov und im Sanskrit drake'jrAmi ich werde sehen fiir darkejAmi (Skr. Gramm. §. 34i)); so 7rarpuri( vgl. vergärt) fiir Tara^Ti (vgl. reTTa^Tt), welches durch Bewahrung des ursprüng- lichen Vocals besser als iraTfja, Trare^ec etc. zum skr. Stamm pitär stimmt. Ähnliches gilt von dem Dativ a^yaoT, indem das Thema von a£v-cc, wie aus dem verwandten erhellt, einen Vocal zwischen dem g und v ausgestofsen hat, der im Dativ pl. in der Gestalt eines a, und von seiner Stelle verschoben, wieder erscheint So avBgan für dvag-Q't gegenüber dem skr. np-e u aus nar-s u. ♦) Im V. S. p. 499 finden wir die analogen Plural - Locative ufirdhoa und isapohva\ An- quetil übersetzt ersteres durch „au lever du eoleil” und letzteres durch „a la nuit”. Diese Formen können aber unmöglich anders als aus Themen auf ae (^ 6 §. 56^) erklärt werden. Die meisten Casus des letzteren, in anderen Casus häufig vorkommenden Wortes, entspringen aus einem Thema auf a r, und wenn nun ksapar mit ksapo wechselt, so ist dies ein ähnlicher Fall wie wenn im Sanskrit dhan Tag einige Casus aus ahae bildet (woraus dhö in dhdbis etc.) und neben diesem dhae auch ein Thema dhar besteht Die Anomalie des sanskritischen Tages scheint im Send ganz und gar auf die Nacht übergegangen zu sein, indem dieser auch ein Thema auf n, nämlich e apan zu Gebote steht, wovon wir den Genit. plur. Iceaj- nahm — analog mit hierum, über das f für 9} p s. §. 40 — in Verbindung mit dem weiblichen Zahlwort tierahm trium finden (V. S. p. 246); dann lesen wir 1. c. S. 163 ae nahmca (= dÄndnca) keaf anahmc a (lies Ice af- nanmc a) dierumque noctiumque. Im Sanskrit bat sich aus dhan durch das Suffix adie abgeleitete, aber gleichbedeutende Form ah na entwickelt, die jedoch nur am Ende einiger Composita vorkommt (wie pdrvdhna der frühere Theil des Tages) und in dem adverbialen Dativahnäya bald, sogleich. Das Send aber, des- sen Nacht-Benennung auch in dieser Beziehung nicht hinter dem
Bildung der Casus. §. 255. 499 255. Nach Darlegung der Bildungsgesetze der einzel- nen Casus mag es zur Erleichterung des Überblicks passend sein, Beispiele der wichtigsten Wortklassen in ihrer zusam- menhängenden Declination herzusetzen. Wir gehen hierbei vom Sanskrit aus, und gehen zu den übrigen Sprachen in der Ordnung über, wie sie sich in den besonderen Fällen am treuesten in ihrer Urgestalt bewahrt haben* *). Männliche Stämme auf a, griechisch o, lateinisch ö, armenisch a, o, u (s. p. 366£), altslawisch o. Singular. Nom. skr. diva-8, lit.pina-8^ s. aip6, mit ia*. aipai-ia, gr. mro-;, 1. equu~8, altslav. BASKK vlühü Wolf, g. vulf*-8, ahd. wo^f, arm. meg' Wolke (instr. miga-v, s. p. 427), diuprp mard‘ Mensch f), ^tuptu^ wara$ Eber*). Acc. skr. diva-m, s. aipt-m, 1. eguu-m, altpreufs. dei- Sanskrit zurückbleibt, verfugt freier über eine ähnliche Ableitung, lcsafna\ wir finden davon den Locativ lesafnd, was man zwar auch als Dativ von Üsapan erklären könnte; allein es steht ihm V. S. p. 163 der unzweideutige adjectivische Locativ naimi (von naima halb) voran. — Man vergleiche auch 1. c. S. 149, wo iira asnB iira tisafnB an diesem Tage, in dieser Nacht bedeutet, mit dem locativen Ad verbi um iira hier, im Sinne eines locativen Demonstrativs. *) Ich nehme auch das Altslavische in diese Zusammenstellung auf, mit Verweisung auf die betreffenden Bildungsgesetze in den fol- genden Paragraphen. 1) Them. mardo (s. p. 366) = skr. märta, gr. ZB^oro. Das skr. mdrta Mensch als Sterblicher (vorzüglich im Vöda-Dialekt) hat die volle Form der Wurzel bewahrt und entfernt sich von gestorben auch durch die Betonung, obwohl das Substantiv und das Particip. ursprünglich Eins sind. <) Them. warasu = skr. v a rdh d. 32
500 Bildung der Ctuui. §. 255. wo-n, gr. ioo-y, lit pJno-n, slav. t>U£u, g. vulf\ ahd. wo^f, arm. mord'9 waraj ’). Instr. skr. cUre-n-a, s. adpa3 lit. pördi^ ahd. wolf-u, arm. miga-v (s. p. 358), mardo-w, woraw, slav. vlüko-mL Dat. skr. ddvdya, s. aipdi, L pdmw (zweisylbig), L populo-i Romano-i, equä, arm. mig-i (s. p. 383), mardo-i (spr. mardö, L c.), wara^u, g. tndfa, ahd. wolfa^ wolfe3 slav. vlüku. Ahl. skr. drfvd-t, s. adpd-d, L alto-d, osk. prewatu-i arm. mige (p. 358), mardoi (spr. mardo) * *), warasu oder wara^e a). Genit. skr. aiva-tya, gr. 7znrc-(a)w, 9. aipa-hi, dialek- tisch aipa-hyd oder aipa-Jcyd (s. §. 188), osk swoeü (suve-ü aus twoe-ti) sui = skr. svd-sya, altpr. deiwa-9, altsächs. toero-s (viri) = skr. vard- 9ya, ahd. wolfe-9 6), g. ou^i-s, lit. pdnö, arm. mig-i (s. p. 381 f.), mardo-i (spr. morde?), wara^u, slav. vlüka. 9) Über den praefigirten Artikel der armenischen Accusative sg. und plur. s.p.472f.. *) Dasj i hat in den Ablativen der o-Stämme nicht wie sonst am Wort-Ende eine etymologische Begründung, sondern steht, wie mir scheint, blofs zur Andeutung der Länge des vorhergehenden » o; man darf also mit vollem Recht die Ablative von Petermann’s 3ter De- clination den lateinischen der zweiten gegenüberstellen, also mardd wie im Latein, Iup6, oder, um zwei verwandte Wörter zu wählen, •"[•fyj argd = skr. r kJ A-t (aus arkJdt) wie im Lateinischen und aus urso-d. Man vergleiche mit dem armenischen Stamme arge auch den griech. agxTO aus d()£o. Ich fasse das Verhältnils des armen. Stammes argo zum skr. ärkJa (hypothetische Urform fiir /£*«) so, dafs ich in dem arm. g blofs die Erweichung und Palatahsining des skr. harten Gutturals erkenne, und Abfall des Zischlauts anmehme, während der lat Stamm um den Guttural verloren haL 1) Die Form waraft beruht wahrscheinlich auf der ursprünglichen Identität der armenischen u-Stamme mit den a-Stammen und ist also analog mit migd = skr. m tgd'-t. *) Da das Althochd. dem Altsächs. näher steht als dem Gothi-
Bildung der Casus. §. 255. 501 Loc. skr. dive (aus dsua-s), s. aipe9 maidyöi (§. 196), lit. pöne, slav. BAKK1» vlüke9). gr. Dat. arm# (oücol, po(9 rot), 1. Gen. equ-i (nove = ndve im neuen)* Voc. skr. dsva, s. aipa, altpr. deiwa, deiwe, lit. p6ne' slav. vfäke, gr. iw, 1. eque9 g. vulf, ahd. wolf, arm. meg\ mard?, wara$\ Dual. Nom. Acc. Voc. skr. dsudu, v4d. diva9 $. aipdo9 aipa9 slav. vfäka, lit. p6nu. Instr. D. Abi. skr. diva-byam, s. aipaii-bya^ gr. D. G. Ztttto-lv, slav. Instr. D. vlüko-ma, lit. I. D. p6nä-m. Gen. Loc. skr. asvay-ös, s. aipay-S, slav. oboj-u (amborum), vZdJb'-u, lit. Gen. p6n-0. Plural. N. V. skr. divds9 vid. aivatat, s. adpaonhö^ g. wir föt, osk. Abellanut, ahd. wolfd (s. p. 157), arm. mard‘-q9 wara$-q (s. p. 444 £). Acc.f skr. dsud-n(s), s. a&pa-n (mit 6a: aipani-6a equosque), g. wlfa-nt' altpr. cfeiwa-n^, gr. pnrovs sehen, so mufs man annehmen, dafs das e von wolfes unmittelbar aus a entsprungen sei, und nicht aus dem i des goth. vulfis (s. §. 67). *) Ich werde in Folge dessen, was in §. 92. e. über die Etymolo- gie des altslav. * gesagt worden, diesen Buchstaben von nun an in latein. Schrift durch 4 ausdrücken, und je bloß zur Darstellung des IC gebrauchen, welches sich von 1> in seinem Ursprünge wesentlich da- durch unterscheidet, daß der in ihm enthaltene e-Laut in allen ver- gleichbaren Formen auf das skr. kurze a sich stützt und dessen j auch öfter eine etymologische Begründung hat, wie z. B. im MOpiC morje Meer (euphonisch für morjo mit o = skr. a, s. §. 257), dessen j aus ursprünglichem i hervorgegangen ist und dem i des lat. Stammes mari entspricht In Plural-Nominativen wie rOCTHK (Gäste), wel- ches ich gostij-e theile, ist ij die euphonische Entwickelung aus dem Stammhaften i und stimmt zu analogen Erscheinungen im Päli (s. p. 409 Anm.).
502 Bildung der Cmuj. §. 255. (aus i7nro-v$ s. p. 466), lat lit jxJnä-s, arm. meg’-t, mard’s, waraf-t, slav. BAKKZ1 vlükü, ahd wolfa. Instr. skr. divdit, s. aipdis. lit pdnais, slav. vfäkü, vid. aive-ßis, altpers.bagai-bü\ wm.iniga-vq9 mardo-vq\ warafu-q. D. Abi. skr. aivt-bya89 s. aipaii-byö (mit da: -byai-ca), 1. duo-bu#, amb6-bu89 amici-bu* (§. 244), amicH, lit. D. pdna-mu^, p6nä-may slav. D. g. D. vulfa-m9 abd. wolfu-m, arm. Dat AbL Gen. m£pa-i, mardo-i, wara$u-z (p. 425 ff). Gen. skr. aivd-n-dm, s. adpa-n-anm, 1. «ocT-um, gr. anr-an' (aus Imrc-wy), altpr. deiica-n, lit pdn'-ö, g. vulf-d, ahd. wolf'-d, slav. vlük’-ü. L.gr.D. skr. advd-su, s. aspai-sva, aipai-tv, lit pdnu-<a, pdnusu, p6nü-se, pini^89 gr. innoi-tri, slav. BAZKbyi vlüfä-cAü. Neutrale Stämme auf a, griechisch o, lateinisch d, altslavisch o. Singular. N. Acc. skr. ddna-m9 s. ddt/-m, 1. donu-m, gr. dwpc-y, altpr. bültUwi dictum, lit gdrc^ slav. diU Werk, g. dwr\ ahd. tor. Vocat skr. ddna, s. ddta, slav. delo^ g. daur\ ahd. tor\ Übrigens wie das Masculinum. Dual. N. A. V. skr. dänt, s. ddtb, slav. ^dbAdb d/le. Übrigens wie das Masculinum. Plural. N. A. V. skr. ddznd-n-t, ved. dd'ndf $. ddiat gr. dSpa9 g. daura, slav. deZa, ahd. Zor*. Übrigens wie das Masculinum.
Bildung der Casus. §. 255. 503 Anmerkung 1. Im Instrumentalis der a-Stämme läfst Bur- nouf (Ya$na p. 99 f. Note 74) bei den sendischen a-Starn men For- men mit eingeschobenem n zu, so dafs der Ausgang a-n-a dem skr. t-n-a von äsvl-n-a, ddnd-n-a entspräche. Er be- ruft sich unter andern auf die Form mais'mana urinä, welches er von einem Stamme auf ma ableitet, während ich darin das Suffix man erkenne (s. §. 796) und somit im In- strum. mais man-a theile. Wap die von Burnouf (l. c. p. 100 Note) erwähnten Instrumentale mas ana, srayana und vanhana anbelangt, so beharre ich um so lieber bei der schon in der ersten Ausg. ausgesprochenen Ansicht, dafs sie von Stäm- men aufan kommen (dafs also ma/an-a etc. zu theilen ist), als sich seitdem zu masan Gröfse das entsprechende und gleich- bedeutende v^dische mahan gefunden hat, und zwar ebenfalls nur im Instrumentalis (mahn-A, s. Benfey Gloss. zum S. V.). Den Instrumentalis des Interrogativs, welcher sehr oft in der Form kana vorkommt, erkläre ich aus einem zusammengesetzten Stamme k ana9 welcher in seinem Schlufcbestandlheile zu dem des skr. a-na, l-na (s.§.369 ff.), gr. xstvo, und altpreufs. Za-nno*), Nom. ta-ns „er” stimmt, welches letztere offenbar mit dem skr. Stamme ta er, dieser, jener (s. §. 343) ver- wandt ist. Dafs ich auch den altpersischen Stämmen auf a keine Instrumentale mit eingelugtem n zugestehe, ist schon anderwärts bemerkt worden (Monatsbericht d. K. Ak d. Wiss. 1848 p. 133). Anmerkung 2. In der in Rede stehenden Wortklasse verdienen noch die Singulargenitive des Messapischen eine nähere Betrach- tung. Sie enden sämmtlich auf hi **) und erinnern darum so- gleich an die altpersischen und sendischen auf hyA für skr. sya (s. §. 188). Da aber das Messapische eben so wenig als irgend ein anderes europäisches Idiom zum iranischen Zweige unseres gro- fsen Sprachstammes gehört, so kann diese specielle Begegnung des Messapischen mit dem Send und Altpersischen nur für zufällig gelten, d. h. sie erklärt sich aus der nahen Lautverwandtschaft *) Über die im Altpreufsisehen nach kurzen Vocalen beliebte Ver- loppelung der Liquidae und Zischlaute s. meine Abhandlung über die genannte Sprache p. 10. **) S. Mommsen „Die unteritalischen Dialekte” p. 80ff. und Hier in Kuhn’s Zeitschr. VI. p. i42ff.
504 Bildung der Caiui. §. 255. zwischen j und h (vgl. §. 53), die sich zwar vorzugsweise an den iranischen Sprachen bemerklich macht, in welchen jedoch die Schwächung von * zu h gerade in den grammatischen En- dungen am spätesten eingetreten ist, wie oben (p. 430(1) aus dem Armenischen und Ossetischen gefolgert worden. Das i der messap. Endung hi ist wie das des gr. io die Vocalisirang des sanskritischen und iranischen Halbvocals der Endung ^a, äj4 das messapische hi und gr. io ergänzen sich also einander insofern wechselseitig, als ersteres den Consonanten (h für e)9 letzteres den Vocal (o fiir <s) der ursprünglichen Endung bewahrt hat. Ich möchte aber aus dem Messapischen nicht die Folgerung zie- hen, dafs den griech. Genitiven auf so solche auf io vorangegan- gen seien, denn warum sollte nicht ein 0" eben so gut als andere Consonanten gelegentlich, oder an bestimmten Stellen der Grammatik, ausgefallen sein, wie z.B. t in Formen wie aus <p££-e-Tl, skr. ö'dr-a-/£, präkritö'a r-a-di oderfaraft Die Verwandtschaft des Messapischen und Griechischen nöthigt, wie mir scheint, eben so wenig dazu, sanskritische Genitive auf a-sya im Griech. zuerst zu o-io, und von hier zu oio werden zu lassen, ab man aus latein. Formen wie gener-i* die Folgerung ziehen mufste, dals die in §. 128 besprochenen griech. Neutral- stämme auf o$, £$ (Pur skr. a s) ihr (T zwischen zwei Vocalen zu- erst in £ verwandelt und dann das g aufgegeben hätten , dafs also dem Genitiv yeve-og eine Form yeveg-og vorangegangen sei Trotz der sehr nahen Verwandtschaft der beiden klassischen Sprachen — die offenbar erst auf europäischem Boden sich ge- trennt haben — folgt doch jede der beiden Zwillingsschwestern in speciellen Fällen ihrer besonderen Neigung. — Die Nomina- tive der vorliegenden Wortklasse enden im Messapischen entwe- der auf a-j oder auf os. In ersterem Falle gleichen sie den sanskritischen und litauischen Nominativen wie dtvd-s (Gott), de fva-s, in letzterem den griechischen wie $eo-g und den sla- vischen Stämmen wie vluko Wolf=skr. vrka (aus vor Ara), lit wllka, oder den armenischen wie ar^ato Silber = skr. rag atä (p. 367). Den Nominativen auf as stehen im Genitiv vorherrschend Formen auf ai-hi, seltener solche auf i-hi gegen- über (Mommsen p. 80f., Stier 1. c. p. 143), und ich vermutbe, dals das dem Stammhaften a beigelugte i durch den rückwirken- den euphonischen Einflufs des schliefsenden i erzeugt sei, nach
Bildung der Casus, §. 265: 505 dem Princip des germanischen Umlauts, und ähnlicher Erschei- nungen im Send (§. 41), obwohl in der letztgenannten Spra- che gerade das h den rückwirkenden Einflufs eines folgenden i hemmt, und daher z. B. bar-a-hi du trägst der 3ten P. bar- ai-ti = skr.^& dr-a-ti gegenüber steht.— Die messapischen Stimme auf o zeigen im Genitiv vorherrschend i-hi ( z. B. (gegenüber dem Nom. |xo£xo-?), was ich für eine Ver- stümmelung von oi-hi und somit, hinsichtlich desi, ebenfalls für ein euphonisches Produkt des i der Endung halte, zumal es auch an Formen auf oi-hi und o-hi (letzteres ohne euphonisches i) nicht ganz fehlt, und auch einigemal i-hi für ai-hi9 gegenüber Nominativen auf a-<r, vorkommt (Stier p. 143). Ob die For- men auf eihi (nQa&thtihiy na^agEiht) aus oihi oder aihi ge- t schwächt sind, kann in Ermangelung des entsprechenden Nomin. nicht entschieden werden. — Sollten die oben (p. 386) bespro- chenen oskischen Genitive auf eis der 2ten Dedination den Ausgang is nicht durch Umstellung aus si gewonnen haben, so wurde ich jetzt eis als Verstümmelung von eisi = messap. ei-hi fassen, und in dem i von ei-s die gebliebene Rückwirkung des verlorenen schliefsenden i erkennen. Weibliche Stämme auf <f, gothisch und litaui- sch altslavisch a. Singular. Nom. skr. <Uoa, gr. x^P*» lit. drwa, s. 1. egua, g. giba, ahd. gebc^ slav. Bk^OBA vidova (vidua). Accus. skr. aivd-m9 1. s. hi$va-nm, gr. xwpa-v9 altpreufs. ganna-n, genna-n (feminam), slav. Bk^OBft vtdovu-n, lit. dswa-n, g. giba, ahd. geba. Instr. skr. aivay-d9 ved. aivd (§. 161), s. hifvay-d9 slav. Bk^OBOIft vidovoj-un9 lit. äswa. Dativ skr. divdy-di9 4. hi$vay-ai9 1. egua-s, equae, lit. dswa-t (zweisylbig), slav. Bh^OB^ vtdove9 g. gibcd (§. 175), ahd. gebu9 gebo. Ablativ s. hi$vay-äd9 skr. divdy-d* (aus -dt s. p. 178), 1. praeda-d, osk. touta-d.
506 Bildanf 4er Canu. §. 255- Genitiv skr. dardy-da, s. ki^tag-do* gr. z«»< L lerrd-t, liL dstttf-a, g. yi6d-a, ahd. yefa, später yefo, slav. WIlJÖBTI tidorü. L-gr. D. skr. divdy-dm9 s. kifcay-a (? s. §. 202), liL dtvcöj-ty slav. Bk40Bt rtddre, gr. x&H* X^ (J. 125). Voc. skr. dkka (p. 410 Anm. 1), dite9 s. hifva, gr. X<®r«» L equa9 g. giba9 ahd. geba, lit. diwa9 slav. vldO9O (s. §. 272). Dual. N. A. V. skr. divi9 s. kifvi, slav. Bb^OKfc vidave (s. p. 501 Anm.), liL dt'wi (§. 214). I. D. AbL skr. divd-Bydm* s. hifrd-byc^ gr. D. G. slav. I. D. vidotw-ma. liL L D. äswö-m. Gen. Loc. skr. dlvay-da, s. A»^oay-d(?), slav. mdon-v, liL G. daw'-ö. Plural. N. V. skr. aiva99 osk. scriftas (nom.), lit. dswÖ89 g. giböt, s. hifvao, ahd. gebö, slav. vidovü. Accus. skr. divd~89 1. equd-89 gr. lit. dswa-s, g. gibö^9 s. hifvdo, ahd. gebö9 slav. mdaviL Instr. divd-Bi99 s. hifvd-bis9 lit. d8rwö-mü9 slav. vido- va-mi. D. Ahl. skr. divd-bya89 s. kif^a^byd (mit tax -byai-id)9 1. equd-bu89 ÜL D. dawd-maa, später slav. D. oidova-md, g. gibi-m^ ahd. gebö-m. Genitiv skr. aivd-n-am9 s. hifva-n-anm9 ahd. geb6^69 gr. >• amphor9-um9 g. liL daw'-fi, slav. oikioo'-ö. L gr.D. skr. s. Ai^rd-Aca, liL dswd-sa, dswd-m, dswd-se, diw&99 slav. Bh^OBA-YZ vidova-cM9 gr. ’OXv/jtTri'a-ai, x^Pa^ffh X^PM^*
Bildung der Casus. §. 255. 507 Weibliche Stämme auf :'). Singular. Nom. skr. prt'ti-8, s. dfrlti-8> gr. zropn-;, 1. iurrw, lit awi-s, g. an8t*-8, slav. HOUFTk nosti Nacht, ahd. an8t\ arm. <4 d^*’). Acc. skr. pri'ti-m, J. furrt-m, s. a/rftfi-m, gr. Tropri-y, altpreufs. nakti-n noctem, lit. dwwi, slav. no8t$9 g. und ahd. an8t\ arm. o£. Instr. skr. pri'ty-d, 3. afrtty-a, slav. HOtllTHIft no/tfy-un, lit. awi-mi, arm. ÄJi-v***). Dativ skr. pri'tay-e oder prl'ty-di (s. §. 164), s. dfrite-g, mit (Ja: afrltay-e-ia, 1. turrf, lit. äwi-ei (zweisylbig s. §. 176), slav. nozti, g. anstai, ahd. ensti, arm. Ablativ s. dfritöi-d, skr. pri'te-8 (aus prl'te-t, s. p. 178) oder prity-d8 (aus prity-af}, 1. navale-d (s. p. 360 Anm. *f), arm. ö±e (s. p. 359). Genitiv skr. prtte-8 oder prVty-as^ s. a/rftfos-s, g. ans- toi-s, lit. aw/-s, 1. tarrw, gr. Tropn-o;, <fnxrE-w;, slav. nos'ti, ahd. ensti, arm. Locat skr. prtf-au od. prity-am, lit. awyj-i9 slav. nostL *) Von einem skr. Mascufinstamme auf i mögen hier die von dem weiblichen Paradigma abweichenden Casus genügen. Von agni Feuer kommt der Instr. sg. agni-n-ä (dagegen von p&ti Herr, sä lei Freund: päty-A, sä/cy-A9 s. §. 323) und der Acc. pl. agnt -n. **) Obwohl die armenischen Wörter, wie bemerkt worden (p. 367), ihrer Flexion nach sämmtllch männlich sind, so haben sie doch nur solche Casus-Endungen, welche in den verwandten Sprachen dem Mascul. und Fern, gemeinsam sind, weshalb hier der Stamm Schlange (= skr. ähi masc.) im Verein mit Femininen der Scbwestersprachen erscheinen mag. ***) Die armenischen Instrumentale sg., und in den meisten Decli- nationen auch die litauischen und slavischen, gehören nach ihrem Bildungsprincip nicht hierher, mögen aber dennoch, wegen ihrer merkwürdigen Übereinstimmung mit einander, hier einen Platz fin- den (s. §• 358. Anm. *).
508 ^Bildung der Casus, §• 255. Vocat. skr. prite, 1. aw/, g. anstai (?), s. afrtti, gr. 7ro/m, slav. notti, ahd. anrf, arm. 6£. Dual. N. A. V. skr.prsti, s. afritl?^ lit. awi, slav. nosti, L D. Abi. skr. prtti-byam^ s. dfrlti-bya, gr. D. G. zropn-o-iv, slav. I. D. no/tfz-ma., lit. I. D. awi-m. Gen. Loc. skr. pri'ty-ös, s. dfrify-6?, slav. HOU1THIO nos'tij-u, lit. Gen. awi-u (zweisylbig). Plural. N. V. skr. prt'tay-a8 9 s. afritay-d) mit ca: dfrttay- ai-6a, gr. iropn-e$9 1. turre-8 (p. 453), g. anstei-s, lit. dwy-8 ( cs dwM), slav. nosti9)^ ahd. ensti, arm. <%*-?• Accus. skr. prvit-8, s. dfrttay-6, äfTit'y-6, afriti-8, mit ca: äfrltay-ai-ia etc., gr. 7ropTi-a$, Troprf-;, g. antti-ns, lit. awi-8, arm. slav. HOUITHH nostij, ahd. ensti *) Dagegen DÄTHH pwMij-e vom männlichen Stamme punii Weg.— Zu dem, was in §. 92. Ar. über die Bezeichnung des Lautes unseres j im Altslaviscben gesagt worden, ist hier noch nachzutra- gen, dafs in den Fällen, wo der /-Laut mit einem vorhergehenden Vocal zu Einer Sylbe sich vereinigt, derselbe in den jüngeren Hand- schriften und in gedruckten Büchern durch fi ausgedrückt wird, in den älteren Handschriften aber durch ein blofses H. Ich habe in der früheren Ausgabe fiir dieses H = j in lateinischer Schrift i ge- setzt, welche Bezeichnung ich jetzt fiir den Laut des oben (p. 92.6.) besprochenen, ganz kurzen i (h) verwende, während ich j sowohl fiir das, eine Sylbe beginnende j (IO ju, K je etc.), als fiir das schliefsende (H) setze. Die Neigung zu der in wenigen Sprachen beliebten Laut- verbindung ij tbeilt das Slavische mit dem Altpersischen, wo die san- skritischen Endungen auf i in der Regel noch den Zusatz des entspre- chenden Halbvocals jr (unser/) erhalten, wie auch einem schliefsenden u noch der entsprechende Halbvocal v zur Seite tritt (s. Monatsbe- richt 1848 p. 140). Das Altslavische zieht auch den Diphthongen ai\ ei9 oi9 üi9 ui die Lautgruppen aj9 ej, 4j9 oj, üj9 uj vor, deren j
Bildung der Casus. §. 255. 509 Instr. skr. priti-ljit, s. äfrtti-bis, arm. £££*;', lit. awi-mis, slav. nosti-mi. ebenfalls in den späteren Handschriften und in Drucken durch H bezeichnet wird (also AM, EM, tH, X1H, Oyfi). — Wo aber H mit dem vorhergehenden Vocal keinen Diphthong bildet, soll es, nach Miklosic h (s. vergleichende Lautlehre p. Ulf. und p. 28) wie ji ausgesprochen werden, so dafs also z. B. pAH = raj (Para di es), aber der Plural pAH = raji wäre. Ich setze jedoch für das unbezeich- nete H in lateinischer Schrift überall ein blofses i und mache hier nur darauf aufmerksam, dafs dieses i hinter Vocalen eine Sylbe fiir sich bildet und nicht mit dem vorhergehenden Vocal zu einem Diphthong sich vereinigt, da das Altslavische das i als Schlufstheil von Diphthon- gen nicht kennt, sondern dafür den entsprechenden Halbvocal ge- braucht, also z. B. MOM moj meus gegenüber dem zweisylbigen Plural MOH moi. Es mag dahingestellt bleiben, ob letzteres mo-i oder mo-ji auszusprechen ist; im letzteren Falle wäre, streng genom- men, moj-i zu theilen, denn der Stamm ist mojo (s. §. 258), der Nom. sg. würde ohne eine specielle Anomalie der jo-Stämme moju (M0]Z statt MOM moj lauten, und der Plural-Nominativ moji, wenn dies die richtige Aussprache von MOH ist, wäre analog mit vluk-i Wol fe = lit wUkai (zu theilen wllka-i, zweisylbig). Ist aber mot zu lesen, so ist in dieser und analogen Formen von Stämmen auf jo die Casus- Endung sammt dem Endvocal des Stammes abgefallen, und das i wäre die Vocalisirung des Halbvocals j des Stammes mojo. Jedenfalls wäre es eine mangelhafte graphische Darstellung, wenn die Sylbe ji durch blofses H ausgedrückt würde, während doch die Schrift andere Syl- ben, welche mit j anfangen, mit Doppelbuchstaben wie IA (= ya), K (= je) bedacht hat. Kopitar scheint das H, wo es nicht (in jün- geren Handschriften) mit dem Kürzezeichen versehen ist (M), über- all als reines i zu fassen, denn er bemerkt ausdrücklich (Glagolita p. 51), dafs die Sylben ji und jo fehlen. Über die Veranlassung des Fehlens der Sylbe jo s. §. 92. k.; fehlt aber wirklich auch die Sylbe ji aus Abneigung gegen die Vereinigung des j mit dem ihm entspre- chenden Vocal am Schlüsse einer Sylbe, so steht in dieser Beziehung das Slovenische über dem Altslavischen, welches er unter anderen auch darin überbietet, dafs es alle seine Praesentia in der 1. P. sg. auf m (für skr. ml) ausgehen läfst, während das Altslavische, mit Aus- nahme weniger Verba auf mi\ das alte m überall zu A Jptrübt hat. •K
510 Bildung der Casiu. §. 266. D. Abi. skr. priti-ßyas, s. dfrtti-byö, mit da: afriti- byat-ia, 1. turri-bua, lit. D. awl-mus später awi-mt, slav. D. nos'te-mü, g. D. antti-m, ahd. engti-ni, en*ti-n, arm. D. Abi. G. d^t-i (s. p. 425). Genitiv skr. pri'ti-n-dm, s. afrtti-n-anm, 1. turri-um, gr. TTopri-cuy, lit. awi-d (zweisylbig), altpreufs. nidruwin- gi-n (m. incredulorum), ahd. enzä-o, g. an*t'-r, slav. HOUITHH nostij. Locat. s. dfriti-tva (od. -au), skr. prt'ti-au, lit. awwa, -aü, -ae, slav. HOIIITE^K noste-chü, gr. D. Trcpn-si. Neutrale Stämme auf >. Singular. N. A. V. skr. vä'ri, s. vatri, gr. ifyx, 1. mare. Übrigens wie das Masculinum. Dual. N. A. V. skr. «drs-n-t (über n s. §. 17*>). Übrigens wie das Masculinum. Plural. N. A. V. skr. s. var-a (?)*), gr. *dpt-a, 1. mar- i-a, g. thrij-a (rp(a), ahd. drt-u (s. p. 461). Übrigens wie das Masculinum. Männliche Stämme auf u, gr. v, altslav. x u. Singular. Nom. skr. aunu-a, lit. 8ünii-8, g. aunu-a, s. paa'u-a, 1. pecu~8, gr. veScu-;, slav. cxiHX sünü (Sohn). Acc. skr. aunu-m, 1. pecu-m* s. padu-m, gr. ve'kv-v, lit aunu-n, g. aunu, slav. sünü. *) Aufser der oben(p. 460) als falsch erwiesenen Lesart gara kommt diese Form, was 1. c. übersehen worden, noch einmal vor und zwar in einer Stelle des loten Kap. des Yasna (V. S. p-4$, bei Wes- tergaard p. 30) wo Anquetil gara paiti durch „sur les mon- tignes” übersetzt; höchst wahrscheinlich mit Recht
BiUunf dsr Casus. §. 255. 511 Instr. skr. sunu-n-cf (v4d. prabdhav-d von prabahu, s. §. 158), s. paiv-a. Dat. skr. «undv-c, s.parfo-e, 1. pecu-i, lit. tünu-i (zwei- sylbig), slav. rönoo-t, g. sunau. Abi. s. paiau-d (\>oj §.32), paieu-$9 1. magütratu-d, skr. 8Üno-8 aus 8Ünö-t (p. 178). Gen. skr. 8Üno-8 (aus aunau-f), v4d. patv-as, lit. 8ünau-8, g. sunau-a, s. paieu-89 paiv-6 (aus paiv-ai)9 1. pecu-89 8ena,tu-08, gr. y/xu-os, slav. CZlHOy 8Ünu. Loc. skr. «un’-ati, ved. swndv-i, sl. sünov-i, lit. 8ünUi (zweisylbig). Voc. skr. 8un6 (aus 8Ünau)9 lit. 8Ünah, g. sunau9 s. padu, gr. v£xv, slav. CZlHOy 8ünu. Dual. N. A. V. skr. n. a. 8Ünu\ voc. 8unu9 s. paid9 lit. 8ünii9 slav. CR1HZ1 8ünü. I. D. Abi. skr. sünü-byam, s. paiu-bya9 gr. D. G. vsxv- o-iv, slav. I. D. röno-ma, lit. 8ünu~m (§. 222). Gen. Loc. skr. auno-ds, s. pa^v-o, lit. G. «Zn-4. Plural. N. V. skr. n. stzndü-a«, voc. st2nat>-a*, gr. vlxu-f$, s. paiv-6 (mit 6az paivai-6a)9 l.pecü-89 g. 8tmjt^8 (für 8uniu-8 aus 8unau-89 §. 230), lit slav. sünov-e. Aceusativ skr. 8än^-n(s), g. «mu-na, 1. pecä-89 lit tOrä-i, s. paiv-6 (mit ca: paiv-ai-ia)9 gr. vixv^. Instrum. skr. s. paiu^bi89 lit 8üwmm89 slav. 8üno~mi. Dat. Abi. skr. 8Ünü-Bya89 s. paiu-by69 Lp8cu-bu89 lit D. 8ünü^mu89 g. stmu-m. Genitiv skr. stlnu-n-dm, s. paiv^anm9 1. pccu-wm, gr. yexv-wv, g. sufuc-e, lit M2n’-d.
512 Bildung der Cojiu. §. 265» Locativ skr. s. paiu-8va (o<L paiu-tu), liL 8ünur*ä, -8Ü, -se, -s, gr. D. vsxu-n. Anmerkung. Weibliche Stamme auf u weichen im Sanskrit von der Dedination der männlichen genau eben so ab, wie S. 507 f. prt ti f. von jgfj] agni m. Neutrale Stämme auf «, gr. v. Singular. N. A. V. skr. mdcfu, s. madu, gr. /ißu, 1. pecuy g. fath*. Übrigens wie das Masculinum. Dual N. A. V. skr. s, madv-i Übrigens wie das Masculinum. Plurak N. A. V. skr. madü-n-i, s. madv-a, gr. jxöu-a, k pecit~a. Übrigens wie das Masculinum. Consonantische Stämme. Singular. Sanskr. Send. Lat Gnech. Thema vac vac v6c O7T Nomin. vak vak-8 VÖC-8 at Q7T^ Accusativ vac-am vai-fm vöc-em O7T~a Instrum. vai-a vd6~a ••••••• Dativ vai-e vai^e v6c-i Ablativ vac-as *) vai-ad voc^e(d) Genitiv vac-as vac-6 3) vod-w O7F-05 1) L. er. D. vdi-i vdi^i 9 / O7F*l Vocativ vak vale-8 (?) v6c-t •V O7T-$ *) Über die Betonung der einsylbigen Wörter im Skr. und Griechischen mit Rücksicht auf starke und schwache Casus s. p. 271 ff. f) Aus s. p. 178. J) Mitca: vMat-da.
Bildung der Casus, §. 255. 513 Dual. Sanskr. Send Lat Griech. N. A. V. vac-au •odb-do • •••••• vedisch vac-a vdh-a 3t ozr-s I. D. Abi. vdg-Byd'm ? D. G. o/r-o-Fy Gen. Loc. vdi-6's vai-6? •••••• Plural. N. V. va'c-a8 vdi-6 •) s) 07T-f$ Accus. vai-aß vdi-6*) ott-o; Instrum. vag-Biß ? • ••••• D. Abi. vdg-Byas ? voc-i-buß *) Genitiv vdc-am vai-anm vöc-um 07T-WV L. gr. D. vdk-s'ü vdK-sva? > / OTT-CH Singular. Sanskr. Send Griech. Latein. Goth. Them. Barant1) barant*) (pipOVT fertnt fijand ’) Nom. Baran baran-i (pepwy feren-ß fijandr» Acc. Bärant-am bardnt-dm (p^poyr-a ferentremfijand Instr. Bdrat-d bartnt-a Dat. Bdrat-e bar#nt-e ferent^i fijand 3) S. §• 226. ♦) Man kann auch v6ci-bus theilen und wie im Nom. Acc. eine Erweiterung des Stammes durch i annehmen. In dersel- ben Weise kann man auch das o in griechischen Dualformen der 3ten Declin. (otfoiv, irotrioiv etc.) und am Anfänge von Compositen wie 7ToBo7T£&), (pvtriohoyos als Stamm-Erweiterung ansehen, wodurch das betreffende Wort aus der 3ten in die zweite Declinat. eingefährt wird. Man vergleiche in dieser Beziehung P Ali-Form en wie daran- td-tii, Instr. pl. von einem aus darant (gehend) erweiterten Stamme dar anta^ ungefähr wie im Griech. (^S^ovto-iv) aus dem durch o = skr. a erweiterten Stamme ^S£Ovto. ’) Schwach tidrat* 8. p. 266 f. Überhaupt behält das Sanskrit bei den ursprünglich auf nt ausgehenden Wortstämmen den Nasal nur in den starken Casus. *) oder bar ent. 3) Feind, als Hassender, s. §. 125 p. 260. 33
514 BiUunf der Cant, §. i >-r Sanskr. Send Griech. Lat. Goth. Abi. bdrat-M *) bartht-ad ............../ere»U-€(d)........... Genitiv Bdrat-ae bwrM-6 *) <|>/parr~o$ ftrci&ie fiandü *) L. gr. D. bdrat-i barä&i ffarr-i ............................. Vocativ bäran bar<m~i tfpw feren-e fiatd DutL N. A. V. ffdronMw barant-do............................... v4d. Bdrant-d barairt-a fyipavr-t .......................... I. D. Ab. bdrad* bara*-bya <£epcyr-o-w......................... gr. D. G. bydm 7 *) s) G. L. barat-fa bariM-6? ....................................... Plural N. V. barant-a8 bar&drb *) 8. §. 226.J^and-f Acc. bdrabat barätf-b9) tfpwr-a$ ..............fijandri Instr. baradrbit baran-bü................................ D. AbL bdrad-bya» bara*-by6 ............. <0) ft) Gen. bdrc&di* barfab ^porr-w lf) jymd-t arm10) L. gr. D. bdrat-eu ............Idpov-ri .................. Singular. Thema m. skr. diman Stein, s. aiman Himmel, gr. öcupov, L sermdn, g. ahman Geist, ahd. oAaon Ochs, Ul ahmen Stein, slav. KAMEH kamen id., arm. *ktnb aka* Auge (s. p. 362), e^an Ochs. Nom. skr. s. aima9 1. sermd, liL ahmu, slav. £amü, g. aÄma, ahd. ohso9 gr. dai/jtow, arm. akn9 epn. Accus. skr. dsman-am, s. aiman-^m9 1. eerm&wm, gr. dai/xov-a, g. ahman^ ahd. oAson, arm. a£n, epn. *) aus i&rat-at^ s. p. 178. •) barent-ai-^a feren tisque. 9 S. §. 191. 7) S. p. 440. Anm. S. ») S. p. 513. Anm. 4. 9) Mit 6x: barent~a* »ta. <0) S. p. 513. Anm. 4. ,f) J$w>- do-m, von dem durch • erweiterten Stamme fijande^ vgl. p. 513. Anm. 4.
Bildung der Casus* §. 255. 515 Instr. skr. dmas-a, s. a^nan-a, arm. aJbam-6, (s. p. 358. Anm. *). Dativ skr. a«man-e, s. admain-e, 1. 8ermdn-i, slav. kamen-i, g. ahmin, ahd. ohsin, arm. akan, e$in. Ablativ skr. adman-as (aas adman-at s. p. 178), s. adman-ad, 1. 8erm6n-e{d), arm. akan-e, e$an-e. Genitiv skr. ddman-as, s. adman-6 (mit ca: adman- ad-ca), gr. dctt/j.ov-o; 1. sermdn-is, g. ahmin-8, lit. akmens, slav. kamen-e, ahd. ohsin, arm. akan, e$in. L.gr.D. skr. ddman-i, s. admain-i, slav. kamen-i, gr. ^ai/utov-i. Vocativ skr. ddman, s. adman, gr. tafyioy, arm. akn, esn, 1. sermd, g. ahma?, ahd. ohso, 1. akmu, slav. kamü. Dual. N. A. V. skr. adman-du, ved. adman-a, s. adman-do od. adman-a, gr. dcu/xoy-E. I. D. Ahl. skr. ddma-bydm, s. adma-bya, gr. D. G. icu- ndv-o-iv (s. p. 513. Anm. 4). Gen. Loc. skr. ddman-6s, s. adman-ö ?, lit. G. akmen-d (s. p. 442). Plural. N. V. skr. adman-as, s. adman-6 (mit 6a: adman- ad-6a), gr. daijnov-E$, g. ahman-8, lit. ikmen-8, arm.. akun-q, etfn-q, slav. kamen-e, ahd. ofaun od. oheon. Accus. skr. adman-ae, s. adman-6 (adman-ad-6a), gr. dat/xov-o;, g. ahman-8, arm. akun-8, e$in-8, ahd. ohsun, ohson. Instr. skr. adma-Bis, s. adma-bis, arm. akan^bq^, esam-bq. D. Abi. skr. adma-tyas, s. adma-byd (mit 6a: adma^ byad-6a), g. D. ahmarm, ahd. ohsö-m ’), arm. D. Ahl. G. akan-z, e^anrz *). 1) Die unorganische Lange des 6 im Dativ ohsä-m und Genit ohsdn-6 mag durch das Beispiel der äu&erlich gleichen Formen der weiblichen d-Stämme veranlafst sein, wo wir oben (p. 506) geb6-m, glbd-n-6 aus dem Stamme gib6 Gabe haben entspringen sehen. 2) S. p. 425 fT. Ober das lat eermdnibus s. p. 513 Anm. 4. 33*
5(6 BUtof itr Cat»». §»3& Genie, skr. äiman-dm, s. admaa-afim, L «ermdn-aMii, g- ahma*4, ahd. oAadn-d, lit. afaw» A L.gr.D. skr. ddma-aw, s. a/ma-Aea, gr. dedpo-au Singular. Thema neut. skr. nd'mait, i. ndman, gr. Tokar, g. Jurirtm Hers, ahd. Adrsan, herzu», L ndauM, ndam, slav. mmb Name. Nom. Ace. akr. ad'ma, 4. udma, g. hairtS, ahd. Aersa, gr. Tahas, L ndman, slav. HMA «um. Vocativ akr. nffman oder s/ua, s. ndmaii, gr. raXa», L «dmm, g. Aartd, ahd. hena, alav. «um. Dual. N. A. V. akr. ud'mu-i, a. »dmaiu-i, alav. «WM-i. Plural. N. Acc. V. skr. ad'mdtt-i, a. ndmofn-a, gr. rdhas-a, g. iairtiiM, L udmui-a, alav. «Mn*a, ahd. Aerrda. Singular. Thema skr. duhitdr Tochter, s. du§dar, gr. Svyartp, 1. mdter, g. dauhtar, ahd. tohter, lit. dokter, arm. fmjnabp dutter, slav. ^UllTip düs’ter. Nomin. skr. duhitd', s. dutjdCa, lit. duktd, slav. diid, g. dauhtar, ahd. tohter, gr. ^vydnjp, 1. mdter, arm. dustr. Accus. skr. dufritar-am, s. dutfdar-fm, 1. matr-em, gr. 9vyar£p-a, slav. düs’ter-e, g. dauhtar, ahd. tohter, arm. dustr. Instrum. skr. du^itr-d, s. dutfdlir-a, arm. dster~b (s. p. 358. Anm. *). Dativ skr. dubitr-f, s. dutfdir-e (s. p. 344 Anm. 12), L mdtr-i, slav. däe'ter-i, g. dauhtr, ahd. tohter, arm. dster. Ablativ skr. duhitdr, s. dutfdtr-a#, 1. mdtr-^d), arm. dster-e.
Bildung der Casus. §. 255. 517 Genitiv skr. duhitür, s. dutfdter-6, mit ca: dufidfer- ax-ca, gr. ^vyarp-d$, 1. matr-i89 lit. dukter-8, g. dauhtr-8, slav. düster-e, ahd. tohter, arm. dster. L. gr. D. skr. duhitar-i (s. p. 405 Anm. 7), s. dutf<l£r-iy slav. dfa'ter-i. Vocativ skr. dühitar, gr. Sv/cmp, g. dauhtar, ahd. tohter., arm. dustr, 1. mdter, s. dutfdart (§. 44). Dual. N. A. V. skr. nom. acc. duhitar-au, ved. duhitdr-d, voc. dühitar-du 9 ved. dihitar-d; s. du(f- dar-do od. ducfdar-a, gr. Svyarip-t. L D. Abi. skr. duhitf-tiyäm, s. ducfdar-f-bya, gr. D. G. Svyar/p-o-iy (s. p. 513. Anm. 4.). Gen. Loc. skr. duhitr-&89 s. ducjd&r-ö ?, slav. düe'ter-u., lit. Gen. dukter-d. Plural. Nom. Voc. skr. nom. duhitar-a8. voc. duAtlar-as, s. du<fdar-6, mit 6a: du<fdar-ai-6a, gr. Svya.- rlp-^ lit. dhkter-8, arm. dster-q 1). Accusativ skr. duhitf-8 (« duhitri-8 pag. 483), s. du/tf/r-d?, mit 6a: duy'der-ad-ca, gr. Svya- r^-a;, arm. dster-8. Instrum. skr. duhitr-ßis, s. dwydr/r-/-öis, arm. deter-bq (s. §. 216). D. Abi. skr. duhitr'-l>ya89 s. dwyd^r-d-öyd, arm. D. A. G. dster-z. Genitiv skr. duhitf-n-dm *), ved. svdsr-am (sororum p. 493), s. duffd^r-anm9 1. mdtr-um9 gr. 9vya- vlp-wv, g. douA^r-d, lit. dukter-d9 slav. dih'ter-ü. 1) Aus dster-s9 s. p. 444. Über das latein. mdtrts §. 226; über goth. Formen wie dauhtrju-s p. 465. Anm. 15. <) = duhitrt-n-dm, vom Stamme duhitri9 gehört, streng genommen, eben so wenig als der Acc. duhitf-t hierher.
518 . Bildung der Casus. §• 255. L. gr. D. skr« gr. Svyar/xUn (aus Sv/arap-ai, p. 498. Anm. 3). Singular. Them. n. skr. naBas Luft, Himmel, slav. nebos, nebes'), gr. f), s. manai Geist, lat. genus, gener. N. A. V. skr. naffaa, gr. y&fw;, lat. gewus, s. mand, mit 6a: manai-6a, slav. nebo (s. §. 92. m.). Instrum. skr. ndBas-d, s. mananh-a * *). Dativ skr. ndBas-i, s. mananA-e, slav. nebes-i, 1. gentr-i. Ablativ skr. ndBas-as (aus ndbai-at p. 178), s. ma- nanh-ad, L gener-e(d). Genitiv skr. nddas-as, s. mananA-d (mit da: ma- •) Der vocalische Unterschied zwischen den flexionslosen Casus (veipo?, slav. nebo) gründet sich, wie schon in der ersten Ausg. (§. 932 Anm. **) bemerkt worden, in den beiden Sprachen höchst wahr- scheinlich darauf, dafs die mit Casus-Endungen belasteten Formen im Stamme das leichtere e dem schwereren o vorziehen. Auf dem Gra- vitätssystem beruht auch im Lat. das Vocal-Verhältnifs zwischen dem e von gener-is etc. und dem u von genus, so wie das von Formen wie cnrpor-is zu dem u der flexionslosen Formen. S. §. 8 Schlufs, wo aus Versehen die Angabe des Gewichtsverhältnisses zwischen griech. s, und o, u) fehlt. *) Burnouf bemerkt in seiner oben (p. 2 Anm. *) erwähnten Recension (in dem besonderen Abdruck p. 1i), dafs die Instrumen- tal-Endung bei dieser Wortklasse vorherrschend lang sei. Es waren mir ebenfalls Formen dieser Art mit langem d genug aufgefalleo, allein an Stellen, wo, in dem besonderen Dialekt (s. §. 188) auch die ursprünglich kurzen a am Ende verlängert erscheinen, und die ich also nicht in Ansehlag bringen wollte; auch darf man die Fälle nicht mitrechnen, wo durch die Partikel ca ein vorhergehendes «au d in seiner ursprünglichen Länge geschützt wird. Nach Abzug dieser beiden Klassen von Formen auf anhd dürfte wohl die Zählung nicht ungünstig fiir das oben gesetzte kurze a aus fallen, im Fall sich über- haupt in dem gewöhnlichen Dialekt ein Instr. auf anhd ohne ange- hängtes ca nachweisen lälst.
Bildung der Casus. §. 256. * . 519 nanh-at-ia)9 gr. vl^(a)^9 L jWMF-w, slav. nebes-e. L. gr. D. skr. ndbat-i, slav. nebet-i, s. manah-i. gr. v^E(a)-i. Dual. N. A. V. skr. nabas-t, slav. nebet-i s. manah-i. I. D. Abi. skr. ndbo-bydm9 s. mane-bya, gr. D. G. vE(f)£(cr)-o-iy (s. p. 513. Anm. 4). Gen. Loc. skr. ndbas-6, s. mananh-b ?9 slav. ndbet-u. Plural. N. A. V. skr. nabans-i, s. mando aus manaonh-a (s. §. 233), slav. nebet-a, gr. ytysfa^-a, 1. yener-a. Instrum. skr. ndbb-bis, s. mane-bit (s. p. 56£). Dat. Abi. skr. ndbö-byas, s. mane-byö (s. p. 56f.). Genitiv skr. ndba8-äm9 s. mananh-anm, L yener-wn, gr. vs<td(a)~wv9 slav. nebes-ü. Loc.gr.D. skr. nabas-su od. ndbaX-tu, s. manö-hva, gr. vtyw~ffi. Altslavische Declination. 256. Wir müssen, um die wahren Casussuffixe des Altslavischen mit denen der verwandten Sprachen verglei- chen zu können, vor allem die Endbuchstaben der vor- kommenden Thema-Arten zu ermitteln suchen, da sie im Singular-Nominativ meistens sich abgeschliffen oder ent- stellt haben, wornach es das Ansehen gewonnen hat, als wenn diese Buchstaben, wo sie in den obliquen Casus wie- der hervortreten, entweder der Casus-Endung angehörten, oder eine dem Stamme wie der Endung fremde Einfügung wären, die von Dobrowsky Augment genannt wird. Es werden nach Erkenntnifs des wahren Stammgebiets die Casus-Endungen in vielen Punkten sich ganz anders gestal- ten als Dobrowsky sie darstellt (p. 460), mit welchem wir z. B. nicht den Neutren eine Nominativ-Endung o oder
520 Bildung der Casus e einräumen können, wohl aber den Vortheil, den Endvo- cal des Thema’s in diesem Casus treuer als das Masculinum bewahrt zu haben. Für den praktischen Sprachgebrauch, und wenn man sich blofs innerhalb der Grenzen des slavi- schen Sprachgebiets halten will, mag indessen alles das als Flexion angenommen werden, was gewöhnlich als solche dargestellt wurde. Uns kommt es aber hier nicht darauf an, diejenigen Sylben als Vertreter grammatischer Verhält- nisse zu betrachten, die dem Gefühle des Sprechenden als solche sich darstellen, sondern nur solche, die urkund- lich durch die Sprachgeschichte sich als solche ausweisen, und seit Jahrtausenden als solche bestanden haben. 257. Den männlichen und neutralen Stämmen auf 5T a entsprechen im Altslaviscben, wie im Griechischen, Stämme auf o*), welcher Vocal im Nom. Acc. sg. zu X ü geworden, im Neutrum aber unverändert geblieben ist, eben so am Anfänge von Gompositen, wo nach ältestem Princip das nackte Thema verlangt wird; z. B. novü novus erscheint in mehreren Compositen als novb (HOBOposK^EHZ novo-rot'denü neugeboren), ist aber dann nicht als das Neutrum novo novum aufzufassen, sondern als das dem Masc. und Neutr. gemeinschaftliche Thema, in welchem noch kein Geschlechts-Unterschied angedeutet ist. Den deutlich- sten Beweis, dafs die in Rede stehende Wortklasse der in- dischen, litauischen, gothischen auf a entspricht, liefern ihre weiblichen Stämme auf a (für 5R «)» so dafs z. B. der Form rabu (für rabo) Knecht ein Fern, raba Magd gegen über- steht. Namentlich entsprechen alle altslav. primitiven Ad- jective, d. h. die mit indefiniter Dedination, den sanskriti- schen auf a-s, a, a-m, griech. o-;, q (a.), o-v, latein. u-s, a, *) Dialektisch hat sich in gewissen Casus das ältere a behauptet, z.B. im Slowenischen vor allen mit m anfangenden Flexionen der drei Zahlen, wie z. B. tula-m durch den Köcher. Im Stamme ent- spricht dieses Wort dem gleichbedeutenden skr. tdna (§. 20 u. Gloss. ScrL a. 1847 p. 146).
im Altslawischen. §• 258. 259. 52t so sehr man auch vom äufseren Anschein sich ver- leiten lassen könnte, in den Adjectiven, welche im Nom. masc. auf k i und im Neutrum auf e enden, wie z.B. CHHk swu caeruleus, CHHE eine caeruleum, die Analoga der lateinischen Adjective wie miti-e, mite zu suchen. 258. Ich erkenne aber in den Adjectiven wie das eben genannte, und in den ähnlich beschaffenen Substantiven wie KHAßk knan$i Fürst, more Meer, solche Stämme, die ohne die in §• 92. k. erwähnte euphonische Erscheinung, aufjb ausgehen müfsten, woraus je, und hieraus im Nom. Acc. masc. — gemäfs der in diesen Casus eintretenden Un- terdrückung des Endvocals des Stammes - k », und im Neutrum e, mit erhaltenem Vocal und gewichenem j. Diese Stämme entsprechen also den indischen auf ZT ya, griechi- schen und lateinischen auf w, iö, nom. acc. iu-s, i’u-m (ayw-$, a/10-y, sociu-s, proeliu-m). Die Feminina liefern wie- derum den praktischen Beweis der Richtigkeit dieser Theo- rie, denn den skr. Femininstämmen auf ZJT yd (gr- ta» ia und ie) entsprechen slavische auf ja, und diese Form steht im flexionslosen Nominat. dem männlichen Ausgang k i und neutralen e gegenüber; daher z. B. CHHia einja cae- rulea gegen eini caeruleus und eine caeruleum. Wenn dem/ der männlichen Stämme auf jo ein Vocal vorhergeht, so wird das j, im Falle der Unterdrückung des 0, nach Ver- schiedenheit der Casus entweder zu H i, oder es bleibt j (geschrieben fi) und bildet mit dem vorhergehenden Vocal einen Diphthong (s. p. 508 Anm.); daher z. B. KpAlf kraj margo, marginem, instrum. KßAHMH Jbrai-mt, vom männ- lichen Stamme krajo\ uioyH e'uj sinister, von eujo = skr. eavyd, nom. m. eavyd-e\ K02KHU bo$ij divinus, vom Stamme boe'ijo. 259. Die altslavischen männlich-neutralen Stämme auf jo *) mit ihren Fern, auf ja sind ihrer Herkunft nach von *) Ich lasse, wo ich das Thema setze, das in §. 92. k. enthaltene Wohllautsgesetz unberücksichtigt, und gebe z. B. srudizjo als
522 Bildung der Cante dreierlei Art: 1) solche, wo, wie io stf/o « savyd sinister, sowohl der Halbvocal wie der folgende Vocal von frühester Sprachperiode an zum Wortstamme gehört, und dieser Fall ist vielleicht der seltenste. 2) solche, die ursprünglich mit i schlossen, dem ein unorganisches o bei- getreten ist, wie im Litauischen die männlichen Stämme auf i in einigen Casus in die Declination auf ia (ü) Um- schlagen (s. p. 344, 419). Hierher gehört z. B. morjo, Nom. Acc. more, Meer, dessen e also von dem im Lat aus mari entarteten mare weit abliegt, so dafs dem gedach- ten lat g vielmehr das slav. j entspricht, welches im Gen inorja, Dat. morjs, wieder hervortaucht; das latein. Wort aber müfste, um mit dem slavischen zu einer Klasse zu gehören, im Nom. marrä-m lauten. Die dritte Art von /o- Stämmen ist die, wo jo « skr. ya als secundäres Suffix, ohne Einflufs auf die Bedeutung, an ein vorangehendes angetreten ist, in derselben Weise wie das entsprechende lit Suffix ia in den obliquen Casus an die Participial- suffixe nt und ws (letzteres » skr. us' in den schwächsten Casus des Part, des reduplicirten Praeter.) angetreten ist (s. §. 787 und ein Analogon im Goth. §. 788). So im Alt- slavischen teljo, nom. TEAk teU gegenüber dem skr. Suffix tar (schwach tr oder tr), gr. -njp, rcp (nom. m), lat. tor; z. B. BAArO/VfcTEAh blogo-deteli, them. -deteljo (beneficus), in seinem Schlufstheil « skr. dätdr, dätr Schöpfer, Macher. 260. Den sanskritischen weiblichen Stämmen auf d entsprechen, wie schon bemerkt worden, altslavische auf a, z. B. Bk^OBA vidova (them. u. nom.) für skr. vidavd Thema von Cßä^klJE srudite (Herz, Nom. Acc.), wenngleich letzteres nichts anderes als das nach jenem Wohllautsgesetze modi- ficirte Thema, d.h. ohne Flexion ist, wie z.B. im Skr. vdd als Thema gesetzt wird, obwohl c am Ende eines Wortes nicht stehen darf, son- dern in k übergeht, wie in dem mit dem Thema eigentlich identischen Nomin. vAk.
im AHslavischen. §. 260. 261. 523 Wittwe, HOBA wooa = skr. ndvd „nova”.— Unter den Stämmen auf i gibt es im Altslaviscben keine Neutra, und auch nur eine kleine Anzahl von Masculinen (wie im Litau.), die Dohr. p. 469 als Anomala aufstellt, als wären sie blofs Abarten seiner zweiten männl. Dedination; sie sind aber derselben wesentlich fremd, eben weil sie ihr Thema mit i enden, jene mit o, zum Theil mit jü (§. 263). Nur im Nom. Aec. sg. begegnen sich, aus verschiedenen Gründen, diese drei Wortklassen, und z. B. gosti Gast, von goeti (goth. gaeti, lat. hosti), stimmt zu KHAIJk knanzi Fürst, von knan- zjo, und zu vrati Arzt, aus vrafyu. Die ursprünglich mit n schliefsenden männlichen Stämme — es gibt deren nur wenige — bilden die meisten Casus aus einem durch i erweiterten Stamme, z. B. kamen Stein (skr. dimari) erweitert sich zu kameni und gebt dann nach gorti 261. Den sanskritischen weiblichen Stämmen auf i entsprechen zahlreiche altslavische Stämme gleichen Aus- gangs (s. p. 507 ff.), namentlich begegnet das Slavische dem Sanskrit in der Bildung weiblicher Abstractstämme auf ti, wie pa-man~ti Gedächtnifs, Nom. HAMATk pamanti, wie im Sanskrit mati (für manti) Geist, Meinung, von Vornan denken (vgl. mene, fj^vog). Diese Wörter schwächen zwar im Nom. Acc. ihr H zu k t, überschreiten aber in keinem Casus ihr ursprüngliches Stammgebiet durch einen unorganischen Zusatz, und man darf sie daher durch- aus nicht als gleichstämmig mit der Mehrheit der im Nom. Acc. sg. ähnlich ausgehenden Masculinen ansehen. Gemisch- ter Natur aber ist Dobrowsky’s dritte weibliche Declina- tion, mit dem Musterbeispiel tjepKOBk zerkovi, wofür nach Miklosich (Lexicon) tjpgKKBk zrüküvi zu lesen. Die ältere Form des Nominativs aber ist ijpSKXl zrükü9), nach Analogie von CBEKpxi svekrü Schwiegermutter, woraus ich schon in der ersten Ausg. die Folgerung gezogen habe, *) S. Miklosicb, Formenlehre der altslavischen Spr. 2. Ausg. p. 55.
524 Bildung der Ccuut dafs n ü der wahre Ausgang des Thema's dieser wenig zahlreichen Declination ist, und dafs ihr n ü, wenigstens bei einem Theile der ihr zufallenden Wörter, auf das skr, 4 sich stützt, denn wehrü stimmt trefflich zum skr. Stamme ivairü und lat. aocns. Der Nom. lautet im Skr. doad- rd-a, welchem, abgesehen von der Vocalkürzung, das lat. socriw entspricht, dessen Casus-Endung im Slav. nach §. 92. m. verschwinden mufste. Was die fernere Declination der weiblichen Stimme auf n ü anbelangt, so stützt zieh die- selbe nicht auf die der sanskritischen m ehrsy ibigen Stämme wie 4 c odr 4, sondern auf die der einsyl- bigen, wie ffrtf Augenbraue, B4 Erde; dies erhellt, wie mir scheint, am deutlichsten aus dem Accus. ypxm wdhfo-c, eine sehr interessante Form, die ich erst durch Miklosich kennen gelernt habe. Dobrowsky setzt sw* 4oo£ wie im Nominativ; diese Form gehört aber nicht einem ü-Stamme, sondern einem »-Stamme an, und stimmt daher zunoa'tf nox, noctem (p. 507). Dagegen stimmt das eben erwähnte snttdo-e ecelesiam zu sanskritischen Formen wie Iruf-am, womit wir oben die lateinischen su-im, gru-em verglichen haben *). So wie zrühiv-e ecelesiam zum skr. Mv-am, ßüv-am sich verhält, so auch der gleichlautende Genitiv zrüküv-e zu fruv-as, Ge- genüber den Genitiven sanskritischer mehrsylbiger d-Stämme wie vadv-as hätte man im Altslavischen eine Endung n ü zu erwarten (s. §. 271). Zum skr. Locativ ffruv-d, Buv-i stimmt das slav. srütöv-t, welches zugleich als Dativ gilt, als solcher aber wahrscheinlich auf sanskritische Formen wie Brwo-e', Buv-e' sich stützt (§. 267). Im Gen. pl. stimmt zrüfafo-d zum skr. ffruv-d'm, 5«ü-aw. Was die übrigen Casus der slavischen Stämme auf xi ü anbelangt, so haben *) S. p. 314. Überhaupt stimmen die beiden Wörter, mit Aus- nahme der Casus, welche von einem durch i erweiterten Stamme kommen — grut-s (vgl. §. 226), sui-bus* grui-bue — zur De- clination der skr. einsylbigen Femininstäinme auf d.
im AUslaoischen. §. 262. 525 sie sämmtlich das Thema entweder durch ein angefugtes i, oder durch a erweitert, und zwar so, dafs nur die con- sonantisch anfangenden Casus-Endungen an ein Thema auf a sich anschliefsen, daher z.B. zrüiüva^mi durch die Kir- chen, zrüÜlva-eAü in den Kirchen; dagegen z. B. ijßKKK- BHIä zruküvij-un durch die Kirche, zruküvi die Kir- chen (nom. acc., zugleich voc.), nach Analogie von nosti. 262. Die sanskritische u-Declination ist im Altslavi- schen blofs durch Masculina vertreten. Ein Beispiel ist CX1HK zünü Sohn, welches als Nomin. dem sanskritischen sunu-s, lit. 8ünü-8, und als Accus. dem skr. «tinti-m, lit. sunu-d *) entspricht. Die Casuszeichen s und m mufsten ten nach §. 92. m. im Slavischen abfallen. Da aber auch die altslavischen o-Stämme im Nom. Acc. ihren Endvocal zu & ü schwächen, so ist sünü filius, filium von dem oben (p. 499£) erwähnten vlitkü lupus, lupum, lit. wiZ- jfca-s, wilka-n eben so wenig im Ausgang unterschieden, als im Lateinischen lupus, lupum (alt lupo-s, lupo-m) von /ru<rfu-s, fructu-m, letzteres mit organischem u « skr. u, gr. v. Zweideutig sind auch die Casus, in welchen o der Casus-Endung vorangeht, weil o am gewöhnlichsten der Vertreter des sanskr. a ist; da aber auch 3* u im Altsla- vischen gelegentlich zu o geworden ist, so habe ich oben (p. 511) die betreffenden Casus zur skr. u-Declination ge- zogen. Die 1. c. aufgestellten Formen sind jedoch zum Theil von sehr seltenem Gebrauch, und werden in der Re- gel durch Formen der o-Declination ersetzt; so namentlich der Genitiv csiHOy sünu (= lit. sünau-s) durch süna, der gleichlautende Vocativ (» lit sünau) durch süne, und der Nom. Acc. Voc. du. siinü (= lit. sünu) durch süna **). — Einige *) Über die Zurückziehung des Accents in den litauischen starken Casus s. p. 274. **) Über die selteneren Formen s. Miklosich, Formenlehre 2. Ausg. p. 14,15. Der Genitiv auf oy u ist zwar an dem Stamme sünu nicht belegt, wohl aber an anderen Stämmen, die zur u-Decli- nation gehören.
526 Bildung der Carns der altslavischen w-Declination erkläre ich aas einem o erweiterten Stamme, mit Gunirung des ursprüng- End vocals, daher rönoco, wie im Sanskrit z. B. Casus durch liehen manava Mensch (als Abkömmling Aes Manu), vom Primi- tivstamme manu (s. §. 918). Man vergleiche auch die sla- vische Stamm-Erweiterung mit der griechischen, in Dual- formen auf o-w, wie z. B. nxvoiv (s. p. 513. Anm. 4), und berücksichtige das in einigen Casus den weiblichen Stäm- men auf Xi ü beigefiigte weibliche a, wodurch z. B. ijpg. KXBApI zrükuva-chü in den Kirchen zu Formen wie trid? ova-chü skr. vi(favd-8u stimmt (s. §. 279). In derselben Weise stimmt der Loc. cxiHOB'byx sünore-cÄö zu BAXltfeYX vfäke-chii es skr. vfke-8u. Der Instrum. pl. 8ünovü stimmt als Spröfsling eines Stammes rönoro zu Formen wie ©ZtUfi (§. 277) = lit. wllkais, skr. vfkdis (aus t>ar£tfta), send. vthrkdü, und kann unmöglich anders als aus einem Stamme auf o = skr., lit., send, a erklärt werden. Die übrigen Casus, welche ich von dem erweiterten Stamme röstoeo ab- leite, sind, im Plural: der Dativ sünooo-mü, analog mit vlüko-mü (p. 502), der Acc. siinovil analog mit vlükü. (p. 502); der Genitiv 8ünob'-ü analog mit vtäk'-ü (1. c.); und im Dual: der Genitiv, Locativ siinov-u analog mit vlük'-u (p. 501). Es können aber auch die ursprünglichen tf-Stämme im Alt- slavischen in allen Casus wie die auf o (aus a) declinirt werden, und umgekehrt die ursprünglichen o-Stämme nach Art der ü-Stämme *). Doch haben sich die Adjective in der unbestimmten Dedination, d. h. der einfachen, überall in ihrer ursprünglichen Grenze behauptet, und es kommen z. B. vom männlichen Stamme dobro gut (nom. acc. ^OßpX dobru) keine Formen vor wie dotrov-i, dobrvv-e, *) Miklosich gibt (1. c. p. 14) von rabu Knecht (them. rabd) die ihm als o-Stamm Ankommende Dedination und p. 25 diejenige, welche in den oben angegebenen Casus der sanskritischen u-Decli- nation entspricht. Dagegen flectirt er in der ersten Ausgabe p. 1 sünu nach der o-Declination.
im j4lislavisd^n. §. 263. 264. 527 sondern dafür blofs dobru als Dat., dobre als Loc., dobri als Nominativ pl.; und so alles Übrige nach vlükü (p. 499 ff.). Die sanskritisch-litauische w-Declination ist den alt- slavischen Adjectiven ganz entschwunden, daher ist z. B. der skr. Stamm mrdu zart, weich (aus mradu9 com- par. mradtyae) im Altslav. zu mlado geworden, und geht nach dobro9 daher Nom. m. f. n. mladü, mlada9 mlado. 263. So wie bei den Stämmen auf o =» skr. lit a ein vorangehendes / einen Unterschied der Declination hervor- bringt, den wir in §. 258 als rein euphonisch dargestellt haben, so tritt dieselbe Erscheinung auch bei den Stämmen auf 2 u ein, vermöge welcher der Guna-Form ov die Form jev oder sv, und eben so je oder e dem für & ü stehenden o von Formen wie rimo-mf durch den Sohn, süno-ma den beiden oder durch die beiden Söhne, gegenübersteht. Es gibt aber, wie es scheint, keine organische Stämme auf ju gegenüber sanskritischen auf g yu und litauischen auf tu, wie z. B. 8tig-iu-8 Dachdecker (etymol. blofs Decker), dessen Suffix dem skr. yu entspricht, wovon später. Die slavischen Stämme auf/u sind entweder Entartungen von Stämmen auf jo und fuhren als solche zu sanskritischen auf u ya und litauischen auf ia; oder sie stammen von männlichen Stämmen auf i durch Anfügung eines unorgani- schen x So führt Dobrowski (p. 468) unter andern die Dative ognev-i igni und kamenev-i lapidi an, wofür das Sanskrit die Stämme agni und aiman (aus akman) dar- bietet. Insofern passen die Dative ognev-i und kamenev-i zusammen, als die altslavischen Stämme auf n einen Theil ihrer Casus aus einem durch i erweiterten Stamme bilden. Von dem Stamme kameni ist also, durch einen ferneren un- organischen Zusatz, ein Stamm kamenjü entsprungen, wel- cher den Dativ kamenev-i erzeugt hat. 264. Die consonantischen Stämme enden im Altslavi- schen auf n, r, 8 oder haben aber sämmdich in den meisten Casus unorganische vocalische Zusätze erhalten, vorzüglich
528 Bildung der Casus i*), oder auch o « skr. a, worüber das Nähere bei Be- trachtung der einzelnen Casus. Bei der oben (p. 514 ff.) gegebenen Zusammenstellung des Altslavischen mit den ver- wandten Sprachen habe ich nur diejenigen Casus der con- sonantischen Declination aufgenommen, welche von den un- erweiterten Stämmen kommen. — Die Stämme auf n sind entweder männlich oder neutral, und stimmen in ihrem Bil- dungssuffix zum skr. man (§§. 799. 801). Die Stämme aufs sind sämmtlich Neutra und entsprechen, wie bereits bemerkt worden, in ihrem BildungssufGx dem skr. as, griech. o$, q, lat. w, er (p. 128). Da sie wie die griechischen Schwester- formen in den flexionslosen Casus (nom. ace. voc. sg.) an- statt des leichteren e das schwerere o haben, so gleichen sie durch die nach §. 92. m. nöthig werdende Unterdrückung des Endconsonanten des Stammes in diesen Casus den Neu- tralstämmen auf o (wie novo novum), und es ist darum nicht befremdend, dafs manche neutrale Stämme auf o — gleichsam verführt durch ihre Analogie mit dem o der Stämme auf s — in den Casus, wo die letzteren das im Nom. Acc. Voc. verlorene s wieder aufnehmen, gelegentlich ebenfalls ihr Thema durch den Zusatz eines s erweitern. Dies thun jedoch nur Substantive, niemals die neutralen Adj ec tiv-Stämme auf o; es gibt z. B. keine Genitive wie noves-e gegenüber dem, mit dem Stamme identischen Nom. Acc. Voc. novo. Dagegen kann das Subst. 4^0 delo Werk seine Casus nach der s-Declination bilden**)» während umgekehrt die organischen s-Stämme auch sämmt- lich nach der o-Declination flectirt werden können (Mik los. 1. c. p. 58), so dafs also z. B. statt des organischen Genitivs (s. §. 269) nebee-e, — skr. ndbae-as9 auch neba gesagt wer- *) Hierunter sind die Veränderungen des i in e oder iw, denen die ursprünglichen i-Stamme unterworfen sind, mitbegriffen. S. die Declination des Stammes nosti p. 507 ff. **) Also z. B. Gen. dllu-e neben dlla} Dat dllet-i neben dBu.
im AlUlavüchen, §. 264. 529 den konnte, wenn auch vielleicht diese Form gerade zufällig nicht zu belegen ist.— Die Stämme auf <r sind ebenfalls Neutra; sie haben sämmtlich den nasalirten Vo- cal a an als vorletzten Buchstaben, womit sie in den fle- xionslosen Casus schliefsen, da nach §. 92. m. das stamm- hafte t am Wort-Ende abfallen mufs. Man vergleiche da- her z. B. «teaa Ulan Kalb, plur. Ulant-a, otilan Esel- ehen, plur. osilant-a mit griechischen Formen wie Irnb* irwfrr-a, <£/poy, ^/povr-o. In der That halte ich das Bildungs- suffix der in Rede stehenden slav. Wortklasse fiir identisch mit dem des Part, praes. und mache im voraus darauf auf- merksam, dafs auch das skr. Suffix ta des perfectiscben Pas- sivparticipium’s Derivata aus Substantiven bildet, wie pali- td-t fruchtbegabt, vom Stammep'ala, Frucht. Über ähn- liche Erscheinungen in den verwandten Sprachen s. §. 824£ Was aber die altslavischen Neutralstämme auf AT ant an- belangt, so ist z. B. osüan (them. otilant Eselchen) ge- wissermafsen ein angehender Esel (von oriM, them. otilo Esel), dltan Knäbchen, ein angehender Knabe, von dem, wie es scheint, nur am Anfänge von Compositen vorkommenden Primitivstamme #fcTO deto *). Zu mehreren Bildungen auf ant fehlt das entsprechende Stamm wort; z. B. zum oben erwähnten Ulan Kalb, dessen Primitivum Ochs oder Kuh bedeutet haben mufs (vgl. sloven. UUgey plur. f. Ochsenjoch, tilüite kalben). Die wirklichen Prae- sens-Participia stehen gegen die in Rede stehende Wort- klasse insofern im Nachtheil, als jene in den obliquen Casus den auf t ausgehenden Urstamm durch einen unor- ganischen Zusatz erweitern (s. §. 783), wobei daran zu er- innern, dafs auch im Gothischen die Participial-Substantive — wie z. B. frijönd* Freund als liebender — vor den *) Dies ist eigentlich ein Passivparticipium und entspricht dem send, dd-ta geschaffen, gemacht, welches im Skr. dd-tä lauten sollte, wofür unregelmäßig hitä (s. p. 43). I. 34
530 BiUmg der eigentlichen Participien. praes. sieh durch treues Festhalten am Urstamme anrrrirhmen*)- 265. An die in §. 144 erwähnte Wortklasse auf r reiben sich im Altslaviscben die weiblichen Stämme moto* Mutter (® skr. adtar, dorisch pänp) und düster Toch- ter « skr. dukitdr. gr. frr/ttnp. Uber die von dem uner- weiterten Thema entsprungenen Casus s. p. 516AL; die übri- gen kommen von den durch i erweiterten Stämmen atateri, düsten* und geben nach moati (them.), Nom. HOlllTk nostf Nacht. Die Nominative mati, düiti entbehren, meiner Über- zeugung nach» das stammhafte r nicht in Folge des in §.92. m. besprochenen Lautgesetzes, sondern darum, weil schon vor der Trennung der slavischen und lettischen Sprachen von ihren asiatischen Schwestern das r dem Nominativ ent- wichen war (s. §. 144). Gründete sich aber der Verlust des r der slav. Nominative suti, düsti auf das erwähnte Lautgesetz, so wurde dafür höchst wahrscheinlich nok düste stehen, da das betreffende Gesetz nur die Unter- drückung des schliefsenden Consonanten vorschreibt, nicht aber die Umwandlung eines vorhergehenden e in £. Erklärt man aber mati, düsV aus dem skr. Nom. mdtd'9 duhita und gibt man zu, dafs der Nominativ einerseits und die obli- quen Casus andererseits gewissermafsen in einem themati- schen Gegensätze zu einander stehen, so kann der vocaK- sche Unterschied zwischen dem s von mati, düsti und dem e, z. B. des Acc. moter-e, düs ter-e («b skr. mdtdr-am, du- hitdr-am) nicht befremden **). Das mit dem Slavischen *) S. p. 260. u. über die altslaviscben Participia praes. §. 783 mit Be- rücksichtigung des oben (p. 152 f.) erwähnten Lautgesetzes. Im Noa. Acc. Voc. sg. neut stimmt z. B. yBAAA choa/a* landaus (Mik- los. L c. p. 36) zu den oben erwähnten Formen wie telaA. Der Ge- nitiv des Part, solltechvalaht-e lauten, woftir jedoch chvalatiiia, um- stellt aus choalafttea und dieses fürchvalahlja (s. p. 153 Ende). **) Wenn Schleicher (Beiträge etc. von Kuhn und Schlei- cher p. 112) bemerkt, dafs ich in meiner Abhandlung über die Spra- che der alten Preufsen (p. 8) bei Besprechung der obigen Erscheinung
im Allslaoitthen. §• 266. 531 sehr nahe verwandte Litauische unterstützt durch seine Nominative mdt/, duktil 888u\ von den Stämmen möter, duk* ter. 888er (die einzigen auf r), sehr nachdrücklich den Satz, dafs die analogen slavischen Formen den Verlust ihres r einer uralten, aus der Zeit der Identität der lettischen und slavischen Sprachen mit dem Sanskrit, Altpersiscben und Send stammenden Gewohnheit, und nicht dem mehr er- wähnten Lautgesetze verdanken. 266. Betrachten wir nun näher die Bildung der ver- schiedenen Casus und zwar zunächst die des Singular-Nomi- nativs und Accusative. Diese beiden Casus haben nach §. 92. m. die Casuszeichen 8 und m verloren, mit Ausnahme der Femininstämme auf a, in deren Accusativ der oben (p. 135) erwähnte schwache Nasallaut das ursprüngliche m und altpreüfsische n, z. B. von genna~n feminam, vertritt, und die Umwandlung des alten a in u veranlafst, in welcher Beziehung ich an das Verhältnifs der lateinischen pluralen Genitiv-Endung um zum skr. dm (pedum « skr. jJad-d'm) erinnere. Man vergleiche BILOBA mdovu-ri mit dem skr. virfavd-m und latein. vtdua-m; novu-n mit skr. ndod-m, lat. novo-m; dagegen novü novus, novum (them. novo, s. §. 257) mit skr. ndva-s, ndva-tn, lat. novu-s, novo-rn, gr. r^o-v. Die Stämme auf r, deren Nominativ besprochen worden (§. 265), zeigen im Accusativ, sofern sie nicht zur t-Declination überwandern, e, welches offenbar nur der Bindevocal ist (ursprünglich a), womit das verlorene Gasus- zeichen an den Stamm angefiigt worden. Man vergleiche das Verfahren des Slavischen bei den Stämmen auf e* übersehen habe, so mufs ich in Erinnerung bringen, dafs ich auf dieses Verfahren schon in der früheren Ausgabe dieses Buches (§. 255. Z. und §. 264), in der vorliegenden Ausgabe (§. 92. m. und p. 113) aufmerksam gemacht, und dals ich die meisten altslavischen Casus-Endungen nur durch Be- achtung des Gesetzes, wornach die ursprünglichen Endconsonanten unterdrückt worden, mit dem Sanskrit und anderen verwandten Spra- chen vermittelt habe.
532 Bildung der Casus maier-e (s. Mikl. 1. c. §. 67) mit dem skr. wiatar-a-m, send. mdtar-Z-m, 1. dor. fiärip-a. Die männli- chen Stämme auf n zeigen im Nom. n ü für skr. <f, Ul « (§. 140), daher KAMZ1 iamü Stein « liL ahw, skr. dista. Wäre der Endconsonant erst auf slav. Boden nach §. 92. m. unterdrückt worden, so wäre aus kamen höchst wahr- scheinlich £ome, nicht kamü, geworden, und das Litauische, welches die Verbindung ns am Wort-Ende verträgt, würde das n sammt dem Gasuszeichen bewahrt haben, also akmens fiir akmu zeigen, dessen u offenbar auf das skr. d von aimd sich stützt (s. p. 135). Die Neutralstämme auf EH haben den Endcons. des Stammes im Nom. Acc. Voc. nicht ganz untergehen lassen, oder sie haben ibn in der geschwächten Form n wieder herangezogen; daher stimmt HMA imai Namen (aus niman) besser zum laL nßmen als zum skr. nd'ma, send, nama und goth. namd. — Im Instrum. zeigen alle MascuUna und Neutra die Endung Mb mf (vgl. §. 161 und über das Armen, p. 358); dagegen wäre diese Endung den Femininen fremd, wenn nicht, wie ich vermuthe, die weib- liche Endung & un hinsichtlich ihres n eine Verstümmelung von Mb nu ist, wie in der ersten P. sg. des Praesens der meisten Verba u-n dem skr. d-mt gegenüber stehL Ich glaube nämlich, dafs z. B. der Instrumentalis Bb^OBOlä m&nxy-un — vom Stamme (zugleich Nom.) vidova — zum skr. vidavay-d sich so verhält, dafs an die schon vorhan- dene alt-indische oder ursprüngliche Casus-Endung noch eine neue angetreten sei, und dafs deren ältere Gestalt sk sich zu n verstümmelt habe. In Bezug auf die Anhäufung zweier gleichbedeutender Casus-Endungen erinnere ich an ein ähnliches Verfahren des Vida-Dialekts und Send, im Nom. plur. (§. 229). — Oie weiblichen Stämme auf H i wandeln diesen Vocal vor der Endung & un in ij um, wie überhaupt, auch bei Masculinen, s zwischen einem Conso- nanten und folgenden Vocal zu v wird, daher nostij-m durch die Nacht, wie im PAli rattiy-a vom Stamme ratti (vgl. p. 403 Anm.).
im AUttavischen, §. 267. 268. 533 267. Der Dativ ist bei consonantischen Stämmen und bei denen auf X = skr. u, scheinbar identisch mit dem Locativ, und zeigt die Endung t, daher z. B. sunoü-i, kamen-i, mater-i, nebee-i gegenüber den sanskritischen Loca- tiven svnao-t (vedisch), aman-i, mdlar-t, ndBae-i. Doch glaube ich jetzt, dafs das i im Dativ auf den skr. Da- tiv-Charakter e = ai sich stützt, und von dem ursprüngli- chen Diphthong, gleich den litauischen und lateinischen Dativen, nur den Schlufstheil bewahrt hat, wie im Nomin. pl. der männlichen o-Stämme, wo o&Uj’-s Wölfe dem litaui- schen wilkari (zweisylbig), und TH ti diese dem dorischen ro£ goth. thai, skr. te, lit. und lett. tee (= te) gegenüber- steht. Zu dieser Ansicht veranlafst mich vorzugsweise der Umstand, dafs bei den meisten altslavischen Wortklassen der Dativ und Locativ streng geschieden sind. Bei den männlichen und neutralen o-Stämmen stützt sich das t e, z. B. von H0B1» nove (in novo), auf das skr. e von ndvi (aus nava-i), und auf das litauische e von Formen wie toäftd (slav. BAZK1» vliike); dagegen das oy u des Dativs vfäku auf das litauische ui von wllkui (§. 176); es ist somit eines i verlustig gegangen. In der Pronominaldeclination stimmt TOMOy to-mu diesem zum skr. tä-smai und lit. tdrfnui (veraltet), und der Loc. TO-Mk to-mi zum skr. ta-min und litauischen tu-mi. ' 268. Bei den weiblichen a- Stämmen stützt sich das * d, als Zusammenziehung von at, im Loc. auf das skr. dy und litauische öj, z. B. von drfody-dm, lit. dswöj-e (in equä, s. §. 202); daher tridove = skr. vidavdy-am, p&Kl» runke (in manu) « lit. ran&5/-d. Im Dativ stimmt das t e des slav. runke zum lit. ai von rankai (§. 176). Die Stämme auf h i, sowohl die männlichen als weiblichen, enden im Dativ und Locativ mit dem Endbuchstaben des Stammes, daher gosti sowohl hospiti als in hospite; nosti sowohl nocti als in nocte. Es mag angenommen werden, dafs hier der Casuscharakter i mit dem des Stam- mes, wie in lateinischen Dativen wie otn =« ovi-i, turri =
534 Bildung der Cmu tiirri^ zusammengeflouen seL Bei männüebm und neutra- len Stimmen auf jo und und bei dm wriWirhen auf ja, zieht sich diese Sylbe im Locativ» bei letzteren auch in Dativ, zu i zusammen, ohne dafs ein Gasmveichen aage- fögt wird, daher z. B. KHAßH baAgi im Fürsten, AMIJI Uzi im Antlitze, vraci im Arzte, toU voluntati und in voluntate, von dm Stimmen laoaAgjo masc^ tüjo neoL, vraij* *asc^ w>lja fern. 269. Im Genitiv hat die in dm verwandten Sprachen an eonsonantische Stimme sich anschliessende Endung «, oa, u nach §. 92. m. das o ablegen müssen, der Vocal aber erscheint als e an allen consonantisch endigenden Stämmen, sowie an dm Femininstämmen auf Kl ü, (§. 261), daher stimmt «naw des Namens zu *o* nebto-e des Himmels zu nd£as-«s, mater-o zu fluftr-w, ppp-o;; reänto-e (socrüs) zu Formen wie bruv-a» (supereilii), o^pv-09. Dieser Analogie folgen auch die Pronominalfonnm mes-e mei, t»b-e tui, oob-e sui, welchen mm, teÄ, '»ob als Thema gilt Die sanskritische vollere Genitiv-Endung aya erkennen wir in der pronominalen Genitiv-Endung go, z. B. von to-go = tä-sya (§. 188). Diese Zusammen- stellung dürfte allein statt alles Beweises hinreichen; zum Uberflufs berücksichtige man die so leicht eintretende Er- härtung des Halbvocals j zu g und im Präkrit zu y (§. 19. p. 31); endlich den höchsten Grad von Unwahr- scheinlichkeit, dafs das Slavische sich eine, allen verwand- ten Sprachen fremde, ganz neue Genitiv-Endung geschaffen habe. Nimmt man nun das g der Endung go für eine Erhär- tung (aus y, skr. y) an, so hat das Altslavische von der Endung »ya gerade eben so viel bewahrt als das Griechi- sche, und es entspsicht go dem griech. 10 (§. 189), und namentlich to-go hujus dem gr. rc-ib. Da aber im Slav. die Zischlaute leicht mit Gutturalen wechseln (s. §. 92. y.), so könnte man auch vermuthen, dafs das g von go die Entartung des sanskritischen a, und der Halbvocal von
im Altslavüchen. §. 269. 535 sya verschwunden sei. Doch ist nicht zu übersehen, dafs sonst, im Altslav. nur niemals die gutturale Media an die Stelle eines ursprünglichen Zischlauts getreten ist. Es fehlt aber auch dem Altslavischen nicht an einer vereinzelt ste- henden pronominalen Genitiv form auf so, die mir bei Ab- fassung von §. 269 der ersten Ausgabe dieses Buches nicht gegenwärtig war, und worauf ich erst in der dritten Ab- theilung (§• 400) aufmerksam gemacht habe; ich meine die Form MktO dfto cujus? (neutr.), auch ceso. Ich kann aber auf diese Form nicht mehr so viel Gewicht legen wie früher, weil <f£to, <feso, was ich erst aus Miklosich’s grammati- schen Schriften erfahren habe *), einen thematischen Charak- ter dadurch annehmen, dafs sich daran noch die Endung go anschliefsen kann (cuo-^o, deso-^o), und dafs daraus auch die Dative und Locative ctfo-mu, ccso-mu, d&o-ma, deao-mi entspringen, gegenüber den einfacheren Formen ci-mu, ce-mi. Man kann darum iiso für einen zusammengesetzten Prono- minalstamm halten, nach Art des nur im Nom. und Acc. vorkommenden Ute quid. Während der Schlufstheil dieser componirten, aber flexionslosen, Form tito dem gr. Stamme to und skr. ta entspricht, könnte so von cf-so, 6e-so mit dem skr. Stamme sa (§. 345) und griech. o vermittelt wer- den, während unser ss-r von dieser (ahd. dc-ser, fern, de- stu) auf den skr. Demonstrativstamm sya, fern, sya sich stützt (§. 357), das Altsächsische und Angelsächsische aber in diesem zusammengesetzten Demonstrativ sich an dem sanskritisch-gothischen Stamme sa halten. Man mag den altsächsischen Dativ -su-mu von thesu-mu diesem (masc. neutr.) mit dem altslav. so-mü des oben erwähnten tiso-m/ü, ieso-mH wem? (neutr.) vergleichen. Es könnte aber auch das slav. df-so, ieso so gefafst werden, dafs sein s erst auf slavischem Boden aus t entsprungen sei, so dafs die Neu- tralstämme tito und Uso ursprünglich Eins wären. Um aber zur slavischen Genitiv-Endung go zurückzukehren, so *) L. c. p. 67 vergleichende Gramm. III. p. 67 f.
536 Bildung der Caeue steht soviel fest, dafs diese Endung, was auch Miklosich zugibt, mit der sanskritischen gya zusammenhängt, sei es, dafs ihr g eine Erhärtung des Halbvocals Jf sc*> oder eine Entartung des Zischlauts. Schleicher (Formen- lehre p. 235) und Miklosich (L c. p. 61) unterstützen die erstere Auffassung. 270. Die substantiven und adjectiven (indefiniten) o- Stämme haben, im Nachtheil gegen die an der alten Form festhaltenden Pronomina, die Genitiv-Endung go eingebüfst, dafür aber, zum Ersatz für die weggefallene Endung, das alte a des Stammes behauptet, statt es nach §. 92. a. zu o zu schwächen; daher raba scrvi, nova ( = skr. nava-gyd) novi (vgl. §. 190). Die Stämme stellen regelrecht oy als gunirte Form (s. §. 92. /.), dem sanskritischen d-s, litaui- schen und gothischen au-s gegenüber, mit der nach §.92. m. nöthigen Unterdrückung des s, also cziHOy «brn filii gegenüber dem skr. sdnd'-s, lit. füsatw, goth. ausuw-s. Die s-Stämme, sowohl die männlichen alsVeiblichen, zeigen das nackte Thema, also gogti für goth. gagti-g, lat. Aoatw, und nogti noctis gegenüber dem lit. naktf-t und sanskri- tischen und gothischen Formen wie *'£*-*, anafttw (§. 185). 271. Die weiblichen Stämme auf a verändern, mit Ausnahme derjenigen mit vorletztem /, jenes a im Genitiv in zi ü, daher vodü aquae von ooda. Ich schreibe dieses ZI ü eben so wie das des Nom. Acc. Voc. pl. dem euphoni- schen Einflufs des ursprünglich die Form scbliefsenden a zu (s. §. 92. d.). Hinter/ steht A an für zi ü, sowohl im Gen. sg. als im Nom. Acc. Voc. pl., daher BOAIA voljan voluntatis und voluntates. So auch in der weiblichen Pronominal-Dedina- tion Formen wie TOIA tojan gegenüber dem skr. ta-gyat und analogen goth. Formen wie thi-f6g (§. 174) und alt- preufsischen wie gtei-ggg. Es läfst sich der Nasallaut in den gedachten altslavischen Formen nicht wohl anders er- klären denn als Umwandlung des a, welches die betreffen- den Casus im Sanskrit, Litauischen und Gothischen, und,
* im AltslavücJun. §. 271. 272. 537 mit Ausnahme des Nom. Voc. pl., auch in den klassischen Sprachen am Wort-Ende zeigen. Ich erinnere in Beziehung auf die Nasalirung des schliefsenden 8 an die präkritische Endung hin für skr. Bis und an griechische Formen wie <f>£pojw (dor.-fts;), (pipsrov für skr. Bdrdmas, Barafas, Baratas (§. 97). Merkwürdig aber ist es, dafs im Alt- slavischen der Halbvocal j einen schützenden Einflufs auf das am Ende der folgenden Sylbe gestandene 8 ausübt, so dafs dasselbe nicht ganz untergegangen, sondern zu n ge- worden ist. Die Wirkung dieses Einflufses ist auch in den Formen geblieben, welche das j lautgesetzlich unterdrückt haben (s. §. 92. k. p. 146), daher z. B. von ^oyaiA dus'a Seele (für dusja aus duchja = lit. düsih) der Gen. sg. und N. V. pl. ^oytUA dusa-n, gegenüber dem litauischen düsirf-s, däBö-89 und der gleichlautende Acc. pl. ^oyuiA dus'arn ge- genüber dem litauischen düsihs. 272. Im Vocativ > welcher wie in den verwandten Sprachen ohne Gasussuffix ist (§. 204), schwächt sich o zu a («) und a zu o (§. 92. a.), daher ist nove (von novo neu), fKr skr. ndva identisch mit dem lat. n<W und stimmt zum griech. y/(p)e und litauischen Formen wie pdns (s. p. 407); von voda Wasser kommt vodo, von volja aber vole für vo$b; vom Stamme knango Fürst: knan$e *) für knanye. Die Stämme auf z d gupiren ihr d zu oy u (§. 92./.), daher CZlHOy 8ünu Sohn, gegenüber dem skr. sdnd, lit. sünau, goth. sunau (§. 205). Gewöhnlicher aber wandern die Stämme auf d, im Fall dem Endvocal nicht ein j vorher- geht, zur o-Declination über, also atme, im Nachtbeil gegen BpAWy vra6u Arzt vom Stamme vracjiL Es äufsert also auch hier, wie oben (§. 271) in den Formen auf jan9 das j einen schützenden Einflufs auf den nachfolgenden Theil des Wortes.— Die Stämme auf s sind im Vocativ, wie im Send und Griechischen, identisch mit dem Thema; daher *) 3 * vor e w*r<l ® •
538 Bildung der Caeiu gorti Gast, noeti Nacht, wie im Send paiti, dfriii', im Griechischen nun, xopn. Sanskrit N. A. f) m. uba(ambo vid.) £ n. ube1 Dual. 273. Durch Bewahrung eines Duals überbietet das Altslavische das Gothische, dem beim Nomen dieser Nume- rus abgeht; es übertrifft in demselben an treuerer Erhal- tung der Endungen das Litauische, und ist um einen Casus reicher als das Griechische. Die Übereinstimmung mit dem Sanskrit und Send ist unverkennbar; man vergleiche: Altslavwch oba obb s. p. 501. Anm. I. D. obe-ma f) obqj-u * *) Stad ubd ube I.D. Abi. m. f.n. uba-bydm G. L. m. f. n. ubdy-6* Das sanskritische neutrale ubf besteht nach §. 212 aus dem Thema ubd in Verschmelzung mit dem Casussuffix 1, und das weibliche ubd ist eine Verstümmelung von ubay^du, und somit ohne Casus-Endung (§. 213). — Die männlichen und weiblichen Stämme auf h i behalten dieses i unver- ub6i-bya ub6y-6 ') Zugleich Vocativ, abgesehen von der im Sanskrit nach §. 20i nötbigen Zurückziehung des Accents. *) Über die Endung ma 1. §. 222, Das vorangehende 1» l fiir 0 des Stammes erscheint nur in derPronominaldeclination, welcher die Ausdrucke fiir zwei und beide folgen. Dagegen findet sich im Send der Diphthong ai oder 3^ di, ersterer mit beigefugtem i nach §• 4t, in allen männlich-neutralen Stammen auf a (§.421). 9) Nur in der Pronominal-Declination (s. die vorangehende Anm.) zeigen die männlich - neutralen W ortstamme auf o und die weibli- chen auf a im G. L. du. oj-u gegenüber dem skr. ay-ds und sendi- schen ay-6 oder dy-d; dagegen unterdrücken die Substantiv-und Adjectivstämme auf o, a diese Vocale vor der Casus-Endung; daher vluk*-u der beiden Wölfe, fiir skr. vykay-ds send. veÄr- kay-d\ und vidov’-u der beiden Wi t twe n für skr. v idaoay-ds (s. §. 225).
im ^llilaoüchen, §. 273. 539 ändert bei, statt der im Sanskrit und Send eintretenden Verlängerung (s. §. 210£); man vergleiche gosti zwei Gäste, nos'ti zwei Nächte mit skr. Formen wie pati, und litauischen wie awl (s. p. 219). Die Stämme auf & ü fol- gen demselben Princip und stellen z. B. cziHZl sünü zwei Söhne dem skr. sünü' und litauischen ritä gegenüber (p. 419), wobei daran zu erinnern, dafs xi ü etymologisch meistens = skr. gj- 4 ist (§. 92. c.). Doch sind Dualformen wie sünü selten *); gewöhnlicher gehen die ^-Stämme in den in Rede stehenden Casus zur o-Declination über, wornach also tüna nach Analogie von vtäka, — Sehr merkwürdig sind die Neutralformen auf i consonantischer Stämme, z. B. irnen-t, telantri **), sofern ihr i wirklich Casus-Endung ist, und somit dem sanskritischen i (send, i) von Formen wie namn-i (send, namain-i), ndBas-i, Sarat-i***) ent- spricht. Zu dieser Annahme berechtigt sehr entschieden der Umstand, dafs das aus a 4- t erwachsene e sanskritischer Duale neutraler a-Stämme im Altslavischen durch t ver- treten ist, und daher z. B. oben ont obe dem skr. ubif (aus uba-i) gegenübersteht. Warum sollte also nicht auch tmen-t, neiaa-s dem skr. nd'mn-i, ndba*-i gegenüberge- stellt werden dürfen? Obwohl die altslavischen consonan- tischen Stämme in mehreren Casus der i-Declination folgen (vorzüglich vor consonantisch anfangenden Endungen), so gibt es doch im Slavischen keine neutralen s-Stämme, deren Analogie auf die Flexion der consonantischen Neutralstämme in den in Rede stehenden Casus hätte ein- wirken können. Erwägung verdient auch, dafs, wenn man das i von tmeni, ntbe&i, telanti als Casus-Endung, und *) Belege gibt Miklosich 1. c. p. 15f. **) Ich habe diese Formen erst durch Miklosich kennen ge- lernt, und darum in der ersten Ausgabe noch nicht Rücksicht darauf nehmen können. / ***) Für dran/ - /, vom schwachen Participialstamme s'draf, aus b arant.
540 Bildung der Ceuut nicht als Endbuchstaben eines erweiterten Stammes fafst, alsdann alle Casus mit vocalisch anfangender Endung aus dem ursprünglichen Thema entspringen. Anders verhält es lieh mit den männlichen Stämmen auf s, z. B. mit kamen Stein; dieser bildet nicht nur den Nom. Acc. Voc. du. kameni entschieden aus einem »-Stamme, sondern stellt auch im Gen. Loc. kamenij-u*) (wie goetij-u) dem neutralen wicn-u, und im Gen. pl. KAMEHHH kamenij **) dem neutralen imen-ü gegenüber. — Was die Formen auf t i anbelangt, welche im Nom. Acc. Voc. du. consonantischer Stämme gewöhn- lich die Stelle der organischen auf i vertreten (unene, nebetf, tdanti für tman-t etc.), so stammen sie offenbar von einem durch o erweiterten Stamme, also die erwähnten Bei- spiele von den Stämmen imeno, nebesoy telanto, wie auch die Locative plur. der consonantischen Stämme sammtlich von einem durch o erweiterten Thema kommen, welches im genannten Casus c-cAd dem sanskritischen ein gegenüberstellt. Plural. 274. Die skr. Endung as, griech. e; des Nom. Voc. plur. bat sich in der Gestalt von e, nämlich mit nothwen- diger Unterdrückung des Endconsonanten, behauptet. Man vergleiche z. B. sünou-e Söhne, kamen-e Steine mit dem ikr. sundo-as, aiman-as und griech. Formen wie dai/uiov-E;; ferner gostij-e Gäste mit sanskritischen und grie- chischen Formen wie pätay-as, Dagegen erschei- nen die weiblichen Formen nos'ti Nächte, materi Mütter (letzteres vod dem durch t erweiterten Stamme) ohne Ca- sus-Endung. Man mag hiermit eine ähnliche Declinations- *) Mit ij für blofses j nach altpersischem und pili’schem Princip, vgl. p. 401. Anm. **) Die Casus-Endung ist verloren wie bei echten j-Stammen, z. B. bei gostij, noj tij für gottij-u^ noj tij-u.
im Altilavischen. §. 275. 541 schwäche des Hochdeutschen vergleichen, welches schon in seiner ältesten Periode das Casuszeichen s im Genitiv sg. der Feminina verloren hat, während die starken Masculina es geschützt haben; daher z. B. ensti gratiae gegen gaste-* hospitis. — In Bezug auf altslavische Plurale wie vidovü, voljan, von den Stämmen mdova, volja, verweise ich auf §. 271, und in Bezug auf Formen wie vlük'-i Wölfe als Ver- stümmelung von vlükoi oder vlükoj (vgl. Xvxoi, lit. wllkai p. 450). — Die Neutra haben in Gemeinschaft mit dem Send, Griechischen, Lateinischen und Gothischen a als En- dung des Nom. Acc. Voc. pl.; daher z. B. imen-a gegenüber dem sendischen ndman-a, lat. ndmtn-a, goth. namn-a und griechischen Formen wie /x&ay-a. Nebes-a übertrifft das griechische vu|)E(oj-a durch Bewahrung des Endconsonanten des Stammes; telant-a Kälber stimmt schön zu griechi- schen Formen wie iararr-a, Xiiravr-a (s. p. 529); Formen wie 4^AA(vom Stamme delo Werk) stimmen zu sendischen, griechischen, lateinischen und gothischen Formen wie «jupO'Aju^ data, täpat, dona, daura. Überall ist dieser Wortklasse der Endvocäl des Stammes, weil es ein a ist oder war, in dem Vocal der Endung untergegangen (s. p. 458 f.). 275. Der Aceusativ plur. hat bei allen männlichen und weiblichen Stämmen die Casus-Endung verloren, weil sie höchstwahrscheinlich, wie im Litauischen, aus einem blo- fsen 9 bestand, welches, nachdem das oft erwähnte aus- nahmslose Lautgesetz (§. 92. m.) sich geltend gemacht hatte, unterdrückt werden mufste. Stämme auf o und a — die aut ja ausgenommen — haben in diesem Casus ihren End- vocal, wie mir scheint, durch den rückwirkenden Einflufs des früher nachfolgenden «, in ü verwandelt (s. §. 271), da- her bedeutet noträ sowohl novo s als novas, je nachdem es vom Stamme novo oder von nova kommt. Von den Stäm- men gosti Gast und nos'ti Nacht kommen die gleichlauten- den Aeeusative pl. gosti, noeti, im Nachtheil gegen litauische Formen wie genti-e, aiwi-s (s. p. 482). Stämme auf X ü bilden ihren Acc. pl. aus erweiterten Stämmen auf ovo,
542 Bildung der Casus daher süaotii filios; Stimme auf n und r erweitern sich durch t, daher hwwm, materi. 276. Im Instrumentalis zeigen Stimme auf o und die- jenigen, welche dem ursprünglichen Ausgang ein o beifügen, n ü als Endung, worin ich das sanskritisch-sendische dis und litauische aü erkenne, mit nothwendiger Unterdrückung des s und mit Verlust des Schlufselements des uralten Diph- thongs; das zi ü ist also, wie im Accus^ der Vertreter des Stammhaften o. Man vergleiche vlAkii durch die Wölfe mit dem litauischen wilkais, skr. s. vfhrkdis. So sünocü, imenü, nsbssü, tslantü, von den erweiterten Stim- men simono, tmeno, neieso, tdanto. — Die Stimme auf Jo, sowohl männliche als neutrale, zeigen in diesem Casus H i für den nach der allgemeinen Regel zu erwartenden Ausgang jü, daher z. B. MOpH mors (vielleicht morji zu sprechen) vom Stamme morjo Meer. 277. Diejenigen Wortklassen, welche im gewöhnlichen Sanskrit und im Send die plurale Instrumental-Endung bis unverstümmelt bewahrt haben, zeigen im Altslaviscben die Endung ms gegenüber dem lit. mis (nach §. 92. £.), daher z.B. vidova-mi = skr. vidava-bis durch die Wittwen; p&KAMH runka-mi « lit. rankö-mu durch die Hände. Die Stämme auf h * schwächen diesen Vocal vor der Endung mi zu k i, daher gostf-mi, nosti-mi gegen- über litauischen Formen wie gsnti-mis, awi-nüs und sans- kritischen wie pdti-bis, priti-bis, armenischen wie ÄJwg' (§. 216). Dieser Analogie folgen die männlichen Stimme auf n und die weiblichen auf r, indem sie diesen Casus nach der t-Declination bilden; daher iamem-ms', dds'teri-mi gegenüber den litauischen, ebenfalls durch ein unorganisches s im Thema erweiterten Formen aimem-mis, dukteri^nus. — Im Dativ plur. erscheint in allen Wortklassen mA als En- dung, worin man leicht die Schwächung und Verstümme- lung des litauischen mus für skr. byas, lat. bvs erkennt (p. 424), zumal die Unterdrückung des schliefsenden s nach §. 92. k. nothwendig war. Die Stimme auf i verwandeln
im Altslavischen. §. 278. 543 diesen Vocal vor der Endung md in e, und alle consonan- tischen Stämme der drei Geschlechter gehen in diesem Casus zur >-Declination über; daher nicht nur goste-mü, ncwte-mu, sondern auch KAMEHEMX kamene-mü, dltitere-niü, nebwe-mü, telante-mü. Es kann auffallen, dafs, während vor der In- strumental-Endung mH mi ein stammhaftes i zu i wird, vor der Dativ-Endung MX md nicht ebenfalls k i an die Stelle des Stammhaften H i tritt, sondern statt dessen i, also z. B. gG8te-md, nos'te-mü im Gegensätze zu nolti-mi. Warum nicht auch nozte-mu? oder warum nicht auch go8te-mi, nolte-mi? Ich glaube, der Grund liegt in dem Gewichte der Endung. Die Endung md bildet nur eine halbe Sylbe, und vor ihr behalten die Stämme auf i ihre ganze Sylbenzahl, wenn gleich mit Veränderung des i zu e. Die Instrumental-Endung mi bildet dagegen eine volle Sylbe, und vor ihr wird die Endsylbe der Stämme auf i halbirt durch Umwandlung des H > in k z, welches nur eine halbe Sylbe bildet. Auf demselben Princip beruht der themati- sche Unterschied zwischen den singulären Instrumentalen auf mi und den pluralen auf mi. Vor dem halbsylbigen mi des Singulars behalten die Stämme gosti, nosti und ähnliche ihre Zweisylbigkeit, mit Umwandlung des s in e; also go8te-mi durch den Gast, nos'te-mi durch die Nacht, im Ge- gensätze zu den Pluralformen gosti-mi, nosti-mi. 278. Die sanskritische plurale Genitiv-Endung dm mufste natürlich im Slavischen ihres Endconsonanten nach feststehendem Lautgesetze verlustig gehen; es hat aber auch der Vocal, im Fall die Endung nicht ganz unterdrückt wird, eine grofse Schwächung erfahren; nämlich die zu & ü, welches gegen das lange ü der sämmtlichen litauischen Plural-Genitive sehr im Nachtheil steht. Man vergleiche Aamen-tf mit dem litauischen akmen-d und sanskritischen a im an-am; imen~d nominum mit dem skr. nawn-am, lau nomtn-um, goth. namn-l. Demselben Princip folgen neßes-ü (= skr. gr. ) und telant-d; letzteres gegenüber griechischen Formen wie terifa-wv.
544 Bildung dtr C*mu Stämme auf o und a unterdrücken den Endvocäl vor der Casus-Endung, daher luporum, rvnk'-ü manuum gegenüber dem litauischen w/tt’-fl, rmdP-S und lateinischen Formen wie socf-um, amphor'-um. Dagegen haben die s- Stämme die Casus-Endung eingebüfst; auf einen dagewese- nen Vocal der Endung deutet aber die Umwandlung des Stammhaften s in HH V, z.B. in roCTHH gosty hospitum, HOIUTHII nos'tij noctium (aus gostij-ü^ nostij-ü}^ welche Formen wegen der Umwandlung von s* in statt in blo- fsesj, zu Nominativen wie gostij-e Gäste (§. 274) stimmen. Vereinzelt steht der Genitiv desari£-tf (Miklos. 1. c. p. 51), vom weiblichen Stamme desanti zehn; er gleicht hinsicht- lich der Unterdrückung des Stammhaften s" vor der Casus- Endung den gothischen Genitiven wie yasf-e, anst'-ä, im Nachtheil gegen litauische wie awi-d ovium (zweisylbig).— Die Pronominal - Declination zeigt «äü *1* Vertreter der skr. Endung sdm oder /am*), altpreufs. son (s. §. 248), daher <rfc)fZ te-chü horum für skr. ts'sam m. n. und zu- gleich für das weibliche td'-sam, wofür man im Altslavi- schen ta-chil erwarten sollte. 279. Die Endung des Locativs pL ist der eben erwähn- ten des Genitivs der Pronominaldeclination gleichlautend, also yz UQd zwar in allen Wortklassen, wie die ent- sprechende skr. Endung su (oder su nach §. 21), deren Zischlaut in den slavischen Sprachen erst nach ihrer Tren- nung von den lettischen zu einem aspirirten Guttural ge- worden ist (s. p. 144), denn das Litauische .zeigt statt der altslavischen Endung p die Formen sa, su9 se oder blofses s (§. 253). Da wir 1. c. die skr. Endung su als Verstümmelung von sva und ihr u als Vocalisirung des v gefafst haben, so fragt es sich, ob auch das slavische z < der vorliegenden Endung als Vocalisirung von b o zu fassen sei, oder ob in der slavischen Endung der Halbvocal übersprungen und das z ü wie in der oben besprochenen *) Ober Y für ursprüngliches / oder / s. p. 144.
im Altslawischen. §• 280. 545 ; Genitiv-Endung die Stelle eines a-Lauts vertritt. Ich halte die letztere Auffassung fiir die richtige, in Folge dessen^ was oben (§. 253) über das Verhältnifs der litauischen Endung su zu der mir als organischer geltenden Endung sa, und über das Verhältnifs des lit. sdpna-8 Traum zum skr. svapna-8 gesagt worden. Den Verlust eines v hinter 8 zeigt auch das slav. sestra Schwester, offenbar für svestra. Schliefsendes o = a geht vor der Endung iQ 4 e über, wie im Skr. a in e, dagegen bleibt Aa=skr. a unverändert; daher z.B. nove-chü in novis (m. n.) für skr. navs-sw, send, navai-sva (fl>v), oder navai-su, und dagegen nova-chü gegenüber dem sanskritischen weiblichen navä-su, send. nava-hva. Die Stämme auf i verwandeln diesen Vocal vor der Endung chü in i, und die consonan- tischen Stämme gehen im Plurallocativ zur «-Declination über; daher goste-chü, nos'te-chü, und analog z. B. kamene-chü, nebese-chü, von den erweiterten Stämmen kameni, nebesi*). *) Benfey (Glossar zum S. V. p. 70) will in dem d der altpers. pluralen Locativ-Endung j uvd, uod (fiir huwd) und in dem sendischen s t>a, hva eine Postposition erkennen, weil im Vgda-Dialekt den Lo- cativen zuweilen die Praeposition d nachgesetzt wird. Ich habe mich schon anderwärts (Monatsbericht 1848, Marz p. 144) gegen diese Auffassung ausgesprochen, sowie auch gegen die Ansicht, dafs das d der Singularformen dahjauvd im Lande (Benf. 1. c. p. 85 liest dah- yuwd) sich auf vädische Locative auf d mit beigefiigter Praeposition d stütze. Ich fasse das d von dahjauvd als Casusbezeichnung und zwar am liebsten als weibliche Locativ-Endung, und als Verstümmelung der sanskritischen Endung dm (s. §. 202). L 35
Berichtigungen und Zusätze. s. z. s. z. 4 15 lies rinan statt rnan. 7411 ▼. u. mit st. der (mit 9 5 v. u. 9vdsaram. Zusammenziehung). 11 12 V. U. 77 1 beizufügen „und r”. » 4 v. u. tis'fäma. • 8 talcma st. taHma. 13 7 v. u. eTfu. 80 2 1710 v. u. naIcd-9 statt 84 5 fdo st. zao. naEd-9. 88 §. 60. Üb. den Gebrauch 1911 v. u. des ] s. auch p. 440t 21 7 v. u. i‘ st. £ Anm. 2. 2217 Afst.£ 9210 an statt an. 28 15 xtoo/juu. » 15 beizufittgen _j*t> »k u. 3010 (ck ^). ^hm. 31 §. 19. Ausgenommen sind 9518 wpa. die Fälle, wo t für do* 11122 qvumths, qvumthi. als Umstellung von o-d 11410 DieAbwerfung schlie- steht fAS-ipo^). fsender t-Laute findet 36 6 6ir-u-mes. im Altpersischen nur 43 7 hinter a und a statt; » 20 grabtyun. hinter anderen Voca- £7 7 &U7T0V. len geht schliefsendes 63 13 v. u. vorhergehende st. t in 9 über. folgende. 114 15 bairüh. 65 5 v. u. manasaA'. 134. Aufser der, im Litau. 67 11 'AA'pOdD ita. durch den Accent 69 19 veranlagten Länge 70 11 hufedrls. ursprünglich kurzer » 13 Media (6) st. dumpfe (/). Laute, finden sich 71 9 v. u. cavmain-t. auch Verlängerun-
Berichtigungen und Zusätze. 547 s. z. gen, welche, wie mir scheint, als Entschädi- gung für die Verstüm- melung einer nach- folgenden grammati- schen Endung dienen; namentlich verlän- gern die männlichen Stämme auf a die- sen Vocal vor der pluralen Dativ - En- dung nw für mus, daher statt des veralteten pjna- mus. Im Instrumen- talis und Dativ du. er- weist sich ptinä-m (so p.440 zu lesen fürpd- na-m) durch das Sla- vische als Verstüm- melung von ptfna-ma. Die sanskritischenF or- men wie divd-Byäm liefsen, wenn sich die ursprüngliche Länge » vor der Endung im Litauischen behaup- tet hätte, pdnö-m od. ponö-ma erwarten.— Unerklärlich erscheint blofs das lange ä zweier vereinzelt ste- hender Verba: bälu ich werde weifs, und 8äUi ich friere s. z. (Kurschat II. p. 155 f.). Sie sind viel- leicht Verstümmelun- gen von saltu und somit Denomi- native der Adjective balta-8 weifs, 9cd- ta-8 kalt. 136 11 v. u. go8techü. » 10 V. U. n^«TKB0HC4h. 138 14 v. u. pz#b<TH. » 11 v. u. difca. 13919 Im. Nom. und Acc. > 14 v. u. vidovü. 140 2 Über die spätere Um- schreibung des db durch e, von p. 501 an, s. p. 501. Anm. 141 14,13 v.vL.kügdje^ kügda. 143 9/und sLgunü. 14411 v. u. bo$e. 145 §. 92. k. ist zu ergänzen nach p. 508 Anm. 177 2 as st. ai. » 14 v. u. üurau-8. 189 21 divt'va. 197 13 i statt t. 215 8 zu theilen tao-s, tuo-t. 22117 irant. 226 4 v. u. aud-i-t. 229 6 v. u. iuba. 23918 fora;. 243 1 v. u. kimah 249 21 loraa-a. 250 6 juhit-ei. 35*
548 BeritMgmgen und Ziuälu. S. Z. 275 17 Bratä, Bratar. » 22 rdgd. 287 4 v. u. baräi- » 1 v. u. bäte#. 288 15 dtmdn st. dtman. 30413 r-Stämmen. 305 7 v. u. w st. fo. 307 8 vdd. 308 20 send. kd. 316 15 v. u. rprapT. 321 22 genfi-n. 322 2 v. u. neut statt fern. 323 13 mddv~d. » 1 v. u. pdti-n-d. 327 15 svarena. 32814 Aanu-a. » 13 v. u. bräfr-a. 329 2 dug'dfr-a. » 3 dafr-a. 333 6 v. u. yus'makam. 336 9 ta-ma-m’-i 33711 v. u. zu berichtigen nach S. 4000*. 338 7 smy-äi. 340 10 dauhtr st. dauhtr. > 5 v. u. in statt n. 351 7 o/xu)-;* » 15 O/jtOU-T. 359 15 ujimt trtc. > 7 v. u. srti-v. » 6 V. U. upmjtg wti-i. » 2 v. u. 8rti-v. 360 1 mcg. » 18 srtc st. nirde. 361 11 dater-v. S. Z. 361 13 v. u. send, vis st. vis. » 4 v. u. dster-e. 362 2 dster. » 17 tilge gröfstentheils. » 6 v. u. dster. » Anm. *) ist hinsichtlich des Accus. zu berich- tigen nach p. 472. 363 3 duhitr. 364 2 qju/nt-um, 36612 stana9 stan, stiana-m. » 13 umubtuL. stuna^), » 5 ▼. u. di statt dX. 370 1 v. u. ddsti^ düstere. 379 5v.u. H 394 14 kfa-i. 398 §. 199. Einen Locativ auf Jam von einem weiblichen Stamme auf u belegt Bur- nouf, Ya$na p. 513, durch die Form pfretdo (V. S. p. 424), von pfrftu Brücke. 405 9 v. u. h'afri. » 8 v. ul brafr-anm. 416 3 v. u. caimainu 421 5 asma-bgam. 429 7 v. u. asman^Bü. * 3 v. u. l st. >. 432 15 opea^M,. 435 8 asvdn. 437 7 v. u. rauca-pati~vd. 438 12 v. u. dftffä-m-
Berichtigungen und Zusätze. 549 s. z. 44019 pönä-m. 444 Die von Petermann (pag. 94) erwähnten Plurale auf er, ear, an, ean enthalten keine Casus - Endung, son- dern das Ganze ge- hört zum Stamme, und man kann die Erweiterung, welche derselbe im Verhält- nifs zum Singular er- fahren hat, ungefähr so fassen, wie die unserer Plurale, wie Kinder, Häuser, Gräber (s. §. 241), Männer, Geister, oder auch wie die uuserer weiht Plu- rale von Grimm’s erster starker Decli- nation (wie z. B. Ga- ben), welche das voca- lisch endende Thema des Singulars durch n erweitert haben. Im Armen, macht die Vulgärsprache einen fast regelmäfsigen Ge- brauch von den im Thema erweiterten Pluralen oder Collec- *) Ohne singulare Nebenform tiven (s. Schröder p.307f. und Cirbied p. 745ff.), besonders von denen auf r, die sich aber durch ihre Declination als Singu- lare darstellen. So kommt z. B. von haz Brod (them. hazi) der Plural, oder viel- mehr das Collectivum hazer (nom. acc. voc), als dessen Thema durch den endungslo- sen Genitfr hazeru und durch den Instr. hazero-vo sich hazeru ausweist. Im klassi- schen Armen, kommt von gir Buchstabe (instr. gro-w, vergl. skr. granf schrei- ben) das Collecti- vum grean Bücher, Schriften (nom. acc. voc.), Gen. grenoi (sprich grenö), vöm Stamme greano*, aber auch mit pluralischen Endungen der Nom. grean-q, D. Abi. Gen. grena-z (vom Stamme grena}*, von nphuip orear Menschen *) wenn nicht, wie ich vermuthe,
550 Berichtigungen und Zueutie, kommt der Genitiv oreroi (spr. orerö) und auch der echte plu- rale Nominativ ore- ar-q. Gegenüber von Q/* Esel findet sich der Plural isan-q asini, D. Abi. G. «an-:, wel- chen Formen ein Thema isan zum Grunde liegt, womit man das lat. awmw, goth. arikis, lit. ati- la-8, altslav. oselü (them. otelo) ver- gleichen möge, mit Berücksichtigung der leichten Vertauschung der Liquidae, woraus eu/tp air Mann damit Zusammenhang!, welches die meisten Casus von einem Stamme tupuib aran (zusammengezogen uqeb arn) bildet Ich setze die vollständige Dedination dieses interessanten Wortes her. Singular: N. zk. V. air, Gen. D. am, Instr. aram-b (euphonisch fiir aran-b)9 Abi. am-t. Plural: N. A. V. ar-q , Instr. aram-bq, D. Abi. G. aran-z. Analog mitaram-bj, aran-z kann auch hair Vater (Gen. Dat. hör) einige Casus aus einem durch an erweiterten Thema bilden, so dals der In&tr. sowohl har-bq als haram-bq lautet, und der D. Abi. G. sowohl har-z als haran-z (s. Peter mann p. 142). In Bezug auf die Stammerweilerung mag an das Verhältnifs des gothi- schen fadrein Eltern zu fadar Vater, sowie an das des englischen brethren zu brother erinnert werden. Dafs hair mit der Vaterbenen- nung anderer indo-europäischer Sprachen Zusammenhänge und an- fangendes p im Armen, in der Regel zu h geworden ist, ist bekannt; das i hinter dem a scheint mir durch den Einüuls der schliefsenden Liquida berbeigezogen zu sein; ebenso das von qoir Schwester — gegenüber dem send, qanhar (them.), skr. eväedr — und das von mair Mutter. Man könnte, um noch einmal zur armen. Benennung des Mannes zurückzukehren, das a des Stammes aran als einen bloßen phonetischen Vorschlag betrachten (vgl. p. 365), wie das a des griech. dn|£ gegenüber dem skr. Stamme nar, nr, Nom. nd; die Sylbe ran müßte dann als Umstellung von nar gefaßt werden, zumal das Armenische solche Umstellungen begünstigt (vgl. p. 365). Ist aber das oben erwähnte orear mit dem Stamme aran verwandt, so mufs man darin eine rcduplicirte Form erkennen, also orear ausornr oder arar erklären, oder man mufs ihr schliefsendes r als Entartung von n fassen, und somit orear als = orean darsteilen.
Berichtigungen und Zusätze. 551 auch gefolgert wer- den kann, dafs die Collectiva auf ar, ear und die auf an, ean in ihrem Bildungssuf- fix ursprünglich Eins sind, abgesehen von den Formen, wo nicht, wie bei der Benen- nung des Esels, der Singular eine Ver- stümmelung des Plu- ralstammes ist. Wenn dem so ist, so würde ich die Formen mit n fiir die ursprünglichen halten. s. z. 46215 maonh-a. 463 16 msvä. » 4 V. u. namän-i. 464 8 v. u. augon-a. 466 11 Argivischen. 467 2 v. u. prt. 470 4 ya(F)-a;. 47110 esin. 473 9 v. u. Beh. 477 18, 19 mantrans-ca. » 21 atau-. 478 9 afaurunanica. » 14 v. u. ad st. af. 483 13 v.u.§.216 st.p.471ff. 485 5 v. u. 424 st. 434.
Gedruckt in der akademischen Buchdriickrrei.