Author: Dumas Alexandre   Leitch Michael  

Tags: kinderliteratur   klassiker für kinder  

ISBN: 3-8067-4751-2

Year: 2000

Text
                    Die drei
Musketiere
Alexandre Dumas
uerstenberg Verlag

Die drei Musketiere
VISUELLE 4 » BIBLIOTHEK KLASSIKER FÜR KINDER Die drei Musketiere Der junge d’Artagnan schließt sich im Paris Ludwigs XI1L den drei königs- treuen Musketieren Aramis, Athos und Porthos an. Mutig kämpfen sie für Frankreich und entlarven die ebenso schöne wie grausame Milady, die intri- gante Spionin des Kardinals Richelieu. Die Bücher der Visuellen Bibliothek erzählen die Klassiker der Welt- literatur für Kinder von heute. Außerdem erklären sie in Wort und Bild die Welt, von der die Geschichten handeln.
VISUELLE < > BIBLIOTHEK | KI. ASSI KER FÜR KINDER] Die drei Musketiere Alexandre Dumas Illustrationen von Victor Ambrus Gersten berg
Jnhalt Vorwort 6 D'ÄR TA G NA NS bR A NK REICH Das Leben der Musketiere 8 10 D’Artagnan, der junge Held Kapitel 1 Die drei Geschenke 12 .< macht- hungrige Kardinal Kapitel 2 Monsieur de Treviele 14 Kapitel 3 Musketiere und Wachen 16 Kapitel 4 Hofintrigen 20 Kapitel 5 Dunkle M a c h e n s c h a f t e n 24 Porthos, der eitle Musketier Kapitel 6 Die Diamanten der Königin 28 Kapitel 7 Das Treffen 34 Milady, die raffinierte Spionin Athos, der melan- cholische Musketier Aranus, der verschwiegene Musketier
Der Graf de Rochefort, der geheimnisvolle Fremde aus Meung Kapitel 8 Die Gehängte 36 Kapitel 9 Mll.ADY - UND EIN DUELL 38 Kapitel 10 Das Lilienwappen 44 Kapitel 11 Meuchelmörder 46 Madame Bonacieux, die Wäschezofe der Königin Kapitel 12 Das Wirtshaus »Zum Roten Taubenschlag« Kapitel 13 Siegreiche Helden 52 Kapitel 14 Gefährliche Zeiten 54 Kapitel 15 50 Königin Anna, die schöne Gattin Ludwigs Xill. Todesurteil 58 Ludwig XIIL. König von Frankreich Kapitel 16 Der vierte Musketier 60 Dumas’ Welt 62 Monsieu r Bona cieux, ein feiger Vermieter Der Herzog von Buckingham, em romantischer Engländer
Vorwort Degen, Duelle, Intrigen und romantische Liebe - auch heute noch begeistert die Geschichte von den drei Musketieren die Leser. Der Held der Geschichte, die Alexandre Dumas Anfang der 40er-Jahre des letzten Jahrhunderts schrieb, ist d’Artagnan, ein ehrgeiziger junger Edel- mann, der Musketier werden will. Der Autor ließ den Roman über die verwegenen Musketiere im frühen 17. Jahrhundert spielen, im Frank- reich Ludwigs XIII. Es ist erstaunlich, wie lebendig Dumas Geschichte erzählen kann. Wir begleiten d’Artagnan auf seiner Reise von der heimatlichen Gascogne im Süden Frankreichs nach Paris. Hier lernen wir zusammen mit dem Helden das abwechslungsreiche Leben der Großstadt kennen, aber auch das Leben am königlichen Hof, an dem Verschwörungen, Machtkämpfe, Spionage und Verrat an der Tagesordnung sind. Kaum ist d’Artagnan angekommen, hat er sich schon Feinde gemacht. Aber er findet auch Freunde: Die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis kämpfen für ihr Land, für ihre Königin - und füreinander. Ihre Abenteuerlust und ihr Mut sind schier grenzenlos: Gemeinsam stellen sie sich dem Kardinal Richelieu entgegen, der raffinierten Spionin Milady und den aufständischen Bewohnern von La Rochelle. Fotos und Zeichnungen beschwören die Atmosphäre des frühen 17. Jahr- hunderts herauf, der Zeit der Musketiere: Ein Kaleidoskop von leidenschaft- lich gefochtenen Duellen, geheimnisvollen Gestalten, Meuchelmord und gefährlichen Abenteuern. Und immer wieder müssen die drei Musketiere und d’Artagnan die Treue zu ihrem Motto beweisen: »Alle für einen, einer für alle.«
Das Horcl de Sens in der Rue du Figuier in Paris
rn n Huckingharn (•eorge Vrlliers 1592-1628) war sehr reich und stand den englischen Herrschern nahe Weil er aber hochmütig war und mit den Katholiken svmpathisierte. war er in Fngland sehr unbeliebt Im 1* Jh. gipfelten die Feindseligkeiten zwischen Protestanten um! Katholiken in der sehrcs.klK.hcn Bartholomäusnacht 1 s'Ji. in der über 2000 Protestanten ermordet wurden. D'Artagnan Ihcscr Musketier hat wirklich gelebt und stammte aus einer reichen I amilie der (»ascogne Fr diente nicht I udwig XIII , sondern I udwig XIV . und kam erst Ik4i) n.»sh Paris, 1' Jahre spater als in Dumas Roman Fr stieg zum Oberstleutnant der Musketiere des Königs aut und fiel 16'1 im Kampf Königin Anna Anna von Österreich 1601-1666 , Tochter des Königs Philipp III von Spanien, heiratete nut 14 |ahren I udw ig XIII Ihr I he leufe standen sich nie sehr nahe, ginnt im Jahr lb2> und spielt in einer inderungen. Der katholische König 1 ud wig XIII. und sein Berater Kardinal Richelieu wollten die Protestant i- sehen Hugenotten zum Gehor- suchtcn sie die Machtanspruche I-rankreichs gegenüber Spanien durch zusetzen, jahrelang hatte f rankreich unter Bürgerkriegen gelitten, heimtückischer Mord war an der lagesordnung. Ziemlich ahnungslos betritt d’Artagnan die Szene Du Hst piik.i-ri x Du- Hauptfiguren in den Drei Musketieren gehen aut historische Persönlichkeiten des |" Jh s zurück. Vieles, was Dumas erzählt, hat sich w irklich so ereignet Ludwig XIII. Der Sohn von Mana de Medici und Hein- rich IV wurde neun jährig gekrönt Mit I 5 Iahten war er mit Anna von Oster reich verheiratet und regierte selbstständig. kardinal Ruhe heu Armand Jean du Messis (1585-1642), bekannt als Richelieu. wurde 1622 zum kardinal ernannt und war tigste Mann in Frankreich Obwohl viele Komplotte gegen ihn geschmiedet wurden, erlang es ihm stets, seine Position sowohl innerhalb der Kirche als auch des Staates zu halten.
liethune Annens Meung Tarbes Tncö Der Kardinal lagen vor La Rochelle. D’Artagnan stammt aus der Gascogne im Sudwesten Frankreichs. Legetide der Frankreichkarte D’Artagnan« Reise nach Paris Die Jagd nach den Diamanten Die Musketiere reiten nach La Rochelle Dir letzte Reise । Chantilly Paris Kardinals reist sehr vornehm.। An der belgischen Grenze sorgen dir Musketiere selbst für Gerechtigkeit. Die Lage der Huge. ioWn_inLa Keich eile \ £piut sich Paris Ein großer Teil der Geschichte spielt in Parts. 1 her leben der König, der Kardinal, die Musketiere und zeitweise auch Milady Der 1 aeHihgs-*»»**:- wein der Mus- ketiere kommt 1 « aus der Gc- _ _ gend von 2 Ajujqu. D’Artagnan stellt fest, dass Klöster nicht so sicher sind, wie sie aussehen. Amienticrcs . .. «-=• Lille 7 St. Gennain-dcs-Pres 8 Haus von Monsieur de Treville 9 Wohnung von d’Artagna 10 Palais du Luxembourg 1.egende zunt Stadtplan non Paris 1 Bastille 2 Place des Vosges 3 Rathaus 4 Notre-Dame 5 Palast des Kardinal 6 Louvre Ohne es zu ah- „ nen, schwebt /'•Ä” J der Herzog von Bücking- \jondon > * ham in gro- Ker Gefahr. ~ ' _a J- .. r ? r , Calai
US Pike Degengurt Abtug Abzugsschutz Sehnde Die Stutzgabel gab beim heuern Halt. Feuerschutz Infanteristen beschützten mit ihren Piken die Musketiere, wenn diese ihre Musketen nachkidcn - denn das dauerte sehr lange. En ganle! Die Musketiere des Königs wachten stolz über ihren Rui als unübertreffliche Fechter. Wie in Dumas' Roman duellierten sic sich ort mit ihren Rivalen. der Garde des Kardinal Richelieu. j Degen Der Degen mit sei ner langen, schma- len Klinge wurde von den .Musketie- ren im I cvhtkampl sehr geschickt als Hieb und Stich- waffe eingesetzt. Scharfschützen Ihren Namen hatten die Musketiere von ihrem neuartigen Gewehr, der Muskete. Zünd- pfanne und Abdeckung, Lun tenschlossgeu -ehr Eine glühende Lunte wurde mechanisch an eine Zündpfanne gebracht. Die durch das Zünden des Pulvers entstandene Explosion •feuerte« die Kugel im Lauf ab. Zivilisten treten in die Armee cm - em Druck aus dem 17. Jh von Jacques Callot. Draufgänger: I in Duell zwischen den Muske- tieren und der Garde Richelieu* in Dte drei Musketiere (1973) Luntensehloss Freiwillige vor! In jener Zeit übernahmen die jüngeren Söhne adeliger Familien entweder Kirchenämter oder traten in das Heer ein. Der Sold war gering und sic mussten ihre oft reure Ausrüstung selbst besorgen. Plünderungen waren für sie eine willkommene Gele k genhcit. die leeren Ta- 1 sehen zu füllen. 1 Hand- 1 schuti Es war eine große Ehre, zu den Musketieren des Königs zu gehören. Das Korps bestand aus etwa hundert Mann, von denen die meisten Adelige waren. Aufgenommen wurde nur. wer sich im Krieg bewährt hatte. In Friedenszeiten stellten sic die Ehrengarde des Königs und verfügten über viel freie Zeit. Die drei Musketiere in Dumas’ Roman - Athos, Porthos und Aramis - haben wirklich gelebt, aber Dumas hat viel dazuerfunden. Pulvergürtel An diesem Gürtel waren 12 Be- hälter für das Pulver befestigt; man trug ihn quer über Brust und Rucken. Die Ku- geln waren in einem Beutel untcrgebrachi 10 -i
Alles ist erlaubt In Friedenszeiten blieb den Muske- tieren viel Zeit für ihr Liebesle- hcn. zu dem - genau wie Dumas es beschreibt - der Kampf für die eigene F.hre oder die der geliebten Dame ebenso gehörte wie romantische Intrigen. D'Artagnan und die drei Musketiere sind der Ansicht, dass in der Lie- be alle Mittel erlaubt seien. 1 icbesszcnc zwischen Barbara La Marr und Doudas Muntere Burschen: Van Heflin, Gene Kelly, Gig Young und Robert Cootc in Dir drei Musketiere von 1948 Teamgeist 1»-i Musketiere des Königs waren stolz auf ihr kleines, auser- »rscnes Korps und immer bereit, für die Gefährten einzustehen. •Alle für einen, einer für alle« war das Mono, das den Korps- cc-'t treffend zusammenfasste. Dll HISTORISCHEN MUSKETIERE Die drei Musketiere bet Dumas stammen ebenso wie d'Artagnan aus der Gascogne. Da über die Männer und ihr Leben wenig bekannt war. konnte Dumas viel dazuerfinden. Athos Athos’ wirklicher Name war Armand de Sillegue; er war der Junker des kleinen Dorfes Athos in der Gascogne und ein entfernter Verwandter von Mon- sieur de Trcville, dem Hauptmann der Musketiere. Er starb 1643 in Paris - wahrscheinlich bei einem Duell. Dumas stellt ihn als nachdenklichen Mann mit angeborener Autorität und einer düsteren, geheimnis- vollen Vergangenheit dar. Porthos Porthos hieß in Wirklichkeit Isaac de l’ortau und wurde erst 1643 Musketier. Bei Dumas ist er ein lebenslustiger Genielser, der edle Kleidung, Wein, die Frau- en und fröhliche Lieder liebt. Ararnis Arainis war eigentlich Henry d’Armamirz, ein Adeliger aus Aramitz in der Gascogne, und ebenso wie Athos mit de Trcville verwandt. Er trat 1640 in das Musketier-Korps ein. Bei Dumas ist er ein liebenswerter und gut aussehender Mann, der sich, wäh- rend er vorgibt. Theologie zu studie- ren, mit schonen Damen trifft. La Rochelle Die Musketiere nahmen an der Belage- rung von La Rochelle teil. Die Hafen- stadt war in der I land von hugenotti- schen Rebellen. Unter der Führung von Richelieu hungerte die Armee des Königs die protestantischen Belagerten aus. indem sic einen Damm vor dem Hafen anlegre und die englische Ma- nne so daran hinderte, der Stadt mit Nachschub und Verstärkung zur Hilfe zu kommen. Kardinal Richelieu bei der Belagerung von I a Rochelle
Die drei Musketiere —4.— Meung-sur-Loire Unsere Geschichte beginnt in Meung, einer Stadt in der französischen Region Loire. Um die 500 km bis dorthin zurückzulegen, musste d’Ar- tagnan wochenlang reiten. Kapitel 1 Oie drei Geschenke Am ersten Montag im April des Jahres 1625 kam ein junger xx Mann am Wirtshaus »Zum Fröhlichen Müller - in Meung vorbei. Er ritt einen alten Falben mit gelblichem Fell, über den alle Passanten lachten - bis sie den strengen Blick seines Reiters bemerk- ten und das Lachen lieber bleiben ließen. Der junge Mann stieg ab. Sein Name war d’Artagnan. Er war 18 Jahre alt und wirkte stolz und verwegen. Sein langer Degen berührte beinahe seine Knöchel. Er hatte sein Elternhaus in der Gascogne verlassen, weil er nach Paris wollte. Sein Vater hatte ihm drei Geschenke mit auf die Reise gegeben: Einen Beutel mit 15 Talern, den gelben Klepper und ein Empfehlungsschreiben für Monsieur de Treville, den Hauptmann der königlichen Musketiere. Ein eleganter, dunkelhaariger Mann mit einer Narbe auf der Wange stand an einem Fenster im Erdgeschoss und sagte etwas zu zwei Männern, die darauf in Gelächter ausbrachen. D’ Artagnan sah sic wütend an. Sicher lachten sie über ihn. »Heda, ihr Herren!*, rief er. »Sagt bitte, was so lustig ist!« »Das Pferd sieht aus wie eine Butterblume«, erwi- derte der erste Mann. »Die Farbe sicht man bei Blumen häufig, bei Pferden dagegen nur selten.« Zornig zog d’Artagnan seinen Degen und ging auf den Mann mit der Narbe los, der sich mit einem Satz nach hinten in Sicherheit brachte. Seine Freunde und der Wirt fielen mit Stöcken und Schaufeln über d’Artagnan her. Er wehrte sich tapfer, aber ein Schlag auf die Stirn nahm ihm das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, lag er in einem Gäste- zimmer auf einem Bett. Der Wirt half ihm hinunter in die Küche. Durch die offene Tur konnte d’Artagnan den Fremden mit der Narbe neben einer Kutsche stehen sehen. Das Fenster der Kutsche gab einen D’Artagnan wirkte stolz und verwegen. 12
Dit drei Geschenke hübschen Rahmen für den Kopf der jungen Frau ab, die darin saß. Sie harte blondes Haar, große blaue Augen und rosige Lippen. •So befiehlt seine Eminenz mir also ...«, sagte sie gerade. •Sofort nach England zurückzukehren und ihn zu verständigen, sobald der Herzog London verläßt, Milady«, ergänzte der Fremde. D'Arragnan lief schwankend in den Hof hinaus. »Diesmal entkommen Sie mir nicht!«, schrie er. Aber der Fremde schwang sich auf sein Pferd und er und die Kutsche jagten in entgegengesetzte Richtungen davon. Gascogne D’Artagnan stammt aus der Gascogne im Südwesten Frankreichs. Die Bewohner dieser Gegend galten als tapfer, ehrgeizig und tempe- ramentvoll. D’Artagnan ist aut dem Land autgewachsen und versteht wenig von Poli- tik und raffinierten Intrigen. »Feigling!«, rief d’Artagnan. Dann brach er. von seinen Verletzun- gen geschwächt, auf der Straße zusammen. »Sic ist so schön«, flüster- te er noch. »Wer? Wer ist schön?«, fragte der Wirt, der nachgekommen war. »Milady«, hauchte d’Artagnan und verlor wieder das Bewusstsein. Rast für Reisende Als die Leute noch zu Pferd oder in der Kutsche reisten, gab es entlang der Straßen viele Wirtshäuser. Hier konn- te man essen, übernachten und die Pferde ausruhen las- . sen oder gegen frische tau- scWw. Vn Aw Www'ftause’fn trafen Menschen aller sozia len Schichten zusammen.
Dir. drei Musketiere Kapitel 2 Monsieur de Treville Am nächsten Tag fühlte sich d'Artagnan kräftig genug, um seine Reise fortzusetzen. Als xJLcr seine Zeche zahlte, musste er jedoch fcststcllcn, dass sein Empfehlungsschreiben für de Trcville verschwunden war. Er beschuldigte den Wirt, doch der entgegnete, der Brief müsse gestohlen worden sein. »Gestohlen? Von wem?« »Von dem Herrn mit der Narbe, Monsieur. Er hat Ihre Taschen durchsucht, als Sie bewusstlos waren.« D’Artagnan schwor sich, den Dieb anzuzeigen. Sobald er in Paris angekommen war, verkaufte er sein gelbes Pferd und mietete eine Unterkunft. Am nächs- ten Morgen besuchte er Monsieur de Treville. Sein Vater hatte gesagt, er sei der drittwichtigste Mann in Frank- reich und komme gleich nach dem König und seinem engsten Berater, dem Kardinal Richelieu. Als d’Artagnan bei de Trc- ville cintrat, tadelte dieser gerade die Musketiere Por- thos und Ararnis dafür, dass sie sich am Vorabend mit Männern von der Garde des Kardinals duelliert hatten. Athos war bei dem Duell verletzt worden. Nach- dem sich die Musketiere entschuldigt harten, ent- ließ de Treville sie und De Treville tadelte Porthos und Ararnis wegen des Duells. 14
Monsieur di Treviii.f. Durch das Fenster wendete sich d’Artag- - i l * nan zu. Mi ** »Und was kann ich für Sic tun?« 11' »Monsieur, ich möchte ein Musketier werden.« D’Artagnan erzählte Monsieur de Treville von dem gestohlenen Empfehlungsschrei- ben und auch von dem geheimnisvollen Fremden mit der Narbe, der sich in Meung mit der schö- nen Dame getroffen hat- te. De Treville sah d’Artag- nan lange an. « i Ist dieser Junge aus der Gas- Hauptmann der Musketiere Als Leibgarde des Königs standen die Musketiere hoch tm Ansehen ihrer Zeitgenos- sen. Kein Wunder, dass der junge d’Artagnan einer von ihnen werden wollte. Der historische Monsieur de Ire ville (1598-1672) stammte ebenfalls aus der Gascogne und stieg in seinem Korps zuin Hauptmann auf. cogne so ehrlich, wie er aussieht erblickte d’Artagnan oder könnte er ein Spion sein?, den geheimnisvollen fragte er sjch Fremden mit der Narbe. Der Hauptmann der Muske- tiere entschloss sich dem jungen Mann eine Chance zu geben und verfasste ein Empfehlungsschreiben für die königliche Akademie, damit er dort Reiten, Fechten und höfische Manieren lernen würde. De Treville wollte den Brief gerade d’Artagnan überreichen, als dieser, der ver- träumt aus dem Fenster geschaut hatte, plötzlich rot vor W ut wurde. »Ha! Dieses Mal entkommt er mir nicht!«, schrie er und stürzte zur Tür. •Wen in aller Welt meinen Sie?«, wollte Monsieur de Treville wissen. Den Dieb!«, rief d’Artagnan aus. »Den Verräter!« Und er verschwand. 15
Dif DRfi Musketiere Die Karmelitinnen Die Karmelitinnen folgten strengen Ordensregeln. Sie brachen den Kontakt zur Außenwelt ah. trugen keine Schuhe und unterwarfen sich dem Schweigegelübde. Ihr fensterloses Kloster war nicht weit von der Innenstadt ent- fernt. Die benachbarte Wie- se eignete sich gut als Aus- tragungsort für Duelle. Vom Kloster ist heute nur noch die hier abgebildete Kirche erhalten. JVJUSKETIERE UND WACHEN In seiner Hast stieß d’Artagnan auf der Treppe mit einem Musketier zusammen, der vor Schmerz laut aufschrie. »Tut mir Leid«, sagte d’Artagnan, »aber ich bin sehr in Eile.« »Soll das Ihre ganze Entschuldigung sein?«, empörte sich der Mus- ketier. Er war totenbleich im Gesicht; tatsächlich war er kein anderer als der am Vorabend verletzte Athos. »Ich habe gesagt, dass es mir Leid tut, das sollte doch reichen«, erwiderte d’Artagnan hochmütig. »Sic sind unverschämt«, befand Athos. »Wir werden uns heute Mittag beim Karmelitinnen-Kloster duellieren. Seien Sie pünktlich!« »Ganz wie Sie wollen!«, erwiderte d’Artagnan erzürnt und stürzte dem Mann mit der Narbe hinterher. Aber nur wenige Augenblicke später verfing er sich auf der Gasse in Porthos' weitem Mantel. D'Artagnan stieß mit einem Musketier zusam- men, der t>or Schmerz laut aufschrie. Das Taschentuch Mit dem Monogramm seiner Besitzerin versehen und zart nut ihrem I iehlingsdutt par- fümiert, war das Taschen- tuch ein Liebespfand. Ara- mis ist wütend, weil durch d’Arragnans Ungeschick- lichkeit herauskommt, dass er ein Verhältnis mit einer angesehenen Dame hat. 16
Musketiere und Wachen • (jünger Himmel«, rief Porthos aus. »Laufen Sic immer mit geschlossenen Augen herum? Ich warne Sie! Wenn Sie Musketiere anrempeln, können Sic Arger bekommen.« »Dann sollten wir uns nachher treffen«, gab d’Artagnan kühl zurück. »Gut, um ein Uhr hinter dem Palais du Luxembourg.« Inzwischen war der Mann mit der Narbe verschwunden. Während d'Artagnan noch nach ihm suchte, kam er an Ararnis vorbei, der sich mit drei Wachen des Königs unterhielt. Dabei war ihm ein Taschentuch aus der Tasche gefallen und Ararnis war - unabsichtlich, wie d'Artagnan glaubte - darauf getreten. D’Artagnan zog es unter Ararnis' Fuß hervor und reichte cs ihm. Aha!«, meinte einer der beiden Wachen, als er das Wappen auf dem Taschentuch bemerkte, Sic scheinen sich mir Madame de Bois-Tracy doch recht gut zu verstehen.« Da sind Sie im Irrtum«, gab Ararnis zurück und sah d’Artagnan böse an, »nicht ich habe es verloren.« Als die Wachen weitergegangen waren, wandte er sich wütend an d'Artagnan. »Wie können Sie nur so dumm sein und es mir aufheben?« »Ich sah, wie cs Ihnen hinunrcrfiel.« Ich wiederhole: Dieses Taschentuch ist nicht aus meiner Tasche gefallen.« Jetzt haben Sic zweimal gelogen, Monsieur. Ich habe cs herausfallen sehen.« Mein lieber junger Mann, ich sehe, dass ich Ihnen Manieren beibringen muss.« Dann ziehen Sie Ihren Degen«, gab d'Artagnan zurück. Nicht hier. Treffen Sic mich um zwei vor dem Haus von Monsieur de Irevillc«, befahl Ararnis. Sie trennten sich, und d’Artagnan ging zu der Wiese neben dem Kar- mclitinnen-Kloster, auf der er sich mit Athos duellieren sollte. Ich werde niemals mit Jem Leben davonkommen«, sagte er sich. »Aber im Grunde ist cs eine Ehre, durch die Hand eines Musketiers zu sterben.« D’Artagnan zog das Taschentuch unter dem Fuß des Musketiers hervor.
Die drei Musketiere Hausmacht des Kardinals Kardinal Richelieu gründete 1623 ein eigenes Wachkorps. Zwischen den Wachen, die beim Volk sehr unbeliebt waren, und den Musketieren des Königs kam es häufig zu Zusammenstößen. Die Wachen des Kardinals tru- gen rote Uniformen, die Musketiere trugen Blau - die königliche Farbe. Duelle Richelieu erließ 1625 ein Gesetz, das Duelle verbot; trotzdem hörten die F.del- männer nicht auf, Streitig- keiten auf diese Weise zu regeln. Hier kämpft Aramis (Charlie Sheen) gegen die Wachen - in Walt Disneys Die drei Musketiere (1993). D’Artagnan begab sich zu der kleinen Wiese neben dem Kloster. Schlag Zwölf erreichte er den Ort, an dem sein erstes Duell stattfin- den sollte. Athos wartete schon auf ihn, mit Porthos und Aramis an seiner Seite. »Was will der denn hier?*, fragte Porthos erstaunt. »Dies ist der Edelmann, mit dem ich mich duelliere«, sagte Athos. »Aber ich schlage mich doch mir ihm«, protestierte Porthos. »Wir sind für ein Uhr verabredet«, erinnerte ihn d’Artagnan. »Ich schlage mich ebenfalls mit ihm«, warf Aramis ein. »Wir sind für zwei Uhr verabredet«, erwiderte d’Artagnan. Athos und er gingen in Stellung. Kaum harten sie die Klingen gekreuzt, erschienen die Wachen des Kardinals. »Sic wissen, dass unsere Gesetze Duelle verbieten«, rief Monsieur Jussac, ihr Offizier. »Stecken Sie die Degen weg, meine Herren, Sie sind verhaftet.« »Das kann nicht sein, Monsieur!«, wider- sprach Aramis. »Wenn Sie sich den Befehlen des Kardi- nals widersetzen, wenden wir Gewalt an«, drohte Jussac. »Sic sind zu fünft«, raunte Athos sei- nen Kameraden zu, »und wir sind nur zu dritt.« »Meine Herren«, mischte d’Artagnan sich ein, »ich denke, wir sind zu viert. Auch wenn ich die Uniform noch nicht trage, so habe ich doch das Herz eines Musketiers!« So kam cs zu einem furchtbaren Kampf. Athos nahm sich Cahusac vor, einen der besten Fechter des Kardinals; Porthos kämpfte gegen den grimmigen Bicarat. Aramis focht gegen die anderen beiden, während d’Artagnan Jussac in Schach hielt. Obwohl Jussac ein erfahrener Fechter war, war ihm der junge Mann durch seine Schnelligkeit überlegen. Vor Wut machte Jussac einen Fehler und so konnte d’Artagnan ihm blitzschnell den 18
Musketiere und Wachen Degen in den Leib bohren. Der Offizier ging zu Boden und d’Artag- nan eilte Athos zu Hilfe, der von Cahusac verwundet worden war. So kam es zu einem furchtbaren Kampf. Mit einem gezielten Hieb schlug d’Artagnan Cahusac den Degen aus der Hand und Athos stach ihn in den Hals. Währenddessen harte Aramis einen seiner Gegner getötet und den anderen überwältigt. Bicarat kämpfte weiter, bis Jussac sich aufrappelte und ihm zurief, sich zu ergeben. Der Kampf war vorbei. . Jl Die Kunde von dem Duell sprach sich schnell herum. Hocherfreut über den Sieg seiner Männer teilte Ludwig XIII. Monsieur de Trcville mit, der Kardinal ärgere sich sehr über die Niederlage seiner Wachen, und ließ die drei Musketiere und den jungen Mann, der sich so gut geschlagen hatte, zu sich bitten.
DI F DREI \fUSKETIFRE len sieb zu einem Festmahl nieder. Kein gutes Bild Ludwig XIII. war 1610 im Aker von 9 Jahren König von Frankreich geworden. Dumas stellt ihn als eitel, eigensinnig und grausam dar; in Wirklichkeit aber war er auch ein kluger und geschickter Politiker. Hofintrigen Augenzwinkernd sagte der König zu den drei Musketieren und xxd’Artagnan, sic sollten aufhören sich mit den Wachen des Kardinals zu duellieren. Er überreichte d’Artagnan einen Beutel mit 40 Goldmünzen und wies Monsieur de Treville an, ihn in die Königliche Garde aufnehmen zu lassen. D’Artagnan teilte das Geld mit seinen neuen Freunden; dann setz- ten sie sich zu einem Festmahl nieder. Weil d'Artagnan noch keinen Diener harte, vermittelte Porthos ihm einen Mann namens Planchet. Die 40 Goldmünzen hatten die vier Freunde schnell ausgegeben und bald mussten sie sich, mittellos und hungrig, ihre Mahlzeiten zusam- menschnorren. Eines Tages erhielt d'Artagnan Besuch von seinem Vermieter, einem verschlagen wirkenden kleinen Mann namens Bonacieux. 20
Hofintrigen fx erzählte d’Artagnan, seine junge Frau, die als Wäschezofe im Dienst der Königin stand, sei entführt worden. Haben Sie einen Verdacht?«, fragte d’Artagnan. -Ich befürchte, das ist Teil einer Verschwörung. Vor vier Tagen erzählte mir meine Frau, dass die Königin vom Kardinal überwacht werde und darüber in großer Besorgnis sei. Die Königin befürchtet, em.ind habe in ihrem Namen an den Herzog von Buckingham geschrieben, um ihn hier in Paris in eine Falle zu locken.« ••Wie sieht der Mann aus, der Ihre Frau entführte?«, wollte d’Artagnan wissen. Feste feiern... Der Sold eines Musketiers war niedrig; er bekam nur 35 Sous am Tag. da voraus- gesetzt wurde, dass er Ein- künfte aus seinen Ländereien hatte. Athos. Porthos und Aramis haben so gut wie nie Geld, und wenn sie welches haben, dann wird es gleich verprasst. Das Leben eines Soldaten konnte kurz sein - deshalb, finden sic. sollte man es genießen. Dunkel und vornehm, mit stechendem Blick und einer Narbe auf der Wange.« Eine Narbe?«, rief d’Artagnan aus. »Das ist der Mann aus Meung!« Monsieur Bonacieux zog ein Stück Papier aus der Tasche und reichte es d’Artagnan. »Das hier kam heute Morgen.« Auf der gegen- überliegenden Straßen- seite stand ein hoch gewachsener Mann. Wenn Sie nach Ihrer Frau suchen, sind Sie verloren.* Wenn Sie mir helfen, Mon- sieur . flehte Bonacieux, »werde ich Ihre Mietschulden vergessen und ihnen 50 Goldpistolen dazugeben.« Plötzlich ver- stummte er und wies zum Fenster. Wer ist das?« Auf der gegenüberliegen- den Straßenseite stand ein hoch gewachsener Mann. Das ist er!«, riefen sie beide gleichzeitig aus. Dann :• >g d’Artagnan seinen Degen und lief hinaus. Königin Anna Anna, die Tochter König Philipps III. von Spanien, war erst 14, als sie den jungen französischen König Ludwig XIII. heiratete. Wegen ihrer spanischen I Icrkunft misstrauten der König und Richelieu ihr ihr Leben lang. 21
Die drei Musketiere Günstling des Königs George Villiers, Herzog von Buckingham (1592-1628), war ein Liebling der eng- lischen Königsfamilie. Seine Affäre mit Königin Anna ist historisch belegt; er sah sie 1625 bei einem Staats- besuch in Paris und verlieb- te sich in sie. Als d’Artagnan eine halbe Stunde spater heimkehrtc, warteten die Musketiere in seiner Wohnung auf ihn. Er erzählte, was vorgefallen war und wie er gedachte, Madame Bonacieux zu befreien und der Königin zu helfen. »Warum nur liebt die Königin unsere schlimmsten Fein- de, die Spanier und die Engländer?«, überlegte Aramis. »Spanien ist ihre Heimat«, erwiderte d’Artagnan, »und sic liebt nicht die Engländer an sich, sondern einen bestimmten Engländer.« »Ach ja«, sagte Athos, »den Herzog von Buckingham.« »Wenn cs uns gelingt, ihnen zu helfen, bedeutet das eine Niederlage für den Kardinal.« Die Musketiere stimmten ihm zu und riefen: »Alle für einen und einer für alle!« Am nächsten Abend drang aus der Wohnung unter d’Artagnans Räumen großer Lärm. Er legte sein Ohr an ein Loch im Fußboden und hörte eine Frau schreien: »Ich % sage Ihnen doch, ich bin Madame Bonacieux!« Plötzlich verstummte sic. * ?, L * »Die Feiglinge erwürgen sic!«, rief d'Arjhgnan. Kaum hatte Plancher ihm seinen Degen gereicht,-sprang er aus dem Fenster hinunter auf die Straße und hämmerte an die Haustür. Als sic geöffnet wurde, stürmte er mit seinem Degen hinein. Die Angreifer der Dame rannten um ihr Leben. »Schnell, Madame«, drängte er,-»das hier sind Männer des Kardinals.« Er brachte sic zu Athos in Sicherheit. Unterwegs erzählte sic ihm, dass sie in ihrem Gefängnis die Laken zusammengeknotet und sich an ihnen abge- seilt hätte. Zu Hause hätten ihr die vier Männer aüfgelaucrt. Während sic sprach, fiel d’Artagnan auf, wie hübsch und bezaubernd sie war. D’Artagnan verabschiedete sich von ihr und begab sich zu Monsieur de Treville, um ihm Madame Bona- cieux batte die Laken zusammen- geknotel und sich an ihnen abgeseilt.
Hofintrigen D'Artagnan forderte den Mann zunt Duell heraus. von der misslichen Lage zu berichten, in der sich die Königin befand. Ais er später auf dem Heimweg durch die Straßen von Paris ging, dachte er an die reizende Madame Bonacieux. Plötzlich er- blickte er eine Frau in Begleitung eines als Musketier gekleideten Mannes. Er erkannte Madame Bonacieux, wurde von Eifersucht gepackt und forderte den Mann zum Duell heraus. Die beiden Männer zogen ihre Degen. »Mein Gott!«, rief Madame Bonacieux und sprang zwischen sie. »Aber ...«, stotterte d’Artagnan entgeistert. »Ja«, sagte die Frau leise, *das ist der Herzog von Buckingham.« D’Artagnan entschuldigte sich und begleitete Madame Bonacieux und den Herzog zum Louvre. Buckingham hatte dort eine heimliche Verabredung mit der Königin. Der Louvre In dem riesigen Gebäude mit über hundert Räumen, das heute ein berühmtes Museum ist, residierte damals der König. Königin Anna hatte eigene Gemächer, aber es war schwie- rig, etwas geheim zu halten, denn überall waren Spione. 23
DlF DR Fl MCSKF.TIF RF —4.— Kerker Damals wurden häufig Personen ohne Gerichtsurteil Kapitel 5 Dunkle Machenschaften in den Kerker gesperrt. Unter Folter gestanden die Gefange- nen auch Verbrechen, die sie gar nicht begangen hatten. Bonacieux wird als Feigling dargestellt, seine Angst aber war berechtigt. Am Tage nach seinem Treffen mit d’Artagnan wurde Monsieur xx Bonacieux verhaftet und nach einer schlaflosen Nacht im Ker- ker zu Kardinal Richelieu gebracht. Armand-Jean du Plessis, als Richelieu bekannt, war zu der Zeit nicht älter als 37 Jahre. Obwohl sein Haar schon ergraute, hatte er immer noch die stolze Haltung eines Soldaten. »Sie sind des Hochverrats angeklagt, weil sic zusam- men mit ihrer Frau und dem I lerzog von Buckingham eine Verschwörung geplant haben«, sagte er in drohen- dem Ton zu dem Gefangenen. Monsieur Bonacieux war nicht sehr mutig und ent- schloss sich schnell, alles zu erzählen, was er wusste. Er verriet dem Kardinal die Adressen zweier Häuser, Die Residenz des Kardinals 1624 wurde mit dem Bau einer Residenz für den Kar- dinal in der Nahe des Louvre begonnen. Sie wurde 1636 fertig gestellt. Sparer vermach- te Richelieu sie dem König; sie wurde dann Palais-Royal genannt. ----------i--------------- Ein Metz von Spionen Die Macht des Kardinals beruhte auf einem ausgeklü- gelten Netz von Informanten, die in seinem Sold standen. Dumas beschreibt ihn als einen Meister der Intrige. Monsieur Bonacieux entschloss steh schnell, detn Kardinal alles zu erzählen, was er wusste.
Dunkle Machenschaeten die seine Frau vor kurzem aufgesucht hatte. Richelieu ließ nach einem gewissen Graf de Rochefort schicken. Der Mann mit der Narbe auf der Wange trat ein. Das ist er!«, rief Bonacieux. Wovon reden Sie?«, wollte der Kardinal wissen. Das ist der Mann, der meine Frau entführt hat.« Richelieu befahl seinen Männern, Bonacieux hinauszubringen. Unter vier Augen erfuhr der Kardinal von de Rochefort, dass sich die Königin und der Herzog von Buckingham in Paris getroffen hatten. .Madame de I.annoy, die auf unserer Seite steht, war dabei, als die Königin sich in Begleitung ihrer Zofe in ihr Privatgemach zurückzog. Dort blieb sie eine Dreiviertelstunde lang. Zwischendurch holte die Zofe ein Kästchen aus Rosenholz.« Was war in dem Kästchen?«, fragte der Kardinal. Zwölf Nestelstifte mit Diamanten, ein Geschenk des Königs.« Also hat die Königin die Diamanten dem Herzog gegeben.« Der Kardinal befahl de Rochefort, die beiden Häuser zu durchsu- chen, die Madame Bonacieux aufgesucht hatte, und ließ ihren Ehe- mann wieder hereinbringen. »Sic haben richtig gehandelt, mein guter Geldbörse 117. jh.i Geldbörse Richelieu ist ein erfahrener Menschenkenner und merkt sofort, dass der feige Bona- cieux leicht zu bestechen ist. Als Ehemann einer Dienerin, der die Königin vertraut, stellt er für den Kardinal einen wertvollen Informan- ten dar. Angesichts der Macht und des Geldgeschenks Richelieus kann Bonacieux nicht widerstehen. Französische Goldmünze aus der Zeit I tidwigs XIII, Mann«, sagte er und überreichte ihm eine Börse voller Geld. »Das soll Sie für die erlittenen Strapazen entschädigen. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.« Dankcswortc stam- melnd verließ Bonacieux den Raum. Sogleich schrieb der Kardinal einen Brief und über- gab ihn einem Boten. »Du reist sofort nach London«, befahl Richelieu. »Dort übergibst du diesen Brief Miladv.« In dem Brief stand zu lesen: »Milady, begeben Sie sich auf den nächsten Ball, zu dem der Herzog von Bucking- ham geht. Er wird an seinem Wams zwölf Nestelstifte mit Diamanten tragen. Schneiden Sie zwei davon ab und mel- den Sie sich dann bei mir.« Dankesworte stammelnd verließ Bonacieux den Raum. 25
Die drei Musketier h Siegelbewahrer Pierre Scguier (1588-16721 war der Kanzler und Siegel- bewahrer des Königs, Fr wachte darüber, dass die Siegel, mit denen der König wichtige Dokumente versah, nicht in falsche Hande gerie- ten. Darüber hinaus küm- merte er sich auch um die privaten Angelegenheiten des Königs. In der Zwischenzeit war Athos für d'Artagnan gehalten und verhaf- tet worden. Monsieur de Trcville erfuhr davon und ging zum König, um sich zu beschweren. Im Palast traf er Kardinal Richelieu, der sehr wütend auf den jungen Mann war, der seine Männer in die Flucht geschlagen und Madame Bonacieux versteckt hatte. Der König vertraute dem Hauptmann der Musketiere und ließ sich von ihm überzeugen, dass Athos zu Unrecht gefangen genom- men worden war. De Treville verbürgte sich auch für die Unschuld von d’Artagnan, denn zum Zeitpunkt von Madame Bonacieux' Befreiung hatte er mir ihm zu Abend gegessen. Dem Kardinal gefiel das gar nicht. Sobald der Hauptmann den Raum verlassen harte, sagte er: «Hoheit, Sie sollten wissen, dass der Herzog von Bucking- Ein spanischer König Mir 16 Jahren wurde Philipp IV. spanischer König, tr war intelligent, doch wurde er einer Sache schnell über drüssig. Er ließ sich stark von seinem Ratgeber, Pre- mierminister Olivares. be- einflussen. Die Beziehungen Spaniens zu Frankreich wur- den trotz der 1 leirat von Philipps Schwester Anna mit Ludwig XIII. nicht besser. ham fünf Tage lang in Paris war und erst heute Morgen abgereist ist. »Bei Gott, nein!« Der König erbleichte. «Glauben Sic, die Königin betrügt mich?« Richelieu war hocherfreut über das Entsetzen des Königs. »Wenn die Königin sich auch gegen die Macht des Königs verschwört, so wird sie doch stets seine Ehre achten«. »Unsinn, Kardinal«, ent- gegnete der König. »Ich weiß, dass die Königin einen anderen liebt, diesen elenden Buckingham. Sic muss ihm geschrieben haben. Ich will diese Briefe sehen.« »Wenn Sie darauf bestehen, Hoheit, werde ich sie durch den Siegelbewahrer suchen lassen.« Königin Anna wurde rot vor Zorn, als Seguier, der Siegelbewahrer, verkündete, er Der König erbleichte. • Glauben Sie, die Königin betrügt mich? werde ihre Privatgemächer durchsuchen. 26
Dunki k Machenschaften Brief aus ihrem Mieder. persönlich durchsuchen. Doch bevor er sic berühren konnte, zog sie einen Brief aus ihrem Mieder und reichte ihn Seguier. »Nehmen Sie ihn und erlösen Sie mich von Ihrer Anwesenheit«, sagte sie. Der Siegelbewahrer brachte den Brief dem König. Er war an den Bruder der Königin adres- siert, den König von Spanien. In dem Brief bat die Königin ihren Bruder und den Kaiser von Österreich, der Richelieu hasste, Frankreich den Krieg anzudrohen, falls Ludwig XIII. Riche- lieu nicht entließ. Ludwig XIII. interessierte sich nicht sehr für Politik. Er war erfreut, dass in dem Brief weder von Buckingham noch von Liebe die Rede war. Er zeigte den Brief Richelieu und dieser riet ihm, sich bei der Königin für die Durchsuchung ihrer Räume zu entschuldigen. »Mit Verlaub schlage ich vor, ihr zu Ehren einen Ball zu geben. Hoheit«, sagte er höflich. Sie tanzt so gerne, außerdem hätte sie dann Gelegenheit die herrlichen Nestelstifte anzulegen, die Sie ihr kürzlich geschenkt haben.« 27
Dlt DREI MüSKF I IERE »ie Diamanten der Königin .er Kardinal wartete, bis Milady ihm mittcilte, dass sie die beiden Nestelstifte gestohlen hat- te; dann setzte er das Datum für den Ball fest. Er würde in zwölf Tagen, am 3. Okto- ber, im Rathaus stattfinden. »Übrigens, Hoheit«, r *erinnerte er den König, »vergessen Sie nicht, Ihrer Majestät zu sagen, wie gerne Sie an ihr die zwölf . Nestel stifte sehen A würden.« D Der König E wunderte sich, warum ihn Riche- lieu immer wieder an I.udu'if» gefiel es, Annahme seinem Mick erzittern zu sehen. Neslel- stifte betro- gene krau vF Diese Episode F war nicht Pnz frei erfunden: Der Schriftsteller La Roche- foucauld berichtet, dass eine eifersüchtige Geliebte, die Herzogin von Carlisle, Buckingham die Stifte vom Wams schnitt. diese Nestelstifte erinnerte, und als er merkte, welche Wirkung die Erwähnung des Balls und der Nestelstifte auf die Königin harte, wun- derte er sich noch mehr. Aber er hatte ein grausames Wesen, und so gefiel es ihm, sic unter seinem Blick erzittern zu sehen. »Wann wird der Ball stattfinden?«, fragte sie mit schwacher Stimme. »Sehr bald. Ich habe das genaue Datum vergessen, ich muss den Kardinal noch einmal danach fragen.« Anna war verzweifelt. Sie ahnte, dass der Ball nur veranstaltet wurde, um sie der Untreue zu überführen. Die freundliche Stimme von Madame Bonacieux riss sie aus ihren trüben Gedanken. »Schi- cken Sie meinen Mann mit einem Brief zu Buckingham und er wird die Diamanten zurückbringen«, schlug sie vor. 28
Die Diamanten der Königin Die Königin schrieb dem Herzog einen kurzen Brief und Madame Bonacieux eilte nach Hause, um ihren Mann damit nach London zu schicken. »Oh, eine neue Intrige, wie ich sehe«, sagte er großspurig. »Der Kardinal hat mir alles darüber erzählt.« Er weigerte sich zu gehen, pries Richelieu in den höchsten Tönen und tätschelte die Geldbörse, die der Kardinal ihm gegeben hatte. Seine Frau wurde wütend: »Ich weiß, dass du feige, habgierig und dumm bist, aber trotzdem verstehe ich nicht, wie du dich an den Teufel verkaufen konntest!« Sic merkte, dass sie zu weit gegangen war, und beruhigte sich schnell wieder. Monsieur Bonacieux versuch- te herauszubekommen, warum sie ihn nach London hatte schicken wollen, al">er sie war misstrauisch geworden und tat nun so, als sei die Reise unwichtig. Trotzdem hielt ihr Mann es für besser, de Roche- fort mitzuteilen, dass die Königin einen Boten brauchte. Kaum war Madame Bonacieux wieder allein, hörte sie ein Klop- fen an der Decke. D'Artagnan hatte das Gespräch mit ihrem Mann belauscht und hoffte auf eine Gelegenheit, ihr seine Liebe zu bewei- sen: »Madame, gestatten Sie mir, Ihnen meine Dienste und die mei- Das Kathans In dem prachtvollen, 1628 fertig gestellten Gebäude fan- den die königlichen Bälle statt. 1871 brannte das Rathaus nieder, wurde aber einige Jah- re spater wieder aufgebaut. ß riefträgertasche Am schnellsten w urden Briefe durch reitende Boten befördert, die an den Post- stationen die Tasche mit den Briefen an den nächsten Boten Weitergaben. Die hier abgebildete Tasche hatte im 17. Jh. einem Heeresboten gehört. ner Freunde anzubieten.« Sie zögerte, er aber überzeugte sie von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle, sodass sie schließlich einwilligte und ihm den Brief der Königin übergab. Plötzlich hörten sie Stimmen auf der Straße: Monsieur Bonacieux kam zurück. Sie schlichen hinauf in d'Artagnans Wohnung. Als sie aus dem Fenster hinunter auf die Straße sahen, konnten sie beobachten, wie Bonacieux de Rochefort, dem Mann aus Mcung, Bericht erstattete. D'Artagnan verlor keine Zeit und bar Monsieur de Treville um Urlaub für sich und die drei Musketiere; sie würden nach London reiten. Madame Bonacieux tat nun so, als sei die Reise unwichtig. 29
Dik drei Musketiere Beauvais Die Musketiere schlugen den kürzesten Weg nach Calais Die vier Freunde und ihre Diener verließen Paris um zwei Uhr nachts. Sie ritten schweigend und waren vor Feinden auf der Hut. Um acht Uhr morgens legten sie in Chantilly eine Pause ein und gingen in ein Wirts- haus. Es kam zu einem Streit zwischen Porthos und einem Fremden, der nicht auf den König trinken wollte. Sie ließen Porthos, der sich mit dem Mann duellieren wollte, zurück und setzten ihren Weg fort. Hinter Beauvais trafen sie auf Männer, die die Straße aufzugraben schienen. Aramis befürchtete, der Straßenschlamm könnte seine Stiefel beschmutzen, und beschimpfte die Männer, die darauf ihre Musketen hervorholten und das Feuer eröffneten. Ein Kugelhagel ging auf die Reisenden nieder und Aramis wurde an ein und übernachteten in Städten, die auf der Rou- re lagen. Als d’Artagnan Beauvais wieder verließ, hatte er bereits vier sei- ner Gefährten zurück- lassen müssen. Sie waren in die hallen gegangen, die der Kardinal vor- bereitet hatte. der Schulter verletzt. Ein Kugelhagel ging auf die Reisenden nieder. Er hatte so starke Schmerzen, dass er in der nächsten Stadt Zurückbleiben musste. Porthos war nicht nachgekommen und so ritten die anderen allein weiter.
In Amiens nahmen sich d’Artagnan und Athos ein Zimmer in einem Gasthaus. Weil der Wirt ihnen nicht gefiel, hielten die Diener die Nacht über Wache. Als Athos am nächsten Morgen zahlte, behauptete der Wirt, er habe ihm Falschgeld gegeben. Athos schwang seinen Degen. »Ich schneide dir die Ohren ab!« Da stürzten vier bewaffnete Männer herein und griffen ihn an. Athos feuerte seine Pistole ab und konnte gerade noch d’Artagnan auffordern zu fliehen. Von den acht Männern, die zusammen los- geritten waren, waren nur noch d’Artagnan und sein Diener übrig. Pässe Auch im 17. Jh. konnte man nicht ohne Pass reisen D’Artagnan weiß, dass er nur mithilfe eines fremden Passes nach England kom- men kann - aber in einer Zeit, in der es weder Fotos In Calais erfuhren sie, dass Reisende nach England auf Anord- nung des Kardinals einen besonderen, vom Hafenmeister abgestem- pelten Pass vorweisen mussten. Planchet bemerkte einen vornehmen Herrn, der das gleiche Ziel wie sie zu haben schien. Sic folgten ihm. Auf dem Weg zum Hafenmeister kamen sie durch einen Wald. Hier sprach d’Artagnan den Mann an. »Frei heraus, mein Herr: Ich habe es eilig und benötige den Reiseauftrag, den Sie in der Tasche haben.« »Sie scherzen wohl! Ich muss bis Mittag in London sein.« noch lelefon gab, war das wesentlich leichter als heute. «I n »Und ich muss bis zehn Uhr morgens dort sein. Ich fordere Ihren Auftrag«, wiederholte d’Artagnan. Als Antwort zog der Mann sein Schwert. Es kam zu einem erbitter- ten Kampf. D’Artagnan verwundete den Fremden und durchsuchte die Taschen des Bewusstlosen. Der Pass, den er fand, war auf den Gra- fen de Wardcs ausgestellt. Diesen Pass legte er dem Hafenmeister vor. »Anscheinend will der Kardinal jemanden davon abhalten, England zu erreichen«, stellte der Beamte fest. • Ja, einen gewissen d’Artagnan; ich kenne ihn gut- , sagte d’Artagnan und gab dem I lafenmeister eine genaue Beschreibung des Grafen de Wardes. •Wir werden nach ihm Ausschau halten«, sagte der Hafenmeister und erteilte die Reiseerlaubnis. Eine Stunde später war d’Artagnan auf See, unterwegs nach England.
b’ayc Dunaway als Miladx in Die drei Musketiere (19731 Tödliche Schönheit Milady ist die beste Spionin des Kardinals. Männern zeigt sie sich schwach und schutz- los; zu Frauen ist sie freund- lich und bescheiden. Ein Opfer nach dem anderen verfällt ihrem Charme. verkleideten. Die Gaste ach reren darauf, nie prächtigere Kleider als der König und die Königin zu tragen. In England angelangt, suchte d’Artagnan sofort den Herzog von Buckingham auf und übergab ihm den Brief der Königin. Der Herzog erschrak, als er ihn las, und begab sich zusammen mit d'Artagnan auf kürzestem Weg in sein Londoner Haus. Hier führte er den Besucher in eine von Kerzen erleuchtete Kapelle. Unter einem Baldachin von Samt und Straußenfedern hing darin das Bildnis der Frau, die der Herzog an betete: Anna von Österreich, Königin von Frankreich. Auf einem Möbel, das wie ein Altar aussah, stand das Rosenholz- kästchen mit den Diamanten, die sie ihm geschenkt hatte. Der Herzog öffnete es - und schrie erschrocken auf. »Was ist, Milord?«, fragte d’Artagnan. »Zwei Nestelstifte feh- len! Sie wurden gestohlen!« Der Herzog dachte kurz nach. »Das muss Lady de Winter gewesen sein. Sie hielt sich neulich auf dem Ball in mei- ner Nahe auf. Sic ist eine Tanzvergnügen Balle waren Höhepunkte des Hoflebens und boten Gele- genheit, Schmuck zur Schau 7ii stellen. Oft harten sie ein Thema, nach dem sich alle Agentin des Kardinals.« In fünf Tagen sollte der königliche Ball statrfinden. Der Herzog ließ seinen Juwelier kommen und dieser musste innerhalb von zwei Lagen zwei Nestelstifte anfertigen. Und damit Lady de W inter nicht zurück nach Frankreich konnte, ließ Buckingham die britischen Häfen sperren. 32
D 1F. Dl AM A M kN DER KÖNIGIN Sobald die beiden Schmuckstücke fertig waren, sorgte der Herzog für eine schnelle und sichere Rückreise d'Artagnans nach Frankreich. Am Tag nach seiner Rückkehr wurde im Rathaus fieberhaft der Ball vorbereitet. König und Königin trafen getrennt ein und zogen sich zurück, um sich zu verkleiden. Als der König seinen Jägeranzug angelegt hatte, zeigte der Kar- dinal ihm die zwei von Milady gestohlenen Diamanten- stifte. »Was soll das bedeuten?«, fragte der König. »Bis jetzt noch nichts«, antwortete der Kardinal geheimnisvoll. »Aber wenn die Königin nachher ihre Diamanten tragen sollte, was ich doch stark bezweifle, dann zählt sie, Hoheit. Wenn sie nur noch zehn hat, sollten Sie sic fragen, wo die anderen beiden geblieben sind.« Ludwig beobachtete den Auftritt seiner Frau, die als Jägerin gekleidet war. Als er nach dem Tanz zu ihr trat, sah er, dass sie alle zwölf Ncstclstifte trug. Sic lächelte unschuldig und der König ließ seinen Ärger am Kardinal aus. D’Artagnan harre in der Menge gestanden und alles beobachtet. Plötzlich spürte er eine 1 land auf seiner Schulter. Er dreh- te sich um und sah Madame Bonacieux, die eine schwarze Maske trug. Sie führte ihn in das Gemach Der König trat zur Königin und sah, dass sie alle zwölf Nestelstifte trug. Hinter einer Maske Die Adeligen der Zeit liebten das Spiel mit Masken. Diese verliehen den Festen eine geheimnisvolle Atmosphäre und erlaubten es den Gas- ten. unerkannt zu bleiben. der Königin und sagte, er solle dort warten. Nach einer Weile kam zwischen den Wandbehängen eine schöne weiße Hand hervor. D’Artagnan kniete nieder und küsste sic; die Hand zog sich zurück und in d'Artagnans Hand lag nun ein Ring mit einem Diamanten. 33
Dir. drei Musketiere ------------------------ Saint-Cloud I Icute liege Saint-Cloud im Westen von Paris, zur Zeit unserer Geschichte aber war Das Treffen D’Artagnan eilte nach Hause. Dort fand er eine Nachricht von Madame Bonacieux: Ich will Ihnen auf meine Weise danken. Kommen Sie heute Abend um zehn Uhr nach Saint-Cloud und warten es ein kleines, abgelegenes und verschwiegenes Dort - der ideale Ort für ein roman- risches Stelldichein. Mahl bei Kerzenschein Constance Bonacieux hatte für d’Artagnan ein Nacht- mahl vorbereitet. Ein solches Mahl könnte, wie auf dem Bild von Glara Peeters (17. Jh.) aus Wein, Huhn, Oliven, Kuchen, Brot und Obst bestan- den haben. Sie gegenüber dem Haus von Monsieur d’Estrees. C.B. Er küsste den Brief wieder und wieder und schlief selig ein. Später besuchte er Monsieur de Treville. »Seien Sie vorsichtig«, warnte ihn der Hauptmann. »Der Kardinal hat ein gutes Gedächtnis und einen langen Arm. An Ihrer Stelle würde ich Paris sofort verlassen. Reiten Sie in die Picardie und suchen Sic Athos, Porthos und Aramis.« »Morgen werde ich Paris verlassen, Monsieur, aber heute Abend habe ich eine wichtige Verabredung.« »Ach, junger Mann, nehmen Sie sich vor den Frauen in Acht! Sic sind unser Untergang.* Als die Uhr zehn schlug, wartete d’Artagnan in Saint-Cloud an der verabredeten Stelle. Auf der anderen Straßenseite brannte im Erdge- schoss eines Hauses Licht. Vielleicht war- tet sie dort auf mich, dachte er. Traurig läuteten die Glocken zur halben Stunde, und immer noch kein Lebenszeichen von Madame Bonacieux. D’Artagnan erschau- erte vor Kälte und Unbehagen. Um elf machte er sich Sorgen. Dreimal klatschte er in die Hände, das Zeichen der Lieben- den, doch er erhielt keine Antwort. Er kletterte auf einen Baum und durch ein Fenster des Hauses. Der Esstisch war umgestürzt, überall lagen Scherben. Die Glocken läuteten zur halben Stunde.
Hier hatte eindeutig ein heftiger Kampf stattgefunden. D’Artagnan sprang hinunter. Im Lichtschein des Fensters ent- deckte er Spuren von Hufen und Kutschenrädern und fand einen zerrissenen, parfümierten Frauenhandschuh. Er schlug an die Tür einer Hütte. Ein alter Mann öffnete und d'Artagnan flehte ihn an, ihm zu sagen, was er gesehen habe. »Drei Männer kamen an meine Tür. Sie liehen sich meine Leiter aus und ein kleiner grauhaariger Mann stieg hoch und sah durch das Fenster. Dann kam er wieder herunter und sagte: »Sie ist es«. Die Männer drangen in das I laus ein. ich hörte furchtbare Schreie und darauf trugen sie die Frau hinaus und warfen sie in die Kutsche.« »Wie sah ihr Anführer aus?« »Groß und dunkel, mir einer Narbe auf der Wange. Er sah wie Em Zeichen Von ihren Entführern unbe merkt ließ Constance ein em Edelmann aus.« • Schon wieder er!«, rief d’Artagnan wütend aus. »Als ob er mein Zeichen zurück, an dem d'Artagnan erkennen würde, dass sic dort gewesen war: Dämon wäre!« ihren Handschuh. 35
-Ich bin sturz- bet r unken-, ver- kündete Athos. Kapitel 8 Die Gehängte D’Artagnan erzählte Monsieur de Treville, was mit Constance Bonacieux geschehen war. »Das riecht mir ganz nach Seiner Eminenz«, sagte de Treville. »Sie müs- sen Paris sofort verlassen. Ich spreche mit der Königin und überlege mir, was wir für die arme Frau tun können.« Zu Hause traf d’Artagnan Monsieur Bonacieux. Die Stiefel des Vermieters waren voller Schlamm, genauso wie seine eigenen. Ob er der grauhaarige Mann war, der letzte Nacht die Leiter hochgeklettert war? Ein Mann, der über die Entführung seiner eigenen Frau hämische Freu- de empfand? Am liebsten hätte er ihn erwürgt. Doch es war höchste Zeit, nach Porthos, Athos und Aramis zu suchen. Er eilte in seine Wohnung und wies Planchet an. rasch zu packen. Sie ritten die Straße ab, auf der sie damals Paris verlassen hatten, und fanden Porthos und Aramis bald wieder. Beide erholten sich in Gasthöfen von ihren Wunden. Aber was war aus Athos Weinkeller Athos versucht immer wieder seinen Kummer geworden ? In Amiens erzählte ihm der Wirt, dass Athos sich nach d’Ar- tagnans Abreise vor zehn Tagen im Weinkeller verschanzt und sich geweigert habe, wieder herauszukommen. D’Artagnan handelte sofort und überredete Athos aufzumachen. »Ich bin sturzbetrunken!«, verkündete Athos. D’Artagnan besänftigte den erzürnten Wirt und erzählte Athos sodann von der traurigen Geschichte mit Madame Bonacieux. »Ach, Liebel«, meinte Athos bitter. »Die Liebe ist ein Lotteriespiel. Wer gewinnt, gewinnt den Tod. Deine Geschichte ist doch gar nichts! in Wein zu ertranken, am liebsten im Wein von Anjou, einer Region an der Loire (Westfrank- reich). Kein Wunder, dass er es so lange im Wein- keller ausgehalten har! Willst du eine wirkliche Liebesgeschichte hören?« »Ich bitte darum!« »Einer meiner Freunde - ein Freund wohlgemcrkt, nicht ich selbst - verliebte sich mit 25 Jahren in eine schone 16-jährige. Da er ein ehrbarer Mann war, heiratete er sie. Der Dummkopf!« 36
»Warum denn Dummkopf? Er liebte sie doch«, warf d’Ar- tagnan ein. Jagdszene auf cifxtn Pukerhorn (17. Jh.) Jagd zu l*ferd Edelmänner und Edelfrauen nahmen gerne an Jagden reil. »Sie war ihm eine perfekte Ehefrau. Eines Tages, auf der Jagd, stürzte sie vom Pferd und war ohnmächtig. Um ihr das Atmen zu erleichtern, öffnete der Garte ihre Kleider und entdeckte dabei auf ihrer Schulter eine Eilic, das Brandzeichen des Henkers. Sein Engel war ein Teufel, der dem Galgen entronnen war. Um die Familienchre zu retten, nahm er das Recht in die eigene I land und erhängte sie an Ort und Stelle.« Dabei rirren die Frauen im Damensattel: das sah zwar sehr elegant ans, war aber nicht ganz ungefährlich. »Gütiger Himmel! Er ermordete sie!« »Ja«, sagte Athos, der jetzt leichenblass war. »Das hat mich auf immer von der Liebe zu schönen Frauen geheilt.« des Henkers Das Liiienwappen Verbrecher wurden häufig mit rot glühenden Eisen gebrand- inarkt. Die Zeichen waren je nach Urteil verschieden. # Die Lilie war das . v. Brandmal für die zum Tode Ver- urteilten.
Dir drei Musketiere Die Kirche Samt-Leu Geheime Treffen In jenen Tagen, in denen streng auf Anstand geachtet wurde, waren Kirchen die idealen Orte für Verliebte, um einander zu sehen und geheime Botschaften aus zutauschen. Auch Porthos Kapitel 9 iVJlLADY - UND EIN DUELL D'Artagnan war von Athos4 Geschichte erschüttert; er vermutete, dass der traurige Held dieser Geschichte Athos selbst war. Am nächsten Tag aber lachte Athos darüber und sagte, er erzähle diese Geschichte immer, wenn er betrunken sei. Sic kehrten nach Paris zurück und holten die beiden anderen unterwegs ab. Leider hatte de Treville nichts über Madame Bonacieux heraus- bekommen. Die vier Freunde erfuhren, dass sie an der Belagerung von La Rochelle teilnehmen sollten und dass ihnen nur zwei Wochen blieben, um sich auszurüsten. Jeder würde 2000 Pfund benötigen - ein große Summe für Männer, die rein gar nichts mehr hatten. So versuchte jeder für sich das Geld aufzutreiben. Ein paar Tage später sah d’Artagnan Porthos in die Kirche Saint- Leu hineingehen. Er folgte ihm und versteckte sich hinter einer Säule. Die Kirche war gut besucht. Porthos machte einer jungen Frau geht nicht nur in Kirchen. 38
schöne Augen, worüber sich eine ältere, schwarzhaarige Frau, die nahe bei ihm saß, sehr ärgerte. Die junge Frau war dieselbe, die d’Artagnan in Meung gesehen hatte; dort hatte man sie »Milady« genannt. Nach der Messe stand d’Artagnan in der Nähe ihrer Kutsche und hörte, wie sic dem Kutscher befahl, in das Viertel St. Germain zu fahren. Als er später am Tag durch dieses Viertel ritt, sah er dort dieselbe Kutsche am Straßenrand stehen. Milady stritt sich auf Englisch mit einem vornehm gekleideten Reiter. Plötzlich schlug sie mit dem Fächer nach ihm und der Fächer zerbrach. D’Artagnan ergriff die Gelegenheit. »Madame*, sagte er, »erlauben Sie mir, diesen Herrn für seine Unhöflichkeit zu strafen.« »Ich würde das Angebot gerne annchmcn«, erwiderte sie, »aber der Herr ist zufällig mein Schwager.« »Was will dieser Dummkopf?«, fragte der Herr. Daraufhin began- nt Germain Das am linken Ufer der Seine gelegene St. Germain war damals, ebenso w ie heute, eines der lebhaftesten und nen die beiden Männer zu streiten und Milady fuhr davon. »Holen Sie Ihren längsten Degen und kommen Sie um sechs Uhr hinter den Luxembourg. Mein Name ist d’Artagnan.« interessantesten Viertel von Paris und die Musketiere kannten sich dort gut aus. »Ich bin Lord de Winter. Haben Sie womöglich auch Freunde, die gerne kämpfen?« »Davon habe ich drei, Milord«, entgegnete d’Artagnan. Milady schlug mit dem Fächer nach dem Reiter. Der / acher Mit einem Facher konnten sich die Damen nicht nur Kühlung verschaf- fen. Sie konnten sich auch hinter ihnen verstecken oder mit ihnen heimliche Zeichen geben. Zusammengefaket ergab der f acher eine brauch- bare Waffe. 39
Al/7 einem Streich entriss er Lord de wissen.« Um sechs Uhr trafen die vier Freunde zum Duell ein. Jeder machte sich mit seinem Gegner bekannt, wie es Brauch war. Dann begann der Kampf. Die Franzosen waren in bester Form. Mit einem Streich entriss d’Artagnan Lord de Winter den Degen und drückte ihm seine Degenspitze gegen die Kehle. »Ich schenke Ihnen das Leben, weil ich Milady, Ihre Schwägerin, liebe«, sagte d'Artagnan. De Winter war über so viel Ritterlichkeit erfreut und versprach, ihn noch am gleichen Abend seiner Schwägerin vorzustcllen. Nach dem Duell ging D'Artagnan nach Hause, zog seine besten Sachen an und besuchte Athos. Der merkte sofort, dass d'Artagnan drauf und dran war, sich in die Frau zu verlieben. »Sie arbeitet für den Kardinal«, warnte er ihn, »und wird dich bestimmt in eine Falle locken. Gerade hast du eine Frau verloren und jetzt jagst du schon der nächsten hinterher.« »Mein Herz wird immer Constance Bonacieux gehören«, erklärte d'Artagnan, »aber Milady fasziniert mich. Ich will alles über sie Winter den Degen. Lord de W'intcr kam, um d’Artagnan abzuholen. In den pracht- voll ausgestatteten Räumen ihres Hauses an der Place Royale hieß Milady d’Artagnan willkommen. »Dieser Herr hielt mein Leben in seiner Hand und gab es mir zurück«, sagte Lord de Winter. »Sei gut zu ihm, wenn dir an mir etwas liegt.« Obwohl sie lächelte, merkte d’Artagnan, dass sic verärgert war. Miladys Haus An Miladys Adresse kann man sehen, dass sie eine Dame von Rang war; der Place Royale war damals eine der feinsten Gegenden von Paris. Die Häuser rund um den Platz wurden 1609 erbaut; heute heißt der Platz Place des Vosges. Im 17. Jh. Fanden hier ofr Duelle statt. als Lord de Winter das Duell schilderte. Miladys Zofe Kitty kam herein und sagte etwas zu Lord de Winter, der daraufhin erklärte, dass ihn dringende Geschäfte riefen, und hinausging. So konnte sich d'Artagnan allein mit Milady unterhalten. Er erfuhr, dass sic den jüngeren Bruder von Lord de Winter geheiratet hatte. Ihr Mann war ganz plötzlich verstorben und hatte sie mir einem kleinen Sohn zurückgelassen. Der Sohn wäre der Allcincrbc von Miladys Schwager, falls dieser nicht noch heiraten würde. 40
D’Artagnan, von Miladys Schönheit bezaubert, besuchte sie auch an den folgenden Tagen. Dabei traf er jedes Mal Kitty, ihre Zofe, die ihn immer verliebter ansah; aber weil er seinerseits so sehr in Milady verliebt war, fiel es ihm nicht auf. Eines Abends wartete Kitty unten an der Haustür auf ihn. »Sie lieben meine I lerrin«, sagte sie kühn, »aber sie liebt Sie überhaupt nicht.« Sic zeigte ihm einen Brief. »Der ist für den Mann, dem ihr Herz gehört: den Grafen de Wardes.« In diesem Moment rief Milady nach Kitty. Die Zofe ging zu ihr ins Zimmer und ließ die Tür offen, sodass d’Artagnan alles hören konnte, was sie sprachen. Ich hasse diesen Kerl aus der Gascogne«, sagte Milady erzürnt. »Erst hat er mein Ansehen beim Kardinal geschmälert und dann hat er das Leben dc Winters geschont. Ich hätte im Namen meines Sohnes 300.000 Franken erben können. Der Kardinal hat mir auf- D'Artagnan war von Miladys Charme und Schönheit bezaubert. getragen, mit ihm vorsichtig umzugehen«, fuhr sie fort, »aber ich werde ihn kriegen - so oder so. Vielleicht kann mir Constance Bonacieux dabei behilflich sein, diese Kramersfrau, an der ihm so viel liegt.« D’Artagnan erschauerte; ihm brach der kalte Schweiß aus. Diese Frau war ein Ungeheuer. 41
Dif drfi Musketiere D’Artagnan eilte in Kittys Zimmer. Am nächsten lag hatte Milady schlechte Laune. Sie verstand nicht, warum de Wardes ihren Liebesbrief nicht beantwortet hatte. Sie konnte ja nicht ahnen, dass d’Artagnan ihn Kitty am vorigen Abend weggenommen hatte. Verärgert schrieb sie de Wardes eine Nachricht, aber die verliebte Kitty brachte auch diese zu d’Artagnan. D’Artagnan verfasste eine Antwort, versprach, er werde nachts um elf kommen und um Verzeihung bitten, und unterschrieb mit »de Wardes*. Er hatte vor, sich in Kittvs Zimmer zu schleichen und durch die Ver- bindungstür zu Milady hinüberzugehen. Er hasste sie, gleichzeitig aber war eine gefährliche Leidenschaft für sie in ihm entflammt. An diesem Abend unterhielt Milady ihren Gast d’Artagnan bis zehn Uhr abends. Dann begann sie zu gähnen und auf die Uhr zu schauen. Man merkte, sic wurde nervös. D’Artagnan verabschiedete sich und eilte leise in Kittvs Zimmer. Kurz darauf rief Miladv y * nach Kitty und befahl ihr, alle Lich- ter zu löschen. Sie wollte de Wardes im Dunkeln empfangen.
Sie gab d'Artagnan einen herrlichen Ring. Kurz vor elf betrat d'Artagnan ihr Zimmer. Ein paar Stunden später, als er gehen wollte, sagte Milady sanft: »Ich bin so glücklich über Ihre Liebe und empfinde das Gleiche für Sie. Neh- men Sic dies als Unterpfand meiner Liebe«. Sie gab ihm einen herrlichen Ring mit einem Saphir in einem Kreis von Brillanten. Als d’Artagnan Athos am nächsten Tag von seinem Abenteuer erzählte, zeigte er ihm auch den Ring. Mn ady - um) hn Dum Das Boudoir Das Boudoir war der eigene, private Raum einer Dame, in dem sie ihre persönlichen Dinge und ihre kleinen Schätze aufbewahne: Briefe und Andenken. Athos sah ihn sich an und erschrak. »Vergiss diese Frau«, warnte er den Freund. »Etwas Gefährliches geht von ihr aus.« »Du hast Recht«, gab d’Artagnan zu. »Sie macht mir Angst.« Kitty wartete in seiner Wohnung auf ihn. Ihre Herrschaft sei rasend vor Sehnsucht, erzählte sie, und wolle wissen, wann er - und sie meinte den Grafen de Wardes - sie wieder besuchen komme. D’Artagnan beschloss, das Spiel zu beenden, und griff zur Feder. »Unglaublich!«, schrie Milady, als sie die Antwort las. »Kein Edelmann würde einen solchen Brief schreiben. Ich werde mich rächen, das schwöre ich.« Liebesbriefe Liebesbriefe spielten damals eine noch größere Rolle als heute. Die Liebenden benutz- ten oft eine Gehcimsprachc. die nur sie verstanden. D’Ar- tagnans derber, knapper Ton ist absichtlich beleidigend. Schreib- 43
Die drei M u s k e i i e r i Biandciscn Liirs Leben gezeichnet Die Lilie ist das Wappen- zeichen der französischen Krone; gleichzeitig ist sie das Brandzeichen der zum Tode Verurteilten. Kein Wunder, dass Milady dieses Schand- mal geheim halten wollte! D’Artagnan erblickte die J die, das Brand- zeichen des Henkers. Das Kapitel 10 —m-sa>.».<g^_ - Lilienwappen Um sich für dir Beleidigung an de Wardes zu rächen, wandte sich Milady verstärkt d’Artagnan zu, und er spürte, wie er ihrem Zauber immer stärker verfiel. »Ich habe einen Todfeind«, gestand sie ihm eines Tages. »Sagen Sie mir, was ich tun soll, Madame, ihr Wunsch ist mir Befehl.« »Sein Name ist...« »Ich kenne ihn schon: Es ist de Wardes!«, rief d’Artagnan aus. * i »Wie können Sic das wissen?«, wunderte sich Milady. »Gestern waren wir beide auf einer Gesellschaft und er zeigte einen Ring herum. Er sagte, Sie hätten ihm den Ring gegeben.« »Dieser elende Hund!«, schrie Milady. Dann beruhigte sie sich, »ich höre > meinen Schwager. Sie müssen jetzt _ gehen. Kommen Sic um eil I hr u r ück.« Er ging und kam erst wie- der, als in ihrer Woh- nung kein Licht mehr brannte. Im Dunkeln betrat er ihr Zimmer und ihm war, als träume er. Sie bot all ihre Reize auf, um ihn zu überreden, de , Wardes im Duell zu töten. »I laben Sic Angst?«, fragte sic ihn. »Nein!« D’Artagnan war aufgeregt und verspürte den Drang ihr die Wahrheit zu sagen. »Aber ich muss Ihnen
ein Geständnis machen: Der dc Wardcs, mit dem Sic letzte Nacht zusammen waren, war ich.« Sie stieß ihn von sich und wich zurück. D’Artagnan hielt sie an ihrem Gewand fest. Der feine Stoff riss und gab ihre Schulter frei. Zu seinem Entsetzen erblickte d’Artagnan auf der weißen Haut die Lilie, das Zeichen des Henkers. Milady war eine verurteilte Verbrecherin! »Elender! Nun, da du mein Geheimnis kennst, musst du ster- ben!« Sic griff nach einem Dolch und verfolgte ihn. D’Artagnan rettete sich in Kittys Zimmer und verriegelte die Tür. Der Dolch drang durch das Holz und Miladys wütendes Geschrei hallte in den Räumen wider. »Schnell, zieh das an!« Kitty warf d'Artagnan eine Haube und ein altes Kleid zu. In dieser Verkleidung floh er zu Athos. »Es ist unglaublich«, berichtete er dem Freund, »Milady hat das Lilienmai auf der Schulter.« hi dieser Verkleidung floh er zu Athos. »O nein!«, rief der Musketier mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Hör zu! Bist du sicher, dass die Frau, die in deiner Geschichte gehängt wurde, wirklich gestorben ist?«, fragte ihn d'Artagnan. Jeder beschrieb die Frau, die er kannte; die Beschreibungen stimmten überein. Athos gab zu, dass der Saphirring, den Milady d’Artagnan gegeben hatte, derselbe war, den er vor vielen Jahren seiner Frau geschenkt hatte. »Dein Leben ist in Gefahr, mein Freund. Milady ist völlig skrupellos.« Athos begleitete seinen Freund in dessen Wohnung, wo Kitty auf ihn wartete. »Ich bin vor Milady davongelau- fen«, berichtete sie voller Angst. Ararnis kam hinzu und gab Kitty ein Empfehlungsschreiben für Madame de Chevreuse. Er wusste, dass diese Dame eine Zofe suchte. Bei ihr würde Kittv vor Miladys Zorn sicher sein. Athos erkannte Miladys King wieder. 45
Die drei Musketiere Insignien eines Kardinals auf einem Buchdeckel Richelieu* Bücher Kardinal Richelieu war ein leidenschaftlicher Bücher- sainmlcr und errichtete sich in seinem Palast eine grotse Bibliothek. D’Artagnan empfängt er dort, weil es sich um ein eher inoffiziel- les Treffen handelt. Rot für den Kardinal Blau war die Farbe des Königs. Rot die des Kar- dinals; deshalb waren die Uniformen der Wachen des Kardinals rot. Die rote Tracht der Kardinale sollte zum Ausdruck bringen, dass sie bereit waren ihr leben dem Glauben zu opfern. Kapitel 11 Meuchelmörder Wenige Tage später erhielt d’Artagnan einen Brief, in dem er aufgefordert wurde, am selben Tag um acht Uhr abends im Palast des Kardinals zu erscheinen. Seine Freunde befürchteten eine Falle und wollten während der Unterredung vor den Toren des Palasts wachen. Auf dem Weg zum Palast fuhr eine Kutsche an ihm vorbei und er erkannte in der Frau, die aus dem Fens- ter schaute, Constance Bona- cieux. Sein Herz tat einen Freudensprung! Sie legte nur einen Finger auf die Lippen. Sie bringen sie in ein ande- res Gefängnis. Werde ich sie jemals wieder sehen?, fragte sich d’Artagnan und setzte seinen Weg zum Palast fort. Der Kardinal empfing ihn in seiner Bibliothek. «Monsieur d’Artagnan«, sagte er und sah den jungen Mann durchdrin- gend an, »ich weiß alles, was Sie getan haben, seit Sie in Paris sind. Es ist meine Aufgabe, alles zu wissen. Sie sind Die brau in der Kutsche war Constance Bonacieux. ein mutiger Mann und haben sich mächtige Leute zu Fein- den gemacht. Nehmen Sic sich vor ihnen in Acht!« »Sie haben Recht, Monseigneur. Meine Feinde werden von starken Händen unterstützt, ich aber bin allein.« »Das ist richtig«, erwiderte der Kardinal, »Sie verstehen zu kämpfen, aber Sie können Hilfe brauchen. Ich nehme an. Sie wollen in Paris Karriere machen. Wollen Sie Leutnant meiner Wache werden?« 46
M t.UCHEI M Ö ROHR »Meine Feinde werden von starken Händen unterstützt, ich aber bin allein«, sagte d’Artagnan. D’Artagnan wusste nicht, was er sagen sollte. »Monsieur, ich hin hei den Königlichen Garden.« »Meine Wachen dienen eben- falls dem König«, erinnerte ihn der Kardinal, »aber sagen Sie nur, was Sie denken.« »Meine Freunde sind Muske- tiere des Königs, und in Ihrer Wache habe ich Feinde. Es wür- de ihnen nicht gefallen, wenn ich Ihr Angebot annähme. Außerdem«, fuhr d’Artag- nan fort, »will ich mich zuerst bei der Bela- gerung bewähren, um mich Ihres gnädigen Schurzes würdig zu zeigen.« »Sie lehnen also ab«, stellte der Kardinal fest. »Gut. ich kann es Ihnen nicht verübeln. Wenn Ihnen aber etwas Schlimmes zustoßen sollte, so denken Sie daran, dass ich versucht habe dem vorzubcugcn.« »Was geschehen muss, geschieht.« D’Artagnan verbeugte sich und ging. Ihm schauderte, als er den Palast ver- ließ. Die Musketiere erwarteten ihn gespannt. Als er berichtete, dass er den Posten bei den Wachen abgelehnt hatte, brachen sie in Jubelrufe aus. Nachdem sie ihre Kriegsvorbereitungen beendet hatten, feierten die Freunde am folgenden Abend noch einmal zusammen; bei Sonnenuntergang trennten sie sich und d’Artagnan ritt mit der Kompanie von Monsieur des Essarts nach La Rochelle. 47
Die drei Muskeüere Ein Angriff aus dem Hinterhalt! ans Kompanie schlug ihr Lager vor La Rochelle auf. Als er an einem Spät- nachmittag in Gedanken versunken einen Feldweg entlangging, sah er in einer Hecke Metall auf- hl itzen - der Lauf eines Die Aufständischen Seit dem 16. |h. war die aus dem Hinterhalt! Er hörte zwei Schüsse und ergriff die Flucht. Ein dritter Schuss durch- löcherte seinen I lut. An dem Einschussloch erkannte er, dass cs keine Armeewaffe gewesen war; der Kardinal jedoch, dachte er, hat cs nicht nötig, aus dem Hinterhalt anzugreifen. Für blühende I lafenstadt La Rochdlc eine Hochburg der Protestanten gewesen. 1622 erhob sich die Stadt gegen den König, aber es kam bald zu einem vor- läufigen Friedensschluss. Zur Zeit unserer Geschich- te, 1627, gab es einen neuen Aufstand. das hier musste Milady verantwortlich sein. Zwei läge später schossen zwei Soldaten aus d Artagnans Späh- trupp auf ihn. Ein Schuss tötete einen seiner Begleiter; d'Artagnan ließ sich zu Boden fallen und stellte sich tot. Als die Verräter sich über ihn beugten, stürzte d’Artagnan sich mit seinem Degen auf sie, noch bevor sie ihre Musketen nachladcn konnten, und überwältigte sie. Einer von ihnen trug einen Brief bei sich. »Du die Frau Ihnen 48
entkommen konnte und nun in einem Kloster in Sicherheit ist, passen Sie auf, nicht auch noch den Mann zu verfehlen, denn sonst werden Sie mir Ihren Lohn teuer zuriickzahlen!« Der Brief war nicht unterschrieben, aber er konnte nur von Milady stammen. Die Königin muss Constance gefunden und befreit haben, dachte d’Artagnan, aber wo mag sie sie verstecken? Nach ein paar Tagen erhielt d’Artagnan zwölf Flaschen Anjou- Wein. In einem Begleitbrief stand, der Wein sei ein Geschenk von Athos, Porthos und Aramis. D’Artagnan war entzückt und lud zwei seiner Kameraden zum Essen ein. Die Gäste kamen; Planchct trug die Speisen auf und Brisemont, ein neuer Diener, goss den Wein in Karaffen um; sein Herr gestattete ihm die Reste aus den Flaschen zu trinken. Bevor Gastgeber und Gäste den Wein probieren konnten, traf der König mit de Trcvillcs Musketieren und Verstärkungstruppen im Heerlager ein. D’Artagnan wollte Athos, Porthos und Aramis zu seinem kleinen Festessen laden. »Wir trinken den Wein, den ihr mir geschickt habt«, fügte er hinzu. »Welchen Wein?«, fragten die Freunde und stürzten in sein Zelt. Brisemont wälzte sich in Krämpfen am Boden. Im Wein war Gift gewesen, Brisemont war bald darauf tot. Die vier Freunde hielten Kriegsrat. Sic w’aren sich sicher, dass Milady den Wein geschickt harte. »Ich werde diese Frau vor dem König bloßstcllen, wenn sie nicht aufhört mich zu verfolgen«, schwor d’Artagnan. Jetzt aber mussten sic sich zuerst um M EUC1IELMORDER Waffen Die Musketen der französi- schen Soldaten jener Zeit waren schwer und umständ- lich zu laden. Wie d’Artag- nan hier zeigt, war ein Degen im Nahkampf die wirkungsvi>1 lerc Waffe. Der König und der Krieg Obwohl Ludwig XIII. im Juli 1627 über einen Monat lang sehr krank war, erreichte er im Oktober La Rochelle. Richelieu leitete die Belage rung; viele kritisierten ihn und gaben ihm die Schuld dafür, dass dieser Krieg sich so lange hinzog. Doch die Belagerung verlief erfolgreich und Ludwig XIII. lobte Richelieu für sein politisches und strategisches Geschick. Brisemont wälzte sich am Boden. Constance kümmern. »Ich werde der Sache nach- gehen«, beschloss Aramis. »Du? Wie willst du das denn machen?«, fragten die anderen erstaunt. »Ich kenne den Kaplan der Königin«, antwortete Aramis zu ihrer Überraschung. »Wir sind gute Freunde.« 49
Dir. drei Musketiere Wirtshäuser Wirtshäuser waren beliebte Orte für Verabredungen. Kapitel 12 Das Wirtshaus »Zum Roten Taubenschlag« Als Athos, Porthos und Aramis eines Nachts vom Wirtshaus lk»Zuni Roten Taubenschlag« zu ihrem Lager zurückritten, begegneten sic aut der Straße zwei Reitern. Überrascht sahen sie, dass einer der beiden der Kardinal war. Er befahl den drei Muske- tieren, ihn zu dem Wirtshaus zu eskortieren, von dem sic gerade kamen. »Monseigneur«, sagte Athos, »in der Wirtsstubc sind ein paar schreckliche Kerle. Wir mussten sie verprügeln.« »Worüber habt ihr gestritten?« »Eine Frau war eben erst angekommen. Die Männer waren betrunken und wollten in ihr Zimmer cindringen.« Es war dunkel und rauchig, sodav* Fremde leicht uner- kannt blieben. Ofr gab es besondere Räume für geheime Treffen. »War sie jung und hübsch?«, fragte der Kardinal. Athos konnte Stimmen aus dem Zimmer über ihnen hören. 50
»Wir haben sie nicht gesehen, Monseigneur.« Richelieu schien erfreut, das zu hören. Im Wirtshaus angelangt, befahl er den drei Musketieren, unten auf ihn zu warten, und ging hoch. Porthos und Ararnis begannen ein Würfel- spiel, während Athos im Zimmer herumlicf und sich fragte, mit wem sich der Kardinal hier treffen mochte. An der Wand stand ein alter Ofen. Durch das kaputte Ofen- rohr konnte Athos Stimmen aus dem Zimmer über ihnen hören. »Milady«, sagte der Kardinal gerade, »Sie werden morgen nach England segeln. Drohen Sie dem Herzog von Bucking- ham damit, dass ich ihn und die Königin bloßstellen werde, wenn er etwas gegen Frankreich unternimmt. Er soll wissen, dass ich alle nötigen Beweise habe.« »Ich werde Ihre Anweisungen befolgen, Eminenz. Darf ich mit Ihnen nun von meinen eigenen Feinden sprechen? Sic müssen mir helfen sie zu vernichten.« »Wer sind Ihre Feinde?«, wollte der Kardinal wissen. »Erstens eine unverschämte Frau namens Bonacieux. Sic ist irgendwo in einem Kloster und ich muss sie finden. Mein zweiter Feind ist ihr Liebhaber, dieser elende d'Artagnan.« »Wenn Sic mir Beweise bringen, dass er sich mit dem I lerzog von Buckingham verschworen hat, lasse ich ihn in die Bastille stecken. Dort wird er nie wieder hcrauskommen.« »Mein zweiter Feind ist dieser elende d'Artagnan«, sagte Milady. Die Bastille Die Bastille war als Festung zum Schutz von Paris gegen die Angriffe der Engländer erbaut worden. Richelieu nutzte sie ak Staatsgefängnis und sie wurde zu einem Sym- bol des Schreckens. Kaurn einem Gefangenen gelang cs, sic lebend zu verlassen. »Ich brauche eine Vollmacht für den Fall, dass ich mich gezwun- gen sehe gegen unsere Feinde vorzugehen«, erklärte Milady. »Geben Sie mir Feder, Finte und Papier«, erwiderte der Kardinal. Athos hatte genug gehört. »Wenn Richelieu nach mir fragt, dann sagt ihm, dass ich voran- geritten bin, um die Straße zu kontrollieren.« Er trat in die Nacht hinaus. 51
Die drei M i ski i ihre Siegreiche Helden La Rochelle Die Belagerung von I a Rochelle dauerte 15 Mt>- A ls der Kardinal und die Musketiere das xXWirtshaus verlassen hatten, schlich Athos die Treppe hinauf und in Miladys Zimmer. Milady hörte die Tür, drehte sich um und erschrak, als hätte sie einen Geist gesehen. »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«, schrie sie. »Erkennen Sic mich nicht?*, fragte Athos und nahm den Hut ab. »Der Graf de la Fere!« Milady rang nach Fassung, aber sie hatte seinen Namen ausge- sprochen und das war Athos Beweis genug. Er hick ihr die Pistole an die Stirn. »Geben Sie mir das Schreiben des Kardinals, Madame, oder ich blase Ihnen das Hirn weg!« Sie reichte ihm das Blatt und Athos las: »Was der Inhaber dieses Schreibens getan hat, geschah auf tnei- nen Befehl hin und zum Besten des Staates. Richelieu.« Das war eine Vollmacht für jegliches Verbrechen. Athos steckte das Blatt nate. Mit einem Wall blo- ckierte Richelieu den Hafen, sodass englische Schiffe die Stadt nicht mit Nach- schub versorgen konnten. Seine Strategie war wir- kungsvoll: Als sich die Hugenotten ergaben, waren drei Viertel der Einwohner verhungert. ein und verließ das Zimmer. Die Musketiere blieben nicht im Lager. Sie holten nur d’Artagnan ah und ritten mir ihm zu einem anderen Wirtshaus, um dort unbe- lauscht von Spionen ihre Pläne zu besprechen. Aber die Wirts- stube war voller Soldaten und ständig kam jemand an ihren Tisch. Athos ging eine gewagte Wette mit den Soldaten ein: Er und seine Freunde würden ihr Frühstück in einer verlassenen Bastion direkt vor der Nase der Feinde einneh- men. Um die Wette zu gewinnen, würden sic eine Stunde lang dort bleiben müssen, selbst wenn der Feind angriff. Als sic in der Bastion ankamen, lagen dort noch die Leichen der Verteidiger herum. »Lasst sie liegen. Vielleicht können sic uns noch nützlich sein«, meinte Athos. Sic frühstückten und unterhielten sich.
Die Musketiere brachten eine Mauer zum Einstürzen. da näherte sich ein feindlicher Trupp. Sie wehrten ihn mit Muske- tenschüssen ab. Athos erzählte d’Artagnan vom Treffen des Kardinals mit Milady. Gerade als er ihm Richclicus Voll- macht zeigen wollte, machte der Feind wieder einen Vorstoß. Diesmal brachten die Musketiere eine brü- chige Mauer zum Einstürzen, unter der die Angreifer a begraben wurden. Nun bereitete der Feind einen großen Angriff vor. Athos lehnte die Leichen gegen die Mauern und legte ihnen Musketen in die Hände, sodass es aussah, als hätte die Bastion zahlreiche Verteidiger. Die Musketiere berieten weiter. Sie beschlossen einen Diener zu Lord de Winter zu schicken, um ihn vor seiner Schwägerin zu warnen, und einen zweiten Diener zu Madame de Chevreuse, damit sie die Königin verständigte. Inzwischen stand der Feind vor den Mauern der Bastion. Die vier Freunde kehrten in ihr Lager zurück; sie hat- ten ihre Wette gewonnen und wurden als I leiden gefeiert. An diesem Abend wurde d’Artagnan in Monsieur de Trevilles Kompanie der Muske- tiere aufgenommen. »
Heimliche Gefangene Ein Mensch konnte jahrelang unentdeckt in einem abgele- genen Schloss gelangen geh.il ten werden. Milady wusste, dass sie sich selbst um ihre Befreiung kümmern musste. Fanatischer Felton John Felton (I 595-1628) er- mordete tatsächlich den Her zog von Buckingham. Er war Soldat und Puritaner - ein strenggläubiger Protestant, der den I (erzog dafür hasste, dass er mit den Katholiken sympathisierte. Buckingham war in England so unbeliebt, dass viele Felton als Helden betrachteten. Er wurde 1628 hingerichret. Messbuch Das katholische Messbuch enthält die Messen für das Jahr. Milady lässt es liegen, um den Puritaner Felton als Verbündeten zu gewinnen. Kapitel 14 Gefährliche Zeiten Dank der Warnungen der Musketiere wurde Milady im Hafen von Portsmouth verhaftet, zum Schloss von Lord de Winter gebracht und in ein Zimmer gesperrt. »Lassen Sic die Dame auf keinen Fall entkommen«, warnte der Lord den Wächter, einen abweisend wirkenden Schiffsoffizier namens Felton. Dann wandte er sich Milady zu. »Dieser Mann ist wie aus Stein. Nicht einmal Sie werden ihn erweichen können. In zwei Wochen werde ich Sie in eine unserer entfernten Kolonien bringen lassen.« Als sie wieder allein war, weinte und jammerte Milady. Dann dachte sie nach. »Ich muss die Waffen einer Frau gebrauchen und meine Schwäche zu meiner Stärke machen.« Der wilde Glanz war in ihre Augen zurückgekehrt. Als Felton am nächsten Morgen ihr Zimmer betrat, stellte sie sich ohnmächtig. Obwohl er sich gleichgültig gab, erschrak er doch. Felton war ein fanatischer Puritaner und hasste den I lerzog von Buckingham wegen seiner Verbindungen zu den Katholiken. Milady fiel auf die Knie und betete, wobei sie das katholische Messhuch zu ihren Füßen unbeachtet liegen ließ und von ihren armen puritanischen Freunden sprach. Die Täuschung gelang: Felton schämte sich, eine so reine und unschuldige Frau zu bewa- chen. Er verliebte sich in seine Gefangene und bat sie, sich ihm anzuvertrauen. Sic erzählte ihm eine erfundene Geschichte: Der Herzog von Buckingham habe sic entehrt und gefoltert und Lord de Winter sei ein Verbündeter des grausamen Herzogs. »Ich will sterben«, weinte sic. »Ich kann meine Schande nicht länger ertragen.« »Nein, nein!« Felton weinte mit ihr. »Sie müssen leben und gerächt werden.« Am nächsten Tag hörte sie ein Klopfen am Fens- ter. Felton war heimlich die Mauer hinaufgeklcttcrt. Er trug Milady auf einer Strickleiter hinunter. Am Strand wartete ein Boot auf sic. Es brachte sic zu einem Schiff, mit dem sie nach Portsmouth fuhren. Unterwegs erklärte Felton ihr den weiteren Plan: »Lord de Winter 54
'^rr Felton trug Milady auf einer Strickleiter hinunter. — — Felton getan harte, und befahl dem Kapitän, nach Boulogne zu segeln. ’, schickt mich zum Herzog, der den Befehl zu Ihrem Transport in die Kolonien unterzeich- nen wird. Morgen will der Herzog nach Frankreich segeln, aber ich sorge dafür, dass er England nicht verlässt.* Am nächsten lag gab Felton vor, eine dringende Nachricht für Buckingham zu haben, und wurde zu ihm vorgelassen. Zunächst beteuerte er Miladys Unschuld. Doch als der Herzog sich weigerte sie freizusprechen, zog Felton ein Messer und erstach ihn. Milady wartete am Ufer. Als sie die Alarmschüsse der Kanonen hörte, begriff sie, was 55
Die drei Mi sk e i i fr f Int Schutz des Klosters Obwohl die Nonnen sich von der Welt zu ruckgezogen harren, versteckten sie in ihren Klöstern oft Unschul- dige vor ihren Verfolgern. Aher kein Orr ist vollkom- men sicher und Milady fin- det bald heraus, was sie wissen will. Milady ging in Boulogne in Nordfrankreich an Land. Sie schickte Richelieu die Nachricht, dass Buckingham entweder tot oder schwer verletzt sei. Dann begab sic sich - gemäß den Anweisungen des Kardinals - in das Karmelitinncn-Kloster von Bethune, wo sie auf weitere Befehle wartete. Die Äbtissin hörte gerne den Klatsch aus der Hauptstadt und besuchte sie häufig. -Wir wissen hier nicht viel über das Leben bei Hofe«, sagte die Äbtissin, »aber einer unserer Novizinnen wurde vom Kardinal schweres Unrecht zugefügt.« «Auch ich bin ein Opfer des Kardinals«, log Milady und bat, Das Leiten der Nonnen Das Lebens der Karmelitin nen ist geprägt durch Gehor- sam und Einfachheit. Von der Außenwelt abgeschottet, verbringen die Nonnen einen großen Teil des Tages mit Geber und Meditation. Viele Nonnen kamen - wie die Abtissin in dieser Geschieh te - aus Adclstamilien und kannten das Leben bei Hofe. diese Novizin treffen zu dürfen. Die Abtissin brachte eine junge Frau zu ihr. Sie unterhielten sich, und Milady erfuhr, dass sie Constance Bonacieux war, die Botin der Königin und Verbündete der Musketiere. »Ach«, rief Milady aus, »ich kenne die Musketiere nicht, aber mein Freund d’Artagnan ist gut mir ihnen bekannt.« »D’Artagnan!«, rief Constance erstaunt. »Kennen Sie ihn denn? Was ist er Ihnen?« Sic war eifersüchtig geworden. »Er ist nur ein Freund«, antwortete Miladv schnell. »Ich liebe ihn so sehr. Er wird bald kommen«, vertraute Constance ihr an. Milady erstarrte, als Constance ihr einen Brief zeigte, in dem Madame de Chevreuse schrieb, d’Artagnan sei unterwegs. Sie überlegte schnell. 56
dann sagte sie: * Vorsicht! Es ist eine Falle. D’Artagnan und seine Freunde sind in La Rochelle. Die Männer, die hierher kommen, um Sie zu holen, sind verkleidete Diener des Kardinals.« »Woher wissen Sie das?« »Glauben Sic mir, ich kenne die Grausamkeit des Kardinals nur zu gut. Mit seinen Intrigen hat er mein Leben zerstört. Wir müssen uns hier in der Umgebung verstecken, bis meine Freunde kommen.« Bald hörten sie den Hufschlag galoppierender Pferde. Milady lief zum Fenster und erkannte an der Spitze von acht Reitern d’Artagnan. »Schnell!«, rief sie, »die Wachen des Kardinals. Wir müssen fliehen!« Aber Constance war zu erschrocken, um wegzulaufen. Sie stürzte. Milady musste um ihre Rache fürchten. Sie goss Wein in ein Glas, streute ein Pulver hinein und ließ Constance aus dem Glas trinken. Dann rannte sie aus dem Zimmer. Constance fühlte sich wie betäubt; ihre Kräfte schwanden. D'Artagnan und die Musketiere brachen die Tür auf und drangen in das Zimmer ein. »D'Artagnan!«, keuchte Constance. »Sic sagte, Sie kämen nicht.« »Wer? Wer?«, fragte d’Artagnan. »Die Gräfin«, hauchte Constance und sank leblos in seine Arme. »Das ist das Werk meiner Frau«, verkündete Athos seinen Versteckte Waffen Milady trägt viele geheime Watten bei sich, um sic gegen die Feinde des Kardinals ein- zusetzen. Constance bringt sie allerdings nicht auf Befehl des Kardinals um. sondern weil sie von Rache durst getrieben wird. »DA rtagnan! «, keuchte Constance. »Sie sagte. Sie kämen nicht.-
Dir drei Musketiere Todesurteil Gemeinsam ritten sie schweigend durch die stürmische Nacht. Athos setzte seinen Plan in die Tat uni. Er schickte die xx Diener der Musketiere los, um in allen Gasthäusern an den Straßen zwischen Bethune und Armentiercs nach Milady zu fragen. Er selbst suchte ein abgelege- nes kleines I laus am Rand von Bethune auf. Ein gro- * ßer Mann öffnete die Tür und Athos trat ein. Er sprach kurz mit dem Mann und zeigte ihm eine unterschriebene, besie- gelte Urkunde. Der Mann nickte und Athos ging wieder. Am nächs- ten Tag meldete Plancher sich mit der Nachricht zurück, dass Milady in einem Gasthaus in Armentiercs wohne. Als die Musketiere dort jedoch ankamen, erzählte man ihnen, Milady habe das Gasthaus vor ein paar Stunden verlassen und eine I lütte an der Lys gemietet. Athos schickte Lord de Winter einen Boten und bat ihn nachzukommen. Die Nacht war stürmisch. Während die Männer ihre Pferde sattel- Athos zerschlug die Scheibe und sprang ins Zimmer.
T O D E S l' R I E 11 tcn, stieß ein Fremder zu ihnen. Er trug eine Maske und einen weiten roten Mantel. Gemeinsam ritten sie schweigend zum kleinen Dorf Erquinheim, bis Athos’ Diener auf eine Hütte am Ufer zeigte. Ein Fenster war erleuchtet; Athos spähte hinein und sah Milady am verlöschenden Feuer sitzen. Ein Pferd wieherte und sie drehte sich mit einem Ruck um, erblickte Athos und schrie auf. Athos zerschlug die Scheibe und sprang ins Zimmer. Milady rannte zur Tür und riss sie auf. Im Türrahmen stand, totenbleich, d'Artagnan. »Was wollen Sie?«, rief Milady aus. Athos trat an sie heran. »Wir sind hier, um über Anne de Breuil zu richten, auch bekannt als Gräfin de la Ferc und Lady de Winter.« D’Artagnan, Lord de Winter und Athos beschuldigten Milady einer langen Liste schrecklicher Verbrechen, von denen der Giftmord an Madame Bonacieux, die Mithilfe bei der Ermordung des Herzogs von Buckingham und mehrere Mordversuche an Lord de Winter und d'Artag- nan nur einige waren. Als sie geendet hatten, trat der Der Fluss Lys Der Huss Lys fließt bei Armenhcrcs an der Gren- ze zwischen Belgien und Frankreich. Lys bedeutet Lilie; diese Blume ist cm Symbol der Reinheit. Sicher ist dies eine beabsichtigte Ironie: Die böse Milad* stirbt an den l’tem des Flusses der reinen LU«. Mann im roten Mantel vor. Er nahm seine Maske ab und Milady entfuhr ein Schrei des Entsetzens. »Es ist der I lenker von Lille! Oh, vergeben Sic mir!« »Ja«, erwiderte der Mann. »Nachdem Sie das Leben meines Bruders zerstört haben und er sich vor Scham erhängte, habe ich Sie verfolgt und mit dem Brandmal gezeichnet.« Athos fragte die Anwesenden, welches Urteil sie forderten. »Tod«, antworteten alle. Milady sank auf die Knie. Sie gingen langsam zum Fluss hinunter. Der Henker fesselte Milady an Händen und Füßen. »Feiglinge! Mörder! «, schrie sie. »Zehn Männer gegen eine Frau!« »Sie sind keine Frau!«, entgegnete Athos kalt. »Sic sind ein Teu- fel, der Hölle entsprungen, und wir schicken Sic dorthin zuruck.« Milady schrie immer lauter, bis d'Artagnan es nicht mehr aushielt. »Ich kann sie nicht so sterben sehen-, stöhnte er und wollte zu ihr gehen. Athos stellte sich ihm mit seinem Degen in den Weg und rief: »Scharfrichter, tun Sie ihre Pflicht.« Der Mann trug Milady zu einem Boot und ruderte sie über den Fluss. Als die Männer zum Gebet niederknieten, sahen sie, wie der Henker am anderen Ufer das Schwert emporhob. Die Klinge leuchtete im Mondlicht auf und fiel blitzschnell herab. Der Henker ruderte Milady Uber den Fluss. 59
In Auch in der Gascogne wurde d’Artagnan ein Denkmal gesetzt. Held der Gascogne Der echte d’Artagnan hieß Charles de Batz-Castelmore und erbte den Titel »Mon- sieur d’Artagnan- von sei- ner Murrer. Er wurde erst 1644 mit 29 Jahren Muske- tier. Bei seiner Ernen- nung zum Offizier war er 52 und nicht, wie bei Dumas, 29 Jahre alt. Christopher I ec als Mann von Mcung. Das Phantom Dumas hat den geheimnis- vollen de Rochefort weit- gehend frei erfunden; den Namen aber hat er aus den Memoires de Monsieur le Comte de Rochefort von Courrilz (1678). Kapitel 16 Der vierte Musketier Niedergeschlagen kehrten die vier Freunde nach La Rochelle zurück. Eines Abends, als sie in einem Wirtshaus saßen, stand auf einmal ein Mann vor ihnen, der ihnen bekannt vorkam. D’Artagnan stieß einen Freudenschrei aus. Es war sein Phantom, der Mann aus Meung. Er zog seinen Degen, doch der Mann sagte höf- lich: »Diesmal habe ich Sie gesucht. Mein Name ist de Rochefort. Ich verhafte Sie hiermit im Namen des Königs und habe Befehl Sie zu Kardinal Richelieu zu bringen.« Die Musketiere wären d’Artagnan beigestanden, aber er leistete keinen Widerstand. Er stellte die Bedingung, dass seine Freunde ihn begleiten dürften, und händigte de Rochefort seinen Degen aus. Zusammen ritten sie nach Surgeres, wo der Kardinal residierte. Am Tag nach ihrer Ankunft wurde d’Artagnan zum Kardinal gebracht. »Wissen Sie, warum Sie verhaftet wurden?«, fragte Richelieu. • Nein, Eure Eminenz. Aber ich nehme an, dass auch dies das Werk einer Frau ist - einer Frau, die als Verbrecherin gebrandmarkt war, die ihren zweiten Gatten vergiftete und die versuchte, auch mich zu töten.« »Von wem sprechen Sie?«, wollte der Kardinal wissen. »Von Milady de Winter. Inzwischen aber ist sie tot, Monseigneur.« Und d’Artagnan berichtete, wie sie verurteilt und gerichtet worden war. Der Kardinal erschauerte. »Dafür werden Sie vor Gericht kom- men«, sagte er. »Damit habe ich gerechnet, Monseigneur. Allerdings haben Sie mich bereits im voraus begnadigt.« »Was soll ich getan haben? Sind Sie verrückt?« D’Artagnan zog ein Schreiben hervor und Richelieu erkannte, dass es der Brief war, den er Milady im Wirtshaus »Zum Roten Tauben- schlag« gegeben hatte: der Freibrief, im Namen des Staates alles zu tun, was ihr angemessen erschien - auch zu töten. Nun war d’Artag- nan im Besitz dieses Schreibens. Der Kardinal blickte in das ehrliche, kluge Gesicht des jungen Mannes und sah die Tränen, die ihm über 60
Der vier i e Musketier die Wangen liefen. Ein so mutiger und aufrechter Mann konnte ihm von großem Nutzen sein. Er zerriss den Brief und schrieb an seinem Pult einen neuen. »Das wird mein Todesurteil sein«, dachte d’Artagnan. Doch der Kardinal reichte ihm das beschriebene Pergament. Setzen Sie hier Ihren Namen ein«, sagte er. D’Artagnan konnte nicht glauben, was er da las: Anstatt eines Todesurteils hielt er in seinen Händen die Ernennung zum Leutnant der Musketiere! 1 r fiel vor dem Kardinal auf die Knie. »Monseigneur, das habe ich nicht verdient. Meine Freunde sind der Ernennung würdiger als ich ...« »Nehmen Sic sie und machen Sic damit, was sie wollen«, sagte der Kardinal. Er ließ de Rochefort kommen. »Von heute an ist Monsieur d’Artagnan mein Freund«, verkündete er. »Geben Sic einander den Bruderkuss und vermeiden Sic miteinander zu streiten, wenn Sie Wert darauf legen, Ihre Köpfe zu behalten.« Die beiden Männer küssten sich ohne allzu große Begeisterung; sie wussten, dass sie einander wieder treffen würden. D'Artagnan kehrte zu seinen Freunden zurück und versuchte sie zu überzeugen, dass sie die Beförderung mehr verdienten als er, aber sie ließen nichts, was er sagte, gelten. Athos trug schließlich d’Artagnans Namen in die Urkunde ein. »Du verdienst sie mehr als wir alle«, sagte er. > Du bist noch jung und hast genug Zeit, die traurigen Erinnerungen an heute durch schöne zu ersetzen.
Dumas* Erbe Dumas stammte aus einer ungewöhnlichen Familie. Sein Vater war der uneheliche Sohn des Adeligen Antoine Alexandre Davy, der im späten 18. Jh. in die Karibik übersiedelte; seine Mutter war eine ehemalige Sklavin. Dumas’ Vater war Offizier der Revo- lutionstruppen und kämpfte unter Napoleon. Weil er immer offen seine Meinung sagte, fiel er bei Napoleon in Ungnade und verließ die Armee. Vier Jahre danach starb er und ließ seine junge Frau und seinen klei- nen Sohn Alexandre ohne Vermögen zuruck. Die frühen Jahre Alexandre wuchs bei seiner Mutter in der kleinen Stadt Villiers-Cocterets auf. Als Kind verbrachte er viel Zeit beim Spiel in den umliegenden Waldern. Dank einer reisenden Schauspielertruppe entdeckte er Shakespeare und beschloss romantische Geschichten zu schreiben. Weil er eine schöne Handschrift hatte. * fand er mit 21 Jahren A in Paris Arbeit als rr-j Büroangcstellter. Beliebtheit Seine Originalität und seine Schaffenskraft brachten Dumas viel I nh und Bewunderung ein. Er wurde zu einer treibenden Kraft der romantischen Bewegung innerhalb der französischen I ireratur. Seine Stucke zogen viel Pub- likum an und trugen zur Erneuerung des französischen Theaters bei. Auch Dumas selbst war sehr beliebt, besonders bei den Damen, denn er war charmant und ein guter Tänzer. Lebendige Geschichte 1S41 entdeckte Dumas einige von Courtilz verfasste Schriften über Mus- ketiere in der Zeit Ludwigs XIV. Dumas schrieb sic zu Romanen mit romanti- schen Helden um. Durch die spannen- de Geschichte, die unter dem Titel Die drei Musketiere als Fortsetzungsroman erschien, wurde Dumas sehr bekannt. In den darauf folgenden Jahren verfasste er noch weitere historische Romane; einer davon ist Der Graf von Monte Christo. 9 umas Obwohl Sohn eines Gene- rals, wuchs Alexandre Dumas (1802—70) in sehr einfachen Verhältnissen auf. Als junger Mann ging er nach Paris, beschäftigte sich mit Literatur und Theater und stellte bald fest, dass er selbst Talent zum Schreiben besaß. Er erlebte große Erfolge, zuerst als Autor von Theaterstücken und später von historischen Romanen. Dumas liebte das Abenteuer; sein Leben war beinahe so aufregend wie die Geschichten, die er erzählte. Victor Hugos Salon«; stehend: Gautier und Dumas. Eine romantische Zeit Anfang der IS20er-Jahre entstand eine neue literarische und politische Strömung, die unter dem Namen Romantik bekannt wurde. Ihre Anhänger, unter ihnen Dumas, schätzten Lei- denschaft und Freiheit hoher als Vernunft und rechtfertigten das Aufbegehren der Jugend gegen die Alteren und den Widerstand des Einzelnen gegen die Zwange der Gesellschaft. Dumas war mit den Schriftstellern Victor Hugo, Charles Nodier und Theophile Gaul- tier befreundet und setzte sich sein Leben lang für die Freiheit des Individuums ein.
Abenteuer in der Fremde Dumas reiste leidenschaft- lich gerne und begeisterte sich für die neuen Ideen und Kulturen, die er in Russland, Nordafrika und verschiedenen euro päischen Landern ken- nen lernte. In Italien begegnete er Garibal- di. der später für die Einheit Italiens kämpfte. Dumas Ein Traumschloss Dumas' Phantasie beschäftigte sich nicht nur mit Literatur. Der Erfolg von Der Graf von Monte Christo ermöglichte cs ihm, sich ein Schlösschen Knien zu lassen, mitsamt Burggraben und einem gotischen Pavillon inmitten eines Englischen Gartens. Er gab ihm den Namen »Das Schloss von Monte Christo-. Dumas war großzügig gegen andere und gegen sich selbst, sodass sein Geld nie lange reichte. Im einigermaßen auszukommen. unterstützte diesen Kampf finanziell und durch verschie- dene Schriften. Dumas gab eine .Auto- biographie des italieni- schen Freiheitskämpfers Garibaldi heraus. musste er sehr viel schreiben und arbeitete oft die ganze Nacht. Trotz seines Erfolges und seines Fleißes starb er als armer Mann. Dumas’ Schloss von Monte < hr Lang leben dil Mi sm itm häutigsten übersetzten Autoren. 0 4b 63 1 incs der berühmten Duelle in Das Ratsei von Monte Christo (1934) Micheal York, Frank Finlay, Oliver Rcrd und Richard Chamberlain reiten für dir Königin. Alle für einen und einer für alle! In Die Rückkehr der Musketiere 19881 kehrten die Stars von Richard I esters Ver- filmung Die drei Musketiere zuruck, um noch einmal die vier berühmten Freunde zu spielen Isiehc obenl. Muske-Hunde Aus d’Artagnan wurde die Comicfigur Dogtaman, der den drei Muske-Hunden beim Kampf gegen eine intrigante Katze bcistcht: Milads ’ Der Ruhm d’Artagnans und der dm Musketiere überlebte das 19. Jh. fber. so wie Dumas* Zeitgenossen fanden und finden auch die Menschen des 20. Jh.s die immer wieder nacherzahl- re Geschichte spannend genug, um sie zu lesen - oder sie sich als Film anzusehen. Auch heute noch gehört Historisch und zeitlos Figuren wie der Graf von Monte Christo, Milady und Richelieu bleiben für uns ebenso lebendig, wie sic es für Dumas’ erste Leser waren. Die Mischung aus Span- nung. Romantik und Action kommt bei icdcm Publikum gut an l conardo di
Bildnachweis o = oben, ii = unten, m = Mitte, I = links, r = rechts Archive Photos/The Image Bank: Sol. Bibliotheque Nationale, Paris: 16ol; 26ol; 50o. Bridgeman Art Library: Sum (Gerrit van Hont- horst, »George Villiers, erster Herzog von Buckingham«; Philip Mould, Historical Portraits Ltd., London); 8umr (Philippe de Champaigne, »Ludwig XIII. vom Siege gekrönt«; Louvre, Paris/Giraudon); 18ol (Philippe de Champaigne, »Kardinal Richelieu«; Chateau de Versailles); 22o (Peter Paul Rubens, »George Villiers, erster Herzog von Buckingham«; Palazzo Pitti, Flo- renz); 26ul Velasquez, »Philipp IV. zu Pferde«; Prado, Madrid. British Film Institute: 60u. Photographie Bulloz: 8oml; lOor; 24ml; 51u. J. Allan Cash: 13or. Jean-Loup Charmct: 8omr; 1 lor; mr; ur; 23u; 29u; 3 Io; 32u; 37o; 46ol; 62ol; or; ml; 63ol; or. Chateau de Saumur: 44ol. Christie’s Images: 25mr; Corbis: 30o (Seattle Art Museum); 36u (Dave Bartruff). Samuel Dhote: 59o. ET Archive/Prado, Madrid: 34o. Mary Evans Picturc Library: I 1 ul; 15or. Eye Ubiquitous/Mike Southern: 54o. Ronald Grant Archive: 1 lol; ml; 32o; 46ul; 63mr. Jacquie Gulliver: 40u. Hulton Getty: 8ul; 21ur. Kobal Collection/© Disney: 18ml. The Movicstorc Collection: lOol; 63ml; ul; ur. © Photo Muscc de PArmee, Paris: lOul; uml; umr; ur. © Musees de la Ville de Paris: 20ul (D. Lifer- mann); 25 or (P. Ladet); 29o; 49mr. Aus der Sammlung der Worshipful Company of Glovers of London; Leihgabe an das Museum of Costume, Bath: 35u. Zur Verfügung gestellt von der National Portrait Gallery, London: 54m. © Photo RMN: 52o (Versailles und Trianon). V & A Picturc Library, London: 39u. Roger-Viollet: 13ur; 2lor; 56ol; 62mr. Abgedruckt mit Erlaubnis der Treuhänder der Wallace Collec- tion, London: 43or. Warwick Castle: 49o. Wilberforce House Museum, Kingston upon Hüll: 44ol. Einband: Jean-Loup Charmct: vorne ol. Chateau de Saumur: vorne m; hinten m. Christie’s Images: vorne ol. Eye Ubiquitous/Mike Southern: hinten om. Photo Musee de PArmee, Paris: hinten ol. Warwick Castle: hinten rm. Fotos: Andy Crawford, DK Studio. Zusätzliche Illustrationen: Sallie Alane Reason, John Woodcock.