Text
                    MARX/ENGELS
GESAMTAUSGABE
GLIEDERUNG:
ERSTE ABTEILUNG: SÄMTLICHE WERKE UND SCHRIFTEN
MIT AUSNAHME DES «KAPITAL»
ZWEITE ABTEILUNG: DAS «KAPITAL» MIT VORARBEITEN
DRITTE ABTEILUNG: BRIEFWECHSEL
VIERTE ABTEILUNG: GENERALREGISTER


MARX/ENGELS GESAMTAUSGABE ERSTE ABTEILUNG BAND 5 MARX UND ENGELS: DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE 1845—1846
KARL MARX FRIEDRICH ENGELS HISTORISCH-KRITISCHE GESAMTAUSGABE WERKE / SCHRIFTEN / BRIEFE IM AUFTRAGE DES MARX-ENGELS-LENIN-INSTITUTS MOSKAU HERAUSGEGEBEN VON V. ADORATSKIJ MARX-ENGELS-VERLAG G. M. B. H. BERLIN
KARL MARX FRIEDRICH ENGELS DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE KRITIK DER NEUESTEN DEUTSCHEN PHILOSOPHIE IN IHREN REPRÄSENTANTEN, FEUERBACH, B. BAUER UND STIRNER, UND DES DEUTSCHEN SOZIALISMUS IN SEINEN VERSCHIEDENEN PROPHETEN 1845-1846 MARX/ENGELS GESAMTAUSGABE ERSTE ABTEILUNG BAND 5 MARX-ENGELS-VERLAG G. M. B. H. BERLIN 1932
Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten. Copyright 1932 by Marx-Engels-Verlag G. m. b. H., Berlin Printed in Germany Druck: J. B. Hirtchfeld (Arno Pries) Leipzig Einband: L. Sieke & Co., Großbnchbinderei G. m. b. H., Leipzig
EINLEITUNG ZUM FÜNFTEN BANDE DER ERSTEN ABTEILUNG
EINLEITUNG Wie Engels in dem Vorwort zu den „Enthüllungen über den Kommu¬ nistenprozeß zu Köln“ berichtet, war die materialistische Geschichtsauf¬ fassung von Marx zur Zeit seines Zusammentreffens mit Engels im Früh¬ jahr 1845 in Brüssel in den Hauptzügen schon fertig entwickelt (siehe Einleitung zu Band 3, S. X.). Wie er weiter erzählt, „setzten sie sich nun daran, die neugewonnene Anschauungsweise nach den verschiedensten Richtungen hin im einzelnen auszuarbeiten“. Zunächst geschah dies in einer zusammenfassenden Darstellung in polemischer Form: gegen den Idealismus und die Metaphysik der Hegelianer (Bauer und Stirner), gegen den einseitigen, „anschauenden“ Materialismus Feuerbachs, der es nicht fertig brachte, „den Materialismus bis in seine oberen Sphären hinein fortzubauen“ (Lenin), und endlich gegen „die Verklärung des pro¬ letarischen Kommunismus ... im Himmel des deutschen Geistes und ... des deutschen Gemüts“, gegen den „wahren Sozialismus“, der darin be¬ stand, die französischen sozialistischen und kommunistischen Ideen „in die Sprache der deutschen Ideologen“ zu übersetzen und einen „willkür¬ lich fabrizierten Zusammenhang zwischen dem Kommunismus und der deutschen Ideologie“ herzustellen. (S. 436 unseres Bandes.) Die Manuskripte, die hiermit — 86 Jahre nach ihrer Niederschrift — von uns unter dem Titel „Deutsche Ideologie“ 1) zum ersten Mal in vollem Umfang (soweit sie erhalten sind), nach dem Original abgedruckt werden, sind von höchstem theoretischen, historischen und praktischen Wert. Marx und Engels erscheinen hier als Vorkämpfer des Proletariats, als Führer der im Werden begriffenen kommunistischen Par¬ tei. als Verfechter des dialektischen Materialismus. Neben polemischen Ausführungen entwickeln sie ihre eigenen positiven Anschauungen über eine Reihe von Wissensgebieten (Erkenntnistheorie, Logik, Geschichte, Kunst, Sprachkunde usw.); in keinem andern ihrer Frühwerke finden wir 1) Diese Bezeichnung gebraucht Marx in einem gegen Karl Grün gerichteten, am 3. April 1847 in Brüssel verfaßten und der „Trierschen Zeitung“ zugeschickten, am 6. April mit geringfügigen Änderungen der ..Deutschen Brüsseler Zeitung“ übergebe¬ nen, in dieser am 7.. in der „Trierschen“ am 9. April abgedruckten Artikel, den Meh¬ ring 1896 in der „Neuen Zeit“, S. 396—397 teilweise wieder abgedruckt hat. Voll¬ ständig erscheint der Artikel in unserer Ausgabe im 6. Band. Siehe daselbst S. 260 29—33
X Einleitung die Grundfragen des dialektischen Materialismus so vielseitig und erschöp¬ fend beleuchtet. Das leider unvollendete, endgültig nicht ausgearbeitete Manuskript „I. Feuerbach“ enthält die erste systematische Darlegung ihrer historisch-philosophischen Auffassung der ökonomischen Entwicklungs¬ geschichte der Menschen. All dies verleiht dem vorliegenden Werk seine hervorragende Bedeutung. Die Abfassung des Manuskripts fällt in die Brüsseler Periode, in den Zeitraum von etwa Spätsommer 1845 bis Herbst 1846. Marx hatte sich in den ersten Februartagen 1845, nach seiner von der Regierung Guizot auf Ersuchen der preußischen Regierung bewirkten Ausweisung aus Frank¬ reich, in Brüssel niedergelassen, und hierher siedelte im April auch Engels über, der soeben „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ druck¬ fertig gemacht hatte und die Korrekturen in Brüssel las. In der zweiten Juliwoche desselben Jahres fuhren beide nach England (London und Manchester), wo Marx Gelegenheit hatte, sich mit der umfangreichen eng¬ lischen ökonomischen Literatur an Ort und Stelle näher bekannt zu machen und die industriellen Verhältnisse Englands aus unmittelbarer Anschau¬ ung kennen zu lernen. Als sie, um den 20. August 1845 aus England zurückgekehrt, sich mit den inzwischen gegen sie erfolgten Angriffen Bruno Bauers und Max Stir- ners und dem schnellen Anwachsen der Bewegung des „wahren Sozialis¬ mus“, die immer weitere Kreise der deutschen Kommunisten ergriff, be¬ kannt gemacht hatten, gingen sie an die Abfassung der Manuskripte. An¬ fang Sommer 1846 war die Arbeit in der Hauptsache fertig. Die Veröffent¬ lichung unterblieb, weil, wie Marx in einem Brief an Leske vom 31. Juli 1846 erklärt, „einige deutsche Kapitalisten 1) den Verlag mehrerer Schrif¬ ten“ von ihm, Engels und Heß zwar „akzeptiert hatten“, aber „nachdem schon der größte Teil des Manuskripts des zweiten Bandes (der „Deutschen Ideologie“) nach Deutschland versandt war ... endlich, vor sehr kurzer Zeit schrieben 2), wegen anderweitigen Engagements ihres Kapitals, sei es mit der ganzen Geschichte nichts“. Am 28. Dezember 1846 berichtete Marx über die ganze Angelegenheit wie folgt an P. W. Annenkoff : ,,J’aurais voulu pouvoir vous envoyer avec cette lettre mon livre sur l’économie politique, mais jusqu’à présent il m’a été impossible imprimer cet ouvrage et les critiques des philosophes et socialistes, dont je vous ai parlé à Bruxelles. Vous ne croirez jamais, quelles difficultés une telle publication rencontre en Allemagne, d’une part de la police, d’autre part de toutes les tendances que j’attaque. Et quant à notre propre parti, il est 1) Dies waren die „wahren Sozialisten“ Julius Meyer und Rudolf Rempel aus Osnabrück und Bielefeld. Siehe MEGA ІII/4, Namenregister 2) Am 9. Juli 1846
Einleitung XI non seulement pauvre, mais une grande fraction du parti communiste allemand m’en veut parce que je m’oppose à ses utopies et à ses déclama¬ tions.“ Zu Lebzeiten von Marx und Engels ist aus „der deutschen Ideologie“ nur das Manuskript gegen Karl Grüns „Soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ im „Westphälischen Dampfboot“ (1847) abgedruckt wor¬ den. Nach ihrem Tode wurden verschiedentlich Bruchstücke veröffent¬ licht, doch läßt der wissenschaftliche Charakter dieser Veröffentlichun¬ gen vieles zu wünschen übrig. Außer der in unserer Einleitung zum dritten Band zitierten Stelle aus Engels’ Vorwort zu den „Enthüllungen“ erwähnt auch Marx „Die deutsche Ideologie“ in seinem Vorwort von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ (1859). Als Engels, heißt es dort — „sich im Frühjahr 1845 ebenfalls in Brüssel niederließ, beschlossen wir den Gegensatz unserer Ansicht gegen die ideologische der deutschen Philosophie gemeinschaftlich auszuarbei¬ ten, in der Tat mit unserem ehemaligen philosophischen Gewissen abzu¬ rechnen. Der Vorsatz ward ausgeführt in der Form einer Kritik der nach- hegelschen Philosophie. Das Manuskript, zwei starke Oktavbände, war längst an seinem Verlagsort in Westfalen angelangt, als wir die Nachricht erhielten, daß veränderte Umstände den Druck nicht erlaubten. Wir über¬ ließen das Manuskript der nagenden Kritik der Mäuse umso williger, als wir unseren Hauptzweck erreicht hatten — Selbstverständigung.“ 1888, in der Vorrede zu seiner Broschüre: „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“, führt Engels diese Sätze von Marx an und setzt am Schluß der Vorrede hinzu: „Ehe ich diese Zeilen in die Presse schickte, habe ich das alte Manuskript von 1845/46 nochmals herausgesucht und angesehen. Der Abschnitt über Feuerbach ist nicht vollendet. Der fertige Teil besteht in einer Darlegung der mate¬ rialistischen Geschichtsauffassung, die nur beweist, wie unvollständig unsere damaligen Kenntnisse der ökonomischen Geschichte noch waren. Die Kritik der Feuerbachschen Doktrin selbst fehlt darin 1), für den gegen¬ wärtigen Zweck war es also unbrauchbar. Dagegen habe ich in einem alten Heft von Marx die im Anhang abgedruckten elf Thesen über Feuer¬ bach 2) gefunden. Es sind Notizen für spätere Ausarbeitung, rasch hin¬ geschrieben, absolut nicht für den Druck bestimmt, aber unschätzbar als das erste Dokument, worin der geniale Keim der neuen Weltanschauung niedergelegt ist.“ „Die deutsche Ideologie“ gehört, wie gesagt, einer Zeit an, in der die bürgerliche Demokratie eine für Marx und Engels ein für allemal über- 1) Es handelt sich um das Manuskript „I. Feuerbach“. S. 7—67 unseres Bandes 2) Siehe S. 533—535 unseres Bandes, wo der Mansche Originaltext abgedruckt ist
XII Einleitung wundene Stufe ihrer eigenen Entwicklung ist, sie bereits als Repräsentan¬ ten des wissenschaftlichen Kommunismus auftreten, Führer und Theoreti¬ ker des revolutionären Proletariats geworden sind. Von der Kritik der Hegelschen Staatsrechtsphilosophie ausgehend, be¬ gann Marx 1843 das Studium der Französischen Revolution als der Ent¬ stehungsgeschichte des modernen Staats. Seine „Untersuchung mündete in dem Ergebnis, daß Rechtsverhältnisse wie Staatsformen weder aus sich selbst zu begreifen sind, noch aus der sogenannten allgemeinen Entwick¬ lung des menschlichen Geistes, sondern vielmehr in den materiellen Lebensverhältnissen wurzeln, deren Gesamtheit Hegel, nach dem Vorgang der Engländer und Franzosen des 18. Jahrhunderts, unter dem Namen „bürgerliche Gesellschaft“ zusammenfaßt, daß aber die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft in der politischen Ökonomie zu suchen sei“.1) Die Notwendigkeit des Studiums der politischen Ökonomie ergab sich also daraus, daß Marxens Interesse für die Wechselwirkung zwischen Politik und Ökonomie durch die Kritik der Politik in Gestalt der Hegelschen Staatsrechtsphilosophie und durch das Studium der Französischen Revo¬ lution auf die „Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft“, auf die politische Ökonomie, gelenkt wurde. Wir zitierten bereits in der Einleitung zu Band 3, was Engels 1885 (in seiner Einführung zu Marx’ „Enthüllungen über den Kommunistenpro¬ zeß zu Köln“) über die Entstehung des wissenschaftlichen Kommunismus berichtet. Er skizziert dort seinen eignen und Marxens Entwicklungsgang, der in der materialistischen Geschichtstheorie und in der Entdeckung der historischen Rolle des Proletariats seinen einstweiligen Abschluß fand. In jener Engelsschen Darstellung heißt es weiter: „Diese, die Ge¬ schichtswissenschaft umwälzende Entdeckung ... war aber von unmittel¬ barer Wichtigkeit für die gleichzeitige Arbeiterbewegung. Kommunismus bei Franzosen und Deutschen, Chartismus bei den Engländern, erschien nun nicht mehr als etwas Zufälliges, das ebensogut auch hätte nicht da sein können. Diese Bewegungen stellten sich nun dar als eine Bewegung der modernen unterdrückten Klasse, des Proletariats, als mehr oder min¬ der entwickelte Formen ihres geschichtlich notwendigen Kampfes gegen die herrschende Klasse, die Bourgeoisie; als Formen des Klassenkampfes, aber unterschieden von allen frühem Klassenkämpfen durch dies eine: daß die heutige unterdrückte Klasse, das Proletariat, seine Emanzipation nicht durchführen kann, ohne gleichzeitig die ganze Gesellschaft von der Scheidung in Klassen und damit von den Klassenkämpfen zu emanzipie¬ ren. Und Kommunismus hieß nun nicht mehr: Ausheckung, vermittelst der Phantasie, eines möglichst vollkommenen Gesellschaftsideals, son- 1) Vorwort von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“
Einleitung XIII dem: Einsicht in die Natur, die Bedingungen und die daraus sich ergeben¬ den allgemeinen Ziele des vom Proletariat geführten Kampfes.“ „Wir waren nun keineswegs der Ansicht,“ setzt Engels fort, „die neuen wissenschaftlichen Resultate in dicken Büchern ausschließlich der „ge¬ lehrten“ Welt zuzuflüstern. Im Gegenteil. Wir saßen schon beide tief in der politischen Bewegung, hatten unter der gebildeten Welt, namentlich Westdeutschlands, einen gewissen Anhang und reichliche Fühlung mit dem organisierten Proletariat. Wir waren verpflichtet, unsere Ansicht wissen¬ schaftlich zu begründen; ebenso wichtig aber war es auch für uns, das europäische und zunächst das deutsche Proletariat für unsere Überzeugung zu gewinnen. Sobald wir erst mit uns selbst im reinen, ging es an die Arbeit.“ Diese Arbeit bestand in erster Reihe in der Schaffung von Arbeiter¬ organisationen, in der Übernahme der unmittelbar praktischen Leitung der revolutionären Arbeiterbewegung. Mit dem Jahre 1845 setzt diese hervorragendste Tätigkeit von Marx und Engels ein, um bis an ihr Lebens¬ ende konsequent durchgeführt zu werden. Dies muß besonders betont werden gegenüber allen sozialdemokratischen und andern philiströsen Verdrehungen und Entstellungen des Marxismus, gegenüber allen Ver¬ suchen, das Lebensbild Marxens zu verfälschen. Marxens und Engels’ parteipolitische Tätigkeit als Führer des Proletariats muß besonders her¬ vorgehoben und in allen Einzelheiten beleuchtet werden und zwar gerade solchen „Marxisten“ gegenüber, die dies wesentlichste Element des Lebens¬ werks von Marx und Engels verheimlichen möchten, es vertuschen und verfälschen. Engste Fühlung mit der proletarischen Massenbewegung war für Marx und Engels eine mit dem Wesen ihrer Weltanschauung untrenn¬ bar verknüpfte Notwendigkeit. Immer wieder setzten sie auseinander, daß die Grundlage des wissenschaftlichen Kommunismus der sich in der Wirk¬ lichkeit vollziehende Massenkampf des Proletariats ist, die moderne Ge¬ schichtsbewegung, an der der marxistische Theoretiker teilzunehmen, von der er, indem er sie leitet, zu lernen hat. Bereits 1844 beginnt Marx seine erste große Arbeit über die politische Ökonomie 1), womit er die wissenschaftliche Grundlage schafft, auf der die Politik der proletarischen Partei sich entwickelt. Wie Engels sich aus- 1) Die ökonomischen Manuskripte vom Jahre 1844. Vorarbeiten, die später bei Leske unter dem Titel ..Kritik der Politik und Nationalökonomie“ in 2 Bänden er¬ scheinen sollten, haben wir (soweit sie gesichtet werden konnten) in Abt. I Band 3 unserer Gesamtausgabe veröffentlicht. Über die Exzerpthefte aus den Jahren 1845— 1846 geben wir im 6. Band einen kurzen Bericht. Zur Vervollständigung des Bildes über die Schaffensperiode Marxens von 1844—1847 würde ein lückenloser Abdruck sämtlicher Exzerpte nicht unwesentlich beitragen. Die neue Folge des „Marx-Engels- Archivs“ hat den Zweck solchen Veröffentlichungen zu dienen
XIV Einleitung drückt, „ging das theoretische Dasein“ der von Marx und Engels begrün¬ deten „Partei hervor aus dem Studium der politischen Ökonomie".1) Das materialistische Studium der Gesellschaftsentwicklung ging bei Marx und Engels Hand in Hand mit dem Kampf für den dialektischen Materialismus, gegen die bürgerliche Weltanschauung. In dem schon zitier¬ ten Brief an den Verleger C. W. Leske erklärt Marx, warum er die Bearbei¬ tung seiner „Kritik der Politik und Nationalökonomie“ ausgesetzt habe: „Es schien mir nämlich sehr wichtig, eine polemische Schrift gegen die deutsche Philosophie (von (Bauer) Feuerbach bis Stirner) 2) und gegen den seitherigen deutschen Sozialismus meiner positiven Entwicklung vorherzuschicken. Es ist dies notwendig, um das Publikum auf den Standpunkt einer Ökonomie, welche schnurstracks der bisherigen deutschen Wissenschaft sich gegenüberstellt, vorzubereiten. Es ist dies übrigens dieselbe polemische Schrift, wovon ich Ihnen bereits in einem meiner Briefe geschrieben habe, daß sie vor der Publikation der Ökonomie beendigt sein müsse.“ Überaus treffend bringt Lenin die marxistische Problemstellung zum Ausdruck, wenn er sagt, daß Marxens Sozialismus alle Fragen „auf histo¬ rischen Boden stelle, nicht nur im Sinne der bloßen Erklärung der Ver¬ gangenheit, sondern ebenso sehr im Sinne der furchtlosen Voraussicht der Zukunft und der auf ihre Verwirklichung eingestellten unverzagten prak¬ tischen Tätigkeit.“ Die praktische Tätigkeit ist untrennbar von Marxens wissenschaftlichem Kommunismus. In seiner Polemik gegen den demo¬ kratischen Bourgeois Karl Heinzen setzt Engels auseinander, aus welcher Quelle der wissenschaftliche Kommunismus seine Theorie schöpft: „Herr Heinzen bildet sich ein, der Kommunismus sei eine gewisse Doktrin, die von einem bestimmten theoretischen Prinzip als Kern ausgehe und daraus weitere Konsequenzen ziehe. Herr Heinzen irrt sich sehr. Der Kommu¬ nismus ist keine Doktrin, sondern eine Bewegung; er geht nicht von Prin¬ zipien, sondern von Tatsachen aus. Die Kommunisten haben nicht diese oder jene Philosophie, sondern die ganze bisherige Geschichte und spe¬ ziell ihre gegenwärtigen tatsächlichen Resultate in den zivilisierten Län¬ dern zur Voraussetzung. Der Kommunismus ist hervorgegangen aus der großen Industrie und ihren Folgen, aus der Herstellung des Weltmarkts, aus der damit gegebenen ungehemmten Konkurrenz, aus den immer ge¬ waltsameren und allgemeineren Handelskrisen, die schon jetzt zu voll¬ ständigen Weltmarktskrisen geworden sind, aus der Erzeugung des Pro¬ letariats und der Konzentration des Kapitals, aus dem daraus folgenden 1) Siehe Engels’ Rezension auf Marx’ „Zur Kritik“ etc. in „Das Volk“, No 14, vom 6. August 1859 2) Die eingeklammerten Worte sind in dem Briefkonzept gestrichen
Einleitung XV Klassenkampfe zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Der Kommunis¬ mus, soweit er theoretisch ist, ist der theoretische Ausdruck der Stellung des Proletariats in diesem Kampfe und die theoretische Zusammenfassung der Bedingungen der Befreiung des Proletariats.“ 1) Im Einklang mit dieser ihrer Auffassung sorgten Marx und Engels stets für engste Fühlungnahme mit der Massenbewegung des Proletariats. Wie Marx in seiner Schrift „Herr Vogt“ berichtet, hätten sie „in einer Reihe teils gedruckter, teils lithographierter Pamphlets, worin das Ge¬ misch von französisch-englischem Sozialismus oder Kommunismus und von deutscher Philosophie, das damals die Geheimlehre des „Bundes“ 2) bildete, einer unbarmherzigen Kritik unterworfen, statt dessen die wissen¬ schaftliche Einsicht in die ökonomische Struktur der bürgerlichen Gesell¬ schaft als einzig haltbare theoretische Grundlage aufgestellt und endlich in populärer Form auseinandergesetzt, wie es sich nicht um Durchführung irgend eines utopistischen Systems handle, sondern um selbstbewußte Teil¬ nahme an dem unter unsern Augen vor sich gehenden geschichtlichen Umwälzungsprozeß der Gesellschaft.“ 3) Schaffung und Festigung der Arbeiterorganisationen, Teilnahme an der Massenbewegung und ihre Leitung, schonungsloser Kampf gegen anti¬ proletarische Strömungen, gegen die bürgerliche Ideologie, gegen die ver¬ schiedenen Formen der organisatorischen und ideellen Beeinflussung des Proletariats durch die Bourgeoisie, — all das war für Marx und Engels der wesentlichste, hervorragendste Zweck ihrer Tätigkeit. Gerade hierin bestand die Verschmelzung der revolutionären Theorie mit der revolutio¬ nären Praxis, eine Verschmelzung, ohne die es keinen Marxismus gibt.4) Der theoretische Kampf war für Marx und Engels ein untrennbarer Be¬ standteil des proletarischen Klassenkampfes überhaupt, der ohne eine revolutionäre Theorie unmöglich ist. Andererseits ist aber die Theorie keine fertige Schablone, kein starres Dogma, sondern eine „Anleitung zum Handeln“. Die marxistische Theorie analysiert die wirklichen Wider¬ sprüche und spiegelt in ihren Resultaten die Veränderung der Wirklich¬ keit richtig wider. „Für den praktischen Materialisten, d. h. Kommu¬ nisten“, schreiben Marx und Engels, „handelt es sich darum, die be¬ stehende Welt zu revolutionieren, die vorgefundenen Dinge praktisch an¬ zugreifen und zu verändern“.5) Dieser Grundgedanke durchdringt nicht nur die „Deutsche Ideologie“; er ist der Leitfaden ihrer gesamten wissen¬ 1) „Die Kommunisten und Karl Heinzen“, MEGA I/6, S. 294 30—295 4. 2) Des Bundes der Gerechten 3) Ausgabe von 1860, S. 35 4) Siehe die Thesen ad Feuerbach S. 533—535 und die im Text verstreuten Be¬ merkungen S. 31—32, 60—61 u. a. 5) Siehe S. 32 und 60 unseres Bandes
XVI Einleitung schaftlichen und politischen Tätigkeit. Wer diese Grundlage ihrer Welt¬ anschauung nicht verstanden hat, hat vom Marxismus überhaupt nichts verstanden. In einem 1899 verfaßten Artikel schrieb Lenin: „Wir betrachten die Theorie von Marx durchaus nicht als etwas Abgeschlossenes und Unan¬ tastbares; im Gegenteil, wir sind davon überzeugt, daß sie nur den Grund¬ stein jener Wissenschaft gelegt hat, deren allseitige Weiterbildung für die Sozialisten, wollen sie Schritt mit dem Leben halten, eine Notwendigkeit ist“.1) Geradeso haben Marx und Engels das Wesen der Theorie auf¬ gefaßt. In „Herr Vogt“ bemerkt Marx, daß „die verschiedenen Phasen, die die deutsche Philosophie von 1839 bis 1846 durchlief, im Schoße die¬ ser Аrbeitergesellschäften 2) mit der eifrigsten Parteinahme verfolgt“ 3) wurden. Als Analyse und Kritik der nachhegelschen und feuerbachschen Philosophie war die „Deutsche Ideologie“ ein Muster theoretischen Kamp¬ fes, der den Zweck hatte, der Arbeiterklasse die Orientierung in theoreti¬ schen Fragen zu erleichtern. Ebendeshalb analysierten Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie“ mit solcher Ausführlichkeit die nachhegel¬ sche und feuerbachsche Philosophie als theoretische Basis des kleinbürger¬ lichen „wahren Sozialismus“, mit dem sie einen unerbittlichen Kampf führten. Dieser Kampf ist kein bloß literarischer Streit. Gerade aus die¬ sem Grunde hatte „die deutsche Ideologie“ und hat sie auch heute noch eine praktische Bedeutung für die Arbeiterbewegung. Auch späterhin heben Marx und Engels immer wieder hervor, wie sie während ihrer ganzen Tätigkeit den Opportunismus und die kleinbürger¬ liche Kompromißlerei unentwegt bekämpften. So schrieb Engels am 15. September 1879 an J. Ph. Becker, er habe, gelegentlich des Besuchs des kleinbürgerlichen Demokraten Höchberg, diesem auseinandergesetzt, ..daß wir nicht daran denken könnten, die proletarische Fahne fallen zu lassen, die wir seit fast 40 Jahren hochgehalten, und ebensowenig in den allgemeinen kleinbürgerlichen Verbrüderungsdusel einzustimmen, den wir nun ebenfalls seit beinahe 40 Jahren bekämpfen“. Mißt man die sogenannten „Theoretiker“ der heutigen Sozialdemokra¬ tie an diesem Maßstab, so zeigt sich aufs schlagendste, bis zu welchem Niveau die Theorie dieser Renegaten herabgesunken ist. Und doch wur¬ den einige ihrerzeit von Engels selbst in den Marxismus eingeführt und haben unter seiner Leitung für die Sache des Proletariats nützliches ge¬ leistet. Die Linie des revolutionären Marxismus wird von der Kommuni¬ 1) Lenin. Unser Programm. Socinenija (Werke). 2. Ausgabe des Lenininstituts. Bd. II. Leningrad, 1926, S. 492 2) Es handelt sich um Arbeitergesellschaften, die sich um den ..Bund der Ge¬ rechten“ gruppierten 3) „Herr Vogt“ 1860, S. 35
Einleitung XVII stischen Internationale und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion erfolgreich fortgesetzt. Das Proletariat der Sowjetunion hat das verwirk¬ licht, was Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie“ schrieben: es hat bewiesen, daß „die Revolution nicht nur nötig ist, weil die herrschende Klasse auf keine andere Weise gestürzt werden kann, sondern auch, weil die stürzende Klasse nur in einer Revolution dahin kommen kann, sich den ganzen alten Dreck vom Halse zu schaffen und zu einer neuen Begründung der Gesellschaft befähigt zu werden“. Im Prozeß der Revolution schafft das Proletariat der Sowjetunion „sich den ganzen alten Dreck vom Halse“, in zähem Kampf „begründet es die Gesellschaft neu“, baut den Sozialis¬ mus auf. Es ist hier nicht der Ort zu einer ausführlichen Darlegung des Ver¬ hältnisses von Marx und Engels zu Hegel und Feuerbach, einer Charakte¬ ristik der Weise, in der Marx und Engels den Ausgang aus dem Systemen- labyrinth zur wirklichen, positiven Welterkenntnis gefunden haben. Die¬ ser Entwicklungsgang ist in der „Deutschen Ideologie“ selbst dargestellt (siehe z. B. S. 215—216 u. a.). Engels hat diese Frage ausführlich in sei¬ nem „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Phi¬ losophie“ behandelt, worauf wir hiermit verweisen. Die „Deutsche Ideologie“ verdient in noch einer Hinsicht Aufmerk¬ samkeit: in einem seiner Briefe an Bebel vom Jahre 1885 meint Engels, er sei in seiner „naseweisen Jugendzeit zu raschem Aburteilen geneigt ge¬ wesen“ und erst von Marx habe er gelernt, „wie man arbeiten muß“. Ge¬ rade die „Deutsche Ideologie“ ist die erste Arbeit, die Engels in engster Arbeitsgemeinschaft mit Marx geschrieben hat. Hier ist zum ersten Mal die neue Weltanschauung in ihren Grundzüge umfassend dargestellt. Bei der auf Grund der Originale erfolgten Druckfertigmachung der einzelnen Manuskripte wie des Ganzen hielten wir uns an den Grundsatz, die „Deutsche Ideologie“ in der Form wiederzugeben, wie sie von Marx und Engels vor dem Scheitern der Veröffentlichung im Juli 1846 geplant war. Das Werk sollte in zwei Bänden erscheinen, die sich aus folgenden Manuskripten zusammensetzten: 1) die Marxsche „Vorrede“, 2) der zu¬ sammenfassende Teil des Ganzen, das Manuskript „I. Feuerbach“ 1), 3) ein kleines Stück unter dem Titel: „Das Leipziger Konzil“, das die Einfüh¬ rung bildet zu den beiden Manuskripten (4) „II. Sankt Bruno“ und (5) „III. Sankt Max“, 6) wieder ein kleines Stück, das Gegenstück zum „Leipziger Konzil“, das sich umittelbar an den „III. Sankt Max“ an¬ schließt und den Titel führt: „Schluß des Leipziger Konzils“. Aus diesen 1) Dies unvollendet gebliebene Manuskript wurde von Marx mit zahlreichen Rand¬ bemerkungen versehen, die uns als Leitfaden für die Redigierung dienten
XVIII Einleitung sechs mehr oder minder vollständigen Teilen, die zusammen ein ganzes bilden, sollte der 1. Band der Marx-Engelschen Kritik der deutschen Ideo¬ logie bestehen. Druckfertig gemacht und Weydemeyer zugegangen waren nur die unter 3)—6) aufgezählten Teile. Der zweite Band sollte ebenfalls aus sechs Teilen bestehen, von denen nur vier erhalten sind.1) Dies sind: 1) der einführende Teil: „Der wahre Sozialismus“, 2) „I.Die „Rheinischen Jahrbücher“ oder die Philosophie des wahren Sozialismus“, 3) „IV. Karl Grün: „Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ (Darmstadt, 1845) oder die Geschichtschreibung des wahren Sozialismus“ und 4) „V. „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein“, oder die Prophetie des wah¬ ren Sozialismus“. Über die Einzelheiten verweisen wir auf die „Beschrei¬ bung der Manuskripte und Sammlung der im Text getilgten Stellen“ am Schluß unseres Bandes. Diesen 10 Manuskripten gliederten wir im Anhang die Marxschen Aufzeichnungen aus dem Notizbuch von 1844—1847 an. In der „Hegel¬ schen Konstruktion der Phänomenologie“ wird der Leser unschwer eine Zusammenfassung der in der „Heiligen Familie“ 2) und den „ökonomisch¬ philosophischen Manuskripten“ 3) niedergelegten Resultate der Hegel-Kri¬ tik wiedererkennen. Die Verwertung dieser Resultate im Zusammenhang mit der Kritik Feuerbachs war vorgesehen in den 4 Thesen, die sich im Notizbuch unmittelbar über den berühmten 11 Thesen „1) ad Feuerbach“ befinden. Die theoretischen Ziele, die Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie“ verfolgten, hat Marx in seinen Notizen auf den letzten beiden Seiten des Manuskripts „I. Feuerbach“ formuliert, die wir S. 536—537 unseres Bandes abdrucken. Das Engelssche Exzerpt aus Feuerbachs „Grundsätzen der Philosophie der Zukunft“ 4) ist zwar nach Abschluß der Arbeit an der „Ideologie“ gemacht worden, sollte aber von Marx für den ..I. Feuerbach“ benutzt werden, ebenso wie Engels’ Auszüge aus Feuer¬ bachs „Wesen der Religion“ 5). Endlich drucken wir auch einen im „Ge¬ sellschaftsspiegel“ anonym erschienenen Artikel ab. Abgesehen davon, daß dieser Artikel, was einzelne Wendungen und ganze Sätze anlangt, fast wörtlich im Schluß des 3. Kapitels des „II. Sankt Bruno“ wiederholt wird 6), teilt Marx am 15. Mai 1847 (vgl. MEGA III/1. S. 71 2—3) Engels mit, daß er in Gemeinschaft mit Edgar von Westphalen einen Artikel für 1) Wir wissen aus dem oben zitierten Brief von Marx an Leske. daß der Anfang des zweiten Bandes ebenfalls nach Deutschland geschickt wurde. Es ist nicht aus¬ geschlossen. daß dabei die beiden fehlenden Manuskripte verloren gegangen sind 2) Siehe MEGA I/3. S. 231 2-6, 23-33 und S. 314 26—319 43, S. 344 43—345 2, S. 370 4—372 32. sämtliche Stellen hat Lenin exzerpiert und charakterisiert 3) Siehe MEGA I/3. S. 154 25—170 28 und S. 592 19—593 8 4) Siehe S. 538—540 unseres Bandes 5) Siehe MEGA III/l. S. 47 19-27 6) Er ist in demselben Heft VII erschienen, in dem Marx’ Übersetzung Peuchets ..Vom Selbstmord“, (vgl. MEGA 1/3. S. 391—407) abgedruckt wurde
Einleitung XIX den „Gesellschaftsspiegel“ geschrieben habe. Der einzige Artikel im „Ge¬ sellschaftsspiegel, der außer dem Peuchet-Artikel Marx zum Verfasser haben kann, ist der von uns abgedruckte. Zum Schluß geben wir eine Beschreibung des Zustandes der Manu¬ skripte und eine Sammlung aller stilistisch und inhaltlich vom abgedruck¬ ten Text der „Ideologie“ abweichenden, im Original ausgemerzten und nachträglich eingeschalteten Stellen. Hierauf folgen Quellennachweis, Namen- und Sachregister. Der Band wurde druckfertig gemacht von P. Weller. Moskau, 15. Juni 1932 V. Adoratskij
DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE KRITIK DER NEUESTEN DEUTSCHEN PHILOSOPHIE IN IHREN REPRÄSENTANTEN, FEUERBACH, B. BAUER UND STIRNER, UND DES DEUTSCHEN SOZIALISMUS IN SEINEN VERSCHIEDENEN PROPHETEN
DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE V orrede 3 I. Feuerbach. Gegensatz von materiali¬ stischer und idealistischer Anschau¬ ung. [E i n 1 e i t u n g] 7 D as Leipziger Konzil 71 II. Sankt Bruno 75 III. Sankt Max 97 Schluß des Leipziger Konzils . . . 431 DerwahreSozialismus 435 I. Die „rheinischen Jahrbücher“, oder die Philosophie des wahren Sozialismus . 441 IV. Karl Grün: „Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ (Darmstadt, 1845) oder die Geschichtschreibung des wahren Sozialismus 471 V. „Der Dr.Georg Kuhlmann aus Holstein“, oder die Prophetie des wahren Sozia¬ lismus 519 Die Vorrede wurde Sommer 1846 in Brüssel geschrieben, zwischen Anfang Mai und Mitte August
Vorrede Die Menschen haben sich bisher stets falsche Vorstellungen über sich selbst gemacht, von dem, was sie sind oder sein sollen. Nach ihren Vorstellungen von Gott, von dem Normalmenschen .5 usw. haben sie ihre Verhältnisse eingerichtet. Die Ausgeburten ihres Kopfes sind ihnen über den Kopf gewachsen. Vor ihren Ge¬ schöpfen haben sie, die Schöpfer, sich gebeugt. Befreien wir sie von den Hirngespinsten, den Ideen, den Dogmen, den eingebilde¬ ten Wesen, unter deren Joch sie verkümmern. Rebellieren wir 10 gegen diese Herrschaft der Gedanken. Lehren wir sie, diese Ein¬ bildungen mit Gedanken vertauschen, die dem Wesen des Men¬ schen entsprechen, sagt der Eine, sich kritisch zu ihnen verhalten* sagt der Andere, sie sich aus dem Kopf schlagen, sagt der Dritte* und — die bestehende Wirklichkeit wird zusammenbrechen. i > Diese unschuldigen und kindlichen Phantasien bilden den Kem der neuem junghegelschen Philosophie, die in Deutschland nicht nur von dem Publikum mit Entsetzen und Ehrfurcht empfangen, sondern auch von den philosophischen Heroen selbst mit dem feierlichen Bewußtsein der weltumstürzenden Gefähr- 20 lichkeit und der verbrecherischen Rücksichtslosigkeit ausgegeben wird. Der erste Band dieser Publikation hat den Zweck, diese Schafe, die sich für Wölfe halten und dafür gehalten werden, zu entlarven, zu zeigen, wie sie die Vorstellungen der deutschen Bür¬ ger nur philosophisch nachblöken, wie die Prahlereien dieser 25 philosophischen Ausleger nur die Erbärmlichkeit der wirklichen deutschen Zustände widerspiegeln. Sie hat den Zweck, den philo¬ sophischen Kampf mit den Schatten der Wirklichkeit, der dem träumerischen und duseligen deutschen Volk zusagt, zu blamieren und um den Kredit zu bringen. 30 Ein wackrer Mann bildete sich einmal ein, die Menschen erträn¬ ken nur im Wasser, weil sie vom Gedanken der Schwere besessen wären. Schlügen sie sich diese Vorstellung aus dem Kopfe, etwa indem sie dieselbe für eine abergläubige, für eine religiöse Vorstellung erklärten, so seien sie über alle Wassers- 33 gefahr erhaben. Sein Leben lang bekämpfte er die Illusion der Schwere, von deren schädlichen Folgen jede Statistik ihm neue und zahlreiche Beweise lieferte. Der wackre Mann war der Typus der neuen deutschen revolutionären Philosophen.
I FEUERBACH GEGENSATZ VON MATERIALISTISCHER UND IDEALISTISCHER ANSCHAUUNG [EINLEITUNG]
I. Feuerbach 7—67 Geschrieben in Brüssel September 1845 bis Mitte Oktober 1846. Nicht beendet. Wir haben die einzelnen Teile des Manuskripts nach den darin ent¬ haltenen Notizen von Marx umgestellt. Berücksichtigt wurden die auf es bezüglichen Hinweise im Manuskript „III. Sankt Max“ u. a., aus denen hervorgeht, daß der „I. Feuerbach“ die Einleitung zu b e i d e n Teilen der „Deutschen Ideologie“ bildet, wie zum „Leipziger Konzil“, so auch zum „Wahren Sozialismus“.
/1/ 1 FEUERBACH Wie deutsche Ideologen melden, hat Deutschland in den letzten 5 Jahren eine Umwälzung ohne Gleichen durchgemacht. Der Ver¬ wesungsprozeß des Hegelschen Systems, der mit Strauß begann, hat sich zu einer Weltgärung entwickelt, in welche alle „Mächte der Vergangenheit“ hineingerissen sind. In dem allgemeinen Chaos haben sich gewaltige Reiche gebildet, um alsbald wieder Unter¬ zs zugehen, sind Heroen momentan aufgetaucht, um von kühneren und mächtigeren Nebenbuhlern wieder in die Finsternis zurück¬ geschleudert zu werden. Es war eine Revolution, wogegen die französische ein Kinderspiel ist, ein Weltkampf, vor dem die Kämpfe der Diadochen kleinlich erscheinen. Die Prinzipien ver- drängten, die Gedankenhelden überstürzten einander mit uner¬ hörter Hast, und in den drei Jahren 1842—45 wurde in Deutsch¬ land mehr aufgeräumt als sonst in drei Jahrhunderten. Alles dies soll sich im reinen Gedanken zugetragen haben. Es handelt sich allerdings um ein interessantes Ereignis: um 20 den Verfaulungsprozeß des absoluten Geistes. Nach Erlöschen des letzten Lebensfunkens traten die verschiedenen Bestandteile dieses Caput mortuum in Dekomposition, gingen neue Verbindun¬ gen ein und bildeten neue Substanzen. Die philosophischen In¬ dustriellen, die bisher von der Exploitation des absoluten Geistes 25 gelebt hatten, warfen sich jetzt auf die neuen Verbindungen. Jeder betrieb den Verschleiß des ihm zugefallenen /[la]/ Anteils mit möglichster Emsigkeit. Es konnte dies nicht abgehen ohne Kon¬ kurrenz. Sie wurde anfangs ziemlich bürgerlich und solide ge¬ führt. Später, als der deutsche Markt überführt war und die so Ware trotz aller Mühe auf dem Weltmarkt keinen Anklang fand, wurde das Geschäft nach gewöhnlicher deutscher Manier ver¬ dorben durch fabrikmäßige und Scheinproduktion, Verschlech-
8 Deutsche Ideologie. Einleitung tenmg der Qualität, Sophistikation des Rohstoffs, Verfälschung der Etiketten, Scheinkäufe, Wechselreiterei und ein aller reellen Grundlage entbehrendes Creditsystem. Die Konkurrenz lief in einen erbitterten Kampf aus, der uns jetzt als welthistorischer Um¬ schwung, als Erzeuger der gewaltigsten Resultate und Errungen- з schäften angepriesen und konstruiert wird. Um diese philosophische Marktschreierei, die selbst in der Brust des ehrsamen deutschen Bürgers ein wohltätiges National¬ gefühl erweckt, richtig zu würdigen, um die Kleinlichkeit, die lokale Borniertheit dieser ganzen junghegelschen Bewegung, um w namentlich den tragikomischen Kontrast zwischen den wirklichen Leistungen dieser Helden und den Illusionen über diese Leistun¬ gen anschaulich zu machen, ist es nötig sich den ganzen Spektakel einmal von einem Standpunkte anzusehen, der außerhalb Deutsch¬ land liegt. 121 A. DIE IDEOLOGIE ÜBERHAUPT, NAMENTLICH DIE DEUTSCHE Die deutsche Kritik hat bis auf ihre neuesten Efforts den Boden der Philosophie nicht verlassen. Weit davon entfernt, ihre allge¬ mein-philosophischen Voraussetzungen zu untersuchen, sind ihre 20 sämtlichen Fragen sogar auf dem Boden eines bestimmten philo¬ sophischen Systems, desHegelschen, gewachsen. Nicht nur in ihren Antworten, schon in den Fragen selbst lag eine Mystifikation. Diese Abhängigkeit von Hegel ist der Grund, warum keiner dieser neueren Kritiker eine umfassende Kritik des Hegelschen Systems 25 auch nur versuchte, so sehr Jeder von ihnen behauptet über Hegel hinaus zu sein. Ihre Polemik gegen Hegel und gegen einander be¬ schränkt sich darauf, daß Jeder eine Seite des Hegelschen Systems herausnimmt und diese sowohl gegen das ganze System, wie gegen die von den Andern herausgenommenen Seiten wendet. Im An- 30 fange nahm man reine, unverfälschte Hegelsche Kategorien her¬ aus, wie Substanz und Selbstbewußtsein, später profanierte man diese Kategorien durch weltlichere Namen, wie Gattung, der Ein¬ zige, der Mensch etc. Die gesamte deutsche philosophische Kritik von Strauß bis 35 Stimer beschränkt sich auf Kritik der religiösen Vorstellun¬ gen. /[2a]/ Man ging aus von der wirklichen Religion und eigent¬ lichen Theologie. Was religiöses Bewußtsein, religiöse Vorstellung
I. Feuerbach 9 &ei, wurde im weiteren Verlauf verschieden bestimmt. Der Fort¬ schritt bestand darin, die angeblich herrschenden metaphysischen, politischen, rechtlichen, moralischen und andern Vorstellungen auch unter die Sphäre der religiösen oder theologischen Vorstel- lungen zu subsumieren; ebenso das politische, rechtliche, mora¬ lische Bewußtsein für religiöses oder theologisches Bewußtsein, und den politischen, rechtlichen, moralischen Menschen, in letzter Instanz „den Menschen“, für religiös zu erklären. Die Herrschaft der Religion wurde vorausgesetzt. Nach und nach wurde jedes ю herrschende Verhältnis für ein Verhältnis der Religion erklärt und in Kultus verwandelt, Kultus des Rechts, Kultus des Staats pp. Überall hatte man es nur mit Dogmen und dem Glauben an Dogmen zu tim. Die Welt wurde in immer größerer Ausdehnung kanonisiert, bis endlich der ehrwürdige Sankt Max sie en bloc iS heilig sprechen und damit ein für allemal abfertigen konnte. Die Althegelianer hatten Alles begriffen, sobald es auf eine Hegelsche logische Kategorie zurückgeführt war. Die Jung¬ hegelianer kritisierten Alles, indem sie ihm religiöse Vor¬ stellungen unterschoben oder es für theologisch erklärten. Die 20 Junghegelianer stimmen mit den Althegelianem überein in dem Glauben an die Herrschaft der Religion, der Begriffe, des Allge¬ meinen in der bestehenden Welt. Nur bekämpfen die Einen die Herrschaft als Usurpation, welche die Andern als legitim feiern. /[2b]/ Da bei diesen Junghegelianem die Vorstellungen, Ge- 25 danken, Begriffe, überhaupt die Produkte des von ihnen verselbst¬ ständigten Bewußtseins für die eigentlichen Fesseln der Menschen gelten, gerade wie sie bei den Althegelianem für die wahren Bande der menschlichen Gesellschaft erklärt werden, so versteht es sich, daß die Junghegelianer auch nur gegen diese Illusionen des Be- ■30 wnßtseins zu kämpfen haben. Da nach ihrer Phantasie die Ver¬ hältnisse der Menschen, ihr ganzes Tun und Treiben, ihre Fesseln und Schranken Produkte ihres Bewußtseins sind, so stellen die Junghegelianer konsequenter Weise das moralische Postulat an sie, ihr gegenwärtiges Bewußtsein mit dem menschlichen, kriti- 35 sehen oder egoistischen Bewußtsein zu vertauschen und dadurch ihre Schranken zu beseitigen. Diese Forderung, das Bewußtsein zu verändern, läuft auf die Forderung hinaus, das Bestehende anders zu interpretieren, d.h. es vermittelst einer andren Inter¬ pretation anzuerkennen. Die junghegelschen Ideologen sind trotz *0 ihrer angeblich „welterschüttemden“ Phrasen die größten Kon¬ servativen. Die jüngsten von ihnen haben den richtigen Ausdruck für ihre Tätigkeit gefunden, wenn sie behaupten, nur gegen „Phrasen“ zu kämpfen. Sie vergessen nur, daß sie diesen Phrasen selbst nichts als Phrasen entgegensetzen, und daß sie die 45 wirkliche bestehende Welt keineswegs bekämpfen, wenn sie nur
10 Deutsche Ideologie. Einleitung die Phrasen dieser Welt bekämpfen. Die einzigen Resultate, wo¬ zu diese philosophische Kritik es bringen konnte, 7 [2c]/waren einige und noch dazu einseitige, religionsgeschichtliche Aufklä¬ rungen über das Christentum; ihre sämtlichen sonstigen Behaup¬ tungen sind nur weitere Ausschmückungen ihres Anspruchs, mit з diesen unbedeutenden Aufklärungen welthistorische Entdeckungen geliefert zu haben. Keinem von diesen Philosophen ist es eingefallen, nach dem Zusammenhänge der deutschen Philosophie mit der deutschen Wirklichkeit, nach dem Zusammenhänge ihrer Kritik mit ihrer io eignen materiellen Umgebung zu fragen. '[l?b]/ Die Voraussetzungen, mit denen wir beginnen, sind keine willkürlichen, keine Dogmen, es sind wirkliche Vorausset¬ zungen, von denen man nur in der Einbildung abstrahieren kann. Es sind die wirklichen Individuen, ihre Aktion und ihre materiel- /5 len Lebensbedingungen, sowohl die vorgefundenen wie die durch ihre eigne Aktion erzeugten, Diese Voraussetzungen sind also /[l?c]/ auf rein empirischem Wege konstatierbar. Die erste Voraussetzung aller Menschengeschichte ist natürlich die Existenz lebendiger menschlicher Individuen. Der erste zu 20 konstatierende Tatbestand ist also die körperliche Organisation dieser Individuen und ihr dadurch gegebenes Verhältnis zur übri¬ gen Natur. Wir können hier natürlich weder auf die physische Be¬ schaffenheit der Menschen selbst, noch auf die von den Menschen vorgefundenen Naturbedingungen, die geologischen, oro-hydro- 25 graphischen, klimatischen und andern Verhältnisse eingehen. Alle Geschichtschreibung muß von diesen natürlichen Grundlagen und ihrer Modifikation im Lauf der Geschichte durch die Aktion der Menschen ausgehen. Man kann die Menschen durch das Bewußtsein, durch die Reli- зо gion, durch was man sonst will, von den Tieren unterscheiden. Sie selbst fangen an sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen ihre Lebensmittel zu produzieren, ein Schritt, der durch ihre körperliche Organisation bedingt ist. Indem die Men¬ schen ihre Lebensmittel produzieren, produzieren sie indirekt ihr 35 materielles Leben selbst. Die Weise, in der die Menschen ihre Lebensmittel produzieren, hängt zunächst von der Beschaffenheit der vorgefundenen und zu reproduzierenden Lebensmittel selbst ab. /[2?V Diese Weise der Produktion ist nicht bloß nach der Seite hin zu betrachten, daß sie /"
I. Feuerbach 11 die Reproduktion der physischen Existenz der Individuen ist. Sie ist vielmehr schon eine bestimmte Art der Tätigkeit dieser Indivi¬ duen, eine bestimmte Art, ihr Leben zu äußern, eine bestimmte Lebensweise derselben. Wie die Individuen ihr Leben äußern, 3 so sind sie. Was sie sind, fällt also zusammen mit ihrer Produk¬ tion, sowohl damit, w а s sie produzieren, als auch damit, w i e sie pr oduzieren. Was die Individuen also sind, das hängt ab von den materiellen Bedingungen ihrer Produktion. Diese Produktion tritt erst ein mit der Vermehrung der 10 Bevölkerung. Sie setzt selbst wieder einen Verkehr der Individuen untereinander voraus. Die Form dieses Verkehrs ist wieder durch die Produktion bedingt. /(31/ Die Beziehungen verschiedener Nationen unter einander hängen davon ab, wie weit jede von ihnen ihre Produktivkräfte, 15 die Teilung der Arbeit, und den innem Verkehr entwickelt hat. Dieser Satz ist allgemein anerkannt. Aber nicht nur die Beziehung einer Nation zu anderen, sondern auch die ganze innere Gliederung dieser Nation selbst hängt von der Entwicklungsstufe ihrer Pro¬ duktion und ihres innem und äußern Verkehrs ab. Wie weit die 2o Produktionskräfte einer Nation entwickelt sind, zeigt am augen¬ scheinlichsten der Grad, bis zu dem die Teilung der Arbeit ent- ' wickelt ist. Jede neue Produktivkraft, sofern sie nicht eine bloß quantitative Ausdehnung der bisher schon bekannten Produktiv¬ kräfte ist (z. B. Urbarmachung von Ländereien), hat eine neue 25 Ausbildung der Teilung der Arbeit zur Folge. Die Teilung der Arbeit innerhalb einer Nation führt zunächst die Trennung der industriellen und kommerziellen von der acker¬ bauenden Arbeit, und damit die Trennung von Stadt und Land und den Gegensatz der Interessen Beider herbei. Ihre weitere Ent- 30 wicklung führt zur Trennung der kommerziellen Arbeit von der industriellen. Zu gleicher Zeit entwickeln sich durch die Teilung der Arbeit innerhalb dieser verschiednen B nchen wieder ver¬ schiedene Abteilungen unter den zu bes* nten Arbeiten zu¬ sammenwirkenden Individuen. Die Stelhu ieser einzelnen Ab- 35 teilungen gegen einander ist bedingt durc e Betriebsweise der ackerbauenden, industriellen und komme llen Arbeit (Patri- archalismus, Sklaverei, Stände, Klassen). ^selben Verhältnisse zeigen sich bei entwickelterem Verkehr in I ]l den Beziehungen verschiedner Nationen zu einander. io Die verschiedenen Entwicklungsstufen de Teilung der Arbeit sind eben soviel verschiedene Formen des Eigentums; d. h. die jedesmalige Stufe der Teilung der Arbeit bestimmt auch die Ver¬ hältnisse der Individuen zu einander in Beziehung auf das Ma¬ terial, Instrument und Produkt der Arbeit. 15 Die erste Form des Eigentums ist das Stammeigentum. Es ent¬
12 Deutsche Ideologie. Einleitung spricht der unentwickelten Stufe der Produktion, auf der ein Volk von Jagd und Fischfang, von Viehzucht oder höchstens vom Acker¬ bau sich nährt. Es setzt in diesem letzteren Falle eine große Masse unbebauter Ländereien voraus. Die Teilung der Arbeit ist auf dieser Stufe noch sehr wenig entwickelt, und beschränkt sich auf <5 eine weitere Ausdehnung der in der Familie gegebenen naturwüch¬ sigen Teilung der Arbeit. Die gesellschaftliche Gliederung be¬ schränkt sich daher auf eine Ausdehnung der Familie: patriarcha¬ lische Stammhäupter, unter ihnen die Stammitglieder, endlich Sklaven. Die in der Familie latente Sklaverei entwickelt sich erst 10 allmählich mit der Vermehrung der Bevölkerung und der Bedürf¬ nisse und mit der Ausdehnung des äußern Verkehrs, sowohl des Kriegs wie des Tauschhandels. Die zweite Form ist das antike Gemeinde- und Staatseigentum, das namentlich aus der Vereinigung mehrerer Stämme zu einer л Stadt durch Vertrag oder Eroberung hervorgeht und bei dem die Sklaverei fortbestehen bleibt. Neben dem Gemeindeeigentum ent¬ wickelt sich schon das mobile und später auch das immobile Privat¬ eigentum, aber als eine abnorme, dem Gemeindeigentum unter¬ geordnete Form. Die Staatsbürger besitzen nur in ihrer Gemein- 20 T [3b] / schäft die Macht über ihre arbeitenden Sklaven und sind schon deshalb an die Form des Gemeindeeigentums gebunden. Es ist das gemeinschaftliche Privateigentum der aktiven Staatsbürger, die den Sklaven gegenüber gezwungen sind in dieser naturwüchsi¬ gen Weise der Assoziation zu bleiben. Daher verfällt die ganze hier- 25 auf basierende Gliederung der Gesellschaft und mit ihr die Macht des Volks in demselben Grade, in dem namentlich das immobile Privateigentum sich entwickelt. Die Teilung der Arbeit ist schon entwickelter. Wir finden schon den Gegensatz von Stadt und Land, später den Gegensatz zwischen Staaten, die das städtische, und die 30 das Land-Interes den Gegensatz zwi hältnis zwischen B /62/ Dieser ganz der Eroberung zu wi Krieg. schichte gemacht. Wir können uns hier nur auf die Hauptpunkte beschränken und nehmen daher nur das frappante Beispiel, die Zerstörung einer alten Zivilisation durch ein barbarisches Volk und die sich darar nknüpfende, von vom anfangende Bildung 40 einer neuen Glied ~ ~ - - - Feudalität und C Bei dem eroberr schon oben angv so еіГт*і<*ег exploitiert wird, je mehr der Zuwachs der Bevölkerung 45 präsentieren und innerhalb der Städte selbst n Industrie und Seehandel. Das Klassenver- m und Sklaven ist vollständig ausgebildet. Geschichtsauffassung scheint das Faktum sprechen. Man hat bisher die Gewalt, den зз Plünderung, I aubmord pp zur treibenden Kraft der Ge- I ng der Gesellschaft. (Rom und Barbaren, ien, oströmisches Reich und Türken.) /63/ а Barbarenvolke ist der Krieg selbst noch, wie mtet, eine regelmäßige Verkehrsform, die um
I. Feuerbach 13 bei der hergebrachten und für sie einzig möglichen rohen Pro¬ duktionsweise das Bedürfnis neuer Produktionsmittel schafft. In Italien dagegen war durch die Konzentration des Grundeigen¬ tums (verursacht außer durch Aufkauf und Verschuldung auch 5 noch durch Erbschaft, indem bei der großen Liederlichkeit und den seltnen Heiraten die alten Geschlechter allmählich ausstarben, und ihr Besitz Wenigen zufiel) und Verwandlung desselben in Viehweiden (die außer durch die gewöhnlichen noch heute gülti¬ gen ökonomischen Ursachen, durch die Einfuhr geraubten und 10 Tributgetreides und den hieraus folgenden Mangel an Konsumen¬ ten für italisches Kom verursacht wurde), die freie Bevölke¬ rung fast verschwunden, die Sklaven selbst starben immer wieder aus und mußten stets durch neue ersetzt werden. Die Sklaverei blieb die Basis der gesamten Produktion. Die Plebejer, zwischen 15 Freien und Sklaven stehend, brachten es nie über ein Lumpenpro¬ letariat hinaus. Überhaupt kam Rom nie über die Stadt hinaus ’ und stand mit den Provinzen in einem fast nur politischen Zusam¬ menhänge, der natürlich auch wieder durch politische Ereignisse unterbrochen werden konnte. — го /[3b]/ Mit der Entwicklung des Privateigentums treten hier zu¬ erst dieselben Verhältnisse ein, die wir beim modernen Privat¬ eigentum, nur in ausgedehnterem Maßstabe, wiederfinden werden. Einerseits die Konzentration des Privateigentums, die in Rom sehr früh anfing (Beweis das licinische Ackergesetz), seit den Bürger- 25 kriegen und namentlich unter den Kaisern sehr rasch vor sich ging; andrerseits im Zusammenhänge hiermit die Verwandlung der ple¬ bejischen kleinen Bauern in ein Proletariat, das aber bei seiner halben Stellung zwischen besitzenden Bürgern und Sklaven zu keiner selbstständigen Entwicklung kam. 3o Die dritte Form ist das feudale oder ständische Eigentum. Wenn das Altertum von der Stadt und ihrem kleinen Gebiet ausging, so ging das Mittelalter vom Lande aus. Die vorgefundene dünne, über eine große Bodenfläche zersplitterte Bevölkerung, die durch die Eroberer keinen großen Zuwachs erhielt, bedingte diesen ver- 35 änderten Ausgangspunkt. Im Ge-/[3c]/gensatz zu Griechenland und Rom beginnt die feudale Entwicklung daher auf einem viel ausgedehnteren, durch die römischen Eroberungen und die an¬ fangs damit verknüpfte Ausbreitung der Agrikultur vorbereiteten Terrain. Die letzten Jahrhunderte des verfallenden römischen 40 Reichs und die Eroberung durch die Barbaren selbst zerstörten eine Masse von Produktivkräften; der Ackerbau war gesunken, die Industrie aus Mangel an Absatz verfallen, der Handel einge¬ schlafen oder gewaltsam unterbrochen, die ländliche und städ¬ tische Bevölkerung hatte abgenommen. Diese vorgefundenen Ver- 45 hältnisse und die dadurch bedingte Weise der Organisation der
14 Deutsche Ideologie. Einleitung Eroberung entwickelten unter dem Einflüsse der germanischen Heerverfassung das feudale Eigentum. Es beruht, wie das Stamm- und Gemeinde-Eigentum, wieder auf einem Gemeinwesen, dem aber nicht wie dem antiken, die Sklaven, sondern die leib¬ eignen kleinen Bauern als unmittelbar produzierende Klasse ■> gegenüberstehen. Zugleich mit der vollständigen Ausbildung des Feudalismus tritt noch der Gegensatz gegen die Städte hinzu. Die hierarchische Gliederung des Grundbesitzes und die damit zusam¬ menhängenden bewaffneten Gefolgschaften gaben dem Adel die Macht über die Leibeignen. Diese feudale Gliederung war eben- w sogut wie das antike Gemeindeeigentum eine Assoziation gegen¬ über der beherrschten produzierenden Klasse; nur war die Form der Assoziation und das Verhältnis zu den unmittelbaren Produ¬ zenten verschieden, weil verschiedene Produktionsbedingungen vorlagen. Dieser feudalen Gliederung des Grundbesitzes entsprach in den Städten das korporative Eigentum, die feudale Organisation des Handwerks. Das Eigentum bestand /4/ hier hauptsächlich in der Arbeit jedes Einzelnen. Die Notwendigkeit der Assoziation gegen den assoziierten Raubadel, das Bedürfnis gemeinsamer 20 Markthallen in einer Zeit, wo der Industrielle zugleich Kaufmann war, die wachsende Konkurrenz der den aufblühenden Städten zu¬ strömenden entlaufnen Leibeignen, die feudale Gliederung des ganzen Landes führten die Zünfte herbei; die allmählich er¬ sparten kleinen Kapitalien einzelner Handwerker und ihre stabile 25 Zahl bei der wachsenden Bevölkerung entwickelten das Gesellen- und Lehrlingsverhältnis, das in den Städten eine ähnliche Hier¬ archie zu Stande brachte wie die auf dem Lande. Das Haupteigentum bestand während der Feudalepoche also in Grundeigentum mit daran geketteter Leibeignenarbeit einerseits, зо und eigner Arbeit mit kleinem, die Arbeit von Gesellen beherr¬ schendem Kapital andrerseits. Die Gliederung von Beiden war durch die bornierten Produktionsverhältnisse — die geringe und rohe Bodenkultur und die handwerksmäßige Industrie — bedingt. Teilung der Arbeit fand in der Blüte des Feudalismus wenig Statt, за Jedes Land hatte den Gegensatz von Stadt und Land in sich; die Ständegliederung war allerdings sehr scharf ausgeprägt, aber außer der Scheidung von Fürsten, Adel, Geistlichkeit und Bauern auf dem Lande, und Meistern, Gesellen, Lehrlingen, und bald auch Taglöhnerpöbel in den Städten fand keine bedeutende Teilung 40 statt. Im Ackerbau war sie durch die parzellierte Bebauung er¬ schwert, neben der die Hausindustrie der Bauern selbst aufkam, in der Industrie war die Arbeit in den einzelnen Handwerken selbst gar nicht, unter ihnen sehr wenig geteilt. Die Teilung von Industrie und Handel wurde in älteren Städten vorgefunden, ent- 45
I. Feuerbach 15 wickelte sich in den neueren erst später, als die Städte unter sich in Beziehung /[4a]/ traten. Die Zusammenfassung größerer Länder zu feudalen König¬ reichen war für den Grundadel wie für die Städte ein Bedürfnis. 5 Die Organisation der herrschenden Klasse, des Adels, hatte daher überall einen Monarchen an der Spitze. / !5) t Die Tatsache ist also die: bestimmte Individuen, die auf bestimmte Weise produktiv tätig sind, gehen diese bestimmten ge¬ sellschaftlichen und politischen Verhältnisse ein. Die empirische ю Beobachtung muß in jedem einzelnen Fall den Zusammenhang der gesellschaftlichen und politischen Gliederung mit der Produktion empirisch und ohne alle Mystifikation und Spekulation aufweisen. Die gesellschaftliche Gliederung und der Staat gehen beständig aus dem Lebensprozeß bestimmter Individuen hervor; aber dieser In- 15 dividuen, nicht wie sie in der eignen oder fremden Vorstellung er¬ scheinen mögen, sondern wie sie wirklich sind, d. h. wie sie wirken, materiell produzieren, also wie sie unter bestimmten ma¬ teriellen und von ihrer Willkür unabhängigen Schranken, Voraus¬ setzungen und Bedingungen tätig sind. го /[5a]/ Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewußt¬ seins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätig¬ keit und den materiellen Verkehr der Menschen, Sprache des wirk¬ lichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheinen hier noch als direkter Ausfluß ihres materiel- 25 len Verhaltens. Von der geistigen Produktion^ wie sie in der Sprache der Politik, der Gesetze, der Moral, der Religion, Metaphysik usw. eines Volkes sich darstellt, gilt dasselbe. Die Menschen sind die Produzenten ihrer Vorstellungen, Ideen pp, aber die wirklichen, wirkenden Menschen, wie sie bedingt sind durch eine bestimmte 30 Entwicklung ihrer Produktivkräfte und des denselben entsprechen¬ den Verkehrs bis zu seinen weitesten Formationen hinauf. Das Be¬ wußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß. Wenn in der ganzen Ideologie die Menschen und ihre Verhältnisse, wie in einer 35 Camera obscura, auf den Kopf gestellt erscheinen, so geht dies Phänomen ebensosehr aus ihrem historischen Lebensprozeß her¬ vor, wie die Umdrehung der Gegenstände auf der Netzhaut aus ihrem unmittelbar physischen. /[5b]/ Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche 40 vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D. h. es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es 45 wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegarigen und aus
16 Deutsche Ideologie. Einleitung ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die Entwicklung der ideolo¬ gischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt. Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwen¬ dige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren, und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses. Die з Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewußtseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbstständigkeit. Sie haben keine Geschichte, sie haben keine Entwicklung, sondern die ihre materielle Produktion und ihren materiellen Verkehr entwickelnden Menschen ändern 10 mit dieser ihrer Wirklichkeit auch ihr Denken und die Produkte ihres Denkens. Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben, son¬ dern das Leben bestimmt das Bewußtsein. In der ersten Betrach¬ tungsweise geht man von dem Bewußtsein als dem lebendigen In¬ dividuum aus, in der zweiten, dem wirklichen Leben entsprechen- 15 den, von den wirklichen lebendigen Individuen selbst und betrach¬ tet das Bewußtsein nur als ihr Bewußtsein. Diese Betrachtungsweise ist nicht voraussetzungslos. Sie geht von den wirklichen Voraussetzungen aus, sie verläßt sie keinen Augenblick. Ihre Voraussetzungen sind die Menschen nicht in 20 irgend einer phantastischen Abgeschlossenheit und Fixierung, son¬ dern in ihrem wirklichen /[5c]/ empirisch anschaulichen Entwick¬ lungsprozeß unter bestimmten Bedingungen. Sobald dieser tätige Lebensprozeß dargestellt wird, hört die Geschichte auf, eine Sammlung toter Fakta« zu sein, wie bei den selbst noch abstrakten 25 Empirikern, oder eine eingebildete Aktion eingebildeter Subjekte, wie bei den Idealisten. Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, be¬ ginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungspro- зіг zesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stelle treten. Die selbstständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium. An ihre Stelle kann höchstens eine Zusammen¬ fassung der allgemeinsten Resultate treten, die sich aus der Be- 35 trachtung der historischen Entwicklung der Menschen abstra¬ hieren lassen. Diese Abstraktionen haben für sich, getrennt von der wirklichen Geschichte, durchaus keinen Wert. Sie können nur dazu dienen, die Ordnung des geschichtlichen Materials zu erleich¬ tern, die Reihenfolge seiner einzelnen Schichten anzudeuten. Sie 40 geben aber keineswegs, wie die Philosophie, ein Rezept oder Schema, wonach die geschichtlichen Epochen zurechtgestutzt wer¬ den können. Die Schwierigkeit beginnt im Gegenteil erst da, wo man sich an die Betrachtung uqd Ordnung des Materials, sei es einer vergangnen Epoche oder der Gegenwart, an die wirkliche 45
I. Feuerbach 17 Darstellung gibt. Die Beseitigung dieser Schwierigkeiten ist durch Voraussetzungen bedingt, die keineswegs hier gegeben werden können, sondern die erst aus dem Studium des wirklichen Lebens¬ prozesses und der Aktion der Individuen jeder Epoche sich er- 5 geben. Wir nehmen hier einige dieser Abstraktionen heraus, die wir gegenüber der Ideologie gebrauchen, und werden sie an histo¬ rischen Beispielen erläutern. [1.] Geschichte /11/ Wir müssen bei den voraussetzungslosen Deutschen da- Ю mit anfangen, daß wir die erste Voraussetzung aller menschlichen Existenz, also auch aller Geschichte konstatieren, nämlich die Voraussetzung, daß die Menschen im Stande sein müssen zu leben, um „Geschichte machen“ zu können. Zum Leben aber gehört vor Allem Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung und noch einiges 15 Andere. Die erste geschichtliche Tat ist also die Erzeugung der Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse, die Produktion des materiellen Lebens selbst, und zwar ist dies eine geschichtliche Tat, eine Grundbedingung aller Geschichte, die noch heute, wie vor Jahrtausenden, täglich und stündlich erfüllt werden muß, um 20 die Menschen nur am Leben zu erhalten. Selbst wenn die Sinnlich¬ keit, wie beim heiligen Bruno, auf einen Stock, auf das Minimum reduziert ist, setzt sie die Tätigkeit der Produktion dieses Stockes voraus. Das Erste also bei aller geschichtlichen Auffassung ist, daß man diese Grundtatsache in ihrer ganzen Bedeutung und ihrer 25 ganzen Ausdehnung beobachtet und zu ihrem Rechte kommen läßt. Dies haben die Deutschen bekanntlich nie getan, daher nie eine irdische Basis für die Geschichte und folglich nie einen Histo¬ riker gehabt. Die Franzosen und Engländer, wenn sie auch den Zusammenhang dieser Tatsache mit der sogenannten Geschichte го nur höchst einseitig auffaßten, namentlich solange sie in der poli¬ tischen Ideologie befangen waren, so haben sie doch immerhin die ersten Versuche gemacht, der Geschichtschreibung eine materia¬ listische Basis zu geben, indem sie zuerst Geschichten der bürger- 9 Auf der Höhe des hier beginnenden nicht durchgestrichenen Textes ' machte Marx in der rechten Spalte die Angabe: Geschichte. 13—15 Auf der Höhe dieses Satzes notierte Marx in der rechten Spalte: Hegel. Geologische, hydrographische etc. Verhältnisse. Die menschlichen Leiber. Bedürfnis, Arbeit. Marx-Engels-Cesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 2
18 Deutsche Ideölogie. Einleitung liehen Gesellschaft, des Handels und der Industrie schrieben. — Das Zweite ist, /12/ daß das befriedigte erste Bedürfnis selbst, die Aktion der Befriedigung und das schon erworbene Instrument der Befriedigung zu neuen Bedürfnissen führt — und diese Er¬ zeugung neuer Bedürfnisse ist die erste geschichtliche Tat. Hieran з zeigt sich sogleich, wes Geistes Kind die große historische Weis¬ heit der Deutschen ist, die da, wo ihnen das positive Material aus¬ geht, und wo weder theologischer, noch politischer, noch literari¬ scher Unsinn verhandelt wird, gar keine Geschichte, sondern die „vorgeschichtliche Zeit“ sich ereignen lassen, ohne uns indes dar- 10 über aufzuklären, wie man aus diesem Unsinn der „Vorge¬ schichte“ in die eigentliche Geschichte kommt — obwohl auf der andern Seite ihre historische Spekulation sich ganz besonders auf diese „Vorgeschichte“ wirft, weil sie da sicher zu sein glaubt vor den Eingriffen des „rohen Faktums“ und zugleich weil sie hier is ihrem spekulierenden Triebe alle Zügel schießen lassen und Hy¬ pothesen zu Tausenden erzeugen und umstoßen kann. — Das dritte Verhältnis, was hier gleich von vorn herein in die geschicht¬ liche Entwicklung eintritt, ist das, daß die Menschen, die ihr eignes Leben täglich neu machen, anfangen, andre Menschen zu 20 machen, sich fortzupflanzen — das Verhältnis zwischen Mann und Weib, Eltern und Kindern, die Familie. Diese Familie, die im Anfänge das einzige soziale Verhältnis ist, wird späterhin, wo die vermehrten Bedürfnisse neue gesellschaftliche Verhältnisse, und die vermehrte Menschenzahl neue Bedürfnisse erzeugen, zu einem 25 untergeordneten (ausgenommen in Deutschland), und muß als¬ dann nach den existierenden empirischen Daten, nicht nach dem „Begriff der Familie“, wie man in Deutschland zu tun pflegt, be¬ handelt und entwickelt werden. [*}] Übrigens sind diese drei Seiten [•> ] /53/ Häuserbau. Bei den Wilden versteht es sich von selbst, daß 30 jede Familie ihre eigne Höhle oder Hütte hat, wie bei den Nomaden das se¬ parate Zelt jeder Familie. Diese getrennte Hauswirtschaft wird durch die weitere Entwicklung des Privateigentums nur noch nötiger gemacht. Bei den Agrikulturvölkern ist die gemeinsame Hauswirtschaft ebenso unmög¬ lich wie die gemeinsame Bodenkultur. Ein großer Fortschritt war die Er- зз bauung von Städten. In allen bisherigen Perioden war indes die Auf¬ hebung der getrennten Wirtschaft, die von der Aufhebung des Privateigen¬ tums nicht zu trennen ist, schon deswegen unmöglich, weil die materiellen Bedingungen dazu nicht vorhanden waren. Die Einrichtung einer gemein¬ samen Hauswirtschaft setzt die Entwicklung der Maschinerie, der Be- *o nutzung der Naturkräfte, und vieler andern Produktivkräfte voraus — z.B. der Wasserleitungen, der /54/ Gasbeleuchtung, der Dampfheizung etc., Aufhebung von Stadt und Land. Ohne diese Bedingungen würde die ge¬ meinsame Wirtschaft nicht selbst wieder eine neue Produktionskraft sein, aller materiellen Basis entbehren, auf einer bloß theoretischen Grundlage и beruhen, d. h. eine bloße Marotte sein und es nur zur Klosterwirtschaft
I. Feuerbach 19 der sozialen Tätigkeit nicht als drei verschiedne Stuferi zu fassen, sondern eben nur als drei Seiten, oder um für die Deutschen klar zu schreiben, drei „Momente“, die vom Anbeginn der Geschichte an und seit den ersten Menschen zugleich existiert haben und sich 5 noch heute in der Geschichte geltend machen. — Die Produktion des Lebens, sowohl des eignen in der Arbeit wie des fremden in der Zeugung, erscheint nun schon sogleich als ein doppeltes /13/ Ver¬ hältnis — einerseits als natürliches, andrerseits als gesellschaft¬ liches Verhältnis gesellschaftlich in dem Sinne, als hierunter 2Q das Zusammenwirken mehrerer Individuen, gleichviel unter wel¬ chen Bedingungen, auf welche Weise und zu welchem Zweck ver¬ standen wird, Hieraus geht hervor, daß eine bestimmte Produk¬ tionsweise oder industrielle Stufe stets mit einer bestimmten Weise des Zusammenwirkens oder gesellschaftlichen Stufe vereinigt ist, 25 und diese Weise des Zusammenwirkens ist selbst eine „Produktiv¬ kraft“, daß die Menge der den Menschen zugänglichen Produktiv¬ kräfte den gesellschaftlichen Zustand bedingt und also die „Ge¬ schichte der Menschheit“ stets im Zusammenhänge mit der Ge¬ schichte der Industrie und des Austausches studiert und bearbeitet so werden muß! Es ist aber auch klar, wie es in Deutschland unmög¬ lich ist, solche Geschichte zu schreiben, da den Deutschen dazu nicht nur die Auffassungsfähigkeit und das Material, sondern auch die „sinnliche Gewißheit“ abgeht, und man jenseits des Rheins über diese Dinge keine Erfahrungen machen kann, weil 25 dort keine Geschichte mehr vorgeht. Es zeigt sich also schon von vorn herein ein materialistischer Zusammenhang der Menschen unter einander, der durch die Bedürfnisse und die Weise der Pro¬ duktion bedingt und so alt ist wie die Menschen selbst — ein Zu¬ sammenhang, der stets neue Formen annimmt und also eine „Ge- 30 schichte“ darbietet, auch ohne daß irgend ein politischer oder religiöser Nonsens existiert, der die Menschen noch extra Zu¬ sammenhalte. — Jetzt erst, nachdem wir bereits vier Momente, vier Seiten der ursprünglichen, geschichtlichen Verhältnisse betrachtet haben, finden wir, daß der Mensch auch „Bewußtsein“ hat. Aber 35 auch dies nicht von vornherein, цк „reines“ Bewußtsein. Der „Geist“ hat von vornherein /14/ den Fluch an sich, mit der Materie bringen. — Was möglich war, zeigt sich in der Zusammenrückung zu Städten und in der Erbauung gemeinsamer Häuser zu einzelnen bestimmten Zwecken (Gefängnisse, Kasernen pp). Daß die Aufhebung der getrennten io Wirtschaft von der Aufhebung der Familie nicht zu trennen ist, versteht sich von selbst. 34 Auf dieser Höhe schrieb Marx in die rechte Spalte: Die Menschen haben Ge¬ schichte, weil sie ihr Leben produzieren müssen, und zwar müssen auf bestimmte Weise: dies müssen durch ihre physische Organisation ge¬ geben; ebenso wie ihr Bewußtsein. 2*
20 Deutsche Ideologie. Einleitung „behaftet“ zu sein, die hier in der Form von bewegten Luftschich¬ ten, Tönen, kurz der Sprache auftritt. Die Sprache ist so alt wie das Bewußtsein — die Sprache ist das praktische, auch für andre Menschen existierende, also auch für mich selbst erst existierende wirkliche Bewußtsein, und die Sprache entsteht, wie das Bewußt- 5 sein, erst aus dem Bedürfnis, der Notdurft des Verkehrs mit andern Menschen. Wo ein Verhältnis existiert, da existiert es für mich, das Tier „verhält“ sich zu Nichts und überhaupt nicht. Für das Tier existiert sein Verhältnis zu andern nicht als Verhältnis. Das Bewußtsein ist also von vom herein schon ein 10 gesellschaftliches Produkt, und bleibt es, solange überhaupt Men¬ schen existieren. Das Bewußtsein ist natürlich zuerst bloß Be¬ wußtsein über die nächste sinnliche Umgebung und Bewußt¬ sein des bornierten Zusammenhanges mit andern Personen und Dingen außer dem sich bewußt werdenden Individuum; es ist zu 15 gleicher Zeit Bewußtsein der Natur, die den Menschen anfang» als eine durchaus fremde, allmächtige und unangreifbare Macht gegenübertritt, zu der sich die Menschen rein tierisch verhalten, von der sie sich imponieren lassen wie das Vieh; und also ein rein tierisches Bewußtsein der Natur (Naturreligion). — Man sieht 20 hier sogleich. Diese Naturreligion oder dies bestimmte Verhalten zur Natur ist bedingt durch die Gesellschaftsform und umge¬ kehrt. Hier wie überall tritt die Identität von Natur und Mensch auch so hervor, daß das bornierte Verhalten der Menschen zur Natur ihr borniertes Verhalten zu einander, und ihr borniertes 25 Verhalten zu einander ihr borniertes Verhältnis zur Natur be¬ dingt, eben weil die Natur noch kaum geschichtlich modifiziert ist, und andrerseits Bewußtsein der Notwendigkeit, mit den umgeben¬ den Individuen in Verbindung zu treten, der Anfang des Bewußt¬ seins darüber, daß er überhaupt in einer Gesellschaft lebt. Dieser зо Anfang ist so tierisch wie das gesellschaftliche Leben dieser Stufe selbst, er ist bloßes Herdenbewußtsein, und der Mensch unter¬ scheidet sich hier vom Hammel nur dadurch, daß sein Bewußtsein ihm die Stelle des Instinkts vertritt, oder daß sein Instinkt ein be¬ wußter ist. Dieses Hammel- oder Stammbewußtsein erhält seine 35 weitere Entwicklung und Ausbildung durch die gesteigerte Pro¬ duktivität, die Vermehrung der Bedürfnisse und die Beiden zum Grunde liegende /15/ Vermehrung der Bevölkerung. Damit ent¬ wickelt sich die Teilung der Arbeit, die ursprünglich nichts war als die Teilung der Arbeit im Geschlechtsakt, dann Teilung der 40 39 Auf dieser Höhe notierte Marx in der rechten Spalte, ohne die Notiz mit einem Einfügungszeichen zu versehen, weil er alles wieder durchstrich: Die Menschen entwickeln ihr (solch) Das Bewußtsein (entwickelt) sich innerhalb der wirklichen geschicht¬ lichen Entwicklung. Durch die Teilung der Arbeit tri[tt]
TAFEL I: Aus dem Manuskript „I. Feuerbach**; s.S.20—21
I. Feuerbach 21 Arbeit, die sich vermöge der natürlichen Anlage (z. B. Körper¬ kraft), Bedürfnisse, Zufälle, etc. etc. von selbst oder „naturwüch¬ sig“ macht. Die Teilung der Arbeit wird erst wirklich Teilung von dem Augenblicke an, wo eine Teilung der materiellen und geisti- 5 gen Arbeit eintritt. Von diesem Augenblicke an kann sich das Bewußtsein wirklich einbilden, etwas Andres als das Bewußtsein der bestehenden Praxis zu sein, wirklich etwas vorzustellen, ohne etwas Wirkliches vorzustellen — von diesem Augenblicke an ist das Bewußtsein im Stande, sich von der Welt zu emanzipieren 10 und zur Bildung der „reinen“ Theorie, Theologie, Philosophie, Moral etc. überzugehen. Aber selbst wenn diese Theorie, Theolo¬ gie, Philosophie, Moral etc. in Widerspruch mit den bestehenden Verhältnissen treten, so kann dies nur dadurch geschehen, daß die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse mit der bestehenden 15 Produktionskraft in Widerspruch getreten sind — was übrigens in einem bestimmten nationalen Kreise von Verhältnissen auch da¬ durch geschehen kann, daß der Widerspruch nicht in diesem na¬ tionalen Umkreis, sondern zwischen diesem nationalen Bewußt¬ sein und der Praxis der anderen Nationen, d. h. zwischen dem na- 20 tionalenund allgemeinen Bewußtsein einer Nation sich einstellt.— /16/ Übrigens ist es ganz einerlei, was das Bewußtsein alleene an¬ fängt, wir erhalten aus diesem ganzen Dreck nur das eine Resultat, daß diese drei Momente, die Produktionskraft, der gesellschaft¬ liche Zustand, und das Bewußtsein in Widerspruch unter einander 25 geraten können und müssen, weil mit der Teilung der Ar¬ beit die Möglichkeit, ja die Wirklichkeit gegeben ist, daß die geistige und materielle Tätigkeit — daß der Genuß und die Ar¬ beit, Produktion und Konsumtion, verschiedenen Individuen zu¬ fallen, und die Möglichkeit, daß sie nicht in Widerspruch geraten, so nur darin liegt, daß die Teilung der Arbeit wieder aufgehoben wird. Es versteht sich übrigens von selbst, daß die „Gespenster“, „Bande“, „höheres Wesen“, „Begriff“, „Bedenklichkeit“ bloß der idealistische geistliche Ausdruck, die Vorstellung scheinbar des vereinzelten Individuums sind, die Vorstellung von sehr empi- 35 rischen Fesseln und Schranken, innerhalb deren sich die Produk¬ tionsweise des Lebens und die damit zusammenhängende Ver¬ kehrsform bewegt. 5 Auf dieser Höhe schrieb Marx in die rechte Spalte, ohne Einfügungszeichen. Erste Form der Ideologent,] Pfaffent,] fällt zusammen. 19 Auf der Höhe dieses Satzes schrieb Marx in die rechte Spalte: Religion setzte dann hinzu: mit der Ideologie als solcher. trennte dann Religion durch Einrahmung von dem Folgenden und fügte ein. Die Deutschen so daß die Notiz nun lautet: | R e 1 i g i о n | Die Deutschen mit der Ideologie als solcher.
22 Deutsche Ideologie. Einleitung Mit der Teilung der Arbeit, in welcher alle diese Widersprüche gegeben sind, und welche ihrerseits wieder auf der naturwüchsigen Teilung der Arbeit in der Familie und der Trennung der Gesell¬ schaft in einzelne, einander entgegengesetzte Familien beruht — ist zu gleicher Zeit auch die Verteilung, und zwar die un- з gleiche sowohl quantitative wie qualitative Verteilung der Ar¬ beit und ihrer Produkte gegeben, also das Eigentum, das in /17 der Familie, wo die Frau und die Kinder die Sklaven des Mannes sind, schon seinen Keim, seine erste Form hat. Die freilich noch sehr rohe, latente Sklaverei in der Familie ist das erste Eigentum, 10 das übrigens hier schon vollkommen der Definition der modernen Ökonomen entspricht, nach der es die Verfügung über fremde Ar¬ beitskraft ist. Übrigens sind Teilung der Arbeit und Privateigen¬ tum identische Ausdrücke — in dem Einen wird in Beziehung auf die Tätigkeit dasselbe ausgesagt, was in dem Andern in Bezug auf /5 das Produkt der Tätigkeit ausgesagt wird. — Ferner ist mit der Teilung der Arbeit zugleich der Widerspruch zwischen dem Inter¬ esse des einzelnen Individuums oder der einzelnen Familie und dem gemeinschaftlichen Interesse aller Individuen, die mit einander verkehren, gegeben; und zwar existiert dies gemeinschaftliche Inter- 20 esse nicht etwa bloß in der Vorstellung, als „Allgemeines“, sondern zuerst in der Wirklichkeit als gegenseitige Abhängigkeit der Indi¬ viduen, unter denen die Arbeit geteilt ist. Und endlich bietet uns die Teilung der Arbeit gleich das erste Beispiel davon dar, daß solange die Menschen sich in der naturwüchsigen Gesellschaft 25 befinden, solange also die Spaltung zwischen dem besondern und gemeinsamen Interesse existiert, solange die Tätigkeit also nicht freiwillig, sondern naturwüchsig geteilt ist, die eigne Tat des Men¬ schen ihm zu einer fremden, gegenüberstehenden Macht wird, die ihn unterjocht, statt daß er sie beherrscht. Sowie nämlich die Ar- 30 beit verteilt zu werden anfängt, hat jeder einen bestimmten aus¬ schließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kri¬ tischer Kritiker, und muß es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will — während in der kommunistischen Gesell- зз schäft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben da¬ durch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach / > dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe; ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden. /18/ Dieses Sichfestsetzen der sozialen Tätigkeit, diese Konsolidation unsres eignen Produkts zu einer sachlichen Gewalt über uns, die unsrer Kontrolle ent¬ wichst, unsre Erwartungen durchkreuzt, unsre Berechnungen zu /5
TAFEL II: Aus dem Manuskript „I. Feuerbach“; s.S.22—25
I. Feuerbach 23 Nichte macht, ist eines der Hauptmomente in der bisherigen, ge¬ schichtlichen Entwicklung, und /17/ eben aus diesem Wider¬ spruch des besondem und gemeinschaftlichen Interesses nimmt das gemeinschaftliche Interesse als Staat eine selbstständige 5 Gestaltung, getrennt von den wirklichen Einzel- und Gesamtinter¬ essen, an, und zugleich als illusorische Gemeinschaftlichkeit, aber stets auf der realen Basis der in jedem Familien- und Stamm-Kon¬ glomerat vorhandenen Bänder; wie Fleisch und Blut, Sprache, Teilung der Arbeit im größeren Maßstabe und sonstigen Inter- io essen — und besonders, wie wir später entwickeln werden, der durch die Teilung der Arbeit bereits bedingten Klassen, die in jedem derartigen Menschenhaufen sich absondern und von denen eine alle andern beherrscht. Hieraus folgt, daß alle Kämpfe in¬ nerhalb des Staats, der Kampf zwischen Demokratie, Aristokratie и und Monarchie, der Kampf um das Wahlrecht etc. etc., nichts als die illusorischen Formen sind, in denen die wirklichen Kämpfe der verschiednen Klassen unter einander geführt werden, (wovon die deutschen Theoretiker nicht eine Silbe ahnen, trotzdem daß man ihnen in den deutsch-französischen Jahrbüchern und der 20 heiligen Familie dazu Anleitung genug gegeben hatte) und ferner daß jede nach der Herrschaft strebende Klasse, wenn ihre Herr¬ schaft auch, wie dies beim Proletariat der Fall ist, die Aufhebung ' der ganzen alten Gesellschaftsform und der Herrschaft überhaupt bedingt, sich zuerst die politische Macht erobern muß, um ihr In- 25 teresse wieder als das Allgemeine, wozu sie im ersten Augenblick gezwungen ist, darzustellen. Eben weil die Individuen nur ihr besondres — für sie nicht mit ihrem gemeinschaftlichen Interesse zusammenfallendes suchen, überhaupt das Allgemeine illuso¬ rische Form der Gemeinschaftlichkeit — wird dies als ein ihnen 30 „fremdes“ und von ihnen /18/ „unabhängiges“, als ein selbst wie¬ der besonderes und eigentümliches „Allgemein“-Interesse geltend gemacht, oder sie selbst müssen sich in diesem Zwiespalt begeg¬ nen, wie in der Demokratie. Andrerseits macht denn auch der praktische Kampf dieser, beständig wirklich den gemein- зз schaftlichen und illusorischen gemeinschaftlichen Interessen ent¬ gegentretenden Sonderinteressen, die praktische Dazwischen¬ kunft und Zügelung durch das illusorische „Allgemein“-Interesse als Staat nötig. Die soziale Macht, d. h. die vervielfachte Produk¬ tionskraft, die durch das in der Teilung der Arbeit bedingte Zu- 4o sammenwirken der verschiedenen Individuen entsteht, erscheint diesen Individuen, weil das Zusammenwirken selbst nicht freiwil¬ lig, sondern naturwüchsig ist, nicht als ihre eigne, vereinte Macht, sondern als eine fremde, außer ihnen stehende Gewalt, von der sie nicht wissen w’oher und wohin, die sie also nicht mehr beherrschen 45 können, die im Gegenteil nun eine eigentümliche, vom Wollen
24 Deutsche Ideologie. Einleitung und Laufen der Menschen unabhängige, ja dies Wollen und Lau¬ fen erst dirigierende Reihenfolge von Phasen und Entwicklungs¬ stufen durchläuft. Diese „Entfremdung“, um den Philoso¬ phen verständlich zu bleiben, kann natürlich nur unter zwei praktischen Voraussetzungen aufgehoben werden. Damit sie з eine „unerträgliche“ Macht werde, d. h. eine Macht, gegen die man revolutioniert, dazu gehört, daß sie die Masse der Mensch¬ heit als durchaus „Eigentumslos“ erzeugt hat und zugleich im Widerspruch zu einer vorhandnen Welt des Reichtums und der Bildung, was beides eine große Steigerung der Produktivkraft — 10 einen hohen Grad ihrer Entwicklung voraussetzt, — und andrer¬ seits, ist diese Entwicklung der Produktivkräfte (womit zugleich schon die in weltgeschichtlichem, statt der in lokalem Dasein der Menschen vorhandne empirische Existenz gegeben ist) auch deswegen eine absolut notwendige praktische" Voraussetzung, is weil ohne sie nur der Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte, weil ferner nur mit dieser universellen Entwicklung der Produktivkräfte ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt ist, daher einer- 20 seits das Phänomen der „Eigentumslosen“ Masse in Allen Völ¬ kern gleichzeitig erzeugt (allgemeine Konkurrenz), jedes dersel¬ ben von den Umwälzungen der andern abhängig macht, und end¬ lich weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an die Stelle der lokalen gesetzt hat. Ohne dies konnte 1) der 25 Kommunismus nur als eine Lokalität existieren, 2) die Mächte des Verkehrs selbst hätten sich als universelle, drum uner¬ trägliche Mächte, nicht entwickeln können, sie wären heimisch¬ abergläubige „Umstände“ geblieben, und 3) würde jede Erwei¬ terung des Verkehrs den lokalen Kommunismus aufheben. Der зо Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völ¬ ker auf „einmal“ oder gleichzeitig möglich, was die universelle Entwicklung der Produktivkraft und den mit ihm zusammen¬ hängenden Weltverkehr voraussetzt. Wie hätte sonst z. B. das Eigentum überhaupt eine Geschichte haben, verschiedene Gestal- 35 ten annehmen, und etwa das Grundeigentum je nach der verschie¬ denen vorliegenden Voraussetzung in Frankreich aus der Parzel¬ lierung zur Zentralisation in wenigen Händen, in England aus der Zentralisation in wenigen Händen zur Parzellierung drängen können, wie dies heute wirklich der Fall ist? Oder wie kommt 40 es, daß der Handel, der doch weiter nichts ist als der Austausch der Produkte verschiedner Individuen und Länder, durch das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr die ganze Welt beherrscht 3 Original durchlaufen. 16 Ober Mangel steht: Notdurft
I. Feuerbach 25 — ein Verhältnis, das, wie ein englischer Ökonom sagt, gleich dem antiken Schicksal über der Erde schwebt und mit un¬ sichtbarer Hand Glück und Unglück an die Menschen verteilt, Reiche stiftet /19/ und Reiche zertrümmert, Völker entstehen und 5 schwinden macht — während mit der Aufhebung der Basis, des Privateigentums, mit der kommunistischen Regelung der Produk¬ tion und der darin liegenden Vernichtung der Fremdheit, mit der sich die Menschen zu ihrem eignen Produkt verhalten, die Macht des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr sich in Nichts auf- io löst, und die Menschen den Austausch, die Produktion, die Weise ihres gegenseitigen Verhaltens wieder in ihre Gewalt bekommen? /18/ Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirk- 15 liehe Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Be¬ dingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden Voraussetzung. /19/ Übrigens setzt die Masse von bloßen Ar¬ beitern — massenhaft von Kapital, oder von irgend einer bor¬ nierten Befriedigung abgesclmittne Arbeiterkraft —, und dar- 2o um auch der nicht mehr temporäre Verlust dieser Arbeit selbst als einer gesicherten Lebensquelle, durch die Konkurrenz den Welt¬ markt voraus. Das Proletariat kann also nur weltgeschicht¬ lich existieren, wie der Kommunismus, seine Aktion, nur als „weltgeschichtliche“ Existenz überhaupt vorhanden sein kann. 25 Weltgeschichtliche Existenz der Individuen, d. h. Existenz der In¬ dividuen, die unmittelbar mit der Weltgeschichte verknüpft ist. /19/ Die durch die auf allen bisherigen geschichtlichen Stufen vorhandenen Produktionskräfte bedingte und sie wiederum be¬ dingende Verkehrsform ist die bürgerliche Gesellschaft, го die, wie schon aus dem Vorhergehenden hervorgeht, die einfache Familie und die zusammengesetzte Familie, das sogenannte Stamm¬ wesen zu ihrer Voraussetzung und Grundlage hat, und deren nähere Bestimmungen im Vorhergehenden enthalten sind. Es zeigt sich schon hier, daß diese bürgerliche Gesellschaft der wahre Herd und 35 Schauplatz aller Geschichte ist, und wie widersinnig die bisherige, die wirklichen Verhältnisse vernachlässigende Geschichtsauffas¬ sung mit ihrer Beschränkung auf hochtönende Haupt- und Staats¬ aktionen ist. /68/ Die bürgerlicheGesellschaft umfaßt den gesamten materiellen Verkehr der Individuen innerhalb einer bestimmten 40 Entwicklungsstufe der Produktivkräfte. Sie umfaßt das gesamte 17—26 Den Text von Übrigens setzt bis verknüpft ist. schrieb Marx in die rechte Spalte der Seite 19 und überschrieb ihn: Kommunismus. 20—21 Über selbst als einer schrieb Marx ohne Einfügungszeichen: d[ie] rein prekäre Lage
26 Deutsche Ideologie. Einleitung kommerzielle und industrielle Leben einer Stufe und geht in so fern über den Staat und die Nation hinaus, obwohl sie andrerseits wie¬ der nach Außen hin als Nationalität sich geltend machen, nach Innen als Staat sich gliedern muß. Das Wort bürgerliche Gesell¬ schaft kam auf im achtzehnten Jahrhundert, als die Eigentums- s Verhältnisse bereits aus dem antiken und mittelalterlichen Gemein¬ wesen sich herausgearbeitet hatten. Die bürgerliche Gesellschaft als solche entwickelt sich erst mit der Bourgeoisie; die unmittelbar aus der Produktion und dem Verkehr sich entwickelnde gesell¬ schaftliche Organisation, die zu allen Zeiten die Basis des Staats io und der sonstigen idealistischen Superstruktur bildet, ist indes fortwährend mit demselben Namen bezeichnet worden. [2.] Über die Produktion des Bewußtseins /21/ In der bisherigen Geschichte ist es allerdings ebensosehr eine empirische Tatsache, daß die einzelnen Individuen mit der 15 Ausdehnung der Tätigkeit zur Weltgeschichtlichen immer mehr unter einer ihnen fremden Macht geknechtet worden sind (welchen Druck sie sich denn auch als Schikane des sogenannten Weltgeistes etc. vorstellten), einer Macht, die immer massenhafter geworden ist und sich in letzter Instanz als Weltmarkt ausweist. Aber 20 eben so empirisch begründet ist es, daß durch den Umsturz des bestehenden gesellschaftlichen Zustandes durch die kommuni¬ stische Revolution (wovon weiter unten) und die damit identische Aufhebung des Privateigentums, diese den deutschen Theoretikern so mysteriöse Macht aufgelöst wird und alsdann die Befreiung 25 jedes einzelnen Individuums in demselben Maße durchgesetzt wird, in dem die Geschichte sich vollständig in Weltgeschichte verwandelt. Daß der wirkliche geistige Reichtum des Individuums ganz von dem Reichtum seiner wirklichen Beziehungen abhängt, ist nach dem obigen klar. Die einzelnen Individuen werden erst зо hierdurch von den verschiedenen nationalen und lokalen Schran¬ ken befreit, mit der Produktion (auch mit der geistigen) der gan¬ zen Welt in praktische Beziehung gesetzt und in den Stand gesetzt sich die Genußfähigkeit für diese allseitige Produktion der gan¬ zen Erde (Schöpfungen der Menschen) zu erwerben. Die all - 35 seitige Abhängigkeit, diese naturwüchsige Form des welt- 28 Auf dieser Höhe schrieb Marx in die rechte Spalte ohne Einfügungszeichen: Über die Produktion des Bewußtseins.
I. Feuerbach 27 geschichtlichen Zusammenwirkens der Individuen, wird durch /22/ diese kommunistische Revolution verwandelt in die Kontrolle und bewußte Beherrschung dieser Mächte, die, aus dem Auf einander-Wirken der Menschen erzeugt, ihnen bisher als 5 durchaus fremde Mächte imponiert und sie beherrscht haben. Diese Anschauung kann nun wieder spekulativ-idealistisch, d. h. phantastisch als „Selbsterzeugung der Gattung“ (die „Gesellschaft als Subjekt“) gefaßt und dadurch die aufeinanderfolgende Reihe von im Zusammenhänge stehenden Individuen als ein einziges In- Ю dividuum vorgestellt werden, das das Mysterium vollzieht sich selbst zu erzeugen. Es zeigt sich hier, daß die Individuen aller¬ dings einander machen, physisch und geistig, aber nicht sich machen, weder im Unsinn des heiligen Bruno, noch im Sinne des „Einzigen“, des „gemachten“ Mannes. 15 l2^i Diese Geschichtsauffassung beruht also darauf, den wirk¬ lichen Produktionsprozeß, und zwar von der materiellen Produk¬ tion des unmittelbaren Lebens ausgehend, zu entwickeln und die mit dieser Produktionsweise zusammenhängende und von ihr er¬ zeugte Verkehrsform, also die bürgerliche Gesellschaft in ihren го verschiedenen Stufen als Grundlage der ganzen Geschichte auf¬ zufassen und sie sowohl in ihrer Aktion als Staat darzustellen, wie -die sämtlichen verschiedenen theoretischen Erzeugnisse und For¬ men des Bewußtseins, Religion, Philosophie, Moral etc. etc. aus ihr zu erklären und ihren Entstehungsprozeß aus ihnen zu verfol¬ gen, wo dann natürlich auch die Sache in ihrer Totalität (und dar- 2s um auch die Wechselwirkung dieser verschiednen Seiten auf ein¬ ander) dargestellt werden kann. Sie hat in jeder Periode nicht, wie die idealistische Geschichtsanschauung, nach einer Kategorie zu suchen, sondern bleibt fortwährend auf dem wirklichen Ge- 3o schichts b о d e n stehen, erklärt nicht die Praxis aus der Idee, erklärt die Ideenformationen aus der materiellen Praxis, und kommt demgemäß zu dem Resultat, daß alle Formen und Pro¬ dukte des Bewußtseins nicht durch geistige Kritik, durch Auf¬ lösung ins „Selbstbewußtsein“ oder Verwandlung in „Spuk“, „Ge- jyspenster“, „Sparren“ etc., sondern nur durch den praktischen Um¬ sturz der realen gesellschaftlichen Verhältnisse, aus denen diese idealistischen Flausen hervorgegangen sind, aufgelöst werden können — daß nicht die Kritik, sondern die Revolution die trei¬ bende Kraft der Geschichte auch der Religion, Philosophie und 40 sonstigen Theorie ist. Sie zeigt, daß die Geschichte nicht damit endigt, sich ins „Selbstbewußtsein“ als „Geist vom Geist“ aufzu¬ lösen, sondern daß in ihr auf jeder Stufe ein materielles Resultat, eine Summe von Produktionskräften, ein historisch geschaffnes Verhältnis zur Natur und der Individuen zu einander sich vor- 45 findet, die jeder Generation von ihrer Vorgängerin überliefert
28 Deutsche Ideologie. Einleitung wird, eine Masse von Produktivkräften, Kapitalien und Unstän¬ den, die zwar einerseits von der neuen Generation modifiziert vird, ihr aber auch andrerseits ihre eignen Lebensbedingungen vor¬ schreibt und ihr eine bestimmte Entwicklung, einen speziellenCha- rakter gibt — daß also die Umstände ebensosehr /25/ die Men- 6 sehen, wie die Menschen die Umstände machen. Diese Summ* von Produktionskräften, Kapitalien und sozialen Verkehrsformei, die jedes Individuum und jede Generation als etwas Gegebenes vor¬ findet, ist der reale Grund dessen, was sich die Philosophei als „Substanz“ und „Wesen des Menschen“ vorgestellt, was sie apo- 10 theosiert und bekämpft haben, ein realer Grund, der dadurch licht im Mindesten in seinen Wirkungen und Einflüssen auf die Ent¬ wicklung der Menschen gestört wird, daß diese Philosophei als „Selbstbewußtsein“ und „Einzige“ dagegen rebellieren. Diese vorgefundenen Lebensbedingungen der verschiedenen Genera- 15 tionen entscheiden auch, ob die periodisch in der Geschichte wie¬ derkehrende revolutionäre Erschütterung stark genug sein wird oder nicht, die Basis alles Bestehenden umzuwerfen, und wenn diese materiellen Elemente einer totalen Umwälzung, nämlich einerseits die vorhandnen Produktivkräfte, andrerseits die Bil- 20 düng einer revolutionären Masse, die nicht nur gegen einzelne Be¬ dingungen der bisherigen Gesellschaft, sondern gegen die bis¬ herige „Lebensproduktion“ selbst, die „Gesamttätigkeit“, worauf sie basierte, revolutioniert — nicht vorhanden sind, so ist es ganz gleichgültig für die praktische Entwicklung, ob die Idee dieser Umwälzung schon hundertmal ausgesprochen ist — wie die Ge¬ schichte des Kommunismus dies beweist. Die ganze bisherige Geschichtsauffassung hat diese wirkliche Basis der Geschichte entweder ganz und gar unberücksichtigt ge¬ lassen, oder sie nur als eine Nebensache betrachtet, die mit dem & geschichtlichen Verlauf außer allem Zusammenhang steht. Die Geschichte muß daher immer nach einem außer ihr liegenden Maßstab geschrieben werden; die wirkliche Lebensproduktion er¬ scheint als Urgeschichtlich, während das Geschichtliche als das vom gemeinen Leben getrennte, extra-überweltliche erscheint. Das зз Verhältnis der Menschen zur Natur ist hiermit von der Geschichte ausgeschlossen, wodurch der Gegensatz von Natur und Geschichte erzeugt wird. Sie hat daher in der Geschichte nur politische H aupt- und Staatsaktionen und religiöse und überhaupt theoretische Kämpfe sehen können, und speziell bei jeder geschichtlichen ю Epoche die Illusion dieser Epoche teilen müssen. Z. B. bildet sich eine Epoche ein, durch rein „politische“ oder „re¬ ligiöse“ Motive bestimmt zu werden, obgleich „Religion“ und „Politik“ nur Formen ihrer wirklichen Motive sind, so akzeptiert ihr Geschichtschreiber diese Meinung. Die „Einbildung“, die 45
I. Feuerbach 29 „Vorstellung“ dieser bestimmten Menschen über ihre wirkliche Praxis wird in die einzig bestimmende und aktive Macht verwan¬ delt, welche die Praxis dieser Menschen beherrscht und bestimmt. Wenn die rohe Form, in der die Teilung der Arbeit bei den In- s dem und Ägyptern vorkommt, das Kastenwesen bei diesen Völ¬ kern in ihrem Staat und ihrer Religion hervorruft, so glaubt der Historiker, das Kastenwesen /26/ sei die Macht, welche diese rohe gesellschaftliche Form erzeugt habe. Während die Franzosen und Engländer wenigstens an der politischen Illusion, die der io Wirklichkeit noch am nächsten steht, halten, bewegen sich die Deutschen im Gebiete des „reinen Geistes“ und machen die reli¬ giöse Illusion zur treibenden Kraft der Geschichte. Die Hegelsche Geschichtsphilosophie ist die letzte, auf ihren „reinsten Ausdruck“ gebrachte Konsequenz dieser gesamten Deutschen Geschichtschrei- 15 bung, in der es sich nicht um wirkliche, nicht einmal um politische Interessen, sondern um reine Gedanken handelt, die dann auch dem heiligen Bruno als eine Reihe von „Gedanken“ erscheinen muß, von denen einer den andren auffrißt und in dem „Selbst¬ bewußtsein“ schließlich untergeht, und noch konsequenter dem го heiligen Max Stirner, der von der ganzen wirklichen Geschichte nichts weiß, dieser historische Verlauf als eine bloße „Ritter“-, Räuber- und Gespenstergeschichte erscheinen mußte, vor deren Visionen er sich natürlich nur durch die „Heillosigkeit“ zu ret¬ ten weiß. Diese Auffassung ist wirklich religiös, sie unterstellt 25 den religiösen Menschen als den Urmenschen, von dem alle Ge¬ schichte ausgeht, und setzt in ihrer Einbildung die religiöse Phan¬ tasier-Produktion an die Stelle der wirklichen Produktion der Le¬ bensmittel und des Lebens selbst. Diese ganze Geschichtsauffas¬ sung samt ihrer Auflösung und den daraus entstehenden Skrupeln зо und Bedenken ist eine bloß nationale Angelegenheit der Deut¬ schen und hat nur lokales Interesse für Deutschland, wie zum Exerrpel die wichtige, neuerdings mehrfach behandelte Frage: wie man denn eigentlich „aus dem Gottesreich in das Menschen¬ reich komme“, als ob dieses „Gottesreich“ je anderswo existiert 35 habe als in der Einbildung und die gelahrten Herren nicht fort¬ während, ohne es zu wissen, in dem „Menschenreich“ lebten, zu welchem sie jetzt den Weg suchen, — und als ob das wissenschaft¬ liche Amüsement, denn mehr als das ist es nicht, das Kuriosum dieser theoretischen Wolkenbildung zu erklären, nicht gerade um- 40 gekehrt darin läge, daß man ihre Entstehung aus den wirklichen irdischen Verhältnissen nachweist. Überhaupt handelt es sich bei 21—21 Auf der Höhe von dieser geschichtliche Verlauf bis mußte schrieb Marx in die rechte Spalte: Die sogenannte objektive Geschichtschreibung be¬ stand eben darin, die geschichtlichen Verhältnisse getrennt von der Tätigkeit aufzufassen. Reaktionärer Charakter.
30 Deutsche Ideologie. Einleitung diesen Deutschen stets darum, den vorgefundenen Unsinn in /27/ irgend eine andre Marotte aufzulösen, d. h. vorauszusetzen, daß dieser ganze Unsinn überhaupt einen aparten Sinn habe, der herauszufinden sei, während es sich nur darum handelt diese theo¬ retischen Phrasen aus den bestehenden wirklichen Verhältnissen zu & erklären. Die wirkliche, praktische Auflösung dieser Phrasen, die Beseitigung dieser Vorstellungen aus dem Bewußtsein der Men¬ schen wird, wie schon gesagt, durch veränderte Umstände, nicht durch theoretische Deduktionen bewerkstelligt. Für die Masse der Menschen, d. h. das Proletariat, existieren diese theoretischen Vor- 10 Stellungen nicht, brauchen also für sie auch nicht aufgelöst zu werden, und wenn diese Masse je einige theoretische Vorstellun¬ gen, z. B. Religion hatte, so sind diese jetzt schon längst durch die Umstände aufgelöst. — Das rein Nationale dieser Fragen und Lö¬ sungen zeigt sich auch noch darin, daß diese Theoretiker alles Ernstes glauben, Hirngespinste, wie „der Gottmensch“, „der Mensch“ etc. hätten den einzelnen Epochen der Geschichte präsi¬ diert— der heilige Bruno geht sogar soweit, zu behaupten, nur „die Kritik und die Kritiker hätten die Geschichte gemacht“ — und, wenn sie sich selbst an geschichtliche Konstruktionen geben, 20 über alles Frühere in der größten Eile hinwegspringen und vom „Mongolentum“ sogleich auf die eigentlich „inhaltsvolle“ Ge¬ schichte, nämlich die Geschichte der hallischen und deutschen Jahrbücher und der Auflösung der Hegelschen Schule in eine all¬ gemeine Zänkerei übergehen. Alle andern Nationen, alle wirk- liehen Ereignisse werden vergessen, das Theatrum mundi be¬ schränkt sich auf die Leipziger Büchermesse, und die gegensei¬ tigen Streitigkeiten der „Kritik“, des „Menschen“ und des „Ein¬ zigen“. Wenn sich die Theorie vielleicht einmal daran gibt, wirk¬ lich historische Themata zu behandeln, wie z. B. das achtzehnte Jahrhundert, so geben sie nur die Geschichte der Vorstellungen, losgerissen von den Tatsachen und praktischen Entwicklungen, die ihnen zum Grunde liegen, und auch diese nur in der Absicht, um diese Zeit als eine unvollkommene Vorstufe, als den noch bor¬ nierten Vorläufer der wahren geschichtlichen Zeit, d. h. der Zeit M des deutschen Philosophenkampfes von 1840/44 darzustellen. Diesem Zwecke, eine frühere Geschichte zu schreiben, um den Ruhm einer ungeschichtlichen Person und ihrer Phantasien desto heller leuchten zu lassen, entspricht es denn, daß man alle wirk¬ lich historischen Ereignisse, selbst die wirklich historischen Ein- 40 griffe der Politik in die Geschichte, nicht erwähnt und dafür eine nicht auf Studien, sondern Konstruktionen und literarischen Klatschgeschichten beruhende Erzählung gibt — wie dies vom * 25 21 Im Original hinwegzuspringen 25 Im Original übergeht statt übergehen.
I. Feuerbach 31 heiligen Bruno in seiner nun vergessenen Geschichte des 18ten Jahrhunderts geschehen ist. Diese hochtrabenden und hochfahren¬ den Gedankenkrämer, die unendlich weit über alle nationalen Vorurteile erhaben zu sein glauben, sind also in der Praxis noch s viel nationaler als die Bierphilister, die von Deutschlands Einheit träumen. Sie erkennen die Taten andrer Völker gar nicht für histo¬ risch an, sie leben in Deutschland zu Deutschland /28/ und für Deutschland, sie verwandeln das Rheinlied in ein geistliches Lied und erobern Elsaß und Lothringen, indem sie statt des französi- ю sehen Staats, die französische Philosophie bestehlen, statt franzö¬ sischer Provinzen, französische Gedanken germanisieren. Herr Venedey ist ein Kosmopolit gegen die Heiligen Bruno und Max, die in der Weltherrschaft der Theorie die Weltherrschaft Deutsch¬ lands proklamieren. и Es zeigt sich aus diesen Auseinandersetzungen auch, wie- sehr Feuerbach sich täuscht, wenn er (Wigands Vierteljahrs¬ schrift. 1845, Bd. 2) sich vermöge der Qualifikation „Gemein¬ mensch“ für einen Kommunisten erklärt, in ein Prädikat „des“ Menschen verwandelt, also das Wort Kommunist, das in der be- 20 stehenden Welt den Anhänger einer bestimmten revolutionären Partei bezeichnet, wieder in eine bloße Kategorie verwandeln zu können glaubt. Feuerbachs ganze Deduktion in Beziehung auf das Verhältnis der Menschen zu einander geht nur dahin, zu be¬ weisen, daß die Menschen einander nötig haben und immer g e - 25 h а b t haben. Er will das Bewußtsein über diese Tatsache eta¬ blieren, er will also, wie die übrigen Theoretiker, nur ein richtiges Bewußtsein über ein bestehendes Faktum hervorbringen, während es dem wirklichen Kommunisten darauf ankommt, dies Bestehende umzustürzen. Wir erkennen es übrigens vollständig зо an, da3 Feuerbach, indem er das Bewußtsein gerade dieser Tat¬ sache zu erzeugen strebt, so weit geht, wie ein Theoretiker über¬ haupt gehen kann, ohne aufzuhören, Theoretiker und Philosoph zu sein> Chßrakteristisch ist es aber, daß die Heiligen Bruno und Max cie Vorstellung Feuerbachs vom Kommunisten sogleich an 35 die Stelle des wirklichen Kommunisten setzen, was teilweise schon deswegen geschieht, damit sie auch den Kommunismus als „Geist vom Geist“, als philosophische Kategorie, als ebenbürtigen Geg¬ ner bekämpfen können — und von Seiten des heiligen Bruno auch noch lus pragmatischen Interessen. Als Beispiel von der Aner- 40 kennuig und zugleich Verkennung des Bestehenden, die Feuer¬ bach loch immer mit unsem Gegnern teilt, erinnern wir an die Stelle der „Philosophie der Zukunft“, wo er entwickelt, daß das Sein eines Dinges oder Menschen zugleich sein Wesen sei, daß die bestimrten Existenzverhältnisse, Lebensweise und Tätigkeit eines 45 tierisdien oder menschlichen Individuums dasjenige sei, worin
32 Deutsche Ideologie. Einleitung sein „Wesen“ sich befriedigt fühle. Hier wird ausdrücklich jede Ausnahme als ein unglücklicher Zufall, als eine Abnormität, die nicht zu ändern ist, aufgefaßt. Wenn also Millionen von Proleta¬ riern sich in ihren Lebensverhältnissen keineswegs befriedigt füh¬ len, wenn ihr „Sein“ ihrem [. . .] I !6} 8/ sich in Wirklichkeit und з für den praktischen Materialisten, d. h. Kommunisten, darum handelt, die bestehende Welt zu revolutionieren, die vor- gefundnen Dinge praktisch anzugreifen und zu verändern. Wenn bei Feuerbach sich zuweilen derartige Anschauungen finden, so gehen sie doch nie über vereinzelte Ahnungen hinaus und haben 10 auf seine allgemeine Anschauungsweise viel zu wenig Einfluß als daß sie hier anders, denn als entwicklungsfähige Keime, in Be¬ tracht kommen könnten. Feuerbachs „Auffassung“ der sinnlichen Welt beschränkt sich einerseits auf die bloße Anschauung der¬ selben, und andrerseits auf die bloße Empfindung, er sagt „den и Menschen“ statt d [ie] „wirklichen historischen Menschen“. „D e r Mensch“ ist realiter „der Deutsche“. Im ersten Falle, in der An - schauung der sinnlichen Welt, stößt er notwendig auf Dinge, die seinem Bewußtsein und seinem Gefühl widersprechen, die die von ihm vorausgesetzte Harmonie aller Teile der sinnlichen Welt 20 und namentlich des Menschen mit der Natur stören.1*1 Um diese zu beseitigen, muß er dann zu einer doppelten Anschauung seine Zu¬ flucht nehmen, zwischen einer profanen, die nur das „auf platter Hand Liegende“ und einer höheren, philosophischen, die das „wahre Wesen“ der Dinge erschaut. Er sieht nicht wie die ihn 25 umgebende sinnliche Welt nicht ein unmittelbar von Ewigkeit her gegebenes, sich stets gleiches Ding ist, sondern das Produkt der Industrie und des Gesellschaftszustandes, und zwar in dem Sinne, daß sie ein geschichtliches Produkt ist, das Resultat der Tätig¬ keit einer ganzen Reihe von Generationen, deren Jede auf den зс Schultern der vorhergehenden stand, ihre Industrie und ihren Ver¬ kehr weiter ausbildete, ihre soziale Ordnung nach den veränderten Bedürfnissen modifizierte. Selbst die Gegenstände der einfachsten [*] N. B. Nicht daß Feuerbach das auf platter Hand liegende, den sinnlichen Schein der durch genauere Untersuchung des sinnlichen 35 Tatbestandes konstatierten sinnlichen Wirklichkeit unterordnet, ist der Fehler, sondern daß er in letzter Instanz nicht mit der Sinnlichkeit fertig werden kann, ohne sie mit den „Augen“, d. h. durch die „Brille“ des Philosophen zu betrachten. 5 Der Sinn des hier fehlenden Übergangs war etwa folgender: wenn ihr „Sein“ ihrem [„Wesen“ widerspricht, sö ist das allerdings eine Abnormität, aber kein unglücklicher Zufall. Ein historisches Faktum, das auf ganz bestimmten gesellschaftlichen V erhältnissen beruht. Feuerbach begnügt sich, dies Faktum zu konstatieren; er interpretiert nur die bestehende sinnliche Welt, verhält sich zu ihr nur als Theoretiker, während es] sich in Wirklichkeit
I. Feuerbach 33 „sinnlichen Gewißheit“ sind ihm nur durch die gesellschaftliche Entwicklung, die Industrie und den kommerziellen Verkehr ge¬ geben. Der Kirschbaum ist, wie fast alle Obstbäume, bekanntlich erst vor wenig Jahrhunderten durch den Handel in unsre Zone 5 verpflanzt worden, und wurde deshalb erst /9/ d u r ch diese Aktion einer bestimmten Gesellschaft in einer bestimmten Zeit der „sinn¬ lichen Gewißheit“ Feuerbachs gegeben. Übrigens löst sich in die¬ ser Auffassung der Dinge, wie sie wirklich sind und geschehen sind, wie sich weiter unten noch deutlicher zeigen wird, jedes tief- io sinnige philosophische Problem ganz einfach in ein empirisches Faktum auf. Z. B. die wichtige Frage über das Verhältnis des Men¬ schen zur Natur (oder gar, wie Bruno sagt, (p. 110), die „Gegen¬ sätze in Natur und Geschichte“, als ob das zwei voneinander ge¬ trennte „Dinge“ seien, der Mensch nicht immer eine geschichtliche и Natur und eine natürliche Geschichte vor sich habe), aus der alle die „unergründlich hohen Werke“ über „Substanz“ und „Selbst¬ bewußtsein“ hervorgegangen sind, zerfällt von selbst in der Ein¬ sicht, daß die vielberühmte „Einheit des Menschen mit der Natur“ in der Industrie von jeher bestanden und in jeder Epoche je nach 20 der geringeren oder größeren Entwicklung der Industrie anders be¬ standen hat, ebenso wie der „Kampf“ des Menschen mit der Natur, bis zur Entwicklung seiner Produktivkräfte auf einer entsprechen¬ den Basis. Die Industrie und der Handel, die Produktion und der Austausch der Lebensbedürfnisse bedingen ihrerseits und werden 25 wiederum in der Art ihres Betriebes bedingt durch dieDistribution, dieGliederung der verschiedenen gesellschaftlichen Klassen—und so kommt es denn, daß Feuerbach in Manchester z. B. nur Fabriken und Maschinen sieht, wo vor hundert Jahren nur Spinnräder und Webstühle zu sehen waren, oder in der Campagna di Roma nur зо Viehweiden und Sümpfe entdeckt, wo er zur Zeit des Augustus nichts als Weingärten und Villen römischer Kapitalisten gefunden hätte. Feuerbach spricht namentlich von der Anschauung der Naturwissenschaft, er erwähnt Geheimnisse, die nur dem Auge des Physikers und Chemikers offenbar werden; aber wo wäre ohne In- 35 dustrie und Handel die Naturwissenschaft? Selbst diese „reine“ Naturwissenschaft erhält ja ihren Zweck sowohl, wie ihr Material, erst durch Handel und Industrie, durch sinnliche Tätigkeit der Menschen. So sehr ist diese Tätigkeit, dieses fortwährende sinn¬ liche Arbeiten und Schaffen, diese Produktion die Grundlage der 4o ganzen sinnlichen Welt, wie sie jetzt existiert, daß, wenn sie auch nur für ein Jahr unterbrochen würde, Feuerbach eine ungeheure Veränderung nicht nur in der natürlichen Welt vorfinden, sondern auch die ganze Menschenwelt und sein eignes Anschauungsver¬ mögen, ja seine Eigne Existenz sehr bald vermissen würde. Aller- 4> dings bleibt dabei die Priorität der äußeren Natur bestehen, und Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 3
34 Deutsche Ideologie. Einleitung allerdings hat dies Alles keine /10/ Anwendung auf die ursprüng¬ lichen, durch generatio aequivoca erzeugten Menschen; aber diese Unterscheidung hat nur in sofern Sinn, als man den Menschen als von der Natur unterschieden betrachtet. Übrigens ist diese, der menschlichen Geschichte vorhergehende Natur ja nicht die Natur, з in der Feuerbach lebt, nicht die Natur, die heutzutage, ausgenom¬ men etwa auf einzelnen australischen Koralleninseln neueren Ur¬ sprungs, nirgends mehr existiert, also auch für Feuerbach nicht existiert. — /9/ Feuerbach hat /10/ allerdings, den großen Vor¬ zug vor den „reinen“ Materialisten, daß er einsieht, wie auch der io Mensch „sinnlicher Gegenstand“ ist; aber abgesehen davon, daß er ihn nur als „sinnlichen Gegenstand“, nicht als „sinnliche Tätig¬ keit“ faßt, da er sich auch hierbei in der Theorie hält, die Men¬ schen nicht in ihrem gegebenen gesellschaftlichen Zusammen¬ hänge, nicht unter ihren vorliegenden Lebensbedingungen, die sie /з zu Dem gemacht haben, was sie sind, auffaßt, so kommt er nie zu den wirklich existierenden, tätigen Menschen, sondern bleibt bei dem Abstraktum „der Mensch“ stehen, und bringt es nur dahin, den „wirklichen, individuellen, leibhaftigen Menschen“ in der Empfindung anzuerkennen, d. h. er kennt keine andern „mensch- 20 liehen Verhältnisse“ „des Menschen zum Menschen“, als Liebe und Freundschaft, und zwar idealisiert. Gibt keine Kritik der jetzigen Lebensverhältnisse. Er kommt also nie dazu, die sinnliche Welt als die gesamte lebendige sinnliche Tätigkeit der sie aus¬ machenden Individuen aufzufassen, und ist daher gezwungen, 25 wenn er z. B. statt gesunder Menschen einen Haufen skrofulöser,, überarbeiteter und schwindsüchtiger Hungerleider sieht, da zu der „höheren Anschauung“ und zur ideellen „Ausgleichung in der Gattung“ seine Zuflucht zu nehmen, also gerade da in den Idealis¬ mus zurückzufallen, wo der kommunistische Materialist die Not- зо Wendigkeit und zugleich die Bedingung einer Umgestaltung so¬ wohl der Industrie wie der gesellschaftlichen Gliederung sieht. Soweit Feuerbach Materialist ist, kommt die Geschichte bei ihm nicht vor, und soweit er die Geschichte in Betracht zieht, ist er kein Materialist. Bei ihm fallen Materialismus und Geschichte ganz 35 auseinander, was sich übrigens schon aus dem Gesagten erklärt. /20/ Die Geschichte ist nichts als die Aufeinanderfolge der ein¬ zelnen Generationen, von denen Jede die ihr von allen vorherge¬ gangenen übermachten Materiale, Kapitalien, Produktionskräfte exploitiert, daher also einerseits unter ganz veränderten Umstän- 40 den die überkommene Tätigkeit fortsetzt und andrerseits mit einer ganz veränderten Tätigkeit die alten Umstände modifiziert, was sich nun spekulativ so verdrehen läßt, daß die spätere Geschichte zum Zweck der früheren gemacht wird, z. B. daß der Entdeckung Amerikas der Zweck zu Grunde gelegt wird, der französischen 45
I. Feuerbach 35 Revolution zum Durchbruch zu verhelfen, wodurch dann die Ge¬ schichte ihre aparten Zwecke erhält und eine „Person neben an¬ deren Personen“ (als da sind: „Selbstbewußtsein, Kritik, Ein¬ ziger“ etc.) wird, während das, was man mit den Worten „Bestim- 5 mung“, „Zweck“, „Keim“, „Idee“ der früheren Geschichte be¬ zeichnet, weiter nichts ist als eine Abstraktion von der späteren Geschichte, eine Abstraktion von dem aktiven Einfluß, den die frühere Geschichte auf die spätere ausübt. — Je weiter sich im Laufe dieser Entwicklung nun die einzelnen Kreise, die aufein- 10 ander einwirken, ausdehnen, je mehr die ursprüngliche Abge¬ schlossenheit der einzelnen Nationalitäten durch die ausgebildete Produktionsweise, Verkehr und dadurch naturwüchsig hervorge¬ brachte Teilung der Arbeit zwischen verschiednen Nationen ver¬ nichtet wird, desto mehr wird die Geschichte zur Weltgeschichte, и sodaß z. B. wenn in England eine Maschine erfunden wird, die in Indien und China zahllose Arbeiter außer Brot setzt und die ganze Existenzform dieser Reiche umwälzt, diese Erfindung zu einem weltgeschichtlichen Faktum wird; oder daß der Zucker und Kaffee ihre weltgeschichtliche Bedeutung im neunzehnten Jahr- 20 hundert dadurch bewiesen, daß der durch das napoleonische Kon¬ tinentalsystem erzeugte Mangel an diesen Produkten die Deut¬ schen /21/ zum Aufstande gegen Napoleon brachte und so die reale Basis der glorreichen Befreiungskriege von 1813 wurde. Hieraus folgt, daß diese Umwandlung der Geschichte in Welt- 25 geschichte nicht etwa eine bloße abstrakte Tat des „Selbstbewußt¬ seins“, Weltgeistes oder sonst eines metaphysischen Gespenstes ist, sondern eine ganz materielle, empirisch nachweisbare Tat, eine Tat, zu der jedes Individuum, wie es geht und steht, ißt, trinkt und sich kleidet, den Beweis liefert. — зо /30/ Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d. h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht. Die Klasse, die die Mittel zur materiellen Produktion zu ihrer Verfügung hat, disponiert da- 35 mit zugleich über die Mittel zur geistigen Produktion, sodaß ihr damit zugleich im Durchschnitt die Gedanken derer, denen die Mittel zur geistigen Produktion abgehen, unterworfen sind. Die herrschenden Gedanken sind weiter Nichts als der ideelle Aus¬ druck der herrschenden materiellen Verhältnisse, die als Gedan- 40 ken gefaßten, herrschenden materiellen Verhältnisse; also der Verhältnisse, die eben die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft. Die Individuen, welche die herrschende Klasse ausmachen, haben unter Anderm auch Be¬ wußtsein und denken daher; insofern sie also als Klasse herr- 45 sehen und den ganzen Umfang einer Geschichtsepoche bestimmen, 3*
36 Deutsche Ideologie. Einleitung versteht es sich von selbst, daß sie dies in ihrer ganzen Ausdehnung tun, also unter Andern auch als Denkende, als Produzenten von Gedanken herrschen, die Produktion und Distribution der Gedan¬ ken ihrer Zeit regeln; daß also ihre Gedanken die herrschenden Gedanken der Epoche sind. Zu einer Zeit z. B. und in einem s Lande, wo königliche Macht, Aristokratie und Bourgeoisie sich um die Herrschaft streiten, wo also die Herrschaft geteilt ist, zeigt sich als herrschender Gedanke die Doktrin von der Teilung der Gewal¬ ten, die nun als ein „ewiges Gesetz“ ausgesprochen wird. — Die Teilung der Arbeit, die wir schon oben (S. [20з8—23 із]) als eine 10 der Hauptmächte der bisherigen Geschichte vorfanden, äußert sich nun auch in der herrschenden Klasse als Teilung der geistigen und ma-/31/teriellen Arbeit, sodaß innerhalb dieser Klasse der eine Teil als die Denker dieser Klasse auftritt, (die aktiven kon- zeptiven Ideologen derselben, welche die Ausbildung der Illusion із dieser Klasse über sich selbst zu ihrem Hauptnahrungszweige machen) während die Andern sich zu diesen Gedanken und Illu¬ sionen mehr passiv und rezeptiv verhalten, weil sie in der Wirk¬ lichkeit die aktiven Mitglieder dieser Klasse sind und weniger Zeit dazu haben, sich Illusionen und Gedanken über sich selbst zu 20 machen. Innerhalb dieser Klasse kann diese Spaltung derselben sich sogar zu einer gewissen Entgegensetzung und Feindschaft beider Teile entwickeln, die aber bei jeder praktischen Kollision, wo die Klasse selbst gefährdet ist, von selbst wegfällt, wo denn auch der Schein verschwindet, als wenn die herrschenden Gedanken 25 nicht die Gedanken der herrschenden Klasse wären und eine von der Macht dieser Klasse unterschiedene Macht hätten. Die Existenz revolutionärer Gedanken in einer bestimmten Epoche setzt bereits die Existenz einer revolutionären Klasse voraus, über deren Vor¬ aussetzungen bereits oben (S. [23 із—25го]) das Nötige gesagt ist. зо Löst man nun bei der Auffassung des geschichtlichen Verlaufs die Gedanken der herrschenden Klasse von der herrschenden Klasse los, verselbstständigt man sie, bleibt dabei stehen, daß in einer Epoche diese und jene Gedanken geherrscht haben, ohne sich um die Bedingungen der Produktion und um die Produzen- зз ten dieser Gedanken zu bekümmern, läßt man also die den Ge¬ danken zu Grunde liegenden Individuen und Weltzustände weg, so kann man z. B. sagen, daß während der Zeit, in der die Aristo¬ kratie herrschte, die Begriffe Ehre, Treue etc., während der Herr¬ schaft der Bourgeoisie die Begriffe Freiheit, Gleichheit etc. 40 herrschten. Die herrschendeKlasse selbst bildet sich dies im Durch¬ schnitt ein. Diese Geschichtsauffassung, die allen Geschicht¬ schreibern vorzugsweise seit dem achtzehnten Jahrhundert gemein¬ sam ist, wird notwendig auf /32/ das Phänomen stoßen, daß immer abstraktere Gedanken herrschen, d. h. Gedanken, die immer mehr 45
I. Feuerbach 37 die Form der Allgemeinheit annehmen. Jede neue Klasse nämlich, die sich an die Stelle einer vor ihr herrschenden setzt, ist genötigt, schon um ihren Zweck durchzuführen, ihr Interesse als das ge¬ meinschaftliche Interesse aller Mitglieder der Gesellschaft dar- <3 zustellen, d.h ideell ausgedrückt: ihren Gedanken die Form der Allgemeinheit zu geben, sie als die einzig vernünftigen, allgemein gültigen darzustellen> Die revolutionierende Klasse tritt von vom herein, schon weil sie einer Klasse gegenübersteht, nicht als Klasse, sondern als Vertreterin der ganzen Gesellschaft auf, sie 10 erscheint als die ganze Masse der Gesellschaft gegenüber der ein¬ zigen, herrschenden Klasse. Sie kann dies, weil im Anfänge ihr Interesse wirklich noch mehr mit dem gemeinschaftlichen Inter¬ esse aller übrigen nichtherrschenden Klassen zusammenhängt, sich unter dem Druck der bisherigen Verhältnisse noch nicht als be- is sonderes Interesse einer besondern Klasse entwickeln konnte. Ihr Sieg nutzt daher auch vielen Individuen der übrigen, nicht zur Herrschaft kommenden Klassen, aber nur in so fern, als er diese Individuen jetzt in den Stand setzt, sich in die herrschende Klasse zu erheben. Als die französische Bourgeoisie die Herrschaft der 20 Aristokratie stürzte, machte sie es dadurch vielen Proletariern möglich, sich über das Proletariat zu erheben, aber nur, insofern sie Bourgeois wurden. Jede neue Klasse bringt daher nur auf einer breiteren Basis, als die der bisher herrschenden, ihre Herrschaft zu Stande, wogegen sich dann später auch der Gegensatz der nicht- 25 herrschenden gegen die nun herrschende Klasse um so schärfer und tiefer entwickelt. Durch Beides ist bedingt, daß der gegen diese neue herrschende Klasse zu führende Kampf wiederum auf eine entschiedenere, radikalere Negation der bisherigen Gesellschafts¬ zustände hinarbeitet, als alle /33/ bisherigen, die Herrschaft an- 3o strebenden Klassen dies tun konnten. Dieser ganze Schein, als ob die Herrschaft einer bestimmten Klasse nur die Herrschaft gewisser Gedanken sei, hört natürlich von selbst auf, sobald die Herrschaft von Klassen überhaupt auf¬ hört, die Form der gesellschaftlichen Ordnung zu sein, sobald es 35 also nicht mehr nötig ist, ein besonderes Interesse als allgemeines oder „das Allgemeine“ als herrschend darzustellen. Nachdem einmal die herrschenden Gedanken von den herr¬ schenden Individuen und vor allem, von den Verhältnissen, die aus einer gegebnen Stufe der Produktionsweise hervorgehn, ge- 40 trennt sind und dadurch das Resultat zu Stande gekommen ist, daß 11 Auf dieser Höhe schrieb Marx in die rechte Spalte: (Die Allgemeinheit entspricht 1) der Klasse contra Stand, 2) der Kon¬ kurrenz, Weltverkehr, etc., 3) der großen Zahlreichheit der herrschenden Klasse; 4) der Illusion der gemeinschaftlichen Interessen. Im An¬ fang diese Illusion wahr. 5) Der Täuschung der Ideologen und der Teilung der Arbeit.)
38 Deutsche Ideologie. Einleitung in der Geschichte stets Gedanken herrschen, ist es sehr leicht aus diesen verschiedenen Gedanken sich „den Gedanken“, die Idee etc. als das in der Geschichte Herrschende zu abstrahieren und da¬ mit alle diese einzelnen Gedanken und Begriffe als „Selbstbestim¬ mungen“ des sich in der Geschichte entwickelnden Begriffs zu s fassen. Es ist dann auch natürlich, daß alle Verhältnisse der Men¬ schen aus dem Begriff des Menschen, dem vorgestellten Menschen, dem Wesen des Menschen, dem Menschen abgeleitet werden können. Dies hat die spekulative Philosophie getan. Hegel gesteht selbst am Ende der Geschichtsphilosophie, daß er „den Fortgang ю des Begriffs allein betrachtet“ und in der Geschichte die „wahrhafte Th eо d i ce e“ dargestellt habe (p. 446). Man kann nun wieder auf die Produzenten „des Begriffs“ zurückgehen, auf die Theoretiker, Ideologen und Philosophen, und kommt dann zu dem Resultate, daß die Philosophen, die Denkenden als solche, von 15 jeher in der Geschichte geherrscht haben — ein Resultat, was, wie wir sehen, auch schon von Hegel ausgesprochen wurde. Das ganze Kunststück also in der Geschichte die Oberherrlichkeit des Geistes (Hierarchie bei Stirner) nachzuweisen, beschränkt sich auf fol¬ gende 3 EffortS. 20 /34/ № 1. Man muß die Gedanken der aus empirischen Grün¬ den, unter empirischen Bedingungen und als materielle Indivi¬ duen Herrschenden von diesen Herrschenden trennen und somit die Herrschaft von Gedanken oder Illusionen in der Geschichte an¬ erkennen. 25 N° 2. Man muß in diese Gedankenherrschaft eine Ordnung bringen, einen mystischen Zusammenhang unter den aufeinander¬ folgenden herrschenden Gedanken nachweisen, was dadurch zu Stande gebracht wird, daß man sie als „Selbstbestimmungen des Begriffs“ faßt (dies ist deshalb möglich, weil diese Gedanken ѵег- зо mittelst ihrer empirischen Grundlage wirklich mit einander Zu¬ sammenhängen und weil sie als bloße Gedanken gefaßt zu Selbstunterscheidungen, vom Denken gemachten Unterschieden, werden). N° 3. Um das mystische Aussehen dieses „sich selbst bestim- 35 menden Begriffs“ zu beseitigen, verwandelt man ihn in eine Per¬ son — „das Selbstbewußtsein“ — oder um recht materialistisch zu erscheinen, in eine Reihe von Personen, die „den Begriff“ in der Geschichte repräsentieren, in „die Denkenden“, die „Philo¬ sophen“, die Ideologen, die nun wieder als die Fabrikanten der 40 Geschichte, als „der Rat der Wächter“, als die Herrschenden ge- 6—8 Diesen Satz schrieb Marx auf der Höhe des vorhergehenden in die recht: Spalte, ohne anzugeben, wohin er einzuschalten sei 40 Im Original die man nun wieder 41 Auf dieser Höhe schrieb Marx in die rechte Spalte: Der Mensch = dem „denkenden Menschengeist“.
I. Feuerbach 39 faßt werden. Hiermit hat man sämtliche materialistischen Ele¬ mente aus der Geschichte beseitigt und kann nun seinem spekula¬ tiven Roß ruhig die Zügel schießen lassen. /35/ Während im gewöhnlichen Leben jeder Shopkeeper sehr 5 wohl zwischen Dem zu unterscheiden weiß, was Jemand zu sein vorgibt, und dem, was er wirklich ist, so ist unsre Geschichtschrei¬ bung noch nicht zu dieser trivialen Erkenntnis gekommen. Sie glaubt jeder Epoche aufs Wort, was sie von sich selbst sagt und sich einbildet. io /34/ Es muß diese Geschichtsmethode, die in Deutschland, und warum vorzüglich, herrschte, entwickelt werden aus dem Zusam¬ menhang mit der Illusion der Ideologen überhaupt, z. B. den Illu¬ sionen der Juristen, Politiker (auch der praktischen Staatsmänner darunter), aus den dogmatischen Träumereien und Verdrehungen w dieser Kerls, die sich ganz einfach erklärt aus ihrer praktischen Lebensstellung, ihrem Geschäft und der Teilung der Arbeit. [B. DIE WIRKLICHE BASIS DER IDEOLOGIE] [1.] Verkehr und Produktivkraft /41/ Die größte Teilung der materiellen und geistigen Arbeit 20 ist die Trennung von Stadt und Land. Der Gegensatz zwischen Stadt und Land fängt an mit dem Übergange aus der Barbarei in die Zivilisation, aus dem Stammwesen in den Staat, aus der Loka¬ lität in die Nation, und zieht sich durch die ganze Geschichte der Zivilisation bis auf den heutigen Tag (die Anticomlaw-League) 25 hindurch. — Mit der Stadt ist zugleich die Notwendigkeit der Ad¬ ministration, der Polizei, der Steuern usw., kurz des Gemeinde¬ wesens und damit der Politik überhaupt gegeben.[Hier zeigte sich zuerst die Teilung der Bevölkerung in zwei große Klassen, die direkt auf der Teilung der Arbeit und den Produktionsinstrumen- 30 ten beruht. DieStadt ist bereits die Tatsache der Konzentration der Bevölkerung, der Produktionsinstrumente, des Kapitals, der Ge¬ nüsse, der Bedürfnisse, während das Land gerade die entgegenge¬ setzte Tatsache, die Isolierung und Vereinzelung, zur Anschauung bringt. Der Gegensatz zwischen Stadt und Land kann nur innerhalb 35 des Privateigentums existieren. Er ist der krasseste Ausdruck der Subsumtion des Individuums unter die Teilung der Arbeit, unter
40 Deutsche Ideologie. Einleitung eine bestimmte, ihm aufgezwungene Tätigkeit, eine Subsumtion, die den Einen zum bornierten Stadttier, den Andern zum bornierten Landtier macht und den Gegensatz der Interessen Beider täglich neu erzeugt. Die Arbeit ist hier wieder die Hauptsache, die Macht über den Individuen, und solange diese existiert, solange muß з das Privateigentum existieren. Die Aufhebung des Gegensatzes von Stadt und Land ist eine der ersten Be-/42/dingungen der Ge¬ meinschaft, eine Bedingung, die wieder von einer Masse materiel¬ ler Voraussetzungen abhängt und die der bloße Wille nicht er¬ füllen kann, wie Jeder auf den ersten Blick sieht. (Diese Bedin- 10 gungen müssen noch entwickelt werden). Die Trennung von Stadt und Land kann auch gefaßt werden als die Trennung von Ka¬ pital und Grundeigentum, als der Anfang einer vom Grundeigen¬ tum unabhängigen Existenz und Entwicklung des Kapitals, eines Eigentums, das bloß in der Arbeit und im Austausch seine Basis із hat. In den Städten, welche im Mittelalter nicht aus der früheren Geschichte fertig überliefert waren, sondern sich neu aus den frei- gewordnen Leibeignen bildeten, war die besondre Arbeit eines Jeden sein einziges Eigentum außer dem kleinen, fast nur im nötig- 20 sten Handwerkszeug bestehenden Kapital, das er mitbrachte. Die Konkurrenz der fortwährend in die Stadt kommenden entlaufenen Leibeigenen, der fortwährende Krieg des Landes gegen die Städte und damit die Notwendigkeit einer organisierten städtischen Kriegsmacht, das Band des gemeinsamen Eigentums an einer be- 25 stimmten Arbeit, die Notwendigkeit gemeinsamer Gebäude zum Verkauf ihrer Waren zu einer Zeit, wo die Handwerker zugleich commergants und die damit gegebene Ausschließung Unberufener von diesen Gebäuden, der Gegensatz der Interessen der einzelnen Handwerke unter sich, die Notwendigkeit eines Schutzes der mit зо Mühe erlernten Arbeit und die feudale Organisation des ganzen Landes waren die Ursachen der Vereinigung der Arbeiter eines jeden Handwerks in Zünften. Wir haben hier auf die vielfachen Modifikationen des Zunftwesens, die durch spätere historische Ent¬ wicklungen hereinkommen, nicht weiter einzugehen. Die Flucht 35 der Leibeignen in die Städte fand während des ganzen Mittelalters ununterbrochen statt. Diese Leibeignen, auf dem Lande von ihren Herren verfolgt, kamen einzeln in die Städte, wo sie eine organi¬ sierte Gemeinde vorfanden, gegen die sie machtlos waren, worin sie sich der Stellung unterwerfen mußten, die ihnen das Bedürf- ю nis nach ihrer Arbeit und das Interesse ihrer organisierten städti¬ schen Konkurrenten anwies. Diese einzeln herein kommenden Ar¬ beiter konnten es nie zu einer Macht bringen, da, wenn ihre Arbeit eine zunftmäßige war, die erlernt werden mußte, die Zunftmeister sie sich unterwarfen und nach ihrem Interesse organisierten, oder, із
I. Feuerbach 41 wenn ihre Arbeit nicht erlernt werden mußte, daher keine zunft¬ mäßige, sondern Taglöhnerarbeit war, nie zu einer Organisation kamen, sondern unorganisierter Pöbel blieben. Die Notwendigkeit der Taglöhnerarbeit in den Städten schuf den Pöbel. — Diese 5 Städte waren wahre „Vereine“, hervorgerufen durch das unmittel¬ bare /43/ Bedürfnis, die Sorge um den Schutz des Eigentums, und, um die Produktionsmittel und Verteidigungsmittel der einzelnen Mitglieder, zu multiplizieren. Der Pöbel dieser Städte war da¬ durch, daß er aus einander fremden, vereinzelt herein gekomme- io nen Individuen bestand, die einer organisierten, kriegsmäßig ge¬ nisteten, sie eifersüchtig überwachenden Macht unorganisiert gegenüberstanden, aller Macht beraubt. Die Gesellen und Lehr¬ linge waren in jedem Handwerk so organisiert, wie es dem Inter¬ esse der Meister am besten entsprach; das patriarchalische Ver- 15 hältnis, in dem sie zu ihren Meistem standen, gab diesen eine doppelte Macht, einerseits in ihrem direkten Einfluß auf das ganze Leben der Gesellen und dann, weil es für die Gesellen, die bei demselben Meister arbeiteten, ein wirkliches Band war, das sie gegenüber den Gesellen der übrigen Meister zusammenhielt und so sie von diesen trennte; und endlich waren die Gesellen schon durch das Interesse, das sie hatten, selbst Meister zu werden, an die bestehende Ordnung geknüpft. Während daher der Pöbel es wenigstens zu Erneuten gegen die ganze städtische Ordnung brachte, die indes bei seiner Machtlosigkeit ohne alle Wirkung 25 blieben, kamen die Gesellen nur zu kleinen Widersetzlichkeiten innerhalb einzelner Zünfte, wie sie zur Existenz des Zunftwesens ‘selbst gehören. Die großen Auf stände des Mittelalters gingen alle vom Lande aus, blieben aber ebenfalls wegen der Zersplitterung und der daraus folgenden Roheit der Bauern total erfolglos. зо Die Teilung der Arbeit war in den Städten zwischen den ein- /44/zelnen Zünften noch [ganz naturwüchsig] und in den Zünften selbst zwischen den einzelnen Arbeitern gar nicht durchgeführt. Jeder Arbeiter mußte in einem ganzen Kreise von Arbeiten be¬ wandert sein, mußte Alles machen können, was mit seinen Werk- 35 zeugen zu machen war; der beschränkte Verkehr und die geringe Verbindung der einzelnen Städte unter sich, der Mangel an Bevöl¬ kerung und die Beschränktheit der Bedürfnisse ließen keine weitere Teilung der Arbeit aufkommen und daher mußte Jeder, der Mei¬ ster werden wollte, seines ganzen Handwerks mächtig sein. Daher 4o findet sich bei den mittelalterlichen Handwerkern noch ein Inter¬ esse an ihrer speziellen Arbeit und an der Geschicklichkeit darin, das sich bis zu einem gewissen bornierten Kunstsinn steigern konnte. Daher ging aber auch jeder mittelalterliche Handwerker 31 Der Rand des Papiers ist beschädigt und auf dem Photo durch Umbiegung verdeckt
42 Deutsche Ideologie. Einleitung ganz in seiner Arbeit auf, hatte ein gemütliches Knechtschafts¬ verhältnis zu ihr und war viel mehr als der moderne Arbeiter, dem seine Arbeit gleichgültig ist, unter sie subsumiert. /43! Das Kapital in diesen Städten war ein naturwüchsiges Ka¬ pital, das in der Wohnung, den Handwerkszeugen und der natur- 6 wüchsigen, erblichen Kundschaft bestand, und sich wegen des un- entwickeltenVerkehrs und der mangelnden Zirkulation als unreali¬ sierbar vomVater auf den Sohn forterben mußte. Dies Kapital war nicht, wie das moderne, ein in Geld abzuschätzendes, bei dem es gleichgültig ist, ob es in dieser oder jener Sache steckt, sondern io ein unmittelbar mit der bestimmten Arbeit des Besitzers zusam¬ menhängendes, von ihr gar nicht zu trennendes, und in sofern ständisches Kapital. /44/ Die nächste Ausdehnung der Teilung der Arbeit war die Trennung von Produktion und Verkehr, die Bildung einer beson- w dem Klasse von Kaufleuten, eine Trennung, die in den historisch überlieferten Städten (u. A. mit den Juden) mit überkommen war und in den neugebildeten sehr bald eintrat. Hiermit war die Mög¬ lichkeit einer über den nächsten Umkreis hinausgehenden Handels¬ verbindung gegeben, eine Möglichkeit, deren Ausführung von den 20 bestehenden Kommunikationsmitteln, dem durch die politischen Verhältnisse bedingten Stande der öffentlichen Sicherheit auf dem Lande (im ganzen Mittelalter zogen bekanntlich die Kaufleute in bewaffneten Karawanen herum) und von den durch die jedes¬ malige Kulturstufe bedingten roheren oder entwickelteren Bedürf- 25 nissen des dem Verkehr zugänglichen Gebietes abhing. — Mit dem in einer besonderen Klasse konstituierten Verkehr, mit der Ausdehnung des Handels durch die Kaufleute über die nächste Umgebung der Stadt hinaus, tritt sogleich eine Wechselwirkung zwischen der Produktion und dem Verkehr ein. Die Städte treten зо mit einander in Verbindung, es werden neue Werkzeuge aus einer Stadt in die andre gebracht, und die Teilung zwischen Pro¬ duktion und Verkehr ruft bald eine neue Teilung der Produktion zwischen /45/ den einzelnen Städten hervor, deren Jede bald einen vorherrschenden Industriezweig exploitiert. Die anfängliche Be- 35 schränkung auf die Lokalität fängt an allmählich aufgelöst zu werden. /54/ Die Bürger in jeder Stadt waren im Mittelalter gezwungen, sich gegen den Landadel zu vereinigen, um sich ihrer Haut zu wehren; die Ausdehnung des Handels, die Herstellung der Kom- 40 munikationen führte die einzelnen Städte dazu andere Städte kennen zu lernen, die dieselben Interessen im Kampfe mit dem¬ selben Gegensatz durchgesetzt hatten. Aus den vielen lokalen Bürgerschaften der einzelnen Städte entstand erst sehr allmählich die Bürgerklasse. Die Lebensbedingungen der einzelnen Bür- 45
I. Feuerbach 43 ger wurden durch den Gegensatz gegen die bestehenden Verhält¬ nisse und durch die davon bedingte Art der Arbeit zugleich zu Bedingungen, welche ihnen allen gemeinsam und von jedem Ein¬ zelnen unabhängig waren. Die Bürger hatten diese Bedingungen 5 geschaffen, insofern sie sich von dem feudalen Verbände losge¬ rissen hatten, und waren von ihnen geschaffen, insofern sie durch ihren Gegensatz gegen die Feudalität, die sie vorfanden, bedingt waren. Mit dem Eintreten der Verbindung zwischen den einzel¬ nen Städten entwickelten sich diese gemeinsamen Bedingungen 10 zu Klassenbedingungen. Dieselben Bedingungen, derselbe Gegen¬ satz, dieselben Interessen mußten im Ganzen und Großen auch überall gleiche Sitten hervorrufen. Die Bourgeoisie selbst ent¬ wickelt sich erst mit ihren Bedingungen allmählich, spaltet sich nach der Teilung der Arbeit wieder in verschiedene Fraktionen ijjund absorbiert endlich alle vorgefundenen besitzenden Klassen in sich, (während sie die Majorität der vorgefundenen besitzlosen und einen Teil der bisher besitzenden Klasse zu einer neuen Klasse, dem Proletariat, entwickelt), in dem Maße, als alles vorgefundene Eigentum in industrielles oder kommerzielles Ka- 2o pital umgewandelt wird. Die einzelnen Individuen bilden nur in¬ sofern eine Klasse, als /55/ sie einen gemeinsamen Kampf gegen eine andre Klasse zu führen haben; im übrigen stehen sie einander selbst in der Konkurrenz wieder feindlich gegenüber. Auf der andern Seite verselbstständigt sich die Klasse wieder gegen die 25 Individuen, sodaß diese ihre Lebensbedingungen prädestiniert vorfinden, von der Klasse ihre Lebensstellung und damit ihre Persönliche Entwicklung angewiesen bekommen, unter sie subsu¬ miert werden. Dies ist dieselbe Erscheinung wie die Subsumtion der einzelnen Individuen unter die Teilung der Arbeit, und kann зо nur durch die Aufhebung des Privateigentums und der Arbeit selbst beseitigt werden. Wie diese Subsumtion der Individuen unter die Klasse sich zugleich zu einer Subsumtion unter allerlei Vorstellungen pp entwickelt, haben wir bereits mehrere Male an¬ gedeutet. — 35 /45/ Es hängt lediglich von der Ausdehnung des Verkehrs ab, ob die in einer Lokalität gewonnenen Produktivkräfte, namentlich Erfindungen, für die spätere Entwicklung verloren gehen oder nicht. Solange noch kein über die unmittelbare Nachbarschaft hinausgehender Verkehr existiert, muß jede Erfindung in jeder 40 Lokalität besonders gemacht werden, und bloße Zufälle, wie Ir- ruptionen barbarischer Völker, selbst gewöhnliche Kriege, reichen 13—16 Auf dieser Höhe strich Marx den Text rechts an und schrieb daneben in die rechte Spalte: Sie absorbiert zunächst die dem Staat direkt angehörigen Arbeitszweige, dann alle + [.- plus ou moins] ideologischen Stände.
44 Deutsche Ideologie. Einleitung hin, ein Land mit entwickelten Produktivkräften und Bedürfnissen dahin zu bringen, daß es wieder von vorne anfangen muß. In der anfänglichen Geschichte mußte jede Erfindung täglich neu, und in jeder Lokalität unabhängig gemacht werden. Wie wenig aus¬ gebildete Produktivkräfte selbst bei einem verhältnismäßig sehr 5 ausgedehnten Handel vor dem gänzlichen Untergange sicher sind, beweisen die Phönizier, deren Erfindungen zum größten Teil durch die Verdrängung dieser Nation aus dem Handel, die Er¬ oberung Alexanders und den daraus folgenden Verfall auf lange Zeit verloren gingen. Ebenso im Mittelalter die Glasmalerei z. B. 10 Erst wenn der Verkehr zum Weltverkehr geworden ist, und die große Industrie zur Basis hat, alle Nationen in den Konkurrenz¬ kampf hereingezogen sind, ist die Dauer der gewonnenen Produk¬ tivkräfte gesichert. Die Teilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Städten 15 hatte zur nächsten Folge das Entstehen der Manufakturen, der dem Zunftwesen entwachsenen Produktionszweige. Das erste Aufblühen der Manufakturen — in Italien und später in Flandern — hatte den Verkehr mit auswärtigen Nationen zu seiner historischen Vor¬ aussetzung. In andern Ländern — England und Frankreich z. B. 20 — beschränkten die Manufakturen sich anfangs auf den inländi¬ schen Markt. Die Manufakturen haben außer den angegebenen Voraussetzungen noch eine schon fortgeschrittene Konzentration der Bevölkerung — namentlich auf dem Lande — und des Kapi¬ tals, das sich teils in den Zünften trotz der Zunftgesetze, teils bei 25 den Kaufleuten in einzelnen Händen zu sammeln anfing, zur Vor¬ aussetzung. /46/ Diejenige Arbeit, die von vornherein eine Maschine, wenn auch noch in der rohsten Gestalt, voraussetzte, zeigte sich sehr bald als die entwicklungsfähigste. Die Weberei, bisher auf dem зо Lande von den Bauern nebenbei betrieben, um sich ihre nötige Kleidung zu verschaffen, war die erste Arbeit, welche durch die Ausdehnung des Verkehrs einen Anstoß und eine weitere Ausbil¬ dung erhielt. Die Weberei war die erste und blieb die hauptsäch¬ lichste Manufaktur. Die mit der steigenden Bevölkerung steigende 35 Nachfrage nach Kleidungsstoffen, die beginnende Akkumulation und Mobilisation des naturwüchsigen Kapitals durch die beschleu¬ nigte Zirkulation, das hierdurch hervorgerufene und durch die allmähliche Ausdehnung des Verkehrs überhaupt begünstigte Luxusbedürfnis gaben der Weberei quantitativ und qualitativ 40 einen Anstoß, der sie aus der bisherigen Produktionsform heraus- 7 Marx schaltete nach Phönizier in der rechten Spalte ein: und die Glasmacherei im Mittelalter 10 Diesen Satz schrieb Engels in die rechte Spalte, ohne die fast gleichlautende marxsche Einschaltung derselben Spalte zu tilgen
I. Feuerbach 45 riß. Neben den zum Selbstgebrauch webenden Bauern, die fort¬ bestehen blieben und noch fortbestehen, kam eine neue Klasse von Webern in den Städten auf, deren Gewebe für den ganzen heimi¬ schen Markt und meist auch für auswärtige Märkte bestimmt 5 waren. —*Die Weberei, eine in den meisten Fällen wenig Ge¬ schicklichkeit erfordernde und bald in unendlich viele Zweige zerfallende Arbeit, widerstrebte ihrer ganzen Beschaffenheit nach den Fesseln der Zunft. Die Weberei wurde daher auch meist in Dörfern und Marktflecken ohne zünftige Organisation betrieben, 10 die allmählich zu Städten, und zwar bald zu den blühendsten Städ¬ ten jedes Landes wurden. — Mit der zunftfreien Manufaktur ver¬ änderten sich sogleich auch die Eigentumsverhältnisse. Der erste Fortschritt über das naturwüchsig-ständische Kapital hinaus war durch das Aufkommen der Kaufleute gegeben, deren Kapital von 15 vom herein mobil, Kapital im modernen Sinne war, soweit davon unter den damaligen Verhältnissen die Rede sein kann. Der zweite Fortschritt kam mit der Manufaktur, die wieder eine Masse des naturwüchsigen Kapitals mobilisierte und überhaupt die Masse des mobilen Kapitals gegenüber der des naturwüchsigen vermehrte. 2o — Die Manufaktur wurde zugleich eine Zuflucht der Bauern gegen die sie ausschließenden oder schlecht bezahlenden Zünfte, wie früher die Zunftstädte den Bauern als Zuflucht /47/ gegen [den sie bedrückenden Landadel gedient] hatten. Mit dem Anfänge der Manufakturen gleichzeitig war eine Pe- 25 riode des Vagabundentums, veranlaßt durch das Aufhören der feudalen Gefolgschaften, die Entlassung der zusammengelaufe¬ nen Armeen, die den Königen gegen die Vasallen gedient hatten, durch verbesserten Ackerbau und Verwandlung von großen Strei¬ fen Ackerlandes in Viehweiden. Schon hieraus geht hervor, wie зо dies Vagabundentum genau mit der Auflösung der Feudalität zu¬ sammenhängt. Schon im dreizehnten Jahrhundert kommen ein¬ zelne Epochen dieser Art vor, allgemein und dauernd tritt dies Vagabundentum erst mit dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts hervor. Diese Vagabunden, die so zahlreich waren, 35 daß u. A. Heinrich VIII. von England ihrer 72000 hängen ließ, wurden nur mit den größten Schwierigkeiten und durch die äußerste Not, und erst nach langem Widerstreben dahin gebracht, daß sie arbeiteten. Das rasche Aufblühen der Manufakturen, namentlich in England, absorbierte sie allmählich. — Mit der 40 Manufaktur traten die verschiedenen Nationen in ein Konkurrenz¬ verhältnis, in den Handelskampf, der in Kriegen, Schutzzöllen und Prohibitionen durchgekämpft wurde, während früher die Na¬ tionen, soweit sie in Verbindung waren, einen harmlosen Aus- 22—23 Das Manuskript ist hier beschädigt; auf dem Photo ist der Rand des Papiers umgebogen und der Text verdeckt
46 Deutsche Ideologie. Einleitung tausch mit einander vollführt hatten. Der Handel hat von nun an politische Bedeutung. Mit der Manufaktur war zugleich ein verändertes Verhältnis des Arbeiters zum Arbeitgeber gegeben. In den Zünften existierte das patriarchalische Verhältnis zwischen Gesellen und Meister 5 fort; in der Manufaktur trat an seine Stelle das Geldverhältnis zwischen Arbeiter und Kapitalist; ein Verhältnis, das auf dem Lande und in kleinen Städten patriarchalisch tingiert blieb, in den größeren, eigentlichen Manufakturstädten jedoch schon früh fast alle patriarchalische Färbung verlor. 10 Die Manufaktur und überhaupt die Bewegung der Produktion erhielt einen enormen Aufschwung durch die Ausdehnung des Verkehrs, welche mit der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien eintrat. Die neuen, von dort importierten Pro¬ dukte, namentlich die Massen von Gold und Silber, die in Zirku- 15 lation kamen, die Stellung der Klassen gegen einander total ver¬ änderten und dem feudalen Grundeigentum und den Arbeitern einen harten Stoß gaben, die Abenteurerzüge, Kolonisation, und vor Allem die jetzt möglich gewordene und täglich sich mehr und mehr herstellende Ausdehnung der Märkte zum Weltmarkt, riefen 20 eine neue Phase der geschicht-/48/lichen Entwicklung hervor, auf welche im Allgemeinen hier nicht weiter einzugehen ist. Durch die Kolonisation der neuentdeckten Länder erhielt der Handels¬ kampf der Nationen gegen einander neue Nahrung und demgemäß größere Ausdehnung und Erbitterung. 25 Die Ausdehnung des Handels und der Manufaktur beschleu¬ nigten die Akkumulation des mobilen Kapitals, während in den Zünften, die keinen Stimulus zur erweiterten Produktion erfuh¬ ren, das naturwüchsige Kapital stabil blieb oder gar abnahm. Handel und Manufaktur schufen die große Bourgeoisie, in den зо Zünften konzentrierte sich die Kleinbürgerschaft, die nun nicht mehr wie früher, in den Städten herrschte, sondern der Herr¬ schaft der großen Kaufleute und Manufacturiers sich beugen mußte. Daher der Verfall der Zünfte, sobald sie mit der Manu¬ faktur in Berührung kam [en]. 35 Das Verhältnis der Nationen unter einander in ihrem Verkehr nahm während der Epoche, von der wir gesprochen haben, zwei verschiedene Gestalten an. Im Anfänge bedingte die geringe zirku¬ lierende Quantität des Goldes und Silbers das Verbot der Aus¬ fuhr dieser Metalle; und die durch die Notwendigkeit der Be- 40 schäftigimg für die wachsende städtische Bevölkerung nötig ge- зо—33 Auf der Höhe dieses Satzes schrieb Marx in die rechte Spalte: Kleinbürger Mittelstand Große Bourgeoisie.
I. Feuerbach 47 wordene, meist vom Auslande importierte, Industrie konnte der Privilegien nicht entbehren, die natürlich nicht nur gegen inlän¬ dische, sondern hauptsächlich gegen auswärtige Konkurrenz ge¬ geben werden konnten. Das lokale Zunftprivilegium wurde in 6 diesen ursprünglichen Prohibitionen auf die ganze Nation erwei¬ tert. Die Zölle entstanden aus den Abgaben, die die Feudalherren den ihr Gebiet durchziehenden Kaufleuten als Abkauf der Plün¬ derung auflegten, Abgaben, die später von den Städten ebenfalls auferlegt wurden und die beim Aufkommen der modernen Staaten 10 das zunächstliegende Mittel für den Fiskus waren, um Geld zu bekommen. — Die Erscheinung des amerikanischen Goldes und Silbers auf den europäischen Märkten, die allmähliche Entwick¬ lung der Industrie, der rasche Aufschwung des Handels und das hierdurch hervorgerufene Aufblühen der nichtzünftigen Bour- 15 geoisie und des Geldes gab diesen Maßregeln eine andre Bedeu¬ tung. Der Staat, der des Geldes täglich weniger entbehren konnte, behielt nun das Verbot der Gold- und Silberausfuhr aus fiskali¬ schen Rücksichten bei; die Bourgeois, für die diese neu auf den Markt geschleuderten Geldmassen der Hauptgegenstand des Ac- 2o caparements war, waren damit vollständig zufrieden; die bis¬ herigen Privilegien wurden eine Einkommenquelle für die Re¬ gierung und für Geld verkauft; in der Zollgesetzgebung kamen die Ausfuhrzölle auf, die der Industrie nur ein Hindernis in den Weg /49/ [legend], einen rein fiskalischen Zweck hatten. — 25 Die zweite Periode trat mit der Mitte des siebzehnten Jahrhun¬ derts ein, und dauerte fast bis zum Ende des achtzehnten. Der Han¬ del und die Schiffahrt hatten sich rascher ausgedehnt als die Ma¬ nufaktur, die eine sekundäre Rolle spielte; die Kolonien fingen av, starke Konsumenten zu werden, die einzelnen Nationen teilten зо sich durch lange Kämpfe in den sich öffnenden Weltmarkt. Diese Periode beginnt mit den Navigationsgesetzen und Kolonialmono¬ polen. Die Konkurrenz der Nationen unter einander wurde durch Tarife, Prohibitionen, Traktate möglichst ausgeschlossen; und in letzter Instanz wurde der Konkurrenzkampf durch Kriege (beson- 35 ders Seekriege) geführt und entschieden. Die zur See mächtigste Nation, die Engländer, behielten das Übergewicht im Handel und der Manufaktur. Schon hier die Konzentration auf Ein Land. — Die Manufaktur war fortwährend durch Schutzzölle im heimi¬ schen Markte, im Kolonialmarkte durch Monopole und im aus- 40 wärtigen möglichst viel durch Differentialzölle geschützt. Die Be¬ arbeitung des im Lande selbst erzeugten Materials wurde be¬ günstigt (Wolle und Leinen in England, Seide in Frankreich), die Ausfuhr des im Inlande erzeugten Rohmaterials verboten 24 Auf dem Photo der Rand des Papiers umgebogen und der Text dadurch verdeckt
48 Deutsche Ideologie. Einleitung (Wolle in England) und die des importierten vernachlässigt oder unterdrückt (Baumwolle in England). Die im Seehandel und der Kolonialmacht vorherrschende Nation sicherte sich natürlich auch die größte quantitative und qualitative Ausdehnung der Manu¬ faktur. Die Manufaktur konnte überhaupt des Schutzes nicht ent- з behren, da sie durch die geringste Veränderung, die in andern Ländern vorgeht, ihren Markt verlieren und ruiniert werden kann; sie ist leicht in einem Lande unter einigermaßen günstigen Bedingungen eingeführt und ebendeshalb leicht zerstört. Sie ist zugleich durch die Art, wie sie, namentlich im 18. Jahrhundert auf ю dem Lande, betrieben wurde, mit den Lebensverhältnissen einer großen Masse von Individuen so verwachsen, daß kein Land wa¬ gen darf ihre Existenz durch Zulassung der freien Konkurrenz aufs Spiel zu setzen. Sie hängt daher, insofern sie es bis zum Ex¬ port bringt, ganz von der Ausdehnung oder Beschränkung des із Handels ab und übt eine Verhältnis [mäßig] sehr geringe Rück¬ wirkung [auf ihn] aus. Daher ihre sekundäre [Bedeutung] und daher der Einfluß [der Kaufleute im achtzehnten Jahrhundert. /50/ Die Kaufleute und besonders die Reeder waren es, die vor allen Andern auf Staatsschutz und Monopolien drangen; die Ma- 20 nufacturiers verlangten und erhielten zwar auch Schutz, standen aber fortwährend hinter den Kaufleuten an politischer Bedeutung zurück. Die Handelsstädte, speziell die Seestädte, wurden einiger¬ maßen zivilisiert und großbürgerlich, während in den Fabrik¬ städten die größte Kleinbürgerei bestehen blieb. Vgl. Aikin pp. 25 Das achtzehnte Jahrhundert war das des Handels. Pinto sagt dies ausdrücklich: „Le commerce fait la marotte du siede“; und: „depuis quelque temps il n’est plus question que de commerce, de navigation et de marine.“ Diese Periode ist auch bezeichnet durch das Aufhören der зо Gold- und Silberausfuhrverbote, das Entstehen des Geldhandels, der Banken, der Staatsschulden, des Papiergeldes, der Aktien- /50/ Die Bewegung des Kapitals, obwohl bedeutend beschleunigt, blieb doch noch stets verhältnismäßig langsam. Die Zersplitterung des Weltmarktes in einzelne Teile, deren Jeder von einer besondern Nation 35 ausgebeutet wurde, die Ausschließung der Konkurrenz der Nationen unter sich, die Unbehiilflichkeit der Produktion selbst und das aus den ersten Stufen sich erst entwickelnde Geldwesen hielten die Zirkulation sehr auf. Die Folge davon war ein krämerhafter, schmutzig-kleinlicher Geist, der allen Kaufleuten und der ganzen Weise des Handelsbetriebs noch an- *o haftete. Im Vergleich mit den Manufacturiers und vollends den Hand¬ werkern waren sie allerdings Großbürger, Bourgeois, im Vergleich zu den Kaufleuten und Industriellen der nächsten Periode bleiben sie Klein¬ bürger. Vgl. A. Smith. 16—18 Lücken im Manuskript
I. Feuerbach 49 und Fondsspekulationen, der Agiotage in allen Artikeln, und der Ausbildung des Geldwesens überhaupt. Das Kapital verlor wie¬ der einen großen Teil der ihm noch anklebenden Naturwüchsig¬ keit. .5 Die im siebzehnten Jahrhundert unaufhaltsam sich entwik- kelnde Konzentration des Handels und der Manufaktur auf ein Land, England, schuf für dieses Land allmählich einen relativen Weltmarkt und damit eine Nachficxge für die Manufakturpro¬ dukte dieses Landes, die durch die bisherigen industriellen Pro- 10 duktivkräfte nicht mehr befriedigt werden konnte. Diese den Pro¬ duktionskräften über den Kopf wachsende Nachfrage war die treibende Kraft, welche die dritte /51/ Periode des Privateigen¬ tums seit dem Mittelalter hervorrief, indem sie die große Indu¬ strie — die Anwendung von Elementarkräften zu industriellen 13 Zwecken, die Maschinerie und die ausgedehnteste Teilung der Arbeit — erzeugte. Die übrigen Bedingungen dieser neuen Phase — die Freiheit der Konkurrenz innerhalb der Nation, die Aus¬ bildung der theoretischen Mechanik (die durch Newton voll¬ endete Mechanik war überhaupt im 18. Jahrhundert in Frank- 2o reich und England die populärste Wissenschaft) pp existierten in England bereits. (Die freie Konkurrenz in der Nation selbst mußte überall durch eine Revolution erobert werden — 1640 und 1688 in England, 1789 in Frankreich). Die Konkurrenz zwang bald jedes Land, das seine historische Rolle behalten wollte, seine 25 Manufakturen durch erneuerte Zollmaßregeln zu schützen (die alten Zölle halfen gegen die große Industrie nicht mehr) und bald darauf die große Industrie unter Schutzzöllen einzuführen. Die große Industrie universalisierte trotz dieser Schutzmittel die Konkurrenz (sie ist die praktische Handelsfreiheit, der Schutz- зо zoll ist in ihr nur ein Palliativ, eine Gegenwehr in der Handels¬ freiheit), stellte die Kommunikationsmittel und den modernen Weltmarkt her, unterwarf sich den Handel, verwandelte alles Kapital in industrielles Kapital und erzeugte damit die rasche Zirkulation (die Ausbildung des Geldwesens) und Zentralisation 35 der Kapitalien. Sie zwang durch die universelle Konkurrenz alle Individuen zur äußersten Anspannung ihrer Energie. Sie ver¬ nichtete möglichst die Ideologie, Religion, Moral etc. und wo sie dies nicht konnte, machte sie sie zur handgreiflichen Lüge. Sie erzeugte in soweit erst die Weltgeschichte, als sie jede zivilisierte io Nation und jödes Individuum darin in der Befriedigung seiner Bedürfnisse von der ganzen Welt abhängig machte, und die bis¬ herige naturwüchsige Ausschließlichkeit einzelner Nationen ver- 35—38 Diese beiden Sätze sind von Engels auf der Höhe des Schlusses des ihnen vorangehenden Satzes ohne Einfügungszeichen in die rechte Spalte geschrieben worden Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 4
50 Deutsche Ideologie. Einleitung nichtete. Sie subsumierte die Naturwissenschaft unter das Kapital und nahm der Teilung der Arbeit den letzten Schein der Natur¬ wüchsigkeit. Sie vernichtete überhaupt die Naturwüchsigkeit, so¬ weit dies innerhalb der Arbeit möglich ist und löste alle natur¬ wüchsigen Verhältnisse in Geldverhältnisse auf. Sie schuf an der 5 Stelle der naturwüchsigen Städte die modernen, großen Industrie¬ städte, die über Nacht entstanden sind. Sie zerstörte, wo sie durch¬ drang, das Handwerk und überhaupt alle früheren Stufen der Industrie. Sie vollendete den Sieg [der] Handelsstadt über das Land. [Ihre erste Voraussetzung] ist das automatische System. 10 [Ihre Entwicklung erzeugte eine Masse von Pro[duktivkr]äften, für die das Privat[eigentum] eben sosehr eine Fessel /52/ wurde, wie die Zunft für die Manufaktur und der kleine, ländliche Be¬ trieb für das sich ausbildende Handwerk. Diese Produktivkräfte erhalten unter dem Privateigentum eine nur einseitige Entwick- 15 lung, werden für die Mehrzahl zu Destruktivkräften und eine Menge solcher Kräfte können im Privateigentum gar nicht zur Anwendung kommen. Sie erzeugte im Allgemeinen überall die¬ selben Verhältnisse zwischen den Klassen der Gesellschaft, und vernichtete dadurch die Besonderheit der einzelnen Nationalitä- 20 ten. Und endlich, während die Bourgeoisie jeder Nation noch aparte nationale Interessen behält, schuf die große Industrie eine Klasse, die bei allen Nationen dasselbe Interesse hat, und bei der die Nationalität schon vernichtet ist, eine Klasse, die wirklich die ganze alte Welt los ist und zugleich ihr gegenübersteht. Sie macht 25 dem Arbeiter nicht bloß das Verhältnis zum Kapitalisten, sondern die Arbeit selbst unerträglich. Es versteht sich, daß die große Industrie nicht in jeder Lokali¬ tät eines Landes zu derselben Höhe der Ausbildung kommt. Dies hält indes die Klassenbewegung des Proletariats nicht auf, da die зо durch die große Industrie erzeugten Proletarier an die Spitze dieser Bewegung treten und die ganze Masse mit sich fortreißen, und da die von der großen Industrie ausgeschlossenen Arbeiter durch diese große Industrie in eine noch schlechtere Lebenslage versetzt werden als die Arbeiter der großen Industrie selbst. Eben- 35 so wirken die Länder, in denen eine große Industrie entwickelt ist, auf die plus ou moins nichtindustriellen .Länder, sofern diese durch den Weltverkehr in den universellen Konkurrenzkampf hereingerissen sind.c*)] [*)I /53/ Die Konkurrenz isoliert die Individuen, nicht nur die Bour- to geois, sondern noch mehr die Proletarier gegen einander, trotzdem daß sie sie zusammen bringt. Daher dauert es eine lange Zeit bis diese Indi¬ viduen sich vereinigen können, abgesehn davon, daß zu dieser Vereinigung 9—12 Das Manuskript ist beschädigt
I. Feuerbach 51 Die^e verschiedenen Formen sind ebensoviel Formen der Orga¬ nisation der Arbeit und damit des Eigentums. In jeder Periode fand eine Vereinigung der existierenden Produktivkräfte statt, soweit sie durch die Bedürfnisse notwendig geworden war. /68/ [2.] Verhältnis von Staat und Recht zum Eigentum Die erste Form des Eigentums ist sowohl in der antiken Welt wie im Mittelalter das Stammeigentum, bedingt bei den Römern hauptsächlich durch den Krieg, bei den /69/ Germanen durch die io Viehzucht. Bei den antiken Völkern erscheint, weil in einer Stadt mehrere Stämme zusammenwohnen, das Stammeigentum als Staatseigentum, und das Recht des Einzelnen daran als bloße Pos¬ sessio, die sich indes, wie das Stammeigentum überhaupt, nur auf das Grundeigentum beschränkt. Das eigentliche Privateigentum 15 fängt bei den Alten, wie bei den modernen Völkern, mit dem Mo¬ biliareigentum an. — (Sklaverei und Gemeinwesen) (dominium ex jure Quiritum). Bei den aus dem Mittelalter hervorgehenden Völkern entwickelt sich das Stammeigentum so durch verschie¬ dene Stufen — feudales Grundeigentum, korporatives Mobiliar- 2o eigentum, Manufakturkapital — bis zum modernen, durch die große Industrie und universelle Konkurrenz bedingten Kapital, dem reinen Privateigentum, das allen Schein des Gemeinwesens abgestreift und alle Einwirkung des Staats auf die Entwicklung des Eigentums ausgeschlossen hat. Diesem modernen Privateigen- 25 tum entspricht der moderne Staat, der durch die Steuern allmäh¬ lich von den Privateigentümern an sich gekauft, durch das Staats¬ schuldenwesen ihnen vollständig verfallen und dessen Existenz in dem Steigen und Fallen der Staatspapiere auf der Börse gänzlich von dem kommerziellen Kredit abhängig geworden ist, den ihm 3 ) — wenn sie nicht bloß lokal sein soll — die nötigen Mittel, die großen Industriestädte und die wohlfeilen und schnellen Kommunikationen durch die große Industrie erst hergestellt sein müssen, und daher ist jede organi¬ sierte Macht gegenüber diesen isolierten und in Verhältnissen, die die Isolierung täglich reproduzieren, lebenden Individuen erst nach langen 35 Kämpfen zu besiegen. Das Gegenteil verlangen, hieße ebensoviel wie zu verlangen, daß die Konkurrenz in dieser bestimmten Geschichtsepoche nicht existieren soll oder daß die Individuen Verhältnisse, über die sie als Isolierte keine Kontrolle haben, sich aus dem Kopf schlagen sollen.
52 Deutsche Ideologie. Einleitung die Privateigentümer, die Bourgeois, geben. Die Bourgeoisie ist schon, weil sie eine Klasse, nicht mehr ein Stand ist, dazu gezwungen, sich national, nicht mehr lokal zu organisieren, und ihrem Durchschnittsinteresse eine allgemeine Form zu geben. Durch die Emanzipation des Privateigentums vom Gemeinwesen 5 ist der Staat zu einer besonderen Existenz neben und außer der bürgerlichen Gesellschaft geworden; er ist aber weiter Nichts als die Form der Organisation, welche sich die Bourgeois sowohl nach Außen, als nach innen hin, zur gegenseitigen Garantie ihres Eigen¬ tums und ihrer Interessen notwendig geben. Die Selbstständigkeit 10 des Staats kommt heutzutage nur noch in solchen Ländern vor, wo die Stände sich nicht vollständig zu Klassen entwickelt haben, wo die in den fortgeschrittneren Ländern beseitigten Stände noch eine Rolle spielen und ein Gemisch existiert, in denen daher kein Teil der Bevölkerung es zur Herrschaft über die übrigen bringen kann. 15 Dies ist namentlich in Deutschland der Fall. Das vollendetste Bei¬ spiel des modernen Staats ist Nord-/70/amerika. Die neueren französischen, englischen und amerikanischen Schriftsteller spre¬ chen sich Alle dahin aus, daß der Staat nur um des Privateigen¬ tums willen existiere, sodaß dies auch in das gewöhnliche Be- 20 wußtsein übergegangen ist. Da der Staat die Form ist, in welcher die Individuen einer herr¬ schenden Klasse ihre gemeinsamen Interessen geltend machen und die ganze bürgerliche Gesellschaft einer Epoche sich zusammen¬ faßt, so folgt, daß alle gemeinsamen Institutionen durch den Staat 25 vermittelt werden, eine politische Form erhalten. Daher die Illu¬ sion, als ob das Gesetz auf dem Willen und zwar auf dem von sei¬ ner realen Basis losgerissenen, dem freien Willen beruhe. Ebenso wird das Recht dann wieder auf das Gesetz reduziert. Das Privatrecht entwickelt sich zu gleicher Zeit mit dem Privat- 10 eigentum aus der Auflösung des naturwüchsigen Gemeinwesens. Bei den Römern blieb die Entwicklung des Privateigentums und Privatrechts ohne weitere industrielle und kommerzielle Folgen, weil ihre ganze Produktionsweise dieselbe blieb. Bei den moder¬ nen Völkern, wo das feudale Gemeinwesen durch die Industrie 35 und den Handel aufgelöst wurde, begann mit dem Entstehen des Privateigentums und Privatrechts eine neue Phase, die einer weite¬ ren Entwicklung fähig war. Gleich die ersteStadt, die im Mittelalter einen ausgedehnten Seehandel führte, Amalfi, bildete auch das Seerecht aus. Sobald, zuerst in Italien und später in anderen Län- 40 dern, die Industrie und der Handel das Privateigentum weiter ent¬ wickelten, wurde gleich das ausgebildete römische Privatrecht wie¬ der aufgenommen und zur Autorität erhoben. Als später die Bour- 34 Auf dieser Höhe schrieb Engels in die rechte Spalte: (Wucher!)
I. Feuerbach 53 geoisie so viel Macht erlangt hatte, daß die Fürsten sich ihrer In¬ teressen annahmen, um vermittelst der Bourgeoisie den Feudal¬ adel zu stürzen, begann in allen Ländern — in Frankreich im 16. Jahrhundert — die eigentliche,Entwicklung des Rechts, die in wallen /71/ Ländern, ausgenommen England, auf der Basis des römischen Kodex vor sich ging. Auch in England mußten römi¬ sche Rechtsgrundsätze zur weiteren Ausbildung des Privatrechts (besonders beim Mobiliareigentum) hereingenommen werden. (Nicht zu vergessen, daß das Recht ebensowenig eine eigene Ge- ю schichte hat wie die Religion). Im Privatrecht werden die bestehenden Eigentumsverhältnisse als Resultat des allgemeinen Willens ausgesprochen. Das jus utendi et abutendi selbst spricht einerseits die Tatsache aus, daß das Privateigentum vom Gemeinwesen durchaus unabhängig ge- 15 worden ist, und andererseits die Illusion, als ob das Privateigen¬ tum selbst auf dem bloßen Privatwillen, der willkürlichen Dispo¬ sition über die Sache beruhe. In der Praxis hat das abuti sehr be¬ stimmte ökonomische Grenzen für den Privateigentümer, wenn er nicht sein Eigentum und damit sein jus abutendi in andre Hände 2o übergehn sehen will, da überhaupt die Sache, bloß in Beziehung auf seinen Willen betrachtet, gar keine Sache ist, sondern erst im Verkehr, und unabhängig vom Recht zu einer Sache, zu wirk¬ lichem Eigentum wird (ein Verhältnis, was die Philosophen eine Idee nennen). — Diese juristische Illusion, die das Recht 25 auf den bloßen Willen reduziert, führt in der weiteren Entwick¬ lung der Eigentumsverhältnisse notwendig dahin, daß Jemand einen juristischen Titel auf eine Sache haben kann, ohne die Sache wirklich zu haben. Wird z. B. durch die Konkurrenz die Rente eines • Grundstückes beseitigt, so hat der Eigentümer desselben zwar зо seinen juristischen Titel daran, samt dem jus utendi et abutendi. Aber er kann nichts damit anfangen, er besitzt nichts als Grund¬ eigentümer, falls er nicht sonst noch Kapital genug besitzt, um sei¬ nen Boden zu bebauen. Aus derselben Illusion der Juristen erklärt es sich, daß es für sie und für jeden Kodex überhaupt zufällig ist, 35 daß Individuen in Verhältnisse unter einander treten, z. B. Ver¬ träge, und daß ihm diese Verhältnisse für solche gelten, die man nach Belieben eingehen oder nicht eingehen /72/ [kann] und deren Inhalt ganz auf der individuellen [Will]kür der Kontrahenten [ber]uht. — So oft sich durch die Entwicklung] der Industrie und 17—23 Auf dieses Höhe schrieb Marx in die rechte Spalte: Verhältnis für die Philosophen — Idee. Sie kennen bloß das Verhältnis „des Menschen“ zu sich selbst und darum werden alle wirklichen Verhältnisse ihnen zu Ideen. 24—iS Auf der Höhe dieses Satzes schrieb Marx in die rechte Spalte: D[ie] Willen über d[ie] Willen wirkliche etc. 37—39 Das Papier ist beschädigt
54 Deutsche Ideologie. Einleitung des Handels neue [Ve]rkehrsformen gebildet haben, [z.] B. Asse- kuranz-etc. Kompanien, war das Recht jedesmal genötigt, sie unter die Eigentumserwerbsarten aufzunehmen. * * * /63/ Els ist nichts gewöhnlicher als die Vorstellung, in der Ge¬ schichte sei es bisher nur auf das Nehmen angekommen. Die 5 Barbaren nehmen das römische Reich, und mit der Tatsache die¬ ses Nehmens erklärt man den Übergang aus der alten Welt in die Feudalität. Bei dem Nehmen durch Barbaren kommt es aber darauf an, ob die Nation, die eingenommen wird, industrielle Produktiv¬ kräfte entwickelt hat, wie dies bei den modernen Völkern der Fall 10 ist, oder ob ihre Produktivkräfte hauptsächlich bloß auf ihrer Vereinigung und dem Gemeinwesen beruhen. Das Nehmen ist ferner bedingt durch den Gegenstand, der genommen wird. Das in Papier bestehende Vermögen eines Bankiers kann gar nicht ge¬ nommen werden, ohne daß der Nehmende sich den Produktions- js und Verkehrsbedingungen des genommenen Landes unterwirft. Ebenso das gesamte industrielle Kapital eines modernen Industrie¬ landes. Und endlich hat das Nehmen überall sehr bald ein Ende, und wenn nichts mehr zu nehmen ist, muß man anfangen zu pro¬ duzieren. Aus dieser sehr bald eintretenden Notwendigkeit des 20 Produzierens folgt, /64/ daß die von den sich niederlassenden Er¬ oberern angenommene Form des Gemeinwesens der Entwicklungs¬ stufe der vorgefundnen Produktivkräfte entsprechen, oder wenn dies nicht von vom herein der Fall ist, sich nach den Produktiv¬ kräften ändern muß. Hieraus erklärt sich auch das Faktum, das 25 man in der Zeit nach der Völkerwanderung überall bemerkt haben will, daß nämlich der Knecht der Herr war, und die Eroberer von den Eroberten Sprache, Bildung und Sitten sehr bald annahmen. Die Feudalität wurde keineswegs aus Deutschland fertig mitge¬ bracht, sondern sie hatte ihren Ursprung von Seiten der Eroberer зо in der kriegerischen Organisation des Heerwesens während der Eroberung selbst, und diese entwickelte sich nach derselben durch die Einwirkung der in den eroberten Ländern vorgefundnen Pro¬ duktivkräfte erst zur eigentlichen Feudalität. Wie sehr diese Form durch die Produktivkräfte bedingt war, zeigen die gescheiterten 35 Versuche, andre aus altrömischen Reminiszenzen entspringende Formen durchzusetzen (Karl d. Große pp). 1 Das Papier ist beschädigt, daher Lücken im Manuskript 12 Im Original beruht 30—31 Im Original der Eroberer (erst durch^ in die kriegerische Organisation
I. Feuerbach 55 [3. Naturwüchsige und zivilisierte Produktions¬ instrumente und Eigentumsformen] /40/ funden wird. Aus dem ersteren ergibt sich die Vorausset¬ zung einer ausgebildeten Teilung der Arbeit und eines ausgedehn- 5 ten Handels, aus dem zweiten die Lokalität. Bei dem ersten müs¬ sen die Individuen zusammengebracht sein, bei dem zweiten finden sie sich neben dem gegebenen Produktionsinstrument selbst als Produktionsinstrumente vor. Hier tritt also der Unterschied zwi¬ schen den naturwüchsigen und den durch die Zivilisation geschaf- ю fenen Produktionsinstrumenten hervor. Der Acker (das Wasser etc.) kann als naturwüchsiges Produktionsinstrument betrachtet werden. Im ersten Fall, beim naturwüchsigen Produktionsinstru¬ ment, werden die Individuen unter die Natur subsumiert, im zwei¬ ten Falle unter ein Produkt der Arbeit. Im ersten Falle erscheint 15 daher auch das Eigentum (Grundeigentum) als immittelbare, naturwüchsige Herrschaft, im zweiten als Herrschaft der Arbeit, speziell der akkumulierten Arbeit, des Kapitals. Der erste Fall setzt voraus, daß die Individuen durch irgend ein Band, sei es Familie, Stamm, der Boden selbst pp zusammen gehören, der го zweite Fall, daß sie unabhängig von einander sind und nur durch den Austausch zusammen gehalten werden. Im ersten Fall ist der Austausch hauptsächlich ein Austausch zwischen den Menschen und der Natur, ein Austausch, in dem die Arbeit der Einen gegen die Produkte der Andern eingetauscht wird; im zweiten Falle ist 25 er vorherrschend Austausch der Menschen unter sich. Im ersten Falle reicht der durchschnittliche Menschenverstand hin, körper¬ liche und geistige Tätigkeit sind noch gar nicht getrennt; im zwei¬ ten Falle muß bereits die Teilung zwischen geistiger und körper¬ licher Arbeit praktisch vollzogen sein. Im ersten Falle kann die зо Herrschaft des Eigentümers über die Nichteigentümer auf persön¬ lichen Verhältnissen, auf einer Art von Gemeinwesen beruhen, im zweiten Falle muß sie in einem Dritten, dem Geld, eine ding¬ liche Gestalt angenommen haben. Im ersten Falle existiert die kleine Industrie, aber subsumiert unter die Benutzung des natur- 35 wüchsigen Produktionsinstruments, und daher ohne Verteilung der Arbeit an verschiedene Individuen; im zweiten Falle besteht die Industrie nur in und durch die Teilung der Arbeit. /41/ Wir gingen bisher von den Produktionsinstrumenten aus 3 Der Anfang der hier folgenden Fortsetzung, der sich auf einem von Engels 83 numerierten Bogen, mit den Seitenbezeichnungen 36—39 (inkl.) von Marx, befand, fehlt 24 Im Original werden
56 Deutsche Ideologie. Einleitung und schon hier zeigte sich die Notwendigkeit des Privateigentums für gewisse industrielle Stufen. In der Industrie extractive fällt das Privateigentum mit der Arbeit noch ganz zusammen; in der kleinen Industrie und aller bisherigen Agrikultur ist das Eigen¬ tum notwendige Konsequenz der vorhandenen Produktionsinstru- 5 mente; in der großen Industrie ist der Widerspruch zwischen dem Produktionsinstrument und Privateigentum erst ihr Produkt, zu dessen Erzeugung sie bereits sehr entwickelt sein muß. Mit ihr ist also auch die Aufhebung des Privateigentums erst möglich. /64/ In der großen Industrie und Konkurrenz sind die sämt- 10 liehen Existenzbedingungen, Bedingtheiten, Einseitigkeiten der In¬ dividuen zusammengeschmolzen in die beiden einfachsten Formen: Privateigentum und Arbeit. Mit dem Gelde ist jede Verkehrsform und der Verkehr selbst für die Individuen als zufällig gesetzt. Also liegt schon im Gelde, daß aller bisherige Verkehr nur Ver- 15 kehr der Individuen unter bestimmten Bedingungen, nicht der In¬ dividuen als Individuen war. Diese Bedingungen sind auf zwei — akkumulierte Arbeit oder Privateigentum, oder wirkliche Arbeit — reduziert. Hört diese oder eine von ihnen auf, so stockt der Ver¬ kehr. Die modernen Ökonomen selbst, z. B. Sismondi, Cherbuliez 20 etc., stellen die association des individus der association des capi- taux entgegen. Andererseits sind die Individuen selbst vollständig unter die Teilung der Arbeit subsumiert und dadurch in die voll¬ ständigste Abhängigkeit von einander gebracht. Das Privateigen¬ tum, soweit es, innerhalb der Arbeit, der Arbeit gegenübertritt, 25 entwickelt sich aus der Notwendigkeit der Akkumulation, und hat im Anfänge immer noch mehr die Form des Gemeinwesens, nähen sich aber in der weiteren Entwicklung immer mehr der modernen Form des Privateigentums. Durch die Teilung der Arbeit ist schon von vorn herein die Teilung auch der Arbeitsbedingungen, зо Werkzeuge und Materialien gegeben und damit die Zersplitterung des akkumulierten Kapitals an verschiedne Eigentümer, und damit die Zersplitterung zwischen Kapital und Arbeit, und die verschie¬ denen Formen des Eigentums selbst. Jemehr sich die Teilung der Arbeit aus-/65/bildet und jemehr die Akkumulation wächst, desto 35 schärfer bildet sich auch diese Zersplitterung aus. Die Arbeit selbst kann nur bestehen unter der Voraussetzung dieser Zersplit¬ terung. Es zeigen sich hier also zwei Fakta. Erstens erscheinen die Produktivkräfte als ganz unabhängig und losgerissen von den In- 40 dividuen, als eine eigne Welt neben den Individuen, was darin 11 Engels versah die Worte Bedingtheiten, Einseitigkeiten mit keinem Ein¬ fügungszeichen, als er sie in die rechte Spalte schrieb 39 Auf dieser Höhe schrieb Engels in die rechte Spalte: Sismondi
I. Feuerbach 57 seinen Grund hat, daß die Individuen, deren Kräfte sie sind, zer¬ splittert und im Gegensatz gegen einander existieren, während diese Kräfte andererseits nur im Verkehr und Zusammenhang die¬ ser Individuen wirkliche Kräfte sind. Also auf der einen Seite 5 eine Totalität von Produktivkräften, die gleichsam eine sachliche Gestalt angenommen haben und für die Individuen selbst nicht mehr die Kräfte der Individuen, sondern des Privateigentums, und daher der Individuen nur insofern sie Privateigentümer sind. In keiner früheren Periode hatten die Produktivkräfte diese gleich- 10 gültige Gestalt für den Verkehr der Individuen als Individuen angenommen, weil ihr Verkehr selbst noch ein bornierter war. Auf der andern Seite steht diesen Produktivkräften die Majorität der Individuen gegenüber, von denen diese Kräfte losgerissen sind und die daher alles wirklichen Lebensinhalts beraübt, abstrakte 15 Individuen geworden sind, die aber dadurch erst in den Stand ge¬ setzt werden, als Individuen mit einander in Verbindung zu treten. Der einzige Zusammenhang, in dem sie noch mit den Produk¬ tivkräften und mit ihrer eignen Existenz stehen, die Arbeit, hat bei го ihnen allen Schein der Selbstbetätigung verloren und erhält ihr /66/ Leben nur, indem sie es verkümmert. Während in den frühe¬ ren Perioden Selbstbetätigung und Erzeugung des materiellen Le¬ bens dadurch getrennt waren, daß sie an verschiedene Personen fielen und die Erzeugung des materiellen Lebens wegen der Bor- 25 niertheit der Individuen selbst noch als eine untergeordnete Art der Selbstbetätigung galt, fallen sie jetzt so auseinander, daß überhaupt das materielle Leben als Zweck, die Erzeugung dieses materiellen Lebens, die Arbeit (welche die jetzt einzig mögliche, aber wie wir sehn, negative Form der Selbstbetätigung ist), als зо Mittel erscheint. Es ist also jetzt soweit gekommen, daß die Individuen sich die vorhandene Totalität von Produktivkräften aneignen müssen, nicht nur um zu ihrer Selbstbetätigung zu kommen, sondern schon über¬ haupt um ihre Existenz sicher zu stellen. Diese Aneigung ist zuerst 35 bedingt durch den anzueignenden Gegenstand — die zu einer To¬ talität entwickelten und nur innerhalb eines universellen Verkehrs existierenden Produktivkräfte. Diese Aneigung muß also schon von dieser Seite her einen den Produktivkräften und dem Verkehr entsprechenden universellen Charakter haben. Die Aneigung die- 40 ser Kräfte ist selbst weiter nichts als die Entwicklung der den mate¬ riellen Produktionsinstrumenten entsprechenden individuellen Fä¬ higkeiten. Die Aneignung einer Totalität von Produktionsinstru¬ menten ist schon deshalb die Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten in den Individuen selbst. Diese Aneignung ist ferner 45 bedingt durch die aneignenden Individuen. Nur die von aller
58 Deutsche Ideologie. Einleitung Selbstbetätigung vollständig ausgeschlossenen Proletarier der Ge¬ genwart sind im Stande, ihre vollständige, nicht mehr bornierte Selbstbetätigung, die in der Aneignung einer Totalität von Pro¬ duktivkräften und der damit gesetzten Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten besteht, durchzusetzen. Alle früheren revolutio- 5 nären Aneignungen waren borniert, Individuen, deren Selbstbe¬ tätigung durch ein beschränktes Produktionsinstrument und einen beschränkten Verkehr borniert war, eigneten sich dies beschränkte Produktions-/67/instrument an, und brachten es daher nur zu einer neuen Beschränktheit. Ihr Produktionsinstrument wurde ihr 10 Eigentum, aber sie selbst blieben unter die Teilung der Arbeit und unter ihr eignes Produktionsinstrument subsumiert. Bei allen bis¬ herigen Aneignungen blieb eine Masse von Individuen unter ein einziges Produktionsinstrument subsumiert; bei der Aneignung der Proletarier müssen eine Masse von Produktionsinstrumenten 15 unter jedes Individuum und das Eigentum unter Alle subsumiert werden. Der moderne universelle Verkehr kann gar nicht anders unter die Individuen subsumiert werden, als dadurch, daß er unter Alle subsumiert wird. — Die Aneignung ist ferner bedingt durch die Art und Weise, wie sie vollzogen werden muß. Sie kann nur 20 vollzogen werden durch eine Vereinigung, die durch den Charak¬ ter des Proletariats selbst wieder nur eine universelle sein kann, und durch eine Revolution, in der einerseits die Macht der bisherigen Produktions- und Verkehrsweise und gesellschaftlichen Gliede¬ rung gestürzt wird und andererseits der universelle Charakter und 25 die zur Durchführung der Aneignung nötige Energie des Proleta¬ riats sich entwickelt, ferner das Proletariat alles abstreift, was ihm noch aus seiner bisherigen Gesellschaftsstellung geblieben ist. Erst auf dieser Stufe fällt die Selbstbetätigung mit dem mate¬ riellen Leben zusammen, was der Entwicklung der Individuen zu зо totalen Individuen und der Abstreifung aller Naturwüchsigkeit entspricht; und dann entspricht sich die Verwandlung der Arbeit in Selbstbetätigung und die Verwandlung des bisherigen beding¬ ten Verkehrs in den Verkehr der Individuen als solcher. Mit der Aneignung der totalen Produktivkräfte durch die vereinigten Indi- 35 viduen hört das Privateigentum auf. Während in der bisherigen Geschichte immer eine besondere Bedingung als zufällig erschien, ist jetzt die Absonderung der Individuen selbst, der besondre Pri¬ vaterwerb eines Jeden selbst zufällig geworden. Die Individuen, die nicht mehr/68/unter die Teilung der Ar- 40 beit subsumiert werden, haben die Philosophen sich als Ideal unter dem Namen: „der Mensch“ vorgestellt, und den ganzen, von uns entwickelten Prozeß als den Entwicklungsprozeß „des Men¬ schen“ gefaßt, sodaß den bisherigen Individuen auf jeder ge¬ schichtlichen Stufe „der Mensch“ untergeschoben und als die trei- 45
I. Feuerbach 59 bende Kraft der Geschichte dargestellt wurde. Der ganze Prozeß wurde so als Selbstentfremdungsprozeß „des Menschen“ gefaßt, und dies kommt wesentlich daher, daß das Durchschnittsindivi¬ duum der späteren Stufe immer der früheren und das spätere Be- s wußtsein den früheren Individuen untergeschoben. Durch diese Umkehrung, die von vom herein von den wirklichen Bedingungen abstrahiert, war es möglich die ganze Geschichte in einen Entwick¬ lungsprozeß des Bewußtseins zu verwandeln. * * * /22/ Schließlich erhalten wir noch folgende Resultate aus der io entwickelten Geschichtsauffassung: 1) In der Entwicklung der Produktivkräfte tritt eine Stufe ein, auf welcher Produktionskräfte und Verkehrsmittel hervorgerufen werden, welche unter den be¬ stehenden Verhältnissen nur Unheil anrichten, welche keine Pro¬ duktionskräfte mehr sind, sondern Destruktionskräfte (Maschi- 15 nerie und Geld) — und was damit zusammenhängt, daß eine Klasse hervorgerufen wird, welche alle Lasten der Gesellschaft zu tragen hat, ohne ihre Vorteile zu genießen, welche aus der Gesell¬ schaft heraus- 23 gedrängt, in den entschiedensten Gegensatz zu allen andern Klassen forciert wird; eine Klasse, die die Majorität го aller Gesellschaftsmitglieder bildet und von der das Bewußtsein über die Notwendigkeit einer gründlichen Revolution, das kom¬ munistische Bewußtsein, ausgeht, das sich natürlich auch unter den andern Klassen vermöge der Anschauung der Stellung dieser Klasse bilden kann; 2) daß die Bedingungen, innerhalb deren 25 bestimmte Produktionskräfte angewandt werden können, dre Be¬ dingungen der Herrschaft einer bestimmten Klasse der Gesell¬ schaft sind, deren soziale, aus ihrem Besitz hervorgehende Macht in der jedesmaligen Staatsform ihren praktisch -idealistischen Ausdruck hat, und deshalb jeder revolutionäre Kampf gegen eine зо Klasse, die bisher geherrscht hat, sich richtet; 3) daß in allen bis¬ herigen Revolutionen die Art der Tätigkeit stets unangetastet blieb und es sich nur um eine andre Distribution dieser Tätigkeit, um eine neue Verteilung der Arbeit an andre Personen handelte, wäh¬ rend die kommunistische Revolution sich gegen die bisherige Art 35 der Tätigkeit richtet, die Arbeit beseitigt, und die Herrschaft aller Klassen mit den Klassen selbst aufhebt, weil sie durch die Klasse bewirkt wird, die in der Gesellschaft für keine Klasse mehr 1—5 Diesen Satz strich Marx rechts an und vermerkte daneben in der rechten Spalte: Selbstentfremdung 24—29 Auf der Höhe von 2) beginnend, bis hierher ist der Text von Marx rechts an¬ gestrichen, und daneben in die rechte Spalte geschrieben:- Daß die Leute interessiert sind, den jetzigen Produktionszustand zu erhalten.
60 Deutsche Ideologie. Einleitung gilt, nicht als Klasse anerkannt wird, schon der Ausdruck der Auf¬ lösung aller Klassen, Nationalitäten etc. innerhalb der jetzigen Gesellschaft ist; und 4) daß sowohl zur massenhaften Erzeugung dieses kommunistischen Bewußtseins, wie zur Durchsetzung der Sache selbst eine massenhafte Veränderung der Menschen nötig 5 ist, die nur in einer praktischen Bewegung, in einer Revolution vor sich gehen kann; daß also die Revolution nicht nur nötig ist, weil die herrschende Klasse auf keine andre Weise ge¬ stürzt werden kann, sondern auch, weil die stürzende Klasse nur in einer Revolution dahin kommen kann, sich den ganzen alten 10 Dreck vom Halse zu schaffen und zu einer neuen Begründung der Gesellschaft befähigt zu werden. [C.] KOMMUNISMUS. — PRODUKTION DER VERKEHRSFORM SELBST /59/ Der Kommunismus unterscheidet, sich von allen bisherigen 15 Bewegungen dadurch, daß er die Grundlage aller bisherigen Pro-" duktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt, und alle naturwüch¬ sigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewußtsein als Ge¬ schöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsig¬ keit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unter- 20 wirft. Seine Einrichtung ist daher wesentlich ökonomisch, die materielle Herstellung der Bedingungen dieser Vereinigung; sie 4 macht die vorhandenen Bedingungen zu Bedingungen der Ver¬ einigung. Das Bestehende, was der Kommunismus schafft, ist eben die wirkliche Basis zur Unmöglichmachung alles von den 25 Individuen unabhängig bestehenden, sofern dies Bestehende den¬ noch nichts als ein Produkt des bisherigen Verkehrs der Indivi¬ duen selbst ist. Die Kommunisten behandeln also praktisch die durch die bisherige Produktion und Verkehr erzeugten Bedin¬ gungen als unorganische, ohne indes sich einzubilden, es sei der зо Plan oder die Bestimmung der bisherigen Generationen gewesen, ihnen Material zu liefern, und ohne zu glauben, daß diese Be¬ dingungen für die sie schaffenden Individuen unorganisch waren. /60/ Der Unterschied zwischen persönlichem Individuum und zu¬ fälligem Individuum ist keine Begriffsunterscheidung, sondern 35 ein historisches Faktum. Diese Unterscheidung hat zu verschie¬ denen Zeiten einen verschiedenen Sinn, z. B. der Stand als etwas dem Individuum Zufälliges im 18. Jahrhundert, plus ou moins
I. Feuerbach 61 auch die Familie. Es ist eine Unterscheidung, die nicht wir für jede Zeit zu machen haben, sondern die jede Zeit unter den ver¬ schiedenen Elementen, die sie vorfindet, selbst macht, und zwar nicht nach dem Begriff, sondern durch materielle Lebenskollisio- 5 nen gezwungen. Was als zufällig der späteren Zeit im Gegensatz zur früheren erscheint, also auch unter den ihr von der früheren überkommenen Elementen, ist eine Verkehrsform, die einer be¬ stimmten Entwicklung der Produktivkräfte entsprach. Das Ver¬ hältnis der Produktionskräfte zur Verkehrsform ist das Verhältnis 10 der Verkehrsform zur Tätigkeit oder Betätigung der Individuen. (Die Grundform dieser Betätigung ist natürlich die materielle, von der alle andre geistige, politische, religiöse etc. abhängt. Die verschiedene Gestaltung des materiellen Lebens ist natürlich jedesmal abhängig von den schon entwickelten Bedürfnissen, und 15 sowohl die Erzeugung wie die Befriedigung dieser Bedürfnisse ist selbst ein historischer Prozeß, der sich bei keinem Schafe oder Hunde findet (widerhaariges Hauptargument Stirners ad ver¬ sus hominem), obwohl Schafe und Hunde in ihrer jetztigen Ge¬ stalt allerdings, aber malgre eux, Produkte eines historischen Pro- 2q zesses sind). Die Bedingungen, unter denen die Individuen, so¬ lange der Widerspruch noch nicht eingetreten ist, mit einander verkehren, sind zu ihrer Individualität gehörige Bedingungen, nichts äußerliches für sie, Bedingungen, unter denen diese be¬ stimmten, unter bestimmten Verhältnissen existierenden Indivi- 25 duen allein ihr materielles Leben und was damit zusammenhängt, produzieren können, sind also die Bedingungen ihrer Selbstbe¬ tätigung und werden von dieser Selbstbetätigung produziert. Die bestimmte Bedingung unter der sie produzieren, entspricht also, solange /61/ der Widerspruch noch nicht eingetreten ist, ihrer зо wirklichen Bedingtheit, ihrem einseitigen Dasein, dessen Ein¬ seitigkeit sich erst durch den Eintritt des Widerspruchs zeigt und also für die Späteren existiert. Dann erscheint diese Bedingung als eine zufällige Fessel, und dann wird das Bewußtsein, daß sie eine Fessel sei, auch der früheren Zeit untergeschoben. — Diese 35 verschiedenen Bedingungen, die zuerst als Bedingungen der Selbstbetätigung, später als Fesseln derselben erschienen, bilden in der ganzen geschichtlichen Entwicklung eine zusammenhän¬ gende Reihe von Verkehrsformen, deren Zusammenhang darin besteht, daß an die Stelle der früheren, zur Fessel gewordenen 4J Verkehrsform, eine neue, den entwickelteren Produktivkräften und damit der fortgeschrittenen Art der Selbstbetätigung der Indi- 8—10 Diesen Satz strich Marx rechts an und korrigierte Selbstbetätigung in Tätig¬ keit oder Betätigung um 20—27 Gegenüber diesem Satz schrieb Maix in die rechte Spalte: Produktion der Verkehrsform selbst
62 Deutsche Ideologie. Einleitung viduen entsprechende gesetzt wird, die ä son tour wieder zur Fessel und dann durch eine andre ersetzt wird. Da diese Bedin¬ gungen auf jeder Stufe der gleichzeitigen Entwicklung der Pro¬ duktivkräfte entsprechen, so ist ihre Geschichte zugleich die Ge¬ schichte der sich entwickelnden und von jeder neuen Generation з übernommenen Produktivkräfte und damit die Geschichte der Ent¬ wicklung der Kräfte der Individuen selbst. Da diese Entwicklung naturwüchsig vor sich geht, d.h. nicht einem Gesamtplan frei vereinigter Individuen subordiniert ist, so geht sie von verschiedenen Lokalitäten, Stämmen, Nationen, Ar- 10 beitszweigen etc. aus, deren Jede anfangs sich unabhängig von den anderen entwickelt und erst nach und nach mit den andern in Verbindung tritt. Sie geht ferner nur sehr langsam vor sich; die verschiedenen Stufen und Interessen werden nie vollständig über¬ wunden, sondern nur dem siegenden Interesse untergeordnet und із schleppen sich noch Jahrhunderte lang neben diesem fort. Hier¬ aus folgt, daß selbst innerhalb einer Nation die Individuen auch abgesehen von ihren Vermögensverhältnissen ganz verschiedene Entwicklungen haben, und daß ein früheres Interesse, dessen eigentümliche Verkehrsform schon durch die einem späteren an- 20 gehörige verdrängt ist, noch lange im Besitz einer traditionellen Macht in der den Individuen gegenüber verselbstständigten schein¬ baren Gemeinschaft (Staat, Recht) bleibt, einer Macht, die in letzter Instanz nur durch eine Revolution zu brechen ist. Hieraus erklärt sich auch, warum in Beziehung auf einzelne Punkte, /62/ 25 die eine allgemeinere Zusammenfassung erlauben, das Bewußt¬ sein zuweilen weiter vorgerückt scheinen kann, als die gleichzeiti¬ gen empirischen Verhältnisse, sodaß man in den Kämpfen einer späteren Epoche sich auf frühere Theoretiker als auf Autoritäten stützen kann. — Dagegen geht die Entwicklung in Ländern, die, зо wie Nordamerika, in einer schon entwickelten Geschichtsepoche von vorn anfangen, sehr rasch vor sich. Solche Länder haben keine andern naturwüchsigen Voraussetzungen außer den Indivi¬ duen, die sich dort ansiedeln, und die hierzu durch die ihren Be¬ dürfnissen nicht entsprechenden Verkehrsformen der alten Län- 35 der veranlaßt wurden. Sie fangen also mit den fortgeschrittensten Individuen der alten Länder und daher mit der diesen Individuen entsprechenden entwickeltsten Verkehrsform an, noch ehe diese, Verkehrsform in den alten Ländern sich durchsetzen kann.[*}.] Dies /65/ Persönliche Energie der Individuen einzelner Nationen — *o Deutsche und Amerikaner — Energie schon durch Rassenkreuzung — da¬ her die Deutschen kretinmäßig — in Frankreich, England etc. fremde Völker auf einen schon entwickelten, in Amerika auf einen ganz neuen Boden verpflanzt, in Deutschland die naturwüchsige Bevölkerung ruhig sitzen geblieben. л
I. Feuerbach 63 ist der Fall mit allen Kolonien, sofern sie nicht bloße Militär¬ moder Handelsstationen sind. Karthago, die griechischen Kolonien und Island im 11. und 12. Jahrhundert liefern Beispiele dazu. Ein ähnliches Verhältnis findet Statt bei der Eroberung, wenn dem 5 eroberten Lande die auf einem andern Boden entwickelte Ver¬ kehrsform fertig herübergebracht wird; während sie in ihrer Hei¬ mat noch mit Interessen und Verhältnissen aus früheren Epochen behaftet war, kann und muß sie hier vollständig und ohne Hinder¬ nis durchgesetzt werden, schon um den Eroberern dauernde Macht io zu sichern. (England und Neapel nach der normännischen Erobe¬ rung, wo sie die vollendetste Form der feudalen Organisation er¬ hielten). /52/ Alle Kollisionen der Geschichte haben also nach unsrer Auffassung ihren Ursprung in dem Widerspruch zwischen den Pro- 15 duktivkräften und der Verkehrs-/53/form. Es ist übrigens nicht nötig, daß dieser Widerspruch, um zu Kollisionen in einem Lande zu führen, in diesem Lande selbst auf die Spitze getrieben ist. Die durch einen erweiterten internationalen Verkehr hervorge¬ rufene Konkurrenz mit industriell entwickelteren Ländern ist hin- 2o reichend, um auch in den Ländern mit weniger entwickelter In¬ dustrie einen ähnlichen Widerspruch zu erzeugen (z. B. das la¬ tente Proletariat in Deutschland durch die Konkurrenz der eng¬ lischen Industrie zur Erscheinung gebracht). /52/ DieserWiderspruch zwischen den Produktivkräften und der 25 Verkehrsform, der, wie wir sahen, schon mehrere Mal in der bis¬ herigen Geschichte vorkam, ohne jedoch die Grundlage dersel¬ ben zu gefährden, mußte jedesmal in einer Revolution eklatieren, wobei er zugleich verschiedene Nebengestalten annahm, als To¬ talität von Kollisionen, Kollisionen verschiedener Klassen, als зо Widerspruch des Bewußtseins, Gedankenkampf etc., politischer Kampf etc. Von einem bornierten Gesichtspunkte aus kann man nun eine dieser Nebengestalten herausnehmen und sie als die Basis dieser Revolutionen betrachten, was um so leichter ist, als die Individuen, von denen die Revolutionen ausgingen, sich je 35 nach ihrem Bildungsgrad und der Stufe der historischen Entwick¬ lung über ihre eigne Tätigkeit selbst Illusionen machten. /55/ Die Verwandlung der persönlichen Mächte (Verhältnisse) in sachliche durch die Teilung der Arbeit kann nicht dadurch wie¬ der aufgehoben werden, daß man sich die allgemeine Vorstellung 40 davon aus dem Kopfe schlägt, sondern nur dadurch, daß die In¬ dividuen diese sachlichen Mächte wieder unter sich subsumieren und die Teilung der Arbeit aufheben. Dies ist ohne die Gemein- 42 Auf der Höhe dieses Satzes schrieb Engels in die rechte Spalte: (Feuerbach: Sein und Wesen)
64 Deutsche Ideologie. Einleitung schäft nicht möglich. Erst in der Gemeinschaft [mit Andern hat jedes] Individuum /56/ die Mittel, seine Anlagen nach allen Seiten hin auszubilden; erst in der Gemeinschaft wird also die persönliche Freiheit möglich. In den bisherigen Surrogaten der Gemeinschaft, im Staat usw. existierte die persönliche Freiheit з nur für die in den Verhältnissen der herrschenden Klasse ent¬ wickelten Individuen und nur insofern sie Individuen dieser Klasse waren. Die scheinbare Gemeinschaft, zu der sich bisher die Individuen vereinigten, verselbstständigte sich stets ihnen ge¬ genüber und war zugleich, da sie eine Vereinigung einer Klasse, 10 gegenüber einer andern, war, für die beherrschte Klasse riicht nur eine ganz illusorische Gemeinschaft, sondern auch eine neue Fes¬ sel. In der wirklichen Gemeinschaft erlangen die Individuen in und durch ihre Assoziation zugleich ihre Freiheit. — /58/ Es geht aus der ganzen bisherigen Entwicklung hervor, daß із das gemeinschaftliche Verhältnis, in das die Individuen einer Klasse traten, und das durch ihre gemeinschaftlichen Interessen gegen¬ über einem Dritten bedingt war, stets eine Gemeinschaft war, der diese Individuen nur als Durchschnittsindividuen angehörten, nur soweit sie in den Existenzbedingungen ihrer Klasse lebten, ein 20 Verhältnis, an dem sie nicht als Individuen, sondern als Klassen¬ mitglieder Teil hatten. Bei der Gemeinschaft der revolutionären Proletarier dagegen, die ihre und aller Gesellschaftsmitglieder Existenz-/59/bedingungen unter ihre Kontrolle nehmen, ist es gerade umgekehrt; an ihr nehmen die Individuen als Individuen 25 Anteil. Es ist eben die Vereinigung der Individuen (innerhalb der Voraussetzung der jetzt entwickelten Produktivkräfte natürlich), die die Bedingungen der freien Entwicklung und Bewegung der Individuen unter ihre Kontrolle gibt, Bedingungen, die bisher dem Zufall überlassen waren und sich gegen die einzelnen Indi- зо viduen eben durch ihre Trennung als Individuen, durch ihre not- wendige Vereinigung, die mit der Teilung der Arbeit gegeben, und durch ihre Trennung zu einem ihnen fremden Bande geworden war, verselbständigt hatten. Die bisherige Vereinigung war nur eine (keineswegs willkürliche, wie sie z. B. im Contrat social dar- 35 gestellt wird, sondern notwendige) Vereinigung (vergleiche z. B. die Bildung des nordamerikanischen Staats und die südamerika¬ nischen Republiken) über diese Bedingungen, innerhalb deren dann die Individuen den Genuß der Zufälligkeit hatten. Dieses Recht, innerhalb gewisser Bedingungen ungestört der Zufälligkeit 40 sich erfreuen zu dürfen, nannte man bisher persönliche Freiheit. — Diese Existenzbedingungen sind natürlich nur die jedesma¬ ligen Produktionskräfte und Verkehrsformen. — 1—2 Das Manuskript ist beschädigt; auf der Photographie ist der untere Rand der Seite so umgebogen, daß er die letzten Worte verdeckt
I. Feuerbach 65 /55/ Wenn man diese Entwicklung der Individuen in den ge¬ meinsamen Existenzbedingungen der geschichtlich aufeinander¬ folgenden Stände und Klassen und den ihnen damit auf gedrängten allgemeinen Vorstellungen philosophisch betrachtet, so kann 5 man. sich allerdings leicht einbilden, in diesen Individuen habe sich die Gattung oder der Mensch, oder sie haben den Menschen entwickelt; eine Einbildung, womit der Geschichte einige starke Ohrfeigen gegeben werden.[#) ] Man kann dann diese verschiedenen Stände und Klassen als Spezifikationen des allgemeinen Aus- lo drucks, als Unterarten der Gattung, als Entwicklungsphasen des Menschen fassen. Diese Subsumtion der Individuen unter bestimmte Klassen kann nicht eher aufgehoben werden, als bis sich eine Klasse ge¬ bildet hat, die gegen die herrschende Klasse kein besonderes 15 Klasseninteresse mehr durchzusetzen hat. — /56/ Die Individuen gingen immer von sich aus, natürlich aber von sich innerhalb ihrer gegebenen historischen Bedingungen und Verhältnisse, nicht vom „reinen“ Individuum im Sinne der Ideo¬ logen. Aber im Lauf der historischen Entwicklung und gerade so durch die innerhalb der Teilung der Arbeit unvermeidliche Ver¬ selbstständigung der gesellschaftlichen Verhältnisse tritt ein Un¬ terschied heraus zwischen dem Leben jedes Individuums, soweit es persönlich ist und insofern es unter irgendeinen Zweig der Arbeit und die dazu gehörigen Bedingungen subsumiert ist. (Dies ist 25 nicht so zu verstehen, als ob z. B. der Rentier, der Kapitalist pp aufhörten, Personen zu sein; sondern ihre Persönlichkeit ist durch ganz bestimmte Klassenverhältnisse bedingt und bestimmt, und der Unterschied tritt erst im Gegensatz zu einer andern Klasse und für sie selbst erst dann hervor, wenn sie Bankerott machen). зо Im Stand (mehr noch im Stamm) ist dies noch verdeckt, z. B. ein Adliger bleibt stets ein Adliger, ein Roturier stets ein Roturier, ab- gesehn von seinen sonstigen Verhältnissen, eine von seiner Indivi¬ dualität unzertrennliche Qualität. Der Unterschied des persön¬ lichen Individuums gegen das Klassenindividuum, die Zufällig¬ es keit der Lebensbedingungen für das In[dividuum] tritt erst mit t*)] /54/ Der bei Sankt Max häufig vorkommende Satz, daß Jeder Alles, was er ist, durch den Staat ist, ist im Grunde derselbe wie der, daß der Bourgeois nur ein Exemplar der Bourgeoisgattung sei; ein Satz, der voraussetzt, daß die Klasse der Bourgeois schon vor den sie kon- 4o stituierenden Individuen existiert habe. 20 Im Original unvermeidlichen 35 Infolge einer Falzung des Papiers sind die angegebenen Worte des Textes auf der Photographie verdeckt 36—40 Dieser Satz ist von Marx in eckige Klammern gesetzt, rechts angestrichen und mit der Bemerkung in der rechten Spalte versehen worden: Präexistenz der Klasse bei den Philosophen. Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 5
66 Deutsche Ideologie. Einleitung dem Auftreten der Klasse [ein], die selbst ein Produkt der Bour¬ geoisie ist. Die Konkurrenz und der Kampf [der] Individuen unter einander erz[eugt und entwickelt erst /57/ diese Zufälligkeit als solche. In der Vorstellung sind daher die Individuen unter der Bourgeoisieherrschaft freier als früher, weil ihnen ihre Le- s bensbedingungen zufällig sind; in der Wirklichkeit sind sie natür¬ lich unfreier, weil mehr unter sachliche Gewalt subsumiert. Der Unterschied vom Stand tritt namentlich heraus im Gegensatz der Bourgeoisie gegen das Proletariat. Als der Stand der städtischen Bürger, die Korporationen pp gegenüber dem Landadel auf- 10 kamen, erschien ihre Existenzbedingung, das Mobileigentum und die Handwerksarbeit, die schon vor ihrer Trennung vom Feudal- verbande latent existiert hatten, als etwas Positives, das gegen das feudale Grundeigentum geltend gemacht wurde, und nahm daher auch zunächst wieder die feudale Form in ihrer Weise an. Aller- 15 dings behandelten die entlaufenden Leibeignen ihre bisherige Leibeigenschaft als etwas ihrer Persönlichkeit Zufälliges. Hierin aber taten sie nur dasselbe, was jede sich von einer Fessel be¬ freiende Klasse tut, und dann befreiten sie sich nicht als Klasse, sondern vereinzelt. Sie traten ferner nicht aus dem Bereich des 20 Ständewesens heraus, sondern bildeten nur einen neuen Stand, und behielten ihre bisherige Arbeitsweise auch in der neuen Stel¬ lung bei und bildeten sie weiter aus, indem sie sie von ihren bis¬ herigen, ihrer schon erreichten Entwicklung nicht [mehr] entspre¬ chenden Fesseln befreiten. — Bei den Proletariern dagegen ist 25 ihre eigne Lebensbedingung, die Arbeit, und damit sämtliche Exi¬ stenzbedingungen der heutigen Gesellschaft, für sie zu etwas Zu¬ fälligem geworden, worüber die einzelnen Proletarier keine Kon¬ trolle haben, und worüber ihnen keine gesellschaftliche Or¬ ganisation eine Kontrolle geben kann, und der Widerspruch zwi- зо sehen der Persönlichkeit des einzelnen Proletariers und seiner ihm /58/ N. B. Nicht zu vergessen, daß schon die Notwendigkeit der Leibeignen, zu existieren, und die Unmöglichkeit der großen Wirtschaft, die die Verteilung der allotments an die Leibeignen mit sich führte, sehr bald die Verpflichtungen der Leibeignen gegen den Feudalherrn auf einen 35 Durchschnitt von Naturallieferungen und Fronleistungen reduzierte, der dem Leibeignen die Akkumulation von Mobiliareigentum möglich machte und damit sein Entfliehen von dem Besitztum seines Herrn erleichterte und ihm Aussicht auf sein Fortkommen als Stadtbürger gab, auch Abstufungen unter den Leibeignen erzeugte, sodaß die weglaufenden Leibeignen schon 40 halbe Bürger sind. Wobei es ebenfalls einleuchtet, daß die eines Hand¬ werks kundigen leibeignen Bauern am meisten Chance hatten, sich Mo¬ biliareigentum zu erwerben. — 1—24 Infolge einer Falzung des Papiers sind die angegebenen Worte des Textes auf der Photographie verdeckt 29—30 Im Original Organisation keine Kontrolle
I. Feuerbach 67 aufgedrängten Lebensbedingung, der Arbeit, tritt für ihn selbst hervor, namentlich da er schon von Jugend auf geopfert wird, und da ihm die Chance fehlt, innerhalb seiner Klasse zu den Bedin¬ gungen zu kommen, die ihn in die andre stellen. — /58/ Während 5 also die entlaufenden Leibeignen nur ihre bereits vorhandenen Existenzbedingungen frei entwickeln und zur Geltung bringen wollten, und daher in letzter Instanz nur bis zur freien Arbeit kamen, müssen die Proletarier, um persönlich zur Geltung zu kommen, ihre eigne bisherige Existenzbedingung, die zugleich die io der ganzen bisherigen Gesellschaft ist, die Arbeit, aufheben. Sie befinden sich daher auch im direkten Gegensatz zu der Form, in der die Individuen der Gesellschaft sich bisher einen Gesamtaus¬ druck gaben, zum Staat, und müssen den Staat stürzen, um ihre Persönlichkeit durchzusetzen.
DAS LEIPZIGER KONZIL
Das Leipziger Konzil 71—72 Geschrieben April/Mai 1846 in Brüssel
Ill]l DAS LEIPZIGER KONZIL Im dritten Bande der Wigandschen Vierteljahrsschrift für 1845 ereignet sich die von Kaulbach prophetisch gemalte Hunnen- 5 schlacht wirklich. Die Geister der Erschlagenen, deren Grimm auch im Tode sich nicht beruhigt, erheben ein Getöse und Heulen in der Luft, wie von Kriegen und Kriegsgeschrei, von Schwertern, Schilden und eisernen Wagen. Aber es handelt sich nicht um ir¬ dische Dinge. Der heilige Krieg wird geführt, nicht um Schutz- 10 zolle, Konstitution, Kartoffelkrankheit, Bankwesen und Eisenbah¬ nen, sondern um die heiligsten Interessen des Geistes, um die „Substanz“, das „Selbstbewußtsein“, die „Kritik“, den „Einzi¬ gen“ und den „wahren Menschen“. Wir befinden uns auf einem Konzil von Kirchenvätern. Da sie die letzten Exemplare ihrer Art 15 sind und hier hoffentlich zum letzten Mal in Sachen des Allerhöch¬ sten, alias Absoluten, plädiert wird, so lohnt es sich, über die Ver¬ handlungen proces-verbal aufzunehmen. Da ist zuerst der he i 1 i ge Bruno. der an seinem Stock leicht zu erkennen ist („werde Sinnlichkeit, werde ein Stock“, го Wigand p. 130). Er trägt um sein Haupt die Glorie der „reinen Kritik“ und hüllt sich weltverachtend in sein „Selbstbewußtsein“ ein. Er hat „die Religion in ihrer Totalität und den Staat in seinen Erscheinungen gebrochen“ (p. 138), indem er den Begriff der „Substanz“ im Namen des allerhöchsten Selbstbewußtseins 25 genotzüchtigt. Die Trümmer der Kirche und die „Bruch“-stücke des Staats liegen zu seinen Füßen, während sein Blick „die Masse“ in den Staub „niedermetzelt“. Er ist wie Gott, er hat weder Vater noch Mutter, er ist „sein eignes Geschöpf, sein eignes Machwerk“ (p. 136). Mit Einem Wort: er ist der „Napoleon“ des Geistes — зо im Geist „Napoleon“. Seine geistlichen Übungen bestehen darin, daß er stets „sich vernimmt und in diesem Selbstvemehmen / la / den Antrieb zur Selbstbestimmung findet“ (p. 136); in Folge wel¬ ches anstrengenden Selbstprotokollierens er sichtlich abmagert. Außer sich selbst „vernimmt“ er, wie wir sehen werden, von Zeit 35 zu Zeit auch das Westfälische Dampfboot. Ihm gegenüber steht der heilige Max, dessen Verdienste um das Reich Gottes darin bestehen, daß er seine Identität nun¬ mehr auf zirka 600 Druckseiten konstatiert und bewiesen zu haben behauptet, wie er nicht Dieser und Jener, nicht „Hans oder Kunz“,
72 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil sondern eben der heilige Max und kein andrer sei. Von seiner Glorie und seinen sonstigen Abzeichen läßt sich nur sagen, daß sie „sein Gegenstand und darum sein Eigentum“, daß sie „einzig“ und „unvergleichlich“ sind und daß „Namen sie nicht nennen“ (p. 148). Er ist zu gleicher Zeit die „Phrase“ und der „Phrasen- 5 eigner“, zu gleicher Zeit Sancho Panza und Don Quijote. Seine asketischen Übungen bestehen in sauren Gedanken über die Ge¬ dankenlosigkeit, in bogenlangen Bedenken über die Unbedenklich¬ keit, in der Heiligsprechung der Heillosigkeit. Im Übrigen brau¬ chen wir nicht viel von ihm zu rühmen, da er die Manier hat, von 10 allen ihm zugeschriebenen Eigenschaften, und wären ihrer mehr als der Namen Gottes bei den Muhamedanern, zu sagen: Ich bin das Alles und noch etwas mehr, Ich bin das Alles von diesem Nichts und das Nichts von' diesem Allen. Er unterscheidet sich da¬ durch vorteilhaft von seinem düstem Nebenbuhler, daß er einen 15 gewissen feierlichen „Leichtsinn“ besitzt, und von Zeit zu Zeit seine ernsten Meditationen durch ein „kritisches Juchhe“ unterbricht. Vor diese beiden Großmeister der heiligen Inquisition wird der Häretiker Feuerbach zitiert, um sich wegen einer schweren An- 20 klage des Gnostizismus zu verantworten. Der Ketzer Feuerbach, „donnert“ der heilige Bruno, ist im Besitz der /1Ь/ Hyle, der Substanz, und verweigert sie herauszugeben, auf daß sich mein unendliches Selbstbewußtsein nicht darin spiegle. Das Selbst¬ bewußtsein muß solange wie ein Gespenst umgehen, bis es alle 25 Dinge, die von ihm und zu ihm sind, in sich zurückgenommen hat. Nun hat es bereits die ganze Welt verschluckt, außer dieser Hyle, der Substanz, die der Gnostiker Feuerbach unter Schloß , und Rie¬ gel hält und nicht herausgeben will. Der heilige Max klagt den Gnostiker an, das durch seinen Mund зо geoffenbarte Dogma zu bezweifeln, daß „jede Gans, jeder Hund, jedes Pferd“ der „vollkommene, ja wenn man einen Superlativ gerne hört, der vollkommenste Mensch“ sei. (Wigand p. 187: „Dem pp fehlt auch nicht ein Titeichen von dem, was den Men¬ schen zum Menschen macht. Freilich ist das auch derselbe 35 Fall mit jeder Gans, jedem Hunde, jedem Pferde“). Außer der Verhandlung dieser richtigen Anklagen wird noch ein Prozeß der beiden Heiligen gegen Moses Heß und des hei¬ ligen Bruno gegen die Verfasser der „heiligen Familie“ entschie¬ den. Da diese Inkulpaten sich indes unter den „Dingen dieser ю Welt“ herumtreiben, und deshalb nicht vor der Santa Casa er¬ scheinen, werden sie in Kontumaz verurteilt zu ewigerVerbannung aus dem Reiche des Geistes für die Dauer ihres natürlichen Lebens. Schließlich verführen die beiden Großmeister wieder abson¬ derliche Intrigen unter- und gegeneinander. 45
II SANKT BRUNO
II. Sankt Bruno 75—94 Geschrieben ca. Dezember 1845 bis Mitte April 1846 in Brüssel
III п Sankt Bruno 1. „Feldzug“ gegen Feuerbach 5 Ehe wir der feierlichen Auseinandersetzung des Bauerschen Selbstbewußtseins mit sich selbst und der Welt folgen, müssen wir ein Geheimnis verraten. Der heilige Bruno hat nur darum Krieg und Kriegsgeschrei erregt, weil er sich selbst und seine abgestandene, sauer gewordene Kritik vor der undankbaren Ver- 10 geßlichkeit des Publikums „sicher stellen“, weil er zeigen mußte, daß auch unter den veränderten Verhältnissen des Jahres 1845 die Kritik stets sich selbst gleich und unveränderlich blieb. Er schrieb den zweiten Band der „guten Sache und seiner eignen Sache“; er behauptet sein eignes Terrain, er kämpft pro aris et 15 focis. Echt theologisch aber verdeckt er diesen Selbstzweck unter dem Schein, als wolle er Feuerbach „charakterisieren“. Man hatte den guten Mann gänzlich vergessen, wie die Polemik zwischen Feuerbach und Stirner, in der er gar nicht berücksichtigt wurde, am besten bewies. Ebendarum klammert er sich an diese Polemik го an, um sich als Gegensatz der Entgegengesetzten zu ihrer höheren Einheit, zum heiligen Geist proklamieren zu können. Der heilige Bruno eröffnet seinen „Feldzug“ mit einer Kano¬ nade gegen Feuerbach, c’est-ä-dire mit dem verbesserten und ver¬ mehrten Abdruck eines bereits in den „norddeutschen Blättern“ 25 figurierenden Aufsatzes. Feuerbach wird zum Ritter der „Sub¬ stanz“ geschlagen, um dem Bauerschen „Selbstbewußt¬ sein“ größeren Relief zu verleihen. Bei dieser Transsubstantia- tion Feuerbachs, die angeblich durch sämtliche Schriften Feuer¬ bachs bewiesen wird, hüpft der heilige Mann von Feuerbachs зо Schriften über Leibniz und Bayle sogleich /[la]/ auf das „Wesen
76 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil des Christentums“ und überspringt den Aufsatz gegen die „posi¬ tiven Philosophen“ in den Hallischen Jahrbüchern. Dies ..Ver¬ sehen“ ist „an der Stelle“. Feuerbach enthüllte hier nämlich den positiven Vertretern der „Substanz“ gegenüber die ganze Weis¬ heit vom „Selbstbewußtsein“ zu einer Zeit, wo der heilige Bruno s noch über die unbefleckte Empfängnis spekulierte. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß Sankt Bruno sich noch immer auf seinem althegelschen Schlachtroß herumtummelt. Man höre gleich den ersten Passus seiner neuesten Offenbarungen aus dem Reiche Gottes: 10 „Hegel hatte die Substanz Spinozas und das Fichtesche Ich in eins zusammengefaßt; die Einheit von Beiden, die Verknüpfung dieser entgegengesetzten Sphären pp bilden das eigentümliche In¬ teresse, aber auch zugleich die Schwäche der Hegelschen Philo¬ sophie. [...] Dieser Widerspruch, in dem sich das Hegelsche 15 System hin und her bewegte, mußte gelöst und vernichtet werden. Er konnte es aber nur dadurch, daß die Aufstellung der Frage: wie verhält sich das Selbstbewußtsein zum absoluten Geiste, . . . für immer unmöglich gemacht wurde. Es war nach zwei Seiten möglich. Entweder muß das Selbstbewußtsein wieder 20 in der Glut der Substanz verbrennen, d. h. das reine Substantiali- tätsverhältnis feststehen und bestehen, oder es muß aufgezeigt werden, daß die Persönlichkeit der Urheber ihrer Attribute und ihres Wesens ist, daß es im Begriffe der Persönlichkeit über¬ haupt liegt, sich selbst“ (den „Begriff“ oder die „Persönlich- 25 keit“?) „beschränkt zu setzen, und diese Beschränkung, die sich durch ihr allgemeines Wesen, setzt, wieder auf-/[lb]/zu- heben, da eben dieses Wesen nur das Resultat ihrer — innern Selbstunterscheidung, ihrer Tätigkeit ist“. Wi¬ gand p. 87, 88. зо Die Hegelsche Philosophie war in der „h e i 1 i g e n F а m i 1 i e“ p. 220 als Einheit von Spinoza und Fichte dargestellt und zugleich der Widerspruch, der darin liegt, hervorgehoben. Dem heiligen Bruno gehört eigentümlich, daß er nicht, wie die Verfasser der „heiligen Familie“ die Frage vom Verhältnis des Selbstbewußt- 35 seins zur Substanz für eine „Streitfrage innerhalb der Hegel¬ schen Spekulation“ hält, sondern für eine welthistorische, ja für eine absolute Frage. Es ist die einzige Form, in welcher er die Kollisionen der Gegenwart aussprechen kann. Er glaubt wirk¬ lich, daß der Sieg des Selbstbewußtseins über die Substanz nicht 40 nur vom wesentlichsten Einfluß auf das europäische Gleich¬ gewicht, sondern auch auf die ganze zukünftige Entwicklung der Oregonfrage sei. Inwiefern dadurch die Abschaffung der Korn¬ gesetze in England bedingt ist, darüber ist bis jetzt wenig verlautet. Der abstrakte und verhimmelte Ausdruck, wozu eine wirkliche 45
II. Sankt Bruno 77 Kollision sich bei Hegel verzerrt, gilt diesem „kritischen“ Kopf für die wirkliche Kollision. Er akzeptiert den spekulativen Widerspruch und behauptet den einen Teil desselben dem andern gegenüber. Die philosophische Phrase der wirklichen Frage 5 ist für ihn die wirkliche Frage selbst. Er hat also auf der einen Seite statt der wirklichen Menschen und ihres wirklichen Bewußt¬ seins von ihren, ihnen scheinbar selbstständig gegenüberstehenden gesellschaftlichen Verhältnissen, die bloße abstrakte Phrase: das Selbstbewußtsein, wie statt der wirklichen Produktion d i e jo verselbstständigte Tätigkeit dieses Selbstbe¬ wußtseins; und auf der andern Seite / [ 1c] / statt der wirklichen Natur und der wirklich bestehenden sozialen Verhältnisse die phi¬ losophische Zusammenfassung aller philosophischen Kategorien oder Namen dieser Verhältnisse in der Phrase: die Substanz, 15 da er mit allen Philosophen und Ideologen dieGedanken, Ideen, den verselbstständigten Gedankenausdruck der bestehenden Welt für die Grundlage dieser bestehenden Welt versieht. Daß er nun mit die¬ sen beiden sinnlos und inhaltslos gewordenen Abstraktionen aller¬ lei Kunststücke machen kann, ohne von den wirklichen Menschen fo und ihren Verhältnissen etwas zu wissen, liegt auf der Hand. (Siehe übrigens über die Substanz, was bei Feuerbach, bei Sankt Max über den „humanen Liberalismus“ und über das „Heilige“ gesagt ist). Er verläßt also nicht den spekulativen Boden, um die Widersprüche der Spekulation zu lösen; er manövriert von diesem 25 Boden aus und steht selbst so sehr noch auf speziell Hegelschem Boden, daß das Verhältnis „des Selbstbewußtseins“ zum „absolu¬ ten Geist“ ihm immer noch den Schlaf raubt. Mit einem Wort, wir haben hier die in der „Kritik der Synoptiker“ angekündigte, im „Entdeckten Christentum“ ausgeführte und leider in der Hegel- зо sehen Phänomenologie längst antizipierte Philosophie des Selbstbewußtseins. Diese neue Bauersche Philosophie hat in der „heiligen Familie“ p. 220 seqq. und 304—7 ihre vollstän¬ dige Erledigung gefunden. Sankt Bruno bringt es indes hier fertig sich selbst noch zu karikieren, indem er die „Persönlichkeit“ her- 35 einschmuggelt, um mit Stirner den Einzelnen als sein „eignes Machwerk“, und um Stirner als Brunos Machwerk dar¬ stellen zu können. Dieser Fortschritt verdient eine kurze Notiz. Zunächst vergleiche der Leser diese Karikatur mit ihrem Ori¬ ginal, der Erklärung des Selbstbe-/2/wußtseins im „Entdeckten 4o Christentum“ p. 113, und diese Erklärung wieder mit ihrem Ur- Original, Hegels Phänomenologie p. 575, 583 und anderwärts. (Beide Stellen sind abgedruckt: „heilige Familie“ p. 221, 223, 224). Nun aber die Karikatur! „Persönlichkeit überhaupt“! „Begriff“! „Allgemeines Wesen“! „Sich selbst beschränkt setzen 45 und diese Beschränkung wieder aufheben“! „innere Selbstunter¬
78 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Scheidung“! Welche gewaltigen „Resultate“! „Persönlichkeit überhaupt“ ist entweder „überhaupt“ Unsinn oder der abstrakte Begriff der Persönlichkeit. Es liegt also „im Begriff“ des Begriffs der Persönlichkeit „sich selbst beschränkt zu setzen“. Diese Be¬ schränkung, die im „Begriff“ ihres Begriffs liegt, setzt sie gleich 5 darauf „durch ihr allgemeines Wesen“. Und nachdem sie diese Beschränkung wieder aufgehoben hat, zeigt sich, daß „eben dieses Wesen“ erst „das Resultat ihrer innern Selbstunterscheidung ist“. Das ganze großmächtige Resultat dieser verzwickten Tauto¬ logie läuft also auf das altbekannte Hegelsche Kunststück der 10 Selbstunterscheidung des Menschen im Denken heraus, welche uns der unglückliche Bruno beharrlich als die einzige Tätigkeit der „Persönlichkeit überhaupt“ predigt. Daß mit einer „Persönlich¬ keit“, deren Tätigkeit sich auf diese trivial gewordenen logischen Sprünge beschränkt, nichts anzufangen ist, hat man dem heiligen 15 Bruno schon vor längerer Zeit bemerklich gemacht. Zugleich ent¬ hält dieser Passus das naive Geständnis, daß das Wesen der Bauer¬ sehen „Persönlichkeit“ der Begriff eines Begriffs, die Abstraktion von einer Abstraktion ist. Die Kritik Feuerbachs durch Bruno, soweit sie neu ist, be- 20 schränkt sich darauf, Stirners Vorwürfe gegen Feuerbach und Bauer heuchlerischer Weise als Bauers Vorwürfe gegen Feuer¬ bach darzustellen. So z. B. daß „das Wesen des Menschen Wesen überhaupt und etwas Heiliges“ sei, daß „der /[2a]/ Mensch der Gott des Menschen“ sei, daß die Menschengattung „das Absolute“ 25 sei, daß Feuerbach den Menschen „in ein wesentliches und un¬ wesentliches Ich“ spalte (obwohl Bruno stets das Abstrakte für das Wesentliche erklärt und in seinem Gegensatz von Kritik und Massen sich diese Spaltung noch viel ungeheuerlicher vorgestellt als Feuerbach), daß der Kampf gegen „die Prädikate Gottes“ ge- зо führt werden müsse etc. Über eigennützige und uneigennützige Liebe schreibt Bruno den Stimer, dem Feuerbach gegenüber, auf drei Seiten (p. 133—135) fast wörtlich ab, wie er auch die Phra¬ sen von Stirner: „jeder Mensch sein eigenes Geschöpf“, „Wahr¬ heit ein Gespenst“ usw. sehr ungeschickt kopiert. Bei Bruno ver- 35 wandelt sich das „Geschöpf“ noch dazu in ein „Machwerk“. Wir werden zurückkommen auf die Exploitation Stirners durch Sankt Bruno. Das Erste, was wir also bei Sankt Bruno fanden, war seine fort¬ währende Abhängigkeit von Hegel. Wir werden auf seine aus 40 Hegel kopierten Bemerkungen natürlich nicht weiter eingehen, sondern nur noch einige Sätze zusammenstellen, aus denen hervor¬ geht, wie felsenfest er an die Macht der Philosophen glaubt und wie er ihre Einbildung teilt, daß ein verändertes Bewußtsein, eine neue Wendung der Interpretation der existierenden Verhältnisse, 45
II. Sankt Bruno 79 die ganze bisherige Welt umstürzen könne. In diesem Glauben läßt sich Sankt Bruno auch durch einen Schüler Heft IV der Wi- gandschen Quartalschrift pag. 327 das Attest ausstellen, daß seine obigen, in Heft III proklamierten Phrasen über Persönlichkeit 5 „weltumstürzende Gedanken“ seien. /[2b]/ Sankt Bruno sagt p.95 Wigand: „Die Philosophie ist nie etwas Anderes gewesen als die auf ihre allgemeinste Form reduzierte, auf ihren vernünftigsten Ausdruck gebrachte Theolo¬ gie“. Dieser gegen Feuerbach gerichtete Passus ist fast wört- io lieh abgeschrieben aus Feuerbachs Philosophie der Zukunft pag. 2: „Die spekulative Philosophie ist die wahre, die konse¬ quente, die vernünftige Theologie“. Bruno fährt fort: „Die Philosophie hat selbst im Bunde mit der Religion stets auf die ab¬ solute Unselbstständigkeit des Individuums hingearbeitet und d i e- 15 selbe wirklich vollbracht, indem sie das Einzelleben in dem allgemeinen Leben, das Akzidens in der Substanz, den Menschen im absoluten Geist aufgehen hieß und ließ“. Als ob „die Philosophie“ Brunos „im Bunde mit der“ Hegelschen und sei¬ nem noch fortdauernden verbotenen Umgang mit der Theologie 2o „den Menschen“ nicht in der Vorstellung eines seiner „Akziden- tien“, des Selbstbewußtseins, als der „Substanz“, „aufgehen hieße“, wenn auch nicht „ließe“! Man ersieht übrigens aus dem ganzen Passus, mit welcher Freudigkeit der „kanzelberedsam- keitliche“ Kirchenvater noch immer seinen „weltumstürzenden“ 25 Glauben an die geheimnisschwangre Macht der heiligen Theologen und Philosophen bekennt. Natürlich im Interesse „der guten Sache der Freiheit und seiner eignen Sache“. P. 105 hat der gottesfürchtige Mann die Unverschämtheit, Feuerbach vorzuwerfen: „Feuerbach hat aus dem Individuum, aus зо dem entmenschten Menschen des Christentums, nicht den Men¬ schen, den wahren“ (!) „wirklichen“ (!!) „persönlichen“ (!!!) „Menschen“, /[2c]/ (durch die „heilige Familie“ und Stirner ver¬ anlaßte Prädikate) „sondern den entmannten Menschen, den Skla¬ ven gemacht.“ — und damit u. A. den Unsinn zu behaupten, 35 daß er, der heilige Bruno, mit dem Kopfe Menschen machen könne. Ferner heißt es ibid.: „Bei Feuerbach muß sich das Individuum der Gattung unterwerfen, ihr dienen. Die Gattung Feuerbachs ist das Absolute Hegels, auch sie existiert nirgends“. Hier wie in 40 allen andern Stellen, ermangelt Sankt Bruno nicht des Ruhmes, die wirklichen Verhältnisse der Individuen von der philosophi¬ schen Interpretation derselben abhängig zu machen. Er ahnt nicht in welchem Zusammenhang die Vorstellungen des Hegelschen „ab¬ soluten Geistes“ und der Feuerbachschen „Gattung“ zur existie- 45 renden Welt stehen.
80 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Der heilige Vater skandaliert sich p. 104 erschrecklich über die Ketzerei, womit Feuerbach die göttliche Dreieinigkeit von Ver¬ nunft, Liebe und Wille zu etwas macht, das „i n den Individuen über den Individuen ist“; als ob heutzutage nicht jede Anlage, jeder Trieb, jedes Bedürfnis als eine Macht „in dem Individuum 5 über dem Individuum“ sich behauptete, sobald die Umstände deren Befriedigung verhindern. Wenn der heilige Vater Bruno z. B. Hunger verspürt ohne die Mittel ihn zu befriedigen, so wird sogar sein Magen zu einer Macht „in ihm über ihm“. Feuer¬ bachs Fehler besteht nicht darin, dies Faktum ausgesprochen zu 10 haben, sondern darin, daß er es in idealisierender Weise ver¬ selbstständigte, statt es als das Produkt einer bestimmten und über¬ schreitbaren /3/ historischen Entwicklungsstufe aufzufassen. P. 111: „Feuerbach ist ein Knecht, und seine knechtische Natur erlaubt ihm nicht das Werk eines Menschen zu vollbringen, 15 das Wesen der Religion zu erkennen“ (schönes „Werk eines Men¬ schen“!) . . . „er erkennt das Wesen der Religion nicht, weil er die Brücke nicht kennt, auf der er zum Quell der Religion kommt.“ Sankt Bruno glaubt alles Ernstes noch, daß die Religion ein eignes „Wesen“ habe. Was die „Brücke“ betrifft, „auf der“ 20 man zum „Quell der Religion“ kommt, so muß diese Esels¬ brücke notwendig ein Aquädukt sein. Sankt Bruno etabliert sich zugleich als wunderlich modernisierter und durch die Brücke in Ruhestand versetzter Charon, indem er als tollkeeper an der Brücke zum Schattenreich der Religion jedem Passierenden seinen 25 Halfpenny abverlangt. P. 120 bemerkt der Heilige: „Wie könnte Feuerbach existie¬ ren, wenn es keine Wahrheit gäbe und die Wahrheit nichts als ein Gespenst“ (Stirner hilf!) „wäre, vor dem sich der Mensch bisher fürchtete.“ Der „Mensch“, der sich vor dem „Gespenst“ зо der „Wahrheit“ fürchtet, ist Niemand anders als der ehrwürdige Bruno selbst. Bereits zehn Seiten vorher, p. 110, stieß er vor dem „Gespenst“ Wahrheit folgenden welterschütternden Angstschrei aus: „Die Wahrheit, die nirgends für sich als fertiges Objekt zu finden ist, und nur in der Entfaltung der Persönlichkeit sich ent- 35 wickelt und zur Einheit zusammenfaßt“. So haben wir hier also nicht nur die Wahrheit, /[3a]/ dieses Gespenst, in eine Person ver¬ wandelt, die sich entwickelt und zusammenfaßt, sondern dies Kunststück noch obendrein nach Art der Bandwürmer in einer drit¬ ten Persönlichkeit außer ihr vollzogen. Über des heiligen Mannes 40 früheres Liebesverhältnis zur Wahrheit, da er noch jung war und des Fleisches Lüste stark in ihm siedeten, siehe „heilige Familie“ p. 115 seqq. Wie gereinigt von allen fleischlichen Lüsten und weltlichen Be¬ gierden der heilige Mann derzeit dasteht, zeigt seine heftige Po- 45
II. Sankt Bruno 81 lemik gegen Feuerbachs Sinnlichkeit. Bruno greift keines¬ wegs die höchst bornierte Weise an, worin Feuerbach die Sinn¬ lichkeit anerkennt. Der verunglückte Versuch Feuerbachs gilt ihm schon als Versuch, der Ideologie zu entspringen, für — 5 Sünde. Natürlich! Sinnlichkeit — Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Wesen, Scheuei und Greuel vor dem Herrn! Wisset Ihr nicht, daß fleischlich gesinnet sein ist der Tod, aber geistlich gesinnet sein ist Leben und Friede; denn fleischlich gesinnet sein ist eine Feindschaft wider die Kritik, und alles so da fleischlich ist, 10 das ist von dieser Welt, und wisset Ihr auch was geschrieben steht: Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feind¬ schaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen; von welchen ich Euch habe zu- 13 vor gesagt und sage noch zuvor, daß die solches tun, werden das Reich der Kritik nicht ererben; sondern wehe ihnen, denn sie gehen den Weg Kains und fallen in den Irrtum Balaams, um Ge¬ nusses willen, und kommen um in dem Aufruhr Korah. Diese Un¬ fläter prassen von Euren Almosen ohne Scheu, weiden sich selbst, го sie sind Wolken ohne Wasser, von dem Winde umgetrieben, kahle unfruchtbare /[3b]/ Bäume, zweimal erstorben und ausgewurzelt, wilde Wellen des Meers, die ihre eigne Schande ausschäumen, irrige Sterne, welchen behalten ist das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit. Denn wir haben gelesen, daß in den letzten Tagen wer- 25 den greuliche Zeiten kommen, Menschen, die von sich selbst hal¬ ten, Schänder, Unkeusch, die mehr lieben Wollust als die Kritik, die da Rotten machen, kurz, Fleischliche. Diese verabscheut Sankt Bruno, der da geistlich gesinnet ist und hasset den befleckten Rock des Fleisches; und so verdammt er Feuerbach, den er für den Ко¬ за rah der Rotte hält, draußen zu bleiben, wo da sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger. „Sinnlichkeit“ — pfui Teufel, das bringt den heiligen Kirchenvater nicht nur in die ärgsten Krämpfe und Verzuckungen, das bringt ihn sogar zum Singen und er singt p. 121 „das Lied vom Ende und das Ende vom 35 Liede“. Sinnlichkeit, weißt du auch wohl, was Sinnlichkeit ist, Unglückseliger? Sinnlichkeit ist — „ein Stock“ p. 130. In seinen Krämpfen ringt der heilige Bruno auch einmal mit Einem seiner Sätze, wie weiland Jakob mit Gott, nur mit dem Unterschiede, daß Gott dem Jakob die Hüfte verrenkte, während der heilige Epilep- 4o tiker seinem Satze alle Glieder und Bänder verrenkt, und so die Identität von Subjekt und Objekt an meheren schlagenden Exem- peln klar macht: „Mag darum Feuerbach immerhin sprechen ...er vernich¬ tet“ (!) „dennoch den Menschen ... weil er das Wort 45 Mensch zur bloßen Phrase macht ... weil er nicht den Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 6
82 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Menschen ganz macht“ (!) /[3c]/ „und schafft“ (!) „sondern die ganze Menschheit zum Absoluten erhebt, weil er auch nicht die Menschheit, vielmehr den Sinn zum Organ des Absoluten, und als das Absolute, das Unbezweifelbare, das unmittelbar Gewisse, das Objekt des Sinnes, der Anschauung, der s Empfindung — das Sinnliche stempelt.“ Womit Feuerbach — dies ist die Meinung des heiligen Bruno — „wohl Luftschichten er¬ schüttern, aber nicht Erscheinungen des menschlichen Wesens zerschmettern kann, weil sein innerstes“ (!) „Wesen und seine belebende Seele [...] schon den äußern“ (!) 10 „Klang zerstört und hohl und schnarrendmacht.“ P. 121. Der heilige Bruno gibt uns selbst über die Ursachen seiner Widersinnigkeit zwar geheimnisvolle, aber entscheidende Auf¬ schlüsse: „Als ob mein Ich nicht auch dieses bestimmte, vor allen Andern einzige Geschlecht und diese bestimm- n ten einzigen Geschlechtsorgane hätte!“ (außer seinen „einzigen Geschlechtsorganen“ hat der Edle noch ein apartes „einziges Geschlecht“!). Dieses einzige Geschlecht wird p. 121 dahin erläutert, daß „die Sinnlichkeit wie ein Vampyr alles Mark und Blut dem Menschenleben aussaugt, die unüberschreit- 20 bare Schranke ist, an der sich der Mensch den Todes -Stoß geben muß.“ Aber auch der Heiligste ist nicht rein! Sie sind allzumal Sün¬ der und mangeln des Ruhms, den sie vor dem „Selbstbewußt¬ sein“ haben sollen. Der heilige Bruno, der um Mitternacht sich 25 im einsamen Kämmerlein mit der „Substanz“ herumschlägt, wird von den lockeren Schriften des Ketzers Feuerbach auf das Weib und die weibliche Schönheit aufmerksam /4/ gemacht. Plötz¬ lich verdunkelt sich sein Blick; das reine Selbstbewußtsein wird befleckt, und die verwerfliche sinnliche Phantasie umgaukelt mit зо lasziven Bildern den geängstigten Kritiker. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Er strauchelt, er fällt, er vergißt, daß er die Macht ist, die „mit ihrer Kraft bindet und löst und die Welt beherrscht“, daß diese Ausgeburten seiner Phantasie „Geist von seinem Geiste“ sind, er verliert alles „Selbstbewußtsein“ 35 und stammelt berauscht einen Dithyrambos auf die weibliche Schönheit „im Zarten, im Weichlichen, im Weiblichen“, auf die „schwellenden, abgerundeten Glieder“ und den „wogenden, wal¬ lenden, siedenden, brausenden und zischenden, wellenförmigen Körperbau“ des Weibes. Aber die Unschuld verrät sich stets, 40 selbst wo sie sündigt. Wer wüßte nicht, daß ein „wogender, wallender, wellenförmiger Körperbau“ ein Ding ist, das kein Auge je gesehen, noch ein Ohr gehöret hat? Darum stille, liebe Seele, der Geist wird gar bald die Oberhand über das rebellische Fleisch bekommen und den übersiedenden Lüsten eine unüber- 45
II. Sankt Bruno 83 windliche „Schranke“ in den Weg setzen, „an der“ sie sich bald „den Todesstoß“ geben. „Feuerbach“ — dahin ist endlich der Heilige mittels eines kri¬ tischen Verständnisses der „heiligen Familie“ gekommen — „ist 5 der mit Humanismus versetzte und zersetzte Materialist, d.h. der Materialist, der es nicht auf der Erde und ihrem Sein auszuhalten vermag“ (Sankt Bruno kennt ein von der Erde unterschiednes Sein der Erde, und weiß, wie man es anfangen muß, um es „a u f dem Sein /[4a]/ der Erde auszuhalten“!), „sondern sich io vergeistigen und in den Himmel einkehren will, und der Huma¬ nist, der nicht denken und eine geistige Welt aufbauen kann, son¬ dern der sich mit Materialismus schwängert pp“ p. 123. Wie hiernach bei Sankt Bruno der Humanismus im „Denken“ und „Aufbauen einer geistigen Welt“ besteht, so der Materialismus in 15 Folgendem: „Der Materialist erkennt nur das gegenwärtige, wirk¬ liche Wesen an, die Materie“ (als wenn der Mensch mit allen seinen Eigenschaften, auch dem Denken, nicht ein „gegenwär¬ tiges, wirkliches Wesen“ wäre), „und sie als tätig sich in die Vielheit ausbreitend und verwirklichend, die Natur.“ го p. 123. Die Materie ist zuerst ein gegenwärtiges wirkliches Wesen, aber nur an sich, verborgen; erst wenn sie „tätig sich in die Vielheit ausbreitet und verwirklicht“ (ein „gegenwärtiges wirk¬ liches Wesen“ „verwirklicht sich“!!), erst dann wird sie Natur. Zuerst existiert der Begriff der Materie, das Abstrak- 25 tum, die Vorstellung, und diese verwirklicht sich in der wirk¬ lichen Natur. Wörtlich die Hegelsche Theorie von der Präexistenz der schöpferischen Kategorien. Von diesem Standpunkt aus ver¬ steht es sich dann auch, daß Sankt Bruno die philosophischen Phrasen der Materialisten über die Materie für den wirklichen зоКегп und Inhalt ihrer Weltanschauung versieht. 2. Sankt Brunos Betrachtungen überden Kampf zwischen Feuerbach und Stirner Nachdem Sankt Bruno Feuerbach also einige gewichtige Worte ans Herz gelegt hat, sieht er sich den Kampf zwischen diesem 35 /[4b]/ und dem Einzigen an. Das Erste, wodurch er sein Inter¬ esse an diesem Kampf bezeugt, ist ein methodisches, dreimaliges Lächeln. 6*
84 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Der Kritiker geht unaufhaltsam, siegsgewiß und siegreich seines Weges. Man verleumdet ihn: er lächelt. Man verketzert ihn: er lächelt. Die alte Welt macht sich auf in einem Kreuz¬ zug gegen ihn: er lächelt.“ Der Heilige Bruno, das ist also konstatiert, geht seiner Wege, 5 aber er geht sie nicht wie andre Leute, er geht einen kritischen Gang, er vollzieht diese wichtige Handlung mit Lächeln — „Er lächelt mehr Linien in sein Gesicht hinein als auf der Welt¬ karte mit beiden Indien stehen. Das Fräulein wird ihm Ohrfeigen geben, und wenn sie’s tut, wird er lächeln und es für eine große 10 Kunst halten“, wie Malvoglio bei Shakespeare. Sankt Bruno selbst rührt keinen Finger, um seine beiden Geg¬ ner zu widerlegen, er weiß ein besseres Mittel sie loszuwerden, er überläßt sie — divide et impera — ihrem eignen Streit. Dem Stimer stellt er den Menschen Feuerbachs, p. 124, und dem 15 Feuerbach den Einzigen Stirners p. 126 seqq. gegenüber; er weiß, daß sie so erbittert auf einander sind wie die beiden Katzen von Kilkenny in Irland, die einander so vollständig auffraßen, daß zuletzt nur die Schwänze übrig blieben. Über diese Schwänze spricht nun Sankt Bruno das Urteil aus, daß sie „Substanz“, 20 also auf ewig verdammt seien. Er wiederholt in seiner Gegenüberstellung von Feuerbach und Stirner dasselbe, was Hegel über Spinoza und Fichte sagte, wo bekanntlich das punktuelle Ich als die eine, und zwar härteste Seite /[4c]/ der Substanz dargestellt wird. So sehr er früher ge- 25 gen den Egoismus polterte, der sogar als odor specificus der Massen galt, akzeptiert er p. 129 von Stimer den Egoismus, nur soll dieser „nicht der von Max Stirner“, sondern natürlich der von Bruno Bauer sein. Den Stirnerschen brandmarkt er mit dem moralischen Makel, „daß sein Ich zur Stützung seines Egoismus 30 der Heuchelei, des Betrugs, der äußeren Gewalt bedarf“. Im übrigen glaubt er (siehe p. 124) an die kritischen Wundertaten des heiligen Max und sieht in dessen Kampf p. 126 „ein wirk¬ liches Bemühen, die Substanz von Grund aus zu vernichten“. Statt auf Stirners Kritik der Bauerschen „reinen Kritik“ einzugehen, 35 behauptet er p. 124, Stirners Kritik könne ihm ebensowenig wie jede andre etwas anhaben, „weil er derKritiker selber“ sei. Schließlich widerlegt Sankt Bruno Beide, Sankt Max und Feuerbach, indem er eine Antithese, die Stimer zwischen dem Kritiker Bruno Bauer und dem Dogmatiker zieht, ziemlich wört- 40 lieh auf Feuerbach und Stimer anwendet. * Wigand p. 138: „Feuerbach stellt sich und steht hier¬ mit“ (!) „dem Einzigen gegenüber. Er ist und will sein Kom¬ munist, dieser ist und soll sein Egoist; er der Heilige, dieser der Profane, er der Gute, dieser der Böse; er der 45
II. Sankt Bruno 85 Gott, dieser der Mensch. Beide — Dogmatiker.“ Also die Pointe ist, daß er Beiden Dogmatismus vorwirft. „Der Einzige und sein Eigentum“, p. 194: „Der Kritiker fürchtet /5/ sich dogmatisch zu werden oder Dogmen aufzustel- 5 len. Natürlich, er würde dadurch zum Gegensatz des Kritikers, zum Dogmatiker, er würde, wie er als Kritiker gut ist, nun böse, oder würde aus einem Uneigennützigen“ (Kommunisten) „ein Egoist usw. Nur kein Dogma — das ist sein Dogma“. 3. Sankt Bruno contra die Verfasser der „heiligen Familie“ Sankt Bruno, der auf die angegebene Weise mit Feuerbach und Stirner fertig geworden ist, der dem „Einzigen jeden Fortschritt abgeschnitten“ hat, wendet sich nun gegen die angeblichen Konse¬ quenzen Feuerbachs, die deutschen Kommunisten und speziell die із Verfasser der „heiligen Familie“. Das Wort „realer Humanis¬ mus“, das er in der Vorrede dieser Streitschrift fand, bildet die Hauptgrundlage seiner Hypothese. Er wird sich einer Bibelstelle erinnern: „Und ich, lieben Brüder, konnte nicht mit Euch reden als mit Geistlichen, sondern als mit Fleischlichen“ (in unsrem 2o Falle war es gerade umgekehrt) „wie mit jungen Kindern in Christo. Milch habe ich Euch zu trinken gegeben und nicht Speise, denn Ihr konntet noch nicht.“ 1. Kor. 3, 1—2. /[5a]/ Der erste Eindruck, den die „heilige Familie“ auf den ehrwürdigen Kirchenvater macht, ist der einer tiefen Betrübnis 25 und einer ernsten, biedermännischen Wehmut. Die einzige gute Seite des Buchs — daß es „zeigte, was Feuerbach werden mußte und wie sich seine Philosophie stellen kann, wenn sie gegen die Kritik kämpfen will“ p. 138, daß es also auf eine ungezwungene Weise das „Wollen“ mit dem „Können“ und „Müssen“ vereinigte, зо wiegt dennoch die vielen betrübenden Seiten nicht auf. Die Feuer- bachsche, hier komischer Weise vorausgesetzte Philosophie „darf und kann den Kritiker nicht verstehen — sie d а r f und kann die Kritik in ihrer Entwicklung nicht kennen und erkennen — sie darf und kann /[5b]/ es nicht wissen, daß die Kritik 35 aller Transzendenz gegenüber ein immerwährendes Kämpfen und Siegen, ein fortdauerndes Vernichten und Schaffen, das einzig“ (!) „Schöpferische und Produzierende ist. Sie darf und kann
86 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil nicht wissen, wie der Kritiker gearbeitet hat und noch arbeitet, um die transzendenten Mächte, die bisher die Menschheit niederhiel¬ ten und nicht zum Atmen und zum Leben kommen ließen, als das zu setzen und zu dem zu m а ch en“ (!), „was sie wirklich sind, als Geist vom Geist, als Inneres aus dem Innern, als Heimatliches“ 5 (!) „aus und in der Heimat, als Produkte und Geschöpfe des Selbstbewußtseins. Sie darf und kann nicht wissen, wie einzig und allein der Kritiker die Religion in ihrer Totalität, den Staat in seinen verschiednen Erscheinungen gebrochen hat pp“ p. 138, 139. Ist es nicht auf ein Haar der alte Jehova, der seinem durch- 10 gebrannten Volk, das an den lustigen Göttern der Heiden mehr Spaß findet, nachläuft und schreit: „Höre mich, Israel, und ver¬ schließe dein Ohr nicht, Juda! Bin ich nicht der Herr dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführet hat in das Land da Milch und Honig fleußt, und siehe, ihr habet von Jugend auf getan das mir 15 übel gefällt und habet mich erzürnet durch meiner Hände Werk, und habt mir den Rücken und nicht das Angesicht zugekehret. wiewohl ich sie stets lehren ließ; und haben mir ihre Greuel in mein Haus gesetzt, daß sie es verunreinigten, und haben die Höhen des Baals gebaut im Tal Ben Himmon, davon ich ihnen 20 nichts befohlen habe, und ist mir nicht in den /[5c]/ Sinn gekom¬ men, daß sie solche Greuel tun sollten; und habe zu euch gesandt meinen Knecht Jeremiam, zu dem mein Wort geschehen ist von dem dreizehnten Jahr des Königs Josiah, des Sohnes Amon, bis auf diesen Tag, und derselbe hat euch nun dreiundzwanzig Jahr 25 mit Fleiß gepredigt, aber ihr habt nie hören wollen. Darum spricht der Herr Herr: Wer hat je dergleichen gehöret, daß die Jungfrau Israel so gar greuliches Ding tut? Denn das Regenwas¬ ser verschießt nicht so bald, als mein Volk meiner vergißt. О Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“ зо Sankt Bruno behauptet also in einer langen Rede über Dürfen und Können, daß seine kommunistischen Gegner ihn mißverstan¬ den hätten. Die Art und Weise, wie er in dieser Rede die Kritik neuerdings schildert, wie er die bisherigen Mächte, die das „Leben der Menschheit“ niederhielten, in „transzendente“, und diese 35 transzendenten Mächte in „Geist vom Geist“ verwandelt, wie er „d i e Kritik“ für den einzigen Produktionszweig ausgibt, beweist zugleich, daß das angebliche Mißverständnis nichts ist als ein mißliebiges Verständnis. Wir bewiesen, daß die Bauersche Kritik unter aller Kritik ist, wodurch wir notwendig Dogmatiker wer- 40 den. Ja er wirft uns alles Ernstes den unverschämten Unglauben an seine althergebrachten Phrasen vor. Die ganze Mythologie der selbstständigen Begriffe, mit dem Wolkensammler Zeus, dem Selbstbewußtsein, an der Spitze, paradiert hier /6, wieder mit „dem Schellenspiel von Redensarten einer ganzen Janitscharenmusik 45
II. Sankt Bruno 87 5 10 15 20 25 30 35 40 45 gangbarer Kategorien“ (Lit. Ztg„ vgl. „heilige Familie“ p. 234). Zuerst natürlich die Mythe von der Weltschöpfung, nämlich von der sauren „Arbeit“ des Kritikers, die das „einzig Schöpferische und Produzierende, ein immerwährendes Kämpfen und Siegen, ein fortdauerndes Vernichten und Schaffen“, ein „Arbeiten“ und „Gearbeitet Haben“ ist. Ja der ehrwürdige Vater wirft der „hei¬ ligen Familie“ sogar vor, daß sie „die Kritik“ so verstanden hat, wie er selbst sie in der gegenwärtigen Replik versteht. Nachdem er die „Substanz“ „in ihr Geburtsland, das Selbstbewußtsein, den kritisierenden und“ (seit der „heiligen Familie“ auch) „kritisier¬ ten Menschen zurückgenommen und verworfen hat“ (das Selbst¬ bewußtsein scheint hier die Stelle einer ideologischen Rumpel¬ kammer einzunehmen), fährt er fort: „Sie“ (die angebliche Feuerbachsche Philosophie) „darf nicht wissen, daß die Kritik und die Kritiker, solange sie sind“ (!), „die Geschichte gelenkt und gemacht haben, daß sogar ihre Gegner und alle Bewegungen und Regungen der Gegenwart ihre Geschöpfe sind, daß sie allein es sind, die die Gewalt in ihren Händen haben, weil die Kraft in ihrem Bewußtsein, und weil sie die Macht aus sich selber, aus ihren Taten, aus der Kritik, aus ihren Gegnern, aus ihren Geschöpfen schöpfen; daß erst mit dem Akte der Kritik der Mensch befreit wird, und damit d i e Menschen, der Mensch geschaffen“ (!) „wird, und damit die Menschen“. Also die Kritik und die Kritiker /[6a]/ sind zuerst zwei ganz verschiedene, außer einander stehende und handelnde Subjekte. Der Kritiker ist ein andres Subjekt als die Kritik, und die Kritik ein andres Subjekt als der Kritiker. Diese personifizierte Kritik, die Kritik als Subjekt, ist ja eben die „kritische Kritik“, gegen die die ..heilige Familie“ auftrat. „Die Kritik und die Kritiker haben, solange sie sind, die Geschichte gelenkt und gemacht“. Daß sie dies nicht tun konnten, „solange sie“ nicht „sind“, ist klar, und daß sie, „solange sie sind“, in ihrer Weise „Geschichte gemacht“ haben, ist ebenfalls klar. Sankt Bruno kommt endlich soweit, uns einen der tiefsten Aufschlüsse über die staatsbrecherische Macht der Kritik geben zu „dürfen und können“, den Aufschluß näm¬ lich, daß „die Kritik und die Kritiker die Gewalt in ihren Händen haben, weil“ (schönes Weil!) „die Kraft in ihrem Bewußtsein“, und zweitens, daß diese großen Geschichtsfabri¬ kanten „die Gewalt in ihren Händen haben“, weil sie „die Macht aus sich selber und aus der Kritik“ (also noch einmal aus sich selber) „schöpfen“ — wobei leider noch immer nicht bewiesen, daß da drinnen, in „sich selber“, in „der Kritik“, irgend etwas zu „schöpfen“ ist. Wenigstens sollte man nach der eignen Aus¬ sage der Kritik glauben, daß es schwer sein müßte dort etwas andres zu „schöpfen“ als die dorthin „verworfene“ Kategorie der
88 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Substanz“. Schließlich „schöpft“ die Kritik noch „die Kraft“ zu einem höchst ungeheuerlichen Orakelspruch „aus /[6b]/ der Kritik“. Sie enthüllt uns nämlich das Geheimnis, so da verborgen war unsern Vätern und verschlossen unsern Großvätern, daß, „erst mit dem Akte der Kritik der Mensch geschaffen wird, und 5 damit die Menschen“, während man bisher die Kritik für einen Akt der durch ganz andre Akte präexistierenden Menschen ver¬ sah. Der heilige Bruno selbst scheint hiernach durch „die Kritik“, also durch generatio aequivoca „in die Welt, von der Welt und zu der Welt“ gekommen zu sein. Vielleicht indes ist dies Alles bloß 10 eine andre Interpretation der Stelle aus der Genesis: Und Adam erkannte, jd est kritisierte, sein Weib Hevam und sie ward schwanger pp. Wir sehen hier also die ganze altbekannte kritische Kritik, die schon in der „heiligen Familie“ hinreichend signalisiert, noch- 15 mals und als ob gar nichts passiert wäre, mit ihren sämtlichen Schwindeleien auftreten. Wundem dürfen wir uns nicht darüber, denn der heilige Mann jammert ja selbst p. 140, daß die „heilige Familie“ „der Kritik jeden Fortschritt abschneide“. Mit der größten Entrüstung wirft Sankt Bruno den Verfassern der „hei- 20 ligen Familie“ vor, daß sie die Bauersche Kritik vermittelst eines chemischen Prozesses aus ihrem „flüssigen“ Aggregat¬ zustande zu einer „kristallinischen“ Formation abgedampft habe. Also die „Institutionen des Bettlertums“, das „Taufzeugnis der 25 Mündigkeit“, die „Region /[6c]/ des Pathos und donnerähnlicher Aspekten“, die „moslemitische Begriffsaffektion“ („Heilige Fa¬ milie“ p. 2, 3, 4 nach der kritischen Lit. Ztg.) sind nur Unsinn, wenn man sie „kristallinisch“ auffaßt; die achtundzwanzig ge¬ schichtlichen Schnitzer, die man der Kritik in ihrem Exkurse über зо „englische Tagesfragen“ nachgewiesen hat, sind, „flüssig“ be¬ trachtet, keine Schnitzer? Die Kritik besteht darauf, daß sie, flüssig betrachtet, die Nauwercksche Kollision, nachdem sie längst vor ihren Augen passiert, а priori prophezeit, nicht post festum konstruiert habe? sie besteht noch darauf, daß marechal, „kristal- 35 linisch“ betrachtet, ein Hufschmied heißen könne, aber „flüs¬ sig“ betrachtet, jedenfalls ein Marschall sein müsse? daß, wenn auch für die „kristallinische“ Auffassung un fait physique „eine physische Tatsache“ sein dürfe, die wahre, „flüssige“ Übersetzung davon „eine Tatsache der Physik“ laute? daß la mal- 40 veillance de nos bourgeois juste-milieux im „flüssigen“ Zustande noch immer „die Sorglosigkeit unsrer guten Bürger“ bedeute? daß „flüssig“ betrachtet, „ein Kind, das nicht wieder Vater oder Mutter wird, wesentlichTochter ist“? daß Jemand die Auf¬ gabe haben kann, „gleichsam die letzte Wehmutsträne der Ver- 45
II. Sankt Bruno 89 gangenheit darzustellen“? Daß die verschiedenen Portiers, Lions, Grisetten, Marquisen, Spitzbuben und hölzernen Türen von Paris in ihrer „flüssigen“ Form weiter nichts sind als Phasen des Ge¬ heimnisses, „in dessen Begriff es überhaupt /7/ liegt, sich selbst 5 beschränkt zu setzen, und diese Beschränkung, die es durch sein allgemeines Wesen setzt, wieder aufzuheben, da eben dieses Wesen nur das Resultat seiner innern Selbstunterscheidung, seiner Tätig¬ keit ist“? Daß die kritische Kritik im „flüssigen“ Sinne „unauf¬ haltsam, siegreich und siegsgewiß ihres Weges geht“, wenn sie io bei einer Frage zuerst behauptet, ihre „wahre und allgemeine Be¬ deutung“ enthüllt zu haben, alsdann zugibt, daß sie „über die Kri¬ tik nicht hinausgehen wollte und durfte“, und schließlich bekennt, „daß sie noch einen Schritt hätte tun müssen, der aber unmöglich war, weil — er unmöglich war“? (p. 184 der „heiligen Familie“) 15 daß „flüssig“ betrachtet, „die Zukunft noch immer das Werk“ der Kritik ist, wenn auch „das Schicksal entscheiden mag wie es will“; daß flüssig betrachtet, die Kritik nichts Übermensch¬ liches beging, wenn sie „mit ihren wahren Elementen in einen Widerspruch trat, der in jenen Elementen b e - 2o reits seine Auflösung gefunden hatte“? Allerdings begingen die Verfasser der „heiligen Familie“ die Frivolität, alle diese und hundert andre Sätze als Sätze aufzufas¬ sen, die einen festen, „kristallinischen“ Unsinn ausdrücken — aber man muß die Synoptiker „flüssig“, d. h. im Sinne ihrer Ver- 25 fasser, und bei Leibe nicht „kristallinisch“, d.h. nach ihrem wirklichen Unsinn lesen, um zu dem wahren Glauben zu kommen und die Harmonie des kritischen Haushalts /[7a]/ zu bewundern. „Engels und Marx kennen daher auch nur die Kritik der Lite¬ raturzeitung“ — eine wissentliche Lüge, die beweist, wie „flüs- 3o sig“ der heilige Mann ein Buch gelesen hat, worin seine letzten Arbeiten nur als die Krone seines ganzen „Gearbeitet Habens“ dargestellt werden. Aber der Kirchenvater ermangelte der Ruhe, kristallinisch zu lesen, da er in seinen Gegnern Konkurrenten fürchtet, die ihm die Kanonisation streitig machen, ihn „aus seiner 35 Heiligkeit herausziehen wollen, um sich heilig zu machen“. Konstatieren wir noch im Vorbeigehen die eine Tatsache, daß nach der jetzigen Aussage des heiligen Bruno seine Literatur¬ zeitung keineswegs die „gesellschaftliche Gesellschaft“ zu stiften oder „gleichsam die letzte Wehmutsträne“ der deutschen Ideolo¬ ge gie „darzustellen“ bezweckte, noch den Geist in den schärf¬ sten Gegensatz zur Masse zu stellen und die kritische Kritik in ihrer vollen Reinheit zu entwickeln, sondern — „den Liberalismus und Radikalismus des Jahres 1842 und deren Nachklänge in ihrer Halbheit und Phrasenhaftigkeit darzulegen“, also die „Nach- 45 klänge“ eines bereits Verschollenen zu bekämpfen. Tant de bruit
90 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil pour une Omelette! Übrigens zeigt sich gerade hierin wieder die Geschichtsauffassung der deutschen Theorie in ihrem „reinsten“ Licht. Das Jahr 1842 gilt für die Glanzperiode des Li-/[7bl/bera- lismus in Deutschland, weil sich die Philosophie damals an der Politik beteiligte. Der Liberalismus verschwindet für den Kri- s tiker mit dem Aufhören der Deutschen Jahrbücher und der Rhei¬ nischen Zeitung, den Organen der liberalen und radikalen Theorie. Er läßt nur noch „Nachklänge“ zurück, während erst jetzt, wo das deutsche Bürgertum das wirkliche durch ökonomische Ver¬ hältnisse erzeugte Bedürfnis der politischen Macht empfindet und 10 zu verwirklichen strebt, während erst jetzt der Liberalismus in Deutschland eine praktische Existenz und damit die Chance eines Erfolgs hat. Die tiefe Betrübnis Sankt Brunos über die „heilige Familie“ erlaubte ihm nicht diese Schrift „aus sich selbst und durch sich 15 selbst und mit sich selbst“ zu kritisieren. Um seinen Schmerz be- meistern zu können, mußte er sie sich erst in einer „flüssigen“ Form verschaffen. Diese flüssige Form fand er in einer konfusen und von Mißverständnissen wimmelnden Rezension im „Westfäli¬ schen Dampf boot“, Maiheft p. 206—214. Alle seine Zitate sind 20 aus den im „Westfälischen Dampfboot“ zitierten Stellen zitiert, und ohne dasselbige ist Nichts zitiert, was zitiert ist. Auch die Sprache des heiligen Kritikers ist durch die Sprache des westfälischen Kritikers bedingt. Zuerst werden sämtliche Sätze, die der Westfale (Dampfboot p. 206) aus der Vorrede an- 25 führt, in die Wigandsche Vierteljahrsschrift p. 140, 141 über¬ tragen. Diese Übertragung bildet den Hauptteil der Bauerschen Kritik, nach dem alten, schon von Hegel empfohlenen Prinzip: „Sich auf den gesunden Menschenverstand zu verlassen, und /[7c]/ um übrigens auch mit der Zeit und der Philosophie fort- зо zuschreiten, Rezensionen von philosophischen Schriften, etwa gar die Vorreden und ersten Paragraphen derselben zu lesen; denn diese geben die allgemeinen Grundsätze, worauf Al¬ les ankommt, und jene neben der historischen Notiz noch die Be¬ urteilung, die sogar, weil sie Beurteilung ist, über das Beurteilte 35 hinaus ist. Dieser gemeine Weg macht sich im Hausrocke; aber im hohenpriesterlichen Gewände schreitet das Hochgefühl des Ewigen, Heiligen, Unendlichen einher, ein Weg“, den Sankt Bruno auch, wie wir sahen, „niedermetzelnd“ zu „gehen“ weiß. — Hegel, Phänomenologie p. 54. 40 Der westfälische Kritiker fährt nach einigen Zitaten aus der Vorrede fort: „So durch die Vorrede selbst auf den Kampf¬ platz des Buches geführt“ usw. p. 206. Der heilige Kritiker, nachdem er diese Zitate in die Wi¬ gandsche Vierteljahrsschrift übertragen, distinguiert feiner und 45
II. Sankt Bruno 91 sagt: „Das ist das Terrain und der Feind, den sich Engels und Marx zum Kampfe geschaffen haben.“ Der westfälische Kritiker setzt aus der Erörterung des kritischen Satzes: „der Arbeiter schafft Nichts“, nur den zusam- 5 menfassenden Schluß hin. Der heilige Kritiker glaubt wirklich, dies sei Alles, was über den Satz gesagt worden, schreibt p. 141 das westfälische Zitat ab, und freut sich der Entdeckung, daß man der Kritik nur „Be¬ hauptungen“ entgegengesetzt habe. io Aus der Beleuchtung der kritischen Expektorationen über die Liebe schreibt sich der westfälische Kritiker p.209 erst das corpus delicti teilweise, und dann aus der Widerlegung einige Sätze ohne allen /8/ Zusammenhang heraus, die er als Autorität für seine schwammige, liebesselige Sentimentalität hinstellen 15 möchte. Der heilige Kritiker schreibt ihm p. 141, 142 alles buch¬ stäblich ab, Satz für Satz in der Ordnung, wie sein Vorgänger zitiert. Der westfälische Kritiker ruft über der Leiche des Herrn 2o Julius Faucher aus: „Das ist das Los des Schönen auf der Erde“! Der heilige Kritiker darf seine „saure Arbeit“ nicht voll¬ enden, ohne diesen Ausruf p. 142 bei unpassender Gelegenheit sich anzueignen. Der westfälische Kritiker gibt p.212 eine angebliche Zu- 25 sammenfassung der in der „heiligen Familie“ gegen Sankt Bruno selbst gerichteten Entwicklungen. Der heilige Kritiker kopiert diese Siebensachen getrost und wörtlich mit allen westfälischen Exklamationen. Er denkt nicht im Traum daran, daß ihm nirgends in der ganzen Streitschrift зо vorgeworfen wird, er „verwandle die Frage der politischen Eman¬ zipation in die der menschlichen“, er „wolle die Juden totschla¬ gen“, er „verwandle die Juden in Theologen“, er „verwandle Hegel in Herrn Hinrichs“ pp. Gläubig plappert der heilige Kritiker dem westfälischen die Angabe nach, als erbiete sich 35 Marx in der „heiligen Familie“ zur Lieferung eines gewissen scholastischen Traktätleins „als Erwiderung auf die alberne Selbstapotheose Bauers“. Nun kommt die vom heiligen Bruno als Z i t а t angeführte „alberne Selbstapotheose“ in der gan¬ zen „heiligen Familie“ nirgends, wohl aber bei dem westfäli- 4o sehen Kritiker vor. Ebensowenig wird das Traktätlein als Erwide¬ rung auf die „Selbst а p о 1 о g i e“ /[8a V der Kritik, „heilige Fa¬ milie“ p. 150—163, angeboten, sondern erst im folgenden Ab¬ schnitt p. 165 bei Gelegenheit der weltgeschichtlichen Frage: „warum Herr Bauer politisieren mußte?“ 45 Schließlich läßt Sankt Bruno p. 143 Marx als „ergötz¬
92 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil liehen Komödianten“ auftretqn, nachdem sein westfäli¬ sches Vorbild bereits „das welthistorische Drama der kritischen Kritik“ sich in die „ergötzlichste Komödie“ p. 213 hat äuflösen lassen. Siehe, so „dürfen und können“ die Gegner der kritischen Kri- 5 tik es „wissen, wie der Kritiker gearbeitet hat und noch arbeitet“! 4. Nachruf an „M. Heß“ „Was Engels und Marx noch nicht konnten, das vollendet M. Heß“. 10 Großer, göttlicher Übergang, der dem heiligen Manne durch das relative „Können“ und „Nichtkönnen“ der Evangelisten so fest in den Fingern sitzen geblieben ist, daß er in jedem Aufsatze des Kirchenvaters passend oder unpassend seine Stelle finden muß. „Was Engels und Marx noch nicht konnten, das vollendet 15 M. Heß“. — Und was ist das „Was“, das „Engels und Marx noch nicht konnten“? Nun, nichts mehr und nichts weniger, als — Stirner kritisieren. Und warum „konnten“ Engels und Marx Stir¬ ner „noch n i cht“ kritisieren? Aus dem zureichenden Grunde, weil — Stirners Buch noch nicht erschienen war, als 20 sie die „heilige Familie“ schrieben. Dieser spekulative Kunstgriff, Alles zu konstruieren, und das Disparateste in einen vorgeblichen Kausalzusammenhang zu brin¬ gen, ist unsrem Heiligen wirklich aus dem Kopf in die Finger ge¬ fahren. Er erreicht bei ihm die /[8b]/ gänzliche Inhaltslosigkeit 25 und sinkt herab zu einer burlesken Manier, Tautologien mit wich¬ tiger Miene zu sagen. Z. B. schon in der Allg. Literat. Ztg. I, 5: „Der Unterschied zwischen meiner Arbeit und den Blättern, die z. B. ein Philippson vollschreibt“ (also den leeren Blättern, auf die „z. B. ein Philippson“ schreibt), „muß dann auchao so beschaffen sein, wie er in der Tat beschaffen i st“!!! „M. Heß“, für dessen Schriften Engels und Marx durchaus keine Verantwortlichkeit übernehmen, ist dem heiligen Kritiker eine so merkwürdige Erscheinung, daß er weiter nichts tun kann, 35 als lange Stellen aus den „letzten Philosophen“ abschreiben, und das Urteil fällen, daß „diese Kritik in einzelnen Punkten den Feuerbach nicht kapiert hat oder auch“ (o, Theologie!) „das
II. Sankt Bruno 93 Gefäß sich gegen den Töpfer empören will“. Vergl. Römer, 9, 20—21. Nach einer erneuerten „sauren Arbeit“ des Zitierens kommt unser heiliger Kritiker dann schließlich zu dem Resultate, daß Heß, weil er die beiden Worte: „Vereinigt“ und „Entwick- 5 lung“ gebraucht, Hegel abschreibt. Sankt Bruno mußte natür¬ lich den in der „heiligen Familie“ gelieferten Nachweis seiner totalen Abhängigkeit von Hegel durch einen Umweg auf Feuer¬ bach zurückzuwerfen suchen. „Siehe, so mußte Bauer enden! Er hat gegen alle Hegelschen io Kategorien“, mit Ausnahme des Selbstbewußtseins, „gekämpft, wie und was er nur konnte“, speziell in dem famosen Literatur¬ zeitungskampf gegen Herrn Hinrichs. Wie er sie bekämpft und be¬ siegt hat, haben wir gesehen. Zum Überfluß zitieren wir noch Wigand p. 110, wo er behauptet, daß die „wahre“ (1) „Auf- 151 ösung“ (2) „der Gegensätze“ (3) „in Natur und/[8c]/ Geschichte“ (4), „die wahre Einheit“ (5) „der getrennten Relationen“ (6), „der wahrhafte“ (7) „Grund“ (8) „und Ab¬ grund“ (9) „der Religion, die wahre unendliche“ (10), „unwiderstehliche, selbstschöpferische“ (11) „Persönlichkeit“ 2o (12) „noch nicht gefunden ist“. In drei Zeilen nicht zwei zweifelhafte, wie bei Heß, sondern ein volles Dutzend „wahrer, unendlicher, unwiderstehliche [r]“ und durch „die wahre Einheit der getrennten Relationen“ sich als solche beweisende Hegelsche Kategorien — „siehe, so mußte Bauer enden“! Und wenn der 25 heilige Mann in Heß einen gläubigen Christen zu entdecken meint, nicht weil Heß „hofft“, wie Bruno sagt, sondern weil er nicht hofft und weil er von „Auferstehen“ spricht, so setzt uns der große Kirchenvater in den Stand, ihm aus eben derselben pagina 110 das prononzierteste Judentum nachzuweisen. Er erklärt dort, „daß зо der wirkliche, lebende und leibhaftige Mensch noch nicht geboren ist“!!! (neuer Aufschluß über die Bestimmung des „einzigen Geschlechts“) „und die erzeugte Zwit¬ tergestalt“ (BrunoBauer?!?) „noch nicht im Stande ist, aller dogmatischen Formeln Herr zu werden“ pp — d.h. daß 35 der Messias noch nicht geboren ist, daß des Menschen Sohn erst in die Welt kommen soll, und diese Welt, als Welt des alten Bundes, noch unter der Zuchtrute des Gesetzes, „der dogmatischen Formeln“, steht. In derselben Weise, wie Sankt Bruno oben „Engels und Marx“ 4o zu einem Übergange zu Heß benutzte, dient ihm hier Heß dazu, Feuerbach schließlich wieder in ei-/9/nen Kausalnexus mit sei¬ nen Exkursen über Stirner, die „heilige Familie“ und die „letz¬ ten Philosophen“ zu bringen: „Siehe, so mußte Feuerbach enden!“ „Die Philosophie mußte 45 fromm enden“ pp, Wigand p. 145.
94 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Der wahre Kausalnexus ist aber der, daß diese Exklamation eine Nachahmung einer u. A. gegen Bauer gerichteten Stelle aus Heß’ „letzten Philosophen“, Vorrede p. 4, ist: „So [.. .] und nicht anders mußten die letzten Nachkommen der christlichen Asketen [...] Abschied von der Welt nehmen.“ 5 Sankt Bruno schließt sein Plaidoyer gegen Feuerbach und an¬ gebliche Konsorten mit einer Anrede an Feuerbach, worin er ihm vorwirft, er könne nur „ausposaunen“, „Posaunenstöße erlas¬ sen“, während Monsieur B. Bauer oder Madame la critique, „die erzeugte Zwittergestalt“, des unaufhörlichen „Vernichtens“ nicht jo zu erwähnen, „auf seinem Triumphwagen fährt und neue Triumphe sammelt“ (p. 125), „vom Throne stößt“ (p. 119), „niedermetzelt“ (p. 111), „niederdonnert“ (p. 115), „ein für alle Mal zu Grunde richtet“ (p. 120), „zerschmettert“ (p. 121), der Natur nur zu „vegetieren“ erlaubt (p. 120), „straf- Js fere“ (!) „Gefängnisse“ baut (p. 104) und endlich mit „nieder¬ metzelnder“ Kanzelberedsamkeit frischfrommfröhlichfrei das „Fixfirmfestbestehende“ p. 105 entwickelt, Feuerbach p. 110 „das Felsige und den Felsen“ an den Kopf wirft, und schließlich mit einer Seitenwendung auch Sankt Max überwindet, indem er 20 die „kritische Kritik“ die „gesellschaftliche Gesellschaft“, „das Felsige und den Felsen“ noch durch „die abstrakteste /[9a]/ Ab¬ straktheit“ und „härteste Härte“ p. 124 ergänzt. Alles dies hat Sankt Bruno vollbracht „durch sich selbst und in sich selbst und mit sich selbst“, denn er ist „Er selber“, ja er 25 ist „stets und selbst der Größeste und kann der Größeste sein“ (ist es und kann es sein!) „durch sich selbst und in sich selbst und mit sich selbst“ (p. 136). Sela. Sankt Bruno wäre für das weibliche Geschlecht allerdings ge¬ fährlich, da er die „unwiderstehliche Persönlichkeit“ ist, fürch- зо tete er nicht „auf der andern Seite ebensosehr“ „die Sinnlichkeit als die Schranke, an der sich der Mensch den Todes - St о ß geben muß“. Er wird daher „durch sich selbst und in sich selbst und mit sich selbst“ wohl keine Blumen brechen, sondern sie verwel¬ ken lassen in unbegrenzter Sehnsucht und schmachtender Hyste- 35 rie nach der „unwiderstehlichen Persönlichkeit“, die „dieses ein¬ zige Geschlecht und diese einzigen, bestimmten Geschlechtsorgane besitzt“.
III SANKT MAX
III. Sankt Max 97^128 Geschrieben ca. September 1845 bis Anfang Mai 1846 in Brüssel
<т/ III Sankt Max „Was jehen mir die jrinen Beeme an?“ 5 Der heilige Max exploitiert, „verbraucht“ oder „benutzt“ das Konzil dazu, einen langen apologetischen Kommentar „des Buches“ zu geben, welches kein anderes Buch ist, als „das Buch“, das Buch als solches, das Buch schlechthin, d. h. das voll¬ kommene Buch, das heilige Buch, das Buch als Heiliges, das Buch 10 als das Heilige — das Buch im Himmel, nämlich „der Ein¬ zige und sein Eigentum“. „Das Buch“ war bekanntlich gegen Ende 1844 aus dem Himmel herab gefallen und hatte bei 0. Wigand in Leipzig Knechtsgestalt angenommen. Es hatte sich so den Wechselfällen des irdischen Lebens preisgegeben und io war von drei „Einzigen“, nämlich von der geheimnisvollen Per¬ sönlichkeit Sze 1 igа, von dem Gnostiker Feuerbach und von Heß angegriffen worden. So erhaben der heilige Max auch als Schöpfer in jedem Augenblick über sich als Geschöpf, wie über seine sonstigen Geschöpfe ist, erbarmte er sich dennoch sei- го nes schwachen Kindleins und stieß zu seiner Wehrung. und Sicher¬ stellung ein lautes „kritisches Juchhe“ aus. — Um sowohl dies „kritische Juchhe“, wie die geheimnisvolle Persönlichkeit Sze- 1 i g а in ihrer ganzen Bedeutung zu ergründen, müssen wir hier einigermaßen auf die Kirchengeschichte eingehen und „das Buch“ 25 näher betrachten. Oder um mit Sankt Max zu sprechen: Wir wol¬ len „an dieser Stelle“ eine kirchengeschichtliche „Reflexion“ über den „Einzigen und sein Eigentum“ „episodisch einlegen“, „ledig¬ lich darum“, „weil uns dünkt, sie könne zur Verdeutlichung des Übrigen beitragen“. зо „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. — Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der „Feldherr“, stark und mächtig, „der Feldherr“, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. — Wer ist der- 35 selbe König der Ehren? Es ist der Herr Einzige, Er ist der König der Ehren.“ (Ps. 24, 7—10.) Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 7
/[la]/ 1. Der Einzige und sein Eigentum Der Mann, der „sein’ Sach’ auf Nichts gestellt hat“, beginnt als guter Deutscher sein langgezogenes „kritisches Juchhe“ sogleich mit einer Jeremiade: „Was soll nicht Alles Meine Sache sein?“ s (p. 5 des Buchs). Und er jammert herzzerreißend weiter, daß „Alles seine Sache sein soll“, daß man ihm „die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, Freiheit, ferner die Sache Seines Volkes, Seines Fürsten“ und tausend andre gute Sachen aufbürdet. Der arme Mann! Der französische und eng- 10 lische Bourgeois klagt über Mangel an Debouches, über Handels¬ krisen, panische Schrecken an der Börse, augenblickliche poli¬ tische Konstellationen usw.; der deutsche Kleinbürger, der aktiv nur einen ideellen Anteil an der Bourgeoisbewegung genommen und im Übrigen nur seine eigne Haut zu Markt getragen hat, stellt sich seine eigne Sache nur als „die gute Sache“, die „Sache der Freiheit, Wahrheit, Menschheit“ etc. vor. Unser deutscher Schulmeister glaubt ihm tout bonnement diese Einbildung und setzt sich mit allen diesen guten Sachen auf drei Seiten vorläufig auseinander. so Er untersucht die „Sache Gottes“, die „Sache der Mensch¬ heit“, p. 6 und 7, und findet, daß dies „rein egoistische Sachen“ sind, daß sowohl „Gott“ wie „die Menschheit“ sich nur um das Ihrige bekümmern, daß es „der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit“ „nur um sich, nicht um Uns, nur га um Ihr Wohl, nicht um das Unsere zu tun ist“ — woraus er den Schluß zieht, daß sich alle diese Personen „ausnehmend gut dabei stehen“. Er geht so weit, diese idealistischen Phrasen, Gott, Wahr¬ heit usw. in wohlhabende Bürger zu verwandeln, die „sich aus¬ nehmend gut stehen“ und eines „einträglichen Egoismus“ so erfreuen. Das aber wurmt den heiligen Egoisten: Und Ich? ruft er aus. „Ich Meinesteils nehme Mir eine Lehre daran und will, statt jenen großen Egoisten ferner zu dienen, lieber selber der Egoist sein!“ (p. 7). Wir sehen also, welch heilige Motive den heiligen Max beiw 31 Im Original Egoisten: „Und Ich?“
ПІ. Sankt Max 99 seinem Übertritt zum Egoismus leiten. Nicht die Güter dieser Welt, nicht die Schätze, so die Motten und der Rost fressen, nicht die Kapitalien seiner Mit-Einzigen, sondern der Schatz im Him¬ mel, die Kapitalien Gottes, der /3[lb]/ Wahrheit, Freiheit, 5 Menschheit etc. lassen ihn nicht ruhen. — Mutete man ihm nicht zu, den vielen guten Sachen zu dienen, er würde nie zu der Ent¬ deckung gekommen sein, daß er auch eine „eigne“ Sache habe, würde also auch diese seine Sache nicht „auf Nichts“ (d.h. „das Buch“) „gestellt“ haben. 10 Hätte Sankt Max sich die verschiedenen „Sachen“ und „Eig¬ ner“ dieser Sachen, z. B. Gott, Menschheit, Wahrheit etwas näher betrachtet, so wäre er zu dem entgegengesetzten Schluß gekom¬ men, daß ein auf die egoistische Handlungsweise dieser Personen basierter Egoismus eben so eingebildet sein müsse, wie diese Per- 15 sonen selbst. Statt dessen entschließt sich unser Heiliger, „Gott“ und „der Wahrheit“ Konkurrenz zu machen und seine Sache auf Sich zu stellen — „auf Mich, der Ich so gut wie Gott das Nichts von allem Andern, der Ich Mein Alles, der Ich der Einzige bin. Ich 2o bin Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe“. Der heilige Kirchenvater hätte diesen letzten Satz auch so aus¬ drücken können: Ich bin Alles in der Leerheit des Unsinns, „son- 25 d e r n“ der nichtige Schöpfer, das Alles, aus welchem ich selbst als Schöpfer Nichts schaffe. Welche von diesen beiden Lesarten die richtige ist, wird sich herausstellen. So weit die Vorrede. — „Das Buch“ selbst teilt sich, wie das „weiland“ Buch, in das зо alte und neue Testament, nämlich in die einzige Geschichte des Menschen (das Gesetz und die Propheten) und in die unmensch¬ liche Geschichte des Einzigen (Evangelium vom Reiche Gottes). Das erste ist die Geschichte innerhalb der Logik, der in der Ver¬ gangenheit gebundene Logos, das zweite die Logik in der Ge- 35 schichte, der freigewordene Logos, der mit der Gegenwart kämpft und sie siegreich überwältigt. —
Altes Testament: Der Mensch 1. Genesis, d. i. Ein Menschenleben Sankt Max schützt hier vor, die Biographie seines Tod¬ feindes, „des Menschen“, zu schreiben, nicht die eines „Ein¬ zigen“ oder „wirklichen Individuums“. Dies verwickelt ihn in 5 ergötzliche Widersprüche. /[lc]/ Wie sich’s für eine normale Genesis geziemt, beginnt das „Menschenleben“ ab ovo, mit dem „Kinde“. Das Kind, wird uns p. 13 enthüllt, „lebt gleich im Kampfe gegen die ganze Welt, es wehrt sich gegen Alles, und Alles wehrt sich gegen es“. „Feinde ю bleiben Beide“, aber „in Ehrfurcht und Respekt“ und „liegen immer auf der Lauer, sie lauern einer auf die Schwäche des Andern“; was p. 14 dahin weiter ausgeführt wird, „daß wir“ als Kinder „auf den Grund der Dinge oder hinter die »Dinge zu kommen suchen; daher“ (also nicht mehr aus Feind- 75 schäft) „lauschen wir Allen ihre Schwächen ab.“ (Hier ist S z e 1 i g а s Finger, des Geheimniskrämers.) Das Kind wird also gleich zum Metaphysiker, der „auf den Grund der Dinge“ zu kommen sucht. Dieses spekulierende Kind, dem die „Natur der Dinge“ 20 mehr am Herzen liegt, als sein Spielzeug, wird nun „mitunter“ auf die Dauer mit der „Welt der Dinge“ fertig, besiegt sie und kommt dann in eine neue Phase, das Jünglingsalter, wo es einen neuen „säuern Lebenskampf“, den Kampf gegen die Vernunft, zu bestehen hat, denn „Geist heißt [“] heißt [,,]die erstem Selbstfindung“ und „Wir sind über der Welt, Wir sind Geist“ (p. 15). Der Standpunkt des Jünglings ist „der himm¬ lische“; das Kind „lernte“ nur, „es hielt sich bei rein logischen oder theologischen Fragen nicht auf“, wie denn auch (dasKind) „Pilatus“ rasch über die Frage: „Was ist Wahrheit“ hinwegeilt зо (p. 17). Der Jüngling „sucht der Gedanken habhaft zu werden“, „versteht Ideen, den Geist“ und „sucht nach Ideen“; er „hängt seinen Gedanken nach“ (p. 16), er hat „absolute Gedanken, d.h. nichts als Gedanken, logische Gedanken“. Der Jüngling, der also „sich gebahrt“, statt jungen Frauenzimmern und sonsti- 35
HL Sankt Max 101 gen profanen Dingen nachzujagen, ist kein andrer als der junge „Stirner“, der Berliner studierende Jüngling, der Hegelsche Logik treibt und dem großen Michelet zustaunt. Von diesem Jüngling heißt es mit Recht p. 17: „Den reinen Gedanken .5 zu Tage zu fördern, ihm anzuhangen, das ist Jugendlust, und alle Lichtgestalten der Gedankenwelt, die Wahrheit, Freiheit, Menschentum, der Mensch usw. erleuchten und begeistern die jugendliche Seele“. — Dieser Jüngling „wirft“ dann /2/ auch „den Gegenstand bei Seite“ und „beschäftigt sich“ bloß „mit io seinen Gedanken“; „alles nicht Geistige befaßt er unter dem ver¬ ächtlichen Namen der Äußerlichkeiten, und wenn er gleichwohl an solchen Äußerlichkeiten haftet, z. B. am Burschi¬ kosen etc., so geschieht es, wenn und weil er in ihnen Geist ent¬ deckt, d. h. wenn sie ihm Symbole sind“ (Wer „ent- із deckt“ hier nicht „Szeliga“?). Guter Berliner Jüngling! Der Bierkomment der Korpsburschen war für ihn nur „ein Symbol“, nur „einem Symbol“ zu Gefallen hat er sich so manches Mal unter den Tisch trinken lassen, unter welchem er wahrscheinlich auch „Geist entdecken“ wollte! — Wie gut dieser gute Jüngling ist, an •io dem sich der alte Ewald, der zwei Bände über den „guten Jüng¬ ling“ schrieb, ein Exempel hätte nehmen können, zeigt sich auch daraus, daß es für Ihn „heißt“ (p. 15), „Vater und Mutter sei zu verlassen, alle Naturgewalt für gesprengt zu erachten“. Für ihn, „den Vernünftigen, gibt es keine Familie als Naturgewalt, 25 es zeigt sich eine Absagung von Eltern, Geschwistern etc.“ — die aber Älle „als geistige, vernünftige Gewalten wiederge¬ boren werden“, wodurch der gute Jüngling dann den Gehorsam und die Furcht vor den Eltern mit seinem spekulierenden Gewis¬ sen in Einklang gebracht hat und Alles beim Alten bleibt. Ebenso зо „heißt es nun“ (p. 15): „Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen“. Ja, der gute Jüngling erreicht die höchste Spitze der Moralität p. 16, wo „es nun heißt“: „Man muß seinem Gewissen mehr gehorchen, als Gott“. Dieses moralische Hochgefühl setzt ihn sogar über „die rächenden Eumeniden“, ja über „den Zorn 35 des Poseidon“ hinweg — nichts fürchtet er mehr, als — „das Gewissen“. Nachdem er entdeckt hat, daß „der Geist das Wesentliche“ sei, fürchtet er sich sogar nicht mehr vor folgenden halsbrechenden Schlüssen: „Ist aber der Geist als das Wesentliche erkannt, so 4o macht es doch einen Unterschied, ob der Geist arm oder reich ist, und man sucht deshalb“ (!) „reich an Geist zu werden; es will der Geist sich ausbreiten, sein Reich zu gründen, ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, der eben über-/[2a]/wunde- nen — So sehnt er sich nun Alles in Allem zu werden“ (wie 45 so?), „d.h. obgleich Ich Geist bin, bin Ich doch nicht voll¬
102 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil endeter Geist, und muß“ (?) „den vollendeten Geist erst suchen“ (p.17). „So macht es doch einen Unterschied“. — „Es“, was? Wel¬ ches „Es“ macht diesen Unterschied? Wir werden dieses geheim¬ nisvolle „Es“ noch sehr häufig bei dem heiligen Manne wieder- 5 finden, wo sich dann herausstellen wird, daß es der Einzige auf dem Standpunkte der Substanz, der Anfang der „einzigen“ Logik und als solches die wahre Identität des Hegelschen „Sein“ und „Nichts“ ist. Für alles, was dieses „Es“ tut, sagt und macht, machen wir daher unsren Heiligen, der sich zu ihm als Schöpfer 10 verhält, verantwortlich. Zuerst macht dieses „Es“, wie wir sahen, einen Unterschied zwischen Arm und Reich; und zwar weshalb? Weil „der Geist als das Wesentliche erkannt ist“. Armes „Es“, das ohne diese Erkenntnis nie zu dem Unterschiede von Arm und Reich gekommen wäre! „Und man sucht deshalb“ etc. „Man!“ 15 Hier haben wir die zweite unpersönliche Person, die außer dem „Es“ in Stirners Diensten steht und ihm die härtesten Hand- und Schubdienste verrichten muß. Wie sich die Beiden unter die Arme zu greifen gewohnt sind, zeigt sich hier. Weil „Es“ einen Unterschied macht, ob der Geist arm oder reich sei, so sucht 20 „Man“ (wer anders, als Stirners getreuer Knecht wäre auf diesen Einfall gekommen!), so sucht „Man deshalb reich an Geist zu werden“. „Es“ gibt das Signal, und gleich stimmt „Man“ aus voller Kehle ein. Die Teilung der Arbeit ist klassisch durchge¬ führt. — 25 Weil „man reich an Geist zu werden sucht“, so „will der Geist sich ausbreiten, sein Reich gründen“ etc. „Ist aber“ hier ein Zusamenhang vorhanden, „so macht es doch einen Unterschied“, ob „man reich an Geist“ werden oder „der Geist sein Reich gründen“ will. „Der Geist“ hat bisher noch зо nichts gewollt, „der Geist“ hat noch nicht als Person figuriert, es hat sich nur um den Geist des „Jünglings“, nicht um „den Geist“ schlechthin, den Geist als Subjekt, gehandelt. Aber der heilige Schriftsteller hat jetzt einen andern Geist, als den des Jünglings nötig, /[2b]/ um ihn diesem als fremden, in 35 letzter Instanz als heiligen Geist entgegenstellen zu können. E s - kamotage Nro 1. „So sehnt sich der Geist denn Alles in Allem zu werden“, ein etwas dunkler Spruch, der dahin erläutert wird: „obgleich Ich Geist bin, bin ich doch nicht vollendeter Geist, und muß den *0 vollkommenen Geist erst suchen“. Ist aber der heilige Max „unvollendeter Geist“, „so macht es doch einen Unterschied“, ob er seinen Geist „vollenden“ oder ob er „den voll¬ endeten Geist“ suchen muß. Er hatte es überhaupt ein paar Zeilen vorher nur mit dem „armen“ und „reichen“ Geiste 45
Ш. Sankt Max 103 zu tun — quantitativer, profaner Unterschied — jetzt auf einmal mit dem „unvollendeten“ und „vollendeten“ Geiste — qualitativer, mysteriöser Unterschied. Das Streben nach Ausbil¬ dung des eignen Geistes kann sich nun in die Jagd des „unvoll- 5 endeten Geistes“ auf „d e n vollendeten Geist“ verwandeln. Der heilige Geist geht als Gespenst um. Eskamotage Nro 2. Der heilige Autor fährt fort: „Damit“ (nämlich mit dieser Verwandlung des Strebens nach der „Vollendung“ meines Geistes in das Suchen nach „dem vollendeten Geist“) „verliere io Ich aber, der Ich Mich so eben als Geist gefunden hatte, sogleich Mich wieder, indem Ich vor dem vollendeten Geiste, als einem Mir nicht eignen, sondern jenseitigen Mich beuge und meine Leerheit fühle.“ p. 18. Dies ist weiter Nichts als eine weitere Ausführung von Eska- 15 motage Nro 2. Nachdem der „vollendete Geist“ einmal als ein existierendes Wesen vorausgesetzt und dem „un¬ vollendeten Geist“ gegenübergestellt ist, versteht es sich von selbst, daß der „unvollendete Geist“, der Jüngling, „seine Leerheit“ bis auf den Grund seines Herzens schmerzlich empfindet. Weiter! го „Auf Geist kommt zwar Alles an, aber ist auch jeder Geist der rechte Geist? Der rechte und wahre Geist ist das Ideal des Geistes, der „heilige Geist“. Er ist nicht Mein oder Dein Geist, sondern eben“ (!) „ein — idealer, jenseitiger, er ist „Gott“. „Gott ist Geist.“ “ p. 18. 25 Hier haben wir auf einmal den „vollendeten Geist“ in den „rechten“ und gleich darauf in den „rechten und wahren Geist“ verwandelt. /[2c]/ Dieser wird dadurch näher bestimmt, daß er „das Ideal des Geistes, der heilige Geist“ sei, was dadurch be¬ wiesen wird, daß er „nicht Mein oder Dein Geist, sondern eben зо ein jenseitiger, idealer, Gott“ ist. Der wahre Geist ist das Ideal des Geistes, weil er „eben“ ein idealer ist! Er ist der heilige Geist, weil er „eben“ — Gott ist! Welche „Virtuosität im Den¬ ken“! Beiläufig bemerken wir noch, daß von „Deinem“ Geiste bisher noch nicht die Rede war. Eskamotage Nro 3. 35 Also wenn ich mich als Mathematiker auszubilden oder nach Sankt Max zu „vollenden“ suche, so suche ich den „vollendeten“ Mathematiker, d. h. „den rechten und wahren“ Mathematiker, der „das Ideal“ des Mathematikers, den „heiligen“ Mathematiker, der ein von Mir und Dir verschiedener Mathematiker ist (ob- 4o gleich Du mir als vollendeter Mathematiker gelten kannst, wie für den Berliner Jüngling sein Professor der Philosophie als voll¬ endeter Geist gilt), „sondern eben ein idealer, jenseitiger“, der Mathematiker im Himmel, „Gott“ ist. Gott ist Mathematiker. Auf alle diese großen Resultate kommt der heilige Max, weil 45 „es einen Unterschied macht, ob der Geist reich oder arm sei“,
104 Deutsche Ideologie. Da« Leipziger Konzil d. h. zu deutsch übersetzt, ob einer reich oder arm an Geist ist, und weil sein „Jüngling“ diese merkwürdige Tatsache entdeckt hat. Der heilige Max fährt fort p. 18: „Den Mann scheidet es vom Jünglinge, daß er die Welt nimmt, wie sie ist“ etc. Wir er¬ fahren also nicht, wie der Jüngling dazu kommt, die Welt plötz- 5 lieh zu nehmen, „wie sie ist“, wir sehen auch nicht unsern heiligen Dialektiker den Übergang vom Jüngling zum Manne machen, wir erfahren bloß, daß „Es“ hier diesen Dienst verrichten und den Jüngling vom Manne „scheiden“ muß. Selbst das „Es“ allein reicht nicht hin, den schwerfälligen Frachtwagen der einzigen 10 Gedanken in Gang zu bringen. Denn nachdem „Es“ „den Mann vom Jüngling geschieden“ hat, fällt der Mann dennoch wie-/[3]/ der in den Jüngling zurück, beschäftigt sich von Neuem „aus¬ schließlich mit Geistigem“ und kommt nicht in den Zug, bis das „Man“ mit neuem Vorspann zu Hilfe eilt. „Erst dann, wenn man sich leibhaftig liebgewonnen etc.“, p. 18 — „erst dann“ geht es wieder flott voran, der Mann entdeckt, daß er ein persön¬ liches Interesse hat, und kommt zur „zweiten Selbstfin¬ dung“, indem er sich nicht nur „als Geist findet“, wie der Jüng¬ ling, „und sich dann sogleich wieder an den allgemeinen Geist 20 verliert“, sondern als „leibhaftiger Geist“. P. 19. Dieser „leibhaftige Geist“ kommt endlich dann auch dazu, „ein Inter¬ esse nicht etwa nur seines Geistes“ (wie der Jüngling), „sondern totaler Befriedigung, Befriedigung des ganzen Kerls“ (ein Inter¬ esse der Befriedigung des ganzen Kerls!) zu haben — er kommt 25 dazu, „an sich, wie er leibt und lebt, eine Lust zu haben“. Stir- ners „Mann“ kommt als Deutscher zu Allem sehr spät. Er kann auf den Pariser Boulevards und in der Londoner Regentstreet Hunderte von „Jünglingen“, Muscadins und Dandies, flanieren sehen, die sich noch nicht als „leibhaftigen Geist“ gefunden haben, 30 aber nichts desto weniger „an sich, wie sie leiben und leben, eine Lust haben“ und ihr Hauptinteresse in die „Befriedigung des ganzen Kerls“ setzen. Diese zweite „Selbstfindung“ begeistert unsern heiligen Dia¬ lektiker so sehr, daß er plötzlich aus der Rolle fällt und statt vom 35 Manne, von Sich selbst spricht, uns verrät, daß Er selber, Er der Einzige, „der Mann“ ist, und daß „der Mann“ = „der Einzige“ ist. Neue Eskamotage. „ Wie Ich Mich“ (soll heißen „der Jüngling sich“) „hinter den Dingen finde, und zwar als Geist, so muß Ich Mich“ 40 (soll heißen „der Mann sich“) „später auch hinter den Gedan¬ ken finden, nämlich als ihr Schöpfer und Eigner. In der Geister¬ zeit wuchsen Mir“ (dem Jünglinge) „die Gedanken über den Kopf, dessen Geburten sie doch waren; /[3a]/ wie Fieberphanta¬ sien umschwebten und erschütterten sie Mich, eine schauervolle 45
TU. Sankt Max 105 Macht. Die Gedanken waren für sich selbst leibhaftig ge¬ worden, waren Gespenster, wie Gott, Kaiser, Papst, Vaterland usw.; zerstöre Ich ihre Leibhaftigkeit, so nehme ich sie in die Meinige zurück und sage : Ich allein bin leibhaftig. Und nun 5 nehme Ich die Welt als das, was sie Mir ist, als die Meinige, als Mein Eigentum: Ich beziehe Alles auf Mich“. Nachdem also der hier mit „dem Einzigen“ identifizierte Mann zuerst den Gedanken Leibhaftigkeit gegeben, d. h. sie zu Gespen¬ stern gemacht hat, zerstört er nun wieder diese Leibhaftigkeit, in- 10 dem er sie in seinen eignen Leib zurücknimmt und diesen somit als den Leib der Gespenster setzt. Daß er erst durch die Negation der Gespenster auf seine eigne Leibhaftigkeit kommt, dies zeigt, wie diese konstruierte Leibhaftigkeit des Mannes beschaffen ist, die er „sich“ erst „sagen“ muß, um daran zu glauben. „Und nun 15 sagt“ er sich nicht einmal richtig, was er „sich sagt“. Daß außer seinem „einzigen“ Leib nicht noch in seinem Kopf allerlei selbst¬ ständige Leiber, Spermatozoa, hausen, verwandelt er in die „Sage“: Ich allein bin leibhaftig. — Abermalige Eskamo- taße- 2o Weiter. Der Mann, der sich als Jüngling allerlei dummes Zeug über bestehende Mächte und Verhältnisse, wie Kaiser, Vaterland, Staat etc., in den Kopf gesetzt und sie nur als seine eigne „Fieber¬ phantasie“ in der Gestalt seiner Vorstellung gekannt hat, zer¬ stört nach Sankt Max diese Mächte wirklich, in- 25 dem er seine falsche Meinung von ihnen sich aus dem Kopf schlägt. Umgekehrt, indem er die Welt nicht mehr durch die Brille seiner Phantasie erblickt, hat er sich nun um ihren praktischen Zusam¬ menhang zu bekümmern, ihn kennen zu lernen und nach ihm sich zu richten. Indem er ihre phantastische Leibhaftigkeit, die зо sie für ihn hatte, zerstört, findet er ihre wirkliche Leibhaftigkeit außer seiner Phan-/[3b]/tasie. Indem ihm die gespenstige Leibhaftigkeit des Kaisers verschwindet, ist ihm nicht die Leib¬ haftigkeit, sondern die Gespensterhaftigkeit des Kaisers verschwunden, dessen wirkliche Macht er jetzt erst in ihrer Aus- 35 dehnung würdigen kann. Eskamotage Nro 3 [а]. Der Jüngling als Mann verhält sich nicht einmal kritisch zu Ge¬ danken, die auch für Andre gültig sind und als Kategorien zir¬ kulieren, sondern nur zu solchen Gedanken, die „bloße Geburten seines Kopfes“, d.h. die von seinem Kopfe wiedergebomen all- 4o gemeinen Vorstellungen über bestehende Verhältnisse sind. Er löst also z. B. nicht einmal die Kategorie „Vaterland“ auf, sondern nur seine Privatmeinung von dieser Kategorie, wo denn immer noch die allgemein gültige Kategorie übrig bleibt und selbst im Gebiete des „philosophischen Denkens“ die Arbeit 45 erst anfängt. Er will uns aber weismachen, er habe die Kategorie
106 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil selbst aufgelöst, weil er sein gemütliches Privatverhältnis zu ihr aufgelöst hat — gerade wie er uns eben weismachen wollte, er habe die Macht des Kaisers vernichtet, wenn er seine phantastische Vorstellung vom Kaiser auf gegeben hat. Eskamotage Nro 4. „Und nun“, fährt der heilige Max fort, „nehme ich die Welt .? als das, was sie Mir ist, als die Meinige, als Mein Eigentum“. Er nimmt die Welt als das, was sie ihm ist, d.h. als das, als was er sie nehmen muß, und hierdurch hat er sich die Welt а n g e e i g n e t, sie zu seinem Eigentum gemacht — eine Ma¬ nier des Erwerbs, die sich zwar bei keinem Ökonomen findet, deren ю Methode und Erfolge dagegen „das Buch“ selbst um so prunk¬ voller offenbaren wird. Im Grunde „nimmt“ er aber nicht „die Welt“, sondern nur seine „Fieberphantasie“ von der Welt als die Seinige und eignet sie Sich an. Er nimmt die Welt als seine Vor¬ stellung von der Welt, und als seine Vorstellung ist die Welt sein 15 vorgestelltes Eigentum, das Eigentum seiner Vorstellung, seine Vorstellung als Eigentum, sein Eigentum als Vorstellung, seine eigentümliche Vorstellung, oder seine Vorstellung vom Eigentum; und dies Alles drückt er in dem unvergleichlichen Satze aus: „Ich beziehe Alles auf Mich“. — Nachdem der Mann nach des Heili- 20 gen eignem Bekenntnis erkannt hat, daß die Welt nur mit Ge¬ spenstern bevölkert war, weil der /[3c]/ Jüngling Gespenster sah, nachdem die Scheinwelt des Jünglings für ihn verschwunden ist, befindet er sich in einer wirklichen, von den Einbildun¬ gen des Jünglings unabhängigen Welt. 25 Und nun, muß es also heißen, nehme Ich die Welt als das, was sie unabhängig von Mir ist, als die Ihrige („der Mann nimmt“ p. 18 selbst „die Welt wie sie ist“, nicht wie ihm beliebt), zunächst als Mein Nichteigentum (Mein Eigentum war sie bisher nur als Gespenst): Ich beziehe Mich auf Alles und nur insofern зо Alles auf Mich. — „Stieß ich als Geist die Welt zurück in tiefster Weltverachtung, so stoße Ich als Eigner die Geister oder Ideen zurück in ihre Eitelkeit. Sie haben keine Macht mehr über mich, wie über den Geist keine „Gewalt der Erde“ eine Macht hat. —“ p. 20. 35 Wir sehen hier, wie der Eigner, der Stimersche Mann, die Erbschaft des Jünglings, die, wie er selbst sagt, nur in „Fieber¬ phantasien“ und „Gespenstern“ besteht, sine beneficio deliberandi atque inventarii sofort antritt. Er glaubt es, daß er als Jüngling werdendes Kind mit der Welt der Dinge, als Mann werdender 40 Jüngling mit der Welt des Geistes wirklich fertig geworden ist. daß er als Mann jetzt die ganze Welt in der Tasche und sich um Nichts mehr Sorge zu machen hat. Wenn, wie er dem Jüngling nachschwatzt, keine Gewalt der Erde außer ihm Macht über den Geist hat, also der Geist die höchste Macht der Erde ist — und Er. 45
ПІ. Sankt Max 107 der Mann, diesen allmächtigen Geist sich unterworfen hat — ist er da nicht vollends allmächtig? Er vergißt, daß er nur die phan¬ tastische und gespenstige Gestalt, welche die Gedanken Vaterland etc. unter dem Schädel „des Jünglings“ annahmen, zerstörte, daß 5 er aber diese Gedanken, sofern sie wirkliche Verhältnisse ausdrücken, noch nicht berührt hat. Weit entfernt, Herr der Gedanken geworden zu sein, ist er erst jetzt fähig, zu „Gedanken“ zu kommen. „Es kann nun, um hiermit zu schließen, einleuchten“ (p. 199), io daß der heilige Mann seine Konstruktion der Lebensalter zum erwünschten und prädestinierten Ziele geführt hat. Das gewon¬ nene Resultat teilt er uns in einem Satze mit, einem gespenstigen Schatten, den wir mit seinem abhanden gekommenen Leib wieder konfrontieren wollen. 15 Inhaber Einziger Satz, p. 20. anliegenden emanzipierten Schattens. „Das Kind war reali¬ stisch in den Dingen die- 20/4/ser Welt befangen, bis ihm nach und nach hinter eben diese Dinge zu kom¬ men gelang. Der Jüngling war idealistisch, von Gedan- 25 ken begeistert, bis er sich zum Manne hinaufarbeitete, dem egoistischen, der mit den Din¬ gen und Gedanken nach Her¬ zenslust gebahrt und sein per- 30 sönliches Interesse über Alles setzt. Endlich der Greis? Wenn Ich einer werde, so ist noch Zeit genug, davon zu sprechen.“ 35 Das Kind war wirklich in der Welt seiner /4/ Dinge befangen, bis ihm nach und nach (bürger¬ liche Eskamotage der Entwicke¬ lung) eben diese Dinge hinter sich zu bekommen ge¬ lang. Der Jüngling war phan¬ tastisch, von Begeisterung gedankenlos, bis der Mann ihn hinabarbeitete, der egoistische Bürger, mit dem die Dinge und Gedanken nach Herzenslust gebahren, weil sein persönliches Interesse Alles über ihn setzt. Endlich der Greis? — „Weib, was habe ich mit Dir zu schaf¬ fen?“ Die ganze Geschichte „eines Menschenlebens“ läuft also, „um hiermit zu schließen“, auf Folgendes hinaus: 1. faßt Stirner die verschiedenen Lebensstufen nur als „Selbst¬ findungen“ des Individuums, und zwar reduzieren sich diese 40 „Selbstfindungen“ immer auf ein bestimmtes Bewußtseinsverhält¬ nis. Die Verschiedenheit des Bewußtseins ist hier also das Leben des Individuums. Die physische und soziale Veränderung, die mit den Individuen vorgeht, und ein verändertes Bewußtsein erzeugt, geht ihn natürlich Nichts an. Deswegen finden auch Kind,
108 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Jüngling und Mann bei Stirner die Welt immer fertig vor, wie sie sich „selbst“ nur „finden“; es wird durchaus Nichts getan, um dafür zu sorgen, daß überhaupt etwas vorgefunden werden kann. Aber selbst das Verhältnis des Bewußtseins wird nicht ein¬ mal richtig, sondern nur in seiner spekulativen Verdrehung auf- 5 gefaßt. Darum verhalten sich auch alle diese Gestalten philoso¬ phisch zur Welt — „das Kind realistisch“, „der Jüngling idealistisch“, der Mann als negative Einheit Beider, als ab¬ solute Negativität, was in dem obigen Schlußsatz zum Vorschein kam. Hier ist das Geheimnis „eines Menschenlebens“ enthüllt, 10 hier tritt es hervor, daß „das Kind“ nur eine Verkleidung des „Realismus“, „der Jüngling“ des „Idealismus“, „der Mann“ der versuchten Lösung dieses philosophischen Gegensatzes war. Diese Lösung, diese „absolute Nega¬ tiv i t ä t“, kommt, wie sich schon jetzt ergibt, nur dadurch zu 15 Stande, daß der Mann die Illusionen sowohl des Kindes wie des Jünglings auf Treu und Glauben akzeptiert und damit glaubt, die Welt der Dinge und die Welt des Geistes überwunden zu haben. 2. Wenn Sankt Max auf das physische und soziale „Leben“ des Individuums keine Rücksicht nimmt, überhaupt nicht vom 20 „Leben“ spricht, abstrahiert er ganz konsequent von den histori¬ schen /5 [4a]/ Epochen, von der Nationalität, Klasse etc. oder, was dasselbe ist, er bläht das herrschende Bewußtsein der ihm am nächsten stehenden Klasse seiner unmittelbaren Um¬ gebung zum Normalen Bewußtsein „Eines Menschenleben“ auf. 25 Um sich über diese lokale und Schulmeister-Borniertheit zu er¬ heben, braucht er „seinen“ Jüngling nur mit dem ersten besten Comptoirjüngling, einem jungen englischen Fabrikarbeiter, einem jungen Yankee, von den jungen Kirgiskaisaken gar nicht zu reden, zu konfrontieren. 30 3. Die enorme Leichtgläubigkeit unseres Heiligen—der eigent¬ liche Geist seines Buchs — beruhigt sich nicht dabei, seinen Jüng¬ ling an sein Kind, seinen Mann an seinen Jüngling glauben zu las¬ sen. Er selbst verwechselt unbesehens die Illusionen, die gewisse „Jünglinge“, „Männer“ etc. sich etwa von sich machen oder zu 35 machen behaupten, mit dem „Leben“, der Wirklichkeit dieser höchst zweideutigen Jünglinge und Männer. 4. ist die ganze Konstruktion der Menschenalter im dritten Teile der Hegelschen Enzyklopädie und „unter mancherlei Wandlun¬ gen“ auch sonst von Hegel bereits prototypisch vorgebildet. Der 40 heilige Max, der „eigne“ Zwecke verfolgt, mußte natürlich hier auch einige „Wandlungen“ vornehmen; während Hegel z. B. sich noch so weit durch die empirische Welt bestimmen läßt, daß er den deutschen Bürgersmann als Knecht der ihn umgebenden Welt darstellt, muß ihn Stimer zum Herrn dieser Welt machen, was er 45
ПІ. Sankt Max 109 nicht einmal in der Einbildung ist. Ebenso gibt sich Sankt Max das Ansehen, als spreche er aus empirischen Gründen nicht vom Greis, er wolle nämlich abwarten, bis er einer werde (hier ist also „Ein Menschenleben“ = Sein Einziges Menschenleben). Hegel 5 konstruiert die vier Menschenalter frisch darauf los. weil in der realen Welt sich die Negation doppelt setze, nämlich als Mond und Komet (vergl. Hegels Naturphilosophie), und darum hier die Vierheit an die Stelle der Dreiheit trete. Stirner setzt seine Einzigkeit darin, Mond und Komet zusammenfallen zu lassen, 10 und beseitigt so den unglücklichen Greis aus „einem Menschen¬ leben“. Der Grund dieser Eskamotage wird sich sogleich zeigen, wenn wir auf die Konstruktion der einzigen Geschichte des Men¬ schen eingehen. /6[4Ь]/ 2. Ökonomie des alten Bundes Wir müssen hier für einen Augenblick aus „dem Gesetz“ in „die Propheten“ überspringen, indem wir das Geheimnis des ein¬ zigen Haushalts im Himmel und auf Erden schon an dieser Stelle enthüllen. Die Geschichte des Reiches des Einzigen auch im alten 2o Testamente, wo noch das Gesetz, der Mensch, als ein Zuchtmeister auf den Einzigen (Gal. 3, 24) herrscht, hat einen weisen Plan, der von Ewigkeit her beschlossen war. Es ist Alles zuvorgesehen und verordnet, damit der Einzige in die Welt kommen konnte, als die Zeit erfüllet war, um die heiligen Menschen von ihrer Heilig- 25 keit zu erlösen. Das erste Buch, „Ein Menschenleben“, heißt auch darum „Ge¬ nesis“, weil es den ganzen Einzigen Haushalt im Keime enthält, weil es die ganze spätere Entwickelung bis dahin, wo die Zeit er¬ füllet ist und das Ende der Tage hereinbricht, prototypisch uns зо vorführt. Die ganze Einzige Geschichte dreht sich um die drei Stu¬ fen: Kind, Jüngling, Mann, die „unter mancherlei Wandlungen“ und in stets sich erweiternden Kreisen wiederkehren, bis endlich die ganze Geschichte der Welt der Dinge und der Welt des Geistes sich in „Kind, Jüngling und Mann“ aufgelöst hat. Wir werden 35 überall nur verkleidete „Kind, Jüngling und Mann“ wiederfinden, 33 Im Original irrtümlich der Welt, der Dinge
110 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil wie wir schon in diesen die Verkleidungen dreier Kategorien fanden. Wir haben oben über die deutsche philosophische Geschichts¬ auffassung gesprochen. Hier bei Sankt Max finden wir ein glän¬ zendes Beispiel. Die spekulative Idee, die abstrakte Vorstellung 5 wird zur treibenden Kraft der Geschichte und dadurch die Ge¬ schichte zur bloßen Geschichte der Philosophie gemacht. Aber auch diese wird nicht einmal so aufgefaßt, wie sie — nach den existierenden Quellen sich zugetragen, geschweige wie sie sich durch die Einwirkung der realen geschichtlichen Verhältnisse 10 entwickelt hat, sondern wie sie von den neueren deutschen Philo¬ sophen, speziell Hegel und Feuerbach, aufgefaßt und dargestellt worden ist. Und aus diesen Darstellungen selbst wird wieder nur das genommen, was für den vorliegenden Zweck passend gemacht werden kann, und unserm Heiligen traditionell zugekommen ist. /5 Die Geschichte wird so zu einer bloßen Geschichte der vorgeb¬ lichen Ideen, zu einer Geister- und Gespenstergeschichte, und die wirkliche, empirische Geschichte, die Grundlage dieser Gespen¬ stergeschichte wird nur dazu exploitiert, um die Leiber für diese Gespenster herzugeben; ihr werden die nötigen Namen entnom- 20 men, die diese Gespenster mit dem Schein der Realität bekleiden sollen. Unser Heiliger fällt häufig bei diesem Experiment aus der Rolle und schreibt unverhüllte Gespenstergeschichte. Bei ihm finden wir diese Art, Geschichte zu machen, in der naiv¬ sten, klassischsten Einfalt. Die einfachen drei Kategorien: Realis- 25 mus, Idealismus, absolute /<5> 7 [4c]/ Negativität als Einheit Beider (hier „Egoismus“ benamst), die wir schon als Kind, Jüngling und Mann vorfanden, werden der ganzen Geschichte zu Grunde gelegt und mit verschiedenen geschichtlichen Aushänge¬ schildern behangen; sie sind, mit ihrem bescheidenen Gefolge von зо Hülfskategorien, der Inhalt aller vorgeführten, vorgeblich ge¬ schichtlichen Phasen. Der heilige Max bewährt hier wieder sei¬ nen riesenhaften Glauben, indem er den Glauben an den von deut¬ schen Philosophen zubereiteten spekulativen Inhalt der Geschichte weiter treibt, als irgend einer seiner Vorgänger. Es handelt sich 35 also in dieser feierlichen und langwierigen Geschichtskonstruk¬ tion nur darum, für drei Kategorien, die so abgedroschen sind, daß sie sich unter ihrem eignen Namen gar nicht mehr öffentlich sehen lassen dürfen, eine pomphafte Reihe volltönender Namen zu finden. Unser gesalbter Autor hätte ganz gut von dem „Manne“, 40 p. 20, sogleich auf „Ich“, p. 201, oder noch besser auf den „Ein¬ zigen“, p.485, übergehen können; das aber wäre viel zu einfach gewesen. Zudem macht die große Konkurrenz unter den deutschen Spekulanten jedem neuen Mitbewerber eine schmetternde histo¬ rische Annonce für seine Ware zur Pflicht. 45
Ш. Sankt Max 111 Die „Kraft des wahren Verlaufs“, um mit dem Dottore Gra¬ ziano zu sprechen, „verläuft sich aufs Kräftigste“ in folgenden „Wandlungen“: Grundlage: I. Realismus. II. Idealismus. III. Negative Einheit Beider. „Man“ (p. 485). Erste Namengebung: 10 I. K i n d, abhängig von den Dingen (Realismus). II. Jüngling, abhängig von Gedanken (Idealismus). III. Mann— (als negative Einheit) positiv ausgedrückt: Eigner der Gedan¬ ken und Dinge, negativ ausgedrückt: Los von Gedanken und Dingen (Egoismus). Zweite, historische Namengebung: I. Neger (Realismus, Kind). II. Mongole (Idealismus, Jüngling). III. Kaukasier (Negative Einheit von Realismus und 2o Idealismus, Mann). Dritte allgemeinste Namengebung: I. Realistischer Egoist (Egoist im gewöhnlichen Verstände) — Kind, Neger. II. Idealistischer Egoist (Aufopfernder) — Jüngling, Mon- 25 gole. III. Wahrer Egoist (der Einzige) — Mann, Kaukasier. Vierte, historische Namengebung. Wiederholung der frühe¬ ren Stufen innerhalb des Kaukasiers. I. Die Alten. Negerhafte Kaukasier — kindische Männer зо — Heiden — Abhängig von den Dingen — Realisten — Welt. Übergang (Kind, das hinter die „Dinge dieser Welt“ kommt) Sophisten, Skeptiker etc. 33 II. Die Neuen, ^longolenhafte Kaukasier — jugendliche Männer — Christen — Abhängig von den Gedanken — Idealisten — Geist. 1. Reine Geistergeschichte, Christentum als Geist. „Der Geist“.
112 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil 2. Unreine Geistergeschichte. Geist in Be¬ ziehung zu Andern. „Die Besessenen“. / (6}/ A. Reine unreine Geistergeschichte. a. DerSpuk, das Gespenst, der Geist im negerhaften Zustand, als ding- 5 lieber Geist und geistiges Ding — gegenständliches Wesen für den Christen, Geist als Kind. b. Der Sparren, die fixe Idee, der Geist im mongolischen Zustand, als ю geistig im Geist, Bestimmung im Bewußtsein, gedachtes Wesen im Christen — Geist als Jüngling. B. Unreine unreine (historische) Geister¬ geschichte. 15 a. Katholizismus — Mittelalter (Ne¬ ger, Kind, Realismus pp). b. Protestantismus — Neue Zeit in der neuen Zeit — (Mongole, Jüngling, Idealismus pp). Innerhalb des Pro- 20 testantismus kann man wieder Un¬ terabteilungen machen, z. B. a. englische Philosophie — Realis¬ mus, Kind, Neger. ß. deutsche Philosophie — Idealis- 25 mus, Jüngling, Mongole. 3. Die Hierarchie — negative Einheit Beider innerhalb des mongolenhaft-kau¬ kasischen Standpunkts. Diese tritt nämlich ein, wo das geschichtliche Verhältnis in зо ein gegenwärtiges verwandelt oder die Ge¬ gensätze als neben einander existierend vorgestellt werden. Hier haben wir also zwei koexistierende Stufen: A. Die Unjebildeten — (Böse, Bour- 35 geois, Egoisten im gewöhnlichen Ver¬ stände) = Neger, Kinder, Katholiken, Realisten pp. B. Die Jebildeten (Gute, citoyens, Auf¬ opfernde, Pfaffen pp) = Mongolen, 40 Jünglinge, Protestanten, Idealisten. Diese beiden Stufen existieren neben ein¬ ander, und daraus ergibt sich „leicht“, daß die Jebildeten über die Unjebildeten herr-
ПІ. Sankt Max 113 sehen — dies ist die Hierarchie. Inder weiteren geschichtlichen Entwicklung wird dann aus dem Unjebildeten der Nichthege- 5 lianer, aus dem Jebildeten der Hegelianer,*) woraus folgt, daß die Hegelianer über die Nichthegelianer herrschen. So verwandelt Stimer die spekulative Vorstellung von der іѳ Herrschaft der spekulativen Idee in der Ge¬ schichte in die Vorstellung von der Herrschaft der spekulativen Philosophen selbst. Seine bisherige Anschauung von der Geschichte, die Herrschaft der Idee, wird in der Hierarchie 13 zu einem gegenwärtig wirklich existierenden Verhältnis, zur Weltherrschaft der Ideologen. Dies zeigt die Tiefe, bis zu der Stimer in die Spekulation versunken ist. Diese Herrschaft der Spekulanten und Ideologen entwickelt 2o sich zu guter Letzt, „da die Zeit erfüllet war“, in die folgende schließliche Namengebung: a. Der politische Liberalismus, abhängig von den Dingen, unabhängig von den Personen — Realismus, Kind, 25 Neger, Alter, Spuk, Katholizismus, Un- jebildeter, herrenlos. b. Der soziale Liberalismus, unabhängig von den Dingen, abhängig vom Geist, gegenstandlos — Idealismus, Jüng- tlu ling, Mongole, Neuer, Sparren, Prote¬ stantismus, Jebildeter, besitzlos. /7[5a]/ c. Der humane Liberalismus, herrenlos und besitzlos, nämlich gott¬ los, weil Gott zugleich der höchste 35 Herr und der höchste Besitz, Hierarchie —negative Einheit innerhalb der Sphäre des Liberalismus, als solche Herrschaft über die Welt der Dinge und der Ge¬ danken, zugleich der vollendete Egoist 4o in der Aufhebung des Egoismus — die *) „Der Schamane und der spekulative Philosoph bezeichnen die unterste und oberste Sprosse auf der Stufenleiter des innerlichen Menschen, des Mongolen.“ p. 453. Marx-Eogels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 8
114 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil vollendete Hierarchie. Bildet zugleich den Übergang (Jüngling, der hinter die Welt der Gedanken kommt) zum III. „Ich“ — d. h. dem vollendeten Christen, vollendeten 5 Mann, kaukasischen Kaukasier und wahren Egoisten, der, wie der Christ durch Aufhebung der alten Welt der Geist — so durch Auflösung des Geisterreichs der Leibhaftige wird, indem er die Erbschaft des Idealis¬ mus, Jünglings, Mongolen, Neuen, Christen, Besesse- 10 nen, Sparrens, Protestanten, Jebildeten, Hegelianers, und humanen Liberalen sine beneficio deliberandi et inventarii antritt. NB. 1. Es können nun noch „mitunter“ Feuerbachsche und sonstige Kategorien, wie Verstand, Herz etc. bei passender Ge- 15 legenheit „episodisch eingelegt“ werden, um den Farbenschmelz dieses Gemäldes zu erhöhen und neue Effekte zu produzieren. Es versteht sich, daß auch diese nur neue Verkleidungen des stets durchgehenden Idealismus und Realismus sind. — 2. Von der wirklichen profanen Geschichte weiß der recht gläu- 20 bige Sankt Max, Jacques le bo nh о mm e, Nichts Wirkliches und Profanes zu sagen, als daß er sie unter dem Namen der „Na¬ tur“, der „Welt der Dinge“, der „Welt des Kindes“ pp stets dem Bewußtsein gegenüberstellt als einen Gegenstand, worüber es spekuliert, als eine Welt, die trotz ihres beständigen Vertilgtwer- 25 dens in einem mystischen Dunkel fortexistiert, um bei jeder Ge¬ legenheit wieder zum Vorschein zu kommen; wahrscheinlich weil die Kinder und Neger fortexistieren, also auch „leicht“ ihre Welt, die sogenannte Welt der Dinge. Über dergleichen historische und unhistorische Konstruktionen hat bereits der gute alte Hegel, зо bei Gelegenheit Schellings, des Musterreiters aller Konstruktoren, gesagt, daß hier dies zu sagen sei: „Das Instrument dieses gleich- tönigen Formalismus ist nicht schwerer zu handhaben als die Pa¬ lette eines Malers, auf der sich nur zwei Farben vorfinden, etwa Schwarz“ (realistisch, kindlich, negerhaft etc.), „und Gelb“ (idea- 35 listisch, jünglingshaft, mongolisch etc.), „um mit jener eine Fläche anzufärben, wenn ein historisches Stück“ (die „Welt der Dinge“), „mit dieser, wenn eine Landschaft“ („derHimmel“,Geist, dasHei- lige etc.) „verlangt wäre.“ Phänom. p. 39. Noch treffender /[5b] hat das „gemeine Bewußtsein“ diese Art Konstruktionen in dem 40 folgenden Liede verspottet: Der Herr, der schickt den Jochem aus, Er sollt’ den Hafer schneiden,
ПІ. Sankt Max 115 Der Jochem schneidt den Hafer nicht Und kommt auch nicht nach Haus. Da schickt der Herr den Pudel aus, Er sollt’ den Jochem beißen. 5 Der Pudel beißt den Jochem nicht, Der Jochem schneidt den Hafer nicht Und kommen nicht nach Haus. Da schickt der Herr den Prügel aus, Er sollt’ den Pudel prügeln. 10 Der Prügel prügelt den Pudel nicht, Der Pudel beißt den Jochem nicht, Der Jochem schneidt den Hafer nicht Und kommen nicht nach Haus. Da schickt der Herr das Feuer aus, 15 Es sollt’ den Prügel brennen. Das Feuer brennt den Prügel nicht, Der Prügel prügelt Pudel nicht, Der Pudel beißt den Jochem nicht, Der Jochem schneidt den Hafer nicht 2o Und kommen nicht nach Haus. Da schickt der Herr das Wasser aus, Es sollt’ das Feuer löschen. Das Wasser löscht das Feuer nicht, Das Feuer brennt den Prügel nicht, 25 Der Prügel prügelt Pudel nicht, Der Pudel beißt den Jochem nicht, Der Jochem schneidt den Hafer nicht Und kommen nicht nach Haus. Da schickt der Herr den Ochsen aus, зо Er sollt’ das Wasser saufen. Der Ochse säuft das Wasser nicht, Das Wasser löscht das Feuer nicht, Das Feuer brennt den Prügel nicht, Der Prügel prügelt Pudel nicht, 35 Der Pudel beißt den Jochem nicht, Der Jochem schneidt den Hafer nicht Und kommt auch nicht nach Haus. Da schickt der Herr den Schlächter aus, Er sollt’ den Ochsen schlachten. 4o Der Schlächter schlacht’t den Ochsen nicht, Der Ochse säuft das Wasser nicht, Das Wasser löscht das Feuer nicht, 8*
116 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Das Feuer brennt den Prügel nicht, Der Prügel prügelt Pudel nicht, Der Pudel beißt den Jochem nicht, Der Jochem schneidt den Hafer nicht Und kommen nicht nach Haus. з Da schickt der Herr den Henker aus, Er sollt’ den Schlächter henken. Der Henker hängt den Schlächter, Der Schlächter schlacht’t den Ochsen, Der Ochse säuft das Wasser, w Das Wasser löscht das Feuer, Das Feuer brennt den Prügel, Der Prügel prügelt Pudel, Der Pudel beißt den Jochem, Der Jochem schneidt den Hafer, 15 Und kommen All nach Haus. /[5c]/ Mit welcher „Virtuosität im Denken“ und mit welchem Gymnasiastenmaterial Jacques le bonhomme dieses Schema aus¬ füllt, werden wir sogleich zu sehen Gelegenheit haben. 3. Die Alten Eigentlich müßten wir hier mit den Negern beginnen; aber der heilige Max, der ohne Zweifel mit im „Rate der Wächter“ sitzt, bringt in seiner unerforschlichen Weisheit die Neger erst später, und auch dann „nicht mit dem Ansprüche auf Gründlichkeit und Bewährtheit“. Wenn wir also die griechische Philosophie dem 25 negerhaften Weltalter, d. h. den Zügen des Sesostris und der napo¬ leonischen Expedition nach Ägypten vorhergehen lassen, so ge¬ schieht es in der Zuversicht, daß unser heiliger Schriftsteller Alles weislich angeordnet habe. „Schauen wir daher in das Treiben hinein, welches“ die Stir- 30 nerschen Alten „verführen“. „Den Alten war die Welt eine Wahrheit, sagt Feuerbach; aber er vergißt den wichtigen Zusatz zu machen: eine Wahrheit, hinter deren Unwahrheit sie zu kommen suchten und endlich wirk¬ lich kamen.“ p. 22 35 „Den Alten war“ ihre „Welt“ (nicht d i e Welt) „eine Wahr-
ПІ. Sankt Max 117 heit“ — womit natürlich keine Wahrheit über die alte Welt ge¬ sagt ist, sondern nur, daß sie sich nicht christlich zu ihrer Welt verhielten. Sobald die Unwahrheit hinter ihre Welt kam (d.h. sobald diese Welt in sich selbst durch praktische Kollisionen 5 zerfiel — und diese materialistische Entwicklung empirisch nach¬ zuweisen, wäre das einzig Interessante), suchten die alten Philo¬ sophen hinter die Welt der Wahrheit oder die Wahrheit ihrer Welt zu kommen, und fanden dann natürlich, daß sie unwahr geworden war. Ihr Suchen selbst war schon ein Symptom des inneren Ver- 10 falls dieser Welt. Jacques le bonhomme macht das idealistische Symptom zur materiellen Ursache des Verfalls, und läßt als deut¬ scher Kirchenvater das Altertum selbst seine eigne Verneinung, das Chri-/ (7}[6]/stentum, suchen. Diese Stellung des Altertums ist bei ihm notwendig, weil die Alten die „K i n d e r“ sind, die hin- 15 ter die „Welt der Dinge“ zu kommen suchen. „Und etwa leicht auch“: Indem Jacques le bonhomme die alte Welt in das spätere Bewußtsein von der alten Welt verwandelt, kann er natürlich mit Einem Sprunge aus der materialistischen alten Welt sich in die Welt der Religion, das Christentum, hinüberschwingen. Der rea- 2o len Welt des Altertums tritt nun sogleich „das göttliche Wort“ gegenüber, dem als Philosoph gefaßten Alten der als moderner Zweifler gefaßte Christ. Sein Christ „kann sich niemals von der Eitelkeit des göttlichen Wortes überzeugen“ und „glaubt“ in Folge dieser Nichtüberzeugung „an die ewige und unerschütterliche 25 Wahrheit desselben“, p. 22. Wie sein Alter Alter ,ist, weil er der Nichtchrist, noch nicht Christ, oder verborgener Christ ist, so ist sein Urchrist Christ, weil er der Nichtatheist, noch nicht Atheist, verborgener Atheist ist. Er läßt also das Christentum von den Alten, wie den modernen Atheismus von den Urchristen negiert зо werden, statt umgekehrt. Jacques le bonhomme, wie alle andern Spekulanten, faßt Alles beim philosophischen Schwanz an. Fol¬ gen sogleich noch ein paar Exempel dieser kindlichen Leichtgläu¬ bigkeit : „Der Christ muß sich für einen „Fremdling auf Erden“ ansehen 35 (Hebr. 11, 13)“ p. 23. — Umgekehrt, die Fremdlinge auf Erden (durch höchst natürliche Gründe erzeugt, z. B. die kolossale Kon¬ zentration des Reichtums in der ganzen römischen Welt etc. etc.) mußten sich als Christen anseheir. Nicht ihr Christentum machte sie zu Vagabunden, sondern ihr Vagabundentum machte sie zu 4o Christen^- Auf derselben Seite springt der heilige Vater von der Antigone des Sophokles und der mit ihr zusammenhängenden Hei¬ ligkeit der Totenbeistattung sogleich zum Evangelium Matthäi 8, 22 (laß die Toten ihre Toten begraben), während Hegel wenig¬ stens in der Phänomenologie von der Antigone usw. allgemach 45 auf das Römertum übergeht. Mit demselben /8[6a]/ Rechte hätte
118 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Sankt Max sogleich ins Mittelalter übergehen und den Kreuzfah¬ rern mit Hegel diesen Bibelspruch entgegenhalten, oder gar, um recht originell zu sein, die Bestattung des Polynices durch Anti¬ gone mit der Abholung der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris in Gegensatz bringen können. Weiter heißt es: „im Christen- 5 tum wird die unverbrüchliche Wahrheit der Familienbande“ (die auf p. 22 als eine der „Wahrheiten“ der Alten konstatiert wird) „als eine Unwahrheit dargestellt, von der man sich nicht zeitig genug losmachen könne (Marc. 10, 29), und so in Allem“, (p.23). Dieser Satz, in welchem wieder die Wirklichkeit auf den Kopf 10 gestellt ist, muß folgendermaßen zurecht gerückt werden: Die faktische Unwahrheit der Familienbande (darüber u. A. die noch vorhandnen Dokumente der vorchristlichen römischen Gesetz¬ gebung nachzusehen) wird im Christentum als eine unverbrüch¬ liche Wahrheit dargestellt, „und so in Allem“. 15 Wir sehen also an diesen Exempeln im Übermaße, wie Jacques le bonhomme, der von der empirischen Geschichte „sich nicht zeitig genug losreißen kann“, die Tatsachen auf den Kopf stellt, die materielle Geschichte von der ideellen produziert werden läßt, „und so in Allem“. Von vorn herein erfahren wir nur, was die >0 Alten von ihrer Welt angeblich hielten; sie werden als Dogmatiker der alten, ihrer eignen, Welt gegenübergestellt, statt als Produzen¬ ten derselben aufzutreten; es handelt sich nur um das Verhältnis des Bewußtseins zum Gegenstände, zur Wahrheit; es handelt sich also nur um das philosophische Verhältnis der Alten zu ihrer Welt 25 — an die Stelle der alten Geschichte tritt die Geschichte der alten Philosophie, und auch diese nur, wie Sankt Max sie sich nach Hegel und Feuerbach vorstellt. Die Geschichte Griechenlands von der perikleischen Zeit inklu¬ sive an reduziert sich so auf den Kampf der Abstrakta Verstand, зо Geist, Herz, Weltlichkeit usw. Dies sind die griechischen Parteien. In dieser Gespensterwelt, die für die griechische Welt ausgegeben /[6b]/ wird, „machinieren“ dann auch allegorische Personen, wie Frau Herzensreinheit, und nehmen mythische Figuren wie Pila¬ tus (der nie fehlen darf, wo Kinder sind) ernsthaft Platz neben 35 Timon dem Phliasier. Nachdem Sankt Max uns über die Sophisten und Sokrates einige überraschende Offenbarungen gegeben hat, springt er so¬ gleich zu den Skeptikern über. Er entdeckt in ihnen die Vollender der von Sokrates angefangenen Arbeit. Die positive Philosophie 40 der Griechen, die gerade auf die Sophisten und Sokrates folgt, namentlich die enzyklopädische Wissenschaft des Aristoteles exi¬ stiert also für Jacques le bonhomme gar nicht. Er „kann nicht zei¬ tig genug sich“ von dem Früheren „losmachen“ — er eilt auf den Übergang zu den „Neuen“, und findet diesen in den Skeptikern, 45
ПІ. Sankt Max 119 Stoikern und Epikuräem. Sehen wir uns an, was der heilige Vater uns über diese offenbart. „Die Stoiker wollen den Weisen verwirklichen den Mann, der zu leben weiß sie finden ihn in der Verachtung der Welt, 5 in einem Leben ohne Lebensentwicklung, [ ] ohne freund¬ liches Vernehmen mit der Welt, d.h. im isolierten Leben, [ ] nicht im Mitleben; nur der Stoiker lebt, alles Andre ist für ihn tot. Umgekehrt verlangen die Epikuräer ein bewegliches Leben“. P. 30. io Wir verweisen Jacques le bonhomme, den Mann, der sich ver¬ wirklichen will und der zu leben weiß, u. A. auf Diogenes Laer- tius, wo er finden wird, daß der Weise, Sophos, nichts ist als der idealisierte Stoiker, nicht der Stoiker der realisierte Weise; wo er finden wird, daß der Sophos durchaus nicht bloß stoisch ist, son- 15 dem ebenso gut bei den Epikuräern, Neuakademikern und Skep¬ tikern vorkommt. Übrigens ist der Sophos die erste Gestalt, in der uns der griechische Philosophos entgegentritt; er tritt mythisch auf in den sieben Weisen, praktisch im Sokrates und als Ideal bei den Stoikern, Epikuräem, Neuakademikem und Skeptikern. /[6c]/Jede 2o dieser Schulen hat natürlich einen eignen aotpoq wie Sankt Bruno sein eignes, „einzigesGeschlecht“hat. Ja, Sankt Max kann „lesage“ wiederfinden im achtzehnten Jahrhundert in der Aufklärungsphi¬ losophie und sogar bei Jean Paul in den „weisen Männern“ wie Emanuel etc. Der stoische Weise stellt sich kein „Leben ohne 25 Lebensentwicklung“, sondern ein absolut bewegliches Leben vor, was schon aus seiner Naturanschauung hervorgeht, welche die heraklitische, die dynamische, entwickelnde, lebendige ist, während bei den Epikuräern der mors immortalis, wie Lukrez sagt, das Atom das Prinzip der Naturanschauung ist und an die зо Stelle des „beweglichen Lebens“ die göttliche Muße im Gegensatz zur göttlichen Energie des Aristoteles als Lebensideal vorgestellt wird. „Die Ethik der Stoiker (ihre einzige Wissenschaft, da sie nichts vom Geiste auszusagen wußten, als wie er sich zur Welt verhalten 35 solle, und von der Natur — Physik — nur dies, daß der Weise sich gegen sie zu behaupten habe) ist nicht eine Lehre des Geistes, sondern nur eine Lehre der Weltabstoßung und Selbstbehauptung gegen die Welt“. P. 31. Die Stoiker wußten „von der Natur dies zu sagen“, daß die 4o Physik für den Philosophen eine der wichtigsten Wissenschaften sei und gaben sich deshalb sogar die Mühe, die Physik des Heraklit weiter auszubilden; sie „wußten ferner zu sagen“, daß die coga, die männliche Schönheit das Höchste sei, was von dem Individuum darzustellen sei, und feierten gerade das Leben im Einklang mit 45 der Natur, obgleich sie dabei in Widersprüche geraten. Nach den
120 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Stoikern zerfällt die Philosophie in drei Doktrinen: „Physik, Ethik, Logik“. „Sie vergleichen die Philosophie dem Tier und dem Ei; die Logik den Knochen und Sehnen des Tiers, der äuße¬ ren Schale des Eis; die Ethik dem Fleisch des Tiers, und im Ei dem Eiweiß; und die Physik der Seele des Tiers, und der Ei- 5 dotter“ (Diog. Laert. Zeno). Wir sehen schon hieraus, wie wenig „die Ethik die einzige Wis¬ senschaft der Stoiker ist“. Hierzu kommt noch, daß !{8} [7]/ sie, nach Aristoteles, die Hauptbegründer der formalen Logik und der Systematik überhaupt sind. 10 „Die Stoiker wußten“ sowenig „Nichts vom Geiste auszusagen“, daß bei ihnen sogar die Geisterseherei beginnt, weswegen Epikur ihnen als Aufklärer gegenübertritt und sie als „alte Wei¬ ber“ verspottet, während gerade die Neuplatoniker einen Teil ihrer Geistergeschichten den Stoikern entnommen haben. Diese Geister- 15 seherei der Stoiker geht einerseits aus der Unmöglichkeit hervor, eine dynamische Naturanschauung ohne das von einer empiri¬ schen Naturwissenschaft zu liefernde Material durchzuführen, und andrerseits aus ihrer Sucht, die alte griechische Welt und selbst die Religion spekulativ zu interpretieren und dem denkenden 20 Geiste analog zu machen. „Die stoische Ethik“ ist sosehr „eine Lehre der Weltabstoßung und Selbstbehauptung gegen die Welt“, daß z. B. zur stoischen Tugend gerechnet wird: „ein tüchtiges Vaterland, einen braven Freund haben“, daß „das Schöne allein“ für „das Gute“ erklärt 25 wird, und daß dem stoischen Weisen erlaubt ist, sich in jeder Weise mit der Welt zu vermengen, z. B. Blutschande zu begehen etc. etc. Der stoische Weise ist so sehr „im isolierten Leben, nicht im Mit¬ leben“ befangen, daß es von ihm bei Zeno heißt: „der Weise be- wundre Nichts von dem, was wunderbar erscheint — aber der зо Tüchtige wird auch nicht in der Einsamkeit leben, denn er ist gesellschaftl i ch vonNatur und praktischtäti g.“ (Diog. Laert. Lib. VII, 1). Übrigens wäre es zuviel verlangt, wenn man gegenüber dieser Gymnasiastenweisheit des Jacques le bonhomme die sehr verwickelte und widerspruchsvolle Ethik der Stoiker ent- 35 wickeln sollte. — Bei Gelegenheit der Stoiker existieren dann auch die Römer für Jacques le bonhomme (p. 31), von denen er natürlich nichts zu sagen weiß, da sie keine Philosophie haben. /[7a] Wir hören nur von ihnen, daß Horaz! es „nicht weiter als bis zur stoischen 40 Lebensweisheit gebracht hat“. P. 32. Integer vitae, scelerisque purus! Bei Gelegenheit der Stoiker wird auch Demokrit erwähnt, und zwar, indem aus irgend einem Handbuch eine konfuse Stelle des Diogenes Laertius (Democr., lib. IX, 7, 45) und noch dazu 45
ПІ. Sankt Max 121 falsch übersetzt, abgeschrieben und hierauf eine lange Diatribe über Demokrit begründet wird. Diese Diatribe zeichnet sich da¬ durch aus, daß sie mit ihrer Grundlage, der obigen konfusen und falsch übersetzten Stelle, in direkten Widerspruch tritt und aus .5 der „Gemütsruhe“ (der Stimerschen Übersetzung von sv&vfiia — niederdeutsch Wellmuth), die „Weltabstoßung“ macht. Stimer bildet sich nämlich ein, Demokrit sei ein Stoiker gewesen, und zwar ein solcher Stoiker, wie ihn sich der Einzige und das gemeine Gymnasiastenbewußtsein vorstellen; er meint, „seine ganze Tätig- 10 keit gehe in dem Bemühen auf, von der Welt loszukommen“, „also im Abstoßen der Welt“, und kann nun im Demokrit die Stoiker widerlegen. Daß das bewegte, weltdurchstreifende Leben des De¬ mokrit dieser Vorstellung des heiligen Max ins Gesicht schlägt, daß die eigentliche Quelle für die demokritische Philosophie Ari- 15 stoteles ist und nicht die paar Anekdoten des Diogenes Laertius, daß Demokrit sowenig die Welt abstieß, daß er vielmehr ein em¬ pirischer Naturforscher und der erste enzyklopädische Kopf unter den Griechen war — daß seine kaum bekannte Ethik sich auf einige Glossen beschränkt, die er als alter vielgereister Mann ge- 2o macht haben soll, daß seine naturwissenschaftlichen Sachen nur per abusum Philosophie genannt werden, weil bei ihm das Atom, im Unterschiede von Epikur, nur eine physikalische Hypothese, ein Notbehelf zur Erklärung von Tatsachen ist, gerade wie in den Mischungsverhältnissen der neueren Chemie (Dalton usw.) — 25 Alles Das paßt nicht in Jacques le bonhomme’s Kram; Demokrit muß „einzig“ aufgefaßt werden, Demokrit spricht von der Euthy- mie, also der Gemütsruhe, also der Zurückziehung in sich selbst, also der Weltabstoßung, Demokrit ist ein Stoiker und unterschei¬ det sich vom indischen Fakir, der „Brahm“ (soll heißen „Om“) зо /[7b]/ wispert, nur wie der Komparativ vom Superlativ, nämlich „nur dem Grade nach“. Von den Epikuräern weiß unser Freund gerade soviel, wie von den Stoikern, nämlich das unvermeidliche Gymnasiastenquantum. Er stellt die epikuräische Hedone der stoischen und skeptischen 33 Ataraxie gegenüber, und weiß nicht, daß diese Ataraxie ebenfalls bei Epikur, und zwar als der Hedone übergeordnet, vorkommt, wo¬ durch sein ganzer Gegensatz zusammenfällt. Er erzählt uns, daß die Epikuräer „nur ein anderesVerhalten gegen die Welt lehren“ als die Stoiker; er möge uns den (nichtstoischen) Philo- 4o sophen der „alten und neuen Zeit“ zeigen, der nicht „nur“ das¬ selbe tue. Schließlich bereichert uns der heilige Max mit einem neuen Ausspruch der Epikuräer: „Die Welt muß betrogen werden, denn sie ist meine Feindin“; bisher war es nur bekannt, daß die Epikuräer sich dahin aussprachen: die Welt muß enttäuscht, 45 namentlich von der Furcht der Götter befreit werden, denn sie ist
122 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil meine Freundin. — Um unsrem Heiligen eine Andeutung von der, der Philosophie des Epikur zu Grunde liegenden, realen Basis zu geben, brauchen wir nur zu erwähnen, daß sich bei ihm zuerst die Vorstellung findet, daß der Staat auf einem gegen¬ seitigen Vertrage der Menschen, einem contrat social (<W^) j beruhe. Wie sehr die Aufschlüsse des heiligen Max über die Skeptiker in demselben Geleise bleiben, geht schon daraus hervor, daß er ihre Philosophie für radikaler hält als die des Epikur. Die Skep¬ tiker reduzierten das theoretische Verhältnis der Menschen zu den ю Dingen auf den Schein, und ließen in der Praxis Alles beim Alten, indem sie sich ebensosehr nach diesem Scheine richteten wie Andre nach der Wirklichkeit; sie gaben der Sache nur einen andern Namen. Epikur dagegen war der /8[7c]/ eigentliche radi¬ kale Aufklärer des Altertums, der die antike Religion offen an- 15 griff, und von dem auch bei den Römern der Atheismus, soweit er bei ihnen existierte, ausging. Daher hat ihn auch Lukrez als einen Helden gefeiert, der zuerst die Götter gestürzt und die Re¬ ligion mit Füßen getreten habe, daher hat Epikur bei allen Kirchenvätern, von Plutarch bis Luther, den Ruf des gottlosen 20 Philosophen par excellence, des Schweins, behalten, weshalb auch Clemens Alexandrinus sagt, wenn Paulus gegen die Philosophie eifere, so meine er damit nur die Epikuräische. (Strom, lib. 1, [cap. XI] p. 295 der Kölner Ausg. 1688). Wir sehen hieraus, wie „listig, betrügerisch“ und „klug“ dieser offne Atheist sich zur 25 Welt verhielt, indem er ihre Religion unverhohlen angriff, wäh¬ rend die Stoiker sich die alte Religion spekulativ zurechtmachten und die Skeptiker ihren „Schein“ zum Vorwande nahmen, um ihr Urteil überall mit einer reservatio mentalis begleiten zu können. зо So kommen nach Stirner die Stoiker zuletzt auf die „Ver¬ achtung der Welt“ (p. 30), die Epikuräer auf „dieselbe Lebens¬ weisheit wie die Stoiker“ p. 32, die Skeptiker darauf heraus, daß sie „die Welt stehen lassen und sich nichts aus ihr machen“. Alle drei also nach Stirner enden in der Gleichgültigkeit gegen die 35 Welt, der „Weltverachtung“ (p. 485). Dies drückte Hegel längst vor ihm so aus: Stoizismus, Skeptizismus, Epikuräismus — „gingen darauf aus den Geist gegen Alles gleichgültig zu machen, was die Wirklichkeit darbietet.“ Phil. d. Gesch. p. 327. „Die Alten“, so faßt Sankt Max seine Kritik der alten Gedan- 40 kenwelt zusammen, „hatten wohl Gedanken, allein den Gedan¬ ken kannten sie nicht“, p. 30. Hierbei „erinnere man sich des¬ sen, was oben über Unsere Kindergedanken gesagt wurde.“ (ibid.). Die Geschichte der alten Philosophie muß sich nach der Konstruktion Stimers richten. Damit die Griechen nicht aus ihrer 45
ПІ. Sankt Max 123 Kinderrolle fallen, darf Aristoteles nicht gelebt haben und bei ihm das an und für sich seiende Denken 6) voijcrtq хаіУ avrrjv), der sich selbst denkende Verstand б4ѵтоѵ öe voel ö vovq) und das sich selbst denkende Denken (rj voiptq Tijq voTpEwq) nicht 5 vorkommen; überhaupt dürfen seine Metaphysik und das dritte Buch seiner Psychologie nicht existieren. Sogut wie Sankt Max hier „an das, was oben über Unsere Kin¬ derjahre gesagt wurde“, erinnert, sogut hätte er bei „Unseren Kin¬ derjahren“ sagen können: man sehe nach, was später über die io Alten und die Neger gesagt, und über den Aristoteles nicht gesagt werden wird. Um die wirkliche Bedeutung der letzten antiken Philosophien während der Auflösung des Altertums zu würdigen, hätte Jacques le bonhomme nur die wirkliche Lebensstellung ihrer Jünger unter 15 /{9} [8] / der römischen Weltherrschaft zu betrachten brauchen. Er konnte u. A. bei Luzian ausführlich beschrieben finden, wie sie vom Volk als öffentliche Possenreißer betrachtet und von den rö¬ mischen Kapitalisten, Prokonsuln etc. als Hofnarren zur Unter¬ haltung gedungen wurden, um, nachdem sie sich über der Tafel 2o mit den Sklaven um ein paar Knochen und Brotkrumen gezankt und einen aparten sauren Wein vorgesetzt bekommen hatten, den großen Herrn und seine Gäste mit den ergötzlichen Phrasen: Ataraxie, Aphasie, Hedone usw. zu amüsieren. Wollte übrigens unser guter Mann einmal die Geschichte der 25 alten Philosophie zur Geschichte des Altertums machen, so ver¬ stand es sich von selbst, daß er die Stoiker, Epikuräer und Skep¬ tiker sich in die Neuplatoniker auflösen lassen mußte, deren Phi¬ losophie nichts weiter ist, als die phantastische Zusammenfassung der stoischen, epikuräischen und skeptischen Doktrin mit dem зо Inhalt der Philosophie des Plato und Aristoteles. Statt dessen läßt er diese Doktrinen direkt ins Christentum sich auflösen. „Stimer“ hat nicht die griechische Philosophie „hinter sich“, sondern die griechische Philosophie hat „den Stirner“ hinter ihr. (Vgl. Wig. p. 186). Statt uns zu sagen, wie „das Altertum“ zu 35 einer Welt der Dinge kommt und mit ihr „fertig“ wird, läßt der unwissende Schulmeister es durch ein Zitat von Timon selig ver¬ schwinden, womit um so natürlicher /9a [8a]/ das Altertum sein „letztes Absehen erreicht“, als die Alten nach Sankt Max „durch die Natur“ sich in das antike „Gemeinwesen gestellt sahen“, was 4o „um hiermit zu schließen“, um so leichter „einleuchten kann“, als man dies Gemeinwesen, Familie etc. „die sogenannten natür¬ lichen Bande“ nennt, (p. 33). Durch die Natur wird die alte „Welt der Dinge“ gemacht, durch Timon und Pilatus (p. 32) vernichtet. Statt die „Welt der Dinge“ zu schildern, die dem 45 Christentum zur materiellen Basis dient, läßt er diese „Welt der
124 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Dinge“ vertilgt werden in der Welt des Geistes, im — Chri¬ stentum. Die deutschen Philosophen sind gewohnt, das Altertum als die Epoche des Realismus der christlichen und neueren Zeit als der Epoche des Idealismus entgegen zu stellen; während die franzö- з sischen und englischen Ökonomen, Geschichts- und Naturforscher gewohnt sind, das Altertum als die Periode des Idealismus gegen¬ über dem Materialismus und Empirismus der neueren Zeit auf¬ zufassen. Ebenso kann man das Altertum insofern als idealistisch fassen, als die Alten in der Geschichte den „citoyen“ repräsen- 10 tieren, den idealistischen Politiker, während die Neuen zuletzt auf den „bourgeois“, den realistischen ami du commerce, hinauslaufen — oder auch wieder realistisch, weil bei ihnen das Gemeinwesen „eine Wahrheit“ war, während es bei den Neuen eine idealistische „Lüge“ ist. So wenig kommt bei allen diesen abstrakten Gegen- із sätzen und Geschichtskonstruktionen heraus. Das „Einzige“, was wir aus dieser ganzen Darstellung der Alten lernen, ist, daß Stirner von der alten Welt zwar wenig „Dinge“ „weiß“, sie aber dafür desto „besser durchschaut hat“. (Vgl. Wigand p. 191). 20 Stirner ist wirklich jenes „Knäblein“, von dem die Offenbarung Johannis 12,5 weissagt: „der alle Heiden sollte weiden mit der eisernen Rute“. Wir haben gesehen, wie er mit der eisernen Rute seiner Unwissenheit auf die armen Heiden loshaut. Den „Neuen“ wirds nicht besser gehen. 25 4. Die Neuen „Darum, ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist Alles neu geworden.“ (2. Cor. 5, 17) <P-33>- Vermittelst dieses Bibelspruchs ist die alte Welt nun wirklich зо „vergangen“, oder, wie Sankt Max eigentlich sagen wollte, „alle jeworden“, und wir sind mit Einem Satze in die neue, christliche, jünglingshafte, mongolenhafte „Welt des Geistes“ herüber ge¬ sprungen. Wir werden auch diese in kürzester Frist „Alle wer¬ den“ sehen. 35 „Wurde oben gesagt: „den Alten war die Welt eine Wahrheit“, so müssen wir hier sagen: „den Neuen war der Geist eine Wahr-
Ш. Sankt Max 125 heit“, dürfen aber, wie dort, so hier den wichtigen Zusatz nicht vergessen: „eine Wahrheit, hinter deren Unwahrheit sie zu kom¬ men suchten und endlich wirklich kamen.““ p.33. /9b[8b]/ Wenn wir keine Stirnerschen Konstruktionen machen wollen, „so müs- <5 sen wir hier sagen“: den Neuen war die Wahrheit ein Geist — nämlich der heilige Geist. Jacques le bonhomme faßt wieder die Neuen nicht in ihrem wirklichen historischen Zusammenhänge mit der „Welt der Dinge“, die trotz ihres Allewerdens ja noch immer fortexistiert, sondern in ihrem theoretischen, und zwar religiösen, ja Verhalten; die Geschichte des Mittelalters und der neue en Zeit existiert für ihn wieder nur als Geschichte der Religion und Phi¬ losophie; alle Illusionen dieser Epochen und die philosophischen Illusionen über diese Illusionen werden treulich geglaubt. Nach¬ dem Sankt Max so der Geschichte der Neuen dieselbe Wendung, 15 wie der der Alten gegeben hat, kann er in ihr dann leicht „einen ähnlichen Gang wie ihn das Altertum genommen, nachweisen“, und ebenso rasch, wie er von der alten Philosophie auf die christ¬ liche Religion kam, von dieser auf die neuere deutsche Philo¬ sophie kommen. Er charakterisiert seine historische Illusion selbst 2o p. 37, indem er entdeckt, daß „die Alten nichts aufzuweisen haben als Welt Weisheit“, und „die Neuen es niemals weiter als bis zur Gottesgelahrtheit brachten und bringen“, und die feierliche Frage aufwirft: „Hinter was suchten die Neuen zu kommen?“ Die Alten wie die Neuen tun weiter Nichts in der 25 Geschichte, als daß sie „hinter etwas zu kommen suchen“, die Alten hinter die Welt der Dinge, die Neuen hinter die Welt des Geistes. Die Alten werden am Ende „weltlos“, die Neuen wer¬ den „geistlos“, die Alten wollten Idealisten, die Neuen Realisten werden (p. 485), Beiden war es nur um das Göttliche zu tun зо (p. 488) — „die bisherige Geschichte“ ist nur „die Geschichte des geistigen Menschen“ (welcher Glaube!) p. 442 — kurz, wir haben hier wieder Kind und Jüngling, Neger und Mongole und wie die ganze Terminologie der „mancherlei Wandlungen“ weiter heißt. — Dabei wird dann die spekulative Manier, die Kinder 35 ihren Vater erzeugen und das Frühere durch das Spätere bewir¬ ken zu lassen, gläubig nachgeahmt. Die Christen müssen gleich von vorn herein „hinter /9c[8c]/ die Unwahrheit ihrer Wahrheit zu kommen suchen“, sie müssen sogleich verborgene Atheisten und Kritiker sein, wie schon bei den Alten angedeutet wurde. Da- 4o mit nicht zufrieden, gibt Sankt Max noch ein glänzendes Exempel seiner „Virtuosität im“ (spekulativen) „Denken“ p. 230: „Jetzt, nachdem der Liberalismus den Menschen pro¬ klamiert hat, kann man es aussprechen, daß damit nur die letzte Konsequenz des Christentums vollzogen wurde, 45 und daß das Christentum sich von Haus aus keine andre
126 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Aufgabe stellte, als den Menschen zu reali¬ sieren.“ Nachdem angeblich die letzte Konsequenz des Christentums vollzogen wurde, kann „Man“ es aussprechen — daß sie voll¬ zogen wurde. Sobald die Späteren das Frühere umgestaltet haben, 5 „kann Man es aussprechen“, daß die Früheren „von Haus aus“, nämlich „i n W а h r h e i t“, im Wesen, im Himmel, als verborgene Juden, „sich keine andere Aufgabe stellten“, als von den Späteren umgestaltet zu werden. Das Christentum ist für Jacques le bon¬ homme sich selbst setzendes Subjekt, der absolute Geist, der „von 10 Haus aus“ sein Ende als seinen Anfang setzt. Vgl. Hegels En- zykl. etc. „Daher“ (nämlich weil man dem Christentum eine eingebildete Aufgabe unterlegen kann) „denn die Täuschung,“ (natürlich, vor Feuerbach konnte man nicht wissen, welche Aufgabe sich das 15 Christentum „von Haus aus gestellt hatte“) „es lege das Christen¬ tum dem Ich einen unendlichen Wert bei, wie z. B. in der Unsterb¬ lichkeitslehre und Seelsorge an den Tag kommt. Nein, diesen Wert erteilt es allein dem Menschen, nur der Mensch ist un¬ sterblich und nur weil Ich Mensch bin, bin auch Ich’s.“ Wenn 20 auch schon aus der ganzen Stimerschen Konstruktion und Auf¬ gabenstellung klar genug hervorgeht, (10} [9]/ daß das Christen¬ tum nur „dem Menschen“ Feuerbachs die Unsterblichkeit ver¬ leihen kann, so erfahren wir hier noch zum Überfluß, daß dies auch deshalb geschieht, weil das Christentum diese Unsterblich- 25 keit — nicht auch den Tieren zuschreibt. Konstruieren wir auch einmal ä la Sankt Max. „Jetzt, nachdem“ der moderne, aus der Parzellierung hervorgegangenc große Grundbesitz das Majorat faktisch „pro¬ klamiert hat, kann man es aussprechen, daß da-зо mit nur die letzte Konsequenz“ der Parzellierung des Grundbesitzes „vollzogen wurde“, „und daß“ die Parzel¬ lierung „in Wahrheit sich von Haus aus keine andre Aufgabe stellte, als“ das Majorat, das wahre Majorat „zu realisieren.“ „Daber denn die Täu-35 schung, es lege“ die Parzellierung dem gleichen Rechte der Familienglieder „einen unendlichen Wert bei, wie z. B.“ in dem Erbrecht des Code Napoleon „an den Tag kommt. Nein, diesen Wert erteilt sie allein“ dem ältesten Sohne; „nu r“ der älteste Sohn, der zukünftige Majorats- 40 herr, wird großer Grundbesitzer, „und nur weil Ich“ ältester Sohn „bin, werde auch Ich’s.“ Auf diese Weise ist es unendlich leicht, der Geschichte „ein¬ zige“ Wendungen zu geben, indem man stets nur ihr allemeustes Resultat als „die Aufgabe“ zu schildern hat, die „sie sich von 45
ПІ. Sankt Max 127 Haus aus in Wahrheit stellte“. Dadurch treten die früheren Zeiten in einer bizarren und noch nie dagewesenen Gestalt auf. Das frap¬ piert, ohne viele Produktionskosten zu machen. Z. B. wenn man sagt, die eigentliche „Aufgabe“, welche sich die Institution des <5 Grundeigentums „von Haus aus stellte“, sei gewesen, Menschen durch Schafe zu verdrängen, eine Konsequenz, die in Schottland etc. neuerdings hervorgetreten sei; oder auch die /10a[9a]/ Pro¬ klamation der Kapetinger habe sich „von Haus aus in Wahrheit die Aufgabe gestellt“, Ludwig XVI. auf die Guillotine und Herrn io Guizot ins Ministerium zu bringen. Namentlich muß man dies in einer feierlichen, heiligen, priesterlichen Weise tun, tiefen Atem schöpfen, und dann hervorplatzen: „Jetzt endlich kann Man es aussprechen“. Was Sankt Max in dem vorliegenden Abschnitte p. 33—37 із über die Neuen sagt, ist nur der Prolog der uns bevorstehenden Geistergeschichte. Wir sehen auch hier, wie er sich von den empi¬ rischen Tatsachen „nicht zeitig genug los machen kann“ und die¬ selben Parteien, wie bei den Alten: Verstand, Herz, Geist, etc. wieder auftreten läßt — nur daß sie andere Namen er- 2o halten. Aus den Sophisten werden sophistische Scholastiker, „Hu¬ manisten, Macchiavellismus (Buchdruckerkunst, Neue Welt“ etc. vgl. Hegel, Geschichte der Philosophie, III, p. 128), die den Ver¬ stand repräsentieren, Sokrates verwandelt sich in Luther, der das Herz proklamiert (Hegel, 1. c. p. 227), und von der nachreforma- 23 torischen Zeit erfahren wir, daß es sich in ihr um die „leere Herz¬ lichkeit“ (die bei den Alten „Herzensreinheit“ hieß, vgl. Hegel, 1. c. p. 241) handelte. Alles das auf p. 34. Auf diese Weise „weist“ der heilige Max „im Christentum einen ähnlichen Gang wie im Altertum nach“. Nach Luther gibt er sich nun gar nicht зо mehr die Mühe, seine Kategorien mit Namen zu bekleiden; mit Meilenstiefeln eilt er der neueren deutschen Philosophie zu — vier Appositionen („bis Nichts als die leere Herzlichkeit übrig¬ bleibt, die ganze allgemeine Menschenliebe, die Liebe des Men¬ schen, das Freiheitsbewußtsein, das „Selbstbewußtsein“.“ p. 34; 35 Hegel, 1. c. p. 228, 229), vier Worte füllen die Kluft zwischen Luther und Hegel aus, und „so erst ist das Christentum vollendet“. Diese ganze Entwicklung wird in einem meisterhaften Satze, und mit Hebebäumen wie: „endlich“ — /10b[9b]/ „und seitdem“ — „indem man“ — „auch“ — „von Tag zu Tag“ — „bis zuletzt“ 4o usw. fertig gebracht, einem Satze, den der Leser auf der erwähn¬ ten klassischen Seite 34 selbst nachsehen mag. Zu guter Letzt gibt Sankt Max noch ein paar Proben seines Glaubens, indem er sich des Evangeliums so wenig schämt, daß er behauptet: „und Geist sind wir doch allein wirklich“ — und dar- 45 auf besteht, daß „der Geist“ am Ende der alten Welt „nach lan¬
128 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil gern Mühen die Welt“ wirklich „losgeworden ist“ — und hier¬ nächst noch einmal das Geheimnis seiner Konstruktion verrät, in¬ dem er von dem christlichen Geiste aussagt, daß er „w i e ein Jüngling mit Weltverbesserungs- oder Welterlösungsplänen umgehe“. Alles p. 36. „Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah das Weib sitzen auf einem rosinfarbenen Tier, das war voll Namen der Lästerung—. Und an ihrer Stirn geschrieben den Namen, das Geheimnis, die große Babylon und ich sähe das Weib trunken von dem Blute der Heiligen pp.“ Off. Joh. 17, v. 3, 5, 6. i — Der Apokalyptiker hat diesmal nicht genau geweissagt. Jetzt endlich, nachdem Stimer den Mann proklamiert hat, kann man es aussprechen, daß er so hätte sagen müssen: Und er brachte Mich in die Wüste des Geistes. Und ich sähe den Mann sitzen auf einem rosinfarbenen Tier, das war voll Lästerung der Namen i und an seiner Stirn geschrieben den Namen, das Geheimnis, den Einzigen und Ich sähe den Mann trunken von dem Blute des Heiligen etc. Wir geraten also jetzt in die Wüste des Geistes. A. Der Geist (Reine Geistergeschichte) Das Erste, was wir vom „Geiste“ erfahren, ist, daß, nicht der Geist, sondern „das Geisterreich ungeheuer groß ist“. Sankt Max weiß sogleich vom Geiste nichts zu sagen, als daß ein „ungeheuer großes Geisterreich“ existiert, gerade wie er vom Mit¬ telalter nur weiß, daß es „eine lange Zeit“ war. Nachdem dies 21 „Geisterreich“ als existierend vorausgesetzt worden ist, wird seine Existenz nachträglich vermittelst zehn Thesen bewiesen. 1) Der Geist ist nicht freier Geist, /[9c]/ bevor er sich nicht mit sich allein beschäftigte, bevor er es nicht mit seiner Welt, „der geistigen, allein zu tun hatte“ — (erst mit sich allein, dann mit seiner Welt); 2) „er ist freier Geist erst in einer ihm eignen Welt“; 3) „Nur mittelst einer geistigen Welt ist der Geist wirklich Geist“; 4) „Bevor der Geist sich seine Geisterwelt erschafft, ist er 35 nicht Geist“ — 5) „Seine Schöpfungen machen ihn zum Geist“ —
ПІ. Sankt Max 129 6) „Seine Schöpfungen sind seine Welt“ — 7) „Der Geist ist der Schöpfer einer geistigen Welt“ — 8) „der Geist ist nur, wenn er Geistiges schafft“ — 9) „er ist nur mit dem Geistigen, seinem Geschöpfe, zusam- 5 men, wirklich“ — 10) „die Werke oder Kinder des Geistes sind aber nichts Andres, als — Geister“. P. 38—39. Die „geistige Welt“ wird in These 1 gleich wieder als existie¬ rend vorausgesetzt, statt entwickelt zu werden, und diese These 1 io uns dann These 2—9 in acht neuen Wandlungen wieder vorge¬ predigt. Am Ende von These 9 sind wir gerade so weit wie am Ende von These 1 — und nun bringt These 10 plötzlich ein „Aber“ uns „die Geister“ herein, von denen bisher noch keine Rede gewesen war. 15 /{11}[10]/ „Da der Geist nur ist, indem er Geistiges schafft, so sehen wir uns nach seinen ersten Schöpfungen um“. P. 41. — Nach These 3, 4, 5, 8 und 9 ist aber der Geist seine eigne Schöpfung. Dies wird jetzt so ausgedrückt, daß der Geist, d. h. die erste Schöpfung des Geistes, „aus dem Nichts hervorgehen 2o muß“ „er muß sich erst erschaffen“ „seine erste Schöpfung ist er selber, der Geist“ (ibid.). „Hat er diese erst vollbracht, so folgt fortan eine natürliche Fortpflanzung von Schöpfungen, wie nach der Mythe nur die ersten Menschen geschaffen zu werden brauchten, das übrige Geschlecht sich von 25 selbst fortpflanzte.“ (ibid.) — „So mystisch dies auch klinge, so erleben Wirs doch als eine alltägliche Erfahrung. Bist Du eher ein Denkender, als Du denkst? Indem Du den ersten Gedanken erschaffst, erschaffst Du Dich, den Denkenden, denn Du denkst nicht, bevor Du зо einen Gedanken denkst, d.h.“ — d.h. — „hast. Macht Dich nicht erst Dein Singen zum Sänger, Dein Sprechen zum sprechen¬ den Menschen? Nun, so macht Dich auch das Hervorbringen von Geistigem erst zum Geiste.“ Der heilige Eskamoteur unterstellt, daß der Geist Geistiges 35 hervorbringt, um zu folgern, daß er sich selbst als Geist her¬ vorbringt, und andrerseits unterstellt er ihn als Geist, um ihn zu seinen geistigen Schöpfungen (die „nach der Mythe sich von selbst fortpflanzen“ und Geister werden) kommen zu lassen. Bis hieher altbekannte, rechtgläubig-hegelsche Phrase. Die eigentlich 4o „einzige“ Entwicklung Dessen, was Sankt Max sagen will, fängt erst bei seinem Beispiel an. Wenn nämlich Jacques le bonhomme gar nicht weiter kann, wenn selbst „Man“ und „Es“ nicht im Stande sind, das gestrandete Boot wieder flott zu machen, dann ruft „Stirner“ seinen dritten Leibeignen zu Hülfe, den „Du“, der 45 ihn nie im Stich läßt, und auf den er sich in der höchsten Not ver- Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 9
130 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil lassen kann. Dieser „Du“ ist ein Individuum, das uns nicht zum erstenmal vorkommt, /[10a]/ ein frommer und getreuer Knecht, den wir durch Dick und Dünn haben gehen sehen, ein Arbeiter im Weinberge seines Herrn, der sich durch Nichts schrecken läßt — er ist, mit Einem Wort: Szeliga*1. Wenn „Stimer“ in den 5 höchsten Entwicklungsnöten ist, so ruft er aus: Szeliga, hilf! und der treue Eckart Szeliga setzt sogleich die Schultern an, um den Karren aus dem Dreck zu heben. Wir werden über das Verhältnis von Sankt Max zu Szeliga später noch Mehr zu sagen haben. Es handelt sich um den Geist, der sich selbst aus Nichts 10 erschafft — also um Nichts, das sich aus Nichts zum Geist schafft. Sankt Max macht hieraus die Schöpfung des Szeligaschen Geistes aus Szeliga. Und wem anders als Szeliga könnte „Stimer“ es zumuten, sich in der Weise wie es oben ge¬ schieht, dem Nichts unterschieben zu lassen? Wem anders als 15 Szeliga, der sich schon dadurch aufs Höchste geschmeichelt fühlt, daß er überhaupt als handelnde Person auftreten darf, wird eine solche Eskamotage imponieren? Sankt Max mußte beweisen, nicht daß ein gegebenes „Du“, also der gegebne Szeliga, zum Denken¬ den, Sprechenden, Sänger wird, wenn er zu denken, zu sprechen, 20 zu singen anfängt — sondern: Der Denker schafft sich aus Nichts, indem er zu denken anfängt, der Sänger schafft sich aus Nichts, indem er zu singen anfängt etc. — und nicht ein¬ mal der Denker und Sänger, sondern der Gedanke und der Ge¬ sang als Subjekte schaffen sich aus Nichts, indem sie zu den- 25 ken und singen anfangen. Sonst „stellt Stimer bloß die höchst einfache Reflexion an“ und spricht bloß den „höchst populären“ Satz aus (vgl. Wigand p. 156), daß Szeliga eine seiner Eigen¬ schaften entwickelt, indem er sie entwickelt. Es ist freilich durch¬ aus nicht „zu verwundern“, daß Sankt Max „dergleichen ein- зо fache Reflexionen“ nicht einmal richtig „anstellt“, sondern sie falsch ausspricht, um dadurch einen noch viel falscheren Satz vermittelst der falschesten Logik von der Welt zu beweisen. Weit entfernt, daß ich „aus dem Nichts“ mich z. B. als „Spre¬ chenden“ erschüfe, ist das Nichts, was hier zu Grunde liegt, ein 35 sehr mannigfaltiges Etwas, das wirkliche Individuum, seine Sprachorgane, eine bestimmte Stufe der physischen Entwicklung, vorhandene Sprache und Dialekte, /[10b]/ hörende Ohren und eine menschliche Umgebung, die etwas zu hören gibt, etc. etc. Es wird also bei der Ausbildung einer Eigenschaft Etwas von Etwas 40 durch Etwas geschaffen, und keineswegs, wie in der Hegelschen Logik, von Nichts durch Nichts zu Nichts gekommen. *> Vergl. „die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik“, wo die früheren Heldentaten dieses Mannes Gottes bereits besungen worden sind. 45
III. Sankt Max 131 Jetzt, nachdem Sankt Max einmal seinen getreuen Szeliga bei der Hand hat, geht die Fahrt wieder flott voran. Wir werden sehen, wie er vermittelst seines „Du“ den Geist wieder in den Jüngling verwandelt, gerade, wie er früher den Jüngling in den 5 Geist verwandelte; wir werden die ganze Jünglingsgeschichte hier fast wörtlich, nur mit einigen verdeckenden Umstellungen, wie¬ derfinden — wie schon das „ungeheuer große Geisterreich“ von p. 37 Nichts andres war, als das „Reich des Geistes“, welches der Geist des Jünglings p. 17 zu stiften und auszubreiten „das io Absehen“ hatte. „W i e Du indes vom Denker, Sänger, Sprecher dich unter¬ scheidest, so unterscheidest Du Dich nicht minder vom Geiste, und fühlst sehr wohl, daß Du noch etwas Anderes bist als Geist. Allein w i e dem denkenden Ich im Enthusiasmus des Denkens bleicht Hören und Sehen vergeht, so hat auch Dich der Geist-Enthusiasmus ergriffen, und Du sehnst Dich nun mit aller Gewalt ganz Geist zu werden und im Geiste aufzugehen. Der Geist ist Dein Ideal, das Unerreichte, das Jenseitige: Geist heißt Dein—Gott, „Gott ist Geist“ Du eiferst gegen Dich selbst, го der Du einen Rest von Nichtgeistigem nicht los wirst. Statt zu sagen: Ich bin mehr als Geist, sagst Du mit Zerknirschung: Ich bin weniger als Geist, und Geist, reinen Geist, oder den Geist, der Nichts als Geist, den kann Ich mir nur denken, bin es aber nicht, und da Ichs nicht bin, so.ists ein Andrer, existiert 25 als ein Andrer, den Ich „Gott“ nenne“. Nachdem wir vorher uns eine lange Zeit mit dem Kunststück beschäftigten, aus Nichts Etwas zu machen, kommen wir jetzt plötzlich ganz „natürlich“ zu einem Individuum, das noch etwas Anderes als Geist, also Etwas, ist, und reiner Geist, d.h. Nichts, зо werden will. Wir haben mit diesem viel leichteren /[10c]/ Problem (aus Etwas Nichts zu machen) sogleich wieder die ganze Ge¬ schichte vom Jüngling, der „den vollendeten Geist erst suchen muß“ und brauchen jetzt nur wieder die alten Phrasen von p. 17 bis 18 hervorzuholen, um aller Not überhoben zu sein. Besonders, 35 wenn man einen so gehorsamen und gläubigen Diener hat wie Szeliga, dem „Stirner“ aufbinden kann, w i e ihm, „Stimer“, „im Enthusiasmus des Denkens leicht“ (!) „Hören und Sehen ver¬ gehe“, so habe auch Ihn, Szeliga, „der Geistenthusiasmus er¬ griffen“, und er, Szeliga, „sehne sich nun mit aller Gewalt da- 4o nach, Geist zu werde n,“ statt Geist zu bekommen, d. h. er habe jetzt die Rolle des Jünglings von p. 18 zu spielen. Szeliga glaubt das, und gehorcht in Furcht und Zittern; er gehorcht, wenn ihm Sankt Max zudonnert: Der Geist ist Dein Ideal—Dein Gott, Du tust mir dies, du tust mir Das, jetzt „eiferst Du“, jetzt „sagst 45 Du“, jetzt „kannst Du Dir denken“ usw. Wenn „Stimer“ ihm 9*
132 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil auf bindet, daß „der reine Geist ein Andrer sei, da er“ (Szeliga) „es nicht sei“, so ist doch wirklich nur Szeliga im Stande ihm dies zu glauben, und den ganzen Unsinn Wort für Wort nachzu¬ plappern. Die Methode übrigens, mit der Jacques le bonhomme diesen Unsinn zusammenbringt, ist bereits bei Gelegenheit des 5 Jünglings ausführlich analysiert. Weil Du sehr wohl fühlst, daß Du noch etwas andres als Mathematiker bist, so sehnst Du dich ganz Mathematiker zu werden, in der Mathematik aufzugehen, der Mathematiker ist Dein Ideal, Mathematiker heißt Dein — Gott du sagst mit Zerknirschung: Ich bin weniger als 10 Mathematiker, und den Mathematiker kann ich mir nur vor¬ stellen, und da Ichs nicht bin, so ists ein Andrer, existiert als ein Andrer, den Ich „Gott“ nenne. Ein Andrer als Szeliga würde sagen Arago. „Jetzt endlich, nachdem“ wir den Stimerschen Satz als die is Wiederholung des „Jünglings“ nachgewiesen haben, „kann man es aussprechen“, daß er „in Wahrheit von Haus aus sich keine andre Aufgabe stellte“, als den Geist der christlichen Askese mit Geist überhaupt, und die frivole Geistreichheit z. B. des acht¬ zehnten Jahrhunderts mit der christlichen Geistlosigkeit zu identi- 20 fizieren. /{12}[11]/ Also nicht, wie Stirner behauptet, „weil Ich und Geist verschiedne Namen für Verschiednes sind, weil Ich nicht Geist und Geist nicht Ich ist“ (p. 42), erklärt sich die Notwendig¬ keit, daß der Geist im Jenseits haust, d.h. Gott ist — sondern aus 25 dem, dem Szeliga ganz grundlos zugemuteten, „Geistesenthusias¬ mus“, der ihn zum Asketen macht, d. h. zu Einem, der Gott (reiner Geist) werden will, und weil er dies nicht kann, den Gott außer sich setzt. Es handelte sich aber darum, daß der Geist erst sich aus Nichts, und dann aus sich Geister schaffen sollte. Statt за dessen produziert jetzt Szeliga Gott (den einzigen Geist, der hier vorkommt) — nicht weil er, Szeliga, der Geist, sondern, weil er Szeliga, d. h. unvollendeter Geist, ungeistiger Geist, also zugleich der Nichtgeist ist. Wie aber die christliche Vorstellung vom Geiste als Gott entsteht, darüber sagt der heilige Max kein Wort; obwohl 35 dies jetzt kein so großes Kunststück mehr ist; er setzt ihre Exi¬ stenz voraus, um sie zu erklären. Die Schöpfungsgeschichte des Geistes „stellt sich in Wahrheit von Haus aus keine andre Aufgabe“, als Stimers Magen unter die Sterne zu versetzen. 40 „Gerade weil wir nicht der Geist sind, der in uns wohnt, gerade darum mußten wir ihn außer Gerade weil wir nicht der Magen sind, der in uns wohnt, gerade darum mußten wir ihn außer
ПІ. Sankt Max 133 uns versetzen, er war nicht Wir, und darum konnten wir ihn nicht anders existierend denken als außer Uns, jenseits von Uns, im J e n s e i t s.“ p. 43. Es handelte sich darum, daß der Geist erst sich und dann etwas 5 Andres als sich aus sich schaffen sollte; die Frage war, was dieses Andre sei? Diese Frage wird nicht beantwortet, sondern nach den obigen „mancherlei Wandlungen“ und Wendungen in die fol¬ gende neue Frage verdreht: „Der Geist ist etwas Andres als Ich. Dieses Andre aber, was ists?“ (p. 45). Jetzt fragt es sich jo also: was ist der Geist anderes als Ich, während die ursprüng¬ liche Frage war: Was ist der Geist durch seine Schöpfung aus Nichts anderes als er selbst? Hiermit springt Sankt Max in die nächste „Wandlung“ über. B. Die Besessenen (Unreine Geistergeschichte) is Sankt Max hat, ohne es zu wissen, bisher weiter nichts getan als eine Anleitung zum Geistersehen gegeben, indem er die alte und neue Welt nur als „Scheinleib eines Geistes“ als gespenstige Er¬ scheinung faßte, und nur /12a[lla]/ Geisterkämpfe in ihr sah. Jetzt gibt er mit Bewußtsein und ex professo eine Anleitung zum 2o Gespenstersehen. Änleitungzum Geistersehen. Man muß sich zuerst in einen erzdummen Teufel verwandeln, d. h. sich als Szeliga setzen, und dann zu sich selbst sprechen, wie Sankt Max zu diesem Sze¬ liga: „Blick umher in der Welt, und sage selbst, ob nicht aus 25 Allem Dich ein Geist anschaut!“ Ist man dahin gekommen, sich dies einzlibilden, so kommen die Geister „leicht“ von selbst, in der „Blume“ sieht man nur den „Schöpfer“, in den Bergen „einen Geist der Erhabenheit“, im Wasser „einen Geist der Sehnsucht“ oder die Sehnsucht des Geistes, und man hört „aus den Menschen зо Millionen Geister reden.“ Hat man es bis zu dieser Stufe ge¬ bracht, kann man mit Stirner ausrufen: „Ja, es spukt in der Ganzen Welt“, so „ist der Fortgang dahin nicht schwer“ (p. 93), daß man den weiteren Ausruf tut: „Nur in ihr? Nein, sie selber spukt“ (Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein, was darüber ist, 35 das ist vom Übel, nämlich logischer Übergang), „sie ist der wan¬ delnde Scheinleib eines Geistes, sie ist ein Spuk.“ Dann „schau“ getrost „in die Nähe oder in die Ferne, Dich umgibt eine ge¬ spenstige Welt Du siehst Geister“. Hiermit kannst Du zu¬ frieden sein, wenn Du ein gewöhnlicher Mensch bist; gedenkst Du 4o aber Dich mit Szeliga messen zu können, so kannst Du auch in
134 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil dich selbst schauen und darfst „Dich dann nicht wundem“, wenn Du bei dieser Gelegenheit und auf dieser Höhe der Szeligaität findest, daß auch „Dein Geist in Deinem Leibe spukt“, daß Du selbst ein Gespenst bist, das „auf Erlösung harrt, nämlich ein Geist“. Hiermit bist Du so weit gekommen, daß Du in „Allen“ 5 Menschen „Geister“ und „Gespenster“ sehen kannst, womit die Geisterseherei „ihr letztes Absehen erreicht“. P. 46, 47. Die Grundlage dieser Anleitung findet sich, nur viel richtiger ausgedrückt, bei Hegel u. A. Geschichte der Philosophie III, p. 124, 125. — Der heilige Max glaubt seiner eignen Anleitung 10 so sehr, daß er darüber selbst zum Szeliga wird und behauptet: /12Ь[11Ь]/ „Seit das Wort Fleisch geworden ist, seitdem ist die Welt vergeistigt, verzaubert, ein Spuk.“ p. 47. „Stirner“ „sieht Geister“. Sankt Max beabsichtigt, uns eine Phänomenologie des christ- 15 liehen Geistes zu geben, und nimmt nach seiner Gewohnheit nur die eine Seite heraus. Den Christen war die Welt nicht allein ver ■ geistigt, sondern ebensosehr entgeistigt, wie Hegel z. B. in der ebengenannten Stelle dies ganz richtig anerkennt und die beiden Seiten mit einander in Beziehung bringt, was Sankt Max, wenn er 20 historisch verfahren wollte, ebenfalls hätte tun müssen. Der Ent- geistigung der Welt im christlichen Bewußtsein gegenüber kön¬ nen die Alten, „die überall Götter sahen“, mit gleichem Recht als Vergeistiger der Welt aufgefaßt werden, eine Auffassung, die unser heiliger Dialektiker mit der wohlmeinenden Ermahnung 25 zurückweist: „Götter, mein lieber Neuer, sind keine Geister“. P. 47. Der gläubige Max erkennt nur den heiligen Geist als Geist an. Aber selbst wenn er uns diese Phänomenologie gegeben hätte (was nach Hegel übrigens überflüssig ist), so hätte er uns noch зо Nichts gegeben. Der Standpunkt, auf dem man sich mit solchen Geistergeschichten begnügt, ist selbst ein religiöser, weil man sich auf ihm bei der Religion beruhigt, die Religion als causa sui auf¬ faßt (denn auch „das Selbstbewußtsein“ und „der Mensch“ sind noch religiös), statt sie aus den empirischen Bedingungen zu er- 35 klären, und nachzuweisen, wie bestimmte industrielle und Ver¬ kehrsverhältnisse notwendig mit einer bestimmten Gesellschafts¬ form, damit einer bestimmten Staatsform, und damit einer be¬ stimmten Form des religiösen Bewußtseins verbunden sind. Hätte Stirner sich die wirkliche Geschichte des Mittelalters angesehen, 40 so hätte er finden können, warum die Vorstellung der Christen von der Welt im Mittelalter gerade diese Gestalt annahm, und wie es kam, daß sie später in eine andre überging; er hätte finden kön¬ nen, daß „das Christentum“ gar keine Geschichte hat und alle die verschiednen Formen, in denen es zu verschied- 45
ПІ. Sankt Max 135 nen Zeiten /12c[llc]/ aufgefaßt wurde, nicht „Selbstbestimmun¬ gen“ und „Fortentwicklungen“ „des religiösen Geistes“ waren, sondern von ganz empirischen, allem Einflüsse des religiösen Gei¬ stes entzogenen Ursachen bewirkt wurden. 5 Da Stirner „nicht am Schnürchen geht“ (p. 45), so kann, ehe wir auf die Geisterseherei weiter eingehen, schon hier gesagt wer¬ den, daß die verschiedenen „Wandlungen“ der Stirnerschen Menschen und ihrer Welt nur in der Verwandlung der ganzen Weltgeschichte in den Leib der Hegelschen Philosophie bestehen; io in Gespenster, die nur zum Schein ein „Anderssein“ der Ge¬ danken des Berliner Professors sind. In der Phänomenologie, der Hegelschen Bibel, „dem Buch“, werden zunächst die Indivi¬ duen in „das Bewußtsein“, [und die] Welt in „den Gegenstand“ ver[wa]ndelt, wodurch die Mannigfaltigkeit des Lebens und der 15 Geschichte sich auf ein verschiedenes Verhalten „des Bewußt¬ seins“ zu „dem Gegenstände“ reduziert. Dies verschiedene Ver¬ halten wird wieder auf drei Kardinalverhältnisse reduziert: 1) Verhältnis des Bewußtseins zum Gegenstand als der Wahrheit oder zur Wahrheit als bloßem Gegenstand (z. B. sinnliches Be- 2o wußtsein, Naturreligion, ionische Philosophie, Katholizismus, Autoritätsstaat, pp.) — 2) Verhältnis des Bewußtseins als des Wahren zum Gegenstand (Verstand, geistige Religion, Sokra¬ tes, Protestantismus, französische Revolution) — 3) wahres Ver¬ halten des Bewußtseins zur Wahrheit als Gegenstand oder zum 25 Gegenstand als Wahrheit (logisches Denken, spekulative Philo¬ sophie, der Geist als für den Geist). Das erste wird auch bei Hegel gefaßt als Gott-Vater, das zweite als Christus, das dritte als heiliger Geist usw. Stirner hat diese Wandlungen schon an¬ gebracht bei Kind und Jüngling, Alten und Neuen, wiederholt sie зо später bei Katholizismus und Protestantismus, Neger und Mon¬ gole etc. und akzeptiert diese Reihe von Verkleidungen eines Ge¬ dankens nun auf Treu und Glauben als die Welt, gegen die er sich als „leibhaftiges Individuum“ geltend zu machen, zu behaup¬ ten hat. 35 Zweite Anleitung zum Geistersehen. Wie man die Welt in das Gespenst der Wahrheit und sich selbst in einen Ge¬ heiligten oder Gespenstigen /{13}[12]/ verwandelt. Ein Gespräch zwischen Sankt Max und Szeliga, seinem Knecht, (p. 47, 48). Sankt Max. „Du hast Geist, denn Du hast Gedanken. Was 4o sind Deine Gedanken? Szeliga. „Geistige Wesen. Sankt Max. „Also keine Dinge? Szeliga. „Nein, aber der Geist der Dinge, die Hauptsache an allen Dingen, ihr Innerstes, ihre — Idee. 13—14 Lücken, ueil das Papier beschädigt
136 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Sankt Max. „Was du denkst, ist mithin nicht bloß Dein Ge¬ danke? Szeliga. „Im Gegenteil, es ist das Wirklichste, das eigent¬ lich Wahre an der Welt: es ist die Wahrheit selber; wenn ich nur wahrhaft denke, so denke ich d i e Wahrheit. Ich kann mich zwar s über die Wahrheit täuschen und sie verkennen; wenn ich aber wahrhaft erkenne, so ist der Gegenstand meiner Erkenntnis die Wahrheit. Sankt Max. „So trachtest du wohl allezeit die Wahrheit zu erkennen? ю Szeliga. „Die Wahrheit ist mir heilig. Die Wahr¬ heit kann ich nicht abschaffen; an die Wahrheit glaube ich, dar¬ um forsche ich in ihr; über sie geht’s nicht hinaus, sie ist ewig. Heilig, ewig ist die Wahrheit, sie ist das Heilige, das Ewige. Sankt Max (erbost). „Du aber, der Du von diesem Hei- 15 ligen dich erfüllen lässest, wirst selbst geheiligt“! Also, wenn Szeliga einen Gegenstand wahrhaft erkennt, so hört der Gegenstand auf, Gegenstand zu sein und wird ..die Wahr¬ heit“. Erste Gespensterfabrikation im Großen. — Es handelt sich mm nicht mehr um das Erkennen der Gegenstände, sondern 20 um die Erkenntnis der Wahrheit; erst erkennt er Gegenstände wahrhaft, das fixiert er als Wahrheit der Erkenntnis, und diese verwandelt er in Erkenntnis der Wahrheit. Nachdem sich so Sze¬ liga von dem drohenden Heiligen die Wahrheit als Gespenst hat aufbinden lassen, so rückt ihm sein gestrenger Herr mit der Ge- 25 wissensfrage auf den Leib, ob er „allezeit“ trächtig sei mit der Sehnsucht nach Wahrheit, worauf der verwirrte Szeliga etwas vor der Zeit mit der Antwort hervorplatzt — die Wahrheit ist mir heilig. Er merkt aber sogleich sein Versehen und nimmt es nach, indem er beschämt die Gegenstände in Wahrheiten, nicht mehr in зо die /[12a]/ Wahrheit, verwandelt und sich als die Wahrheit dieser Wahrheiten „die Wahrheit“ abstrahiert, die er nun nicht mehr abschaffen kann, nachdem er sie von den abschaffbaren Wahr¬ heiten unterschieden hat. Damit ist sie dann „ewig“. Aber nicht damit zufrieden, ihr Prädikate wie „heilig, ewig“ beizu- 35 legen, verwandelt er sie in d а s Heilige, das Ewige als Subjekt. Jetzt kann ihm Sankt Max natürlich erklären, daß er, nachdem er sich vom Heiligen habe „erfüllen“ lassen, „selbst geheiligt werde“, und sich „nicht wundern dürfe“, wenn er nunmehr in sich „nichts als einen Spuk finde“. Der Heilige beginnt sodann eine 40 Predigt: „Auch ist das Heilige nicht für Deine Sinne“ und schließt ganz folgerichtig durch ein „und“ an: „niemals entdeckst Du als ein Sinnlicher seine Spur“; nachdem nämlich die sinnlichen Ge¬ genstände „alle jeworden“ sind und an ihre Stelle „die Wahr¬ heit“, „die heilige Wahrheit“, „das Heilige“ getreten ist. „Son- 45
ПІ. Sankt Max 137 dern“ — versteht sich! — „für Deinen Glauben, oder bestimmter noch für Deinen Geist“ (für Deine Geistlosigkeit), „denn es ist ja selbst ein Geistiges“, (per appositionem), „ein Geist“ (wie¬ der per appos.), „ist GeistfürdenGeist“. Dies ist die Kunst, 5 wie man die profane Welt, die „Gegenstände“, vermittelst einer arithmetischen Reihe von Appositionen in „Geist für den Geist“ verwandelt. Wir können hier diese dialektische Methode der Appositionen nur noch bewundern — später werden wir Ge¬ legenheit haben, sie zu ergründen und in ihrer ganzen Klassizität 10 darzustellen. — Die Appositionsmethode kann auch umgedreht werden, — so hier, wo, nachdem wir „das Heilige“ bereits er¬ zeugt haben, es nicht wieder Appositionen erhält, sondern zur Ap¬ position einer neuen Bestimmung gemacht wird: dies ist die Ver¬ einigung der Progression mit der Gleichung. So wird hier der 15 aus irgend einem dialektischen Prozeß „übrig bleibende Gedanke an ein Anderes“, dem „Ich mehr dienen sollte als Mir“ (per ap¬ pos.), „das Mir wichtiger sein müßte /13Ь[12Ь]/ als Alles“ (per appos.) „kurz, ein Etwas, worin IchMeinwahresHeilzu suchen hätte“ (und endlich per appos. die Rückkehr auf die 2o erste Reihe) „— ein „Heiliges““ (p. 48). Wir haben hier zwei Progressionen, die einander gleich gesetzt werden, und so zu einer großen Mannigfaltigkeit von Gleichungen Gelegenheit geben kön¬ nen. Hierüber später. Durch diese Methode hat dann auch „das Heilige“, das wir bisher nur als eine rein theoretische Bestim- 25 mung für rein theoretische Verhältnisse kennen lernten, einen neuen praktischen Sinn bekommen, als „Etwas, worin Ich Mein wahres Heil zu suchen hätte“, wodurch es möglich wird, das Hei¬ lige zum Gegensatz des Egoisten zu machen. Wir brauchen übri¬ gens kaum zu erwähnen, daß dieser ganze Dialog, nebst nachfol- 30 gender Predigt, weiter nichts ist als eine neue Wiederholung der bereits drei- bis viermal dagewesenen Jünglingsgeschichte. Hier, bei dem „Egoisten“ angekommen, schneiden wir Stirners „Schnürchen“ ab, weil wir erstens seine Konstruktion in ihrer Reinheit darzustellen haben, frei von allen dazwischengeworfenen 35 Intermezzos, und weil zweitens diese Intermezzi (Sancho würde nach Analogie „des Lazaroni“ (Wig., p. 159, soll heißen Laz- zarone) sagen: Intermezzi’s) — an andern Stellen des Buchs ohnehin wieder vorkommen, da Stimer, weit entfernt, sich nach seiner eigenen Zumutung „stets in sich zurückzunehmen“, im Ge- lo gen teil sich stets von Neuem von sich gibt. Wir erwähnen nur noch eben, daß die p. 45 aufgeworfene Frage: Was ist dies vom Ich Unterschiedene, das der Geist ist, jetzt dahin beantwortet ist, daß es das Heilige, id est das dem Ich Fremde ist, und daß Alles dem Ich Fremde — kraft einiger nicht ausgesprochenen Appositionen, 45 Appositionen „an sich“ — hiernach ohne Weiteres als Geist ge¬
138 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil faßt wird. Geist, Heiliges, Fremdes sind identische Vorstellun¬ gen, denen er den Krieg erklärt, wie dies schon bei dem Jüngling und Mann ganz im Anfang fast wörtlich dagewesen ist. Wir sind also noch keinen Schritt weiter, als wir p. 20 waren. /13c[12c]/ a. Der Spuk * Sankt Max macht jetzt Ernst mit den „Geistern“, welche die „Kinder des Geistes sind“ (p. 39), mit der Gespensterhaftigkeit Aller (p. 47). Wenigstens bildet er sichs ein. In Wahrheit aber schiebt er nur seiner bisherigen Geschichtsauffassung, nach der die Menschen von vom herein die Repräsentanten von allgemeinen ю Begriffen waren, einen andern Namen unter. Diese allgemeinen Begriffe treten hier zuerst im negerhaften Zustande, als objektive, den Menschen gegenständliche Geister auf, und heißen auf dieser Stufe Gespenster oder — Spuk. Das Hauptgespenst ist natürlich „der Mensch“ selbst, da die Menschen nach dem Bisherigen nur is als Repräsentanten eines Allgemeinen, Wesens, Begriffs, Heiligen, Fremden, Geistes, d. h. nur als Gespenstige, Gespenster für ein¬ ander vorhanden sind, und da schon nach Hegels Phänomenologie p. 255 und anderwärts der Geist, sofern er „die Form der Ding- heit“ für den Menschen hat, ein anderer Mensch ist. (Siehe weiter 20 unten über „den Menschen“). Wir sehen also hier den Himmel offen und die verschiedenen Gespenster der Reihe nach vor uns vorüberziehen. Jacques le bon¬ homme vergißt nur, daß er die alte und neue Zeit als Riesenge¬ spenster bereits hat vor uns vorbeiziehen lassen, wogegen alle die 25 harmlosen Einfälle von Gott etc. wahre Lumpereien sind. Gespenst N0. 1: das höchste Wesen, Gott (p. 53). Wie nach dem Bisherigen zu erwarten, glaubt der alle weltgeschicht¬ lichen Berge durch seinen Glauben versetzende Jacques le bon¬ homme, daß „die Menschen sich Jahrtausende lang die Auf- зо gäbe setzten“, sich „mit der gräßlichen Unmöglichkeit, der end¬ losen Danaidenarbeit abquälten“ — „das Dasein Gottes zu be¬ weisen“. Über diesen unglaublichen Glauben brauchen wir kein Wort mehr zu verlieren. Gespenst N0. 2: Das Wesen. Was unser guter Mann über 35 das Wesen sagt, beschränkt sich nach Abzug des aus Hegel Ab¬ geschriebenen, auf „pomphafte Worte und armselige Gedanken“ (p. 53). „Der Fortgang vom“ Wesen „auf“ das Weltwesen „ist nicht schwer“, und dies Weltwesen ist natürlich Gespenst N0. 3, die Eitelkeit der Welt. Hierüber ist 40 Nichts zu sagen, als daß daraus „leicht“ /{14}[13]/Gespenst N0. 4, die guten und bösenWesen
ПІ. Sankt Max 139 werden. Hierüber wäre zwar etwas zu sagen, wird aber nichts ge¬ sagt, und sogleich zum nächsten Gespenst No. 5: dasWesen und seinReich fortgeschrit¬ ten. Daß wir das Wesen hier zum zweiten Male haben, darf uns 5 bei unsrem ehrlichen Schriftsteller, der seine „Unbeholfenheit“ (Wigand p. 166) sehr gut kennt und deshalb Alles mehrmals sagt, damit es ja nicht mißverstanden werde, keineswegs verwundern. Das Wesen wird hier zuerst als Inhaber eines „Reiches“ bestimmt und sodann von ihm ausgesagt, daß es „das Wesen“ ist (p. 54), io worauf es sich flugs in Gespenst No. 6: „die Wesen“ verwandelt. Sie und sie allein zu erkennen und anzuerkennen, das ist Religion. „Ihr Reich“ (der Wesen) „ist — ein Reich der Wesen“ (p. 54). Plötzlich tritt hier Gespenst No. 7, derGottmensch, Christus, ohne alle sicht- 15 bare Veranlassung herein. Von ihm weiß Stimer zu sagen, daß er „beleibt“ gewesen ist. Wenn Sankt Max nicht an Christus glaubt, so glaubt er wenigstens an seinen „wirklichen Leib“. Chri¬ stus hat nach Stirner eine große Misere in die Geschichte gebracht, und der sentimentale Heilige erzählt mit Tränen in den Augen, 2o „wie sich die kräftigsten Christenmenschen abgemartert haben, um ihn zu begreifen“ — ja — „seelenmarternder war noch nie ein Gespenst, und kein Schamane, der bis zu rasender Wut und nervenzerreißenden Krämpfen sich aufstachelt, kann solche Qual erdulden, wie Christen sie von jenem unbegreiflichsten Gespenst 25 erlitten“. Sankt Max weint eine empfindsame Zähre auf dem Grabe der Opfer Christi, und kommt dann zum „grauenhaften Wesen“, dem Gespenst No. 8, dem Menschen. Hier „graut“ es uns¬ rem wackeren Schriftsteller in Eins fort — „er erschrickt vor sich зо selbst“, er sieht in jedem Menschen einen „grausigen Spuk“, einen „unheimlichen Spuk“, in dem es „umgeht“ (p. 55, 56). Er fühlt sich höchst unbehaglich. Der Zwiespalt zwischen Erscheinungen und Wesen /14a [13a]/ läßt ihn nicht ruhen. Er ist wie Nabal, der Gemahl der Abigail, von dem geschrieben steht, daß sein 35 Wesen ebenfalls von seiner Erscheinung getrennt war: Es war ein Mann zu Maon und sein Wesen zu Karmel (1 Samuel 25, 2). Zur rechten Zeit und ehe sich der „seelengemarterte“ Sankt Max aus Verzweiflung eine Kugel durch den Kopf jagt, fal¬ len ihm plötzlich die Alten ein, die „so etwas nicht in ihren Skla- 4o ven beachteten“. Dies bringt ihn auf Gespenst No. 9, den Volksgeist (p. 56), über den sich Sankt Max, an dem jetzt kein Aufhalten mehr ist, ebenfalls „grau¬ sige“ Einbildungen macht, um Gespenst No. 10: „Alles“ in einen Spuk zu verwandeln,und 45 schließlich, wo alles Zählen aufhört, den „heiligen Geist“, die
140 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Wahrheit, das Recht, das Gesetz, die gute Sache (die er noch im¬ mer nicht vergessen kann) und ein halbes Dutzend anderer, ein¬ ander wildfremder Dinge in der Klasse: Gespenster zusammen¬ zuwerfen. Sonst ist in dem ganzen Kapitel Nichts bemerkenswert, als die 5 Versetzung eines historischen Berges durch Sankt Maxens Glau¬ ben. Er meint nämlich p. 56, „nur um eines höheren Wesens wil¬ len sei man von jeher geehrt, nur als ein Gespenst für eine gehei¬ ligte, d. h.“ (das heißt!) „geschützte und anerkannte Person betrachtet worden“. Versetzen wir diesen durch bloßen Glauben 10 versetzten Berg wieder an seine rechte Stelle, so „heißt es nun“: Nur um der geschützten, d. h. sich selbst schützenden, und privi¬ legierten, d. h. sich selbst privilegierenden Personen willen wur¬ den höhere Wesen verehrt und Gespenster geheiligt. Sankt Max bildet sich z. B. ein, daß im Altertum, wo jedes Volk durch mate- 15 rielle Verhältnisse und Interessen, z. B. Feindschaft der verschied- nen Stämme etc., zusammengehalten wurde, wo wegen Mangel an Produktivkräften Jeder entweder Sklave sein oder Sklaven haben mußte etc., etc., wo es also vom „natürlichsten Interesse“ (Wigand f). [162]) war, einem Volke anzugehören — daß also damals der 20 14b [13b]/ Begriff Volk oder „das Volkswesen“ erst diese Inter¬ essen aus sich erzeugt habe; daß in der neueren Zeit, wo die freie Konkurrenz und der Welthandel den heuchlerischen, bürgerlichen Kosmopolitismus und den Begriff des Menschen erzeugte, umge¬ kehrt die spätere philosophische Konstruktion des Menschen jene 25 Verhältnisse als seine „Offenbarungen“ (p. 51) produziert habe. Ebenso mit der Religion, dem Reich der Wesen, das er für das einzige Reich hält, von deren Wesen er aber nichts weiß, weil er sonst wissen müßte, daß sie, als Religion, weder ein Wesen noch ein Reich hat. In der Religion machen die Menschen ihre empiri- зо sehe Welt zu einem nur gedachten, vorgestellten Wesen, das ihnen fremd gegenübertritt. Dies ist keineswegs wieder aus andern Be¬ griffen zu erklären, aus „d e m Selbstbewußtsein“ und dergleichen Faseleien, sondern aus der ganzen bisherigen Produktions- und Verkehrsweise, die ebenso unabhängig vom reinen Begriff ist wie 35 die Erfindung der self-acting mule und die Anwendung der Eisen¬ bahnen von der Hegelschen Philosophie. Will er einmal von einem „Wesen“ der Religion sprechen, d. h. von einer materiellen Grundlage dieses Unwesens, so hat er es weder im „Wesen des Menschen“, noch in den Prädikaten Gottes zu suchen, sondern in 40 der von jeder Stufe der religiösen Entwicklung vorgefundenen materiellen Welt. (Vgl. oben Feuerbach). Die sämtlichen „Gespenster“, die wir Revue passieren ließen, waren Vorstellungen. Diese Vorstellungen, abgesehen von ihrer realen Grundlage (von der Stirner ohnehin absieht), als Vorstei- 45
Ш. Sankt Max 141 lungen innerhalb des Bewußtseins, als Gedanken im Kopfe der Menschen gefaßt, aus ihrer Gegenständlichkeit in das Subjekt zu¬ rückgenommen, aus der Substanz ins Selbstbewußtsein erhoben, sind — der Sparren oder die fixe Idee. 5 Über den Ursprung von Sankt Maxens Gespenstergeschichte siehe Feuerbach in den „Anekdotis“ II, p. 66, wo es heißt: „Die Theologie ist Gespensterglaube. Die gemeine Theologie hat aber ihre Gespenster in der sinnlichen Imagination, die speku¬ lative Theologie in der unsinnlichen Abstraktion.“ Da nun Sankt io Max mit sämtlichen kritischen Spekulanten der neueren Zeit den Glauben teilt, daß verselbstständigte Gedanken, verkörperte Ge¬ danken — Gespenster — die Welt beherrscht haben und beherr¬ schen, daß alle bisherige Geschichte Geschichte der Theologie ge¬ wesen sei, so war nichts leichter, als sie in eine Gespensterge- 15 schichte zu verwandeln. Sanchos Gespenstergeschichte beruht also auf dem traditionell überlieferten Gespensterglauben der Speku¬ lanten. /14c[13c]/b. Der Sparren „Mensch, es spukt in Deinem Kopfe! Du hast eine fixe го Idee!“ donnert der heilige Max seinen Sklaven Szeliga an. „Denke nicht, daß Ich scherze“, droht er ihm. Untersteh Dich nicht zu glauben, daß der feierliche „Max Stirner“ scherzen könne. Der Mann Gottes hat wieder seinen getreuen Szeliga nötig, um vom Objekt auf das Subjekt, vom Spuk auf den Sparren zu 25 kommen. Der Sparren ist die Hierarchie im einzelnen Individuum, die Herrschaft des Gedankens „in ihm über ihm“. Nachdem die Welt dem phantasierenden Jüngling von p. 20 als Welt seiner „Fieber¬ phantasien“, als Gespensterwelt gegenüber getreten ist, wachsen зо ihm die „eignen Geburten seines Kopfs“ innerhalb seines Kopfs über seinen Kopf. Die Welt seiner Fieberphantasien — das ist sein Fortschritt — existiert nun als die Welt seines zerrütteten Kopfes. Sankt Max, der Mann, der die „Welt der Neuen“ als den phantasierenden Jüngling sich gegenüber stehen hat, muß notwen- 35 dig erklären, daß „beinahe die ganze Menschenwelt aus verita- blen Narren, Narren im Tollhause bestehe.“ (p. 57). Der Sparren, den Sankt Max in den Köpfen der Menschen ent¬ deckt, ist nichts als sein eigner Sparren, der Sparren „des Heili¬ gen“, der die Welt sub specie aeterni betrachtet und sowohl die 40 heuchlerischen Phrasen, wie die Illusionen der Menschen für die wirklichen Motive ihrer Handlungen versieht; weswegen auch der
142 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil naive, gläubige Mann getrost den großen Satz ausspricht: „fast die ganze Menschenwelt hängt am Höheren.“ (p. 57). Der „Sparren“ ist „eine fixe Idee“, d. h. „eine Idee, die den Menschen sich /15[14]/ unterworfen hat“, oder, wie später popu¬ lärer gesagt wird, allerlei Abgeschmacktheiten, die die Leute 5 „sich in den Kopf gesetzt h а b e n“. Mit spielender Leich¬ tigkeit ergibt sich für Sankt Max, daß Alles, was die Menschen sich unterworfen hat, z. B. die Notwendigkeit zu produzieren, um zu leben, und die davon abhängigen Verhältnisse eine solche „Ab¬ geschmacktheit“ oder „fixe Idee“ ist. Da die Kinderwelt die 10 einzige „Welt der Dinge“ ist, wie wir in der Mythe vom „Men¬ schenleben“ sahen, so ist Alles, was „für das Kind“ (von Zeit zu Zeit auch für das Tier) nicht existiert, jedenfalls „eine Idee“ und „leicht auch“ eine „fixe Idee“. Wir sind den Jüngling und das Kind noch lange nicht los. 15 Das Kapitel vom Sparren hat bloß den Zweck, die Kategorie des Sparrens in der Geschichte „d e s Menschen“ zu konstatieren. Der eigentliche Kampf gegen die Sparren zieht sich durch das ganze „Buch“ und wird namentlich im zweiten Teil geführt. Wir können uns deshalb hier mit ein paar Beispielen von Sparren be- 20 gnügen. P. 59 glaubt Jacques le bonhomme, daß „unsere Zeitungen von Politik strotzen, weil sie in dem Wahne gebannt sind, der Mensch sei dazu geschaffen, ein Zoon politikon zu werden“. Also nach Jacques le bonhomme wird Politik getrieben, weil unsre Zeitun- 25 gen davon strotzen! Wenn ein Kirchenvater die Börsennachrichten unserer Zeitungen ansähe, so könnte er gar nicht anders urteilen wie Sankt Max, und müßte sagen: Diese Zeitungen strotzen von Börsennachrichten, weil sie in den Wahn gebannt sind, der Mensch sei dazu geschaffen, in Fonds zu spekulieren. Also nicht die Zei- зо tungen haben den Sparren, sondern der Sparren hat den „Stirner“. Die Verpönung der Blutschande und die Institutionen der Mo¬ nogamie werden aus „dem Heiligen“ erklärt, „sie sind das Hei¬ lige“. Wenn bei den Persern die Blutschande nicht verpönt ist und die Institution der Polygamie bei den Türken sich vorfindet, 35 so sind dort also Blutschande und Polygamie„das Heili-/15a[14a]/ ge“. Zwischen diesen beiden „Heiligen“ wäre kein Unterschied anzugeben, als daß Perser und Türken sich andres dummes Zeug „in den Kopf gesetzt haben“, als die christlich germanischen Völ¬ ker. — Kirchenväterliche Manier, sich „zeitig genug“ von der Ge- 40 schichte „loszumachen“. — Jacques le bonhomme ahnt so wenig die wirklichen, materialistischen Ursachen der Verpönung der Polygamie und Blutschande unter gewissen sozialen Verhältnis¬ sen, daß er sie nur für einen Glaubenssatz erklärt, und sich in Ge¬ meinschaft mit jedem Spießbürger einbildet, wenn einer für der- 45
ПІ. Sankt Max 143 artige Vergehen eingesperrt werde, so sperre ihn „die Sittenrein¬ heit“ in ein „Sittenverbesserungshaus“ (p. 60), wie denn die Ker¬ ker ihm überhaupt — und hierin steht er unter dem gebildeten Bourgeois, der dies besser weiß, vgl. die Gefängnisliteratur — 5 als Sittenverbesserungshäuser erscheinen. „Stirners“ „Kerker“ sind die allertrivialsten Illusionen des Berliner Bürgers, die indes für ihn schwerlich ein „Sittenverbesserungshaus“ genannt zu wer¬ den verdienen. Nachdem Stirner durch eine „episodisch eingelegte“ „ge- io schichtliche Reflexion“ entdeckt hat, daß „es dahin kommen mußte, daß der ganze Mensch sich mit allen seinen Fähigkeiten als religiösi erwies“ (p. 64), „so ist auch in der Tat“ — „nicht zu verwundern“, „weil wir jetzt so durch und durch religiös sind“ — — „daß“ der Eid „der Geschwornen uns zum Tode ver- 15 dämmt und der Polizeidiener uns als guter Christ durch „Amts¬ eid“ ins Loch bringt“. Wenn ihn ein Gensdarme wegen Rau¬ chens im Tiergarten anhält, so schlägt ihm nicht der kgl. preuß. dafür bezahlte und an den Strafgeldern beteiligte Gensdarme, sondern der „Amtseid“ die Zigarre aus dem Munde. Gerade so 2o verwandelt sich für ihn die Macht des Bourgeois im Geschwornen- gerichte, wegen des scheinheiligen Aussehens, das sich die amis du commerce hier geben, in die Macht des Schwörens, des Eides, in „d а s Heilig e“. Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch: solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. (Matth. 8, 10). 25 „Bei so Manchem wird ein Gedanke zur Maxime, so daß nicht Er die Maxime, sondern diese vielmehr Ihn hat, und mit der Ma¬ xime hat er wieder einen festen Standpunkt.“ Aber „so liegt es nun nicht an /{16} [15]/ Jemandes Wollen, Sollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen“. Röm. 9, 16. Darum muß der hei- 30 lige Max sogleich auf derselben Seite einige Pfähle ins Fleisch bekommen und uns selbst mehrere Maximen geben: nämlich erstens d i e Maxime, keine Maxime, damit zweitens die Maxime keinen festen Standpunkt zu haben, drittens die Maxime: „Wir sollen zwar Geist haben, aber der Geist soll Uns nicht haben“; 35 und viertens die Maxime, daß man auch sein Fleisch vernehmen soll, „denn nur wenn ein Mensch sein Fleisch vernimmt, vernimmt er sich ganz, und nur wenn er sich ganz vernimmt, ist er ver¬ nehmend oder vernünftig“.
144 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil C. Unreine unreine Geistergeschichte a. Neger und Mongolen Wir kehren jetzt zum Anfang der „einzigen“ Geschichtskon¬ struktion und Namengebung zurück. Das Kind wird Neger, der Jüngling Mongole. Siehe die Ökonomie des alten Bundes. 5 „Die geschichtliche Reflexion über Unser Mongolentum, welche Ich an dieser Stelle episodisch einlegen will, gebe Ich nicht mit dem Ansprüche auf Gründlichkeit oder auch nur auf Bewährtheit, sondern lediglich darum, weil Mich dünkt, sie könne zur Verdeutlichung des Übrigen 10 beitragen“. P. 87. Sankt Max sucht sich seine Phrasen über Kind und Jüngling zu „verdeutlichen“, indem er ihnen weltumfassende Namen gibt, und diese weltumfassenden Namen, indem er ihnen seine Phrasen über Kind /16a[15a]/ und Jüngling unterschiebt. „Die Negerhaf- 15 tigkeit stellt dar das Altertum, die Abhängigkeit von den Dingen“ (Kind); „die Mongolenhaftigkeit die Zeit der Abhängigkeit von Gedanken, die christliche“ (Jüng¬ ling). (Vergl. „Ökonomie des alten Bundes“). „Der Zukunft sind die Worte Vorbehalten: Ich bin Eigner der Welt der 20 Dinge, und Ich bin Eigner der Welt der Gedanken.“ (p. 87, 88). Diese „Zukunft“ hat sich bereits einmal auf p.20 bei Ge¬ legenheit des Mannes zugetragen und wird sich später noch einmal, von p. 226 an, ereignen. Erste „geschichtliche Reflexion ohne Anspruch auf 25 Gründlichkeit, oder auch nur auf Bewährtheit“: Weil Ägypten zu Afrika gehört, wo die Neger hausen, so „fallen“ p. 88 die nie vor¬ gekommenen „Züge des Sesostris“ und die „Bedeutsamkeit Ägyp¬ tens“ (auch unter den Ptolemäern, Napoleons Expedition nach Ägypten, Mehemet Ali, orientalische Frage, Duvergier de Hau- зо ranne’s Broschüren pp) „und Nordafrikas überhaupt“ (also Kar¬ thagos, Hannibals Zug nach Rom und „leicht auch“ von Syrakus und Spanien, Vandalen, Tertullian, Mauren, Al Hussein Abu Ali Ben Abdallah Ebn Sina, Raubstaaten, Franzosen in Algier, Abd el Kader, Pere Enfantin und die vier neuen Kröten des Charivari) 35 „in das negerhafte Weltalter“. P. 88. Also Stirner verdeutlicht hier die Züge des Sesostris pp, indem er sie in das negerhafte Weltalter versetzt, und das negerhafte Weltalter, indem er es als historische Illustration zu seinen einzigen Gedanken „über Unsere Kinderjahre“ „episodisch einlegt“. 40 Zweite „geschichtliche Reflexion“: „Dem mon- golenhaften Weltalter gehören die Hunnen- und Mongolenzüge
ПІ. Sankt Max 145 an, bis hinauf zu den Russen“ (und Wasserpolacken), wo denn wieder die Hunnen- und Mongolenzüge nebst den Russen dadurch „verdeutlicht“ werden, daß sie dem „mongolenhaften Weltalter“ angehören, und das „mongolenhafte Weltalter“ dadurch, daß es 5 das Weltalter der schon als Jüngling aufgetretenen Phrase: „Abhängigkeit von Gedanken“ ist. Dritte „geschichtliche Reflexion“: Im mongolen¬ haften Weltalter „kann der Wert Meiner unmöglich hoch ange¬ schlagen werden, weil der harte Demant des Nicht-Ich zu io hoch im Preise steht, weil es noch zu körnig und unbezwinglich ist, um von Mir absorbiert und verzehrt zu werden. Viel-/16b[15b] mehr kriechen die Menschen nur mit außerordentlicher Geschäf¬ tigkeit auf diesem Unbeweglichen, dieser Substanz, herum, wie Schmarotzertierchen auf einem Leibe, von dessen Säften sie Nah- 15 rung ziehen, ohne ihn deshalb aufzuzehren. Es ist die Geschäftig¬ keit des Ungeziefers, die Betriebsamkeit der Mongolen. Bei den Chinesen bleibt ja Alles beim Alten etc. Sonach“ (weil bei den Chinesen Alles beim Alten bleibt) „ist in unsrem mongo¬ lischen Weltalter alle Veränderung nur eine reformatorische und 2o ausbessemde, keine destruktive oder verzehrende oder vernich¬ tende gewesen. Die Substanz, das Objekt bleibt. All unsre Be¬ triebsamkeit ist nur Ameisentätigkeit und Flohsprung . . . Jong¬ leurkünste auf dem Seile des Objektiven“ pp. (P. 88. Vgl. Hegel. Phil, der Gesch. p. 113, 118, 119 (die undurchweichte Substanz), 25 140 etc., wo China als die „Substantialität“ gefaßt wird). Also hier erfahren wir, daß in dem wahren kaukasischen Weltalter die Menschen die Maxime haben werden, die Erde, die „Substanz“, „das Objekt“, das „Unbewegliche“ zu verschlingen, „verzehren“, „vernichten“, „absorbieren“, „destruieren“; und зо mit der Erde zugleich das nicht von ihr zu trennende Sonnen¬ system. Der weltverschlingende „Stimer“ hat uns die „reforma¬ torische oder ausbessemde Tätigkeit“ des Mongolen bereits als „Welterlösungs- und Welt verbesserungspläne“ des Jüng¬ lings und Christen p. 36 vorgeführt. Wir sind also noch immer зо keinen Schritt weiter. Charakteristisch für die ganze „einzige“ Geschichtsauffassung ist, daß die höchste Stufe dieser mongoli¬ schen Tätigkeit den Namen der ,,wissenschaftlichen“ ver¬ dient — woraus schon jetzt zu folgern ist, was Sankt Max uns später sagt, daß die Vollendung des mongolischen Himmels das 4o Hegelsche Geisterreich ist. Vierte „geschichtliche Reflexion“. Die Welt, auf der die Mongolen herumkriechen, verwandelt sich jetzt vermittelst eines „Flohsprungs“ in „das Positive“, dies in „die Satzung“, und die Satzung wird vermittelst eines Absatzes p. 89 zur „Sittlich¬ es keit“. „Diese gibt sich in ihrer ersten Form als Gewohnheit“ — Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 10
146 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil sie tritt also als Person auf; flugs verwandelt sie sich aber in einen Raum: „Nach seines Landes Sitte und Gewohnheit han¬ deln, heißt da“ (nämlich in der Sittlichkeit) „sittlich sein“. „Darum“ (weil dies in der Sittlichkeit als Gewohnheit passiert) „wird ein lauteres, sittliches Handeln am schlich- 5 testen in China geübt!“ /16c[15c]/ Sankt Max ist unglücklich in seinen Exempeln. P. 116 schiebt er ebenso den Nordamerikanern die „Religion der Rechtschaffenheit“ unter. Er hält die beiden spitzbübischsten Völ¬ ker der Erde, die patriarchalischen Betrüger, die Chinesen, und die 10 zivilisierten Betrüger, die Yankees, für „schlicht“, „sittlich“ und „rechtschaffen“. Hätte er seine Eselsbrücke nachgesehen, so hätte er die Nordamerikaner p. 81 der Philosophie der Geschichte und die Chinesen p. 130 ibid. als Betrüger klassifiziert finden können. Freund „Man“ verhilft dem heiligen Biedermann jetzt auf die is Neuerung; von dieser bringt ihn ein „Und“ wieder auf die Gewohnheit, und somit ist das Material präpariert, um in der Fünften geschichtlichen Reflexion einen Haupt¬ coup vollziehen zu können. „Es unterliegt auch in der Tat keinem Zweifel, daß der Mensch sich durch Gewohnheit gegen die Zu- 20 dringlichkeit der Dinget,] der Welt sichert“ — z. B. gegen den Hunger; „und“ — wie hieraus ganz natürlich folgt, „eine eigne Welt gründet“ — die „Stirner“ jetzt nötig hat, 25 „in welcher er allein heimisch und zu Hause ist“ — „а 11 ein“, nachdem er sich erst durch „Gewohnheit“ in der bestehenden „Welt“ „heimisch“ gemacht hat; „d. h. sich einen Himmel gründet.“ — weil China das himmlische Reich heißt; 3<> „Hat ja doch der Himmel keinen andern Sinn, als den, daß er die eigentliche Heimat des Men¬ schen ist“ — wo er im Gegenteil die vorgestellte Uneigentlich¬ keit der eigentlichen Heimat zum Sinn hat; „worin ihn Nichts Fremdes mehr bestimmt“ — 35 d. h. worin ihn das Eigne als Fremdes bestimmt, und wie die nun in Gang gebrachte Leier weiter heißt. „Vielmehr“, um mit Sankt Bruno, oder „etwa leicht“, um mit Sankt Max zu sprechen, müßte /{17}[16]/ dieser Satz so heißen: Stimerscher Satz, ohne An- 40 Spruch auf Gründlichkeit oder Geläuterter Satz. auch nur auf Bewährtheit: „Es unterliegt auch in derTat „Es unterliegt auch in derTat keinem Zweifel, daß der Mensch keinem Zweifel“, daß, weil
HI. Sankt Max 147 sich durch Gewohnheit gegen die Zudringlichkeit der Dinge, der Welt, sichert und eine eigne Welt gründet, in welcher er 5 allein heimisch und zu Hause ist, d. h. sich einen Himmel erbaut. Hat ja doch der „Him¬ mel“ keinen andern Sinn, als den, daß er die eigentliche Hei- 10 mat des Menschen sei, worin ihn nichts Fremdes mehr be¬ stimmt und beherrscht, kein Einfluß des Irdischen mehr ihn selbst entfremdet, kurz worin 15 die Schlacken des Irdischen ab¬ geworfen sind und der Kampf gegen die Welt ein Ende gefun¬ den hat, worin ihm also nichts mehr versagt ist.“ p. 89. 20 25 30 China das himmlische Reich heißt, weil „Stirner“ gerade von China spricht, und „gewohnt“ ist sich durch Unwissenheit „ge¬ gen die Zudringlichkeit der Dinge, der Welt, zu sichern, und eine eigne Welt zu gründen, in welcher er allein heimisch und zu Hause ist“, er sich aus dem himmlichen Reich China „einen Himmel erbaut. Hat ja doch“ die Zudringlichkeit der Welt, der Dinge, „keinen andern Sinn, als den, daß“ sie „die eigent¬ liche“ Hölle des Einzigen „sind, worin ihn“ Alles als „Fremdes bestimmt und beherrscht“, die er sich aber dadurch in einen „Himmel“ zu verwandeln weiß, daß er sich allem „Einfluß der irdischen“, geschichtlichen Tat¬ sachen und Zusammenhänge „entfremdet“, daher sich also nicht mehr vor ihnen befremdet, „kurz wo die Schlacken des Ir¬ dischen“, Historischen, „abge¬ worfen sind und“ Stirner im „Ende“ „der Welt“ keinen „Kampf“ mehr „findet“, womit also Alles gesagt ist. Sechste „geschichtliche Reflexion“. P. 90 bildet sich Stirner ein: „in China ist für Alles vorgesehen; was auch kommen mag, es weiß der Chinese immer, wie er sich zu verhalten hat, und er braucht sich nicht erst nach den Um- 35 ständen zu bestimmen; aus dem Himmel seiner Ruhe stürzt ihn kein unvorhergesehener Fall.“ Auch kein eng- liches Bombardement — er wußte ganz genau, „wie er sich zu verhalten hatte“, besonders den ihm unbekannten Dampfschiffen und Shrapnell-Bomben gegenüber. — Sankt Max hat dies sich aus 4o Hegels Philosophie der Geschichte p. 118 und p. 127 abstrahiert, wo er freilich einiges Einzige hinzufügen mußte, um seine obige Reflexion zu Stande zu bringen. „Mithin“, fährt Sankt Max fort, „besteigt die Mensch¬ heit auf der Stufenleiter der Bildung durch die Gewohnheit die io*
148 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil erste Sprosse, und da sie sich vorstellt, im Erklimmen der Kultur zugleich den Himmel, das Reich der Kultur oder zwei¬ ten Natur zu erklimmen, so besteigt sie wirklich die erste Sprosse der — Himmelsleiter“. P. 90. „Mithin“, d. h. /17a[16aL weil Hegel mit China die Geschichte anfängt, und weil „der Chi- 5 nese nicht außer Fassung kommt“, verwandelt „Stirner“ die Menschheit in eine Person, die „auf der Stufenleiter der Kultur die erste Sprosse“ ersteigt, und zwar „durch die Gewohnheit“, weil China für Stimer keine andre Bedeutung hat, als „die Gewohn¬ heit“ zu sein. Jetzt handelt es sich für unsren Eiferer gegen das ю Heilige nur noch darum, die „Stufenleiter“ in die „Himmels¬ leiter“ zu verwandeln, da China auch noch den Namen des Himm¬ lischen Reichs führt. „Da die Menschheit sich vorstellt“ („wo¬ her nur“ Stirner „Alles das weiß, was“ die Menschheit sich vor¬ stellt, Wigand p. 189) — was Stirner zu beweisen hatte — erstens 15 „die Kultur“ in „den Himmel der Kultur“ und zweitens „den Himmel der Kultur“ in „die Kultur des Himmels“ zu verwandeln — (eine angebliche Vorstellung der Menschheit, die p. 91 als Vorstellung Stirners auftritt und dadurch ihren richtigen Aus¬ druck erhält) — „so besteigt sie wirklich die erste Sprosse 20 der Himmelsleiter“. Da sie sich vorstellt, die erste Sprosse der Himmelsleiter zu besteigen so besteigt sie sie wirklich ! „Da“ „der Jüngling“ „sich vorstellt“, reiner Geist zu werden, wird er es wirklich! Siehe „Jüngling“ und „Christ“ über den Übergang aus der Welt der Dinge in die Welt des Gei- 25 stes, wo sich die einfache Formel für diese Himmelsleiter der „einzigen“ Gedanken vorfindet. Siebente geschichtliche Reflexion. P. 90. „Hat das Mongolentum“ (folgt unmittelbar auf die Himmelsleiter, wo¬ mit nämlich „Stirner“ vermittelst der angeblichen Vorstellung der 30 Menschheit ein geistiges Wesen konstatiert hat) —„hat das Mon¬ golentum das Dasein geistiger Wesen festgestellt“ (vielmehr „Stirner“ seine Einbildung vom geistigen Wesen der Mongolen festgestellt), „so haben die Kaukasier Jahrtausende mit diesen geistigen Wesen gerungen, um ihnen auf den Grund zu kommen“. 33 (Jüngling, der zum Manne wird und „hinter die Gedanken zu kommen“, Christ, der die „Tiefen derGottheit zu ergründen“ „alle¬ zeit trachtet“). Weil die Chinesen das Dasein, Gott weiß welcher, geistigen Wesen kon-/17b[16b]/statiert haben („Stirner“ konsta¬ tiert außer seiner Himmelsleiter kein einziges), so müssen die 40 Kaukasier Jahrtausende sich mit „diesen“, chinesischen, „geisti¬ gen Wesen“ herumzanken; ja, Stirner konstatiert zwei Zeilen wei¬ ter, daß sie wirklich den „mongolischen Himmel, den Thiän, gestürmt haben“, und fährt fort: „Wann werden sie diesen Him¬ mel vernichten, wann werden sie endlich wirkliche K а u k а - 43
ПІ. Sankt Max 149 sier werden und sich selber finden?“ Hier haben wir die negative Einheit, die früher schon als Mann auftrat, als „wirk¬ lichen Kaukasier“, d. h. als nicht negerhaften, nicht mongolischen — als kaukasischen Kaukasier, der hier also als Begriff, 5 als Wesen von den wirklichen Kaukasiern getrennt, ihnen ent¬ gegengestellt wird als „Ideal des Kaukasiers“, als „Beruf“, in dem „sie sich selber finden“ sollen, als „Bestimmung“, „Auf¬ gabe“, als „das Heilige“, „der heilige“ Kaukasier, „der voll¬ endete“ Kaukasier, „welcher eben der“ Kaukasier „im Himmel lo — Gott ist“. „Im industriösen Ringen der mongolischen Rasse hatten die Menschen einen Himmel erbaut“ — so glaubt p. 91 „Stirner“, der es vergißt, daß die wirklichen Mongolen viel mehr mit den Häm- meln, als mit den Himmeln zu tun haben — „als die vom kauka- L5 sischen Stamme, so lange sie es mit dem Himmel zu tun haben die himmelstürmende Tätigkeit übernahmen“. Hatten einen Himmel erbaut, als , solange haben, übernahmen. Die anspruchslose „geschichtliche Reflexion“ drückt sich in einer consecutio temporum aus, die ebenfalls keinen ■го „Anspruch“ auf Klassizität, „oder auch nur“ auf grammatische Richtigkeit „macht“; der Konstruktion der Geschichte entspricht die Konstruktion der Sätze; „darauf beschränken sich“ „Stir- ners“ „Ansprüche“, und „erreichen damit ihr letztes Absehen“. Achte geschichtliche Reflexion, die die Reflexion 25 der Reflexionen, das Alpha und Omega der ganzen Stirnerschen Geschichte ist: Jacques le bonhomme sieht in der ganzen bisheri¬ gen Völkerbewegung, was wir ihm von Anfang an nachweisen, nur eine Aufeinanderfolge von Himmeln (p.91), was auch so aus¬ gedrückt werden kann, daß die bisherigen aufeinanderfolgenden зо Generationen kaukasischer Rasse weiter nichts taten, als sich mit dem Begriff der Sittlichkeit herumzanken (p. 92) und daß „darauf /17c[16c]/ sich ihre Tat beschränkt“ (p. 91). Hätten sie sich die leidige Sittlichkeit, diesen Spuk, aus dem Kopfe geschla¬ gen, so würden sie es zu etwas gebracht haben; so aber kamen sie 35 zu Nichts und wieder Nichts und müssen sich von Sankt Max wie Schuljungen ein Pensum stellen lassen. Dieser seiner Geschichts¬ anschauung entspricht denn vollständig, daß am Schluß (p. 92) die spekulative Philosophie heraufbeschworen wird, damit „in ihr dies Himmelreich, das Reich der Geister und Gespenster, seine 4o rechte Ordnung finde“ — und an einer späteren Stelle als das „vollendete Geisterreich“ selbst gefaßt wird. Warum man, wenn man die Geschichte in Hegelscher Manier auffaßt, zuletzt zu dem in der spekulativen Philosophie vollende¬ ten und in Ordnung gebrachten Geisterreich als dem Ergebnis der 45 bisherigen Geschichte kommen mußte — dies Geheimnis konnte
150 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Stirner“ bei Hegel selbst sehr einfach enthüllt finden. Um zu diesem Resultat zu kommen, „muß der Begriff des Geistes zu Grunde gelegt und nun gezeigt werden, daß die Geschichte der Prozeß des Geistes selbst ist.“ (Gesch. der Phil. III, p. 91). Nach¬ dem „der Begriff des Geistes“ der Geschichte als Grundlage unter- 5 geschoben worden ist, kann man natürlich sehr leicht „zeigen“, daß er sich überall wiederfindet und dies dann als einen Prozeß „seine rechte Ordnung finden“ lassen. Jetzt kann Sankt Max, nachdem er Alles „seine rechte Ord¬ nung hat finden“ lassen, begeistert ausrufen: „Dem Geiste Frei- 10 heit erwerben wollen, das ist Mongolentum“ usw. — (vergl. p. 17: „Den reinen Gedanken zu Tage zu fördern etc., das ist Jünglings¬ lust“ etc.) — und die Heuchelei begehen, zu sagen: „Es springt daher in die Augen, daß das Mongolentum die Un¬ sinnlichkeit und Unnatur repräsentiere“ etc. — wo er hätte sagen /5 müssen: Es springt in die Augen, daß der Mongole nur der ver¬ kleidete Jüngling ist, der als Negation der Welt der Dinge auch „Unnatur“, „Unsinnlichkeit“ etc. genannt werden kann. /{18}[17]/ Wir sind jetzt wieder so weit, daß der „Jüngling“ in den „Mann“ übergehen kann: „Wer aber wird den Geist in 20 sein Nichts auflösen? Er, der mittelst des Geistes die Natur als das Nichtige, Endliche, Vergängliche darstellte“ (d.h. sich vor¬ stellte — und dies tat nach p. 16 ff. der Jüngling, später der Christ, dann der Mongole, dann der mongolenhafte Kaukasier, eigentlich aber nur der Idealismus), „er kann allein auch den 25 Geist zu gleicher Nichtigkeit“ (nämlich in seiner Einbildung) „herabsetzen“ — (also der Christ pp? Nein, ruft „Stirner“, mit einer ähnlichen Eskamotage wie p. 19/20 beim Mann) „Ich kann es, Jeder unter Euch kann es, der als unumschränktes Ich waltet und schafft“ (in seiner Einbildung), „es kann’s mit Einem Worte зо — der Egoist“ (p. 93) — also der Mann, der kaukasische Kau¬ kasier, der sonach der vollendete Christ, der rechte Christ, der Heilige, das Heilige ist. — Ehe wir auf die weitere Namengebung eingehen, „wollen wir an dieser Stelle“ ebenfalls „eine geschichtliche Reflexion“ über 35 den Ursprung von Stirners „geschichtlicher Reflexion über Unser Mongolentum einlegen“, die sich aber von der Stirnerschen da¬ durch unterscheidet, daß sie allerdings „Anspruch auf Gründlich¬ keit und Bewährtheit macht“. Seine ganze geschichtliche Refle¬ xion, wie die über die „Alten“, ist aus Hegel zusammengebraut. 40 Die Negerhaftigkeit wird darum als „das Kind“ aufgefaßt, weil Hegel Phil. d. Gesch. p.89 sagt: „Afrika ist das Kinderland der Geschichte“. „Bei der Bestimmung des afrikanischen“ (ne- gerhaften) „Geistes müssen wir auf die Kategorie der All¬ gemeinheit ganz Verzicht leisten“ p.90 — d. h. das Kind oder 45
III. Sankt Max 151 der Neger hat zwar Gedanken, aber noch nicht den Gedanken. „Bei den Negern ist das Bewußtsein noch nicht zu einer festen Ob¬ jektivität gekommen, wie z. B. Gott,Gesetz, worin der Mensch die Anschauung seines Wesens hätte“ „wodurch 5 ganz das Wissen von einem absoluten Wesen fehlt. Der Neger stellt den natürlichen Menschen in seiner ganzen Unbändigkeit dar“ (p. 90). „Obgleich sie sich der Abhängigkeit vom Natürlichen“ (den Dingen, wie „Stirner“ sagt) „bewußt sein müssen, so führt dies /18a[17a]/ doch nicht zum Bewußtsein io eines Höheren“. P. 91. Hier finden wir sämtliche Stirnersche Be¬ stimmungen des Kindes und Negers wieder — Abhängigkeit von den Dingen, Unabhängigkeit von Gedanken, speziell von „dem Gedanken“, „demWesen“, „dem absoluten“ (heiligen) „Wesen“ pp. — Die Mongolen und speziell die Chinesen fand er bei Hegel 15 als den Anfang der Geschichte vor, und da diesem ebenfalls die Geschichte eine Geistergeschichte (nur nicht so kindisch, wie „Stirners“) ist, so versteht es sich von selbst, daß die Mongolen den Geist in die Geschichte gebracht haben, und die Urrepräsen¬ tanten alles „Heiligen“ sind. Speziell faßt Hegel noch p. 110 го „das mongolische Reich“ (des Dalai Lama) als „das geist¬ lich e“, das „Reich der theokratischen Herrschaft“, ein „geisti¬ ges, religiöses Reich“ — gegenüber dem chinesischen weltlichen Reich. „Stirner“ muß natürlich China mit den Mongolen identi¬ fizieren. P. 140 kommt bei Hegel sogar „das mongolische 25 Prinzip“ vor, woraus „Stirner“ das „Mongolentum“ macht. Wenn er übrigens einmal die Mongolen auf die Kategorie „der Idealismus“ reduzieren wollte, so konnte er in der Dalai-Lama- Wirtschaft und dem Buddhismus ganz andere „geistige Wesen“ „festgestellt finden“, als seine gebrechliche „Himmelsleiter“. зо Aber er hatte nicht einmal die Zeit, die Hegelsche Geschichtsphi¬ losophie ordentlich anzusehen. Die Eigenheit und Einzigkeit des Stirnerschen Verhaltens zur Geschichte besteht darin, daß der Egoist sich in einen „unbeholfenen“ Kopisten Hegels verwandelt. b) Katholizismus und Protestantismus (Vergl. die „Ökonomie des Alten Bundes“) Was wir hier Katholizismus nennen, nennt „Stirner“ „das Mit¬ telalter“; da er aber das heilige, religiöse Wesen des Mittelalters, die Religion des Mittelalters mit dem wirklichen, profanen, leib¬ haftigen Mittelalter verwechselt (wie „in Allem“), geben wir der 4o Sache lieber gleich ihren richtigen Namen.
152 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Das Mittelalter“ war „eine lange Zeit, in der man sich mit dem Wahne begnügte“ (weiter verlangte und tat man Nichts) „die Wahrheit zu haben, ohne daß man ernstlich daran dachte, ob man selbst wahr sein müßte, um die Wahrheit zu besitzen“. „Im Mittelalter kasteite man“ (also das ganze Mittelalter) 5 „sich, um fähig zu werden, das Heilige in sich aufzunehmen“. P. 108. /18Ь[17Ь]/ Hegel bestimmt das Verhältnis zum Göttlichen in der katholischen Kirche dahin, „daß man sich zum Absoluten als bloß äußerlichem Ding verhalte“ (Christentum in der Form des 10 Äußerlichseins) Gesch. der Phil. III, p. 148, und anderwärts. Das Individuum muß allerdings gereinigt werden, um die Wahr¬ heit aufzunehmen, aber „auch dies geschieht auf eine äußerliche Weise, durch Abkaufen, Abfasten, Abprügeln, Abmarschieren, Pilgrimschaft“. (P. 140 ibid.). Diesen Übergang macht „Stir- 15 ner“ durch: „Wie man freilich auch sein Auge anstrengt, um das Entfernte zu sehen, so kasteite man sich etc.“ Weil nun bei „Stimer“ das Mittelalter mit dem Katholizismus identifiziert wird, endet es natürlich auch mit Luther. P. 108. Dieser selbst wird auf folgende, schon beim Jüngling, im Ge- 20 spräch mit Szeliga und sonst vorgekommene Begriffsbestimmung reduziert: „daß der Mensch, wenn er die Wahrheit auf fassen wolle, ebenso wahr werden müsse, wie die Wahrheit selbst. Nur wer die Wahrheit schon im Glauben hat, kann ihrer teilhaftig werden.“ 25 Hegel sagt in Bezug auf das Luthertum: „Die Wahrheit des Evangeliums [...] existiert nur im wahrhaften Verhalten zu demselben. Das wesentliche Verhalten des Geistes ist nur für den Geist. Es ist also das Verhalten des Geistes zu diesem Inhalt, daß der Inhalt zwar wesentlich ist,daß aber ebenso зо wesentlich ist, daß der heilige und heiligende Geist sich zu ihm verhalte.“ (Gesch. d. Phil. III, p. 234). „Dies ist nun der luthe¬ rische Glaube — sein“ (nämlich des Menschen) „Glaube ist gefordert und kann allein wahrhaft in Betracht kommen.“ (1. c. p. 230). „Luther behauptet: daß das 35 Göttliche nur insofern Göttlich ist, als es in dieser subjektiven Gei¬ stigkeit des Glaubens genossen wird“ (1. c. p. 138). „Die Lehre der“ (katholischen) „Kirche ist die Wahrheit als vor¬ handene Wahrheit“. (Ph. der Rel. II, p. 331). „Stirner“ fährt fort: „Demnach geht mit Luther die Erkenntnis 40 auf, daß die Wahrheit, weil sie Gedanke ist, nur für den denken¬ den Menschen sei, und dies heißt, daß der Mensch einen schlechter¬ dings andern Standpunkt einnehmen müsse, den gläubigen“ (per 41 Im Original Gedanken ist
Ш. Sankt Max 153 Appos.), „wissenschaftlichen, oder den Standpunkt des Denkens gegenüber seinem Gegenstände, dem Gedanken“. P. 110. /18c[ 17c]/ Außer der Wiederholung, die „Stirner“ hier wieder „einlegt“, ist nur der Übergang vom Glauben zum Denken zu be- 5 achten. Diesen Übergang macht Hegel, wie folgt: „Dieser Geist“ (nämlich der heilige und heiligende Geist) „ist zweitens aber wesentlich auch denkender Geist. Das Denken als solches muß sich auch darin entwickeln etc.“ P. 234. „Stirner“ fährt fort: „Dieser Gedanke“ („daß Ich Geist bin, io nur Geist“) „durchzieht die Reformationsgeschichte bis heute“. P. 111. Eine andre Geschichte als die Reformationsgeschichte exi¬ stiert für „Stirner“ vom sechszehnten Jahrhundert an nicht —und auch diese bloß in der Auffassung, in der Hegel sie darstellt. Sankt Max hat wieder seinen Riesenglauben bewiesen. Er hat 15 wieder sämtliche Illusionen der deutschen spekulativen Philoso¬ phie wörtlich für wahr angenommen, ja er hat sie noch spekula¬ tiver, noch abstrakter gemacht. Für ihn existiert nur die Geschichte der Religion und Philosophie — und diese existiert nur durch Hegel für ihn, der mit der Zeit zur allgemeinen Eselsbrücke, zum ■io Konversationslexikon aller neuen deutschen Prinzipspekulanten und Systemfabrikanten geworden ist. Katholizismus = Verhalten zur Wahrheit als Ding, Kind, Ne¬ ger, „Alter“. Protestantismus = Verhalten zur Wahrheit im Geist, Jüng- 25 ling, Mongole, „Neuer“. Die ganze Konstruktion war überflüssig, da dies Alles schon beim „Geist“ dagewesen war. Wie schon in der „Ökonomie des Alten Bundes“ angedeutet, kann man nun innerhalb des Protestantismus wieder Kind und зо Jüngling in neuen „Wandlungen“ auftreten lassen, wie „Stirner“ dies p. 112 tut, wo er die englische, empirische Philosophie als Kind in Gegensatz zur deutschen, spekulativen Philosophie, dem Jüngling, faßt. Er schreibt hier wieder Hegel aus, der hier, wie sonst „im Buche“ sehr häufig als „Man“ auftritt. „Man“ — 35 d. h. / {19} [18]/ Hegel — „verwies den Baco aus dem Reiche der Philosophen“. „Und weiter scheint es allerdings Dasjenige, was man englische Philosophie nennt, nicht gebracht zu haben, als bis zu den Entdeckungen sogenannter offener Köpfe wie Bacon und Hume“ (p. 112) — was Hegel so ausdrückt: „Bacon ist in der io Tat eigentlich der Anführer und Repräsentant dessen, was in Eng¬ land Philosophie genannt wird, und worüber die Engländer noch durchaus nicht hinausgekommen sind“. Gesch. d. Phil. III, p. 254. — Was „Stirner“ „offene Köpfe“ nennt, nennt Hegel, 1. c. p. 255, „gebildete Weltmänner“ — diese verwandelt Sankt Max einmal 45 auch in „die Einfalt des kindlichen Gemütes“, weil die englischen
154 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Philosophen das Kind repräsentieren müssen. Aus demselben kindlichen Grunde darf „sich Baco nicht um die theologischen Fragen und Kardinalpunkte bekümmert“ haben, was auch seine Schriften (speziell De Augmentis Scientiarum, Novum Organum und die Essays) sagen mögen. Dagegen „sieht das deutsche s Denken im Erkennen selbst erst das Leben“ (p. 112), denn es ist der Jüngling. Ecce iterum Crispinus! Wie Stirner den Cartesius in einen deutschen Philosophen ver¬ wandelt, kann man „im Buche“ p. 112 selbst nachsehen. D. Die Hierarchie Jacques le bonhomme faßt in der bisherigen Darstellung die Geschichte nur als das Produkt abstrakter Gedanken — oder viel¬ mehr seiner Vorstellungen von den abstrakten Gedanken —, als beherrscht von diesen Vorstellungen, die sich alle in letzter In¬ stanz in „das Heilige“ auflösen. Diese Herrschaft des „Heiligen“, 15 des Gedankens, der Hegelschen absoluten Idee über die empiri¬ sche Welt stellt er nun als gegenwärtiges historisches Verhältnis dar, als Herrschaft der Heiligen, Ideologen über die profane Welt — als Hierarchie. In dieser Hierarchie haben wir das, was früher nach einander erschien, neben einander, sodaß eine 20 der beiden /19a[18a]/ koexistierenden Entwicklungsformen über die andre herrscht. So herrscht also der Jüngling über das Kind, der Mongole über den Neger, der Neue über den Alten, der auf¬ opfernde Egoist (citoyen) über den Egoisten im gewöhnlichen Verstände (bourgeois) etc. — siehe die „Ökonomie des alten 25 Bundes“. Die „Vernichtung“ der „Welt der Dinge“ durch die „Welt des Geistes“ tritt hier als „Herrschaft“ der „Welt der Ge¬ danken“ über die „Welt der Dinge“ auf. Es muß natürlich dahin kommen, daß die Herrschaft, die die „Welt der Gedanken“ von Anfang an in der Geschichte führt, am Ende derselben auch als зо wirkliche, faktisch existierende Herrschaft der Denkenden — und wie wir sehen werden, in letzter Instanz der spekulativen Philoso¬ phen — über die Welt der Dinge dargestellt wird, sodaß Sankt Max dann nur noch gegen Gedanken und Vorstellungen der Ideo¬ logen zu kämpfen, und sie zu überwinden hat, um sich zum „Eig- 35 ner der Welt der Dinge und der Welt der Gedanken“ zu machen. „Hierarchie ist Gedankenherrschaft, Herrschaft
Ш. Sankt Max 155 des Geistes. Hierarchisch sind wir bis auf diesen Tag, unterdrückt von Denen, die sich auf Gedanken stützen, und Gedanken sind“ — wer hat das nicht längst gemerkt — „das Heilige“, (p.97). (Stirner hat sich vor dem Vorwurf, als mache er in seinem ganzen s Buch nur „Gedanken“, d. h. „das Heilige“, dadurch zu bewahren gesucht, daß er darin wirklich nirgendwo Gedanken macht. Al¬ lerdings schreibt er sich bei Wigand „Virtuosität im Denken“, d. h. nach ihm in der Fabrikation „des Heiligen“ zu — und das letztere wird ihm konzediert). — „Hierarchie ist Oberherr- lolichkeit des Geistes“. P. 467. — „Jene mittelaltrige Hierarchie war nur eine schwächliche Hierarchie gewesen, da sie alle mögliche Barbarei des Profanen unbezwungen neben sich hergehen lassen mußte“ („woher nur Stirner das alles weiß, was die Hierarchie mußte“, wird sich gleich finden), „und erst die Re¬ is formation stählte die Kraft der Hierarchie“ p. 110. „Stirner“ meint nämlich, „die Geisterherrschaft sei nie zuvor so umfassend und allmächtig gewesen“ als nach der Reformation; er meint,daß diese Geisterherrschaft, „statt das religiöse Prinzip von Kunst, Staat und Wissenschaft loszureißen, vielmehr diese ganz aus der го Wirklichkeit in das Reich des Geistes erhob, und religiös machte“. In dieser Auffassung der neueren Geschichte ist nur wieder die alte Illusion der spekulativen Philosophie über die Herrschaft des Geistes in der Geschichte breitgetreten. Ja, diese Stelle zeigt so¬ gar, wie der gläubige Jacques le bonhomme /19b[18b]/ fortwäh- 25 rend die ihm von Hegel überkommene, für ihn traditionell ge¬ wordene Weltanschauung für die Wirkliche Welt auf Treu und Glauben annimmt und nun von diesem Boden aus „machi- niert“. Was in dieser Stelle „eigen“ und „einzig“ erscheinen könnte, ist die Auffassung dieser Geistesherrschaft als Hier- 3o а r c h i e — und hier wollen wir wiederum eine kurze „geschicht¬ liche Reflexion“ über den Ursprung der Stirnerschen „Hier¬ archie“ „einlegen“. Hegel spricht sich in folgenden „Wandlungen“ über die Phi¬ losophie der Hierarchie aus: „Wir haben bei Plato in seiner Re- зз publik die Idee gesehen, daß die Philosophen regieren sollen; jetzt“ (im katholischen Mittelalter) „ist die Zeit, wo es ausge¬ sprochen wird, daß das Geistige herrschen solle; aber das Geistige hat den Sinn erhalten, daß das Geistliche, die Geistlichen herrschen sollen. Das Geistige ist so zur beson- 4o dern Gestalt, zum Individuum gemacht“. (Gesch. d. Phil. III, p. 132). — „Die Wirklichkeit, das Irdische ist damit gott¬ verlassen einzelne wenige Individuen sind heilig, die Andern u n h e i 1 i g.“ (1. c. p. 136). Die „Gottverlassenheit“ wird näher so bestimmt: „Alle diese Formen“ (Familie, Arbeit, Staats¬ zs leben etc.) „gelten als nichtige, unheilige“. (Phil. d. Rel. II,
156 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil p. 343). — „Es ist eine Vereinigung mit der Weltlichkeit, die un¬ versöhnt ist, die Weltlichkeit roh in sich“ (wofür Hegel sonst auch das Wort Barbarei braucht, vergl. z. B. Gesch. d. Phil. III, p. 136), „und die als roh in sich nur beherrscht wird“. (Phil. d. Rel. II, p. 342, 343). — „Diese Herrschaft“ (die Hier- 5 archie der katholischen Kirche) „ist also, obgleich sie Herrschaft des Geistigen sein soll, eine Herrschaft der Leidenschaft“. (Gesch. d. Phil. III, p. 134). — „Die wahrhafte Herrschaft des Ge i st es kann aber nicht Herrschaft des Geistes in dem Sinne sein, daß das Gegenüberstehende ein'Unterworfenes ist“. (1. c. p. 131). 10 ..Der rechte Sinn ist, daß das Geistige als solches“ (nach „Stimer“ „das Heilige“) „das Bestimmende sein soll, wasbisauf unsereZeitengegangenist: So sehen wir in der französischen Revolution“ (was „Stirner“ Hegel nach sieht), „daß der abstrakte Gedanke herrschen 15 soll; nach ihm sollen Staatsverfassungen und Gesetze bestinimt werden, er soll das Bapd unter den Menschen ausmachen, und das Bewußtsein der Menschen /[18c]/ soll sein, daß das, was un¬ ter ihnen gilt, abstrakte Gedanken sind, Freiheit und Gleichheit etc.“ (Gesch. d. Phil. III, p. 132). Die wahre 20 Herrschaft des Geistes im Gegensatz zu ihrer unvollkommenen Form in der katholischen Hierarchie, wie sie durch den Protestan¬ tismus herbeigeführt wird, wird weiter dahin bestimmt, daß „das Weltliche in sich vergeistigt wird“. (Gesch. d. Phil. III, p. 185). „Daß das Göttliche sich im Felde der Wirklichkeit 25 realisiert“ (also die katholische Gottverlassenheit der Wirklich¬ keit aufhört — Phil. d. Rel. II, p. 343); daß der „Widerspruch“ zwischen Heiligkeit und Weltlichkeit „sich auflöst in der Sitt¬ lichkeit“ (Phil. d. Rel. II, p. 343); daß „die Institutio¬ nen der Sittlichkeit“ (Ehe, Familie, Staat, Selbsterwerb зо etc.) „göttliche, heilige“ sind. (Phil. d. Rel. II, p. 344). Diese wahre Herrschaft des Geistes spricht Hegel in zwei Formen aus: „Staat, Regierung, Recht, Eigentum, bürger¬ liche Ordnung“ (und wie wir aus andern Werken von ihm wissen, auch Kunst, Wissenschaft etc), „alles dies ist das Reli-35 giöse herausgetreten in die Form der Endlichkeit“. (Gesch. d. Ph. III, p. 185). Und diese Herrschaft des Religiösen, Geisti¬ gen etc. wird endlich ausgesprochen als die Herrschaft der Philo¬ sophie: „Das Bewußtsein des Geistigen ist jetzt“ (im achtzehnten Jahrhundert) „wesentlich das Fundament, und die Herr-/o schäft ist dadurch der Philosophie geworden“. (Phil. d. Gesch. p. 440). Hegel schiebt also der katholischen Hierarchie des Mittelalters die Absicht unter, als hätte sie „die Herrschaft des Geistes sein“ wollen, und faßt sie demnächst als eine beschränkte, unvollkom- /5
III. Sankt Max 157 mene Form dieser Geistesherrschaft, deren Vollendung er im Pro¬ testantismus und dessen angeblicher Ausbildung sieht. So un¬ historisch dies ist, so ist er doch noch historisch genug, um den Namen der Hierarchie nicht über das Mittelalter hinaus auszu- 5 dehnen. Sankt Max weiß aber aus eben demselben Hegel, daß die spätere Epoche die „Wahrheit“ der früheren ist, also die Epoche der vollkommenen Herrschaft des Geistes die Wahrheit der Epoche, in welcher der Geist nur noch unvollkommen herrschte, daß /20[19]/ also der Protestantismus die Wahrheit der Hier¬ in archie, also die wahre Hierarchie ist. Da aber nur die wahre Hierarchie den Namen der Hierarchie verdient, so ist es klar, daß die Hierarchie des Mittelalters eine „schwächliche“ sein mußte, was ihm um so leichter zu beweisen wird, als in den obigen und hundert andern Hegelschen Stellen die Unvollkommenheit 15 der Geistesherrschäft im Mittelalter dargestellt war, was er nur abzuschreiben brauchte und wobei seine ganze „eign e“ Tätigkeit darin bestand, das Wort „Geistesherrschaft“ durch „Hierarchie“ zu ersetzen. Die einfache Schlußfolge, durch welche sich ihm die Geistesherrschaft schlechthin in die Hierarchie verwandelte, 2o brauchte er nicht einmal zu machen, nachdem es unter den deut¬ schen Theoretikern Mode geworden war, die Wirkung mit dem Namen der Ursache zu belegen und Alles z. B. in die Kategorie der Theologie zurückzuwerfen, was aus der Theologie hervor¬ gegangen war und noch nicht ganz auf der Höhe der Prinzipien 25 dieser Theoretiker stand — z. B. die Hegelsche Spekulation, den Straußischen Pantheismus pp — ein Kunststück, das namentlich im Jahre 1842 an der Tagesordnung war. Aus den obigen Stellen geht ebenfalls hervor, daß Hegel 1) die französische Revolution als eine neue und vollendetere Phase dieser Geistesherrschaft faßt, зо 2) in den Philosophen die Weltherrscher des neunzehnten Jahr¬ hunderts sieht, 3) behauptet, daß jetzt nur abstrakte Gedanken unter den Menschen gelten, 4) daß schon bei ihm Ehe, Familie, Staat, Selbsterwerb, bürgerliche Ordnung, Eigentum pp als „Gött¬ lich und Heilig“, als „das Religiöse“ gefaßt werden, und 35 5) daß die Sittlichkeit als verweltlichte Heiligkeit oder ge¬ heiligte Weltlichkeit, als die höchste und letzte Form der Herr¬ schaft des Geistes über die Welt dargestellt wird — Alles Dinge, die wir bei „Stirner“ wörtlich wiederfinden. Hiernach wäre in Beziehung auf die Stirnersche Hierarchie 4o gar nichts mehr zu sagen /20a [19a]/ und nachzuweisen, als warum Sankt Max Hegel abgeschrieben hat — ein Faktum, zu dessen Er¬ klärung aber wieder materielle Fakta notwendig sind, und das deshalb nur für diejenigen erklärlich ist, die die Berliner Luft kennen. Eine andreFrage ist, wie dieHegelsche Vorstellung von der 45 Herrschaft des Geistes zu Stande kommt, und hierüber siehe oben.
158 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Die Adoption der Hegelschen Weltherrschaft der Philosophen und ihre Verwandlung in eine Hierarchie durch Sankt Max kommt vermittelst der gänzlich unkritischen Leichtgläubigkeit unsres Hei¬ ligen und durch eine „heilige“ oder heillose Unwissenheit zu Stande, die sich damit begniigt, die Geschichte zu „durchschauen“ (d. h. die Hegelschen geschichtlichen Sachen durchzuschauen), ohne von ihr viele „Dinge“ zu „wissen“. Überhaupt müßte er ja fürchten, sobald er „lernte“ — sich nicht mehr „abschaffend und auf lösend“ (p. 96) zu verhalten, also in der „Geschäftigkeit des Ungeziefers“ stecken zu bleiben — Grund genug, um nicht zur 10 „Abschaffung und Auflösung“ seiner eignen Unwissenheit „wei¬ ter zu gehen“. Macht man, wie Hegel, eine solche Konstruktion zum ersten Male für die ganze Geschichte und die gegenwärtige Welt in ihrem ganzen Umfange, so ist dies nicht möglich ohne umfassende posi- 15 tive Kenntnisse, ohne wenigstens stellenweise auf die empirische Geschichte einzugehen, ohne große Energie und Tiefblick. Be¬ gnügt man sich dagegen, eine vorhandene überlieferte Konstruk¬ tion zu seinen eignen Zwecken zu exploitieren und umzuwandeln, und diese „eigene“ Auffassung an einzelnen Exempeln (z. B. 20 Negern und Mongolen, Katholiken und Protestanten, der franzö¬ sischen Revolution pp) nachzuweisen — und dies tut unser Eife¬ rer wider das Heilige — so ist dazu durchaus keine Kenntnis der Geschichte nötig. Das Resultat dieser ganzen Exploitation wird notwendig komisch; am komischsten, wenn aus der Vergangenheit 25 in die unmittelbarste Gegenwart hinübergesprungen wird, wie wir davon /20b[19b]/ beim „Sparren“ schon Exempel fanden. Was nun die wirkliche Hierarchie des Mittelalters betrifft, so bemerken wir hier bloß, daß diese für das Volk, für die große Masse der Menschen nicht existierte. Für die große Masse existierte 30 nur die Feudalität, und die Hierarchie nur insofern sie selbst ent¬ weder Feudalität oder antifeudal (innerhalb der Feudalität) ist. Die Feudalität selbst hat ganz empirische Verhältnisse zu ihrer Grundlage. Die Hierarchie und ihre Kämpfe mit der Feudalität (die Kämpfe der Ideologen einer Klasse gegen die Klasse selbst) 35 sind nur der ideologische Ausdruck der Feudalität und der inner¬ halb der Feudalität selbst sich entwickelnden Kämpfe, wozu auch die Kämpfe der feudalistisch organisierten Nationen unter sich ge¬ hören. Die Hierarchie ist die ideale Form der Feudalität; die Feudalität — die politische Form der mittelaltrigen Produktions- 40 und Verkehrsverhältnisse. Aus der Darstellung dieser praktischen, materiellen Verhältnisse ist also allein der Kampf der Feudalität gegen die Hierarchie zu erklären; mit dieser Darstellung hört von selbst die bisherige Geschichtsauffassung auf, die die Illusionen des Mittelalters auf Treu und Glauben annahm, — namentlich 45
ПІ. Sankt Max 159 die Illusionen, die Kaiser und Papst in ihrem Kampfe gegen ein¬ ander geltend machen. Da Sankt Max nur Hegels Abstraktionen über Mittelalter und Hierarchie auf „pomphafte Worte und armselige Gedanken“ re- 5 duziert, ist keine Veranlassung gegeben, auf die wirkliche, ge¬ schichtliche Hierarchie weiter einzugehen. Aus dem Obigen geht schon hervor, daß man das Kunststück auch umdrehen und den Katholizismus nicht nur als Vorstufe, son¬ dern auch als Verneinung der wahren Hierarchie fassen kann; so 10 ist also Katholizismus = Negation des Geistes, Ungeist, Sinnlich¬ keit, und hierbei kommt dann der große Satz unsres Jacques le bonhomme heraus, daß die Jesuiten „Uns vor dem Verkom¬ men und Untergang der Sinnlichkeit gerettet haben“, (p. 118). Was aus „Uns“ geworden wäre, wenn /20c[ 19c]/ der „Untergang“ 15 der Sinnlichkeit zu Stande gekommen, erfahren wir nicht. Die ganz[e] materielle Bewegung seit dem sechszehnten Jahrhundert, die „Uns“ nicht vor dem „Verkommen“ der Sinnlichkeit rettete, sondern im Gegenteil die „Sinnlichkeit“ viel weiter ausbildete, existiert für „Stirner“ nicht — es sind die Jesuiten, die Alles das го zu Stande gebracht haben. Man vergleiche übrigens Hegels Phil. d. Gesch. p. 425. Indem Sankt Max die alte Pfaffenherrschaft in die neuere Zeit überträgt, hat er damit die neuere Zeit als „d а s P f а f f e n t u m“ aufgefaßt; und indem er diese in die neuere Zeit übertragene 25 Pfaffenherrschaft wieder in ihrem Unterschiede von der alten mittelalterlichen Pfaffenherrschaft faßt, stellt er sie als Herrschaft der Ideologen, als „das Schulmeistertum“ dar. So ist also Pfaffentum = Hierarchie als Geistesherrschaft, Schulmeistertum = Geistesherrschaft als Hierarchie. зо Diesen einfachen Übergang auf das Pfaffentum, der gar kein Übergang ist, bringt „Stirner“ in drei schweren Wandlungen fertig. Zum ersten „hat“ er den „Begriff des Pfaffentums“ in Jedem, „der für eine große Idee, eine gute Sache“ (noch immer die Gute Sache!), „eine Lehre pp lebt“. — Zum Zweiten „stößt“ 35 Stirner in seiner Welt des Wahns auf „den uralten Wahn der Welt, die des Pfaffentums noch nicht entraten gelernt hat“, näm¬ lich „für eine Idee zu leben und zu schaffen pp“. — Zum Drit¬ ten „ist dies die Herrschaft der Idee oder das Pfaffentum“, näm¬ lich „Robespierre z. B.“ (zum Beispiel!), „St. Just usw.“ (und so za weiter!) „waren durch und durch Pfaffen“ pp. Alle drei Wand¬ lungen, in denen das Pfaffentum „entdeckt“, „aufgestoßen“ und „berufen“ wird (alle p. 100), drücken also weiter Nichts aus, als was Sankt Max uns bereits früher schon wiederholt gesagt hat, nämlich die Herrschaft des Geistes, der Idee, des Heiligen über 45 das „Leben“ (ibid.). — Nachdem so der Geschich-/21[20] te die
160 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Herrschaft der Idee oder das Pfaffentum“ einmal untergescho¬ ben ist, kann Sankt Max natürlich ohne Schwierigkeit in der gan¬ zen bisherigen Geschichte „das Pfaffentum“ wiederfinden, und so „Robespierre z. B„ St. Just usw.“ als Pfaffen darstellen und mit Innocenz III. und Gregor VII. identifizieren, wo somit alle Einzig- з keit vor dem Einzigen veischwindet. Sie sind ja Alle eigentlich nur verschiedene Namen, verschiedene Verkleidungen einer Person, „des“ Pfaffentums, das die ganze Geschichte vom An¬ fang des Christentums an gemacht hat. Wie man in dieser Art der Geschichtsauffassung „alle Kühe grau macht“, indem man alle 10 historischen Unterschiede „aufhebt“ und in „den Begriff des Pfaffentums“ „auflöst“, davon gibt uns der heilige Max sogleich ein schlagendes Beispiel an „Robespierre z. B„ St. Just usw.“. Hier wird uns zuerst Robespierre als „Beispiel“ von Saint Just, und Saint Just als „undsoweiter“ von Robespierre angeführt. So- 15 dann heißt es: „Diesen Vertretern heiliger Interessen steht eine Welt zahlloser „persönlicher“, profaner Interessen gegenüber“. Wer stand ihnen gegenüber? Die Girondins und Thermidoriens, die ihnen, den wirklichen Repräsentanten der revolutionären Force — d. h. der nur wirklich revolutionären Klasse, der „zahl- 20 losen“ Masse — gegenüber beständig (siehe Memoires de R. Le¬ vasseur „z. B.“, „usw.“, „d. h.“ Nougaret, Hist, des prisons — Barrere — Deux amis de la liberte (et du commerce) — Mont- gaillard, hist, de France — Mme Roland, Appel ä la posterite — Memoires de J. B. Louvet — und selbst die ekelhaften Essais 25 historiques par Beaulieu ppp, sowie sämtliche Verhandlungen vor dem Revolutionstribunal „usw.“), die Verletzung der „heiligen Interessen“, der Konstitution, Freiheit, Gleichheit, Menschen¬ rechte, Republikanismus, Recht, sainte propriete, „z. B.“ Teilung der Gewalten, Menschlichkeit, Sittlichkeit, Mäßfgung „usw.“ vor- зо warfen. Ihnen standen gegenüber alle Pfaffen, die sie der Verletzung sämtlicher Haupt- und Nebenstücke des religiösen und moralischen Katechismus anklagten (siehe „z. B.“ Histoire du clerge de France pendant la revolution par /21а[20a]/ M. R., Paris, libraire catholique 1828 „usw.“). Die historische Glosse 35 des Bürgers, daß während des regne de la terreur „Robespierre z. B., St. Just usw.“ den honnetes gens (siehe die unzähligen Schriften des einfältigen Herrn Peltier, „z. B.“ Conspiration de Robespierre, par Montjoie „usw.“) die Köpfe abschlugen, drückt der heilige Max in folgender Wandlung aus: „Weil die 40 revolutionären Pfaffen oder Schulmeister dem Menschen dienten, darum schnitten sie den Menschen die Hälse ab“. Hiermit ist Sankt Max natürlich der Mühe überhoben, über die wirklichen, empirischen, auf höchst profanen Interessen, freilich nicht der Agiotörs, sondern der „zahllosen“ Masse basierten Gründe des 45
ПІ. Sankt Max 161 Kopfabschlagens auch nur ein „einziges“ Wörtlein zu verlieren. Ein früherer „Pfaffe“, Spinoza, hatte bereits im siebzehnten Jahrhundert die Unverschämtheit, „ein Zuchtmeister“ auf Sankt Max zu sein, indem er sagte: „Die Ignoranz ist kein Argument“. 5 Dafür haßt der heilige Max auch den Pfaffen Spinoza so sehr, daß er seinen Antipfaffen, den Pfaffen Leibniz akzeptiert und für alle dergleichen wundersame Phänomene, wie der Terroris¬ mus „z. B.“, das Kopfabschlagen „usw.“ einen „zureichenden Grund“ produziert, nämlich daß „die geistlichen Menschen sich 10 so etwas in den Kopf gesetzt haben.“ (p.98). Der selige Max, der für Alles den zureichenden Grund gefun¬ den hat („Ich habe nun den Grund gefunden, an dem Mein An¬ ker ewig hält“, wo anders als in der Idee „z. B.“ dem „Pfaffentum“ „usw.“ von „Robespierre z. B„ Saint Just usw.“, George Sand, 15 Proudhon, die Berliner keusche Nähterin pp) „verdenkt es der Bürgerklasse nicht, daß sie bei ihrem Egoismus anfragte, wie weit sie der revolutionären Idee Raum geben dürfe“. Für Sankt Max ist „d i e revolutionäre Idee“ der habits bleus und honnetes gens von 1789 dieselbe „Idee“, wie die der sansculottes von 1793, 2o dieselbe Idee, worüber beraten wird, ob ihr „Raum zu ge¬ lten“ sei — worüber keiner „Idee“ weiter „Raum gegeben“ wer¬ den kann. Wir kommen jetzt auf die gegenwärtige Hierarchie, die Herr¬ schaft der Idee im /21b [20b]/ gewöhnlichen Leben. Der ganze 25 zweite Teil „des Buchs“ wird von dem Kampfe gegen diese „Hier¬ archie“ ausgefüllt. Wir gehen also erst in diesem zweiten Teil auf sie ein. Da indes Sankt Max gerade wie beim „Sparren“ schon hier seine Ideen vorläufig genießt, und im Anfänge das Spätere wiederholt, wie im Späteren den Anfang, sind wir gezwungen, зо schon jetzt einige Exempel seiner Hierarchie zu konstatieren. Seine Methode des Buchmachens ist der einzige „Egoismus“, der sich im ganzen Buche vorfindet. Sein Selbstgenuß und der Genuß des Lesers stehen in umgekehrtem Verhältnis. Weil die Bürger Liebe zu ihrem Reich, ihrem Regime ver- 35 langen, wollen sie nach Jacques le bonhomme ein „Reich der Liebe auf Erden gründen“ (p. 98). Weil sie Respekt vor ihrer Herr¬ schaft und den Verhältnissen ihrer Herrschaft fordern, also die Herrschaft über den Respekt usurpieren wollen, verlangen sie nach demselben Biedermann die Herrschaft des Respekts 4o schlechthin, verhalten sie sich zum Respekt als zum heiligen Geist, der in ihnen lebt (p. 95). Die verdrehte Form, worin die schein¬ heilige und heuchlerische Ideologie der Bourgeois ihre aparten Interessen als allgemeine Interessen ausspricht, wird von dem Berge versetzenden Glauben unsres Jacques le bonhomme als wirk- 45 liehe, profane Grundlage der bürgerlichenWelt akzeptiert. Warum Marx-Engels-Gesamtausgabc, I. Abt., Bd. 5 11
162 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil diese ideologische Täuschung bei unserm Heiligen gerade diese Form annimmt, werden wir beim „politischenLiberalismus“ sehen. Ein neues Beispiel gibt uns Sankt Max p. 115 in der Familie. Er erklärt, man könne sich zwar sehr leicht von der Herrschaft seiner eigenen Familie emanzipieren, aber „der aufgekiindigte 5 Gehorsam fährt Einem leicht ins Gewissen“, und so hält man die Familienliebe, den Familienbegriff fest, man hat also den „heili¬ gen Familienbegriff“, „das Heilige“ (p. 116). — Der gutejunge sieht hier wieder.die Herrschaft des Heiligen, wo ganz empirische Verhältnisse herrschen. Der Bourgeois verhält sich zu den Insti- 10 tutionen seines Regimes, wie der Jude zum Gesetz; er umgeht sie, so oft es tunlich ist in jedem einzelnen Fall, aber er will, daß alle Andern sie halten sollen. /21c[20c]/ Wenn sämtliche Bourgeois in Masse und auf Einmal die Institutionen der Bourgeoisie umgin¬ gen, so würden sie aufhören, Bourgeois zu sein — ein Verhalten, 15 das ihnen natürlich nicht einfällt, und keineswegs von ihrem Wol¬ len oder Laufen abhängt. Der liederliche Bourgeois umgeht die Ehe und begeht heimlichen Ehebruch; der Kaufmann umgeht die Institution des Eigentums, indem er Andre durch Spekulation, Bankerott pp um ihr Eigentum bringt — der junge Bourgeois 20 macht sich von seiner eignen Familie unabhängig, wenn er kann, löst für sich die Familie praktisch auf; aber die Ehe, das Eigen¬ tum, die Familie bleiben theoretisch unangetastet, weil sie prak¬ tisch die Grundlagen sind, auf denen die Bourgeoisie ihre Herr¬ schaft errichtet hat, weil sie in ihrer Bourgeoisform die Bedin- 25 gungen sind, die den Bourgeois zum Bourgeois machen, gerade wie das stets umgangene Gesetz den religiösen Juden zum reli¬ giösen Juden macht. Dieses Verhältnis des Bourgeois zu seinen Existenzbedingungen erhält eine seiner allgemeinen Formen in der bürgerlichen Moralität. Es ist überhaupt nicht von „d e r“ Fa- зо milie zu sprechen. Die Bourgeoisie gibt historisch der Familie den Charakter der bürgerlichen Familie, worin die Langweile und das Geld das Bindende ist, und zu welcher auch die bürger¬ liche Auflösung der Familie gehört, bei der die Familie selbst stets fortexistiert. Ihrer schmutzigen Existenz entspricht der hei- 35 lige Begriff in offiziellen Redensarten und in der allgemeinen Heuchelei. Wo die Familie wirklich aufgelöst ist, wie im Pro¬ letariat, findet grade das Gegenteil von dem Statt, was „Stimer“ meint. Dort existiert der Familienbegriff durchaus nicht, wäh¬ rend stellenweise allerdings Familienzuneigung, gestützt auf 40 höchst reale Verhältnisse, gefunden wird. Im achtzehnten Jahr¬ hundert wurde der Familienbegriff von den Philosophen aufge¬ löst, weil die wirkliche Familie auf den höchsten Spitzen derZivili- sation bereits in der Auflösung begriffen war. Aufgelöst war das innere Band der Familie, die einzelnen Teile, aus denen der Fa- 45
ПІ. Sankt Max 163 milienbegriff komponiert ist, z. B. Gehorsam, Pietät, eheli-/22- [21]/che Treue pp; aber der wirkliche Körper der Familie, Ver- mögensverhältnis, ausschließliches Verhältnis gegen andre Fami¬ lien, gezwungenes Zusammenleben, die Verhältnisse, die schon 5 durch die Existenz der Kinder, den Bau der jetzigen Städte, Bil¬ dung des Kapitals pp, gegeben waren, blieben, wenn auch viel¬ fach gestört, weil das Dasein der Familie durch ihren Zusammen¬ hang mit der vom Willen der bürgerlichen Gesellschaft unab¬ hängigen Produktionsweise nötig gemacht ist. Am frappantesten 10 zeigt sich diese Unentbehrlichkeit in der französischen Revolution, wo die Familie für einen Augenblick gesetzlich so gut als aufgeho¬ ben war. Die Familie existiert sogar im neunzehnten Jahrhundert noch fort, nur daß die Tätigkeit der Auflösung nicht des Begriffs wegen, sondern wegen entwickelterer Industrie und Konkurrenz 15 allgemeiner geworden ist; sie existiert noch immer, trotzdem daß ihre Auflösung längst von französischen und englischen Sozialisten proklamiert und vermittelst französischer Romane endlich auch zu den deutschen Kirchenvätern gedrungen ist. Noch ein Beispiel von der Herrschaft der Idee im gewöhnlichen 2o Leben. Weil die Schulmeister über ihren geringen Sold mit der Heiligkeit der Sache, der sie dienen, vertröstet werden mögen (was bloß in Deutschland vorfallen kann), glaubt Jacques le bon¬ homme wirklich, diese Redensart sei die Ursache ihrer niedrigen Besoldung (p. 100). Er glaubt, daß „das Heilige“ in der heutigen 25 bürgerlichen Welt einen wirklichen Geldwert habe, er glaubt, daß die dürftigen Ressourcen des preußischen Staats, worüber u. A. Browning zu vergleichen, sich durch die Abschaffung „des Heili¬ gen“ so sehr vergrößern würden, daß jeder Dorfschulmeister plötzlich wie ein Minister salariert werden könnte. зо Dies ist die Hierarchie des Unsinns. Der „Schlußstein des erhabnen Domwerkes“, wie der große Michelet sagt, der Hie-/22a[21a]/rarchie ist „mitunter“ die Tat von „Man“. — „Man teilt mitunter die Menschen in zwei Klassen, in Gebildete und Ungebildete“. (Man teilt mitunter die 35 Affen in zwei Klassen, in Geschwänzte und Ungeschwänzte). „Die Ersteren beschäftigten sich, so weit sie ihres Namens würdig waren, mit Gedanken, mit dem Geiste“. Sie „waren in der nach¬ christlichen Zeit die Herrschenden und forderten für ihre Gedan¬ ken Respekt“. Die Ungebildeten (Tier, Kind, Neger) sind 4o „schwach“ gegen die Gedanken und „werden von ihnen beherrscht. Dies ist der Sinn der Hierarchie“. Die Jebildeten (Jüngling, Mongole, Neuer) sind also wieder nur mit „d e m Geist“, dem reinen Gedanken pp beschäftigt, Meta¬ physiker von Profession, in letzter Instanz Hegelianer. „Daher“ 45 sind die Unjebildeten die Nichthegelianer. Hegel war ohne Zwei- n*
164 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil fei der allerjebildetste Hegelianer und darum muß auch bei ihm „an den Tag kommen, welche Sehnsucht gerade der Gebildetste nach den Dingen hat“. Nämlich der Jebildete und Unjebildete stoßen auch in einander aneinander, und zwar in jedem Menschen stößt der Unjebildete auf den Jebildeten. Da nun bei Hegel die 5 größte Sehnsucht nach den Dingen, also nach dem, was des Un- jebildeten ist, an den Tag kommt, so kommt hier ebenfalls an den Tag, daß der Allerjebildetste zugleich der Unjebildetste ist. „Da“ (bei Hegel) „soll dem Gedanken ganz und gar die Wirklichkeit entsprechen und kein Begriff ohne Realität sein“. Soll heißen: 10 Da soll denn ganz und gar die gewöhnliche Vorstellung von der Wirklichkeit ihren philosophischen Ausdruck erhalten, wobei He¬ gel sich nun umgekehrt einbildet, daß „mithin“ jeder philosophi¬ sche Ausdruck sich die ihm entsprechende Wirklichkeit erschaffe. Jacques le bonhomme nimmt die Illusion, die Hegel von seiner 15 Philosophie hat, für die bare Münze der Hegelschen Philosophie. Die Hegelsche Philosophie, die in der Herrschaft der Hege¬ lianer über die Nichthegelianer als Krone der Hierarchie auftritt, erobert nun das letzte Weltreich. „Hegels /22b [21b] / System — war die höchste Despotie und Alleinherrschaft des Den- 20 kens, die Allgewalt und Allmacht des Geistes.“ (p.97). Hier geraten wir also in das Geisterreich der Hegelschen Philo¬ sophie, das von Berlin bis Halle und Tübingen geht, das Geister¬ reich, dessen Geschichte Herr Bayrhoffer geschrieben und wozu die statistischen Notizen von dem großen Michelet zusammenge- 25 tragen sind. Die Vorbereitung zu diesem Geisterreich war die französische Revolution, die „nichts anders getan hat, als die Dinge in Vorstellungen von den Dingen verwandelt“ (p. 115 — vergl. obenHegel über dieRevolutionS. [15611-20]). „So blieb man зо Staatsbürger“ (dies geht zwar bei „Stirner“ vorher, aber „was Stirner sagt, ist nicht das Gemeinte, und was er meint, ist unsag¬ bar“. Wig. p. 149) und „lebte in der Reflexion, man hatte einen Gegenstand, auf den man reflektierte, vor dem man“ (per appos.) „Ehrfurcht und Furcht empfand“. „Stirner“ sagt 35 einmal p. 98: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen ge¬ pflastert“. Wir sagen dagegen: Der Weg zum Einzigen ist mit schlechten Nachsätzen gepflastert, mit Appositionen, die seine den Chinesen abgeborgte „Himmelsleiter“ und sein „Seil des Ob¬ jektiven“ (p. 88) sind, auf dem er seine „Flohsprünge“ macht. 40 Hiernach war es für „die neuere Philosophie oder Zeit“ — seit dem Hereinbrechen des Geisterreiches ist ja die neuere Zeit Nichts Andres, als die neuere Philosophie — ein Leichtes, „die existierenden Objekte in vorgestellte, d. h. in Begriffe zu ver¬ wandeln“ p. 114, eine Arbeit, die Sankt Max weiter fortsetzt. 45
ПІ. Sankt Max 165 Wir haben unsren Ritter von der traurigen Gestalt bereits, „ehe denn die Berge waren“, die er nachher durch seinen Glauben ver¬ setzte, bereits im Anfänge seines Buches auf das große Resultat seines „erhabenen Domwerkes“ mit verhängtem Zügel lostraben 5 sehen. Sein „Grauer“, die Apposition, konnte ihm nicht rasch ge¬ nug springen; jetzt endlich, auf p. 114, hat er sein Ziel erreicht, und durch ein mächtiges Oder die neuere Zeit in die neuere Philosophie verwandelt. Hiermit hat die alte (d. h. die alte und neue, negerhafte und io mongolische, eigentlich aber nur die vorstimersche) Zeit, „ihr letztes Absehen erreicht“. Wir können jetzt enthüllen, weshalb /22c[21c]/ Sankt Max seinen ganzen ersten Teil „Der Mensch“ betitelt, und seine ganze Zauber-, Gespenster- und Rittergeschichte für die Geschichte „des Menschen“ ausgegeben hat. Die Ideen и und Gedanken der Menschen waren natürlich Ideen und Gedan¬ ken über sich und ihre Verhältnisse, ihr Bewußtsein von sich, von den Menschen, denn es war ein Bewußtsein nicht nur der einzelnen Person, sondern der einzelnen Person im Zusammen¬ hänge mit der ganzen Gesellschaft und von der ganzen Gesell- 2o schäft, in der sie lebten. Die von ihnen unabhängigen Bedingun¬ gen, innerhalb deren sie ihr Leben produzierten, die damit zusam¬ menhängenden notwendigen Verkehrsformen, die damit gegebe¬ nen persönlichen und sozialen Verhältnisse, mußten, so weit sie in Gedanken ausgedrückt wurden, die Form von idealen Bedingun- 25 gen und notwendigen Verhältnissen annehmen, d. h. als aus dem Begriff des Menschen, dem menschlichen Wesen, der Natur des Menschen, dem Menschen hervorgehende Bestimmungen ihren Ausdruck im Bewußtsein erhalten. Was die Menschen waren, was ihre Verhältnisse waren, erschien im Bewußtsein als Vorstellung зо von dem Menschen, von seinen Daseinsweisen oder von seinen näheren Begriffsbestimmungen. Nachdem die Ideologen nun vor¬ ausgesetzt hatten, daß die Ideen und Gedanken die bisherige Ge¬ schichte beherrschten, daß ihre Geschichte alle bisherige Ge¬ schichte sei, nachdem sie sich eingebildet hatten, die wirklichen 35 Verhältnisse hätten sich nach dem Menschen und seinen idealen Verhältnissen, id est Begriffsbestimmungen gerichtet, nachdem sie überhaupt die Geschichte des Bewußtseins der Menschen von sich zur Grundlage ihrer wirklichen Geschichte gemacht hatten, war Nichts leichter, als die Geschichte des Bewußtseins, der Ideen, des 40 Heiligen, der fixierten Vorstellungen — Geschichte „des Men¬ schen“ zu nennen und diese der wirklichen Geschichte unterzu¬ schieben. Sankt Max zeichnet sich vor allen seinen Vorgängern nur dadurch aus, daß er von diesen Vorstellungen, selbst in ihrer 17 Im Original von dem Menschen
166 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil willkürlichen Isolierung vom wirklichen Leben, dessen Produkte sie waren, Nichts weiß und seine nichtige Schöpfung darauf be¬ schränkt, in seiner Kopie der Hegelschen Ideologie die Unkennt¬ nis selbst dessen, was er kopiert, zu konstatieren. — Schon hieraus ergibt sich, wie er seiner Phantasie von der Geschichte des Men- 5 sehen die Geschichte des wirklichen Individuums in der Form des Einzigen gegenüberstellen kann. Die einzige Geschichte trägt sich Anfangs in /23 [22]/ der Stoa zu Athen, später fast gänzlich in Deutschland und schließlich am Kupfergraben in Berlin zu, wo der Despot der „neueren Philoso- 10 phie oder Zeit“ seine Hofburg aufgeschlagen hatte. Schon daraus geht hervor, welch eine ausschließlich nationale und lokale Ange¬ legenheit hier verhandelt wird. Statt der Weltgeschichte gibt der heilige Max uns einige, noch dazu höchst dürftige und schiefe Glossen über die Geschichte der deutschen Theologie und Phi- 15 losophie. Wenn wir einmal zum Schein aus Deutschland heraus¬ treten, so geschieht es nur, um die Taten und Gedanken andrer Völker, z. B. die französische Revolution, in Deutschland und zwar am Kupfergraben „ihr letztes Absehen erreichen“ zu lassen. Nur deutsch-nationale Tatsachen werden zitiert, nach deutsch-na- 20 tionaler Weise werden sie verhandelt und aufgefaßt, und das Re¬ sultat bleibt ein national-deutsches. Aber auch damit ist es nicht genug. Die Auffassung und Bildung unsres Heiligen ist nicht nur deutsch, sie ist durch und durch Berlinisch. Die Rolle, die der Hegelschen Philosophie erteilt wird, ist dieselbe, die sie in Berlin 25 spielt, und Stimer verwechselt nun Berlin mit der Welt und ihrer Geschichte. Der „Jüngling“ ist ein Berliner, die guten Bürger, die uns im ganzen Buche begegnen, sind Berliner Weißbierphilister. Mit solchen Prämissen kommt man natürlich nur zu einem inner¬ halb der Nationalität und Lokalität befangenen Resultate. „Stir- зо ner“ und seine ganze philosophische Bruderschaft, deren Schwäch¬ ster und Unwissendster er ist, liefern den praktischen Kommentar zu dem wackern Verslein des wackem Hoffmann von Fallersleben: Nur in Deutschland, nur in Deutschland, da möcht’ ich ewig leben. 35 Das Berliner Lokalresultat unsres wackern Heiligen, daß die ganze Welt in der Hegelschen Philosophie alle jeworden sei, be¬ fähigt ihn nun, ohne große Unkosten zu einem „eignen“ Weltreich zu kommen. Die Hegelsche Philosophie hat Alles in Gedanken, in das Heilige, in Spuk, in Geist, in Geister, in Gespenster verwan- 40 delt. Diese wird „Stimer“ bekämpfen, in seiner Einbildung über¬ winden und auf ihren Leichen sein „eignes“, „einziges“, „leibhaf¬ tiges“ Weltreich, das Weltreich des „ganzen Kerls“ stiften.
ПІ. Sankt Max 167 „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren dieser Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ 5 Epheser 6, 12. Jetzt ist „Stirner“ „an Beinen gestiefelt, als fertig zu treiben“ den Kampf gegen die Gedanken. Den „Schild des Glaubens“ braucht er nicht erst zu „ergreifen“, da er ihn nie aus den Hän¬ den gegeben hat. /23a [22a]/ Mit dem „Helm“ des Unheils und io dem „Schwert“ der Geistlosigkeit (vergl. ibid.) gewappnet, zieht er in den Kampf. „Und es ward ihm gegeben, zu streiten wider das Heilige“, aber nicht es „zu besiegen“. (Offenb. Joh. 13, 7). 5. Der in seiner Konstruktion vergnügte „Stirne r“ 15 Wir sind jetzt grade wieder so weit, als wir p. 19 bei dem Jüng¬ ling, der in den Mann überging, und p. 90 bei dem mongolenhaf- ten Kaukasier waren, der sich in den kaukasischen Kaukasier ver¬ wandelt, und „sich selber findet“. Wir sind also bei der dritten Selbstfindung des geheimnisvollen Individuums, dessen „saure го Lebenskämpfe“ uns der heilige Max vorführt. Nur haben wir jetzt die ganze Geschichte hinter uns, und müssen wegen des gro¬ ßen Materials, das wir verarbeitet haben, einen Rückblick auf den Ungeheuern Kadaver des ruinierten Menschen werfen. Wenn der heilige Max auf einer spätem Seite, wo er längst 25 seine Geschichte vergessen hat, behauptet, daß „schon längst die Genialität als die Schöpferin neuer weltgeschichtlicher Produk¬ tionen angesehen wird“ (p. 214), so haben wir gesehen, daß dies wenigstens seiner Geschichte auch seine schlimmsten Feinde nicht nachlästern können, da hier keine Personen, geschweige Ge- 3o nies, sonderen nur versteinerte Gedankenkrüppel und Hegelsche Wechselbälge auftreten. Repetitio est mater studiorum. Sankt Max, der seine ganze Hi¬ storie der „Philosophie oder Zeit“ nur gegeben hat, um Gelegen¬ heit zu einigen flüchtigen Studien Hegels zu finden, repetiert 35 schließlich noch einmal seine ganze einzige Geschichte. Dies ge¬ schieht indes mit einer naturgeschichtlichen Wendung, die uns wichtige Aufschlüsse über die „einzige“ Naturwissenschaft gibt und sich daraus erklärt, daß bei ihm die „Welt“ jedesmal, wo sie
168 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil eine wichtige Rolle zu spielen hat, sich sogleich in die Natur verwandelt. Die „einzige“ Naturwissenschaft beginnt sofort mit dem Geständnis ihrer Ohnmacht. Sie betrachtet nicht das wirk¬ liche durch die Industrie und Naturwissenschaft gegebene Ver¬ hältnis, sie proklamiert das phantastische Verhältnis desMenschen 5 zur Natur. „Wie Weniges vermag der Mensch zu bezwingen! Er muß die Sonne ihre Bahn ziehen, das Meer seine Wellen treiben, die Berge zum Himmel ragen lassen.“ (p. 122). Sankt Max, der die Mirakel liebt, wie alle Heiligen, es aber dennoch nur bis zum logischen Mirakel bringt, ärgert sich darüber, daß er die Sonne 10 nicht den Cancan tanzen lassen, er jammert, daß er das Meer nicht in Ruhestand versetzen kann, es entrüstet ihn, daß er die Berge zum Himmel ragen lassen muß. Obwohl p. 124 die Welt bereits am Ende der / {25}(24) [23]/ alten Zeit „prosaisch“ wird, so ist sie für unsern Heiligen noch immer höchst unprosaisch. Für 15 ihn zieht noch immer „die Sonne“, nicht die Erde ihre Bahn, und sein Gram ist, daß er nicht ä la Josua ihr ein: „Sonne, stehe stille“ kommandieren kann. P. 123 entdeckt Stirner, daß „der Geist“ am Ende der alten Welt „unaufhaltsam wieder überschäumte, weil in seinem Innem Gase (Geister) sich entwickelten und, nach- 20 dem der mechanische Stoß, der von Außen kommt, un¬ wirksam geworden, chemische Spannungen, die im In¬ nern erregen, ihr wunderbares Spiel zu treiben begannen“. Dieser Satz enthält die bedeutendsten Data der „einzigen“ Na¬ turphilosophie, die bereits auf der vorigen Seite dahin gekommen 25 war, daß die Natur für den Menschen „das Unbezwingliche“ sei. Die profane Physik weiß Nichts von einem mechanischen Stoß, der unwirksam wird — die einzige Physik hat allein das Ver¬ dienst ihrer Entdeckung. Die profane Chemie kennt keine „Gase“, die „chemische Spannungen“ und noch dazu „im Innern“ erregen, зо Gase, die neue Mischungen, neue chemische Verhältnisse ein¬ gehen, erregen keine „Spannungen“, sondern höchstens Abspan¬ nungen, indem sie in den tropfbaren Aggregatzustand übergehen und dadurch ihr Volumen auf weniger als ein Tausendstel des früheren reduzieren. Wenn der heilige Max „in“ seinem eignen 35 „Innem“ „Spannungen“ infolge von „Gasen“ verspürt, so sind das höchst „mechanische Stöße“, keineswegs „chemische Span¬ nungen“ — sie werden hervorgebracht durch die chemische, wie¬ der auf physiologischen Ursachen beruhende Verwandlung ge¬ wisser Mischungen in andre, wodurch ein Teil der Bestandteile 40 der früheren Mischung luftförmig wird, dadurch ein größeres Vo¬ lumen einnimmt, und wenn dazu kein Raum vorhanden ist. nach außen hin einen „mechanischen Stoß“ oder Druck 25a [23a]/ [ver]ursacht. [Daß] diese nicht existierenden [„chemi] sehen Span- 44 Lücken von den Mäusen eingefressen
ПІ. Sankt Max 169 nungen“ „im Innern“, nämlich diesmal im Kopfe des heiligen Max, ein höchst „wunderbares] Spiel treiben“, „sehen wir [nun] an der Rolle, die sie [in] der „einzigen“ Naturwissenschaft spielen. Übrigens möge der heilige Max den profanen Naturforschern nicht 5 länger vorenthalten, welchen Unsinn er sich bei dem verrückten Wort: „chemische Spannungen“ vorstellt und noch dazu bei sol¬ chen „chemischen Spannungen“, die „im Innern erregen“ (als ob ein „mechanischer Stoß“ auf den Magen ihn nicht auch „im In¬ nern errege“). 10 Die „einzige“ Naturwissenschaft ist bloß deswegen geschrie¬ ben worden, weil Sankt Max diesmal die Alten doch nicht an¬ ständigerweise berühren konnte, ohne zugleich ein paar Worte über die „Welt der Dinge“, die Natur, fallen zu lassen. Die Alten lösen sich, wie uns hier versichert wird, am Ende der 15 alten Welt in lauter Stoiker auf, „die durch keinen Einsturz der Welt“ (wie oft soll sie denn einstürzen?) „aus ihrer Fassung zu bringen sind“ (p. 123). Die Alten werden also Chinesen, die auch „aus dem Himmel ihrer Ruhe kein unvorhergesehener Fall“ (oder Einfall) „stürzt“ (p. 88). Ja, Jacques le bonhomme glaubt 20 wirklich, daß gegen die letzten Alten „der mechanische Stoß, der von Außen kommt, unwirksam geworden sei“. Wiesehr dies der wirklichen Lage der Römer und Griechen am Ende der alten Welt entspricht, der gänzlichen Haltlosigkeit und Unsicherheit, die dem „mechanischen Stoß“ kaum noch einen Rest von vis inertiae 25 entgegenzusetzen hatte, darüber ist u. A. Lucian zu vergleichen. Die gewaltigen mechanischen Stöße, die das römische Weltreich durch seine Zerteilung unter die verschiednen Cäsaren und deren Kriege mit einander, durch die kolossale Konzentration des Be¬ sitzes, namentlich des Grundbesitzes, in Rom, die dadurch hervor- 30 gerufene Verminderung der Bevölkerung in Italien, durch die /25b [23b]/ Hunnen und Germanen erhielt, sind für unsern heili¬ gen Historiker „unwirksam geworden“; nur die „chemischen Spannungen“, nur die „Gase“, die das Christentum „im Innern erregte“, haben das römische Reich gestürzt. Die großen Erd¬ as beben [im Westen] und im Osten, u. A. [die durch] „mechanische Stöße“ Hun[derttau]sende unter den R[uinen] ihrer Städte be¬ gruben, [wovon] die Menschen auch geistig [keines]wegs unalte- riert verblieben [, sind] nach „Stimer“ wohl ebenfalls ,,[un]wirk¬ sam“ oder chemische Spannungen. Und „in der Tat“ (!) 4o „schließt die alte Geschichte damit, daß Ich an der Welt mein Eigentum errungen habe“, was vermittelst des Bibelspruchs be¬ wiesen wird: „Mir“ (d.h. Christus) „sind alle Dinge übergeben vom Vater“. Hier ist also Ich — Christus. Bei dieser Gelegenheit versäumt Jacques le bonhomme nicht dem Christen zu glauben, 2—38 Lücken von den Mäusen eingefressen
170 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil daß er Berge versetzen pp könne, wenn „ihm nur daran läge“. Er proklamiert sich als Christen zum Herrn der Welt, ist es denn aber auch nur als Christ; er proklamiert sich zum „Eigner der Welt“. „Hiermit hatte der Egoismus den ersten vollständigen Sieg errungen, indem Ich Mich dazu erhoben hatte, der Eigner 5 der Welt zu sein.“ (p. 124). Um sich zum vollendeten Christen zu erheben, hatte das Stimersche Ich nur noch den Kampf durch¬ zusetzen, auch geistlos zu werden (was ihm gelungen ist, ehe denn die Berge waren). „Selig sind, die da arm an Geist sind, denn das Himmelreich ist ihrer“. Sankt Max hat die Armut am 10 Geist vollendet und rühmt sich dessen sogar in seiner großen Freude vor dem Herrn. Der geistlose Sankt Max glaubt an die aus der Auflösung der alten Welt hervorgehenden phantastischen Gasbildungen der Chri¬ sten. Der alte Christ hatte kein Eigentum an dieser Welt, er be- 15 gnügte sich daher mit der Einbildung seines himmlischen Eigen¬ tums und mit seinem göttlichen Besitztitel. Statt an der Welt das Eigentum des Volks zu haben, stempelte er sich selbst und seine Lumpengenossenschaft zum „Volk des Eigentums“ (1 Petri 2, 9). Die christliche Vorstellung von der Welt ist nach „Stirner“ die 20 Welt, worin sich wirklich die alte Welt auflöst, obgleich es doch höchstens /25c [23c]/ [eine Welt] der Einbildungen ist, worin [sich die W]elt der alten Vorstellungen [auflöst in ei]ne Welt, in der der Christ [im Glauben] auch Berge versetzen, sich [mächtig feh¬ len und zur „Unwirksam [keit des] mechanischen Stoßes“ vor- 25 [wärts] dringen kann. Da die Menschen [bei „S]timer“ nicht mehr durch die [Außen]welt bestimmt, auch nicht mehr [durch] den mechanischen Stoß des [Bedürfnisses zum Produzieren fort- [ge] trieben werden, überhaupt der mechanische Stoß und damit auch der Geschlechtsakt, seine Wirkung verloren hatte, so können 30 [sie] nur durch Wunder fortexistiert haben. Es ist allerdings für deutsche Schöngeister und Schulmeister von der Gashaltigkeit „Stirners“ viel leichter, statt die Umgestaltung der wirklichen Eigentums- und Produktionsverhältnisse der alten Welt darzu¬ stellen, sich zu begnügen mit der christlichen Phantasie des Eigen- 35 tums, die in Wahrheit Nichts ist, als das Eigentum der christlichen Phantasie. — Derselbe Urchrist, der in Jacques le bonhomme’s Einbildung der Eigner der alten Welt war, gehörte in der Wirk¬ lichkeit meist zur Welt der Eigner, war Sklave und konnte ver¬ schachert werden. Doch „Stirner“, in seiner Konstruktion ver- 40 gnügt, jubelt unaufhaltsam weiter. „Das erste Eigentum, die erste Herrlichkeit ist erworben!“ (p. 124). — In derselben Weise fährt der Stirnersche Egoismus fort, sich Eigentum und Herrlich- keit zu erwerben und „vollständige Siege“ zu erringen. In dem 22—31 Von den Mäusen zerfressene Stellen
ПІ. Sankt Max 171 theologischen Verhältnis des Urchristen zur alten Welt ist all sein Eigentum und all seine Herrlichkeit prototypisch vollendet. Dies Eigentum des Christen wird so motiviert: „Die Welt ist entgöttert . . . prosaisch geworden, sie ist Mein Eigentum, mit 5 dem Ich schalte wie Mir’s (nämlich dem Geiste) beliebt.“ P. 124. Dies will heißen: Die Welt ist entgöttert, also von Meinen Phan¬ tasien für Mein eignes Bewußtsein befreit, sie ist prosaisch ge¬ worden, verhält sich also prosaisch zu mir und schaltet und waltet mit Mir nach ihrer beliebten Prosa, keineswegs Mir zu Liebe. io /{26} [24]/ Abgesehen davon, daß „Stimer“ hier wirklich glaubt, im Altertum habe keine prosaische Welt existiert, und habe das Göttliche in der Welt gesessen, verfälscht er sogar die christliche Vorstellung, die ihre Ohnmacht gegen die Welt beständig be¬ jammert und ihren Sieg über die Welt i n ihrer Phantasie selbst 15 wieder als einen idealen darstellt, indem sie ihn auf den jüngsten Tag verlegt. Erst als das Christentum von der wirklichen Welt¬ macht mit Beschlag belegt und exploitiert wurde, womit es natür¬ lich aufgehört hatte weltlos zu sein, konnte es sich einbilden, der Eigner der Welt zu sein. Sankt Max gibt dem Christen dasselbe го falsche Verhältnis zur alten Welt, wie dem Jüngling zur „Welt des Kindes“; er gibt dem Egoisten dasselbe Verhältnis zur Welt des Christen, wie dem Mann zur Welt des Jünglings. Der Christ hat nun auch nichts mehr zu tun als möglichst schnell geistlos zu werden, und ebenso die Welt des Geistes in 25 ihrer Eitelkeit zu erkennen wie dies von ihm mit der Welt der Dinge geschah — um dann auch mit der Welt des Geistes „nach Belieben schalten und walten“ zu können, wodurch er vollendeter Christ, Egoist wird. Das Verhalten des Christen zur alten Welt gibt also die Norm für das Verhalten des Egoisten zur neuen Welt ab. зо Die Vorbereitung zu dieser Geistlosigkeit war der Inhalt eines „fast zweitausendjährigen“ Lebens, ein Leben, das natürlich in seinen Hauptepochen nur in Deutschland sich zuträgt. „Unter mancherlei Wandlungen wurde aus dem heiligen Geiste mit der Zeit die absolute Idee, welche wieder 35 in mannigfaltigen Brechungen zu den verschiedenen Ideen der Menschenliebe, Bürgertugend, Vernünftigkeit usw. aus einander schlug“. P. 125, 126. Der deutsche Stubenhocker dreht hier wieder die Sache um. Die Ideen der Menschenliebe pp, Münzen, deren Gepräge schon ganz abgegriffen war, namentlich 4o durch ihre große Zirkulation im achtzehnten Jahrhundert, wurden von Hegel /26a [24a]/ zusammengeschlagen in das Sublimat der absoluten Idee, in welcher Umprägung es ihnen indes eben so¬ wenig gelang im Auslande Kurs zu erhalten, wie dem preußischen Papiergelde. 45 Der konsequente, aber und abermals dagewesene Schluß der
172 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Stimerschen Geschichtsanschauung ist folgender: „Begriffe sollen überall entscheiden, Begriffe das Leben regeln, Begriffe herr¬ schen. Das ist die religiöse Welt, welcher Hegel einen systemati¬ schen Ausdruck gab“ (p. 126), und welche unser gutmütiger Bie¬ dermann sosehr für die wirkliche Welt versieht, daß er auf der s folgenden Seite p. 127 sagen kann: „Jetzt herrscht in der Welt Nichts als der Geist“. In dieser Welt des Wahns festgeritten, kann er nun auch p. 128 erst einen „Altar“ bauen und dann „um diesen Altar“ „eine Kirche wölben“, eine Kirche, deren „Mauern“ Fort¬ schrittsbeine haben und „immer weiter hinausrücken“. „Bald um- io spannt jene Kirche die ganze Erde“; Er, derEinzige, und Szeliga sein Knecht, stehen draußen, „schweifen um diese Mauern herum, und werden zum äußersten Rande hinausgetrieben“; „aufschreiend in verzehrendem Hunger“ ruft Sankt Max seinem Knechte zu: „Noch ein Schritt, und die Welt des Heiligen hat gesiegt“. Plötz- lieh „versinkt“ Szeliga, „in den äußersten Abgrund“, der über ihm liegt — ein schriftstellerisches Wunder. Da nämlich die Erde eine Kugel ist, kann der Abgrund, sobald die Kirche die ganze Erde umspannt, nur über Szeliga liegen. So verkehrt er die Ge¬ setze der Schwere, fährt ärschlings gen Himmel und bringt da- 20 durch die „einzige“ Naturwissenschaft zu Ehren, was ihm umso leichter wird, als nach p. 126 „die Natur der Sache und der Be¬ griff des Verhältnisses“ dem „Stirner“ gleichgültig sind, „ihn nicht in der Behandlung oder Schließung desselben leiten“, und „das Verhältnis, das“ Szeliga mit der Schwere „eingegangen“, 25 durch Szeligas „Einzigkeit selbst einzig“ ist, und keineswegs von der Natur der Schwere „abhängt“, oder davon, „wie Andere“, z. B. die Na-/26c[24b]/turforscher, „es rubrizieren“. „Stirner“ verbittet sich überdem schließlich, daß man Szeligas „Handlung vom wirklichen“ Szeliga „trenne und nach dem menschlichen зо Werte veranschlage“. Nachdem der heilige Max seinem treuen Diener so ein anstän¬ diges Unterkommen i m Himmel besorgt hat, schreitet er zu seiner eignen Passion. Er hat p. 95 entdeckt, daß selbst der „Galgen“ die „Farbe des Heiligen“ habe; es „graut den Menschen vor der Berührung desselben, es liegt etwas Unheimliches, d. h. Unheimi¬ sches, Uneigenes, darin“. Um diese Uneigenheit des Galgens auf¬ zuheben, macht er ihn zu seinem eignen Galgen, was er nur da¬ durch vollziehen kann, daß er sich daran hängt. Auch dies letzte Opfer bringt der Löwe aus Juda dem Egoismus. Der heilige Christ 40 läßt sich ans Kreuz hangen, nicht um das Kreuz, sondern um die Menschen von ihrer Unheiligkeit zu erlösen; der heillose Christ hängt sich selbst an den Galgen, um den Galgen von der Heilig¬ keit, oder sich selbst von der Uneigenheit des Galgens zu erlösen.
III. Sankt Max 173 „Die erste Herrlichkeit, das erste Eigentum ist erworben, der erste vollständige Sieg ist errungen!“ Der heilige Streiter hat jetzt die Geschichte überwunden, er hat sie in Gedanken, reine Ge¬ danken, die Nichts als Gedanken sind, aufgelöst, und am Ende der 5 Tage nur ein Gedankenheer sich gegenüberstehen. So zieht er aus, Er, Sankt Max, der seinen „Galgen“ jetzt auf den Rücken ge¬ nommen hat, wie der Esel das Kreuz, und Szeliga, sein Knecht, der mit Fußtritten im Himmel empfangen, gesenkten Hauptes wie¬ der bei seinem Herrn sich einfindet, um dieses Gedankenheer, oder 10 vielmehr bloß den Heiligenschein dieser Gedanken zu bekämpfen. Diesmal ist es Sancho Pansa, voller Sittensprüche, Maximen und Sprüchwörter, der den Kampf gegen das Heilige übernimmt, und Don Quixote tritt als sein frommer und getreuer Knecht auf. Der ehrliche Sancho kämpft mit derselben Tapferkeit wie vorzeiten 15 der caballero Manchego, und verfehlt nicht, wie dieser, mehrmals eine mongolische Hammelherde für einen Schwarm von Gespen¬ stern zu /26c[24c]/ versehen. Die feiste Maritornes hat sich „unter mancherlei Wandlungen mit der Zeit in mannigfaltigen Brechun¬ gen“^ eine keusche Berliner Nähterin verwandelt, die an der 2o Bleichsucht zu Grunde geht, worüber Sankt Sancho eine Elegie anstimmt — eine Elegie, die allen Referendarien und Gardelieut- nants den Satz des Rabelais zum Bewußtsein gebracht hat, daß des weltbefreienden „Kriegsknechts erstes Waffenstück der Ho¬ senlatz ist“. 25 Sancho Pansa vollbringt seine Heldentaten dadurch, daß er das ganze ihm gegenüberstehende Gedankenheer in seiner Nich¬ tigkeit und Eitelkeit erkennt. Die ganze große Aktion beschränkt sich auf ein bloßes Erkennen, das am Ende der Tage Alles bestehen läßt, wie es war, und nur seine Vorstellung, nicht einmal зо von den Dingen, sondern von den philosophischen Phrasen über die Dinge, ändert. Nun also, nachdem die Alten als Kind, Neger, negerhafte Kau¬ kasier, Tier, Katholiken, englische Philosophie, Ungebildete, Nichthegelianer, Welt der Dinge, realistisch, und die Neuen als 35 Jüngling, Mongole, mongolenhafte Kaukasier, der Mensch, Prote¬ stanten, deutsche Philosophie, Gebildete, Hegelianer, Welt der Gedanken, idealistisch, dagewesen sind, nachdem Alles geschehen ist, was da beschlossen war von Ewigkeit im Rate der Wächter, nun ist endlich die Zeit erfüllet. Die negative Einheit Beider, die 4o schon als Mann, Kaukasier, kaukasischer Kaukasier, vollendeter Christ, in Knechtsgestalt, gesehen „durch einen Spiegel in einem dunklen Wort“ (1 Cor. 13, 12) aufgetreten war, kann jetzt, nach der Passion und dem Galgentod Stirners und der Himmelfahrt Szeligas in ihrer Glorie, auf die einfachste Namengebung zurück- 45 kehrend, kommen in den Wolken des Himmels mit großer Kraft
174 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil und Herrlichkeit. „So heißt es nun“: Was früher „Man“ war (vergl. Oek. d. A. Bundes), wird jetzt: „Ich“ — die negative Einheit von Realismus und Idealismus, der Welt der Dinge und der Welt des Geistes. /27a [25]/ Diese Einheit von Realismus und Idealismus heißt bei Schelling „Indifferenz“, oder Berlinisch ver- s dolmetscht: Jleichjiltigkeit; bei Hegel wird sie negative Einheit, in der die beiden Momente aufgehoben werden; Sankt Max, den als guten deutschen Spekulanten noch immer die „Einheit der Ge¬ gensätze“ nicht schlafen läßt, ist damit nicht zufrieden, er will diese Einheit an einem „leibhaftigen Individuum“, in einem „gan- ю zen Kerl“ vor sich sehen, wozu ihm Feuerbach in den Anecdotis und der „Philosophie der Zukunft“ Vorschub geleistet hat. Dieses Stimersche „Ich“, das am Ende der bisherigen Welt heraus¬ kommt, ist also kein „leibhaftiges Individuum“, sondern eine durch die von Appositionen unterstützte Hegelsche Methode kon- is struierte Kategorie, deren weitere „Flohsprünge“ wir im Neuen Testament verfolgen werden. Hier bemerken wir nur noch, daß dies Ich in letzter Instanz dadurch zu Stande kommt, daß es über die Welt des Christen sich dieselben Einbildungen macht, wie der Christ über die Welt der Dinge. Wie der Christ sich die Welt der 20 Dinge aneignet, indem er sich phantastisches Zeug über sie „in den Kopf setzt“, so eignet „Ich“ sich die christliche Welt, die Welt der Gedanken, vermöge einer Reihe phantastischer Einbil¬ dungen über dieselbe an. Was der Christ sich über sein Verhältnis zur Welt einbildet, glaubt ihm „Stirner“, findet es probat und 25 macht es ihm gutmütig nach. „So halten wir nun, daß der Mensch gerecht werde ohne die Werke, allein durch den Glauben“. Römer 3, 28. Hegel, dem sich die neue Welt auch in die Welt abstrakter Gedanken aufgelöst hatte, bestimmt die Aufgabe des neuen Philo- зо sophen im Gegensatz zum alten dahin, statt wie die alten sich vom „natürlichen Bewußtsein“ zu befreien, und „das Individuum aus der unmittelbaren sinnlichen Weise zu reinigen und es zur ge¬ dachten und denkenden Substanz“ (Geist) „zu machen“ — die „festen, bestimmten, fixen Gedanken aufzuheben“. Dies, fügt er 35 hinzu, vollbringe „die Dialektik“. Phänomenologie, p. 26, 27. „Stirner“ unterscheidet sich von /27b [25a]/ Hegel dadurch, daß er dasselbe ohne Dialektik vollbringt.
ПІ. Sankt Max 175 6. Die Freien Was die „Freien“ hier zu tun haben, besagt die Ökonomie des Alten Bundes. Wir können nicht dafür, daß das Ich, dem wir be¬ reits so nahe gerückt waren, uns jetzt wieder in unbestimmte Ferne 5 zurücktritt. Es ist überhaupt nicht unsre Schuld, daß wir nicht schon von p. 20 „des Buchs“ sogleich auf das Ich übergingen. A. Der politische Liberalismus Der Schlüssel zu Sankt Maxens und seiner Vorgänger Kritik des Liberalismus ist die Geschichte des deutschen Bürgertums. Wir io heben einige Momente dieser Geschichte seit der französischen Revolution hervor. Der Zustand Deutschlands am Ende des vorigen Jahrhunderts spiegelt sich vollständig ab in Kants Kritik der praktischen Ver¬ nunft. Während die französische Bourgeoisie sich durch die kolos- 15 salste Revolution, die die Geschichte kennt, zur Herrschaft auf¬ schwang und den europäischen Kontinent eroberte, während die bereits politisch emanzipierte englische Bourgeoisie die Industrie revolutionierte, und sich Indien politisch und die ganze andere Welt kommerziell unterwarf, brachten es die ohnmächtigen deut- 2o sehen Bürger nur zum „guten Willen“. Kant beruhigte sich bei dem bloßen „guten Willen“, selbst wenn er ohne alles Resultat bleibt, und setzte die Verwirklichung dieses guten Willens, die Hatmonie zwischen ihm und den Bedürfnissen und Trieben der Individuen, int Jenseits. Dieser gute Wille Kants entspricht 25 vollständig der Ohnmacht, Gedrücktheit und Misere der deutschen Bürger, deren kleinliche Interessen nie fähig waren, sich zu ge¬ meinschaftlichen, nationalen Interessen einer Klasse zu entwik- keln, und die deshalb fortwährend von den Bourgeois aller an¬ dern Nationen exploitiert wurden. Diesen kleinlichen Lokalinter- 3o essen entsprach einerseits die wirkliche lokale und /27c[25b]/ pro¬ vinzielle Borniertheit, andrerseits die kosmopolitische Aufgebläht- heit der deutschen Bürger. Überhaupt hatte seit der Reformation die deutsche Entwicklung einen ganz kleinbürgerlichen Charakter erhalten. Der alte Feudaladel war größtenteils in den Bauern¬
176 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil kriegen vernichtet worden; was übrig blieb, waren entweder reichsunmittelbare Duodezfürsten, die sich allmählich eine ziem¬ liche Unabhängigkeit verschafften und die absolute Monarchie im kleinsten und kleinstädtischsten Maßstabe nachahmten, oder klei¬ nere Grundbesitzer, die teils ihr Bischen Vermögen an den klei- 5 nen Höfen durchbrachten und dann von kleinen Stellen in den kleinen Armeen und Regierungsbureaux lebten — oder Krautjun¬ ker, die ein Leben führten, dessen sich der bescheidenste englische Squire oder französische gentilhomme de province geschämt hätte. Der Ackerbau wurde auf eine Weise betrieben, die weder Parzel- 10 lierung, noch große Kultur war, und die trotz der fortdauernden Hörigkeit und Fronlasten die Bauern nie zur Emanzipation fort¬ trieb, sowohl weil diese Art des Betriebes selbst keine aktiv revo¬ lutionäre Klasse aufkommen ließ, als auch weil ihr die einer sol¬ chen Bauernklasse entsprechende revolutionäre Bourgeoisie nicht 15 zur Seite stand. Was die Bürger betrifft, so können wir hier nur ein Paar bezeichnende Momente hervorheben. Bezeichnend ist, daß die Leinenmanufaktur, d. h. die auf dem Spinnrad und Hand¬ webstuhl beruhende Industrie in Deutschland gerade zu derselben Zeit zu einiger Bedeutung kam, als in England diese unbeholfenen 20 Instrumente durch Maschinen verdrängt wurden. Am bezeich¬ nendsten ist ihre Stellung zu H о 11 а n d. Holland, der einzige Teil der Hanse, der zu kommerzieller Bedeutung kam, riß sich los, schnitt Deutschland bis auf zwei Häfen (Hamburg und Bremen) vom Welthandel ab, und beherrschte seitdem den ganzen deut- 25 sehen Handel. Die deutschen Bürger waren zu ohnmächtig, der Ex¬ ploitation durch die Holländer Schranken zu setzen. Die Bour¬ geoisie des kleinen Hollands mit ihren entwickelten Klasseninter¬ essen war mächtiger, als die viel /27d[25c] / zahlreicheren Bürger Deutschlands mit ihrer Interesselosigkeit und ihren zersplitter- зо ten kleinlichen Interessen. Der Zersplitterung der Interessen ent¬ sprach die Zersplitterung der politischen Organisation, die kleinen Fürstentümer und die freien Reichsstädte. Wo sollte politische Konzentration in einem Lande herkommen, dem alle ökonomi¬ schen Bedingungen derselben fehlten? Die Ohnmacht jeder ein- 35 zelnen Lebenssphäre (man kann weder von Ständen noch von Klas¬ sen sprechen, sondern höchstens von gewesenen Ständen und un- gebornen Klassen) erlaubte keiner einzigen, die ausschließliche Herrschaft zu erobern. Die notwendige Folge davon war, daß wäh¬ rend der Epoche der absoluten Monarchie, die hier in ihrer aller- 40 verkrüppelten, halb patriarchalischen Form vorkam, die be- sondre Sphäre, welcher durch die Teilung der Arbeit die Verwal¬ tung der öffentlichen Interessen zufiel, eine abnorme Unabhängig¬ keit erhielt, die in der modernen Bureaukratie noch weiter getrie¬ ben wurde. Der Staat konstituierte sich so zu einer scheinbar selbst- 45
ПІ. Sankt Max 177 ständigen Macht und hat diese in andern Ländern nur vorüber¬ gehende Stellung — Übergangsstufe — in Deutschland bis heute behalten. Aus dieser Stellung erklärt sich sowohl das anderwärts nie vorkommende redliche Beamtenbewußtsein, wie die sämtlichen 5 in Deutschland kursierenden Illusionen über den Staat, wie die scheinbare Unabhängigkeit, die die Theoretiker hier gegenüber den Bürgern haben, — der scheinbare Widerspruch zwischen der Form, in der diese Theoretiker die Interessen der Bürger aus¬ sprechen und diesen Interessen selbst 10 Die charakteristische Form, die der auf wirklichen Klassen¬ interessen beruhende französische Liberalismus in Deutschland annahm, finden wir wieder bei Kant. /28a [26]/ Er sowohl wie die deutschen Bürger, deren beschönigender Wortführer er war, merkten nicht, daß diesen theoretischen Gedanken der Bourgeois 15 materielle Interessen und ein durch die materiellen Produktions¬ verhältnisse bedingter und bestimmter Wille zu Grunde lag; er trennte daher diesen theoretischen Ausdruck von den Interessen, die er ausdrückt, machte die materiell motivierten Bestimmungen des Willens der französischen Bourgeoisie zu reinen Selbstbe- 2o Stimmungen des „freien Willens“, des Willens an und für sich, des menschlichen Willens, und verwandelte ihn so in rein ideologische Begriffsbestimmungen und moralische Postulate. Die deutschen Kleinbürger schauderten daher auch vor der Praxis die¬ ses energischen Bourgeoisliberalismus zurück, sobald diese sowohl 25 in der Schreckensherrschaft als in dem unverschämten Bourgeois¬ erwerb hervortrat. Unter der Herrschaft Napoleons trieben die deutschen Bürger ihren kleinen Schacher und ihre großen Illusionen noch weiter. Über den Schachergeist, der damals in Deutschland herrschte, зо kann Sankt Sancho u. A. Jean Paul vergleichen, um ihm allein zu¬ gängliche belletristische Quellen zu zitieren. Die deutschen Bür¬ ger, die über Napoleon schimpften, weil er sie Cichorien zu trin¬ ken zwang und ihren Landfrieden durch Einquartierung und Kon¬ skription störte, verschwendeten ihren ganzen moralischen Haß an 35 ihn, und ihre ganze Bewunderung an England; während Napo¬ leon ihnen durch seine Reinigung des deutschen Augiasstalles und die Herstellung zivilisierter Kommunikationen die größten Dienste leistete und die Engländer nur auf die Gelegenheit warteten, sie ä tort et ä travers zu exploitieren. In gleich kleinbürgerlicher 4o Weise bildeten sich die deutschen Fürsten ein, für das Prinzip der Legitimität und gegen die Revolution zu kämpfen, während sie nur die bezahlten Landsknechte der englischen Bourgeois waren. Unter diesen allgemeinen Illusionen /28b [26a]/ war es ganz in der Ordnung, daß die zur Illusion privilegierten Stände, die Ideo- 45 logen, die Schulmeister, die Studenten, die Tugendbündler, das Marx-Engela-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 12
178 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil- große Wort führten und der allgemeinen Phantasterei und der In¬ teresselosigkeit einen analogen, überschwenglichen Ausdruck gaben. Durch die Julirevolution — da wir nur wenige Hauptpunkte andeuten, überspringen wir den Zwischenraum — wurden die der 5 ausgebildeten Bourgeoisie entsprechenden politischen Formen den Deutschen von außen zugeschoben. Da die deutschen ökonomischen Verhältnisse noch bei weitem nicht die Entwicklungsstufe erreicht hatten, der diese politischen Formen entsprachen, so akzeptierten die Bürger diese Formen nur als abstrakte Ideen, an und für sich 10 gültige Prinzipien, fromme Wünsche und Phrasen, Kantsche Selbstbestimmungen des Willens und der Menschen, wie sie sein sollen. Sie verhielten sich daher viel sittlicher und uninteressier¬ ter zu ihnen als andre Nationen; d. h. sie machten eine höchst eigentümliche Borniertheit geltend und blieben mit allen ihren Be> 15 Strebungen ohne Erfolg. Endlich drückte die immer heftiger werdende Konkurrenz des Auslandes und der Weltverkehr, dem sich Deutschland immer we¬ niger entziehen konnte, die deutschen zersplitterten Lokalinter¬ essen zu einer gewissen Gemeinsamkeit zusammen. Die deutschen 20 Bürger begannen, namentlich seit 1840, auf die Sicherstellung dieser gemeinsamen Interessen zu denken; sie wurden national und liberal, und verlangten Schutzzölle und Konstitutionen. Sie sind also jetzt beinahe so weit, wie die französischen Bourgeois 1789. 25 Wenn man, wie die Berliner Ideologen, den Liberalismus und den Staat, selbst innerhalb der deutschen Lokaleindrücke stehend beurteilt, oder gar auf die Kritik der deutschbürgerlichen Illusio¬ nen über den Liberalismus sich beschränkt, statt ihn im Zusam¬ menhänge mit den /28c[26b]/ wirklichen Interessen aufzufassen, 30 aus denen er hervorgegangen ist, und mit denen zusammen er allein wirklich existiert, kommt man natürlich zu den abge¬ schmacktesten Resultaten von der Welt. Dieser deutsche Liberalis¬ mus, wie er sich bis zur neuesten Zeit hin noch aussprach, ist wie wir gesehen haben, schon in seiner populären Form Schwärmerei, 35 Ideologie über den wirklichen Liberalismus. Wie leicht also seinen Inhalt ganz in Philosophie, in reine Begriffsbestimmungen, in „Vernunfterkenntnis“ zu verwandeln! Ist man also gar so un¬ glücklich, selbst den verbürgerten Liberalismus nur in der subli¬ mierten Gestalt zu kennen, die Hegel und die von ihm abhängigen 40 Schulmeister ihm gegeben haben, so gelangt man zu Schlußfolge¬ rungen, die ausschließlich ins Reich des Heiligen gehören. Sancho wird uns hiervon ein trauriges Exempel liefern. „Man hat in jüngster Zeit“ in der aktiven Welt „so viel von“ der Herrschaft der Bourgeois „gesprochen, daß man sich nicht 45
ПІ. Sankt Max 179 wundem darf, wenn die Kunde davon“, schon durch den von dem Berliner Buhl übersetzten L. Blanc pp „auch nach Berlin gedrun¬ gen ist“ und daselbst die Aufmerksamkeit gemütlicher Schulmei¬ ster auf sich gezogen hat (Wigand p. 190). Man kann indes nicht 5 sagen, daß „Stimer“ in seiner Methode der Aneignung der kur¬ sierenden Vorstellungen sich „eine besonders gewinnreiche und einträgliche Wendung angewöhnt“ habe (Wig. ibid.), wie bereits aus seiner Ausbeutung Hegels hervorging und sich nun eines Wei¬ teren ergeben wird. io Es ist unserm Schulmeister nicht entgangen, daß in neuester Zeit die Liberalen mit den Bourgeois identifiziert wurden. Weil Sankt Max die Bourgeois mit den guten Bürgern, den kleinen Deutschbürgern identifiziert, faßt er das ihm Tradierte nicht, wie es wirklich ist und von allen kompetenten Schriftstellern aus- 15 gesprochen wurde — nämlich so, daß die liberalen Redensarten der idealistische Ausdruck der realen Interessen der Bourgeoisie seien, sondern umgekehrt, daß der letzte Zweck des Bourgeois der sei, ein vollendeter Liberaler, ein Staatsbürger zu werden. Ihm ist nicht der bourgeois die Wahr-/28d[26c]/heit des citoyen, ihm ist 2o der citoyen die Wahrheit des bourgeois. Diese ebenso heilige als deutsche Auffassung geht so weit, daß uns p. 130 „Das Bürger¬ mim“ (soll heißen die Herrschaft der Bourgeoisie) in einen „Ge¬ danken, nichts als einen Gedanken“ verwandelt wird und „der Staat“ als „der wahre Mensch“ auftritt, der den einzelnen 25 Bourgeois in den „Menschenrechten“ die Rechte „d e s“ Men¬ schen, die wahre Weihe erteilt — Alles das, nachdem die Illusio¬ nen über den Staat und die Menschenrechte bereits in den deutsch¬ französischen Jahrbüchern hinlänglich aufgedeckt waren*), eine Tatsache, die Sankt Max im „apologetischen Kommentar“ anno зо 1845 endlich merkt. So kann er nun den Bourgeois, indem er ihn als Liberalen von sich als empirischem Bourgeois trennt, in den heiligen Liberalen, wie den Staat in „das Heilige“ und das Ver¬ hältnis des Bourgeois zum modernen Staat in ein heiliges Verhält¬ nis, in Kultus verwandeln (p. 131), womit er eigentlich seine 35 Kritik über den politischen Liberalismus schon beschlossen hat. Er hat ihn in „das Heilige“ verwandelt. *> In den deutsch-franz. Jahrb. geschah dies, dem Zusammenhänge ge¬ mäß, nur in Beziehung auf die Menschenrechte der französischen Revo¬ lution. Man kann übrigens diese ganze Auffassung der Konkurrenz als 40 „der Menschenrechte“ schon Ein Jahrhundert früher bei den Repräsen¬ tanten der Bourgeoisie nachweisen. (John Hamp [den], Petty, Bois- Guillebert, Child pp.) Über das Verhält[nis] der theoretischen Liberalen zu den Bourgeois vergleiche [oben] über das Verhältnis der Ideologen einer Klasse zu dieser Klasse selbst. 41—43 Von den Mäusen zerfressene Stellen 12*
180 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Wir wollen hier einige Exempel davon geben, wie Sankt Max dieses sein Eigentum mit historischen Arabesken herausputzt. Hierzu benutzt er die französische Revolution, für die ihm sein Geschichtsmakler, der heilige Bruno, einen kleinen Lieferungs¬ kontrakt auf wenige Data vermittelt hat. 5 Vermittelst einiger Worte Bailly’s, die wieder durch des hei¬ ligen Bruno „Denkwürdigkeiten“ vermittelt sind, „erlangen“ durch die Berufung der Generalstaaten „die bisherigen Unter¬ tanen das Bewußtsein, daß sie Eigentümer seien“ (p. 132). Um¬ gekehrt, mon brave, die bisherigen Eigentümer betätigen dadurch 10 ihr Bewußtsein, daß sie keine Untertanen mehr sind — ein Be¬ wußtsein, das schon längst erlangt war, z. B. in den Physiokraten, und polemisch gegen die Bourgeois bei Linguet, Theorie des lois civiles, 1767, Mercier, Mably, überhaupt den Schriften gegen die Physiokraten. Dieser Sinn wurde auch sogleich erkannt im Anfänge 15 der Revolution, z. B. von Brissot, Fauchet, Marat, im cercle social und von sämtlichen demokratischen Gegnern Lafayette’s. Hätte der heilige Max die Sache so gefaßt, wie sie sich unabhängig von seinem Geschichtsmakler zutrug, so würde er sich nicht wundern, daß „Baillys Worte freilich so klingen, / {29} [27]/ [als wäre 20 mm Jeder ein Eigentümer . . .“] [...„Stirner“ glaubt, „„den guten Bü]rgem“ kann es gleich [gelten, wer sie] und ihre Prinzipien [schützt, ob ei]n absoluter oder konstitutioneller König, eine Republik usw.“ — Den „guten Bürgern“, die in einem Berliner Keller ihr stilles Weißbier trin- ken, ist dies allerdings „jleichjültig“; aber den historischen Bour¬ geois ist dies keineswegs gleich. Der „gute Bürger“ „Stirner“ bil¬ det sich hier wieder ein, wie überhaupt im ganzen Abschnitte, die französischen, amerikanischen und englischen Bourgeois seien gute Berliner Weißbierphilister. Der obige Satz heißt, aus der Form der зо politischen Illusion in gutes Deutsch übersetzt: Den Bourgeois „kann es gleichgültig sein“, ob sie unumschränkt herrschen oder ob andre Klassen ihrer politischen und ökonomischen Macht die Wage halten. Sankt Max glaubt, ein absoluter König oder sonst Jemand könne die Bourgeois ebenso gut schützen, wie sie sich 35 selbst schützen. Und nun gar „ihre Prinzipien“, die darin be¬ stehen, die Staatsmacht dem chacun pour soi, chacun chez soi unterzuordnen, sie dafür zu exploitieren — das soll ein „abso¬ luter König“ können! Sankt Max möge uns das Land nennen, wo bei entwickelten Handels- und Industrieverhältnissen, bei einer großen Konkurrenz die Bourgeois sich von einem „absoluten Kö¬ nig“ schützen lassen. — Nach dieser Verwandlung der geschicht¬ lichen Bourgeois in geschichtslose deutsche Philister braucht 22—23 Von den Mäusen zerfressene Stellen. Nach freilich so klingen fehlt eine Fortsetzung
ПІ. Sankt Max 181 „Stimer“ denn auch keine andern Bourgeois zu kennen, als „be¬ hagliche Bürger und treue Beamte“ (!!) — zwei Gespenster, die sich nur auf dem „heiligen“ deutschen Boden sehn lassen dürfen — und die ganze Klasse als „gehorsame Diener“ zusammenzufas- 5 sen (p. 139). Er möge sich diese gehorsamen Diener auf der Börse von London, Manchester, New-York und Paris einmal an¬ sehen. Da Sankt Max im Zuge ist, kann er jetzt auch the whole hog gehen und einem bornierten Theoretiker der „21 Bogen“ glau¬ ben, „der Liberalismus sei die Vernunfterkenntnis angewandt auf io unsre be-/29a[27a]/stehenden Verhältnisse“ und zu erklären, „die Liberalen seien Eiferer für die Vernunft“. Man sieht aus diesen [...] Phrasen, wie wenig die Deutschen [sich von] ihren ersten Illusionen über den Liberalismus] erholt haben. „Abraham hat geglaubet auf Hoffnung, da Nichts zu hoffen war, und sein 15 Glaube ward ihm gerechnet zur Gerechtigkeit.“ Röm. 4,18 und 22. „Der Staat bezahlt gut, damit seine guten Bürger ohne Gefahr schlecht bezahlen können; er sichert sich seine Diener, aus denen er für die guten Bürger eine Schutzmacht, eine Polizei bildet, durch gute Bezahlung; und die guten Bürger entrichten gern hohe го Abgaben an ihn, um desto niedrigere an ihre Arbeiter zu lei¬ sten“. P. 152. Soll heißen: Die Bourgeois bezahlen ihren Staat gut und lassen die Nation dafür zahlen, damit sie ohne Gefahr schlecht bezahlen können; sie sichern sich durch gute Bezahlung in den Staatsdienern eine Schutzmacht, eine Polizei; sie entrich- 25 ten gern und lassen die Nation hohe Abgaben entrichten, um das, was sie zahlen, ihren Arbeitern gefahrlos als Abgabe (als Abzug am Arbeitslohn) wieder auf legen zu können. „Stimer“ macht hier die neue ökonomische Entdeckung, daß der Arbeitslohn eine Abgabe, eine Steuer ist, die der Bourgeois dem Proletarier zahlt, зо während die andern, profanen Ökonomen die Steuern als eine Abgabe fassen, die der Proletarier dem Bourgeois zahlt. Von dem heiligen Bürgertum kommt unser heiliger Kirchen¬ vater nun auf das Stimersche „einzige“ Proletariat (p. 148). Dies besteht aus „Industrierittem, Buhlerinnen, Dieben, Räubern und 35 Mördern, Spielern, vermögenslosen Leuten ohne Anstellung und Leichtsinnigen“ (ibid.). Sie sind „das gefährliche Proletariat“ und reduzieren sich für einen Augenblick auf „einzelne Schreier“, dann endlich „Vagabonden“, deren vollendeter Ausdruck die „geistigen Vagabonden“ sind, die sich nicht „in den Schran- 4o ken einer gemäßigten Denkungsart halten“. „Solch wei¬ ten Sinn hat das sogenannte Proletariat, oder“ (per appos.) „der Pauperismus!“ (p. 159). /29b[27b]/ [Das Proletariat wird p. 151 [„dagegen vo]m Staate 12—43 Von den Mäusen zerfressene Stellen
182 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ausgesogen“. [Das] ganze Proletariat besteht also aus ruinierten Bourgeois und ruinierten Proletariern, aus einer Kollektion von Lumpen, die in jedem Zeitalter existiert haben, und deren mas¬ senhafte Existenz nach dem Untergange des Mittelalters dem massenhaften Entstehen des profanen Proletariats vorherging, wie s Sankt Max sich aus der englischen und französischen Gesetz¬ gebung und Literatur überzeugen mag. Unser Heiliger hat ganz dieselbe Vorstellung vom Proletariat, wie die „guten behaglichen Bürger“ und namentlich die „treuen Beamten“. Er identifiziert konsequenter Weise auch Proletariat und Pauperismus, während ю derPauperismus die Lage nur des ruinierten Proletariats, die letzte Stufe ist, auf die der gegen den Druck der Bourgeoisie wider¬ standslos gewordene Proletarier versinkt, und nur der aller Ener¬ gie beraubte Proletarier ein Pauper ist. Vgl. Sismondi, Wade etc. „Stirner“ und Konsorten können z. B. in den Augen der Proleta- rier nach Umständen wohl für Paupers gelten, nie aber für Prole¬ tarier. Dies sind Sankt Maxens „eigene“ Vorstellungen von der Bour¬ geoisie und vom Proletariat. Da er aber mit diesen Imaginationen über Liberalismus, gute Bürger und Vagabunden natürlich zu 20 Nichts kommt, so sieht er sich genötigt, um den Übergang auf den Kommunismus fertig zu bringen, die wirklichen, profanen Bour¬ geois und Proletarier, soweit er sie vom Hörensagen kennt, herein zu bringen. Dies geschieht p. 151 und 152, wo das Lumpenprole¬ tariat sich in die „Arbeiter“, die profanen Proletarier, verwandelt 25 und die Bourgeois eine Reihe von „mancherlei Wandlungen“ und „mannigfaltigen Brechungen“ „mit der Zeit“ „mitunter“ durch¬ machen. /29c[27c]/ Auf der einen Zeile heißt es: „Die Besit¬ zenden herrschen“ — profane Bourgeois; sechs Zeilen wei¬ ter: „Der Bürger ist, was er ist, durch die Gnade des Staats“ — зо heilige Bourgeois; wieder sechs Zeilen weiter: „Der Staat ist der Status des Bürgertums“ — profane Bourgeois; was dahin erklärt wird, daß „der Staat den Besitzenden“ „ihren Besitz zu Lehen“ gibt, und daß das „Geld und Gut“ der „Kapitalisten“ — ein sol¬ ches vom Staat zu „Lehen“ übertragenes „Staatsgut“ ist — heilige 35 Bourgeois. Am Ende verwandelt sich dann dieser allmächtige Staat wieder in „den Staat der Besitzenden“, also der profanen Bourgeois, wozu dann eine spätere Stelle paßt: „Die Bour¬ geoisie wurde durch die Revolution allmächtig“. P. 156. Diese „seelenmarternden“ und „gräßlichen“ Widersprüche hätte 40 selbst Sankt Max nie zu Stande gebracht, wenigstens nie zu pro¬ mulgieren gewagt, wenn ihm nicht das deutsche Wort „Bürger“, das er nach Belieben als „citoyen“ oder „bourgeois“ oder als deut¬ scher „guter Bürger“ auslegen kann, zu Hülfe gekommen wäre. Ehe wir weiter gehen, müssen wir noch zwei große politisch- 45
ПІ. Sankt Max 183 ökonomische Entdeckungen konstatieren, die unser Biedermann „in der Stille des Gemütes“ „zu Tage fördert“, und die mit der „Jünglingslust“ von p. 17 das gemein haben, daß sie ebenfalls „reine Gedanken“ sind. 5 P. 150 reduziert sich alles Unheil der bestehenden sozialen Verhältnisse darauf, daß „Bürger und Arbeiter an die „Wahr¬ heit“ des Geldes glauben“. Jacques le bonhomme bildet sich hier ein, es hänge von den „Bürgern“ und „Arbeitern“ ab, die in allen zivilisierten Staaten der Welt zerstreut sind, morgen am Tage ur- io plötzlich ihren „Unglauben“ an die „Wahrheit des Geldes“ zu Protokoll zu geben, er glaubt sogar, daß, wenn dieser Unsinn mög¬ lich sei, damit irgend etwas getan /{30} [28]/ sei. Er glaubt, die „Wahrheit des Geldes“ könne jeder Berliner Literat ebenso gut abschaffen, wie er für seinen Kopf die „Wahrheit“ Gottes oder и der Hegelschen Philosophie abschafft. Daß das Geld ein notwen¬ diges Produkt gewisser Produktions- und Verkehrsverhältnisse ist, und eine „Wahrheit“ bleibt, so lange diese Verhältnisse existieren, das geht einen Heiligen wie Sankt Max, der gen Himmel schaut und der profanen Welt seinen profanen Hintern zudreht, natür- 2o lieh, Nichts an. Die zweite Entdeckung wird auf p. 152 gemacht und geht da¬ hin, daß „der Arbeiter seine Arbeit nicht verwerten kann“, weil er „Denen die irgend ein Staatsgut“ „zu Lehen“ erhalten haben, „in die Hände fällt“. Dies ist nur die weitere Erklärung des schon 25 früher zitierten Satzes von p. 151, daß der Arbeiter vom Staate ausgesogen wird. Hierbei „stellt“ sogleich Jeder „die einfache Reflexion an“ — daß „Stirner“ dies nicht tut, ist nicht „zu ver¬ wundern“ — wie es denn komme, daß der Staat nicht auch den „Arbeitern“ irgend ein „Staatsgut“ zum „Lehen“ gegeben habe. зо Hätte Sankt Max sich diese Frage gestellt, so würde er sich seine Konstruktion des „heiligen“ Bürgertums wahrscheinlich erspart haben, weil er dann hätte sehen müssen, in welchem Verhältnis die Besitzenden zum modernen Staat stehen. Vermittelst des Gegensatzes von Bourgeoisie und Proletariat 35 — das weiß selbst „Stirner“ — kommt man auf den Kommunis¬ mus. Wie man aber darauf kommt, das weiß nur „Stirner“. „Die Arbeiter haben die ungeheuerste Macht in Händen sie dürften nur die Arbeit einstellen und das Gearbeitete als das Ihrige an sehen und genießen. Dies ist der Sinn der hie und io da auftauchenden Arbeiterunruhen“. P. 153 — Die Arbeiter¬ unruhen, die bereits unter dem byzantischen Kaiser Zeno ein Ge¬ setz veranlaßten (Zeno, de novis /30a[28a]/ operibus constitutio). die im 14ten Jahrhundert in der Jacquerie und dem Aufstande von Wat Tyler, 1518 am evil may-day in London und 1549 im 45 großen Aufstande des Gerbers Kett „auftauchten“, die dann den
184 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Act 2 und 3 Edward VI, 15 und eine Reihe ähnlicher Parlaments¬ akte veranlaßten, die bald darauf 1640 und 1659 (acht Auf stände in einem Jahre) in Paris vorkamen und schon seit dem vierzehn¬ ten Jahrhundert in Frankreich und England, der gleichzeitigen Gesetzgebung zufolge, häufig gewesen sein müssen — der bestän- 5 dige Krieg, der seit 1770 in England und seit der Revolution in Frankreich von den Arbeitern gegen die Bourgeois mit Gewalt und List geführt wird — Alles Das existiert für Sankt Max nur „hie und da“, in Schlesien, Posen, Magdeburg und Berlin, „wie deut¬ sche Blätter melden“. — Das Gearbeitete würde, wie Jacques le io bonhomme sich einbildet, als Gegenstand des „Ansehens“ und „Genießens“ immer fortexistieren und sich reproduzieren, wenn auch die Produzenten „die Arbeit einstellten“. — Wie oben beim Gelde, verwandelt unser guter Bürger hier wieder „die Arbeiter“, die in der ganzen zivilisierten Welt zerstreut sind, in eine geschlos- is sene Gesellschaft, die nur einen Beschluß zu fassen hat, um sich aus allen Schwierigkeiten zu befreien. Sankt Max weiß natürlich nicht, daß allein seit 1830 in England wenigstens fünfzig Ver¬ suche gemacht wurden, daß in diesem Augenblicke noch einer ge¬ macht wird, um die sämtlichen Arbeiter nur von England in eine 20 einzige Assoziation zusammen zu bringen, und daß höchst empi¬ rische Gründe das Gelingen aller dieser Projekte vereitelten. Er weiß nicht, daß selbst eine Minorität der Arbeiter, die sich zu einer Arbeitseinstellung vereinigt, sich sehr bald gezwungen sieht revolutionär aufzutreten, eine Tatsache, die er an der englischen 25 Insurrektion von 1842 und früher schon an der welschen Insur¬ rektion von 1839 hätte lernen können, in wel-/30b[28b]/chem Jahre die revolutionäre Aufregung unter den Arbeitern zuerst in dem „heiligen Monat“, der zugleich mit der allgemeinen Bewaffnung des Volks proklamiert wurde, einen umfassenden Ausdruck er- зо hielt. Man sieht hier wieder, wie Sankt Max überall seinen Unsinn als „den Sinn“ geschichtlicher Fakta an den Mann zu bringen sucht, was ihm höchstens bei seinem „Man“ gelingt — ge¬ schichtlicher Fakta, „denen er seinen Sinn unterschiebt, die also auf einen Unsinn auslaufen mußten“ (Wigand p. 194). Übrigens 35 fällt es keinem Proletarier ein, Sankt Max über „den Sinn“ der proletarischen Bewegungen oder über das, was jetzt gegen die Bourgeoisie zu unternehmen sei, zu Rate zu ziehen. Nach dieser großen Campagne zieht sich unser heiliger Sancho mit folgender Fanfare zu seiner Maritornes zurück: 40 „Der Staat beruht auf der Sklaverei der Arbeit. Wird die Arbeit frei, so ist der Staat verloren.“ (p.153). Der moderne Staat, die Herrschaft der Bourgeoisie, beruht auf der Freiheit der Arbeit. Der heilige Max hat sich ja selbst, wie oft! freilich karikiert genug! aus den deutsch-franzö- 45
ПІ. Sankt Max 185 sischen Jahrbüchern abstrahiert, daß mit der Freiheit der Reli¬ gion, des Staats, des Denkens pp, also doch „mitunter“ „wohl auch“ „etwa“ der Arbeit nicht Ich, sondern nur Einer meiner Zwingherm frei werde. Die Freiheit der Arbeit ist die freie Kon- 5 kurrenz der Arbeiter unter sich. Sankt Max hat großes Unglück, wie in allen andern Sphären, so auch in der Nationalökono¬ mie. Die Arbeit ist frei in allen zivilisierten Ländern; es han¬ delt sich nicht darum, die Arbeit zu befreien, sondern sie auf¬ zuheben. /[28c]/ B. Der Kommunismus Sankt Max nennt den Kommunismus den „sozialen Liberalis¬ mus“, weil er wohl weiß, in welchem schlechten Geruch das Wort Liberalismus bei den Radikalen von 1842 und bei den am weite¬ sten gegangenen Berliner Freijeistem steht. Diese Verwandlung 15 gibt ihm zugleich Gelegenheit und Courage, den „sozialen Libera¬ len“ allerlei Dinge in den Mund zu legen, die vor „Stirner“ noch nie ausgesprochen wurden, und deren Widerlegung dann zugleich den Kommunismus widerlegen soll. Die Überwindung des Kommunismus geschieht durch eine 20 Reihe teils logischer, teils historischer Konstruktionen. Erste logische Konstruktion. Weil „Wir Uns zu Die¬ nern von Egoisten gemacht sehen“, „sollen wir“ nicht selbst „zu Egoisten werden sondern lieber die Egoisten unmöglich machen. Wir wollen sie Alle zu Lumpen machen, wollen Alle 25 Nichts haben, damit „Alle“ haben. — So die Sozialen. — Wer ist diese Person, die ihr „Alle“ nennt? Es ist die „Gesellschaft“ “. — P. 153. Vermittelst ein paar Anführungszeichen verwandelt Sancho hier „Alle“ in eine Person, die Gesellschaft als Person, als Sub- зо jekt, = die heilige Gesellschaft, das Heilige. Jetzt weiß unser Heiliger, woran er ist, und kann einen ganzen Strom seines Feuer¬ eifers gegen „das Heilige“ loslassen, womit natürlich der Kom¬ munismus vernichtet ist. Daß Sankt Max hier wieder den „Sozialen“ seinen Unsinn 35 als ihren Sinn in den Mund legt, ist nicht „zu verwundern“. Er identifiziert zuerst das „Haben“ als Privateigentümer mit dem „Haben“ überhaupt. Statt die bestimmten Verhältnisse des Privat-
186 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil eigentums zur Produktion, statt das „Haben“ als Grundbesitzer, als Rentier, als Commergant, als Fabrikant, als Arbeiter zu be¬ trachten — wo sich das „Haben“ als ein ganz bestimmtes Haben, als das Kommando über fremde Arbeit ausweist — verwandelt er alle diese Verhältnisse in „die Habe“. s /{32} [30]/ den politischen Liberalismus tun ließ, der die „Nation“ zur höchsten Eigentümerin machte. Der Kommunismus hat also gar kein „persönliches Eigentum“ mehr „abzuschaffen“, sondern höchstens die Verteilung der „Lehen“ io auszugleichen, die „egalite“ darin einzuführen. Uber die Gesell¬ schaft als „höchste Eigentümerin“ und den „Lumpen“ vergleiche Sankt Max u. A. den „Egalitaire“ von 1840: „Das soziale Eigen¬ tum ist ein Widerspruch, aber der soziale Reichtum ist eine Folge des Kommunismus. Fourier sagt hundertmal, im Gegensatz zu den is bescheidnen Bourgeoismoralisten, nicht darin, daß Einige zu viel haben, liege ein soziales Übel, sondern darin, daß Alle zu wenig haben“, und signalisiert darum auch, „la fausse Industrie“, Paris 1835, p. 410, die „Armut der Reichen“. — Desgleichen heißt es bereits in der 1839, also vor Weitlings Garantien, in Paris er- 20 schienenen deutschen kommunistischen Zeitschrift „Die Stimme des Volks“, Heft II, p. 14: „Das Privateigentum, der vielbelobte, fleißige, gemütliche, unschuldige „Privaterwerb“ tut offenbar Ab¬ bruch dem Lebensreichtum“. SanktSancho nimmt hier dieVorstel- lung einiger zum Kommunismus übergehenden Liberalen und die 25 Ausdrucksweise einiger aus sehr praktischen Gründen in politischer Form sprechenden Kommunisten für den Kommunismus. — Nachdem er das Eigentum der „Gesellschaft“ übertragen hat, werden ihm sämtliche Teilhaber dieser Gesellschaft sofort zu Habenichtsen und Lumpen, obgleich sie selbst in seiner Vorstei- зо lung von der kommunistischen Ordnung der Dinge die „höchste Eigentümerin“ „haben“. — Der wohlmeinende Vorschlag, den er den Kommunisten macht, „das Wort „Lump“ zu einer ehrenden Anrede zu erheben wie die Revolution das Wort Bürger dazu er¬ hob“, ist ein schlagendes Beispiel, wie er den Kommunismus mit 35 einer längst dagewesenen Sache verwechselt. Die Revolution hat selbst, im Gegensatz zu den „honnetes gens“, die er sehr dürftig durch gute Bürger übersetzt, das Wort sans-culotte „zu einer ehren¬ den Anrede erhoben“. Solches tut der heilige Sancho, auf daß er¬ füllet werde das Wort, das da geschrieben steht im Propheten Mer- 40 lin von den dreitausend dreihundert Backenstreichen, die der Mann, der da kommen soll, sich selber geben muß: 6—7 Hier fehlen nach E. Bernstein 4 Seiten; nämlich der Bogen 31, auf dem sich der Schluß der „Ersten“ und der Anfang der „Zweiten logischen Konstruk¬ tion“ befand
ПІ. Sankt Max 187 Es menester, que Sancho tu escudero Se de tres mil azotes, у tre cientos En ambas sus valientes posaderas Al aire descubiertas, у de modo 5 Que le escuezan, le amarguen у le enfaden. (Don Quijote, tomo II, cap. 35) Sankt Sancho konstatiert „die Erhebung der Gesellschaft zur höchsten Eigentümerin“ als „zweiten Raub am /[30a]/ Persön¬ lichen, im Interesse der Menschlichkeit“, während der Kommunis- io mus nur der vollendete Raub am „Raub des Persönlichen“ ist. „Weil ihm der Raub ohne alle Frage für verabscheuungswürdig gilt, darum glaubt z. B.“ Sankt Sancho „schon mit dem“ obigen „Satze“ den Kommunismus „gebrandmarkt zu haben“. („Das Buch“, p. 102.) „Hatte“ „Stirner“ „gar den Raub“ am Kommu- 15 nismus „gewittert, wie sollte er denn nicht gegen ihn einen „tiefen Abscheu“ und eine „gerechte Entrüstung“ gefaßt haben!“ (Wig. p. 156). „Stirner“ wird hiermit aufgefordert uns den Bourgeois zu nennen, der über den Kommunismus (oder Chartismus) ge¬ schrieben und nicht dieselbe Albernheit mit vieler Emphase vor- 2o gebracht hat. An dem, was deiq Bourgeois für „persönlich“ gilt, wird der Kommunismus allerdings einen „Raub“ ausüben. Erstes Corollar. P.349: „Der Liberalismus trat sogleich mit der Erklärung auf, daß es zum Wesen des Menschen gehöre, nicht Eigentum, sondern Eigentümer zu sein. Da es hierbei 25 um den Menschen, nicht um den Einzelnen zu tun war, so blieb das Wieviel, welches grade das spezielle Interesse der Einzelnen aus¬ machte, diesen überlassen. Daher behielt der Egoismus der Ein¬ zelnen in diesem Wieviel den freiesten Spielraum, und trieb eine unermüdliche Konkurrenz.“ D. h. der Liberalismus, i. e. die libe- 3o ralen Privateigentümer, gaben im Anfänge der französischen Re¬ volution dem Privateigentum einen liberalen Schein, indem sie es für ein Menschenrecht erklärten. Sie waren hierzu schon durch ihre Stellung als revolutionierende Partei gezwungen, sie waren sogar gezwungen, der Masse des französischen [Land]volks nicht 35 nur das Recht des Eigentums zu geben, son[dern a]uch wirk¬ liches Eigentum nehmen zu lassen, und sie konnten dies /[30b]/ Alles tim, weil dadurch ihr eignes „Wieviel“, worauf es ihnen hauptsächlich ankam, unberührt blieb und sogar sicher ge¬ stellt wurde. — Wir finden hier ferner konstatiert, daß Sankt Max 4o die Konkurrenz aus dem Liberalismus entstehen läßt, ein Backen¬ streich, den er der Geschichte aus Rache für die Backenstreiche gibt, die er oben sich selbst geben mußte. Die „genauere Erklä- 34—35 Von den Mäusen zerfressene Stelle
188 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil rung“ des Manifestes, womit er den Liberalismus „sogleich auf¬ treten“ läßt, finden wir bei Hegel, der sich im Jahre 1820 dahin aussprach: „Im Verhältnis zu äußerlichen Dingen ist das Vernünf¬ tige“ (d. h. geziemt es mir als Vernunft, als Mensch), „daß Ich Eigentum besitze was und wieviel ich besitze ist daher 5 eine rechtliche Zufälligkeit“. (Rechtsphil. § 49). Bei Hegel ist das Bezeichnende, daß er die Phrase des Bourgeois zum wirklichen Begriff, zum Wesen des Eigentums macht, was „Stirner“ ihm ge¬ treulich nachmacht. Sankt Max basiert nun auf obige Entwicklung die weitere Aussage, daß der Kommunismus „die Frage nach dem 10 Wieviel des Innehabens aufstellte und sie dahin beantwortete, daß der Mensch so viel haben müsse, als er brauche. Wird sich mein Egoismus damit genügen können? Ich muß viel¬ mehr soviel haben als ich mir anzueignen vermögend bin.“ (p. 349). Zuerst ist hier zu bemerken, daß der Kommunismus kei- is neswegs aus dem § 49 der Hegelschen Rechtsphilosophie und sei¬ nem „Was und Wieviel“ hervorging. Zweitens fällt es „d e m Kom¬ munismus“ nicht ein, „d e m Menschen“ etwas geben zu wollen, da „der Kommunismus“ keineswegs der Meinung ist, daß „der Mensch“ irgend etwas „brauche“ als eine kurze kritische Beleuch- 20 tung. Drittens schiebt er dem Kommunismus das „Brauchen“ des heutigen Bourgeois unter, /[30c]/ er bringt also eine Distinktion herein, die ihrer Lumpigkeit wegen bloß in der heutigen Gesell¬ schaft und ihrem ideellen Abbilde, dem Stirnerschen Verein von „einzelnen Schreiern“ und freien Nähterinnen von Wichtigkeit 25 sein kann. „Stirner“ hat wieder große „Durchschauungen“ des Kommunismus zu Stande gebracht. Schließlich unterstellt Sankt Sancho in seiner Forderung, so viel haben zu müssen, als er selbst sich anzueignen vermögend ist (wenn diese nicht etwa auf die ge¬ wöhnliche Bourgeoisphrase, daß Jeder nach Vermögen haben, das зо Recht des freien Erwerbs haben solle), den Kommunismus als durchgesetzt, um sein „Vermögen“ frei entwickeln und geltend machen zu können, was keineswegs allein von ihm, so wenig wie sein „Vermögen“ selbst, sondern auch von den Produktions- und Verkehrsverhältnissen, in denen er lebt, abhängt. — (Vgl. unten 35 den „Verein“). Sankt Max handelt übrigens nicht einmal selbst nach seiner Lehre, da er in seinem ganzen „Buche“ Sachen „braucht“ und verbraucht, die er „sich anzueignen“ nicht „ver¬ mögend war“. — Zweites Corollar. „Aber die Sozialreformer predigende Uns ein Gesellschaftsrecht. Da wird der Einzelne der Sklave der Gesellschaft“. P. 246. „Nach der Meinung der Kommunisten soll jeder die ewigen Menschenrechte genießen“. P. 238. — Über die Ausdrücke Recht, Arbeit pp, wie sie bei proletarischen Schrift¬ stellern vorkommen, und wie sich die Kritik zu ihnen zu verhalten 45
ПІ. Sankt Max 189 hat, werden wir beim „wahren Sozialismus“ (siehe Band II) spre¬ chen. Was das Recht betrifft, so haben wir /{33}[31]/ unter vielen Andern den Gegensatz des Kommunismus gegen das Recht sowohl als politisches und privates, als auch in seiner allgemeinsten Form 5 als Menschenrecht geltend gemacht. Siehe Deutsch-französische Jahrbücher, wo das Privilegium, das Vorrecht als entsprechend dem ständisch gebundenen Privateigentum, und das Recht als ent¬ sprechend dem Zustande der Konkurrenz, des freien Privateigen¬ tums gefaßt ist, p. 206 und anderwärts; ebenso das Menschenrecht io selbst als Privilegium und das Privateigentum als Monopol. Fer¬ ner die Kritik des Rechts in Zusammenhang gebracht mit der deut¬ schen Philosophie und als Konsequenz der Kritik der Religion dar¬ gestellt p. 72, und ausdrücklich die Rechtsaxiome, die auf den Kommunismus führen sollen, als Axiome des Privateigentums ge- 15 faßt, wie das gemeinsame Besitzrecht als eingebildete Vorausset¬ zung des Rechts des Privateigentums, p. 98, 99. — Die obige Re¬ densart übrigens einem Babeuf entgegenzuhalten, ihn als theore¬ tischen Repräsentanten des Kommunismus zu fassen, konnte nur einem Berliner Schulmeister einfallen. „Stirner“ entblödet sich 2o indessen nicht, p. 247 zu behaupten, daß der Kommunismus, wel¬ cher annimmt, „daß die Menschen von Natur gleiche Rechte haben, seinen eignen Satz dahin widerlege, daß die Menschen von Natur gar keine Rechte haben. Denn er will z. B. nicht anerkennen, daß die Eltern Rechte gegen die Kinder haben, er hebt die Familie auf. 25 Überhaupt beruht dieser ganze revolutionäre oder Babeufsche (Vergl. die Kommunisten in der Schweiz, Kommissionalbericht, p. 3) Grundsatz auf einer religiösen, d.h. falschen Anschauung“. — Nach England kommt /[31a]/ ein Yankee, wird durch den Frie¬ densrichter daran gehindert, seinen Sklaven auszupeitschen und зо ruft entrüstet aus: Do you call this а land of liberty, where а man can’t larrup his nigger? — Sankt Sancho blamiert sich hier dop¬ pelt. Erstens sieht er darin eine Aufhebung der „gleichen Rechte der Menschen“, daß die „von Natur gleichen Rechte“ der Kinder gegen die Eltern geltend gemacht, daß Kindern wie Eltern gle i - 35 ehes Menschenrecht gegeben wird. Zweitens erzählt Jacques le bonhomme zwei Seiten vorher, daß der Staat sich nicht einmische, wenn der Sohn vom Vater geprügelt werde, weil er das Familien¬ recht anerkenne. Was er also einerseits für ein partikulares Recht (Familienrecht) ausgibt, subsumiert er andrerseits unter die „von 4o Natur gleichen Rechte der Menschen“. Schließlich gesteht er uns, daß er den Babeuf nur aus dem Bluntschlibericht kennt, während der Bluntschlibericht p. 3 uns ebenfalls gesteht, daß er seine Weis¬ heit aus dem wackem L. Stein, Doktor der Rechte, geschöpft hat. 1 (Siehe Band II) ist im Original mit Bleistift durchgestrichen
190 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Die gründliche Kenntnis, die Sankt Sancho vom Kommunismus hat, geht aus diesem Zitat hervor. Wie Sankt Bruno sein Revolu¬ tionsmakler, so ist Sankt Bluntschli sein Kommunistenmakler. Bei diesem Stande der Dinge darf es uns auch nicht wundern,, wenn unser Wort Gottes vom Lande ein paar Zeilen weiter die frater- 5 nite der Revolution auf die „Gleichheit der Kinder Gottes“ (in welcher christlichen Dogmatik kommt die egalite vor?) reduziert. /[31b]/ Drittes Corollar. P. 414. Weil das Prinzip der Gemeinschaft im Kommunismus kulminiert, darum ist der Kom¬ munismus = „Glorie des Liebesstaats“. — Aus dem Liebesstaat, 10 der ein eigenes Fabrikat Sankt Maxens ist, leitet er hier den Kom¬ munismus ab, der dann natürlich auch ein ausschließlich Stimer- scher Kommunismus bleibt. Sankt Sancho kennt nur den Egois¬ mus auf der einen, oder den Anspruch auf die Liebesdienste, Er¬ barmen, Almosen der Leute, auf der andern Seite. Außer und 15 über diesem Dilemma gibt es für ihn Nichts. — Dritte logische Konstruktion. — „Weil in der Ge¬ sellschaft sich die drückendsten Ubelstände bemerklich machen, so denken besonders“ (!) „die Gedrückten“ (!), „die Schuld in der Gesellschaft zu finden, und machen sich’s .zur Aufgabe, die 20 rechte Gesellschaft zu entdecken“. P. 155. Im Gegenteil „macht sich’s“ „Stirner“ „zur Aufgabe“, die ihm „rechte Gesellschaft“, die heilige Gesellschaft, die Gesellschaft als das Heilige zu ent¬ decken. Die heutzutage „in der Gesellschaft“ „Gedrückten“ „denken“ bloß darauf, die ihnen rechte Gesellschaft, die zu- 25 nächst in der Abschaffung der jetzigen Gesellschaft, auf der Basis der vorgefundenen Produktivkräfte, besteht, durchzusetzen. Weil e[xempli] g[ratia] bei einer Maschine „sich drückende Übelstände bemerkbar machen“, z. B. daß sie nicht gehen will, und Diejeni¬ gen, die die Maschine nötig haben, z. B. um Geld zu machen, den зо Ubelstand in der Maschine finden, auf ihre Veränderung ausgehen pp, so machen sie sich’s nach Sankt Sancho zur Aufgabe, nicht sich die Maschine zurecht zu rücken, sondern die rechte Ma¬ schine, die heilige Maschine, die Maschine als das Heilige, das Heilige als die Maschine, die Maschine im Himmel zu entdecken. 35 /[31c]/ „Stimer“ rät ihnen, „in sich“ die Schuld zu suchen. Ist es nicht ihre Schuld, daß sie z. B. der Hacke und des Pflugs bedür¬ fen? Könnten sie nicht mit den Nägeln die Kartoffeln in den Boden hinein und aus ihm heraus kratzen? Der Heilige predigt ihnen dar¬ über p. 156: „Es ist das nur eine alte Erscheinung, daß man die 40 Schuld zuerst in allem Andern, als in sich sucht — also im Staat, in der Selbstsucht der Reichen, die doch gerade unsere Schuld ist.“ — Der „Gedrückte“, der „im Staate“ „die Schuld“ des Pauperis¬ mus sucht, ist wie wir oben vorläufig sahen, Niemand anders als Jacques le bonhomme selbst. Zweitens, der „Gedrückte“, der sich 45
ПІ. Sankt Max 191 dabei beruhigt, die „Schuld“ in der „Selbstsucht des Reichen“ fin¬ den zu lassen, ist wieder Niemand anders als Jacques le bon¬ homme. Er hätte sich aus des Schneiders und Doktors der Philo¬ sophie John Watts Facts and Fictions, aus Hobson’s Poor Man’s 5 Companion etc. eines Bessern in Beziehung auf die andern Ge¬ drückten belehren können. Und wer ist, drittens, die Person von „Unsrer Schuld“? Etwa das Proletarierkind, das skrofulös auf die Welt kommt, mit Opium heraufgezogen, im siebenten Jahre in die Fabrik geschickt wird — etwa der einzelne Arbeiter, dem 10 hier zugemutet wird, sich auf seine Faust gegen den Weltmarkt zu „empören“ — etwa das Mädchen, das entweder verhungern oder sich prostituieren muß? Nein, sondern nur Der, der „alle Schuld“, d.h. die „Schuld“ des ganzen jetzigen Weltzustandes „in sich“ sucht, nämlich abermals Niemand als Jacques le bon- 15 homme selbst: „Es ist dies nur die alte Erscheinung“ des christ¬ lichen Insichgehens und Bußetuns in germanisch-spekulativer Form, der idealistischen Phraseologie, wo Ich, der Wirkliche, nicht die Wirklichkeit verändern muß, was ich nur mit Andern kann, sondern in mir mich verändern. „Es ist der innerliche Kampf des Schriftstellers mit /{34} [32]/ sich selbst“. (Die hei¬ lige Familie p. 122, vergl. p. 73, p. 121, und p. 306). Nach Sankt Sancho suchen also die von der Gesellschaft Ge¬ drückten die rechte Gesellschaft. Konsequent müßte er also auch Diejenigen, die „im Staate die Schuld suchen“, und Beide sind 25 bei ihm dieselben Personen, den rechten Staat suchen lassen. Dies darf er aber nicht, denn er hat davon gehört, daß die Kommunisten den Staat abschaffen wollen. Diese Abschaffung des Staats muß er jetzt konstruieren, und dies vollbringt der hei¬ lige Sancho wieder vermittelst seines „Grauen“, der Apposition, зо in einer Weise, die „sehr einfach aussieht“: „Weil die Arbeiter sich im Notstand befinden, so muß der gegenwärtige Stand der Dinge, d. i. der Staat (status = Stand) abgeschafft werden“ (ibid.). 35 ’ Notstand = gegenwärtigem Stand der Dinge. Gegenwärtiger Stand der Dinge = Stand. Stand = Status. 4o Status = Staat. Schluß: Notstand = Staat. — Was kann „einfacher aussehen“? „Es ist nur zu verwun¬ dern“, daß die englischen Bourgeois von 1688 und die franzö- 4—5 Im Original sind nach Poor Man’s Companion etc zirka drei Zeilen freigelas¬ sen, die anscheinend mit noch einigen Titeln ausgefüllt werden sollten
192 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil sischen von 1789 nicht dieselben „einfachen Reflexionen“ und Gleichungen „anstellten“, wo damals doch noch viel mehr der Stand = Status = der Staat war. Es folgt daraus, daß überall wo „Notstand“ vorhanden ist, „d e r Staat“, der natürlich in Preu¬ ßen und in Nordamerika derselbe ist, abgeschafft werden muß. з Sankt Sancho gibt uns jetzt, nach seiner Gewohnheit, einige Sprüche Salomonis. Spruch Salomonis Nro I. P. 163. „Daß die Gesellschaft gar kein Ich ist, das geben pp könnte, sondern ein Instrument, aus dem wir Nutzen ziehen mögen, daß wir keine gesellschaft- io liehen Pflichten, sondern le-/34a[32a]/diglich Interessen haben, daß wir der Gesellschaft keine Opfer schuldig sind, sondern, opfern wir etwas, es Uns opfern, daran denken die Sozialen nicht, weil sie im religiösen Prinzip gefangen sitzen und eifrig trachten nach einer — heiligen Gesellschaft“. is Hieraus ergeben sich folgende „Durchschauungen“ des Kom¬ munismus: 1) hat Sankt Sancho ganz vergessen, daß Er selber es war, der „die Gesellschaft“ in ein „Ich“ verwandelte, und sich daher bloß in seiner eignen „Gesellschaft“ befindet; 20 2) glaubt er, die Kommunisten warteten darauf, daß ihnen „die Gesellschaft“ irgend etwas „gebe“, während sie sich höch¬ stens eine Gesellschaft geben wollen; 3) verwandelt er die Gesellschaft, ehe sie existiert, in ein In¬ strument, aus dem er Nutzen ziehen will, ohne daß er und andre 2.5 Leute durch gegenseitiges gesellschaftliches Verhalten eine Ge¬ sellschaft, also dies „Instrument“, produziert haben. 4) glaubt er, daß in der kommunistischen Gesellschaft von „Pflichten“ und „Interessen“ die Rede sein könne, von zwei sich ergänzenden Seiten eines Gegensatzes, der bloß der Bourgeois- зо gesellschaft angehört (im Interesse schiebt der reflektierende Bourgeois immer ein Drittes zwischen sich und seine Lebensäuße¬ rung, eine Manier, die wahrhaft klassisch bei Bentham erscheint, dessen Nase erst ein Interesse haben muß, ehe sie sich zum Rie¬ chen entschließt. Vergl. „das Buch“ über das Recht an seiner 35 Nase, p. 247); 5) glaubt Sankt Max, die Kommunisten wollten „der Gesell¬ schaft“ „Opfer bringen“, wo sie höchstens die bestehende Gesell¬ schaft opfern wollen — er müßte dann ihr Bewußtsein, daß ihr Kampf ein allen, dem Bourgeoisregime entwachsenen, Menschen 40 gemeinschaftlicher ist, als ein Opfer bezeichnen, daß sie sich bringen. 6) daß die Sozialen im religiösen Prinzip befangen sind und 7) daß sie nach einer heiligen Gesellschaft trachten, fand schon oben seine Erledigung. Wie „eifrig“ Sankt Sancho nach 45
III. Sankt Max 193 der „heiligen [Gesellschaft“ „trachtet“, um durch sie den Kom- mu[nis]mus widerlegen zu können, haben wir gesehen. /[32b]/ Spruch Salomonis Nro. II. P. 277. „Wäre das Interesse an der sozialen Frage weniger leidenschaftlich und ver- 5 blendet, so würde man . . . erkennen, daß eine Gesellschaft nicht neu werden kann, solange Diejenigen, welche sie ausmachen und konstituieren, die Alten bleiben.“ „Stirner“ glaubt hier, daß die kommunistischen Proletarier, die die Gesellschaft revolutionieren, die Produktionsverhältnisse io und die Form des Verkehrs auf eine neue Basis, d. h. auf sich als die Neuen, auf ihre neue Lebensweise setzen, „die Alten“ bleiben. Die unermüdliche Propaganda, die diese Proletarier machen, die Diskussionen, die sie täglich unter sich führen, beweisen hinläng¬ lich, wie wenig sie selbst „die Alten“ bleiben wollen und wie wenig 15 sie überhaupt wollen, daß die Menschen „die Alten“ bleiben sollen. „Die Alten“ würden sie nur dann bleiben, wenn sie mit Sankt Sancho „die Schuld in sich suchten“; sie wissen aber zu gut, daß sie nur unter veränderten Umständen aufhören werden, „die Alten“ zu sein, und darum sind sie entschlossen, diese Umstände 2o bei der ersten Gelegenheit zu verändern. In der revolutionären Tätigkeit fällt das Sich-Verändem mit dem Umändem der Um¬ stände zusammen. — Dieser große Spruch wird durch ein ebenso großes Exempel erläutert, das natürlich wieder aus der Welt „des Heiligen“ genommen ist. — „Sollte z. B. aus dem jüdischen Volk 25 eine Gesellschaft entstehen, welche einen neuen Glauben über die Erde verbreitete, so durften dieseApostel doch keine Pharisäer bleiben.“ Die ersten Christen = eine Gesellschaft zur Verbrei¬ tung des Glaubens (gestiftet 30 Annol). = Congregatio de Propaganda fide (gestiftet 1640). Anno I = Anno 1640. Diese entstehende sollende Ge- 35 Seilschaft = Diese Apostel. Diese Apostel = Nichtjuden. Das jüdische Volk = Pharisäer. Christen = Nichtpharisäer. = Nicht das jüdische Volk. 40 Was kann einfacher aussehen? 1—2 Von den Mäusen zerfressene Stelle Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 13
194 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil /32c]/ Durch diese Gleichungen gestärkt, spricht Sankt Max das große historische Wort gelassen aus: „Die Menschen, weit ent¬ fernt, sich zur Entwicklung kommen zu lassen, wolltenimmer eine Gesellschaft bilden“. Die Menschen, immer weit entfernt, eine Gesellschaft bilden zu wollen, ließen dennoch nur die Ge- з Seilschaft zu einer Entwicklung kommen, weil sie sich fortwäh¬ rend nur als Vereinzelte entwickeln wollten, und kamen des¬ halb nur in und durch die Gesellschaft zu ihrer eignen Entwick¬ lung. Übrigens kann es nur einem Heiligen vom Gepräge unsres Sancho einfallen, die Entwicklung „der Menschen“ von der Ent- 10 wicklung „der Gesellschaft“, in der diese Menschen leben, zu trennen und von dieser phantastischen Grundlage aus weiter zu phantasieren. Er hat übrigens seinen ihm von Sankt Bruno ein¬ gegebenen Satz vergessen, in dem er gleich vorher die moralische Forderung an die Menschen stellte, sich selbst zu ändern und i* dadurch ihre Gesellschaft — worin er also die Entwicklung der Menschen mit der Entwicklung ihrer Gesellschaft identifizierte. Vierte logische Konstruktion. Er läßt den Kom¬ munismus, im Gegensatz zu den Staatsbürgern, p. 156 sagen: „Nicht darin besteht Unser Wesen“ (!) „daß wir Alle die gleichen 20 Kinder des Staats“ (!) „sind, sondern darin, daß wir Alle für ein¬ ander da sind. Darin sind Wir Alle gleich, daß Wir Alle für ein¬ ander da sind, daß Jeder für den Andern arbeitet, daß Jeder von Uns ein Arbeiter ist“. Er setzt nun „als Arbeiter existieren“ = „Jeder von uns nur durch den Andern existieren“, wo also der 25 Andere „z. B. für meine Kleidung, Ich für sein Vergnügungs¬ bedürfnis, Er für meine Nahrung, Ich für seine Belehrung arbeite. Also das Arbeitertum ist unsere Würde und unsere Gleichheit. — Welchen Vorteil bringt Uns das Bürgertum? Lasten. Und wie hoch schlägt man unsere Arbeit an? So niedrig als möglich. зо Was könnt Ihr uns entgegen stellen? Doch auch nur Arbeit!“ „Nur für Arbeit sind wir Euch einen Recom[pe]nse schuldig“; „nur durch Das, was Ihr [Uns] Nützliches leistet,“ „habt Ihr /{35} [33]/ [e]inen Anspruch auf Uns“. „Wir wollen Euch nur soviel wert sein, als Wir Euch leisten; Ihr aber sollt desgleichen von Uns ge- 35 halten sein“. „Die Leistungen, die Uns etwas wert sind, also die gemeinnützigen Arbeiten, bestimmen den Wert. Wer Nütz¬ liches verrichtet, der stehe Keinem nach, oder — alle (gemein¬ nützigen) Arbeiter sind gleich. Da aber der Arbeiter seines Loh¬ nes wert ist, so sei auch der Lohn gleich“. P. 157, 158. — 40 Bei „Stirner“ fängt „der Kommunismus“ damit an, sich nach „dem Wesen“ umzusehen; er will wieder, als guter „Jüng¬ ling“, nur „hinter die Dinge kommen“. Daß der Kommunismus 32—34 Von den Mäusen zerfressene Stellen
ПІ. Sankt Max 195 eine höchst praktische Bewegung ist, die praktische Zwecke mit praktischen,Mitteln verfolgt und die sich höchstens in Deutsch¬ land, den deutschen Philosophen gegenüber, einen Augenblick auf „das Wesen“ einlassen kann, das geht unsern Heiligen natür- 5 lieh Nichts an. Dieser Stirnersche „Kommunismus“, der sosehr nach „dem Wesen“ schmachtet, kommt daher auch nur zu einer philosophischen Kategorie, dem „Füreinander sein“, die dann vermittelst einiger gewaltsamen Gleichungen Füreinandersein = N u r durch den Andern existieren 10 =als Arbeiter existieren = allgemeines Arbeitertum der empirischen Welt etwas näher gerückt wird. Übrigens wird der heilige Sancho aufgefordert, z. B. in Owen (der doch als Repräsentant des englischen Kommunismus ebensowohl für „den 15 Kommunismus“ gelten kann, wie z. B. der nichtkommunistische Proudhon, aus dem er sich das meiste der obigen Sätze abstra¬ hiert und zurechtgestellt) eine Stelle nachzuweisen, in der irgend etwas von den obigen Sätzen über „Wesen“, allgemeines Arbeiter¬ tum etc. sich findet. Übrigens brauchen wir so weit gar nicht ein- 2o mal zurückzugehen. Die schon oben zitierte deutsche kommuni¬ stische Zeitschrift „Die Stimme des Volks“, spricht sich im dritten Heft dahin aus: „Was heute Arbeit heißt, ist nur ein winzig elen¬ des Stück des gewaltigen, großmächtigen Produzierens; nämlich nur dasjenige Produzieren, welches widerlich und gefährlich, be- 25 ehrt die ReligionundMoral,Arbeit zu taufen, und unter¬ fängt sich noch obendrein, allerlei Sprüche, gleichsam Segens¬ sprüche (oder Hexensprüche) drüber zu streuen: „Arbeiten im Schweiß des Angesichts“ als Prüfung Gottes; „Arbeit macht das Leben süß“ zur Ermunterung usw. Die Moral der Welt, in der wir зо leben, hütet sich sehr weislich, das Verkehren der Menschen von den amüsanten und freien Seiten auch Arbeit zu nennen. Das schmäht sie, obschon es auch Produzieren ist. Das schimpft sie gern Eitelkeit, eitle Lust, Wollust. Der Kommunismus hat diese heuchlerische Predigerin, die elende Moral, entlarvt“. — Als 35 allgemeines Arbeitertum hat nun Sankt Max den ganzen Kommu¬ nismus auf gleichen Arbeitslohn reduziert, eine Entdeckung, die sich in folgenden drei „Brechungen“ wiederholt: p. 357 „Gegen die Konkurrenz erhebt sich das Prinzip der Lumpengesellschaft — die Verteilung. /[33a]/ Soll Ich nun etwa, der Vielver- 40 mögende, vor dem Unvermögenden Nichts voraushaben?“ Ferner p. 363 spricht er von einer „allgemeinen Taxe für die menschliche Tätigkeit in der kommunistischen Gesellschaft“. Und endlich p. 350, wo er den Kommunisten unterschiebt, sie hielten „die Ar¬ beit“ für „das einzige Vermögen“ der Menschen. Sankt Max 13*
196 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil bringt also das Privateigentum in seiner doppelten Gestalt, als Verteilung und Lohnarbeit, wieder in den Kommunismus herein. Wie schon früher beim „Raub“, manifestiert Sankt Max hier wie¬ der die allergewöhnlichsten und borniertesten Bourgeoisvorstel¬ lungen als seine „eignen“ „Durchschauungen“ des Kommunismus, з Er macht sich ganz der Ehre würdig, von Bluntschli unterrichtet worden zu sein. Als echter Kleinbürger hat er dann auch Furcht, er, „der Vielvermögende“, „solle Nichts vor dem Unvermögenden voraushaben“ — obwohl er Nichts mehr zu fürchten hätte, als seinem eignen „Vermögen“ überlassen zu bleiben. — Nebenbei 10 bildet sich „der Vielvermögende“ ein, das Staatsbürgertum sei den Proletariern gleichgültig, nachdem er zuerst vorausgesetzt hat, sie h ä 11 e n es. Gerade wie er oben sich einbildete, dem Bourgeois sei die Regierungsform gleichgültig. Den Arbeitern liegt soviel am Staatsbürgertum, d. h. dem aktiven Staatsbürgertum, daß 15 sie, da, wo sie es h а b e n, wie in Amerika, es gerade „verwerten“, und wo sie es nicht haben, es erwerben wollen. Vergleiche die Verhandlungen der nordamerikanischen Arbeiter in zahllosen Meetings, die ganze Geschichte des englischen Chartismus und des französischen Kommunismus und Reformismus. 20 Erstes Corollar. „Der Arbeiter hält sich, in seinem Be¬ wußtsein, daß das Wesentliche an ihm der Arbeiter sei, vom Egois¬ mus fern, und unterwirft sich der Oberhoheit einer Arbeitergesell¬ schaft, wie der Bürger mit Hingebung“ (!) „am Konkurrenzstaate hing.“ p. 162. Der Arbeiter hält sich höchstens an dem Bewußt- 25 sein, daß das Wesentliche an ihm für den Bourgeois der Ar-/[33b]/ beiter sei, der sich darum auch gegen den Bourgeois als solchen geltend machen kann. Die beiden Entdeckungen Sankt Sanchos, die „Hingebung des Bürgers“ und den „KonkurrenzStaat“ kann man nur als neue „Vermögens“-Beweise des „Vielvermögenden“ зо registrieren. Zweites Corollar. „Der Kommunismus soll das „Wohl Aller“ bezwecken. Das sieht doch wirklich so aus, als brauchte dabei Keiner zurückzustehen. Welches wird denn aber dieses Wohl sein? Haben Alle ein und dasselbe Wohl? ist Allen 35 gleich wohl bei Einem und Demselben? ... Ist dem so, so handelt sichs vom „wahren Wohl“. Kommen Wir damit nicht gerade bei dem Punkte an, wo die Religion ihre Gewaltherrschaft beginnt? Die Gesellschaft hat ein Wohl als das „wahre Wohl“ de¬ kretiert, und hieße dies Wohl z. B. redlicher erarbeiteter 40 Genuß, Du aber zögest die genußreiche Faulheit vor, so würde die Gesellschaft für das, wobei Dir wohl ist, zu sorgen sich weislich hüten. Indem der Kommunismus das Wohl Aller prokla¬ miert, vernichtet er gerade das Wohlsein Derer, welche bisher von ihren Renten lebten etc.“ p. 411, 412. 45
ПІ. Sankt Max 197 „Ist dem so“, so ergeben sich hieraus folgende Gleichungen: Das Wohl Aller = Kommunismus = Ist dem so = Ein und dasselbe Wohl Aller. 5 =Das Gleichwohlsein Aller bei Einem und Demselben = Das Wahre Wohl = [das heilige Wohl, das Heilige, Herrschaft des Heiligen, Hierarchie] 10 = Gewaltherrschaft der Religion. Kommunismus = Gewaltherrschaft der Religion. „Das sieht doch wirklich so aus“, als ob „Stirner“ hier vom Kommunismus dasselbe gesagt hätte, was er bisher von allen an¬ dern Sachen sagte. 15 Wie tief unser Heiliger den Kommunismus „durchschaut“ hat, geht wieder daraus hervor, daß er ihm zumutet, den „redlich er¬ arbeiteten Genuß“ als „wahres Wohl“ durchsetzen zu wollen. Wer [33c]/ außer „Stirner“ und einigen Berliner Schuster- und Schnei¬ dermeistern denkt an „redlich erarbeiteten Genuß“! Und nun gar го den Kommunisten dies in den Mund zu legen, bei denen die Grundlage dieses ganzen Gegensatzes von Arbeit und Genuß weg¬ fällt. Der moralische Heilige mag sich darüber beruhigen. Das „redliche Erarbeiten“ wird man ihm und Denen überlassen, die er, ohne es zu wissen, vertritt — seinen kleinen, von der Gewerb- 25 freiheit ruinierten und moralisch „empörten“ Handwerksmei¬ stern. Auch die „genußreiche Faulheit“ gehört ganz der trivial¬ sten Bürgeranschauung an. Die Krone des ganzen Satzes ist aber das pfiffige Bürgerbedenken, das er den Kommunisten macht: sie wollten das „Wohlsein“ der Rentiers vernichten und sprächen зо doch vom „Wohlsein Aller“. Er glaubt also, daß in der kommu¬ nistischen Gesellschaft noch Rentiers vorkommen, deren „Wohl¬ sein“ zu vernichten wäre. Er behauptet, daß das „Wohlsein“ als Rentier ein den Individuen, die jetzt Rentiers sind, inhärentes, von ihrer Individualität nicht zu trennendes sei, er bildet sich ein, 35 daß für diese Individuen gar kein anderes „Wohlsein“ existieren könne, als das, was durch ihr Rentier-Sein bedingt ist. Er glaubt ferner, die Gesellschaft sei schon kommunistisch eingerichtet, so¬ lange sie noch gegen Rentiers und dergleichen /{36} [34]/ zu kämpfen hat. Die Kommunisten machen sich allerdings kein Ge- 40 wissen daraus, die Herrschaft der Bourgeois zu stürzen und ihr „Wohlsein“ zu zerstören, sobald sie die Macht dazu haben wer¬ den. Es liegt ihnen keineswegs daran, ob dies ihren Feinden ge- 8—9 Die eckigen Klammern hat Marx gemacht
198 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil meinsame, durch die Klassenverhältnisse bedingte „Wohlsein“ auch als persönliches „Wohlsein“ sich an eine bornierter Weise vorausgesetzte Sentimentalität adressiert. Drittes Corollar. P. 190 „ersteht“ in der kommunisti¬ schen Gesellschaft „die Sorge wieder als Arbeit“. — Der gute Bür- 5 ger „Stimer“, der sich bereits freut, im Kommunismus seine ge¬ liebte „Sorge“ wiederzufinden, hat sich diesmal doch verrechnet. Die „Sorge“ ist nichts anderes, als die gedrückte und geängstigte Gemütsstimmung, die im Bürgertum die notwendige Begleiterin der Arbeit, der lumpenhaften Tätigkeit des notdürftigen Erwer- 10 bes ist. Die „Sorge“ floriert in ihrer reinsten Gestalt beim deut¬ schen guten Bürger, wo sie chronisch und „immer sich selbst gleich“, miserabel und verächtlich ist, während die Not des Pro¬ letariers eine akute, heftige /[34a]/ Form annimmt, ihn zum Kampf um Leben und Tod treibt, ihn revolutionär macht und deshalb 15 keine „Sorge“, sondern Leidenschaft produziert. Wenn der Kom¬ munismus nun sowohl die „Sorge“ des Bürgers wie die Not des Proletariers aufheben will, so versteht es sich doch wohl von selbst, daß er dies nicht tun kann, ohne die Ursache Beider, die „Arbeit“, aufzuheben. 20 Wir kommen jetzt zu den historischen Konstruktio¬ nen des Kommunismus. Erste historische Konstruktion „Solange der Glaube für die Ehre und Würde der Menschen ausreichte, ließ sich gegen keine, auch noch so anstrengende Arbeit 25 etwas einwenden“. „All’ ihr Elend konnten die unterdrückten Klassen nur so lange ertragen als sie Christen waren“ (höchstens waren sie solange Christen, als sie ihr Elend ertrugen) „denn das Christentum“ (das mit dem Stock hinter ihnen steht) „läßt ihr Murren und ihre Empörung nicht aufkommen“. P. 158. — „Woher зо nur „Stirner“ alles Dies weiß“, was die unterdrückten Klassen konnten, erfahren wir aus Heft I der „Allg. Literat.-Ztg.“, wo „die Kritik in Buchbindermeistergestalt“ folgende Stelle eines un¬ bedeutenden Buchs zitiert: „Der moderne Pauperismus hat einen politischen Charakter angenommen; während der alte Bettler sein 35 Los mitErgebenheit trug und es alseine göttlicheSchik- k u n g ansah, frägt der neue Lump, ob er gezwungen sei, arm¬ selig durchs Leben zu wandern, weil er zufällig in Lumpen ge¬ boren wurde“. Wegen dieser Macht des Christentums fanden bei der Emanzipation der Leibeignen gerade die blutigsten und er- 40
ПІ. Sankt Max 199 bittertsten Kämpfe gegen die geistlichen Feudalherren statt, und setzte sie sich durch trotz alles Murrens und aller Empörung des in den Pfaffen inkorporierten Christentums (vergl. Eden, Hi- story of the Poor, Book I; Guizot, Histoire de la civilisation en 5 France; Montheil, Histoire des Frangais des divers etats ppp), während andrerseits die kleinen Pfaffen, namentlich im Anfänge des Mittelalters, die Leibeigenen zum „Murren“ und zur „Em¬ pörung“ gegen die weltlichen Feudalherren aufreizten (vergl. u. A. schon das bekannte Kapitular Karls des Großen). Vergleiche 10 auch, was oben bei Gelegenheit der „hie und da auftauchenden Arbeiterunruhen“ über die „unterdrückten Klassen“ und ihre Aufstände im 14ten Jahrhundert gesagt wurde. — Die früheren Formen der Arbeiteraufstände hingen mit der jedesmaligen Ent¬ wicklung der Arbeit und der dadurch gegebenen Gestalt des Eigen¬ es tums zusammen; die direkt oder in-/[34b]/[dir]ekt kommunisti¬ sche Insurrek [tio] n mit der großen Industrie. [Sta] tt auf diese weit¬ läufige Geschichte einzugehen, veranstaltet Sankt Max einen hei¬ ligen Übergang von den duldenden unterdrückten Klassen zu den ungeduldigen unterdrückten Klassen: „Jetzt, wo го Jeder sich zum Menschen ausbilden soll“ („woher nur“ z. B. die katalonischen Arbeiter „wissen, daß „Jeder sich zum Menschen ausbilden soll“?) „fällt die Bannung des Menschen an maschinenmäßige Arbeit zusammen mit der Sklaverei.“ p. 158. Vor Spartakus und dem Sklavenkriege war es also das Christen¬ ös tum, das die „Bannung des Menschen an maschinenmäßige Ar¬ beit“ nicht „mit der Sklaverei zusammenfallen“ ließ; und zu Spartakus Zeit war es der Begriff: Mensch, der dies Verhältnis aufhob und die Sklaverei erst erzeugte. „Oder sollte“ Stirner „gar“ etwas von dem Zusammenhänge der modernen Arbeiter- зо unruhen mit der Maschinerie gehört haben und hier haben an¬ deuten wollen? In diesem Falle hat nicht die Einführung der Maschinenarbeit die Arbeiter in Rebellen, sondern die Einfüh¬ rung des Begriffes „Mensch“ die Maschinenarbeit in Sklaverei verwandelt. — „Ist dem so“, so „sieht das doch wirklich so aus“, 35 als wäre dies eine „einzige“ Geschichte der Arbeiterbewegungen. Zweite geschichtliche Konstruktion „Die Bourgeoisie hat das Evangelium des materiellen Genus¬ ses verkündet, und wundert sich nun, daß diese Lehre unter Uns Proletariern Anhänger findet“. P. 159. Eben wollten die Arbeiter 15—10 Von den Mäusen zerfressene Stellen
200 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil den Begriff „des Menschen“, das Heilige, verwirklichen; jetzt den „materiellen Genuß“, das Weltliche; oben die „Plackerei“ der Arbeit, jetzt nur noch die Arbeit des Genießens. Sankt Sancho schlägt sich hier auf ambas sus valientes posaderas, zuerst auf die materielle Geschichte, dann auf die Stimersche, heilige. Nach der 5 materiellen Geschichte war es die Aristokratie, welche zuerst das /[34c]/ Evangelium des Weltgenusses an die Stelle des Genusses des Evangeliums setzte, für welche die nüchterne Bourgeoisie sich zunächst aufs Arbeiten legte und ihr mit vieler Schlauheit den Genuß überließ, der ihr selbst durch eigne Gesetze untersagt io wurde (bei welcher Gelegenheit die Macht der Aristokratie in der Gestalt des Geldes in die Taschen der Bourgeois rückte). — Nach der Stimerschen Geschichte hat die Bourgeoisie sich damit begnügt, „das Heilige“ zu suchen, den Staatskultus zu betreiben und „alle existierende Objekte in vorgestellte zu verwandeln“, is und es bedurfte der Jesuiten, um „die Sinnlichkeit vor dem gänz¬ lichen Verkommen zu retten“. Nach derselben Stimerschen Ge¬ schichte hat die Bourgeoisie durch die Revolution alle Macht an sich gerissen, also auch ihr Evangelium, das des materiellen Ge¬ nusses, obgleich wir nach derselben Stimerschen Geschichte jetzt 20 soweit sind, daß „in der Welt nur Gedanken herrschen“. Die Stimersche Hierarchie sitzt jetzt also „entre ambas posaderas“. Dritte historische Konstruktion P. 159. „Nachdem das Bürgertum von Befehl und Willkür Einzelner befreit hatte, blieb jene Willkür übrig, welche aus der 25 Konjunktur der Verhältnisse entspringt und die Zufälligkeit der Umstände genannt werden kann. Das Glück und die vom Glück Begünstigten blieben übrig“. Sankt Sancho läßt dann die Kom¬ munisten „ein Gesetz und eine neue Ordnung finden, die diesen Schwankungen“ (dem Dings da) „ein Ende macht“ — von der er зо soviel weiß, daß die Kommunisten nun ausrufen sollen: „Diese Ordnung sei dann heilig!“ (wo er vielmehr nun ausrufen müßte: Die Unordnung meiner Einbildungen sei die heilige Ordnung der Kommunisten). — „Hier ist Weisheit“ (Offenb. Joh. 13, 18). „Wer Verstand hat, der überlege die Zahl“ des Unsinns, den der 35 sonst so weitläuftige, sich stets wieder von sich gebende Stimer /{37} [35]/ [hi] er in wenige [Zeilen] zusammendrängt. — In all¬ gemeinster Fassung heißt der erste Satz: Nachdem das Bürgertum die Feudalität abgeschafft hatte, blieb das Bürgertum übrig. Oder 37 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 201 nachdem in „Stimers“ Einbildung die Herrschaft der Personen abgeschafft worden war, blieb grade das Umgekehrte zu tun übrig. „Das sieht denn doch wirklich so aus“, als könnte man die zwei entlegensten Geschichtsepochen in einen Zusammenhang bringen, 5 der der heilige Zusammenhang, der Zusammenhang als das Hei¬ lige, der Zusammenhang im Himmel ist. — Dieser Satz Sankt San¬ chos ist übrigens nicht mit dem obigen mode simple des Unsinns zufrieden, er muß es bis zum mode compose und bi-compose des Unsinns bringen. Nämlich erstens glaubt Sankt Max den sich 10 befreienden Bourgeois, daß sie, indem sie sich von Befehl und Willkür Einzelner befreiten, die Masse der Gesellschaft über¬ haupt von Befehl und Willkür Einzelner befreiten. Zweitens be¬ freiten sie sich realiter nicht von „Befehl und Willkür der Ein¬ zelnen“, sondern von der Herrschaft der Korporation, Zunft, der 15 Stände und konnten daher nun erst als wirkliche einzelne Bourgeois dem Arbeiter gegenüber „Befehl und Willkür“ aus¬ üben. Drittens hoben sie nur den plus ou moins idealistischen Schein des bisherigen Befehls und der bisherigen Willkür der Einzelnen auf, um an seine Stelle diesen Befehl und diese Will- 2o kür in ihrer materiellen Grobheit herzustellen. Er, Bourgeois, wollte seinen „Befehl und Willkür“ nicht mehr durch den bisheri¬ gen „Befehl und Willkür“ der im Monarchen, im Adel und in der Korporation konzentrierten politischen Macht beschränkt wis¬ sen, sondern höchstens durch die in Gesetzen von Bourgeois aus- 25 gesprochneh Gesamtinteressen der ganzen Bourgeoisklasse. Er tat nichts, als den Befehl und die Willkür über den Befehl und die Willkür der einzelnen Bourgeois aufheben (siehe Politischen Liberalismus). — Indem Sankt Sancho /[35a]/ nun die Konjunk¬ tur der Verhältnisse, welche mit der Herrschaft der Bour- 3o geoisie eine ganz andre Konjunktur ganz andrer Verhältnisse wurde, statt sie wirklich zu analysieren, als die allgemeine Kate¬ gorie „Konjunktur pp“ übrig bleiben läßt und sie mit dem noch unbestimmteren Namen: „Zufälligkeit der Umstände“ beschenkt — als ob der „Befehl und die Willkür Einzelner“ nicht selbst 35 eine „Konjunktur der Verhältnisse“ sei — indem er also so die reale Grundlage des Kommunismus, nämlich die bestimmte Konjunktur der Verhältnisse unter dem Bourgeoisregime besei¬ tigt, kann er nun auch den so luftig gemachten Kommunismus in seinen heiligen Kommunismus verwandeln. „Das sieht denn doch 4o wirklich so aus“, als ob „Stirner“ ein „Mensch von nur ideellem“, eingebildetem historischem „Reichtum“ sei — der „vollendete Lum p“. Siehe „das Buch“, p. 362. — Diese große Konstruktion, oder vielmehr ihr Vordersatz, wird uns p. 189 noch einmal mit vieler Emphase in folgender Form wiederholt: „Der politische 45 Liberalismus hebt die Ungleichheit der Herren und Diener auf;
202 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil er machte herrenlos, anarchisch“ (!); „der Herr wurde nun vom Einzelnen, dem Egoisten entfernt, um ein Gespenst zu werden, das Gesetz oder der Staat“. Gespensterherrschaft = (Hierarchie) = Herrenlosigkeit, gleich Herrschaft der „allmäch¬ tigen“ Bourgeois. Wie wir sehen, ist diese Gespensterherrschaft з vielmehr die Herrschaft der vielen wirklichen Herren; also konnte der Kommunismus mit gleichem Recht als die Befreiung von dieser Herrschaft der Vielen gefaßt werden, was Sankt San¬ cho aber nicht durfte, weil sonst sowohl seine logischen Konstruk¬ tionen des Kommunismus, wie auch die ganze Konstruktion der 10 „Freien“ umgeworfen worden wären. So gehts aber im ganzen „Buche“. Ein einziger Schluß aus den eignen Prämissen unsres Heiligen, ein einziges historisches Faktum, wirft ganze Reihen von Durchschauungen und Resultaten zu Boden. Vierte geschichtliche Konstruktion P. 350 leitet Sankt Sancho den Kommunismus direkt aus der Abschaffung der Leibeigenschaft her. — LVordersatz: „Es war außerordentlich viel damit gewon¬ nen, als man es durchsetzte, als Inhaber betrachtet“ (!) „zu werden. Die Leibeigenschaft wurde damit auf gehoben und Jeder, 20 der bis dahin selbst Eigentum gewesen, ward nun ein Herr“. (In dem mode simple des Unsinns heißt dies wieder: Die Leib¬ eigenschaft wurde aufgehoben, sobald sie aufgehoben ward). Der mode compose dieses Unsinns ist, daß Sankt Sancho glaubt, ver¬ mittelst der heiligen Kontemplation, des „Betrachtens“ und „Be- 25 trachtetwerdens“ sei man zum „Inhaber“ geworden, während die Schwierigkeit darin bestand, „Inhaber“ zu werden und die Be¬ trachtung sich dann nachher von selbst hinzusetzte; und der mode bicompose ist, daß, nachdem die anfangs noch partikuläre Auf¬ hebung der Leibeigenschaft angefangen hatte ihre Konsequenzen зо zu entwickeln und dadurch allgemein geworden war, man auf¬ hörte, „durchsetzen“ /[35b]/ [z]u können, als [des] Innehabens wert „betrachtet“ zu werden (dem Inhaber wurden die Inne¬ gehabten zu kostspielig); daß also die größte Masse, „die bisher selbst Eigentum“, d. h. gezwungene Arbeiter „gewesen waren“, 35 dadurch keine „Herren“, sondern freie Arbeiter wurden). — II. Historischer Untersatz, der zirka acht Jahrhunderte 32 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 203 5 10 15 20 25 30 35 40 45 umfaßt, und dem man „freilich nicht ansehen wird wie inhalt¬ schwer“ er ist (vgl. Wigand, p. 194). „Allein forthin reicht Dein Haben und Deine Habe nicht mehr aus, und wird nicht mehr anerkannt; dagegen steigt Dein Arbeiten und Deine Arbeit im Werte. Wir achten nun Deine Bewältigung der Dinge, wie vorher“ (?) „Dein Innehaben derselben. Deine Ar¬ beit ist Dein Vermögen. Du bist nun Herr oder Inhaber des Er¬ arbeiteten, nicht des Ererbten.“ (ibid.) „Forthin“ — „nicht mehr“ — „dagegen“ — „nun“ — „wie vorher“ — „nun“ — „oder“ — „nicht“ — das ist der Inhalt dieses Satzes. — Obgleich „Stirner“ „nun“ dahin gekommen ist, daß Du (nämlich Szeliga) Herr des Erarbeiteten, nicht des Ererbten, bist, so fällt ihm „nun“ vielmehr ein, daß derzeit gerade das Gegenteil stattfindet — und dies läßt ihn den Kommunismus als Wechselbalg aus diesen bei¬ den Mißgeburten von Vordersätzen gebären. — III. Kommu¬ nistischer Schluß. „Da aber DERZEIT Alles ein Ererbtes ist, und jeder Groschen, den Du besitzest, nicht ein Arbeits-, son¬ dern Erbgepräge trägt“ (kulminierender Unsinn), „SO muß Alles /[35c]/ umgeschmolzen werden.“ Woraus Szeliga nun so¬ wohl beim Auf- und Untergang der mittelaltrigen Kommunen, wie beim Kommunismus des neunzehnten Jahrhunderts angelangt zu sein sich einbilden kann. Und womit Sankt Max trotz alles „Ererbten“ und „Erarbeiteten“ zu keiner „Bewältigung der Din¬ ge“, sondern höchstens zur „Habe“ des Unsinns gekommen ist. — Liebhaber von Konstruktionen können nun noch p. 421 nach¬ sehen, wie Sankt Max, nachdem er den Kommunismus aus der Leibeigenschaft konstruiert hat, ihn nun noch als Leibeigenschaft unter einem Lehnsherrn, der Gesellschaft, konstruiert — nach demselben Muster, wie er schon oben das Mittel, wodurch wir etwas erwerben, zu dem „Heiligen“ macht, durch dessen „Gnade“ uns etwas gegeben wird. Jetzt nur noch schließlich einige „Durch¬ schauungen“ des Kommunismus, die sich aus den obigen Prä¬ missen ergeben. Zuerst gibt „Stirner“ eine neue Theorie der Exploita¬ tion, die darin besteht, daß „der Arbeiter in einer Stecknadel¬ fabrik nur ein einzelnes Stück arbeitet, nur einem Andern in die Hand arbeitet, und von diesem Andern benutzt, exploitiert wird“. P. 158. Hier entdeckt also „Stirner“, daß die Arbeiter einer Fabrik sich wechselseitig exploitieren, weil sie einander „in die Hand arbeiten“, während der Fabrikant, dessen Hände gar nicht arbeiten, auch nicht im Stande ist die Arbeiter zu exploitieren. „Stirner“ gibt hier ein schlagendes Exempel von der betrübten Lage, in die die deutschen Theoretiker durch den Kommunismus versetzt worden sind. Sie müssen sich jetzt auch mit profanen Din¬ gen wie Stecknadelfabriken usw. beschäftigen, bei denen sie sich
204 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil wie wahre Barbaren, wie Ojibbeway-Indianer und Neuseeländer benehmen. „Dagegen heißt es nun“ im Stimerschen Kommunismus, 1. c.: „Jede Arbeit soll den Zweck haben, daß der „Mensch“ befrie¬ digt werde. Deshalb muß er“ („d e r“ Mensch) „auch in ihr Mei- s ster werden, d. h. sie als eine Totalität schaffen können.“ — /{38} [36]/ „Der Mensch“ muß Meister werden! — „Der Mensch“ bleibt Stecknadelknopfmacher, hat aber das beruhigende Bewußtsein, daß Nadelknöpfe zur Nadel gehören und daß er die ganze Nadel machen kann. Die Ermüdung und der Ekel, den io die ewige Wiederholung des Nadelknopf machens hervorbringt, verwandelt sich durch dies Bewußtsein in „Befriedigung des Menschen“. [0, P]roudhon! — Weitere Durchschauung. — „Da die Kommunisten erst die freie Tätigkeit für das Wesen“ (iterum Crispinus) „des 15 Menschen erklären, bedürfen sie, wie alle werkeltätige Ge¬ sinnung, eines Sonntags, einer Erhebung und Erbauung neben ihrer geistlosen Arbeit“. Abgesehen von dem hier eingeschobenen „Wesen des Menschen“ muß der unglückliche Sancho die „freie Tätigkeit“, d. h. bei den Kommunisten die aus 20 der freien Entwicklung aller Fähigkeiten hervorgehende, schöpfe¬ rische Lebensäußerung, um „Stimer“ verständlich zu sein, des „ganzen Kerls“, in „geistlose Arbeit“ verwandeln, weil nämlich der Berliner merkt, daß es sich hier nicht um die „saure Arbeit des Gedankens“ handelt. Durch diese einfache Verwandlung kön- 25 nen nun auch die Kommunisten in die „werkeltätige Gesinnung“ umgesetzt werden. Mit dem Werkeltage des Bürgers findet sich dann natürlich auch sein Sonntag im Kommunismus wieder. P. 163. „Die sonntägliche Seite des Kommunismus ist, daß der Kommunist in Dir den Menschen, den Bruder erblickt“. Der зо Kommunist erscheint hier also als „Mensch“ und als „Arbeiter“. Dies nennt Sankt Sancho 1.c.: „eine zwiefache Anstellung des Menschen durch den Kommunisten, ein Amt des materiellen Erwerbs, und eins des geistigen“. — Hier bringt er also sogar den „Erwerb“ und die Bureaukratie wieder in den Kommunismus 35 herein, der dadurch freilich „sein letztes Absehen erreicht“, und aufhört Kommunismus zu sein. Er muß dies übrigens tun, weil nachher in seinem „Verein“ Jeder ebenfalls „eine zwiefache An¬ stellung“, als Mensch und als „Einziger“ erhält. Diesen Dualis¬ mus legitimiert er vorläufig dadurch, daß er ihn dem Kommunis- 40 mus in die Schuhe schiebt, eine Methode, die wir bei seinem Lehns- wesen und seiner Verwertung wiederfinden werden. P. 344 glaubt „Stimer“, die „Kommunisten“ wollten „die Ei- 13 Von den Mäusen zerfressene Stelle
III. Sankt Max 205 gentumsfrage gütlich lösen“, und p. 413 sollen sie gar an die Auf¬ opferung der Menschen [und an] die selbstverleugnende Gesin¬ nung /[36a]/ der Kapitalisten appellieren! Die wenigen seit Babeufs Zeit aufgetretenen kommunistischen Bourgeois, die 5 nicht revolutionär waren, sind sehr dünne gesät; die große Masse der Kommunisten ist in allen Ländern revolutionär. Was die Ansicht der Kommunisten über die „selbstverleugnende Ge¬ sinnung der Reichen“ und die „Aufopferung der Menschen“ ist, mag Sankt Max aus ein paar Stellen Cabets, gerade des Kommu- w nisten ersehen, der noch am meisten den Schein haben kann, als apelliere er an das devoüment, die Aufopferung. Diese Stellen sind gegen die Republikaner und namentlich gegen Herrn Bu¬ chez’ Angriff auf den Kommunismus gerichtet, der in Paris noch eine sehr kleine Zahl Arbeiter unter seinem Kommando hat: i5 „Ebenso mit der Aufopferung (devoüment); es ist dies die Doktrin des Herrn Buchez, diesmal ihrer katholischen Form ent¬ kleidet, weil Herr Buchez ohne Zweifel fürchtet, daß seine Katho- lizität die Masse der Arbeiter anwidert und zurückstößt. „Um wür¬ dig seine Pflicht (devoir) zu erfüllen (sagt Buchez) bedarf 2o es der Aufopferung (devoüment)“. — Begreife, wer kann, welcher Unterschied zwischen devoir und devoüment. — „Wir fordern Aufopferung von Allen, sowohl für die große nationale Einheit als für die Arbeiterassoziation... es ist notwendig, daß wir vereint seien, immer hingegeben (devoues) die Einen für die 25 Andern.“ — Es ist notwendig, es ist notwendig — das ist leicht zu sagen, und man sagt es seit sehr langer Zeit, und man wird es noch sehr lange Zeit ohne mehr Erfolg sagen, wenn man nicht auf andere Mittel sinnt! Buchez beklagt sich über die Selbstsucht der Reichen; aber wozu dienen solche Klagen? Buchez erklärt alle зо die für Feinde, welche sich nicht devouieren wollen.“ „ „Wenn“, sagt er, „durch den Egoismus getrieben, sich ein /[36b]/ Mensch weigert, für die Andern sich hinzugeben, was muß man tun? ... Wir werden keinen Augenblick anstehen, zu antwor¬ ten: Die Gesellschaft hat immer das Recht uns Das zu 35 nehmen, was die eigne Pflicht uns gebietet ihr aufzuopfern... Die Aufopferung ist das [e]inzige Mittel, seine Pflicht zu erfüllen. [Je]der von uns muß sich aufopfem, [ü]berall und immer. Der, welcher aus Egoismus seine Pflicht der [Hingebung zu erfüllen sich weigert, muß hierzu gezwungen werden.“ — So schreit 4o Buchez allen Menschen zu: Opfert Euch, opfert Euch! Denkt nur daran, Euch zu opfern! Heißt das nicht die menschliche Natur ver- 2 Auf dem Photo ist der Text durch einen umgebogenen Fetzen der zerflederten Blattecke verdeckt 36—37 Von den Mäusen zerfressene Stellen 38 Das Papier ist beschädigt
206 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil kennen und mit Füßen treten? Ist das nicht eine falsche Anschau¬ ung? Wir möchten fast sagen, eine kindische, eine ab¬ geschmackte Anschauung?“ (Refutation des doctrines de l’Atelier, par Cabet, p. 19, 20). — Cabet zeigt nun p. 22 dem Republikaner Buchez nach, daß er notwendig auf eine „Aristo- s kratie der Aufopferung“ mit verschiedenen Stufen kommt, und fragt dann ironisch: „Was wird nun aus dem Devoüment? Wo bleibt das devoüment, wenn man nur deswegen sich devouiert, um zu den höchsten Spitzen der Hierarchie zu gelangen? . . . Ein solches System könnte aufkommen in dem Kopfe von Einem, io der es zum Papst oder Kardinal bringen wollte — aber in den Köpfen von Arbeitern!!!“ — „Herr Buchez will nicht, daß die Arbeit eine angenehme Zerstreuung werde, noch daß der Mensch für sein eignes Wohlsein arbeite und sich neue Genüsse schaffe. Er behauptet . . . „daß der Mensch nur auf die Erde ge- is setzt worden ist, um einen Beruf, eine Pflicht (une fonc- tion, un devoir) zu erfüllen“. „Nein“, predigt er den Kommuni¬ sten, „der Mensch, diese große Macht, ist nicht für sich selbst er¬ schaffen (n’a point ete fait pour lui-meme) . . . Das ist ein roher Gedanke. Der Mensch ist ein Werkmann (ouvrier) in der Welt, 20 er muß das Werk (oeuvre) vollbringen, welches die Moral seiner Tätigkeit auferlegt, das ist seine Pflicht. . . Verlieren wir niemals aus dem Gesicht, daß wir einen hohen Beruf (une haute fonction) zu erfüllen haben, einen Beruf, der mit dem ersten Tage des Menschen begonnen hat, und nur mit der Menschheit zugleich 2s [endig]en wird“. — Aber wer hat dem [Herrn] Buchez alle diese schönen Sachen /[36c]/ enthüllt (Mais qui а гёѵёіё toutes ces hel¬ les choses ä M. Buchez lui-meme, wo Stimer übersetzen würde: Woher nur Buchez alles das weiß, was der Mensch soll?). — Du reste, comprenne qui pourra. — Buchez fährt fort: „Wie! Der зо Mensch hätte Tausende von Jahrhunderten warten müssen, um von Euch Kommunisten zu lernen, daß er für sich selbst gemacht ist und keinen andren Zweck hat als in allen möglichen Genüssen zu leben?... Aber man darf sich so nicht verirren. Man darf nicht vergessen, daß wir geschaffen sind um zu arbei-зз ten (faits pour travailler), um immer zu arbeiten, und daß die einzige Sache, die wir fordern können, das zum Leben Nötige (la süffisante vie) ist, d. h. ein Wohlsein, welches dazu hinreicht, daß wir angemessen unsern Beruf erfüllen können. Außerhalb dieses Kreises ist alles absurdundgefährlic h.“ 40 — Aber so beweisen Sie doch! Beweisen Sie! Und begnügen Sie sich nicht damit, wie ein Prophet zu orakeln! Gleich von vorn¬ herein sprechen Sie von Tausenden von Jahrhunderten! 26 Von den Mäusen zerfressene Stelle
III. Sankt Max 207 Und dann, wer behauptet, daß man uns in allen Jahrhunderten erwartet hat? Aber Euch hat man wohl erwartet mit allen Euren Theorien von devoüment, devoir, nationalite frangaise, associa- tion ouvriere? — „Schließlich“, sagt Buchez, „bitten wir Euch 5 nicht von dem, was wir gesagt haben, Euch verletzt zu fühlen“. — Wir sind eben so höfliche Franzosen, wir bitten Euch ebenfalls, nicht verletzt zu sein.“ (p. 31). — „Glaubt u n s“, sagt Buchez, „es existiert eine communaute, die seit langer Zeit errichtet ist und wovon Ihr auch Mitglieder seid“. — „Glaubt uns, Buchez“, io schließtCabet, „werdetKommunist!“—„Aufopferung“, „Pflicht“, „Sozialpflicht“, „Recht der Gesellschaft“, „der Beruf, die Bestim¬ mung des Menschen“, „Arbeiter der Beruf des Menschen“, „mo¬ ralisches Werk“, „Arbeiterassoziation“, „Schaffen des zum Leben Unentbehrlichen“ — sind das nicht dieselben Dinge, die Sankt 15 Sancho den Kommunisten vorwirft, deren Mangel Herr Bu¬ chez den Kommunisten vorwirft und dessen feierliche Vorwürfe Cabet verhöhnt? Ist nicht selbst Stirners „Hierarchie“ hier [sch]on vorhanden? /{39} [37]/ Schließlich gibt Sankt Sancho dem Kommunismus го p. 169 den Gnadenstoß, indem er folgenden Satz ausstößt: „In¬ dem die Sozialisten auch das Eigentum wegnehmen“ (!), „be¬ achten sie nicht, daß dies sich in der Eigenheit eine Fortdauer sichert. Ist denn bloß Geld und Gut ein Eigentum, oder ist jede Meinung ein Mein, ein Eigenes? Es muß also jede Meinung 25 aufgehoben oder unpersönlich gemacht werden.“ — Oder ist Sankt Sanchos Meinung, insofern sie nicht auch zur Meinung An¬ derer wird, ein Kommando über irgend etwas, selbst über die fremde Meinung? Indem Sankt Max hier das Kapital seiner Mei¬ nung gegen den Kommunismus geltend macht, tut er wieder Nichts зо Andres, als daß er die ältesten und trivialsten Bourgeoiseinwürfe gegen ihn vorbringt, und glaubt etwas Neues gesagt zu haben, weil ihm, dem jebildeten Berliner, diese Abgedroschenheiten neu sind. Unter und nach vielen Andern hat Destutt de Tracy vor un¬ gefähr dreißig Jahren und später in dem hier zitierten Buche das- 35 selbe viel besser gesagt. Z. B.: „Man hat förmlich den Prozeß des Eigentums instruiert und Gründe für und wider vorgebracht, als wenn es von uns abhinge zu beschließen, daß es Eigentum gebe oder nicht gebe in dieser Welt; aber das heißt durchaus unsre Na¬ tur verkennen.“ (Traite de la volonte, Paris, 1826, p. 18). Und 4o nun gibt sich Herr Destutt de Tracy daran zu beweisen, daß pro- priete, individualite und personalite identisch sind, daß in dem moi auch das mien liege, und er findet darin eine Naturgrundlage für das Privateigentum, daß „die Natur den Menschen mit einem 18 Das Papier ist beschädigt
208 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil unvermeidlichen und unveräußerlichen Eigentum begabt hat, dem seines Individuums.“ (p. 17). — Das Individuum „sieht klar, daß dieses Ich exklusiver Eigentümer des Körpers ist, den es beseelt, der Organe, die es bewegt, aller ihrer Fähigkeiten, aller ihrer Kräfte, aller Wirkungen, die sie produzieren, aller ihrer Leiden- (5 schäften und Handlungen; denn Alles dies endet und beginnt mit diesem Ich, existiert nur durch es, ist nur bewegt durch seine Ak¬ tion; und keine andre Person kann diese selben Instrumente an¬ wenden, noch in /[37a]/ derselben Weise von ihnen affiziert sein.“ (p. 16). — „Das Eigentum existiert, wenn nicht gerade überall 10 wo ein empfindendes Individuum existiert, mindestens überall wo ein wollendes Individuum existiert.“ (p. 19). — Nachdem er so Privateigentum und Persönlichkeit identifiziert hat, gibt sich nun wie bei „Stirner“ vermittelst des Wortspiels mit Mein und Mei¬ nung, Eigentum und Eigenheit bei Destutt de Tracy aus 15 propriete und propre folgender Schluß: „Es ist also durch¬ aus unnütz, darüber zu streiten, ob es nicht besser sei, daß Jedem von uns Nichts eigen wäre (de discuter s’il ne vaudrait pas mieux que rien ne füt p г о p r e ä chacun de nous) in allen Fällen heißt das fragen, ob es nicht wünschenswert sei, daß wir ganz 20 andre wären als wir sind, und selbst untersuchen, ob es nicht besser wäre, daß wir gar nicht seien.“ (p. 22). „Das sind höchst populäre“, bereits traditionell gewordene Einwürfe gegen den Kommunismus „und es ist“ eben deswegen nicht „zu verwundern, daß Stirner“ sie wiederholt. 25 Wenn der bornierte Bourgeois zu den Kommunisten sagt: In¬ dem Ihr das Eigentum, d. h. meine Existenz als Kapitalist, als Grundbesitzer, als Fabrikant, und Eure Existenz als Arbeiter auf¬ hebt, hebt Ihr meine und Eure Individualität auf; indem Ihr es mir unmöglich macht, Euch Arbeiter zu exploitieren, meine Pro- 30 fite, Zinsen, oder Renten einzustreichen, macht Ihr es mir unmög¬ lich, als Individuum zu existieren. — Wenn also der Bourgeois den Kommunisten erklärt: Indem Ihr meine Existenz als Bour¬ geois aufhebt, hebt Ihr meine Existenz als Individuum auf, wenn er so sich als Bourgeois mit sich als Individuum identi- 35 fiziert, so ist daran wenigstens die Offenherzigkeit und Unver- * schämtheit anzuerkennen. Für den Bourgeois ist dies wirklich der Fall; er glaubt nur in so fern Individuum zu sein, als er Bourgeois ist. — Sobald aber die Theoretiker der Bourgeoisie herein kom¬ men und dieser Behauptung einen allgemeinen Ausdruck geben, 40 das Eigentum des Bourgeois mit der Indivi-/[37b]/dualität auch theoretisch identifizieren und diese Identifizierung logisch recht¬ fertigen wollen, fängt der Unsinn erst an, feierlich und heilig zu werden. — „Stirner“ widerlegte oben die kommunistische Auf¬ hebung des Privateigentums dadurch, daß er das Privateigentum 45
III. Sankt Max 209 in das „Haben“ verwandelte und dann das Zeitwort „Haben“ für ein unentbehrliches Wort, für eine ewige Wahrheit erklärte, weil es auch in der kommunistischen Gesellschaft vorkommen könne, daß er Leibschmerzen „habe“. Geradeso begründet er hier die 5 Unabschaffbarkeit des Privateigentums darauf, daß er es in den Begriff des Eigentums verwandelt, den etymologischen Zusam¬ menhang zwischen „Eigentum“ und „eigen“ exploitiert und das Wort „eigen“ für eine ewige Wahrheit erklärt, weil es doch auch unter dem kommunistischen Regime vorkommen kann, daß ihm 10 Leibschmerzen „eigen“ sind. Dieser ganze theoretische Unsinn, der sein Asyl in der Etymologie sucht, wäre unmöglich, wenn nicht das wirkliche Privateigentum, das die Kommunisten auf¬ heben wollen, in den abstrakten Begriff: „das Eigentum“ verwan¬ delt würde. Hiermit erspart man sich einerseits die Mühe, über io das wirkliche Privateigentum etwas zu sagen oder auch nur zu wissen, und* kann andrerseits leicht dahin kommen, im Kommunis¬ mus einen Widerspruch zu entdecken, indem man in ihm, nach der Aufhebung des (wirklichen) Eigentums, allerdings leicht noch allerlei Dinge entdecken kann, die sich unter „das Eigen- 2o tum“ subsumieren lassen. In der Wirklichkeit verhält sich die Sache freilich gerade umgekehrt. In der Wirklichkeit habe ich nur insoweit Privateigentum, als ich Verschacherbares habe, wäh¬ rend meine Eigenheit durchaus unverschacherbar sein kann. An meinem Rock habe ich nur solange Privateigentum, als ich ihn 25 wenigstens verschachern, versetzen oder verkaufen kann, /[37c]/ [als er verschach]erbar ist. Verliert er diese Eigenschaft, wird er zerlumpt, so kann er für mich noch allerlei Eigenschaften haben, die ihn m i r wertvoll machen, er kann sogar zu meiner Eigen¬ schaft werden, und mich zu einem zerlumpten Individuum machen. зо Aber es wird keinem Ökonomen einfallen, ihn als mein Privat¬ eigentum zu rangieren, da er mir über kein, auch noch so geringes Quantum fremder Arbeit noch ein Kommando gibt. Der Jurist, der Ideologe des Privateigentums, kann vielleicht noch so etwas faseln. Das Privateigentum entfremdet nicht nur die Individuali- 35 tät der Menschen, sondern auch die der Dinge. Der Grund und Boden hat Nichts mit der Grundrente, die Maschine Nichts mit dem Profit zu tun. Für den Grundbesitzer hat der Grund und Boden nur die Bedeutung der Grundrente, er verpachtet seine Grundstücke und zieht die Rente ein; eine Eigenschaft, die der 4o Boden verlieren kann, ohne irgend eine seiner inhärenten Eigen¬ schaften, ohne z. B. einen Teil seiner Fruchtbarkeit zu verlieren, eine Eigenschaft, deren Maß, ja deren Existenz von gesellschaft¬ lichen Verhältnissen abhängt, die ohne Zutun des einzelnen Grund- 26 Auf dem Photo ist der Text durch eine Falte der beschädigten Blattecke verdeckt Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 14
210 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil besitzers gemacht und auf gehoben werden. Ebenso mit der Ma¬ schine. Wie wenig das Geld, die allgemeinste Form des Eigen¬ tums, mit der persönlichen Eigentümlichkeit zu tun hat, wie sehr es ihr geradezu entgegengesetzt ist, wußte bereits Shakespeare bes¬ ser als unser theoretisierender Kleinbürger: 5 „Soviel hievon macht schwarz weiß, häßlich schön, Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel, Ja dieser rote Sklave Er macht den Aussatz lieblich dieser führt ю Der überjähr’gen Witwe Freier zu; Die, von Spital und Wunden giftig eiternd, Mit Ekel fortgeschickt, verjüngt balsamisch Zu Maienjugend dies sichtbare Gottheit,. 15 Die du Unmöglichkeiten eng verbrüderst, Zum Kuß sie zwingst!“ — Mit einem Wort, Grundrente, Profit etc., die wirklichen Da¬ seinsweisen des Privateigentums, sind gesellschaftliche, einer bestimmten Produktionsstufe entsprechende Verhält - 20 n i s s e und „individuelle“ nur so lange, als sie noch nicht zur Fessel der vorhandenen Produktivkräfte geworden sind. Nach Destutt de Tracy muß die Majorität der Menschen, die Proletarier, längst alle Individualität verloren haben, obgleich es heut zu Tage so aussieht, als entwickle sich unter ihnen noch ge- 25 rade am meisten Individualität. Der Bourgeois hat /{40} [38]/ es um so leichter, aus seiner Sprache die Identität merkantilischer und individueller, oder auch allgemein menschlicher Beziehungen zu beweisen, als diese Sprache selbst ein Produkt der Bourgeoisie ist und daher wie in der Wirklichkeit, so in der Sprache, die Ver- зо hältnisse des Schachers zur Grundlage aller andern gemacht wor¬ den sind. Z. B. propriete Eigentum und Eigenschaft, property Eigentum und Eigentümlichkeit, „eigen“ im merkantilischen Sinn und im individuellen Sinn, valeur, value, Wert — commerce, Ver¬ kehr — echange, exchange, Austausch usw., die sowohl für kom- 35 merzielle Verhältnisse, wie für Eigenschaften und Beziehungen von Individuen als solchen gebraucht werden. In den übrigen mo¬ dernen Sprachen ist dies ganz ebenso der Fall. Wenn Sankt Max sich ernstlich darauf legt, diese Zweideutigkeit zu exploitieren, so kann er es leicht dahin bringen, eine glänzende Reihe neuer öko- 40 nomischer Entdeckungen zu machen, ohne ein Wort von der Öko¬ nomie zu wissen; wie denn auch seine später zu registrierenden neuen ökonomischen Fakta sich ganz innerhalb dieses Kreises der Synonymik halten. — Der gutmütige und leichtgläubige Jacques
III. Sankt Max 211 nimmt den Wortwitz des Bourgeois mit Eigentum und Eigenschaft so genau, in so heiligem Ernst, daß er sich sogar bestrebt, sich als Privateigentümer zu seinen eignen Eigenschaften zu verhalten, wie wir später sehen werden. — 5 P. 412 endlich belehrt „Stirner“ den Kommunismus darüber, daß „man“ (nämlich der Kommunismus) „inWahrheit nicht das Eigentum angreift, sondern die Entfremdung des Eigentums.“ — Sankt Max wiederholt uns in dieser neuen Offenbarung nur einen alten Witz, den z. B. bereits die Saint-Simonisten vielfach io ausgebeutet haben. Vgl. z. B. Legons sur l’industrie et les finances, Paris 1832, wo es u. A. heißt: „Das Eigentum wird nicht abge¬ schafft, sondern seine Form wird verwandelt, es wird erst zur wahren Personifikation werden, es wird erst seinen wirklichen individuellen Charakter erhalten.“ Др. 42, 15 43). — Da diese von den Franzosen aufgebrachte und namentlich von Pierre Leroux outrierte Phrase von den deutschen spekula¬ tiven Sozialisten mit vielem Wohlgefallen aufgenommen worden und weiter ausspekuliert ist, und zuletzt zu reaktionären Umtrie¬ ben und praktischen Beutelschneidereien Anlaß gegeben hat, so го werden wir sie hier, wo sie nichtssagend ist, auch nicht behandeln, sondern weiter unten, bei Gelegenheit des wahren Sozialismus. Sankt Sancho gefällt sich darin, [nach dem] Vorbilde des von Reichardt [exploitierten] Wönigers die Proletarier [und damit] auch die Kommunisten zu „Lum [pen“zu] machen. Er definiert 25 seinen /40a [38a]/ „Lumpen“ p. 362 dahin, daß er „ein Mensch von nur idealem Reichtum“ ist. Wenn die Stimerschen „Lumpen“ einmal, wie im fünfzehnten Jahrhundert die Pariser Bettler, ein Luiripenkönigreich stiften, so wird Sankt Sancho Lumpenkönig, da er der „vollendete“ Lump, ein Mensch von nicht einmal idea- 3o lern Reichtum ist, und daher auch von den Zinsen des Kapitals seiner Meinung zehrt. C. Der humane Liberalismus Nachdem Sankt Max den Liberalismus und Kommunismus als unvollendete Existenzweisen des philosophischen „Menschen“ und 35 damit der neueren deutschen Philosophie überhaupt sich zurecht¬ gemacht hat (wozu er in soweit berechtigt war, als nicht nur der 22—24 Von den Mäusen zerfressene Stellen 14*
212 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Liberalismus, sondern auch der Kommunismus in Deutschland eine kleinbürgerliche und zugleich überschwenglich-ideologische Gestalt erhalten hat) — ist es ihm nunmehr leicht, die neuesten Formen der deutschen Philosophie den von ihm so genannten „hu¬ manen Liberalismus“ als vollendeten Liberalismus und Kommu- 5 nismus, und zugleich als Kritik dieser beiden, darzustellen. Durch diese heilige Konstruktion ergeben sich nun folgende drei ergötzliche Wandlungen — (vgl. auch die Ökonomie des Al¬ ten Bundes): 1) Der Einzelne ist nicht der Mensch, darum gilt er nichts— 10 kein persönlicher Wille, Ordonnanz — „dessen Namen wird man nennen“: „Herrenlos“ — politischer Liberalismus, den wir schon oben behandelt haben. 2) Der Einzelne hat nichts Menschliches, darum gilt kein Mein und Dein oder Eigentum: „besitzlos“ — Kommunismus, 15 den wir ebenfalls schon behandelt haben. 3) Der Einzelne soll in der Kritik dem jetzt erst gefundenen Menschen Platz machen: „Gottlos“ = Identität von „Herrenlos“ und „besitzlos“ — humaner Liberalismus. P. 180, 181. — In der näheren Ausführung dieser letzteren negativen Einheit faßt sich 20 die unerschütterliche Rechtgläubigkeit Jacques’ zu folgender Spitze zusammen: p. 189: „Der Egoismus des Eigentums hat sein Letztes eingebüßt, wenn auch das: Mein Gott, sinnlos gewor¬ den ist, denn“ (allergrößtes Denn!) „Gott ist nur, wenn ihm das Heil des Einzelnen am Herzen liegt, wie dieser in ihm sein Heil 25 sucht“. Hiernach hätte der französische Bourgeois erst dann sein „letztes“ „Eigentum eingebüßt“, wenn das Wort adieu aus der Sprache verbannt [wäre]. Ganz im Einklang mit der bisherigen] Konstruktion wird hier /40b [38b]/ das Eigentum an Gott, das hei¬ lige Eigentum im Himmel, das Eigentum der Phantasie, die Phan- зо tasie des Eigentums für das höchste Eigentum und den letzten Not¬ anker des Eigentums erklärt. Aus diesen drei Illusionen über Liberalismus, Kommunismus und deutsche Philosophie braut er sich nun seinen neuen — dies¬ mal, dem „Heiligen“ sei Dank, den letzten — Übergang zum 35 „I c h“. Ehe wir ihm dahin folgen, wollen wir noch einen Blick auf seinen letzten „sauren Lebenskampf“ mit dem „humanen Li¬ beralismus“ werfen. Nachdem unser Biedermann Sancho in seiner neuen Rolle als caballero andante, und zwar als Caballero de la tristisima figura 40 die ganze Geschichte durchzogen, überall die Geister und Gespen¬ ster, die „Drachen und Straußen, Feldteufel und Kobolde, Mar¬ der und Geier, Rohrdommeln und Igel“ (vgl. Jes. 34, 11—14) 28 Auf dem Photo der Text durch den umgebogenen Rand der Seite verdeckt
III. Sankt Max 213 bekämpft und „umgeblasen“ hat, wie wohl muß ihm jetzt werden, wenn er nun endlich aus allen diesen verschiedenen Ländern auf seine Insel Barataria, in „das Land“ als solches kommt, wo „der Mensch“ in puris naturalibus herumläuft! Rufen wir uns noch 6 einmal seinen Großen Satz, das ihm aufgebundene Dogma ins Gedächtnis, worauf seine ganze Geschichtskonstruktion beruht: daß „die Wahrheiten, die sich aus dem Begriffe des Men¬ schen ergeben, als Offenbarungen eben dieses Begriffes ver¬ ehrt und — heilig gehalten werden“; den „Offenbarungen dieses 10 heiligen Begriffs“ werde selbst „durch Abschaffung mancher durch diesen Begriff manifestierten Wahrheiten nicht ihre Heilig¬ keit genommen.“ (p. 51). Wir brauchen kaum zu wiederholen, was wir dem heiligen Schriftsteller an allen seinen Beispielen nachgewiesen haben, daß man hinterher als Offenbarung des Be- 15 griffs „Mensch“ konstruiert, darstellt, sich vorstellt, befestigt und rechtfertigt, was empirische, von den wirklichen Menschen in ihrem wirklichen Verkehr, keineswegs vom heiligen Begriff des Men[schen] geschaffene Verhältnisse sind. [Man] rufe sich auch seine Hierarchie [in das] Gedächtnis. Nun zum humanen [Libe- 2o r]alismus. [P. 4]4, wo Sankt Max „in Kürze“ [„die theo] logische Ansicht Feuerbachs und Unsere [einander] gegenüberstellt“, wird Feuer¬ bach /40c[38c]/ zunächst Nichts entgegengestellt als eine Redens¬ art. Wie wir schon bei der Geisterfabrikation sahen, wo „Stirner“ 25 seinen Magen unter die Sterne versetzt (dritter Dioskur, Schutz¬ patron gegen die Seekrankheit), weil er und sein Magen „verschie¬ dene Namen für völlig Verschiedenes“ sind (p. 42) — so erscheint das Wesen hier zunächst auch als existierendes Ding, und „so heißt es nun“ p.44: „Das höchste Wesen ist allerdings das зо Wesen des Menschen, aber eben weil es sein Wesen und nicht er selbst ist, so bleibt es sich ganz gleich, ob wir es außer ihm sehen, und als „Gott“ anschauen, oder in ihm finden und „Wesen des Menschen“ oder „d e г Mensch“ nennen. Ich bin weder Gott, noch der Mensch, weder das höchste Wesen, noch Mein Wesen, 35 und darum ist’s in der Hauptsache einerlei, ob Ich das Wesen in Mir, oder außer Mir denk e.“ — Das „Wesen des Menschen“ ist also hier als ein existierendes Ding vorausgesetzt, es ist „das höchste Wesen“, es ist nicht „Ich“, und Sankt Max, statt über „das Wesen“ etwas zu sagen, beschränkt sich auf die einfache Er- 4o klärung, daß es jleichjültig ist, „ob Ich es in Mir oder außer Mir“, ob ich es in dieser oder jener Lokalität „denke“. Daß diese Gleichgültigkeit gegen das Wesen durchaus keine bloße Nach¬ lässigkeit des Stils ist, geht schon daraus hervor, daß er selbst 18—22 Von den Mäusen zerfressene Stellen
214 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil die Unterscheidung zwischen wesentlich und unwesentlich macht, daß bei ihm selbst sogar „das edle Wesen des Egoismus“ p. 72 figurieren kann. Was übrigens bisher von deutschen Theoretikern über Wesen und Unwesen gesagt worden ist, findet sich Alles schon viel besser bei Hegel in der Logik. 5 Wir fanden die grenzenlose Rechtgläubigkeit „Stirners“ an die Illusionen der deutschen Philosophie darin konzentriert, daß er fortwährend der Geschichte als einzig handelnde Person „d e n Menschen“ unterschiebt und glaubt, „der Mensch“ habe die Ge¬ schichte gemacht. Wir werden dies jetzt auch wieder bei Feuer- 10 bach finden, dessen Illusionen er getreulichst akzeptiert, um dar¬ auf weiter fortzubauen. P. 77. „Überhaupt bewirkt Feuerbach nur eine Umstel¬ lung von Subjekt und Prädikat, eine Bevorzugung des Letzteren. Da er aber selbst sagt: „Die Liebe /{41}[39]/ ist nicht 15 dadurch heilig (und hat den Menschen niemals dadurch für heilig gegolten), daß sie ein Prädikat Gottes, sondern sie ist ein Prädi¬ kat Gottes, weil sie durch und für sich selbst göttlich ist“, so konnte er finden, daß der Kampf gegen die Prädikate selbst er¬ öffnet werden mußte, gegen die Liebe und alle Heiligkeiten. Wie 20 durfte er hoffen, die Menschen von Gott abzuwenden, wenn er ihnen das Göttliche ließ? Und ist ihnen, wie Feuerbach sagt, Gott selbst nie die Hauptsache gewesen, sondern nur seine Prädi¬ kate, so konnte er ihnen immerhin den Flitter noch länger lassen, da ja die Puppe doch blieb, der eigentliche Kern“. Weil Feuer- 25 bach also „selbst“ das sagt, so ist das Grund genug für Jacques le bonhomme ihm zu glauben, daß den Menschen die Liebe ge¬ golten habe, weil sie „durch und für sich selbst göttlich ist“. Wenn nun gerade das Umgekehrte von dem, was Feuerbach sagt, stattfand — und wir „erkühnen uns, dies zu sagen“ (Wigand 30 p. 157) — wenn den Menschen weder Gott noch seine Prädikate jemals die Hauptsache gewesen sind, wenn dies selbst nur die religiöse Illusion der deutschen Theorie ist — so passiert also unsrem Sancho dasselbe, was ihm bereits bei Cervantes passierte, als man ihm vier Pfähle unter seinen Sattel stellte, da er schlief, 35 und seinen Grauen unter ihm wegzog. — Auf diese Aussagen Feuerbachs gestützt, beginnt Sancho den Kampf, der ebenfalls be¬ reits bei Cervantes am neunzehnten vorgezeichnet steht, da der ingenioso hidalgo gegen die Prädikate kämpft, die Vermummten, so den Leichnam der Welt zu Grabe tragen, und die, in ihren Tala- 40 ren und Leichenmänteln verwickelt, sich nicht regen können und es unsrem Hidalgo leicht machen, sie mit seiner Stange umzurennen und weidlich abzuprügeln. Der letzte Versuch, die nun bis zur Er¬ müdung durchgepeitschte Kritik der Religion als einer eignen Sphäre weiter auszubeuten, innerhalb der Voraussetzungen der 45
III. Sankt Max 215 deutschen Theorie stehen zu bleiben und doch sich den Schein zu geben, als trete man heraus, aus diesem bis zur letz[ten] Faser abgenagten Knochen noch [eine Ru]mfordsche breite Bettelsuppe [für „das] Buch“ zu kochen, bestand darin, /[39a]/ die materiel- 5 len Verhältnisse nicht in ihrer wirklichen Gestalt, nicht einmal in der profanen Illusion der in der heutigen Welt praktisch Be¬ fangenen, sondern in dem himmlischen Extrakt ihrer profanen Gestalt als Prädikate, als Emanationen Gottes, als Engel zu be¬ kämpfen. So war nun das Himmelreich wieder bevölkert und der io alten Manier der Exploitation dieses Himmelreichs wieder neues Material in Masse geschaffen. So war der Kampf mit der reli¬ giösen Illusion, mit Gott, wieder dem wirklichen Kampf unter¬ geschoben. Sankt Bruno, dessen Broterwerb die Theologie ist, macht in seinen „sauren Lebenskämpfen“ gegen die Substanz 15 denselben Versuch pro aris et focis, als Theologe aus der Theo¬ logie herauszutreten. Seine „Substanz“ ist Nichts als die in Einem Namen zusammengefaßten Prädikate Gottes; mit Auschluß der Persönlichkeit, die er sich vorbehält — der Prädikate Gottes, die wieder nichts sind als die verhimmelten Namen von Vorstellun- 2o gen der Menschen von ihren bestimmten empirischen Verhältnis¬ sen, Vorstellungen, die sie später aus praktischen Gründen heuch¬ lerisch festhalten. Das empirische, materielle Verhalten dieser Menschen kann natürlich mit dem von Hegel ererbten theoreti¬ schen Rüstzeug auch nicht einmal verstanden werden. Indem 25 Feuerbach die religiöse Welt als die Illusion der bei ihm selbst nur noch als Phrase vorkommenden irdischen Welt aufzeigte, ergab sich von selbst auch für die deutsche Theorie die, von ihm nicht beantwortete, Frage: Wie kam es, daß die Menschen sich diese Illusionen „in den Kopf setzten“? Diese Frage bahnte selbst зо für die deutschen Theoretiker den Weg zur materialistischen, nicht voraussetzungslosen, sondern die wirklichen ma¬ teriellen Voraussetzungen als solche empirisch beobachtenden und darum erst wirklich kritischen Anschauung der Welt. Dieser Gang war schon angedeutet in den deutsch-französischen 35 Jahrbüchern in der „Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechts¬ philosophie“ und „zur Judenfrage“. Da dies damals noch in phi¬ losophischer Phraseologie geschah, so gaben die hier /[39b]/ tra¬ ditionell unterlaufenden philosophischen Ausdrücke wie „mensch¬ liches Wesen“, „Gattung“ pp den deutschen Theoretikern die er- 4o wünschte Veranlassung die wirkliche Entwicklung zu mißverste¬ hen und zu glauben, es handle sich hier wieder nur um eine neue Wendung ihrer abgetragenen theoretischen Röcke — wie denn auch der Dottore Graziano der deutschen Philosophie, der Doktor 2—4 Von den Mäusen zerfressene Stellen
216 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Arnold Rüge, glaubte, er dürfe hier noch fortwährend mit seinen unbeholfenen Gliedmaßen um sich schlagen und seine pedantisch¬ burleske Maske zur Schau tragen. Man muß „die Philosophie bei Seite liegen lassen“ (Wig. p. 187, vgl. Heß, die letzten Philoso¬ phen, p. 8), man muß aus ihr herausspringen und sich als ein ge- & wohnlicher Mensch an das Studium der Wirklichkeit geben, wozu auch literarisch ein ungeheures, den Philosophen natürlich un¬ bekanntes Material vorliegt; und wenn man dann einmal wieder Leute wie Krummacher oder „Stirner“ vor sich bekommt, so findet man, daß man sie längst „hinter“ und unter sich hat. Phi- io losophie und Studium der wirklichen Welt verhalten sich zu ein¬ ander wie Onanie und Geschlechtsliebe. Sankt Sancho, der trotz seiner, von uns mit Geduld und von ihm mit Emphase konstatier¬ ten Gedankenlosigkeit innerhalb der Welt der reinen Gedanken stehen bleibt, kann natürlich nur durch ein moralisches Postulat, w durch das Postulat der „Gedankenlosigkeit“ sich vor ihr retten (p. 196 des „Buchs“). Er ist der Bürger, der sich durch die banqueroute cochonne vor dem Handel rettet, wodurch er natürlich kein Proletarier, sondern unbemittelter bankerutter Bür¬ ger wird. Er wird nicht Weltmann, sondern gedankenloser, ban- 20 kerutter Philosoph. Die von Feuerbach überlieferten Prädikate Gottes als wirkliche Mächte über die Menschen, als Hierarchen, sind der der empiri¬ schen Welt untergeschobne Wechselbalg, den „Stirner“ vorfindet. So sehr beruht seine ganze „Eigenheit“ nur auf „Eingegebnem“. 25 Wenn „Stirner“ (s. auch p. 63) Feuerbach vorwirft, er komme zu Nichts, weil er das Prädikat zum Subjekt mache und umgekehrt, [so] kann er nur noch zu viel weniger kommen, [weil] er diese Feuerbachschen, zu Subjekten gemac]hten Prädikate als wirk¬ liche [die Welt behe] rrschende Persönlichkeiten, diese Phrasen зо über die Verhältnisse als die wirklichen Verhältnisse /[39c]/ treu¬ lichst akzeptiert, ihnen das Prädikat heilig beilegt, dies Prä¬ dikat in ein Subjekt, „das Heilige“, verwandelt, also ganz dasselbe tut, was er Feuerbach zum Vorwurf macht, und nun, nachdem er hierdurch den bestimmten Inhalt, um den es sich 35 handelte, gänzlich losgeworden ist, gegen dies „Heilige“, das natürlich immer dasselbe bleibt, seinen Kampf, d. h. seinen „Wi¬ derwillen“ eröffnet. Bei Feuerbach ist noch das Bewußtsein, was ihm Sankt Max zum Vorwurf macht, „daß es sich bei ihm „nur um die Vernichtung einer Illusion handelt.“ “ (p. 77 „des Buchs“) 40 — obgleich Feuerbach dem Kampfe gegen diese Illusion noch viel zu große Wichtigkeit beilegt. Bei „Stirner“ ist auch dies Be¬ wußtsein „alle jeworden“, er glaubt wirklich an die Herrschaft 28—30 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 217 5 10 15 20 25 30 35 40 der abstrakten Gedanken der Ideologie in der heutigen Welt, er glaubt in seinem Kampfe gegen die „Prädikate“, die Begriffe, nicht mehr eine Illusion, sondern die wirklichen Herrschermächte der Welt anzugreifen. Daher seine Manier, alles auf den Kopf zu stellen, daher seine enorme Leichtgläubigkeit, mit der er alle scheinheiligen Illusionen, alle heuchlerischen Beteuerungen der Bourgeoisie für bare Münze nimmt. Wie wenig übrigens „die Puppe“ „der eigentliche Kern“ „des Flitters“ und wie lahm dies schöne Gleichnis ist, zeigt sich am Besten an „Stirners“ eigner „Puppe“ — „dem Buch“ — an dem gar kein, weder „eigent¬ licher“ noch un-„eigentlicher“ „Kem“ vorhanden ist, und wo selbst das Wenige, was auf den 491 Seiten vorhanden ist, kaum den Namen „Flitter“ verdient. — Sollen wir aber einmal einen „Kem“ darin finden, so ist dieser Kem — der deutsche Kleinbürger. Woher übrigens Sankt Maxens Haß gegen die „Prädikate“ stammt, darüber gibt er selbst im apologetischen Kommentar einen höchst naiven Aufschluß. Er zitiert folgende Stelle aus dem „Wesen des Christentums“ p. 31. „Ein wahrer Atheist ist nur der, welchem die Prädikate des göttlichen Wesens, wie z. B. die Liebe, die Weisheit, die Gerechtigkeit Nichts sind, aber nicht der, welchem nur das Subjekt dieser Prädikate Nichts ist“ — und ruft dann triumphierend aus: „Tri f ft d ie s nicht bei Stir¬ ner ein?“ — „Hier ist Weisheit“. Sankt Max fand in obiger Stelle einen Wink, wie man es anfangen müsse, um „am Aller- weitesten“ zu gehen. Er glaubt Feuerbach, daß dies Obige das „Wesen“ des „wahren Atheisten“ sei und läßt sich nun von ihm die „Aufgabe“ stellen, der „wahre Atheist“ zu werden. Der „Einzige“ ist „der wahre Atheist“. Noch viel leichtgläubiger als gegen Feuerbach, „machiniert“ er gegen Sankt Bruno oder „die Kritik“. Was er sich alles von „der Kritik“ aufbinden läßt, wie er sich unter ihre Polizei-Auf¬ sicht stellt, wie sie ihm seine Lebensart, seinen „Beruf“ eingibt — wir werden das allgemach sehen. Einstweilen genügt als Probe seines Glaubens an die Kritik, daß er p. 186 „Kritik“ und „Masse“ als zwei Personen behandelt, die gegeneinander kämpfen und „sich vom Egoismus zu befreien suchen“ und p. 187 Beide „für das nimmt, wofür sie sich — ausgeben“. Mit dem Kampf gegen den huma-/ (42}[40]/nen Liberalismus ist der lange Kampf des alten Bundes, wo der Mensch ein Zucht¬ meister auf den Einzigen war, beendigt; und die Zeit ist erfüllet und das Evangelium der Gnade und Freude bricht herein über die sündige Menschheit.
218 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Der Kampf um „den Menschen“ ist die Erfüllung des Wortes, das da geschrieben steht bei Cervantes am einundzwanzigsten, „welches von dem hohen Abenteuer und reichen Gewinnung des Helmes Mambrins handelt“. Unser Sancho, der seinem ehemali¬ gen Herrn und jetzigen Knecht Alles nachmacht, hat „den Schwur 5 getan, den Helm Mambrins“ — den Menschen — für sich „zu erobern“. Nachdem er in seinen verschiedenen „Auszügen“ den ersehnten Helm bei den Alten und Neuen, Liberalen und Kommu¬ nisten vergebens gesucht hat, „sieht er einen Menschen zu Pferde, der auf seinem Kopfe etwas trägt, welches leuchtet, als wenn es 10 von Gold wäre“, und spricht zu Don Quijote-Szeliga: „Wenn ich mich nicht täusche, so kommt Einer dort zu uns heran, der auf seinem Haupte den Helm Mambrins trägt, wegen dessen Ich den Schwur getan habe so du weißest“. „Nehme sich Eure Herrlich¬ keit wohl in Acht, was sie sagen und noch mehr, was sie tun“, er- 15 widert der im Laufe der Zeit klug gewordene Don Quijote. „Sage Mir, siehst du nicht jenen Ritter, der zu uns heran kommt auf einem graugefleckten Roß, und hat auf seinem Haupte einen gol¬ denen Helm?“ — „Was Ich sehe und gewahre“, erwidert Don Quijote, „ist nur ein Kerl auf einem grauen Esel .wie der Eurige, 20 welcher auf seinem Kopfe etwas trägt, was glänzt“. — „Also das ist der Helm des Mambrin“, sagt Sancho. — Unterdessen kam der heilige Barbier Bruno auf seinem Eselein, der Kritik, ruhig herangetrabt, mit seinem Barbierbecken auf dem Kopfe; Sankt Sancho legt seine Lanze auf ihn ein, Sankt Bruno springt von sei- 25 nem Esel, läßt das Becken liegen (wie wir ihn denn auch hier im Konzil ohne dies Becken auftreten sahen) und läuft querfeldein, „weil er der Kritiker selber ist“. Sankt Sancho nimmt hocherfreut den Mambrinshelm auf, und als Don Quijote bemerkt: er sehe einem /[40a]/ Barbierbecken vollkommen ähnlich, antwortet Sancho: зо „Ohne Zweifel ist dieses famose Stück des verzauberten „spuk¬ haft“ gewordenen Helmes in die Hand eines Menschen gefallen, der seinen Wert nicht zu schätzen wußte, die eine Hälfte ein¬ schmolz und die andre so zurecht gehämmert, daß sie, wie Du sagst, ein Barbierbecken zu sein scheint; er möge übrigens für 35 profane Augen aussehen, wie er wolle, für mich, der ich seinen Wert kenne, ist das einerlei“. „Die zweite Herrlichkeit, das zweite Eigentum ist nun erwor¬ ben!“ — Jetzt, nachdem er „den Menschen“, seinen Helm, erworben hat, 40 stellt er sich ihm gegenüber, verhält sich zu ihm wie zu seinem „unversöhnlichsten Feind“ und erklärt ihm rund heraus (warum, werden wir später sehen), daß Er (Sankt Sancho) nicht „der Mensch“, sondern „der Unmensch, das Unmenschliche“ sei. Als dieses „Unmenschliche“ zieht er nun auf die Sierra Morena, um 45
III. Sankt Max 219 sich durch Büßungen auf die Herrlichkeit des neuen Bundes vor¬ zubereiten. Dort zieht er sich „splitternackt“ aus (p. 184), um seine Eigenheit zu erlangen und um Das zu übertreffen, was sein Vorläufer bei Cervantes am fünfundzwanzigsten tut: „Und sich 5 mit aller Eile der Hosen entkleidend, blieb er halb nackt im Hemde und machte ohne sich zu besinnen zwei Bocksprünge in der Luft, den Kopf nach unten, die Beine nach oben, Dinge ent¬ hüllend, die seinen getreuen Schildknappen veranlaßten, Rozi- nante herumzuwerfen, um sie nicht zu sehen“. „Das Unmensch- Ю liehe“ übertrifft sein profanes Vorbild bei weitem. Es „kehrt entschlossnen Mutes sich selbst den Rücken und wen¬ det sich dadurch auch von dem beunruhigenden Kritiker ab“ und „läßt ihn stehen“. „Das Unmenschliche“ läßt sich dann mit der „stehen gelassenen“ Kritik in eine Disputation ein, es 15 „verachtet sich selbst“, es „denkt sich im Vergleich zu einem An¬ dern“, es „befiehlt Gott“, es „sucht sein besseres Selbst außer sich“, es tut Buße dafür, daß es noch nicht einzig war, es erklärt sich für das Einzige, „das Egoistische und das Einzige“ — obwohl es dies kaum /[40b]/ noch zu erklären brauchte, nachdem 2o es sich selbst entschloßnen Muts den Rücken gekehrt hat. Alles dies hat „das Unmenschliche“ aus sich selbst vollbracht (siehe: Pfister: Geschichte der Deutschen), und nun reitet Es auf seinem Grauen geläutert und triumphierend in das Reich des Einzigen ein. Ende des alten Testaments
/43 [41]/ NEUES TESTAMENT: „ICH“ 1. Ökonomie des Neuen Bundes Wenn wir im Alten Bunde die „einzige“ Logik innerhalb der Vergangenheit zum Gegenstände unserer Erbauung hatten, 3 so haben wir nun die Gegenwart innerhalb der „einzigen“ Logik vor uns. Wir haben den „Einzigen“ in seinen mannigfalti¬ gen, antediluvianischen „Brechungen“, als Mann, kaukasischen Kaukasier, vollendeten Christen, Wahrheit des humanen Liberalis¬ mus, negative Einheit von Realismus und Idealismus ppp bereits hinlänglich beleuchtet. Mit der historischen Konstruktion des „Ich“ fällt das „Ich“ selber. Dies „Ich“, das Ende einer geschicht¬ lichen Konstruktion, ist kein „leibhaftiges“ fleischlich von Mann und Weib erzeugtes Ich, das keiner Konstruktionen bedarf, um zu existieren; es ist ein geistlich von zwei Kategorien: „Idealis- is mus“ und „Realismus“ erzeugtes „Ich“, eine bloße Gedanken¬ existenz. Der Neue Bund, der schon mit dem Alten Bunde, seiner Vor¬ aussetzung, aufgelöst ist, hat einen buchstäblich ebenso weisen Haushalt, wie der alte, nämlich „unter mancherlei Wandlungen“ 20 denselben, wie dies aus der folgenden Tabelle hervorgeht: I. Die Eigenheit = die Alten, Kind, Neger pp in ihrer Wahrheit, nämlich die Herausarbeitung aus der „Welt der Dinge“ zur „eignen“ Anschauung und Besitzergreifung dieser Welt. Es ergab sich bei den Alten Lossein von der 25 Welt, bei den Neuen Lossein vom Geist, bei den Liberalen Lossein von der Person, bei den Kommunisten Lossein vom Eigentum, bei den Humanen Lossein von Gott, also über¬ haupt die Kategorie des Losseins (Freiheit) als Ziel. Die negierte Kategorie des Losseins ist die Eigenheit, зо die natürlich keinen andern Inhalt als dies Lossein hat. Die Eigenheit ist die philosophisch /[41a]/ konstruierte Eigen¬ schaft aller Eigenschaften des Stimerschen Individui.
III. Sankt Max 221 II. Der Eigner — als solcher ist Stirner hinter die Unwahrheit der Welt der Dinge und der Welt des Gei¬ stes gekommen, also die Neuen, Phase des Christentums innerhalb der logischen Entwicklung — Jüngling, Mongole. 5 — Wie die Neuen in die dreifach bestimmten Freien, so schlägt der Eigner in die drei ferneren Bestimmungen aus¬ einander: 1. Meine Macht, dem politischen Libe¬ ralismus entsprechend, wo die Wahrheit des io Rechts an den Tag kömmt, das Recht als die Macht „des Menschen“ in die Macht als das Recht des „Ich“ aufgelöst wird. Kampf gegen den Staat als sol¬ chen. 2. Mein Verkehr, dem Kommunismus ent- 15 sprechend, wobei die Wahrheit der Gesell¬ schaft an den Tag kommt und die Gesellschaft als der durch „den Menschen“ vermittelte Verkehr (in ihren Formen als Gefängnisgesellschaft, Familie, Staat, bürgerliche Gesellschaft pp) in den Verkehr des го „Ich“ aufgelöst wird. 3. Mein Selbstgenuß, dem kritischen, hu¬ manen Liberalismus entsprechend, worin die Wahrheit der Kritik, das Verzehren, Auflösen und die Wahrheit des absoluten Selbstbewußtseins als 25 Selbstverzehren an den Tag kommt, und die Kritik als das Auflösen im Interesse des Menschen in das Auf¬ lösen im Interesse des „Ich“ sich verwandelt. Die Eigentümlichkeit der Individuen löste sich, wie wir sahen, in die allgemeine Kategorie der Eigenheit auf, welche зо die Negation des Losseins, der Freiheit im Allgemeinen war. Die Beschreibung der besondem Eigenschaften des Indivi¬ duums kann also wieder nur in der Negation dieser „Frei¬ heit“ in ihren drei „Brechungen“ bestehen; jede dieser nega¬ tiven Freiheiten wird jetzt durch ihre Negation in eine posi- 35 tive Eigenschaft verwandelt. Es versteht sich, daß wie im Alten Testament das Lossein der Welt der Dinge und der Welt der Gedanken schon als Aneignung dieser beiden Wel¬ ten gefaßt /[41b]/ wurde, so auch hier diese Eigenheit oder Aneignung der Dinge und Gedanken wieder als vollendetes 4o Lossein dargestellt wird. Das „Ich“ mit seinem Eigentum, seiner Welt, die in den eben „signalisierten“ Eigenschaften besteht, ist Eigner. Als sich selbst genießend und sich selbst verzehrend, ist es das „Ich“ in der zweiten Potenz, der Eigner des Eigners, den 45 es ebensowohl los ist, als er ihm gehört, also die „absolute
222 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Negativität“ in ihrer doppelten Bestimmung als Indifferenz, Jleichgültigkeit und negative Beziehung auf sich, den Eigner. Sein Eigentum an der Welt und sein Lossein von der Welt hat sich nun verwandelt in diese negative Beziehung auf sich, in dieses Selbstauflösen und Sichselbstgehören des Eigners. 5 Das Ich, so bestimmt, ist III. Der Einzige, der also wieder keinen andern In¬ halt hat, als den Eigner plus die philosophische Bestimmung der „negativen Beziehung auf sich“. Der tiefsinnige Jacques gibt sich den Schein, als sei von diesem Einzigen Nichts aus- 10 zusagen, weil er ein leibhaftiges, nicht konstruierbares Indi¬ viduum ist. Es verhält sich aber vielmehr damit, wie mit der Hegelschen absoluten Idee am Ende der Logik und der ab¬ soluten Persönlichkeit am Ende der Encyklopädie, von der ebenfalls Nichts auszusagen ist, weil nämlich die Konstruk- 15 tion Alles enthält, was von solchen konstruierten Persönlich¬ keiten ausgesagt werden kann. Hegel weiß dies und geniert sich nicht, dies zu gestehen, während Stirner die Heuchelei begeht, zu behaupten, sein „Einziger“ sei noch etwas Andres als der konstruierte Einzige, aber Etwas, das sich nicht sagen 20 lasse — nämlich ein leibhaftiges Individuum. Dieser heuch¬ lerische Schein verschwindet, wenn man die Sache umkehrt, den Einzigen als Eigner bestimmt und vom Eigner aussagt, daß er die allgemeine Kategorie der Eigenheit zu seiner all¬ gemeinen Bestimmung hat; womit nicht allein Alles gesagt 25 ist, was über den Einzigen „s а g b а r“ ist, sondern auch was er überhaupt ist — minus Jacques le bonhomme’s Einbil¬ dung von ihm. „0 welch eine Tiefe des Reichtums, beides /43c [41c] / der Weis¬ heit und Erkenntnis des Einzigen! Wie gar unergründlich sind 30 seine Gedanken und unerforschlich seine Wege!“ „Siehe, also gehet sein Tun; aber davon haben wir ein geringes Wörtlein vernommen.“ (Hiob 26, 14). 2. Phänomenologie des mit sich einigen Egoisten, oder die Lehre von der Rechtfertigung Wie wir bereits in der Ökonomie des Alten Bundes und später sahen, ist Sankt Sanchos wahrer, mit sich einiger Egoist keines¬ wegs mit dem trivialen Alltagsegoisten, dem „Egoisten im
III. Sankt Max 223 gewöhnlichen Verstände“ zu verwechseln. Er hat viel¬ mehr sowohl diesen (den in der Welt der Dinge Befangenen, Kind, Neger, Alten pp), wie den aufopfernden Egoisten (den in der Welt der Gedanken Befangenen, Jüngling, Mongole, Neuen pp) 5 zu seiner Voraussetzung. Es liegt indes in der Natur der Geheim¬ nisse des Einzigen, daß dieser Gegensatz und die aus ihm hervor¬ gehende negative Einheit — der „mit sich einige Egoist“ — erst hier, im Neuen Bunde, betrachtet werden kann. Da Sankt Max den „wahren Egoisten“ als etwas ganz Neues, als 10 das Ziel der bisherigen Geschichte darstellen will, so hat er einer¬ seits den Aufopfernden, den Predigern des devoüment, nachzuwei¬ sen, daß sie wider Willen Egoisten, und den Egoisten im gewöhn¬ lichen Verstände, daß sie Aufopfernde, daß sie keine wahren, keine heiligen Egoisten sind. — Beginnen wir mit den erstem, den 15 Aufopfernden. Zu unzähligen Malen sahen wir, daß in der Welt Jacques le bonhomme’s Alle vom Heiligen besessen sind. „Indessen macht es doch einen Unterschied“, ob „man gebildet oder ungebildet ist“. Die Gebildeten, die sich mit dem reinen Gedanken beschäftigen, 2o treten uns hier als die vom Heiligen „Besessenen“ par excellence entgegen. Sie sind in ihrer praktischen Gestalt die „Aufopfern¬ den“. „Wer ist denn aufopfernd? Vollständig“ (!) „doch“ (!!) „wohl“ (!!!) „derjenige, der an Eins, Einen Zweck, Einen 25 Willen, Eine Leidenschaft alles Andre setzt. Ihn beherrscht eine Leidenschaft, /[42]/ der er die übrigen zum Opfer bringt. Und sind diese Aufopfernden etwa nicht eigennützig? Da sie nur Eine herrschende Leidenschaft haben, sorgen sie auch nur für Eine Befriedigung, aber für diese desto eifriger. Egoistisch ist зо ihr ganzes Tun und Treiben, aber es ist ein einseitiger, u n - aufgeschlossener, bornierter Egoismus; es ist Be¬ sessenheit.“ p. 99. Sie haben also nach Sankt Sancho nur eine herrschende Leidenschaft; sollen sie auch für die Leidenschaften sorgen, die nicht sie, sondern Andre haben, um sich zum 35 allseitigen, aufgeschlossenen, unbeschränkten Egoismus zu er¬ heben, um diesem fremden Maßstab des „heiligen“ Egoismus zu entsprechen? Beiläufig wird in dieser Stelle auch der „Geizige“ und der „V ergnügungssüchtige“ (wahrscheinlich, weil Stirner 4o glaubt, er suche „d а s Vergnügen“ als solches, das heilige Ver¬ gnügen, nicht die wirklichen Vergnügungen aller Art) ebenso wie „Robespierre z. B., Saint Just usw.“ (p. 100) als Exempel des „aufopfernden, besessenen Egoisten“ angeführt. „Von einem ge¬ wissen Standpunkt der Sittlichkeit aus räsoniert man“ (d. h. unser 45 heiliger, „mit sich einiger Egoist“, von seinem eignen, mit sich
224 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil höchst uneinigen Standpunkte aus) „etwa so“: „Opfere Ich aber Einer Leidenschaft andere, so opfere Ich darum dieser Leiden¬ schaft noch nicht Mich, und opfere nichts von dem, wodurch Ich wahrhaft Ich selber bin.“ (p. 386) Sankt Max ist durch diese beiden „mit sich uneinigen“ Sätze dazu gezwungen, die 5 „lumpige“ Distinktion zu machen, daß man wohl sechs, „z. B.“, sieben „usw.“ Leidenschaften einer einzigen andern opfern dürfe, ohne aufzuhören, „wahrhaft Ich selber“ zu sein, aber bei Leibe nicht zehn oder gar noch mehr Leidenschaften. Robespierre und Saint Just waren allerdings nicht „wahrhaft Ich selber“, ebenso ю wenig wie sie wahrhaft „der Mensch“ waren, aber sie waren wahrhaft Robespierre und Saint Just, diese einzigen, unver¬ gleichlichen Individuen. Das Kunststück, den „Aufopfernden“ nachzuweisen, daß sie Egoisten seien, ist ein alter Kniff, bereits bei Helvetius und Ben- 15 tham hinläng-/[42a]/lieh exploitiert. SanktSanchos „eignes“Kunst¬ stück ist die Verwandlung der „Egoisten im gewöhnlichen Ver¬ stände“, der Bourgeois, in Nichtegoisten. Helvetius und Bentham weisen allerdings den Bourgeois nach, daß sie durch ihre Bor¬ niertheit sich praktisch schaden, aber Sankt Maxens „eignes“ 20 Kunststück besteht darin, ihnen nachzuweisen, daß sie dem „Ideal“, dem „Begriff“, „Wesen“, „Beruf“ pp des Egoisten nicht entsprechen und sich nicht als absolute Negation zu sich selbst ver¬ halten. Ihm schwebt wieder nur sein deutscher Kleinbürger vor. Nebenbei bemerkt rechnet unser Heiliger, während der „Geizige“ 25 p. 99 als „aufopfernder Egoist“ figuriert, den „Habgierigen“ p. 78 dagegen zu den „Egoisten im gewöhnlichen Verstände“, zu den „Unreinen, Unheiligen“. Diese zweite Klasse der bisherigen Egoisten wird p. 99 so defi¬ niert: „Diese Leute“ (die Bourgeois) „sind also nicht aufopfernd, зо nicht begeistert, nicht ideal, nicht konsequent, keine Enthusiasten; sie sind im gewöhnlichen Verstände Egoisten, Ei¬ gennützige, auf ihren Vorteil bedacht, nüchtern, berechnend usw.“. Da „das Buch“ nicht am Schnürchen geht, so hatten wir bereits beim „Sparren“ und beim „politischen Liberalismus“ Gelegen- 35 heit zu sehen, wie Stimer das Kunststück, die Bourgeois in Nicht¬ egoisten zu verwandeln, hauptsächlich durch seine große Unkennt¬ nis der wirklichen Menschen und Verhältnisse zu Stande bringt. Hier dient ihm dieselbe Unkenntnis zum Hebel. „Dem“ (d. h. der Stimerschen Einbildung der Uneigennützig- 40 keit) „widersetzt sich der starre Kopf des weltlichen Menschen, ist aber Jahrtausende lang wenigstens so weit erlegen, daß er den widerspenstigen Nacken beugen und höhere Mächte verehren mußte.“ (p. 104). Die Egoisten im gewöhnlichen Verstand „be¬ tragen sich halb pfäffisch und halb weltlich, dienen Gott und dem 45
ІП. Sankt Max 225 Mammon.“ (p. 105). P. 78 erfahren wir: „der Mammon des Him¬ mels und der Gott der Erde fordern beide genau denselben Grad der Selbstverleugnung“ — wonach nicht abzusehen ist, wie die Selbstverleugnung für /[42b]/ den Mammon und die 5 für Gott als „weltlich“ und „pfäffisch“, entgegen gesetzt werden können. P. 106 fragt sich Jacques le bonhomme: „Wie kommt es in¬ dessen, daß der Egoismus derer, welche das persönliche Interesse behaupten, dennoch immer wieder einem pfäffischen oder schul- io meisterlichen, d. h. einem idealen Interesse unterliegt?“ (Es ist hier beiläufig zu „signalisieren“, daß an dieser Stelle die Bour¬ geois als die Vertreter der persönlichen Interessen dargestellt werden). Dies kommt daher: „Ihre Person kommt ihnen selbst zu klein, zu unbedeutend vor, und ist es in der Tat auch, um Alles in 15 Anspruch zu nehmen und sich vollständig durchsetzen zu können. Ein sicheres Zeichen dafür liegt darin, daß sie sich selbst in zwei Personen, eine ewige und eine zeitliche zerteilen, am Sonntage für die ewige, am Werkeltage für die zeitliche sorgen. Sie haben den Pfaffen in sich, darum werden sie ihn nicht los.“ — Sancho fühlt 2o hier Skrupel, er fragt besorgt, ob es der Eigenheit, dem Egoismus im außergewöhnlichen Verstand „ebenso gehen werde?“ — Wir werden sehen, daß diese ängstliche Frage nicht ohne Grund getan wird. Ehe der Hahn zweimal gekräht, wird der heilige Jakobus (Jacques le bonhomme) dreimal sich selbst „v erleugnet“ 25 haben. Er entdeckt zu seinem großen Mißvergnügen in der Geschichte, daß von den beiden in ihr hervortretenden Seiten, dem Privat¬ interesse der Einzelnen und dem sogenannten allgemeinen Inter¬ esse, das eine stets das andere begleitet. Und er entdeckt es wie зо gewöhnlich in einer falschen Form, in seiner heiligen Form, nach der Seite der idealen Interessen, des Heiligen, der Illusion hin. Er fragt: wie kommt es, daß die gewöhnlichen Egoisten, die Vertre¬ ter der persönlichen Interessen, zugleich unter der Herrschaft all¬ gemeiner Interessen, der Schulmeister, daß sie unter der Hier- 35 archie stehen? Er beantwortet seine Frage dahin, daß die Bürger etc. „sich zu klein vorkommen“, wovon er das „sichre Zeichen“ darin findet, daß sie sich religiös verhalten, nämlich sich in eine zeitliche und ewige Person teilen, d. h. er erklärt ihr religiöses Ver¬ halten aus ihrem religiösen Verhalten, nachdem er vor-/44c[42c]/ 40 her den Kampf der allgemeinen und persönlichen Interessen in das Spiegelbild des Kampfes verwandelte, simpler Reflex inner¬ halb der religiösen Phantasie. — Was die Herrschaft des Ideals auf sich hat, siehe oben die Hierarchie. Übersetzt man Sanchos Frage aus ihrer überschwenglichen 45 Form in die profane Sprache, so „heißt es nun“: Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 15
226 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Wie kommt es, daß die persönlichen Interessen sich den Per¬ sonen zum Trotz immer zu Klasseninteressen fortentwickeln, zu gemeinschaftlichen Interessen, welche sich den einzelnen Personen gegenüber verselbstständigen, in der Verselbstständigung die Ge¬ stalt allgemeiner Interessen annehmen, als solche mit den 5 wirklichen Individuen in Gegensatz treten, und in diesem Gegen¬ satz, wonach sie als allgemeine Interessen bestimmt sind, von dem Bewußtsein als ideale, selbst religiöse, heilige Interessen vorgestellt werden können? Wie kommt es, daß innerhalb dieser Verselbstständigung der persönlichen Interessen zu Klasseninter- 10 essen das persönliche Verhalten des Individuums sich versach¬ lichen, entfremden muß und zugleich als von ihm unabhängige, durch den Verkehr hervorgebrachte Macht ohne ihn besteht, sich in gesellschaftliche Verhältnisse verwandelt, in eine Reihe von Mächten, welche ihn bestimmen, subordinieren und daher in der 15 Vorstellung als „heilige“ Mächte erscheinen? Hatte Sancho ein¬ mal das Faktum begriffen, daß innerhalb gewisser, natürlich nicht vom Wollen abhängiger, Produktionsweisen stets fremde, nicht nur vom vereinzelten Einzelnen, sondern sogar von ihrer Ge¬ samtheit unabhängige praktische Mächte sich über die Menschen 20 setzen, so konnte es ihm ziemlich gleichgültig sein, ob dies Faktum religiös vorgestellt oder in der Einbildung des Egoisten, über den Alles in der Vorstellung sich setzt, dahin verdreht wird, daß er Nichts über sich setzt. Sancho war dann überhaupt aus dem Reich der Spekulation in das der Wirklichkeit herabgestiegen, aus dem, 25 was die Menschen sich einbilden, zu dem, was sie sind, aus dem, was sie sich vorstellen, zu dem, wie sie /45 [43]/ sich betätigen und unter bestimmten Umständen betätigen müssen. Was ihm als Pro¬ dukt des Denkens erscheint, würde er als Produkt des Lebens begriffen haben. Er wäre nicht zu der seiner würdigen Abge- зо schmacktheit fortgegangen, den Zwiespalt zwischen persönlichen und allgemeinen Interessen daraus zu erklären, daß die Menschen sich diesen Zwiespalt auch religiös vorstellen und sich so oder so vorkommen, was aber nur ein andres Wort für das „Vor¬ stellen“ ist. 35 Selbst in der abgeschmackten kleinbürgerlich deutschen Form, worin Sancho den Widerspruch der persönlichen und allgemeinen Interessen erfaßt, mußte er übrigens einsehen, daß die Individuen, wie sie nicht anders konnten, immer von sich ausgegangen sind und daher beide von ihm notierte Seiten, Seiten der persönlichen 40 Entwicklung der Individuen sind, beide durch gleich empirische Lebensbedingungen der Individuen erzeugt, beide nur Ausdrücke derselben persönlichen Entwicklung der Menschen, beide da- 4 Im Original in die Verselbstständigung
IIL Sankt Max 227 her nur in scheinbarem Gegensatz. Was die durch besondere Entwicklungs-Umstände und durch die Teilung der Arbeit dem Individuum zugefallene Stelle betrifft, ob es mehr die eine oder andere Seite des Gegensatzes repräsentiert, mehr als Egoist oder 5 mehr als Devouierter erscheint, war eine durchaus untergeordnete Frage, die sogar nur dann irgend ein Interesse erhielt, wenn sie innerhalb bestimmter Geschichtsepochen an bestimmten Individuen aufgeworfen würde. Sie konnte sonst nur zu moralisch quack¬ salbernden Redensarten führen. Aber Sancho läßt sich als Dog- 10 matiker hier täuschen und weiß sich nicht anders zu helfen, als indem er Sancho Pansas und Don Quixoten geboren werden und dann den Sanchos dummes Zeug von den Don Quixoten in den Kopf setzen läßt — als Dogmatiker nimmt er sich die eine Seite, schulmeisterlich aufgefaßt, heraus, erklärt sie den Individuen 15 /45a [43c]/ als solchen gehörig und spricht seinen Widerwillen gegen die andre aus. Als einem Dogmatiker erscheint ihm daher auch die andre Seite teils als bloße Gemütsaffektion, De- voüement, teils als ein bloßes „Prinzip“, nicht als ein aus der bisherigen natürlichen Daseinsweise der Individuen notwendig го hervorgehendes Verhältnis. Das „Prinzip“ hat man sich konse¬ quent auch nur „aus dem Kopfe zu schlagen“, obgleich es der Sanchoschen Ideologie gemäß allerlei empirische Dinge schafft. So hat z. B. p. 180 das „Lebens- oder Sozietätsprinzip“ „das ge¬ sellschaftliche Leben, alle Umgänglichkeit, alle Verbrüderung und 25 alles [d]as“ . . . „geschaffen“. Umgekehrt besser: Das [L]eben hat das Prinzip geschaffen. Der Kommunismus ist deswegen un[se]rm Heiligen rein unbegreiflich, weil die [Ko]mmunisten weder den Egoismus gegen die Aufopferung, noch die Aufopferung gegen den Egoismus gel- 3o tend machen, und theoretisch diesen Gegensatz weder in jener ge¬ mütlichen, noch in jener überschwänglichen, ideologischen Form fassen, vielmehr seine materielle Geburtsstätte nachweisen, mit welcher er von selbst verschwindet. Die Kommunisten predigen überhaupt keine Moral, was Stirner im ausgedehntesten Maße 35 tut. Sie stellen nicht die moralische Forderung an die Menschen: Liebet Euch unter einander, seid keine Egoisten pp; sie wissen im Gegenteil sehr gut, daß der Egoismus ebenso wie die Aufopferung eine unter bestimmten Verhältnissen notwendige Form der Durch¬ setzung der Individuen i st. Die Kommunisten wollen also keines- 4o wegs, wie Sankt Max glaubt, und wie ihm sein getreuer Dottore Graziano (Arnold Rüge) nachbetet (wofür ihn Sankt Max, Wi¬ gand p. 192, einen „ungemein pfiffigen und politischen Kopf“ nennt) — den „Privatmenschen“ dem „allgemeinen“, dem auf¬ 25—28 Von den Mäusen zerfressene Stellen 15*
228 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil opfernden Menschen zu Liebe aufheben — eine Einbildung, wor¬ über sie sich Beide bereits in den Deutsch-französischen Jahr¬ büchern /[43b]/ die nötige Aufklärung hätten holen können. Die theoretischen Kommunisten, die einzigen, welche Zeit haben, sich mit der Geschichte zu beschäftigen, unterscheiden sich gerade da- з durch, daß sie allein die Schöpfung des „allgemeinen Interesses“ durch die als „Privatmenschen“ bestimmten Individuen in der ganzen Geschichte entdeckt haben. Sie wissen, daß dieser Gegensatz nur scheinbar ist, weil die eine Seite, das sogenannte „Allgemeine“, von der andern, dem Privatinteresse, fortwährend 10 erzeugt wird, und keineswegs ihm gegenüber eine selbstständige Macht mit einer selbstständigen Geschichte ist, daß also dieser Gegensatz fortwährend praktisch vernichtet und erzeugt wird. Es handelt sich also nicht um eine Hegelsche „negative Einheit“ von zwei Seiten eines Gegensatzes, sondern um die materiell bedingte in Vernichtung einer bisherigen materiell bedingten Daseinsweise der Individuen, mit welcher zugleich jener Gegensatz samt seiner Ein¬ heit verschwindet. — Wir sehen also, wie der „mit sich einige Egoist“ im Gegensatz zu dem „Egoisten im gewöhnlichen Verstände“ und dem „auf- 20 opfernden Egoisten“ von vornherein in einer Illusion über beide und die wirklichen Verhältnisse der wirklichen Menschen beruht. Der Vertreter der persönlichen Interessen ist bloß „Egoist im ge¬ wöhnlichen Verstände“ wegen seines notwendigen Gegensatzes gegen die gemeinschaftlichen Interessen, innerhalb der bisherigen 25 Produktions- und Verkehrsweise zu allgemeinen Interessen ver¬ selbstständigt und in der Form idealer Interessen vorgestellt und geltend gemacht. Der Vertreter der gemeinschaftlichen Interessen ist bloß „Aufopfernder“ wegen seines Gegensatzes gegen die als Privatinteressen fixierten persönlichen Interessen, wegen der Be- зо Stimmung der gemeinschaftlichen Interessen als allgemeiner und idealer. Beide, der „aufopfernde Egoist“ wie der „Egoist im gewöhn¬ lichen Verstände“ treffen in letzter Instanz zusammen in der Selbstverleugnung. P. 78: „So ist die Selbstverleugnung 35 den Heiligen gemein mit den Unheiligen, den /45c[43c]/ Reinen mit den Unreinen: Der Unreine verleugnet alle bessern Ge¬ fühle, alle Scham, ja die natürliche Furchtsamkeit und folgt nur der ihn beherrschenden Begierde. Der Reine verleugnet seine natürliche Beziehung zur Welt. Von Gelddurst getrieben, 40 verleugnet der Habgierige alle Mahnungen des Gewissens, alles Ehrgefühl, alle Milde und alles Mitleid; er setzt alle Rücksichten aus den Augen: ihn reißt die Begierde fort. Gleiches begeht der Heilige: er macht sich zum Spotte der Welt, ist „hartherzig“ und „streng gerecht“; denn ihn reißt das Verlangen fort.“ — 45
III. Sankt Max 229 Der „Habgierige“, der hier als unreiner, unheiliger Egoist, also als Egoist im gewöhnlichen Verstände auftritt, ist nichts als eine [von] moralischen Kinderfreunden und Romanen [br]eit- getretene, in der Wirklichkeit aber nur [a] 1s Abnormität vorkom- з mende Figur, keines [w]egs der Repräsentant der habgierigen [Bourgeois, die im Gegenteil weder „Mahnungen des Gewissens“, „Ehrgefühl“ etc. zu verleugnen brauchen, noch sich auf die eine Leidenschaft der Habgier beschränken. Ihre Habgier hat vielmehr eine ganze Reihe anderer, politischer und sonstiger Leidenschaften 10 im Gefolge, deren Befriedigung die Bourgeois keinesfalls auf¬ opfern. Ohne hierauf weiter einzugehen, halten wir uns gleich an die Stimersche „Selbstverleugnung“. Sankt Max schiebt hier dem Selbst, das sich verleugnet, ein andres, nur in Sankt Maxens Vorstellung existierendes Selbst 15 unter. Er läßt „den Unreinen“ allgemeine Eigenschaften, wie „bessere Gefühle“, „Scham“, „Furchtsamkeit“, „Ehrgefühl“ pp aufopfern und fragt gar nicht darnach, ob der Unreine dieseEigen- schaften auch besitzt. Als ob „der Unreine“ notwendig alle diese Qualitäten besitzen müsse! Aber selbst dann, wenn „der Unreine“ го sie alle besäße, würde die Aufopferung dieser Eigenschaften noch keine Selbstverleugnung, sondern nur das selbst in der „mit sich einigen“ Moral zu rechtfertigende Faktum konstatieren, daß Einer Leidenschaft mehre andere geopfert werden. Und end¬ lich ist nach dieser Theorie alles „Selbstverleugnung“, was Sancho 25 tut und nicht tut. Er mag sich anstellen oder nicht anstellen [.. .1 /46a[44a]/ Obgleich nun Sankt Max p. 420 sagt: „Über der Pforte unserer [Zeit] steht nicht ...: Erkenne dich selbst, [sondern] ein: Ver¬ werte Dich“ (wo der Schulmeister wieder die wirkliche, von ihm зо vorgefundene Verwertung in das Moralgebot der Verwertung ver¬ wandelt) — so muß [statt für] den bisherigen „aufopfern [den“, für den] „Egoisten im gewöhn [liehen Verstände“] „jenes [apolli¬ nische“ Wortlauten: „] Erkennet Euch [nur wieder, erkennet nur, was] Ihr [wirklich seid, und laßt Eure törichte Sucht fahren, 35 etwas Anderes zu sein, als Ihr seid!“ „denn“: „Dies gibt die Er¬ scheinung des betrogenen Egoismus, wo Ich nicht Mich be¬ friedige, sond]em Eine [meiner Begierden, z.] B. den Glück [selig- keitstrieb. — All] Euer Tun und Trei[ben ist heim]licher, ver¬ deckter . . . [Egoismus,] unbewußter Egoismus, darum 40 [aber] nicht Egoismus, sondern Knechtschaft, Dienst, Selbstver- 3—6 Von den Mäusen zerfressene Stellen 25 Hier fehlt eine Fortsetzung. Eine durchgestrichene, von den Mäusen ganz zerfressene Seite geben wir im Anhang wieder 2G Auf dieser Seite machte Marx den Vermerk: III. Bewußtsein 28—4ü Von den Mäusen zerfressene Stellen
230 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil leugnung. Ihr seid Egoisten und Ihr seid es nicht, indem Ihr den Egoismus verleugnet.“ (p. 217). „Kein Schaf, kein Hund bemüht sich, ein rechter“ Egoist „zu werden“ (p. 443); „kein Tier“ ruft den andern zu: erkennet Euch nur wieder, erkennet nur, was Ihr wirklich seid, — „Eure 5 Natur ist nun einmal eine“ egoistische, „Ihr seid“ egoistische „Naturen, d. h.“ Egoisten. „Aber eben weil Ihr das bereits seid, braucht Ihrs nicht erst zu werden“ (ibid.). Zu dem, was Ihr seid, gehört auch Euer Bewußtsein, und da Ihr Egoisten seid, so habt Ihr auch das Eurem Egoismus entsprechende Bewußtsein, also ist io gar kein Grund vorhanden, der Stimerschen Moralpredigt, in Euch zu gehen und Buße zu tun, die geringste Folge zu leisten. Stirner exploitiert hier wieder [den] alten philosophischen Witz, auf [den] wir später zurückkommen [wer]den. Der Philo¬ soph sagt nicht di-/46b[44b]/rekt: Ihr seid keine Menschen. Ihr is wart immer Menschen, aber Euch fehlte das Bewußtsein von Dem, was Ihr wart und eben darum seid Ihr auch in der Wirklich¬ keit keine Wahren Menschen gewesen. Darum entsprach Eure Er¬ scheinung Eurem Wesen nicht. Ihr wart Menschen und Ihr wart es nicht. — Der Philosoph gesteht hier auf einem Umwege, daß 20 einem bestimmten Bewußtsein auch bestimmte Menschen und be¬ stimmte Umstände entsprechen. Aber er bildet sich zu gleicher Zeit ein, daß seine moralische Forderung an die Menschen, ihr Bewußtsein zu verändern, dies veränderte Bewußtsein zu Stande bringen werde, und er sieht in den, durch veränderte empirische 25 Verhältnisse veränderten Menschen, die nun auch natürlich ein andres Bewußtsein haben, nichts Andres, als ein verändertes [Be¬ wußtsein.] — Ebenso [Euer Bewu]ßts[ein, das Ihr heimlich] er¬ seh [nt; darin seid] Ihr heim [liehe, unbewußte] Egoisten — d. h. Ihr seid wirklich Egoisten, soweit Ihr unbewußt seid, aber Ihr зо seid Nichtegoisten , soweit Ihr bewußt seid. Oder: Eurem jetzi- g[en Bewußtsein liegt] ein bestimmtes Sein zu Gr[unde, das] nicht das von Mir verlangte Sein] ist; Euer Bewußtsein ist das Be¬ wußtsein des Egoisten, wie er nicht [sein] soll und zeigt daher, daß Ihr selbst Egoisten seid, wie sie nicht sein sollen — oder 35 daß Ihr Andre sein sollt, als Ihr wirklich seid. Diese ganze Trennung des Bewußtseins von den ihm zu Grunde liegen¬ den Individuen und ihren wirklichen Verhältnissen, diese Einbil¬ dung, der Egoist der heutigen Bourgeoisgesellschaft habe nicht das seinem Egoismus entsprechende Bewußtsein, ist nur eine alte 40 Philosophenmarotte, die Jacques le bonhomme hier gläubig ak¬ zeptiert und nachmacht. Bleiben wir bei Stirners „rührendem Bei¬ spiel“ vom Habgierigen. Diesem Habgierigen, der nicht der „Hab- 13—14 Von den Mäusen zerfressene Stellen 27—34 Von den Mäusen zerfressene Stellen
ІП. Sankt Max 231 gierige“ überhaupt, sondern /[44c]/ der Habgierige „Hans oder Kunz“, ein ganz individuell bestimmter „einziger“ Habgieriger, und dessen Habgier nicht die Kategorie „der Habgier“ ist (Sankt Maxens Abstraktion von seiner umfassenden, komplizierten, „ein- 5 zigen“ Lebensäußerung), und „nicht davon abhängt, wie Andre“ (z. B. Sankt Max) „sie rubrizieren“ — diesem Habgierigen will er vormoralisieren, daß er „nicht sich befriedige, sondern eine seiner Begierden“. Aber „nur im [Augen]blicke bistDuDu, nur als [Augenblicklicher bis Du wirklich. Ein [von Dir, de]m Augen- io blicklichen [getrenntes“, ist] ein absolut Höheres, [ist z. B. das Geld. Aber „daß] Dir“ das Geld „viel[mehr“ ein höherer Genus] s, daß es Dir [ein „absolut Höheres“ ist oder nic]ht ist, mich vielleicht [„verleugne“? — Er] findet, daß die [Habgier mich] Tag und Nacht besitzt; [aber das] 15 tut sie nur in seiner [Refle]xion. Er ist es, der aus den vielen Mo¬ menten, in denen Ich immer der Augenblickliche bin, immer Ich selber, immer wirklich, „Tag und Nacht“ macht, wie nur Er die verschiedenen Momente meiner Lebensäußerung zu einem mora¬ lischen Urteil zusammenfaßt und sagt, daß sie die Befriedigung го der Habgier seien. Wenn Sankt Max das Urteil fällt, daß Ich nur Eine meiner Begierden befriedige, nicht Mich, so stellt er Mich als volles ganzes Wesen Mir selber gegenüber. „Und worin be¬ steht dies volle ganze Wesen? Eben nicht in Deinem augenblick¬ lichen Wesen, nicht in dem, was Du augenblicklich bist“ — 25 also nach Sankt Max selbst in dem — heiligen „Wesen.“ (Wigand p. 171). Wenn „Stirner“ sagt, daß Ich Mein Bewußtsein ver¬ ändern müsse, so weiß Ich [meinerseits, daß mein augenblick¬ liches [Be]wußtsein auch zu meinem augenblicklich]en Sein ge¬ hört und Sankt Max, in[dem] er mir dies Bewußtsein [streitig зо macht, als versteckter Moralist /{47}[45]/ meinen ganzen Lebens¬ wandel angreift. Und dann „bist Du nur, wenn Du an Dich denkst, bist Du nur durch das Selbstbewußtsein?“ (Wig. p. 157, 158). Wie kann Ich etwas Andres als Egoist sein? Z. B. wie kann Stirner etwas Andres als Egoist sein, er mag den Egoismus verleugnen 35 oder nicht? „Ihr seid Egoisten und Ihr seid es nicht, indem Ihr den Egoismus verleugnet“, predigst Du. — Unschuldiger, „be- 8—15 Von den Mäusen zerfressene Stellen 13 Hier folgt eine von den Mäusen total zerfressene Stelle, die wahrscheinlich folgendermaßen gelautet hat: [das hängt nicht von Deinem Wollen oder Laufen ab, sondern von den empi¬ rischen Verhältnissen, unter denen Du lebst. — Darüber kann ihn der „pro¬ fane“ Egoist, der Bourgeois, belehren: Will Er, Jacques le bonhomme, Mir vorp]redigen, [ich sei nicht Ich; daß ich] 27—29 Von den Mäusen zerfressene Stellen 30 Hier hat Marx wieder den Vermerk gemacht: III (Bewußtsein)
232 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil trogner“, „uneingestandener“ Schulmeister! Die Sache verhält sich gerade umgekehrt. Wir Egoisten im gewöhnlichen Ver¬ stände, Wir Bourgeois wissen sehr wohl: charite bien ordonnee commence par soi-meme, und wir haben längst das Sprüchlein: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dahin interpretiert, daß 5 Jeder sich selbst der Nächste ist. Aber wir leugnen, daß wir eng¬ herzige Egoisten seien, Exploiteurs, gewöhnliche Egoisten, deren Herzen sich nicht zu dem Hochgefühl erheben können, die Inter¬ essen ihrer Mitmenschen zu den Ihrigen zu machen — was unter uns gesfagt, so]viel heißt, daß wir unsre In[teressen] als di[e] 10 unsrer Mitmenschen [be]hau[pten. Du] leu[gnest den] „gewöhn¬ lichen“ Egoismus des einzigen Egoisten [nur deshalb, w]eil Du deine [„natürlichen Beziehungen zur [Welt verleugnest“. Du verstehst daher nicht, warum wir den praktischen Egoismus eben darin vollenden, daß wir die Redensart des Egoismus verleugnen js — wir, denen es um die Durchsetzung wirklicher egoistischer In¬ teressen, nicht um das heilige Interesse des Egoismus zu tun ist. Übrigens war es vorauszusehen — und damit dreht der Bourgeois kaltblütig Sankt Maxen den Rücken — daß Ihr deutschen Schul¬ meister, wenn Ihr Euch einmal an die Verteidigung des Egoismus 20 geben würdet, nicht den wirklichen, „profanen, auf platter Hand liegenden“ („Das Buch“ p. 455) Egoismus, also „nicht mehr das, was man“ Egoismus „nennt“, sondern den Egoismus im außerge¬ wöhnlichen, im Schulmeisterverstande, den philosophischen oder Lumpenegoismus, proklamieren würdet. 25 Der Egoist im außergewöhnlichen Verstände ist also „nun erst gefunden“. „Sehen wir uns diesen neuen Fund einmal genauer an.“ (p. 13). — Aus dem so eben Gesagten hat sich bereits ergeben, daß die bisherigen Egoisten nur /47a [45a]/ ihr Bewußtsein zu verändern зо haben, um Egoisten im außergewöhnlichen Verstände zu werden; daß also der mit sich einige Egoist sich von den früheren nur durch das Bewußtsein, d. h. als Wissender, als Philosoph unter¬ scheidet. Aus der ganzen Sankt Maxischen Geschichtsanschau¬ ung folgt ferner, daß, weil die bisherigen Egoisten nur vom „Hei- 35 ligen“ beherrscht waren, der wahre Egoist nur gegen „das Hei¬ lige“ zu kämpfen hat. Die „einzige“ Geschichte zeigte, wie Sankt Max die historischen Verhältnisse in Ideen, und dann den Egoisten in einen Sünder gegen diese Ideen verwandelte, wie jede egoisti¬ sche Geltendmachung in eine Sünde [gegen diese] Ideen verwan- w delt wurde, [die Macht der] Privilegierten in Sünde [gegen die Idee] der Gleichheit, des Des[potismus; bei der] Idee der Freiheit [der Konkurrenz] konnte deshalb [in „dem Buch“ gesagt wer] den, 10—13 Von den Mäusen zerfressene Stellen 40—43 Von den Mäusen zerfressene Stellen
IIL Sankt Max 233 daß er [das Privateigentum für „] das Persönliche“ [ansieht, (p. 155)] [ ] großen, [ • • • • den aufopfernden] Ego[isten . . . .] notwendig und unbezwingbar . . . .] nur dadurch zu bekämpfen, daß er sie in 5 heilige verwandelt und nun die Heiligkeit an ihnen, d. h. seine heilige Vorstellung von ihnen, sie [also] nur, insoweit sie in ihm, als einem Heiligen, existieren, aufzulösen beteuert. /47b[45b]/ P. 50: „Wie Du in jedem Augenblicke bist, so bist Du Dein Geschöpf, und eben an dieses Geschöpf magst io Du Dich, den Schöpfer, nicht verlieren. Du bist selbst ein höheres Wesen als Du, d. h. daß Du nicht bloß Geschöpf, sondern gleicherweise Schöpfer bist, das eben verkennst Du als unfrei¬ williger Egoist, und darum ist das höhere Wesen Dir ein fremdes“. — Mit einer etwas andern Wendung heißt dieselbe Weisheit 15 p. 239 „des Buchs“: „Die Gattung ist Nichts“ (später wird sie allerlei, siehe Selbstgenuß), „und wenn der Einzelne sich über die Schranken seiner Individualität erhebt, so ist das vielmehr gerade Er selbst als Einzelner, er ist nur, indem er sich erhebt, er ist nur, indem er nicht bleibt, was er ist, sonst wäre er fertig, tot“. 2o — Zu diesen Sätzen, seinem „Geschöpf“, verhält sich Stirner sofort als „Schöpfer“, indem er ..sich nicht an sie verliert“: „Nur im Augenblicke bist Du, nur als Augenblicklicher bist Du wirklich . . . Ich bin in jedem Momente ganz, was Ich bin ... ein von Dir, dem Augenblicklichen, Getrenntes“ ist „ein absolut 25 Höheres“ . . . (Wigand p. 170); und p. 171 ibid. wird „Dein Wesen“ als „Dein augenblickliches Wesen“ bestimmt. Während Sankt Max im „Buche“ sagt, er habe noch ein anderes, höheres Wesen als ein augenblickliches Wesen, wird im apologetischen Kommentar das „augenblickliche Wesen“ [seines] Individuums зо mit seinem „vollen [ganzen] Wesen“ identifiziert und jedes [We¬ sen] als das „augenblickliche Wesen“ [in ein] „absolut höheres Wesen“ verwandelt. Er ist also „im Buche“ in jedem Augenblick ein höheres Wesen, als Das, was er in diesem Augenblick ist, während im Kommentar Alles, was er nicht in diesem Augenblick 35 immittelbar ist, ein „absolut höheres Wesen“, ein heiliges Wesen ist. — Und dieser ganzen Spaltung gegenüber p. 200 „des Buchs“: „Ich weiß Nichts von der Spaltung eines „unvollkommnen“ „und“ „v о 11 k о m m n e n“ Ichs“. Der „mit sich einige Egoist“ braucht sich keinem Höheren 40 mehr zu opfern, da er sich selbst der Höhere ist, und diesen /[45c]/ 1—6 Von den Mäusen zerfressene Stellen 7 Der Schluß dieser Seite ist durchgestrichen; wir geben den Text im Anhang 8 Am Anfang dieser Seite machte Marx den Vermerk: II (Schöpfer und Ge¬ schöpf) 29—31 Von den Mäusen zerfressene Stellen
234 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Zwiespalt zwischen einem „Höheren“ und einem „Niederen“ in sich selbst verlegt. So ist in der Tat (Sankt Sancho contra Feuer¬ bach, „Das Buch“, p. 243) „am höchsten Wesen Nichts als eine Metamorphose vorgegangen“. Sankt Maxens wahrer Egoismus be¬ steht in dem egoistischen Verhalten gegen den wirklichen Egois- 5 mus, gegen sich selbst, wie er „in jedem Augenblicke“ ist. Dies egoistische Verhalten gegen den Egoismus ist die Aufopferung. Sankt Max als Geschöpf ist nach dieser Seite hin der Egoist im gewöhnlichen Verstände, als Schöpfer ist er der aufopfernde Egoist. Wir werden auch die entgegengesetzte Seite kennen lernen, 10 denn beide Seiten legitimieren sich als echte Reflexionsbestim¬ mungen, indem sie die absolute Dialektik durchmachen, in der jede von ihnen an sich selbst ihr Gegenteil ist. Ehe wir auf dies Mysterium in seiner esoterischen Gestalt näher eingehen, ist [es] nun in einzelnen [seiner sauren] Lebens- 15 kämpfe zu beobachten], [Die all] gemeinste Qualität, [den Egoisten, a}Is Schöpfer mit sich [selbst in Einklang zu] bringen [vom Standpunkt der Welt] des Geistes[, vollbringt Stirner p. 82,83:] [„Es hat das Christentum] dahin [gezielt, Uns von der Natur- го bestimm]ung [ (Bestimmung durch die Natur), von den Begierden [als antreibend, zu erlös]en, [mithin gewollt, daß,der Mensch s]ich [nicht von seinen Begierden be] stimmen [lasse. Darin liegt nicht, daß] er keine [Begierden haben solle, so]ndem[,] daß die [Begierden ihn] nicht haben sollen, daß [sie] nicht fix, unbe- 25 zwinglich, unauflöslich] werden sollen. Was nun das Christen¬ tum gegen die Begierden machinierte, könnten wir das nicht auf seine eigene Vorschrift, daß uns der Geist bestimmen solle, anwenden. ..?... Dann ginge es auf die Auflösung des Geistes, Auflösung aller Gedanken aus. Wie es dort heißen зо mußte, so hieße es nun: Wir sollen zwar Geist haben, aber der Geist soll uns nicht haben.“ „Die aber Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden“ (Galater 5, 24) — womit sie nach Stirner als wahre Eigentümer mit den gekreuzigten Lüsten und 35 Begierden verfahren. Er übernimmt das Christentum auf Liefe¬ rung, will es aber nicht bei dem gekreuzigten Fleisch bewenden lassen, sondern auch seinen Geist kreuzigen, also den „ganzen Kerl“. Das Christentum wollte uns nur darum von der Herrschaft des w Fleisches und den „Begierden als antrei-/(48}[46]/benden“ be¬ freien, weil es unser Fleisch, unsre Begierden für etwas uns Frem¬ des ansah; es wollte uns nur darum von der Naturbestimmung er- 15—25 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 235 lösen, weil es unsre eigne Natur für uns nicht zugehörig hielt. Bin ich nämlich nicht selbst Natur, gehören meine natürlichen Be¬ gierden, meine ganze Natürlichkeit — und dies ist die Lehre des Christentums — nicht zu mir selbst, so erscheint mir jede Be- 5 Stimmung durch die Natur, sowohl durch meine eigne Natürlich¬ keit wie durch die sogenannte äußere Natur, als Bestimmung durch etwas Fremdes, als Fessel, als Zwang, der mir angetan wird, als Heteronomie im Gegensatz zur Autonomie des Geistes'. Diese christliche Dialektik akzeptiert er unbesehen und 10 wendet sie nun auch auf unsern Geist an. Übrigens hat das Chri¬ stentum es ja nie dahin gebracht, uns auch nur in dem von Sankt Max ihm untergeschobenen Juste-Milieu-Sinn von der Herrschaft der Begierden zu befreien; es bleibt bei dem bloßen, in der Praxis resultatlosen Moralgebot stehen. Stirner nimmt das moralische и Gebot für die wirkliche Tat, und ergänzt es durch den weiteren kategorischen Imperativ: „Wir sollen zwar Geist haben, aber der Geist soll Uns nicht haben“ — und deshalb verläuft sich sein gan¬ zer mit sich einiger Egoismus „näher“, wie Hegel sagen würde, in eine nicht minder ergötzliche als erbauliche und beschauliche 2o Moralphilosophie. Ob eine Begierde fix wird oder nicht, d. h. ob sie zur aus¬ schließlichen [Macht über uns wird,] wodurch indes ein [weiterer Fortschritt nicht aus]geschlossen ist, das hängt davon ab, ob die materiellen Umstände, die „schlechten“ weltlichen Verhältnisse 25 erlauben, die.se Begierde normal zu befriedigen und andererseits eine Gesamtheit von Begierden zu entwickeln. Dies Letztere wie¬ der hängt davon ab, ob wir in Umständen leben, die uns eine all- seitige Tätigkeit und damit eine Ausbildung aller unserer An¬ lagen gestatten. Ebenso hängt es von der Gestaltung der wirk- 3o liehen Verhältnisse und -der in ihnen gegebenen Möglichkeit der Entwickelung für jedes Individuum ab, ob die Gedanken fix wer¬ den oder nicht — wie z. B. die fixen Ideen der deutschen Philo¬ sophen, dieser „Opfer der Gesellschaft“, qui nous font pitie, yon den deutschen Verhältnissen unzertrennlich sind. Bei Stir- 35 ner ist übrigens die Herrschaft der Begierde eine reine Phrase, die ihn zum absoluten Heiligen stempelt. So, um bei dem „rüh¬ renden Beispiel“ vom Habgierigen zu bleiben: „Ein Habgieriger ist kein Eigner, sondern ein Knecht, und er kann Nichts um Seinetwillen tun, ohne es zugleich um seines Herrn willen zu tun“. 4o P. 400. Niemand kann etwas tun, ohne es zugleich einem seiner Bedürfnisse und dem Organe dieses Bedürfnisses zu Liebe zu tun — wodurch für Stirner dies Bedürfnis und sein Organ zum Herrn über ihn gemacht wird, gerade wie er früher schon das Mittel 22—23 Von den Mäusen zerfressene Stellen
236 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil zur Befriedigung eines Bedürfnisses (vgl. politischen Liberalis¬ mus und Kommunimus) zum Herrn über sich machte. Stirner kann nicht essen, ohne zugleich um seines Magens willen zu essen. Hindern ihn die weltlichen Verhältnisse daran, seinen Magen zu befriedigen, so wird dieser sein Magen zum Herrn über ihn, die 5 Begierde des Essens zur fixen Begierde und der Gedanke ans Essen zur fixen Idee — womit er zugleich ein Beispiel für den Einfluß der weltlichen Umstände auf die Fixierung seiner Be¬ gierden und Ideen hat. /48a [46a]/ Sanchos „Empörung“ gegen die Fixierung der Begierden und Gedanken läuft hiernach auf das io ohnmächtige Moralgebot der Selbstbeherrschung hinaus, und lie¬ fert einen neuen Beleg dafür, wie er nur den trivialsten Gesin¬ nungen der Kleinbürger einen ideologisch hochtrabenden Aus¬ druck verleiht. /[46b]/ In diesem ersten Exempel bekämpft er also einerseits is seine fleischlichen Begierden, andererseits seine geistigen Gedan¬ ken, einerseits sein Fleisch, andererseits seinen Geist, wenn sie, seine Geschöpfe, sich gegen ihn, den Schöpfer, verselbstständigen wollen. Wie unser Heiliger diesen Kampf führt, wie er sich als Schöpfer zu seinem Ge[schöpf verhält], werden wir jetzt sehen. 20 Bei dem Christen „im gewöhnlichen Verstände“, dem chretien „simple“, um mit Fourier zu reden, „hat der Geist die alleinige Gewalt und keine Einrede des „Fleisches“ wird ferner gehört. Gleichwohl aber kann Ich nur durch das „F1 e i sch“ die Tyrannei des Geistes brechen; denn nur, wenn ein Mensch auch sein 25 Fleisch vernimmt, vernimmt er sich ganz, und nur, wenn er sich ganz vernimmt, ist er vernehmend oder vernünftig. Führt aber einmal das Fleisch das Wort, und ist der Ton des¬ selben, wie es nicht anders sein kann, leidenschaftlich so glaubt er“ (der chretien simple) „Teufelsstimmen zu vemeh- зо men, Stimmen gegen den Geist und eifert mit Recht dagegen. Er müßte nicht Christ sein, wenn er sie dulden wollte“. P. 83.— Also wenn sein Geist sich gegen ihn verselbstständigen will, so ruft Sankt Max sein Fleisch zu Hülfe und wenn sein Fleisch rebel- 35 lisch wird, erinnert er sich, daß er auch Geist ist. Was der Christ nach einer Seite hin tut, das tut Sankt Max nach Beiden Seiten hin. Er ist der chretien „compose“, er beweist sich abermals als voll¬ endeter Christ. Hier in diesem Exempel tritt Sankt Max, der Geist, nicht als 40 Schöpfer seines Fleisches, und umgekehrt, auf; er findet sein Fleisch und seinen Geist vor, und erinnert sich nur, wenn eine Seite rebellisch wird, daß er auch noch die andere an sich hat, 20 Von den Mäusen zerfressene Stelle
III. Sankt Max 237 und macht nun diese andere Seite als sein wahres Ich dagegen gel¬ tend. Sankt Max ist also hier nur Schöpfer, insofern er „auch- Anders-Bestimmter“ ist, insofern er noch eine /[46c]/ an¬ dere Qualität besitzt, als die, welche es ihm gerade beliebt, unter 5 die Kategorie: Geschöpf zu subsumieren. Seine ganze schöpfe¬ rische Tätigkeit besteht hier in dem guten Vorsatz, sich zu verneh¬ men, und zwar sich ganz zu vernehmen oder vernünftig zu sein*}, sich als „volles, ganzes Wesen“ als von „seinem augen¬ blicklichen Wesen“ unterschiedenes Wesen, ja im geraden Gegen- io satz zu dem, was er „augenblicklich“ für ein Wesen ist, zu ver¬ nehmen. [Ge]hen wir nun zu einem [der „sauren] Lebenskämpfe“ [uns¬ res Heiligen] über: [P. 80, 81: „Mein Eife]r braucht nicht [geringer zu sein, als 15 der] fanatischste, [aber Ich bleibe zu gleicher Zeit gegen [ihn frostig kalt, ungläubig und sein [unversöhnlichster Feind;] Ich bleibe [sein Richter, weil Ich sein] Eigentümer [bin“.] [Um Dem Sinn zu] geben, was Sankt [Sancho v]on [S] ich aus¬ sagt, so beschränkt sich seine schöpferische Tätigkeit hier darauf, го daß er in seinem Eifer über seinen Eifer ein Bewußtsein behält, daß er über ihn reflektiert, daß er sich als reflektierendes Ich zu sich als wirklichem Ich verhält. Es ist das Bewußtsein, dem er will¬ kürlich den Namen „Schöpfer“ beilegt. Er ist nur „Schöpfer“, so¬ weit er bewußt ist. 25 „Hierüber vergissest Du Dich selbst in süßer Selbstvergessen¬ heit Bist Du aber nur, wenn Du an Dich denkst, und ver¬ kommst Du, wenn Du Dich vergissest? Wer vergäße sich nicht alle Augenblicke, wer verlöre sich nicht in Einer Stunde tausendmal aus den Augen?“ (Wigand, p. 157, зо 158). — Dies kann Sancho seinem „Selbstvergessen“ natürlich nicht vergessen, und „bleibt“ daher „zu gleicher Zeit sein unver¬ söhnlichster Feind“. Sankt Max, das Geschöpf, hat in demselben Moment einen enor¬ men Eifer, /{49} [47] / wo Sankt Max, der Schöpfer, vermöge seiner 35 Reflexion zugleich über diesen seinen Eifer hinaus ist; oder der wirkliche Sankt Max eifert, und der reflektierende Sankt Max bil¬ det sich ein, über diesen Eifer hinaus zu sein. Dieses Hinaussein in der Reflexion über das, was er wirklich ist, wird nun in Roman¬ phrasen ergötzlich und abenteuerlich dahin beschrieben, daß er 40 seinen Eifer fortbestehen läßt, d. h. mit seiner Feindschaft gegen *) Hier rechtfertigt also Sankt Max vollständig Feuerbachs „rühren¬ des Exempel“ von der Hetäre und Geliebten. In der ersteren ..vernimmt“ ein Mensch nur sein Fleisch, oder nur ihr Fleisch, in der zweiten sich ganz oder sie ganz. Siehe Wigand p. 170, 171. 12—18 Von den Mäusen zerfressene Stellen
238 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ihn nicht wirklich Emst macht, aber sich „frostig kalt“, „ungläu¬ big“, als „unversöhnlichster Feind“ gegen ihm verhält. — Insofern Sankt Max eifert, d. h. sofern der Eifer seine wirkliche Eigenschaft ist, verhält er sich nicht als Schöpfer zu ihm, und insofern er sich als Schöpfer verhält, eifert er nicht wirklich, ist ihm der Eifer 5 fremd, seine Nicht-Eigenschaft. Solange er eifert, ist er nicht der Eigner des Eifers, und sobald er sein Eigner wird, hört er auf zu eifern. Er, der Gesamtkomplex, ist in jedem Augenblick als Schöp¬ fer und Eigentümer der Inbegriff aller seiner Eigenschaften, mi¬ nus die eine, die er zu sich, dem Inbegriff aller andern, als Ge-10 schöpf und Eigentum in Gegensatz bringt, sodaß ihm immer ge¬ rade d i e Eigenschaft fremd ist, auf die als die S e i n i g e er den Akzent legt. So überschwenglich nun Sankt Maxens wahre Geschichte von seinen Heldentaten in sich selbst in seinem Bewußtsein klingt, so 15 ist es dennoch ein notorisches Faktum, daß es reflektierende Indi¬ viduen gibt, die in und durch ihre Reflexion über Alles hinaus¬ zusein glauben, weil sie in der Wirklichkeit nie aus der Reflexion herauskommen. /49a[47a]/ Dieser Kunstgriff, sich gegen eine bestimmte Eigen- 20 schäft als Auch-Anders-Bestimmter, nämlich im vorliegenden Bei¬ spiel als Inhaberder Reflexion auf das Entgegen¬ gesetzte geltend zu machen, kann bei jeder beliebigen Eigen¬ schaft mit den nötigen Variationen wieder angewandt werden. Z. B. Meine Gleichgültigkeit braucht nicht geringer zu sein, als die 2> des Allerblasiertesten; aber ich bleibe zu gleicher Zeit gegen sie schwitzend heiß, ungläubig und ihr unversöhnlichster Feind etc.— [Wir dür]fen nicht vergessen, daß [der Gesamt]komplex aller seiner Eigenschaften, der Eig]ner, als welcher [Sankt] Sancho [der Ein] en Eigenschaft [reflektierend gegenüber tri] tt, in diesem зо [Falle nichts anderes als] die einfache [Reflexion Sanchos über diese E [ine Eigenschaft [ist, welche er in sein Ich] verwandelt [hat indem er sta]tt des Gesamt [komplexes die Eine,] bloß reflektie¬ ren [de Qualität, und] jeder seiner Eigen [schäften, wie d]er Reihe gegenüber [nur die Eine] Qualität der Reflexion, ein Ich, und 35 sich als vorgestelltes Ich, geltend macht. Dies feindselige Verhalten gegen sich selbst, diese feierliche Parodie der Benthamschen Buchführung über seine eignen Inter¬ essen und Eigenschaften, wird jetzt von ihm selbst ausgesprochen: P. 188: „Ein Interesse, es sei wofür es wolle, hat an Mir, wenn 40 Ich nicht davon los kommen kann, einen Sklaven erbeutet, und ist nicht mehr Mein Eigentum, Ich bin das Seine. Nehmen Wir daher die Weisung der Kritik an, Uns nur wohl zu fühlen im Auflösen.“ „Wir!“ — Wer sind „Wir“? Es fällt /49b[47b]/ „Uns“ gar nicht 28—35 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 239 ein, die „Weisung der Kritik“ „anzunehmen“. — Also fordert hier Sankt Max, der augenblicklich unter der Polizeiaufsicht „der Kri¬ tik“ steht — „Ein und dasselbe Wohlsein Aller“, „das Gleichwohl¬ sein Aller bei Einem und demselben“, „die direkte Gewaltherr- 5 schäft der Religion“. — Seine Interessiertheit im außer¬ gewöhnlichen Verstände zeigt sich hier als eine himmlische Inter¬ esselosigkeit. — Wir brauchen übrigens hier gar nicht mehr dar¬ auf einzugehen, daß es in der bestehenden Gesellschaft keineswegs von Sankt Sancho abhängt, ob „ein Interesse“ „an ihm einen Skla- 10 ven erbeutet“ und „er nicht mehr davon loskommen kann“. Die Fixierung der Interessen durch die Teilung der Arbeit und die Klassenverhältnisse liegt noch viel mehr auf der Hand, als die der „Begierden“ und „Gedanken“. Um die kritische Kritik zu überbieten, hätte unser Heiliger із wenigstens bis zum Auflösen des Auflösens fortgehen müssen, denn sonst ist das Auflösen ein Interesse, von dem er nicht los¬ kommen kann, das an ihm einen Sklaven erbeutet hat. Das Auf¬ lösen ist nicht mehr sein Eigentum, sondern er ist das Eigentum des Auflösens. Wollte er etwa in dem so eben gegebenen] Beispiel 2o konsequent sein, s[o mußte er] [seinen Eifer gegen sei]nen „Eifer“ als [ein „Interesse“ behandeln] und sich dagegen [als ein „unver- söhn]licher Feind“ v[erhalten. Er mußte aber] auch seine [„fro¬ stig kalte“ Interesselosigkeit] gegen seinen [„frostig kalten“ Eifer bejtrachten und glanz ebenso „frostig kalt“] werden — wodurch 25 [er selbstverständlich] seinem ursprüng[liehen „Interesse“] und sich damit die „Anfechttung“ ersparte, sich] auf dem spekulativen [Absatz im Kreis] zu drehen. — Dagegen fährt er getrost fort (ibid.): „Ich will nur Sorge tragen, daß Ich Mein Eigentum Mir sichere“ (d. h. daß ich Mich vor Meinem Eigentum sichere) зо „und um es zu sichern, nehme Ich es jederzeit in Mich zurück, vernichte in ihm jede Regung nach Selbstständigkeit, und ver¬ schlinge es, eh’ sichs fixiere und zu einer fixen Idee oder Sucht werden kann“. — Wie Stirner wohl die Personen „verschlingt“, die sein Eigentum sind! — 35 Stirner hat sich soeben von „der Kritik“ einen „Beruf“ geben lassen. Er behauptet, diesen „Beruf“ sogleich wieder zu verschlin¬ gen, indem er sagt p. 189: „Das tue Ich aber nicht um meines menschlichen Berufs willen, sondern weil Ich Mich dazu berufe.“ — Wenn ich mich nicht dazu berufe, bin ich, wie wir vorhin hör- 4o ten, Sklave, nicht Eigentümer, nicht wahrer Egoist, verhalte mich nicht als Schöpfer zu mir, was ich als wahrer Egoist tim muß; so¬ weit Einer also wahrer Egoist sein will, hat er sich zu diesem ihm von „der Kritik“ angewiesenen Beruf zu berufen. Es ist also ein allgemeiner Beruf, ein Beruf für Alle, nicht nur Sein Beruf, 19—27 Von den Mäusen zerfressene Stellen
240 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil sondern auch sein Beruf. — Andrerseits tritt hier der wahre Egoist als ein von der Mehrzahl der Individuen unerreichbares Ideal /49c [47c]/ auf, denn (p. 434) „die gebomen beschränkten Köpfe bilden unstreitig die zahlreichste Menschenklasse“ — und wie sollten diese „beschränkten Köpfe“ das Mysterium des un- j beschränkten Selbst- und Welt-Verschlingens durchdringen kön¬ nen. — Übrigens sind diese fürchterlichen Ausdrücke: vernichten, verschlingen usw. nur eine neue Wendung für den obigen „frostig kalten unversöhnlichsten Feind“. Jetzt endlich werden wir in den Stand gesetzt, eine Einsicht in ю die Stimerschen Einwürfe gegen den Kommunismus zu bekom¬ men. Sie waren Nichts als eine vorläufige, versteckte Legitimation seines mit sich einigen Egoismus, in welchem sie leibhaftig wieder [a]uferstehen. Das „Gleichwohlsein Aller [in Elinem und Demselben“ ersteht [wieder] in der Forderung, daß n „Wir [Uns nur] wohl fühlen sollen im [Auflösen“. „Die Sor]ge“ steht wieder [auf in der einzigen „Sorg]e“ sich [sein Ich als Eigen¬ tum zu sichern; [aber „mit der Zei]t“ steht wieder [„die Sorge auf, wie man“] zu einer [Einheit kommen könne, n]ämlich der [von Schöpfer und Geschöpf.] Und schließlich [erscheint der Hu]ma- 20 nismus wieder [, der als der wa]hre Egoist als unerreichbares Ideal [den emp] irischen Individuen gegenübertritt. Es muß also p. 117 „des Buches“ folgendermaßen heißen: Der mit sich einige Egois¬ mus will jeden Menschen recht eigentlich in einen „Geheimen Po¬ lizei-Staat“ verwandeln. Der Spion und Laurer „Reflexion“ über- 25 wacht jede Regung des Geistes und Körpers, und alles Tim und Denken, jede Lebensäußerung ist ihm eine Reflexionssache, d. h. Polizeisache. In dieser Zerrissenheit des Menschen in „Naturtrieb“ und „Reflexion“ (innerer Pöbel, Geschöpf und innere Polizei, Schöpfer) besteht der mit sich einige Egoist. зо Heß hatte („Die letzten Philosophen“, p. 26) unsrem Heiligen vorgeworfen: „Er steht fortwährend unter der geheimen Polizei seines kritischen Gewissens. Er hat „die Weisung der Kritik Uns nur wohl zu fühlen im Auflösen“ nicht ver¬ gessen Der Egoist, ruft ihm fortwährend sein kritisches 35 Gewissen ins Gedächtnis zurück, darf sich für Nichts so sehr inter¬ essieren, daß er sich seinem Gegenstände ganz hingibt“ usw. — Sankt Max „ermächtigt sich“, hierauf Folgendes zu antworten: Wenn „Heß von Stimer sagt: er stehe fortwährend usw. — was ist damit weiter gesagt, als daß er, wenn er kritisiert, nicht ins Ge- 40 lag hinein“ (d. h. beiläufig: einzig) ..kritisieren, nicht faseln, son¬ dern eben wirklich“ (d. h. menschlich) „kritisieren will?“ — „Was damit weiter gesagt“ war, daß Heß von der geheimen 14—22 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 241 Polizei usw. sprach, ist aus der obigen Stelle von Heß /{50} [48]/ so klar, daß selbst Sankt Maxens „einziges“* Verständnis derselben nur für ein absichtliches Mißverständnis erklärt werden kann. Seine „Virtuosität im Denken“ verwandelt sich hier in eine Virtuo- 5 sität im Lügen, die wir ihm um so weniger verdenken, als sie hier sein einziger Notbehelf war — die aber sehr schlecht zu den sub¬ tilen Distinktiönlein über das Recht zu lügen paßt, welche er an¬ derwärts „im Buche“ aufstellt. Daß übrigens Sancho, „wenn er kri¬ tisiert“, keineswegs „wirklich kritisiert“ sondern „ins Gelag hinein io kritisiert“ und „faselt“, haben wir ihm, mehr als er verdient, nachgewiesen. Zunächst wurde also das Verhalten des wahren Egoisten als Schöpfer zu sich als Geschöpf dahin bestimmt, daß er gegen eine Bestimmung, worin er sich als Geschöpf fixierte, z. B. gegen sich 15 als Denkenden, als Geist, sich als Auch-anders-Bestimmter, als Fleisch geltend machte. Später machte er sich nicht mehr geltend als wirklich Auch-anders-Bestimmter, sondern als die bloße Vorstellung des Auch-Anders-Bestimmtseins überhaupt, also im obigen Beispiel als Auch-Nichtdenkenden, Ge- 2o dankenlosen, oder als Gleichgültigen gegen das Denken, eine Vor¬ stellung, die er wieder fahren läßt, sobald der Unsinn sich heraus¬ stellt. Siehe oben die Kreiselbewegung auf dem spekulativen Ab¬ satz. Also die schöpferische Tätigkeit bestand hier in der Reflexion, daß ihm diese eine Bestimmtheit, hier das Denken, auch gleichgül- 25 tig sein könne — im Reflektieren überhaupt; wodurch er natürlich auch nur Reflexionsbestimmungen schafft, wenn er irgend etwas schafft (z. B. die Vorstellung des Gegensatzes, deren schlichtes We¬ sen unter allerlei feuerspeienden Arabesken verdeckt wird). — Was nun den Inhalt seiner als Geschöpfes anbetrifft, so sahen зо wir, daß er nirgends diesen Inhalt, diese bestimmten Eigenschaf¬ ten, z. B. sein Denken, seinen Eifer pp schafft, sondern nur die Re¬ flexionsbestimmung dieses Inhalts als Geschöpf, die Vorstellung, daß diese bestimmten Eigenschaften seine Geschöpfe seien. Bei ihm finden sich alle seine Eigenschaften vor, und woher sie ihm 35 kommen, ist ihm gleichgültig. Er braucht sie also weder auszubil¬ den, also z. B. tanzen zu lernen, um über seine Beine Herr zu wer¬ den, oder /50a [48a]/ sein Denken an Material, das nicht Jedem ge¬ geben wird, und nicht Jeder sich anschaffen kann, zu üben, um Eigentümer seines Denkens zu werden — noch braucht er sich um зо die Weltverhältnisse zu kümmern, von denen es in der Wirklichkeit abhängt, wie weit ein Individuum sich entwickeln kann. — Stir¬ ner ist wirklich nur durch Eine Eigenschaft die andere (d. h die Unterdrückung seiner übrigen Eigenschaften durch diese „an¬ dere“) los. In der Wirklichkeit ist er dies aber nur, insofern diese 4-> Eigenschaft nicht nur zur freien Entwicklung gekommen, nicht Marx-Engels-Cesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 16
242 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil bloß Anlage geblieben ist, sondern auch [in] sofern die Weltverhält¬ nisse ihm [erlau]bten, eine Totalität von Ei [genschaften] gleich¬ mäßig zu entwi[ekeln, d. h. also] durch die Teilung [der Arbeit, und darum] die vor [wiegende Betätigung einer einlzigen Leiden¬ schaft, z.] B. des Bücher [schreibens, — wie wir schon gezeig]t 5 haben. [Überhau]pt ist es eine [Widersinnigkeit, wenn] man, wie Sankt [Max, unterstellt, man könne Eine [Leidenschaft], von allen andern getrennt, [be] friedigen, man könne sie befriedigen, ohne sich, das ganze lebendige Individuum zu befriedigen. Wenn diese Leidenschaft einen abstrakten, abgesonderten Charakter annimmt, 10 wenn sie mir als eine fremde Macht gegenübertritt, wenn also die Befriedigung des Individuums als die einseitige Befriedigung einer einzigen Leidenschaft erscheint — so liegt das keineswegs am Bewußtsein oder am „guten Willen“, am allerwenigsten an dem Mangel an Reflexion über den Begriff der Eigenschaft, wie 15 Sankt Max sich vorstellt. Es liegt nicht am Bewußtsein, son¬ dern — am — Sein; nicht am Denken, sondern am Leben; es liegt an der empirischen Entwicklung und Lebensäußerung des In¬ dividuums, die wiederum von den Weltverhältnissen abhängt. Wenn die Umstände, unter denen dies Individuum lebt, ihm nur 20 die [ein]seitige Entwicklung einer Eigen [scha]ft auf Kosten aller andern erlauben, [wenn] sie ihm Material und Zeit /50b [48b]/ zur Entwicklung nur dieser Einen Eigenschaft geben, so bringt dies In¬ dividuum es nur zu einer einseitigen, verkrüppelten Entwicklung. Keine Moralpredigt hilft. Und die Art, in der sich diese Eine, vor- 25 zugsweise begünstigte Eigenschaft entwickelt, hängt wieder einer¬ seits von dem ihr gebotenen Bildungsmaterial, andererseits von dem Grade und der Art ab, in denen die übrigen Eigenschaften unterdrückt bleiben. Ebendadurch, daß z. B. das Denken Denken dieses bestimmten Individuums ist, bleibt es s e i n, durch seine In- зо dividualität und die Verhältnisse, in denen es lebt, bestimmtes Denken; das denkende Individum hat also nicht erst nötig, ver¬ mittelst einer langwierigen Reflexion über das Denken als solches sein Denken für sein eignes Denken, sein Eigentum zu erklären, es ist von vom herein sein eignes, eigentümlich bestimmtes Denken 35 und grade seine Eigenheit h[at sich bei Sankt] Sancho als „Gegen¬ teil“ da [von erwiesen, als] Eigenheit, die Eigenheit „an sich [“ ist.] Bei einem Individuum z.B., dessen Leben einen großen Um¬ kreis mannigfaltiger Tätigkeiten und praktischer Beziehungen zur Welt umfaßt, das also ein vielseitiges Leben führt, hat das Denken 40 denselben Charakter der Universalität, wie jede andere Lebensäuße¬ rung dieses Individuums. Es fixiert sich daher weder als abstrak- 1— 8 Von den Mäusen zerfressene Stelle 21—22 Von den Mäusen zerfressene Stelle 36—38 Von den Mäusen zerfressene Stelle
ІИ. Sankt Max 243 tes Denken, noch bedarf es weitläufiger Reflexionskunststücke, wenn das Individuum vom Denken zu einer andern Lebensäuße¬ rung übergeht. Es ist immer von vornherein ein nach Bedürfnis verschwindendes und sich reproduzierendes Moment im Gesamt- 5 leben des Individuums. Bei einem lokalisierten Berliner Schul¬ meister oder Schriftsteller dagegen, dessen Tätigkeit sich auf saure Arbeit einerseits und Denkgenuß andererseits beschränkt, dessen Welt von Moabit bis Köpenick geht und hinter dem Ham¬ burger Tor mit Brettern zugenagelt ist, dessen Beziehungen zu die- 10 ser Welt durch eine miserable Lebensstellung auf ein Minimum re¬ duziert werden, bei einem solchen Individuum ist es allerdings nicht zu vermeiden, wenn es Denkbedürfnis besitzt, daß das Den¬ ken ebenso abstrakt /50c[48c]/ wird, wie dies Individuum und sein Leben selbst, daß es ihm, dem ganz Widerstandslosen gegenüber, 15 eine fixe Macht wird, eine Macht, deren Betätigung dem Indivi¬ duum die Möglichkeit einer momentanen Rettung aus seiner „schlechten Welt“, eines momentanen Genusses bietet. Bei einem solchen Individuum äußern sich die wenigen übrigen, nicht sosehr aus dem Weltverkehr als aus der menschlichen Leibeskonstitution 2o hervorgehenden Begierden nur durch Reperkussion ;d.h. sie nehmen innerhalb ihrer bornierten Entwicklung denselben einsei¬ tigen und brutalen Charakter an wie das Denken, kommen nur in langen Zwischenräumen und stimuliert durch das Wuchern der vorherrschenden Begierde (unterstützt durch unmittelbar physi- 25 sehe Ursachen, z. B. Kompression [des Unter] leibs) zum Vorschein und äußern [sich] heftig, gewaltsam, mit brutalster Verdrängung der gewöhn [liehen, natürlichen] Begierde [, indem sie zur wei- t]er[n] Herrschaft über [das Denken führen. D]aß das schulmei¬ ster [liehe Denken über] dies empirische [Faktum auf eine schul 1- 3o meisterliche Weise [reflektiert und spintisiert, ver]steht sich von selbst. [Aber das bloße Inse]rat davon, daß Stirfner seine Eigen¬ schaften überhaupt „schafft“, [erklärt] nicht einmal ihre be¬ stimmte [Entwicklung. In wiefern diese Eigenschaften universell oder lokal entwickelt werden, inwiefern sie lokale Borniertheiten 35 überschreiten oder in ihnen befangen bleiben, hängt nicht von ihm, sondern vom Weltverkehr und von dem Anteil ab, den er und die Lokalität, in der er lebt, an ihm nehmen. Keineswegs, daß die Individuen in ihrer Reflexion sich einbilden oder vornehmen, ihre lokale Borniertheit aufzulösen, sondern, daß sie in ihrer em- 4o pirischen Wirklichkeit und durch empirische Bedürfnisse be¬ stimmt, es dahin gebracht haben, einen Weltverkehr zu produzie¬ ren — nur dies Faktum macht es den Einzelnen möglich, unter günstigen Verhältnissen ihre lokale Borniertheit los zu werden. /{511 [49] / Das Einzige, wozu es unser Heiliger mit seiner sauren 25—33 Von den Mäusen zerfressene Stellen 16*
244 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Reflexion über seine Eigenschaften und Leidenschaften bringt, ist, daß er sich durch seine fortwährende Häkelei und Katzbalgerei mit ihnen ihren Genuß und ihre Befriedigung versäuert. Sankt Max schafft, wie schon vorhin gesagt, bloß sich als Ge¬ schöpf, d. h. beschränkt sich darauf, sich unter diese Kategorie des з Geschöpfs zu subsumieren. Seine Tätigkeit [als] Schöpfer besteht darin, sich als Geschöpf [zu] betrachten, wobei er nicht einmal [da¬ zu fo]rtgeht, diese Spaltung in sich als [Schöpfer und s] ich als Ge¬ schöpf als sein eignes [Produkt wie] der aufzulösen. Die Spaltung [in „Wesentliches“ un]d „Unwesentliches“ wird [bei ihm zu einem] ю permanenten Lebensprozeß, [also zum bloßen Sc]hein, d. h. sein eigentliches Le]b[e]n existiert nur [in der „reinen“] Reflexion, ist gar [nicht einmal ein] wirkliches Dasein, [denn da dies jeden Aul¬ genblick außer [ihm und seiner Reflexion] ist, bemüht er sich [ver¬ geblich diese als] wesentlich darzustel[len. „Indem] aber dieser 15 Feind“ (näm[l]ich der wahre Egoist als Geschöpf) „in seiner Nie¬ derlage sich erzeugt, indem das Bewußtsein, da es sich ihn fixiert, vielmehr statt frei davon zu werden, immer dabei verweilt, und sich immer verunreinigt erblickt, und indem zugleich dieser Inhalt sei¬ nes Bestrebens das Niedrigste ist, so sehen wir nur eine auf sich 20 und ihr kleines Tun“ (Tatlosigkeit) „beschränkte und sich be¬ brütende, ebenso unglückliche, als ärmliche Persön¬ lichkeit“. (Hegel). /!52}[49b]/Was wir bisher über Sanchos Spaltung in Schöpfer und Geschöpf sagten, drückt er selbst nun schließlich in logischer 25 Form aus: Schöpfer und Geschöpf verwandeln sich in vorausset¬ zendes und vorausgesetztes, resp. (insofern seine Voraussetzung [seines Ichs eine] Setzung ist) setzendes und gesetztes Ich: „Ich Meinesteils gehe von einer Voraussetzung aus, indem Ich Mich voraussetze; aber meine Voraussetzung ringt nicht зо nach ihrer Vollendung“ (vielmehr ringt Sankt Max nach ihrer Er¬ niedrigung), „sondern dient Mir nur dazu, sie zu genießen und zu verzehren“ (ein beneidenswerter Genuß!). „Ich zehre gerade an Meiner Voraussetzung allein, und bin nur, indem Ich sie verzehre. D а rum“ (großes „Darum!“) „aber ist jene Voraussetzung gar 35 keine; denn da“ (großes „denn da“!) „Ich der Einzige bin“ (soll heißen der wahre, der mit sich einige Egoist), „so weiß Ich nichts von der Zweiheit eines voraussetzenden und vorausgesetzten Ichs, (eines „unvollkommnen“ und „vollkommnen“ Ichs oder Menschen)“ — soll heißen, besteht die Vollkommenheit meines 40 Ichs nur darin, mich jeden Augenblick als unvollkommnes Ich, als Geschöpf zu wissen— „sondern“ (allergrößtes „Sondern“!), „daß Ich Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin.“ (Soll heißen: ß—16 Von den Mäusen zerfressene Stelle 28 Von den Mäusen zerfressene Stelle
III. Sankt Max 245 Daß Ich bin, heißt hier nur, daß Ich an mir die Kategorie des Vor¬ ausgesetzten in der Einbildung verzehre). „Ich setze Mich nicht voraus, weil Ich Mich jeden Augenblick überhaupt erst setze oder schaffe“ (nämlich als Vorausgesetzten, Gesetzten oder Geschaffe- j nen setze und schaffe) „und nur dadurch Ich bin, daß Ich nicht vorausgesetzt, sondern gesetzt bin“, (soll heißen: und nur dadurch bin, daß Ich Meinem Setzen vorausgesetzt bin) „und wiederum nur in dem Moment gesetzt, /[49c]/ wo Ich Mich setze, d.h. Ich bin Schöpfer und Geschöpf in Einem“. ю Stimer ist ein „gesetzter Mann“, da er stets ein gesetztes Ich und sein Ich „auch Mann“ (Wig. p. 183) ist. „Darum“ ist er ein gesetzter Mann; „denn d a“ er nie von Leidenschaften zu Exzessen hingerissen wird, „so“ ist er das, was die Bürger einen gesetzten Mann nennen, „sonder n“ daß er ein gesetzter Mann io ist, „das heißt nur“, daß er stets Buch über seine eignen Wandlun¬ gen und Brechungen führt. Was bisher, um nach Stimer auch einmal mit Hegel zu spre¬ chen, nur „für uns“ war, nämlich daß seine ganze schöpferische Tätigkeit keinen andern Inhalt als allgemeine Reflexionsbestim- 2o mungen hatte, das ist jetzt von Stimer selbst „gesetzt“. Sankt Maxens Kampf gegen „d аs Wesen“ erreicht nämlich hier darin sein „letztes Absehen“, daß er sich selbst mit dem Wesen, und zwar dem reinen, spekulativen Wesen identifiziert. [Da] s Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf [verw]andelt sich in eine Expli [kation] des 2öSich-selbst-Voraussetzens,d. h. [er verwandelt] in eine höchst „unbeholfene“] und durcheinander geworfene [Vorstel¬ lung,] was Hegel in „der [Lehre vom Wesen]“ über die Reflexion [sagt. Da nämlich] Sankt Max ein [Moment seiner] Reflexion, die [setzende Reflexion her] ausnimmt, [werden seine Phantas]ieen зо „nega[tiv“, indem er nämlich] sich pp in „Selbst [Voraussetzung“, zum Unterschied zwischen [sich als dem Setzende] n und Gesetzten, [und die Re]flexion in den mystischen Gegensatz von Schöpfer und Geschöpf verwandelt. Nebenbei ist zu bemerken, daß Hegel in diesem Abschnitt der Logik die „Machinationen“ des „schöpfe- 35 rischen Nichts“ auseinandersetzt, woraus sich auch erklärt, weshalb sich Sankt Max schon p. 8 als dies „schöpferische Nichts“ „setzen“ mußte. Wir wollen jetzt einige Sätze aus der Hegelschen Explikation des Sich-selbst-Voraussetzens zur Vergleichung mit Sankt Maxens 4o Explikationen „episodisch einlegen“. Da Hegel indes nicht so zu¬ sammenhangslos und „ins Gelag hinein“ schreibt, wie unser Jac¬ ques le bonhomme, sind wir genötigt, uns diese Sätze von verschie¬ denen Seiten der „Logik“ zusammenzuholen, um sie dem großen Satze Sanchos entsprechend zu machen. 23—33 Von den Mäusen zerfressene Stellen
246 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Das Wesen setzt sich selbst voraus, und das Aufheben dieser Voraussetzung ist es selbst. Weil es Abstoßen seiner von sich selbst oder Gleichgültigkeit gegen sich, negative Beziehung /{53} [50]/ auf sich ist, setzt es sich somit sich selbst gegenüber... das Setzen hat keine Voraussetzung... das Andre ist nur durch das Wesen s selbst gesetzt... Die Reflexion ist also nur als das Negative ihrer selbst. Als Voraussetzende ist sie schlechthin setzende Reflexion. Sie besteht also darin, sie selbst und nicht sie selbst in einer Einheit“ („Schöpfer und Geschöpf in Einem“) „zu sein“. Hegels Logik, II, p. 5, 16, 17, 18, 22. io Man hätte nun von Stimers „Virtuosität im Denken“ erwarten sollen, daß er zu weiteren Forschungen in der Hegelschen Logik fortgeschritten wäre. Dies unterließ er indes weislich. Er würde dann nämlich gefunden haben, daß er als bloß „gesetztes“ Ich, als Geschöpf, d. h. soweit er Dasein hat, ein bloßes S c h e i n - /5 Ich, und nur „Wesen“, Schöpfer ist, soweit er nicht da ist, sich bloß vorstellt. Wir haben bereits gesehen, und werden noch weiter sehen, daß seine ganzen Eigenschaften, seine ganze Tätigkeit und sein ganzes Verhalten zur Welt ein bloßer Schein ist, den er sich vormacht, nichts als „Jongleurkünste auf dem Seile 20 des Objektiven“. Sein Ich ist stets ein stummes, verborgenes „Ich“, verborgen in seinem als Wesen vorgestellten Ich. Da der wahre Egoist in seiner schöpferischen Tätigkeit also nur eine Paraphrase der spekulativen Reflexion oder des reinen Wesens ist, so ergibt sich „nach der Mythe“ „durch natürliche 25 Fortpflanzung“, was schon bei der Betrachtung der „sauren Lebenskämpfe“ des wahren Egoisten hervortrat, daß seine „Ge¬ schöpfe“ sich auf die einfachsten Reflexionsbestimmungen, wie Identiftät], Unterschied, Gleichheit, Ungleich [heit, Gegen] satz pp beschränken — [Reflexions]bestimmungen, die er sich an зо [„Sich“, von] dem „die Kunde bis nach [Köln gedrun]gen ist“, klar zu machen [sucht. Über] sein voraussetzungsloses [Ich werden] wir gelegentlich noch [„ein gerin]ges Wörtlein ver¬ nehmen“. Siehe u. A. den „Einzigen“. Wie in Sanchos Geschichtskonstruktion, nach Hegelscher 35 Methode, die spätere historische Erscheinung zur Ursache, zun Schöpfer der früheren gemacht wird, so beim mit sich einigen Egoisten der Stirner von heute zum Schöpfer des Stirner von gestern, obgleich, um in seiner Sprache zu sprechen, der Stirner von heute das Geschöpf des Stirner von gestern ist. Die Reflexion 40 dreht dies allerdings um und in der Reflexion, als Reflexions¬ produkt, als Vorstellung, ist der Stirner von gestern das Geschöpf des Stirner von heute, ganz wie die Weltverhältnisse innerhalb der Reflexion die Geschöpfe seiner Reflexion sind. 29—33 Von den Mäusen zerfressene Stellen
TAFEL III: Aus dem Manuskript „111. Sankt Max“; s. S. 246, 600
III. Sankt Max 247 /53Ы50Ы/ P. 216. „Suchet nicht die Freiheit, die Euch gerade um Euch selbst bringt, in der „Selbstverleugnung“, sondern suchet Euch selbst“ (d.h. suchet Euch selbst in der Selbstver¬ leugnung), „werdet Egoisten, werde Jeder von Euch ein 5 allmächtiges Ich!“ Wir dürfen uns nach dem Vorhergehenden nicht wundem, wenn Sankt Max sich später zu diesem Satze wieder als Schöpfer und unversöhnlichster Feind verhält, und sein erhabenes Moral¬ postulat: „Werde ein allmächtiges Ich“, dahin „auflöst“, io daß ohnehin Jeder tut, was er kann und kann, was er tut, wo¬ durch er natürlich für Sankt Max „allmächtig“ ist. — Übrigens ist in dem obigen Satze der Unsinn des mit sich einigen Egoisten zusammengefaßt. Zuerst das Moralgebot des Suchens, und zwar des Sich-selbst-Suchens. Dies wird dahin bestimmt, daß man 15 etwas werden soll, was man noch nicht ist, nämlich Egoist, und dieser Egoist wird dahin bestimmt, daß er „ein allmächtiges Ich“ ist, worin das eigentümliche Vermögen aus wirklichem in Ich, in die Allmacht, die Phantasie des Vermögens sich aufgelöst hat. Sich selbst suchen heißt also etwas Andres werden als man ist, 2o und zwar allmächtig werden, d. h. Nichts, ein Unding, eine Phantasmagorie werden. Wir sind jetzt soweit vorgedrungen, daß eines der tiefsten Mysterien des Einzigen und zugleich ein Problem, das die zivili¬ sierte Welt seit längerer Zeit in ängstlicher Spannung hielt, ent- 25 hüllt und gelöst werden kann. Wer ist Szeliga? So fragt sich seit der kritischen Literatur¬ zeitung (Siehe: „Die Heilige Familie“ etc.) Jeder, der die Ent¬ wicklung der deutschen Philosophie verfolgt hat. Wer ist Szeliga? Alle fragen, Alle horchen auf bei dem barbarischen Klange зо dieses Namens — Keiner antwortet. Wer ist Szeliga? Sankt Max gibt uns den Schlüssel dieses „Ge¬ heimnisses aller Geheimnisse“. Szeliga ist Stirner als Geschöpf, Stirner ist Szeliga als Schöpfer. Stirner ist das „Ich“, Szeliga das 35 „Du“ „des Buchs“. Stirner, der Schöpfer, verhält sich daher zu Szeliga, dem Geschöpf, als zu seinem „unversöhnlichsten Feind“. Sobald sich Szeliga gegen Stirner /[50c]/ verselbstständigen will — wozu er einen unglückseligen Versuch in den „Norddeutschen Blättern“ machte — „nimmt“ ihn Sankt Max wieder „in sich 4o zurück“, ein Experiment, was gegen diesen Szeligaschen Versuch auf p. 176—179 des apologetischen Kommentars bei Wigand voll¬ zogen wird. Der Kampf des Schöpfers gegen das Geschöpf, Stir-
248 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ners gegen Szeliga, ist indes nur scheinbar: [Sz]eliga führt gegen seinen Schöpfer [jetzt] die Phrasen dieses [Schöpfers] ins Feld — z. B. „daß [der bloße,] blanke Leib die Gedan[kenlosigkei]t ist“ (Wig. p. 148). Sankt [Max dachte] sich, wie wir sahen, nur [das blanke Flei] sch, den Leib, vor sei[ner Bildung] und gab bei die- з [ser Gelegenheit dem Leibe die [Bestimmung „d]as Andere des Gedank[ens“, der] Nicht-Gedanke und Nicht-Den [ken]de zu sein, also die Gedankenlosigkeit; ja an einer späteren Stelle spricht er es geradezu aus, daß nur die Gedankenlosigkeit (wie vorher nur das Fleisch, die also identifiziert werden) ihn vor den Ge- ю danken rette (p. 196). — Einen noch viel schlagenderen Beweis dieses geheimnisvollen Zusammenhangs erhalten wir bei Wigand. Wir sahen bereits p. 7 „des Buchs“, daß „Ich“, d. h. Stimer, „der Einzige“ ist. Auf p. 153 des Kommentars redet er nun seinen „Du“ an: „Du“ „bist der Ph rasen inh alt“, nämlich 75 der Inhalt des „Einzigen“, und auf derselben Seite heißt es: „daß er selber, Szeliga, der Phraseninhalt sei, läßt er außer Acht.“ „Der Einzige“ ist die Phrase, wie Sankt Max wörtlich sagt. Als „Ich“, d. h. als Schöpfer gefaßt, ist er Phraseneigner — dies ist Sankt Max. Als „Du“, d. h. 20 als Geschöpf gefaßt, ist er Phraseninhalt — dies ist Szeliga, wie uns so eben verraten wurde. Szeliga, das Ge¬ schöpf, tritt als aufopfernder Egoist, als verkommener Don Qui¬ jote auf; Stimer, der Schöpfer, / {54} [51] / als Egoist im gewöhn¬ lichen Verstände, als heiliger Sancho Panza. 25 Hier tritt also die andere Seite des Gegensatzes von Schöpfer und Geschöpf auf, wo jede der beiden Seiten ihr Gegenteil an sich selbst hat. Sancho Panza Stimer, der Egoist im gewöhnlichen Verstände, überwindet hier den Don Quijote Szeliga, den auf¬ opfernden und illusorischen Egoisten, eben als Don Quijote, зо durch seinen Glauben an die Weltherrschaft des Heiligen. Was war [überhaupt Stirners Egoist im gewöhnlichen] Verstände anders als Sanfcho Panza] und sein aufopfernder Egotist andres] als Don Quijote, und [ihr gegenseitiges Verhältnis in der bis¬ cherigen Form an]ders als das des [Sancho Panza Stimer] zum 35 Don Quijotte Szeliga? Jetzt, als] Sancho Panza gtehört Stimer sich als] Sancho nur, u[m Szeliga als] Don Quijote glautben zu machen, daß] er ihn in der Don[quijoterie über]trifft und einer [solchen Rolle gemäß, als] vorausgesetzte allgemeine Dontquijo- terie Nichts] gegen die D[onquijoterie sei]nes ehemaligen Herrn 40 [ (auf] die er mit dem festesten Bedientenglauben schwört) unter¬ nimmt und dabei seine schon bei Cervantes entwickelte Pfiffigkeit geltend macht. Dem wirklichen Gehalt nach ist er daher der Ver- 1—7 Von den Mäusen zerfressene Stellen 32—41 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 249 teidiger des praktischen Kleinbürgers, aber bekämpft das dem Kleinbürger entsprechende Bewußtsein, das sich in letzter Instanz auf die idealisierenden Vorstellungen des Kleinbürgers von der ihm unerreichbaren Bourgeoisie reduziert. — Don Quijote ver- 5 richtet also jetzt als Szeliga bei seinem ehemaligen Schildknappen Knechtsdienste. Wie sehr Sancho in seiner neuen „Wandlung“ noch die alten Gewohnheiten behalten hat, zeigt er auf jeder Seite. Noch immer bildet das „Verschlingen“ und „Verzehren“ eine seiner Haupt- 10 Qualitäten, noch immer hat seine „natürliche Furchtsamkeit“ solche Herrschaft über ihn, daß sich der König von Preußen und der Fürst Heinrich LXXII ihm in den „Kaiser von China“ oder den „Sultan“ verwandeln, und er nur von den „d Kam¬ mern“ zu sprechen wagt; noch immer streut er Spriichwörter und 15 Sittensprüchlein aus seinem Schnappsack um sich, noch immer fürchtet er sich vor „Gespenstern“, ja erklärt sie für das allein Furchtbare; der einzige Unterschied ist, daß, während Sancho in seiner Unheiligkeit von den Bauern in der Schenke geprellt wurde, er im Stande der Heiligkeit jetzt fortwährend sich selbst prellt. 2o Kommen wir indes auf Szeliga zurück. Wer hat nicht längst in allen „Phrasen“, die Sankt Sancho seinem „Du“ in den Mund legte, Szeligas Finger entdeckt? Und nicht allein in den Phrasen des „Du“, sondern auch in den Phrasen, wo Szeliga als Schöpfer, also als Stirner auftritt, ist Szeligas Spur fortwährend zu ver- 25 folgen. Darum aber, weil Szeliga Geschöpf ist, konnte in der „heiligen Familie“ Szeliga nur als „Geheimnis“ auftreten. Die Enthüllung des Geheimnisses kam Stirner dem Schöpfer zu. Wir ahnten freilich, daß hier ein großes, heiliges Abenteuer zu Grunde liege. Wir sind nicht getäuscht worden. Das einzige Aben- 3o teuer ist wirklich nie gesehen und nie erhört, und übertrifft das von den Klappermühlen Cervantes am Zwanzigsten. /54a[51a]/ 3. Offenbarung Johannis des Theologen, oder „die Logik der neuen Weisheit“ Im Anfang war das Wort, der Logos. In ihm war das Leben, 35 und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht schei¬ net in die Finsternis und die Finsternis haben es nicht be¬ griffen. Das war das wahrhaftige Licht, es war in der Welt, und die Welt kannte es nicht. Er kam in sein Eigentum und
250 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht Eigentümer zu werden, die an [den N]amen des Einzigen glauben. [Aber we]r hat den Einzigen je ge[sehen?] [Betrachten] wir jetzt dieses „Licht der [Welt“ in „der] Logik der neuen Weis[heit“, da Sankt] Sancho sich bei den frii[heren з Vernich]tungen nicht beruhigt. [Bei unserm „] einzigen“ Schriftsteller versteht es sich [von selbst, daß] die Grundlage seiner [Genialität] in einer glänzen- [den Reihe persönlicher Vorzüge [besteht, welc]he seine eigen¬ tümliche Virtuosität] im Denken ausmalchen. D]a alle diese ю Vorzüge bereits im Vorhergehenden weitläuftig nachgewiesen sind, so genügt hier eine kurze Zusammenstellung der hauptsäch¬ lichsten unter ihnen: Liederlichkeit im Denken — Konfusion — Zusammenhangslosigkeit — eingestandene Unbeholfenheit — un¬ endliche Wiederholungen — beständiger Widerspruch mit sich 15 selbst — Gleichnisse ohne Gleichen — Einschüchterungsversuche gegen den Leser — systematische Gedanken-Erbschleicherei ver¬ mittelst der Hebel „Du“, „Es“ „Man“ usw. und groben Mi߬ brauchs der Konjunktionen Denn, Deshalb, Darum, Weil, Dem¬ nach, Sondern, etc., — Unwissenheit — schwerfällige Beteuerung 20 — feierlicher Leichtsinn — revolutionäre Redensarten und fried¬ liche Gedanken — Sprachpolterei — aufgedunsene Gemeinheit und Kokettieren mit wohlfeiler Unanständigkeit — Erhebung des Eckenstehers Nante in den absoluten Begriff, — Abhängigkeit von Hegelschen Traditionen und Berliner Tagesphrasen — kurz voll- 25 endete Fabrikation einer breiten Bettelsuppe (491 Seiten) nach Rumfordscher Manier. In dieser Bettelsuppe schwimmen dann eine ganze Reihe von Übergängen als Knochen herum, von denen wir jetzt einige Specimina zur öffentlichen Ergötzung des ohnehin so gedrückten зо deutschen /[51b]/ Publikums mitteilen wollen: „Könnten wir nicht — nun ist aber — man teilt mitunter — Man kann nun — Zur Wirksamkeit von gehört besonders das, was man häufig .... nennen hört — und dies heißt — Es kann nun, um hiermit zu schließen, einleuchten — mittlerweise — so kann hier beiläufig 35 gedacht werden — sollte nicht — oder wäre nicht etwa — der Fortgang von ... dahin, daß ... ist nicht schwer — Von einem gewissen Standpunkt aus räsoniert man etwa so — z. B. u. s. w.“ — etc. und „ist an dem“ in allen möglichen „Wandlungen“. Wir können hier gleich einen [logischen] Kniff erwähnen, von 40 dem [sich nicht] entscheiden läßt, ob er der [gepriesenen] Tüch- 2—10 Von den Mäusen zerfressene Stellen 6 Nach [Vernichtjungen nicht beruhigt, stand wahrscheinlich noch: (Wie könnte er!!), wovon nur die Schlußklammer übriggeblieben ist. Cf. 1, Kor. 3, 1—2. 40—41 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 251 tigkeit Sanchos [oder der] Untüchtigkeit seiner [Gedanken seine] Existenz verdankt. Diester Kniff besteht] darin, aus einer Vor- stelllung, aus einem] Begriff, der mehrere [bestimmt aus]gemachte Seiten [hat, eine Seite] als die bisher allein[ige und einzige] 5 herauszunehmen, sie [dem Begriff als] seine alleinige Be - stimmtlheit unter]zuschieben und dieser gege[nüber jede andre] Seite unter einem [neuen Namen als] etwas Originelles gelten[d zu machen]. So mit der Freiheit und der Eigen[heit, wie] wir später sehen werden. 10 Unter den Kategorien, welche weniger der Persönlichkeit Sanchos, als der allgemeinen Bedrängnis, in welcher sich die deutschen Theoretiker dermalen befinden, ihren Ursprung ver¬ danken, steht obenan die lumpige Distinktion, die Voll¬ endung der Lumperei. Da unser Heiliger sich in den „seelen- 15 martemdsten“ Gegensätzen herumtreibt wie Einzelnes und All¬ gemeines, Privatinteresse und allgemeines Interesse, gewöhnlicher Egoismus und Aufopferung pp, so kommt es schließlich auf die lumpigsten Konzessionen und Transaktionen der beiden Seiten untereinander, die wiederum auf den subtilsten Distinktionen be- 2o ruhen — Distinktionen, deren Nebeneinander-Bestehen durch „auch“ ausgedrückt und deren Trennung von einander dann wieder durch ein dürftiges „insofern“ aufrecht erhalten wird. Solche lumpige Distinktionen sind z. B.: wie die Menschen sich gegenseitig exploitieren, aber doch Keiner dies auf 25 Kosten des Andern tut; inwiefern Etwas mir eigen oder eingegeben ist, die Konstruktion einer menschlichen und einer einzigen Arbeit, die neben einander existieren; das für das menschliche Leben Unentbehrliche und das dem einzigen Leben Unentbehrliche; was der reinen Persönlichkeit зо angehört und was sachlich zufällig ist, wo Sankt Max, von seinem Standpunkte aus, gar kein Kriterium hat; was zu den Lumpen und was zur Haut des Individuums gehört; was er durch die Verneinung total los wird oder sich an eign et; /54c[51c]/ inwiefern er bloß seineFreiheitoderbloßseineEigenheit aufopfert, 35 wo er auch opfert, aber nur insofern er eigentlich nicht opfert, was mich als Band und was mich als persönliche Beziehung zu den Andern in Verhältnis bringt. EinTeildieserDistinktionen ist absolut lumpig, ein anderer verliert, wenigstens bei Sancho, allen Sinn und Halt. Als Vollendung dieser lumpigen Distinktion kann betrachtet 4o werden die zwischen der Weltschöpf ung durch das Individuum und dem Anstoß, den es von der Welt erhält. Ginge er hier z. B. auf den Anstoß näher ein, in der ganzen Ausbreitung und Mannigfaltigkeit, in der dieser auf ihn wirkt, so würde [sich bei] 1— 8 Von den Mäusen zerfressene Stellen 43 Von den Mäusen zerfressene Stelle
252 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ihm schließlich der Widerspruch [herauss] teilen, daß er ebenso blind [abhängig] von der Welt ist, wie er [sie egois]tisch¬ ideologisch schafft. (Siehe: „Mein Selbstgenuß“). Er [würde seine „] Auchs“ und Insofern s“ [eben so wenig] neben einander [nennen, wie d]ie „menschliche“ Arbeit [neben der з „] einzigen“, Eins nicht [gegenüber dem] Andern streitig [machen, so Eins nic]ht dem Andern [in den Rücken] fallen und so nicht der [„mit sich selbst e]inige Egoist“ vollständig [sich selbst unterstellt werden — aber wir [wissen,] daß dieser nicht erst [unterste] 11t zu werden braucht, sondern schon von vom herein ю der Ausgangspunkt war. Diese Lumperei derDistinktion geht durch das ganze „Buch“, ist ein Haupthebel auch der übrigen logischen Kniffe, und äußert sich namentlich in einer ebenso selbstgefälligen wie spottwohlfeilen moralischen Kasuistik. So wird uns an Ex- empeln klar gemacht, in wie weit der wahre Egoist lügen darf und із nicht lügen darf, inwiefern es „verächtlich“ und nicht verächtlich ist, ein Vertrauen zu täuschen, inwiefern Kaiser Sigismund und Franz I. von Frankreich Eide brechen durften und inwiefern sie sich dabei „lumpig“ benahmen, und andre dergleichen feine historische Illustrationen. Gegenüber diesen mühsamen Distink- 20 tionen und Quästiunculis nimmt sich dann wieder sehr gut aus die Gleichgültigkeit unsres Sancho, der Alles einerlei ist und die alle wirklichen, praktischen und Gedanken-Unterschiede bei Seite wirft. Im Allgemeinen können wir schon jetzt sagen, daß seine Kunst, zu unterscheiden noch lange nicht reicht an seine Kunst. 25 nicht zu unterscheiden, alle Kühe in der Nacht des Heiligen grau werden zu lassen, und Alles auf Alles zu reduzieren — eine Kunst, die in der /[52]/ Apposition ihren adäquaten Aus¬ druck erreicht. Umarme Deinen „Grauen“, Sancho, Du hast ihn hier wieder- зо gefunden! Lustig springt er Dir entgegen, nicht achtend der Fu߬ tritte, die ihm geworden sind, und begrüßt Dich mit heller Stimme. Kniee nieder vor ihm, umschlinge seinen Hals, und erfülle Deinen Beruf, zu dem Dich Cervantes am 30sten berufen hat. Die Apposition ist der Graue Sankt Sanchos, seine logische 35 und historische Lokomotive, die auf ihren kürzesten und einfach¬ sten Ausdruck reduzierte treibende Kraft „des Buchs“. Um eine Vorstellung in eine andere zu verwandeln, oder die Identität zweier ganz disparaten Dinge nachzuweisen, werden einige Mittel¬ glieder gesucht, die teils dem Sinn, teils der Etymologie, teils dem 40 bloßen Klange nach zur Herstellung eines scheinbaren Zusammen¬ hangs zwischen den beiden Grundvorstellungen brauchbar sind. Diese werden dann in der Form der Apposition der ersten Vor- 1—10 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 253 Stellung angehängt, und zwar so, daß man immer weiter von dem abkommt, wovon man ausging und immer näher zu dem kommt, wohin man will. Ist die Appositionskette soweit präpariert, daß man ohne Gefahr schließen kann, so wird vermittelst eines Ge- 5 dankenstrichs die Schlußvorstellung ebenfalls als Apposition an¬ gehangen und das Kunststück ist fertig. Dies ist eine höchst emp¬ fehlenswerte Manier des Gedankenschmuggels, die um so wirk¬ samer ist, je mehr sie zum Hebel der Hauptentwicklungen gemacht wird. Wenn man dies Kunststück bereits mehrere Male mit Erfolg 10 vollzogen hat, so kann man, nach /55a[52a]/ Sankt Sanchos Vor¬ gang, allmählich einige Mittelglieder auslassen und endlich die Appositionsreihe auf die allemotdürftigsten Haken reduzieren. — Die Apposition kann nun auch, wie wir schon oben sahen, umgedreht werden, und dadurch zu neuen, komplizierten Kunst- 15 stücken und erstaunlicheren Resultaten führen. Wir sahen eben¬ daselbst, daß die Apposition die logische Form der unendlichen Reihe aus der Mathematik ist. — Sankt Sancho wendet die Ap¬ position doppelt an, einerseits rein logisch, bei der Kanonisation der Welt, wo sie ihm dazu dient, jedes beliebige weltliche Ding 2o in „das Heilige“ zu verwandeln, andererseits historisch, bei Ent¬ wicklungen des Zusammenhangs und bei Zusammenfassung ver¬ schiedener Epochen, wo jede geschichtliche Stufe auf ein ein- zigesWort reduziert wird und am Ende das Resultat herauskommt, daß das letzte Glied in der historischen Reihe um kein Haarbreit 25 weiter ist als das erste, und sämtliche Epochen der Reihe schlie߬ lich in [e]iner einzigen abstrakten Kategorie, [e]twa Idealismus, Abhängigkeit von Gedanken pp zusammengefaßt werden. Wenn in die historische Appositionsreihe der Schein eines Fortschritts gebracht werden soll, so geschieht dies dadurch, daß die Schluß- 3o phrase als die Vollendung der ersten Epoche der Reihe, und die Zwischenglieder als Entwicklungsstufen in auf steigender Ordnung zur letzten, vollendeten Phrase hin gefaßt werden. Der Apposition zur Seite geht die Synonymik, die von Sankt Sancho nach allen Seiten hin exploitiert wird. Wenn zwei 35 Worte etymologisch Zusammenhängen oder nur ähnlichen Klang haben, so werden sie solidarisch für einander verantwortlich ge¬ macht, oder wenn ein Wort verschiedene Bedeutungen hat, so wird dies Wort nach Bedürfnis bald in der einen, bald in der andern Bedeutung und zwar mit dem Scheine gebraucht, als spreche Sankt 4o Sancho von Einer und derselben Sache in verschiedenen „Brechun¬ gen“. Eine eigne Sektion der Synonymik bildet noch die Uber- Setzung, wo ein französischer oder lateinischer Ausdruck durch einen deutschen ergänzt wird, der jenen ersten halb und sonst noch 26 Von, den Mäusen zerfressene Stellen
254 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ganz andre Dinge ausdrückt, z. B. wenn, wie wir oben sahen, „re¬ spektieren“ durch „Ehrfurcht und Furcht empfinden“ pp übersetzt wird. Man erinnere sich an Staat, Status, Stand, Notstand etc. Wir haben beim Kommunismus schon Gelegenheit gehabt, /55b[52b] / reichhaltige Exempel dieses Gebrauchs von doppelsinnigen Aus- s drücken zu sehen. Wir wollen jetzt noch kurz ein Beispiel der etymologischen Synonymik vornehmen. „Das Wort „Gesellschaft“ hat seinen Ursprung in dem Worte „S а 1“. Schließt ein Saal viele Menschen ein, so machts der Saal, daß sie in Gesellschaft sind. Sie sind in Gesell- ю schäft und machen höchstens eine Salon-Gesellschaft aus, indem sie in den herkömmlichen Salon-Redensarten sprechen. Wenn es zum wirklichen Verkehr kommt, so ist die¬ ser als von der Gesellschaft unabhängig zu betrachten.“ (Pag. 286).— 15 Weil „das Wort „Gesellschaft“ in „Sal“ seinen Ursprung hat“ (was beiläufig gesagt, nicht wahr ist, da die ursprünglichen Wurzeln aller Wörter Zeitwörter sind), so muß „Sal“ = „Saal“ sein. Sal heißt aber im Althochdeutschen ein Gebäude, Kisello, Geselle, wovon Gesellschaft herkommt, ein Haus- 20 genösse, und daher kommt der „Saal“ ganz willkürlich herein. Aber das tut nichts; der „Saal“ wird sogleich in einen „Salon“ verwandelt, als ob zwischen dem althochdeutschen „Sal“ und dem neufranzösischen „Salon“ nicht eine Zwischenstufe von zirka tausend Jahren und so und so viel Meilen läge. So ist die Gesell- 25 schäft in eine Salon-Gesellschaft verwandelt, in der nach deutsch¬ spießbürgerlicher Vorstellung nur ein Phrasenverkehr stattfindet und von der aller wirkliche Verkehr ausgeschlossen ist. — Übri¬ gens hätte Sankt Max, da er doch nur darauf ausgeht, die Gesell¬ schaft in „das Heilige“ zu verwandeln, die Sache viel kürzer haben зо können, wenn er die Etymologie etwas genauer betrieben und sich ein beliebiges Wurzellexikon angesehen hätte. Welch ein Fund wäre es für ihn gewesen, wenn er dort den etymologischen Zu¬ sammenhang zwischen „Gesellschaft“ und „selig“ entdeckt hätte — Gesellschaft — selig — heilig — das Heilige — was kann 35 einfacher aussehen? Wenn „Stimers“ etymologische Synonymik richtig ist, so suchen die Kommunisten die wahre Grafschaft, die Grafschaft als das Heilige. Wie Gesellschaft von Sal, Gebäude, so kommt Graf goth. garävjo) vom /[52c]/ [go]thischen rävo, Haus. Sal, Gebäude 40 = Rävo, Haus, also Gesellschaft gleich Grafschaft. Vor- und End¬ silben sind in beiden Worten gleich, die Stammsilben haben gleiche Bedeutung — also ist die heilige Gesellschaft der Kom- 40 Das Papier ist beschädigt
III. Sankt Max 255 5 10 15 20 25 30 35 40 munisten die heilige Grafschaft, die Grafschaft als Das Heilige — was kann einfacher aussehen? Sankt Sancho ahnte dies, als er im Kommunismus die Vollendung des Lehnswesens, d.h. Graf¬ schaftenwesens sah. Die Synonymik dient unsrem Heiligen einerseits dazu, empi¬ rische Verhältnisse in spekulative zu verwandeln, indem er ein Wort, das in der Praxis, sowohl wie in der Spekulation vorkommt, in seiner spekulativen Bedeutung anwendet, über diese spekula¬ tive Bedeutung einige Phrasen macht, und dann sich stellt, als ob er damit auch die wirklichen Verhältnisse kritisiert habe, zu deren Bezeichnung dasselbe Wort auch gebraucht wird. So mit der Spekulation. P. 406 „erscheint“ „die Spekulation“ nach zwei Seiten hin als Ein Wesen, das sich eine „doppelte Erschei¬ nung“ gibt — о Szeliga! Er poltert gegen die philosophische Spekulation und glaubt, damit auch [die] kommerzielle Spekulation, von [der] er nichts weiß, abgetan zu [hab]en. — Andrerseits dient ihm, dem verborgnen Kleinbürger, [die]se Sy¬ nonymik dazu, Bourgeoisverhältnisse (siehe, was oben beim „Kommunismus“ über den Zusammenhang der Sprache mit den Bourgeoisverhältnissen gesagt wird) in persönliche, individuelle zu verwandeln, die man nicht antasten kann, ohne das Individuum in seiner Individualität, „Eigenheit“ und „Einzigkeit“ anzutasten. So exploitiert Sancho z. B. den etymologischen Zusammenhang zwischen Geld und Geltung, Vermögen und vermögen, usw. Die Synonymik, vereinigt mit der Apposition, bildet den Haupt¬ hebel seiner Eskamotage, die wir bereits zu unzähligen Malen enthüllten. Um ein Exempel davon zu geben, wie leicht diese Kirnst ist, wollen wir auch einmal ä la Sancho eskamotieren. Der Wechsel als Wechsel ist das Gesetz der Erschei¬ nung, sagt Hegel. Darum, könnte „Stimer“ fortfahren, die Er¬ scheinung von der Strenge des Gesetzes gegen falsche Wechsel; denn es ist hier das über der Erscheinung erhabene Gesetz, das Gesetz als solches, das heilige Gesetz, das Gesetz als das Heilige, — das Heilige, wogegen gesündigt und das in der Strafe gerächt wird. /{56}[53]/ Oder aber: Der Wechsel „in seiner doppel¬ ten Erscheinung“ als Wechsel (lettres de change) und Wechsel (changement) führt zum Verfall (echeance und decadence). Der Verfall als Konsequenz des Wechsels zeigt sich in der Geschichte unter anderm beim Untergang des römischen Reichs, der Feudalität, des deutschen Kaiserreichs und der Herrschaft Napoleons. „Der Fortgang von“ diesen großen geschicht¬ lichen Krisen „zu“ den Handelskrisen unserer Tage „ist nicht schwer“ und hieraus erklärt sich denn auch, warum 15—17 Von den Mäusen zerfressene Stellen
256 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil diese Handelskrisen stets durch den Verfall von Wechseln bedingt sind. Oder er konnte auch, wie Vermögen und Geld, den Wechsel etymologisch rechtfertigen, und „von einem gewissen Standpunkt aus etwa so räsonieren“: Die Kommunisten wollen unter andern 5 den Wechsel (lettre de change) beseitigen. Besteht aber nicht gerade im Wech sei (changement) der Haupt-Weltgenuß? Sie wollen also das Tote, Unbewegte, China — d. h. der vollendete Chinese ist Kommunist. „Daher“ die Deklamationen der Kom¬ munisten gegen die Wechselbriefe und die Wechsler. Als 10 ob nicht jeder Brief ein Wechselbrief, ein einen Wechsel konstatierender Brief, und jeder Mensch ein Wechselnder, ein Wechsler wäre! Um der Einfachheit seiner Konstruktion und seiner logischen Kunststücke einen recht mannigfaltigen Schein zu geben, hat 15 Sankt Sancho die Episode nötig. Von Zeit zu Zeit legt er eine Stelle „episodisch“ ein, die an einen andern Teil des Buchs ge¬ hörte oder ganz gut wegbleiben könnte, und unterbricht so den ohnehin vielfach zerrissenen Faden seiner sogenannten Entwick¬ lung noch mehr. Dies geschieht dann mit der naiven Erklärung, 20 daß „Wir“ „nicht am Schnürchen gehen“, und bewirkt nach mehr¬ maliger Wiederholung in dem Leser eine gewisse Stumpfheit gegen alle, auch die größeste Zusammenhangslosigkeit. Wenn man „das Buch“ liest, gewöhnt man sich an Alles, und läßt zuletzt gern das /56a [53a]/ Schlimmste über sich ergehen. Übrigens sind diese 25 Episoden, wie sich von Sankt Sancho nicht anders erwarten [läßt,] selbst nur scheinbare, und nur [Wiederhol] ungen der hundertmal [schon dage]wesenen Phrasen unter [andern Fir]men. Nachdem Sankt Max [sich so in] seinen persönlichen Qualitäten [gezeigt, so]dann in der Distinktion, [in der] Synonymik und Epi- зо sode als [„Schein“ und] als „Wesen“ enthüllte, kommen [wir zu de] r wahren Spitze und Vollen [düng der] Logik, zum „B e g r i f f“. [Der] Begriff ist „Ich“, (Siehe Hegels Logik, 3-terTeil), die Logik [als Ich]. Es ist das reine Verhältnis [des] Ich zur Welt, das Verhältnis, [entkleidet] aller für ihn existierenden realen Verhält- 35 nisse, [eine Forme] 1 für alle Gleichungen, in [die ein He]iliger die weltlichen [Begriffe] bringt. Schon oben ist ent [hüllt], wie Sancho in dieser Formel sich nur die verschiedenen reinen Re¬ flexionsbestimmungen, wie Identität, Gegensatz pp an allen mög¬ lichen Dingen klar zu machen erfolglos „trachtet“. 40 Fangen wir gleich an irgend einem bestimmten Exempel an, z. B. dem Verhältnis von „Ich“ und Volk. 26—37 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 257 Ich bin nicht das Volk. Das Volk = Nicht-Ich. Ich = das Nicht-Volk. Ich bin also die Negation des Volks, das Volk ist in Mir auf- j gelöst. Die zweite Gleichung kann auch in der Nebengleichung gefaßt werden: Das Volks-Ich ist nicht, oder: Das Ich des Volks ist das Nicht Meines Ich. 10 Die ganze Kunst besteht also 1) darin, daß die Negation, die im Anfang zur Kopula gehörte, erst zum Subjekt und dann zum Prädikat geschlagen wird; 2) daß die Negation, das „Nicht“, je nachdem es konveniert, als Ausdruck von Verschiedenheit, Unter¬ schied, Gegensatz und direkte Auflösung gefaßt wird. Im vor- 15 liegenden Beispiel wird es als absolute Auflösung, als vollständige Negation gefaßt; wir werden finden, daß es je nach Sankt Maxens Konvenienz auch in den andern Bedeutungen gebraucht wird. So verwandelt sich denn der tautologische Satz, /56b [53b]/ daß Ich nicht das Volk bin, in die gewaltige neue Entdeckung, daß Ich 2o die Auflösung des Volkes bin. Zu den bisherigen Gleichungen war es nicht einmal nötig, daß Sankt Sancho auch nur irgend eine Vorstellung vom Volk hatte; es genügte zu wissen, daß Ich und Volk „völlig verschiedene Namen für völlig Verschiedenes sind“; es reichte hin, daß beide 25 Worte nicht einen einzigen Buchstaben gemeinsam haben. Soll mm vom Standpunkt der egoistischen Logik weiter über das Volk spekuliert werden, so genügt es, an das Volk und an „Ich“ von Außen her, aus der alltäglichen Erfahrung irgend eine beliebige triviale Bestimmung anzureihen, was zu neuen Gleichungen An- зо laß gibt. Es wird zugleich der Schein hervorgebracht, als würden verschiedne Bestimmungen verschiedenartig kritisiert. In dieser Weise soll nun jetzt über Freiheit, Glück und Reichtum spekuliert werden: Grundgleichungen: Volk = Nicht-Ich. 35 Gleichung No. I: Volks-Freiheit = Nicht Meine Freiheit. Volks-Freiheit = Meine Nichtfreiheit. Volks-Freiheit = Meine Unfreiheit. (Dies kann nun auch umgedreht werden, wo dann der große Satz herauskommt: Meine Unfreiheit = Knechtschaft ist die Frei- 4o heit des Volkes.) Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 17
258 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Gleichung No. II. Volks-Glück = Nicht Mein Glück. Volks-Glück = Mein Nichtglück. Volks-Glück = Mein Unglück. (Umkehrung: Mein Unglück, Meine Misere ist das Glück des Volkes.) 5 Gleichung No. III. Volksreichtum = Nicht Mein Reichtum. Volksreichtum = Mein Nichtreichtum. Volksreichtum = Meine Armut. (Umkehrung: Meine Armut ist der Reichtum des Volkes.) Dies ist mm ad libitum weiter zu führen und auf andre Bestimmungen ю auszudehnen. Zur Bildung dieser Gleichungen gehört außer einer höchst all¬ gemeinen Kenntnis derjenigen Vorstellungen, die er mit „Volk“ in ein Wort zusammensetzen darf, weiter nichts als die Kenntnis des positiven Ausdrucks für das in negativer Form gewonnene 15 Resultat, also z. B. Armut für Nicht-Reichtum pp, also gerade so¬ viel Kenntnis der Sprache, wie man im täglichen Umgang sich er¬ wirbt, reicht vollständig hin, um auf diese Weise zu den über¬ raschendsten Entdeckungen zu kommen. Die ganze Kirnst bestand also hier darin, daß Nicht Mein Reich- ~>u tum, Nicht Mein Glück, Nicht Meine Freiheit verwan-/56c[53c]/ delt wird in Mein Nichtreichtum, Mein Nichtglück, Meine Nicht¬ freiheit. Das Nicht, was in der ersten Gleichung die allgemeine Negation [ist,] alle möglichen Formen der Verschiedenheit aus¬ drücken, z. B. bloß enthalten kann, daß es Unser gemeinsamer, 25 nicht Mein ausschließlicher Reichtum ist, wird in der [zweiten Gl]eichung zur Verneinung Meines Reich [tums, Meines] Glücks pp, und schreibt Mir [das Nichtglüc]k, das Unglück, die Knecht¬ schaft [zu. Indem] Mir ein bestimmter Reichtum, [der Volks- re]ichtum, keineswegs der [Reichtum] überhaupt abgesprochen зо wird, [meint Sancho,] muß Mir die [Armut zu]gesprochen wer¬ den. Dies [aber kom]mt nun auch dadurch zu [Stande,] daß Meine Nichtfreiheit [ebenfalls pos]itiv übersetzt, und so in Meine [„Unfreiheit“] verwandelt wird. Meine [Nichtfreiheit] kann ja aber hundert [andre] Dinge sein als dies — z. B. meine [,,Un- зз frei]heit“, meine Nichtfreiheit von [meine]em Leibe etc. Wir gingen eben aus von der zweiten Gleichung: Das Volk = Nicht-Ich. Wir hätten auch ausgehen können von der dritten Gleichung: Ich = das Nicht-Volk, wo sich dann z. B. beim Reich¬ tum nach obiger Manier schließlich herausgestellt haben würde: 40 24—36 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 259 „Mein Reichtum ist die Armut des Volks“. Hier würde aber Sankt Sancho nicht so verfahren, sondern die Vermögensverhältnisse des Volks überhaupt und das Volk selbst auflösen und dann zu dem Resultate kommen: Mein Reichtum ist die Vernichtung nicht 3 nur des Volksreichtums, sondern des Volkes selbst. Hier zeigt sich denn, wie willkürlich Sankt Sancho verfuhr, wenn er eben den Nicht-Reichtum in die Armut verwandelte. Unser Heiliger wendet diese verschiedenen Methoden durch einander an, und exploitiert die Negation bald in der einen, bald in der andern Bedeutung. ю Welch eine Konfusion daraus entsteht, „sieht augenblicklich“ auch „Jeder ein, der Stirners Buch nicht gelesen hat“ (Wigand p. 191). Ebenso „machiniert“ das „Ich“ gegen den Staat. Ich bin nicht der Staat. 15 Staat = Nicht-Ich. Ich = Nicht des Staates. Nichts des Staates = Ich. Oder in andern Worten: Ich bin das „schöpferische Nichts“, worin der Staat untergegangen ist. го /(57} [54]/ Diese einfache Melodie kann nun auf jedes belie¬ bige Thema abgesungen werden. Der große Satz, der allen diesen Gleichungen zu Grunde liegt, ist: Ich bin nicht Nicht-Ich. Diesem Nicht-Ich werden verschiedene Namen gegeben, die einerseits rein logisch sein können, wie z. B. 25 Ansichsein, Anderssein, andererseits die Namen konkreter Vor¬ stellungen, Volk, Staat pp. Hierdurch kann denn der Schein einer Entwicklung hereingebracht werden, indem man von diesen Na¬ men ausgeht und sie vermittelst der Gleichung oder der Apposi¬ tionsreihe allmählich wieder auf das ihnen von Anfang an zu зо Grunde gelegte Nicht-Ich reduziert. Da die auf solche Weise her¬ eingebrachten realen Verhältnisse nur als verschiedene, und zwar nur dem Namen nach verschiedene Modifikationen des Nicht-Ich auftreten, so braucht über diese realen Verhältnisse selbst gar nichts gesagt zu werden. Dies ist um so komischer, als d [ie realen] 35 Verhältnisse die Verhältnisse [der Individuen selbst sind, und man ebe[n dadurch,] daß man sie für Verhältnisse [des Nicht]- Ichs erklärt, beweist, daß man nichts von ihnen weiß. Dies verein¬ facht die Sache so sehr, daß selbst die aus „gebomen beschränk¬ ten Köpfen bestehende große Mehrzahl“ diesen Kunstgriff in höch- 4o stens zehn Minuten erlernen kann. Dies gibt zugleich ein Krite¬ rium für die „Einzigkeit“ Sankt Sanchos. 34—36 Von den Mäusen zerfressene Stellen 17*
260 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Das dem Ich gegenüberstehende Nicht-Ich wird nun von Sankt Sancho dahin bestimmt, daß es das dem Ich Fremde, das Fremde ist. Das Verhältnis des Nicht-Ich zum Ich ist „daher“ das der Entfremdung. Wir haben so eben die logische Formel dafür gegeben, wie Sankt Sancho irgend ein beliebiges Objekt oder Ver- j hältnis als das dem Ich Fremde, die Entfremdung des Ichs dar¬ stellt; auf der andern Seite kann Sankt Sancho nun wieder irgend ein Objekt oder Verhältnis, wie wir sehen werden, als ein vom Ich geschaffenes und ihm angehöriges darstellen. Abgesehen zunächst von der /57a[54a]/ Willkür, mit der er jedes beliebige ю Verhältnis als ein Verhältnis der Entfremdung darstellt oder nicht darstellt (da Alles in die obigen Gleichungen paßt), sehen wir schon hier, daß es [sich bei] ihm um weiter nichts handelt, [als daru]m, alle wirklichen Verhältnisse, [eben so wie] die wirklichen Individuen [als entfre]mdet (um den philosophischen [Ausdruck] 15 einstweilen noch beizubehalten) vorfinden [zu lass]en, in die ganz [abstrakte] Phrase der Entfremdung zu ver[wandeln; sta]tt der Aufgabe also, die [wirklichen] Individuen in ihrer [wirklichen] Entfremdung und den empi [rischen Verh]ältnissen dieser Ent¬ fremdung darzus]teilen, tritt hier [eben dasselbe ein, an die 20 Stelle der Entwicklung aller [rein empirischen Verhältnisse den [bloßen Gedanke]n der Entfremdung, [des Fremde]n, des Hei¬ ligen zu [setzen.] [Die] Unterschiebung der Kategorie [der Entfremdung (wieder einer Reflexionsbestimmung, die als Ge¬ gensatz, Unterschied, Nichtidentität pp gefaßt werden kann) er- 25 hält darin ihren letzten und höchsten Ausdruck, daß „das Fremde“ wieder in „das Heilige“, die Entfremdung in das Verhältnis von Ich zu irgend einer beliebigen Sache als dem Heiligen ver¬ wandelt wird. Wir ziehen vor, den logischen Prozeß an Sankt San¬ chos Verhältnis zum Heiligen zu verdeutlichen, da dies die so vorherrschende Formel ist, und bemerken nebenbei, daß „das Fremde“ auch als „das Bestehende“ (per appos.), das, was ohne Mich besteht, das unabhängig von Mir Bestehende, per appos., das durch Meine Unselbstständigkeit Selbstständige gefaßt wird, so daß Sankt Sancho also Alles, was unabhängig von ihm 35 besteht, z. B. den Blocksberg, als das Heilige schildern kann. Weil das Heilige etwas Fremdes ist, wird jedes Fremde in das Heilige, weil jedes Heilige ein Band, eine Fessel ist, wird jedes Band, jede Fessel in das Heilige verwandelt. Hiermit hat Sankt Sancho schon das gewonnen, daß ihm alles Fremde zu einem Ыо- to ßen Scheine, einer bloßen Vorstellung wird, von der er sich einfach dadurch befreit, daß er gegen sie protestiert und er¬ klärt, daß er diese Vorstellung nicht habe. Gerade wie wir beim 13—24 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 261 mit sich uneinigen Egoisten sahen, daß die Menschen bloß ihr Be¬ wußtsein zu ändern haben, um Alles in der Welt all right zu machen. Unsere ganze Darstellung hat gezeigt, wie Sankt Sancho alle 5 wirklichen Verhältnisse dadurch kritisiert, /57b[54b]/ daß er sie für „das Heilige“ erklärt, und sie dadurch bekämpft, daß er seine heilige Vorstellung von ihnen bekämpft. Dies einfache Kunststück, Alles in das Heilige zu verwandeln, kam, wie wir schon oben weit¬ läufig sahen, dadurch zu Stande, daß Jacques le bonhomme die io Illusionen der Philosophie auf guten Glauben akzeptierte, den ideologischen, spekulativen Ausdruck der Wirklichkeit, getrennt von seiner empirischen Basis, für die Wirklichkeit selber nahm, ebenso die Illusionen der Klein fbürger über] die Bourgeoisie für das „[heilige Wesen“ der] Bourgeoisie versah, und daher sich ein- 15 bilden konnte, es nur mit Gedanken und Vorstellungen zu tun zu haben. Nicht minder leicht verwandelten sich auch die Menschen in „Heilige“, indem sie, nachdem ihre Gedanken von ihnen und ihren empirischen Verhältnissen getrennt waren, nun als bloße Gefäße dieser Gedanken gefaßt werden konnten, und so z. B. aus 2o dem Bourgeois der heilige Liberale gemacht wurde. Die positive Beziehung des in letzter Instanz [gläubigen Sancho] zum Heiligen ([von ihm] Respekt genannt), figuriert auch [unter dem] Namen „Liebe“. „Liebe“ [heißt das] anerkennende Verhältnis zu „dem [Menschen“,] Heiligen, Ideal, höheren We- 25 sen, oder ein solches menschliches, heiliges, ideales, wesentliches Verhältnis. Was sonst als Dasein des Heiligen ausgedrückt wird, z. B. Staat, Gefängnisse, Tortur, Polizei, Handel und Wan¬ del pp, kann von Sancho auch als „ein anderes Beispiel“ der „Liebe“ gefaßt werden. Diese neue Nomenklatur befähigt ihn, зо neue Kapitel über das zu machen, was er schon unter der Firma des Heiligen und des Respekts perhorresziert hat. Es ist die alte Geschichte von den Ziegen der Schäferin Torralva in ihrer heili¬ gen Gestalt, womit er, wie damals seinen Herrn, jetzt sich und das Publikum das ganze Buch durch an der Nase herumführt, 35 ohne sie indes so geistreich abzubrechen, wie vorzeiten, da er noch profaner Schildknapp war. Überhaupt hat Sancho seit seiner Ka¬ nonisation allen seinen ursprünglichen Mutterwitz verloren. Die erste Schwierigkeit scheint dadurch hereinzukommen, daß dies Heilige in sich sehr verschieden ist, und so auch bei der Kri- io tik eines bestimmten Heiligen die Heiligkeit außer Augen gesetzt und der bestimmte Inhalt selbst kritisiert werden müßte. Sankt Sancho umgeht diese Klippe dadurch, daß er alles Bestimmte nur als Ein „Beispiel“ des Heiligen anführt; gerade wie es in der 13—14 Von den Mäusen zerfressene Stellen 21—24 Von den Mäusen zernagte Stelle
262 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Hegelschen Logik gleichgültig ist, ob zur Erläuterung des „Für- sichseins“ das Atom oder die Person, als Beispiel der Attraktion das Sonnensystem, der Magnetismus oder die Geschlechtsliebe an¬ geführt wird. Wenn „das Buch“ von Beispielen wimmelt, so ist das also keineswegs zufällig, sondern im innersten Wesen 5 der darin vor sich gehenden Entwicklungsmethode begründet. Es ist die „einzige“ Möglichkeit für Sankt Sancho, einen Schein von Inhalt hereinzubringen, wie dies schon bei Cervantes prototypisch sich findet, da Sancho ebenfalls stets in Beispielen redet. So kann Sancho denn sagen: „Ein anderes Beispiel des Heiligen“ (Un-10 interessanten) „ist die Arbeit.“ Er konnte fortfahren: ein anderes Beispiel ist der Staat, ein anderes Beispiel ist die Familie, ein an¬ deres Beispiel die Grundrente, ein anderes Beispiel St. Jacobus (Saint-Jacques, le bonhomme), ein anderes Beispiel die heilige Ursula und ihre elftausend Jungfrauen. Alle diese Dinge haben 15 nun zwar in sei-/[54c]/ner Vorstellung das gemein, daß sie „das Heilige“ sind. Aber sie sind zugleich total von einander verschie¬ dene Dinge, und eben das macht ihre Bestimmtheit aus. [Soweit über] sie in ihrer Bestimmtheit [gesprochen] wird, wird über sie, insofern [sie nicht „] das Heilige“ sind, gesprochen. [Die Arbeit is]t 20 nicht die Grundrente und [die Grundrente] ist nicht der Staat, [es kommt] also darauf an, zu bestimmen, [inwiefern] Staat, Grund¬ rente, Arbeit sind, abgetsehen von] ihrer vorgestellten Heilig[keit, und San]kt Max macht das nun so. [Er tut, als] spräche er vom Staat, [der Arbeit] etc., bezeichnet dann [„den“ Staat] als die 25 Wirklichkeit irgend [einer Ide]e, der Liebe, des Füreinan[der- seins, d]es Bestehenden, des über die [Einzelnen] Mächtigen, und, vermittelst [eines Gedankenstrichs — „des Heiligen“, [was er vo]n vom herein hätte sagen [können.] Oder über die Arbeit wird [gesagt, si]e gelte als Lebensaufgabe, Be[ruf, Bestimmung —зо „das Heilige“. D. h. Staat und Arbeit werden erst unter eine schon vorher in derselben Weise zurechtgemachte, besondere Art des Heiligen subsumiert, und dies besondre Heilige dann wieder in das allgemeine „Heilige“ aufgelöst; was Alles geschehen kann, ohne über die Arbeit und den Staat irgend etwas zu sagen. 35 Derselbe ausgekaute Kohl kann nun bei jeder Gelegenheit wieder- gekäut werden, indem Alles, was scheinbar der Gegenstand der Kritik ist, unsrem Sancho nur zum Vorwande dient, die abstrak¬ ten Ideen und in Subjekte verwandelten Prädikate (die nichts andres sind als das assortierte Heilige und von denen stets ein 40 hinreichendes Lager gehalten wird) für das zu erklären, wozu sie schon im Anfänge gemacht waren, für dasHeilige. Er hat in der Tat Alles auf den erschöpfenden, klassischen Ausdruck redu- 18—30 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 263 ziert, wenn er von ihm ausgesagt hat, daß es „ein anderes Bei¬ spiel des Heiligen“ sei. Die Bestimmungen, die vom Hörensagen hereinkommen und sich auf den Inhalt beziehen sollen, sind ganz überflüssig, und bei ihrer näheren Betrachtung ergibt sich dann 5 auch, daß sie weder eine Bestimmung, noch einen Inhalt herein¬ bringen, und sich auf unwissende Abgeschmacktheiten reduzieren. Diese wohlfeile „Virtuosität im Denken“, von der nicht zu sagen wäre, mit welchem Gegenstände sie nicht fertig ist, schon ehe sie ihn kennt, kann / {1 [55] sich natürlich Jeder, nicht wie io vorher, in zehn, sondern in fünf Minuten aneignen. Sankt Sancho bedroht uns im Kommentar mit „Abhandlungen“ über Feuerbach, den Sozialismus, die bürgerliche Gesellschaft und, das Heilige weiß, worüber noch sonst Alles. Diese Abhandlungen kön¬ nen schon vorläufig hier auf ihren einfachsten Ausdruck folgen- 15 dermaßen reduziert werden: Erste Abhandlung: Ein anderes Beispiel des Heiligen ist Feuerb ach. Zweite Abhandlung: Ein anderes Beispiel des Heiligen ist der Sozialismus. 2o Dritte Abhandlung: Ein anderes Beispiel des Heiligen ist die bürgerlicheGesellschaft. Vierte Abhandlung: Ein anderes Beispiel des Heiligen ist die verstimerte „Abhandlung“. usw. in infinitum. 25 Die zweite Klippe, woran Sankt Sancho bei einiger Überlegung notwendig scheitern mußte, ist seine eigne Behauptung, daß jedes Individuum ein von allen Andern total verschiedenes, einziges ist. Da jedes Individuum ein durchaus Andres, also das Andere ist, so braucht das, was für das Eine Individuum ein Fremdes, Heiliges зо ist, es keineswegs für das andre Individuum zu sein, kann es sogar nicht sein. Und der gemeinsame Name, wie Staat, Religion, Sittlichkeit etc. darf uns nicht täuschen, da diese Namen nur Ab¬ straktionen von dem wirklichen Verhalten der einzelnen Indivi¬ duen sind, und diese Gegenstände durch das total verschiedene 35 Verhalten der einzigen Individuen gegen sie, für jedes derselben einzige Gegenstände werden, also total verschiedene Gegen¬ stände, die nur den Namen mit einander gemein haben. Sankt Sancho hätte also höchstens sagen dürfen: Der Staat, die Religion pp sind Mir, Sankt Sancho, das Fremde, das Heilige. Statt dessen 40 müssen sie bei ihm das absolut Heilige, das für alle Individuen Heilige sein — wie hätte er sonst auch sein konstruiertes Ich, sei¬ nen mit sich einigen Egoisten etc. fabrizieren, wie hätte er sonst überhaupt sein ganzes „Buch“ schreiben können. Wie wenig ihm überhaupt einfällt, jeden „Einzigen“ zum Maßstab seiner eignen 45 „Einzigkeit“ zu machen, wie sehr er seine „Einzigkeit“ als Maß-
264 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil stab, als moralische Norm an alle andern Individuen legt und sie als echter Moralist in sein Prokrustesbett i [55a] / wirft, geht schon unter anderm aus seinem Urteil über den selig verschollenen Klop- stock hervor. Diesem hält er die sittliche Maxime entgegen: er hätte sich „ganz eigen gegen die Religion verhalten“ sollen, wo 5 er dann nicht, wie der richtige Schluß wäre (ein Schluß, den „Stimer“ unzählige Male, z. B. beim Geld, selbst macht), eine eigne Religion, sondern eine „Auflösung und Verzehrung der Religion“ (p. 85), ein allgemeines, statt eines eignen, einzigen Resultats erhalten hätte. Und als ob Klopstock nicht auch eine 10 „Auflösung und Verzehrung der Religion“ erhalten hätte, und zwar eine ganz eigne, einzige Auflösung, wie sie nur dieser ein¬ zige Klopstock „prästieren“ konnte, eine Auflösung, deren Ein¬ zigkeit „Stimer“ schon aus den vielen mißlungenen Nachahmun¬ gen ersehen konnte. Klopstocks Verhalten zur Religion soll kein 15 „eignes“ gewesen sein, obgleich es ein ganz eigentümliches, und zwar ein den Klopstock zum Klopstock machendes Verhalten zur Religion war. „Eigen“ würde er sich erst zu ihr verhalten haben, wenn er sich nicht als Klopstock, sondern als moderner deutscher Philosoph zu ihr verhalten hätte. 20 Der „Egoist im gewöhnlichen Verstände“, der nicht so folgsam ist wie Szeliga, und schon oben allerlei Einwendungen zu machen hatte, wirft unsrem Heiligen hier Folgendes ein: Ich gehe hier in der Wirklichkeit, und das weiß ich sehr wohl — rien pour la gloire — auf meinen Vorteil, auf weiter Nichts aus. Außerdem 25 macht es mir Spaß, mir auch noch Vorteil im Himmel, mich un¬ sterblich zu denken. Soll ich diese egoistische Vorstellung auf¬ opfern, dem bloßen Bewußtsein des mit sich einigen Egoismus, das mir keinen Pfennig einbringt, zu Liebe? Die Philosophen sagen mir: Das sei unmenschlich. Was schert das mich? Bin ich зо nicht ein Mensch? Ist nicht Alles Menschlich, was ich tue und weil ichs tue, und kümmerts mich überhaupt, wie „Andre“ meine Handlungen „rubrizieren“? Du, Sancho, der Du zwar auch ein Philosoph, aber ein bankrutter Philosoph bist und schon wegen deiner Philosophie keinen pekuniären und wegen deines Bank- 35 rutts keinen Gedankenkredit verdienst, sagtst mir, ich verhalte mich nicht eigen zur Religion. Du sagst mir also dasselbe, was die andern /[55b]/ Philosophen sagen, nur daß es bei Dir, wie ge¬ wöhnlich, allen Sinn verliert, indem Du „eigen“ nennst, was sie „menschlich“ nennen. Könntest Du sonst von einer andern Eigen- 40 heit, als von Deiner eignen sprechen, und das eigne Verhalten wie¬ der in ein allgemeines verwandeln? Ich verhalte mich, wenn Du willst, auch in meiner Weise kritisch zur Religion. Einmal zaudre ich gar nicht, sie aufzuopfem, sobald sie in meinen Commerce störend eingreifen will, dann dient es mir in meinen Geschäften, 45
III. Sankt Max 265 5 10 15 20 25 30 35 40 45 wenn ich für religiös gelte (wie es meinem Proletarier dient, wenn er den Kuchen, den Ich hier esse, wenigstens im Himmel ißt) und endlich mache ich den Himmel zu meinem Eigentum. Er ist une propriete ajoutee ä la propriete, obgleich schon Montesquieu, der doch ein ganz anderer Kerl war als Du, mir weismachen wollte, er sei une terreur ajoutee ä la terreur. Wie Ich mich zu ihm verhalte, so verhält sich kein andrer zu ihm, und durch dies einzige Ver¬ hältnis, welches ich mit ihm kontrahiere, ist er ein einziger Gegen¬ stand, ein einziger Himmel. Du kritisierst also höchstens Deine Vorstellung von meinem Himmel, nicht meinen Himmel. Und nun gar die Unsterblichkeit! Da wirst Du mir lächerlich. Ich verleugne meinen Egoismus, wie Du den Philosophen zu Lieb behauptest, weil ich ihn verewige und die Natur- und Denkgesetze für null und nichtig erkläre, sobald sie Meiner Existenz eine Bestimmung, die nicht von mir selbst produziert, mir höchst unangenehm ist, nämlich den Tod, setzen wollen. Du nennst die Unsterblichkeit eine „leidige Stabilität“ — als ob ich nicht fortwährend ein „be¬ wegtes“ Leben führen könnte, solange im Diesseits oder Jenseits der Handel gut geht und ich in andern Dingen als Deinem „Buch“ machen kann. Und was kann „stabiler“ sein als der Tod, der mei¬ ner Bewegung wider meinen Willen ein Ende macht und mich in das Allgemeine, die Natur, die Gattung, in das — Heilige ver¬ senkt? Und nun gar Staat, Gesetz, Polizei! Die mögen für man¬ ches „Ich“ als fremde Mächte erscheinen; Ich weiß, daß sie meine eignen Mächte sind. Übrigens — und hiermit kehrt der Bourgeois, diesmal mit gnädigem Kopfnicken, unsrem Heiligen wieder den Rücken — poltre meinetwegen nur fort gegen Religion, Himmel, Gott u. dgl. Ich weiß doch, daß Du in Allem, was in meinem In¬ teresse liegt, Privateigentum, Wert, Preis, Geld, Kauf und Ver¬ kauf immer das „Eigne“ siehst. Wir haben eben gesehen, wie die Individuen unter sich ver¬ schieden sind. Jedes Individuum ist aber wieder in sich selbst ver¬ schieden. So kann Sankt Sancho, indem er sich in irgend einer dieser Eigenschaften reflektiert, d. h. sich als „Ich“ in einer die¬ ser Bestimmtheiten faßt, /58c [55c]/ bestimmt, den Gegenstand der andern Eigenschaften und diese andern Eigenschaften selbst als das Fremde, das Heilige bestimmen, und so der Reihe nach mit allen seinen Eigenschaften. So z. B. was Gegenstand für sein Fleisch, ist das Heilige für seinen Geist, oder was Gegenstand für sein Bedürfnis des Ausruhens, ist das Heilige für sein Bedürfnis der Bewegung. Auf diesem Kunstgriff beruht seine obige Ver¬ wandlung alles Tuns und Nichttims in Selbstverleugnung. Übri¬ gens ist sein Ich kein wirkliches Ich, sondern nur das Ich der obigen Gleichungen, dasselbe Ich, das in der formellen Logik bei der Lehre von den Urteilen als C а j u s figuriert.
266 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Ein anderes Beispiel“, nämlich ein allgemeineres Beispiel von der Kanonisation der Welt ist die Verwandlung praktischer Kol¬ lisionen, d. h. Kollisionen der Individuen mit ihren praktischen Lebensbedingungen in ideelle Kollisionen, d. h. in Kollisionen dieser Individuen mit Vorstellungen, die sie sich machen oder з sich in den Kopf setzen. Dies Kunststück ist wieder sehr einfach. Wie Sankt Sancho früher schon die Gedanken der Individuen ver¬ selbstständigte, so trennt er hier das ideelle Spiegelbild der wirk¬ lichen Kollisionen von diesen Kollisionen und verselbstständigt es. Die wirklichen Widersprüche, in denen sich das Individuum 10 befindet, werden verwandelt in Widersprüche des Individuums mit seiner Vorstellung, oder, wie Sankt Sancho es auch einfacher ausdrückt, mit der Vorstellung, dem Heiligen. Hierdurch bringt er es zu Stande, die wirkliche Kollision, das Urbild ihres ideellen Abbildes, in eine Konsequenz dieses ideologischen Scheins zu ver- 15 wandeln. So kommt er zu dem Resultat, daß es sich nicht um praktische Aufhebung der praktischen Kollision, sondern bloß um das Aufgeben der Vorstellung von dieser Kol¬ lision handelt, ein Aufgeben, wozu er die Menschen als guter Moralist dringend auffordert. 20 Nachdem Sankt Sancho so die sämtlichen Widersprüche und Kollisionen, in denen sich ein Individuum befindet, in bloße Widersprüche und Kollisionen dieses Individuums mit einer seiner Vorstellungen verwandelt hat, die sich von ihm unabhängig ge¬ macht und es sich unterworfen hat, daher sich „leicht“ in d i e 25 Vorstellung, die heilige Vorstellung, das Heilige verwandelt, bleibt also dem Individuum nur noch das Eine zu tun übrig, daß es die Sünde wider den heiligen Geist begehe, von dieser Vorstel¬ lung abstrahiert, und das Heilige für ein Gespenst erklärt. Diese logische Prellerei, welche das Individuum mit sich selbst vor- зо nimmt, gilt unsrem Heiligen für einen der höchsten Efforts des Egoisten. Andrerseits wird aber Jeder einsehen, wie leicht es ist, auf diese /! 59 J [56]/ Weise alle vorkommenden geschichtlichen Konflikte und Bewegungen vom egoistischen Standpunkte aus für untergeordnet zu erklären, ohne etwas von ihnen zu wissen, indem 35 man nämlich nur einige der dabei vorkommenden Redensarten herauszunehmen, auf die angegebne Weise in „das Heilige“ zu verwandeln, die Individuen als unterjocht von diesem Heiligen darzustellen und sich dann als Verächter „des Heiligen als sol¬ chen“ auch hiergegen geltend zu machen hat. 40 Eine weitere Verzweigung dieses logischen Kunststücks, und zwar das Lieblingsmanöver unsres Heiligen, ist die Exploitation der Worte: Bestimmung, Beruf, Aufgabe pp, wodurch es ihm un¬ endlich erleichtert wird, Alles Beliebige in das Heilige zu ver¬ wandeln. Im Beruf, Bestimmung, Aufgabe pp erscheint nämlich /5
III. Sankt Max 267 das Individuum in seiner eignen Vorstellung als ein Anderes, als was es wirklich ist, als das Fremde, also das Heilige, und macht seine Vorstellung von dem, was es sein soll, als das Berechtigte, das Ideale, das Heilige, seinem wirklichen Sein gegenüber geltend. 5 So kann Sankt Sancho, wo es ihm darauf ankommt, durch fol¬ gende Appositionsreihe Alles in das Heilige verwandeln: Sich bestimmen, d. h. sich eine Bestimmung (setze hier einen belie¬ bigen Inhalt herein) setzen, sich die Bestimmung als solche set¬ zen, sich die heilige Bestimmung setzen, sich die Bestimmung als 10 das Heilige, d. h. das Heilige als die Bestimmung setzen. Oder: Bestimmt sein, d. h. eine Bestimmung haben, d i e Bestimmung haben, die heilige Bestimmung, die Bestimmung als das Heilige, das Heilige als die Bestimmung, das Heilige zur Bestimmung, die Bestimmung des Heiligen haben. — Jetzt braucht er natürlich 15 nichts mehr zu tun als die Menschen kräftiglich zu vermahnen, sich die Bestimmung der Bestimmungslosigkeit, den Beruf der Berufslosigkeit, die Aufgabe der Aufgabenlosigkeit zu setzen — obgleich er im ganzen „Buche“ „bis hinab zum“ Kommentar Nichts tut, als den Menschen lauter Bestimmungen zu setzen, Auf- 2o gaben zu stellen und sie als Prediger in der Wüste zum Evan¬ gelium des wahren Egoismus zu berufen, von dem es allerdings heißt: Alle sind berufen, aber nur Einer — O’Connell — ist auserwählt. Wir sahen bereits oben, wie Sankt Sancho die’Vorstellungen 25 der Individuen von ihren Lebensverhältnissen, ihren praktischen Kollisionen und Widersprüchen trennt, um sie dann in das Hei¬ lige zu verwandeln. Hier nun erscheinen diese Vorstellungen in der Form der Bestimmung, des Berufs, der /59a[56a]/ Aufgabe. Der Beruf hat bei Sankt Sancho eine doppelte Ge- зо stalt; zuerst als Beruf, den Mir Andre setzen, wovon wir schon oben bei den Zeitungen, die von Politik strotzen und bei den Ge¬ fängnissen, die unser Heiliger für Sittenverbesserungshäuser ver¬ sah, Exempel hatten. Sodann erscheint der Beruf noch als ein Be¬ ruf, an den das Individuum selber glaubt. Wenn das Ich aus allen 35 seinen empirischen Lebensverhältnissen, aus seiner Tätigkeit, sei¬ nen Existenzbedingungen losgerissen, von der ihm zu Grunde lie¬ genden Welt und von seinem eignen Leib getrennt wird, so hat es freilich keinen andern Beruf und keine andre Bestimmung, als den Cajus der logischen Urteile zu repräsentieren und Sankt 4o Sancho zu den obigen Gleichungen zu verhelfen. In der Wirklich¬ keit dagegen, wo die Individuen Bedürfnisse haben, haben sie schon hierdurch einen Beruf und eine Aufgabe, wobei es zu¬ nächst noch gleichgültig ist, ob sie diesen auch in der Vorstellung zu ihrem Beruf machen. Es versteht sich indes, daß die Indivi- 43 duen, weil sie Bewußtsein haben, sich von diesem ihnen durch ihr
268 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil empirisches Dasein gegebenen Beruf auch eine Vorstellung machen, und dadurch Sankt Sancho Gelegenheit bieten, sich an das Wort „Beruf“, an den Vorstellungsausdruck ihrer wirklichen Lebensbedingungen festzuklammem und diese Lebensbedingun¬ gen selbst außer Augen zu lassen. Der Proletarier z. B., der den з Beruf hat, seine Bedürfnisse zu befriedigen, wie jeder andre Mensch, und der nicht einmal die ihm mit jedem andern Men¬ schen gemeinsamen Bedürfnisse befriedigen kann, den die Not¬ wendigkeit einer vierzehnstündigen Arbeit zu gleicher Stufe mit dem Lasttier, den die Konkurrenz zu einer Sache, einem Handels- ю artikel herabdrückt, der aus seiner Stellung als bloße Produktiv¬ kraft, der einzigen, die ihm übrig gelassen, durch andre gewalti¬ gere Produktivkräfte verdrängt wird, — dieser Proletarier hat schon hierdurch die wirkliche Aufgabe, seine Ver-/59b[56b]/hält- nisse zu revolutionieren. Er kann sich dies allerdings als seinen 15 „Beruf“ vorstellen, er kann auch, wenn er Propaganda machen will, diesen seinen „Beruf“ so ausdrücken, daß es der mensch¬ liche Beruf des Proletariers sei, dies und jenes zu tim, um so mehr, da seine Stellung ihm nicht einmal die Befriedigung der aus sei¬ ner unmittelbaren menschlichen Natur hervorgehenden Bedürf- 20 nisse gestattet. Sankt Sancho kümmert sich nicht um die dieser Vorstellung zu Grunde liegende Realität, nicht um den praktischen Zweck dieses Proletariers — er hält fest an dem Wort „Beruf“, und erklärt ihn für das Heilige und den Proletarier für einen Knecht des Heiligen — die leichteste Manier, sich überlegen zu 25 wissen und „weiter zu gehen“. — Namentlich unter den bisheri¬ gen Verhältnissen, wo immer eine Klasse herrschte, wo die Le¬ bensbedingungen eines Individuums stets mit denen einer Klasse zusammenfielen, wo also die praktische Aufgabe jeder neu auf¬ kommenden Klasse jedem Individuum derselben als eine аН-зо gemeine Aufgabe erscheinen mußte, und wo wirklich jede Klasse nur dadurch ihre Vorgängerin stürzen konnte, daß sie die Individuen aller Klassen von einzelnen bisherigen Fesseln be¬ freite — namentlich unter diesen Umständen war es notwendig, daß die Aufgabe der Individuen einer zur Herrschaft strebenden 35 Klasse als die allgemein menschliche Aufgabe dargestellt wurde. — Wenn übrigens z. B. der Bourgeois dem Proletarier vorhält. Er, Proletarier, habe die menschliche Aufgabe, vierzehn Stunden täglich zu arbeiten, so hat der Proletarier ganz recht, in derselben Sprache zu antworten: seine Aufgabe sei vielmehr, das ganze 40 Bourgeoisregime zu stürzen. Wir haben schon zu wiederholten Malen gesehen, wie Sankt Sancho eine ganze Reihe von Aufgaben stellt, die sich alle in die schließliche, für alle Menschen existierende Aufgabe des wahren Egoismus auflösen. Aber selbst da, wo er nicht reflektiert, sich 45
III. Sankt Max 269 nicht als Schöpfer und Geschöpf weiß, bringt er es vermöge der folgenden lumpigen Distinktion zu einer Aufgabe: P. 466: „Ob Du Dich mit dem Denken des Weiteren befassen willst, das kommt auf Dich an. W enn D u es im Denken zu etwas j Erheblichem bringen willst, so“ (fangen die Bedingungen und Bestimmungen für Dich an) „so hat also, wer denken will, allerdings eine Aufgabe, die er sich mit jenem Willen be¬ wußt oder unbewußt setzt; aber die Aufgabe zu denken hat Keiner.“ io Zunächst abgesehen von dem sonstigen Inhalt dieses Satzes, ist er schon /59c [56c]/ insofern selbst von Sankt Sanchos Standpunkt aus unrichtig, als der mit sich einige Egoist allerdings, er mag wollen oder nicht, die „Aufgabe“ hat zu denken. Er muß denken, einerseits um das nur durch den Geist, das Denken, zu bändigende 15 Fleisch im Zaum zu halten, und andererseits, um seine Reflexions¬ bestimmung als Schöpfer und Geschöpf erfüllen zu können. Er stellt daher auch die „Aufgabe“ des Sichselbsterkennens an die ganze Welt von betrogenen Egoisten — eine „Aufgabe“, die ohne Denken wohl nicht auszuführen sein wird. го Um nun diesen Satz aus der Form der lumpigen Distinktion heraus in eine logische Form zu bringen, ist zuerst das „Erheb¬ liche“ wegzuschaffen. Für jeden Menschen ist das „Erhebliche“, wozu er es im Denken bringen will, ein verschiedenes, je nach seiner Bildungsstufe, seinen Lebensverhältnissen, und seinem 25 augenblicklichen Zweck. Sankt Max gibt uns hier also gar kein festes Kriterium dafür, wann die Aufgabe, die man sich mit dem Denken stellt, anfängt, wie weit man denken kann, ohne sich eine Aufgabe zu stellen — er beschränkt sich auf den relativen Ausdruck „erheblich“. „Erheblich“ ist mir aber Alles, was mich so zum Denken sollizitiert, „erheblich“ Alles, worüber ich denke. Daher muß es statt: Wenn Du es im Denken zu etwas Erheblichem bringen willst, heißen: Wenn Du überhaupt denken willst. Dies hängt aber gar nicht von Deinem Wollen oder Nichtwollen ab, da Du Bewußtsein hast, und Deine Bedürfnisse nur durch eine Tätig- 35 keit befriedigen kannst, bei der Du auch Dein Bewußtsein an¬ wenden mußt. Ferner muß die hypothetische Form weggeschafft werden. „Wenn Du denken willst“ — so stellst Du Dir von vom herein die „Aufgabe“ zu denken; diesen tautologischen Satz brauchte Sankt Sancho nicht so pomphaft auszuposaunen. Der 4o ganze Satz war überhaupt nur in diese Form der lumpigen Di¬ stinktion und pomphaften Tautologie gehüllt, um den Inhalt zu verdecken: Als Bestimmter, Wirklicher, hast Du eine Be¬ stimmung, eine Aufgabe, Du magst ein Bewußtsein darüber haben oder nicht. / {60} [57]/ — Sie geht aus Deinem Bedürfnis 45 und seinem Zusammenhang mit der vorhandenen Welt hervor.
270 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Die eigentliche Weisheit Sanchos besteht nun darin, daß es vorn Deinem Willen abhängt, ob Du denkst, lebst etc., überhaupt iin irgend einer Bestimmtheit bist. Sonst, fürchtet er, würde die Be¬ stimmung aufhören, Deine Selbstbestimmung zu sein. Wenn Diu Dein Selbst mit Deiner Reflexion oder nach Bedürfnis mit Dei- з nem Willen identifizierst, so versteht es sich von selbst, daß in dieser Abstraktion Alles nicht Selbstbestimmung ist, was nicht durch Deine Reflexion oder Deinen Willen gesetzt ist, also auch z. B. Dein Atmen, die Zirkulation Deines Blutes, Denken, Leben pp. Bei Sankt Sancho besteht aber die Selbstbestimmung nicht 10 einmal im Willen, sondern, wie wir beim wahren Egoisten schon sahen, in der reservatio mentalis der Gleichgültigkeit gegen jede Bestimmtheit, eine Gleichgültigkeit, die hier als Bestimmungs¬ losigkeit wiederkehrt. In seiner „eignen“ Appositionsreihe würde sich das so ausnehmen: Jedem wirklichen Bestimmen gegenüber 15 setzt er sich die Bestimmungslosigkeit als Bestimmung, unterschei¬ det von sich in jedem Momente den Bestimmungslosen, ist so in jedem Momente auch ein Anderer als er ist, eine dritte Person, und zwar der Andere schlechthin, der heilige Andere, der jeder Einzigkeit gegenüberstehende Andere, der Bestimmungslose, der 20 Allgemeine, der Gemeine, der — Lump. — Rettet Sankt Sancho sich vor der Bestimmung durch den Sprung in die Bestimmungs¬ losigkeit (selbst eine Bestimmung, und zwar die allerschlech¬ teste), so ist der praktische, moralische Gehalt dieses ganzen Kunststücks, abgesehen von dem schon oben beim wahren Egoisten 25 Entwickelten, nur die Apologie des in der bisherigen Welt jedem Individuum aufgedrungenen Berufs. Machen z. B. die Arbeiter in ihrer kommunistischen Propaganda geltend, es sei Beruf, Bestim¬ mung, Aufgabe jedes Menschen, sich vielseitig, alle seine Anlagen zu entwickeln, /60a[57a] / z. B. auch die Anlage des Denkens, so зо sieht Sankt Sancho hierin nur den Beruf zu einem Fremden, die Geltendmachung „des Heiligen“, wovon er dadurch zu befreien sucht, daß er das Individuum, wie es auf Kosten seiner selbst durch die Teilung der Arbeit zerstümmelt und unter einen einsei¬ tigen Beruf subsumiert worden ist, gegen sein eignes, ihm als 35 Beruf von Andern ausgesprochenes Bedürfnis, anders zu werden, in Schutz nimmt. Was hier unter der Form eines Berufs, einer Bestimmung geltend gemacht wird, ist eben die Verneinung des durch die Teilung der Arbeit bisher praktisch erzeugten Be¬ rufs, des einzig wirklich existierenden Berufs — also die Vemei- 40 nung des Berufs überhaupt. Die allseitige Verwirklichung des Indi¬ viduums wird erst dann aufhören, als Ideal, als Beruf pp vorgestellt zu werden, wenn der Weltanstoß, der die Anlagen der Individuen zur wirklichen Entwicklung sollizitiert, unter die Kontrolle der In¬ dividuen genommen ist, wie dies die Kommunisten wollen. 45
III. Sankt Max 271 Schließlich hat das ganze Gekohl über den Beruf in der egoisti¬ schen Logik wieder den Beruf, die Hineinschauung des Heiligen in die Dinge möglich zu machen, und zu ihrer Vernichtung zu be¬ fähigen, ohne daß man sie zu berühren braucht. Also z. B. Arbeit, > Geschäftsleben pp gelten Diesem oder Jenem für seinen Beruf. Damit werden sie die heilige Arbeit, das heilige Geschäftsleben, das Heilige. Dem wahren Egoisten gelten sie nicht als Beruf; da¬ mit hat er die heilige Arbeit und das heilige Geschäftsleben auf¬ gelöst. Damit bleiben sie, was sie sind, und er, was er war. Es fällt 10 ihm nicht ein zu untersuchen, ob Arbeit, Geschäftsleben pp, diese Daseinsweisen der Individuen, ihrem wirklichen Inhalt und Pro¬ zeß nach nicht notwendig zu den ideologischen Vorstellungen füh¬ ren, die er als selbstständige Wesen bekämpft, d. h. bei ihm: kano¬ nisiert. 15 Gerade wie Sankt Sancho den Kommunismus kanonisiert, um seine heilige Vorstellung von ihm nachher im Verein als „eigne“ Erfindung desto besser an den Mann zu bringen, gerade so poltert er gegen „Beruf, Bestimmung, Aufgabe“ nur, um sie als kate¬ gorischen Imperativ in seinem ganzen Buche zu reprodu- 2o zieren. Überall wo Schwierigkeiten entstehen, durchhaut Sancho sie mit einem solchen kategorischen Imperativ: „VerwerteDich“, „Erkennet Euch wieder“, „Werde Jeder ein allmächtiges Ich“ usw. Über den kategorischen Imperativ siehe den „Verein“, über „Beruf“ usw. siehe den „Selbstgenuß“. 25 /60b [57b]/ Wir haben jetzt die hauptsächlichsten logischen Kunststücke auf gezeigt, vermittelst deren Sankt Sancho die be¬ stehende Welt kanonisiert und damit kritisiert und verzehrt. Er verzehrt wirklich nur das Heilige an der Welt, ohne sie selbst nur anzurühren. Daß er sich daher praktisch ganz konservativ verhal- зо ten muß, versteht sich von selbst. Wollte er kritisieren, so finge die profane Kritik gerade da an, wo der etwaige Heiligenschein aufhört. Je mehr die normale Verkehrsform der Gesellschaft und damit die Bedingungen der herrschenden Klasse ihren Gegensatz gegen die fortgeschrittenen Produktivkräfte entwickeln, je größer 35 daher der Zwiespalt in der herrschenden Klasse selbst und mit der beherrschten Klasse wird, desto unwahrer wird natürlich das die¬ ser Verkehrsform ursprünglich entsprechende Bewußtsein, d. h. es hört auf, das ihr entsprechende Bewußtsein zu sein, desto mehr sinken die früheren überlieferten Vorstellungen dieser Verkehrs- 4o Verhältnisse, worin die wirklichen persönlichen Interessen ppp als allgemeine ausgesprochen werden, zu bloß idealisierenden Phra¬ sen. zur bewußten Illusion, zur absichtlichen Heuchelei herab. Je mehr sie aber durch das Leben Lügen gestraft werden und je weniger sie dem Bewußtsein selbst gelten, desto entschiedner 45 werden sie geltend gemacht, desto heuchlerischer, moralischer und
272 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil heiliger wird die Sprache dieser normalen Gesellschaft. Je heuch¬ lerischer diese Gesellschaft wird, desto leichter ist es einem leicht¬ gläubigen Mann wie Sancho, überall die Vorstellung des Heiligen, des Idealen zu entdecken. Aus der allgemeinen Heuchelei der Ge¬ sellschaft kann er, der Leichtgläubige, den allgemeinen Glauben з an das Heilige, die Herrschaft des Heiligen, abstrahieren und dies Heilige sogar für ihr Piedestal versehen. Er ist der Düpe dieser Heuchelei, aus der er gerade das Umgekehrte hätte schließen sollen. Die Welt des Heiligen faßt sich in letzter Instanz zusammen 10 in „d e m Menschen“. Wie wir schon im ganzen Alten Testament sahen, legt er „d e n Menschen“ der ganzen bisherigen Geschichte als tätiges Subjekt unter; im Neuen Testament dehnt er diese Herr¬ schaft „d e s Menschen“ auf die ganze vorhandene, gegenwärtige physische und geistige Welt, wie auf die Eigenschaften der jetzt 13 existierenden Individuen aus. Alles ist „d e s Menschen“, und so¬ mit die Welt in „die Welt des Menschen“ verwandelt. Das Hei¬ lige als Person ist „d e r Mensch“, der bei ihm nur ein anderer Name für den Begriff, d ie Idee ist. Die von den wirklichen Din¬ gen getrennten Vorstellungen und Ideen der Menschen müssen 20 natürlich auch nicht die wirklichen Individuen, sondern das In¬ dividuum der philosophischen Vorstellung, das von seiner Wirk¬ lichkeit getrennte, bloß gedachte Individuum, „d e n Menschen“ als solchen, den Begriff „des Menschen“ zu ihrer Grundlage haben. Darin vollendet sich sein Glaube an die Philosophie. 23 Jetzt, nachdem Alles in „das Heilige“ oder in das, was „des Menschen“ ist, verwandelt ist, kann unser Heiliger dadurch zur Aneignung weiter gehen, daß er die Vorstellung vom „Hei¬ ligen“ oder vom „Menschen“ als einer über ihm stehenden Macht aufgibt. Dadurch, daß das Fremde in das Heilige, in eine bloße 30 Vorstellung, verwandelt worden ist, ist natürlich diese Vorstellung von dem Fremden, die er für das wirkliche Fremde versieht, sein Eigentum. Die Grundformeln zur Aneignung der Welt des Men¬ schen (die Manier, wie das Ich nun Besitz von der Welt ergreift, nachdem es keinen Respekt mehr vor dem Heiligen hat) liegen 35 schon in den obigen /[57c]/ Gleichungen. Herr über seine Eigenschaften ist Sankt Sancho, wie wir sahen, bereits als mit sich einiger Egoist. Um Herr über die Welt zu werden, hat er nichts zu tun, als sie zu seiner Eigenschaft zu machen. Die einfachste Weise, dies zu tun, ist, daß er die Eigen- 40 schäft „d e s Menschen“ mit dem ganzen Unsinn der darin liegt, direkt als s e i n e Eigenschaft ausspricht. So vindiziert er sich z. B. als die Eigenschaft des Ich den Unsinn der allgemeinen Menschenliebe, indem er behauptet, „Jeden“ zu lieben (p. 387) und zwar mit dem Bewußtsein des Egoismus, weil „die 45
III. Sankt Max 273 Liebe ihn glücklich macht“. Wer ein so glückliches Naturell hat, der gehört freilich zu denen, von welchen es heißt: Wehe Euch, so Ihr Einen dieser Kleinen ärgert! Die zweite Methode ist die, daß Sankt Sancho Etwas als s e i n e 5 Eigenschaft konservieren will, während er dasselbe, wenn es ihm ganz notwendig als Verhältnis erscheint, in ein Verhält¬ nis, eine Daseinsweise „des Menschen“, ein heiliges Ver¬ hältnis verwandelt und damit zuriickstößt. Dies tut Sankt Sancho selbst da, wo die Eigenschaft, getrennt von dem Verhältnis, durch 10 welches sie realisiert wird, sich in reinen Unsinn auflöst. So will er z. B. p. 322 den Nationalstolz beibehalten, indem er „die Natio¬ nalität für seineEigenschaft, die Nation für seine Eigne¬ rin, und Herrin erklärt“. Er könnte fortfahren: DieReligio- s i t ä t ist Meine Eigenschaft, sie aufzugeben als Meine Eigen- 15 schäft, das sei ferne von Mir — die Religion ist Meine Herrin, das Heilige. Die Familienliebe ist Meine Eigenschaft, die Familie Meine Herrin. Die Rechtlichkeit ist Meine Eigenschaft, das Recht Mein Herr, das Politisieren ist Meine Eigenschaft, der Staat Mein Herr. 2o Die dritte Weise der Aneignung wird dann angewandt, wenn er eine fremde Macht, deren Druck er praktisch empfindet, ganz und gar als heilig verwirft, ohne sie sich anzueignen. In diesem Falle sieht er in der fremden Macht seine eigne Ohnmacht, und erkennt diese als seine Eigenschaft, sein Geschöpf an, über das 25 er in jedem Moment als Schöpfer hinaus ist. Dies ist der Fall z. B. mit dem Staat. Auch hier kommt er glücklich dahin, es mit keinem Fremden, sondern nur mit seiner eignen Eigenschaft zu tim zu haben, gegen die er sich nur als Schöpfer / i 61} [58]/ zu setzen braucht, um sie zu überwinden. Der Mangel einer Eigenschaft so gilt ihm also im Notfall auch für seine Eigenschaft. Wenn Sankt Sancho verhungert, so ist nicht der Mangel an Nahrungsmitteln die Ursache davon, sondern Sein eignes Hunger haben, seine eigne Eigenschaft des Hungerns. Wenn er aus seinem Fenster fällt und den Hals bricht, so geschieht dies nicht, weil die Macht der 35 Schwere ihn herabstürzt, sondern weil der Mangel an Flügeln, die Ohnmacht zu fliegen, seine eigne Eigenschaft ist. Die vierte Methode, die er mit dem brillantesten Erfolg an wen¬ det, ist die, Alles, was Gegenstand Einer seiner Eigenschaften ist, als seinen Gegenstand für sein Eigentum zu erklären, weil er sich 40 vermöge einer seiner Eigenschaften darauf bezieht, gleichviel, wie diese Beziehung auch immer beschaffen sei. Also was man bisher Sehen, Hören, Fühlen pp nannte, nennt dieser harmlose Akka- pareur Sancho: Eigentum erwerben. Der Laden, den ich ansehe, ist als Erblickter der Gegenstand Meines Auges, und sein Reflex 45 auf meiner Retina ist das Eigentum meines Auges. Nun wird der Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 18
274 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Laden außer der Beziehung zum Auge sein Eigentum und nicht nur das Eigentum seines Auges — sein Eigentum, das gerade so auf dem Kopfe steht, wie das Bild des Ladens auf seiner Retina. Läßt der Ladenhüter das Rouleau (oder nach Szeliga „Gardinen und Vorhänge“) herunter, so hört sein Eigentum auf, und er be- 5 hält, wie der bankrutte Bourgeois, nur noch die schmerzliche Erinnerung vergangenen Glanzes. Geht „Stimer“ an der Hofküche vorbei, so erwirbt er sich allerdings ein Eigentum an dem Geruch der Fasanen, die dort gebraten werden, aber die Fasanen selbst bekommt er nicht einmal zu sehen. Das einzige nachhaltige Eigen- 10 tum, was ihm dabei zu Teil wird, ist ein mehr oder weniger lautes Knurren in seinem Magen. Übrigens hängt es nicht nur von dem vorhandenen Weltzustand ab, den er keineswegs gemacht hat, was und wieviel er zu sehen bekommt, sondern auch von seinem Beutel und von seiner ihm durch die Teilung der Arbeit zugefal- 15 lenen Lebensstellung, die ihm vielleicht sehr viel verschließt, ob¬ gleich er sehr akkaparierende Augen und Ohren haben mag. — Hätte Sankt Sancho schlecht und recht gesagt, daß Alles, was Ge¬ genstand seiner Vorstellung ist, als von ihm vorgestellter Gegen¬ stand, d. h. als seine Vorstellung von einem Gegenstände, seine 20 Vorstellung, id est sein Eigentum ist (ebenso mit dem Anschauen pp), so würde man nur die kindliche Naivetät des Mannes be¬ wundert haben, der an einer solchen Trivialität einen Fund und ein Vermögen erbeutet zu haben glaubt. Daß er aber diesem spekula¬ tiven Eigentum das Eigentum schlechthin unterschiebt, mußte 25 natürlich eine große Magie auf die eigentumslosen deutschen Ideo¬ logen ausüben. — Sein Gegenstand ist auch jeder andere Mensch in seinem Bereich, „und als sein Gegenstand — sein Eigentum“, seine Kreatur. Jedes der Ichs sagt zu dem andern (siehe p. 184): „Mir bist Du nur Dasjenige, was Du für Mich bist“ (z. B. mein зо Exploiteur), „nämlich Mein Gegenstand und weil Mein Gegen¬ stand, mein Eigentum.“ Daher auch meine Kreatur, die Ich jeden Augenblick als Schöpfer verschlingen und in Mich zurücknehmen kann. Jedes Ich nimmt das Andre also nicht als einen Eigentümer, sondern als sein Eigentum; nicht als„Ich“, (si[ehep.!84).] /[58a:/ 35 sondern als Sein-für-Ihn, als Objekt; nicht als sich angehörig, son¬ dern als ihm, einem Andern angehörig, als sich entfremde:. „Nehmen Wir denn Beide, wofür sie sich ausgeben“ (p. 187), fix Eigentümer, für Selbstangehörige, „und wofür sie einander neb- men“, für Eigentum, für dem Fremden Angehörige. Sie sind Eigen- 40 tümer und sind es nicht (vergL p. 187). Es ist aber für Sankt Sancho wichtig in allen Verhältnissen mit Andern nicht das wirk¬ liche Verhältnis zu nehmen, sondern was Jeder sich einbild en kann, in seiner Reflexion an sich ist. 35 Das Papier ist beschädigt
III. Sankt Max 275 Da Alles, was Gegenstand für „Ich“ ist, vermittelst irgend einer seiner Eigenschaften auch sein Gegenstand ist, d. h. also sein Eigentum, z. B. die Prügel, die er erhält, als Gegenstand seiner Gliedmaßen, seines Gefühls, seiner Vorstellung, □ sein Gegenstand, mithin sein Eigentum sind, so kann er sich als Eigentümer jedes für ihn vorhandenen Gegenstandes proklamie¬ ren, und damit die ihn umgebende Welt, möge sie ihn auch noch so sehr mißhandeln und zu einem „Menschen von nur idealem Reichtum, einem Lump“ herabdrücken, für sein Eigentum erklären 10 und sich zu ihrem Eigentümer proklamieren. Andererseits, da jeder Gegenstand für „Ich“ nicht nur Mein Gegenstand, sondern auch mein Gegenstand ist, so kann jeder Gegenstand mit derselben Gleichgültigkeit gegen den Inhalt für das Nicht-Eigne, Fremde, Heilige erklärt werden. Derselbe Gegenstand und das- 15 selbe Verhältnis kann daher mit gleicher Geläufigkeit und glei¬ chem Erfolge für das Heilige und für Mein Eigentum erklärt wer¬ den. Es kommt Alles darauf an, ob der Akzent auf das Mein oder auf den Gegenstand gelegt wird. Die Methoden der Aneignung und Kanonisation sind nur zwei verschiedene „Brechungen“ Einer 2o „Wendung.“ Alle diese Methoden sind bloß positive Ausdrücke für die Ne¬ gation des in den obigen Gleichungen dem Ich fremd-Gesetzten; nur daß die Negation wieder, wie oben, in verschiednen Bestim¬ mungen gefaßt wird. Die Negation kann erstlich rein formell be- 25 stimmt werden, so daß sie den Inhalt gar nicht affiziert, wie oben bei der Menschenliebe und in allen Fällen, wo sich seine ganze Veränderung auf die Hinzufügung des Bewußtseins der Gleichgül¬ tigkeit beschränkt. Oder die ganze Sphäre des Objekts oder Prädi¬ kats, der ganze Inhalt kann negiert werden, wie bei Religion und so Staat, oder drittens kann die Kopula, meine bisher fremde Be¬ ziehung zum Prädikat, allein negiert und auf das Mein der Ak¬ zent gelegt werden, sodaß Ich mich als Eigentümer zum Meinigen verhalte, z. B. beim Gelde, was zur Münze Meines eignen Geprä¬ ges wird. In dem letzteren Fall kann sowohl die Eigenschaft des 35 Menschen, wie sein Verhältnis allen Sinn verlieren. Jede der Eigen¬ schaften des Menschen wird dadurch, daß Ich sie in Mich zuriick- nehme, in meiner Ichheit ausgelöscht. Es ist nicht mehr von ihr zu sagen, was sie ist. Sie ist nur noch nominell, was sie war. Sie hat als „Mein“, als in Mir aufgelöste Bestimmtheit, gar keine Be- 40 stimmtheit mehr gegen Andre, noch gegen Mich, sie ist bloß von Mir gesetzt, S ch e i n - Eigenschaft. So z. B. Mein Denken. Eben wie mit Meinen Eigenschaften verhält es sich mit den Dingen, die mit Mir in einem Verhältnis stehen und wie schon oben gesehen, im Grunde auch nur [M]eine Eigenschaften sind — z. B. mit 44 Von den Mäusen zerfressene Stellen 18*
276 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil [Meinem angeschauten Laden. Insofern [also] in Mir das Denken von allen [andern] Eigenschaften, z. B. der Goldschmiedsladen wieder von dem Wurstladen etc. total unter [schieden] ist, kommt der Unter [schied] /[58b]/ wieder als Unterschied des Scheins her¬ ein, und macht sich auch nach Außen, in Meiner Äußerung für j Andre, wieder geltend. Hiermit ist diese aufgelöste Bestimmtheit glücklich wieder vorhanden und muß, soweit sie überhaupt sprach¬ lich ausgedrückt werden kann, ebenfalls in den alten Ausdrücken wiedergegeben werden. (Von Sankt Sanchos nichtetymologischen Illusionen über die Sprache werden wir übrigens auch noch ein 10 geringes Wörtlein vernehmen.) An die Stelle der obigen einfachen Gleichung tritt hier die Antithese. In ihrer simpelsten Form lautet sie z. B. so: Denken des Menschen — Mein Denken, egoisti- schesDenken, 15 wo hier das Mein so viel heißt, daß er auch gedankenlos sein kann, also das Mein das Denken aufhebt. Verwickelter schon wird die Antithese im folgenden Beispiel: Das Geld als Tauschmittel des — Das Geld meines eignen Ge- Menschen — präges, als Tauschmittel des 20 Egoisten — wo der Unsinn entbunden wird. — Noch verwickelter wird die Antithese, wenn Sankt Max eine Bestimmung hereinbringt und sich den Schein einer weitläufigen Entwicklung geben will. Hier wird aus der einzelnen Antithese eine Antithesenreihe. Zuerst 25 heißt es z. B. Das Recht überhaupt als Recht | | Recht is was Mir Recht ist des Menschen J | wo er ebensogut statt Recht jedes andre Wort setzen könnte, da es eingestandenermaßen gar keinen Sinn mehr hat. Obgleich die- зо ser Unsinn fortwährend noch mitunterläuft, so muß er doch, um von ihr weiter zu kommen, eine andre, notorische Bestimmung des Rechts hereinbringen, die sowohl im rein persönlichen als auch im ideologischen Sinn gebraucht werden kann — etwa die M а c h t als Basis des Rechts. Nun erst, wo das Recht in der ersten 35 These noch eine andere Bestimmtheit hat, die in der Antithese festgehalten wird, kann die Antithese einen Inhalt erzeugen. Nur. heißt es: Recht — die Macht des Men-Macht_das Recht Meiner sehen J l 30 1—4 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 277 was dann wieder sich einfach dahin auf löst: Macht als Recht Meiner = Meine Macht. — Diese Antithesen sind weiter nichts als die positiven Umdrehun¬ gen der obigen negativen Gleichungen, bei denen sich schon am 5 Schluß fortwährend Antithesen herausstellten. Sie übertreffen die Gleichungen noch an einfacher Größe und großer Einfalt. Wie Sankt Sancho früher Alles für fremd, ohne ihn be¬ stehend, heilig, ansehen konnte, so kann er nun ebensoleicht Alles für sein Machwerk, für nur durch ihn bestehend, für sein Eigen- 10 tum ansehen. Da er nämlich Alles in seine Eigenschaften verwan¬ delt, so braucht er sich mm dazu nur [so zu ver-]/[58c] halten, wie er sich als mit sich einiger Egoist zu seinen ursprünglichen Eigenschaften verhielt, eine Prozedur, die wir hier nicht zu wie¬ derholen brauchen. Hierdurch wird unser Berliner Schulmeister із absoluter Herr der Welt — „freilich ist dies auch der Fall mit jeder Gans, jedem Hunde, jedem Pferde“. (Wig. p. 187). Das eigentliche logische Experiment, das allen diesen Formen der Aneignung zu Grunde liegt, ist eine bloße Form des Spre¬ chens, nämlich die Paraphrase, die Umschreibung eines 2o Verhältnisses als Ausdruck, als Existenzweise eines andern. Wie wir eben sahen, daß jedes Verhältnis als Exempel des Verhältnis¬ ses des Eigentums dargestellt werden konnte, geradeso kann es als Verhältnis der Liebe, der Macht, der Exploitation usw. dargestellt werden. Sankt Sancho fand diese Manier der Paraphrase in der 25 Spekulation fertig vor, wo sie eine Hauptrolle spielt. Siehe unten „Exploitationstheorie“. Die verschiedenen Kategorien der Aneignung werden gemüt¬ liche Kategorien, sobald der Schein der Praxis hereingebracht und mit der Aneignung Ernst gemacht werden soll. Die gemütliche зо Form der Behauptung des Ich gegen das Fremde, Heilige, die Welt „des Menschen“ ist die Renommage. Dem Heiligen wird der Respekt auf gekündigt (Respekt, Achtung etc., diese ge¬ mütlichen Kategorien gelten ihm für Beziehung auf das Heilige oder auf ein Drittes als Heiliges), und diese permanente Aufkiin- гз digung eine Tat tituliert, eine Tat, die umso burlesker erscheint, als er fortwährend nur gegen das Gespenst seiner heiligenden Vor¬ stellung kämpft. Andererseits, da die Welt trotz seiner Respekts¬ kündigung gegen das Heilige heillos mit ihm umspringt, genießt er dagegen die innere Befriedigung, ihr zu erklären, daß er nur 4o nötig habe zur Macht gegen sie zu kommen, um respektslos mit ihr umzuspringen. Diese Drohung mit ihrer weltvemichtenden reser¬ vatio mentalis vollendet die Komik. Zur ersten Form der Renom- 11 Von den Mäusen zerfressene Stelle
278 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil mage gehört, wie Sankt Sancho p. 16 „nicht den Zorn des Posei¬ don, nicht die rächenden E u m en i d en“ „fürchtet“, p. 58 „den Fluch nicht fürchtet“, p. 242 „keine Vergebung will“, usw. und zum Schluß beteuert, die „maßloseste Entweihung“ des Heiligen zu begehen. Zur zweiten Form seine Drohung gegen den Mond з p. 218: „Könnte Ich Dich nur fassen, Ich faßte Dich wahrlich, und finde Ich nur ein Mittel, zu Dir hinaufzukommen, Du sollst Mich nicht schrecken Ich gebe Mich nicht auf gegen Dich, sondern warte nur Meine Zeit ab. Bescheide Ich Mich auch für jetzt, Dir etwas anhaben zu können, so gedenke Ich Dirs doch!“ ю — eine Apostrophe, in der unser Heiliger unter das Niveau von Pfeffels Mops im Graben sinkt — ebenso p. 425, wo er „der Macht über Leben und Tod nicht entsagt“ usw. — Schließlich [kann] die renommistische Praxis wieder zu einer bloßen [Pra¬ xis] innerhalb der Theorie werden, [indem] der Heilige mit den із pomphaftesten] Worten Dinge getan zu haben [vorgibt], die er nie getan [hat, wobei er] tradi[tion]elle Triviali[tät]en vermittelst [volltönender Phrasen [als] originelle Schöp[f]ungen einzu¬ schmuggeln versucht. [Da-]/{62}[59]/zu gehört eigentlich das ganze Buch, speziell seine uns als eine Entwicklung aufgedrun- 20 gene, aber nur schlecht abgeschriebene Geschichtskonstruktion, dann die Versicherung, daß „das Buch“ „gegen den Menschen ge¬ schrieben zu sein scheint“ (Wig. p. 168), und eine Unzahl ein¬ zelner Beteuerungen, wie: „Mit einem Hauche des lebendigen Ichs blase Ich Völker um“ (p. 219 des Buchs), „Ich schlage frisch 25 drauf los“ (p. 254), p. 285: „Tot ist das Volk“, ferner die Be¬ teuerung, „in den Eingeweiden des Rechts zu wühlen“ p. 275 und der herausfordernde, mit Zitaten und Sprüchlein verbrämte Ruf nach „einem leibhaftigen Gegner“ p. 280. Die Renommage ist schon an und für sich sentimental. Außer- зо dem kommt aber die Sentimentalität im Buche auch noch als ausdrückliche Kategorie vor, die namentlich bei der positiven Aneignung, welche nicht mehr bloße Behauptung gegen das Fremde ist, eine Rolle spielt. So einfach die bisherigen Methoden der Aneignung auch waren, so muß bei näherer Entwicklung doch 35 der Schein hereingebracht werden, als ob das Ich sich dadurch auch Eigentum „im gewöhnlichen Verstände“ erwerbe, und dies ist nur durch eine forcierte Aufspreizung dieses Ich zu erreichen, nur dadurch, daß er sich und Andre in einen sentimentalen Zau¬ ber hüllt. Die Sentimentalität ist überhaupt gar nicht zu vermeiden. м sobald er sich die Prädikate „d e s Menschen“ unbesehen als seine eignen vindiziert, z. B. „J ed en“ „aus Egoismus“ „liebt“ — und so seinen Eigenschaften eine überschwengliche Aufgedunsenheit gibt. So wird p. 351 „das Lächeln des Kindes“ für „sein Eigen- 14—18 Von den Mäusen zerfressene Stellen
III. Sankt Max 279 tum“ erklärt und ebendaselbst die Stufe der Zivilisation, auf der man die Greise nicht mehr totschlägt, als die Tat dieser Greise selbst mit den rührendsten Wendungen dargestellt pp. Zu dieser Sentimentalität gehört auch durchaus sein Verhältnis zur Mari- 5 tornes. Die Einheit von Sentimalität und Renommage ist die Em¬ pörung. In ihrer Richtung nach Außen, gegen Andre, ist sie Renommage; in ihrer Richtung nach innen, als Knurren-in-sich, ist sie Sentimentalität. Sie ist der spezifische Ausdruck des ohn- 10 mächtigen Widerwillens des Philisters. Er empört sich beim Ge¬ danken des Atheismus, Terrorismus, Kommunismus, Königsmor¬ des etc. Der Gegenstand, wogegen Sankt Sancho sich empört, ist das Heilige; darum ist die Empörung, die zwar auch als Verbrechen charakterisiert wird, in letzter Instanz /[59a]/ is Sünde. Die Empörung braucht also in keiner Weise als eine Tat aufzutreten, da sie nur „die Sünde“ wider „das Heilige“ ist. Sankt Sancho begnügt sich daher damit, sich die „Heiligkeit“ oder den „Geist der Fremdheit“ „aus dem Kopfe zu schlagen“ und seine ideologische Aneignung zu vollziehen. Wie ihm aber über- 2o haupt Gegenwart und Zukunft sehr im Kopfe durcheinander gehen, wie er bald behauptet, sich schon alles angeeignet zu haben, bald es erst erwerben zu müssen, so fällt ihm auch bei der Empörung zuweilen ganz zufällig ein, daß er das wirkliche Fremde sich auch dann noch gegenüber hat, wenn er mit dem Heiligenschein 25 des Fremden fertig geworden ist. In diesem Falle oder vielmehr Einfalle wird dann die Empörung in eine eingebildete Tat und das Ich in ein „Wir“ verwandelt. Hierüber werden wir später das Nähere sehen. (Siehe: „Empörung“). Der wahre Egoist, der sich nach der bisherigen Darstellung als so der größte Konservateur erwiesen hat, sammelt schließlich die Brocken „der Welt des Menschen“, zwölf Körbe voll; denn „es sei ferne, daß Etwas verloren gehe!“ Da sich seine ganze Aktion darauf beschränkt, an der ihm von der philosophischen Tradition überlieferten Gedankenwelt einige abgegriffene, kasuistische 35 Kunststücke zu probieren, so versteht es sich von selbst, daß die wirkliche Welt für ihn gar nicht besteht und daher auch fortbeste¬ hen bleibt. Der Inhalt des Neuen Testaments wird uns dazu den Beweis im Einzelnen liefern. So „erscheinen wir vor den Schranken der Mündig- 4o k e i t und werden mündig gesprochen“ (p. 86).
280 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil /62Ь [59b]/ 4. Die Eigenheit „Sich eine eigne Welt gründen, das heißt sich einen Him¬ mel erbauen“. P. 89 „des Buchs“. Wir haben bereits das innerste Heiligtum dieses Himmels s „durchschaut“. Wir werden uns jetzt bestreben, „mehr Dinge“ von ihm kennen zu lernen. Wir werden indes im neuen Testament dieselbe Heuchelei wiederfinden, die bereits im alten durchging. Wie in diesem die geschichtlichen Data nur Namen für ein paar einfache Kategorien waren, so sind auch hier im neuen Bunde alle io weltlichen Verhältnisse nur Verkleidungen, andre Benennungen für den magern Inhalt, den wir in der Phänomenologie und Logik zu¬ sammengestellt haben. Unter dem Scheine, als spräche er von der wirklichen Welt, spricht Sankt Sancho immer nur von diesen magern Kategorien. /з „Du willst nicht die Freiheit, alle diese schönen Sachen zu haben . . . Du willst sie wirklich haben, . . . als D e i n Eigen¬ tum besitzen . . . Du müßtest nicht nur ein Freier, Du mü߬ test auch ein Eigner sein“. P. 205. Hier wird eine der ältesten Formeln zu denen die anfangende 20 soziale Bewegung kam, der Gegensatz des Sozialismus in seiner miserabelsten Gestalt gegen den Liberalismus zu einem Ausspruch des „mit sich einigen Egoisten“ erhoben. Wie alt dieser Gegensatz selbst für Berlin ist, kann unser Heiliger schon daraus ersehen, daß bereits in Rankes historisch-politischer Zeitschrift, Berlin м 1831, mit Schrecken /[59c]/ darauf hingewiesen wird. „Wie Ich sie“ (die Freiheit) „benutze, das hängt von Meiner Eigenheit ab.“ p. 205. Der große Dialektiker kann das auch um¬ drehen und sagen: Wie Ich meine Eigenheit benutze, das hängt von Meiner Freiheit ab. — Nun fährt er fort: „Frei — wovon?“ 3° Hier verwandelt sich also durch einen Gedankenstrich die Frei¬ heit schon in die Freiheit von Et wa s, per apposit. von „Allem“. Diesmal wird indes die Apposition in Form eines scheinbar näher bestimmenden Satzes gegeben. Nachdem er nämlich dies große Resultat erreicht hat, wird Sancho sentimental: „0 was läßt33 sich nicht Alles abschütteln!“ Zuerst „das Joch der Leibeigen¬ schaft“, dann eine ganze Reihe andrer Joche, die endlich unver¬ merkt dahin führen, daß „die vollkommenste Selbstverleugnung nichts als Freiheit, Freiheit . . . vom eignen Selbst ist, und der Drang nach Freiheit als etwas Absolutem . . . Uns um die Eigen- 40
III. Sankt Max 281 heit brachte“. Durch eine höchst kunstlose Reihe von Jochen wird hier die Befreiung von der Leibeigenschaft, die die Geltend¬ machung der Individualität der Leibeignen und zugleich die Nie- derreißung einer bestimmten empirischen Schranke war, mit der 5 viel früheren christlich-idealistischen Freiheit aus den Briefen an die Römer und Korinther identifiziert und damit die Freiheit über¬ haupt in die Selbstverleugnung verwandelt. Hiermit wären wir schon mit der Freiheit fertig, da sie jetzt unbestritten „das Hei¬ lige“ ist. Ein bestimmter historischer Akt der Selbstbefreiung wird 10 von Sankt Max in die abstrakte Kategorie „der Freiheit“ ver¬ wandelt, und diese Kategorie dann wieder aus einer ganz andern historischen Erscheinung, die ebenfalls unter „d i e Freiheit“ sub¬ sumiert werden kann, näher bestimmt. Das ist das ganze Kunst¬ stück, die Abschüttelung der Leibeigenschaft in die Selbstverleug- 15 nung zu verwandeln. Um dem deutschen Bürger seine Freiheitstheorie sonnenklar zu machen, fängt Sancho jetzt an, in der eignen Sprache des Bür¬ gers, speziell des Berliner Bürgers, zu deklamieren: „Je freier Ich indes werde, desto mehr Zwang türmt sich vor Meinen Augen го auf, desto ohnmächtiger fühle Ich Mich. Der unfreie Sohn der Wildnis empfindet noch nichts von all den Schranken, die einen jebildeten Menschen bedräntgen]: er dünkt sich freier als dieser. In dem Maße als Ich Mir Freiheit /{63} [60]/ erringe, schaffe Ich Mir neue Grenzen und neue Aufgaben; habe Ich die Eisenbahnen 25 erfunden, so fühle Ich Mich wieder schwach, weil Ich noch nicht, dem Vogel gleich, die Lüfte durchsegeln kann, und habe Ich ein Problem, dessen Dunkelheit Meinen Geist beängstigte, gelöst, so erwarten Mich schon unzählige andere pp“. P. 205, 206. 0 „un¬ beholfener“ Belletrist für Bürger und Landmann! зо Nicht „der unfreie Sohn der Wildnis“, sondern „die gebil¬ deten Menschen“ „dünken“ sich den Wilden freier als den Gebil¬ deten. Daß der „Sohn der Wildnis“ (den F. Halm in Szene gesetzt hat) die Schranken des Gebildeten nicht kennt, weil er sie nicht erfahren kann, ist ebenso klar als daß der „gebildete“ Berliner 35 Bürger, der den „Sohn der Wildnis“ nur vom Theater kennt, von den Schranken des Wilden nichts weiß. Die einfache Tatsache ist diese: die Schranken des Wilden sind nicht die des Zivilisierten. Die Vergleichung, die unser Heiliger zwischen Beiden anstellt, ist die phantastische eines „gebildeten“ Berliners, dessen Bildung 40 darin besteht, von Beiden nichts zu wissen. Daß er von den Schran¬ ken des Wilden nichts weiß, ist erklärlich, obgleich etwas davon zu wissen nach den vielen neueren Reisebeschreibungen eben keine Kunst ist: daß er auch die des Gebildeten nicht kennt, beweist sein 22 Von den Mäusen zerfressene Stelle
282 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Exempel von den Eisenbahnen und dem Fliegen. Der tatlose Klein ¬ bürger, dem die Eisenbahnen vom Himmel gefallen sind, und der eben deswegen glaubt, sie selbst erfunden zu haben, phantasiert sogleich vom Luftflug, nachdem er einmal auf der Eisenbahn ge¬ fahren ist. In der Wirklichkeit kam erst der Luftballon und dann з die Eisenbahnen. Sankt Sancho mußte dies umdrehen, weil sonst Jedermann gesehen hätte, daß mit der Erfindung des Luftballons das Postulat der Eisenbahnen noch lange nicht da war, während man sich das Umgekehrte leicht vorstellen kann. Er stellt über¬ haupt das empirische Verhältnis auf den Kopf. Als der Hauderer ю und Frachtwagen den entwickelten Bedürfnissen des Verkehrs nicht mehr genügte, als u. A. die Zentralisation der Produktion durch die große Industrie neue Mittel zum rascheren und massen- weisen Transport ihrer Massen von Produkten nötig machte, er¬ fand man die Lokomotive und damit die Anwendung der Eisen- 15 bahn auf den großen Verkehr. Dem Erfinder und den Aktionären war es um ihren Profit, dem Commerce überhaupt um die Vermin¬ derung der Produktionskosten zu tun; die Möglichkeit, ja die abso¬ lute Notwendigkeit der /63a[60a]/ Erfindung lag in den empiri¬ schen Verhältnissen. Die Anwendung der neuen Erfindung in ver- 20 schiednen Ländern beruhte auf verschiednen empirischen Ver¬ hältnissen, z. B. in Amerika auf der Notwendigkeit die einzelnen Staaten des ungeheuren Gebietes zu vereinigen, und die halbzivi¬ lisierten Distrikte des Innern mit dem Meere und den Stapelplätzen ihrer Produkte zu verbinden. (Vergl. u. А. M. Chevalier, Lettres 25 sur l’Amerique du Nord). In andern Ländern, wo man bei jeder neuen Erfindung nur bedauert, daß sie nicht das Reich der Er¬ findungen vollendet, wie z. B. in Deutschland — in solchen Län¬ dern wird man endlich nach vielem Widerstreben gegen die ver¬ werflichen, keine Flügel verleihenden Eisenbahnen durch die Коп-зо kurrenz gezwungen, sie zu adoptieren, und den Hauderer und Frachtwagen, wie das altehrwürdige, sittsame Spinnrad fahren zu lassen. Der Mangel an andrer gewinnreicher Anlegung des Kapi¬ tals machte das Eisenbahnbauen zum dominierenden Industrie¬ zweig in Deutschland. Die Entwicklung seiner Eisenbahnbauten 33 und seine Schlappen auf dem Weltmarkt gingen gleichen Schritt. Nirgend aber baut man Eisenbahnen der Kategorie „der Frei¬ heit v о n“ zu Lieb, wie Sankt Max schon daraus ersehen konnte, daß Niemand Eisenbahnen baut, um frei von seinem Geldsack zu werden. Der positive Kem der ideologischen Verachtung des 40 Bürgers gegen die Eisenbahnen aus Sehnsucht nach dem Vogelflug ist die Vorliebe für den Hauderer, den Frachtwagen und die Land¬ straße. Sancho sehnt sich nach der „eignen Welt“, die, wie wir oben sahen, der Himmel ist. Darum will er an die Stelle der Loko¬ motive den feurigen Wagen Eliä setzen und gen Himmel fahren. 45
III. Sankt Max 283 Nachdem sich diesem tatlosen und unwissenden Zuschauer das wirkliche Niederreißen der Schranken, das zugleich eine sehr po¬ sitive Entwicklung der Produktivkraft, reale Energie und Befrie¬ digung unabweisbarer Bedürfnisse, Ausdehnung der Macht der 5 Individuen ist, in das bloße Freiwerden von einer Schranke ver¬ wandelt hat — was er wieder sich logisch als Postulat des Frei¬ werdens von der Schranke schlechthin zurechtmachen kann — kommt jetzt am Schluß der ganzen Entwicklung heraus, was be¬ reits am Anfang vorausgesetzt war: „Freisein von Etwas — heißt 10 nur: Ledig oder Los sein.“ p. 206. Er gibt gleich ein sehr unglückliches /63b[60b]/ Exempel davon: „Er ist frei vom Kopf¬ weh ist gleich: er ist es los“, als ob nicht dies „Lossein“ vom Kopf¬ schmerz gleich wäre einer ganz positiven Dispositionskraft über meinen Kopf, gleich einem Eigentum an meinen Kopf, während 15 ich, solange Ich Kopfschmerzen hatte, das Eigentum meines kranken Kopfes war. „Im „Los“ vollenden wir die vom Christen¬ tum empfohlene Freiheit, im Sündlos, Gottlos, Sittenlos usw.“ p. 206. Daher findet unser „vollendeter Christ“ auch seine Eigen¬ heit erst im „gedankenlos“, „bestimmungslos“, „berufslos“, „ge- 20 setzlos“, „verfassungslos“ pp und fordert seine Brüder in Christo auf, „sich nur wohlzufühlen im Auflösen“, d. h. im Produzieren des „Losseins“, der „vollendeten“, „christlichen Freiheit“. — Er fährt fort: „Müssen wir etwa, weil die Freiheit als ein christliches Ideal 25 sich verrät, sie aufgeben? Nein, Nichts soll verloren gehen“ (voila notre conservateur tout trouve), „auch die Frei¬ heit nicht; aber sie soll unser eigen werden, und das kann sie in der Form der Freiheit nicht.“ p. 207. Unser „mit sich“ (toujours et partout) „einiger Egoist“ ver- 30 gißt hier, daß wir bereits im alten Testament durch das christliche Ideal der Freiheit, d.h. durch die Einbildung der Freiheit zu „Eignem“ der „Welt der Dinge“ wurden; er vergißt ebenfalls, daß wir danach nur noch die „Welt der Gedanken“ loszuwerden brauchten, um auch ihre „Eigner“ zu werden; daß sich hier die 35 „Eigenheit“ als Konsequenz der Freiheit, des Losseins für ihn ergab. Nachdem unser Heiliger sich die Freiheit als Freisein von Etwas, und dies wieder als „Lossein“, das als christliches Ideal der Freiheit und damit der Freiheit „des Menschen“ zurecht ge- lo macht hat, kann er an diesem präparierten Material einen prak¬ tischen Kursus seiner Logik durchmachen. Die erste einfachste Antithese lautet: Freiheit des Menschen — Freiheit Meiner,
284 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil wo in der Antithese die Freiheit aufhört, „in der Form der Frei¬ heit“ zu existieren. Oder: Lossein im Interesse d e s Men- I [ T • • т * • i — Lossein im Interesse Meiner, sehen | l Diese beiden Antithesen ziehen sich, mit einem zahlreichen Ge- 5 folge von Deklamationen, durch das ganze Kapitel von der Eigen¬ heit durch, aber mit ihnen allein würde unser welterobemder Sancho noch zu sehr wenig, nicht einmal zur Insel Barataria, kommen. Er hat sich oben, wo er sich das Treiben der Menschen aus seiner „eignen Welt“, seinem /[60c]/ „Himmel“ betrachtete, 10 bei seiner Abstraktion der Freiheit zwei Momente der wirklichen Befreiung auf die Seite gebracht. Das erste war, daß die Indi¬ viduen in ihrer Selbstbefreiung ein bestimmtes wirklich empfun¬ denes Bedürfnis befriedigen. An die Stelle der wirklichen Indivi¬ duen trat durch Beseitigung dieses Momentes „der Mensch“, 13 und an die Stelle der Befriedigung des wirklichen Bedürfnisses das Streben nach einem phantastischen Ideal, der Freiheit als solcher, der „Freiheit des Menschen“. — Das Zweite war, daß ein in den sich befreienden Individuen bisher nur als Anlage existie¬ rendes Vermögen erst als wirkliche Macht betätigt oder eine 20 bereits existierende Macht durch Abstreifung einer Schranke ver¬ größert wird. Allerdings kann man das Abstreifen der Schranke, das bloß eine Folge der neuen Machtschöpfung ist, als die Hauptsache betrachten. Zu dieser Illusion kommt man aber nur dann, wenn man entweder die Politik als die Basis der empi- 23 rischen Geschichte annimmt, oder wenn man, wie Hegel, überall die Negation der Negation nachzuweisen hat, oder endlich, wenn man, nachdem die neue Macht geschaffen ist, als unwissender Berliner Bürger über die neue Schöpfung reflektiert. — Indem Sankt Sancho dies zweite Moment zu seinem eignen Gebrauch auf so Seite bringt, hat er nun eine Bestimmtheit, die er dem übrig¬ bleibenden, abstrakten caput mortuum „der Freiheit“ entgegen¬ setzen kann. Hierdurch kommt er zu folgenden neuen Antithesen: Freiheit, die inhaltslose Ent- ] I Eigenheit, das wirkliche Inne- femung der fremden Macht J | haben der eignen Macht. 35 Oder auch: Freiheit, Abwehr fremder] j Eigenheit Besitz eigner Macht. | | Macht. Wie sehr Sankt Sancho seine eigne „Macht“, die er hier der Freiheit gegenüberstellt, aus derselben Freiheit heraus und in sich 40 hinein eskamotiert hat, darüber wollen wir ihn nicht auf die Ma¬ terialisten oder Kommunisten, sondern nur auf das Dictionnaire
IIL Sankt Max 285 de l’academie verweisen, wo er finden kann, daß liberte am häu¬ figsten im Sinne von puissance gebraucht /{64} [61]/ wird. Sollte Sankt Sancho indes behaupten, daß er nicht gegen die „liberte“, sondern gegen die „Freiheit“ kämpfe, so mag er sich bei Hegel з über die negative und positive Freiheit Rats erholen. Als deut¬ scher Kleinbürger mag er sich an der Schlußbemerkung dieses Kapitels delektieren. Die Antithese kann auch so ausgedrückt werden: Freiheit, idealistisches Trach-1 t Eigenheit, wirkliches Los- io ten nach Lossein und Kampf ] sein und Genuß am eignen gegen das Anderssein ' * Dasein. Nachdem er so durch eine wohlfeile Abstraktion die Eigen¬ heit von der Freiheit unterschieden hat, gibt er sich den Schein, als fange er jetzt erst an diesen Unterschied zu entwickeln in und ruft aus: „Welch ein Unterschied zwischen Freiheit und Eigenheit!“ p. 207. Daß er außer den allgemeinen Antithesen sich nichts auf die Seite gebracht hat, und daß neben dieser Be¬ stimmung der Eigenheit auch noch fortwährend die Eigenheit „im gewöhnlichen Verstände“ höchst ergötzlich mit unterläuft, 2o wird sich zeigen: „Innerlich kann man trotz des Zustandes der Sklaverei frei sein, obwohl auch wieder nur von Allerlei, nicht von Allem; aber von der Peitsche, der gebieterischen Laune pp des Herrn wird man nicht f г e i“. 23 „Dagegen Eigenheit, das ist mein ganzes Wesen und Dasein, das bin Ich selbst. Frei bin Ich von dem, was ich los bin, Eigner von dem, was Ich in meiner Macht habe, oder dessen Ich mächtig bin. Mein eigen bin Ich jederzeit und unter allen Umständen, wenn Ich Mich zu haben verstehe und nicht an зо Andre wegwerfe. Das Freisein kann Ich nicht wahrhaft wollen, weil Ich’s nicht machen ... kann: Ich kann es nur wünschen und danach trachten, denn es bleibt ein Ideal, ein Spuk. Die Fesseln der Wirklichkeit schneiden jeden Augenblick in mein Fleisch die schärfsten Striemen. Mein Eigen aber bleibe Ich. Einem Ge- 35 bieter leibeigen hingegeben, denke Ich nur an Mich und meinen Vorteil; seine Schläge treffen mich zwar: Ich bin nicht davon frei; aber Ich erdulde sie nur zu meinem Nutzen, etwa um ihn durch den Schein der Geduld zu täuschen und ihn sicher zu machen, oder auch, um nicht durch Widersetzlichkeit Ärgeres Mir 40 zuzuziehen. Da Ich aber Mich und Meinen Eigennutz im Auge behalte“ (während die Schläge ihn und seinen Rücken im Besitz behalten), „so fasse Ich die nächste gute Gelegenheit beim Schopfe“ (d.h. er „wünscht“, er „trachtet“ nach einer nächsten gu¬ ten Gelegenheit, die aber „ein Ideal, ein Spuk bleibt“) „den Sklaven¬
286 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil besitzer zu zertreten. Daß Ich dann von ihm und seiner Peitsch e /[61a]/ frei werde, das ist nur die Folge meines vorangegangenem Egoismus. Man sagt hier vielleicht: Ich sei auch im Stande der Sklaverei frei gewesen, nämlich „an sich“ oder „innerlich“; allein „an sich frei“ ist nicht „wirklich frei“, und „innerlich“ nicht 5 „äußerlich“. Eigen hingegen, Mein eigen war Ich ganz und gar, innerlich und äußerlich. Von den Folterqualen und Geißelhieben ist mein Leib nicht „frei“ unter der Herrschaft eines grausamen Gebieters; aber Meine Knochen sind es, welche unter der Tortur ächzen, Meine Fibern 10 zucken unter den Schlägen, und Ich ächze, weil Mein Leib ächzt. Daß Ich seufze und erzittre, be¬ weist, daß Ich noch bei Mir, daß Ich Mein eigen bin.“ p. 207, 208. Unser Sancho, der hier wieder den Belletristen für Kleinbürger 15 und Landmann spielt, beweist hier, daß er trotz der vielen Prügel, die er schon bei Cervantes erhielt, stets sein „Eigner“ blieb und daß diese Prügel vielmehr zu seiner „Eigenheit“ gehörten. Sein „eigen“ ist er „jederzeit und unter allen Umständen“, wenn er sich zu haben versteht. Hier ist also die Eigenheit hypothetisch 20 und hängt von seinem Verstände ab, unter dem er eine sklavische Kasuistik versteht. Dieser Verstand wird dann auch später zum Denken, wo er an sich und seinen „Vorteil“ „denkt“ — welches Denken und welcher gedachte „Vorteil“ sein gedachtes „Eigen¬ tum“ sind. Er wird weiter dahin erklärt, daß er die Schläge „zu 25 seinem Nutzen“ erduldet, wo die Eigenheit wiederum in der Vor¬ stellung des „Nutzens“ besteht und wo er das Arge „erduldet“, um nicht „Eigner“ von „Ärgerem“ zu werden. Später zeigt sich der Verstand auch als „Eigner“ des Vorbehalts einer „nächsten guten Gelegenheit“, also einer bloßen reservatio mentalis, und зо endlich als „Zertreten“ des „Sklavenbesitzers“ in der Antizipa¬ tion der Idee, wo er dann „Eigner“ dieser Antizipation ist, wäh¬ rend der Sklavenbesitzer ihn in der Gegenwart wirklich zertritt. Während er also hier Sich mit seinem Bewußtsein identifi¬ ziert, das sich durch allerlei Klugheitsmaximen zu beruhigen 35 strebt, identifiziert /[61b]/ er sich am Schluß mit seinem Leibe, sodaß er ganz und gar, innerlich und äußerlich „sein eigen“ ist, solange er noch einen Funken Leben und selbst nur noch bewußt¬ loses Leben in sich hat. Erscheinungen, wie Ächzen der „Kno¬ chen“, Zucken der Fibern usw., Erscheinungen, aus der Sprache 10 der einzigen Naturwissenschaft in die pathologische übersetzt, die durch Galvanismus an seinem Kadaver, wenn man ihn frisch von dem Galgen abgeschnitten, an dem er sich oben erhing, die selbst an einem toten Frosch hervorgebracht werden können, gelten ihm hier für Beweise, daß er „ganz und gar“, „innerlich und 45
III. Sankt Max 287 äußerlich“ noch „sein eigen“, seiner mächtig ist. Dasselbe, woran sich die Macht und Eigenheit des Sklavenbesitzers zeigt, daß gerade Er geprügelt wird und kein Anderer, daß gerade seine Knochen „ächzen“, seine Fibern zucken, ohne daß Er es ändern 5 kann, das gilt unsrem Heiligen hier für einen Beweis seiner eignen Eigenheit und Macht. Also wenn er im surinamischen Spanso Bocho eingespannt liegt, wo er weder Arme, noch Beine, noch sonst ein Glied rühren kann, und Alles über sich ergehen lassen muß, so besteht seine Macht und Eigenheit nicht darin, daß er 10 über seine Glieder disponieren kann, sondern in dem Faktum, daß sie s e i n e Glieder sind. Seine Eigenheit rettete er hier wieder dadurch, daß er sich immer als Anders-Bestimmten faßte, bald als bloßes Bewußtsein, bald als bewußtlosen Leib (siehe die Phänomenologie). із Sankt Sancho „erduldet“ seine Tracht Prügel allerdings mit mehr Würde, als die wirklichen Sklaven. Die Missionäre mögen diesen noch so oft im Interesse der Sklavenbesitzer vorhalten, daß sie die Schläge „zu ihrem Nutzen erdulden“, die Sklaven lassen sich dergleichen Faseleien nicht einreden. Sie machen nicht so die kühle und furchtsame Reflexion, daß sie sonst „Ärgeres sich zuziehen“ würden, sie bilden sich auch nicht ein, „durch ihre Ge¬ duld den Sklavenbesitzer zu täuschen“ — sie verhöhnen ihre Peiniger im Gegenteil, sie spotten ihrer Ohnmacht, die sie nicht einmal zur Demütigung zwingen kann, und unterdrücken jedes 25 „Ächzen“, jede Klage, solange der physische Schmerz es ihnen noch erlaubt. (Siehe Charles Comte. Traite de legislation.) Sie sind also weder „innerlich“ noch „äußerlich“ ihre „Eigner“, sondern bloß die „Eigner“ ihres Trotzes, was ebensogut so aus¬ gedrückt werden kann, daß sie weder „innerlich“ noch „äußer- 3o lieh“ „frei“, sondern bloß in einer /[61c]/ Beziehung frei, näm¬ lich „innerlich“ frei von der Selbstdemütigung sind, wie sie auch „äußerlich“ zeigen. Insofern „Stirner“ die Prügel erhält, ist er Eigner der Prügel, und damit frei vom Nichtgeprügeltwerden, und diese Freiheit, dies Lossein gehört zu seiner Eigenheit. — 35 Daraus, daß Sankt Sancho ein besonderes Kennzeichen der Eigen¬ heit in den Vorbehalt setzt, bei „der nächsten guten Gelegenheit“ wegzulaufen und in seinem dadurch bewerkstelligten „Frei¬ werden“ „nur die Folge seines vorangegangenen Egoismus“ . (seines, d. h. des mit sich einigen Egoismus) sieht, geht her- 4o vor, daß er sich einbildet, die revolutionierenden Neger von Haiti und die weglaufenden Neger aller Kolonien hätten nicht sich, sondern „den Menschen“ befreien wollen. Der Sklave, der den Entschluß faßt, sich zu befreien, muß schon darüber hinaus sein, daß die Sklaverei seine „Eigenheit“ ist. Er muß „frei“ von 45 dieser „Eigenheit“ sein. Die „Eigenheit“ eines Individuums
288 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil kann aber allerdings darin bestehen, daß es sich „wegwirft“. Es hieße „einen fremden Maßstab“ an es legen, wenn „Man“ das Gegenteil behaupten wollte. Zum Schluß rächt sich Sankt Sancho für seine Prügel durch folgende Anrede an den „Eigner“ seiner „Eigenheit“, den 5 Sklavenbesitzer: „Mein Bein ist nicht „frei“ von dem Prügel des Herrn, aber es ist mein Bein, und ist unentreißbar. Er reiße Mir’s aus und sehe zu, ob er noch mein Bein hat! Nichts behält er in der Hand, als den — Leichnam meines Beines, der so wenig mein Bein ist, als ein toter Hund noch ein Hund ist“. P. 208. 10 Er — Sancho, der hier glaubt, der Sklavenbesitzer wolle sein lebendiges Bein haben, wahrscheinlich zum eignen Ge¬ brauch, — „sehe zu“, was er von seinem „unentreißbaren“ Beine noch an sich hat. Er behält nichts als den Verlust seines Beines und ist zum einbeinigen Eigner seines ausgerissenen Beines ge- 15 worden. Wenn er acht Stunden täglich die Tretmühle treten muß, so ist er es, der mit der Zeit zum Idioten wird, und der Idiotismus ist dann seine „Eigenheit“. Der Richter, der ihn dazu ver¬ dammt hat, „sehe zu“ ob er noch Sancho’s Verstand „in der Hand hat“. Damit ist aber dem armen Sancho wenig geholfen. 20 „Das erste Eigentum, die erste Herrlichkeit ist erworben!“ Nachdem unser Heiliger an diesen eines Asketen würdigen Exempeln den Unterschied zwischen Freiheit und Eigenheit mit bedeutenden belletristischen Produktionskosten enthüllt hat, er¬ klärt er / (65} [62]/ p.209 ganz unerwartet, daß „zwischen der 25 Eigenheit und Freiheit noch eine tiefere Kluft liegt als die bloße Wortdifferenz.“ Diese „tiefere Kluft“ besteht darin, daß die obige Bestimmung der Freiheit unter „mancherlei Wandlun¬ gen“ und „Brechungen“ und vielen „episodischen Einlagen’6 wiederholt wird. Aus der Bestimmung „der Freiheit“ als 30 „des Losseins“ ergeben sich die Fragen: wovon die Menschen frei werden sollen (p. 209) pp, die Streitigkeiten über dies Wovon (ibid.) (er sieht hier wieder als deutscher Kleinbürger in dem Kampfe der wirklichen Interessen nur den Hader um die Be¬ stimmung dieses „Wovon“, wobei es ihm dann natürlich sehr 35 verwundersam ist, daß „der Bürger“ nicht „vom Bürgertum“ frei werden will, p. 210), dann die Wiederholung des Satzes, daß die Aufhebung einer Schranke die Position einer neuen Schranke ist in der Form, daß „der Drang nach einer bestimmten Freihel stets die Absicht auf eine neue Herrschaft einschließt66, p. 210 40 (wobei wir erfahren, daß die Bourgeois in der Revolution nicht auf ihre eigne Herrschaft, sondern auf „die Herrschaft des Ge¬ setzes“ ausgingen — siehe oben über den Liberalismus), dann das Resultat, daß man von Dem nicht los werden will, was Einen „ganz recht ist, z. B. dem unwiderstehlichen Blick der Geliebten* 45
III. Sankt Max 289 (p. 211). Ferner ergibt sich, daß die Freiheit ein „Phantom“ ist (p.211), ein „Traum“ (p.212); dann erfahren wir nebenbei, daß „die Naturstimme“ auch einmal zur „Eigenheit“ (p. 213) wird, dagegen die „Gottes- und Gewissensstimme“ für „Teufels- 5 werk“ zu halten sei, und dann renommiert er: „Solche heillose Menschen“ (die das für Teufelswerk halten) „gibt es; wie werdet Ihr mit ihnen fertig werden?“ (p. 213, 214). Aber nicht die Natur soll Mich, sondern Ich soll Meine Natur bestimmen, geht die Rede des mit sich einigen Egoisten. Und mein Gewissen ist io auch eine „Naturstimmme“. — Bei dieser Gelegenheit ergibt sich dann auch, daß das Tier „sehr richtige Schritte tut“, (p. 214). Wir hören weiter, daß die /[62a]/ „Freiheit darüber schweigt, was nun weiter geschehen soll, nachdem Ich frei geworden bin“, (p. 215). (Siehe: „Dashohe Lied Salomonis“). Die Opposition із der obigen „tieferen Kluft“ wird damit beschlossen, daß Sankt Sancho die Prügelszene wiederholt und sich diesmal etwas deut¬ licher über die Eigenheit ausspricht. „Auch unfrei, auch in tausend Fesseln geschlagen, bin Ich doch, und Ich bin nicht etwa erst zukünftig und auf Hoffnung vorhanden, wie die Freiheit, son- 20 dem Ich bin auch als Verworfenster der Sklaven — gegenwärtig.“ (p. 215). Hier stellt er also sich und „die Freiheit“ als zwei Personen gegenüber, und die Eigenheit wird zum bloßen Vorhandensein, Gegenwart und zwar der „verworfensten“ Gegen¬ wart. Hier ist die Eigenheit also bloße Konstatierung der persön- 25 liehen Identität. Stirner, der sich bereits oben als „Geheimer- Polizei-Staat“ konstituierte, wirft sich hier zum Paßbureau auf. „Es sei ferne“, daß aus „der Welt des Menschen“ „Etwas ver¬ loren gehe“! (Siehe: „Das hohe Lied Salomonis“). — Nach p.218 kann man auch seine Eigenheit „aufgeben“ durch die „Er- зо gebenheit“, „Ergebung“, obwohl sie nach dem Obigen nicht auf¬ hören kann, solange man überhaupt vorhanden ist, sei es auch in noch so „verworfner“ oder „ergebner“ Weise. Oder ist der „verworfenste“ Sklave nicht der „ergebenste“? Nach einer der früheren Beschreibungen der Eigenheit kann man seine 35 Eigenheit nur dadurch „aufgeben“, daß man sein Leben auf¬ gibt. — P.218 wird die Eigenheit einmal wieder als die eine Seite der Freiheit, als Macht, gegen die Freiheit als Lossein, geltend gemacht, und unter den Mitteln, durch die Sancho seine Eigenheit zu sichern vorgibt, „Heuchelei“, „Betrug“ (Mittel, die io Meine Eigenheit anwendet, weil sie sich den Weltverhältnissen „ergeben“ mußte) usw. angeführt, „denn die Mittel, welche Ich anwende, richten sich nach dem, was Ich bin“. Wir haben schon gesehen, daß unter diesen Mitteln die Mittellosigkeit eine Hauptrolle spielt, wie sich auch wieder bei seinem Prozeß gegen 45 den Mond zeigt (siehe oben, Logik). Dann wird die Freiheit zur Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 19
290 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Abwechslung als „S el b s t b e f r e i un g“ gefaßt, „d.h. daß Ich nur soviel Freiheit haben kann als Ich durch meine Eigenheit Mi r verschaffe“, wo die bei allen, namentlich deutschen, Ideologen! vorkommende /[62b]/ Bestimmung der Freiheit als Selbst¬ bestimmung, als Eigenheit auftritt. Dies wird uns daran 5 klar gemacht, daß es „den Schafen“ nichts „nützt“, „wenn ihnen die Redefreiheit gegeben wird.“ (p. 220). Wie trivial hier seine Auffassung der Eigenheit als Selbstbefreiung ist, sieht man schon aus seiner Wiederholung der bekanntesten Phrasen über oktroy¬ ierte Freiheit, Freilassung, Sich-Freimachen usw. (p. 220, 221). 10 Der Gegensatz zwischen der Freiheit als Lossein und der Eigen¬ heit als Negation dieses Losseins wird nun auch poetisch aus¬ gemalt: „Die Freiheit weckt Euren Grimm gegen Alles, was Ihr nicht seid“ (sie ist also die grimmige Eigenheit, oder haben nach Sankt Sancho die bil[i]ösen Naturen, z. B. Guizot, keine/з „Eigenheit“? Und genieße Ich Mich nicht im Grimm gegen Andre?), „der Egoismus ruft Euch zur Freude über Euch selbst, zum Selbstgenusse“ (er ist also die sich freuende Freiheit; wir haben übrigens die Freude und den Selbstgenuß des mit sich einigen Egoisten kennen gelernt). „Die Freiheit ist und bleibt eine 20 Sehnsucht“ (als ob die Sehnsucht nicht auch eine Eigenheit, Selbst¬ genuß besonders geformter Individuen, namentlich der christlich¬ germanischen wäre — und soll die Sehnsucht „verloren gehen“?). „Die Eigenheit ist eine Wirklichkeit, die von selbst soviel Un¬ freiheit beseitigt, als Euch hinderlich den eignen Weg versperrt“ 25 (wo denn, ehe die Unfreiheit beseitigt ist, meine Eigenheit eine versperrte Eigenheit ist. Für den deutschen Kleinbürger ist es wieder bezeichnend, daß ihm alle Schranken und Hindernisse „von selbst“ fallen, da er nie eine Hand dazu rührt und die¬ jenigen Schranken, die nicht „von selbst“ fallen, durch Gewohnheit 30 zu seiner Eigenheit macht. Nebenbei bemerkt tritt hier die Eigen¬ heit als handelnde Person auf, obwohl sie später zur bloßen Beschreibung des Eigners erniedrigt wird). P. 215. Dieselbe Antithese erscheint uns wieder in folgender Form: „Als Eigne seid Ihr wirklich Alles los, und was Euch 35 anhaftet, das habt Ihr angenommen, das ist Eure Wahl und Be¬ lieben. Der Eigne ist der geborne Freie, der Freie dagegen nur der Freiheitssüchtige“. Obgleich Sankt Sancho p. 252 „zu¬ gibt“, „daß Jeder als Mensch geboren wird, mithin die Neu¬ gebomen darin gleich seien“. — Was Ihr als Eigne nicht „los 40 seid66, das ist „Eure Wahl /[62c] / und Belieben“, wie oben bei dem Sklaven die Prügel. — Abgeschmackte Paraphrase! — Die Eigen¬ heit reduziert sich also hier auf die Einbildung, daß Sankt Sancho Alles, was er nicht „los66 ist, aus freiem Willen angenommen und beibehalten habe, z. B. den Hunger, wenn er kein Geld hat. Abge- 45
III. Sankt Max 291 sehen von den vielen Sachen, z.B. Dialekt, Skrofeln, Hämorrhoiden, Armut, Einbeinigkeit, Zwang zum Philosophieren durch die Tei¬ lung der Arbeit ihm aufgedrungen ppp — abgesehen davon, daß es keineswegs von ihm abhängt, ob er diese Sachen „annimmt“ oder j nicht, so hat er, selbst wenn wir uns für einen Augenblick auf seine Voraussetzungen einlassen, doch immer nur zwischen bestimmten, in seinem Bereiche liegenden und keineswegs durch seine Eigen¬ heit gesetzten Dingen zu wählen. Als irischer Bauer hat er z. B. nur dazwischen zu wählen, ob er Kartoffeln essen oder verhungern will, 10 und auch diese Wahl steht ihm nicht immer frei. Zu bemerken ist noch in dem obigen Satze die schöne Apposition, wodurch, gerade wie im Recht, das „Annehmen“ mit der „Wahl“ und dem „Be¬ lieben“ ohne Weiteres identifiziert wird. Was übrigens Sankt Sancho unter einem „geborenen Freien“ versteht, ist weder in noch із außer dem Zusammenhänge zu sagen. — Und ist nicht auch ein ihm eingegebenes Gefühl sein von ihm angenommenes Gefühl? Und erfahren wir nicht p.84,85, daß die „eingegebnen“ Gefühle nicht „eigne“ Gefühle sind? Übrigens tritt hier, wie wir bei Klop- stock (der hier als Beispiel angeführt wird) schon sahen, hervor, 2o daß das „eigne“ Verhalten keineswegs mit dem individuellen Ver¬ halten zusammenfällt; obwohl dem Klopstock das Christentum „ganz recht“ gewesen zu sein und ihm keineswegs „hinderlich den Weg versperrt zu haben“ scheint. „Der Eigner braucht sich nicht erst /{66} [63]/ zu be- freien, weil er von vom herein Alles außer sich verwirft, ... Befangen im kindlichen Respekt, arbeitet er gleichwohl schon daran, sich aus dieser Befangenheit zu „befreien“.“ — Weil der Eigne sich nicht erst zu befreien braucht, arbeitet er schon als Kind daran, sich zu befreien, und das Alles, weil er, wie wir зо sahen, der „geborne Freie“ ist. „Befangen im kindlichen Respekt“, reflektiert er bereits imbefangen, nämlich eigen, über diese seine eigne Befangenheit. Doch das darf uns nichts wundem — wir sahen schon im Anfang des alten Testaments, welch ein Wunderkind der mit sich einige Egoist war. — „Die Ei gen- 3jheit arbeitet in dem kleinen Egoisten und ver¬ schafft ihm die begehrte „Freiheit“.“ Nicht „Stirner“ lebt, sondern die „Eigenheit“ lebt, „arbeitet“ und „verschafft“ i n ihm. Wir erfahren hier, daß nicht die Eigenheit die Beschreibung des Eigners, sondern der Eigner nur die Umschreibung der io Eigenheit ist. Das „Lossein“ war, wie wir sahen, auf seiner höchsten Spitze das Lossein vom Eignen Selbst. Selbstverleugnung. Wir sahen ebenfalls, daß er hiergegen die Eigenheit als Behauptung seiner selbst, als Eigennutz geltend machte. Daß dieser Eigennutz aber 45 selbst wieder Selbstverleugnung war, haben wir auch gesehen. — 19*
292 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Wir vermißten seit einiger Zeit „das Heilige“ schmerzlich. Wir finden es plötzlich auf p. 224 am Schluß der Eigenheit, ganz ver¬ schämt, wieder, wo es sich mit folgender neuen Wendung legiti¬ miert: „Zu einer Sache, die ich eigennützig betreibe“ (oder auch gar nicht betreibe), habe Ich ein anderes Verhältnis, als zu 5 einer, welcher Ich uneigennützig diene“ (oder auch welche Ich be¬ treibe) . Noch nicht zufrieden mit dieser merkwürdigen Tautologie, die Sankt Max aus „Wahl und Belieben“ „angenommen66 hat, tritt auf ein Mal der längst verschollene „Man66 als die Identität des Heiligen konstatierender Nachtwächter wieder auf und meint, 10 er „könnte folgendes Erkennungszeichen anführen: Gegen Jene kann Ich Mich versündigen oder eine Sünde begehen66 (sehenswerte Tautologie!), /[63a]/ „die andre nur verscher¬ zen, von Mir stoßen, Mich darum bringen, d. h. eine Unklugheit begehen“. (Wobei er sich verscherzen, sich um sich bringen, um 15 sich gebracht — umgebracht werden kann). „Beiderlei Betrach¬ tungsweisen erfährt die Handelsfreiheit, indem sie66 teils für das Heilige gehalten wird, teils nicht, oder wie Sancho selbst dies umständlicher ausdrückt, „indem sie teils für eine Freiheit angesehn wird, welche unter Umständen gewährt oder ent- 20 zogen werden könne, teils für eine solche, die unterallenUm- ständenheiligzu halten sei“. P. 224, 225. Sancho zeigt hier wieder eine „eigne66 „Durchschauung“ der Frage von der Han¬ delsfreiheit und den Schutzzöllen. Ihm wird hiermit der „Beruf66 gegeben, einen einzigen Fall aufzuweisen, wo die Handelsfreiheit 25 1) weil sie eine „Freiheit“ ist und 2) „unter allen Um¬ ständen“ „heilig66 gehalten wurde. — Das Heilige ist zu allen Dingen nütze. Nachdem, wie wir sahen, die Eigenheit vermittelst der logi¬ schen Antithesen und des phänomenologischen „Auch-anders-Be- зо stimmtseins“ aus der vorher zurechtgestutzten „Freiheit66 kon¬ struiert war, wobei Sankt Sancho Alles, was ihm gerade Recht war (z. B. die Prügel) in die Eigenheit, und alles, was ihm nicht recht war, in die Freiheit „verwarf66, erfahren wir schließlich, daß dies Alles noch nicht die wahre Eigenheit war. „Die Eigen- 35 heit“, heißt es p. 225, „ist keine Idee, gleich der Freiheit pp, sie ist nur eine Beschreibung des — Eigners.66 Wir werden sehen, daß diese „Beschreibung des Eigners66 darin besteht, die Freiheit in ihren drei von Sankt Sancho untergeschobenen Bre¬ chungen des Liberalismus, Kommunismus und Humanismus zu 40 negieren, in ihrer Wahrheit zu fassen, und diesen, nach der entwickelten Logik höchst einfachen, Gedankenprozeß die Be¬ schreibung eines wirklichen Ich zu nennen.
III. Sankt Max 293 Das ganze Kapitel von der Eigenheit reduziert sich auf die allertrivialsten Selbstbeschönigungen, mit denen sich der deutsche Kleinbürger über seine eigne Ohnmacht tröstet. Er glaubt gerade wie Sancho, in dem Kampfe der Bourgeoisinteressen gegen die 5 Reste der Feudalität und absoluten Monarchie in andern Ländern handle es sich nur um die Prinzipienfrage, wovon „der Mensch“ freiwerden solle. (Siehe auch oben den politischen Liberalismus). Er sieht daher in der Handelsfreiheit nur eine Frei¬ heit und kannegießert mit vieler Wichtigkeit und ganz wie Sancho 10 darüber, ob „d e r Mensch“ „unter allen Umständen“ Handels¬ freiheit haben müsse oder nicht. Und wenn, wie dies unter diesen Verhältnissen nicht anders möglich, seine Freiheitsbestrebungen ein jämmerliches Ende nehmen, so tröstet er sich, abermals wie Sancho, damit, daß „d e r Mensch“ oder er selber doch nicht „von із Allem frei werden“ könne, daß die Freiheit ein sehr unbestimm¬ ter Begriff sei, und selbst Metternich und Karl X. an die „wahre Freiheit“ appellieren konnten (p. 210 „des Buchs“, wobei nur zu bemerken, daß gerade die Reaktionäre, namentlich die histo¬ rische Schule und die Romantiker, ebenfalls ganz wie Sancho, die 20 wahre Freiheit in die Eigenheit, z. B. der Tiroler Bauern, über¬ haupt in die eigentümliche Entwicklung der Individuen und weiter der Lokalitäten, Provinzen und Stände setzen) — und daß er als Deutscher, wenn er auch nicht frei sei, doch durch seine unbestreit¬ bare Eigenheit für alle Leiden entschädigt werde. Er sieht, noch 25 einmal wie Sancho, nicht in der Freiheit eine Macht, die er sich verschafft, und erklärt daher seine Ohnmacht für eine Macht. Was der gewöhnliche deutsche Kleinbürger in aller Stille des Gemütes sich leise zum Tröste sagt, posaunt der Berliner als geist¬ reiche Wendung laut aus. Er ist stolz auf seine lumpige Eigenheit 30 und eigne Lumperei. / {67} [63b]/ 5. Der Eigner Wie „der Eigner“ in die drei „Brechungen“: „Meine Macht“, „Mein Verkehr“ und „Mein Selbstgenuß“ auseinanderfällt, dar¬ über siehe die Ökonomie des Neuen Bundes. Wir gehen gleich 35 zur ersten dieser Brechungen über. A.MeineMacht Das Kapitel von der Macht ist wieder trichotomisch gegliedert, indem 1) Recht, 2) Gesetz und 3) Verbrechen darin abgehandelt
294 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil werden — eine Trichotomie, zu deren sorgsamer Verdeckung Sancho die „Episode“ überaus häufig anwendet. Wir werden das Ganze tabellarisch, mit den nötigen episodischen Einlagen, be¬ handeln. I. DasRecht 5 A. Kanonisation im Allgemeinen: Ein anderes Beispiel des Heiligen ist das Recht. Das Recht ist nicht Ich = Nicht Mein Recht = das fremde Recht = das bestehende Recht. Alles bestehende Recht = Fremdes Recht = Recht von Fremden (nicht von Mir.) = von Fremden gegebnes Recht. = (Recht, welches man Mir gibt, Mir widerfahren läßt.) p.244,45. 10 Q- Cd cn Note No I. Der Leser wird sich wundem, warum der Nach¬ satz von Gleichung No 4 in Gleichung No 5 plötzlich als Vorder¬ satz zum Nachsatze von Gleichung No 3 auftritt und so an die 20 Stelle „des Rechtes“ auf Einmal „Alles bestehende Recht“ als Vordersatz tritt. Dies geschieht, um den Schein hervorzubringen, als spreche Sankt Sancho vom wirklichen, bestehenden Recht, was ihm indes keineswegs einfällt. Er spricht vom Recht nur, in¬ sofern es als heiliges „Prädikat“ vorgestellt wird. 25 Note N о 2. Nachdem das Recht als „fremdes Recht“ be¬ stimmt ist, können ihm nun beliebige Namen gegeben werden, als „sultanisches Recht“, „Volksrecht“ pp, jenachdem Sankt Sancho gerade den Fremden bestimmen will, von dem er es erhält. Es kann dann weiter gesagt werden, daß das „fremde Recht von зо Natur, Gott, Volkswahl pp gegeben“ sei (p. 250), also „nicht von Mir“. Naiv ist nur die Art, wie unser Heiliger vermittelst der Syno¬ nymik in die obigen simpeln /[63c]/ Gleichungen den Schein einer Entwicklung zu bringen sucht. „Wenn ein Dummkopf Mir Recht gibt“ (wenn nun der Dumm- 35 köpf, der ihm Recht gibt, er selber wäre?) „so werde Ich mi߬ trauisch gegen mein Recht“ (es wäre in „Stimers“ Interesse zu wünschen, daß dies der Fall gewesen wäre). „Aber auch wenn ein Weiser Mir Recht gibt, habe Ich’s drum doch noch nicht. Ob Ich Recht habe, ist völlig unabhängig von dem Rechtgeben der Toren 40 und Weisen. Gleichwohl haben Wir bis jetzt nach diesemRecht
III. Sankt Max 295 5 10 15 20 25 30 35 40 getrachtet. Wir suchen Recht und wenden uns zu diesem Zweck ans Gericht . . . Was suche Ich also bei diesem Gericht? Ich suche sultanisches Recht, nicht mein Recht, Ich suche fremdes Recht... vor einem Oberzensurgericht also das Recht der Zensur“. P. 244,245. In diesem meisterhaften Satze ist zu bewundern die schlaue An¬ wendung der Synonymik. Recht geben in der gewöhnlichen Kon¬ versationsbedeutung und Rechtgeben in der juristischen Bedeu¬ tung werden identifiziert. Noch bewunderungswürdiger ist der Berge versetzende Glaube, als ob man sich „ans Gericht wende64 des Vergnügens halber, Recht zu behalten — ein Glaube, der die Gerichte aus der Rechthaberei erklärt. Endlich ist noch die Pfiffig¬ keit bemerkenswert, womit Sancho, wie oben bei Gleichung 5, den konkreteren Namen, hier das „sultanische Recht66, vorher ein¬ schmuggelt, um seine allgemeine Kategorie: „fremdes Recht66, nachher desto /[64]/ sicherer anbringen zu können. Fremdes Recht = Nicht Mein Recht. Mein Fremdes Recht haben = Nicht Recht haben = Kein Recht haben = die Rechtlosigkeit haben (p.247). Mein Recht = Nicht Dein Recht = DeinUnrecht. Dein Recht = Mein Unrecht. Note. „Ihr wollt gegen die Andern im Rechte sein“ (soll hei¬ ßen in Eurem Rechte sein). „Das könnt Ihr nicht, gegen sie bleibt Ihr ewig „im Unrecht“; denn sie wären ja Eure Gegner nicht, wenn sie nicht auch in „ihrem66 Rechte wären. Sie werden Euch stets „Unrecht geben“ . . . Bleibt Ihr auf dem Rechtsboden, so bleibt Ihr bei der — Rechthaberei“. P. 248, 253. — „Fassen Wir inzwischen die Sache noch anders“. Nachdem Sankt Sancho so seine Kenntnisse vom Recht hinlänglich dokumen¬ tiert hat, kann er sich jetzt darauf beschränken, das Recht nochmals als das Heilige zu bestimmen und bei dieser Gelegenheit einige der dem Heiligen bereits vorhin gegebenen Beiwörter mit dem Zusatze: „Das Recht“ zu wiederholen. /[64a]/„Ist das Recht nicht ein religiöser Begriff, d.h. etwas Heilige s?“ p. 247. „Wer kann, wenn er sich nicht auf dem religiösen Stand¬ punkte befindet, nach dem „Rechte66 fragen?“ ibid. „Recht „an und für s i ch“. Also ohne Beziehung auf Mich? „Absolutes Recht“! Also getrennt von Mir. — Ein „an und für sich seiendes!66 — Ein Absolutes! Ein ewiges Recht, wie eine ewige Wahrheit66 — das Heilige. P. 270.
296 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Ihr schreckt vor den Andern zurück, weil Ihr neben ihnen das Gespenst des Rechts zu sehen glaubt!“ p. 253. „Ihr schleicht umher, um den Spuk für Euch zu gewinnen.“ ibid. „Recht ist ein Sparren, erteilt von einem Spuk“ (Synthese з obiger zwei Sätze) p. 276. „Das Recht ist .. . eine fixe Idee.“ p. 270. „Das Recht ist der G e i s t . . .“ p. 244. „Weil Recht nur von einem Geiste erteilt werden kann“. P. 275. ю Jetzt entwickelt Sankt Sancho nochmals, was er bereits im Alten Testament entwickelte — nämlich was eine „fixe Idee“ ist, nur mit dem Unterschiede, daß hier überall „das Recht“ als „ein anderes Beispiel“ der „fixen Idee“ dazwischenläuft. „Das Recht ist ursprünglich Mein Gedanke, oder er“ (!) „hat 15 seinen Ursprung in Mir. Ist er aber aus Mir entsprungen“ (vulgo durchgebrannt), „ist das „Wort“ heraus, so ist es Fleisch ge¬ worden“ (woran Sankt Sancho sich satt essen mag), „eine fixe Idee“ — weshalb das ganze Stimersche Buch aus „fixen Ideen“ besteht, die „aus“ ihm „entsprungen“, von uns aber wieder ein- 20 gefangen und in das vielbelobte „Sittenverbesserungshaus“ ge¬ sperrt worden sind. „Ich komme nun von dem Gedanken nicht mehr los“; (nachdem der Gedanke von ihm los geworden!) „wie Ich Mich drehe, er steht vor Mir.“ (Der Zopf der hängt ihm hinten). „So sind die Menschen des Gedankens „Recht“, den sie 25 selber erschufen, nicht wieder Meister geworden. Die Kreatur geht mit ihnen durch. Das ist das absolute Recht, das von Mir absolvierte“ (o Synonymik) „und abgelöste. Wir können es, indem wir’s als Absolutes verehren, nicht wieder / {68} Г 64b]/ aufzehren, und es benimmt Uns die Schöpferkraft, das Geschöpf зи ist mehr als der Schöpfer, ist an und für sich. Laß das Recht ein¬ mal nicht mehr frei umherlaufen . . .“ (wir werden diesen Rat gleich mit diesem Satze befolgen und ihn hier bis zur weiteren Verfügung an die Kette legen) p. 270. Nachdem Sankt Sancho so das Recht durch alle möglichen Was- 35 ser- und Feuerproben der Heiligung hindurchgeschleift und kano¬ nisiert hat, hat er es damit vernichtet. „Mit dem absoluten Recht vergeht das Recht selbst, wird die Herrschaft des Rechtsbegriffs“ (die Hier¬ archie), „zugleich getilgt. Denn es ist nicht zu vergessen, daß 40 seither Begriffe, Ideen, und Prinzipien Uns beherrschten, und daß unter diesen Herrschern der Rechtsbegriff oder der Begriff der Gerechtigkeit eine der bedeutendsten Rollen spielte.“ p. 276. Daß die rechtlichen Verhältnisse hier wieder als Herrschaft des Rechts b e g r i f f s auftreten, und daß er das Recht schon dadurch 45
III. Sankt Max 297 tötet, daß er es für einen Begriff und damit für das Heilige er¬ klärt, das sind wir gewohnt, und darüber siehe die „Hierarchie“. Das Recht entsteht nicht aus den materiellen Verhältnissen der Menschen und ihrem daraus entstehenden Widerstreit unter ein- 5 ander, sondern aus ihrem Widerstreit mit ihrer Vorstellung, die sie sich „aus dem Kopfe zu schlagen“ haben. Siehe „Logik“. Zu dieser letzten Form der Kanonisation des Rechts gehören noch folgende drei Noten. Note 1. — „Solange dies fremde Recht mit dem Meini¬ ngen übereinstimmt, werde Ich freilich auch das Letztere bei ihm finden“. P. 245. Über diesen Satz möge Sankt Sancho vorläufig nachdenken. Note 2. — „Schlich sich einmal ein egoistisches Inter¬ esse ein, so war die Gesellschaft verdorben, . . . wie z. B. das io Römertum beweist mit seinem ausgebildeten Privat rech t.“ p. 278. — Hiernach mußte die römische Gesellschaft von vom herein die verdorbene römische Gesellschaft gewesen sein, da in den zehn Tafeln das egoistische Interesse noch viel krasser her¬ vortritt als in dem „ausgebildeten Privatrecht“ der Kaiserzeit. In 2o dieser unglücklichen Reminiszenz aus Hegel wird also das Privat- recht als ein Symptom des Egoismus, und nicht des Hei¬ ligen, aufgefaßt. Sankt Sancho möge auch hier nachdenken, /[64c]/ inwiefern das Privat recht mit dem Privateigentum zusammenhängt und inwiefern mit dem Privatrecht eine ganze 25 Masse anderer Rechtsverhältnisse gegeben sind (Vergl. „Privat¬ eigentum, Staat und Recht“), von denen Sankt Max nichts zu sagen weiß als daß sie das Heilige seien. Note 3. — „Wenn das Recht auch aus dem Begriffe kommt, so tritt es doch nur in die Existenz, weil es nütz- 30 1 І c h für die Bedürfnisse ist“. — So Hegel (Rechtsphil. § 209, Zusatz) — von dem unsrem Heiligen die Hierarchie der Begriffe in der modernen Welt überkommen ist. Hegel erklärt also die Existenz des Rechtes aus den empirischen Bedürfnissen der Individuen, und rettet den Begriff nur durch eine einfache 35 Versicherung. Man sieht, wie unendlich materialistischer Hegel verfährt, als unser „leibhaftiges Ich“, Sankt Sancho. B. Aneignung durch einfache Antithese: — Das Recht Meiner. — Das egoistische Recht. | |Mein Recht = von Mir be- I l rechtigt sein. j— [Recht ist, was mir recht ist. a. Das Recht des Menschen b. Das menschliche Recht 4o c. Fremdes Recht = von Fremden berechtigt sein d. Recht ist, was dem Men¬ schen recht ist.
298 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Dies ist das egoistische Recht, d. h. Mir ists so recht, darum ist es Recht.“ (passim, letzter Satz p. 251.) Note 1. — „Ich bin durch Mich berechtigt zu morden, wenn Ich Mir’s selbst nicht verbiete, wenn Ich selbst Mich nicht vorm Morde, als vor einem Unrechte, fürchte“. P. 249. Muß heißen: 5 Ich morde, wenn Ich Mir’s selbst nicht verbiete, wenn Ich Mich nicht vorm Morde fürchte. Dieser ganze Satz ist eine renom- mistische Ausfüllung der zweiten Gleichung in Antithese c, wo das „berechtigt“ den Sinn verloren hat. Note 2. — „Ich entscheide, ob es in Mir das Rechte ist; io а u ß e r M i r gibt es kein Recht.“ p. 249. — „Sind wir das, was in uns ist? Sowenig als das, was außer uns ist . . . Gerade weil Wir nicht der Geist sind, der i n u n s wohnt, gerade darum mußten wir ihn außer uns versetzen . . . außeruns existierend den¬ ken . . . imjenseit s.“ p. 43. 15 /[65]/ Nach seinem eignen Satze von p. 43 also muß Sankt Sancho das Recht „in ihm“ wieder „außer sich“ und zwar „ins Jenseits“ versetzen. Will er aber einmal nach dieser Manier sich aneignen, so kann er die Moral, die Religion, das ganze „Heilige“ „in sich“ versetzen, und entscheiden, ob es „in ihm“ das Mora- 20 lische, das Religiöse, Heilige ist; „außer ihm gibt es keine“ Moral, Religion, Heiligkeit, um sie alsdann nach p. 43 wieder außer sich, ins Jenseits zu versetzen. Womit die „Wiederbringung aller Dinge“ nach christlichem Vorbild hergestellt ist. Note 3. „Außer Mir gibt es kein Recht. Ist es Mir Recht, so ist 25 es recht. Möglich, daß es darum den Andern noch nicht recht ist.“ p. 249. Soll heißen: Ist es Mir recht, so ist es Mir recht, noch nicht den Andern. Wir haben jetzt Exempel genug davon gehabt, welche synonymische „Flohsprünge“ Sankt Sancho mit dem Worte: „Recht“ vomimmt. Recht und recht, das juristische „Recht“, das зо moralische „Rechte“, das, was ihm „recht“ ist, usw., werden durcheinander gebraucht, wie es gerade konveniert. Sankt Max möge versuchen, seine Sätze über das Recht in irgend einer andern Sprache wiederzugeben, wo der Unsinn vollständig an den Tag kommt. Da in der Logik diese Synonymik ausführlich behandelt 35 wurde, so brauchen wir hier bloß darauf zu verweisen. Derselbe obige Satz wird noch in folgenden drei „Wandlun¬ gen“ vorgebracht: A. „Ob Ich Recht habe oder nicht, darüber gibt es keinen andern Richter als Mich selbst. Darüber nur können Andre urtei- len und richten, ob sie Meinem Rechte beistimmen und ob es auch für sie als Recht besteht.“ p. 246. B. „Die Gesellschaft will zwar haben, daß Jeder zu seinem Rechte komme, aber doch nur zu dem von der Gesellschaft sank¬ tionierten, dem Gesellschaftsrechte, nicht wirklich zu seinem^'
III. Sankt Max 299 Rechte“ (soll heißen: zu Seinem; — Recht ist hier ein ganz nichtssagendes Wort. Und nun renommiert er weiter:) „Ich aber gebe oder nehme Mir das Recht aus eigner Machtvollkommen¬ heit . . . Eigner und Schöpfer Meines Rechts“, („Schöpfer66 nur 5 insofern er erst das Recht für seinen Gedanken erklärt und dann diesen Gedanken in sich zurückgenommen zu haben versichert) „erkenne Ich keine andre Rechtsquelle als — Mich, weder Gott, noch den Staat, noch die Natur, noch den Menschen, weder gött¬ liches noch menschliches Recht.66 p. 269. іо / Гб5а]/ C. „Da das menschliche Recht immer ein Gegebenes ist, so läuft es in der Wirklichkeit immer auf das Recht hinaus, welches die Menschen einander geben, d. h. ein räum en.66 p. 251. Das egoistische Recht dagegen ist das Recht, was I ch M i г gebe, oder nehme. „Es kann“ indessen, „um hiermit zu 15 schließen, einleuchten66, daß das egoistische Recht im Sanchoschen Millenium, worüber man sich gegenseitig „verständigt“, von dem nicht sehr verschieden ist, was man sich gegenseitig „gi bt“ oder „ein räumt66. Note 4. — „Zum Schlüsse muß Ich nun noch die halbe Aus- 2o drucksweise zurücknehmen, von der Ich nur solange Gebrauch machen wollte, als Ich in den Eingeweiden des Rechts wühlte, und das Wort wenigstens bestehen ließ. Es verliert aber in der Tat mit dem Begriffe auch das Wort seinen Sinn. Was Ich Mein Recht nannte, das ist gar nicht mehr Recht.“ p. 275. Warum 25 Sankt Sancho in den obigen Antithesen „das Wort“ Recht be¬ stehen ließ, sieht Jeder auf den ersten Blick. Da er nämlich vom Inhalt des Rechts gar nicht spricht, noch weniger ihn kritisiert, so kann er sich nur durch die Beibehaltung des Wortes Recht den Schein geben, als spräche er vom Recht. Läßt man das Wort: зо Recht in der Antithese weg, so ist Nichts darin gesagt, als „Ich“, „Mein“ und die übrigen grammatikalischen Pronominalformen der ersten Person. Der Inhalt kam auch immer erst durch die Bei¬ spiele herein, die aber, wie wir sahen, nichts als Tautologien waren wie: Wenn Ich morde, so morde ich usw., und in denen die Worte 35 „Recht“, „berechtigt“ pp bloß deshalb untergebracht wurden, um die einfache Tautologie zu verdecken und mit den Antithesen in irgend eine Verbindung zu bringen. Auch die Synonymik hatte diesen Beruf, den Schein hervorzubringen, als handle es sich um irgend einen Inhalt. Man sieht übrigens sogleich, welch eine reich- 4o haltige Fundgrube der Renommage dieses inhaltslose Ge¬ schwätz über das Recht liefert. — Das ganze „Wühlen in den Ein¬ geweiden des Rechts“ bestand also darin, daß Sankt Sancho von „der halben Ausdrucksweise Gebrauch machte66 und „das Wort wenigstens bestehen ließ“, weil er von der Sache gamichts zu 45 sagen wußte. Wenn die Antithese irgend einen Sinn haben soll,
300 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil d. h. wenn „Stirner“ in ihr einfach seinen Widerwillen gegen das Recht / {69} [65b]/ manifestieren wollte, so ist vielmehr zu sagen, daß nicht er „in den Eingeweiden des Rechts“, sondern das Recht in seinen Eingeweiden „wühlte“, daß er nur zu Protokoll gab, daß das Recht Ihm nicht recht sei. „Halte Er sich dies Recht un- 5 verkümmert“, Jacques le bonhomme! — Damit in diese Leerheit irgend ein Inhalt hereinkomme, muß Sankt Sancho noch ein andres logisches Manöver vornehmen, das er mit vieler „Virtuosität“ mit der Kanonisation und der einfachen Antithese gehörig durcheinander würfelt und mit häufigen Epi- io soden vollends so verdeckt, daß das deutsche Publikum und die deutschen Philosophen es allerdings nicht durchschauen konnten. C. Aneignung durch zusammengesetzte Antithese „Stirner“ muß jetzt eine empirische Bestimmung des Rechts hereinbringen, die er dem Einzelnen vindizieren kann, d. h. er muß is in dem Recht noch etwas Anderes als die Heiligkeit anerkennen. Er hätte sich hierbei seineganzen schwerfälligen Machinationen sparen können, da seit Macchiavelli, Hobbes, Spinoza, Bodinus pp in der neueren Zeit, von den Früheren gar nicht zu reden, die Macht als die Grundlage des Rechtes dargestellt worden ist; womit die theo- 20 retische Anschauung der Politik von der Moral emanzipiert und weiter nichts als das Postulat einer selbstständigen Behandlung der Politik gegeben war. Später, im achtzehnten Jahrhundert in Frankreich und im neunzehnten in England, wurde das gesamte Recht auf das Privatrecht, wovon Sankt Max nicht spricht, und 25 dies auf eine ganz bestimmte Macht, die Macht der Privateigen¬ tümer, reduziert, wobei man sich aber keineswegs mit der bloßen Phrase begnügte. Sankt Sancho nimmt sich also die Bestimmung: Macht aus dem Recht heraus und verdeutlicht sie sich an Folgendem: зо „Wir pflegen die Staaten nach der verschiedenen Art, wie die „höchste Gewalt“ verteilt ist, zu klassifizieren . . . also die höchste Gewalt! Gewalt gegen wen? Gegen den Einzelnen . . . der Staat übt Gewalt . . . des Staats Betragen ist Gewalttätig¬ keit, und seine Gewalt /[65c]/ nennt er R ech t ... Die Gesamt- 35 heit . . . hat eine Gewalt, welche berechtigt genannt, d.h. welche Recht ist“. P. 259, 260. Durch „Unser“ „Pflegen“ kommt unser Heiliger zu seiner er¬ sehnten Gewalt und kann sich nun selber „pflegen“. Recht, die Macht des Men-1 L, , , n i.ir- 40 selben J I Macht, das Recht Meiner.
III. Sankt Max 301 Zwischengleichungen: Berechtigt sein = Ermächtigt sein Sich berechtigen = Sich ermächtigen Antithese: 5 Vom Menschen berechtigt sein — Von Mir ermächtigt sein. Die erste Antithese: Recht, Macht des Menschen —Macht, Recht Meiner verwandelt sich jetzt in: i i i (Macht Meiner, Recht des Menschen — л/г л м n f (M eine Macht, jo da in der These Recht und Macht identisch sind und in der Anti¬ these die „halbe Ausdrucksweise“ „zurückgenommen“ werden muß, nachdem das Recht „allen Sinn verloren“ hat, wie wir ge¬ sehen haben. Note 1. Proben bombastischer und renommistischer Umschrei- 15 bung obiger Antithesen und Gleichungen: „Was Du zu sein die Macht hast, dazu hast Du das Recht.64 — „Ich leite alles Recht und alle Berechtigung aus M i r her, Ich bin zu Allem berechtigt, dessen Ich mächtig bin.“ — „Ich fordere kein Recht, darum brauche Ich auch keins anzu- 2o erkennen. Was Ich Mir zu erzwingen vermag, erzwinge Ich Mir, und was Ich nicht erzwinge, darauf habe Ich auch kein Recht pp. — Berechtigt oder unberechtigt — darauf kommt Mir’s nicht an; bin Ich nur mächtig, so bin ich schon von selbst ermäch¬ tigt, und bedarf keiner andern Ermächtigung oder Berechti- 25 gung.“ p. 248, 275. Note 2. — Proben von der Art, wie Sankt Sancho die Macht als die reale Basis des Rechts entwickelt: „So sagen „die66 Kommunisten“: (woher nur „Stimer“ das alles weiß, was die Kommunisten sagen, da er außer dem Blunt- 3o schlibericht, BeckersVolksphilosophie und einigen wenigen andern Sachen Nichts von ihnen zu Gesichte bekommen hat?) „Die gleiche Arbeit berechtige die Menschen zu /[66]/ gleichem Genüsse ... Nein, die gleiche Arbeit berechtigt Dich nicht dazu, sondern der gleiche Genuß allein berechtigt Dich zum gleichen Genuß. Ge- 35 nieße, so bist Du zum Genuß berechtigt . . . Wenn Ihr den Genuß nehmt, so ist er Euer Recht; schmachtet Ihr hingegen nur danach, ohne zuzugreifen, so bleibt er nach wie vor ein „wohlerworbnes Recht66 Derer, welche für den Genuß privilegiert sind. Er ist ihr Recht, wie er durch Zugreifen Euer Recht wird.66 p. 250. 4o Über das, was hier den Kommunisten in den Mund gelegt wird, vergleiche man oben den „Kommunismus“. Sankt Sancho unter¬ stellt hier wieder die Proletarier als eine „geschlossene Gesell-
302 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil schäft“, die nur den Beschluß des „Zugreifens“ zu fassen habe, um am nächsten Tage der ganzen bisherigen Weltordnung sum¬ marisch ein Ende zu machen. Die Proletarier kommen aber in der Wirklichkeit erst durch eine lange Entwicklung zu dieser Einheit, einer Entwicklung, in der der Appell an ihr Recht auch eine Rolle з spielt. Dieser Appell an ihr Recht ist übrigens nur ein Mittel, sie zu „Sie“, zu einer revolutionären, verbündeten Masse zu machen. — Was den Satz im Übrigen angeht, so bildet er von Anfang bis zu Ende ein brillantes Exempel der Tautologie, wie sogleich klar wird, wenn man, was unbeschadet des Inhalts geschehen kann, so- 10 wohl Macht wie Recht herausläßt. Zweitens macht Sankt Sancho selbst den Unterschied zwischen persönlichem und sachlichem Vermögen, womit er also zwischen Genießen und Macht zu ge¬ nießen unterscheidet. Ich kann große persönliche Macht (Fähigkeit) zum Genießen haben, ohne daß ich darum auch die и sachliche Macht (Geld pp) zu haben brauche. Mein wirk¬ liches „Genießen“ ist also noch immer hypothetisch. „Daß das Königskind sich über andre Kinder stellt“, fährt der Schulmeister fort in seinen für den Kinderfreund passenden Exempeln, „das ist schon seine Tat, die ihm den Vorzug sichert, 20 und daß die andern Kinder diese Tat billigen und anerkennen, das ist ihre Tat, die sie würdig macht, Untertanen zu sein.“ p. 250. /[66a]/ In diesem Exempel wird das gesellschaftliche Verhält¬ nis. in dem ein Königskind zu andern Kindern steht, als die Macht, 25 und zwar persönliche Macht des Königskindes und als die Ohnmacht der andern Kinder gefaßt. Will man es einmal als die „T at“ der andern Kinder fassen, daß sie sich von dem Königs¬ kinde kommandieren lassen, so beweist dies höchstens, daß sie Egoisten sind. „Die Eigenheit arbeitet in den kleinen Egoisten64 jo und treibt sie dazu, das Königskind zu exploitieren, einen Vorteil von ihm zu erhaschen. „Man“ (Hegel nämlich) „sagt, die Strafe sei das Recht des Verbrechers. Allein die Straflosigkeit ist ebenso sein Recht. Ge¬ lingt ihm sein Unternehmen, so geschieht ihm Recht, und gelingt 35 es nicht, so geschieht ihm gleichfalls Recht. Begibt sich Jemand tollkühn in Gefahren und kommt er darin um, so sagen wir wohl: es geschieht ihm recht, er hat es nicht besser gewollt. Besiegt er aber die Gefahren, d. h. siegt seine Macht, so hätte er auch Recht. Spielt ein Kind mit dem Messer und schneidet sich, so 40 geschieht ihm recht; aber schneidet sichs nicht, so geschieht ihm auch recht. Dem Verbrecher widerfährt daher wohl Recht, wenn er leidet, was er riskierte; warum riskiert ers auch, da er die mög¬ lichen Folgen kannte?“ p. 255. In dem Schluß dieses Satzes, in der Frage an den Verbrecher: 45
HL Sankt Max 303 Warum ers auch riskierte, wird der schulmeisterliche Unsinn des ganzen latent. Ob einem Verbrecher Recht geschieht, wenn er beim Einsteigen in ein Haus fällt und das Bein bricht, ob einem Kinde, wenn es sich schneidet — bei diesen wichtigen Fragen, die 5 nur einen Sankt Sancho beschäftigen können, kommt also nur her¬ aus, daß hier der Zuf all für meine Macht erklärt wird. Also im ersten Beispiel war Mein Tun, im zweiten das von mir un¬ abhängige gesellschaftliche Verhältnis, im dritten der Zufall „Meine Macht“. Doch diese widersprechenden Bestimmungen 10 haben wir schon bei der Eigenheit gehabt. Zwischen die obigen kinderfreundlichen / (70) [66b]/ Exempel legt Sancho noch folgendes erheiterndes Zwischenschiebsel ein: „Sonst eben hat das Recht eine wächserne Nase. Der Tiger, der Mich anfällt hat Recht, und Ich, der ihn niederstößt, jo hat auch Recht. Nicht Mein Recht wahre Ich gegen ihn, sondern Mich.“ p. 250. Im Vordersatz stellt sich Sankt Sancho in ein Rechtsverhältnis zum Tiger, und im Nachsatz fällt ihm ein, daß doch im Grunde kein Rechtsverhältnis stattfindet. Darum „eben hat das Recht 2o eine wächserne Nase66. Das Recht „des Menschen66 löst sich auf in das Recht „d e s Tigers“. — Hiermit ist die Kritik des Rechts beendet. Nachdem wir aus hundert früheren Schriftstellern längst wußten, daß das Recht aus der Gewalt hervorgegangen sei, erfahren wir noch von Sankt 25 Sancho, daß „das Recht66 „die Gewalt des Menschen66 ist, womit er alle Fragen über den Zusammenhang des Rechts mit den wirk¬ lichen Menschen und ihren Verhältnissen glücklich beseitigt und seine Antithese zu Stande gebracht hat. Er beschränkt sich darauf, das Recht als das aufzuheben, als was er es setzt, nämlich зо als das Heilige, d. h. das Heilige aufzuheben und das Recht stehen zu lassen. Diese Kritik des Rechts ist mit einer Menge von Episoden ver¬ ziert, nämlich mit allerlei Zeug, wovon bei Stehely Nachmittags von 2—4 gesprochen zu werden „pflegt66. 35 E p i s o d e 1. — „M e n sch e n r e ch t“ und „w ohlerworb- nes Recht“. „Als die Revolution die „Gleichheit66 zu einem „Rechte stempelte, flüchtete sie ins religiöse Gebiet, in die Region des Heiligen, des Ideals. Daher seitdem der Kampf um die heiligen, unveräußerlichen Menschenrechte. Gegen 4o das ewige Menschenrecht wird ganz natürlich und gleichberechtigt das „wohlerworbne Recht des Bestehenden66 geltend gemacht; Recht gegen Recht, wo natürlich Eins vom Andern als Unrecht ver¬ schrieen wird. Das ist der Rechtsstreit seit der Revolution.66 p. 248. Zuerst wird wiederholt, [66c]/ daß die Menschenrechte „das Hei- 45 lige“ sind, und daher seitdem der Kampf um die Menschenrechte
304 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil stattfindet. Womit Sankt Sancho bloß beweist, daß die materielhe Basis dieses Kampfes ihm heilig, d.h. fremd geblieben ist. — Weil „Menschenrecht“ und „wohlerworbnes Recht“ Beides „Rechte“ sind, so sind sie „gleichberechtigt“, und zwar hier iiin historischen Sinn „berechtigt“. Weil Beides im jur ist i - 5 sehen Sinn „Rechte“ sind, darum sind sie im historischem Sinn „gleichberechtigt“. In dieser Weise kann man Alles in kür¬ zester Frist abmachen, ohne etwas von der Sache zu wissen, umd z. B. bei dem Kampfe um die Komgesetze in England sagen: gegem den Profit (Vorteil) „wird dann ganz natürlich und gleichberechi- 10 tigt“ die Rente, die auch Profit (Vorteil) ist, „geltend gemacht6’. Vorteil gegen Vorteil, „wo natürlich Eins vom Andern ver¬ schrieen wird. Das ist der Kampf“ um die Komgesetze seit 1815 in England. — Übrigens konnte Stirner von vom herein sagen: Das bestehende Recht ist das Recht des Menschen, das Men-15 schenrecht. Man „pflegt“ es auch, von gewisser Seite her, „wohl¬ erworbnes Recht“ zu nennen. Wo bleibt also der Unterschied zwi¬ schen „Menschenrecht“ und „wohlerworbnem Recht“. Wir wissen schon, daß das fremde, heilige Recht das ist, was mir von Fremden gegeben wird. Da nun die Menschenrechte auch 20 die natürlichen angebomen Rechte genannt werden und bei Sankt Sancho der Name die Sache selbst ist, so sind sie also die mir von der Natur, d. h. der Geburt gegebenen Rechte. Aber „die wohl¬ erworbnen Rechte kommen auf dasselbe hinaus, nämlich auf die Natur, welche Mir ein Recht gibt, d. h. die Geburt und 25 weiter die Erbschaft“ und so weiter. „Ich bin als Mensch ge¬ boren ist gleich: Ich bin als Königssohn geboren.“ p. 249, 250, wo denn auch dem Babeuf der Vorwurf gemacht wird, daß er nicht dies dialektische Talent der Auflösung des Unterschiedes besessen habe. Da „Ich“ „unter allen Umständen“ „auch“ Mensch ist, wie зо Sankt Sancho später konzediert und diesem Ich daher „auch“ das, was es als Mensch hat, zu Gute kommt, wie ihm z. B. als Berliner der berliner Tiergarten zu Gute kommt, so kommt ihm „auch“ das Menschenrecht „unter allen Umständen“ zu gut. Da er aber keineswegs „unter allen Umständen66 als „Königssohn“ geboren зз ist, kommt ihm das „wohlerworbne Recht“ keineswegs „unter allen Umständen“ zu Gute. Auf dem Rechtsboden ist daher ein wesent¬ licher Unterschied zwischen „Menschenrecht“ und „wohlerworb¬ nem Recht“. Hätte er nicht seine Logik verdecken müssen, /[67]/ so „war hier zu sagen66: Nachdem Ich den Rechtsbegriff aufgelöst40 zu haben meine, in der Weise, wie Ich überhaupt aufzulösen „pflege66, so ist der Kampf um diese beiden speziellen Rechte ein Kampf innerhalb eines von Mir in Meiner Meinung aufgelösten Begriffes und braucht „daher“ von Mir gamicht weiter berührt zu werden. — Zur Vermehrung der Gründlichkeit hätte Sankt 45
ІП. Sankt Max 305 Sancho noch folgende neue Wendung hinzufiigen können: Auch das Menschenrecht ist erworben, also wohl erworben, und das wohlerworbne Recht ist von Menschen besessenes, menschliches, Menschenrecht. — Daß man übrigens solche 5 Begriffe, wenn man sie von der ihnen zu Grunde liegenden empi¬ rischen Wirklichkeit trennt, wie einen Handschuh umdrehen kann, ist bereits von Hegel ausführlich genug bewiesen, bei dem diese Methode den abstrakten Ideologen gegenüber berechtigt war. Sankt Sancho braucht sie also nicht erst durch seine „unbeholfenen66 10 „Machinationen66 lächerlich zu machen. Bis jetzt „liefen66 das wohlerworbne und das Menschenrecht „auf dasselbe hinaus66, damit Sankt Sancho einen außer sei¬ nem Kopf in der Geschichte existierenden Kampf in Nichts ver¬ flüchtigen konnte. Nun beweist uns unser Heiliger, daß er eben so 15 scharfsinnig im Distinguieren wie allmächtig im Zusammenwerfen ist, um einen neuen im „schöpferischen Nichts66 seines Kopfes existierenden schrecklichen Kampf hervorbringen zu können. „Ich will auch zugeben66 (großmütiger Sancho) „daß Jeder als Mensch geboren werde66 (mithin nach der obigen, dem Babeuf vor- 2o gehaltenen Weisung, auch als „Königssohn66) „mithin die Neu¬ geb о rn e n darin einander gleich seien . . . nur deshalb, weil sie sich noch als nichts anderes zeigen und betätigen, als eben als bloße — Menschenkinder, nackte Menschlein.66 Dagegen die Er¬ wachsenen sind „Kinder ihrer eignen Schöpfung66. Sie „besitzen 25 mehr als bloß angebome Rechte, sie haben Rechte e г w о г b e n66. (Glaubt Stimer, daß das Kind ohne seine eigne Tat aus dem Mut¬ terleib heraus kam, eine Tat, durch die es sich erst das „Recht66 außer dem Mutterleib zu sein, erwarb; und zeigt und betätigt sich jedes Kind nicht gleich von vom herein als „einziges66 Kind?) зо „Welcher Gegensatz, welch ein Kampffeld! Der alte Kampf der angebomenRechte und der wohl-/[67a]/erworbnenRechte!66 p.252. Welch ein Kampf der bärtigen Männer gegen die Säuglinge! Übrigens spricht Sancho bloß gegen die Menschenrechte, weil „man in neuester Zeit66 wieder dagegen zu sprechen „pflegte66. In 35 Wahrheit hat er auch diese angebomen Menschenrechte sich „er¬ worben66. In der Eigenheit hatten wir schon den „gebomen Freien66, wo er die Eigenheit zum angebomen Menschenrechte machte, in¬ dem er sich als bloß Gebomer schon als Freier zeigte und betätigte. Noch mehr: „Jedes Ich ist von Geburt schon ein Verbrecher 4o gegen den Staat66, wo das Staatsverbrechen zum angebomen Men¬ schenrecht wird und das Kind schon gegen etwas verbricht, was noch nicht für es, sondern wofür es existiert. Endlich spricht „Stir¬ ner66 später von „geb о rn en beschränkten Köpfen66, „gebor- n e n Dichtern66, „g e b о r n e n Musikern66 usw. Da hier die Macht 45 (musikalisches, dichterisches, resp. beschränktes Vermögen) Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 20
306 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil angeboren, und Recht = Macht ist, so sieht man wie „Stirner66 dem „Ich66 die angebomen Menschenrechte vindiziert, wenn auch die Gleichheit diesmal nicht unter ihnen figuriert. Episode 2. Bevorrechtigt und gleichberechtigt. Den Kampf um Vorrecht und gleiches Recht verwandelt unser 5 Sancho zunächst in den Kampf um die bloßen „Begriffe66 : bevor¬ rechtigt und gleichberechtigt. Damit erspart er es sich, etwas von der mittelalterlichen Produktionsweise, deren politischer Aus¬ druck das Vorrecht, und der modernen, deren Ausdruck das Recht schlechthin, das gleiche Recht ist, und von dem 10 Verhältnisse dieser beiden Produktionsweisen zu den ihnen ent¬ sprechenden Rechtsverhältnissen zu wissen. Er kann sogar die obigen beiden „Begriffe66 auf den noch einfacheren Ausdruck: gleich und ungleich reduzieren und nachweisen, daß Einem das¬ selbe (z. B. die andern Menschen, ein Hund usw.) je nachdem и gleichgültig, d. h. gleich oder nicht gleich gültig, d. h. ungleich, verschieden, bevorzugt sein können usw., usw. — „Ein Bruder aber, der niedrig ist, rühme sich seiner Höhe.66 Saint-Jacques le bonhomme 1, 9. II. Das Gesetz Wir haben hier dem Leser ein großes Mysterium unsres heili¬ gen Mannes / {71} [67b]/ zu enthüllen — nämlich, daß er seine ganze Abhandlung über das Recht mit einer allgemeinen Erklä¬ rung des Rechts beginnt, die ihm „entspringt66, solange er vom Recht spricht und von ihm erst dann wieder eingefangen wird, so- 25 bald er auf ganz etwas Anderes, nämlich auf das Gesetz, zu spre¬ chen kommt. Damals rief das Evangelium unserm Heiligen zu: Richtet nicht, auf daß Ihr nicht gerichtet werdet — und er tat seinen Mund auf, lehrete und sprach: „Das Recht ist der Geist der Gesellschaft.66 (Die зо Gesellschaft aber ist das Heilige). „Hat die Gesellschaft einen Willen, so ist dieser Wille eben das Recht: sie besteht nur durch das Recht. D а sie aber nur dadurch besteht66 (nicht durch das Recht, sondern nur dadurch), „daß sie über die Ein¬ zelnen eine Herrschaft ausübt, so ist das Recht ihr Herr-35 scherwill e66. P. 244. D. h. „das R e c h t . . ist . . hat . . so . . eben . , besteht nur . . da . . aber nur dadurch besteht . . daß . . so . . Herrscherwille.66 Dieser Satz ist der vollendete Sancho. Dieser Satz „entsprang66 unsrem Heiligen damals, weil er nickt in seine Thesen paßte und wird jetzt teilweise wieder eingefanger, 40 weil er ihm jetzt teilweise wieder paßt. „Es dauern die Staaten so lange, als es einen herrschenden Willen gibt, und dieser herrschende Wille als gleich¬
III. Sankt Max 307 bedeutend mit dem eignen Willen angesehen wird. Des Herrn Wille ist Gesetz.“ p. 256. Der Herrscherwille der Gesellschaft = Recht, Der herrschende Wille = Gesetz — 5 Recht = Gesetz. „Mitunter“, d. h. als Wirtshausschild seiner „Abhandlung66 über das Gesetz, wird sich auch noch ein Unterschied zwischen Recht und Gesetz herausstellen, der merkwürdiger Weise beinahe ebensowenig mit seiner „Abhandlung“ über das Gesetz zu tim hat, io als die „entsprungene“ Definition des Rechts mit der „Abhand¬ lung“ über das „Recht“: „Was aber Recht, was in einer Gesell¬ schaft Rechtens ist, das kommt а u ch zu Worte — im G e s e t z e.“ p. 255. Dieser Satz ist eine „unbeholfene“ Kopie aus Hegel: „Was gesetzmäßig, ist die Quelle der Erkenntnis dessen, was Recht ist 15 oder eigentlich was Rechtens ist.“ Was Sankt Sancho „zu Worte kommen“ heißt, nennt Hegel auch „gesetzt“, „gewußt66 etc. Rechts¬ philosophie, §211 seqq. Warum Sankt Sancho das Recht als „den /71a [67c]/ Willen66 oder „Herrscherwillen66 der Gesellschaft aus seiner „Abhand- 2o lung“ über das Recht ausschließen mußte, ist sehr begreiflich. Nur insoweit das Recht als Macht des Menschen bestimmt war, konnte er es als seine Macht in sich zurücknehmen. Er mußte also seiner Antithese zulieb die materialistische Bestim¬ mung der „Macht66 festhalten und die idealistische des „W i 1 - 25 lens66 „entspringen“ lassen. Warum er jetzt, wo er vom „Ge¬ setze“ spricht, den „Willen“ wieder einfängt, werden wir bei den Antithesen über das Gesetz sehen. In der wirklichen Geschichte bildeten diejenigen Theoretiker, die die Macht als die Grundlage des Rechts betrachteten, den зо direktesten Gegensatz gegen diejenigen, die den Willen für die Basis des Rechts ansehen, — einen Gegensatz, den Sankt Sancho auch als den von Realismus (Kind, Alter, Neger pp) und Idealis¬ mus (Jüngling, Neuer, Mongole pp) auffassen könnte. Wird die Macht als die Basis des Rechts angenommen, wie es Hobbes etc. 35 tun, so sind Recht, Gesetz pp nur Symptom, Ausdruck anderer Verhältnisse, auf denen die Staatsmacht beruht. Das materielle Leben der Individuen, welches keineswegs von ihrem bloßen „Wil¬ len“ abhängt, ihre Produktionsweise und die Verkehrsform, die sich wechselseitig bedingen, ist die reelle Basis des Staats, und 40 bleibt es auf allen Stufen, auf denen die Teilung der Arbeit und das Privateigentum noch nötig sind, ganz unabhängig vom Wil¬ len der Individuen. Diese wirklichen Verhältnisse sind keines¬ wegs von der Staatsmacht geschaffen, sie sind vielmehr die sie schaffende Macht. Die unter diesen Verhältnissen herrschenden In¬ 20*
308 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil dividuen müssen, abgesehen davon, daß ihre Macht sich als Staat konstituieren muß, ihrem, durch diese bestimmten Ver¬ hältnisse /71b[68]/ bedingten Willen einen allgemeinen Ausdruck als Staatswillen geben, als Gesetz — einen Ausdruck, dessen In¬ halt immer durch die Verhältnisse dieser Klasse gegeben ist, wie з das Privat- und Kriminalrecht aufs Klarste beweisen. Sowenig es von ihrem idealistischen Willen oder Willkür abhängt, ob ihre Körper schwer sind, so wenig hängt es von ihm ab, ob sie ihren eignen Willen in der Form des Gesetzes durchsetzen und zugleich von der persönlichen Willkür jedes Einzelnen unter ihnen unab- jo hängig setzen. Ihre persönliche Herrschaft muß sich zugleich als eine Durchschnittsherrschaft konstituieren. Ihre persönliche Macht beruht auf Lebensbedingungen, die sich als Vielen gemeinschaft¬ liche entwickeln, deren Fortbestand sie als Herrschende gegen andere und zugleich als für Alle geltende zu behaupten haben. is Der Ausdruck dieses durch ihre gemeinschaftlichen Interessen be¬ dingten Willens ist das Gesetz. Grade das Durchsetzen der von ein¬ ander unabhängigen Individuen und ihrer eignen Willen, das auf dieser Basis in ihrem Verhalten gegeneinander notwendig ego¬ istisch ist, macht die Selbstverleugnung im Gesetz und Recht nötig, 20 Selbstverleugnung im Ausnahmsfall, Selbstbehauptung ihrer In¬ teressen im Durchschnittsfall (die daher nicht ihnen, sondern nur dem „mit sich einigen Egoisten66 für Selbstverleugnung gilt). Dasselbe gilt von den beherrschten Klassen, von deren Willen es ebensowenig abhängt, ob Gesetz und Staat bestehen. Z. B. solange 25 dieProduktivkräfte noch nicht soweit entwickelt sind, um die Kon¬ kurrenz überflüssig zu machen, und deshalb die Konkurrenz immer wieder hervorrufen würden, solange würden die beherrsch¬ ten Klassen das Unmögliche wollen, wenn sie den „Willen66 hät¬ ten, die Konkurrenz und mit ihr Staat und Gesetz abzuschaffen, зо Übrigens entsteht dieser „Wille66, ehe die Verhältnisse so weit ent¬ wickelt sind, daß sie ihn produzieren können, auch nur in der Einbildung des Ideologen. Nachdem die Verhältnisse weit genug entwickelt waren, ihn zu produzieren, kann der Ideologe diesen Willen als einen bloß willkürlichen und daher zu allen Zeiten und 35 unter allen Umständen faßbaren sich vorstellen. — Ebensowenig wie das Recht, geht das Verbrechen, d. h. der Kampf des isolier¬ ten Einzelnen gegen die herrschenden Verhältnisse, /71c[68a]/ aus der reinen Willkür hervor. Es hat vielmehr dieselben Bedingungen wie jene Herrschaft. Dieselben Visionäre, die im Recht und Ge- 40 setz die Herrschaft eines für sich selbstständigen allgemeinen Wil¬ lens erblicken, können im Verbrechen den bloßen Bruch des Rechts und Gesetzes sehen. Nicht der Staat besteht also durch den herrschenden Willen, sondern der aus der materiellen Lebens¬ weise der Individuen hervorgehende Staat hat auch die Gestalt 45
III. Sankt Max 309 eines herrschenden Willens. Verliert dieser die Herrschaft, so hat sich nicht nur der Wille, sondern auch das materielle Dasein und Leben der Individuen, und bloß deswegen ihr Wille, verändert. Es ist möglich, daß Rechte und Gesetze sich „forterben“, aber sie з sind dann auch nicht mehr herrschend, sondern nominell, wovon die altrömische und englische Rechtsgeschichte eklatante Beispiele liefern. Wir sahen schon früher, wie bei den Philosophen ver¬ mittelst der Trennung der Gedanken von den ihnen zur Basis dienenden Individuen und ihren empirischen Verhältnissen eine 10 Entwicklung und Geschichte der bloßen Gedanken entstehen konnte. Ebenso kann man hier wieder das Recht von seiner realen Basis trennen, womit man dann einen „Herrscherwillen“ heraus¬ bekommt, der sich in den verschiedenen Zeiten verschieden modi¬ fiziert und in seinen Schöpfungen, den Gesetzen, eine eigne selbst- 15 ständige Geschichte hat. Womit sich die politische und bürgerliche Geschichte in eine Geschichte der Herrschaft von aufeinander¬ folgenden Gesetzen ideologisch auflöst. Dies ist die spezifische Illusion der Juristen und Politiker, die Jacques le bonhomme sans fagon adoptiert. Er macht sich dieselbe Illusion, wie etwa Fried- 2o rieh Wilhelm IV., der auch die Gesetze für bloße Einfälle des Herrscherwillens hält und daher immer findet, daß sie am „plum¬ pen Etwas“ der Welt scheitern. Kaum feine] seinefr] durchaus un¬ schädlichen Marotten realisiert er weiter als in Cabinetsordren. Er befehle einmal 25 Millionen Anleihen, den hundertzehnten 25 Teil der englischen Staatsschuld, und er wird sehen./{72} [68b]/ wessen Wille sein Herrscherwille ist. Wir werden übrigens auch später finden, daß Jacques le bonhomme die Phantome oder Spuke seines Souverains und Mitberliners als Dokumente benutzt, um daraus seine eignen theoretischen Sparren über Recht, Gesetz, зо Verbrechen usw. zu spinnen. Es darf uns dies um soweniger wun¬ dem, da selbst der Spuk der Vossischen Zeitung ihm zu wieder¬ holten Malen etwas „präsentiert“, z. B. den Rechtsstaat. Die ober¬ flächlichste Betrachtung der Gesetzgebung, z. B. der Armengesetz¬ gebung in allen Ländern wird zeigen, wie weit es die Herrschen- 35 den brachten, wenn sie durch ihren bloßen „Herrscherwillen“, d. h. als nur Wollende, irgend etwas durchsetzen zu können sich einbildeten. Sankt Sancho muß übrigens die Illusion der Juristen und Politiker über den Herrscherwillen akzeptieren, um in den Gleichungen und Antithesen, an denen wir uns gleich ergötzen 4o werden, seinen eignen Willen herrlich leuchten lassen zu können, und dahin zu kommen, daß er sich irgend einen Gedanken, den er sich in den Kopf gesetzt hat. wieder aus dem Kopf schlagen kann. ..Meine lieben Brüder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in An¬ fechtungen fallet“. Saint-Jacques le bonhomme I, 2. —
310 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Gesetz = Herrscherwille des Staats, = Staatswillen. Antithesen: Staatswille, fremder Wille — Mein Wille, eigner Wille. Herrscherwille des Staats — Eigner Wille Meiner 5 — Mein Eigenwille. Staatseigne, die das Gesetz des] l’d^cS^fS^selbst Staats tragen | ( « p 268 /72a[68c]/ Gleichungen: A. Der Staatswille = Nicht Mein Wille. B. Mein Wille = Nicht der Staatswille. C. Wille = Wollen. D. Mein Wille = Nichtwollen des Staats, = Wille wider den Staat, 15 = Widerwille gegen den Staat. E. Den Nichtstaat wollen = Eigenwille Eigenwille = Den Staat nicht wollen. F. Der Staatswille = Das Nichts Meines Willens, = Meine Willenlosigkeit. 20 G. Meine Willenlosigkeit = Sein des Staatswillens. (Schon aus dem Früheren wissen wir, daß das Sein des Staats- willens gleich ist dem Sein des Staats, woraus sich folgende neue Gleichung ergibt:) H. Meine Willenlosigkeit = Sein des Staats. 25 I. Das Nicht Meiner Willen¬ losigkeit = Nichtsein des Staats. K. Der Eigenwille = Das Nichts des Staats. L. Mein Wille = Nichtsein des Staats. Note 1. Schon nach dem oben zitierten Satze von p. 256 „dauern зо die Staaten solange, als der herrschende Wille als gleich¬ bedeutend mit dem eignen Willen angesehen wird.“ Note 2. — „Wer, um zu bestehen“ (wird dem Staat ins Ge¬ wissen geredet) „auf die Willenlosigkeit Andrer rechnen muß, der ist ein Machwerk dieser Andern, wie der Herr ein 35 Machwerk des Dieners ist.“ p. 257. (Gleichungen F. G. H. I.) Note 3. „Der eigne Wille Meiner ist der Verder¬ ber des Staats. Er wird deshalb von Letzterem als Eigen¬ wille gebrandmarkt. Der eigne Wille und der Staat sind todfeindliche Mächte, zwischen welchen kein ewiger Friede mög- 40 lieh ist.“ p.257. — „Daher überwacht er auch wirklich Alle, er
IIL Sankt Max 311 sieht in Jedem einen Egoisten66 (den Eigenwillen) „und vor dem Egoisten fürchtet er sich.66 p.263. „Der Staat . . . widersetzt sich dem Zweikampf, . . . selbst jede Prügelei wird gestraft66 (auch wenn man die Polizei nicht herbeiruft), p. 245. 5 Note 4. „Für ihn, den Staat, ists unumgänglich nötig, daß Niemand einen eignen Willen habe; hätte ihn Einer, so müßte der Staat ihn ausschließen66 /72b[69]/ (einsperren, ver¬ bannen); „hätten ihn Alle66 („wer ist diese Person, die Ihr „Alle66 nennt?66) „so schafften sie den Staat ab66. P. 257. Dies kann io nun auch rhetorisch ausgeführt werden: „Was helfen Deine Ge¬ setze, wenn sie Keiner befolgt, was Deine Befehle, wenn sich Niemand befehlen läßt?66 p. 256. Note 5. Die einfache Antithese: Staatswille — Mein Wille er¬ hält im Folgenden eine scheinbare Motivierung: „Dächte Man 15 sich auch selbst den Fall, daß jeder Einzelne im Volk den glei¬ chen Willen ausgesprochen hätte, und hierdurch ein vollkommener Gesamtwille66 (!) „zu Stande gekommen wäre: die Sache bliebe dennoch dieselbe. Wäre Ich nicht an Meinen gestrigen Wil¬ len heute und ferner gebunden? . . . Mein Geschöpf, nämlich ein 2o bestimmter Willensausdruck, wäre Mein Gebieter geworden; Ich aber, . . . der Schöpfer, wäre in Meinem Flusse und Meiner Auf¬ lösung gehemmt. ... Weil Ich gestern ein Wollender war, bin Ich heute ein Willenloser, gestern /72c[69a]/ freiwillig, heute unfrei¬ willig.66 p.258. 25 Den alten, von Revolutionären wie Reaktionären schon oft aus¬ gesprochenen Satz, daß in der Demokratie die Einzelnen ihre Sou- veränetät nur für einen Moment ausüben, dann aber sogleich wie¬ der von der Herrschaft zurücktreten, sucht sich Sankt Sancho hier auf eine „unbeholfene66 Art anzueignen, indem er seine phäno- 30 menologische Theorie von Schöpfer und Geschöpf auf ihn an¬ wendet. Die Theorie von Schöpfer und Geschöpf benimmt diesem Satze aber allen Sinn. Sankt Sancho ist nach dieser seiner Theorie nicht heute ein Willenloser, weil er seinen gestrigen Willen ge¬ ändert hat, d. h. einen anders bestimmten Willen hat, und nun das 35 dumme Zeug, was er gestern als seinen Willensausdruck zum Ge¬ setz erhob, seinen heutigen besser erleuchteten Willen als Band oder Fessel drückt. Nach seiner Theorie muß vielmehr sein heutiger Wille die Verneinung seines gestrigen sein, weil er die Verpflichtung hat, sich als Schöpfer auflösend zu seinem gestrigen 4o Willen zu verhalten. Nur als „Willenloser66 ist er Schöpfer, als wirklich wollender ist er stets Geschöpf. (Siehe die „Phänomeno¬ logie66). Dann aber ist er, „weil er gestern ein Wollender war66, keineswegs heute ein „Willenloser66, sondern vielmehr ein W i - derwilliger gegen seinen gestrigen Willen, mag dieser die 45 Form des Gesetzes angenommen haben oder nicht. Er kann ihn in
312 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil beiden Fällen auflösen, wie er überhaupt aufzulösen pflegt, näm¬ lich als seinen Willen. Damit hat er dem mit sich einigen Egoismus vollkommen Genüge geleistet. Ob also sein gestriger Wille als Gesetz eine Existenzform außer seinem Kopfe angenom¬ men hat, oder nicht, ist hier ganz gleichgültig, besonders wenn wir 5 bedenken, wie schon oben das „aus ihm heraus entsprungene Wort“ sich ebenfalls rebellisch gegen ihn verhielt. Und dann will im obigen Satze Sankt Sancho ja nicht seine Eigenwilligkeit, son¬ dern seine Freiwilligkeit, Willensfreiheit, Freiheit wahren, was ein arger Verstoß gegen den Moralkodex des mit 10 sich einigen Egoisten ist. In diesem Verstoße befangen, geht Sankt Sancho sogar soweit, daß er die, oben so sehr verschrieene, inner¬ liche Freiheit, die Freiheit des Widerwillens, als die wahre Eigen¬ heit proklamiert. „Wie zu ändern?“ ruft Sancho aus. „Nur dadurch, daß Ich 15 keine Pflicht anerkenne, d. h. Mich nicht binde oder binden lasse. — Allein man wird Mich binden! — Meinen Willen kann Niemand binden und Mein Widerwille bleibt frei!“ p.258. „Pauken und Trompeten huldigen Seiner jungen Herrlich- 20 keit!“ /{73} [69b]/ Wobei Sankt Sancho vergißt die „einfache Re¬ flexion anzustellen“, daß sein „Wille“ allerdings insofern „gebun¬ den“ ist, als er wider seinen Willen ein „W i d e r wille“ ist. In dem obigen Satze über das Gebundensein des Einzelwillens 25 durch den als Gesetz ausgedrückten allgemeinen Willen vollendet sich übrigens die idealistische Anschauungsweise vom Staat, für die es sich bloß vom Willen handelt und die bei französischen und deutschen Schriftstellern zu den spitzfindigsten Quästiunculis ge¬ führt hat. зо Wenn es sich übrigens nur um das „Wollen“, nicht um das „Kön¬ nen“, und im schlimmsten Falle nur um den „Widerwillen“ han¬ delt. so ist nicht abzusehen, warum Sankt Sancho einen so er- gie-/73a[69c]/bigen Gegenstand des „Wollens“ und „Widerwil¬ lens“ wie das Staatsgesetz ist, platterdings beseitigen will. 35 „Gesetz überhaupt pp — soweit sind wir heute“. P. 256. Was Jacques le bonhomme nicht alles glaubt. — Die bisherigen Gleichungen waren rein vernichtend gegen der Staat und das Gesetz. Der wahre Egoist mußte sich rein ver¬ nichtend gegen Beide verhalten. Die Aneignung vermißten wir. 40 obwohl wir dagegen die Freude hatten, Sankt Sancho das große
III. Sankt Max 313 Kunststück verrichten zu sehen, wie man durch eine bloße Ver¬ änderung des Willens, die natürlich wieder vom bloßen Willen abhängt, den Staat vernichtet. Indessen auch an der Aneignung fehlt es hier nicht, obgleich sie hier nur ganz nebenherläuft und 5 erst später „mitunter“ Resultate haben kann. Die obigen zwei Anti¬ thesen: Staatswille, fremder Wille — Mein Wille, eigner Wille, Herrscherwille des Staats — Eigner Wille Meiner können auch so zusammengefaßt werden: 10 Herrschaft des fremden 1 _J Herrschaft des eignen Willens J l Willens. In dieser neuen Antithese, die übrigens seiner Vernichtung des Staats durch seinen Eigenwillen fortwährend versteckt zu Grunde lag, eignet er sich die politische Illusion über die Herrschaft der 15 Willkür, des ideologischen Willens an. Er konnte dies auch so aus¬ drücken: Willkür des Gesetzes — Gesetz der Willkür. Zu dieser Einfachheit des Ausdrucks hat es Sankt Sancho indes nicht gebracht. 2o In der Antithese III haben wir schon ein „Gesetz in ihm“; aber er eignet sich das Gesetz noch direkter an in folgender Antithese: Gesetz, Willenserklärung des Staats Gesetz, Willenserklärung Mei¬ ner, Meine Willenserklä¬ rung. 25 „Es kann Jemand wohl erklären, was er sich gefallen lassen will, mithin durch ein Gesetz das Gegenteil sich verbitten“ pp, p. 256. Dies Verbitten wird mit obligaten Drohungen begleitet. /73b [70]/ Diese letzte Antithese ist von Wichtigkeit für den Ab¬ schnitt über das Verbrechen. — зо Episoden.?. 256 wird uns erklärt, daß „Gesetz“ von „will¬ kürlichem Befehl, Ordonnanz“ nicht verschieden sei, weil Beides = „Willenserklärung“, mithin „Befehl“. — P. 254, 255, 260, 263 wird unter dem Schein, als werde von „dem Staat“ gespro¬ chen, der preußische Staat untergeschoben und die wichtig- 35 sten Fragen der Vossischen Zeitung über Rechtsstaat, Absetzbar¬ keit der Beamten, Beamtenhochmut und dergl. dummes Zeug ver¬ handelt. Das einzig Wichtige ist die Entdeckung, daß die altfran¬ zösischen Parlamente auf dem Rechte bestanden, königliche Edikte zu registrieren, weil sie „nach eignem Rechte richten“ 40 wollten. Das Registrieren der Gesetze durch die französischen Par¬ lamente kam auf zugleich mit der Bourgeoisie und der für die da¬
314 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil mit absolut werdenden Könige gesetzten Notwendigkeit, sowohl dem Feudaladel wie fremden Staaten gegenüber einen fremden Willen, von dem der ihrige abhängig sei, vorzuschützen, und zu¬ gleich den Bourgeois eine Garantie zu geben. Sankt Max kann sich dies aus der Geschichte seines geliebten Franz I. eines Weiteren j verständlich machen; im Übrigen möge er sich aus den vierzehn Bänden Des Etats generaux et autres assemblees nationales, Paris 1788, über das, was die französischen Parlamente wollten oder nicht wollten und was sie zu bedeuten hatten, einigermaßen Rats erholen, ehe er sie wieder in den Mund nimmt. Überhaupt wäre 10 es wohl am Ort, hier eine kurze Episode über die Belesenheit unsres eroberungssüchtigen Heiligen einzulegen. Abgesehen von den theoretischen Büchern, wie Feuerbachs, und B. Bauers Schrif¬ ten, sowie von der Hegelschen Tradition, die seine Hauptquelle bildet — abgesehen von diesen notdürftigsten theoretischen Quel- len benutzt und zitiert unser Sancho folgende historische Quellen.- Für die französische Revolution Rutenbergs politische Reden und die Bauerschen Denkwürdigkeiten; für den Kommunismus Proud- hon, A. Beckers Volksphilosophie, die „21 Bogen“, und den Bluntschli-Bericht; für den Liberalismus die Vossische Zeitung, 20 die sächsischen Vaterlandsblätter, die badische Kammer, wieder die „21 Bogen“ und E. Bauers epochemachende Schrift; außer¬ dem werden noch hier und da als historische Belege zitiert: die Bibel, Schlossers 18tes Jahrhundert, Louis Blanc Histoire de dix ans, Hinrichs politischen Vorlesungen, Bettina: dies Buch gehört 25 dem Könige, Heß’ Triarchie, die deutsch-französischen Jahr¬ bücher, die Züricher Anekdota, Moritz Carriere über den / [70a] I Kölner Dom, Sitzung der Pariser Pairskammer vom 25. April 1844, Karl Nauwerck, Emilia Galotti, die Bibel — kurz, das ganze Berliner Lesekabinett samt seinem Eigentümer Willibald зо Alexis Cabanis. Man wird es nach dieser Probe von Sanchos tiefen Studien erklärlich finden, daß so unendlich viel Fremdes, d.h. Heiliges für ihn in dieser Welt existiert. III. Das Verbrechen Note 1. „Läßt Du Dir von einem Andern Recht geben, so mußt 35 Du nicht minder Dir von ihm Unrecht geben lassen. Kommt Dir von ihm die Rechtfertigung und Belohnung, so erwarte auch seine Anklage und Strafe. Dem Rechte geht das Unrecht, der Ge¬ setzlichkeit das Verbrechen zur Seite. Was — bist — Du? — Du — bist — ein — Verbrecher!!“ p.262. 40 Dem Code civil geht der code penal, dem code penal der code
ІП. Sankt Max 315 de commerce zur Seite. Was bist Du? Du bist ein — Gommer- gant! Sankt Sancho konnte uns diese nervenerschiittemde Über¬ raschung sparen. Bei ihm hat das: „Läßt Du Dir von einem An- 5 dem Recht geben, so mußt Du Dir auch Unrecht von ihm geben lassen“, allen Sinn verloren, insofern dadurch eine neue Bestim¬ mung hinzu kommen soll; denn bei ihm heißt es schon nach einer früheren Gleichung: Läßt Du Dir von einem Andern Recht geben, so läßt Du Dir fremdes Recht, also Dein Unrecht geben. /174ІІ70Ы/ A. Einfache Kanonisation von Ver¬ brechen und Strafe a) Verbrechen Was das Verbrechen anbetrifft, so ist es, wie wir schon sahen, der Name für eine allgemeine Kategorie des mit sich einigen Egoi- 15 sten, Negation des Heiligen, Sünde. In den angeführten Anti¬ thesen und Gleichungen über die Beispiele des Heiligen: Staat, Recht, Gesetz konnte die negative Beziehung des Ich auf diese Hei¬ ligen oder die Kopula auch Verbrechen genannt werden, wie bei der Hegelschen Logik, die ebenfalls ein Beispiel des Heiligen ist, 2o Sankt Sancho auch sagen kann: Ich bin nicht die Hegelsche Logik, Ich bin ein Sünder gegen die Hegelsche Logik. Er mußte nun, da er vom Recht, Staat pp sprach, fortfahren: Ein andres Beispiel der Sünde oder des Verbrechens sind die sogenannten juristi¬ schen oder politischen Verbrechen. Statt dessen tut er uns 25 wieder ausführlich dar, daß diese Verbrechen seien die Sünde gegen das Heilige, „ die fixe Idee, „ „ „ das Gespenst, „ .. „ „den Menschen“. зо „Nur gegen ein Heiliges gibt es Verbrecher.“ p. 268. „Der Kriminalkodex hat nur durch das Hei¬ lige Bestand.“ p. 318. „Aus der fixen Idee entstehen die Verbrechen.66 p. 269. „Man sieht hier, wie es wieder „d e r Mensch66 ist, der auch 35 den Begriff des Verbrechens, der Sünde und damit den des Rechts zuWege bringt.66 (Vorhin war es umgekehrt). „Ein Mensch, in welchem Ich nicht den Menschen erkenne, ist ein Sünder.66 p. 268. Note 1. — „Kann Ich annehmen, daß Einer gegen Mich ein 4o Verbrechen begehe66 (wird im Gegensatz zum französischen Volk in der Revolution behauptet), „ohne anzu-/[70c]/nehmen, daß er so handeln müsse, wie Ich’s für gut finde? Und dieses Handeln
316 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil nenne Ich das Rechte, Gute pp, das Abweichende ein Verbrechen. Mithin denke Ich, die Andern müßten auf dasselbe Ziel mit Mir losgehen ... als Wesen, die irgend einem „vernünftigen“ Gesetze“ (Beruf! Bestimmung! Aufgabe! Das Heilige!!!) „ge¬ horchen sollen. Ich stelle auf, was der Mensch sei, und was 5 wahrhaft menschlich handeln heiße, und fordere von Jedem, daß ihm dies Gesetz Norm und Ideal werde, widrigenfalls er sich als Sünder und Verbrecher ausweise . .“ p. [267,] 268. Dabei weint er eine ahnungsvolle Träne auf dem Grabe der „eigenen Menschen“, die zur Schreckenszeit vom souveränen Volk im 10 Namen des Heiligen geschlachtet wurden. Er zeigt weiter an einem Beispiel, wie von diesem heiligen Standpunkt aus die Namen der wirklichen Verbrechen konstruiert werden können. „Wird, wie in der Revolution, das, was das Gespenst, der Mensch sei, als „guter Bürger“ gefaßt, sogibtes von diesem Begriffe des Men- is sehen die bekannten „politischen Vergehen und Verbrechen.““ (Soll heißen: so gibt dieser Begriff pp die bekannten Ver¬ brechen von sich.) p. 269. Wie sehr die Leichtgläubigkeit in dem Abschnitt über das Verbrechen die vorherrschende Qualität unsres Sancho ist, davon haben wir hier ein glänzendes Exempel, 20 indem er die Sansculotten der Revolution vermittelst einer synony¬ mischen Mißhandlung des Wortes citoyen in Berliner „gute Bür¬ ger“ verwandelt. „Gute Bürger und treue Beamte“ gehören nach Sankt Max unzertrennlich zusammen. „Robespierre z. B., Saint Just usw.“ wären also die „treuen Beamten“, während Danton 25 einen Kassendefekt sich zu Schulden kommen ließ und die Gelder des Staats verschleuderte. Sankt Sancho hat einen guten Anfang zu einer Revolutionsgeschichte für den preußischen Bürger und Land¬ mann gemacht. — Note 2. — Nachdem Sankt Sancho uns so das politische und зо juristische Verbrechen als ein Beispiel des Verbrechens über¬ haupt, nämlich seiner Kategorie des Verbrechens, der Sünde, der Negation, Feindschaft, Beleidigung, Verachtung des Heiligen, des unanständigen Betragens gegen das Heilige, vorgeführt hat, kann er nun getrost erklären: „Im Verbrechen hat sich /[71]/ bisher 35 der Egoist behauptet und das Heilige verspottet.“ p. 319. An die¬ ser Stelle werden alle bisherigen Verbrechen dem mit sich einigen Egoisten ins Credit geschrieben, obwohl wir späterhin wieder Eini¬ ges davon ins Debet werden übertragen müssen. Sancho glaubt, man habe bisher nur Verbrechen begangen, um „das Heilige“ zu 40 verspotten und sich nicht gegen die Dinge, sondern gegen das Hei¬ lige а n den Dingen zu behaupten. Weil der Diebstahl eines armen Teufels, der sich einen fremden Taler aneignet, unter die Kate¬ gorie des Verbrechens gegen das Gesetz subsumiert werden kann, darum beging dieser arme Teufel den Diebstahl aus reiner Lust, 45
III. Sankt Max 317 das Gesetz zu brechen. Gerade wie Jacques le bonhomme sich oben einbildete, nur um des Heiligen willen seien überhaupt Gesetze gegeben worden, und nur um des Heiligen willen würden Diebe eingesteckt. 5 b) Strafe Da wir gerade mit juristischen und politischen Verbrechen uns zu schaffen machen, so findet sich bei dieser Gelegenheit, daß der¬ gleichen Verbrechen „im gewöhnlichen Verstände“ eine Strafe nach sich zu ziehen pflegen, oder auch, wie geschrieben steht, „der 10 Tod der Sünde Sold ist.“ — Es versteht sich nun, nachdem, was wir bereits über das Verbrechen vernommen haben, daß die Strafe die Selbstverteidigung und Abwehr des Heiligen gegen die Entheiliger ist. Note 1. „Die Strafe hat nur dann einen Sinn, wenn sie Sühne 15 für Verletzung eines Heiligen sein soll.“ p. 316. In der Strafe „verfallen Wir in die Torheit, das Recht, den Spuk“ (das Heilige) „befriedigen zu wollen. Das Heilige soll sich“ hier „gegen den Menschen wehren“. (Sankt Sancho „verfällt hier in die Torheit“, „den Menschen66 für „die Einzigen66, „eignen Ichs66 usw. zu ver- 2o sehen) p. 318. Note 2. — „Der Kriminalkodex hat nur durch das Heilige Be¬ stand und verkommt von selbst, wenn man die Strafe aufgibt.66 p. 318. Sankt Sancho will eigentlich sagen: die Strafe verkommt von selbst, wenn man den Kriminalkodex aufgibt, d.h. die Strafe 25 /[71a]/ besteht nur durch den Kriminalkodex. „Ist aber nicht ein66 nur durch die Strafe existierender Kriminalkodex „ein Unsinn und ist eine66 nur durch den Kriminalkodex existierende Strafe „nicht auch ein Unsinn?66 (Sancho contra Heß, Wig. p. 186). Sancho versieht hier den Kriminalkodex für ein Lehrbuch der зо theologischen Moral. Note 3. — Als Beispiel, wie aus der fixen Idee das Verbrechen entsteht, Folgendes: „Die Heiligkeit der Ehe ist eine fixe Idee. Aus der Heiligkeit folgt, daß die Untreue ein Ver¬ brechen ist und es setzt daher ein gewisses Ehegesetz66 35 (zum großen Ärger der „d Kammern66 und des „Kaisers aller R “, nicht minder des „Kaisers von Japan66 und des „Kaisers von China66 und speziell des „Sultans66), „eine kürzere oder längere Strafe darauf.66 p. 269. — Friedrich Wilhelm IV., der da glaubt, nach dem Maßstabe des Heiligen Gesetze geben zu 40 können, und sich deswegen stets mit aller Welt brouilliert, kann sich damit trösten, daß er an unsrem Sancho wenigstens Einen Staatsgläubigen gefunden hat. Sankt Sancho vergleiche das preu¬ ßische Ehegesetz, das bloß im Kopfe seines Autors existiert, ein¬ mal mit den praktisch geltenden Bestimmungen des Code civil, wo
318 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil er den Unterschied zwischen heiligen und weltlichen Ehegesetzen finden kann. In der preußischen Phantasmagorie soll die Heilig¬ keit der Ehe von Staatswegen sowohl gegen den Mann wie gegen die Frau geltend gemacht werden; in der französischen Praxis, wo die Frau als Privateigentum des Mannes angesehen wird, kann nur 5 die Frau, und auch sie nur auf Verlangen des Mannes, der sein Eigentumsrecht geltend macht, wegen Ehebruch bestraft werden. B. Aneignung von Verbrechen und Strafe durch Antithese Brechen des Gesetzes des Men- 10 Verbrechen im Sinne des Men- _ sehen (der Willenserklä- schen rung des Staats, der Staats¬ gewalt) p. 259 ff. Verbrechen im Sinne Meiner — Brechen des Gesetzes Meiner (Meiner Willenserklärung, 15 Meiner Gewalt) p. 256 und passim. Diese beiden Gleichungen stehen einander antithetisch gegenüber und gehen bloß aus dem Gegensatz von „der Mensch“ und „Ich“ hervor. Sie sind nur Zusammenfassung des bereits Dagewesenen. 20 Das Heilige straft den „Ich“ — „Ich strafe den „Ich“. /75[71b]/ Verbrech en = Feindschaft gegen das Gesetz des Menschen (das Hei¬ lige). Verbrecher = der Feind oder Geg¬ ner gegen den Heili¬ gen (das Heilige als moralische Person). Strafen = Sich Wehrendes Heiligen gegen „Ich“. Strafe = Genugtuung (Rache) des Menschen gegen „Ich“. Feindschaft = Verbre¬ chen ge¬ gen das 25 Gesetz Meiner. 30 Feind oder G e g n e r = der Verbrechergegen„Ich“,den Leiblichen. 35 Mich Wehren = Strafe Meiner gegen „Ich“. Genugtuung (Rache) 40 = Strafe Meiner gegen „Ich“.
III. Sankt Max 319 In der letzten Antithese kann die Genugtuung auch Selbst- genugtuung genannt werden, da es die Genugtuung Meiner im Gegensatz zur Genugtuung des Menschen ist. Hält man nun in den obigen antithetischen Gleichungen immer 5 nur das erste Glied im Auge, so ergibt sich folgende Reihe ein¬ facher Antithesen, wo in der These immer der heilige, allgemeine, fremde Namen, in der Antithese immer der profane, per¬ sönliche, angeeignete Namen steht. Verbrechen — Feindschaft. 10 Verbrecher — Feind oder Gegner. Strafen — Mich Wehren. q r (Genugtuung, Rache, Selbst- tra e I genugtuung. Wir werden sogleich ein geringes Wörtchen über diese Gleichun- 15 gen und Antithesen zu sagen haben, die so einfach sind, daß selbst „ein gebomer Dummerjan“ (p. 434) sich diese „einzige“ Methode des Denkens in fünf Minuten aneignen kann. Vorher noch einige andre Belegstellen, als die schon Dagewesenen. Note 1. — „Gegen Mich kannst Du nie ein Verbrecher 2o sein, sondern nur ein Gegner“, p.268 — und „Feind“ in dem¬ selben Sinne p. 256. — Verbrechen als Feindschaft des Menschen — hierfür werden p. 268 die „Fein-/[71c]/de des Vaterlandes“ als Beispiel angeführt. — „An die Stelle der Strafe soll“ (mo¬ ralisches Postulat) „die Genugtuung treten, die wiederum 25 nicht darauf abzielen kann, dem Recht oder der Gerechtigkeit genungzutun, sondern Uns ein Genüge zu verschaffen“. P. 318. Note 2. — Indem Sankt Sancho gegen den Heiligenschein (die Klappermühle) der bestehenden Gewalt kämpft, lernt er nicht ein¬ mal diese Gewalt kennen und greift sie selbst noch viel weniger зо an; er stellt nur die moralische Forderung, daß man die Beziehung des Ich auf sie formell ändere. (Siehe Logik). — „Ich muß Mirs gefallen lassen“ (aufgespreizte Beteuerung), „daß er“ (sc. Mein Feind, der ein paar Millionen hinter sich stehen hat) „Mich als seinen Feind behandelt; allein niemals, daß er mit Mir als seiner 35 Kreatur umspringt und daß er seine Vernunft oder Unvernunft zu Meiner Richtschnur macht.“ p. 256 (wo er dem pp. Sancho eine sehr beschränkte Freiheit läßt, nämlich die Wahl, sich als seine Kreatur behandeln zu lassen, oder die 3300 ihm von Merlin auf die posaderas gebundenen Prügel zu ertragen. Diese Freiheit io läßt ihm jeder Kriminalkodex, der ihn freilich nicht erst fragt, in welcher Weise er dem pp. Sancho seine Feindschaft zu erklären hat). — „Aber wenn Ihr dem Gegner auch als Macht impo¬
320 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil niert“ (ihm „eine imposante Macht“ seid), „eine gehei¬ ligte Autorität seid Ihr darum doch nicht; er müßte denn eim Schächer sein. Respekt und Achtung ist er Euch nicht schuldig, wenn er sich auch vor Euch und Eurer Gewalt i n Acht nimmt.“ p. 258. Sankt Sancho tritt hier selbst als „Schä- 5 eher“ auf, indem er um den Unterschied von „Imponieren“ unid „Respektiert werden“, „in Acht nehmen“ und „Achtung haben6"6, einen Unterschied von höchstens einem Sechszehntel, mit vielem Ernste schachert. Wenn Sankt Sancho sich vor Jemand „in Acht nimmt66, so „lebt er in der Re-/75b[72]/flexion, und ю hat er einen Gegenstand auf den er reflektiert, den er re¬ spektiert und vor dem er Ehrfurcht und Furcht empfindet.66 (p. 115). — In den obigen Gleichungen ist die Strafe, Rache, Ge¬ nugtuung pp bloß als von Mir ausgehend dargestellt; insofern Sankt Sancho der Gegenstand der Genugtuung ist, können die Anti- 15 diesen umgedreht werden: Hiermit verwandelt sich die Selbst¬ genugtuung in das einem Andern an Mir Genuggetanwerden, oder meinem Genüge Abbruch getan werden. Note 3. — Dieselben Ideologen, die sich einbilden konnten, daß das Recht, Gesetz, der Staat pp aus einem allgemeinen Be- 20 griff, etwa in letzter Instanz dem Begriff des Menschen, hervor¬ gegangen und um dieses Begriffes willen ausgeführt worden seien, dieselben Ideologen können sich natürlich auch einbilden, Ver¬ brechen würden aus reinem Übermut gegen einen Begriff began¬ gen, Verbrechen seien überhaupt weiter Nichts als Verspottung 25 von Begriffen, und würden nur bestraft, um den verletzten Begrif¬ fen Genüge zu leisten. Hierüber haben wir oben beim Recht und schon früher bei der Hierarchie bereits das Nötige gesagt, wor¬ auf wir hiermit zurückverweisen. — In den obigen Antithesen wird den kanonisierten Bestimmungen Verbrechen, Strafe pp der зо Name einer andern Bestimmung gegenübergestellt, die Sankt Sancho sich aus diesen ersten Bestimmungen nach seiner be¬ liebten Manier herausnimmt und an eign et. Diese neue Be¬ stimmung, die, wie gesagt, als bloßer Namen hier auftritt, soll als profan die unmittelbar individuelle Beziehung enthalten 35 und das tatsächliche Verhältnis ausdrücken. (Siehe Logik). In der Rechtsgeschichte findet sich nun, daß in den frühesten und rohesten Epochen diese individuellen, tatsächlichen Verhältnisse in ihrer krassesten Gestalt ohne Weiteres das Recht konstituierten. Mit der Entwickelung der bürgerlichen Gesellschaft, also mit der 40 Entwickelung der persönlichen Interessen zu Klasseninteressen veränderten sich die Rechtsverhältnisse und zivilisier-/[72a] zten ihren Ausdruck. Sie wurden nicht mehr als individuelle, sondern als allgemeine aufgefaßt. Gleichzeitig übertrug die Teilung der Arbeit dieWahrung der kollidierenden Interessen der einzelnen
III. Sankt Max 321 Individuen an Wenige, womit auch die barbarische Geltend¬ machung des Rechts verschwand. Die ganze Kritik Sankt Sanchos über das Recht beschränkt sich in den obigen Antithesen darauf, den zivilisierten Ausdruck der Rechtsverhältnisse und die 5 zivilisierte Teilung der Arbeit für eine Frucht der „fixen Idee“, des Heiligen zu erklären und dagegen den barbarischen Ausdruck und die barbarische Art sie zu schlichten, sich zu vindizieren. Es handelt sich für ihn nur um die Namen, die Sache selbst be¬ rührt er nicht, da er die wirklichen Verhältnisse nicht kennt, auf 10 denen diese verschiedenen Formen des Rechts beruhen, und in dem juristischen Ausdruck der Klassenverhältnisse nur die idealisierten Namen jener barbarischen Verhältnisse erblickt. So finden wir in der Stimerischen Willenserklärung das Befehden, in der Feind¬ schaft, Sich Wehren pp den Abklatsch des Faustrechts und die 15 Praxis des älteren Feudalwesens, in der Genugtuung, Rache pp das jus talionis, die altgermanische Gewere, die compensatio, satis- factio, kurz die Hauptsachen aus den leges barbarorum und den consuetudines feudorum wieder — die Sancho nicht aus Bibliothe¬ ken, sondern aus den Erzählungen seines ehmaligen Herrn von 2o Amadis von Gallien sich angeeignet und liebgewonnen hat. Sankt Sancho kommt also in letzter Instanz wieder nur zu einem ohn¬ mächtigen Moralgebot, daß Jeder sich selbst Genugtuung verschaf¬ fen und Strafen vollziehen soll. Er glaubt dem Don Quijote, er könne die aus der Teilung der Arbeit entstehenden sachlichen 25 Mächte ohne Weiteres durch ein bloßes Moralgebot in persönliche Mächte verwandeln. Wie sehr die juristischen Verhältnisse mit der aus der Teilung der Arbeit hervorgegangenen Entwickelung dieser sachlichen Mächte Zusammenhängen, kann man schon ersehn aus der historischen Entwickelung der Macht der Gerichte und aus dem зо Jammer der Feudalen über die Rechtsentwicklung. (Siehe z. B. Montheil 1. c. XIV, XV siede). Grade in der Epoche zwischen der Herrschaft der Aristokratie und der der Bourgeoisie, als die Inter¬ essen zweier Klassen kollidierten, als der Handelsverkehr unter den europäischen Nationen bedeutend zu werden begann und das 35 internationale Verhältnis daher selbst einen bürgerlichen Charakter annahm, fing die Macht der Gerichte an, bedeutend zu werden, und unter der Bourgeoisherrschaft, wo diese ausgebildete Teilung der Arbeit unumgänglich nötig ist, erreicht sie ihre höchste Spitze. Was sich die Knechte der Teilung der Arbeit, die Richter, io und nun gar die professores juris dabei einbilden, ist höchst gleich¬ gültig. Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 21
322 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil /{76} [72b]/ C. Das Verbrechen im gewöhnlichen und außer¬ gewöhnlichen Verstände Vorhin wurde das Verbrechen im gewöhnlichen Verstände dem Egoisten im außergewöhnlichen Verstände kreditiert, indem es з verfälscht wurde; jetzt kommt diese Verfälschung an den Tag. Der außergewöhnliche Egoist findet mm, daß er nur außergewöhnliche Verbrechen begeht, die gegen das gewöhnliche Verbrechen geltend gemacht werden müssen. Wir belasten also dem pp Egoisten die gewöhnlichen Verbrechen wieder, wie pr. contra. io Den Kampf der gewöhnlichen Verbrecher gegen das fremde Eigentum kann man auch so ausdrücken (obgleich das von jedem Konkurrenten gilt), daß sie — „fr em des Gut suchen“ (p. 265), heiliges Gut suchen, das Heilige suchen, womit der gewöhnliche Verbrecher in einen „Gläubigen“ (p. 265) verwandelt ist. Dieser Vorwurf des Egoisten im außergewöhnlichen Verstände gegen den Verbrecher im gewöhnlichen Verstände ist indes nur scheinbar — er ist es ja selbst, der nach dem Heiligenschein der 20 ganzen Welt trachtet. Was er dem Verbrecher eigentlich vorwirft, ist nicht, daß er „das Heilige“, sondern daß er das „Gut“ sucht. Nachdem Sankt Sancho sich eine „eigne Welt, einen Himmel“, nämlich diesmal eine Welt der Fehden und fahrenden Ritter für 25 seinen eignen Kopf in der modernen Welt erbaut, nachdem er zu¬ gleich seinen Unterschied als ritterlicher Verbrecher von den ge¬ meinen Verbrechern dokumentiert hat, unternimmt er abermals einen Kreuzzug gegen die „Drachen und Straußen, Feldteufel“, „Gespenster, Spuke und fixen Ideen“. Sein getreuer Knecht Sze- зо liga reitet andächtig hinter ihm her. Da sie aber ihres Weges ziehen, so begibt sich das erstaunliche Abenteuer von den Un¬ glücklichen, so dahin geschleppt wurden, wohin sie nicht gehen wollten, wie geschrieben steht Cervantes am zwei und zwanzigsten. Derweil nämlich unser fahrender Ritter und sein Knecht Don Qui- 55 jote fürbaß trabten, schlug Sancho die Augen auf und sah an die zwölf Männer ihnen entgegen kommen, /[72c]/ geschlossen mit Handschellen und einer langen Kette, und begleitet von einem Kommissär und vier Gensdarmen, so da angehörten der heiligen Hermandad, der Hermandad des Heiligen, dem Heiligen. Da sie w aber nahe herzugekommen waren, bat Sankt Sancho ihre Wächter
III. Sankt Max 323 gar höflich, sie möchten ihm doch, wenn’s gefällig, sagen, warum diese Leute so zusammengeschlossen geführt würden. — Bau¬ gefangene Sr. Majestät, nach Spandau kommandiert, mehr braucht Ihr nicht zu wissen. — Wie, rief Sankt Sancho, gezwungene Leute? 5 Ists möglich, daß der König einem „eigenen Ich“ Gewalt antun kann? So berufe Ich Mich zu dem Berufe, dieser Gewalt zu steuern. „Des Staats Betragen ist Gewalttätigkeit, und dies nennt er Recht. Die Gewalttätigkeit aber des Einzelnen nennt er Verbrechen.“ Hierauf hub Sankt Sancho zuerst an, die Sträflinge zu vermahnen, ю und sagte, sie sollten sich nicht grämen, sie seien zwar „nicht frei“, aber doch „eigen“, und ihre „Knochen“ würden vielleicht unter einigen Geißelhieben zu „ächzen“ haben, auch werde man ihnen vielleicht ein „Bein ausreißen“ — aber, sprach er, in dem Allen überwindet Ihr weit, — denn „Euren Willen kann Niemand bin- 15 den!“ „Und ich weiß gewiß, daß es keine Hexerei auf der Welt gibt so den Willen bewegen und zwingen könne, wie einige Ein¬ faltspinsel sich einbilden; denn er ist unsre freie Willkür und es gibt kein Kraut noch Zauberspruch, der ihn bezwinge.“ Ja, „Euren Willen kann Niemand binden, und Euer Widerwille bleibt frei!“ 2o — Da sich aber die Baugefangenen bei diesem Sermon nicht be¬ ruhigen wollten, sondern nach der Reihe erzählten, wie ungerecht man sie verurteilt habe, sprach Sancho: „Lieben Brüder, aus Allem so Ihr Mir erzählt habt, habe Ich ins Klare gebracht, daß, obgleich man Euch für Eure Verbrechen gestraft hat, Euch die 25 Strafe, die Ihr leiden sollt, wenig Vergnügen macht, also daß Ihr derselbigen widerwillig und gar ohne Lust entgegen gehet. Und es kann sehr wohl sein, daß der Kleinmut des Einen auf der Prügel¬ maschine, die Armut des Andern, der Mangel an Gunst für den Dritten und endlich das parteiische Gericht des Richters зо die Ursache von Eurem Verderben sind, und daß man Euch nicht das Recht zu Gute kommen ließ, das Euch ge¬ hörte, „das Recht Eurer“. Alles dies zwingt Mich, Euch zu zeigen, warum der Himmel Mich in die Welt gesetzt hat. Da es aber die Klugheit des mit sich einigen Egoisten erfordert, Nichts 35 durch Gewalt zu tun, was man durch Verstän-/[73]/digung er¬ langen kann, so bitt’ ich hiermit den Herrn Commissarius und die Herrn Gensdarmen, Euch loszuschließen und Eures Weges wan¬ dern zu lassen. Überdies, meine Herren Gensdarmen, haben Euch alle diese Armen nichts zu Leide getan. Es geziemt mit sich 4o einigen Egoisten nicht, Henker andrer Einzigen zu werden, die ihnen nichts getan haben. Bei Euch scheint „die Kategorie des Bestohlenen in den Vordergrund zu treten“. Warum „eifert“ Ihr ..gegen das Verbrechen?66 „Wahrlich, wahrlich ich sage Euch, „Ihr seid für die Sittlichkeit begeistert, von der Idee der Sittlich- 43 keit erfüllt“, „was ihr feindlich ist, das verfolgt Ihr“ — Ihr 21*
324 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „bringt“ diese armen Baugefangenen „durch Amtseid ins Loch66, Ihr seid das Heilige! Also laßt diese Leute gutwillig los. Wo nicht, so bekommt Ihrs mit Mir zu tun, der „mit einem Hauche des leben¬ digen Ich Völker umbläst“, „die maßloseste Entweihung begeht66 und „sich selbst vor dem Monde nicht fürchtet.“ “ — з „Na seht mir doch die schöne Flegelei!“ rief der Kommissär. „Rück Er sich lieber das Bartbecken gerade auf dem Kopf und scher Er sich seines Weges!“ Sankt Sancho aber legte erbost über diese preußische Grobheit seinen Spieß ein, und rannte so hastig auf ihn los, als die Apposi- 10 tion nur laufen wollte, sodaß er ihn alsbald zu Boden warf. Jetzt entspann sich ein allgemeiner Kampf, in welchem die Baugefan¬ genen sich befreiten, Szeliga-Don Quijote von einem Gensdarmen in den Landwehr- oder Schafgraben geworfen wurde und Sankt Sancho die größten Heldentaten gegen das Heilige verrichtete. 15 Nach wenig Minuten waren die Gensdarmen zerstreut, Szeliga aus dem Graben gekrochen, und das Heilige vorläufig beseitigt. Sankt Sancho versammelte nun die befreiten Baugefangenen um sich, und hielt folgende Rede an sie (p. 265, 266 „des Buchs66): „Was ist der gewöhnliche Verbrecher“ (der Verbrecher 20 im gewöhnlichen Verstände) „anders als Einer, der das verhäng¬ nisvolle Versehen begangen hat“ (verhängnisvoller Belletrist für Bürger und Landmann!) „nach dem zu streben, was des Vol¬ kes ist, statt nach dem Seinen zu suchen? Er hat das ver¬ ächtliche66 (allgemeines Murren der Baugefangenen über dies 23 moralische Urteil) „fremde Gut gesucht, hat getan, was die Gläubigen tun, die nach dem trachten, was Gottes ist“ (der Verbrecher als schöne Seele). „Was tut der Priester, der den Ver¬ brecher vermahnt? /[73a]/ Er stellt ihm das große Unrecht vor, daß vom Staat Geheiligte, das Eigentum desselben, wozu ja auch das зо Leben der Staatsangehörigen gerechnet werden muß, durch seine Tat entweiht zu haben. Dafür könnte er ihm lieber vorhalten, daß er sich besudelt habe“ (Kichern der Baugefangenen über diese egoistische Aneignung der banalen Pfaffenredensarten), „indem er das Fremde nicht verachtete, sondern des Raubest wert hielt“ (Grunzen der Baugefangenen): „er könnte es, wenn er nicht ein Pfaffe“ (ein Baugefangener: „im gewöhnlichen Ver¬ stände!66) „wäre66. Ich aber „rede mit dem Verbrecher, als mit einem Egoisten und er wird sich schämen66 (schamloses, lautes Hurrah der Verbrecher, die sich nicht zur Scham berufen 40 lassen wollen), „nicht daß er gegen Eure Gesetze und Güter sich verging, sondern daß er Eure Gesetze des Umgehens66 (hier ist nur vom „Umgehen“ „im gewöhnlichen Verstände66 die Rede, sonst aber „umgehe Ich einen Felsen bis Ich ihn sprengen kann66 und „umgehe66 z. B. selbst „die Zensur66), „Eure Güter des 43
III. Sankt Max 325 Verlangens wert hielt“ (abermaliges Hurrah) „wird sich sch ä men —“ Gines von Passamonte, der Erzdieb, der überhaupt nicht viel ertragen konnte, schrie: „Sollen wir denn nichts tim als uns der з Scham ergeben, Ergebung zeigen, sobald der Pfaff im außer¬ gewöhnlichen Verstände uns „vermahnt“?“ „Wird sich schämen“, fährt Sancho fort, „daß er Euch mit¬ samt den Eurigen nicht verachtete, daß er zu wenig Egoist war.“ (Sancho legt hier einen fremden Maßstab an den Egoismus des 10 Verbrechers. Daher entsteht ein allgemeines Gebriille unter den Baugefangenen; etwas verwirrt lenkt Sancho ein, sich mit einer rhetorischen Bewegung gegen die abwesenden „guten Bürger“ wendend:) „Aber Ihr könnt nicht egoistisch mit ihm reden, denn Ihr seid nicht so groß wie ein Verbrecher, Ihr — verbrecht Nichts“. и Gines fällt wieder ein: Welche Leichtgläubigkeit, guter Mann! Unsre Zuchtmeister im Gefängnis verbrechen allerdings, machen Kassendefekte und Unterschleife und begehen Schändung [...] /{80} [73b]/ [...] zeigt er nur wieder seine Leichtgläubigkeit. Schon die Reaktionäre wußten, daß die Bourgeois in der Konsti- 2o tution den naturwüchsigen Staat aufheben und einen eignen Staat errichten und machen; daß „le pouvoir constituant, qui etait dans le temps (naturwüchsig) passa dans la volonte humaine“, daß „dieser gemachte Staat wie ein gemachter, gemalter Baum ist“ usw. Siehe Fievee, Correspondance politique et administra- 25 tive, Paris 1815 — Appel ä la France contre la division des opinions — le drapeau blanc von Sarrans aine und Gazette de France aus der Restaurationszeit, und die früheren Schriften von Bonald, De Maistre pp. Die liberalen Bourgeois werfen wiederum den alten Republikanern vor, von denen sie natürlich ebensowenig зо wußten als Sankt Max vom Bourgeoisstaat, daß ihr Patriotismus nichts sei, als „une passion, factice envers un etre abstrait, une idee generale“ (Benj. Constant, de l’esprit des conquetes, Paris 1814, p. 93), während die Reaktionäre den Bourgeois vorwarfen, daß ihre politische Ideologie nichts sei, als „une mystification que 35 la classe aisee fait subir ä celles qui ne le sont pas“. (Gazette de France, 1831, Fevrier). — P. 295 erklärt Sankt Sancho den Staat für „eine Anstalt, das Volk zu christianisieren“, und weiß von der Grundlage des Staats soviel zu sagen, daß dieser durch „den Kitt“ der „Achtung vor dem Gesetz66 oder das Heilige durch die Achtung 40 (das Heilige als Kopula) vor dem Heiligen „zusammengehalten wird“ (p. 314). Note 4. — „Ist der Staat heilig, so muß Zensur sein“, p. 316. — „Die französische Regierung bestreitet die Preßfreiheit nicht 17—18 Hier fehlen die Bogen (77), (78) und (79), im ganzen zwölf Seiten
326 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil als Menschenrecht, sie fordert aber vom Einzelnen eine Kaution dafür, daß er wirklich Mensch sei“ (Quel bonhomme! Jacques le bonhomme wird zum Studium der Septembergesetze „berufen“). P. 380. /[73c]/ Note 5, in der wir die tiefsten Aufschlüsse erhalten 5 über die verschiedenen Staatsformen, die Jacques le bonhomme verselbstständigt und in denen er nur verschiedene Versuche sieht, den wahren Staat zu realisieren. — „Die Republik ist gar nichts anderes als die absolute Monarchie: denn es ver¬ schlägt nichts, ob der Monarch Fürst oder Volk heiße, da Beide w eine Majestät“ (das Heilige) „sind. . . . Der Konstitutionalismus ist weiter als die Republik, weil er der in der Auflösung be¬ griffene Staat ist“. Diese Auflösung wird dahin erklärt: „Im kon¬ stitutionellen Staate . . . will die Regierung absolut sein, und das Volk will absolut sein. Diese beiden Absoluten“ (sc. Heiligen) 15 „werden sich an einander aufreiben.“ p. 302. — „Ich bin nicht der Staat, Ich bin das schöpferische Nichts des Staats“; „damit versinken alle Fragen“ (über Konstitution pp) „in ihr wahres Nichts.“ p. 310. — Er hätte hinzufügen sollen, daß auch die obigen Sätze über die Staatsformen nur eine Umschreibung dieses 20 „Nichts“ sind, dessen einzige Schöpfung der obige Satz ist: Ich bin nicht der Staat. Sankt Sancho spricht hier in ganz deutscher Schulmeistermanier von „d e r“ Republik, die natürlich viel älter ist, als die konstitutionelle Monarchie, z. B. die griechischen Re¬ publiken. — Daß in einem demokratischen Repräsentativstaat 25, wie Nordamerika die Klassenkollisionen bereits eine Form er¬ reicht haben, zu der die konstitutionellen Monarchien erst hinge¬ drängt werden, davon weiß er natürlich Nichts. Seine Phrasen über die konstitutionelle Monarchie beweisen, daß /80b[74]/ er seit dem 1842 des Berliner Kalenders Nichts gelernt und Nichts so vergessen hat. — N о t e 6. — „Der Staat verdankt nur der Mißachtung, welche Ich vor Mir habe, seine Existenz“, und wird „mit dem Verschwin¬ den dieser Geringschätzung ganz erlöschen“ (wonach es nur von Sancho abhängt, wie bald alle Staaten der Welt „erlöschen“ sollen. 35 Wiederholung von Note 3 in umgekehrter Gleichung — siehe Logik): „er ist nur, wenn er über Mir ist, nur als Macht oder Mächtiger. Oder“ (merkwürdiges Oder, das das Gegenteil von dem beweist, was es beweisen soll) „könnt Ihr Euch einen Staat denken, dessen Einwohner sich allesamt“ (Sprung 40 aus dem „Ich“ in das „Wir“) „nichts aus ihm machen“. P. 377. — Auf die Synonymik von „Macht“, „Mächtig“ und „machen66 brauchen wir nicht mehr einzugehen. — Daraus, daß es Leute in jedem Staat gibt, die sich aus ihm etwas machen, d. h. die im Staat und durch den Staat aus sich etwas machen, schließt Sancho, daß 45
III. Sankt Max 327 der Staat eine Macht über diesen Leuten ist. Es handelt sich hier wieder nur darum, daß man sich die fixe Idee des Staats aus dem Kopfe zu schlagen hat. Jacques le bonhomme träumt noch immer, daß der Staat eine bloße Idee sei, und glaubt an die selbstständige 5 Macht dieser Staatsidee. Er ist der wahre „Staatsgläubige, Staats¬ besessene, Politiker.“ (p. 309). Hegel idealisierte die Vorstel¬ lung der politischen Ideologen vom Staat, die noch von den ein¬ zelnen Individuen, wenn auch bloß vom Willen dieser Indivi¬ duen ausgingen; Hegel verwandelt den gemeinsamen Willen dieser ю Einzelnen in den absoluten Willen, und diese Idealisierung der Ideologie nimmt Jacques le bonhomme bona fide für die richtige Ansicht vom Staate an und kritisiert sie in diesem Glauben da¬ durch, daß er das Absolute für das Absolute erklärt. 5) Die Gesellschaft als bürgerliche Gesellschaft Wir werden uns bei diesem Kapitel etwas länger aufhalten, weil es, nicht ohne Absicht, das konfuseste aller „im Buche“ ent¬ haltenen konfusen Kapitel ist, und weil es zugleich am glänzend¬ sten beweist, wie wenig es unsrem Heiligen gelingt, die Dinge in 2o ihrer profanen Gestalt kennen zu lernen. Statt sie zu profanieren, heiligt er sie, indem er nur seine eigne heilige Vorstellung dem Leser „zu Gute kommen läßt“. Ehe wir auf die eigentliche bürger¬ liche Gesellschaft kommen, werden wir noch über das Eigentum überhaupt und in seinem Verhältnis zum Staat einige neue Auf- 25 Schlüsse vernehmen. Diese Aufschlüsse erscheinen um so neuer, als sie Sankt Sancho Gelegenheit geben, seine /80c[74a]/ belieb¬ testen Gleichungen über Recht und Staat wieder anzubringen und dadurch seiner „Abhandlung“ „mannigfaltigere Wandlungen“ und „Brechungen“ zu geben. Wir brauchen natürlich bloß die зо letzten Glieder dieser schon dagewesenen Gleichungen zu zitieren, da der Leser sich aus dem Kapitel: „Meine Macht66 ihres Zu¬ sammenhanges noch erinnern wird. — Privateigentum oder bürgerliches Eigentum = Nicht Mein Eigentum, = Heiliges Eigentum 35 = Fremdes Eigentum = Respektiertes Eigentum oder Respekt vor dem fremden Eigentum 40 = Eigentum des Menschen (p.327,369).
328 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Aus diesen Gleichungen ergeben sich zugleich folgende Anti¬ thesen : Eigentum im bürgerlichen] (Eigentum im egoistischen Sinne j (Sinne (p. 327) . „Eigentum des Menschen“ —„Eigentum Meiner“. > („Menschliche Habe“ — Meine Habe) p. 324. Gleichungen: Der Mensch — Recht -- Staatsgewalt. Privateigentum oderl n bxl. , k- i- и TT- i — Rechtliches Eigentum bürgerliches Eigentum] 324) ю = Mein durch das Recht (p. 332), - garantiertes Eigentum, = Eigentum von Fremden, = dem Fremden angehöriges із Eigentum, __ dem Rechte angehöriges Eigentum, —Rechtseigentum (p. 367,332), -ein Rechtsbegriff, 20 Etwas Geistiges, - - Allgemeines, Fiktion, reiner Gedanke, = fixe Idee, 25 = Gespenst, — Eigentum des Gespenstes. (p. 368,324, 332, 367,369). Privateigentum — Eigentum des Rechts, Recht - Gewalt des Staats. зо Privateigentum -- Eigentum in der Gewalt des Staats - Staatseigentum, oder auch Eigentum — Staatseigentum. Staatseigentum = Nichteigentum Meiner. зз Staat = der alleinige Eigentümer (p. 339, 334). Wir kommen jetzt zu den Antithesen. /{81} [74b]/ Privateigentum — Egoisti sch esEigentum 40 Vom Recht (Staat, dem Men¬ schen) zum Eigentum berech¬ tigt (Von Mir zum Eigentum er- Imächtigt. P. 339.
ІП. Sankt Max 329 Mein durch das Recht — Mein durch Meine Macht oder Gewalt (p.332). Vom Fremden gegebenes|_|Von Mir genommenes Eigen- Eigentum j [tum (p. 339). 5 Rechtliches Eigentum Anderer — Rechtliches Eigentum des An¬ dern ist, was Mir Recht ist (p. 339), was in hundert andern Formeln, wenn man z. B. Vollmacht statt Macht setzt, oder schon dagewesene Formeln anwendet, wiederholt io werden kann. Privateigentum = Fremdheit! [Mein Eigentum = Eigentum am Eigentum aller Andern) [am Eigentum aller Andern oder auch: Eigentum an Einigem — Eigentum an Allem (p. 343). is Die Entfremdung als Beziehung oder Copula in den obigen Glei¬ chungen kann auch in folgenden Antithesen ausgedrückt werden: Privateigentum „Sich auf das Eigentum als Heiliges, Gespenst, beziehen“, „es respektieren“, „Respekt vor dem Eigentum haben“ (p. 324). egoistisches Eigentum. „Die heilige Beziehung zum Eigentum aufgeben“, es nicht mehr als fremd be¬ trachten, vor dem Gespenst sich nicht mehr fürchten, keinen Respekt vor dem Eigentum haben, Das Eigentum der Respekts¬ losigkeit haben. (p. 368, 340, 343). Die in obigen Gleichungen und Antithesen enthaltenen Modi der 30 Aneignung werden erst beim „Verein“ ihre Erledigung finden; da wir uns einstweilen noch in der „heiligen Gesellschaft befinden, so geht uns hier nur die Kanonisation an. . Note Warum die Ideologen das Eigentumsverhältnis als em Verhältnis „des Menschen“ fassen können, dessen verschiedene 3.-, Form in verschiedenen Epochen sich danach bestimmt, wie die In¬ dividuen sich „den Menschen“ vorstellen, das ist schon bei der
330 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Hierarchie“ behandelt worden. Wir brauchen hier nur darauf zurückzuverweisen. Abhandlung 1: Über Parzellierung des Grundbesitzes, Ablösung der Servituten, und Verschlingung des kleinen Grund¬ eigentums durch das große. 5 Diese Sachen werden Alle aus dem heiligen Eigen-/ [74c]/tum und der Gleichung bürgerliches Eigentum = Respekt vor dem Heiligen, entwickelt. 1) „Eigentum im bürgerlichen Sinn bedeutet heiliges Eigentum, der Art, daß Ich Dein Eigentum respek¬ tieren muß. „Respekt vor dem Eigentum!“ Daher möchten 10 die Politiker, daß Jeder sein Stückchen Eigentum besäße, und haben durch dies Bestreben zum Teil eine unglaubliche Parzel¬ lierung herbeigeführt“. P. 327, 328. — 2) „Die politischen Li¬ beralen tragen Sorge, daß womöglich alle Servituten abgelöst wer¬ den, und Jeder freier Herr auf seinem Grunde sei, wenn dieser Grund auch nur soviel Bodengehalt hat“ (der Grund hat Boden- geh alt!) „als von dem Dünger Eines Menschen sich hinlänglich düngen läßt. . . Sei es auch noch so klein, wenn man nur Eigenes, nämlich ein respektiertes Eigentum hat. Je mehr solcher Eigner, desto mehr freie Leute und gute Patrioten hat der Staat“. 20 P. 328.— 3) „Es rechnet der politische Liberalismus, wie alles Religiöse, auf den Respekt, die Humanität, die Liebestugen¬ den. Darum lebt er auch in unaufhörlichem Ärger. Denn in der Praxis respektieren die Leute Nichts, und alle Tage ' werden die kleinen Besitzungen wieder von größeren Eigentümern 25 aufgekauft, und aus den „freien Leuten“ werden Tagelöhner. Hätten dagegen die „kleinen Eigentümer“ bedacht, daß auch das große Eigentum das Ihrige sei, so hätten sie sich nicht selber respektvoll davon ausgeschlossen, und würden nicht ausgeschlos¬ sen worden sein.“ p. 328. зо 1) Zuerst wird hier also die ganze Bewegung der Parzellierung, von der Sankt Sancho nur weiß, daß sie das Heilige ist, aus einer bloßen Einbildung erklärt, die „d i e Politiker“ „sich in den Kopf gesetzt haben“. Weil „die Politiker“ „Respekt vor dem Eigen¬ tum“ verlangen, daher „möchten“ sie die Parzellierung, die 35 noch dazu überall durch das N i ch t r e s p ek t i e г en des frem¬ den Eigentums durchgesetzt worden ist! „Die Politiker66 haben „zum Teil eine unglaubliche Parzellierung66 wirklich „herbei¬ geführt“. Es war also die Tat der „Politiker“, daß in Frankreich schon vor der /[75]/ Revolution, wie noch heutzutage in Irland 40 und teilweise in Wales, die Parzellierung in Beziehung auf die Kultur des Bodens längst bestand, und zur Einführung der großen Kultur die Kapitalien und alle übrigen Bedingungen mangelten. Wie sehr übrigens „die Politiker“ die Parzellierung
III. Sankt Max 331 heutzutage durchführen „möchten“, kann Sancho daraus ersehen, daß sämtliche französische Bourgeois mit der Parzellierung, so¬ wohl weil sie die Konkurrenz der Arbeiter unter sich verringert, wie aus politischen Gründen, unzufrieden sind; ferner daraus, daß 5 sämtliche Reaktionäre (was Sancho schon aus des alten Arndt „Erinnerungen“ ersehen konnte) in der Parzellierung weiter nichts sahen, als die Verwandlung des Grundeigentums in modernes, in¬ dustrielles, verschacherbares, entheiligtes Eigentum. Aus welchen ökonomischen Gründen die Bourgeois diese Verwandlung 10 durchführen müssen, sobald sie zur Herrschaft kommen — eine Verwandlung, die ebensogut durch die Aufhebung der über den Profit überschießenden Grundrente, wie durch die Parzellierung geschehen kann — das ist unsrem Heiligen hier nicht weiter aus¬ einander zu setzen. Ebensowenig ist ihm auseinanderzusetzen, wie и die Form, in der diese Verwandlung geschieht, von der Stufe ab¬ hängt, worauf die Industrie, der Handel, die Schiffahrt pp eines Landes stehen. Die obigen Sätze über Parzellierung sind weiter nichts als eine bombastische Umschreibung des einfachen Fak¬ tums, daß an verschiedenen Orten, „hie und da“, eine große Par- 2o zellierung existiert — ausgedrückt in der kanonisierenden Rede¬ weise unsres Sancho, die auf Alles und Nichts paßt. Im Übrigen enthalten Sanchos obige Sätze nur die Phantasien des deutschen Kleinbürgers über die Parzellierung, die für ihn allerdings das Fremde, „das Heilige“ ist. Vergl. polit. Liberalismus. 25 2) Die Ablösung der Servituten, eine Misere, die nur in Deutschland vorkommt, wo die Regierungen nur durch den fort¬ geschrittenen Zustand der Nachbarländer und durch Finanzverle¬ genheiten dazu gezwungen wurden, gilt hier unserm Heiligen für Etwas, das „d i e politischen Liberalen“ wollen, um „freie Leute зо und gute Bürger“ zu erzeugen. Sanchos Horizont reicht wieder nicht über den pommerschen Landtag und die sächsische Abgeord¬ netenkammer hinaus. Diese deutsche Servituten-Ablösung hat nie zu irgend einem politischen oder ökonomischen Resultat geführt und blieb als halbe Maßregel überhaupt ohne alle Wirkung. Von 35 der historisch wichtigen Ablösung der Servituten im vier¬ zehnten und fünfzehnten Jahrhundert, die aus der beginnenden Entwicklung des Handels, der Industrie und dem Geldbedürfnis der Grundbesitzer hervorging, weiß Sancho natürlich wieder Nichts. — Dieselben Leute, die in Deutschland die Servituten ab- 4o lösen wollten, um, wie Sancho glaubt, I [75a]/ gute Bürger und freie Leute zu machen, wie z. B. Stein und Vincke, fanden nachher, daß, um „gute Bürger und freie Leute66 zu erzeugen, die Servitute wie¬ der hergestellt werden müßten, wie dies eben jetzt in Westfalen versucht wird. Woraus folgt, daß der „Respekt“, wie die Furcht 45 Gottes zu allen Dingen nütze ist.
332 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil 3) Das „Aufkäufen“ des kleinen Grundbesitzes durch die „großen Eigentümer“ findet nach Sancho statt, weil der „Re¬ spekt vor dem Eigentum“ in der Praxis nicht stattfindet. — Zwei der alltäglichsten Folgen der Konkurrenz, Konzentration und Ak- kaparement, überhaupt die Konkurrenz, die ohne Konzentra- 5 tion nicht existiert, erscheinen hier unsrem Sancho als Verlet¬ zungen des bürgerlichen, in der Konkurrenz sich bewegenden Eigentums. Das bürgerliche Eigentum wird dadurch schon ver¬ letzt, daß es existiert. Man darf nach Sancho Nichts kaufen, ohne das Eigentum anzugreifen. Wie tief Sankt Sancho die Konzentra- 10 tion des Grundbesitzes durchschaut hat, geht schon daraus hervor, daß er nur den augenscheinlichsten Akt der Konzentration, das bloße „Aufkäufen“ darin sieht. Inwiefern übrigens die kleinen Eigentümer dadurch aufhören, Eigentümer zu sein, daß sie Tag¬ löhner werden, ist nach Sancho nicht abzusehen. Sancho entwickelt 15 ja selbst auf der nächsten Seite (p.329), höchst feierlich gegen Proudhon, daß sie „Eigentümer des ihnen verbleibenden Anteils am Nutzen des Ackers66, nämlich des Arbeitslohns, bleiben. — „Es will mitunter etwa in der Geschichte gefunden werden66, daß ab¬ wechselnd der große Grundbesitz den kleinen, und der kleine den 20 großen verschlingt, zwei Erscheinungen, die sich für Sankt Sancho friedfertig in den zureichenden Grund auflösen, daß „in der / {82} [75b]/ Praxis die Leute Nichts respektieren.66 Dasselbe gilt von den übrigen vielfachen Gestalten des Grundeigentums. Und dann das weise „hätten die kleinen Eigentümer66 usw.! Im alten Testament 25 sahen wir, wie Sankt Sancho nach spekulativer Manier die Frühe¬ ren die Erfahrungen der Späteren bedenken ließ; jetzt sehen wir, wie er sich nach Kannegießer-Manier darüber beklagt, daß die Früheren nicht nur die Gedanken der Späteren über sie, sondern auch seinen eignen Unsinn nicht bedachten. Welche Schulmeister- зо „J esch ei th e i t“! Hätten die Terroristen bedacht, daß sie Napoleon auf den Thron bringen würden — hätten die englischen Barone von Runnymede und der Magna Charta bedacht, daß 1849 die Korngesetze abgeschafft werden würden — hätte Krösus be¬ dacht, daß Rothschild ihn an Reichtum übertreffen würde — hätte 35 Alexander der Große bedacht, daß Rotteck ihn beurteilen und sein Reich den Türken in die Hände fallen würde — hätte Themi- stokles bedacht, daß er die Perser im Interesse Ottos des Kindes schlagen würde — hätte Hegel bedacht, daß er auf eine so „kom¬ mune“ Weise von Sankt Sancho exploitiert werden würde — hätte, 40 hätte, hätte! Von welchen „kleinen Eigentümern66 bildet sich Sankt Sancho denn ein zu sprechen? Von den eigentumslosen Bauern, welche durch Zerschlagen des großen Grundbesitzes erst zu „klei- 33 Soll heißen 1849 die Korngesetze abgeschafft sein würden
III. Sankt Max 333 nen Eigentümern“ wurden, oder von denen, die heutzutage von der Konzentration ruiniert werden? In beiden Fällen sieht Sankt Sancho sich so ähnlich, wie ein Ei dem andern. Im ersten Falle schlossen sie sich ganz und gar nicht vom „großen Eigentum“ 5 aus, sondern nahmen es Jeder soweit in Besitz, als er von den An¬ dern nicht ausgeschlossen wurde und Vermögen hatte. Dies Ver¬ mögen war aber nicht das Stimersche renommistische Vermögen, sondern ein durch ganz empirische Verhältnisse bedingtes, z. B. durch ihre und die ganze bisherige Entwicklung der bürgerlichen 10 Gesellschaft, die Lokalität und ihren größeren oder geringeren Zusammenhang mit der Nachbarschaft, die Größe des in Besitz genommenen Grundstücks und die Zahl derer, die es sich aneig¬ neten, die Verhältnisse der Industrie, des Verkehrs, die Kommuni¬ kationsmittel und Produktionsinstrumente ppp. Wie wenig sie sich 15 ausschließend gegen das große Grundeigentum verhielten, geht schon daraus hervor, daß viele unter ihnen selbst große Grund¬ besitzer wurden. Sancho macht sich selbst vor Deutschland lächer¬ lich mit seiner Zumutung, diese Bauern hätten damals die Parzel¬ lierung, die noch gar nicht existierte /[75c]/ und die damals die 2o einzig revolutionäre Form für sie war, überspringen und mit Einem Satze in seinen mit sich einigen Egoismus sich lancieren sollen. Von seinem Unsinn gar nicht zu sprechen, war es ihnen nicht mög¬ lich, sich kommunistisch zu organisieren, da ihnen alle Mittel ab¬ gingen, die erste Bedingung einer kommunistischen Assoziation, 25 die gemeinsame Bewirtschaftung durchzuführen, und da die Par¬ zellierung vielmehr nur Eine der Bedingungen war, welche das Be¬ dürfnis für eine solche Assoziation später hervorriefen. Überhaupt kann eine kommunistische Bewegung nie vom Lande, sondern im¬ mer nur von den Städten ausgehen. — Im zweiten Falle, wenn зо Sankt Sancho von den ruinierten kleinen Eigentümern spricht — haben diese immer noch ein gemeinsames Interesse mit den großen Grundeigentümern gegenüber der ganz besitzlosen Klasse und gegenüber der industriellen Bourgeoisie. Und falls dies gemein¬ same Interesse nicht stattfindet, fehlt ihnen die Macht, sich das 35 große Grundeigentum anzueignen, weil sie zerstreut wohnen und ihre ganze Tätigkeit und Lebenslage ihnen eine Vereinigung, die erste Bedingung einer solchen Aneignung, unmöglich macht und eine solche Bewegung wieder eine viel allgemeinere voraussetzt, die gamicht von ihnen abhängt. — Schließlich kommt Sanchos 4o ganzen Tirade darauf hinaus, daß sie sich bloß den Respekt vor : dem Eigentum Andrer aus dem Kopf schlagen sollen. Hiervon werden wir weiter unten noch ein geringes Wörtlein vernehmen. Nehmen wir schließlich noch den Einen Satz ad acta: „In der Praxis respektieren die Leute eben Nichts“; so- 45 daß es doch am „Respekt“ „eben“ nicht zu liegen scheint.
334 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil /{83} [76]/ Abhandlung No. 2: Privateigentum, Staat und Recht „Hätte, hätte, hätte!“ „Hätte“ Sankt Sancho für einen Augenblick die kursierenden Gedanken der Juristen und Politiker über das Privateigentum, wiie die Polemik dagegen, bei Seite liegen lassen, hätte er dies Privat- 5 eigentum einmal in seiner empirischen Existenz, in seinem Zusam¬ menhänge mit den Produktivkräften der Individuen gefaßt, so würde seine ganze Weisheit Salomonis, mit der er uns jetzt unter¬ halten wird, sich in Nichts aufgelöst haben. Es „hätte“ ihm dann schwerlich entgehen können (obwohl er, wie Habakuk, capable io de tout ist), daß das Privateigentum eine für gewisse Entwick¬ lungsstufen der Produktivkräfte notwendige Verkehrsform ist, eine Verkehrsform, die nicht eher abgeschüttelt, nicht eher zur Pro¬ duktion des immittelbaren materiellen Lebens entbehrt werden kann, bis Produktivkräfte geschaffen sind, für die das Privateigen-15 tum eine hemmende Fessel wird. Es „hätte“ dann auch dem Leser nicht entgehen können, daß Sancho sich auf materielle Verhält¬ nisse einlassen mußte, statt die ganze Welt in ein System der theo¬ logischen Moral aufzulösen, um diesem ein neues System ego¬ istischseinsollender Moral entgegenzustellen. Es „hätte“ ihm 20 nicht entgehen können, daß es sich um ganz andre Dinge, als den „Respekt“ und Despekt handelte. „Hätte, hätte, hätte!“ Dies „hätte“ ist übrigens nur ein Nachklang des obigen Sancho- schen Satzes; denn „hätte“ Sancho dies Alles getan, so hätte er allerdings sein Buch nicht schreiben können. — 25 Indem Sankt Sancho die Illusion der Politiker, Juristen und sonstigen Ideologen, die alle empirischen Verhältnisse auf den Kopf stellt, auf Treu und Glauben akzeptiert und noch in deut¬ scher Weise von dem Seinigen hinzutut, verwandelt sich ihm das Privateigentum in Staatseigentum, resp. Rechts- зо eigentum, an dem er nun ein Experiment zur Rechtfertigung seiner obigen Gleichungen machen kann. Sehen wir uns zuerst die Verwandlung des Privateigentums in Staatseigentum an. /[76a]/ „Über das Eigentum entscheidet nur die Gewalt“ (über die Gewalt entscheidet einstweilen vielmehr das Eigentum) „und 35 da der Staat, gleichviel ob Staat der Bürger, Staat der Lumpe“ (Stimerscher „Verein66) „oder Staat der Menschen schlechthin der allein Gewaltige ist, so ist er allein Eigentümer.66 p. 333. Neben der Tatsache des deutschen „Staats der Bürger“ figurie¬ ren hier wieder Sanchosche und Bauersche Hirngespinste in glei- 40 eher Ordnung, während die historisch bedeutenden Staatsbildun¬ gen nirgends zu finden sind. Er verwandelt den Staat zunächst in eine Person, „d en Gewaltigen66. Das Faktum, daß die herrschende Klasse ihre gemeinschaftliche Herrschaft zur öffentlichen Gewalt,
III. Sankt Max 335 zum Staat konstituiert, versteht und verdreht er in deutsch-klein¬ bürgerlicher Weise dahin, daß „der Staat66 sich als eine dritte Macht gegen diese herrschende Klasse konstituiert und alle Ge¬ walt ihr gegenüber in sich absorbiert. Er wird jetzt seinen Glauben 5 an einer Reihe von Exempeln bewähren. Wenn das Eigentum unter der Herrschaft der Bourgeoisie wie zu allen Zeiten an gewisse, zunächst ökonomische, von der Ent¬ wicklungsstufe der Produktivkräfte und des Verkehrs abhängige Bedingungen geknüpft ist, Bedingungen, die notwendig einen juri- 10 stischen und politischen Ausdruck erhalten — so glaubt Sankt Sancho in seiner Einfalt, „der Staat knüpfe den Besitz des Eigentums66 (car tel est son bon plaisir) „an Bedingungen, wie er Alles daran knüpft, z. B. die Ehe66. P. 335. Weil die Bourgeois dem Staat nicht erlauben sich in ihre Pri¬ us vatinteressen einzumischen und ihm nur soviel Macht geben, als zu ihrer eignen Sicherheit und der Aufrechterhaltung der Kon¬ kurrenz nötig ist, weil die Bourgeois überhaupt nur insofern als Staatsbürger auftreten, als ihre Privatverhältnisse dies gebieten, glaubt Jacques le bonhomme, daß sie vor dem Staate „Nichts •зо sind66. „Der Staat hat nur ein Interesse daran, selbst reich zu sein; ob Michel reich und Peter arm ist, gilt ihm gleich; sie sind Beide vor ihm Nichts.66 p. 334. Dieselbe Weisheit schöpft er p. 345 aus der Duldung der Konkurrenz im Staat. Wenn eine Eisenbahndirektion sich bloß um die Aktionäre zu 25 kümmern hat, insofern sie ihre Einzahlungen leisten und ihre Di¬ videnden empfangen, so schließt der Berliner Schulmeister in sei¬ ner Unschuld, daß die Aktionäre „vor ihr Nichts sind, wie wir vor Gott allzumal Sünder sind.66 Aus der Ohn-/[76b]/macht des Staats dem Treiben der Privateigentümer gegenüber beweist Sancho die зо Ohnmacht der Privateigentümer gegenüber dem Staat und seine eigne Ohnmacht gegenüber Beiden. Ferner. Weil die Bourgeois die Verteidigung ihres Eigentums im Staat organisiert haben, und „Ich66 daher „jenem Fabrikanten66 seine Fabrik nicht abnehmen kann, außer innerhalb der Bedin- 35 gungen der Bourgeoisie, d.h. der Konkurrenz — glaubt Jacques le bonhomme: „der Staat hat die Fabrik als Eigentum, der Fabri¬ kant nur als Lehen, als Besitztum.66 p. 347. Ebenso „hat66 der Hund, der mein Haus bewacht, das Haus „als Eigentum66 und Ich habe es nur „als Lehen, als Besitztum66 vom Hunde. io Weil die verdeckten materiellen Bedingungen des Privateigen¬ tums häufig in W iderspruch treten müssen mit der juristischen Illusion über das Privateigentum, wie sich z. B. bei Expro¬ priationen zeigt, so schließt Jacques le bonhomme daraus, daß „hier das sonst verdeckte Prinzip, daß nur der Staat Eigentümer 45 sei, der Einzelne hingegen Lehnsträger, deutlich in die Augen
336 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil springt.“ p. 335. Es „springt hier nur in die Augen66, daß unserm wackern Bürger die profanen Eigentumsverhältnisse hinter der Decke „des Heiligen66 aus den Augen gesprungen sind, und daß er sich noch immer aus China eine „Himmelsleiter66 borgen muß, um eine „Sprosse der Kultur“ zu „erklimmen“, auf der in zivili- ,5 sierten Ländern sogar die Schulmeister stehen. Wie hier Sancho die zur Existenz des Privateigentums gehörigen Widersprüche zur Negation des Privateigentums macht, so verfuhr er, wie wir oben sahen, mit den Widersprüchen innerhalb der bürger¬ lichen Familie. ю Wenn die Bourgeois, überhaupt alle Mitglieder der bürger¬ lichen Gesellschaft, genötigt sind, sich als Wir, als moralische Per¬ son, als Staat zu konstituieren, um ihre gemeinschaftlichen In¬ teressen zu sichern, und ihre dadurch hervorgebrachte Kollektiv¬ gewalt schon um der Teilung der Arbeit willen an Wenige dele- lj gieren, so bildet sich Jacques le bonhomme ein, daß „Jeder nur solange den Nießbrauch des Eigentums hat, als er das Ich des Staats in sich trägt, oder ein loyales Glied der Gesellschaft ist ... Wer ein Staats-Ich, d. h. ein guter Bürger oder Untertan ist, der trägt als solches Ich, nicht als eignes, das Lehen ungestört66. 20 P. 334, 335. Auf diese Weise hat Jeder nur solange den Besitz einer Eisenbahnaktie, als er „das /[76c]/ Ich66 der Direktion „in sich trägt66, wonach man also nur als Heiliger eine Eisenbahnaktie besitzen kann. Nachdem Sankt Sancho auf diese Weise die Identität des Pri- 25 vat- und Staatseigentums sich weis gemacht hat, kann er fort¬ fahren: „Daß der Staat nicht willkürlich dem Einzelnen entzieht, was er vom Staate hat, ist nur dasselbe wie dies, daß der Staat sich selbst nicht beraubt.66 p. 334, 335. Daß Sankt Sancho nicht willkürlich Anderen ihr Eigentum raubt, ist nur dasselbe wie dies, зо daß Sankt Sancho sich selbst nicht beraubt, da er ja alles Eigen¬ tum als das Seinige „a n s i e h t“. Auf Sankt Sanchos übrige Phantasien über Staat und Eigen¬ tum, z. B. daß der Staat die Einzelnen durch Eigentum „kirrt66 und „belohnt66, daß er aus besonderer Malice die hohe Sportel- taxe erfunden habe, um die Bürger zu ruinieren, wenn sie nicht loyal seien etc. etc., überhaupt auf die kleinbürgerlich- deutsche Vorstellung von der Allmacht des Staats, eine Vorstellung, die bereits bei den alten deutschen Juristen durch¬ läuft und hier in hochtrabenden Beteuerungen sich auf spreizt, io kann man uns nicht zumuten, weiter einzugehn. — Seine hinrei¬ chend nachgewiesene Identität von Staats- und Privateigentum sucht er schließlich noch durch etymologische Synonymik dar¬ zutun, wobei er seiner Gelehrsamkeit indes en ambas posaderas schlägt.
III. Sankt Max 337 „Mein Privateigentum ist nur Dasjenige, was der Staat mir von dem Seinigen überläßt, indem er andere Staatsglieder darum verkürzt (priviert): es ist Staatseigentum.66 p. 339. Zufällig verhält sich die Sache gerade umgekehrt. Das Privat- 5 eigentum in Rom, worauf sich der etymologische Witz allein be¬ ziehen kann, stand im direktesten Gegensatz zum Staatseigentum. Der Staat gab allerdings den Plebejern Privateigentum, ver-/ {84 i [77]/kürzte dagegen, nicht „Andre66 um ihr Privateigentum, son¬ dern diese Plebejer selbst um ihr Staatseigentum (ager publicus) io und ihre politischen Rechte, und deshalb hießen sie selbst pri- vati, Beraubte, nicht aber jene phantastischen „andern Staatsglie¬ der66, von denen Sankt Sancho träumt. Jacques le bonhomme blamiert sich in allen Ländern, allen Sprachen und allen Epochen, sobald er auf positive Fakta zu sprechen kommt, von denen „das 15 Heilige66 keine aprioristische Kenntnis haben kann. Die Verzweiflung darüber, daß der Staat alles Eigentum ab¬ sorbiert, treibt ihn in sein innerstes „empörtes66 Selbstbewußtsein zurück, wo er durch die Entdeckung überrascht wird, daß er L i - terat ist. Er drückt diese Verwunderung in folgenden merk- 2o würdigen Worten aus: „Im Gegensatz zum Staat fühle Ich immer deutlicher, daß Mir noch eine große Gewalt übrig bleibt, die Gewalt über Mich selbst66; was weiter dahin ausgeführt wird: „An Meinen Gedanken habe Ich ein wirkliches Eigentum, womit Ich Handel treiben kann66. 25 P. 339. Der „Lump66 Stirner, der „Mensch von nur ideellem Reich¬ tum66, kommt also auf den verzweifelten Entschluß, mit der ge¬ ronnenen, sauer gewordenen Milch \seiner Gedanken Handel zu treiben. Und wie schlau fängt er es an, wenn der Staat seine Ge¬ danken für Contrebande erklärt? Horcht: „Ich gebe sie auf66 зо (allerdings sehr weise) „und tausche Andere für sie ein66 (d.h. falls Jemand ein so schlechter Geschäftsmann sein sollte, seine Gedankenwechsel anzunehmen), „die dann mein neues, erkauftes Eigentum sind.66 p. 339. Der ehrliche Bürger beruhigt sich nicht eher, als bis er es schwarz auf weiß besitzt, daß er sein Eigentum 35 redlich erkauft hat. — Siehe da den Trost des Berliner Bürgers in allen seinen Staatsnöten und Polizeitrübsalen: „Gedanken sind zollfrei!66 Die Verwandlung des Privateigentums in Staatseigentum redu¬ ziert sich schließlich auf die Vorstellung, daß der Bourgeois nur 4o besitzt als Exemplar der Bourgeoisgattung, die in ihrer Zusam¬ menfassung Staat heißt und den Einzelnen mit Eigentum belehnt. Hier steht die Sache wieder auf dem Kopf. In der / [77a]/ Bour¬ geoisklasse, wie in jeder anderen Klasse, sind nur die persönlichen Bedingungen zu gemeinschaftlichen und allgemeinen entwickelt, 45 unter denen die einzelnen Mitglieder der Klasse besitzen und leben. Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 22
338 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Wenn auch früher dergleichen philosophische Illusionen in Deutschland kursieren konnten, so sind sie doch jetzt vollständig lächerlich geworden, seitdem der Welthandel hinlänglich bewie¬ sen hat, daß der bürgerliche Erwerb, ganz unabhängig von der Politik, die Politik dagegen gänzlich abhängig vom bürgerlichen 5 Erwerb ist. Schon im achtzehnten Jahrhundert war die Politik so sehr vom Handel abhängig, daß z. B., als der französische Staat eine Anleihe machen wollte, ein Privatmann für den Staat den Holländern gutsagen mußte. Daß die „Wertlosigkeit Meiner“ oder „der Pauperismus“ die 10 „Verwertung“ oder das „Bestehen“ des „Staats“ ist (p. 336), ist eine der 1001 Stimerschen Gleichungen, die wir hier bloß deshalb erwähnen, weil wir bei dieser Gelegenheit einige Neuigkeiten über den Pauperismus hören. „Der Pauperismus ist die Wertlosigkeit Meiner, die 15 Erscheinung, daß Ich Mich nicht verwerten kann. Deshalb ist Staat und Pauperismus Ein und Dasselbe . . . Der Staat geht alle¬ zeit darauf aus, von Mir Nutzen zu ziehen, d.h. Mich zu exploitiem, auszubcuten, zu verbrauchen, bestände dieser Ver¬ brauch auch nur darin, daß Ich für eine Proles sorge (Prole- 20 tariat). Er will, Ich soll seine Kreatur sein.66 p. 336. Abgesehen davon, daß sich hier zeigt, wie wenig es von ihm abhängt, sich zu verwerten, obgleich er seine Eigenheit überall und immer durchsetzen kann, daß hier abermals Wesen und Erschei¬ nung im Gegensatz zu den früheren Behauptungen ganz von ein- 25 ander getrennt werden, kommt die obige kleinbürgerliche Ansicht unsres Bonhomme wieder zu Tage, daß „der Staat66 ihn exploitie- ren will. Uns interessiert nur noch die altrömische etymologische Abstammung des Proletariats, die hier naiver Weise in den modernen Staat / [77b]/eingeschmuggelt wird. Sollte Sankt Sancho зо wirklich nicht wissen, daß überall, wo der moderne Staat sich entwickelt hat, das „Sorgen für eine Proles“ dem Staat, d. h. den offiziellen Bourgeois gerade die unangenehmste Tätigkeit des Pro¬ letariats ist? Sollte er nicht etwa zu seinem eignen Besten auch Malthus und den Minister Duchätel ins Deutsche übersetzen? 35 Sankt Sancho „fühlte“ vorhin „immer deutlicher66, als deutscher Kleinbürger, daß ihm „im Gegensatz zum Staat noch eine große Macht blieb66, nämlich dem Staat zum Trotz sich Gedanken zu machen. Wäre er ein englischer Proletarier, so würde er gefühlt haben, daß ihm „die Macht blieb“, dem Staat zum Trotz Kinder 40 zu machen. Weitere Jeremiade gegen den Staat! Weitere Theorie des Pau¬ perismus! Er „schafft66 zunächst als „Ich“ „Mehl, Leinwand oder Eisen und Kohlen“, womit er die Teilung der Arbeit von vorn herein aufhebt. Dann fängt er an „lange66 zu „klagen66, daß seine 45
III. Sankt Max 339 Arbeit nicht nach ihrem Wert bezahlt wird und gerät zunächst in Konflikt mit den Bezahlenden. Der Staat tritt dann „beschwich¬ tigend“ dazwischen. „Lasse Ich Mir nicht genügen an dem Preise, den er66 (nämlich der Staat) „für meine Ware und Arbeit fest- j setzt, trachte Ich vielmehr den Preis Meiner Ware selbst zu be¬ stimmen, d.h Mich bezahlt zu machen, so gerate Ich zunächst“ (großes „Zunächst“ — nicht mit dem Staat, sondern) „mit den Abnehmern der Ware in Konflikt.“ p. 337. Will er mm in ein „di¬ rektes Verhältnis“ mit diesen Abnehmern treten, d. h. „sie bei den io Köpfen fassen“, so „interveniert“ der Staat, „reißt den Menschen vom Menschen“ (obgleich es sich nicht vom „Menschen“, sondern vom Arbeiter und Arbeitgeber oder, was er durcheinander wirft, vom Verkäufer und Käufer der Ware handelte), und zwar tut der Staat dies in der böswilligen Absicht „um sich als Geist“ (jeden- 15 falls heiliger Geist) „in die Mitte zu stellen. Die Arbeiter, welche höheren Lohn verlangen, werden als Verbrecher behandelt, sobald sie ihn erzwingen wollen.“ p.337. [77c]/ Hier haben wir wieder einmal eine Blütenlese des Un¬ sinns. Herr Senior hätte seine Briefe über den Arbeitslohn sparen 2o können, wenn er sich vorher in ein „direktes Verhältnis“ zu Stir¬ ner gesetzt hätte; besonders da in diesem Falle der Staat wohl nicht „den Menschen vom Menschen gerissen“ haben würde. Sancho läßt hier den Staat dreimal auftreten. Zuerst „beschwich¬ tigend“, dann preisbestimmend, zuletzt als „Geist“, als das Hei- 25 lige. Daß Sankt Sancho nach der glorreichen Identifikation des Privat- und Staatseigentums den Staat auch den Arbeitslohn be¬ stimmen läßt, zeugt von gleich großer Konsequenz und Un¬ bekanntschaft mit den Dingen dieser Welt. Daß „die Arbeiter, welche höheren Lohn erzwingen wollen“, in England, Amerika зо und Belgien keineswegs sogleich als „Verbrecher“ behandelt wer¬ den, sondern im Gegenteil oft genug diesen Lohn wirklich er¬ zwingen, ist ebenfalls ein unsrem Heiligen unbekanntes Faktum, und zieht durch seine Legende vom Arbeitslohn einen großen Strich. Daß die Arbeiter, selbst wenn der Staat nicht „in die Mitte 35 träte“, wenn sie ihre Arbeitgeber „bei den Köpfen fassen“, damit noch gar nichts gewinnen, noch viel weniger als durch Assozia¬ tionen und Arbeitseinstellungen, solange sie nämlich Arbeiter und ihre Gegner Kapitalisten bleiben — das ist ebenfalls ein Faktum, das selbst in Berlin einzusehen wäre. Daß die bürgerliche Gesell¬ te schäft, die auf der Konkurrenz beruht und ihr Bourgeoisstaat ihrer ganzen materiellen Grundlage nach, keinen andern als einen Konkurrenzkampf unter den Bürgern zulassen können, und nicht als „Geist“, sondern mit Bajonetten dazwischen treten müssen, wenn die Leute sich „an den Köpfen fassen“, braucht ebenfalls 45 nicht auseinander gesetzt zu werden. 22*
340 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Übrigens stellt Stirners Einfall, daß nur der Staat reicher werde, wenn die Individuen auf der Basis des bürgerlichen Eigentums reicher werden, oder daß bisher alles Privateigentum Staatseigen¬ tum gewesen sei, das historische Verhältnis wieder auf den Kopf. /{85} [78]/ Mit der Entwicklung und Akkumulation des bürger- з liehen Eigentums, d. h. mit der Entwicklung des Handels und der Industrie wurden die Individuen immer reicher, während der Staat immer verschuldeter ward. Dies Faktum trat schon hervor in den ersten italienischen Handelsrepubliken, zeigte sich später in seiner Spitze in Holland seit dem vorigen Jahrhundert, wo der io Fondsspekulant Pinto schon 1750 darauf aufmerksam machte, und findet jetzt wieder Statt in England. Es zeigt sich daher auch, daß sobald die Bourgeoisie Geld gesammelt hat, der Staat bei ihr betteln gehen muß und endlich von ihr geradezu an sich gekauft wird. Dies findet in einer Periode Statt, in welcher die Bourgeoisie із noch eine andre Klasse sich gegenüberstehen hat, wo also der Staat zwischen Beiden den Schein einer gewissen Selbstständig¬ keit behalten kann. Der Staat bleibt selbst nach diesem Ankauf immer noch geldbedürftig und dadurch von den Bourgeois ab¬ hängig, kann aber dennoch, wenn es das Interesse der Bourgeois 20 erfordert, immer über mehr Mittel verfügen als andre weniger entwickelte und daher weniger verschuldete Staaten. Aber selbst die unentwickeltsten Staaten Europas, die der heiligen Allianz, gehen diesem Schicksal unaufhaltsam entgegen und werden von den Bourgeois angesteigert werden; wo sie sich dann von Stirner 25 mit der Identität von Privateigentum und Staatseigentum vertrö¬ sten lassen können, namentlich sein eigner Souverain, der ver¬ gebens die Stunde des Verschacherns der Staatsmacht an die „böse“ gewordnen „Bürger66 hinzuhalten strebt. Wir kommen jetzt zu dem Verhältnis von Privateigentum und зо Recht, wo wir dieselben Siebensachen in anderer Form wieder hören. Die Identität von Staats- und Privateigentum erhält eine scheinbar neue Wendung. Die politische Anerkennung des Privateigentums im Recht wird als Basis des Privateigentums ausgesprochen. 35 „Das Privateigentum lebt von der Gnade des Rechts. Nur im Rechte hat es seine Gewähr — Besitz ist ja noch nicht Eigentum, es wird erst das Meinige durch Zustimmung des Rechts; — es ist keine Tatache, sondern eine Fiktion, ein Gedanke. Das ist das Rechtseigentum, rechtliches Eigentum, garantiertes Eigentum: 40 nicht durch Mich ist es Mein, sondern durchs — Recht66. P. 332. Dieser Satz treibt nur den schon dagewesenen Unsinn vom Staatseigentum auf eine noch komischere Höhe. 85a [78a] Wir gehen daher gleich auf Sanchos Exploitation des fiktiven jus utendi et abutendi über. 45
III. Sankt Max 341 P. 332 erfahren wir außer der obigen schönen Sentenz, daß das Eigentum „die unumschränkte Gewalt über etwas ist, womit Ich schalten und walten kann nach Gutdünken“. „Die Gewalt“ ist aber „nicht ein für sich existierendes, sondern lediglich im ge- 5 waltigen Ich, in Mir, dem Gewaltigen“. P. 366. Das Eigentum ist daher kein „Ding“, „nicht dieser Baum, sondern Meine Gewalt, Verfügung über ihn ist die Meinige“. P. 366. Er kennt bloß „Dinge“ oder „Iche“. Die „vom Ich getrennte“, gegen es ver¬ selbstständigte, in ein „Gespenst“ verwandelte „Gewalt ist das io Recht“. „Diese verewigte Gewalt66 (Abhandlung über das Erb¬ recht) „erlischt selbst mit Meinem Tode nicht, sondern wird über¬ tragen oder vererbt. Die Dinge gehören nun wirklich nicht Mir, sondern dem Rechte. Andererseits ist dies weiter Nichts als eine Verblendung, denn die Gewalt des Einzelnen wird allein dadurch 75 permanent und ein Recht, daß Andre ihre Gewalt mit der seinigen verbinden. Der Wahn besteht darin, daß sie ihre Gewalt nicht wieder zurückziehen zu können glauben“. P. 366, 367. „Ein Hund sieht den Knochen in eines andern Gewalt und steht nur ab, wenn er sich zu schwach fühlt. Der Mensch aber respektiert das 2o Recht des Andern an seinen Knochen . . . Und wie hier, so heißt überhaupt dies „menschlich66, wenn man in Allem etwas Geistiges sieht, hier das Recht, d. h. Alles zu einem Gespenste macht und sich dazu als zu einem Gespenste verhält . . . Mensch¬ lich ist es, das Einzelne nicht als Einzelnes, sondern als ein All- 25 gemeines anzuschauen.66 p. 368, 369. Das ganze Unheil entspringt also wieder aus dem Glauben der Individuen an den Rechtsbegriff, den sie sich aus dem Kopfe schlagen sollen. Sankt Sancho kennt nur „Dinge“ und „Iche66, und von Allem, was nicht unter diese Rubriken paßt, von allen зо Verhältnissen kennt er nur die abstrakten Begriffe, die sich ihm daher auch in „Gespenster“ verwandeln. „Andererseits“ dämmert ihm freilich zuweilen, daß dies Alles „weiter Nichts ist als eine Verblendung66, und daß „die Gewalt des Einzelnen66 85b [78b]/ sehr davon abhängig ist, ob Andre ihre Gewalt mit der seinigen 35 verbinden. Aber in letzter Instanz läuft Alles doch auf „den Wahn“ heraus, daß die Einzelnen „ihre Gewalt nicht wieder zu¬ rückziehen zu können glauben66. Die Eisenbahn gehört wieder „wirklich66 nicht den Aktionären, sondern den Statuten. Sancho gibt gleich ein schlagendes Exempel am Erbrecht. Er erklärt es 4o nicht aus der Notwendigkeit der Akkumulation und der vor dem Recht existierenden Familie, sondern aus der juristischen Fiktion von der Verlängerung der Gewalt über den Tod hinaus. Diese juristische Fiktion selbst wird von allen Gesetz¬ gebungen immer mehr aufgegeben, jemehr die feudale Gesell- 45 schäft in die bürgerliche übergeht. (Vergleiche z. B. den code Na¬
342 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil poleon). Daß die absolute väterliche Gewalt und das Majorat, so¬ wohl das naturwüchsige Lehnsmajorat, wie das spätere, auf sehr bestimmten materiellen Verhältnissen beruhten, braucht hier nicht auseinandergesetzt zu werden. Dasselbe findet bei den antiken Völ¬ kern statt in der Epoche der Auflösung des Gemein wesens durch 5 das Privatleben. (Bester Beweis die Geschichte des römischen Erbrechts). Sancho konnte überhaupt kein unglücklicheres Bei¬ spiel wählen als das Erbrecht, das am allerdeutlichsten die Ab¬ hängigkeit des Rechts von den Produktionsverhältnissen zeigt. Ver¬ gleich zum Beispiel römisches und germanisches Erbrecht. Ein 10 Hund hat freilich noch nie aus einem Knochen Phosphor, Knochen¬ mehl oder Kalk gemacht, ebensowenig wie er sich je über sein „Recht66 an einen Knochen „etwas in den Kopf gesetzt hat66; Sankt Sancho hat sich ebenfalls nie „in den Kopf gesetzt66 darüber nachzudenken, ob nicht das Recht, das die Menschen auf einen 15 Knochen sich vindizieren und die Hunde nicht, mit der Art zu¬ sammenhängt, wie die Menschen diesen Knochen produktiv be¬ handeln und die Hunde nicht. Überhaupt haben wir hier an einem Beispiel die ganze Manier der Sanchoschen Kritik und seinen un¬ erschütterlichen Glauben an kurante Illusionen vor uns. Die bis- 20 herigen Produktionsverhältnisse der Individuen müssen sich eben¬ falls als politische und rechtliche Verhältnisse ausdrücken. (Sieh oben). Innerhalb der Teilung der Arbeit müssen diese Verhält¬ nisse gegenüber den Individuen sich verselbstständigen. Alle Ver¬ hältnisse können /86c[78c]/ in der Sprache nur als Begriffe aus- 25 gedrückt werden. Daß diese Allgemeinheiten und Begriffe als mysteriöse Mächte gelten, ist eine notwendige Folge der Verselbst¬ ständigung der realen Verhältnisse, deren Ausdruck sie sind. Außer dieser Geltung im gewöhnlichen Bewußtsein erhalten diese Allgemeinheiten noch eine besondere Geltung und Ausbildung зо von den Politikern und Juristen, die durch die Teilung der Arbeit auf den Kultus dieser Begriffe angewiesen sind und in ihnen, nicht in den Produktionsverhältnissen, die wahre Grundlage aller realen Eigentumsverhältnisse sehen. Diese Illusion adoptiert Sankt Sancho unbesehens, hat es damit fertig gebracht das rechtliche 35 Eigentum für die Basis des Privateigentums und den Rechtsbegriff für die Basis des rechtlichen Eigentums zu erklären und kann nun seine ganze Kritik darauf beschränken, den Rechtsbegriff für einen Begriff, ein Gespenst zu erklären. Womit Sankt Sancho fertig ist. Zu seiner Beruhigung kann ihm noch gesagt werden, daß 40 das Verfahren der Hunde, wenn ihrer zwei einen Knochen finden, in allen ursprünglichen Gesetzbüchern als Recht anerkannt wird; vim vi repellere licere, sagen die Pandekten; idque jus natura comparatur, worunter verstanden wird jus quod natura omnia ani- malia — Menschen und Hunden — docuit; daß aber später die
III. Sankt Max 343 organisierte Repulsion der Gewalt durch die Gewalt „eben“ das Recht ist. Sankt Sancho, der nun im Zuge ist, dokumentiert seine rechts¬ geschichtliche Gelehrsamkeit dadurch, daß er Proudhon seinen <5 „Knochen“ streitig macht. Proudhon, sagt er, „schwindelt uns vor, die Sozietät sei die ursprüngliche Besitzerin und die einzige Eigentümerin von unverjährbarem Rechte; an ihr sei der so¬ genannte Eigentümer zum Diebe geworden; wenn sie nun dem dermaligen Eigentümer sein Eigentum entziehe, so raube sie ihm w Nichts, da sie nur ihr unverjährbares Recht geltend mache. Soweit kommt man mit dem Spuk der Sozietät als einer moralischen Person.“ p.330, 331. Dagegen will Stirner uns „vorschwin¬ deln“, p. 340, 367, 420 und anderwärts, wir, nämlich die Besitz¬ losen, hätten den Eigentümern ihr Eigentum geschenkt, aus Un- 15 künde, Feigheit, oder auch Gutmütigkeit usw., und fordert uns auf, unser Geschenk zurückzunehmen. Zwischen den beiden / (86) [79]/ „Schwindeleien66 ist der Unterschied, daß Proudhon sich auf ein historisches Faktum stützt, während Sankt Sancho sich nur etwas „in den Kopf gesetzt66 hat, um der Sache eine „neue 2o Wendung66 zu geben. Die neueren rechtsgeschichtlichen Forschun¬ gen haben nämlich herausgestellt, daß sowohl in Rom, wie bei den germanischen, keltischen und slavischen Völkern die Eigentums¬ entwicklung vom Gemeindeeigentum oder Stammeigentum aus¬ ging und das eigentliche Privateigentum überall durch Usurpation 25 entstand, was Sankt Sancho freilich nicht aus der tiefen Einsicht herausklauben konnte, daß der Rechtsbegriff ein Begriff ist. Den juristischen Dogmatikern gegenüber war Proudhon vollständig be¬ rechtigt dies Faktum geltend zu machen und überhaupt sie mit ihren eignen Voraussetzungen zu bekämpfen. „Soweit kommt man 30 mit dem Spuk66 des Rechtsbegriffs als eines Begriffs. Proudhon könnte nur dann wegen seines obigen Satzes angegriffen werden, wenn er dem über dies ursprüngliche Gemeinwesen hinausgegan¬ genen Privateigentum gegenüber die frühere und rohere Form ver¬ teidigt hätte. Sancho resümiert seine Kritik Proudhons in der 35 stolzen Frage: „Warum so sentimental, als ein armer Beraubter, das Mitleid anrufen?66 P. 420. Die Sentimalität, die übrigens bei Proudhon nirgends zu finden ist, ist nur der Maritomes gegen¬ über erlaubt. Sancho bildet sich wirklich ein, ein „ganzer Kerl66 zu sein gegenüber einem Gespenstergläubigen wie Proudhon. Er 40 hält seinen aufgedunsenen Kanzleistil, dessen sich Friedrich Wil¬ helm IV. zu schämen hätte, für revolutionär. „Der Glaube macht selig!66 /87а[79а]/ P. 340 erfahren wir: „Alle Versuche, über das Eigentum vernünftige Gesetze zu geben, liefen vom Busen der 45 L i eb e in ein wüstes Meer von Bestimmungen aus.66 Hierzu paßt
344 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil der gleich abenteuerliche Satz: „Der bisherige Verkehr beruhte auf der Liebe, dem rücksichtsvollen Benehmen, dem Füreinander- Tun“. P. 385. — Sankt Sancho überrascht sich hier selbst mit einem frappanten Paradoxon über das Recht und den Verkehr. Wenn wir uns indes erinnern, daß er unter „der Liebe“ die Liebe 5 zu „d em Menschen66, überhaupt einem An-und-für-sich-seienden, Allgemeinen, das Verhältnis zu einem Individuum oder Ding als zum Wesen, zu dem Heiligen versteht, so fällt dieser glän¬ zende Schein zusammen. Die obigen Orakelsprüche lösen sich dann in die alten, durch das ganze „Buch66 uns enuyierenden Tri- 10 vialitäten auf, daß zwei Dinge, von denen Sancho Nichts weiß, nämlich hier das bisherige Recht und der bisherige Verkehr — „das Heilige66 sind, und daß überhaupt bisher nur „Begriffe die Welt beherrscht66 haben. Das Verhältnis zum Heiligen, sonst „Re¬ spekt66 genannt, kann auch gelegentlich „Liebe66 tituliert werden. 15 (Siehe „Logik66). Nur ein Beispiel, wie Sankt Sancho die Gesetzgebung in ein Liebesverhältnis und den Handel in einen Liebeshandel verwan¬ delt: „In einer Registrationsbill für Irland stellte die Regierung den Antrag, Wähler diejenigen sein zu lassen, welche fünf Pfund 20 Sterling Armensteuer entrichten. Also wer Almosen gibt, der er¬ wirbt politische Rechte oder wird anderwärts Schwanenritter.66 p. 344. Zuerst ist hier zu bemerken, daß diese „Registrationsbill“, die „politische Rechte66 verleiht, eine Munizipal- oder Korpora¬ tionsbill war, oder um für Sancho verständlich zu sprechen, 25 eine „Städteordnung66, die keine „politischen Rechte66, sondern städtische Rechte, Wahlrecht für Lokalbeamte, verleihen sollte. Zweitens sollte Sancho, der den Mac-Culloch übersetzt, doch wohl wissen, was das heißt, to be assessed to the poor-rates at five pounds. Es heißt nicht „fünf Pfund Armensteuer zahlen“, son- зо dem in den Armen-/87b[79b]/steuerrollen als Bewohner eines Hauses eingetragen sein, dessen jährliche Miete fünf Pfund be¬ trägt. Der Berliner Bonhomme weiß nicht, daß die Armensteuer in England und Irland eine lokale Steuer ist, die in jeder Stadt und in jedem Jahre verschieden ist, sodaß es eine reine Un- 35 möglichkeit wäre, irgend ein Recht an einen bestimmten Steuer¬ betrag knüpfen zu wollen. Endlich glaubt Sancho, daß die eng¬ lische und irische Armensteuer ein „А 1 mоsen66 sei, während sie nur die Geldmittel zu einem offenen und direkten Angriffskrieg der herrschenden Bourgeoisie gegen das Proletariat aufbringt. Sie 40 deckt die Kosten der Arbeitshäuser, die bekanntlich ein Malthu- sianisches Abschreckungsmittel gegen den Pauperismus sind. Man sieht, wie Sancho ..vom Busen der Liebe in ein wüstes Meer von Bestimmungen ausläuft.66 Beiläufig bemerkt, mußte die deutsche Philosophie, weil sie 45
III. Sankt Max 345 nur vom Bewußtsein ausging, in Moralphilosophie verenden, wo dann die verschiedenen Heroen einen Hader um die wahre Moral führen. Feuerbach liebt den Menschen um des Menschen willen, Sankt Bruno liebt ihn, weil er es „verdient“ (Wig. p. 137), und Sankt Sancho liebt „Jeden,66 weil es ihm gefällt, mit dem Bewußt¬ sein des Egoismus („das Buch66, p. 387). Wir haben schon oben, in der ersten Abhandlung, gehört, wie die kleinen Grundeigentümer sich respektvoll vom großen Grund¬ eigentum ausschlossen. Dies Sich-Ausschließen vom fremden io Eigentum aus Respekt wird überhaupt als Charakter des bürger¬ lichen Eigentums dargestellt. Aus diesem Charakter weiß Stirner sich zu erklären, warum „innerhalb des Bürgertums trotz seines Sinnes, daß Jeder Eigentümer sei, die Meisten soviel wie Nichts haben.66 p. 348. Dies „kommt daher, weil die Meisten sich schon 75 darüber freuen, nur überhaupt Inhaber, sei es auch von einigen Lappen, zu sein.66 p. 349. Daß „die Meisten66 nur „einige Lap¬ pen66 besitzen, erklärt sich Szeliga ganz natürlich aus ihrer Freude an den Lappen. — P. 343: „Ich wäre bloß Besitzer? Nein, bisher war man nur 2o Besitzer, gesichert im Besitze einer Parzelle, dadurch, daß man Andere auch im Besitze einer Parzelle ließ; jetzt aber gehört Alles Mir. Ich bin Eigentümer von Allem, dessen Ich brauche und habhaft werden kann.66 Wie Sancho vorhin die /86c [79c]/ kleinen Grundbesitzer sich respektvoll vom großen Eigentum aus- 25 schließen ließ, jetzt die kleinen Grundbesitzer sich von einander, so konnte er weiter ins Detail gehen, die Ausschließung des kom¬ merziellen Eigentums vom Grundeigentum, des Fabrikeigentums vom eigentlich kommerziellen usw. durch den Respekt bewerk¬ stelligen lassen und es so zu einer ganz neuen Ökonomie auf der so Basis des Heiligen bringen. Er hat sich dann nur den Respekt aus dem Kopf zu schlagen, um die Teilung der Arbeit und die daraus hervorgehende Gestaltung des Eigentums mit Einem Schlage auf¬ zuheben. Zu dieser neuen Ökonomie gibt Sancho p. 128 „des Buchs66 einen Beleg, wo er die Nadel nicht vom shopkeeper, son- 35 dem vom Respekt kauft, und nicht mit Geld von dem shopkeeper, sondern mit Respekt von der Nadel. Übrigens ist die von Sancho angefeindete dogmatische Selbstausschließung eines Jeden vom fremden Eigentum eine rein juristische Illusion. In der heuti¬ gen Produktions- und Verkehrsweise schlägt Jeder ihr ins Gesicht 40 und trachtet gerade danach, alle Andern von ihrem einstweiligen Eigentum auszuschließen. Wie es mit Sanchos „Eigentum an Al¬ lem66 aussieht, geht schon aus dem ergänzenden Nachsatz hervor: „dessen Ich brauche und habhaft werden kann.66 Er erörtert dies selbst näher p. 353: „Sage Ich: Mir gehört die Welt, so i st 45 das eigentlich auch leeres Gerede, das nur inso¬
346 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil fern Sinn hat, als Ich kein fremdes Eigentum respektiere.“ Also insofern der Nichtrespekt vor dem fremden Eigentum sein Eigentum ist. Was Sancho an seinem geliebten Privateigentum kränkt, ist eben die Ausschließlichkeit, ohne die es Unsinn wäre, das Fak- 5 tum, daß es außer ihm noch andre Privateigentümer gibt. Frem¬ des Privateigentum ist nämlich heiliges. Wir werden sehen, wie er in seinem „Vereine66 diesem Übelstand abhilft. Wir werden nämlich finden, daß sein egoistisches Eigentum, das Eigentum im außergewöhnlichen Verstände, weiter nichts ist als das durch seine 10 heiligende Phantasie verklärte, gewöhnliche oder bürgerliche Eigentum. Schließen wir mit dem Spruch Salomonis: „Gelangen die Men¬ schen dahin, daß sie den Respekt vor dem Eigentum verlieren, so wird Jeder Eigentum haben . . . dann [werden Vereine auch js in dieser Sache die Mittel des Einzelnen multiplizieren und sein angefochtenes Eigentum sicher stellen.66 p. 342.] [Abhandlung 3: Über die Konkurrenz im gewöhnlichen und außergewöhnlichen Verstände] /{88} [80]/ Schreiber dieses begab sich eines Morgens im 20 gebührlichen Kostüm zum Herrn Minister Eichhorn: „Weil es mit dem Fabrikanten nicht geht66 (der Herr Finanzminister hatte ihm nämlich weder Raum noch Geld zur Errichtung einer eigenen Fabrik gegeben, noch der Herr Justizminister ihm erlaubt, dem Fabrikanten die Fabrik zu nehmen — siehe oben bürgerliches 25 Eigentum), „so will Ich mit jenem Professor der Rechte konkur¬ rieren; der Mann ist ein Gimpel und Ich, der Ich hundertmal mehr weiß als er, werde sein Auditorium leer machen. — „Hast Du stu¬ diert und promoviert, Freund?66 — Nein, aber was tut das? Ich verstehe, was zu dem Lehrfache nötig ist, reichlich. — „Tut mir зо leid, aber die Konkurrenz ist hier nicht frei. Gegen deine Person ist nichts zu sagen, aber die Sache fehlt, das Doktordiplom. Und dies verlange Ich, der Staat.66 — Dies also ist die Freiheit der Konkurrenz66, seufzte Schreiber dieses, „der Staat, Mein Herr, befähigt mich erst zum Konkurrieren.66 Worauf er nieder- 35 geschlagen in seine Behausung zurückkehrte. P. 347. In entwickelten Ländern wäre es ihm nicht vorgekommen, den Staat um die Erlaubnis fragen zu müssen, ob er mit einem Pro¬ fessor der Rechte konkurrieren dürfe. Wenn er sich aber an den Staat als einen Arbeitgeber wendet und Besoldung, d. h. А r - 40 16—17 Nach haben . . . dann fehlt der Bogen 87 , d. h. vier Seiten. Die Ergänzung des Zitats aus Stirners „Der Einzige und sein Eigentum“ ebenso wie die folgende Überschrift stammen von uns
III. Sankt Max 347 5 10 15 20 25 30 35 40 45 b e i t s 1 о h n verlangt, also sich selbst in das Konkurrenzverhält¬ nis stellt, so ist allerdings nach seinen schon dagewesenen Abhand¬ lungen über Privateigentum und privati, Gemeinde-Eigentum, Pro¬ letariat, lettres patentes, Staat und Status usw. nicht zu vermuten, daß er „glücklich werben“ wird. Der Staat kann ihn, nach seinen bisherigen Leistungen, höchstens als Küster (custos) „des Heili¬ gen66 auf einer hinterpommerschen Domäne anstellen. Zur Erheiterung können wir hier „episodisch66 die große Ent¬ deckung Sanchos „einlegen66, daß zwischen „Armen66 und „R eichen66 kein „anderer Unterschied“ existiert — „als der der Vermögenden und Unvermögenden.“ p. 354. Stürzen wir uns jetzt wieder in das „wüste Meer66 der Stimer- schen „Bestimmungen“ über die Konkurrenz: „Mit der Konkur¬ renz ist weniger66 (o„Weniger66!) /[80a]/„die Absicht verbun¬ den, die Sache am besten zu machen, als die andre, sie möglichst einträglich, ergiebig zu machen. Man studiert daher auf ein Amt los (Brotstudium), studiert Katzenbuckel und Schmeiche¬ leien, Routine und Geschäftskenntnis, man arbeitet auf den Schein. Während es daher scheinbar um eine gute Leistung zu tun ist, wird in Wahrheit nur auf ein gutes Geschäft und Geld¬ verdienst gesehen. Man möchte zwar nicht gerne Zensor sein, aber man will befördert sein . . . man fürchtet Versetzung oder gar Ab¬ setzung.66 p. 354, 355. Unser Bonhomme möge ein ökonomisches Handbuch auf¬ spüren, worin selbst die Theoretiker behaupten, es sei in der Kon¬ kurrenz um „eine gute Leistung66, oder darum zu tun, „die Sache am besten zu machen66 und nicht, „sie möglichst einträglich zu machen.66 Er kann übrigens in jedem derartigen Buche finden, daß innerhalb des Privateigentums die ausgebildete Konkurrenz, wie z. B. in England, die „Sache66 allerdings „am besten macht66. Der kleine kommerzielle und industrielle Betrug wuchert nur unter bornierten Konkurrenzverhältnissen, unter den Chinesen, Deut¬ schen und Juden, überhaupt unter den Hausierern und Klein¬ krämern. Aber selbst den Hausierhandel erwähnt unser Heiliger nicht; er kennt nur die Konkurrenz der Supemumerarien und Re- ferendarien, er beweist sich hier als vollständigen k. preuß. Sub- altembeamten. Er hätte ebenso gut die Bewerbung der Hofleute aller Zeiten um die Gunst ihres Fürsten als Beispiel der Konkur¬ renz anführen können, aber das lag seinem kleinbürgerlichen Ge¬ sichtskreis viel zu fern. Nach diesen gewaltigen Abenteuern mit den Supemumerarien, Salarien-Cassen-Rendanten und Registratoren besteht Sankt Sancho das große Abenteuer mit dem famosen Roß Clavileno, da¬ von der Prophet Cervantes zuvor geredet hat im neuen Testament am Einundvierzigsten. Sancho setzt sich nämlich aufs hohe öko¬
348 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil nomische Pferd und bestimmt das Minimum des Arbeitslohnes vermittelst „des Heiligen“. Allerdings zeigt er hier wieder einmal seine angebome Furchtsamkeit /[80b]/ und weigert sich anfangs, das fliegende Roß zu besteigen, das ihn in die Region trägt, „wo der Hagel, der Schnee, der Donner, Blitz und Wetterstrahl erzeugt 5 werden66, weit über die Wolken hinaus. Aber „der Herzog66, das ist „der Staat66, ermuntert ihn, und nachdem der kühnere und er¬ fahrnere Szeliga-Don Quijote sich einmal in den Sattel geschwun¬ gen hat, klettert unser wackerer Sancho ihm nach auf die Kruppe. Und als die Hand Szeligas die Schraube am Kopfe des Pferdes 10 gedreht hatte, erhob es sich hoch in die Lüfte, und alle Damen, vomämlich Maritomes, riefen ihnen nach: „Der mit sich einige Egoismus geleite Dich, tapferer Ritter, und noch tapfrerer Schild¬ knapp, und möge es Euch gelingen uns von dem Spuk des Malam- bruno, „des Heiligen66, zu befreien. Halte Dich nur in der Ba- 15 lance, tapferer Sancho, damit du nicht fallest und es Dir nicht ergehe wie Phaeton, da er den Sonnenwagen lenken wollte!66 „Nehmen wir an66 (er schwankt schon hypothetisch), „daß, wie die Ordnung zum Wesen des Staats gehört, so auch die Unterordnung in seiner Natur“ (angenehme Modulation 20 zwischen „Wesen66 und „Natur66 — den „Ziegen66, die Sancho auf seinem Fluge beobachtet) „gegründet ist, so sehen wir, daß von den Untergeordneten66 (soll wohl heißen Übergeordneten) „oder Bevorzugten die Zurückgesetzten unverhältnismäßig überteuert und übervorteilt werden.66 p. 357. 25 „Nehmen wir an, ... so sehen wir.66 Soll heißen: so nehmen wir an. Nehmen wir an, daß „Übergeordnete66 und „Untergeord¬ nete66 im Staat existieren, so „nehmen wir66 ebenfalls „an66, daß erstere vor den letzteren „bevorzugt66 werden. Doch die stilistische Schönheit dieses Satzes, sowie die plötzliche Anerkennung des зо „Wesens66 und der „Natur66 eines Dings, schieben wir auf die Furchtsamkeit und Verwirrung unsres ängstlich balancierenden Sancho während seiner Luftfahrt, sowie auf die unter seiner Nase abgebrannten Raketen. Wir bewundern selbst nicht, daß Sankt Sancho sich die Folgen der Konkurrenz nicht aus der Konkurrenz, 35 sondern aus der Bureaukratie erklärt, und den Staat hier wieder¬ um den Arbeitslohn bestimmen läßt. /[80c] / Er bedenkt nicht, daß die fortwährenden Schwankun¬ gen des Arbeitslohns seiner ganzen schönen Theorie ins Gesicht schlagen und ein näheres Eingehen auf industrielle Verhältnisse 40 ihm allerdings Exempel zeigen würde, wo ein Fabrikant von seinen Arbeitern nach allgemeinen Konkurrenzgesetzen „übervorteilt66 und „überteuert66 würde, wenn nicht diese juristischen und mora¬ lischen Ausdrücke innerhalb der Konkurrenz allen Sinn verloren hätten. 45
III. Sankt Max 349 Wie einfältiglich und kleinbürgerlich sich in dem einzigen Schädel Sanchos die weltumfassendsten Verhältnisse abspiegeln, wie sehr er als Schulmeister daran gebunden ist, aus allen diesen Verhältnissen sich moralische Nutzanwendungen zu abstrahieren 5 und sie mit moralischen Postulaten zu widerlegen, das zeigt wieder deutlich die Zwerggestalt, zu der für ihn die Konkurrenz zusam¬ menschrumpft. Wir müssen diese kostbare Stelle in extenso mit¬ teilen, „auf daß Nichts verloren gehe66. „Was noch einmal die Konkurrenz betrifft, so hat sie gerade 10 dadurch Bestand, daß nicht Alle sich ihrer Sache annehmen und sich über sie mit einander verständigen. Brot ist z. B. das Bedürfnis aller Einwohner einer Stadt, deshalb könnten sie leicht Übereinkommen, eine öffentliche Bäckerei einzurichten. Statt dessen überlassen sie die Lieferung des Bedarfs den kon- 15 kurrierenden Bäckern. Ebenso Fleisch den Fleischern, Wein den Weinhändlem usw. . . . Wenn Ich Mich nicht um Meine Sache bekümmere so muß Ich mit dem vorlieb nehmen, was Ande¬ ren Mir zu gewähren beliebt. Brot zu haben ist Meine Sache, Mein Wunsch und Begehren, und doch überläßt man es den Bäk- 2o kern und hofft höchstens durch ihren Hader, ihr Rangablaufen, ihren Wetteifer, kurz ihre Konkurrenz einen Vorteil zu erlangen, auf welchen man bei den Zünftigen, die gänzlich und allein im Eigentum der Backgerechtigkeit saßen, nicht rechnen konnte.66 p. 365. 25 Charakteristisch für unsern Kleinbürger ist es, daß hier eine Anstalt wie die öffentliche Bäckerei, die unter dem Zunftwesen vielfach existierte und durch die wohlfeilere Produktionsweise der Konkurrenz gestürzt wurde, eine lokale Anstalt, die sich nur unter beschränkten Verhältnissen halten konnte, und mit dem зо Eintreten der Konkurrenz, welche die lokale /{89} [81]/ Borniert¬ heit aufhob, notwendig untergehen mußte — daß Sankt Sancho eine solche Anstalt der Konkurrenz gegenüber seinen Mitspieß- bürgem empfiehlt. Er hat nicht einmal das aus der Konkurrenz gelernt, daß „der Bedarf66, z. B. an Brot, jeden Tag ein anderer ist, 35 daß es keineswegs von ihm abhängt, ob morgen noch das Brot „seine Sache66 ist, oder ob sein Bedürfnis den Andern noch für eine Sache gilt und daß innerhalb der Konkurrenz der Brotpreis durch die Produktionskosten und nicht durch das Belieben der Bäcker bestimmt wird. Er ignoriert sämtliche von der Konkurrenz 4o erst geschaffenen Verhältnisse, Aufhebung der Lokalbeschrän¬ kung, Herstellung von Kommunikationen, ausgebildete Teilung der Arbeit, Weltverkehr, Proletariat, Maschinerie pp, um einen wehmütigen Blick auf die mittelalterliche Spießbürgerei zurück¬ werfen. Von der Konkurrenz weiß er soviel, daß sie „Hader, 45 Rangablaufen und Wetteifer66 ist; um ihren sonstigen Zusammen¬
350 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil hang mit der Teilung der Arbeit, dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr etc. kümmert er sich nicht. Daß die Bourgeois sich allerdings überall, wo es ihr Interesse erheischte (und dar¬ über wissen sie besser zu urteilen als Sankt Sancho), jedes¬ mal „verständigten“, soweit sie innerhalb der Konkurrenz und з des Privateigentums dies konnten, zeigen die Aktiengesellschaf¬ ten, die mit dem Aufkommen des Seehandels und der Manu¬ faktur begannen und alle ihnen zugänglichen Zweige der Industrie und des Handels an sich rissen. Solche „Verständigungen“, die u. A. zur Eroberung eines Reiches in Ostindien führten, sind frei- 10 lieh kleinlich gegenüber der wohlmeinenden Phantasie einer öffentlichen Bäckerei, die in der Vossischen Zeitung besprochen zu werden verdiente. — Was die Prole-/[81a]/tarier betrifft, so sind diese, wenigstens in ihrer modernen Gestalt, erst aus der Konkur¬ renz entstanden und haben bereits vielfach gemeinschaftliche An-із stalten errichtet, die aber jedesmal untergingen, weil sie nicht mit den „hadernden“ Privatbäckem, Fleischern pp konkurrieren konnten, und weil für die Proletarier, wegen ihrer durch die Teilung der Arbeit selbst vielfach entgegengesetzten Interessen eine andere als politische, gegen den ganzen jetzigen Zustand ge- 20 richtete „Verständigung66 immöglich ist. Wo die Entwicklung der Konkurrenz die Proletarier befähigt, sich zu „verständigen6’, da „verständigen66 sie sich über ganz andre Dinge als über öffentliche Bäckereien. Der Mangel an „Verständigung66, den Sancho hier unter den konkurrierenden Individuen bemerkt, entspricht und 25 widerspricht vollständig seiner weiteren Ausführung über die Kon¬ kurrenz, die Wir im Kommentar, Wigand p. 173, genießen. „Man führte die Konkurrenz ein, weil man ein Heil für Alle darin sah, man einigte sich über sie, man versuchte es gemein¬ schaftlich mit ihr . . . man stimmte in ihr etwa so ü b e r e i n, зо wie sämtliche Jäger bei einer Jagd für . . . ihre Zwecke es zuträg¬ lich finden können, sich im Walde zu zerstreuen und „vereinzelt66 zu jagen . . . Jetzt freilich stellt es sich heraus . . . daß bei der Km- kurrenz nicht Jeder seinen Gewinn . . . findet66. — „Es stellt shh hier heraus66, daß Sancho von der Jagd geradesoviel weiß wie v)n 35 der Konkurrenz. Er spricht nicht von einer Treibjagd, auch nicht von einer Hetzjagd, sondern von der Jagd im außergewöhnlichen Verstände. Es bleibt ihm nur noch übrig, nach den obigen Pr n- zipien eine neue Geschichte der Industrie und des Handels m schreiben und einen „Verein66 zu einer derartigen außergewöln- 40 liehen Jagd zu Stande zu bringen. /[81b]/ Ganz in demselben stillen, gemütlichen und dorf¬ zeitungsmäßigen Geleise spricht er sich über die Stellung der Konkurrenz zu den sittlichen Verhältnissen aus. ..Was der Mensch als solcher66 (!) „an körperlichen Gütern 45
III. Sankt Max 351 nicht behaupten kann, dürfen wir ihm nehmen: dies der Sinn der Konkurrenz, der Gewerbefreiheit. Was er an geistigen Gütern nicht behaupten kann, verfällt uns gleichfalls. Aber unantastbar sind die geheiligten Güter. Geheiligt und garantiert durch 5 wen? . . . Durch den Menschen oder den Begriff, den Begriff der Sache“. Als solche geheiligte Güter führt er an „das Leben66, „Freiheit der Person66, „Religion66, „Ehre66, „Anstands-, Scham¬ gefühl66 usw. p. 325. Alle diese „geheiligten Güter66 „darf66 Stirner in entwickelten io Ländern zwar nicht „dem Menschen als solchen66, aber doch den wirklichen Menschen nehmen, natürlich auf dem Wege und inner¬ halb der Bedingungen der Konkurrenz. Die große Umwälzung der Gesellschaft durch die Konkurrenz, die die Verhältnisse der Bour¬ geois unter einander und zu den Proletariern in reine Geldverhält- 15 nisse auflöste, sämtliche oben genannte „geheiligte Güter66 in Han¬ delsartikel verwandelte und für die Proletarier alle naturwüch¬ sigen und überkommenen, z. B. Familien- und politische Verhält¬ nisse nebst ihrem ganzen ideologischen Überbau zerstörte — diese gewaltige Revolution ging allerdings nicht von Deutschland 20 aus; Deutschland spielte in ihr nur eine passive Rolle, es ließ sich seine geheiligten Güter nehmen und bekam nicht einmal den ku¬ ranten Preis dafür. Unser deutscher Kleinbürger kennt daher nur die heuchlerischen Beteuerungen der Bourgeois über die morali¬ schen Grenzen der Konkurrenz der Bourgeois, die die „geheiligten 25 Güter66 der Proletarier, ihre „Ehre“, „Schamgefühl66, „Freiheit der Person66 täglich mit Füßen treten und ihnen selbst den Reli¬ gionsunterricht entziehen. Diese vorgeschützten „moralischen Grenzen66 gelten ihm für den wahren „Sinn66 der Konkurrenz, und ihre Wirklichkeit existiert nicht für ihren Sinn. зо Sancho resümiert die Resultate seiner Forschungen über die Konkurrenz in folgendem Satze: „Ist eine Konkurrenz frei, die der Staat, dieser Herrscher im bürgerlichen Prinzip, in tausend Schran¬ ken einengt?“ p. 347. Das „bürgerliche Prinzip66 Sanchos, „den Staat66 überall zum „Herrscher66 zu machen und die aus der Pro- 35 duktions- und Verkehrsweise hervorgehenden Schranken der Kon¬ kurrenz für Schranken zu halten, in die „der Staat66 die Konkur¬ renz „einengt66, spricht sich hier noch einmal mit gebührender „Empörung66 aus. Sankt Sancho hat „in jüngster Zeit66 „aus Frankreich66 herüber 40 (vgl. Wigand p. 190) allerlei Neuigkeiten läuten gehört, /[81c]/ und unter Andern über die Versachlichung der Personen in der Konkurrenz und über den Unterschied zwischen Konkurrenz und Wetteifer. Aber der „arme Berliner66 hat „aus Dummheit die schönen Sachen verdorben66. (Wig. ibidem, wo sein böses Gewis- 45 sen aus ihm redet). „So sagt er z. B.“ p. 346 „des Buchs66: „Ist die
352 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil freie Konkurrenz denn wirklich frei? Ja, ist sie wirklich eine Kon¬ kurrenz, nämlich der Personen, wofür sie sich ausgibt, weil sie auf diesen Titel ihr Recht gründet?“ Die Dame Konkurrenz gibt sich für etwas aus, weil sie (d.h. einige Juristen, Politiker und schwärmerische Kleinbürger, die letzten Nachzügler in ihrem 5 Gefolge) auf diesen Titel ihr Recht gründet. Mit dieser Alle¬ gorie beginnt Sancho die „schönen Sachen64 „aus Frankreich66 für den Meridian von Berlin zurechtzustutzen. Wir übergehen die schon oben abgemachte absurde Vorstellung, daß „der Staat gegen Meine Person nichts einzuwenden hat66 und mir so zu kon- 10 kurrieren erlaubt, mir aber „die Sache66 nicht gibt (p. 347) und gehen gleich auf seinen Beweis über, daß die Konkurrenz keine Konkurrenz der Personen ist. „Konkurrieren aber wirklich die Personen? Nein, wieder¬ um nur die Sachen! Die Gelder in erster Reihe, usw.; in 15 dem Wetteifer wird immer Einer hinter dem Andern Zurückblei¬ ben. Allein es macht einen Unterschied, ob die fehlenden Mittel durch persönliche Kraft gewonnen werden können, oder nur durch Gnade zu erhalten sind, nur als Geschenk, und zwar in¬ dem z. B. der Ärmere dem Reicheren seinen Reichtum lassen, 20 d. h. schenken muß.66 p. 348. — Die Schenkungstheorie „schenken wir ihm66 (Wig. p. 190). Er möge sich im ersten besten juristischen Handbuch, Kapitel „Ver¬ trag66, unterrichten, ob ein „Geschenk66, das er „schenken muß“, noch ein Geschenk ist. In dieser Weise „schenkt66 uns Stirner unsre 25 Kritik seines Buchs, weil er sie uns „lassen, d.h. schenken muß64. Die Tatsache, daß von zwei Konkurrenten, deren „Sachen66 gleich sind, der eine den andern ruiniert, besteht für Sancho nicht. Daß die Arbeiter unter einander kon-/{90! [82]/kurrieren, ob¬ gleich sie keine „Sachen“ (im Stimerschen Verstände) besitzen, зо existiert desgleichen nicht für ihn. Indem er die Konkurrenz der Arbeiter unter einander aufhebt, erfüllt er einen der frommsten Wünsche unsrer „wahren Sozialisten66, deren wärmster Dank ihm nicht entgehen wird. „Nur die Sachen“, nicht „die Personen66, konkurrieren. — Nur die Waffen kämpfen, nicht die Leute, die 35 sie führen und zu führen gelernt haben. Diese sind bloß zum Tot- geschossenwerden da. — So spiegelt sich der Konkurrenzkampf in den Köpfen kleinbürgerlicher Schulmeister ab, die sich den modernen Börsenbaronen und Cotton-Lords gegenüber mit dem Bewußtsein trösten, daß ihnen nur „die Sache“ fehle, um ihre 40 „persönliche Kraft66 gegen sie geltend zu machen. Noch komische: wird diese bornierte Vorstellung, wenn man auf die „Sachen6, etwas näher eingeht, statt sich auf das Allergemeinste und Popu¬ lärste, z.B. „das Geld66 (das indes nicht so populär ist, wie es scheint), zu beschränken. Unter diese „Sachen66 gehört u. A„ daß 45
III. Sankt Max 353 der Konkurrent in einem Lande und in einer Stadt lebt, wo er die¬ selben Vorteile hat, wie seine von ihm vorgefundenen Konkur¬ renten; daß das Verhältnis von Stadt und Land eine fortgeschrit¬ tene Entwicklungsstufe erlangt hat; daß er in einer günstigen geo- 5 graphischen, geologischen und hydrographischen Lage konkur¬ riert; daß er als Seidenfabrikant in Lyon, als Baumwollfabrikant in Manchester fabriziert, oder in einer früheren Epoche als Ree¬ der in Holland sein Geschäft betrieb; daß die Teilung der Arbeit in seinem wie in andern, von ihm keineswegs abhängigen Pro- 10 duktionszweigen eine hohe Ausbildung erlangt hat, daß die Kom¬ munikationen ihm denselben wohlfeilen Transport sichern, wie seinen Konkurrenten, daß er geschickte Arbeiter und ausgebildete Aufseher vorfindet. Alle diese „Sachen66, die zum Konkurrieren nötig sind, überhaupt die Konkurrenzfähigkeit auf dem Welt¬ zs markte (den er nicht kennt und nicht kennen darf, um seiner Staatstheorie und öffentlichen Bäckerei willen, der aber leider die Konkurrenz und Konkurrenzfähigkeit bestimmt), kann er sich weder durch „persönliche Kraft66 gewinnen, noch durch „die Gnade66 „des Staats66 „schenken66 „lassen66 (vgl. p. 348). Der 2o preußische Staat, der es versuchte der Seehandlung alles dies zu „schenken66, kann ihm darüber am besten Belehrung geben. Sancho erweist sich hier als k. preuß. Seehandlungsphilosoph, indem er die Illusion des preußischen Staats über seine Allmacht und die Illusion der Seehandlung über ihre Konkurrenzfähigkeit eines 25 Breiteren glossiert. Übrigens hat die Konkurrenz allerdings als eine „Konkurrenz der Personen66 mit „persönlichen Mitteln66 an¬ gefangen. Die Befreiung der Leibeigenen, die erste Bedingung der Konkurrenz, die erste Akkumulation von „Sachen66, waren rein „persönliche66 Akte. Wenn Sancho also die Konkurrenz der Per- 3o sonen an die Stelle der Konkurrenz der Sachen setzen will, so heißt das: er will in den Anfang der Konkurrenz zurückgehen und zwar mit der Einbildung, durch seinen guten Willen und sein außergewöhnlich-egoistisches Bewußtsein der Entwicklung der Konkurrenz eine andre Richtung geben zu können. 35 /[82a]/ Dieser große Mann, dem Nichts heilig ist, und der nach der „Natur der Sache66 und dem „Begriff des Verhältnisses66 Nichts fragt, muß dennoch zuletzt die „Natur66 des Unterschiedes zwi¬ schen persönlich und sachlich und den „Begriff des Verhältnisses66 dieser beiden Qualitäten für heilig erklären, und damit darauf 4o verzichten, sich als „Schöpfer66 dazu zu verhalten. Man kann die¬ sen, ihm heiligen Unterschied, wie er ihn im zitierten Passus macht, indes aufheben, ohne darum „die maßloseste Entheiligung66 zu begehen. Zunächst hebt er ihn selbst auf, indem er durch persön¬ liche Kraft sachliche Mittel erwerben läßt und so die persönliche 45 Kraft in eine sachliche Macht verwandelt. Er kann dann ruhig an Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 23
354 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil die Andern das moralische Postulat stellen, sich persönlich zu ihm zu verhalten. Gerade so hätten die Mexikaner von den Spaniern verlangen können, sie nicht mit Flinten zu erschießen, sondern mit den Fäusten auf sie drein zu schlagen, oder mit Sankt Sancho „sie bei den Köpfen zu fassen“, um sich „persönlich66 bei ihnen zu ver- 5 halten. — Wenn der Eine durch gute Nahrung, sorgfältige Er¬ ziehung und körperliche Übung eine ausgebildete Körperkraft und Gewandtheit erlangt hat, während der Andre durch schmale und ungesunde Kost und davon geschwächte Verdauung, durch Vernachlässigung in der Kindheit und durch übermäßige An- 10 strengung nie „Sachen“ gewinnen konnte, um Muskel anzusetzen, geschweige eine Herrschaft über sie zu erhalten, so ist die „per¬ sönliche Kraft66 des Einen dem Andern gegenüber eine rein sach¬ liche. Er hat sich nicht „die fehlenden Mittel durch persönliche Kraft“ gewonnen, sondern im Gegenteil, er verdankt seine „per- 15 sönliche Kraft66 den vorhandenen sachlichen Mitteln. — Übrigens ist die Verwandlung der persönlichen Mittel in sachliche und der sachlichen in persönliche nur eine Seite der Konkurrenz, die von ihr gar nicht zu trennen ist. Die Forderung, daß man nicht mit sachlichen, sondern mit persönlichen Mitteln konkurrieren soll, 20 kommt auf das mora-/90b[82b]/lische Postulat heraus, daß die Konkurrenz und die Verhältnisse, von denen sie bedingt ist, andre als ihre unvermeidlichen Wirkungen haben sollen. Abermalige und diesmal schließliche Zusammenfassung der Philosophie der Konkurrenz: 25 „Die Konkurrenz leidet an dem Übelstande, daß nicht Jedem die Mittel zum Konkurrieren zu Gebote stehen, weil sie nicht aus der Persönlichkeit entnommen sind, sondern aus der Zu¬ fälligkeit. Die Meisten sind unbemittelt und deshalb“ (o Des¬ halb!) „unbegütert.“ p. 349. зо Es ist ihm schon oben bemerkt worden, daß in der Konkur¬ renz die Persönlichkeit selbst eine Zufälligkeit und die Zufällig¬ keit eine Persönlichkeit ist. Die von der Persönlichkeit unabhängi¬ gen „Mittel“ zur Konkurrenz sind die Produktions- und Verkehrs¬ bedingungen der Personen selbst, die innerhalb der Konkurrenz 35 den Personen gegenüber als eine unabhängige Macht erscheinen, als den Personen zufällige Mittel. Die Befreiung der Menschen von diesen Mächten wird nach Sancho dadurch bewerkstelligt, daß man sich die Vorstellungen von diesen Mächten oder vielmehr die philosophischen und religiösen Verdrehungen die- 40 ser Vorstellungen aus dem Kopfe schlägt, sei es durch etymolo¬ gische Synonymik („Vermögen“ und „vermögen66), moralische Postulate (z. B. Jeder sei ein allmächtiges Ich), oder durch affen¬ artige Grimassen und gemütlich-burleske Renommagen gegen „das Heilige“. 45
III. Sankt Max 355 Schon früher hörten wir die Klage, daß in der jetzigen bür¬ gerlichen Gesellschaft, namentlich des Staats wegen, das „Ich“ sich nicht verwerten, id est seine „Vermögen“ nicht wirken lassen könne. Jetzt erfahren wir noch, daß die „Eigenheit“ ihm nicht die 5 Mittel zum Konkurrieren gibt, daß „seine Macht“ keine Macht ist, und daß er „unbegütert“ bleibt, wenn auch jeder Gegenstand, „weil sein Gegenstand, auch sein Eigentum ist“. Das De¬ menti des mit sich einigen Egoismus ist vollständig. Aber alle diese „Übelstände66 der Konkurrenz werden schwinden, sobald „das 10 Buch66 in das allgemeine Bewußtsein übergegangen ist. Bis dahin beharrt Sancho bei seinem Gedankenhandel, ohne es indes zu einer „guten Leistung“ zu bringen oder „die Sache am besten zu machen.“ — /90с[82c]/ II. Die Empörung 15 Mit der Kritik der Gesellschaft ist die Kritik der alten, heiligen Welt beschlossen. Vermittelst der Empörung springen wir her¬ über in die neue egoistische Welt. Was die Empörung überhaupt ist, haben wir bereits in der Lo¬ gik gesehen: die Aufkündigung des Respekts gegen das Heilige. го Hier indes nimmt sie außerdem noch einen besondem praktischen Charakter an. Revolution ~ heilige Empörung. Empörung = egoistische oder profane Revolution. Revolution = Umwälzung der Zustände. 25 Empörung = Umwälzung Meiner. Revolution = politische oder soziale Tat. Empörung — Meine egoistische Tat. Revolution Umsturz des Bestehenden, Empörung -- Bestehen des Umsturzes, зо etc. etc. p. 422 usf. Die bisherige Weise der Menschen, ihre vor¬ gefundene Welt umzustürzen, mußte natürlich auch für heilig er¬ klärt und eine „eigne66 Art des Bruchs der vorhandenen Welt da¬ gegen geltend gemacht werden. Die Revolution „besteht in einer Umwälzung des bestehenden 35 Zustandes oder Status, des Staats oder der Gesellschaft, ist mithin 23*
356 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil eine politische oder soziale Tat“. Die Empörung „hat zwar eine Umwandlung der Zustände zur unvermeidlichen Folge, geht aber nicht von ihr, sondern von der Unzuf riedenkeit der Menschen mit sich aus46. „Sie ist eine Erhebung der Einzelnen, ein Emporkommen, ohne Rücksicht auf die Ein- ; richtungen, welche daraus entsprießen. Die Revolution zielte auf neue Einrichtungen; die Empörung führt dahin, Uns nicht mehr einrichten zu 1 а s s en, sondern Uns selbst einzurichten. Sie ist kein Kampf gegen das Bestehende, da, wenn sie gedeiht, das Bestehende von selbst zusam-/{91} [83]/men stürzt, sie ist nur ein 10 Herausarbeiten Meiner aus dem Bestehenden. Verlasse Ich das Bestehende, so ist es tot, und geht in Fäulnis über. Da nun nicht der Umsturz eines Bestehenden mein Zweck ist, sondern Meine Erhebung darüber, so ist Meine Absicht und Tat keine politische oder soziale, sondern als allein auf Mich und Meine Eigenheit ge- is richtet, eine egoistische“. P.421,422. Les beaux esprits se rencontrent. Was die Stimme des Predi¬ gers in der Wüste verkündete, ist in Erfüllung gegangen. Der heil¬ lose Johannes Baptista „Stimer“ hat im „D r. Kuhlmann aus Holstein66 seinen heiligen Messias gefunden. Man höre: 20 „Ihr solltet nicht niederreißen und zerstören, was Euch da im Wege stehet, sondern es umgehen und verlassen. — Und wenn Ihr es umgangen und verlassen habt, dann höret es von selber auf, denn es findet keine Nahrung mehr“. (Das Reich des Geistes etc. Genf, 1845, p.116). 25 Die Revolution und die Stimersche Empörung unterscheiden sich nicht, wie Stimer meint, dadurch, daß die Eine eine politische oder soziale Tat, die Andre eine egoistische Tat ist, sondern da¬ durch, daß die Eine eine Tat ist und die Andre keine. Der Un¬ sinn seines ganzen Gegensatzes zeigt sich sogleich darin, daß er зо von „der Revolution66 spricht, einer moralischen Person, die mit „d em Bestehenden“, einer zweiten moralischen Person, zu kämp¬ fen hat. Hätte Sankt Sancho die verschiedenen wirklichen Revolutionen und revolutionären Versuche durchgegangen, so hätte er vielleicht in ihnen selbst diejenigen Formen gefunden, die 35 er bei der Erzeugung seiner ideologischen „Empörung66 dunkel ahnte; z. B. bei den Korsikanem, Irländern, russischen Leibeig¬ nen, und überhaupt bei unzivilisierten Völkern. Hätte er sich fer¬ ner um die wirklichen, bei jeder Revolution „bestehenden66 Indi¬ viduen und ihre Verhältnisse gekümmert, statt sich mit dem reinen 40 Ich und „dem Bestehenden66, d. i. der Substanz, zu begnügen (eine Phrase, zu deren Sturz keine Revolution, sondern nur ein fahrender Ritter wie Sankt Bruno nötig ist), so wäre er vielleicht zu der Einsicht gekommen, daß jede Revolution und ihre Resul¬ tate durch diese Verhältnisse, durch die Bedürfnisse, bedingt war, 45
III. Sankt Max 357 und daß „die politische oder soziale Tat“ keineswegs zu „der egoistischen Tat46 /91a [83a]/ im Gegensatz stand. Welche tiefe Einsicht Sankt Sancho in „die Revolution“ hat, zeigt sich in dem Ausspruch: „Die Empörung hat zwar eine Um- 5 Wandlung der Zustände zur Folge, geht aber nicht von ihr aus66. Dies, in der Antithese gesagt, impliziert, daß die Revolution „von einer Umwandlung der Zustände66 ausgeht, d. h. daß die Revo¬ lution von der Revolution ausgeht. Dagegen „geht“ die Empörung „von der Unzufriedenheit der Menschen mit sich aus66. Diese „Un- io Zufriedenheit mit sich66 paßt vortrefflich zu den früheren Phrasen über die Eigenheit und den „mit sich einigen Egoisten“, der stets „seinen eignen Weg“ gehen kann, der stets Freude an sich erlebt und in jedem Augenblicke das ist, was er sein kann. Die Unzufrie¬ denheit mit sich ist entweder die Unzufriedenheit mit sich inner- 15 halb eines gewissen Zustandes, durch den die ganze Persönlich¬ keit bedingt ist, z. B. die Unzufriedenheit mit sich als Arbeiter — oder die moralische Unzufriedenheit. Im ersten Falle also Un¬ zufriedenheitzugleich und hauptsächlich mit den bestehenden Ver¬ hältnissen; im zweiten Falle ein ideologischer Ausdruck dieser so Verhältnisse selbst, der keineswegs über sie herausgeht, sondern ganz zu ihnen gehört. Der erste Fall führt, wie Sancho glaubt, zur Revolution; es bleibt also nur der zweite, die moralische Un¬ zufriedenheit mit sich, für die Empörung. „Das Bestehende66 ist, wie wir wissen, „das Heilige66; die „Unzufriedenheit mit sich“ 25 reduziert sich also auf die moralische Unzufriedenheit mit sich als einem Heiligen, d. h. einem Gläubigen an das Heilige, das Be¬ stehende. Es konnte nur einem malkontenten Schulmeister einfal¬ len, sein Raisonnement über Revolution und Empörung auf Zu¬ friedenheit und Unzufriedenheit zu basieren, Stimmungen, die зо ganz dem kleinbürgerlichen Kreise angehören, aus welchem Sankt Sancho, wie wir fortwährend sehen, seine Inspirationen schöpft. Was das „Heraustreten aus dem Bestehenden“ für einen Sinn hat, wissen wir schon. Es ist die alte Einbildung, daß der Staat 35 von selbst zusammenfällt, sobald alle Mitglieder aus ihm heraus¬ treten, und daß das Geld seine Geltung verliert, wenn sämtliche /91b [83b]/ Arbeiter es anzunehmen verweigern. Schon in der hypo¬ thetischen Form dieses Satzes spricht sich die Phantasterei und Ohnmacht des frommen Wunsches aus. Es ist die alte Illusion, daß 4ü es nur vom guten Willen der Leute abhängt, die bestehenden Ver¬ hältnisse zu ändern, und daß die bestehenden Verhältnisse Ideen sind. Die Veränderung des Bewußtseins, abgetrennt von den Ver¬ hältnissen, wie sie von den Philosophen als Beruf, d. h. als Ge¬ schäft, betrieben wird, ist selbst ein Produkt der bestehenden 45 Verhältnisse und gehört mit zu ihnen. Diese ideelle Erhebung über
358 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil die Welt ist der ideologische Ausdruck der Ohnmacht der Philo¬ sophen gegenüber der Welt. Ihre ideologischen Prahlereien werden jeden Tag durch die Praxis Lügen gestraft. Jedenfalls hat Sancho sich nicht gegen seinen Zustand der Kon¬ fusion „empört“, als er diese Zeilen schrieb. Ihm steht die „Um- 5 Wandlung der Zustande66 auf der einen, und die „Menschen66 auf der andern Seite, und beide Seiten sind ganz von einander getrennt. Sancho denkt nicht im Entferntesten daran, daß die „Zustände66 von jeher die Zustände dieser Menschen waren, und nie umgewan¬ delt werden konnten, ohne daß die Menschen sich umwandeln, 10 und wenn es einmal so sein soll, „mit sich66 in den alten Zuständen „unzufrieden“ wurden. Er glaubt der Revolution den Todesstreich zu versetzen, wenn er sie auf neue Einrichtungen zielen läßt, wäh¬ rend die Empörung dahin führt uns nicht mehr einrichten zu las¬ sen, sondern Uns selbst einzurichten. Aber schon darin, daß „Wir66 15 „Uns66 einrichten, schon darin, daß die Empörer „Wir66 sind, liegt, daß der Einzelne sich trotz alles Sanchoschen „Widerwillens66, von den „Wir66 „einrichten lassen66 muß und so Revolution und Em¬ pörung sich nur dadurch unterscheiden, daß man in der einen dies weiß und in der andern sich Illusionen macht. Dann läßt 20 Sancho es hypothetisch, ob die Empörung „gedeih t“ oder nicht. Wie sie nicht „gedeihen66 soll, ist nicht abzusehen, und wie sie gedeihen soll, noch viel weniger, da jeder der Empörer nur seinen eignen Weg geht; es müßten denn profane Verhältnisse dazwischen treten, die den Empörern die Notwendigkeit einer gemein-25 samen Tat zeigten, einer Tat, die „eine politische oder soziale66 wäre, gleichviel, ob sie von egoistischen Motiven ausginge oder nicht. Eine fernere „lumpige Distinktion“, die wieder auf der Konfusion beruht, macht Sancho zwischen „Umstürzen66 des Be¬ stehenden und „Erhebung“ darüber, /91c[83c] / als ob er nicht im зо Umstürzen sich darüber erhebe und im Erheben darüber es um¬ stürze, sei es auch nur in so weit als es an ihm selbst Bestand hat. Übrigens ist weder mit dem „Umstürzen66 schlechthin, noch mit dem „Sich erheben66 schlechthin etwas gesagt; daß das Sich-Er- heben ebenfalls in der Revolution vorkommt, kann Sancho daraus 35 abnehmen, daß das: Levons-nous! in der französischen Revolution ein bekanntes Stichwort war. „Einrichtungen zu machen, gebietet66 (!) „die Revolution, sich auf oder emporzurichten, heischt die Empörung. Welche Verfassung zu wählen sei, beschäftigte die revolu- 40 tionären Köpfe, und von Verfassungskämpfen und Verfassungs¬ fragen sprudelt die ganze politische Periode, wie auch die sozia¬ len Talente an gesellschaftlichen Einrichtungen (Phalansterieen u. dergl.) ungemein erfinderisch waren. Verfassungslos zu werden, bestrebt sich der Empörer.“ p. 422. 45
III. Sankt Max 359 Daß die französische Revolution Einrichtungen zur Folge hatte, ist ein Faktum; daß Empörung von empor herkommt, ist auch ein Faktum; daß man in der Revolution und später um Ver¬ fassungen gekämpft hat, desgleichen; daß verschiedene soziale 5 Systeme entworfen worden sind, ebenfalls; nicht minder, daß Proudhon von Anarchie gesprochen hat. Aus diesen fünf Fakten braut sich Sancho seinen obigen Satz zusammen. Aus dem Faktum, daß die französische Revolution zu „Ein¬ richtungen66 geführt hat, schließt Sancho, daß die Revolution 10 dies „gebiete66. Daraus, daß die politische Revolution eine poli¬ tische war, in der die soziale Umwälzung zugleich einen offiziellen Ausdruck als Verfassungskämpfe erhielt, entnimmt Sancho, getreu seinem Geschichtsmakler, daß man sich in ihr um die beste Ver¬ fassung gestritten habe. An diese Entdeckung knüpft er durch ein 15 „Wie auch66 eine Erwähnung der sozialen Systeme. In der Epoche der Bourgeoisie beschäftigte man sich mit Verfassungsfragen, „wie auch66 verschiedene soziale Systeme neuerdings gemacht worden sind. Dies ist der Zusammenhang des obigen Satzes. Daß die bisherigen Revolutionen innerhalb der Teilung der Ar- 2o beit zu neuen politischen Einrichtungen führen mußten, geht aus dem oben gegen Feuerbach Gesagten hervor; daß die kommuni¬ stische Revolution, die die Teilung der Arbeit aufhebt, die poli¬ tischen Einrichtungen schließlich beseitigt, geht ebenfalls daraus hervor; und daß die kommunistische Revolution sich nicht nach 25 den „gesellschaftlichen Einrichtungen erfinderischer sozialer Ta¬ lente66 richten wird, sondern nach den Pro-/(92}[84]/duktivkräften, geht endlich auch daraus hervor. Aber „verfassungslos zu werden bestrebt sich der Empörer!66 Er, der „gebome Freie66, der von vom herein Alles los ist, bestrebt зо sich am Ende der Tage, die Verfassung los zu werden. Es ist noch zu bemerken, daß zur Entstehung der Sanchoschen „Empörung66 allerlei frühere Illusionen unsres Bonhomme beige¬ tragen haben. So u. A. der Glaube, die Individuen, die eine Revo¬ lution machen, seien durch ein ideelles Band zusammengehalten 35 und ihre „Schilderhebung66 beschränke sich darauf, einen neuen Begriff, fixe Idee, Spuk, Gespenst — das Heilige auf den Schild zu heben. Sancho läßt sie sich dies ideelle Band aus dem Kopfe schlagen, wodurch sie in seiner Vorstellung zu einer regellosen Rotte werden, die sich nur noch „empören66 kann. Zudem hat er 4o gehört, daß die Konkurrenz der Krieg Aller gegen Alle ist, und dieser Satz, vermengt mit seiner entheiligten Revolution, bildet den Hauptfaktor seiner „Empörung66. „Indem ich zu größerer Verdeutlichung auf einen Vergleich sinne, fällt Mir wider Erwarten die Stiftung des Christentums 45 ein.66 p. 423. „Christus66, erfahren wir hier, „war kein Revolu¬
360 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil tionär, sondern ein Empörer der sich emporrichtete. Darum galt es ihm auch allein um ein: „Seid klug wie die Schlan¬ gen““ (ibid.). Um dem „Erwarten66 und dem „Allein66 Sanchos zu entsprechen, muß die letzte Hälfte des eben zitierten Bibelspruchs (Matt. 10, 5 16): „und ohne Falsch wie die Tauben66, nicht existieren. Christus muß hier zum zweiten Male als historische Person figurieren, um dieselbe Rolle zu spielen wie oben die Mongolen und Neger. Man weiß wieder nicht, soll Christus die Empörung, oder soll die Em¬ pörung Christus verdeutlichen. Die christlich-germanische Leicht- 10 gläubigkeit unsres Heiligen konzentriert sich in dem Satze, daß Christus „die Lebensquellen der ganzen heidnischen Welt abgrub, mit welchen der bestehende Staat ohnehin66 (soll heißen: ohne ihn) „verwelken mußte66. P. 424. — Welke Kanzelblume! Siehe oben „die Alten“. Im Übrigen credo ut intelligam, oder damit Ich 15 „einen Vergleich zur Verdeutlichung“ finde. Wir haben an zahllosen Exempeln gesehen, wie unsrem Hei¬ ligen überall nichts als die heilige Geschichte einfällt, und zwar an solchen Stellen, wo sie nur dem /92a[84a]/ Leser „wider Erwarten66 kommt. „Wider Erwarten66 fällt sie ihm sogar im Kom- 20 mentar wieder ein, wo Sancho p. 154 „die jüdischen Rezensenten“ im alten Jerusalem der christlichen Definition: Gott ist die Liebe, gegenüber ausrufen läßt: „Da seht Ihr, daß es ein heidnischer Gott ist, der von den Christen verkündet wird; denn ist Gott die Liebe, so ist er der Gott Amor, der Liebesgott!66 — „Wider Erwarten66 ist 25 aber das neue Testament griechisch geschrieben und die „christ¬ liche Definition66 lautet: 6 ауйтіт) zotlv, 1 Joh. 4, 16; wäh¬ rend „der Gott Amor, der Liebesgott66 “EqcdZ heißt. Wie also die „jüdischen Rezensenten“ die Verwandlung von aydnri in Fqcdc zu Stande brachten, darüber wird Sancho noch Aufschluß zu geben зо haben. An dieser Stelle des Kommentars wird nämlich Christus, ebenfalls „zur Verdeutlichung66, mit Sancho verglichen; wobei allerdings zugegeben werden muß, daß Beide diefrappantesteÄhn- lichkeit mit einander haben, Beide „beleibte Wesen66 sind und wenigstens der lachende Erbe an ihre wechselseitige Existenz resp. 35 Einzigkeit glaubt. Daß Sancho der moderne Christus ist, auf diese seine „fixe Idee66 „zielt“ bereits die ganze Geschichtskonstruktion. Die Philosophie der Empörung, die uns so eben in schlechten Antithesen und welken Redeblumen vorgetragen wurde, ist in letzter Instanz nichts als eine bramarbasierende Apologie der Par- 40 venuwirtschaft (Parvenü, Emporkömmling, Emporgekommener, Empörer). Jeder Empörer hat bei seiner „egoistischen Tat66 ein spezielles Bestehende sich gegenüber, worüber er sich zu erheben strebt, unbekümmert um die allgemeinen Verhältnisse. Er sucht das Bestehende nur in so weit es eine Fessel ist, loszuwerden, im Übri- 45
ІП. Sankt Max 361 gen dagegen sucht er es sich vielmehr anzueignen. Der Weber, der zum Fabrikanten „emporkommt66, wird dadurch seinen Webstuhl los und verläßt ihn; im Übrigen geht die Welt /92b[84b]/ ihren Gang fort und unser „gedeihender66 Empörer stellt an die Andern 5 nur die heuchlerische moralische Forderung, auch Parvenüs zu werden, wie er. So verlaufen sich alle kriegerischen Rodomontaden Stirners in moralische Schlußfolgerungen aus Gellerts Fabeln und spekulative Interpretationen der bürgerlichen Misere. Wir haben bisher gesehen, daß die Empörung Alles, nur keine io Tat ist. P. 342 erfahren wir, daß „das Verfahren des Zugreifens nicht verächtlich sei, sondern die reine Tat des mit sich einigen Egoisten bekunde66. Soll wohl heißen der mit ein¬ ander einigen Egoisten, da sonst das Zugreifen auf das unzivi¬ lisierte „Verfahren66 der Diebe oder das zivilisierte der Bourgeois 15 hinausläuft, und im ersten Falle nicht gedeiht, im zweiten Falle keine „Empörung66 ist. Zu bemerken ist, daß dem mit sich einigen Egoisten, der Nichts tut, hier die „reine66 Tat entspricht, eine Tat, die allerdings von einem so tatlosen Individuum allein zu erwarten stand. 2o Nebenbei erfahren wir, was den Pöbel geschaffen hat, und wir können im Voraus wissen, daß es wieder eine „Satzung66 und der Glaube an diese Satzung, an das Heilige, ist, der hier zur Ab¬ wechslung als Sündenbewußtsein auftritt: „Nur daß das Zugreifen Sünde, Verbrechen ist, nur diese Satzung schafft einen Pöbel. . . 25 das alte Sündenbewußtsein trägt allein die Schuld66. P. 342. — Der Glaube, daß das Bewußtsein an Allem Schuld ist, ist seine Satzung, die ihn zum Empörer und den Pöbel zum Sünder macht. Im Gegensatz zu diesem Sündenbewußtsein feuert der Egoist sich, resp. den Pöbel, zum Zugreifen an wie folgt: зо „Sage Ich Mir: Wohin meine Gewalt langt, das ist mein Eigen¬ tum, und nehme Ich Alles als Eigentum in Anspruch, was zu er¬ reichen Ich Mich stark genug fühle etc.66 p. 340. Sankt Sancho sagt sich also, daß er sich etwas sagen will, fordert sich auf, zu haben, was er hat, und drückt sein wirkliches Verhält- 35 nis als ein Verhältnis der Gewalt aus, eine Paraphrase, die über¬ haupt das Geheimnis aller seiner Renommagen ist. (Siehe Logik). Dann unterscheidet er, der jeden Augen-/92c [84c]/blick ist, was er sein kann, also auch hat, was er haben kann, sein realisiertes, wirkliches Eigentum, das er auf Kapitalkonto genießt, von seinem 40 möglichen Eigentum, seinem unrealisierten „Gefühl der Stärke66, das er sich auf Gewinn- und Verlust-Konto gutschreibt. Beitrag zur Buchführung über das Eigentum im außergewöhnlichen Verstände. Was das feierliche „Sagen66 zu bedeuten hat, verrät Sancho an einer bereits angeführten Stelle: „Sage Ich M i r . . . so ist das 43 eigentlich auch leeres Gerede.66
362 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Er fährt darin fort: „Der Egoismus“ sagt „dem besitzlosen Pöbel“, um ihn „auszurotten“: „Greife zu und nimm, was Du brauchst!“ p. 341. — Wie „leer“ dies „Gerede“ ist, sieht man gleich an dem folgenden Beispiel. „In dem Vermögen des Ban¬ kiers sehe Ich so wenig etwas Fremdes, als Napoleon in den Län- .5 dem der Könige: Wir“ (das „Ich“ verwandelt sich plötzlich in „Wir“) „tragen keine Scheu es zu erobern und sehen Uns auch nach den Mitteln dazu um. Wir streifen ihm also den Geist der Fremdheit ab, vor dem Wir Uns gefürchtet hatten.“ p. 369. Ю Wie wenig Sancho dem Vermögen des Bankiers „den Geist der Fremdheit abgestreift“ hat, beweist er sogleich mit seinem wohl¬ meinenden Vorschlag an den Pöbel, es durch Zugreifen zu „er¬ obern“. „Er greife zu und sehe, was er in der Hand behält!“ Nicht das Vermögen des Bankiers, sondern nutzloses Papier, den „Leich- 15 nam“ dieses Vermögens, der ebensowenig ein Vermögen ist, „als ein toter Hund noch ein Hund ist“. DasVermögen des Bankiers ist nur innerhalb der bestehenden Produktions- und Verkehrsverhält¬ nisse ein Vermögen, und kann nur innerhalb der Bedingungen die¬ ser Verhältnisse und mit den Mitteln, die ihnen gelten, „erobert“ 20 werden. Und wenn etwa Sancho sich zu anderm Vermögen wenden sollte, so dürfte er finden, daß es damit nicht besser aussieht. So¬ daß die „reine Tat des mit sich einigen Egoisten“ schließlich auf ein höchst schmutziges Mißvertändnis hinausläuft. „Soweit kommt man mit dem Spuk“ des Heiligen. 2.5 Nachdem mm Sancho sich gesagt hat, was er sich sagen wollte, läßt er den empörten Pöbel sagen, was er ihm vorgesagt hat. Er hat nämlich für den Fall einer Empörung eine Proklamation / {93} [85]/ nebst Gebrauchsanweisung verfertigt, die in allen Dorf¬ kneipen aufgelegt und auf dem Lande verteilt werden soll. Sie 30 macht Anspruch auf Insertion in den „hinkenden Botten“ und den herzoglich nassauischen Landeskalender. Einstweilen beschränken sich Sanchos tendances incendiaires auf das platte Land, auf die Propaganda unter den Ackerknechten und Viehmägden mit Aus¬ schluß der Städte, was ein neuer Beweis ist, wiesehr er der großen 35 Industrie „den Geist der Fremdheit abgestreift hat“. Inzwischen wollen wir das vorliegende Dokument, das nicht verloren gehen darf, möglichst ausführlich mitteilen, um „soviel an Uns ist, zur Verbreitung eines wohlverdienten Ruhmes beizutragen.“ (Wig. P. 191). 40 Die Proklamation steht Seite 358 u. f. und beginnt wie folgt: „Wodurch ist denn Euer Eigentum sicher, Ihr Bevorzugten? . . Dadurch, daß Wir Uns des Eingriffs enthalten, mithin durch unsern Schutz... Dadurch, daß Ihr Uns Gewalt antut.“ Erst dadurch, daß wir uns des Eingriffs enthalten, d.h. da- 45
III. Sankt Max 363 durch, daß wir uns selbst Gewalt antun, dann dadurch, daß Ihr uns Gewalt antut. Cela va ä merveille. Weiter. „Wollt Ihr unsren Respekt, so kauft ihn für den Uns ge¬ nehmen Preis ... Wir wollen nur Preiswürdigkei t.“ 5 Erst wollen die „Empörer“ ihren Respekt um den ihnen „ge¬ nehmen Preis“ verschachern, nachher machen sie die „Preiswür¬ digkeit“ zum Kriterium des Preises. Erst ein willkürlicher, dann ein durch kommerzielle Gesetze, durch die Produktionskosten und das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr, unabhängig von der 10 Willkür, bestimmter Preis. „Wir wollen Euer Eigentum Euch lassen, wenn Ihr dies Lassen gehörig aufwiegt . . . Ihr werdet über Gewalt schreien, wenn wir zulangen . . . ohne Gewalt bekommen wir sie nicht“ (nämlich die Austern der Bevorzugten)... „Wir wollen Euch Nichts, gar Nichts 15 nehmen.“ Erst „lassen“ wirs Euch, dann nehmen wirs Euch, und müssen „Gewalt“ anwenden, und endlich wollen wir Euch doch lieber Nichts nehmen. Wir lassen es Euch in dem Falle, wo Ihr selbst davon ablaßt; in einem lichten Augenblick, dem einzigen, den Wir 2o haben, sehen wir allerdings ein, /93a[85a]/ daß dies „Lassen“ ein „Zulangen“ und „Gewalt“ anwenden ist, aber man kann uns den¬ noch schließlich nicht vorwerfen, daß wir Euch irgend etwas „nehmen.“ Wobei es sein Bewenden hat. „Wir plagen uns zwölf Stunden im Schweiße unsres Angesichts, 25 und Ihr bietet uns dafür ein paar Groschen. So nehmt denn auch für Eure Arbeit ein Gleiches . . . Nichts von Gleichheit!“ Die „empörten“ Ackerknechte beweisen sich als echte Stimer- sche „Geschöpfe“. „Mögt Ihr das nicht? Ihr wähnt, Unsre Arbeit sei reichlich mit зо jenem Lohne bezahlt, die Eure dagegen eines Lohnes von vielen Tausenden wert. Schlüget Ihr aber die Eurige nicht so hoch an, und ließet Uns die Unsrige besser verwerten, so würden Wir er¬ forderlichen Falls wohl noch wichtigere zu Stande bringen, als Ihr für die vielen tausend Taler, und bekämet Ihr nur einen Lohn wie 35 Wir, Ihr würdet bald fleißiger werden, um mehr zu erhalten. Lei¬ stet Ihr Etwas, was uns zehn und hundertmal mehr wert scheint, als Unsre eigne Arbeit, ei“, (ei du frommer und getreuer Knecht!) „so sollt Ihr auch hundertmal mehr dafür bekommen; Wir denken Euch dagegen auch Dinge herzustellen, die Ihr Uns höher als mit 4o dem gewöhnlichen Taglohn verwerten werdet.“ Zuerst klagen die Empörer, ihre Arbeit werde zu niedrig be¬ zahlt. Am Ende versprechen sie aber erst bei höherem Taglohn Arbeit zu liefern, die „höher als mit dem gewöhnlichen Taglohn“ zu verwerten ist. Dann glauben sie, sie würden außerordentliche 45 Dinge leisten, wenn sie nur erst besseren Lohn bekämen, während
364 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil sie zu gleicher Zeit vom Kapitalisten erst dann außerordentliche Leistungen erwarten, wenn sein „Lohn“ auf das Niveau des ihrigen herabgedrückt ist. Endlich, nachdem sie das ökonomische Kunst- /93b[85b]/stück fertig gebracht haben, denProfit, diese notwendige Form des Kapitals, ohne welchen sie sowohl wie der Kapitalist zu 5 Grunde gehen würden — den Profit in Arbeitslohn zu verwandeln, vollbringen sie das Wunder, „hundertmal mehr“ zu zahlen, „als ihre eigne Arbeit“, d. h. hundertmal mehr als sie verdienen. „Dies ist der Sinn“ des obigen Satzes, wenn Stimer „meint, was er sagt.“ Hat er aber nur einen stilistischen Fehler begangen, hat er die Em- io pörer als Gesamtheit hundertmal mehr offneren lassen wollen, als Jeder von ihnen verdient, so läßt er sie dem Kapitalisten nur Das anbieten, was jeder Kapitalist heutzutage bereits hat. Daß die Arbeit des Kapitalisten in Verbindung mit seinem Kapital zehn, resp. hundertmal mehr wert ist, als die eines einzelnen is bloßen Arbeiters, ist klar. Sancho läßt also in diesem Falle, wie immer, Alles beim Alten. „Wir wollen schon mit einander fertig werden, wenn Wir nur erst dahin übereingekommen sind, daß Keiner mehr dem Andern etwas zu schenken braucht. Dann gehn wir wohl gar selbst so 20 weit, daß wir selbst den Krüppeln und Greisen und Kranken einen angemessenen Preis dafür bezahlen, daß sie nicht aus Hunger und Not von Uns scheiden, denn wollen Wir, daß sie leben, so geziemt sichs auch, daß Wir die Erfüllung unseres Willens erkaufen. Ich sage erkaufen, meine also kein elendes Almosen.“ 25 Diese sentimentale Episode von den Krüppeln etc. soll bewei¬ sen, daß Sanchos empörte Ackerknechte bereits zu jener Höhe des bürgerlichen Bewußtseins „emporgekommen“ sind, auf der sie nichts schenken und nichts geschenkt haben wollen, und auf der sie glauben, in einem Verhältnis sei die Würde und das Interesse зо beider Teile gesichert, sobald es in einen Kauf verwandelt sei. — Auf diese donnernde Proklamation des in Sanchos Einbildung empörten Volks folgt die Gebrauchsanweisung in Form eines Dia¬ logs zwischen dem Gutsbesi-/93c[85c]/tzer und seinen Acker¬ knechten, wobei sich diesmal der Herr wie Szeliga und die Knechte 35 wie Stimer gebärden. In dieser Gebrauchsanweisung werden die englischen Strikes und französischen Arbeiterkoalitionen apriori berlinisch konstruiert. Der Wortführer der Ackerknechte: „Was hast Du denn?“ Der Gutsbesitzer. „Ich habe ein Gut von tausend Morgen“. 40 Der Wortführer. „Und Ich bin Dein Ackerknecht und werde Dir Deinen Acker hinfort nur für einen Taler Taglohn bestellen.“ Der Gutsbesitzer. „Dann nehme Ich einen Andern.“ Der Wortführer. „Du findest keinen, denn Wir Ackersknechte tuns nicht mehr anders, und wenn Einer sich meldet, der weniger 45
III. Sankt Max 365 nimmt, so hüte er sich vor Uns. Da ist die Hausmagd, die for¬ dert jetzt auch so viel, und Du findest keine mehr unter diesem Preise.“ Der Gutsbesitzer. „Ei, so muß ich zu Grunde gehen!“ 5 Die Ackerknechte im Chorus: „Nicht so hastig! Soviel wie Wir wirst Du wohl einnehmen. Und wäre es nicht so, so lassen wir so¬ viel ab, daß Du wie Wir zu leben hast. — Nichts von Gleichheit!“ Der Gutsbesitzer. „Ich bin aber besser zu leben gewohnt!“ Die Ackerknechte. „Dagegen haben Wir nichts, aber es ist nicht 10 Unsre Sorge; kannst Du mehr erübrigen, immerhin. Sollen Wir Uns unterm Preise vermieten, damit Du wohlleben kannst?“ Der Gutsbesitzer. „Aber Ihr ungebildeten Leute braucht doch nicht so viel!“ Die Ackerknechte. „Nun, Wir nehmen etwas mehr, damit Wir io damit die Bildung, die Wir etwa brauchen, Uns verschaffen können.“ Der Gutsbesitzer. „Aber wenn Ihr so die Reichen herunter¬ bringt, wer soll dann noch die Künste und Wissenschaften unter¬ stützen?“ so Die Ackerknechte. „I nun, die Menge muß es bringen; Wir schießen zusammen, das gibt ein artiges Sümmchen, Ihr Reichen kauft /{94} [86]/ ohnehin jetzt nur die abgeschmacktesten Bücher und die weinerlichen Muttergottesbilder, oder ein Paar flinke Tänzerbeine.“ 25 Der Gutbesitzer. „0 die unselige Gleichheit!“ Die Ackerknechte. „Nein mein bester alter Herr, Nichts von Gleichheit. Wir wollen nur gelten, was Wir wert sind, und wenn Ihr mehr wert seid, da sollt Ihr immerhin auch mehr gelten. Wir wollen nur Preiswürdigkeit, und denken des Preises, den зо Ihr zahlen werdet, Uns würdig zu zeigen.“ Am Schlüsse dieses dramatischen Meisterwerks gesteht Sancho, daß „die Einmütigkeit der Ackerknechte“ allerdings „erfordert“ werde. Wie diese zu Stande kommt, erfahren wir nicht. Was wir erfahren, ist, daß die Ackerknechte nicht beabsichtigen, die be- 35 stehenden Verhältnisse der Produktion und des Verkehrs irgend¬ wie zu ändern, sondern bloß dem Gutsbesitzer soviel abzuzwingen, als er mehr ausgibt als sie. Daß diese Differenz der Depensen, auf die Masse der Proletarier verteilt, jedem Einzelnen nur eine Bagatelle abwerfen und seine Lage nicht im Mindesten verbessern 4o würde, das ist unsrem wohlmeinenden Bonhomme gleichgültig. Welcher Stufe der Agrikultur diese heroischen Ackerknechte an¬ gehören, zeigt sich gleich nach dem Schlüsse des Dramas, wo sie sich in „Hausknechte“ verwandeln. Sie leben also unter einem Patriarchat, in dem die Teilung der Arbeit noch sehr unentwickelt 45 ist, in dem übrigens die ganze Verschwörung dadurch „ihr letztes
366 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Absehen erreichen66 muß, daß der Gutsherr den Wortführer in die Scheune führt und ihm einige Hiebe aufzählt, während in zivili¬ sierten Ländern der Kapitalist die Sache dadurch beendigt, daß er die Arbeit einige Zeit einstellt und die Arbeiter „spielen gehen66 läßt. Wie praktisch überhaupt Sancho bei der ganzen Anlage seines 5 Kunstwerks zu Werke geht, wie sehr er sich innerhalb der Gren¬ zen der Wahrscheinlichkeit hält, geht außer dem sonderbaren Ein¬ fall, einen Tumout von Ackerknechten zu Stande bringen zu wollen, namentlich aus der Koalition der „Hausmägde66 hervor. Und welch eine Gemütlichkeit, zu glauben, der Kompreis auf dem ю Weltmärkte werde sich nach den Lohnforderungen dieser hinter- pommerschen Ackerknechte richten! statt nach dem Ver-/94a [86a] hältnis von Nachfrage und Zufuhr! Einen wahren Knalleffekt macht der überraschende Exkurs der Ackerknechte über die Lite¬ ratur, die letzte Gemäldeausstellung und die renommierte Tänzerin 15 des Tages, überraschend selbst noch nach der unerwarteten Frage des Gutsherrn wegen Kunst und Wissenschaft. Die Leute werden ganz freundschaftlich, sowie sie auf dies literarische Thema kom¬ men, und der bedrängte Gutsherr vergißt selbst für einen Augen¬ blick seinen drohenden Ruin, um sein Devoüment für Kunst und 20 Wissenschaft an den Tag zu legen. Schließlich versichern ihn dann auch die Empörer ihrer Biederkeit und geben ihm die beruhigende Erklärung, daß sie weder vom leidigen Interesse, noch von sub¬ versiven Tendenzen getrieben werden, sondern von den reinsten moralischen Motiven. Sie wollen nur Preiswürdigkeit, und ver- 25 sprechen auf Ehre und Gewissen, sich des höheren Preises würdig zu machen. Die ganze Sache hat nur den Zweck, Jedem das Seine, seinen redlichen und billigen Verdienst, „redlich erarbeiteten Ge¬ nuß66, zu sichern. Daß dieser Preis von der Stellung des Arbeits¬ markts abhängt und nicht von der sittlichen Empörung einiger зо literarisch gebildeten Ackerknechte, die Kenntnis dieses Faktums war allerdings von unsren Biedermännern nicht zu verlangen. Diese hinterpommerschen Empörer sind so bescheiden, daß sie, trotz ihrer „Einmütigkeit66, die ihnen zu ganz andern Dingen Macht gibt, Knechte nach wie vor bleiben wollen, und „ein Taler Tag- 35 lohn66 der höchste Wunsch ihres Herzens ist. Ganz konsequent katechisieren sie daher nicht den Gutsherrn, der in ihrer Gewalt ist, sondern der Gutsherr katechisiert sie. Der „sichere Mut66 und das „kräftige Selbstgefühl des Haus¬ knechts66 äußert sich auch in der „sichern66 und „kräftigen4’ 40 Sprache, die er und seine Genossen verführen. „Etwa — I nun — die Menge m u ß es bringen — artiges Sümmchen — mein bester alter Herr— immerhin.66 Schon vorher in der Proklamation /94b [86b]/hieß es: „erforderlichen Falls wohl — ei — Wir denken herzustellen — wohl — vielleicht, etwa usw.66 Man meint die 45
III. Sankt Max 367 5 10 15 20 25 30 35 Ackerknechte hätten ebenfalls das famose Roß Clavileno be¬ stiegen. Die ganze lärmende „Empörung“ unsres Sancho reduziert sich also in letzter Instanz auf einen Tumout, aber einen Tumout im außergewöhnlichen Verstände, nämlich einen berlinisierten Tum¬ out. Während die wirklichen Tumouts in zivilisierten Ländern einen immer untergeordneteren Teil der Arbeiterbewegung bilden, weil die allgemeinere Verbindung der Arbeiter unter einander zu andern Bewegungsformen führt, versucht Sancho den kleinbürger¬ lich karikierten Tumout als letzte und höchste Form des welthisto¬ rischen Kampfs darzustellen. Die Wogen der Empörung werfen uns jetzt an die Küste des gelobten Landes, da Milch und Honig fließt, wo jeder echte Israelit unter seinem Feigenbaum sitzt und das Millennium der „Verstän¬ digung“ angebrochen ist. /94с [86c]/ III. Der Verein Wir haben bei der Empörung zuerst die Prahlereien Sanchos zusammengestellt und dann den praktischen Verlauf der „reinen Tat des mit sich einigen Egoisten“ verfolgt. Wir werden beim „Verein“ den umgekehrten Weg einschlagen; zuerst die positiven Institutionen prüfen und dann die Illusionen unseres Heiligen über diese Institutionen daneben halten. 1) Grundeigentum „Wenn Wir den Grundeigentümern den Grund nicht länger lassen, sondern Uns zueignen wollen, so vereinigen Wir Uns zu diesem Zwecke, bilden einen Verein, eine societe“ (Gesell¬ schaft), „die sich zur Eigentümerin macht; glückt es Uns, so hören Jene auf, Grundeigentümer zu sein.“ — Der „Grund und Boden“ wird dann „zum Eigentum der Erobernden . . . Und diese Einzelnen werden als eine Gesamtmasse nicht weniger will¬ kürlich mit Grund und Boden umgehen, als ein vereinzelter Ein¬ zelner oder sogenannter proprietaire. Auch so bleibt also das Eigentum bestehen, und zwar auch als „a u s s c h 1 i e ß 1 i c h“, indem die Menschheit, diese große Sozietät, den Einzel¬ nen von ihrem Eigentum ausschließt, ihm vielleicht nur ein Stück
368 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil davon verpachtet, zu Lohn gibt ... So wirds auch bleiben und werden. Dasjenige, woran Alle Anteil haben wollen, wird demjenigen Einzelnen entzogen werden, der es für sich allein haben will, es wird zu einem Gemeingut gemacht. Als an einem Gemeingut hat Jeder daran seinen Anteil, und dieser An- 5 teil ist sein Eigentum. So ist ja auch in unsren alten Verhältnissen ein Haus, welches fünf Erben gehört, ihr Gemeingut; der fünfte Teil des Ertrags aber ist eines Jeden Eigentum“. P. 329, 330. Nachdem unsre tapfem Empörer sich zu einem Verein, einer Sozietät, formiert und in dieser Gestalt sich ein Stück Land er- ю obert haben, „macht sich“ diese „societe“, diese moralische Person, „zur Eigentümerin“. Damit man dies ja nicht mi߬ verstehe, wird gleich darauf gesagt, daß „diese Sozietät den Ein¬ zelnen vom Eigentum / {95} [87]/ ausschließt, ihm vielleicht nur ein Stück davon verpachtet, zu Lohn gibt“. Auf diese Weise 15 eignet Sankt Sancho sich und seinem „Verein“ seine Vorstellung vom Kommunismus an. Der Leser wird sich erinnern, daß Sancho in seiner Ignoranz den Kommunisten vorwarf, sie wollten die Gesellschaft zur höchsten Eigentümerin machen, die dem Ein¬ zelnen seine „Habe“ zu Lehen gebe. — Ferner die Aussicht, die 20 Sancho seinen Mannschaften auf einen „Anteil am Gemeingut“ eröffnet. Bei einer späteren Gelegenheit sagt derselbe Sancho eben¬ falls gegen die Kommunisten: „Ob das Vermögen der Gesamtheit gehört, die Mir davon einen Teil zufließen läßt, oder einzelnen Besitzern, ist für Mich derselbe Zwang, da Ich über keins von 25 Beiden bestimmen kann“ (weswegen ihm auch seine „Gesamt¬ masse“ dasjenige „entzieht“, von dem sie nicht will, daß es ihm allein gehöre und ihm so die Macht des Gesamtwillens fühlbar macht). — Drittens finden wir hier wieder die „Ausschließlich¬ keit“, die er dem bürgerlichen Eigentum so oft vorgeworfen hat, зо sodaß „ihm nicht einmal der armselige Punkt gehört, auf dem er sich herumdreht“. Er hat vielmehr nur das Recht und die Macht, als armseliger und gedrückter Fronbauer darauf herumzuhocken. — Viertens eignet sich hier Sancho das Lehnswesen an, das er zu seinem großen Verdruß in allen bisher existierenden und projek-35 tierten Gesellschaftsformen entdeckte. Die erobernde „Sozietät“ benimmt sich ungefähr wie die „Vereine“ von halbwilden Ger¬ manen, die die römischen Provinzen eroberten, und dort ein noch sehr mit dem alten Stammwesen versetztes, rohes Lehnswesen ein¬ richteten. Sie gibt jedem Einzelnen ein Stückchen Land „zu Lohn“. 40 Auf der Stufe, auf welcher Sancho und die Germanen des sechsten Jahrhunderts stehen, fällt das Lehnswesen allerdings noch sehr mit dem „Lohn“wesen zusammen. — Es versteht sich übrigens, daß das von Sancho hier neuerdings zu Ehren gebrachte Stamm¬ eigentum sich binnen kurzem wieder in die jetzigen Verhältnisse 45
ІП. Sankt Max 369 auf lösen müßte. Sancho fühlt dies selbst, indem er ausruft: „So wirds /95a[87a]/ auch bleiben und“ (schönes Und!) „wer- d e n“, und schließlich durch sein großes Exempel von dem Hause, das fünf Erben gehört, beweist, daß er gamicht die Absicht hat, 5 über unsre alten Verhältnisse hinauszugehen. Sein ganzer Plan zur Organisation des Grundeigentums hat nur den Zweck, uns auf einem historischen Umwege zu der kleinbürgerlichen Erbpacht und dem Familieneigentum deutscher Reichsstädte zurückzuführen. Von unsren alten, d.h. den jetzt bestehenden Verhältnissen, hat ю sich Sancho nur den juristischen Unsinn angeeignet, daß die Ein¬ zelnen oder proprietaires „willkürlich“ mit dem Grundeigentum umgehen. Im „Verein“ soll diese eingebildete „Willkür“ von Seiten der „Sozietät“ fortgesetzt werden. Es ist für den „Verein“ so gleichgültig, was mit dem Boden geschieht, daß die „Sozietät“ 15 „vielleicht“ den Einzelnen Parzellen verpachtet, vielleicht auch nicht. Das ist Alles ganz gleichgültig. — Daß mit einer bestimmten Organisation des Ackerbaues eine bestimmte Form der Tätigkeit, die Subsumtion unter eine bestimmte Stufe der Teilung der Arbeit gegeben ist, kann Sancho freilich nicht wissen. Aber jeder Andere 20 sieht ein, wie wenig die von Sancho hier vorgeschlagenen kleinen Fronbauern in der Lage sind, daß „Jeder von ihnen ein allmäch¬ tiges Ich werden“ kann und wie schlecht ihr Eigentum an ihre lumpige Parzelle zu dem viel gefeierten „Eigentum an Allem“ paßt. In der wirklichen Welt hängt der Verkehr der Individuen von ihrer 25 Produktionsweise ab, und daher wirft Sanchos „Vielleicht“ viel¬ leicht seinen ganzen Verein über den Haufen. „Vielleicht“ aber oder vielmehr unzweifelhaft tritt hier schon die wahre Ansicht Sanchos über den Verkehr im Verein zu Tage, nämlich die Ansicht, daß der egoistische Verkehr das Heilige zu seiner Grundlage hat. 30 /95b [87b] / Sancho tritt hier mit der ersten „Einrichtung“ seines zukünftigen Vereins an das Tageslicht. Die Empörer, die „verfas¬ sungslos“ zu werden sich bestrebten, „richten sich selbst ein“, in¬ dem sie eine „Verfassung“ des Grundeigentums „wählen“. Wir sehen, daß Sancho Recht hatte, wenn er sich von neuen „Institu- 35 tionen“ keine glänzenden Hoffnungen machte. Wir sehen aber zu¬ gleich, daß er einen hohen Rang unter den „sozialen Talenten“ einnimmt, und „an gesellschaftlichen Einrichtungen ungemein er¬ finderisch ist“. 2) Organisation der Arbeit зо „Die Organisation der Arbeit betrifft nur solche Arbeiten, welche Andre für Uns machen können, z. B. Schlachten, Ackern usw.; die übrigen bleiben egoistisch, weil z. B. Niemand an Deiner Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 24
370 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Statt Deine musikalischen Kompositionen anfertigen, deine Maler¬ entwürfe ausführen usw. kann. Raphaels Arbeiten kann Niemand ersetzen. Die letzteren sind Arbeiten eines Einzigen, die nur dieser Einzige zu vollbringen vermag, während Jene menschliche“ (p. 356 identisch gesetzt mit den „gemeinnützigen“) „ge- 5 nannt zu werden verdienen, da das Eigne daran von geringem Belang ist, und so ziemlich jeder Mensch dazu abgerichtet werden kann“. P. 355. „Es ist immer fördersam, daß Wir Uns über die menschlichen Arbeiten einigen, damit sie nicht, wie unter der Konkurrenz, alle 10 unsre Zeit und Mühe in Anspruch nehmen . . . Für wen soll aber Zeit gewonnen werden? Wozu braucht der Mensch mehr Zeit als nötig ist, seine abgespannten Arbeitskräfte zu erfrischen? Hier schweigt der Kommunismus. Wozu? Um seiner als des Einzigen froh zu werden, nachdem er als Mensch das Seinige getan hat.“ 15 p. 356, 357. „Durch Arbeit kann Ich die Amtsfunktionen eines Präsiden¬ ten, Ministers usw. versehen; es erfordern diese Ämter nur eine allgemeine Bildung, nämlich eine solche, die allgemein erreich¬ bar ist . . . Kann aber auch Jeder diese Ämter bekleiden, so gibt 20 doch erst die einzige, ihm allein eigne Kraft des Einzelnen, ihnen sozusagen Leben und Bedeutung. Daß er sein Amt nicht 95c [87c]/ wie ein gewöhnlicher Mensch führt, sondern das Vermögen seiner Einzigkeit hineinlegt, das bezahlt man ihm noch nicht, wenn man ihn überhaupt nur als Beamten oder Minister bezahlt. Hat ers 25 Euch zu Dank gemacht, und wollt Ihr diese dankenswerte Kraft des Einzigen Euch erhalten, so werdet Ihr ihn nicht als einen bloßen Menschen bezahlen dürfen, der nur Menschliches ver¬ richtet, sondern nur als Einen, der Einziges vollbringt.“ p. 362, 363. зо „Vermagst Du Tausenden Lust zu bereiten, so werden Tau¬ sende Dich dafür honorieren, es stände ja in Deiner Gewalt es zu unterlassen, daher müssen sie Deine Tat erkaufen.“ — p. 351. „Über meine Einzigkeit läßt sich keine allgemeine Taxe fest¬ stellen, wie für das, was Ich als Mensch tue. Nur über das Letztere 35 kann eine Taxe bestimmt werden. Setzt also immerhin eine allge¬ meine Taxe für menschliche Arbeiten auf, bringt aber Eure Ein¬ zigkeit nicht um ihren Verdienst.“ p. 363. Als Beispiel der Organisation der Arbeit im Verein wird p. 365 die schon besprochene öffentliche Bäckerei angeführt. Diese öffent- 40 liehen Anstalten müssen wahre Wunder sein unter der oben vor¬ ausgesetzten vandalischen Parzellierung. Zuerst soll die menschliche Arbeit organisiert und dadurch ver¬ kürzt werden, damit Bruder Straubinger hinterher, wenn er früh Feierabend gemacht hat, „seiner als des Einzigen froh werden 45
III. Sankt Max 371 kann“ (p. 357); während p. 363 das „Frohwerden“ des Einzigen sich in seinen Extraverdienst auflöst. — P. 363 kommt die Lebens¬ äußerung des Einzigen nicht hinterdrein nach der menschlichen Arbeit, sondern die menschliche Arbeit kann als einzige betrieben 5 werden, und erfordert dann einen Lohnzuschuß. Der Einzige, dem es nicht um seine Einzigkeit, sondern um den höheren Lohn zu tun ist, könnte ja sonst seine Einzigkeit in den Kleiderschrank ver¬ schließen und der Gesellschaft zum Trotz sich damit begnügen den gewöhnlichen Menschen und sich selbst damit einen Possen zu io spielen. — Nach p.356 fällt die menschliche Arbeit mit der ge¬ meinnützigen / (96}[88]/ zusammen, aber nach p. 351 und 363 bewährt sich die einzige Arbeit eben darin, daß sie als gemein¬ nützige oder wenigstens Vielen nützliche extra honoriert wird. Die Organisation der Arbeit im Verein besteht also in der 15 Trennung der menschlichen Arbeit von der einzigen, in der Fest¬ stellung einer Taxe für die menschliche und in dem Mauscheln um einen Lohnzuschuß für die einzige Arbeit. Dieser Lohnzuschuß ist wieder doppelt, nämlich einer für die einzige Ausführung der menschlichen Arbeit und ein anderer für die einzige Aus- 2o führung der einzigen Arbeit, was eine um so verwickeltere Buchführung gibt, als heute Das eine menschliche Arbeit wird, was gestern eine einzige war (z. B. Baumwollengam No. 200 zu spinnen), und als der einzige Betrieb menschlicher Arbeiten eine fortwährende Selbstmoucharderie im eignen, und allgemeine 25 Moucharderie im öffentlichen Interesse erfordert. Dieser ganze wichtige Organisationsplan läuft also auf eine ganz kleinbürger¬ liche Aneignung des Gesetzes von Nachfrage und Zufuhr hinaus, das heute existiert und von allen Ökonomen entwickelt worden ist. Sancho kann das Gesetz, wonach der Preis derjenigen Arbeiten зо sich bestimmt, die er für einzige erklärt, z. B. der einer Tänzerin, eines ausgezeichneten Arztes oder Advokaten, schon bei Adam Smith erklärt und bei dem Amerikaner Cooper taxiert finden. Die neueren Ökonomen haben aus diesem Gesetz das hohe Salär des¬ sen, was sie travail improductif nennen und das niedrige der Acker- 35 bautaglöhner, überhaupt die Ungleichheiten des Arbeitslohns er¬ klärt. Wir sind so mit Gottes Hülfe wieder bei der Konkurrenz angekommen, aber bei der Konkurrenz in einem gänzlich herunter¬ gekommenen Zustande, so heruntergekommen, daß Sancho eine Taxe, eine Fixierung des Arbeitslohns durch Gesetze, wie weiland 4o im 14. und 15. Jahrhundert, vorschlagen kann. — Es verdient noch erwähnt zu werden, daß die hier von Sancho ans Licht gebrachte Vorstellung sich ebenfalls als etwas ganz Neues bei dem Herrn Messias Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein findet. Was Sancho hier menschliche Arbeiten nennt, ist, mit Ausschluß 45 seiner bureaukratischen Phantasien, dasselbe, was man sonst unter 24*
372 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Maschinenarbeit versteht und was die Entwicklung der Industrie mehr und mehr den Maschinen anheim gibt. In dem „Verein66 sind freilich bei der oben geschilderten Organisation des Grundbesitzes die Maschinen eine Unmöglichkeit, und daher ziehen es die mit sich einigen Fron-/[88a]/bauern vor, sich über diese Arbeiten zu 5 verständigen. Über „Präsidenten66 und „Minister66 urteilt Sancho, this poor localized being, wie Owen sagt, nur nach seiner unmittel¬ baren Umgebung. Wie immer hat Sancho hier wieder Unglück mit seinen prak¬ tischen Exempeln. Er meint, Niemand könne „an Deiner Stelle 10 Deine musikalischen Kompositionen anfertigen, Deine Maler¬ entwürfe ausführen. Raphaels Arbeiten könne Niemand ersetzen66. Sancho könnte doch wohl wissen, daß nicht Mozart selbst, sondern ein Anderer Mozarts Requiem größtenteils angefertigt und ganz ausgefertigt, daß Raffael von seinen Fresken die wenigsten selbst 15 „ausgeführt66 hat. Er bildet sich ein, die sogenannten Organisateure der Arbeit wollten die Gesamttätigkeit jedes Einzelnen organisieren, während gerade bei ihnen zwischen der unmittelbar produktiven Arbeit, die organisiert werden soll, und der nicht unmittelbar produktiven 20 Arbeit unterschieden wird. In diesen Arbeiten aber soll nach ihrer Meinung nicht, wie Sancho sich einbildet, Jeder an Raffaels Statt arbeiten, sondern Jeder, in dem ein Raffael steckt, sich ungehin¬ dert ausbilden können. Sancho bildet sich ein, Raffael habe seine Gemälde unabhängig von der zu seiner Zeit in Rom bestehenden 25 Teilung der Arbeit hervorgebracht. Wenn er Raffael mit Leonardo da Vinci und Tizian vergleicht, so kann er sehen, wie sehr die Kunstwerke des ersteren von der unter florentinischem Einfluß ausgebildeten damaligen Blüte Roms, die des zweiten von den Zuständen von Florenz, und später die des dritten von der ganz ver- зо schiedenen Entwicklung Venedigs bedingt waren. Raffael, so gut wie jeder andre Künstler, war bedingt durch die technischen Fort¬ schritte der Kirnst, die vor ihm gemacht waren, durch die Organi¬ sation der Gesellschaft und die Teilung der Arbeit in seiner Loka¬ lität, /[88b]/ und endlich durch die Teilung der Arbeit in allen 35 Ländern, mit denen seine Lokalität im Verkehr stand. Ob ein In¬ dividuum wie Raffael sein Talent entwickelt, hängt ganz von der Nachfrage ab, die wieder von der Teilung der Arbeit und den dar¬ aus hervorgegangenen Bildungsverhältnissen der Menschen ab¬ hängt. — 40 Stirner steht hier noch weit unter der Bourgeoisie, indem er die Einzigkeit der wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit pro¬ klamiert. Man hat es bereits jetzt für nötig gefunden diese „ein¬ zige66 Tätigkeit zu organisieren. Horace Vemet hätte nicht Zeit für den zehnten Teil seiner Gemälde gehabt, wenn er sie für Ar- 45
III. Sankt Max 373 beiten angesehen hätte, „die nur dieser Einzige zu vollbringen vermag“. Die große Nachfrage nach Vaudevilles und Romanen in Paris hat eine Organisation der Arbeit zur Produktion dieser Ar¬ tikel hervorgerufen, die noch immer Besseres leistet, als ihre „ein- 5 zigen“ Konkurrenten in Deutschland. In der Astronomie haben es Leute wie Arago, Herschel, Enke und Bessel für nötig gefunden, sich zu gemeinsamen Beobachtungen zu organisieren, und sind erst seitdem zu einigen erträglichen Resultaten gekommen. In der Ge¬ schichtschreibung ist es für den „Einzigen66 absolut unmöglich 10 etwas zu leisten, und die Franzosen haben auch hier längst durch die Organisation der Arbeit allen andern Nationen den Rang ab¬ gelaufen. Es versteht sich übrigens, daß alle diese auf der moder¬ nen Teilung der Arbeit beruhenden Organisationen immer noch zu höchst beschränkten Resultaten führen und nur gegenüber der bis- 15 herigen bornierten Vereinzelung ein Fortschritt sind. Es muß noch besonders hervorgehoben werden, daß Sancho die Organisation der Arbeit mit dem Kommunismus verwechselt und sich gar wundert, daß „der Kommunismus66 ihm nicht auf seine Bedenken über diese Organisation antwortet. So wundert sich ein 2o Gascogner Bauernjunge, daß Arago ihm nicht zu sagen weiß, auf welchem Stern der liebe Gott seinen Hof aufgeschlagen habe. Die exklusive Konzentration des künstlerischen Talents in Ein¬ zelnen und seine damit zusammenhängende Unterdrü-/[88c]/ckimg in der großen Masse ist Folge der Teilung der Arbeit. Wenn selbst 25 in gewissen gesellschaftlichen Verhältnissen Jeder ein ausgezeich¬ neter Maler wäre, so schlösse dies noch gamicht aus, daß Jeder auch ein origineller Maler wäre, sodaß auch hier der Unterschied zwischen „menschlicher66 und „einziger66 Arbeit in bloßen Unsinn sich verläuft. Bei einer kommunistischen Organisation der Gesell- 3o schäft fällt jedenfalls fort die Subsumtion des Künstlers unter die lokale und nationale Borniertheit, die rein aus der Teilung der Arbeit hervorgeht, und die Subsumtion des Individuums unter diese bestimmte Kunst, sodaß es ausschließlich Maler, Bildhauer usw. ist, und schon der Name die Borniertheit seiner geschäftlichen 35 Entwicklung und seine Abhängigkeit von der Teilung der Arbeit hinlänglich ausdrückt. In einer kommunistischen Gesellschaft gibt es keine Maler, sondern höchstens Menschen, die unter Anderm auch malen. Sanchos Organisation der Arbeit zeigt deutlich, wiesehr alle 4o diese philosophischen Ritter von der Substanz sich bei bloßen Phrasen beruhigen. Die Subsumtion der „Substanz“ unter das „Subjekt“, wovon sie Alle so hohe Worte machen, die Herab¬ setzung der „Substanz“, die das „Subjekt66 beherrscht, zu einem bloßen „Akzidens66 dieses Subjekts, zeigt sich als bloßes „leeres 45 Gerede66. Sie unterlassen es daher weislich auf die Teilung der
374 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Arbeit, auf die materielle Produktion und den materiellen Verkehr einzugehen, die eben die Individuen unter bestimmte Verhältnisse und Tätigkeitsweisen subsumieren. Es handelt sich bei ihnen über¬ haupt nur darum, neue Phrasen zur Interpretation der bestehenden Welt zu erfinden, die um so gewisser in burleske Prahlereien aus- 5 laufen, jemehr sie sich über diese Welt zu erheben glauben und in Gegensatz zu ihr stellen. Wovon Sancho ein beklagenswertes Bei¬ spiel ist. /{97}[89J/ 3) Geld „Das Geld ist eine Ware, und zwar ein wesentliches Mi 11 e 110 oder Vermögen; denn es schützt vor der Verknöcherung des Ver¬ mögens, hält es im Fluß und bewirkt seinen Umsatz. Wißt Ihr ein besseres Tauschmittel, immerhin; doch wird es wieder ein Geld sein.“ p. 364. P. 353 wird das Geld als „gangbares oder kursierendes Eigen- 15 tum66 bestimmt. Im „Verein“ wird also das Geld beibehalten, dies rein gesell¬ schaftliche Eigentum, dem alles Individuelle abgestreift ist. Wie sehr Sancho in der bürgerlichen Anschauungsweise befangen ist, zeigt seine Frage nach einem besseren Tauschmittel. Er setzt also 20 zuerst voraus, daß ein Tauschmittel überhaupt nötig ist, und dann kennt er kein anderes Tauschmittel als das Geld. Daß ein Schiff, eine Eisenbahn, die Waren transportieren, ebenfalls Tauschmittel sind, kümmert ihn nicht. Um also, nicht bloß vom Tauschmittel, sondern vom Gelde speziell zu sprechen, ist er genötigt, die übrigen 25 Bestimmungen des Geldes, daß es das allgemein gangbare und kursierende Tauschmittel ist, alles Eigentum im Fluß erhält etc. hereinzunehmen. Damit kommen auch die ökonomischen Bestim¬ mungen herein, die Sancho nicht kennt, die aber gerade das Geld konstituieren; und mit ihnen auch der ganze jetzige Zustand, Klas- 30 senwirtschaft, Herrschaft der Bourgeoisie etc. Wir erhalten indes zunächst einige Aufschlüsse über den — sehr originellen — Verlauf der Geldkrisen im Verein. Es entsteht die Frage: „Wo Geld hemehmen? . . . Man bezahlt nicht mit Geld, woran Mangel eintreten kann, sondern mit seinem 35 Vermögen, durch welches allein Wir vermögend sind ... Nicht das Geld tut Euch Schaden, sondern Euer Unvermögen es zu neh¬ men.66 Und mm der moralische Zuspruch: „Laßt Euer Vermögen wirken, nehmt Euch zusammen, und es wird an Gelde, an Eurem Gelde, dem Gelde Eures Gepräges, nicht fehlen . . . Wisse denn, 40 Du hast soviel Geld, als Du — Gewalt hast; denn Du giltst soviel, als Du Dir Geltung verschaffst.66 p. 353, 364. In der Macht des Geldes, in der Verselbstständigung des allge-
III. Sankt Max 375 meinen Tauschmittels, sowohl der Gesellschaft wie den Einzelnen gegenüber, tritt die Verselbstständigung der Produktions- und Ver¬ kehrsverhältnisse überhaupt am deutlichsten hervor. Also Sancho /89а/ weiß, wie gewöhnlich, Nichts vom Zusammenhänge der Geld- б Verhältnisse mit der allgemeinen Produktion und dem Verkehr. Er behält als guter Bürgersmann das Geld ruhig bei, wie dies auch nach seinerTeilung der Arbeit und Organisation des Grundbesitzes nicht anders möglich ist. Die sachliche Macht des Geldes, die in den Geldkrisen eklatant hervortritt, und den „kauflustigen“ Klein- io bürger in der Gestalt eines permanenten Geldmangels drückt, ist dem mit sich einigen Egoisten ebenfalls ein höchst unangenehmes Faktum. Er entledigt sich seiner Ungelegenheit dadurch, daß er die gewöhnliche Vorstellung des Kleinbürgers umgekehrt aus¬ drückt und dadurch den Schein hereinbringt, als sei die Stellung 15 der Individuen gegenüber der Geldmacht eine rein vom persön¬ lichen Wollen oder Laufen abhängige Sache. Diese glückliche Wendung gibt ihm dann Gelegenheit, dem erstaunten und vom Geldmangel ohnehin entmutigten Kleinbürger eine durch Synony¬ mik, Etymologie und Umlaut unterstützte Moralpredigt zu halten, so und dadurch alle ungelegenen Fragen über die Ursachen der Geld¬ klemme vorweg abzuschneiden. Die Geldkrise besteht zunächst darin, daß alle „Vermögen66 auf ein Mal gegenüber dem Tauschmittel depreziiert werden und das „Vermögen66 über das Geld verlieren. Die Krise ist gerade dann 25 da, wenn man nicht mehr mit seinem „Vermögen66 zahlen kann, sondern mit Geld zahlen muß. Dies findet wieder nicht dadurch Statt, daß Mangel an Geld eintritt, wie der Kleinbürger sich vor¬ stellt, der die Krise nach seiner Privatmisere beurteilt, sondern da¬ durch, daß der spezifische Unterschied des Geldes als der а 11 ge- зо meinen Ware, des „gangbaren und kursierenden Eigentums“ von allen andern speziellen Waren sich fixiert, die plötzlich aufhören, gangbares Eigentum zu sein. Die Ursachen dieses Phä¬ nomens hier, Sancho zu Gefallen, zu entwickeln, kann nicht er¬ wartet werden. Den geld- und trostlosen Kleinkrämem gibt Sancho 35 nun zunächst den Trost, daß nicht das Geld die Ursache des Geld¬ mangels und der ganzen Krise sei, sondern ihr Unvermögen es zu nehmen. Nicht der Arsenik ist Schuld daran, /[89b]/ daß Jemand stirbt, der ihn gegessen hat, sondern das Unvermögen seiner Kon¬ stitution, Arsenik zu verdauen. — Nachdem Sancho vorher das 4o Geld als ein wesentliches, und zwar spezifisches Vermögen, als allgemeines Tauschmittel, als Geld im gewöhnlichen Verstände bestimmt hat, dreht er auf einmal, sowie er sieht zu welchen Schwierigkeiten dies führen würde, die Sache um und erklärt alles Vermögen für Geld, um den Schein der persönlichen Macht her- 45 vorzubringen. Die Schwierigkeit während der Krise ist eben, daß
376 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „alles Vermögen66 aufgehört hat „Geld66 zu sein. Übrigens läuft dies auf die Praxis des Bürgers hinaus, der „alles Vermögen66 so¬ lange an Zahlungsstatt annimmt, als es Geld ist, und erst dann Schwierigkeiten macht, wenn es schwierig wird, dies „Vermögen66 in Geld zu verwandeln, wo er es dann auch nicht mehr für ein „Ver- з mögen66 ansieht. Die Schwierigkeit in der Krisis besteht ferner gerade darin, daß Ihr Kleinbürger, zu denen Sancho hier spricht, das Geld Eures Gepräge, Eure Wechsel nicht mehr zirkulieren lassen könnt, sondern, daß man Geld von Euch verlangt, woran Ihr nichts mehr zu prägen hattet und dem kein Mensch es ansieht, 10 daß es durch Eure Finger gegangen ist. — Endlich verdreht Stir¬ ner das bürgerliche Motto: Du giltst soviel als Du Geld hast, dahin: Du hast soviel Geld, als Du giltst, womit Nichts verändert, sondern nur der Schein der persönlichen Macht hereingebracht und damit die triviale Bourgeoisillusion ausgedrückt ist, daß Jeder selbst 15 Schuld daran sei, wenn er kein Geld habe. So wird Sancho fertig mit dem klassischen Bourgeoisspruch: L’argent n’a pas de maitre, und kann nun auf die Kanzel steigen und ausrufen: „Lasset Eure Vermögen wirken, nehmt Euch zusammen, und es wird am Gelde nicht fehlen.!66 Je ne connais pas de lieu ä la bourse ou se fasse le 20 transfert des bonnes intentions. Er brauchte nur noch hinzuzu¬ setzen: Verschafft Euch Kredit, knowledge is power, der erste Taler ist schwerer zu erwerben als die letzte Million, seid mäßig und haltet das Eurige zu Rate, besonders aber pulluliert nicht zu viel usw., um statt des einen beide Eselsohren hervorblicken zu 25 lassen. Überhaupt endigen bei dem Manne, für den Jeder ist, was er sein kann, und tut, was er tun kann, alle Kapitel mit moralischen Postulaten. /[89c]/ Das Geldwesen im Stimerschen Verein ist also das existierende Geldwesen, ausgedrückt in der beschönigenden und зо gemütlich-schwärmerischen Weise eines deutschen Kleinbürgers. Nachdem Sancho auf diese Weise mit den Ohren seines Grauen paradiert hat, richtet sich Szeliga Don Quijote in seiner ganzen Länge auf, um mit einer feierlichen Rede über die moderne fahrende Ritterschaft, wobei das Geld in die Dulcinea von Toboso 35 verwandelt wird, die Fabrikanten und Commergants en mässe zu Rittern, nämlich Industrierittem, zu schlagen. Die Rede hat noch den Nebenzweck, zu beweisen, daß das Geld, weil ein „wesent¬ liches Mittel66 auch „wesentlich Tochter ist66. Und er reckte seine Rechte aus, und sprach: 40 „Vom Gelde hängt Glück und Unglück ab. Es ist darum in der Bürgerperiode eine Macht, weil es nur wie ein Mädchen66 (Vieh¬ mädchen, per appos. Dulcinea) „umworben, von Niemand unauf- *> Vgl. „Die heilige Familie“ p. 266
III. Sankt Max 377 löslich geehlicht wird. Alle Romantik und Ritterlichkeit des Wer¬ bens um einen teuren Gegenstand lebt in der Konkurrenz wieder auf. Das Geld, ein Gegenstand der Sehnsucht, wird von den kühnen Industrierittem entführt.66 p. 364. 5 Sancho hat jetzt einen tiefen Aufschluß darüber erhalten, wes¬ halb das Geld in der Bürgerperiode eine Macht ist, nämlich erstens, weil von ihm Glück und Unglück abhängt und zweitens, weil es ein Mädchen ist. Er hat ferner erfahren, weshalb er um sein Geld kommen kann, nämlich, weil ein Mädchen von Niemand un- io auflöslich geehlicht wird. Jetzt weiß der arme Schlucker woran er ist. Szeliga, der so den Bürger zum Ritter gemacht hat, macht nun folgendermaßen den Kommunisten zum Bürger, und zwar zum bürgerlichen Ehemann: 15 „Wer das Glück hat, führt die Braut heim. Der Lump hat das Glück, er führt sie in sein Hauswesen, die Gesellschaft, ein, und vernichtet die Jungfrau. In seinem Hause ist sie nicht mehr Braut, sondern Frau, und mit der Jungfräulichkeit geht auch der Geschlechtsname verloren. Als Hausfrau heißt die Geldjungfer го Arbeit, denn Arbeit ist der Name des Mannes. Sie ist ein Besitz des Mannes. — Um dies Bild zu Ende zu bringen, so ist das Kind von Arbeit und Geld wieder ein Mädchen66 („wesentlich Tochter66), „ein unverehlichtes66 /{98}[90]/ (ist dem Szeliga je vorgekommen, daß ein Mädchen „verehlicht66 aus dem Mutter- 25 leibe gekommen ist?), „also Geld66. (Nach dem obigen Beweise, daß alles Geld „ein unverehlichtes Mädchen66 sei, leuchtet es von selbst ein, daß „alle unverehlichten Mädchen66 „Geld66 sind) — „also Geld, aber mit der gewissen Abstammung von der Ar¬ beit, seinem Vater66 (toute recherche de la patemite est interdite). зо „Die Gesichtsform, das Bild, trägt ein anderes Gepräge.66 p. 364, 365. Diese Hochzeits-, Leichenbitter- und Kindtaufsgeschichte be¬ weist wohl durch sich selbst hinlänglich, wiesehr sie „wesentlich Tochter66 Szeligas, und zwar Tochter von „gewisser Abstammung66, 35 ist. Ihren letzten Grund hat sie indes in der Unwissenheit seines ehmaligen Stallknechts Sancho. Diese tritt deutlich heraus am Schluß, wo der Redner wieder um das „Gepräge66 des Geldes ängst¬ lich besorgt ist, und dadurch verrät, daß er noch immer das Metall¬ geld für das wichtigste zirkulierende Medium hält. Wenn er sich 40 um die ökonomischen Verhältnisse des Geldes etwas näher beküm¬ mert hätte, statt ihm einen schönen grünen Jungfemkranz zu flech¬ ten, so würde er wissen, daß, von Staatspapieren, Aktien pp nicht zu sprechen, die Wechsel den größten Teil des zirkulierenden Me¬ diums ausmachen, während das Papiergeld ein verhältnismäßig 45 sehr kleiner, und das Metallgeld ein noch kleinerer Teil davon
378 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ist. In England zirkuliert z. B. fünfzehnmal mehr Geld in Wech¬ seln und Banknoten, als in Metall. Und selbst was das Metallgeld betrifft, so wird es rein durch die Produktionskosten, d.h. die Arbeit bestimmt. Stimers weitläufiger Zeugungsprozeß war also hier überflüssig. — Die feierlichen Reflexionen, die Szeliga über 5 ein auf der Arbeit beruhendes und doch vom jetzigen Gelde unter¬ schiedenes Tauschmittel anstellt, das er bei einigen Kommunisten entdeckt haben will, beweisen nur wieder die Einfalt, mit der unser edles Paar Alles unbesehen glaubt, was es liest. Beide führen, wenn sie nach dieser „ritterlichen und roman- 10 tischen“ Kampagne „des Werbens66 /[90a]/ nach Hause reiten, kein „Glück66 heim, noch weniger „die Braut66, am allerwenigsten „Geld66, sondern höchstens ein „Lump“ den andern. 4) Staat Wir haben gesehen, wie Sancho in seinem „Verein66 die be-15 stehende Form des Grundbesitzes, die Teilung der Arbeit und das Geld, in der Weise, wie diese Verhältnisse in der Vorstellung eines Kleinbürgers leben, beibehält. Daß nach diesen Prämissen Sancho den Staat nicht entbehren kann, leuchtet auf den ersten Blick ein. 20 Zunächst wird sein neuerworbenes Eigentum die Form des garantierten, rechtlichen Eigentums anzunehmen haben. Wir haben schon gehört: „Dasjenige, woran Alle Anteil haben wollen, wird demjenigen Einzelnen entzogen werden, der es für sich allein haben will66 (p. 330). Hier wird also der Wille der Gesamtheit 25 geltend gemacht gegenüber dem Willen des vereinzelten Einzelnen. Da jeder der mit sich einigen Egoisten mit den Andern uneinig werden und damit in diesen Widerspruch treten kann, muß der Gesamtwille auch einen Ausdruck haben gegenüber den vereinzel¬ ten Einzelnen — „und man nennt diesen Willen den Staats- зо wi llen“ (p. 357). Seine Bestimmungen sind dann die recht¬ lichen Bestimmungen. Die Exekution dieses Gesamtwillens wird wieder Repressivmaßregeln und eine öffentliche Gewalt nötig machen. „Vereine werden dann auch in dieser Sache66 (dem Eigen¬ tum) „die Mittel des Einzelnen multiplizieren und sein ange-« fochtenes Eigentum sicher stellen66, (garantieren also garantiertes Eigentum, also rechtliches Eigentum, also Eigentum, das Sancho nicht „unbedingt66 besitzt, sondern vom „Verein66 „zu Lehen trägt66). P. 342. Mit den Eigentumsverhältnissen versteht sich dann, daß das 40 ganze Zivilrecht wiederhergestellt wird, und Sancho selbst träg:
III. Sankt Max 379 z. B. die Lehre vom Vertrag ganz im Sinne der Juristen vor, wie folgt: „Auch hat es Nichts zu sagen, wenn Ich selbst Mich um diese und jene Freiheit bringe, z. B. durch jeden Kontrakt66. P.409. 5 Und um die „angefochtenen66 Kontrakte „sicher zu stellen66, wird es ebenfalls „Nichts /[90b]/ zu sagen haben66, wenn er sich wieder einem Gerichte und allen jetzigen Folgen eines Zivilprozesses zu unterwerfen hat. So rücken wir „allgemach aus Dämmerung und Nacht66 den be- Ю stehenden Verhältnissen wieder näher, nur den bestehenden Ver¬ hältnissen in der zwerghaften Vorstellung des deutschen Klein¬ bürgers. Sancho gesteht: „In Bezug auf die Freiheit unterliegen Staat und Verein keiner 15 wesentlichen Verschiedenheit. Der letztere kann ebensowenig ent¬ stehen und bestehen, ohne daß die Freiheit auf allerlei Art be¬ schränkt werde, als der Staat mit ungemessener Freiheit sich ver¬ trägt. Beschränkung der Freiheit ist überall unabwendbar, denn man kann nicht Alles loswerden; man kann nicht gleich einem го Vogel fliegen, bloß weil man so fliegen möchte etc.. . . Der Unfrei¬ heit und Unfreiwilligkeit wird der Verein noch genug enthalten, denn sein Zweck ist eben nicht die Freiheit, die er im Gegenteil der Eigenheit opfert, aber auch nur der Eigenheit66. P« 410, 411. 25 Abgesehen einstweilen von der komischen Distinktion zwischen Freiheit und Eigenheit, so hat Sancho seine „Eigenheit66 in seinem Vereine durch die ökonomischen Einrichtungen schon ge¬ opfert, ohne es zu wollen. Als echter „Staatsgläubiger66 sieht er erst da eine Beschränkung, wo die politischen Einrichtungen an- 3o fangen. Er läßt die alte Gesellschaft fortbestehen, und mit ihr die Subsumtion der Individuen unter die Teilung der Arbeit; wobei er dann dem Schicksal nicht entgehen kann, von der Teilung der Arbeit und der ihm dadurch zugefallenen Beschäftigung und Lebenslage eine aparte „Eigenheit66 sich vorschreiben zu lassen. 35 Wird ihm z. B. das Los angewiesen, in Willenhall als Schlosser¬ gesell zu arbeiten, so wird seine aufgedrungene „Eigenheit66 in einer Verdrehung der Hüftknochen bestehen, die ihm ein „Hinter¬ bein66 verschafft; wird „das Titelgespenst seines Buchs66 als Throstlespinnerin existieren müssen, so wird ihre „Eigenheit66 in 4o steifen Knieen bestehen. Selbst wenn unser Sancho bei seinem alten Beruf des Fronbauers bleibt, den ihm schon Cervantes angewiesen hat und den er jetzt für seinen eignen Beruf erklärt, zu dem er sich beruft, /[90c]/ so fällt ihm kraft der Teilung der Arbeit und der Trennung von Stadt und Land die „Eigenheit66 zu, von allem Welt¬
380 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil verkehr und folglich von aller Bildung ausgeschlossen ein bloßes Lokaltier zu werden. So verliert Sancho im Verein seine Eigenheit malgre lui durch die gesellschaftliche Organisation, wenn wir einmal ausnahms¬ weise die Eigenheit im Sinne von Individualität nehmen wollen. 5 Daß er nun auch durch die politische Organisation seine Freiheit auf gibt, ist ganz konsequent und beweist nur noch deutlicher, wie sehr er den jetzigen Zustand im Verein sich anzueignen strebt. Die wesentliche Verschiedenheit von Freiheit und Eigenheit bildet also den Unterschied zwischen dem jetzigen Zustande und 10 dem „Verein64. Wie wesentlich dieser Unterschied ist, haben wir bereits gesehen. Die Majorität seines Vereins wird sich ebenfalls an dieser Distinktion möglicherweise nicht stören, sondern das „Lossein66 von ihr dekretieren, und wenn er sich dabei nicht be¬ ruhigt, wird sie ihm aus seinem eignen „Buche66 beweisen, daß es 15 erstens keine Wesen gibt, sondern Wesen und wesentliche Unter¬ schiede „das Heilige66 sind; zweitens, daß der Verein nach „der Natur der Sache66 und „dem Begriff des Verhältnisses66 gar nichts zu fragen hat, und drittens, daß sie keineswegs seine Eigenheit an¬ tastet, sondern nur seine Freiheit, sie zu äußern. Sie wird ihm 20 vielleicht beweisen, wenn er „sich bestrebt verfassungslos zu wer¬ den66, daß sie nur seine Freiheit beschränkt, wenn sie ihn ein¬ sperrt, ihm Hiebe diktiert, ihm ein Bein ausreißt, daß er partout et toujours „eigen66 ist, solange er noch die Lebensäußerungen eines Polypen, einer Auster, ja eines galvanisierten Froschleich- 25 nams von sich zu geben vermag. Sie wird ihm für seine Arbeit eine „Preisbestimmung setzen66, wie wir schon hörten, „eine wirkliche freie66 (!) „Verwertung seines Eigentums nicht zulassen66, da sie ihm hiermit die Freiheit, nicht die Eigenheit beschränkt; Dinge, die Sancho p. 338 dem Staate vorwirft. „Was soll also66 der Fron- зо bauer Sancho „anfangen? Auf sich halten und nach dem66 Verein „nichts fragen66, (ibid.). Sie wird ihm schließlich insinuieren, so oft er gegen die ihm gesetzte Schranke poltert, daß solange er die Eigenheit hat, Freiheiten für Eigenheiten zu erklären, sie sich die Freiheit nimmt, seine Eigenheiten für Freiheiten anzusehen. 35 Wie oben der Unterschied zwischen menschlicher und einziger Arbeit nur eine kümmerliche Aneignung des Gesetzes von Nach¬ frage und Zufuhr war, so ist jetzt der Unterschied zwischen Frei¬ heit und Eigenheit eine kümmerliche Aneignung des Verhältnisses von Staat und bürgerlicher Gesellschaft, oder, wie Herr GuizoNo sagt, der liberte individuelle und des pouvoir public. Dies / {99} [91]/ ist sosehr der Fall, daß er im Folgenden den Rousseau fast wörtlich abschreiben kann: „Die Übereinkunft, der Jeder einen Teil seiner Freiheit opfern muß66, geschieht, „ganz und gar nicht um eines Allgemeinen oder 45
III. Sankt Max 381 auch nur um eines andern Menschen willen66, sondern „Ich ging vielmehr nur auf sie ein aus Eigennutz. Was aber das Opfern betrifft, so opfere Ich doch wohl nur Dasjenige, was nicht in Meiner Gewalt steht, d.h. opfere gar Nichts66. P. 418. Diese Qua- 5 lität teilt der mit sich einige Fronbauer mit jedem andern Fron¬ bauer und überhaupt mit jedem Individuum, das je auf der Welt gelebt hat. Vergleiche auch Godwin, Political Justice. — Sancho scheint, nebenbei bemerkt, die Eigenheit zu besitzen, zu glauben, bei Rousseau schlössen die Individuen den Vertrag dem io Allgemeinen zu Liebe, was Rousseau nie eingefallen ist. Indessen Ein Trost ist ihm geblieben. „Der Staat ist h e i 1 i g, . . der Verein aber ist . . . n i ch t hei¬ lig.66 Und darin besteht „der große Unterschied zwischen Staat und Verein66. P. 411. Dieser ganze Unterschied läuft also darauf 15 hinaus, daß der „Verein66 der wirkliche moderne Staat, und der „Staat66 die Stimersche Illusion vom preußischen Staat ist, den er für den Staat überhaupt versieht. 5) Empörung Sancho traut seinen feinen Distinktionen zwischen Staat und 2o Verein, heilig und nicht heilig, menschlich und einzig, Eigenheit und Freiheit usw. schließlich mit Recht so wenig, daß er zur ul¬ tima ratio des mit sich einigen Egoisten seine Zuflucht nimmt, — zur Empörung. Diesmal indes empört er sich nicht gegen sich selbst, wie er früher vorgab, sondern gegen den Verein. Wie er 25 sich über alle Punkte erst im Verein klar zu werden suchte, so auch hier mit der Empörung. „Macht Mirs die Gemeinde nicht recht, so empöre Ich Mich gegen sie und verteidige Mein Eigentum.66 p. 343. „Gedeiht66 die Empörung nicht, so wird der Verein „ihn aus- зо schließen (einsperren, verbannen usw.)66. P.256,257. Sancho sucht sich hier die droits de l’homme von 1793, unter denen /[91a]/ auch das Recht der Insurrektion aufgezählt wird, anzueignen, ein Menschenrecht, das natürlich bittere Früchte für den trägt, der davon nach seinem „eignen66 Sinn Gebrauch 33 macht.— Der ganze Verein Sanchos läuft also auf Folgendes hinaus. Während er früher in der Kritik die bestehenden Verhältnisse nur nach der Seite der Illusion betrachtete, sucht er im Verein diese Verhältnisse ihrem wirklichen Inhalt nach kennen zu lernen und 4o diesen Inhalt gegen die früheren Illusionen geltend zu machen. Bei diesem Versuch mußte unser ignoranter Schulmeister natür-
382 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil lieh mit Eklat scheitern. Er hat sich ausnahmsweise einmal be¬ strebt, sich „die Natur der Sache“ und „den Begriff des Verhält¬ nisses“ anzueignen, aber es ist ihm nicht gelungen, irgend einer Sache oder einem Verhältnis „den Geist der Fremdheit abzu¬ streifen“. 5 Nachdem wir jetzt den Verein in seiner wirklichen Gestalt ken¬ nen lernten, bleibt uns nur noch übrig, die schwärmerischen Vor¬ stellungen, die Sancho sich von ihm macht, die Religion und Philosophie des Vereins, zu betrachten. 6) Religion und PhilosophiedesVereins Wir fangen hier wieder mit dem Punkte an, mit dem wir oben die Darstellung des Vereins eröffneten. Sancho gebraucht zwei Kategorien, Eigentum und Vermögen; die Illusionen über das Eigentum entsprechen hauptsächlich den gegebenen positiven Daten über das Grundeigentum, die über das Vermögen den Daten is über die Organisation der Arbeit und das Geldwesen im „Verein“. A. Eigentum P. 331. „Mir gehört die Welt.“ Interpretation seiner Erbpacht an der Parzelle. P. 343. „Ich bin Eigentümer von Allem, dessen Ich brauche“, 20 eine beschönigende Umschreibung davon, daß seine Bedürfnisse seine Habe sind und daß das, was er als Fronbauer braucht, durch seine Verhältnisse bedingt ist. In derselben Weise behaupten die Ökonomen, daß der Arbeiter Eigentümer von Allem ist, was er als Arbeiter braucht. Siehe die Entwicklung über das Minimum des 25 Salärs bei Ricardo. P. 343. „Jetzt aber gehört Alles /[91b]/ Mir.“ Musikalischer Tusch zu seiner Lohntaxe, seiner Parzelle, seiner permanenten Geldklemme, und seinem Ausgeschlossensein von Allem, wovon die „Sozietät“ nicht will, daß er es allein besitze. Derselbe Satz зо findet sich p. 327 auch so ausgedrückt: „Seine“ (sc. des Andern) „Güter sind mein, und Ich schalte damit als Eigentümer nach dem Maße meiner Gewalt.“ Dies hochtönende Allegro marciale geht folgendermaßen in eine sanfte Kadenz über, in welcher es all¬ mählich ganz auf den Hintern fällt — gewöhnliches Schicksal 35 Sanchos: P. 331: „Mir gehört die Welt. Sagt Ihr“ (Kommunisten) „etwas Anderes mit dem umgekehrten Satze: Allen gehört die Welt? Alle sind Ich und wieder Ich usw.“ (z. B. „Robespierre z. B. Saint- Justusw.“). 40
III. Sankt Max 383 P. 415: „Ich bin Ich und Du bist Ich, aber . . . dieses Ich worin Wir Alle gleich sind, ist nur Mein Gedanke eine Allgemein¬ heit“ (das Heilige). Die praktische Variation dieses Themas fin¬ det sich 5 p. 330, wo die „Einzelnen als eine Gesamtmasse“ (d.h. Alle) dem „vereinzelten Einzelnen“ (d. h. Ich im Unterschied von Alle) als regulierende Macht gegenüber gestellt werden. Diese Dissonanzen lösen sich also schließlich in den beruhigen¬ den Schlußakkord auf, daß, was Ich nicht besitze, jedenfalls das io Eigentum eines andern „Ich“ ist. Das „Eigentum an Allem“ ist hiermit nur die Interpretation davon, daß Jeder ein ausschlie߬ liches Eigentum besitzt. P. 336. „Eigentum ist aber nur Mein Eigentum, wenn Ich das¬ selbe unbedingt inne habe. Als unbedingtes Ich habe Ich Eigen- 15 tum, treibe freien Handel“. Wir wissen schon, daß wenn die Han¬ delsfreiheit und Unbedingtheit im Verein nicht respektiert wird, damit nur die Freiheit und nicht die Eigenheit angetastet wird. Das „unbedingte Eigentum“ ist ein passendes Supplement zu dem „sichergestellten“, garantierten Eigentum im Verein. 2o P. 342. „Nach der Meinung der Kommunisten soll die Ge¬ meinde Eigentümerin sein. Umgekehrt, Ich bin Eigentümer und verständige Mich nur mit Anderen über Mein Eigentum.“ Nach p. 329 sahen wir, wie „sich die Societe zur Eigentümerin macht, und nach p. 330, wie sie „die Einzelnen von ihrem 25 Eigentum /[91c]/ ausschließt“. Überhaupt sahen wir das Stamm- lehnswesen, den rohesten Anfang des Lehnswesens, eingeführt. Nach p. 416 ist „Feudalwesen = Eigentumslosigkeit“, weswegen nach eben derselben Pagina „im Vereine und nur im Vereine das Eigentum anerkannt wird“, und zwar aus dem zureichenden зо Grunde, „weil man das Seine von keinem Wesen mehr zum Lehen trägt.“ (ibid.) D. h. in dem bisherigen Lehnswesen war „das Wesen“ der Lehnsherr, im Verein ist es die societe. Woraus wenig¬ stens soviel hervorgeht, daß Sancho ein „ausschließliches“, aber keineswegs „sicher gestelltes“ Eigentum am „Wesen“ der bis- 35 herigen Geschichte hat. Im Zusammenhang mit p. 330, wonach jeder Einzelne von dem ausgeschlossen wird, wovon es der Sozietät nicht recht ist, daß er es allein besitzt, und mit dem Staats- und Rechtswesen des Vereins, steht 40 p. 369: „Rechtliches und rechtmäßiges Eigentum eines Andern wird nur dasjenige sein, wovon Dirs recht ist, daß es sein Eigen¬ tum sei. Hört es auf Dir recht zu sein, so hat es für Dich seine Rechtmäßigkeit eingebüßt, und das absolute Recht daran wirst Du verlachen.“ Er dokumentiert hiermit das erstaunliche Fak- 45 tum, daß das, was Rechtens im Verein ist, ihm nicht recht zu
384 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil sein braucht — ein unbestreitbares Menschenrecht. Findet sich im Verein die Institution der altfranzösischen Parlamente, die Sancho ja so sehr liebt, so wird er sogar seinen zu Protokoll ge¬ gebenen Widerwillen auf dem Greffe deponieren können, und dabei den Trost behalten, daß „man nicht von Allem los sein 5 kann“. Die bisherigen Sätze scheinen mit sich, unter einander und mit der Wirklichkeit des Vereins im Widerspruch zu stehen. Der Schlüssel zum Rätsel liegt indes in der schon angeführten juristi¬ schen Fiktion, daß da, wo er vom Eigentum Anderer ausgeschlos- 10 sen wird, er sich bloß mit diesen Andern verständigt. Diese Fik¬ tion wird in folgenden Sätzen näher ausgeführt: /{100} [92]/ p. 369. „Das nimmt ein Ende“ (sc. der Respekt von dem fremden Eigentum), „wenn Ich jenen Baum zwar einem Andern überlassen kann, wie Ich meinen Stock usw. einem Andern 15 überlasse, aber nicht von vom herein ihn als Mir fremd, d. h. hei¬ lig betrachte. Vielmehr ... er bleibt mein Eigentum, auf solange Ich ihn auch an Andre abtrete, er ist und bleibt Mein. In dem Ver¬ mögen des Bankiers sehe Ich Nichts fremdes.“ P. 328. „Vor Deinem und Eurem Eigentum trete Ich nicht scheu 20 zurück, sondern sehe es stets als Mein Eigentum а n, woran Ich Nichts zu respektieren brauche. Tut doch desgleichen mit dem, was Ihr mein Eigentum nennt. Bei dieser Ansicht werden wir uns am leichtesten mit einander verständigen.“ Wenn Sancho nach den Statuten des Vereins „mit Kolben ge- 23 laust“ wird, sobald er nach fremdem Eigentum zugreift, so wird er zwar behaupten, es sei seine „Eigenheit“, lange Finger zu machen, aber der Verein wird dekretieren, Sancho habe sich nur eine „Freiheit“ herausgenommen. Und wenn Sancho so „frei“ ist, zuzugreifen, so hat der Verein die „Eigenheit“, ihm dafür Hiebe зо zu diktieren. Die Sache selbst ist die. Das bürgerliche, und zwar speziell das kleinbürgerliche und kleinbäuerliche Eigentum bleibt im Verein bestehen, wie wir sahen. Nur die Interpretation, die „Ansicht“ ist eine verschiedene, weshalb auch Sancho den Jo- Akzent stets auf das „Ansehen“ legt. Die „Verständigung“ wird damit vollzogen, daß diese neue Philosophie des Ansehens beim ganzen Verein zu Ansehen kommt. Diese Philosophie besteht darin, daß erstens jedes Verhältnis, sei es durch ökonomische Be¬ dingungen oder durch direkten Zwang herbeigeführt, für ein Ver- 40 hältnis der „Verständigung“ angesehen wird; zweitens daß man sich einbildet, alles Eigentum Andrer sei ihnen von uns überlassen und bleibe ihnen nur solange, bis wir die Gewalt haben, es ihnen zu nehmen, und bekommen wir diese Gewalt nie, tant mieux; drit¬ tens, daß Sancho und sein Verein sich in der Theorie die gegen- 45
III. Sankt Max 385 seitige Respektslosigkeit garantieren, während in der Praxis der Verein vermittelst des Stockes sich mit Sancho „verständigt“, und endlich, daß diese „Verständigung“ eine bloße Phrase ist, da Jeder weiß, daß die Andern /[92a]/ sie nur mit dem geheimen 5 Vorbehalt eingegangen sind, sie bei der nächsten Gelegenheit wie¬ der umzustoßen. Ich sehe in Deinem Eigentum nicht das Deine, sondern das Meine; da jedes Ich dies tut, so sehen sie das All¬ gemeine darin, wobei wir denn bei der modem-deutschphiloso¬ phischen Interpretation des gewöhnlichen, besondern und aus- io schließlichen Privateigentums angelangt sind. Zu der Philosophie des Vereins über das Eigentum gehören u. A. auch noch folgende, aus dem System Sanchos hervorgehende Marotten: P. 342, daß man durch die Respektslosigkeit im Verein Eigen- 15 tum erwerben kann, p. 351, daß „Wir Alle im Vollen sitzen“ und Ich „nur zuzulangen habe sogut Ich kann“ — während doch der ganze Verein zu den sieben magern Kühen Pharaonis gehört, und endlich, daß Sancho „Gedanken hegt“, die „in seinem Buche stehen“, was p. 374 in der unvergleichlichen an sich gerichteten, 2o den drei Heineschen Oden an Schlegel nachgemachten, Ode be¬ sungen wird: „D u, d e г D u solche Gedanken, wie sie in Deinem Buche stehen, hegst — Unsinn!“ Dies ist die Hymne, die Sancho vorläufig sich selbst dekretiert und worüber sich später der Verein mit ihm „verständigen“ wird. 25 Schließlich versteht es sich auch ohne „Verständigung“, daß das Eigentum im außergewöhnlichen Verstände, von dem wir schon in der Phänomenologie sprachen, im Verein als „gangbares“ und „kursierendes Eigentum“ an Zahlungsstatt angenommen wird. Über die einfachen Tatsachen, z. B., daß Ich Mitgefühl hege, daß so Ich mit Andern spreche, daß Mir ein Bein amputiert (resp. aus¬ gerissen) wird, wird der Verein sich dahin verständlichen, daß „das Gefühl der Fühlenden auch das Meinige, ein Eigentum ist“, p. 387; daß auch fremde Ohren und Zungen Mein Eigentum sind, daß auch mechanische Verhältnisse Mein Eigentum sind. So wird 35 das Akkaparament im Verein hauptsächlich darin bestehen, daß alle Verhältnisse vermöge einer leichten Paraphrase in Eigentums¬ verhältnisse verwandelt werden. Diese neue Ausdrucksweise schon jetzt grassierender „Übelstände“ ist ein „wesentliches Mittel oder Vermögen“ im Verein und wird das bei dem „sozialen Talente“ 40 Sanchos unvermeidliche Defizit an Lebensmitteln glücklich decken. /[92b]/ B. Vermögen P. 216. „Werde Jeder von Euch ein allmächtigeslch!“ P. 353. „Denke auf die Vergrößerung Deines Vermögens!“ Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 25
386 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil P. 420: „Haltet auf den Wert Eurer Gaben; „Haltet sie im Preise, „Laßt Euch nicht zwingen, unter dem Preise loszuschlagen, „Laßt Euch nicht einreden, Eure Ware sei nicht preiswürdig, „Macht Euch nicht zum Gespötte durch einen Spottpreis, 5 „Ahmt den Tapfem nach“ etc.! P. 420: „Verwertet Euer Eigentum! „Verwerte Dich!“ Diese Sittensprüchlein, die Sancho von einem andalusischen Schacherjuden gelernt hat, der seinem Sohne Lebens- und Han- 10 delsregeln gab, und die er jetzt aus seinem Schnappsack hervor¬ langt — bilden das Hauptvermögen des Vereins. Die Grundlage aller dieser Sätze ist der große Satz p. 351: „Alles was Du ver¬ magst, ist Dein Vermögen.“ Dieser Satz hat entweder keinen, d. h. einen bloß tautologischen Sinn, oder einen Unsinn. Tautologie ist 15 er, wenn er heißt, was Du vermagst, vermagst Du. Unsinn ist er, wenn das Vermögen N0. 2 Vermögen „im gewöhnlichen Verstand“, Handelsvermögen, ausdrücken soll, und wenn also auf diese Ety¬ mologie basiert wird. Die Kollision besteht eben darin, daß mei¬ nem Vermögen etwas Anderes, als dies Vermögen leisten kann, zu- 20 gemutet wird, z. B. von meinem Vermögen Verse zu machen ver¬ langt wird, Geld aus diesen Versen zu machen. Man verlangt eben von meinem Vermögen etwas ganz Anderes als das eigentümliche Produkt dieses besondem Vermögens, nämlich ein von fremden, meinem Vermögen nicht unterworfenen Verhältnissen abhängiges 25 Produkt. Diese Schwierigkeit soll im Verein durch etymologische Synonymik gelöst werden. Man sieht wie unser egoistischer Schul¬ meister auf einen ansehlichen Posten im Verein spekuliert. Übri¬ gens ist diese Schwierigkeit nur scheinbar. Das gewöhnliche Kem- und Sittensprüchlein der Bourgeois: Anything is good to make зо money of, wird hier in Sanchos feierlicher Manier breitgetreten. C. Moral, Verkehr, Exploitationstheorie P. 352. „Egoistisch verfahrt Ihr, wenn Ihr einander weder als Inhaber, noch als Lumpe oder Arbeiter achtet, sondern als einen Teil Eures Vermögens, als brauchbare Subjekte. Dann 35 werdet Ihr weder dem Inhaber, Eigentümer /[92c]/ für seine Habe etwas geben, noch Dem, der arbeitet, sondern allein Dem, den Ihr braucht. Brauchen Wir einen König, fragen sich die Nord¬ amerikaner, und antworten: Nicht einen Heller ist er und seine Arbeit Uns wert46. 40 Dagegen wirft er p.229 der „Bürgerperiode“ vor: „Statt Mich zu nehmen, wie Ich bin, sieht man lediglich auf Mein Eigentum, Meine Eigenschaften, und schließt mit Mir einen ehelichen Bund,
III. Sankt Max 387 nur um Meines Besitztums willen. Man heiratet gleichsam was Ich habe, nicht was Ich bin.“ D. h. also, man nimmt bloß Rück¬ sicht auf das, was Ich für den Andern bin, auf meine Brauchbar¬ keit, man behandelt Mich als brauchbares Subjekt. Sancho spuckt 5 der „Bürgerperiode“ in die Suppe, um sie im Verein ganz allein auszufressen. Wenn die Individuen der heutigen Gesellschaft einander als Inhaber, als Arbeiter, und wenn Sancho will, als Lumpe achten, so heißt das ja weiter Nichts, als daß sie sich als brauchbare Sub- 10 jekte behandeln, ein Faktum, das nur ein so unbrauchbares Indi¬ viduum wie Sancho in Zweifel zu ziehen vermag. Der Kapitalist, der den Arbeiter „als Arbeiter achtet“, nimmt nur deshalb Rück¬ sicht auf ihn, weil er Arbeiter braucht; der Arbeiter macht es eben¬ so mit dem Kapitalisten; wie denn auch die Amerikaner nach San- 15 chos Meinung (er möge uns anzeigen welcher Quelle er dies histo¬ rische Faktum entnommen) deswegen keinen König brau¬ chen, weil sie ihn nicht als Arbeiter brauchen. Sancho hat sein Beispiel wieder mit seinem gewöhnlichen Ungeschick ge¬ wählt, indem es gerade das Gegenteil von dem beweisen soll, was es •so wirklich beweist. P. 395. „Du bist für Mich Nichts als eine Speise, gleichwie auch Ich von Dir verspeiset und verbraucht werde. Wir haben zu einander nur Eine Beziehung: die der Brauchbarkeit, der Nutz¬ barkeit, des Nutzens.“ 25 P. 416. „Es ist Keiner für Mich eine Respektsperson, auch der Mitmensch nicht, sondern lediglich wie andre Wesen“ (!) „ein Gegenstand, für den Ich Teilnahme habe oder auch nicht, ein interessanter oder uninteressanter Gegenstand, ein brauchbares oder unbrauchbares Subjekt.“ — зо /{101)1931/ Das Verhältnis der „Brauchbarkeit“, welches im Verein die einzige Beziehung der Individuen auf einander sein soll, wird sogleich wieder paraphrasiert in das gegenseitige „Ver- speisen“. Die „vollendeten Christen“ des Vereins verzehren natürlich auch ein Abendmahl, nur nicht mit einander, sondern an 35 einander. Wie sehr diese Theorie der wechselseitigen Exploitation, die Bentham bis zum Überdruß ausführte, schon im Anfänge dieses Jahrhunderts als eine Phase des vorigen aufgefaßt werden konnte, beweist Hegel in der Phänomenologie. Siehe daselbst das Kapitel: io Der Kampf der Aufklärung mit dem Aberglauben, wo die Brauch¬ barkeitstheorie als das letzte Resultat der Aufklärung dargestellt wird. — Die scheinbare Albernheit, welche alle die mannigfaltigen Verhältnisse der Menschen zu einander in das Eine Verhältnis der Brauchbarkeit auflöst, diese scheinbar metaphysische Ab- 45 straktion geht daraus hervor, daß innerhalb der modernen bürger- 25*
388 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil liehen Gesellschaft alle Verhältnisse unter das Eine abstrakte Geld- und Schacherverhältnis praktisch subsumiert sind. Diese Theorie kam auf, mit Hobbes und Locke, gleichzeitig mit der ersten und zweiten englischen Revolution, den ersten Schlägen, wodurch die Bourgeoisie sich politische Macht eroberte. Bei öko- а nomischen Schriftstellern ist sie natürlich schon früher stillschwei¬ gende Voraussetzung. Die eigentliche Wissenschaft dieser Nütz¬ lichkeitstheorie ist die Ökonomie; in den Physiokraten erhält sie ihren wahren Inhalt, da diese zuerst die Ökonomie systematisch zu¬ sammenfassen. Schon bei Helvetius und Holbach findet sich eine ю Idealisierung dieser Lehre, die ganz der oppositionellen Stellung der französischen Bourgeoisie vor derRevolution entspricht. / [93a] Bei Holbach wird alle Betätigung der Individuen durch ihren gegen¬ seitigen Verkehr als Nützlichkeits- und Benutzungsverhältnis dar¬ gestellt, z.B. Sprechen, Lieben etc. Die wirklichen Verhältnisse, die v> hier vorausgesetzt werden, sind also Sprechen, Lieben, bestimmte Betätigungen bestimmter Eigenschaften der Individuen. Diese Ver¬ hältnisse sollen nun nicht die ihnen eigentümliche Bedeutung haben, sondern der Ausdruck und die Darstellung eines dritten, ihnen untergeschobenen Verhältnisses sein, des N ü tz 1 i ch k e i t s- 20 oder Benutzungsverhältnisses. Diese Umschrei¬ bung hört erst dann auf sinnlos und willkürlich zu sein, sobald jene Verhältnisse den Individuen nicht ihrer selbst wegen gelten, nichts als Selbstbetätigung, sondern vielmehr als Verkleidungen keineswegs der Kategorie Benutzung, sondern eines wirklichen 25 dritten Zwecks und Verhältnisses, welches Nützlichkeitsverhältnis heißt. Die Maskerade in der Sprache hat nur dann einen Sinn, wenn sie der unbewußte /[93b]/ oder bewußte Ausdruck einer wirklichen Maskerade ist. In diesem Falle hat das Nützlichkeits¬ verhältnis einen ganz bestimmten Sinn, nämlich den, daß ich mir зо dadurch nütze, daß ich einem Andern Abbruch tue (exploitation de l’homme par l’homme) ; in diesem Falle ist ferner der Nutzen, den ich aus einem Verhältnisse ziehe, diesem Verhältnisse über¬ haupt fremd, wie wir oben beim Vermögen sahen, daß von jedem Vermögen ein ihm fremdes Produkt verlangt wird, eine Be- 35 ziehung, die durch die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt ist — und diese ist eben die Nützlichkeitsbeziehung. Dies Alles ist wirklich bei dem Bourgeois der Fall. Ihm gilt nur ein Ver¬ hältnis um seiner selbst willen, das Exploitationsverhältnis; aBe andern Verhältnisse gelten ihm nur soweit, als er sie unter dies 40 eine Verhältnis subsumieren kann, und selbst wo ihm Verhältnisse vorkommen, die sich dem Exploitationsverhältnis nicht direkt unterordnen lassen, subordiniert er sie ihm wenigstens in der Illu¬ sion. Der materielle Ausdruck dieses Nutzens ist das Geld, der Re¬ präsentant der Werte aller Dinge, Menschen und gesellschaft- 43
III. Sankt Max 389 liehen Verhältnisse. Im Übrigen sieht man auf den ersten Blick, daß aus den wirklichen Verkehrsbeziehungen, in denen ich zu andern Menschen stehe, keineswegs aber aus Reflexion und bloßem Willen, erst die Kategorie: „Benutzen“ abstrahiert wird und dann 5 umgekehrt jene Verhältnisse für die Wirklichkeit dieser aus ihnen selbst abstrahierten Kategorie ausgegeben werden, eine ganz spe¬ kulative Methode zu verfahren. Ganz in derselben Weise und mit demselben Rechte hat Hegel alle Verhältnisse als Verhältnisse des objektiven Geistes dargestellt. Holbachs Theorie ist also die histo- 10 risch berechtigte, philosophische Illusion über die eben in Frank¬ reich aufkommende Bourgeoisie, deren Exploitationslust noch ausgelegt werden konnte als Lust an der vollen Entwicklung der Individuen in einem von den alten feudalen Banden befreiten Ver¬ kehr. Die Befreiung auf dem Standpunkte der Bourgeoisie, die із Konkurrenz, war allerdings für das achtzehnte Jahrhundert die einzig mögliche Weise, den Individuen eine neue Laufbahn freie¬ rer Entwicklung zu eröffnen. Die theoretische Proklamation des dieser Bourgeoispraxis entsprechenden Bewußtseins, des Bewußt¬ seins der wechselseitigen Exploitation als des allgemeinen Ver- 20 hältnisses aller Individuen zu einander, war ebenfalls ein /[93c]/ kühner und offner Fortschritt, eine profanierende Aufklärung über die politische, patriarchalische, religiöse und gemütliche Ver¬ brämung der Exploitation unter der Feudalität; eine Verbrämung, die der damaligen Form der Exploitation entsprach und nament- 25 lieh von den Schriftstellern der absoluten Monarchie systemati¬ siert worden war. Selbst wenn Sancho in seinem „Buche“ dasselbe getan hätte, was Helvetius und Holbach im vorigen Jahrhundert taten, so wäre der Anachronismus immer noch lächerlich. Aber wir sahen, wie er зо [a]n die Stelle des tätigen Bourgeoisegoismus einen rodomontieren- den, mit sich ei[ni]gen Egoismus setzte. Sein einziges Ver[die]nst hat er wider seinen Willen und ohne es zu wissen; das Verdienst, der Ausdruck der deutschen Kleinbürger von heute zu sein, die danach trachten, Bourgeois zu werden. Es war ganz in der Ord- 35 nung, daß so kleinlich, zaghaft und befangen diese Bürger prak¬ tisch auftreten, ebenso marktschreierisch, bramarbasierend und vorwitzig „der Einzige“ unter ihren philosophischen Repräsen¬ tanten in die Welt hinaus renommierte; es paßt ganz zu den Ver¬ hältnissen dieser Bürger, daß sie von ihrem theoretischen Maul- 40 beiden Nichts wissen wollen und er Nichts von ihnen weiß, daß sie mit einander uneinig sind, und er den mit sich einigen Egoismus predigen muß; Sancho sieht jetzt vielleicht, durch welche Nabel¬ schnur sein „Verein“ mit dem Zollverein zusammenhängt. 30—31 Das Papier ist beschädigt
390 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Die Fortschritte der Nützlichkeits- und Exploitationstheorie, ihre verschiedenen Phasen hängen genau zusammen mit den ver¬ schiedenen Entwicklungsepochen der Bourgeoisie. Bei Helvetius und Holbach war sie dem wirklichen Inhalt nach nie weit darüber hinausgekommen, die Ausdrucksweise der Schriftsteller aus der 0 Zeit der absoluten Monarchie zu umschreiben. Es war eine andere Ausdrucksweise, mehr der Wunsch, alle Verhältnisse auf das Ex¬ ploitationsverhältnis zurückzuführen, den Verkehr aus den mate¬ riellen Bedürfnissen und den Weisen ihrer Befriedigung zu er¬ klären, als die Tat selbst. Die Aufgabe war gestellt. Hobbes und 10 Locke hatten sowohl die frühere Entwicklung der holländischen Bourgeoisie (sie lebten Beide eine zeitlang in Holland) wie die ersten po-/! 1021 [94]/1 irischen Aktionen, durch welche die Bour¬ geoisie in England aus der lokalen und provinziellen Beschrän¬ kung heraustrat, und eine schon relativ entwickelte Stufe der in Manufaktur, des Seehandels und der Kolonisation vor Augen; besonders Locke, der gleichzeitig mit der ersten Periode der eng¬ lischen Ökonomie, mit dem Entstehen der Aktiengesellschaften, der englischen Bank und der Seeherrschaft Englands schrieb. Bei ihnen, und namentlich bei Locke, ist die Exploitationstheorie noch 20 unmittelbar mit ökonomischem Inhalt verbunden. — Helvetius und Holbach hatten außer der englischen Theorie und der bisheri¬ gen Entwicklung der holländischen und englischen Bourgeoisie, die um ihre freie Entfaltung noch kämpfende französische Bour¬ geoisie vor sich. Der allgemeine kommerzielle Geist des achtzehn- 25 ten Jahrhunderts hatte namentlich in Frankreich in der Form der Spekulation alle Klassen ergriffen. Die Finanzverlegenheiten der Regierung und die daraus entspringenden Debatten über die Be¬ steuerung beschäftigten schon damals ganz Frankreich. Dazu kam, daß Paris im achtzehnten Jahrhundert die einzige Weltstadt зо war, die einzige Stadt, in welcher ein persönlicher Verkehr von Individuen aller Nationen stattfand. Diese Prämissen, zusammen mit dem universelleren Charakter der Franzosen überhaupt, gaben der Theorie von Helvetius und Holbach die eigentümliche all¬ gemeine Färbung, nahmen ihr aber zugleich den noch bei den зз Engländern vorfindlichen, positiven ökonomischen Inhalt. Die Theorie, die bei den Engländern einfache Konstatierung einer Tatsache war, wird bei den Franzosen zu einem philosophischen System. Diese, des positiven Inhalts beraubte Allgemeinheit, wie sie in Helvetius und Holbach hervortritt, ist wesentlich verschie- *o den von der inhaltsvollen Totalität, die erst bei Bentham und Mill sich findet. Die erstere entspricht der kämpfenden, noch unent¬ wickelten Bourgeoisie, die zweite der herrschenden, entwickelten. — Der von Helvetius und Holbach vernachlässigte Inhalt der Ex¬ ploitationstheorie wurde gleichzeitig mit Letzterem von den Phy- 4;
III. Sankt Max 391 siokraten entwickelt und systematisiert; da ihnen aber die unent¬ wickelten ökonomischen Verhältnisse /[94a]/ Frankreichs zu Grunde lagen, wo der den Grundbesitz zur Hauptsache machende Feudalismus noch ungebrochen war, so blieben sie in sofern in der 5 feudalistischen Anschauungsweise befangen, daß sie den Grund¬ besitz und die Agrikulturarbeit für diejenige [Produktivkraft] er¬ klärten, welche die ganze Gestaltung der Gesellschaft bedingt. — Die weitere Entwicklung der Exploitationstheorie ging in England durch Godwin, besonders aber durch Bentham vor sich, der den von io den Franzosen vernachlässigten ökonomischen Inhalt nach und nach wieder hereinnahm, je weiter sich die Bourgeoisie, sowohl in England wie in Frankreich, durchsetzte. Godwins political justice wurde während der Schreckensperiode, die Hauptwerke Benthams während und seit der französischen Revolution und der Entwick¬ le lung der großen Industrie in England geschrieben. Die vollständige Vereinigung der Nützlichkeitstheorie mit der Ökonomie finden wir endlich bei Mill. Die Ökonomie, die früher, entweder von Finanzmännem, Ban¬ kiers und Kaufleuten, also überhaupt von Leuten, die unmittelbar so mit ökonomischen Verhältnissen zu tun hatten — oder von all¬ gemein gebildeten Männern wie Hobbes, Locke, Hume behandelt wurde, für die sie als ein Zweig des enzyklopädischen Wissens Bedeutung hatte — die Ökonomie wurde erst durch die Physio¬ kraten zu einer besondem Wissenschaft erhoben und seit ihnen als 25 eine solche behandelt. Als besondere Fachwissenschaft nahm sie die übrigen, politischen, juristischen etc. Verhältnisse, soweit in sich auf, daß sie diese Verhältnisse auf ökonomische reduzierte. Sie hielt aber diese Subsumtion aller Verhältnisse unter sich nur für eine Seite dieser Verhältnisse und ließ ihnen damit im Übrigen зо auch eine selbstständige Bedeutung außer der Ökonomie. Die voll¬ ständige Subsumtion aller existierenden Verhältnisse unter das Nützlichkeitsverhältnis, die unbedingte Erhebung dieses Nützlich¬ keitsverhältnisses zum einzigen Inhalt aller übrigen, finden wir erst bei Bentham, /[94b]/ wo nach der französischen Revolution 35 und der Entwicklung der großen Industrie die Bourgeoisie nicht mehr als eine besondre Klasse, sondern als die Klasse auftritt, deren Bedingungen die Bedingungen der ganzen Gesellschaft sind. Nachdem die sentimentalen und moralischen Paraphrasen, die bei den Franzosen den ganzen Inhalt der Nützlichkeitstheorie bil- 4o deten, erschöpft waren, blieb für die fernere Ausbildung dieser Theorie nur noch die Frage übrig: Wie die Individuen und Ver¬ hältnisse zu benutzen, zu exploitieren seien. Die Antwort auf diese 6 Von der Produktivkraft ist in dem gestrichenen Text die Rede, an dessen Stelle Engels die jetzt vorliegende Formulierung nieder schrieb, wobei er das Substantiv zu wiederholen vergaß
392 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Frage war inzwischen in der Ökonomie schon gegeben wordem; der einzig mögliche Fortschritt lag in dem Hereinnehmen des öko¬ nomischen Inhalts. Bentham vollzog diesen Fortschritt. In der Öko¬ nomie aber war es schon ausgesprochen, daß die hauptsächlichen Verhältnisse der Exploitation unabhängig von dem Willen der Ein- 5 zelnen durch die Produktion im Ganzen und Großen bestimmt und von den einzelnen Individuen fertig vorgefunden werden. Es blieb also für die Nützlichkeitstheorie kein anderes Feld der Speku¬ lation, als die Stellung der Einzelnen zu diesen großen Verhält¬ nissen, die Privat-Exploitation einer vorgefundenen Welt durch 10 die einzelnen Individuen. Hierüber hat Bentham und seine Schule lange moralische Reflexionen angestellt. Die ganze Kritik der be¬ stehenden Welt durch die Nützlichkeitstheorie erhielt hierdurch ebenfalls einen beschränkten Gesichtskreis. In den Bedingungen der Bourgeoisie befangen, blieben ihr zur Kritik nur diejenigen 15 Verhältnisse, die aus einer früheren Epoche überkommen waren und der Entwicklung der Bourgeoisie im Wege standen. Die Nütz¬ lichkeitstheorie entwickelt daher allerdings den Zusammenhang sämtlicher bestehenden Verhältnisse mit ökonomischen, aber nur auf eine beschränkte Weise. — Die Nützlichkeitstheorie hatte von 20 vom herein den Charakter der Gemeinnützlichkeitstheorie; dieser Charakter wurde jedoch erst inhaltsvoll mit dem Hereinnehmen der ökonomischen Verhältnisse, speziell der Teilung der Arbeit und des Austausches. In der Teilung der Arbeit /[94c]/ wird die Privattätigkeit des Einzelnen gemeinnützlich; die Gemeinnützlich- 25 keit Benthams reduziert sich auf dieselbe Gemeinnützlichkeit, die überhaupt in der Konkurrenz geltend gemacht wird. Durch das Hereinziehen der ökonomischen Verhältnisse von Grundrente, Pro¬ fit und Arbeitslohn kamen die bestimmten Exploitationsverhält¬ nisse der einzelnen Klassen herein, da die Art der Exploitation von so der Lebensstellung des Explodierenden abhängt. Bis hieher konnte die Nützlichkeitstheorie sich an bestimmte gesellschaftliche Tat¬ sachen anschließen; ihr weiteres Eingehen auf die Art der Ex¬ ploitation verläuft sich in Katechismusphrasen. — Der ökono¬ mische Inhalt verwandelt die Nützlichkeitstheorie allmählich in 35 eine bloße Apologie der Bestehenden, in den Nachweis, daß unter den existierenden Bedingungen die jetzigen Verhältnisse der Men¬ schen zu einander die vorteilhaftesten und gemeinnützlichsten seien. Diesen Charakter trägt sie bei allen neueren Ökonomen. — Während so die Nützlichkeitstheorie wenigstens den Vorzug 40 hatte, den Zusammenhang aller bestehenden Verhältnisse mit den ökonomischen Grundlagen der Gesellschaft anzudeuten, hat sie bei Sancho allen positiven Inhalt verloren, abstrahiert von allen wirklichen Verhältnissen und beschränkt sich auf die bloße Illu¬ sion des einzelnen Bürgers über seine „Gescheitheit“, mit der er 43
III. Sankt Max 393 die Welt zu exploitieren glaubt. Übrigens läßt sich Sancho nur an sehr wenigen Stellen auf die Nützlichkeitstheorie selbst in dieser verdünnten Gestalt ein; der mit sich einige Egoismus, d.h. die Il¬ lusion über diese Illusion des Kleinbürgers, erfüllt fast das ganze 5 „Buch“, wie wir gesehen haben. Und selbst diese wenigen Stellen löst Sancho schließlich, wie sich zeigen wird, in blauen Dunst auf. D. Religion „In dieser Gemeinsamkeit“ (sc. mit andern Leuten) „sehe Ich durchaus nichts Anderes, als eine Multiplikation Meiner Macht, 10 und nur solange sie Meine /! 103} [95]/ vervielfachte Kraft ist, behalte Ich sie bei.“ p. 416. „Ich demütige Mich vor keiner Macht mehr, und er¬ kenne, daß alle Mächte nur Meine Macht sind, die Ich sogleich zu unterwerfen habe, wenn sie eine Macht gegen oder über Mich із zu werden drohen; jede derselben darf nur eins Meiner Mit¬ tel sein, Mich durchzusetzen.“ Ich „sehe an“, ich „erkenne“, ich „habe zu unterwer¬ fen“, die Macht „darf nur eins Meiner Mittel sein“. Was diese moralischen Forderungen zu bedeuten haben und wie sehr sie der 2o Wirklichkeit entsprechen, hat sich uns beim „Verein“ selbst ge¬ zeigt. — Mit dieser Illusion von seiner Macht hängt denn auch genau die andre zusammen, daß im Verein „die Substanz“ (Siehe: „Humaner Liberalismus.“) vernichtet wird, und die Ver¬ hältnisse der Vereinsglieder nie eine feste Gestalt gegenüber den 25 einzelnen Individuen gewinnen. „Der Verein, die Vereinigung, diese stets flüssige Vereinigung Alles Bestandes . . . Allerdings entsteht auch durch Verein eine Gesellschaft, aber nur, wie durch einen Gedanken eine fixe Idee entsteht... Hat sich ein Verein zur Gesellschaft krystallisiert, so зо hat er aufgehört eine Vereinigung zu sein; denn Vereinigung ist ein unaufhörliches Sich Vereinigen; er ist zu einem Vereinigtsein geworden, der Leichnam des Vereins oder der Vereinigung — Ge¬ sellschaft . . . Den Verein hält weder ein natürliches noch ein gei¬ stiges Band zusammen.“ p. 294,408,416. 35 Was das „natürliche Band“ anbetrifft, so existiert das trotz Sanchos „Widerwillen“ in der Fronbauerwirtschaft und Organisa¬ tion der Arbeit etc. im Verein, ebenso das „geistige Band“ in der Sanchoschen Philosophie. Im Übrigen brauchen wir nur auf das zu verweisen, was wir mehrmals und noch beim Verein /[95a]/ 4o über die auf der Teilung der Arbeit beruhende Verselbstständi¬ gung der Verhältnisse gegenüber den Individuen gesagt haben. „Kurz, die Gesellschaft ist heilig, der Verein ist Dein eigen: die Gesellschaft verbraucht Dich, den Verein verbrauchst Du“ usw. P. 418.
394 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil E. Nachträgliches zum Verein Während wir bisher keine andre Möglichkeit sahen in den „Verein“ zu kommen, als durch die Empörung, erfahren wir jetzt aus dem Kommentar, daß der „Verein von Egoisten“ bereits „zu Hunderttausenden“ von Exemplaren existiert als eine Seite der 5 bestehenden bürgerlichen Gesellschaft, und uns auch ohne alle Empörung und jeden „Stimer“ zugänglich ist. Sancho zeigt uns dann „solche Vereine im Leben. Faust befindet sich mitten in sol¬ chen Vereinen, als er ausruft: Hier bin ich Mensch“ (!) „hier darf ichs sein — Göthe gibts hier sogar schwarz auf weiß“ („aber 10 Humanus heißt der Heilige, s. Göthe“, vgl. „das Buch“) . . . „Sähe Heß das wirkliche Leben aufmerksam an, so würde er Hun¬ derttausende von solchen teils schnell vorübergehenden, teils dauernden egoistischen Vereinen vor Augen haben.“ Sancho läßt dann vor Heß’ Fenster „Kinder“ zum Spiele zusammenlaufen, 15 „ein paar gute Bekannte“ ihn ins Wirtshaus abnehmen, und ihn mit seiner „Geliebten“ sich vereinigen. — „Freilich wird Heß es diesen trivialen Beispielen nicht ansehen, wie inhaltsschwer und wie himmelweit verschieden sie von den heiligen Gesellschaften, ja von der brüderlichen, menschlichen Gesellschaft der heiligen 20 Sozialisten sind.“ (Sancho contra Heß, Wigand, p. 193, 194). — Ebenso ist schon p. 305 „des Buchs“: „die Vereinigung zu ma¬ teriellen Zwecken und Interessen“ als freiwilliger Verein von Egoisten zu Gnaden angenommen worden. Der Verein reduziert sich hier also einerseits auf die Bourgeois- 25 Assoziationen und Aktiengesellschaften, andererseits auf die Bür- gerresourcen, Picknicks usw. Daß die /[95b]/ ersteren ganz der gegenwärtigen Epoche angehören, ist bekannt, und daß die letzteren nicht minder, ist ebenfalls bekannt. Sancho möge sich die „Vereine“ einer früheren Epoche, etwa der Feudalzeit oder зо die anderer Nationen, etwa die der Italiener, Engländer etc. bis auf die Kinder herab, ansehen, um den Unterschied kennen zu lernen. Er bestätigt durch diese neue Interpretation des Vereins nur seinen eingerosteten Konservatismus. Sancho, der die ganze bürgerliche Gesellschaft in sein vorgebliches neues Institut auf- з.> nahm, soweit sie ihm angenehm war, Sancho beteuert hier nach¬ träglich nur, daß man in seinem Verein sich auch amüsieren und zwar ganz in hergebrachter Weise amüsieren wird. Welche unab¬ hängig von ihm existierenden Verhältnisse ihn in den Stand oder außer Stand setzen, „ein paar gute Bekannte in ein Weinhaus zu 40 begleiten“, daran denkt unser Bonhomme natürlich nicht. Die hier nach Berliner Hörensagen verstimerte Idee, die ganze Gesellschaft in freiwillige Gruppen aufzulösen, gehört Fourier an. Aber bei Fourier hat diese Anschauung eine totale Umgestal-
III. Sankt Max 395 tung der Gesellschaft zur Voraussetzung und basiert auf der Kri¬ tik der bestehenden, von Sancho so bewunderten „Vereine“ und ihrer ganzen Langweiligkeit. Fourier schildert diese Erheiterungs¬ versuche von heute im Zusammenhänge mit den bestehenden Pro- 5 duktions- und Verkehrsverhältnissen; und polemisiert gegen sie; Sancho, weit entfernt, sie zu kritisieren, will sie mit Haut und Haaren in sein neues Beglückungsinstitut der „Verständigung66 verpflanzen und beweist dadurch nur noch einmal, wie sehr er in der bestehenden bürgerlichen Gesellschaft befangen ist. 10 Schließlich hält Sancho noch folgende Oratio pro domo, d.h. für den „Verein“: „Ist ein Verein, in welchem sich die Meisten um ihre natür¬ lichsten und offenbarsten Interessen prellen lassen, ein Verein von Egoisten? Haben sich da Egoisten vereint, wo Einer des Andern r> Sklav oder Leibeigner /[95c]/ ist? ... Gesellschaften, in welchen die Bedürfnisse der Einen auf Kosten der Andern befriedigt wer¬ den, in denen z. B. die Einen das Bedürfnis der Ruhe dadurch be¬ friedigen können, daß die Andern bis zur Erschlaffung arbeiten müssen,... Heß . .. identifiziert. . . diese seine „egoistischen Ver- 2o eine“ mit dem Stirnerschen Verein von Egoisten.66 p. 192,193. Sancho spricht also den frommen Wunsch aus, daß in seinem auf der gegenseitigen Exploitation beruhenden Verein alle Mit¬ glieder gleich mächtig, pfiffig etc., etc. sein möchten, damit Jeder die Andern gerade soweit exploitiert als er von ihnen exploitiert 23 wird, und damit Keiner um seine „natürlichsten und offenbarsten Interessen66 „geprellt66 wird oder seine „Bedürfnisse auf Kosten der Andern befriedigen“ kann. Wir bemerken hier, daß Sancho „natürliche und offenbare Interessen“ und „Bedürfnisse“ Aller — also gleiche Interessen und Bedürfnisse anerkennt. Wir er- 30 innem uns ferner zugleich der p. 456 des Buchs, wonach „die Übervorteilung“ ein „vom Zunftgeist eingepredigter moralischer Gedanke66 ist, und einem Menschen, der eine „weise Erziehung66 genossen hat, bleibt sie „fixe Idee, gegen die keine Gedanken¬ freiheit schützt“. Sancho „hat seine Gedanken von oben und bleibt 35 dabei66, (ibid.). Diese gleiche Macht Aller ist nach seiner Forde¬ rung, daß Jeder „allmächtig“, d.h. daß Alle gegen einander ohnmächtig werden sollen, ein ganz konsequentes Postulat, und fällt zusammen mit dem gemütlichen Verlangen des Klein¬ bürgers nach einer Welt des Schachers, in der Jeder seinen Vor- 40 teil findet. Oder aber, unser Heiliger setzt urplötzlich eine Gesell¬ schaft voraus, in der Jeder seine Bedürfnisse ungehindert befrie¬ digen kann, ohne dies „auf Kosten Andrer“ zu tun, und in diesem Falle wird die Exploitationstheorie wieder zu einer sinnlosen Paraphrase für die wirklichen Verhältnisse der Individuen zu 45 einander. —
396 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Nachdem Sancho in seinem „Verein“ die Andern „verzehrt“ und verspeist und damit den Verkehr mit der Welt in den Verkehr mit sich verwandelt hat, geht er von diesem indirekten zum direk¬ ten Selbstgenuß über, indem er sich selber verspeist. / (104}[96j/ C. Mein Selbstgenuß Die Philosophie, welche das Genießen predigt, ist in Europa so alt wie die cyrenäische Schule. Wie im Altertum die Griechen, sind unter den Neueren die Franzosen die Ma- tadore in dieser Philosophie, und zwar aus demselben Grunde, weil ihr Temperament und ihre Gesellschaft sie am meisten zum ю Genießen befähigte. Die Philosophie des Genusses war nie etwas andres als die geistreiche Sprache gewisser zum Genuß privile¬ gierter gesellschaftlicher Kreise. Abgesehen davon, daß die Weise und der Inhalt ihres Genießens stets durch die ganze Gestalt der übrigen Gesellschaft bedingt war und an allen ihren Wider-15 Sprüchen litt, wurde diese Philosophie zur reinen Phrase, so¬ bald sie einen allgemeinen Charakter in Anspruch nahm, und sich als die Lebensanschauung der Gesellschaft im Ganzen prokla¬ mierte. Sie sank hier herab zur erbaulichen Moralpredigt, zur so¬ phistischen Beschönigung der vorhandenen Gesellschaft, oder sie 2o schlug in ihr Gegenteil um, indem sie eine unfreiwillige Askese für Genuß erklärte. — Die Philosophie des Genusses kam auf in der neueren Zeit m t dem Untergange der Feudalität, und der Umwandlung des feu¬ dalen Landadels in den lebenslustigen und verschwenderischen 25 Hofadel unter der absoluten Monarchie. Bei diesem Adel hat sie noch mehr die Gestalt immittelbarer naiver Lebensanschauung, die ihren Ausdruck in Memoiren, Gedichten, Romanen pp erhäh. Zur eigentlichen Philosophie wird sie erst unter den Händen einiger Schriftsteller der revolutionären Bourgeoisie, die einerseits an der 30 Bildung und Lebensweise des Hofadels teilnahmen und anderei- seits die auf den allgemeineren Bedingungen der Bourgeoisie be¬ ruhende allgemeinere Anschauungsweise dieser Klasse teilten. Sb wurden deshalb von beiden Klassen, obwohl von /[96a]/ ganz vei- schiedenen Gesichtspunkten aus, akzeptiert. War beim Add diese Sprache noch ganz auf den Stand und die Lebensbedingun¬ gen des Standes beschränkt, so wurde sie von der Bourgeoisie vei-
III. Sankt Max 397 allgemeinert und an jedes Individuum ohne Unterschied gerichtet, sodaß von den Lebensbedingungen dieser Individuen abstrahiert und die Genußtheorie dadurch in eine fade und heuchlerische Moraldoktrin verwandelt wurde. Als die weitere Entwicklung den 5 Adel gestürzt und die Bourgeoisie mit ihrem Gegensatz, dem Pro¬ letariat, in Konflikt gebracht hatte, wurde der Adel devot-religiös und die Bourgeoisie feierlich moralisch und streng in ihren Theorien, oder verfiel in die oben angedeutete Heuchelei, obwohl der Adel in der Praxis keineswegs aufs Genießen verzichtete und 10 der Genuß bei der Bourgeoisie sogar eine offizielle ökonomische Form annahm — als L u x u s. /[96b]/ Der Zusammenhang des Genießens der Individuen jeder Zeit mit den Klassenverhältnissen und den sie erzeugenden Produktions- und Verkehrsbedingungen, in denen sie leben, die 15 Borniertheit des bisherigen, außer dem wirklichen Lebensinhalt der Individuen und zu ihm in Gegensatz stehenden Genießens, der Zusammenhang jeder Philosophie des Genießens mit dem ihr vor¬ liegenden wirklichen Genießen und die Heuchelei einer solchen Philosophie, die sich an alle Individuen ohne Unterschied richtet. 20 konnte natürlich erst aufgedeckt werden, als die Produktions- und Verkehrsbedingungen der bisherigen Welt kritisiert werden konn¬ ten, d. h. als der Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat kommunistische und sozialistische Anschauungen erzeugt hatte. Damit war aller Moral, sei sie Moral der Askese oder des Ge- 25 nusses, der Stab gebrochen. /[96c]/ Unser fader, moralischer Sancho glaubt natürlich, wie aus dem ganzen Buche hervorgeht, es komme nur auf eine andere Moral, auf eine ihm neu scheinende Lebensanschauung, auf das „Sich-aus-dem-Kopf-schlagen66 einiger „fixen Ideen66 an, damit зо Alle ihres Lebens froh werden, das Leben genießen können. Das Kapitel vom Selbstgenuß könnte also höchstens unter einer neuen Etikette dieselben Phrasen und Sentenzen wiederbringen, die er schon so oft sich den „Selbstgenuß66 machte uns zu predigen. Das einzig Originelle darin beschränkt sich auch darauf, daß er allen 35 Genuß verhimmelt und philosophisch verdeutscht, indem er ihm den Namen „Selbstgenuß66 gibt. Wenn die französische Genußphilosophie des achtzehnten Jahrhunderts wenigstens ein vorhandenes heiteres und keckes Leben in geistreicher Form schil¬ derte, so beschränkt sich Sanchos ganze Frivolität auf Ausdrücke 40 wie „Verzehren66, „Vertun66, auf Bilder wie „das Licht66 (soll heißen die Kerze) und auf naturwissenschaftliche Erinnerungen, die entweder auf belletristischen Unsinn, wie daß die Pflanze ..Luft des Äthers einsaugt66, daß „die Singvögel Käfer schlucken66 oder auf Falsa auslaufen, z. B. daß eine Kerze sich selbst ver- 45 brennt. Dagegen genießen wir hier wieder den ganzen feierlichen
398 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Emst gegen „das Heilige“, von dem wir hören, daß es in seiner Gestalt als „Beruf — Bestimmung — Aufgabe“, „Ideal“, den Menschen bisher ihren Selbstgenuß versalzen hat. Ohne im Übri¬ gen auf die mehr oder weniger schmutzigen Formen einzugehen, in denen das Selbst im „Selbstgenuß“ mehr als eine Phrase sein 5 kann, müssen wir dem /! 105} [97] Leser nochmals die Machina¬ tionen Sanchos gegen das Heilige, mit den geringen Modulationen dieses Kapitels, in aller Kürze vorführen. „Beruf, Bestimmung, Aufgabe, Ideal“ sind, um dies kurz zu wiederholen, entweder 10 1) die Vorstellung von den revolutionären Aufgaben, die einer unterdrückten Klasse materiell vorgeschrieben sind; oder 2) bloße idealistische Paraphrasen, oder auch entsprechender bewußter Ausdruck der durch die Teilung der Arbeit zu verschie¬ denen Geschäften verselbstständigten Betätigungsweisen der Indi- 15 viduen; oder 3) der bewußte Ausdruck der Notwendigkeit, in der Indivi¬ duen, Klassen, Nationen sich jeden Augenblick befinden, durch eine ganz bestimmte Tätigkeit ihre Stellung zu behaupten; oder 4) die in den Gesetzen, der Moral pp ideell ausgedrückten Exi- 20 stenzbedingungen der herrschenden Klasse (bedingt durch die bis¬ herige Entwicklung der Produktion), die von ihren Ideologen mit mehr oder weniger Bewußtsein theoretisch verselbstständigt wer¬ den, in dem Bewußtsein der einzelnen Individuen dieser Klasse als Beruf pp sich darstellen können und den Individuen der beherrsch- 25 ten Klasse als Lebensnorm entgegengehalten werden, teils als Be¬ schönigung oder Bewußtsein der Herrschaft, teils als moralisches Mittel derselben. Hier wie überhaupt bei den Ideologen ist zu be¬ merken, daß sie die Sache notwendig auf den Kopf stellen und ihre Ideologie sowohl für die erzeugende Kraft wie für den Zweck зо aller gesellschaftlichen Verhältnisse ansehen, während sie nur ihr Ausdruck und Symptom ist. Von unsrem Sancho wissen wir, daß er den unverwüstlichsten Glauben an die Illusionen dieser Ideologen hat. Weil die Men¬ schen sich je nach ihren verschiedenen Lebensverhältnissen ver- 35 schiedne Vorstellungen von sich, d. h. dem Menschen machen, so glaubt Sancho, daß die verschiedenen Vorstellungen die verschie¬ denen Lebensverhältnisse gemacht und so die En gros-Fabrikanten dieser Vorstellungen, die Ideologen, die Welt beherrscht haben. Vgl. p. 433. 40 „Die Denkenden herrschen in der Welt“, „der Gedanke be¬ herrscht die Welt“; „die Pfaffen oder Schulmeister“ „setzen sich allerlei Zeug in den Kopf“, „sie denken sich ein Menschenideal“, wo-/[97a]/nach sich die Übrigen richten müssen (p. 442). Sancho kennt sogar ganz genau den Schluß, wonach die Menschen den 45
HI. Sankt Max 399 Schulmeistergrillen unterworfen wurden und in ihrer Dummheit sich selbst unterwarfen: „Weil es Mir“ (dem Schulmeister) „denkbar ist, ist es den Menschen möglich, weil den Men¬ schen möglich, so s о 111 e n sie es sein, so war es ihr Beruf ; und 5 endlich nur nach diesem Beruf, nur als Berufene hat man die Menschen zu nehmen. Und der weitere Schluß? Nicht der Ein¬ zelne ist der Mensch, sondern ein Gedanke, ein Ideal ist der Mensch — Gattung — Menschheit.“ p. 441. Alle Kollisionen, in die die Menschen durch ihre wirklichen io Lebensverhältnisse mit sich oder mit Andern geraten, erscheinen unsrem Schulmeister Sancho als Kollisionen, in die die Menschen mit Vorstellungen über das Leben „des Menschen“ geraten, die sie entweder sich selbst in den Kopf gesetzt haben oder sich von Schulmeistern haben in den Kopf setzen lassen. Schlügen sie sich із diese aus dem Kopf, „wie glücklich“ könnten „diese armen Wesen leben“, welche „Sprünge“ dürften sie machen, während sie jetzt „nach der Pfeife der Schulmeister und Bärenführer tanzen“ müs¬ sen! (p. 435) (der niedrigste dieser „Bärenführer“ ist Sancho, da er nur sich selbst an der Nase herumführt). Hätten z. B. 2o die Menschen sich nicht fast immer und fast überall, in China so¬ wohl wie in Frankreich, in den Kopf gesetzt, daß sie an Über¬ bevölkerung litten, welch einen Überfluß an Lebensmitteln würden diese „armen Wesen“ nicht alsbald vorgefunden haben. Sancho versucht hier seine alte Historie von der Herrschaft des 23 Heiligen in der Welt wieder anzubringen unter dem Vorwande einer Abhandlung über Möglichkeit und Wirklichkeit. Möglich heißt ihm näm- [97b]/lieh Alles, was sich ein Schulmeister von mir in den Kopf setzt, wo Sancho dann leicht beweisen kann, daß diese Möglichkeit keine andre Wirklichkeit hat, als in seinem Kopfe. — зо Seine feierliche Behauptung, daß „sich der folgenreichste Mi߬ verstand von Jahrtausenden hinter dem Wort möglich versteckt hielt“ (p. 441), beweist hinlänglich, wie unmöglich es ihm ist, die Folgen seines reichlichen Mißverstandes von Jahrtausenden hinter Worten zu verstecken. зз Diese Abhandlung über „Zusammenfallen von Möglichkeit und Wirklichkeit“ (p. 439), von dem, was die Menschen das Vermögen haben zu sein und von dem, was sie sind, welche in so guter Har¬ monie steht mit seinen bisherigen zudringlichen Ermahnungen, man solle sein Vermögen wirken lassen usw., führt ihn indes noch io auf einige Abschweifungen über die materialistische U m - Standstheorie, die wir sogleich näher würdigen werden. Vor¬ her noch ein Beispiel seiner ideologischen Verdrehung. P. 428 identifiziert er die Frage, „wie man das Leben erwerben könne“, mit der Frage, wie man „das wahre /[97c]/ Ich“ (oder auch „Le- 45 ben“), „in sich herzustellen“ habe. Nach derselben p. hört das
400 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „Bangen ums Leben“ mit seiner neuen Moralphilosophie auf und das „Vertun“ desselben beginnt. Die wundertätige Kraft dieser seiner angeblich neuen Moralphilosophie spricht unser Salomo „sprechender“ noch in folgendem Sprüchlein aus: „Sieh Dich als mächtiger an, als wofür man Dich ausgibt, so hast Du mehr Macht; sieh Dich als mehr an, so hast Du mehr.“ p. 483. Siehe oben im „Verein“ Sanchos Manier, Eigentum zu erwerben. — Nun zu seiner Umstandstheorie. „Einen Beruf hat der Mensch nicht, aber er hat Kräfte, d i e sich äußern, wo sie sind, weil ihr Sein ja einzig in ihrer Äuße- 10 rung besteht, und sowenig untätig verharren können, als das Leben. ... Es gebraucht Jeder in jedem Augenblick soviel Kraft als er besitzt“ („verwertet Euch, ahmt den Tapfem nach, werde Jeder von Euch ein allmächtiges Ich“ usw. ging oben die Rede Sanchos) . . . Die Kräfte lassen sich allerdings schärfen und ver- 15 vielfältigen, besonders durch feindlichen Widerstand oder freund¬ lichen Beistand; aber wo man ihre Anwendung vermißt, da kann man auch ihrer Abwesenheit gewiß sein. Man kann aus einem Steine Feuer schlagen, aber ohne den Schlag kommt keines heraus; in gleicher Art bedarf auch ein Mensch des An Stoßes. Darum 20 nun, weil Kräfte sich stets von selbst werktätig erweisen, wäre das Gebot sie zu gebrauchen, überflüssig und sinnlos . . . Kraft ist nur ein einfacheres Wort für Kraftäußerung.“ p. 436, 437. Der „mit sich einige Egoismus66, der seine Kräfte oder Ver¬ mögen ganz nach Belieben wirken oder nicht wirken läßt und 25 das jus utendi et abutendi auf sie appliziert, purzelt hier /{106} [98]/ plötzlich und unerwartet zusammen. Die Kräfte wirken hier auf Einmal selbstständig, ohne sich um das „Belieben“ San¬ chos zu kümmern, sobald sie vorhanden sind, sie wirken wie che¬ mische oder mechanische Kräfte, unabhängig von dem Indivi- зо duum, das sie besitzt. Wir erfahren ferner, daß eine Kraft nicht vorhanden ist, wenn man ihre Äußerung vermißt; was dadurch be¬ richtigt wird, daß die Kraft eines Anstoßes bedarf, um sich zu äußern. Wie aber Sancho entscheiden will, ob bei mangelnder Kraftäußerung der Anstoß oder die Kraft fehlt, erfahren 35 wir nicht. Dagegen belehrt uns unser einziger Naturforscher, daß „man aus einem Steine Feuer schlagen kann“, ein Beispiel, das wie immer bei Sancho, gar nicht unglücklicher gewählt werden konnte. Sancho glaubt als schlichter Dorf schulmeister, daß wenn er Feuer schlägt, dies aus dem Stein kommt, wo es bisher ver- 40 borgen lag. Jeder Quartaner wird ihm sagen können, daß bei die¬ ser in allen zivilisierten Ländern längst vergessenen Methode des Feuermachens durch die Reibung von Stahl und Stein Partikelchen vom Stahl, nicht vom Stein, abgelöst werden, die durch eben die¬ selbe Reibung in Glühhitze geraten; daß also „das Feuer“, was für 45
III. Sankt Max 401 Sancho nicht ein unter gewissen Hitzegraden stattfindendes Ver¬ hältnis gewisser Körper zu gewissen andern Körpern, speziell dem Sauerstoff, sondern ein selbstständiges Ding, ein „Element“, eine fixe Idee, „das Heilige“ ist — daß dies Feuer weder aus dem 6 Stein, noch aus dem Stahl kommt. Sancho hätte ebenso gut sagen können: man kann /[98a]/ aus Chlor gebleichte Leinwand machen, aber wenn der „Anstoß“ fehlt, nämlich die ungebleichte Leinwand, so „kommt keine heraus“. — Bei dieser Gelegenheit wollen wir zu Sanchos „Selbstgenuß44 ein früheres Faktum der io „einzigen“ Naturwissenschaft registrieren. In der Ode vom Ver¬ brechen hieß es: „Grollt es nicht in fernen Donnern Und siehst Du nicht, wie der Himmel Ahnungsvoll schweigt und sich trübt?“ 15 (p. 319 des Buchs.) Es donnert und der Himmel schweigt. Sancho weiß also von einem andern Ort, wo es donnert, als am Himmel — Sancho be¬ merkt ferner das Schweigen des Himmels durch seinen Ge¬ sichtssinn, ein Kunststück, das ihm niemand nachmacht. Oder 2o aber, Sancho hört das Donnern und sieht das Schweigen, wo Beides gleichzeitig geschehen kann. — Wir sahen wie Sancho beim „Spuk44 die Berge den „Geist der Erhabenheit“ repräsen¬ tieren ließ. Hier repräsentiert ihm der schweigende Himmel den Geist der Ahnung. 25 Man sieht übrigens nicht ein, warum Sancho hier so sehr gegen „das Gebot, seine Kräfte zu gebrauchen44, eifert. Dies Gebot kann ja möglicherweise der fehlende „Anstoß44 sein, ein „Anstoß“, der zwar bei einem Stein seine Wirkung verfehlt, dessen Wirksamkeit Sancho indes bei jedem exerzierenden Bataillon beobachten kann. зо Daß das „Gebot“ selbst für seine geringen Kräfte ein „Anstoß“ ist, geht ohnehin daraus hervor, daß es für ihn ein „Stein des An¬ stoßes44 ist. — Das Bewußtsein ist auch eine Kraft, die sich nach der Doktrin, die wir eben hörten, auch „stets von selbst werktätig erweist44. Sancho müßte hiernach also nicht darauf ausgehen, das 35 Bewußtsein zu ändern, sondern höchstens den „Anstoß“, der auf das Bewußtsein wirkt; wonach Sancho sein ganzes Buch umsonst geschrieben hätte. Aber in diesem Falle hält er allerdings seine Moralpredigten und „Gebote“ für einen hinreichenden „Anstoß44. „Was Einer werden kann, das wird er auch. Ein gebomer Dich- 4o ter mag wohl durch die Ungunst der Umstände gehindert werden auf der Höhe der Zeit zu stehen und nach den dazu uner¬ läßlichen großen Studien große Kunstwerke zu schaffen; aber dichten wird er, sei er Ackerknecht, oder so glücklich am Weimar¬ sehen Hofe zu leben. Ein gebomer Musiker wird Musik treiben, Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 26
402 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil gleichviel ob auf allen Instrumenten,“ (diese Phantasie von „allen Instrumenten“ hat ihm Proudhon geliefert. Sieh: „Der Kommunismus“) „oder nur auf einem Haferrohr“ (dem Schul¬ meister fallen natürlich wieder Virgils Eklogen ein). „Ein ge- bomer philosophischer Kopf kann sich als Universitätsphilosoph 5 oder /[98b]/ als Dorf philosoph bewähren. Endlich ein geborner Dummerjan wird immer ein vernagelter Kopf bleiben. Ja d ie gebomen beschränkten Köpfe bilden unstreitig die zahlreichste Menschenklasse. Wa rum sollten auch in der Menschen¬ gattung nicht dieselben Unterschiede hervortreten, welche in 10 jeder Tiergattung unverkennbar sind?“ p. 434. Sancho hat wieder sein Exempel mit dem gewöhnlichen Unge¬ schick gewählt. Angenommen seinen Unsinn von den gebomen Dichtem, Musikern, Philosophen, so beweist dies Exempel einer¬ seits nur, daß ein geborner pp das b le i b t, was er schon durch 15 die Geburt ist, nämlich Dichter etc., und andererseits, daß der gebome pp, soweit er wird, sich entwickelt, „durch die Ungunst der Umstände“ dahin kommen kann, das nicht zu werden, was er werden konnte. Sein Exempel beweist also nach der einen Seite hin gar nichts, nach der andern das Gegenteil von dem, was 20 es beweisen sollte und nach beiden zusammen, daß Sancho, gleich¬ viel ob durch Geburt oder Umstände, zu der „zahlreichsten Menschenklasse“ gehört. Er teilt dafür mit ihr und seinem „Nagel“ den Trost, daß er ein einziger „vernagelter Kopf66 ist. Sancho erleidet hier das Abenteuer mit dem Zaubertrank, den 25 Don Quijote aus Rosmarin, Wein, Öl und Salz gebraut hatte, und wovon Cervantes am siebzehnten berichtet, daß Sancho danach zwei Stunden lang unter Schweiß und Verzuckungen aus beiden Kanälen seines Leibes sich ergoß. Der materialistische Trank, den unser tapferer Schildknapp zu seinem Selbstgenuß eingenommen зо hat, entleert ihn seines ganzen Egoismus im außergewöhnlichen Verstände. Wir sahen oben, wie Sancho gegenüber dem „Anstoß66 plötzlich /[98c]/ alle Feierlichkeit verlor und auf seine „Vermö¬ gen66 verzichtete, wie weiland die ägyptischen Zauberer gegenüber den Läusen Mosis; hier kommen nun zwei neue Anfälle von Klein- зз mütigkeit vor, in denen er auch vor „der Ungunst der Um¬ stände“ sich beugt und endlich sogar seine ursprüngliche phy¬ sische Organisation für etwas anerkennt, das ohne sein Zutun ver¬ krüppelt wird. Was bleibt unsrem bankerutten Egoisten nun noch übrig? Seine ursprüngliche Organisaton steht nicht in seiner 40 Hand; die „Umstände66 und der „Anstoß“, unter deren Einfluß diese Organisation sich entwickelt, kann er nicht kontrollieren; „wie er in jedem Augenblicke ist, ist er“ nicht „sein Geschöpf66, sondern das Geschöpf der Wechselwirkung zwischen seinen ange¬ bomen Anlagen und den auf sie einwirkenden Umständen — alles 45
III. Sankt Max 403 das konzediert Sancho. Unglücklicher „Schöpfer“! Unglücklich¬ stes „Geschöpf44! Aber das größte Unglück kommt zuletzt. Sancho, nicht zu¬ frieden damit, daß die tres mil azotes у trecientos en ambas sus 5 valientes posaderas längst vollzählig sind, Sancho muß sich schließlich noch einen Hauptschlag dadurch versetzen, daß er sich als einen Gattungsgläubigen proklamiert. Und wel¬ chen Gattungsgläubigen! Er schreibt der Gattung zuerst die Tei¬ lung der Arbeit zu, indem er sie für das Faktum verantwortlich 10 macht, daß einige Leute Dichter, andre Musiker, andre Schul¬ meister sind; er schreibt ihr zweitens die existierenden physischen und intellektuellen Mängel der „zahlreichsten Menschenklasse“ zu, und macht sie dafür verantwortlich, daß unter der Herrschaft der Bourgeoisie die Mehrzahl der Individuen seines {107} [99]/ 15 Gleichen sind. Nach seinen Ansichten über die gebomen be¬ schränkten Köpfe müßte man sich die heutige Verbreitung der Skrofeln daraus erklären, daß „die Gattung44 ein besondres Ver¬ gnügen daran findet die gebomen skrofulösen Konstitutionen „die zahlreichste Menschenklasse44 bilden zu lassen. Über dergleichen 2o Naivetäten waren sogar die gewöhnlichsten Materialisten und Me¬ diziner hinaus, lange ehe der mit sich einige Egoist von der „Gat¬ tung“, der „Ungunst der Umstände44 und dem „Anstoß“ den „Be¬ ruf“ erhielt vor dem deutschen Publikum zu debütieren. Wie Sancho bisher alle Verkrüppelung der Individuen und damit ihrer 25 Verhältnisse aus den fixen Ideen der Schulmeister erklärte, ohne sich um die Entstehung dieser Ideen zu bekümmern, so erklärt er diese Verkrüppelung jetzt aus dem bloßen Naturprozeß der Er¬ zeugung. Er denkt nicht im Entferntesten daran, daß die Entwick¬ lungsfähigkeit der Kinder sich nach der Entwicklung der Eltern зо richtet und daß alle diese Verkrüppelungen unter den bisherigen gesellschaftlichen Verhältnissen historisch entstanden sind und ebenso gut historisch wieder abgeschafft werden können. Selbst die naturwüchsigen Gattungsverschiedenheiten, wie Rassenunter¬ schiede etc., von denen Sancho gar nicht spricht, können und 35 müssen historisch beseitigt werden. Sancho, der bei dieser Ge¬ legenheit einen verstohlenen Blick in die Zoologie wirft und dabei entdeckt, daß die „gebomen beschränkten Köpfe“ nicht nur bei Schafen und Ochsen, sondern auch bei den Polypen und Infu¬ sorien, die keine Köpfe haben, die zahlreichste Klasse bilden — 4o Sancho hat vielleicht davon gehört, daß man auch Tierrassen ver¬ edeln und durch die /[99a]/ Rassenkreuzung ganz neue, sowohl für den Genuß der Menschen wie für ihren eignen Selbstgenuß vollkommnere Arten erzeugen kann. „Warum sollte nicht“ Sancho hieraus einen Schluß auf die Menschen ziehen können? 45 Bei dieser Gelegenheit wollen wir Sanchos „Wandlungen44 über 26*
404 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil die Gattung „episodisch einlegen“. Wir werden sehen, daß er si ch zur Gattung gerade so stellt wie zum Heiligen; jemehr er gegen sie poltert, desto mehr glaubt er an sie. No I sahen wir schon, wie die Gattung die Teilung der Arbeit und die unter den bisherigen sozialen Umständen entstandenen :> Verkrüppelungen erzeugt, und zwar so, daß die Gattung samt ihren Produkten als etwas unter allen Umständen Unveränder¬ liches, von der Kontrolle der Menschen Unabhängiges gefaßt wird. No II. „Die Gattung ist bereits durch die Anlage realisiert; was Du hingegen aus dieser Anlage machst“ (müßte nach Obigem w heißen: was die „Umstände66 aus ihr machen) „das ist die Reali¬ sation Deiner. Deine Hand ist vollkommen realisiert im Sinne der Gattung, sonst wäre sie nicht Hand, sondern etwa Tatze . . . Du machst aus ihr Das, was und wie Du sie haben willst und machen kannst.66 p. 184, 185 Wig. із Hier wiederholt Sancho das unter No I Gesagte in andrer Form. Wir haben also im Bisherigen gesehen, wie die Gattung unab¬ hängig von der Kontrolle und der geschichtlichen Entwicklungs¬ stufe der Individuen die sämtlichen physischen und geistigen An- 20 lagen, das unmittelbare Dasein der Individuen, und im Keim die Teilung der Arbeit, in die Welt setzt. N0 III. Die Gattung bleibt als „Anstoß66, der nur der allge¬ meine Ausdruck für die „Umstände66 ist, welche die Entwicklung des wieder /[99b]/ von der Gattung erzeugten ursprünglichen Zu¬ individuums bestimmen. Sie ist für Sancho hier eben dieselbe mysteriöse Macht, die die übrigen Bourgeois die Natur der Dinge nennen, und der sie alle Verhältnisse auf die Schultern schieben, die von ihnen als Bourgeois unabhängig sind und deren Zusammen¬ hang sie deshalb nicht verstehen. N0 IV. Die Gattung als das „Menschenmögliche66 und „mensch¬ liche Bedürfnis66 bildet die Grundlage der Organisation der Arbeit im „Stimerschen Verein66, wo ebenfalls das Allen Mögliche und das Allen gemeinschaftliche Bedürfnis als Produkt der Gattung gefaßt werden. — 33 N0 V. Wir haben gehört, welche Rolle die Verständigung im Verein spielt. P. 462: „Kommt es darauf an sich zu verständigen und mitzuteilen, so kann Ich allerdings nur von den mensch¬ lichen Mitteln Gebrauch machen, die Mir, weil Ich zugleich Mensch bin“ (id est Exemplar der Gattung) „zu Gebote stehen.66 40 — Hier also die S p г а c h e als Produkt der Gattung. Daß Sancho deutsch und nicht französisch spricht, verdankt er keineswegs der Gattung, sondern den Umständen. Die Naturwüchsigkeit der Sprache ist übrigens in jeder modernen ausgebildeten Sprache, teils durch die Geschichte der Sprachentwicklung aus vorgefun- 45
III. Sankt Max 405 denem Material, wie bei den romanischen und germanischen Sprachen, teils durch die Kreuzung und Mischung von Nationen, wie im Englischen, teils durch auf ökonomischer und politischer Konzentration beruhender Konzentration der Dialekte innerhalb 5 einer Nation zur Nationalsprache aufgehoben. Daß die Indivi¬ duen ihrerzeit auch dies Produkt der Gattung vollständig unter ihre Kontrolle nehmen werden, versteht sich von selbst. In dem Verein wird man die Sprache als solche sprechen, die heilige Sprache, /[99c]/ die Sprache des Heiligen — Hebräisch, und io zwar den aramäischen Dialekt, den das „beleibte Wesen44 Chri¬ stus sprach. Dies „fiel44 uns hier „wider Erwarten44 Sanchos ein, „und zwar lediglich, weil Uns dünkt, es könne zur Verdeutlichung des Übrigen beitragen44. No VI. — P. 277, 278 erfahren wir, daß „die Gattung in 15 Völker, Städte, Stände, allerlei Körperschaften44, zuletzt „in die Familie44 sich auftut und daher konsequent bis jetzt auch „Ge¬ schichte gespielt44hat. Hier wird also die ganze bisherigeGeschichte bis auf die unglückliche Geschichte des Einzigen zum Produkt der „Gattung44, und zwar aus dem zureichenden Grunde, weil man zu- 2o weilen diese Geschichte unter dem Namen: Geschichte der Menschheit, i. e. der Gattung, zusammengefaßt hat. No VII. Sancho hat in dem Bisherigen der Gattung mehr zugeteilt, als je ein Sterblicher vor ihm, und resümiert dies nun in dem Satz: „Die Gattung ist Nichts .. . die Gattung nur ein 25 Gedachtes44 (Geist, Gespenst pp). P. 239. — Schließlich hat es denn auch mit dem „Nichts44 Sanchos, das mit dem „Ge¬ dachten44 identisch ist, nichts auf sich, denn er selbst ist „das schöpferische Nichts44, und die Gattung schafft, wie wir sahen, sehr viel, wobei sie also sehr gut „Nichts44 sein kann. Überdem зо erzählt Sancho uns p. 456: „Durch das Sein wird gar nichts ge¬ rechtfertigt; das Gedachte i st sogut wie das Nichtgedachte.44 Von p. 448 an spinnt Sancho ein 30 Seiten langes Garn ab, um „Feuer44 aus dem Denken und der Kritik des mit sich einigen Egoisten zu schlagen. Wir haben schon zu viel Äußerungen seines 35 Denkens und seiner Kritik erlebt, um dem Leser noch mit Sanchos Armen-/(108)[ 100] Jiaus-Gerstenbrühe einen „Anstoß44 zu geben. Ein Löffel voll von dieser Brühe mag hinreichen. „Glaubt Ihr, die Gedanken flögen so vogelfrei umher, daß sich Jeder welche holen dürfte, die er dann als sein unantastbares 4o Eigentum gegen mich geltend machte? Was umherfliegt, ist Alles — Mein.44 p. 457. Sancho begeht hier Jagdfrevel an gedachten Schnepfen. Wir haben gesehen, wie viele von den umherfliegenden Gedanken er sich eingefangen hat. Er wähnte sie erhaschen zu können, sobald 45 er ihnen nur das Salz des Heiligen auf den Schwanz streute. Dieser
406 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil ungeheure Widerspruch zwischen seinem wirklichen Eigentum an Gedanken und seiner Illusion darüber mag als klassisches und sinnfälliges Exempel seines ganzen Eigentums im außergewöhn¬ lichen Verstände dienen. Eben dieser Kontrast bildet seinen Selbstgenuß. <5 6. Das hohe Lied Salomonis, oder Der Einzige Cessem do sabio Grego, e do Troiano, As navegagoes grandes que fizeram; 10 Calle-se de Alexandro, e de Trajano А fama das victorias que tiveram, Cesse tudo о que а Musa antigua canta, Que outro valor mais alto se alevanta. 43 E vos, Spre'ides minhas Dai-me huma furia grande, e sonorosa, E naöde agreste avena, on frauta ruda; Mas de tuba canora, e bellicosa Que о peito accende, e о cör ao gesto muda, 20 gebt mir, о Nymphen der Spree, ein Lied, wie es würdig ist der Helden, die an Eurem Ufer wider die Substanz und den Men¬ schen kämpfen, ein Lied, das über alle Welt sich verbreitet und in allen Landen gesungen wird — denn es handelt sich hier um den Mann, der getan hat 23 Mais do que promettia а forga humana, mehr als die bloß „menschliche66 Kraft zu leisten vermag, um den Mann, /[100a]/ der edificara Novo reino que tanto sublimära der ein neues Reich gestiftet hat unter entferntem Volk, nämlich зо den „Verein66 — es handelt sich hier um den — tenro, e novo ramo florenscente De huma arvore de Christo, mais amada, um den zarten und jungen, blühenden Schößling eines von Christo vorzugsweise geliebten Baumes, der nicht weniger 35
III. Sankt Max 407 „certissima esperanga Do augmento da pequena Christiandade, die gewisseste Hoffnung des Wachstums ist für die kleinmütige Christenheit — es handelt sich mit Einem Wort um etwas „Noch 5 nie Dagewesenes66, um den „Einzigen66.*^ Alles, was sich in diesem noch nie dagewesenen hohen Liede vom Einzigen findet, ist bereits früher im „Buch66 dagewesen. Bloß der Ordnung wegen erwähnen wir dies Kapitel; um dies mit An¬ stand tun zu können, haben wir uns einige Punkte bis jetzt auf- 10 gespart und werden andre kurz rekapitulieren. Das „Ich66 Sanchos macht eine komplette Seelenwanderung durch. Wir fanden es schon als mit sich einigen Egoisten, als Fron¬ bauer, als Gedankenhändler, als unglücklichen Konkurrenten, als Eigner, als Sklaven, dem ein Bein ausgerissen wird, als von der 15 Wechselwirkung zwischen Geburt und Umständen in die Luft ge¬ prellten Sancho und in hundert andern Gestalten. Hier nimmt es Abschied als „Unmensch66; unter derselben Devise, unter der es seinen Einzug ins neue Testament hielt. „Wi rk 1 ich er Mensch ist nur der — Unmensch.66 p.232. 2o Dies ist eine der Tausend und ein Gleichungen, in welche Sancho seine Legende vom Heiligen setzt. / [100b] / Der Begriff Mensch ist nicht wirklicher Mensch. Der Begriff Mensch = D e r Mensch. Der Mensch = nicht wirklicher Mensch 25 Wirklicher Mensch = Der Nicht-Mensch Der Unmensch „Wirklicher Mensch ist nur der — Unmensch66. Sancho sucht sich die Harmlosigkeit dieses Satzes in folgen¬ den Wendungen klar zu machen: зо „Mit dürren Worten zu sagen, was ein Unmensch sei, hält nicht eben schwer; es ist ein Mensch, [...] welcher dem Begriffe des Menschlichen nicht angemessen ist. Die Logik nennt dies ein widersinniges Urteil. Dürfte man wohl dies Urteil, daß einer Mensch sein könne ohne Mensch zu sein, aussprechen, wenn man 35 nicht die Hypothese gelten ließe, daß der Begriff des Menschen von der Existenz, das Wesen von der Erscheinung getrennt sein könne. Man sagt: Der erscheint zwar als Mensch, ist aber kein Mensch. Dies widersinnige Urteil haben die Menschen eine lange Reihe von Jahrhunderten hindurch gefällt, ja was noch mehr ist, 4o in dieser langen Zeit gab es nur Unmenschen. Welcher Einzelne hätte je seinem Begriffe entsprochen?66 p. 232. Die hier wieder zu Grunde liegende Einbildung unsres Schul¬ meisters von dem Schulmeister, der sich ein Ideal „d e s Menschen66 *) Vgl. Camoens, Lusiadas, 1, 1—7.
408 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil gemacht und dies den Übrigen „in den Kopf gesetzt44 habe, ist der Grundtext „des Buches44. Sancho nennt das eine Hypothese, daß Begriff und Existenz, Wesen und Erscheinung „des Menschen44 getrennt sein können, als wenn er in den Worten selbst /[100c]/ nicht schon die Möglichkeit 5 der Trennung ausspräche. Sobald er B e g r i f f sagt, sagt er etwas Unterschiedenes von der Existenz, sobald er Wesen sagt, sagt er etwas Unterschiedenes von der Erscheinung. Nicht diese Aussagen bringt er in Gegensatz, sondern sie sind die Aussagen eines Gegensatzes. Die einzige Frage wäre also gewesen, 10 ob er etwas unter diese Gesichtspunkte rangieren dürfe; und um hierauf einzugehen, hätte Sancho sich die wirklichen Verhältnisse der Menschen, die in diesen metaphysischen Verhältnissen andre Namen erhalten haben, betrachten müssen. Im Übrigen zeigen Sanchos eigne Abhandlungen über den mit sich einigen Egoisten 15 und die Empörung, wie man diese Gesichtspunkte auseinander¬ fallen lassen, und über Eigenheit, Möglichkeit und Wirklichkeit im „Selbstgenuß“, wie man sie zu gleicher Zeit zusammen- und auseinanderfallen lassen kann. Das widersinnige Urteil der Philosophen, daß der wirkliche 20 Mensch nicht Mensch sei, ist nur innerhalb der Abstraktion der universellste, umfassendste Ausdruck des faktisch bestehenden universellen Widerspruchs zwischen den Verhältnissen und den Bedürf-/! 109} [101]/nissen der Menschen. Die widersinnige Form des abstrakten Satzes entspricht ganz der Widersinnigkeit der auf 25 ihre höchste Spitze getriebenen Verhältnisse der bürgerlichen Ge¬ sellschaft. Gerade wie Sanchos widersinniges Urteil über seine Umgebung: sie sind Egoisten und sind es nicht, dem faktischen Widerspruch entspricht zwischen dem Dasein der deutschen Kleinbürger und den ihnen durch die Verhältnisse aufgedrungenen зо und als fromme Wünsche und Gelüste in ihnen selbst hausenden Aufgaben. Übrigens haben die Philosophen die Menschen nicht darum für unmenschlich erklärt, weil sie dem Begriff des Men¬ schen nicht entsprachen, sondern weil ihr Begriff des Menschen nicht dem wahren Begriff des Menschen entsprach, oder weil sie 35 nicht das wahre Bewußtsein vom Menschen hatten. Tout comme chez nous im „Buche“, wo Sancho auch die Menschen nur des¬ halb für Nichtegoisten erklärt, weil sie nicht das wahre Bewußt¬ sein vom Egoismus haben. Der durchaus harmlose Satz, daß die Vorstellung vom/0 Menschen nicht wirklicher Mensch sei, daß die Vorstellung eines Dinges nicht das Ding selbst ist — dieser auch vom Stein und der Vorstellung des Steins geltende Satz, wonach Sancho sagen müßte, daß wirklicher Stein nur der Unstein ist, hätte wegen seiner enormen Trivialität und unbezweifelten Gewißheit keiner Erwäh- 45
III. Sankt Max 409 nung bedurft. Aber Sanchos bekannte Einbildung, daß die Men¬ schen bisher nur durch die Herrschaft der Vorstellungen und Be¬ griffe in allerlei Unglück gestürzt worden, macht es ihm möglich, an diesen Satz seine alten /[101a]/ Folgerungen wieder anzu- 5 knüpfen. Sanchos alte Meinung, man habe sich nur einige Vorstel- lung[en] aus dem Kopf zu schlagen, um die Verhältnisse, aus denen diese Vorstellungen entstanden sind, aus der Welt zu schlagen, reproduziert sich hier in der Gestalt, daß man sich nur die Vorstellung Mensch aus dem Kopf zu schlagen habe, um die io heute unmenschlich genannten wirklichen Verhältnisse zu vernichten, sei dies Prädikat „unmenschlich66 nun das Urteil des im Widerspruch mit seinen Verhältnissen stehenden Individuums oder das Urteil der normalen, herrschenden Gesellschaft über die abnorme, beherrschte Klasse. Gerade wie ein aus seinem Salz¬ ig wasser in den Kupfergraben versetzter Walfisch, wenn er Bewußt¬ sein hätte, diese durch „Ungunst der Umstände66 bewirkte Lage für unwalfischmäßig erklären würde, obwohl ihm Sancho demon¬ strieren könnte, sie sei schon deswegen walfischmäßig, weil sie seine, des Walfisches, Lage sei — gerade so urteilen die Menschen 2o unter gewissen Umständen. P. 185 wirft Sancho die große Frage auf: „Aber der Un¬ mensch, der doch in jedem Einzelnen steckt, wie dämmt man den? Wie stellt man’s an, daß man mit dem Menschen nicht zugleich den Unmenschen frei läßt? Der gesamte Liberalismus hat einen 25 Todfeind, einen unüberwindlichen Gegensatz, wie Gott den Teufel; dem Menschen steht der Unmensch, der Egoist, /[101b]/ der Ein¬ zelne, stets zur Seite. Staat, Gesellschaft, Menschheit bewältigen diesen Teufel nicht.66 „Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas los зо werden aus seinem Gefängnis, und wird ausgehen zu verführen die Heiden in den vier Örtern der Erde, den Gog und Magog sie zu versammeln in einem Streit . . . Und sie traten auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager des Heiligen und die ge¬ liebte Stadt.66 Offenbarung Johannis, 20, 7—9. 35 Die Frage wie Sancho sie selbst versteht, läuft wieder auf reinen Unsinn hinaus. Er bildet sich ein, die Menschen hätten sich bisher immer einen Begriff vom Menschen gemacht und sich dann soweit befreit, als nötig war, um diesen Begriff in sich zu verwirklichen; das jedesmalige Maß der Freiheit, das sie sich errungen, sei durch 40 ihre jedesmalige Vorstellung vom Ideal des Menschen bestimmt worden; wobei denn nicht fehlen konnte, daß in jedem Individuum ein Rest zuriickblieb, der diesem Ideal nicht entsprach und daher als „unmenschlich66 nicht oder nur malgre eux befreit wurde. — In der Wirklichkeit trug sich die Sache natürlich so zu, daß die 45 Menschen sich jedesmal soweit befreiten, als nicht ihr Ideal vom
410 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Menschen, sondern die existierenden Produktivkräfte ihnen vor¬ schrieben und erlaubten. Allen bisherigen Befreiungen lagen indes beschränkte Produktivkräfte zu Grunde, deren für die ganze Ge¬ sellschaft unzureichende Produktion nur dann eine Entwicklung möglich machte, wenn die Einen auf Kosten der Andern ihre Be- 5 dürfnisse befriedigten, und dadurch die Einen — die Minorität — das Monopol der Entwicklung erhielten, während die Andern — die Majorität, durch den fortgesetzten Kampf um die Befriedi¬ gung der notwendigsten Bedürf-/[101c]misse einstweilen (d.h. bis zur Erzeugung neuer revolutionierender Produktivkräfte) von 10 aller Entwicklung ausgeschlossen wurden. So hat sich die Gesell¬ schaft bisher immer innerhalb eines Gegensatzes entwickelt, der bei den Alten der Gegensatz von Freien und Sklaven, im Mittel- alter der vom Adel und Leibeignen, in der neueren Zeit der von Bourgeoisie und Proletariat ist. Hieraus erklärt sich einerseits is die abnorme „unmenschliche64 Weise, in der die beherrschte Klasse ihre Bedürfnisse befriedigt, und andererseits die Beschrän¬ kung, innerhalb deren der Verkehr und mit ihm die ganze herr¬ schende Klasse sich entwickelt; sodaß diese Beschränktheit der Entwicklung nicht nur in dem Ausschließen der einen Klasse, son- 20 dem auch in der Borniertheit der ausschließenden Klasse besteht, und das „Unmenschliche44 ebenfalls in der herrschenden Klasse vorkommt. — Dies sogenannte „Unmenschliche44, ist eben sogut ein Produkt der jetzigen Verhältnisse, wie das „Menschliche64; es ist ihre negative Seite, die auf keiner neuen revolutionären Produk- 25 tivkraft beruhende Rebellion gegen die auf den bestehenden Pro¬ duktivkräften beruhenden herrschenden Verhältnisse und die ihnen entsprechende Weise der Befriedigung der Bedürfnisse. Der positive Ausdruck „menschlich64 entspricht den bestimmten, einer gewissen Produktionsstufe gemäß herrschenden Verhältnis- зо sen und der durch sie bedingten Weise die Bedürfnisse zu befrie¬ digen, wie der negative Ausdruck: unmenschlich, dem durch die¬ selbe Produktionsstufe täglich neu hervorgerufenen Versuche er.t- spricht diese herrschenden Verhältnisse und die in ihnen herr¬ schende Weise der Befriedigung innerhalb der existierenden Pn- з$ duktionsweise zu negieren. Solche weltgeschichtliche Kämpfe verlaufen sich für unsren Heili-/{110}[102]/gen in eine bloße Kollision Sankt Brunos urd „der Masse46. Vergl. die ganze Kritik des humanen Liberalismus, namentlich p. 192seqq. 40 Unser einfältiger Sancho kommt also mit seinem einfältigen Sprüchlein über den Unmenschen und seinem Sich aus dem Kopf schlagen des Menschen, womit auch der Unmensch verschwindet und kein Maß mehr für die Individuen existiert, schließlich яі folgendem Resultat. Er anerkennt die Verkrüpplung und Kneci- 45
III. Sankt Max 411 tung, der ein Individuum durch die bestehenden Verhältnisse phy¬ sisch, intellektuell und sozial anheim gefallen ist, als die Indivi¬ dualität und Eigenheit dieses Individuums; er erkennt als ordi¬ närer Konservateur diese Verhältnisse ruhig an, nachdem er sich 5 dadurch von allem Kummer befreit hat, daß er sich die Vorstel¬ lung der Philosophen von diesen Verhältnissen aus dem Kopfe ge¬ schlagen hat. Wie er hier die dem Individuum aufgedrungene Zu¬ fälligkeit für seine Individualität erklärt, so abstrahierte er früher (vgl. Logik) bei seinem Ich nicht nur von aller Zufälligkeit, son- ю dem auch überhaupt von aller Individualität. Dies sein „unmenschlich“ großes Resultat besingt Sancho in folgendem Kyrieeleison, das er „dem Unmenschlichen“ in den Mund legt: „Ich war verächtlich, weil Ich Mein besseres Selbst 15 außer Mir suchte; „Ich war das Unmenschliche, weil Ich vom Menschlichen träumte; „Ich glich den Frommen, die nach ihrem wahren Ich hun¬ gern und immer arme Sünder bleiben; 2o „Ich dachte Mich nur im Vergleich zu einem Andern; „Ich war nicht Alles in Allem, war nicht — einzig. „Jetzt aber höre ich auf, Mir als das Unmenschliche vorzu¬ kommen ; „Höre auf Mich am Menschen zu messen und messen zu lassen; 23 „Höre auf etwas über Mir anzuerkennen — „Ich bin das Unmenschliche /[102a] nur gewesen, bin es nicht mehr, bin das — E i n z i g e!“ Hallelujah! Ohne hier weiter darauf einzugehen, wie „das Unmenschliche66, das sich beiläufig gesagt dadurch in den nötigen Humor versetzt зо hat, daß es „s i c h selbst und dem Kritiker66 Sankt Bruno „d e n Rücken kehrt66 — wie „das Unmenschliche66 sich hier „vor¬ kommt66 oder nicht „vorkommt“, notieren wir, daß das oder der „Einzige“ hier dadurch qualifiziert wird, daß er sich zum neun¬ hundersten Male das Heilige aus dem Kopfe schlägt, womit, wie 35 wir ebenfalls zum neunhundertsten Male wiederholen müssen, Alles beim Alten bleibt, abgesehen davon, daß es nur ein frommer Wunsch ist. Wir haben hier den Einzigen zum ersten Mal. Sancho, der unter der obigen Litanei zum Ritter geschlagen worden ist, eignet sich 4o jetzt seinen neuen adligen Namen an. Sancho kommt dadurch zu seiner Einzigkeit, daß er sich „den Menschen66 aus dem Kopfe schlägt. Hiermit hört er auf, „sich nur im Vergleiche zu einem An¬ dern zu denken“, und „etwas über sich anzuerkennen66. Er wird unvergleichlich. Wir haben hier wieder die alte Marotte Sanchos,
412 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil daß Vorstellungen, Ideen, „das Heilige“, hier in Gestalt „des Menschen“ das alleinige tertium comparationis und das alleinige Band zwischen den Individuen seien, nicht ihre Bedürfnisse. [102b]/ Er schlägt sich eine Vorstellung aus dem Kopfe und wird dadurch einzig. з Um „einzig“ in seinem Sinne zu sein, muß er uns vor Allein seine Voraussetzungslosigkeit beweisen. P.470: „Dein Denken hat nicht das Denken zur Voraus¬ setzung, sondern Dich. Aber so setzest Du Dich doch voraus? Ja, aber nicht Mir, sondern Meinem Denken. Vor Meinem Den- io ken bin—Ich. Daraus folgt, daß Meinem Denken nicht ein Ge¬ danke vorhergeht, oder daß Mein Denken ohne eine Voraussetzung ist. Denn die Voraussetzung, welche Ich für Mein Denken bin, ist keine vom Denken gemachte, keine gedachte, sondern — ist der Eigner des Denkens und beweist nur, daß das Denken is nichts weiter ist, als — Eigentum.“ Daß Sancho nicht eher denkt, als bis er denkt, und daß er und jeder Andre in dieser Hinsicht ein voraussetzungsloser Denker ist, „wird ihm hiermit zugegeben“. Ebenso wird ihm konzediert, daß er keinen Gedanken zur Voraussetzung seines Daseins hat, d. h. so daß er nicht von Gedanken gemacht worden ist. Wenn Sancho einen Augenblick von seinem ganzen Gedankenkram abstrahiert, was ihm bei seinem spärlichen Sortiment nicht schwer fallen kann, so bleibt sein wirkliches Ich, aber sein wirkliches Ich innerhalb der für es existierenden wirklichen Weltverhältnisse übrig. Er hat 25 sich damit /[102c]/ aller dogmatischen Voraussetzungen für einen Augenblick entledigt, aber dafür fangen die wirklichen Vor¬ aussetzungen für ihn erst an. Und diese wirklichen Voraussetzun¬ gen sind auch die Voraussetzungen seiner dogmatischenVor- aussetzungen, die ihm mit den wirklichen wiederkommen, er mag зо wollen oder nicht, solange er nicht andre wirkliche Voraussetzun¬ gen und damit auch andre dogmatische Voraussetzungen erhält, oder solange er die wirklichen Voraussetzungen nicht materiali¬ stisch als Voraussetzungen seines Denkens anerkennt, womit die dogmatischen überhaupt aufhören. Wie ihm mit seiner bisherigen 35 Entwicklung und mit seinen Berliner Umgebungen jetzt die dog¬ matische Voraussetzung des mit sich einigen Egoismus gegeben ist, so wird sie ihm trotz aller eingebildeten Voraussetzungslosigkeit bleiben, solange er nicht ihre wirklichen Voraussetzungen über¬ windet. 40 Sancho trachtet als echter Schulmeister noch immer nach dem vielberühmten Hegelschen „voraussetzungslosen Denken“, d. h. dem Denken ohne dogmatische Voraussetzungen, das bei Hegel auch ein frommer Wunsch ist. Er glaubte es durch eine feine Volte erhaschen und es dadurch überbieten zu können, daß er auch auf 45
III. Sankt Max 413 das voraussetzungslose Ich Jagd machte. Aber sowohl das Eine wie das Andre ist ihm entwischt. Sancho versucht sein Glück nun auf eine andre Manier. P. 214, 215. „Erschöpft“ die Freiheitsforderung! „Wer soll j frei werden? Du, Ich, Wir. Wovon frei? Von Allem, was nicht Du, nicht Ich, nicht Wir ist. Ich also bin der Kern... Was bleibt übrig, wenn Ich von Allem, was nicht Ich bin, frei worden? Nur Ich und n i c h t s als Ich.“ „Das also war des Pudels Kem! io Ein fahrender Scholast? Der Casus macht mich lachen.66 „Alles, was nicht Du, nicht Ich, nicht / {111} [103]/ Wir ist66, ist natürlich hier wieder eine dogmatische Vorstellung, wie Staat, Nationalität, Teilung der Arbeit pp. Nachdem diese Vorstellungen kritisiert sind, was Sancho von „der Kritik66, nämlich der kriti- 15 sehen, schon vollführt glaubt, bildet er sich wieder ein, auch vom wirklichen Staat, der wirklichen Nationalität und Teilung der Ar¬ beit befreit zu sein. Das Ich, das hier „der Kem“ ist, das „von Allem, was nicht Ich bin, frei worden“, ist also wieder das obige voraussetzungslose Ich mit Allem, was es nicht losgeworden ist. 2o Nähme Sancho indes das „Freiwerden“ einmal so, daß er nicht bloß von den Kategorien, sondern von den wirklichen Fesseln frei werden wollte, so setzt diese Befreiung wieder eine ihm mit einer großen Masse Anderer gemeinsame Veränderung voraus und be¬ wirkt einen veränderten Weltzustand, der ihm wieder mit den 25 Andern gemeinsam ist. Hiernach „bleibt66 nach der Befreiung allerdings sein „Ich“, aber als ein ganz verändertes Ich übrig, das mit Andern eine veränderte Weltlage gemeinsam hat, die eben die ihm mit Andern gemeinsame Voraussetzung seiner und ihrer Frei¬ heit ist, und hiernach gerät die Einzigkeit, Unvergleichlichkeit und so Unabhängigkeit seines „Ich“ wieder in die Brüche. Sancho versuchts noch auf eine dritte Manier: P. 237: „Nicht daß sie66 (Jude und Christ) „sich а u s s c h 1 i e - ßen, ist ihre Schmach, sondern daß dies nur halb geschieht. Könnten sie vollkommen Egoisten sein, so schlössen sie sich ganz 35 aus66. P. 273. „Man faßt die Bedeutung des Gegensatzes zu formell und schwächlich, wenn man ihn nur auflösen will. Der Gegensatz verdient vielmehr verschärft zu werden66. P. 274. „Ihr werdet Euren /[103a]/ Gegensatz erst dann nicht 40 länger bloß verhehlen, wenn Ihr ihn ganz anerkannt und Jeder¬ mann vom Wirbel bis zur Zehe sich als einzig behauptet . . . Der letzte und entschiedenste Gegensatz, der des Einzigen gegen den Einzigen, ist im Grunde über das, was Gegensatz heißt, hin¬ aus . . . Du hast als Einziger nichts Gemeinsames mehr mit dem 45 Andern, und darum auch nichts Trennendes oder Feindliches...
414 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Der Gegensatz verschwindet in der vollkommenen . . . Geschiedem- heit oder Einzigkeit“. P. 183: „Ich will nichts Besonderes vor Andern habem oder sein; Ich messe Mich auch nicht an Andern . . . Ich will Alles sein und Alles haben, was Ich sein und haben kann. Ob Andrre з Ähnliches sind und haben, was kümmerts Mich? Das Gleiche, dasselbe können sie weder sein noch haben. Ich tue ihnen keinen Abbruch, wie Ich dem Felsen dadurch keinen Abbruch tue, dalß Ich die Bewegung vor ihm voraus habe. Wenn sie’s haben könni- ten, so hätten sie’s. Den andern Menschen keinen Abbruch zu tum, 10 darauf kommt die Forderung hinaus, kein Vorrecht zu besitzen .. . Man soll sich nicht für „etwas Besonderes“ halten, wie z. B. Jude oder Christ. Nun, Ich halte Mich nicht für etwas B e s о n - deres, sondern für einzig. Ich habe wohl Ähnlichkeit miit Andern; das gilt jedoch nur für die Vergleichung oder Reflexion ; 15 in der Tat bin Ich unvergleichlich, einzig. Mein Fleisch ist nicht ihr Fleisch, mein Geist ist nicht ihr Geist. Bringt Ihr sie unter die Allgemeinheiten „Fleisch“, „Geist“, so sind das Eure Gedanken, die mit Meinem Fleische, Meinem Geiste nicht s zu schaffen haben.“ 20 /[103b]/ P. 234. „An den Egoisten geht die menschliche Gesell¬ schaft zu Grunde, denn sie beziehen sich nicht mehr als Menschen aufeinander, sondern treten egoistisch als ein Ich gegen ein von Mir durchaus verschiedenes und gegnerisches Du auf“. P. 180. „Als ob nicht immer Einer den Andern suchen wird, 25 und als ob nicht Einer in den Andern sich fügen muß, wenn er ihn braucht. Der Unterschied ist aber der, daß dann wirklich der Einzelne sich mit dem Einzelnen vereinigt, indes er früher durch ein Band mit ihm verbunden war.“ P. 178. „Nur wenn Ihr einzig seid, könnt Ihr als das, was Ihr 30 wirklich seid, mit einander verkehren“. Was die Illusion Sanchos über den Verkehr der Einzigen „als das, was sie wirklich sind“, über die „Vereinigung des Einzelnen mit dem Einzelnen“, kurz über den „Verein“ betrifft, so ist das vollständig abgemacht. Bemerken wir nur: wenn im Verein Jeder jo¬ den Andern nur als seinen Gegenstand, als sein Eigentum be¬ trachtete und behandelte (vgl. p. 167 und die Eigentums- und Ex¬ ploitationstheorie), so sieht der Statthalter der Insel Barataria im Kommentar (Wig. p. 157) dagegen ein und erkennt es an, daß der Andre auch sich selbst gehört, Sein eigen, einzig ist, und 40 auch in dieser Qualität Gegenstand Sanchos wird, obgleich nicht mehr Sanchos Eigentum. In seiner Verzweiflung rettet er sich nur durch den unerwarteten Einfall, daß er sich „hierüber selbst vergißt in süßer Selbstvergessenheit“, ein Genuß, den er sich „in jeder Stunde tausendmal macht“ und den ihm das süße 45
III. Sankt Max 415 Bewußtsein noch versüßt, daß er dann doch nicht „ganz ver¬ schwunden“ ist. Es kommt hier also der alte Witz heraus, daß Jeder für sich und für /[103c]/ Andre ist. Lösen wir jetzt Sanchos pomphafte Sätze in ihren bescheidenen 5 Inhalt auf. Die gewaltigen Redensarten über den „Gegensatz“, der ver¬ schärft und auf die Spitze getrieben werden soll, und über das „Besondre“, das Sancho nicht voraus haben will, laufen auf Ein und Dasselbe hinaus. Sancho will oder glaubt vielmehr zu wol- io len, daß die Individuen rein persönlich miteinander verkehren sollen, daß ihr Verkehr nicht durch ein Drittes, eine Sache ver¬ mittelt sein soll (vgl. die Konkurrenz). Dies Dritte ist hier das „Besondre66 oder der besondre, nicht absolute Gegensatz, d. h. die durch die jetzigen gesellschaftlichen Verhältnisse bedingte Stei¬ n' lung der Individuen zu einander. Sancho will z. B. nicht, daß zwei Individuen als Bourgeois und Proletarier zu einander im „Gegen¬ satz66 stehen, er protestiert gegen das „Besondre“, das der Bour¬ geois vor dem Proletarier „voraus hat“; er möchte sie in ein rein persönliches Verhältnis treten, als bloße Individuen mit einander 2o verkehren lassen. Er bedenkt nicht, daß innerhalb der Teilung der Arbeit die persönlichen Verhältnisse notwendig und unvermeid¬ lich sich zu Klassenverhältnissen fortbilden und fixieren, und daß darum sein ganzes Gerede auf einen bloßen frommen Wunsch her¬ ausläuft, den er zu realisieren denkt, indem er die Individuen die- 25 ser Klassen vermahnt, sich die Vorstellung ihres „Gegensatzes“ und ihres „besondem“ „Vorrechts66 aus dem Kopf zu schlagen. In den oben zitierten Sätzen Sanchos kommt es überhaupt nur dar¬ auf an, wofür sich die Leute halten, und wofür er sie hält, was sie wollen und was er will. Durch ein verän-/ (112) [104]/der- зо tes „Dafür halten“ und „W ollen“ wird der „Gegensatz“ und das „Besondre“ aufgehoben. Selbst das, was ein Individuum als solches vor dem andern vor¬ aus hat, ist heutzutage zugleich ein Produkt der Gesellschaft und muß sich in seiner Verwirklichung wieder als Privilegium gel- 35 tend machen, wie wir Sancho schon bei Gelegenheit der Konkur¬ renz gezeigt haben. Das Individuum als solches, für sich selbst betrachtet, ist ferner unter die Teilung der Arbeit subsumiert, durch sie vereinseitigt, verkrüppelt, bestimmt. Worauf läuft Sanchos Zuspitzung des Gegensatzes und Auf- 4o hebung der Besonderheit im besten Falle hinaus? Daß die Ver¬ hältnisse der Individuen ihr Verhalten sein sollen und ihre gegenseitigen Unterschiede ihre Selbstunterscheidun¬ gen (wie das eine empirische Selbst sich vom Andern un¬ terscheidet). Beides ist entweder, wie bei Sancho, eine ideolo- 45 gische Umschreibung des Bestehenden, denn die Verhält-
416 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil nisse der Individuen können unter allen Umständen nichts andres als ihr wechselseitiges Verhalten, und ihre Unterschiede können nichts andres als ihre Selbstunterscheidungen sein. Oder es ist der fromme Wunsch, daß sie sich so verhalten und so von einander unterscheiden möchten, daß ihr Verhalten 5 nicht als von ihnen unabhängiges gesellschaftliches Verhältnis verselbstständigt, daß ihre Unterschiede von einander nicht den sachlichen (von der Person unabhängigen) Charakter annehmen möchten, den sie angenommen haben und noch täglich an¬ nehmen. 10 Die Individuen sind immer und unter allen Umständen „v о n sich ausgegangen“, aber da sie nicht einzig in dem Sinne waren, daß sie keine Beziehung zu einander nötig gehabt hätten, da ihre Bedürfnisse, also ihre Natur, und die Weise sie zu befriedigen, sie auf einander bezog, (Ge-/ [104a]/schlechtsverhält-15 nis, Austausch, Teilung der Arbeit), so mußten sie in Verhält¬ nisse treten. Da sie ferner nicht als reine Ichs, sondern als Indi¬ viduen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer Produktiv¬ kräfte und Bedürfnisse in Verkehr traten, in einen Verkehr, der seinerseits wieder die Produktion und die Bedürfnisse bestimmte, 20 so war es eben das persönliche, individuelle Verhalten der Indi¬ viduen, ihr Verhalten als Individuen zu einander, das die beste¬ henden Verhältnisse schuf und täglich neu schafft. Sie traten als das mit einander in Verkehr, was sie waren, sie gingen „von sich aus“ wie sie waren, gleichgültig welche „Lebensanschauung“ sie 25 hatten. Diese „Lebensanschauung“, selbst die windschiefe der Philosophen, konnte natürlich immer nur durch ihr wirkliches Leben bestimmt sein. Es stellt sich hierbei allerdings heraus, daß die Entwicklung eines Individuums durch die Entwicklung aller andern, mit denen cs in direktem oder indirektem Verkehr steht, зо bedingt ist, und daß die verschiedenen Generationen von Indivi¬ duen, die mit einander in Verhältnisse treten, einen Zusammen¬ hang unter sich haben, daß die Späteren in ihrer physischen Exi¬ stenz durch ihreVorgänger bedingt sind, die von ihnen akkumulier¬ ten Produktivkräfte und Verkehrsformen übernehmen, und da- 35 durch in ihren eignen gegenseitigen Verhältnissen bestimmt wer¬ den. Kurz es zeigt sich, daß eine Entwicklung stattfindet und die Geschichte eines einzelnen Individuums keineswegs von der Ge¬ schichte der vorhergegangenen und gleichzeitigen Individuen loß- zureißen ist, sondern von ihr bestimmt wird. 40 Das Umschlagen des individuellen Verhaltens in sein Gegen¬ teil, ein bloß sachliches Verhalten, die Unterscheidung von Indivi¬ dualität und Zufälligkeit durch die Individuen selbst, ist, wie wir bereits nachgewiesen haben, ein geschichtlicher Prozeß, und nimmt auf verschiednen Entwicklungsstufen verschie-/[104b]/dene, 45
III. Sankt Max 417 immer schärfere und universellere Formen an. In der gegenwär¬ tigen Epoche hat die Herrschaft der sachlichen Verhältnisse über die Individuen, die Erdrückung der Individualität durch die Zu¬ fälligkeit, ihre schärfste und universellste Form erhalten und da- 5 mit den existierenden Individuen eine ganz bestimmte Aufgabe gestellt. Sie hat ihnen die Aufgabe gestellt, an die Stelle der Herr¬ schaft der Verhältnisse und der Zufälligkeit über die Individuen, die Herrschaft der Individuen über die Zufälligkeit und die Ver¬ hältnisse zu setzen. Sie hat nicht, wie Sancho sich einbildet, die 10 Forderung gestellt, daß „Ich Mich entwickle“, was jedes In¬ dividuum bis jetzt ohne Sanchos guten Rat getan hat, sie hat vielmehr die Befreiung von einer ganz bestimmten Weise der Ent¬ wicklung vorgeschrieben. Diese durch die gegenwärtigen Ver¬ hältnisse vorgeschriebene Aufgabe fällt zusammen mit der Auf- 15 gäbe, die Gesellschaft kommunistisch zu organisieren. Wir haben bereits oben gezeigt, daß die Aufhebung der Ver¬ selbstständigung der Verhältnisse gegenüber den Individuen, der Unterwerfung der Individualität unter die Zufälligkeit, der Sub¬ sumtion ihrer persönlichen Verhältnisse unter die allgemeinen 2o Klassenverhältnissse etc., in letzter Instanz bedingt ist durch die Aufhebung der Teilung der Arbeit. Wir haben ebenfalls gezeigt, daß die Aufhebung der Teilung der Arbeit bedingt ist durch die Entwicklung des Verkehrs und der Produktivkräfte zu einer sol¬ chen Universalität, daß das Privateigentum und die Teilung der 25 Arbeit für sie zu einer Fessel wird. Wir haben /[104c]/ ferner ge¬ zeigt, daß das Privateigentum nur aufgehoben werden kann unter der Bedingung einer allseitigen Entwicklung der Individuen, weil eben der vorgefundene Verkehr und die vorgefundenen Produk¬ tivkräfte allseitig sind und nur von allseitig sich entwickelnden зо Individuen angeeignet, d. h. zur freien Betätigung ihres Lebens gemacht werden können. Wir haben gezeigt, daß die gegenwärti¬ gen Individuen das Privateigentum aufheben müssen, weil die Produktivkräfte und die Verkehrsformen sich soweit entwik- kelt haben, daß sie unter der Herrschaft des Privateigentums zu 35 Destruktivkräften geworden sind, und weil der Gegensatz der Klassen auf seine höchste Spitze getrieben ist. Schließlich haben wir gezeigt, daß die Aufhebung des Privateigentums und der Tei¬ lung der Arbeit selbst die Vereinigung der Individuen auf der durch die jetzigen Produktivkräfte und den Weltverkehr gegebe- 4o nen Basis ist. Innerhalb der kommunistischen Gesellschaft, der einzigen, worin die originelle und freie Entwicklung der Individuen keine Phrase ist, ist sie bedingt eben durch den Zusammenhang der In¬ dividuen, ein Zusammenhang, der teils in den ökonomischen Vor- 45 aussetzungen besteht, teils in der notwendigen Solidarität der Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 27
418 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil freien Entwicklung Aller, und endlich in der universellen Betätti- gungsweise der Individuen auf der Basis der vorhandenen Pr o¬ duktivkräfte. Es handelt sich hier also um Indi-/ {113} [1057vi- duen auf einer bestimmten historischen Entwicklungsstufe, keines¬ wegs um beliebige zufällige Individuen, auch abgesehen von d<er 5 notwendigen kommunistischen Revolution, die selbst eine gemein¬ same Bedingung ihrer freien Entwicklung ist. Das Bewußtsein der Individuen über ihre gegenseitige Beziehung wird natürlich ebenfalls ein ganz andres und daher ebensowenig das „Liebesprin- zip“ oder das Devoüement wie der Egoismus sein. ю Die „Einzigkeit“, in dem Sinne der originellen Entwicklung und des individuellen Verhaltens, wie es oben entwickelt wurde, genommen, setzt also nicht nur ganz andre Dinge als den guten Willen und das rechte Bewußtsein voraus, sondern auch gerade das Gegenteil von den Phantastereien Sanchos. Bei ihm ist sie 15 weiter nichts als eine Beschönigung der bestehenden Verhältnisse, ein tröstliches Balsamtröpflein für die arme ohnmächtige, in der Misere miserabel gewordene Seele. Wie mit der „Einzigkeit“, verhält es sich mit Sanchos „Un- vergleichlichkeit“. Er selbst wird sich erinnern, wenn er 20 nicht ganz „verschwunden“ ist „in süßer Selbstvergessenheit66, daß die Organisation der Arbeit im „Stirnerschen Verein von Egoisten“ nicht nur auf der Vergleichlichkeit, sondern auf der Gleichheit der Bedürfnisse beruhte. Und er unterstellte nicht mir gleiche Bedürfnisse, sondern auch gleiche Betätigung, 25 sodaß Einer den andern in der „menschlichen Arbeit“ ersetzen konnte. Und das Extrasalär des „Einzigen“, das seine Erfolge krönt, worauf beruhte es anders, als daß seine Leistung mit denen andrer verglichen und wegen ihres Vorzugs besser versilbert wurde? Und wie kann Sancho überhaupt von Unvergleichlichkeit зо sprechen, wenn er die praktisch verselbstständigte Vergleichung, das Geld, bestehen läßt, sich ihm subordiniert, sich zur Ver¬ gleichung mit Andern /[105a]/ an diesem Universalmaßstabe mes¬ sen läßt? Wie sehr er selbst also seine Unvergleichlichkeit Lügen straft, ist evident. Nichts leichter, als Gleichheit und Ungleich- 35 heit, Ähnlichkeit und Unähnlichkeit Reflexionsbestimmungen zu nennen. Auch die Unvergleichlichkeit ist eine Reflexionsbestim¬ mung, welche die Tätigkeit des Vergleichens zu ihrer Vorausset¬ zung hat. Wie wenig die Vergleichung eine reine willkürliche Re¬ flexionsbestimmung ist, davon brauchen wir nur ein Beispiel an- 40 zuführen, das Geld, das stehende tertium comparationis aller Menschen und Dinge. — Übrigens kann die Unvergleichlichkeit verschiedne Bedeutungen haben. Die einzige, die hier in Betracht kommt, die „Einzigkeit“ im Sinne von Originalität, setzt voraus, daß die Tätigkeit des unvergleichlichen Individuums in einer be- 45
III. Sankt Max 419 stimmten Sphäre sich selbst von der Tätigkeit Gleicher unter¬ scheidet. Unvergleichliche Sängerin ist die Persiani, eben weil sie Sängerin ist und mit andren Sängerinnen verglichen wird, und zwar von Ohren, welche durch die auf normaler Konstruktion 5 und musikalischer Bildung beruhende Vergleichung zur Erkennt¬ nis ihrer Unvergleichlichkeit befähigt sind. Unvergleichlich ist der Gesang der Persiani mit dem Gequäke eines Frosches, ob¬ gleich auch hier eine Vergleichung stattfinden könnte, die aber dann eine Vergleichung zwischen Mensch und Frosch, nicht zwi- 10 sehen der Persiani und diesem einzigen Frosch wäre. Nur im ersten Fall ist von Vergleichung zwischen Individuen zu reden, im zweiten geht die Vergleichung ihre Art oder Gattungseigenschaft an. Eine dritte Art der Unvergleichlichkeit — die Unvergleich¬ lichkeit des Gesanges der Persiani mit dem Schwänze eines Ko- 15 meten, überlassen wir Sancho zu seinem „Selbstgenuß“, da er ohnehin am „widersinnigen Urteil“ solche Freude hat, aber selbst diese widersinnige Vergleichung hat in der Widersinnigkeit der heutigen Verhältnisse eine Realität. Das Geld ist der gemeinsame Maßstab aller, auch der heterogensten Dinge. го Übrigens kommt Sanchos Unvergleichlichkeit wieder auf / [105Ы/ dieselbe Phrase hinaus wie die Einzigkeit. Die Indivi¬ duen sollen nicht mehr an einem von ihnen unabhängigen tertium comparationis gemessen werden, sondern die Vergleichung soll zu ihrer Selbstunterscheidung, id est zur freien Entwicklung ihrer 25 Individualität umschlagen, und zwar dadurch, daß sie sich die „fixen Ideen“ aus dem Kopf schlagen. Übrigens kennt Sancho nur die Literaten- und Kannegießer-Ver¬ gleichung, die zu dem großartigen Resultate kommt, daß Sancho nicht Bruno und Bruno nicht Sancho ist. Die Wissenschaften da- 3o gegen, die erst durch die Vergleichung und die Feststellung der Unterschiede innerhalb der Sphären der Vergleichung zu bedeuten¬ den Fortschritten gekommen sind und in denen die Vergleichung einen allgemein bedeutenden Charakter erhält, die vergleichende Anatomie, Botanik, Sprachforschung etc., kennt er natürlich nicht. 35 Große Nationen, Franzosen, Nordamerikaner, Engländer, ver¬ gleichen sich fortwährend unter einander praktisch und theore¬ tisch, in der Konkurrenz wie in der Wissenschaft. Kleinkrämer und Spießbürger wie die Deutschen, die die Vergleichung und Konkurrenz zu scheuen haben, verkriechen sich hinter den Schild 4o der Unvergleichlichkeit, den ihnen ihr philosophischer Etiketten¬ fabrikant liefert. Sancho hat nicht nur in ihrem, sondern auch in seinem eignen Interesse sich alle Vergleichung verbeten. P.415 sagt Sancho: „Es ist Keiner Meines Gleichen“, und p. 408 wird der Umgang mit „Meines Gleichen“ als die Auf- 45 lösung der Gesellschaft in den Verkehr dargestellt: „Es zieht das 27*
420 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Kind den Verkehr, den es mit Seines Gleichen eingeht, der Gesellschaft vor.“ — Sancho braucht indes mitunter „Meines Gleichen“ und das Gleiche /[105c]/ überhaupt für „Dasselbe“, z. B. die oben zi¬ tierte Stelle p. 183: „Das Gleiche, dasselbe können sie .5 weder sein noch haben.“ Und hiermit nimmt er seine schließliche „neue Wendung“, die namentlich im Kommentar verbraucht wird. Die Einzigkeit, die Originalität, die „eigne“ Entwicklung der Individuen, die nach Sancho z. B. bei allen „menschlichen Arbei¬ ten66 nicht stattfindet, obgleich Niemand leugnen wird, daß ein io Ofensetzer den Ofen nicht auf „dieselbe“ Weise setzt wie der andre; die „einzige“ Entwicklung der Individuen, die nach dem¬ selben Sancho in den religiösen, politischen etc. Sphären nicht stattfindet (siehe die „Phänomenologie“), obgleich Niemand leug¬ nen wird, daß unter Allen, die an den Islam glauben, Keiner auf 13 „dieselbe66 Weise an ihn glaubt, und sich insofern „einzig“ ver¬ hält, wie unter allen Staatsbürgern keiner auf „dieselbe66 Weise sich zum Staat verhält, schon weil Er es ist und nicht der Andre, der sich verhält — die vielgerühmte „Einzigkeit66, die so sehr von der „Dieselbigkeit“, der Identität der 20 Person sich unterschied, daß Sancho in allen bisherigen Indi¬ viduen fast nur „Exemplare“ einer Gattung sah, löst sich also hier auf in die polizeilich konstatierte Identität einer Person mit sich selbst, darin, daß Ein Individuum nicht das Andre ist. So schrumpft der Weltstürmer Sancho zum Schreiber eines Paß- 25 bureaus zusammen. P. 184 des Kommentars setzt er mit vieler Salbung und großem Selbstgenuß auseinander, daß Er nicht davon satt wird, wenn der Kaiser von Japan ißt, weil sein und des Kaisers von Japan Einge¬ weide „einzige66, „unvergleichliche Eingeweide“, id est, nicht зо dieselben seien. Wenn Sancho glaubt, hierdurch die bisheri¬ gen sozialen Verhältnisse oder auch nur / (114} [106]/ Natur¬ gesetze aufgehoben zu haben, so ist diese Naivetät gar zu groß, und rührt bloß daher, daß die Philosophen die sozialen Verhält¬ nisse nicht als die gegenseitigen Verhältnisse dieser mit sich iden- 33 tischen Individuen und die Naturgesetze als die gegenseitigen Be¬ ziehungen dieser bestimmten Körper dargestellt haben. Berühmt ist der klassische Ausdruck, den Leibniz diesem alten Satz (der in jedem Handbuch der Physik als Lehre von der Un¬ durchdringlichkeit der Körper auf der ersten Seite figuriert), ge- 40 geben hat: „Opus tarnen est ut quaelibet monas differat ab alia quacunque, neque enim unquam dantur in natura duo entia, quo- rum unum exasse conveniat cum altero.“ (Principia Philos. seu Theses pp). Sanchos Einzigkeit ist hier zu einer Qualität herab¬ gesunken, die er mit jeder Laus und jedem Sandkorn teilt. 43
III. Sankt Max 421 Das größte Dementi, mit dem die Philosophie enden konnte, war, daß sie die Einsicht jedes Bauerlümmels und Polizeiserge¬ anten, daß Sancho nicht Bruno ist, für eine der größten Entdek- kungen, und die Tatsache dieser Verschiedenheit für ein wahres 5 Wunder ansieht. So hat sich das „kritische Juchhe“ unsres „Virtuosen im Den¬ ken“ in ein unkritisches Miserere verwandelt. Nach allen diesen Abenteuern segelt unser „einziger“ Schild¬ knapp wieder in den Hafen seiner heimischen Fronkote ein. „Das 10 Titelgespenst seines Buchs“ springt ihm „jauchzend“ entgegen. Ihre erste Frage ist, wie /[106a]/ sich der Graue befinde. Besser als sein Herr, antwortet Sancho. Gott sei gedankt dafür, daß er mir soviel Gutes getan hat; aber erzähle mir jetzt, mein Freund, was hat Dir denn Deine Knapp- 15 schäft eingebracht? Was für ein neues Kleid bringst Du mir mit? Ich bringe Nichts der Art, antwortet Sancho, aber „das schöp¬ ferische Nichts, das Nichts, aus dem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe“, das heißt Du sollst mich noch sehen als Kirchenvater und Erzbischof einer Insel und zwar einer der besten, die man 2o finden kann. Der Himmel gebe das, mein Schatz, und bald, denn wir haben’s nötig. Aber was ist denn das mit der Insel, ich versteh das nicht. Honig ist nichts für das Maul des Esels, erwidert Sancho. Du wirst das seiner Zeit sehen, Weib. Aber das kann ich Dir jetzt 25 schon sagen, daß es nichts Angenehmeres auf der Welt gibt, denn die Ehre als mit sich einiger Egoist und Schildknapp von der trau¬ rigen Gestalt Abenteuer zu suchen. Es ist freilich wahr, daß die meisten, die man findet, nicht so „ihr letztes Absehen erreichen“, daß „die menschliche Forderung befriedigt wird“ (tan сото зо el hombre querria), denn von hunderten, die man trifft, pflegen neun und neunzig schief und verzwickt abzulaufen. Ich weiß das aus Erfahrung, denn aus Einigen bin ich geprellt, aus andern ge¬ mahlen und gedroschen heimgegangen. Aber bei Alledem ist es doch eine schöne Sache, denn die „einzige66 Forderung wird jeden- 35 falls dabei befriedigt, wenn man so durch die ganze Geschichte va¬ gabundiert, alle Bücher des Berliner Lesekabinetts zitiert, in allen Sprachen ein etymologisches Nachtlager hält, in allen Ländern politische Fakta verfälscht, gegen alle Drachen und Strauße, Ko¬ bolde, Feldteufel und „Gespenster“ fanfaronierende Herausfor- 4o derungen erläßt, sich mit allen Kirchenvätern und Philosophen herumschlägt, und schließlich doch nur mit seinem eigenen Kör¬ per bezahlt. (Vgl. Cervantes I, Cap. 52.)
/{115} [106b]/ 7. Apologetischer Kommentar Obgleich Sancho vor Zeiten und im Stande seiner Erniedrigung, Cervantes Cap.26 und 29, allerlei „Bedenken“ trug, eine Kirchen¬ pfründe zu genießen, hat er sich doch in Erwägung der veränder¬ ten Umstände und seiner früheren vorbereitenden Stellung als 5 Famulus einer andächtigen Bruderschaft (Cervantes am einund- zwanzigsten) endlich entschlossen, sich dies Bedenken „aus dem Kopf zu schlagen“. Er ist Erzbischof der Insel Barataria und Kar¬ dinal geworden und sitzt als solcher mit feierlicher Miene und erzpriesterlichem Anstande unter den Ersten unsres Konzils. Zu 10 diesem Konzil kehren wir jetzt nach der langen Episode „des Buchs“ zurück. Wir finden „Bruder Sancho“ in seiner neuen Lebensstellung freilich sehr verändert. Er stellt die ecclesia triumphans dar im Gegensatz zur ecclesia militans, in der er sich früher befand. An 15 die Stelle der kriegerischen Fanfaren „des Buchs“ ist ein feier¬ licher Emst, an die Stelle von „Ich“ ist „Stirner“ getreten. Dies zeigt, wie wahr das französische Sprüchwort ist, qu’il n’y а qu’un pas du sublime au ridicule. Sancho nennt sich nur noch „Stirner“, seitdem er Kirchenvater geworden ist und Hirtenbriefe erläßt. 20 Er hat diese „einzige“ Manier des Selbstgenusses von Feuerbach gelernt, aber leider steht sie ihm nicht besser an, wie seinem Grauen das Lautenschlagen. Wenn er von sich in der dritten Person spricht, so sieht Jeder, daß Sancho der „Schöpfer66 nach Art der preußischen Unteroffiziere sein „Geschöpf66 Stirner mit „E r“ an- 25 redet, und keineswegs mit Cäsar zu verwechseln ist. Der Eindruck wird noch komischer dadurch, daß Sancho, bloß um Feuerbach Konkurrenz zu machen, diese Inkonsequenz /[106c]/ begeht. San¬ chos „Selbstgenuß66 seines Auftretens als großer Mann wird hier malgre lui zum Genuß für Andere. зо Das „Besondere“, was Sancho in seinem Kommentar tut, so weit wir ihn nicht schon in der Episode „verbraucht“ haben, besteht darin, daß er eine neue Reihe von Variationen über die bekannten Themata zum Besten gibt, die im „Buche“ bereits so weitläuftig abgeleiert wurden. Sanchos Musik, die wie die der 35 1 Soll heißen: 2. Apologetischer Kommentar. Cf. S. 98
III. Sankt Max 423 indischen Wischnupriester nur Eine Note kennt, wird hier einige Tonarten höher gesetzt. Ihre opiumartige Wirkung bleibt dabei natürlich dieselbe. So z. B. wird der Gegensatz von „egoistisch“ und „heilig“ hier unter den Wirthshausschildem von „interessant“ 5 und „uninteressant“, dann „interessant“ und „absolut interessant“ wieder durchgeknetet, eine Neuerung, die übrigens nur für Lieb¬ haber des ungesäuerten Brotes, vulgo Matzekuchens, interessant sein kann. Die belletristische Verdrehung des Interessierten in das Interessante ist natürlich einem „jebildeten“ Berliner Klein- 10 bürger nicht zu verübeln. — Sämtliche Illusionen, die nach San¬ chos Lieblingsmarotte von den „Schulmeistern“ geschaffen wur¬ den, erscheinen hier „als Schwierigkeiten — Bedenken“, die „nur der Geist geschaffen“, und welche „die armen Seelen, die sich jene Bedenken haben aufschwatzen lassen“, durch „Leicht- 15 sinn“ (das berüchtigte Sich aus dem Kopf zu schlagen) „über¬ winden... müssen“ (p. 162). Folgt dann eine „Abhandlung66, ob man sich die „Bedenken66 durch „Denken“ oder „Gedanken¬ losigkeit66 aus dem Kopf schlagen soll, und ein kritisch-morali¬ sches Adagio, in dem er in Mollakkorden jammert: „Das Denken 2o d arf nicht etwa durch Jauchzen unterdrückt werden.66 (p. 162). Zur Beruhigung Europas, namentlich des bedrängten Old merry and young sorry England, erläßt Sancho, sobald er sich in seiner bischöflichen chaise /[107]/ percee etwas eingesessen hat, von dieser aus folgenden gnädigen Hirtenbrief: „Dem Stir- 25 ner liegt die bürgerliche Gesellschaft ganz und gar nicht am Her¬ zen, und er gedenkt sie keineswegs so auszudeh¬ nen, daß sie Staat und Familie verschlinge.“ (p. 189) — wonach Herr Cobden und Herr Dunoyer zu achten. Als Erzbischof nimmt Sancho zugleich die geistliche Polizei in зо seine Hände und erteilt Heß p. 193 einen Verweis wegen „poli¬ zeiwidriger66 Verwechslungen, die um so unverzeihlicher sind, je größere Mühe sich unser Kirchenvater fortwährend gibt, die Iden¬ tität festzustellen. Um demselben Heß zu beweisen, daß „Stimer“ auch den „Heldenmut der Lüge“ besitzt, diese orthodoxe Eigen- 35 schäft des mit sich einigen Egoisten, singt er p. 188: „Aber Stir¬ ner spricht gar nicht davon, daß, wie Heß ihn reden läßt, der ganze Fehler der bisherigen Egoisten nur darin bestehe, daß sie kein Bewußtsein von ihrem Egoismus hätten“. Vergl. die „Phänomenologie66 und das ganze „Buch“. — Die andre Eigen- 40 schäft des mit sich einigen Egoisten, die Leichtgläubigkeit, beweist er p. 162, wo er dem Feuerbach „nicht bestreitet66, daß „das Individuum Kommunist sei“. — Eine weitere Aus¬ übung seiner Polizeigewalt besteht darin,, daß er p. 154 seinen sämtlichen Rezensenten die Rüge appliziert, daß sie nicht „auf 45 den Egoismus, wie er von Stimer aufgefaßt wird, näher66
424 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil eingegangen seien. Sie begingen allerdings Alle den Fehler zu glauben, es handle sich um den wirklichen Egoismus, während es sich nur um „Stimers“ Auffassung desselben handelte. Der apologetische Kommentar beweist auch noch dadurch San¬ chos Befähigung zum Kirchenvater, daß er mit einer Heuchelei 5 beginnt. /[107a]/ „Wenn auch vielleicht nicht den genannten Rezensen¬ ten, so mag doch manchem andern Leser des Buchs eine kurze Er¬ widerung von Nutzen sein.“ p. 147. Sancho spielt hier den Devouierten, und behauptet seine kost- ю bare Zeit zum „Nutzen“ des Publikums aufzuopfern, obwohl er uns überall versichert, er habe stets nur seinen eignen Nutzen im Auge, obwohl er hier nur sein kirchenväterliches Fell zu salvieren strebt. Damit wäre das „Besondre“ des Kommentars erledigt. Das „Einzige“, das sich indes auch schon „im Buche“ p.491 fin- 15 det, haben wir weniger zum „Nutzen“ „mancher andren Leser“, als zum eignen Nutzen „Stimers“ bis hieher aufbewahrt. Eine Hand wäscht die andre, worauf unbestreitbar folgt, daß „das In¬ dividuum Kommunist ist“. Für die Philosophen ist es eine der schwierigsten Aufgaben, 20 aus der Welt des Gedankens in die wirkliche Welt herabzusteigen. Die unmittelbare Wirklichkeit des Gedankens ist die Sprache. Wie die Philosophen das Denken verselbstständigt haben, so mu߬ ten sie die Sprache zu einem eignen Reich verselbstständigen. Dies ist das Geheimnis der philosophischen Sprache, worin die 25 Gedanken als Worte einen eignen Inhalt haben. Das Problem, aus der Welt der Gedanken in die wirkliche Welt herabzusteigen, ver¬ wandelt sich in das Problem, aus der Sprache ins Leben herab¬ zusteigen. Wir haben gezeigt, daß die Verselbstständigung der Gedan- 30 ken und Ideen eine Folge der Verselbstständigung der persön¬ lichen Verhältnisse und Beziehungen der Individuen ist. Wir haben gezeigt, daß die ausschließliche systematische Beschäfti¬ gung mit diesen Gedanken von Seiten der Ideologen und Philoso¬ phen und damit die Systematisierung dieser Gedanken eine Folge 35 der Teilung der Arbeit /{116} [107b]/ ist, und namentlich die deutsche Philosophie eine Folge der deutschen kleinbürgerlichen Verhältnisse. Die Philosophen hätten ihre Sprache nur in die ge¬ wöhnliche Sprache, aus der sie abstrahiert ist, aufzulösen, um sie als die verdrehte Sprache der wirklichen Welt zu erkennen und 40 einzusehen, daß weder die Gedanken noch die Sprache für sich ein eignes Reich bilden; daß sie nur Äußerungen des wirklichen Lebens sind. Sancho, der den Philosophen durch Dick und Dünn folgt, muß notwendig nach dem Stein der Weisen, der Quadratur des 45
ІП. Sankt Max 425 Zirkels und dem Lebenselixier suchen, nach einem „Wort“, welches als Wort die Wunderkraft besitzt, aus dem Reich der Sprache und des Denkens ins wirkliche Leben hinauszuführen. Sancho ist so angesteckt von seinem langjährigen Umgang mit 5 Don Quijote, daß er nicht merkt, daß diese seine „Aufgabe“, die¬ ser sein „Beruf“, selbst nichts weiter als eine Folge des Glaubens an seine dickleibigen philosophischen Ritterbücher ist. Sancho beginnt damit, die Herrschaft des Heiligen und der Ideen in der Welt, abermals, und zwar in der neuen Form der 10 Herrschaft der Sprache oder der Phrase, uns vorzuführen. Die Sprache wird natürlich zur Phrase, sobald sie verselbstständigt wird. P. 151 nennt Sancho die jetzige Welt „eine Phrasenwelt, eine Welt, in deren Anfang das Wort war“. Er beschreibt näher die 15 Motive seiner Jagd auf das Zauberwort: „Es war die Spekulation darauf gerichtet, ein Prädikat zu finden, welches so allge¬ mein wäre, daß es Jeden in sich begriffe... soll das Prädikat einen Jeden in sich begreifen, so muß ein Jeder darin als Sub¬ jekt erscheinen, d. h. nicht bloß als das, w а s er ist, sondern als 20 der, der er ist.“ p. 152. Weil die Spekulation solche Prädikate, früher von Sancho als Beruf, Bestimmung, Aufgabe, Gattung usw. ausgesprochen, „suchte“, „suchten“ sich die wirklichen Men¬ schen bisher „im Worte, im Logos, im Prädikat66. P. 153. /[107c]/ Solange man bisher innerhalb der Sprache ein Individuum vom 25 andern bloß als identische Person unterscheiden wollte, brauchte man den Namen. Sancho beruhigt sich aber nicht bei den ge¬ wöhnlichen Namen, sondern weil ihm die Spekulation die Auf¬ gabe gestellt hat, ein Prädikat zu finden, was so allgemein wäre, daß es Jeden als Subjekt in sich begreift, so sucht er den philo- 30 sophischen, abstrakten Namen, den „Namen66, der über alle Na¬ men ist, den Namen aller Namen, den Namen als Kategorie, der z. B. Sancho von Bruno und Beide von Feuerbach so präzis unter¬ scheidet, wie ihre eignen Namen und dennoch auf sie alle drei so¬ gut wie auf alle andern Menschen und beleibte Wesen paßt — 35 eine Neuerung, die in alle Wechselbriefe, Heiratskontrakte usw. die größte Verwirrung bringen und alle Notariats- und Zivil- standsbureaux mit einem Schlage vernichten würde. Dieser wun¬ derbare Name, dies Zauberwort, welches in der Sprache der Tod der Sprache ist, die Eselsbrücke zum Leben und die höchste Stufe 4o der chinesischen Himmelsleiter, ist — der Einzige. Die wun¬ dertätigen Eigenschaften dieses Wortes werden in folgenden Stro¬ phen besungen: „Der Einzige soll nur die letzte, die sterbende Aussage von Dir und Mir, soll nur diejenige Aussage sein, welche in die Mei- 45 nung umschlägt:
426 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil „ein Aussage, die keine mehr ist, „eine verstummende, stumme Aussage.“ p. 153. „Bei ihm“ (dem Einzigen) „ist das Unausgesprochene diie Hauptsache.“ p. 149. Er ist „bestimmungslos“, (ibid.). 5 „Er weist auf seinen Inhalt außerhalb oder jenseits des Be¬ griffes hin.“ (ibid.). /[108]/ Er ist „ein bestimmungsloser Begriff, und kann durch keine andern Begriffe bestimmter gemacht werden“. P. 150. Er ist die philosophische „Tauf e“ der profanen Namen. 10 P. 150. „Der Einzige ist ein gedankenloses Wort. „Er hat keinen Gedankeninhalt.“ „Er drückt Einen aus“, „der nicht zum zweiten Male dasein, folglich auch nicht ausgedrückt werden kann; 15 „Denn könnte er wirklich und ganz ausgedrückt werden, so wäre er zum zweiten Male da, wäre im Ausdruck da.66 p. 151. Nachdem er so die Eigenschaften dieses Wortes besungen hat, feiert er die Resultate, die mit der Entdeckung seiner Wunder¬ kräfte gewonnen sind, in folgenden Antistrophen: 20 „Mit dem Einzigen ist das Reich der absoluten Gedanken ab¬ geschlossen“ (p. 150). „Er ist der Schlußstein unsrer Phrasen weit.“ p. 151. „Er ist die als Phrase verendende Logik.“ p. 153. „Im Einzigen kann die Wissenschaft in das Leben aufgehn, 25 „indem ihr Das zum Der und Der wird, „Der sich dann nicht mehr im Worte, im Logos, im Prädikate sucht.66 p. 153. Allerdings hat Sancho an seinen Rezensenten die üble Erfah¬ rung gemacht, daß auch der Einzige „als Begriff fixiert“ werden зо kann, „und das tun die Gegner“ (p. 149), die so sehr Sanchos Gegner sind, daß sie die erwartete magische Wirkung des Zau¬ berwortes gar nicht empfinden, vielmehr wie in der Oper singen: Ce n’est pas да, ce n’est pas да! Namentlich gegen seinen Don Quijote Szeliga wendet sich Sancho mit großer Erbitterung und 35 feierlichem Emst, da bei diesem das Mißverständnis eine offene „Empörung“ und ein gänzliches Verkennen seiner Stellung als „Geschöpf46 voraussetzt: „Hätte Szeliga verstanden, daß der Ein¬ zige, weil die völlig inhaltlose Phrase oder Kategorie, darum keine Kate- [108a] /gorie mehr ist, so hätte er ihn vielleicht als den Namen dessen, was ihm noch namenlos ist, anerkannt.66 p. 179. — Sancho erkennt also hier ausdrücklich an, daß er und sein Don Quijote auf Ein und dasselbe Ziel lossteuem, nur mit dem Unter¬ schiede, daß Sancho den rechten Morgenstern entdeckt zu haben glaubt, während Don Quijote noch im Dunkeln 45
III. Sankt Max 427 üf dem wild in Lebermer der gruntlosen werlde swebt.*) Feuerbach sagte Philosophie der Zukunft, p. 49: „Das Sein, gegründet auf lauter Unsagbarkeiten, ist darum selbst etwas Un- 5 sagbares. Jawohl das Unsagbare. Wo die Worte aufhören, da fängt erst das Leben an, erschließt sich erst das Geheimnis des Seins“. Sancho hat den Übergang aus dem Sagbaren in das Unsagbare, er hat das Wort gefunden, welches zu gleicher Zeit mehr und weni¬ ger ist als ein Wort. io Wir haben gesehen, daß das ganze Problem vom Denken zur Wirklichkeit und daher von der Sprache zum Leben zu kommen nur in der philosophischen Illusion existiert, d. h. nur berechtigt ist für das philosophische Bewußtsein, das über die Beschaffen¬ heit und den Ursprung seiner scheinbaren Trennung vom Leben 15 unmöglich klar sein kann. Dies große Problem, sobald es über¬ haupt in den Köpfen unsrer Ideologen spukte, mußte natürlich den Verlauf nehmen, daß zuletzt einer dieser fahrenden Ritter ein Wort zu suchen ausging, das als Wort den fraglichen Übergang bildete, als Wort aufhörte, bloßes Wort zu sein, als Wort in 2° mysteriöser, übersprachlicher Weise aus der Sprache heraus auf das wirkliche Objekt, das es bezeichnet, hinweist, kurz, unter den Worten dieselbe Rolle spielt wie der erlösende Gottmensch unter den Menschen in der christlichen Phantasie. Der hohlste und / f 117} 1108b]/ dürftigste Schädel unter den Philosophen mußte 25 die Philosophie damit „verenden“ lassen, daß er seine Gedanken¬ losigkeit als das Ende der Philosophie und damit als den trium¬ phierenden Eingang in das „leibhaftige“ Leben proklamierte. Seine philosophierende Gedankenlosigkeit war ja schon von selbst das Ende der Philosophie, wie seine unaussprechliche Sprache 30 das Ende aller Sprache. Sanchos Triumph war noch dadurch be¬ dingt, daß er unter allen Philosophen am Allerwenigsten von den wirklichen Verhältnissen wußte, daher bei ihm die philosophi¬ schen Kategorien den letzten Rest von Beziehung auf die Wirk¬ lichkeit, und damit den letzten Rest von Sinn verloren. 35 Und nun gehe ein, Du frommer und getreuer Knecht Sancho, gehe oder vielmehr reite auf Deinem Grauen ein zu deines Ein¬ zigen Selbstgenuß, „verbrauche66 Deinen „Einzigen66 bis auf den letzten Buchstaben, ihn, dessen wunderbare Titel, Kraft und Tapferkeit bereits Calderon besungen hat wie folgt: 4o Der Einzige — El valiente Campeon, El generoso Adalid, El gallardo Caballero, *) Meister Kuonrat von Wurzeburc, Diu guldin Smitte, v. 143. —
428 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil El ilustre Paladin, El siempre fiel Cristiano, El Almirante feliz De Africa, el Rey soberano De Alexandria, el Cade 5 De Berberia, de Egipto el Cid, Morabito, у Gran Senor De Jerusalem „Zum Schlüsse dürfte es nicht unpassend sein“, Sancho, den Großherm von Jerusalem, an Cervantes „Kritik“ Sanchos, Don 10 Quijote cap. 20, pag. 171 der Brüsseler Ausgabe von 1617, „zu erinnern“. (Vergl. Kommentar p. 194). —
SCHLUSS DES LEIPZIGER KONZILS
Schluß des Leipziger Konzils . Geschrieben ca. Anfang Mai 1846 in Brüssel 431—432
/[108c]/ SCHLUSS DES LEIPZIGER KONZILS Nachdem Sankt Bruno und Sankt Sancho, der auch Max heißt, alle Opponenten vom Konzil verjagt haben, schließen sie einen ewigen Bund, indem sie folgendes rührende Duett absingen und 5 dabei wie zwei Mandarine einander freundlich mit den Köpfen zuwackeln. Sankt Sancho. „Der Kritiker ist der wahre Wortführer der Masse ... er ist ihr Fürst und Feldherr in dem Freiheitskriege gegen den Egoismus.66 io (Das Buch, p. 187). Sankt Bruno. „Max Stirner ist der Anführer und Heerführer der Kreuz¬ fahrer“ (gegen die Kritik). „Zugleich der Tüchtigste und Tap¬ ferste von allen Kämpfern.“ (Wig. p. 124). Sankt Sancho. „Wir gehen jetzt dazu über, den politischen und sozialen Libe¬ ralismus vor den Richterstuhl des humanen oder kritischen Libe¬ ralismus“ (id est kritische Kritik) „zu stellen.66 (Das Buch, p. 163). Sankt Bruno. „Vor dem Einzigen und seinem Eigentum fällt der politisch Liberale, der den Eigenwillen brechen will, und der soziale Liberale, der das Eigentum zerstören will. Sie fallen vor dem kritischen“ (d. h. dem der Kritik gestohlnen) „Messer des 25 Einzigen“. (Wig. p. 124). Sankt Sancho. „Vor der Kritik ist kein Gedanke sicher, weil sie der den¬ kende Geist selber ist... Die Kritik oder vielmehr Er“ (sc. Sankt Bruno) (Das Buch, p. 195, 199).
432 Deutsche Ideologie. Das Leipziger Konzil Sankt Bruno. (unterbricht ihn mit Verneigungen) „Allein der kritische Liberale, ... — der will nicht fallen [vor] der Kritik, weil Er selber [der Kritiker] ist.“ [Wig. p. 124.] 5 /[109]/ Sankt Sancho „Die Kritik, und allein die Kritik, steht auf der Höhe der Zeit . . . Unter den Sozialtheorien ist unstreitig die Kritik die vollendetste... In ihr kommt das Liebesprinzip des Christentums, das wahre Sozialprinzip, zum reinsten Vollzug, und es wird das w letzte mögliche Experiment gemacht, die Ausschließlichkeit [und] das Abstoßen den Menschen zu benehmen: ein Kampf gegen den Egoismus in seiner einfachsten und darum härtesten Form66. (Das Buch p. 177). Sankt Bruno. „Dies Ich ist... die Vollendung und der Höhepunkt einer vergangnen Geschichtsepoche. Der Einzige ist der letzte Zufluchts¬ ort in der alten Welt, der letzte Schlupfwinkel, von wo aus sie ihre Angriffe66 auf die kritische Kritik „machen kann... Dieses Ich ist der gesteigertste, mächtigste und kräftigste Egoismus der 20 alten Welt66 (id est des Christentums) „... Dieses Ich ist die Sub¬ stanz in ihrer härtesten Härte.66 (Wig. p. 124). Nach diesem traulichen Zwiegespräch heben die beiden großen Kirchenväter das Konzil auf. Dann drücken sie sich stumm die Hand, der Einzige „vergißt sich selbst in süßer Selbstvergessen- 25 heit“, ohne jedoch darüber „ganz zu verschwinden“, und der Kri¬ tiker „lächelt66 dreimal, und „geht66 dann „unaufhaltsam, siegs¬ gewiß, und siegreich seiner Wege66. 4—5 Das Manuskript ist beschädigt: der Text durch Falzung des Papiers auf der Photographie verdeckt
DER WAHRE SOZIALISMUS
Der wahre Sozialismus 435—437 Geschrieben ca. April 1846 in Brüssel
DER WAHRE SOZIALISMUS Dasselbe Verhältnis, das wir im ersten Bande (vgl. „Sankt Max“, „der politische Liberalimus“) zwischen dem bisherigen 5 deutschen Liberalismus und der französischen und englischen Bourgeoisie-Bewegung nachgewiesen haben, findet statt zwischen dem deutschen Sozialismus und der Proletariatsbewegung Frank¬ reichs und Englands. Neben den deutschen Kommunisten hat sich eine Anzahl Schriftsteller aufgetan, die einige französische jo und englische kommunistische Ideen auf genommen und mit ihren deutsch-philosophischen Voraussetzungen verquickt haben. Diese „Sozialisten“ oder „wahren Sozialisten“, wie sie sich nennen, sehen in der kommunistischen Literatur des Auslandes nicht den Ausdruck und das Produkt einer wirklichen Bewegung, sondern із rein theoretische Schriften, die ganz wie sie es sich von den deut¬ schen philosophischen Systemen vorstellen, aus dem „reinen Ge¬ danken“ hervorgegangen sind. Sie denken nicht daran, daß die¬ sen Schriften, selbst wenn sie Systeme predigen, die praktischen Bedürfnisse, die ganzen Lebensverhältnisse einer bestimmten 20 Klasse bestimmter Länder zu Grunde liegen. Sie nehmen die Illu¬ sion mancher dieser literarischen Parteirepräsentanten, als handle es sich bei ihnen um die „vernünftigste“ Ordnung der Gesell¬ schaft und nicht um die Bedürfnisse einer bestimmten Klasse und Epoche, auf Treu und Glauben an. Die deutsche Ideologie, in der 25 diese „wahren Sozialisten66 befangen sind, erlaubt ihnen nicht, das wirkliche Verhältnis zu betrachten. Ihre Tätigkeit gegenüber den „unwissenschaftlichen66 Franzosen und Engländern besteht nun darin, vor allen Dingen die Oberflächlichkeit oder den „rohen66 Empirismus /[2]/ dieser Ausländer gehörig der Verach- 30 tung des deutschen Publikums Preis zu geben, der „deutschen Wissenschaft66 einen Hymnus zu singen, und ihr die Mission zu geben, die Wahrheit des Kommunismus und Sozialismus, den absoluten, den wahren Sozialismus erst an den Tag zu bringen. Sie geben sich auch sogleich an die Arbeit, um als Vertreter der 35 „deutschen Wissenschaft66 diese Mission zu erfüllen, obwohl in den meisten Fällen diese „deutsche Wissenschaft“ ihnen fast 28*
436 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus ebenso fremd geblieben ist wie die Originalschriften der Franzo¬ sen und Engländer, die sie nur aus den Kompilationen von Stein, Oelckers etc. kennen. Und worin besteht diese „Wahrheit“, die sie dem Sozialismus und Kommunismus geben? Sie suchen sich die ihnen, teils wegen ihrer Unkenntnis schon des bloß lite- 5 rarischen Zusammenhangs, teils wegen ihrer erwähnten falschen Auffassung der sozialistischen und kommunistischen Literatur gänzlich unerklärlichen Ideen dieser Literatur mit Hülfe der deut¬ schen, namentlich Hegelschen und Feuerbachschen Ideologie klar zu machen. Sie heben die kommunistischen Systeme, Kritiken ю und Streitschriften ab von der wirklichen Bewegung, deren blo¬ ßer Ausdruck sie sind, und bringen sie dann in einen willkür¬ lichen Zusammenhang mit der deutschen Philosophie. Sie tren¬ nen das Bewußtsein bestimmter geschichtlich bedingter Lebens¬ sphären von diesen Lebenssphären und messen es an dem wahren, 15 absoluten, d. h. deutsch-philosophischen Bewußtsein. Sie ver¬ wandeln ganz konsequent die Verhältnisse dieser bestimmten In¬ dividuen in Verhältnisse „d e s Menschen66, sie erklären sich die Gedanken dieser bestimmten Individuen über ihre eignen Ver¬ hältnisse dahin, daß sie Gedanken über „den Menschen66 seien. 20 Sie sind damit vom wirklichen geschichtlichen Boden auf den Boden der Ideologie zurückgekommen und können nun, da sie den wirklichen Zusammenhang nicht kennen, mit Hülfe der „abso¬ luten66 oder einer andern ideologischen Methode leicht einen phan¬ tastischen Zusammenhang konstruieren. Diese Übersetzung der 2.5 französischen Ideen in die Sprache der deutschen Ideologen und dieser willkürlich fabrizierte Zusammenhang zwischen dem Kom¬ munismus und der deutschen Ideologie bilden dann /[3]/ den sogenannten „wahren Sozialismus66, der wie die englische Konsti¬ tution von den Tories, für „den Stolz der Nation und den Neid aller зо Nachbarvölker66 ausposaunt wird. Dieser „wahre Sozialismus66 ist also weiter nichts als die Ver¬ klärung des proletarischen Kommunismus und der ihm mehr oder minder verwandten Parteien und Sekten Frankreichs und Eng¬ lands im Himmel des deutschen Geistes und, wie wir ebenfal.s 35 sehen werden, des deutschen Gemütes. Der wahre Sozialismus, der auf der „Wissenschaft66 zu beruhen vorgibt, ist vor allen Dir- gen selbst wieder eine esoterische Wissenschaft; seine theoretische Literatur ist nur für Die, die in die Mysterien des „denkender Geistes66 eingeweiht sind. Er hat aber auch eine exoterische Lik- 40 ratur, er muß, schon weil er sich um gesellschaftliche, exoteriscle Verhältnisse kümmert, eine Art Propaganda machen. In dieser exoterischen Literatur appelliert er nicht mehr an den deutscher „denkenden Geist66, sondern an das deutsche „Gemüt66. Dies ist un so leichter, als der wahre Sozialismus, dem es nicht mehr um de 45
Der wahre Sozialismus 437 wirklichen Menschen, sondern um „den Menschen66 zu tun ist, alle revolutionäre Leidenschaft verloren hat und an ihrer Stelle allgemeine Menschenliebe proklamiert. Er wendet sich somit nicht an die Proletarier, sondern an die beiden zahlreichsten Menschen- 5 klassen Deutschlands, an die Kleinbürger und ihre philantropi- schen Illusionen und an die Ideologen eben dieser Kleinbürger, die Philosophen und Philosophenschüler; er wendet sich über¬ haupt an das gegenwärtig in Deutschland herrschende „gemeine66 und ungemeine Bewußtsein. 10 Es war nach den in Deutschland faktisch vorliegenden Ver¬ hältnissen /[4]/ notwendig, daß sich diese Zwischensekte bildete, daß eine Vermittlung des Kommunismus mit den herrschenden Vorstellungen versucht wurde. Es war ebenso notwendig, daß eine Menge deutscher Kommunisten, die von der Philosophie ausgin- 15 gen, erst durch einen solchen Übergang zum Kommunismus kamen und noch kommen, während Andere, die den Schlingen der Ideo¬ logie sich nicht entwinden können, diesen wahren Sozialismus bis an ihr seliges Ende predigen werden. Wir können daher nicht wis¬ sen, ob diejenigen der „wahren Sozialisten,66 deren hier kritisierte 2o Schriften vor einiger Zeit verfaßt wurden, diesen Standpunkt noch behaupten oder ob sie weiter gegangen sind. Wir haben überhaupt gegen die Personen nichts, wir nehmen bloß die gedruckten Akten¬ stücke als Ausdruck einer für ein so versumpftes Land wie Deutschland, unvermeidlichen Richtung. 25 Außerdem aber hat der wahre Sozialismus allerdings einer Masse jungdeutscher Belletristen, Wunderdoktoren und sonstiger Literaten eine Tür eröffnet zur Exploitation der sozialen Bewe¬ gung. Der Mangel wirklicher, leidenschaftlicher, praktischer Parteikämpfe in Deutschland machte auch die soziale Bewegung зо anfangs zu einer bloß literarischen. Der wahre Sozialismus ist die vollkommenste soziale Literaturbewegung, die ohne wirkliche Parteiinteressen entstand und nun, nachdem die kommunistische Partei sich formiert hat, trotz ihr fortbestehen will. Es versteht sich, daß seit dem Entstehen einer wirklichen kommunistischen 35 Partei in Deutschland die wahren Sozialisten immer mehr auf Kleinbürger als Publikum, und impotente verlumpte Literaten als Repräsentanten dieses Publikums sich beschränken werden.
I DIE „RHEINISCHEN JAHRBÜCHER“ ODER DIE PHILOSOPHIE DES WAHREN SOZIALISMUS
I. Die „rheinischen Jahrbücher66, oder die Philosophie des wahren Sozia¬ lismus Geschrieben im Frühjahr 1846 in Brüssel 441—468
/{5}/ I Die „rheinischen Jahrbücher“ oder die Philosophie des wahren Sozialismus 10 15 20 25 A. „Kommunismus, Sozialismus, Humanismus“ Rhein. Jahrb. 1. Bd., p. 167ff. Wir beginnen mit diesem Aufsatz, weil er den deutsch-natio¬ nalen Charakter des wahren Sozialismus mit vollständigem Be¬ wußtsein und großem Selbstgefühl zur Schau trägt. P. 168. „Es scheint, als ob die Franzosen ihre eignen Genies nicht verständen. Hier kommt ihnen die deutsche Wissenschaft zu Hülfe, die im Sozialismus, wenn bei der Vernunft eine Steigerung gilt, die vernünftigste Ordnung der Gesellschaft gibt.66 Hier gibt also „die deutsche Wissenschaft66 eine, und zwar „die vernünftigste66, „Ord¬ nung der Gesellschaft66 „im Sozialismus66. Der Sozialismus wird ein bloßer Zweig der allmächtigen, allweisen, Alles umfassenden deutschen Wissenschaft, die sogar eine Gesellschaft stiftet. Der Sozialismus ist zwar ursprünglich französisch, aber die franzö¬ sischen Sozialisten waren „an sich66 Deutsche, weshalb auch die wirklichen Franzosen sie „nicht verstanden66. Daher kann unser Verfasser sagen: „Der Kommunismus ist französisch, der Sozialismus deutsch ; ein Glück ist es für die Franzosen, daß sie einen so glücklichen gesellschaft¬ lichen Instinkt haben, der ihnen einst die wissenschaft¬ lichen Studien wird ersetzen helfen. Dieses Resultat lag in dem Entwicklungsgänge beider Völker vorgezeichnet; die Fran¬ zosen kamen durch die Politik zum Kommunismus66 (nun
442 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus weiß man natürlich, wie das französische Volk zum Kommuniis- mus kam) „die Deutschen durch die Metaphysik, die zuletzt in Anthropologie umschlug, zum Sozialismus“ (nämlich zmm „wahren Sozialismus66). „Beide lösen sich zuletzt in Humanis¬ mus auf66. Nachdem man den Kommu-/[6]/nismus und Sozia- 5 lismus in zwei abstrakte Theorien, zwei Prinzipien verwandelt hat, ist natürlich nichts leichter als eine beliebige Hegelsche Einheit dieser beiden Gegensätze unter einem beliebigen unbestimmten Namen zu phantasieren. Womit nicht nur ein durchdringender Blick in „den Entwicklungsgang beiderVölker“ geworfen, sondern 10 auch die Erhabenheit des spekulierenden Individuums über Fran¬ zosen und Deutsche glänzend dargetan ist. — Übrigens ist die¬ ser Satz ziemlich wörtlich kopiert aus dem Püttmannschen Bürger¬ buch p. 43 und anderwärts; wie denn auch die „wissenschaftlichen Studien66 des Verfassers über den Sozialismus sich auf eine kon- із struierende Reproduktion der in diesem Buche, den „Einundzwan¬ zig Bogen66 und anderen Schriften aus der Entstehungsepoche des deutschen Kommunismus gegebenen Ideen beschränken. Wir geben nur einige Proben von den in diesem Aufsatze er¬ hobenen Einwendungen gegen den Kommunismus. 20 P. 168. „Der Kommunismus verbindet die Atome zu keinem organischen Ganzen.66 Die Verbindung von „Atomen66 zu einem „organischen Ganzen66 ist ebenso wenig zu verlangen wie die Quadratur des Zirkels. „Wie der Kommunismus faktisch in Frankreich, seinem Haupt- 25 sitz, vertreten wird, ist er der rohe Gegensatz gegen die egoistische Zerfallenheit des Krämerstaats, über diesen politischen Gegensatz kommt er nicht hinaus, gelangt zu keiner unbeding¬ ten, voraussetzungslosen Freiheit.66 (ibidem). Voilä das deutsch-ideologische Postulat der „unbedingten, vorausset- зо zungslosen Freiheit66, die nur die praktische Formel für das „un¬ bedingte, voraussetzungslose Denken66 ist. Der französische Kom¬ munismus ist allerdings „roh66, weil er der theoretische Ausdruck ei-/[7]/nes wirklichen Gegensatzes ist, über den er nach uns¬ rem Verfasser aber dadurch hinaus sein sollte, daß er diesen 35 Gegensatz in der Einbildung als schon überwunden unterstellt. Vergleiche übrigens Bürgerbuch u. A. p.43. „Innerhalb des Kommunismus kann die Tyrannei recht wohl fortbestehen, weil er nicht die Gattung fortbestehen läßt.66 p. 168. Arme Gattung! Bisher hat die „Gattung66 gleichzeitige mit der „Tyrannei66 bestanden; aber eben weil der Kommunismus die „Gattung“ abschafft, deswegen kann er die „Tyrannei“ fort bestehen lassen. Und wie fängt es nach unsrem wahren Sozialisten der Kommunismus an, „die Gattung66 abzuschaffen? Er „hat die Masse vor sich“, (ibidem). 43
I. Die ..Rheinischen Jahrbücher“ 443 „Der Mensch wird im Kommunismus seines Wesens nicht bewußt .. . seine Abhängigkeit wird durch den Kommunismus auf das letzte, brutalste Verhältnis gebracht, auf die Abhängigkeit von der rohen Materie — Trennung von Ar¬ beit und Genuß. Der Mensch gelangt zu keiner freien sittlichen T ä t i g k e i t.“ Um die „wissenschaftlichen Studien“ zu würdigen, welche uns¬ rem wahren Sozialisten zu diesem Satz verhülfen haben, vergleiche man folgenden Satz: 10 „Die französischen Sozialisten und Kommunisten... haben das Wesen des Sozialismus theoretisch keineswegs erkannt... selbst die radikalen“ (französischen) „Kommunisten sind noch keineswegs über den Gegensatz von Arbeit und Genuß hinaus . .. haben sich noch nicht zum Gedanken der freien Tätigkeit 15 erhoben... Der Unterschied zwischen dem Kommunismus und der Krämerwelt ist nur der, daß die vollständigeEntäuße- rung des wirklichen menschlichen Eigentums im Kommunismus aller Zufälligkeit enthoben, d. h. idealisiert werden soll.“ Bürgerbuch p. 43. 20 Unser wahrer Sozialist wirft also hier den Franzosen vor, daß sie ein richtiges Bewußtsein ihrer faktischen gesellschaftlichen Zustände /[8]/ haben, während sie das Bewußtsein „des Men¬ schen“ über „sein Wesen66 zu Tage fördern sollten. Alle Vor¬ würfe dieser wahren Sozialisten gegen die Franzosen laufen dar- 25 auf hinaus, daß die Feuerbachsche Philosophie nicht die letzte Pointe ihrer gesamten Bewegung ist. Wovon der Verfasser aus¬ geht, ist der vorgefundene Satz von der Trennung von Arbeit und Genuß. Statt mit diesem Satze anzufangen, dreht er ideologisch die Sache um, fängt an mit dem fehlenden Bewußtsein des Men- 3o sehen, schließt daraus auf die „Abhängigkeit von der rohen Ma¬ terie66, und läßt diese sich realisieren in der „Trennung von Arbeit und Genuß66. Wir werden übrigens noch Exempel davon sehen, wohin unser wahrer Sozialist mit seiner Unabhängigkeit „von der rohen Materie66 kommt. — Überhaupt sind diese Herren 33 alle von merkwürdigem Zartgefühl. Alles, namentlich die Mate¬ rie, chokiert sie, überall klagen sie über Roheit. Oben hatten wir schon den „rohen Gegensatz66, jetzt das „brutalste Verhält¬ nis66 der „Abhängigkeit von der rohen Materie66. Der Deutsche öffnet den Mund weit: i0 Die Liebe sei nicht zu roh, Sie schadet sonst der Gesundheit. Natürlich, die deutsche Philosophie in ihrer Verkleidung als So¬ zialismus geht zwar zum Schein auf die „rohe Wirklichkeit66 ein, aber sie hält sich immer in anständiger Entfernung von ihr und 45 ruft ihr mit hysterischer Gereiztheit zu: noli me tangere!
444 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Nach diesen wissenschaftlichen Einwürfen gegen den franzö¬ sischen Kommunismus kommen wir auf einige historische Erörte¬ rungen, die von der „freien sittlichen Tätigkeit“ und den „wissen¬ schaftlichen Studien“ unsres wahren Sozialisten, wie auch vom seiner Unabhängigkeit von der rohen Materie glän-/{9)/zendes 5 Zeugnis ablegen. P. 170 kommt er zu dem „Resultate“, daß „der“ (abermals ) „rohe französische Kommunismus“ der einzige ist, den es „gibt4“. Die Konstruktion dieser Wahrheit а priori wird mit großem „ge¬ sellschaftlichem Instinkt44 durchgeführt und zeigt, daß „der jo Mensch seines Wesens sich bewußt44 geworden ist. Man höre: „Es gibt keinen andern, denn was Weitling gegeben hat, ist nur eine Verarbeitung fourieristischer und kommunistischer Ideen, wie er sie in Paris und Genf kennen lernte.44 „Es gibt keinen44 englischen Kommunismus, „denn was Weit-із ling“ usw. Thomas Morus, die Levellers, Owen, Thompson, Watts, Holyoake, Harney, Morgan, Southwell, Goodwyn Barmby, Grea- ves, Edmonds, Hobson, Spence werden sich sehr wundem, resp. im Grabe umdrehen, wenn ihnen zu Ohren kommt, wie sie keine Kommunisten sind, „denn44 Weitling ging nach Paris und Genf. 20 Übrigens scheint der Weitlingsche Kommunismus doch auch ein andrer zu sein, als der „rohe französische44, vulgo Babouvis- mus, da er auch „fourieristische Ideen44 enthält. „Die Kommunisten waren besonders stark in der Aufstellung von Systemen oder gleich fertigen Gesellschaftsordnungen (Ca- 25 bets Ikarien, la Felicite, Weitling). Alle Systeme aber sind dog¬ matisch-diktatorisch44. P. 170. Mit seiner Meinungsabgabe über Systeme überhaupt hat der wahre Sozialismus sich natürlich der Mühe überhöhen, die kom¬ munistischen Systeme selbst kennen zu lernen. Mit einem Schlage 30 hat er nicht nur Ikarien, sondern auch alle philosophischen Systeme von Aristoteles bis Hegel, das Systeme de la nature, das Linnesche und Jussieusche Pflanzensystem und sogar das Sonnen¬ system überwunden. Was übrigens die Systeme selbst angeht, so sind diese fast alle im Anfänge der kommunistischen Bewegung 35 auf gekommen, und dienten /[10]/ damals der Propaganda als Volksromane, die dem noch unentwickelten Bewußtsein der sich eben in Bewegung setzenden Proletarier vollkommen entsprachen. Cabet selbst nennt seine Icarie einen roman philosophique und ist keineswegs aus seinem System, sondern aus seinen Streitschrif- 40 ten, überhaupt aus seiner ganzen Tätigkeit als Parteichef zu be¬ urteilen. Einige dieser Romane, z. B. das fouriersche System, sind mit wirklich poetischem Geiste, andere wie das Owensche und Ca- betsche, ohne alle Phantasie mit kaufmännischer Berechnung oder juristisch-schlauem Anschmiegen an die Anschauungen der 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 445 zu bearbeitenden Klasse ausgeführt. Diese Systeme verlieren bei der Entwicklung der Partei alle Bedeutung und werden höchstens nominell als Stichwörter beibehalten. Wer glaubt in Frankreich an Icarien, wer in England an die verschieden modifizierten Pläne 5 Owens, die er selbst je nach veränderten Zeitumständen oder mit Rücksicht auf Propaganda unter bestimmten Klassen predigte? Wie wenig der wirkliche Inhalt dieser Systeme in ihrer systema¬ tischen Form liegt, beweisen am besten die orthodoxen Fourie- risten der Democratie pacifique, die bei all ihrer Orthodoxie die 10 geraden Antipoden Fouriers, doktrinäre Bourgeois sind. Der eigentliche Inhalt aller epochemachenden Systeme sind die Be¬ dürfnisse der Zeit, in der sie entstanden. Jedem derselben liegt die ganze vorhergegangne Entwicklung einer Nation, die geschicht¬ liche Gestaltung der Klassenverhältnisse mit ihren politischen, 15 moralischen, philosophischen und andern Konsequenzen zu Grunde. Dieser Basis und diesem Inhalt der kommunistischen Sy¬ steme gegenüber ist mit dem Satz, daß alle Systeme dogmatisch, diktatorisch sind, gar nichts ausgerichtet. Den Deutschen lagen keine ausgebildeten Klassenverhältnisse vor, wie den Engländern 2o und Franzosen. Die deutschen Kommunisten konnten daher die Basis ihres Systems nur aus den Verhältnissen des Standes neh¬ men, aus dem sie hervorgingen. Daß daher das einzige existie¬ rende /[11]/ deutsche kommunistische System eine Reproduktion der französischen Ideen innerhalb der durch die kleinen Hand- 25 werkerverhältnisse beschränkten Anschauungsweise war, ist ganz natürlich. Die Tyrannei, die innerhalb des Kommunismus fortbesteht, zeigt „der Wahnsinn Cabets, welcher verlangt, daß alle Welt auf seinen Populaire abonnieren soll.“ p. 168. Wenn unser зо Freund Forderungen, die ein Parteichef durch bestimmte Um¬ stände und die Gefahr der Zersplitterung beschränkter Geldmit¬ tel gezwungen an seine Partei stellt, zuerst verdreht und dann an dem „Wesen des Menschen“ mißt, so muß er allerdings zu dem Resultate kommen, daß dieser Parteichef und alle andern Partei- 35 leute „wahnsinnig“, dagegen bloß unparteiische Gestalten, wie er und das „Wesen des Menschen“, gesunden Verstandes seien. Er möge übrigens aus Cabets: ma ligne droite das wahre Sachverhält¬ nis kennen lernen. Schließlich faßt sich der ganze Gegensatz unsres Verfassers 4o und überhaupt der deutschen wahren Sozialisten und Ideologen gegen die wirklichen Bewegungen andrer Nationen in einem klas¬ sischen Satze zusammen. Die Deutschen beurteilen Alles sub spe- cie aetemi (nach dem Wesen des Menschen), die Ausländer sehen alles praktisch, nach den wirklich vorliegenden Menschen und 45 Verhältnissen. Die Ausländer denken und handeln für die Zeit,
446 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus die Deutschen für die Ewigkeit. Dies gesteht unser wahrer Sozialist folgendermaßen ein: „Schon durch seinen Namen, den Gegensatz gegen die Konkurrenz, zeigt der Kommunismus seine Einseitigkeit; soll denn aber diese Befangenheit, die wohl jetzt als Parteiname ihre Geltung haben kann, ewig währen?“ 5 Nach dieser gründlichen Vernichtung des Kommunismus geht unser Verfasser auf seinen Gegensatz, den Sozialismus über. „Der Sozialismus gibt die anarchische Ordnung, die der menschlichen Gattung, wie dem Universum, wesentlich eigentümlich ist“ — (p. 170) und ebendeshalb für „die w menschliche Gattung“ bisher nicht existiert hat. Die freie Konkur¬ renz ist zu „roh“, um unsrem wahren Sozialisten als „anarchische Ordnung“ zu erscheinen. „Voll Vertrauen auf den sittlichen Kem der Mensch¬ heit46 dekretiert „der Sozialismus66, daß „die Vereinigung der n Geschlechter nur die höchste Steigerung der Liebe ist und sein sollte, denn nur das Natürliche ist wahr und das Wahre ist sittlich.“ p. 171. Der Grund, weshalb „die Vereinigung etc. etc. ist und sein sollte“, paßt auf Alles. Z. B. „Voll Vertrauen auf den sittlichen 20 Kem“ des Affengeschlechts kann „der Sozialismus“ ebenfalls de¬ kretieren, daß die bei den Affen sich natürlich / [12]/ vorfindende Onanie „nur die höchste Steigerung der“ Selbst-„Liebe ist und sein sollte; denn nur das Natürliche ist wahr und das Wahre ist sittlich“. 25 Woher der Sozialismus den Maßstab dessen nimmt, was „natürlich“ ist, läßt sich schwer sagen. „Tätigkeit und Genuß fallen in des Menschen Eigentüm¬ lichkeit zusammen. Durch diese werden jene beiden bestimmt, nicht durch die außer uns stehenden Produkte.“ зо „Da nun aber diese Produkte zur Tätigkeit, das ist zum wah¬ ren Leben unumgänglich sind, dieselben aber durch die gemein¬ same Tätigkeit der gesamten Menschheit sich von Letzterer gleich¬ sam abgelöst haben, so sind oder sollen sie auch für Alle das gemeinsame Substrat weiterer Entwicklung sein (Güter- 35 gemeinschaf t).“ „Unsre heutige Gesellschaft ist freilich so verwildert, daß En- zelne in tierischem Heißhunger über die Produkte fremder Arbeit herfallen und dabei untätig ihr eignes Wesen verfaulen lassen (Rentiers); wovon wieder die notwendige Konst-eo quenz ist, daß Andere, deren Eigentum (ihr eignes mensci- liches Wesen) nicht durch Untätigkeit, sondern durch aufreibeme Anspannung verkümmert, zu maschinenmäßigem Prodi- zieren getrieben werden (Proletarier) . . . Beide Extrene unsrer Gesellschaft aber, Rentiers und Proletarier, stehen aif 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 447 Einer Stufe der Bildung, Beide sind abhängig von den Dingen außer ihnen“ oder „Neger“, wie Sankt Max sagen würde. P. 169, 170. Diese obigen „Resultate“ unsres „Mongolen“ über „Unser 5 Negertum“ sind das Vollendetste, was der wahre Sozialismus bis jetzt „als zum wahren Leben unumgängliches Produkt gleichsam von sich abgelöst hat“ und wovon er nach „des Menschen Eigen¬ tümlichkeit“ glaubt, daß „die gesamte Menschheit“ darüber „in tierischem Heißhunger herfallen“ müsse. 10 „Rentiers“, „Proletarier44, „maschinen-/{ 13)/mäßig“, „Güter¬ gemeinschaft44 — diese vier Vorstellungen sind jedenfalls für unsren Mongolen „außer ihm stehende Produkte44, in Beziehung auf welche seine „Tätigkeit44 und sein „Genuß44 darin besteht, sie als die bloß antizipierten Namen für die Resultate seines eignen 15 „maschinenmäßigen Produzierens“ darzustellen. Wir erfahren, daß die Gesellschaft verwildert ist und daß des¬ halb die Individuen, die eben diese Gesellschaft bilden, an aller¬ hand Gebrechen leiden. Die Gesellschaft wird getrennt von die¬ sen Individuen, verselbstständigt, sie verwildert auf eigne Faust 2o und erst in Folge dieser Verwilderung leiden die Individuen. Die erste Folge dieser Verwilderung sind die Bestimmungen Raub¬ tier, untätig, und Inhaber eines „verfaulenden eignen Wesens44, worauf wir zu unsrem Schrecken erfahren, daß diese Bestimmun¬ gen „der Rentier44 sind. Dabei ist nur zu bemerken, daß dies „ver- 23 faulen lassen des eignen Wesens“ weiter nichts ist als eine philo- sophisch-mystifizierte Manier sich über die „Untätigkeit44 klar zu werden, von deren praktischer Beschaffenheit man wenig zu wis¬ sen scheint. Die zweite „notwendige Konsequenz46 dieser ersten Folge der зо Verwilderung sind die beiden Bestimmungen „Verkümmern des eignen menschlichen Wesens durch aufreibende Anspannung“ und „Getrieben werden zu maschinenmäßigem Produzieren44. Diese beiden Bestimmungen sind die „notwendige Konsequenz davon, daß die Rentiers ihr eignes Wesen verfaulen lassen44 und 35 heißen in der profanen Sprache, wie wir wiederum mit Schrecken erfahren, „der Proletarier44. Der Kausalnexus des Satzes ist also folgender: Daß Proleta¬ rier existieren und maschinenmäßig arbeiten, findet sich als Tat¬ sache vor. Warum müssen die Proletarier „maschinenmäßig pro- 40 duzieren“? Weil die Rentiers „ihr eignes Wesen verfaulen las¬ sen44. Warum lassen die Rentiers ihr eignes Wesen verfaulen? Weil „unsre heutige Gesellschaft so verwildert ist44. Warum ist sie so verwildert? Das frage Deinen Schöpfer. /[14]/ Charakteristisch ist für unsren wahren Sozialisten, daß 45 er in dem Gegensatz von Rentiers und Proletariern „die Extreme
448 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus unsrer Gesellschaft“ sieht. Dieser Gegensatz, der so ziemlich auf allen einigermaßen entwickelten Gesellschaftsstufen existiert hat und seit undenklicher Zeit von allen Moralisten breitgeschla¬ gen ist, wurde namentlich ganz im Anfänge der proletarischen Be¬ wegung wieder hervorgesucht, zu einer Zeit, wo das Proletariat 5 mit der industriellen und kleinen Bourgeoisie noch gemeinsame Interessen hatte. Vergleiche z. B. Cobbetts und P. L. Courriers Schriften oder Saint-Simon, der im Anfänge die industriellen Ka¬ pitalisten noch zu den travailleurs rechnete, im Gegensatz zu den oisifs, den Rentiers. Diesen trivialen Gegensatz auszusprechen, 10 und zwar nicht in der gewöhnlichen, sondern in der heiligen philosophischen Sprache, für diese kindliche Einsicht nicht den passenden, sondern einen verhimmelten, abstrakten Ausdruck zu geben, darauf reduziert sich die Gründlichkeit der im wahren So¬ zialismus vollendeten deutschen Wissenschaft hier wie in allen 15 andern Fällen. Dieser Gründlichkeit setzt dann auch der Schluß die Krone auf. Hier verwandelt unser wahrer Sozialist die ganz verschiedenen Bildungsstufen der Proletarier und Rentiers in „Eine Stufe der Bildung“, weil er von ihren wirklichen Bildungs¬ stufen Umgang nehmen und sie unter die philosophische Phrase: 20 „Abhängigkeit von den Dingen außer ihnen“ subsumieren kann. Hier hat der wahre Sozialismus die Bildungsstufe gefunden, auf der die Verschiedenheit aller Bildungsstufen in den drei Natur¬ reichen, der Geologie und Geschichte sich vollständig in Nichts auflöst. 25 /[15]/ Trotz seines Hasses gegen die „Abhängigkeit von Dingen außer ihm“ gesteht der wahre Sozialist doch ein, daß er von ihnen abhängig ist, „da die Produkte“, d. h. eben diese Dinge „zur Tä¬ tigkeit“ und „zum wahren Leben unumgänglich sind66. Dies ver¬ schämte Geständnis wird gemacht, um einer philosophischen Kon- зо struktion der Gütergemeinschaft Bahn zu brechen, einer Kon¬ struktion, die in so baren Unsinn verläuft, daß sie bloß der Auf¬ merksamkeit des Leser zu empfehlen ist. Wir kommen jetzt zu dem ersten der oben zitierten Sätze. Hier wird wieder die „Unabhängigkeit von den Dingen66 für die Tätig- 35 keit und den Genuß in Anspruch genommen. Tätigkeit und Genuß „werden bestimmt66 durch „die Eigentümlichkeit des Menschen66. Statt diese Eigentümlichkeit in der Tätigkeit und dem Genuß der ihn umgebenden Menschen nachzuweisen, wo er sehr bald gefun¬ den haben würde, inwiefern hier die außer uns stehenden Pro- 40 dukte ebenfalls mitsprechen, läßt er Beide in „der Eigentümlich¬ keit des Menschen zusammenfallen66. Statt die Eigentümlichkeit der Menschen in ihrer Tätigkeit und der dadurch bedingten Wese des Genusses sich zur Anschauung zu bringen, erklärt er Bede aus der „Eigentümlichkeit des Menschen“, wo dann alle Diskis- 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 449 sion abgeschnitten ist. Von der wirklichen Handlung des Indivi¬ duums flüchtet er sich wieder in seine unbeschreibliche, unnah¬ bare Eigentümlichkeit. Wir sehen hier übrigens, was die wah¬ ren Sozialisten unter der „freien Tätigkeit“ verstehen. Un- 5 ser Verfasser verrät uns unvorsichtiger Weise, daß sie die Tätig¬ keit ist, die „nicht durch die Dinge außer uns bestimmt wird“, d. h. der actus purus, die reine, absolute Tätigkeit, die nichts als Tätigkeit ist und in letzter Instanz wieder auf die Illusion vom „reinen Denken“ hinaus läuft. Diese reine Tätigkeit wird natür- 10 lieh sehr verunreinigt, wenn sie ein materielles Substrat und ein materielles Resultat hat; der wahre Sozialist befaßt sich nur widerstrebend mit solcher unreinen Tätigkeit, und verachtet ihr Produkt, das nicht /[16]/ mehr „Resultat“, sondern „nur ein Ab¬ fi all vom Menschen“ genannt wird (p. 169). Das Subjekt, das 15 dieser reinen Tätigkeit zu Grunde liegt, kann daher auch kein wirklicher sinnlicher Mensch, sondern nur der denkende Geist sein. Die so verdeutschte „freie Tätigkeit“ ist nur eine andere Formel für die obige „unbedingte, voraussetzungslose Freiheit44. Wie sehr übrigens dies Gerede von der „freien Tätigkeit44, das bei 2o den wahren Sozialisten nur dazu dient, ihre Unkenntnis der wirk¬ lichen Produktion zu verhüllen, in letzter Instanz auf das „reine Denken44 hinausläuft, beweist unser Verfasser schon dadurch, daß das Postulat der wahrhaften Erkenntnis sein letztes Wort ist. „Diese Sonderung der beiden Hauptparteien der 25 Z e i t“ (nämlich des französischen rohen Kommunismus und des deutschen Sozialismus) „hat sich durch die Entwick¬ lung der letzten zwei Jahre ergeben, wie sie namentlich in Heß’ Philosophie der Tat — Herweghs Einundzwanzig Bogen — begann. Es war somit an der Zeit, auch einmal die Schi- зо boleths der gesellschaftlichen Parteien näher zu be¬ leuchten.44 p. 173. Wir haben hier also auf der einen Seite die wirklich existie¬ rende kommunistische Partei in Frankreich mit ihrer Literatur, und auf der andern einige deutsche Halbgelehrte, die sich die 35 Ideen dieser Literatur philosophisch zu verdeutlichen streben. Diese letzteren gelten eben so gut wie die ersteren für eine „H auptpartei der Z e i t“, also für eine Partei, die nicht nur für ihren nächsten Gegensatz, die französischen Kommunisten, sondern auch für die englischen Chartisten und Kommunisten, 40 die amerikanischen Nationalreformer und überhaupt alle andern Parteien „der Zeit44 von unendlicher Wichtigkeit ist. Leider wis¬ sen alle diese Parteien nichts von der Existenz dieser „Haupt¬ partei44. Es ist aber seit geraumer Zeit die Manier der deutschen Ideologen, daß jede ihrer literarischen Fraktionen, besonders die, 45 die „am weitesten zu gehen44 wähnt, sich nicht nur für „eine Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 29
450 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Hauptpartei“, sondern geradezu für „d i e Hauptpartei der Zeit“ erklärt. Wir haben so unter andern „die Hauptpartei“ der kri- /{17} /tischen Kritik, „die Hauptpartei“ des mit sich einigen Egois¬ mus, und jetzt „die Hauptpartei“ der wahren Sozialisten. Deutsch¬ land kann es auf diese Weise noch zu einem ganzen Schock von 5 „Hauptparteien“ bringen, deren Existenz bloß in Deutschland, und auch hier nur unter dem kleinen Stande der Gelehrten, Halb¬ gelehrten und Literaten bekannt ist, während sie alle wähnen, die Kurbel der Weltgeschichte zu drehen, wenn sie das lange Garn ihrer eignen Phantasien spinnen. 10 Diese „Hauptpartei“ der wahren Sozialisten hat sich „durch die Entwicklung der letzten zwei Jahre ergeben, wie sie namentlich in Heß’ Philosophie begann“. D.h. sie hat „sich ergeben“, als die Verwicklung unsres Verfassers in den Sozialismus „be¬ gann“, nämlich in den „zwei letzten Jahren“, womit es für ihn 15 „an der Zeit war“, sich vermittelst einiger „Schiboleths“ über das, was er für „gesellschaftliche Parteien“ hält, „auch einmal näher“ zu e r leuchten. Nachdem wir so mit dem Kommunismus und Sozialismus fer¬ tig geworden sind, führt uns unser Verfasser die höhere Einheit 20 Beider, den Humanismus vor. Von diesem Augenblicke an betreten wir das Land „d e s Menschen“ und von nun an trägt sich die ganze wahre Geschichte unsres wahren Sozialisten nur in Deutschland zu. „In dem Humanismus nun lösen sich alle Namenstreitig- 25 keiten auf; zu was Kommunisten, zu was Sozialisten? Wir sind Menschen“ (p. 172) —tous freres, tous amis, Laßt uns nicht schwimmen gegen den Strom, Ihr Brüder, es hilft uns wenig! зо Laßt uns besteigen den Templower Berg, Und rufen: Es lebe der König! Zu was Menschen, zu was Bestien, zu was Pflanzen, zu wis Steine? Wir sind Körper! 35 Folgt eine historische Auseinandersetzung, die auf der deit- schen Wissenschaft basiert und die denFranzosen ihr „gesellscha t- licher Instinkt einst ersetzen helfen wird“. Antike Zeit — Naive¬ tät, Mittelalter — Romantik, /[18]/ neue Zeit — Humanismus. Durch diese drei Trivialitäten ist natürlich der Humanismus uis- 40 res Verfassers historisch konstruiert und als die Wahrheit du*
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 451 Humaniora von ehedem erwiesen. Über dergleichen Konstruktio¬ nen vergleiche man „Sankt Max“ im ersten Bande, der diesen Ar¬ tikel viel kunstgerechter und weniger dilletantisch fabriziert. P. 172 wird uns berichtet, daß „die letzte Folge des Schola- 5 stizismus die Spaltung des Lebens ist, die Heß vernichtete“. Die Theorie wird hier also als die Ursache der „Spaltung des Lebens“ dargestellt. Man sieht nicht ein, weshalb diese wahren Sozialisten überhaupt von der Gesellschaft sprechen, wenn sie mit den Phi¬ losophen glauben, daß alle wirklichen Spaltungen durch io Begriffsspaltungen hervorgerufen wurden. Sie können sich in diesem philosophischen Glauben an die weltschöpferische und weltzerstörende Macht der Begriffe dann auch einbilden, ein beliebiges Individuum habe durch irgend welche „Vernichtung“ von Begriffen „die Spaltung des Lebens vernichtet“. Bei diesen 15 wahren Sozialisten wird, wie bei allen deutschen Ideologen, die literarische Geschichte fortwährend mit der wirklichen Geschichte als gleich wirkend durcheinander geworfen. Diese Manier ist allerdings sehr begreiflich bei den Deutschen, die die miserable Rolle, die sie in der wirklichen Geschichte gespielt haben und го fortwährend spielen, dadurch verdecken, daß sie die Illusionen, an denen sie so besonders reich waren, auf gleiche Stufe mit der Wirklichkeit stellen. /[19]/ Nun zu den „letzten zwei Jahren“, in denen die deutsche Wissenschaft sämtliche Fragen gründlichst erledigt und den an- 25 dem Nationen nichts mehr übrig läßt, als die Ausführung ihrer Dekrete. „Das Werk der Anthropologie, die Wiedergewinnung seines“ (Feuerbachs oder des Menschen?) „ihm entfremdeten Wesens durch den Menschen ward durch Feuerbach nur einseitig voll- ao zogen, d. h. begonnen; er vernichtete die religiöse Illusion, die theoretische Abstraktion, den Gott-Menschen, während Heß die politische Illusion, die Abstraktion seines“ (Hessens oder des Menschen?) „Vermögens, seiner Tätigkeit, d. i. das Ver¬ mögen zerstört. Nur durch die Arbeit des letzteren ward 3s der Mensch von den letzten Mächten außer ihm befreit, zu sittlicher Tätigkeit befähigt — alle Uneigennützigkeit der frühe¬ ren“ (vorhessischen) „Zeit war nur eine scheinbare — und in seine Würde wieder eingesetzt: oder wo galt der Mensch früher“ (vor Heß) „das, was er war? Wurde er nicht nach seinen Schätzen 4o geschätzt? Sein Geld schaffte ihm seine Geltung.“ p. 171. Charakteristisch ist für alle diese hohen Worte von Befreiung usw., daß immer nur „d e г Mensch“ der Befreite etc. ist. Ob¬ gleich es nach den obigen Aussprüchen scheint, als habe nun das „Vermögen“, „Geld“ usw. aufgehört, so erfahren wir doch im 45 folgenden Satz: „Nun erst, nach Zerstörung dieser Illusionen“ (das 29*
452 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Geld ist sub specie aetemi betrachtet, allerdings eine Illusion, Гог n’est qu’une chimere) „kann an eine neue, menschliche Ord¬ nung der Gesellschaft gedacht werden“, (ibid.) Dies ist aber ganz überflüssig, denn „die Erkenntnis des Wesens des Men¬ schen hat ein wahrhaft menschliches Leben zur natürlichen, not- 5 wendigen Folge.“ (p. 172). Durch die Metaphysik, durch die Politik pp, zum Kommunis¬ mus oder Sozialismus kommen — diese bei den wahren Sozialisten sehr beliebten Phrasen besagen weiter nichts, als daß dieser oder jener Schriftsteller die ihm von Außen zugekommenen, und aus 10 ganz andern Verhältnissen entsprungenen, kommunistischen Ideen sich in der Redeweise seines bisherigen Standpunkts angeeignet und ihnen den /[20]/ diesem Standpunkte entsprechenden Aus¬ druck gegeben hat. Ob einer oder der andre dieser Standpunkte bei einer ganzen Nation vorwiegt, ob ihre kommunistische An- 15 schauungsweise politisch, metaphysisch oder sonst tingiert ist, hängt natürlich von der ganzen Entwicklung des Volkes ab. Unser Verfasser zieht aus der Tatsache, daß die Anschauungsweise der meisten französischen Kommunisten eine politische Färbung hat — einer Tatsache, der die andre gegenübersteht, daß sehr viele 20 französische Sozialisten von der Politik gänzlich abstrahiert haben — den Schluß, daß die Franzosen „durch die Politik“, durch ihre politische Entwicklung „zum Kommunismus gekommen seien“. Dieser überhaupt in Deutschland sehr stark zirkulierende Satz be¬ weist nicht, daß unser Verfasser von der Politik, namentlich der 25 französischen politischen Entwicklung oder vom Kommunismus irgend etwas weiß, sondern nur, daß er die Politik für eine selbst¬ ständige Sphäre hält, die ihre eigne, selbstständige Entwicklung hat. ein Glaube, den er mit allen Ideologen teilt. Ein anderes Stichwort der wahren Sozialisten ist das „wahre 30 Eigentum“, das „wahre, persönliche Eigentum“, „wirkliche“, „gesellschaftliche“, „lebendige“, „natürliche“ ppp Eigentum, wo¬ gegen sie höchst charakteristisch das Privateigentum als „soge¬ nanntes Eigentum“ bezeichnen. Wir haben schon im ersten Bande darauf hingewiesen, daß dieser Sprachgebrauch ursprüng- 35 lieh von den Saint-Simonisten herrührt, bei denen er indes nie diese deutsche metaphysisch-mysteriöse Form erreichte und bei denen er im Anfänge der sozialistischen Bewegung gegenüber dem bornierten Geschrei der Bourgeoisie einigermaßen berechtigt wir. Das Ende, das die meisten Saintsimonisten genommen haben, be- 40 weist übrigens, wie leicht dies „wahre Eigentum“ sich in „gewöhn¬ liches Privateigentum“ wieder auflöst. /(21) / Wenn man sich den Gegensatz des Kommunismus zur Welt des Privateigentums in der rohsten Form vorstellt, d. h. in der abstrakten Form, in der man alle wirklichen Bedingungen die- 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 453 ses Gegensatzes entfernt, so hat man den Gegensatz von Eigentum und Eigentumslosigkeit. Man kann dann die Aufhebung dieses Gegensatzes als Aufhebung der einen oder der andern Seite fas¬ sen, als Aufhebung des Eigentums, wobei die allgemeine Eigen- 5 tumslosigkeit oder Lumperei herauskommt oder als Aufhebung der Eigentumslosigkeit, die in der Herstellung des wahren Eigen¬ tums besteht. In der Wirklichkeit stehen auf der einen Seite die wirklichen Privateigentümer, auf der andern die eigentumslosen kommunistischen Proletarier. Dieser Gegensatz wird täglich schär- 10 fer und drängt auf eine Krise hin. Wenn also die theoretischen Vertreter der Proletarier irgend etwas durch ihre literarische Tä¬ tigkeit ausrichten wollen, so müssen sie vor Allem darauf drin¬ gen, daß alle Phrasen entfernt werden, die das Bewußtsein der Schärfe dieses Gegensatzes schwächen, alle Phrasen, die diesen 15 Gegensatz vertuschen und wohl gar den Bourgeois Gelegenheit bie¬ ten, sich kraft ihrer philanthropischen Schwärmereien der Sicher¬ heit halber den Kommunisten zu nähern. Alle diese schlechten Eigenschaften finden wir aber in den Stichwörtern der wahren Sozialisten, namentlich in dem „wahren Eigentum“. Wir wissen го sehr gut, daß die kommunistische Bewegung nicht durch ein paar deutsche Phrasenmacher verdorben werden kann. Aber es ist dennoch nötig, in einem Lande wie Deutschland, wo die philoso¬ phischen Phrasen seit Jahrhunderten eine gewisse Macht hatten, und wo die Abwesenheit der scharfen Klassengegensätze andrer 25 Nationen ohnehin dem kommunistischen Bewußtsein weniger Schärfe und Entschiedenheit gibt, allen Phrasen entgegenzutreten, die das Bewußtsein über den totalen Gegensatz des Kommunismus gegen die bestehende Weltordnung /[22]/ noch mehr abschwächen und verwässern könnten. зо Diese Theorie vom wahren Eigentum faßt das bisherige wirk¬ liche Privateigentum nur als Schein, dagegen die aus diesem wirklichen Eigentum abstrahierte Vorstellung als Wahrheit und Wirklichkeit dieses Scheins, ist also durch und durch ideologisch. Sie spricht nur klarer und bestimmter die Vorstellun- 35 gen der Kleinbürger aus, deren wohltätige Bestrebungen und fromme Wünsche ebenfalls auf die Aufhebung der Eigentums¬ losigkeit hinauslaufen. Wir haben in diesem Auf satze wieder gesehen, welche borniert¬ nationale Anschauungsweise dem vorgeblichen Universalismus 4o und Kosmopolitismus der Deutschen zu Grunde liegt. Franzosen und Russen gehört das Land, Das Meer gehört den Britten, Wir aber besitzen im Luftreich des Traums Die Herrschaft unbestritten.
454 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Hier üben wir die Hegemonie, Hier sind wir unzerstückelt; Die andern Völker haben sich Auf platter Erde entwickelt. Dieses Luftreich des Traums, das Reich des „Wesens des Men- 5 sehen“ halten die Deutschen den andern Völkern mit gewaltigem Selbstgefühl als die Vollendung und den Zweck der ganzen Welt¬ geschichte entgegen; auf jedem Felde betrachten sie ihre Träume¬ reien als schließliches Endurteil über die Taten der andern Na¬ tionen, und weil sie überall nur das Zusehen und Nachsehen haben, 10 glauben sie berufen zu sein, über alle Welt zu Gericht zu sitzen und die ganze Geschichte in Deutschland ihr letztes Absehen er¬ reichen zu lassen. Daß dieser aufgeblasene und überschwengliche Nationalhochmut einer ganz kleinlichen, krämerhaften und hand¬ werkermäßigen Praxis entspricht, haben wir bereits mehrere Male 15 gesehen. Wenn die nationale Borniertheit überall widerlich ist, so wird sie namentlich in Deutschland ekelhaft, weil sie hier mit der Illusion, über die Nationalität und über alle wirklichen Inter¬ essen erhaben zu sein, denjenigen Nationalitäten entgegen gehal¬ ten wird, /[23]/ die ihre nationale Borniertheit und ihr Beruhen 20 auf wirklichen Interessen offen eingestehen. Übrigens findet sich unter allen Völkern das Beharren auf der Nationalität nur noch bei den Bourgeois und ihren Schriftstellern. — B. „Sozialistische Bausteine“ Rhein. Jahrbb. p. 155seqq. In diesem Aufsatze wird der Leser zunächst durch einen belle¬ tristisch-poetischen Prolog auf die schweren Wahrheiten des wah¬ ren Sozialismus vorbereitet. Der Prolog beginnt damit, als „End¬ zweck alles Strebens, aller Bewegungen, der schweren und un¬ ermüdeten Anstrengungen vergangner Jahrtausende“ ... „das зо Glück“ zu konstatieren. Wir erhalten in einigen kurzen Zügen so zu sagen eine Geschichte des Strebens nach Glück: „Als das Ge¬ bäude der alten Welt in Trümmer zerfiel, flüchtete sich das mensch¬ liche Herz mit seinen Wünschen hinüber in das Jenseits; dorthin übertrug es sein Glück.“ p. 156. Daher alles Pech der irdischen 35 Welt. In der neuesten Zeit hat der Mensch dem Jenseits den Ab¬ schied gegeben, und unser wahrer Sozialist fragt nun: „Vermag er die Erde wiederum als das Land seines Glücks zu begrüßen?
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 455 Hat er in ihr wieder seine ursprüngliche Heimat erkannt? Warum trennt er dann noch länger Leben und Glück, warum hebt er die letzte Scheidewand nicht auf, welche das irdische Leben selbst noch immer in zwei feindliche Hälften spaltet?“ (ibidem) 5 „Land meiner seligsten Gefühle!“ etc. Er erläßt mm eine Einladung zu einem Spaziergange an „d e n Menschen“, eine Einladung, die „der Mensch“ mit Vergnügen ak¬ zeptiert. „Der Mensch“ tritt in die „freie Natur“ und entwickelt unter Anderm folgende Herzensergießungen eines wahren Sozia¬ le listen: „ . ! . bunte Blumen ... hohe und stolze Eichen ... ihr Wachsen und Blühen, /[24]/ ihr Leben ist ihre Befriedigung, ihr Glück... eine unermeßliche Schar von kleinen Tieren auf den Wiesen... Waldvögel... mutige Schar junger Rosse... ich sehe“ (spricht 15 „der Mensch“), „daß diese Tiere kein anderes Glück kennen noch begehren, als dasjenige, welches für sie in der Äußerung und im Genüsse ihres Lebens liegt. Wenn die Nacht herabsinkt, begegnet dem Blick meines Auges eine unzählbare Schar von Welten, welche nach ewigen Gesetzen im unendlichen Raum kreisend sich um- 20 schwingen. In diesen Schwingungen sehe ich eine Einheit von Le¬ ben, Bewegung und Glück.“ p. 157. „Der Mensch“ konnte noch eine Masse andrer Dinge in der Natur sehen, z. B. die größte Konkurrenz unter Pflanzen und Tie¬ ren, wie z. B. im Pflanzenreich, in seinem „Walde von hohen und 25 stolzen Eichen“ diese hohen und stolzen Kapitalisten dem kleinen Gebüsch die Lebensmittel verkümmern und dies ebenfalls aus¬ rufen könnte: terra, aqua, aere et igni interdicti sumus, er konnte die Schmarotzerpflanzen, die Ideologen der Vegation sehen, fer¬ ner einen offenen Krieg zwischen den „Waldvögeln“ und der „un- зо ermeßlichen Schar kleiner Tiere“, zwischen dem Grase seiner „Wiesen“ und der „mutigen Schar junger Rosse“. Er konnte in der „unzählbaren Schar von Welten“ eine ganze himmlische Feu¬ dalmonarchie mit Hintersassen und Inliegem sehen, von welchen letzteren Einige, z. B. der Mond, eine sehr kümmerliche Existenz 35 fristen, aere et aqua interdicti; ein Lehnswesen, in dem sogar die heimatlosen Vagabunden, die Kometen, eine ständische Gliede¬ rung erhalten haben, und in dem z. B. die zerschlagenen Asteroi¬ den von zeitweiligen unangenehmen Auftritten zeugen, während die Meteorsteine, diese gefallnen Engel, sich verschämt durch „den 4o unendlichen Raum“ schleichen, bis sie irgendwo ein bescheidnes Unterkommen finden. Weiter hinaus würde /{25}/ er dann auf die reaktionären Fixsterne kommen. „Alle diese Wesen finden in der Übung und Äußerung aller ihrer Lebensfähigkeiten, mit denen sie von der Natur begabt sind, 45 zugleich ihr Glück, die Befriedigung und den Genuß ihres Lebens.“
456 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus D. h. in der gegenseitigen Einwirkung der Naturkörper auf einander, in der Äußerung ihrer Kräfte findet „der Mensch“, daß diese Naturkörper darin ihr Glück usw. finden. „Der Mensch“ erhält nunmehr von unsrem wahren Sozialisten einen Verweis wegen seiner Zwietracht: & „Ist der Mensch nicht gleichfalls hervorgegangen aus der Ur¬ welt, ein Geschöpf der Natur wie alle andern? Ist er nicht aus denselben Stoffen gebildet, mit denselben allgemeinen Kräften und Eigenschaften begabt, welche alle Dinge be¬ leben? Warum sucht er sein Glück auf der Erde noch immer in 10 einem irdischen Jenseits?“ p. 158. „Dieselben allgemeinen Kräfte und Eigenschaften“, die der Mensch mit „allen Dingen“ gemein hat, sind Kohäsion, Undurch¬ dringlichkeit, Volumen, Schwere usw., die man auf der ersten Seite jedes Lehrbuchs der Physik ausführlich verzeichnet findet. 15 Wie hieraus ein Grund gezogen werden kann, warum der Mensch nicht „sein Glück in einem irdischen Jenseits suchen“ sollte, ist schlechterdings nicht abzusehen. Aber, ermahnt er den Menschen: „Sehet die Lilien auf dem Felde“. Ja sehet die Lilien auf dem Felde, wie sie von den Ziegen verspeist, von „dem Menschen“ 20 ins Knopfloch verpflanzt werden, wie sie unter den unkeuschen Liebkosungen der Viehmagd und des Eseltreibers zusammenknik- ken! „Sehet die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht, und euer himmlischer Vater ernähret sie doch.“ Gehet hin und tut desgleichen! 25 Nachdem wir so die Einheit „des Menschen“ mit „allen Din¬ gen“ erfahren haben, erfahren wir mm seinen /[26]/ Unter¬ schied von „allen Dingen“. „Aber der Mensch erkennt sich, besitzt das Bewußt¬ sein seiner selbst. Während in den andern Wesen die so Triebe und Kräfte der Natur einzeln und unbewußt zur Er¬ scheinung kommen, vereinigen sie sich im Menschen und gelan¬ gen in ihm zum Bewußtsein . . . seine Natur ist der Spiegel der ganzen Natur, welche sich in ihm erkennt. Wohlan! Er¬ kennt sich die Natur in mir, so erkenne ich in der Natur mich <35 selbst, in ihrem Leben mein eignes Leben [...] So leben auch wir aus, was die Natur in uns hineingelegt hat.“ p. 158. Dieser ganze Prolog ist ein Muster naiver philosophischer Mystifikation. Der wahre Sozialist geht von dem Gedanken aus, daß der Zwiespalt von Leben und Glück aufhören müsse. Um für 40 diesen Satz einen Beweis zu finden, nimmt er die Natur zu Hülfe und unterstellt, daß in ihr dieser Zwiespalt nicht existiere, und hieraus schließt er, daß, da der Mensch ebenfalls ein Naturkör¬ per sei und die allgemeinen Eigenschaften des Körpers besitze, für ihn dieser Zwiespalt ebenfalls nicht existieren dürfe. Mit viel 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 457 größerem Rechte konnte Hobbes sein bellum omnium contra omnes aus der Natur beweisen, und Hegel, auf dessen Konstruk¬ tion unser wahrer Sozialist fußt, in der Natur den Zwiespalt, die liederliche Periode der absoluten Idee erblicken, und das Tier so- 5 gar die konkrete Angst Gottes nennen. Nachdem unser wahrer Sozialist die Natur so mystifiziert hat, mystifiziert er das mensch¬ liche Bewußtsein, indem er es zum „Spiegel“ der so mystifizierten Natur macht. Natürlich, sobald die Äußerung des Bewußtseins den Gedankenausdruck eines frommen Wunsches über menschliche 10 Verhältnisse der Natur untergeschoben, versteht es sich von selbst, daß das Bewußtsein nur der Spiegel ist, in dem die Natur sich selbst beschaut. Wie oben aus der Qualität des Menschen als bloßer Naturkörper, so hier aus seiner Qualität als bloßer passiver Spiegel, in dem die Natur zum Bewußtsein /[27]/ kommt, wird 15 bewiesen, daß „der Mensch“ den in der Natur als nicht existierend unterstellten Zwiespalt ebenfalls in seiner Sphäre aufzuheben habe. Doch sehen wir uns den letzten Satz, in dem sich der ganze Unsinn zusammenfaßt, näher an. Der Mensch besitzt Selbstbewußtsein, erstes Faktum, was aus- 2o gesagt wird. Die Triebe und Kräfte der einzelnen Naturwesen werden verwandelt in die Triebe und Kräfte „der Natur44, die dann natürlich in diesen einzelnen Wesen vereinzelt „zur Erscheinung kommen44. Diese Mystifikation war nötig, um nach¬ her die Vereinigung dieser Triebe und Kräfte „d e r Natur“ im 25 menschlichen Selbstbewußtsein hervorzubringen. Hiermit wird dann auch ganz selbstredend das Selbstbewußtsein des Menschen verwandelt in das Selbstbewußtsein der Natur in ihm. Diese Mysti¬ fikation wird dadurch scheinbar wieder aufgelöst, daß der Mensch an der Natur Revanche nimmt und dafür, daß die Natur in ihm so i h r Selbstbewußtsein findet, er nun in ihr das seinige sucht — eine Prozedur, wobei er natürlich nichts in ihr findet als was er durch die oben beschriebne Mystifikation in sie hineingelegt hat. Er ist jetzt glücklich wieder dabei angekommen, wovon er im Anfänge ausging, und dies Herumdrehen auf dem Absatz nennt 35 man neuerdings in Deutschland... Entwicklung. Nach diesem Prologe kommt die eigentliche Entwicklung des wahren Sozialismus. Erster Baustein P. 160. „Saint-Simon sagte auf seinem Totenbett zu seinen 4o Schülern: Mein ganzes Leben faßt sich in Einen Gedanken zu¬
458 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus sammen: allen Menschen die freieste Entwicklung ihrer natür¬ lichen Anlagen zu sichern. Saint-Simon war ein Verkündiger des Sozialismus.“ Dieser Satz wird nach der oben geschilderten Methode der wahren Sozialisten in Verbindung mit der Naturmystifikation des 5 Prologs verarbeitet. /[28]/ „Die Natur als Grundlage alles Lebens ist eine aus sich selbst hervorgehende und auf sich selbst zurückgehende Einheit, welche alle die unzähligen Mannigfaltigkeiten ihrer Erscheinun¬ gen umfaßt und außer welcher Nichts ist.“ p. 158. 10 Wir haben gesehen, wie man es anfängt, die verschiedenen Naturkörper und ihre gegenseitigen Verhältnisse in mannigfaltige „Erscheinungen“ des geheimen Wesens dieser mysteriösen „Ein¬ heit“ zu verwandeln. Neu ist in diesem Satze nur, daß die Natur einmal „die Grundlage alles Lebens“ heißt, und gleich darauf 15 gesagt wird, daß „außer ihr Nichts ist“, wonach sie „das Leben“ ebenfalls umschließt und nicht seine bloße Grundlage sein kann. Auf diese Donnerworte folgt das Pivot des ganzen Aufsatzes: „Jede dieser Erscheinungen, jedes Einzelleben besteht 20 und entwickelt sich nur durch seinen Gegensatz, seinen Kampf mit der Außenwelt, beruht nur auf seiner Wechsel¬ wirkung mit dem Gesamtleben, mit dem es wiederum durch seine Natur zu einem Ganzen, zur organischen Ein¬ heit des Universums verknüpft ist.“ p. 158, 159. 25 Dieser Pivotalsatz wird folgendermaßen näher erläutert: „Das Einzelleben findet einerseits seine Grundlage, seine Quelle und Nahrung in dem Gesamtleben, andererseits sucht das Gesamtleben das Einzelleben in stetem Kampf zu verzehren und in sich auf¬ zulösen.“ p. 159. зо Nachdem dieser Satz so von allem Einzelleben ausgesagt ist, kann er / {29} / „demnach“ auch auf den Menschen angewandt werden, wie dies auch wirklich geschieht: „Der Mensch kann sich demnach nur in und durch das Gesamtleben entfalten.“ (No.I) ibid. 35 Nun wird dem unbewußten Einzelleben das bewußte, dem all¬ gemeinen Naturleben die menschliche Gesellschaft gegenüber¬ gestellt, und dann der letztzitierte Satz unter folgender Form wie¬ derholt: „Ich kann meiner Natur nach nur in und durch die Ge¬ meinschaft mit andern Menschen zur Entwicklung, zum selbst- 40 bewußten Genüsse meines Lebens gelangen, meines Glückes teil¬ haftig werden.“ (N0. II) ibid. Diese Entwicklung des einzelnen Menschen in der Gesellschaft wird, wie oben beim „Einzelleben“ überhaupt, weiter ausgeführt: „Der Gegensatz des einzelnen zum allgemeinen Leben wird 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 459 auch in der Gesellschaft die Bedingung zur bewußten mensch¬ lichen Entwicklung. Ich entwickle mich im steten Kampfe, in ste¬ ter Gegenwirkung gegen die Gesellschaft, die mir als beschrän¬ kende Macht gegenübersteht, zur Selbstbestimmung, zur Freiheit, 5 ohne welche kein Glück ist. Mein Leben ist eine fortwährende Befreiung, ein fortwährender Streit und Sieg über die bewußte und unbewußte Außenwelt, um sie mir zu unterwerfen und sie zum Genüsse meines Lebens zu verbrauchen. Der Trieb der Selbst¬ erhaltung, das Streben nach eignem Glück, Freiheit, Befriedigung 10 sind also natürliche, d. h. vernünftige Lebensäußerungen.“ (ibid.) Weiter. „Ich verlange demnach von der Gesellschaft, daß sie mir die Möglichkeit gewährt, von ihr meine Befriedigung, mein 15 Glück zu erkämpfen, daß sie meiner Kampfeslust ein Schlacht¬ feld eröffne. — Wie die einzelne Pflanze Boden, Wärme, Sonne, Luft und Regen verlangt um zu wachsen; ihre Blätter, Blüten und Früchte zu tragen, so will auch der Mensch in der Gesellschaft die Bedingungen für die allseitige Ausbildung und Befriedigung so aller seiner Bedürfnisse, Neigungen und Anlagen finden. Sie soll ihm die Möglichkeit /[30]/ zur Erringung seines Glücks bie¬ ten. Wie er sie benutzen, was er aus sich, aus seinem Leben machen wird, das hängt von ihm, von seiner Eigenheit ab. Uber mein Glück kann Niemand als ich selbst bestimmen.“ p. 159, 160. 25 Folgt nun der von uns am Anfänge dieses Bausteins zitierte Satz Saint-Simons als Schlußresultat der ganzen Auseinandersetzung. Der französische Einfall ist somit durch die deutsche Wissenschaft begründet. Worin besteht diese Begründung? Der Natur waren bereits oben einige Ideen untergeschoben, die зо der wahre Sozialist in der menschlichen Gesellschaft realisiert zu sehen wünscht. Wie früher der einzelne Mensch, so ist jetzt die ganze Gesellschaft der Spiegel der Natur. Von den der Natur untergeschobenen Vorstellungen kann jetzt ein weiterer Schluß auf die menschliche Gesellschaft gezogen werden. Da der Verfas- 55 ser sich nicht auf die historische Entwicklung der Gesellschaft ein¬ läßt und sich bei dieser dürren Analogie beruhigt, so ist nicht ab¬ zusehen, weshalb sie nicht zu allen Zeiten ein getreues Abbild der Natur gewesen. Die Phrasen über die Gesellschaft, die den Ein¬ zelnen als beschränkende Macht gegenübertritt usw., passen 40 daher auch auf alle Gesellschaftsformen. Daß bei dieser Kon¬ struktion der Gesellschaft einige Inkonsequenzen sich einschlei¬ chen, ist natürlich. So muß hier im Gegensatz zur Harmonie des Prologs, ein Kampf in der Natur anerkannt werden. Die Gesell¬ schaft, das „Gesamtleben66, faßt unser Verfasser nicht als die 45 Wechselwirkung der sie zusammensetzenden „Einzelleben66, son-
460 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus dem als eine besondre Existenz, die mit diesen „Einzelleben“ noch in eine aparte Wechselwirkung tritt. Wenn hier irgend eine Beziehung auf wirkliche Verhältnisse zu Grunde liegt, so ist es die Illusion von der Selbstständigkeit des Staates gegenüber dem Privatleben und der Glaube an diese scheinbare Selbstständigkeit 5 als an etwas Absolutes. Übrigens handelt es sich hier ebensowenig wie im ganzen Aufsatze von Natur und Gesellschaft, sondern bloß von den beiden Kategorien Einzelnheit und Allgemeinheit, denen verschiedene Namen gegeben werden und von welchen gesagt wird, daß /[31]/ sie einen Gegensatz bilden, dessen Versöhnung 10 höchst wünschenswert sei. Aus der Berechtigung des „Einzellebens“ gegen das „Gesamt¬ leben“ folgt, daß die Befriedigung der Bedürfnisse, die Entwick¬ lung der Anlagen, die Selbstliebe pp „natürliche, vernünftige Lebensäußerungen“ sind. Aus der Auffassung der Gesellschaft 15 als Spiegelbild der Natur folgt, daß in allen bisherigen Gesell¬ schaftsformen, die gegenwärtige eingeschlossen, diese Lebens¬ äußerungen zu ihrer vollständigen Entwicklung kamen und in ihrer Berechtigung anerkannt wurden. Plötzlich erfahren wir p. 159, daß „in unsrer heutigen Gesell- 20 schäft“ diese vernünftigen, natürlichen Lebensäußerungen den¬ noch „so oft unterdrückt werden“ und „gewöhnlich nur deshalb in Unnatur, Verbildung, Egoismus, Laster pp ausarten.“ Da also dennoch die Gesellschaft nicht der Natur, ihrem Ur¬ bilde, entspricht, so „verlangt“ der wahre Sozialist von ihr, daß 25 sie sich naturgemäß einrichte, und beweist sein Recht zu diesem Postulat durch das unglückliche Beispiel von der Pflanze. Erstens „verlangt“ nicht die Pflanze von der Natur alle die oben aufgezähl¬ ten Existenzbedingungen, sondern sie wird gar nicht Pflanze, sie bleibt Samenkorn, wenn sie sie nicht findet. Dann hängt die Be- 30 schaffenheit der „Blätter, Blüten und Früchte“ sehr von dem „Bo¬ den“, der „Wärme“ pp, von den klimatischen und geologischen Verhältnissen ab, unter denen sie wächst. Während also das der Pflanze untergeschobene „Verlangen“ sich in eine vollständige Abhängigkeit von den vorliegenden Existenzbedingungen auflöst, 35 soll eben dies Verlangen unsren wahren Sozialisten berechtigen, eine Einrichtung der Gesellschaft nach seiner individuellen „Eigenheit“ zu verlangen. Das Postulat der wahren sozialistischen Gesellschaft begründet sich auf das eingebildete Postulat einer Kokospalme /[32]/ an „das Gesamtleben“, ihr am Nordpol „Bo- 40 den, Wärme, Sonne, Luft und Regen“ zu verschaffen. Aus dem angeblichen Verhältnis der metaphysischen Personen Einzelnheit und Allgemeinheit, nicht aus der wirklichen Entwick¬ lung der Gesellschaft, wird das obige Postulat des Einzelnen an die Gesellschaft deduziert: Hierzu braucht man nur die einzelnen 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 461 Individuen als Repräsentanten, Verkörperungen der Einzelnheit, und die Gesellschaft als Verkörperung der Allgemeinheit zu in¬ terpretieren, und das ganze Kunststück ist fertig. Zugleich ist hier¬ durch der Saintsimonistische Satz von der freien Entwicklung der 5 Anlagen auf seinen richtigen Ausdruck und seine wahre Begrün¬ dung zurückgeführt. Dieser richtige Ausdruck besteht in dem Un¬ sinn, daß die Individuen, die die Gesellschaft bilden, ihre „Eigen¬ heit“ bewahren, daß sie bleiben wollen, wie sie sind, während sie von der Gesellschaft eine Veränderung verlangen, die bloß aus 10 ihrer eignen Veränderung hervorgehen kann. /{33}/ Zweiter Baustein „Und wer das Lied nicht weiter kann, Der fang es wieder von vomen an.“ и „Die unendliche Mannigfaltigkeit aller Einzel- Wesen als Einheit züsämmengefäßt ist der Weltörgänismüs.“ (p.160) Also zurück an den Anfang des Aufsatzes sind wir geschleudert, und erleben die ganze Komödie vom Einzelleben und Gesamtleben 2o zum andern Mal. Wiederum enthüllt sich uns das tiefe Geheimnis der Wechselwirkung zwischen den beiden Leben, restaure ä neuf durch den neuen Ausdruck: „polares Verhältnis“ und die Verwandlung des Einzellebens in ein bloßes Symbol, „Abbild“ des Gesamtlebens. Dieser Aufsatz reflektiert sich kaleidoskopisch 25 in sich selbst, eine Manier der Entwicklung, die allen wahren So¬ zialisten gemeinsam ist. Sie machen es mit ihren Sätzen wie jenes Kirschenweib, das unter dem Einkaufspreise losschlug nach dem richtigen ökonomischen Prinzip: die Masse muß es tun. Bei dem wahren Sozialismus ist dies um so notwendiger als seine Kir- 3o sehen faul waren ehe sie reiften. Einige Proben dieser Selbstspiegelung: Baustein NoI. P. 158, 159. „Jedes Einzelleben besteht und entwickelt 35 sich nur durch seinen Gegensatz . . . beruht nur auf der Wechselwirkung mit dem Gesamtleben, Baustein Noll. P. 160, 161. „Jedes Einzelleben besteht und entwickelt sich in und durch das Gesamtleben, das Gesamt¬ leben nur in und durch das Ein¬ zelleben.“ (Wechselwirkung.)
462 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Mit dem es wieder durch seine Natur zu einem Ganzen verknüpft ist. Organische Einheit des Uni¬ versums. Das Einzelleben findet einer¬ seits seine Grundlage, Quelle und Nahrung in dem Gesamtleben, Andrerseits sucht das Ge¬ samtleben das Einzelleben in stetem Kampfe zu verzehren. Demnach (p. 159): Was dem unbewußten Ein¬ zelleben das unbewußte, all¬ gemeine Weltleben, das ist dem bewußten . . . Leben die menschliche Gesellschaft. Ich kann nur in und durchdie Gemeinschaft mit andern Menschen zur Ent¬ wicklung gelangen ... Der Gegensatz des einzelnen und а 11 g e m e i n en L e b e n s wird auch in der Gesellschaft“ usw. /[34]/ „Die Natur... ist eine... Einheit, welche alle die unzähligen Mannigfal¬ tigkeiten ihrer Erscheinun¬ gen umfaßt.“ „Das Einzelleben entwickelt sich ... als Teil des allgemei¬ nen Lebens. Einheit zusammengefaßt ist der Weltorganismus. 5 Das“ (das Gesamtleben) „der Boden und Nahrung seiner“ (des Einzellebens) „Ent¬ faltung wird ... daß sich beide gegenseitig begründen... ю Daß sich beide bekämp¬ fen und feindlich gegenüber¬ stehen. Daraus folgt (p.161): Daß auch das bewußten Einzelleben durch das be¬ wußte Gesamtleben und66 . . . (umgekehrt) ... „bedingt ist. Der einzelne Mensch 20 entwickelt sich nur in und durch die Gesell¬ schaft, die Gesellschaft“ vice versa usw. /[34]/ „Die Gesellschaft ist die Einheit, welche die Mannigfaltigkeit der ein¬ zelnen menschlichen Lebensent- 30 Wicklungen in sich begreift und zusammenfaßt.“ Mit dieser Kaleidoskopie nicht zufrieden, wiederholt unser Verfasser seine einfachen Sätze über Einzelnheit und Allgemein¬ heit auch noch auf andre Weise. Zuerst stellt er diese ganz dürren 35 Abstraktionen als absolute Prinzipien auf und schließt daraus, daß in der Wirklichkeit dasselbe Verhältnis wiederkehren müsse. Dies gibt schon Gelegenheit, unter dem Schein der Deduktion alles zweimal zu sagen, in abstrakter und als Schluß darais in schein¬ bar konkreter Form. Dann aber wechselt er mit den konkreten <0 Namen, die er seinen beiden Kategorien gibt. Die Allgemein¬ heit tritt so nach der Reihe als Natur, unbewußtes Gesamtleben, bewußtes ditto, allgemeines Leben, Weltorganismus, zusammen-
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 463 fassende Einheit, menschliche Gesellschaft, Gemeinschaft, orga¬ nische Einheit des Universums, allgemeines Glück, Gesamtwohl pp, und die Einzelnheit unter den entsprechenden Namen unbe¬ wußtes und bewußtes Einzelleben, Glück des Einzelnen, eignes <5 Wohl pp auf. Bei jedem dieser Namen müssen wir dieselben Phra¬ sen wieder anhören, die über Einzelnheit und Allgemeinheit schon oft genug gesagt sind. Der zweite Baustein enthält also nichts als was der erste schon enthielt. Da sich aber bei den französischen Sozialisten die Worte ю egalite, solidarite, unite des interets vorfinden, so sucht unser Ver¬ fasser sie durch Verdeutschung zu „Bausteinen“ des wahren So¬ zialismus zuzuhauen. „Als bewußtes Mitglied der Gesellschaft erkenne ich jedes andre Mitglied als ein von mir verschiedenes, mir gegenüber- 15 stehendes, zugleich aber wieder als ein auf dem gemeinschaft¬ lichen Urgrunde des Seins ruhendes, und von ihm ausgehendes, mir gleiches Wesen. Ich erkenne jeden Mitmenschen durch seine besondre Natur als mir entgegengesetzt, und durch seine all¬ gemeine Natur als mir gleich. Die Anerkennung der menschlichen го Gleichheit, der /{35}/ Berechtigung eines Jeden zum Leben, be¬ ruht demnach auf dem Bewußtsein der gemeinschaftlichen, allen gemeinsamen menschlichen Natur; Liebe, Freundschaft, Ge> rechtigkeit und alle gesellschaftlichen Tugenden beruhen gleich¬ falls auf dem Gefühle der natürlichen menschlichen Zusammen- 25 gehörigkeit und Einheit. Hat man sie bisher als Pflichten bezeich¬ net und auferlegt, so werden sie in einer Gesellschaft, welche nicht auf äußern Zwang, sondern auf das Bewußtsein der inneren menschlichen Natur, d. h. die Vernunft, gegründet ist, zu freien, naturgemäßen Äußerungen des Lebens werden. In der зо natur-, d. h. vernunftgemäßen Gesellschaft müssen daher die Bedingungen des Lebens für alle Mitglieder gleich, d. h. allge¬ mein sein.“ p. 161, 162. Der Verfasser besitzt ein großes Talent, zuerst einen Satz asser¬ torisch aufzustellen und ihn dann durch ein Daher, Dennoch 35 pp als Konsequenz aus sich selbst zu legitimieren. Ebenso ver¬ steht er es mitten in diese merkwürdige Art der Deduktion tradi¬ tionell gewordene sozialistische Sätze durch ein „Hat“, „Ist“ — „so müssen“, „so wird“ usw. erzählend einzuschmuggeln. In dem ersten Baustein hatten wir auf der einen Seite den Ein- 4o zelnen und auf der andern das Allgemeine, gegenüber den Ein¬ zelnen, als Gesellschaft. Hier kehrt der Gegensatz in der Form wieder, daß der Einzelne in sich selbst in eine besondre und eine allgemeine Natur gespalten wird. Aus der allgemeinen Natur wird dann auf die „menschliche Gleichheit“ und die Ge- 45 meinschaftlichkeit geschlossen. Die den Menschen gemeinschaft-
464 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus liehen Verhältnisse erscheinen hier also als Produkt des „Wesens des Menschen“, der Natur, während sie ebenso gut wie das Bewußtsein der Gleichheit historische Produkte sind. Damit noch nicht zufrieden, begründet der Verfasser die Gleichheit durch ihr allerseitiges Beruhen „auf dem gemeinschaftlichen Urgrunde des з Seins“. Im Prolog erfuhren wir p. 158, daß der Mensch „aus den¬ selben Stoffen gebildet, mit denselben allgemeinen Kräften und Eigenschaften begabt ist, welche alle Dinge beleben.66 Im ersten Baustein /{36J / erfuhren wir, daß die Natur die „Grundlage alles Lebens66 ist, also „der gemeinschaftliche Urgrund des Seins“. Der ю Verfasser ist also weit über die Franzosen hinausgegangen, indem er „als bewußtes Mitglied der Gesellschaft“ nicht nur die Gleich¬ heit der Menschen unter sich, sondern auch ihre Gleichheit mit jedem Floh, jedem Strohwisch, jedem Stein bewiesen hat. Wir wollen gerne glauben, daß „alle gesellschaftlichen Tugen-15 den66 unsres wahren Sozialisten „auf dem Gefühl der natürlichen menschlichen Zusammengehörigkeit und Einheit“ beruhen, ob¬ wohl auf dieser „natürlichen Zusammengehörigkeit“ auch die Feu¬ dalhörigkeit, die Sklaverei und alle gesellschaftlichen Ungleich¬ heiten aller Epochen beruhen. Nebenbei bemerkt, ist diese „natiir- 20 liehe menschliche Zusammengehörigkeit“ ein täglich von den Menschen umgestaltetes historisches Produkt, das immer sehr natürlich war, so immenschlich und widernatürlich es nicht nur vor dem Richterstuhl „d e s Menschen“, sondern auch einer nach¬ folgenden revolutionären Generation erscheinen mag. 25 Zufällig erfahren wir noch, daß die jetzige Gesellschaft „aif äußerm Zwang“ beruht. Nicht die beschränkenden materiellen Lebensbedingungen gegebner Individuen stellen sich die wahren Sozialisten unter „äußerm Zwang“ vor, sondern nur den Staats- zwang, Bajonette, Polizei, Kanonen, welche weit entfernt сіе зо Grundlage der Gesellschaft zu sein, nur eine Konsequenz ihrer e g- nen Gliederung sind. Es ist dies bereits in der „heiligen Familie66 und jetzt wieder im ersten Bande dieser Publikation auseinander gesetzt. Gegenüber der jetzigen „auf äußerm Zwang beruhenden“ C-e- 35 Seilschaft stellt der Sozialist das Ideal der wahren Gesellschaft auf, die auf dem „Bewußtsein der innern menschlichen Natir, d. h. der Vernunft“ beruht. Also auf dem Bewußtsein des le- wußtseins, dem Denken des Denkens. Der wahre Sozialist unter¬ scheidet sich nicht einmal im Ausdruck mehr von den Philosophen. 40 Er vergißt, daß sowohl die „innere Natur“ der Menschen wie hr „Bewußtsein“ darüber, „d. h.“ ihre „Vernunft66, zu allen Zeitm ein historisches Produkt war, und daß selbst, wenn / (37) / ihre Gesellschaft, wie er meint, „auf äußerm Zwang66 beruhte, ihre „innere Natur“ diesem „äußern Zwang“ entsprach. 45
I. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 465 Folgen p. 163 die Einzelnheit und Allgemeinheit mit gewohn¬ tem Gefolge in der Gestalt des einzelnen Wohls und des Gesamt¬ wohls. Ähnliche Erklärungen über das Verhältnis Beider findet man in jedem Handbuch der Nationalökonomie bei Gelegenheit 5 der Konkurrenz, und u. A. auch, nur besser ausgedrückt, bei Hegel. Z. B. Rhein. Jahrb. p. 163: „Indem ich das Gesamtwohl fördere, fördere ich mein eignes Wohl, und indem ich mein eignes Wohl fördere, das Gesamtwohl.“ Hegels Rechtsphilosophie p.248. (1833) „Meinen Zweck be- io fördernd, fördere ich das Allgemeine und dieses befördert wieder¬ um meinen Zweck.“ Vergl. auch Rechstphil. p. 323 seqq über das Verhältnis des Staatsbürgers zum Staat. „Als letztes Ergebnis erscheint daher die bewußte Einheit des із Einzellebens mit dem Gesamtleben, dieHarmonie.“ (p.l63.Rh. J.) „Als letztes Ergebnis“ nämlich daraus, daß: „dieses polare Ver¬ hältnis zwischen dem einzelnen und allgemeinen Leben darin be¬ steht, daß sich einmal Beide bekämpfen und feindlich gegenüber¬ stehen, das andre Mal, daß sich Beide gegenseitig bedingen und го begründen.“ „Als letztes Ergebnis“ folgt hieraus höchstens die Harmonie der Disharmonie mit der Harmonie, und aus der ganzen abermali¬ gen Repetition der bekannten Phrasen folgt nur der Glaube des Verfassers, daß sein vergebliches Abquälen mit den Kategorien 25 der Einzelnheit und Allgemeinheit die wahre Form sei, in der die gesellschaftlichen Fragen zu lösen seien. Der Verfasser schließt mit folgendem Tusch: „Die orga¬ nische Gesellschaft hat zur Grundlage die all¬ gemeine Gleichheit und entwickelt sich durch зо die Gegensätze der Einzelnen gegen das All¬ gemeine zum freien Einklänge, zur Einheit des einzelnen mit dem allgemeinen Glücke, zur so¬ zialen“ (!) „gesellschaftlichen“ (!!) „Harmonie, dem Spiegelbilde der universellen Harmonie.“ 35 p. 164. Nur die Bescheidenheit kann diesen Satz einen „Baustein“ nennen. Er ist ein ganzer Urfels des wahren Sozialismus. — /[38]/ Dritter Baustein ..Auf dem polaren Gegensatz, der Wechselwirkung meines be- 40 sondern Lebens mit dem allgemeinen Naturleben beruht der Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 30
466 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Kampf des Menschen mit der Natur. Wenn dieser Kampf als be¬ wußte Tätigkeit erscheint, heißt er Arbeit.“ p. 164. Sollte nicht umgekehrt die Vorstellung von dem „polaren Gegensatz“ auf der Beobachtung eines Kampfes der Menschen nnit der Natur beruhen? Erst wird eine Abstraktion aus einem Faktum з gezogen; dann erklärt, daß dies Faktum auf dieser Abstraktion beruhe. Wohlfeilste Methode deutsch, tief und spekulativ zu er¬ scheinen. Z. B.: Faktum: Die Katze frißt die Maus. Reflexion : Katze — Natur, Maus — Natur, Ver- ю zehren der Maus durch die Katze = Verzehren der Natur durch die Natur, = Selbstverzehren der Natur. Philosophische Darstellung des Faktums: Auf dem Selbstverzehren der Natur beruht das Gefressenwerden der Maus von der Katze. 15 Nachdem also auf diese Weise der Kampf des Menschen mit der Natur mystifiziert ist, wird die bewußte Tätigkeit des Men¬ schen in Beziehung auf die Natur mystifiziert, indem sie als E r- scheinung dieser bloßen Abstraktion wirklicher Kämpfe ge¬ faßt wird. Schließlich wird dann das profane Wort Arbeit als 20 Resultat dieser Mystifikation hereingeschmuggelt, ein Wort, das unser wahrer Sozialist von Anfang an auf der Zunge hatte, aber erst nach gehöriger Legitimierung auszusprechen wagte. Die Ar¬ beit wird aus der bloßen, abstrakten Vorstellung des Menschen und der Natur konstruiert und daher auch auf eine Weise be- 25 stimmt, die auf alle Entwicklungsstufen der Arbeit gleich gut paßt und nicht paßt. „Die Arbeit ist demnach jede bewußte Tätigkeit des Men¬ schen, wodurch er die Natur seiner Herrschaft in geistiger und materieller Beziehung zu unterwerfen strebt, um sie zum bewuß- зо ten Genuß seines Lebens zu bringen, sie zu seiner geistigen oder körperlichen Befriedigung zu verwenden.“ (ibid.) /{39}/ Wir machen bloß auf die glänzende Schlußfolgerung aufmerksam: „Wenn dieser Kampf als bewußte Tätigkeit er¬ scheint, heißt er Arbeit — die Arbeit ist demnach jede bewußte 35 Tätigkeit des Menschen“ usw. Diese tiefe Einsicht verdanken wir dem „polaren Gegensatz“. Man rufe sich den obigen Saint-Simonistischen Satz von dem libre developpement de toutes les facultes ins Gedächtnis zurück. Man erinnere sich zu gleicher Zeit, daß Fourier an die Stelle des 40 heutigen travail repugnant den travail attrayant gesetzt sehen wollte. Dem „polaren Gegensatz “ verdanken wir folgende philo¬ sophische Begründung und Explikation dieser Sätze: „Da aber“ (dies Aber soll andeuten, daß hier kein Zusam-
1. Die „Rheinischen Jahrbücher“ 467 menhang stattfindet) „das Leben in jeder Entfaltung, Übung und Äußerung seiner Kräfte und Fähigkeiten zu seinem Genüsse, zu seiner Befriedigung kommen soll, so ergibt sich, daß die Arbeit selbst eine Entfaltung und Entwicklung 5 menschlicher Anlagen sein und Genuß, Befriedigung und Glück gewähren soll. Die Arbeit selbst muß m i t h i n zu einer freien Äußerung des Lebens, und dadurch zum Genuß werden.“ (ibid.) Hier wird gezeigt, was in der Vorrede der Rh. Jahrb. verspro- io chen ist, nämlich „in wiefern die deutsche Gesellschaftswissen¬ schaft in ihrer bisherigen Ausbildung sich von der französischen und englischen unterscheidet“, und was das heißt, „die Lehre des Kommunismus wissenschaftlich darzustellen“. Es ist schwer jeden logischen Lapsus in diesen wenigen Zei- 15 len aufzudecken, ohne langweilig zu werden. Zunächst die Schnit¬ zer gegen die formelle Logik. Um zu beweisen, daß die Arbeit, eine Äußerung des Lebens, Genuß bringen soll, wird unterstellt, daß das Leben in jeder Äußerung Genuß bringen soll, und hieraus geschlossen, daß das 20 Leben dies auch in seiner Äußerung als Arbeit soll. Mit dieser paraphrastischen Verwandlung eines Postulats in eine Konklusion nicht zufrieden, macht der Verfasser die Konklusion noch dazu falsch. Daraus, daß „das Leben in jeder Entfaltung zum Genuß kommen soll“, ergibt sich für /[40]/ ihn, daß die Arbeit, die eine 25 dieser Entfaltungen des Lebens ist, „selbst eine Entfaltung und Entwicklung menschlicher Anlagen“, also wieder des Lebens, „sein soll“. Sie soll also sein, was sie ist. Wie hätte die Arbeit es anfangen sollen, um jemals nicht eine „Entfaltung menschlicher Anlagen“ zu sein? — Damit nicht genug. Weil die Arbeit dies зо sein soll, „muß“ sie es „mithin“ sein, oder noch besser: Weil sie eine „Entfaltung und Entwicklung menschlicher Anlagen sein soll“, muß sie mithin ganz etwas Andres werden, nämlich „eine freie Äußerung des Lebens“, wovon bisher noch gar nicht die Rede war. — Und während oben direkt von dem Po- 35 stulat des Lebensgenusses auf das Postulat der Arbeit als Genuß geschlossen wurde, wird hier dies letztere Postulat als Konsequenz des neuen Postulats der „freien Äußerung des Lebens in der Ar¬ beit“ dargestellt. Was den Inhalt dieses Satzes angeht, so ist nicht abzusehen, 4o warum die Arbeit nicht immer das war, was sie sein soll, und warum sie es jetzt werden muß oder warum sie etwas werden soll, was sie bis xlato nicht muß. Aber bisher war freilich nicht das Wesen des Menschen und der polare Gegensatz des Menschen und der Natur entwickelt. 45 Folgt eine „wissenschaftliche Begründung“ des kommunisti- 30*
468 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus sehen Satzes von dem gemeinschaftlichen Eigentum an den Pro¬ dukten der Arbeit: „Das Produkt der Arbeit aber“ (dies abermalige Aber hat denselben Sinn wie das obige) „muß zugleich dem Glücke des Einzelnen, Arbeitenden und dem allgemeinen Glücke dienen. Dies 5 geschieht durch die Gegenseitigkeit, durch die gegenseitige Er¬ gänzung aller gesellschaftlichen Tätigkeiten.“ (ibid.) Dieser Satz ist nichts als eine durch das Wort „Glück“ schwan¬ kend gemachte Kopie dessen, was in jeder Ökonomie der Konkur¬ renz und Teilung der Arbeit nachgerühmt wird. 10 Endlich philosophische Begründung der französischen Orga¬ nisation der Arbeit: „Die Arbeit als eine genußreiche Befriedigung gewährende, und zugleich dem allgemeinen Wohle dienende freie Tätigkeit ist die Grundlage der Organisation der Аrbeit.“ p. 165. 15 Da die Arbeit erst „eine genußreiche pp freie Tätigkeit“ wer¬ den soll und muß, es also noch nicht ist, so wäre eher zu erwarten, daß die Organisation der Arbeit umgekehrt die Grundlage der „Arbeit als einer genußreichen Tätigkeit“ ist. Aber der Begriff der Arbeit als dieser Tätigkeit reicht vollständig 20 hin. Der Verfasser glaubt am Schlüsse seines Aufsatzes zu „Resul¬ taten“ gekommen zu sein. Diese „Bausteine“ und „Resultate“, zusammen mit den übri¬ gen Granitblöcken, die sich in den Einundzwanzig Bogen, dem 25 Bürgerbuch und den „Neuen Anecdotis“ finden, bilden den Fel¬ sen, auf den der wahre Sozialismus, alias deutsche Sozialphilosophie, seine Kirche bauen wird. Wir werden gelegentlich einige der Hymnen, einige Fragmente der cantique allegorique hebraique et mystique hören, die in die- so ser Kirche gesungen werden. —
IV KARL GRÜN: „DIE SOZIALE BEWEGUNG IN FRANKREICH UND BELGIEN“ (DARMSTADT, 1845) ODER: DIE GESCHICHTSCHREIBUNG DES WAHREN SOZIALISMUS
IV. Karl Grün: „D ie soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ (Darm¬ stadt, 1845) oder: die Geschicht¬ schreibung des'wahren Sozialismus 471—516 Geschrieben im Frühjahr 1846 in Brüssel
III IV Karl Grün: „Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ (Darmstadt, 1845) oder: Die Geschichtschreibung des wahren Sozialismus „Wahrlich, gälte es hier nicht, zugleich eine ganze Rotte zu zeichnen . . . wir würden die Feder noch wegwerfen . . . Und jetzt 10 tritt sie66 (Mundts Geschichte der Gesellschaft) „mit derselben Anmaßung vor den großen Leserkreis des Publikums, des Publi¬ kums, das heißhungrig nach Allem greift, was nur das Wort: sozial an der Stirne trägt, weil ein richtiger Takt ihm sagt, welche Geheimnisse der Zukunft in diesem Wörtchen verborgen 15 liegen. Doppelte Verantwortlichkeit des Schriftstellers, doppelte Züchtigung, wenn er imberufen ans Werk ging!“ „Darüber wollen wir eigentlich mit Herrn Mundt nicht rechten, daß er von den faktischen Leistungen der sozialen Literatur Frank¬ reichs und Englands durchaus nichts weiß, als was ihm Herr го L. Stein verraten, dessen Buch anerkannt werden konnte, als es erschien. . . . Aber heute noch . . . über Saint Simon Phrasen machen, Bazard und Enfantin die beiden Zweige des Saint’Simo- nismus nennen, Fourier folgen lassen, über Proudhon ungenügen¬ des Zeug nachplappem etc.! . . . Dennoch würden wir gerne ein 25 Auge zudrücken, wäre mindestens die Genesis der sozialen Ideen eigen und neu dargestellt.“ Mit dieser hochfahrenden, rhadamantischen Sentenz eröffnet Herr Grün („Neue Anekdota“ p. 122, 123) eine Rezension von Mundts „Geschichte der G e sei 11 s ch а f t“. зо Wie überrascht wird der Leser von dem artistischen Talent des Hern Grün sein, das unter der obigen Maske nur eine Selbstkritik seines eignen, damals noch ungebomen Buchs versteckte.
472 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Herr Grün bietet uns das amüsante Schauspiel einer Verschmel¬ zung des wahren Sozialismus mit jungdeutschem Literatentum. Das obige Buch ist in Briefen an eine Dame geschrieben, woraus der Leser schon ahnt, daß hier die tiefsinnigen Götter des wahren Sozialismus mit den Rosen und Myrthen der „jungen Literatur“ 5 bekränzt einherwandeln. Pflücken /[la]/ wir gleich einige Rosen: „Die Carmagnole sang sich selbst in meinem Kopfe . . . auf alle Fälle aber bleibt es schrecklich, daß die Carmagnole im Kopfe eines deutschen Schriftstellers, wenn nicht vollständig logieren, so doch ein Frühstück nehmen darf.“ p. 3. 10 „Hätte ich den alten Hegel hier, ich packte ihn bei den Ohren: Was, die Natur wäre das Anderssein des Geistes? Was, Er Nacht¬ wächter?“ p. 11. „Brüssel stellt gewissermaßen den französischen Konvent dar: es hat eine Bergpartie und eine Partie des Tales.“ p. 24. 15 „Die Lüneburger Haide der Politik.“ p. 80. „Bunte, poetische, inkonsequente, phantastische Chrysalide.“ p. 82. „Den Liberalismus der Restauration, den bodenlosen Kaktus, der sich als Schmarotzerpflanze um die Bänke der Deputierten- 20 kammer wand.“ p. 87, 88. Daß der Kaktus weder „bodenlos“, noch eine „Schmarotzerpflanze“ ist, tut diesem schönen Bilde ebensowenig Abbruch, wie dem vorigen, daß es weder „bunte“, noch „poetische“, noch „inkonsequente“ Chrysaliden oder Pup¬ pen gibt. 25 „Ich selbst aber komme mir mitten in diesem Gewoge“ (der Zeitungen und Zeitungsschreiber im Cabinet Montpensier) „vor wie ein zweiter Noah, der seine Tauben aussendet, ob sich irgend¬ wo Hütten oder Reben bauen lassen, ob es möglich sei, mit den erzürnten Göttern einen räsonnablen Vertrag abzuschließen.“ зо p. 259. Herr Grün spricht hier wohl von seiner Tätigkeit als Zei¬ tungskorrespondent. „Camille Desmoulins war ein Mensch. Die Constituante be¬ stand aus Philistern. Robespierre war ein tugendhafter Magnetiseur. Die neue Geschichte ist mit einem Wort der 35 Kampf auf Tod und Leben wider die Epiciers und die Magneti¬ seure!!!“ p. 311. „Das Glück ist ein Plus, aber ein Plus in der xten Potenz.“ p. 203. Also das Glück = +x, eine Formel, die sich nur in der ästhetischen Mathematik des Herrn Grün findet. „Die Organisation der Arbeit, was ist sie? Und die Völker antworteten der Sphinx mit tausend Zeitungsstimmen . . . Frank¬ reich singt die Strophe, Deutschland die Antistrophe, das alte mystische Deutschland.“ p. 259. „Nordamerika ist mir sogar widerwärtiger als die alte Welt, «
IV. Karl Grün 473 weil die-/[lb]/ser Egoismus der Krämerwelt die rote Farbe einer impertinenten Gesundheit trägt . . . weil dort Alles so ober¬ flächlich, so wurzellos, fast möchte ich sagen so kleinstäd¬ tisch ist . . . Ihr nennt Amerika die neue Welt; es ist die älteste 5 von allen alten, unsre abgetragenen Kleider machen dort Pa¬ rade.66 p. 101, 324. Bisher wußte man nur, daß die ungetragenen deutschen Strümpfe dort getragen werden, obwohl sie zum „Pa¬ rade machen66 zu schlecht sind. „Der logisch feste Garantismus dieser Institutionen.66 p. 461. io Wen solche Blüten nicht erfreun, Verdienet nicht ein „Mensch66 zu sein! Welch graziöser Mutwille! Welche schnippische Naivetät! Welch heroisches Durchwühlen durch die Äesthetik! Welche Heinesche Nonchalance und Genialität! 15 Wir haben den Leser getäuscht. Herrn Grüns Belletristik schmückt nicht die Wissenschaft des wahren Sozialismus, son¬ dern die Wissenschaft ist nur die Ausfüllung zwischen diesen belletristischen Schwätzereien. Sie bildet so zu sagen ihren „so¬ zialen Hintergrund66. го In einem Aufsatze des Herrn Grün: „Feuerbach und die So¬ zialisten66 („Deutsches Bürgerbuch66 p.74), findet sich folgende Äußerung: „Wenn man Feuerbach nennt, so hat man die ganze Arbeit der Philosophie genannt von Baco von Verulam bis heute, so hat man zugleich gesagt, was die Philosophie in letzter Instanz 25 will und bedeutet, so hat man den Menschen als letztes Er¬ gebnis der Weltgeschichte. Dabei geht man sicherer, weil gründlicher, zu Werke, als wenn man den Arbeitslohn, die Konkurrenz, die Mangelhaftigkeit der Konstitutionen und Ver¬ fassungen aufs Tapet bringt . . . Wir haben den Menschen зо gewonnen, den Menschen, der sich der Religion, der toten Ge¬ danken, alles ihm fremden Wesens, mit allen Übersetzungen in der Praxis entledigt hat, den reinen, wahrhaften Men¬ schen.66 Dieser Eine Satz klärt vollständig auf über die Art von 35 Sicherheit66 und „Gründlichkeit66, welche bei Herrn Grün zu suchen ist. Auf kleine Fragen läßt er sich nicht ein. Ausgestattet mit dem ungetrübten Glauben an die Resultate der deutschen Phi¬ losophie, wie sie in / [1c] I Feuerbach niedergelegt sind, nämlich daß „der Men sch66, der „reine wahrhafte Mensch66, das End- 40 ziel der Weltgeschichte sei, daß die Religion das entäußerte menschliche Wesen sei, daß das menschliche Wesen das mensch¬ liche Wesen und der Maßstab aller Dinge sei; ausgestattet mit den weiteren Wahrheiten des deutschen Sozialismus (siehe oben), daß auch das Geld, die Lohnarbeit pp Entäußerungen des mensch-
474 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus liehen Wesens seien, daß der deutsche Sozialismus die Verwirk¬ lichung der deutschen Philosophie und die theoretische Wahrheit des auswärtigen Sozialismus und Kommunismus sei pp — reist Herr Grün nach Brüssel und Paris mit der ganzen Selbstgefällig¬ keit des wahren Sozialismus. 5 Die gewaltigen Posaunenstöße des Herrn Grün zum Lobe des wahren Sozialismus und der deutschen Wissenschaft übertreffen Alles, was von seinen übrigen Glaubensgenossen in dieser Be¬ ziehung geliefert ist. Was den wahren Sozialismus angeht, so kommen diese Lobpreisungen offenbar von Herzen. Herrn Grüns ю Bescheidenheit erlaubt ihm nicht, einen einzigen Satz auszu¬ sprechen, den nicht schon ein andrer wahrer Sozialist vor ihm in den Einundzwanzig Bogen, dem Bürgerbuch und den Neuen Anek- dotis geoffenbart hatte. Ja, sein ganzes Buch hat keinen andren Zweck als ein in den Einundzwanzig Bogen p. 74—88 von Heß 15 gegebnes Konstruktionsschema der französischen sozialen Be¬ wegung auszufüllen und damit einem ebendaselbst p. 88 ausge¬ sprochenen Bedürfnis zu entsprechen. Was aber die Lobeserhe¬ bungen der deutschen Philosophie angeht, so muß diese sie ihm um so höher anrechnen, je weniger er sie kennt. Der Nationalstolz 20 der wahren Sozialisten, der Stolz auf Deutschland als das Land „des Menschen“, des „Wesens des Menschen“ gegenüber den andern profanen Nationalitäten erreicht bei ihm seinen Gipfel¬ punkt. Wir geben gleich einige Proben davon: „Ich möchte doch wissen, ob sie nicht Alle erst von uns lernen 25 müssen, Franzosen und Engländer, Belgier und Nordamerika¬ ner.“ p. 28. Dies wird jetzt ausgeführt. /2/ „Die Nordamerikaner kommen mir grundprosa¬ isch vor, und den Sozialismus sollen sie wohl, trotz aller зо ihrer gesetzlichen Freiheit, erst von uns kennen lernen.44 p. 101. Besonders seitdem sie, seit 1829 eine eigne sozialistisch-demokra¬ tische Schule haben, die ihr Nationalökonom Cooper bereits 1830 bekämpfte. „Die belgischen Demokraten! Glaubst Du wohl, sie wären 35 halb so weit als wir Deutsche? Habe ich mich wieder mit Einem herumbalgen müssen, der die Realisierung des freien Menschentums für eine Chimäre hält!44 p. 22. Hier macht sich die Nationalität ..des Menschen44, des ..Wesens des Menschen44, des „Menschentums44 breit gegenüber der bei- 40 gischen Nationalität. ..Ihr Franzosen, laßt den Hegel in Ruhe, bis Ihr ihn ver¬ steht.44 (Wir glauben, daß die sonst sehr schwache Kritik der Rechtsphilosophie von Lerminier mehr Einsicht in Hegel le- weist als irgend etwas, was Herr Grün sei es unter eignem Namen, «
IV. Karl Grün 475 sei es qua „Emst von der Haide66 geschrieben hat.) „Trinkt ein¬ mal ein Jahrlang keinen Kaffee, keinen Wein; erhitzt Euer Gemüt durch keine aufregende Leidenschaft; laßt den Guizot regieren und Algier unter die Herrschaft Marokkos kommen66 (wie sollte 5 Algier je unter die Herrschaft Marokkos kommen, selbst wenn die Franzosen es aufgäben!); „sitzt auf einer Mansarde und studiert die Logik nebst der Phänomenologie. Wenn Ihr dann endlich nach Jahresfrist mager und mit rotangelaufenen Augen in die Straßen hinabsteigt, und meinetwegen über den ersten 10 Dandy oder öffentlichen Ausrufer stolpert, laßt Euch das nicht irren. Denn Ihr seid mittlerweile große und mächtige Menschen geworden, Euer Geist gleicht einem Eichbaum, den wundertätige66 (!) „Säfte ernährten; was Ihr anseht, das enthüllt Euch seine ge¬ heimsten Schwächen; Ihr dringt als erschaffne Geister dennoch 15 ins Innre der Natur; Euer Blick ist tötend, Euer Wort versetzt Berge, Eure Dialektik ist schärfer als die schärfste Guillotine. Ihr stellt Euch ans Hotel de Ville — und die Bourgeoisie ist gewesen, Ihr tretet /[2a]/ ans Palais Bourbon — und es zerfällt, seine ganze Deputiertenkammer löst sich in das nihilum album auf. 2o Guizot verschwindet, Ludwig Philipp erblaßt zum geschichtlichen Schemen, und aus all diesen zu Grunde gegangnen Momenten er¬ hebt sich siegesstolz die absolute Idee der freien Gesellschaft. Ohne Scherz, den Hegel könnt Ihr nur bezwingen, wenn Ihr selbst vorher Hegel werdet. Wie ich schon oben sagte: Moors Geliebte 25 kann nur durch Moor sterben.66 p. 115, 116. Der belletristische Duft, der diese Sätze des wahren Sozialis¬ mus umgibt, wird Jedermann in die Nase steigen. Herr Grün, wie alle wahren Sozialisten, vergißt nicht das alte Geschwätz von der Oberflächlichkeit der Franzosen wieder vorzubringen: зо „Bin ich doch dazu verdammt, den französischen Geist jedes¬ mal, wenn ich ihn in der Nähe habe, ungenügend und oberfläch¬ lich zu finden.66 p. 371. Herr Grün verheimlicht es uns nicht, daß sein Buch dazu be¬ stimmt ist, den deutschen Sozialismus als die Kritik des franzö- 35 sischen zu verherrlichen: „Der Pöbel der deutschen Tagesliteratur hat unsren sozialisti¬ schen Bestrebungen nachgesagt, sie seien die Nachahmung fran¬ zösischer Verkehrtheiten. Es hat bis jetzt Niemand der Mühe wert gehalten, nur eine Silbe darauf zu erwidern. Dieser Pöbel muß 40 sich schämen — besitzt er anders noch Schamgefühl — wenn er dieses Buch liest. Das hat er sich wohl nicht träumen lassen, daß der deutsche Sozialismus die Kritik des fran¬ zösischen ist, daß er, weit entfernt, die Franzosen für Erfinder des neuen Contrat social zu halten, vielmehr die Forderung an sie 45 stellt, sich erst durch die deutsche Wissenschaft zu
476 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus ergänzen? In diesem Augenblick wird hier in Paris die Her¬ ausgabe einer Übersetzung von Feuerbachs Wesen des Christen¬ tums veranstaltet. Wohl bekomme den Franzosen die deutsche Schule! Was auch aus der ökonomischen Lage /[2b]/ des Lan¬ des, aus der Konstellation der hiesigen Politik entstehe, zu 5 einem menschlichen Leben in der Zukunft befähigt einzig die humanistische Weltanschauung. Das unpolitische, verworfne Volk der Deutschen, dies Volk, welches gar kein Volk ist, wird den Eckstein gelegt haben zum Bau der Zukunft.“ p. 353. Aller¬ dings, „was aus der ökonomischen Lage und der Konstellation der ю Politik“ in einem Lande „entsteht“, braucht ein wahrer Sozialist bei seinem vertrauten Umgänge mit dem „Wesen des Menschen“ nicht zu wissen. Herr Grün als Apostel des wahren Sozialismus begnügt sich nicht damit, gleich seinen Mitaposteln der Unwissenheit andrer 15 Völker die Allwissenheit der Deutschen stolz entgegenzuhalten. Er nimmt seine alte Litera tenpraxis zu Hülfe, er drängt sich den Repräsentanten der verschiedenen sozialistischen, demokratischen und kommunistischen Parteien in der verrufensten Weltfahrer- Manier auf, und nachdem er sie von allen Seiten beschnüffelt hat, 20 tritt er ihnen als Apostel des wahren Sozialismus entgegen. Er hat sie nur noch zu belehren, ihnen die tiefsten Aufschlüsse über das freie Menschentum mitzuteilen. Die Überlegenheit des wahren So¬ zialismus über die Parteien Frankreichs verwandelt sich hier in die persönliche Überlegenheit des Herrn Grün gegenüber den 25 Repräsentanten dieser Parteien. Schließlich bietet dies dann auch Gelegenheit, nicht nur die französischen Parteichefs als Piedestal des Herrn Grün dienen zu lassen, sondern auch noch eine Masse von Klatschereien anzubringen, und so den deutschen Kleinstädter /[2c]/ für die Anstrengung zu entschädigen, die ihm die Inhalt- зо volleren Sätze des wahren Sozialismus verursacht haben. „Kats verzog sein ganzes Gesicht zu einer plebejischen Heiter¬ keit, als ich ihm meine hohe Zufriedenheit mit seiner Rede be¬ zeugte.“ p. 50. Herr Grün erteilt Kats auch sogleich Unterricht über den französischen Terrorismus, und: „war so glücklich, 35 meinem neuen Freunde Beifall abzugewinnen.“ p. 51. Ganz anders bedeutsam wirkt er auf Proudhon: „Ich hatte das unendliche Vergnügen, gewissermaßen der Privatdozent des Mannes zu werden, dessen Scharfsinn vielleicht seit Lessing und Kant nicht Überboten wurde.“ p. 404. 40 Louis Blanc ist nur „sein schwarz Jüngelchen.“ p. 314. „Er frug sehr wißbegierig, aber zugleich sehr unwissend, nach unsren Zuständen. Wir Deutsche kennen“ (?) „die französischen fast so gut wie die Franzosen selbst; wenigstens studieren66 (?) „wir sie.“ p.315. 45
ГѴ. Karl Grün 477 Und über den „Papa Cabet66 erfahren wir, daß er „borniert66 ist. p. 382. Herr Grün legt ihm Fragen vor, von denen Cabet „gestand, daß er sie nicht gerade approfondiert hätte. Das hatte ich” (Grün) „längst gemerkt, und da hörte natürlich Alles auf, 5 um so mehr, als mir einfiel, daß Cabets Mission eine längst in sich abgeschlossene sei.66 p. 383. Wir werden später sehen, wie Herr Grün dem Cabet eine neue „Mission66 zu geben gewußt hat. Wir heben zunächst das Schema und die paar überkommenen allgemeinen Gedanken hervor, die das Gerippe des Grünschen io Buches bilden. Beides ist abgeschrieben von Heß, den Herr Grün überhaupt auf die großartigste Weise paraphrasiert. Sachen, 13 / die schon bei Heß ganz imbestimmt und mystisch sind, die aber im Anfänge — in den Einundzwanzig Bogen — anzu¬ erkennen waren und nur durch ihre ewige Wiederaufdrängung im 15 Bürgerbuch, den Neuen Anekdotis, und den Rheinischen Jahr¬ büchern zu einer Zeit, wo sie bereits antiquiert waren, langweilig und reaktionär geworden sind — diese Sachen werden bei Herrn Grün vollends Unsinn. Heß synthetisiert die Entwicklung des französischen Sozialis- 2o mus mit der Entwicklung der deutschen Philosophie — Saint Si¬ mon mit Schelling, Fourier mit Hegel, Proudhon mit Feuerbach. Vergl. z. B. Einundzw. Bogen p. 78, 79, 326, 327, Neue Anekd. p. 194, 195, 196, 202seqq. (Parallele zwischen Feuerbach und Proudhon. Z.B. Heß: „Feuerbach ist der deutsche Proudhon66 pp, 25 N. A. p.202. Grün: „Proudhon ist der französische Feuerbach66, p. 404.) — Dieser Schematismus mit der Ausführung, die Heß ihm gibt, bildet den ganzen inneren Zusammenhang des Grünschen Buchs. Nur daß Herr Grün nicht verfehlt, die Heßschen Sätze belletristisch anzustreichen. Ja selbst offenbare Schnitzer von зо Heß, z. B. daß theoretische Entwicklungen den „sozialen Hinter¬ grund66 und die „theoretische Basis66 praktischer Bewegungen bil¬ den (z. B. N. An. p. 192), schreibt Herr Grün getreulichst nach. (Z. B. Grün p.264: „Der soziale Hintergrund, den die politische Frage des achtzehnten Jahrhunderts hatte..., war das gleichzeitige 35 Produkt beider philosophischen Richtungen66 — der Sensualisten und Deisten.) Ebenso die Meinung, man brauche Feuerbach nur praktisch zu machen, ihn nur aufs soziale Leben anzuwenden, um die vollständige Kritik der bestehenden Gesellschaft zu geben. Nimmt man noch die sonstige Kritik des franz. Kommunismus 4o und Sozialismus durch Heß hinzu, z. B. daß „Fourier, Proudhon pp nicht über die Kategorie der Lohnarbeit hinausgekommen sind66, Bürgerbuch p.40 u.a., daß „Fourier die Welt mit neuen Assoziationen des Egoismus beglücken möchte,66 N. Anekd. p. 196, daß „selbst die radikalen franz. Kommunisten noch nicht über 45 den Gegensatz von Arbeit und Genuß hinaus sind, sich noch nicht
478 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus zu der Einheit von Produktion und Konsumtion pp erhoben haben,44 Bürgerb. p. 43, daß „die Anarchie die Ne¬ gation des Begriffs der politischen Herrschaft ist,44 21 Bog;en p. 77 ppp, so hat /[3a]/ man die ganze Kritik der Franzosen durch Herrn Grün in der Tasche, ebensogut wie Herr Grün sie 5 bereits in der Tasche hatte, ehe er nach Paris ging. Außer dem Obengenannten erleichtern dann noch einige in Deutschland tra¬ ditionell zirkulierende Phrasen über Religion, Politik, Nationa¬ lität, menschlich und unmenschlich ppp, Phrasen, die von den Philosophen auf die wahren Sozialisten übergegangen sind, Herrn 10 Grün den Rechnungsabschluß mit den französischen Sozialisten und Kommunisten. Er hat nur überall nach „dem Menschen44 und dem Worte: menschlich zu suchen, und zu verdammen, wo er dies nicht findet. Z. B.: „Du bist politisch, Du bist borniert44 p. 283. In ähnlicher Weise kann Herr Grün dann ausrufen: Du 15 bist national, religiös, nationalökonomisch, Du hast einen Gott — Du bist nicht menschlich, Du bist borniert, wie er dies im ganzen Buche tut. Womit natürlich Politik, Nationalität, Religion pp gründlich kritisiert, und zugleich die Eigentümlichkeit der ge¬ rade kritisierten Schriftsteller und ihr Zusammenhang mit der ge- 20 sellschaftlichen Entwicklung hinreichend beleuchtet sind. Man sieht schon hieraus, daß das Grünsche Machwerk weit unter dem Buche von Stein steht, der wenigstens versuchte, den Zusammenhang der sozialistischen Literatur mit der wirklichen Entwicklung der französischen Gesellschaft darzustellen. Es be- 25 darf indes kaum der Erwähnung, daß Herr Grün sowohl im vor¬ liegenden Buche wie in den Neuen Anekdotis mit der größten Vor¬ nehmheit auf seinen Vorgänger herabsieht. Aber hat Herr Grün wenigstens die ihm von Heß und Andern überlieferten Sachen richtig kopiert? Hat er innerhalb seines, 30 höchst unkritisch auf Treu und Glauben angenommenen Schemas, wenigstens das nötige Material niedergelegt, hat er eine richtige und vollständige Darstellung der einzelnen sozialistischen Schrift¬ steller nach den Quellen gegeben? /[3b]/ Dies sind doch wahr¬ lich die niedrigsten Forderungen, die man an den Mann stellen 33 kann, von dem Nordamerikaner und Franzosen, Engländer und Belgier zu lernen haben, der der Privatdozent Proudhons war und jeden Augenblick auf die deutsche Gründlichkeit gegenüber den oberflächlichen Franzosen pocht.
IV. Karl Grün 479 Saint-Simonismus Von der ganzen Saintsimonistischen Literatur hat Herr Grün kein einziges Buch in der Hand gehabt. Seine Haupt¬ quellen sind: vor Allem der vielverachtete Ludwig Stein, 5 ferner die Hauptquelle Steins, L. Reybaud (wofür er p. 260 an Herrn Reybaud ein Exempel statuieren will und ihn einen Phi¬ lister nennt; er stellt sich auf derselben Seite, als sei ihm Reybaud erst lange, nachdem er die St. Simonisten abgefertigt, ganz zufäl¬ lig in die Hände geraten) und stellenweise L. B1 а n c. Wir werden io den Beweis ganz direkt liefern. Vergleichen wir zuerst, was Herr Grün über das Leben Saint- Simons selbst sagt. Die Hauptquellen für das Leben Saint-Simons sind die Frag¬ mente seiner Selbstbiographie in den Oeuvres de Saint-Simon, 15 publiziert von Olinde Rodrigues, und dem Organisateur vom 19. Mai 1830. Wir haben hier also sämtliche Aktenstücke vor uns: 1) die Originalquellen, 2) Reybaud, der sie auszog, 3) Stein, der Reybaud benutzte, 4) die belletristische Ausgabe von Herrn Grün. го Herr Grün: „Saint-Simon kämpft den Befreiungskampf der Amerikaner mit, ohne ein besondres Interesse am Kriege selbst zu haben; es fällt ihm ein, man könne die beiden gro- /[3c],-ßen Weltmeere verbinden.“ p. 85. Stein p. 143: „Zuerst trat er in den militärischen Dienst ... 25 und ging mit Bouille nach Amerika. ... In diesem Krieg, dessen Bedeutung er übrigens wohl begriff . . . der Krieg als solcher, sagt er, interessierte mich nicht, nur der Zweck dieses Kriegs etc.“ ... „Nachdem er vergebens versucht den Vizekönig von Mexico für einen großen Kanalbau zur Verbindung der beiden Weit¬ em e er e zu interessieren.“ Reybaud p. 77: „Soldat de l’independance americaine, il servait sous Washington ... la guerre en elle-meme ne m’interes- sait pas, dit-il, mais le seul but de la guerre m’interessait vive- ment, et cet interet m’en faisait supporter les travaux sans 35 repugnance.“ Herr Grün schreibt nur ab, daß St. Simon „kein besondres Interesse am Kriege“ selbst hatte, läßt aber die Pointe aus, näm¬ lich sein Interesse für den Zweck dieses Kriegs. Herr Grün läßt ferner weg, daß Saint-Simon seinen Plan beim 4o Vizekönig habe durchsetzen wollen, und reduziert ihn dadurch auf einen bloßen „Einfall“. Er läßt ebenfalls fort, weil Stein dies nur durch die Jahreszahl andeutet, daß Saint-Simon dies erst „ä la paix“ tat. Herr Grün fährt unmittelbar fort: „Später“ (wann?)
480 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus „entwirft er den Plan zu einer französisch-holländischen Ex¬ pedition nach dem englischen Indien.“ (ibid.) Stein: „Er reiste 1785 nach Holland, um eine vereinigte französisch-holländischen Expedition gegen die englischen Kolo¬ nien in Indien zu entwerfen.“ p. 143. 5 Stein erzählt hier falsch und Grün kopiert getreu. Nach Saint- Simon selbst hatte der Herzog von La Vauguyon die General¬ staaten bestimmt, eine vereinigte Expedition mit Frankreich nach den englischen Kolonien in Indien zu unternehmen. Von sich selbst sagt er nur, daß er „während eines Jahres die Ausführung 10 dieses Plans betrieben“ (poursuivi) habe. Herr Grün: „In Spanien will er einen Kanal von Madrid ins Meer graben.“ (ibid.) Saint-Simon will einen Kanal graben, welcher Unsinn! Vorhin fiel ihm ein, jetzt will er. Grün verfälscht hier das Faktum, nicht weil er, wie oben, den 15 Stein zu getreu, sondern weil er ihn zu oberflächlich abschreibt. Stein p. 144: „1786 nach Frankreich zurückgekehrt, ging er schon im folgenden Jahr nach Spanien, um dem Gouvernement einen Plan zur Vollendung eines Kanals von Madrid /4/ bis zum Meere vorzulegen.“ Herr Grün konnte bei raschem Lesen 20 sich seinen obigen Satz aus dem Steinschen abstrahieren, weil es bei Stein wenigstens den Schein hat, als sei der Bauplan und die Idee des ganzen Projekts von Saint-Simon ausgegangen, während dieser nur einen Plan zur Beseitigung der bei dem längst be¬ gonnenen Kanalbau eingetretenen finanziellen Schwierigkeiten 25 entwarf. R e у b а u d : „Six ans plus tard il proposa au gouvernement espagnol un plan de canal qui devait etablir une ligne navigable de Madrid ä la mer.“ p. 78. Derselbe Irrtum wie bei Stein. Saint Simon p. XVII: „Le gouvernement espagnol avait зо entrepris un canal qui devait faire communiquer Madrid ä la mer; cette entreprise languissait parceque ce gouvernement manquait d’ouvriers et d’argent; je me concertai avec M. le comte de Ca- barrus, aujourdhui ministre des finances, et nous presentämes au gouvernement le projet suivant“ etc. 35 Herr Grün: „In Frankreich spekulierter auf National¬ güter.“ Stein schildert erst Saint-Simons Stellung während der Reso¬ lution und kommt dann auf seine Spekulation in Nationalgütem p. 144 seqq. Woher aber Herr Grün den unsinnigen Ausdruck 40 hat: „auf Nationalgüter spekulieren“ statt in Nationalgütem, auch hierüber können wir dem Leser durch Vorlage des Originils Aufklärung geben: Reybaud p. 78: „Revenu ä Paris, il touma son activte vers des speculations, et trafiqua sur les domaines nationaux.“ 45
IV. Karl Grün 481 Herr Grün stellt seinen obigen Satz ohne alle Motivierung hin. Man erfährt gar nicht, weshalb Saint-Simon in Nationalgütern spekulierte und weshalb dies an sich triviale Faktum von Bedeu¬ tung in seinem Leben ist. Herr Grün findet nämlich überflüssig, 5 aus Stein und Reybaud abzuschreiben, daß Saint-Simon eine wis¬ senschaftliche Schule und ein großes industrielles Etablissement als Experimente gründen und sich das dazu nötige Kapital durch diese Spekulationen verschaffen wollte. Saint-Simon motiviert selbst seine Spekulationen hierdurch. (Oeuvres p. XIX.) jo Herr Grün: „Er heiratet, um die Wissenschaft bewirten zu können, um das Leben der Menschen zu erproben, /[4a]/ um sie psychologisch auszusaugen.66 (ibid.) Herr Grün überspringt hier plötzlich eine der wichtigsten Perioden Saint-Simons, die seiner naturwissenschaftlichen Studien und Reisen. Was heißt 15 das, heiraten, um die Wissenschaft zu bewirten, hei¬ raten, um die Menschen (die man nicht heiratet) psycho¬ logisch auszusaugen pp? Die ganze Sache ist die: Saint-Simon heiratete, um Salons halten und dort unter Andern auch die Ge¬ lehrten studieren zu können. 2o Stein drückt dies so aus p. 149: „Er verheiratet sich 1801. ... Ich habe die Ehe benutzt, um die Gelehrten zu studieren.66 (Vgl. St. Simon p. 23.) Jetzt, durch Vergleichung des Originals, wird Herrn Grüns Unsinn verständlich und erklärlich. Das „psychologische Aussaugen der Menschen66 reduziert 25 sich bei Stein und Saint-Simon selbst auf die Beobachtung der Gelehrten im gesellschaftlichen Leben. Saint-Simon wollte, ganz im Zusammenhänge mit seiner sozialistischen Grundansicht, den Einfluß der Wissenschaft auf die Persönlichkeit der Gelehr¬ ten und auf ihr Verhalten im gewöhnlichen Leben kennen lernen. so Bei Herrn Grün verwandelt sich dies in einen sinnlosen, unbe¬ stimmten, romanhaften Einfall. Herr Grün: „Er wird arm,66 (wie, wodurch?) „kopiert in einem Lombard für tausend Franken Jahrgehalt — er, der Graf, der Sprößlings Karls des Großen; dann66 (wann und 35 warum?) „lebt er von der Gnade eines ehemaligen Dieners; spä¬ ter66 (wann und warum?) „versucht er sich zu erschießen, wird gerettet, und beginnt ein neues Leben des Studiums und der Pro¬ paganda. Jetzt erst schreibt er seine beiden Hauptwerke.66 „Er wird66 — „dann66 — „später66 — „jetzt66 sollen bei Herrn 40 Grün die Chronologie und den Zusammenhang der einzelnen Le¬ bensmomente Saint-Simons ersetzen. Stein p. 156,157: „Dazu kam ein neuer und furchtbarer Feind, die allmählich immer drückender werdende äußere Not... Nach sechs Monaten pein-/[4b]/liehen Harrens wird ... ihm eine Stelle 45 —66 (auch den Gedankenstrich hat Herr Grün von Stein, nur Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 31
482 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus daß er so pfiffig war, ihn hinter den Lombard zu stellen) „als Kopist im Lombard“ (nicht, wie Herr Grün pfiffiger Weise än¬ dert, „in einem Lombard“, da es bekanntlich in Paris nur den einen, öffentlichen Lombard gibt) „mit tausend Franken Jahr¬ gehalt. Wunderbarer Glückswechsel jener Zeiten! Der Enkel des з berühmten Höflings an Ludwigs XIV. Hofe, der Erbe einer Her¬ zogskrone, eines mächtigen Vermögens, ein gebomer Pair von Frankreich und Grande von Spanien, Kopist in einem Lom¬ bard!“ Hier erklärt sich Herrn Grüns Versehen mit dem Lom¬ bard; hier, bei Stein, ist der Ausdruck am Orte. Um sich auch 10 sonst noch von Stein zu unterscheiden, nennt Herr Grün Saint- Simon nur „Graf“ und „Sprößling Karls des Großen.“ Letzteres hat er von Stein p. 142, Reybaud p. 77, die indes so klug sind, zu sagen, Saint-Simon leite sich selbst von Karl dem Großen her. Statt der positiven Fakta Steins, die allerdings unter der Re - stauration die Armut Saint-Simons auffallend machen, er¬ fahren wir bei Herrn Grün nur seine Verwunderung darüber, daß ein Graf und angeblicher Sprößling Karls des Großen überhaupt herunterkommen kann. Stein: „Zwei Jahre lebte er noch“ (nach dem Selbstmordsversuch) „und wirkte in ihnen vielleicht mehr 20 als in eben so viel Jahrzehnten seines früheren Lebens. Der Ca- techisme des industriels ward vollendet“ (Herr Grün ver¬ wandelt dies Vollenden eines längst vorbereiteten Werks in: „Jetzt erst schrieb er“ pp) „und der nouveau christanisme pp“ p. 164, 165. — P. 169 nennt Stein diese beiden Schriften „die 25 beiden Hauptwerke seines Lebens“. Herr Grün hat also nicht nur die Irrtümer Steins ko¬ piert, sondern auch aus unbestimmt gehaltenen Stellen Steins neue fabriziert. Um seine Abschreiberei zu verdecken, nimmt er nur die hervorspringendsten Fakta heraus, raubt ihnen зо aber /[4c]/ ihren Charakter als Fakta, indem er sie sowohl aus dem chronologischen Zusammenhänge wie aus ihrer ganzen Moti¬ vierung reißt und selbst die allemotwendigsten Mittelglieder aus¬ läßt. Was wir nämlich oben gegeben haben, ist buchstäblich Alles, was Herr Grün von Saint-Simons Leben berichtet. In 35 dieser Darstellung wird das bewegte, tätige Leben Saint-Simors in eine Reihe von Einfällen und Ereignissen verwandelt, de weniger Interesse darbieten als das Leben des ersten besten gleich¬ zeitigen Bauern oder Spekulanten in einer bewegten Provirz Frankreichs. Und dann, nachdem er diese biographische Sudelei hingeworfen hat, ruft er aus: „dieses ganze, echt zivil - si erte Leben!“ Ja er scheut sich nicht, p. 85 zu sagen: „Sain- Simons Leben ist der Spiegel des Saintsimonismus selbst —“ as wenn dies Griinsche „Leben“ Saint-Simons der Spiegel von irgenl etwas wäre, außer von Herrn Grüns Art der Buchmacherei „selbst6.45
IV. Karl Grün 483 Wir haben uns bei dieser Biographie länger aufgehalten, weil sie ein klassisches Exempel von der Art und Weise liefert, in der Herr Grün die französischen Sozialisten gründlich behandelt. Wie er hier schon scheinbar nonchalant hinwirft, ausläßt, ver- 5 fälscht, transponiert, um seine Abschreiberei zu verbergen, so werden wir später sehen, daß Herr Grün auch fernerhin alle Symptome eines innerlich beunruhigten Plagiarius entwickelt: künstliche Unordnung, um die Vergleichung zu erschweren, Aus¬ lassung von Sätzen und Worten, die er wegen Unkenntnis der Ori- 10 ginale nicht recht versteht, aus den Zitaten seiner Vorgänger, Dichtung und Ausschmückung durch unbestimmte Phrasen, per¬ fide Ausfälle auf die Leute, die er gerade kopiert. Ja Herr Grün ist so übereilt und hastig in seiner Abschreiberei, daß er sich oft auf Sachen beruft, von denen er dem Leser nie gesprochen, die er 15 aber als Leser Steins im Kopfe mit sich herumträgt. /5/ Wir gehn jetzt auf die Grünsche Darstellung der Doktrin St. Simons über. 1. Lettres d’un habitant de Geneve ä ses contemporains 2o Herr Grün wurde aus Stein nicht recht klar, in welchem Zu¬ sammenhänge der in der eben zitierten Schrift gegebene Plan zur Unterstützung der Gelehrten mit dem phantastischen Anhänge der Broschüre steht. Er spricht von dieser Schrift, als wenn es sich in ihr hauptsächlich um eine Organisation der Gesellschaft handle, 25 und schließt wie folgt: „Die geistliche Macht in den Händen der Gelehrten, die welt¬ liche Macht in den Händen der Eigentümer, die Wahl für Alle.“ p. 85. Vgl. Stein p. 151, Reybaud p.83. Den Satz: „le pouvoir de nommer les individus appeles ä 5o remplir les fonctions des chefs de l’humanite entre les mains de tout le monde“, den Reybaud aus Saint-Simon (p. 47) zitiert und Stein höchst unbeholfen übersetzt — diesen Satz reduziert Herr Grün auf: „die Wahl für Alle“, wodurch er allen Sinn verliert. Bei Saint-Simon ist von der Wahl des Newtonschen Rats die Rede, 35 bei Herrn Grün handelt es sich von der Wahl überhaupt. Nachdem Herr Grün durch vier oder fünf von Stein und Rey¬ baud abgeschriebne Sätze längst mit den „Lettres pp“ fertig ge¬ worden ist und schon vom nouveau christianisme gesprochen hat, kehrt er plötzlich zu ihnen zurück. 31*
484 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus /[5a]/ „Aber die abstrakte Wissenschaft tuts freilich nicht.“ (Noch viel weniger die konkrete Unwissenheit, wie wir sehen.) „Vom Standpunkt der abstrakten Wissenschaft waren ja die „Eigentümer“ und „Jedermann“ noch auseinander gefallen.“ p. 87. Herr Grün vergißt, daß er bisher nur von „der Wahl für Alle44, nicht von „Jedermann44 gesprochen hat. Aber bei Stein und Rey- baud findet er „tout le monde“, und setzt daher „Jedermann44 in Anführungszeichen. Er vergißt ferner, daß er den folgenden Satz Steins, wodurch das „j a“ in seinem eignen Satze motiviert wird, ю nicht mitgeteilt hat: „Es treten ihm“ (Saint-Simon) „neben den Weisen oder Wis¬ senden die proprietaires und tout le monde aus einander. Zwar sind Beide noch ohne eigentliche Grenze im Verhältniß zu einander . . . dennoch liegt schon in jenem vagen 15 Bilde der tout le monde der Keim der Klasse verborgen, die zu begreifen und zu heben die spätere Grundtendenz seiner Theorie ward, der classe la plus nombreuse et la plus pauvre, wie in der Wirklichkeit dieser Teil des Volkes damals nur potentiell da war.44 p. 154. 20 Stein hebt hervor, daß Saint-Simon zwischen proprietaires und tout le monde schon einen Unterschied, aber noch einen sehr unbestimmten macht. Herr Grün verdreht dies dahin, daß Saint- Simon den Unterschied überhaupt noch macht. Dies ist natür¬ lich ein großes Versehen von Saint-Simon und nur dadurch zu er- 25 klären, daß er in den Lettres auf dem Standpunkte der abstrakten Wissenschaft sich befindet. Leider aber spricht Saint-Simon an der fraglichen Stelle gar nicht, wie Herr Grün meint, von Unter¬ schieden in einer zukünftigen Gesellschaftsordnung. Er adressiert sich wegen einer Subskription an die ganze Menschheit, die ihm, зо wie er sie vorfindet, in drei Klassen geteilt erscheint: in drei Klas¬ sen, die nicht, wie Stein glaubt, savants, proprietaires und tout le monde sind, sondern /[5b]/ 1) die savants und artistes und alle Leute mit liberalen Ideen, 2) die Gegner der Neuerung, d. h. die proprietaires, sofern sie sich nicht der ersten Klasse anschließen, 35 3) das surplus de l’humanite que se rallie au mot: Egalite. Diese drei Klassen bilden tout le monde. Vgl. Saint-Simon, Lettres p. 21, 22. Da St. Simon übrigens an einer späteren Stelle sagt, er halte seine Verteilung der Gewalt für vorteilhaft für alle Klassen, so entspricht in der Stelle, wo er von dieser Verteilung spricht, 40 p. 47 tout le monde offenbar dem surplus, das sich bei der Parole Gleichheit ralliiert, ohne indes die andern Klassen auszuschlie¬ ßen. Stein hat also in der Hauptsache das Richtige getroffen, ob¬ wohl er die Stelle p. 21, 22 nicht berücksichtigt, und Herr Griin, der das Original gar nicht kennt, klammert sich an das unbedeu- 45
IV. Karl Grün 485 tende Versehen Steins, um aus seinem Raisonnement sich baren Unsinn zu abstrahieren. Wir erhalten sogleich ein noch frappanteres Beispiel. P. 94, wo Herr Grün gar nicht mehr von Saint-Simon sondern von seiner 5 Schule spricht, erfahren wir unerwartet: „Saint-Simon sagt in einem seiner Bücher die mysteriö¬ sen Worte: Die Frauen werden zugelassen werden, sie werden selbst ernannt werden können. Aus diesem fast tauben Saatkorn ist der ganze ungeheure Spektakel der Emanzipation der Frauen io entsprossen.66 Allerdings, wenn Saint-Simon in einer beliebigen Schrift von einer Zulassung und Ernennung der Frauen, man weiß nicht wozu, gesprochen hat, so sind dies sehr „mysteriöse Worte.66 Dies Mysterium existiert aber nur für Herrn Grün. Das „eine der 15 Bücher66 Saint-Simons ist kein andres als die Lettres d’un habitant de Geneve. Nachdem Saint-Simon hier gesagt hat, daß jeder Mensch für den Newtonschen Rat oder dessen Abteilungen unter¬ schreiben kann, fährt er fort: Les femmes seront admises ä souscrire, elles pourront etre nommees. — Natürlich, zu 2o einer Stelle in diesem Rat oder seinen Abteilungen. Stein hat diese Stelle, wie sich gebührt, bei dem Buche selbst zitiert und macht dabei folgende Bemerkung: Hier pp „finden sich alle Spuren seiner späteren Ansicht und selbst seiner Schule im Keime wieder, und selbst der erste Gedanke einer Emanzipation 25 der Frauen.66 p. 152. Stein hebt auch richtig in einer Note hervor, daß Olinde Rodrigues diese Stelle in seiner Ausgabe von 1832 als einzige Belegstelle für die Frauenemanzipation bei Saint- Simon selbst aus polemischen Gründen groß drucken ließ. Grün, um seine Abschreiberei zu verbergen, versetzt diese Stelle von dem зи Buch, wohin sie gehört, in die Schule, macht den obigen Unsinn daraus, verwandelt Steins „Keim66 in ein „Saatkorn66 und bildet sich kindischer Weise ein, die Lehre von der Emanzipation der Frauen sei aus dieser Stelle hervorgegangen. 75c] / Herr Grün riskiert eine Ansicht über einen Gegensatz, 35 worin die „Briefe eines Bewohners von Genf66 zum „Katechismus der Industriellen66 stehen sollen, und der darin besteht, daß im Katechismus das Recht der travailleurs geltend gemacht wird. Herr Grün mußte diesen Unterschied allerdings zwischen den ihm von Stein und Reybaud überlieferten Lettres und dem ebenso io überlieferten catechisme entdecken. Hätte er den Saint-Simon selbst gelesen, so konnte er statt dieses Gegensatzes in den Lettres schon sein „Saatkorn66 zu der unter Andern im Catechisme weiter entwickelten Anschauung finden. Z. B. „Tous les hommes travail- leront66, Lettres p. 60. „Si sa cerveile66 (des Reichen) „ne sera pas 45 propre au travail, il sera bien oblige de faire travailler ses bras;
486 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus car Newton ne laissera sürement pas sur cette planete ... des ouvriers volontairement inutiles dans l’atelier.“ p. 64. 2. Catechisme politique des industriels Da Stein diese Schrift gewöhnlich als Catechisme des indu¬ striels zitiert, so kennt Herr Grün keinen andern Titel. Die An- з gäbe des richtigen Titels wenigstens wäre um so eher von Herrn Grün zu verlangen gewesen als er da, wo er ex officio von dieser Schrift spricht, ihr nur zehn Zeilen dediziert. Nachdem Herr Grün aus Stein abgeschrieben hat, daß Saint- Simon in dieser Schrift der Arbeit die Herrschaft geben will, io fährt er fort: „Die Welt teilt sich für ihn jetzt in Müßiggänger und Indu¬ strielle.“ p. 85. Herr Grün begeht hier ein Falsum. Er schiebt dem Catechisme eine Unterscheidung unter, die er bei Stein viel später, bei Ge- legenheit der Saintsimonistischen Schule vorfindet: Stein p. 206: „Die Gesellschaft besteht gegenwärtig nur aus Müßiggängern und Arbeitern.“ (Enfantin.) /6/ Statt dieser untergeschobenen Einteilung findet sich im Catechisme die Einteilung in drei Klas¬ sen, die classes feodale, intermediaire et industrielle, auf die 20 Herr Grün natürlich nicht eingehen konnte, ohne Stein abzuschrei¬ ben, da er den Catechisme selbst nicht kannte. Herr Grün wiederholt hierauf noch einmal, daß die Herrschaft derArbeit der Inhalt des Catechisme ist, und schließt dann seine Charakteristik dieser Schrift folgendermaßen: 25 „Wie der Republikanismus sagt: Alles für das Volk, Alles durch das Volk, so sagt Saint-Simon: Alles für die Industrie, Alles durch die Industrie.44 (ibid.) Stein p. 165: „Da Alles durch die Industrie geschieht, so muß auch Alles für sie geschehen.“ зо Wie Stein richtig angibt (p. 160, Note), findet sich bereits auf der Schrift Saint-Simons: L’industrie von 1817 das Motto: Tout par l’industrie, tout pour eile. Herrn Grüns Charakteristik des Catechisme besteht also darin, daß er, außer dem obigen Falsum, das Motto einer viel früheren Schrift, die er gar nicht kennt, 35 falsch zitiert. Hiermit hat die deutsche Gründlichkeit den Catechisme poli¬ tique des industriels hinreichend kritisiert. Wir finden indes noch an andern sehr zerstreuten Stellen des Griinschen Sammelsuriums einzelne hieher gehörige Glossen. Herr Grün verteilt mit innerem 40 Vergnügen über seine eigene Schlauheit die Sachen, die er bei Steins Charakteristik dieser Schrift zusammen findet, und ver¬ arbeitet sie mit anerkennenswerter Courage:
IV. Karl Grün 487 Herr Grün p. 87: „Die freie Konkurrenz war ein unreiner, ein konfuser Begriff, ein Begriff, der in sich selbst eine neue Welt von Kampf und /[6a]/ Unglück enthielt, den Kampf zwischen Kapital und Arbeit und das Unglück des kapitallosen Arbeiters. s Saint-Simon reinigte den Begriff der Industrie, er reduzierte ihn auf den Begriff der Arbeiter, er formulierte die Rechte und Beschwerden des vierten Stan¬ des, des Proletariats. Er mußte das Erbrecht aufheben, weil es zum Unrecht am Arbeiter, am Industriellen wurde. Diese Bedeu- io tung hat sein Katechismus der Industriellen.“ Herr Grün fand bei Stein p. 169 bei Gelegenheit des Cate¬ chisme: „Das ist mithin die wahre Bedeutung Saint-Simons, diesen Gegensatz“ (von Bourgeoisie und Peuple) „als einen bestimmten vorausgesehen zu haben.“ Dies das Original zu der „B edeu- 15 tung“ des Katechismus bei Herrn Grün. Stein: „Er66 (Saint-Simon im Catechisme) „beginnt mit dem Begriff des industriellen Arbeiters.“ Hieraus macht Herr Grün den kolossalen Unsinn, daß Saint-Simon, der die freie Konkur¬ renz als einen „unreinen Begriff66 vorfand, „den Be- 2o griff der Industrie reinigte und ihn auf den Begriff der Arbeiter reduzierte.“ Daß der Begriff des Herrn Grün von der freien Konkurrenz und Industrie ein sehr „unreiner66 und „konfuser“ ist, zeigt er an allen Ecken. Noch nicht zufrieden mit diesem Unsinn, wagt er die direkte 25 Lüge, Saint-Simon habe die Aufhebung des Erbrechts verlangt. Immer noch auf die Art gestützt, wie er den Catechisme nach Stein versteht, sagt er p.88: „Saint-Simon hatte die Rechte des Pro¬ letariats festgesetzt, er hatte die neue Parole bereits ausgegeben: Die Industriellen, die Arbeiter sollen auf die erste зо Stufe der Macht erhoben werden. Das war /[6b]/ einseitig, aber jeder Kampf führt die Einseitigkeit mit sich; wer nicht ein¬ seitig ist, kann nicht kämpfen.“ Herr Grün mit seiner schönredne¬ rischen Maxime von der Einseitigkeit begeht hier selbst die Ein¬ seitigkeit, den Stein dahin mißzuverstehen, Saint-Simon habe die 35 eigentlichen Arbeiter, die Proletarier, „auf die erste Stufe der Macht erheben“ wollen. VergL p. 102, wo über Michel Che¬ valier gesagt wird: „M. Chevalier spricht noch mit sehr großer Teilnahme von den Industriellen . . . aber dem Jünger sind die Industriellen nicht mehr die Proletarier, wie dem 4o Meister; er faßt Kapitalist, Unternehmer und Arbeiter in einen Begriff zusammen, rechnet also die Müßiggänger mit zu einer Kategorie, die nur die ärmste und zahlreichste Klasse um¬ fassen sollte.“ Bei Saint-Simon gehören zu den Industriellen außer den Ar- 45 beitem auch die fabricants, negociants, kurz sämtliche in-
488 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus dustrielle Kapitalisten, an die er sich sogar vorzugs¬ weise adressiert. Herr Grün konnte dies bereits auf der ersten Seite des Catechisme finden. Man sieht aber wie er ohne die Schrift selbst je gesehen zu haben, nach dem Hörensagen belle¬ tristisch über sie phantasiert. 5 Bei seiner Besprechung des Catechisme sagt Stein: „Von . . . kommt Saint-Simon zu einer Geschichte der Industrie in ihrem Verhältnis zur Staatsgewalt ... er ist der erste, der es zum Bewußtsein gebracht hat, daß in der Wissenschaft der In¬ dustrie ein staatliches Moment verborgen liege ... es läßt 10 sich nicht leugnen, daß ihm ein wesentlicher Anstoß gelungen ist. Denn erst seit ihm besitzt Frankreich eine Histoire de l’economie politique“ pp, p. 165, 170. Stein selbst ist im höchsten Grade konfus, wenn er von einem „staatlichen Moment“ in „der Wissen¬ schaft der Industrie44 spricht. Er zeigt indes, daß er eine richtige 15 Ahnung hatte, indem er hinzufügt daß die Geschichte des Staats aufs Genauste Zusammenhänge mit der Geschichte der Volkswirt¬ schaft. Sehen wir, wie Herr Grün später, da er von der Saintsimonisti¬ schen Schule spricht, diesen Fetzen Steins sich aneignet. 20 /[6c]/ „Saint-Simon hatte in seinem Katechismus der Indu¬ striellen eine Geschichte der Industrie versucht, indem er das staatliche Element in ihr hervorhob. Der Meister selbst brach also die Bahn zur politischen Ökonomie.*4 p. 99. 25 Herr Grün verwandelt „also44 zunächst das „staatliche Mo¬ ment“ Steins in ein „staatliches Element“ und macht es zu einer sinnlosen Phrase, indem er die näheren Data, die Stein ge¬ geben hatte, wegläßt. Dieser „Stein, den die Bauleute verworfen haben“ ist für Herrn Grün wirklich zum „Eckstein“ seiner „Briefe зо und Studien“ geworden. Zugleich aber auch zum Stein des An¬ stoßes. Aber noch mehr. Während Stein sagt, St. Simon hab* durch Hervorhebung dieses staatlichen Moments in der Wissen¬ schaft der Industrie die Bahn gebrochen zur Geschichte de* politischen Ökonomie, läßt Herr Grün ihn die Bahn zur poli- 35 tischen Ökonomie selbst brechen. Herr Grün räsonier etwa so: Ökonomie gab es bereits vor Saint-Simon; wie Steil erzählt, hob er das staatliche Moment in der Industrie hervoi, machte also die Ökonomie staatlich — staatliche Ökonomie = politische Ökonomie, also brach Saint-Simon die Bahn zur poli 40 tischen Ökonomie. Herr Grün verrät unleugbar einen sehr heiterr Geist bei Bildung seiner Konjekturen. Der Art. wie Herr Grün Saint-Simon die Bahn zur politischer Ökonomie brechen läßt, entspricht die Art, wie er ihn die Bahr zum wissenschaftlichen Sozialismus brechen läßt: ..Er“ (de? 45
IV. Karl Grün 489 Saintsimonismus) „enthält... den wissenschaftlichen Sozialismus, indem Saint-Simon sein ganzes Leben lang nach der neuen Wis¬ senschaft suchte66! P.82. 3. Nouveau ch ri st i аn i sme 5 Herr Grün gibt in derselben glänzenden Weise wie bisher Aus¬ züge aus den Auszügen von Stein und Reybaud mit belletristi¬ scher Ausschmückung und unbarmherziger Zerreißung der bei diesen zusammengehörigen Glieder. 7/ Wir geben nur ein Bei¬ spiel, um zu zeigen, daß er auch diese Schrift nie in der Hand io gehabt hat. „Es galt für Saint-Simon, eine einheitliche Weltanschauung herstellen, wie sie für organische Geschichtsperioden paßt, die e r ausdrücklich den kritischen gegenüberstellt. Seit Luther leben wir nach seiner Meinung in einer kritischen Periode, io er gedachte den Anfang der neuen organischen Periode zu begründen. Daher das Neue Christentum.66 p. 88. Saint-Simon hat nie und nirgends die organischen Ge¬ schichtsperioden den kritischen gegenübergestellt. Herr Grün lügt dies geradezu. Erst Bazard machte diese Einteilung. Herr 2o Grün fand bei Stein und Reybaud, daß im Nouveau christianisme Saint-Simon die Kritik Luthers anerkennt, aber seine positive, dogmatische Doktrin mangelhaft findet. Herr Grün wirft die¬ sen Satz mit seinen Reminiszenzen aus eben denselben Quellen über die saintsimonistische Schule zusammen, und fabriziert 25 daraus seine obige Behauptung. Nachdem Herr Grün in der geschilderten Weise über Saint- Simons Leben und Werke mit einziger Benutzung von Stein und dessen Leitfaden Reybaud einige belletristische Phrasen gemacht hat, schließt er mit dem Ausruf: зо „Und diesen Saint-Simon haben die Philister der Moral, Herr Reybaud und mit ihm die ganze Schar deutscher Nachschwätzer, in Schutz nehmen zu müssen geglaubt, indem sie mit ihrer ge¬ wöhnlichen Weisheit orakelten, ein solcher Mensch, ein solches Leben seien nicht nach gewöhnlichen Maßstäben zu messen! 35 — Sagt doch, sind Eure Maßstäbe von Holz? Sprecht die Wahr¬ heit, es soll uns lieb sein, wenn sie von recht festem Eichenstamm sind. Gebt sie her, wir wollen sie als ein kostbares Geschenk dank¬ bar hinnehmen, wir wollen sie nicht verbrennen, behüte! Wir wollen /[7a]/ den Rücken der Philister mit ihnen — messen.66 io p. 89. Durch solche belletristische burschikose Phrasen dokumentiert Herr Grün seine Überlegenheit über seine Vorbilder.
490 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus 4. Saintsimonistische Schule Da Herr Grün von den Saintsimonisten gerade soviel gelesen hat, wie von Saint-Simon selbst, nämlich Nichts, so hätte er wenig¬ stens einen ordentlichen Auszug aus Stein und Reybaud machen, die chronologische Reihenfolge beobachten, den Verlauf im Zu- 5 sammenhange erzählen, die nötigen Punkte erwähnen sollen. Statt dessen tut er, durch sein böses Gewissen verleitet, das Gegenteil, wirft möglichst durch einander, läßt die allernotwendigsten Dinge aus, und richtet eine Konfusion an, die noch größer ist als in seiner Darstellung von Saint-Simon. Wir müssen uns hier noch 10 kürzer fassen, da wir ein Buch schreiben müßten, so dick wie das des Herrn Grün, um jedes Plagiat und jeden Schnitzer hervor¬ zuheben. Über die Zeit vom Tode Saint-Simons bis zur Julirevolution, die Zeit worin mit die bedeutendste theoretische Entwicklung des 15 Saintsimonismus fällt, erfahren wir nichts: Hiermit fällt sogleich der bedeutendste Teil des Saintsimonismus, die Kritik der be¬ stehenden Zustände, ganz fort für Herrn Grün. Es war in der Tat auch schwer, hierüber etwas zu sagen, ohne die Quellen selbst, namentlich die Journale, zu kennen. 20 Herr Grün eröffnet seinen Kursus über die Saintsimonisten mit folgendem Satze: „Jedem nach seiner Fähigkeit, jeder Fähigkeit nach ihren Werken, so heißt das praktische Dogma des Saintsimo¬ nismus.“ Wie Reybaud p. 96 diesen Satz als Übergangspunkt von Saint-Simon zu den Saintsimonisten darstellt, so Herr Grün, der 25 fortfährt: „Es entspringt unmittelbar aus dem letzten Worte Saint-Simons: /[7b]/ allen Menschen die freiste Entwicklung ihrer Anlagen zu sichern.“ Herr Grün wollte sich hier von Reybaud unterscheiden. Reybaud knüpft dieses „praktische Dogma“ an den nouveau christianisme an. Herr Grün hält dies für einen зо Einfall Reybauds und substituiert dem nouveau christianisme un¬ geniert das letzte Wort Saint-Simons. Er wußte nicht, daß Rey¬ baud nur einen wörtlichen Auszug aus der Doctrine de Saint- Simon, Exposition, premiere annee, p. 70 gab. — Herr Grün weiß sich nicht recht zu erklären, wie hier bei Reybaud, nach einigen 35 Auszügen über die religiöse Hierarchie des Saintsimonismus, das „praktische Dogma“ plötzlich hereingeschneit kommt. Während dieser Satz erst im Zusammenhang mit den religiösen Ideen des nouveau christianisme aufgefaßt, auf eine neue Hierarchie hin¬ weisen kann, während er ohne diese Ideen höchstens eine profane Klassifikation der Gesellschaft verlangt, bildet sich Herr Grün ein, aus diesem Satze allein folge die Hierarchie. Er sagt p. 91: „Jedem nach seiner Fähigkeit, das heißt die katholische Hier¬ archie zum Gesetz der gesellschaftlichen Ordnung machen. Jeder
IV. Karl Grün 491 Fähigkeit nach ihren Werken: das heißt auch noch die Werkstatt zur Sakristei, auch noch das ganze bürgerliche Leben in eine Domäne des Pfaffen verwandeln.“ Bei Reybaud findet er näm¬ lich im oben erwähnten Auszug aus der Exposition: „L’eglise 5 vraiment universelle va paraitre . . . l’eglise universelle gou- veme le temporel comme le spirituel ... la Science est sainte, l’industrie est sainte ... et tout bien est bien d’eglise et toute professsion est une fonction religieuse, un grade dans la hier- archie sociale. — А chacun selon sa capacite, ä Mchaque capacite selon ses oeuvres.“ Herr /[7c]/ Grün hatte offenbar nur diese Stelle umzudrehen, nur die vorhergehen¬ den Sätze in Folgerungen aus dem Schlußsatz zu verwandeln, um seinen ganz unbegreiflichen Satz herauszubringen. „So wirr und kraus gestaltet sich“ die Grünsche Widerspiege- 15 lung des Saintsimonismus, daß er p. 90 erst aus dem „praktischen Dogma“ ein „geistiges Proletariat“, aus diesem geistigen Prole¬ tariat eine „Hierarchie der Geister“, und aus dieser Hierarchie der Geister eine Spitze der Hierarchie hervorgehen läßt. Hätte er auch nur die Exposition gelesen, so würde er gesehen haben, wie 2o die religiöse Anschauungsweise des Nouveau christianisme in Verbindung mit der Frage, wie denn die capacite festzustellen sei, die Notwendigkeit der Hierarchie und ihrer Spitze hereinbringt. Mit dem Einen Satz ä chacun selon sa capacite, ä chaque capa¬ cite selon ses oeuvres hat Herr Grün seine ganze Darstellung und 25 Kritik der Exposition von 1828—29 abgeschlossen. Den Pro- ducteur und Organisateur erwähnt er außerdem kaum einmal. Er blättert in Reybaud, und findet in dem Abschnitt: Dritte Epoche des Saintsimonismus, p. 126, Stein p. 205: „... et les jours suivants le G1 оbe parut avec le sous-titre de Jour- J0nal de la doctrine de Saint Simon, laquelle etait resumee ainsi sur la premiere page: Religion Science Industrie Association universelle.“ 36 Herr Grün springt nun immittelbar von dem obigen Satze ins Jahr 1831, indem er folgendermaßen Reybaud verarbeitet (p.91): „Die Saintsimonisten stellten folgendes Schema ihres Systems auf, dessen Formulierung besonders das Werk Bazards 40 war:
492 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Religion Wissenschaft Industrie Allgemeine Assoziation.44 /8/ Herr Grün läßt drei Sätze fort, die ebenfalls auf deim Titel des Globe stehen und sich Alle auf praktische soziale R<e- з formen beziehen. Sie finden sich sowohl bei Stein wie bei Rey¬ baud. Er tut dies, um dies bloße Aushängeschild eines Journals in ein „Schema44 des Systems verwandeln zu können. Er ver¬ schweigt, daß es auf dem Titel des Globe stand, und kann nun im verstümmelten Titel dieses Blattes den ganzen Saintsimonismus ю durch die kluge Bemerkung kritisieren, daß die Religion oben¬ an stehe. Er konnte übrigens bei Stein finden, daß im Globe dies keineswegs der Fall ist. Der Globe enthält, was Herr Grün freilich nicht wissen konnte, die ausführlichsten und wichtigsten Kritiken der bestehenden, besonders der ökonomischen Zustände. — Woher Herr Grün die neue aber wichtige Nachricht hat, daß die „Formu¬ lierung dieses Schemas44 von vier Worten „besonders das Werk Bazards war44, ist schwer zu sagen. Vom Januar 1831 springt Herr Grün jetzt zurück zum Okto¬ ber 1830: 20 „Ein kurzes, aber umfassendes Glaubensbekenntnis adressier¬ ten die Saintsimonisten in der Periode Bazard44 (woher die?) „kurz nach der Julirevolution an die Deputiertenkammer, nachdem die Herren Dupin und Mauguin sie von der Tribüne herab bezichtigt hatten, Güter- und Weibergemeinschaft zu leh- 25 ren.44 Folgt nun diese Adresse, und macht Herr Grün darauf die Bemerkung: „Wie vernünftig und gemessen ist das Alles noch. Bazard redigierte die Eingabe an die Kammer.44 p. 92—94. Was zunächst diese Schlußbemerkung betrifft, so sagt Stein p. 205: „Seiner Form und Haltung nach stehen wir keinen Augenblick an. зо es44 (dies Aktenstück) „mit Reybaud Bazard mehr zuzuschrei¬ ben als Enfantin.44 Und Reybaud p. 123: „Aux formes, aux pre- tentions assez moderees de cet ecrit il est facile de voir qu’il provenait p 1 ü t о t de l’impulsion de M. Bazard que de celle de son collegue.44 /[8a]/ Herrn Grüns geniale Kühnheit verwandelt Rey- 35 bauds Vermutung, daß Bazard eher als Enfantin den Anstoß zu dieser Adresse gab, in die Gewißheit, daß er sie ganz redigierte. Der Übergang zu diesem Aktenstück ist übersetzt aus Reybaud p. 122: „MM. Dupin et Mauguin signalerent du haut de la tribune une secte qui prechait la communaute des biens et la communaute 40 des femmes.44 Nur läßt Herr Grün das von Reybaud gegebne Da¬ tum weg und sagt dafür: „kurz nach der Julirevolution44. Die Chro¬ nologie paßt überhaupt nicht in die Art des Herrn Grün, sich vor.
IV. Karl Grün 493 seinen Vorgängern zu emanzipieren. Von Stein unterscheidet er sich hier, indem er in den Text setzt, was bei Stein in einer Note steht, indem er den Eingangspassus der Adresse wegläßt, indem er fonds de production (produktives Kapital) mit „Grund ver- 5 mögen“ und classement social des individus (gesellschaftliche Klassifizierung der Individuen) mit „gesellschaftliche Ordnung der Einzelnen66 übersetzt. Folgen nun einige liederliche Notizen über die Geschichte der saintsimonistischen Schule, welche mit derselben künstlerischen 10 Plastik aus Stein, Reybaud und L. Blanc zusammengewürfelt sind, wie oben das Leben Saint-Simons. Wir überlassen dem Leser, diese im Buche selbst nachzusehen. Wir haben dem Leser jetzt Alles mitgeteilt, was Herr Grün vom Saintsimonismus in der Periode Bazard, d.h. seit dem Tode 15 Saint-Simons bis zum ersten Schisma, zu sagen weiß. Er kann jetzt einen belletristisch-kritischen Trumpf ausspielen, indem er Bazard einen „schlechten Dialektiker66 nennt und fortfährt: „Aber so sind die Republikaner. Sie wissen nur zu sterben, Cato wie Bazard; wenn sie sich nicht /[8b]/ erdolchen, lassen sie 2o sich das Herz brechen.66 p.95. „Wenige Monate nach diesem Streite brach ihm66 (Bazard) „d а s H e r z.66 Stein p. 210. Wie richtig die Bemerkung des Herr Grün ist, beweisen Repu¬ blikaner wie Levasseur, Camot, Barrere, Billaud-Varennes, Buo- 25 narotti, Teste, D’Argenson etc. etc. Folgen nun einige banale Phrasen über Enfantin, wo wir bloß auf folgende Entdeckung des Herrn Grün aufmerksam machen: „Wird es an dieser geschichtlichen Erscheinung endlich klar, daß die Religion nichts ist als Sensualismus, daß der Materialismus зо kühn denselben Ursprung in Anspruch nehmen darf, wie das hei¬ lige Dogma selbst?66 p. 97. Herr Grün blickt selbstgefällig um sich: „Hat wohl schon Jemand daran gedacht?66 Er würde nie „daran gedacht66 haben, wenn nicht schon die Hallischen Jahr¬ bücher bei Gelegenheit der Romantiker „daran gedacht66 hätten. 35 Man hätte übrigens hoffen können, daß seit der Zeit Herr Grün weiter gedacht hätte. Herr Grün weiß, wie wir gesehen haben, von der ganzen ökono¬ mischen Kritik der Saintsimonisten Nichts. Indessen benutzt er Enfantin, um auch über die ökonomischen Konsequenzen Saint¬ no Simons, von denen er schon oben fabelte, ein Wort zu sagen. Er findet nämlich bei Reybaud p. 129 und Stein p. 206 Auszüge aus der politischen Ökonomie Enfantins, verfälscht aber auch hier, indem er die Aufhebung der Steuern auf die notwendigsten Lebensbedürfnisse, welche Reybaud und Stein nach Enfantin 45 richtig als Konsequenz der Vorschläge über das Erbrecht dar¬
494 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus stellen, zu einer gleichgültigen, unabhängigen Maßregel neben diesen Vorschlägen macht. Er beweist auch darin seine Origina¬ lität, daß er die chronologische Ordnung verfälscht, zuerst vom Priester Enfantin und Menilmontant, und dann vom Öko¬ nomen Enfantin spricht, während seine Vorgänger die Ökonomie > Enfantins /[8c]/ in der Periode Bazard, gleichzeitig mit dem Globe behandeln, für den sie geschrieben wurde. Wenn er hier die Periode Bazard in die Periode Menilmontant hereinzieht, so zieht er später, wo er von der Ökonomie und M. Chevalier spricht, wieder die Periode von Menilmontant herein. Das livre nouveau 10 gibt ihm hiezu Gelegenheit, und wie gewöhnlich verwandelt er die Vermutung Reybauds, daß M. Chevalier der Verfasser dieser Schrift sei, in eine kategorische Behauptung. Herr Grün hat jetzt den Saintsimonismus „in seiner Gesamt¬ heit“ (p. 82) dargestellt. Er hat sein Versprechen gehalten, „ihn is nicht in seine Literatur hinein kritisch zu verfolgen“ (ibid.) und hat sich daher in eine ganz andere „Literatur“, in Stein und Rey¬ baud, höchst unkritisch verwickelt. Zum Ersatz gibt er uns einige Aufschlüsse über M. Chevaliers ökonomische Vorlesungen von 1841—42, wo er längst aufgehört hatte, Saintsimonist zu sein. 20 Herrn Grün lag nämlich, als er über den Saintsimonismus schrieb, eine Kritik dieser Vorlesungen in der Revue des deux Mondes vor, die er in derselben Weise benutzen konnte wie bisher Stein und Reybaud. Wir geben nur eine Probe seiner kritischen Ein¬ sicht: 25 „Er behauptet darin, es würde nicht genug produziert. Das ist ein Wort, ganz würdig der alten ökonomischen Schule mit ihren verrosteten Einseitigkeiten ... So lange die politische Ökonomie nicht einsieht, daß die Produktion abhängig von der Konsumtion ist, so lange kommt diese sogenannte Wissenschaft auf keinen 30 grünen Zweig.“ p. 102. Man sieht, wie Herr Grün mit den ihm vom wahren Sozialis¬ mus überlieferten Phrasen über Konsumtion und Produktion weit über jedes ökonomische Werk erhaben dasteht. Abgesehen davon, daß er in jedem Ökonomen finden kann, daß die Zufuhr auch /9/ 3* von der Nachfrage, d. h. die Produktion von der Konsumtion ab¬ hängt, gibt es in Frankreich sogar eine eigne ökonomische Schule, die von Sismondi, die die Produktion in einer andern Weise von der Konsumtion abhängig machen will als dies durch die freie Konkurrenz ohnehin der Fall ist, und die den entschiedensten Ge- 40 gensatz bildet zu den von Herrn Grün angefeindeten Ökonomer. Wir werden Herrn Grün übrigens erst später mit dem ihm anver¬ trauten Pfunde, der Einheit von Produktion und Konsumtion, mit Erfolg wuchern sehen. Herr Grün entschädigt den Leser für die durch seine dünner, **
ГѴ. Karl Grün 495 verfälschten und mit Phrasen adulterierten Auszüge aus Stein und Reybaud erregte Langeweile durch folgendes jungdeutsch sprühen¬ des, humanistisch glühendes und sozialistisch blühendes Raketen¬ feuer: 5 „Der ganze Saint-Simonismus als soziales System war nichts weiter als ein Sprudelregen von Gedanken, den eine wohltätige Wolke über den Boden Frankreichs ausgoß“ (früher p. 82, 83 eine „Lichtmasse, aber noch als Lichtchaos“ (!), „nicht als ge¬ ordnete Helle66!!). „Er war ein Schaustück von der erschüt- io temdsten und lustigsten Wirkung zugleich. Der Dichter starb noch vor der Aufführung, der eine Regisseur während der Vorstellung; die übrigen Regisseure und sämtliche Schauspieler legten ihre Ko¬ stüme ab, schlüpften in ihre bürgerlichen Kleider hinein, gingen heim und taten als sei Nichts vorgefallen. Es war ein Schauspiel, 15 ein interessantes, zuletzt etwas verwirrt, einige Akteure chargier¬ ten — das war Alles.66 p. 104. Wie richtig hat Heine seine Nachkläffer beurteilt: „Ich habe Drachenzähne gesäet und Flöhe geerntet.66 Fourierismus го Außer einigen Übersetzungen über die Liebe aus den quatre mouvements erfahren wir auch hier nichts, was nicht schon bei Stein vollständiger ist. Die Moral fertigt Herr Grün mit einem Satze ab, der schon lange vor Fourier von hundert anderen Schrift- /[9a]/stellem gesagt war: „Die Moral ist nach Fourier weiter го nichts als der systematische Versuch, die Leidenschaften der Men¬ schen zu unterdrücken.66 p. 147. Die christliche Moral hat sich selbst nie anders definiert. Auf Fouriers Kritik der jetzigen Land¬ wirtschaft und Industrie geht Herr Grün gar nicht ein, und be¬ gnügt sich zur Kritik des Handels einige allgemeine Sätze aus der зо Einleitung (Origine de l’economie politique et de la controverse mercantile, p. 332,334 der quatre mouvements) zu einem Ab¬ schnitt der quatre mouvements zu übersetzen. Folgen dann einige Auszüge aus den quatre mouvements und einer aus dem traite de l’association über die französische Revolution, nebst den schon aus 35 Stein bekannten Tabellen über die Zivilisation. So wird der kri¬ tische Teil Fouriers, der wichtigste, auf 28 Seiten wörtlicher Über¬ setzungen, die sich mit sehr wenigen Ausnahmen auf das Aller¬ allgemeinste und Abstrakteste beschränken und Wichtiges und Unwichtiges durcheinanderwerfen, mit der größten Oberflächlich- 4o keit und Hast abgefertigt.
496 Deutsche Ideologie. Der vahre Sozialismus Herr Grün geht nun zur Darstellung des fourierschen Systems über. Vollständigeres und Besseres liegt längst in der schon von Stein zitierten Schrift von C h о u г о а vor. Herr Grün hält es zwar für „unumgänglich nötig44, tiefe Aufschlüsse über die Serien Fouriers zu geben, weiß aber zu diesem Behufe nichts besseres 5 zu tim, als wörtliche Zitate aus Fourier selbst zu übersetzen und später, wie wir sehen werden, einige belletristische Phrasen über die Zahl zu machen. Er denkt nicht daran, zu zeigen, wie Fourier auf die Serien kam und wie er und seine Schüler Serien kon¬ struiert haben; er gibt nicht den geringsten Aufschluß über die 10 innere Konstruktion dieser Serien. Derartige Konstruktionen ge¬ rade wie die Hegelsche Methode, werden nur kritisiert, indem /[9b]/ man aufzeigt, wie sie zu machen sind und dadurch be¬ weist, daß man Herr über sie ist. — Bei Herrn Grün tritt endlich ganz in den Hintergrund, was Stein wenigstens einigermaßen 15 hervorhebt, der Gegensatz von travail repugnant und travail attrayant. Die Hauptsache bei dieser ganzen Darstellung ist die Kritik Fouriers durch Herrn Grün. Wir rufen dem Leser ins Gedächtnis zurück, was wir schon oben über die Quellen der Grünschen Kri- 20 tik sagten, und werden nun an einigen Beispielen zeigen, wie Herr Grün die Sätze des wahren Sozialismus erst akzeptiert, und dann übertreibt und verfälscht. Daß die Fouriersche Teilung zwischen Kapital, Talent und Arbeit einen prächtigen Stoff zu breiter Klug¬ tuerei bietet, daß man hier über die Unmöglichkeit und Unge- 25 rechtigkeit der Teilung, über das Hereinkommen der Lohnarbeit usw. weitläuftiges Gerede machen kann, ohne diese Teilung aus dem wirklichen Verhältnis von Arbeit und Kapital zu kriti¬ sieren, bedarf keiner weiteren Erwähnung. Proudhon hat das vor Herrn Grün schon Alles unendlich besser gesagt, ohne damit den зо Kem der Frage auch nur berührt zu haben. Die Kritik der Psychologie Fouriers schöpft Herr Grün, wie seine ganze Kritik, aus dem „Wesen des Menschen44: „Denn das menschliche Wesen ist Alles in Allem.44 p. 190. „Fourier appelliert ebenfalls an dies menschliche Wesen, ces- 35 sen inneres Gehäuse44 (!) „er uns auf seine Weise in der Tafel 1er zwölf Leidenschaften enthüllt; auch er will, was alle redlichen und vernünftigen Köpfe wollen, das innere Wesen des Menschen zur Wirklichkeit, zur Praxis machen. Was drinnen ist, soll auch draußen sein, und so der Unterschied zwischen*# drinnen und draußen überhaupt aufgehoben werden. Die Geschichte der Menschheit wimmelt von Sozia¬ listen, wenn wir sie an diesem Merkmale erkennen wollen . . es kommt bei Jedem nur darauf an, was er sich unter dem Wesen /[9c]/ des Menschen denkt.44 p. 190. *5
IV. Karl Grün 497 Oder vielmehr es kommt den wahren Sozialisten nur darauf an, Jedem Gedanken über das Wesen des Menschen unterzuschie¬ ben und die verschiedenen Stufen des Sozialismus in verschiedne Philosophien des Wesens des Menschen zu verwandeln. Diese un- 5 geschichtliche Abstraktion verleitet hier Herrn Grün dazu, die Aufhebung alles Unterschiedes zwischen Innen und Außen zu proklamieren, eine Aufhebung, die sogar der Fortpflanzung des Wesens des Menschen ein Ende machen würde. Man sieht übri¬ gens gar nicht ein, weshalb die Deutschen so erschrecklich mit 10 ihrer Weisheit vom Wesen des Menschen renommieren, da ihre ganze Weisheit, die drei allgemeinen Eigenschaften, Verstand, Herz und Wille bereits seit Aristoteles und den Stoikern ziemlich allgemein bekannt sind. Von diesem Standpunkt aus, wirft Herr Grün Fourier vor, daß er den Menschen in zwölf Leidenschaften 15 „zerklüftet66. „Von der Vollständigkeit dieser Tafel, psycho¬ logisch gesprochen, will ich gar nicht reden; ich halte sie für ungenügend66 — (wobei sich, „psychologisch gesprochen66, das Publikum beruhigen mag) — „Weiß man etwa durch diese Zwölf¬ zahl, was der Mensch ist? Noch keinen Augenblick. Fourier 2o hätte ebensogut bloß die fünf Sensitiven nennen können; in ihnen liegt der ganze Mensch, wenn man sie erklärt, wenn man den menschlichen Inhalt derselben zu deuten versteht66 (als wenn dieser „menschliche Inhalt66 nicht ganz von der Stufe der Produk¬ tion und des Verkehrs der Menschen abhinge). „Ja, der Mensch 25 liegt ganz allein in Einem Sinne, im Gefühle, er fühlt anders als das Tier66 pp p. 205. Man sieht, wie Herr Grün, hier zum ersten Male im ganzen Buche, sich anstrengt, um vom Feuerbachschen Standpunkte nur irgend etwas über Fouriers Psychologie zu sagen. Man sieht eben- зо falls, welch eine Phantasie dieser „ganze Mensch66 ist, der in einer einzigen Eigenschaft eines wirklichen Individuums „liegt66 und vom Philosophen aus ihr heraus interpretiert wird; was das über¬ haupt für ein „Mensch66 ist, der nicht in seiner wirklichen ge¬ schichtlichen /10/ Tätigkeit und Dasein angeschaut wird, son- 35 dem aus seinem eignen Ohrläppchen oder sonstigen Unterschei¬ dungsmerkmal vom Tier gefolgert werden kann. Dieser Mensch „liegt66 in sich selbst, wie sein eigner Comedon. Daß das mensch¬ liche Gefühl menschlich und nicht tierisch ist, diese Einsicht macht natürlich nicht nur jeden psychologischen Versuch über- 40 flüssig, sondern ist auch zugleich die Kritik aller Psychologie. Fouriers Behandlung der Liebe kann Herr Grün sehr leicht kritisieren, indem er dessen Kritik der jetzigen Liebesverhältnisse an den Phantasien mißt, in denen Fourier sich eine Anschauung von der freien Liebe zu geben suchte. Herr Grün nimmt diese 45 Phantasien ernsthaft als echter deutscher Philister. Sie sind das Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 32
498 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Einzige, das er ernsthaft nimmt. Wollte er einmal auf diese Seite des Systems eingehen, so ist nicht abzusehen, weshalb er nicht auch auf Fouriers Ausführungen über Erziehung einging, die bei weitem das beste sind, was in dieser Art existiert und die genial¬ sten Beobachtimgen enthalten. Übrigens verrät Herr Grün bei Ge- 5 legenheit der Liebe, wie wenig er als echter jungdeutscher Belle¬ trist von Fouriers Kritik gelernt hat. Er meint, es sei einerlei, ob man von der Aufhebung der Ehe oder des Privateigentums aus¬ gehe, eins müsse immer das Andre nach sich ziehen. Es ist aber reine belletristische Phantasie, von einer andern Auflösung der 10 Ehe, als wie sie sich schon jetzt in der bürgerlichen Gesellschaft praktisch vorfindet, ausgehen zu wollen. Bei Fourier selbst konnte er finden, daß dieser überall nur von der Umänderung der Produktion ausgeht. Es nimmt Herrn Grün Wunder, daß Fourier, der doch überall 15 von der Neigung (soll heißen Attraktion) ausgeht, allerlei „ma¬ thematische46 Versuche /[10a]/ macht, weshalb er auch p. 203 der „mathematische Sozialist66 genannt wird. Selbst die ganzen Lebensverhältnisse Fouriers aus dem Spiel gelassen, hätte Herr Grün auf die Attraktion näher eingehen müssen, wo er sehr bald 20 gefunden haben würde, daß solch ein Naturverhältnis nicht ohne Berechnung näher bestimmt werden kann. Statt dessen regaliert er uns mit einer belletristischen, mit Hegelschen Traditionen ver¬ quickten Philippika gegen die Zahl, worin Stellen vorkommen wie: Fourier „berechnet die Moleküle Deines abnormsten Ge- 25 schmackes66, ein wahres Wunder — ferner: „Die so hart befehdete Zivilisation beruhte auf dem herzlosen Einmaleins . . . die Zahl ist nichts Bestimmtes, . . . Was ist Eins? Die Eins hat keine Ruhe, sie wird Zwei, Drei, Vier66 — es geht ihr wie dem deutschen Lard- pfarrer, der auch „keine Ruhe66 hat bis er eine Frau und nean зо Kinder hat. . . . „Die Zahl tötet alles Wesentliche und Wirkliche, was ist eine halbe Vernunft, was ist ein Drittel Wahrheit66 — er hätte auch fragen können, was ist ein grün angelaufener Logarih- mus? . . . „bei der organischen Entwicklung wird die Zahl ver¬ rückt66 . . . ein Satz, worauf die Physiologie und organische Cie- 35 mie beruhen, (p. 203, 204). „Wer die Zahl zum Maße der Dirge nimmt, der wird, nein — der i s t ein Egoist.66 — An diesen Sitz kann er den ihm von Heß überlieferten (s. oben) Übertreibeid anknüpfen: „Der ganze Fouriersche Organisationsplan beruht auf Nichts als auf Egoismus... Der ärgste Ausdruck des zivilisierten 40 Egoismus ist gerade Fourier.46 p. 206, 208. Er beweist dies ю- gleich, indem er erzählt, wie in der Fourierschen Weltordnuig der Ärmste täglich von 40 Schüsseln speist, 5 Mahlzeiten täglch genommen werden, die Leute 144 Jahre alt werden und der'l. mehr. Die kolossale Anschauung der Menschen, die Fourier cer 45
IV. Karl Grün 499 bescheidnen Mittelmäßigkeit /[10b]/ der Restaurationsmenschen mit naivem Humor gegenüberstellt, gibt Herr Grün bloß Ge¬ legenheit, die unschuldigste Seite herauszunehmen und darüber moralische Philisterglossen zu machen. j Indem Herr Grün Fourier Vorwürfe macht über seine Auf¬ fassung der französischen Revolution, gibt er zugleich einen Vor¬ schmack seiner eignen Einsicht in die Revolutionszeit: „Hätte man nur vierzig Jahre früher um die Assoziation gewußt66 (läßt er Fourier sagen), „so wäre die Revolution vermieden worden. Wie io kam es denn aber66 (fragt Herr Grün), „daß der Minister Turgot das Recht zur Arbeit kannte und daß dennoch der Kopf Ludwigs XVI. fiel? Mit dem Rechte zur Arbeit hätte man doch leichter, als mit Hühnereiern, die Staatsschuld bezahlen können.66 p. 211. Herr Grün übersieht nur die Bagatelle, daß das Recht zur Arbeit, wo- и von Turgot spricht, die freie Konkurrenz ist, und daß eben diese freie Konkurrenz die Revolution nötig hatte, um sich durchzu¬ setzen. Herr Grün kann seine ganze Kritik Fouriers zusammenfassen in dem Satz, daß Fourier „die Zivilisation66 keiner „gründlichen 2o Kritik66 unterworfen habe. Und warum tat Fourier dies nicht? Man höre: „Sie ist kritisiert worden in ihren Erscheinungen, nicht in ihren Grundlagen; sie ist als daseiendes perhorres- ziert, lächerlich gemacht, in ihrer Wurzel aber nicht unter¬ es sucht worden. Weder die Politik noch die Religion sind vor das Forum der Kritik gezogen worden, und deshalb blieb das Wesen des Menschen ununtersucht.66 p. 209. Herr Grün erklärt hier also die wirklichen Lebensverhältnisse der Menschen für Erscheinungen, Religion und Politik зо aber für die Grundlage und Wurzel dieser Erscheinun¬ gen. Man sieht an diesem abgeschmackten Satze, wie die wahren Sozialisten die ideologischen Phrasen der deutschen Philosophie gegenüber den wirklichen Darstellungen /[10c]/ französischer Sozialisten als höhere Wahrheit geltend machen und zugleich, wie 35 sie ihr eigentliches Objekt, das Wesen des Menschen, mit den Resultaten der französischen Kritik der Gesellschaft zu verbinden streben. Daß wenn Religion und Politik als Grundlage der mate¬ riellen Lebensverhältnisse gefaßt werden, Alles in letzter Instanz auf Untersuchungen über das Wesen des Menschen, d. h. über das 4o Bewußtsein des Menschen von sich selbst ausläuft, ist ganz natür¬ lich. — Man sieht zugleich, wie wenig es dem Herrn Grün darauf ankommt, was er abschreibt; an einer späteren Stelle, wie auch in den Rhein. Jahrbüchern, eignet er sich in seiner Weise an, was in den deutsch-französischen Jahrbüchern über das Verhältnis von 32*
500 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus citoyen und bourgeois gesagt war und was dem obigen Satze direkt widerspricht. Wir haben dem Leser bis zuletzt die Ausführung des vom wah¬ ren Sozialismus Herrn Grün anvertrauten Satzes über Produktion und Konsumtion vorbehalten. Sie ist ein schlagendes Exempel, з wie Herr Grün die Sätze des wahren Sozialismus als Maßstab an die Leistungen der Franzosen legt und sie dadurch, daß er sie aus ihrer völligen Unbestimmtheit herausreißt, als vollständigen Un¬ sinn darlegt. „Produktion und Konsumtion lassen sich in der Theorie und in 10 der äußern Wirklichkeit zeitlich und räumlich trennen, dem Wesen nach sind sie nur Eins. Ist nicht die Tätigkeit des ge¬ wöhnlichsten Gewerbes, z. B. des Brotbackens, eine Produktion, welche für hundert Andre zur Konsumtion wird? Ja, welche es für den-Backenden selbst ist, der ja Korn, Wasser, Milch, Eier pp is konsumiert? Ist die Konsumtion von Schuhen und Kleidern nicht die Produktion bei Schustern und Schneidern? . . . Produziere ich nicht, wenn ich Brot esse? Ich produziere ungeheuer, ich produ¬ ziere Mühlen, Backtröge, Back-/ll/öfen und folglich Pflüge, Eggen, Dreschflegel, Mühlräder, Schreinerarbeit, Maurerarbeit66 20 („und folglich66 Schreiner, Maurer und Bauern, „folglich66 ihre Eltern, „folglich66 alle ihre Vorfahren, „folglich66 Adam). „Kcn- sumiere ich nicht, wenn ich produziere? Ebenfalls ungeheuer... Lese ich ein Buch, so konsumiere ich zwar zunächst das Produkt ganzer Jahre, wenn ich es für mich behalte oder verderbe, ich kon- 25 sumiere den Stoff und die Tätigkeit der Papierfabrik, der Buch¬ druckerei, des Buchbinders. Produziere ich aber nichts? Ich pro¬ duziere vielleicht ein neues Buch, und dadurch neues Papier, neie Typen, neue Druckerschwärze, neue Buchbinderwerkzeuge; lese ich es bloß, und lesen es tausend Andre auch, so produzieren wir зо durch unsre Konsumtion eine neue Auflage, und dadurch alle jeie Materialien, die zur Beschaffung derselben erforderlich sind. Die Alles das verfertigen, konsumieren wieder eine Masse Rohmate¬ rial, das aber produziert werden will, und nur durch Konsumtion produziert werden kann... Mit Einem Worte, Tätigkeit uid 35 Genuß sind Eins, eine verkehrte Welt hat sie nur aus einander gerissen, hat den Begriff des Wertes und Preises zwischen Beide hineingeschoben, durch diesen Begriff den Menschen mitten auseinander gerissen und mit dem Menschen die Gesellschaft66 p. 191, 192. 40 Produktion und Konsumtion stehen in der Wirklichkeit viel¬ fach im Widerspruch gegen einander. Man braucht aber nur dü¬ sen Widerspruch wahrhaft zu interpretieren, das wahe Wesen der Produktion und Konsumtion zu begreifen, un die Einheit Beider herzustellen, und allen Widerspruch aufzi- 45
IV. Karl Grün 501 heben. Diese deutsch-ideologische Theorie paßt daher auch ganz vortrefflich auf die bestehende Welt; die Einheit von Produktion und Konsumtion wird an Exempeln aus der gegenwärtigen Gesell¬ schaft bewiesen, sie existiert an sich. /[11a]/ Herr Grün be- 6 weist vor allen Dingen, daß überhaupt ein Verhältnis zwischen Produktion und Konsumtion existiert. Er setzt auseinander, daß er keinen Rock tragen, kein Brot essen kann, ohne daß Beides pro¬ duziert ist, und daß es in der heutigen Gesellschaft Leute gibt, die Röcke, Schuhe, Brot produzieren, von welchen Dingen andre Leute io die Konsumenten sind. Herr Grün hält diese Einsicht für neu. Er drückt sie in einer klassischen, belletristisch-ideologischen Sprache aus. Z. B.: „Man glaubt, der Genuß des Kaffees, des Zuckers usw. sei bloße Konsumtion; ist dieser Genuß aber nicht Produk¬ tion in den Kolonien?66 Er hätte ebensogut fragen können: Ist 15 dieser Genuß nicht der Genuß der Peitsche für den Negersklaven und die Produktion von Prügeln in den Kolonien? Man sieht, wie bei dieser überschwenglichen Manier nichts als eine Apologie der bestehenden Zustände herauskommt. Die zweite Einsicht des Herrn Grün besteht darin, daß er konsumiert, wenn er produziert, näm- 20 lieh das Rohmaterial, überhaupt die Produktionskosten; dies ist die Einsicht, daß Nichts aus Nichts wird, daß er Material haben muß. Er konnte in jeder Ökonomie unter dem Kapitel: Reproduktive Konsumtion ausgeführt finden, welche verwickelten Beziehungen in dies Verhältnis hereinkommen, wenn man sich 25 nicht mit Hern Grün auf die triviale Erkenntnis beschränkt, daß man ohne Leder keine Stiefel machen kann. Bisher hat Herr Grün sich davon überzeugt, daß produziert werden muß, um zu konsumieren und daß bei der Produktion Roh¬ material konsumiert wird. Die eigentliche Schwierigkeit / [11b] / зо für ihn beginnt da, wo er beweisen will, daß er produziert, wenn er konsumiert. Herr Grün macht hier einen gänzlich verfehlten Versuch, sich über das allertrivialste und allgemeinste Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr ein geringes Licht zu verschaffen. Er bringt es zu der Einsicht, daß seine Konsumtion, d. h. seine Nach- 35 frage, neue Zufuhr produziert. Er vergißt aber, daß seine Nach¬ frage eine effektive Nachfrage sein, daß er ein Äquivalent für das verlangte Produkt bieten muß, damit sie neue Produk¬ tion hervorrufe. Die Ökonomen beziehen sich ebenfalls auf die Untrennbarkeit von Konsumtion und Produktion, und die absolute 4o Identität von Nachfrage und Zufuhr, gerade wenn sie beweisen wollen, daß nie Überproduktion stattfindet; aber so ungeschickte und triviale Dinge wie Herr Grün bringen sie nicht vor. Übrigens ist diese Manier ganz dieselbe, wodurch alle Adlige, Pfaffen, Ren¬ tiers usw. von jeher ihre Produktivität bewiesen haben. Herr 45 Grün vergißt ferner, daß Brot heutzutage durch Dampfmühlen,
502 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus früher durch Wind- und Wassermühlen, noch früher durch Hand¬ mühlen produziert wurde, daß diese verschiedenen Produktions¬ weisen vom bloßen Brotessen gänzlich unabhängig sind, und also eine geschichtliche Entwicklung der Produktion hereinkommt, an die der „ungeheuer produzierende66 Herr Grün nicht denkt. Daß з mit diesen verschiedenen Stufen der Produktion auch verschie¬ dene Verhältnisse der Produktion zur Konsumtion, verschiedne Widersprüche Beider gegeben sind, daß diese Widersprüche zu verstehen sind nur aus einer Betrachtung, zu lösen nur durch eine praktische Veränderung der jedesmaligen Produktionsweise und jo des ganzen darauf basierenden gesellschaftlichen Zustandes, das ahnt Herr Grün nicht. Wenn Herr Grün in seinen übrigen Bei¬ spielen an Trivialität schon unter den allergewöhnlichsten Ökono¬ men steht, so beweist er bei seinem Beispiel vom Buch, daß diese viel „menschlicher66 sind /[11c]/ als er. Sie verlangen gar nicht, n daß er, wenn er ein Buch konsumiert hat, sogleich ein neues produziere! Sie sind damit zufrieden, daß er seine eigne Bildung dadurch produziert und damit auf die Produktion überhaupt günstig wirkt. Durch die Auslassung des Mittelgliedes, der baren Zahlung, die Herr Grün durch bloße Abstraktion von ihr über- 20 flüssig macht, wodurch seine Nachfrage erst effektiv wird, verwandelt sich die reproduktive Konsumtion des Herrn Grün in ein blaues Wunder. Er liest, und durch sein bloßes Lesen setzt er die Schriftgießer, Papierfabrikanten und Drucker in den Stand, neue Typen, neues Papier, neue Bücher zu produzieren. Seine 25 bloße Konsumtion ersetzt allen diesen Leuten die Produktions¬ kosten. Wir haben übrigens bisher die Virtuosität hinreichend nachgewiesen, womit Herr Grün aus alten Büchern neue Bücher herauszulesen und sich als Produzent von neuem Papier, neuen Typen, neuer Druckerschwärze und neuen Buchbinderwerkzeugen зо um die kommerzielle Welt verdient zu machen weiß. Der erste Brief des Grünschen Buchs endet mit den Worten: „Ich stehe im Begriff, mich in die Industrie zu stürzen.66 Nirgendwo im ganzen Buche verleugnet Herr Grün diese seine Devise. Worin bestand also die ganze Tätigkeit des Herrn Grün? Um 35 den Satz des wahren Sozialismus von der Einheit von Produktion und Konsumtion zu beweisen, nimmt Herr Grün seine Zuflucht zu den allertrivialsten Sätzen der Ökonomie über Nachfrage und Zu¬ fuhr, und um diese wieder für seinen Zweck zu-/12/rechtzustutzen, wirft er aus ihnen die notwendigen Mittelglieder heraus und ver- 40 wandelt sie damit in reine Phantasien. Der Kem des Ganzen ist also eine unwissende und phantastische Verklärung der bestehen¬ den Zustände. Charakteristisch ist noch der sozialistische Schluß, worin er wieder ganz seinen deutschen Vorgängern nachstammelt. Pro- 45
IV. Karl Grün 503 duktion und Konsumtion sind getrennt, weil eine verkehrte Welt sie auseinandergerissen hat. Wie fing das diese verkehrte Welt an? Sie schob einen Begriff zwischen Beide. Durch diesen Schub riß sie den Menschen mitten auseinander. Damit 5 nicht zufrieden, reißt sie hierdurch die Gesellschaft, d.h. sich selbst, ebenfalls mitten auseinander. Diese Tragödie hat sich im Jahre 1845 zugetragen. Die Einheit von Konsumtion und Produktion, die bei den wah¬ ren Sozialisten ursprünglich die Bedeutung hat, daß die Tätigkeit io selbst Genuß bieten soll ( bei ihnen freilich eine rein phantastische Vorstellung), wird von Herrn Grün dahin weiter bestimmt, daß „Konsumtion und Produktion, ökonomisch gesprochen, sich decken müssen66 (p. 196), daß kein Überschuß der Produkten¬ masse über die unmittelbaren Konsumtionsbedürfnisse stattfinden 15 darf, womit natürlich alle Bewegung ein Ende hat. Er wirft daher auch Fourier mit wichtiger Miene vor, daß er diese Einheit durch eine Überproduktion stören wolle. Herr Grün vergißt, daß die Überproduktion nur durch ihren Einfluß auf den Tausch¬ wert der Produkte Krisen hervorruft, und daß nicht nur bei Fou- 2o rier, sondern auch in der besten Welt des Herrn Grün der Tausch¬ wert verschwunden ist. Über diese philisterhafte Albernheit ist weiter nichts zu sagen, als daß sie des wahren Sozialismus wür¬ dig ist. Herr Grün wiederholt an vielen Orten mit großer Selbstgefäl- 25 ligkeit seinen Kommentar zur Theorie des wahren Sozialismus über Produktion und Konsumtion. So auch bei Gelegenheit Prou- dhons: „Predigt die soziale Freiheit der Konsumenten, so habt Ihr die wahre Gleichheit der Produktion.66 p. 433. Nichts leichter als das zu predigen! Der Fehler lag bisher bloß daran, „daß die зо Konsumenten nicht erzogen, nicht /Г12а]/ gebildet sind, daß nicht Alle menschlich konsumieren.66 p.432. „Dieser Gesichts¬ punkt, daß die Konsumtion der Maßstab der Produktion ist, nicht umgekehrt, ist der Tod jeder bisherigen ökonomischen An¬ schauung.66 (ibid.) „Die wahre Solidarität der Menschen unter¬ es einander macht sogar den Satz zur Wahrheit, daß die Konsumtion eines Jeden die Konsumtion Aller zur Voraussetzung hat.66 (ibid.) Die Konsumtion eines Jeden hat innerhalb der Konkurrenz plus ou moins fortwährend die Konsumtion Aller zur Voraussetzung, ebenso wie die Produktion eines Jeden die Produktion Aller. Es 4o handelt sich nur darum, wie, in welcher Weise dies der Fall ist. Hierauf antwortet Herr Grün nur mit dem moralischen Postulat der menschlichen Konsumtion, der Erkenntnis des „wahren Wesens der Konsumtion66 (p. 432). Da er von den wirklichen Produktions- und Konsumtionsverhältnissen nichts weiß, so bleibt 45 ihm keine andre Zuflucht übrig, als der letzte Schlupfwinkel der
504 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus wahren Sozialisten, das Wesen des Menschen. Aus demselben Grunde beharrt er darauf, nicht von der Produktion, sondern von der Konsumtion auszugehen. Wenn man von der Produktion aus¬ geht, so muß man sich um die wirklichen Produktionsbedingun¬ gen und die produktive Tätigkeit der Menschen bekümmern. Wenn 5 man aber von der Konsumtion ausgeht, so kann man sich bei der Erklärung, daß jetzt nicht „menschlich66 konsumiert werde und bei dem Postulat der „menschlichen Konsumtion66, der Erziehung zur wahren Konsumtion und dergleichen Phrasen beruhigen, ohne sich im Geringsten auf die wirklichen Lebensverhältnisse der ю Menschen und ihre Tätigkeit einzulassen. Schließlich ist noch zu erwähnen, /[12b]/ daß gerade die Öko¬ nomen, die von der Konsumtion ausgingen, reaktionär waren und das revolutionäre Element in der Konkurrenz und großen Indu¬ strie ignoriert haben. w Der „bornierte Papa Gäbet66 und Herr Grün Herr Grün schließt seinen Exkurs über die fourieristische Schule und Herrn Reybaud mit folgenden Worten: „Ich will den Arbeitsorganisierem das Bewußtsein ihres Wesens beibringen, ich will ihnen historisch zeigen, 20 woher sie stammen . . . diesen Zwittern . . . die auch nicht den mindesten Gedanken aus sich selbst geschöpft haben. Und später werde ich vielleicht Raum finden, an dem Herrn Reybaud ein Exempel zu statuieren, nicht nur an Herrn Reybaud, sondern auch an Herrn Say. Im Grunde genommen ist 25 der erstere so schlimm nicht, er ist bloß dumm; der Zweite aber ist mehr als dumm, er ist gelehrt. Also.66 p. 260. Die gladiatorische Stellung, in die sich Herr Grün wirft, seine Drohungen gegen Reybaud, die Verachtung gegen die Gelehrsam- зо keit, seine schmetternden Versprechungen, alles das sind sichre Zeichen, daß er hier mit großen Dingen schwanger geht. Im vollen „Bewußtsein seines Wesens66 ahnten wir aus diesen Symptomen, daß Herr Grün im Begriffe stehe, einen der ungeheuerlichsten plagiarischen Coups auszuführen. Wenn man seiner Taktik ein- 35 mal auf die Spur gekommen ist, verliert seine Marktschreierei ihre Unschuld und löst sich überall in eine pfiffige Berechnung auf. „Also66:
IV. Karl Grün 505 Folgt ein Kapitel mit der Überschrift: „Die Organisation der Arbeit!“ „Wo wurde dieser Gedanke geboren? — In Frankreich. — Aber wie?“ Auch unter der Etikette: 5 / [12c]/ „Rückblick auf das achtzehnte Jahrhundert.66 „Wo wurde dies66 Kapitel des Herrn Grün „geboren? In Frank¬ reich. Aber wie?66 Das wird der Leser sogleich erfahren. Noch einmal erinnre sich der Leser, daß Herr Grün hier den französischen Arbeitsorganisierem das Bewußtsein ihres Wesens io durch eine historische Demonstration auf gründliche deutsche Weise beibringen will. Also. Als Herr Grün gemerkt hatte, daß Cabet „borniert66 und seine „Mission eine längst in sich abgeschlossene66 sei, was er freilich и längst gemerkt hatte, hörte nicht „natürlich alles auf66. Im Gegen¬ teil, er gab dem Cabet die neue Mission, in einigen willkürlich zu¬ sammengewürfelten Zitaten den französischen „Hintergrund66 zu Herrn Grüns deutscher Geschichte der sozialistischen Entwicklung des 18ten Jahrhunderts zu bilden. 2o Wie beginnt er dies? Er liest „produktiv66. Cabet in seiner Voyage en Icarie würfelt im zwölften und dreizehnten Kapitel die Meinungen alter und neuer Autori¬ täten für den Kommunismus zusammen. Er macht durchaus nicht die Prätension eine historische Bewegung zu schildern. Der Kom- 25 munismus gilt den französischen Bourgeois für eine anrüchige Person. Gut, sagt Cabet, ich werde Euch Zeugenbeweise der re¬ spektabelsten Männer aller Zeiten beibringen, die für den Cha¬ rakter meines Klienten einstehen; und Cabet verfährt wie ein Advokat. Selbst die seinem Klienten ungünstigen Zeugenaussagen зо verwandelt er in günstige. Historische Treue ist in einem Plaidoyer nicht zu verlangen. Wenn ein berühmter Mann gelegentlich ein¬ mal gegen das Geld, gegen die Ungleichheit, gegen den Reichtum, gegen soziale Mißstände ein Wort hat fallen lassen, Cabet hebt es auf, bittet es zu wiederholen, macht es zum Glaubensbekenntnis 35 des Mannes, läßt es drucken, klatscht in die Hände und ruft mit ironischer Bonhommie seinem geärgerten Bourgeois zu: Ecoutez, ecoutez, n’etait-il pas Communiste? Da entgeht ihm keiner, nicht Montesquieu, nicht Sieyes, /13/ nicht Lamartine, nicht einmal Guizot — Alles Kommunisten malgre eux. Voilä mon Communiste io tout trouve! Herr Grün in seiner produktiven Laune liest die von Cabet für das achtzehnte Jahrhundert gesammelten Zitate; er zweifelt keinen Augenblick, daß das alles seine Richtigkeit habe, er phantasiert
506 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus dem Leser einen mystischen Zusammenhang vor zwischen den Schriftstellern, die bei Gäbet sich zufällig auf einer Seite begeg¬ nen, er übergießt das Ganze mit seiner jungdeutsch-belletristischen Jauche und tauft es dann wie oben. Also. Herr Grün: Herr Grün eröffnet seinen Rückblick mit folgenden Wor¬ ten: „Die soziale Idee ist nicht vom Himmel gefallen, sie ist or¬ ganisch, d. h. im Wege der all¬ mählichen Entwicklung entstan¬ den. Ich kann hier ihre vollstän¬ dige Geschichte nicht schreiben, kann nicht bei Indern und Chi¬ nesen beginnen, nach Persien, Ägypten und Judäa übergehen, die Griechen und Römer um ihr gesellschaftliches Bewußtsein fragen, das Christentum, den Neuplatonismus und die Patri¬ stik verhören, das Mittelalter und die Araber reden lassen, die Reformation und die erwachen¬ de Philosophie untersuchen, und so bis aufs achtzehnte Jahr¬ hundert kommen.“ p. 261. Cabet: Cabet eröffnet seine Zitate mit folgenden Worten: „Vous pretendez, adversai- 10 res de la communaute qu’elle n’a pour eile que quelques opi- nions sans credit et sans poids; eh bien, je vais interroger de- vant vous l’histoire et tous les /5 philosophes: ecoutez! Je ne m’arrete pas ä vous parier de plusieurs peuples anciens, qui pratiquaient ou avaient prati- que la communaute des biens! 20 Je ne m’arrete non plus aux Hebreux ... ni aux pretres figyptiens, ni ä Minos... Ly- curgue et Pythagore ... je ne vous parle non plus de Confu- 25 cius et de Zoroastre, qui I’un en Chine et I’autre en Perse . . . proclamerent ce principe.66 Vo- yage en Icarie, deuxieme edi- tion p. 470. зо Nach den angeführten Stellen geht Cabet auf die griechische und römische Geschichte ein, verhört das Christentum, den Neu¬ platonismus, die Patristik, das Mittelalter, die Reformation, die erwachende Philosophie. Vgl. Cabet p. 471—482. Herr Griin überläßt das Abschreiben dieser elf Seiten andern „geduldigeren 35 Leuten, dafem der Bücherstaub den66 (zum Abschreiben nämlich) „nötigen Humanismus in ihrem Herzen hat bestehen lassen.66 Gr. p. 261. Nur das soziale Bewußtsein der Araber gehört Herrn Grün. Wir harren mit Sehnsucht der Aufschlüsse, die er hierüber der Welt mitzuteilen hat. „Ich muß mich aufs achtzehnte Jahr- 40 hundert beschränken66. Folgen wir Herrn Grün ins achtzehn.e Jahrhundert und bemerken wir nur vorher, daß fast ganz die¬ selben Worte bei Grün wie bei Cabet unterstrichen sind.
IV. Karl Grün 507 Herr Grün: „Locke, der Begründer des Sensualismus, sagt: Derjenige, welcher über seine Bedürfnisse hinaus besitzt, 5 überspringt die Grenzen der Vernunft und der ursprüng¬ lichen Gerechtigkeit und raubt, was Andern gehört. Jeder Überfluß ist eine Usur¬ pation, und der Anblick des Dürftigen muß die Gewissens¬ bisse in der Seele des Reichen erwecken. Verderbte Menschen, die ihr im Überflüsse und der 15 Wollust schwimmt, zittert, daß eines Tages der Unglückliche, der desNotwendigen ermangelt, wahrhaft die Rechte des Menschen kennen го 1 e r n e — der Betrug, die Treu¬ losigkeit, die Habsucht haben die Ungleichheit des Besitzes hervorgebracht, welche das Unglück des mensch¬ lichen Geschlechts aus¬ macht, indem sie auf der einen Seite neben den Reich¬ tümer, auf der andern /[13 a]/ neben dem Elende alle Leiden so aufhäuft. Der Philosoph muß also den Gebrauch der Münze als eine der verderblichsten Erfin¬ dungen der menschli- ajchen Industrie betrach¬ ten.“ p. 266. Cabet: Mais voici Locke, ecoutez-le s’ecrier dans son ad- mirable Gouvernement c i v i 1: „Celui qui possede au delä de ses besoins, passe les bornes de la raison et de la justice primitive et enleve ce qui appartient aux aut- re s. Toute superfluite est une Usurpation, et la vue de l’indigent devrait eveiller le remord dans Farne du riche. Hommes pervers, qui nagez dans l’opulence et les voluptes, tremblez qu’un jour l’infortune qui manque du necessaire n’ap- prenne ä connaitre vraiment les droits de l’homm e.“ Ecou¬ tez le s’ecrier encore: „La frau- de, la mauvaise foi, l’avarice ont produit cette i n e g а 1 i t e dans les fortunes, qui fait le malheur de l’espe- ce humaine, en amoncelant d’un cote tous les vices avec la richesse et de l’autre tous les maux avec la misere“ (woraus Herr Grün /[13a]/ Unsinn macht). „Le philosophe doit donc considerer l’usage de la m о n n а i e comme une des plus funestes inventionsdel’indu- strie humaine.66 p. 485. Herr Grün schließt aus diesen Zitaten Cabets, daß Locke „ein Gegner des Geldsystems66 (p. 264) „der erklärteste Gegner des Geldes und jedes Besitzes, der über das Bedürfnis hinausgeht,66 4o (p. 266) gewesen sei. Leider ist dieser Locke einer der ersten wis¬ senschaftlichen Verfechter des Geldsystems, ein ganz spezieller Patron des Durchpeitschens der Vagabunden und Paupers, einer der doyens der modernen Nationalökonomie.
508 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Herr Grün: „Schon Bos- s u e t, der Bischof von Meaux, sagt in seiner Politik aus der heiligen Schrift gezogen: „Ohne die Regierungen (ohne die Poli¬ tik66 — lächerlicher Zusatz des Herrn Grün) „würde die Erde nebst allen ihren Gütern ebenso gemeinschaftlich den Menschen gehören als Luft und Licht; nach dem Urrechte der Natur hat Niemand das besondre Recht auf irgend etwas. Alles ge¬ hört Allen, aus der bür¬ gerlichen Regierung entspringt das Eigen- t u m.66 Ein Pfaff aus dem sieb¬ zehnten Jahrhundert besitzt die Ehrlichkeit, solche Dinge zu sa¬ gen, solche Anschauungen! Auch der germanische Puffen- dorf, den man66 (i. e. Herr Grün) „nur aus einem Schiller¬ sehen Epigramm kennt, meinte: „Die gegenwärtige Un¬ gleichheit des Vermö¬ gens ist eine Ungerech¬ tigkeit, welche die übrigen Ungleichheiten nach sich ziehen kann durch die Unver¬ schämtheit der Reichen und durch die Feigheit der Ar¬ men.6666 p. 270. Herr Grün fügt noch hinzu: „Wir wollen nicht abschweifen, sondern in Frank¬ reich bleiben.66 Cabet: „ficoutez le banon de Puffendorff, professenir de droit naturel en Ällemagme et conseiller d’etat ä Stockholm et ä Berlin, qui dans son droit 5 de la nature et des gens refuite la doctrine d’Hobbes et de Gro- tius sur la monarchie absoluie, qui proclame l’egalite naturelle, la fraternite, la communauite 10 des biens primitive, et qui re- connait que la propriete est ume institution humaine qu’elle re- sulte d’un partage consenti ponir assurer ä chacun et surtout au is travailleur une possession per- petuelle, indivise ou divise et que par consequent l’inegalite actuelle de fortune est une i n - justice qui n’entraine les 20 autres inegalites66 (unsinnig von Herrn Grün übersetzt) „que par l’insolence des riches et la lächetedes pauv- res. — 25 Et Bossuet, l’eveque de Meaux, le precepteur du dau- phin de France, le celebre Bos¬ suet, dans sa politique tirc de l’ecriture sain-м te, redigöe pour l’instruction du Dauphin, ne reconnait-il pas aussi que sans les gouveme- ments la terre et tous les biens seraient aussi communs entre 35 les hommes que I’air et la hi¬ ndere: selon le droit primitif de la nature nul n’a le droit parti- culier sur quoi que c e s о i t: tout est ä tous, et c’est du'0 gouvernement civil, que nait la propriete.66 p.486. Herrn Grüns „Abschweifung66 von Frankreich besteht darin, daß Cabet einen Deutschen zitiert. Er orthographiert sogar den
IV. Karl Grün 509 deutschen Namen nach der unrichtigen Orthographie des Franzo¬ sen. Abgesehen davon, daß er gelegentlich falsch übersetzt und ausläßt, überrascht er durch seine Verbesserungen. Cabet spricht zuerst von Pufendorff und dann von Bossuet, Herr Grün spricht 5 zuerst von Bossuet und dann von Pufendorff. Cabet spricht von Bossuet als einem berühmten Mann; Herr Grün nennt ihn „einen Pfaffen66. Cabet zitiert den Pufendorff mit seinen Titeln; Herr Grün macht die aufrichtige Bemerkung, daß man ihn nur aus einem Schillerschen Epigramm kenne. Jetzt kennt er ihn auch aus 10 einem Cabetschen Zitat, und es zeigt sich, daß der bornierte Fran¬ zose Cabet nicht nur seine eignen Landsleute, sondern auch die Deutschen besser studiert hat als Herr Grün. /[13b]/ Cabet sagt: „Ich beeile mich auf die großen Philo¬ sophen des achtzehnten Jahrhunderts zu kommen, und ich beginne 15 mit Montesquieu.66 p. 487; Herr Grün, um auf Montesquieu zu kommen, beginnt mit einer Schilderung „des legislativen Genies des achtzehnten Jahrhunderts66, p. 282. Man vergleiche ihre wech¬ selseitigen Zitate aus Montesquieu, Mably, Rousseau, Turgot. Uns genügt es hier, Cabet und Herrn Grün über Rousseau und Turgot го zu vergleichen. Cabet kommt von Montesquieu zu Rousseau; Herr Grün konstruiert diesen Übergang: „Rousseau war der radikale Politiker, wie Montesquieu der Herr Grün zitiert aus Rousseau: „Dasgrößte Übel 26 ist schon geschehen, wenn man Arme zu verteidigen und Reiche im Zaum zu halten hat etc.66. . . зо (endet mit den Worten) „wo¬ raus folgt, daß der soziale Zu¬ stand den Menschen nur dann vorteilhaft ist, wenn sie Alle von ihnen etwas und keiner von 35 ihnen zuviel hat.66 Rousseau wird nach Herrn Grün „konfus und völlig schwankend, wenn er sich über die Frage erklären soll: welche Umwandlung geht 4o mit dem früheren Besitz vor, wenn der naturwilde Mensch in die Gesellschaft tritt. Was ant¬ wortet er? Er antwortet: Die Na¬ tur hat alle Güter gemeinschaft¬ konstitutionelle.66 Cabet: „ Ecoutez mainte- nant Rousseau, l’auteur de cetimmortel contrat social . . . ecoutez: „Les hommes sont egaux en droit. La nature а ren- du tous les biens communs . . . dans le cas de partage le part de chacun devient sa propriete. Dans tous les cas la societe est toujours seule proprietaire de tous les biens66 (Pointe, die Herr Grün wegläßt). Ecoutez encore: . . . (endet:) d’oü il suit, que l’etat social n’est avantageux aux hommes, qu’autant qu’ils ont tous quelque chose, et qu’aucun d’eux n’a rien de trop. Ecoutez, öcoutez encore Rous¬ seau dans son e соn оm i e p о 1 i t i q u e: „Le plus grand mal est deja fait quand on а des pauvres ä defendre, et des riches
510 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus lieh gemacht66... (endet mit ä contenir66, etc. etc. p. 489, den Worten:) „im Fall einer 490.— Teilung wird der Anteil eines Jeden sein Eigentum.66 p. 284, 285. — 5 Herrn Grüns geniale Neuerungen bestehen hier darin, erstens, daß er die Zitate aus dem Contrat social und der Economie po»li- tique durcheinanderwirft, und zweitens, daß er damit anfängt, womit Cabet schließt. Cabet nennt die Titel der Rousseauschen Schriften, woraus er zitiert, Herr Grün verschweigt sie. Diese io Taktik erklären wir daraus, daß Cabet von einer economie poli- tique des Rousseau spricht, die Herr Grün nicht einmal aus einem Schillerschen Epigramme kennen kann. Herrn Grün, der alle Ge¬ heimnisse der Enzyklopädie durchschaut hat (vgl. p. 263), war es ein Geheimnis, daß Rousseaus economie politique nichts Andres is ist als der Artikel der Enzyklopädie über die ёсопотіе politique. Gehen wir zu T u r g о t über. Bei diesem begnügt sich Herr Grün nicht mehr mit dem bloßen Kopieren der Zitate, er schreibt die Schilderung ab, die Cabet von Turgot gibt. Herr Grün: „Einer der Cаbet: „Et cependant tan- 20 edelsten und vergeblichsten Ver¬ suche, auf dem Boden des Al¬ ten, das den Zusammensturz al- lerwärts drohte, das Neue auf¬ zupflanzen, wurde von Turgot gemacht. /[13c]/ Umsonst. Die Aristokratie bringt eine künst¬ liche Hungersnot, bringt Revol¬ ten zu Wege, kabaliert und ver¬ leumdet so lange, bis der de- bonnäre Ludwig seinen Mini¬ ster — entläßt. Die Aristokra¬ tie wollte nicht hören, sie mu߬ te also fühlen. Die Entwicklung der Menschheit rächt immer die guten Engel, welche den letzten dringenden Mahnruf vor einer Katastrophe ergehen lassen, auf das Furchtbarste. Das französi¬ sche Volk segnete Turgot, Vol¬ taire wünschte ihm vor seinem Tode die Hand zu küssen, der König hatte ihn seinen Freund genannt . . . Turgot, der Baron, dis que le roi declare, que lui seul et son ministre (Turgot) sont dans la cour les amis du peuple, tandis que le peuple le comble de ses bene-/ [13c]/ die- 25 tions, tandis que les philoso- phes le couvrent de leur admira- tion, tandis que Voltaire veut, avant de mourir, baiser la main qui а signe tant d’amelio- зо rations populaires, l’aristocratie conspire, organise meme une vaste famine et des erneutes peur le perdre et fait tant par ses intrigues et calomnies qu’el- 35 le parvient ä dechainer les sa- lons de Paris contre le refonra- teur et ä perdre Louis XVI lui meme en le forgant ä renvoyer le vertueux ministre qui le sau- verait. p. 497. — Revenons ä Turgot, Baron, ministre Je Louis XVI pendant la premiere annee de son regne, qui veut re-
IV. Karl Grün 511 der Minister, einer der letzten Feudalherren trug sich mit dem Gedanken, man müsse eine Hauspresse erfinden, um die 5 Preßfreiheit völlig sicher zu stellen.66 p. 289, 290. former les abus, qui fait une foule de reformes, qui veut fai¬ re etablir une nouvelle langue et qui pour assurer la liberte de la presse travaille lui meme ä l’invention d’une presse ä domi- cile.66 p. 495. Cabet nennt Turgot Baron und Minister, Herr Grün schreibt ihm dies ab. Um Cabet zu verschönern, verwandelt er den jüngsten io Sohn des Prevöts der Kaufleute von Paris in „einen der älte¬ sten Feudalherren.66 Cabet irrt sich, wenn er die Hungersnot und die Revolte von 1775 als Machwerk der Aristokratie hinstellt. Bis auf die heutige Zeit ist man über die Urheber des Geschreis über die Hungersnot und der damit zusammenhängenden Be- 15 wegung nicht aufgeklärt. Jedenfalls hatten die Parlamente und populäre Vorurteile weit mehr Anteil daran als die Aristokratie. Daß Herr Grün diesen Irrtum des „bornierten Papa66 Cabet ab¬ schreibt, ist in der Ordnung. Er glaubt an ihn wie an ein Evan¬ gelium. Auf Cabets Autorität gestützt, zählt Herr Grün Turgot го unter die Kommunisten, Turgot, einen der Chefs der physiokra- tischen Schule, den entschiedensten Vertreter der freien Konkur¬ renz, den Verteidiger des Wuchers, den Lehrer Adam Smiths. Turgot war ein großer Mann, weil er seiner Zeit entsprach und nicht den Einbildungen des Herrn Grün. Wie diese entstanden 25 sind, haben wir gezeigt. Gehen wir nun zu den Männern der französischen Revolution über. Cabet setzt seinen Bourgeois, gegen den er plädiert, in die äußerste Verlegenheit, indem er Sieyes unter die Vorläufer des Kommunismus zählt, und zwar weil Sieyes die Gleichheit der зо Rechte anerkenne und das Eigentum erst durch den Staat sanktio¬ nieren lasse, Cabet p. 499—502. Herr Grün, der „jedesmal dazu verdammt ist, den französischen Geist, wenn er ihn in der Nähe hat, ungenügend und oberflächlich zu finden66, schreibt dies ge¬ trost ab und bildet sich ein, ein alter Parteichef wie Cabet sei dazu 35 berufen, den „Humanismus66 des Herrn Grün „vor dem /14/ Bücherstaub66 zu konservieren. Cabet fährt fort: „Ecoutez le fa- meux Mirabeau!“ p.504, Herr Grün sagt: „Hören wir Mirabeau!66 p. 292, und zitiert einige der von Cabet hervorgehobenen Stellen, worin Mirabeau sich für gleiche Teilung der Erbschaft unter den 40 Geschwistern ausspricht. Herr Grün ruft aus: „Kommunismus für die Familie!66 p. 292. Nach dieser Methode kann Herr Grün sämtliche Bourgeois-Institutionen durchgehen und überall ein Stück Kommunismus finden, so daß sie alle zusammen der voll¬ endete Kommunismus sind. Er kann den Code Napoleon einen
512 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Code de la communaute taufen, und in den Hurenhäusern, Kia¬ semen und Gefängnissen kommunistische Kolonien entdecken. Schließen wir diese langweiligen Zitate mit Condorcet. Die Vergleichung der beiden Bücher wird dem Leser hier ga.nz speziell zeigen, wie Herr Grün ausläßt, durcheinanderwirft, baild 5 Titel zitiert, bald nicht, die chronologischen Daten wegläßt, aber genau der Ordnung Cabets folgt, selbst wenn dieser nicht gemau nach der Chronologie geht, und schließlich es doch nie weitter bringt als zu einem schlecht und ängstlich maskierten Auszu.ge aus Cabet. 10 Herr Grün: „Der radi¬ kale Girondist ist Condorcet. Er erkennt die Ungerechtigkeit der Besitzverteilung an, er ent¬ schuldigt das arme Volk . . . wenn das Volk ein wenig die¬ bisch aus Prinzip sei, so liege das an den Institutionen. „In seinem Journal: Der so¬ ziale Unterricht ... er gestattet sogar große Kapitalisten . . . „Condorcet machte bei der Legislative den Antrag, die 100 Millionen der drei emigrierten Prinzen in 100000 Teile zu verteilen . . . organisiert den Unterricht und die Einrich¬ tung öffentlicher Unterstützun¬ gen66 (vergl. Urtext). „In seinem Bericht über die öffentliche Erziehung an die Legislative sagt Condorcet: „Al¬ len Individuen der mensch¬ lichen Gattung die Mittel dar¬ bieten, ihre Bedürfnisse zu be- Cabet: Entendez Con¬ dorcet soutenir dans sa гё- ponse ä l’academie de Berlin66 . .. (kommt lange Stelle bei Ca¬ bet, schließt): „C’est donc uni- 13 quement,.parce que les institu- tions sont mauvaises que le peuple est si souvent un peu vo- leur par principe. Ecoutez-le dans son joumal 20 l’Instruction sociale... il tolere meme de grands capi- talistes. pp Ecoutez l’un des chefs Giron- dins, le philosophe Condorcet, 25 le 6 Juillet 1792 ä la tribune de l’assemblee legislative: De- cretez que les biens des trois princes frangais (Louis XVIII, Charles X, et le prince de Conde66 зо — was Herr Grün wegläßt —) „soientsur-le-champmisenvente . . . ils montent ä pres de 100 millions, et vous remplacerez trois princes par Cent mille ci- 35 toyens . . . organisez l’instruc- tion et les etablissements de secours publics. Mais ecoutez le comite d’in- struction publique presentant ä 40 l’assemblee legislative son rapport sur le plan d’education redige par Condorcet, 20 Avril 1792: „L’education publique
ГѴ. Karl Grün 513 friedigen . . . das ist der Gegen¬ stand des Unterrichts und die Pflicht einerStaatsgewalt etc.66 66 (Hier verwandelt Herr Grün 5 den Bericht des Comites über Condorcets Plan in einen Be¬ richt Condorcets.) Grün p. 293, 294. doit offrir ä tous les individus les moyens de pourvoir ä leurs besoins . . . tel doit etre le pre- mier but d’une instruction na¬ tionale et sous ce point de vue eile est pour la puissance poli¬ tique un devoir de justice66 66 pp p. 502, 503, 505, 509. Herr Grün, der durch diese unverschämte Abschreiberei aus ю Cabet den französischen Arbeitsorganisierern auf historischem Wege das Bewußtsein ihres Wesens beibringt, verfährt nebenbei noch nach dem Prinzip: Divide et impera. Er wirft zwischen die Zitate sogleich sein Endurteil über die Leute, die er so eben aus einer Stelle kennen gelernt, ferner einige Phrasen über die fran- 15 zösische Revolution, und teilt das Ganze in zwei Hälften durch einige /[14a]/ Zitate aus Morelly, der gerade zur rechten Zeit für Herrn Grün durch Villegardelle in Paris en vogue gebracht und von dem die Hauptstellen bereits lange vor Herrn Grün im Pariser „Vorwärts66 übersetzt worden waren. Von der Liederlich- 2o keit, mit der Herr Grün übersetzt, hier nur ein paar eklatante Beispiele: Morelly: „L’interet rend les coeurs den atures et repand l’amertume sur les plus doux liens, qu’il change en de pesantes chaines que detestent chez nous les epoux en se 25 detestant eux-memes.66 Herr G rün: „Das Interesse macht die Herzen unnatür¬ lich und verbreitet Bitterkeit über die süßesten Bande, die es in schwere Ketten verwandelt, welche unsre Gatten ver¬ abscheuen und sich selbst d а zu.66 p. 274. Reiner Un- 30 sinn. Morelly: „Notre äme . . . contracte une soif si furieuse, qu’elle se suffoque pour l’etancher.66 Herr G rün: „Unsere Seele . . . bekommt . . . einen so wütenden Durst, daß sie erstickt, um ihn zu löschen.66 35 ibid. Wieder reiner Unsinn. Morelly: „Ceux qui pretendent regier les moeurs et dicter des lois66 pp. Herr Grün: „Die, welche sich dafür ausgeben, die Sitten zu regeln und Gesetze zu diktieren66 pp. P. 275. Alle io drei Fehler aus einem einzigen Passus von Morelly, in 14 Zeilen bei Herrn Grün. Auch in seiner Darstellung Morellys sind große Plagiate aus Villegardelle. Herr Grün kann seine ganze Weisheit über das achtzehnte Jahrhundert und die Revolution in folgende Worte zusammen- Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 33
514 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus fassen: „Gegen die alte Welt liefen der Sensualismus, der Deis¬ mus und der Theismus vereinigt Sturm. Die alte Welt stürzte. Als eine neue Welt erbaut werden sollte, siegte der Deismus in der Konstituante, der Theismus im Konvent, der reine Sensualis¬ mus wurde geköpft oder stumm gemacht.“ p. 263. Man sieht, 5 wie die philosophische Manier, die Geschichte mit einigen kir¬ chengeschichtlichen Kategorien abzufertigen, bei Herrn Grün auf der Stufe der tiefsten Erniedrigung, der bloßen belletristischen Phrase steht; wie sie nur dazu dient, die Arabeske seiner Plagiate zu bilden. Avis aux philosophes! ю Wir übergehen, was Herr Grün über den Kommunismus sagt. Die historischen Notizen sind aus Cabets Broschüren abgeschrie¬ ben, die voyage en Icarie in der vom wahren Sozialismus adop¬ tierten Weise aufgefaßt (vgl. Bürgerbuch und Rheinische Jahrbb.). Herr Grün beweist seine Kenntnis der französischen 15 und zugleich der englischen Zustände dadurch, daß er Cabet den „kommunistischen O’Connell von Frankreich“ nennt, p. 282, und sagt dann: „Er wäre im Stande, mich hängen zu lassen, wenn er die Gewalt dazu hätte und wüßte, was ich über ihn denke und schreibe. Diese Agitatoren sind für Unsereins gefährlich, weil 20 sie borniert sind.66 p. 283. Proudhon „Herr Stein hat sich selbst das glänzendste Armuts-Zeugnis ausgestellt, da er diesen Proudhon en bagatelle behandelte“ (vgl. Einundzw. Bogen p. 84). /[14b]/ „Es gehört freilich etwas mehr 25 als Hegelscher abgekochter Kohl dazu, um diese inkarnierte Logik zu verfolgen.“ p. 411. Einige wenige Beispiele mögen zeigen, daß Herr Grün atch in diesem Abschnitte sich treu bleibt. Er übersetzt von p. 437—444 einige Auszüge aus den nationil- зо ökonomischen Beweisen Proudhons, daß das Eigentum unmögl ch sei, und ruft am Ende aus: „Dieser Kritik des Eigentums, welche die vollständige Auflösung desselben ist, brauchen vir nichts hinzuzufügen! Wir wollen hier nicht eine neue Kriik schreiben, welche wieder die Gleichheit der Produktion, die Vir- 35 einzelung der gleichen Arbeiter aufhöbe. Schon oben habe ch das Nötige angedeutet, das Übrige“ (was Herr Grün nämlich
ГѴ. Karl Grün 515 nicht angedeutet hat) „wird sich beim Wiederaufbau der Gesell¬ schaft, bei der Gründung der wahren Besitzverhältnisse finden.“ p. 444. So sucht Herr Grün dem Eingehen auf die nationalökonomi- 5 sehen Entwicklungen Proudhons zu entschlüpfen und zugleich sich darüber zu erheben. Proudhons sämtliche Beweise sind falsch, doch das wird sich für Herrn Grün finden, sobald es von Andern nachgewiesen ist. Die in der „heiligen Familie“ gegebenen Bemerkungen über io Proudhon, namentlich, daß Proudhon die Nationalökonomie vom nationalökonomischen, das Recht vom juristischen Standpunkte aus kritisiere, werden von Herrn Grün abgeschrieben. Er hat in¬ des so wenig verstanden, w[or]u[m] es sich handelte, daß er die [eigentliche Pointe wegläßt, [nämlich] daß Proudhon die II- 15 lusifonen der] Juristen und Ökonomen gegenüber] ihrer Pra¬ xis geltend m[acht, und] rein sinnlos [e Phrasen] /[14c]/ für den obigen Satz gibt. Das Wichtigste in Proudhons Buch De la creation de l’ordre dans l’humanite ist seine dialectique serielle, der Versuch, eine 2o Methode des Denkens zu geben, wodurch an die Stelle der selbst¬ ständigen Gedanken der Denkprofceß tritt. Proudhon sucht von französischem Standpunkte aus nach einer Dialektik, wie Hegel sie wirklich gegeben hat. Die Verwandtschaft mit Hegel ist hier also realiter vorhanden, nicht durch phantastische Analogie. 25 Hier war es also leicht, eine Kritik der Proudhonschen Dialektik zu geben, wenn man mit der Kritik der Hegelschen fertig gewor¬ den war. Dies war aber um so weniger von den wahren Sozia¬ listen zu verlangen, als der von ihnen sich vindizierte Philosoph Feuerbach damit nicht zu Stande gekommen war. Herr Grün зо sucht auf eine wirklich drollige Weise seine Aufgabe zu eskamo- tieren. Gerade an der Stelle, wo er sein deutsches schweres Ge¬ schütz spielen lassen sollte, reißt er aus mit einer unanständigen Gebärde. Er füllt erst einige Blätter mit Übersetzungen aus, und erklärt dem Proudhon dann mit breitspuriger belletristischer 35 captatio benevolentiae, daß er mit seiner ganzen dialectique serielle nur den Gelehrten spielen wolle. Er sucht ihn freilich durch den Zuruf zu trösten: „Ach mein lieber Freund, was das Gelehrt-46 (und „P г i v а t d о z en t-)sein anbetrifft, so täusche dich nicht. Wir haben Alles wieder verlernen 40 müssen, was uns unsre Scholarchen und Universitätsmaschinen66 (mit Ausnahme von Stein, Reybaud und Cabet) „mit so unend¬ licher Mühe, mit so vielem Widerwillen von ihrer und von unsrer Seite beizubringen suchten.66 p. [457.] 13—16 Lücken im Manuskript 33*
516 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus Zum Beweise, daß Herr Grün jetzt nicht mehr „mit so unend¬ licher Mühe“, wenn auch vielleicht noch mit eben „so vielem Widerwillen66 lernt, beginnt er seine sozialistischen St[ud]ien und Briefe in Paris am 6. November [und] hat bis zum nächsten 20. Ja¬ nuar [nicht] nur die Studien, sondern auch [die Darstel¬ lung de]s „wahren Gesamteindrucks des vollständig]en Ver¬ laufs mit Notwendigkeit66 voll[en]det. 3—7 Lücken im Manuskript
V „DER DR. GEORG KUHLMANN AUS HOLSTEIN“, ODER DIE PROPHETIE DES WAHREN SOZIALISMUS
V. „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Hol¬ stein“, oder die Prophetie des wah- renSozialismus 519—528 Verfaßt wahrscheinlich von Moses Heß, redigiert von Marx ca. Frühjahr 1846 in Brüssel
/El]/ V „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein“, oder die Prophetie des wahren Sozialismus DIE NEUE WELT oder das Reich des Geistes auf Erden. Verkündigung „Es fehlte an einem Manne“, heißt es im Vorworte, „in dessen 10 Munde all’ unser Leiden und all’ unser Sehnen und Hoffen, mit einem Worte Alles, was unsre Zeit im Innersten bewegt, zur Sprache würde. Und er mußte mitten in diesem Drängen und Ringen des Zweifels und der Sehnsucht hervortreten aus der Ein¬ samkeit des Geistes mit der Lösung des Rätsels, das uns Alle in 15 so lebendigen Bildern umringt. — Dieser Mann, den unsre Zeit erwartet — er ist aufgetreten. — Es ist der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein.66 August Becker, der Verfasser dieser Zeilen, ließ sich also von einem sehr einfältigen Geiste und sehr zweideutigen Charakter in 20 den Kopf setzen, es sei noch kein einziges Rätsel gelöst, noch keine einzige Tatkraft geweckt — die kommunistische Bewegung, welche bereits alle zivilisierten Länder ergriffen hat, sei eine taube Nuß, deren Kem nicht zu entdecken, ein Weltei, das vom großen Welt¬ huhn ohne Hahn gezeugt worden — der wahre Kem und der 25 eigentliche Hahn im Korbe: das sei der Doktor Georg Kuhlmann aus Holstein! ... Dieser große Welthahn ist aber ein ganz gewöhnlicher Kapaun, der sich einige Zeit von den deutschen Handwerkern in der Schweiz füttern ließ und seinem Schicksale nicht entgeht. зо Nicht, als ob wir den Doktor Kuhlmann aus Holstein für einen ganz ordinären Charlatan und schlauen Betrüger hielten, der selbst nicht an die Heilkraft seiner Lebenstinktur glaubt und mit
520 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus seiner ganzen Makrobiotik nur bezweckt, seine eigne Person de?m Leben zu erhalten — nein, wir wissen es sehr wohl, dieser inspi¬ rierte Doktor ist ein spiritualistischer Charlatan, enn frommer Betrüger, ein mystischer Schlaukopf, der aber, wrie seine ganze Spezies, in der Wahl der Mittel nicht allzu gewissem- j haft verfährt, weil mit seinem hei-/ [2]/ligen Zwecke seine Perston innig verwachsen ist. Die heiligen Zwecke sind nämlich immer miit den heiligen Personen auf das Innigste verwachsen; denn sie simd rein idealistischer Natur und haben ihre Existenz nur in dien Köpfen. Alle Idealisten, die philosophischen wie die religiösem, 10 die alten wie die modernen, glauben an Inspirationen, an Offen - barungen, an Heilande, an Wundermänner, und es hängt nur von der Stufe ihrer Bildung ab, ob dieser Glaube eine rohe, religiöse oder eine gebildete, philosophische Gestalt annimmt, wie es mur von dem Maße ihrer Energie, ihrem Charakter, ihrer gesellschatft- 13 liehen Stellung usw. abhängt, ob sie sich passiv oder aktiv zu m Wunderglauben verhalten, d. h. Wunderschäfer oder Schafe simd, ob sie ferner theoretische oder praktische Zwecke dabei verfol¬ gen. — Kuhlmann ist ein sehr energischer Mann und nicht ohne philosophische Bildung; er verhält sich keineswegs passiv zum 20 Wunderglauben und verfolgt dabei sehr praktische Zwecke. — August Becker teilt nur mit Kuhlmann die nationale Gemüts¬ krankheit. Der gute Mann „bedauert die, welche es nicht über sich bringen können, einzusehen, daß der Wille und Gedanke der Zeit immer nur von Einzelnen ausgesprochen werden kann.“ — 25 Für den Idealisten hat jede weltumgestaltende Bewegung ihre Exi¬ stenz nur im Kopfe eines Auserwählten, und das Schicksal der Welt hängt davon ab, ob dieser eine Kopf, der alle Weisheit als Privateigentümer besitzt, durch irgend einen realistischen Stein tödlich verletzt wird, bevor er seine Offenbarungen von sich ge- зо geben. — „Oder wäre dem nicht so?“ fügt August Becker heraus¬ fordernd hinzu. „Setzet alle Philosophen und Theologen der Zeit zusammen und laßt sie raten und abstimmen, und dann sehet, was da herauskommt!66 Die ganze historische Entwicklung reduziert sich für den Ideo- 35 logen auf die theoretischen Abstraktionen der historischen Ent¬ wicklung, wie sie in den „Köpfen“ aller „Philosophen und Theo¬ logen der Zeit“ sich gebildet haben, und da man alle die „Köpfe“ unmöglich „zusammensetzen66 und „raten und abstim¬ men“ lassen kann, so muß es Einen heiligen Kopf geben, der die 40 Spitze von allen jenen philosophischen und theologischen Köpfen bildet, und dieser Spitzkopf ist die spekulative Einheit jener /[3]/ Dickköpfe — der Erlöser. Dieses Kopfsystem ist so alt, wie die ägyptischen Pyramiden, mit denen es mancherlei Ähnlichkeit hat, und so neu, wie die 45
V. Der Dr. Georg Kuhlmann 521 preußische Monarchie, in deren Hauptstadt es kürzlich wieder verjüngt auf erstand. — Die idealistischen Dalai-Lamas haben das mit dem wirklichen gemein, daß sie sich einreden möchten, die Welt, aus der sie ihre Nahrung ziehen, könne ohne ihre .5 heiligen Exkremente nicht bestehen. — Sobald diese idealistische Tollheit praktisch wird, tritt alsbald ihr bösartiger Charakter an den Tag: ihre pfäffische Herrschsucht, ihr religiö¬ ser Fanatismus, ihre Charlatanerie, ihre pietistische Heuchelei, ihr frommer Betrug. Das Wunder ist die Eselsbrücke aus 10 dem Reiche der Idee zur Praxis. Herr Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein ist eine solche Eselsbrücke — er ist inspiriert — und es kann daher nicht fehlen, daß sein Zauberwort die stabilsten Berge versetzt; das ist ein Trost für die geduldigen Geschöpfe, die nicht genug Energie in sich verspüren, diese Berge durch natür¬ liches Pulver zu sprengen, eine Zuversicht für die Blinden und Zaghaften, welche den materiellen Zusammenhang in den mannigfaltig zersplitterten Erscheinungen der revolutionären Be¬ wegung nicht sehen können. — „Es fehlte bisher66, sagt August Becker, „an einem Vereinigungspunkt.66 — Der heilige Georg го überwindet mit leichter Mühe alle realen Hindernisse, indem er alle realen Dinge in Ideen verwandelt, und sich als die spekulative Einheit derselben konstruiert, wodurch er sie zu „regieren und ordnen66 vermag: „Die Gesellschaft der Ideen ist die Welt. Und ihre 25 Einheit ordnet und regiert die Welt.66 (138). In dieser „Gesellschaft der Ideen66 schaltet und wal¬ tet unser Prophet nach Herzenslust. „Da wollen wir geführt von unsrer eignen Idee umherwandeln und Alles bis ins Einzelne betrachten, so weit es unsre Zeit er- 3o fordert.66 (138). Welch eine spekulative Einheit des Unsinns! Aber das Papier ist geduldig, und das deutsche Publikum, dem der Prophet seine Orakelsprüche vortrug, wußte von der philoso¬ phischen Entwickelung des eignen Vaterlandes so wenig, daß es 35 nicht einmal merkte, wie der große Prophet in seinen spekula¬ tiven /[4]/ Orakelsprüchen nur die verkommensten philosophi¬ schen Phrasen wiederholt und sie für seine praktischen Zwecke zurecht gemacht hat. — Wie die medizinischen Wundermänner und Wunderkuren auf /oder Unbekanntschaft mit den Gesetzen der natürlichen, so fußen die sozialen Wundermänner und Wunderkuren auf der Unbekanntschaft mit den Gesetzen der sozialen Welt — und der Wunderdoktor aus Holstein ist eben der sozialistische Wunderschäf er aus Niederempt. 45 Dieser Wunderschäfer eröffnet zunächst seinen Schafen:
522 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus „Ich sehe vor mir eine Versammlung Auserwählter, die mir vorangegangen, durch Wort und Tat zu wirken für das Heil der Zeit und nun gekommen sind, zu hören, was i c h über das Wohl und Wehe der Menschheit reden werde.“ „Viele schon haben in ihrem Namen geredet und geschrieben; з noch aber hat Niemand ausgesprochen, woran sie eigentlich leidet, was sie hoffet und erwartet, und wie sie das erreichen kann. Das aber ist es, was i ch tun will.“ Und seine Schafe glauben ihm das. — Im ganzen Werke dieses „heiligen Geistes66, der bereits ver- ю altete, sozialistische Theorien auf die kahlsten, allgemeinsten Ab¬ straktionen reduziert, ist kein einziger, origineller Gedanke. — Selbst in der Form, im Stil ist nichts Originelles. Der heilige Stil der Bibel ist schon von Andern glücklicher nachgeahmt worden. Kuhlmann hat sich in dieser Beziehung Lamennais zum Muster 15 genommen. Aber er ist nur die Karikatur Lamennais’. Wir wol¬ len unsern Lesern hier eine Probe von den Schönheiten seines Stils geben: „Sagt mir erstens, wie wird Euch zu Mute, wenn Ihr daran denkt, was aus Euch werden soll in alle Ewigkeit? 20 „Viele lachen zwar und sagen: „Was kümmert mich die Ewig¬ keit?“ „Andre reiben sich die Augen aus und fragen: „Ewigkeit — was ist das? ...“ „Wie ist Euch ferner, wenn Ihr an die Stunde denkt, wo Euch 25 das Grab verschlingen wird?“ „Und ich höre viele Stimmen.“ — Darunter eine, welche also spricht: „Man lehrt in neuester Zeit, der Geist sei ewig, er werde im Tode nur wieder aufge-/[5]/löst in Gott, von dem er ausgegangen зо sei. Die aber solches lehren, können mir nicht sagen, was dann von mir übrig bleibt. 0, daß ich nie geboren wäre! Und gesetzt, ich daure fort, — o, meine Eltern, meine Schwestern, meine Brü¬ der, meine Kinder und Alle, die ich liebe, werd’ ich Euch dann jemals wiedersehen? 0, hätt’ ich Euch nie gesehen!“ usw. 35 „Wie wird Euch ferner, wenn Ihr denkt an die Unendlich¬ keit?66. .. Es wird uns übel, Herr Kuhlmann — nicht vor dem Gedanken des Todes, sondern vor Ihrer Phantasie des Todes, ver Ihrem Stil, vor Ihren armseligen Mitteln, auf die Ge- 40 müter zu wirken! „Wie wird Dir zu Mute“, lieber Leser, wenn Du einen Pfaf¬ fen hörst, der seinen Schafen die Hölle recht heiß und das G> müt recht weich macht, dessen ganze Beredsamkeit sich darai_f beschränkt, die Tränendrüsen seiner Zuhörer in Aktivitit 45
V. Der Dr. Georg Kuhlmann 523 zu setzen, und der nur auf die Feigheit seiner Gemeinde spe¬ kuliert? — Was den magern Inhalt der „Verkündigung66 betrifft, so läßt sich zunächst die erste Abteilung oder die Einleitung in .5 die „Neue Welt66 auf den einfachen Gedanken reduzieren, daß Herr Kuhlmann aus Holstein gekommen ist, um das „Reich des Geistes66, das „Himmelreich66 auf Erden zu gründen, daß kein Mensch vor ihm gewußt habe, was die eigentliche Hölle und was der eigentliche Himmel — daß nämlich jene die bis- 10 herige, dieser die zukünftige Gesellschaft, das „Reich des Gei¬ stes66 — und er selbst der ersehnte heilige „Geist66 sei... Alle diese großen Gedanken sind nicht gerade ganz originelle Gedanken des heiligen Georg, und er hätte sich nicht von Holstein nach der Schweiz zu bemühen und aus der „Einsamkeit des Gei- 15 stes66 zu den Handwerkern herabzulassen und sich zu „offenbaren66 nötig gehabt, um der „Welt66 dieses „Gesicht66 zu zeigen. — Daß aber der Herr Dr. Kuhlmann aus Holstein der „ersehnte heilige Geist66, dieser Gedanke ist allerdings sein ganz ausschließliches Privateigentum und wird es bleiben. 2o Die heilige Schrift unsres St. Georg nimmt nun, wie er dieses selbst „offenbart66, folgenden Verlauf: „Sie wird eröffnen66, sagt er, „das Reich des Geistes in irdischer Gestalt, damit Ihr schauet /[6]/ dessen Herrlichkeit und sehet, daß kein ander Heil ist, als im Reich des Geistes. — Auf der anderen 25 Seite wird sie enthüllen Euer Jammertal, damit Ihr Euer Elend schauet und erkennt den Grund aller Eurer Leiden. — Dann werde ich den Weg zeigen, der hinüberführt aus dieser kummer¬ vollen Gegenwart in eine freudenvolle Zukunft. — Zu diesem Ende folget mir im Geist auf eine Höhe, von wannen wir eine зо freie Aussicht haben in die weite Gegend.66 Der Prophet läßt uns also zunächst seine „schöne Gegend66, sein Himmelreich schauen. Wir sehen nichts, als ein er¬ bärmlich in Szene gesetztes Mißverständnis des St. Simonismus in karikierten Lamennaisschen Kostüm, verbrämt mit Erinnerungen 35 aus Herrn Stein. Wir zitieren nun die wichtigsten Offenbarungen aus dem H i m- melreich. welche die prophetische Methode konstatieren. Z. B. Seite 37: „Die Wahl ist frei und richtet sich nach eines Jeden 4o Neigung. — Die Neigung richtet sich nach seinen Anlagen.66 „Wenn in der Gesellschaft66, orakelt St. Georg, „Jeder seiner Neigung folgt, so werden alle ihre Anlagen insgesamt entwickelt, und wenn dieses ist, so wird auch stets hervorgebracht, was Alle insgesamt bedürfen, im Reich des Geistes wie im Reich der 45 Materie. — Denn die Gesellschaft besitzt stets so viele Anlagen
524 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus und Kräfte, als sie Bedürfnisse hat“... „Les attractions sont proportionelles aux Destinees“, vergleiche auch Proudhon. Der Herr Kuhlmann unterscheidet sich hier von den Sozialisten und Kommunisten nur durch ein Mißverständnis, dessen Grund in der Verfolgung seiner praktischen Zwecke und 5 ohne Zweifel auch in seiner Borniertheit zu suchen ist. Er ver¬ wechselt die Verschiedenheit der Anlagen und Fähig¬ keiten mit der Ungleichheit des Besitzes und des vom Besitze bedingten Genusses, und polemisiert daher gegen den Kommunismus. ю „Niemand soll da“ (nämlich im Kommunismus) „ei n en V о r- zug haben vor dem Andern“, eifert der Prophet, „Niemand mehr besitzen und besser leben, als der Andre... Und wenn Ihr daran Zweifel heget und nicht einstimmt in ihr Geschrei, dann schmähen sie, verdammen und verfolgen Euch und hän-/[7]/ 15 gen Euch an den Galgen.“ (p. 100.) Kuhlmann prophezeit zuweilen doch ganz richtig. „In ihrer Reihe stehen darauf Alle, die da rufen: Weg mit der Bibel! Weg vor Allem mit der christlichen Religion, denn es ist die Religion der Demut und der knechtischen Gesinnung! Weg 20 überhaupt mit allem Glauben! Wir wissen nichts von Gott noch von Unsterblichkeit. Das sind nur Hirngespinste, zu ihrem Vor¬ teil ausgebeutet“ (soll heißen: die von den Pfaffen zu ihrem Vor¬ teil ausgebeutet werden) „und fortgesponnen von Lügnern und Be¬ trügern. Fürwahr, wer noch an solche Dinge glaubt, der ist der 25 größte Narr!“ Kuhlmann polemisiert namentlich heftig gegen die prinzipiel¬ len Widersacher der Lehre vom Glauben, von der Demu: und Ungleichheit, d.h.dem ,,U n t e r s ch i e d d e s Stan¬ des und der Geburt“. — Auf die niederträchtige Lehre de' зо prädestinierten Sklaverei, die, in der Kuhlmannschen Weise aus gedrückt, stark an Friedrich Rohmer erinnert — auf die theokratische Hierarchie und in letzter Instanz auf seine eigen« heilige Person begründet er seinen Sozialismus! „Jeder Zweig der Arbeit“, heißt es p. 42, „wird geleitet von 35 Geschicktesten, der selber mitarbeitet, und jeder Zweig im Reich« des Genusses vom Vergnügtesten, der selber mitgenießet — Wie aber die Gesellschaft ungeteilt ist und nur einen Geis hat, so wird die ganze Ordnung nur von einem Menschen ge leitet und regiert. — Und dieses ist der Weiseste, der T u 40 gendhafteste und Seligste.“ Seite 34 erfahren wir: „Wenn der Mensch im Geist nach Tugend strebt, sc reget und bewegt er seine Glieder und entwickelt unc bildet und gestaltet Alles an und außer sich nach seinem Wohl 45
V. Der Dr, Georg Kuhlmann 525 gefallen. — Und wenn er sich im Geiste wohlbefindet, so muß er es empfinden an Allem, was da an ihm leibt und lebt. — Daher ißt und trinkt der Mensch und läßt sich’s schmecken; daher singt und spielt und tanzt er und 5 k ii ß t und w eint und lach t.“ Der Einfluß der Anschauung Gottes auf den Appe- t i t und der geistigen Seligkeit auf den Geschlechts¬ trieb ist zwar auch nicht eben das Privateigentum des Kuhl- mannismus; aber er enthüllt doch manche dunkle Stelle im 10 Propheten. /[8]/ Z. B. p. 36. „Beides“ (Besitz und Genuß) „richtet sich nach seiner“ (näm¬ lich des Menschen) „Arbeit. Diese ist der Maßstab seiner Bedürf- 15 nisse.“ (So verdreht Kuhlmann den Satz, daß die kommunistische Gesellschaft im Ganzen stets so viele Anlagen und Kräfte, als Bedürfnisse hat.) „Denn die Arbeit ist die Äußerung der Ideen und der Triebe. Und darin ruhen die Bedürfnisse. — Da aber die Anlagen und Bedürfnisse der Menschen stets verschie- 2o den sind und so verteilt, daß jene nur entwickelt und diese nur befriedigt werden können, wenn Einer stets für Alle schafft, und das Erzeugnis Aller ausgewechselt und verteilt wird nach Ver¬ dienst“ — (?) — „so empfängt Jeder nur den Wert für seine Arbeit.“ — 25 Dieser ganze tautologische Galimathias wäre — wie die fol¬ genden Sätze und wie noch viele andere, mit denen wir den Leser verschonen — trotz der von A. Becker gerühmten „erhabenen Einfachheit und Klarheit“ der „Offenbarung“ schlechter¬ dings undurchdringlich, wenn man nicht in den p г а k - зо tischen Zwecken, die der Prophet verfolgt, einen Schlüssel hätte. — Es wird sogleich Alles verständlich sein. — „Der Wert“ — orakelt Herr K. weiter — „bestimmt sich selbst nach dem Bedürfnis Aller.“ (?) „— Im Wert ist eines Jeden Ar¬ beit stets enthalten, und dafür“ (?) „kann er sich verschaffen, was 35 sein Herz nur wünschen mag.“ „Sehet, meine Freunde,“ heißt es p. 39, „die Gesellschaft wahrer Menschen betrachtet das Leben stets als eine Schule . . . um sich ... zu erziehen. Und dabei will sie selig sein. — Solches“ (?) „aber muß erscheinen und sichtbar wer- 40 den“ (?), „sonst ist es“ (?) „nicht möglich.“ Was Herr Georg Kuhlmann aus Holstein damit sagen will, daß „solches“ (das Leben? oder die Seligkeit?) „erscheinen“ und „sichtbar“ werden müsse, weil „es“ sonst nicht „möglich“ sei — daß die „Arbeit“ im „Wert enthalten“ sei und man /[9]/ sich dafür 45 (wofür?) verschaffen könne, was das Herz wünscht — daß end-
526 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus lieh der „Wert“ nach dem „Bedürfnis“ sich selbst bestimme: isst wiederum nicht abzusehen, wenn man die Pointe der ganzesn Offenbarung, die praktische Pointe außer Acht läßt. Versuchen wir daher eine praktische Erklärung. Der heilige Georg Kuhlmann aus Holstein hat, wie wir vom 5 August Becker erfahren, im Vaterlande kein Glück gemacht. Er kommt nach der Schweiz und findet hier eine ganz „neue Welt6“: die kommunistischen Gesellschaften der deutschen Handwerkern. Das ist ihm schon recht — und er macht sich sofort an den Koim- munismus und die Kommunisten. Er hat immer, wie Augmst 10 Becker uns erzählt, „unablässig daran gearbeitet, seine Lehire weiter zu bilden und sie auf die Höhe der großen Zeit zu e ir - h eb en,“ d. h. er wurde unter den Kommunisten ad majorem D«ei gloriam Kommunist. — So weit ging Alles sehr gut. — Nun abeer besteht eines der wesentlichsten Prinzipien des Kommunismus, 15 wodurch er sich von jedem reaktionären Sozialismus unterschei¬ det, in der auf die Natur des Menschen begründeten empirischem Ansicht, daß die Unterschiede des Kopfes und der intellelk- tuellen Fähigkeiten überhaupt keine Unterschiede des Mag eins und der physischen Bedürfnisse bedingen; daß mithiin 20 der falsche, auf unsre bestehenden Verhältnisse begründete Satz: „Jedem nach seinen Fähigkeiten66, sofern er sich avjf den Genuß im engeren Sinne bezieht, umgewandelt werden muß in den Satz: Jedem nach Bedürfnis; daß, mit andern Worten, die Verschiedenheit in der Tätigkeit, in den Ar- 25 beiten, keine Ungleichheit, kein Vorrecht des Besitzes und Genusses begründet. — Das konnte der Prophet nicht zu¬ geben; denn das Vorrecht, der Vorzug, das Auserwähltsein vor Andern, ist eben der Kitzel des Propheten. „Solches aber muß erscheinen und sichtbar werden, sonst ist cs nicht möglich.66 Ohne зо praktischen Vorzug, ohne fühlbaren Kitzel wäre eben der Prophet kein Prophet, kein praktischer, sondern nur ein theoretischer Gottesmann, ein Philosoph. — Der Prophet muß also den Kommunisten begreiflich machen, daß die Ver¬ schiedenheit der Tätigkeit, der Arbeit, eine Verschieden-35 heit des /[10]/ Wertes und der Seligkeit (oder des Genusses, Verdienstes, Vergnügens, was Alles dasselbe) begründe, und daß, da Jeder seine Seligkeit, wie seine Arbeit, selbst bestimme, folglich er, der Prophet — dieses ist die praktische Pointe der Offenbarung — ein besseres Leben zu beanspruchen habe, 40 als der gemeine Handwerker.^ — Hiernach werden alle dunklen Stellen des Propheten klar: daß der „Besitz66 und „Ge¬ nuß66 eines Jeden sich nach seiner „Arbeit66 richte; daß die „Ar- *) In einer nicht gedruckten Vorlesung hat der Prophet dieses übri¬ gens unverhüllt ausgesprochen. 45
V. Der Dr. Georg Kuhlmann 527 beit“ des Menschen der Maßstab seiner „Bedürfnisse“ sei; daß alsdann Jeder den „Wert“ für seine Arbeit emp¬ fange; daß der „Wert“ sich nach dem „Bedürfnis“ selbst be¬ stimme; daß eines Jeden Arbeit im Werte „enthalten“ sei und er 6 sich dafür, was sein „Herz“ verlangt, verschaffen kann; daß end¬ lich die „Seligkeit“ des Auserwählten „erscheinen und sichtbar werden“ müsse, weil sie sonst nicht „möglich“ ist. — All dieser Unsinn wird jetzt begreiflich. — Wir wissen nicht, wie weit die praktischen Ansprüche des Dr. 10 Kuhlmann den Handwerkern gegenüber in derWirklichkeit gehen. Wir wissen aber, daß seine Lehre das Grunddogma aller geist¬ lichen und weltlichen Herrschsucht, der mystische Schleier aller muckerhaften Genußsucht, die Beschönigung jeder Niederträch¬ tigkeit und die Quelle vieler Verrücktheiten ist. із Wir dürfen nicht unterlassen, dem Leser noch den Weg zu zeigen, der, nach Herrn Kuhlmann aus Holstein, „hinüberführt aus dieser kummervollen Gegenwart in eine freudenvolle Zu¬ kunft“. — Dieser Weg ist lieblich und ergötzlich, wie der Früh¬ ling in einem Blumengefilde — oder wie ein Blumengefilde im 2o Frühling. „Sanft und leise — mit warmer Hand — und treibet Knospen — aus den Knospen werden Blüten — und ruft die Lerche und die Nachtigall — imd weckt die Grille im Grase. — Wie der Frühling, so komme daher die neue Welt.“ (p. 114 sq.) Wahrhaft idyllisch malt der Prophet den Übergang aus der 25 jetzigen sozialen Isolierung in die Gemeinschaft. — Wie er die wirkliche Gesellschaft in eine „Gesellschaft /[11]/ von Ideen“ ver¬ wandelt, um „geführt von der eignen Idee darin umherzuwandeln und Alles bis ins Einzelne betrachten zu können, so weit es seine Zeit erfordert“, ebenso verwandelt er die wirkliche soziale Бе¬ зо wegung, die schon in allen zivilisierten Ländern sich als Vorläufe¬ rin einer furchtbaren Umwälzung der Gesellschaft ankündigt — in eine gemütliche und stille Bekehrung, in ein Stilleben, bei dem die Besitzer und Beherrscher der Welt sehr ruhig schlafen können. — Die theoretischen Ab- 35 straktionen der wirklichen Begebenheiten, ihre ideellen Zei¬ chen, sind für den Idealisten die Wirklichkeit — die wirk¬ lichen Begebenheiten nur „Zeichen, daß die alte Welt zu Grabe geht.“ „Was greift Ihr so ängstlich nach den Erscheinungen des io Tages“, grollt der Prophet p. 118, „die nichts weiter sind, als Zeichen, daß die alte Welt zu Grabe geht, und vergeudet Eure Kräfte auf Bestrebungen, die Eure Hoffnungen und Erwartungen nicht erfüllen können?“ „Ihr sollet nicht niederreißen und zerstören, was Euch da im 45 Wege stehet, sondern es umgehen und verlassen. — Und wenn Ihr
528 Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus es umgangen und verlassen habt, dann höret es von selber auf, demi es findet keine Nahrung mehr.“ „Wenn Ihr die Wahrheit suchet und das Licht verbreitet, so verschwindet unter Euch die Lüge und die Finsternis.“ (p. 116). „Es werden aber Viele sagen: „Wie sollen wir ein neues Leben 5 gründen, so lange die alte Ordnung noch besteht, die uns daran verhindert. Müßte sie nicht erst zerstört werden?“ — „Nimmer¬ mehr,“ antwortet der Weiseste, Tugendhafteste und Seligste — „Nimmermehr. Wenn Ihr mit Andern in einem Hause wohnt, das morsch geworden ist und Euch zu eng und imbequem, und die 10 Andern wollen darin wohnen bleiben, so brechet Ihr’s nicht ab und wohnet unter freiem Himmel, sondern bauet erst ein neues, und wenn es fertig ist, da zieht Ihr ein und überlaßt das alte seinem Schicksal“, (p. 120). Der Prophet gibt nun zwei Seiten lang Regeln, wie man sich in 15 die neue Welt hineinschleichen kann. — Dann wird er kriegerisch. / [12]/ „Es ist aber nicht genug, daß Ihr zusammenstehet und der alten Welt entsagt, — Ihr werdet auch die Waffen wider sie ge¬ brauchen, um sie zu bekämpfen und Euer Reich erweitern und 20 verstärken. Doch nicht auf dem Wege der Gewalt, sondern auf dem Wege der freien Überzeugung.“ Sollte man aber dennoch dazu kommen, daß man ein wirkliches Schwert ergreifen und das wirkliche Leben daransetzen müßte, um „den Himmel zu erobern mit Gewalt“, 2.5 dann verspricht der Prophet seiner heiligen Schar eine russische Unsterblichkeit (die Russen glauben in ihren respektiven Ort¬ schaften wieder lebendig aufzustehen, wenn sie im Kriege vom Feinde getötet werden): „Und die da fallen auf dem Wege, werden neu geboren werden зо und schöner auf erblühen, denn sie vorher waren. Darum“ (darurr.) „sorget nicht für Euer Leben und fürchtet nicht den Tod.“ (129 ) Also auch im Kampfe mit wirklichen Waffen, beruhigt der Prophet seine heilige Schar, braucht Ihr Euer Leben nicit wirklich, sondern nur zum Scheine einzusetzen. 35 Die Lehre des Propheten ist in jedem Sinne beruhigend, und man kann sich nach diesen Proben seiner heiligen Schrift, g> wiß nicht über den Beifall wundem, den sie bei einigen gemü:- liehen Schlafmützen gefunden hat. —
ANHANG
[Marx über sein Verhältnis zu Hegel und Feuerbach] 531 Geschrieben ca. Januar 1845 in Paris [Die bürgerliche Gesellschaft und die kommunistische Revolution] . . . 532 Geschrieben ca. Januar 1845 in Paris [Marx über Feuerbach] 533 535 Geschrieben ca. März 1845 in Brüssel [Aus: „I. Feuerbach“] 536 537 Geschrieben ca. Ende 1845 in Brüssel [Engels über Feuerbach] 538—540 Geschrieben ca. Oktober 1846 in Paris [Sankt Bruno contra die Verfasser der „Heiligen Familie“] 541—544 Geschrieben 20. November 1845 in Brüssel. Verfaßt wahr¬ scheinlich von Edgar v. Westphalen, redigiert von Marx. Abgedruckt in Heft VII des „Gesellschaftsspiegels“ im Ja- nuar 1846
[MARX ÜBER SEIN VERHÄLTNIS ZU HEGEL UND FEUERBACH] Die folgenden vier Notizen befinden sich auf der 16. Seite des Notizbuchs von Marx mit den 11 Thesen „1) ad Feuerbach“ /[16]/ Hegelsche Konstruktion der Phänomenologie. 1) Selbstbewußtsein statt des Menschen. Subjekt—Objekt. 2) Die Unterschiede der Sachen unwichtig, weil die Sub¬ stanz als Selbstunterscheidung oder weil die Selbstunterschei- io düng, das Unterscheiden, die Tätigkeit des Verstandes als we¬ sentlich gefaßt wird. Hegel gab daher innerhalb der Speku¬ lation wirkliche, die Sache ergreifende Distinktionen. 3 ) Aufhebung der Entfremdung identifiziert mit Aufhebung der Gegenständlichkeit (eine Seite, namentlich von іа Feuerbach entwickelt). 4) Deine Aufhebung des vorgestellten Gegenstandes, des Gegenstandes als Gegenstandes des Bewußtseins, identifiziert mit der wirklichen gegenständlichen Aufhebung, der vom Denken unterschiednen sinnlichen Aktion, Pra- 20 xis, und realen Tätigkeit. (Noch zu entwickeln.)
[DIE BÜRGERLICHE GESELLSCHAFT UND DIE KOMMU¬ NISTISCHE REVOLUTION] Die folgenden, 11 Punkte befinden sich auf der 23. und 22. Seite des Notizbuchs von Marx mit den 11 Thesen „1) ad Feuerbach“ /[23]/ 1) Die Entstehungsgeschichte des Modernen Staats oder die französische Revolution. Die Selbstüberhebung des politischen Wesens — Verwechs¬ lung mit dem antiken Staat. Verhältnis der Revolutionäre zur bür¬ gerlichen Gesellschaft. Verdoppelung aller Elemente in bürger- io liehe und Staatswesen. 2) Die Proklamation der Menschenrechte und die Konstitution des Staats. Die individuelle Freiheit und die öffentliche Macht. Freiheit, Gleichheit und Einheit. Die Volkssouveränität, is 3) Der Staat und die bürgerliche Gesellschaft. 4) Der Repräsentativstaat und die Charte. Der konstitutionelle Repräsentativstaat, d[er] d[er] demo¬ kratische Repräsentativstaat. 5) Die Teilung der Gewalten. Gesetzgebende und 20 exekutive Gewalt. 6) Die gesetzgebende Gewalt und die gesetzgeben¬ den Körper. Politische Klubs. 7) Die exekutive Gewalt. Zentralisation und Hier¬ archie. Zentralisation und politische Zivilisation. Fede- 25 rativwesen und Industrialismus. Die Staatsver¬ waltung und Gemeindeverwaltung. /[22]/ 8) Die richterliche Gewalt und das Recht. 8 ) Die Nationalität und das Volk. зо 9) Die politischen Parteien. 9 ) Das Wahlrecht, der Kampf um die Aufhebung de^ Staats und der bürgerlichen Gesellschaft.
[MARX ÜBER FEUERBACH] Die folgenden Thesen befinden sich auf den Seiten [51 ] bis [55] des Marxschen Notizbuchs /[51]/ Der göttliche Egoist im Gegensatz zum egoistischen Menschen. Die Täuschung in der Revolution über das antike Staatswesen. Der „Begriff“ und die „Substanz“. Die Revolution = Entstehungsgeschichte des modernen Staats. 1) ad Feuerbach. 1) Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuer- 15 bachschen mit eingerechnet) ist, daß der Gegenstand, die Wirk¬ lichkeit, Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv. Daher die tätige Seite abstrakt im Gegensatz zu dem Materialismus 20 von dem Idealismus — der natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt — entwickelt. Feuerbach will sinnliche — von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedne Objekte: aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit. Er betrachtet daher im Wesen 23 des Christentums nur das theoretische Verhalten als das echt menschliche, während die Praxis nur in ihrer schmutzig jüdischen Erscheinungsform gefaßt und fixiert wird. Er begreift daher nicht die Bedeutung der „revolutionären“, der „praktisch-kritischen“ Tätigkeit.
534 Anhang /[52]/ 2) Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständlicheWalhr- heit zukomme — ist keine Frage der Theorie, sondern eine prak¬ tische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, 5 i. e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens be¬ weisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens, — das von der Praxis isoliert ist, — ist eine rein scholastische Frage. 3) Die materialistische Lehre von der Veränderung der Umstämde und der Erziehung vergißt, daß die Umstände von den Menschen verändert und der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie muß daher die Gesellschaft in zwei Teile — von denen der eine über ihr erhaben ist — sondieren. и Das Zusammenfallen des Ändern [s] der Umstände und der menschlichen Tätigkeit oder Selbstverändenmg kann nur als revolutionäre Praxis gefaßt und rationell verstanden werden. /[53]/ 4) Feuerbach geht von dem Faktum der religiösen Selbstentfrem- dung, der Verdopplung der Welt in eine religiöse und eine welt¬ liche aus. Seine Arbeit besteht darin, die religiöse Welt in ihre weltliche Grundlage aufzulösen. Aber daß die weltliche Grund- 25 läge sich von sich selbst abhebt und sich ein selbstständiges Reich in den Wolken fixiert, ist nur aus der Selbstzerrissenheit und Sich- selbstwidersprechen dieser weltlichen Grundlage zu erklären. Diese selbst muß also in sich selbst sowohl in ihrem Widerspruch verstanden, als praktisch revolutioniert werden. Also nachdem 30 z. B. die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, muß nun erstere selbst theoretisch und praktisch ver¬ nichtet werden. 5) Feuerbach, mit dem abstrakten Denken nicht zufrieden, 35 will die Anschauung; aber er faßt die Sinnlichkeit nicht als praktische menschlich-sinnliche Tätigkeit.
Marx über Feuerbach 535 /[54]/ 6) Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen s Individuum inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist daher gezwungen: 1) von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das io religiöse Gemüt für sich zu fixieren, und ein abstrakt — iso¬ liert — menschliches Individuum vorauszusetzen. 2) das Wesen kann daher nur als „Gattung“, als innere, stumme, die vielen Individuen natürlich verbindende Allge¬ meinheit gefaßt werden. 7) Feuerbach sieht daher nicht, daß das „religiöse Gemüt“ selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und daß das abstrakte Indivi¬ duum, das er analysiert, einer bestimmten Gesellschaftsform an¬ gehört. /[55]/ 8) Alles gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizism veranlassen, fin¬ den ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und in dem 25 Begreifen dieser Praxis. 9) Das höchste, wozu der anschauende Materialismus kommt, d.h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätig¬ keit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen und зо der bürgerlichen Gesellschaft. 10) Der Standpunkt des alten Materialismus ist die bürgerliche Ge¬ sellschaft, der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft oder die gesellschaftliche Menschheit. 11) Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpre¬ tiert, es kömmt drauf an sie zu verändern.
[AUS I. FEUERBACH] [Marxens Notizen auf den beiden letzten Seiten des Manuskripts ,J. Feuerbach“ ] Einfluß der Teilung der Arbeit auf die Wissenschaft. Was bei den Staat, Recht, Moral etc. die Repression. 5 [Im] Gesetz müssen die Bourgeois sich einen allgemeinen Aus¬ druck geben müssen, eben weil sie als Klasse herrschen. Naturwissenschaft und Geschichte. Es gibt keine Geschichte der Politik, des Rechts, der Wissen¬ schaft etc., der Kunst, der Religion etc. ю Warum die Ideologen alles auf den Kopf stellen. Religiösen, Juristen, Politiker. Juristen, Politiker (Staatsleute überhaupt), Moralisten, Reli¬ giöse. Für diese ideologische Unterabteilung in einer Klasse, 1) Ver - 15 selbstständigung des Geschäfts durch die Tei¬ lung der Arbeit; jeder hält sein Handwerk für das Wahre. Über den Zusammenhang, worin ihr Handwerk mit der Wirklich¬ keit steht, machen sie sich um so notwendiger Illusionen, da dies schon durch die Natur des Handwerks selbst bedingt wird. Die 20 Verhältnisse werden in der Jurisprudenz, Politik etc. — im Be¬ wußtsein zu Begriffen; da sie nicht über diese Verhältnisse h[in]- aus sind, sind auch die Begriffe derselben in ihrem Kopf fixe Be¬ griffe; der Richter z. B. wendet den Code an, ihm gilt daher die Gesetzgebung für den wahren aktiven Treiber. Respekt vor ihrer 25 Ware; da ihr Geschäft es mit Allgemeinem zu tun hat. Idee des Rechts. Idee des Staats. Im gewöhnlichen Be¬ wußtsein ist die Sache auf den Kopf gestellt. — — — Religion ist von vornherein das Bewußtsein der Transzen¬ denz [, das] hervorgeht aus dem wirklichen Müssen. зо 3—22 Das Papier ist beschädigt, daher Lücken im Manuskript 4—7 Auf dieser Höhe notierte Marx in der rechten Spalte: Dem „Gemeinwesen“, wie es im antiken Staat, dem Feudalwesen, der absoluten Monarchie erscheint, diesem Band entspricht* *) namentlich die (kath[olische Religion]) religiösen Vorstellungen. *) Soll heißen: entsprechen
Aue: I. Feuerbach 537 Dies populärer. — — — Tradition, für Recht, Religion etc. /[73]/ Die Individuen sind immer von sich ausgegangen, gehen immer f von sich aus. Ihre Verhältnisse sind Verhältnisse ihres wirklichen Lebensprozesses. Woher kömmt es, daß ihre Verhältnisse sich gegen sie verselbstständigen? daß die Mächte ihres eignen Lebens übermächtig gegen sie werden? Mit einem Wort: die Teilung der Arbeit, deren Stufe 10 von der jedesmal entwickelten Produktivkraft abhängt. Gemeindeeigentum. Grundeigentum, feudales, modernes. Ständisches Eigentum. Manufaktureigentum. industriellesKapital. 10 Gegenüber dem vorstehenden marxschen Text dieser letzten Seite des Manu¬ skripts befindet sich in Engels Altershandschrift mit Bleistift mit lateinischen Buchstaben in der rechten Spalte die Bestimmung: I Feuerbach Gegensatz von materialistischer und idealistischer Anschauung.
[ENGELS ÜBER FEUERBACH] FEUERBACH /9/ a) Feuerbachs ganze Philosophie läuft heraus auf 1) Natur¬ philosophie — passives Anbeten, verzücktes Niederknien vor der 5 Herrlichkeit und Allgewalt der Natur — 2) Anthropologie, und zwar a) Physiologie, worin nichts Neues gesagt wird als das, was die Materialisten über die Einheit von Körper und Seele gesagt haben, nur nicht so mechanisch, dafür etwas überschwenglicher. ß) Psychologie, läuft hinaus auf verhimmelnde Dithyramben auf 10 die Liebe, analog dem Naturkultus, sonst nichts Neues. 3) Moral, Forderung, dem Begriff „des Menschen“ zu entsprechen, impuis- sance mise en action. Vergleiche § 54, pag. 81: „das sittliche und vernünftige Verhältnis des Menschen zum Magen besteht da¬ rin, denselben nicht als ein viehisches, sondern menschliches We- 15 sen zu behandeln. —“ § 61: „Der Mensch ... als moralisches We¬ sen“ und das viele Sittlichkeitsgerede im „Wesen des Christen¬ tums“. b) Daß auf der jetzigen Entwicklungsstufe die Menschen ihre Bedürfnisse nur innerhalb der Gesellschaft befriedigen können, 20 daß überhaupt gleich von vornherein, sowie sie existierten, die Menschen einander nötig hatten und nur dadurch ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten pp entwickeln konnten, daß sie in Verkehr tra¬ ten, wird bei Feuerbach so ausgedrückt, daß „der einzelne Mensel für sich das Wesen des Menschen nicht in sich hat“. 25 daß „das Wesen des Menschen nur in der Gemeinschaft, in der Einheit des Menschen mit dem Menschen enthalter ist, eine Einheit, die sich aber nur auf die Realität des Unter schieds von Ich und Du stützt. — Der Mensch für sich is: Mensch (im gewöhnlichen Sinn), der Mensch mit Mensch — die зо Einheit von Ich und Du i st Gott“ (d. h. Mensch im über gewöhnlichem Sinn). § 61, 62 pag.83. — Soweit kommt die Philo sophie, daß sie die triviale Tatsache über die Unentbehrlichkeit des Verkehrs zwischen den Menschen, ohne deren Erkenntnis die
[Engels über Feuerbach] Feuerbach 539 zweite Menschengeneration, die überhaupt existierte, nie erzeugt worden wäre, die überhaupt schon im Geschlechtsunterschied liegt, als das größte Resultat am Ende ihrer ganzen Karriere hinstellt. Und noch dazu in der mysteriösen Form der „Einheit von Ich und 5 Du“. Diese Phrase wäre gar nicht möglich, wenn Feuerbach nicht an den Geschlechtsakt, den Gattungsakt, die Gemeinschaft von Ich und Du хат9 е^о%г]ѵ gedacht hätte Und soweit seine Gemein¬ schaft praktisch wird, beschränkt sie sich auch auf den Ge¬ schlechtsakt und die Verständigung über philosophische Gedan- 10 ken und Probleme, die „wahre Dialektik“, § 64, den Dialog, auf „die Erzeugung des Menschen, des geistigen sogut wie des physischen“, p. 67. Was dieser „erzeugte“ Mensch nachher tut, außer daß er wieder „geistig“ und „physisch“ „Menschen er¬ zeugt“, davon ist keine Rede. Feuerbach kennt auch nur den Ver- 15 kehr zwischen Zweien, „die Wahrheit, daß kein Wesen für sich allein ein wahres, ein vollkommnes, ein absolutes Wesen, daß die Wahrheit und Vollkommenheit nur ist die Verbindung, die Ein¬ heit von zwei sich wesensgleichen Wesen“. P.83, 84. /10/ го c) Der Anfang der Philosophie der Zukunft beweist gleich die Differenz zwischen uns und ihm: § 1: „Die Aufgabe der neueren Zeit war die Verwirklichung und Vermenschlichung Gottes, die Verwandlung und Auflösung der Theologie in die Anthropologie66. Vgl. „Die Negation der Theologie ist das Wesen der neueren 25 Zeit66. Philosophie der Zukunft, p. 23. d) Der Unterschied, den Feuerbach zwischen Katholizismus und Protestantismus, § 2, macht, Katholizismus: „Theologie“ „kümmert sich um das, was Gott an sich selber ist“, hat „speku¬ lative und kontemplative Tendenz66, der Protestantismus bloß зо Christologie, überläßt den Gott an sich selber, die Spekulation und Kontemplation der Philosophie — weiter nichts als eine aus einem der unentwickelteren Wissenschaft entsprechenden Bedürfnis hervorgegangene Teilung der Arbeit. Aus diesem bloßen Bedürf¬ nis innerhalb der Theologie erklärt Feuerbach den Pro¬ 35 *) Nämlich da d e r Mensch = Kopf + Herz ist und zwei dazu nötig sind, um den Menschen darzustellen, so tritt Einer als Kopf, der andre als Herz auf in ihrem Verkehr — Mann und Weib. Sonst nicht abzusehen, weshalb Zwei Menschlicher sind als Einer. Das saint- simonistische Individuum.
540 Anhang testantismus, woran sich dann ungezwungen eine selbstständige Geschichte der Philosophie anschließt. e) „Das Sein ist kein allgemeiner, von den Dingen abtrenn¬ barer Begriff. Es ist Eins mit dem, was ist ... Das Sein ist die Position des Wesens. Was mein Wesen, ist mein Sein, s Der Fisch ist im Wasser, aber von diesem Sein kannst du nicht sein Wesen abtrennen. Schon die Sprache identifiziert Sein und Wesen. Nur im menschlichen Leben sondert sich, aber auch nur in abnormen, unglücklichen Fällen Sein vom Wesen — ereignet es sich, daß man nicht da, wo man sein Sein, 10 auch sein Wesen hat, aber eben wegen dieser Scheidung auch nicht wahrhaft, nicht mit der Seele da ist, wo man wirklich mit dem Leibe ist. Nur wo Dein Herz ist, da bist Du. Aber alle Dinge sind — naturwidrige Fälle ausgenommen — gerne da, wo, und gerne das, was sie sind.“ p. 47. Eine schöne Lobrede 15 auf das Bestehende. Naturwidrige Fälle, wenige, abnorme Fälle ausgenommen, bist Du gerne mit dem siebenten Jahre Türschlie¬ ßer in einer Kohlengrube, vierzehn Stunden allein im Dunkeln, und weil Dein Sein, so ist es auch Dein Wesen. Desgleichen piecer an einem selfactor. Es ist Dein „Wesen“ unter einen Arbeitszweig 20 subsumiert zu sein. Vgl. Wesen des Glaubens p. 11, „unbefriedig¬ ter Hunger“, diese а f) § 48, p. 73. „Das Mittel, entgegengesetzte oder widerspre¬ chende Bestimmungen ohne Widerspruch in einem und demsel¬ ben Wesen zu vereinigen, ist nur die Zeit. So ist es wenigstens im 25 lebendigen Wesen. So nur kommt hier z. B. im Menschen der Widerspruch zum Vorschein, daß jetzt diese Bestimmung, dieser Vorsatz, jetzt eine ganz andere, eine geradezu entgegenge¬ setzte Bestimmung mich beherrscht und erfüllt“. Dies nennt Feuerbach 1) einen Widerspruch, 2) eine Vereinigung von Wider- 30 Sprüchen, und 3) soll die Zeit das tun. Allerdings die „erfüllte“ Zeit, aber immer die Zeit, nicht das, was in ihr passiert. Der Sat? = dem, daß nur in der Zeit eine Veränderung möglich.
10 15 20 25 30 [SANKT BRUNO CONTRA DIE VERFASSER DER „HEILIGEN FAMILIE“] Gesellschafts spiegel, Organ zur Vertretung der besitzlosen Volksklassen und zur Beleuchtung der gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart. Zweiter Band. [Elberfeld, Januar 1846.] ‘Brüssel, 20. November. Bruno Bauer stammelt in Wi¬ gan d s Vierteljahrsschrift, 3. Band, pag. 138ff., einige Worte der Erwiderung auf Engels’ und Marx’ Schrift: „die heilige Fa¬ milie oder Kritik der kritischen Kritik. 1845.“ Von vom herein er¬ klärt B. Bauer, daß Engels und Marx ihn nicht verstanden hätten, wiederholt mit der unbefangensten Naivität seine alten prä- tenziösen, längst in ihr Nichts aufgelösten Phrasen und bedauert die Unkenntnis jener Schriftsteller über seine Stichworte vom „immerwährenden Kämpfen und Siegen, Vernichten und Schaf¬ fen der Kritik“, wie sie die „einzige Macht der Geschichte“ sei, wie „einzig und allein der Kritiker die Religion in ihrer Totalität und den Staat in seinen verschiedenen Erscheinungen gebro¬ chen“ habe, wie „der Kritiker gearbeitet hat und arbeitet“ und was dergleichen sonore Beteurungen und pathetische Ergießungen mehr sind. In seiner Erwiderung selbst gibt Bauer unmittelbar eine neue, schlagende Probe davon, „wie der Kritiker ge¬ arbeitet hat und arbeitet“. Der „arbeitsame“ Kritiker findet es nämlich seinem Zweck entsprechender, statt das Buch von Engels und Marx, eine mittelmäßige und konfuse Rezen¬ sion dieses Buchs in dem „Westfälischen Dampf- boot66 (Maiheft pag. 208ff.) zum Gegenstand seiner Ausrufun¬ gen und Zitate zu machen — eine Eskamotage, die er mit kritischer Vorsicht seinem Leser verheimlicht. — Indem Bauer aus dem Dampfboot abschreibt, unterbricht er diese „saure Arbeit66 des Kopierens nur mit einsilbigem, aber vielsinnigem Achselzucken. Auf Achselzucken beschränkt sich die kritische Kri¬ tik, seitdem sie nichts mehr zu sagen hat. Sie findet ihr Heil in den Schulterblättern, trotz ihres Hasses gegen die Sinn-
542 Anhang 1 i ch k ei t, die sie nur unter der Form eines „Stocks“ (sieahe Wigands Vierteljahrsschrift, pag. 130) sich vorzustellen weiiß, eines Zuchtinstrumentes für ihre theologische Blöße. — Der west¬ fälische Rezensent gibt in oberflächlicher Hast lächerliche und (di¬ rekt dem von ihm angezeigten Buch widersprechende Zusammen- 5 fassungen dieses Buchs. Der „arbeitsame“ Kritiker schreiibt das Machwerk der Rezensenten ab, schiebt es E n g e 1 s und Marx unter, und ruft der unkritischen Masse, die er mit dem einen Au ge niederschmettert, während er sie mit dem andern kokettierend heranwinkt, triumphierend zu: Siehe da, meine Gegner! 10 — Stellen wir nun wörtlich die Aktenstücke zusammen. — Der Rezensent im Westfälischen Dampfboot: „Um die Juden tot zu schlagen, verwandelt er“ (B. Bauer) „sie in Theologen und die Frage der politischen Emanzipation in die der menschlichen; um Hegel zu vernichten, verwandelt er ihn in Herrn Hinrich s ; 15 und um die französische Revolution, den Kommunismus, den Feuerbach los zu werden, schreit er „Masse, Masse, Masse!“ und wieder „Masse, Masse, Masse!“ kreuzigt sie zum Preise des Gei¬ stes, der da ist die Kritik, die wahrhaftige Inkarnation der ab¬ soluten Idee in Bruno von Charlottenburg.“ (Westfälisches Dampf- 20 boot 1. c. pag. 212). Der „а r b e i t s а m e“ K r i t i k e r : „Der Kri¬ tiker der kritischen Kritik“ werde „am Ende kindisch“, „erscheine als Harlekin auf dem theatro mundi“ und „wolle uns glauben machen“, „ganz im Emst behaupte er’s, daß BrunoBauer, um die Juden etc. etc.“ — folgt die ganze, nirgendwo in der „hei- 25 ligen Familie“ befindliche, Stelle aus dem Westfälischen Dampf¬ boot wörtlich. (W i g а n d s Vierteljahrsschr. pag. 142). Man vergleiche dagegen das Verhältnis der kritischen Kritik zur Juden¬ frage und zu der politischen Emanzipation in der heiligen Familie, unter andern pag. 163—185, über ihr Verhältnis zur französischen 30 Revolution pag. 185—195, über ihr Verhältnis zum Sozialismus und Kommunismus p. 22—74, p. 211 ff., p. 243—244 und den ganzen Abschnitt über die kritische Kritik als Rudolph Fürst von Gerolstein p. 258—333. Über das Verhältnis der kritischen Kritik zu Hegel siehe das Geheimnis der „spekulativen Kon- 35 struktion“ und die folgende Ausführung p. 79ff., ferner p. 121 u. 122, p. 126—128, p. 136—137, p. 208—209, p. 215—227 und p. 304—308; über das Verhältnis der kritischen Kritik zu Feuerbach siehe p. 138—141, und endlich über das Resultat und die Tendenz der kritischen Kämpfe gegen die französische/0 Revolution, den Materialismus und Sozialismus p. 214—215. — Man wird aus diesen Zitaten ersehen, daß der westfälische Rezen¬ sent ein möglichst schiefes, lächerlich mißverstehendes und nur
[Sankt Bruno contra die Verfasser der „Heiligen Familie“] 543 eingebildetes Resume dieser Entwickelungen gibt, ein Resume, das der „reine“ und „arbeitsame“ Kritiker mit „schöpfe¬ rischer und vernichtender“ Gewandtheit dem Original unter¬ schiebt. — Weiter! — Der Rezensent im „Westfäli- 5 sch en D ampf boot: „Seine“ (nämlich B. Bauers) „alberne Selbstapotheose, in der er zu beweisen versucht, daß da, wo er frü¬ her befangen war von den Vorurteilen der Masse, diese Befangen¬ heit nur ein notwendiger Schein der Kritik war, erwidert Marx mit dem Anerbieten folgenden scholastischen Traktät- 10 1 e i n s : „Warum die Empfängnis der Jungfrau Maria gerade von Herrn BrunoBauer bewiesen werden mußte etc. etc.66 (Dampf¬ boot p. 213.) Der „arbeitsame Kritiker : „Er“ (der Kri¬ tiker der kritischen Kritik) „will uns weis machen und glaubt66 am Ende seinem Schwindelgeiste selber, daß Bauer da, wo er 15 früher befangen war von den Vorurteilen der Masse, diese Befan¬ genheit nur als einen notwendigen Schein der Kritik, und nicht vielmehr aus dem notwendigen Entwicklungsgang der Kritik dar¬ stellen wolle, und bietet darum als Erwiderung solcher „alber¬ nen Selbstapotheose“ folgendes scholastische Traktätlein an: го „Warum die Empfängnis der Jungfrau Maria etc. etc.“ (Wigands Vierteljahrsschr. p. 142—143). In der heiligen Familie p. 150 bis 163 findet der Leser einen eigenen Abschnitt über die Selbst- apologieBrunoBauers, worin leider kein Jota von dem scholastischen Traktätlein steht, welches also in keinem Fall als Er- 25 widerung auf die Selbstapologie Bruno Bauers angeboten wird, wie der westfälische Rezensent sich einbildet und der dienst¬ fertige Bruno Bauer teilweise sogar mit Anführungszei¬ chen als Zitat aus der heiligen Familie abschreibt. Das Traktätlein findet sich in einem andern Abschnit und in einem an- 3o dem Zusammenhänge. (Siehe heilige Familie p. 164 und 165). Was es da zu bedeuten hat, mag der Leser selbst nachsehen und abermals die „reine“ Schlauheit des „arbeitsamen“ Kritikers be¬ wundern. — Der „arbeitsame“ Kritiker ruft schließlich aus: „Damit“ (nämlich mit den von Bruno Bauer dem 35 westfälischen Dampfboot entlehnten und den Schriftstellern der heiligen Familie untergeschobenen Anführungen) „ist natürlich Bruno Bauer tüchtig abgemuckt und die Kritik zur Räson gebracht. Vielmehr Marx hat uns ein Schauspiel ge¬ geben, indem er zuletzt selbst als ergötzlicher Komödiant auf- 4o tritt.“ (Wigands Vierteljahrsschrift p. 143.) Um dies „viel¬ mehr“ zu verstehen, muß man wissen, daß der westfälische Rezensent, bei welchem Bruno Bauer als Kopist arbei¬ tet, seinem kritischen und arbeitsamen Schreiber in die Feder dik-
544 Anhang tiert: „Das welthistorische Drama66 (nämlich der Kampf der Bauer sehen Kritik gegen die Masse), „zerfließt ohne viele Kunst in die ergötzlichsteKomödi e.66 (Westfälisches Dampfboot p. 213). Da springt der unglückliche Kopist auf, es geht über seine Kräfte, sein eignes Urteil abzuschreiben. „Vielmehr!66 — fällt er 5 dem diktierenden westfälischen Rezensenten ins Wort — „Viel¬ mehr... Marx... der ergötzlichste Komödiant!66 und er wischt sich den Angstschweiß von der Stirne. Bruno Bauer, indem er zur ungeschicktesten Eskamotage, zum traurigsten Taschenspielerkunststück seine Zuflucht nimmt, hat in letzter In- 10 stanz das Todesurteil bestätigt, das Engels und Marx in der „Heiligen Familie66 über ihn gefällt haben.
BESCHREIBUNG DER MANUSKRIPTE TEXTVARIANTEN
In der Sammlung der Textvarianten geben wir alle stilistisch und inhaltlich vom endgültigen Text abweichenden Streichungen wieder; bei den mit e “ w bezeichneten Worten handelt es sich um nachträgliche Einschaltungen von Engels, resp. Korrek¬ turen von Marx, resp. von Weydemeyer angefertigte Kopien der Korrekturen. Aus der Beschreibung der Manuskripte ist zu ersehen, in wessen Handschrift die betreffen¬ den Manuskripte geschrieben sind. Die Reihenfolge bei der Wiedergabe der Tilgungen entspricht durchweg der Textfolge unseres Bandes. Eine Ausnahme bilden die dem Manuskript „I. Feuerbach“ entnommenen Tilgungen, die in ihrer Aufeinanderfolge nicht der Reihenfolge der Seiten unseres Bandes entsprechen, weil wir die einzelnen Teile dieses Manuskripts auf Grund der Notizen von Marx und Engels umgestellt haben.
Marxens Notizbuch » aus den Jahren 1844—1847. Das älteste auf uns gekommene Marxsche Notizbuch, dem die im Anhang abge¬ druckten Notizen (cf. S. 531 bis 535 unseres Bandes) entnommen sind, wurde von Marx in den Jahren 1844 bis 1847 benutzt; in Paris begonnen, machte es die Über¬ siedlung nach Brüssel, die Reise nach England im Juli-August 1845 und die Rück¬ kehr nach Brüssel mit. In ihm hat der Übergang von der „heiligen Familie“ zur „Deutschen Ideologie“, von der „Deutschen Ideologie“ zur „Misere de la Philosophie“ seine Spur hinterlassen; aus ihm wissen wir, welch Riesengebiet der politischen Öko¬ nomie und politischen Theorie Marx bereits durchgeackert, resp. zu bewältigen vor hatte, als er die „Kritik der Politik und Nationalökonomie“ aussetzte, um mit Engels zusammen an die Kritik der Ideologie heranzugehen. Das Notizbuch ist aus 9 einzelnen Blätterbündeln (Format 9,75 X 15,75 cm) zu¬ sammengeheftet. Die Heftnähte liegen zwischen den Seiten 1 und 2 [3], [4], [5], [6] „ 7, 8, 9, 10 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 „ 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34 „ 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50 „ 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66 „ 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82 „ 83, 84, 85, 86, 87, 88, [89, 90] 91 92 93 94 95, 96, [97], [98] ” [99], [100], 101, 102 Seite 1 und 102 sind mit blauem Papier überklebt und an den vorderen, resp. hinteren Buchdeckel geklebt. Die durch eingeklammerte Zahlen bezeichneten Seiten 3, 4, 5, 6, 89, 90, 97, 98, 99, 100 sind herausgerissen. Im ganzen bestand das Notizbuch also aus 100 zum Schreiben bestimmten nicht numerierten Seiten. Auf Seite 2 befindet sich eine Notiz zu „Misere de la Philosophie“1; eine von fremder Hand geschriebene Adresse: Mr. Egoroff. Rue de Canettes 13, au 1er, sowie von derselben Hand die Namen d’Angeville und Chomond. Marx notierte hier die Formel: G. W. G. M. G. Auf den fehlenden Seiten 3—6 befand sich der Anfang einer Bücherliste, die auf Seite 7 mit der Nummer 28) Adam Smith. Richesse des Nations. 5 t. fortgesetzt, auf Seite 13 mit der Nummer 134) Mad. Roland. Memoires abschließt, wobei die Nu¬ merierung noch bis 140 fortgeht, ohne daß irgend welche Büchertitel oder Autoren¬ namen notiert sind. Unter der Überschrift Zu kaufen oder sonst zu verschaffen beginnt auf Seite 14 eine bis Seite 19 fortgesetzte Liste von 37 in alphabetischer Reihenfolge nach A. Blanquis „Histoire de Гeconomie politique en Europe“ (1842) auf gezählten Werken. Dabei sind erwähnt unter: 1) Buonarotti (Herwegh), 2) Sismond Sismondi. Nationalökonomische Schrift, 3) Wuon 1 2 franz. Übers. (Gay), 8) List (Engels3), 14) Cabrion 4-Nisas (A. de) Principes d’economie politique Paris, 1825 (Precis historique de Banque de France), 27) ConsideranL Destinee sociale (Herwegh). An diese Liste schließt sich auf Seite 19 unmittelbar an folgende Aufstellung: 1 Vgl. MEG А 116 S. 117—228 2 Soll heißen Owen 3 Vgl. MEGA III/1 S. 6ö-e u. S. 19m-3G 4 Richtig: Carrion-Nisas. Cabrion figuriert bei E.Sue in: Les Mysteres de Paris 35*
548 Beschreibung der Manuskripte Bei Guillaumin \ Gallerie de la Bourse, Panoramas: Physiocrates 10 fr. Turgot 12 fr. Malthus 10 fr. (Ricardo oeuvres c о m p 1.) 10 fr. (Say. Cours complete) 20 fr. Summa (62) (42) 32 fr. Darunter die Adresse: Th. Zerbst. Neue Orangenstrasse, im Pahlschen Hause. Auf Seite 20 werden Godwins „Recherches“ notiert, darunter der „Catechisme“ von J. Bentham. Darauf folgt: Bei Aillaud1, Quai Voltaire (111)11: 1) Cabrion-Nisas. Principes d’economie polit. 3 fr. 2) God wi n. Recherches sur la population etc. 2voL 12 fr. 3) Storch. Cours d’economie politique. 5vol. 35 fr. 50 fr. Everett1 2 (Renouard) 2 42 fr. 92 fr. 82 fr. Seite 21 befindet sich die Notiz über die „Hegelsche Konstruktion der Phäno¬ menologie“ 3, Seite 23 und 22 Die Entstehungsgeschichte des Modernen Staats 4 etc. Seite 24 folgt wieder eine Aufstellung: Sismondi. Prtincipes] 2 vol. 12 fr. payes Bentham, defense 6 Theorie 14 Stewart 12—15 Rue des Gres Sorbonne 10. Capelle 4 Dann die Notiz: Helvetius (nicht syst. soc. sondern de l’homme) S i(s)m onde Sismondi statt Sismond etc. Darauf bis Seite 26 Büchertitel — nach A. Blanqui, „Histoire“ etc.; u. a. Giilich. „Geschichtliche Darstellung des Handels“ etc. mit dem Vermerk: 10 fr. bei Klink- siek1. — Bei demselben Klinksiek wollte Marx erwerben für 94 fr.: Burdach. Die Philosophie als Erfahrungswissenschaft; für 12 fr.: Kindlinger. Geschichte der deut¬ schen Hörigkeit; für 8 fr.: List. Das nationale System der politischen Ökonomie und für 34 fr. 70 cent.: Rau. Handbuch der politischen Ökonomie. 3 vol. Danach folgt bis Seite 27 eine Liste von 16 Autoren, die anfängt mit: 1) C ülich 40 fr. 2) List 8 fr. 3) (Rau) (3) 5 48 <8> <3> , Unter der Liste der Vermerk: An Capelle 4 Malthus. Principes d’economie pol. Zu 11 fr. Auf Seite 28 und 29 hat Jenny Marx 5 ihrem Mann folgenden schriftlichen Auf¬ trag gegeben: Soziale Fragen. 1) Douanengeschichte. Ist es möglich alte Meubles, alten Hausrat, Porzellan, Wäsche, Kleidungsstücke, 1 Buchhandlung 2 Es handelt sich um Everett (Alex.-H.) Nouvelles idees sur la po¬ pulation avec des remarques sur les theories de Malthus et de Godwin; traduit de l’anglais par C.-J. Ferry. Paris, Renouard, 1826, in-8° (Cf. Ad. Blanqui, Histoire de Peconomie politique en Europe etc., Paris, 1842, t. II, p. 424) 3 Vgl. S. 531 unseres Bandes 4 Vgl. S. 532 unseres Bandes 5 K. Marx verließ in Begleitung von Heinrich Bürgers Paris am 3. Februar 1845; Frau und Tochter folgten am 21. Februar 1845 nach
Marxens Notizbuch 549 alles gebraucht, ganz frei zu bekommen? wo nicht, sind die Tarifsätze mäßig [?]. Diese Sache ist gleich zu besorgen. Ferner 2) Wohnungsgeschichten. Wie viel kosten 4 Zimmer und eine Küche und irgend ein Raum, dunkel oder hell, Koffer und Schund unterzubringen ohne Meubles? Wieviel kosten diese Räume möbliert? Von diesen 4 Stuben müßten 3 heizbar sein, die eine könnte auch ein bloßes cabinet sein, wenn nur ein Bett darin stehen könnte. Die Stube des Kindes, die zugleich Schlafstube sein würde, brauchte durchaus nicht elegant zu sein. Im Gegenteil wäre es gut, wenn diese und deine Arbeitsstube ganz einfach möbliert wären. Wenn nur eine Stube gut wäre. Die Küche brauchte nicht garniert zu sein. Für Kochtöpfe will ich selbst sorgen. Auch Betten und Wäsche wären von den Meubles auszunehmen. Wie sind sonst die Preise der Meubles, denn es müßte immer noch neu angeschafft werden im Fall ich unsere mitbringen sollte, oder wäre es möglich Meubles apart zu mieten und selbst die Zimmer zu garnieren ungefähr wie hier? Das Übrige überlasse ich dem weisen Urteil meiner hohen Gönner; nur muß ich noch bitten ein besonderes Augenmerk auf etwaige Wandschränke zu haben; sie spielen eine Hauptrolle im Leben der Hausfrau und sind ein höchst beachtenswerter nicht zu übersehender Gegenstand. Wie wären die Bücher am besten unterzubringen. Und somit Amen! Seite 24 notierte Marx folgende Adresse: Mainz *. Place du petit Sablon 24. Place de Musee 6 (restaurant) Seite 25 steht folgender Entwurf 1 2: Morelli Mably Baboeuf Buonarotti Cercle soc[ial] Hebert Leroux Ledere Bentham Godwin Holbach Helvetius Fo u г r i e r Owen St. Simon (Lalande) Die Schriften der Schule Considerant Producteur. Globe Dezamy. Gay. Cabet Fratemite, l’Egalitaire etc. Fhumanitaire etc. Proudhon. Seite 26 ist leer. Seite 27: Emil Blanc 3 esq. 18 King Street Cheapside — pr. Ostende — London. Buchhändler}. (Ward) Watson. St. Pauls Alley, Pater noster row. London. Seite 34 bis 41 sind wieder durch Büchertitel fast ausschließlich ökonomischer Werke beansprucht. Seite 42: Sir Henry Parnell 1804: Principles of currency and exchange; 1827 Ob- servations on paper money, banking and overtrading. D’A v e n а n t. Essay upon Ways and Means Discources on the Trade of England Darunter in der Handschrift von Engels: 1 Soll heißen Maynz (Karl Gustav) 2 Vgl. MEGA 111/1 S. 1637-175, 14, 26, 17зв 7926 und 1/3 S. 306—310 3 Engels Schwager, Gatte von Marie Engels-Blank, s. Bd. 1/2 u. ПІ/1, Namen¬ register
550 Beschreibung der Manuskripte А Compendious or Briefe examination of certayne ordinary complaints, by W. S. 1581 (enthält e[ine] Abh[an]dl[un]g über die Verwandlung des Ackerlandes in Weideland. Defoe, Daniel: Giving Alms no Charity Darunter von Marx: Wallace. Darwins Botanic Garden. Townsend Dissertation on the po<or laws. 1786. Darunter von Engels: An Essay on the Application of Capital to Land. By а fellow of U. C. Oxf[or]<d. 1815 (von West). Darunter von Marx: The Christian and civic economy of large towns, v. Thomas Chalmers. Glasgow. 1821—26. Seite 43 ist leer. Seite 44 von Marx die Notiz: Thompson Alison C h i 11 i und Seite 45: Heß1: Buonarotti 2B. D e z а m у Code id. Lammenais refute id. L’e g а 1 i t а i r e 2 Hefte (L’etat de t> Campanella Cherbulliez Die Seiten 46 bis 49 sind leer. Seite 50: Krisen des englischen H[an]d[els] <1762> 1633, 1772, 1793 1811, 1816, 1818 u. 1825. 1837—1842. Folgt ein Zitat über Ricardo und Colonell Thompson. Seite 51—55 Thesen 1) ad Feuerbach1 2, Seite 56—71 französische und englische Büchertitel mit Chiffern der Brüsseler Bibliothek. Seite 72 sind unter der Überschrift Catalog der Leihbibliothek bis Seite 81 englische ökonomische Schriften auf gezahlt, Seite 82 unter der Überschrift Population bis Seite 83 ebenfalls englische Werke; Seite 84 unter der Überschrift Bibliothek Bücher von Anderson, Attwood, Chalmers, Collier, Townsend notiert. Seite 85—88 leer; Seite 89 und 90 herausgerissen; Seite 91 leer. Seite 92 und 93 unter der Überschrift Atheneum3 Büchertitel von Werken englischer und amerikanischer ökonomischer Schriftsteller. Seite 94 und 95 sind leer. Seite 96 befindet sich folgende Notiz zu „Misere de la Philosophie“: Zu Kapitel 15 1. Noten: 2) Die historisch-deskriptive Methode Proudhons 3) Lauderdale z u § 2. y) Nachfrage und Zufuhr, relative Arbeitszeit. Hierbei zu entwickeln das Akzi¬ dentelle und die sogenannte Durchschnittszahl der Ökonomen. e) Ricardos Verdienst. Historische Entgegenstellung d. Klassen. Grundrente. Natürlicher Wert. Seite 97 bis 100 herausgerissen. Seite 101 leer. Seite 102 mit blauem Papier über¬ klebt und vermittelst desselben mit dem hinteren Buchdeckel verbunden. 1 M. Heß beabsichtigte 1845 eine Übersetzung von Buonarottis Geschichte der Babeuf sehen V erschwörung und Dezamy's Code de la communaute herauszugeben 2 Vgl. S. 533—535 unseres Bandes 3 Gemeint ist wahrscheinlich die Bibliothek des Atheneum-Klubs in London
1. Paginierungsschema der Manuskripte der „Deutschen Ideologie“ Die Zahlen in den Paginierungstabellen haben folgende Bedeutung: die zwischen {} gesetzten Seiten-, resp. Bogenzahlen stammen von Engels, die ohne Klammern von Marx, die in [] gesetzten bilden unsere Ergänzung zu der bei Engels, resp. Marx fehlenden Paginierung. Die Zahlen zwischen [ [ bezeichnen die Seiten unseres Bandes. Bogen 1. 2. Seiten 3. 4. 1. Blatt 2. Blatt Vorrede1 /3, 565—566/ [1] [1] /3/ <[la]> /565-566/ [1b] /566/ leer 1. Blatt <2. Blatt> I. Feuerbach* /7—67, 566—583/ [!?]'<[!?]> /566-567/ <[l?a]> /567/ | [1 ?b] /567-568, 10/ [1 ?c] /10, 568/ <1. Blatt> 2. Blatt [2?] [2?] /10—11/ [2?a leer] [2?b leer 2?c leer] 1. Blatt 2. Blatt [fehlt] 1 1 /7/ [la] /7-8/ [1b leer 1c leer] 1. Blatt 2. Blatt [fehlt] 2 2 /8, 568/ [2 a] /568, 8—9/ [2 b] /9—10, 568/ [2 c] /10, 568/ 1. Blatt 2. Blatt {3} {3} /11, 569/ [3a] /11—12, 569/ [3b] /12, 569, 13/ [3c] /13—14, 569/ 1. Blatt 2. Blatt 4 4 /14—15, 569/ [4a] /15, 569/ [4 b leer 4 c leer] 1. Blatt 2. Blatt [fehlt] {5} {5} /15, 569/ [5a] /569—570, 15/ [5 b] /15—16, 570/ [5 c] /16—17, 570/ 1. Blatt 2. Blatt {6} <6b> {6} 8 /32—33, 570/ <6c> [{6}a] 9 /33, 34, 570/ <6d> [{6}b] 10 /34, 571/ <6e> [{6}c] 11 /571, 17—18/ 1. Blatt 2. Blatt {7} {7} 12 /18—19, 571/ [{7}a] 13 /19, 571/ [{7}b] 14 /19—20, 571/ [[7}c] 15 /20—21, 571/ 1. Blatt 2. Blatt {8} {8} 16 /571—572, 21—22/ [{8}a] 17 /572, 22, 23/ [{8}b] 18 /22—23, 572—573, 23, [{8}c] 19 /25, 573/ 24—25 1. Blatt 2. Blatt {9} {9} 20 /34—35, 573/ [{9}a] 21 /35, 573, 26—27/ [{9}b] 22 /27, 573-574, 59/ [[9}c] 23 /59—60, 574/ 1. Blatt 2. Blatt {10} {10} /574/ [{10}a] 24 /574—575, 27—28/ [{10}b] 25 /28—29, 575/ [{10]c] 26 /29—30, 575/ 1. Blatt 2. Blatt {11} {11} 27 /30—31, 575/ [{ll}a] 28 /31,575-576,31-32/ [{ll}b] [29] [fehlt] [{ll}c] 1. Blatt 2. Blatt [fehlt] 1 In Marxens Handschrift 2 In Engels' Handschrift
552 Beschreibung der Manuskripte Bogen 1. 2. Seiten 3. 4. 1. Blatt 2. Blatt {20} {20} /576/ [{20}b] 31 /36, 577/ [{20}a] 30 /576-577, 35—36/ 1 [{20}c] 32 /36—37, 577/ 1. Blatt 2. Blatt {21} {21} 33 /37—38, 577/ [{21}b] /578/ [{21 }a] 34 /578, 38—39, 578/ [{21}c] 35 /578/ 39, 578—579/ 1. Blatt 2. Blatt {83} fehlt {83} 36 [{83}b] 38 {83}a 37 {83}c 39 1. Blatt) r i ix 2. BlattJ fenit {84} {84} 40 /55, 579/ [{84}b] 42 /40—41, 579/ [{84}a] 41 /55—56, 39-40, 579/ [{84}c] 43 /41,579—580, 41,42/ 1. Blatt 2. Blatt {85} <{84}> {85} 44 /41—42, 42, 580/ [{85}b] 46 /44—45, 580/ [{85}a] 45 /42, 43—44, 580/ [{85} c] 47 /45, 580, 45—46/ 1. Blatt 2. Blatt {86} {86} 48 /46—47, 580/ [{86}b] 50 /48—49, 580—581/ [{86}a] 49 /47, 580, 47—48/ [{86}c] 51 /49, 581, 49—50/ 1. Blatt 2. Blatt {87} {87} 52 /50—51, 581, 6324—36, 13—15/ [{87}b] 54/18—19 (Note), 42—43 [{87}a] 53 /63, 50—51 (Note) 18 (Note), 581 [{87}c]55 /43, 65, 581, 63—64/ 1. Blatt 2. Blatt {88} {88} 56 /64, 65—66, 582/ [{88}b] 58 /66 (Note), 67, 64, 582/ [{88}a] 57 /66—67, 582/ [{88} c] 59 /64, 60, 582/ 1. Blatt 2. Blatt {89} {89} 60 /60—61, 582/ [{89}b] 62 /62—63, 12, 582/ [{89}a] 61 /61—62, 582/ [{89}c] 63 /12—13, 54, 582/ 1. Blatt 2. Blatt {90} {90} 64 /54, 56, 582/ [{90}b] 66 /57, 583, 58/ [{90}a] 65 /56, 62 (Note), 56—57/ [{90}c] 67 /58, 583/ 1. Blatt 2. Blatt {91} {91} 68 /58—59,25—26,51,583/ [{91}a] 65 /51—52, 583/ [{91}b] 20 /51, 583, 53/ [{91}c] 71 /53, 583/ 1. Blatt 2. Blatt {92} {92} 72 /53—54, 536—537/ [{92}b leer [{92}a] /537/ {92}c leer] 1. Blatt 2. Blatt fehlt Das Leipziger Konzil1 /71—72, 583/ [1] [1] /71, 583/ [la] /71—72/ 1. Blatt [1b] /72, 583/ leer 2. Blatt II. Sankt Bruno1 /75—94, 583—583/ 1 1 /75, 583/ [1b] /76—77, 584/ [la] /75—76, 583/ [1c] /77, 584/ 1. Blatt 2. Blatt 2 2 /77—78, 584/ [2b] /79/ [2 a] /78—79, 584/ [2 c] /79—80, 584/ 1. Blatt 2. Blatt 3 1 3 /80/ [3 b] /81—82, 584/ [3 a] /80—81, 584/ [3 c] /82/ 1. Blatt 2. Blatt 1 In Engels' Handschrift
Paginierungsschema der Manuskripte der „Deutschen Ideologie* 553 Bogen 1. 3. 2. Seiten 4. 1. Blatt 2. Blatt i 4 /82—83/ [4b] /83—84, 584/ [4 a] /83, 584/ [4 c] /84—85, 584/ 1. Blatt 2. Blatt 5 5 /85, 584/ [5 b] /85—86/ [5 a] /584, 85/ [5 c] /86, 584/ 1. Blatt 2. Blatt 6 6 /86—87/ [6b] /88/ [6 a] /87—88/ [6 c] /88—89, 584/ 1. Blatt 2. Blatt 7 2 /89/ [7b] /90, 584/ [7 a] /89—90/ [7 c] /90—91, 584/ 1. Blatt 2. Blatt 8 8 /91/ [8b] /92—93, 584/ [8 a] /91—92, 584/ [8c] /93, 584, 93/ 1. Blatt 2. Blatt 9 9 /93—94/ [9b] fehlt [9a] /94, 585/ [9 c] fehlt 1. Blatt 2. Blatt III. Sankt Max1 /97—428, 585—630/ la 1 /97/ 3 [1b] /99—100, 585/ [la] /98—99/ [1c] /100—101/ 1. Blatt 2. Blatt 2a 2 /101/ [2b] /102—103, 585/ [2a] /101—102, 585/ [2 c] /103—104, 585/ 1. Blatt 2. Blatt 3a 3 /104, 585/ [3b] /105—106/ [3 a] /104—105, 585/ [3 c] /106—107/ 1. 2. Blatt Blatt 4a 4 /107—108, 585/ 6 [4 b] /109—110/ 5 [4a] /108—109/ <5> 2 [4c] /110—112, 585/ 1. 2. Blatt Blatt [{5}] von Marx entfernt, weil durch Weydemeyers Abschrift ersetzt {6} {6} /585, 112—113/ [5b] [{6)b] /114—116/ 7 [5a] [{6}a] /113—114, 585/ [5c] [{6}c] /116—117, 585/ 1. Blatt 2. Blatt {7} {2} [6] /117, 585/ [{7}b] [6b] /118—119, 585/ 8 [{7}a] [6a] /117—118, 585/ [{7}c] [6c] /119—120, 585/ 1. 2. Blatt Blatt {8} {8} [7] /120, 585/ [{8}b] [7b] /121—122,586/ [{8}a] [7a] /120—121, 585—586/ 8 [{8}c] [7 c] /122—123, 586/ 1. 2. Blatt Blatt {9} {9}[8] /123, 586/ 9b [8b] /125, 586/ 9a [8a] /123—125, 586/ 9 c [8 c] /125—126, 586/ 1. 2. Blatt Blatt {10} {10} [9] /126—127, 586/ 10 b [9 b] /127—128, 586/ 10a [9a] /127, 586/ [{10}c] [9 c] /128—129, 586/ 1. Blatt 2. Blatt {11} {11} [10] /129—130, 586—587/ [{ll}b] [10b] /130—131/ [{ll}a] [10a] /130, 587/ [{lljc] [10c] /131—132, 587/ 1. Blatt 2. Blatt {12} {12} [11] /132—133, 587/ 12 b [11b] /134—135, 587/ 12 a [11a] /133—134/ 12 c [11c] /135, 587/ 1. Blatt 2. Blatt 1 In Engels' Handschrift 2 Weydemeyers Handschrift, Marxens Paginierung
554 Beschreibung der Manuskripte Bogen 1. 2. Seiten 3. 4. 1. Blattt 2. Blattt ‘{13} {13} [12] /135—136, 587/ 13b [12b] /137—138, 587/ [{13}a] [12a] /136—137, 587/ 13 c [12 c] /138, 587/ 1. Blatt 2. Blatt {14} {14} [13] /138—139, 587/ 14b [13b] /140—141, 587/ 14a [13a] /139—140, 587/ 14 c [13 c] /141—142, 587/ 1. Blatt 2. Blatt 151 15 [14] /142/ von Marx entfernt, weil durch 15a [14a] /142—143, Weydemeyers Abschrift ersetzt 1. Blatt 2. Blatt fehlt {16} {16} 15 /143—144, 587—588/ 16b [15b] /145—146, 588/ 16a [15a] /144—145, 588/ 16c [15c] /588, 146/ 1. Blatt 2. Blatt {17} {17} [16] /146—148, 588/ 17b [16b] /148—149, 588/ 17a [16a] /148, 588/ 17 c [16 c] /149—150, 588/ 1. Blatt 2. Blatt {18} {18} [17] /150—151, 588/ 18b [17b] /152—153, 588/ 18a [17a] /151—152, 588/ 18c [17c] /153, 588/ 1. Blatt 2. Blatt {19} {19} [18] /153—154, 588/ 19b [18b] /155—156, 588/ 19a [18a] /154—155, 588/ [{19}c] [18 c] /156—157, 588/ 1. Blatt 2. Blatt 201 20 [19] /157, 589/ 20b [19b] /158—159, 589/ 20a [19a] /157—158, 589/ 20 c [19 c] /159/ 1. Blatt 2. Blatt 2P 21 [20] /159—160/ 21b [20b] /161—162, 589/ 21a [20a] /160—161, 589/ 21c [20 c] /162—163/ 1. Blatt 2. Blatt 221 22 [21] /163/ 22 b [21b] /164—165/ 22 a [21a] /163—164, 589/ 22 c [21c] /165—166/ 1. Blatt 2. Blatt 231 23 [22] /166—167/ 23a [22a] /167—168/ von Marx entfernt, weil durch Weydemeyers Abschrift ersetzt 1. Blatt 2. Blatt fehlt [{24}] von Marx entfernt, weil durch Weydemeyers Abschrift ersetzt 1. Blatt fehlt 2, Blatt fehlt {25} 24 {25} (24) [23] /168/ 25b [23b] /169—170, 589/ 25a [23a] /168—169, 589/ 25c [23c] /170—171, 589/ 1. Blatt 2. Blatt {26} {26} [24] /171, 589/ 26c [24b] /172—173, 589/ 26a [24a] /171—172, 589/ 26 c [24 c] /173—174, 589/ 1. Blatt 2. Blatt 27a1 27a [25] 27c [25] /174, 589/ b] /175—176, 589/ 27b [25a] /174—175/ 27d [25c] /176—177, 589/ 1. Blatt 2. Blatt 28 a1 28 a [26] /177, 589/ 28c [26b] /178—179,589/ 28b [26a] /177—178, 589/ 28d [26c] /179—180,589/ 1. Blatt 2, Blatt fehlt ein Einschiebsel in Weydemeyers Abschrift {29} {29} [27] /180—181, 589—90/ 29b [27b] /181—182, 590/ 29a [27a] /181, 590/ 29c [27c] /182—183, 590/ 1. Blatt 2. Blatt {30} {30} [28] /183/ 30b [28b] /184—185,590/ 30a [28a] /183—184, 590/ [{30}c][28c] /185—186, 590/ 1. Blatt 2. Blatt [{31}] fehlt 1. Blatt fehlt 2. Blatt fehlt 1 W eydemeyers Handschrift, Marxens Paginierung
Paginierungsschema der Manuskripte der „Deutschen Ideologie* 555 Bogen 1. 2. Seiten 3. 4. 1. Blatt 2. Blatt {32} {32} [30] /186—187, 590/ [{32}a] [30a] /187, 590/ [{32}b] [30b] /187—188, 590/ [{32}c] [30c] /188—189, 590/ 1. Blatt 2. Blatt {33} {33} [31] /590, 189/ [{33}a][31a]/189—190,590—591/ [{33}b] [31b]/591, 190/ [{33}c][31c] /190—191, 591/ 1. Blatt 2. Blatt {34} {34} [32] /191—192, 591/ 34a [32a] /192—193,591/ [{34}b] [32b] /193, 591/ [{34}c] [32c] /194, 591/ 1. Blatt 2. Blatt {35} {35} [33] /194—195, 591/ [{35}a] [33a] /195—196, 591/ [{35}b] [33b] /196—197, 591/ [{35}c] [33 c] /197, 591/ 1. Blatt 2. Blatt {36} {36} [34] /197—198, 591—592/ [{36}a] [34a] /198—199,592/ [{36}b] [34b] /199—200, 592/ [{36}c] [34 c] /200, 592/ 1. Blatt 2. Blatt {37} {37} [35] /200—201, 592/ [{37}a] [35a] /201—202, 592/ [{37}b] [35b] /202—203, 592/ [{37}c] [35c] /203—204, 592/ 1. Blatt 2. Blatt {38} {38} [36] /204—205, 592/ [{38}a] [36a] /205, 592—593/ [{38}b] [36b] /205—206, 593/ [{38}c] [36c] /206—207/ 1. Blatt 2. Blatt {39} {39} [37] /207—208/ [{39}a] [37a] /208, 593/ [{39}b] [37b] /208—209, 593/ [{39}c] [37c] /209—210, 593/ 1. Blatt 2. Blatt {40} {40} [38] /210—211, 593/ 40a [38a] /211—212, 593/ 40b [38b] /212—213,593/ 40c [38c] /213—214, 593/ 1. Blatt 2. Blatt {41} {41} [39] /214—215, 593/ [{41}a] [39a] /215, 593—594/ [{41}b] [39b] /215—216, 594/ [{41}c] [39c] /216—217, 594/ 1. Blatt 2. Blatt {42} {42} [40] /217—218, 594/ [{42}a] [40a] /218—219, 594/ [{42}b] [40b] /219, 594/ [{42}c] [40c] leer 1. Blatt 2. Blatt 431 43 [41] /220/ [{43}a] [41a] /220—221/ [{43}b] [41b] /221—222/ 43 c [41c] /222—223/ 1. Blatt 2. Blatt [{44}]‘ [{44}] [42] /223—224/ [{44}a] [42a] /224—225/ [{44}b] [42b] /225, 594/ 44c [42c] /225—226, 594/ 1. Blatt 2. Blatt 45l 45 [43] /226—227/ 45a [43a] /227—228/ [{45}b] [43b] /228, 5..../ 45c [43c] /228—229/ 1. Blatt 2. Blatt fehlt ein Einschiebsel in Weydemeyers Abschrift C{46}> <{46}> /594—595/ 46 a [44 a] /229—230, 595/ 46b [44 b] /230—231, /595/ [{46}c] [44 C] /231, 595/ 1. Blatt 2. Blatt {47} {47} [45] /231—232, 595/ 47a [45a]/232—233,595—596/ 47b [45b] /233, 596/ [{47}c] [45c] /234, 596/ 1. Blatt 2. Blatt {48} {48} [46] /234—236, 596/ 48a [46a] /596—597, 236/ [{48}b] [46b] /236—237, 597/ [{48}c] [46 c] /237, 597/ 1. Blatt 2. Blatt {49} {49} [47] /597, 237—238, 598/ 49a [47a] /598, 238, 598/ 49b [47b] /238—240, 598/ 49c [47c] /240—241, 598/ 1. Blatt 2. Blatt {50} {50} [48] /241, 598/ 50 a [48 a] /241—242, 598/ 50b [48b] /242—243, 598/ 50c [48c] /243, 598—599/ 1. Blatt 2. Blatt Weydemeyers Handschrift, Marxens Paginierung
556 Beschreibung der Manuskripte Bogen 1. Seil 3. 2. ten 4. 1. Bhatt 2. Bhatt {51} {51} [49] /243—244, 599/ {52} [49a] /600, 244—245/ [{51 }a] /599—600/ [{51}] [49 c] /245—246, 600/ 1. Blatt 2. Blatt {53} {53} [50] /246, 600—601/ 53b [50b] /247, 601/ [{53}a] /601/ [{53}c] [50c] /247—248, 601/ 1. Blatt 2. Blatt {54} {54} [51] /248—249, 601/ [{54}b] [51b] /250—251, 601/ 54 a [51a] /249—250, 601/ 54 c [51 c] /251—252,601—602/ 1. Blatt 2. Blatt [{55}] [{55}] [52] /252—253, 602/ 55b [52b] /254, 602/ 55a [52a] /253—254, 602/ [{55}c] [52 c] /254—255, 602/ 1. Blatt 2. Blatt {56} {56} [53] /255—256, 602/ 56b [53b] /257—258, 602/ 56a [53a] /256—257, 602/ 56 c [53 c] /258—259, 602/ 1. Blatt 2. Blatt {57} {<56>}{57}[54]/259—260,602-603/ 57a [54a] /260—261, 603/ 57b [54b] /261—262, 603/ [{57}c] [54c] /262—263,603/ 1. Blatt 2. Blatt {58} {58} [55] /263—264, 603/ [{58}b] [55 b] /264—265, 603/ [{58}a] [55 a] /264, 603/ 58 c [55c] /603, 265—266/ 1. Blatt 2. Blatt {59} {59} [56] /266—267, 603—604/ 59b [56b] /268—269, 604/ 59a [56a] /267—268, 604/ 59 c [56 c] /269, 604/ 1. Blatt 2. Blatt {60} {60} [57] /604, 269—270/ 60b [57b] /271—272, 604/ 60 a [57 a] /270—271, 604/ [{60}c] [57c] /272—273, 604/ 1. Blatt 2. Blatt {61} I {61} [58] /273—274, 604—605/ j[{61}b] [58b] /276—277, 605/ [{61 }a] [58a] /274—276, 605/ [{61 }c] [58 c] /277—278, 605/ 1. Blatt 2. Blatt {62} {62} [59] /278—279, 605/ 62 b [59 b] /605—606, 280/ [{62}a] [59a] /279, 605/ [{62}c] [59c] /606,280—281/ 1. Blatt 2. Blatt {63} {63} [60] /281—282, 606/ 63b [60b] /283—284, 606/ 63 a [60 a] /282—283, 606/ [{63}c] [60c] /284—285, 606/ 1. Blatt 2. Blatt {64} {64} [61] /285—286, 606/ [{64}b] [61b] /286—287, 606/ [{64}a] [61a] /286, 606/ [{64}c] [61 c] /287 288,606-607/ 1. Blatt 2. Blatt {65} {65} [62] /607, 288—289/ [{65}b] [62b] /290, 607/ [{65}a] [62a] /607, 289—290/ [{65}c] [62 c] /290—291, 607/ 1. Blatt 2. Blatt {66} {66} [63] /291—292, 607/ [{66}a] [63a] /292—293, 607/ v. Marx entfernt, weil durch rechte Spalte v. p. [63 a] ersetzt 1. Blatt 2. Blatt fehlt {67} {67} [63b] /293—294, 607/ [{67}a] [64] /608, 295/ [{67}a] [63 c]/294-295,607-608/ [{67}c] [64a] /295—296, 608/ 1. Blatt 2. Blatt {68} {68} [64b] /296—297, 608/ [{68}b] [65] /298—299, 608/ [{68}a] [64 c] /608, 297—298/ [{68}c] [65a] /299—300, 608/ 1. Blatt 2. Blatt {69} 1 {69} [65 b] /300, 608/ [{69}b] [66] /301—302, 609/ [{69}a] [65 c] /300—301, 609/ [{69}c] [66 a] /302—303, 609/ 1. Blatt 2. Blatt {70} {70} [66b] /303, 609/ [{70}b] [67] /304—305, 609/ [{70}a] [66c] /303—304,609/ [{70}c] [67 a] /305—306, 609/ 1. Blatt 2. Blatt {71} {71} [67b] /306—307, 609—610/ 71b [68] /308, 610/ 71a [67 c] /307—308,610/ 71c [68a] /610,308—309/ 1. Blatt 2. Blatt {72} {72} [68b] /309—310, 610/ 71b [69] /311, 611/ 72 a [68 c] /611,310—311/ 72 c [69a] /311—312,611/ 1. Blatt 2. Blatt
Paginierungsschema der Manuskripte der „Deutschen Ideologie* 557 Bogen 1. 3. 2. Seiten 4. 1. Blatt 2. Blatt ' {73} {73} [69b] /312, 611—612/ 73b [70] /313—314, 612/ 73 a [69 c] /312—313, 612/ [{73}c] [70a] /314—315, 612/ 1. Blatt 2. Blatt {74} {74} [70b] /612, 315/ [{74}b] [71] /316—317, 612/ [{74}a][70c] /315—316/ [{74}c] [71a] /317—318, 612/ 1. Blatt 2. Blatt 751 75 [71b] /318—319/ 75b [72] /320/ [{75}a] [71b] /319—320/ [{75}c] [72a] /320—321, 612/ 1. Blatt 2. Blatt {76} {76} [72b] /322, 612/ [{76}bJ [73] /323—324, 613/ [{76}a] [72 c] /322—323, 613/ [{76}c] [73a] /324—325, 613/ 1. Blatt 2. Blatt [{77}] fehlt [{78}] fehlt [{79}] fehlt {80} {80} [73b] /325—326, 613/ 80b [74] /326—327, 613/ [{80}a] [73 c] /613, 326/ 80c [74a] /327—328, 613/ 1. Blatt 2. Blatt {81} {81} [74 b] /328—330, 613/ [{81}b] [75] /330—331, 613/ [{81 }a] [74 c] /330, 613/ [{81}c] [75a] /331—332, 613/ 1. Blatt 2. Blatt {82} {82} [75b] /332—333, 614/ [{82}b] entfernt [{82}a] [75c] /333, 614/ [{82}c] entfernt 1. Blatt 2. Blatt {83} {83}[76] /334, 614/ [{83}b] [76b] /335—336, 615/ [{83}a] [76 a] /334—335, 614/ [{83}c] [76c] /336—337, 615/ 1. Blatt 2. Blatt {84} {84} [77] /337, 615/ [{84}b] [77b] /338—339,615/ [{84}a] [77 a] /337—338, 615/ [{84}c] [77 c] /339—340, 615/ 1. Blatt 2. Blatt {85} {85} [78] /340, 615/ 85 b [78 b] /341—342, 615— 85a [78a] /340—341, 615/ 616/ 86 c [78 c] /342—343, 616/ 1. Blatt 2. Blatt {86} {86} [79] /343, 616/ 87b [79b] /344—345, 616/ 87a [79a] /616, 343—344/ 86 c [79c] /345—346, 616/ 1. Blatt 2. Blatt [{87}] fehlt {88} {88} [80] /346—347, 616—617/ [{88}a] [80a] /347—348, 617/ [{88}b] [80b] /348, 617/ [{88}c][80c] /617, 348—349/ 1. Blatt 2. Blatt {89} {89} [81] /349—350, 617/ [{89}b] [81b] /350—351, 618/ [{89}a] [81a] /350, 617—618/ [{89}c] [81c] /618, 351—352/ 1. Blatt 2. Blatt {90} {90} [82] /352—353, 618/ 90b [82b] /354—355, 618/ [{90}a] [82 a] /353—354, 618/ 90 c [82 c] /355—356,618/ 1. Blatt 2. Blatt {91} {91} [83] /356—357, 618—619/ 91a [83a] /357, 619/ 91b [83 b] /357—358, 619/ 91c [83 c] /358—359, 619/ 1. Blatt 2. Blatt {92} {92} [84] /359—360, 619/ 92b [84b] /361, 619/ 92 a [84 a] /360—361, 619/ 92 c [84 c] /361-362,619-620/ 1. Blatt 2. Blatt {93} {93} [85] /362—363, 620/ 93 b [85 b] /364, 620/ 93a [85a] /363—364, 620/ [{93}c] [85 c] /364—365,620/ 1. Blatt 2. Blatt Weydemeyers Handschrift, Marxens Paginierung
558 Beschreibung der Manuskripte Bogen 1. 2. Seiten 3. 4. 1. Bllatt 2. Bllatt {94} {94} [86] /365—366, 620/ 94a [86a] /366, 620/ 94 b [86b] /366—367, 620/ 94 c [86 c] /367—368/ 1. Blattt 2. Blattt {95} {95} [87] /368—369/ 95 a [87 a] /369, 620—621/ 1 95b [87b] /369—370/ 95c [87 c] /370—371, 621/ 1. Blattt 2. Blattt (96} {96} [88] /371—372, 621/ [{96}a] [88a] /372, 621/ [[96}b] [88b] /372—373, 621/ [{96}c] [88c] /373—374, 621/ 1. Blatt 2. Blattt {97} {97} [89] /374—375, 621/ [{97}a] [89a] /375, 621/ [{97}b] [89b] /375—376, 621/ [{97}c] [89c] /376—377, 621/ 1. Blatt 2. Blatt {98} {98} [90] /377—378, 621/ [{98}a] [90a] /378—379, 621/ [{98}b] [90b] /379, 622/ [{98}c] [90 c] /379—380, 622/ 1. Blatt 2. Blatt {99} {99} [91] /380—381, 622/ [{99}a] [91a] /381—382, 622/ [{99}b] [91b] /382—383, 622/ [{99}c] [91c] /383—384, 622/ 1. Blatt 2. Blatt. {100} {100} [92] /384—385, 622/ [{100}a] [92a] /385, 622/ [{100}b] [92b] /385—386, 622/ [{100}c] [92c] /386—387, 622/ 1. Blatt 2. Blatt {101} {101} [93] /387—388, 622/ [{101 }a] [93a] /622—623, 388/ [{101 }b] [93b] /388—389, 623/ [{101}c] [93c] /389—390, 623/ 1. Blatt 2. Blatt {102} {102} [94] /390—391, 623/ [{102}a] [94a] /391, 623/ [{102}b] [94b] /391—392, 623/ [{102}c] [94 c] /392—393/ 1. Blatt 2. Blatt {103} {103} [95] /393, 623—624/ [{103}a] [95a] /393—394, 624/ [{103}b] [95b] /394—395, 624/ [{103}c] [95 c] /395—396, 624/ 1. Blatt 2. Blatt {104} {104} [96] /396, 624/ [{104}a] [96a] /396-397,624-25/ [{104}b] [96b] /625, 397/ [{104}c] [96 c] /397—398, 625/ 1. Blatt 2. Blatt {105} {105} [97] /398, 625/ [{105}a] [97 a] /398—399, 625/ [{105}b] [97b] /399, 625/ [{105}c] [97 c] /399—400, 625/ 1. Blatt 2. Blatt {106} {106} [98] /400—401, 625—626/ [{106}a] [98 a]/401—402, 626/ [{106}b] [98b] /402, 626/ [{106}c] [98 c] /402—403,626/ 1. Blatt 2. Blatt {107} {107} [99] /403, 626/ [{Ю7)а] [99a] /403—404, 626/ [{107}b] [99b] /404—405, 626/ [{107}c] [99c] /405, 626/ 1. Blatt 2. Blatt {108} {108} [100] /405—406, 626/ [{108}a] [100a] /406—407, 626/ [{108}b] [100b] /626, 407—408/ [{108}c] [100c] /408, 626/ 1. Blatt 2. Blatt {109} {109} [101] /408—409, 626—627/[{109}a] [101a] /409, 627/ [{109}b] [101b] /409—410, 627/ [{109}c] [101c] /410, 627/ 1. Blatt 2. Blatt {110} {110} [102] /410—411, 627/ [{110}a] [102a] /411—412, 627/ [{110}b] [102b] /627, 412/ [{110}c] [102 c] /412-413,627-28/ 1. Blatt 2. Blatt {111} {111} [103] /413, 628/ [{lll}a] [103a] /413—414, 628/ [{lll}b] [103b] /414—415, 628/ [{Ш}с] [103c] /415, 628/ 1. Blatt 2. Blatt {112} {112} [104] /415—416, 628/ [{112}a] [104 a] /416, 628/ [{112}b] [104b] /416—417, 628/ [{112}c] [104 c] 417—418, 628/ 1. Blatt 2. Blatt {113} {113} [105] /418, 628/ [{113}a] [105a] /418-419,628-29/ [{113}b] [105b] /419—420, 629/ [{113}c] [105 C] /420, 629/ 1. Blatt 2. Blatt {114} {114} [106]/420—421,629/ [{114}a] [106a] /421/ [{114}b] entfernt [{114}c] entfernt 1. Blatt 2. Blatt fehlt
Paginierungsschema der Manuskripte der „Deutschen Ideologie* 559 Bogen 1. 2. Seiten 3. 4. 1. Blatt 2. Blatt {115} {115} [106b] /422, 629/ [{115}a] [106 c] /422—423, 629/ [{115}b] [107] /423—424, 629/ [{115}c] [107a] /424, 629/ 1. ßlatt 2. Blatt {116} {116} [107b] /424—425, 629/ [{116}a] [107C] /425—426/ |[{116}b] [108] /426, 629/ [{116}c] [108a] /426—427, 629/ 1. Blatt 2. Blatt {117} {117} [108b] /427—428, 629—630/ in Engels’ Handschrift Schluß des Leipziger Konzils /431—432, 630/ [{117}a] [108c] /431—432/ [{117}b] [109] /432, 630/ [{117}c] leer 1. Blatt 1. Blatt 2. Blatt Der wahre Sozialismus1 /435—437, 630/ [1] {1} /435, 630/ [la] [{2}] /435—436, 630/ 1. Blatt [1b] [{3}] /436—437, 630/ [1c] [{4}] /437, 630/ 2. Blatt I. Die „Rheinischen Jahrbücher“, oder die Philosophie des wahren Sozialismus1 /441—468, 630—634/ [2] {5} /441—442 , 630/ [2 b] [{7}] /442—443, 630/ [2a] [{6}] /442, 630/ [2 c] [{8}] /443—444, 630/ 1. Blatt 2. Blatt [3] {9} /444, 631/ [3b] [{11}] /445—446, 631/ [3 a] [{10}] /444—445, 631/ [3 c] [{12}] /446—447, 631/ 1. Blatt 2. Blatt [4] {13} /447, 631/ [4b] [{15}] /448—449, 631/ [4a] [{14}] /447—448, 631/ [4 c] [{16}] /449—450, 631/ 1. Blatt 2. Blatt [5] {17} /450, 631/ [5b] [{19}] /451—452, 632/ [5a] [{18}] /450—451, 631/ [5 c] [{20}] /452, 632/ 1. Blatt 2. Blatt [6] {21} /452—453, 632/ [6b] [{23}] /454—455, 632/ [6 a] [{22}] /453—454, 632/ [6 c] [{24}] /455, 632/ 1. Blatt 2. Blatt [7] {25} /455—456, 632/ [7b] [{27}] /457—458, 632/ [7a] [{26}] /456—457, 632/ [7 c] [{28}] /458, 632/ 1. Blatt 2. Blatt [8] {29} /458—459, 632/ [8b] [{31}] /633, 460/ [8 a] [{30}] /459-460,632-633/ [8 c] [{32}] /460—461, 633/ 1. Blatt 2. Blatt [9] {<29>} {33} /461—462, 633/ {35} [9b] /463—464, 633/ [9a] [{34}] /462—463, 633/ {36} [9c] /464, 633—634/ 1. Blatt 2. Blatt [10] {37} /464—465, 634/ {39} [10b] /634, 466—467/ [10a] [{38}] /465—466, 634/ [10 c] [{40}] /467—468, 634/ 1. Blatt 2. Blatt V. Karl Grün: Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien (Darmstadt, 1845) oder die Geschichtschreibung des wahren Sozialismus1 /471—516, 634—639/ 1 1 /471—472, 634/ [1b] /473, 634/ [la] /472—473, 634/ [1c] /473—474, 634/ 1. Blatt 2. Blatt о 2 /474—475, 634/ [2b] /476, 635/ [2 a] /475—476, 634/ [2 c] /476—477, 635/ 1. Blatt 2. Blatt 1 In Engels' Handschrift
560 Beschreibung der Manuskripte Bogen 1. 3. 2. Seiten 4. 1. Blatt 2. Blatt 3 3 /477—478, 635/ [3 b] /478—479, 635/ [3a] /478, 635/ [3 c] /479—480, 635/ 1. Blatt 2. Blatt 4 4 /480—481, 635/ [4 b] /481—482, 635/ [4a] /481, 635/ [4 c] /482—483, 635/ 1. Blatt 2. Blatt 5 5 /635—636, 483/ [5b] /636, 484—485/ [5a] /484, 636/ [5 c] /485—486, 636/ 1. Blatt 2. Blatt 6 6 /636, 486—487/ [6b] /487—488, 636/ [6a] /487, 636/ [6 c] /488—489, 636/ 1. Blatt 2. Blatt 7 7 /636, 489/ [7b] /490—491, 636/ [7 a] /489—490, 636/ [7 c] /491—492, 636/ 1. Blatt 2. Blatt 8 8 /492, 636/ [8b] /493—494, 636/ [8a] /492—493, 636/ [8c] /494, 636/ 1. Blatt 2. Blatt 9 9 /494—495, 636—637/ [9b] /496, 637/ [9 a] /495—496, 637/ [9c] /496—497, 637/ 1. Blatt 2. Blatt 10 10 /637, 497—498/ [10b] /499, 637/ [10a] /498—499, 637 [10 c] /499—500, 637/ 1. Blatt 2. Blatt 11 11 /500—501, 637 [11b] /501—502, 637/ [11 a] /501, 637/ [Uc] /502, 637/ 1. Blatt 2. Blatt 12 12 /502—503, 637—638/ [12b] /504—505, 638/ [12 a] /503—504, 638/ [12 c] /505, 638/ 1. Blatt 2. Blatt 13 13 /505—507, 638/ [13b] /509—510, 638/ [13 a] /507—509/ [13 c] /510—511, 638/ 1. Blatt 2. Blatt 11 14 /511—513, 638/ [14b] /514—515, 638/ [14 a] /513—514, 638/ [14 c] /515—516, 638—639/ 1. Blatt 2. Blatt V. „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein“, oder die Prophetie ces wahren Sozialismus1 /519—528, 639/ [1] [1] /519—520/ [3] [1b] /520—521, 639/ [2] [la] /520/ [4] [1c] /521—522/ 1. Blatt 2. Blatt 2 2 [5] /522—523/ [2b] [7] /524—525/ [2a] [6] /523—524, 639/ [2 c] [8] /639, 525/ 1. Blatt 2. Blatt [3] [3] [9] /525—526, 639/ [3b] [11] /527—528, 639/ [3a] [10] /526—527, 639/ [3 c] [12] /528/ 1. Blatt 2. Blatt 1 In Weydemeyers Handschrift
2. Die Richtlinien für die Redigierung der Manuskripte I. Feuerbach. Richtlinien für die Redigierung waren die von Marx und Engels selbst im Manu¬ skript gemachten Notizen, Randglossen und sonstigen Angaben über die Formung des Stoffs. Es kam darauf an, den dialektischen Zusammenhang der einzelnen Stoff¬ gruppen der Darstellungsweise der Verfasser entsprechend herauszuarbeiten. Die direkten Angaben von Marx und Engels lassen sich in drei Gruppen ein¬ teilen : 1. Angaben über die Komponierung, resp. die weitere Ausarbeitung des nicht abgeschlossenen Manuskripts. 2. Relativ zahlreiche Randglossen — hauptsächlich von Marx. 3. Trennungsstriche zwischen einzelnen zusammenhängenden Stoffblocks und Einklammerung anderer, kurzer Abschnitte. Außerdem kamen als Anhaltspunkte für die Plazierung einzelner Abschnitte die getilgten Stellen in Betracht. Diese von den Verfassern für sich fixierten Anhaltspunkte zusammen mit den für Andere Rückschlüsse zulassenden Tilgungen werden durch die im „III. Sankt Max“ verstreuten Bezugnahmen auf den fragmentarischen „I. Feuerbach“ ergänzt. I. Als Gruppe „Angaben“ liegen a) Überschriften, b) Hinweise auf weitere Aus¬ arbeitungspläne vor. Im ,J. Feuerbach“ sind drei Schichtungen des Stoffs unverkennbar: A. Der Urtext: Bogen {6} bis {11}, {20} und {21} und {84} bis {92}. B. Die Reinschriftvorlage: Bogen [I?] und [2?] und C. Ein Reinschriftsversuch, zum Teil wirkliche Reinschrift: Bogen {1} bis {5}. Die Schichtung А weist nur eine Überschrift auf: „Verhältnis von Staat und Recht zum Eigentum“. (Seite 68 des Manuskripts). Die Schichtung B auf der ersten Seite des Bogens U?].* „I. Feuerbach“ und auf der dritten Seite desselben Bogens: „1. Ideologie überhaupt, speziell die deutsche Philosophie. — A“ Schichtung C — zwei Überschriften: „I. Feuerbach“ (Seite 1) und: „I. Feuer¬ bach. — A. Die Ideologie überhaupt, namentlich die deut- s c h e“. Ausgangspunkt für die Redigierung ist die Reinschrift (Schichtung C). Der Vergleich ihrer zweiten Überschrift mit der zweiten der Reinschriftvorlage (Schich¬ tung B) ergibt, daß der durch beide qualifizierte Stoff nicht „die Ideologie überhaupt, speziell die deutsche Philosophie“, sondern „die Ideologie überhaupt, namentlich die deutsche“ ist. Die Überschrift: „1. Die Ideologie über¬ haupt, speziell die deutsche Philosophie“, als nicht dem Gegenstand entsprechend und nach dem Reinschriftversuch hinfällig, wurde also nur als Orientierungsmerk¬ mal für den darunter nicht ausgemerzten Text belassen. Bei der Redigierung kommen als der Darstellung adäquate Überschriften prak¬ tisch nur drei in Betracht: a) die allgemeine: „I. — Feuerbach“ (in beiden Schichtungen identisch); b) die besondere: „A. Die Ideologie überhaupt, namentlich die deutsch e“, worin „1. Die Ideologie überhaupt, speziell die deutsche Philosophie“ auf gehoben; c) die einmalig erscheinende spezielle: „N e r- hältnis von Staat und Recht zum Eigentu m“. Der allgemeine Titel schied als besondere Überschrift aus. Blieben zwei Über¬ schriften besonderer Abschnitte: „A. Die Ideologie überhaupt, nament¬ lich die deutsche“ und „Verhältnis von Staat und Recht zum Eigentu m“. — Unter diese beiden Stichworte war der vor gefundene Stoff zu ran¬ gieren. Als leitende Prinzipien der Redigierung waren sie allein aber unzureichend. II. Die Überschriften sind im Manuskript durch Notizen über die Weiterarbeit vervollständigt. Seite 19 sind deren zwei: „Bisher haben wir hauptsächlich nur die eine Seite der menschlichen Tätigkeit, die Bearbeitung der Natur durch die Menschen, betrachtet. Die andere Seite, die Bearbeitung der Menschen durch die Menschen — —“; und die zweite: „Ursprung Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 36
562 Beschreibung der Manuskripte des Staats und Verhältnis des Staats zur bürgerlichen Ge- sellschaf t“. Außer diesen, nur noch auf Seite 64 am Schluß eines Abschnittes: ortzufahren —“. Das der zweiten Notiz entsprechende Thema wurde im „III. Sankt Max“ im 5. Abschnitt des 5. Kapitels des „Neuen Testaments“ behandelt; im „I. Feuerbach“ ist die Rede in der Hauptsache von dem „Verhältnis von Staat und Recht zum Eigen¬ tum“. Die letzten 35 Bogen 6 {83} bis {117}) des „III. Sankt Max“ wurden sämt¬ lich zu einer späteren als der Abfassungszeit der Schichtung „A“ des „I. Feuerbach“ niedergeschrieben. Mit dem „III. Sankt Max“-Bogen {83} beginnt die „Abhand¬ lung 2: Privateigentum, Staat und Recht“1, worin der „Ursprung des Staats und Verhältnis des Staats zur bürgerlichen Gesellschaft“ behandelt wird, deren Inhalt also einen Einblick in den geplanten Aufbau und Inhalt des entsprechenden „I. Feuer¬ bach“-Abschnitts gestattet. III. Die Überschriften und Ausarbeitungsnotizen werden durch Randglossen er¬ gänzt. Es kamen natürlich nur die in Betracht, die nicht bloß an einzelne Worte oder Sätze anknüpfen, um dem Gedankengang eine andere Richtung zu geben, son¬ dern nur die eine knappe Zusammenfassung eines schon aus gearbeiteten Haupt¬ gedankens enthalten. In Bezug auf die Notiz über die „Bearbeitung der Menschen durch die Menschen“ macht Marx die Randglosse: „Verkehr und Produktiv¬ kraft“. D. h. die „Bearbeitung der Menschen durch die Menschen“ sollte als Ver¬ hältnis von „Verkehr und Produktivkraft“ gefaßt werden. Randglossen gibt es nur im Urtext; — Beweis dafür, daß es sich tatsächlich um einen unausgearbeiteten Stoff und um Ausarbeitungs projekte handelt. Die prin¬ zipiell bedeutenden Randglossen sind: „Geschichte“ (Seite 11). Dazu auf derselben Seite die erklärende Bemer¬ kung „(die erste) 1.)“, die auf Seite 16 durch die Zahlen „11, 12, 13, 14, 15, 16“ da¬ hin erläutert wird, daß das Thema „Geschichte“ auf Seite 11 beginnt und auf Seite 16 noch behandelt wird. Seite 21 beginnt nach einer Streichung ein neues Thema, das weiter unten formu¬ liert ist: „Über die Produktion des Bewußtsein s“. Die Seiten 8, 9, 10 und 24 bis 28 sind charakterisiert durch den Vermerk: „Feuer¬ bach“ im Gegensatz zu den dazwischenliegenden, durchgestrichenen, im „II. Sankt Bruno“ verwandten, ohne Numerierung gelassenen, mit „Baue r“ bezeichneten Sei¬ ten. Beide Bezeichnungen wurden gemacht, als beide Manuskripte Bestandteile der noch ungegliederten Kritik der gesamten nachhegelschen Philosophie waren, es also noch keine selbständigen Bauer und Feuerbach gegenüber gestellten Einzelkritiken gab. Sie fallen also als Redigierungsrichtlinien für das erst später als Feuerbach¬ kritik projektierte und jetzt als „I. Feuerbach“ vorliegende Manuskript weg. Die durch „Feuerbach“ bezeichneten Seiten gehören also zum Thema .,Über die Pro¬ dukt i о n des Bewußtsein s“. Eine auf den unmittelbar danebenstehenden Text der Seite 55 bezügliche Rand¬ glosse von Engels ist wichtig als Anhaltspunkt für den Inhalt der fehlenden Fort¬ setzung der mitten im Satz abbrechenden Seite 28. Die Engelssche Randglosse lautet: „(Feuerbach: Sein und Wesen)“. Von prinzipieller Bedeutung ist dagegen die Marxsche allgemein charakterisie¬ rende Randglosse von Seite 60 r „Produktion der Verkehrsform selbst“. Gelang es den Stoff nach den sechs obigen Gesichtspunkten zusammenfassend zu gliedern, so war die Hauptschwierigkeit beseitigt. Es blieben nur einzelne kleine Stücke, die diesem oder jenem Stoffblock mehr oder weniger ungezwungen angeglie¬ dert werden durften. Bei der Redigierung eines unfertigen Manuskripts war es un¬ vermeidlich, daß notwendige Übergänge fehlten und so gewisse Rauheiten nicht zu umgehen waren. Aber die große Linie der Komponierung liegt jetzt klar. I. Feuerbach A. Die Ideologie überhaupt, namentlich die deutsche. [1.] Geschichte. [2.] Über die Produktion des Bewußtseins. 1 Vgl. S. 334—346 unseres Bandes
Richtlinien der Redigierung 563 [B. Die wirkliche Basis der Ideologie.] [1.] Verkehr und Produktivkräfte [2.] Verhältnis von Staat und Recht zum Eigentum. [3. Naturwüchsige und zivilisierte Produktionsinstrumente und Eigentums¬ formen.] [C.] Kommunismus — Produktion der Verkehrsform selbst. Der Abschnitt [B. 3] liegt nur teilweise vor. Der Anfang fehlt. Die Bezeichnung ergibt sich aus dem Inhalt des vorhandenen Textes. IV. Die Frage war: wie den auf den ersten Blick aus einem Guß hingeworfenen Stoff trennen. Es ergab sich, daß Marx und Engels zahlreiche Trennungsstriche zwischen einzelnen kürzeren und längeren Abschnitten gemacht, andere eingeklam¬ mert, dritte speziell als Fußnoten (mit „NB“) bezeichnet hatten. — Die praktische Redigierung ging deshalb den umgekehrten Weg ihrer Darstellung. Das Ganze wurde an den durch die Trennungsstriche bezeichneten Stellen in seine Bestandteile aufgelöst und danach auf Grund der Randglossen und redaktionellen Bemerkungen umgeformt. V. Bei allen übrigen Manuskripten handelte es sich in der Hauptsache darum, die ausgemerzten Stellen aus dem Text zu entfernen, die der „nagenden Kritik der Mäuse“ am meisten ausgesetzt gewesenen Teile der Manuskripte wiederherzustellen und die richtige Reihenfolge der einzelnen membra disjecta der „Deutschen Ideologie“ fest¬ zulegen. In Bezug auf die in dem „Wahren Sozialismus“ fehlenden Manuskripte Nr. II und III läßt sich nur vermuten, daß Engels sie 1847 aussonderte und in seine beiden Manuskripte „Die wahren Sozialisten“1 und „Der Status quo in Deutsch¬ land“1 2 („Konstitutionsbroschüre“3) hineinverar beitete. Möglicherweise handelt es sich in den ausgesonderten Manuskripten um Kritiken der „Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz“ 4 und desPüttmannschen„DeutschenBürgerbuches für 1845“. Bei den Lücken haben wir die entsprechenden von uns gemachten Ergänzungen in [ ] gesetzt, so daß ohne weiteres ersichtlich ist, was im Manuskript fehlt. Zumeist handelte es sich um einzelne Worte oder Zitate, die es nur zu finden galt. Wo die Lücke sich über ganze Sätze erstreckte, die einen den Zusammenhang erhellenden Übergang bilden, sind die Ergänzungen in Fußnoten gegeben; wo eine Ergänzung des Textes ganz problematisch war, deuteten wir die Lücke durch Punkte an, wobei die Anzahl der Punkte ungefähr angibt, wie groß die betreffende Lücke ist. VI. Bezüglich des Manuskriptes „III. Sankt Max“ ist besonders hervorzuheben, daß S. I8O21—22 eine Fortsetzung fehlt. Weydemeyer schrieb die beiden (von Marx numerierten) vorhergehenden Bogen (27 und 28) von der uns nicht vorliegenden Vorlage ab. Am Schluß des Bogens 28 gab er an, daß die nächste Seite mit dem Worte „klinge n“ beginnen müsse. Eine solche Seite liegt aber nicht vor. Wahr¬ scheinlich bildete sie die erste Seite eines ganzen abhandengekommenen Bogens, den Weydemeyer abzuschreiben hatte. Ebenso erklärt sich die Lücke von Seite 229 25—26, wo im Original ganz offensichtlich ein ganzer Bogen (als Ersatz für den zum größten Teil ausgemerzten Engelsschen Text des Bogens 46) in Weydemeyers Abschrift fehlt. S. 32517—18 fehlen 12 Seiten (die Bogen 77 bis 79). Aus Seite 22716—19 und Stirners „Der Einzige“ etc., p. 276—426, speziell p. 286—310 und p. 319, geht her¬ vor, daß hier das Gegenstück zu S. 283 36—32515 („A. Meine Macht“) fehlt; dies Gegenstück, die zweite „Brechung“ des „Eigners“: ,.B. Mein Verkehr“5 (vgl. S. 22114 und Stirners „Der Einzige“ etc., p. 276) war wieder trichotomisch geteilt und zerfiel 1 Vgl. MEGA I[6 S. 73—116 2 Vgl. MEGA 1/6 S. 231—249 3 Vgl. MEGA III11 S. 6521-29 und S.685—7 4 Vgl. Textvarianten, Streichung S. 18916—19 5 E. Bernstein hat, „Dokumente des Sozialismus“, Bd. III, 2. Heft, p. 67, ganz ungerechtfertigter Weise hier „ein neues Kapitel (das sechste dieser Abteilung)“ beginnen lassen. Es handelt sich nicht um ein „sechstes Kapitel“, (das „Das hohe Lied Salomonis, oder der Einzige“ heißt und von Bernstein, p. 68 der „Dokumente des Sozialismus“, 111. Bd., 2. Heft, im Widerspruch zu der von Marx durch ein „C“ zum Ausdruck gebrachten Numerierung, willkürlich mit einer „6“ bezeichnet wurde), sondern um den zweiten (B.) Abschnitt des 5. Kapitels („Der Eigner“) 36*
564 Beschreibung der Manuskripte in: „I. Die Gesellschaft“ (ein großer Teil, darunter der Anfang, fehlt), „II. Die Em¬ pörung“ f355u—36715) und „ПІ. Der Verein“ (S. 36718—396V. Die erste dieser drei Bestimmungen, in die „B. Mein Verkehr“ „auseinander schlug“ — „I. Die Gesell¬ schaft“ —, zerfiel ihrerseits in 5 Abschnitte; wie der erste davon benannt war, wis¬ sen wir nicht; es ist jedoch anzunehmen, daß es sich um einen Abschnitt: „1. Die verstirnerte Gesellschaft“ oder: „1. Die Gesellschaft im Allgemeinen“ oder: „1. Die menschliche Gesellschaft“ handelte. Darauf folgte Abschnitt ,JL Die Gesellschaft als Gefängnisgesellschaft“ (vgl. S. 22118), Abschnitt „3. Die Gesellschaft als Familie" (vgl. S. 22118), Abschnitt „4. Die Gesellschaft als Staat“ (vgl. S. 22119) und Abschnitt „5. Die Gesellschaft als bürgerliche Gesellschaft“ (vgl. S. 22119). Von diesen fünf Ab¬ schnitten sind erhalten nur der Schluß des vierten (S. 32518—32713, Schluß von Note 3 und die Noten 4 bis 6) und der fünfte (vgl. S. 32714—355 із), in welch letz¬ terem wiederum ein ganzer Bogen (4 Seiten) fehlt (vgl. S. 34615—17). 3. Beschreibung der Manuskripte. Textvarianten DieHandschrift Die „Vorrede“ ist von Marx geschrieben, alle übrigen Manuskripte von Engels mit Änderungen und Korrekturen von Marx. Eine Ausnahme bildet das Ms. „V. „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein“ oder die Prophetie des wahren Sozialismus“, das in Weydemeyers Handschrift vorliegt, von Marx paginiert und von Weydemeyer mit der Unterschrift M. H e ß versehen wurde. Der ursprüngliche, von W eydemeyer an¬ gegebene Titel lautete: St. Georg Kuhlmanns Werke. Engels änderte ihn in den obigen um. Was den Anteil Joseph Weydemeyers an der Niederschrift der „Deutschen Ideo¬ logie“ angeht, so liegen in seiner Handschrift nur noch im „Sankt Max“ Teile vor, und zwar die Bogen 1 bis 4 (Seite 97 bis 1122); 15 (Seite 1423 bis 14328); 20 bis 23 (Seite 1579 bis 16814); 27 und 28 (Seite 1744 bis 18020); 43 bis 45 (Seite 220 bis 22925) und Bogen 75 (Seite ЗІ821 bis 32141). Sämtliche Bogen, mit Ausnahme der von Weydemeyer abgeschriebenen, sind von Engels numeriert. Wie der Leser sich überzeugen wird, sind die Bogen 20 bis 23 des „III. Sankt Max“ nichts als Weydemeyersche Abschriften der von Engels geschriebenen und numerierten und von Marx korrigierten Bogen 20 und 21 des Ms. „I. Feuerbach“. Da diese Bogen im Ms. ,J. Feuerbach“ teilweise noch einen Text enthielten, der zu dem Fragment gebliebenen „1. Feuerbach“ gehört, so schrieb Weydemeyer daraus das für den ,Jll. Sankt Max“ ab, was nicht in den „I. Feuerbach“ gehörte und für den „III. Sankt Max“ bestimmt war. E. Bernstein, der ganz ungerechtfertigter Weise Weydemeyers Handschrift Moses Heß zuschrieb, stützte zum Teil auf diese falsche Annahme seine Behauptung über Heß' Mitverfasserschaft an der „Deutschen Ideo¬ logie L Es ist klar, daß sämtliche von Weydemeyer geschriebenen Seiten der „Deut¬ schen Ideologie“ bloße Kopien von Marx-Engelsscher Vorlage sind. Möglich, daß „ „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein“, oder die Prophetie des wahren Sozialismus“ von Weydemeyer nach einem von Heß verfaßten Original abgeschrieben wurde, einem Original, das aber von Marx redigiert und selbst noch in der Weydemeyerschen Abschrift durchnumeriert wurde. Heß hatte tatsächlich einen Beitrag zur „Deutschen Ideologie“ geliefert unter dem Titel: „Dottore Graziano, der Bajazzo der deutschen Philosophie“1 2. Aus den unten folgenden ausgemerzten Stellen wird ersichtlich, daß 1 Vgl. „Dokumente des Sozialismus“. III. Band, 1. Heft, S. 17 2 So schreibt Heß in einem ca. Juni 1847 verfaßten gegen Rüge gerichteten, un¬ veröffentlichten Artikel. Außerdem ist aus seinem Briefwechsel mit Marx im Jahre 1846 bekannt, daß er nach dem Zerwürfnis mit den Brüsselern und dem Nicht¬ zustandekommen des Verlagsunternehmens zur Herausgabe der „Deutschen Ideologie“ und anderer Schriften seinen Rüge-Beitrag von Marx zurückverlangt und zugeschickt erhalten hat. Den Beitrag selbst besitzen wir nicht
TAFEL IV: Schluß der „Vorrede“; s. S. 565—566
Textvarianten 565 Rüge ursprünglich in der „Deutschen Ideologie“ kritisiert werden sollte. In der Tat bot sich dazu die Gelegenheit erst in den „Großen Männern der Emigration“1. In allen Fällen, wo Marxens oder Weydemeyers Handschrift vorliegt, wird dies durch ein “ resp. w hervor gehoben, falls nicht in Fußnoten vermerkt. Alle nach¬ träglich von Engels in den von ihm geschriebenen Text eingeschalteten Stellen sowie seine Korrekturen oder Zusätze zu Einschaltungen von Marx wurden durch ein * ge¬ kennzeichnet. Textvarianten Bei der Wiedergabe der ausgemerzten Teile des Textes hielten wir uns selbst¬ verständlich an die Reihenfolge des Originals, nicht an die Form, die es infolge der Redigierung erhalten hat. Da dies für die Aufeinanderfolge nur der durch die Redi- gierung umgestellten Teile des Manuskripts ,J. Feuerbach“ wesentlich ist, so wird der Leser die unvermeidliche Diskrepanz zwischen der Reihenfolge bei der Wieder¬ gabe der durchgestrichenen Stellen und der Reihenfolge des redigierten Textes mit in Kauf nehmen müssen; diese Diskrepanz wird ihm zugleich ein Hilfsmittel sein, sich die Aufeinanderfolge der einzelnen Teile des ursprünglichen Manuskripts, die von der des redigierten abweicht, zu vergegenwärtigen. Den Beginn und Schluß nicht¬ horizontaler Tilgungen kennzeichnen wir durch • — •. Horizontale Streichungen durch ( ). А. „V о r r e d e“ /S. 3/ Die „Vorrede“ ist von Marx auf 24І2 Seiten eines Briefbogens nieder geschrieben, wovon die erste nur Tilgungen einzelner Worte und Satzteile auf weist, die beiden letzten 1 Ч2 dagegen absatzweise von oben nach unten mehrmals durch gestrichen sind. 3 3 über sich selbst gemacht^, von den was) (. Sie bildeten sich ein, so oder so zu sein), von dem was 4 Nach ihren Vorstellungen von Gott, von (einem) dem Normalmenschen 14 und — die (wirkliche Welt) bestehende Wirklichkeit wird (zu) (von selbst) zusammenbrechen. 21 Der erste Band dieser Publikation (wird die) hat den Zweck, 26 deutschen Zustände (bemätnteln]) (überschwenglich) widerspiegeln. 27 sophischen Kampf mit (dem) den Schatten der Wirklich¬ keit, 35 erhaben. (Er bekämpfte) Sein Leben lang S. 3 unseres Bandes gibt die erste, nicht durchgestrichene Seite der Vorrede wieder. Darauf folgen die erwähnten IH2 Seiten, deren Text vollständig getilgt ist: •(Die deutsche Philosophie unterschied sich von [der] Ideologie (der) aller andern Völker.) Der deutsche Idealismus (hat) (bieEtetl) (hat) (bietet) sondert sich durch keinen spezifischen Unterschied von der Ideologie aller andern Völker ab. (Durch ein charakteristisches) Auch diese betrachtet die Welt als durch Ideen beherrscht, die Ideen u[nd] Begriffe als bestimmende Prinzipien, (als die beste u[nd] wahrste Form, worin) (vorbeigehen) bestimmte Gedanken als (die beste u[nd] wahrste Gestalt der) das (MysteErium]) den Philosophen zugängliche (Be¬ stimmung) Mysterium der materiellen Welt. (DEer] Deutsche Idealismus) (dEas] Denken, das andre d[er] Gedanken, dEer] Produkte d[es] Denkens.)* •Hegel hatte (d[ie] DarstellEung]) (darstelflen wollen]) den positiven Idealis¬ mus vollendet. Nicht nur hatte (n sich ihm alle Zustände uEndl) (Verhältnisse]) sich ihm d[ie] ganze materielle Welt in eine Gedankenwelt (vollenEdetl) uEnd] d[ie] ganze Geschichte in eine Geschichte von Gedanken verwandelt. (Er hatte auch dEen] Proz [eß]) (Er beschrieb nicht) Er begnügt sich nicht, die Gedanken¬ dinge (zu Protokoll zu nEehmen]) einzuregistrieren, er sucht auch den Produk¬ tionsakt darzustellen.* (Die deutschen) (Wenn die deutschen Philosophen aus ihrer Traumwelt erwachen) •Die deutschen Philosophen, aus ihrer Traumwelt auf gerüttelt, protestieren gegen d[ie] Gedankenwelt, der sie die Vorstellung der wirklichen, leib [hefti¬ gen ...]• 1 Vgl. Marx-Engels-Archiv (russische Ausgabe), Bd. V, S. 326—376
566 Beschreibung der Manuskripte *Die deutschen philosophischen Kritiker (teilen) (haben einen gemeinschaft¬ lichen Gegner, das Hegel’sche System. Dieses System ist die Welt, die sie be¬ kämpfen.) (V[on]) (theoretische Voraussetzung, die sie zugleich zu vernichten suchen — das Hegelsche System) (In ihre) (Die Gedanken) (stimmen sämtlich in dem Glauben übereinl, daß Ideen, Vorstellungen]) behaupten sämtlich, daß Ideen, Vorstellungen, Begriffe bisher (die Welt beherrscht haben) d[ie] wirklichen Men¬ schen beherrscht u[nd] bestimmt haben, (das soll nun anders werden, das findet aber bis auf diesen Augenblick Statt) daß d[ie] wirkliche Welt ein Produkt d[er] ideellen Welt ist. Das findet bis auf diesen Augenblick Statt, das soll aber anders werden. Sie unterscheiden sich in der Art, wie sie (diesen vorgefulndenen]) die nach ihrer Ansicht so unter d[er] Macht ihrer eignen fixen Gedanken seufzende Menschenwelt erlösen wollen; sie (stimmen überein) unterscheiden sich (in) (über) (durch die Ausdehnung d.f) (indlem]) in dem, was sie für fixe Gedanken (hal¬ ten) erklären; sie stimmen überein in d[em] Glauben(, daß) dieser Gedankenherr¬ schaft, sie stimmen überein in dem Glauben, daß (ihre Methode, um sie zu be¬ kämpfen,) ihr kritischer Denkakt dien] Untergang dies] Bestehenden herbeiführen müsse, (ihr kritischer Denkakt) sei es nun, daß sie ihre isolierte Denktätigkeit für zureichender halten odter] das allgemeine Bewußtsein (zu) erobern (gedenken) wollen.* (Daß) *Der Glaube, daß die reelle Welt d[as] Produkt der ideellen Welt sei, daß die (Gedanken) Welt der Ideen [...]♦ •(Seitdem d[ie] deutschen Philosophen an) An ihrer hegel’schen Gedanken¬ welt irre geworden (sind), protestieren d[ie] deutschen Philosophen gegen d[ie] Herrschaft d[er] Gedanken, (das) (oder was dasselbe) Ideen, Vorstellungen, die bisher nach ihrer Ansicht, d. h. nach der Illusion Hegel’s, die wirkliche Welt produzierten, bestimmten, beherrschten. Sie legen Protest ein u[nd] ver¬ enden [...]* *(In) Nach dem Hegel’schen System hatten Ideen, Gedanken, Begriffe (dliel Gestalt dtes] wirlklichen]) (die mit wirklichen) das wirkliche Leben d[er] Men¬ schen, ihre materielle Welt, (auch produziert,) ihre reellen Verhältnisse produziert, bestimmt, beherrscht. Seine rebellischen Schüler (bezweifeln dies keinen Auglen- blick]) (glauben ihm diese) (haben keinen Augenblick diese seine) nehmen dies von ihm [ ]* (Seitdem sie nicht mehr an das Hegelsche System, das ihnen bisher mit d. wi) (Die deutschen Philosophen trentnen]) B. „I. F e u e r b а c h“ /S. 7—67/. Wir reproduzieren die Tilgungen in der oben in unserer Tabelle der Paginie¬ rung des Manuskripts angegebenen, der tatsächlichen stofflichen Aufeinanderfolge der einzelnen Teile entsprechenden Reihenfolge. Das Manuskript ist von Engels geschrieben, mit Korrekturen und Einfügungen von Marx. I. * Feuerbach* *Wie (unsre) deutsche(n) Ideologen (versichern, ist in den letzten Jahren eine Umwälzung durchgemacht,) (die) (wiem sie“ in der Geschichte unerhört ist.) melden“, hat0 Deutschland0 in den letzten Jahren eine Umwälzung ohne“ Glei¬ chen“ durchgemacht. Der Verwesungsprozeß (der) dese Hegelschen (Schule) Systems0, der mit Strauß begann, hat sich zu einer (Gärung) Weltgärung ent¬ wickelt, in welche alle „Mächte der Vergangenheit“ hineingerissen sind. (Aus) In dem allgemeinen Chaos haben sich gewaltige® Reiche gebildet (und sind wieder untergegangen), um alsbald® wieder unterzugehen, (Heroen) sind Heroen mo¬ mentan aufgetaucht, um von kühneren und mächtigeren Nebenbuhlern wieder in die Finsternis zurückgeschleudert zu werden. Es war eine Revolution, (gegen die) wogegen“ die französische ein Kinderspiel (,) (war) ist0, ein Weltkampf, vor dem die Kämpfe (um) der (Nachfolger Alexanders) Diadochen® kleinlich er¬ scheinen. (Ein Prinzip verdrängte das andre, ein Gedankenheld) Die Prinzipien verdrängten, die Gedankenhelden überstürzten einander mit unerhörter Hast, und in den wenigen Jahren 1842—1845 wurde in Deutschland mehr aufgeräumt als (in den letzten) sonst in drei Jahrhunderten.*
Textvarianten 567 ♦Alles dies soll sich im reinen Gedanken zugetragen haben. (Die profane Außenwelt erfuhr davon natürlich Nichts, denn die ganze welterschütternde Be¬ gebenheit belief sich im Grunde auf den Verwesungsprozeß des absoluten Geistes.) Es handelt sich allerdings um ein interessantes Ereignis, um den Verfaulungs¬ prozeß des absoluten Geistes. (Der Hochzeits- und Leichenbitter(, d[er] KEriti- ker]) durfte nicht fehlen.) (der (sich seit d[en]) als Residuum der großen Befrei¬ ungskriege si) 1 Die verschiedenen Bestandteile dieses Caput mortuums (gintgen]^ traten nach (entf) Erlöschen des letzten Lebensfunkens in Dekomposition, gingen neue Verbindungen ein (,) und bildeten neue /[l?a]/ Substanzen. Die verschie¬ denen philosophischen Industriellen, die bisher von der Exploitation des absoluten Geistes gelebt hatten, warfen sich jetzt auf die neuen Verbindungen (und). Jeder (suchte natürlich aus dem ihm zugefallenen Teil das Möglichste zu machen. Da¬ durch entwickelte sich Konkurrenz) betrieb den Verschleiß des ihm zugefallenen Teils (möglEichst]) mit möglichst großer Geschäftigkeit (um allen den andern (auf) GewiEnn]) (ohne die Annoncen) und obligater Erbitterung1 2. (Dies) Es“ konnte dies“ nicht ohne Konkurrenz abgehen(, die anfangs ziemlich bürgerlich und solide, später mit Erbitterung geführt wurde und in einen Kampf auslief, der uns jetzt als welthistorischer Umschwung, als Erzeuger der gewaltigsten Resul¬ tate und Errungenschaften geschildert und konstruiert wird)3. Sie wurde anfangs ziemlich bürgerlich und solide geführt, später, als der deutsche Markt überführt war und trotz aller Mühe die Ware auf dem Weltmarkt keinen Anklang fand, (nahm) (wurde der Kampf (mit allen Waffen der Scheinproduktion und oEbli- gater Erbitterung]) mit Erbitterung]) wurde das Geschäft (durch Scheinpro- duEktion]) nach gewöhnlicher deutscher Manier durch fabrikmäßige und Schein¬ produktion, Verschlechterung (d[es] Mtaterials]) der Qualität, (Sophistizierung) Sophistikation des Rohstoffs, Scheinkäufe, Wechselreiterei und ein aller reellen (Batsis]) Grundlage entbehrendes Kreditsystem nach gewöhnlicher deutscher Manier unsolide gemacht. Die Konkurrenz lief in einen Kampf aus4, der uns jetzt als welthistorischer Umschwung als Erzeuger der gewaltigsten Resultate und Er¬ rungenschaften geschildert und konstruiert wird.* ♦Um (die Bedetutung]) diese philosophischen Renommistereien, deren (laute) Verkündigung selbst in der Brust des ehrsamen deutschen Bürgers ein(en) wohl- tätige(n)s Nationalgefühl erweckt, (richtig zu würdigen), um jeden“ Zweifel“ [über] die Kleinlichkeit und“ die0 lokale0 ((und“ nationale“)) Borniertheit (und Unbedeutendheit), die“ winzige“ Wirklichkeit“ dieser ganzen junghegelschen Be¬ wegung (richtiEg]) anschaulich“ zu erkennen, ist es nötig, sie einmal von einem Standpunkte anzusehen, der außerhalb Deutschland liegt. Wir schicken daher der speziellen Kritik der einzelnen Repräsentanten dieser Bewegung einige all¬ gemeine Bemerkungen (über die deutsche Philosophie und die gesamte Ideologie) voraus(. Diese Bemerkungen werden hinreichen, um den Standpunkt unsrer Kritik so weit zu bezeichnen, als es zum Verständnis und zur Begründung der nachfolgen¬ den Einzelkritiken nötig ist. Wir stellen diese Bemer/[l?b]/kungen gerade Feuer¬ bach gegenüber, weil er der Einzige ist, der wenigstens einen Fortschritt ge¬ macht hat und auf dessen Sachen man de bonne foi eingehen kann.), welche die ihnen allen gemeinsamen ideologischen Voraussetzungen näher beleuchten werden.* (А.) 1. Die Ideologie überhaupt, speziell die deutsche Philosophie. A. ♦Wir kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte. Die Geschichte kann von zwei Seiten aus betrachtet (werden, als Geschichte), in die Geschichte der Natur und die Geschichte der Menschen abgeteilt werden. Beide Seiten sind indes (von der Zeit) nicht zu trennen; solange Menschen existieren, bedingen sich Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen gegenseitig. Die Geschichte der Natur, die sogenannte Naturwissenschaft, geht uns hier nicht an; 1 Es handelt sich allerdings bis hierher alles von Marx 2 Von (und) Jeder bis hierher korrigierte Marx den Engelsschen Text um 3 Dies der ursprüngliche Engelssche Text 4 Von Sie wurde anfangs bis hierher Marxsche Fassung mit seinen Korrekturen
568 Beschreibung der Manuskripte auf die Geschichte der Menschen werden wir indes einzugehen haben, da faste die ganze Ideologie sich entweder auf eine verdrehte Auffassung dieser Geschichte oder auf eine gänzliche Abstraktion von® ihr® reduziert. Die Ideologie (ist) selbst ist nur eine der Seiten dieser Geschichte.* Hierauf folgt S. Ю12—20 10 20 menschlicher Individuen. *Der erste geschichtliche Akt dieser Indi¬ viduen, wodurch sie sich von den Tieren unterscheiden, ist nicht, daß sie denken, sondern, daß sie anfangen ihre Lebensmittel zu produzieren.* Der erste zu 23—24 Wir können hier natürlich (nicht näher) weder® auf* die* physi¬ sche® bis selbst®, noch® auf die 26—28 klimatischen und andern Verhältnisse^ sowie® die® eigne® anatomische* Beschaffenheit* der*) eingehen. * Diese Verhält¬ nisse bedingen aber, nicht nur die ursprüngliche, naturwüchsige Organisation der Menschen, (den) namentlich die Rassenunterschiede, sondern auch ihre ganze weitere Entwicklung oder Nicht-Entwicklung bis auf den heutigen Tag.* Alle Geschichtschreibung muß von diesen natürlichen Grundlagen (der ganzen Ge¬ schichte ausgehen, die in) und ihrer 33—34 ein Schritt, der (eben) durch ihre 38—39 vorgefundenen® und® zu* reproduzierenden® 11 4 Wie die Individuen (sich äußern) ihr Leben äußern, 5—7 Was sie sind, (zeigt sich also in ihrer Produktionsweise, sowohl in dem, was sie produzieren, wie in dem wie) fällt® also® zusammen® io Sie setzt selbst wieder einen (durch) Verkehr 11—12 Verkehrs ist (durch) wieder durch Mit Seite 1112 schließt die Reinschriftvorlage. Die Reinschrift ist Seite 71 bis Seite 1011 unseres Bandes abgedruckt. 91—1015 sind in der Reinschrift keinerlei Korrekturen, nur 8 4 ist erbitterten von Engels nachträglich eingeschaltet, ebenso 10—и Borniert¬ heit (und) dieser* ganzen® junghegelschen* Bewegung*, um* namentlich* den tragi¬ komischen 17-18 /2/ I. Feuerbach A. Die Ideologie überhaupt, namentlich die deutsche. Die (in Deutschland geübte) deutsche“ Kritik 19—21 (Sie war soweit) Weit“ davon entfernt, ihre (philosophischen) allgemein-philosophischen Voraussetzungen zu untersuchen, (daß sämtliche Fragen, mit denen sie sich beschäftigte,) sind“ ihre“ sämtlichen“ Fragen“ 22 Systems, des Hegelschen, (wuch) gewachsen (sind). (Es lag daher nicht) Nicht“ nur 23 Antworten, (sondern) schon in den Fragen selbst lag“ eine Mystifikation. 26 auch nur (versucht hat, obwohl) versuchte“, so“ sehr“ Jeder 27 gegen Hegel und (unter[einander]) gegen einander 29 das ganze System, (so)wie“ gegen 35 Die gesamte (Kritik) deutsche philosophische Kritik 36—37 Stirner beschränkt sich auf (eine) Kritik der religiösen Vorstellungen. *, die mit dem Ansprüche auftrat, die absolute (Befrteierin]) Erlöserin der Welt von allem Uebel zu sein. Die Religion wurde fortwährend als letzte Ursache aller diesen Philosophen widerwärtigen Verhältnisse, als Erz-/[2a]/feind angesehen und behandelt. (Was religiöse Vorstellung)* Man ging 38 Theologie. (Im Anfänge) Was 9 2—4 bestand darin, (auch) die angeblich herrschenden metaphysischen, politi¬ schen, rechtlichen (und), moralischen und andern Vorstellungen (für relitgiös] auch“ unter der Sphäre 5 ebenso das (metaphysische) politische, 14—15 en bloc (kanonisieren konnte.) heilig sprechen 18 kritisierten Alles, indem sie (es auf) ihm religiöse 30 zu kämpfen haben(, und daß eine Veränderung des herrschenden Bewußtseins das Ziel ist, worauf sie hinstreben). Da nach 32 und Schranken (ein Produkt (ihres) des) Produkte ihres Bewußtseins 35 oder egoisti¬ schen Bewußtsein zu (veränfdern]) vertauschen 36 ihre Schranken zu (unter¬ graben]) beseitigen. 38 d. h. es (durch) vermittelst einer 40 „welterschüttem- den“ (Gedanken) Phrasen® 43—44 daß sie (selb[st]) diesen Phrasen selbst 44—45 und daß sie® die wirkliche bestehende Welt (unverändert bleibt,) keineswegs 10 3—< einige und noch dazu einseitige religionsgeschichtliche* Aufklärungen über (christliche (Ge[schichte]) Religions[geschiehte]) das Christentum; (die) ihre sämtlichen 6 Aufklärungen (sämtliche) welthistorische Entdeckungen Nach S. 1011 sind im Original ’/з der Seite frei geblieben. Darauf folgt Bogen {3} u.s.f.
Text Varianten 56? 11 19 und ihres innem* und® äußern* Verkehrs ab. 20—21 zeigt (sich) am augen¬ scheinlichsten 24 das Eingeklammerte nachträglich von Engels eingefügt 25 Aus(dehnung)bildung der Teilung der Arbeit zur Folge. 26 einer Nation (spaltet diese Nation) führt zunächst 27 und® kommerziellen® 30 führt zur Trennung der (industriellen und) kommerziellen Arbeit 32—34 der Arbeit inner¬ halb dieser verschiednen (Arbetiten]) Branchen wieder verschiedene (Klassen) (Verhältnisse) Abteilungen unter den zu bestimmten Arbeiten (cooper[ierenden]) zusammenwirkenden Individuen. 35 bedingt durch die (Art, in der die) Betriebs¬ weise der 40 Die verschiedenen (Formen) Entwicklungsstufen 12 3 Es setzt (zugleich) in diesem 7—8 Die (ganze) gesellschaftliche Gliederung (ist daher auch) beschränkt sich 10 erst® 14 Gemeinde®- und® 16 durch® bis Eroberung® 18 aber (das Gemeindeeigentum) als eine abnorme, 21—22 /[3b]/ schäft die (Herrschaft) Macht über ihre arbeitenden Sklaven (deren Schwäche) und sind 22—25 Es® bis bleiben0 27 Grade, in dem (das) namentlich das 33 ist vollständig ausgebildet. *; in den römischen Plebejern, finden wir (anfangs) zuerst kleine Grundeigentümer, später die Anfänge eines Proletariats, das indes- in seiner halben Stellung zwischen besitzenden Bürgern und Sklaven zu keiner Entwicklung kommt. (Zugleich finden wir hier zuerst)* Hieran schließt sich, im Original durch einen Strich von dem Beginn des fol¬ genden Absatzes getrennt, an S. 1320 13 21 die wir (im) beim modernen 22—23 wiederfinden werden(:). Einerseits® die Konzentration 25—26 vor sich ging(, und); andrerseits® im Zusammenhänge 30 oder ständische Eigentum(; eine [Form]). Wenn 31 und® ihrem® (Gebiet) kleinen® Gebiet® 32—33 Die (zersplitterte]) vorgefundene® dünne®, über eine große 37—38 anfangs (darauf fo[rtgesetzte]) damit verknüpfte 40 durch die® Barbaren selbst 43 unterbrochen, die (Landbevölkerung]) ländliche und 44—45 Verhältnisse (entwickelten im Zusammenhang]) und die dadurch 14 6 gegenüberstehen. (Später trtaten]) Zugleich 7 tritt noch® 10 Macht über die (kleinen) Leibeignen. 12 nur (mit dem Unterschiede, daß die) war die Form 14 weil verschiedene Produktions(bedin) (und Verkehrsbedingungen)bedin- gungen 17—18 Organisation (der Industrie) des Handwerks. 25 einzelner Hand¬ werker, (die wachsende Bevölkerung bei der stabilen Zahl der Handwerker maEch¬ ten]) und® ihre® stabile® Zahl® bei® der® 28 wie die® auf dem Lande 36—37 Stadt und Land in sich; (außer der Ständegliederung war die) die Ständegliederung war (zwar) allerdings® sehr 39—<0 Gesellen (und), Lehrlingen (auf) und® bald* auch® (Pöbel®) Taglöhnerpöbel® in 42 neben* bis aufkam®, 43 in der Industrie (waren zwar die einzelnen HaEndwerke]) war die Arbeit, 15 1 entwickelte sich in (einander) den neueren 4 war für den Grund(besitz)adel 5—6 hatte daher (jedes) überall einen Monarchen an der Spitze. Diese zweite Seite des Bogens 4 ist zu */e leer gelassen. 7 Individuen (unter bestimmten Produktionsverhältnissen), die auf 10 Beobach¬ tung^ die sich einfach an die wirklichen Fakta hält, wird in jedem einzelnen Fall im Stande sein,) muß in jedem 12—15 Spekulation (nachzuweisen) aufzuweisen®. (Man sieht hier, wie die) Die gesellschaftliche Gliederung und der Staat gehen® beständig aus dem Lebensprozeß bestimmter Individuen hervor(geht); aber (nicht) dieser Individuen (wie sie), nicht 17 materiell produzieren (und tätig sind), also wie® sie® unter 19—20 tätig sind. *Die Vorstellungen, die sich diese Individuen machen, sind (entweder) Vor¬ stellungen entweder über ihr Verhältnis zur Natur oder über ihr Verhältnis unter einander, oder über ihre eigne Beschaffenheit. Es ist einleuchtend, daß in allen diesen Fällen diese Vorstellungen der — wirkliche oder illusorische — (Aus- drEuck]) bewußte Ausdruck ihrer wirklichen Verhältnisse und Betätigung, ihrer Produktion, ihres Verkehrs, ihrer (ihres®) gesellschaftlichen und politischen Orga¬ nisation (Verhaltens*) sind. Die entgegengesetzte Annahme ist nur dann möglich, wenn man außer dem Geist der wirklichen, materiell bedingten Individuen noch einen aparten Geist voraussetzt. Ist /E5a]/ der bewußte Ausdruck der wirklichen Verhältnisse dieser Individuen illusorisch, stellen sie in ihren Vorstellungen ihre Wirklichkeit auf den Kopf, so ist dies wiederum eine Folge ihrer bornierten mate¬ riellen Betätigungsweise (der) und® ihrer® daraus entspringenden bornierten gesell¬ schaftlichen Verhältnisse.*
570 Beschreibung der Manuskripte Die Produktion 22 Verkehr der Menschen, (das Aussprechen) Sprache 23 Lebens. (Die Vorstel ¬ lungen und Gedanken,) Das Vorstellen, Denken 26 der* Gesetze*. 27—28 Di« Menschen sind die (Vorstellungen) Produzenten* ihrer Vorstellungen, Ideen ppj, * und zwar die Menschen, wie sie durch die Weise der Produktion ihres materiellem Lebens, durch ihren (Verkehr und die (weittere]) in) materiellen Verkehr und sein« weitere Ausbildung in der gesellschaftlichen und politischen Gliederung bedingtt sind,* aber die wirklichen 29 bedingt sind durch (ihre) eine bestimmt« 45 wird von den wirklich(en) tätigen* 16 6—7 sonstige Ideologie (verlieren hiermit alle ihre scheinbare Selbstständig - keit])und° bis Bewußtseinsformen® behalten® 9—10 sondern die (in ihrer materiellem Produktion und ihrem wirklichen Verkehr sich entwickelnden Menschen) ihrem materiellen n ihr Denken und (der) die Produkte 14 als dem (handelndem Individuum selbst) lebendigen® 17 das Bewußtsein nur als (das Bewußtsein diesen- praktisch sich betätigenden Individuen.) ihr Bewußtsein. 25 wie bei den (bor¬ nierten) selbst® noch* abstrakten* 28—31 wirklichen Leben, (fängt also die wirk¬ liche, positive Wissenschaft an.) beginnt* also die wirkliche, positive Wissenschaft., die® bis Menschen*. 32—33 Die selbstständige (Wissenschaft) Philosophie 38 durch ¬ aus keinen Wert (und helfen nur dazu,) (dienen). Sie können 40 Reihenfolge; (der) seiner* 16 40—175 Sie® bis ergeben® 1644—171 Betrachtung und Ordnung des (historischen) Materials, (an das Auf- suchen des wirklichen, faktischen Zusammenhangs der verschiedenen Schichten gibt.) sei® es* bis Darstellung* gibt. Die (Lösung) Beseitigung 17 4—5 Epoche (herrischen]) sich ergeben. 5—6 heraus, (wie sie) die® wir* 7 Beispielen erläutern. Hiermit schließt die Reinschrift. Das letzte Viertel dieser zweiten Seite des Bogens {5} ist freigelassen. 32 5 / {6}1 8/ sich in Wirklichkeit (darum handelt) und für den 13—14 Feuer¬ bachs (theoretische) „Auffassung“ der (Sinnlichkeit) sinnlichen* Welt® 15—17 und andrerseits auf® die bloße® Empfindung (. —), er“ sagt“ bis „der“ Deutsche““. 17—18 in der Anschauung der (Natur) sinnlichen* Welt®, 20—21 aller* (Glieder*) Teile* bis namentlich® 27—30 sich stets gleiches (Produkt) Ding ist, sondern das (Resultat) Produkt der Tätigkeit (, das Produkt,) einer ganzen Reihe von Generationen (ist), deren Jede 27—29 der* Industrie® und® des® Gesellschafts¬ zustandes* (ist*) und* zwar* in® dem® Sinne®, daß® sie® in® (jeder®) geschichtlichen* (Epoche*) das* (Produkt®) Resultat® Produkt“ ist“ 32 ihre soziale(n Institutio¬ nen]) Ordnung 33 1 „sinnlichen Gewißheit“ (z. B. ein Kirschbaum,) sind ö/(6c)91 2/ 12—15 zur Natur, (worauf) aus der 12—15 (oder“ bis habe“) 21—23 ebenso wie der ..Kampf“ d[es] Menschen mit d[er] Natur, bis zur (völligen) Entwicklung seiner Produktivkräfte auf einer (für) (geseHlschaftlichen]) entsprechenden Basis (u[nd]d.) 3. 28—29 und Maschinen sieht, wo (er) vor hundert Jahren nur Spinn¬ räder und Webstühle (sah) zu® sehen® waren®, 32 Feuerbach spricht (in seiner) namentlich von der (Auftfassung]) Anschauung 37 erst® durch Handel 33 38—349 So® sehr® bis existiert®. — 33 41 würde, Feuerbach (nicht nur zahllose Fak[ta]) eine ungeheure 44—45 würde. (Denn allerdings) Allerdings 3345—341 Priorität der äußeren® Natur bestehen, (und es fällt uns nicht ein zu) und allerdings hat (diese (Natur) Unterscheidung keine) dies Alles keine /(6d)4 10/ Anwendung 1 Diese von Engels ursprünglich mit einer „6“ bezeichnete erste Seite des Bogens numerierte Marx zunächst mit „6b“, dann mit „8“. In der rechten Spalte machte er den Vermerk: Feuerbach 2 Marx numerierte diese Seite ursprünglich als Seite 6c. In die rechte Spalte schrieb er abermals zunächst F., dann Feuerbach 3 Dieser Satz von Marx eingeschaltet 4 Marx numerierte diese Seite ursprünglich als Seite 6d. In die rechte Spalte schrieb er abermals F., dann Feuerbach
Textvarianten 571 34 5—6 ja nicht die Natur (Feuerbachs), in der u—13 aber abgesehen“ davon“ bis faßt“, da er sich auch (hier an der rteinen] Theorie hält, so kommt er nicht dazu, (die Mensch [en]) den „wirklichen, individuellen leibhaftigen Menschen“ nicht in seinem gegebenen geschichtlichen Zusammenhänge, nicht unter seinen vor¬ liegenden Lebensbedingungen, die ihn zu Dem,) hierbei in der Theorie 20 d. h. er (bringt es zu keinem andern) kennt keinen andern 22—23 und“ zwar“ idealisiert“ bis Lebensverhältnisse“. 24 Welt als die (vereinigte sinnliche) ge¬ samte“ lebendige“ sinnliche 25 Individuen aufzufassen, und (wo der praktische Materialist) ist daher 29 also gerade* da 32 wie der (sozialen) gesellschaftlichen Gliederung sieht. 34—35 ist er kein* Materialist 36 aus dem Gesagten erklärt. •Wenn wir nun dennoch auf die (sogenannte) Ge¬ schichte hier näher eingehen, so geschieht es deshalb, weil die Deutschen gewohnt sind /(бе)1 11/ bei den Worten Geschichte und geschichtlich sich alles Mögliche, nur nicht (alles) das Wirkliche (zu dtenken]) vorzustellen, wovon namentlich der „kanzelberedsamkeitliche“ Sankt Bruno ein glänzendes Exempel ablegt. —* —1 2 17 9 Wir müssen (also) bei den (Deutschen voraussetzungslos damit anfangen) voraussetzungslosen Deutschen 13—14 Zum Leben aber gehört (Essen und Trinken, vor Allem Nahrung,) vor Allem 15—18 Auf dieser Höhe malte Marx in die rechte Spalte daneben eine rhomboe¬ drische Figur, die er durch eine Linie mit einem Kreis verband, in den er hinein¬ schrieb und wieder durchstrich: (Die erste) und diese Durchstreichung ersetzte durch die Angabe l3. 20—23 Selbst0 bis voraus* 28 Engländer (haben wenigstens), wenn sie auch (diese) den 18 2 Das Zweite ist, (daß die (Mentschen]) erworbene* Leichtigkeit* der* Be¬ friedigung der ersten Bedürfnisse sogleich neue Bedürfnisse erzeugt,) /{7} 12/ daß (die Befriedigung der) das (schon) befriedigte erste Bedürfnis(se) 24—25 und die vermehrte Menschenzahl neue Bedürfnisse 4 1829—195 Übrigens0 bis machen*. — 19 15—16 und“ bis „Produktivkraft““, 16 daß (der Stand) die Menge 19 und* des* Austausches* 21 solche (Jahrbütcher]) Geschichte (in Deutschland]) zu schreiben, 2&—29 Menschen selbst — (daß also zur „Geschichte) ein Zusammen¬ hang, 34 daß der Mensch (unter andern auch „Geist“ hat, und daß dieser „Geist“ sich als „Bewußtsein“ „äußert“.) auch5 „Bewußtsein“ hat5. 20 4 also* bis existierende* 6 — erst aus dem (Verkehr) Bedürfnis, der* Not¬ durft® 7—9 andern Menschen. *Mein Verhältnis® zu® meiner® Umgebung* ist* mein® Bewußtsein*.* Wo® ein* bis nicht*. 9—10 Für“ bis Verhältnis“ 10 Das Bewußt¬ sein ist (zuerst natürlich) natürlich zuerst 13 nächste“ 14 bornierten“ 16 Bewußtsein (über die) der Natur, 20—27 Man“ bis modifiziert“ ist“, 21 Diese Naturreligion (ist bedingt durch (d[en] Verkefhr]) d[icl Gesellschaftsform (d) und de[n]) oder dies 22 ist bedingt (mit) durch die 27 die Natur noch (noch) (wenig) kaum 29—30 der Anfang des (Gesellschaftlichen) Bewußtseins 35 ist. ((Hammel oder Stammbewußtsein).) Dieses Hammel — 21 2 etc. etc. von selbst (also) oder 4 wo eine Teilung der (geistigen und) materiellen 7 der bestehenden (Dinge) Praxis zu sein, (etwas Wirkliches) wirklich etwas 18 Umkreis, sondern (auch bloß im Kreis des dazu gehörigen Bewußtseins (eintrfitt]) sich einstellt.) zwischen 20—21 einer Nation ((wie jetzt in Deutschland)) sich einstellt. — *wo dieser Nation dann, weil dieser Widerspruch (sich) scheinbar nur als ein Widerspruch (des Be¬ wußtseins eintritt,) innerhalb des nationalen Bewußtseins erscheint, auch der Kampf sich auf diese na-/{8}6 16/tionale Scheiße zu beschränken scheint, eben weil diese 1 Marx numerierte diese Seite mit 6e, dann mit 11 2 Dieser dicke Trennungsstrich nachträglich, nach der Streichung, an dieser Stelle angebracht 3 Vergleiche hierzu die Fußnote zu Seite 16 des Manuskripts, S. 572 unseres Bandes, Note 1 4 Diese 6 Worte von Engels nachträglich eingeschaltet 5 Von Marx korrigiert. Daneben in der rechten Spalte seine Notiz von S. 23 Note 6 Diese erste Seite des ursprünglich 8. Bogens numerierte Marx mit einer 16
572 Beschreibung der Manuskripte Nation die Scheiße an und für sich ist.* Übrigens 22 Auf der Höhe dieser Zeile notierte Marx in der rechten Spalte: 11, 12, 13, 14. 15, 16,1 25 geraten können® und® müssen®, 27—28 und materielle (Arbeit) Tätigkeit — ^Tätigkeit und Den¬ ken, d.h. gedankenlose Tätigkeit und (gedanken[loses]) tatloser Gedanke,* 1 2 daß der Genuß und die Arbeit, Produktion® und® Konsumtion®, verschiedenen 33 der idealistische (spekulative) geistliche 34 des (einzelnen) vereinzelten Individuums 2 1 37—221 bewegt. (Dieser idealistische Ausdruck bestehender ökonomischer Schran¬ ken ist nicht allein rein theoretisch, sondern auch im praktischen Bewußtsein vor¬ handen, d. h. (er) das sich emanzipierende und mit der bestehenden Produktions¬ weise in (Zwtiespalt]) Widerspruch geratende Bewußtsein bildet nicht allein Religionen und Philosophien, sondern auch Staaten.) Mit der Teilung 22 7—8 das Eigentum, das (sich bereits) in(nerhalb) /17/ der Familie. 9 sind, (naturwüchsig entwickelt hatte.) schon® bis hat*. 13— ie Übrigens® sind® bis aus¬ gesagt® wird®. — 17—18 Interesse des (Einzelnen und) einzelnen Individumms oder 24—25 daß (die eigne Tat der Menschen,) solange (diese Tat keine (wirklich) freie gesellschaftliche) die Menschen 27 solange die (Arbeit) Tätigkeit 28 geteilt ist, (die Teilung) die(se TäEtigkeit] > eigne Tat 30 ihn (beherrscht) unterjocht, statt 31 verteilt (ist) zu werden anfängt, hat 31—32 ausschließlichen® 33—34 oder“ kritischer“ Kritiker“ 39—40 morgens (Schuhmacher (und mittfags]), nachmittags Gärtner, abends Schauspieler zu sein, wie ich gerade Lust habe) zu jagen 40—41 nach“ dem“ Essen“ zu“ kritisieren“ 42 Fischer (oder), Hirt oder“ Kritiker“ 2243—2326 Konsolidation (meines) unsres eignen Produkts zu einer (Macht über mir) sachlichen* Gewalt® über uns®, die (meiner) unsrer* Kontrolle entwächst, (meine) unsre* Erwartungen durchkreuzt, (meine) unsre* Berechnungen zu Nichte macht, ist eines der Hauptmomente in der (bestehenden sozilalen]) bisherigen ge¬ schichtlichen Entwicklung, und (im Eigentum, das, anfangs eine durch (den) die Menschen (eingefrichtete]) selbst vollzogene Einrichtung, bald der Gesellschaft eine eigne, von seinen Urhebern keineswegs beabsichtigte Wendung gibt, für einen Jeden anschaulich, der sich nicht im „Selbstbewußtsein“ oder im „Einzigen“ fest¬ gerannt hat.) /17/ eben® bis darzustellen*. 23 3 gemeinschfaftlichen] Interesseis] (bildet sich) nimmt 6 und® bis Gemein¬ schaftlichkeit* 23 und“ der“ Herrschaft“ überhaupt“ 26—38 Eben“ weil“ bis nötig“. 28—29 überhaupt® das* Allgemeine® illusorische® Form* der® Gemein¬ schaftlichkeit® 39 in* bis bedingte® 24 3—34 Diese“ „Entfremdun g““ bis voraussetzt“. 7 daß sie (eine) die Masse 13 schon (das weltgeschichtliche, statt dies] lokalen) die in weltgeschichtlichem“, statt dler] in“ lokalem“ Dasein 19 universel¬ len“ 20 gesetzt ist“, daher 22 gleichzeitig er (scheint) zeugt ((die“) allgemeine“ Konkurrenz“) (und nun), jedes 23 Umwälzungen der“ andern abhängig macht(. Ohne dies), und 24 empirisch“ 26 (und) 2) die (fremden) Mächte зо lo¬ kalen“ 36 annehmen, und (z. B.) etwa* das® Grundeigentum® 37—38 in Frank¬ reich aus (dem großen Grundbesitz) der Parzellierung 41—12 nichts ist als (das Verhlältnis]) der Austausch der (einzelnen) Produkte 25 7—9 und der (Vernichtung) darin liegenden Vernichtung (des Scheins, als ob die Fremdheit) der Fremdheit, mit der sich die Menschen zu ihrem eignen Produkt verhalten, die Macht (der Nachfrlage]) des Verhältnisses 10—11 die Produktion, (ihr gegenseitiges) die Weise ihres gegenseitigen 11 bekommen? —3 12—17 Der“ Kommunismus“ bis Voraussetzung“. 13 ein Ideal, (das Fremdgewlordene]) wonach 14—16 Wir nennen Kommunismus die (pralktische]) wirkliche Be¬ wegung, (welche die praktisch[e Aufhebung]) welche den jetzigen Zustand aufhebt. (W’ir haben bloß zu schreiben,) Die Bedingungen dieser Bewegung (sind nach der 1 Diese Zahlenreihe besagt, daß der Text der Seiten 11—16 und weiter den Anfang des Abschnitts über Geschichte bildet, der mit Seite 11 beginnt. Vergl. Streichung S. 1715—18, S. 571 unseres Bandes 2 Das zwischen ♦—♦ gesetzte, schrieb Marx in die rechte Spalte und strich es hinterher wieder durch 8 Ein dicker Trennungsstrich zwischen diesen Worten und dem mit Die durch die auf allen beginnenden Absatz
Textvarianten 573 realen (vorliegenden) Wirklichkeit selbst zu beurteilten]) ergeben 19 abgeschnittne Arbeiter(klas[se]) kraft—, 22 Das Proletariat (setzt also die Weltgeschichte als praktisch empirische“ Existenz voraus.) kann also 23 seine“ Aktion“ 25—26 d. h. Existenz der Individuen, die (materiell) unmittelbar mit der (Geschichte aller) Weltgeschichte 35 und wie (falsch) widersinnig 37—38 Staatsaktionen ist. (Jetzt erst, nachdem wir uns über diese (realistische]), der) Bisher haben wir hauptsächlich nur die eine Seite der menschlichen Tätigkeit, die Bearbeitung der Natur durch die Menschen betrachtet. Die andre Seite, die Bearbei¬ tung der Menschen durch die Menschen — —1 Ursprung des Staats (aus) und das Verhältnis des Staats zur bürgerlichen Ge¬ sellschaft.1 2 34 37 Ursprünglich von Engels mit einer 9 bezeichnet, als erste Seite des Bogens 9, dann von Marx mit der Nummer 20 versehen. 3&—39 vorhergegangenen (hinter- laEssenen]) übermachten (Kapitalien, Materiale) Materiale, Kapitalien, 41 die (alte) überkommene 45 der Zweck (zum Grunde lag) zu Grunde gelegt wird, 35 6—7 Abstraktion (aus) von der späteren Geschichte (, aus dem Resultat und Produkt dessen, worin man diese Geheimnisse sieht) ist, efine] Abstr[aktion] von dem 11—14 durch die ausgebildeten (Verhältnisse]) Produktionsweise, Ver- kehr(sformen) und (massenhafte) dadurch naturwüchsig® hervorgebrachte Teilung der Arbeit (aufgehoben) zwischen® verschiednen® Nationen* vernichtet 26—21 Kon¬ tinentalsystem (her [vorgebrachte]) (notwendig gern [achte]) erzeugte 22 /21/ (ge¬ gen Napoleon) zum Auf stände 26 Weltgeistes“ 29 den Beweis liefert. — *der heilige Max Stirner selbst trägt die Weltgeschichte auf seinem Rücken herum und ißt und trinkt sie jeden Tag, wie vor Zeiten den Leib und das Blut unsres Herrn Jesu Christi. Es folgt also, daß in der „Welt¬ geschichte“ die Individuen ebenso sehr dieselben „Eigner“ sind (und sowenig in) wie in jedem Stimerschen „Verein“ von Studenten und freien Nähterinnen(. Ferner ergibt) und die Weltgeschichte produziert ihn, den Einzigen, der sein eignes Pro¬ dukt ist, (täglich) wiederum täglich, da er essen, trinken und sich kleiden muß; die Zitate im „Einzigen etc.“ wie die Polemik des heiligen Max gegen Heß und andre entlegene Leute beweisen, wie er auch geistig von der Weltgeschichte produ¬ ziert wird.* Hierauf folgt im Original 26 14 In der bisherigen Geschichte 17 fremden Macht (geknech) (, einer immer massenhafter werdenden Macht) geknechtet worden sind 21 daß durch (die) den Umsturz (und die Auflösung) des 23—24 unten) und* die damit* identische® Aufhebung 25—26 Macht aufgelöst wird® und alsdann* die Befreiung (des) jedes einzelnen Individuums in (mit) demselben (Verhältnisse der) Maße 28—30 Daß“ bis klar“. 32 (auch“ mit“ der“ geistigen“) 33—34 Beziehung gesetzt und (be¬ fähigt) in* den® Stand® bis für® 35 Erde ((Menschenschöpfungen“) Schöpfungen“ der“ Menschen“) zu (genießen) erwerben. 36 diese (erste) naturwüchsige® Form 27 12 physisch und geistig, (wenn auch nicht im Sinne) aber nicht sich machen, weder im Unsinn des heiligen Bruno, wonach *„es im Begriff“ (1) „der Persönlich¬ keit“ (2) „überhaupt“ ((1)) (3) „liegt“ (4), „sich selbst beschränkt zu setzen“ (was ihm vortrefflich gelingt) „und diese Beschränkung, die sie“ (nicht durch sich, (sondern) auch nicht überhaupt, auch nicht durch ihren Begriff, sondern) „durch ihr allgemeines“ (5) „Wesen“ ((3)) ((5)) (6) „setzt“, (7) „da eben dieses Wesen nur das Resultat ihrer i n n e r n“ ((6)) (8) „Selbstunterscheidung“ (9), „ihrer Tätigkeit ist, wieder“ ((7)) (10) „aufzuheben“ ((8)) (ll)3. p. 87, 88; noch im Sinne des „Einzigen“, des (ein) „gemachten“ Mannes.* *Es ergibt sich nun aus dem Vorhergehenden (, daß, (für die je) (wenn) für 1 Diese beiden Sätze strich Marx rechts an und notierte daneben: Verkehr und Produktivkraft 2 Nach diesem Satz ist x/e der Spalte frei geblieben 3 Alle Numerierungsversuche von Engels und Umnumerierungen von Marx hat¬ ten den Zweck, dem „heiligen Bruno“ ein Dutzend unzweifelhafter hegelscher Kate¬ gorien in einem einzigen seiner Sätze nachzuweisen; da dies an dieser Stelle mi߬ lang, schrieb Marx, nachdem er das ganze Zitat und den folgenden Absatz durch¬ gestrichen, auf der Höhe der Tilgung in die rechte Spalte: (Herr Bruno bringt es nicht zum Dutzend)
574 Beschreibung der Manuskripte das kommunistische Bewußtsein) soviel, daß die Individuen, deren Bewußtsein kommunistisch ist, sobald sie (die bestehende Gesellschaft) mit der bestehenden Gesellschaft nitcht]* Hierauf folgt im Manuskript 59 9 (Um) Schließlich erhalten wir io— n Entwicklung der (Geselllschaft]) Produktivkräfte 17 zu genießen, welche (außer der) aus der 19 allen andern Klassen (gezw[ungen]) forciert 24 2) daß (jede Entwicklungsstufe der (Gesell¬ schaft) Produktivkräfte (einer bestimtmten]) der Herrschaft einer bestimmten Klasse der Gesellschaft zur Basis dient,) die Bedingungen, 27 sind, deren soziale (Macht, als die), aus ihrem 29 und deshalb (auf der letzten Stufe der bürger¬ lichen Gesellschaft) jeder 29—30 gegen (die herr[sehende]) eine Klasse, 33 an” andre* Perc-sonenm 35 richtet, (und) die Arbeit (die (moderfne]) Form der Tätigkeit (der) unter der die Herrschaft der) (aufhebtt]) beseitigt, 60 1—3 schon® der® Ausdruck® bis Gesellschaft® ist®; 4 dieses (Bewußtstem]) kommunistischen 11—12 vom Halse zu (stürzen) schaffen und (eine) zu einer neuen Begründung der Gesellschaft befähigt zu werden.* ({10})1 Während über diese Notwendigkeit der Revolution sämtliche Kommunisten sowohl in Frankreich, wie in England und Deutschland seit geraumer Zeit einverstanden sind, träumt der heilige Bruno ruhig weiter fort, und meint, (wenn) der „Reale Humanismus“, d. h. Kom¬ munismus, werde nur deswegen „an die Stelle des Spiritualismus“ (der® keine® Stelle® hat®) gesetzt, damit er Verehrung gewinne. Dann, träumt er fort, müsse wohl „das Heil gekommen (sein), die Erde zum Himmel und der Himmel zur Erde ge¬ macht sein“. (Der (Theologe) Gottesgelahrte kann den Himmel noch immer nicht verschmerzen.) „Dann tönt in himmlischen Harmonien Freud und Wonne von Ewig¬ keit zu Ewigkeit“ (p. 140). Der heilige Kirchenvater wird sich doch sehr wundern, wenn der jüngste Tag, an dem sich dies alles erfüllet, über ihn hereinbricht — (der) ein Tag, dessen Morgenrot der Widerschein brennender Städte am Himmel ist, wenn (diese „himmlischen Harmonien“ in der Gestalt) unter diesen „himm¬ lischen Harmonien“ die Melodie der Marseillaise und Carmagnole (unter) mit obligatem Kanonendonner an sein Ohr (sc)hall(en)t, und die Guillotine dazu den Takt schlägt; wenn die verruchte „Masse“ 9a ira, 9a ira (schreit) brüllt“ und das ..Selbstbewußtsein“ (ä la lanterne) vermittelst der Laterne aufhebt. Der heilige Bruno hat am Allerwenigsten Ursache sich von der „Freud und Wonne von Ewigkeit zu Ewigkeit“ ein erbauliches Gemälde zu entwerfen. (Die „Anhänger der Feuer- bachschen Liebesreligion“ scheinen (sich) doch eine eigentümliche Vorstellung von dieser „Freud und Wonne“ zu haben — wo es auf ganz andre Dinge als „himm¬ lische Harmonien“ ankommt. Und obwohl sie den heiligen Mann ziemlich genau kennen, so enthalten sie sich doch des Vergnügens (über) das Verhalten (des heitligen]) Sankt Brunos am jüngsten Tage (einigetrmaßen]) (spekuUativ]) а priori zu konstruieren.) 1 2 3 Wir enthalten uns des Vergnügens, das Verhalten Sankt Brunos am jüngsten Tage а priori zu konstruieren. 8 Es (wäre) ist“ auch schwer zu entscheiden, ob die (cm[pörtenl) proletaires en revolution als „Substanz“ (die gegen das Selbstbewußtsein rebelliert), als „Masse“, die die Kritik stürzen will, oder als „Emanation“ des Geistes, der indessen noch die zur Verdauung Bauer- /24/scher Gedanken nötige Konsistenz abgeht (zu fassen wären) gefaßt“ werden“ müßten“.*4 * * Hierauf folgt 27 15 (Dieser Geschichtsauffassung]) Diese Geschichtsauffassung 18 mit dieser (Produktion) Produktionsweise 20—21 verschiedenen Stufen (und in ihrem prak¬ tisch-idealistischen Spiegelbilde, dem Staat,) als® Grundlage® bis darzustellen®, 1 Marx tilgte diese Engelssche Bogenbezeichnung, numerierte selbst die gänz¬ lich durchgestrichene Seite nicht, sondern schrieb auf die 10 drauf: Bauer 2 Marx machte rechts eine Klammer, die vom Beginn der Seite bis hierher geht und schrieb daneben Heilige Familie. Dieser Vermerk diente, ebenso wie die Bezeichnung „Feuerbach“, in dem ursprünglichen Manuskript dazu, es in die „Einzel¬ kritiken“ zu zergliedern, noch ehe die Titel dieser „Einzelkritiken“ fixiert waren. Die Bezeichnung Heilige Familie bedeutete also nichts als den provisorischen Titel des Manuskripts „Sankt Bruno“ 3 Diesen Satz formte Marx aus dem Engelsschen 4 Diese zwei Zeilen am Anfang der Spalte strich Marx zweimal durch, trennte die Streichung durch einen über beide Spalten gehenden Strich von dem folgenden Text, schrieb über den Strich die 24 und darunter: Feuerbach
Textvarianten 575 22 theoretischen® 23—27 etc. etc. (zu erklären) aus ihr zu erklären und (auf sie zurückzuführen.) ihren“ bis werden“ kann“. зз—34 durch (Nachweis) Auflösung ins „Selbstbewußtsein“ 40 sonstigen Theorie ist. (Hieraus geht nun ferner) Sie zeigt, daß 43—<4 ein“ historisch“ bis zu“ einander“ 45 von ihrer (früheren) Vorgängerin 28 1 Kapitalien® 8 jedes® Individuum® und® jede Generation (gegeben vorfindet) als etwas 19—24 nämlich“ bis revolutionierte“ 21 einer revolutionären“ Masse, 21—22 Bedingungen d. bisherigen (Verkehrs) Gesellschaft, 23 selbst, (gegen) — (ihre allgemeine Tätigkeit) die „Gesamttätigkeit“, 31—38 steht(, betracfhtet]). (Die so behanfdelte Geschichte])® Die® Geschichte® muß* bis erzeugt“ wird®. 39 Staatsaktaionen (gesehen, die) und (thfeologische]) religiöse und überhaupt® 2842—29 з Z.“ B.“ bis verwandelt“, welche die Praxis 28 43—44 obgleich“ bis Motive“ sind“, 29 2 wird in d. (wirklich) einzig bestimmende und aktive (Wesen verwfandelt]) Macht verwandelt, 9 Engländer (sich) wenigstens 12 Kraft der Geschichte. (Hegel ist der (die) konsequente letzte) Die Hegelsche 16—20 handelt, (die man) die dann auch ganz konsequent dem heiligen Max Stirner 16—19 auch dem“ heiligen“ Bruno“ bis und“ noch“ konsequenter“ 26 und setzt in® ihrer® Einbil¬ dung® die religiöse 29 samt (der daraus) ihrer Auflösung 37—38 und als ob (es nicht höchstens (als) wissenschaftlich amüsant sein könne, das Kuriosum dieser theoretischen Wolkenbildung aus den wirklichen irdischen Verhältnissen auch im Einzelnen zu erklären und nachzuweisen.) (das mehr als ein wissenschaftliches Amüsement sein könne,) das wissenschaftliche Amüsement, 39—10 umgekehrt“ 29 38—3014 denn® mehr® als® das® bis Umstände® aufgelöst®. 30 1—2 /{11)27/ in irgend eine andre Marotte aufzulösen, (während es sich) d. h. 4—5 handelt diese (Entwicklung) theoretischen Phrasen 6—7 dieser Phrasen (im Bewußtsein der), die Beseitigung 8 wie* schon® gesagt®, 9 theoretische (Be¬ weisführung) Deduktionen 12 und wenn (sie) diese Masse 14 aufgelöst. — (Die Nationalität) Das rein Nationale 31—34 Jahrhundert, (so geschieht dies auch nur,) so® gehen® sie® bis auch® diese® nur® in der Absicht, um diese Zeit als eine (Vforstufe]) unvollkommene Vorstufe(, als den Johfannnes Baptista]), als den 36 des (Berliner) deutschen Philosophenkampfes 31 8 Deutschland, sie (haben) verwandeln das Rheinlied in ein geistliches Lied (verwanfdelt]) 10—11 französischer Provinzen, französische (Departements) Ge¬ danken 13—14 Weltherrschaft Deutschlands proklamieren. Hierauf folgt im Ori¬ ginal: •(Um an) Kehren wir nun, nach dieser unvermeidlichen Abschweifung, zum heiligen Bruno und seinen welthistorischen Kämpfen zurück. Nachdem (er) Bruno“ also Feuerbach* einige gewichtige Worte ans Herz gelegt hat, sieht er sich den Kampf zwischen diesem und dem „Einzigen“ an. Das Erste, (was er) wodurch er sein Interesse an diesem Kampfe bezeugt, ist ein feierliches, dreimaliges Lächeln. „Der Kritiker geht unaufhaltsam, siegesgewiß und siegreich seines Weges. Man verleumdet ihn: er lächelt. Man verketzert ihn: er lächelt. Die alte Welt macht sich auf in einem Kreuzzug gegen ihn: er 1 ä c h e 11“. Daß der Kritiker seines Weges geht, oder seiner Wege, ist nicht neu — (abefr]) meine Wege sind nicht Eure Wege, meine Gedanken nicht Eure Gedanken, meine Wege sind theolo¬ gische Wege und ich bin zu gescheut, mich auf andere — zu wagen, spricht der Kritiker. Der (Kritfiker]) heilige Bruno — das ist also (seine) konstatiert, geht seiner Wege, aber er geht sie nicht wie andre Leute, er geht einen kritischen Gang, er vollzieht diese wichtige Handlung mit „Lächeln“. „Er lächelt mehr Linien in sein Gesicht hinein als auf der Weltkarte mit beiden Indien stehen. Das Fräu¬ lein wird ihm Ohrfeigen geben, und wenn sie es tut, wird er lächeln und es für eine große Kunst halten“ — wie Malvoglio bei Shakspeare. Der heilige Bruno rührt selbst keinen Finger, um seine beiden Gegner zu bekämpfen, er weiß ein besseres Mittel, sie los zu werden, er überläßt sie — divide et impera — ihrem eignen Streit. Er stellt dem „Einzigen“ den Feuerbach, den „Menschen“ p. 124, und dem Feuerbach den „Einzigen“ (p. 126 ff.) gegenüber; er weiß, daß sie (sich wufetend]) so erbittert auf einander sind, wie*1 1 Die Fortsetzung in Gestalt der 3. u. 4. Seite des Bogens 11 fehlt (Vgl. S. 83 33 bis 84n unseres Bandes)
576 Beschreibung der Manuskripte Statt des obigen durchgestrichenen Textes der linken Spalte dieser Seite schrieib Engels in die rechte Spalte derselben den Text von 3115—325 den Marx überschrieb: Feuerbach 31 1&—19 in“ ein“ bis verwandelt“, 20 revolutionären® 22 Feuerbachs ganzte (Beweisführung) Deduktion 27 Bewußtsein über (das Bestehende) ein b e - stehendes Faktum 29—30 Wir erkennen (übrigens sehr wohl an) es übrigems vollständig an, 30—31 gerade (über diese) dieser Tatsache (hervorztubringem sucht]) zu erzeugen 34 Max (den feuertbachschen Kommunisten]) die Vorstel¬ lung 35 was teilweise® schon 44—45 bestimmten Existenzverhältnisse®, Lebens¬ weise und Tätigkeit eines (Menschen) tierischen 412 1 Hier (sieht) wird 5 ihr „Sein“ ihrem 1 Auf die fehlenden Seiten 29 und 30 (3. und 4. Seite des Engelsschen Bogens 11) folgt eine von Marx nicht numerierte durchgestrichene Seite, die Engels in dem ursprünglichen Manuskript als erste Seite des Bogens 20 mit einer 20 numerierte. /{20}/ *also der Protestantismus die Wahrheit der Hierarchie, also die wahre Hierarchie ist. Da aber nur die wahre Hierarchie den Namen der Hierar¬ chie verdient, so ist es klar, daß die Hierarchie des Mittelalters eine schwäch¬ liche“ sein mußte, was ihm um so leichter (wird al[s]) zu beweisen wird, als (er) in den obigen und hundert andern Hegelschen Stellen die Unvollkommenheit der Geistesherrschaft im Mittelalter dargestellt war, was er nur abzuschreiben brauchte und wobei seine ganze „eigne“ Tätigkeit darin bestand, das Wort „Geistesherr¬ schaft“ durch „die Hierarchie“ zu ersetzen. Die einfache Schlußfolge, durch wel¬ che sich ihm die Geistesherrschaft schlechthin in die Hierarchie verwandelte, braucht er nicht einmal zu (ziehten]) machen, nachdem es unter den deutschen Theoretikern Mode geworden war, die Wirkung mit dem Namen der Ursache zu belegen und Alles z. B. (theologisch zu nennen, was) in die Kategorie der Theo¬ logie zurückzuwerfen, was (sich) aus der Theologie hervorgegangen war (— die Spekulation) und noch nicht ganz auf der Höhe (ihrer) der Prinzipien dieser Theoretiker stand — z. B. die Hegelsche Spekulation, den Straußischen Pantheis¬ mus pp — ein Kunststück, das namentlich im Jahre 1842 an der Tagesordnung war. Aus den obigen Stellen geht ebenfalls hervor (1)), daß Hegel 1) die französi¬ sche Revolution als eine neue und vollendetere Phase dieser Geistesherrschaft faßt, 2) (die Weither[rschaft]) in den Philosophen die Weltherrscher des neunzehnten Jahrhunderts sieht, (und) 3) (die) behauptet, daß jetzt nur abstrakte Gedanken unter den Menschen (herrschen) gelten (und), 4) daß schon bei ihm Ehe, (Staat) Familie, Staat, Selbsterwerb (pp), bürgerliche Ordnung, Eigentum® pp“ als („das Göttliche und Heilige) göttlich und heilig, als® „das Religiöse®“ gefaßt werden, und 5) daß die Sittlichkeit als (die vollendete Vergeistigung der Welt) verweltlichte Heiligkeit oder geheiligte Weltlichkeit, als die höchste und letzte Form der Herrschaft des Geistes über die Welt dargestellt wird 1 2 — Alles Dinge, die wir bei Stirner (bereits) wörtlich wiederfinden (werden).* ♦Hiernach wäre in Beziehung auf die Stimersche Hierarchie gar nichts mehr zu sagen, als warum (er) Sankt Max Hegel abgeschrieben hat — ein Faktum, zu dessen Erklärung aber wiederum materielle Fakta nötig sind, (die) und /30/ das deshalb nur für diejenigen erklärlich ist, die die Berliner Luft kennen. Eine andre Frage ist, wie die Hegelsche (Auffassung) Vorstellung von der Herrschaft des Geistes zu Stande kommt, und hierüber ((wird) (es) werden allerdings für (Deutschland]) die deutschen Theoretiker einige Worte hier angebracht sein^ siehe“ oben“.* 3 Hierauf folgt mit einem Absatz 35 30 Die Gedanken der herrschenden Klasse 32 herrschende materielle' Macht (der Geschichte ist) der Gesellschaft 36 im Durchschnitt“ 38 weiter Nichts als der ide(ologische)elle Ausdruck 1 Die Fortsetzung in Gestalt der Seite [29] und [30] fehlt (Vgl. S.5403—21 unseres Bandes) 2 Von und 5) bis hierher von Engels nachträglich eingeschaltet 3 Marx trennte das Durchgestrichene von dem Folgenden durch einen Strici über beide Spalten der Seite, die er mit einer 30 versah. (Vgl. S. 1579—15 unseres Bandes)
Textvarianten 577 36 8 als herrschender Gedanke die (Vorstell [ung]) Doktrin 12 Teilung der (ma- teriefllen]) geistigen 15 Ausbildung” der® 20 dazu® bis und® Gedanken® 21 kann diese (Teilung der) Spaltung 24 wo die Klasse (als solche) selbst 31—33 (Läßt) Löst man nun bei der Auffassung des geschichtlichen Verlaufs (die herrschende Klasse weg) die® Gedanken® der* herrschenden® Klasse® von® der® herrschenden® Klasse® los0, verselbstständigt® man® sie* und bleibt 35—36 sich um die (Art) (Weise) Bedingungen der Produktion und® um* die® Produzenten® dieser 36—37 läßt® man® bis weg®, 39 herrschte, die (Gedanken) Begriffe 41 herrschten. * Diese „herrschenden Begriffe“ werden eine® um so allgemeinere und® umfassendere® Form haben, je mehr die herrschende Klasse genötigt ist, ihr Inter¬ esse als das (der ganzen) aller Mitglieder der Gesellschaft darzustellen. Die herr¬ schende Klasse selbst hat im Durchschnitt die Vorstellung, daß diese ihre Begriffe herrschten, und unterscheidet sie nur dadurch von herrschenden Vorstellungen (andrer Klassen) früherer Epochen, daß sie sie als ewige Wahrheiten darstellt.* 1 Die herrschende Klasse 37 3—4 schon® um ihren Zweck durchzu(setzen)führen, ihr Interesse als das (der gantzen Gesellschaft]) gemeinschaftliche® Interesse® aller Mitglieder 6—7 einzig vernünftigen, allgemein* gültigen® darzustellen. 14 sich® unter® bis Verhältnisse® 19—20 Herrschaft der (Feudfalität]) Aristokratie 24 wogegen (später) sich dann später 32 Klasse (nichts sei) nur 35 besonderes Interesse (praktisch als Allen gemeinschaftlich und theoretisch als allgemein darzustellen.) als allgemeines 38—39 und“ vor“ allem“ bis hervorgehen“ 38 1 ist es (nicht mehr schwer) sehr leicht 2—3 die“ Idee“ etc.“ 4 alle (ver¬ schiedenen) diese einzelnen t>—9 Es1 2 ist2 bis können2. 13 nun wieder auf die (Repräsentanten) Produzenten 15 Die® Denkenden® als® solche,® 17 ausgesprochen wurde. *Das ganze Kunststück also, in der Geschichte die Ober¬ herrlichkeit des Geistes oder, wie Stimer sagt, die Hierarchie nachzuweisen, beschränkt sich auf folgende drei (Wandlunfgen]) Efforts, deren Halt eine durch¬ aus unkritische Leichtgläubigkeit ist — bei Stirner unterstützt durch* *Die Adop¬ tion der Hegelschen (Herrschaft) Weltherrschaft der Philosophen und ihre Ver¬ wandlung in eine Hierarchie durch (Stirfner]) Sankt Max (wird) kommt vermit¬ telst der gänzlich unkritischen Leichtgläubigkeit unseres Heiligen (zu Stande) und durch* /[ {21} a]/ *eine „heilige“ oder® heillose® Unwissenheit zu® Stande®, die sich damit begnügt die Geschichte zu „durchschauen“ (d. h. die Hegelschen geschichtlichen Sachen durchzuschauen) ohne von ihr viele „Dinge“ zu „wis¬ sen“. Überhaupt müßte er ja fürchten, sobald er „lernte“ — sich nicht mehr „ab¬ schaffend und auflösend“ (p. 96) zu verhalten, also in der „Geschäftigkeit des Un¬ geziefers“ stecken zu bleiben — Grund genug, um nicht zur „Abschaffung und Auflösung“ seiner eignen Unwissenheit „weiter zu gehen“.* 3 Erstens. Man muß 17—20 Das4 ganze4 bis 34 Efforts4. 21 (Erstens) No® Iе. Man muß 26 (Zweitens. No® 2®) Man muß (diese) (unter) in diese (herrschenden Gedanken) Gedankenherrschaft 27 bringen, (den) einen (Zusam¬ menhang) (Gedankenzusammenhang) (logischen) mystischen 28—29 nachweisen, was (nur) dadurch (geschehen kann) zu Stande 30—32 (dies® ist® bis Zusammen¬ hängen® 32—34 und“ weil“ bis werden“). 35 (Drittens) No® 3®. Um (die Mystik dieses) das mystische 37—38 um® recht® bis erscheinen®, 40 die“ Ideo¬ logen“, 41 als® die® Herrschenden® 39 3 Zügel schießen lassen. *(Wenn) Macht“ man wie“ Hegel“ eine solche Konstruktion zum ersten Male (macht und sie) für die ganze Geschichte und® die® gegenwärtige® Welt® in® ihrem® ganzen® Umfange® macht(, wie® Beides® bei® Hegel® der® Fall® war”,) so ist dies nicht möglich ohne umfassende“ positive Kenntnisse (und), ohne wenigstens stel¬ 1 Dieser Satz statt des vorhergehenden nachträglich von Engels eingeschaltet und ebenfalls durch gestrichen 2 Diesen Satz schrieb Marx ohne Einfügungszeichen in die rechte Spalte 3 Marx trennte die vorhergehende Streichung von dem Folgenden durch einen ungerechten, über beide Spalten gehenden Strich und versah die Seite mit der No 34 (Vgl. S. 1581—12 unseres Bandes) 4 Von Marx statt des Getilgten eingeschaltet Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt.. Bd. 5 37
578 Beschreibung der Manuskripte lenweise auf die empirische Geschichte einzugehen (und“) ohne“ (eine"1) gro- ße(nm) Energie“ und“ Tiefblick. (Wenn) Begnügt"1 man sich (aber damit be¬ gnügt) dagegen“, eine vorhandene (Geschichte-) überlieferte /[{21 }b]/ Konstruk¬ tion zu seinen eignen Zwecken zu exploitieren und umzuwandeln, und diese „eigene“ Auffassung (mit) an einzelnen Exempeln (z. B. Neger und Mongolen, Katholiken und Protestanten, der französischen Revolution pp) nachzuweisen, (so ist) — und dies tut unser Eiferer wider das Heilige — so ist (der Rückfatll]) dazu durchaus keine Kenntnis der Geschichte nötig (und das). Das Resultat dieser ganzen Exploi¬ tation (fällt) (muß notwendig ein so (unstinniges]) komisches sein, wie wir es bei Sankt Max bisher gefunden haben und noch finden werden. Am Komischsten wird diese Art die Welt zu konstruieren, wenn sie aus der Vergangenheit in die unmittelbarste Gegenwart tritt, wie wir davon beim „Sparren“ und sonst schon Exempel hatten und noch herrlichere Exempel finden werden.) wird notwendig komisch; am Komischsten, wenn aus der Vergangenheit in die unmittelbarste Gegen¬ wart hinübergesprungen wird, wie wir davon beim „Sparren“ schon Exempel fanden.* 1 *Was nun die wirkliche Hierarchie des Mittelalters betrifft, so bemerken wir hier bloß, daß diese für das Volk, für die große Masse der Menschen nicht exi¬ stierte. Für die große Masse existierte nur die Feudalität, und die Hierarchie nur, insofern sie selbst entweder Feudalität oder antifeudal (innerhalb der Feudalität) ist. Die Feudalität selbst hat ganz empirische Verhältnisse zu ihrer Grundlage. Die Hierarchie und ihre Kämpfe mit der Feudalität (die Kämpfe der Ideologen einer Klasse gegen die Klasse selbst) sind nur der ideologische Ausdruck der Feudalität und der innerhalb der Feudalität selbst sich entwickelnden Kämpfe, wozu auch die Kämpfe der feudalistisch organisierten Nationen unter sich gehören. (Also) Die“ Hierarchie( =) ist“ die“ ideale Form der Feudalität(.—). die“ Feuda¬ lität ( = ) die“ politische Form der mittelaltrigen Produktions- und Verkehrsver¬ hältnisse. ((d.h. das gegenseitige Verhalten der Individuen in ihrer unmittelbar¬ sten materiellen Wirklichkeit) (deren Darstellung also) die in letzter Instanz also die reelle Basis innerhalb (der beiden herrschenden) sowohl der Feudalität) Aus der Darstellung dieser praktischen, materiellen Verhältnisse (also) ist also allein (sowohl die Hierafrchiel) (allein) der Kampf der Feuda/[{21 }c]/lität gegen die Hierarchie zu erklären; mit dieser Darstellung hört von selbst die bisherige Ge¬ schichtsauffassung, die die Illusionen des Mittelalters auf Treu und Glauben an¬ nahm, auf — namentlich die Illusionen, die Kaiser und Papst in ihrem Kampfe gegen einander geltend machen.* 1 2 Statt dieser ganzen auf Seite 34 des Manuskripts beginnenden Streichung, schrieb Marx in die rechte Spalte jener Seite den Text von S. 3910—16 und kreuzte ihn links an. An die Fortsetzung der Streichung schließt sich auf Seite 35 des Manu¬ skripts unmittelbar an der Text von 39 4—9 Während (man) im gewöhnlichen 10—n und“ warum“ 12 mit d. (ideo¬ logischen Bewußtsein) Illusion d. Ideologen 16 und“ der“ Teilung“ der“ Arbeit“. 9 sich einbildet. *Da (übrigens) Sankt Max (über die wirkliche®, geschichtliche® Hierarchie nichts sagt,*)* als daß sie eine sehr „schwächliche“ gewesen sei, womit Nichts ge¬ sagt ist, so haben wir mit dem Obigen bereits zu viel über die Hierarchie gesagt (und), was übrigens nicht um Stirners willen geschehen ist. (Die) Eine (er¬ schöpfendere) wirkliche Darstellung dieses Gegenstandes, statt der obigen abstrak¬ ten Andeutungen über die wirkliche Darstellung würde man dem (Biederma[nn]) „edlen“ Egoisten Stirner vielleicht geben, sobald er sich den Gegenstand selbst ..aneignet“ und sich nicht mehr damit begnügt. (Phrasen aus) Hegels Abstrak¬ tionen über die Hierarchie und das Mittelalter (sich) auf einige „pomphafte Worte und armselige Gedanken“ zu reduzieren.* — * (außer) nur Hegels Abstraktionen über Mittelalter und Hierarchie auf „pomphafte Worte und armselige Gedanken“ 1 Von wird notwendig bis hierher von Marx statt der von ihm getilgten Engels¬ sehen Fassung eingeschaltet 2 Statt der mit dem Eingeklammerten beginnenden horizontalen Streichung ist dieser Satz von Marx aus dem ursprünglichen Engelsschen Text umgeformt worden (Vgl. S. 15813—1592 unseres Bandes)
Textvarianten 579 reduziert, ist keine Veranlassung gegeben, (von) auf d. wirkliche(n) geschicht¬ liche^) Hierarchie weiter (zu sprechen) einzugehn.* 1 *Aus (der obigen Anleitung eine Hierarchie ä la Stirner zu konstruieren) dem“ Obigen“ geht (übErigensl) schon hervor, daß man das Kunststück auch umdrehen und den Katholizismus nicht nur als Vorstufe, sondern auch als Verneinung der wahren Hierarchie fassen kann; so ist also Katholizismus = Negation des Geistes, Ungeist, Sinnlichkeit, und hierbei kommt dann der große Satz unsres Jaques le bon¬ homme heraus, daß (der Jesuitismus) die Jesuiten „Uns vor dem Verkom¬ men und Untergang der Sinnlichkeit gerettet haben“ (p. 118). Was aus „Uns“ geworden wäre, wenn der „Untergang“ der Sinnlichkeit zu Stande ge¬ kommen wäre, erfahren wir nicht. (Es ist nicht die) Die ganz materielle Bewe¬ gung^ die mit dem) seit dem sechzehnten Jahrhundert (ein) die „Uns“ nicht (nur) vor dem „Verkommen“ der Sinnlichkeit rettete, sondern im Gegenteil die „Sinn¬ lichkeit“ viel weiter ausbildete, existiert® für® Stimer® nicht® — es sind die Jesuiten, die alles das zu Stande gebracht haben. Man vergleiche übrigens Hegels Phil. d. Gesch. p. 425.* 1 2 * (Kommen wir nun zur Hierarchie des heiligen Max.) Indem (er den) St.“ Max“ die alte Pfaffenherrschaft in die neuere Zeit überträgt, (brauchte er nur die) hat er damit (das Gesetz) die neuere Zeit als „das Pfaffentum“ auf¬ gefaßt; und indem er diese in die neuere Zeit übertragene Pfaffenherrschaft wie¬ der (nach den) in ihrem Unterschiede von der alten mittelaltrigen Pfaffenherr¬ schaft faßt, stellt er sie als Herrschaft der Ideologen, als „das Schulmeister- tum“ dar. So ist also Pfaffentum = (Geifstesherrschaft]) Hierarchie als Geistes¬ herrschaft.* 3 Im Manuskript fehlen hierauf die Seiten 36, 37, 38 und 39, die von dem Engels¬ sehen Bogen {83} gebildet wurden. Die Fortsetzung der letzten Seite dieses Bogens {83} bildet die erste Seite des Bogens {84} — in unserm Bernde 55 з funden wird, von Marx als Seite 40 bezeichnet. 10—n (das“ Wasser“ etc.“) 14 unter (die Arbeit) ein Produkt der Arbeit. 16 naturwüchsige Herrschaft (des EigentEumsl), im zweiten 19 der® Boden® selbst® 21 den Austausch zusammen (gehören) gehalten werden. 26 reicht der (gewöhnElichel) durchschnittliche 29 Arbeit praktisch® vollzogen 30 Nichteigentümer (eine rein persönliche) auf 31 auf® bis beruhen®, 35 Produktionsinstruments (; im zweiten Falle), und daher ohne (TEeilungl) Verteilung 56 6 in der großen Industrie (tritt) ist der Widerspruch 7 Privateigentum erst(, wenn sie bereits entwickelt ist, hervor.) ihr Produkt, 9 erst möglich. —4 Hierauf folgt im Manuskript 39 19 Die größte Teilung 26—27 des® Gemeindewesens0 und® damit® der 27 Hier (zeigen sich zuerst die beiden großen Klassen) zeigte sich 36 die® Teilung® der® Arbeit®, unter® 40 15—16 hat. (Kommen wir jetzt auf unser Beispiel.) In den Städten, 23 Leib¬ eigenen, (die Notwendigkeit) der fortwährend 26—31 die® Notwendigkeit® bis er¬ lernten® Arbeit® (gegen*) 33—35 Wir® haben® bis einzugehen®. 39—40 machtlos waren (und mit der Stellung vorlieb nehm [en mußten!), worin sie sich 44 die® erlernt® werden® mußte®, 41 7 und® Verteidigungsmittel® 10—11 kriegsmäßig gerüsteten (Macht unorga[ni- siertl), sie eifersüchtig 14 am besten entsprach; (sie) (die Gesellen des ein) (sie waren unter sich wieder zersplittert, indem die Gesellen der verschiedenen Meister innerhalb eines und desselben Handwerks wieder gegenüberstanden; das) das patriarchalische 27—29 Die® großen* bis total® erfolglos®. —4 Hierauf folgt im Manuskript 42 4—13 Das Kapital bis ständisches Kapital. —4 Hierauf folgt im Manu¬ skript 41 30 Die (Arfbeitl) Teilung der Arbeit 1 Von (außer) nur bis hierher ist der Text von Marx geschrieben, als Ersatz für die von ihm gestrichene Engelssche Fassung 2 Dieser ganze Absatz von Engels nachträglich eingeschoben 3 Hier bricht der Text ab (Vgl.S. 159 3— 28 unseres Bandes) 4 Ein langer Trennungsstrich vor dem folgenden Absatz 37*
580 Beschreibung der Manuskripte 42 4—« war ein (spe[zifisch]) naturwüchsiges (spezifisch ständisches) Kapi¬ tal, das in (einem Hause) der Wohnung (und), den Handwerkszeugen und” bis Kundschaft* 8 auf den Sohn forterb(te)en mußte. 41 36—37 der* Mangel® bis Bedürfnisse* ließen keine weitere* 42 3 unter sie subsumiert. —1 Hierauf folgt im Manuskript 42 14 Die nächste Ausdehnung 16 Kaufleuten, eine (Teiltung]) Trennung, 17 u.” A.* mit® den* Juden*) 19 den (unmittelbaren) nächsten Umkreis 23 be¬ kanntlich* 24—25 jedesmalige® 28 durch® die® Kaufleute® 29 hinaus, (mit dem ) (tritt) tritt (die Verbindung]) sogleich зо—31 Die Städte treten (aus ihrer Iso¬ lierung heraus, verk) mit einander in (Verkehr) Verbindung, (die Produk¬ tionsinstrumente) (eine) es werden 36—37 aufgelöst zu werden. —1 Hierauf folgt im Manuskript 43 35 Es hängt lediglich von der Ausdehnung des Verkehrs ab, (inwiefern) ob 40 Lokalität (neu) besonders gemacht werden, und (ob nun) bloße 44 1 hin, (eine Masse gewonnener Produktivkräfte und Erfindungen (auf lange Zeit) und Bedürfnisse auf lange Zeit wieder) ein Land 4—5 Wie wenig (eine> ausgebildete Produktivkräfte selbst bei einem (ziemlich) verhältnismäßig 6—7 sicher sind, (beweist die Geschichte der Phönizier) beweisen die Phönizier, und“ die“ Glasmalerei“ im“ Mittelalter“, deren Erfindungen 9 Verfall (dieser Nation) auf lange Zeit 11—12 geworden ist, und (ein Konkurrenzkampf aller Nlationen]) die große Industrie 18 und® später* in Flandern® 25 teils® in* den* Zünften* 25—26 teils® bei* den* Kaufleuten® 36—37 Akkumulation* und* Mobi¬ lisation des (Kapittals]) naturwüchsigen Kapitals 45 1—3 Neben den (weben[den]) zum Selbstgebrauch webenden Bauern, die (noch immer) fortbestehen blieben und noch (selbst) fortbestehen, kam eine neue Klasse von (Export) Webern 13—14 war (das (Eigen[tum]) Kapital der) durch das 23—24 hatten. *Mit der Manufaktur veränderte sich ebenfalls das Verhältnis der Arbeiter zum Arbeitgeber. An die Stelle des patriarchalischen* (Die) Mit dem Anfänge 26—27 Gefolgschaften (und), die Entlassung der zu¬ sammengelaufenen* Armeen, die 28—29 durch* bis Viehweiden*. зо genau mit (dem Aufhötren]) der Auflösung 45 39—46 2 Mit* der* Manufaktur* bis politische® Bedeutung®. 46 11 und® überhaupt* bis Produktion® 14 Die (neuen Märkte, die) neuen, 17 und dem feudalen® Grundeigentum und® den® Arbeitern* 20—21 riefen (Be¬ dürfnisse]) eine neue 47 2—4 Privilegien(, die natürlich nicht gegen inländische, sondern nur gegen5} nicht entbehren, die natürlich nicht nur gegen inländische, sondern hauptsächlich gegen 5—11 Prohibitionen (und Schutzzöllen) auf die ganze Nation erweitert. Die* Zölle® bis Geld* zu* bekommen®. — Die (Entdeckung) Erscheinung ie Der Staat, der des Geldes (nicht mehr) täglich weniger 27 und* die* Schiffahrt* 23—30 spielte; (der sich öffnende Weltmarkt wurde von den einzelnen Nationen akkapariert. die sich um seine Exploitation stritten. Diejenige Nation]) die® Kolo¬ nien® bis Weltmarkt®. 33 Traktate (und in letzter Instanz durtch]) möglichst 34 wurde® der* Konkurrenzkampf® 35 Seekriege) (beseitigt) geführt® und® ent¬ schieden®. Die (im Seeehandel) zur® See® 36—37 im® Handel® bis Ein® Land*. 39 im® Kolonialmarkte® durch® Monopole® 4743—481 die* Ausfuhr* bis England* 48 4—5 Ausdehnung der (Industrie) Manufaktur. Die (kleine) Manufaktur 6 di sie (unter ungünstigen Bedingungen eben) durch 11—12 einer (Nation) großer 17—18 und daher (die Herrschaft dietser]) der Einfluß 20-21 die Manufacturien (bekamen ihren) verlangten 23—24 einigermaßen® 25 Vgl.* Aikin* pp.° 29 e: de marine.“ Hierauf folgt im Manuskript 48 33—34 — 1 Die Bewegung bis Vgl. A. Smith. — 1 35—37 Nation ausge(geschlos- sen)beutet wurde, die® bis unter* sich*, 43—44 bleiben sie (Spießbürfger]) Klein¬ bürger. Vgl. A. Smith — 1 Hierauf folgt im Manuskript 48 30 Diese Periode 1 Ein langer Trennungsstrich vor dem folgenden Absatz
Textvarianten 581 48 32—492 Aktien*- und Fondsspekulationen, (und) der Agiotage in allen Artikeln (überhaupt) und” der® Ausbildung* des® Geldwesens* überhaupt. 49 7—8 einen relativen® Weltmarkt(, soweit ein) und damit 18—20 (die* durch* bis Wissenschaft®) 24 das® seine® bis wollte® 29—31 (sie® ist* bis Handelsfrei¬ heit*), stellte die® Kommunikationsmittel und® 32 Weltmarkt her (und erzeugte die rasche Zirkulation (der Kapitalien, (die Abhängigkeit]) damit) und (und Zentralfisation]) Konzentration der Kapitalien), unterwarf® sich® den® Handel®, ver¬ wandelte 41—42 bisherige® naturwüchsige® Ausschließlichkeit 50 4—5 und® löste® bis Geldverhältnisse® auf®. 14—18 Diese* Produktivkräfte* bis Anwendung® kommen®. 21—22 jeder Nation (durch) noch aparte nationale Inter¬ essen (gegen andre Nationen) (noch ein) behält, (schafft) schuf 24—27 eine* Klasse®, bis selbst® unerträglich®. 28—30 Industrie nicht (in (allen Ländern) jedem Lande und nicht) in jeder Lokalität(en) eines Landes zu derselben Höhe der Aus¬ bildung kommt(, aber): Dies (übt) hält indes (auf) die Klassenbewegung des Proletariats (keinen) nicht auf, 35—39 Ebenso® bis hereingerissen® sind®. (, indem dadurlch])® 51 4 geworden war. Hierauf folgt im Manuskript — 1 und danach 63 24—36 Dieser Widerspruch bis machten 28 wobei er (sich in verschiedenen Gestalten, als Kollision verschiedener Klassen, als Widerspruch des Bewußtseins etc. mit reproduzierte.) zugleich verschiedene 32—33 sie als die (eigentliche) Basis 36 Illusionen machten. Hierauf folgt im Manuskript 63 13—23 —1 2 Alle Kollisionen bis gebracht). Hierauf folgt im Manuskript 50 40—51 36—38 — 2 (Wie die) Die Konkurrenz bis Kopf schlagen sollen. 50 41 sondern (auch) noch mehr 5042—5136—32 diese Individuen (wieder vereinigt werden) sich vereinigen, abge- sehn® bis erst® hergestellt® sein® müssen®. 51 37 existieren soll (und) oder daß die Individuen (sich) Verhältnisse, über (denen) die 38 schlagen sollen. Hierauf folgt im Manuskript —2 und danach 1830—1937—11 Häuserbau. bis sich von selbst. Hierauf folgt im Manuskript —? und danach 65 36—40 3[Der bei bis existiert habe.] 3 Hierauf folgt im Manuskript 42 38—43 34 Die Bürger bis mehrere Male angedeutet. — 42 41 führte (zu der (Assoziatfion]) Vereinigung mehrerer Städte, die in der Gleichheit der Interessen gegenüber dem Feudaladel ihren Grund hatte.) die ein¬ zelnen Städte 42 45—431 Die Lebensbedingungen der (Einzelnen) einzelnen Bürger wurden durch (die Vereinigung dieser Einzelnen zu den gemeinschaftlichen Existenzbedingungen einer Klasse.) den Gegensatz 43 2 die davon® bedingte® Art 4—8 Die® Bürger® bis bedingt® waren®. 15 be¬ sitzenden® 16—18 (während® bis entwickelt®) 26—27 und® damit* ihre® Persön¬ liche® Entwicklung® 33—34 angedeutet. —2 Hierauf folgt im Manuskript 65 1—15 Wenn man bis durchzusetzen hat. — 1—3 Wenn man diese Entwicklung der Individuen in (den (gegebfenen]) ihnen) (ihren teils gegebenen, teils durch weitere Ausbildung der gegebenen Existenzbedingungen philosophisch betrachtet) den gemeinsamen Existenzbedingungen der (Klassen) geschichtlich® aufeinander¬ folgenden® Stände und Klassen 15 mehr durchzusetzen hat. — (, eine Klasse, die) Hierauf folgt im Manuskript — 2 und danach 63 37—6414 Die Verwandlung bis ihre Freiheit.— 6З42—641 und® die® bis aufheben®. Dies (kann) ist® ohne die Gemeinschaft (nicht geschehen, und die durch sie gegebene vollständig freie Entwicklung des Indi¬ viduums unmöglich. In der Gemeinschaft ist erst) nicht® möglich®. Erst in 64 4 In den bisherigen (scheinbaren) Surrogaten® der® 13—14 In der wirklichen Gemeinschaft (haben) erlangen die Individuen in und durch ihre Assoziation zu¬ gleich ihre Freiheit. — 2 Hierauf folgt im Manuskript 1 Ein langer Trennungsstrich 2 Ein dicker Trennungsstrich zwischen dem vorhergehenden und dem folgenden Absatz 3 Die eckigen Klammern von Marx
582 Beschreibung der Manuskripte 6516—6714 Die Individuen bis durchzusetzen. 65 21 der (historisfchen]) gesellschaftlichen 27 bedingt und (modifiziert) be¬ stimmt, 34—35 die* Zufälligkeit“ bis In[dividuume] tritt 66 5 freier* als* früher“, 11—13 ihre Existenzbedingung, das Mobileigentum (als etwas, das) und* die“ Handwerksarbeit“, die* schon vor ihrer Trennung vom Feudalverbande latent existiert (hatte, und nahm daher als etwas Positives) hatten, als etwas Positives 15 die feudale Form in (seiner) ihrer* Weise an. 29—30 und worüber ihnen (die) keine gesellschaftliche Organisation eine Kontrolle geben kann,1 30 und der (Gegensaltz]) Widerspruch 67 4 in die andre stellen. — 1 2 Hierauf folgt im Manuskript — 2 und danach 66 32—<3 NB bis zu erwerben. — Hierauf folgt im Manuskript — 2 und danach 67 4—14 Während bis durchzusetzen. 8—9 um* persönlich* bis zu® kommen®, 9—10 die® zugleich® bis Gesellschaft“ ist®, 12 der die Individuen* der* Ge¬ sellschaft 13—14 um (zur Herrschaft) ihre* Persönlichkeit* durchzusetzen®. Hierauf folgt im Manuskript — 2 und danach 64 15—43 Es geht bis Verkehrsformen. — 15—16 hervor, daß (die Individuen, die sich in jeder geschichtlichen Epoche befreiten, nur ihre bereits vorhandenen, ihnen gegebenen Existenzbedingungen weiter entwickelten.) das gemeinschaftliche 16—17 einer* Klasse* traten®, und® das* durch 19—21 Durchschnittsindividuen angehörten*, nur soweit sie in den Existenzbedingungen ihrer Klasse lebten (ange¬ hörten, nicht aber eine Gemeinschaft, in denen sie als), ein Verhältnis, 31—34 durch* ihre* bis geworden* war“, 35—36 (keineswegs* bis notwendige“) 36—38 (ver¬ gleiche* bis Republiken“) 43 Verkehrsformen. — Hierauf folgt im Manuskript — 2 und danach 6015—6312 Der Kommunismus bis erhielten). 60 19 der bisherigen (Individuen) Menschen 22 materielle (Einrichtung) Her¬ stellung 25 Basis zur* Unmöglichmachung* 26 unabhängig (und doch aus bestehenden, 28 Die Kommunisten (verhalten sich) behandeln 31 oder* die* Bestimmung* 34 /{89)60/ (Das persönliche) Der Unterschied zwischen persön¬ lichem 61 15 die Erzeugung (oder) wie* die* 17—18 (widerhaariges* bis hominem*). 24 unter bestimmten (Bedingungen) Verhältnissen* 62 16—24 Hieraus* folgt®, bis zu® brechen® ist®. 63 9—10 schon* um® bis zu® sichern*. 11—12 wo sie die (vollständigste]) voll¬ endetste Form der feudalen Organisation erhielten). — Hierauf folgt im Manuskript 12 34—1319 [3 Dieser ganzen bis unterbrochen werden konnte. — 4 12 35—36 den” Krieg®, Plünderung®, Raubmord® pp® 13 4—11 (verursacht® außer® bis verursacht® wurde®), 19 unterbrochen werdet konnte. — Hierauf folgen im Manuskript — 2 und danach 54 4—37 Es ist nichts bis (Karl der Große pp). 8 Bei dem Nehmen durch' Barbaren® 12 Vereinigung und (ihrem Zusammenwirken, soweit dies möglicE ist,) dem Gemeinwesen beruhen. 13—14 Das ine Papier® bestehende® Vermöget 27—28 von den (romanisierten) Eroberten 37 (Karl der Große pp) Hierauf folgt im Manuskript die Angabe fortzufahren — darauf — 2 und danach 56 10—З8 In der großen Industrie bis dieser Zersplitterung 14 für® die® Indi viduen® 15—22 Also® liegt® bis capitaux® entgegen®. 25—26 gegenübertritt, (zeig; sich als Notwendigkeit) entwickelt sich 31 Werkzeuge® und® Materisdien' 32—34 und® damit® bis Eigentums® selbst®. 36—37 dieser Zersplitterung. Hieraw folgt im Manuskript — 2 und danach 62 40—45 (Persönliche Energie bis sitzen geblieben). Hierauf folgt im Manuskript —2 und danach 1 Diese 11 Worte von Marx hinzugefügt 2 Ein langer Trennungsstrich 3 Eckige Klammer von Marx 4 Vgl. Streichung S.1233
Textvarianten 583 56 39—598 Es zeigen sich bis zu verwandeln. 57 28—29 (welche® die® jetzt® bis Selbstbetätigung* ist®), 31 Es ist also jetzt soweit gekommen, daß die (zu einer Totalität entwickelten und mit einem uni¬ versellen Verkehr zusammenhängenden Produktivkräfte gar nicht mehr von den Individuen angeeignet werden können,) Individuen sich die 39 Charakter haben. (Sie ist ferner bedingt durch die Individuen, die diese) Die »Aneignung 58 1 Selbstbetätigung vollständig® ausgeschlossenen 16 und® das® Eigentum* unter® Alle* 59 8 zu verwandeln. — 1 Hierauf folgt im Manuskript 2538-26 12 Die bürgerliche Gesellschaft bis bezeichnet worden. 26 3 sich® geltend® machen*. 11—12 bildet, (kann indes ebensogut mit diesem Namen bezeichnet werden) ist indes fortwährend mit demselben Namen bezeich¬ net worden. —1 Hierauf folgt im Manuskript 515—543 Verhältnis von Staat und Recht zum Eigentum1 2.— Die erste Form bis aufzunehmen. 51 10—17 Bei® den® antiken® bis ex® jure* Quiritum”). 10 Bei den antiken Völ¬ kern ((besonders Rom und Sparta)) erscheint, 16 (Sklaverei* und® Gemein¬ wesen®) 52 10 Interessen notwendig* geben. 13 Ländern (überwundenen) beseitigten* 16 Dies ist (nur) namentlich 24—25 und* die® ganze* bis zusammenfaßt*, 33 industrielle* und® kommerzielle® 34 dieselbe blieb (und diese Entwicklung nicht (von einer) durch eine (Entwicklung) Ausdehnung der Industrie und des Handels herbeigeführt wurde). Bei den 36 begann mit (der Entwicklung) dem Entstehen 53 16—17 auf dem bloßen (Willen) Privatwillen®, der® willkürlichen® bis Sache® 22 Verkehr, und® bis Recht® zu einer Sache (wird), zu 28 durch die Konkurrenz die (Grundrente) Rente 31 nichts damit anfangen, (sein Eigentum nutzt ihm zu Nichts,) er besitzt 32—33 um (den) seinen Boden 34 es sich, daß (alle Verhältnisse, in (die) welche® Individuen unter einander treten, für den Juristen für ganz (zufällige) willkürliche Verhältnisse) es für sie und® für® jeden® Kodex® 35—36 z.® B.® Verträge®, (und® daß* der® Inhalt® der* Verträfgel®) und daß ihm diese Verhältnisse für® solche® gelten*, (die* er®) 37—38 /t'.^;72/ [kann] (die also) und* deren® Inhalt® ganze 54 3 die Eigentumserwerbsarten aufzunehmen. Hiermit bricht der Engelssche Text ab. Darauf folgt im Manuskript 536 4—53713 alles von Marx geschrieben 536 17—18 das Wahre. (2) kömmt hinzu, daß diese Kerls) Über den Zusammen¬ hang 21 Verhältnisse werden in der (Wirklichkeit) Jurisprudenz, 537 5 von sich aus. (Wie kömmt es, daß sie unter) Ihre Verhältnisse 7—8 daß die (v[on] ihnen) Mächte ihres eignen Lebens (als Mächte) übermächtig 9 die Teilung der Arbeit (Naturwüchsige), deren Stufe C. „Das Leipziger Konzil“ /71—72/. Dies Ms., von Engels auf die linken Spalten der drei ersten Seiten eines Folio¬ bogens nieder geschrieben, ist eine Reinschrift. Paginierung fehlt. 71 16 alias Absoluten (verhandelt) plädiert wird, Nach S. 72 45 folgt: *Im Hintergründe erscheint Dottore Graziano, alias Arnold Rüge, unter dem Vorwande eines „ungemein pfiffigen und politischen Kopfes“. (Wigand, p. 192).* D. „II. Sankt Bruno“ /S. 75—94/. Dies Manuskript ist eine von Engels angefertigte Reinschrift. Der Text ist in die linken Spalten der Foliobogen geschrieben. Die Paginierung stammt von Marx. 75 4 (Kampf) I.® „Feldzug®“ gegen Feuerbach 76 9 gleich den ersten (Satz) Passus“ 10 Reiche Gottes (eröffnet): 1 Ein langer Trennungsstrich 2 Vgl. S. 3341—34617 unseres Bandes
584 Beschreibung der Manuskripte 77 з Widerspruch (mit seinen beiden Bestandteilen) und behauptet 9—n wie® statt® bis dieses® Selbstbewußtseins® 15—17 da® er® bis versieht*. 19—20 den wirklichen (Dingen) Menschen® und® ihren® Verhältnissen® 25 Boden aus und (hält ihn so sehr für den einzig geeigneten Kampfplatz, daß er die Frage über das Verhältnis „des Selbstbewußtseins“ zum „absoluten Geist“ immer noch für eine Röchst wichtige, entscheidende Frage hält.) steht selbst 30 längst (präexistierende) antizipierte* 36 Stirner als (sein,) B r u n о s(,) Machwerk 40—41 Ur®-Original 78 11 Selbstunterscheidung (im Detnken]®) des* Menschen® im* Denken* 27 (obwohl Bruno (nie etwas Anderes getan als) stets“ das 42—із hervorgeht, (welchen Felsenglauben) wie* felsenfest* 44—45 eine* neue* bis Verhältnisse*, 80 9 sogar sein (Wille) Magen® 40 außer ihr voll(zieht)zogen“, 81 1—5 Bruno“ greift“ keineswegs“ (Feuerbachs“ höchst“ bornierte“ Weise“ an“) die“ bis Sünde“. 27 Fleischliche(, die keinen Geist haben). Diese 83 18 wirkliches Wesen“ (sei) wäre“), 28 dann auch (für ihn), daß (er) St.“ Bruno“ 30 Inhalt (des Materialismus) ihrer* Weltanschauung* 31 St.“ Brunos“ Betrachtungen 84 5 (Daß der Kritiker) Der Heilige Bruno“, das 19—21 Über* diese® bis seien*. 26—27 der sogar (ein spezifischer Geruch) als“ odor“ specificus“ der Massen (war) galt“, akzeptiert er p. 129 von Stirner den (Egoisten) Egoismus“, 39—40 zwischen (Bruno Bauer und der Masse) (Bruno Bauer), dem* Kritiker* Bruno“ Bauer“ und® dem* Dogmatiker* zieht, 85 21—22 Milch habe ich Euch zu trinken gegeben(“, d. h. Humanismus, „) und nicht Speise(“, d. h. Kommunismus, „), denn Ihr konntet noch nicht.“ 1. Kor. 3, 1—2. Hierauf folgt im Manuskript als neuer Absatz: *Wenn der Kommunismus1 an die Stelle des Spiritualismus (der keine Stelle hat) gesetzt wird, träumt der heilige Bruno und läßt er die V[er]f[asser] der Heiligen Familie träumen, „müsse wohl das Heil gekommen, die Erde zum Himmel und der Himmel zur Erde gemacht sein. Dann tönt in himmlischen Harmonien Freud und Wonne von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ p. 140. /[5al / Der heilige Kirchenvater (beweist“ durch“ diese“ Stelle“(, da) nichts“, als“ daß“ er“ aus“ nicht“) wird sich doch sehr wundern, wenn der jüngste Tag, an dem sich dies Alles erfüllet, über ihn hereinbricht, ein Tag dessen Morgenrot der Widerschein brennender Städte am Himmel ist, (und an dem) wo“ Kanonendonner und das“ Schlachtgeschrei der verruchten“ Masse die „(Wonne) Freud und Wonne“ der Ideologen in ihre Hosen jagen wird. Wir (enthalten uns des Vergnügens) ver¬ zichten“ auf“ das“ Vergnügen“, das Verhalten Sankt Brunos an diesem jüngsten Tage а priori zu konstruieren. Es ist auch wirklich schwer zu entscheiden, ob die proletaires en revolution als „Substanz“, die gegen das „Selbstbewußtsein“ rebelliert, als „Masse“, die „die Kritik“ stürzen will, oder als „Emanation“ des Geistes, „der indes noch zur Verdauung“ Bauerscher Gedanken „nötige Konsi¬ stenz abgeht“ (siehe B. Bauers Religion des alten Testaments) gefaßt werden müßten. —* 1 2 Hierauf folgt im Manuskript 23 Der erste Eindruck, 86 34—35 die (die „Entfaltung) das“ „Leben“ der Menschheit“ (hindert) nieder¬ hielten“, 89 4—8 „in dessen bis Tätigkeit ist“? 3 90 0—10 durch“ ökonomische“ Verhältnisse“ erzeugte“ 91 10 Aus der (Erörterung) Beleuchtung® 17 wie (ihm) sein Vorgänger 45 Schließlich läßt (Herr) Sankt® Bruno 92 23 Disparateste in einen (angeblichen) vorgeblichen® 33—34 für“ dessen“ bis übernehmen“, 93 7 durch“ einen“ Umweg™ 11—20 daß die „wahre“ (1) bis (12) „noch nicht5 27 von ,Auferstehen“ spricht, (was allerdings eine überflüssige Konzession an die Phrasen der Philosophen war,) so setzt 1 Über Kommunismus schrieb Marx reale Humanismus 2 Vgl. Streichung S.6O11, S. 544 unseres Bandes 3 Vgl. Streichung S. 2712, S. 573 unseres Bandes u. Note
Textvarianten 585 94 29—30 Sankt Bruno (würde) wäre“ für das weibliche Geschlecht allerdings gefährlich (sein), da er die 34—35 Blumen brechen, sondern sie (nach der „un¬ widerstehlichen Persönlichkeit“, die „dieses einzige Geschlecht) verwelken lassen 38 besitzt“. Hierauf folgt im Manuskript * (5. Sankt Bruno auf seinem „Triumpfwagen“.)* * Ehe wir unseren „siegreichen und siegsgewissen“ Kirchenvater verlassen, treten wir für einen Augenblick unter die gaffende Masse, die ebenso eifrig herbeiläuft, wenn er „auf seinem Triumpfwagen fährt und neue Triumpfe sam¬ melt“, als wenn der General Tom Thumb mit seinen vier Ponies eine Diversion macht. Wenn wir einzelne Gassenlieder (dabei singen) brummen® hören, so „liegt es doch im Begriff“ des Triumphats „überhaupt“, mit Gassenliedern empfangen zu [werden.] * 1 E. „III. S а n k t M а x“ /S. 97—428/. 971—1122 Der Text liegt in Weydemeyers Handschrift vor. 99 16 „Gott“ (in) und“ „der 102 17—18 Hand- und (Schul)Schubdienstem 103 8 Verwandlung des“ Strebens 40 Du mir als vollendeter (Geist) Mathe¬ matiker 104 24—25 (ein Interesse der“ Befriedigung 105 18—19 leibhaftig. — Abermalige“ Eskamotage (No 2). 34 dessen wirk¬ liche“ Macht 108 8 der Mann als“ negative 111 16—20 Zweite“, historische“ bis Idealismus“, Mann“). 112з—1424 Der Text liegt in Engels Handschrift vor 112 2—3 „Diew Besessenen“". /{6}/(3. Negative Einheit) A. Reine unreine Geistergeschichte. 37 = Neger, Kinder®, Katholiken, 113 12 Philosophen selbst (— ein Glaube an die Spekulation, der allen Glauben übersteigt). Seine 14—16 wird (hier in ein) ine der® Hierarchie® zu® einem® gegenwärtig wirklich (existierendes) existierenden Verhältnis, (als) zur Welt¬ herrschaft der Ideologen (vorgestellt) (verwandelt). 114 14—19 1. Es® können® bis Realismus® sind®. —® 116 25 Bewährtheit“ (in seine Einzige Geschichte hinein). Wenn wir 117 31—33 Schwanz an. (Hier folfgt]) (Er läßt) Folgen® sogleich noch ein paar Exempel dieser (auf einer) kindlichen Leichtgläubigkeit (beruhenden Methode folgen.): 11745—1181 /8[6a]/ Rechte hätte (er) St.“ Max“ sogleich 118 11—12 Die (wirkliche) faktische Unwahrheit 39 Skeptikern über (in denen er die Vollender der von Sokrates angefangenen Arbeit entdeckt.) Er entdeckt in ihnen 41—43 folgt, namentlich“ die enzyklopädische Wissenschaft des Ari¬ stoteles (und ihre Weiterbildung in der alexandrinischen Schule entstfand]) existiert 119 19—21 Neuakademikern und Skeptikern /[6c]/(, bei Jedem von denen er eine verschiedene Gestalt ist.). Jede® dieser® bis Geschlecht®“ hat®. 29—30 und (daher auch) an die Stelle 120 18 Material durchzuführen, (wo dann notwendig allerlei, was ohne einen Geisterapparat,) und 26 erlaubt ist, sich (über alle bestehenden Gesetze und Vorstellungen hinwegzusetzen. Z. B. Blutschande zu begehen, den Eid zu brechen etc. etc.) in jeder 39—40 Philosophie haben. (Das Einzige, was) /[{8}al [7a]/ Wir hören nur von ihnen (hören, ist,) daß Horaz! 121 5—6 ev&vuia — (Frohsinn) niederdeutsch® Wellmuth®) 14—15 Aristoteles ist und® bis Laertius®, 18—25 Griechen war — daß (bei ihm die uns ohnehin 1 Fortsetzung fehlt, da das zweite Blatt dieses Bogens 9 abgerissen wurde
586 Beschreibung der Manuskripte wenig bekannte Ethik von viel untergeordneterer Bedeutung ist, als die Natur¬ philosophie —) seine® kaum* bis (Dalton® usw.®) — Alles das 21 per abusiun Philosophie genannt werden (können) (dürfen), (und) weil 22 nur eine (phy¬ sische) physikalische 30 [ {8}bl [7b]/ wispert (und sich selbst beschaut), nur wie 122 5—6 social ( ovvOqxrj )(, i.“ e.m einem Konkurrenzverhältnis“) beruhe. 21—24 des* Schweins®, behalten, weshalb* bis 1688е). 31—39 So0 kommen* bis p.®327®. 42—<4 Hierbei® bis (ibid.*). 123 12—13 der letzten antiken (Philosophen (zu) für die alte Geschichte und die Auflösung) Philosophien während der 13 zu würdigen (und zugleich ihreX, hätte (der heilige) Jacques 23—24 zu amüsieren. *(. Sie (waren) wurden); gerade wie die französischen Aristo¬ kraten nach der Revolution die Tanzmeister von ganz Europa wurden, und wie die englischen Lords bald (zu den Stallknechten) als die Stallknechte und Hunde- fütterer(n) der zivilisierten Welt (herabsinken werden.) ihre rechte Stelle finden werden.* Wollte übrigens 27—28 auflösen lassen mußte, (die nichts weiter sind als) deren® Philosophie* nichts weiter ist®, als die phantastische Zusammenfassung 31—32 sich auflösen. *Stirner hätte uns dagegen zeigen müssen, wie das Griechentum selbst nach seiner (politischen und philosophischen) Auflösung noch eine lange Zeit fort¬ existierte — wie neben ihm die Römer zur Weltherrschaft kamen, was sie über¬ haupt in der Welt taten, wie das Römertum sich entwickelte und zerfiel und endlich Griechentum und Römertum idealistisch im Christentum, (real) materiali¬ stisch in der Völkerwanderung zu Grunde gingen.* „Stirner®“ hat® bis p. 186)*. 34—36 (Folgte ursprünglich unmittelbar auf das Getilgte:) Statt uns (aber) zu sagen, w i e „das Altertum“ (mit der) zu* einer* Welt der Dinge kommt* und* mit® ihr* „fertig“ wird, läßt (er) der“ unwissende“ Schulmeister“ es durch 124 1 Dinge“ (sich verklären) vertilgt* bis Geistes®, 9—15 Ebenso* bis „Lüge*“ ist. 17—25 Das® „Einzige*“, bis besser* gehen®. 125 12—13 Epochen und® die* bis diese* Illusionen® werden treulich geglaubt. 30—31 —* „die® bisherige® bis p.®422* —* 40 gibt (er) Sankt* Max* 41 p. 230(, das wir hierher ziehen müssen): 126 26—27 Tieren (gibt) zuschreibt. Konstruieren wir auch einmal (nach Stirner) äe la® Sankt Max. 38 des® Code* Napoleon® 127 7—8 oder auch die (Usurpation der) /10а[9а1/ Proklamation 18 wie* bei® den* Alten*: 22 vgl.* bis p.® 128*), 24 (Hegel®, bis 227®), 26—27 vgl.® bis 24Г) 35 Hegel*, bis 229*), 36 Luther und (B. Bauer) Hegel* 40 gebracht, einem* Satze*, den 128 8—11 Und* an® bis 6*. — Der Apokalyptiker 24—25 gerade® wie® bis Zeit*“ war*. 27 zehn (Urteilen) Thesen bewiesen 30—31 (erst® bis Welt*); 129 7—8 als — Geister“. P. 38—39. * (These 1—9) Von These 1—9 behauptet jeder Satz dasselbe, und endlich in These 10 bringt ein „Aber“ uns „die Geister“ herein, nachdem bisher nur „der Geist“, „Geistiges“, und „eine geistige Welt“ vorgekommen waren. „Die geistige Welt“ wird vom ersten Satze an wieder als existierend angenommen, statt aus „dem Geiste“ entwickelt zu werden. (Nachdem) (Sankt Max scheint auch die Mangelhaftigkeit seiner Argumentation gefühlt zu haben und gibt p. 41 eine neue Deduktion (für) dieser geistigen Welt, die aber noch viel mangel¬ hafter ist.) Das ganze Resultat ist, daß in der letzten These dasselbe wiederholt wird wie in der ersten: nämlich, daß der Geist nur ist, indem er sich eine geistige Welt „schafft“, oder daß die Schöpfung einer geistigen Welt durch den Geist die — Selbstschöpfung des Geistes ist, die aber zugleich als Schöpfung nicht von bloß Geistigem, sondern auch von Geistern gefaßt wird.* *Die Selbstschöpfung des Geistes wird uns p. 41 nochmals in einer neuen Wandlung vorgeführt. „Der Geist ist nur, indem er Geistiges schafft“. Was ist nun seine erste geistige Schöpfung?* Hierauf folgt 8—14 Die® „geistige* Welt®“ bis gewesen* war*. 21 (ibid). (Der Geist ist wie Gott,
Textvarianten 587 der sich aus Nichts schafft. Der heillose Stirner ist die Schöpfung aus Nichts noch nicht einmal los.) „Hat er diese 34 Der heilige Eskamoteur unterstellt (den Geist, um (zu) ihn geistige Schöpfun¬ gen (in letzter Instanz Geister) (produzieren]) hervorbringen zu lassen), daß 40 Entwicklung Dessen, was (Stirner) Sankt® Max* 130 9 von (Stimer) Sankt* Max® zu Szeliga 12 Geist schafft(, keineswegs um die). Sankt® Max0 macht* hieraus® die® 16—17 der® sich® bis auftreten® darf”, 18 imponieren? (Stirner) Sankt® Max® 131 31 (aus (Nichts) Etwas 40—11 d.m h.m er* habe® bis zu® spielen®. 132 13—14 Ein® Andrer* bis Arago*. 19 Geist überhaupt, und (das Streben z. B. des achtzehnten Jahrhunderts, geistreich zu werden, (als) mit der Ertötung des Fleisches und christlichen Selbstverleugnung zu identifizieren.) die frivole 33 Szeliga“, d.“ h.“ 35—36 Wort; (da) obwohl dies jetzt (nach Feuerbach) kein 133 9—12 Jetzt“ (handtelt“]) fragt“ bis als“ er“ selbst? 134 23 „die® überall® Götter® sahen®“, 35 empirischen (Verhältnissen) Bedin¬ gungen* 41 warum (und inwiefern hieraus) die Vorstellung 42 im® Mittelalter® 135 g—9 Menschen und ihrer Welt (die ganze) nur® in® der* Verwandlung® der® ganzen* Weltgeschichte in den (bloßen) Leib 16 „dem Gegenstände“ (ver¬ wandelt) reduziert®. 20 Naturreligion* 21 Autoritätsstaat® 26 der* Geist® als® für® den® Geist®). Das erste (kann und) wird 31—32 Reihe® von® Verkleidungen® eines® Gedankens* 136 26 „allezeit“ (schwanger) trächtig* sei 43—44 nämlich die sinnlichen® Gegenstände 137 10—11 umgedreht werden, (, wie die Progression in der Mathematik) — so hier, 26 neuen praktischen® Sinn 33 „Schnürchen“ ab, (um später auf diesen Punkt einzugehen) weil 35 diese Intermezzi(s) (Sancho® bis Intermezzis®) —* 44—45 kraft® einiger* bis „an® sich®“ — 138 8—9 In Wahrheit aber (zieht) (gibt®) schiebt® er nur (die Konsequenzen) seiner 15 da® die® Menschen® bis nur® 17 d.® h.® bis Gespenster® 20 für® den® Menschen® 20—21 (Siehe" bis „den" Menschen"“. 23—26 vorüberziehen(; wobei der ehrliche Mann nur), Jacques® le® bonhomme® bis Lumpereien® sind®. 139 3—4 fortgeschritten®. 14—15 der Gottmensch, Christus® (herein®), ohne alle sichtbare Veranlassung(, als Stirners Drang, das Faßbare zum Spuk zu machen, der für ihn als Drang der Geschichte, den Spuk faßtbar zu machen]) herein®. 17 an seinen „wirklichen® Leib®“. 140 3 Dinge (unter) in® der Klasse (der): Gespenster io durch® bloßen® Glau¬ ben® 19 also vom (absoluten) natürlichsten® Interesse“ 42 materiellen Welt. (Vergleiche oben p.®) (Vgl.“ oben“ Feuerbach“)1 141 5—17 Über® bis Spekulanten®. 20 der heilige Max(, der seinem Knecht gegenüber sich als in seiner „Macht“ geltend macht,) seinen Sklaven 33 der* Mann®, 35—36 die ganze Menschenwelt ((d. h. die ganze mit Ausnahme seiner — der für sich selbst eine Welt ist)) aus veritablen 37 (Die folgenden sieben) Der® Sparren (oder Todsünden die), den Sankt Max in den Köpfen der Menschen entdeckt, (sind) ist 39—41 aeterni betrachtet und (alle Illusionen des Berliner Bürgers für die realen Motive seiner Handlungsweise und) sowohl® die® bis versieht®; weswegen 142 4—143 28 /151 2[14]/ unterworfen3 bis nun3 nicht3 an3 143 32—33 die Maxime, keine(n festen Standpunkt) Maxime*, bis keinen® festen® Standpunkt 143зѳ—1445 oder vernünftig“. (Der heilige Max, der Messias eines neuen Welt¬ reichs, muß auch die „Maxime“ haben, nicht zu essen, damit er Herr über den Hunger wird und es nicht „heiße“: „der Hunger hat ihn“. Er ist wie der alte Messias, er geht vierzig Tage in die Hasenheide und fastet und wird allda vom „Heiligen“ versucht.) 1 Vgl. S. 7 bis 67 unseres Bandes 2 Von Marx mit Bleistift numeriert 3 Von Weydemeyer angefertigte Reinschrift auf Grund einer Vorlage, die der ursprünglich von Engels geschriebene und numerierte Bogen 15 bildete
588 Beschreibung der Manuskripte * (Außer) Über diesen sieben Sparren gibt es noch einen Sparren der Sparren, die Todsünde als solche — die „Bestimmung, der Beruf, die Aufgabe“ — worauf wir später kommen werden.* (B.) C. Unreine unreine Geistergeschichte. a. Neger(tum) und M оn g о 1 e n(t u m). Wir (müssen) (gehn*) kehren* jetzt (in den) zum* Anfang der „einzigen“ Geschichtskonstruktion und Namengebung zurück (gehen, um hier das nachzu¬ holen, was wir eben mit Stirner ausließen. Wir kommen jetzt also auf die neue Wandlung des Kindes und Jünglings in Neger und Mongolen — die Voraus¬ setzung der späteren Namengebung innerhalb der kaukasischen Rasse (»Alter“ und „Neuer“)). Das* Kind* wird* Neger®, bis alten* Bundes*. 144 7 einlegen will“ ((dieser Satz ist offenbar, wie manche andre Stelle im „Buche“, nach gewissen Kabinettsordren stilisiert)), „gebe Ich u Namen („verdeutlichte“ er dadurch, daß er), indem er 19 (Vgl.® bis Bundes*“). 35 Pc re* bis Charivari*) 145 22—25 ... Jongleurkünste® bis gefaßt* wird®). 146 6—7 China geübt!“ /16с[15с1/ *Darum? Nein, darum weil Sankt Max aus gewissen Gründen nicht rasch genug nach China kommen kann, „darum“ macht er diesen enormen „Flohsprung“ aus der Sittlichkeit nach China — und weil er Hegel aufs Wort glaubt, „darum“ wird in seiner Vorstellung, „die durch¬ aus keinen Anspruch auf Gründlichkeit oder auch nur auf Bewährtheit macht“, in China „ein lauteres sittliches Handeln am schlichtesten geübt“ — während außer seiner anspruchslosen Vorstellung die Chinesen ein „unlauteres, unsitt¬ liches Handeln“ am frechsten üben und die abgefeimtesten Spitzbuben sind.* Sankt Max ist unglücklich 12—14 Hätte® ere bis finden* können*. 147 39 und (Wurfgeschossen) Shrapnelle-Bombene 40 p.® 118* und® 148 15 zu beweisen hatte (und statt dessen der Menschheit es befiehlt, gerade als wenn er mit seinem Knecht Szeliga zu tun hätte) — erstens 149 з—1 d.® h.® bis kaukasischen® Kaukasier* 6 als* „Beruf®“ bis finden*“ sollen®, als* 27 was® bis nachweisen*, 29—30 aufeinanderfolgenden® Generationen* зз diesen* Spuk®, 43 zuletzt zu (diesem Resultate,) dem 150 з gelegt (werden) und nun (“ (nachdem nämlich der Begriff des Geistes der Geschichte als Grundlage untergeschoben ist) „) gezeigt 15—18 repräsentiere“ etc. — (weil es nämlich als »Jüngling“ mit der „Welt der Dinge“ fertig geworden sein muß.) wo* er® bis werden* kann*. 38 daß sie allerdings (einigen) »Anspruch 39—40 Seine“ ganze“ bis zusammengebraut“. 151 24—25 p.e 140® bis macht*, 32—34 besteht darin, daß (er den Hegel auf eine tölpelhafte Weise abschreibt.) der* Egoist* bis verwandelt®. 37—39 Wesen des Mittelalters (berücksichtigt und das wirkliche profane Mittelalter ihm zu gemein ist, so) die® Religion® bis „in® Allen*“) 40 gleich* ihren (wirklichen) richtigen 152 37-39 „Die® Lehre* bis 331*) 153 8—9 p. 234. (Alles dies macht) (P. 111 geht Stirner dadurch von Luther zur Philosophie über, daß „die Frei¬ heit“ sowohl im Denken wie im lutherischen Glauben) „Stirner®“ fährt® fort®: 38—39 wie* Bacon* und* Hume®“ (p. 112) — 154 8—9 Wie® Stirner* bis nachsehen®. 10 (C.) D. Die Hierarchie 11 Jacques le bonhomme (hat) faßt® 15 in „das Heilige“ auflösen(, aufgefaßt). 17—19 Welt (faßt) stellt® er nun (als Resultat der bisherigen Geschichte,) als gegen¬ wärtiges- historisches Verhältnis dar®, (als) (und hat damit die gegenwärtige Herrschaft des Heiligen über die Welt — die Hierarchie zu Stande gebracht.) als* Herrschaft* bis Hierarchie®. In Dieser Hierarchie (zufolge) (herrschten) haben wir (nun“) das, was 155 3—9 (p.* 97*). bis konzediert*). 21 der neueren Geschichte ist(, wie schon aus dem Gesagten hervorgeht,) nur wieder 23—24 breitgetreten. (Diese Stelle zeigt wiederum,) Ja®, bis sogar®, wie der 27—28 und* nun® bis „machiniert*“. 157 2—3 Ausbildung sieht. (Er ist aber) So® unhistorisch* bis er® doch* noch historisch
Textvarianten 589 1579—16814 /201[19]/ also1 2 der2 Protestantismus2 bis am2 Ende2 der2 157 45 und hierüber siehe oben ((Feuerbach 3)). 158 44 Geschichtsauffassung auf111, die die Illusionen 45 Glauben annahm, (auf) — namentlich 159 10—11 Ungeist, (Dämlichkeit) Sinnlichkeit“ 161 14 „usw.“(, George Sand, Proudhon) von „Robespierre 162 12 so“ oft“ es“ tunlich“ ist“ 163 41 Dies ist der (Keim) Sinn“ der Hierarchie“. 168 14 der2 /{25} (24) 4 [23]/ alten 44 [verursacht. (Sankt Max möge) [Daß] 169 1—2 Jm Innern“, ([des hei]ligen Max, nämlich diesmal® in seitnem] Kopfe,) nämlich5 bis heiligen5 Max5, 6—8 Spannungen“ vorstellt® und doch dazu bei® solchen(, die) „chemischen® Spannungen®“, die® „im Innern erregen“ (als ob ein mechanischer® Stoß“ 19 (oder® Einfall®) 28 durch die (große) kolossale 29—30 die0 (damit verknüpfte*) dadurch® hervorgerufene® bis Italien*, durch 32 nur die („im Innern erregenden“) „chemischen 34—39 Die® großen® bis ,,[un]wirksam®“ oder 5 chemische 5 Spannungen 5. 170 18—19 und® seine Lumpengenossenschaft® 29—30 überhaupt 5 bis verloren 5 hatte 5, 171 21 Kindes“; (und) er 5 gibt5 dem Egoisten dasselbe 5 Verhältnis 5 zur Welt 26 geschah — um dann (ebenfalls) auch“ 172 ii Er, (der Einzige) (St.“ Max“) der“ Einzige“, und Szeliga 12—13 „schwei¬ fen* bis hinausgetrieben*“; 14 Hunger“ ruft (der Einzige) St.“ Max“ seinem 20 fährt (köpflings) ärschlings“ gen Himmel 173 5—9 So zieht er aus, (Er, (der Einzige) St.“ Max“, und Szeliga sein Knecht,) Er5, Sankt 5 Max5 bis sich 5 einfindet 5, um dieses 8—9 gesenkten Hauptes(, und den Schwanz zwischen den Beinen,)5 wieder 23 des weltbefreien¬ den® „Kriegsknechts 32—33 negerhafte® Kaukasier®, 1744—18020 /27a[25]/ Diese6 Einheit6 bis so6 klingen6, 174 6—7 negative Einheit, (indem) in“ der“ die beiden 176 22—23 der einzige Teil (des heiligen römischen Reichs) der“ Hanse“, der 44—45 weiter (geschrieben), getrieben“ wurde. Der Staat konstituierte sich so zu einer (im“ Bfewußtsein“]) scheinbar“ 177 5 über den Staat, (und endlich) wie“ die 7 Bürgern haben, (und) —“ der 30 um (bloß) ihm allein“ 178 26—27 Wenn man, wie die Berliner Ideologen, (die Kritik des) den“ Libe¬ ralismus und (des Staats) den“ Staat“, selbst 29 Liberalismus sich“ beschränkt, 34 wie er sich (namentlich) bis zur neuesten Zeit hin aus(spricht)sprach“, ist 17936—1801 in „das Heilige“ verwandelt(, womit für ihn alle Kritik „ihr letztes Absehen erreicht“ und alle Kühe grau werden, womit er zugleich seine Unwissen¬ heit über die wirkliche Grundlage und den wirklichen Inhalt der Bourgeoisie¬ herrschaft gesteht.). Wir wollen 180 29 amerikanischen® 33 politischen und® ökonomischen® 34—35 König oder* sonst* Jemand* 36—37 die darin bestehen, (den Staat) die® Staatsmacht® 41 Kon¬ kurrenz die (Bürger) Bourgeois 42—43 Verwandlung der (historischen) geschicht¬ lichen Bourgeois“ in geschichtslose deutsche“ Philister 1 Die Seitenzahlen des Manuskripts bis Seite 23a einschließlich stammen von Marx 2 Der Text ist von Weydemeyer nach einer Engelsschen Vorlage kopiert. Der Anfang dieser Vorlage liegt vor im Manuskript ,J. Feuerbach“. (Vgl. Streichung S. 325, S. 38 n S. 39 3, S. 399, S. 576—579 unseres Bandes) 3 Von Marx hinzugefügt (Vgl. Streichung S. 325, S. 526 u. S. 587 unseres Bandes, Note) 4 (24) von Marx mit Bleistift vor die Engelssche 25 geschrieben, da durch die Weydemeyersehe Abschrift die ursprünglichen Bogen 20—24 von 5 auf 4 Bogen redu¬ ziert worden sind 6 Von Marx eingeschaltet, von Weydemeyer durch gestrichen und in Schönschrift wiederholt 6 Von Weydemeyer nach einer Vorlage abgeschrieben, von Marx numeriert
590 Beschreibung der Manuskripte 181 2—4 Beamte“ (!!) — (die Beide nur in Deutschland gedacht werden köm- nen) zwei™ bis dürfen“1 — und 6 Börse von London®, Manchester 7 Da Sankt Max (nun einmal) im Zuge ist, (so) kann n—13 Man"1 sieht“ bis erholt“ haben“. 22 gut(, um) und* lassen® bis damit® sie® 26—27 (als“ Abzug“ am“ Arbeitslohn1“) 182 5 massenhaften® Entstehen 12—13 widerstandslos(e) gewordene® Proletarier 14 Pauper ist. (Für Stirner, der keine Proletarier kennt als Paupers und Vaga- bonden, ist das natürlich gleichgültig.) Vgl.“ Sismondi“, Wade“ etc.“ 15 Augen der (englischen und französischen) Proletarier 23 soweit* bis kennt*, 24—25 und 152, wo (der Bourgeois) das Lumpenproletariat 43—44 oder® als® deutscher® „guter® Bürger®“ 183 6—7 an die (Macht des) „Wahrheit“ des 9 Staaten der Welt (existieren) zerstreut® sind*, 43—44 die* im* bis Wat® Tyler*, 44—45 und* 1549® bis Kett® „auftauchten“, die (bald darauf) dann® 184 2 veranlaßten, die (zu gleicher Zeit) bald® darauf* 23 daß selbst eine (be¬ deutende) Minorität 28—29 in dem (O’Connorschen) „heiligen Monat“ 45 frei¬ lich“ karikiert“ genug“! 185 5—7 großes Unglück (mit) (so“ oft“ er“), wie“ in“ allen™ andern“ Sphären“, so“ auch“ in“ der Nationalökonomie. 29—30 als® Subjekt®, 36 zu¬ erst das „Haben“ (überhaupt mit dem „Haben“) als Privateigentümer 186 1—2 als Grundbesitzer, als (Kapitalist) Rentier®, als* Commer^ant* 8 die „Nation“ zur (obersten Herrin) höchsten 11—24 Über* die® Gesellschaft® bis Lebensreichtum®“. 20 also® vor® Weitlings® Garantien® 28 Nachdem er (also) das 41 dreihundert (Arschprügeln) Backenstreichen 187 10 Raub am (Raub der Personen ist „Die Gesellschaft“, „das Persönliche“ und „die Menschlichkeit“ schenken wir ihm.) „Raub“ des“ Persönlichen““ ist™. 29—31 D. h. (die) der® bis liberalen® Privateigentümer gaben im® Anfänge® bis Revolution® dem Privateigentum 33 als (kämpfende) revolutionierende* Partei 35 des® Eigentums* zu* geben®, 188 22 heutigen Bourgeois, *wo es sich auf das Minimum, die Mittel zur bloß animalischen Existenz beschränkt, den Kommunistmus]* unter, 23 die ihrer® Lumpigkeit® wegen® 27 zu Stande gebracht. (Wenn er es wünscht, so sind wir gern bereit, ihm auch hier, wie bei früheren Gelegenheiten, die Quellen anzu¬ geben, aus denen er seine „kindliche Einfalt“ eines Bessern belehren kann.) Schließlich 33—34 so™ wenig™ bis selbst™, sondern 35—36 (Vgl.m unten™ den“ „Verein““) 189 1—3 werden wir (weiter unten) beim® „wahren® Sozialismus®“ (siehe® Band* II®)1 sprechen. Was das Recht betrifft, so haben wir * schon oben die Stellen der d[eutsch]-f[ranzösischen] Jahrbtücher] zitiert, an denen wir selbst gegen dieses aufgetreten sind. Wie aber Kommunisten,] 1 2 ehe denn Stirner war, diesem [in seiner]2 Polemik gegen das Recht [geholfen]2 haben, ohne (an) eine /{33)31/ derartige Exploitation zu gewärtigen, davon kann man sich über¬ zeugen, wenn man die (Äußertungen]) Entwicklung von Heß („21 Bogen“, p. 326) nachliest.* * selbst unter vielen Andern das Recht sowohl als politi¬ sches und privates, wie in seiner allgemeinsten Form als Menschenrecht * 3 unter vielen Andern 9—10 ebenso® bis Monopol®. 14 führen sollen, (als unkommu¬ nistisch) 1 als Axiome io—19 p. 98, 99. — (Es finden sich übrigens schon sehr frühe selbst bei den deutschen Kommunisten Stellen, die „Stirner“ in seiner Kritik des Rechts sich aneignen und verdrehen konnte, z. B. Heß, Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, 1843, p. 326. ((siehe unten p. [47722])) und® anderwärts*.)1 (Den obigen Vorwurf) Die® obige* Redensart® übrigens einem Babeuf (zu machen) ent- 1 Ob diese Streichung von Marx oder vielleicht von E. Bernstein gemacht wurde, läßt sich auf der Photographie nicht entscheiden, da die Farbe des Bleistifts nicht festzustellen ist 2 Von den Mäusen angefressene Stelle 3 Dieser wieder durch gestrichene nicht zuende geschriebene Zusatz befindet sich noch auf p. [{32)cl [30c]
Textvariailten 591 gegenzuhalten0 bis fassen0, konnte nur einem Berliner (Biedermann und) Schul¬ meister einfallen. 36 daß der Staat(, von dem er nicht behaupten wird, daß er nicht das Recht anerkenne,) sich nicht 190 5 unser (Heiliger) Wort0 Gottes® vom® Lande® 7—8 reduziert. (Ganz in der Manier eines deutschen „Wortes Gottes vom Lande“, das etwas von der revo¬ lutionären fraternite gehört hat und sie sich vermittelst einer Bibelstelle ver¬ ständlich /[{33}]b [31b]/ zu machen sucht.) Drittes Corollar. n Sankt Maxens ist (und ihm auch wohl nicht nachgemacht werden wird), leitet 16—17 Nichts. (Da der Kommunismus den Egois¬ mus angreift, so, muß er also (in der) notwendig zur hysterischen Sentimentalität der Liebesseligkeit und Überschwenglichkeit gehören.) — Dritte logische 25—27 die* zunächst® bis besteht®, durchzusetzen(, das (weitere®) „Entdecken“ überlassen sie ihren Theoretikern). Weil 191 13—14 Schuld“ (zumiß[t]), d.® h.® bis Weltzustandes® „in sich“ 24—25 und“ Beide™ bis Personen™, 192 19—20 verwandelte, und® bis befindet®; 21 2) glaubt er, die (Proletarier) Kommunisten™ 23 Gesellschaft geben (oder vielmehr) wollen; 25 Nutzen ziehen will, (bevor) ohne® daß® er und (Seinesgleichetn]) andre 31—36 (im® Interesse* bis p.®247®); 193 1 „trachtet“, (haben wir bereits gesehen.) um durch io— n d.® h.e bis Lebensweise® 194 13—14 seinem® ihm® bis Satz® vergessen, (daß) in® dem® 195 16 Proudhon. (*)) Hierzu die Fußnote *(*) Proudhon, dem das kommu¬ nistische Arbeiterjournal la fraternite bereits 1841 wegen des gleichen Arbeits¬ lohns, des (Nation[alarbeitertums]) Arbeitertums überhaupt und der sonstigen ökonomischen Befangenheiten, die sich bei diesem ausgezeichneten Schriftsteller vorfanden, scharf kritisierte, und von dem die Kommunisten Nichts akzeptiert haben als seine Kritik des Eigentums.* 19—34 Übrigens® bis entlarvt®“. 20—21 Die (erste, bereits vor Weitlings „Garantien“ in Paris erschienene komfmunistische]) schon® oben* zitierte® deutsche kommunistische Zeitschrift, „Die® Stimme® des* Volks®“, 35 hat nun Sankt Max(, vermittelst Proudhons,) den ganzen 42—44 Und® endlich® bis der* Menschen®. 196 2—3 herein(, den er „durchschaut“ hat). Wie schon 7 Als echter (Bour¬ geois) Kleinbürger™ 9—10 hätte (als daß man sein Haben ganz), als™ seinem eignen „Vermögen“ (überlasse) überlassen® zu® bleiben®. — 15—17 d.® h.® bis Staatsbürgertum®, (dem® „gleichen®“ Rechte® Aller), daß sie da, wo sie es haben, wie® in® Amerika®, es (ger)gerade „verwerten“, (wollen,) und 18 nord¬ amerikanischen (Kommunisten und Anti-Renters) Arbeiter™ in zahllosen 20 Kom¬ munismus und™ Reformismus™. 197 1 (Hieraus ergeben sich) „Ist dem so“, 19—22 „redlich erarbeiteter Genuß“! (Stirner) *Wer außer Stimer ist im Stande den unmoralischen revolutionären Proletariern dergleichen moralische Albern¬ heiten in den Mund zu legen? — den Proletariern, die, wie man in der ganzen zivilisierten Welt weiß (wozu Berlin, das bloß jebildet ist, freilich nicht gehört) die verruchte Absicht haben, ihren „Genuß“ nicht „redlich zu erarbeiten“, son¬ dern zu erobern!* Und® nun® gar® bis wegfällt®. 24—26 vertritt — *den „Egoisten im gewöhnlichen Verstände“. Er ist sosehr ein „Egoist im gewöhnlichen Verstände“, daß er auch hier nur das allergewöhn¬ lichste Verständnis vom Kommunismus hat und sich einbildet, die Kommunisten seien lauter kleine von der Gewerbfreiheit ruinierte Handwerksmeister.* seinen™ kleinen™, von der Gewerbfreiheit ruinierten™ und™ moralisch™ „empörten™“ Hand¬ werksmeistern™. 26—27 der trivialsten (Bourgeois) Bürger™anschauung an. 27—28 ist aber (der) das (moralische) pfiffige® Bürger(vorwurf) bedenken®, den er 29—30 und* sprächen® bis Aller®“. 39 kämpfen hat. *Und schließlich] stellt er an die Kommunisten [die] 1 mora¬ lische Zumutung, sie sollen sich von den Rentiers, Kaufleuten, Industriellen etc. in alle Ewigkeit ruhig exploitieren lassen, weil sie diese Exploitation nicht auf¬ heben können, ohne zugleich das „Wohlsein“ dieser Herren zu vernichten! 1 Von den Mäusen angefressene Stelle
592 Beschreibung der Manuskripte Jacques le bonhomme, der sich hier zum Champion der gros-bourgeois aufwirf t, kann sich die Mühe ersparen, den Kommunisten Sittenpredigten zu halten^. Sbe werden sich die), die sie täglich von seinen „guten Bürgern“ viel besser hören können.* Die Kommunisten 41—42 dazu haben werden. *, und gerade darum machen sie sich kein Gewissen daraus, weil ihnen das „Wohl Aller“ als „leibhaftiger Individuen“ über dais „Wohlsein“ der bisherigen gesellschaftlichen Klassen geht. Das „Wohlsein“, dais der Rentier als Rentier genießt, ist nicht das „Wohlsein“ des Individuums* als® solchen®, sondern das des Rentiers, (kein persönliches]) individuelles, son¬ dern eine innerhalb® der Klasse allgemeines Wohlsein; und es)* Es“ liegt (den Kommunisten) ihnen® keineswegs (etwas) daran 198 1—3 durch® bis bedingte® „Wohlsein“ (zu einem persönlichen „Wohlsein“ ge¬ worden ist.) auch® als® persönliches „Wohlsein“ sich® bis adressiert®. 9 im® Bür¬ gertum® 17—18 „Sorge“ des® Bürgers® wie die Not des® Proletariers® aufheben will, 30— 39 „Woher® nur® bis geboren® wurde*“. 199 5 Montheil®, bis ppp®), 6—7 die kleinen® Pfaffen(, solange sie selbst noch kein Interesse an der (Aufrechterhaltung) Abschaffung der Leibeigenschaft hat¬ ten,), namentlich® bis Mittelalters®, 13 Formen® der® Arbeiteraufstände 31— 32 Einführung der Maschinen“-Arbeit die Arbeiter 39 159. Eben (war es die moralische Bestimmung des) wollten 200 G war es (zuerst) die Aristokratie, 11—12 der Aristokratie (in ihre Tasche) in der Gestalt des Geldes in“ die“ bis Bourgeois“ rückte). — 201 10 Bourgeois, daß (sie durch die Tat ihrer eignen Befreiung über¬ haupt, d.h. die gesamte Gesellschaft (von) befreiten) sie, indem sie sich von (diesem®) Befehl und Willkür Einzelner“ befreiten, 13 realiter® 14—15 Kor¬ poration, (und) Zunft, der“ Stände“ und 22—23 „Befehl und Willkür“ der im (Einzelnen) Monarchen“ (und), im Adel (inkorporierten) und“ in“ bis konzen¬ trierten“ politischen Macht 24 durch die in Gesetzten (durch) von“ Bourgeois 28 Indem Sankt Sancho /[{37}a] [35a]/ (voraussetzt, daß „die Konjunktur der Verhältnisse) nun die 29—30 welche mit (dem Aufkommen) der® Herrschaft* 20142—20214 Diese® große® bis zu® Boden®. 201 43 oder® bis Vordersatz*, 45 Liberalismus (hob) hebt“ 202 11 „Freien“ (dadurch wären) umgeworfen worden wären“. 12 Ein (paar Schlüsse) einziger® Schluß* 29 anfangs* noch® partikuläre® 31 und® dadurch® bis war®, 33 wert „betrachtet®“ zu (sein) werden (dem 34 daß also (Jeder) die® größte® Masse®, „die 203 10 Inhalt dieses Satzes. *Glaubt Stirner „dagegen“ noch in ihm irgend etwas Geschichtliches über die Zeit nach der Aufhebung der Leibeigenschaft, oder” überhaupt® irgend® Etwas® gesagt zu haben, so (müßten wir) muß jedes Wort dieses Satzes in sein Gegenteil (verwandeln) verwandelt® werden®. Man müßte diesen unbestimmten Phrasen erst die wirklichen historischen Tatsachen wieder unterlegen, sie mit diesen Phrasen zusammenstellen, und mindestens einen halben Druckbogen schreiben, um zu beweisen, daß in diesem ganzen Satze — gar Nichts gesagt ist.* — Obgleich 14 den Kommunismus (als Schluß aus den beiden monströsetn]) als Wechselbalg® 43 in die deutschen (Kommunisten) Theoretiker® 204 13 Menschen“. (— Unglücklicher)[O®, P]roudhon! — 20—22 d.h. bei den Kommunisten die (freiwillige Lebensäußerung des Individuums oder) aus* der® bis schöpferische* 35 den „Erwerb“ und“ die“ Bureaukratie“ 40 (rechtfertigt) legitimiert* er vorläufig 205 3 appellieren! (Sankt Max (beweist hier wieder) schreibt sich hier wieder die Weisheit des Zugreifens und Zuschlagens zu, als ob nicht seine ganze Pauke des sich empörenden Proletariats eine verunglückte Travestie Weitlings und seines stehlenden Proletariats sei — Weitlings, eines der wenigen Kommunisten, die er durch die Gnade Bluntschlis kennt.) Die wenigen 5—6 die (ganze) große“ Masse der Kommunisten (mit Ausschluß dieser Wenigen sind) ist in allen Ländern revolutionär. *In Frankreich machen sämtliche Kom¬ munisten (die Fried [lichkeit]) den Saint-Simonisten und Fourieristen den Vor¬ wurf der Friedlichkeit und unterscheiden sich (dadörch]) hauptsächlich durch
Textvarianten 593 ihr Aufgeben aller „gütlichen Lösung“ von diesen, wie in England sich die Chartisten (durch) hauptsächlich durch dasselbe Kriterium von den Sozialisten unterscheiden.* 1 Was 9 Stellen Cabets®, 13—14 Angriff® auf® den® Kommunis¬ mus® gerichtet, der in Paris noch® eine 19 (sagt™ Buchez“) 35 nehmen, was (unsre) die® eigne® Pflicht 206 20 ein (Arbeiter) Werkmann (ouvrier) 207 23 Indem (Stirner) St.“ Max“ hier 37—38 Eigentum (gäbe) gebe“ oder nicht (gäbe) gebe“ 208 23—24 „Das sind höchst populäre“ (Kritiken des) bereits® bis gegen® den® Kom¬ munismus 209 4—5 hier die (Abschaffbarkeit des Eigentums) Unabschaffbarkeit® 21—23 umgekehrt. (Das wirkliche Privateigentum ist gerade das Allerallgemeinste, was mit der Individualität gar nichts zu tun hat, ja was sie geradezu umstößt. Soweit ich als Privateigentümer gelte, soweit gelte ich nicht als Individuum — ein Satz, den die Geldheiraten täglich beweisen.) *In welchem Sinne hier die Unterscheidung zwischen dem Individuum als solchem und dem Individuum der heutigen Gesellschaft zu nehmen ist, siehe*1 2 In der Wirklickeit (geht mein Eigentum nur soweit, als auch Andre darin einen Wert entdecken, während meine Eigenheit ihnen höchst wertlos sein kann.) habe® ich® bis unverschacherbar® sein kann. 25—26 verschachern, versetzen oder verkaufen kann, (als er) /[ {o9}c] [37c]/ (einen Wert auch für Andre hat;) [als er verschacher]bar® ist®, (verliert) Verliert er (diesen Wert) diese Eigenschaft, 28—29 er® kann® bis machen®. 32 Kom¬ mando gibt(, — während es allerdings meine Eigenschaft sein kann, einen zer¬ rissenen Rock zu tragen). Der Jurist, 34 Das Privateigentum (hebt) entfrem¬ det“ 35 der Menschen (auf), sondern 210 5 als (unsre Bourgeoistheoretiker) unser“ theoretisierender“ Kleinbürger“. 18—22 Mit“ einem“ bis nur“ so“ lange“ 21 nur so lange, (als die materiellen Grundlagen der Bourgeoisie noch die sehr“ beschränkte Grundlage der Selbst¬ betätigung überhaupt sind.) als“ sie® bis geworden® sind®. 23 Nach Destutt de Tracy (müssen also) muß“ die 210 38—2111 Wenn® Sankt® Max® bis Synonymik® halten®. — Der gutmütige und leichtgläubige Jacques (le bonhomme) nimmt den Wortwitz des® Bourgeois® 211 15—16 Da diese von® den® bis outrierte® Phrase® (namentlich) von den 18—19 und® zuletzt® bis Anlaß® gegeben® hat®, 20 wo sie (gar keine) (ganz ohne Grund hereinkommt) nichtssagend“ ist“, auch nicht 21 unten, (wo wir auf den wahren Sozialismus zu sprechen kommen) bei“ Gelegenheit“ des“ wahren Sozialismus. 27 Jahrhundert (in Paris) die® Pariser® Bettler®, ein 34 unvoll¬ endete (Darstellung) Existenzweisen 35—36 überhaupt (dargestellt hat) sich® zurechtgemacht® hat® 211 36—2123 (wozu® bis erhalten® hat®) 212 6 und® zugleich® bis beiden®, darzustellen. 19 p.® 180®, 181®. 24 (aller¬ größtes® Denn®!®) 30—31 Eigentum im Himmel, (der Phantasie eines Eigen¬ tums) das® Eigentum® der® Phantasie®, die" Phantasie" des" Eigentums" für 31—32 und® den® letzten® Notanker® des® Eigentums® 213 4 Mensch“ in puris® naturalibus® herumläuft(, und wo Sankt Sancho nur noch mit ebenbürtigen])! Rufen wir 214 3—5 Was® übrigens® bis in® der® Logik®. 6—7 Wir (haben) fanden" die grenzenlose Rechtgläubigkeit „Stirners“ (gegen) an die Illusionen der deutschen Philosophie (bisher schon daran gesehen) darin" konzentriert" (gefunden"), daß 10—11 bei Feuerbach (sehen) finden®, dessen Illusionen er getreulichst® akzeptiert, 26 genug für (Sankt Max) Jacques зо — und wir (haben (die Keckhfeit]) dies schon getsehen]) „erkühnen 31—32 wenn® den® bis gewesen® sind®, wenn dies 215 13 Sankt Bruno, dessen (Profession) Broterwerb® 19—22 verhimmelten Namen von (Illusionen) Vorstellungen® (die sich die Menschen unter) der“ Menschen (über") von" ihren" bestimmten empirischen Verhältnissen (machen 1 Dieser nachträglich von Engels eingeschaltete Satz wurde von Marx mit Bleistift durchgestrichen 2 Dieser Satz nachträglich von Engels eingeschaltet und wieder getilgt Marx-Engeh-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 38
594 Beschreibung der Manuskripte müssen und später), Vorstellungen", die" sie" später aus praktischen Gründern (empirisch) heuchlerisch" festhalten. 25—26 als die Illusion der (irdischen ) bei® ihm® bis irdischen® Welt® aufzeigte, 26 nur noch als (vorgestellte Welt) Phrase m vorkommenden 33 und® darum* bis kritischen* Anschauung 35—38 Jahrbüchern ((u. A. p. 72). Indessen) in" der" bis „Judenfrage"“. Da die;s (indes) damals (bei Gelegenheit eines theoretischen Buches, also auch notwendig in allgemeiner philosophischer Ausducksweise geschah) noch® in® philosophi¬ scher® (Redeweise®) Phrasologie* geschah®, so gaben die hier (noch) /[{41} bl [39b]/ traditionell (und zufällig sich vorfindenden) unterlaufenden® 38—39 wie* bis „Gattung®“ pp* 40—41 Veranlassung(, die dort gegebenen wirklichen Ent¬ wicklungen) die wirkliche Entwicklung zu mißverstehen und zu (ihren Zweck zui verdrehen) glauben, 43 auch der (Pagliazzo) Dottore* Graziano® der deutschen 216 1—3 Rüge, (hier noch glauben konnte,) glaubte“, er dürfe hier® noch fort¬ während (in seiner alten Maske erscheinen.) mit® bis Schau® tragen®. 12 wi<e (Päderastie) Onanie* und 13 mit (vieler) Emphase 14 Welt der® reinen* Ge¬ danken 17 (p.m bis ,.Buchs““). 23—24 sind (die empirische Welt) der der empirischen® Welt untergeschobne® Wechselbalg®, (die) den® „Stirner“ vorfindet. 27 Nichts, (wenn) weil“ зо—31 diese® Phrasen® über® die® Verhältnisse* als* die® wirklichen® Verhältnisse* 35—36 nachdem® er* bis losgeworden® ist*, 37—38 d.® h.® seinen® „Widerwillen*“ 217 1 abstrakten Gedanken der* Ideologie* 5 zu stellen, (die wir schon so oft bewundert haben,) daher 9—10 Stimers eigner® „Puppe“ 13—29 Sollen* wir* bis „der® wahre® Atheist*“. 33—34 eingibt — (we shall see that by and by.) wir" werden" das" allgemach" sehen". 40 Bundes, (der) wo® der* Mensch* ein 218 20 auf einem (gefleckt[en]) grauen Esel wie der (meinige) Eurige, 22—23 kam (Sankt) der* heilige® Barbier® Bruno 219 9—10 zu sehen“. (Sankt Sancho) „Das® Unmenschliche*“ übertrifft 10—n Es , Je ehrt entschloßnen* Mutes 22 (siehe“: bis Deutschen“), 2202—22925 Neues" Testament" bis oder" nicht" anstellen" 225 24 (Jacques" le" bonhomme") 226 10—11 Klasseninteressen (die persönlichen Verhältnisse) das 17—18 natür¬ lich" bis abhängiger", 26 was sie sind, (alsdann) aus dem, 229 25 oder nicht anstellen [...] /{46}[44]/ *er Egoist ist, seine eigne Selbst¬ verleugnung. Wenn er ein Interesse verfolgt, verleugnet er die Gleichgültigkeit gegen dies Interesse, wenn er Etwas tut, verleugnet er das Nichtstun. (Es ist also für Sankt Max) Nichts leichter, als“ für“ Sancho“ als dem „Egoisten im gewöhnlichen Verstand e“, seinem* Stein* des* Anstoßes®, nach¬ zuweisen, daß er stets sich selbst verleugnet, weil er stets das Gegenteil von dem verleugnet, was er tut und nie sein wirkliches Interesse (verteidigt) verleugnet.* *Nach (diesen Beispielen von) seiner“ Theorie“ der“ Selbstverleugnung ist es (denn auch nicht zu verwundern, daß Sankt Sancho) kann“ Sancho“ p.80 (ausruft) ausrufen“: ..Ist nun etwa die Uneigennützigkeit unwirklich und nir¬ gends vorhanden? Im Gegenteil, Nichts ist gewöhnlicher!“* *Wir freuen uns wirklich ü[ber die „Uneigennützigkeit“]1 des® Bewußt¬ seins* der deutschen Klein[bürger ganze] Welt [. . J1 * 1 2 3 * *Er gibt von dieser Uneigennützigkeit sogleich ein gutes Beispiel, indem er eifnen]1 Waisenhaus®-F[rankc. O’Connell, den heiligen Bon]ifa[z]ius[, Robes¬ pierre, Theodor Körner8 ...] ** *[ ] 1 (O’Connell) [....] 1 ([O’Conlnell). dies weiß jedes [Kind] 1 in England. Nur in Deutschland und namentlich in Berlin kann man sich noch ein¬ bilden, daß O’Connell „uneigennützig“ sei.) O’Connell, der (wie ein Fürst lebt,) für die Unterbringung seiner Bastardkinder und die Vergrößerung seines V*r- 1 Von den Mäusen zerfressen 2 Dieser nachträglich von Engels eingeschaltete Absatz befindet sich in cer rechten Spalte. Die Mäuse haben diese Seite in zwei Hälften zerfressen, und dabei den Text dieses Einschiebsels vertilgt 3 Vgl. „Der Einzige und sein Eigentum. Von Max Stirner. Leipzig, Verlag von Otto Wigand. 1845“, p. 79—80
Textvarianten 595 mögens „unermüdlich arbeitet“, seine einträgliche Advokatenpraxis (10.000® Pfund* jährlich®) mit der (besonders® in® Irland®, wo® er® keine® Konkurrenz® vorfand*) noch viel einträglicheren eines Agitators (20®—30.000® Pfund® jährlich®) nicht umsonst vertauschte (und), der die irischen Bauern als Middleman „hartherzig“ exploitiert (,“ denn ihn reißt das Verlangen fort.) sie bei ihren Schweinen wohnen läßt, während er, König Dan, in seinem Palaste in Merrion-Square einen fürstlichen Hof hält und dabei® über das Elend dieser Bauern fortwährend jammert, „denn® ihn* reißt* dasw Verlangen* fort®“ (und); der die Bewegung immer® gerade so (hoch) weit treibt, als nötig ist, ihm seinen National Tribute und seine Stellung als Chef zu sichern, und jedes(mal) Jahr nach Einsammlung des Tributs alle Agitation aufgibt, um auf seinem Landgute zu Derrynane seines Leibes zu pflegen. (Dieser Lump O’Connell ist trotz seiner sonstigen Brauchbarkeit durch) Durch seine langjährige juristische Charlatanerie und (die Enthüfllung]) (den) überaus unverschämte Exploitation jeder Bewegung, an der er Teil nahm, (auch® bei* den® englischen® Bourgeois® gänzlich außer Kredit gesetzt)1 ist O’Connell, seiner son¬ stigen Brauchbarkeit zum Trotz, sogar den englischen Bourgeois verächtlich ge¬ worden.1 2 3 * * Daß übrigens Sankt Max(, der) als Entdecker des wahren Egoismus ein großes Interesse daran hat, die Herrschaft der Uneigennützigkeit in der bisherigen Welt nachzuweisen, ist klar. Er spricht darum auch (Wigand, p. 165) den großen Satz aus, daß die Welt „seit Jahrtausenden nicht egoistisch“ ist. Höchstens darf „der Egoist“ von Zeit zu Zeit einmal als avant-coureur von Stimer aufgetreten sein und „die Völker zu Falle gebracht“ haben(, z. B. als römisches Privatrecht, p. 278)8.* 4 /46а[44a]/ ПІ. Bewußtsein.5 * „Schlich sich ein egoistisches Interesse hinein, so war die Gesellschaft ver¬ dorben“, p. 278 „des Buchs“. — Als Beispiel hiervon wird das römische Privatrecht angeführt; hiernach müßte die römische Gesellschaft von vom herein die ver¬ dorbene römische Gesellschaft gewesen sein, da (auf) in den zehn Tafeln der Egoismus noch viel krasser und unverhüllter hervortritt als in der Kaisergesetz¬ gebung. ♦ 26 Bewußtsein5 29—31 (wo* der* bis verwandelt®) — 230 20—22 daß (dem veränderten) einem® bestimmten® Bewußtsein auch (ein veränderter (wir) Mensch) bestimmte® Menschen® und (veränderte) bestimmte® Umstände entsprechen^ nur). Aber 25 bringen werde(, womit® er® alles® für® ab[gemacht® hält®]), und (daß) er sieht 29 Egoisten (also weil Ich ver[lan]g[e]) — d. h. 31—36 bewußt seid. (Weil Ich nur verlange, daß) Oder:® bis wirk¬ liche® seid®. 37—39 Bewußtseins von (der) den® ihm zu Grunde liegenden (Wirklichkeit, dieser Einbildung, der zu glauben, der Egoist) Individuen* und® ihren® wirklichen® Verhältnissen®, diese Einbildung(, der zu glauben,) der 42 nachmacht. * Am lächerlichsten tritt diese Marotte in der Geschichte auf, wo die spätere Epoche natürlich ein andres Bewußtsein über die frühere hat, als diese über sich selbst, und wo z. B. die (Forderfung]) Griechen über sich das Bewußt¬ sein der Griechen, nicht das Bewußtsein hatten, was wir über sie haben, (weil sie) und wo (die Forderung) der® Vorwurf® an die Griechen (das unsetre]), warum sie dies unser Bewußtsein über sich selbst, d.® h.® „das® Bewußtsein® von* dem®, was* sie® doch® wirklich® waren®“, nicht gehabt hätten, sich in den Vorwurf auf¬ löst: warum sie Griechen gewesen seien. * Bleiben wir 231 з „der Habgier“(, sondern) ist® (Sankt 5 Lebensäußerung®) (ist), und 8 Aber (ein von Dir, dem) „nur im ir—19 zu® einem® moralischen® Urteil* zu¬ sammenfaßt und sagt, (daß sie die Befrie[digung]) daß 232 14 verstehst (also) daher® nicht, 29 Aus dem (Bisherigen) so® eben® Gesagten® 35 ferner, daß (während), weil® 1 Von sie bei ihren Schweinen bis hierher von Engels nachträglich eingeschaltet 2 Von ist O’Connell, seiner bis hierher von Marx eingeschaltet 3 Dieser wieder durchgestrichene Zusatz von Engels nachträglich eingeschaltet 4 Die ganze Seite, alle Einschaltungen inbegriffen, durchgestrichen 5 Diese Notiz machte Marx in der rechten Spalte 38*
596 Beschreibung der Manuskripte 233 5—8 an® ihnen® bis Heiligen®, existieren®, aufzulösen beteuert. (Wie dies voll!- bracht wird, werden wir in der Logik eines Weiteren betrachten.) * Was der mit sich einige, der wahre Egoist ist, hat sich schon ergeben: di« negative Einheit des aufopfernden und des gewöhnlichen Egoisten. (Diese negativ« Einheit ist nur weiter) Die (weiteren) näheren Bestimmungen dieser negativem Einheit müssen sich ihm aus seiner bisherigen Konstruktion ergeben. * * Als negative Einheit des aufopfernden und gewöhnlichen Egoisten enthält den- wahre Egoist Sankt (Max) Mäzens' zunächst beide Momente in sich, aber negativ aufeinander bezogen. In dieser Gestalt treten sie als Schöpfer und Geschöpf ein¬ ander wieder gegenüber.* (Der Egofist]) (Das Geschöpf ist der) /47b[45b] / (Egoist p.) P. 50: 16 allerlei, (z. B. meine Körperbildung, die [menschliche Ar¬ beit (pp)) im „einzigen Verein pp)) siehe® Selbstgenuß), „und 35 ein® heiliges* Wesen® 39 Der „mit sich einige Egoist“ (konstatiert hier also sogleich seine vollständig« Uneinigkeit mit sich selbst. Er) braucht 234 2—3 (Sankt" Sancho" bis p." 243) 4 Sankt (Max verhält) Maxens® wahrer 8 nach® dieser® Seite® hine 10—13 Wir® werden® bis Gegenteil® ist®. 15 näher® eingehen, (wollen wir noch einige seiner exotterischen] \ praktischen Seiten be¬ trachten. [(Es)]1 ist (nun) also) ist [es]1 nun 38—39 den „ganzen (Einzigen) Kerl®“ 40 Das Christentum (konnte) wollte uns 41—<2 befreien (wollen), weil es 43 an¬ sah; es (konnte) wollte® 23443—2351 erlösen (wollen), weil es unsre eigne Natur für (eine) uns (fremde an¬ sah) nicht 235 1—9 Bin* ich* bis angetan® wird®, als"1 Heteronomie“ bis des“ Geistes“. 21—23 Ob (die Begierden fix werden) eine“ Begierde“ fix“ wird“1 oder nicht, d. h. ob sie (uns als fremde Macht gegenübertritt oder nicht, das) zur® ausschließlichen® bis ist®, das® 25 Begierde normal® zu befriedigen 26—27 wie¬ der“ hängt 29 gestatten. (Daß die Umstände der heutigen Welt dies nicht erlauben, (ist) folgt bereits aus dem (p. 179) oben® (siehe® p®. —) Gesagten.) Ebenso hängt es зз dieser® „Opfer® bis pitiee, 23534—23614 Bei® Stirner® bis Ausdruck' verleiht®. 23543—2362 gerade® wie® bis sich® machte®, 236 14—15 verleiht. * (Nur) Die Kommunisten, indem sie die materielle Basis angreifen, auf der die bisher notwendige Fixität der Begierden oder Gedanken beruht, sind die Ein¬ zigen, (bei denen) durch deren geschichtliche Aktion das (Aufhören) Flüssig¬ machen® der fixwerdenden Begierden und Gedanken wirklich vollzogen wird und aufhört, wie bei allen bisherigen Moralisten, „bis herab zu“ Stirner, /48a[46a]/ ein ohnmächtiges Moralgebct zu sein. (Nebenbei bemerkt, wird) Die kommunistische (Gesellschaft) Organisation® wirkt in doppelter Weise auf die Begierden, welche die heutigen Verhältnisse im Individuum hervorbringen; ein(en) Teil dieser Be¬ gierden, diejenigen nämlich, welche unter allen Verhältnissen existieren und nur der Form und Richtung nach von verschiedenen gesellschaftlichen Verhältnissen verändert werden, (verändert) wird® auch (diese) unter® dieser Gesellschaftsform nur® verändert®, indem (sie) ihnen die Mittel zur normalen Entwicklung (gibt) gegeben® werden'; ein(en) andere(n)r Teil dagegen, (der auf) diejenigen Be¬ gierden nämlich, die ihren Ursprung nur einer bestimmften]1 Gesellschaftsform, bestimmten Protduktions]1- und Verkehrsbedingungen verdanken, (macht sie über¬ flüssig. Welche) wird® ganz® und® gar' seiner® Lebensbedingungen' beraubt®. Welche® [Begierden]1 nun (von) unter® der® kommunisti[sehen Organ]isation1 bloß verändert, und [welche aufgelöst]1 werden, läßt [sich nur auf praktische Weise, durch [Veränderung der wirkHichen \ praktischen [„Begierden“, nicht durch (historische1) Vergleitchungen mit früheren geschichtlichen1 [Verhältnissen, ent¬ scheiden.]1 * * [Natürlich sind die]1 beiden Ausdrü[cke: „fix“ und „Begierden“]1, die wir (hier) [soeben gebrauchten, um]1 Stirner in [dieser „einzigen“ Tatsache1 schlagen zu [können,]1 ganz unpassend. Die Tatsache, daß (ein) in der heutigen Gesell- 1 Von den Mäusen zerfressene Stelle
Textvarianten 597 schäft bei einem Individuum sich (die Befriedigung) e i n Bedürfnis auf Kosten aller andern befriedigen kann, und daß dies „nicht sein soll“ und daß dies plus ou moins bei allen Individuen der jetzigen Welt geschieht und daß dadurch die freie Entwicklung des ganzen Individuums unmöglich gemacht wird, drückt Stirner, weil er von dem empirischen Zusammenhang dieser Tatsache mit der bestehenden Weltordnung nichts weiß, dahin aus, daß bei den mit sich uneinigen Egoisten, „die Begierden fix werden“. Eine Begierde ist schon durch ihre bloße Existenz etwas „Fixes“, und es kann nur Sankt Max und Konsorten einfallen, seinen Geschlechts¬ trieb z. B. nicht „fix“ werden zu lassen, was er schon ist und nur durch die Kastration oder™ (Alterssch[wäche“]) Impotenz“ aufhören würde zu sein. Jedes einer „Begierde“ zu Grunde liegende Bedürfnis ist ebenfalls etwas „Fixes“, und Sankt Max bringt es (nicht) mit aller Mühe nicht fertig, diese „Fixität“ aufzu¬ heben und z.B. (zu) (es) dahin zu (bringen,) kommen®. /[{48}b] [46b]/ daß er nicht innerhalb (einer) „fixer“ Zeiträume essen muß. Die Kommunisten denken auch nicht daran, diese Fixität ihrer Begierden und Bedürfnisse aufzuheben, wie Stirner in der Welt seines Wahnes ihnen (mit) nebst® allen andern Menschen zu¬ mutet; sie erstreben nur eine solche Organisation der Produktion und des Ver¬ kehrs, die ihnen die normale, d. h. nur durch (die volle Befriedigung) die Be¬ dürfnisse selbst beschränkte Befriedigung (dieser) aller Bedürfnisse möglich macht. * Hierauf folgt im Manuskript 15 (Wir werden jetzt in) In diesem ersten Exempel (wo) bekämpft* er® also® einerseits 16—ir geistigen Gedanken, (also) einerseits sein Fleisch, andererseits seinen Geist (bekämpft), wenn sie, seine® Ge¬ schöpfe®. sich gegen ihn, (verselbstständifgen]) den Schöpfer, 19—20 wie® er® bis verhält®] \ 21 Bei dem (einfachen) Christen 237 2 Sankt Max (als Schöpfer) ist also 6 besteht hier (darin) in® dem® guten® Vorsatz®, sich 10—12 zu vernehmen. * Dies Verhältnis des wahren Egoisten zu sich selbst als Schöpfer und Ge¬ schöpf modifiziert sich nun noch in verschiede[ne]n1 Wandlungen, von denen wir [uns jetzt]1 an ein paar Beispielen [überzeugen]1 wollen.* [Gelhen1 wir nun 22 Es ist (wieder wie oben) das Bewußtsein, 30—31 Dies kann (Stimer) Sancho“ seinem „Selbstvergessen“ natürlich nicht vergessen, und (verhält sich daher in demselben Moment) „bleibt“ 32—35 Feind“. * (Hier verh[ält]) In der Stelle des Kommentars verhält sich Sankt Max also als Schöpfer zu dem Satze „des Buchs“, nämlich „ungläubig“ und als „sein unver¬ söhnlichster Feind“. * Sankt Max, das Geschöpf, hat (zu derselben Zeit) in® demselben® Moment® einen enormen Eifer /{49}[47]/ (und reflektiert in demselben Moment), wo® Sankt® bis seiner® Reflexion® 35 hinaus ist(, wie jeder reflektierende Bourgeois); oder 39 und abenteuerlich® 23740—2381 d.® h.® bis Ernst® macht®, 238 ft in® jedem® Augenblick® 9 Eigentümer der (Gesamtkomplex]) Inbe¬ griff 10—11 die eine, (zu der) die® er® zu® sich®, (den) dem® Inbegriff aller andern, als (Schöpfer und Eigentümer) Geschöpf* und Eigentum® in 13—14 den Akzent legt. * So dreht sich Sankt Maxens Satz nun dahin um: In der Wirklichkeit reflektiert unser Heiliger, und in der Einbildung eifert er. * So überschwenglich 15 in® seinem® Bewußtsein® 1R—19 weil® sie® bis heraus¬ kommen®. 18—20 glauben,* (während sie in derWirklichkeit, eben weil sie nie aus der Reflexion heraustreten, über Nichts hinauskommen.) In der Tat ist dies alles nur ein schwül¬ stiger Ausdruck für den Bourgeois, der jede seiner Aufregungen überwacht, um keinen Schaden zu nehmen, andrerseits aber mit einer Masse Eigenschaften renom¬ miert, wie z. B. philantropischem Eifer, gegen die er sich „frostig kalt, ungläubig und als unversöhnlichster Feind“ verhalten müsse, damit er nicht sich als Eigen¬ tümer daran verliere, sondern der Eigentümer der Philanthropie bleibe. Aber Sankt /49a[47a]/ Max opfert die Eigenschaft, zu der er sich als „unversöhnlichster Feind“ verhält, seinem (wirklichen) reflektierenden Ich, seiner Reflexion zu Liebe, Von den Mäusen zerfressene Stelle
598 Beschreibung der Manuskripte während der Bourgeois seine Neigungen und Begierden immer einem bestimmtem wirklichen Interesse opfert. * Dieser Kunstgriff, 21—22 im° vorliegenden* Beispiel* 22—23 Entgegen¬ gesetzte (Bestimmter), geltend 27—28 Feind etc. — * Doch [davjon1 werden wir später noch ein [geringes]1 Wörti- lein vernehmen. * [Wir dür]fen nicht 29 als welcher [Sankt (Max)]1 Sancho™ [der Ein]en 1 35— 37 Reflexion, ein (vorgestelltes) Ich, und™ bis Ich™ geltend macht. * Wie (so) Sankt Max fortwährend seine Eigenschaften so in Frage stellt, so stellt er p. 80 ebenfalls seine „Zwecke“ fortwährend „in Frage“ und sieht darin s-ein Eigentum an ihnen, daß sie ihm stets fremde Zwecke bleiben. Er opfert den wirk¬ lichen Zweck des Egoismus dem fraglichen Egoismus des Zwecks. —* Dies feindselige 39 jetzt von (Sankt Max) ihm™ selbst ausgesprochen: 239 7—1З Wir0 brauchen* bis „Gedanken*“. 19—27 Wollte* er* (z. B.) etwa* in* dem* bis zu* drehen®. — 20 s[o mußte er] (sich nicht nur „frostig kalt[“ gegen seinen] Eifer, sondern au[ch) seinen Eifer gegen sei]nen „Eifer“ 36 Er (ver¬ schlingt) behauptet*, 240 12 als eine vorläufige0, versteckte* Legitimation 17 steht wieder [auf in (dem einzigen Bestreben) der® einzigen* „Sorg]e*“ 21 unerreichbares* 22—ЗІ Es* muß* also* bis einige® Egoist*. — * Wenn übrigens Sankt Max „einen hohen preußischen Offizier sagen läßt: Jeder Preuße trägt seinen Gendarmen in der Brust, so muß dies heißen: den Gendarmen des Königs, (der) nur der „mit sich einige Egoist“ trägt seinen eignen Gendarmen in der Brust.*® Heß hatte 241 5—6 im Lügen, die wir ihm (freilich nicht moralisch verdenken, da es hier) um™ so™ weniger™ verdenken™, als™ sie™ hier™ sein einziger 8 Daß übrigens (Sankt Max) Sancho™, „wenn er 11—12 nachgewiesen. * Nach der Betrachtung dieser „sauren Lebenskämpfe“ können wir nun zu dem Mysterium von „Schöpfer“ und „Geschöpf“ zurückkehren. * Zunächst wurde also™ das 14 worin er sich als (Schöpfer) Geschöpf 11—15 z. B. gegen™ sich als Denkenden, als* Geist*, sich als 17 als w i r k 1 i c h * Auch-anders- Bestimmter, 20—23 eine* Vorstellung* bis Absatz*. 23 hier in (dem Reflektie¬ ren) der Reflexion, 31—32 Reflexionsbestimmung (dieser Eigenschaften) dieses* Inhalts® 36—37 zu werden, (noch) oder /50a[48a]/ sein Denken (auszubilden > <zu üben) an Material, 39—40 zu werden — noch (hängt) braucht er (von den Welt¬ verhältnissen ab) sich® um* die® Weltverhältnisse* 242 6 haben. (Dies [wird später weihläuftiger1 entwickelt.; Überhaujpt1 ist es 11 Macht gegenübertritt, (d. h. wenn ihre Entwicklung auf Kosten (der) meiner andern Leidenschaften sich geltend macht, so,) wenn also 16—17 Es liegt (daran, daß) (also) nicht am Bewußtsein, sondern — am —™ Sein; nicht™ am™ Denken™, sondern™ (an™ dem™ wirklichen™) am Leben; es 20—21 Individuum lebt, ihm (keine andre Entwicklung erlauben als) nur™ die 22—25 andern erlau¬ ben™, [wenn] 1 sie (alle) ihm Material und Zeit /50b[48bl / (nur) zur Entwicklung nur dieser Einen Eigenschaft geben, so (bleilbtj) bringt (er es nur) dies Indivi¬ duum es nur zu einer einseitigen, verkrüppelten Entwicklung(, und Sankt Max ist nicht im Stande dem durch endlose Moralpredigten abzuhelfen). Keine™ Moral¬ predigt™ hilft™. Und 29 unterdrückt bleiben. (Wenn z. B. ein Weltmann, ein Indi¬ viduum, das in mannigfaltiger Tätigkeit lebt, denkt, so nimmt sein Denken keines¬ wegs den Charakter des Denkens schlechthin, des „absoluten Denkens“ an, sondern ebendadurch,) Ebendadurch, daß (es) z.® B.® das Denken Denken* 36—38 und™ grade™ bis „an™ sich™[“ ist™.] 1 40—42 führt, hat (schon) das Denken (selbst den) denselben™ Charakter der Universalität^ den (das Individuum hat) es mit jeder andern Lebensäußerung dieses Individuums teilt und fixiert sich), wie™ jede“ andere™ Lebensäußerung dieses Individuums. Es“ fixiert 243 1 Denken, noch (macht) bedarf™ es (weitläuftige) weitläufiger™ Reflexions¬ kunststücke (nötig), 6 oder* Schriftsteller® 22 und* brutalen* Charakter 36— 37 Anteil ab, den er* und® die* Lokalität, in der (ein Individuum) er* lebt, an ihm (hat.) nehmen (kann). 39 lokale Borniertheit (abzuschaffen) aufzulösen, 1 Von den Mäusen zerfressene Stelle
Textvarianten 599 40—41 Wirklichkeit (und nach jahrtausendlanger Arbeit) und” durch® empirische® Bedürfnisse® bestimmt®, es dahin 43_44 los zu werden. * (Das spezifische® revolutionäre® Verhältnis und der spezifische Unterschied der revolutionären Kommunisten zu diese) Dies spezifische revolutionäre Verhältnis der Kommunisten (zur) zu® den® (oben® entwickelten®) bisherigen ([Unterordnung der) Lebensbedingungen® der® Individuen (unter) [wurde]1 bereits früher dargestellt. * * Sankt Max erkennt an einer späteren]1, profanen Stelle an, daß das (Indi¬ viduum) Ich® von der Welt einen (Fichteschen) /{51)[49]/ „Anstoß“ erhält. Daß die Kommunisten diesen „Anstoß“, der freilich, wenn man sich nicht mit der bloßen Redensart begnügt, ein höchst verwickelter und vielfach bestimmter „Anstoß“ wird, unter ihre Kontrolle zu nehmen beabsichtigen, das ist freilich für Sankt Max ein viel zu verwegener Gedanke, als daß er sich darauf einlassen könnte. * Das Einzige, wozu 244 2—3 fortwährende (Intervention in ihrem Genüsse und ihrer Befriedigung stört.) Häkelei® und® Katzbalgerei® mit® ihnen® ihren Genuß und ihre Befriedigung versäuert. 10—11 [zu einem (beständigen) permanenten Lebensprozeß, 23—24 (Hegel). ♦ Übrigens ist Sankt Maxens (logische® Rechtfertigung® seiner®) (ganze) Theorie von Schöpfer und Geschöpf (wörtlich) mit® ziemlicher® „Unbeholfen¬ heit®“ aus Hegels „Lehre vom Wesen“ (genommen, nur d[aß]) und zwar speziell aus dem (genommen) abgeschrieben, was Hegel dort über die Reflexion sagt. Nur daß Sankt Max ein Moment dieser Reflexion, die reine Reflexion, herausnimmt, (und) die Hegelschen Kategorien: negative Beziehung auf sich pp, in „Selbst¬ verzehren“, Selbstauflösen usw., und den Unterschied zwischen dem setzenden und gesetzten Ich in der Reflexion in den mystischen /[51a] [49a]/ Gegensatz von Schöpfer und Geschöpf verwandelt. Kein Wunder, nachdem wir gesehen haben, wie seine ganze schöpferische Tätigkeit sich auf Reflektieren über® sein® Verhält¬ nis® zu® seinen® Eigenschaften® beschränkt(e), daß er nun auch dahin fort¬ schreitet, (sich) Sich“ für „die reine Reflexion“ Hegels zu erklären, die übrigens bei Hegel das „reine Wesen“ ist. So erreicht hier Sankt Maxens Kampf gegen das „Wesen“ darin sein letztes Absehen, daß er sich selbst mit dem „Wesen“, und zwar dem „reinen Wesen“ identifiziert. Hegel wollte übrigens in diesem Abschnitt der Logik das „schöpferische Nichts“ in seinen Machinationen erklären, woraus es sich erklärt, daß Stirner sich auch als dies „schöpferische Nichts“ darstellen muß.* ♦ Stirner * * Hegel * * Ich setze bloß Mich voraus und da I c h Mich voraussetze, habe Ich keine Voraussetzung, denn Ich verzehre meine Voraussetzung, denn da Ich der Einzige bin, weiß Ich Nichts von der Zweiheit eines voraussetzenden und vorausgesetzten Ichs“ (in dem „Ein¬ zigen“ ist hier das z zu viel), „sondern daß Ich Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin. Ich setze Mich nicht voraus, weil Ich Mich jeden Augenblick erst setze oder schaffe, und nur da¬ durch Ich bin, daß Ich nicht voraus¬ gesetzt, sondern gesetzt bin, d. h. Ich bin Schöpfer und Geschöpf in Einem.“ p. 200.* * „Das Wesen setzt sich selbst vor¬ aus, und das Aufhelben]1 dieser Voraussetzung ist es selbst, (p. 17) Weitl es]1 Abstoßen seiner von sich selbst, ofder Gleich] gültigkeit1 gegen sich, negative [Beziehung auf]1 sich ist, setzt es sich somit sich [selbst gegen¬ über1 ... es hat keine Vorausset¬ zung“. (p. 22)]1 ... „Das andere ist nur durch [die Negation seiner“ (p. 107).]1 „Die Reflexion ist also [nur als das Negative]1 ihrer selbst. (Die setze [nde) Als voraussetzende ist]1 sie schlechthin setzend [e Re¬ flexion“ (p. 18) ... „Sie besteht]1 also darin, sie s e 1 b[s t und nicht sie selbst und zwar]1 in Einer Ein¬ heit zu sein“ (p. 16. Schöpfer und Geschöpf]1 in Einer Person).* * „Es selbst“ (das Wesen) [..ist diese Negativität, das sich]1 Aufheben des An[dersseins und der Bestimmtheit“ (p.5)]1 *1 2 1 Von den Mäusen zerfressene Stelle 2 Dieser letzte Absatz von Marx eingeschaltet
600 Beschreibung der Manuskripte * Es versteht sich, daß Hegel nicht so gedankenlos „ins Gelag hinein“ schreibt, wie Sankt Max, und daher die Hegelschen, von unsrem Autor exploitierten Sätze von verschiedenen Stellen zusammengeholt werden mußten, um seinem zusamm<en- hangslosen Satze zu entsprechen. * * „Ich setze bloß Mich voraus, und da“ usw.. d. h. Ich reflektiere über Mich, und zwar Reflektieren hier im spekulativen Sinn genommen1. • * (Von dieser) Über* diese® logische Funktion, in die er sich hier gesetzt hat, stellt er nun weitere Betrachtungen an und spekuliert darüber, was das heißt, daß ich über Mich (voraussetze) reflektiere®. (Die paar geringen logischen Kunststücke, die er dazu nötig hatte, fand er fertig vor, konnte sie aber dennoch nur mit dem größten Ungeschick und) Das geschieht (um nur Ein Beispiel zu geben,) (etwa so:) (also folgender [maßen]) nun möglichst ..schief“. Z. B.: „Ich setze bloß Mich voraus, und da Ich Mich voraussetze, habe Ich keine Vor¬ aussetzung“. Jedoch1 2 die „Virtuosität im Denken“, die er in diesem Satz, nament¬ lich nach Hegel entwickelt, „wollen Wir ihm schenken“ (Wig. p. 190), „ob¬ gleich jedes“ Wort „angegriffen werden müßte“ (ibid. p. 179), was „eine lang¬ weilige Arbeit wäre“ (ibid. p. 176). —* * Da Stirner so nichts als eine Paraphrase des reinen Wesens oder der speku¬ lativen Reflexion ist, so ergibt sich, „nach der Mythe“, „durch natür-/{52}[49b] / liehe Fortpflanzung“ schon hier von selbst, daß (seine) die „Geschöpfe seines Geistes“ sich auf die einfachsten Reflexionsbestimmungen, wie Identität, Unter¬ schied, Gegensatz, beschränken, (wobei) Reflexionsbestimmungen, die er sich an Allem, was „bis nach Berlin gedrungen ist“, klar zu machen sucht. — Was sein „voraussetzungsloses Ich“ angeht, so werden wir darüber später noch „ein geringes Wörtlein vernehmen“; kehren wir nun zu unsrer, als Schöpfer sich selbst als (Geschöpf bebrütenden) Persönlichkeit zurück. * Was wir bisher über (sein) Sanchos“ Spaltung 25—29 sagten, drückt (Stir¬ ner) er“ selbst“ nun schließlich (selbst) in logischer Form(. wo sich) aus“: Schöpfer und Geschöpf verwandeln“ sich“ in voraussetzendes und vorausgesetztes, resp. (insofern® bis ist®) setzendes und gesetztes Ich (verwandeln, so aus): ..Ich Meinesteils 42 (allergrößtes“ „Sondern““!“), 245 10—16 Stirner® ist* bis führt®. 44 Satze (Sankt Maxens) Sanchos“ ent¬ sprechend 246 11—21 Man* hätte* bis Objektiven*“. (Sein „Ich“ ist stets ein stummes, inner¬ lich verborgenes Ich, in seinem vorgestellten Ich, in dem als „Wesen“ vorgestellten Ich.)® 14 daß er als bloß „gesetztes“ Ich, (ein bloßes Schein-Ich, und als) als Geschöpf 16—17 und nur“ „Wesen““, Schöpfer“ ist“, soweit er nicht da ist. sich bloß vorstellt. (Schöpfer ist. „das Wesen“ ist.) soweit“ er“ 19 und“ sein“ ganzes“ Verhalten“ zur Welt 21—22 Sein“ ,Jch““ bis vorgestellten Ich“. 3.3—34 Wörtlein vernehmen“. 34 Siehe* bis ..Einzigen*“.— 35—14 Wie“ bis Reflexion“ sind“. 43 ganz wie (bei seinem Verhältnis zur Welt) die“ Weltverhältnisse“ Statt der obigen Einschaltung von Marx stand ursprünglich folgender Engels¬ scher Text 33—31 Wörtlein vernehmen“. * (Der wahre Egoist (als) ist® Schöpfer (ist)) Wir haben bereits in der Ge¬ schichtskonstruktion unsres Heiligen häufig Gelegenheit gehabt zu bemerken, wie (Sankt Max) Sancho“ nach Hegelscher Manier die Geschichte auf den Kopf stellt und die spätere historische Erscheinung zur Ursache, zum Schöpfer der früheren macht. Hier beim mit sich einigen Egoisten wendet (Sankt Max nun) er“ dieses Kunststück auf sich selber an. (Wie er als Geschöpf ist, so ist er in seiner Vorstellung.) Der Stirner gestern ist Geschöpf, der Stirner von heute ist der Schöpfer. Er ist heute über sich, wie er gestern war. erhaben, er ist um eines Tages Erfahrung reicher, er ist in (einer) andern Umgebungen, andre Motive wirken auf ihn ein, (und) er hat ein Bewußtsein über das, was er gestern war. und über den Unterschied zwischen seiner gestrigen und seiner heutigen Bestimmtheit. Kurz er hat eine Vorstellung von dem. was er gestern w’ar, eine Vorstellung, die das Geschöpf seiner Reflexion ist. Weil (ihm) nun die Reflexion, 1 Von d. h. bis hierher von Engels nachträglich eingeschaltet 2 Von Das geschieht bis hierher von Marx eingeschaltet
Textvarianten 601 und zwar die spekulative Re-/[{53}a] [50a]/flexion, seine spezifische Tätigkeit ist, so verwechselt er, wie das im Wesen dieser Reflexion liegt, seine Vorstellung von sich mit seiner Wirklichkeit und bildet sich ein, nicht (nur) etwa seine Vor¬ stellung von dem was er gestern war, sondern sich selbst, wie er gestern war ge¬ schaffen zu haben. In der Wirklichkeit freilich verhält sich die Sache umgekehrt und der Stirner von gestern ist der Schöpfer oder vielmehr die Basis des Stirners von heute. * ♦ Übrigens mußte der mit sich einige Egoist, (nicht) wenn Sankt Max kon¬ sequent war, nicht als Dualismus, sondern als Dreieinigkeit erscheinen. Unser heiliger Autor zeigt uns zwar, wie der wahre Egoist Schöpfer und wie er Ge¬ schöpf ist, aber wie er Beides in Einem ist, das erfahren wir nicht. Bei Vater und Sohn darf aber der heilige Geist nicht fehlen, und Sankt Max hat sich, durch die Erzeugung der beiden ersteren, zugleich die Verpflichtung auferlegt, auch diesen Dritten im Bunde nachzuliefern. * * Der wahre Egoist ergab sich gleich im Anfang (der Konstruktion) als die® negative Einheit des aufopfernden Egoisten und des Egoisten im gewöhnlichen Verstände. Dies hat sich im ganzen Verlauf der Konstruktion bewährt.* Hierauf ist die ganze untere Hälfte der Spalte leer gelassen. Darauf folgt nach Freilassung des oberen Sechstels der folgenden Seite im Manuskript 247 1 /53Ь[50Ы/ P. 216. „Suchet 3—4 (d.®h.® bis Selbstverleugnung®) 17—18 worin“ bis aufgelöst“ hat“. 20—21 eine“ Phantasmagorie“ 27 (Siehe“: bis etc.“) 34—35 Stirner® bis „des® (Geschöpf[s]®) Buchs®“. 247 42—2481 wird.* Wie aber der Kampf des Schöpfers gegen das Geschöpf über¬ haupt sich uns schon als ein bloß scheinbarer, innerhalb der Einheit Beider vor sich gehender erwies, so auch der Kampf zwischen Stirner und Szeliga. * Der“ Kampf“ bis scheinbar“: 248 2 [jetzt] (seine eignen) die Phrasen 12 Zusammenhangs (zwischen Sankt Max und Szeliga, seinem Knecht,) erhalten 13 d.® h.® Stirner. 22—23 wurde. (Übrigens) Szeliga, das Geschöpf, tritt als aufopfernder Egoist, als (verklärter) verkommener® Don 24825—249 ß Sancho Panza. * Da der Schöpfer stets über dem Geschöpf steht, so muß in dieser Verjüngung Don Quijote bei seinem ehemaligen Schildknappen Knechts¬ dienste verrichten (muß).* * ; obwohl® es® sich® versteht®, daß (SanktMax®) Stirner” in® letzter” Instanz® den® Egoisten® ime außergewöhnlichen® Verstände® geltend® macht®. — * Hier® tritt® bis Knechtsdienste®. 24 8 32 [überhaupt (der) Stirners® Egoist 33 und (der) sein® aufopfernder 38 machen, (in Donquijoteri[en sei er ihm]) [daß] er ihn 40 gegen die (Herr¬ schaft]) D[onquijoterie sei]nes 249 3—4 von (seinem) der” ihm® unerreichbaren (Ideal) Bourgeoisie (erstrfeckt]) reduziert. 5 als“ Szeliga“ 14 noch immer (wirft) streut® er (mit) Sprüch- wörter(n) 19 er (sich jetzt) im Stande der Heiligkeit jetzt“ fortwährend sich“ selbst 23 in den Phrasen (Stirners, des Schöpfers selbst), wo Szeliga 25 weil” Szeliga® Geschöpf® ist®, 26 Szeliga nur als (Geschöpf, nicht) ,.G e h e i m - n i s“ auftreten. 27 des Geheimnisses kam (nicht ihm, dem Geschöpf, sie kam) Stirner 28—31 daß hier (etwas Großes. Heiliges zu Grunde liege, und eben darum (ließen) blieben wir ehrfurchtsvoll in der Ferne stehen. Unser Glaube, unsre De¬ mut, ist belohnt worden. Das gottselige Geheimnis ist offenbaret durch die Gnade des Einzigen. Hallelujah!) ein® großes® bis am® Zwanzigsten®. 250 5 da Sankt] (Max) Sancho“ 11 weitläuftig® nachgewiesen® 16—17 Gleich¬ nisse® bis Leser® 20 (pomphafte) schwerfällige® Beteuerung 22—24 Sprach¬ polterei® bis absoluten® Begriff®, — 250 40—2519 Wir* können® bis sehen® werden®. 25041—2511 Tüchtigkeit (Sankt Maxens) Sanchos“ 251 14 Da(, wie wir gesehen haben,) unser Heiliger 18—19 der* beiden* Seiten® untereinander® 27—28 das (Unentbehrliche und) für das mensch¬ liche ((hier mit dem physischen Leben identifizierte)) Leben 36—39 was® mich® bis Halt®. 38—39 wenigstens bei (Sankt Max) Sancho“ allen Sinn und Halt *, weil ihm jedes Kriterium mangelt und er deshalb entweder rein will-
602 Beschreibung der Manuskripte kürlich oder nach empirischen Bestimmungen verfahren muß, die seinen Stand¬ punkt umstoßen.* Als Vollendung 252 3 (Siehe“: „Mein“ Selbstgenuß““). 13—14 einer („scharfsinnigen“) eben¬ so* selbstgefälligen® wie* spottwohlfeilen® 16—17 inwiefern® bis täuschen®, 22 unsres (Sankt) Sancho, 23 und® Gedanken®-Unterschiede 34 Beruf, (den Dir) zu® dem® Dich® Cervantes am 30sten (gesetzt) berufen® hat. 41 Klange nach (sich einschieben lassen, um) zur 253 9 wird. * Sie sieht so unschuldig und harmlos aus, daß es Niemanden ein¬ fällt, etwas hinter ihr zu suchen, besonders wenn man gleich auf die Apposition einige recht tautologische (Sätze) und unbestreitbare Sätze in der Form von tief¬ sinnigen Schlüssen folgen läßt, (welche dann sicher sind) die kritische Aufmerksam¬ keit gänzlich von der Apposition ablenken. Dieser ablenkende Anhang ist um so wohl¬ feiler herzustellen, als man durch die Apposition ja doch Alles erreicht hat, was man wollte.* Wenn man io /55a[52a]/ Sankt (Maxens) Sanchos 19 Welt, wo (sich) sie“ ihm dazu 29—30 daß die (Schlußepoche) Schlußphrase“ 32 vollendeten (Phase) Phrase hin 25340—254 3 in® verschiedenen® bis übersetzt® wird®. 254 3 Man“ bis Notstand“ etc.“ 25 und“ so"' und“ so“ viel“ Meilen“ 26—27 nach“ deutsch“-spießbürgerlicher“ Vorstellung“ (natürlich) nur 36—37 aussehen? (Etymologisieren wir auch einmal.) Wenn 255 7—10 das in der (Empirie) Praxis“ sowohl wie in der (Theorie) Speku¬ lation vorkommt, in seiner (theoretischen) spekulativen“ Bedeutung anwendet, (und damit zugleich) über diese (theoretische) spekulative Bedeutung einige Phrasen macht, und dann sich stellt, als ob er damit auch die (empirischen) wirk¬ lichen“ Verhältnisse 12—14 P.® 406® bis o® Szeliga®! 17 dem® verborgnen® (Bour¬ geois®) Kleinbürger“ 18—20 (siehe® bis wird®) 18—19 oben (p.) beim“ „Kommu¬ nismus““ 28 ä la (Stimer) Sancho зо sagt® Hegel®. 41 Napoleons. (Hieraus er¬ klärt sich dann auch ganz natürlich) „Der 256 1—2 Verfall von Wechseln (( der Wechsel pflegt hier in seiner Bestimmtheit als Solawechsel aufzutreten)) bedingt sind. 5—6 unter® andern® den Wechsel (lettre® de® change®) beseitigen. 33 (Siehe“ bis Teil“.) 35 für® ihn® existierenden® 37—41 wie (Sankt® Max® in”) Sancho“ in“ dieser Formel sich nur (eine [Folrmel1 für reine) die® verschiedenen® reinen® Reflexionsbestim- mungen, wie Identität, Gegensatz pp (ist.) ((Die) Das allgemeinste (Form) Urteil ist) an® allen® möglichen® Dingen® (klar” macht®) (sich“ erfolglos“) klar“ bis „trachtet““. (Ich bin nicht Nicht-Ich.) Fangen wir 257 12 wird(, wodurch sich der einfache Satz, daß Ich nicht das Volk bin, in die große, neue Entdeckung verwandelt, daß Ich die Auflösung des Volks bin.); 2) 22 Sankt (Max) Sancho® (uns irgend etwas über das Volk sagte.) auch nur 25 haben. (An das Volk kann nun von Außen, d. h. aus der alltäg¬ lichen Erfahrung) Soll 25 8 22—23 Meine Nichtfreiheit (und weiter in Meine Armut, Mein Unglück). Das 24—26 Negation [ist, (elbensowohl1 nun (die bloße Verschie[denheit]) den bloßen [Unterschlied1 ausdrückt, wird in der [zweiten GHeichung1 zu einer ganz be¬ stimmten [Verschiedenheit, dlem1 direkten Gegensatz und [dadurch zu der]1 Ver¬ neinung; Meine Nichtfreitheit, also z.]1 B. Verneinung) alle® möglichen® bis Reich¬ tum® ist®, wird 37 Wir gingen eben aus“ von 40 nach® obiger® Manier® 259 7—8 wendet (nun) diese verschiedenen (Manieren) Methoden 34—37 Dies® ist" bis ihnen® weiß® 34 Dies ist um so (leichter) komischer* 25941—2601 Sankt Sanchos. * Die hauptsächlichsten metaphysischen® Namen, die diesem dem Ich gegea- überstehenden Nicht-Ich gegeben werden, sind nun: das Bestehende, also dis ohne mich selbstständig Bestehende, das Fremde, das Heilige. Wir haben in unserer 1 Von den Mäusen zerfressene Stelle
Textvarianten 603 (ganzen) bisherigen (Kritik) (Entwicklung®) Darstellung® gesehen, wie die ganze Kritik Sankt Sanchos darin bestand, den zu kritisierenden Gegenstand (in) für „das Heilige“ zu (verwandeln) erklären®, und sein Kampf gegen die Welt darin, seine heilige Vorstellung von ihr zu bekämpfen. * Das dem Ich 260 7—8 nun wieder (dasselbe) irgend® ein® Objekt 9 und“ ihm“ an¬ gehöriges“ 16—17 vorfinden“ [zu lass]en1, in die (bloße) ganz [abstrakte] (Entfremdung, die bloße [Illusion1]) Phrase® 21 Stelle der® Entwicklung® aller 23 zu [setzen. (Wie]1 sehr Sankt Sancho sich [auf die) Die]1 Unterschiebung 25—26 werden kann) (beschränkt, geht schon daraus hervor, daß er) erhält 31— 36 und® bemerken® bis schildern® kann®. 37—38 in das Heilige (verwandelt. Weil), weil“ 40—41 alles Fremde (nur ein Gedanke, eine Vorstellung ist) zu® einem® bloßen® Scheine®, einer bloßen® Vorstellung wird“, von der 261 8—9 oben weitläuftig® sahen 13—14 ebenso® die® Illusionen® bis Bourgeoisie® versah®, 13 ebenso die (wirkliche oder schteinbare, bloß]1 in scheinheiligen Phrasen be[stehende, heuchlerische]1 Illusion einer Klasse für d[as einzige]1 reale Motiv der von Indifviduen dieser bestimmten]1 Klasse ausgehenden Hand¬ lut ngen versah]1) Illusionen der Klein [bürger über]1 die Bourgeoisie 21—37 Die® positive® bis verloren® 36 Überhaupt hat (er) Sancho® 262 6—8 Es ist (Sankt Sanchos) die „einzige“ Möglichkeit für Sankt Sancho(, wirklichen Inhalt) einen“ Schein™ von“ Inhalt“ hereinzubringen, 9—10 So kann (Sankt) Sancho 16 Vorstellung („das Heilige“) das gemein, 23 Arbeit ([von einander1 verschieden) sind(, inwiefern sie selbst1 das Heilige sind), ab¬ gesehen von]1 38—39 die abstrakten (Prädikate und) Ideen 263 23 ist die (Stirnersche“) verstimerte“ „Abhandlung“. 264 9 (p.® 85®) 20 Philosoph (dazu) (d.® h.® kritisch) zu ihr 39 Sinn ver¬ liert, (weil) indem Du 265 10 Vorstellung von® meinem® Himmel”, nicht (meine) meinen® Himmel®. 16—23 Du® nennst® bis Heilige® versenkt®? 32— 33 in sich selbst verschieden, (und so kann Sankt Sancho, indem er auf das Verhältnis des Individuums zu seinen eignen Eigenschaften übergeht, der Reihe nach jede einzelne Eigenschaft als das Heilige fassen, wie /58c[55c]/ wir schon oben bei der Selbstverleugnung sahen, jenachdem er sich® das Individuum in einer oder der andern seiner Eigenschaften bestimmt denkt, den Gegenstand zu dem diese Eigenschaft in Beziehung steht, als das Heilige fassen, und so der Reihe nach mit allen seinen Eigenschaften und den ihnen entsprechenden äuße¬ ren Objekten. Hiervon haben wir schon oben bei der Selbstverleugnung weitläuftige Exempel gehabt.) 33—35 So“ kann Sankt Sancho, indem® bis faßt®, bestimmt 36—37 der" andern" bis andern® Eigenschaften“ selbst”(, wie“ wir" das® vorhin® ge¬ sehen® haben®), als das® Fremde®, das Heilige bestimmen“, und so 38—42 So® z.® B.” bis ine Selbstverleugnung®. 266 2—6 der Welt ist (Folgendes,) die Verwandlung praktischer Kollisionen®, d.® h.® Kollisionen der Individuen (d.e h.® Kollisionen®) mit ihren® (wirklichen) praktischen® Lebensbedingungen®, in ideelle® Kollisionen, d.e h.e ine Kollisionen® dieser Individuen mit Vorstellungen, die sie sich machen oder® sich® in® den® Kopfe setzen®. 8—9 Spiegelbild der (praktischen) wirklichen® Kollisionen іо—із Die® wirklichen® bis dem® Heiligen®. 14 zu Stande, die (praktische) wirkliche® Kollision, (die (Ursache der) Basis) das Urbild 15—16 zu verwandeln. (Und hierdurch) So“ kommt er (dann) zu 25—26 daher® sich® bis verwandelt®. 28—29 heiligen Geist begehe (und dieser Vorstellung den Gehorsam aufkündigt,), von“ dieser Vorstellung (diesem Heiligen) abstrahiert“, 38—39 die® Individuen® bis darzu¬ stellen® und sich dann 41 Eine® weitere(s) Verzweigung® dieses* logische(s)n Kunststücks, und 267 2 wirklich ist, als® das® Fremde®, also“ das® Heilige®, und macht 3—4 als das (einzig) Berechtigte, das“ Ideale“, das 7—8 (setze“ bis herein“) 25—26 der Individuen von (ihrer Basis, den) ihren“ Lebensverhältnissen, (den) ihren“ praktischen Kollisionen und Widersprüchen (in® denen® sich® diese(r) 1 Von den Mäusen zerfressene Stelle
604 Beschreibung der Manuskripte Individuen befinden,) trennt, 27 Hier nun (treten) erscheinen“ diese 28—30 der /59а[56аІ/ Aufgabe (auf). Der Beruf (erscheint) hat“ bei Sankt Sancho (in) eine(r) doppelte(n) Gestalt; 35 Exempel hatten. * Über diese Art des Berufes, wo eine der Lebensbedin¬ gungen einer Klasse von den diese Klasse konstituierenden Individuen heraus¬ gehoben und als allgemeine Forderung an alle Menschen hingestellt wird, wo (also z. B.) der Bourgeois die Politik und die Moralität deren Existenz er nicht entbehren kann, zum Beruf aller Menschen macht, hierüber haben wir schon oben weitläuftig gesprochen. * Sodann 33—34 also ein Beruf, an“ den das Individuum (sich selber (setzt,) einbildet“ zu dem es sich beruft) selber“ glaubt“. Wenn 37 und® von® seinem® eignen® Leib® 26745—2681 von diesem ihnen durch (die Verhältnisse) ihr® empirisches® Dasein® 268 8 gemeinsamen Bedürfnisse^ geschweige seine,) befriedigen 9 Arbeit (auf gleiche) zu“ gleicher“ Stufe n—15 der® aus® seiner® Stellung® bis verdrängt* wird®, — 13—15 dieser Proletarier^ der) hat“ schon hierdurch die wirkliche Aufgabe (hat,) seine Ver-/59b[56b]/hältnisse (durch eine Revolution anders zu gestalten, kann) zu“ revolutionieren“. Er“ kann 17—21 ausdrücken, daß (er seine Verhältnisse menschlich gestalten, daß er als „Mensch“ anerkannt sein will.) (es® sein® menschlicher® Beruf®) es® der® menschliche® bis Bedürfnisse® ge¬ stattet®. 23 an dem Wort“ „Beruf“, 25—26 die® leichteste® bis zu® gehen®“. 28—29 eine Klasse herrschte, (muß) (wo also wieder) (und wo stets eine andre Klasse gegen die herrschende kämpfte) wo® (also®) die® bis zusammenfielen®, 35 die Aufgabe (jeder) der“ Individuen“ einer“ zur Herrschaft 269 22 wegzuschaffen. (Was ist denn dies „Erhebliche“ für unsren Heiligen?) Für 32—36 Dies® hängt® bis anwenden® mußt®. (Dann) Ferner“ muß 41—42 ge¬ hüllt, um den (ganz nackt tautologischen) Inhalt zu verdecken: (Wenn Du als) Als Bestimmter, 44—45 oder nicht. * Du kannst nicht leben, nicht essen, nicht schlafen, nicht Dich bewegen, nicht irgend etwas Beliebiges tun, ohne Dir zugleich eine Bestim¬ mung. eine Aufgabe zu setzen. — eine Theorie, die also, statt von der Aufgaben¬ stellung, dem Beruf pp (zu befreiefn]) loszukommen, wie sie vorgibt, erst recht jede Lebens-/{60}[57]/äußerung, ja das Leben selbst in eine „Aufgabe“ ver¬ wandelt.* Sie geht aus (dem Bedürfnis, daß Du realisieren mußt, und dem Zu¬ sammenhang seiner Verwirklichung) Deinem® Bedürfnis und® (Deinem®) seinem® 270 6—7 daß in® dieser® Abstrakion® Alles 9 Deines Blutes, (pp. Sonst gehört Alles zu Deiner Selbstbestimmung, was (aus Deiner) (Gesa) (eben) (Eben so allge¬ meine Sachen sind) Denken, 17—18 in jedem Momente auch* ein Anderer 24 der praktische®, moralische 30—31 des Denkens(; wenn Sankt Sancho dies gerne hört,) so sieht (dieser) Sankt“ Sancho“ hierin nur 40 des einzig (praktischen) (wirk¬ lichen) existierenden“ Berufs, (der überhaupt existiert) — also n Die allseitige Verwirklichung (der Anlagen) des 42 als Beruf pp (zu erscheifnen]) vorgestellt 271 4 ohne daß man (von ihnen etwas zu wissen braucht) sie“ zu“ berühren“ braucht“. 15—24 Gerade® wie® bis „Selbstgenuß®“. 26 Kunststücke aufgezeigt®, vermittelst 26—27 die bestehende® Welt kanonisiert 27 und verzehrt(. aufgezeigt). Er 30—3t von selbst. (. da er nur die Illusion sich gegenüberstehen hat, nur mit seinen eignen, die Welt heiligenden Vorstellungen kämpft. Soweit er aber kritisieren wollte) Wollte“ er™ kritisieren, so“ finge die profane® Kritik 32 aufhört. („Wollte er“ kritisieren, so hatte er diesen „Beruf“. Wir behaupten nun keineswegs, daß Sankt Sancho zur Kritik ..berufen“ ist. weisen vielmehr nach, wie er sich völlig ..beruflos“ zu diesem Geschäft herzudrängte.) 271.32—2729 Je® mehr® bis schließen® sollen*. 272 12—13 Geschichte als (treibende Kraft, als) tätiges 18—24 der® bei® ihm® bis Grundlage® haben®. зо aufgibt. (Die Grundformeln dieser Aneignung liegen schon in den obigen Gleichungen, wo er sich nur als positives Ich gegenüber dem Volk, Volksreichtum etc. geltend zu machen hat.) Dadurch 4.3—44 Unsinn der (christlichen Liebe) allgemeinen® Menschenliebe®, 273 6 ihm ganz* notwendig® als 7 eine* Daseinsweise® „d e s Menschen“, 17 Die (Gesetzlichkeit) Rechtlichkeit зо—36 Wenn* Sankt® Sancho® bis Eigenschaft® ist*.
Textvarianten 605 274 7—12 Gehte „Stirner®“ bis Knurren® in* seinem* Magen®. 17—27 Ohren haben mag. — (Was Sankt Sancho eigentlich mit dieser Art der Aneignung will, ist daß die andern Leute arbeiten sollen, während er sich durch seine fünf Sinne die Produkte ihrer Arbeit (ungeniert) auf eine ungenierte angenehme Weise aneignet.) Hätte® bis Ideologen” ausüben®. 36—37 nicht” als“ sich® bis als® sich” entfremdet”. 44 in“ seiner™ bis ist™. 275 1—20 Da® Alles® bis „Wendung®.“ 21—22 für die Negation® des* ine den obigen Gleichungen (schon enthaltene Negation des) dem Ich зо—31 Kopula, meine* bis Prädikat”, allein 27 5 44—27 6 3 z. B. ([Meilner1 Astronomie) mit [Meijnem1 angeschauten® Laden”. Insofern [also]1 in Mir das Denken von allen [andern]1 Eigenschaften (und die Astronomie, [ebensow]ohl1 Medizin etc. total verschieden) (der® Laden“) z.” B.” bis Wurstladen® etc. total unterschieden® ist, 276 35—37 Nun™ erst™, wo™ bis Bestimmtheit™ hat™, die” in® der® Antithese” fest¬ gehalten® wird”, kann™ die™ Antithese™ einen™ Inhalt™ (erhalten™) erzeugen™. 277 7—8 ohne” ihn® bestehend®, heilig”, ansehen konnte, 9 für sein (Geschöpf) Machwerk®, für 14 brauchen. * Wir erinnern nur daran, daß damals Eigentum an einer Sache als ,Auflösen“ bestimmt wurde, nämlich als Auflösen seiner eignen Reflexionsbestim¬ mung, ein Auflösen, das in letzter Instanz die Form der Gleichgültigkeit hatte, die, wie wir sahen, wieder aufgelöst werden mußte.* 1 2 * Hierdurch wird 17—26 Das® eigentliche® bis „Exploitationstheorie®“ 27—28 Aneignung (treten auch als) werden“ gemütliche Kategorien (auf), 32—35 (Respekt” bis als” Hei¬ liges“), und diese permanente Aufkündigung (in) eine Tat (verwandelt) tituliert™, eine Tat, die umso (komischer) burlesker“ erscheint, 40—11 um respektlos mit ihr (zu verfahren) umzuspringen™. Diese (ganze) Drohung mit (seiner) ihrer™ weltver¬ nichtenden 278 3—5 und” zum“ Schluß bis zu“ begehen”. 14 Praxis wieder ([in]1 die Theorie umschlagen, (wo) und) zu einer 17—19 wobei® er®] bis versucht®. 28 mit® Zitaten* und“ Sprüchlein® verbrämte” 30—32 Die Renommage (erscheint) (, die) ist schon an und für sich sentimental (ist erscheint uns). Außerdem® kommt* aber® die® Sentimentalität® im Buche auch noch als“ (ausdrücklich als Sentimentalität) ausdrückliche“ Kategorie“ vor”, die 35 waren, so muß(te) bei“ näherer“ Entwicklung” doch 37—38 und dies (war) ist nur durch eine (innerliche,) forcierte Aufspreizung (des) dieses Ich 40—41 vermeiden, (wo) sobald“ er sich die Prädikate „d e s Menschen“ (ausdrück¬ lich als seine) unbesehen 42—44 „aus“ Egoismus”“ „liebt“ — (wo er natürlich) und“ so“ seinen Eigenschaften eine (aufgedunsene Überschwenglich[keit]) über¬ schwengliche Aufgedunsenheit gibt. 279 1 erklärt und” ebendaselbst® 28 sehen. (Siehe™: „Empörung““). 31 zwölf® Körbe“ voll“; 34 einige abgegriffene, (logische) (unlogische®) kasuistische* 37—38 uns dazu den (weiteren) Beweis im Einzelnen liefern. 39—10 So“ bis (p.“86”). Hiernach ist 4/і der Seite freigelassen. 280 4—5 P. 89 „des Buchs“. * Die Freiheit ist von den Philosophen bisher in doppelter Weise bestimmt wor¬ den; einerseits als Macht (über (die) der Selbstbestimmung), als Herrschaft über die Umstände und Verhältnisse, in denen ein Individuum lebt, — von allen Ma¬ terialisten; andrerseits als Selbstbestimmung“, Lossein von der wirklichen Welt, als bloß imaginäre Freiheit des Geistes — von allen Idealisten, besonders den deutschen. — Nachdem wir vorhin in der Phänomenologie Sankt Maxens wahren Egoisten seinen Egoismus im Auflösen, im Produzieren des Losseins, der idealistischen Frei¬ heit suchen sahen, nimmt es sich komisch aus, wie er im Kapitel von der Eigenheit die entgegengesetzte Bestimmung, die Macht(, seine Bedürf [nisse]) über die ihn be¬ stimmenden Umstände, die materialistische Freiheit gegenüber dem „Lossein“ geltend macht. * Wir haben bereits 8 die bereits im (ersten da war) alten durchging. 14 spricht 1 Von den Mäusen zerfressene Stelle 2 Diese durchgestrichene Stelle von Engels nachträglich in die rechte Spalte ge¬ schrieben
606 Beschreibung der Manuskript« Sankt (Max) Sancho“ 15 magern Kategorien (die er sich an (allen) den Namen von allerlei wirklichen Dingen, jedoch mit wenig Erfolg, klar zu machen strebt). 21—22 des Sozialismus (und politischen Liberalismus) in seiner miserabelsten (Form) Gestalt“ gegen 26—27 hingewiesen wird. * (Daß sich übrigefns]) Wenn der Leser sich übrigens er¬ innert, was bei Sankt Max „Eigentum“ heißt, so wird er lächeln über den schwachen Versuch unsres Heiligen, hier den Schein hervorzubringen, als knüpfe er an be¬ kannte Voraussetzungen an.* „Wie Ich 32—34 per® apposit.® von* „Allem*“. Dies* („Alles* wird® indes* im® folgenden* Satze® scheinbar® näher® bestimmt®) mal® wird* indes* bis gegeben®. (Und nachdem) Nachdem* er nämlich* dies 35 wird (Sankt Max) Sancho“ sentimental: 281 3 und* zugleich® 4—6 Schranke war, (in die) mit der viel (frühere) früheren christlich- (idealistische) idealistischen Freiheit aus den Briefen an die Römer und Korinther (verwandelt.) identifiziert 16 Um dem (Publikum) deutschen Bürger (dies Alles) seine® Freiheitstheorie® sonnenklar zu machen, fängt (Sankt Max) Sancho“ 34 daß der „gebildete*“ Berliner 36—37 weiß. (Der einfache Satz:) Die einfache Tatsache ist diese: 41—43 obgleich® bis Kunst® ist*; 282 2—5 gefallen sind, und“ der“ bis zu“ haben“, phantasiert (nun) sogleich* vom Luftflug, nachdem® bis gefahren® ist®. 6 Eisenbahnen. (Er) Sankt® Sancho* 10—14 Kopf. (Wenn) Als der Hauderer und Frachtwagen den entwickelten Bedürf¬ nissen des Verkehrs nicht mehr genügte, (wurden Hauderer) als u. A. die Zentrali¬ sation der (großen Industrie) Produktion durch die große Industrie neue Mittel (zu massenhaftem) zum rascheren® und® massenweisen® Transport 16—17 Dem Erfinder und* den® Aktionären® war es um (seinen) ihren® Profit, 20—21 Erfindung (beruhte) in (andern) verschiednen“ Ländern beruhte (wieder) auf (andern) ver- schiednen“ empirischen 26 du Nord). (Wieder in) In“ andern 32—36 Spinn¬ rad (aufzugeben) fahren zu lassen. Der“ Mangel“ bis gleichen“ Schritt“. 40 Der positive Kern (dieser) der® ideologischen® Verachtung (Sankt® Sanchos®) des® Bür¬ gers* gegen 42—43 Landstraße. (Stimer) Sancho“ sehnt sich (nämliclh]) nach 283 1 tatlosen und (ignoranten) unwissenden 25 verrät (“ (vielmehr von Stirner „verraten“ wird) „), sie aufgeben? 34—36 zu werden; daß“ sich“ bis für“ ihn“ ergab“. 38—39 das® als® christliches*, bis „des® Menschen®“ zurecht 284 7—8 unser (Welteroberer) welterobernder® Sancho® 13—14 ein bestimmtes* wirklich(es,) empfundenes Bedürfnis befriedigen. (Durch die Beseitigung dieses Mo¬ ments konnte Sankt Sancho die Individuen nach einem phantastischen Ideal, (der) nach der Freiheit als solcher, der Freiheit „des [Menschen“]) An die Stelle 15 trat (somit) durch® Beseitigung* dieses® Momentes® „der Mensch“, 18—22 Das Zweite war, daß (in den (Selbst) historischen Befreiungen die) ein(e bisher nur) in den sich befreienden Individuen bisher® nur als Anlage (existierende Macht) existieren¬ des® Vermögen® erst (verwirklicht wurde, daß jeder geschichtliche Befreiungsakt zu¬ gleich eine Vermehrung der existierenden Gesamt-Produktionskraft war,) als* wirk¬ liche* Macht* betätigt* oder eine bereits existierende Macht durch Abstreifung einer Schranke vergrößert (wurde) wird®. (Wenn bisher) Allerdings® kann® man* das Ab¬ streifen 24—26 Hauptsache (betrachtet, so kann dies nur dann geschehen) betrach¬ ten®. Zu® dieser® Illusion® kommt® man® aber® nur® dann*, wenn man entweder* die Politik als die Basis der (Geschichte) empirischen 27—28 oder endlich, wenn® man® (nachher, wenn) nachdem® die neue Macht 34—35 Eigenheit, das (erfüllte) wirk¬ liche* Innehaben der (wirklichen) eignen® Macht 28441—2851 hat, darüber® wollen wir (ihm) ihn® nicht (mit den) auf* die® Ma¬ terialisten oder Kommunisten(, was er nicht verdient), sondern (mit dem) nur® auf® das® Dictionnaire de l’academie (beweisen) verweisen®, 285 5—7 Als® deutscher® bis delektieren*. 12 Nachdem er so (selbst) durch (s)eine (bisherige) wohlfeile“ Abstraktion 14 jetzt erst an diesen® Unter¬ schied* zu entwickeln 17—19 und® daß* bis mit* unterläuft*. 286 16 beweist hier, (statt sich über die vielen Prügel, die er erhält, zu beklagen, vielmehr, daß diese Prügel sein Eigentum sind.) daß er 29 auch als („Eigentum des) „Eigner®“ des* Vorbehalts 10—41 aus“ der“ Sprache“ bis übersetzt“. 28 7 26 (Siehe“ bis legislation“.) 31 ..innerlich*“ frei von der (Demütigung) Selbstdemütigung* sind, (die) wie“ sie 34 dies Lossein (will er nicht los werden) (bildet® eine* seiner®) gehört® zu* seiner® Eigenheit®. — 41—15 Er“ muß“ bis ..Eigenheit““ sein“. Die „Eigenheit“ eines® Individuums*
Textvarianten 607 288 2—3 Maßstab“ an (ihn) es legen, wenn (unser Heiliger) „Man““ das Gegenteil 11—13 der” hier' glaubt' bis Gebrauch', — ..sehe zu“, 14—15 behält' nichts' bis Beines' und' ist zum 15—16 Beines geworden (und behält nichts als den Verlust seines Beines). Wenn er (wölf) acht' Stunden 17 der mit1’ der“ Zeit® zum Idioten 21 „Das® erste® bis erworben®!“ 27 Diese „tiefere Kluft“ (wird uns nun dadurch erklärt) besteht® darin®, daß 30 Aus (dieser) der“ Bestimmung 33 als“ deutscher“ Kleinbürger 34—35 Interessen nur den (Kampf) Hader um (den In¬ halt) die® Bestimmung® dieses „Wovon“ (und zeigt sich so wieder, daß die Leicht¬ gläubigkeit seine „Eigenheit“ ist — bei welcher Gelegenheit]), wobei 289 io Bei (der Naturstimme) dieser® Gelegenheit® 14 (p. 215). ((Wir werden an einem späteren Ort auf die Erschöpfung der Freiheitsforderung zu sprechen kommen) Siehe“: „Das“ hohe“ Lied“ Salomonis““). 22—28 wird zum bloßen (Dasein) Vorhandensein®, Gegenwart *. Wenn Sankt Max bereits p. 210 sich darauf beruft, daß auch Metternich und Karl X. stets von der Freiheit in ihrem Sinn sprechen, so ist ihm hierauf zu Gemüte zu führen, daß diese Leute ebensosehr sich auf die Eigenheit beriefen, auf die Eigenheit der Tiroler Bauern, die ihnen nicht genommen werden sollte usw. — daß namentlich in Deutsch¬ land (die Geltendmachung der) die Eigenheit gegen die Freiheit von der politischen Reaktion immer geltend gemacht wurde (vergl. die historische Schule pp)* unde zwar" bis verloren” gehe®“! (Siehe“: „Das“hohe“Lied“Salomonis““). 29—30 durch' die® „Ergebenheit®“, „Ergebung®“, 31—36 sei® es' bis Leben® aufgibt®. (Nach p.219, wo er gegen den Mond wütet, besteht setine]) — P. 218 38 durch die (Sankt Max) Sancho“ seine 39—41 (Mittel®, die' bis mußte') 40 Meine Eigenheit (anwenden muß) anwendet, 41 „ergeben“ (hat) mußte) 290 8 Auffassung der (Freiheit) Eigenheit 14—17 oder® haben® bis gegen® Andre'?) 38 Obgleich (er) Sankt® Sancho® 42 — Abgeschmackte“ Para¬ phrase“! — 45 z.® B.” bis Geld® hat®. 291 4 Sachen („angenommen“ hat) „annimmt“ 7—8 und® keineswegs® bis ge¬ setzten® 23—24 zu haben“ scheint. (Wenn wir übrigens einmal in Stirnerscher Manier distinguieren wollen, so ..ist hier zu sagen“, daß in „dem Buche“ das wenige Richtige (z. B. daß Franzi, einen Eid brach, daß Robespierre viele Leute köpfen ließ, daß pp) und die Hälfte des Unsinns „eingegeben“, die andre Hälfte des Unsinns dagegen „eigen“ ist.) „Der Eigner 292 1 Wir (haben) vermißten“ seit einiger Zeit „das Heilige“ schmerzlich (vermißt). Wir 22 P. 224, 225. (Stirner) Sancho zeigt 35—36 Eigenheit war. (Die wahre, eigentliche Eigenheit ist nämlich die Beschreibung]) „Die Eigenheit“, 41 negie¬ ren (und), in ihrer (positiven) Wahrheit zu fassen, (ein Gedankenprozeß, nach) und diesen, 43 wirklichen Ich zu nennen. [Hiermit schloß ursprünglich das Ka¬ pitel von der „Eigenheit“. Engels schrieb jedoch in die rechte Spalte dieser zweiten Seite des Bogens 66 den Text von 293 1—30, nachdem die dritte und vierte, das zweite Blatt des Bogens bildende Seite aus dem Manuskript entfernt war]. 25 wie Sancho, nicht® in der Freiheit (keine) eine® Macht, 26—27 für eine Macht. (Der Berliner Kleinbürger, speziell der ein „jebildeter Mann“ ist, ist über die Freiheit längst hinweg und verhält sich gleichgültig gegen sie.) Was der gewöhnliche 29—30 Er ist stolz auf (seine Ohnmacht. Sancho ist der ideologisierende Berliner Kleinbürger, der sich seiner (Lumperei) Ohnmacht rühmt und) seine lumpige Eigenheit und eigne Lumperei (als höchsten Effort der Philo¬ sophie proklamiert). 294 1—2 Verdeckung (er) Sancho“ 21—22 als® Vordersatz® 24—25 Er“ spricht“ bis wird“. 25 es (in ein Prädikat Gottes) als heiliges 27 ist, (kann es nun beliebig bestimmt) können' ihm® nun® beliebige' Namen' gegeben' werden, 35—36 Recht gibt“ ((d. h.) wenn (Stirner sich selbst Recht gibt) nun' bis wäre”?) 295 5—6 P. 244, 245. (Die Schlauheit, die wir schon) In diesem meisterhaften Satze ist zu bewundern (erstens) die schlaue 7 der Synonymik(. womit das Recht, was mir ein beliebiger „Dummkopf“ gibt, in das Recht verwandelt wird, das mir ein Gerichtshof gibt). Recht geben 9 werden
608 Beschreibung der Manuskripte (hier) identifiziert. (Zweitens) Noch“1 bewunderungswürdiger“ ist (zu bewunderm)> der 11—12 zu behalten — (was höchstens hier und da in der deutschen Kleinstädterei ads spießbürgerliches point d’honneur vorkommt. Diese Leichtgläubigkeit, die) —“ eim“1 Glaube“, der“ die Gerichte aus der Rechthaberei erklärt. (, übertrifft alle Proben., die wir bisher davon* hatten.) (Drittens) * Welche Vorstellung Saint Jacques le bo>n- homme überhaupt von einem Gericht hat, geht schon daraus hervor, daß er als Exenn- j>el das Oberzensurgericht anführt, was höchstens in der preußischen Vorstellung f ür ein Gericht gilt, (was kein) ein Gericht, (was) das bloß Verwaltungsmaßregeln zu beschließen, keine Strafe zu diktieren, keine Zivilprozesse zu schlichten hat. (Drittelns/ (Übrigens) Daß zwei ganz verschiedne (Weltzulstände]) (Gesellschaftszulstände ]/ Produktionszustände den Individuen zu Grunde liegen, wo Gericht und Administra¬ tion getrennt sind und wo sie patriarchalisch zusammenfallen (geht Stirner), küm¬ mert einen Heiligen nicht, der es immer mit den wirklichen Individuen zu Luu hat(, nichts an).* 1 Endlich“ ist noch 13—14 bemerkenswert, (mit der) womit“1 Sancho“, wie oben bei Gleichung 5, (die konkretere Bestimmung) den* konkreteren* Namen®, hier 16—17 /[ {67} a] [64]/sicherer anbringen zu können. * Note No 3. „Fassen Wir inzwischen die Sache noch anders“ (p. 246). Das fremde, von Andern mir gegebne Recht, ist somit ein Recht, dem „Ich Mich unter¬ ordnen soll, das Ich für heilig halten soll . . . das Recht Aller soll Meinem Rechte vorgehen ... das Recht Aller, z. B. zu essen, ist ein Recht jedes Einzelnen. HaJte sich Jeder dies Recht unverkümmert, so üben es von selbst Alle; aber sorge Er doch nicht für Alle, ereifere Er sich dafür nicht als für ein Recht Aller.“ p. 246. * * Die obigen Gleichungen werden hier in „Beruf“, „Bestimmung“, „Aufgabe“, Moralgebote verwandelt, die Sankt Max seinem getreuen Knecht Szeliga, den er hier als preußischer Unteroffizier (sein eigner „Gendarm“ spricht aus ihm) mit „Er“ anredet, ins beklommene Gewissen zugedonnert. Halte Er sich das Recht zu essen unverkümmert usw. Das Recht zu essen hat man den Proletariern nie „ver¬ kümmert“, trotzdem aber kommt es „von selbst“, daß sie es sehr oft nicht „üben“ können. —* Fremdes Recht — Nicht Mein Recht 40—41 fragen?“ ibid. („Ihr schreckt vor den Andern zurück, weil Ihr neben ihnen das) „Recht „an und für sic h“. Also 296 8—Ю „Dase Recht® bis P.® 275e. 24— 25 (Der® Zopf® bis hinten®). 35 Nachdem Sankt Sancho so das Recht (als Abso¬ lutes) durch 36—37 hindurchgeschleift(, es kanonisiert und damit vernichtet hat) und kanonisiert hat, 40—41 daß seither ((seit p. — nämlich) Begriffe 29645—2971 und daß er (den Rechtsbegriff dadurch tötet, daß er ihn) das® Recht® bis und® damit® für das Heilige 297 11 P. 245. (Dieser) Über diesen Satz(, der (mit) zu seinen früheren Gleichun¬ gen im geraden Gegensatz steht,) möge 16—19 Hiernach® bis Kaiserzeit®. 25— 26 Masse anderer (Verhältnisse) Rechtsverhältnisse“ bis Recht““), von denen 27 das Heilige seien(, gegeben sind. Das Angeführte ist übrigens Alles, was vom Privatrecht gesagt wird). 298 22—23 um® sie® bis zu® versetzen®. Womit 29 synonymische (Kunststücke) „Flohsprünge““ Sankt Sancho 34 wo (ihm) der Unsinn (selbst) vollständig 299 4—6 („Schöpfer®“ bis versichert®) 39—41 Man® sieht® bis Recht® liefert®. — 300 4—5 „wühlte“, (er erklärte) daß“ er“ nur“ zu“ Protokoll“ gab“, daß 9 vieler „Virtuosität (im Denken)“ (vollzieht und) mit der io durcheinander (wirft) würfelt® und 12 deutschen Philosophen(, namentlich B. Bauer) es aller¬ dings nicht (zu seiner Durchschauung kommen konnten) durchschauen konnten. 14 eine empirische® Bestimmung 17 hierbei seine (ganze langwierige Entwicklung) ganzen® schwerfälligen® Machinationen sparen 18 Macchiavelli®, (Spinoza, Hob- bes) Hobbes, Spinoza, 20—22 womit die theoretische Anschauung® (von®) der® Politik von der Moral (und dem Privatrecht) emanzipiert und (ihre Kritik möglich gemacht war.) (das Posttulat]) weiter 25—26 auf® das® Privatrecht® bis und® dies“ 1 Von Daß zwei ganz verschiedne bis hierher von Marx in die rechte Spalte ge¬ schrieben und ebenso wie der getilgte Engelssche Text mit Buntstift durch gestrichen
Textvarianten 609 auf eine 89—10 selber „pflegen“(, da die Anwendung seiner alten Kniffe für ihn wenigstens keine Arbeit mehr ist). Recht, die Macht 301 12 nachdem (es) dase Recht® „allen Sinn verloren“ hat, 39—40 p. 250. (Da wir hier wieder „die halbe Ausdrucksweise zurücknehmen müssen“, so „heißt es nun“: „)Über das, was hier 302 6—7 ist übrigens(, wie schon gesagt,) nur ein Mittel, sie zu (einer) „Sie“, 8 Was den Satz (sonst) (in dem Zusammenhänge angeht, in dem er bei Stirner steht) im Übrigen 12—13 sachlichem (Eigentum) Vermögen, 17—18 hypothe¬ tisch. (Drittens wir hier die „) „Daß das 26—27 und® zwar® persönliche® Macht* (sowohl) des Königs¬ kindes (wie der andern.) und* als* die® Ohnmacht® der® andern* Kinder gefaßt. (Es ist die Tat des Einen, daß es kommandiert, der Andern, daß sie sich kommandieren lassen müssen.) Will man 303 5 nur einen® Sankt Sancho 7 war Mein (unmittelbares®) Tun (unmittelbar meine Macht), im zweiten 22 beendet. (Sankt Max) (Wir erfahren, daß das Recht seine Gewalt sei, d. h.) Nachdem 25—28 daß „das Recht“ („die Gewalt“ und zwar) „die Gewalt des Menschen“ ist, womit* er® (weit® genug® ist®, um®) alle® bis ge¬ bracht* hat*. (Auf das wirkliche* Verhältnis von Gewalt und Recht geht Sankt Sancho gewohntermaßen durchaus nicht ein; statt dessen beschränkt er) Er“ beschränkt“ sich 31—32 zu lassen. * Die „Gewalt“ oder „Macht“ verliert bei ihm ebensosehr allen Sinn, wie das Recht, und seine Macht, die er bereits auf dem Wirtshausschilde dieses Kapitels anpreist, erweist sich als die vollendetste Ohnmacht. * Diese Kritik 304 5—7 Weil® Beides® bis „gleichberechtigt®“. (Mit) In“ dieser (Synonymik) Weise“ kann 8 ohne® etwas® bis wissen®, 10—12 Profit (Vorteil“) (des Fabri¬ kanten) „wird dann ganz natürlich und® gleichberechtigt”“ die Rente, (, der Profit des Grundbesitzers) die” auch* Profit (Vorteil“) ist®, „geltend gemacht“. (Profit) Vorteil“ gegen (Profit) Vorteil“, „wo natürlich із seit® 1815® 21—22 ange- bornen Rechte (heißen) genannt* bis Sache® selbst® ist®, so 23 der Natur, d.“ h.m der“ Geburt“ gegebenen Rechte*. 29 der® Auflösung® des* Unterschiedes* 30—31 Da (Sankt Sancho) „Ich”“ „unter® allen* Umständen*“ „auch“ Mensch ist, wie (er) Sankt® Sancho® später konzediert und (ihm) diesem® Ich® daher 34 Um¬ ständen“ zu gut. (, während er ihm) (Er“ ist“) Da“ aber“ 36 ist, (und das Mentschenrecht]) kommt“ ihm“ das“ „wohlerworbne Recht“ (ihm daher) keines¬ wegs 37 zu Gute (kommt). 40 /[{70}b] [67]/ so (würde er) (hätte er sagen müssen) „war® hier® zu® sagen®“: 44 und braucht „daher®“ 305 12—13 hinaus“, (um) damit* Sankt® Sancho® einen außer (Stirners) seinem* Kopf in der Geschichte existierenden (Kampf in geschichtlichen) Kampf 14 konnte. (Jetzt) Nun“ beweist 16 einen neuen (aus dem) im® „schöpferischen 18 „Ich* will® bis Sancho®) („Daß) „daße 27—28 eine Tat, (die ihm zuerst) durch® die® er® sich® erst® das „Recht“ außer (ihr) dem® Mutterleib® zu sein erwarb; 33 Übrigens spricht (Stirner) Sancho“ bloß 37—38 wo er* die® bis machte®, indem® er sich (nur) als bloß 306 15 (z.®B.® die(selben) andern® Menschen (pp), ein® Hund® usw.®) 17—19 sein können (etc.“, etc.“) usw.“, usw.“ (Auch kann er, jenachdem (eini[ge]) allerlei Reminiszenzen aus kursierenden Schriften anbringen, z.B. daß das Recht auch ein Vorrecht sei usw., Dinge, die in diesem Zusammenhänge allen Sinn verlieren und als reine Redensarten erscheinen.) — „Ein® Bruder® bis le* bonhomme® 1,9*. 23—27 Abhandlung (mit einem Satze begann) über das Recht mit (einem Satze beginnt, der (in der) gar nicht wieder vorkommt) einer® allgemeinen® Erklärung* des® Rechts® beginnt*, die® ihm® „entspringt®“, solange er vom Recht spricht, (sondern erst da in etwas veränderter Form wieder angebracht werden kann, wo das Gesetz nach Sanchoscher Weise kritisiert zu werden „pflegt“. Wir (würden diesen) zitieren diesen Satz nur um seiner stilistischen Vollkommenheit willen,) und* von* bis zu® sprechen® kommt®. Damals rief 36—38 D.® h.e bis Dieser® Satz® ist® der* (vollendetste®, zu® dem® Sankt®) vollendete“ Sancho“ (es® bis jetzt® gebracht® hat*). Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 39
610 Beschreibung der Manuskripte 307 5—7 „Mitunter“, d.e h.e bis über® das* Gesetz®, 8—9 Weise beinahe® ebenso¬ wenig mit (dem „Gesetz“) seiner® »Abhandlung*“ über® das® Gesetz* zu tun 10—n mit der (Entwicklung) ,Abhandlung*“ 20—25 begreiflich. (Weil er dem „Recht“ die „Macht“ gegenüberstellte,) Nur insoweit“ das Recht als Macht des.Menschen (zu fassen hatte, um es) bestimmt“ war“, konnte“ er“ es“ als seine Macht in sich zurücknehmen (zu können, mußte er es in der materialistischen Bestimmung als „Macht“ und nicht in der idealistischen als „Willen“ fassen). Er“ mußte also“ seiner“ Antithese“ zulieb“ die“ materialistische Bestimmung der“ „Macht“ fest¬ halten“ und die“ idealistische“ des“ „Willens““ „entspringen““ lassen“. Warum 26 „Willen“ wieder (hineinbringt) einfängt“, werden 27—28 das Gesetz sehen. * Die Gedankenlosigkeit und Zusammenhangslosigkeit, (mit der) womit“ Sankt Sancho diese beiden obigen Sätze mit seinen übrigen Phrasen über das Recht zusammenstellt, ist nur dieselbe Konfusion, (die) mit der er das Recht sowohl als „Willen“ wie als „Macht“ auffaßt. * In der wirklichen Geschichte (der Theorie) bildeten 32 (Kind® bis pp®) зз (Jüngling® bis ppe) 38 ihre Pro¬ duktionsweise und die (damit zusammenhängende) Verkehrsform 40—43 bleibt es (ganz unabhängig vom Willen der Individuen) auf allen Stufen, (wo sie noch nicht über die) (auf denen die* Arbeit® und® das Privateigentum (und die Arbeit) noch nötig sind.) auf“ denen“ bis der“ Individuen“. Diese (wirkliche, keineswegs (von ihm) vom® Staat* geschaffene, vielmehr ihn schaffende Macht) wirklichen Verhält¬ nisse sind keineswegs (vom Staat) von* der® Staatsmacht* geschaffen, 308 4 als (Recht oder) Gesetz — 5—6 wie* das® bis beweisen®. 13—15 beruht auf (Verhältnissen) Lebensbedingungen®, die (ihnen Allen gemeinschaftlich sind und) sich* als* Vielen® gemeinschaftliche* entwickeln®, deren Fortbestand sie als Herr¬ schende gegen andere (nicht herrschende Klassen), und® zugleich® als® für® Alle® gel¬ tende® zu behaupten haben. 17 Gerade (solange) das Durchsetzen 21 Selbstver¬ leugnung^ zu der sie gezwungen sind, die also keine Selbstverleugnung ist) im Ausnahmsfall, 22—23 ((und®) die“ daher* bis gilt*). 24 Klassen, von (denen) deren* Willen* 30 und® mit* ihr® Staat* und* Gesetz* 33—34 Einbildung des Ideo¬ logen^ der, nachdem). Nachdem“ die Verhältnisse (so)weit genug“ entwickelt waren, (daß sie) ihn (produzierten) zu“ produzieren“, kann“ der“ Ideologe“ diesen 36 vor¬ stellen (kann). — Ebensowenig 38—39 herrschenden Verhältnisse^ ein Kampf, der dadurch, daß er zugleich gegen das Recht und Gesetz d.h. den /71c[68a]/ allgemeinen Ausdruck dieser Verhältnisse gerichtet ist, den Namen Verbrechen erhält), aus (dem reinen Willen) der reinen Willkür hervor. 309 9—10 Individuen® und® ihren® empirischen Verhältnissen eine (Geschichte) Entwicklung 14—15 und in* seinen® Schöpfungen®, den® Gesetzen®, eine eigne selbstständige* Geschichte 23 Marotten ((Schwanenorden pp)) realisiert er weiter* als® in 26 wessen Wille (in seinen Staaten) sein® Herrscherwille ist. 27—28 die (Phantasien) Phantome® oder® Spuke® seines 29—30 seine eignen (Theorien) theoretischen® Sparren® über Recht, Gesetz, Verbrechen usw. 32—34 Die (geringste) oberflächlichste Betrachtung der“ Gesetzgebung“, z. B. der Armengesetzgebung in® allen* Ländern* (kann) wird* 36—37 d.® h.e bis Wol¬ lende®, irgend etwas durchsetzen (wollten) zu® können* sich* einbildeten*. Sankt 310 9 p. 268. • Gleichungen:* * (Der Staatswille ist) a. Staatswille = Nicht Mein Wille b. Willen = Wollen c. Den Nichtstaat wollen = Eigenwillen d. Mein Willen = Nicht der Staatswille. * * a. Staatswille — Nicht Mein Wille b. Mein Wille = Nicht der Staatswille c. Wille = Wollen d. Den Nichtstaat wollen = Eigenwille Den Staat nicht wollen = Eigenwille e. Der Eigenwille = Das Nichts des Staats f. Der Staatswille = Das Nichts Meines Eigenwillens = Meine Willenlosigkeit *
Textvarianten 611 /72а[68с]/ * g. Meine Willenlosigkeit = Sein des Staatswillens (Schon aus dem Früheren wissen wir, daß das Sein des Staats willens gleich ist dem Sein des Staats, woraus sich folgende neue Gleichung ergibt:) h. Meine Willenlosigkeit = Sein des Staats i. Das Nicht Meiner Willenlosigkeit = Nichtsein des Staats k. Mein Wille = Nichtsein des Staats l. Mein Wille = Nichtwollen des Staats Wollen wider den Staat = Widerwille gegen den Staat. * Gleichungen: 311 12—13 p. 256. * Note 5. „Man bemüht sich, Gesetz von willkürlichem Befehl, von einer Ordonnanz zu unterscheiden ... Allein Gesetz über menschliches Handeln ... ist eine Willenserklärung, mithin Befehl (Ordonnanz)“ p. 256 ... „Es mag Jemand wohl erklären, was er sich gefallen lassen wolle, mithin durch ein Gesetz das Gegenteil sich verbitten, widrigenfalls er den Übertreter als seinen Feind behandeln werde .. . Ich muß Mirs gefallen lassen, daß er Mich als seinen Feind behandelt, allein niemals, daß er mit Mir als seiner Kreatur umspringt, und daß er seine Vernunft oder auch Unvernunft zu Meiner Richtschnur macht.“ p. 256. — Hier hat also unser Sancho gegen das Gesetz Nichts einzuwenden, sobald es den Übertreter als einen Feind behandelt. Die Feindschaft wider das Gesetz geht nur gegen die Form, nicht gegen dfen Inhalt. Jedes Repressivgesetz, das ihm mit Galgen und Rad droht, ist ihm ganz recht, insofern er es als eine Kriegserklärung fassen kann. Sankt Sancho beruhigt sich, wenn man ihm nur die Ehre antut, ihn als Feind, nicht* als* Krea¬ tur* anzusehen. In der Wirklichkeit ist er höchstens der Feind „des Men¬ schen“, aber die Kreatur der Berliner Verhältnisse. * Note (6)5. Die einfache 30—31 ihn anwendet. („Mein Geschöpf, ein be¬ stimmter Willensausdruck, wäre mein Gebieter geworden“, gerade wie schon oben das „Wort“, das („heraus) „aus ihm entsprungen“ war. Sankt Sancho gibt vor, durch seinen „gestrigen Willen) Die Theorie 32—42 allen Sinn. (Zuerst ist Sankt Sancho) Sankt® Sancho® bis Dann* aber® ist® er“, 43 keineswegs heute® ein „Willen¬ loser“, 44—45 gestrigen Willen(. Dies ist er als Schöpfer in jedem Fall), mag (sein gestriger Wille) dieser® die Form 311 45—3122 Er kann ihn® in beiden Fällen (seinen gestrigen Willen) auflösen, wie er überhaupt aufzulösen pflegt, nämlich (ihn) als seinen Willen (auflösen). 312 20—21 „Pauken* bis Herrlichkeit®!“ 26 als® Gesetz® ausgedrückten® 2R—31 und® die® bei® französischen® bis geführt® hat*. * Ob der Eigenwille eines Individuums sich morgen unter dem Gesetz gedrückt fühlt, das er gestern machen half, hängt davon ab, ob neue® Umstände eingetreten, ob seine Interessen soweit verändert sind, daß das gestern gemachte Gesetz nicht mehr diesen veränderten Interessen entspricht. Wirken diese neuen Umstände auf die Interessen der gan¬ zen herrschenden Klasse, so wird diese Klasse das Gesetz ändern, wirken sie nur auf Einzelne, so (bleiben sie als) bleibt ihr Widerwille von der Majorität natür¬ lich unbeachtet. * * Da es ihm jedfoch] * * Mit dieser Freiheit des Widerwillens ausgerüstet, kann (er) Sancho“ nun die Beschränkung des Willens des Einen durch den Willen der Andern, die eben die Grundlage der obigen idealistischen Auffassung des Staats bildet, wieder¬ herstellen. * * „Es müßte ja Alles drunter und drüber gehen, wenn Jeder tun könnte, was er wollte. — Wer sagt denn, daß Jeder Alles tun kann?“ („was er will“, ist hier weislich ausgelassen). — * •„Werde Jeder von Euch ein allmächtiges Ich!“ ging die Rede des mit sich einigen Egoisten. * * „Wozu“, heißt es weiter, „wozu bist Du denn da, der Du nicht Alles Dir gefallen zu lassen brauchst? Wehre Dich, so wird Dir keiner was tun.“ p. 259 — und um (allen) den® letzten* Schein des Unterschieds wegfallen zu lassen, läßt er hinter dem einen „Dir“ noch „einige Millionen“ „zum Schutz stehen“, sodaß 39*
612 Beschreibung der Manuskripte seine ganze Verhandlung sehr wohl als „unbeholfener“ Anfang einer Staatstheorie im Rousseauschen Sinne dieser dienen kann. * Wenn es sich 38— 40 Die bisherigen Gleichungen (und Antithesen) waren rein vernichtend gegen den (Inhalt des) Staat und das Gesetz(, obgleich bereits in der dritten Antithese die Rede vom „eignen Gesetz“ war). Der* wahre* bis verhalten*. 313 1—2 eine bloße (Vernichtung) Veränderung 3 den Staat (vernichten kann) vernichtet. 15 Willens an(, wodurch er natürlich nur eine illusorische Herr¬ schaft seines Willens zu Stande bringt. Nach seiner Phänomenologie kann diese Herrschaft). Er konnte 27 Dies" Verbitten" bis begleitet". 31340—314б Das* Registrieren* bis im* Übrigen® möge* er* 31341—3141 und der (damit) für die damit® absolut® werdenden® Könige 314 2 dem Feudaladel wie (den andern) fremden™ 6 machen®; (Sankt Max möge) im® Übrigen® möge® er® sich 11—12 Episode über (die Gelehrsamkeit unseres mit™ (AllgemeinLern])™ Einfalt™ über Gott und die Welt aburteilenden Heiligen einzulegen.) die® Belesenheit® bis einzulegen®. 19 die* „21® Bogen®“ 21 die® sächsischen® Vaterlandsblätter® 24—25 Louis® Blanc* bis ans®, 29 Emilia® bis Bibel® 30—31 samt® bis Cabanis®. 315 5—6 so® mußt* Du® bis lassen®“, 6—7 insofern® bis kommen® soll*; 9— 10 Dein Unrecht geben. (Ohnehin) (Da) * Was das Verbrechen an¬ betrifft, so war ja in allen bisherigen Gleichungen und Antithesen das Ich die Negation des Staats, des Rechts, des Gesetzes, mit einem Wort: des Heiligen. Die negative Beziehung auf das Heilige ist die Sünde, das Verbrechen, nämlich das Verbrechen im außergewöhnlichen Verstände. In dem gegenwärtigen Ab¬ schnitte über das Verbrechen wird namentlich die Beziehung des® Ich® auf® das® Höilige®, die Negation exploitiert®, sofern® sie® (auf die) der Kopula in einen Teil der obigen Gleichungen (zu) (exploitiert) angehört®. Wie Sankt Sancho, nachdem er Staat, Recht, Gesetz pp aufgelöst hat, nun noch die Strafe, d. h. die Reaktion dieser Mächte gegen ihn, noch hereinbringen, wie er also dem schon® aufgelösten Recht, Staat, Gesetz pp noch Macht zuschreiben kann, ist nur dadurch zu erklären, daß (Sankt) er (sich zu d) die mißliebige Tatsache ent¬ deckt, daß außer seinem Kopfe sich die Dinge anders /{74}[70bJ/ zutragen, als in seinem Kopfe. — Bei dieser Gelegenheit findet sich auch, daß das Heilige in seiner Gestalt als Recht, Staat, Gesetz etc. gegen seine Entheiligung (protestiert), das Verbrechen (protestiert) reagiert*. Diese(r Protest) Reaktion ist die Strafe.* *A. Kanonisation der Strafe.* A. Einfache Kanonisation von Verbrechen und Strafe 316 33 Feindschaft® 33—34 des® unanständigen® bis das® Heilige®, vorgeführt 39— 40 übertragen müssen. (Am bemerkenswertesten ist hier wieder die Leicht¬ gläubigkeit Sanchos. Er bildet sich ein,)m Sancho™ glaubt, man habe 44 gegen’ das® Gesetz® 317 1 Gerade wie (Sankt Sancho) Jacques* le® bonhomme® 12 die (Abwehr) Selbstverteidigung® und* Abwehr* des Heiligen 29—30 (Sancho* bis Moral*. З6—37 nicht® minder® bis „Sultans®“), 44 mit den praktisch (existierenden) geltenden 318 3 von* Staatswegen* 31823—32141 Verbrechen" bis gleichgültig" 321 29—31 und™ aus“ bis siede™). 322 5—7 indem® es* verfälscht® wurde®; jetzt (scheint es, daß der) kommt® bis an* den® Tag* (und* wiesehr®). Der™ außergewöhnliche Egoist (auch) findet” nun®, daß* er* (auch®) nur* außergewöhliche 9 gemacht werden müssen™. Wir (werden) belasten™ also 10— 11 contra (zu belasten haben). (Es ist aus dem alltäglichen Leben bekannt, daß die gewöhnlichen) (Man kann) Den Kampf 16—17 womit® bis verwandelt* ist®. 24—25 Nachdem Sankt Sancho sich (hiermit, wie wir oben sahen,) eine „eigne Welt, einen Himmel“, (in der modernen Welt) nämlich® diesmal* 28—29 unternimmt er abermals™ (s)einen 33—34 gehen (sollten) wollten, 35—36 Don® Quijote® fürbaß trabten, (erhebt)
Textvarianten 613 schlägt) schlug Sancho 38—39 einem* Kommissär® und* 40—41 Heiligen. (Die Ge¬ schlossenen aber waren Baugefangene, die nach Spandau geführt wurden. Sankt Sancho bat) Da® sie® bis bat® Sankt® Sancho® 323 2—3 würden. — (Es sind) Baugefangene 4—9 Wie®, rief® bis hub® Sankt® Sancho® 11 aber® doch® „eigen®“, 27—28 auf der (Folter) Prügelmaschine® 32 „das® Recht® Eurer'“. 39—41 Es® geziemt® bis getan® haben'. 324 19 (p.® bis Buchs'“): 25—26 (allgemeines® bis Urteil®) 325 з—4 Gines von Passamonte, der (hier ungeduldig wurde,) Erzdieb' bis konnte', schrie: 11—12 sich mit® einer® rhetorischen® Bewegung® gegen die abwesenden® „guten 39—40 oder® das® bis Heiligen® 326 2 (Quel® bonhomme'! 4—5 P. 380. * — „Mag Mein Volk der Preßfreiheit entbehren. Ich suche Mir eine List oder Gewalt aus, um zu drucken — Die Druckerlaubnis hole Ich Mir nur von — Mir und Meiner Kraft.“ p, 377. (D.h. gelingts Ihm, so hat Er Recht, und wird er eingesteckt, so hat er auch Recht. Wenn /[ {80}a] [73c]/ übrigens in Deutschland Preßfreiheit seit längerer Zeit existiert hätte, so würde Sankt Sanchos Stileigenheit jedenfalls genießbarer sein und (sich) in seinem Kopfe sich auch etwas mehr Bekanntschaft mit den Dingen dieser Welt vorfinden. Jedenfalls beweisen Diejenigen mehr Kraft, die sich nicht bei dem zufälligen Gelingen ihrer „List und Gewalt“ beruhigen, sondern (an® die® Stelle® des® Zu¬ falls®) (diesen Zufall) (zu ihrem „eignen Gesetz“) (ihr® „eignes Gesetz®“ (durch¬ führen) durchzuführen0 streben) über allen Zufall erhaben.) —) * Note 5 11 (das® Heilige®) 15 (sc.® Heiligen®) 28 davon® bis Nichts®, зо seit dem® 1842 des® Berliner® Kalenders® Nichts 35—37 sollen. (Im Übrigen') Wiederholung® bis Logik®): 38—39 (merkwürdiges® bis soll®) 327 4—5 Idee sei, und (gibt dieser Staatsidee vermöge „seiner Macht“ eine eigne Macht.) glaubt® bis Staatsidee® 6—13 Hegel® bis erklärt®. 16—17 etwas länger (aufzuhalten haben) aufhalten, weil es (einerseits), nicht 18—21 und weil es (an¬ dererseits aufs Schlagend[ste]) zugleich® am glänzendsten beweist, wie (fremd) wenig® es® unsrem Heiligen (gelungen® ist') gelingt®, die Dinge (geblieben sind, von den er zu sprechen vorgibt, von denen er aber in Wirklichkeit) in® ihrer® bis indem® er® 24—25 einige neue® Aufschlüsse (zu) vernehmen (haben). Diese Aufschlüsse (sind) erscheinen® 28 dadurch (seinem Stoff) seiner® „Abhandlung®“ 29 Wir brauchen natürlich (auf diese schon dagewesenen Gleichungen nicht wieder einzu¬ gehen) bloß 329 зз Note (1). 330 2—5 zurückzuverweisen. (Note 2. (Abhandlung über Parzellierung des Grundbesitzes, Ablösung der Servituten und Verschlingung des kleinen Grundbesitzes durch den großen)) Abhandlung® 1®: bis das® große®. 30—31 p. 328. * Das Eigentum, wie die bürgerlichen Liberalen es verstehen, ver¬ dient die Angriffe der Kommunisten und Proudhons: es ist unhaltbar, weil der bürgerliche Eigentümer wahrhaft nichts als ein Eigentumsloser, ein überall Aus¬ geschlossener ist. Statt daß ihm die Welt gehören könnte, gehört ihm nicht einmal der armselige Punkt, auf welchem er sich herum dreht.“ p. 328. 329. * 1) Zuerst wird hier 32 von der(en Bedeutung) Sankt Sancho nur weiß, daß sie das Heilige (bedeutet) ist, 35—36 die noch® dazu® überall (aus dem) durch® das® Nichtrespektieren 37 Eigentums (hervorgegangen ist) durchgesetzt wor¬ den® ist®! 38—39 „herbeigeführt“. (Die französischen Bauern (also), welche sich in der Revolution die Güter des Adels ohne weiteres aneigneten, waren also „Politiker“.) Es war 43 und® alle® übrigen® Bedingungen® 331 з—4 verringert (also) wie® aus politischen Gründen ((z. B. Herr Thiers)) unzufrieden 8 verschacherbares®, entheiligtes® 9 Bourgeois diese (Aufhebung des Unterschieds zwischen Grundeigentum]) Verwandlung n der (vom) über® den® 15—16 geschieht, (davon) von' der® Stufe® abhängt (wie) (auf welcher Stufe) worauf® 21—24 Im® Übrigen® bis Liberalismus® 26 vorkommt, (wo die Bürger stets Kleinbürger blieben und) wo® die Regierungen nur® durch 27—28 und' durch® Finanzverlegenheiten' 34 Maßregel überhaupt' ohne 36—37 der® beginnenden' bis Industrie® und®
614 Beschreibung der Manuskripte 332 4 der alltäglichsten (Arten sich Eigentum zu erwerben.) Folgen 5 die (ganze) Konkurrenz, die (namentlich) ohne 10 anzugreifen.“ * Zu diesem Unsinn kommt Sankt Sancho, weil er den juristi¬ schen, ideologischen Ausdruck des bürgerlichen Eigentums für das wirkliche bürgerliche Eigentum hält und sich nun nicht erklären kann, weshalb dieser seiner Illusion die Wirklichkeit nicht entsprechen will.* Wie tief 12—13 daß er nur den (sichtbaren) augenscheinlichsten® Akt der Konzentration, das bloße „Aufkäufen“ darin sieht (und von den empirischen Ursachen, der Konkurrenz der Grundbesitzer, der Unmöglichkeit der kleinen Besitzer ihr Grundstück (vorteilh[aft]) ohne Verlust zu bebauen pp, (wie gewöhnlich gar nichts weiß) welche den Einen zum Verkauf, den Andern zum Aufkauf zwingen, wie® gewöhnlich® gar nichts zu sagen weiß und zu sagen braucht, als daß es respektswidrig ist.). Inwiefern 15 ist nach“ Sancho™ nicht abzusehen(, da sie, wie). Sancho entwickelt 19—21 daß (bald) abwechselnd™ der große Grundbesitz den kleinen (, bald) und™ der kleine den großen (verschlungen hat, eine Erscheinung) verschlingt™, zwei® Erscheinungen® 24 Gestalten des Grund¬ eigentums^ der metairie, copyhold, leasehold, tenantry-at will). Und dann 26—27 spe¬ kulativer Manier (den) die® Früheren (das Spätere als Zweck unterschob) die* Er¬ fahrungen® der® Späteren® bedenken® ließ®; jetzt 28—30 beklagt, daß (das Frühere einen eignen Zweck und nicht den (die Späteren) hatte, das Spätere zu erzeugen.) die® Früheren® bis bedachten®. Welche. 333 8—10 ganz empirische (Bedingungen) Verhältnisse® bedingtes®, z. B. durch® bis bürgerlichen* Gesellschaft®, die Lokalität, 13—14 die Kommunikationsmittel (das™ Verhältnis™ von™ Stadt™ und™ Land™) (das* vorrätige® Kapital®) und® Produktionsinstrumente® ppp. 22—23 war es ihnen nicht (einmal) möglich, sich kom¬ munistisch zu organisieren, da ihnen (hierzu) alle Mittel 24—26 einer kommunisti¬ schen (Einrichtung) Assoziation, die gemeinsame (Arbeit) Bewirtschaftung* durch¬ zuführen,(. Überhaupt kann eine kommunistische Bewegung nie vom Lande ausgehen.) und da die Parzellierung (selbst) vielmehr* nur Eine der Bedingungen (ist) war®, 27 Assoziation (hervorrufen) später hervorriefen. 32—33 und* gegenüber* bis Bour¬ geoisie*. 37—39 und® eine® solche® bis abhängt*. 41—12 Eigentum Andrer (verlie¬ ren) aus® dem* Kopf* schlagen® sollen(, wovon). Hiervon* werden* wir 42—13 Würt- lein vernehmen. (Das Einzige, was wir hier (sonst) noch zu tun haben, ist, daß) Nehmen* wir schließlich* noch® den Einen Satz ad acta (nehmen): „In der 33345—3341 liegen scheint. * (Note 2. — Privateigentum und Staat.) Abhandlung® 2®. Privateigentum (und), Staat und Recht. — 1) Die Identität von Staatseigentum und Privateigentum wird zuerst aus der Gewalt des Staats durch folgende glän¬ zende Sätze bewiesen p. 333: „Über das Eigentum entscheidet nur die Gewalt, und da der Staat, gleichviel ob Staat der Bürger oder der Lumpe oder der Menschen schlechthin, der allein Gewaltige ist, so ist er allein Eigentümer: Ich der Einzige habe Nichts und werde nur belehnt, bin Lehnsmann und als solcher Dienstmann“. — P. 334: „Durch Eigentum, womit er“ (der Staat „die Einzelnen belohnt, kirrt er sie; es bleibt aber sein Eigentum, und Jeder hat nur solange den Nießbrauch davon, als er das Ich des Staats in sich trägt, oder *1 Abhandlung No 2: Privateigentum, Staat und Recht 334 5 liegen lassen (und), hätte™ er™ dies 28—29 und noch in® deutscher* Weise® von 41—42 während* die* (wirklich*) bis zu® finden* sind*. (Wir sind das bei Jacques le bonhomme schon gewohnt.) Er verwandelt 33444—3351 ihre gemeinschaftliche® Herrschaft (zum Staat konstituieren muß) zur* öffentlichen® Gewalt®, zum Staat konstituiert™, versteht 335 3—6 und alle (Macht) Gewalt® ihr gegenüber in sich (vereinigt) absor¬ biert*. (Diese ideologische* Verdrehung finden wir in den folgenden (histori- [sehen]) Exempeln wiederholt.) Er* wird® bis bewähren*. Wenn(, wie oben in der Einleitung gegen™ Feuerbach™ entwickelt,) das Eigentum 12 (cart® bis plaisir®) 17—18 weil* die® Bourgeois* (nur* noch®) über¬ 1 Das zweite Blatt dieses Bogens 82 ist abgerissen. Mit Bogen 83 beginnt ein neugeschriebener Text. Cf. S. 515—54 3 unseres Bandes und „Die Richtlinien für die Redigierung der Manuskripte“, ,J. Feuerbach“, ll.
Textvarianten 615 haupt® bis Privatverhältnisse® dies® (unumgänglich* nötig® machen®,) gebieten“, 37—39 Ebenso* bis vom® Hunde®. 40 Weil die verdeckten materiellen* 336 2—3 Eigentumsverhältnisse (durch die) hinter“ der“ Decke „des Heiligen“ („verdeckt geblieben ist) aus“ den“ Augen“ gesprungen“ sind“, und daß 5 um (die) eine „(Stufe) Sprosse® der Kultur“ 26 sich (klar) weis“gemacht hat, 32—33 „ansieht“. (Womit natürlich Alles beim alten bleibt und Sankt Sancho die be¬ stehende Welt als die beste sanktioniert.) Auf Sankt Sanchos 40—*1 Beteuerungen (wieder breit gemacht wird, brauchen wir (jetzt) nicht (mehr) weiter* eingehen.) sich“ aufspreizt“, (aufersteht“, um“ nur“) kann“ bis einzugehn“. — Seine 337 6 stand im (geraden) direktesten“ Gegensatz 9 (ager* publicus*) із allen® Sprachen® 15 Kenntnis (hat) haben“ kann“. (Wir werden noch mehrere solche Exempel sehen) 34 schwarz auf weiß (hat) besitzt*, daß er* sein(e Gedanken) Eigentum 35—37 Siehe® da® bis zollfrei®!“ 40—41 die® in* ihrer® Zusammen¬ fassung® bis belehnt*. 43—<4 nur die persönlichen“ Bedingungen 338 7 daß z. B. (in Frankreich,) als der französische® Staat 22 daß (hier) sich hier“ zeigt, 24 daß hier abermals“ Wesen 26 kommt (hier wieder) die obige 27—28 Bon¬ homme wieder“ zu Tage, daß „der Staat“ ihn exploitieren will. (Da diese (schon) eben erst auseinandergesetzt wurde, so geht sie uns hier weiter nichts an. Das einzige, was uns hier interessiert, ist) Uns“ interessiert nur“ noch“ die altrömische® etymo¬ logische 32—33 Proles“ (von Seiten des Proletariats) dem Staat, d. h. den (herr¬ schenden) offiziellen“ Bourgeois 38—39 nämlich (sein Gedankenhandel) dem® Staat® bis zu® machen®. Wäre. 41—13 zu machen. (In seiner) Weitere“ Jeremiade gegen den Staat (führt er nun seine)!“ Weitere“ Theorie des Pauperismus (weiter aus und)! Er“ „schafft“ zunächst® als „Ich“ 339 2—3 Bezahlenden(, wo dann der). Der“ Staat tritt“ dann“ „beschwichtigend“ dazwischen (tritt). „Lasse 32—33 Faktum(, das) und“ zieht“ durch 34 Strich (macht). Daß 36 nichts gewinnen (würden), noch viel 39—io Daß (der Bour¬ geoisstaat, der) die® bürgerliche® Gesellschaft®, die 40—41 beruht und® ihre® bis Grundlage® nach* 42 Bürgern zulassen können®, und 43 dazwischen treten müssen®, 340 5 und® Akkumulation® 15—iS dies® findet® bis behalten® kann®. 19—20 und* dadurch® bis abhängig® 22 Staaten(, deren offizieller Staatsreichtum nur ein Be¬ weis ihrer wirklichen Armut ist). Aber selbst 25 wo sie sich dann (mit) von® Stirner 26—29 Staatseigentum (trösten können) vertrösten“ lassen“, bis strebt“. 30—31 Verhältnis (des) von“ Privateigentum^ zum) und Recht, 32 hören (müs¬ sen). Die Identität 32 Privateigentum erhält (dadurch nämlich) eine 33 Wen¬ dung. <f. daß) (indem“ die) Die 34—35 im Recht (zur) wird“ als“ Basis des Privateigentums (gemacht wird) ausgesprochen“ (wird“). 41—42 P. 332. (Da auf diesen) Dieser“ Satz(, der) treibt“ nur“ den schon 43—44 Staatseigen¬ tum (nur) (noch) auf eine noch komischere Höhe, (treibt, und deshalb garnichts /85a[78a]/ zu erwidern ist, so) Wir“ gehen (wir) daher“ gleich 341 9 in® ein® „Gespenst®“ verwandelte® „Gewalt“ 26—28 Das ganze Unheil (kommt) entspringt“ also wieder (daher, daß die) aus“ dem“ Glauben“ der“ Individuen (am Glauben) an den Rechtsbegriff (laborieren), den sie sich aus dem Kopfe (zu) schlagen (haben) sollen“. Sankt Sancho 29—31 und (Alles) von® Allem®, was nicht unter diese Rubriken paßt, (alle Ver¬ hältnisse verwandeln sich ihm daher in bloße Abstrakta, in „Gespenster“.) von® allen® bis verwandeln®. .Andererseits“ 39—40 am Erbrecht(, das er). Er“ erklärt“ es“ nicht 41 Familie (erklärt), sondern 341 43—3427 Tod hinaus. * Er hätte sich aus den entwickelteren Rechtsformen, die den entsprechendsten Ausdruck (über) der modernen Eigentumsverhältnisse geben, (z. B. aus dem Code civil) (eines* Besseren®) dahin“ belehren können(, wie) Im Code civil wird „die verewigte Gewalt“, die „selbst mit Meinem Tode nicht erlischt“, auf ein Minimum reduziert, und in den Pflichtteilen der Kinder die materielle Basis des Rechts und zwar des Rechts (auf) unter der Herrschaft der Bourgeoisie anerkannt.* Diese" bis Erbrechts"). (Überhaupt) Sancho“ konnte (Stirner) überhaupt“
616 Beschreibung der Manuskripte 341 43 Fiktion selbst (ist) wird™ von allen 45 bürgerliche (übergegangen i:st) übergeht“. (Vergleiche 342 5 statt (bei) in“ der“ Epoche“ der Auflösung 9—io Vergleich“ zunn“ Beispiel“ römisches“ und“ germanisches“(, englisfches“]) (altfranzösisches“ und“) Erbrecht“ (und“ die“ verschiedene“). Ein 13—15 Sankt Sancho (möge indes bis auf Weiteres) hat® sich® bis gesetzt®“ darüber (nachdenken. — diesen „Beruf“ stehlen wir ihm —) nachzudenken“, ob nicht das Recht (auf einen „Knochen“ damit zu¬ sammenhängt, wie dieser Knochen produziert und was (mit) aus ihm weiter gemacht wird.), das 17—18 diesen Knochen (produzieren) produktiv“ behandeln“ und 20—21 Die bisherigen® Produktionsverhältnisse der Individuen(. eben weil sie ge¬ meinschaftliche sind,) müssen sich 22—23 (Sieh“ oben“). 23—24 müssen diese (politischen und rechtlichen) Verhältnisse gegenüber® den® Individuen® sich 26 Daß diese (Verhältnisse) (Begriffe) Allgemeinheiten® und® Begriffe® 27—28 Folge (ihrer) der Verselbstständigung der® realen® bis sind®. зз Kultus (derselben) dieser® Be¬ griffe® angewiesen 32—33 nicht® in® den® Produktionsverhältnissen®, 41—42 das (Recht) Verfahren® der Hunde (auf ihren Knochen), wenn* ihrer* zwei* einen® Kno¬ chen finden®, in allen ursprünglichen Gesetzbüchern als® Recht® anerkannt wird; 43—45 idque® jus® bis docuit*; 343 2—4 Recht ist. (Da) Sankt Sancho (eben im Zuge), der“ nun“ im“ Zuge“ ist(, so kann er nicht umhin) dokumentiert“ (er“) seine rechtsgeschichtliche Gelehrsamkeit dadurch < zu beweisen), daß 17 /{86} [79]/ „Schwindeleien“ ist (nur) der 19—20 gesetzt“ hat, (und) um® der Sache eine „neue Wendung“ (gegeben zu haben glaubte) zu* geben*. 22—24 germanischen, keltischen“ und slavischen Völkern ((bei letzteren noch (in ziemlich) (zu) vor* einer verhältnismäßig kurzen Zeit)) die Eigentums¬ entwicklung vom Gemeindeeigentum oder“ Stammeigentum“ ausging 25 freilich nicht (daraus wissen konnte,) aus der 34 hätte. (Proudhon tut dies aber keines¬ wegs, sondern stellt das Postulat einer dritten Form, der Assoziation, deren Ausfüh¬ rung (er) ihm“ allerdings nicht (fertig gebracht hat;) gelungen“ ist“, was® Stimer (ist am allerwenigsten berechtigt ihm hieraus einen Vorwurf zu machen.) übrigens* nichts angeht. Seine) Sancho“ resümiert“ seine“ Kritik Proudhons (resümiert er) in 41—43 revolutionär (gegenüber der energischen Sprache des französischen Proleta¬ riers. Darüber ist weiter Nichts zu sagen). „Der“ Glaube“ macht“ selig“!“ /87a[79a]/ (Weiter ersehen wir p. —) (Nach dieser Abfertigung des Ge¬ spenstergläubigen Proudhon kann Sankt Sancho seine ganze Rechtstheorie in fol¬ gendem Satze zusammenfassen:) P. 340 erfahren wir: „Alle 344 3—< Sankt Sancho (gibt) überrascht® sich hier (das Ansehen) selbst* mit einem frappanten Paradoxon (der ganzen bisherigen Auffassung der Rechts- und Verkehrsgeschichte eine neue Wendung geben zu wollen.) über* bis Verkehr*. 6—7 überhaupt® bis Allgemeinen®, 7—8 als (zu einem) zum® Wesen®, zu® dem® Heiligen 15—16 „Liebe“ (genannt) tituliert werden. (Siehe“ „Logik““). 18 und* den* Handel® in* einen* Liebeshandel® 24—25 eine Munizipal- (Registra- tions-) oder® Korporationsbill* 32 eingetragen sein, (das fünf Pfund jährlichen Mietbetrag einbringt) dessen jährliche Miete 33—34 Armensteuer in* England* und® Irland* 345 1 in (eine) Moralphilosophie (sich verlaufen) verenden®, wo 4 (Wig.® p.® 137®) 10 aus* Respekt® 17—18 besitzen, (weiß) erklärt“ sich Szeliga (nicht besser zu erklären, als daraus, daß sie Freude daran haben. —) ganz“ bis Lap¬ pen“. — 33—37 Zu* dieser® bis Nadel®. (Wie sehr übrigens) Übrigens* ist® die (hier) von Sancho angefeindete dogmatische“ (.Ausschließung“) Selbstaus¬ schließung 38 eine rein(e) juristische Illusion (ist, die Sancho wieder treulich glaubt, geht daraus hervor, daß in). In“ der 39—41 Verkehrsweise schlägt“ Jeder ihr ins Gesicht (schlägt) und (strebt“) trachtet“ gerade (danach trachtet) danach“ alle Andern von (denri ihrem“ einstweiligen“ Eigentum auszuschließen (strebt, was einstweilen noch das Ihrige ist). Wie es (übrigents]) mit (seinem) Sanchos“ Eigentum 346 4 Was (Stirner) Sancho“ an 6—7 Fremdes® bis heiliges®. 8—9 abhilft (und dort) (; nämlich“). Wir® werden® nämlich* finden, 22 (der Herr® Finanzminister 37 wäre es ihm (wohl) nicht
Textvarianten 617 .347 5 daß er (die freiwillig unternommene Konkurrenz aushalten werde.) „glück¬ lich“ werben““ wird“. 6 Küster (custos®) 23 p. 354, 355. (Erstens. Wir wünschen von Herzen, unser) Unser“ Bonhomme möge(, um doch einmal Recht behalten zu können,) ein ökonomisches 28—29 machen“. (Es ist) Er“ kann® übrigens (bekannt) in® bis finden*, daß 30—31 macht(; während der). Der“ kleine kommerzielle und industrielle Betrug wuchert“ nur unter 33—31 Kleinkrämern (an der Tagesordnung ist). Aber selbst 41 Nach diesen (über¬ standenen) gewaltigen 42 Salarien-Cassen-Rendanten und (Regierungsschreibern) Registratoren® 348 23 (soll® bis Übergeordneten®) 28—29 daß (letztere von ersteren „übervor¬ teilt“) erstere® bis „bevorzugt®“ werden. 32 Furchtsamkeit und® Verwirrung® unsres 34 Wir bewundern (hier nur) selbst* nicht®, daß 37—38 Arbeitslohn (bestimmt) bestimmen® läßt®. * Er bedenkt hier wieder nicht, daß die „Übervorteilung“ und „Überteuerung“ der Arbeiter in der modernen Welt auf ihrer Besitzlosigkeit beruht und daß diese Be¬ sitzlosigkeit im direkten Widerspruch steht mit der (offiziellen) von Sanchos® den® liberalen® Bourgeois® untergeschobenen® Versicherung /[{88}cl[80c]/ den libe¬ ralen Bourgeois, die durch die Parzellierung des Grundbesitzes einem Jeden Eigen¬ tum (zu geben versichern) zu® geben® behaupten®; * (er) Er“ bedenkt nicht, 34842—3491 nach® allgemeinen® Konkurrenzgesetzen® „übervorteilt“ und „über¬ teuert“ (wird.) würde®, wenn® nicht® bis verloren® hätten®. * Er schlägt sich säjnt- liche „Bedenken“ mit seinem forcierten und „angenommenen“ „kritischen Juchhe“ aus dem Kopf, und statuiert ..den Staat“ wieder zum „Heiligen“. Der Staat tut hier Wunder und versetzt Berge.* Wie einfältiglich 349 5—e und® sie® bis zu“ widerlegen® (zu® wollen®), das (sehen wir) zeigt“ wieder deutlich (an der) die“ Zwerggestalt, 26 wie® die® öffentliche® Bäckerei®. 29—30 unter beschränkten (Lokalverhältnissen) Verhältnissen“ halten konnte, und mit (der Konkurrenz, die diese) dem® Eintreten® der® Konkurrenz, (die diese) welche“ die“ lokale 36—39 „seine Sache“ ist, * und daß innerhalb der jetzigen (Verkehrsverh) Pro¬ duktions- und Verkehrsweise er keineswegs mit dem von der Gnade der Bäcker „beliebten“ Preise „vorlieb nehmen muß“, sondern das Brot so wohlfeil erhält, wie es überhaupt jetzt geliefert (wird) werden kann.* oder® ob® bis bestimmt® wird®. Er (unterstellt) ignoriert® sämtliche 42—44 Arbeit, Weltverkehr®, Proletariat®, Maschinerie® pp®, um (mit ihnen den Leuten zu beweisen, daß sie die Konkurrenz, von der er nur soviel weiß.) einen® wehmütigen® bis zurückzuwerfen®. Von* der® Kon¬ kurrenz weiß® er* soviel, daß sie 45 Wetteifer“ ist; um (deren) ihren® sonstigen 350 2 Zufuhr etc. kümmert® er sich (aber) nicht, (bekümmert — nicht nötig ge¬ habt hätten.) * Sie hätten sich von vom herein „verständigen“ können. Daß erst die Konkurenz eine „Verständigung“ (um dies moralische Wort zu gebrauchen) überhaupt möglich macht, daß von einer Sanchoschen „Verständigung“ Aller wegen der entgegengesetzten Klasseninteressen keine Rede sein kann, das kümmert unsren (wackem Bürger) Weisen wenig. Überhaupt sehen diese deutschen Philosophen ihre eigne kleine Lokalmisere für welthistorisch an, während sie sich einbilden, bei den umfassendsten geschichtlichen Verhältnissen habe es nur an ihrer Weisheit gefehlt, um die Sache durch „Verständigung“ abzumachen und Alles ins Reine zu bringen. Wie weit man mit solchen Phantasien kommt, sehen wir an unsrem Sancho.* Daß die Bourgeois 5—6 soweit* sie® bis dies® konnten®, 9—11 Solche® „Verständigungen®“ bis freilich® kleinlich® (Das sind freilich kleinliche „Verstän¬ digungen“) gegenüber 14 diese®, wenigstens® bis Gestalt®, erst aus der 16—17 weil sie nicht mit® den* bis pp® konkurrieren 21—23 unmöglich ist. (Wenn die Prole¬ tarier so weit sind und wo sie durch®) Wo“ die® Entwicklung® der® Konkurrenz® (so weit sind, daß sie es können) die“ Proletarier“ befähigt“, sich“ zu“ „verstän¬ digen““, da „verständigen“ sie 24 Bäckereien. * „Sie“ sollen sich über eine öffentliche Bäckerei „verständigen“. Daß diese „Sie“, diese „Alle“ (zu) in® jeder (verschiednen) Epoche und unter verschie¬ denen Verhältnissen selbst verschiedene Individuen mit verschiedenen Interessen sind, das geht unsern Sancho natürlich gar nichts an. Überhaupt haben die Indi¬ viduen der ganzen bisherigen Geschichte jedesmal den Fehler begangen, nicht gleich von vom herein diese superkluge „Gescheitheit“ sich anzueignen, mit welcher
618 Beschreibung der Manuskripte unsre deutschen Philosophen nachträglich über sie kannegießern. * Der Mangel 34—35 ... findet.“ — (Sancho beweist hier, daß er) „Es* stellt® sich* hier® heraus*“, daß Sancho® von der 351 9—Ю „geheiligten Güter“ (hat) „darf““ Stirner (das Recht) in entwickelten (Staaten das Recht) Ländern® zwar 11—13 wirklichen Menschen (zu) nehmen, (aber) natürlich auf dem Wege innerhalb“ der“ Bedingungen“ der Konkurrenz(, und wenn er im Stande ist, die Konkurrenz auszuhalten. Wie wenig aber überhaupt diese „geheiligten]). Die große (Revolution, die) Umwälzung® der® Gesellschaft® durch® die Konkurrenz (in allen Klassen der Gesellschaft vollzog, indem sie), die* die Verhältnisse 15—16 auflöste, sämtliche® bis verwandelte* und für die 19—22 diese gewaltige Revolution (geht unsern Spießbürger natürlich Nichts an.) ging* aller¬ dings* bis Preis* dafür*. (Er) Unser® deutscher* Kleinbürger* kennt daher* nur 24—29 Grenzen der Konkurrenz (und diese) der* Bourgeois® bis „moralische* Gren¬ zen®“ gelten ihm für (ihren) den* wahren „Sinn“ der* Konkurrenz®, (während ihm ihre Wirklichkeit für ihren Unsinn gilt.) und® ihre® bis ihren* Sinn®. 30 seiner (bisherigen) Forschungen 37 sich hier (schließlich) noch einmal 38—39 „Em¬ pörung“ aus. (Es ist nur (noch) zu bemerken, daß die radikaleren unter den) Sankt Sancho 41—43 /[{89}c] [81c]/ und unter Andern (auch, (über) daß zum Konkurrieren seine Person nicht hinreiche, sondern er auch noch allerlei Sachen haben müsse, ferner® einiges® über® Konkurrenz® und® Wetteifer®, aber) über® bis Wetteifer®. Aber der „arme Berliner“ 352 23—24 Kapitel* „Vertrag®“, 37—38 So spiegelt sich (die Konkurrenz) der Konkurrenzkampf in (Berliner Weißbierkellem) den Köpfen 38—39 die (nun) sich den modernen 40 im Bewußtsein trösten, (Uns fehlt) daß® ihnen* nur „die Sache“(, Euch zu schltagen]) sie aber im übrigen, was) fehle®, um* ihre „persön¬ liche Kraft“ (angehe, ganz andere Leute seien.) gegen* sie® geltend® zu® machen®. Noch komischer 353 1 in einem Lande (lebt) und in einer Stadt (konkurriert) lebt®, wo er 3—6 daß® das* Verhältnis® (Übergewicht®) bis Lage® konkurriert; daß 9—10 ab¬ hängigen (Geschäftszweigen) Produktionszweigen 14—18 überhaupt* die® Kon¬ kurrenzfähigkeit® bis bestimmt*), kann er sich weder durch* „persönliche® Kraft“ gewinnen®, noch® durch die 25—34 Übrigens* hat® bis geben® zu® — können®. 38—39 Verhältnisses“ (zwischen diesen beiden Vorstellungen) dieser beiden Quali¬ täten 43—45 indem er (sich) durch persönliche (Macht) Kraft sachliche Mittel (erwirbt) erwerben* läßt* und so* die(se) persönliche Kraft(, den Anderen gegen¬ über,) in eine 354 1—2 persönlich zu (einander) ihm® zu verhalten. Gerade so (könnten die Indianer von den Yankees) hätten* die Mexikaner® von den Spaniern* 20—21 soll, (verwandelt sich in die) kommt® auf® das 22—25 bedingt ist, (nicht mehr existie¬ ren solle.) andre® als® bis haben® sollen®. (Schließliche) Abermalige® und* diesmal® schließliche Zusammenfassung der (gan¬ zen) Philosophie 44 und (burleske) gemütlich*-burleske Renommagen 355 7—8 Eigentum ist“. (Der Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung setzt sich hier trotz Sancho durch.) Das Dementi 20—22 noch einen (eignen) besondem praktischen Charakter an(, den Sankt Sancho mit dem in der Logik bereits erledigten fortwährend durcheinander wirft). * Wir werden bei der Empörung den umgekehrten Weg, wie beim Verein, ein¬ schlagen. Während wir beim letzteren zuerst die näheren positiven Bestimmungen prüfen und dann die Renommage unsres Heiligen daneben halten werden, wollen wir hier zuerst die Prahlereien über die Empörung Sanchos zusammenstellen und dann den praktischen Verlauf verfolgen, den die Empörung in seinem Kopfe nimmt. * (Eigentlich liegen hier wieder (die) einfache(n) Gleichungen zu Grunde:) Revolution = heilige Empörung 26—29 Revolution* bis Umsturzes®, 32 „eig¬ ne“ Art des (Umstürzens) Bruchs* der* vorhandenen* Welt® 356 20 seinen heiligen* Messias 24 Nahrung mehr“. (Wenn Ihr die Wahrheit suchet und das Licht verbreitet, so verschwindet unter Euch die Lüge und die Finsternis.) (Das Reich 35—38 gefunden, die (ihm) er® bei der Erzeugung seiner ideologischen „Empörung“ dunkel (vorschwebte) ahnte®; z. B. (das Heraustreten Einzelner aus der bestehenden Gesellschaft, wie es) bei den Korsikanern, Irländern,
Textvarianten 619 russischen* Leibeignen®, und überhaupt bei unzivilisierten Völkern (vorkommt). Hatte 39—40 Individuen* und* ihre* Verhältnisse 40—41 mit dem® reinen® Ich* und* „d em 45 durch" die" Bedürfnisse", 357 2 Tat“ /91a[83a]/ (eine Antithese bildet.) im Gegensatz (steht) stand. 4—5 zwar eine (Umwälzung) Umwandlung* der (bestehenden) Zustände zur Folge. 12 der* stets® Freude* an* sich* erlebt* 21 wie Sancho (selbst kommentiert) glaubt*, zur 24—25 mit sich“ (ist weiter) (und die aus ihr hervorgehende Em¬ pörung ist) reduziert® sich® also* auf® die moralische 26 als einem (Gläubigen an (das Heilige) den® Heiligen®, das Bestehende, und der Akt der Empörung reduziert sich darauf, daß man sich diesen Glauben aus dem Kopfe schlägt.) Heiligen*, d.* h.* einem* Gläubigen an 27 Es konnte (übrigens) nur 29 zu basieren, (Worte) Stimmungen®, die 31 wie® wir* fortwährend® sehen®, 37—39 Schon* bis Wun¬ sches® aus*. 41—42 zu ändern, (eine Illusion, über die weiter kein Wort zu ver¬ lieren ist.) und* daß® (das® Bestehende® die® Ideen® sind®.) die® bestehenden* Ver¬ hältnisse® Ideen* sind®. 358 2 gegenüber (den Verhältnissen) der“ Welt“. (Ihr ideologischer Hochmut wird) Ihre® bis werden* 8—10 die „Zustände“ (eben) von® jeher® die Zustände dieser Menschen (sind) waren*, und® (daß die Zustände nicht) nie® umgewandelt werden (können) konnten*, ohne daß die Menschen (mit umgewandelt werden) ((und mit ihnen wenn* es* einmal® so* sein* soll*, ihre® Unzufriedenheit® mit® sich®)) sich* umwandeln*, 12 „unzufrieden“ (werden) wurden®. Er glaubt (fer¬ ner) der Revolution 18 lassen“ muß und (das Resultat) (die Empörung, sie mag darauf „zielen“ oder nicht, doch wieder „auf neue Einrichtungen“ hinausläuft.) so Revolution 20—21 Dann (macht) läßt“ Sancho 22—23 „gedeihen“ soll, ist“ nicht“ bis noch“ viel“ weniger“, 24 Weg geht(, ist nicht abzusehen); es müßten denn (andre) profane 359 2—3 daß Empörung® bis Faktum®; 8 daß die französische“ Revolution 11—12 in der die* soziale® bis Ausdruck* als* Verfassungskämpfe (geführt wur¬ den) erhielt®, entnimmt 14 knüpft (Sancho) er“ durch 17—18 neuerdings (aufgeworfen) gemacht worden sind. Dies ist der (Sinn) Zusammenhang® des obigen Satzes(, seiner ideologischen Verhüllung entkleidet). 22—23 der Arbeit aufhebt, (dies nicht mehr dazu führt,) die* politischen® bis beseitigt*, geht 27 geht (schließlich) endlich“ auch daraus hervor. 29—31 Alles los ist, (strebt schließlich) bestrebt® sich® (zugu[terletzt“]) am“ Ende“ der“ Tage“, die Ver¬ fassung los zu werden(, womit er nur den neuen frommen Wunsch ausspricht, die Verhältnisse möchten sich nicht gegen ihn verselbstständigen). Es ist 33 haben. (So u. A. die Konkurrenz, von der Sancho gehört hat, daß sie der Krieg Aller gegen Alle ist, und die, zusammen mit seiner Idealisierung der Revolution) So u. A. der Glaube, 35—37 und® ihre® „Schilderhebung®“ bis zu® heben®. 39—40 regellosen (Bande) Rotte“ werden, die eich nur noch „empören“ kann. (Dazu) Zudem“ hat (Sancho) er“ gehört 40—41 und (diese Vorstellung) dieser® Satz®, vermengt 360 4 und® dem* „Allein*“ Sanchos 10—11 verdeutlichen. Die (ganze) christ- lich*-germanische® Leichtgläubigkeit 34—36 Wesen“ sind und (an) wenigstens* der® lachende* Erbe® an ihre wechselseitige Existenz resp. Einzigkeit (glauben/ glaubt®. 36—38 Christus ist, (darauf) auf® diese* seine® „fixe® Idee0“ „zielt“ bereits die ganze Geschichtskonstruktion *, weswegen die verschämte Maskerade in der Stelle des Kommentars, wo Sancho sich stellt, als spräche er von den alten Christen über¬ haupt, nur den Zweck hat, den Leser selbst die süße Gewißheit erraten zu lassen *. Die Philosophie 40—41 nichts als eine (aufgeblähte und wildtuende) bramar¬ basierende Apologie (des Treibens) der Parvenüwirtschaft 361 4—7 stellt an die (übrige Welt) Andern nur® die heuchlerische* moralische Forderung, (selbst) auch Parvenüs zu werden, wie er. (Es ist die alte Moral des Kleinbürgers, daß die Welt am besten bestellt ist, wenn ein Jeder es für sich so weit wie möglich zu bringen sucht und sich im Übrigen nicht um den Weltlauf kümmert.) So verlaufen sich (alle Schlachtgesänge) alle kriegerischen® Rodomontaden® Stirners 13—14 auf das unzivilisierte* „Verfahren*“ der Diebe 16 keine (Sanchosche) „Empörung“ ist. 19 erwarten (ist) stand“. 22 Glaube an* diese® Satzung®, an das 36 (Siehe“ Logik“). 39 wirkliches Eigentum, (sein Kapi¬
620 Beschreibung der Manuskripte tal) das® er* auf® Kapitalkonto® genießt®, von seinem 41 Verlust-Konto (zu Gute schreibt) gutschreibt. 362 15 sondern nutzloses® Papier®, den 19—21 und kann® nur® bis „erobert®“ werden*. Und* wenn 27 läßt er den empörten® Pöbel 29—30 verfertigt, die (an allen Straßenecken angeschlagen) in“ allen“ Dorfkneipen“ aufgelegt“ und auf dem Lande зз sich (Stirners) Sanchos tendances 34—36 Viehmägden mit® Ausschluß* bis abgestreift* hat*“. (Vielleicht wird er sich nächstens auch auf die Städte werfen.) Inzwischen 41 358 u. f. und (lautet) beginnt* wie folgt: 43 Dadurch®, daß* Wir* bis mithin® durch* 44—45 antut“. (Erst durch „unsern Schutz“ und dann dadurch, daß Ihr uns „Gewalt an¬ tut“.) Erst dadurch, 363 14—15 „Wir® wollen® bis „nehmen*“. 17—18 anwenden, und® endlich* bis Nichts® nehmen®. Wir 37 ei“, (ei (eil?) du® bis Knecht*!) 44 Dann glauben sie. (ihr bisheriger schlechter Lohn sei einzig schuld daran, daß sie bisher wenig geleistet haben, während sie zu gleicher Zeit glauben, der bisherige über¬ große „Lohn“ des (Fabrikanften]) Kapitalisten sei einzig schuld daran, daß er bisher wenig geleistet habe.) sie würden 364 1—2 zu gleicher Zeit vom (Fabrikanten) Kapitalisten erst (den außerordent¬ lichen Lohn) dann* außerordentliche® Leistungen® erwarten, 6—7 verwandeln, (vollbringt er) vollbringen* sie® das Wunder, (die Empörer) „hundertmal mehr“ zu* zahlen (zu lassen), ..als 13—14 bereits hat. (Zu der „Arbeit“ des Kapita¬ listen gehört auch seine aufgespeicherte Arbeit, das Kapital, und das, was er mit diesem Kapital zu machen gewußt hat.) Daß die Arbeit der Kapitalisten (samt) in“ Verbindung“ mit“ seinem 30 und® das® Interesse* 37—39 Arbeiter¬ koalitionen (für den Meridian von Berlin zurechtgestutzt.) apriori* berlinisch® kon¬ struiert*. (Der Ackerknecht, der hier spricht) Der Wortführer 365 34 nicht (darauf eingehen) beabsichtigen®, die 366 2—5 während® in* zivilisierten® bis „spielen* gehen*“ läßt®. 13 Zufuhr! (Doch betrachten wir die Schönheiten (der) unsrer Dichtung im Detail.) Einen wahren 28—29 Verdienst, „redlich“ erarbeiteten“ Genuß““, zu sichern. 37 Gutsherrn, der (ganz) in ihrer Gewalt 38—39 katechisiert sie (über sozialistische Sätze. Pläne zur Reorganisation der Gesellschaft und über Kunst und Wissenschaft). Der „sichere Mut“ 367 1—3 Roß Clavileno bestiegen. * In Frankreich wird verhältnismäßig mehr produziert als in Hinterpommern. In Frankreich kommen nach Michel Chevalier, wenn die ganze jährliche Pro¬ duktion auf die Bevölkerung gleichmäßig verteilt wird, 97 Franken auf den Kopf, macht für eine Familie (von fünf Köpfen, wie der) • Die ganze (hochtönefnde]) lärmende 5—8 berlinisierten Turnout. (, wobei die rebellischen Arbeiter mit ihrem Arbeitgeber ein lichtfreundlich moralisches Zwie¬ gespräch verführen und über Aesthetik räsonieren, als ob sie bei Steheley in die hohe Schule gegangen wären. Während in zivilisierten Ländern (die Epoche der) die* Turnouts, die übrigens ganz anders verlaufen als die obige Empörung, allmäh¬ lich aufhören, weil die (zu) in allgemeinere) Während“ die“ wirklichen“ bis weil“ die“ allgemeinere Verbindung der Arbeiter unter* einander® zu 9—n führt, (ver¬ suchen unsere deutschen Spekulanten sie natürlich nur nach vorhergegangener Zu- stutzung) versucht“ bis karikierten“ Turnout“ als letzte und höchste Form des welthistorischen“ Kampfs (der Arbeiter gegen die Bourgeoisie') darzustellen. 15 an¬ gebrochen ist. Hierauf ist im Manuskript das letzte Viertel der Seite freigelassen. Mit der folgenden Seite beginnt eine von Engels verfertigte Reinschrift. 369 5 über (die kleinbürgerlichen) unsre® alten® Verhältnisse (deutscher Reichs¬ städte) hinauszugehen. 7 einem historischen* Umwege (in die (teure) Zustände der teuren Heimat zurückzuführen) zu der kleinbürgerlichen* Erbpacht 10 Sancho nur (die juristische Illusion) den® juristischen® Unsinn* angeeignet 12 soll diese eingebildete* „Willkür“ 16 nicht. (Wer kann dieser „Willkür“ Regeln vorschreiben?) Das ist Alles 17 eine® bestimmte* Form® der® Tätig¬ keit®, 23—24 an Allem“ paßt. (Während in) In® der wirklichen Welt hängt® der 25 Produktionsweise ab(hängt und daher Sancho hier durch ein „Viel¬
Textvarianten 621 leicht“ vielleicht seine ganzen Hoffnungen über den Vereinsverkehr umwirft), und daher 371 7—8 verschließen und (sich wie ein gewöhnlicher Mensch aufführen.) der* Gesellschaft® bis begnügen® 23—25 spinnen), und® als® bis erfordert*. Dieser 32 erklärt und® bei® dem® Amerikaner® Cooper“ taxiert® finden. 38—40 so® heruntergekommen®, bis Vorschlägen“ kann®. — Es verdient — 44—45 mit® Aus¬ schluß® bis Phantasien®, 372 7—9 Owen sagt, (wieder) nur" nach seiner unmittelbaren Umgebung. * Es wäre zu wünschen, daß unser Bonhomme Gelegenheit fände, „seine einzige Kraft“ in die Funktionen eines Präsidenten der Vereinigten Staaten oder eines franzö¬ sischen Ministers „hineinzulegen“. * Wie immer 373 15 Fresken (keine einzige) diew wenigsten" selbst 23 Unterdrü-/[ {96}c] L88c]/ckung (derselben) in der großen Masse 34—35 seiner geschäftlichen® Ent¬ wicklung und® seine® Abhängigkeit® von® der® Teilung“ der® Arbeit® 38—39 auch malen. (Diese) Sanchos® Organisation der Arbeit (für den Stirnerschen Verein zeigt) deutlich, wiesehr 37 3 45—374 s Gerede“. * Hätte Sancho mit seinen Phrasen ernst machen wollen, so hätte er (doch) auf die Teilung der Arbeit eingehen müssen. Dies unterließ er weislich und akzeptierte die bestehende Teilung der Arbeit ohne Bedenken, um sie für seinen Verein zu exploitieren. Er würde bei näherem Eingehen auf diesen Gegenstand freilich gefunden haben, daß die(se) Teilung der Arbeit da¬ mit nicht aufgehoben ist, wenn man sie „sich aus dem Kopfe schlägt“. Der Kampf der Philosophen gegen die „Substanz“ und ihre gänzliche Vernachlässi¬ gung der Teilung der Arbeit, der materiellen Grundlage (auf) aus der das Phantom der Substanz hervorgegangen ist, beweist eben nur, daß es diesen Helden nur um die Vernichtung der Phrasen zu® tun® ist® und keineswegs um die Ver¬ änderung der Verhältnisse, aus denen diese Phrasen entstehen mußten(; zu tun ist.) * Sie® unterlassen® bis Beispiel® ist®. 374 19 Sancho (im) in der bürgerlichen (Eigentum) Anschauungsweise® befan¬ gen 20—22 Er setzt® also® bis und® dann® kennt er“ kein 28—29 hereinzuneh- men(; und damit). Damit® kommen* auch die ökonomischen® Bestimmungen herein®, die (er) Sancho® nicht kennt 30 und (damit) mit® ihnen® auch (den) der® ganze(n) jetzige(n) Zustand 32—33 — sehr® originellen® — 33—34 im Ver- ein(, die auf eine sehr originelle Manier vor sich gehen). Es entsteht 37443—3752 Macht des Geldes (erhält die) (liegt), in® der® Verselbstständigung® bis tritt® die Verselbstständigung 375 з—4 Also Sancho(, der) /[{97}a] [89a]/ weiß®, wie® gewöhnlich®, Nichts vom 5—6 und dem Verkehr (nichts ahnt, der). Er® behält® als guter Bürgersmann das Geld (beibehält) ruhig® bei®, wie (er) dies 7—8 Grundbesitzes (mußte, Sancho) (nicht® anders® konnte®.) nicht anders (kann.) möglich ist. 13—14 des Kleinbürgers (auf den Kopf stellte und diese) umgekehrt® ausdrückt® und 20 alle ungelegenen® Fragen 31 speziellen Waren sich® fixiert®, die plötzlich 32 Eigentum zu sein(, sich fixiert). 376 11 daß es (von Euch kommt.) durch® Eure® Finger® gegangen® ist®. — 20—21 Je® ne® connais® bis intentions®. зз richtet sich Szeliga Don® Quijote* 4 4 Note® 377 25 „also Geld“, ((„also“ versetzt Stirner das Faktum, daß dermalen alle „unverehelichten Mädchen“ „Geld“ sind, aus der „Bürgerperiode“ in die kom¬ munistische, ein Kunststück, das sich um so leichter macht, als nach) (Nach“ dem obigen 26—27 unverehlichtes® Mädchen“ sei, (es) leuchtet® es® von selbst ein(leuchtet), daß „alle unverehlichten® Mädchen“ 32 Diese Hochzeits-, Leichen¬ bitter- und 41 statt ihm* einen (Hochzeitskranz) schönen® grünen® Jungfemkranz* zu 45 sehr (unbedeutend) kleiner, und das Metallgeld (noch unbedeutender) ein 378 13 sondern höchstens (führt) ein „Lump“ den andern (heim). 37 also® rechtliches* Eigentum®, 38 Sancho nicht® „unbedingt*“ besitzt*, sondern® vom „Verein“
622 Beschreibung der Manuskripte 379 9—Ю Nacht“ (dem wirklichen Inhalt des Sanchoschen Vereins näher, and finden, daß er sich in lauter triviale Vorstellungen aus der Gegenwart auflöst^ den bestehenden 11—12 Vorstellung(, die ein deutscher Kleinbürger sich von ihnen macht.) des® deutschen® Kleinbürgers*. 25 Abgesehen einstweilen* von 27 durch® die® ökonomischen® Einrichtungen® 28—30 Als® echter* bis anfangen*. 380 8 im Verein (wiederherstellen will.) sich anzueignen 15—19 beweisen, daß® es® erstens® bis und* drittens®, daß sie 26—32 Sie® wird® ihm® bis fragen®“, (ibid.*). 37 Aneignung des (Unterschieds zwischen Teilung) Gesetzes 38 1 25—26 suchte, so (bestrebt er sich, auch (über®) die Empörung erst hier sich® klar zu machen.) auch® hier* mit* der® Empörung*. 34 nach® seinem® „eignen*“ Sinn 382 33—34 Gewalt.“ (Diese hochtönenden Sätze gehen) Dies® hochtönende* Allegro® marciale® geht® folgendermaßen (allmählich) in eine 383 3 Die praktische (Ausführung) Variation 35—З6 Geschichte hat. * Wir nehmen noch ausdrücklich ad acta; daß Alles, was Sancho früher über das Lehnswesen der Kommunisten gesagt hat, hiermit von selbst zusammenfällt.* Im Zusammenhang 384 36—38 Die „Verständigung“ (liegt eben darin,) wird* damit® vollzogen®, daß diese neue Philosophie des® Ansehens® beim® (vom) ganzen Verein (angestaunt wird.) zu® Ansehen® kommt*. 385 18—19 daß Sancho (in seinem Buch) „Gedanken hegt“, die® „in® seinem® Buche® stehen®“, was 39—40 wird (den) das® bei dem „sozialen Talente“ Sanchos unvermeidliche(n Mangel) Defizit® an Lebensmittel glücklich (ersetzen) decken“. 38 6 24—25 ein von (sachlichen) (fremden®, meinem 27—28 Man® sieht® bis spekuliert®. 29—30 Das gewöhnliche (Bourgeoissprüchwort:) Kern®- und® Sitten¬ sprüchlein® der® Bourgeois®: 387 5—6 der „Bürgerperiode“ (nur deswegen) in die Suppe, (weil er) um“ sie im Verein ganz allein (ausfressen möchte) auszufressen“. 10—11 ein® Fak¬ tum®, bis vermag*. 29—30 Subjekt“. * Und wenn Ich ihn gebrauchen kann, so verständige Ich Mich wohl und einige Mich mit ihm, um durch die Übereinkunft Meine Macht zu verstärken, und durch gemeinsame Gewalt mehr zu leisten, als die einzelne be¬ wirken könnte“ —* /{101}[93]/ Das Verhältnis 31 Verein (hiernach) die einzige 36—37 Ex¬ ploitation, die (bereits Bentham aus der bürgerlichen Gesellschaft der neueren Zeit (im aller) abstrahierte und (in aller Ausführlichkeit) bis“ zum* Überdruß* dar¬ stellte,) Bentham“ (bereits“) bis“ zum“ Überdruß“ ausführte“, schon 40—11 wo die (Nützlichkeitstheorie) Brauchbarkeitstheorie“ als 42 Albernheit, (auf der diese Theorie beruht, daß) welche“ alle 43—44 in das (eine) Eine“ Verhältnis der Brauchbarkeit (aufgelöst werden) auflöst“, diese scheinbar(e) metaphysische 387 45—3881 hervor, daß (in der Wirklichkeit) innerhalb* der® modernen® bürger¬ lichen® Gesellschaft® (diese vielseitigen) alle“ Verhältnisse (auf) unter“ das“ (eine) Eine abstrakte 388 2—3 Schacherverhältnis (für jeden Einzelnen reduziert) (subordiniert“) praktisch“ subsumiert“ sind. Diese Theorie kam (daher (auch erst mit der) in der neueren Zeit auch erst mit der modernen bürgerlichen Gesellschaft) auf, (()mit Hobbes und Locke().), (Sie ist) (Was in der Theorie immer absurd bleibt, ist, daß in ihr alle Beziehungen als bloße Reflexions beziehungen auf¬ gefaßt werden, als Verhältnisse, deren Schließung auf dem freien Willen beruht.) gleichzeitig 6—7 Schriftstellern (kommt) ist“ sie natürlich schon früher (als) stillschweigende Voraussetzung (vor). Die (wahre, wissenschaftliche) eigentliche* Wissenschaft* dieser 8—9 erhält sie (zuerst) ihren wahren Inhalt, da diese (die ersten sind, die) zuerst“ die Ökonomie 12—13 der französischen“ Bourgeoisie vor der Revolution entspricht. * (, wo). Weil“ sie revolu-/[{101 }a] [93a]/tionär war (und) (idealisierte“ sie“, nach“ ihr“ eigne“) (ihre) (die“ Verhältnisse idealisierte), (die) weil sie diese Ver¬
Textvarianten 623 hältnisse noch nicht hatte praktisch durchführen können. Bei Holbach wird alle Entwicklung der Fähigkeiten eines Individuums durch den Verkehr mit andern Menschen als* im Verhältnis der Brauchbarkeit aufgefaßt, sodaß Ich z. B. mit einem andern spreche, ihn liebe pp, weil (er) dies* mir (hierzu brauchbar ist) nützt*. Das wirkliche Verhältnis, daß (durch mein Sprechen, mein Lieben) ich mit dem Andern spreche, ihn liebe pp, (bleib[t]) daß sich dadurch meine Fähigkeiten entwickeln, bleibt bestehen und wird als solches anerkannt. Da¬ neben wird aber ein zweites Verhältnis eingeschoben, in das ich (nur) dadurch zu dem Andern trete; (und) ich soll nämlich außer dem wirklichen Verhältnis, das sich von selbst versteht, noch ein besondres Brauchbarkeitsverhältnis zu ihm haben, einen aparten Nutzen von ihm ziehen. In dieser Theorie wird das Ver¬ hältnis des Bourgeois zu Andern philosophisch ausgedrückt; dem Bourgeois ist es nicht um das Verhältnis selbst, sondern um einen aparten Nutzen zu tun, der mit dem Verhältnis überhaupt Nichts zu tun hat, sondern erst durch die gesell¬ schaftlichen Bedingungen mit ihm verbunden wird. (Der Bourgeois spricht und liebt z. B. nicht aus unmittelfbarem])* Bei Holbach 16—17 Lieben (und schließen diese Betätigung dieser Eigenschaften durch die beteiligten Individuen ein.) (Betätigungsweisen“), bestimmte“ Betätigungen“ bestimmter“ Eigenschaften“ der“ Individuen“. 18—19 sollen nun nicht (die in ihnen selbst liegende und sich von selbst verstehende) (ihre“) die“ ihnen“ eigen¬ tümliche* Bedeutung haben, sondern der“ Ausdruck“ und“ die“ Darstellung“ (ein drittes) eines“ dritten“, ihnen (untergeschobenes Verhältnis, das Nützlichkeits¬ oder Benutzungsverhältnis (aussprechen und darstellen) ausdrücken“) unterge¬ schobenen“ Verhältnisses“ sein“, des“ Nützlichkeits- oder Benut¬ zungsverhältnisses“. Diese 23—24 den Individuen nicht ihrer® selbst® wegen® gelten“, nicht* als Selbstbetätigung (und Verwirklichung), sondern (nur) vielmehr 26—27 Nützlichkeitsverhältnis heißt(, gelten). 34—37 fremd, (und ist durch die bestehenden Bedingungen des gesellschaftlichen Verkehrs bestimmt.) wie* wir® bis Nützlichkeitsbeziehung*. Dies Alles 38 Fall. (Er hat einen Nutzen als solchen, Seine Lebensstellung drängt) Ihm gilt 42—43 nicht direkt® unterordnen lassen 44—45 Repräsentant (aller) der® Werte(, der) aller* Dinge, 389 2 daß (die Beziehungen) aus® den® (praktischen*) wirklichen* Verkehrs¬ beziehungen®, in denen 18—22 des* Bewußtseins® der® bis zu* einander*, war eben¬ falls ein (un-/[ {101 }c] [93c]/geheurer) kühner* und* offner* Fortschritt (gegenüber der in), eine (wahre) profanierende® Aufklärung (gegenüber der von politi¬ schem, patriarchialischem und religiösem Unrat verhüllten Exploitation des Feuda¬ lismus.) über 25—26 Monarchie (ihren theoretischen Ausdruck erhalten hatte.) systematisiert 30—32 Stelle des tätigen® Bourgeoisegoismus einen (renommieren¬ den) rodomontierenden*, mit sich ei[ni]gen Egoismus setzte. (Das einzige) Sein“ einziges“ Verdienst], (was Sancho hat — und das wir ihm hier zu Gute schrei¬ ben —) hat er 3ß auftreten, (ihr theoretischer Repräsentant) ebenso 37—зк vor¬ witzig (renommierte® ihr*) „der* Einzige*“ unter* ihren* philosophischen® Reprä¬ sentanten* in die 38—39 ganz zu den (Lebensverhältnissen) Verhältnissen* dieser 40—42 Nichts wissen wollen® und er Nichts von ihnen weiß®, daß® sie® bis predigen® muß*; Sancho sieht 390 7—8 alle* Verhältnisse* bis zurückzuführen®, den Verkehr 17—18 gleich¬ zeitig mit der® ersten® bis Ökonomie®, mit® dem Entstehen 22 Holbach hatten (die englische Theorie und den allgemeinen kommerziellen Geist des achtzehnten Jahr¬ hunderts vor sich, die Handelsrivalität der Franzosen gegen die Engländer, und in Frankreich) außer® der® englischen* Theorie und der 27—29 Die* Finanzverlegen¬ heiten® bis Frankreich*. 42—43 der kämpfenden, noch* unentwickelten Bourgeoisie, 391 5—7 befangen, daß sie den (Boden für die einzige Produktivkraft erklär¬ ten.) Grundbesitz® bis Gesellschaft* bedingt*. — 8 Entwicklung (sowohl der Ökonomie wie) der Exploitationstheorie 33 zum (einzig maßgebenden) einzigen® Inhalt 392 9—11 großen Verhältnissen, (das subjektive Verhalten eines Jeden zu) die® Privat-Exploitation® einer vorgefundenen Welt durch* die® einzelnen® Individuen*. 393 19—21 bedeuten haben und“ wie“ sehr“ sie“ der“ Wirklichkeit“ (des“ Vereins“) entsprechen“, hat sich uns beim „Verein“ selbst gezeigt. (Mit der Illusion, daß die Macht des) * Das einzige (Mittel, das im Verein
624 Beschreibung der Manuskripte existiert,) ime Verein® existierende0 praktische® Mittel®, wodurch der Einzeln« sich den Verein unterwirft, besteht praktisch darin, daß man sich empört umd wenn dies (mißglückt, wie natürlich) wie natürlich, mißglückt, so bleibt denn Empörer immer noch der theoretische Trost, daß er sich die Vorstellung von der Macht der Andern aus dem Kopfe schlägt. * — Mit dieser 22—24 genaiu die® andre® zusammen, daß im Verein (die Vorstellung von der) „die“ Substanz“ (Siehe™: „Humaner™ Liberalismus.1““) vernichtet wird, und die Verhältnisse de;r Vereinsglieder (in einem stets flüssigen Zusttand]) nie eine 37—38 Arbeit etc.™ im Verein, ebenso das „geistige Band“ in der (ganzen) Sanchoschen Philosophie^, namentlich der Philosophie des Vereins). Im Übrigen 40—41 /[{103}a] L95a]/ über die auf™ der™ bis beruhende™ Verselbstständigung 41—42 den Individuen) (durch die Teilung der Arbeit) gesagt haben(, um diesen frommen Wunsch Jacqueis le bonhomme’s in seiner ganzen Biedermännigkeit erscheinen zu lassen). „Kurz, 394 4—5 daß (die) der™ „Verein(e) von® Egoisten®“ bereits „zue Hunderttausen¬ den®“ von™ Exemplaren™ existiert (und zwar) als eine Seite 7 Empörung und™ jeden™ „Stirner““ zugänglich (sind) ist“. 26—27 Bürgerressourcen, (, Stamm¬ gastwirtschaften (und sonstigen) usw.) Picknicks® usw. 28—29 die letzteren (ebenfalls in ihrer bestehenden Gestalt durch die jetzigen Verhältnisse bedingt und bestimmt werden, braucht auch nicht bewiesen zu werden.) nicht™ minder1™, ist™ ebenfalls™ bekannt“. Sancho зо—32 oder® (der® anderen®) die“ anderer™ Nationen®, bis Kinder® herab®, 33—34 Vereins nur (dieselbe konservative Vor¬ liebe für die bestehenden Verhältnisse, die (er) wir schon früher im Verein fanden.) seinen“ eingerosteten™ Konservatismus™. Sancho, 37—38 amüsieren und zwar (gut bürgerlich) ganz® in® hergebrachter® Weise® amüsieren wird. 39—40 oder® außer® Stand® setzen, 42—44 Die hier® nach® bis verstirnerte® Idee, (daß®) die ganze (gesellschaftliche Tätigkeit durch freiwillige (in® freie®) Gruppen (aufzulösen®) (vollziehen) voll¬ zogen werden könne,) Gesellschaft® in™ freiwillige™ Gruppen“ aufzulösen™, ge¬ hört Fourier an. 395 1 zur Voraussetzung und (ist begleitet von) basiert“ auf™ der 4—5 be¬ stehenden (Verhältnissen überhaupt; Sancho) Produktions™- und“ Verkehrsver¬ hältnissen™; und 21 Sancho spricht also (hier) den 29—35 und Bedürfnisse (, also“ das“ berüchtigte™ „Gleichwohlsein“ Aller™ bei™ Einem“ und™ dem- sfelben™]) anerkennt. Wir" erinnern® bis (ibid.®). 38—40 und® fällt® zusam¬ men" bis Vorteil® findet®. 39 nach einer Welt(ordnung) des® Schachers*, 40 setzt urplötzlich® eine 396 2—3 und damit (in ihnen nur seine eigne Verspeisungskraft, d. h. sich selbst genossen) den® Verkehr® bis verwandelt® hat, geht 5 /{104}[96]/ C.“ Mein Selbstgenuß 7 cyrenäische Schule. (Das Ge¬ nießen selbst ist natürlich viel älter.) Wie im Altertum 12—13 gewisser zum® Ge¬ nuß® priviligierter 25 lebenslustigen und® verschwenderischen® 26—27 Bei diesem Adel (kommt sie noch mehr als unmittelbare naive Lebensanschauung vor) hat™ sie™ noch™ mehr™ die™ (naive™) Gestalt“ unmittelbarer“ naiver“ 39629—3974 unter den Händen einiger® Schriftsteller® der revolutionären® Bour¬ geoisie, die (diesem Hofadel revolutionär entgegen trat und das Genießen, ihren allgemeineren Bedingungen ent-/[{104}a] [96a]/sprechend, als (Recht) allge¬ meine® Lebensanschauung® der ganzen Gesellschaft (in Anspruch nahm.) aus¬ sprach®.) einerseits® bis verwandelt® wurde®. 397 4—5 Als die (Revolution) weitere® Entwicklung® den Adel 8—9 oder® ver¬ fiel® bis Heuchelei®, obwohl (Beide) (beide Klassen) der™ Adel™ in der Praxis 9—11 Genießen verzichtete(n .) und“ der“ Genuß“ bis als™ Luxus™. * Im Mittelalter waren die Genüsse vollständig klassifiziert; jeder Stand hatte seine besondem Genüsse und seine besondre Weise des Genießens. Der Adel war der zum ausschließlichen Genießen priviligierte Stand, während bei der Bourgeoisie (die) schon die Spaltung zwischen Arbeit und Genuß existierte und der Genuß der Arbeit subordiniert war. Die (beschränkten Genüsse der) Leibeignen, die ausschließlich zur Arbeit bestimmte Klasse, hatte nur höchst wenige und beschränkte Genüsse, die (neben der Arbeit) ihnen mehr zufällig kamen, von der Laune ihrer Herren und andern zufälligen Umständen abhingen
Textvarianten 625 und kaum in Betracht kommen können. — Unter der Herrschaft der Bourgeoisie nahmen die Genüsse ihre Form von den Klassen der Gesellschaft an. Die Ge¬ nüsse der Bourgeoisie richten sich nach dem Material, was diese Klasse in ihren verschiednen Entwicklungsstufen produziert hatte, und nahmen von den Indivi¬ duen sowie von der fortgesetzten® Subordination des Genusses unter den Geld¬ erwerb (einen) den langweiligen Charakter an, den sie noch jetzt haben. Die Genüsse des Proletariats erhielten (sowohl) einerseits® (von) durch die lange Arbeitszeit, die das Genußbedürfnis aufs Höchste steigerte, und andrerseits durch die qualitative /[{104]b] [96b]/ und quantitative Beschränkung der dem Prole¬ tarier zugänglichen Genüsse, die gegenwärtige® brutale Form (, die). — Die Ge¬ nüsse (der ganzen) Aller® bisherigen Stände und Klassen mußten überhaupt (im¬ mer) entweder kindisch, ermüdend, oder brutal sein, weil (durch) sie immer von der gesamten Lebenstätigkeit, dem eigentlichen Inhalt des Lebens der Indi¬ viduen getrennt waren, (ihre ganze) und sich mehr oder weniger darauf redu¬ zierten, daß einer inhaltslosen Tätigkeit ein scheinbarer Inhalt gegeben wurde. Die Kritik dieser bisherigen Genüsse konnte natürlich erst dann stattfinden, als der Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat soweit entwickelt war, daß (der faktisch) auch die bisherige Produktions(weise)- und Verkehrsweise kriti¬ siert werden konnte. * Der Zusammenhang 13 Klassenverhältnissen und den (allgemein) sie erzeu¬ genden 14—17 in denen sie leben, (und damit) die® Borniertheit® (alles®) des® bis bestehenden® Genießens®, der Zusammenhang (der) jeder* Philosophie 22—24 Bourgeoisie und® Proletariat® kommunistische und sozialistische Anschau¬ ungen (und Schriftsteller) erzeugt hatte. (Diese Schriftsteller wiesen denn auch sogleich nach, daß das Genießen eines Individuums nicht von seiner Anschauungs¬ weise abhängt.) Damit war 25—26 Stab gebrochen (und die.) (Die einzig mög¬ liche (Anschauungsweise) revolutionäre Anschauungsweise war (nun) jetzt nur die Kritik der bestehenden wirklichen Verhältnisse). /[{104}c] [96c]/ Unser fader, 26—28 wie (schon) aus dem ganzen Buche her¬ vorgeht, es (hänge nur von einer andern) komme* nur auf* eine® andere® Moral, (von einer) auf® eine® ihm neu scheinende(n) Lebensanschauung, (von dem) auf* das® 35 philosophisch (überse[tzt]) (verdeutlicht]) (transzendiert) verdeutscht*, indem 43— 44 daß „die“ Singvögel“ Käfer“ schlucken““, oder auf Falsa auslaufen*, z. B. 44— 15 verbrennt (und daß Singvögel Käfer schlucken). Dagegen 398 2 „Ideal*“ 4—5 Formen einzugehen®, in denen (ein) das* Selbst® im* „Selbstgenuß“ n 1) die (praktischen) Vorstellung* von® den® revolutionären 13—14 oder® auch“ entsprechender® bewußter® Ausdruck* der durch 17—20 3) der® bewußte* bis behaupten”; (oder® zu®) oder“ (3)) 4)® die in 18—19 befinden, durch (fortgesetzte oder ausgedehnte) eine“ ganz“ bestimmte“ Tätigkeit 20 ideell (theoretisch) ausgedrückten 23 Bewußtsein (nach der wirklichen (idealisiert) ideell) theoretisch* verselbstständigt зз Von unsrem Sancho wissen wir (schon), daß er 34—40 Weil® die® Menschen* bis Vgl.* p.e 433®. 43 in den Kopf“, („was sie sich denken, das ist möglich und muß verwirklicht werden“,) „sie denken 399 10 Lebensverhältnisse mit* sich* oder® mit* Andern® geraten, 12 Vorstel¬ lungen über (ihren Beruf) (ihr Leben) das® Leben® „d e s Menschen”“ 18—19 (p.435) ((der“ vornehmste“) (kletinste“]) der“ niedrigste“ bis herum¬ führt“). Hätten 20—21 und* fast® überall® bis Frankreich®, in den Kopf 25—27 in der Welt wieder“ anzubringen“ unter dem Vorwande (wieder anzu¬ bringen, daß er eine) einer“ Abhandlung 26—27 Wirklichkeit (gibt). Möglich heißt (hier) ihm“ näm-/[{105]a] [97b]/lieh 42—13 ideologischen Verdrehung. * Weil Wir, d.h. die Mehrzahl der Menschen bisher nur Mittel und Werkzeug waren, um unser Leben, d. h. die physische Exi¬ stenz, zu fristen, so schließt Sancho: daß Wir uns in den Kopf gesetzt hatten, einen „Lebensberuf“, eine „Lebensaufgabe“ zu haben, „durch unser Leben ein Etwas zu verwirklichen oder herzustellen für welches unser Leben nur Mittel und Werkzeug ist, ein Etwas, das mehr wert ist als dieses Leben, ein Etwas, dem man das Leben schuldig ist. Man hat einen Gott, der ein lebendiges Opfer verlangt.“ p. 430. Ebenso* P.“ 428“ identifiziert er (p. (439 und 35) 428) die Frage, 400 з seiner (neuen Moral) angeblich 6—7 mehr.“ (Siehe) p. 483. Siehe oben im* „Verein”“ Sanchos 25—26 und® das* jus® bis appliziert*, purzelt 32 wenn (sie) man® ihre Äußerung 40—41 verborgen (war) lag“. Jeder Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 40
626 Beschreibung der Manuskripte 401 1—2 Sancho nicht ein (chemisches*) unter0 (einem*) gewissen* Hitzegraden* stattfindendes* Verhältnis 5 Stahl kommt(, und daß endlich sein Exempel nichts beweist als die altbekannten physikalischen Tatsachen von der Undurchdringlichkeit der Körper und der Erzeugung von Hitze durch Reibung). Sancho hätte &—25 her¬ aus“. — Bei® dieser* Gelegenheit* bis Geist® der® Ahnung®. Man sieht übrigens (gar) nicht ein, 30—32 Daß® das® „Gebot®“ bis Anstoßes*“ ist®. — Das Bewußt¬ sein 36 wonach Sancho (allerdings) sein ganzes 38—39 „Anstoß“. (Im Übrigen siehe über den „Anstoß“, was oben (bei Feuerbach) bei® Sanchos* lumpiger® Distinktion® und® der® Logik® gesagt worden ist.) „Was Einer werden kann, 402 1—3 (Diese“ Phantasie“ bis „Der“ Kommunismus““) 27 daß (er) Sancho“ danach 33—34 /[{106}c] [98c]/ alle (Frivolität) Feierlichkeit® verlor und* auf* bis verzichtete*, wie 38—<0 Zutun (gemacht) verkrüppelt“ wird. Was (soll) bleibt unsrem bankerutten (Einzigen) Egoisten nun noch übrig“? 41—42 „Anstoß“, (wodurch) unter® deren* Einfluß* diese 403 24—25 Verkrüppelung der Individuen und damit® ihrer® Verhältnisse 30 und daß alle diese (Symptome von) Verkrüppelungen 32 historisch wieder (überwunden) abgeschafft“ werden 35 historisch (überwunden) beseitigt“ werden. 37—39 nicht* nur* bis sondern® auch bei den Polypen und (Korallen) Infusorien®, die keine Köpfe haben, die (Mehrzahl btilden]) zahlreichste 41—43 ganz neue, sowohl® für* bis Selbstgenuß® vollkommnere 404 5—6 Umständen (erzeugten) entstandenen® Verkrüppelungen 29 von ihnen als“ Bourgeois“ unabhängig 32—33 Grundlage (seiner) der“ Organisation der Arbeit im „Stimerschen Verein“, wo 34 das Allen“ gemeinschaftliche Bedürfnis 405 3—4 teils durch auf® ökonomischer® bis beruhender® Konzentration (aller) der* Dialekte* 12 „und® zwar® lediglich®, weil Uns 18—19 des Einzigen zum“ Pro¬ dukt“ der“ Gattung““, und 32—34 Von p. 448 an (wickelt) spinnt® Sancho (auf) ein* 30 Seiten (eine Abhandlung ab über Denken und Kritik) langes® Garn® ab®, um* „Feuer®“ aus® dem® Denken und der® Kritik des mit sich einigen Egoisten zu* schlagen®. Wir 35—36 noch mit Sanchos (Illusionen über seine Kräfte) Armen- /{108} [100]/haus-Gerstenbrühe 44—45 Er® wähnte® bis Schwanz® streute®. 406 5—6 Selbstgenuß. (Der Einzige) 6“. Das hohe Lied 407 12 durch. Wir (hatten) fanden“ es schon 14—16 ausgerissen wird, als* von* der’ bis geprellten* Sancho® und in 16—18 Hier (macht) nimmt* es (sein Debüt) Abschied® als „Unmensch“; unter® derselben® bis Testament® hielt®. 20—22 Dies ist (wieder) eine der Tausend und ein (Manieren) Gleichungen®, in welche(n) Sancho seine(n Lieblingssatz, daß die Negation des Heiligen die wirk¬ lichen Individuen schafft, an den Mann zu bringen sucht.) Legende® vom® Heili¬ gen setzt®. • Wir /[{108}b] [100b]/ werden sogleich Gelegenheit finden zu zeigen, daß (nur) diese Proklamation des „Unmenschen“ weiter nichts ist als eine ver¬ deckte (Art) Weise*, die alten Phrasen gegen das Heilige zu wiederholen.* Der Begriff Mensch 42—43 Einbildung (Sanchos) unsres® Schulmeisters® von 408 1—2 habe, ist (bereits bei Gelegenheit des „Berufs“ abgemacht.) der“ Grund¬ text“ „des Buches““. з—4 daß Begriff und (Erscheinung) Existenz®, Wesen und Erscheinung (eines) „des* Menschen“ 11 rangieren dürfe; • und beim Eingehen auf diese Frage kann man allerdings einerseits (Begriff) die beiden Gesichtspunkte zusammenfallen lassen, wie Sancho im Selbstgenuß Möglichkeit und Wirklichkeit, Vermögen und Sein, Begriff und Existenz, und andrerseits sie einander entgegenstellen, wie Sancho* bei der „Em¬ pörung“ tut, (wo) die eben (auf) durch den Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung, Begriff und Existenz, Möglichkeit und Wirklichkeit hervorgerufen wird. Man kann ebenso Sanchos Gerede über die bisherigen Menschen auf den Satz zurückführen, daß sie wesentlich Egoisten waren, aber nicht als solche er¬ schienen, oder umgekehrt, daß sie als Egoisten erschienen, aber ihrem Wesen nach keine waren. * und um 17 über Eigenheit“, Möglichkeit und Wirklichkeit 24 Bedürf-/{109)[101]/nissen (und Anlagen) der Menschen. 29 Widerspruch ent¬ spricht *, in dem sich die deutschen Bürger augenblicklich befinden, die zwar
Textvarianten 627 Bourgeois (Egoisten) werden wollen, aber nicht den Mut dazu haben, es zu wer¬ den. * zwischen dem Dasein (einerseits) der deutschen 31—32 in ihnen selbst (sich abspiegelnden) hausenden Aufgaben. 43—<4 wonach Sancho' sagen' müßte, daß wirklicher Stein nur der Unstein (wäre) ist“1, hätte 409 1 bedurft(, wenn nicht). Aber' Sanchos 2—4 bisher nur durch die (Verwechs¬ lung) Herrschaft' der (Vorstellung mit dem Dinge selbst) Vorstellungen® und Be¬ griffe' in allerlei Unglück gestürzt worden (wären), macht es ihm möglich, (auf) an1" diesen Satz seine (neue) alten' /[{ 109}a] [101a]/ (Tirade gegen „das Heilige“ zu bauen, von der wir hier einiges herausnehmen.) Folgerungen 16 diese durch Geburt“ oder) „Ungunst 20—21 Umständen (auch). * P. 166 wird dem „Humanen“ vorgeworfen, er urteile nicht „so liberal, alles Menschenmögliche für menschlich auszugeben“. Gerade wie Sancho nicht so liberal verfährt, alles Ichmögliche für egoistisch auszugeben — vergl. den mit sich einigen Egoismus.* P. 185 wirft 23 mit den Menschen nicht“ zugleich 43 oder' nur' malgre eux® befreit 410 2—< Allen bisherigen (Produktivkräften) Befreiungen lagen indes (bornierte) beschränkte® Produktivkräfte zu Grunde, (die die Entwicklung der Gesellschaft) deren® für' die' ganze' Gesellschaft® unzureichende 7 — das Monopol der (ge¬ sellschaftlichen) Entwicklung іо-il von aller (gesellschaftlichen) Entwicklung ausgeschlossen wurden. (Aus diesem Grunde) So“ hat 16 abnorme „unmensch¬ liche®“ Weise, 27—29 beruhenden herrschenden® Verhältnisse und® die® bis Be¬ dürfnisse® (und der). Der' positive 30—32 Produktionsstufe gemäß(en Institu¬ tionen und Vorstellungen) herrschenden® (Zuständen') Verhältnissen® bis zu' befriedigen®, wie der 32—33 unmenschlich, dem (Versuche entspricht®, diese (Verselbständigung]) (Institutionen Zustände® und Vorstellungen zu negieren.) durch dieselbe 42—45 Unmenschen und® seinem® Sich' bis Individuen® existiert®, schließlich zu (dem) folgendem® Resultat'(, daß er einerseits (die) jedes). Er® anerkennt® die 411 1—2 physisch (und), intellektuell und® sozial' anheim 3—4 dieses Indivi¬ duums (anerkennt und (die) andrerseits läßt' er'); er“ erkennt“ als“ ordinärer“ Konservateur“ diese Verhältnisse ruhig (fortbestehen läßt) an“, nachdem 5—11 Vorstellung(, die sich die Philosophen) der Philosophen von diesen Verhält¬ nissen (machen,) aus dem Kopf geschlagen hat(, abgesehen® davon®, daß). * Die ganze Renommage mit dem Unmenschen (läuft) also wieder auf den ordinärsten Konservatismus hinausläuft, haben wir beim mit sich einigen Egoisten gesehen, wie das Ich Sanchos (von) andrerseits die Abstraktion von aller Individualität, ein bloßer abstrakter Begriff war *. Wie® er® hier® bis aller® Individualität®. Dies sein (großes) „unmenschlich“ großes 29—30 dadurch in (die nötige feierliche Stimmung gesetzt) den® nötigen Humor® versetzt' hat, daß — 36—40 abgesehen® davon® bis Wunsch' ist®. (Es ereignet sich hier ein Wunder, wodurch eine wichtige Stelle bei Cervantes am vier und vierzigsten eine wichtige Berichtigung erhält. Mambrins Helm (vergl. oben beim humanen Liberalismuts]) Wir haben hier den Einzigen zum ersten Mal *, und zwar als Resultat der Machinationen des Unmenschen gegen den Menschen, die zuletzt in Machinationen des Unmenschen gegen sich selbst umschlagen und ihn so in den Einzigen ver¬ wandeln *. Sancho®, der® unter* bis Namen® an®. Sancho kommt 43—44 Er wird unvergleichlich (und® absolut frei, absoluter Herr, frei). Wir haben 412 i daß Vorstellungen®, Ideen®, „das Heilige“, 3—4 Individuen seien, nicht“ ihre“ Bedürfnisse“. (Daß die (Mentschen]) Indivi¬ duen durch ihre Bedürfnisse mit einander verbunden sind, daß die bisherige Ent¬ wicklung der Produktivkräfte eine Herrschaft /[{110}b] [102b]/ der Einen über die Andern bedingte, darum hat sich Sancho, der nur für „das Heilige“ Augen hat, nicht zu kümmern.) Er schlägt sich 5—6 dadurch einzig. (Diese Einzigkeit wird uns folgendermaßen des Breiteren auseinandergesetzt.) Um „einzig“ 18 in® dieser® Hinsicht® 13—35 solange® er® nicht bis über¬ 40*
628 Beschreibung der Manuskripte haupt® aufhören*, 31—32 wirkliche Voraussetzungen (erhält, wodurch er) und® da¬ mit“ auch 38 wird sie ihm® trotz aller 43—44 das bei® Hegel auch ein 413 12 eine dogmatische® Vorstellung, 15 er sich (natürlich) wieder ein. 22 Befreiung wieder eine(n veränderten Zustand, der) ihm 23—25 Anderer (ge¬ meinsam ist, mit diesem veränderten Zustand eine Veränderung der diese Masse ausmachenden Individuen und endlich eine gemeinsame Tat dieser Masse voraus.) gemeinsame" Veränderung® bis gemeinsam® ist®. 26—29 Ich übrig, das® mit“ Andern® bis Freiheit" ist®, und 27 gemeinsam hat (und) (das) (die eben die Voraussetzung seiner Befreiung und der der Andern ist;), die eben 414 34—35 kurz über (das rein individuelle Verhältnis der Sanchoschen Egoisten zu einander) den" „Vereinw“ betrifft, so ist das (beim Verein schon hinreichend) vollständig® abgemacht (und wird hier nicht weiter berücksichtigt). Bemerken wir nur (noch, daß): wenn 40 auch sich" selbst" gehört", Sein eigen, einzig ist. (sich selbst angehört) und 41 Gegenstand Sanchos (ist) (bleibt") wird", obgleich 415 1—2 verschwunden“ ist (und nicht aufhört). Es kommt 9—10 oder" glaubt* vielmehr" zu" wollen", 15 der Individuen (verschiedner Klassen) zu einander. Sancho will z.m B.m nicht, 24 den er (dadurch) zu realisieren denkt, (daß) indem“ er 26—27 zu schlagen. (Bei ihm sind sie auch nicht etwas „Be¬ sonderes“ gegen einander, (sondern) sie ..halte n“ sich nur dafür, — bloße Beschränktheit ihres Bewußtseins, — er hält sich nicht dafür.) In den 32 Selbst das, was ein(e) Individu(alität)um® als (solche) solches® vor (der) dem" 33 Produkt der“ Gesellschaft“ 37 ist ferner (durch) unter* die 416 26—27 selbst* die* windschiefe* der® Philosophen®, 28—31 daß® die® Ent¬ wicklung* bis bedingt® ist®, 33—35 die Späteren (die®) in* ihrer® bis bedingt" sind®, die® von (ihren Vorgängern) ihnen* akkumulierten 37 Kurz es® zeigt* sich®, daß 41645—4171 verschie-/[{112)b] [104bl/dene, (sich) immer (mehr erweiternde und universalisierende) schärfere* und* universellere® Formen an. 417 5 den existierenden* Individuen 12—13 vielmehr (ein ganz bestimmtes Feld und® eine® ganz® bestimmte® Weise®) die® Befreiung® von® einer* ganz® bestimm¬ ten* Weise* der Entwicklung vorgeschrieben(; nämlich die). 14 vorgeschriebene Aufgabe (kann nur) (wird gelöst durch die (Durch) kommunistische Gesellschaft; diese Aufgabe) fällt zusammen 15 zu organisieren^ eine“ Aufgabe“, die“) 18—19 unter die Zufälligkeit der® Subsumtion® ihrer 20 Klassenverhältnisse(, die (freie) originelle® Entwicklung jedes Individuums) etc., in letzter Instanz 23 Entwicklung des Verkehrs (zum Weltverkehr) und der 26 daß (die Teilung der Arbeit und) das Privateigentum 27 der Bedingung(, daß die Individuen^ 28 eben der vorgefundene® Verkehr" und die vorgefundenen® Produktivkräfte зо Individuen (unter Kontrolle genommen werden können) angeeignet, d. h. (zu ihren freien Lebensäußerungen) zur* freien Betätigung® ihres® Lebens® 31 Wir haben (ferner) gezeigt, 418 1 Entwicklung Aller, (und endlich in der universellen Betätigungsweise der Individuen) und endlich 2—3 Produktivkräfte. * Diese Universalität der Individuen bedingt also® Individuen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe und mit bestimmten Produktivkräften, und bedingt ebenfalls die Veränderung der existierenden Individuen durch eine uni¬ verselle Revolution. • Es handelt sich 4 bestimmten historischen“ Entwicklungs¬ stufe, 6 notwendigen® kommunistischen® Revolution, 8 Beziehung (ist) wird“ natürlich 9—10 „Liebesprinzip“ oder“ das“ Devoüment“ wie der Egoismus sein'“. 12 Verhaltens, (in der sie) wie" es® oben 13 setzt also nicht® nur® ganz 14—15 Be¬ wußtsein^ ganz andre Dinge voraus® als Sancho sich träumen läßt.) voraus*, son¬ dern* auch® bis Phantastereien® Sanchos®. Bei ihm ist sie (indes keineswegs in diesem Sinne zu nehmen (und wenn sie überhaupt einen Sinn hat, so hat, sie die¬ sen), sondern bei Sancho) ist sie weiter nichts 23 von Egoisten“ ((dessen Stirn von wenig Gehirn zeugt)) nicht nur 32—33 subordiniert, sich (behufs einer) zur Vergleichung 39—<2 Wie* wenig* (damit® abgemacht" ist®, daß Sancho®) die* bis Menschen® und® Dinge®. — Übrigens 45 daß (das unvergleichliche Individuum) die® Tätigkeit® des* unvergleichlichen® Individuums® in einer
Textvarianten 629 419 1 von der (Anderer unterscheidet]) Tätigkeit Gleicher 4 Ohren, (die) welche“ durch die u Vergleichung zwischen® Individuen* zu 13 Eine dritte Art der (Vergleichung — die zur Erkenntnis führt) Unvergleichlichkeit® — die 16—19 Freude hat, aber® selbst* bis heteregonsten® Dinge* (und Individuen*). 25—26 und“ zwar“ dadurch“ bis schlagen“. 29—30 Die (vergleichenden) Wissen¬ schaften dagegen, (in denen) die (vergleichende Tätigkeit) erst durch 32—33 die Vergleichung (einer universellen) einen* allgemein* bedeutenden® Charakter 34 kennt (Sancho) er“ natürlich nicht. 36 fortwährend unter* einander* praktisch 42—13 Vergleichung verbeten. * Er darf sich nicht einmal mit dem Schwänze eines Kometen vergleichen. * P. 415 sagt Sancho: 420 6 Und hiermit (macht Sancho) nimmt“ er“ seine io—n daß (jeder) ein* Ofensetzer 16—17 sich insofern „einzig“ (entwickelt) verhält“, wie 19 Andre, der® sich® verhält® — die 24—26 So® schrumpft® bis zusammen®. (Er® bescheidet* sich® mit* seinem® alten® Posten® als® Gymnasiallehrer®]) 31—32 bisherigen (ge¬ schichtlichen) sozialen 35—36 dieser (bestimmten®) mit* sich® identischen® Individuen 42045—4211 Sandkorn teilt (und die überhaupt das Allerdürftigste ist, was er von irgend einem Dinge aussagen kann.) (Die Philosophie „verendet“ im Erstaunen darüber, daß sie die wund) Das größte Dementi, 421 6—7 Juchhe“ unsrers® „Virtuosen® im® Denken®“ in ein 422 1 /{115}[106b]/ 7.“ Apologetischer Kommentar 4 zu genießen, (so) hat 8 Erzbischof der* Insel® Barataria® und 13 Wir finden (unsren) „Bruder Sancho“ 17—19 Dies® zeigt*, bis au® ridicule*. 22—23 steht sie ihm (sehr schlecht an.) nicht“ besser“ bis Lautenschlagen“. 24 spricht, (so macht er nur den Effekt eines preußistchen]) so steht 28—31 be¬ geht. Sanchos® „Selbstgenuß®“ bis für® Andere®. (Das Erste, was Sancho in sei[nem]) Das (Einzige) „Besondere®“ was 33 eine neue® Reihe 34—35 zum Besten gibt, die (wir) im „Buche“ bereits so weitläuftig (und eintön[ig]) (verhandelt) ab¬ geleiert® wurden. 423 9—Ю einem (deutschen) „jebildeten®“ Berliner® Kleinbürger 18—19 schla¬ gen soll, und (dann das) ein® kritisch-moralisches 21—22 Europas, namentlich* bis England®, erläßt 28 wonach Herr Cobden und Herr (Bastiatt]) Dunoyer“ zu achten. 33—34 zu beweisen, daß (er als guter) „Stirner®“ auch 40 die® Leichtgläubigkeit® 424 11—12 aufzuopfern, (wo) obwohl® er uns (doch) überall* versichert 33 ge¬ zeigt, daß die (eigne) ausschließliche® systematische зл—зя /{116}[107b] / ist, und® namentlich® bis kleinbürgerlichen® Verhältnisse®. Die Philosophen 42—43 bil¬ den; daß“ sie“ bis Lebens“ sind“. 425 2 welches als® Wort® die Wunderkraft 6—7 nichts weiter als (ein Glauben) eine* Folge* des® Glaubens® an (die Gespenster) seine(r) dickleibigen philosophi¬ schen (Amadisse) Ritterbücherw ist. 22—23 „suchte n“ sich® die wirklichen Menschen 426 24 „Er ist die bis p. 153 . 30 daß auch der Einzige 44—45 daß Sancho (seine Bemühungen mit Erfolg gekrönt) den® rechten® bis zu® haben® glaubt, während 427 10—15 Wir haben gesehen, daß das ganze Problem (bei Sancho und die ganze Spaltung bei Feuerbach) vom® Denken® bis zu® kommen® nur in der philosophi¬ schen Illusion existiert(. In der Wirklichkeit selbst (ist) hört“ weder das Den¬ ken noch die Sprache (von der Wirklichkeit getrennt, sondern fort [während]) jemals“ auf“. Sprechen“ ist“ eine“ Lebens äußerung“ der“ Individuen“.) d.® h.* nur® bis unmöglich® klar® sein® kann*. Dies große 19—21 Wort zu sein, als Wort (zugleich (ein) das® wirkliche Objekt ist, das es ausdrücken soll, oder® wenigstens®) in mysteriöser® bis hinweist*, kurz, unter 23—24 Der hohlste und /{117}[ 108b]/ (unwissendste) dürftigste“ Schädel 25—27 daß er seine Gedanken¬ losigkeit (für) als® das Ende der Philosophie und damit (für) als® den triumphie¬ renden Eingang in das (wirkliche) „leibhaftige®“ Leben (erklärte) proklamierte.
630 Beschreibung der Manuskripte 29—31 wie seine (sprachlose) unaussprechliche® Sprache das Ende Aller (verselbst¬ ständigten) Sprache. (Um dies mit dem Erfolge von Sancho tun zu können, gehörte noch dazu, daß dieser hohle Schädel) (Noch“ war“ zu“) Sanchos® Triumpf"1 (er¬ forderlich“1) war“ bis daß“ егш unter allen 36—37 gehe oder® vielmehr® reite® auf® Deinem® Grauen® ein zu (der Freude) deines Einzigen ((Grauen)) Selbstgenuß. F. „Schluß des Leipziger Konzils“ /S. 431—432'. Dies Stück ist von Engels auf die beiden letzten Seiten des Bogens {117} des „Sankt Max" nieder geschrieben. 432 25 Hand, (Sankt Sancho) der® Einzige „vergißt G. „Der wahre Sozialismus“ /S. 435—437/. Dies Stück, von Engels auf einen selbständigen Bogen, dessen erste Seite die Nummer 1 trägt, nieder geschrieben, ist eine Reinschrift mit einigen Einschaltungen und ganz geringfügigen Korrekturen und bildet ein Ganzes mit H. „I. Die „Rheinischen Jahrbüche r“, oder die Philo¬ sophie des wahren Sozialismus“ /S.441—468/. Wir werden diese beiden Manuskripte zusammen beschreiben, da das erstere zwar die Einleitung wie zu dem zweiten so auch zu den folgenden Manuskripten bildet, mit den folgenden aber in keinem materiellen Zusammenhang steht. Dagegen ist der „Wahre Sozialismus" in gleicher Weise numeriert wie die „Rheini¬ schen Jahrbücher". Diese sind ebenfalls bogenweise numeriert und zwar so, daß die ersten Seilen der Bogen nicht deren Ordnungszahl tragen, sondern die jedes¬ malige fortlaufende Seitenzahl, als wären die Seiten kontinuierlich numeriert wor¬ den. So z. B. trägt die erste Seite des ersten Bogens der Kritik der „Rheinischen Jahrbücher'' die Zahl 5, weil sie die 5. Seite der als ein Ganzes zusammengefaßten beiden Manuskripte ist, nicht aber einen 5. Bogen kennzeichnet. Beide Manuskripte sind von Engels auf Foliobogen geschrieben, die rechten Spalten der Seite, wie bei allen schon beschriebenen Manuskripten, für Einschaltungen etc. freigelassen. Auf der letzten Seite dieses Manuskripts machte Engels mit Bleistift den Vermerk: I. Philosophie des wahren Sozialismus. 435 7—8 der Proletariatsbewegung (Englands) Frankreichs und® Englands®, и Voraussetzungen (vermischt) verquickt® haben. 18—19 predigen (und wenn ihre Verfasser), die® praktischen Bedürfnisse, die ganzen® Lebensverhältnisse 34 die Arbeit, um (im Namen) als® Vertreter® der 436 3—4 diese „W а h r h e i t“ (des), die® sie® dem® Sozialismus und Kommunis¬ mus geben®? (Darin, daß) Sie 5—6 Unkenntnis schon® des bloß® literarischen (und faktischen) Zusammenhangs, 8—9 dieser Literatur (durch) mit Hülfe der deutschen, namentlich® Hegelschen und Feuerbachschen® Ideologie io—16 Sie heben* bis d.® h.® deutsch-philosophischen® Bewußtsein®. 13—15 Sie (nehmen) trennen das Bewußtsein bestimmter geschichtlich(er) bedingter® Lebensphären 26—27 Sprache der deutschen (Ideologie sowohl) Ideologen und dieser (ideologische 5 willkürlich 30—31 Neid aller (umgebenden Völker) Nachbarvölker 34 minder verwandten (Richtungen) Parteien 437 з—4 somit nicht (mehr) an die Proletarier, 4—5 Menschenklassen (in Deutschland) Deutschlands 6—7 Kleinbürger, die (deutschen) Philosophen 8—9 herrschende „gemeine®“ und® ungemeine® io—n Verhältnissen (eine (nicht zu leugnende) (unleugbare) positive Notwendigkeit]) - Ile] [ {4J]/ notwendig 17—18 Sozialismus (in alle Ewigkeit) bis an ihr 24 Deutschland, unvermeid¬ lichen (Partei) Richtung®. 26 Masse jungdeutscher® Belletristen, Wunder¬ doktoren® und 36 Publikum, und (literarische) impotente (oder) und verlumpte 441 22 „nicht (verstehen“ konnten. Darum) verstanden®“. Daher® 442 12 dargetan (worden) ist. — 32—зз Der französische (Ausdrufckl) Kom¬ munismus 39 fortbestehen läßt.“ ((arme Gattung!)) p. 168. 443 5—6 Der® Mensch® bis Tätigkeite“. Bewußtsein des Menschen, (kommt) schließt Materie“, und (übersetzt diese) läßt diese (gibt sich zwar mit der „rohen“ Wirklichkeit (not[gedrungen]) ab, aber nur notgedrungen und mit Ekel.) geht zwar 44 immer in (respektvoller) anstän¬ diger® Entfernung 29— 30 fängt an mit dem fehlenden* 30— 31 „Abhängigkeit von der rohen* 42—43 Verkleidung als Sozialismus
Textvarianten 631 444 16 Thomas* Morus®, die® Levellers®, 38 in Bewegung setzenden (Volks vom) Proletarier 39—42 philosophique und® ist* bis zu® beurteilen*. 41 aus (seinem) seiner* ganzen (Auftreten) Tätigkeit* als Parteichef 42 Einige dieser (Systeme) Romane, 44445—1451 Anschmiegen an die Anschauungen® der® zu bearbeitenden Klasse (entwofrfen]) ausgeführt. 445 3 nominell als (Schiboleth) Stichwörter 5 die er selbst® je 7 Wie wenig (diese Systeme) der wirkliche 16—17 Inhalt der kommunistischen® Systeme 19 keine (so) ausgebildeten 24 Ideen (auf der) innerhalb der 34 dieser Partei¬ chef und alle andern Parteileute (für*) „wahnsinnig“ (sei®), dagegen bloß un¬ parteiische Gestalten, wie (sich) er® und das „Wesen des Menschen“ (für®) bei® gesunden Verstandes (zu* erklären) seien. 44539—4465 Schließlich* bis ewig® währen*?“ 445 41—42 in einem klassischen* Satze zusammen. Die Deutschen (sehen) be¬ urteilen 43—44 die Ausländer (nach den) (prak[tischen]) (wirklich) (praktisch) sehen alles praktisch, 447 6 jetzt („gleichsam von sich) „als zum 9 Heißhunger herfallen“ (werde.) müsse*. 14 als die bloß® antizipierten Namen für (seine eignen) die Resultate 16—17 Gesellschaft verwildert ist und (und in Folge dieser Verwilderung) daß® deshalb® die Individuen 21—22 Verwilderung sind die (Rentiers. Der Rentier wird geschildert als Raubtier) Bestimmungen* Raubtier, (als) untätig, und (als) Inhaber 23—24 worauf® wir* bis „der* Rentier*“ sind*. Dabei 26—27 „Untätig¬ keit“ klar® zu® werden*, von 447 45—4481 „die Extreme (der heutigen) unsrer* Gesellschaft sieht. (Diese Extreme) Dieser® Gegensatz® 448 7 z. B. Cobbetts und® P.® L.® Courriers* io—n Rentiers. (Auf diese triviale Erkenntnis reduziert) Diesen trivialen Gegensatz auszusprechen, (darauf redu¬ ziert]) und zwar 13 sondern (den) einen* verhimmelten 21—22 subsumieren kann. • Hier kommt unsrem Verfasser der heilige Max „zu Hülfe“, der des Brei¬ teren nachgewiesen hat, was Alles sonst noch unter diese Kategorie gefaßt we’rden kann. • Hier hat der (heilige) wahre 42 zusammenfallen“. • Allerdings wenn es eben eine „Eigentümlichkeit“, eine aparte Marotte „des Menschen“ ist, daß Tätigkeit und Genuß zusammenfallen, so ist weiter nichts zu sagen. * 448 42—449 3 Statt* die* Eigentümlichkeit1“ bis unnahbare* Eigentümlichkeit®. Wir sehen hier 44 8 43 der Menschen (aus) in® ihrer 41 Genusses (zu erklären) sich® zur® An¬ schauung* zu* bringen®, erklärt 449 4 unter der (so vielgepriesenen) „freien Tätigkeit“ 9—10 wird natürlich (dadurch) sehr verunreinigt, (daß) wenn® sie 14—17 Das* Subjekt®, bis Geist® sein®. Die so (qualifizierte) verdeutschte* freie 19 Wiesehr übrigens (diese) dies® Ge¬ rede* von* der’ „freien Tätigkeit“, (die) das bei 22—23 daß (die „wahrhafte) das Postulat 44 Ideologen, daß jede (Fraktion von ihnen) ihrer® literarischen* Fraktionen*, besonders 450 4—5 Sozialisten. (Wir können es in) Deutschland 6 bringen, (die nicht) (von®) deren Existenz (nicht nur) bloß 35—36 Körper! (Jetzt folgt) Folgt 451 10 hervorgerufen wurden. • Sie kämen viel kürzer zu ihrem Ziele, wenn sie sich in der reinen Theorie hielten und diese Begriffsspaltung, die Ursache®, direkt aufhöben. • Sie können 13 Individuum (könne) habe® durch 14 des Lebens (vernichten“.) vernichtet*“. 15 wie bei allen deutschen® Ideologen 19—20 und* fortwährend® spielen*, dadurch 22—23 Wirklichkeit stellen. • Franzosen und Russen gehört das Land, Das Meer gehört den Britten, Wir aber besitzen im Luftreich des Traums Die Herrschaft unbestritten. • * Hier üben wir die Hegemonie, Hier sind wir unzerstückelt; Die andern Völker haben sich Auf platter Erde entwickelt. •
632 Beschreibung der Manuskripte /[5b] [{19}]/ Nun zu den 25 Nationen (nur noch) nichts mehr 28 (Feuer¬ bachs* oder* des* Menschen*?) 45145—452г (das* Geld* bis chimere®) kann 452 14 gegeben hat. (Wie falsch es übrigens ist diese Redensarten vollends* auf eine ganz) Ob (der eine) einer oder 17—18 Volkes ab. (Soll aber z. B. die Redens¬ art, die Franzosen seien durch die Politik zum Kommunismus gekommen) (Man hat z. B. in Deutschland aus) Unser* Verfasser* zieht* aus* der Tatsache 22 — den Schluß (gezogen), daß 25—26 namentlich® bis Entwicklung® 44 in der rohsten Form vorstellt®, d. h. 453 2—7 und Eigentumslosigkeit (nennen). Man kann * den Kommunismus als Eigentumslosigkeit, den bestehenden Zustand als den des Eigentums fassen, womit nichts als eine Phrase gesagt ist, oder man kann den jetzigen Zustand Eigentums¬ losigkeit nennen und hat dann natürlich den Kommunismus als Hersteller des wahren Eigentums gegenüber dem bisherigen Scheineigentum.* die® Aufhebung* bis Eigen¬ tums* besteht*. In der 7—8 die wirklichen (Eigentümer) Privateigentümer®, auf 12 ausrichten (können) wollen®, so 13—14 entfernt werden, die (Vorstell[ung]> (Auffassung) das Bewußtsein (über die) der* Schärfe 454 5—6 das® Reich* bis des* Menschen*“ 7—8 Weltgeschichte (gegenüber) ent¬ gegen*; 13 und* überschwengliche* 21 auf (materiellen) wirklichen* Inter¬ essen 31 in einigen (Grund [zügen]) kurzen Zügen 455 35 interdicti; (und) (in welchem) ein* Lehnswesen, 456 20—23 Ziegen (mit vielem Appetit) verspeist, von „dem Menschen“ ins Knopf¬ loch verpflanzt werden*, wie* sie* (von) unter* den unkeuschen Liebkosungen der Viehmagd und des (Ackerknechts bei der Heuernte) Eseltreibers zusammenknicken! 42—43 nicht existiere *. d. h. daß in der nichtmenschlichen Natur menschliche Ver¬ hältnisse existieren (aber) und zwar so, wie der wahre Sozialist wünscht, daß sie unter den Menschen existieren; * 1 und hieraus 457« 2—3 beweisen, und (selbst) Hegel, auf 3—4 fußt, (sich) in der Natur 4—5 der absoluten Idee erblicken“, und (nannte) das Tier sogar die konkrete Angst Gottes nennen“. Nachdem 6—7 so mystifiziert (und ihr seine eignen Vorstel¬ lungen untergeschoben hat,) hat*, mystifiziert er &—io den* Gedankenausdruck® bis menschliche* Verhältnisse* der Natur 15 wird (dem Menschen hier) be¬ wiesen, daß 24—25 Triebe und Kräfte „der* Natur®“ im menschlichen (Bewußt sein) Selbstbewußtsein® hervorzubringen. 35 in Deutschland (einen Beweis) ... Entwicklung“. 36 kommt die (wirkliche) eigentliche® Entwicklung 39 (§ 1.) Erster Baustein 458 4 Dieser Satz wird (nun) nach der іо-n p. 158. * Wie und woraus diese (Einheit) „aus sich selbst hervorgehende und auf sich selbst zurückgehende Einheit“ „hervorgegangen“ ist und worauf sie „zurückgeht“, haben wir eben gesehen.* „Wir haben (ebenfalls) gesehen, wie 15 alles Lebens“(., außer der also „das Leben“ steht.) heißt*, und gleich 25—26 p. 158,159 *(Das Einzelleben) Das Einzelleben und das Gesamtleben sind also die* zwei Seiten eines Verhältnisses, das sowohl in einem (K ampf) Gegensatz* dieser beiden Faktoren gegeneinander, wie in ihrer Einheit besteht. Beiläufig erfahren wir hier zum ersten Mal. daß auch in der Natur ein „Kampf“ vor sich geht, womit sich die Harmonie des Prologs in Mißfallen auflöst. * (Der obige) Dieser Pivotalsatz 44 beim „Einzelleben“ (in abstracto) über¬ haupt*, weiter 45928—46019 Begründung? • Nachdem (in der Natur das) die gegenseitigen Verhältnisse der Naturkörper in das mystische Verhältnis der Wechselwirkung zwischen Einzelleben und Gesamt¬ leben verwandelt ist, kann der wahre Sozialist mit Hinweisung auf seine Verwand¬ lung des Menschen in den Spiegel der Natur sehr leicht den Satz aufstellen, daß die gegenseitigen Verhältnisse der Menschen sich ebenfalls in das Verhältnis von Einzel¬ leben und Gesamtleben auflösen. Aber diese neue Folgerung zieht einige Tnkonse- 1 Das Durchgestrichene ist von Engels nachträglich in die rechte Spalte ge¬ schrieben worden
Textvarianten 633 quenzen nach sich. Im Prolog war die Natur lauter Harmonie und Friede; in der Gesellschaft, die doch der Spiegel der Natur ist, findet sich Zwietracht und Kampf. Daher wird die ursprüngliche Harmonie der Natur in einen Kampf verwandelt. Mit dieser ersten Inkonsequenz ist es noch nicht genug. Das Resultat des Natur¬ kampfes ist die „Auflösung“ und „Verzehrung“ des Einzellebens durch das Gesamt¬ leben. Das Resultat des gesellschaftlichen Kampfes ist der Sieg des Einzellebens über das Gesamtleben: „ich, der Einzelne, entwickle mich in stetem Kampfe ... gegen die Gesellschaft, die mir als beschränkende Macht gegenübersteht, zur Selbst¬ bestimmung, zur Freiheit, ohne welche kein Glück ist. Mein Leben ist eine fort¬ währende Befreiung, ein fortwährender Streit und Sieg über die ... Außenwelt, um sie zu unterwerfen und ... zu gebrauchen“ (d. h. zu v e r z e h r e n). Die bestehende Gesellschaft ist also, nach der logischen Konstruktion vermittelst /[8b] [{31}]/ der beiden Kategorien Einzelnheit und Allgemeinheit vollständig be¬ friedigend für unsren wahren Sozialisten; sie entspricht vollkommen ihrem Zweck, der bewußte Spiegel der Natur zu sein. Aus dieser inkonsequenten, der Konstruktion widersprechenden, Verzehrung des gesellschaftlichen Gesamtlebens durch das Einzel¬ leben wird nun noch gefolgert, daß (die Menschen in der) die* Befriedigung ihrer Bedürfnisse „natürliche, vernünftige Lebensäußerungen“ der Menschen sind, ein großes Resultat nach so gewaltigen Anstrengungen.* Der* Natur* bis anerkannt® wurden*.1 459 32 Spiegel der Natur (und von). Von“ den 34—36 Da der Verfasser sich (aber) nicht auf die historische Entwicklung der Gesellschaft einläßt und (die Ge¬ sellschaft von jeher der Spiegel der Natur gewesen sein (soll) muß“) sich* bei® bis beruhigt*, so ist 37 weshalb sie nicht (fortwährend) zu* allen* Zeiten® ein getreues 42 im Gegensatz (zur Natur) (zum Prolog) (neben der) zur Harmonie 460 8 Einzelnheit und Allgemeinheit^ von denen gesagt), denen 27 durch das unglückliche“ Beispiel von der Pflanze(, an dem der ganze Unsinn sonnenklar wird). Erstens 30—31 Dann (hängen die) hängt* die* Beschaffenheit® der* „Blätter, 35 vorliegenden Existenzbedingungen ((also Auflösen und Verzehren des Einzel¬ lebens durch das Gesamtleben)) auflöst, 37—38 nach (seinen) seiner®(, und zwar seinen*) individuellen (Vorstellungen) „Eigenheit“ ((also Auflösen und Verzehren des Gesamtlebens durch das Einzelleben)) zu verlangen. 39 begründet sich auf (die Einbildung* von* der* Möglichkeit des Postulats) das“ eingebildete“ Postulat“ einer 41—43 zu verschaffen. • Dies Postulat (ist) an „die Gesellschaft“ ist nun die Verdeutschung des obigen® Saintsimonistischen Satzes, eine Verdeutschung, die einen doppelten Unsinn in ihn hineinlegt. Zuerst begründet unser wahrer Sozialist sein Postulat nicht auf wirkliche gesellschaftliche Voraussetzungen, auf die in der gegenwärtigen Gesell¬ schaft vorliegenden Resultate des bisherigen historischen Entwicklungsprozesses, (der) sondern auf einige Phantasien über die Natur und über das Wesen des Men¬ schen^ und ihr gegenseit[iges]). Dann verdreht er den Satz selbst, indem er an „die Gesellschaft“, als eine ihm gegenüberstehende Person, die Forderung stellt, ihm die Befriedigung seiner Eigenheit möglich zu machen, diese Eigenheit möge be¬ schaffen sein, wie sie wolle. * Aus dem (logischen) angeblichen® Verhältnis der metaphysischen* Personen* Einzelnheit (zur) und* Allgemeinheit, 461 21 beiden Leben, (das hier neu aufgeputzt) restaure 29—30 notwendiger als (nicht einmal) seine Kirschen faul (wurden) waren* ehe 462 38 unter* dem* Schein der* Deduktion* 39 als* Schluß* daraus* 42—43 un¬ bewußtes* Gesamtleben, bewußtes® ditto®, allgemeines 463 9 Da sich aber bei den (Franzosen die Worte) französischen 11—12 Sozialis¬ mus (tauglich zu machen.) zuzuhauen®. 28 d.* h.* die* Vernunft*, 33—34 einen Satz (apodiktisch) assertorisch“ 36—37 Deduktion (die wenigen) traditionell ge- gewordene(n) sozialistische 464 6 Im (ersten Baustei[n]) Prolog 27 beruht. (Unter ..äußerm) Nicht die be¬ schränkenden* materiellen 30—31 Kanonen, welche (nicht) weit* entfernt® die 1 Diese lange nachträgliche Einschaltung wurde von Engels in die rechte Spalte geschrieben
634 Beschreibung der Manuskripte Grundlage der Gesellschaft^, sondern) zu” sein®, nur® eine Konsequenz 38 d.® h.* der* Vernunft* 45 „innere Natur“ (und ihr „Bewußtsein“ darüber dieser Gesell¬ schaft und) diesem „äußern Zwang“ ensprach(en). 465 4—5 bei* Gelegenheit* der® Konkurrenz®, 6 Hegel. Z. B. (in der Rechtsphilo¬ sophie bei der bürgerlfichen Gesellschaft]) Rhein. 25—26 in der (man sich mit) die® gesellschaftlichen 46 6 32—33 zu verwenden“, (ibid.) * Diese Trivialitäten über Arbeit, die aus dem „polaren Gegensatz“ und dem „Wesen des Menschen“ folgen, ihrem profanen Kern nach aber einem Kinderfreund entlehnt zu sein scheinen, diese Trivialitäten reichen hin, um mit /{39}[10Ы/ drei Sprüngen ä 3—4 Zeilen zur Organisation der Arbeit zu führen. * Wir machen 37—12 Gegensatz“. •Bekanntlich sagte Fourier, (der) die travail repugnant der heutigen Gesellschaft müsse durch den travail attrayant verdrängt werden. ♦ Man® rufe® bis sehen* wollte*. Dem „polaren Gegensatz** 46 7 24—25 /[10c][{40}]/ ihn, daß die Arbeit, (selbst) die® (als*) eine dieser Ent¬ faltungen des Lebens(, vorausgesetzt) ist*, „selbst 32 Andres (sein) werden*, 34—35 direkt von dem Postulat* des® Lebensgenusses auf das® Postulat® (die) der® Arbeit 36—37 als® Konsequenz* (aus dem (Postu[lat]) neuen Postulat) des* neuen Postulats 41—42 oder* warum® bis nicht® muß*. Aber 45 Folgt (also) eine 468 26 und den (Grünschen) „Neuen Anekdotis“ 27—28 der wahre Sozia¬ lismus (und (oder*) die), alias* deutsche Sozialphilosophie, (ihre) seine* Kirche bauen (werden) wird®. 29—30 Wir werden (jetzt) gelegentlich* einige der Hymnen, einige® Fragmente® bis mystique® hören, J. ,ДѴ. Karl Grün: „Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ (Darmstadt, 1845) oder: die Geschichtschrei¬ bung des wahren Sozialismus** /S. 471—516/. Die „IV “ ist durchgestrichen, ob von der Redaktion des „W estphälischen Dampf- boots“, in dem dies Manuskript 1847 veröffentlicht wurde, oder von E. Bernstein, der es 1899—1900 in der „Neuen Zeit** abdruckte, läßt sich nicht entscheiden. Das Manuskript ist von Engels auf Foliobogen geschrieben, wobei die rechte Spalte jeder Seite freigelassen, und die erste Seite jedes Bogens von Marx numeriert wurde. E. Bernstein hat ebenso wie im „Sankt Max** seine Anmerkungen mit Bleistift und Tinte in die rechten Spalten der betreffenden Seiten eingetragen. In der rechten Spalte der letzten Seite machte Engels in seiner Altershandschrift mit Bleistift den Vermerk: Grün. IV. Geschichtschreibung des wahren Sozialismus. 471 зо Wie überrascht wird der Leser (über das artistische) von® dem* artistischen Talent 31—32 sein, (der) das® unter der obigen Maske nur (das Urteil über sein eignes, damals noch ungebornes) eine Selbstkritik seines* eignen®, damals noch ungebornen 472 1 (Wir haben in) Herr(n) Grün bietet uns 6 Pflücken /[la]/ wir gleich einige (dieser) Rosen(, um dem Leser Mut zu machen, daß er uns durch Herrn Grüns Buch folge): 473 7 Strümpfe dort (Parade machen) getragen 15—16 getäuscht. (Die) Herrn Grüns (poetische Blumen schmücken) Belletristik* schmückte® nicht 20—21 „Feuer¬ bach® und* die® Sozialisten®“, 474 8—9 Glaubensgenossen in (diesem Artikel) dieser® Beziehung® geliefert 15 von“ Heß“ 20 anrechnen, (als er von ihr nur einige Formeln und Phrasen kennt.) je® weniger* er® sie® kennt®. Der Nationalstolz 22—23 gegenüber“ bis Nationalitäten“ 44 von® Lerminier® 475 26 Der belletristische (Hauch) Duft*, der 27 umgibt, wird (Niemanden ent¬ gehen.) Jedermann* in® die* Nase® steigen*.
Textvarianten 635 476 19—20 verrufensten (Belletrist[en-]) Weltfahrer-Manier 24—25 Frankreichs (stellt) verwandelt® sich hier (dar als) in® die 25—26 Grün gegenüber diesen Leuten Repräsentanten“ dieser“ Parteien“. ♦ Schlie߬ lich referiert dann Herr Grün in seinem Buche dem deutschen Kleinstädter die ganze erbauliche Geschichte, in der er natürlich von Anfang bis zu Ende als Heros auf¬ tritt.* Schließlich bietet 27 Gelegenheit, (außer dem, daß hier) nicht® nur® die französischen 28 dienen zue lassen®, sondern auch noch 29—30 und so® den deut¬ schen Kleinstädter (dadurch) /[2c]/ für 477 8—9 die paar überkommenen® allgemeinen io bilden. (Sowohl das Schema wie die) Beides 11 Weise (abschreibt) paraphrasiertw. Sachen, 14 ewige (Wiederholung) Wiederaufdrängung® 32 (z.* B.e bis 192®) 32—36 nach. (, wie (Vergl. z. B.) wir unten sehen werden.) (, womit® vergl.®) (Z.® B.® bis Deisten®). Ebenso 40 Sozialismus (heraus) durch® Heß® hinzu®, z. B. 478 15 dann (die Religion) ausrufen: 23—25 versuchte, (die sozialistische Be¬ wegung) den® Zusammenhang® bis Literatur® mit der wirklichen (gesellschaftlichen) Entwicklung der französischen Gesellschaft (in Zusammenhang zu bringen.) darzu¬ stellen. 33 der einzelnen (französischen) sozialistischen 479 9 L. B1 а n c. * Wir wollen nicht einmal darauf Rücksicht nehmen, daß sich bei Herrn Grün kein einziger Satz findet, der nicht aus Stein oder Reybaud exzerpiert ist, und auch aus Reybaud nur dann, wenn Stein, der den Reybaud nennen darf, weil er auch die übrigen Quellen kennt, auf ihn hingewiesen hat. * Wir werden 24—27 „Zuerst“ bis Kriegs“ etc.““ 30—38 zu interessieren.“ (Saint-Simon, Oeuvres p. (60) XVI: „une communication entre les deux mers.“) Reybaud“ p.“ 77“: bis dieses“ Kriegs“. 37—38 Pointe aus, (daß St. Simons Interesse für den Zweck des amerikanischen Kriegs ihn bereitwillig sich seinen Be¬ schwerden]) nämlich 39 läßt ferner“ weg, 480 6 Stein erzählt hier (selbst) falsch(, was ihm) 22 als sei (auch) der Bauplan 27—29 Reybaud® bis wie® bei® Stein®. 481 5—6 eine (große) wissenschaftliche Schule 7 Experimente gründen (wollte) und sich 8—9 Saint-Simon (erzählt dies) motiviert® selbst (p. 19.) seine Speku¬ lationen hierdurch. (Oeuvres“ p.“ XIX“). 18 Salons halten (zu können) und 24 Aussaugen der® Menschen®“ 27—28 Zusammenhänge mit (seinen gelehrten Studien) seiner® sozialistischen® Grundansicht®, den Einfluß (kennen lernen, den solche Studien) der® Wissenschaft® auf 29 gewöhnlichen Leben (haben.) kennen® lernen®. Bei 482 1 pfiffig war, ihn (zu versettzen]) hinter 2 Lombard“ ((Stein erzählt) nicht, 16—18 auffallend machen, (wundert sich Herr Grün darüber) erfahren® wir® bis Ver¬ wunderung® darüber, daß ein Graf und (ein) angeblicher” Sprößling Karls des Großen überhaupt® 30—31 heraus, (nimmt) raubt“ ihnen aber /[4c]/ ihren (fak- tisch[en]) Charakter als Fakta, 37 Ereignissen (verwickelt) verwandelt, 38—39 besten gleichzeitigen® Bauern 40 Frankreichs (während der Revolution, Kaiserzeit und Restauration). Und dann, 45 außer von® Herrn Grüns 483 2—3 liefert, (wie) in* der® Herr Grün 7 beunruhigten (Abschreiibers]) Plagiarius 8—11 zu erschweren, Auslassung* bis Vorgänger®, Dichtung 11—12 Phra¬ sen, (vornehme) (verächtliche®) perfide® Ausfälle 14—17 von denen er dem® Leser® nie gesprochen (hat), die er aber (im Stein gelesen hat.) als Leser Steins im Kopfe mit sich herumträgt. /[5]/ * Wir können natürlich nicht in dieser Ausführlichkeit die Plagiate des Herrn Grün der Reihe nach verfolgen. Wir müssen es dem Leser überlassen, sich durch Vergleichung (der) von Stein und Reybaud mit Grün zu überzeugen, daß Herr Grün immer nur die dümmsten Exzerpte aus den Exzerpten seiner beiden Vor¬ gänger gibt, einzelne Sätze und selbst [diese] aus ihrem Raisonnement herausreißt und dies Wenige möglichst durcheinandergeworfen (als eine) (für) als die kritische Darstellung des Saint-Simonismus (ausgibt) feilbietet“. Wir können hier nur noch einige Beispiele (davon) geben, an denen die eben genannten Symptome des ge¬ ängstigten Abschreibers schlagend hervortreten. * Wir“ gehn“ bis über“. 20—21 Zusammenhänge der (hier) in“ der“ bis Schrift“ gegebene Plan
636 Beschreibung der Manuskripte 28— 29 Reybaud p. 83 (Herr Grün (läßt hier weg) reduziert0 den0 Satz*) Den0 Satz0: 31 tout le monde“, (wie) den0 Reybaud aus Saint-Simon (zitiert) (p. 47) 33 für Alle“, (wobei) wodurch* er 34—35 Bei (Stein) Saint-Simon ist (vom Newtonschen Rat) von0 der* Wahl0 des0 Newtonschen Rat[s] die Rede, bei Herrn Grün (weiß man garnicht, vro- von es sich handelt.) handelt es 36 vier oder fünf (Sätze) von Stein 484 21 Stein hebt (ganz richtig) hervor, 23 Herr Grün (macht daraus) verdreht* dies* dahin0, daß 26 daß er (sich) in den Lettres 27 Wissenschaft sich0 be¬ findet. 31—32 geteilt erscheint: in (die savants) drei* Klassen0, bis glaubt*, savants, 48432—485з tout le monde ((p. 21, 22). Stein hat die /[5b]/ Stelle also richtig auf¬ gefaßt, während Grün sie gar nicht kannte und sich aus dem Steinschen Raison- nement baren Unsinn abstrahiert hat.) sind0, sondern0 /[5b]/ 1)° die* savants0 bis Unsinn* zu0 abstrahieren0. Wir erhalten 485 и in0 einer0 beliebigen* Schrift* 32 kindischer* Weise0 ein, die Lehre* von* der* Emanzipation 41 selbst (nach)gelesen, so 42 unter0 Andern* 486 6 wenigstens wäre (schon deshalb) um so 16—18 Schule vorfindet ♦. Er tut dies, weil er, ohne diese Unterscheidung herein zu ziehen nicht recht klar (daraus) (aus dem) aus den von Stein nach dem Catechisme gegebenen drei Klassen, der classe feodale, der ♦ : Stein* bis (Enfantin*.) /6/ (Er begeht (nicht) dieses Falsum, um nicht von Stein die wirk) Statt dieser 32 L’industrie (bereits 1817) von* 1817* das 35—36 früheren Schrift (zitiert), die er gar nicht kennt, falsch* zitiert0. 487 14 zu haben.“ (Stein verfehlt nicht hervorzuheben) Dies das 16 Stein (beginnt seine Charakteristik]): „Er“ 33—34 Einseitigkeit (zu glauben), den* bis mißzuver¬ stehen0, Saint-Simon 488 4 gesehen zu haben, (sich bloß belletristische Phantasien über die bei Stein vorgefundenen Data macht) nach dem 13—18 p.* 165*, 170°. bis Volkswirtschaft*. 29— 32 Dieser* Stein* bis des* Anstoßes*. Aber 489 7—8 und* unbarmherziger* bis Glieder* (nur daß hier seine Aus-/7/züge wo möglich noch dürftiger sind). Wir geben 20 daß im (kritischen) Nouveau 490 12 und jeden (auf seiner Unbekannts[chaft]) Schnitzer 20 Journale (selbst) zu kennen. 23—24 des Saintsimonismus“(; wie auch). (Gerade* wie*) Wie* Reybaud 36 des Saintsimonismus, (der Satz von den Fähigkeiten]) das 39 nouveau christianisme (auf eine) aufgefaßt*, auf* eine 40—42 höchstens eine (einfache*) profane* Klassifikation der Gesellschaft verlangt, (steht bei Herrn Grün (dieser) der Zusammenhang die[ser]) bildet sich Herr Grün ein, (er habe) aus diesem Satze allein folge die Hierarchie. Er sagt p.* 91*: 49113 seinen (obigen Unsinn) ganz* unbegreiflichen* Satz* herauszubringen. 23 Mit (diesem) dem Einen 27 einmal. Er (springt jetzt sogleich über) blättert 492 4 /8/ Herr Grün läßt (die folgenden) drei* Sätze 6 Sie (stehen) finden“ sich™ sowohl 7 Er (verwandelt) tut* dies0, um* dies bloße &—il des Systems(, ver¬ schweigt, daß es auf dem Titel des Globe stand, und kritisiert im Titel) verwandeln* zu0 können*. Er* verschweigt, daß es auf dem Titel des Globe stand, und kann0 nun* im verstümmelten* Titel dieses Blattes den ganzen Saintsimonismus durch die kluge Bemerkung kritisieren*, daß die 17 vier Worten „(hauptsächlich) beson¬ ders*“ das 32 Und Reybaud p.* 123°: 35 /[8a] / (Herr Grün in seiner genialen) Herrn* Grüns0 geniale® Kühnheit 493 i Vorgängen zu (unterscheiden) emanzipieren*. Von 12—13 nachzusehen. (Mit der Übersetzung des Mottos des Globe (und), der Adresse) Wir haben 24—25 Billaud-Varennes, (Buonarotti) Buonarroti", Teste, 34—36 „daran gedacht“ hätten. (Daß das Ganze Unsinn ist, bedarf wohl keiner weiteren Auseinander¬ setzung.) Man™ hätte™ bis gedacht“ hätte“. 42 Ökonomie (des Enfantin) Enfantins, 494 4 und* Menilmontant* io Menilmontant herein (durch das). Das* livre* nouveau (livre) 12—13 Verfasser (dieses nouveau) dieser Schrift sei, (wieder) in eine 32—33 Man sieht, wie Herr Grün mit den ihm (von Heß) vom* wahren* Sozialismus* überlieferten 40 Konkurrenz ohnehin® der Fall
Textvarianten 637 495 22 Die Moral fertigt (er) Herr'“ Grün“ mit 29 einige allgemeine* Sätze зо Einleitung. (zu* einem* Abs[chnitt*]) (Origine 3t mouvements) (zu über¬ setzen) zu einem Abschnitt 496 6—7 Fourier selbst (zu geben) zu* übersetzen* und (erst) später 14 Bei (Grün) Herrn Grün 25—26 und* Ungerechtigkeit* 28 dem (Verhältnis]) wirklichen Verhältnis 497 17—18 (wobei* bis mag*) 22—24 versteht“ (p. 205) (als* wenn* bis ab¬ hinge*). ,Ja, 33—34 der nicht (aus) inm seiner wirklichen geschichtlichen“ /10/ (Tätigkeit, sondern dadurch dargestellt wird) Tätigkeit 42 indem er (seine) dessen“ Kritik 43 an (seinen) den Phantasien 498 4 existiert und (voll der gfenialsten]) die 5 verrät (sich) Herr Grün 6 Liebe, (als) wie* wenig* er* als* echter jungdeutscher 18 genannt wird. (Ohne) Selbst® die 21 solch ein (naturwissenschaftliches]) Naturverhältnis 43 speist, (fünf) 5* Mahlzeiten 45 die (humoristische*) kolossale Anschauung 499 2 mit* (vielem*) naivem® Humor® gegenüberstellt з die (naivste) unschul¬ digste* Seite 34 Sozialisten als höhere* Wahrheit 38 Lebensverhältnisse (einer Epoche) gefaßt 39—10 d.® h.® über® bis sich® selbst® ausläuft, 500 5 vorbehalten. (Herr Grün entwickelt diesen Satz in einer durchaus neuen Weise und legt ihn so als Maßstab an die Leistungen der Franzosen, speziell Fouriers.) Sie ist 44 W e s e n (von) der“ Produktion 501 1 Diese deutsch-(philosophische) ideologische (Einbildung) Theorie® paßt 4 an sich. *, leider ist eine verkehrte Welt dazwischen gekommen, die ihre Realisierung verhindert.* /[11a]/ Herr Grün 6—11 auseinander, daß * es Bäcker, Schuster, Schneider, Bauern usw. gibt, daß die Einen produzieren, was die andern konsumieren usw. und vice versa. Er beweist mit vielem Aufwande von Produktivkraft, daß nichts konsumiert werden kann, was nicht vorher produziert worden ist — lauter Einsichten, von denen Herr Grün wissen konnte, daß sie auch ohne ihn (in D) selbst in Deutschland sehr verbreitet sind.* er® keinen* bis für* neu*. Er drückt (diese ganze (tiefe) scharfsinnige* Entwicklung) sie® in einer 17—18 überschwenglichen Manier, * das einfache Faktum auszusprechen, daß Zucker und Kaffee nicht konsumiert werden können, ohne produziert zu sein * nichts® als* bis herauskommt*. 22—24 Er konnte (diese, bei ihm sich auf das Aller¬ trivialste beschränkende Einsicht) in jeder Ökonomie unter dem Kapitel: Repro¬ duktive Konsumtion (hundertmal besser ausgeführt finden) ausgeführt finden, welche verwickelten (Verhältnisse) Beziehungen* in dies 35 neue (Nachfrage) Zufuhr* produziert. 37—40 Produkt bieten muß, (um die Produzenten in den Stand zu setzen sich® neues (Rohprodutkt]) Material (sich) zu verschaffen.) damit* sie® bis hervor¬ rufe*. Die Ökonomen (vergessen dies ebenfalls) beziehen® sich® bis Zufuhr®, gerade® wenn sie beweisen 39 Produktion, und (vergessen ebenfalls, daß die Nachfrage effektiv sein muß) die absolute 42—45 bringen sie nicht vor. * Sie behaupten nicht, daß (Herr Grün) Jemand* durch sein bloßes Brotessen Mühlen und Pflüge (produziert), sondern höchstens, daß er sich selbst produziert, und wenn er nicht unmittelbar materiell produziert, daß seine (Arbeit) Tätigkeit (überhaupt) von günstigem Einfluß auf die Produk¬ tion überhaupt ist.* Übrigens® ist® bis bewiesen* haben®. (Sie vergessen ferner nicht wie) Herr Grün(, daß) vergißt® ferner*, daß* Brot 502 10—12 der jedesmaligen* Produktionsweise^ das übersieht Herr Grün eben¬ falls.) (In seinem Beispiel von dem Bücherlesen, dessen gute Se[iten]) und* des* ganzen* bis Herr® Grün* nicht®. Wenn Herr Grün 20—21 Zahlung, die® Herr® Grün* bis überflüssig* macht®, (wird übrig[ens]) wodurch seine 25 neuen Typen, (neue Bücher) neues Papier, 26—27 Produktionskosten. (Überhaupt sozialisiert Herr Grün das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr dadurch, daß er von seiner Bedingung, von seinem Exponenten, dem Gelde abstrahiert.) Wir haben 35 Herrn Grün? * Darin, die Sätze des wahren Sozialismus durch die trivialsten Be¬ hauptungen der Ökonomie zu erklären, d. h. die (trivialst) allergewöhnlichsten Ver¬ hältnisse der bestehenden Konsumtions- und Produktionsweise (hcrauszunehmen) in einer phantastischen Weise zu schildern und von ihren Bedingungen zu abstra¬ hieren. * Um 44 ist noch der (Schlutß]) sozialistische (Trumpf) Schluß®, worin
638 Beschreibung der Manuskripte 50245—5031 nachstammelt(, und sich die Trennung von der Produktion und Kon¬ sumtion aus der). Produktion 503 10—11 (bei ihnen freilich (ein reiner frommer Wunsch) eine® rein® phanta¬ stische* Vorstellung*), wird von Herrn Grün weiter (ausgeführt) bestimmt®, daß 13— 15 (p.® 196®), daß (genau so viel (nicht* mehr®) produziert werden muß (darf*), als konsumiert wird.) kein® Überschuß® bis ein* Ende® hat®. Er wirft 17—21 Herrm Grün“ vergißt™, bis verschwunden™ ist™. Über diese philisterhafte® Albernheit iS—19 daß die (völlige) Überproduktion nur durch ihren Einfluß auf den (Preis) (Tauschwert) Tauschwert der 43 der menschlichen Konsumtion, (mit einem Appell an das menschliche Wesen.) der* Erkenntnis* bis Konsumtion®“ (p.® 432®)(; also). Da er von 504 s—9 der™ Erziehung™ bis Phrasen™ beruhigen. 12—13 /[12b]/ daß (alle) gerade* die* Ökonomen 29—30 in die sich Herr Grün (hier) wirft, (die) seine™ Drohungen(, die er) gegen Reybaud (ausstößt), die Verachtung 30—31 die Ge¬ lehrsamkeit, (die* schm[ettemden®]) seine* schmetternden* Versprechungen®, 32 daß (Herr Grün) er™ hier зз Wesens“ (ahnt) (merkten) ahnten™ wir (an) aus™ diesen 35—36 Coups auszuführen(, die seit Erschaffung der Welt gemacht worden sind). Wenn man seiner Taktik („also“) einmal (ein wenig) auf die Spur gekommen ist, (so) verliert 36—37 Marktschreierei (alle) ihre Unschuld 505 15—16 alles auf“. (Wie) (Herr Grün hat uns selbst erz[ählt]) Im Gegenteil 18—19 der sozialistischen (Geschichte) Entwicklung® des 506 1—2 zwischen* den* Schriftstellern* 42—43 daß fast® ganz® dieselben 510 6—7 darin, erstens®, daß er (erstens) die* Zitate 511 9 ihm dies ab (und (verschönert) verstärkt dies durch einen* Zusatz*: „einen der letzten Feudalherren“, was er aus eignen Mitteln hinzufügt). Um Cabet 14— 15 zusammenhängende (Auftritte) Bewegung® nicht 23—24 seiner Zeit ent¬ sprach und nicht(s von dem war. was Herr Grün nach ein paar Zitaten bei Cabet sich von ihm einbildet.) den Einbildungen des Herrn Grün. 36 Bücherstaub“ zu (bewahren) konservieren. 512 2—3 Gefängnissen (mit* noch® viel® mehr* Recht®) kommunistische Kolonien (sehen.) entdecken™. (Welcher Unterschied zwischen dem oberflächlichen Fran¬ zosen und dem deutschen Gründling! Der Franzose) Schließen wir 3—5 Condorcet. (Wir machen den) Die* Vergleichung® der® beiden* Bücher* wird* dem® Leser hier ganz* speziell (darauf aufmerksam) zeigen*, wie Herr Grün 6—9 Daten wegläßt, (aber es nie) aber* genau* bis es® doch® nie* weiter bringt 513 9—Ю Herr Grün, der (in) durch® diese(r) unverschämte(n Weise Abschreiber) Abschreiberei* aus Cabet 16—12 Morelly, der (eben) gerade zur* rechten® Zeit® für* Herrn* Grün® durch Villegardelle in Paris en vogue gebracht (worden war.), und* von® dem® bis Plagiate® aus® Villegardelle*. 23 denatures ((entartet)) et repand 25 d et es t an t eux-meme s,“ ((Bande, verabscheut von unsern Gatten, die sich zugleich selbst verabscheuen).) 31 Morelly: Notre äme ... (pertretuellement) ... contracte une soif 32 pour l’etancher“ ((daß sie sich frei¬ willig erstickt pp)). 36 „Ceux qui pretendent ((sich anmaßen)) regier 40 Passus (der Ba[siliade]) von Morelly 514 6—7 die Geschichte (unter Kirchen geschichtliche Kategorien zu rangieren auf) mit einigen kirchengeschichtlichen® Kategorien® abzufertigen®, bei 9 rur dazu dient, (durch die Ausfüllung der Intervalle) die Arabeske io—11 philosophes! (Proudhon.) Wir übergehen, 14—15 Weise (behandelt) aufgefaßt (vgl. Bürgerbuch* urd* Rheinische Jahrbb. (oben)). Herr Grün 21 borniert sind(, vielleicht borniert sein müssen)“, p. 283. 30 Er (zitiert) übersetzt® von p. 437—444(, Übersetzunfgenl) einige Auszüge 515 5 zu entschlüpfen und (doch) zugleich* 12 werden von Herrn Grün (nit vieler Weitläuftifgkeit]) abgeschrieben. ie geltend m[acht, und] (dadurch ge¬ zwungen wird .?. lieber von seinem eig[nen Kohl] hinzufügt) rein sinnlotse Plra- een] /[14c]/ für den 20—21 der (fixen) selbstständigen Gedanken 28—29 zu ver¬ langen, als (ihr) der von* ihnen® sich vindizierte Philosoph Feuerbach (es) <a- mit* nicht zu Stande (gebracht) gekommen war. 34—35 Proudhon dann (umer
Sammlung der im Original getilgten Stellen 639 vielem belletritischem Geschwätz) mite breitspuriger* belletritischer* (Bemänte¬ lung*) captatio* benevolentiae*, daß er 36 s p i e 1 e n w о 11 e. (p. 457.) Er sucht K. „V. „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstei n“, odef die Prophetie des wahren Sozialismus“ /S. 519—528/. Dies Manuskript ist anscheinend von Moses Heß verfaßt, obwohl es nur in einer Reinschrift von Joesph Weydemeyer vorliegt, der am Schluß des Textes die Angabe: M.Heß machte. Der ursprüngliche Titel des Manuskripts lautete: St. Georg Kuhlmanns Werke. Die neue Welt oder das Reich des Geistes auf Erden. Verkündigung. Engels strich die erste Zeile weg und ersetzte sie durch die von uns wieder¬ gegebene: „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstei n“, oder die Prophetie des wahren Sozialismus und versah das Manuskript mit der Hummer V. In seiner Altershandschrift ist mit lateinischen Buchstaben auf der letzten Seite der Vermerk gemacht: Kuhlmann. Marx numerierte die Bogen mit Bleistift, außer der Hummer 2 ist alles verwischt. Das Manuskript besteht aus drei Foliobogen (12 Seiten), das Papier ist liniert, die linke Spalte jeder Seite be¬ schrieben, die rechte freigelassen. Korrekturen gibt es fast keine. 521 21 alle realen* Dinge 524 2 aux Destinees“ (sagt), vergleiche* auch Proudhon. 525 10—12 Propheten. /[8]/ • Die heilige Schrift unsres St. Georg nimmt nun, wie er dieses selbst „offenbart“, folgenden Verlauf: ♦ •„Sie wird eröffnen“, sagt er, „das Reich des Geistes in irdischer Gestalt, damit Ihr schauet dessen Herrlichkeit und sehet, daß kein ander Heil ist, als im Reich des Geistes. — Auf der andern Seite wird sich enthüllen* Z. B. Seite 36 526 17 in der auf die (empirische) Natur des Menschen 527 2—3 für seine Arbeit(er) empfange; 45 Wege (steht) stehet™, sondern [Engels über Feuerbach] /S. 538—540/. Diese Hotizen schrieb Engels auf die beiden Seiten eines langen Streifens Papier (die eine Spalte eines Quartblattes). Allem Anschein nach hat Engels sie in einem seiner Briefe an das Brüsseler Korrespondenzkomitee für Marx mit¬ geschickt. Dafür spricht, daß auf der zweiten Seite zweimal der Anlauf genommen wurde, eine Brief anrede zu formulieren: Liebet Freunde], diese Anrede beide Male wieder ausgemerzt und die Engelsschen Ausführungen fortgesetzt wurden. Marx numerierte die beiden Kehrseiten des Papierstreifens. Auf die erste Seite schrieb er zuerst 1, dann 8, dann 9, resp. erst 18, dann 19, oder umgekehrt; auf die zweite erst 9, dann 10, resp. umgekehrt (da die Zahlen aufeinander geschrieben sind, läßt sich die richtige Chronologie nicht mehr feststellen). Ob sie sich auf die Seitenzahlen des Manuskripts „I Feuerbach“ beziehen und ob auf die Seiten 8 und 9, resp. 9 und 10, resp. 18 und 19 desselben, läßt sich so nicht entscheiden. Die alphabetische Humerierung der Absätze stammt von Marx. Der Text selbst ist in derselben stenographischen Manier und in derselben Handschrift geschrieben wie die Engelssche Einschaltung von Seite 17 des Manuskripts „I Feuerbach“ (S. 232—26 unseres Bandes). JFir haben überall, wie im Text, die Engelsschen Ab¬ kürzungen stillschweigend ergänzt. 538 io läuft hinaus auf (eine) verhimmelnde 13 mise en action. („Man soll sich menschlich) Vgl. § 54, p. 81: (über) „das sittEliche] 19—20 bm) (Die) Daß® auf der jetzigen Entwicklungsstufe (der) die* Menschen ihre Bedürfnisse nur (durch) innerhalb 21 daß (von dem ersten Anfang einer geschieht![ichen] Entwicklung überhaupt an) überhaupt gleich 28 eine Einheit, die sich (wesent¬ lich) aber® nur* auf die
640 Beschreibung der Manuskripte 639 35—39 Diese Fußnote ist nachträglich am Längsrand der Seite nieder geschrie¬ ben. 7 gedacht hätte.*) U[nd] (in der Praxtis]) soweit seine io die* „wahre® bis Dialog*, 19—20 /10/ (Liebe) c“) Der Anfang 24- 25 Vgl.® „Die® bis p.e 23*. 25— 26 (Liebe) d“) Der Unterschied 31—32 weiter nichts als eine aus (dem Bedürfnis der) einem der unentwickelteren
QUELLENNACHWEIS UND TITELVERZEICHNIS
Quellennachweis und Titelverzeichnis enthalten alle in dem vorliegenden Bande vorkommenden Autorennamen und Büchertitel in alphabetischer Reihenfolge. Wo Zitate angeführt werden, gibt die Zahl über dem Zitat die Seite und Zeile unseres Bandes an, die Zahl links vom Zitat die Seite des zitierten Werks. Die unter einem Buchtitel befindlichen Seiten- und Zeilenangaben geben die Stellen an, wo der be¬ treffende Titel bloß charakterisierend erwähnt wird. Alle mit dem zitierten Werk übereinstimmenden Zitate sind nicht extra durch Seiten- und Zeilenangabe vermerkt. Bei der Bibel ist nur angegeben, was überhaupt davon zitiert wird, ohne die Angabe, wo dies in unserm Bande geschieht; dies, weil biblische Zitate massenhaft vorkommen und überall leicht festgestellt werden können, ohne daß dies jedesmal besonders fixiert zu werden brauchte. Ebenso Cervantes’ „Don Quijote“, aus dem fast sämtliche Zitate von Marx und Engels übersetzt und jedesmal die entsprechenden Angaben von ihnen gemacht sind.
QUELLENNACHWEIS UND TITELVERZEICHNIS In, den Quellennachweis sind nur die Stellen aufgenommen, die inhaltlich von ihren Zitaten bei Marx-Engels abweichen. Alle wörtlich mit den Zitaten übereinstim¬ menden Stellen sind nicht reproduziert. А un Catholique. Sur la vie et le caractere de Saint-Simon. In: L’Organisateur. N» 40. (Rre annee) 19Mai 1830. 47915,17 А i k i n, J. A. Description of the Country from 30 to 40 miles round Manchester. London, Stockdale. 1795. 4825 А 1 e x i s, Willibald. Cabanis. 1832. 31430—31 Allgemeine Literatur-Zeitung. Monatsschrift. Herausgegeben von Bruno Bauer. Bd. I/II. Charlottenburg, Egbert Bauer. 1844. (cf. auch B. Bauer, Reichardt, Szeliga) 871 8828 8937—38 9311—12 19832 А m а d i s de Gaula. Mittelalterlicher Ritterroman. 32120 Anekdote zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistik von Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach, Friedrich Koppen, Karl Nauwerck, Arnold Rüge und einigen Ungenannten. Herausgegeben von Arnold Rüge. 2 Bde. Zürich und Winterthur, Verlag des Literarischen Comptoirs. 1843. (cf. auch Feuerbach) 31427 (Anonym) Friedrich Wilhelm IV. und Morelli. In: Vorwärts! Pariser Deutsche Zeitschrift. 1844 Nr. 87, p. 2 u. 3. 51319 (Anonym) Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Br. Bauer und Consorten. Von F. Engels und K. Marx. Frankfurt 1845. In: Westphälisches Dampfboot. 1. Jahrgang 1845. p. 206—214. 71 35 9019—20,21,25 91 3,11,19,24,34 923 54125—26 5427,12,20—21, 42—43 5434—5, 11—12,26,35,41—42 5443—4 (Anonym) Le livre nouveau [des Saint Simoniens]. 4941о (Anonym) Preußen seit der Einsetzung Arndt’s bis zur Absetzung Bauers. In: Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, p. 1—32. 1818 (Anonym) Über das Recht des Freigesprochenen, eine Ausfertigung des wider ihn ergangenen Erkenntnisses zu verlangen. In: Wigand’s Vierteljahrsschrift. 1845, Vierter Band. p. 326—329. 792—3 Anonyme: cf auch Kerverseau, Lourdoueix Arndt, Emst Moritz. Erinnerungen aus dem äußeren Leben. Leipzig, Weidmann. 1840. 3315-6 Arnim, Bettina von. Dies Buch gehört dem Könige. 2 Theile. Berlin, Schröder. 1843. 31425-26 Bacon, Francis. Opera Omnia. Francoforti ad M. 1665. 1542—5 — Works. 5 vols. London. 1765. Wiederabdruck: London. 1778. 5 vols. 154s B а r r er e, Bertrand. Le Point du jour, ou Resultat de ce qui s’est passe la veille ä l’Assemblee nationale. 19 juin 1789 — 2 oct. 1791. Red. par Bertrand Barrere. 2 vol. Paris, lib. Cussac. 16023 49324 Bauer, Bruno. Charakteristik Ludwig Feuerbachs. In: Wigand’s Vierteljahrsschrift. 1845. Dritter Band. p. 86—146. 3312 7120, 23, 29,32 7513—14 7629—30 7820,33 794, 6, 28, 37 8032 8134 8211, 18 8312, 20, 33 8415, 16, 27, 32, 33, 36, 42 8528 869—10 8818 9026,44—45 917,16, 22,45 9412—16,18, 23,28 43114, 25 4324—5,22 5416—7 5422,27 543 20—21, 40 S. 7611—15 Hegel hatte die Substanz Spinozas und das Fichtesche Ich in Eins zusammengefaßt. Die Einheit von beiden, die Verknüpfung dieser entgegengesetzten Sphären, das Oscilliren zwischen zwei Seiten, die p. 86 keine Ruhe gönnen und in ihrem Abstoßen doch nicht von einander 41*
644 Quellennachweis und Titelverzeichnis B. Вайет, „Charakteri¬ stik“ etc. p. 87—88 p. 94 p. 102 p. 104 p. 105 p. 105 p. 109 lassen können, das Hervorbrechen und Überwiegen des Einen vor dem Andern und des Andern vor dem Ersten bilden das eigenthiimliche Interesse, das Epochemachende, das Wesenhafte, aber auch zugleich die Schwäche, die Endlichkeit und Nichtigkeit an der Hegelschen Philo¬ sophie. S. 7615—29 Dieser Widerspruch, daß das Absolute das Beste und Höchste, das Ganze, die Wahrheit für den Menschen, das Maß, das Wesen, die Substanz, das Ende des Menschen ist, daß aber wiederum der Mensch die Substanz, das Selbstbewußtsein ist, welches das Resultat seiner eigenen Thätigkeit, sein eigenes schöpferisches Product ist und sein Bestehen seiner That, seinem geschichtlichen Ringen verdankt, darum aber auch das Absolute nothwendig zu einem beschränkten macht, — dieser Widerspruch, in dem sich das Hegelsche System hin und her bewegte, aus dem es aber nicht herauskommen konnte, mußte gelöst und vernichtet werden. Er konnte es aber nur dadurch, daß die Auf¬ stellung der Frage, wie verhält sich das Selbstbewußtsein zum absoluten Geiste und der absolute Geist zum Selbstbewußtsein nicht mit Halb¬ heiten oder Phantasien vertuscht, sondern für immer unmöglich gemacht wurde. Es war nach zwei Seiten möglich. Entweder muß das Selbst¬ bewußtsein wieder in der Glut der Substanz verbrennen, d. h. das reine Substantialitätsverhältnis feststehen und bestehen, oder es muß auf¬ gezeigt werden, „daß die Persönlichkeit der Urheber ihrer Attribute und ihres Wesens ist“, daß es „im Begriffe der Persönlichkeit überhaupt liegt, sich selbst beschränkt zu setzen und diese Beschränkung, die sie durch ihr allgemeines Wesen setzt, wieder aufzuheben, da eben dieses Wesen nur das Resultat ihrer innem Selbstunterscheidung, ihrer Thätigkeit ist“. — S. 75io — Nachdem Feuerbach so die Grundlage des Hegelschen Systems ge¬ sichert hat, geht er zur Bestimmung der absoluten Idee fort. S. 75io — Was also früher zur Sicherung und zum Nutzen des Friedens zwi¬ schen Religion und Philosophie zu geschehen schien, nämlich die Be¬ kämpfung der Theologie, welche sich auf ein Monopol stützt, das war jetzt zum eigenen Unheil der Religion umgeschlagen. S. 80 s—4, 5—6, 9 Die göttliche Dreieinigkeit i m Menschen über dem individuellen Menschen ist die Einheit von Vernunft, Liebe, Wille. S. 9418 Ist nicht, wenn die Gattung das Maß der Wahrheit sein soll, wenn nur „wahr ist, was mit dem Wesen der Gattung übereinstimmt,“ die Wahr¬ heit zu etwas Fixem und Firmem gemacht, ist sie nicht das Feste, das Bestehende, darum die Lüge, die Unwahrheit? S. 7929—34 Feuerbach hat aus dem Individuum, aus dem entmenschten Menschen des Christenthums nicht den Menschen, den wahren, wirklichen, persön¬ lichen Menschen, sondern den entmannten Menschen, den Sklaven geschaffen. S. 156 iö Beide stehen auf Einem Standpunkte, dem Standpunkte der Substanz, nur daß der Eine die Linien genauer gezogen und enger gezeichnet weil er nur nach gezogen und nach gezeichnet hat, als der Andere. S. 9329—34,37—38 Die Menschengattung ist die ausgedrückte und ausdrückliche Unbe¬ kanntschaft des Menschen mit sich selbst, die naive Aussage, daß der wirkliche, lebende und leibhaftige Mensch noch nicht geboren ist und p. 110
Quellennachweis und Titelverzeichnis 645 B. Bauer, die erzeugte Zwittergestalt noch nicht im Stande ist, aller dogmatischen „Charakteri- Formen Herr zu werden, sondern sich gezwungen sieht, sich zu einem ” sri&“ etc. Dinge herabzusetzen, den geheiligten Titel, den sie stürzen wollte, selber anzunehmen, das Vorurtheil und Privilegium, das sie vernichten wollte, zu restauriren, das Absolute, dessen Namen sie für immer tilgen wollte, selber zu werden und sich damit und dadurch das testimonium pauper- tatis auszustellen. S. 8014—19 — Feuerbach ist ein Knecht, und seine knechtische Natur erlaubt ihm nicht, das Werk eines Menschen zu vollbringen, das Wesen der Religion zu erkennen. Er erkennt das Wesen der Religion nicht, weil er nicht in der Region steht, wo die Leidenschaft zum Schweigen gebracht, die Liebe und der Haß, der Fanatismus und Enthusiasmus zurückgewiesen, p. Ш die Schwäche und Angst des Vorurtheils niedergemetzelt, die Timidität, die Aufdringlichkeit, die leidenschaftliche Sorge und peinliche Quälerei der religiösen und theologischen Voraussetzungen gehoben sind. Er erkennt das Wesen der Religion nicht, weil er die Brücke nicht kennt, auf der er zum Quell der Religion gelangen kann, vielmehr diese ab¬ bricht und sich den Weg dahin unmöglich macht. S. 8134—35,43—45 821 Mag darum Feuerbach immerhin sprechen „das Menschliche ist das Wahre und Wirkliche, denn das Menschliche nur ist das Vernünftige, der Mensch das Maß der Vernunft“, „Freiheit und Universalität er¬ streckt sich über das ganze Wesen des Menschen;“ mag er er immerhin behaupten „die neue Philosophie macht den Menschen mit Einschluß der Natur, als der Basis des Menschen, zum alleinigen, universalen und höchsten Gegenstände der Philosophie“: er vernichtet dennoch den Menschen, weil er das Wort „Mensch“ zur bloßen Phrase macht, er p. 120—1211 „verrückt“ dennoch so gut, wie „die absolute Identitätsphilosophie“ „den Standpunkt der Wahrheit gänzlich“, weil er „den natür¬ lichen (!) Standpunkt des Menschen, den Standpunkt der Unter¬ scheidung in Ich und Du, Subject und Object“ „zum wahren, absoluten Standpunkt, folglich zum Standpunkt der Philosophie“ macht, weil er nicht den Menschen ganz macht und schafft, sondern die ganze Menschheit zum Absoluten erhebt, weil er — das ist das Ende vom Liede und das Lied vom Ende — auch nicht die Menschheit, viel¬ mehr den „Sinn“ zum „Organ des Absoluten“ und als das Absolute, ..das Unbezweifelbare, das unmittelbare Gewisse, das Object des Sinnes, der Anschauung, der Empfindung“ — das „Sinnliche“ stempelt. — S. 9431—32 Er ist in seiner Fortschrittsperiode nicht gott-los, atheistisch, sondern erst recht gott-voll geworden; er hat an die Stelle des geistigen Gottes einen absoluten Monarchen, der nicht mehr mit sich schalten und walten läßt, wie jener theilnahmlose, außerweltliche Gott, ein unerbittbares p. 121 Gespenst, das wie ein Alp auf dem Menschen liegt, ihn niederdrückt und zusammenschnürt, einen Vampyr, der alles Mark und Blut dem Menschenleben aussaugt, die unüberschreitbare Schranke, an der sich der Mensch den Todesstoß geben muß, gesetzt. Er betet die Sinnlich¬ keit an. S. 8315—16, 18—19 Feuerbach ist nicht mehr oder nicht wieder der französische Materialist, der nur das gegenwärtige, das wirkliche Wesen anerkennt, die Materie „und sie als thätig sich in die Vielheit ausbreitend und verwirklichend, die Natur,“ sondern er ist, wie seine Anhänger richtig bemerken, der mit Humanismus versetzte und zersetzte Materialist, d. h. der Materialist, der kein Materialist, und der Humanist, der kein Humanist ist, sondern p. 123 der Materialist, der es nicht auf der Erde und ihrem Sein auszuhalten vermag, sondern sich vergeistigen und in dem Himmel einkehren will, 1 Irrtümlich p. 121
646 Quellennachweis und Titelverzeichnis stikli etc. p. 123—124 p. 134—135 p. 138 p. 138—139 p. 139 B. Bauer, und der Humanist, der nicht denken und keine geistige Welt auf bauen „Charakteri- kann, sondern der sich mit Materialismus schwängert und eine Philo¬ sophie hervorbringt, die allerdings „die W а h r h e i t der Hegelschen, die Wahrheit der neueren Philosophie überhaupt ist,“ weil sie das Geheimniß der neueren Philosophie verrathen hat, weil sie gezeigt hat, was die Philosophie an ihrem Ende, in ihrer Voll¬ endung werden mußte, eine Melange, weder Fisch noch Fleisch, weder schwarz noch weiß, weder Himmel noch Erde, weder Gott noch Mensch, sondern Schweben zwischen Himmel und Erde, Unbestimmtheit, Irre¬ reden — Nichts, als schlechthinniges Abhängigkeitsgefühl, Theologie. — S. 35712 Der Kritiker geht unaufhaltsam, siegsgewiß und siegreich seines Weges. Man verläumdet ihn: er lächelt. Man verketzert ihn: er lächelt. Die alte Welt macht sich auf in einem Kreuzzuge gegen ihn: er lächelt. — S. 3454 irrtümlich p. 137 S. 85 31 Sie darf und kann — das ist das Erste und unbedingt Nothwendige, wenn sie überhaupt gegen den Kritiker aufsteht — die Kritik nicht verstehen. Sie darf und kann die Kritik in ihrer Entwicklung nicht kennen und erkennen. S. 7122—23 Sie darf und kann nicht wissen, wie einzig und allein der Kritiker die Religion in ihrer Totalität und den Staat in seinen verschiedenen Er¬ scheinungen gebrochen hat, weil er allein die Kategorie der „Substanz“, die bisher von und vor der Welt heilige und geheiligte Macht kritisirt, d. h. aus ihrer Göttlichkeit herabgezogen, mit ihren Prätensionen zurückgeschoben, in ihr Geburtsland, das Selbstbewußtsein, die Persön¬ lichkeit, den kritisirenden und kritisirten Menschen zurückgenommen und verworfen hat. S. 54116 Sie darf und kann nicht wissen, daß die Kritik und die Kritiker, so lange sie sind, die Geschichte gelenkt und gemacht haben, daß sogar ihre Gegner und alle Bewegungen und Regungen der Gegenwart ihre Geschöpfe sind, daß sie allein es sind, welche die Gewalt in ihren Händen haben, weil die Kraft in ihrem Bewußtsein und weil sie die Macht aus sich selber, aus ihren Thaten, aus der Kritik, aus ihren Gegnern, aus ihren Geschöpfen schöpfen; — daß erst mit dem Acte der Kritik der Mensch befreit wird und damit d i e Menschen, der Mensch geschaffen und damit d i e Menschen. Bauer, Bruno. Das entdeckte Christenthum. Eine Erinnerung an das achtzehnte Jahrhundert und ein Beitrag zur Krisis des neunzehnten. Zürich und Winterthur, Druck und Verlag des literarischen Comptoirs. 1843. Neu herausgegeben von Ernst Barnikol. Jena, Diederichs. 1927. 77 29,39—40 — Ludwig Feuerbach. In: Norddeutsche Blätter. 1844. Heft 4, p. 1—13. 7523—25 — Geschichte der Politik, Cultur und Aufklärung des achtzehnten Jahrhunderts. 2 Bde. Charlottenburg, Egbert Bauer. 1843 u. 1845. 311—2 — Die gute Sache der Freiheit und meine eigene Angelegenheit. Zürich und Winter¬ thur, Verlag des literarischen Comptoirs. 1842. 7513—14 7926—27 — Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker. Bd. I. Leipzig, Otto Wigand. 1841. Dasselbe, verändert. Leipzig, Otto Wigand. 1846. 7728 8924 — (anonym) Kritik über Hinrichs „politische Vorlesungen“ Bd. I. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. 1844. Heft I, p. 29—31. 9311—12 — (anonym) Neueste Schriften über die Judenfrage. In: Allgemeine Literatur- Zeitung. 1844. Heft I, p. 1—17. Heft IV, p. 10—19. S. 8915 Wie lange die Übergangsperiode dauern wird, in der wir leben, ist eine Frage, deren Beantwortung uns in dem Augenblicke, wo wir
Quellennachweis und Titelverzeichnis 647 damit beschäftigt sind, die Macht, die die Thore der Zukunft ver- Heft IV p. 10 schlossen zu halten sucht, der Kritik zu unterwerfen, und wo der Widerstand, den die Kritik findet, von ihrer Kraft und ihren Erfolgen zeugt, uns ziemlich gleichgültig seyn kann. In keinem Falle wenigstens wird sie für uns beunruhigend seyn: das Schicksal mag entscheiden, wie es will — wir wissen jetzt, daß es unser Werk ist. S. 8938 9421 Diejenige Weltform, welche die Kritik vorbereitet und deren Gedanken sie sogar erst vorbereitet, ist keine blos rechtliche, sondern eine gesell- Heft IV p. 15 schaftliche, von der wenigstens so viel gesagt werden kann, daß wer zu ihrer Ausbildung nicht das Seinige beigetragen hat, nicht mit seinem Gewissen und Gemüth in ihr lebt, sich in ihr nicht zu Hause fühlen und an ihrer Geschichte nicht theilnehmen kann. Bauer, Bruno, (anonym) Was ist jetzt der Gegenstand der Kritik? In: Allgemeine Literatur-Zeitung. 1844. Heft ѴПІ, p. 18—26. 8918—20 Bauer, Edgar. Bailly und die ersten Tage der Französischen Revolution. In: Bauer, B. und E. Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neueren Zeit seit der Revolution. Charlottenburg, Egbert Bauer. 1843. 1902—3 31418 — Die liberalen Bestrebungen Deutschlands. 2 Hefte. Zürich. 1843. 31422 .Bauer, Bruno und Bauer, Edgar. Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neueren Zeit seit der Revolution. 7 Bde. Charlottenburg, Egbert Bauer. 1843. 1902—3 31418 Bayrhoffer, Karl Theodor. Die Idee und Geschichte der Philosophie. Leipzig, Wigand. 1838.1 16424 Beaulieu, Claude Frangois. Essais historiques sur les causes et les effets de la Revolution de France. Paris, Maradan. 1801—1803. 16026 Becker, A. Vorrede zu: Georg Kuhlmann, „Die Neue Welt oder das Reich des Geistes auf Erden“. 52031 52118—19 52527 52610—n — Die Volksphilosophie unserer Tage. Neumünster. 1843. 30130 31419 Beiträge zum Feldzuge der Kritik, s.r Norddeutsche Blätter. Bibel. 85 22 8612—30 88 n—із 931—2 9737 9929 107 зз—35 109 21 11735,42,43 124 21—22,28—29 12810 139 36—37 143 24,29 167 5.12 16817 169 42—13 170 9—10,19 173 42 174 28 18115 200 34 21243 222 33 234 34 267 22-23 30617—18 309 43-44 31429 3179—10 33410 343 41—42 360 27 402 34—35 4 0 9 34 45619,23—24 488 29—30 52214 1. Mose, 4, 1 2. Mose 7. u. 8. 1. Samuelis 25, 2 Josua 10, 12 Hiob 26, 14 Psalter 24, 7—10 Psalter 118 Jesaia 34, 11—14 Jeremia Habakuk 1—4 Ev. St. Matthäi 5, 3 u. 37; 6, 26 u. 28; 8, 10 u. 22; 11, 27; 20, 16; 21, 42 Ev. St. Marei 16, 16 Ev.St. Lucä 1,45; 12, 27 Ev. St. Johannis 2, 4 Römer 3, 28; 4. 18 u. 22; 6. 23; 9, 16 u. 20—21 1. Corinther 3, 1—2; 13, 12 2. Corinther 5, 17 Galater 3, 24; 5, 24 Epheser 6, 12 1. Petri 2, 9 1. Johannis 4. 16 Ebräer 11, 13 Jakobi 1,2; 1,9 Offenbarung 13, 18; 12, 5; 17, 3, 5, 6; 13, 7; 20. 7—9 1 Vermutlich
648 Quellennachweis und Titelverzeichnis Blanc, Louis. Histoire de dix ans. 1830—1840. 5vol. Paris, Pagnerre. 1841. 314/^25 47641 4799 49310 B 1 u n t s c h 1 i. Cf. Die Kommunisten in der Schweiz etc. Bois-Guillebert, Pierre le Pesant. Le Detail de la France. La Cause de la diminution de ses biens, et la facilite du remede. In: Eugene Daire, Economistes Financiers du XVHIe siede. Paris, Guillaumin. 1843. 17941—12 — Dissertation sur la nature des richesses de l’argent et des tributs ou Ton decouvre la fausse idee qui regne dans le monde ä l’egard de ces trois articles. In: Eugene Daire, Economistes etc. 17941—12 — Factum de la France, ou moyens tres faciles de retablir les finances de L’Etat. In: Eugene Daire, Economistes etc. 17941—42 — Traite de la nature, culture, commerce et interet des Grains tant par rapport au public qu’ä toutes les conditions d’un Etat. In: Eugene Daire, Economistes etc. 17941-42 B о n а 1 d, Louis Gabriel Ambroise. Oeuvres completes. 12 vol. Paris, Le Clerc. 1817—1819. 32528 B r i s s о t, Jacques Pierre. Memoires. 4 vol. Paris. 1830. 18016 Browning, G. The Domestic and financial Condition of Great Britain; preceded by а Brief Sketch of her Foreign Policy; and of the statistics and politics of France, Russia, Austria, and Prussia. London, Longmans, Rees, Orme, Brown, Green & Longman. 1834. 163 27 Buhl, Ludwig. Geschichte der zehn Jahre 1830—1840 von Louis Blanc. Aus dem ' Französischen übersetzt. 5 Bde. Berlin, Wilhelm Hermes. 1844. 1792 Cabet, Etienne. Ma ligne droite ou le vrai chemin du salut pour le peuple. Paris, C. BajaL 1841. 44537 — Voyage en Jcarie. Paris, J. Mailet & Ge. 1842. 44425—26 50521 50628—30,34 507зз 50842 50915 5101—2 5117,31,37 5138 — Refutation des doctrines de l’Atelier. Paris, Prevot. 1842. 2059 2063—4 2077 Caesar, Caius Julius. De Bello Gallico. 42226 Camо?s, Luis. Lusiada. Accrescentam-se as estancias despresadas por о poeta, as ligöes varias, el breves notas para а illustragaö do poema. Edigaö de J. E. Hitzig. Berlin, Dümmler. 1810. 4075 C а г r i e r e, Moritz. Der Kölner Dom als freie deutsche Kirche. Gedanken über Nationalität, Kunst und Religion beim Wiederbeginn des Baues. Stuttgart, Franckh’sche Buchhandlung. 1843. 31427 Cervantes, Saavedra Miguel de. Primera у segunda partes del Ingenioso Hidalgo Don Quixote de la Mancha. Compuesto por Miguel de Cervantes Saavedra. Dirigido al Duque de Bejar, Marquez de Gibraleon, Conde de Benalcagar, у Banares, Vizcondo de la Puebla de Alcozer, Senor de las villas de Capilla, Curiel, у Burgillos. En Brucelas, por Huberto Antonio, Impressor de sus Altezas, en la Aguila de oro, cerca de Palacio, ano 1617. 186 40 187 6 21239 21438 218 2 2194 249зі 252 34 261 31—37 262 8 31928,38 322 34 347 44—45 379 41 402 26—27 421 42 422 8, 6—7 428 іо-i i C h а m i s s о, Adalbert von. Werke. Gedicht: Tragische Geschichte. 1822. 29624—25 Charivari. Redigiert von Ed. Maria Oettinger. Leipzig, Reclam. 1842—46.1 14435 Ch asteilux, Fr. Jean de. (anonym) De la Felicite publique, ou considerations sur le sort des hommes dans les differentes epoques de ITiistoire. 2 vol. Amster¬ dam, Rey. 1772. — 2e ed. augmentee, Bouillon, typographique. 1776. — Nouvelle ed. augm. de notes inedites de Voltaire. Paris, Renouard. 1822. 44426 Cherbuliez, Antoine-Elise. Riehe ou Pauvre, exposition succincte des Causes et des Effets de la Distribution actuelle des Richesses sociales. Paris. 1841. 5620 Chevalier, Michel. Cours d’economie politique fait au College de France. Annee 1841—1842. Paris, Capelle. 1842. 49419-20 — Lettres sur l’Amerique du Nord. Paris, Gosselin. 1836. 28225—26 Child, Josiah. Traites sur le commerce et sur les avantages qui resultent de la reduction de Pinterest de l’argent. Amsterdam, J. Neaulme. 1754. 17942 C1 e m e n t i s Alexandrini Opera ed. Dindorf, Oxinii 1869, auch Col. 1688. 12223—24 Vermutlich nicht das gleichnamige Pariser Witzblatt
Quellennachweis und Titelverzeichnis 649 Code Napoleon. Seconde Edition. Paris, Leopold Collin. 1807. 31441 3151—2 31744 34146 51146 Comte, Charles. Traite de legislation ou Exposition des lois generales suivant lesquelles les peuples prosperent, deperissent ou restent stationnaires. 4 vol. Paris, Sautelet. 1826—1827. 28726 Constant, Benjamin. De l’esprit des conquetes et de l’usurpation dans leurs rapports avec la civilisation europeenne. 4e ed. Paris, NicoIIe et le Normant, libr. 1814. 32532-83 Cooper, Thomas. Lectures on the elements of political economy. Columbia. 1826. 37132 474зз Courier, P.L. Oeuvres completes. 4 vol. Paris, A. Sautelet. 1829—1830. 4487 — Pamphlets politiques et litteraires. 2 vol. Paris, Paulin. 1831. 4487 Destutt de Tracy. Traite de la volonte et de ses effets. 5 vol. Paris, chez Mme Levi. 1826. 20739 2082,10,12,22 21023 Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst. Herausgegeben unter Ver¬ antwortlichkeit der Verlagshandlung 2. Juli 1841—Dez. 1842. Leipzig, Wigand. 1841—1842. 3023-24 90e Deutsches Bürgerbuch für 1845. Herausgegeben von H. Püttmann. Darmstadt, Leske. 1845. (cf. auch Grün, Heß) 46826 47413 Deutsch-Französische Jahrbücher. Herausgegeben von Arnold Rüge und Karl Marx. Iste und 2te Lieferung. Paris. Au Bureau des Annales. 1844. S. Neu¬ drucke marxistischer Seltenheiten I. (cf. auch Engels, Marx) 17927—28 1895—6 21534—35 2882—3 31426—27 Dictionnaire de l’Academie. 28442—2851 Diogenes Laertius. Zeno. 11911—12 120 e, 32—зз, 45 12115 Duchatel, Charles-Marie-Tanneguy. De la Charite dans ses rapports avec l’etat moral et le bien-etre des classes inferieures de la societe. Paris, Mesnier. 1829. 33835 Eden, Frederic Morton. The State of the Poor: or, an History of the Labouring Classes in England. 3 vols. London, Davis. 1797. 1993—4 E d m о n d s, Thomas Rowe. Practical Moral and Political Economy; or the govern- ment, religion, and institutions; most conductive to individual happiness and to national power. London, Wilson. 1828. 44418 L’E g а 1 i t а i r e. Journal de l’Organisation Sociale. Premiere Annee. Juin 1840, NoIL 18613 Eindundzwanzig Bogen aus der Schweiz. Herausgegeben von Georg Herwegh. Zürich und Winterthur, Verlag des Literarischen Comptoirs. 1843. (cf. auch Anonyme, Heß) 31419,22 44216—17 44928 46825 47413 Encyclopedie, ou Dictionnaire Raisonne des Sciences, des arts et des metiers, par une societe de gens de lettres. Mis en ordre et publie par M. Diderot, de l’Academie Royale des Sciences et des Belles-Lettres de Prusse; et quant ä la Partie Mathematique, par M. D’Alembert, de l’Academie Royale des Sciences de Paris, de celle de Prusse, et de la Societe Royale de Londres. 14 vol. Paris, Briasson, 1751. (cf. auch Rousseau) 51016 Enfantin, Barthelemy-Prosper. Economie politique et politique. Article extrait du Globe. Paris, Guiraudet. 1831. In: Religion Saint-Simonienne. 493-12 4945—6 Engels, Friedrich. Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. In: Deutsch- Französische Jahrbücher. 1844 p. 86—114. S. MEGA 1/2, p. 379—404. 18916 Engels. Friedrich und Karl Marx. Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Br. Bauer und Consorten. Frankfurt, Literarische Anstalt (J. Rüt- ten). 1845. S. MEGA 1/3, p. 173—388. 2320 7239 76 31-32 7 7 32 7 9 32 8 0 42-43 83 4 8515,23 871,10,29 8815,18—21,27—28 8914,21 9011,25 91 35,39,41—42 92 21 93 6,42 130 43 191 20—21 247 27 464 32 515 9 541 8—9 542 29—32,34,36—39,41 543 21—22, so, 36 54412 Ewald, Joh. Ludwig. Der gute Jüngling. Gatte und Vater oder Mittel um es zu werden. 2 Bde. Frankfurt, Fr. Wilmanns. 1804. 10120—21 Felicite, De la. Cf. Chastellux, Fr. Jean de. Feuerbach, Ludwig. Geschichte der neueren Philosophie. Darstellung, Entwick¬ lung und Kritik der Leibnitz’schen Philosophie. Ansbach, Brügel. 1837. 75 30
650 Quellennachweis und Titel Verzeichnis Feuerbach, Ludwig. Pierre Bayle. Ein Beitrag zur Geschichte der Philosophie und Menschheit. Ansbach, Brügel. 1838. 7530 — Grundsätze der Philosophie der Zukunft. Zürich und Winterthur, Verlag des Lite¬ rarischen Comptoirs. 1843. 3142 7910 17412 427 s 538 із, 16,32 53910, 12,18,25 54015, 23 — Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie. In: Anekdota zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistik. Bd. II, p. 62—86. 1416 17411 — Das Wesen des Christenthums. 2. verm. Aufl. Leipzig, Otto Wigand. 1843. 75 30 76 1 82 27 21719 533 24—25 — (anonym) Über das „Wesen des Christenthums“ in Beziehung auf den „Einzigen und sein Eigenthum“. In: Wigand’s Vierteljahrsschrift. 1845. Zweiter Band, p. 193—205. 3116—17 8227 8334—35 422 21 — Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers. Ein Beitrag zum „Wesen des Christen¬ thums“. Leipzig, Otto Wigand. 1844. 54021 — (anonym) Zur Kritik der „positiven Philosophie“. In: Hallische Jahrbücher. 1838, N0 289—293. 761-2 Fi e v ee. Joseph. Correspondance politique et administrative, commencee au mois de mai 1814 et dediee ä M. le Comte de Blacas l’Aulpes. Part. 1—15. Paris, Le Normant. 1815—1819. 32524—25 Fourier, Charles. La Fausse Industrie. Paris, Pere Bossange. 1835. 18618—19 — Theorie de I’unite universelle. 4 vol. PubHee par la Societe pour la propagation et la realisation de la theorie de Fourier. Paris. 1843. 39443,44 395 3 — Theorie des quatre mouvements et des destinees generales. Paris, AuxBureaux de la Phalange. 1841. 49530—33 — Traite de l’association domestique-agricole. 2 vol. Paris, Pere Bossange. 1822. 49 5 33—34 Gazette, la, de France. Paris. Begr. 1613. 32 5 26—27,35—36 Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln. 1746 und 1748. 3617 G1 о b e, le. Journal de la doctrine saint-simonienne, par Michel Chevalier, Carnot, Barrault, Duveyrier. 18 janvier 1831—20 avril 1832. 4925,9,12,13 4947 G о d w i n, William. Enquiry concerning political justice, and its influence on morals and happiness. 2 vols. London, Robinson. 1796. 3817 39112 Goethe, Johann Wolfgang von. Faust Г. 3316 309 4,21—22 393 37 39411 4139—10 Grün. Karl. Feuerbach und die Socialisten. In: Deutsches Bürgerbuch für 1845, p. 49—75. 473 20—21 51414 — Rezension: Geschichte der Gesellschaft. Von Theodor Mundt. (Berlin, M. Si- mion. 1844). In: Neue Anekdota, p. 122—123. 47110,28—29 478 27 S. 4719-15 Und jetzt tritt sie mit derselben Anmaßung vor den großen Leserkreis des Publikums, des Publikums, das heißhungrig nach Allem greift, p. 123 was nur das Wort sozial an der Stirne trägt, weil ein richtiger Instinkt ihm sagt, welche Geheimnisse der Zukunft in diesem Wörtchen verborgen liegen: — Politik und Sozialismus. In: Rheinische Jahrbücher. 1845. Bd. I, p. 98—144. 436 44 49943 51414—15 — Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien. Briefe und Studien. Darmstadt, Leske. 1845. 4713—5 47726,33 47815.22 4795,23 48012,36 4811,10,32 48316,28 485 з 4871,27,36 488 зо—зі 490 21 49114—15,37 495 26 502 34 506 37—38 51014 51427,30 516з—4 S. 500 35—40 Mit einem Worte, Thätigkeit und Genuß sind Eins, eine verkehrte Welt hat sie nur auseinander gerissen, hat den Begriff p. 192 des W e r t h e s , des Preises zwischen beide hineingeschoben. durch diesen Begriff den Menschen mitten auseinander gerissen ur.d mit dem Menschen die Gesellschaft. S. 50930—35 284 Rousseau zieht sie nicht; er knüpft an den letzten Satz folgenden Schluß: „Woraus folgt, daß der soziale Zustand den Menschen nur
Quellennachweis und Titelverzeichnis 651 dann vorteilhaft ist, wenn sie Alle Etwas und wenn Keiner von ihnen zu viel hat.“ Folgt das, und nur das? S. 51417 p. 382 irrtümlich p. 282 S. 51418—21 p. 382 irrtümlich p. 283 S. 50312—43 Die wahre Solidarität der Menschen unter einander macht sogar den Satz zur Wahrheit, daß die Konsumzion eines Jeden die Konsumzion p. 432 Aller zur Voraussetzung hat, daß der Einzelne erst dann wahrhaft kon- sumiren, genießen kann, wenn Alle konsumiren; denn das bisher gänz¬ lich unverstandene Wesen der Konsumzion ist, daß sie eben an ihr selbst Produkzion ist. G u i z о t, Frangois-Pierre-Guillaume. Histoire de la civilisation en France, depuis la chute de l’Empire romain jusqu’en 1789. Bruxelles, Haumann. 1839. 1994—5 — Rede in der Pairskammer vom 25. April 1844. 31428—29 Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst. Erster Jahr¬ gang. 1838. Leipzig, Otto Wigand. 1838. (cf. auch L. Feuerbach, K. Rosen¬ kranz) 30 23 H e g e 1, G. W. F. Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Heidelberg, Oswald (C. F. Winter). 1830. 1737 10839 12611—12 22214 — Grundlinien der Philosophie des Rechts. Berlin, Nicolai. 1821. 188 6,16 297 30—31 302 зз 30716—17 4659,12 S. 30717 p. 210—211 § 212 Zusatz irrtümlich § 211 — Phänomenologie des Geistes. Berlin, Duncker und Humblot. 1841. 7730,41 9040 11439 11714 13429 13511 174зв 244гз 38739 5316 S. 17435 Jetzt besteht darum die Arbeit nicht so sehr darin, das Individuum aus der unmittelbaren sinnlichen Weise zu reinigen und es zur gedachten p. 26 und denkenden Substanz zu machen, als vielmehr in dem Entgegen¬ gesetzten, durch das Aufheben der festen bestimmten Gedanken das Allgemeine zu verwirklichen und zu begeisten. S. 11432—39 Das Instrument dieses gleichtönigen Formalismus ist nicht schwerer zu handhaben, als die Palette eines Malers, auf der sich nur zwei Farben p. 39 befänden, etwa Roth und Grün, um mit jener eine Fläche anzufärben, wenn ein historisches Stück, mit dieser, wenn eine Landschaft verlangt wäre. — Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. 3. Bd. Berlin, Duncker und Humblot. 1836. 1349—10 Wir zitieren nach der 1. Ausgabe; die Seitenzahlen der von Marx-Engels benutzten 2. von 1843 geben wir in Klammern an. S. 1502-4 In der philosophischen Geschichte ist der Inhalt dieser, daß der Begriff des Geistes zum Grunde gelegt wird, und nun die Geschichte der p. 103 (91) Proceß des Geistes selbst ist, aus seinem ersten ungründlichen, einge¬ hüllten Bewußtseyn sich zu enthüllen und zu diesem Standpunkt seines freien Selbstbewußtseyns zu gelangen, — daß das absolute Gebot des Geistes, „Erkenne Dich selbst,“ erfüllt werde. S. 15610 p. 140—141 (131) S. 155 34—40 15611—20 164зо Wir haben bei Plato in seiner Republik die Idee gesehen, daß die Philosophen regieren sollen. Jetzt ist es die Zeit, in der ausgesprochen p. 141 (132) Sinn erhalten, daß das Geistliche, die Geistlichen herrschen
652 Quellennachweis und Titelverzeichnis Hegel, Bd.3. wird, daß das Geistige herrschen solle; und dieß Geistige hat den sollen. Das Geistige ist so zur besonderen Gestalt, zum Individuum gemacht; aber der rechte Sinn ist, daß das Geistige das Bestimmende seyn soll, was bis auf unsere Zeiten gegangen ist. S. 1565—7 Diese Herrschaft ist also schon, wie sie Herrschaft des Geistigen seyn D. 143 (134) so^’ e’ne Herrschaft der Leidenschaft; so hat die Kirche meistentheils Unrecht nach dem Princip der Weltlichkeit, der Leidenschaft, aber sie hat Recht nach der geistigen Seite. S. 1529—10 p. 146(148) S. 15235—37 Luther hat diese Weise verändert; er hat den mystischen Punkt beibehalten in dem, was das Abendmahl genannt wird, daß das Subjekt in sich empfängt das Göttliche, — aber daß es nur insofern göttlich ist, als es genossen wird im Glauben, insofern es im Glauben und im Genuß aufhört, ein äußerliches Ding zu seyn. Dieser Glauben und Genuß ist p. 146 (138) erst die subjektive Geistigkeit; und sofern es in dieser ist, ist es geistig, nicht indeß es ein äußerliches Ding bleibt. In der Kirche des Mittel¬ alters, in der katholischen Kirche überhaupt ist die Hostie auch ver¬ ehrt als äußerliches Ding: so daß, wenn eine Maus eine Hostie frißt, sie und ihre Excremente zu verehren sind; da hat denn das Göttliche voll¬ kommen die Gestalt der Äußerlichkeit. S. 15124 15215 p. 148(140) S. 12722 p. 154(128) S. 1564 p. 199(136) S. 15543 p. 201—202 (136) S. 15625, 37 p. 208 (185) S. 15232—35 Dieß ist nun das, was der lutherische Glauben ist, daß der Mensch in Verhältniß zu Gott stehe, und darin er selbst als Dieser nur er¬ scheinen, nur Daseyn haben müsse: d.h. seine Frömmigkeit und die p. 256 (230) Hoffnung seiner Seligkeit und Alles dergleichen erfordere, daß sein Herz, sein Innerstes dabei sey. Seine Empßndung, sein Glauben, schlechthin das Seinige ist gefordert, — seine Subjektivität, die innerste Gewißheit seiner selbst; nur diese kann wahrhaft in Betracht kommen in Beziehung auf Gott. S. 12735 p. 256—257 u. 259—260 ( 228—229) S. 152 29—32 153 5—8 Es ist dieß also das erste Verhalten des Geistes zu diesem Inhalte, p. 261 (234) so daß der Inhalt zwar wesentlich ist, daß aber ebenso wesentlich ist, daß der heilige und heiligende Geist sich zu demselben verhalte. S. 12724 p. 267 ( 227) S. 15342 p. 280 (254) S. 15343 p. 281 (255) Hegel, G. W. F. Vorlesungen über die Naturphilosophie als der Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse zweiter Theil. Berlin, Duncker und Humblot. 1842. 109?
Quellennachweis und Titelverzeichnis 653 Hegel, G. W. F. Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Berlin, Dunk- ker und Humblot. 1837. 3810 12239 14523—24 14613, 14 14740 15119, 24 15642 15920—21 — Vorlesungen über die Philosophie der Religion. Bd. II. Berlin, Duncker und Humblot. 1832. 152 39 1 55 45 156 5,27, 29,31 S. 15237—39 Das Allgemeine der Kirche ist, daß die Wahrheit hier vorausgesetzt ist, nicht, wie im Entstehen, der heilige Geist erst ausgegossen, erst p’ 331 erzeugt wird, sondern daß die Wahrheit als vorhandene Wahr¬ heit ist. — Wissenschaft der Logik. Nürnberg, Joh. Leonhard Schräg. 1812. 13041—42 2145 22213 24527,43 2469—10 256 зз 262 1 265 44 31519,20,21 Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermärchen. 1844. Caput VIL 45341 —4544 — Harzreise. 1824. Bergidylle 3. 31220—21 — Lyrisches Intermezzo 1822—1823, No. 50. S. 44339—41 Der Domherr öffnet den Mund weit: Die Liebe sei nicht zu roh, Sie schadet sonst der Gesundheit. Das Fräulein lispelt: Wie so? — Sonette. An A. W. von Schlegel. 38520 — Sonette und vermischte Gedichte. Sonettenkranz an A. W. von Schlegel. 38520 — Zeitgedichte XXI. Verkehrte Welt. 45028—30 — 49517—181 Heß, Moses. Europäische Triarchie. Leipzig. 1841. 31426 — Die letzten Philosophen. Darmstadt, C. W. Leske. 1845. 9236 9342—43 94з 2164—5 240зі — Philosophie der Tat. In: Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, p. 309—331. 44928 45018 47712 — Socialismus und Communismus. In: Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, p. 74—91. 47413—14,15,17 47722 4783—4 51426 S. 4782-3 Oder populär ausgedrückt: Von Fichte datirt in Deutschland der Atheismus — von Baboeuf in Frankreich der Communismus, oder, p. 77 wie jetzt Proudhon sich präziser ausdrückt, die Anarchie, d. h. die Negation jeder politischen Herrschaft, die Negation des Begriffes Staat oder Politik. — Über die Noth in unserer Gesellschaft und deren Abhülfe. In: Deutsches Bürger¬ buch für 1845, p. 22—48. 44213—14, 37 44319 47413 47742 4782 S. 47744-45 4781-2 Selbst diejenigen, die praktisch am Weitesten gehen, die nicht nur das Privateigenthum negirt haben, die auch die Arbeit nicht mehr als Lohnarbeit aufgefaßt wissen wollen, selbst die radicalen Communisten, p. 43 sagen wir, sind noch nicht über den Gegensatz von Arbeit und Genuß hinaus, haben sich noch nicht zu dem Gedanken der Einheit von Pro¬ duktion und Consumtion, noch nicht zum Gedanken der freien Thätigkeit erhoben. S. 47742 p. 46 irrtümlich p. 40 — Über die sozialistische Bewegung in Deutschland. In: Neue Anekdota, p. 188—220. 47413—14 47722—23,25,32,43 49838 1 Nicht festgestellt
654 Quellennachweis und Titelverzeichnis S. 47731 Diese Geschichte hat zwar selbst nur einen theoretischen Verlauf; aber Heß, „Sozial, sie verhält sich nicht zur praktischen Geschichte der Franzosen, wie Bewegung“ die deutsche Philosophie sich zur praktischen deutschen Geschichte p. 192 verhält — sie ist nicht die „ideale Verlängerung“, sondern der so¬ ziale Hintergrund der praktischen Kämpfe der Franzosen — und wenn die deutsche Philosophie den philosophischen Gedanken zum geschichtlichen Prozeß der Neuzeit, so enthält sie auch den philosophi¬ schen Gedanken zum sozialen Hintergründe derselben. .Hinkende Bote“, Der. 2. Aufl. Straubingen. 1804. 36231 Hinrichs, Hermann Fr. W. Politische Vorlesungen. Unser Zeitalter und wie es geworden, nach seinen politischen, kirchlichen und wissenschaftlichen Zuständen, mit besonderm Bezüge auf Deutschland und namentlich Preußen. 2 Bde. Halle, Schwetschke u. Sohn. 1843. 31425 Historisch-politische Zeitschrift. Herausgegeben von Leopold Ranke. 2 Bde. Hamburg, Perthes. 1832—1836. 28025 Hoffmann von Fallersleben. Werke. Gedicht: Nur in Deutschland! 1824. , 16633 d’Holbach, Paul-Henri-Dietrich. (Pseudonym: Mirabaud) Systeme de la nature ou des loix du monde physique et du monde moral, par M. Miraubaud. 2 vol. Londres, 1770 — 2 vol. Londres, 1771 — 2 vol. Londres, 1781 — Nouvelle edition avec des notes et des corrections par Diderot. 2 vol. Paris, E. Ledoux. 1821. 44432 H о г а t i u s. Opera. Od. I, 22. 12041—42 Jean Paul. Sämtliche Werke. Bd. 5—8: „Hesperus oder fünfundvierzig Hunds¬ posttage“. Berlin. 1861. 11923 K а n t, Immanuel. Kritik der praktischen Vernunft Riga. 1788. 17513—14 17712 [Ker verseau, Fr. Marie, prisonnier de guerre ä Londres, et G. Clavelin, librairel. (Anonym) Histoire de la Revolution de 1789 et de l’etablissement d’une Consti¬ tution en France, precedee de Fexpose rapide des administrations succesives qui ont determine cette revolution memorable, par deux amis de la liberte. 20 vol. Paris, Clavelin-Bidault. 1790—1803. (cf. auch Beaulieu) 160 23 Klopstock, Friedrich Gottlieb. Der Messias. 4 Bde. Wien, Edlen von Trattnern. 1775—1783. 2643-4 29118-19 Kommunisten, Die, in der Schweiz nach den bei Weitling vorgefundenen Pa¬ pieren. Wörtlicher Abdruck des Kommissionalberichtes an die H. Regierung des Standes Zürich. Zürich, Orell Füssli und Comp. 1843. 18926,41,42 190 з 196 6 30129—30 31420 Konrad von Würzburg. Goldene Schmiede von Wilhelm Grimm. Berlin. 1840. 4271-2 Kuhlmann, Georg. Die Neue Welt oder das Reich des Geistes auf Erden. Ver¬ kündigung. Genf, MarcVaney. 1845. 35624—25 37143 5195—8 5235—6,10—11,20 S. 523 31 In diesem Lichte breitet sich aus ein wonniges Gefilde ohne Grenze. Alles was das Auge sieht, Alles erfüllet es mit Wonne und Entzücken, p. 12—13 so im Reiche der Natur wie im Reiche der Kultur. Alles blickt uns an in seiner Schönheit, vom Eisfeld bis zur Blume, die im Grase winkt. Und was man sieht, Alles athmet Leben und freuet sich des Lebens. Landkalender für das Großherzogtum Hessen auf das Jahr der gnadenreichen Geburt Jesu Christi 1841. Darmstadt, Leske. 1840. 362 32 Leibniz, Gottfried Wilhelm. Principia Philosophiae, Seu Theses in gratiam Principis Eugenii. In: Opera Omnia nunc primum collecta, in classes distributa praefationibus & indicibus exomata, Studio Ludovici Dutens. t. 2. p. 20—31. Geneva. De Tournes. 1768. 42038 Lerminier, Jean Louis Eugene. Philosophie du droit. Paris, Paulin. 1831. 474 43—44 Lessing, Gotthold Ephraim. Emilia Galotti. 1772. 31429
Quellennachweis und Titelverzeichnis 655 Levasseur (de la Sarthe), Rene. Memoires. 4 vol. Paris, Rapilly. 1829, 1831. 16021—22 L i n g u e t, Simon-Nicolas-Henri. Theorie des lois civiles, ou principes fondamentaux de la societe. 2 vol. Londres (Paris). 1767. 18013—14 [Lourdoueix, H.l (Anonym) Appel ä la France contre la division des opinions. Paris. 1831. 32525—26 Louvet de Couvray, Jean-Baptiste. Memoires. Paris, Baudouin. 1823. 16025 Lucian us. Opera ex recens. Guil. Dindorfi. 2 vol. Parisis, DidoL 1840. 16925 Lucretius, Carus Titus. De rerum natura. Ed. Diels. 11928 Marx, Karl. Zur Judenfrage. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. 1844, p. 182—214 Cf. MEGA I 7/7 p. 576—606. 2319 17937 1895-6,9 215зб 228г-з 49944 — Zur Kritik der Hegel’schen Rechts-Philosophie. Einleitung. In: Deutsch-Franzö¬ sische Jahrbücher. 1844, p. 71—85. Cf. MEGA I Ifl p.6O7—627. 18913 21535—36 Matthäi, Rudolf. Socialistische Bausteine. In: Rheinische Jahrbücher. 1845. Bd. I, p. 155—166. 45425,35 4554,21 45611,37 45739 45810,25,30,35,42 45911,24 46020 46117 46214 4651,6,35 4662,32 4678 4687,15 S. 462 e—9 Jedes einzelne Leben entspringt aus dem allgemeinen W e 111 e b e n, ist Zeichen, Abbild des allgemeinen Lebens. Es ent¬ wickelt sich als besonderes Leben im Gegensätze zum p. 160 allgemeinen Leben, und als Abbild und Theil des allgemeinen Lebens zugleich durch und in Ge¬ meinschaft mit diesem, das der Boden und Nahrung seiner Entfaltung wird. M i c h e 1 e t, Carl Ludwig. Geschichte der letzten Systeme der Philosophie in Deutschland von Kant bis Hegel. 2 Bde. Berlin, Duncker und Humblot. 1837— 1838.1 16425 M о n t e i 1, Amans-Alexis. Histoire des Fran^ais des divers etats aux cinq demiers siecles. 10 vol. 1828. 199 s 32131 Montgaillard, Guillaume Honore. Revue chronologique de l’histoire de France. 1787—1818. Paris, Didot. 1820. 16023-24 M о n t j о i e, Christophe Felix Louis. Histoire de la conjuration de Maximilien Robespierre. Paris, Marat. 1795. 160 39 Morelly. Code de la Nature. Avec l’Analyse raisonnee du Systeme social de Morelly par Villegardelle. Paris, Paul Masgana. 1841. 51316, 22, 31,36,40 — Code de la Nature. Auszüge. In: Vorwärts! Pariser Deutsche Zeitschrift. 1844, Nr. 72 p. 3 u. 4; Nr. 73 p. 2, 3 u. 4. 51319 Morus, Thomas. De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia. 1516. 44416 M. R. Cf. Regnier d'Estourbet. Nauwerck, Karl. Über die Theilnahme am Staate. Leipzig, Wigand. 1844. 31429 Neue Anekdota. Herausgegeben von Karl Grün. Darmstadt, Leske. 1845. (cf. auch Grün, Heß) 46826 47413—14 Norddeutsche Blätter für Kritik, Literatur und Unterhaltung. 1844 u. 1845. Mit Beiträgen von Bruno und Edgar Bauer, A. Fränkel, L. Koppen, Szeliga u. A. Berlin, Adolf Rieß. 1846. HercaLsgegeben unter d. Titel: „Beiträge zum Feldzuge der Kritik“, (cf. auch B. Bauer, Szeliga) 7522,24 Nougaret, Pierre Jean Baptiste. Histoire des prisons de Paris et des departements; contenant des memoirs rares et precieux. Le tout pour servir ä l’histoire de la revolution frangaise... Redige et publie par Paris, chez l’editeur. 1797. 16022 О e 1 c k e r s, Theodor. Die Bewegung des Socialismus und Communismus. Leipzig, Fest’sche Verlagsbuchhandlung. 1844. 436 3 L’Organisateur. Journal de la doctrine de Saint-Simon. 47915,17 49126 P e r e i r e, J. Lenons sur l’industrie et les finances. Paris, Au bureau de Globe. 1832. 21110—11 1 Vermutlich
656 Quellennachweis und Titelverzeichnis Pfister, J. C. Geschichte der Teutschen. Nach den Quellen. In: Geschichte der europäischen Staaten. Herausgeg. von А. H. L. Heeren und F. A. UkerL 5 Bde. Hamburg, Perthes. 1829—1835. 21922 Pinto, Isaac. Lettre sur la Jalousie du Commerce, ou l’on prouve que ITnteret des Puissances Commer^antes ne se croise point, mais qu’elles ont un interet commun ä leur bonheur reciproque et ä la Conservation de la paix. Amsterdam, Marc Michel Rey. 1771. pp.234, 283. 4826 34011 P г о d u c t e u r, Le. Journal philosophique de l’industrie, des Sciences et des beaux- arts. 1825—1826. 49125-26 Proudhon, P.-J. De la creation de l’ordre dans l’humanite ou principes d’organi- sation politique. Paris, librairie de PrevoL 1843. 31418—19 51518—19 — Qu’est-ce que la propriete? ou recherches sur le principe du droit et du gou- vememenL Paris, Brocard. 1840. 31418—19 4022 R а b e 1 а i s, Frangois. Oeuvres. Paris, chez Ledentu. 1837. 17322 [Regnier d’Estourbet, Hippolite.l {Pseudonym: M. R.) Histoire du clerge de France pendant la revolution. Paris, librairie catholique. 1828. 160 33—35 Reichard t, Carl. Kritik von A. F. Wönigers „Schriften über den Pauperismus. Die Gründe des wachsenden Pauperismus.“ In: Allgemeine Literatur-Zeitung. 1844. Bd. I. Heft 1, p. 17—29. 19832 21123 Revue des deux Mondes. 49422 Reybaud, Louis. Etudes sur les Reformateurs ou Socialistes Modernes. 3 vol. Bruxelles, Societe Beige de Librairie. 1844. t. 1er 4795,17,31 48029,44 48213 48328 4847—8 48539 49024 4913,27 49232,35,38 49310,41 49417—18 Da nicht festzustellen, welche Ausgabe von Marx-Engels benutzt, zitieren wir nach obiger und geben in Klammern, hinter den Angaben von Marx-Engels, die Seiten¬ zahlen der obigen Ausgabe. p. 87 (86) p. 78 (86—87) p. 78(87) S. 48329—31 Tel etait le theme. Le developpant dans une serie de lettres, Saint* Simon partageait l’humanite en trois grandes categories, cherchant ä prouver ä toutes, et avec des arguments appropries ä chacune, l’excel- lence de sa methode de remuneration; puis il etablissait la formule p. 83(92) suivante: le pouvoir spirituel entre les mains des savants; le pouvoir temporel entre les mains des proprietaires; le pouvoir de nommer les individus appeles ä remplir les fonctions de grands chefs de l’humanite entre les mains de tout le monde: pour salaire aux gouvemants, la consid6ration. — p. 96 (105) p. 122 (132) p. 123(132) p. 126(136) p. 129(138) Rheinische Jahrbücher zur gesellschaftlichen Reform. Herausgegeben unter Mitwirkung Mehrerer von Hermann Püttmann. Bd. I. Darmstadt, C. W. Leske. 1845. (cf. auch K. Grün, R. Matthai, H. Semmig) 441 з 467 9 S. 46745 Vor Allem war es nöthig jede Einseitigkeit zu meiden, und nicht allein eine Beleuchtung der gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart zu geben, sondern auch die Lehre des Communismus wissenschaftlich p. III darzustellen, um sowohl ihre mehr als genügende Berech* t i g u n g den gelehrten Egoisten und Staatsmännern gegenüber dar* zuthun, als auch gleichzeitig zu zeigen, inwiefern die deutsche Ge¬ sellschaftswissenschaft sich von der französischen und eng¬ lischen in ihrer bisherigen Ausbildung unterscheidet.
Quellennachweis und Titelverzeichnis 657 Rheinische Zeitung. Köln. 1. Januar 1842—31. März 1843. 90ö—7 Ricardo, David. On the principles of political economy and taxation. 1817. 38226 Roland, Marie Jeanne. Appel ä l’impartiale posterite par la citoyenne Roland ... ou Recueil des ecrits qu’elle а rediges pendant sa detention aux prisons de ГАЬ- baye et de Saint-Pelagie. Part. 1—4. Paris, Louvet, librairie. 1795. 16024 Rosenkranz, Karl. Ludwig Tieck und die romantische Schule. In: Hallische Jahrbücher. 1838 Nr. 155—158, 160—163. 493 33-34 Rousseau, Jean-Jacques. Du contrat social ou principes du droit politique. Londres. 1782. (Amsterdam, Rey. 1762) 6435 3819—10 — Economie ou Oeconomie (Morale & Politique) In: Encyclopedie etc., vol. 5, p. 337—349. 51015-16 Rutenberg, Adolf. (Hrsg.) Bibliothek politischer Reden aus dem 18. und 19. Jahrhundert. 6 Bde. Berlin. 1843—1844. 31417 Saint-Simon, Henri. Catechisme politique des industriels. 1824. Vues sur la propriete et la legislation, 1818. Paris, Ad. Naquet. 1832. 48535—36, 40 486 3, 22, 24 486 34,37—38 48711—12,16,26 488з, 6 — Doctrine. Exposition. Premiere Annee 1828—1829. Troisieme edition. Paris, Au Bureau de l’Organisateur. 1831. 49033—34 — L’industrie, ou discussions politiques, morales et philosophiques. Paris, 1817— 1818. 48632 — Nouveau christianisme, dialogue entre un conservateur et un novateur. Paris, Bossange pere. 1825. 4894,20 — Lettres d’un habitant de Geneve ä ses contemporains. In: Oeuvres. Paris, Capelle. 1841. 48318—19, 31,37 48 4 26,37—38,41 48515—16, 26—27, 35,39,44 S. 483 29—31 Je crois que toutes les classes de la societe se trouveraient bien de cette Organisation: le pouvoir spirituel entre les mains des savans; le p. 47—481 pouvoir temporel entre les mains des proprietaires; le pouvoir de nommer ceux appeles ä remplir les fonctions de grands chefs de Phumanite, entre les mains de tout le monde; pour salaire aux gou- vemans, la consideration. — Oeuvres. Publiees en 1832 par Olinde Rodrigues. Paris, Capelle. 1841. 47914,17 48122 — Vie de Saint-Simon. Ecrite par lui-meme. In: Oeuvres. Paris, Capelle. 1841. 47914 480 so 4819,22 Schiller, Friedrich von. Epigramme. 50823—24 5099 51013 Schlosser, Fr. Eph. Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts u. neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs. 3 Bde. Heidelberg, Mohr. 1836, 1837, 1842. 31424 S e m m i g, Hermann. Communismus, Socialismus und Humanismus. In: Rheinische Jahrbücher. 1845. Bd. I, p. 167—174. 441 e, n 44221,29,39,45 4447,27 44529 44610,18 4473 44914,31 45027 4514,40 4526 S. 452 30—31,41 45319 Oder wird sie nicht das wahre geistige Eigenthum jedes Gebildeten, der p. 169 sie anschaut, wenn er auch nicht das Recht hat, nach Belieben darüber als über sein „Eigenthum“ schalten zu können? S. 452 30—31, 41 45319 Was man sonst „Eigenthum“ nannte, die Producte der Arbeit des Menschen, das ist nur ein Abfall von ihm und dient ihm nur (als P’ Nahrung, Stoff, Bildungshebel u. s. w.) als Substrat seiner weitem Entwickelung. S. 4431-6 Der Mensch wird in ihm sich seines Wesens nicht bewußt und bleibt p. 170 noch immer ein Sklave, seine Abhängigkeit wird durch den Communis¬ mus auf die Spitze getrieben, auf das letzte brutalste Verhältniß ge- 1 Irrtümlich p. 47 Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 42
658 Quellennachweis und Titelverzeichnis Semmig, bracht, auf die Abhängigkeit von der rohen Materie (Trennung des „Communis- Genusses von der Arbeit); der Mensch gelangt zu keiner freien sitt- mus“ liehen Thätigkeit, denn indem die Arbeit ihren Lohn erhält, wäh¬ rend die Thätigkeit ihr eigner Preis ist, verkauft sich der Arbeiter selbst. S. 43527 Dieser Unterschied zwischen Communismus und Socialismus be¬ steht factisch; ersterer ist französisch, dieser deutsch; ein Glück ist es p. 171 für die Franzosen, daß sie einen so richtigen gesellschaftlichen I n - s t i n c t haben, der ihnen einst die wissenschaftlichen Studien wird ersetzen helfen. Senior, Nassau William. Three lectures on the rate of wages delivered before the University of Oxford, in easter term 1830. London, Murray. 1830. 33919 Shakespeare. Was ihr wollt. 3. Aufzug, Schluß der 2. Szene. Übersetzung Schlegel-Tieck. 84 n S. 849—h Das Fräulein wird ihm Ohrfeigen geben, und wenn sie’s tut, wird er lächeln und es für eine große Gunst halten. — Timon von Athen. 4. Akt, 3. Szene. 2104 Sismondi, Simonde de. Nouveaux principes d’economie politique ou de la richesse dans ses Rapports avec la population. 2 vol. Paris, Delaunay. 1827. 5620 18214 49438 Smith, Adam. Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations. Traduction nouvelle avec les notes et observations par Germain Garnier. 5 vol. Paris. 1802. 4844 Spinoza, Benedicti de, Opera quae supersunt omnia. Iterum edenda curavit, praefationes, vitam auctoris, nec non notitias, quae ad historiam scriptorum per¬ tinent addidit Henr. Eberh. Gottlob Paulus. 2 Bde. Jenae in bibliopolio academio. 1802. 1612 30018 Stein, Lorenz von. Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte. Leipzig, Otto Wigand. 1842. 18943 4362 47823 4794,17,24 480 5,17,40 481 20,42 48213,19,25 48315,28 48420, 32, 43 4851,25, 48531,39 48616,29,31 48711,16 48813 489 6 4904 49128 492 6,29 4931,2,10,22,41 49417,23 4951,22,35 496 s 523 35 S. 48328 Das ist der eigentliche Grundgedanke dieser ersten Schrift, der er die Formel für die Organisation der Gesellschaft hinzufügt: „die geistige Gewalt in den Händen der Weisen; die zeitliche Gewalt in den Händen p. 151 der Besitzer; die Gewalt, diejenigen zu ernennen, die die Obliegen¬ heiten der großen Leiter der Menschheit zu erfüllen berufen sind, in den Händen Aller; als Belohnung den Regierenden die Achtung;“ aber dieses Resultat wäre doch zu ärmlich, um eines irgendwie be¬ deutenden Mannes würdig zu erscheinen. S. 48225—26 Das Hauptwerk seines Lebens, die Grundlage seiner Schule war noch p. 1641 nicht begonnen, und niemand scheidet, ehe er seine Aufgabe voll¬ bracht hat. Stimme des Volks, Die. Pariser deutsche kommunistische Zeitschrift1 2. 1839, Heft 3. 18621-22 19521 Stirner, Max. Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, Otto Wigand. 1845. Inhalt. Seite Ich hab’ mein’ Sach’ auf Nichts gestellt . 5 p. 3 Erste Abtheilung. Der Mensch. I. Ein Menschenleben 13 1 Irrtümlich p. 169 2 Nicht festzustellen
Quellennachweis und Titelverzeichnis 659 Stirner, „Der IL Menschen der alten und neuen Zeit 21 Einzige“ etc. 1. Die Alten — 2. Die Neuen 33 §. 1. Der Geist 37 §. 2. Die Besessenen 45 §. 3. Die Hierarchie 87 3. Die Freien 129 §. 1. Der politische Liberalismus — §. 2. Der sociale Liberalismus 153 §. 3. Der humane Liberalismus 163 Zweite Abtheilung. Ich. I. Die Eigenheit 204 II. Der Eigner 226 1. Meine Macht 244 2. Mein Verkehr 276 3. Mein Selbstgenuß 426 Ш. Der Einzige 485 S. 14037 Ihr wißt von Gott viel Gründliches zu verkünden und habt Jahr- - tausende lang „die Tiefen der Gottheit erforscht“ und ihr ins Herz p’ geschaut, so daß Ihr Uns wohl sagen könnt, wie Gott die „Sache Gottes“, der Wir zu dienen berufen sind, selber betreibt. S. 23227—28 Der Mensch ist dem Menschen das höchste Wesen, sagt Feuerbach, jp Der Mensch ist nun erst gefunden, sagt Bruno Bauer. P* Sehen Wir Uns denn dieses höchste Wesen und diesen neuen Fund genauer an. S. 100 20 p Im Kindheitsalter nimmt die Befreiung den Verlauf, daß Wir auf p* den Grund der Dinge oder „hinter die Dinge“ zu kommen suchen: S. 10132—33 Nicht die Macht der rächenden Eumeniden, nicht den Zorn des Ро- P. 16 seidon, nicht den Gott, so fern er auch das Verborgene sieht, nicht die Strafruthe des Vaters fürchten Wir, sondern das — Gewissen. S. 17922—23 Indeß gedacht haben Wir auch schon als Kinder, nur waren unsere 16 Gedanken keine fleischlosen, abstracten, absoluten, d.h. nichts als Gedanken, ein Himmel für sich, eine reine Gedankenwelt, logi¬ sche Gedanken. S. 10127—30 Bei solchen rein logischen, d. h. theologischen Fragen: „Was ist Wahr- 17 heit“ hält sich Pilatus nicht auf, wenngleich er im einzelnen Falle p’ darum nicht zweifelt, zu ermitteln, „was Wahres an der Sache ist“, d. h. ob die Sache wahr ist. S. 101.39 1022 10242 1032,4—5,16—17, 18 1833 Den reinen Gedanken zu Tage zu fördern, oder ihm anzu¬ hängen, das ist Jugendlust, und alle Lichtgestalten der Gedankenwelt, wie Wahrheit, Freiheit. Menschenthum, der Mensch u. s. w. erleuchten und begeistern die jugendliche Seele. Ist aber der Geist als das Wesentliche erkannt, so macht es doch p. 17 einen Unterschied, ob der Geist arm oder reich ist, und man sucht deshalb reich an Geist zu werden: es will der Geist sich ausbreiten, sein Reich zu gründen, ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, der eben überwundenen. So sehnt er sich denn alles in allem zu werden, d. h. obgleich Ich Geist bin, bin Ich doch nicht vollendeter Geist, und muß den vollkommenen Geist erst suchen. 1 Irrtümlich p. 13 42*
660 QueDennachweis und Titel Verzeichnis S. 21838—39 Stirner, „Der Darum zeigt der Mann eine zweite Selbstfindung. Der Jüngling Einzige“ etc. fand sich als Geist und verlor sich wieder an den allgemeinen p. 19 Geist, den vollkommenen, heiligen Geist, den Menschen, die Mensch¬ heit, kurz alle Ideale; der Mann findet sich als leibhaftigen Geist. S. 10110—14 Alles nicht Geistige befaßt der junge Mensch unter dem verächt¬ lichen Namen der „Äußerlichkeiten“. Wenn er gleichwohl an den klein- p. 19 liebsten Äußerlichkeiten haftet (z. B. Burschikosen und andern For¬ malitäten), so geschieht es, weil und wenn er in ihnen Geist ent¬ deckt, d. h. wenn sie ihm Symbole sind. S. 100 20 Das Kind war realistisch, in den Dingen dieser Welt befangen, bis ihm nach und nach hinter eben diese Dinge zu kommen gelang; der Jüngling war idealistisch, von Gedanken begeistert, bis er sich zum p. 20 Manne hinaufarbeitete, dem egoistischen, der mit den Dingen und Ge¬ danken nach Herzenslust gebahrt und sein persönliches Interesse über alles setzt. Endlich der Greis? Wenn Ich einer werde, so ist noch Zeit genug, davon zu sprechen. S. 10544 Einzig um das Geistige bemüht sich der Geist, und in Allem sucht er die „Spuren des Geistes“ auf: dem gläubigen Geiste „kommt alles p. 27 von Gott“ und interessirt ihn nur insofern, als es diese Abkunft offen¬ bart; dem philosophischen Geiste erscheint alles mit dem Stempel der Vernunft und interessirt ihn nur so weit, als er Vernunft, d. h. geistigen Inhalt, darin zu entdecken vermag. S. 283 зз Mit der Welt des Geistes beginnt dann das Christenthum. Der Mensch, welcher der Welt noch gewappnet gegenüber steht, ist p. 33 der Alte, der — Heide (wozu auch der Jude als Nichtchrist gehört); der Mensch, welchen nichts mehr leitet als seine „Herzenslust“, seine Theilnahme, Mitgefühl, sein — Geist, ist der Neue, der — Christ. S. 12744 2239 Die Welt liegt verachtet zu Unsern Füßen, tief unter Uns und Unserem Himmel, in den ihre mächtigen Arme nicht mehr hineingreifen und p. 36 ihr sinnbetäubender Hauch nicht eindringt; wie verführerisch sie sich auch gebährde, sie kann nichts als unsern Sinn bethören, den Geist — und Geist sind Wir doch allein wahrhaft — irrt sie nicht. S. 25723—24 Nur aus diesem Zwiespalt, in welchem Ich und der Geist liegen, nur weil Ich und der Geist nicht Namen für ein und dasselbe, sondern ver- p. 42 schiedene Namen für völlig Verschiedenes sind, nur weil Ich nicht Geist und Geist nicht Ich ist: nur daraus erklärt sich ganz tautologisch die Nothwendigkeit, daß der Geist im Jenseits haust, d. h. Gott ist. S. 21321—22 _ Stellen Wir in Kürze die theologische Ansicht Feuerbach’s und Unsern Widerspruch einander gegenüber! S. 36034 40510 Der Drang, den Spuk faßbar zu machen, oder den nonsens zu p realisiren, hat ein leibhaftiges Gespenst zu Wege gebracht, ein Gespenst oder einen Geist mit einem wirklichen Leibe, ein beleibtes Gespenst. S. 13928—31 55 Fortan graut dem Menschen nicht eigentlich mehr vor Gespenstern außer ihm, sondern vor ihm selber: er erschrickt vor sich selbst.
Quellennachweis und Titelverzeichnis 661 S. 14021 Stirner, „Der Das Volk ist ein höheres Wesen als ein Einzelner, und gleich dem Einzige“ etc. Menschen oder Menschengeiste ein in den Einzelnen spukender Geist: p. 56 der Volksgeist. S. 14135—36 1421—2 Mensch, es spukt in Deinem Kopfe; Du hast einen Sparren zu viel! Du bildest Dir große Dinge ein und malst Dir eine ganze Götterwelt aus, die für Dich da sei, ein Geisterreich, zu welchem Du berufen seist, p. 57 ein Ideal, das Dir winkt. Du hast eine fixe Idee! Denke nicht, daß Ich scherze oder bildlich rede, wenn Ich die am Höheren hangenden Menschen, und weil die ungeheure Mehrzahl hier¬ her gehört, fast die ganze Menschenwelt für veritable Narren, Narren im Tollhause ansehe. S. 143з p. 61 irrtümlich p. 60 S. 2142 p. 71 irrtümlich p. 72 S. 22835—45 So ist die Selbstverleugnung den Heiligen gemein mit den Unheiligen, den Reinen und Unreinen. Der Unreine verleugnet alle „besseren Gefühle“, alle Scham, ja die natürliche Furchtsamkeit, und folgt nur der ihn beherrschenden Begierde. Der Reine verleugnet seine natürliche Beziehung zur Welt („verleugnet die Welt“) und folgt p. 78 nur dem ihn beherrschenden „Verlangen“. Von Gelddurst getrieben verleugnet der Habgierige alle Mahnungen des Gewissens, alles Ehr¬ gefühl, alle Milde und alles Mitleid: er setzt alle Rücksichten aus den Augen: ihn reißt die Begierde fort. Gleiches begeht der Heilige. Er macht sich zum „Spotte der Welt“, ist hartherzig und „strenggerecht“; denn ihn reißt das Verlangen fort. S. 2251-3 Der Mammon der Erde und der Gott des Himmels fordern beide p‘ genau denselben Grad der — Selbstverleugnung. S. 2648—11 29117—18 So war in Klopstock das religiöse Gefühl ein eingegebenes, das sich in der Messiade nur künstlerisch verkündete. Wäre hingegen die Religion, welche er vorfand, für ihn nur eine Anregung zu Gefühl und Gedanke p. 85 gewesen, und hätte er sich ganz eigen dagegen zu stellen gewußt, so ergab sich statt religiöser Begeisterung eine Auflösung und Verzehrung des Objectes. Dafür setzte er im reifen Alter nur seine kindischen, in der Kindheit empfangenen Gefühle fort, und verpraßte die Kräfte seiner Mannheit in dem Aufputz seiner Kindereien. S. 14419—21 283 зз ЯЯ Der Zukunft sind die Worte vorbehalten: Ich bin Eigner der Welt der p* Dinge, und Ich bin Eigner der Welt des Geistes. S. 2803-4 Es unterliegt auch in der That keinem Zweifel, daß der Mensch sich durch Gewohnheit gegen die Zudringlichkeit der Dinge, der Welt, P‘ sichert und eine eigene Welt gründet, in welcher er allein heimisch und zu Hause ist, d. h. sich einen Himmel erbaut. S. 22343 Und sind diese Aufopfernden etwa nicht eigennützig, nicht Egoi¬ sten? Da sie nur Eine herrschende Leidenschaft haben, sorgen sie auch p. 99 nur für Eine Befriedigung, aber für diese um desto eifriger: sie gehen in ihr auf. Egoistisch ist ihr ganzes Thun und Treiben, aber es ist ein einseitiger, unaufgeschlossener, bomirter Egoismus: es ist Besessenheit. 1 Irrtümlich p. 78
662 Quellennachweis und Titel Verzeichnis Stirner, „Der Einzige“ etc. p. 100 p. 102 p. 103 p. 104 p. 108—109 p. 113 irrtümlich p. 112 S. 15927 Hier haben Wir den Begriff des Pfaff enthums, oder wie es in seiner pädagogischen Wirksamkeit auch genannt werden kann, der Schulmeisterlichkeit; denn die Idealen schulmeistern Uns. S. 18711—13 Weil ihm der Diebstahl ohne alle Frage für verabscheuungswürdig gilt, darum glaubt z. B. Proudhon schon mit dem Satze: „Das Eigenthum ist ein Diebstahl“ dieses gebrandmarkt zu haben. S. 1496 Der Mensch ist ja keine Person, sondern ein Ideal, ein Spuk. S. 22440—44 Dem widersetzt sich der starre Kopf des weltlichen Menschen, ist aber Jahrtausende lang immer so weit wenigstens erlegen, daß er den widerspenstigen Nacken beugen und „die höhere Macht verehren“ mußte: das Pfaffenthum drückte ihn nieder. S. 1521—6,22—25 14837 Eine lange Zeit verfloß, in welcher man sich mit dem Wahne be¬ gnügte, die Wahrheit zu haben, ohne daß man daran ernstlich dachte, ob man selbst vielleicht wahr sein müsse, um die Wahrheit zu besitzen. Diese Zeit war das Mittelalter. Mit dem gemeinen, d. h. dem dinglichen Bewußtsein, demjenigen Bewußtsein, welches nur für Dinge oder Sinnnliches und Sinnfälliges Empfänglichkeit hat, gedachte man das Undingliche, Unsinnliche zu fassen. Wie man freilich auch sein Auge anstrengt, um das Entfernte zu sehen, oder seine Hand müh¬ sam übt, bis sie Fingerfertigkeit genug erlangt hat, um die Tasten kunstgerecht zu greifen: so kasteite man sich selbst auf die mannig¬ fachste Weise, damit man fähig würde, das Übersinnliche ganz in sich aufzunehmen. Allein, was man kasteite, war doch nur der sinnliche Mensch, das gemeine Bewußtsein, das sogenannte endliche oder gegen¬ ständliche Denken. Da dieses Denken jedoch, dieser Verstand, welchen Luther unter den Namen der Vernunft „anpfuit“, der Auffassung des Göttlichen unfähig ist, so trug seine Kasteiung gerade so viel dazu bei, die Wahrheit zu begreifen, als wenn man die Füße Jahr aus und Jahr ein im Tanzen übte und hoffte, sie würden auf diesem Wege endlich Flöten blasen lernen. — Erst Luther, mit welchem das sogenannte Mittelalter endet, begriff, daß der Mensch selber ein anderer werden müsse, wenn er die Wahrheit auffassen wolle, nämlich eben so wahr, als die Wahrheit selbst. Nur wer die Wahrheit schon im Glauben hat, nur wer an sie glaubt, kann ihrer theilhaftig werden, d. h. nur der Gläubige findet sie zugänglich und ergründet die Tiefen derselben. S. 153 31, 39 p. 123—124 p. 171 3—5 Die Welt ist prosaisch geworden, denn das Göttliche ist aus ihr verschwunden: sie ist Mein Eigenthum, mit dem ich schalte und walte, wie Mir’s (nähmlich dem Geiste) beliebt. p. 124 p. 124 p. 126 Als Ich Mich dazu erhoben hatte, der Eigner der Welt zu sein, da hatte der Egoismus seinen ersten vollständigen Sieg errungen, hatte die Welt überwunden, war weltlos geworden, und legte den Erwerb eines langen Weltalters unter Schloß und Riegel. S. 1731—2 21838—39 Das erste Eigenthum, die erste .,Herrlichkeit“ ist erworben! S. 20021 Begriffe sollen überall entscheiden, Begriffe das Leben regeln, Be¬ griffe herrschen. Das ist die religiöse Welt, welcher Hegel einen
Quellennachweis und Titelverzeichnis 663 Stirner, „Der systematischen Ausdruck gab, indem er Methode in den Unsinn brachte Einzige** etc. und die Begriffssatzungen zur runden, festgegriindeten Dogmatik voll¬ endete. S. 20021 p. 127 Jetzt herrscht in der Welt nichts als der Geist. S. 17216 Bald umspannt jene Kirche die ganze Erde, und Du bist zum äußersten p. 128 Rande hinausgetrieben; noch ein Schritt, und die Welt des Hei¬ ligen hat gesiegt: Du versinkst in den Abgrund. S. 17921—24 Das Bürgerthum ist nichts anderes als der Gedanke, daß der Staat p. 130 alles in allem, der wahre Mensch sei, und daß des Einzelnen Menschen¬ werth darin bestehe, ein Staatsbürger zu sein. S. 65 36—40 Nicht der einzelne Mensch — und dieser allein ist der Mensch — wurde frei, sondern der Bürger, der citoyen, der poli- p. 146 tische Mensch, der eben deshalb nicht der Mensch, sondern ein Exemplar der Menschengattung, und specieller ein Exemplar der Bürgergattung, ein freier Bürger ist. S. 18633—35 Wenn der Proletarier seine beabsichtigte „Gesellschaft“, worin der Abstand von Reich und Arm beseitigt werden soll, wirklich gegründet p. 155 haben wird, dann ist er Lump, denn er weiß sich etwas damit, Lump zu sein, und könnte „Lump“ so gut zu einer ehrenden Anrede erheben, wie die Revolution das Wort „Bürger“ dazu erhob. S. 191 зз 20245 Die Reflexionen und Schlüsse des Communismus sehen sehr ein¬ fach aus. Wie die Sachen dermalen liegen, also unter den jetzigen Staatsverhältnissen, stehen die Einen gegen die Andern, und zwar die Mehrzahl gegen die Minderzahl im Nachtheil. Bei diesem Stande der Dinge befinden sich jene im Wohlstände, diese im Noth- stände. Daher muß der gegenwärtige Stand der Dinge, d. i. der p. 156 Staat (status — Stand) abgeschafft werden. Und was an seine Stelle? Statt des vereinzelten Wohlstandes — ein allgemeiner Wohl¬ stand, ein Wohlstand Aller. Durch die Revolution wurde die Bourgeoisie allmächtig und alle Ungleichheit dadurch aufgehoben, daß Jeder zur Würde eines Bür¬ gers erhoben oder erniedrigt wurde: der gemeine Mann — erhoben, der Adlige — erniedrigt; der dritte Stand wurde einziger Stand, nämlich Stand der — Staatsbürger. S. 19824—26 19919—23 So lange das Glauben für die Ehre und Würde des Menschen aus¬ reichte, ließ sich gegen keine auch noch so anstrengende Arbeit etwas einwenden, wenn sie nur den Menschen nicht im Glauben hinderte, p. 158 Hingegen jetzt, wo Jeder sich zum Menschen ausbilden soll, fällt die Bannung des Menschen an maschinenmäßige Arbeit zusammen mit der Sklaverei. Muß ein Fabrikarbeiter sich zwölf Stunden und mehr todt- müde machen, so ist er um die Menschwerdung gebracht. S. 203 35—37 204 4—6 Jedwede Arbeit soll den Zweck haben, daß der Mensch befriedigt werde. Deshalb muß er auch in ihr Meister werden, d. h. sie als Totalität schaffen können. Wer in einer Stecknadelfabrik nur die Knöpfe aufsetzt, nur den Draht zieht u. s. w., der arbeitet wie mecha- p. 158 nisch, wie eine Maschine: er bleibt ein Stümper, wird kein Meister: seine Arbeit kann ihn nicht befriedigen, sondern nur e r - müden. Seine Arbeit ist, für sich genommen, nichts, hat keinen
664 Quellennachweis und Titel Verzeichnis Stirner, „Der Zweck in sich, ist nichts für sich Fertiges: er arbeitet nur einem Einzige“ etc. Andern in die Hand, und wird von diesem Andern benutzt (ex- ploitirt). S. 20429—30 i Daß der Communist in Dir den Menschen, den Bruder erblickt, das ist nur die sonntägliche Seite des Communismus. S. 22723—26 Was soll jedoch werden? Soll das gesellschaftliche Leben ein Ende p. 180 haben und alle Umgänglichkeit, alle Verbrüderung, alles, was durch das Liebes- oder Societätsprinzip geschaffen wird, verschwinden? S. 21210—22 So verläuft der Liberalismus in folgenden Wandlungen: „Erstens: Der Einzelne ist nicht der Mensch, darum gilt seine einzelne Persönlichkeit nichts: kein persönlicher Wille, keine Willkühr, kein Befehl oder Ordonnance! p. 180—181 Zweitens: Der Einzelne hat nichts Menschliches, darum gilt kein Mein und Dein oder Eigenthum. Drittens: Da der Einzelne weder Mensch ist noch Menschliches hat, so soll er überhaupt nicht sein, soll als ein Egoist mit seinem Egoistischen durch die Kritik vernichtet werden, um dem Menschen, „dem jetzt erst gefundenen Menschen“ Platz zu machen. S. 2192 Im humanen Liberalismus vollendet sich die Lumperei. Wir müssen 184 erst аи^ das Lumpigste, Armseligste herunterkommen, wenn Wir zur Eigenheit gelangen wollen, denn Wir müssen alles Fremde aus- ziehen. Lumpiger aber scheint nichts, als der nackte — Mensch. S. 27931—32 p. 189 Es sei ferne, daß etwas Errungenes verloren gehe! S. 20144—2121 21218-19 Der Egoismus des Eigenthums hat sein Letztes eingebüßt, wenn auch das „Mein Gott“ sinnlos geworden ist; denn Gott ist nur, wenn p. 189 ihm das Heil des Einzelnen am Herzen liegt, wie dieser in ihm sein Heil sucht. Der politische Liberalismus hob die Ungleichheit der Herren und Diener auf, er machte herrenlos, anarchisch. S. 21918 Wie aber, wenn das Unmenschliche, indem es entschlossenen Muthes sich selbst den Rücken kehrte, auch von dem beunruhigenden Kritiker sich abwendete und ihn, von seiner Einrede unberührt und ungetroffen, stehen ließe? „Du nennst Mich das Unmenschliche, könnte es zu ihm sagen, und Ich bin es wirklich — für Dich; aber Ich bin es nur, weil Du Mich zum Menschlichen in Gegensatz bringst, und Ich konnte Mich selbst nur so lange verachten, als Ich Mich an diesen Gegensatz bannen ließ. Ich war verächtlich, weil Ich mein „besseres Selbst“ außer Mir suchte; Ich war das Unmenschliche, weil Ich vom P« 193—194 ..Menschlichen“ träumte; Ich glich den Frommen, die nach ihrem „wahren Ich“ hungern und immer „arme Sünder“ bleiben; Ich dachte Mich nur im Vergleich zu einem Andern; genug Ich war nicht Alles in Allem, war nicht — einzig. Jetzt aber höre Ich auf. Mir selbst als das Unmenschliche vorzukommen, höre auf. Mich am Menschen zu messen und messen zu lassen, höre auf, etwas über Mir anzuerkennen, und somit — Gott befohlen, humaner Kritiker! Ich bin das Unmensch¬ liche nur gewesen, bin es jetzt nicht mehr, sondern bin das Einzige, ja Dir zum Abscheu das Egoistische, aber das Egoistische nicht, wie es am Menschlichen, Humanen und Uneigennützigen sich messen läßt, sondern das Egoistische als das — Einzige.“ 1 Irrtümlich p. 163
Quellennachweis und Titelverzeichnis 665 S. 23337—38 Stirner, „Der Darum aber ist jene Voraussetzung gar keine; denn da Ich der Einzige Einzige** etc. bin, so weiß Ich nichts von der Zweiheit eines voraussetzenden und p. 200 vorausgesetzten Ich’s (eines „unvollkommenen“ und „vollkommenen“ Ich’s oder Menschen), sondern, daß Ich Mich verzehre, heißt nur, daß Ich bin. S. 36214 Mein Bein ist nicht „frei“ von dem Prügel des Herrn, aber es ist mein Bein und ist unentreißbar. Er reiße Mir’s aus und sehe zu, ob p. 208 er noch mein Bein hat! Nichts behält er in der Hand als den — Leich¬ nam meines Beines, der so wenig mein Bein ist, als ein todter Hund noch ein Hund ist: ein Hund hat ein pulsierendes Herz, ein sogenannter todter Hund hat keines und ist darum kein Hund mehr. S. 29314—15 Freiheit wollt Ihr Alle, Ihr wollt die Freiheit. Warum schachert Ihr denn um ein Mehr oder Weniger? Die Freiheit kann nur die ganze Freiheit sein; ein Stück Freiheit ist nicht die Freiheit. Ihr p. 211 verzweifelt daran, daß die ganze Freiheit, die Freiheit von Allem, zu gewinnen sei, ja Ihr haltet’s für Wahnsinn, sie auch nur zu wünschen? — Nun, so laßt ab, dem Phantome nachzujagen, und verwendet Eure Mühe auf etwas Besseres, als auf das — Unerreichbare. S. 28911 So hält Jeder sich selbst für den — Teufel; denn hielte er sich, so¬ fern er um Religion u. s. w. unbekümmert ist, nur für ein Thier, so p. 2131 fände er leicht, daß das Thier, das doch nur seinem Antriebe (gleichsam seinem Rathe) folgt, sich nicht zum „Unsinnigsten“ räth und treibt, sondern sehr richtige Schritte thut. S. 2893—Ю Und wenn er Euch früge, woher Ihr’s denn so sicher wißt, daß die Naturstimme eine Verführerin sei? Und wenn er Euch gar zumuthete, p. 213—214 die Sache umzukehren, und geradezu die Gottes- und Gewissensstimme für Teufelswerk zu halten? Solche heillose Menschen giebt’s; wie werdet Ihr mit ihnen fertig werden? S. 29124—25 Jener ist urspünglich frei, weil er nichts als sich an- erkennt; er braucht sich nicht erst zu befreien, weil er von vornherein P’ Alles außer sich verwirft, weil er nichts mehr schätzt als sich, nichts höher anschlägt, kurz, weil er von sich ausgeht und ..zu sich kommt“. S. 2786 p. 218—219 irrtümlich p. 218 S. 2906-7 Was nützt den Schaaf en, daß ihnen Niemand die Redefreiheit verkürzt? Sie bleiben beim Blöken. Gebt einem, der innerlich ein Muhamedaner, ein Jude oder ein Christ ist, die Erlaubniß zu sprechen, was er mag: er wird doch nur bornirtes Zeug vorbringen. S. 1468-9 Aber wenn der Staat sein Princip, bei den Seinigen nichts voraus¬ zusetzen, als daß sie Menschen seien, rein vollzogen hat (bis jetzt setzen p. 2341 2 selbst die Nordamerikaner bei den Ihrigen noch voraus, daß sie Reli¬ gion, wenigstens die Religion der Rechtschaffenheit, der Honettetät, haben), dann hat er sich sein Grab gegraben. 1 Irrtümlich p. 214 2 Irrtümlich p. 116
666 Quellennachweis und Titel Verzeichnis S. 41421—24 Stirner, „Der An den Egoisten geht die „menschliche Gesellschaft“ zu Grunde; denn Einzige“ etc. sie beziehen sich nicht mehr als Menschen auf einander, sondern p. 234 treten egoistisch als ein Ich gegen ein von Mir durchaus verschie¬ denes und gegnerisches Du und Ihr auf. S. 188 42—43 Nun soll Jeder die ewigen Menschenrechte haben, und in der voll- p. 238 kommenen „Demokratie“ oder, wie es richtiger heißen müßte — An- thropokratic, nach der Meinung der Communisten sie genießen. S. 2784 Indem der Egoist sich gegen die Anmuthungen und Begriffe der p. 242 Gegenwart wendet, vollzieht er unbarmherzig die maaßloseste — Ent¬ heiligung. Nichts ist ihm heilig! S. 300 5—6 Halte sich Jeder dieß Recht unverkümmert, so üben es von selbst p. 246 Alle; aber sorge er doch nicht für Alle, ereifere er sich dafür nicht als für ein Recht Aller. S. 29517—20 Ob Ich loyal bin in einer Despotie oder in einer Weitlingschen „Gesell- p. 247 schäft“, das ist dieselbe Rechtlosigkeit, insofern Ich in beiden Fällen nicht mein, sondern fremdes Recht habe. S. 30128—39 So sagen die Communisten: die gleiche Arbeit berechtige die Menschen zu gleichem Genüsse. Früher warf man die Frage auf, ob nicht der „Tugendhafte“ auf Erden „glücklich“ sein müsse. Die Juden folgerten auch wirklich so: „Auf daß Dir’s wohlgehe auf Erden.“ Nein, die gleiche Arbeit berechtigt Dich nicht dazu, sondern der gleiche p. 250 Genuß allein berechtigt Dich zum gleichen Genuß. Genieße, so bist Du zum Genuß berechtigt. Hast Du aber gearbeitet und lassest Dir den Genuß entziehen, so — „geschieht Dir Recht“. Wenn Ihr den Genuß nehmt, so ist er euer Recht; schmachtet Ihr hingegen nur darnach, ohne zuzugreifen, so bleibt er nach wie vor ein „wohlerworbenes Recht“ derer, welche für den Genuß privilegirt sind. Er ist ihr Recht, wie er durch Zugreifen euer Recht würde. S. 13213—14 278 25—26 Ein Anderer früge einfach so: Will Ich, was der Gegner will? „Nein!“ P- 254 Nun, so mögen tausend Teufel oder Götter für ihn kämpfen, Ich schlage doch drauf los! S. 30233—44 Man sagt, die Strafe sei das Recht des Verbrechers. Allein die Straflosigkeit ist ebenso sein Recht. Gelingt ihm sein Unternehmen, so geschieht ihm Recht, und gelingt’s nicht, so geschieht ihm gleichfalls Recht Wie Du Dich bettest, so schläfst Du. Begiebt sich Jemand toll- p. 255 kühn in Gefahren und kommt darin um, so sagen Wir wohl: es ge¬ schieht ihm Recht, er hat’s nicht besser gewollt. Besiegte er aber die Gefahren, d. h. siegte seine Macht, so hätte er auch Recht Spielt ein Kind mit dem Messer und schneidet sich, so geschieht ihm Recht; aber schneidet sich’s nicht, so geschieht ihm auch Recht. Dem Ver¬ brecher widerfährt daher wohl Recht, wenn er leidet, was er riskirte; warum riskirte er’s auch, da er die möglichen Folgen kannte! S. 31215—18 32314—15, 18—19 Wie zu ändern? Nur dadurch, daß Ich keine Pflicht an¬ erkenne, d. h. Mich nicht binde oder binden lasse. Habe Ich keine p. 258 Pflicht, so kenne Ich auch kein Gesetz. „Allein man wird Mich binden!“ Meinen Willen kann Niemand binden, und mein Widerwille bleibt frei.
Quellennachweis und Titelverzeichnis 667 S. 31613—16 Stirner, „Der Wird, wie in der Revolution, das, was „der Mensch“ sei, als „guter Einzige“ etc. Bürger“ gefaßt, so giebt es von diesem Begriffe „des Menschen“ die p. 2681 bekannten „politischen Vergehen und Verbrechen“. S. 30125 p. 275—276 irrtümlich p. 248, 275 S. 1942-4 Immer fern davon, Sich zur vollen Entwicklung und Geltung kommen zu lassen, haben die Menschen bisher auch ihre Gesellschaften P’ ^77 nicht auf Sich gründen, oder vielmehr, sie haben nur „Gesellschaf¬ ten“ gründen und in Gesellschaften leben können. S. 2239 Es ist fortan nicht mehr um den Staat (die Staatsverfassung u. s. w.) zu thun, sondern um Mich. Damit versinken alle Fragen über p. 310 Fürstenmacht, Constitution u. s. w. in ihren wahren Abgrund und ihr wahres Nichts. Ich, dieses Nichts, werde meine Schöpfungen aus Mir hervortreiben. S. 31923—26 Gerade die Strafe aber muß der Genugthuung den Platz räumen, die p. 318 wiederum nicht darauf abzielen kann, dem Rechte oder der Gerechtig¬ keit genug zu thun, sondern Uns ein Genüge zu verschaffen. S. 31716—18 Thut Uns Einer, was Wir Uns nicht gefallen lassen wollen, so brechen Wir seine Gewalt und bringen die Unsere zur Geltung: Wir befriedigen U n s an ihm und verfallen nicht in die Thorheit, das Recht (den Spuk) befriedigen zu wollen. Nicht das Heilige soll p. 318 sich gegen den Menschen wehren, sondern der Mensch gegen den Menschen, so wie ja auch nicht mehr Gott sich gegen den Menschen wehrt, dem sonst und zum Theil freilich noch jetzt alle „Diener Gottes“ die Hand boten, um den Lästerer zu strafen, wie sie eben heute noch dem Heiligen ihre Hand leihen. S. 40112—15 Im Verbrechen hat sich seither der Egoist behauptet und das Heilige verspottet: der Bruch mit dem Heiligen, oder vielmehr des p. 319 Heiligen kann allgemein werden. Eine Revolution kehrt nicht wieder, aber ein gewaltiges, rücksichtsloses, schamloses, gewissenloses, stolzes — Verbrechen, grollt es nicht in fernen Donnern, und siehst Du nicht, wie der Himmel ahnungsvoll schweigt und sich trübt? S. 32810 Es haben die Menschen Eigenes, und Ich soll dieß Eigene anerkennen und heilig halten. Ihr Eigenes besteht theils in äußer¬ licher, theils in innerlicher Habe. Jenes sind Dinge, dieses Geistig- p. 324—325 keiten, Gedanken, Überzeugungen, edle Gefühle u.s.w. Aber immer nur die rechtliche oder menschliche Habe soll Ich respec- tiren; die unrechtliche und unmenschliche brauche Ich nicht zu schonen, denn der Menschen wirklich Eigenes ist nur das Eigene des Menschen. S. 38420—24 Von deinem und eurem Eigenthum trete Ich nicht scheu zurück, son¬ dern sehe es stets als mein Eigenthum an, woran Ich nichts zu ,.re- p. 328 spectiren“ brauche. Thuet doch desgleichen, mit dem, was Ihr mein Eigenthum nennt! Bei dieser Ansicht werden Wir Uns am leichtesten mit einander verständigen. 1 Irrtümlich p. 269
668 Quellennachweis und Titelverzeichnis S. 32813—ie 340з&—41 3412—з Stirner, „Der Das Privateigenthum lebt von der Gnade des Rechts. Nur im Einzige'* etc. Rechte hat es seine Gewähr — Besitz ist ja noch nicht Eigenthum, er wird erst „das Meinige“ durch Zustimmung des Rechts —; es ist keine Thatsache, nicht un fait, wie Proud’hon meint, sondern eine Fiction, ein p. 332—3331 Gedanke. Das ist das Rechtseigenthum, rechtliches Eigenthum, garan- tirtes Eigenthum. Nicht durch Mich ist es mein, sondern durch’s — Recht. Dennoch ist Eigenthum der Ausdruck für die unumschränkte Herrschaft über Etwas (Ding, Thier, Mensch), womit „Ich schalten und walten kann nach Gutdünken“. S. 32914 36923 З8З10 Ich wäre bloß Besitzer? Nein, bisher war man nur Besitzer, gesichert 243 im Besitz einer Parcelle, dadurch, daß man Andere auch im Besitz einer p’ Parcelle ließ; jetzt aber gehört Alles Mir, Ich bin Eigenthümer von Allem, dessen Ich brauche und habhaft werden kann. S. 34512—14 Nach dem Sinne des Bürgerthums ist Jeder Inhaber oder „Eigen- p. 348 thümer“. Woher kommt es nun, daß doch die Meisten so viel wie nichts haben? S. 20218—21 Es war außerordentlich viel gewonnen, als man es durchsetzte, als Inhaber betrachtet zu werden. Die Leibeigenschaft wurde damit auf- p. 350 gehoben und Jeder, der bis dahin dem Herrn gefrohndet hatte, und mehr oder weniger dessen Eigenthum gewesen war, ward nun ein „Herr“. S. 38516 Also was Du vermagst, ist dein Vermögen! Vermagst Du Tausenden Lust zu bereiten, so werden Tausende Dich dafür honoriren, es stände ja in deiner Gewalt, es zu unterlassen, daher müssen sie deine That erkaufen. Vermagst Du keinen für Dich ein¬ zunehmen, so magst Du eben verhungern. p. 3511 2 Soll Ich nun etwa, der Vielvermögende, vor den Unvermögenderen nichts voraus haben? Wir sitzen Alle im Vollen; soll Ich nun nicht zulangen, so gut Ich kann, und nur abwarten, wie viel Mir bei einer gleichen Theilung bleibt? Gegen die Concurrenz erhebt sich das Princip der Lumpengesell¬ schaft, die — Vertheilung. S. 19541—42 Über meine Einzigkeit läßt sich keine allgemeine Taxe feststellen, wie für das, was Ich als Mensch thue. Nur über das Letztere kann eine p. 363 Taxe bestimmt werden. Setzt also immerhin eine allgemeine Schätzung für menschliche Arbeiten auf, bringt aber eure Einzigkeit nicht um ihren Verdienst. S. 34117—25 342 із 343 5 Ein Hund sieht den Knochen in eines andern Gewalt und steht nur ab, wenn er sich zu schwach fühlt. Der Mensch aber respectirt das Recht des Andern an seinem Knochen. Dieß also gilt für mensch¬ lich, jenes für brutal oder „egoistisch“. p. 368—369 Und wie hier, so heißt überhaupt dieß „m e n s c h 1 i c h“, wenn man in Allem etwas Geistiges sieht (hier das Recht), d.h. alles zu einem Gespenste macht, und sich dazu als zu einem Gespenste ver¬ hält, welches man zwar in seiner Erscheinung verscheuchen, aber nicht tödten kann. Menschlich ist es. das Einzelne nicht als Einzelnes, son¬ dern als ein Allgemeines anzuschauen. 1 Irrtümlich p. 332 2 Irrtümlich p. 357
Quellennachweis und Titelverzeichnis 669 S. 38532 Stimer, „Der Jenes Mitgefühl beweist nur, daß das Gefühl der Fühlenden auch das Einzige“ etc. meinige, mein Eigenthum, ist, wogegen das erbarmungslose Verfahren p. 387 des „Rechtlichen“ (z. B. gegen den Notar Ferrand) der Gefühllosigkeit jenes Räubers gleicht, welcher nach dem Maaße seiner Bettstelle den Gefangenen die Beine abschnitt oder ausreckte: Rudolfs Bettstelle, wonach er die Menschen zuschneidet, ist der Begriff des „Guten“. S. 38721—24 Du bist für Mich nichts als — meine Speise, gleichwie auch Ich von p. 395 Dir verspeiset und verbraucht werde. Wir haben zu einander nur Eine Beziehung, die der Brauchbarkeit, der Nutzbarkeit, des Nutzens. S. 41944—45 Die Auflösung der Gesellschaft aber ist der Verkehr oder P’ Verein. S. 25437—2554 Die Communisten führen nur consequent weiter, was während der reli- p. 416—417 giösen Entwicklung und namentlich im Staate längst vorhanden war, nämlich die Eigenthumslosigkeit, d. h. das Feudalwesen. S. 38044-3814 Allein um des „Allgemeinen“ willen fiele das Opfer ganz und gar nicht, so wenig als Ich die Übereinkunft um des „Allgemeinen“ oder auch nur um irgend eines andern Menschen willen schloß; vielmehr p. 418 ging Ich auf sie nur um meines eigenen Nutzens willen, aus Eigen* nutz, ein. Was aber das Opfern betrifft, so „opfere“ Ich doch wohl nur dasjenige, was nicht in meiner Gewalt steht, d. h. „opfere“ gar nichts. S. 25938—39 40139—40211 Was Einer werden kann, das wird er auch. Ein geborener Dichter mag wohl durch die Ungunst der Umstände gehindert werden, auf der Höhe der Zeit zu stehen und nach den dazu unerläßlichen großen Stu¬ dien ausgebildete Kunstwerke zu schaffen; aber dichten wird er, er sei Ackerknecht oder so glücklich, am Weimarschen Hofe zu leben. Ein geborener Musiker wird Musik treiben, gleichviel ob auf allen Instrumenten oder nur auf einem Haferrohr. Ein geborener phi¬ losophischer Kopf kann sich als Universitätsphilosoph oder als Dorf- p. 434 philosoph bewähren. Endlich ein geborener Dummerjan, der, was sich sehr wohl damit verträgt, zugleich ein Pfiffikus sein kann, wird, wie wahrscheinlich Jeder, der Schulen besucht hat, an manchen Beispielen von Mitschülern sich zu vergegenwärtigen im Stande ist, immer ein vernagelter Kopf bleiben, er möge nun zu einem Büreauchef einexercirt und dressirt worden sein, oder demselben Chef als Stiefelputzer dienen. Ja die geborenen beschränkten Köpfe bilden unstreitig die zahlreichste Menschenklasse. Warum sollten auch in der Menschengattung nicht dieselben Unterschiede hervortreten, welche in jeder Thiergattung un¬ verkennbar sind? Überall finden sich Begabtere und minder Begabte. S. 39743 ^36 Der Vogel lebt keinem Berufe nach, aber er gebraucht seine Kräfte p’ so viel es geht: er hascht Käfer und singt nach Herzenslust. S. 15927 So herrschen die Denkenden in der Weh, so lange die Pfaffen¬ oder Schulmeister-Zeit dauert, und was sie sich denken, das ist mög¬ lich, was aber möglich ist, das muß verwirklicht werden. Sie denken p. 442 sich ein Menschen-Ideal, das einstweilen nur in ihren Gedanken wirk¬ lich ist; aber sie denken sich auch die Möglichkeit seiner Ausführung, und es ist nicht zu streiten, die Ausführung ist wirklich — denkbar, sie ist eine — Idee.
670 Quellennachweis und Titelverzeichnis S. 6115—20 Kein Schaaf, kein Hund bemüht sich, ein „rechtes Schaaf, ein rechter Hund“ zu werden; keinem Thier erscheint sein Wesen als eine Aufgabe, d. h. als ein Begriff, den es zu realisiren habe. Es realisirt sich, indem es sich auslebt, d. h. auflöst, vergeht. Es verlangt nicht, etwas Anderes zu sein oder zu werden, als es ist. S. 39531—35 Auch auf andere Weise sorgt der Zunftgeist dafür, daß freie Gedanken gar nicht kommen, vor allem durch eine weise Erziehung. Wem die Grundsätze der Moral gehörig eingeprägt wurden, der wird von mora¬ lischen Gedanken niemals wieder frei, und Raub, Meineid, Übervor- theilung u. dgl. bleiben ihm fixe Ideen, gegen die ihn keine Gedanken¬ freiheit schützt. Er hat seine Gedanken „von oben“ und bleibt dabei. S. 1559—10 Das Denken wird so wenig als das Empfinden aufhören. Aber die Macht der Gedanken und Ideen, die Herrschaft der Theorien und Prin- cipien, die Oberherrlichkeit des Geistes, kurz die — Hierarchie währt so lange, als die Pfaffen, d. h. Theologen, Philosophen, Staats¬ männer, Philister, Liberale, Schulmeister, Bedienten, Altern, Kinder, Eheleute, Proud’hon, George Sand, Bluntschli u.s.w., u.s.w. das große Wort führen: die Hierarchie wird dauern, so lange man an Principien glaubt, denkt, oder auch sie kritisirt: denn selbst die unerbittlichste Kritik, die alle geltenden Principien untergräbt, glaubt schließlich doch an das Princip. S. 4128—16 Dein Denken hat nicht „das Denken“ zur Voraussetzung, sondern Dich. Aber so setzest Du Dich doch voraus? Ja, aber nicht Mir, sondern meinem Denken. Vor meinem Denken bin — Ich. Daraus folgt, daß meinem Denken nicht ein Gedanke vorhergeht, oder daß mein Denken ohne eine „Voraussetzung“ ist. Denn die Voraus¬ setzung, welche Ich für mein Denken bin, ist keine vom Denken gemachte, keine gedachte, sondern ist das gesetzte Denken selbst, ist der Eigner des Denkens, und beweist nur, daß das Denken nichts weiter ist, als — Eigenthum, dh. daß ein „selbständiges“ Denken, ein „denkender Geist“ gar nicht existirt. Stirner, Max. {Pseudonym: M. St.) Recensenten Stirners. In: Wigand’s Viertel- jahrsschrifk 1845. Dritter Band, p. 147—194. 72зз 7517—18 97б 12334 12419—20 13028 137 36 14019—20 14815 164 зз 1794 184 35 18716—17 2032, 8 214 зо—зі 2164 227 41-42 23 1 25-26, 32 233 25 234 2-3 237 29-30, 44 24511 24 7 41 248 4, и, 14 25911-12 278 23 31728 350 27 35 1 40,44 3 5 2 22 3 6 0 20—21,31 36 2 39—40 3 9 4 21 39 5 20 4 0415 41437, 39 420 7,27 42310,20,28,30,35,41,43 4 2 4 4,9 4 2513,20,23 426 17, 22, 23, 24, 28, 31, 41 428 12 Stirner, „Der Einzige“ etc. p. 443 p. 456 p. 467 p. 470 4262, 4, 5, 7, 9, 11, p. 151 p. 153 S. 42616—17 Der Einzige ist ein Wort, und bei einem Worte doch etwas denken können, ein Wort müßte doch inhalt haben. Aber der Einzige ist ein gedankenloses Wort, es hat keinen Gedankeninhalt. — Was ist aber dann sein Inhalt, wenn der Gedanke es nicht ist? Einer, der nicht zum zweiten Male dasein, folg¬ lich auch nicht ausgedrückt werden kann; denn könnte er aus¬ gedrückt, wirklich und ganz ausgedrückt werden, so wäre er zum zweiten Male da, wäre im „Ausdruck“ da. S. 42624 Was der Logiker verächtlich behandelt, das ist freilich unlogisch oder nur „formell logisch;“ aber es ist auch, logisch betrachtet, nur noch eine Phrase, es ist die als Phrase verendende Logik. S. 42625—26 Im Einzigen kann die Wissenschaft als Leben aufgehen, indem ihr Das zum Der und Der wird, der sich dann nicht mehr im Worte, im Logos, im Prädicate sucht. müßte man sich einen Gedanken- p. 153
Quellennachweis und Titelverzeichnis 671 Stirner, $• 41445 „Recensen- Wer vergäße sich nicht alle Augenblicke, wer verlöre sich nicht ten“ p. 158 tausendmal in einer Stunde aus den Augen? S. 42320 p. 166 irrtümlich p. 162 S. 23321—25 Was ist „Höheres und Niederes?“ Doch wohl nicht etwas, das sich nach Dir richtet und wofür Du das Maaß bist? Gälte etwas Dir und zwar Dir in diesem Augenblicke — denn nur im Augenblicke bist Du Du, nur als augenblicklicher bist Du wirklich; als „allgemeines Du“ wärest Du vielmehr in jedem Augenblick ein „Anderer“ — gälte also etwas Dir in diesem Augenblicke „höher“ als etwas Anderes, so wür- p. 170—171 dest Du’s nicht dem letzteren opfern, vielmehr opferst Du in jedem Augenblicke nur das, was Dir in eben diesem Augenblicke als „Niederes“ oder als minder wichtig gilt. Soll hiernach das Feuerbachsche „Höhere“ einen Sinn haben, so muß es ein von Dir, dem Augenblicklichen, ge¬ trenntes und freies Höheres, es muß ein absolut Höheres sein. Ein absolut Höheres ist ein solches, bei welchem Du nicht erst befragt wirst, ob es Dir das Höhere sei, welches vielmehr trotz Dir das Höhere ist. S. 246зі So sagt er z. B. „Man hat in der jüngsten Zeit bei uns soviel vom leibhaftigen Individuum, vom wirklichen Menschen, von der Verwirk- p. 190 lichung der Idee gesprochen, daß man sich nicht darüber wundern darf, wenn die Kunde davon auch nach Berlin gedrungen ist und da philo¬ sophische Köpfe aus ihrer Seligkeit aufgerüttelt hat. S. 36240 p. 190 irrtümlich p. 191 S. 1949 Zum Schlüsse dürfte es nicht unpassend sein, die Recensenten an p* Feuerbachs Kritik des Antihegels Seite 4 zu erinnern. Szeliga. „Der Einzige und sein Eigenthum“. Von Max Stirner. Kritik von со In: Norddeutsche Blätter. 1845. Heft 9, p. 1—34. 34516—17 — Eugen Sue: Die Geheimnisse von Paris. Kritik von -v>. In: Allgemeine Literatur- Zeitung. 1844. Heft 7, p. 8—48. 2744-5 Villegardelle s. Morelly. Virgils Eklogen. 4024 Vorwärts! Pariser Deutsche Zeitschrift. 1844 Nr. 72, 73 u. 87. (cf. auch Anonyme, Morelly) 51319 Vossische Zeitung. Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Gegründet 1704. 309зі 31335 31420 35012 Wade, John. History of the Middle and Working classes with а populär exposition of the economical and political principles which have influenced past and present condition of the industrious ordere. London. 1835. 18214 Watts, John. The Facts and Fictions of political Economists: being А Review of the Principles of the Science, separating the true from the false. Manchester, Abel Heywood. 1842. 1914 44416 Weitling, Wilhelm. Garantien der Harmonie und Freiheit. 1842. 18620 44426 — Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte. 1838. 44426 Weicker, Motion in der Sitzung der Badischen Kammer vom 10. Februar 1844. 31421 Westphälische Dampfboot, Das. Eine Monatsschrift. Redigirt von Dr. Otto Lüning. Erster Jahrgang. Bielefeld, A. Helmich’s Verlag. 1845. (cf. auch Anonyme) Wigand’s Vierteljahrsschrift 1845. Zweiter Band. Leipzig, Otto Wigand. 1845. (cf. auch Feuerbach) — Dritter Band. Leipzig, Otto Wigand. 1845. (cfauch Bauer, Stirner) 713 9044—45 97e 24812 — Vierter Band. Leipzig, Otto Wigand. 1845. (cf. auch Anonyme)
REGISTER
Namenregister S. 675 Im Namenregister sind nur die Namen vermerkt, über deren Träger selbst etwas ausgesagt ist, nicht aber solche, die nur im Vorbeigehen erwähnt werden. Mytholo¬ gische Namen wurden nicht aufgenommen. Sachregister S. 682 Im Sachregister wurden unter den betreffenden Stichworten alle Stellen vermerkt, wo die Rede von der durch das Stichwort bezeichneten wirklichen Kategorie ist, nicht nur die Stellen, wo die als Stichwort gewählte Bezeichnung genannt wird. Es wurden außerdem aufgenommen sämtliche auf frühere oder spätere Stellen des Textes bezüglichen Verweise von Marx und Engels, überall, wo die Seitenangaben direkt auf das Stichwort folgen, handelt es sich um den allgemeinen Begriff der betreffenden Kategorie, in den Unterrubriken um Spezialfälle. Im allgemeinen richtete sich die Aufeinanderfolge der Unterrubriken nach der Reihenfolge ihres Vorkommens im Text. Eine Ausnahme wurde gemacht bei den Stichworten: „Deutschland“, „Frank¬ reich“, „Großbritannien“, bei denen die Unterrubriken in alphabetischer Reihenfolge angeordnet sind. Bei dem Stichwort „Gesellschaft“ richtete sich in der Unterrubrik „Gesellschaftsstufen“ die Reihenfolge der betreffenden Stichworte nach der historischen Aufeinanderfolge der einzelnen Kulturstufen, ebenso unter dem Stichwort „Philosophen“ nach der der verschiedenen philosophischen Richtungen. Das Sachregister bezieht sich nur auf Text und Anhang. Die Sammlung der Til¬ gungen ist nicht einbegriffen worden, weil ihre Berücksichtigung, mit Ausnahme weni¬ ger zusammenhängenden Stellen, in einem Sachregister nicht vermerkt werden kann, da es sich in ihr meist um Textvarianten, also oft nur um stilistische Unterschiede handelt.
NAMENREGISTER Abd el Kader, Sidi el Hadschi Uld Ma- hiddin (1807—1883) Araberführer, 1830—1847 Emir von Algier, Haupt¬ führer der Kämpfe gegen die Fran¬ zosen in Marokko 144 Aikin, John (1747—1822) englischer Arzt, Historiker und radikaler Publizist 48 Alexis, Willibald (Georg Wilhelm Hä¬ ring) (1798—1871) 1827 Redakteur des „Berliner Conversationsblatts“, 1830—1835 des „Freimütigen“; sein Roman „Cabanis“ erschien 1832 als 1. Band einer Folge vaterländischer Romane. Von 1842 ab gab er mit Hit¬ zig zusammen den „Neuen Petaval“ heraus, eine Sammlung von „Verbre¬ chergeschichten“ 314 Al Hussein, Abu Ali Ben Abdallah Ibn Sina (Avicenna) (980—1037) be¬ rühmter arabischer Arzt 144 Arago, Dominique-Francois (1786—1853) Astronom und berühmter Mathemati¬ ker, s. Namenregister III/4 132 373 D’Argenson, Marc-Rene de Voyer, mar- quis (1771—1842) stellte sich auf die Seite der Revolution, wurde Flügel¬ adjutant von Lafayette, dessen Flucht er nicht mitmachte. Unter Napoleon 1803—1813 Präfekt; 1815 Deputier¬ ter, kämpfte gegen den weißen Ter¬ ror im Süden. Wurde wieder Freund Lafayettes und einer der Führer der Bewegung gegen die Bourbonen. Un¬ ter Louis Philippe trat er als Demo¬ krat hervor, Babouvist 493 Aristoteles (384—322 v. Chr.) 118—123 444 497 Arndt, Emst Moritz (1769—1860) 331 Arnim, Bettina v. (1785—1859) 314 Augustus, C. Octavius Octavianus (63 v. Chr.—14. n. Chr.) 33 Babeuf (Baboeuf), Francois Noel (Ga jus Gracchus) (1760—1797) 189 205 .304 305 Bac.o von Verulam, (Lord Francis Ba- <con) (1561—1626) 153 154 473 BaiHly, Jean Sylvain (1736—1793) Astro¬ nom, Girondist, während der Revolu ttion Maire von Paris, 1793 hingerich- ßet 180 Barere (Barrere de Vieuzac), Bertrand (1775—1841) Politiker, s. Namenregi¬ ster 1/3 160 493 Barmby, John Goodwin (1820—1881) englischer christlicher Sozialist 444 Bauer, Bruno (1809—1882) s. Namen¬ register III/4 17 22 27—31 33 38 71 72 75-94 119 146 163 178 180 190 194 198 215 217—219 239 240 314 334 345 348 356 359 410 411 413 421 425 431 432 541—544 Bauer, Edgar (1820—1886) s. Namen¬ register III/4 314 Bayrhoffer, Karl Theodor (1812—1888) Professor der Philosophie, anfangs Hegelianer, rückte 1839/1840 vom He¬ gelianismus ab, trat für die deutsch¬ katholische Bewegung ein 164 Bazard, Aman (1791—1832) Haupt der Saint-Simonisten 471 489 491—494 Beaulieu, Claude-Frangois (1754—1827) royalistischer Publizist 160 Becker, August (1814—1871) Verfasser von „Die Volksphilosophie unserer Tage“ (1843), „Was ist ein Commu¬ nist?“ (1844), „Was wollen die Kom¬ munisten?“ (1844), s. Namenregister III/4 301 314 519—521 525 526 Bentham, Jeremy (1748—1832) 192 224 238 387 391 392 Billaud-Varenne, Jean-Nicolas (1756— 1819) Mitglied des Ausschusses für die öffentliche Wohlfahrt 493 Blanc, Jean-Joseph-Louis (1811—1882) s. Namenregister ІІГ/4 179 314 476 479 493 Bluntschli, Johann Kaspar (1808—1881) 190 196 301 314 Bodin (Bodinus), Jean (1530—1596 ) 300 Bois-Guillebert. Pierre le Pesant, sieur de (gest. 1714) 179 Bonald, Louis-Gabriel-Ambroise, Vicomte de (1754—1840) Paire von Frank¬ reich, konterrevolutionärer Philosoph 325 Bossuet, Jacques-Benigue (1627—1704) 1681 Bischof von Meaux 508 Bouille, Fran^ois-Claude-Amour, mar- quis de (ca. 1740—1800) französi¬ scher Militär unter Ludwig XVI., ver¬ teidigte den französischen Kolonial¬ besitz in Amerika gegen die Englän¬ der 479 43*
676 Namenregistei Brissot, Jacques-Pierre (1754—1793) einer der Führer der Girondisten, ent hauptet 180 Browning, G., Verfasser von „The dome- stical and financial Condition of Great Britain; preceded by а brief Sketch of her foreign Policy; and of the Sta- tistics and Politics of France, Russia, Austria, and Prussia“, London 1834 163 Buchez, Philippe-Joseph-Benjamin (1796 —1865) 205—207 Buhl, Ludwig Heinrich Franz (1814— Anfang der 80-er Jahre) übersetzte Louis Blanc, „Histoire de dix ans“ Berlin 1844/1845, Herausgeber der „Berliner Monatsschrift“, s. Namen¬ register 11/2 179 Buonarotti, Filippo Michele (1761—1837) Freund Babeufs, Teilnehmer der Ver¬ schwörung 493 Cabarrus, Frangois, comte de (1752— 1810) spanischer Finanzier und Fi¬ nanzminister 480 Cabet, Etienne (1788—1856) 205—207 444 445 477 504—515 Caesar, C. Julius (100—44 v. Chr.) 422 Calderon, Pedro de la Barca (1600—1681) 427 Camots, Luis, Vaz de (1523—1580) klas¬ sischer portugiesischer Dichter 407 Carnot, Joseph-Frangois-Claude (1752— 1835) Richter des Revolutionstribu¬ nals 493 Carriere (Carriere), Moriz (1817—1895) Junghegelianer, Ästhetiker 314 Cartesius, s. Descartes, Rene Cato, Marcus Porcius (95—46 v. Chr.) 493 Cervantes, Saavedra Miguel de (1547— 1616) 186 214 218 248 249 252 262 286 319 322 347 379 402 421 422 428 Charles X, s. Karl X. Cherbuliez, Antoine-Elise (1797—1869) schweizer Ökonom, Sismondist 56 Chevalier, Michel (1806—1879) Ökonom, Redakteur des „Globe“, ursprünglich Saint-Simonist 282 287 494 Child, Sir Josiah (1630—1699) 179 Chouroa, s. Rochau Clemens Alexandrinus, Titus Flavius (ca. 150—216) Kirchenschriftsteller 122 Cobbett, William (1762—1835 ) 448 Cobden, Richard (1804—1865) Fabri¬ kant in Manchester, Führer der Frei¬ händler 423 Comte, Frangois-Charles (1782—1837) französischer liberaler Politiker und Publizist 287 Conde, Louis-Joseph de Bourbon, prince de (1736—1818) 512 Condorcet, Marie-Jean, marquis de (1743 —1794) 512 513 Constant-Rebecque, Henri-Benjamin de (Benjamin-Constant) (1767—1830) Publizist 325 Cooper, Thomas (1759—1839) amerika¬ nischer Arzt, Chemiker und ökonomi¬ scher Schriftsteller, Freund Priestleys 371 474 Courier de Mere, Paul - Louis (1772— 1824) während d. Revolution u. d. Kaiserreichs Artillerieoffizier, hervor¬ ragender Hellenist, während d. Re¬ stauration entschiedener Demokrat, bekämpfte den weißen Terror 448 Dähnhardt, Marie Wilhelmine (1818— 1902) gehörte den „Freien“ an, 1843 —1847 mit Johann Caspar Schmidt verheiratet. Stirner widmete ihr als „Meinem Liebchen Marie Dähnhardt“ sein Buch „Der Einzige und sein Eigentum“. (Die Braut; Dulzinea von Toboso; die freie Nähterin; die Ge¬ liebte; die keusche Berliner Nähte¬ rin; Maritomes; die Schäferin Tor¬ ralva; die Throstlespinnerin: das Titelgespenst von Stirners Buch; das Viehmädchen; „Weib“) 173 184 188 261 279 288 343 348 376 377 379 421 Dalton, John (1766—1844) Begründer der modernen Chemie 121 Danton, Georges-Jacques (1759—1794) 316 Demokrit, von Abdera (460—370 v. Chr.) 120 121 Descartes, Rene (1596—1650) 154 Desmoulins, Benoit-Camille (1760—1794) 472 Destutt de Tracy, Antoine-Louis-Claude (1754—1836) idealistischer Philosoph und Nationalökonom der Restaura¬ tion, Begründer der Lehre von der Ideologie 207 208 210 Diogenes Laertius (um 240 v. Chr.) 119 120 121 Dottore Graziano der deutschen Philoso¬ phie, s. Rüge, Arnold Duchätel, Charles-Marie (1803*—1867) Akademiker, Deputierter, 1824—1848 mehrmals Minister, Malthusianer, s. Namenregister 1/2 338 Dunoyer, Barthelemy-Charles-Pierre-Jo- seph (1786—1862) ökonomischer Schriftsteller, Politiker, nach der Juli¬ revolution Präfekt 423
Namenregister 677 Dupin, Andre-Marie-Jacques (1783— 1865) französischer Politiker, einer der aktivsten Teilnehmer am Julium¬ sturz 492 Duvergier de Hauranne, Prosper (1798— 1881) liberaler, nach 1848 konserva¬ tiver französischer Journalist und Po¬ litiker, Freund Thiers. Deputierter, beschäftigte sich mit der Marokko¬ frage 144 Eden, Sir Frederic Morton (1766—1809) Historiker und Nationalökonom 199 Edmonds, Thomas Rowe (1803—1889) Owenist, Verfasser von „Practical, Moral and Political Economy“, Lon¬ don, 1828 444 Edward VI., König v. England (1537— 1553) 184 Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779—1856) preußischer Staats¬ mann, 1840—1848 Kultusminister 346 Enfantin, Barthelemy-Prosper, gen. Le Pere Enfantin (1796—1864) Haupt der Saint-Simonisten 144 471 486 492 —494 Epikur (341—271 v. Chr.) s. Namenregi¬ ster 1/1 121 122 Ewald, Johann Ludwig (1747—1827) Theologe, Professor der Moral 101 Fauchet, Claude (1744—1793) französi¬ scher Bischof, mit den Girondisten hingerichtet 180 Feuerbach, Ludwig Andreas (1804— 1872) 7 30—34 38 63 72 75—85 92 93 97 110 114 116 118 126 141 174 213 —217 234 237 263 314 345 359 422 423 425 427 451 473 476 477 515 533 —535 538 539 542 Fievee, Joseph (1767—1839) royalisti¬ scher Politiker und Schriftsteller 325 Fourier, Charles (1772—1837) 186 236 394 395 444 445 466 471 477 495— 499 503 Franz I., König v. Frankreich (1494— 1547) 252 314 Friedrich Wilhelm ГѴ. König v. Preußen (1795—1861) 309 317 323 340 343 Gellert. Christian Fürchtegott (1715— 1769) Fabeldichter 361 Godwin, William (1756—1836) 381 391 Goethe, Johann Wolfgang von (1749— 1832) 394 Greaves, James Pierrepont (1777—1842) englischer Pädagoge und mystischer Philosoph, befaßte sich seit 1832 mit sozialen Plänen für die Landarbeiter 444 Gregor ѴП. (ca. 1020—1085) Papst 160 Grotius, Hugo de (1583—1645) Staats¬ rechtler 508 Grün, Karl Theodor Ferdinand (1817— 1887) s. Namenregister III /4 468 471 —516 Guizot, Frangois-Pierre-Guillaume (1787 —1874) 1840—1847 französischer Außenminister 127 199 290 380 475 505 Halm, Friedrich (Pseudonym), s. Münch- Bellinghausen Hampden, John (1653—1696) seit 1679 Parlamentsmitglied, Gegner Karls II. Wegen Beteiligung am Rye House Komplott in den Tower gebracht und zu 40 Tausend Pfund Geldstrafe ver¬ urteilt, begnadigt gegen 6000 Pfund. 1689 wieder ins Parlament gewählt, trat hervor als Redner der radikalen Whigs, 1690 nicht wiederge wählt, wirkte er als Publizist. Nach erneu¬ ter Wahlniederlage 1696 beging er Selbstmord 179 Hannibal (246—183 v. Chr.) 144 Harney, George Julian (1817—1897) Freund von Engels, Chartistenfüh¬ rer, Redakteur des „Northern Star“ 444 Hegel, Georg Friedrich Wilhelm (1770 —1831) 8 17 38 76—79 84 90 91 93 101—103 108—110 114 117 118 122 126 127 129 134 135 138 146—153 155 —159 163 164 167 171 172 174 178 179 188 214 215 222 235 244 245 246 255 256 284 285 297 302 305 307 327 332 387 389 444 457 465 474 477 505 531 542 Heine, Heinrich (1797—1856) 385 473 495 Heinrich ѴІП., König v. England (1491 —1547) 45 Helvetius. Claude-Adrien (1715—1771) 224 388—390 Heraklit aus Ephesos (etwa 540—480 v. Chr.) 119 Herwegh, Georg Friedrich (1817—1875) s. Namenregister III/4 449 Heß, Moses (1812—1875) s. Namenregi¬ ster III4 72 92—94 97 216 240 241 314 317 394 395 423 426 442 449 450 451 474 477 478 498 Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm (1794-—1861) Althegelianer, seit 1825 Professor der Philosophie in Halle 91 93 314 542 Hobbes. Thomas (1588—1679) 300 307 388 390 391 457 508 Hobson. Joshua, Chartist, Mitherausgeber des „Northern Star“ (1843) 191 444
678 Namenregister Hoffmann von Fallersleben, August Hein¬ rich (1798—1874) romantischer Dich¬ ter 166 Holbach, Paul-Henri, baron d’ (1723— 1789 ) 388—390 Holyoake (Holyoke), George Jacob (1817 —1906) secularistischer Owenist, spä¬ ter Genossenschaftler 444 Horatius, Quintus Flaccus (65—8 v. Chr.) 120 Hume, David (1711—1776) 153 Innocenz III. (1161—1216) Papst 160 Jean Paul, s. Richter Kant, Immanuel (1724—1804) 175 177 476 Karl der Große (742-814) 54 199 481 Karl X., Philipp, Graf von Artois (1757 —1836) 1824—1830 König der Fran¬ zosen 293 512 Kats, Jacob (1804—1886) flämischer Ar¬ beiterdichter und Dramaturg 476 Kaulbach, Wilhelm von (1804—1874) Maler 71 Kett (Ket), Robert (1549 hingerichtet) Führer des englischen Bauernaufstan¬ des von 1549 183 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724— 1803) 264 291 Konfuzius (551—478 v. Chr.) 506 Krummacher, Friedrich Wilhelm (1796 —1868) pietistischer Theologe, Pastor in Elberfeld, s. Namenregister 1/2 216 Kuhlmann, Georg, Dr. (geb. 1812) wah¬ rer Sozialist, spielte den Apostel un¬ ter den Arbeitern in der Schweiz, Abenteurer. Am 1. September 1845 aus der Schweiz ausgewiesen. Ver¬ fasser von „Die neue Welt oder das Reich des Geistes auf Erden. Verkün¬ digung“. (Genf 1845) und .,Das Reich Gottes in der Wirklichkeit oder die organisierte Freiheit“. (Genf 1845) 356 371 519-528 Kuonrat von Wurzeburc (gest. 1287) mittelhochdeutscher Dichter 427 Lafayette, Marie-Joseph, marquis de (1757-1834) 180 Lamartine, Alphonse-Marie-Louis de Prat de (1790—1869) Dichter, Diplomat und liberaler Abgeordneter 505 Lamennais, Felicite-Robert de (1782— 1854) Deputierter, Philosoph, reli¬ giöser Sozialist 522 523 Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646—1716) 161 420 Leonardo da Vinci (1452—1519) 372 Lerminier, Jean-Louis-Eugene (1803— 1857) Jurist, liberaler Politiker und Philosoph, Mitarbeiter am „Globe“ 474 Leroux, Pierre (1798—1871) bis zur Spaltung Saint-Simonist, Begründer des „Globe“, Mitarbeiter an der „Re¬ vue des deux Mondes“, Demokrat, später Sozialist 211 Lessing, Gotthold Ephraim (1729—1781) 314 476 Levasseur, Rene (de la Sarthe) (1747— 1834) s. Namenregister 1/3 und III/4 160 493 Linguet, Simon-Nicolas-Henri (1736— 1794) Advokat, Staatstheoretiker, Hi¬ storiker, Publizist 180 Locke, John (1632—1704) 388 390 391 507 Louis ХѴГ, König v. Frankreich (1754— 1793) 127 499 510 Louis XVIII, Stanislas-Xavier, König v. Frankreich (1755—1824) 512 Louis Philippe, Herzog von Orleans (1773 —1850) 1830—1848 König von Frank¬ reich 475 Louvet de Couvray, Jean-Baptiste (1760 —1797) Jakobiner, s. Namenregister 1/3 160 Lucretius, Titus Carus (ca. 96—55 v.Chr.) 119 122 Luther, Martin (1483—1546) 122 127 152 489 Luzian (ca. 125—180) griechischer Sati¬ riker 123 169 Mably, Gabriel-Bonmot de (1709—1785) Publizist, Historiker und Philosoph 180 509 Macchiavelli, Niccolö di Bernardo dei (1469—1527 ) 300 MacCulloch, John Ramsay (1789—1864) 344 Maistre, Joseph-Marie, comte de (1754— 1821) Schriftsteller und Philosoph 325 Malthus, Thomas Robert (1766—1834) 338 Marat, Jean-Paul (1744-1793) 180 Matthäi, Rudolf, schrieb im „Gesell¬ schaftsspiegel“ 1845: „Wohltätigkeits- Zwecke“, „Über die Ablösung der bäuerlichen Dienstpflichtigkeit“, „Die ackerbautreibende Bevölkerung in Schlesien“ und lieferte in „Rheinische Jahrbücher zur gesellschaftlichen Re¬ form“ einen Beitrag „Sozialistische Bausteine“ 442—468
Namenregister 679 Mauguin, Francois (1785—1854) franzö¬ sischer Rechtsanwalt und Parlamen¬ tarier 492 Mehemed Ali (1769—1849) s. Namen¬ register 1/2 144 Mercier de la Riviere, Paul-Pierre (1720 —1793) 180 Metternich, Klemens Lothar Wenzel, Fürst von (1773—1859) 293 Michelet, Karl Ludwig (1801—1893) He¬ gelianer, seit 1829 Professor der Phi¬ losophie in Berlin, Mitherausgeber der Hegelausgabe 101 103 163 164 Mill, James (1773—1836) 390 391 Mirabeau, Gabriel - Honore - Riquetti, comte de (1749—1791) 511 Monteil (Montheil) Amans-Alexis (1769 —1850) französischer Historiker 199 Montesquieu, Charles de Secondat, baron de la Brede et de (1689—1755 ) 265 505 509 Montez, Lola (Maria Dolores Eliza Ro¬ sanna Gilbert) (1818—1861) Tänze¬ rin 366 Montjoie, Christophe, Ventre de la Tou loubre, gen. Galart de (1746?—1816) französischer Publizist, Royalist 160 Morelly (Mitte des 18. Jahrhunderts) französischer kommunistischer Philo¬ soph, s. Namenregister III/4 513 Morgan, John Minter (1782—1854) Owe¬ nist, Verfasser von „Remarks on the Practicability of Mr. Owen’s Plan to improve the Conditions of the Lower Classes“, 1819 444 Morus, Thomas (1478—1535) 444 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756—1791) 372 M. R., s. Regnier d’Estourbet, Hipp. Münch-Bellinghausen, Elegius Franz Jo¬ seph, Reichsfreiherr von (1806—1871) Dichter (Friedrich Halm), Verfasser einer Reihe von Dramen u. a. „Der Sohn der Wildnis“ (1842/43 ) 281 Mundt, Theodor (1808—1861) 471 Napoleon I (1769—1821) 35 116 118 144 177 255 332 362 Nauwerk (Nauwerck), Karl Ludwig Theo¬ dor (1810—1891) s. Namenregister I 1/1 314 Newton, Sir Isaac (LM2-1727) 49 485 Nougaret, Pierre-Jean-Baptiste (1742— 1823) Publizist und Politiker 160 O’Connell, Daniel (1775-1847) 267 Oelckers, Hermann Theodor (1816— 1869) studierte Medizin, seit 1839 Schriftsteller, Übersetzer hervorragen der englischer und französischer Werke; seine Schrift „Die Bewegung des Sozialismus und Kommunismus“ wurde von Karl Grün 1844 in der „Neuen Anekdota“ rezensiert 436 Owen, Robert (1771—1858) 195 372 444 445 Paulus, der Apostel 122 Peltier, Jean-Gabriel (gesL 1825) franzö¬ sischer Emigrant, lebte meist in Eng¬ land, schrieb gegen die Revolution und das Kaiserreich, Royalist 160 Persiani, Fanny, geb. Tacchinardi (1812 —1867) italienische Sängerin 419 Petty, Sir William (1623—1687) 179 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1736—1809) Fabeldichter 278 Pfister, Johann Christian (1772—1835) Historiker 219 Philippson (Dessau), Ludwig, Dr. (1811 —1889) liberaler Rabbiner, schrieb gegen Bruno Bauer 92 Pinto, Isaak (1715—1787) portugiesisch¬ holländischer Kaufmann und ökono¬ mischer Schriftsteller, Fondsspeku¬ lant 48 340 Plato (427—347 v. Chr.) 123 155 Plutarch (ca. 45—125) 122 Proudhon, Pierre-Joseph (1809—1865) 161 195 204 314 332 343 359 402 471 476 477 478 496 503 514 515 524 Pufendorf (Puffendorf), Samuel, Frei¬ herr von (1632—1694) 508 509 Pythagoras (ca. 582—493) 506 Raffael (Raphael) Santi (1483—1520) 370 372 Ranke, Leopold von (1795—1886) 280 Regnier d’Estourbet, Hippolyte (1804— 1832) abbe, Dramaturg, katholischer Schriftsteller, schrieb unter den Pseu¬ donymen M. R., abbe Tiberge, Eugene de Dalman u. docteur Ritter de Brig- ton 160 Reichhardt, Carl, Schriftsteller, Mitar¬ beiter an der Bauerschen „Allgemei¬ nen Literaturzeitung“, wo er August Wönigers Buch „Die Gründe des wachsenden Pauperismus“ kritisierte, s. Namenregister 1/3 198 211 Reybaud, Marie-Roch-Louis (1799— 1879) französischer Historiker und Nationalökonom, Herausgeber von Fourier 479—485 489—494 504 515 Ricardo, David (1772—1823 ) 382 Richter, Jean Paul Friedrich (Jean Paul) (1763—1825) 119 177 Robespierre, Maximilien-Marie-Isidor de (1758—1794) 159 160 161 224 472
680 Namenregister Roch au, August Ludwig v. (Pseudonym Chouroa) (1810—1873) liberaler Publizist und Politiker 496 Rodrigues, Benjamin - Olinde (1794— 1851) Saint-Simonist 479 485 Rohmer, Friedrich (1814—1856) philoso¬ phischer und politischer Schriftstel¬ ler, gehörte zum Kreise von Bluntschli (Zürich) 524 Roland, Manon-Jeanne Phlipon (1754— 1793) französische Schriftstellerin 160 Rousseau, Jean-Jacques (1712—1778) 380 381 509 510 Rüge, Arnold, Dr. (1802—1880), s. Na¬ menregister III/4 111 215 216 227 Rumford, Benjamin Thompson, Graf von (1753—1814) Abenteurer, englischer Offizier, bayrischer Staatsminister, Phi¬ losoph. Erfinder der Rumford-Suppe 215 Rutenberg, Adolf (1808—1869) s. Na¬ menregister 11/2 314 Saint-Just, Louis - Antoine (1767—1794) 159 160 161 224 Saint-Simon, Claude Henri, comte de (1760—1825 ) 448 457—459 471 477 479—491 493 523 Sand, George (Amandine-Lucile-Aurore Dupin dame Dudevant) (1804—1876) 161 Sarran, Jean-Raimond-Pascal (Sarrans aine) (1780—1844) ultramonarchisti¬ scher Publizist der Restauration 325 Say, Jean-Baptiste (1767—1832) Ökonom 504 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von (1775—1854) 114 174 477 Schiller, Friedrich von (1759—1805 ) 508 509 510 Schlegel, August Wilhelm von (1767— 1845) 385 Schlosser, Friedrich Christoph (1776— 1861) Historiker 314 Schmidt, Johann Caspar (Max Stirner) (1806—1856 ) 8 9 27—31 35 38 61 65 71 72 75 77—80 83—85 92 97—110 114 116—175 177—199 200—227 229 —257 258—309 310—328 330—388 389 392 396 397—417 418—432 447 450 Semmig, Friedrich Hermann (1820— 1897), s. Namenregister III/4 441—450 452 Senior, Nassau William (1790—1864) Ökonom 339 Shakespeare, William (1564—1616) 84 210 Siegismund L, deutscher Kaiser (1368— 1437) 252 Sieyes, Emanuel-Joseph (1748—1836) 505 511 Sismondi, Jean-Charles-Leonard-Simonde de (1773—1842 ) 56 182 494 Smith, Adam (1723—1790) 48 371 Sokrates (469—399 v. Chr.) 118 119 127 Sophokles (497—406 v. Chr.) 117 Southwell, Charles, englischer Kommu¬ nist 444 Spartakus (71 v. Chr. gefallen) 199 Spence, Thomas (1750—1814) englischer Kommunist, s. Namenregister 1/2 444 Spinoza, Benedictus (1632—1677) 161 300 Stehely. s. Namenregister 1 1/2 303 Stein, Heinrich Friedrich Karl, Freiherr vom und zum (1757—1831), preußi¬ scher Staatsminister 331 Stein, Lorenz von (1815—1890) 189 436 471—496 514 515 535 Stephenson, George (1781—1848) Er¬ finder der Lokomotive 282 Stirner, Max, s. Schmidt, Johann Caspar Strauß, David Friedrich (1808—1874) 7 8 157 Szeliga, s. Zychlinsky Tertullianus, Quintus Septimius Florens (ca. 160—220) Kirchenschriftsteller 144 Teste, Jean-Baptiste (1780—1852) nahm schon mit 12 Jahren am politischen Leben teil, Jurist, Akademiker 493 Thompson, William (ca. 1783—1833) irischer Gutsbesitzer, Ökonom, ricar- dianisch-owenistischer Sozialist 444 Timon von Phlius, der Sillograph (ca. 250 v. Chr.) 118 123 Tizian (Tiziano Vecelli) (1477—1576) 372 Turgot, Anne-Robert-Jacques. baron d’Aulne (1727—1781) 499 509 510 511 Vauguyon, Paul-Frangois, duc de la (1746—1828) französischer Staats¬ mann; Gesandter in Holland (1770) und Spanien (1784—1790) 480 Venedey, Jakob (1805—1871) Publizist. Veröffentlichte im „Deutschen Bür¬ gerbuch für 1845“ (herausgegeben von Püttmann) ein „Credo“, s. Na¬ menregister HI/4 31 Vergilius, Publius V. Maro (70—19 v. Chr.) 402 Vemet, Horace (1789—1863) Maler 372 Villegardelle, Frangois (1810—1856) Fourierist, s. Namenregister 1/3 513
Namenregister 681 Vincke, Friedrich Ludwig Wilhelm, Freiherr von (1774—1844) preußi¬ scher Staatsmann, s. Namenregister Г/3 331 Voltaire, Frangois-Marie Aronet, gen. (1694-1778) 510 „Publizistische Abhandlungen: I. Die Gründe des wachsenden Pauperis¬ mus“, die von Carl Reichardt in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ be¬ sprochen wurden 211 Wade, John (1788—1875) englischer po¬ litischer Ökonom und Historiker 182 Washington, George (1732—1799) 479 Watts, John (1818—1887) Lecturer an der Hall of Science in Manchester, englischer Sozialist, Anhänger von R. Owen 191 444 Wat Tyler (gest. 1381) einer der Führer des Aufstandes der englischen Bauern und Handwerker gegen die Feudalen 183 Weitling, Wilhelm Christian (1808— 1871) 186 444 Wigand, Otto (1795-1870) Verleger 97 Wöniger. August Theodor, Dr., bürger¬ licher Schriftsteller, schrieb 1843 Zeno, byzantinischer Kaiser (474—491) 183 Zeno aus Kition (336—264 v. Chr.) Phi¬ losoph, Begründer der Stoa 120 Zychlinsky, Franz Szeliga Zychlin von, (1816—1900) betätigte sich in seiner Jugend als junghegelianischer Schrift¬ steller, Mitarbeiter (1843—1845) an der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ und den „Norddeutschen Blättern“ Bruno Bauers; in letzteren veröffent¬ lichte er im März 1845 seine Kritik des Stimerschen Buches 38 97 100— 102 129 130 131—136 141 152 172 173 203 255 264 274 314 315 322 324 345 348 363 364 372 376 377 387 426
SACHREGISTER Abstrahieren: von wirklichen Vor¬ aussetzungen nur in d. Einbildung möglich 10 35 59 306 349 397 411 412 448 452-453 497 502 535 Abstrakt (e) (losgerissen,verselbstän¬ digt): sind d. Empiriker selbst noch 16; Gedanken u. Vorstellungen 36 78 110 157 174 178 216—217 262 309 466; Tat 39; Individuen 57 243 403 535; Ausdruck wirklicher Verhält¬ nisse 76—77 124 388 448 452; Phra¬ sen 77 260; Charakter der stimer- schen „Philosophie“ 153; Kategorien 209 253 281 341 425; Charakter wirk¬ licher Erscheinungen 242 397 533; Denken 242—243 442 534; Ideologen 305; Tatsachen 359 Abstraktion: allgemeinster Resul¬ tate 16; geschichtliche 17 263 408 520 527; sinnlose 77 159 231 266 272 284 285 484—485; v. einer Abstraktion 78 136 147 389 453 462 466 480 522; scheinbar metaphysische 387; s. auch Ideologie Ackerbau: als Lebensbasis eines Vol¬ kes 12; Ackerland: Verwandlung des¬ selben in Viehweide 13 45 127; als naturwüchsiges Produktionsinstru¬ ment 55; u. römische Eroberungen 13; im verfallenden römischen Reich 13; geringer u. roher im Mittelalter 14; feudaler, parzelliert, erschwerte Ar¬ beitsteilung 14; u. gemeinsame Haus¬ wirtschaft 18; gemeinsamer 18; u. Vagabundentum 45; u. Eigentum 46; Weise d. Betriebs desselben nach d. Bauernkriegen in Deutschland 176; u. Parzellierung in Irland, Wales u. Frankreich 330; bestimmte Organisa¬ tion desselben 369; u. Physiokraten 391; kapitalistische Landwirtschaft 495; s. auch Landwirtschaft. Adel: als feudaler Stand 14 65 201; grundbesitzender 15 42 45 66 396; als herrschende Klasse 15 321 410; Kampf desselben m. Demokratie u. Monarchie 23 36 53 314; ideologische Auffassung d. Herrschaft desselben 36; Sturz seiner Herrschaft 37 53 397; alter feudaler in Deutschland 175— 176; weltlicher u. geistlicher feuda¬ ler 199; setzte zuerst an d. Stelle d. Genusses d. Evangelismus d. Evange¬ lium d. Weltgenusses 200 396; Macht desselben rückte in Gestalt d. Geldes in d. Taschen d. Bourgeoisie 200; devote Religiosität desselben 397; Beweis desselben v. seiner „Produk¬ tivität“ 501; französischer, u. Hun¬ gersnot v. 1775 511; s. auch Feuda¬ lität Akkumulation: d. naturwüchsigen Kapitals 44; d. mobilen Kapitals 46 66 340; d. Arbeit als Kapital 55; Wachstum derselben 56; Notwendig¬ keit derselben 56; u. Erbrecht 341; ursprüngliche kapitalistische 353; v. Produktivkräften u. Verkehrsformen 416; s. auch Produktion, Zirkulation Aktiengesellschaften 335 336 341 350 390 394 Allgemeine, das: angebliche Herr¬ schaft desselben 9 37; als Resultat ge¬ schichtlicher Abstraktion 16 36—37 390; als wirklicher Begriff 22 23 37 262 342 385 461 463 465; als illuso¬ rische Form d. Gemeinschaftlichkeit 23 37 52 228 251; als metaphysische Person 138 265 344 381 390 460; als feuerbachsche „Gattung“ 535 Altertum: Eigentumsverhältnisse des¬ selben 12—13 51 140 170 410; Aus¬ gangspunkt desselben 13—14; Epi¬ kur als eigentlicher radikaler Aufklä¬ rer desselben 122; identifiziert m. al¬ ter Philosophie 123; als Realismus b. d. Deutschen, als Idealismus b. d. Franzosen u. Engländern 124; u. Christenum 170—171; u. Neuzeit 396; als Naivität 450; s. auch Griechen¬ land, Rom Amerika 34—35 46 62 180 181 196 449; südamerikanische Republiken 64; s. auch Vereinigte Staaten von Nordamerika Arbeit: als einseitige Tätigkeit, als Be¬ ruf 7 36 39 41 42 57 65 67 204 215 243 268 270—271 337 342 357 373 379 398 403 424 536 540; historische Entwick¬ lung derselben 11 14 40—45 50—51 55 56 59 66—67 185 199 466; als korporatives Eigentum 14 40—42; bei Hegel 17 155; als Produktion d. eigenen Lebens 19 66 467; quantita¬
Sachregister 683 tive u. qualitative Verteilung dersel¬ ben 21 22 55 59 197—200 443 468 526; fremde, Kommando darüber 22 186 209 364; als Lebensbedingung d. Arbeiters 25 42 56 66; sinnliche, als Basis d. Gesellschaft 33 56; geistige u. materielle 36 39 105 371—373 379 —391 446; entfremdete 40 43 50—57 59 67 185 196 339; als ausschließliche Basis d. Kapitals 40 55 56 196 496; Aufhebung derselben 43 59 67 185 198; einfache u. zusammengesetzte 45 379; absolute Naturwüchsigkeit derselben 50; Organisation derselben 51 369-374 393 404 418 468 505; Austausch d. Produkte derselben 55; abstrakte, als Gestalt d. Privateigen¬ tums 56 57 196; freie 67 184—185; Lohnarbeit 196 339 363 364 473 496; b. proletarischen Schriftstellern 188 466 486 496; „einzige“ u. „mensch¬ liche“ 251—252 339 370—373 380; Grundrente u. Staat 262; Zwangs¬ arbeit 288; u. Arbeitslohn 363 364 371; gesellschaftlich notwendige 371; „produktive“ u. „unproduktive“ 371— 372; wertbestimmende 378; gemein¬ sames Eigentum an d. Produkten der¬ selben 467—468 Arbeiter: Taglöhner 14 41 332 364— 371; Lohnarbeiter 25 42 46 50 181— 186 201 331 339 348 352—353 357 364 387; v. Weltmarkt abhängig 34 191; mittelalterliche 40—42 46; indu¬ strielle u. nichtindustrielle 50; Kampf derselben gegen d. Kapitalisten 184 196 208 270 339 348 364—367 387; einzelner 191; politische Interessen derselben 196 199 357 364 367; b. St. Simon 448 485 487; s. auch Prole¬ tarier Arbeiterbewegung5060 183 184 191 195 196 199 205 270 280 333 339 364 367 435—437 441—445 448 449 451—453 468 474 475 477 478 483 499 505 513 519—521 523; Aufstände 183 196 199; Streiks 184 339 364 366 367; Reformismus 196; National reformer 449; s. auch Kommunismus, Revolu¬ tion, Sozialismus Arbeitskraft: Verfügung über fremde 22; massenhaft vom Kapital oder irgend einer bornierten Befriedi¬ gung abgeschnittene 25; auf d. Markt, Preis derselben 366; eines Individu¬ ums 372—373 Arbeitslohn: b. Stirner 163 181 332 339 346—347 348 363 371 418; Ab¬ züge davon zugunsten d. Bourgeois 181 363—364 392; gleicher, als angeblicher Kommunismus 195; Schwankungen desselben 348; Mini¬ mum desselben 348 366 382; gesetz¬ liche Festsetzung desselben 371 Arbeitslosigkeit 25 35 45 Arbeitsteilung: im internationalen Verkehr 11 35 372; innerhalb einer Nation 11 22 23 39 44 65 176 239 393 417 536; innerhalb d. drei Arten d. Arbeit 11 14 41 49—51 398; Entwick¬ lungsstufen derselben 11 22 51 307 321 349—353 537; u. Stammeigentum 12 365; u. Gemeindeeigentum 12; Weiterentwicklung derselben 12 14 20—23 41 49—51 55 56 321 349—353 373; naturwüchsige 12 20—22 35 41 50; u. Feudalismus 14 41—42; ur¬ sprüngliche im Geschlechtsakt 20—21 539; moderne 21—23 49 55—56 63 64 320—321 336 349—353 373 413 417 424 468 536—539; als Trennung d. materiellen u. geistigen Arbeit 21—23 39 55 372—374 379—380; Aufhebung derselben 21 63—64 359 417; u. Di¬ stribution 22; u. Interessen 22; Sub¬ sumtion darunter 22 43 56 58 64—65 227 243 270 274 369 379 415—417; in Indien u. Ägypten 29; innerhalb d. herrschenden Klasse 36 43; als Aus¬ druck d. Allgemeinheit 37; Folgen derselben 56 63—65 321 373 424; zwi¬ schen stimerschen Kategorien 102; u. Philosophie 291 343—347 539; il Staat 320 336 342; u. vorproletarische Revolutionen 359; in d. Kunst 372 373; u. Bildungsverhältnisse d. Men¬ schen 372; u. Nützlichkeitstheorie 392; u. Gattung 403—404; als Vor¬ aussetzung persönlicher Verhältnisse 415—416; u. Wissenschaft 536 Arbeitszeit 268 288 370 540 Armee: zusammengelaufene, ihre Ent¬ lassung mit Aufhören d. feudalen Ge¬ folgschaften 45; kleine, d. Duodez¬ fürsten 176; u. Klassenkampf im Bourgeoisstaat 339; als Mittel d. Staatszwangs 464 Assoziation, s. Gemeinschaft Atom: b. Demokrit u. b. Epikur 121; b. Hegel 262; b. d. wahren Sozialisten 442 Attraktion: b. Hegel 262; b. Fou¬ rier 498 524 Babouvismus 189 444 Bankwesen: Entstehung desselben in d. Manufakturperiode 48; u. Bour¬ geoisstaat 51; als Voraussetzung d. ..Nehmens“ d. Bankiersvermögens 54 362 390; u. philosophische Kämpfe 71; s. auch Deutschland, Kredit Barbarei, s. Gesellschaft
684 Sachregister Barbaren: zerstören alte Zivilisation 12 43—44; erobern d. römische Reich 12—13 54; erobernde, betreiben d. Krieg als regelmäßige Verkehrsform 12 Bauern: kleine plebejische in Rom 13; kleine leibeigene 14 45 66 368—372 379—382; als feudaler Stand 14; Hausindustrie derselben 14 44 45; Zersplitterung derselben im Mittel- alter u. Ohnmacht in d. Neuzeit 41 176 333; als mittelalterliche Reserve¬ armee d. aufkommenden Manufaktur 45 66; Hörigkeit u. Fronlasten der¬ selben 176 331 368—372 379—382; als aktiv revolutionäre Klasse in Deutschland im 17. u. 18. Jahrh. un¬ möglich 176; französische, in d. Gro¬ ßen Revolution 187 482; als „Ge¬ drückte“ b. Stirner 190; irische 291; Tiroler 293; Loskaufung derselben v. d. Servituten 331; kleine, eigentums¬ lose 332—333; kleine, als Eigentümer 384; fronpflichtiger 407 e. M. Stir¬ ner, Namenregister Bedürfnisse 12—15 17—21 32 33 39—44 49 51 58 61 62 80 90 170 175 188 201 235 243 265—270 282— 284 297 331 333 340 349 356 382 387 390 394—395 404 408—410 416 418 435 445 460 474 493 503 523 525—526 538 539; Befriedigung derselben 17 —18 31—32 47 49 61 80 229 235 236 242 244 268 269 283 284 390 395 410 416 460 538; b. Hegel 17 297; Luxus 44 396 397; Hunger 80 146 191 273 274 290; b. Kant 175 B e g r i f f 9 18 21 36 38 61 71 78 83 86 138 140 149—152 162—165 177 188 199—200 209 213 217 242 250—251 256 272 293 296—297 304—306 320 341—343 359 407—409 451 468 503 533 536; s. auch Erkenntnis Belgien: Lohnkämpfe 339; Fourieris- mus 445; u. K. Grün 474 478 Berlin (Berliner, berlinisch): 101 103 135 143 157 161 164 166 173 178—180 183—185 189 197 204 207 243 250 277 280 281 284 293 304 309 314 316 324 335 337 339 344 351 364 367 394 406 409 412 421 423 450 521 Bestehendes: philosophische Apo¬ logie desselben 31 51 78—79 175 250 271—272 293 361 373—376 384 385 394—396 411 540; 60 64 262 356 357 360 415; wahrhaft sozialistische Apo¬ logie desselben 453 500—501 503— 504; Feuerbachs Lobrede auf das¬ selbe 540; s. auch Substanz Bevölkerung: Vermehrung dersel¬ ben 11—13 14 18 20 44 46—47 399; Zersplitterung derselben 13 39 41 57 184 333; Abnahme derselben 13 169; Teilung derselben in Klassen 39; Kon¬ zentration derselben 39 44; im Mittel- alter 13 14 39 41; in d. Manufaktur¬ periode 41 44—47; in modernen Län¬ dern 51 62; Übervölkerung 399 Bewußtsein 3 8—10 15—16 19—21 26—39 52 59—63 77—79 107—108 114 117—118 134—135 141 165 177 180 192 196 204 216 226 230—232 237 242 259 260—261 264 267 269 271 —272 275 286—287 342—345 352— 353 357—361 364 389 398 401 408 418 427 436—437 443—444 453 457 —458 464 499 506 531 536; religiöses 8—9 16 134 536; politisches 9 15— 17 20 29 35 77 108 186 271 313 325 334 452 536; juristisches 9 21 334 348 536; moralisches 9 16 21 101 177 194 197 227 229 231 252 264 270—272 312 319 348—349 351 354 357 361 366 368 374—376 391—393 396—401 415 499 503; ideologisches 9 16 19 21 31 59 61 78—79 107—108 114 117 135 141 165 237 242 264 271 272 275 286—287 309 344—345 353 357 361 398 427 436—437 457 458 464 499 515 531 536; als Unterscheidungs¬ merkmal d. Menschen v. d. Tieren 10; Produktion desselben 15 20 26— 39; u. Sein 15—16 20 21 30 31 35 52 62 63 77 165 231 242 412; u. Sprache 20 210; b. Feuerbach 31 32 216; komunistisches 36 59—60 62 192 196 398 443 444 453; b. Hegel 38 135 157 166 174 531; redliches Be¬ amtenbewußtsein 177; Veränderung desselben 27 30 107 230 232 357 401; kleinbürgerliches 143 1 77 182 204 211 226 249 261 282 335 336 347 349 352 357 367 369 371 375 393 395 453; als Ausgangspunkt d. deutschen Philoso¬ phie 344—345 436 499; bürgerliches 177 187—188 192 196 207—208 210 231 264—265 308 351 364 376 386 388 —389 536; individuelles 16 20 27 35 —36 63 77 165 267—269 309 329 398 416 418; gesellschaftliches 20—21 27 30 60 63 77 108 165 196 226 271 398 436—437 457 464 506 536; s. auch Denken, Ideologie, Logik Bildung: u. Eigentumslosigkeit 24 26; u. Eroberung 54; u. Bewußtsein d. Revolutionäre 63; Stufe derselben b. jedem Menschen verschieden 63 269 281 448 520; kleinbürgerliche u. bürgerliche 143 166 281 396; Einfluß derselben auf d. Produktion 353 502; literarische 366; u. Arbeitsteilung 372; u. Weltverkehr 380 391; musika¬ lische 418; Produktion derselben 502
Sachregister 685 Bourgeois 37 47 48 50—53 65 98 112 143 154 161—162 175 177—184 187 188 191 192 196 197 201 202 205 207 208 210 212 224 225 228 231 232 255 261 264 265 268 274 288 293 307 —308 314 321 325—327 331 335 340 350—352 361 364 376 386 388 389 404 415 445 452 453 454 499—500 505 .511 536; s. auch Grundbesitzer, In¬ dustrielle, Kapitalisten, Kaufleute Bourgeoisie 26 36 37 43 46 47 50 52—53 65 66 98 162 175—179 182- 184 200 208 210 217 249 261 308 313 321 333 335 337 340 344 359 372 374 388—392 396 397 403 410 435 448 452 454 487; s. auch Adel, Proleta¬ riat, Staatsform Bürger, s. Kleinbürgertum, Staatsbürger Bürokratie 176 204 313 348 371 372 Ch artismus 187 196 364 435 441— 443 449 452 463 474 475 478 483 499 China: u. d. Weltmarkt 35; b. Hegel 145 146 148; b. Stimer 146—148 151 2156 336 347 399; s. auch Deutsch¬ land Christentum^. Religion Da sein, s. Existenz Demokratie: ihr Kampf mit d. Ari¬ stokratie und Monarchie 23; Zwie- s palt der Interessen in ihr 23; u. Sou¬ veränität d. Einzelnen 311; als Re- piräsentativstaat 326 Denken: u. materielles Verhalten 15 16 36 242 270 534; b. Hegel 38 78 135 412 515 531; b. Aristoteles u. b. d.. wahren Sozialisten 123 464; dialek¬ tisches 174 515; abstraktes 226 242 243 534; reflektierendes 226 242 243 2.'52 286; als Genuß u. Bedürfnis 243 2f69 270 Detntschland 3 7—8 18—19 29 31 35 39 52 63 90 163 166 171 175 —178 195 211 282 331 333 336 338 351 437 450 452—454 457 474 478 521 526; Deutsche 3 17—19 21 2'9—32 35 62 98 104 178 181 293 3 47 419 441—446 451—454 476 497 508 509 520; Bauern 176 293 331 365—366; Bauernkriege 44 175— 176; Bürger 8 90 108 175—181 183 198 200 281 334 377; Geschichte seit der Reformation 175—178; Geschicht¬ schreibung 15—16 19 29 30 34 39 253 282 450—451 471—516; Handel 176 473; Historische Rechtsschule 293; Ideologen (Theoretiker, Kirchen¬ väter) 7 23 26 30 31 38 79 85 89 92 93 98 99 110 117 122 142 153 157 163 170 171 174 177 179 181 203 211 214 215 232 251 274 290 312 326 336 421 —424 432 436 445 449—453 459 474 476 505; Ideologie (Theorie) 17 89 90 214—215 435 436; Industrie 63 176 282 473; Kleinbürger 98 177— 180 217 224 226 232 254 285 288 290 293 331 335 351 369 376 389 408 437 ; Kritik 8—10 22 27 30 34 35 71 72 75 78 82 84 86—93 97 98 122 175—179 188 189 212 214—218 221 238—239 257 261 262 271 303 321 327 342 343 352 355 381 405 410 421 431 432 450 466 475 478 491—492 496—500 509 541—543; Kritiker 8 22 30 82 87 90 —93 125 431—432 542—543; Leipzi¬ ger Konzil d. Deutschkatholiken 71; Kosmopolitismus 31 140 175 437 453; napoleonische Eroberung 35 177— 178; Nationalismus 30 31 166 175 436 441 450 454 467 474; Philosophen 3 7—10 17 24 28—34 38 53 58—59 65 77—79 110 113 124 153 154 157 158 171 174 195 216 264 300 356—358 411 416 424 427 437 478 497; Philo¬ sophie (Spekulation) 3 8 10 15 29— 31 38 76—77 85 87 90 112 113 125 138 144 145 153 155 166 167 192 214 —216 226 239 241 247 255 257 264 277 279 291 344—345 354 360 382— 385 392—393 400—402 421 424—427 436—437 441—468 473 477 497 499 538—540; Preußen 192 309 313 317 —318 331 337 340 353 381 520—521; Preußische Seehandlung 353; Proleta¬ riat 63 184 196 198 280 437 444—445 453 477; Publikum 3 250 300 403 424 435 521; Rhein 19; Tugendbündler 177; Zollverein 389; s. auch China, Ideologen, Ideologie Dialektik 174 193 194 215 216 234 237-238 241—247 244—245 248 258 334 410 515 534 539; s. auch Erkennt¬ nis Distribution: u. Eigentum 22 66 186 196 365; d. Arbeit 22 33 55 59; d. Gedanken 36; d. Gewalt b. St. Si¬ mon 484 Eg oismus: stirnerscher 84 98—99 111 113—114 137 154 161 170—172 190 222—223 225—228 230 232 234 239 240 244 246—248 252 263—272 277—280 287 289—291 302 311—316 322 333 355 362 389 393 400 408 412 424 450; wirklicher 154 222—225 227 228 230—232 234 248 264—265 297 308 389 408 416 424 533; s. auch Ideologie
686 Sachregister Ehe : bürgerliche 162 317-318 377; St. Simons 481; Aufhebung derselben 498; s. auch Familie Eigentum (Besitz): als wirkliche Kategorie 11—15 22 24 26 40—45 51 —59 66 162 169 170 180 186—189 199 208—212 265 300 322 329—337 340 341 343-346 353 361 368 374 378—379 383—384 452—453 467— 468 484 511 514 524 526 537; Ge¬ meinde und Staatseigentum 12—14 26 51 334—337 340 343 347 537; Grundeigentum 13 14 24 40 51 55 66 126—127 169 176 185—186 330— 333 345 367—369 372 375 378 391 537; industrielles 14 25 28 34 39—56 163 282 330—331 352 363—364 496 537; Privateigentum 12 13 18 22 26 39 43-58 185—189 196 207—211 233 265 297 307 317-318 327—329 334— 350 385 417 452—453 498 520 523; Stammeigentum 11—12 14 51 343 368 —369; ständisches 13—15 42—45 51 189; b. d. Ökonomen 22 25 56 209 382; b. Stirner 72 106 113 126—127 160 170—171 180 185 208—212 220 —222 239 265 272—277 283 327—329 332 334 336 337 341—347 355 369 372 378 382 385 400 406 414; b. Hegel 157 188; b. Destutt de Tracy 207—208; s. auch Feudalität, Stamm¬ wesen, Stand Eisenbahnen 71 140 282 335—336 341 374; s. auch Technik Empirie 10 15 16 21 24 26 35 38 62 108 109 110 117 118 121 127 134 135 140 153 154 158 162 179 184 213 215 216 226 227 230 242 243 255 260 261 267 268 281 282 284 297 300 305 309 333 334 392 415 435 498 526 Energie: d. Individuen 49 62 182 413 520 521; d. Proletariats 58; göttliche, als Lebensideal d. Aristoteles 119; große, u. Tiefblick als Vorbedingun¬ gen d. Hegelschen Geschichtskon¬ struktion 158 England, s. Großbritannien Entdeckungen 10 34—35 46 228 Erfindungen 35 43—44 140 282; s. auch Technik Erkenntnis (Erklärung) 9 10 27— 29 31 32 35 39 44 54 62 78—79 83 85—86 98 108 117 122 125 128 130 132 134 135 140—143 146 153 155 157 158 161 163 169—170 174 181— 183 188 201 203 210—217 225 226 230 243 245 261 272 286 287 293 295 297 306 314—316 325—327 330 334 335 338 339 341 342 345 348 349 351 352 359—364 374—390 394—403 410 —416 423 424 435 436 445 448 452 453 456 460 463 465 467 478—485 492 494 497 499—501 505 514—516 523 —526 534 535; s. auch Begriff, Dialektik, Ideologie, Illusion, Philo¬ sophie Eroberung: militärische 12—14 44 54 63 169 175 350 354 368; d. poli¬ tischen Macht 23 37 49 176 388 Erwerb (Akkaparement, Aufkauf) 13 47 51 58 66 177 187 188 198 332 333 338 340 353 361 385 400; b. Stir¬ ner 106 170 219 273—274 385 400; privater, b. Hegel 156 157 Erziehung 269—271 353 354; b. Fourier 497; b. d. Materialisten 534; d. Erzieher 534 Existenz (Dasein): menschliche 10 —11 17—20 24 31—33 57 268 404 412 416 497; illusorische 19 22 29 52 62 64 113 153 170 211 244 246 261 305 317 408 412 501 520; wirkliche 20 22 62 178 182 210 244 267—268 305 309 312 317 334 360 408 412 416 449 497 501; lokale, d. Kommunismus 24; d. Proletariers 25 36 56—57 66 —67 162 357; weltgeschichtliche 25 35 57 349; d. Privateigentums 39 40 52 55 56 57 66 162 163 210 228 332 334 336 501; d. Zunftwesens 41 66; d. Manufaktur u. Konkurrenz 48; d. Staats nur um d. Privateigentums wil¬ len 52 307—309; f. sich u. f. andere 113 153 158 162 184 208 244 246 261 265 267 305 306 312 317 360 391 412 520; u. Begriff 408; „an sich“ 501; Koexistenz: v. Gemeinde- u. Pri¬ vateigentum 12; dreier ursprüng¬ lichen Momente d. Geschichte 17— 19; illusorischer u. wirklicher Ge¬ meinschaftlichkeit als Staat u. als bürgerl. Gesellschaft 23 52 176—177 335; v. Armut einer- u. Reichtum u. Bildung andrerseits im Kapitalismus 24; d. zum Selbstgebrauch webenden Bauern u. in d. Städten neu aufkom¬ menden Klasse v. Webern (einfache Kooperation u. Manufaktur) 45; jahr¬ hundertlange v. besiegten geschicht¬ lichen Stufen und Interessen u. sieg¬ reichem Interesse 62; d. Handarbeit in Deutschland u. d. Maschinerie in England 176; d. Privatinteresses u. d. sogenannten Allgemeininteresses in d. Geschichte 225; d. Privateigentümer 346; d. Fachwissenschaften neben d. Ökonomie 391; massenhafte, d. Indi¬ viduen 416; Präexistenz: d. Lebensbedingungen f. d. Individuen 10; d. materiellen gegenüber d. ideel¬ len Zusammenhang d. Menschen un¬ tereinander 19; d. Materie gegenüber d. „Geist“ 19—20; gesellschaftlicher Verhältnisse gegenüber d. Bewußt-
Sachregister 687 sein 20; vorausgesetzte, d. Natur ge¬ genüber d. Geschichte, unterstellt Be¬ trachtung d. Menschen als v. d. Natur unterschieden 33; d. Klasse gegen¬ über d. Individuen b. Stirner 65 337; d. Begriffs d. Materie gegenüber d. Materie b. B. Bauer 83; d. schöpfe¬ rischen Kategorien b. Hegel 83; eines massenhaften Lumpenproletariats ge- gegenüber d. modernen Proletariat 182; d. Kategorien b. d. wahren So¬ zialisten 461; d. Ideen im gewöhn¬ lichen Bewußtsein 536; s. auch Sein Existenzbedingungen: kleiner u. großer Industrie 55—64; d. Indi¬ viduen unter großer Industrie u. Pri¬ vateigentum 56—57 64 66; d. Indivi¬ duen unter großer Industrie u. Kom¬ munismus 57 64 67 334; d. Klassen¬ individuen 64 208 308—309 398 459— 461 536; d. Arbeit ist d. Zersplitterung 56—57; d. städtischen Bürger 66; d. Leibeigenen 67; d. Proletarier 66— 67; d. Sklaverei im Altertum 140; d. kleinen kommerz. u. industr. Betrugs 347 Exploitation (Ausbeutung, Aus¬ schlachtung) 7 12 34 42 48 78—80 84—85 97 110 158 175 176 179 180 188 203 208—210 214—215 224 230 232 253 259 266 277 332 351 387—395 437 501 524 526; Exploitations¬ theorie: Stirners 181—184 203— 204 251 277 388 386—393 395 414; Helvetius’ u. Holbachs 388—390; wirklicher Inhalt derselben 390—392; b. d. Physiokraten 390—391; in Eng¬ land 391; Vereinigung derselben m. d. Ökonomie 391; u. Kritik d. be¬ stehenden Welt 392 Expropriation: d. Expropriateurs 186 197; d. feudalen Grundeigentums in d. Großen franz. Revolution 187; stimersche 332—333 335 345 362 365 384; d. Großgrundbesitzes durch d. eigentumslosen Bauern 333; kapita¬ listische 335 345 Familie: unterm Stammeigentum 12 23; u. naturwüchsige Arbeitsteilung 12 19 22 55; ursprünglich einziges soziales Verhältnis 18—19 22 25 55; Begriff derselben 18 162 163; b. d. Wilden u. b. d. Nomaden 18; Eltern u. Kinder 18 101 189 342 403; Auf¬ lösung derselben 19 60—61 118 162 — 163 351 534; Trennung d. Gesell¬ schaft in einzelne 22 23 25 163 221; u. Eigentum 22 163 369; bürgerliche 25 118 162—163 336; im 18. Jahrh. 162—163; u. Recht 341; s. auch Ehe Feudalität 12 13—15 43—47 51— 54 63 66 158 175—176 198—200 293 321 341—342 389—392 394 396 455 536 537; Gefolgschaften 14 45; Leib¬ eigenschaft 14 40 66 198 199 202 281 286—287 353 356; Taglöhnerpöbel 14 40 41; Hörigkeit 47 176 464; Plün¬ derung 47; s. auch Adel, Eigentum, Gesellschaft, Produktionsweisen, Zunft Fourierismus 394—395 445 466 495—504; Attraktion b. Fourier 262 498 524; Serien Fouriers 496 F г а n k r e i c h 7 17 24 29 31 34 37 44 47 49 53 62 98 104 118 124 144 156 160 163 175—184 186 187 196 200 205 211 212 288 300 312—318 325 326 330—332 338 353 358—359 364 373 388—391 396—397 399 404 419 422 435—436 441—445 449 452 453 459 463 464 468 474—463 490 494 495 499 500 505 508—511 513—515 532 533 542; Franzosen 17 29 144 211 390 391 396 419 435 441 442 445 452 453 464 474 475 478 500; Adel 37 53 176 200 201 313 314 321 325 396—397 482 511; Aufstände 183 184 199 211 511; Bauern 44 183 184 315 331 373 482; bourbonische Restaura¬ tion 325 326 397 462 499; Bourgeois 98 178 180 181 184 191—192 212 314 325 331 352 353 389 445 505 511; Bourgeoisie 37 175 177 187 313 388 —390 435; Genußphilosophie 397; Geschichtschreibung 17 29 124 373; Gesetzgebung 182 313-314 317—318 326; Grundeigentum 24 330—331; Hungersnot von 1775: 511; Jacquerie 44 183; Julirevolution 178 397 490; Kolonialmacht 144 453 474; Litera¬ tur 163 182 353; Manufaktur 44 47; Naturwissenschaft 49 124; Paris 89 104 118 181 184 205 211 373 390 444 474 478 482 511 513; Parlamente 313 511; Philosophie 31 388—391 444; politische Ökonomie 124; poli¬ tische Parteien 476; Recht 53 300; römische u. fränkische Eroberung 62; Sozialismus 163 441 452 463 475 477 478 483 499 523; Sprache 404; Staat 31 180 191—192 325 338; s. auch Ar¬ beiterbewegung, Fourierismus, Große französische Revolution, Saint-Simo¬ nismus Freiheit 64 66 67 98 160 184 220 221 251 257—258 280 281—285 287 —293 312 319 351 352 372 373 379 380 383 384 409 413 417 418 442 532; d. Arbeit 185; b. Hegel 285; Handelsfreiheit 293; d. individuellen Entwicklung 351 372 373 379 383— 384 417—418 532; u. politische Or¬
688 Sachregister ganisation 380 418; als Menschen¬ recht 532 Fürsten 13 14 45 53 105 106 159 176 177 180 313—314 347 Gattung 8 27 34 65 79 265 337 403 —405 425 442 535; s. auch Mensch Gegenständlichkeit (Dinglich¬ keit) 22 55 57 63 66 302 321 352— 354 375 416 417 531 533 534; s. auch Metaphysik Geist 4 27 29 31 38—39 48 71 72 75 89 102 103 106 108 112 118 120 125 126 128—140 150—161 166 168 170 171 174 220 235 241 265 266 269 339 389 390 401 405 436 449 522 523 538; absoluter 4 126; „reiner“ 29 130; heiliger 75 102 103 125 132 137 140 151 266 339 522 523; b. d. Stoikern 120; christlicher 132 134— 135; b. Hegel 135 138 150 155—159 166 174 389; b. Feuerbach 538; s. auch Ideologie Geistlichkeit: als feudaler Stand 14 198—199; u. Montagnards 160; als Grundeigentümer 198—199; u. Sklaverei 287; indische 422—423; 520—528; s. auch Ideologen, Ideolo¬ gie, Religion Geld 42 46 47—50 55 56 59 162 163 183 184 190 200 210 231 255 263 265 274—276 290 302 331 340 345 351 352 357 374—378 382 386 388 394 418 419 451—452 473 505; Papier¬ geld (Wertzeichen) 48 171 377—378; als Zirkulationsmittel 276 374—378; Geldkrisen 374—376; als Maß der Werte 375—376 418—419; als Münze 377—378 Gemeinschaft (Assoziation) 12 14 18 19 23 37 40 42 43 51 53 56 62-64 142 178 184 190 192 302 333 337 339 341 350 358 364 394 395 413 448 463 527 539; Gemeinwesen 14 26 51-56 123 124 342 343 536 Genuß 21 26 39 59 64 161 197 200 243 244 302 396—403 422 443 447 448 467 468 501 503 524—527 Germanen 14 51 54 144 169 191 321 342 343 360 368 370 405; Heer¬ verfassung 14 54; Stammeigentum 51 343 368; Eroberung 54 169 368; Vandalen 144 370; Recht 321 342; germanische Sprachen 405; s. auch Barbaren Geschichte 10—19 24—30 33-36 38—54 57-60 62 63 65 108—110 114 125—127 134 135 141 142 151 153 158 163—167 175—177 182 184 187 225-228 253 272 282 284 305 307 309 320 321 329 340 353 359 367 377 390 392 394 403—405 408—410 416—417 435 442 445 450 451 454 457 464 473 488 493 505 506 514 532 533 535 536 540; treibende Kraft derselben 12 29 49 58—59 110 160; b. Hegel 29 45 135 148—150 157 158; b. Feuerbach 34 535; Ge¬ schichtsepochen: 11—18 27 28 30 33 35—36 39 45—51 52 57 62 63 108 157 176 182 196 201 321 329 340 342 353 359 377 390 392 394 417 435 442 445 464 493; Weltgeschichte: 24— 27 49 135 166 367 405 410 450 454 473 Geschichtsauffassung: kom¬ munistische 12 15—16 17 27—28 34 35 59—60 63 158 228; deutsch-philo¬ sophische 15—16 25 27—29 32 34— 39 63 65 90 110 113 138 145 149 151 155 158 160 172 232 284 309 360 405 460; ideologische 15—16 25 27—29 34-39 63 65 90 110 113 138 145 149 151 155 158 160 172 232 284 309 360 405 460; empiristische 17 25 63 Geschichtschreibung 10 15— 17 19 28—30 34 36 39 253 282 373 450—451 471—516 Gesellschaft 3 9—43 48 50—53 55 58 67 75 77—79 90 105 107 108 HO 112 113 134 140 142 146 154 158 162—165 168 178—180 183—186 188 190 192 193 196—198 201 203 209 210 213 215 221 224 226—228 230 232 235 239 241 242 254 255 259— 261 263 267—269 271 272 274 279— 282 289 293 296 297 302 303 306— 309 318 320 321 327—329 333—336 339—342 347—351 353 355—369 371 —375 377—382 384—399 402—404 408—411 415—420 424 427 435—437 443 445 447 448 450—452457—464 477 478 481 483 490 492 495—499 501 504 520 521 523 525—527 532 534—538; menschliche 9 459 463 535; antike 379; römische 297; feudale 43 52 66 158 341 342 389 392 396 536; bürger¬ liche 17—18 23 25—28 52 59—60 66 67 163 188 230 239 263 271 272 297 320 327 333 336 339 341 365 374 380 387—391 394 395—396 408—410 417 460 461 463 464 477 498 501 523 527 532 534 535—538; kapitalistische 23 26 50 59—60 66 67 163 165 184 188 230 239 271—272 320 333 336 339 351 355 372 374 375 380 387—388 391 394 395 396 408 409 410 417 460 461 463 464 499 501 503 523 527 532 - 535; kommunistische 22 192 197 198 209 373 394 417—418 523 525 526; französische 396 478; Gesellschafts¬ gliederung 12 26 34 58; Gesell- schaftsverhältnis: 3 9—12 14 15 20
Sachregister 689 21—23 27 35 37—38 41—43 45 46 48 50 51 53 55 61-65 75 77—79 90 107 108 134 140 142 158 162 163 165 168 178 179 183 185 186 189 190 192 193 197 201 209 210 213 215 216 224 226— 228 230 232 235 239 241 241 251 255 259—261 267—269 271 274 280 282 289 293 296 297 302 303 306—309 318 —321 334 339 341 342 349 351 353 357 358 359 361 364 368 369 372— 375 378—382 384 385 387—395 397 —399 402—404 408—411 415—420 424 427 435—437 443 445 457—460 462—465 477 481 496 497—504 520 526 535; Gesellschaftsschichten: 11 12 13 14—15 22—25 35—36 39 40- 43 374 396; Gesellschaftsstufen: 11 12 13 18 20 22 24—27 37 39 42 43 —44 48—51 54—56 58—59 62 63 66 80 140 146 162 170 178 199 210 253 279 281 307 320 321 331 334 335 353 365—369 390 404 410 416 447 448 464 466 495 497 502 527 532 537 538; Wildheit 18 281 368 447; Barbarei 12 39 43 44 54 156 (b. Hegel) 321 368 369; Zivilisation 12 39 48 55 146 162 279 281 320 321 361 365—369 495 (b. Fourier) 527 532; s. auch Feudalität Gesetz (Naturgesetz): d. Schwere 3 172 273 308 456; „ewiges“, v. d. Teilung d. Gewalten 36; d. ungleich¬ mäßigen ökonomischen Entwicklung 47 49 50 62 63; d. Natur 265 420 521; d. Denkens 265; kommerzielle 363 371 380; d. sozialen Entwicklung 521 Gesetzgebung: römische 13 52 53 123 342; als Sprache eines Volkes 15 201 308 317—318 344 398 536; d. Zunft 44; Prohibitionen 45—47; über Gold- u. Silberausfuhr im Mit¬ telalter 46; über Schiffahrt u. Ko¬ lonialmonopole i. d. Manufaktur¬ periode 47; als angeblich willkürliche Bestimmung 52 201 307—309 317— 319 341—343; u. Recht 52 306—309 536; u. Bourgeois 162 200—201 265 308 317 536; englische 182 184 332 344; französische 182 184 313—315 317—318 341—342; gegen d. Arbei¬ ter 183 184 371; als Ausdruck d. Ge¬ samtinteressen d. herrschenden Klasse 201 308 312 398 536; <L 10 Tafeln 297; Geschichte derselben 309; preu¬ ßische 317—318; consuetudines feu- dorum 321; Leges barbarorum 321; ursprüngliche 342; Pandekten 342; s. auch Handel •Gewalt: als Repression 9 12 14 22 26 40 45 48 62 242 339 351 373 398 409 410 411 417 536; als angeblich Marx-Engela-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 treibende Kraft d. Geschichte 12 29 300 303 334 362—363 384 464; Raub¬ mord 12; u. Handel 13; Raub 13 54 322; polizeilich-militärische 14 39— 41 143 181 261 265 311 323 324 337 339 464; sachliche, d. Produkts über d. Produzenten 22—23 26 27 63 66 216 226 242 321 352—354 374—377; öffentliche 23 35—36 39 40 51 53 57 63 90 106 142 143 160 176 177 180 181 197 201 228 232 265 307—308 311 321 323 324 327 334—337 339 341 342 343 346 378 379 388 464 532; Anwendung derselben 160 363 378 384 484 532; als Kampfmittel d. Arbeiter gegen d. Bourgeoisie 184 187; u. Recht 300 303 341 378—379 532; Strafe 317—318 320—321; u. Eigentum 334; angebliche Absorp¬ tion derselben durch d. Staat gegen¬ über d. herrschenden Klasse 335; u. Solidarität 341; absolute väterliche 341; organisierte Repulsion derselben durch dieselbe 342—343; richterliche, u. d. Recht 379 532; b. Saint-Simon 484; gesetzgebende u. exekutive 532; s. auch Macht, ökonomische Ent¬ wicklung, Politik Gleichheit: als Reflexionsbestim¬ mung 160 246 418 464; als Men¬ schenrecht 190 332 306 532; juristi¬ sche 306 352—353 511; u. Konkur¬ renz 352—353; d. Interessen u. Be¬ dürfnisse 395 418; als Losung d. Masse d. Menschheit bei Saint-Simon 484 Gold 46—48 210 Gott 3 29 30 71 72 98 99 103 113 132 138 139 140 183 214—216 220 225 265 360 457 Griechenland 13 506; Philosophie 116 118—123; Griechen 118 121—123 169 396; Athen 166; Republiken 326; s. auch Altertum Großbritannien: England 24 35 44 45 47—49 53 62 63 76 176 177 184 189 300 304 339—340 344 347 378 390—391 423 436 445 453 514; Engländer 17 29 33 47 177 181 353 390 394 419 435 445 453 478; Adel 176 332; Anticorn-Law-League 35 304; Bank of England 390; Bauern¬ aufstände 44 183 356; Bourgeois 98 177 181 191 340; Bourgeoisie 175 340 390 435; u. Deutschland 176—177; East-lndia Company 350; Evil-May- day 183; Exploitationstheorie 391; Fabrikarbeiter 108 184 339; Friedens¬ richter 189; Geldzirkulation 378; Ge¬ schichtschreibung 17 29 124; Gesetz¬ gebung 53 182—184 189 344; Grund¬ eigentum 24 76 127 304 330; Handel 44
690 Sachregister 17 49 390; Industrie 17 33 49 63 175 184 353 391 397; industrielle Revo¬ lution 184 391 397; Kolonien 46 47 48 480; Konstitution 189 436; Korn¬ gesetze 76 304 332; Literatur 182; London 104 181; Magna Charta 332; Manchester 33 181 353; Manufaktur 44—49 390; Mechanik im 18. Jahrh. 49; Opiumkrieg 147; Oregonfrage 76; Philosophie 153—154 173 390—391; politische Ökonomie 25 56 124 390 507; Proletarier 108 184 338 339 364 435; Recht 53 300 309; Revolution v. 1640 u. v. 1688 : 49 388 390; säch¬ sische u. normännische Eroberung 62 63; Seeherrschaft 47 390 453; Sozia¬ listen 163; Staat 309 338—340; Staatsschulden 309 340; Tories 436; Schottland 127; Wales 330; s. auch Chartismus, China, Indien, Kommu¬ nismus Große französische Revolu¬ tion 7 34 37 49 135 156—158 160 163 164 166 175 177—180 184 186 187 190 200—201 288 314—316 330 332 358 359 381 388 391 397 480 495 499 511 513 532 533 542; als Ent¬ stehungsgeschichte d. modernen Staats 37 49 160—163 175 177—178 201 391 499 532 533; u. freie Konkurrenz 49 190 499; b. Hegel 135 156 157 164; Girondins 160; regne de la terreur (Montagnards) 160—161 177 316 332 391; Thermidoriens 160; Menschen¬ rechte 160 179 187 189 303—306 381 511 532; u. Abschaffung d. Familie 163; sans-culottes 186 316; Konstitu¬ tion von 1789: 381; u. Nützlichkeits¬ theorie 391; u. Genußphilosophie 397; u. Saint-Simon 480; u. Fourier 495 499; Konstitution von 1792: 532; s. auch Frankreich, Terrorismus Grundbesitzer 208—209 331 333 345 364—365; s. auch Bourgeois Grundrente 53 208—210 262 304 331 392 Handel 264 265 337 350 355; Tausch¬ handel 12; Seehandel 12 48 52 350 390; Einfuhr u. Ausfuhr 13 46—48; antiker 13 44; d. mittelalterlichen Städte 14—15 42 331; u. Industrie 14—15 33 49 52 180 340; Geschichte desselben 17—18; Austausch 19 24 25 33 40 42 45 55 210 339 364 392 416 501; Welthandel 24—25 140 176 321 338; Kauf u. Verkauf 40 47 265 339 364 375 386 461; u. Politik 46 338; u. Manufaktur 46 49; kapitalistischer 46—49 140 180 265 282 321 350 388 (Fouriers Kritik desselben) 495; krä¬ merhafter 48 176 347 395; Spekula¬ tion 48—49 142 162 255 340 386 390 480—482; Wucher 48 52 511; Han¬ delsfreiheit 49 292 383; Handelskri¬ sen 98; u. Religion 264; Entwicklungs¬ stufen desselben 331; s. auch Gesetz¬ gebung, Recht, Verkehr, Zirkulation Handwerk 14 40 41 50 66; s. auch Zunft Handwerker 14 40—42 48 197 445 519 523 526—527; s. auch Stände, Zunft Harmonie: b. Feuerbach 32; b. d. Stoikern 119; b. Kant 175; b. d. wah¬ ren Sozialisten 455—457 459 465 Hauswirtschaft 18 Hegelianismus, s. Philosphie Hegemonie: d. industriellen Prole¬ tariats i. d. Arbeiterbewegung 50 333; d. Aktiengesellschaften i. Han¬ del u. Industrie 350 Heilige Allianz 340 Hierarchie: mittelalterliche 14 158 —159; b. Stirner 38 112—114 141 154 —167 200 202 207 225 296 297 320 330 425; b. Hegel 156 159 297; theo- kratische 207 490 524; b. d. Saint¬ simonisten 490; d. exekutiven Gewalt, u. d. politische Zentralisation i. mo¬ dernen Staat 532 Holland 176 338 340 353 390 480 Ideal 25 58 119 132 225 240 249 261 270 283 284 389 395 398 407 409 464; s. auch Idealismus Idealismus: in d. Geschichtsauffas¬ sung 16—18 27—30 34—39 83 312 398; Feuerbachs 34; b. B. Bauer u. Hegel 83; als abstrakte Kategorie 110 —114 124 150 174 220 253; u. Ma¬ terialismus 307 533; naturwissen¬ schaftlicher 459; religiöser 520; bös¬ artige praktische Eigenschaften des¬ selben 521; u. Wirklichkeit 527; s. auch Ideal, Ideologie, Philosophie, Substanz Idee: als spekulative Kategorie 3 38 53 77 110 112 113 154 161 163 165 171 178 232 262 272 286 357 412 424 425 527; Produktion derselben 15 27 35 53 165 232 272 357 424 436 445 449 521 536; fixe, als Kategorie Stimers 112 141 235 296 315 317 321 327 359 397 401 403 419; absolute 154 457; liberale 484; religiöse Saint-Simons 490; u. Praxis 521; d. Rechts 536; d. Staats 536 Ideologen 3 9 21 23 26 30 31 35 —39 62 65 77 113 141 154 158 159 165 177—179 208 209 290 307 308 320 327 329 334 347 398 424 427 437
Sachregister 691 445 452 455 520 536; religiöse 21 112 159—160 199 287 324 422 423 501 519—528 536; Juristen 39 53 209 307 309 321 334 336 342 343 345 346 352 369 371 378—379 384 515 536; Politiker 39 309 330—331 334 342 352 536; s. auch Deutschland, Geist¬ lichkeit, Kunst, Literatur, Philoso¬ phen, Religion, Wissenschaft Ideologie 3 7 8 15—17 21 35—39 43 49 59 81 89 141 158 161 162 166 177 178 211 217 227 236 252 260 261 266 268 271 273—276 279 282 290 308 309 313 320 325 327 329 330 334 337 340 342 351 356—358 398—400 403 409 412 415 425 427 435—437 442 443 450 453 499 501 536; s. auch Idealismus, Kunst, Literatur, Philo¬ sophie, Politik, Religion, Theologie, Theorie, Wissenschaft Illusion (Einbildung, Phantasterei): 3 9 23 28-30 36—39 52 53 60 63 65 78 79 98 105 108 121 125 139—143 147 148 150 153 155 158 159 164— 166 170 171 174 177—184 192 193 196 197 201 202 204—205 212 214— 217 222 225—228 230 237 244—245 261 271 276 282—284 287 290—291 293 295 308 309 312 313 317 318 320 —322 327 331 334—336 338 342 345 352 353 356—359 363—364 367 369 371 372 376 381 382 384 388 392 393 397—399 406—409 412—415 418 423 426 427 437 441 442 447 449 451 452 454 460 465 477 485 498 511 521 525 532 533 536; s. auch Erkenntnis, Ideologie Indien 29 35 46 175 350 480 Individuen: menschliche 10—11 16 23 27 31—32 56 64 65 197 226—228 241 259 265 381 404 416—420 425 497 535 537; produzierende 11 15 17 19 21 23 34 35—36 48 55—58 60 —62 334 342 369 371—374 398 415 418 449; gesellschaftliche 15 19—27 37 51 53 55—56 58 60 63—65 243 268 284 307—309 340 369 378 389 395 415—416 447 461 537; geschichtliche 17 24—27 48 51 52 55 56—67 79 107 166 198 210 225—228 240 242 255 259 260 265—272 283—284 307 —309 311 320-321 340 342 356— 359 364 373—375 379 380 387 389 —391 397 398 403 404 409 411 413 —420 436 497 537; persönliche u. zu¬ fällige 21—28 39—41 43 49 53 56— 61 63—66 198 204 226—227 242 243 255 260 263 265 270—272 327 337 356 358 359 361 372—375 378 389 —392 397—398 403 404 411 415—419 424 535; weltgeschichtliche 24—27 35 49 55 56—64 242 243 270 390 417—419 539; verschiedener Genera¬ tionen 27—28 58—59 416; philoso¬ phische 34 58—59 65 79 107 108 119 130 131 135 141 166 167 175 220— 224 233 251 264—267 272 284 287 288 329 341 387 395 410 535; ab¬ strakte 57 238 243 403 442 461; b. Feuerbach 34 535 538 539; saint- simonistische 539; s. auch Menschen, Person, Persönlichkeit Industrie: unter d. antiken Ge¬ meindeeigentum 12; im sinkenden rö¬ mischen Reich 13; im Mittelalter 14—15; bäuerliche Hausindustrie 14 44—45 176; Geschichte derselben 17 19 32-33 52—54 331 333 340 350 372; Produkte derselben 32 49 56 282 473; u. Natur 32 33; u. Naturwissen¬ schaften 33 168; u. Kommunismus 34 199; große 44 49—52 55 56 163 175 180 199 362 372 391 486—489 495 504; i. d. Manufakturperiode 46—50 331; ungleichmäßige Entwicklung derselben 50 63 176 282; kleine 55 56; extraktive 56 540; s. auch Arbeit, Handwerk, Manufaktur, Produktion, Tätigkeit Industrielle 14 48; b. Saint-Simon 487 488; s. auch Bourgeois, Kapita¬ list Industrielle Revolution 184 391 397 Industrialismus: Föderativwesen u. exekutive Gewalt 532 Interessen: entgegengesetzte 11 12 22 23 39 40 42 43 47 53 59 62—64 161 175 177 178 225 228 232 251 288 293 297 320—321 333 336 350 371 388 448 454; gemeinschaftliche 22 23 39—43 50 52 59 64 140 160 161 175—179 201 225—228 251 287 308 320—321 333 335 336 371 395 419 448; besondere 22 23 29 31 39-41 47 50 52 59 62—64 83 104 143 160 —161 175 178 179 225—228 232 239 251 271 293 320 321 333 335 350 371 388 437 454 479 524; wirkliche u. il¬ lusorische 22 23 29 31 39 52 104 160—161 165—179 192 196 225—228 232 238—239 251 265 271 288 321 333 335 336 340 350 364 366 371 388 395 419 437 454 524 I r 1 а n d 84 291 330 344 356 Italien 12 13 33 44 51 52—54 63 117 118 120 122 123 144 169 199 297 309 337 342 343 368 372 394 506; Campagna di Roma 33; pontinische Sümpfe 33; Amalfi 52; Neapel 63; Handelsrepubliken 340; Florenz 372; Venedig 372; Renaissance 372; Ita¬ liener 394; s. auch Rom 44*
692 Sachregister Juden 42 126 162 193 347 386 533 542 Junghegelianer 3 8—10 27—31 36—39 406 498 ; 8. auch Literatur, Philosophie Juristen, s. Ideologen Kapital 14 25 28 34 39 40 42—46 48—51 53—56 163 282 330 352 363 —364 496 537; s. auch Arbeit Kapitalisten: römische 33 123; Manufacturiers 46; moderne 50 65 205 208 339 364 366 387; b. Saint- Simon 448 487 488; s. auch Arbeiter, Bourgeois, Grundbesitzer, Individuen, Industrielle, Kaufleute, Proletarier Kategorien: hegelsche 8 9 27 31 77 83 87—88 105 106 195 460 462 465; philosophische 9 31 77 87—88 105 106 109—110 114 127 142 157 174 195 201 220 222 231 237 244 253 260 277 278 280 281 282 295 315 316 382 388 389 413 425 427; abstrakte 27 31 77 109—110 127 142 201 220 —222 231 244 253 281 282 295 388 389 413 425 460 462 265; wirkliche 31 77 201 237 260 413; feuerbachsche 114 Kaufleute 14 40 42 44—48 162 186 347 376—377 391 511; s. auch Hand¬ werker, Industrielle, Kapitalisten Kinder 18 22 100 163 189 191 305 338 354 394 403 540; als stirnersche Kategorie 100 106 107 109—113 118 125 135 142 144 150 151 153 154 163 171 173 189 220 223 291 302 305 307 394; Kinderarbeit 191 540 Klassen: u. Ideologen derselben 3 36 158 177 179 271 272 536; beherrschte 12—14 23 36 37 39 43 50 59 60 64 65 66 198—199 271 308 333 398 409 410 415 417; herrschende 12—15 35 —39 43 52 59 60 64 65 175 181 268 271 307—308 334 398 410 415 417 435 444 445 536; revolutionäre 23 36 37 50 59 66 160 176 268 271 398; Gliederung derselben 23 33; u. Indi¬ viduum 35 36 43 52 59 64 65 108 268 320 337 391 397; u. Stand 37 52 65 66 176 340 396—397; besondere 37 42—43 45 65 391; s. auch Ideologie, Produktionsweisen Klassenherrschaft 12 14 23 35 —37 38 43 46 55 59 66 161 162 176 178—180 184 197 201 202 268 288 307—309 321 331 334 335 374 398 403 409 417 536 Klassenkämpf e 11 12 14 23 36 37 42 43 45 46 50—52 59 60 62—66 158 177 192 196—199 215 225 226 266—268 288 293 303—305 321 326 338 339 344 359 367 390—392 397 398 410 417 437 453 457 532 Klassenverhältnisse 12 14 15 25 27 30 32—37 42 43 46 50 51 52 53 56—67 77 108 134 143 158 161— 163 165 168 175—187 191—193 196 —198 201 209 210 213 215 224—228 230 232 235 239 241—243 255 259 260 261 266 267 268 269 270 271— 272 293 297 302 303 307—309 320 321 326 330 331 333—336 337 339 340 342 344 348—351 357 358 368 369 374 378—38 1 387—392 393 394— 395 396—397 398 399 403 404—405 408—411 412 413 415^20 424 427 435—437 444—445 447 451 453 459— 460 463 464 504 526 532 536 537; b. Saint-Simon 484 486; b. Fourier 496 Kleinbürgertum 42—43 46 48 66 98 143 160 161 175 177 179 182 184 196 198 204 210 211 216 217 225 226 236 249 255 261 281 282 285 288 316 335 336 337 338 339 347 349 352 357 367 369 371 375—377 384 389 392 393 395 403 423 437 453 Kolonien 47 48 63 287 480 501 512 Kolonisation 46 47 62—63 390 501 Kommunikation (Verbindung) 20 41 42 43—44 49 51 62 177 282 333 349 353 Kommunismus (kommunistische) Bewegung, kommunistische Gesell¬ schaft) 22 24—28 31 59 60 64 182 185 —190 192 194—199 201 202—204 207 —209 211 212 221 227 240 254 271 279 292 301 333 359 368 373 397 402 405 417 418 435—437 442—446 449 450 452 453 467 468 474 476 477 505 511 512 514 519 524-527 542; Diktatur des Proletariats: 23 26—27 34 37 51 58 59 60 63—64 67 193 197—198 209 268 270 359 404—405 413 417 418 527 534; s. auch Arbei¬ terbewegung, Kontrolle, Parteien, Re¬ volution, Sozialismus Kommunisten 31 32 34 50 58—60 64 67 85 184 186 188 189 191—198 200 204 205 208 209 211 218 220 227 228 254—256 268 270 284 301 368 372 377 378 382 397 417 418 435 436 443—445 449 452 453 476 478 505 511 524 526; deutsche 85 186 195 435 437 444—445; s. auch Proletarier Konkurrenz: freie 7—8 24 25 37 43 44 48—51 53 56 63 66 89 99 110 140 163 178—180 185 187 189 202 232 268 282 308 322 331 332 335 339 346—355 359 371 373 389 392 407 415 419 422 446 465 468 487 494 499 503 504 511; gebundene 14 40 43 45 47 48
Sachregister 693 Konstitution 71 160 178 325 359 381 436 532 Konsumtion 13 21 47 494 500— 504; s. auch Genuß, Nachfrage Kontrolle, gesellschaftliche 22 27 51 64 66 270 402 404 405; s. auch Kommunismus Konzentration 13 39 44 46 47 49 176 201 332 333 373 405 Kooperation 23 54; s. auch Ar¬ beit (Organisation derselben), Pro¬ duktionsstufen Kredit 51 264 338 376; s. auch Bank- wesen Krieg 12 35 40 43-45 47 51 169 184 455; s. auch Gewalt Krisen 98 374—376 453 501 503; s. auch Distribution, Geld, Handel, Pro¬ duktion. Zirkulation Kunst (Kunstwerke) 41 71 156 366 371—373 402 403 536; s. auch Ideolo¬ gen, Ideologie, Literatur, Sprache, Stil Land: Gegensatz zur Stadt 11 12 13 14 18 39 40 50 333 353 379—380; im Altertum 12 13 39; im Mittelalter 13 14 39 40—42 44; i. d. Manufaktur¬ periode 46 48; kapitalistisches 50 333 353 362 379—380; s. auch Bauern, Eigentum, Grundbesitzer Ländereien 11 12 53 333 368; Ackerland 13 45 55 127; Viehweiden 13 33 45 127; s. auch Grundrente, Landwirtschaft Landwirtschaft: Ackerbau 12— 14 18 45 46 176 330 369 391 495; Viehzucht 12 22 51 149; s. auch Eigentum, Parzellierung Leben: menschliches, gesellschaft¬ liches 10 15—22 26—29 33 39 41 57 58 61 65 119 121 165 166 176 226 227 242 243 267 270 271 274 286 289 307 309 334 337 342 351 396 —399 416 417 424 436 456 458 460 462 477 481 493 499 504 535 537; Produktion u. Reproduktion dessel¬ ben 17-19 21 27 29 33 57 61 165 334: kommerzielles u. industrielles 26 29 33 41 57 65 307 309 337 342 351 391; d. Gesellen in d. Zünften 41; abstraktes 57 243; u. Selbstbetä¬ tigung 58 417; persönliches u. zufäl¬ liges 61 65 243 25І; spekulatives 107 135 159 161 163 166 171 244 251 289 351 397 399 424 427 456 462; Ideal desselben b. d. Stoikern 119; Demokrits 121; d. preußischen Kraut¬ junker 176; privates 271 342 460; bewußtloses 286 458; ,.Anschauung“ desselben 396 416; Norm desselben f. beherrschte Klasse 398 435—436; Basis desselben b. d. wahren Sozia¬ listen 458; Saint-Simons 479—482; Fouriers 498; s. auch Bedürfnisse, Existenz, Sein Lebensäußerung 11 192 204 231 242 243 371 380 397 424 460 467 Lebensbedingung 10 28 32 34 42 43 65—67 226 242 266 268 308 396 397 464 L e b e n s m i 11 e 1 10 17 22 25 29 57 64 80 235 236 354 455 Lebensprozeß 15—17 244 537 Lebensverhältnisse (Verhält¬ nisse) 3 9-15 17-38 41-43 45 46 48 50 51 53 55 60—65 77—90 107 110 134 140 142 158 162 163 165 168 174 178—180 183 201 209 210 213 215 216 224 226—228 230 235 239 241 242 251 255 259—261 267—269 271 273 274 277 280 282 289 293 297 302 303 307—309 317 320 321 333—335 339 341 342 347—351 357 358 360 362 368 369 372—375 380—384 387—392 394 395 397—399 402—404 408—411 415—417 419 420 424 436 437 445 452 457 460 462—465 496 498 499 501—504 526 535 537; s. auch Lebens¬ weise, Wirklichkeit Lebensweise 10 11 13 15 19 21 25 27 31 32 35 37 39 43 48 57 58 59 60 120 140 176 177 193 210 226 227 242 271 307—309 333 345 351 355 374 379 390 396 398 410 417 418 448 502 503; s. auch Lebensverhältnisse Leib: menschlicher 17 19 27 107 108 130 241 243 248 258 267 270 286 287 354 379 402—404 411 416 526 Leibeigenschaft, s. Feudal i- t ä t Liberalismus 90 175 177—182 187 211 212 221 280 293 325 435; s. auch Deutschland, Frankreich, Sozialismus L i t e г а t u r 18 30 52 143 182 188 216 242—243 281 293 300 303 312 337 347 366 373 386 388—392 396 397 402 403 419 421 435—437 444 449— 454 472 478 479 493—495 502 506; junghegelsche 18 30 216 397 419 421 435 449-450 451 452 478 493 494 495 514; politisch • ökonomische 52 143 182 216 281 293 300 303 312 347 388—392 397 435—437 444—445 479 515; schöne 163 182 216 281 305 366 373 386 396 402—403 421 437 450 454 472—473; proletarische 188 216 435—436 444—445; als Geschäft 242 —243 337 373 437 450 502; d. Auf¬ klärung 389—390 397; kommuni¬ stische 435—436 444^445 449 479 505—514 515; jungdeutsche 437 472
694 Sachregister —473 479 493—495 506 515; s. auch Ideologen, Ideologie, Kunst, Sprache, Stil L о g i k 78 99 101 102 120 130 135 152 163—165 168 185-198 202 204 208 216 220 221 244 249—260 264—283 289 292 297—300 304 319 320 326 344 355 361 408 411 467; s. auch Den ken, Dialektik, Erkenntnis, Philoso¬ phie Lokalität 24 29 39 42 43 44 47 50 52 55 62 108 166 175 178 213 243 293 333 344 349 353 372 373 380 390; s. auch Nationalität M а c h t 12 14 20 22—29 35 36 40 41 48 51 53 58—60 62 63 80 90 105 106 142 143 176 177 180 197—201 216 221 226 228 232 242 243 272 273 276 277 283 284—289 293 300—308 321 327 333 335 338 342 353—355 366 368 374-377 383 388 393 395 404 437 451 453 459 532 537; Ohnmacht 40 41 49 163 167 171 175 176 209 210 265 273 279 287 293 321 333 335 357 358 395 538; s. auch Eigentum, Ge¬ walt, Wille Mann 18 22 220 318 539; s. auch Weib Manufaktur 44—51 176 350 390 537; s. auch Produktionsweisen, Zunft Markt 7 44—48; Weltmarkt 7 25 26 46-49 191 282 353 366 Maschinerie, s. Technik Masse (Majorität) 24 25 28 30 37 43 48 50 57-59 78 158 160 201 205 217 240 302 365 373 410 413 452; Bauer- sche 71 78 89 410 542 544 Materialismus 34 43 124 215 216 297 307 403 533—535 538; b. Feuer¬ bach 34 215 534-538; b. Hegel 297; mechanischer 403 534 538; s. auch Wirklichkeit Materialisten 32 34 83 216 284 307 403 538 Materie 19—20 83 443 444; s. auch Geist Mathematik 137 253 498; s. auch Wissenschaft Mensch, der 3 8 9 19 20 22 28—34 38 58 61 71 78—80 93 99 109 134 138-140 142 165—168 179 199 200 204 211 213 214 218 221 224 227 228 256 261 272 273 275—278 283 284 287 293 303 307 315 317—320 329 339 344 345 351 371 398 399 406— 411 436 437 443 445 450 451 454— 458 464 466 473 474 478 496 497 499 503 504 525 531 533 535 538-540; s. auch Abstraktion, Begriff, Deutsch¬ land, Gattung, Kategorie, Person, Philosophie, Subjekt Menschen 3 9 10 15—34 38 55 60 77 88 122 127 135 138 140—142 145 157 158 163 165 169 170 178 189 192 —195 209 210 213—216 224 226 228 230 261 268 272 284 297 303 342 351 354 358 364 371—373 387—389 392 397 398 404 408 409 425 427 436—437 445 448 449 458 463—465 497—499 504 526 538; s. auch Gesellschaft, In¬ dividuen Menschheit 19 24 9899 148 405 464 535 Metaphysik (Dogmatismus, Feti¬ schismus, Verselbständigung) 3 8 9 10 15 16 22—24 26 28—30 33 34 36— 39 43 44 51—53 77 80 100 141 149 163 213 227 235 239 242—243 251 258 266 271—273 308 309 327 335 343 345 349 358 361 387 398 400 401 412 413 416 418 422 424 425 436 447 452 459 460 493 494 515 526 533—537 540; s. auch Ideologie, Gegenständ¬ lichkeit, Mystifikation Methode (Manier, Welse) 7 10 12 13 15 17 19 21 25 30—39 48 52 57—60 67 80 81 85 92 93 99 106 125 126 132 137 140 142 144 149 157 160 161 165 166 170 179 204 208 209 215 217 243 246 259 262 264 272—275 278 294—297 305 319 327—329 332 334— 336 342 352 368 376 378 386 389 390 392 400 410—415 422 427 436 447 449 451 458 461 462 466 483 496 499 501 511 514 515 523 524; ideologische 15—17 30—31 38—39 92 99 106 125 126 132 137 140 142 144 157 160 165 166 170 179 204 208 209 215 217 243 259 262 272—275 277 278 294—297 315 319 320 327—329 332 334—336 342 352 368 376 378 386 389 390 400 410—415 422 436 447 449 451 458 461 462 466 483 501 511 514 515 523 524; Feuerbachs 31—35 80 81; He¬ gelsche 149 215 246 305 332 389 496 515 531 Mittelalter 13—15 40—44 51 52 125 134 151 152 155 156 158—159 182 199 306 322—333 349 410 450; Völkerwanderung 13 14 54 169 368; s. auch Feudalität Monopol 47—48 189 410; s. auch Eigentum, Gesetzgebung M о г а 1 15 16 21 27 49 101 162 177 194 197 227 229 231 252 264 266 270-272 287 298 300 312 317 319 334 336 348 349 351 354 356 357 361 366 368 374 -376 386-393 396-398 400 401 415 445 448 495 499 503 536 538 Mystifikation 8 15 26 27 38 103 245 427 456—458 466 477 485 506 520 527 535 539; s. auch Metaphysik
Sachregister 695 N а c h f г а g e 24 25 44 49 349 350 363 366 371-373 380 494 501 502; s. auch Konsumtion N а h r u n g 17 273 274 354 455 456 501; Kartoffelkrankheit von 1845—1846: 71; Kartoffeln 190 291 Nationen 11 21 26 30 35 39 44—50 54 62 158 175 181 321 373 390 398 405 419 445 452 454; Nationalismus 454 Nationalität 26 35 50 60 166 373 404 413 435 454 474 478 532 N а t u r 18 20 27 28 32—34 55 77 83 94 119 120 167-169 235 265 268 289 348 416 448 455—466 526 538; Natur- kräfte 18 49 55 400 456; Subsumtion unter dieselbe 20 55; u. Geschichte 20 27 28 32-34 55 167-168 458— 460 463 464 466; Naturanschauung: Heraklits 119, stoische 119, epikure¬ ische 119; s. auch Wissenschaft N а t u r g e s e t z e 265 420 455 457 521; s. auch Gesetz Naturverhältnisse 20 27 28 32 33 55 77 168 498 Naturwissenschaft, s. Wis¬ senschaft Naturwüchsigkeit 10 12 19—23 26 27 35 41 42 49 50 55 58 62 325 342 351 402—405 535 N о t (Notdurft) 20 24 31 45 198 410 416 538 N о t wendigkeit (Zwang, Zwangs¬ läufigkeit) 12 14 18—34 36 37 39—49 51—67 117 132 134 141 142 162 163 165 184 187 191 198 202 226 227 235 268 269 271 273 282 291 308 314 321 331 334—336 339 341 342 350 358 368 369 372 378 384 396 398 408 412 415—418 424 437 445 464 499 535 536; d. kommunistischen Revolution 34 40 57—60 62 67 198 339 358 398 417 Objekt (Ding, Gegenstand) 15 31—34 47 53 54 57 98 99 114 118 122 135 141 153 171 173 184 209 213 260 262 263 265 268 272—275 279 304 312 316 320 344 349 353—355 388 398 401 404 408 414 427 499 521 531 533; b. Feuerbach 32—34 533; i. d. Juris¬ prudenz 53; b. Hegel 135 531; u. Pri¬ vateigentum 209 265 388 404; s. auch Rohstoff Ökonomische Entwicklung 90 176 178 180—183 202 331 333 336 374 377 379 384 390-392 397 405 417 418 488 492-494 514 515 Ostindische Kompanie, s. Großbritannien Partei: kommunistische 31 437 444 445 449 476; proletarische 435 436; u. Parteichef 445 476 511; u. Unpar¬ teilichkeit 445; sozialistische 476; demokratische 476; politische, im mo¬ dernen Staat 532; s. auch Gemein¬ schaft, Große französische Revolution Parzellierung 14 24 126 176 330 —333 369 370 382; s. auch Bauern, Eigentum, Landwirtschaft Pauperismus 13 14 117 170 182 190 192 338 344 437 506; antiker 13 117 170; mittelalterlicher 14 182; i. Eng¬ land u. Irland 344; u. Malthus 344; u. Locke 506 P e r s о n 20 57 59 65 140 165 167 201 226 239 351—354 505 520; unge¬ schichtliche 30 38 80 98 99 102 118 148 160 185 214 217 220 270 272 289 290 311 334 352 353 360 460; mora¬ lische 35 140 148 214 336 356 368; handelnde 130 214; b. Hegel 262; grammatische 422; identische 425; u. Zweck derselben 520; s. auch Begriff Persönlichkeit 65—67 78 97 197 198 208 215 216 251 308 354 357 481 Philosophen: I. antike: Sophisten 118 127; Cyrenaiker 396; Stoiker 118 —123 166 169 497; Epikuräer 118— 123; Neuakademiker 119; Neuplato- niker 120 123 506; Skeptiker 118 119 122 123; IL mittelalterliche: 127 506; ІП. bürgerliche: 24 28 30—32 38 58 65 77—79 HO 113 124 153 154 157 158 174 216 230 232 264 265 309 357 358 374 408 411 416 420 424 427 437 451 478 497 526 535; Deisten 477; Sensualisten 477 493; Spiritualisten 520; englische 153 154; Junghegelia¬ ner 9 10 27—31 36—39 406; s. auch Deutschland, England, Ideologen, Phi¬ losophie, Theorie P h i 1 о s о p h i e 3 8 16 21 27 29 31 38 85 87 90 112 116 118 120—123 125 127 135 149 153 155 156 164 166 173 —175 177 178 216 261 264 272 291 354 357 358 360 382—385 393 396 397 400—402 421 427 437 441—468 473 477 497 506 520 521 536 538— 540; Aufklärungsphilosophie d. 18. Jahrh. 119 387 389; Epikurs 121 122; Kants 175 177; spekulative 15 16 18 27 34—38 76 77 92 108 110 113 122 125 135 138 140 141 144 145 149 153—155 157 167 192 211 226 239 241 —245 246 255 257 261 274 277 282 332 334 335 361 389 392 425 457 466 520 521 531 539 542; Hegels 7—9 15 —18 27 29 34—38 76—79 83 84 90— 93 101—103 108—110 113 114 117 118 122 125-129 134 135 138 140
696 Sachregister 145—159 163-167 171—174 178 179 183 188 195 214 215 222 226 228 235 244—246 250 255 256 262 265 267 277 284 285 297 302 305 307 314 315 327 332 387 389 412 436 442 444 457 465 474 477 496 498 505 515 531; alt- hegelsche 9 30 76; junghegeleche 3 8 17 18 21—23 27—31 33 38 39 65 71 72 75—94 98—432; philosophische Konstruktion 8 30 88 92 105 107—110 114—116 122 124—126 128 137 140 144 149 153 158 167—174 183 185 —213 220 246 251 256 263 278 292 316 360 364 378 436 444 448 450 451 457 459 466 474 496 509 521 542; Feuerbachs 31—34 63 75 76 78—83 85 87 110 114 116 117 118 126 141 174 213—217 237 345 422 423 427 436 443 473 477 515 533—535 538— 540; Moralphilosophie 9 27 51 177 190 194 216 223 227 229 230 235 239 240 247 264 266 267 270 271 310 312 317 319 321 333 334 343 345 349 354 361 375 376 385—386 388 392—393 395—397 400 410 411 412 415—417 419 443 448 449 451 460 467 499 503 504 522 523 526 527 538; s. auch Deutschland, England, Erkenntnis, Idealismus, Ideologie, Materialismus, Materialisten, Methode, Philosophen, Theorie P о 1 i t i k 13 15 23 26—30 35—37 41— 51 52 58—67 76 90 98 105 106 134 142 158—161 171 175—187 189—193 196—202 205 228 229 239 265 267 268 273 280 284 293 300 302—304 306—309 311—314 316—321 325— 327 330 331 333—342 344 347 350 351 355—359 367 379 380 388—391 405 409 410 413 415—418 421 435— 437 441 442 444 445 451—453 464 475 478 485 488 499 502 505 511 528 532 536; europäisches Gleichgewicht 76 423; Oregonfrage 76; orientalische Frage 144; Opiumkrieg (1840—1842) 147; s. auch Gewalt, Große französi¬ sche Revolution, Ideologen, Ideologie, Illusion, Krieg, Revolution, Staat Politische Ökonomie 22 25 56 106 124 181-183 185 209 210 345 347 348 364 367—378 382 388 390—392 465 468 488 494 501—507 514 515; Physiokratie 180 388 390 391 511; Merkantilismus 507 P r ä d i k а t e 31 140 214—216 257 262 275 278 294 427 P г а x i s 21 27—29 31 48 53 122 177 194 195 235 249 255 266 267 270 271 277 278 318 321 355 358 366 367 371 376 385 389 391 397 419 454 477 496 515 520 521 533—535; s. auch Tätig¬ keit, Theorie P r e i s 163 265 339 347 349 363 366 371 461; s. auch Arbeitslohn, Geld, Ware, Wert Preußen, s. Deutschland Privateigentum, s. Eigentum Privatrecht, s. Recht, Gesetz¬ gebung Privileg, s. Recht Produktion (Erzeugung): d. Be¬ wußtseins 7 15 18 21 26—39 59 60 77 107 118 132 140 161 164 265 308 397 398 502; materielle 10—12 14— 19 21 22 24—29 33 35 41—44 46 48 —50 54 56 57 59—61 63 66 77 90 118 140 142 163 165 170 184—186 209 210 226 228 241—244 249 270 272 282 306—308 334 342 345 349— 351 365 369 374 375 398 410 447 449 497 498 500—504; neuer Eigenschaf¬ ten d. Menschen 12 17 18 20 32 33 42—44 49 51 60—62 80 107 130 170 192 198 226—229 235 236 238 239 241 243 268—270 283 308 309 320 321 333 353 357 372 373 379 394 395 401—403 405 410 413 415—418 437 461 464 498 499 502 533—535 538; d. gesellschaftlichen u. politischen Gliederung 14 15 18 19 21 23-29 33 35—37 39—54 56—67 77 90 140 142 165 170 176—178 180 181 184 185 186 192 197 198 209 210 226 228 268 270—272 302 306—309 320 321 326 327 330—346 349—351 357 359 368 369 373 374 392 394 395 397 403 405 409—411 413 415—418 459 460 464 498 502 527 532 534 535 537; Repro¬ duktion 18 40 51 184; Überproduk¬ tion, s. Krisen; s. auch Arbeit, Ge¬ schichte, Gesellschaft, Große franzö¬ sische Revolution, Industrie, Kontrolle, Politik, Produktion, Revolution, Staat, Tätigkeit. Zirkulation, Zufuhr Produktionsbedingungen 10 11 14 15 36 42 43 51 54 56 57 58 65 165 354 371 397 504 Produktionsinstrument 11 33 35 39 41 42 44 55—58 176 190 209 282 333 361 371 372 502 540; s. auch Technik Produktionskosten 127 202 282 349 363 378 501 Produktionsmittel 13 35 41 Produktionsverhältnisse 11 14 15 19 27 35 37 41 46 48 50 51 53 60 134 142 158 168 170 177 178 180 183 188 193 227 228 308 334 339 342 346—349 351 362 373—375 384 387 388 391 394 395 416 417 496 502 503
Sachregister 697 Produktionsweisen (-stufen) 10 13 15 19 21 22 25—27 29 33 35 37 42—44 46 48—52 54 56—63 66 67 80 140 142 163 165 176 184—186 210 226 228 306 307 331 334 335 345 349 —351 362 365 369 371—376 390 392 398 410 416—418 466 502 503 537 538; Patriarchalismus 11 12 18 41 46 146 176 365 389; Sklaverei 11—13 22 51 140 464; s. auch Feudalität, Indu¬ strie, Klassen, Kooperation, Manufak¬ tur, Revolution, Sklaven, Stände, Tä¬ tigkeit, Technik, Verkehr Produktionszweige4445 86 353 Produktivkraft 11 13 15 18-21 23—25 27 28 33 34 39 43 44 49-51 54 56—59 61—64 140 190 210 268 271 283 308 334 335 359 391 398 410 416 —418 537 Profit 208—210 282 304 331 363 364 392; Revenue d. Grundbesitzers unter d. Masse d. Proletarier verteilt 365 Prohibitionen, s. Gesetz g e b u n g Proletariat: antikes 13 338; moder¬ nes 23—25 30 37 43 50 58—60 63 65 66 162 163 182 183 333 338 344 349 397 410 435 445 448; s. auch Arbeiter, Klasse, Pauperismus Proletarier 25 32 34 35 37 50 58 64 66 67 181 182 184 193 196 198 210 211 216 265 268 301 302 338 350 351 365 415 437 444 447 448 453 487; s. auch Arbeiter, Individuen, Menschen Propoganda: kommunistische 193 268 270 302 444 445; kleinbürger¬ liche 349 362 436 437; s. auch Moral, Philosophie Prostitution 191 R а s s e 23 62 343 403 Reaktion (politische) 29 122 211 293 325 331 477 504 526 R e c h t 9 51—54 62 64 126 140 160 187 —189 221 241 273 276 291 293—309 315 320 321 334 337 340—344 368 378 379 381 383 391 485 499 511 515 532 535—537; Vertrag 12 53 122 353 378 379 381 384 425; politisches 23 160 302 304 306-344 381 485 532; Wahlrecht 23 344 532; Privileg 47 189 306 396 415 526; Besitzrecht 51 53 54 187 189 276 297 300 340—343 378 526; römisches 51 53 309 342 343; Privatrecht 52 53 189 297 300 308; jus utendi et abutendi 53 318 340 369 400; Straf recht 308 314 315 317 319; Faustrecht 321; jus talionis 321; Erbrecht 341 342 369 382 487 493 494; s. auch Gesetz, Gewalt, Große französische Revolution, Handel, Ideo- lolen, Ideologie, Verkehr Reflexion: Reflexionsbestimmung 76 —78 83 137 152 220—222 226—241 245 246 248 251 256 257—260 265 266 267 269 270 274—277 281 284 287—292 294—297 418; ideologisch¬ ungeschichtliche 144—150 231 237 238 241—246 268—270 274 281 284 291 378 389 418 419 461 466; d. Bour¬ geois 192 231 232 264—265; auf d. Entgegengesetzte 238—240 265 270 273—275; reine 244 256; an sich 274; moralische 378 392; in sich 461 Reformation 175 176 506; s. auch Deutschland, Religion Regierung: in d. Manufaktur¬ periode, schafft sich eine Einkommens¬ quelle durch Verkauf v. Privilegien 47; deutsche 331; französische 390; Regierungsform, s. Staatsform R e i c h t u m 24 26 117 211 257 258 340 505 Religion 8-10 15 16 20 21 27—30 49 53 80 117 120 122 125 134 135 139 140 153 185 189 214 215 263 264 265 273 275 287 298 350 382—385 389 393 397 473 478 490 492 493 499 520 533—536; Christentum 10 111 117 118 123 124 126 134 135 152 160 169 —171 193 198 199 221 234 236 281 283 287 291 360 387 427 432 495 506; Geistlichkeit 14 21 160 198 199 287 422 423 501 520—528 536; Naturreli¬ gion 20 135; Kirche 71 152 156 172 422; Protestantismus 112 113 135 151—154 156 157 539 540; Katholi¬ zismus 112 113 135 151—155 159 422 539; Buddhismus 151; Papst 159 160; Congregatio de Propaganda fide 193; s. auch Geistlichkeit, Reformation, Theologie Reproduktion, s. Produktion Revolution (Umwälzung): philoso¬ phische 7 8 356—358; in d. politi¬ schen, Eigentums- und Produktions¬ verhältnissen 12-14 22-24 27 28 35 49 308 309 351 355—359 398 410 502; in d. Naturverhältnissen 17—19; kommunistische 23 24 26 27 31 34 37 58—60 62 63 193 268 357 359 410 413 417 418 527 534; Auf stände: mittel¬ alterliche 41 183 199; d. katalonischen Arbeiter (im Juli 1845) 199; d. Ne¬ ger v. Haiti (1843 bis 1847) 287; d. Korsikaner 356; Hungerkravalle in Frankreich (1775) 511; s. auch Ar¬ beiterbewegung, Arbeiterunruhen, Großbritannien, Große französische Revolution
698 Sachregister Revolutionäre 311; in Stirners Vorstellung 359; Verhältnis derselben zur bürgerlichen Gesellschaft 532 Rohstoff (Material) 11 16 18 19 33 34 47 48 56 60 120 146 167 215 216 241 242 283 401 404—405 478 501; s. auch Objekt, Technik R о m 12 13 54 144 297 337 343 368 372 506; Römer 51 52 120 122 169; u. Barbaren 12 13 54 368; Wehherr¬ schaft 13 54 117 123 169 368; Eigen¬ tum 13 51 52 337 343; Plebejer 13 337; Bürgerkriege 13; Licinisches Ackergesetz 13; Kapitalisten 33 123; Campagna di Roma 33; Recht 52 53 309 342; Gesetzgebung 118; Sklaven¬ krieg 199; s. auch Altertum, Italien Rußland: Russen 145 453 528; als Staat d. heiligen Allianz 340; Leib¬ eigenaufstände 356 Saint-Simonismus 211 452 460 461 466 479-495 523 539; s. auch Frankreich Schottland, s. Großbritan¬ nien S c h w e i z 419 444 523 526 S e i n 11 15 31 32 63 65 83 102 197 226 230 231 242 267 270 274 275 402 412 415 540; u. Bewußtsein 15 230 231 242; u. Wesen 32 63 540; u. Werden 402; s. auch Existenz Selbstbewußtsein 8 15 27—29 33 35 38 71 72 75—77 79 87 93 134 140 141 221 337 457 491 531 Sinnlichkeit 17 19 32—34 80 81 135 159 531 533—535 541 542 S i 11 e n 43 48 54 142 365 366 394—397 Sklaven 12—14 22 123 140 170 189 199 286—290 380 407 410; Sklaven¬ besitzer 189 286—288; s. auch Pro¬ duktionsweisen Solidarität, s. Gemeinschaft S о z i а 1 i s m u s 58 263 280 352 397 441 442 446 450 474 475 477 481 488 497 526 542; „wahrer“ 189 211 435—437 441—443 446—448 450 452 457 463 465 468 472—476 494—496 500 502 503 514 519—528; religiöser 523; re¬ aktionärer 526; s. auch Arbeiterbewe¬ gung. Kommunismus S о z i а 1 i s t e n 163 192 280 441 463 499 524; „wahre“ 211 352 435 437 445— 447 449—455 457 458 460 461 464 474 —476 478 497 499 503 504 515 524; s. auch Namenregister Spontaneität: d. Beseitigung v. Schranken i. d. Einbildung d. deut¬ schen Kleinbürgers 290; d. Beseiti¬ gung d. Staats, alte Einbildung dar¬ über 357 S p г а c h e 15 20 23 54 90 130 210 212 225 246 250 255 258 268 271 272 276 281 286 291 342 366 373 385 388 396 404 405 424 425 427 436 447 448 501; Übersetzungen 88 89 120 121 179 182 186 225 226 253 286 436 483 492 493 495 496 509 513 514; Etymologie 209 252 336 354 359 375 386; Synonymik 210 253—256 294—296 298 299 316 326 336 354 375 386; Zeitwörter 254; Sprichwörter 376 386 400 410; s. auch Bewußtsein, Kunst, Literatur, Stil S t а а t 9 12 15 23 25 27 29 3 1 39 43 47 51 52 59 62 64 67 71 105 122 155- 157 163 176—185 189—192 221 228 254 259 261—263 265 273 275 307— 309 312 313 315 320 321 325—327 334—340 346—348 351 353 355 357 359 378 380 383 413 460 465 488 511 532 533 536; Repräsentativstaat 326 338 532; s. auch Ideologie, Klassen¬ herrschaft, Überbau Staatsbürger 12 179 194 196 335 465; s. auch Bürger Staatsform: monarchische 15 176 177 201 293 314 321 326 389 390 396 455 520—521 536; demokratische 23 311 326 532; u. Klassenkampf 59; re¬ publikanische 64 160 180 196 325 326 340 Staatsschuld 48 51 309 340 Stadt: Gegensatz zum Land 11—14 18 39 40 50 333 353 379 380; im Alter¬ tum 12 13 39 42 51 169; mittelalter¬ liche 14 15 39—44 47 52; Erbauung derselben 18; u. Politik 39; in d. Ma¬ nufakturperiode 45—48; kapitalisti¬ sche 50 51 163 333 353 362; u. kom¬ munistische Bewegung 51 333; reichs- unmittelbare deutsche 176 369; s. auch Bevölkerung, Industrie, Kommu¬ nismus, Land, Politik S t а m m w e s e n 12 20 23 25 39 51 55 62 65 140 368 383; s. auch Eigentum, Familie, Germanen, Produktionswei¬ sen S t а n d 11 13—15 42 43 45 46 48 51 52 60 65 66 177 189 191 192 201 254 293 396 397 445 455 537; s. auch Eigen¬ tum, Ideologen, Kleinbürger, Produk¬ tionsweisen, Recht S t e u e r n 39 51 181 390; lokale in Eng¬ land u. Irland 344; auf d. notwendig¬ sten Lebensbedürfnisse 493 S t i1 80 81 85 93 166 186 250 251 353 364 376 390 471—476 479 488 489 493 506 522; s. auch Kunst, Litera¬ tur, Sprache Strafe, s. Gewalt
Sachregister 699 Subjekt 16 27 87 102 126 130 136 141 185 216 257 262 272 274 312 349 357 373 387 398 425 449 531 533; s. auch Objekt, Person, Tätigkeit S u b s t а n z 7 8 28 33 71 72 75-77 84 87 88 102 141 145 215 356 373 393 406 531 533; s. auch Bestehendes, Idealismus Subsumtion: unter d. Arbeitsteilung 39 40 42 43 56 58 65 270 369 374 379 415 540; d. Individuums unter d. Klasse 43 65 66 337 374 417; d. Wis¬ senschaft unter d. Kapital 50; d. In¬ dividuen unter Kapital u. Grund¬ eigentum 55; kleiner Industrie unter naturwüchsige Produktionsinstru¬ mente 55; e. Masse v. Individuen un¬ ter ein Produktionsinstrument 58; e. Masse v. Produktionsinstrumenten un¬ ter ein einziges Individuum 58; d. Eigentums unter alle 58; d. moder¬ nen universellen Verkehrs unter alle 58; sachlicher Mächte unter d. Indi¬ viduen 63; d. Individuen unter sach¬ liche Gewalt 66; ideologische 157 189 237 244 262 281 316 373 440; d. Staatsmacht unter d. Interessen d. Bourgeois 51 52 180 181 265 307 308 325 334 335 338 340 460; aller bür¬ gerlichen Verhältnisse unter d. Ex¬ ploitationsverhältnis 351 388; einzel¬ ner Teile d. Arbeiterbewegung unter d. allgemeine Bewegung 367; d. Künstlers unter lokale u. nationale Borniertheit 373; aller bürgerlichen Verhältnisse unter d. ökonomischen 391; s. auch Arbeitsteilung, Ideolo¬ gie, Klassenherrschaft, Vorstellungen Tätigkeit 9-11 15—18 21 22 25— 29 31-34 39 55 59 61 63 77 125 145 149 157 163 173 184 193 198 204 226 235 237 241 243-246 267 274/303 305 333 338 356 357 361 369 372— 374 388 390-392 398 417—419 424 435 447-449 453 466 468 497 502- 504 525-527 531 533-535; Selbst¬ betätigung 57 58 61 193 388 Tauschwert, s. Wert Technik: Instrumente 11 18 41 42 56 176; Dampfheizung 18; Gasbeleuch¬ tung 18; Wasserleitung 18; d. Häu¬ serbaus 18—19; Maschinerie 18 33 35 44 49 59 176 190 199 209 349 371 372 540; Spinnrad 33 176 282 371; Webstuhl 33 176 361 540; Eisenbah¬ nen 140 282 374; Hacke u. Pflug 190; künstlerische 372; Dampfmüh¬ len 501 502; Windmühlen 502; Was¬ sermühlen 502; s. auch Eisenbahnen, Erfindungen, Industrie, Kunst, Land¬ wirtschaft, Produktionsinstrument Terrorismus 161 279 316 476; Kö¬ nigsmord 279; s. auch Große franzö¬ sische Revolution T h e о 1 о g i e 8 18 21 75 79 92 93 141 157 166 171 215 317 334 539 540 542; s. auch Ideologie, Moral, Religion T h e о r i e 18 19 21 27—31 34 49 83 90 122 125 177 189 208 209 215 227— 229 278 281 300 309 311 338 347 340 352 353 384 385 388—393 397—399 400 414 419 435 436 442 443 451 453 457-461 466-468 477 490 496 500— 503 520 521 525—527 533 534; s. auch Bewußtsein, Geschichtsauffassung, Ideologie, Praxis, Wissenschaft T i e r e 10 20 31 32 126 142 163 173 289 342 403 419 446 455—457 497 Überbau (Superstruktur) 26 391 534 536; s. auch Ideologie Verbrechen 293 305 308 309 313 315—320 322—325; Raubmord 12; Raub 54 322; Diebstahl 316 361 362 384 Vereinigte Staaten von Nord¬ amerika: vollendetstes Beispiel d. modernen Staats 52 192 326; als mo¬ dernes Kolonisationsprodukt 62; Yan¬ kees 62 108 146 189 387 419 478; Börse von New York 181; Arbeiter 196 339 449; Eisenbahnen 282; Na¬ tionalreformer 449; deutsche Indu¬ striewaren daselbst 473; Sozialdemo¬ kratische Schule 474; s. auch Ame¬ rika, Arbeiterbewegung, Bourgeois, Bourgeoisie, Individuen, Kolonisation Verkehr 11 12 14—16 20 22 24—26 32 33 35 39 41—44 46 53 54 56—61 63 158 183 188 210 213 221 226 228 254 271 282 321 333—335 344 345 351 354 362 365 369 372 374 375 386 388—390 395—397 410 414—419 497 538 539; Weltverkehr 24 37 44 50 178 243 349 379 380 396 417; Schiffahrt 47 331 374; s. auch Eisenbahnen, Handel, Individuen, Produktion, Pro¬ duktionsweisen, Produktivkraft V e r k e h r s b e d i n g u n g en 54 56 60—62 165 333 354 362 397 417 418; s. auch Existenzbedingungen Verkehrsformen 11 12 21 25 27 28 53 54 56 60—64 165 193 271 307 334 416 Verkehrsmittel 45 49 50 282 333 374 415; s. auch Kommunikation
700 Sachregister Verkehrsverhältnisse (■machte): 11 21 24 27 31 41 42 45 46 50 51 53 60 61 63 64 77 134 142 158 162 165 183 188 210 213 215 224 226 —230 235 239 241 242 251 255 256 260 271 277 280 282 289 297 302 303 306 307—309 312 320 321 333—335 341 342 344 349—351 356 357 360— 364 366 368 369 372 374 375 378 381 384—395 398 399 404 408—411 415 —420 424 427 435—437 445 460 462 465 497 498 501—504 526 535; s. auch Gesellschaft, Individuen, Pro¬ duktionsverhältnisse Voraussetzungslosigkeit 16 17 215 244—247 412 442 Vorstellungen 3 8 9 15 21 27 28 —31 43 54 58 63 65 67 78 83 98 105 106 110 112 113 118 119 121 122 132 134 138 140 141 148 150 154 157 163 165 166 169 170 171 173 179 182 186 213 215 226—228 233 241 242 245 246 249 251 252 254 259—262 264— 272 274 275 277 297 327 329 336 337 352 354 359 364 368 371 375 378 382 398 399 408 412 435 437 447 452 453 459 464 466 487 503 536; s. auch Be¬ wußtsein, Denken, Illusion Ware 7 40 110 339 347 349 351 374 375 376 386 503 536; Depreziation derselben gegenüber d. Geld 375— 376; s. auch Wert Weberei44 45 361; s. auch Technik Weib 18 22 82 83 220 318 485 539; s. auch Mann Wert 163 210 265 364 388 389 525— 527; Gebrauchswert 209 264 364; Tauschwert 209 264 265 375 378 503; s. auch Geld, Preis, Ware Wildheit, s. Gesellschafts¬ stufen W i 11 e 23 24 40 52 53 162 163 175 177 178 194 226 242 270 290 291 307— 309 311—313 327 353 368 378 389 392 413 418; s. auch Macht, Willkür W i11 k ü r 15 39 53 64 117 118 201 237 259 260 308 313 349 357 363 369 375 400 436 505; s. auch Gesetzgebung. Macht, Wille Wirklichkeit 3 10 15—17 20 21 23 25—39 41 52 53 56 57 59—61 66 76 77 79 83 89 90 108 110 113 114 118 122 123 125 130 134 140—142 148 149 151 154 156 158—166 168—172 175 177—179 182 188 201 209 210 213 215—217 224 226 228—230 232 234 237 238 241 243 244 247—249 252 254 255 259—268 270—272 274 279 280 282 284 287 288 292 294 301 —303 305 307 309 311 316 321 341 342 351 356 358 361 365—367 369 371 381 382 384 388—390 392—395 397 399 406 408—410 412 413 416 419 424—427 435—437 441 442 445 448 449 451—454 462 466 478 496 497 499 500 503 504 515 521 527 528 531 533—537; s. auch Ideologie, Illu¬ sion, Tätigkeit Wissenschaft 16 29 49 118 119 156 215 216 264 265 366 371—373 388 391 419 435 436 441 448 450 459 473 474 481 484 488 535 536 539; Geolo¬ gie 17 448 460; Naturwissenschaft 33 50 120 167—169 172 286 397 400 401 444 455 536; Chemie 33 121 168 400; Physik 33 119 121 168 400 401 420 456; Mechanik 49; Zoologie 403; s. auch Philosophie Wohnung 17—1942 Zentralisation 49 282 532 Zirkulation 42 44 46 48 49 105 376 —378; Tauschmittel 276 374 375 378; s. auch Handel, Verkehr Zivilisation.s. Gesellschafts¬ stuf e n Zölle 47 49; Schutzzölle 45 47—49 71 178 292 Z u f а 11 21 32 43 303 Zufälligkeit 53 56 58 60 61 64—66 354 411 416 417 Z u f u h r 24 25 349 350 363 371 380 494 501; s. auch Handel, Nachfrage, Pro¬ duktion Z u n f t 14 40 41 44—46 50 201 349; Ge¬ sellen 14 41 46; Lehrlinge 14 41; Meister 14 40 41 46 197; s. auch Ar¬ beit, Deutschland, Feudalität, Hand¬ werk, Handwerker, Mittelalter Z w e c k 3 19 27 30 31 33—35 37 47 49 57 59 89 107—110 142 158 166 167 169 179 192 195—197 264 268 269 299 358 360 366 369—371 388 398 454 474 479 481 502 520 521 524 525 535
INHALT
Inhalt Seite Einleitung zum fünften Bande. Vom Herausgeber IX DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE Kritik der neuesten deutschen Philosophie. in ihren Repräsentanten, Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten Vorrede 3 L FEUERBACH. GEGENSATZ VON MATERIALISTISCHER UND IDEALISTISCHER ANSCHAUUNG 7—67 A. Die Ideologie überhaupt, namentlich die deutsche 8 1. Geschichte 17 2. Über die Produktion des Bewußtseins . . . . 26 B. Die wirkliche Basis der Ideologie 39 1. Verkehr und Produktivkraft 39 2. Verhältnis von Staat und Recht zum Eigentum . 51 [3. Naturwüchsige und zivilisierte Produktions¬ instrumente und Eigentumsformen] 55 C. Kommunismus. Produktion der Verkehrsform selbst . . . . 60 Das Leipziger Konzil 71—432 II. SANKT BRUNO 75—94 1. „Feldzug“ gegen Feuerbach 75 2. Sankt Brunos Betrachtungen über den Kampf zwischen Feuer¬ bach und Stimer 83 3. Sankt Bruno contra die Verfasser der „heiligen Familie“ . . 85 4. Nachruf an „M. Heß“ 92 III. SANKT MAX 97-Л28 1. Der Einzige und sein Eigentum 98—421 Altes Testament: Der Mensch 100—219 1. Genesis, d. i. Ein Menschenleben 100 2. Ökonomie des alten Bundes 109 3. Die Alten 116 4. Die Neuen 124 A. D e r Geist (Reine Geistergeschichte) 128 B. Die Besessenen (Unreine Geistergeschichte) .... 133 Anleitung zum Geistersehen 133
704 Inhalt Seit« Zweite Anleitung zum Geistersehen 135 a) Der Spuk 13<8 b) Der Sparren 141 C. Unreine unreine Geistergeschichte. . . . 144 a) Neger und Mongolen 144 Erste „geschichtliche Reflexion“ 144 Zweite „geschichtliche Reflexion“ 144 Dritte „geschichtliche Reflexion“ 145 Vierte „geschichtliche Reflexion“ 145 Fünfte „geschichtliche Reflexion“ 146 Sechste „geschichtliche Reflexion“ 147 Siebente „geschichtliche Reflexion“ 148 Achte „geschichtliche Reflexion“ 149 Eingelegte „geschichtliche Reflexion“ 150 b) Katholizismus und Protestantismus 151 D. Die Hierarchie 154 5. Der in seiner Konstruktion vergnügte Stirner .... 167 6. Die Freien 175 A. Der politische Liberalismus 175 B. Der Kommunismus 185 Erste logische Konstruktion 185 [Zweite logische Konstruktion] 185 Dritte logische Konstruktion 190 Vierte logische Konstruktion 194 Erste historische Konstruktion 198 Zweite geschichtliche Konstruktion 199 Dritte historische Konstruktion 200 Vierte geschichtliche Konstruktion 202 C. Der humane Liberalismus 211 N e u es T e s t а m e n t: „I c h“ 220—421 1. Ökonomie des Neuen Bundes 220 2. Phänomenologie des mit sich einigen Egoisten, oder die Lehre von der Rechtfertigung 222 3. Offenbarung Johannis des Theologen, oder „die Logik der neuen Weisheit“ 249 4. Die Eigenheit 280 5. Der Eigner 293 A. Meine Macht 293 I. Das Recht 294 A. Kanonisation im allgemeinen 294 B. Aneignung durch einfache Antithese 297 C. Aneignung durch zusammengesetzte Antithese .... 300 II. Das Gesetz 306 ПІ. DasVerbrechen 314 A. Einfache Kanonisation von Verbrechen und Strafe . . . 315 a) Verbrechen 315 b) Strafe 517 B. Aneignung von Verbrechen und Strafe durch Antithese . 318
Inhalt 705 Seite C. Das Verbrechen im gewöhnlichen und außergewöhnlichen Verstände 322 5. Die Gesellschaft als bürgerliche Gesellschaft .... 327 Abhandlung 1: Über Parzellierung des Grundbesitzes, Ab¬ lösung der Servituten und Verschlingung des kleinen Grundeigentums durch das große 330 Abhandlung 2: Privateigentum, Staat und Recht . . . 334 [Abhandlung 3: Über die Konkurrenz im gewöhnlichen und außergewöhnlichen Verstände] 346 II. Die Empörung 355 III. DerVerein 367 1. Grundeigentum 367 2. Organisation der Arbeit 369 3. Geld 374 4. Staat 378 5. Empörung 381 6. Religion und Philosophie des Vereins 382 A. Eigentum 382 B. Vermögen 385 C. Moral, Verkehr, Exploitationstheorie 386 D. Religion 393 E. Nachträgliches zum Verein . . 394 C. Mein Selbstgenuß 396 6. Das hohe Lied Salomonis oder der Einzige 406 7. Apologetischer Kommentar 422 Schluß des Leipziger Konzils 431—432 DerwahreSozialismus 435—437 I. DIE „RHEINISCHEN JAHRBÜCHER“ ODER DIE PHILO¬ SOPHIE DES WAHREN SOZIALISMUS 441-468 A. „Kommunismus, Sozialismus, Humanismus“ 441 B. „Sozialistische Bausteine“ 454 Erster Baustein 457 Zweiter Baustein 461 Dritter Baustein 465 IV. KARL GRÜN: „DIE SOZIALE BEWEGUNG IN FRANK¬ REICH UND BELGIEN“ (DARMSTADT, 1845) ODER: DIE GESCHICHTSCHREIBUNG DES WAHREN SOZIALISMUS 471—516 Saint-Simonismus 479 1. Lettres d’un habitant de Genève à ses contemporains 483 2. Catéchisme politique des industriels 486 3. Nouveau christanisme 489 4. Saintsimonistische Schule 490 Fourierismus 495 Der „bornierte Papa Cabet“ und Herr Grün . . . . 504 Proudhon 514 V. „DER DR. GEORG KUHLMANN AUS HOLSTEIN“ ODER DIE PROPHETIE DES WAHREN SOZIALISMUS. Die neue Welt oder das Reich des Geistes auf Erden. Verkündigung . 519—528 Marx-Engels-Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 5 45
706 Inhalt Seite ANHANG 531—544 [Marx über sein Verhältnis zu Hegel und Feuerbach] .... 531 [ Die bürgerliche Gesell schäft und die kommunistische Revolution ] 532 [Marx über Feuerbach] 533 [Aus: „I. Feuerbach“] 536 [Engels über Feuerbach] 538 [Sankt Bruno contra die Verfasser der „Heiligen Familie“] . . 541 Beschreibung der Manuskripte. Textvarianten 545—640 Marxens Notizbuch aus den Jahren 1844—1847 . 547—550 Paginierungsschema der Manuskripte der Deut¬ schenideologie“ 551—560 Richtlinien der Redigierung 561—564 Textvarianten 561—640 A. Aus: der Vorrede 565—566 B. Aus: I. Feuerbach 566—583 C. Aus: Das Leipziger Konzil 583 D. Aus: II. Sankt Bruno 583—585 E. Aus: ІІI. Sankt Max 585—630 F. Aus: Schluß des Leipziger Konzils 630 G. Aus: Der wahre Sozialismus 630 H. Aus: I. Die „rheinischen Jahrbücher“ oder die Philosophie des wahren Sozialismus 630—634 I. Aus: IV. Karl Grün: „Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien“ (Darmstadt, 1845) oder die Geschichtschreibung des wahren Sozialismus 634—639 J. Aus: V. „Der Dr. Georg Kuhlmann aus Holstein“ oder die Pro¬ phetie des wahren Sozialismus 639 Quellennachweis 641—671 Register : 673—700 Namenregister 675—681 Sachregister 682—700
Beilagen Tafel I. Die Seite 15 des Manuskripts „I. Feuerbach“ . . vor S. 21 Tafel II. Die Seite 18 des Manuskripts „I. Feuerbach“ . . vor S. 23 Tafel III. Die Titelseite des Bogens des Manuskripts „III. Sankt Max“ vor S. 247 Tafel IV. Die zweite und dritte Seite des Konzepts der Marx¬ sehen „Vorrede“ vor S. 565
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