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Beck’sche Schwarze Reihe Band 211
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ROLAND A. WOLFF Wie sagt man in Bayern EineWortgeographie für Ansässige, Zugereiste und Touristen VERLAG C.H.BECK MÜNCHEN
Mit 62 Karten des Autors CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Wolff, Roland A.: Wie sagt man in Bayern: e. Wortgeographie für Ansässige, Zugereiste u. Touristen/ Roland A. Wolff. - München: Beck, 1980. (Beck’sche Schwarze Reihe; Bd. 211) ISBN 3 406 06011 0 ISBN 3 406 06011 0 Einbandentwurf von Rudolf Huber-Wilkoff, München © C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck), München 1980 Satz und Druck: C.H. Beck’sche Buchdruckerei, Nördlingen Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Abkürzungen Abgekürzt zitierte Literatur Einleitung 1. Allgemeine Vorbemerkungen 2. Zur Anlage des Buches 3. Zur Geschichte und zu den Entwicklungstendenzen im regionalen Wortgebrauch Bayerns 14 4. Anmerkungen 21 5. Literaturhinweise 22 L Wörterbuch 1. Essen, Trinken, Mahlzeiten Abendmahlzeit, Berliner Pfannkuchen, Bonbon, Bratkartoffeln, (ein) Brot, Brötchen, Brotkrumen, Brotrinde, Brotscheibe, (Fleisch)Brühe, Eis, Eisbein, Endstück des Brotes, Essen/essen, Frikadelle, Getränk (gemischt aus Bier und Limonade), Kartoffelbrei, Kartoffelpfannkuchen, Kloß, Lutscher, Mehl¬ klümpchen (in der Soße), Mehlschwitze, Nachtisch, Napfkuchen/Topfku- chen, Negerkuß, Quark, Rindfleisch, Sahne, Sauermilch, Zweites Frühstück, Zwischenmahlzeit am Nachmittag (am Arbeitsplatz), Zwischenmahlzeit am Nachmittag (in der Familie) a 2. Pflanzen, Früchte, Gemüse Apfelrest, Apfelsine, Blumenkohl, Grünkohl, Gurke, Heidelbeere, Holunder, Kartoffel, Meerrettich, Möhre, Pilz, Porree, Preiselbeere, Roggen, Rotkohl, Weißkohl 3. Tiere, Insekten 34 Huhn, Hund, Marienkäfer, Maulwurf, Motte, Pferd, Stechmücke, Ziege 4. Haus, Haushalt; Straße, Nachbarschaft 36 aufwischen, Ausguß (an der Kaffeekanne), Auto, Bierlokal, Bindfaden, Bord¬ stein, Bürgersteig, Dachboden, Decke, Dose/Büchse, Flaschenkorken, Gar- 5
dine, Handbesen, Harke, Hausflur, Kehrschaufel, Klingel, es klingelt, ko¬ chen, Lumpen, nach Hause, Nachttopf, (die Zimmer) reinigen, Scheuertuch, Scheune, Straße, Streichholz, Teesieb, Topf, Treppe, zu Hause 5. Der Mensch (einschließlich Körper, Benehmen usw.) 41 Absicht, artig, aufgeregt, Augenlid, Backe/Wange, Backenzahn, Bein/Fuß/ Knochen, sich bemühen, Beule, dumm, sich erkälten, Ferse, Fuß, Gesicht, Hand, Junge, kneifen, Knochen, Kuß/küssen, Mädchen, Mut, Nase reinigen, Ohrfeige, sich prügeln, Pustel, Schluckauf, Schmerzen, unverschämt 6. Arbeit, Schule 44 arbeiten, Beil, fegen, Fleischer, Handwerker (der Wasserrohre repariert), Konditor^ Putzfrau, Schneeschaufel, Schnee schaufeln, Schomstein(feger), Schulranzen, Tischler, Traktor 7. Zeit (die Uhr, Tage, Jahreszeiten usw.) 46 dieses Jahr, Frühling, fünf Uhr fünfundvierzig, heute morgen, Samstag/Sonn- abend, sechs Uhr fünfzehn 8. Feste, Grüße 47 Abschiedsgruß unter guten Freunden, Festzeit vor dem Aschermittwoch, gu¬ ten Tag, Jahrmarkt, Weihnachtsbaum, Weihnachtsmann 9. Kinderspiele, Sport 50 Fangen, Kreisel, Murmeln, radfahren, Rutschbahn/rutschen auf dem Eis, Springseil, Steinschleuder 10. Kleidung 52 sich anziehen, Blue Jeans, Hemd, Krawatte, Mütze, Schnürsenkel 11. Verschiedenes 53 andernfalls, (Äpfel) aufheben (-lesen), denken an, eben, (die) Ecke, eher, sich erinnern an, es gibt, festhalten, genau, gewiß, guck, hell, ihr, meinetwegen, nicht wahr, oben, Peitsche, schnell, schrecklich/häßlich, teurer werden, ver¬ kaufen für 12. Syntax, Aussprache, Morphologie 55 bißchen, -chen/-lein, China (Aussprache des Ch-), (der) erste (Aussprache), gehauen, Giraffe (Aussprache des G-), ich habe gesessen/gestanden, Kaffee (Betonung), (der) letzte (Aussprache), Leute/Leut’, nicht (Aussprache), nicht mehr/nimmer, sang/hat gesungen, (er) schläft, Tabak (Betonung), der/das Tunnel (Artikel und Betonung), (die) Wagen (Pluralform), wir (Aussprache) 6
U. Wortkarten Vorbemerkung 1. Abendmahlzeit 2. Bonbon 3. (Ein) Brot 4. Brötchen 5. Endstück des Brotes 6. Frikadelle 7. Kartoffelbrei 8. Kartoffelpfannkuchen 9. Kloß 10. Lutscher 11. Mehlklümpchen 12. Sauermilch 13. Zwei¬ tes Frühstück 14. Apfelrest 15. Heidelbeere 16. Porree 17. Marienkä¬ fer 18. Ausguß (an der Kaffeekanne) 19. Bierlokal 20. Bindfaden 21. Dachboden 22. Flaschenkorken 23. Handbesen 24. Kehrschaufel 25. Klingel 26. Es klingelt 27. Scheuertuch 28. Scheune 29. Streich¬ holz 30. Sich erkälten 31. Kneifen 32. Mädchen 33. Schluckauf 34. Arbeiten 35. Handwerker, der Wasserrohre repariert 36. Schnee¬ schaufel, ~ schaufeln 37. Schornstem(-feger) 38. Schulranzen 39. Heute Morgen 40. Sechs Uhr fünfzehn 41. Abschiedsgruß unter guten Freunden 42. Festzeit vor dem Aschermittwoch 43. Jahrmarkt 44. Fangen 45. Murmeln 46. Rutschbahn auf dem Eis 47. Rutschen auf dem Eis 48. Springseil 49. Steinschleuder 50. Krawatte 51. Schnürsenkel 52. (Äpfel) aufheben, -lesen 53. Guck 54. Nicht wahr? 55. Verkaufen für 56. -chen/-lein 57. China (Aussprache des Ch-) 58. Ich habe gesessen, gestanden 59. Nicht (Aussprache) 60. Nicht mehr/nimmer 61. (Er) schläft III. Wortregister
Verzeichnis der Abkürzungen ags. angelsächsisch mlat. mittellateinisch adt. altdeutsch mnd. mittelniederdeutsch aengl. altenglisch nd. niederdeutsch ahd. althochdeutsch nhd. neuhochdeutsch arab. arabisch nl. niederländisch dän. dänisch norddt. norddeutsch dt. deutsch norw. norwegisch engl. * englisch ostd. ostdeutsch frz. französisch pers. persisch fries. friesisch poln. polnisch germ. germanisch russ. russisch got. gotisch schwed. schwedisch gr- griechisch slaw. slawisch hebr. hebräisch span. spanisch it. italienisch südd. süddeutsch jid. jiddisch tschech. tschechisch lat. lateinisch türk. türkisch mgr. mittelgriechisch vulgärarab. vulgärarabisch mhd. mittelhochdeutsch vulgärgr. vulgärgriechisch westdt. westdeutsch * rekonstruierte Form (eines Wortes)
Abgekürzt zitierte Literatur Duden Etymologie DWA Eichhoff I bzw. II Eichhoff DIAS Grimm Kretschmer Küpper Prause Schmeller Seibicke Trübner Wolff Duden Etymologie. Herkunftswörterbuch der deut¬ schen Sprache (Der Große Duden Bd. 7). Günther Drosdowski, Paul Grebe u.a. Hrsg., Mannheim 1963. Deutscher Wortatlas. Hrsg, von Walther Mitzka und Ludwig E. Schmitt. Bd. Iff., Gießen 1951 ff. Jürgen Eichhoff: Wortatlas der deutschen Umgangs¬ sprachen. 2 Bde., Bern: Bd. I (1977) und Bd. II (1978). Jürgen Eichhoff (Wissenschaftliche Bearbeitung und Text zum) Beiblatt zur Bildreihe R 2030 ,,Deutsche Sprachgeographie'1 des Instituts für Film und Bild, München 1971. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Bd. Iff., Leipzig 1854ff. Friedrich Kluge und Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache 17. Aufl. Hrsg. Walther Mitzka. Berlin 1957. Paul Kretschmer: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache. Göttingen 21969 (1. Aufl.: 1918). Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangs¬ sprache. 5 Bde. 3. Aufl. Hamburg 1963. Karl Prause: Deutsche Grußformeln in neuhochdeut¬ scher Zeit. Breslau 1930. Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. 2. Aufl. Aalen 1966. Wilfried Seibicke: Wie sagt man anderswo? (Duden Ta¬ schenbücher Bd. 15) Mannheim 1972. Trübners deutsches Wörterbuch. Hrsg, von Alfred Göt¬ ze und Walther Mitzka. Berlin 1939-1957. Roland Wolff: Feldforschungen zur bayrischen Wort¬ geographie im Sommer 1971 (siehe S. 22) bzw. ergän¬ zende briefliche Forschungen aus dem Jahre 1978.
Einleitung 1. Allgemeine Vorbemerkungen In seinem Roman Buddenbrooks beschreibt Thomas Mann die (für den Leser!) lustige Situation einer nach Bayern umgezogenen Lübeckerin, die sich mit ihrer bayrischen Köchin zu verständigen versucht: . Wenn ich ,Frikadellen4 sage, so begreift sie es nicht, denn es heißt hier ,Pflanzer?; und wenn sie ,KarfioL sagt, so findet sich wohl nicht so leicht ein Chri¬ stenmensch, der darauf verfällt, daß sie Blumenkohl meint; und wenn ich sage: ,Bratkartoffeln4, so schreit sie so lange ,Wahs!‘, bis ich ,Geröhste Kartoffeln4 sage . . (Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Berlin 1932, S. 351). Von ähnlichen Erfahrungen konnte mancher Deutsche - und Aus¬ länder - berichten, denn jedem, der in den deutschsprachigen Ländern aufmerksam umherreist, wird auffallen, daß der Wortschatz der täglichen Umgangssprache eine Unzahl regionaler Varianten aufweist. Solche Ver¬ schiedenheit gibt es übrigens nicht nur in ein paar bekannten Fällen wie Samstag/Sonnabend und Guten Tag/Grüß Gott, sondern für sehr viele all¬ tägliche Begriffe und Sachen wie Lebensmittel (z.B. norddeutsch Kloß, süddeutsch Knödel), Pflanzen und Tiere (norddeutsch Weißkohl, Ziege, süddeutsch Weißkraut, Geiß), Haus und Haushalt (norddeutsch Schorn¬ stein, süd- und südwestdeutsch Kamin, ostmitteldeutsch Schlot) u.a.m. Vor sechzig Jahren bemerkte der Sprachforscher Paul Kretschmer (Wort¬ geographie der hochdeutschen Umgangssprache. Göttingen 1918), daß die Um¬ gangssprache in der Tat ,,von der Einheit des Wortschatzes weit entfernt ist, . . . viel weiter, als denen zum Bewußtsein kommt, die sich von der heimischen Scholle nie dauernd und weit entfernt haben44 (Kretschmer, S. 1). Diese Bemerkung stimmt noch heutzutage trotz der wesentlich ein¬ heitlichen Sprache der Schulen und der Massenmedien - und trotz der Mobilität der Menschen im deutschen Sprachgebiet. Die geographische Verschiedenheit im Wortschatz der deutschen Umgangssprache ist haupt¬ sächlich Resultat historisch-politischer Faktoren. Um wieder Kretschmer zu zitieren (S. 58): ,,Die Ursache dieser auffälligen Erscheinung ergibt sich, wenn wir die deutschen Sprachverhältnisse mit den französischen und englischen vergleichen, wo derartige wortgeographische Unter¬ schiede nicht bestehen: dem deutschen Sprachgebiet fehlt ein sprachliches Zentrum, wie es Frankreich in Paris, England in London besitzt. Die Einheit der Literatursprache reicht nicht aus, um auch für die Gegenstände und Angelegenheiten des täglichen Lebens, die in der Literatur selten oder gar nicht erwähnt werden, Einheitlichkeit des Ausdrucks zu erzielen.“ 11
Merkwürdigerweise hat diese Sache bis jetzt nur wenig wissenschaftli¬ ches Interesse erregt. Wer sich dafür interessiert, hat nur beschränkte In¬ formationsquellen, und diese bereiten sowohl praktische als auch theoreti¬ sche Schwierigkeiten. Die Informationen in den verschiedenen deutschen Wörterbüchern (z.B. in dem bekannten Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm) sind oft unzuverlässig und unzureichend. Andererseits sind die Daten in den umfassenden Arbeiten (wie in dem Deutschen Wortatlas, hrsg. von Walther Mitzka und Ludwig E. Schmitt, Gießen 1951 ff., und in Kretschmers schon erwähnter Wortgeographie) für den Nicht-Sprachfor¬ scher äußerst wissenschaftlich und kompliziert dargelegt. Sie sind heute auch nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand.1 Dem allgemein interes¬ sierten Leser steht also so gut wie keine handliche, verläßliche Datenquelle zur Verfügung, um sich über den heutigen umgangssprachlichen Wortge¬ brauch in den verschiedenen Teilen des deutschen Sprachgebiets zu infor¬ mieren. Dem möchte dieser Band Wie sagt man in Bayern? abhelfen. Er bietet übersichtliche und zuverlässige Informationen zu den in Bayern geläufigen Ausdrücken für über 200 alltägliche Dinge und Begriffe. Die Sprachebene, mit der wir uns hier beschäftigen, ist die der alltägli¬ chen Umgangssprache. Wir verstehen unter Umgangssprache die unter den Einheimischen eines beliebigen Ortes im alltäglichen Leben verwendete Sprachform. Diese Definition mag angesichts der Diskussion über die Bedeutung der Termini Umgangssprache, Verkehrssprache, Normalsprache usw. ungebührlich vereinfachend klingen, da aber eine eingehende Be¬ sprechung der Terminologie außerhalb des Rahmens unserer Darstellung liegt, wird der interessierte Leser auf die S. 22ff. verzeichnete Literatur verwiesen. Wichtig ist allerdings, daß die Daten in diesem Buch haupt¬ sächlich für den umgangssprachlichen Gebrauch in den größeren Ort¬ schaften Bayerns mit mindestens 10000-15000 Einwohnern gelten. Im Dorf auf dem Lande herrscht nämlich heutzutage noch ein örtlich be¬ schränkter, ausgeprägt mundartlicher Sprachgebrauch, der für den Leser (z.B. für den Touristen) wohl nicht so interessant und wichtig ist wie die Umgangssprache der Städte. Zur Auswahl des Materials muß betont werden, daß nur solche Sachen und Begriffe behandelt werden, die im alltäglichen Sprechen und Leben eine Rolle spielen und für die man in Bayern Ausdrücke verwendet, die in anderen Teilen des deutschen Sprachgebiets entweder nicht verwendet werden oder nicht üblich sind. Die Daten in diesem Buch basieren zum größten Teil auf meinen Inter¬ views aus dem Sommer 1971 mit gebürtigen Informanten in den folgen¬ den Städten Bayerns:2 Amberg, Ansbach, Aschaffenburg, Augsburg, Bad Tölz, Bamberg, Bayreuth, Cham, Coburg, Dachau, Deggendorf, Do¬ nauwörth, Erlangen, Freising, Fürth, Fürstenfeldbruck, Füssen, Gar¬ misch-Partenkirchen, Gemünden, Heidenheim, Hof, Ingolstadt, Kauf¬ beuren, Kelheim, Kempten, Kulmbach, Landsberg, Landshut, Marktred¬ 12
witz, Memmingen, Mühldorf, München, Neu Ulm, Nördlingen, Nürn¬ berg, Passau, Regensburg, Rosenheim, Schweinfurt, Straubing, Traun¬ stein, Weiden, Weißenburg, Wertheim, Würzburg. Als wichtige Quellen für die Bestimmung der geographischen Verbrei¬ tung und des umgangssprachlichen Gebrauchs der Wörter dienen fer¬ ner die ab S. 22 aufgezeichneten Werke, besonders aber Jürgen Eichhoffs Wortatlas der deutschen Umgangssprachen, Paul Kretschmers Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache und Wilfried Seibickes Wie sagt man an¬ derswo? 2. Zur Anlage des Buches Der erste Teil des Bandes, das Wörterbuch, enthält zwölf nach Sachberei¬ chen aufgestellte Kapitel. (Eine Übersicht findet sich im Inhaltsverzeichnis S. 5). Innerhalb der einzelnen Kapitel findet man die besprochenen Sachen und Begriffe je nach dem standardsprachlichen Stichwort alphabetisch aufge¬ führt, darunter dann eine Diskussion der in Bayern geläufigen Ausdrücke. Man findet also z.B. die regionalen Wörter Knödel und Nockerl in Kapi¬ tel 1 (,,Essen, Trinken, Mahlzeiten“) unter dem Stichwort Kloß, die Aus¬ drücke Schlips und Selbstbinder in Kapitel 10 (,,Kleidung“) unter dem Stichwort Krawatte usw. Wir befassen uns in dieser Studie mit den regionalen Unterschieden im Wortgebrauch Bayerns. Deshalb sind nichtstandardsprachliche Lautungen hier meistens unberücksichtigt geblieben. Was uns interessiert, ist, ob man in einer gewissen Gegend z.B. Samstag oder Sonnabend sagt, Geiß oder Ziege - nicht aber, ob die Aussprache Samstag oder Samstog, Geiß oder Goaß, Göß, Gäß lautet. (Eine kurze Einführung in die Phonologie der Mundarten Bayerns findet sich im Kapitel 12 des Wörterbuchs S. 55.) Etymologisches und Kulturgeschichtliches sowie Bemerkungen zum um¬ gangssprachlichen Gebrauch (u.a. zu den Entwicklungstendenzen) findet man in den Artikeln des Wörterbuchs nach der Angabe der geographi¬ schen Verbreitung der Wörter. Im zweiten Teil des Buches findet man die Wortkarten zu 61 der im Wörterbuch besprochenen Ausdrücke. Es gibt keine Karten in den Fällen, wo die bayrischen Ausdrücke in ganz Bayern geläufig sind (z. B. bei dem Terminus Metzger ,Fleischer4) und auch keine in den Fällen, wo es schwie¬ rig wäre, eine klare geographische Einteilung der in Bayern geläufigen Ausdrücke anzugeben (z.B. für das Gemüse ,Grünkohl4; eine Bestim¬ mung der geographischen Verbreitung der Bezeichnungen Grünkohl, Krauskohl und Winterkohl ist wegen der relativ seltenen Verwendung die¬ ses Nahrungsmittels in Bayern sehr schwierig). Im dritten Teil des Bandes, dem Wortregister, findet man sowohl die standardsprachlichen Stichwörter als auch die regionalen Ausdrücke des 13
Wörterbuchs alphabetisch aufgeführt. Wer zum Beispiel die bayrischen Ausdrücke für einen Begriff sucht, kann entweder direkt oder mit Hilfe des Registers unter dem standarddeutschen Stichwort im zugehörigen Ka¬ pitel des „Wörterbuchs“ nachschlagen; wem ein vermutlich regionaler Ausdruck begegnet, der kann dem Wortregister entnehmen, ob und unter welchem Stichwort des „Wörterbuchs“ der Ausdruck erläutert wird. Im Bundesstaat Bayern wird nicht nur Bairisch gesprochen, sondern auch Fränkisch (im Norden) und Schwäbisch (im Westen). Deshalb heißt unser Buch Wie sagt man in Bayern, also in dem heutigen Gebiet Bayerns, und nicht Wie sagt man auf bairisch. Denn das eigentliche Bairische wird nur in dem südöstlichen Teil des Bundeslandes (und auch in Österreich) gespro¬ chen. Hier geht es jedoch nicht um eine Dialekt-Studie, sondern um eine praktische Wortgeographie zur städtischen Umgangssprache. 3. Zur Geschichte und zu den Entwicklungstendenzen im regionalen Wortge¬ hrauch Bayerns Warum findet man in Bayern Wörter und Ausdrücke, die in anderen Teilen des deutschen Sprachgebiets nicht verwendet werden? Warum gibt es überhaupt solche starken regionalen Unterschiede im deutschen Wort¬ gebrauch? Warum sagt man in Norddeutschland Sonnabend, Ziege, Kohl, Schornstein, im Süden dagegen Samstag, Geiß, Kraut, Kamin bzw. Schlot? In unserer Einleitung (S. 11) erwähnten wir Paul Kretschmers Antwort auf diese Frage: Die Ursachen der starken regionalen Verschiedenheit im deutschen Wortschatz findet man in der Tatsache, daß es jahrhundertelang kein eigentliches „Deutschland“ im national-politischen Sinne des Wortes gab, daher auch kein anerkanntes politisches, kulturelles oder sprachliches Zentrum für den gesamten deutschen Raum, von dem aus sich normalisie¬ rende Einflüsse auf die Sprache der verschiedenen Territorien hätten aus¬ wirken können. Erst mit der Reichsgründung im Jahre 1871 wurde aus den zahlreichen Königtümern, Grafschaften und anderen Ländern em ver¬ einigtes Deutschland. Aber Kretschmers Bemerkung erklärt nur, warum die sprachlichen Unterschiede, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwik- kelten, nicht aufgegeben wurden, sie erklärt aber nicht, wie diese Unter¬ schiede überhaupt erst zustande gekommen sind. Nicht haltbar ist die Annahme, daß die vom standardsprachlichen Wortschatz abweichenden regionalen Bezeichnungen als „falsche“ Neu¬ prägungen entstanden sind, daß man in diesen Gebieten die „ursprüngli¬ chen“, „richtigen“ Bezeichnungen der Standardsprache verlernte und da¬ für neue, nicht-schriftsprachliche und deshalb geringzuschätzende Wörter- und Ausdrücke erfinden mußte. Ebensowenig kann man die deutschen Mundarten mit ihrer lautlichen und syntaktisch-morphologischen Vielfalt als „abgesunkene“ oder „verdorbene“ Hochsprache ansehen. Das Gegen¬ 14
teil ist der Fall: Unsere heutige deutsche Standard- oder Schriftsprache ist eine relativ neue Erfindung, die sich im Laufe der letzten Jahrhunderte hauptsächlich auf der Basis der ostmitteldeutschen (thüringisch-obersäch¬ sischen) Mundarten allmählich - und zum großen Teil ,,künstlich“ - ent¬ wickelt hat. Die Standardsprache basiert auf diesen Mundarten, weil Mar¬ tin Luther, der sogenannte Vater der neuhochdeutschen Standardsprache, aus diesem Gebiet stammte und die Mundarten seiner Heimat in seiner Bibelübersetzung und in seinen anderen sprachlich maßgebenden Schrif¬ ten verwendete. Aus diesem Grunde gibt es heute viele geographisch mehr oder weniger beschränkte, nicht-standardsprachliche Wörter und Ausdrücke, die ursprünglich im ganzen deutschen Raum galten, die aber dann in relativ neuer Zeit durch die aus dem Ostmitteldeutschen stam¬ menden und deshalb als standardsprachlich anerkannten Termini ersetzt wurden. Wichtige Beispiele sind die Wörter Roß und Geiß, die zunächst in ganz Deutschland galten (vgl. engl. horse, goat), dann aber durch die im ostmitteldeutschen Raum geltenden Pferd und Ziege verdrängt wurden. Aber wie kam es ursprünglich überhaupt zu solchen wortgeographi¬ schen Gegensätzen wie Samstag/Sonnabend, Ziege/Geiß, Pferd/Roß/Gaul? Die höchst interessanten Antworten auf diese Frage findet man sowohl in der Kulturgeschichte als auch in der Sprachgeschichte Deutschlands. Wortgeographische Unterschiede sind zunächst hauptsächlich auf fol¬ gende Weise entstanden: 1. Entlehnung aus anderen Sprachen. Das Wort Metzger, das auf lat. matiä- rius ,Wurstmacher4 zurückgeht, finden wir gerade in dem Teil des deut¬ schen Sprachgebiets, wo die frühen germanischen Stämme mit der römi¬ schen Kultur in engster Beziehung standen: im Süden. Der norddeutsche Ausdruck Fleischer ist dagegen eine deutsche Prägung. Ähnlich ist es bei den Termini für den letzten Tag der Woche. Ursprünglich gab es in Deutschland drei Bezeichnungen: Satertag aus lat. saterni dies »Tag des Saturn4 am Niederrhein, wo man das Wort in der Frühzeit aus der Sprache der dort ansässigen römischen Provinzialkultur entlehnte; Samstag (vor¬ mals sambqztag), das auf vulgärgriechisch ★sämbaton (ursprünglich auf hebr. sabbath) zurückgeht und das durch die Mission der arianischen Go¬ ten nach Südostdeutschland, durch das römische Christentum nach Süd¬ westdeutschland gebracht wurde; und das relativ neue Wort Sonnabend, dessen Gebrauch durch die angelsächsische Mission angeregt wurde und das dann im Laufe der Jahrhunderte das als ,,heidnisch“ angesehene Wort Satertag in dessen früherem Verbreitungsgebiet (also Norddeutschland) allmählich verdrängte. 2. Frühe Siedlungen. Das Wort Sahne, das zunächst in den Niederlanden üblich war, brachten mittelalterliche Siedler aus diesem Gebiet nach Osten, wo das Wort dann in den Mundarten des Kolonialraumes heimisch wurde, von dem aus es als ,,Lutherdeutsches“ Wort in die Hochsprache gelangte und heute regionale Ausdrücke wie Rahm verdrängt. 15
3. Wirtschaft und Kommerz. Der Gegensatz norddt. Apfelsine/südd. Orange ist darauf zurückzuführen, daß diese Frucht nach Norddeutschland direkt durch den Osthandel gebracht wurde; deshalb nannte man sie im Norden appelsina ,Apfel (aus) China4 (Sina galt früher allgemein für ,China4), im Süden übernahm man mit der Frucht auch die damalige frz. Form des it. Namens arancia. 4. Nicht nur kulturgeschichtliche, sondern auch sprachliche Faktoren in¬ nerhalb des deutschen Raumes selbst haben zu wortgeographischen Unter¬ schieden geführt. In altdeutscher Zeit gab es überall im deutschen Sprach¬ gebiet die Formen magad und thiorna ,Mädchen, Jungfrau4. Aber thiorna, die zu mhdt. dierne und endlich zu nhd. Dirne wurde, hat sich einer Bedeu¬ tungsverschlechterung zu ,Hure, Prostituierte4 unterzogen, doch nicht im Südoste»; hier behielt das Wort seine ursprüngliche Bedeutung »Mäd¬ chen4, deshalb gibt es den heutigen Gegensatz norddt.-westdt. Mädchen, MJde//bairisch-österr. Dirndl. 5. Bei alledem spielte immer auch die politische Zerrissenheit Deutschlands eine wichtige Rolle. Sprachliche Entwicklungen und Neuerungen gelang¬ ten oft nicht leicht über die Territorialgrenzen, auch die Entwicklung des Handels und des Kommerz - und die damit verbundene Möglichkeit zum sprachlichen Ausgleich auf diesen Gebieten - litt unter der politischen Zersplitterung. Dazu kam im 16. Jahrhundert die protestantische Refor¬ mation, die das Reich (das sich seit der Zeit Karls des Großen nie wieder zu einem politisch einheitlichen Organismus hatte aufbauen können) in zwei einander feindselig gegenüberstehende Teile aufspaltete. Darauf folgten im 17. Jahrhundert der Dreißigjährige Krieg und, was für die politische und sprachliche Entwicklung Deutschlands viel wichtiger war, der West¬ fälische Friede (1648), der die Kleinstaaterei der vorhergehenden Jahrhun¬ derte bestätigte. In der Geschichte Deutschlands sieht man also vorwie¬ gend kulturelle, politische und linguistische Faktoren, die zu sprachlichen Regionalismen führen, aber fast gar keine Einflüsse, die dem Deutschen zu sprachlichem Ausgleich hätten verhelfen können. Nur einen solchen Ein¬ fluß gab es: die allmähliche Übernahme der auf Luthers ostmitteldeut¬ schen Mundarten basierenden standarddeutschen Schriftsprache. Diese Standardsprache übernahm man aber im Norden viel früher und auch viel gründlicher als im Süden - früher, weil die Norddeutschen als Protestanten die Sprache des Reformators bereitwilliger übernahmen als die katholi¬ schen Süddeutschen, die diese Sprache lange Zeit als ,,Lutherdeutsch44 geringschätzten; und gründlicher, weil die sprachlichen Unterschiede zwi¬ schen den norddeutschen Mundarten und dem Standarddeutschen so groß waren, daß man die Schriftsprache im Norden wie eine Fremdsprache völlig neu erlernen mußte. Deshalb hört man heute im Norden das ,,rein¬ ste44 - d. h. von den Mundarten am wenigsten beeinflußte - Deutsch, und aus demselben Grunde findet man in der Umgangssprache Norddeutsch¬ lands meist diejenigen Wörter und Ausdrücke, die auch standardsprach- 16
lieh anerkannt sind. Dagegen spricht man im Süden - daher auch in Bay¬ ern - eine Sprache, die in Lautung und Wortschatz durch die heimischen oberdeutschen Mundarten viel stärker beeinflußt geblieben ist. Die Sprache in Bayern ist also „konservativer“ als die im Norden (der Bayer würde wohl „echter“ sagen!), d. h. man findet hier einen Sprachge¬ brauch, der in die deutsche Sprachgeschichte oft weiter zurückreicht als der des Standarddeutschen. Beispiele davon aus unserem Buch sind: Bein (im Sinne von ,Knochen4), Bube, daheim, Dult, Gasse, Gaul, Geiß, Geißel, heben (in der Bedeutung ,festhalten4), heim, heuer, Lauch, licht (,hell4), Metzger, Pfeid, Rahm, Roß, zwicken, die Aussprache des G- in Giraffe, die Betonung von Kaffee und Tabak u.a.m. Aber wie sieht es in Zukunft aus? Inwiefern wird sich der umgangs¬ sprachliche Wortschatz Bayerns zugunsten nicht-einheimischer standard¬ sprachlicher Bezeichnungen verändern?3 In seinem Aufsatz Entwicklungs¬ tendenzen des heutigen Deutsch (in: Moderna Spräk, L [1956], S. 213-235) bespricht Hugo Moser die in der deutschen Sprache der letzten Jahrzehnte festzustellende „Tendenz zum landschaftlichen Ausgleich“. Er erklärt die¬ ses Phänomen wie folgt (S. 230): „Alle sozialen Schichten und Gruppen haben heute in ungleich größerem Maße als noch vor 100 Jahren Anteil an den Gütern der Hochkultur, auch an der Hochsprache, die seit der Einfüh¬ rung der allgemeinen Schulpflicht von allen mehr oder weniger vollkom¬ men erlernt wird und allen in Zeitung, Buch und Rundfunk ständig entge¬ gentritt. Der allgemeinen Tendenz zur Einheitskultur entspricht eine sol¬ che zur Einheitssprache.“ Moser weist diese Tendenzen in Richtung auf geographische Einheit¬ lichkeit in der Phonologie und der Syntax überzeugend nach, jedoch ist eine solche Entwicklung zur Einheitlichkeit im Wortschatz der heutigen deutschen Umgangssprache viel weniger deutlich. Wie wir in dieser Ar¬ beit zeigen werden, besteht die von Paul Kretschmer schon vor sechzig Jahren aufgewiesene regionale Verschiedenheit noch in der heutigen Um¬ gangssprache in starkem Maße fort. Obwohl gewisse normierende Ten¬ denzen sichtbar werden, gibt es keine allgemeine Entwicklung in Rich¬ tung auf eine geographische Einheitlichkeit des umgangssprachlichen Wortschatzes. Kretschmers Bemerkung (S. 58), daß die „Einheit der Lite¬ ratursprache . . . nicht ausreicht, um auch für die Gegenstände und Ange¬ legenheiten des täglichen Lebens Einheitlichkeit des Ausdrucks zu erzie¬ len“, könnte hier erweitert werden: Die Einheitlichkeit der in den Schulen, in der Presse und im offiziellen Leben verwendeten standarddeutschen Gemeinsprache hat keine Entsprechung im Wortschatz der Umgangsspra¬ che zur Folge gehabt. Die regionalen Bezeichnungen werden trotz des normierenden Einflusses der standarddeutschen Schriftsprache in überra¬ schend hohem Maße beibehalten. Es kann jedoch ebensowenig behauptet werden, daß diese sprachliche Situation unverändert geblieben sei. Ein Vergleich unseres Befundes z.B. mit dem von Kretschmer zeigt, daß 2 BSR211 17
gewisse Änderungen wohl stattgefunden haben, aber wahrscheinlich in geringerem Maße, als man gemeinhin annimmt. Einer der wichtigsten hier zu berücksichtigenden Faktoren ist das Ver¬ hältnis der verschiedenen nicht-standardsprachlichen Varianten zur Stan¬ dardsprache. Hugo Moser meint in seinem Aufsatz ,,,Umgangssprache4. Überlegungen zu ihren Formen und zu ihrer Stellung im Sprachganzen“ (Zeitschrift für Mundartforschung XXVII (1960), S. 215-232) über die land¬ schaftlichen Ausgleichstendenzen im heutigen Deutsch, diese Ausgleichs¬ tendenzen begünstigten ,,zumeist die nördlichen (d.h. norddeutschen) Formen“. Doch man darf dabei nicht übersehen, daß ,,die nördlichen Formen“ in den meisten Fällen auch die Formen sind, die standardsprach¬ lich gelten (siehe S. 16). Es sind also die mit den norddeutschen Formen identischen schriftdeutschen Formen, die einen normierenden Einfluß auf den süddeutschen Umgangswortschatz ausüben. Unsere Daten zeigen in der Tat mehrere Beispiele, wie standarddeutsche Formen (,,norddeutsche Formen“) süddeutsche nicht-standardsprachliche Varianten verdrängen. Die nach Kretschmers Angaben (S. 292) früher nur im nördlichsten Bay¬ ern gebräuchliche schriftdeutsche Bezeichnung Kloß hat den einheimi¬ schen Ausdruck Knödel in der Zwischenzeit aus großen Teilen seines frü¬ heren Verbreitungsgebietes mehr oder weniger verdrängt (siehe S. 29). Ähnlicherweise wird der hauptsächlich altbairische Ausdruck Kre(n) of¬ fensichtlich durch Meerrettich verdrängt, und Geiß (aber nur allmählich!) durch Ziege. Andere Beispiele werden wir später besprechen. Den Einfluß der standarddeutschen Schriftsprache sieht man vielleicht noch deutlicher auf einer anderen Ebene. Der Sprecher in Bayern zeigt eine passive Vertrautheit mit standarddeutschen Bezeichnungen, die um¬ gangssprachlich aber selten verwendet werden und die die traditionellen süddeutschen Ausdrücke deshalb wahrscheinlich zunächst nicht ersetzen werden. Beispiele: standarddeutsch Brot (in Bayern geläufige Varianten Laib, Kipf, Wecken, Stollefn]); Krümel (Brösel); Bindfaden (Schnur, Spagat); Weihnachtsbaum (Christbaum); Mädchen (Mädel, Dirndl); nach Hause (heim); nicht wahr (gell); eben (halt) u.a.m. Eine interessante und hier noch nicht zu beantwortende Frage ist die folgende: Inwieweit werden diese standarddeutschen Formen (die jetzt umgangssprachlich nicht sehr viel verwendet werden) die einheimischen Varianten schließlich verdrängen? Jan Goossens (Strukturelle Sprachgeogra¬ phie. Eine Einführung in Methodik und Ergebnisse. Heidelberg 1969, S. 81) bemerkt: ,,Synonymie scheint die Sprache schlecht ertragen zu können.“ Diese Synonymenfurcht und der kommerzielle und kulturelle Drang zugun¬ sten der schriftdeutschen Bezeichnungen werden bei einigen der genann¬ ten Beispiele zum Verschwinden der regionalen Bezeichnungen beitra¬ gen.4 Aber das Ergebnis hängt in jedem Fall von zahlreichen Faktoren ab. Zum Beispiel wird der ursprünglich norddeutsche Ausdruck Brot im Sü¬ den jetzt mehr und mehr in der Bedeutung von Laib, d.h. ,rundes Brot‘, 18
verwendet. Man darf annehmen, daß Schriftdeutsch Brot die einheimische Benennung Laib in den nächsten Generationen ganz verdrängen mag. Aber wird Brot auch die Bedeutungen von Kipf (,langes, spitzes Brot‘), Wecken (,langes Brot‘) und Stolle(n) (,langes Brot‘) übernehmen und somit auch diese Bezeichnungen verdrängen? Um die Frage anders zu stellen: In manchen Fällen konkurriert ein standarddeutscher Terminus mit mehre¬ ren einheimischen Ausdrücken (z.B. Brot mit Laib, Kipf, Wecken, Stol- le(n); Schluckauf mit Schnackler, Hecker, Hätscher; Ohrfeige mit Schelle, Fot¬ zen usw.); wird der standarddeutsche Ausdruck in solchen Fällen alle einheimischen Varianten verdrängen oder nur die, die ihm semantisch am nächsten stehen? Diese wichtige soziolinguistische Frage kann man ohne weitere Feldforschungen mit Sicherheit leider noch nicht beant¬ worten. Auch andere Faktoren beeinflussen die Übernahme schriftdeutscher Be¬ zeichnungen aus dem passiven Wortschatz in die tägliche Umgangsspra¬ che. Ob ein Begriff im Alltag eine Rolle spielt, ist für die umgangssprach¬ liche Festigkeit der einheimischen Bezeichnungen ein entscheidendes Kri¬ terium. Die süddeutsche Variante Bulldog tritt jetzt im städtischen Ge¬ brauch hinter dem Traktor zurück, und die Ursache dürfte mindestens zum Teil in der für den normalen Sprecher abnehmenden Wichtigkeit des fast ausschließlich landwirtschaftlichen Begriffs ,Traktor* liegen. In den Fällen dagegen, wo der Begriff im Alltag eine große Rolle spielt, ist es höchst wahrscheinlich, daß die schriftdeutschen Benennungen die einhei¬ mischen süddeutschen Varianten in der Umgangssprache nicht ersetzen werden, sondern auf stilistisch höhere Sprachebenen beschränkt bleiben (wie z.B. Mädchen gegen Mädel, Dirndl; nach Hause und zu Hause gegen heim und daheim; nicht wahr gegen gell usw.). Unsere Daten zeigen, wie nichtsprachliche kulturelle Entwicklungen die umgangssprachliche Geltung schriftdeutscher Benennungen fördern können. Ich habe oben angedeutet, daß die einheimischen Varianten hinter den weiter verbreiteten hochsprachlichen Bezeichnungen oft schnell zu¬ rücktreten, wenn der Begriff im Alltag eine geringere Rolle spielt (Trak- tor/Bulldog). Dasselbe gilt z.B. für den Begriff ,Putzfrau*. Vor fünfzig Jahren meldeten Kretschmers Informanten eine große Zahl regionaler Ausdrücke, darunter Aufwärterin, Aufwartefrau, Monatsfrau, Aushilfefrau, Aushilfsfrau, Eingeherin, Zuspringerin, Lauferin und Lauffrau (Kretschmer, S. 96). Seitdem der Begriff weniger alltäglich wird, läßt sich eine deutliche Tendenz zu Einheitlichkeit in der Bezeichnung feststellen: Unsere Infor¬ manten melden heute fast nur Putzfrau und Zugehfrau, und die Angaben deuten an, daß der Ausdruck Putzfrau - der auch Schriftdeutsch verbreitet ist - bald als einzige umgangssprachlich gültige Bezeichnung auftreten wird. In ähnlicher Weise zeigen unsere Forschungen, daß der Schrift¬ deutsch weit verbreitete Ausdruck Sauermilch die einheimischen Bezeich¬ nungen gestandene Milch und gestockte bzw. gestöckelte Milch allmählich 2*
& verdrängt, weil Sauermilch wegen technologischer Entwicklungen im Haushalt eine immer geringere Rolle spielt (siehe S. 31). Technologische Entwicklungen können die Geltung standarddeutscher Formen auch auf andere Weise fördern. Ein Beispiel: Das ursprünglich norddeutsche Wort Klingel wird in der Bedeutung ,,elektrische Türklin¬ gel“ in Süddeutschland immer häufiger verwendet. In der Tat scheint Klingel die süddeutschen Glocke und Schelle (ursprüngliche Bedeutung: einfach ,Glocke*) in der oben erwähnten Bedeutung zu verdrängen. In die¬ sem Fall erkennt man die durch eine sozio-technologische Entwicklung - den zunehmenden Gebrauch der elektrischen Türklingel - verursachte Steigerung des umgangssprachlichen Wertes eines nichteinheimischen schriftdeutschen Wortes zuungunsten der traditionellen Ausdrücke (vgl. S.39). * Es wurde oben bemerkt, daß die regionalen Varianten hinter den schriftdeutschen Bezeichnungen in den Fällen zurücktreten, in denen der Begriff im Alltag eine immer geringere Rolle spielt. Dem entspricht: Die¬ jenigen nicht-schriftdeutschen Varianten, die (a) vertraute Dinge bezeich¬ nen oder (b) in der normalen Umgangssprache häufig vorkommen, wer¬ den durch die standardsprachlichen Äquivalente normalerweise nicht ver¬ drängt. Beispiele von (a) sind die süddeutschen Varianten Bub(e) und Mädel, die durch Junge und Mädchen nicht ersetzt werden, Beispiele von (b) sind die umgangssprachlich wichtigen Wörter gell, heim und daheim, die große Widerstandskraft zeigen gegen das Vordringen von nicht wahr, nach Hause und zu Hause. Es scheint ein umgekehrtes Verhältnis zu bestehen zwischen der um¬ gangssprachlichen Stabilität der regionalen Bezeichnungen und deren Vielfalt in bezug auf einen Begriff. Die vielen süddeutschen Varianten für den Handwerker, der im Haus die Wasserrohre repariert (Blechner, Flasch¬ ner, Spengler, Spangier), werden in der städtischen Umgangssprache durch den relativ neuen und weiter gültigen Terminus Installateur allmählich verdrängt. In ähnlicher Weise mag die Vielfalt der Benennungen für Bür¬ gersteig* der Tendenz zu größerer Einheitlichkeit in der Bezeichnung die¬ ses Begriffs zugrunde liegen. Andererseits braucht der im ganzen Süden populäre Ausdruck Metzger mit keiner anderen einheimischen Bezeich¬ nung um umgangssprachliche Geltung zu konkurrieren und hält wohl eben deshalb stand gegen das Vordringen des schriftdeutschen Fleischer - und dies trotz starken offiziellen Dranges zugunsten des standarddeut¬ schen Ausdrucks: Im Juli 1971 wurde nämlich ein Erlaß, die Münchner Berufsschule für Metzger in Berufsschule für Fleischer umzubenennen, im Münchner Stadtrat zu Fall gebracht („Den Metzger nicht ans Messer ge¬ liefert“, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 163 vom 9.7. 1971, S. 13). Der Versuch, die regionale Variante Metzger für offizielle Zwecke durch den schriftdeutschen Fleischer zu ersetzen, ist „wohl darauf zurückzuführen, daß der Gesetzgeber im Hinblick auf die EWG eine möglichst einheitliche 20
Sprachregelung anstrebte“ (,,Der Fleischer darf sich Metzger nennen“, in: Deutsche Handwerkszeitung, Nr. 15/16 vom 31. 8. 1966, S. 1). Aber was auch immer von offizieller Seite geschehen mag, im Süden bleibt der Ausdruck Metzger ohne Zweifel der Umgangssprache erhalten. Zum Schluß muß angemerkt werden, daß eine wirklich eingehende Untersuchung über den Einfluß des Standarddeutschen auf die regionalen Varianten im Wortschatz der bayrischen Umgangssprache weiterer Feld¬ forschung bedarf. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die ausgleichenden Einflüsse der Schulen, der Massenmedien und der Mobilität im deutschen Sprachgebiet das Verschwinden regionaler Varianten zugunsten der wei¬ ter geltenden standarddeutschen Formen zur Folge haben wird. 84 !4 4. Anmerkungen 1 *4 3? & S 2 3 4 Als Beispiel der Komplexität des Deutschen Wortatlas diene die Karte für Sauerklee (Bd. XVII, Karte 10) mit über hundert verschiedenen Bezeichnungen und daher ebenso vielen verschiedenen Kartensymbolen (wir sprechen hier übrigens nur von den lexikalischen Varianten; rechnet man die zahlreichen phonologischen Varianten hinzu, so hat man für diese eine Karte über fünfhundert verschiedene Formen - und natürlich genauso viele Symbole). Und in den letzten fünfundzwanzig Jahren hat sich die sprachliche Situation so geändert, daß die im Deutschen Wortatlas zu findenden Daten, die sich ohnehin auf den Wortschatz der Landesmundarten bezie¬ hen, als Informationsquelle zum Wortschatz der heutigen städtischen Umgangsspra¬ che nicht mehr als zuverlässig gelten können. Kretschmers Wortgeographie bietet ähnliche Probleme, vor allem durch die Tatsache, daß eine vor sechzig Jahren vollendete Studie für heutige Zwecke veraltet sein muß, d.h. durch die sprach¬ lich-sozialen Änderungen eines halben Jahrhunderts erscheint eine 1918 vollendete Arbeit schlechthin überholt. Diese Forschungen habe ich mit Unterstützung der Staatsuniversität Wisconsin betrieben. Die von mir gesammelten Daten dienten als Grundlage meiner Dok¬ torarbeit Regional Lexical Variants in the Urban Spoken German of Bavaria and Baden- Württemberg und als Beitrag zu Jürgen Eichhoffs Wortatlas der deutschen Umgangs¬ sprachen (siehe S. 22 dieses Buches). Siehe meinen Aufsatz ,,Regionale Varianten im Wortschatz der städtischen Um- angssprache in Bayern und Baden-Württemberg. Stabilität und Wandel unter hochsprachlichem Einfluß“ in: Muttersprache LXXXV (1975) S. 325-334; mit Ge¬ nehmigung des Verlags hier teilweise nachgedruckt. Meine Informanten in Bayern merkten 1971 an, daß die folgenden Wörter, die Schriftdeutsch alle weiter verbreitet sind als die eingeklammerten süddeutschen Varianten, im Geschäft und im kommerziellen Bereich im Süden immer häufiger verwendet werden: Dose (traditionelle Bezeichnung im Süden: Büchse); Installateur und Klempner (süddeutsch: Blechner, Flaschner, Spengler, Spangier); Klingel (Glocke, Schelle); Kloß (Knödel, Nockerl); Meerrettich (Kre(nj); Kohl (Kraut); Sauer¬ milch (gestandene Milch, gestockte Milch, gestöckelte Milch); Traktor (Bulldog); Ziege (Geiß). 'S« !4 •4 21
5. Literaturhinweise 5.1. Primärquellen Als wichtigste Quellen für die Bestimmung der geographischen Verbreitung und des umgangssprachlichen Gebrauchs der Wörter dienten die folgenden, darunter besonders a) meine eigenen Feldforschungen in Bayern im Sommer 1971 (siehe Wolff, Roland: Regional Lexical Variants . . .), b) Eichhoffs Wortatlas der deutschen Umgangssprachen (an dem ich als Doktorand mitarbeitete), c) Paul Kretschmers Wort¬ geographie . .d) Wilfried Seibickes Wie sagt man anderswo? und e) der DWA (Deut¬ scher Wortatlas). Birlinger, Anton: Schwäbisch-Augsburgisches Wörterbuch. Wiesbaden 21968 (1. Aufl.: 1864). Dornseiff,*Franz: Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. 7. Aufl., Berlin 1970. Duden Bildwörterbuch der deutschen Sprache (Der Große Duden Bd. 3). 2. Aufl., Mannheim 1958. Duden sinn- und sachverwandte Wörter (Der Große Duden Bd. 8). Mannheim 1972. Duden vergleichendes Synonymwörterbuch (Der Große Duden Bd. 6). Mannheim 1964. DWA = Deutscher Wortatlas; hrsg. von Walther Mitzka und Ludwig E. Schmitt; Bd. Iff, Gießen 1951 ff. Eichhoff, Jürgen: Wortatlas der deutschen Umgangssprachen; bis jetzt 2 Bde., Bern 1977 (Bd. I) und 1978 (Bd. II). Fischer, Hermann: Schwäbisches Wörterbuch. Bd. Iff, Tübingen 1901 ff. Grimm, Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Bd.lff, Leipzig 1854 ff. Kretschmer, Paul: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache. Göttingen 21969 (1. Aufl.: 1918). Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl., bearb. von Werner Betz, Tübin¬ gen 1966. Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch. 2. Aufl. Aalen 1966. Seibicke, Wilfried: Wie sagt man anderswo? (Duden Taschenbücher Bd. 15). Mann¬ heim 1972. rmann. 7. Auü. Wiesbaden Sprachbrockhaus. Deutsches Bildwörterbuch für jede 1970. Trübners deutsches Wörterbuch; hrsg. von Alfred Götze und Walther Mitzka; Ber¬ lin 1939-1957. Wahrig, Gerhard: Deutsches Wörterbuch. Sonderaufl. Gütersloh 1970. Wolff, Roland: Regional Lexical Variants in the Urban Spoken German of Bavaria and Baden-Württemberg; Dissertation, University of Wisconsin 1973. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache; hrsg. von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz. Bd. Iff, Berlin 1964ff. 5.2. Zur Etymologie Duden Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen den Bd. 7). Günther Drosdowski, Paul Grebe u.a. Hrs Sprache (Der Große Du- Mannheim 1963. 22
Kluge, Friedrich und Alfred Goetze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 17. Aufl. Hrsg. Walther Mitzka. Berlin 1957. 51 5.3. Zur deutschen Wortgeographie DWF = Deutsche Wortforschung in europäischen Bezügen. Untersuchungen zum Deutschen Wortatlas. Hrsg, von Ludwig Erich Schmitt. Bd. Iff, Gießen 1958ff. Eichhoff, Jürgen, a.a.O. Goossens, Jan: Strukturelle Sprachgeographie. Eine Einführung in Methodik und Ergebnisse. Heidelberg 1969. Kretschmer, Paul, a.a.O. Martin, Bernhard: ,,Deutsche Wortgeographie,“ in: Teuthonista 1 (1924/25), S. 65-70, 186ff, 227 ff; 2 (1925/26), S. 64-67, 134-136; 3 (1926/27), S. 63ff, 310-314. Mitzka, Walther: ,,Grundzüge der deutschen Wortgeographie,“ in: Wirkendes Wort 1 (1950-51), S. 12-23. Mitzka, Walther: ,,Stämme und Landschaften in deutscher Wortgeographie,“ in: Deutsche Wortgeschichte; hrsg. von F. Maurer und F. Stroh, 2. Auf!., Berlin 1959, Bd. 2, S. 561-613. Mudrak, Edmund: ,,Gesamtdeutsche Einheit und landschaftliche Unterschiede in der Gemeinsprache,“ in: Muttersprache 72 (1962), S. 8-13. Prause, Karl: Deutsche Grußformeln in neuhochdeutscher Zeit. Breslau 1930. Schrader, Edda: ,,Sprachsoziologische Aspekte der deutschen Wortgeographie,“ in: Zeitschrift für Mundartforschung 34 (1967), S. 124-136. Seibicke, Wilfried, a.a.O., bes. S. 147-159. Wolff, Ludwig: „Landschaftliche Unterschiede in der deutschen Hoch- und Um- angssprache,“ in: Muttersprache 70 (1960), S. 105-116. Wolff, Roland, a.a.O., bes. S. 1-38, 197-210. Wolff, Roland: ,,Regionale Varianten im Wortschatz der städtischen Umgangsspra¬ che in Bayern und Baden-Württemberg: Stabilität und Wandel unter hochsprach¬ lichem Einfluß,“ in: Muttersprache 85 (1975), S. 325-334. S4 «4 Ä? 5.4. Zum Begriff „Umgangssprache“ '-4 Bichel, Ulf: Problem und Begriff der Umgangssprache in der germanistischen For¬ schung. Tübingen 1973 (mit zahlreichen weiteren Literaturhinweisen). Cordes, Gerhard: ,,Zur Terminologie des Begriffs .Umgangssprache,4“ in: Fest¬ gabe für Ulrich Pretzel; hrsg. von Werner Simon, Wolfgang Bachofer und Wolf¬ gang Dittmann; Berlin 1963, S. 338-354. Kretschmer, Paul, a.a.O., S. 10-20. Moser, Hugo: ,,,Umgangssprache.* Überlegungen zu ihren Formen und ihrer Stel¬ lung im Sprachganzen,“ in: Zeitschrift für Mundartforschung 27 (1960), S.215-232. Porzig, Walter: Das Wunder der Sprache. Bem 31960, S. 250ff. Radtke, Ingulf: „Die Umgangssprache. Ein weiterhin ungeklärtes Problem der Sprachwissenschaft,“ in: Muttersprache 83 (1973), S. 161-171 (mit zahlreichen weiteren Literaturhinweisen). Trier, Jost: „Alltagssprache,“ in: Die deutsche Sprache im 20. Jahrhundert. Göttin¬ gen 1966, S. 110-133. Wolff, Roland, a.a.O. (1973, S. 1-5). •4 23
5.5. Zwr deutschen Sprachgeschichte und Mundartkunde Bach, Adolf: Deutsche Mundartforschung. 2. Aufl., Heidelberg 1950. Bach, Adolf: Geschichte der deutschen Sprache. 8. Aufl., Heidelberg 1965. Duden Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache (Der Große Du¬ den Bd. 7). Mannheim 1963. Hirt, Hermann: Geschichte der deutschen Sprache. 2. Aufl., Münster 1929. Kluge, Friedrich und Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 17. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, Berlin 1957. Mackensen, Lutz: Reclam etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Stuttgart 1966. Martin, Bernhard: Die deutschen Mundarten. 2. Aufl., Marburg/Lahn 1959. Maurer, Friedrich und Friedrich Stroh: Deutsche Wortgeschichte. Bd. 1-3. 2. Aufl 1959-1960. Moser, Hfugo: Deutsche Sprachgeschichte. 6. Aufl., Tübingen 1969. Reichmann, Oskar: Deutsche Wortforschung (Sammlung Metzler Bd. 82). Stutt¬ gart 1969. Reis, Hermann: Die deutschen Mundarten. Berlin und Leipzig 1912. Schirmer, Alfred und Walther Mitzka: Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes (Sammlung Göschen Bd. 929). Berlin 1965. Schirmunski, Viktor M.: Deutsche Mundartkunde. Vergleichende Laut- und For¬ menlehre der deutschen Mundarten, hrsg. u. übers, von Wolfgang Fleischer. Berlin 1962. • > •4 •4 •4 Schwarz, Ernst: Die deutschen Mundarten, Göttingen 1950. Seiler, Friedrich: Die Entwicklung der deutschen Kultur im Spiegel des deutschen Lehnwortes. 2. Aufl., Bd. 1-6, Halle/Saale 1921-25. Sperber, Hans und Peter von Polenz: Geschichte der deutschen Sprache (Sammlung Göschen Bd. 915). Berlin 1966. Weithase, L: Zur Geschichte der gesprochenen deutschen Sprache. Bd. 1, Tübingen 1961.
Wörterbuch
1. Essen, Trinken, Mahlzeiten Abendmahlzeit (Karte 1). Am weitesten verbreitet ist das hoch¬ sprachliche Abendessen. Im nörd¬ lichen Bayern beginnt das Gebiet von Abendbrot, das hauptsächlich auf Norddeutschland beschränkt ist, und zwar aus kulturgeschichtli¬ chem Grunde: Mehr als im Süden bestand die traditionelle Abend¬ mahlzeit im Norden aus kalten Speisen, häufig aus belegtem oder unbelegtem Butterbrot, daher also ,Abendiror.‘ Das schwäbische Wort die Vesper (aus lat. vespera ,Abend‘) bezeichnet nicht nur die Abendmahlzeit, sondern auch die kleine Zwischenmahlzeit am Nachmittag (siehe S. 31), und in der Bedeutung ,Zwischenmahlzeit4 wird Vesper im schwäbischen Ge¬ biet auch auf das zweite Frühstück übertragen (S. 31). hoff I, Karte 38) (Wolff; Eich- Berliner Pfannkuchen. In Bay¬ ern der Krapfen (auch in Öster¬ reich, aber dort auch mehrfach Fa¬ schingskrapfen) . Das Wort Krapfen bezeichnet in Bayern sowohl den gefüllten als auch den ungefüllten, in heißem Fett gebackenen und - besonders früher - meist zu Fast¬ nacht gegessenen Kuchen aus He¬ feteig (aus ahd. krapfö ,Haken, ge¬ bogene Klaue, Kralle4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 61) Bonbon (Karte 2). Die süddeutsch volkstümlichen Bezeichnungen für das Bonbon sind Diminutivbildun¬ gen zu ,gut‘, also das Guatl, Guts¬ ehen (ausgesprochen Guts-chen), Gu(a)tsl(e). Ähnlichen Ursprungs ist die standardsprachliche Bezeich¬ nung Bonbon (aus frz. bonbon »gut¬ gut4), die umgangssprachlich hauptsächlich in Norddeutschland üblich ist, die aber jetzt auch weit ins Süddeutsche vorgedrungen ist, z. B. in Nordbayern und Württem¬ berg. (Eichhoff II, Karte 63) Bratkartoffeln. In Bayern hört man sowohl den neuen, ursprüng¬ lich norddeutschen Ausdruck Brat¬ kartoffeln als auch die heimischen Bezeichnungen Geröhste Kartof¬ feln und Röstkartoffeln. Es scheint aber, daß diese letzteren durch Bratkartoffeln allmählich ver¬ drängt werden, denn nach Kretsch¬ mer (S. 430) sagte man Bratkartof¬ feln vor sechzig Jahren nur in Norddeutschland, heutzutage ist das Wort jedoch im ganzen Süden geläufig. (Wolff) (Ein) Brot (Karte 3). In Bayern wird auch nach der Form des Bro¬ tes unterschieden, also: A) Für das Brot von runder Form: Laib in ganz Bayern. B) Für das Brot von länglicher Form: Kipf in West-und Zentralbayern (aus lat. cippus ,Pfahl4); Wecken in Süd- und Ost¬ bayern (aus ahd. wecki ,Keil‘); Stollen in Nordwestbayern (aus 27
ahd. stollo ,Stütze, Pfosten4). Das standardsprachliche Wort Brot ver¬ wendet man in Bayern immer mehr - vor allem im Laden - in der Bedeutung ,rundes Brot‘, auch volkstümlich als Gattungsbezeich¬ mehr im Norden und Westen übli¬ chen Ausdruck Kruste (aus lat. cru- sta ,das durch Gerinnen fest gewor¬ dene4 - zu cruor ,Blut4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 56) nung mehr“) vgl. unten. Karte 55) haben kein Brot auch ,Brotscheibe4 (Wolff; Eichhoff II, Brotscheibe. In Bayern sagt man einfach Brot (vor allem in Zusam¬ mensetzungen wie belegtes Brot) und Stück Brot, im Südosten auch Stückl Brot. (Wolff) Brötchen (Karte 4). Das Brötchen nennt man die Semmel in ganz Süd- und Mittelbayem (südlich der Donau nur Semmell), nördlich der Donau der Wecken, der Weck, das Weckle, das Kipfl, das Laabla (,Laiblein4) und - nur vereinzelt! - Brötchen. Zur Etymologie siehe (ein) Brot oben. Zu unterscheiden sind nicht nur die geographischen Verbreitungen der Termini, son¬ dern auch deren Bedeutungen: Semmel (aus lat. simila ,feinstes Weizenmehl4) heißt sowohl das ovale, einfach eingekerbte als auch das runde, fünffach eingekerbte Brötchen; Weck/Wecken/Weckle be¬ zeichnet das ovale und auch das einfache runde, Kipfl hauptsächlich das runde (eigtl. in der Form einer Rose) fünffach eingekerbte Bröt¬ chen. (Eichhoff II, S. 13; Karte 59) (Fleisch)brühe. In Bayern sagt man Suppe zu Hause und Bouil¬ lon (aus dem Frz.) im Restaurant. Eis (zum Essen). Neben Eis sagt man in Südostbayern auch Ge¬ frornes. (Wolff) Eisbein. Die hochsprachliche Be¬ zeichnung Eisbein ist umgangs¬ sprachlich ursprünglich nord¬ deutsch, wird heute aber auch im Süden ehört neben heimischem Schweinshaxen in Nordbayern und Schweinshaxl bzw. Surhaxn in Südbayern. (Wolff) Endstück des Brotes (Karte 5). Die in Bayern geläufigsten Aus¬ drücke sind die Diminutive Scher- Brotkrumen. In ganz Bayern Brösel (Variante von Brösaml(ein), Diminutivbildung zu Brosame, aus germ, ★brösem ,Krume, Bröck¬ chen4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 58) Brotrinde. In ganz Bayern gilt Rinde, aber man hört vereinzelt (und allmählich immer mehr) den z(e)l, Kipf(e)l (zu Kipf , [langes] Brot‘), Knetzla, Knörz(e)l (zu Knorz), Ränft(e)l, Kruste bzw. Krüstchen, Knörzche(n) und Knäusle. Dazu gibt es auch zahl¬ reiche örtlichere Benennungen, darunter z.B.: Adeckele: Schwein¬ furt; Gickel: Donauwörth, Au bürg; Gnahtsle: Weißenburg; Kant: Coburg; Kante: Bayreuth; Koppe- la: Hof; Kopple: Coburg, Bam- 28
berg; Rinkele: Nördlingen; Stüzle: Würzbure. (Wolff; Eichhoff II, Karte 57) Essen. In der Umgangssprache Südbayerns hört man neben Essen auch noch das Verbum speisen und das Nomen Speise, die in Norddeutschland und in der Stan¬ dardsprache als gehoben empfun¬ den werden {Speise aus ahd. spisa aus mlat. spe(n)sa ,Ausgabe, Auf¬ wand4 aus expensa pecunia »ausgege¬ benes Geld1). (Seibicke 42-43, Kretschmer 469) Frikadelle (Karte 6). Im bairischen Dialektraum ist Fleischpflanz(r)l seit jeher die übliche Bezeichnung für den gebratenen, flachgedrück¬ ten Kloß aus zerkleinertem Fleisch. Im Norden und Westen Bayerns hat Fleischküchle das italienische Lehnwort Frikadelle seit Kretsch¬ mer - also seit Anfan des Jahrhun¬ derts - fast restlos verdrängt. Das sehr kleine Frikadelle-Gebiet im Nordwesten ist eben der südöstli¬ che Teil eines größeren Frikadelle- Gebiets, das die ganze Bundesrepu¬ blik außer Bayern und Baden- Württemberg einschließt. Ähnlich sehen wir in Nordostbayern den südlichen Rand des Fleischklöß- chen-Gebiets Thüringens. (Wolff; Eichhoff II, Karte 65) Getränk, gemischt aus Bier und Limonade. Zu diesem Begriff gibt es keinen standardsprachlich akzeptierten Ausdruck (das Ge¬ tränk ist auch nicht im ganzen deutschen Sprachgebiet bekannt). In Bayern hört man Radlermaß (ausgesprochen Rahlemoß) einfach Radler (Rahle) oder auch Radler¬ halbe (Rahlehoibe), wenn man zwischen einem vollen Liter (-maß) und einem halben Liter (-halbe) unterscheiden will (zu Radler Rad¬ fahrer4). In Norddeutschland nennt man das Getränk Alsterwasser oder Fliegerbier, in der DDR auch Potsda¬ mer. (Wolff; Eichhoff II, Karte 73) Kartoffelbrei (Karte 7). Kartoffel¬ brei sagt man in ganz Bayern. Für die geographische Verbreitung der anderen Bezeichnungen Kartof¬ felpüree, Kartoffelstampf und Stopfer siehe Karte. (Wolff; Eich¬ hoff II, Karte 67) Kartoffelpfannkuchen (Karte 8). Der Reiberdatschi hört man in Südbayern (vereinzelt in Mittel¬ bayern), die einfache Form Dotsch vereinzelt in Ostmittel- und Nord¬ bayern (beide zu dätscheln , [etwas Weiches, z.B. Teig] drücken, nie¬ derdrücken4 [Grimm II, 826]), der Backe(r)s im Gebiet Bamberg- Nürnber 94 Kartoffelpuffer im 9 Westen und Nordosten und Kar¬ toffelpfannkuchen in Nordwest¬ bayern. (Wolff; Eichhoff II, Karte 68) Kloß (Karte 9). Seit Anfang dieses Jahrhunderts ist das norddeutsche (und schriftsprachliche) Wort Kloß weit nach Süden vorgedrungen 94 und ist jetzt in fast ganz Bayern zu hören. Südlich und südöstlich von Nürnberg aber sagt man auch der Knödel und das Nockerl, unter¬ schieden wird aber nach der Art, daher (Leber)knödel neben (Gries)- 29
nockerl (Herkunft von Nockerl ist unklar). (Wolff; Eichhoff II, Karte 66) Lutscher (Karte 10). In fast ganz Bayern nur Lutscher, dazu aber auch Lecker im Nordosten (Bam¬ berg, Bayreuth, Coburg, Hof) und vereinzelt der Schlotzer an der westlichen Grenze, z.B. Nördlin¬ gen (Herkunft des Wortes ist un¬ klar). (Auf der Karte sehen wir den östlicher* Rand des hauptsächlich südschwäbischen Schlotz er- Ge¬ biets.) (Eichhoff II, Karte 64) Mehlklümpchen (in der Soße) (Karte 11). Batzen, Batzel(n) (zu batzen ,weich, klebrig sein4) in fast ganz Bayern, im Nordwesten (westlich von Würzburg-Schwein¬ furt) auch Klumpen und die Di¬ minutive Klümpchen, Klümple. Obgleich das unverschobene -p- den niederdeutschen Ursprung vom Klumpen bzw. -chen, -le be¬ weist, gelten diese Bezeichnungen seit langem in Süddeutschland, auch in den Mundarten, denn Schmeller meldet sie in seinem Bayerischen Wörterbuch, Fischer in seinem Schwäbischen; man sieht al¬ so in dem Klumpen-, -chen-, -le-Ge- biet in Nordwestbayern nicht den Einfluß der Schriftsprache. Im westlichen Randgebiet sagt man auch Bollen (mit Ball etymolo¬ gisch verwandt). (Wolff; Eich¬ hoff II, Karte 70) Mehlschwitze. Die Einbrenne (zu einbrennen ,bräunen4) in ganz Bayern. (Wolff; Eichhoff II, Karte Nachtisch. In Bayern - wie auch in Obersachsen! - vielfach Nach¬ speise (s. oben unter Essen). (Wolff) Napfkuchen bzw. Topfkuchen. Die in ganz Bayern gültige Be¬ zeichnung für den in der Form ge¬ backenen Kuchen aus Hefeteig ist der Gugelhupf (Gugel ,Kapuze4 aus lat. cuculla + Hupf zu hüpfen- hier in der Bedeutung ,sich he¬ ben4). In Bayern hört man auch den anderswo unbekannten Ausdruck Gesundheitskuchen, doch ist der Unterschied zwischen den zwei Wörtern kein wortgeographischer, sondern ein semantischer: Der Gu¬ gelhupf wird mit Hefeteig ge¬ macht, der Gesundheitskuchen dage¬ gen mit Backpulverteig; er ist ein billigerer Kuchen, der oft die Rosi¬ nen, Zitronenschale usw. nicht enthält, die im Gugelhupf sind. (Wolff; Eichhoff II, Karte 60) Negerkuß. Diese Leckerei (aus ge¬ schlagenem Eiweiß, auf einer Waf¬ fel, mit Schokolade überzogen) nennt man in Bayern meistens Mohrenkopf, doch hört man auch hier immer mehr die ursprünglich norddeutsche Bezeichnung Neger¬ kuß, die auch häufiger auf den Pak- kungen steht. (Eichhoff II, S. 15; Karte 62) Quark. In Bayern - vor allem im Südosten - sagt man der Topfen, im Westen (an der württembergi- schen Grenze) hört man auch den alemannisch-schwäbischen Aus¬ druck Bibeleskäs(e) (zu Bibele Junge Hühner4, die man früher 30
mit dem Molkenquark gefüttert hat; Seibicke S. 87, Kretschmer S. 559). Das standardsprachliche und auch umgangssprachlich weit ver¬ breitete Wort Quark (aus dem Slaw., vgl. poln., russ. tvarog, tschech. tvaroh) hört man in der Umgangssprache hauptsächlich in Nordbayern. (Wolff) Rindfleisch. Das Wort Rindfleisch hat in der Standardsprache wie auch in der Umgangssprache Nordbayerns den neutralen Sinn ,Fleisch des Rindes4; aber in der Umgangssprache Südostbayerns versteht man darunter das weniger wertvolle Fleisch von Rindern (et¬ wa von Jungrindern, Kühen, Stie¬ ren), das gute, mürbe Fleisch des kastrierten und gemästeten Schlachttieres nennt man dort da¬ gegen Ochsenfleisch. (Wolff; Kretschmer 388-389) Sahne. In Südbayern, wie in gro¬ ßen Teilen des Südens überhaupt, sagt man der Rahm (das Wort galt früher auch im Norden des deut¬ schen Sprachgebiets, wurde dort aber in der Umgangssprache durch die Bezeichnung Sahne verdrängt, die wegen deren Geltung im ,,Lu¬ therdeutschen“ zum standard¬ sprachlich anerkannten Ausdruck wurde). Für , Schlagsahne4 hört man in Südbayern sowohl Schlag¬ sahne als auch Schlagrahm. Sauermilch (Karte 12). In Bayern gibt es für die saure bzw. dicke Milch die volkstümlichen Bezeich¬ nungen gestöckelte Milch, ge¬ stockte Milch, Dickmilch oder dicke Milch und gestandene Milch. Bemerkenswert ist aller¬ dings, daß der Schriftdeutsch weit verbreitete und bedeutungstrans¬ parente Ausdruck Sauermilch die einheimischen Bezeichnungen in Bayern allmählich verdrängt, weil Sauermilch wegen technologischer Entwicklungen im Haushalt eine immer geringere Rolle spielt (we¬ gen der Pasteurisierung kann man Sauermilch nicht mehr aus gekauf¬ ter Milch herstellen, ohne das Bak¬ terium lactobacillus aus Joghurt oder Buttermilch hinzuzufügen, deswegen wird Sauermilch zu Hause immer seltener hergestellt und eher im Geschäft gekauft, ge¬ wöhnlich unter der Bezeichnung Sauermilch oder saure Milch). (Wolff; Eichhoff II, Karte 72) Zweites Frühstück (kleine Mahl¬ zeit im Laufe des Vormittags, am Arbeitsplatz) (Karte 13). In Bayern Brotzeit, im westlichen Randge¬ biet und im Nordwesten Bayerns auch die Vesper (dieser Ausdruck - der auf lat. vespera ,Abend1 zurück¬ geht - bedeutete ursprünglich nur ,Abendmahlzeit4 [siehe S. 27], spä¬ ter auch ,Zwischenmahlzeit am Nachmittag4, und dann im allge¬ meinen Sinne von Zwischenmahl¬ zeit4 wurde Vesper auch auf das zweite Frühstück übertragen). (Wolff; Eichhoffl, Karte 35) Zwischenmahlzeit am Nach¬ mittag (am Arbeitsplatz). In Bay¬ ern verwendet man für die Zwi¬ schenmahlzeit am Nachmittag die¬ selben Bezeichnungen wie für die 31
Zwischenmahlzeit am Morgen: Brotzeit in ganz Bayern und die Vesper in Bayrisch-Schwaben (vgl. Zweites Frühstück oben). Norddeutsches und auch standard¬ sprachliches Kaffee (trinken) ist für diesen Begriff in Süddeutschland nicht üblich (aber siehe Zwischen¬ mahlzeit am Nachmittag - in der Fa¬ milie - unten). (Wolff; Eichhoffl, Karte 36) Zwischenmahlzeit am Nach¬ mittag (in der Familie). Heute hört man in Bayern neben dem volks¬ tümlichen Ausdruck Brotzeit im¬ mer mehr das ursprünglich nord¬ deutsche Kaffee(trinken), das s Brotzeit in den nächsten Jahren wohl verdrängen wird. In Bay¬ risch-Schwaben Vesper neben Kaffee(trinken). (Wolff; Eichhoffl, Karte 37) e 2. Pflanzen, Früchte, Gemüse Apfelrest (das Innere mit den Ker¬ nen, das man dann wegwirft) (Kar¬ te 14). In fast ganz Bayern sagt man der Butze(n) (Grundbedeutung: ,Wertloses, Klumpen, Schlacke4), im Nordosten der Griebs bzw. Gribs (aus mhd. grübiz Kernge¬ häuse4) und im Nordwesten der Krotze(n) (aus frz. crotte ,Dreck4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 97) Apfelsine. In fast anz Bayern wie in der südlichen Hälfte des deut¬ sehen Sprachgebiets Orange (mit den Lautvarianten Oransch, Or- angsch, Orahsch usw.). Die Bezeich¬ nung Apfelsine, die im allgemeinen auf den Norden Deutschlands be¬ schränkt ist, hört man in Bayern hauptsächlich in den fränkischen Städten (Schweinfurt, Coburg, Hof, Kulmbach, Bayreuth, Erlan¬ gen). Der heutige Gegensatz nord¬ deutsch Apfelsine / süddeutsch Orange läßt sich kulturgeschichtlich erklären. Südchina ist die Urhei¬ mat der Apfelsine, sie wurde erst im 18. Jahrhundert nach Deutsch¬ land gebracht, und zwar auf zwei Wegen: nach Norddeutschland di¬ rekt durch den Osthandel, deshalb hieß sie im Norden appelsina ( = ,Apfel [aus] China, chinesischer Apfel1 - Sina galt zu der Zeit allge¬ mein für ,China4); und nach Süd¬ deutschland aus Frankreich bzw. Italien; im Süden übernahm man also die Bezeichnung orange, eine französische Form des it. Namens arancia (ursprünglich aus pers. na- rang ,bittere [Orange]4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 95; Etymologie: Kluge 25, 524) Blumenkohl. Neben Blumenkohl hört man in Bayern - besonders im Südosten - der Karfiol (aus it. ca- volfiore - cavolo ,Kohl4 4- fiore , Blu¬ me4). (Kretschmer 131) Grünkohl. Der Grünkohl bzw. Winterkohl (Brassica oleracea) wird in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wenig gegessen, und viele Leute in diesen Gegenden kennen ihn einfach nicht. Aber bei denen, die diese Gemüseart in Bay¬ ern essen, heißt sie Grünkohl, 32
Krauskohl oder Winterkohl. Ei¬ ne Bestimmung der geographi¬ schen Verbreitung der Bezeichnun¬ gen ist wegen der relativen Selten¬ heit der Sache in Bayern schwierig. (Eichhoff II S. 27; Karte 94) Gurke. In fast ganz Bayern Gurke, an der westlichen (württembergi- schen) Grenze dazu auch schwä¬ bisch die Kukumer (aus lat. cucu- mer), im Norden auch der Küm¬ merling (Fortbildung von Kum¬ mer, aus Kukumer; Seibicke 54). Das slaw. Lehnwort Gurke (ur¬ sprünglich aus mgr. agauros un¬ reif, weil die Gurken oft unreif ge¬ erntet werden - Duden Etymolo¬ gie 240) gelangte aus dem Nord¬ osten ins Deutsche, das auf Latei¬ nisch basierende Kukumer dagegen aus dem Südwesten, daher der heu¬ tige Gegensatz nord- bzw. ostd. Gurke / (süd)westdt. Kukumer. (DWA XVII) Heidelbeere (Vaccimum myrtil- lus) (Karte 15). Schwarzbeere sagt man in Bayern nördlich der Donau und etwa östlich einer Linie Ansbach-Coburg, sonst Heidelbee¬ re. (Wolff; Eichhoff II, Karte 96) Holunder. In Bayern hört inan meistens die zusammengezogenen Formen Holler oder Holder (zu Holunder aus ahd. holuntar). (Sei¬ bicke 59) Kartoffel. Für dieses im 15./16. Jahrhundert aus Amerika nach Eu¬ ropa gebrachte Nahrungsmittel gibt es in der Standard- wie auch in der Umgangssprache heutzutage die Bezeichnung Kartoffel (aus it. tartufolo ,Trüffelpilz‘ - wegen der Ähnlichkeit der Form der Kartoffel mit dieser eßbaren Pilzart). Der Reisende in Bayern sollte aber nicht überrascht sein, wenn er da¬ für auch Erdapfel, an der würtem- bergischen Grenze vielleicht auch Grummbir (aus Grundbirne) hört. Diese beiden Lehnübersetzungen des frz. pommes de terre ,Äpfel des (Erd) Bodens4 gelten aber heute als ländlich und mundartlich und wer¬ den in der städtischen Umgangs¬ sprache nur noch von älteren Leu¬ ten gebraucht. (Wolff) Meerrettich. Der Kren (aus mhd. ehren, kren aus slaw. chrenu ,Meer¬ rettich4) in fast ganz Bayern. Meer¬ rettich hört man im Nordwesten - etwa westlich von Würzburg - sonst nur vereinzelt in Bayern. Es scheint dennoch, daß der bayrisch¬ österreichisch volkstümliche Aus¬ druck Kren durch standardsprachli¬ ches Meerrettich in Süddeutschland allmählich verdrängt wird, minde¬ stens in der Öffentlichkeit, denn Kren hört man zwar zu Hause, auf dem Markt dagegen immer häufi¬ ger Meerrettich. (Wolff; Eichhoff II, Karte 90) Möhre. In Bayern (und auch in Baden-Württemberg und Hessen) heißt diese Gemüseart nur gelbe Rübe, umgangssprachlich ausge¬ sprochen gelbe Ruabm, gell Ruam. (Wolff; Eichhoff II, Karte 89) Pilz. In Bayern nennt man alle Pilze umgangssprachlich der Schwamm bzw. die Schwam¬ merl, die eßbaren, die gezüchtet 3 BSR211 33
werden oder in der Natur wachsen, auch Champignons (aus dem Frz.). (Wolff) Porree (Karte 16). Porree in der östlichen, der Lauch in der westli¬ chen Hälfte Bayerns. Interessanter¬ weise ist das Wort Lauch, das heute auf den Südwesten des deutschen Sprachgebiets beschränkt ist, die ursprüngliche gemeingermanische Bezeichnung für den Porree (vgl. engl. leek, schwed. -lök aus germ. ★lauk). Porree dagegen, das heute als standardsprachlich anerkannt wird, ist ein neueres französisches Lehnwort. (Wolff; Eichhoff II, Karte 91) Preiselbeere. Preiselbeere (aus tschech. bruslina ,Abstreifbeere‘) sagt man in Bayern wie im ganzen deutschen Sprachgebiet südlich des Ruhrgebiets. Im Norden sagt man dafür Kronsbeere, was Reisenden manchmal Schwierigkeiten macht. Roggen. In Bayern wie in großen Teilen Süd- und Mitteldeutsch¬ lands nennt man den Roggen oft einfach Korn, daher auch Kornbrot für Roggenbrot usw. Wir sehen hier die Tendenz in der Sprache, ur¬ sprünglich ganz allgemeine Be¬ zeichnungen auf besonders wichti¬ ge Einzelgegenstände zu übertra¬ gen. Eine ähnliche Situation gibt es übrigens im amerikanischen Engli¬ schen: das engl. Wort corn, das wie Korn ursprünglich einfach , Getrei¬ dekorn4 bedeutete, verwendet man in den Vereinigten Staaten nur für die wichtigste Getreideart, den Mais; vgl. Bibel, aus gr. biblia Bü¬ cher4, im Laufe der Jahrhunderte auf die Bedeutung nichtigstes Buch4 eingeengt. (Wolff; Eichhoff DIAS, 8) Rotkohl. Blaukraut in Bayern (süddeutsch Kraut = norddeutsch Kohl; vgl. unten Weißkohl/Weiß- kraut). (Wolff; Eichhoff II, Karte 93) Weißkohl. In Bayern nur Wei߬ kraut, im täglichen Sprechen auch einfach Kraut, bes. wenn es nicht nötig ist, zwischen Rot- und Wei߬ kohl zu unterscheiden. (Wolff; Eichhoff II, Karte 92) 3. Tiere, Insekten Huhn. In Bayern heißt das Huhn meistens die Henne, und zwar am häufigsten in der Verkleinerungs¬ form Hendl, z.B. Brat-, Backhendl (die eigentliche Form wäre übri¬ gens ★Henl, das -d- ist bloß Über¬ gangslaut zwischen -n- und -l-, wie es in den bairischen Mundarten häufig vorkommt - vgl. Dirndl aus ★Dirnl ,Dimlein, Mädchen4). (Wolff) Hund. Im bayrischen Dialektraum (etwa südöstlich von Nördlingen - Bayreuth) nennt man einen kleinen (netten!) Hund das Zamperl (zu zampen ,zappeln4). (Seibicke 60) 34
Marienkäfer (Karte 17). In Bayern gibt es für den kleinen roten Käfer mit den schwarzen Punkten ver¬ schiedene Bezeichnungen, darunter am häufigsten: Marienkäfer(l) (in ganz Bayern), Junikäfer(l) (am häufigsten in Nordbayern, aber auch im Süden) und Maikäfer(l) (im Südosten). Dieser landwirt¬ schaftlich wichtige Käfer - sowohl die Larven als auch die reifen Käfer fressen Blattläuse und andere schädliche Insekten - galt im Mit¬ telalter als Lieblingstier der Mutter Gottes, unter deren Schutz er stand; vgl. die Benennungen in den anderen europäischen Sprachen, wie z.B. engl. ladybug ,Käfer der Jungfrau1, span, mariquita eigtl. »kleine Maria4 daher ,Käferchen der Jungfrau4, frz. bete de la vierge »Kä¬ fer der Jungfrau1 usw. (Eichhoff II, Karte 102) »verfaulen4 eigtl. »zu Erde wer¬ den4). Im Laufe des Mittelalters ist das adt. Wort molt seinerseits auch ausgestorben, moltwurf hat sich ei¬ ner weiteren volksetymologischen Umgestaltung unterzogen, diesmal zu Maulwurf ,(Tier, das die Erde mit dem) Maul wirft bzw. schiebt.' (Wolff; Etymologie: Kluge 468) Motte. Das Insekt, das Wollstoffe im Kleiderschrank zerstört und das in der Standardsprache wie auch in der norddeutschen Umgangsspra¬ che Motte heißt, nennt man in den größten Teilen Bayerns die Scha¬ be. Nur im Norden Bayerns (am Main) hört man das ursprünglich niederdeutsche Wort Motte. (Schabe zu schaben »abkratzen, nagen4 - ur¬ sprünglich bedeutete Schabe die Mottenlarve sowie andere schädli¬ che Insekten wie z.B. die Küchen¬ schabe; in den oberdeutschen Maulwurf. Neben Maulwurf hört man in Bayern auch Schermaus oder einfach Scher (eigtl. Bedeu¬ tung ,Maus, die durch die Erde schneidet'). Die Geschichte des Wortes Maulwurf bietet ein interes¬ santes Beispiel der Volksetymolo¬ gie: Das Wort hieß ahd. zunächst müwurf ,Haufenschieber4 (aus mü »Haufen4 + wurf »Schieber, Wer¬ fer4). Schon in spät-ahd. Zeit war mü als selbständiges Wort ausge¬ storben, das erste Glied von zu¬ sammengesetzten Wörtern wie müwurf wurde deshalb nicht mehr verstanden, und solche Wörter wurden volksetymologisch umge¬ staltet, in diesem Falle zu moltwurf ,Erdschieber4 von ahd. molt ,Erde4 (vgl. engl. mold »Erde4 und molder Mundarten erhielt das Wort erst später die heute noch gültige Be¬ deutung »Motte4.) (Wolff) Pferd. In den Landesmundarten Bayerns gibt es immer noch drei wortgeographisch unterschiedene Bezeichnungen für den neutralen Begriff »Pferd4: im Südosten Roß (aus ahd. hros - in der germani¬ schen Zeit auch im Norden gültig, vgl. engl. horse), in Mittel- und Nordostbayem Gaul (Herkunft des Wortes ist unklar) und im Nordosten das hauptsächlich nord¬ deutsche Wort Pferd (ursprünglich aus mlat. paraveredus »Postpferd auf Nebenlinien4). Da der Begriff »Pferd4 im alltäglichen Stadtleben keine so wichtige Rolle mehr spielt 3* 35
wie auf dem Lande, findet man in der städtischen Umgangssprache Bayerns heutzutage immer weni¬ ger die alte wortgeographische Eintei¬ lung der drei Bezeichnungen und immer mehr die standardsprachli¬ che stilistische Differenzierung zwi¬ schen Pferd (allgemeiner Begriff ,Pferd4), Gaul (der abwertende Ausdruck) und Roß (,edles Pferd4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 96) Stechmücke. Die Schnake in ganz Bayern. Im Südosten - etwa an und südlich von der Donau - auch das mundartlichere Femini¬ num Staunz(e[n]) (Herkunft des Wortes ist unklar). Das Wort Muck (nicht: Mücke) hört man auch vereinzelt in Südostbayern und in Nordbayern. In Schwaben heißt die Stechmücke Schnake (wie in Bayern), aber das Wort Mücke wird in Schwaben nur in der Be¬ deutung ,Stubenfliege4 verwendet. In Teilen Nord- und Nordost¬ deutschlands (z.B. in Obersachsen) heißt die Stechmücke zwar Mücke, aber das Wort Schnake bezeichnet dort nur die großen, schmerzhaft beißenden Bremsen. (Das Wort Schnake geht übrigens zurück auf eine gemeingermanische Wurzel mit der Bedeutung ,Beißer1, vgl. engl. snake ,Schlange4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 101) Ziege. Die Geiß (mit deren vielen Lautvarianten wie Goaß, Goß) sagt man in ganz Bayern, doch hört man auch die standardsprachliche und hauptsächlich norddeutsche Bezeichnung Ziege immer mehr in der Umgangssprache, vor allem in den größeren Städten, wo dieses Tier und auch andere landwirt¬ schaftliche Begriffe für den ge¬ wöhnlichen Stadtbewohner nicht mehr so wichtig sind wie im klei¬ nen Dorf auf dem Lande. Interes¬ sant ist allerdings, daß die Bezeich¬ nung Geiß, die in den Mundarten und in der Umgangssprache auf Süddeutschland, Österreich und die Schweiz beschränkt ist, zu¬ nächst den gesamten deutschen Sprachraum einnahm, denn die Angelsachsen nahmen ihre nieder¬ deutsche Form des Wortes nach England mit (engl. goat geht zu¬ rück auf aengl. gät aus germ. ★gait), und das Tier heißt im NI. geit, im Dän. gjed usw. Das in den ostmitteldeutschen Mundarten üb¬ liche und deshalb von Luther in sei¬ nen Schriften verwendete Wort Ziege hat sich durch den protestan¬ tischen Norden verbreitet und ge¬ hört seither zur Standardsprache. (Wolff; Eichhoff II, Karte 100; Eichhoff DIAS, 7) 4. Haus, Haushalt; Straße, Nachbarschaft Aufwischen (den Fußboden mit dem Scheuertuch naß reinigen). In ganz Bayern wischen und putzen (weniger: aufputzen). (Wolff; Eichhoff II, Karte 81) Ausguß (an der Kaffeekanne) (Karte 18). In ganz Süd- und Ost¬ mittelbayern sagt man Schnabel (wegen der Ähnlichkeit mit dem Schnabel des Vogels), in Mittel- 36
bayem die Schnaube, nördlich und westlich des Schnaube-Gebiets die Schnauze, in der nordöstlichen Ecke Bayerns die Schneppe (ein mit Schnabel verwandtes Wort; wir sehen hier den südlichen Teil eines Sr/zneppe-Gebiets in der DDR) und in Nordwestbayem die Zutt(e) bzw. Zott(e) (diese zwei Bezeich¬ nungen, die auf ahd. zota , Schna¬ bel4 zurückgehen, hört man vor¬ wiegend in Rheinland-Pfalz und in Südhessen). (Wolff; Eichhoff II, Karte 78) Auto. Ein altes, klapperiges Auto nennt man in Südbayern das Schnauferi (,kleiner Schnarcher4 zu schnaufen, Variante von schnau¬ ben aus mhd. snüben ,schnarchen4). Bierlokal (Karte 19). Für das klei¬ ne, gemütliche (doch vielleicht nicht immer so ganz saubere) Bier¬ lokal ist die traditionelle Bezeich¬ nung im oberdeutschen Raum die Beize (aus jid. bajis ,Haus‘ - Küp¬ per, Bd. V, S. 46) mit den mund¬ artlichen Lautvarianten Boiz (schwäbisch) und Boazen (bai¬ risch), aber das ursprünglich nord¬ deutsche Wort Kneipe ist seit Be¬ ginn des Jahrhunderts weit nach Süden vorgedrungen, wo es heimi¬ sches Beize, Boiz, Boazen allmäh¬ lich zu verdrängen scheint, bes. im schwäbischen und im fränkischen Raum (Kneipe, Neubildung zu älte¬ rer Kneipschenke ,schlechte, gemei¬ ne Schenke4, von Kneip ,enger, be¬ klemmender Raum4 zu kneipen ,klemmen, kneifen4). (Wolff; Eich¬ hoff I, Karte 32) Bindfaden (Karte 20). Die jetzt in ganz Bayern gültige Bezeichnung Schnur ist heute verbreiteter als vor sechzig Jahren, denn Kretsch¬ mers Informanten meldeten Schnur damals fast nur im Norden des Landes, in der südlichen Hälfte eher der Spagat (Kretschmer 120). Es scheint also, daß Schnur das älte¬ re Spagat und auch Strick (siehe Karte) in Bayern verdrängt. Es be¬ steht aber auch heute noch der Bedeutungsunterschied zwischen Schnur und Spagat, wonach Schnur einen leichter zerreißbaren Bindfa¬ den bezeichnet, Spagat dagegen ei¬ nen dünnen, aber sehr starken - vgl. den Ursprung dieses Wortes , it. spaghetto ,dünner Bindfaden4. Im Nordwesten Bayerns sieht man den südöstlichen Rand des mittel- und rheinfränkischen Kordel-Ge¬ biets (die Kordel aus lat. corda ,Darm, Darmsaite, Fessel4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 74) Bordstein. Randstein in ganz Bayern, wie im ganzen Süden, aber auch gelegentlich Bordstein (der aber als vorwiegend norddeutscher Ausdruck gilt). (W'olff; Eichhoffl, Karte 31) Bürgersteig. Nach den Angaben unserer Informanten ist ersichtlich, daß der traditionelle süddeutsche Ausdruck (französisches Lehn¬ wort) das Trottoir, obgleich im¬ mer noch populär, durch Gehsteig allmählich verdrängt wird, denn dieser wird von den Informanten als die unter der jüngeren Genera¬ tion beliebtere Bezeichnung gemel¬ det, Trottoir dagegen als etwas 37
„altmodisch, veraltet“. Gehweg und Fußweg sind, wie Trottoir, weniger üblich als Gehsteig. (Wolff; Eichhoff I, Karte 30) Dachboden (Karte 21). In ganz Bayern außer dem Norden und dem Nordosten sagt man Spei¬ cher, ein Wort, das zunächst den Raum in der Scheune bezeichnete, wo das Getreide aufbewahrt wurde (Speicher geht zurück auf lat. spicärium ,Raum, wo die Ähren [lat. spTcae] aufbewahrt werden4). Im Westen Bayerns hört man den in dem Sinne von ,Dachboden1 hauptsächlich schwäbischen Aus¬ druck Bühne (aus ahd. ★bum ,Brettergerüst mit waagrechter Fläche, über den sonstigen Boden erhöhte Bretterlagen4 - Kluge 110). Auch Boden bzw. Dachboden hört man in ganz Bayern außer dem westlichen ßw/me-Gebiet, doch scheint es, daß (Dach)Boden jetzt durch Speicher allmählich ver¬ drängt wird (siehe Kretschmer 132-135). (Wolff; Eichhoffl, Karte 24) Wort) gilt als der „bessere“ Aus¬ druck, den man also eher im Ge¬ schäft hört, Büchse mehr zu Hause. (Wolff; Eichhoff II, Karte 84) Flaschenkorken (Karte 22). Der volkstümliche Ausdruck in Bayern ist der Stöpsel bzw. Stöpsel, doch werden diese Bezeichnungen seit Beginn des Jahrhunderts durch die im deutschen Raum weiter aner¬ kannten der Korken / Kork immer mehr verdrängt (Kork[en] aus nd. aus span, aus lat. cortex »Baumrin¬ de4). Das kleine Stoppen-Gebiet im Nordwesten Bayerns ist die südöstliche Ecke eines größeren Stoppen-Gebiets im Rheinland und in Hessen. (Wolff; Eichhoff II, Karte 76) Gardine. Für die (meist weiße, durchsichtige) Fenstergardine sagt man in Nordbayern Vorhang, in Südbayern verwendet man dage¬ gen eher das frz. Lehnwort der Store, PI. Stores. (Wolff) Handbesen (Karte 23). In Bayern sind am weitesten verbreitet Bese Decke. In Bayern südlich von Nürnberg hört man neben Decke auch das alte französische Lehn¬ wort der Plafond, das aber heute vor Decke an umgangssprachli¬ chem Boden verliert. (Wolff) Dose / Büchse (z.B. für Gemüse¬ konserven). In Bayern hört man am häufigsten Büchse, aber diese volkstümliche Bezeichnung tritt vor dem neueren Terminus Dose allmählich zurück, denn Dose (ein ursprünglich niederländisches und Handbesen, vereinzelter sind Kehrbesen, Kehrichtbesen und Besele. Beserl hört man ziemlich oft im Osten (etwa südöstlich von Regensburg) und der Kehrwisch - eigentlich ein badisch-schwäbi¬ scher Ausdruck - nur in einem kleinen Gebiet um und westlich von Ansbach. (Wolff; Eichhoff II, Karte 83) Harke. In der ganzen südlichen Hälfte des deutschen Sprachgebiets (südlich einer Linie Bonn-Meißen) 38
gilt der Rechen, nur im Norden Deutschlands die Harke. (Wolff; Eichhoffl, Karte 13) Hausflur (der Raum in der Woh¬ nung, von dem links und rechts die Zimmer abgehen). Gang (seltener Hausgang) sagt man in ganz Bay¬ ern. Den hochsprachlichen Aus¬ druck Flur hört man hier nur ver¬ einzelt, auch seltener das italieni¬ sche Lehnwort der Korridor. Be¬ merkenswert ist, daß das vor sech¬ zig Jahren von Kretschmer gemel¬ dete Wort die Ern in der heutigen Umgangssprache so gut wie gar nicht mehr zu hören ist. (Wolff; Eichhoff I, Karte 25) Kehrschaufel (Karte 24). In fast ganz Bayern Schaufel (vereinzelt Kehr-, Kehricht-, Dreckschaufel), nur im Nordwesten (westlich von Würzburg) Schippe bzw. Dreck¬ schippe (hier sehen wir den südöstli¬ chen Rand des (Dreck) Schippe-Ge¬ biets in Rheinland-Pfalz, Hessen und zum Teil in Nordrhein-West¬ falen - man vgl. auch (Schnee) Schaufel und -schaufeln, S. 45). In Westmittelbayern beginnt das schwäbische Kutterschaufel-Ge¬ biet (Kutter zu Kot »Schmutz, Dreck4). (Wolff; Eichhoff II, Karte 82) Klingel (elektrische Türklingel) (Karte 25). Glocke in ganz Bayern außer dem Nordwesten, wo man hauptsächlich Schelle hört. Doch wird die Geltung standarddeut¬ scher Formen durch technologi¬ sche Entwicklungen gefördert: Das ursprünglich norddeutsche Wort Klingel in der Bedeutung elektri¬ sche Türklingel4 scheint die süd¬ deutsche Glocke und südwestdeut¬ sche Schelle (ursprüngliche Bedeu¬ tung: einfach ,Glocke4) zu verdrän¬ gen. (Wolff; Eichhoffl, Karte 26) (Es) klingelt (die elektrische Tür¬ klingel) (Karte 26). Es läutet (mit vielen Lautvarianten wie es leitet, es leit) etwa in der östlichen Hälfte Bayerns, es schellt hauptsächlich im Westen (westlich einer Linie Hof-Nümberg-Kaufbeuren); aber Begriff »Klingel4 hört man in Bay¬ ern seit der Einführung der elektri¬ schen Türklingel immer häufiger das ursprünglich norddeutsche Verbum klingeln (es klingelt). (Wolff; Eichhoffl, Karte 27) Kochen (den Siedepunkt errei¬ chen). Sieden sagt man in Südbay¬ ern. Das Verbum kochen ist in die¬ sem Sinne umgangssprachlich hauptsächlich norddeutsch, wird aber immer mehr im Süden gehört, besonders in Ausdrücken wie z.B. »Eier, Obst kochen4. (Seibicke 69; Kretschmer 300) Lumpen. bei der Sache »Scheuertuch1 (siehe S. 40) hört man neben Lumpen und der Lap¬ pen auch noch in Südostbayern das immer mehr als mundartlich ange¬ sehene Wort der Hadern. (Wolff; Eichhoff II, Karte 80) Nach Hause. In Bayern verwen¬ det man den in der ganzen südli¬ chen Hälfte des deutschen Sprach¬ gebiets gültigen Ausdruck heim 39
(aus ahd. heim, adverbial verwen¬ dete Akkusativform des Nomens heim ,Haus, Heimat4). Heim geht übrigens in die deutsche Sprachge¬ schichte viel weiter zurück als der verhältnismäßig jüngere und in der Umgangssprache nur im Norden verwendete Ausdruck nach Hause. (Wolff; Eichhoffl, Karte 28) Nachttopf. In Bayern - besonders in der südlichen Hälfte des Landes - sagt njan das Nachthaferl (zu Hafen ,Topf4 - siehe S. 41) oder die Nachtscherbe(n) bzw. Scherbe(n) (zu Scherbe »Topf; die Formen mit -n sind übrigens Singular, nicht Plural, vgl. Fersen S. 42). Nur im Norden (am Main) sagt man Nacht- Reinigen (die Zimmer ~). In Bay¬ ern sagt man meistens putzen, sel¬ tener saubermachen und nur ver¬ einzelt wischen. (Wolff; Eichhoff I, Karte 17) Scheuertuch (Karte 27). In fast ganz Bayern sagt man dafür (Putz) Lumpen, seltener der Putzlap¬ pen; in Ostbayern (etwa östlich ei¬ ner Linie Mühldorf-Regensburg- Erlangen-Kulmbach) auch häufig der Hadern, ein Wort, das immer mehr als mundartlich angesehen wird und deshalb vor Putzlumpen zurückweicht. (Eichhoff II, Karte 80) Scheune (Karte 28). In Bayern ist der übliche Ausdruck der Stadel, nur in den westlichen bzw. nord¬ westlichen Randgebieten verwen¬ det man das hauptsächlich ale- manmsch-rheinfränkische Scheuer. Auch hört man in der städtischen Umgangssprache Bay¬ erns immer mehr die standard¬ sprachliche Bezeichnung Scheune - ein von Haus aus norddeutsches Wort - da die Sache , Scheune4 (und deshalb auch deren volkstümliche Benennungen) für den heutigen Stadtbewohner nicht mehr so wichtig ist wie früher auf dem Lan¬ de. (Eine ähnliche Tendenz zur An¬ nahme der nicht-einheimischen standardsprachlichen Bezeichnun¬ gen findet man bei anderen in der Landwirtschaft bedeutsamen Be¬ griffen wie Pferd (S. 35), Traktor (S. 46), Ziege (S. 36) usw.) (Wolff; Eichhoff I, Karte 33) Straße. Für den ganz allgemeinen Begriff , Straße4 sagt man in Süd¬ bayern neben Straße auch Gasse - ein Wort, das der Standardsprache nur in der Bedeutung ,schmale, en¬ ge Straße4 bekannt ist. Gasse galt zunächst im ganzen germanischen Sprachraum (vgl. norw. schwed. gata; dän. gade; engl. gate ,Gitter4), Straße ist dagegen ein späteres Lehnwort (mhd. sträze, ahd. sträza aus lat. strata (via) gepflasterter (Weg)4). (Wolff; Kretschmer 491-503) Streichholz (Karte 29). Streich¬ holz bzw. -hölzl hört man vor¬ wiegend im Norden und im Wre- sten Bayerns, Zündholz, -hölzl haupsächlich im Südosten. Die geographische Verbreitung der Wörter hat sich seit Beginn des Jahrhunderts wahrscheinlich nicht geändert, denn auch Kretschmer 40
fand dieselbe Verbreitung wie heute, und er bemerkte, daß die geographischen Verteilungen der beiden Ausdrücke auch zu seiner Zeit vielfach durcheinandergingen (Kretschmer 503). (Wolff; Eichhoff II, Karte 75) stiege. Der standardsprachlichen semantischen Differenzierung - Treppe besonders aus Stein, Stie- aus Holz, steil, schmal - ent¬ Teesieb. Der Seiher in ganz Bay¬ ern. (Wolff; Eichhoff II, Karte 79) Topf. In Bayern verwendet man in der Umgangssprache meistens die gemeinsüddeutsche Bezeichnung der Hafen, die der Norddeutsche vor allem mit der Bedeutung pa¬ fett für Schiffe4 verbindet. Diese spricht eine in der Umgangsspra¬ che wortgeographische (dasselbe gilt für Pferd/Gaul/Roß, die in der Hochsprache verschiedene Bedeu¬ tungen haben, in den Mundarten und zum Teil in der Umgangs¬ sprache dagegen alle drei in geo¬ graphisch verschiedenen Gegenden einfach ,Pferd4 heißen; siehe (Wolff; Seibicke 112-113; zwei verschiedenen Bedeutungen gehen auf ein ;emeingermanisches Wort ★haf- ,Behälter4 zurück; vgl. Haft, verhaften und andere Wörter mit der Kernbedeutung ,halten4. (Wolff) Treppe. In Bayern, vor allem im Süden des Landes, sagt man eher Kretschmer 537) Zu Hause. In Bayern wie in der ganzen südlichen Hälfte des deut¬ schen Sprachgebietes sagt man da¬ heim (aus mhd. da heime, für älte¬ res mhd. heim(e) aus ahd. heime Dat. von heim ,Haus, Heimat4). Der süddeutsche Ausdruck ist viel älter als der in Norddeutschland und in der Schriftsprache übliche zu Hause. (Wolff; Eichhoffl, Karte 29) 5. Der Mensch (einschließlich Körper, Benehmen usw.) Absicht. (Etwas) mit Absicht/Willen (tun) heißt in Bayern mit Fleiß, im Südosten auch zu Fleiß. (Wolff; Seibicke 20) Artig. In Bayern dafür brav, auch - besonders im Südosten - vielfach stad (ursprüngliche Bedeutung: ,still, leise4). (Wolff) Aufgeregt bzw. zornig. Für auf¬ geregt bzw. zornig sein sagt man in Bayern Praß haben (aus mnd. bras(t), ,Lärm, lärmender Aufzug, Gepränge4) und auch - vor allem im Südosten Bayerns - schiech sein (Herkunft des Wortes ist un¬ klar). (Wolff) Augenlid. In ganz Bayern wie überhaupt im Süden des deutschen Sprachgebiets umgangssprachlich Augendeckel. (Wolff) Backe/Wange. In Bayern hört man Backe, und zwar oft als Mas¬ kulinum: der Backen. (Wolff) 41
Backenzahn. In Bayern wie im Süden überhaupt eher Stockzahn. (Wolff) Bein/Fuß/Knochen. Besonders in Südbayern verwendet man viel¬ fach die Wörter Bein, Fuß und Kno¬ chen mit standardsprachlich nicht üblichen Bedeutungen: hier meint Fuß oft das ganze Bein, Bein dage¬ gen den Knochen überhaupt (diese Anwendung von Bein ist übrigens die germanisch ursprüngliche - vgl. engl. bone ,Knochen4, ahd. Denkmäler wie die Merseburger Zaubersprüche des 10. Jahrhun¬ derts mit der Formel ben zi bena ,Knochen zu Knochen4 und hoch¬ sprachlich bekannte Wörter und Redewendungen wie durch Mark und Bein, Schienbein, Elfenbein usw.); Knochen verwendet man in Bayern dann in der Bedeutung von ,Knöchel4. (Wolff) (Sich) bemühen. In Südbayern, Österreich und Württemberg trachten z.B. „Ich werde trach¬ ten, es heute zu tun“ (aus lat. trac- täre , verrichten, leisten4 - nach Klu¬ ge (785) „[ursprünglich] im Be¬ reich der gelehrten Schule entlehnt, zunächst als Fachwort für das Nachdenken über eine zu beant¬ wortende Frage . . .“). Kretschmer 113-114) (Wolff; Beule. Neben Beule - die aller¬ dings als standardsprachlich gilt - sagt man besonders in Südostbay¬ ern der Bingl bzw. Binkl (zu Binge ,Krater, Vertiefung [in einer Ober¬ fläche]4). (Wolff; Seibicke 28, DWA V) Dumm. Neben dumm hört man verschiedene mundartlich-um¬ gangssprachliche Ausdrücke in Bayern wie: dalket (zu dalken »un¬ geschickt, kindisch reden4), dep- pet (Herkunft unklar, vgl. aber engl. dippy ,albern, einfältig4), da¬ misch (aus mhd. toum, doum ,Qualm, Dunst4) u.a.m. Eine dumme, einfältige Person nennt man u.a. einen Depp oder Dalk. (Wolff; Seibicke 38) (Sich) erkälten (Karte 30). In Bayern ist der übliche Ausdruck sich verkälten, viel seltener hört man das standardsprachliche, aber umgangssprachlich auf Nord¬ deutschland beschränkte sich erkäl¬ ten. Sich verkühlen, ein haupt¬ sächlich österreichischer Ausdruck, wird auch in Nordbayern (etwa nördlich von Nürnberg) verwen¬ det. (Wolff; Eichhoffl, Karte 6) Ferse. In Bayern hört man auch die Laut- und Formvarianten Fersche und, besonders in Südostbayern, Fersen. Diese letzte ist keine Plu¬ ralform, sondern ein Beispiel der in den bairischen Mundarten zahlrei¬ chen schwachen Feminina, in de¬ nen das ursprüngliche (alt- und mittelhochdeutsche) -n der abhän¬ gigen Fälle auf den Nominativ analogisch übertragen worden ist (andere Beispiele: die Lampen [ausgesprochen Lompm], die Zun¬ gen, die Fragen [ausgesprochen Frogwg] usw.). (Wolff; Eichhoff I, Karte 3) Fuß. Siehe Bein / Fuß / Knochen, oben. 42
Gesicht. In Bayern hört man auch den vulgären Ausdruck das Ge- frieß, zu fries ,kraus, gekräuselt* . man könnte, weil der frost kräuselt, ... dabei an friesen [ = frieren] denken“ Grimm Bd. IV, Abt. I, 1. Hälfte, S. 203). (Wolff) Hand. In Südbayern sagt man oft die Tatsche (dazu die Verben tat¬ schen, tätscheln von Datsch, Tatsch, schallnachahmende Bil¬ dung zum Schlag mit der flachen Hand); die Pratze bedeutet eine große, kräftige Hand (durch Kärn¬ ten aus it. braccio aus lat. brachium ,Arm‘), die Tatze dagegen ein stra¬ fender Schlag auf die Hand (vgl. deren Grundbedeutung ,Pfote des Raubtieres*). (Wolff; Seibicke 56) Junge. In ganz Bayern Bub(e) bzw. Bua. Das Wort ist gemein¬ germanischen Ursprungs, vgl. engl. boy ,Knabe*, baby, fries, boi ,Knabe* usw. In der Umgangs¬ sprache hört man in den nordbayri¬ schen Städten neben Bube auch das standardsprachliche Wort Junge, aber in der Bedeutung Jugendli¬ cher, Teenager'. (Wolff; Eichhoff I, Karte 1) Kneifen (mit den Fingern) (Karte 31). Zwicken in ganz Bayern, pfetzen bzw. petzen (Herkunft unklar) in Nordwestbayern (hier sehen wir die östliche Ecke eines Pf/)etzen-Gebiets, das sich durch Baden, Nordwürttemberg, die Pfalz und Südhessen erstreckt). Das Verbum zwicken ist wieder ein Beispiel dafür, daß viele Wörter, die heute auf den süddeutschen Raum beschränkt sind, früher im ganzen deutschen Sprachgebiet galten; denn die Angelsachsen nah¬ men im 5. Jahrhundert ihre nieder¬ deutsche Form des Wortes nach England mit - vgl. engl. tweak ,kneifen, klemmen* aus ags. twic- cian = zwicken. (Wolff; Eichhoff I, Karte 10) Knochen. In Bayern sagt man für ,Knochen* vielfach Bein, für ,Beinl sagt man dann Fuß, und das Wort Knochen verwendet man in der Bedeutung ,Knöchel* (siehe Bein/Fuß/Knochen, S. 42). Kuß/küssen. Umgangssprachlich weit verbreitet in Bayern sind das Nomen Busse(r)l und das Verbum busseln (aus der Kindersprache, ein Schallwort). (Wolff) Mädchen (Karte 32). Mädl(e), Madl in ganz Bayern, Madia im Nordosten (siehe -chen/-lein, S. 57). In Südostbayern hört man auch Dirndl (, Dirnlein* - Dirne = ,Magd‘), aber dieses mundartliche Wort wird in der letzten Zeit in der städtischen Umgangssprache durch Mädl(e)/Madl(a) immer mehr verdrängt und gilt heute als ein ländlicher, etwas altmodi¬ scher Ausdruck für ,Mädchen* (Dirndl verwendet man jetzt im¬ mer mehr nur in der Bedeutung ,Dirndlkleid*). (Wolff; Eichhoff I, Karte 2) Mut. In Bayern oft die bzw. der Schneid, wie in dem Ausdruck ,,Er hat keine(n) Schneid (nicht).“ (Wolff; Seibicke S. 80) 43
Nase reinigen (mit dem Taschen¬ tuch). In ganz Bayern wie über¬ haupt in der südlichen Hälfte des deutschen Sprachgebiets schneu¬ zen bzw. schneizen. Das Verbum geht zurück auf das Nomen Schnauze ,Nase‘ (aus germ, ★snüt, vgl. engl. snout, snoot und auch snot ,Rotz‘); Schneuzen bedeutet also ei¬ gentlich ,(sich) nasen‘. Den nord¬ deutschen Ausdruck Nase putzen hört man in Bayern nur bei sehr formelle^ Anlässen, nicht in der täglichen Umgangssprache. (Wolff; Eichhoffl, Karte 7) Ohrfeige. Die Schelle (gekürzt aus Maulschelle ,schallender Schlag auf den Mund‘) und die Wat¬ sche^) (aus ahd. was ,scharf*) sagt man in ganz Bayern, dazu auch die Fotze(n) in Südostbayem. Fot- ze(n) gilt aber als bäuerlicher, vul¬ gärer Ausdruck (in den bairischen Mundarten heißt Fotze(n) unter anderem „das Maul von Tieren und [immer verächtlich] von Men¬ schen . . . [auch] ein Schlag auf das Maul, Maulschelle . . .“ - Schmel- ler 1-782). Karte 4) (Wolff; Eichhoff I, (Sich) prügeln. Sich raufen in Bayern wie auch in Österreich. (Seibicke 86) Pustel. In Bayern außer dem Nor- den/Nordwesten sagt man das Wimmerl (zu wimmeln, weil der Eiter darin ,wimmelt*), im fränki¬ schen Raum - nordwestlich einer Linie Nördlingen-Nürnberg-Bay¬ reuth - die Kaute (zu Kaute , Gru¬ be, Loch*). (Wolff) Schluckauf (Karte 33). Neben zahlreichen regionalen Varianten gibt es in Bayern fünf Hauptaus¬ drücke für den Schluckauf: der Schnackler im Südosten, der Hecker und der Hetscher in Mit¬ telbayern, der Schlucker im Nor¬ den und der Schluckser im Nord¬ westen. Meine Informanten melde¬ ten 1971 jedoch noch andere, ver¬ einzelte Bezeichnungen in Bayern, darunter: Schluckauf (den standard¬ sprachlichen Ausdruck), Schlucken, Schluckern, Flicker, Hicking, Hä¬ scher, Schnackei, Schnackle u.a.m. (Wolff; Eichhoff I, Karte 5) Schmerzen. In Zusammensetzun¬ gen wie Bauch-, Kopf-, Zahnschmer¬ zen sagt man in Bayern eher -weh, also Bauchweh, Kopfweh, Zahnweh. (Wolff) Unverschämt. Umgangssprach¬ lich hört man ausg(e)schamt, vor allem im Südosten Bayerns. (Sei¬ bicke 114) 6. Arbeit, Schule Arbeiten (Karte 34). In Zentral- und Ostbayern arbeiten, im Westen und zum Teil im Norden dagegen schaffen. Das Wort schaffen ist zwar in ganz Bayern üblich, aber nur im Westen in der Bedeutung von ,arbeiten*, sonst heißt es be¬ fehlen, bestellen*. Das Schaffen ( = ,arbeiten‘)-Gebiet umfaßt bayern, Baden-Württemberg, die 44
Schweiz, Hessen und Rheinland- Pfalz. {Schaffen aus ahd. scaffön ,be¬ wirken, ordnen, tun‘, Arbeit(en) aus ahd. arabeit ,schwere körperli¬ che Anstrengung, Mühsal*.) (Wolff; Eichhoffl, Karte 11) Beil. Für das Beil sagt man in Bay¬ ern die Hacke(n), vor allem im Südosten. (Zum -n in Hacken vgl. Fersen, S. 42.) (Wolff) Fegen (mit dem Besen). In Bayern heißt ,fegen* kehren. (Wolff; Eich¬ hoff I, Karte 16) Fleischer. Im ganzen Süden ge¬ braucht man den sehr alten Termi¬ nus Metzger (aus mhd. metzjaere aus lat. matiärius ,Wurstmacher* zu matia ,Darm‘); dazu auch süd¬ deutsch Metzgerei, metzgen (,schlachten*). (Wolff; Eichhoffl, Karte 19) Handwerker, der Wasserrohre repariert (Karte 35). Das neue frz. Lehnwort Installateur, das etwa um 1900 ins Deutsche eingeführt wurde und das jetzt in ganz Süd- und Mitteldeutschland geläufig ist, verdrängt allmählich die älteren, einheimischen Bezeichnungen Spengler (zu Spange , [eiserne] Klammer*) und Flaschner (früher wurden blecherne und zinnerne Flaschen von diesem Handwerker hergestellt). (Der im Norden des deutschen Sprachgebiets und auch in der Schriftsprache anerkannte Klempner ist in der bayrischen Um¬ gangssprache nicht üblich.) (Wolff; Eichhoffl, Karte 21) Konditor. Umgangssprachlich hört man in Südbayern vielfach Zuckerbäcker, auch Zuckerbäcke¬ rei. (Wolff) Putzfrau (die Frau, die ein- oder zweimal in der Woche ins Haus kommt, um die Zimmer zu reini¬ gen). Putzfrau in ganz Bayern, das ältere Wort Zugehfrau heute nur noch vereinzelt gehört. Vor sech¬ zig Jahren meldeten Kretschmers Informanten eine große Zahl popu¬ lärer regionaler Ausdrücke, darun¬ ter Auf wär ter in, Aufwartefrau, Mo¬ natsfrau, Aushilfefrau, Eingeherin, Zuspringerin, Lauferin, Lauffrau u.a.m. (Kretschmer 96). Seitdem der Begriff weniger alltäglich wird, läßt sich eine deutliche Tendenz zu Einheitlichkeit in der Bezeichnung feststellen. (Wolff; Eichhoffl, Kar¬ te 18) Schneeschaufel (Karte 36). In Bayern ist die verbreitetste Be¬ zeichnung Schneeschaufel, im Nord¬ westen hört man aber meistens -Schieber und -schippe, in Süd- und Mittelbayern auch -räumer. (Wolff; Eichhoffl, Karte 14) Schnee schaufeln (Karte 36). Die Verbreitung der in Bayern übli¬ chen Verben (Schnee) schaufeln, schieben, schippen und räumen deckt sich mit der der entsprechen¬ den Nomina. (Wolff; Eichhoff I, Karte 15) Schornstein(feger) (Karte 37). In Bayern verwendet man zwei ver¬ schiedene Bezeichnungen für den Schornstein: im Norden das ger¬ 45
manische Wort der Schlot (aus mhd., ahd. slät, mit mhd. släte ,Schilfrohr* verwandt) und im Sü¬ den das lat. Lehnwort der Kamin (lat. caminus ,Feuerstatt, Herd*). Umgangssprachlich kommt das schriftsprachliche Schornstein fast gar nicht vor. Zu den Termini für den Handwerker: In Bayern sagt man kehren für ,mit dem Besen fe¬ gen*, daher hört man Kaminkeh¬ rer in Südbayern. Die Ausdrücke Kaminfeger in Westmittelbayem und Schlotfeger in Nordbayern bedeuten eigentlich , Schornstein¬ remter* (bairisch fegen = schrift¬ sprachlich ,reinigen*, nicht: ,fe¬ gen*). (Wolff; Eichhoff I, Karten 22 u. 23) Schulranzen (Karte 38). Neben Schulranzen bzw. Ranzen in ganz Bayern hört man auch Bücherta¬ sche im Norden (Nürnberg, Er¬ langen, Würzburg, Schweinfurt) und Schulpack (ein österreichi¬ scher Ausdruck) vereinzelt im Süd¬ osten. (Wolff; Eichhoff II, Karte 88) Tischler. In Bayern wie in der ganzen Bundesrepublik südlich von Dortmund heißt der Tischler Schreiner (zu Schrein ,Kiste, Lade, Schrank*); die amtliche Bezeich¬ nung Tischler hört man nur im Norden der Bundesrepublik, in der DDR und in Österreich. (Eich¬ hoff I, Karte 20) Traktor. In ganz Bayern der Bull¬ dog, nur selten Traktor. Die ur¬ sprünglich engl. Bezeichnung Bull¬ dog (,Bulldogge, Bullenbeißer*) wurde 1921 als Firmenname des von der ehemaligen Heinrich- Lanz-Firma (Mannheim) herge¬ stellten Traktors eingeführt und in Süddeutschland auf alle Traktoren übertragen. Es scheint jedoch, daß diese volkstümliche Bezeichnung im städtischen Gebrauch vor dem ebenfalls englischen Lehnwort Traktor zurücktritt, wohl wegen der für den normalen Sprecher ab¬ nehmenden Wichtigkeit des fast ausschließlich in der Landwirt¬ schaft bedeutsamen Begriffs .Trak¬ tor' (vgl. Stadel/Scheune, S. 40). (Wolff; Eichhoff I, Karte 12) 7. Zeit (die Uhr, Tage, Jahreszeiten usw.) Dieses Jahr. In ganz Bayern, so¬ wohl in der städtischen Umgangs¬ sprache als auch in den Mundarten, sagt man heuer (aus mhd. /rmreaus ahd. hiuru, hiu idru ,in diesem Jahr*; vgl. heute aus ahd. hiu tagu ,an die¬ sem Tag‘). (Wolff; Eichhoff I, Kar¬ te 42) Frühling. In der Umgangssprache Südbayerns häufig Frühjahr. (Wolff) Fünf Uhr fünfundvierzi Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Österreich und der DDR Dreiviertel sechs im Gegensatz zu dem in Nordwestdeutschland und in der Schweiz üblichen Viertel vor sechs. (Wolff; Eichhoffl, Karte 39) 46
Heute morgen (Karte 39). Heu- t(e) früh hört man in ganz Bayern, heut in der Früh(e) im Südosten, etwa südöstlich der Lech-Donau- Linie. Es scheint, daß sich die geo¬ graphische Verbreitung der regio¬ nalen Ausdrücke für ,heute mor¬ !4 en: im Laufe der letzten Jahrzehn¬ te nicht geändert hat, denn wir fin¬ den heute wie die Forscher für den Deutschen Wortatlas vor dreißig Jah¬ ren heute morgen in Baden-Würt- temberg und im nördlichen Drei¬ viertel der Bundesrepublik sowie in der nördlichen Hälfte der DDR, heut(e) früh in Bayern und im thü¬ ringisch-obersächsischen Raum, heut in der Früh(e) im bairischen Dialektraum (also in Südostbayern und in Österreich) und hüüt am Morge in der Schweiz. (Wolff; Eichhoff I, Karte 34; DWA XVI) Samstag/Sonnabend. In Bayern, wie überhaupt im südlichen Zwei¬ drittel des deutschen Sprachge¬ biets, sagt man Samstag (aus mhd. samztac aus ahd. sambaztag aus got. ★sambatö aus vulgärgr. sämbaton aus hebr. sabbäth ,Ruhetag, Sabbat4). Das Wort gelangte sehr früh nach Süddeutschland durch die Mission der arianischen Goten (donauauf¬ wärts) und auch vom Südwesten her durch das römische Christen¬ tum. Das jüngere, im nördlichen Drittel der Bundesrepublik und in der DDR übliche Wort Sonnabend galt ursprünglich nur für den Abend vor dem Sonntag, erst spä¬ ter für den ganzen Tag. Es ist schwer zu sagen, welche der zwei Bezeichnungen die standardsprach¬ liche ist. Obgleich Samstag von der Mehrheit der Sprecher im deut¬ schen Sprachgebiet verwendet wird - sowohl in der Hoch- und Umgangssprache als auch in den Mundarten - wird man in der deutschen Literatur wohl eher Sonnabend finden, auch in den Werken der Schweizer Schriftstel¬ ler, deren Heimat im Samstag-Ge- biet liegt. (Wolff; Eichhoffl, Karte 41; Eichhoff DIAS, 6) Sechs Uhr fünfzehn (Karte 40). Umgangssprachlich sehr beliebt sind in Bayern die Ausdrücke Viertel sieben im Norden und Viertel nach sechs im Süden, doch scheint das mundartlich gefärbte Viertel über sechs im Aussterben zu sein (vor sechzig Jahren fand Kretschmer diesen Ausdruck in Südostbayern sehr weit verbreitet, in neueren Forschungen wird er dagegen nur in wenigen Orten ge¬ meldet, und dann immer als Zweitmeldung). (Wolff; Eichhoff I, Karte 40) K. 8. Feste, Grüße Abschiedsgruß unter guten Freunden (Karte 41). In Bayern sind die traditionellen Abschieds¬ grüße unter guten Freunden Ade und Pfüeti (Gott), die neueren, un¬ ter den jungen Leuten beliebteren Servus und Tschüß. Da der Ab¬ schiedsgruß nicht nur geographi- 47
sehe Variationen bietet, sondern auch Unterschiede zwischen den Generationen innerhalb eines belie¬ bigen Gebietes, ist eine kurze Dis¬ kussion der Ausdrücke am Platze. Ade, Tschüß: Zu Kretschmers Zeit, zu Beginn des Jahrhunderts, galt das frz. Lehnwort adieu (ur¬ sprünglich aus lat. ad Deum ,[ich empfehle dich] der Gottheit*) als der gebräuchlichste Abschiedsgruß in der deutschen Umgangssprache - nur irp bairischen Dialektraum, d. h. in Südostbayern und in Öster¬ reich, wurde der Ausdruck selten verwendet. Nach Meinung unserer Informanten gilt Adieu heutzutage als altmodisch und wird wohl als städtischer umgangssprachlicher Ausdruck in den nächsten Jahren aussterben und durch zwei Aus¬ drücke französischen Ursprungs ersetzt: Ade und Tschüß. Der Ter¬ minus Ade (mittelfranzösisch für adieu), der während des 12. Jahr¬ hunderts ms Deutsche entlehnt wurde, blieb mehr als vierhundert Jahre ein beliebter Abschiedsgruß in den deutschsprachigen Ländern. Aber mit der Aufnahme (um 1600) des ,,vornehmeren“ französischen Ausdrucks adieu ist der ältere Gruß Ade allmählich außer Gebrauch ge¬ kommen (Karl Prause). Unsere heutigen Daten zeigen jedoch, daß sich der umgangssprachliche Ge¬ brauch der beiden Termini Adieu und Ade in den letzten sechzig Jah¬ ren umgekehrt hat: Ade gilt heute als einer der beliebtesten Grüße in Südwestdeutschland (also in Nord¬ bayern, und in könnte in Baden-Württemberg Südhessen). Aber Ade durch Tschüß verdrängt werden. Der Ausdruck Tschüß (< wallonisch adjus), der zu Kretsch¬ mers Zeit nur im niederdeutschen Raum verwendet wurde, ist heute der unter den jüngeren Leuten be¬ liebteste Abschiedsgruß in der gan¬ zen nördlichen Hälfte des deut¬ schen Sprachgebiets (also nördlich von Frankfurt a.M.), aber zuneh¬ mend auch in Baden-Württemberg und im Westen und Norden Bay¬ erns. Pfüeti (Gott): Den volks¬ tümlichen Ausdruck Pfüeti (Gott) (bairisch für ,,Behüte dich Gott“) hört man im ganzen bairischen Dialektraum, d.h. in Südostbayern und in Österreich. In Bayern ist Pfüeti (Gott) von jeher sowohl in der städtischen Umgangssprache als auch in den ländlichen Mundar¬ ten ein gebräuchlicher Abschieds¬ gruß. Andererseits galt der Aus¬ druck zu Anfang des Jahrhunderts in Österreich als ausgesprochen ländlich: In der städtischen Um¬ gangssprache sagte man damals lie¬ ber Ich habe die Ehre. Aber dieser Ausdruck, der heutzutage geziert und aristokratisch klingt, ist fast ausgestorben und meistens nur noch in entlegenen Orten zu hören. Wie in Bayern sagt man jetzt auch in den österreichischen Städten Pfüeti (Gott). Servus: Der aus der Studentensprache stammende latei¬ nische Gruß Servus (,,[IhrJ Die¬ ner“) war zu Anfang des Jahrhun¬ derts unter den jüngeren Leuten in Österreich sehr beliebt, stand aber damals in starker Konkurrenz mit dem ebenfalls populären Ausdruck Heil!, der von Studenten aus Deutschland nach Österreich ein¬ geführt worden war. Aus unseren 48
Daten ist ersichtlich, daß der Gruß Heil! inzwischen völlig ver¬ schwunden ist, wahrscheinlich we¬ gen der Assoziation mit den Aus¬ drücken der Hitlerzeit (z.B. Sieg, heil!, Heil Hitler!). Aber der Ter¬ minus Servus, den Kretschmer nur in Österreich fand, hört man jetzt auch in Bayern (und in Baden- Württemberg), wo er unter den jungen Leuten sogar gebräuchli¬ cher ist als die traditionellen Grüße Pfüeti (Gott) und Ade. Auf Wie¬ dersehen: Das in der Literatur, in den Medien und als sozial ^korrek¬ ter“ Ausdruck angesehene schrift- sprachliche Auf Wiedersehen hört man unter guten Freunden in Bay¬ ern so gut wie gar nicht. (Wolff; ders.. ,, Regionale Varianten der • 5 Abschiedsgrüße in der deutschen Umgangssprache,“ in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik XLIV (1977), S. 80-84; siehe auch Eichhoff I, Karte 48) Festzeit vor dem Aschermitt¬ woch (Karte 42). In ganz Bayern sagt man Fasching (aus mhd. ★fastschanc ,Ausschenken des Fa¬ stentrunks4), in Nordbayern (am Main) und in Westbayern (Donau¬ wörth, Nördlingen) hört man auch Fasnacht, Fastnacht (zu fasten). (Wolff; Eichhoff I, Karte 43) Guten Tag (Gruß beim Betreten eines Geschäftes am Nachmittag). In ganz Bayern (wie auch in Öster¬ reich und Württemberg) immer Grüß Gott (aus mhd. got grüeze dich ,,,Gott möge dich freundlich anreden4 . . . sicher in kirchlichen Kreisen entstanden, galt anfangs als hochfeierlich, verlor aber bereits im Mhd. durch häufigen Gebrauch dieses Gepräge“ - Prause 54). (Wolff; Eichhoffl, Karte 47) Jahrmarkt (Karte 43). Für den »Jahrmarkt“ finden sich nicht nur in verschiedenen Gegenden unter¬ schiedliche Bezeichnungen, sondern auch der gemeinte Inhalt der Be¬ zeichnungen variiert: Von Stadt zu Stadt ist der Jahrmarkt eben nicht dasselbe, in einigen Ortschaften hat er noch heute den traditionellen Charakter einer Verkaufsmesse, in den meisten Städten dagegen ist er jetzt hauptsächlich Vergnügungsfest. Die in Bayern üblichen Bezeich¬ nungen sind: Volksfest: In Bayern am weitesten verbreitet, bedeutet hauptsächlich ein Vergnügungs¬ fest, z.B. das Donauwörther Volksfest, das alljährlich Ende Ju¬ ni, Anfang Juli stattfindet (Dauer: 7 Tage, großes Fest- und Bierzelt für fast 3500 Personen, Rummel¬ platz, Blaskapellen, Unterhal¬ tungskünstler von Funk und Fern¬ sehen, großes Feuerwerk). Die Dult (aus got. dulths ,Fest4): In In¬ golstadt, Dachau, Mühldorf und München ist die Dult hauptsächlich Verkaufsveranstaltung, anderswo vielfach Vergnügungsfest (Kluge 146: „Dult . . . vor allem bairisch, berühmt die Auer Dult, ein Markt mit Trödelwaren und Altertümern in der Münchner Vorstadt“). Die Kirchweih bzw. Kerbe, Kirbe; die Kirmes (aus Kirchmesse); die Messe (aus lat. missa »kirchliches Fest4; die ursprüngliche Bedeutung von missa ist natürlich »Gottes¬ dienst4 lat. missa = »geschickt, ge- 4 BSR211 49
sandt‘, vgl. Mission): in den Be¬ zeichnungen läßt sich die frühere Verbindung des Festes mit den kirchlichen Feiern erkennen. Alle diese Ausdrücke bedeuten heute meistens ,Vergnügungsfest4. Jahr¬ markt: vereinzelt in Bayern. Dazu gibt es in vielen Städten einen be¬ sonderen Namen für den in der spezifischen Ortschaft stattfinden¬ den Jahrmarkt, wie z.B.: Bergkirch¬ weih: Erlangen. Frühlingsfest: Er¬ langen, München. Heimatfest: Ge¬ münden. Kiliansfest: Gemünden. Markt: Augsburg. Plärrer: Donau¬ Christbaum und Weihnachtsbaum zu seiner Zeit „nicht ganz streng ge¬ schieden sind, sondern zum Teil neben einander liegen“. Da dies heute nicht mehr der Fall ist (unse¬ re Informanten melden im Süden fast ausnahmslos Christbaum), müssen wir annehmen, daß das Wort Weihnachtsbaum, trotz dessen Gültigkeit in der Schriftsprache, in den letzten Jahrzehnten durch Christbaum fast vollständig ver¬ drängt worden ist. (Wolff; Eich¬ hoff I, Karte 45) wörth, Bad Tölz. (Wolff; Weihnachtsmann. Hier haben hoffl, 31-32) Weihnachtsbaum. In Bayern Christbaum (vgl. südd. Christkind im Gegensatz zu norddt. Weih¬ nachtsmann). Interessanterweise kann man nicht annehmen, daß Christbaum wegen dessen heutiger Popularität im Süden die ursprüng¬ lich süddeutsche Bezeichnung sei, denn Trübner (Bd. II, S. 7) nennt Christbaum „ein von Hause aus mitteldeutsches Wort . . . Weih¬ nachtsbaum ist zuerst in Südwest- deutschland nachzuweisen“; und Kretschmer (557) berichtet, daß seine Informanten vor sechzig Jah¬ ren sowohl Weihnachtsbaum als auch Christbaum im Süden melde¬ ten und daß die Bezeichnungen wir keinen wortgeographischen, sondern einen kulturgeschichtli¬ chen Unterschied: Im protestanti¬ schen Norden Deutschlands wer¬ den den guten Kindern zu Weih¬ nachten die Geschenke vom Weih¬ nachtsmann gebracht, im katholi¬ schen Süden (und deshalb auch in Bayern) dagegen vom Christkind bzw. Christkindl(e). Obgleich der Begriff (und der Ausdruck) Weihnachtsmann durch Reklame und Geschäft wohl überall bekannt geworden ist, bleibt Christkind mit seinen Form- und Lautvarianten fast im ganzen Süden ausnahmslos üblich (nur in Westschweiz hört man neben Christkindli auch gelegentlich Weihnachtskindli). (Eichhoffl, S. 32; Karte 46) 9. Kinderspiele, Sport Fangen (Kinderspiel) (Karte 44). Fangamandl, Fangermandl, Fangeri, Fangsterl im Süden Bayerns, mehr im Norden, Nachlauf(en) in der nordwestlichen Ecke. Auf der 50
Karte nicht eingetragen sind eine große Anzahl anderer wohl örtlich beschränkter Ausdrücke, darunter: Abklopfen: Kaufbeuren. Derfange- les: Landshut. Fang: Weißenburg. Fangelens: Nürnberg. Fangelings: Gemünden. Fangeies: Passau. Fan- geluns: Augsburg. Fangerlens: Nürnberg, Weißenburg. Fanger- lets: Erlangen. Fangerlings: Nörd¬ lingen. Fängerin: Regensburg. Fan¬ go: Heidenheim. Fanguus: Bam¬ berg. Fangkuß: Füssen. Fangmich: Fürstenfeldbruck. Fangstel: Passau. Fangus: Augsburg. Verfang: Am¬ berg. Verfangles: Kulmbach. Ver¬ fangeies: Ingolstadt. (Wolff; Eich¬ hoff I, Karte 49) Kreisel. Neben Kreisel hört man in Nordbayern auch Tanzbär, in Südbayern eine Anzahl mundartli¬ cher Wörter wie der Drendler (zu drehen), der Dral(l)a (zu drall ,schnell, heftig4 - Grimm II, 1332) und Damischer Hansl (damisch = ,verrückt, dumm4); an der würt- tembergischen Grenze auch der Dilldapp (das Wort bedeutet eigtl. »ungeschickter, dummer Kerl4, das erste Glied der Zusammensetzung ist nach Grimm (II, 1151) das Wort Diele in der Bedeutung ,Flur4, das zweite Glied [Tap bzw. Tapp, Dapp] abzuleiten von tappen, dap- pen ,plump und ungeschickt um¬ herlaufen4; Dilldapp heißt also „ein roher und ungeschlachter Mensch, der auf der Flur springt und tobt, andere dadurch belästigt44). (Wolff; Seibicke S. 72) Murmeln (aus Glas) (Karte 45). Schusser (zu schießen) in fast ganz Bayern, Klicker im Nordwesten, Glugger bzw. Glucker im Süd¬ westen (Klicker und Glugger/-ck- aus ahd. ★klucul, klucli »Kugel- chen4). (Wolff; Eichhoff I, Karte Radfahren. In Südbayern radeln (daher Radler »Radfahrer' und auch Radlermaß »Getränk aus Bier und * Limonade4 s. S. 29). (Wolff) Rutschbahn/rutschen auf dem Eis (Karten 46, 47). Die Rutsch¬ bahn nennt man in Bayern Rutsch¬ bahn, Rutsche, Eisbahn, Hetschel- bahn (zu hetscheln »ziehen, gehen4), Schleife, Schleifbahn. Für das Verbum sagt man rutschen, het¬ scheln, schleifen, schleifern. (Wolff; Eichhoff I, Karte 53) Springseil (Karte 48). In Nord¬ bayern (etwa am Main entlang) Hüpfseil, im Südwesten Hupf¬ seil, im ganzen Gebiet südlich von Nürnberg Strick und im Süden (neben Strick) vielfach Seil. (Eich¬ hoff I, Karte 51) Steinschleuder (Karte 49). Schleu¬ der (seltener Steinschleuder) sagt man in ganz Bayern außer dem Osten/Nordosten, wo Zwistei (oder Zwiestel, Zwiesel) vor¬ herrscht (aus mhd. zwisele aus ahd. zwisila »zweiteiliger, gegabelter Ast4 zu zwei). (Wolff; Eichhoffl, Karte 52) 4* 51
10. Kleidung (Sich) anziehen. In Bayern hört man den Ausdruck sich etwas an¬ legen, auch antun, aber diesen letzteren besonders unter älteren Leuten. (Wolff) Blue Jeans. In ganz Bayern ver¬ wendet man die im deutschen Sprachgebiet weit verbreitete Be¬ zeichnung Blue Jeans bzw. Blue Jean, Jeans. Diese Art Hose ist nach dem 2. Weltkrieg von Amerika nach Deutschland gebracht wor¬ den, die Bezeichnung selbst geht zurück auf engl. blue + jean (fus¬ tian) genuesischer Barchent4 (da diese Art geköperte Baumwolle zunächst in Genua hergestellt wur¬ de). Die Sache ,Blue Jeans4 ist hier hauptsächlich deshalb zu erwäh¬ nen, weil man dafür in anderen zwischen dem westlichen Krawat¬ te-Gebiet und dem östlichen (Selbst)binder-Gebiet. In Nord¬ bayern hört man vereinzelt der Schlips, ein ursprünglich nieder¬ deutsches Wort. (Das Schlips-Ge¬ biet erstreckt sich durch die nördli¬ che Hälfte des deutschen Sprachge¬ biets.) In Bayern ist (Selbstbinder der volkstümliche Ausdruck, das Lehnwort Krawatte (aus frz. la cra- vate ,Halsbinde auf kroatische Art4) dagegen die Bezeichnung, die we¬ gen ihrer standardsprachlichen Geltung immer häufiger im Ge¬ schäft verwendet wird. (Wolff; Eichhoff II, Karte 85) Mütze. In Bayern sagt man Kap¬ pe, Haube - besonders für die Kindermütze (z.B. Pudelhaube, Teilen des deutschen Sprachgebiets manchmal auch andere Bezeich¬ Wollhaube). (Wolff; Kretschmer nungen benützt wie Nietenhose im Norden (neben Blue [Jeans]), Niet¬ hose in der DDR und Cowboyhose, Texashose, Amihose und Levis ver¬ einzelt im Süden und im Rhein¬ land. (Wolff; Eichhoff II, Karte 86) Hemd. Veraltet, aber in intimen Sphären immer noch vereinzelt zu hören ist das sehr alte germanische Wort die Pfeid, dazu auch Pfeidler ,Hemdenmacher4. (Seibicke 58) Krawatte (Karte 50). In Bayern bildet die Linie Rosenheim-Nürn¬ berg-Hof die ungefähre Grenze Schnürsenkel (Karte 51). Schuh¬ bändel bzw. -bandel, -band ist der heimische Ausdruck in Bayern, obgleich man heute auch den stan¬ dardsprachlichen (und in der Um¬ gangssprache hauptsächlich nord¬ deutschen) Ausdruck Schnürsenkel immer mehr hört, besonders in den größeren Städten und im Ge¬ schäft; dazu auch die Mischbildung Schnurbändel, besonders in Nordbayern (Nürnberg, Schwein¬ furt, Coburg). (Wolff; Eichhoff II, Karte 87) 52
11. Verschiedenes Andernfalls. In Bayern wie auch in Österreich und der Schweiz an¬ sonsten). (Seibicke 21) Aufheben, -lesen (z.B. Äpfel) (Karte 52). Klauben, zusammen¬ klauben in fast ganz Bayern, in Nordbayern (am Main) auflesen, nern auf (vgl. oben denken an/auf). (Kretschmer 8, 598) «4 Es gibt. Im Westen Bayerns (Ell¬ wangen, Nördlingen) hört man oft den alemannischen Ausdruck es hat: ,,Es hat hier viele Bäume“. (Eichhoff II, Karte 106) zusammenlesen. hoff II, Karte 98) Festhalten. In der Umgangsspra¬ che der südlichen Teile des deut¬ Denken an (etwas, jemanden). In Südbayern sagt man auch denken auf (vgl. unten sich erinnern an/ auf). (Wolff) Eben (wie z.B. in dem Satz: ,,Es regnet, da müssen wir eben war¬ ten“). In der ganzen südlichen Hälfte des deutschen Sprachgebiets (etwa südlich einer Linie Trier- -Marburg-Hof) sagt man halt (aus ahd. halto ,sehr‘), das in der Stan¬ dardsprache gültige eben hört man nur in Norddeutschland. (Wolff; Eichhoff II, Karte 103) 81 (Die) Ecke. In Bayern wie im Sü¬ den überhaupt umgangssprachlich oft das Eck (zunächst galt das Wort nur als Femininum, erst mhd. kommt das Ecke neben ur¬ sprünglicher die Ecke vor). (Wolff) Eher. In Bayern umgangssprach¬ lich wie auch mundartlich eh(e)n- der. (Seibicke 38) (Sich) erinnern an (etwas, jeman¬ den). In Bayern auch sich erin- schen Sprachgebiets verwendet man für den Begriff ,festhalten4 das Verbum heben; dies bereitet dem Norddeutschen nicht nur Schwie- 84 rigkeiten, sondern kann, etwa am Arbeitsplatz, auch gefährlich wer¬ den, denn der Nicht-Süddeutsche versteht unter heben nur ,aufheben, in die Höhe heben4 (Seibicke S. 147). Interessanterweise ist die nicht-standardsprachliche süddeut¬ sche Verwendung von heben = ,festhalten4 die ursprüngliche: sie geht zurück auf eine indogermani¬ sche Wurzel ★kapjo- mit der Bedeu¬ tung ,greifen, festhalten4 (vgl. ety¬ mologisch verwandte Wörter wie lat. capio ,ich greife, nehme4, engl. haft »Griff4, dt. Haft, verhaften usw.). (Wolff) 84 Genau. In Südostbayern hört man noch akkurat (im 17. Jahrhundert aus lat. accurate »sorgfältig4), wie z.B. ,,Es ist akkurat so!“, ,,Akku¬ rat das hab’ ich gemeint.“ Seibicke 51). Gewiß. In Südbayern umgangs¬ sprachlich oft schier: ,,Er kommt 53
schier nicht“ = ,,Er kommt gewiß nicht.“ (Seibicke 52) Guck (wie in dem Satz, „Guck einmal, ob er noch da ist!“) (Karte 53). In fast ganz Bayern wie auch in Österreich schau (von schauen ,sehen'), im Norden und im We¬ sten Bayerns aber auch guck (ur¬ sprünglich aus der Kindersprache in Norddeutschland). In Südwest¬ bayern hört man gelegentlich den hauptsächlich schweizerdeutschen Ausdruck lug (vgl. engl. look »se¬ hen, gucken, schauen'). (Eichhoff I, Karte 8) Hell. In Bayern licht: ,,Es wird jetzt licht“ = „Es wird jetzt Tag“ (Seibicke 58). Diese Verwendung von licht geht auf das Germanische zurück, vgl. das engl. Adjektiv light ,hell'. (Wolff) Ihr (2. Person Plural). Im Bairisch- Österreichischen hört man in der Umgangssprache immer noch die alten Dualformen (heute aber nur mit pluraler Bedeutung) ös, es »ihr' und enk ,euch' (ös, es aus germ. ★it, jut ,ihr zwei' aus ★ju ,ihr‘ + ★t(wai) ,zwei‘; die Herkunft von enk ist unklar, vgl. aber got. ing- quiz ,euch zwei'). (Wolff) Meinetwegen. In Bayern weit verbreitet ist der Ausdruck von mir aus („Von mir aus kannst du es machen“). (Kretschmer 334) Nicht wahr? (Karte 54). In ganz Bayern sagt man gell, im Südosten auch die Lautvarianten gäi, gä, goi, göi, gö. Alle gehen zurück auf das Verbum gelten; gell am Ende eines Satzes heißt also „. . ., gilt/stimmt das nicht?“. Den standardsprachli¬ chen Ausdruck nicht wahr (ausge¬ sprochen nit wohr bzw. nit) hört man in der Umgangssprache Bay¬ erns hauptsächlich im Nordwe¬ sten. (Wolff; Eichhoff II, Karte 104) Oben. In Bayern umgangssprach¬ lich vielfach droben: „Er wohnt droben“ (aus dar 4- oben). (Seibicke 82) Peitsche. In Süd- und Mittelbay¬ ern (etwa südlich von Nürnberg) sagt man meistens die Geißel (ger¬ manische Herkunft), weiter nörd¬ lich Peitsche (im 14. Jahrhundert aus dem Slaw. entlehnt). (Wolff) Schnell. In Bayern hört man am häufigsten g(e)schwind. (Wolff) Schrecklich, häßlich. In Bayern (außer dem Nordwesten) sagt man grauslich bzw. grauslich, greis- lich. (Seibicke 102) Teurer werden. In Südbayern aufschlagen („Die Kartoffeln ha¬ ben diese Woche aufgeschlagen“). (Seibicke 112) Verkaufen für (Karte 55). Ver¬ kaufen um ist der heimische Aus¬ druck in ganz Bayern außer dem Nordwesten, wo man verkaufen für sagt. Unter Einfluß der Standard¬ sprache hört man immer mehr ~ für auch im ~ wm-Gebiet; ~ um ist übrigens ein fast ausschließlich schwäbisch- bzw. bairisch-öster¬ reichischer Ausdruck. (Eichhoff II, Karte 117) 54
12. Syntax, Aussprache, Morphologie Vorbemerkung Obgleich sich dieses Buch mit dem regionalen Wortschatz Bayerns befaßt, ist dennoch eine kurze Einführung in die Lautstruktur der Mundarten Bayerns am Platze, besonders als Hilfsmittel für den Nicht-Bayern. Es folgt dann eine Auswahl syntaktischer, phonologischer und morphologi¬ scher Besonderheiten der Umgangssprache Bayerns (die meisten aus Eich- hoffs Wortatlas der deutschen Umgangssprachen). Im heutigen Bundesstaat Bayern gibt es drei Hauptmundarträume: 1. im südöstlichen Zweidrittel des Landes das Bairische (nördlich der Do¬ nau Nordbairisch, südlich der Donau Mittelbairisch genannt); 2. im Norden und im Nord westen das Fränkische (hauptsächlich Ostfränkisch, westlich von Gemünden aber beginnt das Rheinfränkische)’, und 3. im Süd westen das Schwäbische. Im folgenden die wichtigsten lautlichen Eigenschaften der verschiedenen Mundartgruppen: Das Bairische 1. den standardsprachlichen langen Vokalen i, ü und ü entsprechen im Bairischen ia, uo und ia, also: liap ,lieb,* Bluot ,Blut,‘ Briada ,Brüder*; 2. die kurzen Umlautvokale ö und ü werden ohne Rundung ausgespro¬ chen, wie z.B. in: mecht ,möchte,* hipsch ,hübsch*; 3. der Diphthong ei wird meistens entweder ei oder oa ausgesprochen, je nachdem, ob er auf mhd. i oder ei zurückgeht, also sagt man mein Goaß ,meine Geiß* (mhd. min geiz); 4. langes ä spricht man ungefähr wie das o in Gott, Motte aus, aber viel länger, wie in Tog ,Tag,* hob ,habe‘; 5. die Endung -e läßt man häufig weg (ich mecht, mein Goaß); 6. den Diphthong oi (geschrieben eu, äu) spricht man oft ei aus: Heisa ,Häuser*; 7. südlich der Donau spricht man -al- wie -oi- aus, also: -hoibe ,-halbe.* Das (Ost)Fränkische 1. der Diphthong ei wird entweder ei oder ä ausgesprochen, je nach¬ dem, ob er auf mhd. i oder ei zurückgeht, also mein Säl ,mein Seil* (mhd. min seil), Laabla, Labia ,Brötchen* eigtl. ,Laiblein* (siehe S. 28); 2. den Diphthong -oi- (geschrieben eu, äu) spricht man oft -d-aus, also: heit ,heute*; 3. in einigen Wörtern hört man -ü-, wo man im Standarddeutschen -ü- erwarten würde, z.B.: Rübe, Ru(b)m ,Rübe‘; 55
Mundartliche Großräume Bayerns Bairisch (die Grenze zwischen dem Nord- und dem Mittelbairischen verläuft ungefähr an der Donau) Ostfränkisch Rheinfränkisch Schwäbisch 56
■«4 4. die Endung -e läßt man häufig weg (z.B.: das heiß Wasser); 5. -al-, -all-, -alt- spricht man oft -aw-aus, z. B.: au .alt*, kau ,kalt‘, gefaun .gefallen*; 6. -un-, -an- spricht man oft -on- aus, z.B.: on ,und‘, Mo(n) ,Mann‘; 7. -n läßt man oft weg; in betonten Silben nasalisiert man dann den vorhergehenden Vokal, also: Mo ,Mann‘ (das Symbol-bezeichnet Nasali¬ sierung, d. h. daß der Vokal mit offenem Nasalweg ausgesprochen wird). Das Schwäbische 1. standardsprachlichem ü entspricht häufig schwäbisches ua: guat ,gut4; 2. Umlautvokale werden oft ohne Rundung ausgesprochen, also: scheen ,schön/ frih ,früh‘ usw.; 3. -st wird -seht ausgesprochen, z.B. ischt ,ist4; 4. -n fällt oft weg: nei ,hinein/ brocha ,gebrochen1; 5. ge- fällt oft weg (brocha ,gebrochen/ komma ,gekommen4), sonst wie k- ausgesprochen knomma ,genommen4; 6. eu wird wie ei ausgesprochen: nein Heiser ,neun Häuser.4 & Bißchen. Entsprechend dem Ge¬ gensatz norddt. -chen/südd. -lein (siehe unten) hört man in Bayern wie im ganzen Süden biß(e)l, biß- 1(e) usw. (Wolff) bekannten norddeutsch-süddeut¬ schen Gegensätze wie Mädchen/Mä¬ del, -la, Käferchen/Käferl u. a.) (Eich¬ hoff II, Karte 121) -chen/-lein (Diminutivendung) (Karte 56). Obgleich beide Diminu¬ tivendungen in der Schriftsprache vorkommen, besteht in den Mun¬ darten und in der städtischen Um- angssprache immer noch eine ver¬ hältnismäßig strenge Trennung (Saarbrücken-Mannheim-Erfurt- Dresden) zwischen norddeutschem -chen und süddeutschem -lein (mit ihren vielen Laut- und Formvarian¬ ten). In Bayern hört man im Süden und Osten die Endung -(e)l, im We¬ sten aber meistens -le, im Nord¬ osten (etwa nordöstlich von Nürn¬ berg) -la und südöstlich der Donau- Lech-Linie auch -erl. (Deshalb die «4 S4 «4 China (Aussprache des Ch) (Kar¬ te 57). In ganz Bayern ausgespro¬ chen wie Kina; weit im Nordwe¬ sten (Aschaffenburg, Wertheim) neben Kina auch Schina. Nach Kretschmer (S. 3) wäre „das Rich¬ tige . . . hier eigentlich Tschina, . . . da ch hier nur englische Schreibung von tsch (c) ist“. (Eichhoff II, Karte 112) (Der) erste (Aussprache). In Bay¬ ern gibt es drei Gebiete, deren Grenzen aber nicht anz streng ge¬ schieden sind: ein erschte-Gebiet, das (hauptsächlich) zwischen Do¬ nau und Main liegt, und zwei erste- Gebiete, das eine im Norden (am 57
Main vor allem westlich von Schweinfurt), das andere im Süd¬ osten (an und südöstlich von Do¬ nau-Lech). (Eichhoff II, Karte 113) Gehauen (Partizip des Perfekts von hauen). Gehaut sagt man in Bayern außer dem Nordwesten (Aschaffenburg, Gemünden), wo man meistens gehauen hört. In ahd. Zeit galt hauen als starkes Verbum (houwan/hieb/gihouwan), schon mhd. sowohl stark (houwen/hiep/ gehouwen) als auch schwach (hou- wen/houte/gehout); in dem heutigen standardsprachlichen Gebrauch sind die Formen auch gemischt, al¬ so gewöhnlich hauen/haute/gehauen (neben haute gilt schriftsprachlich auch das alte starke Präteritum hieb, aber gewöhnlich nur, wenn man von Waffen spricht: ,,Er hieb mit dem Schwert11). (Eichhoff II, Karte 124) Giraffe (Aussprache). In Südbay¬ ern spricht man das G dieses Wor¬ tes oft ,,italienisch“ aus, also Dschiraffe, während es im Nor¬ den wie das G in Gipfel ausgespro¬ chen wird. (Das Wort ist ins Deut¬ sche aus dem Italienischen entlehnt worden (it. giraffa, ausgesprochen dschiraffa), geht aber ursprünglich auf vulgärarab. dschräfa zurück.) Ich habe gestanden/gesessen (Karte 58). Ich bin gestanden/ge¬ sessen, seltener ich war gestanden/ gesessen sagt man in fast ganz Bay¬ ern wie auch in Baden-Württem¬ berg, Österreich und der Schweiz (ich habe gestanden/gesessen sagt man nur um Aschaffenburg). Der süd¬ deutsche Gebrauch (,ich fein gestan¬ den/gesessen4) ist der ursprüngli¬ che, denn im Adt. galt sein 4- Part, des Perfekts für alle intransitiven Verben, haben 4- Part, des Perfekts nur für transitive. Der heutige standardsprachliche und nord¬ deutsch umgangssprachliche Ge¬ brauch: sein 4- Part, des Perfekts nur für Verben, die eine Orts- oder Zustandsänderung anzeigen, haben für alle anderen ist eine verhältnis¬ mäßig neue Entwicklung. (Eich¬ hoff II, Karte 125) Käffee/Kaffee (Betonung). In Bayern hört man sowohl Kaffee, die hauptsächlich norddeutsche Be¬ tonung, als auch Kaffee, die süd¬ deutsche Form (in Österreich sagt man nur Kaffee). Das Wort ist im 17. Jahrhundert aus dem Französi¬ schen entlehnt worden (frz. cafe aus it. caffe aus türk, kahve aus arab. gahwa ,Wein, Kaffee4); die ur¬ sprüngliche Betonung im Deut¬ schen wäre also Kaffee, die stan¬ dardsprachliche Betonung Kaffee ist eine spätere Entwicklung (wahrscheinlich in Analogie zu den deutschen Wörtern germanischen Ursprungs, die auf der Stammsil¬ be, meistens der ersten Silbe, be¬ tont werden). (Eichhoff II, Karte 110) (Der) letzte (Aussprache). Inter¬ essanterweise stimmen die Grenzen der erste/erschte-Gebiete in Bayern nicht mit denen der letzte/letschte überein: die Aussprache letschte kommt in Bayern weniger häufig vor als erschte und (hauptsächlich) 58
im Südwesten, während erschte meistens in Nordbayern zu hören ist (vgl. S. 57). (Eichhoff II, Karte 114) Leute/Leut‘. In ganz Bayern wie überhaupt in der südlichen Hälfte des deutschen Sprachgebiets hört man die Form ohne -e, also Leut (bzw. Leit); dasselbe gilt für viele Pluralformen wie auch für die -c-Endung an Verben und Adjek¬ tiven (siehe S. 55). (Eichhoff II, Karte 118) Nicht (Aussprache) (Karte 59). Net, ned in ganz Bayern (viel sel¬ tener und vereinzelter nit, nid). Nich(t) bzw. nisch(t) hört man weit im Nordwesten (Aschaffen¬ burg, Wertheim), im Südwesten (Memmingen, Kaufbeuren, Füs¬ sen) auch die geographisch be¬ schränkte Dialektform it (aus [n]it). (Eichhoff II, Karte 116) Nicht mehr (Karte 60). Nirn- me(r) in ganz Bayern. Im Nord¬ westen (um Aschaffenburg) hört man auch häufig nicht mehr (eigent¬ lich ni[t] mehr, ne[t] mehr), in West¬ mittelbayern auch den schwäbi¬ schen Ausdruck nemme. (Eich¬ hoff II, Karte 105) Sang / hat gesungen (1./2. Ver¬ gangenheit). Die Umgangssprache Süddeutschlands und daher auch Bayerns zeigt eine ausgesprochene Vorliebe für die zweite Vergangen¬ heit (Perfekt), also „Sie hat gesun- gen/gesprochen“ findet sich eher als „Sie sang/sprach.“ Bemerkens¬ wert ist, daß es in vielen oberdeut¬ schen Landesmundarten keine erste (einfache) Vergangenheit mehr gibt, hier würde man ,,Sie sang/ sprach“ als vollständig gekünstelt, fremdsprachlich empfinden. (Wolff) (Er) schläft (Karte 61). In Bayern, etwa südlich von Nürnberg, ver¬ wendet man meistens eine umlaut¬ lose Form schlaft bzw. schloaft, im Norden (im Maingebiet) dage¬ gen ausschließlich schläft. (Dasselbe gilt zum großen Teil für andere starke Verben wie z.B. fallen [er fällt/fallt], fahren [er fährt/fahrt eigtl. fohrt] usw.) (Eichhoff II, Karte 123) Täbak/Tabäk (Betonung). Man hört in Bayern sowohl die haupt¬ sächlich norddeutsche Form Tabak als auch die süddeutsche Tabak. Ebenso wie bei Kaffee/Kaffee (S. 58) ist die vorwiegend süddeut¬ sche Betonung Tabak die ur¬ sprüngliche, das Wort geht zurück auf span. tabäco. (Eichhoff II, Karte 109) (Der/das) Tünnel/Tunnel (Ge¬ nus und Betonung). Wie auch bei der Betonung von Kaffee (S. 58) und Tabak (s. oben) gibt es bei Tunnel regelmäßig norddt. Tunnel gegen südd. Tunnel; in Bayern sagt man meistens Tunnel, und zwar als Neutrum: das Tunnel (als Masku¬ linum der Tunnel kommt das Wort in Schwaben und in Österreich häufig vor, in Bayern so gut wie gar nicht). Das Wort ist im 19. Jahrhundert aus dem Engli¬ schen entlehnt worden, die Beto¬ nung wäre im Deutschen also zu¬ 59
nächst Tunnel (engl. tunnel ausge¬ sprochen tännel), die südd. Beto¬ nung Tunnel ist eine spätere Ent¬ wicklung in Analogie zu anderen Fremdwörtern wie eben z.B. Kaf¬ fee, Tabak. Im standardsprachli¬ chen Gebrauch gilt Tunnel vorwie¬ gend als Maskulinum. Das Ge¬ schlecht ist aber willkürlich ge¬ wählt, da es im Engl. kein gram¬ matisches Genus gibt. (Eichhoff II, Karte 111) (Die) Wagen/Wägen (Pluralform). In Bayern hört man sowohl (die) Wagen als auch Wägen, letzteres aber immer häufiger, besonders in den großen Städten. Ursprünglich galt Wagen in Norddeutschland, Wägen mehr im Süden, heute ver¬ läuft die Grenze nicht mehr so ein¬ deutig. (Man hört die umgelaute¬ ten Pluralformen von solchen No¬ mina wie Bogen, Kragen, Wagen - Bögen, Krägen, Wägen - in der deutschen Umgangssprache immer mehr; der Umlaut in diesen Plural¬ formen ist von Wörtern wie Väter, Gärten usw. analogisch übertra¬ gen, die ursprüngliche Pluralform jener Wörter war ohne Umlaut.) (Eichhoff II, Karte 119) Wir (Aussprache). In der Um¬ gangssprache Bayerns wie auch in Österreich, der Schweiz und in Deutschland südlich der Linie Düs¬ seldorf-Magdeburg hört man fast ausschließlich mir als Pronomen der ersten Person Plural (Lautva¬ riante zum standardsprachlichen wir). (Eichhoff II, Karte 120)
II. Wortkarten
V orbemerkung Die folgenden Karten (wie die vorhergehende Studie überhaupt) basieren zum größten Teil auf meinen Interviews aus dem Sommer 1971 mit ge¬ bürtigen Informanten in den auf S. 12 aufgezeichneten Städten Bayerns. Einige der Karten - zu Sachen und Begriffen, die ich in meinen Feldfor¬ schungen nicht behandelte, vor allem aus dem Sachbereich ,,Syntax, Aus¬ sprache, Morphologie“ - basieren auf den Daten in Eichhoffs Wortatlas der deutschen Umgangssprachen (siehe S. 22). Die Wortkarten müssen mit Vorsicht interpretiert werden. Wegen der Mobilität der Menschen im deutschen Sprachgebiet gibt es in der heutigen Umgangssprache der Städte nicht mehr die scharfen, klaren Wortgrenzen wie in den Landesmundarten. Es gibt keine absoluten Wortgrenzen, d.h. man darf nicht meinen, daß eine bestimmte Bezeichnung nur in dem ange¬ gebenen Gebiet zu hören sei oder daß nur sie dort verwendet werde. Die Karten zeigen bloß, welche Wörter in welchen Gebieten üblich sind, oder um es genauer zu sagen, in welchen Gebieten die interviewten Informan¬ ten die verschiedenen Wörter meldeten. Der Wortgeograph nimmt dann eben an, daß das auf solchen Meldungen beruhende Kartenbild der wirkli¬ chen geographischen Verbreitung der Wörter entspricht. Und in den mei¬ sten Fällen verhält es sich so; wir können z.B. mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß die in der 1. Wortkarte dargestellten Bezeichnungen für die Abendmahlzeit dort üblich sind, wo es die Karte zeigt: Abendessen in ganz Bayern, Abendbrot im Norden und Vesper im Westen. Andererseits muß man sehr vorsichtig sein, wenn die Karte eine große Zahl verschiedener Wörter aufweist, deren angegebene Verbreitungen zufällig oder verwir¬ rend scheinen, wie etwa bei Karte 4 (Brötchen) und Karte 5 (Endstück des Brotes). In solchen Fällen muß man mit der Möglichkeit rechnen, daß mindestens gelegentlich der auf der Karte dargestellte Wortgebrauch nicht genau das wirkliche geographische Vorkommen der verschiedenen Wör¬ ter angibt, sondern eher nur die vielleicht zufällige Verbreitung der Mel¬ dungen der Informanten. Glücklicherweise ist die Zahl solcher problematischen Fälle hier nur gering. In den meisten Fällen bieten unsere Wortkarten klare, zuverlässige Bilder von dem üblichen Wortgebrauch in der Umgangssprache Bayerns. 63
Karte 1 Würzburg '| ■ \ «Nürnberg • I Regensburg Augsburg / JMünch Abendmahlzeit Abendessen Abendbrot Vesper . . in ganz Bayern 5 BSR211 65
Karte 2 Bonbon Bonbon (oft: Bombom) Guatl Gu(a)tsl(e) Guts-che(n) in ganz Bayern (nach Eichhoff II, Karte 63) 66
Karte 3 (Ein) Brot • •• Ma tat • •• ata •• :: • •• i Nürnberg Regensburg Augsburg Für das Brot von runder Form: Laib in ganz Bayern außer dem Nordwesten, wo Laib ,langes Brot‘ bedeutet (siehe unten) Für das Brot von länglicher Form: Wecken Kipf Stollen Laib - und sonst vereinzelt in Bayern 67
Karte 4 Brötchen Semmel Weck Wecken Kipfl K K Weck(e)le Laabla Brötchen ww L L B 8 (nach Eichhoff II, Karte 59) 68
Karte 5 o 0 0 0 °°oo X 0 Würzburg X x X X X x xx X X X X i. X X > X x X R \ R /? < R R R\ FRR\ R R RR RRR R °n oog X X X • Nürnberg 'n X X X X z ^Regensburg • Augsbur 1 1 Endstück des Brotes • • Scherz (e)l Kipf(el) Knetzla Ränftl 0 0 XX RR Kruste, Krüstchen, Knörz- che(n) Knorz (e)l Knäusle 11
Karte 6 Münch Frikadelle Regensburg Augsburg Fleischpflanzl Frikadelle Fleischküchle Fleischklößchen 70
Karte 7 ürzburg Nürnberg I II < ys Regensburg 2 I H < » I 9 Augsburg ■ 4 X, S3 • • • «Äj Münch 55? » I / Kartoffelbrei Kartoffelbrei . . Kartoffelpüree Kartoffelstampf Stopfer in ganz Bayern 71
Karte 8 Kartoffelpfannkuchen Reiberdatschi Dotsch Backe(r)s •••••• ••• Kartoffelpuffer Kartoffelpfannkuchen B B Kp 72
Karte 9 Nürnberg Münch A Kloß Kloß Knödel/Nockerl Knödel/Nockerl und Kloß (aber vorwiegend Knödel/Nockerl) Dffl! E83 73
Karte 10 Würzburg • Nürnberg e Regensburg Augsburg Münch Lutscher Lutscher Lecker . Schlotzer in ganz Bayern (nach Eichhoff II, Karte 64) 74
Karte 11 • • . a a • ■ ’-a .* • w r . • • a • / • a a * a • ■ • • • • w I V * • • - L > ? * • • •. • 4 • b a : .• • t • • \ B • • a ■ * « « • • • • • • • V • - >!• • a a a • V • * • ai a a • a ■ • .• ■••• • «—’< a a a a • a 4 a a a a • • • • > * - Ä •• a a a .• .* • Z • a - • Z» < . • • O a a a • a a a a a a . • < • • ' - • a a . a Würzburg % • Nürnberg Regensburg Augsburg Münch Mehlklümpchen (in der Soße) Batzen, Batzel(n) Bollen Klumpen, Klümpchen 75
Karte 12 e • Nürnberg Regensburg Münch 9 9 \ 9 99 ''9L9 9 Sauermilch gestöckelte Milch . . . . gestockte Milch Dickmilch, dicke Milch gestandene Milch . . . . Sauermilch, saure Milch 9 9 in ganz Bayern, umgangssprachlich immer gebräuchlicher 76
Karte 13 ürzburg • Nürnberg Regensburg Augsburg Münch Zweites Frühstück Brotzeit Vesper 77
Karte 14 Apfelrest Butzen Gri(e)bs Krotz (e), Krotze(n) in ganz Bayern 78
Karte 15 Regensburg 1 Münch Heidelbeere i Heidelbeere . Schwarzbeere 79
Karte 16 e Regensburg Augsburg -•••Illi Münch Porree Lauch Porree keine strenge Grenze 80
Karte 17 Nürnberg Regensburg Münch Marienkäfer Marienkäfer in ganz Bayern Junikäfer Maikäfer ~~j (nach Eichhoff II, Karte 102) 6 BSR211 81
Karte 18 z z 4 Augsburg Nürnberg ■ Illi' Re9ensbur9 Münch Ausguß (der Kaffeekanne) Schnabel Schnaube Schnauze Zutt(e), Zott(e) 82
Karte 19 Bierlokal Kneipe Beize (Boazen, Boiz) 6* 83
Karte 20 Bindfaden Schnur . . Strick . . . Spagat . . Kordel . . in ganz Bayern ss 84
Karte 21 Regensburg Auqsburg AXv Dachboden Boden, Dachboden Speicher Bühne in ganz Bayern außer dem Bühne-Gebiet SS Hl 85
Karte 22 e I Würzburg • Nürnberg^ ((( ( Regensburg Münch Flaschenkorken Korken, Kork . Stöpsel Stöpsel Stoppen . . . . in ganz Bayern 86
Karte 23 Münch Regensburg Handbesen Handbesen, Besen Beserl Besele Kehrwisch . . . . Kehrbesen . . . . in ganz Bayern 0 Kehrichtbesen vereinzelt in der östlichen Hälfte Bayerns 87
Karte 24 Kehrschaufel Schaufel (vereinzelt Kehricht-, Dreckschaufel) Kutterschaufel Schippe, Dreckschippe in ganz Bayern 88
Karte 25 1 < Regensburg Augsburg / /Münch Klingel Glocke Schelle Klingel in ganz Bayern außer dem Schelle-Gebiet und vereinzelt im Südwesten in ganz Bayern, neben Glocke und Schelle; Klingel hört man immer mehr im Süden in der Bedeutung ,elektrische Türklingel1 89
Karte 28 Scheune Stadel . . Scheuer . Scheune und vereinzelt in den Stadel- und Sc/iewer-Gebieten 92
Karte 29 ünch ugsburg N ensbur • • Streichholz Streichholz Zündholz, -hölzl keine strenge Grenze 93
Scheune Stadel . Scheuer Scheune und vereinzelt in den Stadel- und Scheuer-Gebieten 92
Karte 31 Regensburg zwicken ■* pelzet^ pfetzen Augsburg Munch Kneifen I 95
Karte 32 Mädchen Mädl(e), Madl Madia Dirndl Mädche(n) . . . in ganz Bayern außer den Madia- und Mädchen-Gebieten 96
Karte 33 He He He He He e He He He Ho Schluckauf Schnackler Hets ch er Hecker Häscher He Hö Schluckauf Schlucker Schluckser 7 BSR 211 97
Karte 34 Arbeiten arbeiten schaffen 98
Karte 35 ürzburg • Nürnberg Regensburg Augsburg Münch ■ Handwerker, der Wasserrohre repariert Installateur Spengler . Flaschner. in ganz Bayern 7* 99
Karte 36 ürzburg • Nürnberg Regensburg A u g s b u rgjlllllll (Schnee)Schaufel, schaufeln •W •a\-a •T«••• (Schnee)Schaufel, schaufeln (Schnee)Räumer, räumen (Schnee)Schteber, -Schippe, schieben, schippen in ganz Bayern 100
Karte 37 Nürnberg Regensburg Augsburg Schornstein, Schornsteinfeger Kamin, Kaminkehrer Schlot, Schlotfeger Kamin, Kaminfeger 101
Karte 38 Würzburg Nürnberg Regensburg Augsburg Schulranzen Schulranzen . . Schulpack . . . Büchertasche Münch 102
Karte 39 Illlllllllll Regensburg Heute morgen heut (e) früh heut in der Früh(e) (neben heute früh) 103
Karte 40 Sechs Uhr fünfzehn viertel sieben viertel nach sechs 104
Karte 41 Nürnberg Regensburg T T T T T A A A A A AÄ rz A • • Augsburg VMünch % Abschiedsgruß unter guten Freunden Servus Servus und Pfüeti (Gott) Ade Tschüß und auch anderswo in Bayern, besonders unter jungen Leuten 105
Karte 42 Würzburg • Nürnberg e Regensburg Augsburg Münch Festzeit vor dem Aschermittwoch Fasching Fastnacht in ganz Bayern 106
Karte 43 Regensburg Augsburg Nürnberg Münch * Jahrmarkt Volksfest Kirchweihbzw. Kerwe, Kirbe Messe (seltener: Kirmes) . . . Dult in ganz Bayern Rummel und Jahrmarkt 9 vereinzelt, selten in Bayern 107
Karte 44 Fangen (spielen) Fange(r)les, seltener Fangen Fangamandel, Fangermandel Fangeri Nachlauf(en) Fango Fang(k)us Fangst erl . vereinzelt in Südostbayern 108
Karte 45 Würzburg Nürnberg Regensburg Augsburg Münch Murmeln Schusser Murmeln Glugger, -ck- Klicker K K 109
Karte 46 Wurzburg H H HHHH \ uHHhh \ /'/"•Nürnberg V hhh e 9 Regensburg; Münch r Rutschbahn (auf dem Eis) Rutschbahn, Rutsche Eisbahn Schleifbahn, Schleife Hetschelbahn .... in ganz Bayern HH 110
Karte 47 Würzburg H H” ' Hhh^ V HHHH \ i-i ^/«Nürnberg kx HHHH Regensburg 'm X Augsburg Münch Rutschen (auf dem Eis) rutschen . schleifen . hetscheln . in ganz Bayern HH 111
Karte 48 Würzburg Nürnberg e Regensburg Augsburg Münch Springseil Strick Hüpf-, Hupf seil (ohne Umlaut mehr im Süden Bayerns) [ml! Seil (seltener: Springseil) . . in ganz Bayern, aber mehr im Süden als im Norden (nach Eichhoff I, Karte 51) 112
Steinschleuder Schleuder (seltener: Steinschleuder) Zwistei, Zwiesel
Karte 50 Krawatte Krau/a tie Binder, Selbstbinder ScM'Ps vereinzelt in Nordbayern 114
Karte 51 SS SS SS S SS SSSS • Nürnber sss Regensburg ► Augsburg Münche Schnürsenkel Schuhbänd(e)l [ Schuhband(e)l [g Schuhband |||| ||| ||| Schnürbändl s s Schnürsenkel immer mehr in Bayern, hauptsächlich im Geschäft 8* 115
Karte 52 Würzburg • * < Nürnberg e Regensburg Augsburg Münch (Äpfel) aufheben, auflesen (zusammen)klauben auflesen, zusammenlesen 116
Karte 53 Tg-j s, Illi lllllll J • Nürnberg Augsburg Münch Guck schau guck lug LLL (nach Eichhoff I, Karte 8) 117
Karte 54 Würzburg \ • Nürnberg e Regensburg Augsburg Münch Nicht wahr? gell gä(i),-o-,-ö- nicht, nicht wahr (eigtl. nit, nit wohr) in ganz Bayern 118
Verkaufen für verkaufen um verkaufen für (nach Eichhoff II, Karte 117) 119
Karte 56 Nürnberg Regensburg » l Augsburg Münch * •» •» • -chen/-lein -le ~(e)l -la -erl -che(n) □ er/ (nach Eichhoff II, Karte 121) 120
Karte 57 Regensburg Münch China (Aussprache) wie Kina wie Schina (nach Eichhoff II, Karte 112) 121
Karte 58 Münch Ich habe gestanden/gesessen Ich bin Ich war (neben ich bin) Ich habe in ganz Bayern (nach Eichhoff II, Karte 125) 122
Karte 59 Regensburg Münch Nicht (Aussprache) nit, net nich(t), nisch(t) it (nach Eichhoff II, Karte 116) 123
Karte 58 Münch Ich habe gestanden/gesessen Ich bin Ich war (neben ich bin) Ich habe in ganz Bayern (nach Eichhoff II, Karte 125) 122
Karte 59 Regensburg Münch Nicht (Aussprache) nit, net nich(t), nisch(t) it (nach Eichhoff II, Karte 116) 123
in. Wortregister Das Register enthält die standardsprachlichen Stichwörter des ,,Wörterbuchs“ (in kursiver Schreibweise) wie auch die unter diesen Stichwörtern behandelten regiona¬ len bayerischen Ausdrücke (in normaler Schreibweise). Die kursiv gesetzten Seiten¬ zahlen beziehen sich auf die entsprechenden ,,Wortkarten“. Abendbrot, -essen, -mahlzeit s. Abend¬ mahlzeit 27, 65 abklopfen s. Fangen 50, 108 Abschiedsgruß 47, 105 Absicht 41 Ade s. Abschiedsgruß 47, 105 Adeckele s. Endstück des Brotes 28, 69 adieu s. Abschiedsgruß 47, 105 akkurat s. genau 53 Alsterwasser s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 Amihose s. Blue Jeans 52 andernfalls 53 (sich etwas) aniegen, -tun s. anziehen 52 ansonsten s. andernfalls 53 (sich etwas) anziehen 52 Apfelrest 32, 78 Apfelsine 32 arbeiten 44, 98 artig 41 aufgeregt bzw. zornig 41 aufheben, -lesen 53, 116 aufputzen s. aufwischen 36 aufschlagen s. teurer werden 54 Auf Wiedersehen s. Abschiedsgruß 47. 105 aufwisehen 36 Augendeckel, -lid s. Augenlid 41 ausg(e)schamt s. unverschämt 44 Ausguß 36, 82 Auto 37 Backe/Wange 41 Backenzahn 42 Backe(r)s s. Kartoffelpfannkuchen 29, 72 Backhendl s. Huhn 34 Batzel(n), Batzen s. Mehlklümpchen 30, 75 Bauchschmerzen, -weh s. Schmerzen 44 Beil 45 Bein s. Bein/Fuß/Knochen 42 Beize s. Bierlokal 37, 83 (sich) bemühen 42 Bergkirchweih s. Jahrmarkt 49, 107 Berliner Pfannkuchen 27 Besele, Besen, Beserl s. Handbesen 38, 87 Beule 42 Bibeleskäs(e) s. Quark 30 Bierlokal 37, 83 (ich) bin (gestanden/gesessen) s. (ich)habe (gestanden/gesessen) 58, 122 Binder s. Krawatte 52, 114 Bindfaden 37, 84 Bingl, Binkl s. Beule 42 bißchen 57 biss(e)l, bißle, -la s. bißchen 57 Blaukraut s. Rotkohl 34 Blumenkohl 32 Blue Jeans 52 Boazen s. Bierlokal 37, 83 Boden s. Dachboden 38, 85 Boiz s. Bierlokal 37, 83 Bollen s. Mehlklümpchen 30, 75 Bonbon 27, 66 ordstein 37 Boullion s. (Fleisch)Brühe 28 Brathendl s. Huhn 34 Bratkartoffeln 27 brav s. artig 41 Brösel s. Brotkrumen 28 Brot s. (ein) Brot 27, 67 und Brotscheibe 28 Brötchen 28, 68 Brotkrumen 28 Brotrinde 28 127
Brotscheibe 28 Brotzeit s. Zweites Frühstück 31, 77, Zwischenmahlzeit am Nachmittag (am Arbeitsplatz) 31 und Zwischenmahlzeit am Nachmittag (in der Familie) 32 Brühe s. (Fleisch)Brühe 28 Bua, Bub(e) s. Junge 43 Büchertasche s. Schulranzen 46, 102 Büchse s. Dose/Büchse 38 Bühne s. Dachboden 38, 85 Bulldog s. Traktor 46 Bürgersteig 37 Busse(r)l, busseln s. Kuß/küssen Butze(n) s. Apfelrest 32, 78 43 Champignon s. Pilz 33 -chen/-lein 57, 120 China (Aussprache des Ch-) 57, 121 Christbaum s. Weihnachtsbaum 50 Christkind(l(e)) s. Weihnachtsmann 50 Dachboden 38, 85 daheim s. zu Hause 41 Dalk(et) s. dumm 42 damisch s. dumm 42 damischer Hansl s. Kreisel 51 eben 53 Eck(e) s. Ecke 53 eh(e)nder s. eher 53 eher 53 Einbrenne s. Mehlschwitze 30 ein Brot 27, 67 Eis 28 Eisbahn s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 und 111 Eisbein 28 -el s. -chen/-lein 57, 120 Endstück des Brotes 28, 69 enk s. ihr 54 Erdapfel s. Kartoffel 33 (sich) erinnern an, ~ auf s. (sich) erinnern an 53 (sich) erkälten 42, 94 -erl s. -chen/-lein 57, 120 Em s. Hausflur 39 „erschte“ (Aussprache von erste) s. erste 57 erste (Aussprache des -s-) 57 es s. ihr 54 es gibt 53 es hat s. es gibt 53 Essen 29 Decke 38 denken an, ~ auf s. denken an 53 Depp(et) s. dumm 42 Derfangeles s. Fangen 50, 108 dicke Milch s. Sauermilch 31, 76 Dickmilch s. Sauermilch 31, 76 dieses Jahr 46 Dilldapp s. Kreisel 51 Dirnd(e)l s. Mädchen 43, 96 Dose s. Dose/Büchse 38 Dotsch s. Kartoffelpfannkuchen 29, 72 Dral(l)a s. Kreisel 51 Dreckschaufel, -schippe s. Kehrschaufel 39, 88 dreiviertel sechs s. fünf Uhr fünfundvier¬ zig 46 Drendler s. Kreisel 51 droben s. oben 54 „Dschiraffe" (Aussprache von Giraffe) s. Giraffe 58 Dult s. Jahrmarkt 49, 107 dumm 42 Fang s. Fangen 50, 108 Fangamandl s. Fangen 50, 108 Fangelens s. Fangen 50, 108 Fangeies s. Fangen 50, 108 Fangelings s. Fangen 50, 108 Fangeluns s. Fangen 50, 108 Fangen s. Fangen 50, 108 Fangeri s. Fangen 50, 108 Fangerlens s. Fangen 50, 108 Fangerles s. Fangen 50, 108 Fangerlets s. Fangen 50, 108 Fangerlings s. Fangen 50, 108 Fängerin s. Fangen 50, 108 Fangermandl s. Fangen 50, 108 Fango s. Fangen 50, 108 Fangkuß s. Fangen 50, 108 Fang mich s. Fangen 50, 108 Fangste(r)l s. Fangen 50, 108 Fangu(u)s s. Fangen 50, 108 Fasching s. Festzeit vor dem Aschermitt¬ woch 49, 106 128
Faschingskrapfen s. 27 erliner Pfannkuchen Fas(t)nacht s. Festzeit vor dem Aschermitt¬ woch 49, 106 fegen 45 Fersche, -se, sen s. Ferse 42 festhalten 53 Festzeit vor dem Aschermittwoch 49, 106 Flaschenkorken 38, 86 Flaschner s. Handwerker, der Wasserrohre repariert 45, 99 (Fleisch)Brühe 28 Fleischer 45 Fleischklößchen, -küchle, -pflanzerl s. Frikadelle 29, 70 (etwas mit) Fleiß (tun) s. Absicht 41 Fliegerbier s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 Flur s. Hausflur 39 Fotze(n) s. Ohrfeige 44 Frikadelle 29, 70 Frühjahr s. Frühling 46 Frühling 46 Frühlingsfest s. Jahrmarkt 49, 107 fünf Uhr fünfundvierzig 46 Fuß s. Bein/Fuß/Knochen 42 Fußweg s. Bürgersteig 37 ä(i) s. nicht wahr 54, 118 Gang s. Hausflur 39 Gardine 38 Gasse s. Straße 40 Gaul s. Pferd 35 Gefneß s. Gesicht 43 Gefrorenes s. Eis 28 gehauen 58 gehaut s. gehauen 58 Gehsteig, -weg s. Bürgersteig 37 Geiß s. Ziege 36 Geißel s. Peitsche 54 gelbe Rübe, ~ Ruabm s. Möhre 33 ■ gell s. nicht wahr 54, 118 gell Ruam s. Möhre 33 genau 53 geröhste Kartoffeln s. Bratkartoffeln 27 g(e)schwind s. schnell 54 Gesicht 43 gestandene Milch s. Sauermilch 31, 76 gesto(ö)ck(el)te Milch s. Sauermilch 31, 76 Gesundheitskuchen s. Napfkuchen/Topf¬ kuchen 30 Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 gewiß 53 Gickel s. Endstück des Brotes 28, 69 Giraffe (Aussprache des G-) 58 Glocke s. Klingel 39, 89 Glucker, -gg- s. Murmeln 51, 109 Gnahtsle s. Endstück des Brotes 28, 69 Go(a)ß s. Ziege 36 go(ö)(i) s. nicht wahr 54, 118 gra(ä)uslich s. schrecklich, häßlich 54 greislich s. schrecklich, häßlich 54 Gn(e)bs s. Apfelrest 32, 78 Grummbir s. Kartoffel 33 Grünkohl 32 Grüß Gott s. Guten Tag 49 Gu(a)t(s)l(e) s. Bonbon 27, 66 guck 54 Guglhupf s. Napfkuchen/Topfkuchen 30 Gurke 33 Guten Tag 49 Guts-chen s. Bonbon 27, 66 (Ich) habe gestanden/gesessen 48, 122 Hacke(n) s. Beil 45 Hadern s. Lumpen 39 und Scheuertuch 40, 91 Hafen s. Topf 41 Halbe s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 halt s. eben 53 Hand 43 Handbesen 38, 87 Handwerker, der Wasserrohre repariert 45, 99 Harke 38 häßlich s. schrecklich, häßlich 54 (er) hat (gesungen) s. sang/hat gesungen 59 Haube s. Mütze 52 hauen s. gehauen 58 Hausflur 39 Hausgang s. Hausflur 39 heben s. festhalten 53 Hecker s. Schluckauf 44, 97 9 BSR211 129
Heidelbeere 33, 79 heim s. nach Hause 39 Heimatfest s. Jahrmarkt 49, 107 hell 54 Hemd 52 Hendl, Henne s. Huhn 34 Hetschelbahn s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 hetscheln s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 Hetscher s. Schluckauf 44, 97 heuer s. dieses Jahr 46 heut(e) früh s. heute morgen 47 heute morgen 47 heut in der Früh(e) s. heute morgen 47 Hicking, -er s. Schluckauf 44, 97 Hoibe s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 Holder, Holler s. Holunder 33 Holunder 33 Höscher s. Schluckauf 44, 97 Huhn 34 Hund 34 Hu(ü)pfseil s. Springseil 51, 112 ihr 54 Installateur s. Handwerker, der Wasser¬ rohre repariert 45, 99 it s. nicht 59, 123 Jahrmarkt 49, 107 Jean(s) s. Blue Jeans 52 Junge 43 Junikäfer(l) s. Marienkäfer 35, 81 Käffee/Kaffee (Betonung) 58 Kaffee(trinken) s. Zwischenmahlzeit am Nachmittag (in der Familie) 32 Kamin(kehrer, -feger) s. Schornsteinfe¬ ger) 45, 101 Kant(e) s. Endstück des Brotes 28, 69 Kappe s. Mütze 52 Karfiol s. Blumenkohl 32 Kartoffel 33 Kartoffelbrei 29, 71 Kartoffelpfannkuchen 29, 72 Kartoffelpuffer s. Kartoffelpfannkuchen 29, 72 Kartoffelpüree, -stampf s. Kartoffelbrei 29, 71 Käute s. Pustel 44 Kehrbesen s. Handbesen 38, 87 kehren s. fegen 45 Kehrichtbesen s. Handbesen 38, 87 Kehrichtschaufel s. Kehrschaufel 39, 88 Kehrschaufel 39, 88 Kehrwisch s. Handbesen 38, 87 Kerbe s. Jahrmarkt 49, 107 Kiliansfest s. Jahrmarkt 49, 107 ,,Kina“ (Aussprache von China) s. China (Aussprache) 57, 121 Kipf s. ein Brot 27, 67 Kipf(e)l s. Brötchen 28, 68 und Endstück des Brotes 28, 69 Kirbe s. Jahrmarkt 49, 107 Kirchweih s. Jahrmarkt 49, 107 Kirmes s. Jahrmarkt 49, 107 klauben s. aufheben, -lesen 53, 116 Klicker s. Murmeln 51, 109 Klingel 39, 89 (es) klingelt 39, 90 Kloß 29, 73 Klümpchen s. Mehlklümpchen 30, 75 Klumpen s. Mehlklümpchen 30, 75 Klümple s. Mehlklümpchen 30, 75 Knäusle s. Endstück des Brotes 28, 69 kneifen 43, 95 Kneipe s. Bierlokal 37, 83 Knetzla s. Endstück des Brotes 28, 69 Knochen s. Bein/Fuß/Knochen 42 und Knochen 43 Knochen 43 Knödel s. Kloß 29, 73 Knörzchen, -(e)l s. Endstück des Brotes 28, 69 kochen 39 Konditor 45 Kopfschmerzen, -weh s. Schmerzen 44 Koppela s. Endstück des Brotes 28, 69 Kopple s. Endstück des Brotes 28, 69 Kordel s. Bindfaden 37, 84 Kork(en) s. Flaschenkorken 38, 86 Korn(brot) s. Roggen 34 Korridor s. Hausflur 39 Krapfen s. Berliner Pfannkuchen 27 Krauskohl s. Grünkohl 32 Kraut s. Weißkohl 34 130
Krawatte 52, 114 Kreisel 51 Kre(n) s. Meerrettich 33 Kronsbeere s. Preißelbeere 34 Krotzen s. Apfelrest 32, 78 Krüstchen s. Endstück des Brotes 28, 69 Kruste s. Endstück des Brotes 28, 69 und Brotrinde 28 Kukumer s. Gurke 33 Kümmerling s. Gurke 33 Kuß, küssen 43 Kutterschaufel s. Kehrschaufel 39, 88 -la s. -chen/-lein 57, 120 Laabla s. Brötchen 28, 68 Laib s. ein Brot 27, 67 Lappen s. Lumpen 39 Lauch s. Porree 34, 80 (es) läutet s. (es) klingelt 39, 90 -le(in) s. -chen/-lein 57, 120 Lecker s. Lutscher 30, 74 (es) leit(et) s. (es) klingelt 39, 90 „letschte“ (Aussprache von letzte) s. (der) letzte 58 (der) letzte (Aussprache) 58 Leut(e) 59 Levis s. Blue Jeans 52 licht s. hell 54 lug s. guck 54, 117 Lumpen s. Lumpen 39 und Scheuertuch 40, 91 Lumpen 39 Lutscher 30, 74 Mädchen 43, 96 Madl(a), Mädl(e) s. Mädchen 43, 96 Maikäfer(l) s. Marienkäfer 35, 81 Marienkäfer 35, 81 Marienkäfer(l) s. Marienkäfer 35, 81 Markt s. Jahrmarkt 49, 107 Maß s. Getränk, gemischt aus Bier und Li¬ monade 29 Maulwurf 35 Meerrettich 33 Mehlklümpchen 30, 75 Mehlschwitze 30 meinetwegen 54 Messe s. Jahrmarkt 49, 107 metzgen s. Fleischer 45 Metzger(ei) s. Fleischer 45 mir s. wir 60 Möhre 33 Mohrenkopf s. Negerkuß 30 Moß s. Getränk, gemischt aus Bier und Li¬ monade 29 Motte 35 Mu(ü)ck(e) s. Stechmücke 36 Murmeln 51, 109 Mut 43 Mütze 52 nach Hause 39 Nachlaufen s. Fangen 50, 108 Nachspeise s. Nachtisch 30 Nachthaferl s. Nachttopf 40 Nachtisch 30 Nachtscherbe(n) s. Nachttopf 40 Nachttopf 40 Napfkuchen/Topfkuchen 30 Nase putzen s. Nase reinigen 44 Nase reinigen 44 ned s. nicht 59, 123 und nicht wahr 54, 118 Negerkuß 30 nemme s. nicht mehr 59, 124 net s. nicht 59, 123 und nicht wahr 54, 118 ne(t) mehr s. nicht mehr 59, 124 nich(t) s. nicht 59, 123 nich(t) mehr s. nicht mehr 59, 124 nich(t) wahr, ~ wohr s. nicht wahr 54, 118 nid s. nicht 59, 123 nimme(r) s. nicht mehr 59, 124 nisch(t) s. wic/il 59, 123 nit s. nicht 59, 123 ni(t) mehr s. nicht mehr 59, 124 nit (wahr, wohr) s. nicht wahr 54, 118 Nockerl s. Kloß 29, 73 oben 54 Ochsenfleisch s. Rindfleisch 31 Ohrfeige 44 Orange, Orahsch usw. s. Apfelsine 32 ös s. ihr 54 Peitsche 54 Pfeid(ler) s. Hemd 52 9* 131
Heidelbeere 33, 79 heim s. nach Hause 39 Heimatfest s. Jahrmarkt 49, 107 hell 54 Hemd 52 Hendl, Henne s. Huhn 34 Hetschelbahn s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 hetscheln s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 Hetscher s. Schluckauf 44, 97 heuer s. dieses Jahr 46 heut(e) früh s. heute morgen 47 heute morgen 47 heut in cfer Früh(e) s. heute morgen 47 Hicking, -er s. Schluckauf 44, 97 Hoibe s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 Holder, Holler s. Holunder 33 Holunder 33 Höscher s. Schluckauf 44, 97 Huhn 34 Hund 34 Hu(ü)pfseil s. Springseil 51, 112 ihr 54 Installateur s. Handwerker, der Wasser¬ rohre repariert 45, 99 it s. nicht 59, 123 Jahrmarkt 49, 107 Jean(s) s. Blue Jeans 52 Junge 43 Junikäfer(l) s. Marienkäfer 35, 81 Käffee/Kaffee (Betonung) 58 Kaffee(trmken) s. Zwischenmahlzeit am Nachmittag (in der Familie) 32 Kamin(kehrer, -feger) s. Schornsteinfe¬ ger) 45, 101 Kant(e) s. Endstück des Brotes 28, 69 Kappe s. Mütze 52 Karfiol s. Blumenkohl 32 Kartoffel 33 Kartoffelbrei 29, 71 Kartoffelpfannkuchen 29, 72 Kartoffelpuffer s. Kartoffelpfannkuchen 29, 72 Kartoffelpüree, -stampf s. Kartoffelbrei 29, 71 Kaute s. Pustel 44 Kehrbesen s. Handbesen 38, 87 kehren s. fegen 45 Kehrichtbesen s. Handbesen 38, 87 Kehrichtschaufel s. Kehrschaufel 39, 88 Kehrschaufel 39, 88 Kehrwisch s. Handbesen 38, 87 Kerbe s. Jahrmarkt 49, 107 Kiliansfest s. Jahrmarkt 49, 107 ,,Kina“ (Aussprache von China) s. China (Aussprache) 57, 121 Kipf s. ein Brot 27, 67 Kipf(e)l s. Brötchen 28, 68 und Endstück des Brotes 28, 69 Kirbe s. Jahrmarkt 49, 107 Kirchweih s. Jahrmarkt 49, 107 Kirmes s. Jahrmarkt 49, 107 klauben s. aufheben, -lesen 53, 116 Klicker s. Murmeln 51, 109 Klingel 39, 89 (es) klingelt 39, 90 Kloß 29, 73 Klümpchen s. Mehlklümpchen 30, 75 Klumpen s. Mehlklümpchen 30, 75 Klümple s. Mehlklümpchen 30, 75 Knäusle s. Endstück des Brotes 28, 69 kneifen 43, 95 Kneipe s. Bierlokal 37, 83 Knetzla s. Endstück des Brotes 28, 69 Knochen s. Bein/Fuß/Knochen 42 und Knochen 43 Knochen 43 Knödel s. Kloß 29, 73 Knörzchen, -(e)l s. Endstück des Brotes 28, 69 kochen 39 Konditor 45 Kopfschmerzen, -weh s. Schmerzen 44 Koppela s. Endstück des Brotes 28, 69 Kopple s. Endstück des Brotes 28, 69 Kordel s. Bindfaden 37, 84 Kork(en) s. Flaschenkorken 38, 86 Korn(brot) s. Roggen 34 Korridor s. Hausflur 39 Krapfen s. Berliner Pfannkuchen 27 Krauskohl s. Grünkohl 32 Kraut s. Weißkohl 34 130
Krawatte 52, 114 Kreisel 51 Kre(n) s. Meerrettich 33 Kronsbeere s. Preißelbeere 34 Krotzen s. Apfelrest 32, 78 Krüstchen s. Endstück des Brotes 28, 69 Kruste s. Endstück des Brotes 28, 69 und Brotrinde 28 Kukumer s. Gurke 33 Kümmerling s. Gurke 33 Kuß, küssen 43 Kutterschaufel s. Kehrschaufel 39, 88 -la s. -chen/-lein 57, 120 Laabla s. Brötchen 28, 68 Laib s. ein Brot 27, 67 Lappen s. Pumpen 39 Lauch s. Porree 34, 80 (es) läutet s. (es) klingelt 39, 90 -le(in) s. -chen/-lein 57, 120 Lecker s. Lutscher 30, 74 (es) leit (et) s. (es) klingelt 39, 90 ,,letschte“ (Aussprache von letzte) (der) letzte 58 (der) letzte (Aussprache) 58 Leut(e) 59 Levis s. licht s. hell 54 lug s. guck 54, 117 Lumpen s. Lumpen 39 und Scheuertuch 40, 91 Lumpen 39 Lutscher 30, 74 Mädchen 43, 96 Madl(a), Mädl(e) s. Mädchen 43, 96 Maikäfer(l) s. Marienkäfer 35, 81 Marienkäfer 35, 81 Manenkäfer(l) s. Marienkäfer 35, 81 Markt s. Jahrmarkt 49, 107 Maß s. Getränk, gemischt aus Bier und Li¬ monade 29 Maulwurf 35 Meerrettich 33 Mehlklümpchen 30, 75 Mehlschwitze 30 meinetwegen 54 Messe s. Jahrmarkt 49, 107 metzgen s. Fleischer 45 Metzger(ei) s. Fleischer 45 mir s. wir 60 Möhre 33 Mohrenkopf s. Negerkuß 30 Moß s. Getränk, gemischt aus Bier und Li¬ monade 29 Motte 35 Mu(ü)ck(e) s. Stechmücke 36 Murmeln 51, 109 Mut 43 Mütze 52 nach Hause 39 Nachlaufen s. Fangen 50, 108 Nachspeise s. Nachtisch 30 Nachthaferl s. Nachttopf 40 Nachtisch 30 Nachtscherbe(n) s. Nachttopf 40 Nachttopf 40 Napfkuchen/Topfkuchen 30 Nase putzen s. Nase reinigen 44 Nase reinigen 44 ned s. nicht 59, 123 und nicht wahr 54, 118 Negerkuß 30 nemme s. nicht mehr 59, 124 net s. nicht 59, 123 und nicht wahr 54, 118 ne(t) mehr s. nicht mehr 59, 124 nich(t) s. nicht 59, 123 nich(t) mehr s. nicht mehr 59, 124 nich(t) wahr, ~ wohr s. nicht wahr 54, 118 nid s. nicht 59, 123 nimme(r) s. nicht mehr 59, 124 nisch(t) s. nic/tf 59, 123 nit s. nicht 59, 123 ni(t) mehr s. nicht mehr 59, 124 nit (wahr, wohr) s. nicht wahr 54, 118 Nockerl s. Kloß 29, 73 oben 54 Ochsenfleisch s. Rindfleisch 31 Ohrfeige 44 Orange, Orahsch usw. s. Apfelsine 32 ös s. ihr 54 Peitsche 54 Pfeid(ler) s. Hemd 52 9* 131
Pferd 35 p(f)etzen s. kneifen 43, 95 Pfüeti (Gott) s. Abschiedsgruß 47, 105 Pilz 33 Plafond s. Decke 38 Plärrer s. Jahrmarkt 49, 107 Porree 34, 80 Potsdamer s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 Praß (haben) s. aufgeregt bzw. zornig 41 Pratze s. Hand 43 Preißelbeere 34 (sich) prügeln 44 Pustel 44 putzen s 5 reinigen 40 Putzfrau 45 Putzlappen, -lumpen s. Scheuertuch 40, 91 Quark 30 radeln s. radfahren 51 radfahren 51 Radler(halbe, -maß) s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 und radfahren 51 Rahle(hoibe, -moß) s. Getränk, gemischt aus Bier und Limonade 29 Rahm s. Sahne 31 Randstein s. Bordstein 37 Ränftl s. Endstück des Brotes 28, 69 Ranzen s. Schulranzen 46, 102 (sich) raufen s. (sich) prügeln 44 Rechen s. Harke 38 Reiberdatschi s. Kartoffelpfannkuchen 29, 72 reinigen (die Zimmer ~) 40 Rinde s. Brotrinde 28 Rindfleisch 31 Rinkele s. Endstück des Brotes 28, 69 Roggen 34 Roß s. Pferd 35 Röstkartoffeln s. Bratkartoffeln 27 Rotkohl 34 Rutschbahn, -e, -en s. Rutschbahn/rut¬ schen auf dem Eis 51, 110 u. 111 Sahne 31 Samstag s. Samstag/Sonnabend 47 sang s. sang/hat gesungen 59 sauber machen s. reinigen 40 Sauermilch 31, 76 saure Milch s. Sauermilch 31, 76 Schabe s. Motte 35 schaffen s. arbeiten 44, 98 schau s. guck 54, 117 Schaufel s. Kehrschaufel 39, 88 und Schneeschaufel 45, 100 schaufeln s. Schnee schaufeln 45, 100 Schelle s. Ohrfeige 44 und Klingel 39, 89 (es) schellt s. (es) klingelt 39, 90 Scherbe(n) s. Nachttopf 40 Scher(maus) s. Maulwurf 35 Scherz(e)l s. Endstück des Brotes 28, 69 Scheuer s. Scheune 40, 92 Scheuertuch 40, 91 Scheune 40, 92 schieben, Schieber s. Schneeschaufel, Schnee schaufeln 45, 100 Schippe, schippen s. Schneeschaufel, Schnee schaufeln 45, 100 schiech (sein) s. aufgeregt bzw. zornig 41 schier s. gewiß 53 ,,Schina“ (Aussprache von China) s. China 57, 121 Schippe s. Kehrschaufel 39, 88 und Schneeschaufel 45, 100 (er) schla(ä)ft s. (er) schläft 59, 125 Schlagrahm, -sahne s. Sahne 31 Schleifbahn s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 Schleife s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 schleife(r)n s. Rutschbahn/rutschen auf dem Eis 51, 110 u. 111 Schleuder s. Steinschleuder 51, 113 Schlips s. Krawatte 52, 114 schloaft s. (er) schläft 59, 125 Schlot(feger) s. Schornsteinfeger) 45, 101 Schlotzer s. Lutscher 30, 74 Schluckauf 44, 97 Schlucke(r)n s. Schluckauf 44, 97 Schluckser s. Schluckauf 44, 97 Schmerzen 44 Schnabel s. Ausguß 36, 82 Schnack(e)l(e(r)) s. Schluckauf 44, 97 Schnake s. Stechmücke 36 Schnaube s. Ausguß 36, 82 132
Schnauferi s. Auto 37 Schnauze s. Ausguß 36, 82 Schnee räumen s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schneeräumer s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schneeschaufel s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schnee schaufeln s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schnee schieben s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schneeschieber s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schneeschippe s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schnee schippen s. Schneeschaufel bzw. Schnee schaufeln 45, 100 Schneid (haben) s. Mut 43 schneizen s. Nase reinigen 44 schnell 54 Schneppe s. Ausguß 36, 82 schneuzen s. Nase reinigen 44 Schnur s. Bindfaden 37, 84 Schnurbändl s. Schnürsenkel 52, 115 Schnürsenkel 52, 115 Schomstein(feger) 45, 101 schrecklich, häßlich 54 Schreiner s. Tischler 46 Schuhba(ä)nd(l) s. Schnürsenkel 52, 115 Schulpack s. Schulranzen 46, 102 Schulranzen 46, 102 Schusser s. Murmeln 51, 109 Schwamm(erl) s. Pilz 33 Schwarzbeere s. Heidelbeere 33, 79 Schweinshaxl, -haxn s. Eisbein 28 sechs Uhr fünfzehn 47, 104 Seiher s. Teesieb 41 Seil s. Springseil 51, 112 Selbstbinder s. Krawatte 52, 114 Semmel s. Brötchen 28, 68 Servus s. Abschiedsgruß 47, 105 sieden s. kochen 39 Sonnabend s. Samstag/Sonnabend 47 Spagat s. Bindfaden 37, 84 Speicher s. Dachboden 38, 85 Speise, speisen s. Essen 29 Spengler s. Handwerker, der Wasserrohre repariert 45, 99 Springseil 51, 112 stad s. artig 41 Stadel s. Scheune 40, 92 Staunz(e(n)) s. Steckmücke 36 Stechmücke 36 Steinschleuder 51, 113 Stiege s. Treppe 41 Stockzahn s. Backenzahn 42 Stollen s. ein Brot 27, 67 Stopfer s. Kartoffelbrei 29, 71 Stoppen s. Flaschenkorken 38, 86 Sto(ö)psel s. Flaschenkorken 38, 86 Store s. Gardine 38 Straße 40 Streichholz 40, 93 Streichhölzl s. Streichholz 40, 93 Strick s. Bindfaden 37, 84 und Springseil 51, 112 Stück(l) Brot s. Brotscheibe 28 Stüzle s. Endstück des Brotes 28, 69 Suppe s. (Fleisch)Brühe 28 Surhaxn s. Eisbein 28 Täbak/Tabäk 59 Tanzbär s. Kreisel 51 Tatsche s. Hand 43 ta(ä)tsche(l)n s. Hand 43 Tatze s. Hand 43 Teesieb 41 teurer werden 54 Tischler 46 Topf 41 Topfen s. Quark 30 Topfkuchen/Napfkuchen 30 trachten s. (sich) bemühen 42 Traktor 46 Treppe 41 Trottoir s. Bürgersteig 37 tschüß s. Abschiedsgruß 47, 105 (der/das) Tünnel/Tunnel 59 unverschämt 44 Verfang((e)les) s. Fangen 50, 108 Vergangenheitsformen s. sang/hatgesun¬ gen 59 (sich) verkälten s. sich erkälten 42, 94 verkaufen für/um 54, 119 (sich) verkühlen s. sich erkälten 42, 94 133
In Vorbereitung Gertrud Ronde Die bayerische Mundart Gerhard W. Baur Die schwäbisch-alemannische Mundart Maria Hornung Die österreichische Mundart Roland Ris Die schweizerische Mundart Eberhard Wagner Die fränkische Mundart Hans Friebertshäuser Die hessische Mundart Walter Hoffmann/Klaus J. Mattheier Die rheinisch-moselfränkische Mundart Jürgen Meier Die niederdeutsche Mundart Verlag C. H. Beck • München
* ,z •? ! a'I . • - • ■ . . . > 9 I.’* / > < „•* ' J / Beck’sehe -*7 f- ■. '. ' Schwarze Reihe 211 •.< • •, </■ . ' '.{f !.'f' ■- >j ' •r' . , ■’ i 1 • .’ t • . ' ' , ft to to I * • / * A • • ‘ I 9 J . • "s ■ - • pr- t^ar- ‘-4r .V. <v ’ < • to I r 9 'to ’ to ” ’ \ — " ’ ft 1 • • • :*r • •4. *, * q . , • , ■ . ~ , I\ • to V a « ?« ' 4 > % f 1 I * ft to 4 4 ■■ L \ < to 9 Y *1 11 2* • ft * t to J ft ft A \ • to • ft- • > L 1 14 • • • m t* • • y iv ii u ft to ft ' ' • w ft 1 • _ S>,£ B ’ ft • ft r ft * ft . I • a / < w I • • _ ■ • Y * » 1 dl t to • *> • ft < ( 9 9 C • ^pi * I ‘ 1 ft • ’* T I * ‘ ’ K ’ ” I ft .ft ( •At* ’’^‘^pfto'to ‘ , 4 • • ft • • ft • ft «W » v i L r * v Ä" • win fttoft i ftf . . • • ■ F • «ft r* -• • *• • ’ ft’-t.ft . v • • • *ft -■ . k . _ ■ ft A • • A • *’ 1 • • ) 11’’’ I AP7, * ft \ ' a •' • ' . «iJ VJ ft 'ft 1 • k* v ft • ft»* • ■ \ • ft • ft r * • • to •■ • ' • • • F^ft ft ft ft * \ ft to I * * / > i■•• • • '^Jk* ft I * at • < A'1 t I ft • h to- iB toi Ä 1 ft * • ■ t »• tot a % . • V« ft V *4 r • •' ( ft ft % I ft ft' 4 4 » II I • I 9 ft t ft 4 « y 11 V * . < ft ft ’ ft < > 1 < ft' ♦ •w* ft v • % • 4 ft I ft ♦ 1 ft ft * • « V • • 4 • I < V < I V ft I * * < ft ft Der Tourist, der sich über einen regionalen Ausdruck wundert, der Ansässige, der sich fiir die Eigen¬ tümlichkeit seiner Alltagssprache interessiert, - sie und alle Sprach¬ liebhaber finden in diesem Nach¬ schlagewerk eine übersichtliche und zuverlässige Information zu den baierischen, fränkischen und schwäbischen Ausdrücken fiir über 200 alltägliche Dinge und Begriffe. 62 Wortkarten zeigen auf einen Blick die Verbreitungsgebiete der jeweiligen Ausdrücke. Aucji Kul- turgeschichtliches und Etymologi¬ sches zum regionalen Worte¬ brauch im Bundesstaat Bayeil^. kommt zur Sprache. Roland A. Wolff, der selbst Feld- forschung in Bayern und Baden- Württemberg betrieben hat, ist Assistenzprofessor fiir Deutsche Sprache an der Universität in Fort Collins, Colorado. J w \ to * * V ‘to’ RV \x v • .A *■ * ft \ L'j to • ft , to 4 ft • >IT ft g r • . . , . .*; y .pt • P .• V • • p9 • • * 4 • • < • * / . • ft . •. /ft- ,( - . 7^X3 • f, 4 ft * • • v < r l v? w 41 f • i l-r ’ * ' ■ ••» <’■• -* . • a * #*.'• • ’ • <* ■ • « a/tort 7 to *to J * VM* to -.#’•• * to * •» ’ 1 • • • * ‘<1« <■•».. V* * • ■• • - ' I . . ’ *• . • Y .* • • '« •• > I Jr^ ^to -« • • • M ft *M a - . • ‘ • • • ‘ ‘ ’ at • I Li 4f4- x ' ‘ » • ’ft .’J * ; ‘ VI ’ * • » M ' *ft »♦ • , to 'O * * * Vi4 • • a / • 4 ’to ’ - *« J|a .' . to.. • >» . 1 • • • •.. • . .!■; -u > 1 ’ •». • '■ t • ,s ft • ■ «■ • « ■» * \ » • •« 4 a ’ * ■ *. . • ’ »•vilrvF it w* 44ftft>toZ«f>ft.l>a>to ’* 1 * ■ • a • • . ft 1 C • -. • . .•. • ft J . •■*»/•!' * ’; • • • . * • • * .»1 1 ’ •* ’ t ’ * * V‘ • i ‘ v- I f a • a*1 to *4*‘ ? > • • .I: toe *• • ylw k***.0 • r*w1 » • \ . * **• • T' 4 ’<• .to* \ 4 ft • • • • * * ’ « *• ft to .* • ■ • • ‘ y ’* K 5.! ”Lk, •. .••y-.e.i:.; <i » •’ -.*• ’-C* *«.\. ' • • • ...ft ._/ .• j« *to ’’*.«*i *• * ■:* ,fft i1 ft \ ‘ i r. 1’ ’ .1 ' i . ■< . ’ 1 • > ft ( .• ’ • **S ' • • v • \ Sw <« -to • 5 J J. ftlj. 1 ’ I • ' C > • • • Tj * } ‘ ’’fy * * ’ u V •' J »• • •. üjft^’to.:^' .7.- ' ’ ? k’'toi’\’* *'’• \ *’*. ' k »J /’• *‘.p % > :‘ ‘ • .v - \ • •<< • ■ 406 06011 0 5 Uft? ’• *1 A i: w . if’;* i 4 • * « * ’7. i\ {.* V * • »* * Xi • i 7». .. zTi7J J Z ’ * ' V '• K ‘ < • • » . . * ' * * ‘ ’ • •’ > * • • • • - %•’ 'fF- k • ‘ • 1 • * ’ -A. ' ' ■ ’ ' * ' * - ... ' * t . *A X * * • 7 * • • ‘H /'•. ’/* \x •t ’ “ .-<\ . ft M • w I ' ‘ t *.* ’ *' / . ’< • • • * \i } .> V